Klausur Nr. 2 Thema: PISA und die Konsequenzen ... - Sw-cremer.de
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GK PA 13/1<br />
-Cremer-<br />
Köln, <strong>de</strong>n 27.09.2011<br />
Arbeitszeit: 8:00 – 10:20 Uhr<br />
<strong>Klausur</strong> <strong>Nr</strong>. 2<br />
<strong>Thema</strong>: <strong>PISA</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Konsequenzen</strong><br />
Aufgabenstellung:<br />
1. Beschreiben Sie <strong>die</strong> Funktionen <strong>de</strong>s Bildungssystems <strong>und</strong> stellen Sie <strong>die</strong>se in einen<br />
Zusammenhang zu <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r Bildungspolitik in Deutschland (Picht /Dahrendorf).<br />
(26 Punkte)<br />
2. Formulieren Sie <strong>de</strong>n Hauptgedanken <strong>de</strong>s Textes, geben Sie <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s Textes<br />
strukturiert wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> skizzieren Sie <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Argumentation <strong>de</strong>r Autorin. (26<br />
Punkte)<br />
3. Setzen Sie sich mit <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen nach Ganztagsunterricht <strong>und</strong> längerem<br />
gemeinsamen Lernen (beispielsweise einer Sek<strong>und</strong>arschule für alle Kin<strong>de</strong>r bis zur 10.<br />
Klasse) auseinan<strong>de</strong>r <strong>und</strong> formulieren Sie <strong>die</strong>sbezüglich eine eigene begrün<strong>de</strong>te Position.<br />
(28 Punkte)<br />
Viel Glück <strong>und</strong> Erfolg!!
Bildungspolitischer Paradigmenwechsel 1<br />
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Abschließend kann noch <strong>die</strong> Frage nach <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>r Auswirkungen <strong>de</strong>s<br />
Paradigmenwechsels gestellt wer<strong>de</strong>n. Der Paradigmenwechsel hin zur Outputsteuerung <strong>und</strong><br />
Qualifikation kann durchaus kritisch gesehen wer<strong>de</strong>n. Mit ihm ist eine potentielle<br />
Überbetonung <strong>de</strong>r Funktion von Bildung verb<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> jedoch durch <strong>die</strong> jahrzehntelange<br />
Vernachlässigung <strong>die</strong>ses Aspekts erklärt wer<strong>de</strong>n kann. Durch <strong>die</strong> Betonung von<br />
Kompetenzen <strong>und</strong> Standards besteht <strong>die</strong> Gefahr <strong>de</strong>r Vernachlässigung einer Debatte um<br />
Inhalte bzw. einen kultur- <strong>und</strong> regionalspezifischen Bildungskanon 2 . Damit verb<strong>und</strong>en ist <strong>die</strong><br />
Gefahr <strong>de</strong>r Vernachlässigung solcher Schulfächer, bei <strong>de</strong>nen ein direkter<br />
volkswirtschaftlicher o<strong>de</strong>r individueller Nutzen nur schwer nachweisbar ist. Hierzu gehören<br />
alle Fächer, <strong>die</strong> nicht Bestandteil <strong>de</strong>r (durch <strong>PISA</strong> <strong>de</strong>finierten) Gr<strong>und</strong>bildung sind. Deren<br />
schwächerer Stand offenbart sich schon dadurch, dass sie nicht durch <strong>die</strong> großen<br />
internationalen Vergleichsstu<strong>die</strong>n überprüft wer<strong>de</strong>n. Nicht zuletzt besteht <strong>die</strong> Gefahr <strong>de</strong>r<br />
Vernachlässigung von Zielsetzungen <strong>und</strong> von <strong>Konsequenzen</strong> gegenüber <strong>de</strong>r Evaluation von<br />
Maßnahmen. Während <strong>die</strong> Ermittlung von Ursachen <strong>und</strong> Zusammenhängen im Zentrum <strong>de</strong>r<br />
Aufmerksamkeit von Politik <strong>und</strong> Forschung steht, gelangen weit weniger Ressourcen<br />
beispielsweise in <strong>die</strong> Lehrerfortbildung <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Sprachentwicklung.<br />
Der Paradigmenwechsel beinhaltet jedoch auch positive Aspekte. Das gestiegene Interesse<br />
an <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>faktoren <strong>und</strong> Wirkungen von Bildung hat eine Verän<strong>de</strong>rung im<br />
Bewusstsein <strong>de</strong>r Gesellschaft in Bezug auf <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung von Bildung bewirkt. Langfristig<br />
kann so eine Diskussion über <strong>die</strong> Ziele von Bildung initiiert wer<strong>de</strong>n. Die internationalen<br />
Vergleichsstu<strong>die</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re <strong>PISA</strong>, haben einen empirisch basierten Druck auf <strong>die</strong> Politik<br />
aufgebaut, <strong>die</strong> sozialen Bedingungen von Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Jugendlichen dahingehend zu<br />
verbessern, dass negative Auswirkungen <strong>de</strong>r familiären Herkunft abgeschwächt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Betonung <strong>de</strong>r Schul- <strong>und</strong> Ausbildungsfähigkeit ist zwar funktional, ermöglicht aber eine<br />
vehementere For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Sicherstellung basaler Ausgangsbedingungen aller Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />
Jugendlichen gera<strong>de</strong> in Bezug auf <strong>die</strong> Sprach- <strong>und</strong> Lesefähigkeit. Nicht zuletzt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
wer<strong>de</strong>n durch <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>de</strong>r internationalen Leistungsvergleichsstu<strong>die</strong>n von <strong>de</strong>r Politik<br />
<strong>de</strong>utlich mehr Ressourcen für <strong>de</strong>n Bildungsbereich eingeräumt.<br />
Es wird letztlich darauf ankommen, <strong>die</strong> durch <strong>de</strong>n Paradigmenwechsel aufgebrochenen<br />
Polaritäten zwischen Internationalität <strong>und</strong> Regionalität, Systemsteuerung <strong>und</strong><br />
Schulentwicklung, Chancengleichheit <strong>und</strong> Ausschöpfung von Begabungsreserven sowie<br />
zwischen Allgemeinbildung <strong>und</strong> Qualifikation in Richtung eines jeweils funktionieren<strong>de</strong>n<br />
Gleichgewichts zu beeinflussen. Es gilt, Kompetenzen mit einem Kanon zu verbin<strong>de</strong>n,<br />
Schulentwicklung mit einer Metaevaluation zu verknüpfen, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Schule nur<br />
qualitätsbezogene, jedoch keine normativen Ziele vorgibt, sowie <strong>die</strong> sozialen <strong>und</strong><br />
integrativen Aspekte <strong>de</strong>r Chancengleichheit mit <strong>de</strong>n volkswirtschaftlichen Zielen <strong>de</strong>r<br />
Vermehrung <strong>de</strong>s Humankapitals in Einklang zu bringen. Nach <strong>de</strong>r Formulierung von Zielen<br />
<strong>und</strong> Benchmarks 3 durch <strong>die</strong> internationale Politik <strong>und</strong> <strong>die</strong> Festlegung von Standards <strong>und</strong><br />
Monitoringinstrumenten auf nationaler Ebene muss nun <strong>die</strong> regionale Bildungspolitik<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> <strong>Konsequenzen</strong> auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Ziele sowie <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>s<br />
Monitorings erarbeiten. So könnte insgesamt eine Verbindung zweckfreier Allgemeinbildung<br />
mit funktionaler Qualifikation erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Quelle: Tabea Raidt: Bildungsreformen nach <strong>PISA</strong>, o.O., Februar 2010.<br />
1 Als Paradigmenwechsel wird eine (oft radikale) Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Blickwinkels auf ein<br />
wissenschaftliches Feld bezeichnet.<br />
2 Verbindliche inhaltliche Vorgaben<br />
3 Maßstäbe