8 <strong>SVGW</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> TISG-Inspektor Hubert Rüede (rechts) diskutiert anlässlich der Abnahme mit Helmut Hofer, dem Planer der Biogasanlage in Münchwilen.
9 Fokus Das Technische Inspektorat des Schweizerischen Gasfaches (TISG) prüft nicht nur, ob die Sicherheitsstandards eingehalten werden. Die TISG-Inspektoren begleiten und beraten Erbauer innovativer Anlagen auch über längere Zeit. Am Beispiel der Biogasanlage Münchwilen zeigt der <strong>SVGW</strong>, was das konkret bedeutet. Strikt zugunsten der Sicherheit Von Julia Guran Am 21. Juni <strong>2010</strong> traf sich Hubert Rüede, Inspektor beim Technischen Inspektorat des Schweizerischen Gasfaches (TISG), erstmals mit den Vertragspartnern des Biogasprojekts in Zürich. «Bei diesen Gesprächen ging es vor allem um die Parameter der Biogasaufbereitung nach G13», sagt Rüede: Unter anderem fordert die Richtlinie für die Einspeisung von Biogas mindestens 96 Prozent Methangehalt im Reingas und höchstens fünf Prozent Restmethan in der Abluft. Auch der Ammoniakgehalt im Biogas sei ein Thema gewesen, erzählt Rüede. Die Biogasanlage Münchwilen vergärt als einzige der Schweiz eiweiss- und fetthaltige Schlachtabfälle. Weil deren Energiegehalt sehr hoch ist, kann man daraus entsprechend viel Biogas gewinnen – rund 650 Normkubikmeter pro Stunde oder 41 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, wenn die Anlage auf Volllast läuft. Allerdings entsteht beim Vergären Ammoniak. Es muss aus dem Rohgas entfernt werden, um die Vergärung nicht zu behindern und den Rotguss vor Versprödung zu schützen. Darauf muss die Betreiberin Biorender AG ein spezielles Augenmerk richten, denn es sind laut G13 maximal 20 Milligramm Ammoniak pro Kubikmeter gestattet. Darum wird der Ammoniakgehalt im Rohgas permanent überwacht. Das ist einer der Gründe, weshalb die Betreiberfirma Biorender AG ein so hochwertiges Messsystem eingebaut hat. Auch das sei Thema der ersten Begegnung gewesen, sagt Rüede: «Keine andere Anlage in der Schweiz besitzt ein technologisch so aufwendiges System.» Es misst nicht nur die Zusammensetzung des Rohgases, sondern auch diejenige des Reingases vor und nach dessen Aufkalorierung. Im Sommer ist nur noch Biogas im Netz Das Verfahren ist eine weitere Besonderheit der Münchwiler Biogasanlage. Die Biogasanlage von Münchwilen ist aktuell die grösste der Schweiz und eine von dreien, die Rohgas mit einem chemischen Verfahren reinigen. Eine Waschflüssigkeit, die man regenerieren kann, entfernt das CO 2 aus dem Rohgas. Die Methode ist sehr effektiv; der Methangehalt des gereinigten Gases liegt um die 99 Prozent. Dennoch ist aufbereitetes Biogas weniger energiehaltig als Erdgas. Dieses hat dank schweren Kohlenwasserstoffen (etwa 6 Prozent Propan oder Butan) einen höheren Brennwert. Speist man Biogas ins Erdgasnetz ein, ist eine Aufkalorierung gewöhnlich nicht nötig, da sich das Biogas mit dem Erdgas vermischt. In Münchwilen ist dies anders, denn die Anlage deckt im Sommer als einzige der Schweiz den gesamten lokalen Gasbedarf. Indem Biorender geringe Mengen Propan beifügt, gleicht die Firma den Brennwert des Biogases an denjenigen des Erdgases an. Auf diese Weise kann der regionale Gasversorger, die Technischen Betriebe (TB) Wil, dem Endkunden das ganze Jahr über die gleiche Gasqualität liefern. Auch hierzu braucht es das Messsystem: Nur, wenn die Gaszusammensetzung jederzeit bekannt ist, kann Propan exakt zudosiert werden. Fehler früh ausmerzen Am 18. August <strong>2010</strong> kam Hubert Rüede für die Trockenabnahme nach Münchwilen: «Die Bauarbeiten waren schon im Gang», erinnert er sich. «Sind die Behälter gegen Überdruck gesichert? Sind die notwendigen Installationen eingebaut, zum Beispiel die Gaszähler, die Absperrhahnen oder die Druckwächter?