Traktor Classic Bestseller & Kultobjekt (Vorschau)
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Deutz F1M 414 Bauernschlepper | Klassiker bei der Weinlese<br />
5,50€<br />
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DAS MAGAZIN FÜR HISTORISCHE LANDMASCHINEN<br />
6/2014 OKT/NOV<br />
MAN 2F1<br />
Wie gut ist der<br />
„Patchwork“-Mini?<br />
Hanomag R 45:<br />
Technik, Einsatz<br />
und Geschichte<br />
<strong>Traktor</strong>-Check:<br />
HANOMAG R 45<br />
<strong>Bestseller</strong> und <strong>Kultobjekt</strong><br />
Die Erfolgsgeheimnisse des blauen Riesen<br />
Restaurierung<br />
Workshop Motor<br />
Kolben und Zylinder<br />
richtig montieren<br />
Profi-Tipps<br />
Alpen-Porsche<br />
Austro Junior<br />
Hürlimann D 210 A SYNC<br />
Schweizer Diesel-Diva gezähmt
EDITORIAL<br />
Von Ulf Kaack | Verantwortlicher Redakteur<br />
Vorschriften, Regeln,<br />
Paragrafen …<br />
Schrauben,<br />
Fahren,<br />
Träumen<br />
Liebe <strong>Traktor</strong>freunde,<br />
fast alles im Leben hat sich bestimmten Spielregeln zu unterwerfen – ob<br />
man nun will oder nicht. Das gilt auch für das ebenso schöne wie<br />
sinnvolle Hobby mit unseren Oldtimer-<strong>Traktor</strong>en. Bei näherer Betrachtung<br />
sind es eine Vielzahl von Paragrafen, Verordnungen und Vertragsmodalitäten,<br />
mit denen wir uns auskennen sollten – nein: müssen! In<br />
diesem Heft zeigt Ihnen Dr. Marcel Schoch im zweiten Teil seiner Serie<br />
über die verschiedenen Arten der Zulassungen die Wege durch den<br />
behördlichen Schilderwald. Welches für Sie der richtige ist, müssen Sie<br />
entscheiden. Doch tun Sie das mit Bedacht: Oftmals ist die Nutzung<br />
durch eine bestimmte Zulassungsform nur noch eingeschränkt möglich.<br />
Bei Zuwiderhandlungen – auch wenn sie unbedacht oder aus mangelnder<br />
Sachkenntnis geschehen – kann dies nicht nur erhebliche Folgen bei<br />
Haftungs- und Versicherungsfragen nach sich ziehen, sondern auch<br />
empfindliche Strafen.<br />
Expertenrat ist fast immer kostenlos und<br />
kann eine Menge Geld und Ärger sparen.<br />
Doch das muss ja nicht sein. Meist reicht eine Mußestunde aus, um für<br />
sich zu definieren, was man will und was nicht nötig ist. Und wenn<br />
noch Fragen offen bleiben: Kontaktieren Sie einen Fachmann von der<br />
Zulassungsbehörde oder Ihrer Versicherung! Oder Sie holen den Expertenrat<br />
von TRAKTOR CLASSIC ein, wie es Helmut Bartjes im<br />
Zusammenhang mit seinen verschwundenen Fahrzeugpapieren getan hat.<br />
Doch lassen wir uns durch die eine oder andere administrative Notwendigkeit<br />
nicht die Freude an den klassischen <strong>Traktor</strong>en nehmen. Das Heft,<br />
das Sie in den Händen halten, zeigt mal wieder die große Vielfalt unserer<br />
Leidenschaft. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß mit der aktuellen<br />
Ausgabe von TRAKTOR CLASSIC.<br />
Ihr und euer<br />
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
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TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
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INHALT<br />
Heft 6/2014<br />
Hanomag R 45<br />
Gigant für Profis<br />
MIT POSTER<br />
AUF SEITE 50<br />
26<br />
Hürlimann D 210 A Sync<br />
Schweizer Premiumklasse<br />
Elfer-Deutz<br />
Kölner Bauernschlepper<br />
36<br />
42<br />
TRAKTOR<br />
CHECK<br />
PORTRÄT<br />
Der „Patchwork“-Mini<br />
TITEL<br />
MAN 2F1: Plattformstrategie anno 1957: Die MAN erweitert<br />
ihr Schlepperprogramm nach unten. Optisch<br />
setzt der 2F1 neue Akzente, aber hält er auch technisch<br />
das hohe Niveau des Hauses? 12<br />
Zähmung einer schweizer Diva<br />
Hürlimann D 210 A Sync: Einen Hürlimann zu besitzen,<br />
ist etwas ganz besonderes. Ihn zu restaurieren,<br />
erhebt seinen Eigner in den technischen Adelsstand. 26<br />
TITEL<br />
SERVICE<br />
Lesestoff<br />
Arbeit mit klassischen <strong>Traktor</strong>en: Die Saison der Winzer<br />
ist naheliegender Weise die Lese. Klaus Tietgens<br />
war dabei – in Rheinhessen und Südafrika. 22<br />
Reine Kopfarbeit<br />
TITEL<br />
Motorinstandsetzung: Das Kurbelgehäuse unseres<br />
MWM-Motor vom Typ D 308-3 ist fertig zusammengebaut.<br />
Heute wird sich unser Maschinenbauexperte an<br />
die Montage der Zylinder machen. 66<br />
Blauer Riese<br />
TITEL<br />
Hanomag: Er zählte zu den <strong>Bestseller</strong>n der Hanomag:<br />
der R 45. Nicht nur bei Landwirten war er wegen seiner<br />
Robustheit und Wirtschaftlichkeit beliebt. 42<br />
Österreichischer Eintopf<br />
TITEL<br />
Hofherr-Schrantz Austro-Junior: Was tut ein<br />
Porsche-Sammler, wenn er nahezu alles in seinem<br />
Besitz hat? Genau, er sucht nach einem Exoten. Ekkehard<br />
Diez restaurierte den österreichischen Junior. 78<br />
Historisch oder saisonal<br />
<strong>Traktor</strong>kennzeichen: Heute wollen wir uns die H-Zulassung<br />
und das Saisonkennzeichen näher ansehen.<br />
Beide sind finanziell sehr interessant, da sich mit ihnen<br />
viel Geld sparen lässt. 74<br />
Scharf und gängig<br />
Restaurierung eines Mähwerks: Auch Anbaugeräte<br />
leiden unter dem Zahn der Zeit und bedürfen ebenfalls<br />
einer sachkundigen Restaurierung. 86<br />
4
MAN 2F1<br />
Gelungener „Patchwork“-Mini<br />
12<br />
GESCHICHTE<br />
Massenmotorisierung<br />
Deutz F1M 414: Bis in die 1930er-Jahre hinein war der<br />
Einsatz von <strong>Traktor</strong>en Großbauern vorbehalten. Das änderte<br />
sich 1936, als Deutz seinen „Bauernschlepper“<br />
präsentierte und so die Motorisierung vorantrieb. 36<br />
Masse und Rasse<br />
Chronik 1954: Der Herbst 1954 brachte interessante<br />
Neuerungen. Hatz leitete den Übergang auf<br />
luftgekühlte Viertakter ein, Lanz komplettierte seine<br />
Halbdiesel-Serie. 40<br />
Den Diesel formatiert<br />
Genialer Konstrukteur – Prosper L’Orange: Der deutsche<br />
Ingenieur stutzte den Selbstzünder auf Gardemaß und<br />
machte ihn in der Landwirtschaft hoffähig. 90<br />
Spezialisten unter sich<br />
Geräteträger: In dieser zehnten und letzten Folge<br />
zieht Klaus Tietgens die Bilanz aus der Artenvielfalt<br />
der Geräteträger-Konstruktionen. 32<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Der besondere Schlepper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8, 84<br />
Kleinanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
Leser fragen – Experten antworten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .92<br />
Günther, der Treckerfahrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
Kommentar, Quiz, Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
TRAKTOREN IN<br />
DIESER AUSGABE<br />
Bungartz T 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
Claas Huckepack . . . . . . . . . . . . . 96<br />
Deutz DX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Deutz F1M 414 . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Deutz F4L 514 . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Fendt Farmer 250 V . . . . . . . . . . . 25<br />
Ferguson TO-35 . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Fiatagri 55-76 DT . . . . . . . . . . . . . 24<br />
FMR Kultimax . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Hanomag R 45 . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Hatz TL 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Hofmann Unitrac . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Hürlimann D 210 A Sync . . . . . . . 26<br />
IHC E 733. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
78 Hofherr-Schrantz Austro-Junior<br />
John Deere 4040, 5415 N. . . . . . . 25<br />
Kramer KL 22 . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Kramer KL 360 . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Landini 7860 . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Lanz D 4806, 4816, 5806, 5816. . . 40<br />
MAN 2F1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Schlüter AS 30. . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Schmotzer Kombi-Record . . . . . . 33<br />
Steyr 8075 AS . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Valmet 565 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Zetor 6748 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
5
DER BESONDERE SCHLEPPER Zetor 6748<br />
TSCHECHISCHER AUSTERNFISCHER<br />
Aus den Augenwinkeln nahm der Fotograf diesen roten Eisenhaufen<br />
im zügigen Vorbeifahren wahr. „Das gibt’s nicht, ein fetter<br />
Schlüter mitten in der Bretagne“, dachte er. Rückwärtsgang<br />
rein und zurück ging es auf den Hof eines französischen Anwesens.<br />
Das bewirtschaftete allerdings kein Bauer, sondern ein bretonischer<br />
Fischer. Und aus dem Schlüter wurde auf den zweiten<br />
Blick ein Zetor 6748. Das Fahrzeug kommt bei der Bewirtschaftung<br />
der Muschelbänke zum Einsatz. Für den robusten Tschechen<br />
mit der doppelten Zwillingsbereifung und seinem Allradantrieb<br />
ein anspruchsvolles Revier, wenn es um die Pflege der Austernund<br />
Miesmuschelkulturen geht. Unter der Haube malochen 63<br />
Pferdestärken – mobilisiert aus einem 3.456 Kubikzentimeter<br />
großen Vierzylinder. In Deutschland wurden die Schlepper der<br />
Serie UR I bevorzugt ohne Kabine – und mit entsprechend abweichenden<br />
Bezeichnungen – verkauft. Von 1972 bis 1978 erreichten<br />
nur rund 1.000 Exemplare des 6748 und seines allradgetriebenen<br />
Gegenstückes 6745 den Markt.<br />
Ulf Kaack<br />
6
Foto: U. Kaack<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
7
PANORAMA<br />
Neuigkeiten und Wissenswertes<br />
Mit dem Deutz D 40 L gehts zur<br />
Betankung des Ackerwagens.<br />
Befüllt wird der<br />
mobile Pool aus<br />
dem Hydranten der<br />
Feuerwehr.<br />
Fotos: U. Kaack<br />
OLDTIMERTREFFEN<br />
Pool auf dem Gummiwagen<br />
Was tun, wenn auf dem Oldie-Treffen die<br />
Sonne gnadenlos brennt und ein kühlender<br />
Pool nicht in Reichweite ist? Ganz<br />
klar: Ein eigenes Schwimmbecken muss<br />
her. Und das ist schnell gebaut, wie einige<br />
<strong>Traktor</strong>freunde aus dem Hannoverschen<br />
den ungläubig Dreinblickenden<br />
auf dem Oldtimertreffen im niedersächsischen<br />
Wedehorn grinsend demonstrierten.<br />
Dazu nahmen sie einen soliden<br />
Ackerwagen, schlugen die Ladefläche<br />
mit wasserdichter Silofolie aus und<br />
schleppten die Fuhre mit dem Deutz D 40<br />
L vor das Feuerwehrhaus. Mit einem an<br />
den Hydranten gekuppelten C-Schlauch<br />
war das mobile Bassin binnen weniger<br />
Minuten gefüllt und fortan das Highlight<br />
im Fahrerlager. Stellt sich lediglich die<br />
Frage nach dem zulässigen Gesamtgewicht<br />
und vor allem nach der Sicherheit<br />
der abenteuerlichen Konstruktion.<br />
MASTER & MANAGER<br />
Ex-Porsche-Chef Wiedeking<br />
entspannt auf dem Kartoffelfeld<br />
Ex-Porsche-Chef<br />
Wendelin Wiedeking<br />
war einst<br />
Deutschlands<br />
Topmanager.<br />
„Indem ich meinen Kartoffelacker pflüge“, sagte Ex-Porsche-Chef Wendelin<br />
Wiedeking einmal auf die Frage, wie er es als vielbeschäftigter Topmanager<br />
schaffe, nicht abzuheben. Bis zu seinem tiefen Sturz 2009 nach der<br />
gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche war er mit mehr als 70<br />
Millionen pro Jahr Deutschlands bestbezahlter Firmenchef und erfolgreich<br />
wie kein anderer.<br />
In Wiedekings heimischer Garage in Bietigheim-Bissingen zwischen<br />
Stuttgart und Heilbronn stehen gleich zwei klassische <strong>Traktor</strong>en, Porsche<br />
Diesel natürlich. Der eine glänzt, als wäre er gerade aus der Werkshalle<br />
gerollt – ein seltener Porsche „Master“, der Star jedes Oldtimertreffens.<br />
Mit seinem luftgekühlten Vierzylinder-50 PS-Motor war er ab Frühjahr<br />
1960 der stärkste Schlepper im Porsche-Programm.<br />
Vor ein paar Jahren kurvte Wiedeking mit ihm auf der Großglockner-<br />
Hochalpenstraße herum. Das Foto landete im Familienalbum, nicht aber<br />
in der Öffentlichkeit. „Das dürfen Sie auf gar keinen Fall bringen, dann<br />
reißt er mir den Kopf ab!“, bat Wiedeking damals Journalisten mit Blick<br />
auf den allmächtigen Porsche-Anteilseigner und VW-Aufsichtsratschef<br />
Ferdinand Piëch, der ihn schon gern mal öffentlich bloß stellte. Das Bild<br />
tauchte bislang nirgends auf.<br />
Wiedekings zweiter Porsche Diesel ist nicht zum Vergnügen da, sondern<br />
zum Arbeiten auf dem Acker, und zwar mit dem Pflug und dem Kartoffelroder.<br />
Danach sieht er denn auch aus. Wiedeking, der sich selbst gern<br />
Nebenerwerbslandwirt nennt, gibt sich oft leutselig und bekennt sich<br />
dazu: „Ich sitze oft mit Bauern zusammen. Beim Sommerfest auf Holzbänken<br />
unter alten Bäumen im Dorf genieße ich die Gespräche mit Menschen,<br />
die mit harter körperlicher Arbeit ihr täglich Brot verdienen. Ich<br />
will verstehen, was sie treibt. Wir diskutieren<br />
dann über die Ernte. Das schätze<br />
ich“, sagt Wiedeking.<br />
Seit seinem Rücktritt als Porsche-Lenker<br />
hat Wiedeking mehr Zeit denn je für seine<br />
Leidenschaft Oldtimer-<strong>Traktor</strong>en – wenn<br />
er nicht gerade seine umfangreiche<br />
Sammlung von Auto- und Eisenbahnmodellen<br />
pflegt oder bei den mehr als zehn<br />
Firmen diverser Branchen nach dem<br />
Rechten sieht, an denen er beteiligt ist –<br />
von der Systemgastronomie bis zum Edelschuhmacher.<br />
Sein Lebensmotto lautet<br />
bis heute: „No risk – no fun.“<br />
Der Porsche Diesel Master gehörte<br />
mit seinem 50-PS-Vierzylindermotor<br />
zur Oberklasse.<br />
Fotos: Sammlung Focke<br />
8
Fundstücke<br />
aus dem Bildarchiv von<br />
Udo Paulitz<br />
Aufgespürt: Deutz-GT Unisuper G 4001<br />
Als Fotograf und Autor ist Udo Paulitz seit Jahrzehnten ein Urgestein der Szene. Zahlreiche Bücher<br />
über Nutzfahrzeuge hat er verfasst, sein Bildarchiv ist eine wahre Schatzkammer, die er immer an<br />
dieser Stelle für die Leser von TRAKTOR CLASSIC öffnet und einen besonderen Exoten vorstellt.<br />
Mit der Absicht, durch den Verkauf eines<br />
Geräteträgers eine Lücke im <strong>Traktor</strong>sortiment<br />
schließen zu können, ließ<br />
Deutz zwischen 1967 und 1968 von den<br />
Eicher-Werken den bewährten hauseigenen<br />
Geräteträger G 400 Unisuper mit<br />
dem luftgekühlten Dreizylinder-Deutz-<br />
Diesel F3L 812 D bauen. Wie bei manchen<br />
ähnlich gelagerten Fällen wurde<br />
dies als Deutz Unisuper angebotene<br />
Fahrzeug kein großer Erfolg, obwohl es<br />
für die Kölner eigentlich eine sehr interessante<br />
Programmerweiterung darstellte.<br />
Das lag hauptsächlich daran, dass<br />
sich die meisten Deutz-Händler viel zu<br />
wenig um den Verkauf dieses Fremdlings<br />
bemühten, sodass der Unisuper<br />
nach wenigen Dutzend Exemplaren<br />
schon nach kurzer Zeit wieder vom<br />
Markt verschwand. Dabei war das 1966<br />
vorgestellte Eicher-Basismodell G 400<br />
Unisuper nicht nur das Spitzenfahrzeug<br />
innerhalb der aus drei Typen bestehenden<br />
neuen Typenreihe, sondern hatte<br />
mit 40 PS auch in Sachen Motorleistung<br />
die Führung auf dem deutschen Markt<br />
inne. Mit den Unisuper-Typen hatte Eicher<br />
endlich das komplizierte und veraltete<br />
Kombi-Anbausystem zugunsten<br />
einer weitaus besseren Lösung aufgegeben.<br />
Jetzt wurde der Anbau der Zwischenachsgeräte<br />
durch einen mittig am<br />
Querträger des Zweiholmrahmens hinter<br />
der Vorderachse angeordneten Aushubzylinder<br />
bestimmt, der das ausgeklügelte<br />
System der langen Aushubketten<br />
und Umlenkrollen und<br />
-hebel entbehrlich machte. Dieses<br />
Schnellwechselsystem und die dadurch<br />
erzielte wesentlich geringere Baulänge<br />
von 3.980 anstelle von 5.020 mm waren<br />
die wichtigsten Neuerungen, mit denen<br />
der große Unisuper gegenüber seinem<br />
Vorgänger G 40 Kombi aufwarten konnte.<br />
Als Triebwerk gelangte das ZF-Gruppenschaltwerk<br />
A 210 mit 8/4 Gängen<br />
zum Einbau. Serienmäßig war der Geräteträger<br />
mit Motorzapfwelle und Doppelkupplung<br />
bestückt, während die Regelhydraulik<br />
mit 1.100 kg Hubvermögen<br />
zum aufpreispflichtigen Zubehör zählte.<br />
Leider waren auch bei Eicher die Verkaufszahlen<br />
mit ganzen 209 Maschinen,<br />
die bis 1968 die Werkstore verließen,<br />
mehr als enttäuschend. Und das, obwohl<br />
es im Hause Eicher eine eigenständige<br />
Verkaufsorganisation für Geräteträger<br />
gab und damit eigentlich eine<br />
wirkungsvolle Marktbearbeitung gegeben<br />
gewesen wäre. Dass sie sich dennoch<br />
nicht entsprechend auswirkte, lag<br />
nicht allein am hohen Preis, sondern vor<br />
allem daran, dass den Geräteträgern betriebsintern<br />
ein viel zu geringer Stellenwert<br />
beigemessen wurde. Die in dieser<br />
Zeit zutage tretenden finanziellen Engpässe<br />
sorgten zusätzlich dafür, den sangund<br />
klanglosen Niedergang der damals<br />
wahrscheinlich besten Geräteträgerreihe<br />
einzuleiten.<br />
Udo Paulitz<br />
IN EIGENER SACHE<br />
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TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
9
PANORAMA<br />
Historisches und Wissenswertes<br />
MARKANTES AUS BRANCHE UND SZENE<br />
Meilensteine<br />
Jahrestage, Jubiläen, Ereignisse … Was geschah in der Branche, bei den Herstellern und in der Szene?<br />
Klaus Tietgens hat in seinem <strong>Traktor</strong>-Kalendarium rückwärts geblättert und erinnert an dieser Stelle<br />
an die wichtigsten Begebenheiten. Eine informative Reise in die Vergangenheit.<br />
Ausgehend vom<br />
F4L 514 starteten<br />
luftgekühlte<br />
Deutz-Diesel vor<br />
70 Jahren ihren<br />
Siegeszug.<br />
… war der weltweit erste luftgekühlte Dieselmotor<br />
serienreif. Der Deutz F4L 514 war als Sieger<br />
aus einer Ausschreibung der Wehrmacht hervorgegangen. Bis<br />
Kriegsende gelangten keine 1.000 Exemplare des neuen Antriebes<br />
im sogenannten „Raupenschlepper Ost“ zum Einsatz,<br />
doch weckte die Luftkühlung auch in friedlichem Umfeld Begehrlichkeiten.<br />
Mitte 1948 zog der vierzylindrige Erstling in<br />
die konzerneigenen Magirus-Deutz-Lastwagen ein. 1950/51<br />
wurde das Bauprogramm um ein- bis dreizylindrige Varianten<br />
ergänzt, und auch die Deutz-Schlepper profitierten von der<br />
Technik. Damit hatte das Kölner Werk zwar Eicher und Stihl<br />
den Vortritt gelassen, brachte dafür aber weitaus höhere<br />
Stückzahlen unters Volk. Knapp eine Million Deutz- und<br />
Deutz-Fahr-Schlepper wurden bis 2005, Erzeugnisse der Konkurrenz<br />
gar bis 2009 mit luftgekühlten Deutz-Motoren ausgerüstet.<br />
Bis heute halten sich hartnäckig die letzten luftgekühlten<br />
Baureihen im Fertigungsprogramm der Deutz AG.<br />
Vor 70 Jahren …<br />
… warb der finnische Staatskonzern Valmet mit<br />
dem Versprechen „Jetzt fahren Sie Ihren <strong>Traktor</strong><br />
wie Ihr Auto“. Wie sein Vorgänger – der in fast 15.000 Einheiten gebaute<br />
Valmet 361 D – verfügte der neue Typ 565 über ein Gruppengetriebe<br />
mit insgesamt sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen. Neu war hingegen<br />
die Synchronisierung der Gänge zwei und drei sowie – Ende<br />
1964 praktisch konkurrenzlos – der Gruppenschaltung. Ein zeitgenössischen<br />
Autos ähnlicher Bedienkomfort wurde zudem durch das nunmehr<br />
serienmäßige Gaspedal in Ergänzung zum Handgas realisiert. Für<br />
den Antrieb sorgte ein hauseigener Dreizylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung,<br />
2,7 Litern Hubraum und 52 PS (SAE) bei 2.250 U/min,<br />
der fast acht Jahre nach seinem Debüt noch immer als hochmodern galt.<br />
Im Kühlergrill tauchte erstmals ein großes „V“ als Markenzeichen auf,<br />
das für die jüngsten Neuerscheinungen des heutzutage zum AGCO-Konzern<br />
gehörenden und auf den Namen „Valtra“ umgetauften Herstellers<br />
wiederbelebt wurde.<br />
Vor 50 Jahren …<br />
Der Valmet 565 verwöhnte seinen Fahrer schon 1964 mit<br />
synchronisierter Gang- und Gruppenschaltung.<br />
Vor 25 Jahren setzte die Kabine des Deutz DX 6.11 AgroStar<br />
Maßstäbe in Sachen Geräuschkomfort.<br />
… setzte noch einmal Klöckner-Humboldt-Deutz einen<br />
Meilenstein. Die Ende November 1989 auf der<br />
Agritechnica in Frankfurt präsentierten Deutz-Fahr-Schlepper der<br />
Serie „AgroStar“ basierten zwar auf der bekannten DX-Baureihe,<br />
machten jedoch mit einer konkurrenzlos leisen Kabine Furore.<br />
Das Werk nannte einen Schallpegel von nur 72,5 dB(A) unter Volllast<br />
am Fahrerohr, und in zeitgenössischen Tests setzten die Neulinge<br />
Bestmarken, die bis heute nicht wesentlich unterboten und<br />
von vielen Schleppern gar nicht erst erreicht wurden. Die „Agro-<br />
Star“-Familie umfasste zunächst fünf Modelle von 88 bis 143 PS.<br />
Ab 1993 waren zudem 165 und 190 PS starke Großschlepper mit<br />
der neuen Kabine erhältlich, die dort jedoch nicht ganz den von<br />
den kleineren Typen bekannten Geräuschkomfort bot. Nach nur<br />
sechs Jahren – nämlich anlässlich der Agritechnica 1995 in Hannover<br />
– wurde die Ablösung des AgroStar durch den komplett neu<br />
entwickelten Agrotron eingeleitet.<br />
Klaus Tietgens<br />
Vor 25 Jahren …<br />
Fotos: K. Tietgens; Archiv K. Tietgens<br />
10
PULLING FÜR DEN GUTEN ZWECK<br />
Trecker-Treck in<br />
Twistringen<br />
Zum zweiten Mal findet am 27. September 2014 im niedersächsischen<br />
Twistringen ein Trecker-Treck statt. Die Veranstaltung beginnt<br />
morgens um 8 Uhr mit dem Wiegen. Gestartet wird in sechs<br />
verschiedenen Gewichtsklassen. Das Startgeld beträgt 15 Euro,<br />
wovon ein Teil – ebenso wie aus dem gastronomischen Erlös –<br />
vom Veranstalter für die Kinderkrebshilfe gespendet wird.<br />
Abends gibt es eine zünftige Scheunenfete mit DJ. Stellplätze für<br />
Bau- und Wohnwagen zwecks Übernachtungen gibt es reichlich.<br />
Kontakt und Informationen gibt es bei Bernhard Diephaus unter<br />
landwirt2101@freenet.de oder Tel. 0175 273 22 74.<br />
KLEBER LANDWIRTSCHAFTSREIFEN<br />
BIS ZU 150 EURO<br />
TREUEBONUS<br />
Innerhalb des Aktionszeitraums vom 1. August bis zum 31. Oktober 2014<br />
erhalten Endkunden in Deutschland und Österreich beim Kauf von mindestens<br />
zwei Kleber Landwirtschaftsreifen bis zu 30 Zoll eine Treueprämie von<br />
75 Euro. Beim Kauf von zwei Reifen in den Dimensionen größer als 30 Zoll<br />
beträgt die Treueprämie sogar 150 Euro. Das Aktionsangebot bezieht sich<br />
ausschließlich auf Reifen und umfasst keine Schläuche. Alle Informationen<br />
zur Kleber-Treueaktion gibt es unter http://landwirtschaft.kleber-reifen.de<br />
im Internet.<br />
AKKUSCHRAUBER VON FEIN<br />
Gratis-Akku<br />
Das Akku-Programm von Fein ist<br />
auf dem neuesten Stand: In den<br />
letzten zwei Jahren hat der deutsche<br />
Premium-Hersteller 30 kabellose<br />
Elektrowerkzeuge auf den<br />
Markt gebracht. Das feiert Fein bis<br />
zum 31. Dezember 2014 mit einer<br />
Verkaufsaktion: Kunden erhalten<br />
beim Kauf eines Fein Akkuschraubers der Baureihen ASCM,<br />
ASB, ABS und ASCD einen dritten Lithium-Ionen-Akku-Pack<br />
kostenlos dazu und sparen so bis zu 139 Euro. Weitere Informationen<br />
unter: www.fein.de/schrauber<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
NEUERSCHEINUNG<br />
Kantige DDR-<br />
Typen aus<br />
Schönebeck<br />
Die Ingenieure im DDR-<strong>Traktor</strong>enwerk<br />
Schönebeck bei Magdeburg hatten ab<br />
1963 bei der Entwicklung eines<br />
leistungsstarken Großschleppers mehr<br />
Spielraum als sonst in der gegängelten<br />
Staatswirtschaft üblich. Sie orientierten<br />
sich selbstbewusst an der internationalen Spitzenklasse und schufen<br />
mit dem robusten ZT 300 ein Produkt, das ab September 1967 für einige<br />
Jahre ein Aushängeschild der gesamten DDR-Industrie wurde. Etwa<br />
86.000 Stück wurden gebaut. Die überlebenden Exemplare sind inzwischen<br />
mit allen vier Rädern in der Klassikerszene angekommen – Grund<br />
genug für Klaus Tietgens, die DDR-Schlepper in den Mittelpunkt seines<br />
neuesten Buches zu stellen.<br />
Tietgens schildert ausführlich, wie die <strong>Traktor</strong>enproduktion in der Sowjetischen<br />
Besatzungszone noch vor der Gründung der DDR 1949 mit Vorkriegstechnik<br />
wieder in Gang kam. Er beschreibt, was die erstaunlich vielfältigen<br />
Neukonstruktionen wie „Pionier“, „Aktivist“, „Rübezahl“ oder<br />
„Famulus“ seit den 1950er-Jahren kennzeichnete und welche Schlepper<br />
aus den „sozialistischen Bruderstaaten“ beim Aufbau der kollektivierten<br />
Großflächen-Landwirtschaft halfen. Bei der Vorstellung der DDR-Landtechnik<br />
beschränkt sich Tietgens nicht auf <strong>Traktor</strong>en, sondern bezieht die<br />
komplette Landtechnik vom Maishäcksler bis zum Mähdrescher mit ein.<br />
Die ZT-Serien sollten nicht nur der nach 1960 schwächelnden DDR-Landwirtschaft<br />
auf die Sprünge helfen, sondern zugleich – wie zahlreiche Fotos<br />
beweisen – auch auf fernen Märkten wie Äthiopien, Chile, China und Venezuela<br />
die überlegene Stärke der DDR-Technik beweisen. Ein eigenes<br />
Kapitel hat Tietgens dem Vierzylinder-Motor des ZT aus dem Werk Nordhausen<br />
gewidmet. Besonders interessant ist der umfassende Vergleich des<br />
damaligen DDR-Schlepper-Stars mit seinen europaweiten Konkurrenten<br />
aus Ost und West. Ein abschließendes Kapitel klärt, was aus dem <strong>Traktor</strong>enwerk<br />
Schönebeck nach der Wiedervereinigung wurde. Ausführliche<br />
Tabellen mit allen Daten, Exportziffern und technischen Veränderungen<br />
der ZT-Typen befriedigen den Wissensdurst selbst ausgewiesener Experten.<br />
Klaus Tietgens: Fortschritt ZT 300.Typengeschichte und Technik, 135<br />
Seiten, viele, meist farbige Abbildungen, GeraMond, München 2014,<br />
ISBN 978-3-86245-575-1, 19,99 Euro<br />
TYPENKOMPASS<br />
Mähdrescher von Claas<br />
Seit 1880 werden im westfälischen Harsewinkel<br />
Erntemaschinen aller Art hergestellt.<br />
Zum Global Player wurde Claas<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem<br />
durch den Bau von Mähdrescher, In seinem<br />
Typenkompass gibt Autor Manfred<br />
Arnold nach einer ausführlichen<br />
Beschreibung der Unternehmensgeschichte<br />
einen komprimierten Überblick<br />
über die seit 1936 gefertigten Maschinen<br />
– vom Mäh-Dresch-Binder über<br />
den legendären Columbus bis zum Tucano.<br />
Ergänzt werden die wenig ausführlichen<br />
Porträts durch entsprechende Datentabellen.<br />
Inhaltlich kratzt der<br />
Typenatlas lediglich an der Oberfläche<br />
der dargestellten Fahrzeuge, vermittelt<br />
aber in seiner Gesamtheit ein gutes und kompaktes Basiswissen.<br />
Manfred Arnold: Typenkompass Claas – Mähdrescher seit 1936,<br />
112 Seiten, viele, meist farbige Abbildungen, Motorbuch Verlag,<br />
ISBN 978-3-613-02939-2, 9,95 Euro<br />
11
PORTRÄT<br />
MAN 2F1<br />
ELEGANTER MINIMALISMUS: MAN 2F1<br />
Der „Patchwork“-<br />
Plattformstrategie anno 1957: Die MAN<br />
erweitert ihr Schlepperprogramm mit<br />
Hilfe von Fahr und Güldner nach unten.<br />
Optisch setzt der 2F1 neue Akzente,<br />
aber hält er auch technisch das bekannt<br />
hohe Niveau des Hauses?<br />
Klaus Tietgens untersucht es.<br />
12
Mini<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Klein – fein – mein:<br />
Von 1957 bis 1961<br />
verkaufte die MAN<br />
mehr als 6.000<br />
Exemplare des 2F1.<br />
Hans Siemer hält<br />
seinen Schlepper<br />
seit mehr als einem<br />
halben Jahrhundert<br />
in Ehren.<br />
München-Allach, Ende 1957: Die<br />
Jahresbilanz des MAN-Schlepperbaus<br />
hat zwei Gesichter. Der<br />
deutsche Markt zeigt seit 1955<br />
unübersehbare Bremsspuren, die Summe<br />
der Neuzulassungen ist von fast<br />
100.000 auf wenig mehr als 80.000 Einheiten<br />
zurückgegangen. Zufrieden sind<br />
die Verantwortlichen dennoch angesichts<br />
der Bilanz in der Leistungsklasse<br />
über 34 PS. 657 neu zugelassene MAN-<br />
Schlepper bedeuten hier einen Marktanteil<br />
von 16 Prozent und damit den zweiten<br />
Rang hinter der Hanomag. Allerdings<br />
spielen sich 95 Prozent des Marktes im<br />
Bereich bis 34 PS ab, in dem das Unternehmen<br />
vergleichsweise schwach vertreten<br />
ist. Insgesamt brachte es hierzulande<br />
2.181 neue Schlepper in Umlauf, was einem<br />
Marktanteil von 2,7 Prozent gleichkommt.<br />
Immerhin konnte die Produktion<br />
gegenüber dem Vorjahr dank guter<br />
Exportaufträge um ein Drittel auf 4.296<br />
Exemplare gesteigert werden.<br />
Auskommen in der Nische<br />
Im Programm des traditionsreichen Herstellers<br />
standen damals vier Grundtypen<br />
mit 18, 30, 40 und 50 PS, von denen ausgerechnet<br />
die beiden kleineren ausschließlich<br />
mit Allradantrieb erhältlich<br />
waren. Man suchte sein Auskommen<br />
also in einer durchaus lukrativen Marktnische<br />
– und erkannte doch die Vorteile<br />
einfacher ausgestatteter Schlepper. Diese<br />
würden sich zu günstigeren Preisen<br />
anbieten lassen und damit im Sog des guten<br />
Markenrufes neue Kunden anlocken.<br />
Außerdem würden Betriebe, die einen<br />
großen, technisch aufwändigen und einen<br />
kleineren, einfacheren Schlepper<br />
aus dem gleiche Hause beschaffen wollen,<br />
fortan auch bei der MAN fündig. Es<br />
bestand also die Aussicht auf größere<br />
Produktionszahlen in allen Leistungsklassen<br />
und somit auf eine bessere Auslastung<br />
des Werkes sowie eine rationellere<br />
Fertigung.<br />
Die neuen Kleinen<br />
Folglich standen drei neue Modelle mit<br />
13, 18 und 24 PS in den Startlöchern. Die<br />
beiden größeren waren als Standardschlepper<br />
mit kurzem und Tragschlepper<br />
mit langem Radstand sowie – ab 1959 –<br />
wahlweise mit Hinterrad- und Allradantrieb<br />
lieferbar. In dieser Hinsicht tanzte<br />
der 13er aus der Reihe. Es gab ihn bei Serienanlauf<br />
im Frühjahr 1958 nur in einer<br />
Ausführung, welche die Bezeichnung<br />
2F1 trug. Die „2“ stand dabei für die Zahl<br />
der angetriebenen Räder, das „F“ kennzeichnete<br />
die Leistungsklasse, die „1“<br />
13
PORTRÄT<br />
MAN 2F1<br />
Aus der Vogelperspektive wird die<br />
weitgehend unverbaute Sicht auf<br />
den Zwischenachsraum deutlich.<br />
14<br />
kühlten Antrieb verwendete. Die Begründung<br />
dafür liefert die – für die damalige<br />
Zeit – nicht ganz gewöhnliche Entstehungsgeschichte<br />
des 2F1.<br />
Die Geburtsstunde der Grundkonstruktion<br />
schlug bereits im Frühjahr<br />
1956, als Fahr und Güldner neue 11- und<br />
Der 2F1 war der erste und einzige MAN-<br />
Schlepper mit luftgekühltem Motor.<br />
die Ausführung. Allradantrieb stand also<br />
nicht zur Wahl – angesichts der bescheidenen<br />
Motorleistung folgerichtig, in der<br />
Tradition des Hauses dennoch ungewöhnlich.<br />
Der 2F1 war prinzipiell als<br />
Tragschlepper für den Geräteanbau zwischen<br />
den Achsen ausgelegt, aber dennoch<br />
ausgesprochen kompakt und handlich.<br />
Aufhorchen ließ auch, dass ein<br />
ansonsten auf wassergekühlte Motoren<br />
eingeschworenes Unternehmen in seinem<br />
kleinsten Schlepper einen luftge-<br />
Neuzulassungen in Deutschland<br />
Die drei neuen Typen mit 13, 18 und 24 PS trugen ab 1958 entscheidend zur<br />
Belebung des Geschäftes bei. Mit dem Debüt der letzten, 28 bis 45 PS starken<br />
Baureihe verlagerte sich das Interesse jedoch stark in Richtung höherer<br />
13-PS-Schlepper herausbrachten, die<br />
technisch komplett identisch waren und<br />
sich lediglich durch die Blechteile unterschieden.<br />
Während die Typen mit dem<br />
11 PS starken Einzylindermotor Randerscheinungen<br />
blieben, wurden ihre stärkeren<br />
Brüder Fahr D 88 und Güldner AK<br />
vom Markt gut aufgenommen. Dieser Erfolg<br />
ermutigte letztendlich auch Ritscher<br />
– als Motorenkunde und Geräteträgerlieferant<br />
ohnehin geschäftlich mit Güldner<br />
verbandelt –, den Schlepper mit wiederum<br />
geänderter Motorhaube gegen Ende<br />
1957 als Typ 613 ins Programm aufzunehmen.<br />
Etwa gleichzeitig trat auch die<br />
MAN auf den Plan und präsentierte im<br />
November 1957 erstmals ihr neues Einstiegsmodell<br />
2F1 in der Öffentlichkeit.<br />
Schlanke Linie<br />
Gegenüber dem betont kantigen Design<br />
der größeren Schlepper des Hauses und<br />
Leistungsklassen. Auch andere Hersteller nahmen ihre bisherigen<br />
Einstiegsmodelle bald aus dem Programm.<br />
* Platzierung in der Zulassungsstatistik in Deutschland<br />
Jahr bis 17 PS > 17 bis 24 PS > 24 bis 34 PS > 34 bis 60 PS über 60 PS MAN gesamt Markt Position MAN*<br />
1957 - 932 592 514 143 2.181 80.463 12.<br />
1958 1.604 2.018 541 422 5 4.590 89.250 7.<br />
1959 1.663 1.424 1.500 355 6 4.948 91.926 7.<br />
1960 1.157 789 1.872 365 2 4.185 88.864 8.<br />
1961 979 637 1.693 1.817 6 5.132 95.380 8.<br />
Fotos, wenn nicht anders angegeben: K. Tietgens
der seitlich geschlossenen, etwas unbeholfen<br />
wirkenden Motorhaube der 18-<br />
und 24-PS-Typen trug der 2F1 ein völlig<br />
neu gestaltetes, überaus elegantes Blechkleid<br />
zur Schau. Die einteilige Motorhaube<br />
zeigte das unverkennbare Markengesicht,<br />
gewährte dem Fahrer mit ihrer sich<br />
nach hinten verjüngenden Form einen<br />
weitgehend unverbauten Blick nach<br />
vorn und ließ das Fahrzeug gestreckter<br />
wirken als es mit 1.650 mm Radstand<br />
tatsächlich war. Schwungvoll gezeichnete<br />
Kotflügel setzten die fließende Linie<br />
fort und boten zugleich den Scheinwerfern<br />
eine geschützte Heimat. Zwischen<br />
den Achsen angebaute Gerätschaften<br />
konnten allerdings die Ausrüstung mit<br />
zusätzlichen Leuchteinheiten weiter<br />
vorn erfordern.<br />
Anders als bei den größeren MAN-<br />
Schleppern war der Aufstieg von der Seite<br />
möglich und dadurch speziell bei aufgebautem<br />
Kraftheber deutlich bequemer<br />
als vom Heck aus. Für Bequemlichkeit<br />
sorgten auch die Vorderachse mit Einzelradfederung<br />
und der sogenannte Sesselsitz<br />
mit großflächiger Polsterung auf<br />
Sitzfläche und Rückenlehne.<br />
So viel MAN wie nötig<br />
Die hübsche Fassade sollte bald auch die<br />
größeren Schlepper des Hauses zieren.<br />
Dahinter entlarven Kenner der Materie<br />
spätestens auf den zweiten Blick die<br />
Fahr- und Güldner-Gene. In geöffnetem<br />
Zustand gibt die Motorhaube den Blick<br />
auf einen luftgekühlten Zweizylinder<br />
frei, der äußerlich weitgehend dem bekannten<br />
Güldner 2LKN entspricht. Die in<br />
zwei Gleitlagern rotierende Kurbelwelle<br />
erzeugt einen Hub von 100 mm, was zusammen<br />
mit Kolben von 75 mm Durchmesser<br />
einem Hubraum von 884 Kubikzentimetern<br />
entspricht. Die relativ<br />
kleinen umlaufenden Massen gewährleisten<br />
einen relativ ruhigen Lauf, eine<br />
kleine Spezialität der MAN zudem eine<br />
weiche Verbrennung.<br />
Verantwortlich für die ungewöhnliche<br />
Laufkultur ist neben einer hohen Fertigungspräzision<br />
das von Siegfried Meurer<br />
entwickelte M-Verfahren, nach dem seit<br />
1953 die Lastwagenmotoren und seit<br />
dem Umzug der Fertigung nach München<br />
Allach im September 1955 die<br />
Schleppermotoren des Hauses arbeiteten.<br />
Als bedeutender Bestandteil der<br />
Markenidentität wurde es auch an die<br />
von der MAN verwendeten Güldner-<br />
Konstruktionen adaptiert. Als Folge einer<br />
ursprünglich geplanten, weitreichenden<br />
Kooperation bezog die MAN ab 1953<br />
immerhin die Motoren für ihre unter 25<br />
PS starken Schlepper von Güldner. Diese<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
ELEGANTES BLECHKLEID<br />
Unvergessen: MAN und Fahrer genießen ihren wohlverdienten Ruhestand – und<br />
sind auf Oldtimertreffen gern gesehene Gäste.<br />
Fängt grobe Stöße ab: Vorderachse mit<br />
Einzelradfederung.<br />
In bester Gesellschaft: Ein aufwändiges<br />
Kühleremblem kennzeichnet den Bug eines<br />
jeden MAN-Schleppers.<br />
Kurz und bündig: Typenschild eines 2F1 von 1961.<br />
Charakteristisches Markengesicht: Grill<br />
mit markanter Umrahmung – und Aussparung<br />
für die Andrehkurbel.<br />
15
PORTRÄT<br />
MAN 2F1<br />
STARKES HERZ MIT LUFTKÜHLUNG<br />
Innen und außen MAN: Eigenes Verbrennungsverfahren, Markenschriftzüge auf den<br />
Zylinderkopfdeckeln.<br />
Auch den Kühlluftkanal des Zweizylinders<br />
ziert der stolze MAN-Schriftzug.<br />
Motor über der Vorderachse, Platz zwischen<br />
den Achsen auf kurzem Radstand.<br />
Schematische Darstellung des M-Verfahrens<br />
im D 7502 M mit Kugelbrennraum.<br />
„Zur Reinigung drehen“: Spaltfilter für<br />
das Motoröl.<br />
Zweizylinder tragen aufgrund ihrer technischen<br />
Besonderheit spezielle Bezeichnungen.<br />
Gemäß der üblichen MAN-Nomenklatur<br />
heißt das Herz des 2F1 „D<br />
7502 M 177“, wobei das „D“ für „Diesel“,<br />
die „75“ für die Zylinderbohrung in mm<br />
(bei größeren Motoren ohne Hunderterstelle),<br />
die „02“ für die Zylinderzahl, das<br />
„M“ für das gleichnamige Verbrennungsverfahren<br />
und die „177“ für die Ausführung<br />
stehen. Bei der „wandverteilenden“<br />
Einspritzung wird der Kraftstoff durch<br />
eine Einlochdüse tangential in eine kugelförmige<br />
Vertiefung im Kolben gespritzt.<br />
Nur eine kleine Menge verbrennt<br />
schlagartig und zündet dabei den größtenteils<br />
als Film auf der Wandoberfläche<br />
verteilten Rest, der erst während der Verbrennung<br />
verdampft und teilweise vom<br />
– durch entsprechend gestaltete Einlasskanäle<br />
erzeugten – Luftwirbel abgetragen<br />
wird.<br />
Genügsamer Zeitgenosse<br />
Damit wird ein selbst im Vergleich zu<br />
Vor- und Wirbelkammermotoren ruhiger<br />
Lauf bei einem äußerst günstigen Kraftstoffkonsum<br />
erreicht. Der Hersteller gab<br />
einen spezifischen Verbrauch von 170<br />
g/PSh an, womit sich die M-Motoren seinerzeit<br />
zusammen mit anderen Direkteinspritzern<br />
in die Spitzengruppe einreihten.<br />
Ein weiterer Vorteil des<br />
Verfahrens bestand darin, dass es ohne<br />
nennenswerte Leistungseinbußen die<br />
Verbrennung verschiedener Kraftstoffe<br />
von Motoröl bis Benzin gestattete. Dieser<br />
Vorteil ist in diesem Fall freilich eher<br />
theoretischer Natur, da Diesel zumeist<br />
der preisgünstigste und am besten verfügbare<br />
Betriebsstoff ist.<br />
Einen Nachteil bringt das seinerzeit<br />
gefeierte Verbrennungsverfahren leider<br />
mit sich: Sinkt die Umgebungstemperatur<br />
unter null Grad Celsius, starten verschlissene<br />
MAN-Motoren äußerst ungern.<br />
So sehr die vergleichsweise<br />
langsame Verbrennung des mittels Luftwirbel<br />
abgetragenen Kraftstofffilms einen<br />
ruhigen Motorlauf begünstigt, so<br />
sehr steht sie nämlich einem zuverlässigen<br />
Kaltstart im Weg. Schwacher Trost:<br />
Die mit anderer Brennraumform operierende<br />
Ausgangsbasis Güldner 2LKN gilt<br />
auch nicht als besonders startfreudig.<br />
Das kann im Winter zum Problem werden.<br />
Daher behelfen sich manche MAN-<br />
Fahrer bei leichtem Frost mit einem beliebten<br />
Trick und heizen die Ansaugluft<br />
mit einem handelsüblichen Haarfön vor.<br />
Neben der Verbrennungslust saugt der<br />
Motor im Betrieb auch Kühlluft an. Diese<br />
findet ihren Weg durch ein großes Gitter<br />
im Kurbelgehäuse zum ins Schwungrad<br />
16
Fahrgeschwindigkeiten (km/h)<br />
Bereifung 8-24 7-30<br />
Gruppe L H L H<br />
1. Gang 1,4 6,5 1,5 7,3<br />
2. Gang 2,3 10,8 2,5 11,8<br />
3. Gang 3,9 18,0 4,3 19,9<br />
R 1,0 4,6 1,1 5,1<br />
Die außermittige Lenksäule<br />
ist gewöhnungsbedürftig,<br />
aber der gepolsterte<br />
Sitz bürgt für Komfort.<br />
integrierten Radialgebläse und von dort<br />
über entsprechend geformte Kanäle zu<br />
den Kühlrippen der Zylinderrohre. Diese<br />
Bauart war einst bei kleineren Motoren<br />
beliebt, da sie ein externes Gebläse mit<br />
zusätzlichen Lagerungen und Keilriemen<br />
einsparte. Für den kurzen Güldner<br />
2LKN reichte die damit erzielte Kühlleistung<br />
vollkommen aus, beim artverwandten<br />
Dreizylinder 3LKN wurden jedoch<br />
die Grenzen des Prinzips erreicht.<br />
Die goldene Mitte<br />
Ein Kniff der Konstrukteure sollte den<br />
2F1 und seine ungleichen Brüder von<br />
Fahr, Güldner und Ritscher zu besonders<br />
vielseitigen Ackerschleppern machen.<br />
Das sogenannte Kupplungsgehäuse, also<br />
das Verbindungsstück zwischen Motor<br />
und Getriebe, ist in der Mitte so weit<br />
nach oben gewölbt, dass es dem Schlepper<br />
eine beträchtliche Bauchfreiheit verleiht.<br />
Befestigungslöcher ermöglichen<br />
den Anbau verschiedener Arbeitsgeräte<br />
zwischen den Achsen, also im direkten<br />
Blickfeld des Fahrers. Diese in den USA<br />
bereits seit den 1920er-Jahren beliebte<br />
Tragschlepperbauweise setzte sich in<br />
Deutschland jedoch nicht nachhaltig<br />
durch. Die finanziellen Reserven kleiner<br />
Betriebe waren in den 1950er-Jahren mit<br />
der – meist erstmaligen – Anschaffung<br />
eines Schleppers weitgehend erschöpft,<br />
so dass der Kauf speziell darauf abgestimmten<br />
Zubehörs auf mittlere Sicht<br />
nicht in Frage kam. Stattdessen wurden<br />
zuvor von Tieren gezogene Geräte oftmals<br />
umgearbeitet und fortan hinter dem<br />
Schlepper betrieben.<br />
Alles im Griff<br />
Als weitere Merkmale der speziellen<br />
Bauart bleiben dem 2F1 seine schlanke<br />
Taille und ein ausgesprochen langes<br />
Kupplungspedal, das direkt an der kurz<br />
hinter dem Motor befindlichen Kupplung<br />
angelenkt ist. So muss es beinahe<br />
senkrecht nach unten getreten werden,<br />
was sich angesichts geringer Bedienkräfte<br />
und passender Sitzposition jedoch erfreulich<br />
problemlos gestaltet. Leichtgängig<br />
arbeitet auch die ZF-Einfingerlenkung.<br />
Der Motor lastet zwar mittig auf<br />
der Vorderachse, ist mit 190 kg jedoch<br />
nicht übermäßig schwer geraten. Diese<br />
Bauweise hat darüber hinaus den Vorteil,<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Klare Aufteilung unter der Motorhaube: Vorne das Antriebsaggregat, dahinter Werkzeugkiste<br />
und Batterie, ganz hinten der Kraftstofftank.<br />
17
PORTRÄT<br />
MAN 2F1<br />
Schlanke Taille: Der 2F1<br />
ist als Tragschlepper für<br />
den Geräteanbau<br />
zwischen den Achsen<br />
ausgelegt.<br />
In der Praxis sollten sich<br />
damit mehrere Arbeitsgänge<br />
während einer Überfahrt<br />
erledigen lassen.<br />
dass der Radstand trotz des Zwischenachsanbauraumes<br />
auf die erwähnten<br />
1.650 mm beschränkt und der Wendekreis<br />
mit rund fünf Metern im Rahmen<br />
bleibt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allenfalls<br />
die leicht nach rechts versetzte<br />
Lenksäule. Nur die wichtigsten Bedienelemente<br />
und Anzeigeinstrumente – Betriebsstundenzähler<br />
und Ölthermometer<br />
– sind vorhanden und auf der sanft nach<br />
hinten hin gerundeten Verkleidung des<br />
Schlicht und ergreifend – der kleine<br />
MAN liegt gut in der Hand.<br />
Kraftstofftanks vom Fahrer stets ohne<br />
Akrobatik abzulesen. Die Schalthebel<br />
stehen zwar wie damals bei fast allen<br />
Schleppern mittig auf dem Getriebegehäuse,<br />
jedoch so nah vor dem Fahrersitz,<br />
dass sich die unvermeidbare Verbeugung<br />
und Drehung des Oberkörpers beim<br />
Gangwechsel in Grenzen hält.<br />
Die Kraftübertragung stammt wie in<br />
allen MAN-Schleppern ab 1947 von ZF.<br />
Das A-4 war bei dem Debüt der technischen<br />
Ausgangsbasis (Fahr D 88 und<br />
Güldner AK) brandneu und das erste<br />
Gruppengetriebe des Passauer Werks.<br />
Über die damals als Innovation gefeierte<br />
Klauenschaltung der MAN-Schlepper ab<br />
30 PS verfügt es noch nicht, zum Gangwechsel<br />
werden also komplette Zahnräder<br />
verschoben. Da diese aufgrund der<br />
geringen zu übertragenden Kräfte jedoch<br />
recht klein und leicht ausfallen, hält sich<br />
die dazu notwendige Kraft und Geschicklichkeit<br />
in Grenzen. In der schnellen<br />
Gruppe stehen drei Vorwärtsgänge<br />
bis etwa 7, 12 und 20 km/h und ein Rückwärtsgang<br />
bis etwa 5 km/h bereit. Die<br />
langsame Gruppe reduziert die Ge-<br />
18
Technische Daten<br />
Typ<br />
MAN 2F1 (2F1S)<br />
Produktionszeit 11/57 – 9/61<br />
Produktionszahl 2F1: 6.041 (2F1S: 50)<br />
Motor MAN D 7502 M 177; ab 11/58: M 178<br />
Zyl. / Bohrung x Hub (mm) /<br />
Hubraum (cm 3 ) 2 / 75 x 100 / 884<br />
Verdichtungsverhältnis 19:1<br />
Leistung (PS/bei U/min) 13 / 2.300; ab 11/58: 14 / 2.300<br />
Max. Drehmoment<br />
(Nm/bei U/min) 41 / 1.800; ab 11/58: 44 / 1.750<br />
Batterie<br />
12 V / 56 Ah<br />
Lichtmaschine<br />
12 V / 75 W<br />
Getriebe ZF A-4<br />
Gänge v/r 6/2<br />
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 18 – 20<br />
Vorderachse<br />
pendelnd, mit Einzelradfederung<br />
Länge (mm) 2.715<br />
Breite (mm) 1.470 (2F1S: 1.042)<br />
Höhe über Lenkrad (mm) 1.450<br />
Höhe über Fahrerdach (mm) 2.150<br />
Radstand (mm) 1.650<br />
Bodenfreiheit (mm) 380 (2F1S: 345)<br />
Spurweite vorne (mm) 1.250 / 1.410 (2F1S: 860 – 1.310)<br />
Spurweite hinten (mm) 1.250 / 1.500 (2F1S: 832 – 1.332)<br />
Wendekreis ohne/<br />
mit Lenkbremse (mm) 5.400 / 5.000 (2F1S: 5.000 / 4.600)<br />
Eigengewicht (kg) 840 – 925<br />
Zul. Gesamtgewicht (kg) 1.300<br />
Zul. Vorderachslast 500<br />
Zul. Hinterachslast 850<br />
Vorderachse<br />
starr, pendelnd aufgehängt,<br />
mit Einzelradfederung<br />
Vorderreifen 4.00-16<br />
Hinterreifen 8-24; 9-24; 8-28; 7-30<br />
Getriebe ZF A-4<br />
Gänge v/r 6/2<br />
Höchstgeschw. (km/h) 18 – 20<br />
Preis (DM) 1958: 5.460<br />
1961: 5.960<br />
Serienausstattung<br />
Zugmaul vorn, dreh- und höhenverstellbare<br />
Anhängekupplung hinten,<br />
Ackerschiene, Beifahrersitz (links),<br />
Differentialsperre, gummigefederter,<br />
gepolsterter und verstellbarer Sesselsitz,<br />
Öldruckkontrollleuchte, Werkzeugkasten<br />
mit Werkzeug, Getriebeund<br />
Wegzapfwelle, Mähantrieb<br />
Zusatzausstattung<br />
Mähwerk mit Hand- oder Hydraulikaushebung,<br />
Kraftheber (ZF/Bosch,<br />
Arbeitsvermögen 350 mkg), Seilwinde,<br />
Wetterdach, zweiter Beifahrersitz<br />
(rechts), Sitzkissen für Beifahrer, Radnabengewichte,<br />
Riemenscheibe (auf<br />
Zapfwelle aufsteckbar), Fernthermometer,<br />
Betriebsstundenzähler, vordere<br />
Kotflügel<br />
Die Anordnung des Motors über der Vorderachse schafft auf kurzem<br />
Radstand Platz für den mittigen Geräteanbau.<br />
Der Fahrer hat alles im Blick: Sparsam bestückte, aber übersichtliche<br />
Anordnung auf der Armaturentafel.<br />
Platzsparend konstruiert: Schalldämpfer zwischen der Vorderachse<br />
und der ZF-Einfingerlenkung.<br />
schwindigkeit auf ungefähr ein Fünftel.<br />
Zur Gewährleistung einer großen Bodenfreiheit<br />
auch mit kleiner Bereifung ist die<br />
Hinterachse in Portalbauweise mit Stirnradvorgelegen<br />
ausgeführt. Eine von der<br />
Fahrkupplung abhängige, wahlweise mit<br />
der Normdrehzahl von 540 U/min oder<br />
wegabhängig zu betreibende Zapfwelle<br />
gehörte zum Serienumfang, ein auf deren<br />
Stummel aufsteckbarer Riemenscheibenantrieb<br />
war optional.<br />
Die kompakte, zierliche Bauweise<br />
schlägt sich naturgemäß im Gewicht von<br />
nur 198 kg nieder, mit dem das ZF A-4<br />
zu den leichtesten Schleppergetrieben<br />
aller Zeiten zählt – und seinen Teil dazu<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
beiträgt, dass der MAN 2F1 je nach Ausstattung<br />
nur rund 900 kg auf die Waage<br />
bringt.<br />
Das Getriebe – zierlich, aber robust<br />
Mit mehr als 91.000 gebauten Exemplaren<br />
belegt es in der ewigen <strong>Bestseller</strong>liste<br />
der ZF-Triebwerke immerhin Platz<br />
zwei nach dem nächstgrößeren Typ A-5.<br />
Zu den wichtigsten Kunden zählten neben<br />
dem hier bereits aufgezählten Viergestirn<br />
aus Fahr, Güldner, MAN und Ritscher<br />
weitere einstige Branchengrößen<br />
wie Deutz, Eicher und Porsche-Diesel.<br />
Die genannten Hersteller sollten ihre<br />
Wahl nicht bereuen, denn mit den Anforderungen<br />
des Arbeitsalltags wurde das<br />
A-4 in der Regel gut fertig. Nennenswerte<br />
Schwachpunkte sind nicht überliefert.<br />
Das gleiche gilt für den hydraulischen<br />
Kraftheber, der gegen Aufpreis auf das<br />
Getriebegehäuse aufgesetzt wurde. Ölpumpe<br />
und Steuergeräte dafür bezog ZF<br />
von Bosch und fertigte die übrigen Komponenten<br />
im eigenen Haus. In den ausgehenden<br />
1950er-Jahren verlangten<br />
längst noch nicht alle Kunden nach diesem<br />
Zubehör, da die klamme Haushaltskasse<br />
weder das Geld dafür noch jenes<br />
für die dazu passenden Geräte hergab.<br />
Der auf diesen Seiten vorgestellte MAN<br />
2F1 hat den Kraftheber. Er wurde am 26.<br />
19
PORTRÄT<br />
MAN 2F1<br />
FEINE DETAILS, SOLIDE TECHNIK<br />
Mit diesem Kolben<br />
konnte<br />
Hans Siemer<br />
noch bis zum<br />
Dorfschmied<br />
fahren.<br />
Schöner Rücken:<br />
Sesselsitz und<br />
Beifahrerbügel<br />
waren Serie.<br />
Oben im Bild die Befestigungsplatte für das Seitenmähwerk, darunter<br />
der dazugehörige Antrieb.<br />
Die Vierkantrohre neben den Kotflügeln dienen als Aufnahmen<br />
für den später nachgerüsteten Umsturzbügel.<br />
Juni 1961 erstmals zugelassen und fand<br />
über zwei Vorbesitzer in der Nähe von<br />
Worpswede bzw. Riede bereits 1963 den<br />
Weg zu Hans Siemer in Weyhe bei Bremen,<br />
der ihn noch heute sein Eigen<br />
nennt. Er war der erste Schlepper auf<br />
dem Hof des Eisenbahners und Nebenerwerbslandwirtes<br />
im Ruhestand, der<br />
seine Ländereien zuvor von den Zugtieren<br />
eines Nachbarn beackern ließ. Neben<br />
einem Mähwerk beschaffte Hans später<br />
sogar eine Zwischenachs-Drillmaschine<br />
für seinen stählernen Helfer.<br />
In den 1970er-Jahren gab der heute<br />
81-jährige die Landwirtschaft auf. Die<br />
gepachteten Flächen wurden zu Bauland<br />
umgewidmet, Hans behielt 5.500<br />
Quadratmeter Weideland – und den<br />
MAN. Noch heute, 50 Jahre nach dem<br />
Kauf, findet er nur lobende Worte für<br />
seinen treuen Gefährten. „Der Zweizylinder<br />
ist einfach laufruhiger als die damals<br />
in anderen kleinen Schleppern verwendeten<br />
Einzylinder“, stellt er auf einer<br />
gemeinsamen Ausfahrt fest und<br />
muss seine Stimme dabei nicht zuletzt<br />
dank des weich verbrennenden M-Verfahrens<br />
nicht einmal sonderlich erheben.<br />
Ob es jemals Probleme gab, möchte<br />
ich wissen, als wir wieder in den Hof<br />
Zwei Zylinder und das M-Verfahren<br />
bürgen für eine beispielhafte Laufruhe.<br />
einbiegen. „Nur einmal“, kann Hans<br />
mich beruhigen und holt einen Kolben<br />
mit ausgebrochener Ringnut und eingerissenem<br />
Brennraum aus der Scheune.<br />
„Mit diesem Schaden konnte ich aber<br />
noch die drei Kilometer zum Dorfschmied<br />
fahren, der mir Kolben und Zylinderrohr<br />
binnen weniger Tage ersetzte.<br />
Als ich einmal den etwas<br />
„schwerzügigen“ McCormick eines<br />
Nachbarn abschleppen musste, wurde<br />
dem Motor zudem etwas warm ums<br />
Herz“, fügt er hinzu. „Beim Ackern und<br />
vor einem der bescheidenen Motorleistung<br />
angemessenen Anhänger reichte<br />
die Kühlung aber stets aus.“<br />
Modellkonstanz<br />
Gegenüber frühen Baujahren weist der<br />
MAN von Hans nur eine entscheidende<br />
Änderung auf: Ende 1958 wurde die Motorleistung<br />
von 13 auf 14 PS bei 2.300<br />
U/min gesteigert. Den im Sommer 1959<br />
am originalen Güldner-Motor durchgeführten<br />
weiteren Zuwachs auf 15 PS bei<br />
2.475 U/min machte die MAN nicht mit.<br />
1961 war das letzte Baujahr des 2F1. Die<br />
sich in Richtung höherer Klassen verlagernde<br />
Nachfrage bewog das Werk dazu,<br />
sich auf drei neu konstruierte Typen mit<br />
28, 35 und 45 PS zu beschränken. In nicht<br />
einmal vier Jahren Bauzeit war das Einstiegsmodell<br />
heimlich zum meistverkauften<br />
MAN-Schlepper aller Zeiten avanciert<br />
und hatte die Kasse mit mehr als 6.000 verkauften<br />
Exemplaren kräftig klingeln lassen.<br />
Dass fast 90 Prozent davon in<br />
Deutschland blieben, ist ein Beleg für das<br />
landestypische Phänomen der klein parzellierten<br />
Nebenerwerbslandwirtschaft –<br />
die in den 1960er-Jahren zunehmend inef-<br />
20
fizient und folglich aufgegeben<br />
wurde. Dass die Luft auch in den<br />
höheren Leistungsklassen dünner<br />
wurde, bekam nicht nur die<br />
MAN bald zu spüren und gab die<br />
Schlepperfertigung bereits im<br />
Februar 1963 komplett auf.<br />
Schlanker Spezialist<br />
Für besonders beengte Verhältnisse<br />
im Wein-, Obst- und Gartenbau<br />
führte die MAN ab<br />
1959 die Schmalspurversion<br />
2F1S im Programm. Verkürzte<br />
Achstrichter reduzierten die minimale<br />
Außenbreite auf wenig über einen Meter,<br />
dank hinterer Verstellfelgen und einer<br />
vorderen Teleskopachse war die Spurweite<br />
aber in feinen Stufen bis in den<br />
„normalen“ Bereich um 1,3 Meter verstellbar.<br />
Im Vergleich zu den wenig später<br />
erscheinenden, von vornherein auf<br />
Marktpreise<br />
klärten „Massenfabrikate“ setzten von ihren<br />
artverwandten Typen nicht viel mehr<br />
ab. Fahr brachte innerhalb von fünf Jahren<br />
rund 7.400 Exemplare seines D 88 unters<br />
Volk, Güldner benötigte volle zehn Jahre,<br />
um knapp 11.000 Einheiten der Typen AK,<br />
A2KS „Spessart“ und G 15 zu verkaufen.<br />
Vom 2F1 und seinen Verwandten konnten<br />
fast 25.000 Exemplare abgesetzt werden.<br />
Güldner Spessart, AK<br />
und G 15 brachten es<br />
zusammen auf knapp<br />
11.000 Exemplare.<br />
Die je nach Motorleistung „613“, „614“<br />
und „615“ getauften Ritscher-Schlepper<br />
taugten mit zusammen rund 50 Stück ohnehin<br />
kaum dazu, die Bilanzen ihres Anbieters<br />
nennenswert aufzufrischen. Der<br />
gute Markenruf mag zum erfreulichen Ergebnis<br />
der MAN beigetragen haben – aber<br />
auch der Umstand, dass die Verkaufspreise<br />
keinen „Luxuszuschlag“ enthielten. Der<br />
2F1 wurde stets ähnlich wohlfeil angeboten<br />
wie seine vorgenannten Konkurrenten,<br />
die entsprechenden Verwendungszwecke<br />
abgestimmten Schmalspurschleppern<br />
von Eicher und Krieger war der<br />
MAN mit seinem hoch liegenden<br />
Schwerpunkt und seiner knappen Motorleistung<br />
kompromissbehaftet und<br />
blieb auf dem Markt eine Randerscheinung.<br />
Bis 1961 wurden höchstens 50<br />
Exemplare abgesetzt.<br />
Den Erfolg des Ausflugs in die Welt der<br />
Liliputaner schmälerte das wenig. Die erso<br />
dass neben Händlersituation<br />
und persönlichem Geschmack<br />
allenfalls das Verbrennungsverfahren<br />
des Motors den Ausschlag<br />
zur Kaufentscheidung geben<br />
konnte.<br />
Nur ein „halber MAN“?<br />
Was dem kleinsten MAN in der<br />
Szene heute vielfach vorgehalten<br />
wird, interessierte damals offensichtlich<br />
nur wenige Kunden. Einen<br />
Vierzylindermotor wie in den<br />
größeren Schleppern des Hauses<br />
erwartete in dieser Leistungsklasse<br />
niemand. Er wäre nur unnötig teuer<br />
und ineffizient gewesen. Das gleiche gilt<br />
für den zur Übertragung von maximal 14<br />
PS unter üblichen Geländeverhältnissen<br />
unnötigen Allradantrieb. Dass bei der Entwicklung<br />
andere Unternehmen die Vorarbeit<br />
geleistet hatten, wurde ebenso wenig<br />
als störend empfunden. Fahr und Güldner<br />
hatten ein handliches, solides und zuverlässiges<br />
Arbeitsgerät geschaffen, mit<br />
den Vorteilen eines Tragschleppers, aber<br />
ohne dessen Nachteile wie überlangen<br />
Radstand und erhöhtes Gewicht. Die<br />
MAN hatte dem Fahrzeug schließlich ein<br />
gelungenes Markengesicht und das hauseigene,<br />
für Laufruhe und Wirtschaftlichkeit<br />
bürgende Verbrennungsverfahren<br />
übergestülpt. Das Ergebnis war überzeugend<br />
genug, um am Markt zu bestehen.<br />
Um so mehr Beachtung hat der 2F1 als<br />
Zeitzeuge turbulenter Umwälzungen auf<br />
dem deutschen Schleppermarkt heutzutage<br />
verdient.<br />
Klaus Tietgens<br />
Günstiger Einstieg<br />
Zum anerkannten „Vollwert-MAN“<br />
fehlen dem 2F1 zwei Zylinder und<br />
zwei angetriebene Räder. Das lässt<br />
ihn – ähnlich manch anderer Typen<br />
bis 25 PS – heutzutage etwas<br />
abseits des Sammlerinteresses<br />
stehen. Der Markenbonus, also<br />
der Preisaufschlag gegenüber den<br />
„Massenfabrikaten“ Fahr und<br />
Güldner hält sich daher in engen<br />
Grenzen. Recht gut ist es auch um<br />
die Ersatzteilversorgung bestellt,<br />
da viele Komponenten der<br />
Schwestermodelle von Fahr, Güldner<br />
und – selten – Ritscher passen,<br />
so dass man aus einem Fundus<br />
von rund 25.000 gebauten<br />
Schleppern schöpfen kann. Aufgrund<br />
der bald abklingenden Konjunktur<br />
der Nebenerwerbslandwirtschaft<br />
und dem allgemeinen<br />
Übergang auf<br />
stärkere Maschinen<br />
mussten<br />
viele Exemplare<br />
zudem nicht allzu hart bzw. nicht<br />
allzu lange hart arbeiten. Sofern<br />
der alteiserne Gefährte ein Mindestmaß<br />
an Pflege erfahren und<br />
einen trockenen Unterstand zur<br />
Verfügung hat, besteht daher die<br />
Chance, dass er sich noch heute in<br />
leidlichem Zustand befindet. Gut<br />
erhaltene Schlepper verdienen bei<br />
der Kaufentscheidung prinzipiell<br />
den Vorzug, da selbst deren Zeitwert<br />
von den Kosten einer Restaurierung<br />
schnell übertroffen wird.<br />
Nur Interessenten der Schmalspurversion<br />
2F1S sollten einfangen,<br />
was ihnen über den Weg<br />
läuft, denn hier ist die Auswahl<br />
denkbar klein.<br />
Zustand fast neuwertig gebraucht stark verschlissen<br />
2F1 5.000 Euro 2.500 Euro 800 Euro<br />
2F1S 7.000 Euro 4.000 Euro 1.800 Euro<br />
Rarität aus dem Norden: Von den Modellen 613, 614 und 615<br />
verkaufte Ritscher nur rund 50 Stück.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
21
PORTRÄT<br />
Arbeit mit klassischen <strong>Traktor</strong>en<br />
WEINLESE – MANUELL UND MASCHINELL<br />
Lesestoff<br />
Die Saison der Winzer ist naheliegender Weise die Lese. In<br />
Mitteleuropa findet sie im Spätsommer und Frühherbst<br />
statt, auf der Südhalbkugel bevorzugt in den ersten beiden<br />
Monaten des Jahres. Klaus Tietgens war dabei – in<br />
Rheinhessen und Südafrika.<br />
Heutzutage steht Wein zumindest<br />
als Genussmittel nach wie vor<br />
hoch im Kurs. Die Qualität des<br />
Endproduktes hängt von vielen<br />
Faktoren ab – beispielsweise Bodenbeschaffenheit,<br />
Witterung und dem sogenannten<br />
Ausbau während der Lagerung.<br />
Letzterer und auch die Art und Dauer der<br />
Lagerung sind nennenswerte Kostenfaktoren<br />
– was allerdings auch auf die Ernte<br />
22<br />
zutrifft. Hierbei stehen dem Winzer verschiedene<br />
Methoden zur Wahl.<br />
Manuell – langsam, aber schonend<br />
Die manuelle Lese ist erste Wahl, wenn<br />
man die Trauben möglichst unbeschädigt<br />
einbringen will. Bei gesundem, unbeschädigtem<br />
Lesegut kann die erforderliche<br />
Schwefelung des Weins stark reduziert<br />
werden. Die manuelle Lese ist im<br />
weiteren erforderlich, wenn während<br />
des Lesevorgangs bereits eine Auslese<br />
stattfinden soll. Bei edelfaulen Beeren<br />
können befallene Früchte einzeln und in<br />
mehreren Durchgängen in ausreichender<br />
Menge und bester Qualität eingeholt<br />
werden. Ein anderer Beweggrund für die<br />
Handarbeit kann darin bestehen, Beeren<br />
mit Stielen und Stielgerüst zu ernten. Ein<br />
gewisser Anteil von Stielen ist beim<br />
Fotos: K. Tietgens
In Südafrika ist dieser<br />
Grégoire-Vollernter<br />
mit Sonnendach<br />
anstelle der in<br />
Europa üblichen<br />
Kabine unterwegs.<br />
Pressen vorteilhaft, da sie den entstehenden<br />
Beerenbrei auflockern und der darin<br />
vorhandene Gerbstoff dem Endprodukt<br />
förderlich sein kann.<br />
Kehrseiten der Handlese<br />
Der Vorteil der schonenden Handlese<br />
wird hingegen aufgehoben, wenn die<br />
Trauben in den Erntebehältern mechanischem<br />
Druck ausgesetzt sind. In diesem<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Fall werden Beeren zerdrückt und der<br />
austretende Saft kann gären. Keine Wahl<br />
haben Winzer mit sehr kleinen Parzellen<br />
oder Steillagen. Ihnen bleibt nur die manuelle<br />
Lese. Ohne Frage ist dies eine sehr<br />
arbeits- und – zumindest in Hochlohnländern<br />
– kostenintensive Methode. Oftmals<br />
ist es nötig, externe Erntehelfer einzustellen,<br />
was den Betriebsgewinn<br />
empfindlich schmälern kann, wenn die<br />
Endprodukte sich nicht zu entsprechend<br />
hohen Preisen vermarkten lassen. In einigen<br />
Weinbaugebieten wie dem Beaujolais,<br />
der Champagne und bei den Mitgliedern<br />
von Vinea Wachau Nobilis<br />
Districtus in der Wachau ist die maschinelle<br />
Ernte verboten. In Deutschland<br />
kommt sie für die Mitgliedsbetriebe des<br />
Verbands Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter<br />
ab dem Prädikat Auslese<br />
23
PORTRÄT<br />
Arbeit mit klassischen <strong>Traktor</strong>en<br />
Buntes Team im Weinberg: Braud SB 64 und Steyr 8075 AS – heute beides<br />
Marken unter dem Konzerndach von CNH.<br />
Der ERO SF 200 mit seiner charakteristischen Seitenleerung belädt<br />
den von einem Kramer KL 360 gezogenen Traubenwagen.<br />
Kostengünstige Alternative zum Selbstfahrer: Fiatagri 55-76 DT<br />
mit Braud 524 RH.<br />
„E“ wie „étroit“ (schmal) und „Exot“: Von 1979 bis 1988 wurden in<br />
Neuss 352 Exemplare des IHC (ab 1985: CaseIH) E 733 gebaut.<br />
nicht in Frage. Der Einsatz eines Traubenvollernters<br />
ist oftmals eine wirtschaftliche<br />
Entscheidung. Derartige Maschinen<br />
haben erst in den 1970er-Jahren<br />
eine nennenswerte Verbreitung erlangt.<br />
24<br />
Sensibler Ernteeinsatz<br />
Sie können der Qualität dienlich sein,<br />
weil sie das Lesegut innerhalb kurzer<br />
Zeit und nah am optimalen Reifezeitpunkt<br />
einbringen können. Außerdem<br />
können die Trauben problemlos nachts<br />
oder in den frühen Morgenstunden bei<br />
sehr kühlen Temperaturen geerntet werden.<br />
Dadurch wird dem Verlust von Aromastoffen<br />
vorgebeugt, und die geringere<br />
Mosttemperatur verlangsamt den Start<br />
der Gärung. Nachteilig ist, dass sich nicht<br />
alle Rebsorten gleich gut mit der Maschine<br />
ernten lassen. Während Sorten wie<br />
Chardonnay und Cabernet Sauvignon<br />
sehr gut geeignet sind, kann der Spätburgunder<br />
nur unter Qualitätseinbußen mit<br />
dem Vollernter eingebracht werden.<br />
Eine maschinelle Lese erfordert zudem<br />
besondere Vorkehrungen im Weinkeller,<br />
der entsprechende bauliche Maßnahmen<br />
am Betrieb erfordert. Durch die<br />
hohe Ernteleistung der Maschinen werden<br />
in kurzen Zeitabschnitten große<br />
Mengen an Lesegut angeliefert. Zur<br />
Wahrung der Qualität darf zwischen<br />
Lese und Kelterung (im Fall von Weißwein)<br />
oder Maischung (im Fall von Rotwein)<br />
jedoch nur wenig Zeit vergehen.<br />
Die Infrastruktur im Keller muss demnach<br />
die hohe Ernteleistung abbilden.<br />
Eine Linderung eventueller Engpässe<br />
Kulturgut Wein<br />
Wein zählt zu den ältesten Kulturgütern der<br />
Menschheit. Als Ursprungsländer gelten Armenien<br />
und das heutige Georgien. Eine erhebliche<br />
Ausbreitung erfuhr der Anbau bereits<br />
in Altertum, also einige Jahrtausende vor<br />
Christi Geburt. Wein war und ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil ritueller Praktiken in verschiedenen<br />
Kulturen. Die im Weingenuss gesuchte<br />
Ekstase galt als Mittel, Nähe zu<br />
Gottheiten zu schaffen.<br />
kann der überbetriebliche Einsatz des<br />
Vollernters bringen, der wegen des hohen<br />
Anschaffungspreises ohnehin häufig<br />
praktiziert wird.<br />
Nicht nur eine Preisfrage<br />
Der Anschaffungspreis ist auch ein<br />
Grund dafür, dass gezogene Vollernter<br />
heute noch angeboten werden – und bei<br />
vielen Kunden den Vorzug vor den teureren<br />
Selbstfahrern genießen. Der<br />
schmalspurige Schlepper fährt hierbei<br />
zwischen den Reben, die Erntemaschine<br />
portalartig über einer Reihe. Hydrostatische<br />
Radnabenmotoren gewährleisten<br />
eine mit Selbstfahrern vergleichbare<br />
Traktion, doch am Vorgewende erfordern<br />
derartige Gespanne trotz technischer<br />
Kniffe wie hydraulisch schwenkbarer<br />
Deichseln mitunter mehr Rangierarbeit.<br />
In der Kabine eines Selbstfahrers thront<br />
der Fahrer oberhalb der Reben – seitlich<br />
links bei Braud und Pellenc, mittig bei<br />
Grégoire und ERO. Weitere konzeptionelle<br />
Unterschiede bestehen in seitlicher
Hydraulikmulde und Geländestufe helfen beim Verladen. Vorne im Bild:<br />
Ein John Deere 4040.<br />
Handlese in Südafrika – vor einem John Deere 5415 N aus italienischer<br />
(Carraro-)Fertigung.<br />
<strong>Bestseller</strong> am Kap: Der Landini 7860 wurde fast ein<br />
Vierteljahrhundert lang angeboten.<br />
Schmal, kurz und vor allem stark: Der kompakte Fendt Farmer 250 V<br />
mit Heckanbaumähwerk im Einsatz.<br />
Leerung und einer optionalen Höchstgeschwindigkeit<br />
von 40 km/h bei ERO gegenüber<br />
der Heckleerung bei den anderen<br />
genannten Fabrikaten. Die<br />
französische Firma Braud hat seit 1975<br />
über 13.000 Vollernter gefertigt und gehört<br />
heutzutage zum CNH-Konzern. Ähnlich<br />
große Verbreitung genießen die Maschinen<br />
des 2011 von Same-Deutz-Fahr<br />
übernommenen, ebenfalls in Frankreich<br />
ansässigen Herstellers Grégoire. Dritter<br />
im Bunde der Franzosen ist die Pellenc<br />
S. A., während die ERO-Gerätebau GmbH<br />
im rheinland-pfälzischen Niederkumbd<br />
ansässig ist.<br />
Bergsteiger und Universalgenies<br />
Im Versuch befinden sich Maschinen, die<br />
in Steillagen bis 60 Prozent Gefälle<br />
abernten können. Eine noch recht junge<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Entwicklung sind zudem Geräteträger,<br />
die sich während der Lese zu Traubenvollerntern<br />
aufrüsten lassen, in der übrigen<br />
Zeit aber auch für Stock- und Laubarbeiten<br />
sowie Bodenbearbeitung und<br />
Pflanzenschutz über mehrere Zeilen hinweg<br />
taugen. Bei entsprechender Nutzung<br />
Als preisgünstige Alternative zu Selbstfahrern<br />
empfehlen sich gezogene Vollernter.<br />
amortisiert sich die Investition schneller<br />
als bei der Anschaffung einer Spezialmaschine,<br />
da das komplexe Grundgerät<br />
mehrfach genutzt und gegenüber der einzeiligen<br />
Arbeit mit Schlepper und Gerät<br />
wertvolle Zeit gespart wird.<br />
Nach wie vor werden aber die meisten<br />
Arbeiten im Weinberg mit dem Schlepper<br />
ausgeführt. Für die Erstmotorisierung<br />
sorgten in den 1950er-Jahren oftmals<br />
Einachser, doch setzten sich ab den<br />
1960er-Jahren Zweiachser auf breiter<br />
Front durch. Die vor allem in Deutschland<br />
und Italien bisweilen schwierigen<br />
Geländeverhältnisse verhalfen dem Allradantrieb<br />
in der zweiten Hälfte der<br />
1960er-Jahre zu einem Siegeszug.<br />
Konzerne und Spezialisten<br />
Damals waren minimale Außenbreiten<br />
von weit unter einem Meter üblich, doch<br />
erlauben großzügigere Neuanlagen heutzutage<br />
meist breitere Fahrzeuge. Noch<br />
immer tummeln sich zahlreiche Spezialhersteller<br />
wie Antonio Carraro und – aus<br />
den gleichen Wurzeln erwachsen – Carraro<br />
aus Italien sowie Dexheimer, Hieble,<br />
Holder und Krieger aus Deutschland auf<br />
dem Markt. Größere Stückzahlen setzen<br />
aber die bekannten Konzerne wie AGCO<br />
mit den Marken Fendt, Massey-Ferguson<br />
und Valtra, ARGO mit den Marken Landini,<br />
McCormick und Valpadana, CNH<br />
mit den Marken CaseIH und New Holland,<br />
John Deere sowie Same-Deutz-Fahr<br />
mit den Marken Deutz-Fahr, Lamborghini<br />
und Same ab.<br />
Klaus Tietgens<br />
25
PORTRÄT<br />
Hürlimann D 210 A Sync<br />
RESTAURIERT: HÜRLIMANN D 210 A SYNC<br />
Zähmung einer<br />
Schweizer Diva<br />
Einen Hürlimann zu besitzen, ist etwas ganz<br />
Besonderes. Ihn zu restaurieren, erhebt seinen<br />
Eigner in den technischen Adelsstand, nachdem<br />
ihm die Schweizer Dieseldiva zuvor jede Menge<br />
Zeit, Geld und Nerven geraubt hat.<br />
Vorher und nachher: Franz Holznienkemper restaurierte<br />
diesen Hürlimann D 210 A Sync, der 35 Jahre lang<br />
auf einem Klostergut in Österreich im Einsatz war.<br />
26
Franz Holznienkemper kennt sich<br />
aus mit den <strong>Traktor</strong>en des Schweizer<br />
Herstellers Hürlimann, besitzt<br />
drei vor 1960 gebaute Fahrzeuge.<br />
Nicht umsonst wird er in der Szene Hürlimann-Franz<br />
genannt. So war er scharf<br />
auf ein spätes Modell aus der letzten Dekade<br />
der Marke, als alle Register des seinerzeit<br />
technisch Machbaren gezogen<br />
wurden.<br />
Hürlimann gilt als Rolls-Royce unter<br />
den <strong>Traktor</strong>en. Der Ruf bezieht sich nicht<br />
nur auf das elegante Äußere. Neben dem<br />
gediegenen und edlen Design mit viel<br />
Chrom bestechen die „Hürlimänner“ mit<br />
hochwertiger Verarbeitung, luxuriöser<br />
Ausstattung und vor allem einem hohen<br />
technischen Aufwand. Seit 1966 boten<br />
die <strong>Traktor</strong>enbauer aus Wil auch Modelle<br />
mit Allradantrieb an. Dabei verwendeten<br />
sie erstmals zugekaufte Antriebsbaugruppen,<br />
setzten dabei aber die Ansprüche<br />
hoch an. So konnte die ZF-Vorderachse<br />
unter Last zugeschaltet werden.<br />
Selten und teuer<br />
„So einen Schlepper findet man nicht an<br />
jeder Ecke“, weiß Franz, der im westfälischen<br />
Oelde-Stromberg lebt. „Nur etwa<br />
250 Stück sind gebaut worden, und ich<br />
weiß auch, warum.“ Er hatte Gelegenheit,<br />
Hans Hürlimann jr. persönlich zu fragen<br />
und erfuhr dabei, dass die Preisdifferenz<br />
zwischen konventionell und Allrad<br />
schon 1972 rund 16.000 Franken betrug.<br />
Dazu boten die Schweizer auch noch ein<br />
synchronisiertes Schaltgetriebe an, die<br />
Synchromatic. Gerade einmal 55 <strong>Traktor</strong>en<br />
verließen das Werk mit beiden Techniken<br />
kombiniert.<br />
Franz Holznienkemper musste lange<br />
suchen, bis er seinen 1972 gebauten D<br />
210 A Sync fand. „So etwas geht eigentlich<br />
nur über Mundpropaganda“, weiß<br />
der 63-Jährige. Im Oktober 2007 machte<br />
er seinen Traumschlepper in Österreich<br />
aus. Von Hans Hürlimann jr. persönlich<br />
hat er erfahren, dass das Fahrzeug ab<br />
Werk an das Klostergut St. Georgen in<br />
Vorarlberg geliefert wurde. Der damalige<br />
Abt hatte den Kauf direkt mit Hürlimann<br />
verhandelt.<br />
„Auch im Werk selbst war der Verkauf<br />
eines so aufwändigen Modells etwas Besonderes,<br />
daran hat sich der Hans Hürlimann<br />
jr. tatsächlich noch erinnert“,<br />
meint Franz. „Am 3. Oktober 2007 habe<br />
ich die Anzahlung geleistet und noch im<br />
Einen Hürlimann zu besitzen, ist etwas Besonderes.<br />
Er gilt als Rolls-Royce unter den <strong>Traktor</strong>en.<br />
Für steiles Gelände geeignet: Die Erstbesitzer hatten an der Antriebswelle eine zusätzliche<br />
Bremsscheibe angebracht. Das kleine Stützgestell will Franz noch entfernen.<br />
November – trotz aller Schneewarnungen<br />
– abgeholt“, fügt der Westfale hinzu.<br />
Er wollte nicht bis zum nächsten Frühjahr<br />
warten. Franz Holznienkemper lieh<br />
sich einen 7,5-Tonner und holte den D<br />
210 A Sync aus dem Kloster: „Aus dem<br />
EU-Land Österreich konnte der Umzug<br />
ohne Zollprobleme erledigt werden.“<br />
Zuerst Probefahren<br />
Daheim in Oelde kam der 210er erst mal<br />
in die Scheune – bis zum Frühjahr. Das<br />
<strong>Traktor</strong>meter zeigte knapp 5.000 Betriebsstunden<br />
an. Dem Hürlimann war<br />
unschwer anzusehen, dass ihm auf dem<br />
Klostergut einiges abverlangt worden<br />
war: Er war abgekämpft, aber fahrbereit.<br />
„In der Saison 2008 bin ich vorsichtig ein<br />
wenig gefahren, um zu sehen, wie der<br />
Hürlimann so läuft und wie es mit dem<br />
TÜV steht – immerhin war eine Neuabnahme<br />
fällig. Außerdem sollte man so<br />
ein komplexes Gerät erstmal ein wenig<br />
kennenlernen, bevor man es zerlegt“,<br />
meint der erfahrene Restaurierer. Für den<br />
gelernten Maschinenschlosser ist es<br />
schon der fünfte Schweizer, der durch<br />
seine Hände geht. Die TÜV-Prüfung wurde<br />
problemlos bestanden und im September<br />
des Jahres legte Franz los.<br />
Eins stand bereits nach den ersten Probefahrten<br />
fest: Die massive ZF-Achse<br />
Die Sitzaufnahme war von den Vorbesitzern<br />
irgendwann mal verändert worden.<br />
Hürlimann: kurz und kompakt<br />
1929 gründete Hans Hürlimann in Wil im Kanton<br />
St. Gallen seine <strong>Traktor</strong>enfabrik. Die ersten<br />
von ihm auf die Räder gestellten Fahrzeuge<br />
verfügten über 8 PS starke Einzylindermotoren<br />
des französischen Herstellers Camions<br />
Bernard. 1939 konnten die Schweizer mit der<br />
Präsentation des ersten Dieselschleppers mit<br />
Direkteinspritzung eine Weltneuheit vorstellen.<br />
Mitte der 1960er-Jahre überschritt Hürlimann<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
die Marke von 10.000 gebauten <strong>Traktor</strong>en, wobei<br />
großer Wert darauf gelegt wurde, möglichst<br />
viele Bauteile im eigenen Werk zu fertigen.<br />
Nicht zuletzt durch das hohe Qualitäts- und<br />
Preisniveau werden die Schlepper in Fachkreisen<br />
als Rolls-Royce der Landwirtschaft bezeichnet.<br />
Seit 1977 gehört Hürlimann zum SAME-<br />
Konzern und firmiert heute unter dem Dach von<br />
SAME Deutz-Fahr.<br />
Neben der Regelhydraulik gab es einen Extrakreislauf<br />
für einen Kipperanschluss.<br />
27
PORTRÄT<br />
Hürlimann D 210 A Sync<br />
Auch die Restaurierung der<br />
Fuchs-Kabine war mit hohem<br />
Aufwand verbunden.<br />
brauchte dringend neue Lenkungsdämpfer.<br />
Franz Holznienkemper: „Zuerst habe<br />
ich gehofft, die wären noch brauchbar.<br />
Doch schon bei Schleichfahrt gab es starke<br />
Schläge aus der Vorderachse, die bis<br />
in die Lenkung gingen. Da war mitunter<br />
kaum die Spur zu halten.“<br />
Lenkhilfe<br />
Die ZF-Spindellenkung verfügt über eine<br />
hydraulische Lenkunterstützung, die in<br />
der Lenksäule sitzt. Der sogenannte<br />
Lenkservostat (Orbitrol) kann Schläge<br />
von der Straße nicht abfangen und der<br />
Fahrer kann – anders als bei einer rein<br />
manuellen Lenkung – auch nicht dagegenhalten.<br />
Beim Ersatz zeigte sich, dass<br />
die Teileversorgung eines Hürlimann<br />
nicht einfach ist. Für die linke Seite<br />
konnte Franz aus der Schweiz ein gebrauchtes<br />
Teil für 140 Franken auftreiben.<br />
Den rechten Dämpfer gab es im MB-<br />
Sortiment für den Unimog. Die Kosten:<br />
350 Euro.<br />
Beim Zerlegen wurde der Motor auf<br />
dem berühmten Wannenchassis belassen<br />
und das Getriebe nicht demontiert – beides<br />
funktionierte. „Aber wir haben den<br />
Hydraulikblock abgenommen, auch um<br />
28<br />
Hürlimann im Internet<br />
www.huerlimann-tractors.com/de<br />
www.huerlimannclubschweiz.ch<br />
Gut angepasst: Besonders stolz ist Franz auf<br />
seine verstärkten Aufnahmen für die vorderen<br />
Kotflügel.<br />
zu kontrollieren, wie es um die Mechanik<br />
im Getriebe steht, etwa die Synchronringe.“<br />
Die waren aber unauffällig.<br />
Beim Anbau musste der Hydraulikblock<br />
neu abgedichtet werden. Auch das andere<br />
prägnante Merkmal des Modells erforderte<br />
keine Eingriffe: Die angetriebene<br />
ZF-Vorderachse wurde abgenommen<br />
und auf Geräusche sowie unzulässiges<br />
Spiel hin überprüft. Beim Ölablassen<br />
kam kein Abrieb mit. Der Allradantrieb<br />
war mit einer eingesetzten Bremsscheibe<br />
nachgerüstet worden, was für den<br />
schweren Schlepper ohne Vorderradbremsen<br />
für das Alpenterrain sinnvoll<br />
war. Sie wurde über die hydraulische<br />
Bremsunterstützung mit angesteuert. Für<br />
die Hobbyverwendung im flachen Münsterland<br />
hat Franz Holznienkemper sie<br />
still gelegt.<br />
Heimarbeit über den Winter<br />
Überhaupt wurden sämtliche Hebel und<br />
Hydraulikleitungen demontiert. Dabei<br />
fiel auf, dass am Hürlimann keine simplen<br />
Schläuche, sondern feste Leitungen<br />
verbaut sind. Insgesamt schätzt Franz,<br />
dass bestimmt fast dreimal so viele Teile<br />
abgenommen werden mussten wie bei<br />
Fotos: B. Wistinghausen
BLICK IN DIE WERKSTATT: DAS CHAOS IST ÜBERSCHAUBAR.<br />
Eindrucksvolles Triebwerk des Edelherstellers.<br />
Vorsichtige Hände: Teile wie die Kühlermaske sind rar und teuer.<br />
Die Edelteile wurden vom Profi lackiert.<br />
Die massive Vorderachse wurde am Trägerblock pendelnd befestigt.<br />
einem herkömmlichen <strong>Traktor</strong>: „Ich<br />
habe etliche Detailfotos vor dem Zerlegen<br />
gemacht, um nachher alles wieder<br />
richtig zusammenfügen zu können.<br />
Trotzdem hat die Halle ausgesehen wie<br />
ein Schlachtfeld.“ Der Kommentar eines<br />
Bekannten war lapidar: „Sieh bloß zu,<br />
dass Du keinen Herzinfarkt kriegst, da<br />
würde ja kein anderer jemals wieder<br />
durchfinden.“<br />
Besonders beim Lackieren der Kleinteile<br />
musste Franz Geduld aufbringen.<br />
„Bei 150 Einzelstücken habe ich aufgehört,<br />
zu zählen“, beschreibt er die Vielfalt.<br />
„Die habe ich über den Winter in der<br />
warmen Wohnung mit dem Pinsel lackiert“,<br />
ergänzt der Stromberger. Bei dem<br />
grauen Lack mit dem Hammerschlageffekt<br />
geht das. Franz weiß: „Da muss man<br />
das originale Hürlimann-Graumetallic<br />
nehmen. Wir haben versucht, die Farbe<br />
anmischen zu lassen, aber bei dem Zwei-<br />
Komponenten-Lack haben selbst die<br />
Spezialisten abgewunken.“<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Die großen grauen Teile wie Chassis,<br />
Motor und Getriebe wurden vorsichtig<br />
gestrahlt und in der Werkstatt grundiert<br />
und lackiert.<br />
Die roten Teile, also in erster Linie die<br />
Karosseriebleche, hat ein befreundeter<br />
Fachmann neu koloriert. Einige Teile<br />
Gefühlt sind an dem Hürlimann rund dreimal<br />
so viele Teile wie an einem normalen Trecker.<br />
wie die hinteren Kotflügel mussten<br />
nachgerichtet werden. Ein Problem kam<br />
bei der vorderen Achsaufhängung auf.<br />
Die Österreicher hatten eine Fronthydraulik<br />
zum Schneeschieben am Block<br />
angebracht. Die dafür erforderliche Anbauplatte<br />
war unsachgemäß angeschweißt<br />
und das vordere Zugmaul<br />
passte nicht mehr.<br />
Einige Arbeit machte auch die Kabine.<br />
Eigentlich war Franz froh, dass sie da<br />
war, denn sie macht Touren über Land<br />
deutlich angenehmer. In den österreichischen<br />
Zulassungspapieren musste<br />
ein Foto eingesetzt sein. Daher wusste<br />
Franz Holznienkemper, dass der Aufbau<br />
von Fuchs aus der Schweiz zur Originalausstattung<br />
gehörte. Wichtig waren dem<br />
Westfalen die vorderen Kotflügel. Die<br />
Halterungen hat der Maschinenschlosser<br />
selbst gefertigt und sogar noch mit<br />
zusätzlichen Stabilisatoren verbessert.<br />
„Die vibrieren jetzt nicht mehr so, was<br />
sich gerade bei den groben Reifen positiv<br />
auswirkt“, ist er mit dem Ergebnis zufrieden.<br />
Das gilt nicht für die Blinkergläser.<br />
Die alten Originalteile waren<br />
ausgeblichen und vor allem so spröde,<br />
dass sie beim Abbauen brachen, Die echten,<br />
halbrund geformten sind so selten,<br />
dass sich Franz erstmal mit Standardersatz<br />
zufrieden geben musste.<br />
Vor dem Wiedereinbau wurde auch<br />
das Kühlsystem des Motors intensiv gewartet.<br />
Franz wusste aus Erfahrung, dass<br />
die Maschinen früher mitunter nur mit<br />
Wasser befüllt wurden und deshalb oft<br />
verkalkt sind. Den Kühler hat er in einem<br />
Bad mit verdünnter Zitronensäure<br />
eingelegt und anschließend gut ausgespült.<br />
Er rät, nicht etwa Essigsäure zu<br />
verwenden, denn die greift Chrom und<br />
Kupfer an. Beim Einbau ist Fingerspitzengefühl<br />
und – im wahrsten Sinne des<br />
Wortes – Millimeterarbeit erforderlich:<br />
„Der Kühler lässt sich leicht hin und her<br />
29
PORTRÄT<br />
Hürlimann D 210 A Sync<br />
neigen. Damit der Stutzen durch die Öffnung<br />
der Haube passt, muss von der hinteren<br />
Öffnung für den Tank präzise ausgemessen<br />
werden.“<br />
Der Motor – die Diva<br />
Im April 2012 wurde der letzte Handgriff<br />
getätigt. Immerhin gut anderthalb Jahre<br />
waren da ins Land gegangen. Damit hätte<br />
die Sache gut und erfreulich abgeschlossen<br />
sein können, wenn nicht zu guter<br />
Letzt aus dem Lustspiel doch noch ein<br />
Drama geworden wäre.<br />
An einem Samstag schloss der Stromberger<br />
die Arbeiten ab, indem er die letzten<br />
Öle auffüllte und alle Aggregate überprüfte.<br />
Für den folgenden Sonntag freute<br />
er sich darauf, sein neues Schmuckstück<br />
bei einem kleinen Treffen im Ort erstmals<br />
zu präsentieren.<br />
Schon beim Starten stellte Franz fest,<br />
dass der Motor kräftig qualmte: „Ein Hürlimann<br />
tut das zwar manchmal, aber das<br />
war schon äußerst heftig.“ Schlimmer<br />
war, dass die Maschine schon auf der kurzen<br />
Strecke laute Geräusche machte, was<br />
Franz wegen der Ohrenschützer nur undeutlich<br />
wahrnehmen konnte. „Als ich<br />
nach drei Kilometern ankam, wurde ich<br />
schon von Bekannten darauf hingewiesen“,<br />
erinnert er sich mit Grauen. Aus<br />
dem mächtigen Vierzylinder krachte und<br />
klackerte es laut vernehmlich. „Wir haben<br />
dann nach einiger Zeit versucht, die Maschine<br />
wieder zu starten. Vergeblich, der<br />
Anlasser konnte den Motor kaum noch in<br />
Drehung versetzten.“<br />
Also wurde der Schweizer nach Hause<br />
geschleppt. Dort machte Franz Holznienkemper<br />
als allererstes die Ölablassschraube<br />
auf und – nichts kam raus. „Ich dachte<br />
In vielen Bereichen ist der Hürlimann<br />
unnötig aufwändig konstruiert.<br />
echt, ich wär‘ bekloppt“, fasst er zusammen,<br />
„da hätten immerhin neun Liter drin<br />
sein müssen.“ Und so stieß er mit dem<br />
Finger durch die Öffnung und fühlte eine<br />
weiche Masse. Nach einigem Pulen kam<br />
ein Alu-Ölschlamm-Pfropf von der Größe<br />
einer Zitrone zum Vorschein und eine Öl-<br />
Plörre, auf der große Mengen Aluspäne<br />
schwammen.<br />
Thermisch wenig belastbar<br />
Unbestritten ist der Motor des Hürlimann<br />
eine technische Meisterleistung –<br />
aber eben auch eine Diva mit manchmal<br />
skurrilen Macken und mitunter unnötig<br />
aufwendig, dabei schwer zu reparieren,<br />
in der Teilversorgung nicht einfach und<br />
zudem teuer. So ist die Wasserpumpe zu<br />
schwach dimensioniert, was sich in thermischen<br />
Problemen besonders beim dritten<br />
und vierten Zylinder bemerkbar machen<br />
kann. Franz wusste das und hatte<br />
dem 210er einen neuen Thermostaten<br />
spendiert. Dabei fiel ihm auf, dass der<br />
alte bei 79 Grad öffnete, obwohl eigentlich<br />
ein Modell vorgesehen war, dass<br />
schon bei 73 Grad reagieren sollte.<br />
Die Hitzeprobleme wurden quasi mit<br />
wachsender Leistung schlimmer, denn<br />
im Prinzip wurde aus demselben Block<br />
durch größere Bohrungen mehr Hubraum<br />
gewonnen. Der 210er-Motor<br />
schöpft 77 PS aus fast 4,5 Litern. Die<br />
Schweizer wussten um die Probleme<br />
und verpassten den großen Motoren einen<br />
zusätzlichen Spaltölfilter. Der liegt<br />
außen und hat – mit Kühlrippen versehen<br />
– eine zusätzliche Funktion als Ölkühler.<br />
Das komplizierte Durchströmsystem<br />
aus zwei Ventilen muss immer gut<br />
gewartet werden. Wenn sie verstopft<br />
sind, trägt das dazu bei, dass die Lager<br />
der Kurbelwelle heiß laufen. Die Hauptlager<br />
sind zudem aus Alu und eh ein wenig<br />
schwach dimensioniert.<br />
Genau die darauf fußenden Ahnungen<br />
bewahrheiteten sich. Am letzten Zylinder<br />
waren die Lager so eingelaufen, dass<br />
Technische Daten<br />
Technische<br />
Bezeichnung<br />
D 210 A Sync<br />
Bauzeit 1972 – 74<br />
Stückzahl 20*<br />
Motor Hürlimann D 210<br />
Verfahren<br />
Direkteinspritzer<br />
Kühlung<br />
Wasser<br />
Zylinderzahl 4<br />
Hubraum (cm 3 ) 4.433<br />
Bohrung x Hub (mm) 105 x 128<br />
Leistung 77 / 2.100<br />
(PS/bei U/min)<br />
Getriebe<br />
30<br />
Hürlimann<br />
Synchromatic<br />
Gänge v/r 12/6<br />
Höchstgeschw. (km/h) 25<br />
Vorderachse<br />
ZF AL-1550t<br />
Batterie (V/Ah) k. A.<br />
Leergewicht (kg) 3.400<br />
Zul. Gesamtgew. (kg) 4.900<br />
Länge (mm) 3.870<br />
Breite (mm) 1.880<br />
Höhe (mm) 1.510<br />
mit Kabine (mm) 2.230<br />
Radstand (mm) 2.430<br />
Bodenfreiheit (mm) k. A<br />
Wendekreis (m) 10,6<br />
Spurweite v/h (mm) 1.535 / 1.445 - 1.820<br />
Bereifung v/h 12.5-18 / 14-30<br />
oder 11-36<br />
Serienausstattung<br />
Sonderausstattung<br />
Kaufpreis (DM)<br />
*plus 15 D 210 und 111 D 210 Sync<br />
k. A<br />
k. A<br />
k. A<br />
Das Zugmaul wurde gerichtet und neue Lenkungsdämpfer<br />
montiert.<br />
Die alten Original-<br />
Blinker sind bei<br />
der Restaurierung<br />
zerbrochen.<br />
Auch die Restaurierung der<br />
Fuchs-Kabine war mit hohem<br />
Aufwand verbunden.
Hürlimann D 210<br />
Selten, sauteuer, saugut<br />
An dieser Stelle konkrete Preisempfehlungen<br />
abzugeben, wäre schlichtweg unseriös. Und<br />
darum lassen wir es auch. Viel zu selten und<br />
individuell sind die Fahrzeuge des Schweizer<br />
Premiumunternehmens. Hinzu kommen Markenbonus<br />
und das Image des Luxusgutes. Sicher<br />
ist nur: Unterhalb des fünfstelligen Bereiches<br />
spielt sich beim D 210 nichts ab – egal in<br />
welchem Zustand. Und bei den seltenen Synchro-<br />
und Allradmodellen sind ganz sicher<br />
auch ein paar Scheinchen mehr zu berappen.<br />
Kaufinteressenten sollten sich in der Schweiz<br />
und in Österreich auf die Suche machen. Wichtig<br />
sind dann ein gut gefülltes Portemonnaie<br />
und eine gehörige Portion Leidensfähigkeit<br />
vor dem Hintergrund der kaum ergiebigen<br />
Ersatzteilsituation und eventueller sich abzeichnender<br />
technischer Probleme. Eigentlich<br />
spricht nichts für die Hürlimänner außer der<br />
Tatsache, dass es so richtig geile und hübsche<br />
Meisterwerke der <strong>Traktor</strong>enbaukunst sind!<br />
Richtig komfortabel: Die Seitenfenster der Fuchs-Kabine lassen<br />
sich schließen, trotzdem sind Ohrenschützer Pflicht.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Kompliziert: Der D 210 hat eine unübersichtliche<br />
Vielfalt an Hebeln, Schaltern und<br />
Leitungen.<br />
der Motorenspezialist am letzten Lagerzapfen<br />
1,5 mm hätte abschleifen müssen,<br />
um die Riefen wegzukriegen. Ein Wiederaufbau<br />
mit Kaltaufschweißen wäre<br />
möglich gewesen, hätte aber 2.000 Euro<br />
gekostet.<br />
Über einen Schweizer Bekannten<br />
konnte Franz eine gebrauchte Kurbelwelle<br />
ergattern, die noch nie nachgeschliffen<br />
worden war. Damit war es aber nicht<br />
getan. Die alten Laufbuchsen waren angefressen.<br />
Franz hatte auch hier Recht<br />
behalten, als er den Kühler entkalkt hatte.<br />
Damals wurde noch mit blankem<br />
Wasser gefahren. Die nassen Buchsen<br />
sind aber nur noch für den Typ 310 zu<br />
bekommen und haben 111 statt 105 mm<br />
Bohrung.<br />
„Der Motorenbauer wollte für das<br />
Aufbohren keine Garantie übernehmen.<br />
Da kam ich so richtig in die Bredouille.<br />
Weitersuchen nach Teilen oder die Freigabe<br />
zum Aufbohren erteilen?“ erinnert<br />
sich Franz. Der Satz: ‚Macht euch keine<br />
Sorgen, in der Schweiz machen die das<br />
immer so‘, kam ihm nicht leicht über die<br />
Lippen. Neue Kolben waren natürlich<br />
auch fällig. Bevor der Motor wieder zusammengebaut<br />
werden konnte, mussten<br />
noch die Ventilteller nachgefräst werden,<br />
denn die neuen Sonderventile hatten<br />
einen Schaftdurchmesser von 11,1<br />
statt 11 mm. Leider waren sie nicht gehärtet.<br />
Schon nach einem kurzen Probelauf<br />
zeigten sich mechanische Spuren von<br />
den Kipphebeln. Franz Holznienkemper:<br />
„Ich hatte rein zur Sicherheit nochmal<br />
den Ventildeckel runter gemacht und<br />
nachgeschaut.“ Er hatte Glück im Unglück,<br />
denn die Ventile konnten nachgehärtet<br />
werden. Zum Schluss bereitete<br />
noch eine letzte Besonderheit Schwierigkeiten.<br />
Der Zylinderkopf wird von nicht<br />
weniger als 22 Stehbolzen gehalten, die<br />
durch M-14 Spezialhutmuttern auf den<br />
Block gepresst werden. Sie haben spezielle<br />
Kragen und werden ohne Kopfdichtung<br />
verbaut. Dafür sind sie gehärtet<br />
und speziell eingeschliffen. Für das Anziehen<br />
ist ein Drehmoment von 165 Nm<br />
erforderlich – zum Vergleich: moderne<br />
Autofelgen brauchen nur etwa 110 Nm.<br />
Drei davon waren weggeplatzt, weshalb<br />
die Maschine natürlich nicht dicht<br />
zu bekommen war. Nachdem alles wieder<br />
an seinem Platz war, wurde erneut<br />
ein Probelauf gemacht, der zunächst<br />
ohne Beanstandungen verlief. Nach kurzer<br />
Zeit zeigte sich aber Wasser im Öl.<br />
Zwei weitere Muttern waren abgeplatzt.<br />
Der Spaltölfilter war schon beim D100 von<br />
1948 verbaut, hat aber hier auch eine Funktion<br />
als Ölkühler.<br />
Sie wurden ersetzt und alles vorsichtig<br />
wieder angezogen.<br />
Die Motoreninstandsetzung dauerte<br />
fast 14 Monate und kostete insgesamt<br />
rund 9.000 Euro. Da ist es kein Wunder,<br />
Wer einen Hürlimann restauriert, darf über<br />
Zeit, Geld und Nerven nicht nachdenken.<br />
dass der Westfale diesen Teil der Restaurierung<br />
mit den Worten zusammenfasst:<br />
„Ich war zwischendurch so geladen, dass<br />
ich alles hinschmeißen wollte.“<br />
Am Ende zeigt sich Franz Holznienkemper<br />
versöhnlich. Schließlich machen<br />
gerade die Besonderheiten den Reiz eines<br />
Roten aus St. Gallen aus. Hürlimann-<br />
Franz kann jetzt, da alle Probleme der Vergangenheit<br />
angehören, seine Rarität genießen.<br />
Und der 63-Jährige kann sich der<br />
Aufmerksamkeit sicher sein, denn der<br />
stattliche Edelschlepper wird auf keinem<br />
Treffen übersehen.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
31
GESCHICHTE<br />
Geräteträger und Systemschlepper<br />
GERÄTETRÄGER: VIELSEITIG, ABER KAUM MASSENTAUGLICH<br />
Spezialisten unter sich<br />
In dieser zehnten und letzten Folge zieht Klaus Tietgens die Bilanz aus der Artenvielfalt der<br />
Geräteträger-Konstruktionen. Eine Vielzahl von Herstellern war auf diesem Gebiet aktiv –<br />
und einige wenige sind es sogar bis heute.<br />
Ein Weg zum Geräteträger bestand in<br />
der Ergänzung eines Einachsers um<br />
einen Geräterahmen. Auf diese<br />
Weise schuf der Hamburger Konstrukteur<br />
Walter Hofmann gegen Ende der<br />
1940er-Jahre seinen Unitrak, der von den<br />
Metallwerken Creussen bis 1954 in kleinerer<br />
Stückzahl hergestellt wurde.<br />
Exklusivität wider Willen<br />
Neben dem Lanz Alldog (s. TC 2/2014)<br />
war auf der DLG-Wanderausstellung in<br />
Hamburg 1951 die Ruhrstahl-Landmaschine<br />
mit nach oben gekröpftem Rahmen<br />
zu bewundern, die wegen ihres hohen<br />
Preises von 19.000 DM und des lückenhaften<br />
Händlernetzes kaum Käufer fand.<br />
Während der Motor bei den meisten Geräteträgern<br />
möglichst nah an der Hinterachse<br />
lag, ordnete Fahr diesen beim GT 130<br />
über der Vorderachse an. Der guten Sicht<br />
auf den Zwischenachsraum standen der<br />
"tote Winkel" vor dem luftgekühlten Zweizylinder<br />
(von Güldner) und das hohe Gewicht<br />
entgegen, so dass in den Jahren 1955<br />
und 1956 nur 14 Exemplare verkauft werden<br />
konnten. Steyr montierte den Motor –<br />
einen von Stihl zugelieferten Zweitakter –<br />
vor der Vorderachse seines 1956 gebauten<br />
80 w. Auf eine Serienfertigung wurde ver-<br />
zichtet. Der Anlauf der Firma Kirchner aus<br />
dem niederösterreichischen Anzenhof<br />
verlief etwas erfolgreicher. Das erste Modell<br />
war in beiden Richtungen gleichwertig<br />
einsetzbar, mit einem Grundpreis von<br />
80.000 Schilling (1957) aber doppelt so<br />
teuer wie vergleichbar starke Standardschlepper.<br />
Nur zehn Exemplare wurden<br />
verkauft. Daher bot Kirchner von 1956 bis<br />
1958 eine vereinfachte Ausführung an, die<br />
leider wiederum nur zehn Käufer fand.<br />
Kuriositäten und Spezialisten<br />
Dem ersten Kirchner G.T. ähnlich war<br />
der 1957 von Claas präsentierte „Hucke-<br />
Beim Hofmann Unitrac<br />
handelte es sich praktisch<br />
um einen Einachser<br />
mit angesetztem<br />
Geräterahmen.<br />
Fotos: K. Tietgens<br />
32
Der in knapp 900 Exemplaren gebaute Claas Huckepack ließ sich<br />
zum Selbstfahr-Mähdrescher aufrüsten.<br />
Die zweite Ausführung des Kirchner-Geräteträgers orientierte sich mit<br />
ausziehbarem Geräterahmen am Ritscher Multitrac (s. TC 3/2014).<br />
Ein Kuriosum stellt der ab Anfang der 1960er-Jahre gefertigte FMR<br />
Kultimax mit Zweitakt-Ottomotor und Mähdrescherachse dar.<br />
Die Ruhrstahl-Landmaschine war technisch interessant, jedoch teuer<br />
und nicht zuletzt deshalb wenig erfolgreich.<br />
pack“. Dieser ließ sich zu einem kompletten<br />
Mähdrescher aufrüsten. Bis 1960<br />
wurden 894 Exemplare verkauft, was für<br />
einen großen Hersteller wie Claas keinen<br />
übermäßigen Erfolg darstellte. Als Spezialisten<br />
unter den Spezialisten können<br />
das ab 1954 von der Firma Schmotzer angebotene<br />
Mehrzweckgerät „Kombi“ und<br />
dessen 1957 erschienener Nachfolger<br />
„Kombi-Record“ mit Spurweiten bis drei<br />
Meter gelten. Die Fahrzeuge konnten<br />
wahlweise von Sitzen auf der rechten<br />
oder auf der linken Seite sowie in letzterem<br />
Fall auch in der<br />
Mitte gesteuert werden.<br />
Zu Beginn der 1970er-<br />
Jahre wurde die Fertigung<br />
eingestellt.<br />
Ein Kuriosum stellte<br />
der vom durch den Messerschmitt-Kabinenroller<br />
bekannt gewordenen<br />
Konstrukteur Fritz Fend<br />
entwickelte Kultimax der<br />
Fahrzeug- und Maschinenbau<br />
GmbH Regensburg<br />
(FMR) dar. In der ab<br />
Anfang der 1960er-Jahre<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
den Schneider-Geräteträgern<br />
(s. TC 1/2014) zumindest<br />
ebenbürtige Flexibilität<br />
bot die von der Firma Hieble<br />
aus Tapfheim bei Donauwörth<br />
entwickelte Baureihe<br />
„Bergmeister Hydroverkauften<br />
Serienausführung verfügte er<br />
über die vom sportlichen Vierrad-Kabinenroller<br />
Tg 500 übernommene Antriebseinheit<br />
mit dem auf 15 PS gedrosselten<br />
Zweizylinder-Zweitakt-Ottomotor. Den<br />
wenig standfesten Zweitakter ersetzte<br />
Nur wenige Konstruktionen konnten<br />
sich auf dem Markt durchsetzen.<br />
man bald durch einen 30 bzw. später 34<br />
PS starken VW-Industriemotor.<br />
Engländer und Amerikaner<br />
Eine derart vielfältige Entwicklung war<br />
im englischsprachigen Ausland nicht zu<br />
beobachten. Nach dem Vorbild des<br />
Ab 1957 bot Schmotzer den Kombi-Record mit drei<br />
Bedienständen und luftgekühltem MWM-Motor an.<br />
Allis Chalmers G (s. TC 5/2013) baute<br />
der britische Hersteller David Brown<br />
von 1956 bis 1961 etwa 2.000 Exemplare<br />
des Geräteträgers 2 LD mit luftgekühltem<br />
Zweizylindermotor und pneumatischem<br />
Kraftheber. In den 1970er-Jahren<br />
erhoffte sich die amerikanische Firma<br />
Hefty einen erhöhten Ersatzbedarf für<br />
den Allis Chalmers G und stellte ihren<br />
gleichfalls Typ G genannten Geräteträger<br />
vor, der jedoch nur bescheidene Stückzahlen<br />
erreichte.<br />
Die 1980er-Jahre<br />
Die mit ihren Typen RS 08, RS 09 und<br />
GT 124 (s. TC 5/2014) überaus erfolgreiche<br />
DDR-Industrie unternahm in den<br />
1980er-Jahren einen weiteren<br />
Anlauf auf diesem Gebiet.<br />
Beim GTP 100 handelte es<br />
sich um einen kleinrädrigen<br />
Parzellen-Geräteträger. Dieser<br />
wurde vom VEB Zuchtund<br />
Versuchsfeldmechanisierung<br />
Nordhausen in rund<br />
80 Exemplaren gebaut. Eine<br />
33
GESCHICHTE<br />
Geräteträger und Systemschlepper<br />
Mit jeweils zwei An- und Aufbauräumen<br />
war der Fendt Xylon überaus<br />
vielseitig, auf dem Markt jedoch<br />
wenig erfolgreich.<br />
stat“ mit stufenloser hydrostatischer<br />
Kraftübertragung.<br />
Die Neuzeit<br />
Die mit Fendt kooperierende Firma Tünnissen<br />
plante gegen Ende der 1990er-Jahre<br />
die Fertigung des kompakten Geräteträgers<br />
GT 150 für die Marktoberdorfer Branchengröße.<br />
Nachdem Fendt sich aus dem gemeinsamen<br />
Projekt verabschiedete, vermarktete<br />
der Spezialhersteller aus<br />
Neukirchen-Vluyn seine 50 bis 80 PS starken<br />
Fahrzeuge in Eigenregie, ließ die Fertigung<br />
jedoch 2010 auslaufen. Bis heute angeboten<br />
wird der Mastertrac der Firma<br />
Rath aus dem österreichischen Maria Rojach.<br />
Die Systemschlepper<br />
Nach dem Geräteträger-Boom erschienen<br />
1972 bis 1974 mit dem Deutz Intrac, dem<br />
MB-trac und dem Kramer 1014 drei neuartige<br />
Systemschlepper auf dem Markt.<br />
Während sich Mercedes-Benz und Kramer<br />
für eine mittig aufgebaute Kabine entschieden<br />
hatten, montierte Deutz diese über der<br />
Vorderachse. Der Kramer 1014 verschwand<br />
1980 nach nur rund 200 verkauften<br />
Exemplaren vom Markt. Während sich<br />
die kleinen Intracs von Deutz recht gut verkauften,<br />
stieß eine Ende der 1980er-Jahre<br />
in Serie gegangene große Baureihe auf allzu<br />
bescheidenes Kundeninteresse. Erfolgreicher<br />
war der MB-trac. Als der von<br />
Deutz-Fahr entwickelte gemeinsame<br />
Nachfolger für Intrac und MB-trac nicht in<br />
Serie ging, sah Schlüter darin eine Chance<br />
34<br />
für seinen erstmals 1989 in der Öffentlichkeit<br />
gezeigten Euro Trac. Insgesamt entstanden<br />
nur wenig mehr als 100 Exemplare<br />
– davon 32 bei LTS in Schönebeck. LTS<br />
fertigte weiterhin den kleinen Systemschlepper<br />
Systra. Daneben griff man nach<br />
der Einstellung des Euro Trac die Idee des<br />
MB-trac auf und modernisierte das Konzept.<br />
Nach der 1999 erfolgten Übernahme<br />
Steyr baute 1956 nur wenige Versuchsmuster<br />
des 80 w mit von Stihl zugelieferten<br />
Zweitakt-Dieselmotoren.<br />
Der Parzellengeräteträger GTP 100 war<br />
der letzte Anlauf der DDR-Industrie auf<br />
diesem Gebiet.<br />
durch die Doppstadt GmbH versprach<br />
man sich von neuen Modellen steigende<br />
Produktionszahlen, doch setzte der Konkurs<br />
des Unternehmens dem Vorhaben<br />
2003 ein Ende. Nach dem Wechsel von<br />
Schlüter zu Fendt entwickelte der Konstrukteur<br />
Siegfried Leutner bei seinem<br />
neuen Arbeitgeber den Xylon zur Serienreife.<br />
Obwohl dieser während seiner gesamten<br />
Produktionszeit nur wenig Konkurrenz<br />
zu fürchten hatte, wurden von<br />
1995 bis 2004 nicht mehr als 2.223 Exemplare<br />
produziert.<br />
Die Schnellläufer<br />
Erreichte der Xylon ebenso wie die<br />
schnellsten Standardschlepper 50 km/h,<br />
gab es in der Landwirtschaft eine kleine<br />
Marktlücke für noch schnellere Schlepper.<br />
Diese wurde bereits seit der frühen Nachkriegszeit<br />
vom Unimog belegt. 1991 präsentierte<br />
der britische Baumaschinenhersteller<br />
JCB den bis zu 80 km/h schnellen<br />
Fastrac, der dem Unimog auf dem Feld<br />
den fest mit der Hinterachse montierten<br />
Kraftheber und die bessere Sicht voraus<br />
hatte. In die gleiche Lücke stieß Fendt<br />
1999 mit dem Prototypen 726 Evo und<br />
2001 mit dessen Weiterentwicklung 828<br />
Evo, scheute jedoch letztendlich die Investitionen<br />
in Fahrwerk und Bremsanlage –<br />
und beliefert JCB seit 2005 mit stufenlosen<br />
Getrieben. Heutzutage ist der Fastrac der<br />
weltweit einzige in nennenswerter Stückzahl<br />
gefertigte Systemschlepper. Drei Baureihen<br />
decken den Bereich von 155 bis<br />
310 PS ab. Klaus Tietgens
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GESCHICHTE Deutz F1M 414<br />
Vielfältig<br />
verwendbar:<br />
Deutz-Bauernschlepper<br />
als Stationärmotor<br />
beim Dreschen.<br />
DER BAUERNSCHLEPPER VON DEUTZ<br />
Massenmotorisierung<br />
auf dem Acker<br />
Bis in die 1930er-Jahre hinein war der Einsatz von <strong>Traktor</strong>en Gutsbesitzern und Großbauern<br />
vorbehalten. Das änderte sich 1936, als Deutz seinen „Bauernschlepper“ präsentierte und so<br />
die Motorisierung von kleinen und mittleren Höfen entscheidend vorantrieb.<br />
Humboldt-Deutz war nicht der Pionier<br />
auf dem Gebiet der kleinen<br />
Allzweckschlepper, aber die Kölner<br />
waren eines der wichtigsten<br />
Unternehmen der Branche – und wenn<br />
ein Deutz-Bauernschlepper auf den Markt<br />
kam, hatte dies eine größere Bedeutung<br />
als die Markteinführung eines Allesschaffers<br />
von Kramer. Für die Konstruktion des<br />
Kölner Bauernschleppers waren die Ingenieure<br />
Willli Schosnig, der bereits seit<br />
1910 bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz arbeitete,<br />
und Otto Rothardt verantwortlich.<br />
Als Motor bekam der kleine Schlepper<br />
den F1M 414. Wie damals üblich, wurde<br />
der <strong>Traktor</strong> nach dem Motor benannt. Das<br />
F in der Typenbezeichnung stand für<br />
36<br />
„Fahrzeug“. Dies bedeutete, dass es sich<br />
um einen Fahrzeugdieselmotor handelte.<br />
Die Zahl hinter dem ersten Buchstaben<br />
gab die Anzahl der Zylinder wieder, nämlich<br />
in diesem Fall einen Zylinder. M bezeichnete<br />
die Wasserkühlung. Die erste<br />
Ziffer der folgenden Zahl stand für die 4.<br />
Baureihe. Die beiden anderen Ziffern gaben<br />
den Kolbenhub an, der bei 14 Zentimetern<br />
lag. Die Höchstdauerleistung des<br />
Motors wurde mit elf PS bei einer Drehzahl<br />
von 1.550 Umdrehungen pro Minute<br />
angegeben. Verglichen mit den anderen<br />
Deutz-Modellen war dies nicht viel, war<br />
aber für die Landwirte, die damit ein oder<br />
zwei Zugtiere ersetzen mussten, ausreichend.<br />
Laut Herstellerangaben verrichtete der<br />
Schlepper die Arbeit von zwei bis drei<br />
Pferden.<br />
„Bauern-Deutz“<br />
Aufgrund der Leistung und seiner Zielgruppe<br />
wurde der kleine Schlepper auch<br />
„Elfer-Deutz“ und „Bauern-Deutz“ genannt.<br />
Dies waren Namen, die sicherlich<br />
dem Marketing zugutekamen und leichter<br />
einzuprägen waren als die offizielle<br />
Bezeichnung F1M 414. Der Bauern-Deutz<br />
war in der Grundausführung für 2.300<br />
Reichsmark erhältlich und lag damit in<br />
der finanziellen Reichweite vieler kleiner<br />
Betriebe. Vor allem die stets auf die Kosten<br />
schauenden Landwirte wussten natür-<br />
Fotos: U. Viehts
Genügend<br />
Kraft, geringe<br />
Betriebskosten.<br />
lich, dass es nicht nur auf den<br />
Kaufpreis ankam, falls sich die<br />
Anschaffung rentieren sollte.<br />
Wichtig waren auch die Betriebskosten.<br />
Der Kraftstoffverbrauch<br />
wurde von Deutz mit 215<br />
Gramm pro PS-Stunde bei Volllast<br />
angegeben. Im Durchschnitt<br />
verbrauchte der Schlepper in<br />
zehn Stunden auf der Straße<br />
zehn bis zwölf Kilogramm und<br />
beim Pflügen 14 bis 16 Kilogramm<br />
Kraftstoff. Der Schmierölverbrauch<br />
betrug in zehn Arbeitsstunden ungefähr<br />
500 Gramm. Innerhalb von zehn<br />
Stunden konnten laut Deutz etwa vier<br />
Morgen (circa ein Hektar) mit einer Arbeitstiefe<br />
von 22 bis 25 Zentimetern gepflügt<br />
werden. Auf ebener und trockener<br />
Straße konnte der Elfer-Deutz 120 bis 160<br />
Zentner Anhängelast ziehen.<br />
Der Elfer-Deutz war, wie auch die anderen<br />
Modelle aus Köln, in Blockbauweise<br />
gebaut. Dies bedeutete, dass der Motor,<br />
das Getriebe und der Vorderachsblock zusammengeflanscht<br />
waren, also einen<br />
Block bildeten. Das Getriebe bot drei Gänge.<br />
Im höchsten Gang konnte bei Leerfahrt<br />
eine maximale Geschwindigkeit von acht<br />
Stundenkilometern erreicht werden.<br />
Vielfältig einsetzbar<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für den<br />
Erfolg des <strong>Traktor</strong>s war dessen Vielseitigkeit,<br />
die sich nicht nur bei der Feldarbeit<br />
und bei Zugaufgaben, sondern auch beim<br />
Ernteeinsatz und auf dem Hof zeigen<br />
musste. Dank des integrierten, mit einer<br />
Sicherheits-Rutschkupplung versehenen<br />
Mähantriebs konnte man nun die Sense<br />
oder die von einem Pferd gezogene Mähmaschine<br />
zur Seite stellen. Die<br />
Antriebswelle drehte sich mit<br />
800 Umdrehungen in der Minute.<br />
Allerdings musste für den<br />
Mähbalken extra bezahlt werden.<br />
In einer Stunde konnten damit<br />
ungefähr drei bis vier Morgen<br />
Gras gemäht werden. Die serienmäßige<br />
Riemenscheibe mit einem<br />
Durchmesser von 225 Millimetern<br />
und einer Breite von 100 Millimetern<br />
ermöglichte den Antrieb von<br />
Dreschmaschinen und anderer stationärer<br />
Geräte. Die Drehzahl der<br />
Riemenscheibe lag bei 1.120 Umdrehungen<br />
pro Minute. Zur Sonderausstattung<br />
gehörten neben dem Mähbalken die Zapfwelle,<br />
Ballastgewichte, Greiferkränze, ein<br />
zweiter Sitz sowie eine elektrische Beleuchtung<br />
mit einer Batterie, zwei Scheinwerfern<br />
und einem Schlusslicht.<br />
Günstig und verlässlich<br />
Dem niedrigen Verkaufspreis und der verhältnismäßig<br />
hohen Qualität des Schleppers<br />
war es zu verdanken, dass bis 1942<br />
über 10.000 Exemplare verkauft wurden.<br />
Zapfwellengetriebene<br />
Arbeitsgeräte verbreiteten<br />
sich nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg immer<br />
mehr. Der Zapfwellenantrieb<br />
gehörte<br />
zum Sonderzubehör.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
37
GESCHICHTE Deutz F1M 414<br />
Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war der Elfer-Deutz das<br />
Nonplusultra auf den kleineren Höfen.<br />
Dieser in Perfektion restaurierte Deutz-Bauernschlepper ist bei<br />
jedem Oldie-Treffen ein Hingucker.<br />
Zuverlässigkeit<br />
macht auch<br />
heute noch den<br />
guten Ruf des<br />
Deutz-Bauernschleppers<br />
aus.<br />
Dies war zwar nicht vergleichbar mit der<br />
Zahl, die sich die Regierung vom Volksschlepper<br />
erträumte, sie trug aber erheblich<br />
zur Mechanisierung der Landwirtschaft<br />
in Deutschland bei.<br />
Deutz rief mit dem „Elfer“ Nachahmer<br />
auf den Plan. Mehrere andere Hersteller<br />
machten sich daran, eigene Bauernschlepper<br />
mit in ihr Produktionsprogramm<br />
aufzunehmen. Dazu gehörten der<br />
Hanomag RL 20, der ebenfalls als „Bauernschlepper“<br />
bezeichnet wurde, aber einen<br />
Vierzylindermotor mit 20 PS Leistung<br />
besaß, und der HE-Bulldog D 4506<br />
von Lanz, der mit seinem zwölf PS starken<br />
Glühkopfmotor eher eine Konkurrenz<br />
für den Deutz Bauernschlepper dargestellt<br />
hätte, jedoch zu spät kam, da im<br />
Jahr seines Stapellaufs der Zweite Weltkrieg<br />
ausbrach und die Industrie zunehmend<br />
auf den Bau von Rüstungsgütern<br />
umstellen musste. Auch die Produktion<br />
der Bauernschlepper musste 1942 eingestellt<br />
werden.<br />
Doch schon 1946 wurde trotz der<br />
schweren Bombenschäden in der Kölner<br />
Fabrik wieder mit dem Bau des F1M 414<br />
begonnen. Zunächst fertigte man mit den<br />
38<br />
vorhandenen Einzelteilen noch 81<br />
Exemplare der ursprünglichen Ausführung,<br />
die es jedoch nur über Bezugsschein<br />
zu erwerben gab. Doch bereits im<br />
gleichen Jahr ging Klöckner-Humboldt-<br />
Deutz daran, das Modell zu überarbeiten.<br />
Das Ergebnis war der F1M 414/46, also<br />
der Modelltyp von 1946 des Einzylindertraktors.<br />
Die wichtigste Änderung war sicherlich<br />
das verbesserte Getriebe, das wie<br />
Buchtipp<br />
Mit seinem aktuell im<br />
GeraMond Verlag erschienenen<br />
Buch „Deutz Bauern-schlepper<br />
– Typengeschichte<br />
und Technik<br />
des Elfer-Deutz und der<br />
luftgekühlten Einzylinderversionen“<br />
hat Albert<br />
Mößmer das Standardwerk<br />
über die Kölner Erfolgsgeschichte auf<br />
vier Rädern publiziert. Auf 144 Seiten mit<br />
rund 130 Abbildungen erfährt der Leser alles<br />
über den Bauernschlepper, der einst in der<br />
Landwirtschaft neue Maßstäbe setzte. Der<br />
Titel ist zum Preis von 22,99 Euro im Buchhandel<br />
oder unter www.verlagshaus24.de<br />
erhältlich.<br />
üblich aus eigener Herstellung stammte.<br />
Es wies nun vier Vorwärtsgänge auf, wobei<br />
mit dem obersten Gang auf der Straße<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von 15 Stundenkilometern<br />
erreicht werden konnte.<br />
Dies war gegenüber der vorherigen Version<br />
eine bedeutende Verbesserung.<br />
Verlässlich und bewährt<br />
Die früher nur gegen Aufpreis erhältliche<br />
Fahrzeugelektrik mit Lichtmaschine und<br />
Anlasser war nun im Basispaket enthalten.<br />
Ansonsten waren die Konstruktion und die<br />
Abmessungen identisch zum Vorgänger.<br />
Auch die neue Generation des Bauern-<br />
Deutz bewährte sich bei den anfallenden<br />
Arbeiten in den kleineren und mittleren<br />
landwirtschaftlichen Betrieben, was sich in<br />
den Verkaufszahlen ausdrückte.<br />
1950 wurde die Leistung des F1M<br />
414/46 von elf auf zwölf PS geringfügig<br />
angehoben. Doch schon im gleichen Jahr<br />
konnte der Nachfolger präsentiert werden,<br />
der nun mit einem luftgekühlten<br />
Motor ausgestattet war. Insgesamt wurden<br />
in diesen vier Jahren um die 9.000<br />
Exemplare dieses Typs verkauft.<br />
Albert Mößmer
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1
GESCHICHTE Chronik 1954<br />
CHRONIK – VOR 60 JAHREN<br />
Masse und<br />
Rasse<br />
Der Herbst 1954 brachte interessante<br />
Neuerungen. Hatz leitete den Übergang<br />
auf luftgekühlte Viertakter ein, Lanz<br />
komplettierte seine Halbdiesel-Serie.<br />
Frühe Ferguson TO-35 waren<br />
grau/grün lackiert, später erfolgte<br />
die Umstellung auf das<br />
Farbschema rot/grau.<br />
In Europa hatte der überaus handliche,<br />
serienmäßig mit Regelhydraulik<br />
ausgestattete Ferguson die Konkurrenz<br />
längst das Fürchten gelehrt. In<br />
den USA tat er sich vor allem gegen den<br />
Erzrivalen Ford ungleich schwerer. Nicht<br />
zuletzt deshalb schritt die Weiterentwicklung<br />
dort etwas zügiger voran.<br />
Ferguson legt nach<br />
Nachdem seit Oktober 1948 insgesamt<br />
140.000 Exemplare der Typen TO-20 und<br />
TO-30 das Werk in Detroit verlassen hatten,<br />
erblickte Ende 1954 der neue TO-35<br />
das Licht der Welt. Optisch war er in erster<br />
Linie durch entsprechende Schriftzüge<br />
und den grün statt zuvor blau lackierten<br />
Rumpf von seinen Vorgängern zu unterscheiden.<br />
Auch unter der Motorhaube beließ<br />
man es bei Feintuning. Der Hubraum<br />
des von der Firma Continental zugelieferten<br />
Vierzylinder-Ottomotors war von<br />
knapp zwei Litern im TO-20 über 2,1 Liter<br />
im TO-30 auf nunmehr 2,2 Liter vergrößert<br />
worden. Die Leistung betrug rund 35<br />
Der TL 10 war zugleich<br />
der erste<br />
luftgekühlte, der<br />
kleinste und der<br />
erfolgreichste-<br />
Hatz-Schlepper.<br />
PS und konnte dank eines neuen Getriebes<br />
effizienter in Vortrieb umgesetzt werden.<br />
Statt 4/1 Gängen standen in zwei<br />
Gruppen insgesamt 6/2 Gänge zur Verfügung.<br />
Auch die Hydraulik zeigte sich<br />
deutlich verstärkt. In Europa war der TO-<br />
35 nicht erhältlich, bildete jedoch die<br />
technische Basis für den ab Oktober 1956<br />
im britischen Coventry gebauten FE-35.<br />
Hatz taktet um<br />
Bereits seit den 1930er-Jahren hatte Hatz<br />
verschiedene Hersteller mit seinen wassergekühlten<br />
Zweitakt-Dieselmotoren beliefert<br />
und setzte die bewährten Antriebe seit<br />
Ende 1953 auch in seinen hauseigenen<br />
Schleppern ein. Nur ein Jahr nach dem Debüt<br />
auf dem Landtechnikmarkt vollzog das<br />
niederbayerische Unternehmen einen radikalen<br />
Kurswechsel. Neue Schlepper<br />
wurden fortan von luftgekühlten Viertaktern<br />
angetrieben. Erste Vertreter dieser Generation<br />
waren das neue Einstiegsmodell<br />
TL 10 und der TL 22. Verfügte ersterer über<br />
einen Einzylindermotor mit ins Schwungrad<br />
integriertem Radial-Kühlgebläse, wurden<br />
die beiden Zylinder des letzteren –<br />
ähnlich wie später bei Eicher – von zwei<br />
separaten Radialgebläsen gekühlt. Die Getriebe<br />
stammten von Hurth. In seiner<br />
Preis- und Leistungsklasse stieß der TL 10<br />
auf wenig Konkurrenz und avancierte mit<br />
1.514 innerhalb von etwa sechseinhalb<br />
Ferguson verfeinerte das Konzept, Hatz<br />
und Hela entwickelten neue Motoren.<br />
Jahren gebauten Exemplaren zum erfolgreichsten<br />
Hatz-Schlepper. Der TL 22 fand<br />
in knapp fünf Jahren 235 Käufer.<br />
Hela treibt an<br />
Den umgekehrten Weg wie Hatz – Ergänzung<br />
der Schlepperfertigung um einen eigenen<br />
Motorenbau – ging Hermann Lanz<br />
in Aulendorf. Wurden die unter der Marke<br />
„Hela“ vermarkteten Erzeugnisse bislang<br />
großenteils von MWM-Motoren angetrieben,<br />
stand mit dem Typ AE nun ein<br />
Einzylinder eigener Konstruktion zur Verfügung.<br />
Das nach dem Wirbelkammerverfahren<br />
arbeitende Aggregat kam mit 12,5<br />
PS alternativ zu 12 PS starken MWM-Motoren<br />
im seit Juni 1952 angebotenen D 12<br />
S zum Einsatz. Dieser wurde bis Juni 1958<br />
in knapp 2.000 Exemplaren gefertigt – von<br />
denen 326 mit hauseigenen Motoren ausgerüstet<br />
wurden.<br />
Großkalibrige Halbdiesel<br />
Der große Namensvetter – die in Mannheim<br />
ansässige Heinrich Lanz AG – hatte<br />
in der Oberklasse wertvolle Marktanteile<br />
verloren, weil die einst gefeierten Groß-<br />
Fotos: Archiv K. Tietgens<br />
40
Mit der Ablösung des Schlüter DS 25 durch den AS 30 komplettierte<br />
der Freisinger <strong>Traktor</strong>enhersteller seine AS-Serie.<br />
Mit dem D 4816 und dem D 5816 vollendete Lanz den Übergang vom<br />
Glühkopfmotor auf den „Halbdiesel“.<br />
bulldogs mit ihren Glühkopfmotoren<br />
mittlerweile hoffnungslos veraltet waren.<br />
Erst zwei Jahre nach den kleineren<br />
Schleppern wurden nun auch die imageträchtigen<br />
Flaggschiffe des Hauses auf das<br />
bedienungsfreundichere und zugleich effizientere<br />
Halbdieselverfahren umgestellt.<br />
Ungeachtet des von 10,3 auf 7,3 Liter verkleinerten<br />
Hubraumes und nur geringfügig<br />
erhöhter Nenndrehzahlen waren die<br />
neuen Typen D 4806 und D 5806 jeweils<br />
drei PS stärker als ihre Vorgänger D 9506<br />
und D 1506. Unter den Bezeichnungen D<br />
4816 und D 5816 wurden sie mit zusätzlicher<br />
Kriechgruppe und insgesamt 9/3<br />
Gängen angeboten. Nach wenigen Monaten<br />
und zusammen nur rund 30 Exemplaren<br />
räumte das Viergestirn das Feld bereits<br />
für nochmals zwei PS stärkere, im Detail<br />
verfeinerte Nachfolger – die sich bis 1962<br />
im Programm halten konnten.<br />
Ablösungen bei Kramer und Schlüter<br />
Neben einigen wassergekühlten Schleppern<br />
bot Kramer seit Beginn des Jahres<br />
eine lückenlose Palette luftgekühlter Typen<br />
an. Auf den kurzlebigen KB 25 L mit<br />
MWM-Motor folgte nun der KL 22 mit<br />
dem ebenfalls zweizylindrigen Deutz-Motor<br />
F2L 612. Er hängte den gleichstarken<br />
KB 22 W mit wassergekühltem Güldner-<br />
Motor in der Käufergunst vom Stand weg<br />
ab und brachte es bis Mai 1958 inklusive<br />
seines weitgehend baugleichen Nachfolgers<br />
KL 220 auf über 2.000 Exemplare.<br />
Kaum mehr als eine Modellpflege war der<br />
Übergang vom Schlüter DS 25 auf den AS<br />
30 mit geliftetem Blechkleid, dem hauseigenen<br />
Baukastensystem angepasstem Motor<br />
und um zwei PS gesteigerter Leistung.<br />
Bis zum Frühjahr 1957 wurden knapp 600<br />
Exemplare verkauft. Damit wurde das Ergebnis<br />
des Vorgängers deutlich verfehlt,<br />
da inzwischen häufig schwächere Schlepper<br />
den Vorzug genossen. Klaus Tietgens<br />
Der Kramer KL 22 und sein<br />
Nachfolger KL 220 waren die<br />
luftgekühlten Alternativen<br />
zum KB 22 W bzw. KB 220.<br />
Mit dem wassergekühlten AE 1 stieg<br />
Hela in die Motorenfertigung ein.<br />
Technische Daten der beschriebenen Schlepper<br />
Modell Ferguson TO-35 Hatz TL 10 Kramer KL 22 Lanz D 4806, 4816 Lanz D 5806, 5816 Schlüter AS 30<br />
Zyl.; Arbeitsverfahren 4; 4-Takt 1; 4-Takt 2; 4-Takt 1; 2-Takt 1; 2-Takt 2; 4-Takt<br />
Hubraum (cm 3 ) 2.189 567 1.527 7.372 7.372 3.116<br />
Leistung (PS/bei U/min) 35 / 2.000 10 / 2.500 22 / 2.000 48 / 650 58 / 800 30 / 1.500<br />
Getriebe: Gänge v/r 6/2 4/1 5/1; 10/2 6/2; 9/3 6/2; 9/3 5/1 – 7/2<br />
Höchstgeschw. (km/h) 23,5 16 20 20 20 20 – 32<br />
Gewicht (kg) 1.450 715 1.350 – 1.385 3.230 3.330 2.050 – 2.100<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
41
TRAKTOR-CHECK<br />
Hanomag R 45<br />
42
NICHTS FÜR ANFÄNGER: HANOMAG R 45<br />
Blauer Riese<br />
Er zählte zu den <strong>Bestseller</strong>n der Hanomag: der R 45. Nicht nur bei<br />
Landwirten war er wegen seiner Robustheit und Wirtschaftlichkeit<br />
beliebt. Bodo Wistinghausen untersucht die Technik und den Status<br />
des Hannoveraners in der Klassikerszene.<br />
Der eindrucksvolle R 45<br />
sah bei seiner Einführung<br />
richtig modern aus.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
43
TRAKTOR-CHECK Hanomag R 45<br />
Die Seilwinde ist über einen Hebel<br />
vom Fahrersitz aus zu bedienen.<br />
Die großen Schlepper der Hanomag-R-Serie<br />
waren ab den 1940er-<br />
Jahren unverwüstliche Begleiter<br />
bei der Motorisierung in der Landwirtschaft.<br />
Nicht umsonst verdienten sich<br />
die – zumeist blauen – Fahrzeuge Spitznamen<br />
wie „Lokomotive auf Rädern“.<br />
Heute nehmen wir für Sie den R 45 unter<br />
die Lupe, der mit fast 9.000 Exemplaren<br />
in sechs Jahren Bauzeit ein echtes Erfolgsmodell<br />
darstellte.<br />
Nachdem die Kriegsschäden einigermaßen<br />
beseitigt waren, machten sich die<br />
Hannoveraner daran, eines ihrer Erfolgsmodelle<br />
abzulösen. Der seit 1942 gebaute<br />
R 40 wurde Ende 1950 zum R 45 weiter<br />
entwickelt. Bis zur 1957 erfolgten Ablösung<br />
durch den nur wenig veränderten R<br />
445 gehörte dieses Modell zu den beliebtesten<br />
Vertretern seiner Leistungsklasse.<br />
Technisch nur moderat modernisiert,<br />
knüpfte der R 45 nahtlos an seinen Vorgänger<br />
an.<br />
Allzweckwaffe<br />
Der R 45 ist nur eingeschränkt als Ackerschlepper<br />
anzusehen. Sein Einsatzgebiet<br />
lag eher im land- und forstwirtschaftlichen<br />
Transportgewerbe sowie als Antrieb<br />
(halb-)stationärer Landmaschinen, wie<br />
etwa die damals noch üblichen Dreschkästen<br />
ohne eigenen Motor. Die Käufer<br />
der mächtigen Geräte waren nur selten<br />
einfache Landwirte, sondern vielfach Besitzer<br />
größerer Ländereien, wo der R 45 als<br />
Der R 45 kam als Zugmaschine in vielen<br />
verschiedenen Bereichen zum Einsatz.<br />
sogenannter Gutsschlepper eingesetzt<br />
wurde. Auch als Zugmaschine für Schausteller<br />
war er im Gebrauch. Sogar im Regional-<br />
und Fernverkehr war das Fahrzeug<br />
anzutreffen. Hierfür konnte es mit<br />
einer geschlossenen Fahrerkabine von<br />
Benze ausgestattet werden. Geschätzt<br />
wurde seine Arbeit auch bei den Betreibern<br />
von Sägewerken und bei Lohnunternehmern.<br />
Entsprechend der Einsatzbedingungen<br />
konnte der R 45 in verschiedenen Grundkonstellationen<br />
bestellt werden. So gab es<br />
eine Eisenradversion, bei der zur Reduzierung<br />
der Höchstgeschwindigkeit auf gut 8<br />
km/h die letzten beiden Gänge gesperrt<br />
waren. Diese wurde R 45 B genannt und<br />
ist heute in Deutschland genauso vergessen<br />
wie die AE-Exportversion. Eine Rolle<br />
spielen hierzulande lediglich die landwirtschaftliche<br />
A-Variante mit Luftreifen<br />
und 17 km/h Höchstgeschwindigkeit und<br />
die C-Version, die als straßentaugliche<br />
Zugmaschine mit länger übersetztem Getriebe<br />
rund 25 km/h herauskitzeln konnte.<br />
Franz Josef Berning aus dem münsterländischen<br />
Laer findet die Getriebeabstufung<br />
wenig gelungen: „Zwischen viertem<br />
und fünftem Gang liegt ein unnötig hoher<br />
Sprung von 15 auf 25 km/h.“ In der bäuer-<br />
lichen Verwendung sind alle Gänge um<br />
etwa ein Drittel langsamer, so dass die<br />
oberen beiden Gänge bei 10 respektive 17<br />
km/h angesiedelt sind. Bei den Getrieben<br />
zeitgenössischer Konkurrenten sah das<br />
kaum anders aus, denn nur so ließ sich bei<br />
beschränkter Gangzahl eine für die Feldarbeit<br />
ausreichende Abstufung erzielen.<br />
Bei Straßenfahrt mit hoher Anhängelast<br />
waren dann entsprechende Leistungsreserven<br />
vonnöten, die der Motor des R 45<br />
glücklicherweise hat. Erst in den Nachfolgemodellen<br />
stand ein Kriechgangvorgelege<br />
zur Wahl, und die schnelle Ausführung<br />
erreichte volle 30 km/h.<br />
Bei hohen Belastungen traten mitunter<br />
Probleme mit der Differentialsperre auf,<br />
die von Hand eingelegt und ebenso manuell<br />
wieder rausgenommen werden musste.<br />
An der groben Verzahnung brachen die<br />
Nocken der Schaltmuffe. Nicht selten<br />
wurden dann Achse und Schiebemuffe<br />
(Klaue) einfach ausgebaut und der Hebel<br />
entfernt.<br />
Es geht auch schneller<br />
Durch relativ einfache Eingriffe lässt sich<br />
beim R 45 die Höchstgeschwindigkeit erheblich<br />
steigern. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
Ein Austausch von Stirnrad<br />
Fotos: B. Wistinghausen<br />
44
Technische Daten<br />
Typ R 45<br />
Vorgänger Bauzeit über einen Ende einfachen 1950 – 1957 Kartuschenfilter<br />
gereinigt wird. Im R 45 leistet<br />
Stückzahl 8.933<br />
Motor<br />
Typ D 57 (anfangs<br />
er 45 PS bei nur 1.200 U/min teilweise und D 52) erreicht<br />
sein Verfahren höchstes Drehmoment Vorkammer von 280 Nm<br />
bei Kühlung 1.000 U/min. Die Kurbelwelle Wasser ist lediglich<br />
Zylinderzahl dreifach gelagert. 4 Die Lager sind<br />
Hubraum (cm<br />
aus einer Maschinenbronze 3 ) 5.702 (D 52: 5.195)<br />
Bohrung x Hub (mm) 110 x 150 (Rotguss) gefertigt.<br />
Das mittlere ist das (D 52: Passlager. 105 x 150) Lässt<br />
sich Leistung beim (PS/bei Kuppeln U/min) ein 45 leichtes bei 1.200 Rucken<br />
mit Drehmoment einem entsprechenden Geräusch vernehmen,<br />
kündigt dies Verschleiß an. Dann<br />
(Nm/bei U/min) 280 bei 1.000<br />
Getriebe<br />
Hanomag<br />
macht Gänge die v/r Kurbelwelle 5 / eine 1 winzige Be-<br />
Höchstgeschw. (km/h) 17 – 25<br />
Vorderachse<br />
starre Faustachse<br />
mit Querblattfeder,<br />
pendelnd aufgehängt<br />
Batterie (V/Ah) 2 x 12/75<br />
Leergewicht (kg) 3.200 – 3.270;<br />
mit Kabine 3.445<br />
Zul. Gesamtgewicht (kg)4.000 – 5.400<br />
L x B x H (mm) 3.535 x 1.730 –<br />
1.820 x 1.750 –<br />
1.820<br />
Radstand (mm) 2.080<br />
Bodenfreiheit (mm) 325<br />
Wendekreis (m) 8,8;<br />
mit Lenkbremse: 7,2<br />
Spurweite v/h (mm) 1.380 / 1.362-1.450<br />
Bereifung vorne/hinten 6.50-20 / 12.75-28;<br />
13-30<br />
Serienausstattung Beleuchtungsanlage,<br />
Anlasser, Öldruckmesser, Fernthermometer,<br />
Zapfwelle, Differentialsperre, vordere<br />
Kotflügel (R 45 A und C), vordere und hintere<br />
Anhängevorrichtung<br />
Sonderausstattung Seilwinde, Bergstütze,<br />
Polstersitz, Winkelgetriebe mit Riemenscheibe,<br />
Frontlader, hydraulischer Kraftheber,<br />
Druckluftbremsanlage für Anhänger,<br />
Wetterdach, geschlossenes Fahrerhaus,<br />
Auspuff nach unten, 25-km/h-Getriebe<br />
Kaufpreis (DM) 14.245 (1952) /<br />
14.960 (1956)<br />
und Vorgelegewelle macht alle Gänge<br />
schneller. Es lassen sich aber auch nur die<br />
beiden großen Gänge über eine höhere<br />
Übersetzung verändern. Keinesfalls sollte<br />
allerdings die Drehzahl des Motors angehoben<br />
werden, denn das mag die Maschine<br />
gar nicht. Fachleute warnen vor<br />
Schäden an den Kurbelwellenlagern, die<br />
spätestens ab 1.500 U/min auftreten.<br />
Gegenüber seinem Vorläufer war der<br />
wassergekühlte Reihenvierzylinder noch<br />
einmal um 507 cm3 gewachsen und<br />
brachte es auf 5,7 Liter Hubraum. Die Bezeichnung<br />
lautete folgerichtig D 57.<br />
Schon im R 40 gab es diese Hubraumvariante,<br />
allerdings für den Betrieb mit Holzgas.<br />
Umgekehrt sollen ganz am Anfang einige<br />
R 45 mit dem 5,2 Liter großen D 52<br />
ausgeliefert worden sein.<br />
Neben einer von 105 auf 110 Millimeter<br />
erweiterten Bohrung gibt es ohnehin<br />
nur einen wichtigen Unterschied: Der D<br />
57 hat auf der rechten Seite einen mächtigen<br />
Spaltölfilter, während der kleinere<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Wenn man wie Florian mit dem R 45 aufgewachsen<br />
ist, ist das Fahren kinderleicht.<br />
wegung in Längsrichtung. Das muss nicht<br />
schlimm sein, denn eine gewisse Toleranz<br />
ist durchaus verträglich.<br />
Maschine mit Tücken<br />
Franz Josef Berning hat seinen R 45 C vor<br />
zehn Jahren ergattert – und dann über sieben<br />
Jahre lang restauriert. Der Motor wurde<br />
dabei komplett zerlegt. Eines der<br />
Hauptprobleme ergab sich im Zusammenhang<br />
mit den nassen Zylinderlaufbuchsen.<br />
Im Prinzip sind diese von Vorteil, da<br />
sie sich auswechseln lassen. Doch ist das<br />
System bisweilen Ursache für Lochfraß<br />
in den Laufbuchsen und im Block. Die<br />
Korrosion kann soweit führen, dass es zu<br />
regelrechten Rissen kommt. Besonders<br />
perfide ist, dass die Schäden mitunter<br />
nicht von außen sichtbar sind: Durchrostungen<br />
zwischen Laufbuchsen und Zylinderkopf<br />
sind oft erst erkennbar, wenn<br />
der Kopf runter ist. Gefährlich wird es,<br />
wenn sich Wasser im Öl zeigt. Der 50-Jährige<br />
rät dennoch, den Motor nicht ohne<br />
Das Armaturenbrett hat unter<br />
anderem einen Tachometer,<br />
der damals schon für<br />
Geschwindigkeiten von 25<br />
km/h Pflicht war.<br />
Der Spaltölfilter wird durch ein Gestänge<br />
über die Kupplung betätigt.<br />
konkreten Anlass auseinander zu nehmen<br />
und zudem beim Zerlegen sehr umsichtig<br />
vorzugehen, denn: „So einen Zylinderkopf<br />
plant nicht jede Werkstatt.“<br />
Auf die richtige Temperatur kommt es an<br />
Auch was den täglichen Betrieb als Oldtimer<br />
angeht, sollte der R 45 mit Augenmaß<br />
behandelt werden. Besonders thermisch<br />
kann der mächtige Motor<br />
Schwächen zeigen. Bei den frühen Baujahren<br />
liegt die Wasserpumpe links unten<br />
am Block. Sie wird über eine Welle<br />
angetrieben. Die am Übergang der Antriebswelle<br />
zur Pumpe befindliche Hartgummischeibe<br />
kann abreißen, wodurch<br />
es zu einer unbemerkten Überhitzung<br />
kommen kann.<br />
1955 reagierten die Hannoveraner: Die<br />
fortan direkt angetriebene Wasserpumpe<br />
wanderte nach oben unmittelbar hinter<br />
den Kühler. Die beste Betriebstemperatur<br />
liegt zwischen 70 und 80 Grad. Nicht<br />
selten erreicht der Motor diese Tempera-<br />
45
TRAKTOR-CHECK Hanomag R 45<br />
GIGANT UNTER DER HAUBE<br />
Schon gut erhaltene Seitenbleche sind bei Scheunenfunden rar.<br />
Der mächtige D-57 Motor.<br />
In der ursprünglichen Version saß die Wasserpumpe unten am Motor.<br />
Die späteren Motoren hatten die Wasserpumpe hinter dem Lüfter.<br />
tur nicht und bleibt zu kalt, eben weil er<br />
heute nicht mehr bis an seine Belastungsgrenze<br />
arbeiten muss. Werksseitig war ein<br />
Kühlervorhang vorgesehen, der heute oft<br />
nicht mehr vorhanden ist. Über eine simple<br />
Pappe vor dem Kühler sollte dann bei<br />
Bedarf eine Betriebstemperatur von deutlich<br />
über 50 Grad sichergestellt werden.<br />
Kalt und heiß<br />
Der Kühlkreislauf hatte ab Werk keinen<br />
Thermostat, wurde aber häufig nachgerüstet.<br />
Thermische Probleme waren damit<br />
aber nicht gänzlich behoben.<br />
Franz Josef Berning hat noch<br />
einmal nachgearbeitet und den<br />
Durchmesser des Bypass-<br />
Durchgangs von drei auf sechs<br />
Millimeter aufgebohrt. In jedem<br />
Fall ist das Fernthermometer<br />
beileibe kein Gimmick, sondern<br />
ein unverzichtbares Kontrollinstrument.<br />
Ebenso wichtig ist die Dieselversorgung.<br />
Zeitgenössisch wurden<br />
am R 45 ausschließlich die<br />
Hanomag-Einspritzpumpen verbaut.<br />
Erst am Ende der Produktion<br />
kamen Pumpen von Bosch<br />
46<br />
zum Einsatz, die allerdings von vielen R<br />
45-Besitzern nachgerüstet wurden. Franz<br />
Josef Berning sieht das zwiespältig: „Die<br />
Bosch-Pumpen sind sogar objektiv besser.<br />
Der Motor läuft erkennbar kultivierter und<br />
ist zudem noch sparsamer, aber sie sind<br />
bei frühen Baujahren eben nicht original.“<br />
Die fehlende Laufruhe führt der 50-Jährige<br />
darauf zurück, dass sich die Hanomag-<br />
Pumpe nicht präzise einstellen lässt.<br />
Schon die Hardyscheibe an der Antriebswelle<br />
ist verschleißanfällig und oftmals<br />
MERKZETTEL<br />
1. Ein solcher Koloss ist nichts für Garagenbastler.<br />
Einen 800 Kilogramm<br />
schweren Motor baut man nicht mit<br />
einem kleinen Flaschenzug aus.<br />
2. Der R 45 ist kein günstiges Vergnügen,<br />
gute Exemplare gehen in den<br />
mittleren fünfstelligen Bereich.<br />
3. Schlepper dieser Dimensionen<br />
brauchen eine starke Hand. Ohne<br />
Servolenkung und dergleichen will das<br />
Fahren durchaus geübt sein.<br />
4. Für die optimale Wartung und Einstellung<br />
des Motors sollte ein Fachmann<br />
hinzugezogen werden.<br />
5. Die klassischen Scheunenfunde als<br />
Ausgang für eine eigene Restaurierung<br />
werden kaum noch zu finden sein.<br />
6. Auch wenn die Variationsbreite<br />
beim R 45 gering ist, sollten die<br />
Details bei der Teilesuche bekannt<br />
sein.<br />
7. Der Motor ist robust, aber nicht<br />
ohne Tücken. Vor dem Kauf sollte er<br />
sorgsam geprüft werden.<br />
8. Oft vernachlässigte Teile wie die<br />
Vorderachse können durch regelmäßige<br />
Wartung und Pflege ewig halten.<br />
9. Besonders Puristen mit einem<br />
Sinn für das Originale sollten beim<br />
Kauf ein großes Augenmerk auf die<br />
Vollständigkeit legen.<br />
10. Ein großer Hanomag: Nichts für<br />
Anfänger, aber für Fortgeschrittene<br />
ein Freund für die Ewigkeit.<br />
die Ursache für eine schlechtere Einspritzung.<br />
Auch Verschleiß am Nockenring<br />
führt zu unsauberem Lauf. Besonders bei<br />
der Wartung und Einstellung dieser Aggregate<br />
sollte ein Spezialist ran. Franz Josef<br />
Berning warnt: „Hier sind fix auch grobe<br />
Fehler gemacht. Wenn der Motor auch nur<br />
kurzfristig deutlich höher dreht, kann der<br />
Fliehkraftregler in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden.“<br />
Das Starten des Schleppers beginnt mit<br />
dem Vorpumpen des Kraftstoffes mit einem<br />
Fußpedal. Ein geübtes Ohr<br />
kann dabei bereits eine eventuelle<br />
Fehlerquelle lokalisieren: Im<br />
Normalfall sollte ein schnarrendes<br />
Geräusch zu vernehmen<br />
sein, andernfalls zerstäuben die<br />
Einspritzdüsen nicht korrekt,<br />
sondern sie „pinkeln“, wie der<br />
Fachmann dazu sagt. Dazu wird<br />
die an der Kraftstoffpumpe angebrachte<br />
Entlüfterschraube<br />
aus Kunststoff schon einmal<br />
undicht. Der technisch auf die<br />
frühen 1930er-Jahre zurückgehende<br />
Motor wiegt wegen seiner<br />
großzügigen Dimensionierung<br />
und seiner Funktion als
tragender Bestandteil des Schlepperrumpfes<br />
rund 800 Kilogramm. Franz Josef Berning<br />
rät deshalb: „Wenn der Schlepper<br />
einmal getrennt ist, sollte auf jeden Fall<br />
auch die Kupplung gleich komplett mit gemacht<br />
werden.“ Das Zerlegen ist nämlich<br />
Arbeit für mehrere Leute und viele Stunden.<br />
Außerdem platzt erfahrungsgemäß jedes<br />
Mal ordentlich Lackierung dabei ab.<br />
Und noch ein Tipp vom Experten: Wenn<br />
bei der Restaurierung auch die Elektrik<br />
überarbeitet werden muss, sollte ein Verteilerkasten<br />
mit Steckverbindungen verbaut<br />
werden. Der ist gut und unauffällig<br />
im Verborgenen installierbar. Spätestens<br />
wenn der Hanomag erneut getrennt werden<br />
muss, wird jeder Eigentümer dankbar<br />
sein, nicht auch noch an den Kabeln herumfummeln<br />
zu müssen.<br />
Die Hanomag-Einspritzpumpe<br />
hat<br />
durchaus ihre Tücken.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Eine Verteilerbox mit Steckverbindungen<br />
kann an versteckter Stelle verbaut werden.<br />
bers benutzt werden konnte. Bei dieser<br />
Ausführung saß ein großer Hydrauliktank<br />
im hinteren Fußraum rechts unter dem<br />
Sitz. Zum Betrieb war zusätzlich vorne<br />
ein Ölkühler angebracht. Die am häufigsten<br />
gekaufte Ausrüstung stellte die kräftige<br />
Seilwinde dar, die von den Hannoveranern<br />
selbst beigesteuert wurde. Sie hat<br />
eine Zugkraft von gut fünf Tonnen und ist<br />
über einen Hebel vom Fahrersitz aus zu<br />
bedienen. Besonders in Verbindung mit<br />
der Bergstütze waren die schweren<br />
Ein Restaurierungsobjekt mit Anspruch:<br />
Der R 45 ist nichts für technische Laien.<br />
Zusatzausrüstung<br />
Weil die bewegten Massen nicht nur beschleunigt,<br />
sondern auch angehalten<br />
werden mussten, konnte ein Druckluftkreislauf<br />
ausgerüstet werden. Links vorne<br />
am Motor saß in diesem Fall ein Kompressor<br />
vom US-Spezialausrüster<br />
Westinghouse, der über ein Einkreissystem<br />
druckluftgebremste Anhänger ansteuern<br />
konnte. Der R 45 selbst bremste<br />
ausschließlich mechanisch mit den Hinterrädern.<br />
Hier sollte auf die Felgen geachtet<br />
werden, denn es gab mehrere Versionen:<br />
Die eine Variante besteht aus<br />
Guss mit der Eigenheit, das hier die<br />
Bremstrommel Teil des Rades ist. Im Gegensatz<br />
dazu gibt es Stahlfelgen, bei denen<br />
dies nicht der Fall ist. Das Problem<br />
liegt auf der Hand: Beim Wechsel von<br />
Guss auf Stahl müsste die Anschaffung<br />
der separaten Trommeln zusätzlich einkalkuliert<br />
werden. Die Gussfelgen waren<br />
mit je 350 Kilogramm deutlich schwerer.<br />
Das sorgte für Traktion und ersetzte die<br />
Radgewichte.<br />
War kein Kompressor installiert, wurde<br />
der Platz häufig für eine bei Bosch zugekaufte<br />
Hydraulikpumpe genutzt. An<br />
gleicher Stelle angebaut und ebenfalls<br />
über einen Keilriemen angetrieben, bedeutete<br />
dies aber, dass beide Funktionen<br />
einander ausschlossen. Die landwirtschaftliche<br />
Ausführung mit Hydraulik ist<br />
ein Exot geblieben – noch seltener als der<br />
Kompressor – denn für die Feldarbeit war<br />
der R 45 zu schwer und unhandlich.<br />
Das galt ebenso für den Betrieb des<br />
Frontladers, der mit der Hydraulik zusätzlich<br />
zum oder anstelle des Krafthe-<br />
Schlepper leistungsfähige Geräte. Abgerundet<br />
wurde die Standardausrüstung<br />
des R 45 von einer Zapfwelle sowie einer<br />
(teilweise optionalen) Riemenscheibe.<br />
Der 1956 erstmals zugelassene Hanomag<br />
von Franz Josef Berning ist die gängige<br />
Ausführung mit einfachem Wetterschutzdach<br />
sowie den großen, geschwungenen<br />
Kotflügeln. Deutlich seltener sind Modelle<br />
mit kleinen, treckertypischen Schutzblechen<br />
vorn. Häufig gingen diese auch<br />
über die Jahrzehnte verloren.<br />
Die Dieselpumpe ist direkt angetrieben. Die<br />
Entlüfterschraube kann undicht werden.<br />
Auch die hinteren Kotflügel haben von<br />
der Konstruktion her mit gewissen Mängeln<br />
zu kämpfen. Zwischen den Stabilisierungsträgern<br />
und den eigentlichen Kotflügelblechen<br />
befinden sich Hohlräume, in<br />
denen sich Schmutz und Feuchtigkeit ansammeln.<br />
Als Folge rostet das massive Metall<br />
unbemerkt von innen nach außen.<br />
Wenn die Schäden sichtbar werden, ist<br />
eine umfangreiche Sanierung oder gar ein<br />
Ersatz unabdingbar. Hier rät Berning dazu,<br />
die Träger auf jeden Fall mit Hohlraumversiegelung<br />
zu behandeln. Eine andere Lösung<br />
hat der Münsterländer parat: „Bei<br />
Nachfertigungen gibt es billigen und teuren<br />
Ersatz. Die guten sind so konstruiert,<br />
dass sie ohne Stabilisierungsträger auskommen,<br />
also entstehen auch keine Rostnester.“<br />
Er bekennt sich eindeutig zur besseren<br />
Qualität. In diesem Zusammenhang<br />
können – wenn ohnehin nötig – auch die<br />
Stehbleche der Seitenwände optimiert<br />
werden. Beim R 45 in Laer mussten sie im<br />
Zuge der Restaurierung erneuert werden.<br />
Der 50-Jährige ersetzte die ohnehin schon<br />
massigen zwei Millimeter starken Wände<br />
durch eine Variante aus drei Millimetern<br />
und erklärt das Vorgehen: „Das gibt erheblich<br />
weniger Vibrationen in den Kotflü-<br />
47
TRAKTOR-CHECK<br />
Hanomag R 45<br />
Seilwinde und<br />
Bergstütze waren<br />
eine häufige Ausstattung<br />
und wurden<br />
von Hanomag<br />
selbst hergestellt.<br />
Auf der Anbauplatte konnten Kompressor<br />
oder Hydraulikpumpe aufgesetzt werden.<br />
geln, die angepunktet werden.“ Es gab<br />
auch Exportversionen, die allerdings häufig<br />
orangefarben daherkommen und mit<br />
den hierzulande äußerst unbeliebten Muschelkotflügeln<br />
versehen sind.<br />
Ein besonders Augenmerk ist auf die<br />
Vorderachse zu richten. Die Lenkung<br />
Ersatzteilpreise<br />
Vorderradbolzen<br />
15,90 Euro<br />
Seitenblech<br />
464,- Euro<br />
Wasserpumpe (AT)<br />
485,- Euro<br />
Federlager mit Buchse<br />
(Vorderachse)<br />
46,50 Euro<br />
Achsschenkel<br />
290,- Euro<br />
Bremsbeläge<br />
175,- Euro<br />
Kipphebelwelle<br />
55,- Euro<br />
Laufbuchse<br />
115 - 195,- Euro<br />
Kurbelwellenpasslager 265,- Euro<br />
Einspritzpumpe (Hanomag, AT) 1.925,- Euro<br />
Dichtsatz Motor<br />
245,- Euro<br />
Quelle: www.munk-hanomag.de<br />
alle Preise ohne Gewähr<br />
48<br />
Die Gussfelgen sind schwer und mit den<br />
Bremstrommeln fest verbunden.<br />
kommt an den Rädern noch mit simplen<br />
Messingbuchsen aus. Hier führt die Abnutzung<br />
auf Dauer unweigerlich zu Spiel<br />
in der Lenkung, was kein TÜV durchgehen<br />
lässt. Auch der querliegenden Blattfeder<br />
setzen die Bewegungen langfristig<br />
zu. Besonders das untere Blatt leidet unter<br />
dem Verschleiß. Die reibenden Kräfte, denen<br />
das Metall an den seitlichen Aufhängungen<br />
ausgesetzt ist, führen zu einem<br />
sichtbaren Ausdünnen. Das kann zunächst<br />
mit einer dickeren Buchse ausgeglichen<br />
werden, die über Schmiernippel<br />
beweglich rollend ausgelegt werden kann.<br />
Irgendwann ist ein Ersatz unerlässlich.<br />
Wichtig ist es, die Blattfeder regelmäßig<br />
von außen zu reinigen und zu fetten sowie<br />
die Kegelrollenlager in den Vorderrädern<br />
über den Nippel zu schmieren.<br />
Insgesamt sollte die Anschaffung eines<br />
solchen Schleppers gut durchdacht<br />
Der Auspuff des Hanomag R 45 verfügte<br />
werksseitig über einen Zyklon.<br />
sein. Die Technik ist zwar solide, einfach<br />
und langlebig, aber eben im Ganzen fernab<br />
vom Aufwand eines ‚normalen’ Treckers.<br />
Kann noch ein unrestauriertes Altfahrzeug<br />
aufgetrieben werden, sollte der<br />
Käufer auf jeden Fall aufpassen, dass der<br />
Hanomag komplett ist.<br />
Ersatzteile<br />
Die Ersatzteilversorgung ist relativ entspannt.<br />
Was mit dem R 40 im Jahr 1942<br />
begann, sollte erst mehr als zwei Dekaden<br />
später mit der Einstellung des R 460<br />
enden. Bis dahin wurde zumindest derselbe<br />
Motor verwendet, das Getriebe sogar<br />
bis zum Robust 800. Selbst die originalen<br />
Hanomag-Einspritzpumpen sind<br />
mittlerweile wieder instandsetzbar. Doch<br />
Achtung, es gibt Tücken. Die in späteren<br />
Jahren gegen Mehrpreis erhältliche fahrunabhängige<br />
Zapfwelle verfügt über eine
Marktpreise<br />
Hanomag R 45<br />
Komplex und nicht<br />
ganz billig<br />
Ganz sicher ist der Hanomag R 45 auf den Oldietreffen<br />
dem traktoristischen Oberhaus<br />
zuzuordnen. Den Klassiker-Status hat das<br />
Modell schon lange inne und sich längst aus<br />
der Arbeitswelt verabschiedet. Die Nachfrage<br />
übersteigt das Angebot – trotz nahezu 9.000<br />
gebauten Einheiten – spürbar. Entsprechend<br />
weit oben ist das Preisniveau anzusiedeln.<br />
Aufgrund der Marktsituation gibt es relativ<br />
viele Fahrzeuge im restaurierten und gut erhaltenen<br />
Zustand, richtiger Schrott ist da<br />
schon eher die Ausnahme. Dabei ist eine aufwändige<br />
Restaurierung vor dem Hintergrund<br />
teurer Ersatzteile und der anspruchsvollen<br />
Technik des R 45 genauestens zu durchdenken.<br />
Meist schont ein fertiges Fahrzeug die<br />
Nerven und das Portemonnaie des Besitzers.<br />
Nur über eines muss sich der potentielle Käufer<br />
im Klaren sein: billiger wird der R 45 nicht<br />
mehr werden!<br />
Zustand fast gebraucht stark verneuwertig<br />
schlissen<br />
Preis (Euro) 18.000 13.500 7.000<br />
BLECH UND KAROSSERIE<br />
Die Träger der Kotflügel bilden über Jahre<br />
Feuchtigkeitsfallen und rosten häufig.<br />
Die hochwertigen Ersatzkotflügel kommen<br />
ohne Stabilisatoren aus.<br />
spezielle Mechanik. In der als Hohlwelle<br />
ausgebildeten Antriebswelle läuft die<br />
dünnere Zapfwelle, bei anderen Hanomag-Modellen<br />
ist das umgekehrt. Erkennbar<br />
ist die Variante durch das Fehlen<br />
des Schalters im Fußraum vor dem<br />
Sitz, denn die Zapfwelle wird über eine<br />
Lamellenkupplung am Heck geschaltet.<br />
Zwischen den beiden Versionen des R 45<br />
sind die Getriebe nicht ohne weiteres<br />
austauschbar.<br />
Dickere Stechbleche geben weniger Vibrationen<br />
an die angepunkteten Kotflügel.<br />
FAHRWERK UND BLATTFEDERN<br />
Wenn der Rost nach außen durchgedrungen<br />
ist, sind Reparaturen aufwändig.<br />
Profijob<br />
Als Klassiker taugt der R 45 wie alle<br />
Schlepper der großen Reihe von Hanomag<br />
nur für Fortgeschrittene. Der Aufwand<br />
für eine Restaurierung ist immens.<br />
Selbst eine fachgemäße Instandhaltung<br />
bleibt vergleichsweise aufwendig. Eine<br />
Menge Hebeleien müssen gängig gehalten<br />
werden, der Serviceplan mit vielen<br />
Schmiernippeln ist ebenso zu befolgen.<br />
Dazu ist so ein R 45 nicht ganz einfach<br />
zu chauffieren. Neben seinen unübersichtlichen<br />
Dimensionen macht sich das<br />
Fehlen einer Servolenkung beim Rangieren<br />
deutlich bemerkbar. Auch das außermittig<br />
angebrachte Lenkrad ist gewöhnungsbedürftig.<br />
Das Getriebe ist<br />
natürlich unsynchronisiert. Abseits der<br />
Straße ist das Fahren mit ein wenig<br />
Übung im wahrsten Sinne kinderleicht,<br />
wie Bernings zehnjähriger Sohn Florian<br />
Bernhard beweist. Aber der ist wie sein<br />
Vater mit solch „schweren Jungs“ aus<br />
Hannover aufgewachsen.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
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In den filigran gebauten Achsschenkel<br />
sind simple Metallbuchsen verbaut.<br />
Die Vorderachse mit der Blattfeder braucht<br />
immer wieder ein wenig Pflege.<br />
Die Hanomag-typische Vorderachse stützt<br />
sich über eine Strebe nach hinten ab.<br />
Die Seitenführungen der Blattfeder werden<br />
durch Verschleiß dünner.<br />
49
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Veranstaltungsübersicht<br />
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14.09.2014<br />
07646 Rattelsdorf<br />
3. Schleppertreffen der Schlepperfreunde<br />
Kevin Rosenkranz<br />
kevin rosenkranz@web.de<br />
14.09.2014<br />
08527 Plauen-Straßberg<br />
Technik-Teilemarkt von A bis Z<br />
Rene Daßler, Tel. 0172 175 78 02<br />
mario-seeling@web.de<br />
27.09.2014<br />
06686 Lützen-Nellschütz<br />
3. Oldtimertreffen<br />
auf dem Sportplatz<br />
Mario Steingraf, Tel. (034441) 937 33<br />
mario-steingraf@t-online.de<br />
PLZ 1<br />
13.09.–14.09.2014<br />
15518 Steinhöfel, OT Demnitz<br />
10. Oldtimertreffen<br />
Enrico Sturm, Tel. 0172 627 91 57,<br />
Frank Schütze, Tel. 0162 451 97 33<br />
oldtimerfreunde-demnitz@web.de<br />
www.oldtimerfreunde-demnitz.de<br />
13.09.–14.09.2014<br />
19217 Schlagresdorf<br />
Trecker-Treck und Truckpulling<br />
Tel. 0171 186 52 79 oder 0172 666 48 82<br />
14.09.2014<br />
16845 Blankenburg<br />
Treckertreffen<br />
Ete Schulte,<br />
Tel. 0151 15 62 37 72<br />
10.10.–12.10.2014<br />
16775 Grüneberg<br />
Trecker-Treck<br />
S. Fehlow, Tel. 0172 315 54 74<br />
www.grueneberger-trecker-treck.de<br />
PLZ 2<br />
13.09.–14.09.2014<br />
21224 Rosengarten-Ehestorf<br />
Dampf- und <strong>Traktor</strong>entreffen<br />
Freilichtmuseum am Kiekeberg<br />
Marion Junker, Tel. (040) 790 17 60<br />
presse@kiekeberg-musuem.de<br />
www.kiekeberg-museum.de<br />
13.09.–14.09.2014<br />
26899 Neurhede<br />
9. Oldtimertreffen<br />
Gerd Mersmann, Tel. (04964) 886<br />
vorstand@oldtimer-kollegen.de<br />
www.oldtimer-kollegen.de<br />
14.09.2014<br />
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14.09.2014<br />
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12. Oldtimertreffen und Bauernmarkt<br />
Paul Christiansen, Tel. (04605) 369<br />
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14.09.2014<br />
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6. Treckertreffen<br />
im Ortskern<br />
Hans-Hermann Brengelmann,<br />
Tel. (04431) 42 25<br />
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14.09.2014<br />
29591 Römstedt-Niendorf<br />
5. Alttreckertreffen<br />
Jürgen Scharnhop, Tel. (05807) 248<br />
juergen@hof-scharnhop.de<br />
27.09.2014<br />
27232 Sulingen<br />
Privater Unimog-Teilemarkt<br />
Leipziger Str. 5, Gerhard Wetzel<br />
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28.09.2014<br />
24888 Loit<br />
10. Oldtimer- und Landmaschinenschau<br />
Manfred Steenbuck, Tel. (04641) 461<br />
04.10.2014<br />
29399 Wahrenholz<br />
Oldtimertreffen und Preispflügen<br />
Olaf Balke, Tel. 0152 53 59 06 46<br />
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www.schlepperfreunde-wahrenholz.de<br />
05.10.2014<br />
22959 Linau<br />
L.O.G – Abglühen 2014<br />
Linau-Busch 1c<br />
Andreas Stolt<br />
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www.log-linau.de<br />
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13.09.2014<br />
38836 Dedeleben<br />
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Tim Baronat, Tel. 0173 774 11 08<br />
oldtimer-baronat@web.de<br />
13.09.–14.09.2014<br />
39112 Magdeburg<br />
Stationärmotortreffen hist.<br />
Verbrennungskraftmaschinen<br />
Technikmuseum, Dodendorfer Str. 65<br />
Wolfgang Schäfer, Tel. (0391) 622 39 06<br />
info@technikmuseum-magdeburg.de<br />
13.09.–14.09.2014<br />
32423 Minden-Dankersen<br />
Alttraktorentreffen ohne Fahrerlager<br />
R. Pabst, Tel. (0571) 326 84<br />
13.09.–14.09.2014<br />
39345 Satuelle<br />
13. Schlepper- und Oldtimertreffen<br />
auf Gut Detzel<br />
Lutz Ebeling, Tel. 0170 206 87 49<br />
lutz-ebeling@t-online.de<br />
www.schlepperfreunde-kolbenglueckeichenbarleben.de<br />
14.09.2014<br />
31603 Essern<br />
4. Oldtimerfrühschoppen<br />
Esserner Dorfstr. 8-14<br />
B. Dönecke<br />
b.doenecke@web.de<br />
www.oldtimerfrühschoppen.de<br />
14.09.2014<br />
31559 Hohnhorst<br />
10 Jahre Treckerclub Samtgemeinde<br />
Nenndorf e.V.<br />
Zur Bradtmühle 1, Ohndorf<br />
Heinz Otto Witte<br />
otti-witte@web.de<br />
www.trecker-club.de<br />
19.09.–21.09.2014<br />
36272 Niederjossa<br />
<strong>Traktor</strong>treffen<br />
Heinz Dietz, Tel. 0170 300 49 60<br />
20.09.–21.09.2014<br />
32278 Kirchlengern<br />
4. Feldtag mit Schlüter-<strong>Traktor</strong>en<br />
Hof Schlüter<br />
Hartmut Lindenschmidt, Tel. (05731) 848 91<br />
info@schlueterfreunde-owl.de<br />
www.schlueterfreunde-owl.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
33415 Kaunitz<br />
Oldtimer- und Teilemarkt<br />
Ostwestfalenhalle<br />
Christa Schalkowski, Tel. (0202) 30 08 48,<br />
Fax (0202) 31 39 02<br />
20.09.–21.09.2014<br />
35116 Hatzfeld/Eder<br />
Oldtimertreffen<br />
Klaus Wenzel, Tel. (06467) 793 oder<br />
0174 761 21 99<br />
vorstand@oldtimerfreunde-hatzfeld.de<br />
www.oldtimerfreunde-hatzfeld.de<br />
21.09.2014<br />
38486 Winterfeld<br />
13. Oldtimerpreispflügen<br />
Dirk Wotapek, Tel. 0171 491 17 26<br />
a doege@web.de<br />
27.09.–28.09.2014<br />
31311 Hänigsen<br />
30 Jahre Selbstzünder<br />
Helmuth Schnieber, Tel. (0511) 437 87 01,<br />
Fax: 642 55 27<br />
helmuth.schnieber@arcor.de<br />
www.dieselbstzuender.de<br />
03.10.–05.10.2014<br />
32108 Bad Salzuflen-Wüsten<br />
4. Trecker- und Oldtimertreffen<br />
Nicole Mügge, Tel. (05222) 152 13 oder<br />
0171 377 01 03<br />
nicolemuegge@web.de<br />
www.mc-wuesten.de<br />
PLZ 4<br />
14.09.2014<br />
49219 Glandorf<br />
Aktionstag historische Landtechnik<br />
Antonius Recker, Tel. (05426) 32 07<br />
antonius.recker@t-online.de<br />
www.vhlt.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
48531 Nordhorn<br />
MB trac- und Unimog-Treffen und Feldtage<br />
Eschweg 99<br />
Hartmut Diekmann, Tel. 0176 22 65 46 45<br />
Hartmut@trac-technik.de<br />
www.trac-technik.de<br />
20.09.2014<br />
45133 Essen<br />
Treckertreffen mit Hoffest<br />
Bauer Kammesheidt, Kamisheide 50<br />
Alfons Bellendorf, Tel. 0172 583 79 48<br />
alfons.bellendorf@gmx.de<br />
05.10.2014<br />
48599 Gronau-Epe<br />
Oldtimerhäckseln 2014<br />
Christoph Hörmann<br />
Info@schlepperfreunde-epe.de<br />
www.schlepperfreunde-epe.de<br />
11.10.–12.10.2014<br />
49196 Bad Laer Remsede<br />
13. Schlepper- und Oldtimertreffen<br />
Christoph Rosemann<br />
christoph.rosemann@gmx.de<br />
PLZ 5<br />
12.09.–14.09.2014<br />
59964 Medebach<br />
17. Oldtimertreffen für A + M + T + L<br />
Kerstin Müller, Tel. 0170 247 29 50<br />
www.oldtimerclub-medebach.de<br />
12.09.–14.09.2014<br />
56579 Rengsdorf<br />
17. <strong>Traktor</strong>- und Veteranentreffen<br />
Waldfestplatz<br />
Dagmar Boden<br />
rockfreunde@gmx.net<br />
www.rockfreunde.de<br />
12.09.–14.09.2014<br />
52441 Linnich-Körrenzig<br />
6. Treckertreffen und Feuerwehrfest<br />
Wolfgang Krahe, Tel. (02462) 20 22 17<br />
treckerfreunde koerrenzig@t-online.de<br />
www.treckerfreunde-koerrenzig.de<br />
13.09.–14.09.2014<br />
56575 Weißenthurm<br />
350 Jahre Marktrechte<br />
Ludwig Klein<br />
Lubens@gmx.de<br />
www.weissenthurm.de<br />
14.09.2014<br />
56203 Höhr-Grenzhausen<br />
Wald u. Forst mit Oldtimer-Motorsägen -<br />
ausstellung<br />
Eckhard Kilian, Tel. (02624) 25 90 oder<br />
0151 53 80 85 10<br />
ekilian@rz-online.de<br />
www.traktorfreunde.de<br />
21.09.2014<br />
57439 Attendorn<br />
Oldtimertreff<br />
auf Burg Schnellenberg<br />
Karl Wolbeck, Tel. (02722) 65 70 70<br />
info@oldtimertreff-attendorn.de<br />
www.oldtimertreff-attendorn.de
Veranstaltungsübersicht<br />
TERMINE<br />
03.10.2014<br />
53783 Eitorf-Mühleip<br />
7. Oldtimer-Schleppertreffen<br />
Sportplatz<br />
Manfred Keuenhof, Tel. (02243) 61 67<br />
www.schlepperfreunde-muehleip.de<br />
18.10.2014<br />
50999 Köln-Weiß<br />
7. Almabtrieb mit Schleppertreffen<br />
Am Treidelweg 1<br />
Bernd Lorbach, Tel. 0173 948 82 62<br />
bernd.lorbach@t-online.de<br />
www.hof-lorbach.de<br />
PLZ 6<br />
12.09.–14.09.2014<br />
66265 Heusweiler-Numborn<br />
8. Bauernfest mit Bauernmarkt<br />
Roland Wark, Tel. (06806) 8056 19<br />
info@bauernverein-numborn.de<br />
www.bauernverein-numborn.de<br />
13.09.–14.09.2014<br />
64832 Babenhausen<br />
12. Oldtimertraktortreffen<br />
hinter der hist. Stadtmühle<br />
Reinhard Geißler, Tel. (06073) 26 85,<br />
Fax: 72 52 53<br />
geruestbau-geissler@t-online.de<br />
www.traktorfreunde-babenhausen.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
69502 Hemsbach<br />
19. Bergsträßer Schleppertreffen<br />
Volker Eberle, Tel. (06201) 757 65,<br />
Fax: 470 99 68<br />
21.09.2014<br />
63897 Miltenberg<br />
2. Breitendieler Schlepper- und <strong>Traktor</strong> -<br />
treffen<br />
Festplatz Breitendiel<br />
Benjamin Grimm<br />
benjamin.grimm@web.de<br />
21.09.2014<br />
69436 Schwanheim<br />
Historisches Dreschfest mit Schleppertreffen<br />
Torsten Martin, Tel. (06262) 91 86 70,<br />
Fax: 91 86 71<br />
info@martin-torsten.de<br />
27.09.–28.09.2014<br />
61267 Neu-Aspach<br />
Treckertreff<br />
Lucas Wald, Tel. (06081) 58 81 95<br />
lucas.wald@hessenpark.de<br />
www.hessenpark.de<br />
27.09.–28.09.2014<br />
63867 Johannesberg-Rückersbach<br />
7. Historisches Erntefest mit Ausstellung<br />
David Hock, Tel. 0160 94 85 77 44<br />
info@dieselschlucker.de<br />
www.dieselschlucker.de<br />
05.10.2014<br />
67346 Speyer<br />
Benzingespräch beim Frühschoppen<br />
Technik Museum Speyer,<br />
Am Technik Museum 1<br />
Corinna Handrich, Tel. (06232) 67 08 68<br />
handrich@technik-museum.de<br />
www.technik-museum.de<br />
12.04.2015<br />
64665 Alsbach-Hähnlein<br />
7. Alles, was brummt<br />
Marktplatz<br />
Tel. 0151 11 96 60 79<br />
flauaus@pro-modul.de<br />
www.alles-was-brummt.com<br />
PLZ 7<br />
14.09.2014<br />
73333 Gingen an der Fils<br />
Oldtimertreffen<br />
Gerhard Alber, Tel. (07162) 30 53 14<br />
oder 0179 107 71 39<br />
gerhard.alber@oldtimerfreunde-gingen.de<br />
www.oldtimerfreunde-gingen.de<br />
14.09.2014<br />
74670 Sindringen<br />
5. Schleppertreffen<br />
an der alten Turnhalle<br />
Burkhard Schirrmacher,<br />
Tel. 0172 624 61 90<br />
19.09.–21.09.2014<br />
72160 Horb-Grünmettstetten<br />
6. Oldtimertreffen<br />
Walter Saier, Tel. 0174 415 06 27<br />
w-r-saier@t-online.de<br />
www.freunde-alter-fahrzeugewaldachtal.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
73104 Börtlingen-Breech<br />
Schleppertreff<br />
Martin Groneberg, Tel. und<br />
Fax: (07172) 52 54<br />
21.09.2014<br />
75328 Schömberg-Oberlengenhardt<br />
7. Oldtimer und Schleppertreffen<br />
Jürgen Kalb, Tel. (07084) 16 86<br />
juergenkalb@gmx.net<br />
27.09.–28.09.2014<br />
74343 Hohenhaslach<br />
9. Schleppertreffen<br />
Dieter Mollenkopf, Tel. 0172 637 40 82<br />
dieter.mollenkopf@t-online.de<br />
www.schlepperfreunde-hohenhaslach.de.tl<br />
28.09.2014<br />
75449 Wurmberg<br />
8. Herbstfest mit Oldtimer <strong>Traktor</strong>entreffen<br />
Feldscheune Baral<br />
Bernhard Ast, Tel. 01520 466 88 14<br />
PLZ 8<br />
14.09.2014<br />
82178 Puchheim<br />
19. Bulldogtreffen<br />
Feuerwehrstadel<br />
Puchheimer Bulldogfreunde e.V.,<br />
Tel. (08142) 448 76 74<br />
bulldogfreunde-puchheim@t-online.de<br />
14.09.2014<br />
83324 Ruhpolding<br />
Bulldog- und Oldtimertreffen<br />
Petra Angerer, Tel. (08663) 648<br />
bulldogfreunde-ruhpolding@t-online.de<br />
14.09.2014<br />
89143 Blaubeuren-Asch<br />
Schleppertreffen bis Bj. 65<br />
Reinhold Schnetzer, Tel. (07344) 57 21<br />
oder 0160 94 74 29 61<br />
rschnetzer@gmx.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
86669 Ludwigsmoos<br />
12. <strong>Traktor</strong>en- und Oldtimertreffen<br />
Manfred Franzke<br />
unitec medienvertrieb@web.de<br />
www.oldtimerfreunde-koenigsmoos.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
87755 Kirchhaslach<br />
Süddeutschlands größtes Oldtimertreffen<br />
Jürgen Reiser, Tel. 0172 985 09 71<br />
juergen.reiser@gmx.de<br />
www.oldtimerfreunde-unterallgaeu.de<br />
28.09.2014<br />
86830 Schwabmünchen<br />
Oldtimertreffen für A + M + T<br />
Fuggerstr.<br />
Sebastian Burkart<br />
sebastian@freunde-alter-fahrzeuge.de<br />
www.freunde-alter-fahrzeuge.de<br />
28.09.2014<br />
88085 Langenargen-Oberdorf<br />
8. Eichertreffen mit Apfelmarkt<br />
Gabriel Kugel, Tel. (07543) 28 07<br />
info@adler-oberdorf.de<br />
www.adler-oberdorf.de<br />
www.traktorhof.com<br />
05.10.2014<br />
88427 Bad Schussenried<br />
Traditionelles <strong>Traktor</strong>treffen<br />
Oktoberfest, am Festzelt<br />
Sandra Ott<br />
sandra.ott@schussenrieder.de<br />
www.schussenrieder.de<br />
PLZ 9<br />
14.09.2014<br />
97659 Burgwallbach<br />
Erntedankfest mit Oldtimertraktortreffen<br />
und Ausstellung moderner Landtechnik<br />
Hotelrestaurant Waldesruh mit Brauerei<br />
Liesbach Bräu<br />
www.liesbachbraeu.de<br />
20.09.–21.09.2014<br />
96482 Ahorn bei Coburg<br />
Museumsfest mit Oldtimertraktoren<br />
Walter Lehnert, Tel. u. Fax: (09535) 10 49<br />
oder 0171 642 92 01<br />
27.09.–28.09.2014<br />
91126 Kammerstein-Oberreichenbach<br />
Ackerfest<br />
Friedrichstr.<br />
Detlef Wagner<br />
vorstand@schlepperfreundeoberreichenbach.de<br />
www.schlepperfreunde-oberreichenbach.de<br />
ÖSTERREICH<br />
13.09.–14.09.2014<br />
A-6341 Ebbs bei Kufstein<br />
<strong>Traktor</strong>treffen mit Bergzeitfahren<br />
Franz Hörhager, Tel. +43(0)5372 626 77<br />
oder +43(0)664 534 59 82<br />
info@hoednerhof.at<br />
www.dieselroesser.at<br />
14.09.2014<br />
A-6364 Brixen im Thale<br />
Oldtimertreffen<br />
Hans Straif, Tel. +43(0)664 138 42 24<br />
johannstraif@msn.com<br />
03.10.–05.10.2014<br />
A-6212 Maurach/Achensee<br />
20. Oldtimer <strong>Traktor</strong>fest<br />
Richard Lindner, Tel. +43(0)664 926 19 00<br />
oder +43(0)52 43 53 32<br />
info@traktorverein-achensee.at<br />
www.traktorverein-achensee.at<br />
Neue Termine<br />
online eintragen unter<br />
www.traktorclassic.de<br />
traktorclassic.de 6|2014<br />
65
SERVICE<br />
Motoreninstandsetzung<br />
Viel technische Kenntnis<br />
und Sorgfalt sind bei der<br />
Montage der Zylinder und<br />
Zylinderköpfe nötig.<br />
PROFESSIONELLE KOMPLETTÜBERHOLUNG EINES MWM-D 308-3<br />
Reine Kopfarbeit<br />
Motoreninstandsetzung<br />
mit dem Profi<br />
In dieser Folge:<br />
- Montage der Zylinder<br />
- Einpassen der Kolben<br />
- Einsetzen der Stoßstangen<br />
Das Kurbelgehäuse unseres MWM-Motors vom Typ D 308-3 ist fertig zusammengebaut.<br />
Heute wird sich unser Maschinenbauexperte Dean Rosenplänter an die Montage der<br />
Zylinder machen. Was einfach klingt, erfordert viel Erfahrung und Geschick.<br />
Kolben und Zylinder hat Dean bereits<br />
vor einigen Tagen zusammengesteckt.<br />
Die drei Zylinder<br />
stehen auf seiner Werkbank und<br />
warten auf die Montage. „Um Kolben und<br />
Zylinder in einem Arbeitsgang montieren<br />
zu können, ziehe ich den Kolben in Richtung<br />
Zylinderfuß so weit heraus, dass die<br />
Kolbenbolzenbohrung frei ist“, erklärt<br />
Dean, Maschinenbauer-Geselle bei der<br />
Firma Ganslmeier in Ingolstadt, und<br />
66<br />
tropft Motoröl in die Bohrung, das er anschließend<br />
mit dem Finger verstreicht.<br />
Das erleichtert das Durchstecken des<br />
strengsitzenden Kolbenbolzens. Vor der<br />
Montage prüft er noch, ob sich der Kolbenbolzen<br />
auch in die Kolbenbolzenbohrung<br />
stecken lässt. „Hier kommt es auf<br />
hundertstel Millimeter an“, sagt Dean.<br />
„Würde der Kolbenbolzen sich zu leicht<br />
reinstecken lassen, stimmen die Maße<br />
nicht, und Folgeschäden wären program-<br />
miert.“. Der Bolzen lässt sich aber, wie es<br />
sein soll, satt-saugend in den Kolben stecken<br />
und kann später montiert werden.<br />
Präzision erforderlich<br />
Vorher muss Dean jedoch noch die Höhe<br />
des Zylinders durch spezielle Unterlegringe<br />
ausgleichen, damit der Motor später<br />
die richtige Kompression hat. Das abgefräste<br />
Maß hat sein Kollege Stefan<br />
Wiedmann ihm auf das Kurbelgehäuse<br />
Fotos: M.Schoch
VORBEREITUNG KOLBENBOLZEN UND ZYLINDERMONTAGE<br />
1. Vor der Montage des Kolbenbolzens ölt Dean die Kolbenbolzenbohrung.<br />
Das Öl verstreicht er dünn mit dem Finger.<br />
2. Vor dem Einbau des Kolbenbolzens muss geprüft werden, ob er<br />
sich satt-saugend durch die Aufnahme im Kolben schieben lässt.<br />
3. Auch das Pleuelauge muss vor der Montage des Kolbenbolzens<br />
mit Öl eingestrichen werden.<br />
4. Zum Höhenausgleich der Zylinder müssen Unterlegringe verbaut<br />
werden. Hier misst Dean ihre Stärke.<br />
geschrieben, als er vor ein paar Wochen<br />
die Auflageflächen der Zylinderbuchsen<br />
bearbeitet hatte. Obwohl das jeweilige<br />
Maß auf den Unterlegringen steht, misst<br />
Dean es noch einmal mit dem Mikrometer<br />
nach. Anschließend sucht er die passenden<br />
Ringe aus und schiebt sie auf den<br />
Zylinderfuß. „Es sollten möglichst wenige<br />
Ringe das Maß ausgleichen, da sonst<br />
Undichtheiten hier auftreten können“, so<br />
Dean. Um den Kolben mitsamt dem Zylinder<br />
bequem montieren zu können,<br />
dreht unser Motoren-Profi den ersten<br />
Pleuel des Motors auf den oberen Totpunkt<br />
(OT). Um hierzu die Kurbelwelle<br />
besser drehen zu können, hat er am Kurbelwellenflansch<br />
zwei Schrauben hineingedreht,<br />
die ihm als Drehhilfe dienen.<br />
Damit der Pleuel beim Aufsetzen<br />
des Zylinders nicht zur Seite fällt und<br />
senkrecht stehenbleibt, hat Dean mehrere<br />
Werkstattlumpen in die Zylinderbohrung<br />
gesteckt: „Sie halten nicht nur den<br />
Pleuel senkrecht, sondern verhindern<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Montage den ersten Seegerring auf der<br />
schwerer zugänglichen Kolbenseite vormontiert.<br />
Den zweiten konnte er von der<br />
Frontseite des Motors montieren, ohne<br />
dass ihn die Stehbolzen des mittleren<br />
Zylinders dabei behindern. „Mit der geraden<br />
Seegeringzange lässt es sich sicherer<br />
arbeiten“, sagt Dean. „Die gekröpfte<br />
Zange werde ich lediglich für die Sicherung<br />
des Kolbenbolzens des mittleren<br />
Zylinders benötigen.“<br />
Nachdem der Kolbenbolzen montiert<br />
und gesichert ist, kann Dean den Zylinder<br />
nach unten schieben. Damit dies leicht<br />
geht, hat er vor der Montage die Zylinderlaufbahn<br />
mit Motoröl eingestrichen. Dennoch<br />
muss er den Zylinder mit der flachen<br />
Hand nach unten klopfen, da der<br />
Kolben streng im Zylinder sitzt.<br />
„Beim Aufschieben des Zylinders<br />
muss man darauf achten, dass sich der<br />
Kolben, solange er noch nicht vollständig<br />
im Zylinder ist, keinesfalls verkantet und<br />
am Kolbenschaft durch den Zylinderfußauch,<br />
dass beim Sichern des Kolbenbolzens<br />
der Seegerring in das Kurbelgehäuse<br />
fallen kann, falls er beim Einsetzen<br />
wegspringen sollte.“<br />
Das Aufsetzen des Zylinders muss mit<br />
viel Gefühl erfolgen, damit der Kolben<br />
nicht wieder in den Zylinder rutscht,<br />
denn zum Einsetzen des Kolbenbolzens<br />
muss das Pleuelauge auf der richtigen<br />
Höhe sein. Hierzu ist etwas Augenmaß<br />
notwendig, da es um hundertstel Millimeter<br />
geht. Dean gelingt es jedoch auf Anhieb,<br />
den Kolbenbolzen einzuführen. Da<br />
er vor der Montage bereits auf der Gegenseite<br />
des Kolbens den ersten Seegerring<br />
eingesetzt hat, kann er jetzt den Kolbenbolzen<br />
durch Kolben und Pleuelauge bis<br />
zum Anschlag durchschieben und ihn<br />
dann mit dem zweiten Seegerring sichern.<br />
Akribische Vorbereitung<br />
Dass Dean ein Profi ist, zeigt sich hier<br />
deutlich an seiner Vorgehensweise. Er<br />
hat nämlich bei der Vorbereitung der<br />
67
SERVICE<br />
Motoreninstandsetzung<br />
ZYLINDERMONTAGE UND KOLBENBOLZENSICHERUNG<br />
1. Vier Unterlegringe auf dem Zylinderfuß entsprechen dem Maß,<br />
das vom Kurbelgehäuse abgefräst wurde.<br />
2. Dean dreht vorsichtig die Kurbelwelle, um den Pleuel auf den<br />
oberen Totpunkt zu bringen.<br />
3. Ein Lumpen hält den Pleuel gerade und<br />
verhindert, dass etwas in den Motor fallen<br />
kann.<br />
4. Vorsichtig schiebt Dean Zylinder und Kolben<br />
über die Stehbolzen und richtet das<br />
Pleuelauge aus.<br />
5. Der Kolbenbolzen wird gegen seitliches<br />
Verrutschen von zwei Seegerringen in Position<br />
gehalten.<br />
6. Mit leichten Handschlägen klopft Dean den Zylinder, ohne den<br />
Kolbenschaft zu beschädigen, auf das Kurbelgehäuse.<br />
7. Die Markierung (Pfeil) muss in Richtung Schwungrad weisen,<br />
dann ist der Kolben richtig herum eingebaut.<br />
68
SPALTMASS-MESSUNG<br />
1. Profi-Trick: Kurze Lötdrahtstücke, die mit Fett gesichert auf den<br />
Kolben gelegt werden.<br />
2. Zur Messung des Spaltmaßes wird der Zylinderkopf<br />
provisorisch montiert.<br />
3. Dean dreht den Motor mit der Hand einmal<br />
kräftig durch. Dabei werden die Lötdrahtstücke<br />
vom Kolben gequetscht.<br />
4. Nur zwei der drei Lötdrahtstücke sind<br />
deutlich gequetscht. Grund ist das Kolbenkipp-Moment<br />
im Zylinder.<br />
5. Zum Abgleichen des Ist- und Soll-Wertes<br />
misst Dean mit dem Mikrometer die Dicke<br />
der gequetschten Lötdrahtstücke.<br />
rand beschädigt wird“, ergänzt Dean.<br />
„Beim Klopfen auf den Zylinder können<br />
die Unterlegringe verrutschen und sich<br />
verklemmen. Auch hierauf sollte man aufpassen,<br />
denn sonst muss man sie gleich<br />
wieder wechseln.“ Nachdem der Zylinder<br />
auf dem Kurbelgehäuse sitzt, überprüft<br />
Dean nochmals seinen korrekten Einbau:<br />
„Der Kolben muss richtig herum montiert<br />
sein, da sonst die Einspritzdüse am Kolbenboden<br />
anstoßen kann. Auf dem Kolben<br />
ist hierzu ein Pfeil eingeschlagen, der<br />
in Richtung Schwungradseite weisen<br />
muss.“<br />
Profitrick<br />
Obwohl Dean bisher alles richtig gemacht<br />
hat, muss er im nächsten Arbeitsschritt<br />
das Spaltmaß zwischen Kolben im OT<br />
und Zylinderkopf kontrollieren. Dazu<br />
wendet er einen Profitrick an und schneidet<br />
sich von einem dünnen Lötdraht drei<br />
kurze Stücke ab, die er anschließend mit<br />
Fett auf dem Kolbenboden gleichmäßig<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
befestigt. Nachdem er die Zylinderkopfdichtung<br />
aufgelegt hat, setzt er den Zylinderkopf<br />
auf den Zylinder und verschraubt<br />
ihn. Danach dreht er den Motor durch, um<br />
gleich wieder den Zylinderkopf zu demontieren.<br />
Die drei kurzen Lötdrähte sind<br />
nun gequetscht.<br />
Dean muss jetzt nur die Dicke des gequetschten<br />
Lötdrahtes messen und mit<br />
den Angaben des Herstellers vergleichen,<br />
um zu erfahren, ob das Spaltmaß beziehungsweise<br />
die sich hieraus ergebende<br />
Verdichtung im Sollmaß liegt. Das Ergebnis<br />
merkt er sich, da auch die beiden anderen<br />
Zylinder das gleiche Maß aufweisen<br />
müssen. „Es ist sehr wichtig für einen<br />
runden, verschleißfreien und vibrationsarmen<br />
Lauf des Motors, dass alle drei Zylinder<br />
die gleiche Kompression aufweisen“,<br />
so Dean. „Würde die Kompression<br />
nicht stimmen, müsste ich versuchen, sie<br />
mit Unterlegscheiben am Zylinderfuß auszugleichen.“<br />
Da der erste Zylinder im<br />
Sollmaß liegt, macht sich Dean sofort daran,<br />
den zweiten Zylinder zu montieren.<br />
Die Vorgehensweise ist die gleiche wie bei<br />
der Montage des ersten Zylinders. Lediglich<br />
beim Drehen der Kurbelwelle, um<br />
den mittleren Pleuel auf OT zu stellen,<br />
muss er darauf achten, dass der erste Zylinder<br />
nicht durch den Hub des Kolbens<br />
nach oben geschoben wird. Dean hält daher<br />
den ersten Zylinder während des Drehens<br />
mit der Hand fest.<br />
Richtige Reihenfolge<br />
Jetzt kommt auch, wie Dean es schon angekündigt<br />
hat, zum Einsetzen des Seegerrings<br />
die gekröpfte Seegeringzange zum<br />
Einsatz, um den Kolbenbolzen zu sichern.<br />
Auch hier hat er bereits den ersten<br />
Seegerring vormontiert, da er ihn<br />
sonst nicht mehr wegen des ersten Zylinders,<br />
der im Weg steht, hätte einbauen<br />
können. Nachdem der zweite Zylinder<br />
montiert ist, muss hier ebenfalls das<br />
Spaltmaß gemessen werden. Wie präzise<br />
Deans Kollege Stefan Wiedmann die<br />
69
SERVICE<br />
Motoreninstandsetzung<br />
Auflageflächen der Zylinderbuchsen abgefräst<br />
hat, zeigt sich spätestens jetzt,<br />
denn auch hier stimmt das Spaltmaß auf<br />
Anhieb.<br />
Bevor sich Dean an die Montage des<br />
letzten Zylinders macht, will er vorher<br />
aber noch die Stoßstangenrohre in die<br />
Zylinderköpfe schrauben. Dean: „Dazu<br />
muss ich jeden Kopf einzeln in einen<br />
Schraubstock spannen, da sich die Stoßstangenrohre<br />
nur mit einem 19er-Gabelschlüssel<br />
in den Kopf eindrehen lassen.“<br />
Auf der gegenüberliegenden Seite ist<br />
zum Längenausgleich der Stoßstangenrohre<br />
eine Feder montiert, auf die er einen<br />
kleinen Ring auflegt, der wiederum<br />
den O-Ring in die Stoßstangenaufnahme<br />
am Kurbelgehäuse drückt. Zusätzlich<br />
streicht er die O-Ringe noch mit Montagepaste<br />
ein, damit sie besser in ihren Sitz<br />
gleiten.<br />
Vor der Montage des dritten Zylinders<br />
setzt er die ersten zwei Zylinderköpfe<br />
noch auf ihre Zylinder und verschraubt<br />
sie. „Damit sind die beiden Zylinder fest<br />
und können nicht bei der Montage des<br />
dritten Zylinders durch die Drehung der<br />
Kurbelwelle vom Kurbelgehäuse abheben“,<br />
erklärt Dean seine Vorgehensweise.<br />
Schließlich kommt der letzte Zylinder<br />
dran. Hier achtet er wieder darauf,<br />
dass der Seegerring, der zuletzt montiert<br />
werden muss, diesmal nach hinten in<br />
Richtung Kupplungsglocke zeigt. Selbstverständlich<br />
prüft Dean hier auch das<br />
Spaltmaß, bevor er den letzen Zylinderkopf<br />
montiert.<br />
MONTAGE DES MITTLEREN ZYLINDERS<br />
1. Der vormontierte Seegerring des Kolbenbolzens<br />
weist zum bereits montierten<br />
Zylinder.<br />
3. Mit der gekröpften Seegeringzange<br />
montiert<br />
Dean den zweiten Seegerring<br />
des Kolbenbolzens.<br />
4. Die Kopfdichtung bestimmt<br />
das Maß der<br />
Kompression und damit<br />
des Spaltmaßes mit.<br />
EINBAU DER STOSSSTANGENROHRE<br />
2. Bei der Montage des zweiten Zylinders<br />
darf der erste Zylinder nicht hoch gedrückt<br />
werden.<br />
5. Die gequetschten Lötdrahtstücke<br />
haben das<br />
gleiche Maß wie im ersten<br />
Zylinder.<br />
Perfekt ausgerichtet<br />
Die Zylinderköpfe hat er wissentlich noch<br />
nicht mit dem Drehmomentschlüssel angezogen,<br />
da er noch die Zylinder und Zylinderköpfe<br />
zueinander ausrichten muss.<br />
Hierfür benötigt er eine möglichst gerade<br />
Vierkantstange aus Metall, die er zunächst<br />
an die Seite der Zylinder legt. Da die Zylinder<br />
noch nicht ganz parallel zueinander<br />
stehen, muss er sie mit einem Nylonhammer<br />
mit vorsichtigen Schlägen ausrichten.<br />
Dazu öffnet er mit einem T-Schlüssel jeweils<br />
leicht ihre Verschraubung, um sie sofort<br />
wieder nach dem Ausrichten anzuziehen.<br />
Auch bei den Köpfen geht er so vor.<br />
„Hier ist das Ausrichten besonders wichtig,<br />
da sonst der Auslasskrümmer nicht<br />
perfekt an den Auslasskanälen der Zylinderköpfe<br />
aufliegt und dann irgendwann<br />
einmal undicht werden kann, wenn die<br />
Auslass-Dichtung an der weitesten Stelle<br />
nachgeben sollte“, sagt Dean. Erst wenn<br />
die Zylinder und die Köpfe perfekt ausgerichtet<br />
sind, dürfen sie mit dem Drehmomentschlüssel<br />
angezogen werden. Im Anschluss<br />
hieran testet Dean, ob sich der<br />
70<br />
1. Vor der Montage der Stoßstangenrohre<br />
streicht Dean die Dichtfläche mit Silikondichtmittel<br />
ein.<br />
3. Zum Höhenausgleich der Stoßstangenrohre<br />
drückt eine Feder über einen Ring<br />
den O-Ring in die Stoßstangenaufnahme.<br />
2. Zum Eindrehen der Stoßstangenrohre<br />
muss der Zylinderkopf in einen Schraubstock<br />
eingespannt werden.<br />
4. Die O-Ringe müssen vor der Montage mit<br />
Montagepaste eingestrichen werden, damit<br />
sie in ihren Sitz gleiten.
AUSRICHTEN DER ZYLINDER UND KÖPFE<br />
1. Das Spaltmaß stimmt. Dean kann jetzt auch den letzten Zylinderkopf<br />
montieren.<br />
2. Nach der Montage aller Zylinder und Köpfe dreht Dean den Motor<br />
durch, um die einwandfreie Funktion zu testen.<br />
3. Die Zylinder müssen absolut parallel<br />
stehen, damit später Anbauteile wie Lüftungsbleche<br />
einwandfrei passen.<br />
4. Auch die Köpfe müssen parallel sein,<br />
sonst wird der Auslasskrümmer nicht dicht.<br />
Korrigiert wird mit dem Nylonhammer.<br />
5. Ist alles parallel, zieht Dean zunächst<br />
die Zylinder mit dem T-Schlüssel an<br />
und prüft dabei nochmals die Parallelität.<br />
6. Im letzten Arbeitsschritt zieht Dean jeden Zylinder jeweils über<br />
Kreuz mit dem Drehmomentschlüssel an.<br />
7. Nach dem letzten Anziehen der Schrauben muss der Motor zum<br />
Test noch einmal mit der Hand durchgedreht werden.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
71
SERVICE<br />
Motoreninstandsetzung<br />
ABSCHLIESSNDE MONTAGE DER ZYLINDER UND KÖPFE<br />
1. Bei Montage der Zylinderköpfe müssen<br />
vorsichtig die Stoßstangenrohre in ihre<br />
untere Aufnahme geschoben werden.<br />
3. Der mittlere Zylinderkopf<br />
wird von Dean ebenfalls<br />
gleich zur Sicherung<br />
leicht verschraubt.<br />
4. Nach der Montage der<br />
Nachbar-Zylinder kann der<br />
dritte problemlos<br />
aufgeschoben werden.<br />
2. Damit der erste Zylinder bei der Montage<br />
des dritten nicht abheben kann, wird er<br />
zur Sicherung leicht verschraubt.<br />
5. Auch beim letzten Zylinder<br />
misst Dean zur Sicherheit<br />
das Spaltmaß mit<br />
Lötdrahtstücken.<br />
Motor leicht durchdrehen lässt und nirgends<br />
ein Widerstand zu spüren ist.<br />
Alles ist hier jedoch im grünen Bereich,<br />
und unser Motoren-Profi kann<br />
heute noch die Stoßstangen für den Ventiltrieb<br />
in den Motor stecken. „Hier sollte<br />
immer etwas Motorenöl von oben in<br />
die Stoßstangenrohre geträufelt werden,<br />
damit sie beim ersten Start des Motors<br />
nicht gleich trocken laufen“, so Dean.<br />
Als letzte Arbeit für heute wird er noch<br />
die sechs Stoßstangen in den Motor stecken.<br />
Auch die Halbkugel-Aufnahmen<br />
für die Pfannen der Ventileinstellschrauben<br />
sowie die Ventilschaftenden müssen<br />
vor der Montage der Kipphebel noch etwas<br />
geölt werden. Dean wird dies jedoch<br />
erst machen, wenn er wieder an dem<br />
MWM-Motor weiter arbeiten kann. Heute<br />
muss er sich noch um einen kapitalen<br />
Motorschaden an einem modernen Lkw-<br />
Motor kümmern. Beim nächsten Mal<br />
geht es allmählich in den Endspurt beim<br />
Zusammenbau des MWM-Motors. Doch<br />
bevor er auf den Prüfstand kann, müssen<br />
noch der Ventiltrieb komplettiert und die<br />
gesamte Luftkühlung und diverse Kleinteile<br />
und Abdeckungen montiert werden.<br />
Wir bleiben für Sie am Ball, denn<br />
schließlich wollen wir den Motor endlich<br />
wieder laufen hören. M. Schoch<br />
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WENN DIE PAPIERE<br />
VERSCHWUNDEN SIND<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich habe mir kürzlich einen Hanomag<br />
Perfekt 300 (Rundhaube) gekauft. Leider<br />
hatte der Vorbesitzer keine Fahrzeugpapiere.<br />
Aus diesem Grund habe ich zwei<br />
Fragen:<br />
1. Wie kann man das Baujahr bestimmen?<br />
Ich habe nur die Fahrgestellnummer.<br />
2. Was muss man unternehmen, um nach<br />
der Restaurierung eine Straßenzulassung<br />
zu erhalten?<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Helmut Bartjes<br />
warten während des laufenden Aufgebots,<br />
müssen diese unverzüglich bei der<br />
Zulassungsstelle abgegeben werden, da<br />
sonst ein Bußgeld droht. Weigert sich die<br />
Zulassungsstelle nach diesem Verfahren<br />
immer noch, die ZB II auszustellen, sollte<br />
ein schriftlicher Bescheid verlangt werden.<br />
Da die HU abgelaufen ist und die Papiere<br />
fehlen, müssen Sie ein Vollgutachten<br />
bei einer der Prüforganisationen machen<br />
lassen. Hilfreich kann hier ein alter Fahrzeugbrief<br />
sein, der von einem typgleichen<br />
Hanomag stammt. Auch die Zulassungsbescheinigung,<br />
Teilelisten oder Prospekte<br />
können weiterhelfen, die nötigen Daten<br />
zu ermitteln. Fragen Sie hierzu vorab,<br />
welche Dokumente akzeptiert werden.<br />
Das führt uns zu Ihrer zweiten Frage:<br />
Auch wenn das Wissen um das Baujahr<br />
Ihres <strong>Traktor</strong>s nützlich ist, wird zum Vollgutachten<br />
der Tag der ersten Zulassung<br />
benötigt. Da Ihre Papiere jedoch nicht<br />
mehr auffindbar sind und damit auch der<br />
Tag der ersten Zulassung unbekannt ist,<br />
müssen Sie zuerst das Baujahr Ihres <strong>Traktor</strong>s<br />
herausfinden. Das Eruieren des Baujahres<br />
kann schwierig werden. Normaler-<br />
Sehr geehrter Herr Bartjes,<br />
Fehlt der alte Fahrzeugbrief oder die ZB II,<br />
muss nach § 12 (FZV) eine neue beantragt<br />
werden. Um die Verfügungsberechtigung<br />
nachzuweisen, sind zunächst ein Besitznachweis<br />
in Form eines Kaufvertrages,<br />
ausländischer Papiere, von Originalrechnungen<br />
oder Zollquittungen hilfreich.<br />
Seit dem 01.03.2007 wird die bis dahin<br />
notwendige Auskunft aus dem zentralen<br />
Fahrzeugregister zur Klärung eventueller<br />
Besitzverhältnisse („Unbedenklichkeitsbescheinigung“)<br />
von der Zulassungsstelle<br />
bei Bedarf selbst eingeholt.<br />
Falls zum Fahrzeug nachweislich schon<br />
einmal ein Fahrzeugbrief vorhanden war,<br />
muss zusätzlich Folgendes beachtet werden:<br />
Nach § 12, Abs. 4 (FZV) muss im Verkehrsblatt<br />
die verlorene ZB II („alter<br />
Brief“) mit genauer Nennung einer Frist<br />
zur Vorlage bei der Zulassungsbehörde<br />
aufgeboten werden. Die Frist umfasst in<br />
der Regel 14 Tage. Macht innerhalb dieser<br />
Frist niemand eventuelle Rechte am Fahrzeug<br />
geltend, kann von der Zulassungsbehörde<br />
Ersatz ausgestellt werden. Da das<br />
Verkehrsblatt jedoch nur alle zwei Wochen<br />
erscheint, können für dieses Verfahren<br />
beziehungsweise für das Aufgebot bis<br />
zu acht Wochen vergehen. Darüber hinaus<br />
hat die Zulassungsbehörde das Recht,<br />
dass sie eine eidesstattliche Versicherung<br />
über den Verbleib der Fahrzeugpapiere<br />
und über die Verfügungsberechtigung verlangt.<br />
Finden sich die Papiere wider Erweise<br />
steht es auf dem Typenschild, das<br />
am Rahmen oder einem anderen Kernbauteil<br />
befestigt ist. Wenn da nichts steht,<br />
kann unter Umständen die Ihnen bekannte<br />
Fahrgestellnummer weiter helfen. So<br />
könnten Sie bei der Komatsu Deutschland<br />
GmbH – sie hält heute die Markenrechte<br />
von Hanomag – nachfragen, ob zu Ihrem<br />
<strong>Traktor</strong> dort noch Unterlagen existieren.<br />
Zumindest sollten sich dort im Firmenarchiv<br />
Unterlagen finden. Bringt Sie das<br />
nicht weiter, fragen Sie doch mal beim<br />
Kraftfahrt-Bundesamt nach, ob zu Ihrem<br />
Fahrzeug dort noch etwas bekannt ist.<br />
Letztlich können Sie sich auch an ausgewiesene<br />
Hanomag-Experten wenden. Diese<br />
kennen die verschiedenen Typen und<br />
ihre Modellpflegemaßnahmen meist so<br />
gut, dass sich das genaue Baujahr eingrenzen<br />
lassen müsste. Egal was Sie machen,<br />
sammeln Sie dabei möglichst viele Informationen<br />
und bringen Sie diese zur Vollbegutachtung<br />
mit. Jetzt bleibt mir noch,<br />
Ihnen viel Erfolg beim Recherchieren zu<br />
wünschen.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr Marcel Schoch<br />
Das Typenschild – üblicherweise am Rahmen oder einem anderen Kernbauteil befestigt –<br />
verrät die Individualdaten des <strong>Traktor</strong>s.<br />
Foto: M. Schoch<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
73
SERVICE<br />
<strong>Traktor</strong>-Kennzeichen<br />
AMTLICHE KENNZEICHEN – TEIL II<br />
Historisch oder<br />
doch saisonal?<br />
<strong>Traktor</strong>-Kennzeichen<br />
In Teil I unserer Serie über<br />
Kennzeichen für klassische<br />
<strong>Traktor</strong>en haben wir das<br />
amtliche schwarze Kennzeichen<br />
sowie die rote 07er-<br />
Nummer vorgestellt. Heute<br />
geht es um die Saison- und<br />
die H-Zulassung.<br />
Jede Art von Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr hat ihre Vor- und Nachteile.<br />
Heute wollen wir uns die H-Zulassung und das Saisonkennzeichen näher ansehen. Beide sind<br />
finanziell sehr interessant, da sich mit ihnen viel Geld sparen lässt. Doch wo viel Licht ist,<br />
ist auch viel Schatten! Gleich haben Sie den totalen Überblick.<br />
Fotos: M. Schoch<br />
74
H-Kennzeichen im normalen Pkw-Format passen stilistisch nicht zu Oldtimer-<strong>Traktor</strong>en. Es<br />
kann bei der Zulassungsstelle gegen eines im „<strong>Traktor</strong>-Format“ getauscht werden.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Auf <strong>Traktor</strong>-Treffen sieht<br />
man H-Kennzeichen immer<br />
öfter. Mit ihnen kann der<br />
historische <strong>Traktor</strong> ganzjährig<br />
gefahren werden.<br />
Für viele Schrauber ist das H-Kennzeichen<br />
das Sahnehäubchen auf ihrem <strong>Traktor</strong>.<br />
In den letzten Jahren sieht man auf<br />
Treffen immer mehr <strong>Traktor</strong>en mit<br />
einem so genannten H-Kennzeichen.<br />
Es ist besonders beliebt bei<br />
Originalitäts-Fanatikern, denn das der<br />
Nummer auf dem Kennzeichen nachgestellte<br />
„H“ dokumentiert, dass der <strong>Traktor</strong><br />
sich im originalen Zustand befindet.<br />
Es wundert einen daher nicht, dass viele<br />
H-Kennzeichen-Besitzer sich quasi amtlich<br />
geadelt fühlen und es mit einem gewissen<br />
Stolz präsentieren.<br />
Es soll sogar <strong>Traktor</strong>-Fans geben, die<br />
ihre selbst durchgeführte Restaurierung<br />
erst als abgeschlossen ansehen, wenn sie<br />
endlich das heißbegehrte H-Kennzeichen<br />
an ihren <strong>Traktor</strong> schrauben können.<br />
Es spricht also viel für ein H-Kennzeichen.<br />
Um es zu bekommen, müssen<br />
jedoch einige Hürden genommen werden.<br />
Bitte folgen: Nun geht es in den amtlichen<br />
Dschungel aus Paragrafen und<br />
Vorschriften.<br />
H-Kennzeichen<br />
Das H-Kennzeichen – auch Oldtimer-<br />
Kennzeichen genannt – kann für jedes<br />
Fahrzeug ab einem Mindestalter von 30<br />
Jahren beantragt werden. Für die Zuteilung<br />
eines H-Kennzeichens ist jedoch<br />
nicht das Baujahr ausschlaggebend, sondern<br />
der Tag der Erstzulassung. (Achtung!<br />
Das Erreichen der 30 Jahres-Grenze<br />
wird in Bayern taggenau, in anderen<br />
Bundesländern zum Teil nur jahrgenau<br />
bemessen.) Als Nachweis über den Oldtimerstatus<br />
muss der Zulassungsstelle<br />
stets ein Gutachten nach § 23 StVZO vorgelegt<br />
werden.<br />
Dieses Gutachten hat es in sich, denn<br />
der Gesetzgeber schreibt für eine positive<br />
Begutachtung durch einen amtlichen<br />
<strong>Traktor</strong>en mit H-Kennzeichen erzielen<br />
deutlich höhere Marktpreise.<br />
Kfz-Sachverständigen (TÜV, Dekra u.a.)<br />
zur Erlangung eines H-Kennzeichens<br />
eine ganze Reihe von Kriterien vor. Das<br />
Fahrzeug muss sich in einem guten bzw.<br />
sehr guten Originalzustand befinden,<br />
wobei Karosserie-, Ausstattungs- und<br />
Technikteile durch Nachbildungen<br />
und/oder durch angepasste Austauschteile<br />
ergänzt bzw. instand gesetzt worden<br />
sein können. Nicht original dürfen die<br />
Auspuffanlage, Bereifung, Bremsbeläge,<br />
Elektrik, Ketten (Riemen), Lampen (und<br />
Leuchteinrichtungen), Verglasung und<br />
Zündkerzen sein. Veränderungen, die<br />
dem Umweltschutz dienen (z.B. Katalysator,<br />
Bleifreiumbauten u.a.) sind, vorausgesetzt<br />
sie schränken den bisherigen<br />
Zustand nicht zu sehr ein, zulässig. Der<br />
Verkehrssicherheit dienende Eingriffe<br />
(zum Beispiel Stahlflex-Bremsleitungen,<br />
H-4- Lampeneinsätze u.a.) sind, soweit<br />
75
SERVICE<br />
<strong>Traktor</strong>-Kennzeichen<br />
Nichtoriginale Scheinwerfer müssen bei der<br />
H-Begutachtung stilistisch zum <strong>Traktor</strong> passen.<br />
Neben den großen Prüforganisationen,<br />
wie TÜV oder Dekra, können auch auf<br />
Oldtimer spezialisierte freie Kfz-Sachverständige<br />
H-Gutachten erstellen.<br />
Neue Auspuffanlagen sind bei<br />
einer H-Begutachtung, sofern sie<br />
der alten Form folgen, zulässig.<br />
Dokumente für die Zulassung mit H-Kennzeichen<br />
■ (EU)-Zulassungsbescheinigung Teil II (ZB<br />
II; seit 1.10.2005) oder „alter“ (nationaler)<br />
Fahrzeugbrief (nach § 6, Abs. 2 Fahrzeug-<br />
Zulassungsverordnung (FZV)). Gegebenenfalls<br />
noch die alte Abmeldebescheidung.<br />
■ Bei Ummeldung: zusätzlich (EU)-<br />
Zulassungsbescheinigung Teil I (seit<br />
1.10.2005) oder „alter“ (nationaler) Fahrzeugschein.<br />
■ die bisher zugeteilten Kennzeichen (auch<br />
bei Ummeldung eines angemeldeten Fahrzeugs).<br />
sie den Originalzustand nicht zu stark<br />
beeinträchtigen, ebenfalls zulässig. Moderne<br />
Ausrüstungen (Nebelscheinwerfer<br />
u.a) und Ausstattungen (CD-Player, Navigationsgerät<br />
u.a.) dürfen den Originaleindruck<br />
des Fahrzeugs nicht beeinträchtigen.<br />
Experten-Tipp: Damit die Begutachtung<br />
gleich klappt, sollte vorher immer<br />
mit dem zuständigen Sachverständigen<br />
bei der Prüfstelle des Vertrauens gesprochen<br />
werden, denn er muss sich auch<br />
erstmal mit ihrem <strong>Traktor</strong> vertraut machen!<br />
Hat man das H-Gutachten und eine<br />
Oldie-Versicherung gefunden, kann es zur<br />
Zulassungsstelle gehen. Hier besteht die<br />
Möglichkeit, die Zulassung von einer Vertrauensperson<br />
vornehmen zu lassen.<br />
Dazu muss der Ausweis des Bevollmächtigten<br />
sowie eine schriftliche Vollmacht<br />
des Halters vorgelegt werden. Ebenso der<br />
Ausweis jener Person, auf die der <strong>Traktor</strong><br />
zugelassen werden soll.<br />
Für und Wider<br />
Als H-Kennzeichen werden nur Euro-<br />
Kennzeichen ausgegeben. Am Ende der<br />
Buchstaben-Ziffernkombination steht das<br />
„H“ (Historisches Fahrzeug). Für das H-<br />
Kennzeichen gilt pauschal jährlich der<br />
„Oldtimer-Steuersatz“ von 191,73 Euro.<br />
Mit einer H-Zulassung kann ein Oldtimer-<br />
<strong>Traktor</strong> uneingeschränkt ganzjährig am<br />
Straßenverkehr teilnehmen. Auch sind<br />
■ Nachweis einer gültigen HU (Bericht der<br />
letzten Hauptuntersuchung).<br />
■ wenn Pflicht zur Abgasuntersuchung (AU)<br />
besteht, ist auch der Nachweis über eine<br />
gültige AU zu erbringen (Benziner ab dem<br />
01.07.1969, Diesel ab dem 01.01.1977).<br />
■ Personalausweis.<br />
■ eVB-Nummer (elektronische Versicherungsbestätigung<br />
mit „H“-Vermerk).<br />
■ H-Begutachtung nach §23 StVZO.<br />
■ Nachweis über ein Girokonto (EC-Karte u.a.)<br />
für die Abbuchung der Kfz-Steuer.<br />
Fahrten ins Ausland zulässig. Eine gewerbliche<br />
Vermietung des Fahrzeuges<br />
oder - im Falle von <strong>Traktor</strong>en - eine gewerbliche<br />
Nutzung ist jedoch nicht gestattet.<br />
Auch sollte bei der Versicherung nachgefragt<br />
werden, welche Bedingungen sie<br />
an ihre Oldtimer-Versicherung knüpft.<br />
Nicht selten werden Garagenstellplätze<br />
gefordert und die Jahresfahrleistung auf<br />
wenige tausend Kilometer beschränkt.<br />
Alte Papiere sichern<br />
Bei einer Ummeldung auf H-Kennzeichen<br />
oder auch bei einer regulären Um- oder<br />
Wiederanmeldung verlieren die bisherigen<br />
nationalen Fahrzeugpapiere ihre Gültigkeit<br />
und werden durch die neuen Zulassungsbescheinigungen<br />
Teil I und Teil II<br />
ersetzt. Damit die Historie des Fahrzeugs<br />
lückenlos erhalten bleibt, sollte immer die<br />
Herausgabe der alten entwerteten Papiere<br />
eingefordert werden. Da zudem in den<br />
neuen Zulassungsbescheinigungen nicht<br />
mehr alle technischen Daten aufgeführt<br />
sind – so fehlen zum Beispiel oft die Eintragungen<br />
von alternativen Reifengrößen<br />
– können diese Papiere unter anderem<br />
zum Nachweis anderer Reifendimensionen<br />
bei Polizeikontrollen oder<br />
bei der HU sehr hilfreich sein. Und sie<br />
76
sind natürlich wertvolle Zeitdokumente<br />
für die individuelle Fahrzeuggeschichte<br />
des Schleppers.<br />
Saisonkennzeichen<br />
Wer seinen <strong>Traktor</strong> ausschließlich in der<br />
warmen (oder kalten?) Jahrzeit fahren<br />
möchte, kann auch über ein Saisonkennzeichen<br />
nachdenken. Voraussetzung hierfür<br />
ist zunächst wieder, dass der <strong>Traktor</strong><br />
der StVZO entspricht.<br />
Hauptvorteil des Saisonkennzeichens<br />
ist, dass man den <strong>Traktor</strong> für einen bestimmten<br />
Zeitraum zulassen kann, ohne<br />
dass er ständig an- und abgemeldet werden<br />
muss. Das An- und Abmelden geschieht<br />
nach der Erstanmeldung automatisch<br />
und erspart dem Halter somit<br />
neuerliche Gänge zur Zulassungsstelle,<br />
ohne dass weitere Gebühren erhoben werden.<br />
Der in Monaten bemessene Zulassungszeitraum<br />
wird vom Fahrzeughalter<br />
einmalig festgelegt und auf dem Kennzeichen<br />
dokumentiert. Die Abrechnung der<br />
Kfz-Steuer erfolgt tageweise und berechnet<br />
sich nach den Sätzen, die für die jeweilige<br />
Fahrzeugart gilt.<br />
Die Voraussetzungen zur Zulassung eines<br />
Fahrzeugs mit einem Saisonkennzeichen<br />
sind identisch mit der einer regulären<br />
Zulassung mit einem schwarzen<br />
Kennzeichen (siehe TRAKTOR CLASSIC<br />
5/2014 „Wegweiser durch den Schilderwald“).<br />
Jedoch gibt es kleine Unterschiede,<br />
die es zu beachten gilt:<br />
Ist der Zulassungszeitraum nicht auf<br />
dem Kennzeichen vermerkt (z.B. Ummeldung),<br />
benötigt man grundsätzlich neue.<br />
Je nach vorhandenen Ziffern/Buchstaben<br />
und damit Platz kann die Zuteilung<br />
eines neuen Kennzeichens mit anderer<br />
Ziffernfolge notwendig werden.<br />
Die Deckungszusage der Versicherung<br />
muss den Bestimmungen des Saisonkennzeichens<br />
entsprechen (eVB-Nummer für<br />
das Saisonkennzeichen muss mit der Angabe<br />
des jeweiligen Nutzungszeitraums<br />
übereinstimmen).<br />
Der Zulassungszeitraum ist am rechten<br />
Rand des Kennzeichens ersichtlich (bei<br />
Nfz und Kfz am vorderen und hinteren<br />
Kennzeichen). Die obere Ziffer bezeichnet<br />
den Anfangsmonat, die untere den Endmonat<br />
des Nutzungszeitraums.<br />
Die Mindestzulassungsdauer beträgt<br />
zwei Monate, die Maximaldauer elf Monate,<br />
wobei das Saisonkennzeichen nicht mit<br />
einer H-Zulassung oder einen 07-Kennzeichen<br />
kombiniert werden kann.<br />
Wichtig: Vor dem Marsch durch die Instanzen exakt<br />
definieren, was das Kennzeichen können soll.<br />
Pro und Contra<br />
Grundsätzlich gilt für diese Zulassungsform<br />
das gleiche wie für das reguläre<br />
schwarze Kennzeichen. Außerhalb des<br />
festgelegten Zulassungszeitraums ist das<br />
Fahrzeug jedoch automatisch abgemeldet<br />
und darf nicht auf öffentlicheM<br />
Grund abgestellt oder bewegt werden. Erlaubt<br />
ist nur die Unterbringung auf privatem<br />
Grund, in Garagen, Hallen oder<br />
Tiefgaragen, auf einem privaten Parkplatz,<br />
der nicht öffentlich zugänglich ist<br />
oder auf einem gemieteten Stellplatz in<br />
einem Parkhaus.<br />
Saison- oder H-Kennzeichen? Die richtige<br />
Entscheidung kann Geld sparen.<br />
Das Fahrzeug ist außerhalb des Zulassungszeitraumes<br />
im Rahmen der Teilkasko<br />
versichert.<br />
Noch stärker als bei der Zulassung mit<br />
einem regulären Kennzeichen rechnet sich<br />
das Saisonkennzeichen gegenüber einer<br />
H-Zulassung, da aufgrund des kürzeren<br />
Zulassungszeitraumes die Kfz-Steuer viel<br />
günstiger ausfallen kann.<br />
H- oder Saison-Kennzeichen sind in der<br />
Oldtimerszene die beliebtesten Zulassungsformen.<br />
Mit Recht – denn einerseits<br />
lässt sich mit beiden viel Geld sparen, anderseits<br />
entsprechen beide Zulassungsformen<br />
dem Oldtimerstatus unserer <strong>Traktor</strong>en<br />
beziehungsweise ihrer Nutzung als<br />
rollendes Kulturgut.<br />
In der nächsten Ausgabe liegt der<br />
Schwerpunkt bei den Kurzzeit- und Ausfuhrkennzeichen.<br />
Marcel Schoch<br />
Auch Saison-Kennzeichen gibt es für <strong>Traktor</strong>en im „<strong>Traktor</strong>-<br />
Format“. Das Pkw-Format muss nicht sein!<br />
<strong>Traktor</strong>en mit Saison-Kennzeichen dürfen im Abmeldezeitraum<br />
nicht auf öffentlichem Grund abgestellt werden.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
77
PORTRÄT<br />
Hofherr-Schrantz Austro-Junior<br />
Wie aus dem Ei gepellt steht der<br />
Lizenz-Porsche aus Österreich<br />
nach der Restaurierung dar.<br />
SYSTEM PORSCHE, GEBAUT IN WIEN<br />
Österreichischer Eintopf<br />
Was tut ein Porsche-Sammler, wenn er bereits nahezu alles in seinem Besitz hat? Genau, er<br />
sucht nach einem Exoten. Ekkehard Diez erkor einen Hofherr-Schrantz zum Objekt seiner<br />
Begierde und restaurierte den österreichischen Junior.<br />
Nach dem Vorbild des KdF-Wagens,<br />
dem VW Käfer, plante die<br />
NS-Regierung ab 1937 den Bau<br />
eines Volksschleppers zur Massenmotorisierung<br />
der Landwirtschaft im<br />
Deutschen Reich. Den Entwicklungsauftrag<br />
erhielt Dr. Ing. h. c. Ferdinand Porsche,<br />
der sich bereits für das Pkw-Projekt<br />
federführend verantwortlich zeigte. Ähnlich<br />
wie in Wolfsburg, sollte in Waldbröl<br />
nahe Köln eine riesige Fabrik zum Bau<br />
von jährlich 300.000 Volksschleppern<br />
78<br />
entstehen. Porsche lieferte verschiedene<br />
Konstruktionen und Prototypen ab, doch<br />
der Zweite Weltkrieg ließ das Projekt<br />
schließlich scheitern.<br />
Nach dem Krieg suchte Porsche im Inund<br />
Ausland nach einem Partner für die<br />
Serienfertigung des recht ausgereiften<br />
Volksschleppers. Fündig wurde er 1949:<br />
Unter der Bezeichnung „System Porsche“<br />
baute Allgaier ab 1950 insgesamt<br />
acht verschiedene Typen mit ein, zwei,<br />
drei und vier Zylindern. Trotz rund<br />
40.000 zunächst in Uhingen und dann im<br />
ehemaligen Dornier-Werk am Bodensee<br />
hergestellten Fahrzeugen trennte sich<br />
Allgaier Ende 1955 von seiner erfolgreichen<br />
Schlepperbausparte. Die Produktion<br />
wurde am gleichen Standort weitergeführt<br />
von der neu gegründeten<br />
Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH, einer<br />
Tochter des Mannesmann-Konzerns.<br />
Zeitgleich verhandelte das in Wien beheimatete<br />
Unternehmen Hofherr-<br />
Schrantz erfolgreich mit Porsche um die
Auf den Anbau der Hydraulik hat Ekkehard<br />
Diez nach der Restaurierung verzichtet.<br />
Optisch und technisch<br />
lässt der Austro-Junior<br />
keine Wünsche offen.<br />
Aufnahme einer Lizenzfertigung in direkter<br />
Kooperation mit dem Stammwerk<br />
in Friedrichshafen.<br />
Verkaufsschlager Junior<br />
Wichtigstes Modell war dabei der kleine<br />
Einzylinder-Schlepper. Allgaier bot ihn<br />
unter der Bezeichnung A 111 mit 12 PS<br />
an, bei Porsche-Diesel hieß er zunächst P<br />
111. Nachfolger wurden die Typen Junior<br />
108 und Junior 109 mit 14 bzw. 15 PS –<br />
die österreichischen Varianten hießen<br />
Hofherr-Schrantz A 111 und Austro-Junior,<br />
versehen mit dem Zusatz „System<br />
Porsche“. Insgesamt sollen mehr als<br />
4.000 Lizenz-Porsche in Wien montiert<br />
und an österreichische Bauern verkauft<br />
worden sein – und das bis 1965, also<br />
noch zwei Jahre über das Produktionsende<br />
in Friedrichshafen hinaus.<br />
Den einzylindrigen Anfang markierte<br />
der A 111, dessen Motorleistung gegenüber<br />
dem deutschen Vorbild von 12 PS<br />
bei 2.200 U/min auf 11 PS bei 2.100<br />
U/min reduziert wurde. Durch die herabgesetzte<br />
Drehzahl blieb die Höchstgeschwindigkeit<br />
unter 16 km/h, so dass die<br />
österreichischen Behörden dem Schlepper<br />
keine jährliche technische Überprüfung<br />
verordneten. Im Frühjahr 1958 wurde<br />
der A 111 durch den Austro-Junior<br />
abgelöst. Dieser entsprach mit dem überarbeiteten,<br />
nunmehr 14 PS starken Motor<br />
und dem beibehaltenen 4/4-Gang-Wendegetriebe<br />
von Getrag dem in Deutschland<br />
nur kurzzeitig angebotenen Einstiegsmodell<br />
„Junior 4“. Die meisten<br />
deutschen „Junioren“ verfügten über das<br />
ZF-Getriebe A4 und erreichten eine – für<br />
den österreichischen Markt unvorteilhafte<br />
– Höchstgeschwindigkeit von 20<br />
km/h. 1961 erfolgte die Einführung des<br />
Motors F 109 mit erweiterter Bohrung<br />
und 15 PS.<br />
Leicht modifiziert<br />
Eine landesspezifische Sonderausführung<br />
war der sogenannte Gebirgstraktor.<br />
Durch nach hinten gedrehte Hinterachstrichter<br />
verlängerte sich der Radstand<br />
um 135 mm, und die Bodenfreiheit ver-<br />
Seit vier Jahrzehnten sammelt Ekkehard Diez alles, was den Markennamen<br />
Porsche auch nur im Entferntesten trägt.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Die eindrucksvolle Sammlung wird in zwei Hallen mit 330 Quadratmetern<br />
präsentiert.<br />
79
PORTRÄT<br />
Hofherr-Schrantz Austro-Junior<br />
Der Hofherr-Schrantz nach<br />
der Intensivwäsche.<br />
Anlasser und Elektrik wurden komplett<br />
durch Neuware ersetzt.<br />
ringerte sich um 85 mm. Entsprechend<br />
größere Schräglagen vertrug der Schlepper<br />
bei Arbeiten an steilen Abhängen.<br />
Anfangs wurden übrigens die meisten<br />
Baugruppen aus Friedrichshafen nach<br />
Wien geliefert, wo lediglich die Endmontage<br />
erfolgte. Nach und nach steigerte<br />
Hofherr-Schrantz aber die Fertigungstiefe<br />
im eigenen Haus, bis praktisch nur<br />
noch die Motoren vom Lizenzgeber beigesteuert<br />
wurden.<br />
Der Porsche Junior ist auf <strong>Traktor</strong>treffen<br />
in Deutschland wahrlich keine Seltenheit.<br />
Kein Wunder, bei den Produktionszahlen:<br />
Allgaier und Porsche haben<br />
bis zur Produktionseinstellung mehr als<br />
80<br />
Die Holzbretter der Notsitze wurden im<br />
Zuge der Restaurierung erneuert.<br />
30.000 Einzylinder-Schlepper auf die Räder<br />
gestellt. Dazu kommen rund 500<br />
Fahrzeuge in der Schmalspurversion.<br />
Genaue Produktionszahlen des Austro-<br />
Junior sind hingegen nicht bekannt.<br />
Hoch im Kurs<br />
Allein der Markenname macht den Porsche<br />
Junior für <strong>Traktor</strong>freunde interessant.<br />
Hinzu kommen das gefällige rundlich-geschwungene<br />
Design, die<br />
unkomplizierte Technik und eine unproblematische<br />
Ersatzteilversorgung. Argumente,<br />
die auch Ekkehard Diez aus Ammerbuch<br />
in Baden-Württemberg<br />
überzeugten.<br />
Das Blech war beim Kauf in einem beklagenswerten<br />
Zustand.<br />
Der 57-Jährige ist seit über vier Jahrzehnten<br />
Sammler von allen nur denkbaren<br />
Devotionalien rund um die Marke<br />
Porsche. Was einst mit einem einfachen<br />
Modellauto begann, füllt heute zwei Industriehallen<br />
mit einer Gesamtfläche<br />
von 330 Quadratmetern: Prospekte,<br />
Fachliteratur, Pins, Schlüsselanhänger …<br />
es gibt kaum etwas mit dem Porsche-<br />
Schriftzug, das Ekkehard Diez seiner<br />
Sammlung noch nicht einverleiben<br />
konnte. Sieben Sportwagen aus Zuffenhausener<br />
Produktion zieren den Showroom,<br />
den er vorsichtig als sein kleines<br />
privates Porsche-Museum bezeichnet.<br />
Zwangsläufig stieß er in seiner Lei-
Technische Daten<br />
Technische<br />
Bezeichnung<br />
denschaft auch auf die landwirtschaftlichen<br />
Fahrzeuge, die den klangvollen Namen<br />
auf der Haube und in den Papieren<br />
tragen. „Es ist mir natürlich klar, dass die<br />
Zuffenhausener Edelsportwagen so gut<br />
wie nichts mit den <strong>Traktor</strong>en der Porsche-Diesel<br />
GmbH zu tun haben“,<br />
schmunzelt Ekkehard Diez. „Aber das<br />
hat mich als ,radikalen‘ Porschefan überhaupt<br />
nicht gestört. Außerdem obliegt es<br />
ja mir, die Grenzen meiner eigenen Kollektion<br />
festzulegen.“<br />
Jagd in Österreich<br />
Vor zwölf Jahren erwarb der Tübinger<br />
seinen ersten Junior, die mit einem K bezeichnete<br />
kurze Variante. Es folgten das<br />
abgespeckte V-Modell und ein Schmalspurschlepper.<br />
Ziel war es nun, ein<br />
Exemplar jeder Baureihe anzuschaffen.<br />
Der 57-Jährige schoss weit darüber hinaus:<br />
Mittlerweile besitzt er außerdem<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Austro-Junior,<br />
System Porsche<br />
Bauzeit Frühjahr 1958<br />
bis 1965<br />
Stückzahl ca. 3.000<br />
Motor F 108; ab 1961: F 109<br />
Verfahren<br />
Viertakt/<br />
Wirbelkammer<br />
Kühlung<br />
Luft (Radialgebläse)<br />
Zylinderzahl 1<br />
Hubraum (cm 3 ) 822; ab 1961: 875<br />
Bohrung x Hub (mm) 95 x 116;<br />
ab 1961: 98 x 116<br />
Leistung 14 / 2.250;<br />
(PS/bei U/min) ab 1961: 15 / 2.250<br />
Drehmoment 47 / 1.900;<br />
(Nm/bei U/min) ab 1961: 50 / 1.800<br />
Getriebe<br />
Getrag<br />
Gänge v/r 4/4<br />
Höchstgeschw. (km/h) 16<br />
Batterie (V/Ah) 12 / 56<br />
Leergewicht (kg) 890 – 940<br />
Zul. Gesamtgew. (kg) 1.580<br />
Länge (mm) 2.700<br />
Breite (mm) 1.460 – 1.700<br />
Höhe (mm)<br />
Radstand (mm)<br />
Bodenfreiheit (mm)<br />
1.570 (Gebirgstraktor:<br />
1.480)<br />
1.700 (Gebirgstraktor:<br />
1.835)<br />
405 (Gebirgstraktor:<br />
320)<br />
5,7 (mit Lenkbremse)<br />
Wendekreis (m)<br />
Spurweite v/h (mm) 1.028-1.488 /<br />
1.000-1.600<br />
Bereifung v/h 4.00-15 / 8-24; 9-24<br />
Serienausstattung Elektrische Anlage<br />
inklusive Vorglüheinrichtung, Anlasser und<br />
Beleuchtung, Verstellfelgen, Norm- und Wegzapfwelle,<br />
Mähantrieb, Anhängekupplung,<br />
vorderes Zugmaul, feste Ackerschiene<br />
Sonderausstattung Mähwerk, Riemenscheibe,<br />
zusätzliches Frontgewicht,<br />
Radgewichte, hydraulischer Kraftheber<br />
Kaufpreis (öS) 1961: 36.800<br />
(Gebirgstraktor:<br />
37.300)<br />
KAROSSERIEARBEITEN<br />
Kleinteile sind zum Lackieren vorbereitet …<br />
Gestrahlt und grundiert.<br />
einen Standard AP 22, einen Super Export<br />
329, einen Super B 308 Industrieschlepper<br />
als Baubagger, einen Master<br />
419, zwei AP 17 der ersten und zweiten<br />
Version sowie einen Allgaier A 111.<br />
„Hübsch, rot aber wenig exotisch war<br />
mein <strong>Traktor</strong>enfuhrpark“, meint der gelernte<br />
Bankkaufmann. „Also musste noch<br />
ein richtig seltenes Stück her, praktisch<br />
ein exklusives Sahnehäubchen. Und das<br />
habe ich in der österreichischen Lizenzfertigung<br />
des Porsche Junior von Hofherr-<br />
Schrantz ausgemacht.“<br />
Die Suche nach einem Austro-Junior<br />
gestaltete sich unerwartet einfach, führte<br />
aber geradezu zwangsläufig über die Alpen<br />
ins Nachbarland. Diez kontaktierte<br />
Gerhard Lackner, der in Hitzendorf nahe<br />
Graz ein <strong>Traktor</strong>museum mit zwei Dutzend<br />
Porsche- und Allgaier-Schleppern in<br />
der Ausstellung betreibt. Die Frage, ob der<br />
Experte von einem käuflich erwerbbaren<br />
Hofherr-Schrantz wüsste, blieb nicht lange<br />
unbeantwortet. Faxe und Fotos wurden<br />
hin und her geschickt. Schließlich machte<br />
sich Diez mit einem Anhänger auf die 650<br />
Kilometer lange Reise zum Standort. Vor<br />
Ort wurde er sich schnell einig mit dem<br />
Besitzer, blätterte 2.700 Euro auf den Tisch<br />
und kutschierte seinen Neuerwerb stolz<br />
… ebenso Haube und Kotflügel.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen!<br />
wie Bolle heim nach Ammerbuch. Er war<br />
der fünfte Besitzer und hatte die original<br />
Fahrzeugpapiere in der Tasche.<br />
Die Optik war beklagenswert, dafür<br />
lief der Motor wie eine Eins!<br />
Noch zu retten?<br />
„Eine Tonne Schrott hast du dir da angelacht,<br />
was willst du bloß mit diesem<br />
Wrack“, fragte sein Schrauberspezi Friedrich<br />
Bühler. Viele Jahre hat er als Landmaschinenmechaniker<br />
gearbeitet und sogar<br />
an Werksschulungen bei Porsche in Friedrichshafen<br />
teilgenommen. Er restauriert<br />
selbst klassische <strong>Traktor</strong>en und steht Ekkehard<br />
Diez immer dann zur Seite, wenn<br />
dessen Fähigkeiten als Schrauber und<br />
Handwerker an ihre Grenzen stoßen.<br />
Doch im Falle des Austro-Junior lag der<br />
Experte nur bedingt richtig. Der Motor<br />
entpuppte sich als kerngesund. Mit ein<br />
wenig Starthilfe sprang er sofort an. Eine<br />
Messung der Kompression ergab einen<br />
Druck von 25 kg/cm 2 . Fast schon sensationell,<br />
denn der am 26. Juli 1961 erstmals<br />
zugelassene Hofherr-Schrantz verfügt<br />
noch über den ersten Motor, der offensichtlich<br />
auch nie überholt worden ist.<br />
Wegen seines rundherum positiven Eindrucks<br />
und der voll verfügbaren Leistung<br />
blieb der Einzylinder-Diesel unangetastet.<br />
Lediglich das Öl wurde gewechselt, eben-<br />
81
PORTRÄT<br />
Hofherr-Schrantz Austro-Junior<br />
so der Schmierstoff im tadellos funktionierenden<br />
Getriebe. Außerdem verweigerte<br />
der Anlasser die für den Startvorgang<br />
so wichtigen Umdrehungen. Kurzerhand<br />
wurde er durch Neuware ersetzt.<br />
Der Austro-Junior ist<br />
als Tragschlepper für<br />
Anbaugeräte in der<br />
Fahrzeugmitte konzipiert.<br />
Rumpf und Motor<br />
glänzen nach der<br />
Neukolorierung.<br />
halterungen bedurften des schweißkundigen<br />
Experten.<br />
Bevor der Lackierer seine Spraypistole<br />
mit Farbe aufmunitionieren konnte,<br />
war ein kompletter Neuaufbau der überschaubaren<br />
Elektrik notwendig. Ekkehard<br />
Diez: „Das ganze alte Stromgelumpe<br />
habe ich brutal rausgerissen. Anschließend<br />
war Strippenziehen ohne<br />
Ende angesagt. Für die Vorschriften der<br />
deutschen Straßenverkehrsordnung<br />
musste die bislang fehlende Warnblinkanlage<br />
installiert werden.“<br />
Zur Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft<br />
war eine Warnblinkanlage nötig.<br />
Rost und Beulen<br />
Es folgte das Einstellen von Kupplung,<br />
Fuß- und Handbremse. Anschließend<br />
machte sich Ekkehard Diez ans Zerlegen<br />
des Oldies. Die Hydraulik hat er komplett<br />
entfernt und am Ende der Restaurierung<br />
mangels einer zukünftigen sinnvollen Verwendung<br />
nicht mehr angebaut. „Der Zustand<br />
von Lack und Blech war neben der<br />
desolaten Elektrik die größte Baustelle“,<br />
erinnert sich der Porsche-Liebhaber. „Ich<br />
habe den Austro-Junior in all seine Bestandteile<br />
seziert und mehrfach intensiv<br />
gereinigt – mit Wasser und Bürste, da, wo<br />
es nötig war auch mit chemischem<br />
Zeugs.“<br />
Alle vier Felgen, der Auspuff, beide<br />
Sitzbänke, Scheinwerfer, Kotflügel und<br />
Schutzbleche kamen zum Sandstrahlen in<br />
einen Fachbetrieb. Die großen Blecharbeiten<br />
hat ebenfalls ein Profi erledigt: Grobe<br />
Beulen und großflächige Rostlöcher<br />
mussten an der Haube und den Kotflügeln<br />
entfernt werden. Auch die Halterungen<br />
für die Blinker und die vorderen Lampen-<br />
Blechkosmetik<br />
Den Motor und den Rumpf des gestrippten<br />
Hofherr-Schrantz hat sein Besitzer<br />
nach der Intensivreinigung mit dem Segen<br />
der örtlichen Polizei auf eigener<br />
Achse zu einem Lackierbetrieb ins benachbarte<br />
Entringen gebracht. Hier warteten<br />
bereits die großen Karosserieteile<br />
auf den passgenauen Anbau. Zuvor waren<br />
sie zum Teil mehrfach entlackt, ge-<br />
82
LENKRAD UND ARMATURENBRETT<br />
Vorher und nachher: Das spartanische Porsche-Cockpit sorgt beim Piloten nur äußerst selten für Irritationen.<br />
schliffen, gestrahlt, grundiert und mit einem<br />
neuen Farbauftrag versehen worden.<br />
Die Spezialfarbe des Auspuffes<br />
wurde dabei mit 600 Grad eingebrannt.<br />
Vor allem die filigranen Feinarbeiten<br />
liegen Ekkehard Diez am Herzen. Mit<br />
Akribie und ruhiger Hand hat er sämtliche<br />
Schriftzüge, Zierleisten, das Armaturenbrett,<br />
den Hupenknopf und den<br />
Schaltknauf in einen geradezu neuwertigen<br />
Zustand versetzt. Lediglich die beiden<br />
Hofherr-Schrantz-Schriftzüge links<br />
und rechts auf der Haube hat er fertig gekauft.<br />
Begonnen hatte die Restaurierung des<br />
betagten Österreichers im Sommer 2010.<br />
In der Weihnachtszeit machten sich Ekkehard<br />
Diez und sein Kumpel Friedrich<br />
Bühler wieder an den Zusammenbau.<br />
Doch gab es hierbei noch einige Detailarbeiten<br />
zu erledigen. Zunächst spendierten<br />
sie dem Schlepper einen neuen<br />
Satz Reifen. Die Holzbretter der beiden<br />
Sitzbänke hat er neu angefertigt und vor<br />
der Montage mehrfach lasiert. Der Auspuff<br />
bekam neue Dichtungen, und das<br />
Armaturenbrett wurde mit Filigranarbeit<br />
auf Hochglanz gebracht.<br />
Wenig Ersatzteile<br />
Die Liste der verbauten Neuteile ist relativ<br />
kurz: Neben dem erwähnten Anlasser<br />
und den Hersteller-Schriftzügen mussten<br />
die Haubengriffe, die hinteren Lampenhalterungen<br />
samt Leuchten, die vorderen<br />
Blinker, das Massekabel für die<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Batterie sowie jede Menge Schraubverbindungen<br />
erstanden werden. Außerdem<br />
natürlich die komplette Warnblinkanlage.<br />
Makelloser Zustand<br />
Anfang Februar 2011 bekam Diez mit seinem<br />
österreichischen Porsche Besuch von<br />
Das Wertgutachten liegt nach der Restaurierung<br />
deutlich über den Investitionen.<br />
einem Prüfer zur amtlichen Hauptuntersuchung<br />
und zur Übernahme der „Deutschen<br />
Staatsbürgerschaft“. Ein Termin,<br />
der wenig Zeit in Anspruch nahm. Ohne<br />
Mängel durchlief der 14 PS-Schlepper das<br />
behördliche Abnahmeprocedere und<br />
hinterließ bei den Herren im grauen Kittel<br />
einen nachhaltig positiven Eindruck.<br />
Ebenso beim vereidigten Sachverständigen,<br />
der nach Abschluss aller Arbeiten ein<br />
Wertgutachten über den Hofherr-Schrantz<br />
erstellte.<br />
Was das Finanzielle angeht, so hat Ekkehard<br />
Diez nichts zu verbergen: „Gekauft<br />
habe ich meinen Lizenz-Porsche für 2.700<br />
Euro. Aus heutiger Sicht möglicherweise<br />
ein wenig überbezahlt. Doch da der tadellos<br />
laufende Dieselmotor keine Investitionen<br />
erforderlich machte, geht der Preis für<br />
mich völlig in Ordnung. 5.600 Euro habe<br />
ich an Ersatzteilen und Fremdleistungen<br />
reingesteckt. Meine Arbeitszeit kann und<br />
will ich natürlich nicht beziffern. Das<br />
amtliche Wertgutachten attestiert dem<br />
Hofherr-Schrantz die Bestnote 1 und setzt<br />
einen Marktwert von 12.500 Euro an.“<br />
Doch darum geht es Ekkehard Diez gar<br />
nicht. Er ist bekennender Sammler. Arbeiten<br />
müssen alle seine elf <strong>Traktor</strong>en nicht<br />
mehr. Und bei Regen bleiben sie in der<br />
Halle. Ab und zu fährt er auf ein Oldtimer-<br />
Treffen in der Nähe seines Heimatortes.<br />
Nach Lust und Laune holt er dann einen<br />
seiner Porsche-Diesel aus dem Showroom.<br />
„Klar, dass der Master oder der<br />
308er dann gewaltig was her machen“,<br />
grinst er. „Doch die meisten Zuschauer<br />
umringen den kleinen Österreicher. Der<br />
Austro-Junior ist halt was ganz Besonderes!<br />
Allerdings markiert er nicht das Ende<br />
meiner Sammelleidenschaft für Porsche.<br />
Mal sehen, was als nächstes kommt.“<br />
Ulf Kaack<br />
Marktwert Hofherr-<br />
Schrantz Austro-Junior<br />
Nun wird es schwierig! Trotz<br />
ihrer hohen Produktionszahlen<br />
und der recht leistungsarmen<br />
Motorisierung sind die einzylindrigen<br />
<strong>Traktor</strong>en nach dem<br />
System Porsche ziemlich hochpreisig. Kritische<br />
Stimmen sagen auch: völlig überbewertet.<br />
Es ist der Markenname, der Preise und<br />
Nachfrage in die Höhe treibt. Naja, und<br />
hübsch sind die Kleinen zudem. Die Lizenzbauten<br />
aus Wien sind in deutschen Landen<br />
eine extreme Seltenheit. Wenn vorhanden,<br />
dann von Hardcore-Sammlern importiert. Wer<br />
also einen Austro-Junior sein Eigen nennen<br />
will, kommt um eine Suche in Österreich kaum<br />
herum. Dienlich sind dann sicher private Kontakte<br />
in die Szene des Nachbarlandes, um ein<br />
möglichst optimales Preis-Leistungsverhältnis<br />
zu erzielen. Unmöglich ist das keinesfalls,<br />
aber ein wenig Geduld und eine gute Spürnase<br />
können ganz eindeutig das Budget schonen.<br />
Zustand fast neuwertig gebraucht stark verschlissen<br />
Preis (€ ) 12.000 5.000<br />
1.000<br />
83
PANORAMA<br />
Dampf- und Treckertreffen in Lindlar<br />
Hans-Werner Dörich<br />
aus Hanau ist der größte<br />
private Sammler von<br />
Dampfmaschinen in<br />
Deutschland.<br />
HISTORISCHE LANDTECHNIK<br />
Voll unter Dampf<br />
Es zischte und schnaufte, es dampfte und qualmte beim Freilichtmuseum in<br />
Lindlar. 7.500 Fans von <strong>Traktor</strong>en und Dampfmaschinen zog es zu einem der<br />
größten Treffen seiner Art. Birthe Rosenau mischte sich darunter .<br />
Der Schweiß rinnt Florian Kienz an<br />
Gesicht und Armen herunter. Das<br />
liegt nicht allein an der Hitze, die<br />
an diesem Sommertag über das<br />
Gelände des LVR-Freilichtmuseums wabert.<br />
Sondern vor allem an der großen<br />
Kraftanstrengung, mit der er den 8,5 Tonnen<br />
schweren Dampftraktor durch die Zuschauermenge<br />
lenkt. Auch sein Vater Gerhard<br />
Kienz schwitzt, er steht neben ihm<br />
auf der John Fowler & Co, 1896 in Magdeburg<br />
gebaut. Um den 25 PS starken Motor<br />
am Laufen zu halten, schaufelt er<br />
Kohlen nach, reguliert das Feuer<br />
und speist den Wasserkessel. Es<br />
qualmt und raucht gewaltig, als sich die<br />
Maschine gemächlich den Hang hinauf<br />
schiebt. „Die Hitze geht zum Glück eher<br />
nach vorne“, sagt Kienz. Und immerhin<br />
sei da ja noch der Fahrtwind, fügt er augenzwinkernd<br />
hinzu.<br />
Beim großen Dampf- und Treckertreffen<br />
wird das oberbergische Lindlar alle<br />
zwei Jahre zur Schaubühne für alles, was<br />
schnauft, knattert, tuckert und dampft.<br />
Am 19. und 20. Juli war es wieder so weit,<br />
7.500 Besucher bewunderten die technischen<br />
Raritäten. Auf den Wiesenflächen<br />
waren 250 <strong>Traktor</strong>en zu sehen, dazu eine<br />
Handvoll Originaldampfmaschinen und<br />
etwa 50 Modelle, die unter Dampf vorgeführt<br />
wurden. Viele der Aussteller kamen<br />
aus der Region. „Einige reisten aber auch<br />
mehrere Hundert Kilometer auf eigener<br />
Achse zum Treffen an“, betont Petra Dittmar<br />
vom LVR-Freilichtmuseum. Sie liebt<br />
die einzigartige Atmosphäre der Veranstaltung.<br />
Überschaubare Technik<br />
Großen Anteil hat daran auch der Förderverein<br />
Dampfmaschinenmuseum Hanau-Großauheim,<br />
der neben dem Fowler-<br />
Dampftraktor noch mit einer Dampfwalze<br />
der Firma Ohl, Baujahr 1909, ange-<br />
Vater und Sohn fahren die John Fowler & Co gemeinsam: Florian<br />
Kienz lenkt, Gerhard Kienz schaufelt Kohlen nach.<br />
Artenvielfalt bei der Deutz-Ausstellung. Die gesamte Modellpalette<br />
der giftgrünen Kölner gab es zu sehen.<br />
Fotos: N. Hertgen<br />
84
Fendt Dieselross,<br />
Baujahr<br />
1956, als<br />
Zweisitzer<br />
und mit Kindersitz.<br />
reist war. Eigentümer beider Fahrzeuge<br />
ist Hans-Werner Dörich, größter privater<br />
Sammler von Dampfmaschinen in<br />
Deutschland. Wie sich so ein Koloss<br />
fährt, verrät schon der Blick auf die muskulösen<br />
Oberarme von Florian Kienz:<br />
„Servolenkung gab es damals ja leider<br />
noch nicht“, sagt er lachend, „es ist jedenfalls<br />
deutlich bequemer, den <strong>Traktor</strong><br />
zu zweit zu fahren.“ Maximal acht Kilometer<br />
pro Stunde erreicht das Gefährt<br />
mit Zwei-Gang-Getriebe. „Das ist wenigstens<br />
noch Technik, die man begreift.<br />
Wenn bei alten Landmaschinen etwas<br />
kaputt geht, sieht man sofort, was los<br />
ist“, schwärmt Gerhard Kienz.<br />
Viele staunende Blicke zieht an diesem<br />
Tag auch die Kirmes-Zugmaschine<br />
„Hendrina“ auf sich. Das Prachtstück der<br />
Dampfgeschichte wurde 1913 von der<br />
britischen Firma Garrett & Sons gebaut<br />
und für den Betrieb und die Beleuchtung<br />
von Karussells genutzt. 1997 kaufte es<br />
Familie Linders aus den Niederlanden<br />
und restaurierte es drei Jahre lang. Ebenfalls<br />
aus den Niederlanden kam ein Kemna-Dampftraktor.<br />
Er wurde 1916 im Ersten<br />
Weltkrieg gebaut, um Kanonen zu<br />
schleppen. Nach dem Anfeuern dauert es<br />
eineinhalb Stunden, bis sich der Dampf<br />
entwickelt.<br />
Auch die fahrbaren Dampfmodelle begeisterten:<br />
Sechs Jahre lang baute Rein-<br />
Details der John<br />
Fowler & Co, 1896.<br />
hard Hampel aus Bielefeld vom Freundeskreis<br />
„Straßendampf Paderborn“ an<br />
seinem McLaren Dampftraktor mit Langholzwaren<br />
im Maßstab 1:3. Die Originalmaschine<br />
hat gerade den 101. Geburtstag<br />
gefeiert. Dass es noch eine Nummer kleiner<br />
geht, zeigt Tobias Porschen von JT-<br />
Modelle aus Hürtgenwald. Sein Landini<br />
Veranstaltungstipp<br />
Großauheimer Dampftage in Hanau (Hessen),<br />
27. und 28. September, 10 bis 17 Uhr, 40 Jahre<br />
Förderverein Dampfmaschinenmuseum,<br />
Eintritt: Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro,<br />
Familien 8 Euro, www.fdm-hanau.de<br />
SL 50 ist ein Modell im Maßstab 1:6,7,<br />
kann alles, was auch sein großer Bruder<br />
kann. Im Miniformat lassen sich die drei<br />
Vorwärts- und der Rückwärtsgang bedienen,<br />
auch Handbremse und Kupplung<br />
sind voll funktionstüchtig.<br />
Deutz im Fokus<br />
Erstmals zeigte Petra Dittmar eine thematische<br />
Ausstellung für die Freunde von<br />
Dieselmotoren aus Anlass des 150-jährigen<br />
Bestehens von Deutz. Besonders begehrt<br />
waren im Bergischen Land nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg die bis zu 25 PS<br />
starken Bauernschlepper. Ein Beispiel<br />
dafür ist der F2M 315 mit Wasserkühlung<br />
und 30 PS, Baujahr 1935, den Markus<br />
Hachenberg aus Lindlar ausstellte.<br />
Das Freilichtmuseum Lindlar zeigte sein<br />
Exemplar eines Elfer-Deutz (1938), inklusive<br />
der damals serienmäßigen Riemenscheibe<br />
und dem Mähantrieb. Gleich<br />
zweimal zu sehen gab es den großen<br />
Stahlschlepper F3M 317 – einmal im unrestaurierten<br />
Orginalzustand von 1943.<br />
Ebenfalls unrestauriert zeigte Roland<br />
Schmitz aus Unterschwarzen den großen<br />
Radschlepper von Deutz, den F4L 514<br />
mit 60 PS (1956).<br />
Eine bunte Mischung gab es auf den<br />
Wiesenflächen des Hofes zum Eigen: Eicher,<br />
Lanz, Hanomag, Fendt, Fahr und<br />
Allgaier so weit das Auge blickte. Mit einem<br />
ungewöhnlichen Schlepper war<br />
Tom Krampe von den Treckerfreunden<br />
Remscheid dabei: Seit 2009 ist der 19-<br />
Jährige stolzer Besitzer eines Einachsers,<br />
einem Holder E 6 mit Benzinmotor. Ergänzt<br />
wurde die <strong>Traktor</strong>enausstellung<br />
durch die Präsentation zahlreicher Unimogs<br />
und Stationärmotoren sowie Verkaufsständen<br />
für Ersatzteile, Bücher und<br />
mehr aus dem Bereich der Landtechnik.<br />
Birthe Rosenau<br />
Die Kirmes-Zugmaschine „Hendrina“ wurde 1913 von der<br />
britischen Firma Garrett & Sons gebaut.<br />
TRAKTOR CLASSIC 4|2014<br />
„Gott zum Gruße“ – ein äußerst freundlicher Zeitgenosse am Steuer<br />
seines Eicher beim Oldie-Korso.<br />
85
SERVICE<br />
Restaurierung eines Mähwerks<br />
Tobias Gieseke hat sich Zeit<br />
gelassen: Rund ein Jahr lang<br />
hat er immer mal wieder an<br />
dem Mähwerk gearbeitet,<br />
ohne dass die Restaurierung<br />
in Stress ausartete.<br />
BUSATIS BM 120 204-MÄHBALKEN<br />
Scharf und gängig<br />
Auch Anbaugeräte leiden unter dem Zahn der Zeit. Oftmals sind sie Bestandteil des <strong>Traktor</strong>s und<br />
bedürfen ebenfalls einer sachkundigen Restaurierung. Tobias Gieseke hat einen Busatis-<br />
Mähbalken auf Vordermann gebracht. Er war beim Kauf seines Güldner Multitrac montiert und<br />
gehört für ihn fest zu seinem Geräteträger.<br />
Fotos: Gieseke und Kaack<br />
86
ZERLEGEN UND REINIGEN<br />
Der Zustand des Mähwerkes vor der Restaurierung.<br />
Das Treibholz fungiert als Sollbruchstelle<br />
zwischen Antrieb und Mähwerk.<br />
Ersatz hat Tobias aus Eichenholz selbst<br />
gefertigt.<br />
Zunächst wurde der Antrieb des Busatis<br />
BM 120 204 demontiert …<br />
… und anschließend zerlegt für das Grundieren<br />
vorbereitet.<br />
Schraubverbindungen ließen sich nur mit<br />
Hitze lösen.<br />
In unserer Erstausgabe in diesem Jahr<br />
berichteten wir über die Restaurierung<br />
eines seltenen Güldner Multitrac.<br />
Beim Kauf bekam der neue Eigentümer<br />
Tobias Gieseke seinerzeit ein<br />
passendes Mähwerk dazu, das aber nicht<br />
funktionsfähig war. Zwischenzeitlich hat<br />
sich der 28-Jährige auch über das Anbauteil<br />
für die Grasmahd hergemacht.<br />
aller Komponenten: „Nach einer Radikalkur<br />
mit dem Dampfstrahler habe ich den<br />
Antrieb zerlegt und mit Benzin gereinigt.<br />
Das Schneidwerk wurde mit der Drahtbürste<br />
intensiv bearbeitet, der Mähbalken<br />
Der Mähbalken war beim Kauf am Multitrac,<br />
also ist er für mich Teil der Fahrzeughistorie.<br />
Reinigen und entrosten<br />
Dabei handelt es sich um einen Mähbalken<br />
des Herstellers Busatis, der seit 1888<br />
im niederösterreichischen Purgstall<br />
Schneidwerke für die Landwirtschaft und<br />
Industrie fertigt. Noch heute ist das Unternehmen<br />
weltweit im Geschäft. Bei der<br />
Restaurierung des Busatis BM 120 204 begann<br />
Tobias klassisch mit der Reinigung<br />
sowie diverse Kleinteile erhielten mit dem<br />
Sandstrahler eine saubere Oberfläche.“<br />
Die offenen Lager des Antriebs waren<br />
durch die Bank defekt. Tobias Gieseke hat<br />
sie durch geschlossene und damit wartungsarme<br />
Lager ersetzt. Die Kupplung erwies<br />
sich hingegen als gesund und blieb<br />
unangetastet. Erneuert hat er außerdem<br />
den Antriebsriemen und den dazugehörigen<br />
Spanner. Bei der Überholung des zum<br />
Teil zahnlosen Messerwerks kam ihm seine<br />
Erfahrung mit Mähdreschern zugute.<br />
„Schon als Jugendlicher habe ich zur Erntezeit<br />
für einen benachbarten Bauern regelmäßig<br />
mit einem Claas Mercator 75 gearbeitet“,<br />
sagt Tobias Gieseke. „Da waren<br />
Schäden an der Mähmechanik beinah an<br />
der Tagesordnung.“ Die defekten Stahlzähne<br />
beim Busatis-Messer hat er ganz<br />
simpel ausgebohrt. Ersatz gab es beim<br />
Claas-Händler, der noch passende Restbestände<br />
vom Mercator auf Lager hatte. Die<br />
hat Tobias – wie einst der Dorfschmied –<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
87
SERVICE<br />
Restaurierung eines Mähwerks<br />
LACKIEREN UND MONTIEREN<br />
Die offenen Lager waren defekt.<br />
Geschlossen Lager wurden eingepresst.<br />
Die Montage klappte problemlos.<br />
Lackiert wurde bei gutem Wetter im Garten. Der fertige Antrieb ist am Multitrac montiert. Der gereinigte, grundierte Mähbalken ...<br />
… wird anschließend schwarz lackiert. Die defekten Messer werden ausgemeißelt … …und anschließend neu aufgenietet.<br />
ganz konventionell aufgenietet. Nachdem<br />
die Mechanik wieder einwandfrei funktionierte,<br />
war erst einmal Schleifen,<br />
Spachteln und Lackieren angesagt. Auch<br />
der mit Ketten kombinierte Kippmechanismus<br />
erhielt einen neuen Farbauftrag –<br />
und zwar im Hellgrün des Güldner Multitrac.<br />
Für den Spannarm hat Tobias<br />
einen neuen Befestigungsbolzen<br />
gedreht und auch hier neue Lager<br />
eingebaut.<br />
Wartungsarmes Mähwerk<br />
Auch das sogenannte Treibholz<br />
zwischen Antrieb und Mähbalken<br />
hat er erneuert: „Im Betrieb hat dieses<br />
schmale Holzstück die Funktion<br />
einer Sollbruchstelle, sollte mal ein<br />
Stein oder ein harter Fremdkörper<br />
in die Messer geraten. Man kann die<br />
Treibhölzer problemlos im Fachhandel<br />
kaufen, aber ich habe meins aus Eiche einfach<br />
selbst gefertigt.“ Vor dem Zusammenbau<br />
reparierte Tobias mit dem<br />
Schweißgerät die Abdeckung des Riemenantriebs<br />
und baute bei dieser Gelegenheit<br />
auch gleich das Führungsblech am oberen<br />
Die Kippmechanik<br />
funktioniert tadellos<br />
und bedarf nur<br />
minimaler Pflege.<br />
Ende des Mähbalkens neu. Keine große<br />
Herausforderung für den gelernten Kfz-<br />
Mechaniker, der sich rund ein Jahr ohne<br />
Zeitdruck und immer mal wieder am Wochenende,<br />
wie er sagt, mit dem Busatis-<br />
Anbaugerät seines Güldners auseinander<br />
gesetzt hat.<br />
Das fertige Mähwerk arbeitet unter<br />
mechanischem Rasseln einwandfrei.<br />
„Ab und Schleifen,<br />
Spachteln und Lackieren bedarf es<br />
ein bisschen Pflege“, sagt sein Besitzer.<br />
„Vier Schmiernippel wollen<br />
regelmäßig gefettet werden, und bei<br />
der Gelegenheit gehe ich mit Sprühöl<br />
am Messerwerk und den beweglichen<br />
Teilen entlang. Hin und<br />
wieder ein Blick und ein Ohr auf<br />
die Kupplung – das war es schon!“<br />
Ulf Kaack<br />
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GESCHICHTE<br />
Dieselpionier Prosper L’Orange<br />
GENIALER KONSTRUKTEUR: PROSPER L’ORANGE<br />
Den Diesel<br />
formatiert<br />
Sein Name ist ungewöhnlich, sein Wirken in<br />
der Diesel-Technologie nachhaltig: Der<br />
deutsche Ingenieur Prosper L’Orange stutzte<br />
den Selbstzünder auf Gardemaß und machte<br />
ihn in der Landwirtschaft hoffähig. Harald<br />
Focke war auf Spurensuche.<br />
rade erfundene Verbrennungsmotor. Nach<br />
dem Abitur 1896 zieht es L‘Orange an die<br />
Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg.<br />
Sein Diplom als Ingenieur macht<br />
er mit Auszeichnung. 1900 wird er Assistent<br />
im gerade gegründeten „Maschinenlaboratorium“<br />
der TH.<br />
Auf nach Köln<br />
Nach dem Dienst in der kaiserlichen Armee<br />
kehrt L’Orange nicht in die Wissen-<br />
Eugen Diesel bringt seinen „Gleichdruckmotor<br />
mit Eigenzündung“<br />
zwar verlässlich zum Laufen. Doch<br />
die „innere Gemischbildung“ erfordert<br />
einen klobigen Kompressor, der den<br />
Kraftstoff mit Druckluft in den Brennraum<br />
einbläst. Die frühen Diesel sind deshalb<br />
Giganten. Platz für sie ist nur in Fabrikhallen<br />
oder auf Schiffen. In Fahrzeuge<br />
passen sie nicht. So sehr unzählige Techniker<br />
nach Ablauf der Diesel-Patente 1907<br />
daran tüfteln, den Kompressor vom Motor<br />
zu trennen, sie kriegen die gusseisernen<br />
Monster einfach nicht klein. Das gelingt<br />
erst einem deutschen Ingenieur,<br />
dessen Begabung so ungewöhnlich ist<br />
wie sein Name: Prosper L’Orange. Seine<br />
Arbeiten führen 1922 zum ersten Landfahrzeug<br />
mit Dieselmotor, dem Benz-<br />
Sendling Ackerschlepper.<br />
Geboren wird Prosper L‘Orange 1876<br />
in Beirut im damaligen Osmanischen<br />
Reich. Sein Vater, ein Deutscher mit französischen<br />
Ahnen, arbeitet dort als Chefarzt<br />
in einem Krankenhaus. 1890 kehrt er<br />
nach Deutschland zurück. Der junge Prosper<br />
besucht in Königsberg das Gymnasium.<br />
Mehr noch als die Schule interessiert<br />
ihn moderne Technik, besonders der geschaft<br />
zurück, sondern wechselt 1906 zur<br />
Gasmotoren-Fabrik Deutz nach Köln. Sie<br />
will einen kleinen Diesel bauen und sucht<br />
einen Leiter der Versuchsabteilung. Der<br />
ehrgeizige, junge Ingenieur aus Berlin will<br />
am Rhein dem Diesel die „Zügellosigkeit<br />
der Brennstoffeinführung“ abgewöhnen.<br />
L‘Orange tüftelt an einem Verfahren mit einer<br />
„heißen Kammer, durch die der flüssige<br />
Brennstoff gespritzt werden, teilweise<br />
verbrennen, sich zersetzen und verdampfen<br />
soll.“ 1907 ersinnt er einen geteilten<br />
Brennraum – einen über dem Kolben und<br />
einen mit ihm verbundenen Nebenraum,<br />
Patentschrift für eine der vielen bedeutenden<br />
Erfindungen Prosper L’Oranges.<br />
90
der Nachkammer. Ohne Kolbenkompressor<br />
will er dort die Luft zerstäuben und mit<br />
dem Kraftstoff verbinden. Seine Erfindung<br />
meldet er als Patent an. Deutz aber verfolgt<br />
die Idee nicht, sondern setzt auf die Direkteinspritzung.<br />
Benz & Cie. werben ihn nach Mannheim<br />
ab. Die Firma will Dieselmotoren<br />
entwickeln, da deren Patente ablaufen.<br />
L’Orange leitet den Motorenversuch. Er<br />
will den Verbrennungsvorgang weiter verbessern,<br />
experimentiert mit neuen Formen<br />
der Zylinderköpfe und denkt sich eine<br />
Einspritzpumpe aus, die den Motor bestmöglich<br />
mit komprimierter Luft und<br />
Treibstoff-Sprühnebel versorgt. Doch noch<br />
klappt die Zerstäubung nicht wie sie soll.<br />
Da hat L’Orange eine neue Idee: Er verlegt<br />
die Nachkammer zwischen Einspritzdüse<br />
und Verbrennungsraum und macht sie so<br />
zur Vorkammer. Nach dem Einspritzen<br />
entzündet sich in ihr eine kleine Portion<br />
Diesel. Das restliche Öl verwirbelt in der<br />
Druckluft des eigentlichen Brennraums.<br />
1909 läuft L’Oranges erster Vorkammer-<br />
Versuchsmotor acht Tage lang. Doch Öl<br />
verkokt die Düse und verstopft sie allmählich.<br />
Der Motor stottert. L‘Orange zweifelt<br />
an seinem Einfall. Die Vorkammer wird<br />
trotzdem 1909 patentiert. Benz & Cie. machen<br />
L‘Orange 1910 zum Prokuristen. Der<br />
Krieg stoppt die Entwicklung der Dieseltechnik.<br />
1915 geben die Mannheimer das<br />
Vorkammer-Patent sogar vorläufig auf.<br />
Trichterverfahren<br />
Als L’Orange nach Kriegsende die Arbeit<br />
am Diesel wieder aufnimmt, erfindet er einen<br />
trichterförmigen Einsatz zwischen<br />
Vorkammer und Brennraum, damit der<br />
Motor sicherer zündet und das Öl gleichmäßig<br />
verdampft und weniger verschwelt.<br />
Im März 1919 meldet L’Orange auch dieses<br />
L’Oranges bei Benz & Cie. konstruierter Zweizylinder-Dieselmotor mit Vorkammer für den<br />
Benz-Sendling Motorpflug von 1922.<br />
Verfahren zum Patent an. Im selben Jahr<br />
stellt er eine Nadel-Einspritzdüse vor. Sie<br />
zerstäubt den Kraftstoff feiner als bisher,<br />
der Motor läuft rund und zuverlässig.<br />
1921 lässt der unermüdliche L‘Orange<br />
eine rückdruckfreie Einspritzpumpe folgen.<br />
Mit ihr lässt sich nun auch die Kraftstoffmenge<br />
stufenlos regeln. Gegenüber<br />
den Motoren mit Kompressor-Einblasung<br />
kann L’Oranges Vorkammer-Diesel höher<br />
drehen, vor allem fällt er wesentlich kleiner<br />
aus. Endlich ist er am Ziel. Nun drängt<br />
er darauf, seinen Motor in ein Fahrzeug<br />
einzubauen.<br />
Durchbruch<br />
Im August 1921 ist es soweit,<br />
der Diesel wird mobil. Seinen<br />
ersten Einsatz hat er in einem <strong>Traktor</strong> des<br />
Münchener Herstellers Sendling. Die Erprobung<br />
verläuft erfolgreich. Auf der Ausstellung<br />
der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft<br />
in Königsberg im Juni 1923<br />
wird der bahnbrechende Benz-Sendling S<br />
6 öffentlich vorgestellt. Er hat einen 25 PS<br />
starken, wassergekühlten Zweizylinder-<br />
Viertakt-Motor. Bohrung und Hub betragen<br />
135 x 200 Millimeter. Um Gewicht zu<br />
sparen, ist der Motorblock nicht mehr aus<br />
Gusseisen, sondern aus Leichtmetall.<br />
Der Benz-Sendling wird wie ein Benziner<br />
mit einer Handkurbel angelassen.<br />
Prospektwerbung für den Benz-Sendling-Ackerschlepper.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
Schnittzeichnung des Dieselmotors mit<br />
Vorkammer für das Trichterpatent von 1919.<br />
(Archiv: Daimler-Benz)<br />
91
GESCHICHTE<br />
Dieselpionier Prosper L’Orange<br />
<strong>Traktor</strong> nichts mehr im Wege steht. Benz<br />
& Cie. wollen nur 100 Motoren für Sendlings<br />
Schlepper und Motorpflüge bauen,<br />
doch Ende 1924 sind bereits 36 verkauft.<br />
Bis 1931 produzieren die Mannheimer<br />
fast 1.200 Stück.<br />
Der nahezu gleichzeitig entwickelte<br />
Vierrad-Dieselschlepper Benz-Sendling<br />
BK bleibt dagegen ein Ladenhüter. Nach<br />
der Fusion von Daimler und Benz wird<br />
aus ihm der Mercedes-Benz Typ OE. Obwohl<br />
er in der Praxis überzeugt, bleibt<br />
der Absatz schwach. Daimler-Benz zieht<br />
sich 1933 für fast vierzig Jahre aus dem<br />
<strong>Traktor</strong>enbau zurück.<br />
Der Benz-Sendling S 6 von 1922.<br />
Zuvor muss allerdings eine Lunte aus nitriertem<br />
Fließpapier angezündet und in<br />
die Zündkammer gesteckt werden. Anschließend<br />
ist die Dekompressionseinrichtung<br />
zu betätigen, weil die Verdichtungswärme<br />
des Motors für die erste<br />
Zündung nicht ausreicht.<br />
Innovativ und ökonomisch<br />
Der Diesel im Benz-Sendling-Schlepper<br />
läuft mit Braunkohlenteeröl, das billiger<br />
ist als Benzin. Auch „mit Gasöl, Petroleum,<br />
Texas-Öl sowie gelbem oder braunem<br />
Paraffin-Öl“ funktioniere der Diesel-Motor<br />
im <strong>Traktor</strong>, verspricht Benz in<br />
einer zeitgenössischen Werbebroschüre.<br />
Für ihn spricht auch, dass er anders als<br />
ein Benziner ohne anfällige Teile wie<br />
Zündmaschine, Zündkerze und Vergaser<br />
auskommt.<br />
Noch auf der Messe in Königsberg<br />
wird der Prototyp des ersten Diesel-<br />
<strong>Traktor</strong>s verkauft, zwei weitere Vorserien-Exemplare<br />
folgen. Als Benz-Sendling-Eintriebrad-Schlepper<br />
geht der<br />
Dreirad-<strong>Traktor</strong> noch 1923 in Serie.<br />
Die Kombination von Leistung und Wirtschaftlichkeit<br />
brachte den Diesel an die Spitze.<br />
Trotz Rudolf Diesels Idee, den Treibstoff<br />
unter hohem Druck selbst zu zünden,<br />
ist es nach 25 Jahren so weit, dass<br />
dem Übergang zum Dieselmotor im<br />
Motorpferd gesattelt<br />
1922 verlässt der ehrgeizige L'Orange<br />
Benz & Cie. Künftig leitet er die Motoren-<br />
Werke Mannheim (MWM). Sein Zwei-<br />
Zylinder-Diesel treibt ab 1924 auch den<br />
Straßenschlepper „Motorpferd“ seiner<br />
neuen Firma an. Die einfache Zugmaschine<br />
ohne Elektrik, Steuergeräte, Kraftheber<br />
oder Zapfwelle bleibt der einzige<br />
MWM-Schlepper. 1926 bringt auch<br />
L’Oranges frühere Firma Deutz mit der<br />
Baureihe MTH die erste Generation serienmäßig<br />
in Köln gebauter Dieselschlepper<br />
auf den Markt.<br />
Prosper L‘Orange ist es zu verdanken,<br />
dass der Diesel dank seiner grundlegenden<br />
Innovationen zum fahrzeugtauglichen<br />
Schnellläufer wird, dem wechselnde<br />
Drehzahlen nichts ausmachen. Die<br />
Technische Hochschule Karlsruhe ernennt<br />
L’Orange 1939 zum Dr.-Ingenieur<br />
e. h. Er stirbt noch im selben Jahr. Der<br />
kompakte, wartungsfreundliche und<br />
wirtschaftliche Diesel überzeugt in der<br />
Landwirtschaft bis heute.<br />
Harald Focke<br />
Der erste Vorkammer-Dieselmotor<br />
im Benz-Sendling Motorpflug<br />
S 6 von 1922.<br />
Das „Motorpferd“<br />
der Motorenwerke<br />
Mannheim (MWM)<br />
von 1924.<br />
Fotos: Archiv Daimler-Benz; Sammlung Focke; Sammlung Niemann<br />
92
DIE GESCHICHTE DES TRECKERS – ELFTER TEIL<br />
Die Gewinner des<br />
Markteinbruchs<br />
Im Hintergrund läuft der Lanz im Standgas, Ferkel quietschen.<br />
Was folgt, ist ein ungebremster Redeschwall voller Bauern -<br />
schläue, Witz und Ironie. Günther, der Treckerfahrer – hell -<br />
wacher Ferkelzüchter und Gülleproduzent aus Leidenschaft –<br />
nimmt die <strong>Traktor</strong>-Szene mit frecher Zunge aufs Korn.<br />
Foto: Sammlung Kaack<br />
Moin. Nachdem Anfang der siebziger<br />
Jahre die meisten Treckerhersteller<br />
in Deutschland die Kimme<br />
zugekniffen<br />
hatten, begann der Aufstieg<br />
der Geier. Wer hätte in den<br />
Fünfzigern gedacht, dass<br />
ausgerechnet die kleine<br />
Muckelbude in Marktoberndorf<br />
zu einem der ganz Großen werden<br />
würde. Fendt hatte zwar<br />
ganz anständige Dieselrösser<br />
zusammengebraten, aber die<br />
Karriere als Global Player hatte<br />
da unten im Allgäu keiner<br />
aufm Zettel. Die späten Sechziger<br />
spülten aber ordentlich<br />
Moneten in die Kasse und da<br />
dachten sich die Inhaber, da<br />
kaufen wir doch mal die Pleitebude<br />
Dechentreiter-Lely in<br />
Donauwörth. Das war damals<br />
ein großer Landmaschinenfritze<br />
und baute aber auch Wohnwagen.<br />
Aufe anderen Seite<br />
war gerade Hanomag von den<br />
Banken in die Pleite gejagt<br />
worden. Da zeigte sich der<br />
Vorteil eines Familienunternehmens:<br />
Fendt nahm den Platz von Hanomag<br />
ein, rein optisch aber vor allem in<br />
den Köppen der Bauern. „Wer Fendt fährt<br />
führt“, hieß es damals in den Dorfkneipen,<br />
wo vorher die Treckerfahrer noch gesagt<br />
hatten: „Einen Hanomag kriegste nie<br />
kaputt, einen Ferguson nie dicht.“ So ändert<br />
sich die Welt, heute sind die Fendt-<br />
Maschinen immer noch ganz weit vorne,<br />
sogar die Wohnwagen stehen weltweit an<br />
der Spitze, nur hat sich auch der Nachteil<br />
eines Familienunternehmens gezeigt: die<br />
Erben haben die Allgäuer Bude verbimmelt<br />
an den amerikanischen AGCO-Konzern,<br />
das spricht sich „Ekko“, das zeigt<br />
schon, wie bescheuert der Laden is. Eine<br />
andere Gewinnergeschichte is die von<br />
Dietmar Wischmeyers<br />
garstige Trecker-<br />
Kolumne – Teil 11<br />
Claas, auch nen Familienunternehmen im<br />
Weltzentrum Harsewinkel. Die Firma hat<br />
sich über den Mähdrescher hochgearbeitet<br />
bis hin zum Trecker.<br />
Trotz Geleitschutz eidgenössischer Milizionäre schaffte es selbst<br />
Hürlimann nicht gegen die Großen auf dem deutschen Markt.<br />
Die Claas-Drescher vom Matador bis zum<br />
Dominator waren in den Siebzigern der<br />
feuchte Traum eines jeden Landmannes.<br />
Da schielte der Fahrer vom Ködel und<br />
Böhm neidisch zum Produkt aus Westfalen.<br />
Jedenfalls war da auch Geld genug und<br />
so dachte sich der alte Claas: Komm, wir<br />
kaufen uns ne Treckerbude dazu. Zu dem<br />
Zeitpunkt war gerade Renault zu kriegen<br />
und dadrin schlummerte ganz tief deutsche<br />
Technik von MAN. Is auch egal, jedenfalls<br />
hatten aufm Dorf nur krankhaft<br />
frankophile Bauern einen Renault-Schlepper,<br />
solche fraßen auch Schnecken und trugen<br />
ne Baskenmütze. Also kam Claas auf<br />
den Trick, die Renaults hellgrün anzustreichen<br />
und nen Claas-Aufkleber draufzupappen,<br />
zack und der Trick gelang, die Dinger<br />
gingen weg wie Doppelkorn in Haselünne.<br />
Der dritte große Gewinner wohnt in<br />
Mannheim. Dort hatte John Deere in den<br />
Fünfzigern das lebende Treckermuseum<br />
Heinrich Lanz übernommen und von da<br />
aus haben sich die Gelbgrünen langsam<br />
aber stetig in den Treckermarkt vorgekämpft.<br />
Die Konkurrenz behauptet schon,<br />
das ganze Werk besteht nur aus eine Lackiererei<br />
für gelbe und grüne Farbe, damit<br />
pinseln die Amis alles an vom Rasenmäher<br />
bis zum Maishäcksler und verdröhnen<br />
es als John Deere. Warum auch nich,<br />
wenns die Leute kaufen..<br />
Was in der nächsten Folge kommt,<br />
weiß ich noch nich, is einfach noch zu<br />
lange hin und in der Erntezeit hab ich<br />
auch keinen Kopp dafür.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
93
PANORAMA<br />
Quiz/Meinung<br />
Das große<strong>Traktor</strong>-Quiz<br />
Was haben wir denn hier?<br />
Raten Sie mal!<br />
Das ist doch mal eine harte Nuss, liebe Leser.<br />
Von einer filigranen Konstruktion kann man<br />
hier sicherlich nicht sprechen. Auch stammt<br />
das Karosseriedesign mit seinen klaren und<br />
kantigen Linien wohl kaum aus der Zeichenfeder<br />
von Luigi Colani. Wer kann den Ackerschlepper<br />
identifizieren?<br />
Unter den Einsendern des<br />
richtigen Herstellers und<br />
Typs verlosen wir fünfmal<br />
das Buch „DEUTZ Bauernschlepper“.<br />
Einsendeschluss:<br />
Sonntag, 12.10.2014<br />
Schicken Sie Ihre Lösung samt voll stän diger<br />
Anschrift per Post an: GeraMond Verlag, Stichwort<br />
<strong>Traktor</strong>-Quiz, Postfach 40 02 09, 80702<br />
München. Oder schicken Sie uns eine E-Mail an<br />
traktorquiz@geramond.de<br />
!<br />
P. S.: Haben Sie selbst einen seltenen<br />
<strong>Traktor</strong>, der nicht so leicht zu erraten ist?<br />
Schicken Sie uns eine E-Mail mit Bild und<br />
Angaben zu Hersteller, Typ und Baujahr an:<br />
traktorquiz@geramond.de<br />
Foto: M. Miserok<br />
Die Gewinner des Hanomag-Typenbuchs aus der<br />
letzten Ausgabe heißen:<br />
Ulrich M., Steyerberg; Michael F., Pfaffenhofen;<br />
Manfred K., Anrode; Markus L., Sulzheim;<br />
Arne C., Langballig<br />
*Ihre Daten werden zum Zwecke der Gewinnerbenachrichtigung erfasst und gespeichert. Die<br />
Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Sie erhalten künftig per Post oder E-Mail News<br />
aus dem Verlag (bei Nichtinteresse vermerken Sie dies bitte auf Ihrer Postkarte).<br />
AUFLÖSUNG TRAKTOR-QUIZ 5/2014<br />
Schlankes Kraftpaket – Bungartz T7<br />
Foto: Julian Herrmann<br />
Unser letztes Ratebild zeigt einen<br />
Schmalspurschlepper der 1960er-Jahre.<br />
Mit dem T 7 etablierte die Münchener<br />
Maschinenfabrik Bungartz & Co. sich in<br />
höheren Leistungsklassen und perfektionierte<br />
das hauseigene Baukastensystem.<br />
Von der Fräse zum Schlepper<br />
Zu den ersten Erzeugnissen der 1934 gegründeten<br />
Firma Bungartz & Co. zählten<br />
auf Konstruktionen des Ingenieurs Josef<br />
Fey zurückgehende Bodenfräsen. Im August<br />
1935 übernahm Bungartz das<br />
Fräsenprogramm des Konkurrenten<br />
Siemens & Halske. Eigenentwicklungen<br />
und handliche Motorhacken<br />
folgten, und nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg ergänzten Einachsschlepper<br />
das Angebot. Zum<br />
Dauerbrenner entwickelte sich der<br />
von 1953 bis 1969 gefertigte Typ<br />
L 5. Auf der gleichen Basis entstanden<br />
1953 die ersten Vierradschlepper.<br />
Die Typen T 1 und T 2<br />
blieben Versuchsmuster, der T 3<br />
fand bis 1955 immerhin rund 100<br />
Käufer. Für den Antrieb sorgten wahlweise<br />
ein hauseigener Viertakt-Ottooder<br />
ein von Stihl zugelieferter Zweitakt-<br />
Dieselmotor. Weitaus erfolgreicher war<br />
der ab 1956 in rund 3.000 Exemplaren<br />
gebaute Nachfolger T 5 mit zunächst 12<br />
bzw. später 13 PS starkem Hatz-Viertakt-<br />
Diesel und 7/3-Gang-Getriebe. Anlässlich<br />
der Frankfurter DLG-Ausstellung<br />
stellte Bungartz diesem im Mai 1959 den<br />
T 6 mit 20 PS starkem MWM-Motor und<br />
Hurth-Getriebe G 819 zur Seite.<br />
Mit dessen Nachfolger T 7 wurde ab<br />
1962 die Standardisierung der Produktpalette<br />
vorangetrieben. Für Vortrieb sorgte der<br />
luftgekühlte MWM-Zweizylindermotor<br />
AKD 10 Z aus dem T 6, der aus einem Liter<br />
Hubraum 20 PS bei 3.000 U/min bereitstellte.<br />
Das Getriebe entsprach dem des parallel<br />
weitergebauten T 5. Dem Hurth G 819<br />
hatte es eine feinere Gangabstufung und<br />
eine vielfältiger schaltbare Zapfwelle mit<br />
der Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen<br />
Profilen voraus. Das Höchsttempo<br />
betrug knapp 18 km/h, das Eigengewicht<br />
über 900 kg. 1963 ergänzte<br />
eine Variante mit 34 PS starkem VW-<br />
Industriemotor das Angebot, und bis<br />
1967 wurden insgesamt rund 800<br />
Exemplare der T 7-Serie ausgeliefert.<br />
Die Nachfolge trat der bereits<br />
unter Regie der 1966 gemeinsam mit<br />
Karl Peschke gegründeten Firma<br />
Burgartz & Peschke präsentierte T 8<br />
an. Mit dem 1974 getätigten Verkauf<br />
des Geschäftszweiges an Gutbrod<br />
endete die Ära Bungartz im Schlepperbau.<br />
Klaus Tietgens<br />
94
Zeitreise<br />
Eine ausgedehnte Radtour durch das ländliche<br />
Niedersachsen geriet jüngst zu einer Reise in<br />
die Vergangenheit. In den vergangenen drei<br />
Jahrzehnten sind offensichtlich nur ganz wenige<br />
Wirtschaftswege der Flurbereinigung zum<br />
Opfer gefallen – erfreulich für Naherholungssuchende.<br />
Schwergewichtige Vierbeiner drücken<br />
nachgiebigem Untergrund allerdings bisweilen<br />
ihren Stempel auf, der leichtgewichtige Zweiräder<br />
im Extremfall ungewollte Luftsprünge vollführen<br />
lässt. Im Kontrast zur Vermehrung freizeitlich<br />
genutzter Fortbewegungsmittel ist die<br />
Zahl professionell genutzter Fahrzeuge auf dem<br />
Land eher gesunken. Wo einst ein IHC 624 die<br />
Welger-Hochdruckpresse über das Stoppelfeld<br />
zog, mindestens zwei Familienmitglieder die<br />
Quaderballen akkurat auf dem Ackerwagen<br />
stapelten und sich die 26 PS des IHC 323 beim<br />
Abtransport desselben kräftig ins Zeug legen<br />
müssen, zieht jetzt ein New Holland TVT 135 mit<br />
tandemachsiger Krone-Rundballenpresse einsam<br />
seinen Bahnen. Ein Großteil der eingesetzten<br />
Landtechnik hat – heute wie damals – weniger<br />
als zwei Jahrzehnte auf dem Buckel.<br />
Deshalb drücken wir fleißig auf den Auslöser,<br />
um flüchtige Momente für die Ewigkeit festzuhalten<br />
...<br />
... und erfreuen uns prompt an einem traumhaften<br />
Panorama: Im Windschatten eines kleinen<br />
Wäldchens frisst sich ein Fahr-Mähdrescher des<br />
Typs M 900 durch das Getreide. Vor dem Getrei-<br />
PFLUGBLATT<br />
DER AKTUELLE<br />
KOMMENTAR<br />
dewagenpaar wartet ein Deutz D 8006, daneben<br />
kommt ein Mercedes 200 D der Baureihe W 123<br />
zum Stehen und wird von der hinterhergezogenen<br />
Staubfahne eingehüllt. Heraus steigt eine<br />
junge, im dezenten Cowgirl-Stil gekleidete<br />
Dame und überreicht dem Mähdrescherfahrer<br />
sein Abendessen nebst Heißgetränk. Dessen<br />
blauer Overall trägt anstelle aufdringlicher Markenlogos<br />
unübersehbare Arbeitsspuren. Kein<br />
Boxenlaufstall, kein Windrad und keine Biogasanlage<br />
trüben den Blick in die Ferne. An dieser<br />
Stelle sollen keinesfalls die Errungenschaften<br />
moderner Technik in Frage gestellt werden. Wer<br />
in der Lage ist, ein an die Vergangenheit ermahnendes<br />
Stimmungsbild zu inszenieren und dabei<br />
beiläufig sein Tagwerk zu verrichten, ist<br />
dennoch jederzeit herzlich eingeladen, diese<br />
Chance zu nutzen.<br />
Klaus Tietgens<br />
Der Autor zahl reicher <strong>Traktor</strong>-Bücher<br />
bildet das technische Rück grat unserer Redaktion.<br />
Impressum<br />
Nummer 39 | 6/2014 | Okt./Nov. | 7. Jahrgang<br />
Internet: www.traktorclassic.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
TRAKTOR CLASSIC, Infanteriestraße 11a, D-80797 München<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-720, Fax: +49 (0) 89.13 06 99-700<br />
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Redaktion<br />
Ulf Kaack (Verantwortlicher Redakteur), Alexandra Wurl (CvD)<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
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Bernhard Kramer, Jens Meyer, Iris Meyer,<br />
Marcel Schoch, Klaus Tietgens, Bodo Wistinghausen<br />
Chefredakteur Michael Krische<br />
Redaktionsassistenz Brigitte Stuiber<br />
Layout Sven Kretzer<br />
Leserservice<br />
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Tel. +49 (0) 6433.94 93 10, peter.fabich@t-online.de<br />
Anzeigenverkauf und Disposition<br />
Johanna Eppert<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99-130, johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 9 vom 1.1.2014<br />
www.verlagshaus-media.de<br />
Druckvorstufe Cromika, Verona<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
POSTkasten<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Agria 4000 restauriert<br />
Da ich ein großer Leser eurer Zeitschrift bin,<br />
wollte ich euch nun auch einmal ein Bild<br />
von meinem kleinen Veteranen zeigen. Nach<br />
der Restauration und Zulassung rollt der<br />
Agria 4000 nun über die Straßen des Weserberglandes.<br />
Macht weiter so!!!<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
M. Garve, per Email<br />
Redaktion TRAKTOR CLASSIC<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Fax: +49 (0) 89.13 06 99 700<br />
E-Mail: leserbriefe@traktorclassic.de<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
Hitch am Eicher<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
auf Seite 47 in der Ausgabe 4 zum Eicher<br />
EM 300 schreiben Sie: „Eine weitere – und<br />
unterschätzte, weil wenig bekannte – Einrichtung<br />
stellt das Zugpendel, auch Hitch<br />
genannt, dar." Bei einem Zugpendel und<br />
einer Hitch handelt es sich aber um zwei<br />
verschiedene Dinge. Das Zugpendel haben<br />
Sie schon beschrieben. Aber eine Hitch ist<br />
doch ein Haken, der mit dem Hubwerk abgesenkt<br />
und angehoben wird, um z. B. einen<br />
Einachsanhänger mit tiefliegender<br />
Deichsel und Zugöse automatisch anzukuppeln.<br />
Und warum das Zugpendel nicht mit<br />
der Ackerschiene kompatibel sein soll, ist<br />
mir auch nicht klar geworden. Die meisten<br />
Zugpendel sind doch längenverstellbar<br />
oder nur so lang, dass sie nicht bis zur<br />
Ackerschiene reichen.<br />
Ansonsten finde ich die TRAKTOR CLAS-<br />
SIC immer wieder gelungen. Tolle Fotos,<br />
tolle Texte und tolle Hintergrundinformationen.<br />
Alles bestens!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Erwin Krebbing, per Email<br />
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung Clemens Hahn<br />
Herstellungsleitung Sandra Kho<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
Preise: Einzelheft EUR 5,50 (D), EUR 6,30 (A), sFr 11,00 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandkosten); Jahresabopreis (6 Hefte):<br />
Inland: EUR 29,70 inkl. MwSt. und Versandkosten<br />
Ausland: EUR 29,70 inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten<br />
Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE63ZZZ00000314764 des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />
Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin der Ausgabe, der mit der<br />
Vorausgabe ankündigt wird. Den aktuellen Abopreis findet der Abonnent<br />
immer hier im Impressum. Die Mandatsreferenznummer ist die auf dem<br />
Adressetikett eingedruckte Kundennummer.<br />
ISSN 1867-9846<br />
Erscheinen und Bezug: TRAKTOR CLASSIC erscheint sechsmal jährlich.<br />
Sie erhalten TRAKTOR CLASSIC in Deutschland, in Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten<br />
Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by GeraMond Verlag<br />
SCHIFF<strong>Classic</strong><br />
MODELLFAN MILITÄR & GESCHICHTE CLAUSEWITZ<br />
FLUGMODELL SCHIFFSMODELL<br />
BAHN EXTRA LOK MAGAZIN STRASSENBAHN MAGAZIN<br />
Die Zeitschrift und alle ihre enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt<br />
der Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für unverlangt<br />
eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine Haftung übernommen.<br />
Gerichtsstand ist München. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:<br />
Ulf Kaack; verantwortlich für Anzeigen: Rudolf Gruber,<br />
beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014
GESCHICHTE<br />
Schatztruhe<br />
96
Die Schatztruhe<br />
Bilder, Prospekte, Dokumente aus vergangener<br />
Zeit – Fundstücke aus unserem Archiv<br />
Das soll ein Geräteträger sein? In der Tat, ein Claas<br />
Huckepack. 1956 wartete der Landmaschinenhersteller<br />
aus Harsewinkel in Nordrhein-Westfalen mit einem innovativen<br />
Konzept auf: Kunden monierten, dass ihre Mähdrescher<br />
elf Monate lang im Jahr als totes Kapital in der<br />
Scheune standen. Daraufhin konstruierten die Claas-Ingenieure<br />
einen Geräteträger konventioneller Bauart, der<br />
sich durch einen Spezialaufbau für die Getreideernte<br />
zum Mähdrescher hochrüsten ließ. Die Idee funktionierte,<br />
kam aber bei den Kunden nicht gut an. Nach zwei<br />
Jahren und lediglich 900 verkauften Huckepack stellte<br />
Claas die Fertigung wieder ein.<br />
Foto: Sammlung Kaack<br />
TRAKTOR CLASSIC 6|2014<br />
97
VORSCHAU<br />
SCHLÜTER DS 25 UND AS 30<br />
Freisinger Urbären<br />
1947 wandelte sich Schlüters Holzgasschlepper GZA 25 zum<br />
Dieselschlepper DSU 25, der wenig später mit neuem Motor<br />
zum DS 25 mutierte. Mit mehr als 4.000 innerhalb von sechs<br />
Jahren verkauften Exemplaren half dieser dem traditionsreichen<br />
Freisinger Motorenwerk, sich endgültig auf dem<br />
Schleppermarkt zu etablieren. Wir nehmen den kräftigen<br />
Zweizylinder zusammen mit seinem Nachfolger AS 30 unter<br />
die Lupe und entschlüsseln die vielfältigen Varianten.<br />
TRAKTOR<br />
CHECK<br />
FENDT FARMER 3 S<br />
Trendsetter<br />
Der Farmer 3 S schloss 1966 eine wichtige Lücke im<br />
Fendt-Programm und bestach durch moderne, ausgefeilte<br />
Technik. Das im eigenen Hause entwickelte Getriebe<br />
überzeugte mit feiner Abstufung und guter Bedienbarkeit<br />
– und legte den Grundstein für folgende Schleppergenerationen<br />
bis weit in das 21. Jahrhundert hinein. Wir<br />
analysieren den anfangs mit runder und ab 1968 mit<br />
eckiger Motorhaube gelieferten Mittelklässler.<br />
NICHT VERPASSEN!<br />
TRAKTOR CLASSIC1/2015 erscheint am 10. November 2014 …<br />
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AUSSERDEM: Motorenmontage: Ventiltrieb und<br />
Kleinteile | Nummernschilder: Kurzzeit- und Ausfuhrkennzeichen<br />
| Ernte: Auf dem Rübenacker<br />
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die <strong>Traktor</strong>-<br />
Technikgeschichte<br />
von Albert Mößmer<br />
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
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* Ab Ausgabe 04/2010<br />
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