Was leisten die neuen Spaltenböden? (PDF, 1.1 MB) - Swissmilk
Was leisten die neuen Spaltenböden? (PDF, 1.1 MB) - Swissmilk
Was leisten die neuen Spaltenböden? (PDF, 1.1 MB) - Swissmilk
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TIERHALTUNG<br />
<strong>Was</strong> <strong>leisten</strong> <strong>die</strong> <strong>neuen</strong><br />
<strong>Spaltenböden</strong>?<br />
Ein neuer Spaltenboden aus Kunststoff soll durch einen höheren Laufkomfort<br />
für gesunde und aktivere Milchkühe und Munis sorgen. <strong>Was</strong> steckt dahinter?<br />
Der LANDfreund hat Praktiker nach ihren Erfahrungen befragt.<br />
Das künftige Verbot des Vollspal·<br />
tenbodcIls in der Munimast<br />
stellt viele Betriebsleiter vor <strong>die</strong><br />
Frage nach einem alternativen Bodenbelag.<br />
Wünschenswert ist ein Boden,<br />
der Tierwohl, eine hohe<br />
Milchleistung und wenig ArboiL'5aufwand<br />
für <strong>die</strong> Reinigung miteinander<br />
kombiniert.<br />
Gummiauflage auf<br />
<strong>die</strong> Spfllten<br />
Eine mögliche Alternative zum Vollspalten<br />
ist der so genannte Lospa<br />
Spaltenboden von der Firma Kraiburg<br />
aus Deutschland. Das System<br />
besteht aus Gummimatten, deren<br />
Schlitze gcnau auf <strong>die</strong> Spalten passen.<br />
Die Matten werden auf d ie alten Roste<br />
verlegt und mit Keilen befestigt.<br />
Er war in der Schweiz bisher der<br />
einzige Boden mit dem bestehende<br />
Ställe umgerüstet werden konnten.<br />
um so <strong>die</strong> <strong>neuen</strong> Vorschriften in der<br />
Munimast zu erfüllen. Vertrieben<br />
wird er hierzulande von verschiede-<br />
nen Firmen. unter anderem von<br />
ßundM. Grüter und Krieger.<br />
Eine neue Option ist jetzt das so gonannte<br />
Ameo- Rostsystem aus Irland.<br />
das in der Schweiz unter anderem<br />
von den Firmen Grüter Handels AG.<br />
Kolb-Stallbau und Stallag vertrieben<br />
wird. Es besteht aus gewölbten<br />
Kunststoff-Matten. <strong>die</strong> auf den speziell<br />
entwickelten WiUisauer-Betonrost<br />
geklemmt werden. Laut Hersteller<br />
fliesse n Kot und Harn a ufgrund der<br />
Wölbung schnell ab. was saubere Tiere<br />
und weniger Klauenprobleme zur<br />
Folge haben soll.<br />
Weniger Ammoniak<br />
Emmissionen<br />
In den Niederlanden wu rde mit<br />
dem Rostsystem in einer Stu<strong>die</strong> ausserdem<br />
eine Minderung der Ammoniak-Emissionen<br />
im Stall von 20 bis<br />
zu 40% nachgewiesen. Die gewölbte<br />
Matte wird im Extraktionsverfahren<br />
aus hochspezialisiertem Kunststoff<br />
hergestellt. Dabei bilden sich offene<br />
Luftpolster. welche <strong>die</strong> Matte angenehm<br />
weich machen sollen.<br />
Seit kurzem ist der Ameo-Bodenbelag<br />
auch vom Bundesamt für Vetorinärwosen<br />
(BVET) bewilligt. In der<br />
Schweiz sind <strong>die</strong> Roste standardmässig<br />
als 110 cm breite Elemente mit<br />
35 111m Schlitzen erhältlich. Speziell<br />
für Umbauten, bei denen ein Kranei<br />
nsatz nicht möglich ist, werden<br />
leichtere Elemente mit 55 cm Breite<br />
produziert. Der Preis für <strong>die</strong> Elemente<br />
beläuft sich auf rund 200 CllF/m 2 •<br />
Laut der Grüter Handels AG wurden<br />
bisher 40 Milchvieh- und Munimast-Betriebe<br />
damit ausgestattet. Die<br />
nouon <strong>Spaltenböden</strong> könnten künftig<br />
aber auch für <strong>die</strong> Schweinehalter vor<br />
dem Hintergrund der <strong>neuen</strong> Tierschutzvorschriften<br />
ab 2018 eine Alternative<br />
sein. Entsprechende Tests<br />
laufon aktuell. Lukas Willener<br />
Auf den folgenden Seiten schildern<br />
zwei Betriebe ihre erste Elfahrungen<br />
mit dem <strong>neuen</strong> Spaltenboden.<br />
Die Kunststoffmatten auf dem <strong>neuen</strong> Amco-Rostsystem<br />
können jederzeit ausgewechselt werden.<br />
Der neue Spaltenboden ist aus Kunststoff und bietet daher eine weiche Unterlage<br />
sowohl für Munis als auch Milchkühe.<br />
44 LANDfreund . 8/2013
TIERHALTUNG<br />
«Die Tiere sind aktiver als zuvor»<br />
Seit dem Umbau wirken <strong>die</strong> Mastmunis von<br />
Hannes Speck aus Reinach (AG) vitaler.<br />
Dank dem <strong>neuen</strong> Rostsystom<br />
kann ich <strong>die</strong> Munimast im bestehenden<br />
Stall weiterführen», sagt<br />
Hannes Speck. Er ist Mitglied einer<br />
ßetriobsgemeinschaft in Heinach<br />
(AG). <strong>die</strong> 60 ha Acker- und Futterbau<br />
nach IP-Suisse Richtlinien bowirtschaftet.<br />
Neben den 40 Milchkühen<br />
und 15 Ponsionspfercten mästet<br />
er pro Jahr rund 120 Mastmunis,<br />
<strong>die</strong> er bis 2011 anfVolispaltenboden<br />
gehalten hat. «leh musste etwas ändern,<br />
weil <strong>die</strong>se Haltungsart künftig<br />
nicht mehr der Tierschutznorm entspricht»,<br />
so Speck.<br />
Ursprünglich wollte Speck auf das<br />
Lospa-Systom setzen . Im Stall eines<br />
Berufskollegen bekam er aber Bedenken.<br />
«Die Tiere waren nicht sauber.<br />
AussOl'dem traten sie sich gegenseitig<br />
häufig <strong>die</strong> Schwänze ab<br />
nnd <strong>die</strong> Keile für <strong>die</strong> Befestigung<br />
gingen dauernd kaputt». Deshalb<br />
entschied er sich schliesslich für das<br />
Amco-Rostsystem,<br />
«Die Mastmunis sind heute viel<br />
aktiver als vo rher auf dem harten<br />
Betonrost. Sie stehen zum Fressen<br />
häufiger auf und liegen zum Wiederkauen<br />
ve rmehrt ab. Ausserdem bekommen<br />
sie beim Abliegen keine<br />
Scbürfungen mohr und der Boden ist<br />
angenehm woich»), berichtet Speck<br />
nach dem Einbau. Er kann sich gut<br />
vorstellen, dass <strong>die</strong> gesteigerte Aktivität<br />
<strong>die</strong> FuLteraufnahme und Wiederkau<br />
tätigkeit erhöht. «Ob <strong>die</strong> Mastleistung<br />
dadurch besser ist, kann ich<br />
allerdings noch nicht sagen»,<br />
Weniger Verletzungen<br />
Beim Einstallen neuer Gruppen gibt<br />
es laut dem Betriebsleiter zu Beginn<br />
häufig ein GerangeL «Dabei holten<br />
sich <strong>die</strong> Tiere früher oft Schürt'ungen.»<br />
Heuto ist das nicht mehr der<br />
Fall. Verletzungen wio das Abtreten<br />
von Schwänzen sind sehr selten geworden».<br />
Der Bestand ist nach<br />
Specks Aussagen insgesamt gesünder<br />
und Probleme mit Gelenken sind seltener.<br />
Nicht zuletzt seien <strong>die</strong> Mastmunis<br />
auch sauberer, weil Kot und Harn<br />
durch <strong>die</strong> Wölbung der Matte besser<br />
ablaufen würden.<br />
Die Montage war für Speck sehr<br />
einfach: «Wir haben alles selber<br />
montiert», so der Mäster. Die Investition<br />
hat ihn nur 43·332 eHF gekostet,<br />
weH er sich als erster Muni <br />
mäster in der Schweiz für <strong>die</strong><br />
gewölbten Spalten entschieden hat.<br />
Die alten <strong>Spaltenböden</strong> konnte er<br />
sogar noch verkaufen.<br />
Keine teure Investition<br />
nötig<br />
lIannes Speck ist zufrieden: «Mit<br />
den Erfahrungen, <strong>die</strong> ich jetzt<br />
habe. würde ich s icher keinen anderen<br />
Boden mehr einbauen». Ei.ne<br />
teure Investition in einen Neubau<br />
konnte er sich so ersparen. -lw-<br />
Diese Gruppe<br />
Mastmunis<br />
scheint sich<br />
sichtlich wohlzufühlen.<br />
Hannes Speck<br />
hat den Ein·<br />
druck, dass <strong>die</strong><br />
Tiere heute<br />
weniger Gelenkprobleme<br />
haben.<br />
LANDfreund . 8f2013 45
TIERHALTUNG<br />
Erich Nyffeler<br />
konnte durch<br />
<strong>die</strong> <strong>neuen</strong><br />
Spalten für <strong>die</strong><br />
Reinigung Ar·<br />
beitszeit ein·<br />
sparen.<br />
«Die Tiere können ihr natürliches<br />
Brunstverhalten ausleben»<br />
Familie Nyffeler aus Gontenschwil (AG) suchte einen<br />
Bodenbelag, der weich ist und wenig Arbeit macht.<br />
Erich NyfTclor und seine Frau Karin<br />
führen in Gontenschwil AG<br />
einen Familienbetrieb mit einer Fläche<br />
von 26,5 ha. Bis vor kurzem<br />
haben sie noch 20 Kühe im Anbin·<br />
destall gehalten. Durch <strong>die</strong> Aursto·<br />
ckung auf 50 Tiere drängte sich ein<br />
Neubau auf. «Im Dezember 2012<br />
sind wir mit den Kühen in den nauen<br />
Laufstall eingezogen».<br />
Das Entmistungssystem im <strong>neuen</strong><br />
Stall sollte möglichst zeitsparend<br />
sein. «Meine Frau ist an der Liebegg<br />
auf das neue Rostsystem aufmerksam<br />
geworden. Wir sahen uns Ställe<br />
an, <strong>die</strong> damit ausgerüstet waren.<br />
Die Sauberkeit der Tiere Wld <strong>die</strong><br />
Arbeitsersparnis aufgrund der<br />
selbstreinigenden Wirkung hat uns<br />
überzeugt», so NytIeler, der ur~<br />
sprünglich skeptisch war.<br />
Er ten<strong>die</strong>rte eher zum Einbau von<br />
zwei Schiebern. Schlussendlich<br />
wurde zwischen den Boxen ein<br />
plan befestigter Boden mit Schieber·<br />
entmistung und hinter der Fress~<br />
achse das Amco~Rostsystem installiert.<br />
Bessere Klauengesundheit<br />
leben ihr natürliches Brunstverhalten<br />
aus», so der Landwirt. Mitte April<br />
wurden <strong>die</strong> Klauen geschnitten. «Von<br />
50 Kühen mussten nur zwei behandelt<br />
werden», Ob das nach nur fünf Monaten<br />
an dem meist trockenen Boden<br />
liegt, ist schwer zu sagen. «Früher im<br />
Anbindestall hatten etwa gleich viele<br />
Kühe Klauenprobleme. Das waren<br />
aber damals auch nur 20 Kühe».<br />
Die Reinigung verlaufe durch <strong>die</strong><br />
Wölbung der Spalten praktisch von<br />
selbst: «Die Kühe treten den Kot mit<br />
Stroh durch den Rost ins Gülleloch».<br />
Nyffeler hat zum Einstreuen zuerst<br />
normales Stroh eingesetzt. «Das hat<br />
zwar auch funktioniert und <strong>die</strong> Spalten<br />
nicht verstopft, seit ich aber den<br />
Futtermischwagen habe, zerkleinere<br />
ich das Stroh vor dem Einstreuem).<br />
Der Rost ist so sauber, dass sich zu<br />
Beginn <strong>die</strong> Kühe darauf abgelegt ha·<br />
ben. «Sie waren aber nicht schmutziger<br />
a ls <strong>die</strong> Kühe in den Liegeboxem),<br />
so der Betriebsleiter.<br />
Gefährliche Reifglätten<br />
Die Matten sind zwar meist trocken,<br />
doch durch den offenen First kann es<br />
hinein regnen und so bildete sich im<br />
Winter bereits ein paarmal Reif<br />
darauf. Für Mensch und Tier wurde<br />
das sehr glatt. berichtet Nyrre·<br />
ler: «Bei Nässe hat man praktisch<br />
keine Chance, eine Kuh über den<br />
Rost zu führen, ohne dass sie ausrutscht.<br />
Wenn ich <strong>die</strong> Halfter dann<br />
nicht loslasse, könnte es gefahrlich<br />
werden. Bisher gab os zum Glück<br />
dabei noch keine Verletzungen.)<br />
berichtet NyITeler. Allerdings wÜr·<br />
de bei Kälte auch <strong>die</strong> planbefestig·<br />
te Botonnäche glatt, räumt er ein.<br />
Verlegung der Elemente<br />
mit Baukran<br />
Die Ameo-Elemente wurden mit<br />
dem Baukran auf 144 m l verlegt.<br />
GenereU sei <strong>die</strong> Montage einfach.<br />
Nur der Anfang sei eine Herausforderw1g:<br />
«Da muss man den<br />
Kunststoff' mit aller Kraft auseinander<br />
ziehen und über den Rost stülpem).<br />
Im November war das problematisch,<br />
da der kalte Kunststoff<br />
nicht nachgab. Erich Nyrreler hat<br />
als Pionier den Einführungspreis<br />
von rund 26·000 CHF bzw.<br />
180.55CHF/m' bezahlt.<br />
Die Investition hat sich aus Sicht<br />
der Familie gelohnt. Erich Nytfeler,<br />
«Für uns als Familie mit kleinen<br />
Kindern ist <strong>die</strong> Arbeitsersparnis<br />
ein wichtiger Aspekt. Wenn ich<br />
nochmal entscheiden müsste, würde<br />
ich nicht nur den Gang hinter<br />
der Fressachse, sondern auch den<br />
Gang zwischen den Boxen mit dem<br />
Rostsystem ausstatten)).<br />
Mittlerweile sind Nyffeler s Kühe<br />
vier Monate im <strong>neuen</strong> Laufstall.<br />
«Die Kühe sind bewegungsfreudig<br />
und laufen gerne auf dem Rost. Sie<br />
Erich Nyffeler hat das Rostsystem nur auf dem Fressgang montiert. Zwischen<br />
den liegeboxen ist planbefestigter Beton.<br />
46 LANDfreund . 812013