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Prof. Dr. Gerd-E. Famulla Berufsorientierung als Reformaufgabe von Schulen Vortrag anlässlich der gemeinsamen Tagung von MASGF und MBJS Brandenburg am 14. März 2006 in Potsdam (Folie 1) Gliederung 1 Berufsorientierung als lebenslanger Prozess 2 Drei zentrale Herausforderungen an Ausbildung, Arbeit und Beruf 2.1 Erste Herausforderung: Die Sicherung eines auswahlfähigen betrieblichen Ausbildungsplatzangebots 2.2 Zweite Herausforderung: Die Sicherung von Erwerbsarbeit zwischen Flexibilisierung und sozialer Sicherheit 2.3 Dritte Herausforderung: Die Sicherung der Berufsform von Arbeit 3 Ausbildungsfähigkeit heute: Von der Qualifikation zur Kompetenz 4 Ausgewählte Zwischenergebnisse des Programms „Schule – Wirtschaft/ Arbeitsleben“ 4.1 Kompetenzentwicklung 4.2 Kooperationsformen mit außerschulischen Partnern 4.3 Veränderte Lern- und Lehrformen 4.4 Förderung benachteiligter Jugendlicher 5 Berufsorientierung als Aufgabe der ganzen Schule 6 Schulreform braucht langen Atem 7 Berufsorientierung im Aufwind? 1 Berufsorientierung als lebenslanger Prozess Bis in die 1970er Jahre haben die meisten Jugendlichen die Berufswahl noch als eine punktuelle Entscheidungssituation begriffen, bei der je nach Bildungsvoraussetzungen, regionalem Ausbildungsplatzangebot und persönlichen Interessen die Entscheidung für den einen Lebensberuf getroffen wurde. Heute ist die Berufswahl am Ende der Sekundarstufe I nur ein – wenn auch nach wie vor bedeutender – Teil in einem Berufsorientierungsprozess, der bereits im Bereich der Elementarbildung seinen Ausgangspunkt nimmt und sich für immer mehr Menschen über ein ganzes Arbeitsleben erstreckt. Berufsorientierung ist ein Prozess der Annäherung und Abstimmung zwischen Interessen, Wünschen, Wissen und Können des Individuums auf der einen und Bedarf und 1

Prof. Dr. Gerd-E. Famulla<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Reformaufgabe</strong> <strong>von</strong> <strong>Schulen</strong><br />

Vortrag anlässlich der gemeinsamen Tagung <strong>von</strong> MASGF und MBJS Brandenburg<br />

am 14. März 2006 in Potsdam<br />

(Folie 1)<br />

Gliederung<br />

1 <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> lebenslanger Prozess<br />

2 Drei zentrale Herausforderungen an Ausbildung, Arbeit und Beruf<br />

2.1 Erste Herausforderung: Die Sicherung eines auswahlfähigen betrieblichen<br />

Ausbildungsplatzangebots<br />

2.2 Zweite Herausforderung: Die Sicherung <strong>von</strong> Erwerbsarbeit zwischen Flexibilisierung<br />

und sozialer Sicherheit<br />

2.3 Dritte Herausforderung: Die Sicherung der Berufsform <strong>von</strong> Arbeit<br />

3 Ausbildungsfähigkeit heute: Von der Qualifikation zur Kompetenz<br />

4 Ausgewählte Zwischenergebnisse des <strong>Programm</strong>s „Schule – Wirtschaft/ Arbeitsleben“<br />

4.1 Kompetenzentwicklung<br />

4.2 Kooperationsformen mit außerschulischen Partnern<br />

4.3 Veränderte Lern- und Lehrformen<br />

4.4 Förderung benachteiligter Jugendlicher<br />

5 <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> Aufgabe der ganzen Schule<br />

6 Schulreform braucht langen Atem<br />

7 <strong>Berufsorientierung</strong> im Aufwind?<br />

1 <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> lebenslanger Prozess<br />

Bis in die 1970er Jahre haben die meisten Jugendlichen die Berufswahl noch <strong>als</strong> eine<br />

punktuelle Entscheidungssituation begriffen, bei der je nach Bildungsvoraussetzungen,<br />

regionalem Ausbildungsplatzangebot und persönlichen Interessen die Entscheidung für den<br />

einen Lebensberuf getroffen wurde. Heute ist die Berufswahl am Ende der Sekundarstufe I<br />

nur ein – wenn auch nach wie vor bedeutender – Teil in einem <strong>Berufsorientierung</strong>sprozess,<br />

der bereits im Bereich der Elementarbildung seinen Ausgangspunkt nimmt und sich für<br />

immer mehr Menschen über ein ganzes Arbeitsleben erstreckt.<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> ist ein Prozess der Annäherung und Abstimmung zwischen Interessen,<br />

Wünschen, Wissen und Können des Individuums auf der einen und Bedarf und<br />

1


Anforderungen der Arbeits- und Berufswelt auf der anderen Seite (vgl. Famulla/ Butz 2005).<br />

Sie ist zugleich ein Bildungs- und Lernprozess, der sowohl in formellen, organisierten<br />

Lernumgebungen <strong>als</strong> auch informell im alltäglichen Lebensumfeld stattfindet.<br />

Als eine Bildungsaufgabe ist <strong>Berufsorientierung</strong> eng an die Persönlichkeitsentwicklung der<br />

Jugendlichen gebunden, die nach einer Antwort auf die Frage suchen, welchen Beruf sie<br />

ergreifen und welchen weiteren Bildungsweg sie einschlagen sollen. Bei diesem Suchprozess<br />

werden zentrale Fragen nach der Zukunft <strong>von</strong> Erwerbsarbeit und Beruf berührt, mit denen<br />

sich nicht zuletzt Leitbilder und Lebenspläne der Jugendlichen verbinden.<br />

Die Entscheidungssituation am Übergang vom Bildungs- ins Beschäftigungssystem ist heute<br />

durch zweierlei Wandlungsprozesse charakterisiert. Zum einen – und das zeigen alle neueren<br />

Jugendstudien – gibt es gegenüber der früher stärker arbeitszentrierten sowie in Phasen<br />

aufteilbaren Biographie den nachdrücklichen Wunsch nach möglichst früher selbstständiger<br />

Lebensgestaltung, nach Familie und Freizeit wie auch sinnvoller Erwerbsarbeit und Beruf,<br />

wobei all diesen Wünschen zumeist ein gleich hoher Rang zugemessen wird. Zum anderen<br />

sind aufseiten der Betriebe bzw. des Arbeits- und Ausbildungsmarktes deutlich veränderte<br />

und zum Teil gestiegene Qualifikationsanforderungen festzustellen (Stichworte:<br />

Informatisierung, Globalisierung, Flexibilisierung, vgl. Schober 2001).<br />

Von den Jugendlichen werden die Veränderungssignale aus dem Beschäftigungssystem<br />

offenbar nicht positiv und <strong>als</strong> Herausforderungen zur Mitgestaltung angesehen. Über die<br />

Hälfte der Jugendlichen beurteilt ihre Ausbildungs- und Berufschancen eher skeptisch bis<br />

negativ (vgl. Prager/ Wieland 2005, S. 19).<br />

Soll der einleitend skizzierte Begriff <strong>von</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>, der wesentlich pädagogisch<br />

geprägt ist und die Stärkung der Kompetenzen und der Persönlichkeit <strong>von</strong> Jugendlichen in<br />

den Mittelpunkt rückt, nicht abstrakt bleiben und die verbreitete Skepsis und<br />

Ohnmachtsgefühle verstärken, muss für jeden Jugendlichen eine Perspektive im<br />

Strukturwandel der Arbeitswelt erkennbar sein und Chancen und Wege eines erfolgreichen<br />

Übergangs in Ausbildung und Beruf aufgezeigt werden können. Insofern ist erfolgreiche<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> eng gebunden an die Chancen auf den Erhalt eines Ausbildungs- und<br />

Arbeitsplatzes wie auch an die Zukunft und Gestaltbarkeit <strong>von</strong> Arbeit und Beruf überhaupt.<br />

Mit der Einlösung dieses elemtaren Anspruchs ist <strong>Berufsorientierung</strong> nur im<br />

Zusammenwirken bzw. in gemeinsamer Verantwortung <strong>von</strong> Pädagogik, Wirtschaft und<br />

Politik vorstellbar.<br />

Im weiteren möchte ich die übergreifende Verantwortung für erfolgreiche <strong>Berufsorientierung</strong><br />

an drei essenziellen Herausforderungen deutlich machen: erstens der Sicherung <strong>von</strong><br />

Ausbildungsplätzen, zweitens der Sicherung <strong>von</strong> Erwerbsarbeit und drittens der Sicherung<br />

der Berufsform <strong>von</strong> Arbeit. (Folie 2)<br />

2


2 Drei zentrale Herausforderungen an Ausbildung, Arbeit und Beruf<br />

2.1 Erste Herausforderung: Die Sicherung eines auswahlfähigen betrieblichen<br />

Ausbildungsplatzangebots<br />

Eine erfolgreiche Vorbereitung auf die Berufs- und Arbeitswelt bemisst sich für die meisten<br />

Jugendlichen in Deutschland an dem Erhalt eines Ausbildungsplatzes im dualen System, das<br />

etwa zwei Drittel eines Geburtsjahrgangs durchlaufen. Zwar ist die Zahl der neu<br />

abgeschlossenen Ausbildungsverträge zwischen 2003 und 2004 wieder <strong>von</strong> 557.600 auf<br />

573.000 gestiegen, doch die „rechnerische Lehrstellenlücke“ lag im September 2005 wie<br />

bereits im Vorjahr immerhin noch bei 30.000 (vgl. Allmendinger/ Ebner 2005, S. 15). Dabei<br />

charakterisiert diese Zahl nur sehr eingeschränkt die gewachsenen Probleme an der ersten<br />

Schwelle. Deutlicher treten diese hervor, wenn man die Marke <strong>von</strong> 12,5 % Überangebot an<br />

Ausbildungsplätzen <strong>als</strong> Maßstab zugrunde legt, welches – nach dem Urteil des<br />

Bundesverfassungsgerichts vom 10.12.1980 – erst ein auswahlfähiges<br />

Ausbildungsplatzangebot konstituieren würde (vgl. in diesem Sinne auch Pütz 2003).<br />

Rechnet man zu der Zahl <strong>von</strong> unversorgt gebliebenen Jugendlichen noch diejenigen<br />

Jugendlichen hinzu, die gern eine Ausbildung absolvieren würden, aber aufgrund schulischer<br />

Leistungen bzw. mangelnder Ausbildungsreife keine Lehrstelle erhalten oder sich gar nicht<br />

erst beworben haben, so bleibt eine beträchtliche Zahl <strong>von</strong> Jugendlichen in so genannten<br />

„Warteschleifen“. (Folie 3)<br />

So befanden sich im Jahr 2003 über 400.000 Jugendliche entweder in berufsvorbereitenden<br />

Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) (108.000), in schulischen Maßnahmen wie<br />

dem Berufsvorbereitungsjahr (79.300), dem Berufsgrundbildungsjahr (49.200) oder in<br />

einjährigen Berufsfachschulen zur beruflichen Grundbildung (178.300). Zu diesen 400.000<br />

Jugendlichen im Wartestand sind noch 130.900 Jugendliche in Maßnahmen der BA zur<br />

Berufsausbildung Benachteiligter hinzuzuzählen (vgl. Allmendinger/ Ebner 2005, S. 16f).<br />

Seitens der Gewerkschaften werden zu diesen Zahlen noch die 300.000 arbeitslosen<br />

Jugendlichen ohne Ausbildung addiert und so insgesamt ein erheblich größeres Potenzial <strong>von</strong><br />

Jugendlichen angenommen, das im Jahr 2005 ohne Ausbildungsplatz geblieben ist (vgl.<br />

Odenwald 2005).<br />

Nach einer anderen Untersuchung gab es im Jahr 2003 936.000 Lehrstellensuchende in ganz<br />

Deutschland, <strong>von</strong> denen 512.000 (= 55 %) eine richtige Lehrstelle erhielten (vgl. Grill 2003).<br />

<strong>Das</strong> heißt, 45 % befinden sich in „Warteschleifen“ oder „Ergänzungsmaßnahmen“, wie<br />

Schönbohm-Wilke treffender sagt, um negative Bewertungen, die diesen Maßnahmen<br />

anhaften, zu vermeiden (vgl. Schönbohm-Wilke 2005, S. 13).<br />

Auch wenn – zumal nach PISA – ein erheblicher Reformbedarf des Bildungswesens<br />

einschließlich der schulischen <strong>Berufsorientierung</strong> festgestellt wird, kann wegen der<br />

ökonomischen bzw. Konjunktur-Abhängigkeit des Ausbildungsplatzangebots die Ursache für<br />

das gravierende Übergangsproblem an der ersten Schwelle nicht allein in der fehlenden<br />

3


Ausbildungsfähigkeit oder Berufswahlreife der Jugendlichen gesehen werden. Insofern ließe<br />

sich die grundsätzliche Frage <strong>von</strong> Allmendinger/ Ebner, „ob eine nachbessernde<br />

Arbeitsmarktpolitik nicht durch eine vorsorgende Bildungspolitik ersetzt werden solle“ (ebd.,<br />

S. 14), zumindest in einer Hinsicht konkretisieren: Könnte nicht – neben der notwendigen<br />

Verbesserung des Übergangsmanagements – durch die forcierte Schaffung anerkannter<br />

Ausbildung in beruflichen <strong>Schulen</strong> die Konjunkturabhängigkeit und der massive<br />

Verdrängungswettbewerb um Ausbildung im dualen System gemindert werden? Zu<br />

verweisen ist auf positive Beispiele in Österreich (vgl. Stooß 2003) wie auch in Berlin<br />

(Odenwald 2005).<br />

Fazit: Die Sicherung eines auswahlfähigen Ausbildungsplatzangebots ist aus sozial-,<br />

bildungs- und arbeitspolitischen Gründen geboten. Die notwendige schulische Verbesserung<br />

der <strong>Berufsorientierung</strong> bzw. Ausbildungsfähigkeit allein kann weitergehende<br />

ausbildungspolitische Maßnahmen zur Verbesserung der quantitativen und qualitativen<br />

Lehrstellensituation nicht ersetzen.<br />

2.2 Zweite Herausforderung: Die Sicherung <strong>von</strong> Erwerbsarbeit zwischen<br />

Flexibilisierung und sozialer Sicherheit<br />

Angesichts des strukturellen Wandels der Arbeitswelt ist schulische <strong>Berufsorientierung</strong> heute<br />

zunehmend mit der Frage konfrontiert, auf welche Form oder Formen <strong>von</strong> Arbeit Bezug<br />

genommen werden kann. Seit den siebziger Jahren gibt es in der Bundesrepublik einen Trend<br />

<strong>von</strong> einem standardisierten System lebenslanger Ganztagsarbeit im Betrieb hin zu einem<br />

System pluralisierter, flexibler, dezentraler Beschäftigung (vgl. Beck 1986). Es sinkt die Zahl<br />

der in einem so genannten Normalarbeitsverhältnis Beschäftigten (vgl. Oschmiansky/ Schmid<br />

2000, S. 4), (Folie 4) bei dem eine fachlich qualifizierte Arbeit mit voller Stundenzahl ausgeübt<br />

und mit vollem tariflichem Entgelt bezahlt wird, in dem gesetzlicher Kündigungsschutz<br />

besteht und volle Urlaubs- und Rentenansprüche gesichert sind. Auf die anderen<br />

Erwerbspersonen trifft hingegen die Realität zeitweiser oder anhaltender<br />

Erwerbsarbeitslosigkeit sowie flexibler Beschäftigungsverhältnisse zu. Auch wenn man<br />

durchaus noch nicht vom Verschwinden der Normalarbeit sprechen kann (vgl.<br />

Expertenkommission 2002, S. 46) und neuen Arbeitsformen und -verhältnissen, wie dem<br />

„Arbeitskraftunternehmer“ (vgl. Voß/ Pongratz 1998) oder dem „Scheinselbständigen“ (vgl.<br />

Reindl 2000) die Verallgemeinerung und Zukunftsfähigkeit mit guten Gründen bestritten<br />

werden kann, dürften wir erst am Beginn der Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis<br />

ökonomisch bestimmter Flexibilität und sozialpolitisch notwendiger Sicherheit, nach<br />

„Flexicurity“, stehen (vgl. Keller/ Seifert 2000).<br />

Festzustellen ist heute die weitere Verlagerung <strong>von</strong> Erwerbstätigkeiten vom industriellen<br />

Bereich in den Dienstleistungsbereich wie auch zu anderen Erwerbsformen wie geringfügige<br />

Beschäftigung, Werkvertrags- und Leiharbeit bis hin zur so genannten neuen<br />

Selbstständigkeit. Oschmiansky/ Schmid vom Wissenschaftszentrum Berlin plädieren für eine<br />

„institutionelle Absicherung <strong>von</strong> Übergängen zwischen den verschiedenen Erwerbsformen,<br />

4


um soziale Ausschließung zu vermeiden und zu einer Neuverteilung der Arbeit bei<br />

gleichzeitiger Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit beizutragen“ (Oschmiansky/ Schmid<br />

2000, S. 5). Als Beispiel für die erfolgreiche Neuregelung <strong>von</strong> „Übergängen“ dient die<br />

dänische Qualifikations-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik (vgl. hierzu Frenzel 2003).<br />

Fazit: In der modernen oder Dienstleistungs-Gesellschaft bildet die Erwerbsarbeit nach wie<br />

vor das organisierende Zentrum der Lebensführung. Bei der <strong>Berufsorientierung</strong> in der Schule<br />

sollten allerdings nicht nur neue Formen <strong>von</strong> „Flexicurity“ thematisiert, sondern auch ein<br />

erweiterter Arbeitsbegriff zugrunde gelegt werden, der neben der Erwerbsarbeit die<br />

Eigenarbeit und die Bürgerarbeit umfasst.<br />

2.3 Dritte Herausforderung: Die Sicherung der Berufsform <strong>von</strong> Arbeit<br />

Traditionell kommt dem Beruf in Deutschland eine hohe ökonomische wie sozialpolitische<br />

Bedeutung zu. Die sich wandelnden Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems<br />

müssen mit den Bildungs-, Arbeits- und Lebensansprüchen der Menschen, insbesondere der<br />

Jugendlichen, in Einklang gebracht werden. Dieser Abstimmungsprozess zwischen Bildungsund<br />

Beschäftigungssystem erfolgt in hohem Maße über das Medium Beruf, über<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> und berufliche Aus- und Weiterbildung. Angesichts des beschleunigten<br />

Wandels der Arbeitswelt wird immer häufiger die Frage gestellt, ob dieser Abstimmungs- und<br />

Anpassungsprozess noch über die beruflich organisierte Arbeit gewährleistet ist oder ob der<br />

Beruf „out“ ist und mit dem Wandel <strong>von</strong> der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, vom<br />

Facharbeiter zum Wissensarbeiter („Symbolanalytiker“) seine Brücken- und<br />

Integrationsfunktion verliert, wie etwa der Berufssoziologe Martin Baethge meint (vgl.<br />

Baethge 1996). (Folie 5)<br />

Dagegen steht die Position (vgl. Voß 1994), dass der Arbeitsinhalt, die Arbeitsqualität, wieder<br />

an Bedeutung gewinnt, dass nicht <strong>von</strong> der berufsförmigen Arbeit Abschied zu nehmen ist,<br />

sondern allenfalls <strong>von</strong> der Annahme, den Ausbildungsberuf ein ganzes Leben lang,<br />

womöglich noch in einem einzigen Betrieb, ausüben zu können.<br />

Auch gibt es verschiedene Berufsbildungsreformkonzepte (vom Bundesinstitut für Berufliche<br />

Bildung, vom Deutschen Industrie- und Handelstag wie auch <strong>von</strong> den Handwerkskammern),<br />

um eine bessere Abstimmung zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem zu ermöglichen.<br />

Danach geht die Tendenz langfristig dahin, Berufsausbildung stärker auf die Vermittlung<br />

theoretisch anspruchsvoller und extrafunktionaler Kompetenzen zu konzentrieren. Es soll die<br />

Zahl der ca. 370 geordneten Ausbildungsberufe deutlich reduziert werden und vor allem eine<br />

berufliche Grundqualifikation vermittelt werden, auf der ein stärker am Arbeitsmarkt bzw. an<br />

betrieblichen Anforderungen orientiertes und gestaltbares System der beruflichen<br />

Weiterbildung aufsetzt (vgl. in diesem Sinne auch Rebmann u.a. 1998, S. 64).<br />

Neben der Bündelung <strong>von</strong> Arbeitsanforderungen zu marktfähigen Qualifikationen mittels<br />

Ausbildungsordnungen ist die wichtige psychosoziale Funktion des Berufs hervorzuheben,<br />

wenn man danach fragt, welchen Beitrag Berufsvor- und -ausbildung für die Integration der<br />

5


Jugendlichen in die Gesellschaft leisten. Über den Beruf werden nicht nur marktfähige<br />

Qualifikationen gebündelt, es werden Wertorientierungen und Haltungen vermittelt sowie<br />

gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung erreicht. Über den Beruf und die<br />

Berufswahl werden „Lebenspläne“ entwickelt. Es scheint, <strong>als</strong> ob die meisten hiermit auch gut<br />

fahren: Nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft würden immerhin 73<br />

Prozent aller Ausgebildeten im Westen und 80 Prozent aller Ausgebildeten im Osten die<br />

gleiche Ausbildung noch einmal wählen (vgl. IWD 1999, S. 6).<br />

Fazit: Für den „Übergang <strong>von</strong> der Schule in das Wirtschaftsleben“ behält der Beruf seine<br />

Leitfunktion. In einer Arbeitswelt, die <strong>von</strong> einer zunehmenden Dynamisierung und<br />

Auflösungstendenzen im Status der Erwerbstätigen geprägt ist, kommt dem „Beruf <strong>als</strong><br />

Identifikationsanker“ eine steigende Bedeutung zu (vgl. in diesem Sinne Dostal 2002). Dem<br />

steht nicht entgegen, dass die Kategorie des Berufs in der beruflichen Bildung zunehmend in<br />

der Zielformel „berufliche Handlungsfähigkeit“ und hierzu gehöriger Kompetenzdimensionen<br />

wie Sach-, Sozial-, Methoden- und Selbstkompetenz aufgeht.<br />

3 Ausbildungsfähigkeit heute: Von der Qualifikation zur Kompetenz<br />

In den bisherigen Ausführungen ist stillschweigend vorausgesetzt, dass es so etwas wie eine<br />

eindeutige Definition <strong>von</strong> „Ausbildungsfähigkeit“ gibt, welche den gemeinsamen<br />

Bemühungen um <strong>Berufsorientierung</strong>, um eine Verbesserung des Übergangs in Ausbildung,<br />

Arbeit und Beruf, <strong>als</strong> Maßstab zugrunde gelegt werden kann. Doch den häufig verwendeten<br />

Begriffen „Ausbildungsfähigkeit“, „Ausbildungsreife“ oder auch „Berufswahlreife“ fehlen<br />

Operationalisierungen, sie sind marktabhängig und unscharf, weil sie prognostischer Natur<br />

und an den späteren Berufserfolg gekoppelt sind. Hinzu kommt, dass für die anerkannten<br />

Ausbildungsberufe keine formalen Zugangsvoraussetzungen existieren, auf die hin Kriterien<br />

der Ausbildungsreife oder -fähigkeit bezogen werden können (vgl. Schober 2004, S. 4).<br />

Aus betrieblicher Sicht wird die mangelnde Ausbildungsfähigkeit <strong>von</strong> Jugendlichen vor allem<br />

an den Grundqualifikationen wie Rechnen, Schreiben und Lesen festgemacht, häufig ohne<br />

klaren Bezug zu Ausbildungs- oder Berufsanforderungen (ebd., S. 10).<br />

Folglich wurden auch die PISA-Ergebnisse etwas vorschnell interpretiert <strong>als</strong> Beleg dafür, dass<br />

die Jugendlichen in Deutschland schlecht auf den Einstieg in die Arbeits- und Berufswelt<br />

vorbereitet seien, weil sie – im internationalen Vergleich gesehen – erhebliche Defizite in den<br />

Basiskompetenzen wie Mathematik, Lesefähigkeit und naturwissenschaftlichen Kenntnissen<br />

aufweisen. Auch wenn Zusammenhänge zwischen diesen so genannten Basiskompetenzen<br />

und dem, was man unter Ausbildungsfähigkeit oder einer schließlich erfolgreichen Arbeitsund<br />

Berufsbiografie verstehen könnte, unbestreitbar sein dürften, sind Schlussfolgerungen<br />

<strong>von</strong> dem einen (verfügbare Basiskompetenzen) auf das andere (Ausbildungsfähigkeit) nicht<br />

so zwingend, wie sie heute häufig gezogen werden.<br />

6


Zu einem weiteren Begriff <strong>von</strong> „Ausbildungsfähigkeit“ kommt jedenfalls eine Studie, die in<br />

Thüringen <strong>von</strong> Jenaer Wissenschaftlern unter Leitung <strong>von</strong> Michael Winkler zur<br />

Ausbildungsfähigkeit <strong>von</strong> Jugendlichen durchgeführt wurde (vgl. Winkler u.a. 2002). Die<br />

Untersuchung, in die 850 Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse an Re<strong>als</strong>chulen und<br />

Berufsschulen einbezogen wurden, kommt zu dem Schluss, dass die Jugendlichen zwar<br />

Schwächen in Deutsch, Mathe und Naturwissenschaften aufweisen – was durch die PISA-<br />

Studie im internationalen Vergleich nachdrücklich bestätigt wird – dass sie aber hinsichtlich<br />

Schlüsselkompetenzen wie Verlässlichkeit, Kreativität, Kommunikations- und Teamfähigkeit<br />

über beachtliche Qualitäten verfügen. <strong>Das</strong> heißt: „Es ist sehr gründlich nachzufragen, in<br />

welchen Bereichen die Jugendlichen Defizite aufweisen und ob diese für die betrieblichen<br />

Aufgaben so hinderlich sind, dass sie nicht allemal durch die deutlichen Stärken in der<br />

Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz ausgeglichen werden.“ (Winkler 2004, S. 13f)<br />

Ähnlich belegen die Untersuchungen des Psychologischen Dienstes der Bundesagentur für<br />

Arbeit über 20 Jahre hinweg, dass zwar die Fertigkeiten in den traditionellen Kulturtechniken<br />

bei Haupt- und Re<strong>als</strong>chülerinnen und -schülern nachgelassen haben, dass jedoch allgemeine<br />

Intelligenz, logisch-schlussfolgerndes und vernetztes Denken sowie Problemlösefähigkeiten<br />

zugenommen haben (Husted 1998, S. 162).<br />

Seitens der empirischen Bildungsforschung wird derzeit der Versuch unternommen, den<br />

Begriff der „Ausbildungsreife“ über ein Set <strong>von</strong> Basiskompetenzen und<br />

Mindestbildungsstandards zu definieren, die mit Ausbildungs- und späterem Berufserfolg<br />

korrelieren und mindestens vorhanden sein müssen, um eine Person <strong>als</strong> ausbildungsreif zu<br />

bezeichnen (Watermann 2003). Aus Sicht der Berufsberatung und des Psychologischen<br />

Dienstes der Bundesagentur für Arbeit wurde jüngst in einem erhellenden Diskussionsbeitrag<br />

drei Stufen bei Auswahlverfahren (1. Ausbildungsreife, 2. Berufseignung und 3.<br />

Vermittelbarkeit) unterschieden und näher erläutert, um eine sachliche Verständigung<br />

zwischen allen Partnern am Ausbildungsmarkt zu fördern (vgl. Müller-Kohlenberg u.a. 2005).<br />

(Folie 6)<br />

Trotz der Schwierigkeiten, ein fundiertes und aktualisiertes Verständnis <strong>von</strong><br />

Ausbildungsfähigkeit im Kontext <strong>von</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> exakt zu fixieren, lässt sich seit<br />

einiger Zeit schon eine deutliche Änderung der Blickrichtung bzw. ein Paradigmenwechsel in<br />

der Bildungsforschung wie auch in der <strong>Berufsorientierung</strong> feststellen, wofür der Begriff der<br />

Kompetenzen zentral ist.<br />

(Folie 7)<br />

Stand lange Zeit der Qualifikationsbegriff im Zentrum der Berufsbildung wie auch der<br />

Berufsvorbildung, welcher eher aus der Perspektive des Beschäftigungssystems<br />

Anforderungen an das Bildungssystem und die Individuen enthält, so weist der<br />

Kompetenzbegriff eine stärkere Affinität zum Subjekt auf. <strong>Das</strong> heißt, unter Kompetenzen<br />

versteht man eher personengebundene Fähigkeiten, die heute mit einem zunehmenden Maß an<br />

Eigeninitiative der Subjekte und vermehrt aus praktischen Erfahrungen gewonnen werden.<br />

7


Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass Bildung vor allem <strong>als</strong><br />

Kompetenzerwerb zu verstehen ist, der auf „eine autonome Lebensführung in möglichst allen<br />

Lebensbereichen in einem konkret gegebenen gesellschaftlich-kulturellen Kontext“ zielt<br />

(Rauschenbach u.a. 2004, S. 21). Andere sprechen da<strong>von</strong>, „… Jugendlichen eine erfolgreiche<br />

Auseinandersetzung mit ihrer schulischen, beruflichen und privaten Umwelt (zu) ermöglichen<br />

und sie zu Koproduzenten ihrer Persönlichkeitsentwicklung (zu) befähigen.“ (Prandin 2002)<br />

Die Bedeutung dieses Paradigmenwechsels <strong>von</strong> der Qualifikation zur Kompetenz<br />

korrespondiert eindrucksvoll mit der seit längerem zu konstatierenden Veränderung in<br />

bestimmten Bereichen der industriellen Arbeitsorganisation (Stichwort: „Neue<br />

Produktionskonzepte“, vgl. Kern/ Schumann 1984), bei denen es stärker auf Selbstständigkeit<br />

und die Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Gestaltung der Arbeit ankommt (vgl. Heidegger<br />

1988). Mehr noch, die „Arbeit selbst wird <strong>als</strong> Lern- und Bildungsmedium“ aufgewertet<br />

(Dehnbostel 2003). Auch wenn die lernförderlichen Formen der Arbeitsorganisation bislang<br />

nur partiell anzutreffen sind, jedenfalls diesbezüglich noch kein einheitlicher Trend<br />

auszumachen ist (vgl. Expertenkommission 2002, S. 42), ließe sich hier <strong>von</strong> ersten Schritten<br />

in Richtung auf eine „Pädagogisierung der Ökonomie“ sprechen. Diese Entwicklung käme<br />

einem Verständnis <strong>von</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> entgegen, das sich weniger wissens- oder<br />

berufsfachbezogen <strong>als</strong> vielmehr <strong>als</strong> Teil <strong>von</strong> Allgemeinbildung im Sinne einer Stärkung der<br />

Persönlichkeit und Handlungsfähigkeit <strong>von</strong> Jugendlichen versteht und insofern schon viel<br />

unmittelbarer arbeits- und berufsvorbereitend wirkt, <strong>als</strong> gemeinhin angenommen wurde.<br />

Für das <strong>Programm</strong> „Schule – Wirtschaft/ Arbeitsleben“ (SWA-<strong>Programm</strong>), dessen<br />

ausgewählte Zwischenergebnisse im Folgenden dargelegt werden sollen, steht denn auch die<br />

Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt.<br />

4 Ausgewählte Zwischenergebnisse des <strong>Programm</strong>s „Schule –<br />

Wirtschaft/ Arbeitsleben“ (Folie 8)<br />

Vorbemerkung zum SWA-<strong>Programm</strong> (Folie 9)<br />

<strong>Das</strong> seit 1999 laufende <strong>Programm</strong> hat sich die Entwicklung innovativer, transferierbarer und<br />

nachhaltig wirksamer Maßnahmen zur Förderung und Verbesserung der <strong>Berufsorientierung</strong><br />

<strong>von</strong> Jugendlichen zum Ziel gesetzt. Die Jugendlichen sollen ihren Erfahrungen entsprechend<br />

möglichst praxisnah auf die Anforderungen der Arbeits- und Berufswelt vorbereitet werden.<br />

Dabei werden Konzepte erprobt, die den Schülerinnen und Schülern schulartspezifisch und<br />

unter Berücksichtigung des Alters, Entwicklungsstands und geschlechtsspezifischer<br />

Unterschiede den Zugang zum Arbeits- und Berufsleben erleichtern sollen. Im Prinzip spricht<br />

das <strong>Programm</strong> drei Zielgruppen an bzw. verfolgt drei globale Ziele: erstens die Verbesserung<br />

der Fähigkeit der Jugendlichen, sich in die Arbeits- und Berufswelt erfolgreich zu integrieren<br />

und dort auch zu behaupten, zweitens die Erhöhung der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe<br />

8


und drittens die Stärkung der Lehrkompetenzen an den <strong>Schulen</strong> im Bereich der<br />

<strong>Berufsorientierung</strong>.<br />

Bislang wurden und werden im SWA-<strong>Programm</strong> mehr <strong>als</strong> 70 Vorhaben in 40 Projekten in den<br />

Ländern sowie bei den Sozialpartnern gefördert – darunter neun Verbundprojekte. (Folie 10).<br />

Mit den Projekten werden insgesamt bald 50.000 Schülerinnen und Schüler in 1.000 <strong>Schulen</strong><br />

erreicht. Bei den <strong>Schulen</strong> handelt es sich überwiegend um <strong>Schulen</strong> im Sekundarbereich I, aber<br />

auch <strong>Schulen</strong> im Sekundarbereich II, Förderschulen und <strong>Schulen</strong> für Lernbehinderte sind<br />

vertreten. Die Kooperationen erstrecken sich auf circa 4.300 Unternehmen.<br />

Während der bisherigen Laufzeit sind eine Reihe verschiedener Produkte geschaffen worden<br />

(Folie 11 und Folie 12). Dazu gehören Arbeitsmappen und Handreichungen ebenso wie<br />

institutionalisierte Kooperationen bzw. Netzwerke; um nur einige Beispiele zu nennen:<br />

Transferagenturen, validierter Leitfaden zur eigenständigen Vor- und Nachbereitung<br />

der Schülerbetriebspraktika sowie zur eigenständigen Organisation der dualen<br />

Informations- und Orientierungsangebote, lokales Internetportal zur<br />

Berufswahlorientierung, individueller Förderplan „Berufliche Integration“ für die Arbeit mit<br />

Benachteiligten, Berufswahlpass, entwickelte Unterrichtsmaterialien zu Themen der<br />

Arbeits- und Berufswelt, „Kooperations-Knigge“ u.v.m.<br />

Im Folgenden nun möchte ich Ihnen einige Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem<br />

bundesweiten SWA-<strong>Programm</strong> vorstellen, die ein erweitertes Verständnis <strong>von</strong><br />

<strong>Berufsorientierung</strong> zugrunde legen.<br />

4.1 Kompetenzentwicklung (Folie 13)<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> pädagogische Herausforderung und damit <strong>als</strong> schulische Aufgabe hat<br />

sich <strong>von</strong> der faktenorientierten Wissensvermittlung hin zu einer prozessorientierten<br />

Kompetenzvermittlung bewegt. Damit einher geht die Konzentration auf<br />

Persönlichkeitsbildung mit der vorrangigen Förderung <strong>von</strong> personalen und sozialen<br />

Kompetenzen im Zusammenhang mit einer stärkeren Praxisorientierung.<br />

Entsprechend steht die Vermittlung betrieblicher Erfahrungen, der Fähigkeit zu<br />

selbstständigem und planvollem Arbeiten, <strong>von</strong> Kommunikations- und Teamfähigkeit und<br />

Verantwortungsbereitschaft bei vielen SWA-Projekten im Vordergrund. Die Art und Weise,<br />

wie Kompetenzen und Erfahrungen vermittelt werden sollen, ist in den Projekten jedoch sehr<br />

verschieden. Gleiches gilt für die Erfahrungen, die <strong>von</strong> den Projekten bei diesen<br />

Vermittlungsversuchen gemacht werden.<br />

Wenn man die Kompetenzbereiche nach Typen gruppiert betrachtet, lässt sich erkennen, dass<br />

der reine Erfahrungsgewinn (betriebliche Erfahrung und Projekterfahrung) keine Probleme<br />

bereitet. Erfahrungen lassen sich in organisierbaren Situationen erwerben. Ähnliches gilt für<br />

die Vermittlung <strong>von</strong> Fach- und Methodenkompetenzen. Bei der Vermittlung sozialer<br />

Kompetenzen (Kommunikations- und Teamfähigkeit) sowie der Erzeugung <strong>von</strong> Motivation<br />

(Arbeits- und Leistungsbereitschaft) berichten die Projektverantwortlichen ebenfalls nur<br />

9


selten <strong>von</strong> Schwierigkeiten. Die größten Probleme bereiten die personalen Kompetenzen wie<br />

selbstständiges und planvolles Arbeiten, Selbstreflexion und Kritikfähigkeit oder<br />

Verantwortungsbereitschaft, die im Zusammenhang mit Selbstständigkeit und Lernen lernen,<br />

im SWA-<strong>Programm</strong> im Mittelpunkt stehen.<br />

Offenkundig sind einer Stärkung der personalen Kompetenz im berufsorientierenden<br />

Unterricht der Schule Grenzen gesetzt. Ihre Entwicklung ist ein langwieriger Prozess, der<br />

eines ganzheitlichen pädagogischen Ansatzes bedarf. Dies scheint nicht leistbar in einem<br />

eigenen berufsbezogenen Schulfach mit vier oder weniger Wochenstunden. Die personale<br />

Kompetenz ist jedoch zentrales Element einer <strong>als</strong> Prozess verstandenen <strong>Berufsorientierung</strong>,<br />

die auf Eigenverantwortung und Selbstständigkeit bei den Jugendlichen setzt. Ihre Stärkung<br />

muss deshalb – unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen und Möglichkeiten<br />

der Jugendlichen – im Vordergrund stehen. Insofern ist die Prüfung fächerübergreifender<br />

Modelle zur Erreichung des Ziels einer verbesserten <strong>Berufsorientierung</strong> unerlässlich.<br />

Fazit: In der Kompetenzforschung besteht weitestgehend Einigkeit, dass<br />

Kompetenzvermittlung nicht abstrakt erfolgen kann, sondern immer in bestimmten<br />

inhaltlichen Bezügen stattfindet. Als erfolgreiche Methode zur Kompetenzvermittlung in der<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> haben sich vor allem komplexe Lernformen gezeigt, wie zum Beispiel<br />

Schülerfirmen, besondere betriebliche Lernaufgaben, Praxistage und Projektwochen, die<br />

Eigenverantwortung, Praxisnähe und Teamfähigkeit zugleich fördern. Allerdings bedarf die<br />

erfolgreiche Anwendung dieser Lernformen der Konkretion bzw. Anpassung an die<br />

spezifischen Lernvoraussetzungen der jeweiligen Lerngruppe.<br />

4.2 Kooperationsformen mit außerschulischen Partnern (Folie 14)<br />

Im <strong>Programm</strong> „Schule – Wirtschaft/ Arbeitsleben“ ist der systematische Auf- und Ausbau <strong>von</strong><br />

Kooperationen zwischen <strong>Schulen</strong> und anderen für die <strong>Berufsorientierung</strong> relevanten Akteuren<br />

eine zentrale Aufgabe. Neben Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, Kammern und anderen<br />

Organisationen sind hier vor allem die Betriebe, Arbeitsverwaltungen, Hochschulen sowie die<br />

Elternschaft beteiligt.<br />

Die Einbeziehung der Betriebe in schulische Veranstaltungen, die Nutzung <strong>von</strong> Firmen-<br />

Know-how für den Fachunterricht sowie die Einbindung <strong>von</strong> Firmenangehörigen in<br />

Lehrerfortbildungsveranstaltungen und in den Unterricht sind in den meisten Projekten zum<br />

festen Bestandteil der Arbeit geworden. Teilweise wird die Zusammenarbeit mit<br />

Unternehmen in Kooperationsvereinbarungen vertraglich festgelegt. Für eine erfolgreiche<br />

Kooperation ist deshalb die Bedeutung solcher Instrumente im Einzelfall unter<br />

Berücksichtigung der betrieblichen und schulischen Gegebenheiten zu prüfen.<br />

Der Einfluss der Eltern auf die Berufswahlentscheidung ihrer Kinder ist ungebrochen. So<br />

werden die Impulse durch schulisch organisierte Betriebspraktika für die Berufswahl positiv<br />

beurteilt, jedoch haben in der Wahrnehmung der Jugendlichen Schule und Berufsberatung<br />

insgesamt einen weit geringeren Einfluss auf die Berufswahl <strong>als</strong> Eltern, Freunde und<br />

10


Verwandte. Die schulische <strong>Berufsorientierung</strong> muss versuchen, die Eltern stärker und früher<br />

in die Arbeit zu integrieren.<br />

Als beispielhaft kann man jene Ansätze im SWA-<strong>Programm</strong> bezeichnen, die systematische<br />

und auf Dauer angelegte Kooperationen zwischen allen für die <strong>Berufsorientierung</strong><br />

Jugendlicher bedeutsamen Stellen und Personengruppen anstreben und diese <strong>als</strong> Netzwerk<br />

anlegen. Hierzu gehören auch die Transferagenturen in Berlin, Brandenburg, Bremen und<br />

Hamburg bzw. das darauf aufbauende SWA-Projekt „Transferagenturen im Verbund“ (vgl.<br />

TransVerbund 2005) sowie das <strong>von</strong> Nordrhein-Westfalen und Hessen gemeinsam getragene<br />

Verbundprojekt „<strong>Berufsorientierung</strong> im Verbund“ (2005). Neben <strong>Schulen</strong>, Betrieben und<br />

anderen relevanten Einrichtungen sollten vor allem die Eltern mit eingebunden werden.<br />

Fazit: Als Bedingung für eine stabile und erfolgreiche Netzwerkarbeit bleibt anzumerken,<br />

dass ein materieller oder ideeller Nutzen für alle Beteiligten erkennbar sein muss. Auch eine<br />

gute Öffentlichkeitsarbeit unterstützt die Stabilisierung <strong>von</strong> Netzwerken. Kooperationen leben<br />

<strong>von</strong> intensiven persönlichen Beziehungen. Sie müssen permanent gepflegt werden und das<br />

benötigt Zeit. Angesichts dicht gefüllter Lehrpläne haben viele <strong>Schulen</strong> hiermit Probleme. Es<br />

ist deshalb sinnvoll, entsprechende Kapazitäten in den Schulalltag, etwa in Maßnahmen zur<br />

Schulprofilbildung, einzuplanen.<br />

4.3 Veränderte Lern- und Lehrformen (Folie 15)<br />

Projektarbeit und modulares, handlungsorientiertes Lernen bilden eine Alternative, zumindest<br />

eine Ergänzung zum immer noch üblichen Frontalunterricht, der nach einer Studie der<br />

FernUniversität Hagen immer noch zu mehr <strong>als</strong> 75 % die vorherrschende Unterrichtsform<br />

darstellt (zit. n. Meyer 2003, S. 60f). An einer Reihe <strong>von</strong> <strong>Schulen</strong> sind die im Rahmen der<br />

SWA-Projekte entwickelten Lern- und Lehrkonzepte zur <strong>Berufsorientierung</strong> feste<br />

Bestandteile der Schulprogramme geworden.<br />

Die Maßnahmen zur Förderung des selbst gesteuerten Lernens beinhalten neben der<br />

eigenständigen Planung, Durchführung und Auswertung <strong>von</strong> Aufgaben den Einsatz neuer<br />

Lernbausteine und den Einsatz neuer Medien, wobei innovative Formen des Lernens im<br />

Internet ermöglicht werden. Individuelle Leistungsdefizite können abgebaut und eine bessere<br />

Verzahnung mit außerschulischen Bereichen herbeigeführt werden. Eine besonders positive<br />

Wirkung auf die Motivation und Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler haben<br />

veränderte Lernorte und die regelmäßige Präsenz <strong>von</strong> Personen aus anderen Bereichen.<br />

Ausdrücklich zu betonen sind die positiven Wirkungen <strong>von</strong> Praxiserfahrungen, sei es durch<br />

die Bearbeitung realer Aufträge aus der Wirtschaft oder durch die Mitarbeit <strong>von</strong> Jugendlichen<br />

an jeweils ein oder zwei Tagen in der Woche in einem Unternehmen. In einigen Fällen<br />

wechseln die Jugendlichen nach einer bestimmten Zeit den Betrieb und lernen auf diese<br />

Weise unterschiedliche Berufsfelder intensiv kennen.<br />

Durch die engere Zusammenarbeit mit Betrieben und Betriebsangehörigen werden aus Sicht<br />

der Projekte nicht nur die Unterrichtsinformationen über die Ausbildungsstellen- und<br />

11


Arbeitsmarktsituation durch eigene Anschauung und Erfahrung angereichert, es wächst auch<br />

das persönliche Interesse an der Auseinandersetzung mit spezifischen Ausbildungs- und<br />

Arbeitsperspektiven. Bei den Neukonzeptionen der Betriebspraktika wird dieser<br />

motivationsfördernde Effekt <strong>von</strong> Praxiserfahrungen besonders berücksichtigt.<br />

Betriebspraktika dienen in zunehmendem Maße nicht nur der Überprüfung der eigenen<br />

Neigungen und Fähigkeiten im Hinblick auf betriebliche Anforderungen, sondern werden<br />

immer stärker <strong>als</strong> Erkundungspraktika angelegt, in denen Betriebsabläufe, Aspekte des<br />

technologischen Wandels und Arbeitsmarktsituationen analysiert werden.<br />

Fazit: Die systematische Verknüpfung <strong>von</strong> schulischem Lernen mit praktischen Erfahrungen<br />

führt nicht nur zu einer Verbesserung der sozialen und methodischen Kompetenzen, sondern<br />

bringt auch positive Effekte hinsichtlich Motivation und Anwesenheit mit sich.<br />

4.4 Förderung benachteiligter Jugendlicher (Folie 16)<br />

Schulerfolg und damit auch Bildungs- und Berufsperspektiven werden in Deutschland in<br />

hohem Maße durch die soziale Herkunft bestimmt, wie auch die jüngste PISA-Studie wieder<br />

bestätigt hat. Die Ausbildungschancen für schwache Schülerinnen und Schüler sind zurück<br />

gegangen, und die Erwerbsmöglichkeiten für Ungelernte und niedrig Qualifizierte werden<br />

weiter abnehmen. Aus diesen Gründen wird die Förderung und Qualifizierung benachteiligter<br />

Jugendlicher immer dringender.<br />

Dabei geht es zu einem erheblichen Teil um Jugendliche, die überdurchschnittlich häufig<br />

durch Schulmüdigkeit und Leistungsschwäche auffallen. Diese Jugendlichen verfügen selten<br />

über eine realistische Selbsteinschätzung. Entweder sie überschätzen sich und ihre Aussichten<br />

auf dem Arbeitsmarkt oder sie unterschätzen, bedingt durch jahrelangen Misserfolg und ein<br />

sehr geringes Selbstwertgefühl, ihre Fähigkeiten.<br />

Bislang wurde versucht, benachteiligte Jugendliche in nachschulischen Maßnahmen zur<br />

Ausbildungsreife zu bringen. Dieses Ziel wird auch im Rahmen des bundesweiten <strong>Programm</strong>s<br />

„Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf“ (vgl. BQF-<br />

<strong>Programm</strong>) durch innovative Maßnahmen verfolgt.<br />

Im SWA-<strong>Programm</strong> werden nun Maßnahmen, die sich an verstärktem Praxisbezug, Stärkung<br />

der Persönlichkeit sowie konkreten Hilfen zur Lebensbewältigung orientieren und die in der<br />

bisherigen nachschulischen Benachteiligtenförderung (Berufsvorbereitungslehrgänge) mit<br />

Erfolg praktiziert werden, bereits in der Schule angesiedelt. Die Erfahrungen der Projekte<br />

zeigen deutlich, dass Jugendliche in diesem Bildungsabschnitt weniger in ihrer<br />

Abwehrhaltung festgelegt und noch nicht <strong>von</strong> ihrer eigenen Nutzlosigkeit überzeugt sind.<br />

Auch die meist wenig ansprechbaren Eltern mit Migrationshintergrund erreicht man<br />

offensichtlich während der Schulzeit besser und kann sie folglich leichter einbeziehen.<br />

Als beispielhaft im SWA-<strong>Programm</strong> sind jene Ansätze zu betrachten, die eine Verknüpfung<br />

der drei Komponenten: vermehrter Praxisbezug, sozialpädagogische Betreuung und<br />

12


veränderte Lern- und Lehrformen in einem möglichst früh anzusetzenden schulischen<br />

Rahmen anstreben.<br />

Wichtig ist: Die in diesem Bereich arbeitenden Lehrkräfte brauchen die Fähigkeit und<br />

entsprechende Unterstützung, um die Maßnahmen zu adaptieren und ihrer jeweiligen<br />

Zielgruppe anzupassen und sie bedürfen der Weiterbildung und Entlastung in anderen<br />

Bereichen.<br />

Fazit: Durch Maßnahmen zur Förderung besonderer Gruppen noch während ihrer Schulzeit<br />

kann die hohe Anzahl teurer, nachschulischer Maßnahmen verringert werden. Allerdings wäre<br />

ein Umlenken eines Teils der eingesparten Mittel zur Finanzierung der schulischen<br />

Maßnahmen erforderlich, weil für die dargestellte Intensivbetreuung ein anderer<br />

Person<strong>als</strong>chlüssel notwendig ist.<br />

5 <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> Aufgabe der ganzen Schule<br />

Bei der Realisierung der Projekte im SWA-<strong>Programm</strong> wird auf fünf Elemente ein besonderes<br />

Gewicht gelegt (Folie 17). Es geht darum,<br />

• die Selbstständigkeit und die Eigenverantwortung der Jugendlichen in den Mittelpunkt zu<br />

rücken,<br />

• die Berufswahl <strong>als</strong> einen Prozess und nicht <strong>als</strong> eine punktuelle Entscheidung zu verstehen,<br />

• die Lehrkräfte in ihrer neuen Rolle <strong>als</strong> Moderatorinnen und Moderatoren zu begreifen,<br />

• die Kooperation und Vernetzung mit externen Partnern <strong>als</strong> notwendig zu erkennen und zu<br />

praktizieren und schließlich<br />

• <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> Aufgabe der ganzen Schule zu begreifen.<br />

Zumal das letzte Element hat sich im Verlauf der <strong>Programm</strong>realisation <strong>als</strong> zunehmend<br />

bedeutsam herausgestellt. Seien es die neu entwickelten Praktikumsformen, die neuen<br />

Kooperationsformen mit außerschulischen Akteuren oder der Einsatz des Berufswahlpasses,<br />

es setzte sich immer wieder die Erkenntnis durch, dass <strong>Berufsorientierung</strong> nur gelingen kann,<br />

wenn sie <strong>als</strong> Aufgabe der ganzen Schule begriffen wird.<br />

Wie weit wir insgesamt gesehen noch <strong>von</strong> einem allgemein bildenden berufsorientierenden<br />

Unterricht <strong>als</strong> Aufgabe der ganzen Schule entfernt sind, lässt sich am Bildungsverständnis<br />

messen, welches seitens des „Forum Bildung“ formuliert wurde (Folie 18). Dort wird auf drei<br />

Elemente verwiesen, die <strong>als</strong> miteinander verschränkt anzusehen sind: erstens<br />

Persönlichkeitsbildung, zweitens die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und drittens<br />

die Vorbereitung auf die berufliche Arbeitswelt (vgl. Forum Bildung 2002, S. 15). Sieht man<br />

diese drei Elemente <strong>als</strong> Einheit in jedem allgemein bildenden Unterricht, ist im Grunde jede<br />

Lehrkraft, auch in Fächern wie Mathematik, Deutsch, Kunst u.a., mit der Frage konfrontiert,<br />

13


auf welche Weise sie in ihrem Fachunterricht auch zur Förderung der <strong>Berufsorientierung</strong><br />

beiträgt bzw. beitragen kann.<br />

Auf dem Hintergrund dieses umfassenden Bildungsauftrags <strong>von</strong> Schule und der Auswertung<br />

der Zwischenergebnisse des SWA-<strong>Programm</strong>s lässt sich das spezifische Profil einer<br />

berufsorientierenden Schule skizzieren (vgl. Famulla/ Butz 2005). Von einer<br />

berufsorientierenden Schule kann gesprochen werden, wenn (Folie 19)<br />

• die <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> didaktisches Grundprinzip im Schulleitbild fest verankert ist<br />

und <strong>von</strong> der Schulleitung nachdrücklich vertreten wird,<br />

• sich diese Denkhaltung in einer Fächer- und Jahrgangsstufen übergreifenden Konzeption<br />

manifestiert und in einem kooperativen Netzwerk mit externen Partnern eingebunden ist,<br />

und schließlich<br />

• die Konzeption in einem lebendigen Dialog mit der Umwelt und ihren Mitgliedern<br />

fortlaufend kritisch reflektiert und angepasst wird.<br />

<strong>Das</strong> ist – zugegeben – ein anspruchsvolles Konzept <strong>von</strong> Schule, das sich aus guten Beispielen<br />

des SWA-<strong>Programm</strong>s wie auch aus anderen <strong>Programm</strong>en (Stichwort: „Selbstständige<br />

Schule“, vgl. Lohre/ Kober 2004) destillieren lässt, das aber in der Fläche ohne einen<br />

organisierten und bildungspolitisch gestützten Innovations- und Transferprozess nicht zu<br />

realisieren sein wird.<br />

Wichtigster Ansatzpunkt hierfür scheint die Entwicklung <strong>von</strong> Unterricht, <strong>von</strong> neuen Lernund<br />

Lehrformen, <strong>von</strong> Projektlernen, <strong>von</strong> fächerübergreifendem Unterricht mit Praxisbezügen<br />

auch außerhalb <strong>von</strong> Schule, kurz: <strong>von</strong> Unterrichtsentwicklung. Doch wer neue Lehr- und<br />

Lernformen entwickeln und anwenden will, braucht dazu motivierte und qualifizierte<br />

Lehrerinnen und Lehrer, die sich mit einer neuen Aufgabe auch selbst gefordert und gefördert<br />

sehen, das heißt, es bedarf der Personalentwicklung. Und wenn schließlich motivierte<br />

Schülerinnen und Schüler und qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer in neuen<br />

Unterrichtsformen die <strong>Berufsorientierung</strong> oder Aneignung <strong>von</strong> Ausbildungsfähigkeit <strong>als</strong><br />

längerfristigen Prozess verstehen, dann braucht es dazu ein förderliches Umfeld, eine<br />

Organisation, die lernt und entsprechende Organisationsstrukturen ausbildet.<br />

Auf dieses Ziel- und Handlungsdreieck <strong>von</strong> Unterrichts-, Personalentwicklung und<br />

Organisationsstrukturen, welches beispielsweise vom SWA-Projekt „Erweiterte<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> im System Schule“ explizit verfolgt wird (vgl. EBISS 2005), stoßen<br />

zwangsläufig auch andere Projekte oder <strong>Schulen</strong>, die bei der Realisierung <strong>von</strong> Maßnahmen<br />

zur Verbesserung des Übergangs einen erweiterten Begriff <strong>von</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> zugrunde<br />

legen. Dabei ist es unerheblich, welchen Ausgangspunkt man in diesem Handlungsdreieck<br />

wählt.<br />

Dennoch scheint die Erkenntnis dieses strukturellen Zusammenhangs nur die eine, fast<br />

möchte man sagen, die leichtere Seite der Medaille zu sein. Die praktische Umsetzung dieser<br />

14


Entwicklungs- oder <strong>Reformaufgabe</strong> entlang dieser drei Dimensionen und damit der<br />

Entwicklung <strong>von</strong> Schule <strong>als</strong> System ist die ungleich schwierigere.<br />

6 Schulreform braucht langen Atem<br />

<strong>Das</strong> Fazit aus den bisherigen Ausführungen lautet:<br />

• Durch die Gewichtsverschiebung <strong>von</strong> Qualifikation oder Wissen zu Kompetenz ist die<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> Angelegenheit eines jeden Faches geworden und umgekehrt:<br />

Kompetenzstärkung ist Ziel aller Fächer wie auch bei den speziellen<br />

Lerngegenständen der <strong>Berufsorientierung</strong>.<br />

• Durch die Praktizierung <strong>von</strong> neuen Lern- und Lehrformen (Stichwort: Projektlernen)<br />

wird die <strong>Berufsorientierung</strong> zu einer fachübergreifenden Aufgabe.<br />

• Durch die Verbindung mit Praxislernen (Lernform) wird die <strong>Berufsorientierung</strong> zu<br />

einer schulübergreifenden Aufgabe.<br />

Wenn diese Schlussfolgerungen so nahe liegend sind, stellt sich die Frage, warum sich<br />

<strong>Schulen</strong> mit der Realisierung dieses erweiterten Konzepts <strong>von</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> so schwer<br />

tun.<br />

Wer sich mit der Geschichte und der Theorie <strong>von</strong> Veränderungsprozessen in Organisationen<br />

beschäftigt, wird feststellen könnne, dass dies nicht nur eine Folge des Themas, sondern der<br />

Einstellung zu Veränderungsprozessen in der Institution Schule überhaupt ist. So<br />

identifizierte eine Studie der Uni Potsdam (Schaarschmidt u.a. 2002) zur beruflichen<br />

Motivation drei Gruppen <strong>von</strong> Lehrkräften an den <strong>Schulen</strong>: erstens die hoch motivierten, die in<br />

ihrem Arbeitseinsatz weit über ihre festgeschriebenen Pflichten hinaus gehen, zweitens jene,<br />

die im Prinzip engagiert sind, jedoch durch Misserfolge und fehlende Anerkennung schnell<br />

zur Resignation neigen und drittens eine Gruppe, bei der jeder Versuch der Neuerung abperlt.<br />

Im Schnitt lassen sich die Gruppen nach den Erkenntnissen der Studie etwa folgendermaßen<br />

quantifizieren: Zu der hoch motivierten Gruppe gehören etwa 15% der Lehrkräfte, zu der<br />

engagierten, aber zur Resignation neigenden Gruppe etwa 35% und zu den Reformresistenten<br />

etwa 50%, wonach diese Zahlen je nach Schule und Umfeld natürlich stark schwanken. 1<br />

Diese Konstellation – die in ihrer grundsätzlichen Zusammensetzung natürlich nichts Schulspezifisches<br />

darstellt, sondern in jeder Organisation zu finden sein dürfte – macht <strong>Schulen</strong>twicklungsarbeit<br />

nicht unbedingt zum Vergnügen. Veränderung findet ihren Anstoß praktisch<br />

immer aus einer Minderheitsposition heraus, wodurch ein Zwang entsteht, Unterstützung in<br />

der eigenen Institution zunächst einmal zu gewinnen. Und dies benötigt Zeit. Solche Verände-<br />

1<br />

Die Ergebnisse der Studie wurden hier sehr verkürzt und angepasst an den hier interessierenden<br />

Zusammenhang wiedergegeben.<br />

15


ungen im Rahmen einer üblichen Projektlaufzeit <strong>von</strong> etwa 3 Jahren erfolgreich umzusetzen,<br />

ist ein sehr ehrgeiziges Vorhaben. Die <strong>Schulen</strong>twicklungsforscherin Ursula Carle <strong>von</strong> der Uni<br />

Bremen hat sich auf der Basis einer intensiven internationalen Recherche mit dem Ablauf <strong>von</strong><br />

<strong>Schulen</strong>twicklungsprozessen beschäftigt und schätzt den Zeitbedarf für nachhaltige Reformprozesse<br />

an der Schule auf etwa 8 Jahre. Insofern seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn an Ihrer<br />

Schule nicht gleich alles optimal läuft.<br />

Die Erkenntnis über die Schwierigkeit, Veränderungen in Organisationen nachhaltig<br />

durchzuführen ist keine, die dem Schulwesen allein vorbehalten wäre.<br />

Im Kern unterscheiden die Organisationsentwickler bis heute drei Phasen:<br />

Motivierungsphase, Handlungsphase und Stabilisierungsphase oder wie Lewin, der Urahn der<br />

Organisationsforschung, es ursprünglich ausdrückte: Unfreeze, Move und Refreeze.<br />

Hier finden sie auch zugeordnet einige zentralen Faktoren jedes Veränderungsprozesses,<br />

nämlich die Bereiche Motivation, Macht/Status, Zeit, Mitarbeiterschulung/<br />

Personalentwicklung, Kommunikation und Führung. Aber auch dieses Phasenmodell taugt,<br />

wie so viele wissenschaftliche Phasenmodelle, zwar gut zur Analyse aber weniger zur<br />

praktischen Anwendung in der Organisationsentwicklung. Der Grund ist einfach: das, was<br />

man zur Analyse zwecks besseren Verständnis der Vorgänge sinnvoller weise trennt, gehört<br />

auf der Handlungsebene genauso sinnvoller weise zusammen. Ganzheitliche Ansätze, die alle<br />

Organisationsbereiche gleichzeitig umfassen, sind jetzt State of the Art. Refreezing, <strong>als</strong>o die<br />

Stabilisierung einer durchgeführten Veränderung gilt nicht mehr <strong>als</strong> erstrebenswertes Ziel,<br />

sondern die lernende Organisation, die sich stets selbst in Frage stellt und dadurch den sich<br />

verändernden Bedingungen und Ansprüchen des Umfeldes gerecht werden kann. Und man<br />

glaubt nicht mehr an Phasenmodelle, sondern an zirkuläre Entwicklungsprozesse. <strong>Das</strong><br />

bedeutet, dass vor allem schnelles Handeln mit kurzfristigen nachweislichen Erfolgen<br />

notwendig ist, um Änderungsbereitschaft zu erzeugen bzw. zu erhalten (Folie 20).<br />

Zur Organisationsentwicklung gehört eigenverantwortliches Handeln und die Beteiligung der<br />

Betroffenen. <strong>Das</strong> bedeutet aber, dass Veränderung nur dort stattfinden kann, wo dieser Kreis<br />

auch klein und überschaubar ist. Die vielfältigen Abhängigkeiten der Schule <strong>von</strong> der<br />

Außenwelt erschweren Veränderungsprozesse. Nur ein Teil der teilnehmenden Akteure<br />

befindet sich innerhalb der Schule. Alle anderen sind den unmittelbaren Einflüssen der<br />

Schulmitglieder weitestgehend entzogen, trotzdem aber <strong>von</strong> erheblichem Gewicht für die<br />

Möglichkeiten schulischen Handelns (z.B. Schuladministration, Politik, Eltern,<br />

Berufsberatung, Wissenschaft). Schule braucht Kooperationen und Unterstützung, aber sie<br />

braucht auch ein gehöriges Maß an Verantwortungsautonomie, damit sie<br />

Veränderungsprozesse langfristig im Sinne einer lernenden Organisation gestalten kann.<br />

16


7 <strong>Berufsorientierung</strong> im Aufwind?<br />

Einige bildungspolitische Initiativen deuten auf ein besseres Verständnis und mehr Nachdruck<br />

beim noch vereinzelten Bemühen, „<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> Aufgabe für die ganze Schule“<br />

anzunehmen und zu gestalten. Hierzu vier Stichworte: (Folie 21)<br />

Stichwort Schulprogramme: In einer Reihe <strong>von</strong> Bundesländern ist mittlerweile die<br />

Entwicklung <strong>von</strong> Schulprogrammen in Schulgesetzen festgelegt (vgl. <strong>als</strong> jüngstes Beispiel:<br />

Schulgesetz für das Land Berlin v. 26.01.2004, bes. §§ 4,8). In Abstimmung mit den<br />

außerschulischen Partnern (Eltern, Betrieben, Berufsberatung, Sozialpartnern, Hochschulen)<br />

kann <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> pädagogisches Konzept in einem Schulprogramm fixiert werden.<br />

Damit kann nicht nur die Kontinuität bei der Anwendung neuer Konzepte gewährleistet<br />

werden, <strong>Berufsorientierung</strong> muss auch nicht mehr <strong>als</strong> isoliertes Konstrukt im „Raum Schule“<br />

stehen.<br />

Stichwort Bildungsstandards: Mit der Entwicklung und Anwendung <strong>von</strong> nationalen<br />

Bildungsstandards verbindet sich die Vorstellung, dass Schule zur Realisierung ihrer Ziele<br />

mehr Eigenständigkeit erhalten soll, dass sie ihre Konzentration weniger auf den Erwerb <strong>von</strong><br />

Faktenwissen, <strong>als</strong> auf die Aneignung <strong>von</strong> Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler richten<br />

soll und dass Bildungsstandards schließlich in einem umfassenden Konzept <strong>von</strong><br />

Qualitätsentwicklung <strong>von</strong> Schule eingebettet sein sollen (vgl. Klieme 2004). Mit der<br />

Entwicklung eines Bildungsstandards „<strong>Berufsorientierung</strong>“ könnte seine Verankerung sowohl<br />

in einem allgemein verbindlichen Unterrichtsfach („Arbeitslehre“ oder „Arbeits- und<br />

<strong>Berufsorientierung</strong>“) <strong>als</strong> auch seine fächerübergreifende Wahrnehmung gefördert werden<br />

(vgl. Famulla 2004). In diesem Sinne sind auch die Arbeiten <strong>von</strong> Oberliesen u. a. an einem<br />

Kerncurriculum Arbeitslehre zu verstehen, in dem die „<strong>Berufsorientierung</strong>“ besonders<br />

ausgewiesen ist (vgl. Arbeitsgruppe Kerncurriculum 2003).<br />

Stichwort „Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit <strong>von</strong> Schule und Berufsberatung<br />

zwischen der Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit“ (vom 15.10.2004):<br />

Hier wird die gemeinsame Verpflichtung <strong>von</strong> Schule und Berufsberatung zur<br />

Berufswahlvorbereitung im Einzelnen begründet und <strong>als</strong> Ziel festgeschrieben, „dass allen<br />

jungen Menschen ein erfolgreicher Übergang <strong>von</strong> der Schule in Ausbildung, Studium und<br />

Erwerbsleben ermöglicht werden muss. Dazu gehört, nach Abschluss der Schule ohne Brüche<br />

und ‚Warteschleifen’ eine Ausbildung, ein Studium oder eine andere zu einem Beruf<br />

hinführende Qualifizierung aufnehmen und diese auch abschließen zu können.“ (BA/ KMK<br />

2004, S. 2)<br />

Stichwort „Empfehlungen des Hauptausschusses zur <strong>Berufsorientierung</strong> und<br />

Berufsberatung“ (Pressemitteilung des BIBB vom 28.02.2006) für Jugendliche und junge<br />

Menschen unter 25 Jahren, die den Übergang <strong>von</strong> der Schule in Ausbildung, Studium, Arbeit<br />

und Beruf erleichtern sollen. Darin wird – in Übereinstimmung mit Entschließungen des<br />

Rates der EU und Empfehlungen der OECD – die sowohl in Bildungs- wie auch in<br />

Gesellschaftspolitik steigende Bedeutung der <strong>Berufsorientierung</strong> und Berufsberatung<br />

17


hervor gehoben. Danach sind für eine nachhaltige Verbesserung der <strong>Berufsorientierung</strong> und<br />

Berufsberatung gemeinsame Anstrengungen aller am Prozess beteiligten Akteure<br />

erforderlich, weshalb sich der Hauptausschuss des BIBB neben dem Erhalt und Ausbau der<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> und Berufsberatung auch für eine engere Zusammenarbeit der<br />

verschiedenen Akteure ausspricht.<br />

Damit unterstreicht die Politik die Bedeutung einer besseren Vorbereitung der Jugendlichen<br />

auf Ausbildung, Arbeit und Beruf. Die Vereinbarung reflektiert die große Sorge der Jugend<br />

um ihre Zukunft und Integration in die Gesellschaft, die immer noch und wesentlich über eine<br />

erfolgreiche schulische und berufliche Ausbildung gesichert wird. Sie reflektiert aber auch die<br />

Sorge der Wirtschaft, die eine zunehmende Zahl <strong>von</strong> Jugendlichen mit unzureichender<br />

Ausbildungsfähigkeit registriert und sie reflektiert die Sorge der Politik, dass angesichts der<br />

demografischen Entwicklung und wegen der spätestens im Jahre 2015 fehlenden Fachkräfte<br />

die Bildungspotenziale nicht genügend erschlossen und gefördert worden sind.<br />

Es sollte in diesem Beitrag deutlich geworden sein (Folie 22), dass die Erreichung des großen<br />

Ziels, „möglichst allen Jugendlichen einen nachhaltig erfolgreichen Übergang in Ausbildung,<br />

Beruf und Arbeit“ zu ermöglichen, <strong>als</strong> eine <strong>Reformaufgabe</strong> im Strukturwandel der<br />

Arbeitsgesellschaft zu verstehen ist, für die aktuell erhebliche zusätzliche Anstrengungen und<br />

Ressourcen aufgebracht werden müssen und die <strong>als</strong> Investition in die Zukunft der Jugend<br />

ohne Alternative ist.<br />

8 Literatur<br />

Allmendinger, Jutta/ Ebner, Christian: Jugendliche vor dem Hürdenlauf. In: IAB Forum<br />

2/2005, S. 14 – 18.<br />

Arbeitsgruppe Kerncurriculum: Kerncurriculum Arbeit-Wirtschaft-Technik/Arbeitslehre. Zur<br />

Diskussion. Beilage zu Unterricht-Arbeit-Technik 1/2003.<br />

BA/ KMK: Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit <strong>von</strong> Schule und Berufsberatung<br />

zwischen Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit vom 15.10.2004.<br />

Baethge, Martin: Berufsprinzip und duale Ausbildung: Vom Erfolgsgaranten zum Bremsklotz<br />

der Entwicklung? In: Wittwer, Wolfgang (Hrsg.): Von der Meisterschaft zur<br />

Bildungswanderschaft. Bielefeld 1996, S. 109 – 124.<br />

Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt 1986.<br />

<strong>Berufsorientierung</strong> im Verbund. 2005 (Online), URL: http://www.berufsorientierung-imverbund.de.<br />

BIBB: <strong>Berufsorientierung</strong> und Berufsberatung. Hauptausschuss des Bundesinstituts für<br />

Berufsbildung beschließt Empfehlungen. Pressemitteilung vom 28.02.2006.<br />

18


BQF-<strong>Programm</strong>: „Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf“<br />

(Online), URL: http://www.kompetenzen-foerdern.de (Stand: 03.01.2006).<br />

Carle, Ursula: Was bewegt die Schule? Internationale Bilanz – praktische Erfahrungen – neue<br />

systemische Möglichkeiten für Schulreform, Lehrerbildung, <strong>Schulen</strong>twicklung und<br />

Qualitätssteigerung. (Grundlagen der Schulpädagogik Bd. 34), Baltmannsweiler 2000.<br />

Dehnbostel, Peter: Informelles Lernen: Arbeitserfahrungen und Kompetenzerwerb aus<br />

berufspädagogischer Sicht. Überarb. Vortrag anlässlich der 4. Fachtagung des<br />

<strong>Programm</strong>s „Schule-Wirtschaft/ Arbeitsleben“ am 18./19. September 2003 (Online),<br />

URL: http://www.swa-programm/tagungen/ (Stand: 03.01.2006).<br />

Dostal, Werner: Der Berufsbegriff in der Berufsforschung des IAB. In: Kleinhenz, Gerhard<br />

(Hrsg.): IAB-Kompendium Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Beiträge zur<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. BeitrAB 250, Nürnberg 2002, S. 463 – 474.<br />

EBISS: SWA-Projekt „Erweiterte <strong>Berufsorientierung</strong> im System Schule“. Kiel 2005 (Online).<br />

URL: http://ebiss.lernnetz.de (Stand: 03.01.2006).<br />

Expertenkommission: Expertenkommission Finanzierung lebenslangen Lernens (Hrsg.): Auf<br />

dem Weg zur Finanzierung lebenslangen Lernens. Zwischenbericht. Bielefeld 2002.<br />

Famulla, Gerd-E.: „<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>als</strong> Bildungsstandard?“ Vortrag auf der 5. Fachtagung<br />

des SWA-<strong>Programm</strong>s am 29./30.09.2004 in Potsdam. Bielefeld, Flensburg 2004<br />

(Online), URL: http://www.swa-programm.de/tagungen (Stand: 03.01.2006).<br />

Famulla, Gerd-E./ Butz, Bert: <strong>Berufsorientierung</strong>. Stichwort im Glossar. Bielefeld, Flensburg<br />

2005 (Online). URL: http://www.swa-programm.de/texte_material/glossar (Stand:<br />

15.12.2005).<br />

Forum Bildung: Arbeitsstab Forum Bildung: Empfehlungen und Einzelergebnisse des Forum<br />

Bildung II. Bonn 2002.<br />

Frenzel, Martin: Sanfte Alternativen zur ‚Agenda 2010’. Dänemarks Dritter Weg (1993 –<br />

2001) In: Gewerkschaftliche Monatshefte 8 – 9/ 2003, S. 481 – 491.<br />

Grill, Markus: Zeittotschlagen bis zum nächsten Bewerbungstermin (Online). URL:<br />

http://www.sternonline.de (Stand: 10.09.2003).<br />

Heidegger, Gerald: Gestaltung <strong>von</strong> Arbeit und Technik am Arbeitsplatz. Perspektiven<br />

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Kern, Horst/ Schumann, Michael: <strong>Das</strong> Ende der Arbeitsteilung. Rationalisierung in der<br />

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Klieme, Eckhard: Der Beitrag <strong>von</strong> Bildungsstandards zur Qualitätssicherung und<br />

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http://www.dipf.de/publikationen/volltexte/klieme_kmk_042004.pdf<br />

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Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II: Praxisband. 10. Aufl., Berlin 2003.<br />

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Numerus Clausus für Azubis? Ein Diskussionsbeitrag zur Klärung <strong>von</strong> Begriffen und<br />

Sachverhalten. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis. Heft 3/ 2005, S. 19 – 23.<br />

Odenwald, Stephanie: Jugend braucht Zukunft. Kommentar: Ausbildung lässt sich auch in<br />

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Oschmiansky, Heidi/ Schmid, Günter: Wandel der Erwerbsformen – Berlin und die<br />

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empirischer Untersuchungen. In: dies. (Hrsg.): Von der Schule in die Arbeitswelt.<br />

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Prandini, Markus: Persönlichkeitsbildung <strong>von</strong> Jugendlichen <strong>als</strong> Aufgabe und Ziel der<br />

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Pütz, Helmut: Wer engagiert sich für betriebliche Ausbildungsplätze? In: Berufsbildung in<br />

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Rauschenbach u.a.: Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen Bildungsbericht – Nonformale<br />

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Rebmann, Karin/ Tenfelde, Walter/ Uhe, Ernst: Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Eine<br />

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Schober, Karen: <strong>Berufsorientierung</strong> im Wandel – Vorbereitung auf eine veränderte<br />

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(Stand: 04.01.2006)<br />

Schober, Karen: „Ausbildungsreife“. Zur Diskussion um ein schwieriges Konstrukt –<br />

Erfahrungen der Bundesagentur für Arbeit (=Foliensatz zu einem Vortrag auf dem<br />

Expertenworkshop der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz am 2. Juli<br />

2004 in Bonn). Bonn 2004. (Online), URL:<br />

http://www.bibb.de/dokumente/pdf/agbfn_ausbildungsreife_schober.pdf (Stand:<br />

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Schönbohm-Wilke, Wiebke: Nach der Schule in die Leere? „Warteschleifen“ oder<br />

Ergänzungsangebote aus der Sicht <strong>von</strong> Lehrern. In: Henseler, Kurt/ Schönbohm-Wilke,<br />

Wiebke: Und nach der Schule? Beiträge zum „Übergang Schule-Beruf“ aus Theorie und<br />

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Stooß, Friedemann: Jugendliche in der Warteschleife – mehr <strong>als</strong> ein Streit um Zahlen und<br />

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TransVerbund: <strong>Das</strong> Projekt „Transferagenturen im Verbund“. 2005. (Online), URL:<br />

http://www.swa-programm.de/projekte/laender/transverbund.pdf (Stand: 03.01.2006).<br />

Voß, G. Günther: Berufssoziologie. In: Kerber/ H. / Schmieder, A. (Hrsg.): Spezielle<br />

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Wagner, Alexandra/ Gensior, Sabine: Zukunft der Arbeit. In: Expertisen für ein Berliner<br />

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Watermann, Rainer: „Ausbildungsreife“ – Ergebnisse der neueren empirischen<br />

Bildungsforschung (=Foliensatz zu einem Vortrag auf der Fachtagung „Zukunft der<br />

Berufsausbildung in Deutschland“ des BIBB am 4. und 5. November 2003 in Bonn.<br />

(Online), URL: http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_ft-zukunftberufsausbildung_watermann.pdf<br />

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Winkler, Michael u.a.: Ausbildungsfähigkeit <strong>von</strong> Regelschülern in Thüringen,<br />

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Winkler, Michael: Wie vorbereitet ist die Jugend auf Arbeit und Beruf? Ergebnisse und<br />

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SWA-<strong>Programm</strong>s am 18.09.2003 in Neukirchen. Bielefeld, Flensburg 2004. (Online),<br />

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(19.12.2005).<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): „Vom Konzept zur Kompetenz in der<br />

<strong>Berufsorientierung</strong>“. Zwischenergebnisse des <strong>Programm</strong>s „Schule-Wirtschaft/<br />

Arbeitsleben“. Bielefeld, Flensburg 2003. (Online), URL: http://www.swaprogramm.de/texte_material/swa_texte<br />

(Stand: 03.01.2006).<br />

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