Materialgrundlage 2 - Sw-cremer.de
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INFO 2006 2007<br />
Finanzen<br />
&<br />
> Staatshaushalt > Steuersystem > Finanzpolitik<br />
Steuern<br />
Familien stärken<br />
Zukunft gestalten<br />
Einnahmen sichern
INHALT<br />
1<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
20<br />
22<br />
24<br />
26<br />
28<br />
Zum Thema<br />
Zukunft gestalten!<br />
Einführung<br />
Steuern gehen uns alle an<br />
Steuersystem<br />
Kein Kaffee ohne Steuern<br />
Steuerpolitik<br />
Fair und gerecht<br />
Steuergerechtigkeit<br />
Ein sozialer Rechtsstaat nimmt Rücksicht<br />
Einkommensteuer<br />
Der Staat verdient mit<br />
Umsatzsteuer<br />
Der Verbraucher zahlt<br />
Unternehmenssteuern<br />
Ohne Wachstum keine neuen Jobs<br />
Bun<strong>de</strong>shaushalt<br />
Regieren nach Zahlen<br />
Öffentliche Aufgaben<br />
Wo lan<strong>de</strong>t das Geld <strong>de</strong>r Bürger?<br />
Familienpolitik<br />
Familien vor!<br />
Schwarzarbeit<br />
Fair geht vor<br />
Zukunftsprogramm<br />
Zukunft ermöglichen<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
Neue Aufgaben für die Wirtschaftspolitik<br />
Fachwörter<br />
Auf einen Blick<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung<br />
e. V. in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />
Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />
Autoren: Michael Bornkessel (Aktualisierung),<br />
Caspar Dohmen, Achim Pollert<br />
Redaktion: Katharina Alexan<strong>de</strong>r,<br />
Michael Jäger (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktionsschluss: August 2006<br />
Pädagogische Beratung:<br />
Dr. Eva Maria Kabisch (Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e.V.,<br />
ehem. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend<br />
und Sport Berlin), Prof. Dr. Helmut Keim<br />
(Europäische Fachhochschule Brühl)<br />
Gestaltung:<br />
Susanne Knieriemen, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Fotos:<br />
Oliver Rüther, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Verlag:<br />
Universum Verlag GmbH & Co. KG,<br />
65175 Wiesba<strong>de</strong>n, www.universum.<strong>de</strong><br />
Herstellung:<br />
Manfred Morlok<br />
Druck:<br />
Druckerei H. Heenemann GmbH & Co., Berlin<br />
Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Diese Schrift wird kostenlos abgegeben und<br />
ist nicht zum Verkauf bestimmt.
ZUM THEMA<br />
Info 2006 2007<br />
Zukunft gestalten!<br />
W<br />
ir alle zahlen Steuern, selbst wenn es uns nicht immer bewusst ist.<br />
Egal ob wir arbeiten, einkaufen o<strong>de</strong>r verreisen, <strong>de</strong>r Staat verdient mit.<br />
Mit diesen Einnahmen finanzieren Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n in<br />
Deutschland einen umfassen<strong>de</strong>n Aufgabenkatalog wie zum Beispiel<br />
soziale Sicherung, Verkehr, Bildung und vieles mehr. Solche Aufgaben<br />
kann je<strong>de</strong>r von uns alleine nicht lösen, dies können nur die Bürger<br />
gemeinsam.<br />
Wer unser Steuersystem verstehen will, sollte nicht nur die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Steuern, Gebühren o<strong>de</strong>r Beiträge isoliert betrachten, son<strong>de</strong>rn<br />
seinen Blick auf die Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>m Steuer- und <strong>de</strong>m<br />
Wirtschaftssystem lenken. Gleichzeitig sollte je<strong>de</strong>r angesichts eines<br />
zusammenwachsen<strong>de</strong>n Europa und <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Verflechtung<br />
<strong>de</strong>r Weltwirtschaft bei <strong>de</strong>r Bewertung und Weiterentwicklung unseres<br />
Steuersystems immer auch Europa und die Weltwirtschaft im Auge<br />
behalten. Vor diesem Hintergrund kann man sich dann fragen:<br />
3 Können Wirtschaft und Wirtschaftswachstum mit Steuern beeinflusst<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
3 Was be<strong>de</strong>uten Steuern für die Unternehmen und die Arbeitnehmer?<br />
3 Welche Folgen hat eine zunehmen<strong>de</strong> Staatsverschuldung für die<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Generationen?<br />
3 Wie beeinflusst die Steuerbelastung das Spar- o<strong>de</strong>r Konsumverhalten<br />
<strong>de</strong>r Bürger?<br />
Die Gestaltung <strong>de</strong>r Steuern und Abgaben spiegelt immer auch die<br />
Zielvorstellungen <strong>de</strong>r politisch Verantwortlichen in unserem Staat<br />
wi<strong>de</strong>r. Ganz oben auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Regierung steht<br />
die Konsolidierung <strong>de</strong>s Staatshaushalts, die nachhaltige För<strong>de</strong>rung von<br />
Wachstum und Beschäftigung und die langfristige Sicherung <strong>de</strong>r<br />
sozialen Systeme.<br />
Eine positive Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens setzt die<br />
Mitwirkung <strong>de</strong>r Bürger voraus. Mitre<strong>de</strong>n und mitgestalten kann jedoch<br />
nur, wer informiert ist. Diese Broschüre vermittelt in vereinfachter<br />
Darstellung das Grundwissen über Haushalt und Steuern. Sie widmet<br />
sich damit einem staatlichen Bereich, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n von uns angeht, nicht<br />
zuletzt, weil die Auswirkungen direkt auf unserem Konto spürbar sind.<br />
Einen Überblick über die wichtigsten Begriffe bietet das<br />
Glossar „Auf einen Blick“ auf <strong>de</strong>n Seiten 28 und 29. Die dort<br />
erklärten Fachwörter sind im Text q gekennzeichnet.<br />
1
EINFÜHRUNG<br />
„Steuern gehen uns alle an“<br />
Wer glaubt, dass Steuern nur Arbeitnehmer, Unternehmen o<strong>de</strong>r vielleicht Autofahrer betreffen, ist auf<br />
<strong>de</strong>m Holzweg. Wir alle zahlen Steuern, selbst wenn es uns nicht immer bewusst ist. Wir nutzen Angebote<br />
und Einrichtungen <strong>de</strong>s Staates, die von Steuergel<strong>de</strong>rn finanziert wer<strong>de</strong>n. Ausbildung, Freizeit,<br />
Umwelt – kaum ein Bereich, in <strong>de</strong>m wir nicht mit <strong>de</strong>m Steuersystem in Berührung kommen. Das<br />
wissen auch die Redaktionsmitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schülerzeitung „Nachgehakt“. Sie kümmern sich um<br />
alle Aufgaben, die so eine Zeitung mit sich bringt. Dazu gehören zum Beispiel Gel<strong>de</strong>r für die Redaktionsausgaben<br />
auftreiben und verwalten, Bürobedarf einkaufen, Rechnungen schreiben und vieles<br />
mehr. Fast immer stößt dabei einer von ihnen auf finanz- und steuerpolitische Themen, wenn auch<br />
manchmal nur indirekt.<br />
2
Info 2006 2007<br />
„<br />
TOBI, 18 Jahre alt, schreibt für sein<br />
Leben gern und will später einmal<br />
Journalist wer<strong>de</strong>n. Er hat bereits<br />
einige Artikel an größere Zeitschriften<br />
und Online-Portale verkauft und<br />
damit etwas Geld verdient. Seine<br />
Spezialgebiete: Politik, Wirtschaft<br />
und Sport.<br />
„<br />
Ich will unbedingt einen<br />
Computer mit mehr<br />
Speed! Der ist zwar<br />
teuer, aber bald habe ich<br />
das Geld zusammen –<br />
hoffentlich noch vor <strong>de</strong>r<br />
Umsatzsteuererhöhung<br />
im Jahr 2007.<br />
“ “<br />
“<br />
Wenn ich schon die<br />
ganze Arbeit mit <strong>de</strong>r<br />
Zeitung habe, will<br />
ich auch ein gutes<br />
Programm haben,<br />
das nicht ständig<br />
abstürzt. Mal sehen,<br />
wie ich die Schulleitung<br />
davon<br />
überzeugen kann!<br />
MARK ist schon am längsten bei<br />
<strong>de</strong>r Schülerzeitung. Er ist 20 Jahre<br />
alt und dreht bereits die zweite<br />
Ehrenrun<strong>de</strong>. Er ist Schulsprecher<br />
und weiß immer als Erster über<br />
je<strong>de</strong> Neuigkeit Bescheid. Mit<br />
seinem Charme besticht er alle<br />
Lehrer und ist beson<strong>de</strong>rs im Verhan<strong>de</strong>ln<br />
unschlagbar.<br />
„<br />
“<br />
Bisher konnte ich zwölf<br />
Anzeigenkun<strong>de</strong>n für<br />
unsere Schülerzeitung<br />
gewinnen. Wenn ich es<br />
jetzt noch schaffe, <strong>de</strong>n<br />
großen Computerhersteller<br />
in <strong>de</strong>r Stadt zu<br />
einer Extrabeilage zu<br />
überre<strong>de</strong>n, sind die<br />
nächsten vier Ausgaben<br />
geritzt!<br />
ANNE wird von ihren Freun<strong>de</strong>n<br />
gerne als „rasen<strong>de</strong> Reporterin“<br />
bezeichnet. Die 19-Jährige geht<br />
<strong>de</strong>n Dingen auf <strong>de</strong>n Grund und ist<br />
so gut wie nie ohne ihren Fotoapparat<br />
unterwegs. Für das nächste<br />
Schwerpunktthema interviewt sie<br />
ihre Mitschüler.<br />
„<br />
“<br />
„<br />
Ohne LUCA wür<strong>de</strong> die Redaktion bald<br />
im Chaos versinken. Er ist sehr ordnungsliebend<br />
und ein echtes Organisationstalent.<br />
Der 18-Jährige kümmert<br />
sich um die Rechnungen, verwaltet<br />
das Geld, zahlt Honorare, klärt Rechte<br />
ab und kümmert sich um die Einkäufe.<br />
Nach <strong>de</strong>r Schule möchte er einen<br />
kaufmännischen Beruf erlernen.<br />
„<br />
Mit Zahlen umzugehen<br />
macht mir einfach Spaß.<br />
Für die Redaktion führe<br />
ich ein Haushaltsbuch<br />
und notiere alles, was<br />
an Geld reinkommt und<br />
rausgeht. Dadurch<br />
konnten wir die Schülerzeitung<br />
vor <strong>de</strong>m finanziellen<br />
Ruin retten!<br />
“<br />
Ich schreibe total gerne<br />
Filmkritiken. Lei<strong>de</strong>r<br />
sind die Kinoeintrittskarten<br />
ziemlich teuer,<br />
und die Redaktion hat<br />
auch nur wenig Geld<br />
dafür übrig. In Zukunft<br />
wer<strong>de</strong> ich wohl wie<strong>de</strong>r<br />
mehr Bücher- statt<br />
Filmtipps geben.<br />
SARAH ist sehr kreativ und hat schon<br />
Flyer für angesagte Partys und an<strong>de</strong>re<br />
Veranstaltungen gestaltet. Daher hat<br />
ihr vier Jahre jüngerer Bru<strong>de</strong>r Mark sie<br />
überre<strong>de</strong>t, die Schülerzeitung grafisch<br />
zu betreuen. Sarah wünscht sich ein<br />
neues Grafikprogramm, mit <strong>de</strong>m sie<br />
die Zeitung gestalten kann.<br />
Ob Politiker, Lehrer o<strong>de</strong>r<br />
Eltern, je<strong>de</strong>r glaubt zu<br />
wissen, wie die „optimale<br />
Schule“ auszusehen hat.<br />
Uns Schüler fragt dabei<br />
keiner. Wir brauchen keine<br />
Nachmittagsbetreuung,<br />
son<strong>de</strong>rn richtig gute<br />
Freizeitangebote!<br />
CONNY ist für die Veranstaltungs-,<br />
Kino- und Büchertipps in „Nachgehakt“<br />
zuständig. Um immer aktuell<br />
sein zu können, geht sie auf viele<br />
Feste und min<strong>de</strong>stens einmal im<br />
Monat ins Kino. Das geht ganz schön<br />
ins Geld, aber zum Glück bekommt<br />
die 17-Jährige öfter mal Freikarten.<br />
3
STEUERSYSTEM<br />
Mark hat für das Schulfest 180 Euro gesammelt. Luca ist begeistert: „Super! Nichts wie los zum Getränkemarkt.<br />
Du kannst in <strong>de</strong>r Zwischenzeit ja schon mal die Preislisten schreiben. Vergiss nicht, 50 Prozent auf <strong>de</strong>n Einkaufspreis<br />
draufzuschlagen. Wir müssen ja auch ein bisschen Gewinn für unsere Zeitung machen.“<br />
„Kein Kaffee ohne Steuern“<br />
Niemand zahlt gerne q Steuern, doch je<strong>de</strong>r Staat ist auf diese<br />
Einnahmequelle angewiesen. Wie sollte er die Aufgaben <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft sonst finanzieren? In Deutschland gibt es mehr als<br />
30 verschie<strong>de</strong>ne Steuerarten. Weitere Geldquellen wie q Gebühren,<br />
Beiträge und Kredite run<strong>de</strong>n die staatlichen Einnahmen ab.<br />
Der Staat will seinen Anteil<br />
Es ist egal, ob wir im Internet eine CD<br />
bestellen, im Supermarkt Lebensmittel<br />
einkaufen o<strong>de</strong>r beim Imbiss um die<br />
Ecke einen Döner essen – wenn wir<br />
bezahlen, dann bekommt <strong>de</strong>r Staat<br />
einen Teil davon ab! Steuern sind die<br />
wichtigsten Einnahmequellen <strong>de</strong>s<br />
Staates. Das Grundgesetz regelt in <strong>de</strong>n<br />
Artikeln 104a bis 115 ganz genau, welche<br />
Steuern Bund und Län<strong>de</strong>r erheben<br />
dürfen. Außer<strong>de</strong>m legt diese sogenannte<br />
Finanzverfassung fest, wie die<br />
Einnahmen auf die öffentlichen Ebenen<br />
(Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n)<br />
aufzuteilen und wie Unterschie<strong>de</strong> im<br />
Steueraufkommen zwischen „reicheren“<br />
und „ärmeren“ Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
auszugleichen sind. So gibt es Steuern,<br />
die nur einer öffentlichen Ebene zustehen:<br />
Die Gemein<strong>de</strong>n bekommen beispielsweise<br />
die q Gewerbe- und die<br />
Grundsteuer sowie einige kleinere<br />
eigene Steuern, etwa die Hun<strong>de</strong>steuer.<br />
Die Län<strong>de</strong>r erhalten die Kraftfahrzeug-,<br />
die Erbschaft- und Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer<br />
sowie die Biersteuer.<br />
Dem Bund stehen die Steuern auf<br />
Mineralöl, Tabak, Branntwein und<br />
Kaffee sowie die Versicherungsteuer<br />
zu. Die sogenannten q Gemeinschaftsteuern,<br />
vor allem Lohn-,<br />
Einkommen und Umsatzsteuer, wer<strong>de</strong>n<br />
dagegen nach einem festgelegten<br />
Schlüssel auf alle verteilt.<br />
4
Info 2006 2007<br />
Steuereinnahmen 2005<br />
In Deutschland wur<strong>de</strong>n im Jahr 2005 insgesamt 452 Milliar<strong>de</strong>n Euro an Steuern eingenommen. Davon in Millionen Euro:<br />
Zweitwohnungsteuer 3 Stromsteuer 1<br />
Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer 2 4.791 6.462 6.990<br />
1, 2, 3<br />
Zinsabschlag<br />
Erbschaftsteuer 2 4.097<br />
8.673 Kfz-Steuer 2<br />
Zölle 4 3.378<br />
8.750 Versicherungsteuer 1<br />
Branntweinsteuer 1 2.142<br />
9.952<br />
1, 2, 3<br />
Kapitalertragsteuer<br />
Rennwett- u. Lotteriesteuer 2 1.813 128.684<br />
Kaffeesteuer 1 1.003<br />
Lohnsteuer/<br />
10.205 Grundsteuer 3<br />
Einkommensteuer<br />
Biersteuer 2 777<br />
1, 2, 3<br />
10.315 Solidaritätszuschlag 1<br />
Schaumweinsteuer 1 424<br />
139.712<br />
Umsatzsteuer<br />
14.273 Tabaksteuer 1<br />
75<br />
40.101 Mineralölsteuer 1<br />
Feuerschutzsteuer 2 331<br />
1, 2, 3<br />
Hun<strong>de</strong>steuer 3 234<br />
1, 2, 3<br />
16.333 Körperschaftsteuer<br />
Vergnügungssteuer 3 223<br />
32.129 Gewerbesteuer 3<br />
Vermögensteuer 2 97<br />
Zwischenerzeugnissteuer 1 27<br />
Jagd- und Fischereisteuer 3 24 1 Schankerlaubnissteuer 3<br />
10 3 1<br />
Alkopopsteuer 1<br />
Getränkesteuer 3<br />
Kinosteuer 3<br />
Quelle: BMF, Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />
BAGATELLSTEUERN sind<br />
Steuern, die nur einen<br />
geringen Ertrag bringen.<br />
Dazu gehören beispielsweise<br />
Getränke- und Kinosteuern.<br />
Um das System etwas zu<br />
vereinfachen, hat man viele<br />
von ihnen inzwischen<br />
abgeschafft.<br />
Die Steuererträge fließen an: 1 Bund, 2 Län<strong>de</strong>r, 3 Gemein<strong>de</strong>n, 4 EU<br />
Fünf Hauptströme<br />
und drei Steuerarten<br />
Obwohl es recht viele verschie<strong>de</strong>ne<br />
Steuern gibt, spru<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r<br />
Staatseinnahmen aus einigen wenigen<br />
Steuerquellen. Davon sind die Umsatzsteuer<br />
(siehe auch Seite 12/13) sowie<br />
die Lohn- und qEinkommensteuer<br />
die ergiebigsten: Sie summierten sich<br />
im Jahr 2005 auf stolze 268 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro. Mit <strong>de</strong>r Mineralöl-, Gewerbe- und<br />
Körperschaftsteuer sind schon 79 Prozent<br />
aller Steuereinnahmen beisammen.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen Steuern wer<strong>de</strong>n in<br />
direkte o<strong>de</strong>r indirekte Steuern eingeteilt.<br />
So will <strong>de</strong>r Staat die direkten Steuern<br />
unmittelbar, also „direkt“ vom Steuerzahler,<br />
haben, wie etwa die Einkommensteuer<br />
von je<strong>de</strong>m Arbeitnehmer.<br />
Bei <strong>de</strong>n indirekten Steuern ist noch eine<br />
Stelle dazwischengeschaltet, die diese<br />
Steuern stellvertretend für jemand<br />
an<strong>de</strong>ren abführt. Wenn beispielsweise<br />
ein Autofahrer seinen Wagen auftankt,<br />
wird für das Benzin die Mineralölsteuer<br />
fällig. Doch <strong>de</strong>r Käufer führt diese nicht<br />
direkt an das Finanzamt ab, son<strong>de</strong>rn<br />
zahlt sie <strong>de</strong>m Tankstellenpächter, <strong>de</strong>r<br />
sie weiterleiten muss. Steuern wer<strong>de</strong>n<br />
aber auch danach unterschie<strong>de</strong>n, worauf<br />
<strong>de</strong>r Staat sie erhebt.<br />
Besitzsteuern<br />
Hierzu gehören Einkommen-, Kapitalertrag-,<br />
Körperschaft- und Erbschaftsteuer.<br />
Sie zählen zu <strong>de</strong>n direkten<br />
Steuern und wer<strong>de</strong>n auf Einkommen<br />
o<strong>de</strong>r Vermögen erhoben. Sie richten<br />
sich also danach, wie viel man mit seiner<br />
Arbeit o<strong>de</strong>r seinem Unternehmen<br />
verdient, wie viel Zinsen man mit seinem<br />
Vermögen erwirtschaftet o<strong>de</strong>r<br />
wie wertvoll ein Erbe ist.<br />
Verkehrsteuern<br />
Hierzu zählen die Umsatz-, Kraftfahrzeug-<br />
o<strong>de</strong>r Lotteriesteuern. Sie sind<br />
an einen rechtlichen o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />
Vorgang, etwa wenn wir etwas<br />
einkaufen, gebun<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n auf<br />
Güter und Dienstleistungen erhoben<br />
und dann auf <strong>de</strong>n Preis aufgeschlagen.<br />
Auf diesem Weg zahlt je<strong>de</strong>r<br />
Verbraucher diese indirekten Steuern.<br />
Die persönliche Belastung richtet sich<br />
also nicht nach <strong>de</strong>m Einkommen,<br />
son<strong>de</strong>rn hängt davon ab, wie viel<br />
man einkauft.<br />
Verbrauchsteuern<br />
Sie gehören ebenfalls zu <strong>de</strong>n indirekten<br />
Steuern und wer<strong>de</strong>n fällig, wenn man<br />
bestimmte Waren verbraucht – daher<br />
auch <strong>de</strong>r Name. Die bekanntesten<br />
Verbrauchsteuern sind die Mineralöl-,<br />
Tabak- und Stromsteuer. Darum gilt<br />
auch hier: Wer viel konsumiert, <strong>de</strong>r<br />
zahlt auch mehr Steuern. Wer dagegen<br />
seinen Verbrauch reduziert,<br />
etwa in<strong>de</strong>m er ein Auto mit niedrigem<br />
Spritverbrauch fährt o<strong>de</strong>r weniger<br />
Zigaretten raucht, zahlt weniger<br />
Steuern.<br />
?<br />
Beeinflussen Steuern<br />
das Konsumverhalten?<br />
Mit <strong>de</strong>n sogenannten Lenkungssteuern<br />
versucht <strong>de</strong>r Staat das Verhalten<br />
<strong>de</strong>r Bürger in eine gewünschte Richtung<br />
zu „lenken“. So wur<strong>de</strong> vor zwei<br />
Jahren auf Alkopops eine Son<strong>de</strong>rsteuer<br />
erhoben, um das Produkt mit<br />
Rücksicht auf die Gesundheit <strong>de</strong>r<br />
Jungendlichen unattraktiv zu machen<br />
und <strong>de</strong>n Konsum einzuschränken.<br />
Weitere Lenkungssteuern sind zum<br />
Beispiel auch die Tabak- und die Ökosteuer.<br />
Wer sich nicht umwelt- und<br />
gesundheitsbewusst verhält, zahlt<br />
mehr Steuern. Das Steuermehraufkommen<br />
wird unter an<strong>de</strong>rem für<br />
Präventionsmaßnahmen eingesetzt.<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und<br />
vertiefen mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
zu aktuellen Themen aus<br />
<strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />
zum kostenlosen Download<br />
unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Internet-Tipp<br />
Das Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r<br />
Finanzen informiert auf seiner<br />
Website über die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Steuerarten: www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
5
STEUERPOLITIK<br />
„Heute Abend läuft <strong>de</strong>r neue Animationsfilm in <strong>de</strong>n Kinos an. Kann ich mir für die Eintrittskarte acht Euro<br />
nehmen?“, fragt Conny. „Da wird Luca sicher was dagegen haben, <strong>de</strong>n Luxus können wir uns gera<strong>de</strong> nicht<br />
leisten. Aber wir sollten generell mal überlegen, <strong>de</strong>n Preis für „Nachgehakt“ anzuheben, damit wir mehr<br />
Geld einnehmen. Sonst können wir unsere laufen<strong>de</strong>n Kosten bald nicht mehr bezahlen“, sagt Tobi.<br />
„Fair und gerecht“<br />
Steuerpolitik ist keine einfache Sache: Eine Regierung muss einerseits<br />
dafür sorgen, dass <strong>de</strong>r Staat genug Geld zur Verfügung hat,<br />
um alle öffentlichen Aufgaben zu erfüllen. An<strong>de</strong>rerseits darf sie<br />
die Steuerschraube aber auch nicht allzu fest anziehen, damit <strong>de</strong>n<br />
Bürgern genug finanzielle Mittel für Konsum und Vermögensbildung<br />
(beispielsweise für die Altersvorsorge) bleiben.<br />
Steuern damals und heute<br />
Früher war die q Steuer eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />
Einnahme, die <strong>de</strong>r Staat in<br />
Ausnahmezeiten erhoben hat. Sie<br />
trug nur einen kleinen Teil zur Finanzierung<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Aufgaben<br />
bei. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit hat sie sich allerdings<br />
zur wichtigsten Einnahmequelle<br />
<strong>de</strong>s Staates entwickelt. Steuern wer<strong>de</strong>n<br />
eingeführt, oft erhöht, seltener<br />
gesenkt, kaum abgeschafft, auch wenn<br />
sie ursprünglich nur vorübergehend<br />
erhoben wer<strong>de</strong>n sollten. Das hat dazu<br />
geführt, dass das Steuersystem immer<br />
komplexer wur<strong>de</strong>. Es gibt einen Reformbedarf,<br />
das Steuersystem zu vereinfachen.<br />
Eine mo<strong>de</strong>rne Steuerpolitik<br />
sollte alle Bevölkerungsgruppen entsprechend<br />
ihrer Leistungsfähigkeit belasten<br />
und das Augenmerk auf die<br />
Höhe <strong>de</strong>r Steuern legen. Dazu gehört,<br />
dass <strong>de</strong>r Staat alle Einkunftsarten, unabhängig<br />
davon, ob sie aus Arbeit, Sparguthaben<br />
o<strong>de</strong>r Gewinnen stammen,<br />
gleichmäßig besteuern sollte. Sinnvoll<br />
wäre zu<strong>de</strong>m, Lücken in <strong>de</strong>r Besteuerung<br />
zu schließen. Der Steuerehrliche<br />
soll schließlich nicht <strong>de</strong>r Dumme sein.<br />
Steuerpolitik als<br />
Gesellschaftspolitik<br />
Der Staat setzt Steuern dazu ein, um<br />
gesellschaftspolitische Aufgaben zu<br />
lösen, beispielsweise die Wirtschaft zu<br />
för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Umweltschutz zu<br />
verbessern. Das Grundprinzip ist einfach:<br />
Entwe<strong>de</strong>r belohnt er gewünschtes<br />
o<strong>de</strong>r belastet unerwünschtes<br />
Verhalten. Steuern wer<strong>de</strong>n hier als<br />
gesellschaftspolitisches Instrument eingesetzt.<br />
Die Kraftfahrzeugsteuer ist ein<br />
6
Info 2006 2007<br />
Beispiel: Beson<strong>de</strong>rs schadstoffarme<br />
Autos wer<strong>de</strong>n, im Gegensatz zu Kraftfahrzeugen<br />
mit hohem Schadstoffausstoß,<br />
sehr viel niedriger besteuert.<br />
Dem Bürger wird damit ein finanzieller<br />
Anreiz geboten, sich beim Autokauf<br />
für ein umweltfreundliches Mo<strong>de</strong>ll<br />
zu entschei<strong>de</strong>n. Der Staat unterstützt<br />
so <strong>de</strong>n Klimaschutz und för<strong>de</strong>rt<br />
<strong>de</strong>n Einsatz von umweltschonen<strong>de</strong>n<br />
Technologien.<br />
Steuern zur Erzielung<br />
von Einnahmen<br />
Keine Regierung erlässt o<strong>de</strong>r erhöht<br />
Steuern, ohne einen wichtigen Grund<br />
dafür zu haben. Mit Steuern wird <strong>de</strong>r<br />
Finanzbedarf <strong>de</strong>r öffentlichen Haushalte<br />
ge<strong>de</strong>ckt. Man nennt das <strong>de</strong>n fiskalischen<br />
Zweck. Der Staat hat in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen Jahrzehnten immer<br />
mehr Aufgaben übernommen, das<br />
hat seinen Preis. Denn je mehr Aufgaben<br />
<strong>de</strong>r Staat erfüllen muss, umso<br />
mehr Geld muss er auch ausgeben.<br />
Allerdings kann er diese Ausgaben<br />
nicht grenzenlos über steigen<strong>de</strong> Steuern<br />
o<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong> Sozialversicherungsbeiträge<br />
ab<strong>de</strong>cken.<br />
Der Staat darf sich jedoch nicht<br />
immer weiter verschul<strong>de</strong>n: Die öffentlichen<br />
Haushalte (Bund, Län<strong>de</strong>r und<br />
Gemein<strong>de</strong>n) stehen mittlerweile mit<br />
über 1,5 Billionen Euro in <strong>de</strong>r Krei<strong>de</strong>,<br />
und <strong>de</strong>r Bund muss heute je<strong>de</strong>n<br />
sechsten Euro seiner Ausgaben für<br />
Zinsen aufwen<strong>de</strong>n. Wenn sich diese<br />
Entwicklung fortsetzt, bleibt für<br />
dringend benötigte Zukunftsinvestitionen<br />
in Bildung und Infrastruktur<br />
schlicht kein Geld übrig, weil neun<br />
von zehn Euro in soziale Sicherung,<br />
Schul<strong>de</strong>ndienst o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re zwingen<strong>de</strong><br />
Ausgaben fließen.<br />
Steuersubventionsabbau<br />
<strong>de</strong>n finanziellen Handlungsspielraum.<br />
Dafür muss er die Staatsverschuldung<br />
begrenzen und die Einnahmen und<br />
Ausgaben beständig machen.<br />
Zuletzt hat die Bun<strong>de</strong>sregierung zum<br />
1. Januar 2006 die Eigenheimzulage<br />
sowie eine Reihe an<strong>de</strong>rer Steuervergünstigungen<br />
abgeschafft. Außer<strong>de</strong>m<br />
wur<strong>de</strong>n seit 1998 rund siebzig Steuerschlupflöcher<br />
gestopft und zahlreiche<br />
Ausnahmeregelungen eingeschränkt.<br />
Alleine die Streichung <strong>de</strong>r Eigenheimzulage<br />
soll <strong>de</strong>m Fiskus Einsparungen<br />
von jährlich rund sechs Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
bringen. Das Geld kann für wichtige<br />
staatliche Aufgaben, zum Beispiel im<br />
Bildungsbereich, verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
?<br />
Wozu<br />
Subventionen?<br />
Der Begriff q Subvention kommt<br />
aus <strong>de</strong>m Lateinischen: „subvenire“<br />
be<strong>de</strong>utet „unterstützen, tragen“. Subventionen<br />
sind <strong>de</strong>mzufolge finanzielle<br />
Hilfen ohne eine unmittelbare Gegenleistung,<br />
die <strong>de</strong>r Staat seinen Bürgern<br />
o<strong>de</strong>r Unternehmen gewährt. Beispielsweise<br />
unterstützt <strong>de</strong>r Staat Problembranchen<br />
und versucht, soziale Härten,<br />
wie etwa im Bergbau, durch Finanzhilfen<br />
und Steuervergünstigungen auszugleichen.<br />
Auch gibt es Subventionen<br />
aus umweltpolitischen Grün<strong>de</strong>n,<br />
beispielsweise um <strong>de</strong>n Schadstoffausstoß<br />
und die Treibhausgasemission<br />
PRO<br />
Sie konservieren alte Strukturen. Damit<br />
wer<strong>de</strong>n Steuergel<strong>de</strong>r verschwen<strong>de</strong>t.<br />
Hohe Subventionsausgaben kosten<br />
viel Geld. Dieses fehlt <strong>de</strong>m Staat für<br />
seine Kernaufgaben wie beispielsweise<br />
Bildung und Sicherheit.<br />
Finanzhilfen und Steuervergünstigungen<br />
wer<strong>de</strong>n länger gezahlt als<br />
ursprünglich vorgesehen. Damit<br />
wird <strong>de</strong>r notwendige Strukturwan<strong>de</strong>l<br />
gehemmt.<br />
Abgabenquoten<br />
im internationalen<br />
Vergleich 2004<br />
In Deutschland erreichen Steuereinnahmen<br />
eine Höhe von 20,4 Prozent<br />
<strong>de</strong>r erarbeiteten Wirtschaftsleistung<br />
(<strong>de</strong>s Bruttoinlandsprodukts). Rechnet<br />
man die Sozialabgaben hinzu, ergibt<br />
sich eine gesamte Abgabenquote<br />
von insgesamt 34,6 Prozent. Damit<br />
liegen die Deutschen im internationalen<br />
Mittelfeld.<br />
Angaben in Prozent <strong>de</strong>s<br />
Bruttoinlandsprodukts<br />
%<br />
Abgaben-<br />
quote<br />
Steuer<br />
quote<br />
Es wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Steuervergünstigungen<br />
eingeführt, um bestimmte<br />
gesellschaftliche Gruppen<br />
und Unternehmen zu entlasten o<strong>de</strong>r<br />
um bestimmte Wirtschaftszweige zu<br />
unterstützen. Doch dafür ist mittlerweile<br />
kein Geld mehr da. Denn um<br />
Politik aktiv gestalten zu können,<br />
benötigt <strong>de</strong>r Staat einen ausreichen-<br />
Schwe<strong>de</strong>n 36,2 50,7<br />
Dänemark 44,8 49,6<br />
Frankreich 27,5 43,7<br />
Österreich 28,3 42,9<br />
Italien 29,5 42,2<br />
Großbritannien 29,4 36,1<br />
Deutschland 20,4 34,6<br />
Kanada 28,0 33,0<br />
Slowakei 18,4 30,8<br />
Irland 25,7 30,2<br />
Schweiz 22,2 29,4<br />
USA 18,7 25,4<br />
Quelle: OECD, 2005<br />
zu reduzieren. Im Jahr 2003 betrugen<br />
die Subventionen von Bund, Län<strong>de</strong>rn,<br />
Kommunen sowie <strong>de</strong>r EU in Deutschland<br />
insgesamt 58,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />
Sollen Subventionen abgebaut wer<strong>de</strong>n?<br />
KONTRA<br />
Sie stützen Einkommen und die<br />
Produktion. So wur<strong>de</strong> durch die<br />
Eigenheimzulage für die „Häuslebauer“<br />
die Bauindustrie geför<strong>de</strong>rt.<br />
Durch Subventionen lässt sich ein<br />
politisch erwünschter Zweck för<strong>de</strong>rn,<br />
beispielsweise Zuschüsse für Betreiber<br />
von Kraft-Wärme Kopplungsanlagen.<br />
Sie sind als zeitlich begrenzte Hilfen für<br />
Problembranchen gedacht. Der Strukturwan<strong>de</strong>l,<br />
wie beispielsweise im Bergbau,<br />
soll sozialverträglich abgefe<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
KURIOSE STEUERN<br />
Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt gab<br />
es in Württemberg die<br />
Spatzensteuer. Um das<br />
Saatgut auf seinen Fel<strong>de</strong>rn<br />
zu schützen, mussten die<br />
Untertanen von Herzog Karl<br />
Eugen von Württemberg<br />
(1728–1793) jährlich zwölf<br />
leben<strong>de</strong> Spatzen abliefern.<br />
Immerhin bezahlte <strong>de</strong>r<br />
Herzog dafür sechs Kreuzer.<br />
Doch wer ihm keine Spatzen<br />
bringen konnte, <strong>de</strong>m drohte<br />
eine Geldbuße von zwölf<br />
Kreuzern.<br />
Zum Nachlesen<br />
Im Subventionsbericht <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung kann man<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>r Finanzhilfen<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r<br />
Steuervergünstigungen nachlesen.<br />
Er kann auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzministeriums<br />
unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong> kostenlos bestellt o<strong>de</strong>r<br />
heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Broschüre „Die wichtigsten<br />
Steuern im internationalen<br />
Vergleich 2005“ kann<br />
ebenfalls beim Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium<br />
kostenlos angefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
7
STEUERGERECHTIGKEIT<br />
Bei <strong>de</strong>r Arbeitsaufteilung für die nächste Ausgabe stellt Mark fest, dass Anne nur einen Artikel übernimmt: „Kannst<br />
du nicht wie wir alle noch ein paar Beiträge mehr schreiben?“ „Meine Mutter ist krank, und ich muss die nächsten<br />
Tage <strong>de</strong>n Haushalt schmeißen. Aber zur Not lege ich eben Nachtschichten ein“, antwortet Anne pflichtbewusst.<br />
„Quatsch, unter <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n musst du natürlich nicht so viel machen wie die an<strong>de</strong>ren“, fin<strong>de</strong>t Mark.<br />
„Ein sozialer Rechtsstaat<br />
nimmt Rücksicht“<br />
Eine gerechte Besteuerung orientiert sich nach <strong>de</strong>m Verständnis<br />
unseres q Sozialstaats in erster Linie an <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />
je<strong>de</strong>s Einzelnen. Wie dies konkret geschehen muss, darüber diskutieren<br />
die unterschiedlichen politischen Richtungen immer aufs<br />
Neue. Derzeit gibt es verschie<strong>de</strong>ne Bausteine, mit <strong>de</strong>nen die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung für Steuergerechtigkeit sorgen will. So hat <strong>de</strong>r<br />
Gesetzgeber ein q Existenzminimum in Form eines Grundfreibetrages<br />
eingeräumt, für <strong>de</strong>n gar keine Einkommensteuer anfällt.<br />
Der progressive Steuertarif<br />
Ein weiterer Baustein im Gesamtsystem<br />
ist <strong>de</strong>r sogenannte q progressive<br />
Einkommensteuertarif. Das be<strong>de</strong>utet:<br />
Je höher das Einkommen ist, <strong>de</strong>sto<br />
mehr steigt die prozentuale Steuerbelastung.<br />
Der Eingangssteuersatz beträgt<br />
15 Prozent, er wird ab 7.665<br />
Euro fällig. Von nun an steigt <strong>de</strong>r<br />
Steuersatz schrittweise: bis zu einem<br />
Einkommen von rund 12.700 Euro im<br />
Jahr zunächst auf 24 Prozent, dann in<br />
einer gleichmäßigen Gera<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n<br />
Spitzensteuersatz von 42 Prozent (ab<br />
52.152 Euro im Jahr).<br />
Allerdings ist <strong>de</strong>r prozentuale Anteil<br />
<strong>de</strong>r Einkommensteuer am zu versteuern<strong>de</strong>n<br />
Einkommen, <strong>de</strong>r sogenannte<br />
Durchschnittssteuersatz, wesentlich<br />
niedriger. Denn man muss für die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Einkommensstufen jeweils<br />
unterschiedliche Sätze abführen. Das<br />
heißt, <strong>de</strong>r jeweils höhere Steuersatz ist<br />
nie für das gesamte zu versteuern<strong>de</strong><br />
Einkommen fällig, son<strong>de</strong>rn immer nur<br />
8
Info 2006 2007<br />
für die Beträge, die die nächste<br />
Steuerstufe übersteigen. So wird<br />
beispielsweise <strong>de</strong>r Steuersatz von<br />
42 Prozent nur auf <strong>de</strong>n Einkommensbereich<br />
angewen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r 52.152 Euro<br />
übersteigt.<br />
Soziale Umstän<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n berücksichtigt<br />
Doch die Höhe <strong>de</strong>s Einkommens ist<br />
nicht das Einzige, was im Steuerrecht<br />
Steuerklassen<br />
Je<strong>de</strong>r Arbeitnehmer erhält von seiner<br />
Gemein<strong>de</strong>- o<strong>de</strong>r Stadtverwaltung seine<br />
Lohnsteuerkarte, in <strong>de</strong>r seine Steuerklasse<br />
eingetragen ist. Die Steuerkarte gibt er<br />
seinem Arbeitgeber.<br />
Steuerklasse I:<br />
Ledige und geschie<strong>de</strong>ne Arbeitnehmer<br />
Steuerklasse II:<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>m Haushalt<br />
gehört min<strong>de</strong>stens ein Kind<br />
Steuerklasse III:<br />
Verheiratete<br />
Steuerklasse IV:<br />
Verheiratete, wenn bei<strong>de</strong> Ehegatten etwa<br />
gleichen Lohn beziehen<br />
Steuerklasse V:<br />
Mitverdienen<strong>de</strong> Ehegatten mit <strong>de</strong>utlich<br />
geringerem Einkommen als <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Ehegatte, <strong>de</strong>r nach Steuerklasse III<br />
besteuert wird<br />
Steuerklasse VI:<br />
Arbeitnehmer mit zweiten und<br />
weiteren Beschäftigungsverhältnissen<br />
zählt: Der Staat berücksichtigt auch<br />
die persönlichen Lebensverhältnisse.<br />
Wer für seinen Ehepartner o<strong>de</strong>r seine<br />
Kin<strong>de</strong>r sorgt, <strong>de</strong>r muss in <strong>de</strong>r Regel<br />
weniger Steuern an das Finanzamt<br />
abführen als ein Alleinstehen<strong>de</strong>r.<br />
Eltern können entwe<strong>de</strong>r qKin<strong>de</strong>rgeld<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n qKin<strong>de</strong>rfreibetrag in Anspruch<br />
nehmen. Das Finanzamt prüft<br />
nach, was sich für <strong>de</strong>n Steuerzahler<br />
günstiger auswirkt. Alleinerziehen<strong>de</strong><br />
erhalten einen zusätzlichen Freibetrag<br />
in Höhe von 1.308 Euro (siehe auch<br />
Seite 20/21). Auch Pflegekosten für<br />
die Betreuung von Familienangehörigen<br />
wer<strong>de</strong>n bis zu einer gewissen<br />
Grenze steuerlich anerkannt (siehe<br />
auch Seite 22/23).<br />
? Weshalb eine „Reichensteuer“?<br />
Um das verfassungsrechtlich verankerte<br />
Prinzip zu betonen, dass sich<br />
die Besteuerung nach <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />
richten soll, führt die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
zum 1. Januar 2007 einen<br />
zweiten Spitzensteuersatz ein. Ab<br />
einem Einkommen von über 250.000<br />
Euro für Ledige beziehungsweise<br />
500.000 Euro für Verheiratete gilt<br />
dann ein Steuersatz von 45 Prozent.<br />
Spitzenverdiener sollen einen höheren<br />
Beitrag zu <strong>de</strong>n Staatsfinanzen leisten.<br />
Allerdings gilt das nur für Arbeitnehmer,<br />
<strong>de</strong>nn unternehmerische<br />
Lasten gleichmäßig<br />
verteilen<br />
Einkommensteuertarif 2006/2007<br />
Ein Sozialstaat wie Deutschland versucht,<br />
die Lasten gerecht auf die Schultern<br />
seiner Bürger zu verteilen. Neben<br />
<strong>de</strong>n Ausgaben für soziale Sicherung,<br />
die aus <strong>de</strong>n Sozialversicherungsbeiträgen<br />
finanziert wer<strong>de</strong>n, gibt <strong>de</strong>r Staat<br />
auch einen Teil <strong>de</strong>r Steuereinnahmen<br />
für das qArbeitslosengeld II o<strong>de</strong>r<br />
die Rentenkasse aus.<br />
Mit <strong>de</strong>r Zeit ist ein umfangreiches<br />
Umverteilungssystem entstan<strong>de</strong>n.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r überprüfen die Politiker,<br />
ob die Belastungen und Vergünstigungen<br />
sozial ausgewogen verteilt<br />
sind.<br />
Gewinne sind davon zunächst ausgenommen.<br />
Insgesamt soll die<br />
„Reichensteuer“ Bund, Län<strong>de</strong>rn und<br />
Gemein<strong>de</strong>n im Jahr 2007 Mehreinnahmen<br />
in Höhe von 250 Millionen<br />
Euro bescheren. Es gibt aber auch<br />
viele Kritiker, die gegen die Reichensteuer<br />
sind. Sie befürchten, dass <strong>de</strong>r<br />
Verwaltungsaufwand unverhältnismäßig<br />
hoch sein wird.<br />
Außer<strong>de</strong>m, so die Kritik, wird damit<br />
gerechnet, dass einige Besserverdiener<br />
das Land verlassen wer<strong>de</strong>n,<br />
um ihrer Steuerlast zu entgehen.<br />
Zum Nachlesen<br />
Das Schülermagazin „Sozialpolitik“<br />
gibt einen guten<br />
Überblick über Strukturen,<br />
Prinzipien und Leistungen<br />
<strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r sozialen<br />
Sicherung in Deutschland<br />
und über die Probleme und<br />
Reformperspektiven <strong>de</strong>r<br />
Sozialpolitik. Das Magazin<br />
kann bestellt wer<strong>de</strong>n unter<br />
www.sozialpolitik.com<br />
Internet-Tipp<br />
Die Bun<strong>de</strong>szentrale für<br />
politische Bildung bietet<br />
Informationsmaterial auch<br />
speziell zu Steuern und<br />
Finanzen an unter<br />
www.bpb.<strong>de</strong><br />
Steuerfreies<br />
Steuerfreies<br />
q Existenzminimum/<br />
Existenzminimum/<br />
Grundfreibetrag<br />
Grundfreibetrag<br />
Eingangssteuersatz/<br />
Eingangssteuersatz/<br />
Progressionszone<br />
q Progressionszone<br />
Spitzensteuersatz<br />
Spitzensteuersatz<br />
Spitzensteuersatz II/<br />
Reichensteuer<br />
Spitzensteuersatz II/<br />
(ab 1. Januar 2007)<br />
Reichensteuer<br />
(ab 1. Januar 2007)<br />
Keine Keine Einkommensteuer zahlt, zahlt, wer wer als als Single Single weniger als<br />
7.664 als 7.664 Euro o<strong>de</strong>r Euro als o<strong>de</strong>r verheiratetes als verheiratetes Paar weniger Paar weniger als 15.329 als<br />
Euro 15.329 im Jahr Euro verdient. im Jahr verdient.<br />
Wer das steuerfreie Existenzminimum überschreitet,<br />
Wer zahlt das Steuern. steuerfreie Seine Existenzminimum Belastung nimmt überschreitet, im Verhältniszahlt<br />
Steuern. zum steigen<strong>de</strong>n Seine Belastung Einkommen nimmt zu. im Der Verhältnis niedrigste zum steigen<strong>de</strong>n<br />
Steuersatz Einkommen (Eingangssteuersatz) zu. Der niedrigste beträgt Steuersatz 15 Prozent, (Eingangssteuersatz)<br />
<strong>de</strong>r höchste beträgt 42 Prozent. 15 Prozent, <strong>de</strong>r höchste 42 Prozent.<br />
Der Teil <strong>de</strong>s Einkommens, <strong>de</strong>r 52.152 Euro (Verheiratete:<br />
Teil <strong>de</strong>s 104.304 Einkommens, Euro) im <strong>de</strong>r Jahr 52.152 übersteigt, Euro (Verheiratete:<br />
ist <strong>de</strong>rzeit<br />
Der<br />
104.304 mit <strong>de</strong>m Euro) Höchststeuersatz im Jahr übersteigt, von 42 ist <strong>de</strong>rzeit Prozent mit belastet. <strong>de</strong>m<br />
Höchststeuersatz von 42 Prozent belastet.<br />
Ab einem zu versteuern<strong>de</strong>n Privateinkommen über<br />
Ab<br />
250.000<br />
einem zu<br />
Euro<br />
versteuern<strong>de</strong>n<br />
für Ledige und<br />
Privateinkommen<br />
500.000 Euro<br />
über<br />
für Verheiratete<br />
wird <strong>de</strong>r Steuersatz von 42 Prozent auf 45<br />
250.000 Euro für Ledige und 500.000 Euro für Verheiratete<br />
Prozent erhöht. (Ausschließlich unternehmerische<br />
Gewinneinkünfte<br />
wird <strong>de</strong>r Steuersatz<br />
sind davon<br />
von<br />
ausgenommen)<br />
42 Prozent auf 45<br />
Prozent erhöht (unternehmerische Gewinneinkünfte sind<br />
davon ausgenommen).<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
zu aktuellen Themen<br />
aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />
zum kostenlosen<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
9
EINKOMMENSTEUER<br />
„Hi Luca, was machst du <strong>de</strong>nn da?“, grüßt Conny. „Die Steuererklärung meines Vaters. Ich bekomme<br />
100 Euro, wenn ich es schaffe“, erklärt Luca und blättert in seinen Unterlagen. „Du machst Witze!“ „Nein,<br />
im Ernst. Der wird ganz schön Augen machen – ich bin nämlich schon fast fertig!“ Conny zuckt mit <strong>de</strong>n<br />
Achseln: „Du bist echt nicht von dieser Welt!“<br />
„Der Staat verdient mit“<br />
Eine <strong>de</strong>r wichtigsten staatlichen Einnahmequellen ist die<br />
q Einkommensteuer, zu <strong>de</strong>r auch die Lohnsteuer <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
gehört. Wie viel man hier zahlen muss, hängt von <strong>de</strong>r Höhe<br />
<strong>de</strong>r individuellen Einnahmen ab, die beispielsweise aus Arbeit,<br />
Vermietung o<strong>de</strong>r Zinsen stammen können.<br />
vom Einkommen abgezogen wer<strong>de</strong>n<br />
können, wenn sie zur Erwerbung,<br />
Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen<br />
dienen. Ist das zu versteuern<strong>de</strong><br />
Einkommen ermittelt, zeigt ein Blick in<br />
<strong>de</strong>n Einkommensteuertarif, wie viel an<br />
das Finanzamt abzuführen ist.<br />
Einkommen versteuern<br />
Wenn wir arbeiten, egal ob als Angestellter,<br />
Arbeiter o<strong>de</strong>r Selbstständiger,<br />
müssen wir auf alle unsere Einkünfte<br />
Einkommensteuer zahlen. Um sie zu<br />
berechnen, addiert das Finanzamt<br />
zunächst alle Einkünfte. Dazu zählen<br />
neben Löhnen, Gehältern und Einkommen<br />
aus selbstständiger Arbeit<br />
auch die Einkünfte aus Kapitalvermö-<br />
gen, etwa Zinsen, o<strong>de</strong>r aus Vermietung<br />
und Verpachtung. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist also die Höhe <strong>de</strong>s zu versteuern<strong>de</strong>n<br />
Einkommens. Sie ist die Berechnungsgrundlage<br />
für das Finanzamt.<br />
Allerdings <strong>de</strong>ckt sie sich nicht unbedingt<br />
mit <strong>de</strong>n tatsächlichen Einnahmen.<br />
Zum Beispiel kann man von <strong>de</strong>n<br />
Einnahmen bestimmte Ausgaben abziehen,<br />
Arbeitnehmer etwa Werbungskosten.<br />
Das sind Aufwendungen, die<br />
Ob jemand zu viel o<strong>de</strong>r zu wenig<br />
Einkommensteuer gezahlt hat, prüfen<br />
die Finanzbeamten anhand einer<br />
qSteuererklärung. Zu viel gezahlte<br />
Steuern bekommen die Bürger natürlich<br />
erstattet. Eine Nachzahlung for<strong>de</strong>rt<br />
das Finanzamt, wenn man neben seinem<br />
Arbeitslohn noch an<strong>de</strong>re steuerpflichtige<br />
Einkünfte hatte, zum Beispiel<br />
Mieteinnahmen, die bislang noch nicht<br />
im zu versteuern<strong>de</strong>n Einkommen berücksichtigt<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
10
Info 2006 2007<br />
So holt sich <strong>de</strong>r<br />
Staat das Geld<br />
Einkommensteuerpflichtig sind natürliche<br />
Personen, wie Arbeitnehmer und<br />
Gewerbetreiben<strong>de</strong>. Kapitalgesellschaften<br />
unterliegen dagegen <strong>de</strong>r Körperschaftsteuer.<br />
Bei Personengesellschaften<br />
besteuert <strong>de</strong>r Staat je<strong>de</strong>n<br />
Gesellschafter als natürliche Person.<br />
Die gesetzliche Grundlage bil<strong>de</strong>t hier<br />
das Einkommensteuergesetz (EstG).<br />
Der Staat kommt auf drei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Wegen zu seinen Einkommensteuer-Einnahmen:<br />
3 Bei Einkünften aus nichtselbstständiger<br />
Arbeit (Löhne, Gehälter) zieht<br />
das Finanzamt die Einkommensteuer<br />
vom Arbeitslohn ein, daher heißt sie<br />
auch qLohnsteuer: Der Arbeitgeber<br />
führt sie gleich an das Finanzamt<br />
ab (Steuerabzugsverfahren).<br />
3 Nach Ablauf <strong>de</strong>s jeweiligen Jahres<br />
muss ein Einkommensteuerpflichtiger<br />
bei seinem Finanzamt eine<br />
Einkommensteuererklärung einreichen.<br />
Das Finanzamt rechnet dann<br />
aus, ob man Steuern nachzahlen<br />
muss o<strong>de</strong>r etwas zurückbekommt.<br />
3 Bei Einnahmen aus Kapitalanlagen<br />
(zum Beispiel Zinsen) wird Kapitalertragsteuer<br />
erhoben.<br />
Zur Einkommensteuer kommen die Belastungen<br />
durch <strong>de</strong>n qSolidaritätszuschlag<br />
und gegebenenfalls die qKirchensteuer.<br />
Bei<strong>de</strong> Steuern wer<strong>de</strong>n in<br />
einem festen prozentualen Verhältnis<br />
zur Einkommensteuer berechnet.<br />
Einkommenspyrami<strong>de</strong> in Deutschland<br />
Die Höchstverdiener in Deutschland mit einem Jahreseinkommen ab 245.423 Euro<br />
aufwärts machen 0,3 Prozent aller Einkommensteuerpflichtigen aus. Sie zahlen<br />
jedoch gut zwölf Prozent <strong>de</strong>s gesamten Einkommensteueraufkommens – genauso<br />
viel, wie 44 Prozent aller Steuerpflichtigen mit einem Jahreseinkommen zwischen<br />
6.902 und 20.459 Euro.<br />
Ledige (Grundtabelle)<br />
Steuerpflichtige (Ledige)<br />
(Anteil in Prozent)<br />
28,2<br />
25,3<br />
18,5<br />
13,8<br />
Steuerpflichtige<br />
(Ledige) insgesamt:<br />
10.008.419<br />
Zu versteuern<strong>de</strong>s Jahreseinkommen<br />
in Euro<br />
245.423 o<strong>de</strong>r mehr<br />
3<br />
0,3<br />
0,5<br />
5,6<br />
1,6 8,4<br />
3,0<br />
5,4<br />
3,3<br />
3<br />
122.724 bis unter 245.423<br />
71.592 bis unter 122.724<br />
52.293 bis unter 71.592<br />
9,6<br />
40.918 bis unter 71.592<br />
29.984 bis unter 40.918<br />
20.459 bis unter 29.984<br />
12.756 bis unter 20.459<br />
12,3<br />
11,2<br />
9,9<br />
6.902 bis unter 12.756<br />
2,1<br />
1 bis unter 6.902<br />
0,1<br />
Einkommensteuer<br />
(Anteil in Prozent)<br />
18,6<br />
22,3<br />
Einkommensteuereinnahmen<br />
insgesamt:<br />
60.792 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
Quelle: F.A.Z.-Grafik Brocker, Mai 2006, nach Daten <strong>de</strong>s BMF<br />
3<br />
ELSTER<br />
Mit <strong>de</strong>r Elektronischen Steuererklärung<br />
(kurz: ELSTER), die<br />
via Internet übermittelt wird,<br />
verfolgen Bund und Län<strong>de</strong>r<br />
das Ziel, die Abgabe und<br />
Bearbeitung von Steuererklärungen<br />
bürgerfreundlicher<br />
und weniger verwaltungsaufwendig<br />
zu gestalten. Infos<br />
dazu im Internet unter:<br />
www.finanzamt.<strong>de</strong><br />
?<br />
Ungleiche Besteuerung<br />
von Arbeit und Kapital?<br />
Grundsätzlich sollen Einkünfte aus<br />
Arbeit und Kapital gleich besteuert<br />
wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Praxis hat <strong>de</strong>r Staat<br />
jedoch mit einigen Schwierigkeiten zu<br />
kämpfen: Beim Arbeitnehmer zieht <strong>de</strong>r<br />
Arbeitgeber die Steuern automatisch<br />
ein und führt sie an das Finanzamt ab.<br />
Bei Kapitaleinkünften, wie etwa Zinserträgen,<br />
ist <strong>de</strong>r Staat dagegen auf die<br />
Steuerehrlichkeit seiner Bürger angewiesen.<br />
So konnten Steuerpflichtige<br />
bisher Steuern hinterziehen, in<strong>de</strong>m sie<br />
ihre Kapitaleinkünfte einfach verschwiegen<br />
haben. Mit <strong>de</strong>m Gesetz zur<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Steuerehrlichkeit hat<br />
das Finanzamt jetzt aber die Möglichkeit,<br />
bei konkretem Verdacht die<br />
Kontoinformationen einer Person<br />
abzurufen.<br />
Die Lohnsteuer umfasst heute mehr<br />
als ein Viertel <strong>de</strong>s gesamten Steueraufkommens.<br />
1960 waren es gera<strong>de</strong><br />
einmal rund zwölf Prozent. Die Gewinnsteuern<br />
(Körperschaft-, Gewerbeund<br />
Einkommensteuer) machen dagegen<br />
13 Prozent <strong>de</strong>s gesamten<br />
Steueraufkommens aus. Sie lagen<br />
1970 noch bei 25 Prozent und 1960<br />
bei mehr als einem Drittel. Diese Entwicklung<br />
erklärt sich unter an<strong>de</strong>rem<br />
dadurch, dass sich die Arbeitnehmer<br />
<strong>de</strong>r Lohnsteuer kaum entziehen<br />
können. Die Unternehmen dagegen<br />
haben im Rahmen ihrer Gewinnermittlung<br />
wesentlich größere Gestaltungmöglichkeiten,<br />
zum Beispiel<br />
in<strong>de</strong>m sie ihren Sitz ins Ausland verlagern<br />
o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Abschreibungsmöglichkeiten<br />
nutzen. Allerdings ist<br />
<strong>de</strong>r Gesetzgeber bemüht, diesem<br />
Trend entgegenzuwirken. Daher hat<br />
er seit 1998 die Steuern für Personenund<br />
Kapitalgesellschaften gesenkt<br />
und bereits eine Vielzahl von „Steuerschlupflöchern“<br />
geschlossen. Außer<strong>de</strong>m<br />
wer<strong>de</strong>n auch weiterhin Steuersubventionen<br />
abgebaut.<br />
Internet-Tipp<br />
Einen Überblick über Einkommensarten<br />
und die<br />
Ermittlung <strong>de</strong>s zu versteuern<strong>de</strong>n<br />
Einkommens gibt die<br />
Broschüre „Einkommen- und<br />
Lohnsteuer“ vom Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
<strong>de</strong>r Finanzen.<br />
Zu bestellen unter: www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
11
UMSATZSTEUER<br />
„Sie sind fertig!“, ruft Sarah und holt die letzte DVD aus <strong>de</strong>m Brenner. Tobi schaut skeptisch: „Ich glaube nicht,<br />
dass sich die Schulaufführung <strong>de</strong>r Theater-AG gut verkauft. Hoffentlich kriegen wir die Ausgaben für die Rohlinge<br />
wie<strong>de</strong>r rein!“ „Klar, <strong>de</strong>nk nur an die vielen stolzen Eltern. Die wer<strong>de</strong>n uns die Dinger aus <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n reißen, und<br />
wir können vom Gewinn das neue Grafikprogramm kaufen, bevor es nächstes Jahr noch teurer wird!“<br />
„Der Verbraucher zahlt“<br />
Wenn wir einkaufen o<strong>de</strong>r eine Dienstleistung in Anspruch nehmen,<br />
wird fast immer die qUmsatzsteuer fällig. Diese Steuer auf <strong>de</strong>n<br />
Konsum wird auf <strong>de</strong>n Warenwert „aufgeschlagen“ und gehört mit<br />
zu <strong>de</strong>n wichtigsten Einnahmequellen <strong>de</strong>s Staates. Sie ist für alle<br />
gleich hoch, egal ob man viel, wenig o<strong>de</strong>r gar nichts verdient.<br />
Umsatzsteuersatz<br />
16 %<br />
19 %<br />
7%<br />
0%<br />
Normaler Umsatzsteuersatz<br />
von 16 bzw. 19 Prozent<br />
(ab 1. Januar 2007)<br />
Ermäßigter<br />
Umsatzsteuersatz<br />
von sieben Prozent<br />
Von <strong>de</strong>r Umsatzsteuer<br />
befreit<br />
Gilt für die meisten Waren,<br />
Güter und Dienstleistungen<br />
Gilt für wichtige Güter <strong>de</strong>s täglichen Bedarfs<br />
wie Lebensmittel, Bücher, Zeitungen, Fahrkarten<br />
für <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr<br />
Mieten, Arzthonorare, Eintrittspreise<br />
für Konzerte, Museen und Theater<br />
Alltägliche Steuerzahlung<br />
Wenn wir eine Zeitung kaufen, die<br />
Wohnung renovieren lassen o<strong>de</strong>r eine<br />
Fahrkarte für <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr<br />
am Automaten ziehen, je<strong>de</strong>s<br />
Mal zahlen wir Umsatzsteuer (umgangssprachlich<br />
auch Mehrwertsteuer<br />
genannt). Diese Steuer erhebt <strong>de</strong>r<br />
Staat auf fast alle Waren, Güter und<br />
Dienstleistungen. Je<strong>de</strong>r Verbraucher<br />
zahlt <strong>de</strong>n gleichen Umsatzsteuersatz<br />
von 16 Prozent, ab <strong>de</strong>m 1. Januar<br />
2007 sind es 19 Prozent. Es gibt allerdings<br />
einige wichtige Güter <strong>de</strong>s täglichen<br />
Lebens, für die ein ermäßigter<br />
Steuersatz von sieben Prozent gilt. Daran<br />
wird sich auch nach <strong>de</strong>m 1. Januar<br />
12
Info 2006 2007<br />
2007 nichts än<strong>de</strong>rn. Außer<strong>de</strong>m gibt es<br />
einige Leistungen, für die keine Umsatzsteuer<br />
fällig wird (siehe Tabelle<br />
„Umsatzsteuersatz“). Für einige Waren,<br />
etwa Mineralöl, Tabak, Strom, Kinobesuch<br />
o<strong>de</strong>r Branntwein, müssen wir<br />
neben <strong>de</strong>r Umsatzsteuer auch noch<br />
spezielle Verbrauchsteuern zahlen. Die<br />
Umsatzsteuer muss <strong>de</strong>r Endverbraucher<br />
bezahlen.<br />
Berechnung <strong>de</strong>r Vorsteuer<br />
(Es gilt <strong>de</strong>r Umsatzsteuersatz von 19 Prozent ab <strong>de</strong>m 1.1.2007)<br />
PRO<br />
Mit <strong>de</strong>n Einnahmen können die Sozialabgaben<br />
für Beschäftigte gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Damit wird Arbeit billiger, und mehr Arbeitsplätze<br />
können geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Besteuert wird nur <strong>de</strong>r Konsum: Wer<br />
viel konsumiert, zahlt mehr Steuern,<br />
wer wenig konsumiert, zahlt weniger<br />
Steuern.<br />
Die Einnahmen können zum<br />
Schul<strong>de</strong>nabbau eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings muss <strong>de</strong>r Produzent für<br />
je<strong>de</strong>s seiner Produkte die Umsatzsteuer<br />
abführen. Eine Belastung wird<br />
für ihn durch <strong>de</strong>n sogenannten<br />
Vorsteuerabzug ausgeschlossen.<br />
Dadurch kann <strong>de</strong>r Unternehmer die<br />
Umsatzsteuerbeträge als qVorsteuer<br />
wie<strong>de</strong>r absetzen, die er an an<strong>de</strong>re<br />
Unternehmen in seinen Lieferantenrechnungen<br />
gezahlt hat.<br />
Sarah kauft 100 DVD-Rohlinge vom Hersteller im Wert von 50 Euro plus 19 Prozent<br />
Umsatzsteuer, also für insgesamt 59,50 Euro. Die mit ihrem Film bespielten DVDs verkauft<br />
sie für je 3 Euro plus 19 Prozent Umsatzsteuer und nimmt so insgesamt 357 Euro<br />
ein (3,57 Euro pro DVD). Wie viel muss Sarah an das Finanzamt abführen?<br />
Sarah kauft<br />
DVD-Rohlinge ab Fabrikverkauf für<br />
50,00 Euro<br />
+ 19 % Umsatzsteuer + 9,50 Euro<br />
(die <strong>de</strong>r Hersteller an das Finanzamt abführt)<br />
Sarah verkauft<br />
die bespielten DVDs für<br />
300,00 Euro<br />
+ 19 % Umsatzsteuer + 57,00 Euro<br />
Sarah führt an das Finanzamt ab<br />
Eingenommene Umsatzsteuer<br />
abzüglich <strong>de</strong>r gezahlten Vorsteuer<br />
(erhält das Finanzamt vom Hersteller)<br />
Das Finanzamt erhält<br />
Pro und kontra Umsatzsteuererhöhung<br />
KONTRA<br />
57,00 Euro<br />
– 9,50 Euro<br />
= 47,50 Euro<br />
Menschen mit geringerem Einkommen<br />
wer<strong>de</strong>n verhältnismäßig<br />
stärker belastet, weil sie ihr Einkommen<br />
fast komplett für <strong>de</strong>n Konsum<br />
ausgeben.<br />
Die höheren Steuern können dazu<br />
führen, dass die Bürger weniger kaufen.<br />
Das schwächt die Wirtschaft.<br />
Muss <strong>de</strong>r Bürger höhere Umsatzsteuersätze<br />
zahlen, ergibt sich ein<br />
stärkerer Anreiz zur Schwarzarbeit.<br />
Umsatzsteuer<br />
in Europa<br />
Normalsätze in Prozent<br />
EU-Staaten (Auswahl)<br />
Schwe<strong>de</strong>n<br />
Polen<br />
Belgien<br />
Österreich<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Griechenland<br />
Großbritannien 17,5 %<br />
Spanien<br />
Luxemburg<br />
?<br />
16 %<br />
15 %<br />
22 %<br />
21 %<br />
20 %<br />
19,6 %<br />
19 %<br />
18 %<br />
25 %<br />
(ab 1. 1. 2007)<br />
Quelle: EU-Kommission 2006<br />
Warum wird die Umsatzsteuer<br />
angehoben?<br />
Die Umsatzsteuer in Deutschland<br />
gehörte bislang zu <strong>de</strong>n niedrigsten in<br />
Europa. Durch die Erhöhung kann <strong>de</strong>r<br />
Staat relativ schnell seine Einnahmen<br />
steigern, die er zur Finanzierung seiner<br />
Aufgaben braucht. Denn in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahrzehnten hat sich <strong>de</strong>r Staat<br />
stark verschul<strong>de</strong>n müssen. Nach Angaben<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung sind rund<br />
20 Prozent <strong>de</strong>r Ausgaben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>shaushalts<br />
(etwa 50 Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />
nicht durch nachhaltige Einnahmen<br />
ge<strong>de</strong>ckt. Das be<strong>de</strong>utet: Diese Summe<br />
kann <strong>de</strong>r Staat nur aufbringen,<br />
wenn er einerseits seine Ausgaben<br />
entsprechend kürzt o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rerseits<br />
seine Einnahmen dauerhaft<br />
steigert.<br />
Um dieses strukturelle Problem zu<br />
lösen, hat sich die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
dazu entschlossen, die Umsatzsteuer<br />
auf 19 Prozent anzuheben. Von <strong>de</strong>n<br />
zu erwarten<strong>de</strong>n Mehreinnahmen in<br />
Milliar<strong>de</strong>nhöhe will <strong>de</strong>r Finanzminister<br />
ein Drittel dafür verwen<strong>de</strong>n, die Beiträge<br />
zur Arbeitslosenversicherung<br />
von 6,5 Prozent auf 4,5 Prozent zu<br />
senken. Dadurch steigt das Einkommen<br />
<strong>de</strong>r Arbeitnehmer, und für die<br />
Unternehmen wer<strong>de</strong>n die Arbeitsplätze<br />
kostengünstiger, weil die<br />
Lohnnebenkosten sinken.<br />
Rückblick<br />
1968 wur<strong>de</strong> die Umsatzsteuer,<br />
damals in Höhe<br />
von zehn Prozent, eingeführt.<br />
Seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> sie<br />
siebenmal angehoben:<br />
Jan. 1968: 10%<br />
Jul. 1968: 11%<br />
Jan. 1978: 12%<br />
Jul. 1979: 13%<br />
Jul. 1983: 14%<br />
Jan. 1993: 15%<br />
Apr. 1998: 16%<br />
Jan. 2007: 19%<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
zu aktuellen Themen<br />
aus <strong>de</strong>r Finanz- und<br />
Steuerpolitik zum kostenlosen<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Internet-Tipp<br />
Interessante Zahlen rund<br />
um die Umsatzsteuer fin<strong>de</strong>n<br />
sich auf <strong>de</strong>r Webseite <strong>de</strong>s<br />
Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes:<br />
www.statistik-bund.<strong>de</strong><br />
13
UNTERNEHMENSSTEUERN<br />
Mark hat sich bis zur Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit einer Computerfirma durchtelefoniert: „Mit einer Anzeige<br />
können Sie bei unseren Schülern punkten. Die sind schließlich Ihre Kun<strong>de</strong>n von morgen!“, wirbt Mark. „Unser<br />
Unternehmen hat lei<strong>de</strong>r mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, daher mussten wir das Budget für Werbemaßnahmen<br />
kürzen. Aber ich wer<strong>de</strong> Ihre Anfrage prüfen und mich wie<strong>de</strong>r mel<strong>de</strong>n“, erhält Mark zur Antwort.<br />
„Ohne Wachstum keine<br />
neuen Jobs“<br />
Gesamtsteuerbelastung<br />
von Unternehmen<br />
Wenn Unternehmen Gewinne erwirtschaften, müssen sie, genauso<br />
wie Arbeitnehmer, auch Steuern zahlen. Allerdings spielen neben<br />
<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Unternehmenssteuern auch die Belastungen durch<br />
Arbeitskosten und Bürokratie eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen<br />
Wettbewerb. Dies muss <strong>de</strong>r Gesetzgeber bei <strong>de</strong>r Festlegung<br />
<strong>de</strong>r Steuersätze beachten, damit keine Unternehmen ins Ausland<br />
abwan<strong>de</strong>rn. Unternehmen profitieren von vielen Leistungen <strong>de</strong>s<br />
Staates wie <strong>de</strong>r Bildung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verkehrsinfrastruktur.<br />
Welche Steuern zahlen Unternehmen?<br />
Einkommensteuer<br />
q Körperschaftsteuer<br />
Neun von zehn Unternehmen sind Personengesellschaften.<br />
Deren Inhaber zahlen auf ihre Gewinne Einkommensteuer, manche<br />
davon am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einkommensteuertabelle.<br />
Juristische Personen wie Aktiengesellschaften (AG) o<strong>de</strong>r<br />
Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) zahlen<br />
q Körperschaftsteuer.<br />
Unternehmen müssen einen Teil ihrer<br />
Gewinne als Steuern an <strong>de</strong>n Staat, also<br />
Bund und Län<strong>de</strong>r, abgeben. Bei <strong>de</strong>r<br />
qKörperschaftsteuer gibt es einen<br />
einheitlichen Steuersatz, das heißt,<br />
Aktiengesellschaften o<strong>de</strong>r so genannte<br />
Gesellschaften mit beschränkter Haftung<br />
(GmbH) zahlen für je<strong>de</strong>n Euro<br />
Gewinn <strong>de</strong>n gleichen Anteil Steuern.<br />
Einzelunternehmen und Personengesellschaften,<br />
etwa die „offene Han<strong>de</strong>lsgesellschaft“<br />
(OHG) o<strong>de</strong>r die „Kommanditgesellschaft“,<br />
zahlen dagegen<br />
Einkommensteuer: Je höher <strong>de</strong>r Gewinn<br />
ist, <strong>de</strong>sto größer ist <strong>de</strong>r fällige Steuersatz<br />
– genau wie bei Arbeitnehmern<br />
mit einem höherem Lohn.<br />
Der Mittelstand<br />
Gewerbesteuer<br />
Diese Steuer zahlen nur Gewerbebetriebe. Dazu gehören Industrie-,<br />
Handwerks- und Han<strong>de</strong>lsbetriebe. Freiberufler wie Ärzte o<strong>de</strong>r<br />
Anwälte sind ebenso wenig wie Landwirte gewerbesteuerpflichtig.<br />
qKleine und mittlere Unternehmen<br />
sind das Rückgrat <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirt-<br />
14
Info 2006 2007<br />
Steuerbelastung von Unternehmen<br />
Zu <strong>de</strong>n Unternehmenssteuern zählen alle vom Unternehmen zu tragen<strong>de</strong>n Steuern, beispielsweise Körperschaftsteuer bzw.<br />
Einkommensteuer und die Gewerbesteuer. Wenn man alle Steuern zusammenrechnet, die ein Unternehmen zahlen muss, dann<br />
ergibt sich in Deutschland eine durchschnittliche Steuerbelastung von 38,7 Prozent.<br />
50<br />
40<br />
Unternehmenssteuersätze 2005 im internationalen Vergleich (Auswahl)<br />
37,3 %<br />
38,7 %<br />
35 %<br />
39,9 %<br />
40,9 %<br />
30<br />
24,1 % 25 % 26 %<br />
28 %<br />
20<br />
15 %<br />
17,5 %<br />
19 %<br />
10<br />
0<br />
0 %<br />
schaft. Sie schaffen rund 70 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsplätze, stellen gut 80 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Ausbildungsplätze und erwirtschaften<br />
mehr als 40 Prozent <strong>de</strong>s<br />
qBruttoinlandsprodukts. Traditionell<br />
sind Mittelständler in Deutschland<br />
als Personengesellschaften organisiert.<br />
Damit die mittelständischen Unternehmen<br />
genug Eigenkapital und finanzielle<br />
Rücklagen bil<strong>de</strong>n können, will die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
die Unternehmensbesteuerung<br />
reformieren. In einem ersten<br />
Schritt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einkommensteuertarif<br />
seit 1998 <strong>de</strong>utlich gesenkt. Ziel ist<br />
es, <strong>de</strong>n Unternehmen dadurch eine<br />
möglichst gute Ausgangsbedingung für<br />
<strong>de</strong>n internationalen Wettbewerb zu<br />
verschaffen. Zu<strong>de</strong>m können sie staatlich<br />
geför<strong>de</strong>rte Kredite erhalten. Dies<br />
ist für viele Unternehmen die einzige<br />
Möglichkeit, überhaupt einen Kredit<br />
zu bekommen.<br />
Reform geplant<br />
Estland Lettland Ungarn Polen Schweiz Österreich<br />
Derzeit wer<strong>de</strong>n Unternehmen je nach<br />
ihrer Rechtsform unterschiedlich belastet.<br />
Künftig will die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
alle Unternehmen rechtsformneutral<br />
gleich besteuern, also unabhängig<br />
davon, ob es sich um eine Personeno<strong>de</strong>r<br />
eine Kapitalgesellschaft han<strong>de</strong>lt.<br />
Das ist <strong>de</strong>swegen notwendig, weil <strong>de</strong>r<br />
zunehmen<strong>de</strong> internationale Wettbewerb<br />
um Investitionen und Arbeitsplätze<br />
dazu geführt hat, dass an<strong>de</strong>re<br />
europäische Staaten ihre Unternehmenssteuersätze<br />
zum Teil drastisch<br />
gesenkt haben. Bislang gibt es keine<br />
Finnland Schwe<strong>de</strong>n Spanien Italien Deutschland<br />
einheitliche Metho<strong>de</strong> in Europa, um die<br />
Unternehmensgewinne zu ermitteln.<br />
Dennoch darf man in diesem Wettbewerb<br />
die richtigen steuerlichen Rahmenbedingungen<br />
nicht vernachlässigen,<br />
wenn sich Unternehmen für<br />
Standorte entschei<strong>de</strong>n.<br />
Die Höhe <strong>de</strong>r Steuern spielt eine wichtige<br />
Rolle, ob Unternehmen Arbeitsplätze<br />
erhalten o<strong>de</strong>r neue schaffen.<br />
Allerdings sollten Unternehmen, die mit<br />
einer Abwan<strong>de</strong>rung ins Ausland liebäugeln,<br />
die Standortfaktoren in <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn nicht ausblen<strong>de</strong>n, zum<br />
Beispiel Infrastruktur, Rechtssicherheit<br />
o<strong>de</strong>r die Qualifikation <strong>de</strong>r Arbeitnehmer.<br />
Im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn liegen<br />
die Steuersätze für Unternehmen<br />
in Deutschland relativ hoch (siehe auch<br />
Grafik „Steuerbelastung von Unternehmen“).<br />
Deshalb sind viele Wirtschaftsforschungsinstitute<br />
<strong>de</strong>r Meinung, dass<br />
man die Unternehmen steuerlich weiter<br />
entlasten muss. Die Wettbewerbs-<br />
USA<br />
Japan<br />
Quelle: „Die wichtigsten Steuern im internationalen Vergleich 2005“, BMF<br />
fähigkeit soll so gestärkt und einem<br />
Abwan<strong>de</strong>rn ins Ausland entgegengewirkt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die schwierige Haushaltslage<br />
erschwert es <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />
dies durchzusetzen. Zwar ist<br />
eine Senkung <strong>de</strong>r Steuersätze geplant,<br />
wesentlich geringere Einnahmen kann<br />
<strong>de</strong>r Staat allerdings kaum verkraften.<br />
Lohnnebenkosten<br />
? Beeinflussen Steuern Investitionen?<br />
Zu hohe Steuern schmälern die Investitionsbereitschaft<br />
von Unternehmen.<br />
Das gefähr<strong>de</strong>t Arbeitsplätze und verteuert<br />
die Schaffung neuer Jobs. Weltweit<br />
agieren<strong>de</strong> Großkonzerne stehen<br />
im globalen Wettbewerb: Sind die<br />
Steuersätze in einem an<strong>de</strong>ren Land<br />
sehr viel niedriger als in Deutschland,<br />
so besteht für sie ein Anreiz, Teile ihrer<br />
Die Senkung <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Lohnnebenkosten ist eine weitere<br />
Möglichkeit, wie man Unternehmen<br />
dazu animieren kann, neue Arbeitsplätze<br />
zu schaffen. Unter Lohnnebenkosten<br />
versteht man vor allem die<br />
Beiträge zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Sozialversicherungen. In Deutschland<br />
bezahlt <strong>de</strong>r Arbeitgeber für je<strong>de</strong>n<br />
Arbeitnehmer jeweils die Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung,<br />
bei <strong>de</strong>r Krankenund<br />
Pflegeversicherung trägt <strong>de</strong>r<br />
Arbeitnehmer einen etwas höheren<br />
Anteil.<br />
Geschäfte, insbeson<strong>de</strong>re im Finanzbereich,<br />
zu verlagern. Um im internationalen<br />
Wettbewerb mithalten zu<br />
können, verlagern einige Unternehmen<br />
ihre Produktionsstätten und Arbeitsplätze<br />
ins Ausland. Eine verantwortungsvolle<br />
nationale Steuerpolitik muss<br />
<strong>de</strong>shalb die Steuerbelastung von Unternehmen<br />
im Ausland im Auge haben.<br />
Mittelständische<br />
Unternehmen in<br />
Deutschland ...<br />
... stellen 99,7 Prozent<br />
aller Unternehmen dar.<br />
... beschäftigen 70,5<br />
Prozent aller Arbeitnehmer.<br />
... bil<strong>de</strong>n 82,4 Prozent<br />
aller Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n aus.<br />
... tätigen 40,8 Prozent<br />
aller umsatzsteuerpflichtigen<br />
Umsätze.<br />
(Quelle: Ifm, Bonn)<br />
Info aktuell<br />
Aktuelle Zahlen,<br />
Entwicklungen und<br />
Gesetzesvorhaben behan<strong>de</strong>lt<br />
das Arbeitsblatt <strong>de</strong>s Monats,<br />
das auf www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong>/schule zum kostenlosen<br />
Download bereitsteht.<br />
Internet-Tipp<br />
Hinweise zur Mittelstandsför<strong>de</strong>rung<br />
fin<strong>de</strong>n sich beim<br />
Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />
Wirtschaft und Arbeit unter<br />
www.promittelstand.org<br />
Die Kreditanstalt für<br />
Wie<strong>de</strong>raufbau bietet<br />
För<strong>de</strong>rprogramme für mittelständische<br />
Unternehmen.<br />
Infos dazu gibt es unter:<br />
www.<br />
kfw-mittelstandsbank.<strong>de</strong><br />
15
BUNDESHAUSHALT<br />
Luca ist zufrie<strong>de</strong>n: „Unsere Einnahmen und Ausgaben halten sich die Waage. Wenn wir weiter so haushalten, sind<br />
wir bald im Plus.“ „Ich glaube, daraus wird nichts“, wirft Anne zerknirscht ein, „Mein Fotoapparat ist futsch. Wir<br />
brauchen dringend einen Neuen.“ „Mist! Jetzt müssen wir doch wie<strong>de</strong>r die Schulleitung anpumpen“, seufzt Luca.<br />
„Regieren nach Zahlen“<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr muss die Bun<strong>de</strong>sregierung die voraussichtlichen Einnahmen<br />
und Ausgaben für das nächste Jahr zusammenstellen – dies geschieht<br />
im sogenannten qHaushaltsplan. Darin spiegelt sich die Aufgabenvielfalt<br />
<strong>de</strong>r Regierung wi<strong>de</strong>r. Je<strong>de</strong>r Bürger kann anhand <strong>de</strong>s Haushaltes<br />
sehen, wie viel Geld <strong>de</strong>r Staat für welche Bereiche ausgeben will.<br />
Der Haushaltsentwurf<br />
Das Finanzministerium erarbeitet nach<br />
<strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
einen Haushaltsentwurf. Dabei<br />
müssen strenge gesetzliche Vorschriften<br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n, die für die<br />
Aufstellung, Ausführung und Kontrolle<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>shaushaltes gelten:<br />
3 Bund und Län<strong>de</strong>r müssen bei ihrer<br />
Haushaltswirtschaft auf das gesamt-<br />
wirtschaftliche Gleichgewicht Rücksicht<br />
nehmen (Art. 109 Abs. 2 GG).<br />
3 Die Kreditaufnahme darf im<br />
Normalfall die Investitionsausgaben<br />
nicht überschreiten.<br />
3 Die jährliche Neuverschuldung darf<br />
eine Obergrenze nicht überschreiten,<br />
die sich die Teilnehmerstaaten<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Währungsunion<br />
im qMaastrichter Vertrag gesetzt<br />
haben.<br />
Parlament stimmt zu<br />
Das Recht, über <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Regierung<br />
aufgestellten Haushalt abzustimmen,<br />
ist eines <strong>de</strong>r ältesten parlamentarischen<br />
Rechte. Daher beschließt<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stag unter Beteiligung <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>srats <strong>de</strong>n Haushalt. Hat <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>stag <strong>de</strong>m Haushaltsentwurf<br />
zugestimmt, wird er vom Finanzminister,<br />
<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>skanzler und<br />
<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten unterschrieben<br />
und im Bun<strong>de</strong>sgesetzblatt veröffentlicht.<br />
Erst dann tritt er in Kraft.<br />
Dies geschieht in <strong>de</strong>r Regel zum<br />
Jahresanfang. Die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
führt <strong>de</strong>n Haushalt aus und darf nur<br />
die Mittel ausgeben, die das Parlament<br />
bewilligt hat.<br />
16
Info 2006 2007<br />
Bun<strong>de</strong>shaushalt 2006<br />
Im Bun<strong>de</strong>shaushalt 2006 sind Einnahmen und Ausgaben von jeweils 261,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro eingeplant. Davon entfallen auf:<br />
(ausgewählte Posten, Angaben in Milliar<strong>de</strong>n Euro, gerun<strong>de</strong>t)<br />
Einnahmen<br />
Ausgaben<br />
Umsatzsteuer<br />
71,8<br />
77,4<br />
Rentenversicherungsleistungen<br />
Lohn- und<br />
Einkommensteuer<br />
56,8<br />
38,5<br />
Arbeitsmarkt<br />
Mineralölsteuer<br />
Ertrag, Zinsabschlag und<br />
Körperschaftssteuer<br />
Tabaksteuer<br />
Stromsteuer<br />
Branntweinsteuer<br />
Gewerbesteuerumlage<br />
Nettokreditaufnahme<br />
Nachtragshaushalt<br />
Än<strong>de</strong>rt sich die Ausgabenlage so dramatisch,<br />
dass <strong>de</strong>r Haushalt nicht mehr<br />
ausreicht, können Regierung und<br />
Parlament <strong>de</strong>n beschlossenen Etat<br />
durch einen Nachtragshaushalt ergänzen.<br />
Dieser durchläuft das gleiche<br />
Verfahren wie <strong>de</strong>r normale Haushalt.<br />
Nach Ablauf <strong>de</strong>s Haushaltsjahres muss<br />
das Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium <strong>de</strong>m<br />
Bun<strong>de</strong>stag und Bun<strong>de</strong>srat über alle<br />
Einnahmen und Ausgaben Rechenschaft<br />
abgeben. Alle Angaben überprüft<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechnungshof, <strong>de</strong>ssen<br />
Mitglie<strong>de</strong>r unabhängig sind. Die Ergebnisse<br />
wer<strong>de</strong>n jährlich in einem Bericht<br />
veröffentlicht.<br />
Die EU re<strong>de</strong>t mit!<br />
Sonstiges<br />
Die Regierung muss sich nicht nur an<br />
die Vorgaben unseres Grundgesetzes<br />
halten, auch die Europäische Union<br />
(EU) hat ein Wörtchen mitzure<strong>de</strong>n.<br />
Denn die EU-Mitgliedslän<strong>de</strong>r, die <strong>de</strong>n<br />
Euro als Währung eingeführt haben,<br />
haben sich in <strong>de</strong>m sogenannten<br />
„Stabilitäts- und Wachstumspakt“<br />
darauf verständigt, ihre Wirtschafts-,<br />
Finanz- und Währungspolitik aufeinan<strong>de</strong>r<br />
abzustimmen. Dieser Pakt<br />
besagt, dass keine Regierung unbegrenzt<br />
Schul<strong>de</strong>n machen darf. So<br />
ist nur eine Neuverschuldung von<br />
maximal drei Prozent <strong>de</strong>s qBruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) erlaubt.<br />
Außer<strong>de</strong>m darf die Höhe aller Staatsschul<strong>de</strong>n<br />
maximal 60 Prozent <strong>de</strong>s<br />
BIP betragen. Wenn ein Euro-Land<br />
Schwierigkeiten hat, diese Grenzen<br />
einzuhalten, setzt die Kommission ein<br />
mehrstufiges Verfahren in Gang. In<br />
Deutschland lag im Jahr 2005 die<br />
Neuverschuldung zum vierten Mal in<br />
Folge <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>r Drei-Prozent-<br />
Grenze. Die EU-Finanzminister haben<br />
die Bun<strong>de</strong>sregierung verpflichtet,<br />
En<strong>de</strong> 2007 die Defizitgrenze wie<strong>de</strong>r<br />
einzuhalten, ansonsten droht eine<br />
Strafzahlung in Milliar<strong>de</strong>nhöhe.<br />
?<br />
32,1<br />
17,7<br />
14,7<br />
6,6<br />
2,2<br />
1,4<br />
38,2<br />
20,1<br />
Warum macht <strong>de</strong>r<br />
Staat Schul<strong>de</strong>n?<br />
37,6<br />
24,0<br />
19,9<br />
12,4<br />
6,1<br />
4,0<br />
Wenn <strong>de</strong>r Staat nicht genug Einnahmen<br />
hat, um alle seine Verpflichtungen<br />
zu erfüllen, muss er Schul<strong>de</strong>n machen.<br />
Eine Schul<strong>de</strong>naufnahme kann dann<br />
sinnvoll sein, wenn <strong>de</strong>r Staat das Geld<br />
in neue Infrastruktur o<strong>de</strong>r Bildungsvorhaben<br />
steckt. Von diesen Investitionen<br />
können auch kommen<strong>de</strong> Generationen<br />
profitieren. Dieser Grundsatz ist im<br />
Grundgesetz (Art. 115) fest verankert.<br />
Es besagt, dass die Kredite die Summe<br />
Zinsen<br />
Verteidigung<br />
Verkehr<br />
Forschung, Bildung und Wissenschaft,<br />
kulturelle Angelegenheiten<br />
Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung<br />
Wirtschaftliche Entwicklung<br />
und Zusammenarbeit<br />
3,5 Familienpolitische Leistungen<br />
3,5 Inneres<br />
1,6 Bauwesen<br />
1,1 Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz<br />
32<br />
Sonstiges<br />
Quelle: Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
<strong>de</strong>r im Haushaltsplan veranschlagten<br />
Ausgaben für Investitionen nicht überschreiten<br />
dürfen.<br />
Mittlerweile ist Deutschlands Schul<strong>de</strong>nberg<br />
allerdings auf mehr als 1,5<br />
Billionen Euro angewachsen. Die<br />
Schul<strong>de</strong>nlast schränkt die Handlungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s ein, da nicht<br />
mehr genug Geld für die Erfüllung<br />
wichtiger gesellschaftspolitischer<br />
Aufgaben zur Verfügung steht. Dies<br />
führt zu Belastungen <strong>de</strong>r heutigen<br />
und künftigen Steuerzahler.<br />
Der Haushaltsentwurf für das Jahr<br />
2006 weist eine Nettokreditaufnahme<br />
von 38,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro aus, für Investitionen<br />
sind allerdings nur 23,2<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro eingeplant. Die Höhe<br />
<strong>de</strong>r neuen Schul<strong>de</strong>n überschreitet<br />
damit die Regelgrenze <strong>de</strong>s Grundgesetzes.<br />
Zwar ist dies durch die Verfassung<br />
erlaubt, wenn konjunkturelle<br />
Grün<strong>de</strong> vorliegen. Doch <strong>de</strong>r Staat darf<br />
auf Dauer nicht immer neue Schul<strong>de</strong>n<br />
machen. Zum einen setzt die Verfassung<br />
Grenzen, und zum an<strong>de</strong>ren<br />
wür<strong>de</strong> die Zinslast eines Tages so groß<br />
sein, dass kein finanzieller Spielraum<br />
mehr für dringend nötige Investitionen<br />
und die Erfüllung <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Aufgaben bleibt.<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
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zum kostenlosen<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Internet-Tipp<br />
Die Broschüre „Der<br />
Bun<strong>de</strong>shaushalt – Politik<br />
nach Zahlen“ kann beim<br />
Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium<br />
unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong> bestellt o<strong>de</strong>r als PDF-<br />
Datei heruntergela<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Infos zu <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r<br />
Staatsverschuldung von<br />
Mitgliedslän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union fin<strong>de</strong>n sich<br />
bei <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Zentralbank unter<br />
www.ecb.int<br />
17
ÖFFENTLICHE AUFGABEN<br />
„Was sollte Deiner Meinung nach in <strong>de</strong>r Schule verbessert wer<strong>de</strong>n?“, fragt Anne ihre Mitschülerin.<br />
„Es müsste alles etwas mo<strong>de</strong>rner wer<strong>de</strong>n. Vielleicht mehr Unterricht mit <strong>de</strong>m Internet. Ein kostenloses<br />
Internet-Café wäre super!“ „Und wer soll das bezahlen?“, fragt Anne. „Die Schule natürlich!“<br />
„Wo lan<strong>de</strong>t das Geld <strong>de</strong>r Bürger?“<br />
Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n finanzieren ihre umfangreichen Aufgaben<br />
zum allergrößten Teil durch unsere Steuergel<strong>de</strong>r: so fließt allein<br />
je<strong>de</strong>r zweite Euro in die Bereiche Arbeit und Soziales. Immer wichtiger<br />
wer<strong>de</strong>n im Wettstreit <strong>de</strong>r Industrielän<strong>de</strong>r allerdings Investitionen in<br />
die Zukunft, beispielsweise in Bildung und Wissenschaft.<br />
Der Staat hat viele verschie<strong>de</strong>ne Aufgaben zu erfüllen<br />
Mit <strong>de</strong>n Steuereinnahmen, die sich<br />
Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n teilen,<br />
finanzieren sie die verschie<strong>de</strong>nen<br />
öffentlichen Aufgaben. Dabei ist genau<br />
festgelegt, welche Ebene welche Aufgaben<br />
übernehmen muss. Beispielsweise<br />
sind die Kommunen für die<br />
Müllabfuhr o<strong>de</strong>r die Versorgung mit<br />
Strom, Gas und Wasser zuständig, die<br />
Län<strong>de</strong>r geben viel Geld für Schulen,<br />
Universitäten, Polizei und das Gesundheitswesen<br />
aus, <strong>de</strong>r Bund finanziert<br />
unter an<strong>de</strong>rem die Bereiche „soziale Sicherung“,<br />
„Verkehr“ und „Verteidigung“.<br />
3 Im Bereich <strong>de</strong>r Sozialausgaben muss<br />
<strong>de</strong>r Bund 2006 alleine 77,4 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro für die Rentenversicherung ausgeben.<br />
Für das Arbeitslosengeld II sind<br />
im Haushaltsentwurf 2006 rund<br />
24,4 Milliar<strong>de</strong>n Euro vorgesehen.<br />
3 Etwa je<strong>de</strong>n neunten Euro (2006: rund<br />
24 Milliar<strong>de</strong>n Euro) gibt <strong>de</strong>r Bund für<br />
die Verteidigung aus. Damit finanziert<br />
er neben <strong>de</strong>n Soldaten auch<br />
die Zivildienstleisten<strong>de</strong>n. Ein weiterer<br />
Teil fließt in die zivile Verteidigung,<br />
beispielsweise zur Vorbereitung von<br />
Katastropheneinsätzen.<br />
3 Die Ausgaben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s für Bildung<br />
und Forschung sind in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen sechs Jahren stetig<br />
gestiegen. Alleine vier Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro stellt <strong>de</strong>r Bund <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn bis<br />
zum Jahr 2009 für <strong>de</strong>n Auf- und<br />
Ausbau von Ganztagsschulen zur<br />
Verfügung. Allerdings ist das eine<br />
Ausnahme: Grundsätzlich sind nämlich<br />
die Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r selbst für<br />
Schulen und Hochschulen zuständig.<br />
3 Eine grundlegen<strong>de</strong> Voraussetzung<br />
für einen konkurrenzfähigen Wirtschaftsstandort<br />
ist auch ein mo<strong>de</strong>rnes<br />
Verkehrssystem. Ein guter Teil<br />
18
Info 2006 2007<br />
unserer Steuergel<strong>de</strong>r (2006: rund 9,1<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro) wird daher für <strong>de</strong>n<br />
Ausbau und die Instandhaltung von<br />
Autobahnen, Bun<strong>de</strong>sstraßen, Schienen<br />
und Wasserstraßen verwen<strong>de</strong>t.<br />
3 Für die innere Sicherheit sind im<br />
Bun<strong>de</strong>shaushalt 2006 rund 2,9 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro vorgesehen. Auf <strong>de</strong>n<br />
ersten Blick erscheint das recht wenig.<br />
Doch man darf nicht vergessen,<br />
dass die Län<strong>de</strong>r in diesem<br />
Bereich hauptsächlich verantwortlich<br />
sind. Der Bund finanziert dagegen<br />
die Bun<strong>de</strong>spolizei, die vor<br />
allem an <strong>de</strong>n Grenzen, Bahnhöfen<br />
und Flughäfen eingesetzt wird.<br />
Außer<strong>de</strong>m unterstehen ihm einige<br />
Bun<strong>de</strong>sämter, <strong>de</strong>r Zoll und das<br />
Bun<strong>de</strong>skriminalamt.<br />
3 Auf Bun<strong>de</strong>sebene wer<strong>de</strong>n auch die<br />
Infrastruktur in benachteiligten Regionen<br />
und Wirtschaftszweigen<br />
geför<strong>de</strong>rt und die Aktivitäten von<br />
kleinen und mittelgroßen Unternehmen<br />
unterstützt. Einen wichtigen<br />
Schwerpunkt bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />
„Aufbau Ost“.<br />
Hohe Sozialausgaben<br />
Die Ausgaben für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />
sozialen Sicherung bil<strong>de</strong>n im Haushaltsplan<br />
<strong>de</strong>n mit Abstand größten<br />
Block: Er umfasst rund 134 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro, das sind 51 Prozent aller Ausgaben<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s. Das war nicht<br />
immer so. Noch im Jahr 1990 wur<strong>de</strong><br />
für Rente, Arbeitsmarkt und sonstige<br />
soziale Aufgaben zusammengenommen<br />
nur rund ein Drittel <strong>de</strong>s gesamten<br />
Haushaltes aufgewen<strong>de</strong>t.<br />
Doch die Welt hat sich rasant verän<strong>de</strong>rt.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Deutschland hatte<br />
große Aufgaben zu erfüllen, so musste<br />
zum Beispiel die Teilung von Ostund<br />
West-Deutschland überwun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Seit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />
fließen Bun<strong>de</strong>smittel in Milliar<strong>de</strong>nhöhe<br />
in <strong>de</strong>n „Aufbau Ost“. Zu<strong>de</strong>m<br />
schnellten die Sozialausgaben in die<br />
Höhe, was unter an<strong>de</strong>rem auf die<br />
Angleichung <strong>de</strong>r Renten zurückzuführen<br />
ist. Aber auch <strong>de</strong>r nach 1990<br />
immer rasanter fortschreiten<strong>de</strong> Prozess<br />
<strong>de</strong>r Globalisierung wirkte sich auf<br />
die Sozialsysteme aus: Viele Unternehmen<br />
verlagerten ihre Produktion<br />
ins Ausland, wo sie oft nur einen<br />
Bruchteil <strong>de</strong>r in Deutschland üblichen<br />
Löhne bezahlen müssen. Vor allem<br />
Arbeitsplätze für gering qualifizierte<br />
Arbeitnehmer gingen auf diese<br />
Weise verloren, und die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Arbeitslosen stieg an.<br />
Infolge dieser Verän<strong>de</strong>rungen gab es<br />
immer weniger sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigte, dafür aber eine<br />
wachsen<strong>de</strong> Zahl an Leistungsempfängern.<br />
Eine große Finanzierungslücke<br />
entstand, die <strong>de</strong>r Staat mit Steuergel<strong>de</strong>rn<br />
und Schul<strong>de</strong>n ausgleichen muss.<br />
Das gleiche Problem hat auch die<br />
gesetzliche Rentenversicherung.<br />
Konsumtive Ausgaben<br />
Zählt man die Sozialausgaben, Zinsen,<br />
Personalausgaben und Gel<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />
Arbeitsmarkt zusammen, so finanziert<br />
<strong>de</strong>r Bund heute etwa zu drei Vierteln<br />
so genannte konsumtive Ausgaben.<br />
Darunter versteht man Mittel, die<br />
nicht in Investitionen fließen. Alle Parteien<br />
sind sich darin einig, dass sich<br />
Deutschland diese Entwicklung in Zukunft<br />
nicht mehr leisten kann. Doch<br />
wie man <strong>de</strong>m konkret entgegenwirken<br />
will, darüber streiten sich die verschie<strong>de</strong>nen<br />
politischen Richtungen.<br />
Sollten Bürger mehr Eigenverantwortung tragen?<br />
PRO<br />
Die öffentlichen Kassen sind leer,<br />
daher sollte sich <strong>de</strong>r Staat auf seine<br />
Kernaufgaben konzentrieren.<br />
Der Staat sollte nicht alles vorschreiben.<br />
Der „mündige Bürger“ sollte frei wählen<br />
dürfen, wie er sich beispielsweise gegen<br />
Krankheit, Arbeitslosigkeit o<strong>de</strong>r<br />
Pflegebedürftigkeit absichert.<br />
Geringere Sozialabgaben entlasten die<br />
Unternehmen, da die Lohnnebenkosten<br />
sinken und neue Arbeitsplätze entstehen<br />
können.<br />
?<br />
Mehr Eigenverantwortung<br />
für die Bürger?<br />
Es wird diskutiert, in welchem<br />
Umfang <strong>de</strong>r Staat die individuellen<br />
Lebensrisiken <strong>de</strong>r Bürger absichern<br />
soll und welchen Anteil die Menschen<br />
selbst tragen müssen. Mit <strong>de</strong>m Ziel,<br />
die Kosten <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Sozialversicherungen<br />
in <strong>de</strong>n Griff zu<br />
bekommen und <strong>de</strong>n Menschen mehr<br />
Eigenverantwortung zu übertragen,<br />
wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten Jahren schon<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Einschnitte vorgenommen,<br />
wie zum Beispiel die<br />
Reformen in <strong>de</strong>r Renten-, Krankenund<br />
Pflegeversicherung.<br />
So sollten durch die Einführung <strong>de</strong>r<br />
Praxisgebühr im Jahr 2004 nicht nur<br />
die Kassen <strong>de</strong>r Krankenversicherungen<br />
entlastet, son<strong>de</strong>rn auch die<br />
Bürger dazu bewegt wer<strong>de</strong>n, nur im<br />
Ernstfall zum Arzt zu gehen.<br />
Nach Artikel 20 Absatz 1 <strong>de</strong>s Grundgesetzes<br />
ist die Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland „ein <strong>de</strong>mokratischer<br />
und sozialer Bun<strong>de</strong>sstaat“ – aber in<br />
welchem Umfang sind die sozialen<br />
Aufgaben <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik im<br />
globalen Wettbewerb noch finanzierbar?<br />
Und wo liegen die Grenzen<br />
sozialstaatlicher Leistungen und Maßnahmen?<br />
KONTRA<br />
Arbeitnehmer mit geringem Einkommen,<br />
Arbeitslose, Rentner o<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong><br />
haben nur einen geringen finanziellen<br />
Spielraum: Sie könnten die zusätzlichen<br />
Belastungen nicht aufbringen.<br />
Viele Menschen wissen zu wenig über<br />
die Möglichkeiten, die sie haben, und<br />
können gar nicht überblicken, welche<br />
Risiken sie überhaupt absichern sollten.<br />
Bevor die Normalverdiener zur Kasse<br />
gebeten wer<strong>de</strong>n, sollte <strong>de</strong>r Staat<br />
zunächst die Besser- und Großverdiener<br />
in die Pflicht nehmen.<br />
Internet-Tipp<br />
Das Schülermagazin „Sozialpolitik“<br />
gibt einen anschaulichen<br />
Überblick über die<br />
Strukturen, Prinzipien und<br />
Leistungen <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r<br />
Sozialen Sicherung in<br />
Deutschland und über<br />
die Probleme und Reformperspektiven<br />
<strong>de</strong>r Sozialpolitik.<br />
Das Magazin kann kostenlos<br />
bestellt wer<strong>de</strong>n unter<br />
www.sozialpolitik.com<br />
Zum Nachlesen<br />
Die Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />
informiert über Soforthilfeprogramme<br />
für arbeitslose<br />
Jugendliche in ihrer Broschüre<br />
„Fit for Job“, die im Internet<br />
kostenlos heruntergela<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
www.sofortprogramm.<strong>de</strong><br />
Im „Bericht zur Tragfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Finanzen“<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums <strong>de</strong>r<br />
Finanzen wer<strong>de</strong>n Wege zur<br />
Sicherung <strong>de</strong>r dauerhaften<br />
Handlungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
Finanzpolitik und zur Erhaltung<br />
langfristiger Grundlagen<br />
für wirtschaftliches Wachstum<br />
aufgezeigt. Kostenloser<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
19
FAMILIENPOLITIK<br />
„Oh Mann, ich soll heute Abend schon wie<strong>de</strong>r auf das Kind meiner älteren Schwester aufpassen!“, stöhnt Sarah.<br />
„Und was ist mit <strong>de</strong>m Vater?“, will Luca wissen. „Der ist geschäftlich unterwegs. Einer muss ja das Geld verdienen,<br />
meint er.“ „Deine Schwester hat doch vorher viel besser verdient. Warum ist <strong>de</strong>nn nicht er zu Hause<br />
geblieben?“ „Er hatte wohl Angst, dass dann seine Karriere vorbei ist.“<br />
„Familien vor!“<br />
Schon <strong>de</strong>r römische Philosoph Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.)<br />
bezeichnete die Familie als „Keimzelle <strong>de</strong>s Staates“. Und in unserem<br />
Grundgesetz heißt es: „Ehe und Familie stehen unter <strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>ren<br />
Schutze <strong>de</strong>r staatlichen Ordnung“ (Art. 6, Abs. 1). Nicht nur <strong>de</strong>swegen<br />
kommt <strong>de</strong>r Familienpolitik eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu:<br />
Seit Jahren stagniert die Geburtenrate in Deutschland auf einem<br />
sehr niedrigen Niveau. Da die Menschen zugleich immer länger<br />
leben, wird unsere Gesellschaft immer älter.<br />
Län<strong>de</strong>r Europas, dass Zukunftsängste<br />
<strong>de</strong>r Hauptgrund dafür sind, dass sie<br />
sich gegen Kin<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n. In<br />
Deutschland sind mehr als ein Viertel<br />
<strong>de</strong>r Befragten <strong>de</strong>r Meinung, dass man<br />
nur dann genug Geld verdienen kann,<br />
wenn man kin<strong>de</strong>rlos bleibt. Rund 15<br />
Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Frauen und<br />
mehr als 22 Prozent <strong>de</strong>r Männer<br />
wollen daher gar keine Kin<strong>de</strong>r mehr<br />
haben.<br />
Familienpolitik<br />
ist Zukunftspolitik<br />
Für die <strong>de</strong>mografische Entwicklung in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten gibt es viele<br />
Grün<strong>de</strong>. Immer mehr Menschen, nicht<br />
nur in Deutschland, verzichten bei-<br />
spielsweise auf Kin<strong>de</strong>r, da sie Familie<br />
und Beruf nicht miteinan<strong>de</strong>r vereinbaren<br />
können o<strong>de</strong>r ihnen die Zukunft<br />
generell als zu unsicher erscheint. So<br />
sagen in einer Umfrage im Auftrag<br />
<strong>de</strong>r EU-Kommission die Menschen aus<br />
sechs <strong>de</strong>r insgesamt 14 befragten<br />
Doch die Geburtenrückgänge wirken<br />
sich auf die gesamte Gesellschaft aus.<br />
Schließlich basiert unser Rentensystem<br />
darauf, dass die Jüngeren, also die<br />
Arbeitnehmer von heute, durch ihre<br />
Beiträge die Rente <strong>de</strong>r Älteren finanzieren.<br />
Unser Rentenversicherungs-<br />
20
Info 2006 2007<br />
system ist in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten<br />
stark ins Wanken geraten (siehe auch<br />
Seite 24/25). Demnach muss es im<br />
Interesse aller sein, dass <strong>de</strong>r Staat<br />
Familien finanziell entlastet und ihnen<br />
bei <strong>de</strong>r Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r unter<br />
die Arme greift. Hier kommen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Möglichkeiten in Frage, etwa<br />
in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staat Steuererleichterungen<br />
gewährt, Kin<strong>de</strong>rgeld auszahlt o<strong>de</strong>r<br />
dafür sorgt, dass genug Betreuungsmöglichkeiten<br />
vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Eltern- statt Erziehungsgeld<br />
Ein wichtiger neuer Baustein <strong>de</strong>r Familienför<strong>de</strong>rung<br />
ist das sogenannte<br />
Elterngeld, das zum 1. Januar 2007<br />
das bisherige Erziehungsgeld ersetzen<br />
wird. Es soll <strong>de</strong>n Einkommensverlust<br />
nach <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s zumin<strong>de</strong>st<br />
teilweise reduzieren und die Väter<br />
darüber hinaus ermutigen, sich<br />
mehr um die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />
zu kümmern. Bisher war es so, dass<br />
die Familie zwar Zuwachs bekommt,<br />
das Familieneinkommen aber<br />
schrumpft o<strong>de</strong>r sogar ganz wegfällt,<br />
wenn ein Elternteil aufhört zu arbeiten,<br />
um sich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung zu widmen.<br />
Das Elterngeld will dies auffangen,<br />
es ist im Gegensatz zu Sozialhilfe<br />
o<strong>de</strong>r qArbeitslosengeld II allerdings<br />
keine staatliche Sozialleistung.<br />
Es steht vielmehr für einen Perspektivwechsel<br />
in <strong>de</strong>r Familienpolitik. Das<br />
Elterngeld erhalten nämlich nicht nur<br />
sozial Schwache bis zu einer gewissen<br />
Einkommensgrenze. Es kommt<br />
allen Eltern zugute, unabhängig von<br />
<strong>de</strong>ren Einkommen, und ist eine familienpolitische<br />
Leistung, mit <strong>de</strong>r die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung in <strong>de</strong>r kritischen<br />
Zeit nach <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s<br />
einen Schonraum vor allem für junge<br />
Eltern schaffen will. Sie will ihnen so<br />
ermöglichen, sich an ihre neue Rolle<br />
zu gewöhnen, ohne sich dabei im<br />
ersten Lebensjahr <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s um das<br />
finanzielle Auskommen sorgen zu<br />
müssen. Kern <strong>de</strong>s Elterngelds ist, dass<br />
<strong>de</strong>r Staat nach <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
das bisherige Einkommen <strong>de</strong>s erziehen<strong>de</strong>n<br />
Elternteiles zu 67 Prozent,<br />
maximal aber 1.800 Euro netto, ein<br />
Jahr lang auszahlt. Alle Familien erhalten<br />
einen Min<strong>de</strong>stbetrag von 300<br />
Euro, unabhängig davon ob man vorher<br />
gearbeitet hat o<strong>de</strong>r nicht. Die<br />
einzige Bedingung ist, dass man nicht<br />
mehr als 30 Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche<br />
arbeiten darf. Wenn sich <strong>de</strong>r Partner,<br />
in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Ehemann, in <strong>de</strong>n<br />
ersten Lebensmonaten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
auch an <strong>de</strong>r Erziehung beteiligt und<br />
entsprechend weniger arbeitet, bekommt<br />
die Familie das Elterngeld zwei<br />
weitere, insgesamt also 14, Monate.<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />
steuerlich absetzbar<br />
Eltern können die Kosten für ihre<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuung unter bestimmten<br />
Bedingungen und bis zu gewissen<br />
Grenzen von <strong>de</strong>r Steuer absetzen. Das<br />
hängt davon ab, wie alt das Kind ist<br />
und ob bei<strong>de</strong> Eltern arbeiten o<strong>de</strong>r nur<br />
ein Elternteil. Damit will <strong>de</strong>r Staat vor<br />
allem Eltern kleinerer Kin<strong>de</strong>r finanziell<br />
entlasten, die in <strong>de</strong>r Regel beson<strong>de</strong>rs<br />
hohe Betreuungskosten haben. Alleinerzieher<br />
erhalten zu<strong>de</strong>m einen zusätzlichen<br />
Freibetrag (1.308 Euro pro Jahr).<br />
?<br />
Familien finanziell för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />
mehr Betreuungsangebote für Kin<strong>de</strong>r?<br />
Das Elterngeld wird kontrovers diskutiert:<br />
Hätte <strong>de</strong>r Bund die dafür eingeplanten<br />
Summen und die steuerliche<br />
Absetzung von Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />
nicht besser dafür nutzen sollen,<br />
die Betreuungsangebote auszubauen<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Nutzung kostenlos<br />
für alle zu machen? Denn bislang müssen<br />
Eltern Geld dafür bezahlen, damit<br />
ihr Kind <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten o<strong>de</strong>r Hort<br />
Mit <strong>de</strong>m Geld sollen Familien<br />
direkt unterstützt wer<strong>de</strong>n, weil ...<br />
... viele Frauen sich nach <strong>de</strong>r Geburt voll<br />
und ganz ihrem Kind widmen und gar<br />
nicht in <strong>de</strong>n Beruf zurückkehren wollen.<br />
... <strong>de</strong>r Staat das Eltern- und Kin<strong>de</strong>rgeld<br />
unabhängig von Einkommensgrenzen<br />
zahlt.<br />
... die Eltern die Hauptverantwortung für<br />
die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r tragen und<br />
längst nicht alle die angebotenen<br />
Betreuungsmöglichkeiten nutzen wollen.<br />
Die steuerlichen Vorteile sollen außer<strong>de</strong>m<br />
einen Anreiz dafür schaffen, dass<br />
mehr Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n privaten<br />
Haushalten entstehen (siehe auch Seite<br />
22/23).<br />
Eine weitere staatliche Vergünstigung<br />
ist das qKin<strong>de</strong>rgeld beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>r qKin<strong>de</strong>rfreibetrag in<br />
Verbindung mit <strong>de</strong>m Betreuungsfreibetrag.<br />
Der Staat gewährt entwe<strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>rgeld o<strong>de</strong>r die Freibeträge. Das<br />
Finanzamt überprüft bei <strong>de</strong>r Steuererklärung<br />
automatisch, welche Wahl die<br />
günstigste für die Eltern ist.<br />
Als Kin<strong>de</strong>rgeld bekommen Eltern<br />
heute für das erste, zweite und dritte<br />
Kind monatlich jeweils 154 Euro, ab<br />
<strong>de</strong>m vierten Kind sind es 179 Euro.<br />
Allerdings gilt ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2007,<br />
dass das Kin<strong>de</strong>rgeld maximal nur noch<br />
bis zum 25. Lebensjahr ausbezahlt<br />
wird. Bislang bekam man es, sofern<br />
das Kind sich in <strong>de</strong>r Schul-, Berufsausbildung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Studium befand, bis<br />
zum Alter von 27 Jahren.<br />
besuchen kann. Diese Kosten können<br />
sie vom zu versteuern<strong>de</strong>n Einkommen<br />
abziehen, das heißt, sie zahlen weniger<br />
Steuern. Wie hoch <strong>de</strong>r individuelle Beitrag<br />
ist, hängt unter an<strong>de</strong>rem vom<br />
Wohnort, <strong>de</strong>m Träger <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
und <strong>de</strong>n Einkommensverhältnissen <strong>de</strong>r<br />
Eltern ab. Eltern mit einem geringen<br />
Einkommen zahlen <strong>de</strong>mnach weniger<br />
als Eltern, die viel Geld verdienen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Geld sollen Betreuungsmöglichkeiten<br />
unterstützt wer<strong>de</strong>n, weil ...<br />
... Frauen überhaupt nur dann in das Berufsleben<br />
zurückkehren können, wenn genug<br />
Betreuungsmöglichkeiten vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
... Steuerfreibeträge vor allem die<br />
Besserverdiener entlasten, von <strong>de</strong>r<br />
Infrastruktur profitieren alle gleich.<br />
... in Kin<strong>de</strong>rgärten, Horten und<br />
Ganztagesschulen alle Kin<strong>de</strong>r betreut und<br />
geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Das Elterngeld<br />
3 Das Elterngeld ersetzt 67<br />
Prozent <strong>de</strong>s bisherigen Einkommens<br />
<strong>de</strong>s erziehen<strong>de</strong>n<br />
Elternteiles bis zu einem Höchstsatz<br />
von 1.800 Euro netto.<br />
3 Es gibt einen vom<br />
Einkommen unabhängigen<br />
Sockelbetrag von 300 Euro.<br />
3 Dieser Sockelbetrag wird<br />
nicht mit an<strong>de</strong>ren sozialstaatlichen<br />
Transferleistungen,<br />
etwa mit <strong>de</strong>m Arbeitslosengeld<br />
II, verrechnet.<br />
3 Wer mehr als 30 Stun<strong>de</strong>n pro<br />
Woche arbeitet, hat keinen<br />
Anspruch auf Elterngeld.<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
zu aktuellen Themen<br />
aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />
zum kostenlosen<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Internet-Tipp<br />
Grundsätzliche und aktuelle<br />
Informationen zur Familienpolitik<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
bietet die Webseite <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend: www.bmfsfj.<strong>de</strong><br />
Spezielle Informationen und<br />
Hintergrün<strong>de</strong> zum Ganztagsschulprogramm<br />
fin<strong>de</strong>n sich<br />
auf <strong>de</strong>r Webseite www.<br />
ganztagsschulen.org<br />
einem Angebot <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Bildung und Forschung.<br />
21
SCHWARZARBEIT<br />
„Was ist mit dir, Mark, bist du morgen Abend beim Redaktionsessen dabei?“, will Sarah wissen. „Nö, ich helfe im<br />
Club meines Kumpels aus. Gibt eine gute Bezahlung, und das Trinkgeld stimmt auch!“ „Kriegst du das bar auf<br />
die Kralle?“ „Ja, dieses Mal schon. Aber bald wer<strong>de</strong> ich da öfter arbeiten, und dann gibt’s auch einen Vertrag.“<br />
„Fair geht vor“<br />
qSchwarzarbeit scha<strong>de</strong>t uns allen – sowohl <strong>de</strong>m Staat als auch<br />
<strong>de</strong>n ehrlichen Unternehmern und Beschäftigten. Daher ist <strong>de</strong>r<br />
Staat sehr daran interessiert, illegale Arbeit einzudämmen. Denn<br />
dadurch kann die Steuer- und Abgabenlast auf mehr Schultern<br />
verteilt und damit für alle gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
wusst gemacht wer<strong>de</strong>n. Dabei ist<br />
Schwarzarbeit alles an<strong>de</strong>re als ein<br />
Kavaliers<strong>de</strong>likt! Denn unser Sozialsystem,<br />
das fast je<strong>de</strong>r in Anspruch nimmt,<br />
kann nur dann funktionieren, wenn<br />
je<strong>de</strong>r seinen Beitrag dazu leistet.<br />
Kein Kavaliers<strong>de</strong>likt<br />
Schwarzarbeit ist in vielen Bereichen<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft anzutreffen: von<br />
Handwerkern, die ohne Rechnung<br />
Wohnungen renovieren, bis zu ausländischen<br />
Facharbeitern, die ungemel<strong>de</strong>t<br />
auf Baustellen jobben, o<strong>de</strong>r<br />
Kellnern, die sich abends etwas dazuverdienen.<br />
War die Schwarzarbeit<br />
früher meist eine Sache von einigen<br />
hun<strong>de</strong>rttausend Feierabend-Malochern,<br />
ist sie inzwischen in einigen<br />
Wirtschaftszweigen gängige Praxis.<br />
Beim Vorgehen gegen illegale Bechäftigung<br />
wird auf die gewerbsmäßige<br />
Schwarzarbeit ein beson<strong>de</strong>res<br />
Augenmerk gerichtet. So ist in Gaststätten<br />
und Hotels fast je<strong>de</strong>r vierte<br />
Beschäftigte nicht korrekt angemel<strong>de</strong>t,<br />
bilanziert die „Finanzkontrolle<br />
Schwarzarbeit“. Viele Menschen in<br />
Deutschland <strong>de</strong>nken, ein paar Euro<br />
„nebenbei“ zu verdienen sei nicht<br />
weiter schlimm. Dass sie damit gegen<br />
Gesetze verstoßen, sollte ihnen be-<br />
Warum scha<strong>de</strong>t<br />
Schwarzarbeit allen?<br />
Wer schwarzarbeitet, <strong>de</strong>r bekommt<br />
sein Geld bar auf die Hand – Steuern<br />
o<strong>de</strong>r Sozialversicherungsbeiträge zahlt<br />
er keine. Doch daraus ergeben sich<br />
viele Probleme:<br />
3 Dem Staat fehlen Steuereinnahmen,<br />
um seine Aufgaben zu erfüllen.<br />
3 Den Sozialversicherungen fehlen<br />
wichtige Beiträge, um ihre Leistungen<br />
zu finanzieren. Die Folge ist,<br />
dass die Sozialversicherungsabgaben<br />
22
Info 2006 2007<br />
Ein erfolgreicher Einsatz<br />
Der Zoll bekämpft die Schwarzarbeit und die illegale Beschäftigung<br />
immer erfolgreicher: Die mehr als 420.000 Überprüfungen an <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsstelle und von Arbeitgebern erbrachten im Jahr 2005:<br />
3 Fast 82.000 Ermittlungsverfahren wegen Straftaten.<br />
3 Fast 54.000 Ermittlungsverfahren wegen Ordnungswidrigkeiten<br />
mit etwa 67 Millionen Euro Bußgel<strong>de</strong>rn.<br />
3 Insgesamt 995 Jahre Freiheitsstrafen.<br />
für die ehrlichen Bürger steigen.<br />
3 Legal beschäftigte Arbeitnehmer<br />
verlieren ihren Job, weil Schwarzarbeiter<br />
ihnen die Arbeit wegnehmen.<br />
3 Schwarzarbeiter sind nicht gegen<br />
Krankheit o<strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit abgesichert.<br />
3 Viele Schwarzarbeiter beziehen<br />
Sozialleistungen und betrügen <strong>de</strong>n<br />
Staat sowie die Solidargemeinschaft<br />
daher doppelt. Doch wenn sie erwischt<br />
wer<strong>de</strong>n, müssen sie die zu<br />
Unrecht erhaltenen Leistungen<br />
zurückzahlen.<br />
3 Unternehmen, die ihre Arbeitnehmer<br />
legal beschäftigen, haben gravieren<strong>de</strong><br />
Wettbewerbsnachteile.<br />
Wer sich also einerseits darüber beschwert,<br />
dass die Steuern und Abgaben<br />
zu hoch seien, an<strong>de</strong>rerseits aber<br />
nach Feierabend noch „nebenher“ illegal<br />
Geld verdient, <strong>de</strong>r darf sich eigentlich<br />
nicht darüber wun<strong>de</strong>rn: Denn er ist<br />
mit Schuld daran, dass <strong>de</strong>m Staat jährlich<br />
ein nicht unerheblicher Millionenbeitrag<br />
durch die Lappen geht und am<br />
En<strong>de</strong> alle dafür bezahlen müssen. Alleine<br />
im Jahr 2005 entstand durch nicht<br />
gezahlte Steuern, Sozialversicherungsabgaben<br />
o<strong>de</strong>r erschlichene Sozialleistungen<br />
ein Scha<strong>de</strong>n in Höhe von 563<br />
Millionen Euro!<br />
Der Zoll kontrolliert<br />
Infolge <strong>de</strong>s Wegfalls <strong>de</strong>r meisten<br />
Zollgrenzen in Deutschland hat <strong>de</strong>r<br />
Zoll die Aufgabe übernommen, gegen<br />
Schwarzarbeit vorzugehen. Die dort<br />
zuständige „Finanzkontrolle<br />
Schwarzarbeit“ (FKS) setzt rund 7.000<br />
Fahn<strong>de</strong>r ein, die vor allem gegen gewerbliche<br />
Schwarzarbeit, etwa am<br />
Bau o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gastronomie, vor-<br />
gehen. Der Umfang <strong>de</strong>r so genannten<br />
qSchattenwirtschaft wird in<br />
Deutschland für das Jahr 2006 auf ca.<br />
345,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro geschätzt. Dies<br />
entspricht etwa 14,9 Prozent <strong>de</strong>r gesamten<br />
Wirtschaftsleistung (BIP). Der<br />
Staat schätzt, dass alleine im Jahr 2004<br />
rund 2,6 Milliar<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n schwarzgearbeitet<br />
wur<strong>de</strong>, das entspricht ungefähr<br />
420.000 regulären Arbeitsplätzen.<br />
Daher verfolgt <strong>de</strong>r Gesetzgeber gewerbliche<br />
Schwarzarbeit als Straftatbestand.<br />
Verstöße von Privatleuten, die<br />
ihre Beschäftigten nicht anmel<strong>de</strong>n,<br />
dagegen als Ordnungswidrigkeiten.<br />
Steuervergünstigungen<br />
gegen Schwarzarbeit<br />
Im gewerblichen Bereich kontrolliert<br />
<strong>de</strong>r Zoll immer schärfer. Etwas an<strong>de</strong>rs<br />
sieht es im privaten Bereich aus, <strong>de</strong>nn<br />
was sich hinter <strong>de</strong>n verschlossenen<br />
Wohnungstüren abspielt, davon erfährt<br />
<strong>de</strong>r Zoll nur im Ausnahmefall. Um die<br />
Schwarzarbeit auch in diesem Bereich<br />
Schwarzarbeit: Prognose 2006<br />
Insgesamt: 345,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro (100%)<br />
In diesen Bereichen wird häufig schwarzgearbeitet:<br />
38 %<br />
15 %<br />
17 %<br />
13 %<br />
17 %<br />
besser zu bekämpfen, hat sich die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung daher etwas an<strong>de</strong>res<br />
einfallen lassen. Bereits seit einiger Zeit<br />
kann man nämlich die Kosten für so<br />
genannte haushaltsnahe Dienstleistungen,<br />
beispielsweise die Wohnungsreinigung<br />
o<strong>de</strong>r die Betreuung von<br />
Familienangehörigen, steuermin<strong>de</strong>rnd<br />
geltend machen. Das heißt, man kann<br />
20 Prozent <strong>de</strong>r Kosten (bis zu 3.000<br />
Euro im Jahr) von <strong>de</strong>r Steuer absetzen,<br />
maximal also 600 Euro.<br />
Darüber hinaus können Haushalte mit<br />
min<strong>de</strong>stens einer pflegebedürftigen<br />
Person einen Teil ihrer Ausgaben steuermin<strong>de</strong>rnd<br />
geltend machen. Wer Handwerkerleistungen<br />
für Renovierungs-,<br />
Erhaltungs- und Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahmen<br />
in Anspruch nimmt, kann<br />
ebenfalls 20 Prozent dieser Aufwendungen<br />
(bis zu 3.000 Euro im Jahr)<br />
von seiner Steuerschuld abziehen. Die<br />
steuerliche För<strong>de</strong>rung umfasst aber<br />
nur die Arbeitskosten, Materialkosten<br />
wer<strong>de</strong>n dabei nicht berücksichtigt.<br />
Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung<br />
(IAW) schätzt in seiner Prognose<br />
zur Entwicklung <strong>de</strong>r Schattenwirtschaft<br />
in Deutschland, dass die<br />
steuerliche Absetzbarkeit von Reparaturaufwendungen<br />
im Haushalt sowie<br />
von Aufwendungen für Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />
(siehe auch Seite 20/21) und<br />
Pflege das Niveau <strong>de</strong>r Schattenwirtschaft<br />
im Jahr 2006 um rund eine<br />
Milliar<strong>de</strong> Euro absenken könnte.<br />
Baugewerbe<br />
und Handwerk<br />
Kfz, Maschinenbau<br />
Hotel- und Gaststättengewerbe<br />
Unterhaltungs- und<br />
Vergnügungsbranche<br />
Haushaltsnahe Dienstleistungen<br />
(Nachhilfe, Friseur,<br />
Babysitten etc.), Sonstiges<br />
131,4<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
58,7<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
58,7<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
51,8<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
44,9<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
Quelle: Schätzung <strong>de</strong>s Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Januar 2006<br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n und vertiefen<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsblatt<br />
<strong>de</strong>s Monats! Alle vier Wochen<br />
gibt es von „Finanzen &<br />
Steuern“ ein neues Arbeitsblatt<br />
zu aktuellen Themen<br />
aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik<br />
zum kostenlosen<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Internet-Tipp<br />
Über die Wege <strong>de</strong>r<br />
Bekämpfung von<br />
Schwarzarbeit informiert<br />
<strong>de</strong>r Deutsche Zoll auf einer<br />
speziellen Webseite:<br />
www.zoll-stopptschwarzarbeit.<strong>de</strong><br />
23
ZUKUNFTSPROGRAMM<br />
Das Redaktionsteam überlegt, was es <strong>de</strong>m Schuldirektor zum Abschied in <strong>de</strong>n Ruhestand schenken kann. „Mit<br />
diesem T-Shirt liegen wir in je<strong>de</strong>m Fall richtig, so fit wie <strong>de</strong>r noch ist!“, lacht Luca. „Ich verstehe sowieso nicht,<br />
warum er schon aufhört, er könnte doch gut und gerne noch zehn weitere Jahre arbeiten“, fin<strong>de</strong>t Conny.<br />
„Zukunft ermöglichen“<br />
Das Fundament <strong>de</strong>s heutigen Rentensystems bröckelt: Die<br />
Menschen wer<strong>de</strong>n immer älter und bekommen zugleich immer<br />
weniger Kin<strong>de</strong>r. Was für <strong>de</strong>n Einzelnen angenehm sein kann, ist<br />
für die Gemeinschaft eine große Herausfor<strong>de</strong>rung. Damit auch<br />
die zukünftigen Rentner ausreichend versorgt wer<strong>de</strong>n können,<br />
sind Reformen in allen sozialen Bereichen nötig.<br />
Jahr 2030 vergleichbaren 100 Arbeitnehmern<br />
bereits 71 Rentner gegenüberstehen.<br />
Hauptgrün<strong>de</strong> sind die<br />
sinken<strong>de</strong> Geburtenrate und die steigen<strong>de</strong><br />
Lebenserwartung. Zu<strong>de</strong>m spielen<br />
die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit<br />
und <strong>de</strong>r Abbau <strong>de</strong>r sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren eine wichtige Rolle.<br />
Der Generationenvertrag<br />
Die I<strong>de</strong>e hinter <strong>de</strong>m Generationenvertrag<br />
ist überzeugend: Die sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten zahlen<br />
in die Rentenkasse ein, und die Alten<br />
erhalten daraus ihre Rente. So stützt<br />
die junge, arbeiten<strong>de</strong> Generation die<br />
ältere Generation, die im Ruhestand<br />
ist. Das funktioniert allerdings nur,<br />
wenn mehr Beitragszahler für weniger<br />
Leistungsempfänger aufkommen.<br />
Dieses Verhältnis verän<strong>de</strong>rt sich allerdings:<br />
Im Jahr 2001 stan<strong>de</strong>n bei einem<br />
durchschnittlichen Rentenzugangsalter<br />
von 60 Jahren 100 erwerbsfähigen<br />
Menschen (zwischen 20 und 59 Jahren)<br />
rund 44 Personen im Rentenalter<br />
(ab 60 Jahren) gegenüber. Wenn die<br />
Menschen weiter mit durchschnittlich<br />
60 Jahren in Rente gehen, rechnet das<br />
Statistische Bun<strong>de</strong>samt damit, dass im<br />
Aber auch die Tatsache, dass die Rentenversicherungsbeiträge<br />
für an<strong>de</strong>re<br />
Leistungen verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, wie<br />
beispielsweise für <strong>de</strong>n Aufbau Ost, ist<br />
ein weiterer Grund für die leeren<br />
Rentenkassen. Wenn die Politik an<br />
<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r<br />
Sozialversicherungen nichts än<strong>de</strong>rt,<br />
geraten die staatlichen Schutzsysteme<br />
gegen Krankheit, Pflegebedürftigkeit,<br />
Arbeitslosigkeit und<br />
24
Info 2006 2007<br />
Rente immer tiefer in die „<strong>de</strong>mografische<br />
Falle“: Es gibt immer mehr alte<br />
Menschen, für die immer weniger<br />
junge Menschen Abgaben als Arbeitnehmer<br />
leisten müssen.<br />
Die drei Säulen <strong>de</strong>r<br />
Rentenversicherung<br />
Wer im Alter ausreichend versorgt sein<br />
will, <strong>de</strong>r muss sich zusätzlich absichern.<br />
In Deutschland stützt sich die Altersvorsorge<br />
traditionell auf drei Säulen:<br />
3 die gesetzliche Rentenversicherung,<br />
die bis heute wichtigste Säule,<br />
3 die betriebliche Altersversorgung,<br />
3 die private Altersvorsorge.<br />
Reform <strong>de</strong>r Sozialsysteme<br />
In die gesetzliche Rentenversicherung<br />
muss einzahlen, wer Lohn o<strong>de</strong>r Gehalt<br />
bekommt (ausgenommen sind Beamte,<br />
Richter, Soldaten, Minister und<br />
Parlamentarier). Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer teilen sich <strong>de</strong>n Beitrag.<br />
Von diesem Geld wer<strong>de</strong>n die Renten<br />
für die heutigen Ruheständler bezahlt.<br />
Doch die Beiträge <strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong>n<br />
Generation reichen schon seit einiger<br />
Zeit nicht mehr aus, um die Ausgaben<br />
<strong>de</strong>r Rentenversicherung komplett zu<br />
finanzieren: Ohne Bun<strong>de</strong>szuschuss<br />
müssten die Beitragssätze stark angehoben<br />
o<strong>de</strong>r die Renten um ein Viertel<br />
gekürzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Klar ist: Nur mit Reformen kann <strong>de</strong>r<br />
Sozialstaat weiterhin funktionieren.<br />
Höhere Beiträge <strong>de</strong>r Versicherten<br />
o<strong>de</strong>r Einschnitte in die Leistungen<br />
<strong>de</strong>r Kranken-, Renten-, Pflege- und<br />
Arbeitslosenversicherung sind die<br />
Folge. Jüngere müssen in Zukunft<br />
länger arbeiten, erhalten aber gleichzeitig<br />
weniger Rente vom Staat.<br />
Um die sozialen Sicherungssysteme<br />
zu erhalten, ist nicht nur mehr<br />
Eigenverantwortung und Eigenleistung<br />
von je<strong>de</strong>m Einzelnen durch<br />
private Vorsorge gefor<strong>de</strong>rt. Auch <strong>de</strong>r<br />
Staat muss seinen Beitrag dazu leisten,<br />
etwa in<strong>de</strong>m er die Staatsverschuldung<br />
abbaut und für so gute<br />
Rahmenbedingungen sorgt, dass die<br />
Wirtschaft wachsen kann und neue<br />
Arbeitsplätze entstehen.<br />
Solidarität plus Eigenverantwortung<br />
Umlageverfahren<br />
Die laufen<strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>r Rentenkassen,<br />
also die Beiträge sowie <strong>de</strong>r<br />
Zuschuss aus <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>shaushalt,<br />
wer<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t, um die monatlichen<br />
Rentenzahlungen zu finanzieren. Die<br />
Versicherten erhalten dafür einen gesetzlich<br />
garantierten Rentenanspruch.<br />
Die Höhe <strong>de</strong>r Rente legt <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
(Bun<strong>de</strong>stag, Bun<strong>de</strong>srat) fest.<br />
?<br />
Wie hilft <strong>de</strong>r Staat?<br />
Die private Altersvorsorge spielt eine<br />
beson<strong>de</strong>rs wichtige Rolle, <strong>de</strong>nn damit<br />
sollen wir die sinken<strong>de</strong> gesetzliche<br />
Rente ausgleichen. Um <strong>de</strong>n Anreiz zu<br />
erhöhen, för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Staat die private<br />
Eigeninitiative: Wer Geld für seine Rente<br />
anlegt, bekommt eine Zulage vom Staat<br />
oben drauf, die sogenannte „Riester-<br />
Rente“. Der Sparbetrag setzt sich zusammen<br />
aus <strong>de</strong>m Eigenanteil und <strong>de</strong>n<br />
staatlichen Zulagen. Der Eigenanteil<br />
kann von <strong>de</strong>r Steuer abgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Staat för<strong>de</strong>rt alle Sparformen, die<br />
von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
überprüft und zugelassen<br />
wur<strong>de</strong>n. Es gelten eine Reihe von<br />
Bedingungen, so dürfen die Leistungen<br />
nicht vor Vollendung <strong>de</strong>s 60. Lebensjahres<br />
ausgezahlt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />
muss die Auszahlung in Form einer<br />
Rentenzahlung o<strong>de</strong>r als Auszahlungsplan<br />
erfolgen.<br />
Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren<br />
Bei <strong>de</strong>r privaten Vorsorge muss je<strong>de</strong>r für<br />
sich selbst vorsorgen, beispielsweise in<br />
Form von Sparplänen, Fondsanlagen o<strong>de</strong>r<br />
einer Kapitallebensversicherung. Wie<br />
hoch die Rendite <strong>de</strong>s angelegten Kapitals<br />
und damit die gesamte Rente sein wird,<br />
hängt stark von <strong>de</strong>r Entwicklung am<br />
Kapitalmarkt ab. Der Staat unterstützt<br />
die private Vorsorge durch Zuschüsse.<br />
Die betriebliche Altersversorgung ist<br />
eine weitere Möglichkeit, um die<br />
eigene Rente aufzustocken. Alle<br />
Beschäftigten haben das Recht,<br />
einen Teil ihres Lohns o<strong>de</strong>r Gehalts in<br />
eine betriebliche Altersversorgung<br />
einzuzahlen, um später eine Betriebsrente<br />
zu erhalten. Der Staat<br />
unterstützt die betriebliche Altersversorgung<br />
auf zwei Wegen:<br />
3 Entwe<strong>de</strong>r stellt <strong>de</strong>r Staat die<br />
Beiträge zur betrieblichen<br />
Altersversorgung bis zu einer<br />
gewissen Grenze steuer- und<br />
sozialabgabenfrei, o<strong>de</strong>r<br />
3 er gewährt die Riester-För<strong>de</strong>rung<br />
(Bedingungen wie bei <strong>de</strong>r privaten<br />
Altersvorsorge).<br />
Je<strong>de</strong> Möglichkeit bietet an<strong>de</strong>re Vorteile,<br />
und daher sollten die Arbeitnehmer<br />
genau prüfen, welche För<strong>de</strong>rung<br />
für sie am günstigsten ist.<br />
Finanzierung <strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung<br />
Jahr<br />
1995<br />
1997<br />
1999<br />
2001<br />
2004<br />
2005<br />
Beitragssatz<br />
(in Prozent)<br />
18,6<br />
20,3<br />
19,5<br />
19,1<br />
19,5<br />
19,5<br />
Beitragseinnahmen<br />
(in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />
138,1<br />
152,1<br />
159,2<br />
163,6<br />
168,4<br />
168,0<br />
1<br />
einschließlich Bun<strong>de</strong>szuschuss aus Mehrwertsteuer<br />
2<br />
einschließlich Bun<strong>de</strong>szuschuss aus Mehrwert-/Ökosteuer<br />
Bun<strong>de</strong>szuschuss<br />
(in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />
30,4<br />
35,2<br />
42,5 1<br />
46,0 2<br />
54,4<br />
Rentenausgaben<br />
(in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />
151,0<br />
162,4<br />
171,8<br />
183,3<br />
197,5<br />
54,8<br />
198,8<br />
(Quelle: VDR, für 2005 vorläufige Zahlen)<br />
Internet-Tipp<br />
Informationsangebot <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Arbeit und Soziales, unter<br />
an<strong>de</strong>rem über die gesetzliche<br />
Rentenversicherung<br />
und die Möglichkeiten<br />
zusätzlicher Altersvorsorge:<br />
www.bmas.bund.<strong>de</strong>/BMAS/<br />
Navigation/rente.html<br />
Texte, Schaubil<strong>de</strong>r und<br />
interaktive Informationen<br />
rund um Rente und soziale<br />
Sicherung gibt es bei<br />
www.safety1st.<strong>de</strong>,<br />
einem Angebot von<br />
ZUKUNFT klipp + klar, <strong>de</strong>m<br />
Informationszentrum <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Versicherer.<br />
Zum Nachlesen<br />
Die Broschüre „Vorsorgen und<br />
Steuern sparen“ gibt einen<br />
umfassen<strong>de</strong>n Überblick über<br />
die Möglichkeiten <strong>de</strong>r privaten<br />
Vorsorge und die verschie<strong>de</strong>nen<br />
För<strong>de</strong>rwege. Kostenloser<br />
Download unter www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Gelerntes anwen<strong>de</strong>n<br />
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Finanz- und Steuerpolitik<br />
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<strong>de</strong><br />
25
INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT<br />
„Wahnsinn! Fast je<strong>de</strong>r vierte <strong>de</strong>utsche Arbeitsplatz hängt vom qExport ab, und je<strong>de</strong>n dritten Euro verdienen<br />
die Unternehmen mit Erlösen aus <strong>de</strong>m Export. „Ma<strong>de</strong> in Germany“ scheint gefragt zu sein. Trotz<strong>de</strong>m wan<strong>de</strong>rn<br />
viele Unternehmen ins Ausland ab“, stellt Tobi fest und recherchiert weiter für seinen Artikel.<br />
„Neue Aufgaben für<br />
die Wirtschaftspolitik“<br />
Die Wirtschaft wächst weltweit immer mehr zusammen. Das eröffnet<br />
viele Chancen, bringt aber auch neue Herausfor<strong>de</strong>rungen für die<br />
internationale Politik mit sich. Denn durch die stärkere Vernetzung<br />
können auch Krisen schneller auf an<strong>de</strong>re Kontinente und Län<strong>de</strong>r<br />
übergreifen. Dies stellt sowohl nationale Regierungen als auch internationale<br />
Organisationen vor neue Aufgaben. Die Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Union arbeiten daher in vielen Bereichen eng<br />
zusammen, um sich gemeinsam <strong>de</strong>n Problemen zu stellen.<br />
Weltweite Marktwirtschaft<br />
Mo<strong>de</strong>rne Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
niedrige Kosten für <strong>de</strong>n Transport<br />
und grenzenloser Han<strong>de</strong>l von<br />
Gütern lassen die ganze Welt zu<br />
einem riesigen Markt verschmelzen.<br />
Das schafft allerdings harte Konkurrenz:<br />
Großkonzerne aller Branchen<br />
streben danach, ein „Global Player“ zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet, sich von <strong>de</strong>n<br />
nationalen Standorten zu lösen und<br />
überall auf <strong>de</strong>r Welt produzieren und<br />
verkaufen zu können. Dies geschieht<br />
vor allem dadurch, dass sich Konzerne<br />
zusammenschließen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Unternehmen übernehmen. Außer<strong>de</strong>m<br />
haben „Global Player“ die Möglichkeit,<br />
im Ausland neue Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
zu grün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ihre Produktionsstätten<br />
dahin zu verlagern, wo<br />
die Arbeitskosten für sie am günstigsten<br />
sind. Auch in Deutschland ansässige<br />
Unternehmen haben dies in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren gemacht. Dadurch sind<br />
<strong>de</strong>m Staat allerdings wichtige Steuereinnahmen<br />
und Sozialabgaben entgangen.<br />
Wettbewerb um <strong>de</strong>n<br />
größten Standortvorteil<br />
Doch nicht nur die Unternehmen konkurrieren<br />
weltweit, auch die Staaten<br />
stehen untereinan<strong>de</strong>r im Wettbewerb<br />
und wollen sich eigene Standortvorteile<br />
verschaffen. Denn die weltweit agieren<strong>de</strong>n<br />
großen Unternehmen können<br />
frei entschei<strong>de</strong>n und sich das Land aussuchen,<br />
in <strong>de</strong>m sie investieren o<strong>de</strong>r<br />
eine neue Fabrik eröffnen wollen. Ein<br />
wichtiger Aspekt ist hierbei, inwieweit<br />
die Wirtschaft durch Steuern und<br />
Abgaben belastet wird. Daher hat sich<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Steuerwettbewerb<br />
zwischen <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn verschärft, und<br />
26
Info 2006 2007<br />
es sind zahlreiche sogenannte Finanzoasen<br />
entstan<strong>de</strong>n: Inzwischen gibt es<br />
weltweit mehr als 250 Son<strong>de</strong>rwirtschaftszonen<br />
in 70 Län<strong>de</strong>rn, wo Unternehmen<br />
keine Steuern zahlen müssen.<br />
Neuer Ordnungsrahmen<br />
Es sollte im Interesse aller sein, schädliche<br />
und unfaire Formen <strong>de</strong>s Steuerwettbewerbs<br />
auf Kosten von Nachbarstaaten<br />
einzudämmen. Denn eine<br />
Marktwirtschaft kann nur dann reibungslos<br />
funktionieren, wenn die Regierung<br />
für alle verbindliche Spielregeln<br />
aufstellen kann. Nur so lassen sich beispielsweise<br />
die Umwelt o<strong>de</strong>r die Rechte<br />
<strong>de</strong>r Verbraucher effektiv schützen.<br />
Allerdings wird es für die Nationalstaaten<br />
in vielen Bereichen immer schwieriger,<br />
alleine die Regeln festzusetzen,<br />
<strong>de</strong>nn durch die Globalisierung können<br />
die Staaten wirksame Rahmenbedingungen<br />
nur gemeinsam schaffen. Im<br />
sogenannten EU-Binnenmarkt, das<br />
heißt <strong>de</strong>m gemeinsamen Markt aller<br />
25 EU-Mitgliedstaaten, gelten in vielen<br />
Bereichen die gleichen Regeln, beispielsweise<br />
im Umwelt- und Verbraucherschutz.<br />
Bis sich jedoch die einzelnen<br />
EU-Mitglie<strong>de</strong>r auf die gleichen<br />
Standards geeinigt hatten, gab es meist<br />
zähe und schwierige Verhandlungen.<br />
Debatte um die Steuer-<br />
Harmonisierung in <strong>de</strong>r EU<br />
setzen. Allerdings gibt es in <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union keine Regierung, die<br />
diese Regeln alleine aufstellen könnte.<br />
Hier müssen sich die einzelnen nationalen<br />
Regierungen beraten und am En<strong>de</strong><br />
einen Kompromiss fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m alle<br />
zustimmen können. Stellt sich auch nur<br />
ein Land quer, liegt das Vorhaben erst<br />
mal wie<strong>de</strong>r auf Eis.<br />
Die einzelnen EU-Mitglie<strong>de</strong>r streiten<br />
sich schon seit Jahren darum, wie weit<br />
sie die nationalen Steuersätze und -regelungen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re für Unternehmen,<br />
harmonisieren und miteinan<strong>de</strong>r<br />
abstimmen sollten. Denn die Steuerpolitik<br />
ist neben <strong>de</strong>r Verteidigungs- und<br />
Außenpolitik ein Kernstück <strong>de</strong>r nationalen<br />
Souveränität, und viele Staaten tun<br />
sich schwer, einen Teil ihrer Macht<br />
abzugeben. Außer<strong>de</strong>m suchen einige<br />
Regierungen, insbeson<strong>de</strong>re in Osteuropa,<br />
hier ganz gezielt ihren Vorteil und<br />
wollen durch niedrige Steuersätze die<br />
Vergleich von Weltbevölkerung,<br />
Weltwirtschaftsleistung und Weltexport<br />
Angaben in Prozent<br />
Weltbevölkerung<br />
15,4 %<br />
84,6 %<br />
Weltwirtschaftsleistung<br />
55,5 %<br />
44,5 %<br />
Weltexport*<br />
74,6 %<br />
24,4 %<br />
* Waren und Dienstleistungen<br />
Steuerlicher Wettbewerb in <strong>de</strong>r EU?<br />
PRO<br />
Der Steuerwettbewerb zwingt die Regierungen,<br />
gute Bedingungen für Investoren<br />
zu schaffen. Dadurch entstehen Vorteile<br />
für die Unternehmen.<br />
Län<strong>de</strong>r, die <strong>de</strong>n Unternehmen Steuer- und<br />
Standortvorteile verschaffen, sichern<br />
Arbeitsplätze und för<strong>de</strong>rn das Wirtschaftswachstum.<br />
Der Steuerwettbewerb <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r erhöht<br />
die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
in Form geringer Produktionskosten.<br />
Auch in <strong>de</strong>r Steuerpolitik gibt es Ansätze,<br />
die Regeln in Europa aufeinan<strong>de</strong>r<br />
abzustimmen, beispielsweise die Umsatzsteuersätze<br />
und die Zinsbesteuerung<br />
zu harmonisieren o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
gewisse Min<strong>de</strong>ststandards festzu-<br />
Industrielän<strong>de</strong>r<br />
Entwicklungs-<br />
und<br />
Reformlän<strong>de</strong>r<br />
Quelle: IMF<br />
KONTRA<br />
Der Steuerwettbewerb führt zu einer<br />
Spirale sinken<strong>de</strong>r Einnahmen, die <strong>de</strong>m<br />
Staat auf lange Sicht die Handlungsmöglichkeiten<br />
nimmt.<br />
Unterschiedliche Berechnungsmetho<strong>de</strong>n<br />
und Gesetze behin<strong>de</strong>rn grenzüberschreitend<br />
agieren<strong>de</strong> Unternehmen<br />
und verursachen hohe Kosten.<br />
Die Höhe <strong>de</strong>r Steuern spielt keine<br />
wesentliche Rolle für die Auslagerung<br />
von Produktionen in ein an<strong>de</strong>res Land.<br />
Wirtschaft dazu ermutigen, sich in ihren<br />
Län<strong>de</strong>rn anzusie<strong>de</strong>ln.<br />
Internationale Akteure<br />
3 Der qInternationale Währungsfonds<br />
(IWF) soll das internationale<br />
Währungs- und Finanzsystem überwachen<br />
und Mitgliedslän<strong>de</strong>rn in<br />
Finanzschwierigkeiten mit kurzfristigen<br />
Krediten helfen. Diese wer<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Regel an Auflagen geknüpft.<br />
Kredite finanziert <strong>de</strong>r IWF aus <strong>de</strong>n<br />
Kapitaleinlagen <strong>de</strong>r 184 Mitgliedslän<strong>de</strong>r.<br />
Deutschland ist im Lenkungsgremium<br />
vertreten.<br />
3 Die Weltbank ist die größte multinationale<br />
Einrichtung für Finanzhilfen<br />
an Entwicklungslän<strong>de</strong>r. Sie vergibt<br />
langfristige Kredite für Entwicklungshilfeprojekte.<br />
Das Weltbankkapital<br />
stellen die rund 184 Mitgliedslän<strong>de</strong>r.<br />
Das Stimmrecht entspricht <strong>de</strong>m<br />
gezeichneten Kapital, das heißt, wer<br />
mehr Geld einbringt, <strong>de</strong>r hat auch<br />
mehr Stimmen.<br />
3 In <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Acht (G8) treffen<br />
sich die größten Industriestaaten, um<br />
über Fragen <strong>de</strong>r Weltwirtschaft zu<br />
diskutieren und ihre Positionen<br />
abzustimmen. Mehrmals im Jahr<br />
kommen Regierungsvertreter aus<br />
Deutschland, <strong>de</strong>n USA, Japan,<br />
Frankreich, Großbritannien, Italien,<br />
Kanada und Russland zusammen.<br />
Auch das wirtschaftlich aufstreben<strong>de</strong><br />
China ist regelmäßig mit dabei.<br />
ZITAT<br />
„Die Harmonisierung <strong>de</strong>r<br />
Steuerbemessungsgrundlage<br />
Internet-Tipp<br />
für die Unternehmen gehört zu<br />
<strong>de</strong>n vordringlichen steuerpolitischen<br />
Aufgaben Links zum <strong>de</strong>r Europä-<br />
Thema<br />
Wertvolle<br />
Globalisierung ischen Union, um fin<strong>de</strong>n Investitionshemmnisse<br />
<strong>de</strong>r WTO im unter Binnenmarkt<br />
sich<br />
bei<br />
www.wto.org, weiter abzubauen <strong>de</strong>n und die<br />
Vereinten Steuerbelastung Nationen in <strong>de</strong>n unter verschie<strong>de</strong>nen<br />
EU-Mitgliedstaaten<br />
beim<br />
www.un.org,<br />
Informationszentrum<br />
transparent zu machen.“<br />
„fit Jürgen for R. europe“ Thumann, unter Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />
www.info-europe.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Industrie e.V.<br />
und beim IWF unter<br />
www.imf.org mit <strong>de</strong>m<br />
Thema: Globalisierung:<br />
Bedrohung o<strong>de</strong>r Chance?<br />
Internet-Tipp<br />
Wertvolle Links zum Thema<br />
Globalisierung fin<strong>de</strong>n sich<br />
bei <strong>de</strong>r WTO unter<br />
www.wto.org, bei <strong>de</strong>n<br />
Vereinten Nationen unter<br />
www.un.org und beim IWF<br />
unter www.imf.org<br />
Der Binnenmarkt ist das<br />
Sinnbild <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />
Integration <strong>de</strong>r EU-Mitgliedstaaten<br />
und soll wesentlich<br />
zum Wohlstand Europas<br />
beitragen. Doch wie funktioniert<br />
er eigentlich? Mehr<br />
dazu unter www.europadigital.<strong>de</strong>/dschungelbuch/<br />
polfeld/binnenmarkt<br />
Zum Nachlesen<br />
Interessante Infos über die<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s IWF, <strong>de</strong>r<br />
Weltbank und <strong>de</strong>r Bretton-<br />
Woods-Institutionen gibt die<br />
Broschüre „60 Jahre Bretton-<br />
Woods-Institutionen: Standortbestimmung<br />
und Ausrichtung“.<br />
Zu bestellen o<strong>de</strong>r<br />
als Download unter: www.<br />
bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<br />
<strong>de</strong><br />
27
FACHWÖRTER<br />
„Auf einen Blick“<br />
q Arbeitslosengeld II<br />
Sozialleistung in Deutschland, die als<br />
Grundsicherung für Arbeitsuchen<strong>de</strong><br />
zum 1. Januar 2005 die Arbeitslosenhilfe<br />
und die Sozialhilfe bei erwerbsfähigen<br />
Beziehern abgelöst hat.<br />
q Bruttoinlandsprodukt<br />
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die<br />
wichtigste Messgröße für die Leistung<br />
einer Volkswirtschaft. Es ist die Summe<br />
aller bewerteten Güter und Dienstleistungen,<br />
die in einer Volkswirtschaft<br />
in einem Jahr erarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Absolut erreichte das <strong>de</strong>utsche BIP<br />
im Jahr 2005 einen Wert von rund<br />
2.247 Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />
q Einkommensteuer<br />
Der Einkommensteuer unterliegen<br />
das Gehalt, <strong>de</strong>r Lohn, Zinsen, Mieten<br />
und Gewinne aus selbstständiger<br />
Tätigkeit. Sie knüpft an die Einkommensentstehung<br />
an und bemisst<br />
sich nach <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Gesamteinkommens<br />
<strong>de</strong>s Steuerpflichtigen.<br />
Dabei berücksichtigt sie <strong>de</strong>ssen<br />
steuerliche Leistungsfähigkeit.<br />
q Einkommensteuerfreies<br />
Existenzminimum<br />
Im Jahr 2006 beträgt <strong>de</strong>r steuerfreie<br />
Grundfreibetrag 7.664 Euro (Ledige)<br />
bzw. 15.328 Euro (Ehepaare). Ist<br />
dieser Betrag überschritten, wird<br />
<strong>de</strong>r Eingangssteuersatz in Höhe von<br />
15 Prozent fällig.<br />
q Europäische Zentralbank<br />
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist<br />
die Zentralbank <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Währungsunion teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
Staaten. Ihre wichtigste Aufgabe ist<br />
die Sicherung <strong>de</strong>s Euro. Zusammen<br />
mit <strong>de</strong>n nationalen Zentralbanken<br />
(in Deutschland die Bun<strong>de</strong>sbank)<br />
bil<strong>de</strong>t sie das Europäische System <strong>de</strong>r<br />
Zentralbanken (ESZB).<br />
q Export/Import<br />
(Ausfuhr/Einfuhr)<br />
Beim Export wer<strong>de</strong>n Waren, Dienstleistungen<br />
und Kapital aus <strong>de</strong>m Inland ins<br />
Ausland geliefert, beim Import bezieht<br />
das Inland diese aus <strong>de</strong>m Ausland.<br />
q Gebühren<br />
Gebühren sind Entgelte, die <strong>de</strong>r Staat<br />
für bestimmte Dienstleistungen erhebt,<br />
beispielsweise für das Ausstellen<br />
eines Personalausweises. Steuern müssen<br />
die Bürger dagegen ohne einen<br />
Anspruch auf eine bestimmte Gegenleistung<br />
zahlen.<br />
q Gemeinschaftsteuern<br />
Gemeinschaftsteuern stehen Bund,<br />
Län<strong>de</strong>rn und Gemein<strong>de</strong>n gemäß Artikel<br />
106 Abs. 3 <strong>de</strong>s Grundgesetzes gemeinsam<br />
zu. Dazu zählen Lohnsteuer, veranlagte<br />
Einkommensteuer, nicht veranlagte<br />
Steuer vom Ertrag, Zinsabschlag und<br />
Körperschaftsteuer (Einkommensteuer)<br />
sowie Umsatzsteuer.<br />
q Gewerbe<br />
Als Gewerbe wird je<strong>de</strong> selbstständige<br />
Tätigkeit bezeichnet, die auf Dauer<br />
ausgeübt wird in <strong>de</strong>r Absicht, Gewinn<br />
zu erzielen. Gewerbebetriebe sind zum<br />
Beispiel Unternehmen <strong>de</strong>r Industrie, <strong>de</strong>s<br />
Han<strong>de</strong>ls o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Handwerks. Zu <strong>de</strong>n<br />
Ausnahmen gehören freie Berufe (wie<br />
Ärzte, Rechtsanwälte) und Betriebe aus<br />
<strong>de</strong>r Land- und Forstwirtschaft.<br />
q Globalisierung<br />
Globalisierung bezeichnet die weltweite<br />
Durchdringung und Verflechtung von<br />
zuvor räumlich getrennten Wirtschaften,<br />
Märkten, Gesellschaften und politischen<br />
Systemen. Globalisierung umfasst neben<br />
ökonomischen auch soziale, ethische<br />
und kulturelle Aspekte. Der Ausdruck<br />
wird seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er-Jahre allgemein<br />
verwen<strong>de</strong>t und ist Ausdruck <strong>de</strong>s technischen<br />
Fortschritts, <strong>de</strong>r internationale<br />
Geschäftsabschlüsse leichter und<br />
schneller macht – sowohl im Han<strong>de</strong>l als<br />
auch bei <strong>de</strong>n Finanzströmen.<br />
q Haushaltsplan /<br />
Haushaltsgesetz<br />
Auch Etat o<strong>de</strong>r Budget genannt. Aufstellung<br />
<strong>de</strong>r für einen Zeitraum (Haushaltsjahr)<br />
geplanten Einnahmen und<br />
Ausgaben <strong>de</strong>s Staates (Bund, Län<strong>de</strong>r).<br />
q Internationaler<br />
Währungsfonds (IWF)<br />
Wur<strong>de</strong> 1944 als eine Son<strong>de</strong>rorganisation<br />
<strong>de</strong>r UNO zusammen mit <strong>de</strong>r<br />
Weltbank gegrün<strong>de</strong>t. Der IWF för<strong>de</strong>rt<br />
die internationale Zusammenarbeit auf<br />
<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Währungspolitik und<br />
gewährt Kredite an Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />
(2006:184). Die Kredite finanziert <strong>de</strong>r<br />
IWF aus <strong>de</strong>n Kapitaleinlagen <strong>de</strong>r finanziell<br />
stärkeren Mitgliedslän<strong>de</strong>r.<br />
q Investitionen<br />
In <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft die Verwendung<br />
finanzieller Mittel für <strong>de</strong>n Einsatz<br />
von materiellen Gütern wie Maschinen<br />
und Fahrzeugen. Bei Beteiligungen an<br />
Unternehmen wird von Finanzinvestitionen<br />
gesprochen. Staatlicherseits<br />
sind Investitionen Geldausgaben für<br />
Soziales, Bildung und Verkehr.<br />
q Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren<br />
Beim Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren wird<br />
ein Vermögen bei privaten Versicherungen<br />
angespart. Aus <strong>de</strong>m verzinsten<br />
Vermögen erhalten die Einzahler<br />
später Auszahlungen, beispielsweise<br />
private Rentenzahlungen.<br />
q Kin<strong>de</strong>rfreibetrag / Kin<strong>de</strong>rgeld<br />
Eltern erhalten einen steuerlichen<br />
(Kin<strong>de</strong>r-)Freibetrag. Ist die Steuerersparnis<br />
höher als das monatlich ausgezahlte<br />
Kin<strong>de</strong>rgeld (1–3 Kin<strong>de</strong>r<br />
jeweils 154 Euro, ab <strong>de</strong>m 4. Kind<br />
179 Euro), erfolgt in <strong>de</strong>r Einkommensteuererklärung<br />
eine Rückerstattung<br />
durch das Finanzamt.<br />
28
Info 2006 2007<br />
q Kirchensteuer<br />
Den Kirchen zustehen<strong>de</strong> Steuer, die mit<br />
<strong>de</strong>r Lohnsteuer abgezogen und <strong>de</strong>n Kirchen<br />
zur Erfüllung ihrer Aufgaben dient.<br />
Sie beträgt je nach Bun<strong>de</strong>sland acht<br />
o<strong>de</strong>r neun Prozent von <strong>de</strong>r Lohnsteuer.<br />
q Kleine und mittlere<br />
Unternehmen<br />
Kleine Unternehmen haben bis zu<br />
zehn Beschäftigte und einen jährlichen<br />
Umsatz bis zu einer Million Euro. Zu<br />
<strong>de</strong>n mittleren Unternehmen gehören<br />
Firmen mit zehn bis unter 500 Beschäftigten,<br />
die einen Umsatz zwischen<br />
einer und 50 Millionen Euro<br />
erwirtschaften*. Bei<strong>de</strong> zusammen<br />
machen 99,7 Prozent aller Unternehmen<br />
in Deutschland aus.<br />
q Körperschaftsteuer<br />
Die Körperschaftsteuer ist eine Einkommensteuer<br />
für juristische Personen wie<br />
Aktiengesellschaften o<strong>de</strong>r Gesellschaften<br />
mit beschränkter Haftung (GmbH).<br />
Sie wird vom Gewinn erhoben und<br />
beträgt zurzeit 25 Prozent.<br />
q Lohnsteuer<br />
Die Lohnsteuer ist eine bei Arbeitnehmern<br />
durch Abzug vom Lohn beziehungsweise<br />
Gehalt erhobene Steuer. Sie<br />
ist eine Erhebungsform <strong>de</strong>r Einkommensteuer,<br />
also keine Steuer eigener Art.<br />
q Maastrichter Vertrag<br />
Vertrag über die Bildung <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union, <strong>de</strong>r am 7. Februar 1992<br />
in Maastricht (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) unterzeichnet<br />
wur<strong>de</strong>. Darin wer<strong>de</strong>n die Ziele <strong>de</strong>r<br />
EU formuliert, wie <strong>de</strong>r Aufbau eines<br />
Europäischen Wirtschaftsraumes ohne<br />
Binnengrenzen o<strong>de</strong>r die Errichtung<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Wirtschafts- und<br />
Währungsunion o<strong>de</strong>r die Schaffung<br />
einer gemeinsamen Außen- und<br />
Sicherheitspolitik.<br />
q Progression / Progressionszone<br />
Damit ist im Einkommensteuertarif<br />
die Regelung gemeint, wonach die<br />
tariflichen Steuersätze mit <strong>de</strong>r Höhe<br />
<strong>de</strong>s steuerpflichtigen Einkommens<br />
steigen. Die Progressionszone ist <strong>de</strong>r<br />
Einkommensteuerbereich, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Steuersatz auf Mehrverdienst mit<br />
wachsen<strong>de</strong>m Einkommen zunimmt<br />
(2006: 15–42 Prozent – ab 2007:<br />
15–45 Prozent).<br />
q Schattenwirtschaft<br />
Schattenwirtschaft ist eine Bezeichnung<br />
für alle wirtschaftlichen Leistungen,<br />
die nicht in die Berechnung <strong>de</strong>s<br />
Sozialprodukts eingehen. Dazu gehören<br />
beispielsweise illegale wirtschaftliche<br />
Tätigkeiten, die mit<br />
Steuerhinterziehung verbun<strong>de</strong>n sind<br />
(zum Beispiel Schwarzarbeit).<br />
q Schwarzarbeit<br />
Bezeichnung für alle Arbeitsleistungen,<br />
die erbracht wer<strong>de</strong>n, ohne dass <strong>de</strong>r<br />
gesetzlichen Anmel<strong>de</strong>- und Steuerpflicht<br />
nachgekommen wird. Organisierte<br />
Schwarzarbeit, wie etwa auf<br />
<strong>de</strong>m Bau o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gastronomie,<br />
wird als Straftatbestand geahn<strong>de</strong>t,<br />
Schwarzarbeit im privaten, haushaltsnahen<br />
Bereich als Ordnungswidrigkeit.<br />
q Solidaritätszuschlag<br />
Ein Zuschlag zur Lohn-, Einkommenund<br />
Körperschaftsteuer, <strong>de</strong>rzeit<br />
5,5 Prozent, <strong>de</strong>r für die Finanzierung<br />
<strong>de</strong>s Aufbaus in <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
gedacht ist. Ziel: die ungleichen<br />
Lebensverhältnisse in <strong>de</strong>n<br />
alten und neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
angleichen.<br />
q Sozialstaat (auch:<br />
sozialer Rechtsstaat)<br />
Nach <strong>de</strong>m Grundgesetz ist Deutschland<br />
ein <strong>de</strong>mokratischer und sozialer<br />
Rechtsstaat. Damit wird gesetzlich<br />
bestimmt, dass je<strong>de</strong>r Bürger Anspruch<br />
auf einen angemessenen Lebensstandard<br />
und ein menschenwürdiges<br />
Leben hat. Soziale Unterschie<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen,<br />
damit alle Bürger an gesellschaftlichen<br />
und politischen Entwicklungen<br />
teilnehmen können. Die Tätigkeit<br />
<strong>de</strong>s Staates ist zu<strong>de</strong>m an Gesetz<br />
und Recht gebun<strong>de</strong>n.<br />
q Steuern<br />
Alle Abgaben, die <strong>de</strong>r Staat von Bürgern<br />
o<strong>de</strong>r Unternehmen zwangsweise, sprich<br />
ohne Anspruch auf Gegenleistung,<br />
erhebt.<br />
q Steuererklärung<br />
Alle Steuerzahler können, manche müssen<br />
sogar, jährlich eine Steuererklärung<br />
beim Finanzamt einreichen. Damit ermittelt<br />
das Finanzamt die exakte Steuerschuld.<br />
Dementsprechend erhält <strong>de</strong>r<br />
Steuerpflichtige im Rahmen <strong>de</strong>s Lohnsteuerjahresausgleiches<br />
(Einkommensteuererklärung)<br />
entwe<strong>de</strong>r Steuern erstattet<br />
o<strong>de</strong>r er muss Steuern nachzahlen.<br />
q Subventionen<br />
Finanzhilfen und Steuervergünstigungen<br />
<strong>de</strong>s Staates. Zu <strong>de</strong>n direkten<br />
Subventionen gehören beispielsweise<br />
vergünstigte Darlehen, indirekte Subventionen<br />
wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem in<br />
Form von Steuervergünstigungen<br />
gewährt. Subventionen dienen als<br />
Instrument <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik, vor<br />
allem zur För<strong>de</strong>rung von Investitionen<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Abbau von Arbeitslosigkeit.<br />
q Umsatzsteuer / Vorsteuer<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>r Einkommensteuer<br />
die wichtigste Einnahmequelle <strong>de</strong>s<br />
Staates, die als Gemeinschaftsteuer auf<br />
Bund, Län<strong>de</strong>r und Gemein<strong>de</strong>n aufgeteilt<br />
wird. Sie beträgt <strong>de</strong>rzeit 16 Prozent<br />
(ermäßigt sieben Prozent) bezogen auf<br />
alle Leistungen/Lieferungen im Inland.<br />
Zum 1. Januar 2007 wird sie auf 19<br />
Prozent angehoben, <strong>de</strong>r ermäßigte Satz<br />
von sieben Prozent bleibt bestehen.<br />
* Nach <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s Instituts für Mittelstandsforschung (IfM)<br />
29
PraxisReihe Politik<br />
Das Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />
Das BMF zählt wegen seiner wichtigen Aufgaben zu <strong>de</strong>n<br />
Schlüsselressorts. Der bekannteste Arbeitsbereich <strong>de</strong>s<br />
Finanzministeriums ist die Aufstellung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>shaushalts.<br />
Wichtige Aufgaben <strong>de</strong>s Finanzministeriums sind:<br />
3Steuerpolitik<br />
3 Haushaltspolitik<br />
3 Europapolitik<br />
3 Finanzmarktpolitik<br />
3 Zoll<br />
3 Münzwesen und Herausgabe von Briefmarken<br />
Steuersystem<br />
Steuerpolitik<br />
Steuergerechtigkeit<br />
Einkommensteuer<br />
Umsatzsteuer<br />
Unternehmenssteuern<br />
Bun<strong>de</strong>shaushalt<br />
Öffentliche Aufgaben<br />
Familienpolitik<br />
Schwarzarbeit<br />
Zukunftsprogramm<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
Nutzen Sie <strong>de</strong>n Schulservice<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />
Monatlich erscheinen<strong>de</strong> Arbeitsblätter für <strong>de</strong>n Schulunterricht<br />
zu aktuellen Themen aus <strong>de</strong>r Finanz- und Steuerpolitik können<br />
kostenlos auf <strong>de</strong>n Internetseiten <strong>de</strong>s Ministeriums heruntergela<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n unter:<br />
www.bun<strong>de</strong>sfinanzministerium.<strong>de</strong>