Eine schöne Bescherung - Evangelische Kirchengemeinde Owen

Eine schöne Bescherung - Evangelische Kirchengemeinde Owen Eine schöne Bescherung - Evangelische Kirchengemeinde Owen

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Infomationen aus Ihrer Evangelischen Kirchengemeinde Owen Informationen aus Ihrer Kirchengemeinde Owen &Quer Kreuz Ausgabe Dezember 2010 bis Februar 2011 Inhalt:

Infomationen aus Ihrer <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Owen</strong><br />

Informationen aus Ihrer <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Owen</strong><br />

&Quer<br />

Kreuz<br />

Ausgabe<br />

Dezember 2010 bis<br />

Februar 2011<br />

Inhalt:


Anstoß<br />

<strong>Eine</strong> <strong>schöne</strong> <strong>Bescherung</strong><br />

Der Schlag saß. Kurz nach dem Beginn ihrer Beziehung, sah er sich jetzt schon am Ende. Es war ein Schlag<br />

mitten ins Gesicht. Absolut ohne jede Vorahnung traf ihn das Drama eines persönlichen und gesellschaftlichen<br />

„Knock-outs.<br />

Sie waren verlobt. Vom Gesetz wurden sie faktisch schon als Verheiratete angesehen, doch noch lebten sie<br />

getrennt. Der Vollzug ihrer Ehe stand noch aus. Das Haus war gebaut und bereit für den Einzug seiner Frau.<br />

Alles lief nach Plan. Dass er noch nicht mit ihr geschlafen hatte, wusste er auch ganz genau. Die Möglichkeit<br />

eines „Unfalls“ war ausgeschlossen.<br />

Seine Welt schien zusammenzubrechen. Sein Mädel war schwanger – und das nicht von ihm. Was für eine<br />

Geschichte. Völlig abgedreht, was ihm da seine Maria unterbreitete. Von wegen Engel, Heiligem Geist und<br />

Gottessohn. Das war für Josef zu viel. Unauffällig wollte er sich verziehen. Einfach weg. In seinen Augen die<br />

Lösung, bei der beide mit dem geringsten Schaden davonkämen. Doch der Gesichtsverlust war unausweichlich.<br />

Er war augenfällig angeschlagen. Josef stand mit dem Rücken zur Wand.<br />

Das sind Situationen, die sich keiner wünscht. Jedermann kennt sie unterschiedlich stark, wenn auch nicht in<br />

diesem Ausmaß: die Schläge des Lebens, die in die Ausweglosigkeit drängen.<br />

Als Josef so angezählt am Boden lag, rief ihm ein Engel Gottes zu: „Fürchte dich nicht!“ Josef bekommt das<br />

unglaubliche Projekt erklärt, das Gott mit Maria und ihm startete. Maria war vom Heiligen Geist schwanger.<br />

Wie auch immer sich Josef das vorgestellt haben musste, es war für ihn ein Befreiungsschlag.<br />

Durch Gott gestärkt, fasste Josef Mut. Er wurde zum Adoptivvater von Jesus. Über den sagte der Engel: „Er<br />

wird sein Volk retten.“ So wurde Jesus nicht nur für Josef zu einer wirklich <strong>schöne</strong>n <strong>Bescherung</strong>. Er kann auch<br />

Ihnen und mir aus Ihrer und meiner Ausweglosigkeit heraus helfen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich allen eine befreite Advents- und Weihnachtszeit, Ihr<br />

CVJM-Jugendreferent Tobias Götz<br />

„Sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten<br />

von ihren Sünden.“ Matthäus 1, 21


Das deutsche Wort „Radikal“ erinnert uns an Extremismus und viel Leid. Auf<br />

portugiesisch hat es eine ganz andere Bedeutung. Es wird in Verbinnung<br />

mit bestimmten Sportarten gebraucht, wie freies Klettern, Skydive und<br />

Bung-Jump. Extreme Bedingungen, Mut, völlige Hingabe, Zielorientierung –<br />

das sind die Eigenschaften von „radikalen“ Sportarten. Damit wird auch die<br />

Idee unseres neuen Projektes bei der JUVEP zum Ausdruck gebracht.<br />

„Radical Sertão“ steht für Kurzzeitmission mit Leidenschaft, mit vollem<br />

Einsatz und unter extremen Bedingungen im trockenen Sertão Brasiliens.<br />

Die Teilnehmer des Projektes sind junge Erwachsene zwischen 20 und 30<br />

Jahren aus ganz Brasilien, meistens mit Verantwortung in der Jugendarbeit<br />

ihrer <strong>Kirchengemeinde</strong>, die 18-Monate ihres Lebens den Menschen im<br />

Sertão Brasiliens widmen. Nach einer 6-monatigen Schulung an der<br />

Missionsakademie der JUVEP (unserer Partnerorganisation in Brasilien) werden Teams von 3 bis 5 Jugendlichen mit<br />

unterschiedlichen Gaben gebildet, die für weitere 12 Monate unter den extremen Bedingungen von Hitze, Trockenheit,<br />

Abgeschiedenheit und Armut in einem Dorf im Sertão leben. Nicht irgendwie, sondern genau so wie die Menschen vor<br />

Ort: gleiches Haus, gleiches Essen, gleiche Tagesabläufe. Bei diesem völligen Eintauchen in die lokale Kultur wird<br />

schnell klar, wie und wo die Teams den Menschen vor Ort am besten dienen können. Ob Anbaumethoden, die den<br />

landwirtschaftlichen Ertrag verbessern, Einsichten in Hygiene, die Krankheiten verhindern oder Nachhilfeunterricht, um<br />

den prekären staatlichen Unterricht zu verbessern – jede dieser Aktionen wird mit den Menschen vor Ort entwickelt<br />

und umgesetzt. Wenn interesse am christlichen Glauben entsteht, gründen die Teams Gesprächskreise, machen Kinderarbeit<br />

und leiten Glaubensgrundkurse. Nach dem 12-monatigen Einsatz kehren die meisten Projektteilnehmer wieder<br />

in ihre Gemeinden zurück. Während dem Einsatz bekommen einige jedoch den Wunsch, in den langzeitigen Missionsdienst<br />

zu gehen. Genau für diese Leute wurde eine Bibelschule in Sousa gegründet. Die angehenden Missionare<br />

arbeiten während der Bibelschulzeit weiterhin in den Dörfern, kommen jedoch für 10 Tage im Monat zum Blockunterricht<br />

in die Stadt Sousa. Nach vier bis fünf Jahren haben sie nicht nur eine Bibelschule absolviert, sondern viel praktische<br />

Erfahrung im Missionsdienst bekommen. Öfters hinterlassen sie eine kleine Gemeinde. „Learning by doing pur!“.<br />

Dieses spannende und herausfordernde Projekt wird ab 2011 von uns geleitet, d.h. wir werden die seelsorgerliche und<br />

strategische Betreuung der Teams machen, sowie an der Bibelschule in Sousa unterrichten. Einige Aspekte des Projektes<br />

müssen verbessert, andere erst noch entwickelt werden. Betet für uns, dass wir gute Ideen, viel Weisheit und<br />

Durchhaltevermögen im trockenen und heißen Sertão haben.<br />

Familie Litz


Weihnachten


Wie wir Weihnachten in der indischen Nethanja-Kirche feiern<br />

Ich bin Suresh Kumar Penugula und vergesse nie die Tage, die ich im Jahr 2004 bei Familie Graf und<br />

in Ihrer <strong>Kirchengemeinde</strong> in <strong>Owen</strong> verbringen konnte. Gerne berichte ich Ihnen, wie bei uns Weihnachten<br />

gefeiert wird.<br />

Indien ist ein Staat mit Religionsfreiheit und vielen verschiedenen Religionen. Die Christen sind hier<br />

eine Minderheit mit etwa 2,3 % der Bevölkerung. Aber obwohl es nur etwa 25 Millionen Christen in<br />

Indien gibt, wird Weihnachten von sehr vielen Menschen in Indien gefeiert. Wie in vielen anderen<br />

Ländern feiern wir auch in Indien am 25. Dezember Weihnachten. Die Vorbereitungen hierzu dauern<br />

etwa ein Woche. Man zieht sich neue Kleidung an und genießt viele verschiedene Köstlichkeiten, vor<br />

allem typisch indische Curry-Gerichte, man beschenkt sich gegenseitig mit Süßigkeiten und wünscht<br />

einander ein gesegnetes Weihnachten. Auf den Kirchendächern und auf manchen christlichen Privathäusern<br />

wird ein beleuchteter Weihnachtsstern angebracht.<br />

In der Nethanja-Kirche feiern wir Weihnachten mit den Kindern abends am 24. Dezember. Mit farbigem Papier und elektrischer Beleuchtung<br />

schmücken wir den Weihnachtsbaum, die Kirche und die Kinderheime. Wir bauen eine Bühne auf, auf der dann einige<br />

Kinder zuvor eingeübte Lieder, Spielszenen und Sketche aufführen. Ein Junge verkleidet sich als Weihnachtsmann und verteilt Süigkeiten<br />

an alle Leute, die mit uns feiern. Das sind auch viele Nichtchristen, weil sie bei uns an Weihnachten so herzlich willkommen<br />

sind, während viele Dalits (sog. „Unberührbare“) an ihren eigenen Hindu-Festen nicht einmal die Tempel betreten dürfen.<br />

Die Kinder singen fröhliche Lieder, sagen auswendig gelernte Bibelverse auf und führen ein Krippenspiel vor. Die Kinder spielen alle<br />

wichtigen Rollen als Maria, Josef, Esel, Engel, Hirten, Weise und König Herodes. Die Kinder spielen die Weihnachtsgeschichte mit<br />

roßer Freude und durch ihr fröhliches und farbenprächtiges Theaterspiel machen sie auch den vielen Zuschauern eine große Freude.<br />

Auf diese Weise erfahren auch Hindus, warum wir Christen uns an Weihnachten so sehr freuen.<br />

Unsere <strong>Kirchengemeinde</strong> in Visakhapatnam hat viele Gemeindeglieder. Vor Weihnachten gehen wir vier Tage lang mit kleinen<br />

Teams in alle Häuser der Christen und singen dort Lieder und segnen die Familie. Am Morgen des 25. Dezember feiern wir den großen<br />

Weihnachtsgottesdienst, das Fest der Liebe Gottes. Alle Kinderheimkinder und alle christlichen Familien mit ihren Verwandten<br />

kommen da zusammen. Nach dem Gottesdienst wird dann auch noch gemeinsam gegessen. Das ist für alle ein besonderes Ereignis.<br />

Die ganz Armen aus unserer Gemeinde und aus den umliegenden Gebieten bekommen dann auch noch ein Geschenk, meistens sind<br />

es neue Saris für Frauen und Kleidung für Kinder.<br />

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und gutes neues Jahr 2011! Ihr Nethanja-Kindermissionar Suresh<br />

Weihnachten


Weihnachten


Impressionen vom Mitarbeiter-Wochenende auf dem Schachen vom 5. bis 7. November 2010<br />

CVJM


Leute im Gespräch<br />

Leute im Gespräch – heute mit Hartmut und Dagmar Widmann<br />

Hartmut und Dagmar Widmann wohnen seit gut einem Jahr mit ihren 4<br />

Kindern im Alter zwischen 13 und 19 Jahren in der Brühlstraße 34.<br />

Zuvor waren sie 5 Jahre lang als Missionare in Brasilien.<br />

Hartmut ist 47 Jahre alt und seit 1. 9. 2010 als Gemeinschaftspfleger/<br />

Beauftragter für Kinder- und Jugendarbeit im Verbund „Mittlere Alb“<br />

bei den Apis angestellt. In der Saison arbeitet er aushilfsweise in der<br />

Mosterei Schilling mit. In unserer Gemeinde übernimmt er gelegentlich<br />

die Liedbegleitung mit der Gitarre im Gottesdienst und hat einige<br />

Monate beim Konfi-Team und in der Jungschar "Teckräuber"<br />

mitgearbeitet. Beide sind beim Hauskreis "Hoftreff" dabei und im<br />

Gebetskreis.<br />

Dagmar ist 46 Jahre alt, gelernte Krankenschwester, jetzt Mutter und<br />

Hausfrau und z.Zt. Putzfrau des Gemeindehauses als Krankheitsvertretung. Dagmar arbeitet beim „Gottesdienst für<br />

kleine Leute“, bei den „Kirchenmäusen“ und bei “Super Plus“ mit.<br />

1. Was ist eure liebste Freizeit-Beschäftigung?<br />

Hartmut wandert gern und macht auch mal Spiele am Computer. Dagmar mag Gesellschaftsspiele. Beide lieben wir<br />

es zu puzzeln, lesen, einen guten Film anzusehen oder Freunde zu treffen.<br />

2. Welche Musik hört ihr gerne?<br />

Wir mögen beide eher ruhige Musik, z.B. von Liedermachern oder Anbetungsmusik.<br />

3. Welches Buch lest ihr zur Zeit?<br />

Hartmut: "Der ungezähmte Christ" von John Eldredge; Dagmar: "Der geheime Raum" von Hildegard Horrie, über die<br />

Lebensgeschichte von Corrie ten Boom, eigentlich ein Kinderbuch.<br />

4. Wie lautet ein euch wichtiger Bibelvers?<br />

Hartmut: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen.“ (Psalm 37, 5) begleitet mich<br />

schon lange, es ist mein Konfirmationsspruch.<br />

Dagmar: „Was bei Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ (Lukas 18,27). Das hilft mir, in unmöglichen<br />

Situationen gelassener zu bleiben und darauf zu hoffen, dass Gott eine Lösung hat.


5. Wer oder was hat euch in eurem Glauben besonders geprägt?<br />

Hartmut: Mein Umgang mit Jugendlichen in der Gemeinde hat mich immer wieder herausgefordert, danach zu fragen,<br />

was den Glauben ausmacht und welche Auswirkungen der Glaube auf das Leben hat und was ich weiter gebe.<br />

Dagmar: Die Erfahrung, dass man jederzeit mit Gott rechnen kann. Er kann Dinge tun, die menschlich gesehen<br />

unmöglich sind. Z.B. dass Hartmut nun eine Arbeit hat, bei der wir als Familie hier in <strong>Owen</strong> wohnen bleiben können.<br />

Gott ist immer treu, das erleben wir schon seit Jahren.<br />

6. Welche Aufgaben sollten wir eurer Meinung nach als <strong>Kirchengemeinde</strong> verstärkt wahrnehmen?<br />

Als neu Zugezogene vermissen wir jahrgangsübergreifende Angebote vor allem im Kinder- und Jugendbereich, die<br />

auch für Neue offen sind. Wir finden es auch wichtig, Gottesdienste und andere Veranstaltungen besonders für<br />

Jugendliche anzubieten, bzw. sie so gestalten, dass auch Jugendliche gerne hingehen.<br />

7. Wie hat euch euer mehrjähriger Missionsaufenthalt in Brasilien geprägt?<br />

Hartmut: Einmal mehr zu entdecken, dass Missionare keine Superheiligen sind, sondern mit den gleichen Schwächen<br />

kämpfen wie die Leute hier auch.<br />

Dagmar: Dass uns manche Dinge, wie totale soziale Absicherung, eigenes Haus, gute Wohnungseinrichtung oder<br />

Klamotten,… nicht mehr so wichtig sind, weil wir erlebt haben, dass man auch ohne sie leben kann. Das Wichtigste im<br />

Leben ist die Beziehung zu Gott.<br />

8. Was haltet ihr für eure Stärken und Schwächen?<br />

Wir halten an Gott fest und machen uns nicht nur von äußeren Umständen abhängig.<br />

Wir sind kontaktfreudig und hilfsbereit. Wir unterstützen gerne andere und arbeiten ihnen zu. Das kann auch zur<br />

Schwäche werden, wenn man nicht mehr zur Ruhe kommt.<br />

9. Ihr bekommt plötzlich einen vollkommen freien Tag geschenkt. Was würdet ihr damit machen?<br />

Wir würden gemeinsam als Ehepaar oder Familie einen <strong>schöne</strong>n Ausflug machen und den Tag genießen.<br />

10. Was ist euer persönlicher Wunsch für die Zukunft?<br />

Wir wünschen uns, dass wir in engem Kontakt mit Jesus bleiben und auch anderen dabei helfen können, Jesus<br />

besser kennen zu lernen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Dorothee Däschler.<br />

Leute im Gespräch


Spuren der Zeit<br />

<strong>Owen</strong>er Straßennamen: Der Rooschüzweg<br />

In der Kreuz&quer-Ausgabe vom Dezember 2006 haben wir uns mit dem Wölfflinweg beschäftigt. Heute soll<br />

unser Blick auf den Namensgeber des Rooschüzwegs gerichtet sein:<br />

Paul Ludwig Rooschüz wurde 1820 in Hochdorf bei Nagold geboren. Nach Vikarsjahren war er zunächst Pfarrer<br />

in seiner Heimatgemeinde, später in Oberriexingen und Möckmühl. Nach der Heirat 1854 mit Auguste Karoline<br />

Binder wurde er 2. Stadtpfarrer in Esslingen. Von 1879 bis 1887 wirkte er als Stadtpfarrer in <strong>Owen</strong>.<br />

Sicher darf man annehmen, dass sich Pfarrer und Gemeinde recht gut verstanden haben. Wie schon Eduard<br />

Mörike als <strong>Owen</strong>er Vikar 50 Jahre vorher von der Umwelt, der <strong>schöne</strong>n Natur und der herrlichen Landschaft<br />

begeistert war, ging es auch dem Pfarrer Rooschüz. So hatte er wohl bald das Ziel ins Auge gefasst, den <strong>Owen</strong>ern<br />

eine Schrift über ihre Stadt Heimat zu verfassen. Bereits 1884 erschien im Stuttgarter Kohlhammer-<br />

Verlag das Buch „<strong>Owen</strong> – seine Geschichte und Denkwürdigkeiten“. Liest man dieses Geschichtsbuch<br />

durch, ist man erstaunt, wie viel Zeit und Mühe Pfarrer Rooschüz dazu aufgewendet hat. Fast unglaublich, wie<br />

viele Unterlagen, Beschreibungen, Biographien, Protokolle, Geschichtsbücher, Kirchenbücher, Urkunden, Erlasse<br />

und vieles andere durchgearbeitet werden mussten. Nicht zu vergessen auch die Fahrten nach auswärts<br />

zur Quellensuche, bis nach Stuttgart, und das alles für einen vorher noch ganz unbekannten Ort.<br />

Natürlich war auch der Bürgermeister mitsamt dem Gemeinderat an den Studien des Pfarrers interessiert.<br />

Hoch erfreut war das ganze Gremium, als in der Gemeinderatsitzung am 6. September 1884 der Bürgermeister<br />

bekannt gab, „dass unser hochehrenwürdiger Herr Stadtpfarrer Rooschüz hier ein Exempel seines verdienstvollen<br />

Werkes der Gemeindebibliothek gestiftet hat.“ Auf Antrag des Vorsitzenden wurde im Anschluss<br />

beschlossen, bei Riehtmüllers Buchhandlung in Kirchheim 15 Exemplare für die Ortsbibliothek auf Kosten der<br />

Stadtpflege zu kaufen, dazu weitere 12, davon jeder Gemeinderat ein Exemplar erhalten soll.<br />

Aus der Sitzung des Gemeinderats und Bürgerausschuss‘ am 11. September 1886 erfuhren die <strong>Owen</strong>er, dass<br />

Stadtpfarrer Rooschüz – er war bisher bürgerlich in Nürtingen registriert –, um Aufnahme in das hiesige Bürgerrecht<br />

gebeten hat. Dies wurde ihm natürlich gewährt. In Anbetracht dessen, dass er schon seit einer Reihe<br />

von Jahren eine anerkennenswerte Wirksamkeit entfaltet und sich als Verfasser des Werkes „<strong>Owen</strong> – seine<br />

Geschichte und Denkwürdigkeiten“ besonders verdient gemacht hatte, wurde von beiden Gremien beschlossen,<br />

„Herrn Stadtpfarrer Rooschüz dahier das Ehrenbürgerrecht zu verleihen“.


1887 ging Pfarrer Rooschüz in den Ruhestand. Aus Anlass seines Wegzugs schenkte er für den Rathaussaal<br />

ein Bild des deutschen Kaisers, was mit Freuden „acceptiert“ wurde.<br />

Leider starb der beliebte Pfarrer schon zwei Jahre später mit 69 Jahren. Nach seinem Tod teilte seine Witwe<br />

dem <strong>Owen</strong>er Pfarramt mit, dass ihr verstorbener Mann der Armenkasse in <strong>Owen</strong> notariell 600 Mark vermacht<br />

hatte. Als Rooschüz-Stiftung solle der Zinsertrag an Arme und Kranke gegeben werden. Wir heute können nur<br />

danken für alles, was der Ehrenbürger und Pfarrer Rooschüz in und für <strong>Owen</strong> getan hat.<br />

Wenn hier in <strong>Owen</strong> Wölfflinweg und Rooschüzweg aufeinander stoßen, passt dies gut zu einem in noch früherer<br />

Zeit liegenden Vorkommnis im 30-jährigen Krieg. Die verhängnisvolle Schlacht bei Nördlingen am 27. August<br />

1634 war geschlagen. Plündernd, mordend, brandschatzend fiel das kaiserliche Heer über das bis dahin<br />

weitgehend evangelische Württemberg her. Vergeblich mit anderen <strong>Owen</strong>er Bürger in der Stadt Nürtingen<br />

Schutz suchend, wurde der damalige <strong>Owen</strong>er Pfarrer Wölfflin dort von den kaiserlichen Soldaten ermordet.<br />

114 Personen sollen damals in Nürtingen ums Leben gekommen sein, dazu noch 14 entführt. Zu diesen gehörte<br />

auch die Spitalmeistertochter Elisabetha Brenner, die der kaiserliche Corporal Caditsch raubte. Ein<br />

<strong>schöne</strong>s Schwabenmädle war damals eine gute Kriegsbeute. Kurze Zeit danach verstarb der Entführer und<br />

der kroatische Stallmeister Roschitz nahm sich der jungen Frau an. <strong>Eine</strong> Ehe mit ihm versprach sie nur unter<br />

der Bedingung, dass er sie wieder in ihre Heimat zurückbringe. Die Eheschließung fand am 14.9.1637 in Lahr<br />

statt. Noch im selben Jahr traf das Paar, begleitet von einigen Offizieren, in Nürtingen ein.<br />

„Von tapferen, wohl angesehenen ehrlichen Eltern geboren“, so gab Johann Roschitz seine Herkunft beim<br />

Vogt an. Dort in Nürtingen gründeten beide einen Hausstand, vermutlich in dem Anwesen, das heute noch<br />

„Kroatenhof“ heißt. Über viele Jahre war beim Festzug am Nürtinger Maientag auch ein Festwagen mit der<br />

Darstellung der Kroatenhochzeit dabei. Durch die Heirat mit der Spitalmeistertochter fand Roschitz trotz der<br />

Vorbehalte gegen seine Herkunft mit der Zeit Zugang zu den besseren Kreisen. Von den 9 Kindern, die den<br />

Eltern geschenkt wurden, starben einige schon früh. Der 1640 geborene Sohn Matthäus wurde Pfarrer. In diesem<br />

Beruf folgten ihm noch etliche in der Nachkommenschaft nach. Wie es früher öfters der Fall war, änderten<br />

sich Namen in ihrer Schreibweise. Aus Roschitz wurde Rooschüz. Viele sind aus diesem Geschlecht hervorgegangen,<br />

darunter auch die bekannte Schriftstellerin Ottilie Wildermuth, geb. Rooschüz. Und einer aus dieser<br />

Reihe der Rooschüz war auch unser früherer Pfarrer Paul Ludwig Rooschüz. – So schließt sich der Kreis…<br />

Fritz Nuffer<br />

Spuren der Zeit


Aktuell<br />

Jahreslosung 2011:<br />

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem.“<br />

Römer 12, 21<br />

Die Jahreslosung ist am Anfang jedes Jahres Gegenstand und Inhalt unzähliger Predigten, Bibelarbeiten und<br />

Andachten. Sie hängt in vielen Gemeindesälen, Wohnzimmern und Pfarrämtern und gilt für Christen als Leitvers<br />

für das Jahr. Auch ich habe mir über die Jahreslosung 2011 Gedanken gemacht und lade Sie zuerst ein, das<br />

ganze zwölfte Kapitel des Römerbriefes zu lesen:<br />

Gelegentlich vernehme ich die Bemerkung, das, was in der Bibel stehe, sei abstrakt. Es habe zu wenig<br />

Beziehung zu unserem Leben. Ich will jetzt nicht der Frage nachgehen, ob diese Bemerkung tatsächlich<br />

berechtigt ist. Aber eines ist deutlich: über den eben gelesenen Abschnitt wird man dies wahrlich nicht<br />

behaupten können.<br />

Vermutlich ist es nicht möglich, noch lebensnäher, noch praktischer zu werden als das, was der Apostel Paulus<br />

uns in diesen Versen schreibt. Hier wird es konkret. Es geht um unseren Alltag und ist eine Anleitung im<br />

Umgang mit anderen Menschen. Und der letzte Vers daraus, die Jahreslosung, ist zugleich Zusammenfassung<br />

und Höhepunkt des ganzen Kapitels.<br />

Ist diese Losung eindeutig für das Handeln eines jeden Menschen? Kann sich der fromme Christ in<br />

wohlverdienter Seelenruhe zurücklegen, denn die Gewissheit per Taufe und Gottesdienstbesuch zu den Guten<br />

zu gehören, schenkt neben der Ruhe auch den gesunden Schlaf. Doch schon einer der klügsten Köpfe,<br />

Friedrich Schiller, wusste: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden schlafen, wenn es dem bösen Nachbarn<br />

nicht gefällt.“ Ist es der bellende Nahbarhund, laute Musik oder Parkplatznotstand- schnell kann ein Zustand<br />

erreicht sein, der mich erkennen lässt: womöglich ist es doch nicht so einfach, das Böse mit Gutem zu<br />

überwinden? Wer entscheidet, was Gut und was Böse ist? Tun wir das nicht alle selbst? Verleihe ich nicht nur<br />

meinem Gefühl Ausdruck, dass einer mir mehr als ein anderer gefällt?<br />

Wir sollten es auf einen Versuch ankommen lassen und das Unerwartete tun: Böses mit Gutem überwinden<br />

heißt: Beziehungen pflegen, Gemeinschaft leben, auf die anderen achten. Ich wünsche Ihnen und mir dazu<br />

Gottes Hilfe und seinen Segen.<br />

Margit Baumann


Unsere Gottesdienste<br />

05.12. 9.50 Uhr 2. Advent. Gottesdienst mit Pfr. Graf und Kirchenchor. Persönliche Segnung<br />

12.12. 9.50 Uhr 3. Advent. Gottesdienst mit Pfr. Graf und Tobias Götz und Musikteam<br />

19.12. 9.50 Uhr 4. Advent. Familiengottesdienst mit Krippenspiel der Kinderkirche und Pfr. Graf<br />

24.12. 15.00 Uhr Heiligabend. Gottesdienst für Kleine Leute<br />

16.30 Uhr Familiengottesdienst mit Pfr. Graf und Posaunenchor<br />

22.00 Uhr Spätgottesdienst des CVJM<br />

25.12. 9.50 Uhr Christfest. Gottesdienst mit Pfr. Graf und Kirchenchor<br />

26.12. 9.50 Uhr 2. Weihnachtsfeiertag. Gottesdienst mit W. Zorn, Pfr. Graf und Musikteam<br />

31.12. 17.00 Uhr Silvester. Gottesdienst mit Pfr. Graf. Abendmahl im Anschluss<br />

01.01. 17.00 Uhr Neujahr. Gottesdienst mir Pfr. Graf. Persönliche Segnung<br />

02.01. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. Graf<br />

06.01. 9.50 Uhr Epiphanias. Gottesdienst mit Pfr. Graf<br />

09.01. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. Graf<br />

16.01. 9.50 Uhr Gottesdienst zum Mitarbeitertag mit Pfr. Maier, Unterweissach<br />

23.01. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. Graf<br />

30.01. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. Graf und der Jungschar „Wilde Küken“. Persönliche Segnung<br />

06.02. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. i.R. Bäuerle, Dettingen<br />

13.02. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. Graf<br />

20.02. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Liedpredigt mit Pfr. Graf<br />

27.02. 9.50 Uhr Gottesdienst mit Pfr. Graf, K. Stotz und einer Behindertengruppe<br />

Gottesdienste


Aus unserer Gemeinde<br />

Runde Geburtstage:<br />

Dezember<br />

01. Luise Winkler, Schleifmühlestraße 80 Jahre<br />

02. Irma Schertzinger, Neue Straße 80 Jahre<br />

04. Rainer Strohwald, Rebenweg 70 Jahre<br />

06. Maria Nuffer, Schießhüttestraße 80 Jahre<br />

07. Ilse Hofmann, Rinnenweg 80 Jahre<br />

11. Ernst Strassner, Mörikeweg 70 Jahre<br />

19. Uwe Witt, Vogtstraße 70 Jahre<br />

Januar<br />

02. Walter Diez, Rathausstraße 80 Jahre<br />

09. Günther Schumm, Hinter der Steige 80 Jahre<br />

16. Fritz Streng, Schießhüttestraße 80 Jahre<br />

17. Helene Kiedaisch, Teckstraße 80 Jahre<br />

Februar<br />

02. Marianne Göhring, Hintere Straße 80 Jahre<br />

03. Lore Zähle, Teckstraße 90 Jahre<br />

21. Hermann Kächele, Steingaustraße 80 Jahre<br />

24. Martin Schelling, Im Grund 80 Jahre<br />

Änderungen in der Mitarbeiterschaft:<br />

<strong>Eine</strong>n Dienst beendet haben:<br />

Johanna Murrweiß, Fritz Veith (Kirchenchor), Maike u. Friederike Schmid (Mädchenkreis Klettverschluss),<br />

Alexander Barner, Benjamin Schmid, Eberhard Göhring (Jungenschaft Sauerbraten), Alexander<br />

Barner, Gebhard Warth, Tobias Nuffer (Bläsergruppe Lauterkracher) Hartmut Widmann (Konfiteam)<br />

Neu begonnen haben:<br />

Gerlind Blaschke (Kirchenchor), Melanie Widmann und Jonas Steinwender (Kinderkirche).<br />

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den ausgeschiedenen Mitarbeitern für ihren Einsatz.<br />

Den neuen Mitarbeitern wünschen wir viel Freude in ihrem Dienst und Gottes Segen.


Getauft wurden am:<br />

21.08.10 Mia, Tochter von Jürgen und Marjana Maier, Im Unteren Feld<br />

29.08.10 Paul Alexander Rolf Karl, Sohn von Alexander und Petra Sigel, Steingaustraße<br />

Carla, Tochter von Joachim und Anke Barner, Auweg<br />

Lenny Marcel, Sohn von Sabrina Schwaneke und Marcel Aufrecht-Hartlieb, Lenningen<br />

12.09.10 Alea Frieda, Tochter von Jan und Judith Geyer, Bonlanden<br />

31.10.10 Rico Jürgen, Sohn von Jürgen und Gabi Zähle, Mörikeweg<br />

Lia Elaine, Tochter von Marc und Daniela Hummel, Neuffen<br />

Kirchlich getraut wurden am:<br />

01.08.10 Pedro Dos Reis Pereira und Simone, geb. Carrle, Steigstraße. Trauung in Lissabon<br />

07.08.10 Michael Gärtner und Ning Zhang, Bahnhofstraße. Trauung in Weilheim<br />

21.08.10 David Wimmer und Deborah Schilling, Esslingen<br />

25.09.10 Thimo Richter und Jenny Geyer, Kirchheim<br />

30.10.10 Carsten Sommerluksch und Stefanie, geb. Flander, Kirchheim<br />

Goldene Hochzeit feierten mit einem Gottesdienst am:<br />

21.08.10 Kurt Maier und Erna, geb. Diez, Rinnenweg<br />

Kirchlich bestattet wurden am:<br />

04.08.10 Emilie Zahn, geb. Löffler, Schießhüttestraße, 89 Jahre. Psalm 23,1<br />

06.09.10 Elvira Mammele, geb. Pohl, Herzogweg, 81 Jahre. Philipper 1,6<br />

11.10.10 Kurt Busch, Im Grund, 66 Jahre. 1. Timotheus 6,12<br />

A + W-Aus<br />

dem Leben


Pinnwand

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