Materialgrundlage 2 - Sw-cremer.de
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Info 2006 2007<br />
system ist in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten<br />
stark ins Wanken geraten (siehe auch<br />
Seite 24/25). Demnach muss es im<br />
Interesse aller sein, dass <strong>de</strong>r Staat<br />
Familien finanziell entlastet und ihnen<br />
bei <strong>de</strong>r Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r unter<br />
die Arme greift. Hier kommen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Möglichkeiten in Frage, etwa<br />
in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staat Steuererleichterungen<br />
gewährt, Kin<strong>de</strong>rgeld auszahlt o<strong>de</strong>r<br />
dafür sorgt, dass genug Betreuungsmöglichkeiten<br />
vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Eltern- statt Erziehungsgeld<br />
Ein wichtiger neuer Baustein <strong>de</strong>r Familienför<strong>de</strong>rung<br />
ist das sogenannte<br />
Elterngeld, das zum 1. Januar 2007<br />
das bisherige Erziehungsgeld ersetzen<br />
wird. Es soll <strong>de</strong>n Einkommensverlust<br />
nach <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s zumin<strong>de</strong>st<br />
teilweise reduzieren und die Väter<br />
darüber hinaus ermutigen, sich<br />
mehr um die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />
zu kümmern. Bisher war es so, dass<br />
die Familie zwar Zuwachs bekommt,<br />
das Familieneinkommen aber<br />
schrumpft o<strong>de</strong>r sogar ganz wegfällt,<br />
wenn ein Elternteil aufhört zu arbeiten,<br />
um sich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung zu widmen.<br />
Das Elterngeld will dies auffangen,<br />
es ist im Gegensatz zu Sozialhilfe<br />
o<strong>de</strong>r qArbeitslosengeld II allerdings<br />
keine staatliche Sozialleistung.<br />
Es steht vielmehr für einen Perspektivwechsel<br />
in <strong>de</strong>r Familienpolitik. Das<br />
Elterngeld erhalten nämlich nicht nur<br />
sozial Schwache bis zu einer gewissen<br />
Einkommensgrenze. Es kommt<br />
allen Eltern zugute, unabhängig von<br />
<strong>de</strong>ren Einkommen, und ist eine familienpolitische<br />
Leistung, mit <strong>de</strong>r die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung in <strong>de</strong>r kritischen<br />
Zeit nach <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s<br />
einen Schonraum vor allem für junge<br />
Eltern schaffen will. Sie will ihnen so<br />
ermöglichen, sich an ihre neue Rolle<br />
zu gewöhnen, ohne sich dabei im<br />
ersten Lebensjahr <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s um das<br />
finanzielle Auskommen sorgen zu<br />
müssen. Kern <strong>de</strong>s Elterngelds ist, dass<br />
<strong>de</strong>r Staat nach <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
das bisherige Einkommen <strong>de</strong>s erziehen<strong>de</strong>n<br />
Elternteiles zu 67 Prozent,<br />
maximal aber 1.800 Euro netto, ein<br />
Jahr lang auszahlt. Alle Familien erhalten<br />
einen Min<strong>de</strong>stbetrag von 300<br />
Euro, unabhängig davon ob man vorher<br />
gearbeitet hat o<strong>de</strong>r nicht. Die<br />
einzige Bedingung ist, dass man nicht<br />
mehr als 30 Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche<br />
arbeiten darf. Wenn sich <strong>de</strong>r Partner,<br />
in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Ehemann, in <strong>de</strong>n<br />
ersten Lebensmonaten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
auch an <strong>de</strong>r Erziehung beteiligt und<br />
entsprechend weniger arbeitet, bekommt<br />
die Familie das Elterngeld zwei<br />
weitere, insgesamt also 14, Monate.<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />
steuerlich absetzbar<br />
Eltern können die Kosten für ihre<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuung unter bestimmten<br />
Bedingungen und bis zu gewissen<br />
Grenzen von <strong>de</strong>r Steuer absetzen. Das<br />
hängt davon ab, wie alt das Kind ist<br />
und ob bei<strong>de</strong> Eltern arbeiten o<strong>de</strong>r nur<br />
ein Elternteil. Damit will <strong>de</strong>r Staat vor<br />
allem Eltern kleinerer Kin<strong>de</strong>r finanziell<br />
entlasten, die in <strong>de</strong>r Regel beson<strong>de</strong>rs<br />
hohe Betreuungskosten haben. Alleinerzieher<br />
erhalten zu<strong>de</strong>m einen zusätzlichen<br />
Freibetrag (1.308 Euro pro Jahr).<br />
?<br />
Familien finanziell för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />
mehr Betreuungsangebote für Kin<strong>de</strong>r?<br />
Das Elterngeld wird kontrovers diskutiert:<br />
Hätte <strong>de</strong>r Bund die dafür eingeplanten<br />
Summen und die steuerliche<br />
Absetzung von Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />
nicht besser dafür nutzen sollen,<br />
die Betreuungsangebote auszubauen<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Nutzung kostenlos<br />
für alle zu machen? Denn bislang müssen<br />
Eltern Geld dafür bezahlen, damit<br />
ihr Kind <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten o<strong>de</strong>r Hort<br />
Mit <strong>de</strong>m Geld sollen Familien<br />
direkt unterstützt wer<strong>de</strong>n, weil ...<br />
... viele Frauen sich nach <strong>de</strong>r Geburt voll<br />
und ganz ihrem Kind widmen und gar<br />
nicht in <strong>de</strong>n Beruf zurückkehren wollen.<br />
... <strong>de</strong>r Staat das Eltern- und Kin<strong>de</strong>rgeld<br />
unabhängig von Einkommensgrenzen<br />
zahlt.<br />
... die Eltern die Hauptverantwortung für<br />
die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r tragen und<br />
längst nicht alle die angebotenen<br />
Betreuungsmöglichkeiten nutzen wollen.<br />
Die steuerlichen Vorteile sollen außer<strong>de</strong>m<br />
einen Anreiz dafür schaffen, dass<br />
mehr Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n privaten<br />
Haushalten entstehen (siehe auch Seite<br />
22/23).<br />
Eine weitere staatliche Vergünstigung<br />
ist das qKin<strong>de</strong>rgeld beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>r qKin<strong>de</strong>rfreibetrag in<br />
Verbindung mit <strong>de</strong>m Betreuungsfreibetrag.<br />
Der Staat gewährt entwe<strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>rgeld o<strong>de</strong>r die Freibeträge. Das<br />
Finanzamt überprüft bei <strong>de</strong>r Steuererklärung<br />
automatisch, welche Wahl die<br />
günstigste für die Eltern ist.<br />
Als Kin<strong>de</strong>rgeld bekommen Eltern<br />
heute für das erste, zweite und dritte<br />
Kind monatlich jeweils 154 Euro, ab<br />
<strong>de</strong>m vierten Kind sind es 179 Euro.<br />
Allerdings gilt ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2007,<br />
dass das Kin<strong>de</strong>rgeld maximal nur noch<br />
bis zum 25. Lebensjahr ausbezahlt<br />
wird. Bislang bekam man es, sofern<br />
das Kind sich in <strong>de</strong>r Schul-, Berufsausbildung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Studium befand, bis<br />
zum Alter von 27 Jahren.<br />
besuchen kann. Diese Kosten können<br />
sie vom zu versteuern<strong>de</strong>n Einkommen<br />
abziehen, das heißt, sie zahlen weniger<br />
Steuern. Wie hoch <strong>de</strong>r individuelle Beitrag<br />
ist, hängt unter an<strong>de</strong>rem vom<br />
Wohnort, <strong>de</strong>m Träger <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
und <strong>de</strong>n Einkommensverhältnissen <strong>de</strong>r<br />
Eltern ab. Eltern mit einem geringen<br />
Einkommen zahlen <strong>de</strong>mnach weniger<br />
als Eltern, die viel Geld verdienen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Geld sollen Betreuungsmöglichkeiten<br />
unterstützt wer<strong>de</strong>n, weil ...<br />
... Frauen überhaupt nur dann in das Berufsleben<br />
zurückkehren können, wenn genug<br />
Betreuungsmöglichkeiten vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
... Steuerfreibeträge vor allem die<br />
Besserverdiener entlasten, von <strong>de</strong>r<br />
Infrastruktur profitieren alle gleich.<br />
... in Kin<strong>de</strong>rgärten, Horten und<br />
Ganztagesschulen alle Kin<strong>de</strong>r betreut und<br />
geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Das Elterngeld<br />
3 Das Elterngeld ersetzt 67<br />
Prozent <strong>de</strong>s bisherigen Einkommens<br />
<strong>de</strong>s erziehen<strong>de</strong>n<br />
Elternteiles bis zu einem Höchstsatz<br />
von 1.800 Euro netto.<br />
3 Es gibt einen vom<br />
Einkommen unabhängigen<br />
Sockelbetrag von 300 Euro.<br />
3 Dieser Sockelbetrag wird<br />
nicht mit an<strong>de</strong>ren sozialstaatlichen<br />
Transferleistungen,<br />
etwa mit <strong>de</strong>m Arbeitslosengeld<br />
II, verrechnet.<br />
3 Wer mehr als 30 Stun<strong>de</strong>n pro<br />
Woche arbeitet, hat keinen<br />
Anspruch auf Elterngeld.<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
zu aktuellen Themen<br />
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zum kostenlosen<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Internet-Tipp<br />
Grundsätzliche und aktuelle<br />
Informationen zur Familienpolitik<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
bietet die Webseite <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend: www.bmfsfj.<strong>de</strong><br />
Spezielle Informationen und<br />
Hintergrün<strong>de</strong> zum Ganztagsschulprogramm<br />
fin<strong>de</strong>n sich<br />
auf <strong>de</strong>r Webseite www.<br />
ganztagsschulen.org<br />
einem Angebot <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Bildung und Forschung.<br />
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