Podologie Multifaktorielles Geschehen mit Folgen (Vorschau)
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9September 2014 · 65. Jahrgang<br />
www.podologie.de<br />
Podo<br />
logie<br />
Postvertriebsstück. Entgelt bezahlt.<br />
Verlag Neuer Merkur, Postfach 460805, 80916 München<br />
B 3113 E<br />
Journal für die professionelle medizinische Fußpflege<br />
<strong>Multifaktorielles</strong> <strong>Geschehen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Folgen</strong><br />
Diabetiker und Fußprobleme/Teil I Seite 8<br />
Nagelteil- und -vollprothetik in der Übersicht<br />
Kosmetischer und medizinischer Nutzen Seite 17<br />
Warten <strong>mit</strong> Wohlgefühl!<br />
Auch Ihr Wartebereich sollte einladen Seite 36
Perfekt<br />
gepflegte<br />
Füße und Beine.<br />
Das gönn` ich mir.<br />
Mit Soft Feet<br />
der neuen Wohlfühlserie<br />
von GEHWOL.<br />
n<br />
GEHWOL FUSSKRAFT Soft Feet ist das neue Wohlfühl- und Verwöhnprogramm<br />
für gepfl egte Füße und Beine, das durch seine moderne Parfümierung zum<br />
sinnlichen Aromaerlebnis wird. Das Peeling entfernt Hautschuppen, massiert<br />
sanft und sorgt für eine erste Pfl egeportion. Die zarte Pfl ege der Creme verspricht<br />
samtweiche Füße und spendet viel Feuchtigkeit. Die neue, sofort einziehende<br />
Lotion schenkt Beinen und Füßen schließlich ein seidenglattes Aussehen.<br />
EDUARD GERLACH GmbH · Postfach 1249 · 32292 Lübbecke<br />
Telefon +49 (0)5741/330-0 · Fax +49 (0)5741/347300 · www.gehwol.de
Editorial<br />
Auch in Ihrem Wartebereich:<br />
Professionalität<br />
zeigt sich in allem!<br />
IHRE PRAXIS.<br />
IMMER<br />
DABEI.<br />
Sie sitzen im Wartezimmer eines<br />
Arztes und der Zeiger der Uhr<br />
scheint zu kriechen. Die wenigen<br />
ausliegenden Zeitschriften sind nicht nur<br />
alt, sondern offensichtlich auch schon<br />
durch etliche Hände gegangen. Ansonsten<br />
finden sich nur noch ein paar kostenlose<br />
Werbemagazine auf dem Tisch.<br />
Sie langweilen sich und zudem ist der<br />
Stuhl, auf dem Sie sitzen, auch noch unbequem.<br />
Ihr Blick schweift durch den<br />
Raum … In der Ecke steht ein Fikus, dessen<br />
braunfleckige Blätter ein tristes Dasein<br />
verraten, und die Stuhllehnen haben<br />
an den Wänden Abnutzungsspuren<br />
hinterlassen. Die Praxis suchen Sie das<br />
erste Mal auf. Sie beschleichen leise<br />
Zweifel, ob die medizinische Versorgung<br />
hier wirklich auf dem neuesten Stand<br />
und gut, weil interessiert und engagiert,<br />
ist. – Kommt Ihnen diese Situation bekannt<br />
vor? Sicherlich haben die meisten<br />
von uns schon einmal so ihre Wartezeit<br />
verbracht; und waren zumindest auf den<br />
ersten Blick von einer solchen Praxis weder<br />
angetan noch überzeugt.<br />
Aber jetzt einmal Hand aufs Herz: Wie<br />
erleben Ihre Kunden die Wartezeit bei<br />
Ihnen? Wenn Sie <strong>mit</strong> kritischem Blick<br />
den Wartebereich oder das Wartezimmer<br />
Ihrer Praxis anschauen – wie mögen<br />
sie sich fühlen?<br />
Selbst wenn das Zeitmanagement bei Ihnen<br />
perfekt läuft und kaum Wartezeiten<br />
anfallen, vermeiden lassen sich diese<br />
nicht immer. Und selbst ein nur kurzer<br />
Aufenthalt in Ihrem Wartebereich hinterlässt<br />
einen Eindruck! Um hier eine<br />
freundliche, ansprechende Atmosphäre<br />
zu schaffen, müssen<br />
Sie nicht unbedingt<br />
tief in<br />
Ihr Portemonnaie<br />
greifen. Schon <strong>mit</strong><br />
einem geringeren<br />
Budget können<br />
Sie diesen<br />
Bereich <strong>mit</strong>tels<br />
Farbe, ein paar<br />
geschmackvollen<br />
und farblich passenden<br />
Bildern<br />
sowie Pflanzen<br />
oder Trockenblumen<br />
(Vorsicht, hier<br />
sammelt sich schnell Staub an!) individuell<br />
und ansprechend gestalten. Selbst<br />
bunte oder elegante weiße Stühle (auf<br />
denen man gut sitzt) und Jalousien sind<br />
für kleines Geld erhältlich; aber natürlich<br />
gehört auch eine Lampe dazu, die<br />
für angenehme Helligkeit sorgt.<br />
Ein Zeitschriftenabo bei einem Lesezirkel<br />
schlägt wöchentlich <strong>mit</strong> rund zehn<br />
Euro zu Buche und ein Wasserspender<br />
oder zumindest ein Tablett <strong>mit</strong> Mineralwasserflaschen<br />
und hübschen Gläsern<br />
kostet ebenfalls nicht die Welt.<br />
Dies sind Ausgaben, die sich in jedem<br />
Fall rechnen. Denn all das zeigt, dass Sie<br />
sich Gedanken um Ihre Kunden und deren<br />
Wohlbefinden machen – und eine<br />
bessere Werbung in eigener Sache gibt<br />
es nicht. Besonders dann, wenn die Behandlungsräume<br />
ebenso wie die Behandlung<br />
selbst die positiven Erwartungen<br />
Ihrer Kunden dann noch erfüllen<br />
oder vielleicht sogar übertreffen.<br />
Zahlreiche Tipps und Informationen zur<br />
Gestaltung finden Sie in dieser Ausgabe<br />
in unserem Beitrag „Auch Ihr Wartebereich<br />
sollte einladen: Warten <strong>mit</strong><br />
Wohlgefühl!“ ab S. 36. Lassen Sie sich<br />
inspirieren und finden Sie Anregungen<br />
– vielleicht sogar für eine Neugestaltung<br />
–, die Ihre Kunden angenehm überraschen<br />
und auf den ersten Blick überzeugen!<br />
Barbara von Wirth M. A.,<br />
Redakteurin und Fachautorin<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen wie<br />
immer eine informative Lektüre!<br />
Ihre<br />
BESUCHEN SIE UNS AUF DER FUSS IN<br />
KASSEL VOM 10. - 11. OKTOBER 2014<br />
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ARBEITSEINHEIT<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 3<br />
HELLMUT RUCK GmbH<br />
kontakt@hellmut-ruck.de<br />
www.hellmut-ruck.de
VNM<br />
AKADEMIE<br />
Kompetenzzentrum für podologische Weiterbildung<br />
<strong>Podologie</strong>-Seminare<br />
Herbst 2014<br />
Je Seminar 8 Fortbildungspunkte<br />
nach §125 Abs. 1 Nr. 2 SGB V <strong>mit</strong><br />
Zertifikat<br />
Seminar-Anmeldung<br />
per Fax an: (0 89) 31 89 05 53<br />
Ich melde mich/uns verbindlich an; das/die gewünschte(n)<br />
Seminar(e) habe ich angekreuzt z <br />
Teilnehmer<br />
1. Teilnehmer Name, Vorname<br />
X<br />
H<br />
H<br />
Grundlagen der Dermatologie<br />
Dr. med. Pierre Foss<br />
> 20.09.2014 Münster<br />
Mykose und Diabetiker<br />
Elvi Foss<br />
? 21.09.2014 Münster<br />
2. Teilnehmer Name, Vorname<br />
Firma / Einrichtung (falls Rechnungsanschrift)<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
H<br />
H<br />
Umgang <strong>mit</strong> chronisch Kranken<br />
Elvi Foss<br />
7 27.09.2014 Würzburg<br />
Grundlagen der Dermatologie<br />
Dr. med. Pierre Foss<br />
8 27.09.2014 Würzburg<br />
Tel. / Fax<br />
E-Mail<br />
Abo-Nr. (hier bitte auch Gutschein angeben, falls vorhanden – nachträgliche<br />
Einlösung leider nicht möglich)<br />
H<br />
H<br />
H<br />
Alle Seminare <strong>mit</strong><br />
vielen Patientenbeispielen<br />
aus der Praxis<br />
Mykosen am diabetischen Fuß<br />
Anke Niederau<br />
= 25.10.2014 Düsseldorf<br />
Diabetes Typ 1 und 2 bei Kindern/Jugendlichen<br />
und die podologische Prävention<br />
Elvi Foss<br />
9 25.10.2014 Weiskirchen/Saarland<br />
Grundlagen der Dermatologie<br />
Dr. med. Pierre Foss<br />
: 26.10.2014 Weiskirchen/Saarland<br />
Änderungen und Irrtümer vor behalten.<br />
Datum, Unterschrift<br />
Anmeldeschluss: 4 Wochen vor der Veranstaltung<br />
Gebühr: jeweils 119,– Euro zzgl. MwSt., inkl. Seminarunterlagen,<br />
-getränke und Mittagessen. Bei Buchung von mehreren Semi naren<br />
5% Rabatt auf das 2. Seminar und 10% Rabatt auf das 3. Seminar.<br />
Dauer: jeweils ganztägig 9 bis 17 Uhr, je 8 UE <strong>mit</strong> umfang reichem<br />
Seminarskript und 8 Weiterbildungspunkten.<br />
Teilnahmebedingungen: Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung<br />
(per Post, Fax, E-Mail oder über das Online-Formular) erhalten<br />
Sie eine Bestätigung und nach Anmeldeschluss die Rechnung, die Sie<br />
bitte per Überweisung bezahlen. Eine Barzahlung am Tag der Veranstaltung<br />
ist nicht möglich.<br />
Wenn Sie nach dem Anmeldeschluss Ihre Teil nahme stor nieren, müssen<br />
wir die gesamte Gebühr in Rechnung stellen. Stor nie ren Sie Ihre<br />
Teil nahme vor dem Anmelde schluss, müs sen wir 25,– Euro zzgl. MwSt.<br />
Bearbei tungs ge bühr erheben. Ihr Vorteil: Sie können in beiden<br />
Fällen eine Er satz per son als Vertretung schicken.<br />
Der Veranstalter Magical Media GmbH behält sich das Recht vor, die<br />
Se mi nare aus wichtigem Grund ab zusagen.<br />
Online-Anmeldung und weitere Informationen unter:<br />
http://www.podologie.de<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Birgit Hemscheidt • Telefon 089/31 89 05-15<br />
VNM Akademie – Ein Unternehmensbereich der Magical Media GmbH<br />
Telefon: 089/31 89 05-15 • Fax: 089/31 89 05-53 • akademie@vnmonline.de • www.vnm-akademie.de
Inhalt<br />
Editorial<br />
Auch in Ihrem Wartebereich:<br />
Professionalität zeigt sich in allem! 3<br />
Aktuelles<br />
Termine 6<br />
<strong>Podologie</strong> Award 2014:<br />
Seien Sie dabei! 6<br />
Blick „hinter die Kulissen“:<br />
Schulbesuch in Meinerzhagen 6<br />
7. Radolfzeller Wundtag:<br />
Besondere Fälle im Blickpunkt 6<br />
Im kommenden Monat:<br />
Entdecken, erleben, profitieren … 7<br />
Im Fokus<br />
Diabetiker und Fußprobleme/Teil I:<br />
<strong>Multifaktorielles</strong> <strong>Geschehen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Folgen</strong> 8<br />
Viele Aspekte ergeben ein Gesamtbild/Teil V:<br />
Veränderungen von Nagelform und Nagelfalz 12<br />
Für die Praxis<br />
Kosmetischer und medizinischer Nutzen:<br />
Nagelteil- und -vollprothetik in der Übersicht 17<br />
Nagelprothetik in der Praxis:<br />
Infos und Tipps zur Anwendung 21<br />
Nagelersatz ist nicht nur aus kosmetischen Gründen<br />
sinnvoll. Grundlegendes und hilfreiche Tipps zur Nagelteil-<br />
und -vollprothetik finden Sie in den beiden Beiträgen<br />
auf den S. 17 bis 23.<br />
Dieser Ausgabe liegt jeweils eine Beilage des<br />
Verlages Health & Beauty, Karlsruhe, sowie<br />
des Verlages Neuer Merkur, München, bei. Wir<br />
bitten um freundliche Beachtung.<br />
Journal<br />
Gegen Krebserkrankungen:<br />
Regelmäßige Vorsorge und<br />
Früherkennung 24<br />
Vegetarier, Flexitarier und<br />
Co./Teil I:<br />
Mit „Messer und Gabel“<br />
für mehr Gesundheit! 27<br />
Recht & Geld<br />
Bei der Abrechnung von<br />
Heil<strong>mit</strong>telverordnungen:<br />
So ersparen Sie sich Ärger! 32<br />
Ausbildung & Job<br />
Auch Ihr Wartebereich sollte einladen:<br />
Warten <strong>mit</strong> Wohlgefühl! 36<br />
Produkte<br />
Zum Schutz vor Fußmykosen<br />
Fresh „Protect<br />
von RAUE GmbH 41<br />
Gut informiert!<br />
Patienten-Broschüren<br />
von 3TO GmbH 41<br />
Für perfekte Nagelprothetik<br />
Unguisan Classic<br />
von Greppmayr GmbH 41<br />
Perfekte Helfer<br />
T-Speed und T-Speed Plus<br />
von Busch & Co. KG 41<br />
Wirkungsvoll und schnell<br />
Laufwunder ® -Nagelhautentferner<br />
von Franz Lütticke GmbH 42<br />
Zwei Wochen zum Testen<br />
MediMobil ST 40<br />
von Becker Dentale und<br />
Medizinische Geräte 42<br />
Pflegender Frische-Kick<br />
GEHWOL ® Frische-Balsam<br />
von Eduard Gerlach GmbH 42<br />
Impressum 42<br />
Titelbild: © mariiya - Fotolia.com<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 5
Aktuelles<br />
Termine<br />
27.09.2014 Seminar: Der professionelle<br />
Würzburg Umgang <strong>mit</strong> chronisch Kranken<br />
Referentin: Elvi Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
27.09.2014 Seminar: Grundlagen der<br />
Würzburg Dermatologier<br />
Referent: Dr. med. Pierre Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
10.10.–11.10.2014 Fuss 2014<br />
Kassel<br />
Fachmesse und Kongress für<br />
Podologen und Fußpfleger,<br />
Stadthalle Kassel<br />
Info: ZFD<br />
Telefon (0 25 91) 98 07 36–0<br />
E-Mail m.geismann@zfd.de<br />
25.10.2014 Seminar: Mykosen am dia-<br />
Düsseldorf betsichen Fuß<br />
Referentin: Anke Niederau<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
25.10.2014 Seminar: Diabetes Typ 1 und 2<br />
Weiskirchen/ bei Kindern/Jugendlichen und<br />
Saarland<br />
die podologische Prävention<br />
Referentin: Elvi Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
25.10.–26.10.2014 Beauty Forum<br />
München Kosmetik-Fachmesse für<br />
professionelle Kosmetik<br />
Messe München<br />
Info: Health and Beauty Trade<br />
Fairs GmbH<br />
Telefon (07 21) 1 65–0<br />
E-Mail info@health-andbeauty.com<br />
26.10.2014 Seminar: Grundlagen der<br />
Weiskirchen/ Dermatologier<br />
Saarland<br />
Referent: Dr. med. Pierre Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
15.11.–16.11.2014 COSMETICA<br />
Berlin<br />
Kosmetik-Fachmesse<br />
Messe Berlin<br />
Info: KOSMETIK international<br />
Messe GmbH, Gaggenau<br />
Telefon (0 72 25) 9 16–159<br />
E-Mail messe@ki-verlag.de<br />
Seien Sie dabei!<br />
Am Samstag, dem 11. Oktober, ist es so weit! Dann wird auf der FUSS<br />
in Kassel der PODOLOGIE Award verliehen. Seien Sie um 12.00 Uhr<br />
im Gartensaal <strong>mit</strong> dabei, wenn besonderes Engagement in der Fortund<br />
Weiterbildung ausgezeichnet wird und es zum zweiten Mal<br />
heißt: „And the winner is …“! Feiern Sie diesen besonderen<br />
Moment <strong>mit</strong> uns, den Sponsoren und natürlich der Gewinnerin<br />
oder dem Gewinner bei einem Glas Sekt. Wir freuen uns auf Sie!<br />
Sponsored by:<br />
Blick „hinter die Kulissen“:<br />
Schulbesuch in Meinerzhagen<br />
7. Radolfzeller Wundtag:<br />
Besondere Fälle im Blickpunkt<br />
Podo<br />
logie Award 2014<br />
Ihre Redaktion<br />
Einen Blick hinter<br />
die Kulissen werfen<br />
konnte der Fußpflegekurs<br />
der Kosmetikschule<br />
Schrammek,<br />
Essen. Die Schülerinnen<br />
waren zu Gast<br />
bei der Franz Lütticke<br />
GmbH. Hier konnten<br />
sie – von der Produktentstehung<br />
bis hin zum<br />
Verkauf – das Labor und die Produktion<br />
besichtigen sowie das<br />
Lager und den Versand. Im Rahmen<br />
einer Schulung lernten die<br />
Schülerinnen zudem die Laufwunder<br />
® und Mykored ® Fußpflegeprodukte<br />
kennen. Wichtige<br />
Bestandteile der Schulung sind<br />
dabei Wirkstoffkunde und Verkaufstipps,<br />
um angehenden Fußpflegern<br />
und Podologen für die<br />
spätere Tätigkeit zahlreiche Informationen<br />
zu geben. Die Schülerinnen<br />
ebenso wie ihr leitender Lehrer Marc-<br />
Andree Lewrandowski, waren <strong>mit</strong> dem<br />
informativen und interessanten Ausflug<br />
rundum zufrieden.<br />
Interessierte Berufsfachschulen können<br />
sich gerne <strong>mit</strong> dem Unternehmen für eine<br />
Terminabsprache in Verbindung setzen:<br />
Franz Lütticke GmbH, 58540 Meinerzhagen,<br />
Telefon (0 23 54) 90 99 0,<br />
www.luetticke.de. Ansprechpartnerin ist<br />
Sandra Lütticke.<br />
Am Samstag, dem 18. Oktober<br />
2014, lädt das Deutsche Institut<br />
für Wundheilung zum Radolfzeller<br />
Wundtag ein. An diesem<br />
Tag stehen „Die besonderen Fälle<br />
in der Versorgung von Problemwunden“<br />
im Fokus. Renommierte<br />
Referenten werden praxisnah ihre Erkenntnisse<br />
und Therapiestrategien zu<br />
außergewöhnlichen und seltenen Wundursachen<br />
ver<strong>mit</strong>teln. Dabei stehen unter<br />
anderem Themen wie „Schwere Hautreaktionen<br />
und Blasenbildung“, „Minimal-invasive<br />
Interventionen beim dia-<br />
6 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
etischen Fuß“ sowie „Neue<br />
Empfehlungen zur Schuhtechnischen<br />
Versorgung von<br />
akuten Läsionen beim diabetischen<br />
Fuß“ im Blickpunkt.<br />
Die umfangreiche Industrieausstellung<br />
der Branche bietet<br />
den Teilnehmern zudem<br />
die Gelegenheit, sich einen<br />
Überblick über Produkte zu<br />
verschaffen, Anregungen zu<br />
holen und Erfahrungen auszutauschen.<br />
Podologen erhalten<br />
für die Teilnahme an der<br />
Veranstaltung sechs Fortbildungspunkte.<br />
Der Wundtag im Milchwerk<br />
in Radolfzell beginnt um 9.45<br />
Uhr (Einlass 9.00 Uhr). Veranstaltungsende<br />
ist gegen<br />
16.30 Uhr. Karten sind im Vorverkauf<br />
sowie an der Tageskasse<br />
erhältlich. Weitere Informationen<br />
und Anmeldung:<br />
Deutsches Institut für Wundheilung<br />
78315 Radolfzell<br />
Fritz-Reichle-Ring 2<br />
Telefon (0 77 32) 939-1525<br />
Telefax (0 77 32) 939-2525<br />
E-Mail: info@deutsches-wundinstitut.de<br />
red<br />
Von Kopf bis Fuß auf<br />
Wissen eingestellt<br />
Im kommenden Monat:<br />
Entdecken, erleben, profitieren …<br />
All das bietet am<br />
25. und 26. Oktober<br />
2014 die 29.<br />
BEAUTY FORUM<br />
MÜNCHEN auf dem<br />
Messegelände München<br />
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und neuen Behandlungsmethoden<br />
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und Marken. Erleben<br />
Sie spannende<br />
Meisterschaften und charismatische<br />
Stars hautnah auf<br />
der Bühne. Und profitieren Sie<br />
von der großen Fülle sowie<br />
der hohen Qualität der Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
in<br />
München.<br />
Am FUSS POINT steht in Kooperation<br />
<strong>mit</strong> dem Zentralverband<br />
der Podologen und<br />
Fußpfleger Deutschlands e.V.<br />
(ZFD), LV Bayern, ein attraktives<br />
Programm im Messekalender.<br />
Interessante Fachvorträge<br />
und Firmenpräsentationen<br />
wechseln sich ab und<br />
ergeben einen kompetenten<br />
Wissensaustausch rund um<br />
das Thema Fuß.<br />
Versierte Fachreferenten aus<br />
verschiedenen Bereichen informieren<br />
unter anderem über<br />
folgende Themen: „Informationen<br />
um den sektoralen<br />
Heilpraktiker in der <strong>Podologie</strong>“,<br />
„Hartmetall-, Keramikfräser<br />
& Co. – die passenden<br />
Fräser für Ihren Anspruch“,<br />
„Mit Orthosen hartnäckige<br />
Probleme lösen!“, „Wirksame<br />
Pflege in der Fußpflege – Cremes<br />
und Cremeschäume“,<br />
„Strategien zum gesunden<br />
Wiederaufbau von Problemnägeln<br />
auf Basis natürlicher<br />
Wirkstoffe“, „Fußpflege up-todate<br />
– frische Behandlungs-<br />
Ideen für die jüngere, trendorientierte<br />
Zielgruppe“ sowie<br />
„Mehr Umsatz für Podologen<br />
im Internet“ und vieles Weitere<br />
mehr. Alle detaillierten<br />
Informationen zu den Vorträgen<br />
und den Referenten finden<br />
Sie auf www.beauty-fairs.de/<br />
muenchen im Bereich Workshops<br />
& Vorträge.<br />
Der Kartenvorverkauf zur<br />
Messe läuft! Sichern Sie sich<br />
diese jetzt schon, und das lästige<br />
Schlangestehen entfällt.<br />
Zudem sparen Sie fünf Euro<br />
pro Eintritts- und Workshop-<br />
Ticket. Diese sind erhältlich<br />
unter: www.beauty-fairs.de/<br />
ticketshop.<br />
red<br />
Das breit gefächerte Ausstellungsangebot<br />
reicht von Fußpflege<strong>mit</strong>teln über Fußpflegegeräte<br />
bis hin zu Hygiene- und Desinfektionsartikel<br />
sowie Praxiseinrichtungen für die<br />
podologische Praxis und den kosmetischen<br />
Fußpfleger.<br />
Der Meeting Point befindet sich <strong>mit</strong>ten im<br />
Messegeschehen. Es geht um Themen, die<br />
Ihre tägliche Arbeit praktisch ergänzen und<br />
unterstützen. Komprimiert und informativ –<br />
das Vortragsprogramm der renommierten<br />
Referenten steht für Sie bereit. Gratis!<br />
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0531708-8616<br />
Der Kartenvorverkauf endet am 03.11.2014<br />
Weitere Informationen auf www.cosmetica.de<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 7<br />
Veranstalter:
Im Fokus<br />
Diabetiker und Fußprobleme/Teil I:<br />
<strong>Multifaktorielles</strong><br />
<strong>Geschehen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Folgen</strong><br />
Von Barbara von Wirth, M.A., Fachjournalistin, Witten<br />
Falsches Schuhwerk und unpassende Fußbekleidung<br />
bei Diabetikern gehören in der fußpflegerischen/podologischen<br />
Praxis nahezu zum täglichen<br />
Bild. Unabhängig davon, ob aus „modischem<br />
Bewusstsein“, Bequemlichkeit oder einfach aus<br />
Unwissenheit – die <strong>Folgen</strong> für die Patienten können<br />
bis hin zur Amputation gehen und sind da<strong>mit</strong><br />
fatal. Deshalb kommt Ihnen als Fußprofi gerade<br />
bei dieser Patientengruppe eine wichtige Aufgabe<br />
zu: Aufklärung und Information selbst dann,<br />
wenn Sie immer wieder „auf taube Ohren stoßen“.<br />
Denn die richtige Schuhversorgung dient<br />
nicht nur der Prophylaxe von (schweren) Fußschäden,<br />
sondern ebenso deren Behandlung.<br />
Diabetiker erkranken im<br />
Durchschnitt 10 bis 20<br />
Jahre früher und häufiger<br />
als Stoffwechselgesunde<br />
an einer Arteriosklerose. Von<br />
einer Diabetes bedingten Nervenschädigung<br />
wiederum ist<br />
nach 20 Jahren Erkrankungszeit<br />
schätzungsweise jeder<br />
zweite Diabetiker betroffen.<br />
All das, und noch weitere Faktoren,<br />
wirken sich unter Umständen<br />
dramatisch auf die<br />
Fußgesundheit der Patienten<br />
aus. So leidet etwa jeder fünfte<br />
Diabetiker <strong>mit</strong> langer „Krankheitskarriere“<br />
an einem diabetischen<br />
Fußsyndrom (DFS).<br />
Risikofaktor Glykierung<br />
Ein langjähriger unerkannter<br />
oder schlecht eingestellter<br />
Diabetes mellitus hat <strong>Folgen</strong><br />
für den gesamten Körper. Denn<br />
durch die anhaltend zu hohen<br />
Zuckerwerte im Blut lagern<br />
sich Glukosebausteine an Eiweiße<br />
und Fettstrukturen an<br />
(sogenannte Glykosylierung<br />
oder Glykierung). Hierdurch<br />
entstehen Abbauprodukte, die<br />
„Advanced Glycation Endproducts“<br />
(AGEs). Aber auch<br />
wiederkehrende Blutzuckerspitzen,<br />
das heißt, der kurzzeitige<br />
starke Anstieg des Blutzuckers<br />
nach dem Essen, lässt<br />
vermehrt AGEs entstehen,<br />
und das selbst bei sehr guten<br />
Langzeit-Blutzuckerwerten<br />
(HbA1c-Werte).<br />
Der gesamte Körper<br />
ist betroffen<br />
Die Glukoseabbauprodukte<br />
aktivieren spezielle Rezeptoren<br />
der Makrophagen (Fresszellen<br />
des Immunsystems) und<br />
Endothelzellen. – Diese kleiden<br />
die Innenwände von Blutund<br />
Lymphgefäßen aus und<br />
spielen für das Immunsystem<br />
eine wichtige Rolle. – In der<br />
Folge sammeln sich AGEs in<br />
den Geweben an, wo sie entzündliche<br />
Prozesse fördern.<br />
(Fotos: © Dr. med. Norbert Scholz; Röntgenbild: © Hellehoff, Wikimedia Commons)<br />
Das Erscheinungsbild des<br />
diabetischen Fußsyndroms<br />
reicht von ausgeprägten<br />
Hyperkeratosen sowie geringen<br />
Zehendeformationen<br />
bis hin zur völligen Destruktion<br />
des Fußskelettes. Dieser<br />
sogenannte Charcot-<br />
Fuß, auch als „diabetischneuropathische<br />
Osteoarthropathie“<br />
(DNOAP) bezeichnet,<br />
ist eine schwere<br />
Komplikation des DFS. Je<br />
nach Stadium geht er <strong>mit</strong><br />
Rötung, Überwärmung<br />
und Ödemen einher. Durch<br />
die Neuropathie verläuft der<br />
belastungsunabhängige<br />
zerstörerische Prozess nahezu<br />
oder völlig schmerzfrei.<br />
Besonders wichtig ist hier<br />
die frühzeitige Diagnose.<br />
8 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
So hat man AGEs in arteriosklerotischen<br />
Plaques und Läsionen von Gefäßwänden<br />
gefunden ebenso wie in Lipidablagerungen<br />
der glatten Gefäßmuskulatur.<br />
Aber auch in den Makrophagen von Diabetikern<br />
lassen sich AGEs nachweisen.<br />
Zu den durch AGEs geförderten arteriosklerotischen<br />
Prozessen zählen auch:<br />
u eine Glykierung von LDL („schlechtes“<br />
Cholesterin, da hohe LDL-Werte als Risikofaktor<br />
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
gelten) und<br />
Im Fokus<br />
u eine Hemmung der Lipolyse, die durch<br />
den Insulinmangel gefördert wird. (Mit<br />
dem Begriff der Lipolyse bezeichnet<br />
man die Aufspaltung von Triglyzeriden<br />
in freie Fettsäuren und Glyzerin. Diese<br />
aus dem Fettgewebe ins Blut freigesetzten<br />
Fettsäuren bremsen die Wirkung<br />
des Insulins.)<br />
Das durch die Lipolyse entstandene<br />
Glyzerin wiederum wird von der Leber<br />
genutzt, um Zucker zu bilden, wodurch<br />
sich der Blutzuckerspiegel erhöht.<br />
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vor Fuß- und Nagelpilz<br />
Stadieneinteilung des DFS nach Wagner<br />
Schöne Füße,<br />
gute Pflege!<br />
Abb. 1: Wagner 0 – Risikofuß <strong>mit</strong> Hyperkeratosen<br />
und Zehenfehlstellungen ohne<br />
offene Läsion.<br />
Abb. 2: Wagner I – Es zeigen sich Wunden,<br />
die nicht in die Tiefe gehen.<br />
Abb. 3: Wagner II a – Die Ulzeration reicht<br />
bis hin zu Gelenkkapsel und Sehnen. Im<br />
Stadium Wagner II b besteht zudem eine<br />
Infektion.<br />
Abb. 4: Wagner III – Das Malum perforans<br />
reicht bis hin zu Knochen und Gelenken.<br />
Abb. 5: Wagner IV – Vorfuß- oder Fersenbereich<br />
ist von einer Nekrose betroffen.<br />
Abb. 6: Wagner V – Der gesamte Fuß ist<br />
nekrotisch.<br />
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Sie Mykored noch nicht kennen.<br />
(Lieferung erfolgt nur an den Fachhandel.)<br />
Die Klassifikation des DFS erfolgt zudem nach Armstrong: Bei Stadium A besteht<br />
keine Infektion. In Stadium B liegt eine Infektion vor. In Stadium C zeigt sich eine<br />
Ischämie, und in Stadium D sind eine Infektion und Ischämie vorhanden.<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 9<br />
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Im Fokus<br />
Neuropatisch und/oder ischämisch?<br />
Ganz entscheidend für die Prognose von Fußulzerationen<br />
ist, ob eine rein neuropathisch bedingte Läsion<br />
vorliegt, oder ob eine Ischämie (Mangeldurchblutung)<br />
zugrunde liegt. Bei Diabetikern liegen in der Regel<br />
eine Neuropathie und ischämische Komponente vor.<br />
Typisch bei einem neuropathischen Ulkus sind eine<br />
massive Hyperkeratose und Callositas (durch eine „Deckelung“<br />
des Malum perforans besteht hier auch immer<br />
die Gefahr einer Scheinheilung) sowie eine verminderte<br />
bis fehlende Sensibilität und Missempfindungen.<br />
Die Fußhaut ist warm, rosig, trocken, spröde<br />
und rissig und der Fußpuls tastbar. Außerdem<br />
Malum perforans<br />
zeigen sich ein diskretes Ödem (bei einer Infektion<br />
kommt es zu starker Ödembildung), eine Atrophie der<br />
Fußmuskulatur sowie Zehenfehlstellungen. Die Zehennägel<br />
sind häufig eingewachsen, und es kommt<br />
oftmals zu Mykosen.<br />
Das runde, randscharfe und schmerzfreie Malum perforans<br />
tritt an druckexponierten Stellen auf (etwa<br />
plantar, am Fußrand oder im Zehenzwischenraum).<br />
Erfolgt eine Infektion, verändert sich die gesundheitliche<br />
Situation des Patienten unter Umständen innerhalb<br />
weniger Tage dramatisch. Denn es kann sich eine<br />
Nekrose bilden, vor allem dann, wenn nicht nur eine<br />
Ischämisches Ulkus<br />
Nerven-, sondern auch eine Gefäßschädigung besteht.<br />
Handelt es sich um ein ischämisches Ulkus, steht eine<br />
pAVK im Vordergrund. Das Ulkus zeigt sich dann akral, das heißt an Zehen und Ferse. Die<br />
Fußhaut ist kalt, und es kommt zu heftigen Schmerzen. Die Fußhaut ist typischerweise blassbläulich<br />
(livide) verfärbt, atrophisch und trocken. Der Fußpuls lässt sich kaum oder gar nicht tasten.<br />
Die Fußnägel sind verdickt und deformiert, das Nagelwachstum ist vermindert.<br />
Fußsohlen. Auch das verändert<br />
den Abrollvorgang der<br />
Füße beim Gehen, was zu einer<br />
vermehrten Druckbelasung<br />
des Vorfußes führt.<br />
Doch ebenso die eingangs erwähnten<br />
AGEs beeinträchtigen<br />
das Gewebe. Denn die Zuckerabbauprodukte<br />
machen<br />
auch vor den kollagenen Fasern<br />
von Weichteil- und Knorpelgewebe<br />
sowie vor Sehnen<br />
und Bändern nicht halt und<br />
reichern sich dort im Laufe der<br />
Zeit an.<br />
Darüber hinaus wird die Fußhaut<br />
trocken und spröde, da<br />
die Schweißsekretion Nauropathie-bedingt<br />
abnimmt. Dadurch<br />
erhöht sich das Risiko<br />
einer Ulzeration ebenfalls.<br />
Besteht ein Fußulkus und infiziert<br />
sich dieses, sind eine<br />
Osteomyelitis (Knochenmarksentzündung),<br />
eine Gangrän<br />
bzw. Nekrose und da<strong>mit</strong> unter<br />
Umständen eine Amputation<br />
die Folge. Auch kann es<br />
zu einer Sepsis kommen.<br />
Die Therapie:<br />
gebündelte Maßnahmen<br />
Jeder zweite Patient <strong>mit</strong><br />
einem Diabetes vom Typ 2<br />
zeigt zum Zeitpunkt der<br />
Diagnosestellung Veränderungen<br />
in den<br />
großen Blutgefäßen<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Barbara von Wirth M. A.<br />
Fachjournalistin<br />
Rüsbergstr. 20c<br />
58456 Witten<br />
E-Mail: bvwirth@t-online.de<br />
All dies und weitere biochemische<br />
Prozesse lassen die „diabetische<br />
Angiopathie“ entstehen.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
eine arteriosklerotische Erkrankung<br />
der großen Arterien<br />
(„diabetische Makroangiopathie“)<br />
sowie eine Verdickung<br />
und Verschlüsse der Arteriolen<br />
und Kapillaren(„diabetische<br />
Mikroangiopathie“). Die<br />
durch Letztere verursachte<br />
Mangelversorgung führt zu<br />
Schäden an Netzhaut („diabetische<br />
Retinopathie“), Nieren<br />
(„diabetische Nephropathie“)<br />
und Nerven („diabetische<br />
Polyneuropathie“).<br />
<strong>Folgen</strong> der Makroangiopathie<br />
sind eine Verengung der Herzkranzgefäße<br />
bis hin zum Herzinfarkt,<br />
eine Arteriosklerose<br />
der Blutgefäße, die das Gehirn<br />
versorgen (zerebrovaskuläre<br />
Sklerose, <strong>mit</strong> der das Schlaganfallrisiko<br />
steigt) sowie die<br />
periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />
– pAVK. Bei dieser<br />
werden die unteren Extre<strong>mit</strong>äten<br />
zunehmend schlechter <strong>mit</strong><br />
Blut versorgt, was das Zurücklegen<br />
längerer Gehstrecken<br />
immer mehr unmöglich macht;<br />
und auch die Wundheilung<br />
wird eingeschränkt, da dem<br />
Gewebe Sauerstoff und Nährstoffe<br />
fehlen.<br />
Verhängnisvolles<br />
Zusammenspiel<br />
Ein weiteres immenses Risiko<br />
für Diabetiker ist das Diabetische<br />
Fußsyndrom. An dessen<br />
Entstehung sind verschiedene<br />
Diabetes-bedingte<br />
Störungen beteiligt. So verursacht<br />
die Neuropathie eine<br />
„Amyotrophie“ (Schwund der<br />
Fußmuskulatur. Denn die reduzierte<br />
nervale Innervation<br />
lässt besonders die kleinen<br />
Fußmuskeln (Musculi interossei<br />
dorsales pedes und plantares<br />
pedes) verkümmern.<br />
Aber auch im Bereich der Sehnen<br />
atrophiert die Muskulatur,<br />
wodurch es zu Fehlstellungen<br />
wie Hammer- und Krallenzehen<br />
und dadurch zu<br />
Fehlbelastungen kommt.<br />
Die Amyotrophie begünstigt<br />
zudem eine Verkümmerung<br />
des Fettgewebepolsters der<br />
Die Optimierung der Blutzuckereinstellung,<br />
die Therapie<br />
eventueller internistischer Folgeerkrankungen<br />
ebenso wie<br />
die Verbesserung der Immunkompetenz<br />
sind eine Grundmaßnahme<br />
der Behandlung.<br />
Des Weiteren gehören die<br />
Verbesserung der Durchblutung<br />
(Mikrozirkulation) und<br />
eine lokale Wundbehandlung<br />
zu den erforderlichen Maßnahmen.<br />
Darüber hinaus ist<br />
bei der Behandlung des diabetischen<br />
Fußsyndroms aber<br />
auch die Versorgung <strong>mit</strong> dem<br />
richtigen Schuhwerk ganz<br />
entscheidend: Zum einen, um<br />
den Fuß zu entlasten und da<strong>mit</strong><br />
Druckstellen ebenso wie<br />
Zehenfehlstellungen vorzubeugen,<br />
zum anderen, um<br />
Druck von bestehenden Ulzerationen<br />
zu nehmen und auf<br />
diese Weise den Wundheilungsprozess<br />
zu fördern.<br />
Lesen Sie im zweiten Teil, welche<br />
Schuhe und orthopädische<br />
Schuhversorgung beim<br />
DFS und seinen verschiedenen<br />
Stadien wichtig sind. g<br />
10 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
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Im Fokus<br />
Viele Aspekte ergeben ein Gesamtbild/Teil V:<br />
Veränderungen von<br />
Nagelform und Nagelfalz<br />
Von Barbara von Wirth, M.A., Fachjournalistin, Witten<br />
Zu einer umfassenden Befunderhebung gehört<br />
nicht zuletzt die Untersuchung der Zehennägel.<br />
Der letzte Teil unserer Serie informiert Sie über<br />
mögliche Veränderungen der Nagelform sowie<br />
des die Nägel umgebenden Gewebes.<br />
Veränderungen der Nagelform<br />
können angeboren,<br />
erworben oder<br />
Zeichen einer Grunderkrankung<br />
sein. Aber auch das den<br />
Nagel umgebende Gewebe<br />
sowie das Nagelbett können<br />
in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden bzw. Veränderungen<br />
aufweisen.<br />
Im <strong>Folgen</strong>den finden Sie eine<br />
Übersicht über die häufigsten<br />
Erscheinungsbilder in der<br />
podologischen/fußpflegeri-<br />
schen Praxis und ihre möglichen<br />
Ursachen.<br />
Veränderungen<br />
der Nagelform<br />
u Löffelnagel: Bei der „Koilonychie“<br />
handelt es sich um<br />
eine muldenförmige Einsenkung<br />
der Nagelplatte (Abb.<br />
1), die auch <strong>mit</strong> einer erhöhten<br />
Brüchigkeit des Nagels<br />
einhergeht. Meist tritt<br />
die Löffelnagelbildung nicht<br />
an allen, sondern nur an einzelnen<br />
Nägeln auf.<br />
Die auch als „Hohlnagel“ bezeichnete<br />
Veränderung, die<br />
vor allem die Fingernägel<br />
und nur selten die Fußnägel<br />
betrifft, kann erblich bedingt<br />
sein. Mögliche weitere Ursachen<br />
sind eine chronische Eisenmangelanämie,<br />
ein Eisenmangel<br />
anderer Ursache oder<br />
ein Mangel anVitamin B 2 bzw.<br />
C sowie Ekzeme und Psoriasis.<br />
Darüber hinaus kann ein<br />
Sauerstoffmangel infolge einer<br />
Durchblutungsstörung<br />
der Koilonychie zugrunde<br />
liegen, wie etwa bei einer<br />
pAVK oder einem Morbus<br />
Raynaud (eine Gefäßerkrankung<br />
der Finger und Zehen<br />
<strong>mit</strong> anfallsweiser, spastisch<br />
bedingter Engstellung).<br />
u Verdickter und verkrümmter<br />
Nagel: Diese sogenannte<br />
Onychogrypose (Abb. 2)<br />
kann sich zwar – erblich bedingt<br />
– bereits im Kindesal-<br />
(Fotos: Abb. 3 und 4 © Sybille Feindt, alle anderen © Dr. med. Norbert Scholz)<br />
1 2 3<br />
4 5 6<br />
12 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Im Fokus<br />
ter zeigen, doch in der Regel<br />
sind meist ältere Menschen<br />
davon betroffen. Vor allem<br />
arteriell und venös bedingte<br />
Durchblutungsstörungen<br />
spielen für diese häufige Nagelveränderung<br />
besonders<br />
der Großzehen eine Rolle.<br />
Die Nägel sind dadurch in<br />
ihrem Wachstum verlang -<br />
samt. Sie verdicken, ver -<br />
krüm men und wachsen quer<br />
zur Achse der Zehen.<br />
Abhängig davon, welche<br />
Form der Nagel annimmt,<br />
spricht man auch von einem<br />
„Klauen-“ bzw. „Papageiennagel“.<br />
Typisch ist zudem<br />
eine gelblich-graubraune Verfärbung.<br />
Außerdem bilden<br />
sich durch die Wachs-tumsstörung<br />
auf der Nagel-oberfläche<br />
Querrillen und Wülste.<br />
Darüber hinaus ist die<br />
Onychogrypose durch vermehrte<br />
Hornhautbildung im<br />
Nagelbett gekennzeichnet<br />
(die für Pilze eine ideale Voraussetzung<br />
bietet).<br />
Werden die betroffenen Nägel<br />
nicht fachgerecht geschnitten,<br />
entwickeln sie sich<br />
krallenförmig. Da<strong>mit</strong> nimmt<br />
der Druck in den Schuhen zu,<br />
was nicht nur die Verformung<br />
weiter fördert, sondern unter<br />
Umständen ebenso zu<br />
Gewebeschäden – auch an<br />
den Nachbarzehen – führt.<br />
u Unguis inflexus und Unguis<br />
retroflexus: Bei einem Unguis<br />
inflexus ist der Zehennagel<br />
in Wachstumsrichtung<br />
plantarwärts – longitudinal –<br />
gekrümmt (Abb. 3). Bei einem<br />
Unguis retroflexus wölbt<br />
sich die Nagelplatte nach<br />
oben (Abb. 4).<br />
Der Unguis inflexus kann<br />
durch zu kurz geschnittene<br />
Nägel, eine Onychomykose<br />
oder ein verlangsamtes Nagelwachstum<br />
infolge einer<br />
pAVK begünstigt werden.<br />
So zeigt sich diese Krümmung<br />
der Nagelplatte auch<br />
bei einer Onychogrypose.<br />
Ursache für einen Unguis<br />
retroflexus können zu enge<br />
bzw. zu kleine Schuhe sein.<br />
u Uhrglasnagel: Bei einem<br />
„Unguis hippocratici“ ist der<br />
Nagel sowohl seitlich als<br />
auch in länglicher Richtung<br />
stark gewölbt (Abb. 5). Diese<br />
Veränderung zeigt sich<br />
auch an den Fingernägeln<br />
und ist meist erstes Zeichen<br />
eines Sauerstoffmangels infolge<br />
einer Herz-, Lungenoder<br />
Bronchialerkrankung.<br />
Weitere Grunderkrankungen<br />
können unter anderem<br />
ein Leberkarzinom oder eine<br />
Leberzirrhose sein. Typisch<br />
ist, dass Uhrglasnägel<br />
beidseitig auftreten.<br />
u Eingerollter Nagel: Der Rollnagel<br />
– Unguis convolutus –<br />
ist durch eine transversale<br />
Krümmung gekennzeichnet;<br />
das heißt, der Nagel rollt sich<br />
an einem oder an beiden<br />
seitlichen Rändern ein (Abb.<br />
6 und 7). Das Erscheinungsbild<br />
kann dabei tüten- oder<br />
ziegelförmig sein, bzw. sich<br />
in einer seitlichen Randfal-<br />
(Fotos: © Dr. med. Norbert Scholz)<br />
7<br />
8
Im Fokus<br />
9 10 11<br />
Bei einem Zangennagel<br />
nimmt die Breite des<br />
Nagels zum freien Nagelrand<br />
hin ab<br />
Im Fall von Caro luxurians<br />
und einer daraus resultierenden<br />
Wundbehandlung<br />
ist die Konsultation eines<br />
Arztes erforderlich!<br />
u Nagelwallentzündung: Die<br />
Paronychie, auch als „Umlauf“<br />
bezeichnet, entsteht<br />
meist durch anhaltenden<br />
Druck oder eine Verletzung<br />
bei der Nagelpflege. Begüns-tigend<br />
wirken sich zudem<br />
Schuhe aus, die ein<br />
feuchtes Milieu fördern.<br />
Folge der Verletzung ist häufig<br />
eine Infektion durch Bakterien<br />
(oder auch durch Pilze).<br />
Hierdurch kommt es zu<br />
Schwellung, Rötung und ausgeprägten<br />
Schmerzen. Entwickelt<br />
sich eine eitrige Enttung<br />
zeigen. Unter Umständen<br />
reichen die Ränder bis<br />
tief in den Nagelfalz hinein.<br />
Bei einem sogenannten Röhrennagel<br />
(Abb. 8) ist der Nagel<br />
röhrenförmig eingerollt,<br />
wobei die Verformung bereits<br />
kurz hinter der Matrix<br />
beginnt und bis zum freien<br />
Nagelrand fortläuft. Hiervon<br />
können alle Nägel betroffen<br />
sein. Aus einem tütenförmigen<br />
Unguis convolutus kann<br />
sich auch ein „Zangennagel“<br />
(Pincer Nail) entwickeln.<br />
Dieser tritt lediglich<br />
an der Großzehe auf. Hierbei<br />
ist der Nagel zangenartig<br />
gebogen und quetscht <strong>mit</strong><br />
seinen seitlichen Rändern<br />
das subunguale Gewebe ein.<br />
Häufige Ursache der Verformung<br />
sind zu enge Schuhe<br />
ebenso wie Zehenfehlstellungen.<br />
Durch den Druck<br />
des Unguis convolutus im<br />
Nagelfalz kann es dort zu einer<br />
schmerzhaften Verhornung<br />
kommen. Oftmals sind<br />
der Rollnagel – ebenso wie<br />
auch der Uhrglas- und Zangennagel<br />
– Ursache für einen<br />
eingewachsenen Nagel<br />
(„Unguis incarnatus“).<br />
Veränderungen<br />
des Gewebes<br />
u Eingewachsener Nagel: Von<br />
dem extrem schmerzhaften<br />
Unguis incarnatus (Abb. 9)<br />
sind besonders häufig die<br />
Großzehen betroffen. Neben<br />
einer erblichen Veranlagung<br />
ist hier vor allem ein falscher<br />
Nagelschnitt, bei dem die<br />
Ecken ausgeschnitten wurden,<br />
häufig die Ursache<br />
ebenso wie Zehenfehlstellungen,<br />
zu enges, drücken-<br />
des, feuchtes Schuhwerk<br />
oder solches, das zu wenig<br />
Halt bietet. Aber auch ein zu<br />
schmales Nagelbett, das der<br />
Nagelplatte nicht genügend<br />
Platz bietet, kann einen Unguis<br />
incarnatus entstehen<br />
lassen. Weitere Ursachen<br />
sind eine Hyperhidrosis pedis<br />
sowie eine Onychomykose.<br />
Zudem tritt ein Unguis<br />
incarnatus gehäuft bei arteriellen<br />
Durchblutungsstörungen<br />
auf sowie bei einem Diabetes<br />
mellitus.<br />
Darüber hinaus können Medikamente<br />
wie Retinoide<br />
(gegen schwere Akne und<br />
Rosacea) oder Mittel zur<br />
Krebs- bzw. HIV-Behandlung<br />
(Chemo- bzw. antiretrovirale<br />
Therapie) das Einwachsen<br />
der Nägel fördern.<br />
Die Folge des Unguis incarnatus<br />
ist oftmals eine Nagelwallentzündung,<br />
die „Paronychie“<br />
(Abb. 10). Auch kann<br />
sich überschießendes Granulationsgewebe<br />
(„wildes<br />
Fleisch“ – „Caro luxurians“)<br />
bilden (Abb. 11). Dieses ist<br />
besonders gefäßreich, sezerniert<br />
stark und blutet schnell.<br />
zündung, kann diese auf das<br />
Nagelbett übergreifen.<br />
Im Fall einer nicht-infektiösen<br />
Paronychie kommen Medikamente<br />
als Ursache in Frage.<br />
Häufig sind dann mehrere<br />
Nägel betroffen.<br />
u Onychophosis: Hierbei handelt<br />
es sich um eine übermäßige,<br />
großflächige und harte<br />
Verhornung des Nagelfalzes<br />
und Nagelwalls (Abb. 12),<br />
die glasig erscheint. Schreitet<br />
diese fort, kommt es unter<br />
Umständen zu einer Rötung<br />
und Schwellung sowie<br />
zu Überempfindlichkeit und<br />
später zu Schmerzen. Auch<br />
können sich in diesem Zusammenhang<br />
Clavi im Nagelfalz<br />
bilden.<br />
Ursachen sind mechanische<br />
Verletzungen (etwa durch<br />
das Stehenlassen von Nagelecken)<br />
oder Reizungen<br />
durch ständige Anwendung<br />
keratolytischer Produkte<br />
(Salicylsäure, Harnstoff).<br />
Laugen, welche die Hornhaut<br />
aufquellen lassen, begünstigen<br />
ebenfalls die Entstehung.<br />
Unter Umständen<br />
kann aber auch eine Virusinfektion<br />
der Onychophosis<br />
zugrunde liegen.<br />
u Pachyonychie: Diese subunguale<br />
Hyperkeratose lässt<br />
die Nagelplatte verdickt erscheinen,<br />
obwohl diese normal<br />
dünn und glatt ist.<br />
Gleichzeitig sorgt die übermäßige<br />
Verhornung die von<br />
den Nagelbettpapillen ausgeht<br />
dafür, dass sich die Nagelplatte<br />
stark wölbt. Der dadurch<br />
entstehende Druck auf<br />
Fortsetzung auf S. 16<br />
(Fotos: Abb. 9 © Barbara von Wirth, Abb. 10 © Sybille Feindt, Abb. 11 © Dr. med. Norbert Scholz)<br />
14 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Im Fokus<br />
12 13 14<br />
(Fotos: oben © Sybille Feindt; unten © Anke Niederau)<br />
Fortsetzung von S. 14<br />
die Papillen kann diese zerstören<br />
und so zu subungualen<br />
Blutungen oder auch Eiterbildung<br />
führen. Neben einer<br />
genetischen Disposition<br />
sind vor allem Drucktraumen<br />
die Ursache. In ersterem Fall<br />
sind meist alle Nägel betroffen,<br />
in letzterem besonders<br />
die Kleinzehennägel.<br />
u Pterygium: Hierbei wächst<br />
das Nagelhäutchen (Cuticu-<br />
la) über die Nagelplatte in<br />
Richtung des freien Nagelrandes.<br />
Zudem verhornt sie,<br />
wodurch das Häutchen verdickt<br />
und rissig wird. Unter<br />
Umständen liegt es dabei so<br />
fest auf, dass sich die darunter<br />
befindliche Nagelplatte<br />
zurückbildet (atrophiert).<br />
Außerdem kann es in der<br />
Folge zur teilweisen oder<br />
vollständigen Zerstörung der<br />
Nagelmatrix kommen. Oftmals<br />
tritt ein Pterygium in<br />
Zusammenhang <strong>mit</strong> einem<br />
Morbus Raynaud auf ebenso<br />
wie bei der „Knötchenflechte“<br />
(Lichen ruber planus). g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Barbara von Wirth M. A.<br />
Fachjournalistin<br />
Rüsbergstr. 20c<br />
58456 Witten<br />
E-Mail: bvwirth@t-online.de<br />
Fallbeispiel Unguis incarnatus<br />
Bei diesem 20-jährigen Patienten <strong>mit</strong> Neuroder<strong>mit</strong>is bestand an der rechten Großzehe<br />
ein Unguis incarnatus infolge falschen Nagelschnittes (Abb. 1). In solch einem<br />
Fall muss stets eine Wunddokumentation angelegt werden. (Fotos sind dabei<br />
nur als ergänzende Dokumentation anzusehen.)<br />
Die Erstversorgung bestand hier aus einer Entfernung der Nagelecke (Abb. 2), einer<br />
Tamponade <strong>mit</strong> Ligasano ® und einem Verband. Der Hausarzt stellte am nächsten<br />
Tag ein Privatrezept für eine Nagelkorrekturspange aus, die von der Krankenkasse<br />
übernommen wurde. Danach wurde die Nagelkorrekturspange gesetzt. Zudem erhielt<br />
der Patient die „Hausaufgabe“, alle seine Strümpfe und Schuhe auf ihre Passgenauigkeit<br />
hin zu kontrollieren, da diese beim Erstbesuch zu klein bzw. die getragenen<br />
Schuhe zu flach im Obermaterial waren. Des Weiteren war die Empfehlung,<br />
die neuroder<strong>mit</strong>isch gestörte Haut <strong>mit</strong> Spirularin Gel zu pflegen.<br />
Abb. 3 zeigt den Zustand des Unguis incarnatus nach der ersten Woche. Die gesamte<br />
Behandlung einschließlich der Nagelkorrektur dauerte ein halbes Jahr, wobei<br />
der Patient bereits nach drei Wochen beschwerdefrei war.<br />
Zur Beurteilung des Wundzustandes und den sich daraus für die Wundheilung ergebenden<br />
Konsequenzen sind dabei eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen:<br />
u Lokalisation der Wunde<br />
u Entstehung und Ausmaß der Schädigung<br />
u Zustand der Wundränder (sind diese glatt, zerklüftet oder nekrotisch?)<br />
u Zustand des Wundgrundes (sauber, schmierig belegt, sind Fremdkörper darauf befindlich?)<br />
u Beschaffenheit des Exsudats (blutig, eitrig?)<br />
u Ausmaß der Infektion und lnfektionszeichen (Rötung, Schwellung, Überhitzung?)<br />
u Seit wann besteht die Wunde?<br />
u Des Weiteren muss bei der Dokumentation die Erstversorgung aufgeführt werden<br />
– zum Beispiel Einsatz eines Desinfektions<strong>mit</strong>tels (wie Octenisept ® oder Prontoman<br />
® ), einer Tamponade, eines Verbandes. Auch der Hinweis an den Patienten,<br />
umgehend einen Arzt aufzusuchen, ist aufzuführen und das Ganze <strong>mit</strong> Datum und<br />
Handzeichen zu unterschreiben. Eine solche Dokumentation sollte vom Patienten<br />
auch gegengezeichnet werden.<br />
Anke Niederau<br />
1<br />
2<br />
3<br />
16 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Anzeige<br />
<strong>Podologie</strong> Report<br />
LAMISIL ® auf der FUSS 2014 –<br />
Fußmykosen in der podologischen Praxis<br />
Fußpilz ist ein Dauerthema im Podologenalltag: Etwa jeder<br />
dritte bis vierte Erwachsene in Europa ist von Fußpilz<br />
betroffen – viele von ihnen unbewusst. Podologen<br />
können durch ihre kompetente Beratung Fußpilz-Betroffene<br />
in allen Phasen der Erkrankung unterstützen: bei der frühzeitigen<br />
Erkennung, bei der Umsetzung der Therapie und auch<br />
bei der wirkungsvollen Prävention.<br />
Effektive Hilfe bei Tinea pedis interdigitalis bietet der pilzabtötende<br />
(fungizide) Wirkstoff Terbinafin in Lamisil ® : Er tötet<br />
den Fußpilz-Erreger gezielt ab. Zudem reichert sich Terbinafin<br />
in der Hornhaut an und bildet dort ein Wirkstoffdepot. So<br />
wirkt Terbinafin noch mehrere Tage über den Anwendungszeitraum<br />
hinaus. Lamisil ® Creme muss nur eine Woche lang<br />
einmal täglich angewendet werden. Die kurze Anwendungsdauer<br />
erleichtert Betroffenen das Durchhalten der Therapie.<br />
Zusätzlich hat Lamisil ® Creme einen pflegenden Effekt auf<br />
trockene, schuppige oder rissige Fußhaut.<br />
Sie wollen mehr erfahren über die effektive Behandlung von Fußpilz zwischen den<br />
Zehen und Lamisil ® ? Besuchen Sie unseren Stand auf der Messe FUSS in Kassel:<br />
Am 10. und 11. Oktober 2014 Stadthalle Kassel, Stand OG J9<br />
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Zus.: 1 g Creme enth. 10 mg Terbinafinhydrochlorid als arzneil. wirks. Bestandt. Sonstige Bestandt.: Gerein. Wasser, Isopropylmyristat,<br />
Polysorbat 60, Cetylalkohol, Stearylalkohol, Cetylpal<strong>mit</strong>at, Sorbitanstearat, Benzylalkohol, Natriumhydroxid. Ind.: Pilzinfektionen<br />
der Haut wie z.B. Tinea pedis, Tinea corporis, Tinea cruris, Hautcandidose, Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor), die durch<br />
Dermatophyten, Hefen od. andere Pilze (Pityrosporum orbiculare/Malassezia furfur) verursacht werden.Kontraind.: Absolut: Überempfindlkt.<br />
gegenüber einem der Inhaltsstoffe. Relativ: Anwendung im Mundbereich. Kdr. < 5 J., Säuglinge u. Kleinkdr. im Bereich d.<br />
behandelten Hautareale, einschließl. d. Brust. Schwangerschaft, Stillzeit. Cave: Nur äußerlich anwenden! Nebenw.: Häufig: Hautabschuppung,<br />
Pruritus. Gelegentl.: Hautläsion, Schorf, Hautveränderung, Pigmentierungsstörung, Erythem, Brennen. Schmerzen,<br />
Schmerzen oder Reizung an der Applikationsstelle. Selten: Augenreizung. Trockene Haut, Kontaktdermatitis, Ekzem. Verschlimmerung<br />
der Grunderkrankung. Nach Marktzulassung: Häufigk. nicht bekannt: Überempfindlichkeit. Hautausschlag oder Papeln.<br />
Warnhinw.: Enthält Cetylalkohol und Stearylalkohol. Handelsf.: 15 g; 30 g Creme. Apothekenpflichtig. Referenz: LAM1-F03<br />
Novartis Consumer Health GmbH, 81366 München
Für die Praxis<br />
Kosmetischer und medizinischer Nutzen:<br />
Nagelteil- und -vollprothetik<br />
in der Übersicht<br />
Von Maren Bloß, Podologin, Hellingst<br />
Nagelprothetik kann kosmetisch sinnvoll und medizinisch<br />
notwendig sein, wobei sie in letzterem<br />
Fall dem Podologen vorbehalten ist. Materialien<br />
und Möglichkeiten gibt es einige. Welche dabei<br />
jedoch zur Anwendung kommen das entscheidet<br />
nicht nur die Präferenz des Anwenders, sondern<br />
auch der jeweilige Nagelbefund. In jedem Fall ist<br />
vorher allerdings genau abzuwägen, ob nicht eine<br />
Kontraindikation vorliegt.<br />
Abgesehen von einer Verbesserung<br />
der Optik,<br />
dient die Nagelprothetik<br />
der Reparatur und Stabilisierung<br />
des Nagels, dem<br />
Schutz des Nagelbettes sowie<br />
der Formerhaltung von<br />
Nagel, Nagelbett, Nagelfalz<br />
und auch Zehenkuppe.<br />
Indikationen und<br />
Kontraindikationen<br />
Unterschieden wird zwischen<br />
Nagelvoll- und -teilprothesen.<br />
Die Vollprothese findet beispielsweise<br />
ihren Einsatz nach<br />
einer Ablösung bzw. dem Verlust<br />
der Nagelplatte. Anwendungsgebiete<br />
für eine Teilprothetik<br />
sind:<br />
u Ausbesserung von Queroder<br />
Längsrillen in der Nagelplatte,<br />
u gerissene oder gesplitterte<br />
Nägel,<br />
u Defektauffüllungen bei Verlust<br />
eines Nagelteils – auch<br />
zur Vorbeugung eines Unguis<br />
incarnatus,<br />
u Unterstützung der Form und<br />
Richtung beim Wachsen des<br />
Nagels etwa bei Verhornungsstörungen.<br />
Darüber hinaus lässt sich die<br />
Nagelprothetik auch bei zu<br />
weichen Nägeln – etwa bei einer<br />
Spangentherapie – zur<br />
Verstärkung einsetzen.<br />
Im Fall einer Onychomykose<br />
sollte vorher in Betracht gezogen<br />
werden, dass eine Nagelprothetik<br />
die Infektion verschlimmern<br />
kann. Deshalb sollte<br />
diese nach Absprache <strong>mit</strong><br />
dem behandelnden Arzt zur<br />
Anwendung kommen und nur<br />
für wenige Wochen appliziert<br />
werden.<br />
Bei Risikopatienten wie zum<br />
Beispiel Menschen <strong>mit</strong> pAVK<br />
oder Diabetes/Neuropathie<br />
hängen Einsatz und Dauer<br />
einer Nagelprothetik von der<br />
Schwere der Störung ab. Zur<br />
Vermeidung möglicher Schäden<br />
ist hier zudem eine engmaschige<br />
Kontrolle erforderlich.<br />
Nicht zur Anwendung kommen<br />
darf die Nagelprothetik<br />
bei allen Formen offener Wunden<br />
in der Nagelumgebung<br />
sowieNagel- und Hautveränderungen<br />
unklarer Genese.<br />
(Weitere Kontraindikationen<br />
siehe Kasten nächste Seite.)<br />
Wann welches Material?<br />
Auf die Frage, aus welchem<br />
Material eine Nagelprothetik<br />
gefertigt werden soll, lässt sich<br />
keine Standardantwort geben.<br />
Die hauptsächlich genutzten<br />
Materialien/Verfahren sind:<br />
u Repair Nagelmasse,<br />
u Kaltpolymerisat (Zweikomponenten-Kunstharz<br />
aus kaltpolymerisierendem<br />
Kunststoff),<br />
(Foto: © VladGavriloff – Fotolia.com)<br />
Welches Material benutzt<br />
wird, entscheiden der Anwender<br />
und die Indikation<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 17
Für die Praxis<br />
u UV-härtendes Nagel-Gel aus<br />
Polymerisationsharz,<br />
u Kunststoffplatten/Kaltform-<br />
Technik sowie die<br />
u Tiefziehtechnik.<br />
Bei einer professionellen Nagelmodellage<br />
wird der künstliche<br />
Nagel schichtweise auf<br />
den natürlichen Nagel aufgebaut.<br />
Dieser kann ganz normal<br />
weiterwachsen und wird<br />
gleichzeitig vor äußeren Einwirkungen<br />
geschützt. Etwa<br />
Beispiele für Kontraindikationen einer Nagelprothetik:<br />
1 2<br />
Abb. 1: Entzündungen am Nagel oder unter der Platte, pathologische<br />
Veränderungen<br />
Abb. 2: Hypergranulationsgewebe (wildes Fleisch – Caro luxurians)<br />
3 4<br />
Abb. 3: Nässende Hohlräume und zum Teil auch subunguale Clavi,<br />
wie hier ein entzündetes Clavus <strong>mit</strong> Granulationsgewebe<br />
Abb. 4: Bakterielle Infektion<br />
5 6<br />
Abb. 5: Onychomykosen <strong>mit</strong> einem Befall des Großteils der Nagelplatte<br />
Abb. 6: Malum perforans/diabetisches Fußsyndrom und schwere arterielle<br />
Durchblutungsstörungen (pAVK)<br />
alle vier Wochen sind Korrekturen<br />
nötig, da der nachwachsende<br />
Nagel die Kunstharzschicht<br />
langsam nach<br />
vorn schiebt.<br />
Setzt man diese Behandlungsformen<br />
ein, empfiehlt es sich<br />
immer, eine Fotodokumentation<br />
zu erstellen. Sie dient der<br />
Kontrolle des Behandlungsverlaufs<br />
ebenso wie dem Verlauf<br />
von Erkrankungen und<br />
letztlich auch der eigenen Absicherung.<br />
Im <strong>Folgen</strong>den die gängigen<br />
Materialien im Überblick. Da<br />
die Nagelvollprothese nach<br />
Eckle (Tiefziehtechnik) sehr<br />
kostenintensiv und arbeitsaufwändig<br />
ist, wird diese hier<br />
nicht beschrieben.<br />
Repair-Nagelmasse<br />
Lufthärtende Nagelmasse wird<br />
nach Herstellerangaben wie<br />
folgt eingesetzt:<br />
u zum Ersatz abgefräster Nagelpartien,<br />
u nach der Entfernung von<br />
Clavi unter der Nagelplatte,<br />
u bei brüchigen, eingerissenen,<br />
scharfkantigen oder dünnen<br />
Nägeln,<br />
u bei zu kurzen oder verletzten<br />
Nägeln,<br />
u nach der apparativen Behandlung<br />
von Nagelpilz<br />
u sowie bei deformierten Nagelplatten.<br />
Repair-Nagelmasse eignet sich<br />
außerdem gut, um kleine Rillen<br />
aufzufüllen oder auch, um<br />
den Nagel zu verstärken. Zusätzlich<br />
darin enthaltene antimykotische<br />
Substanzen verhüten<br />
zudem Pilzbefall.<br />
Großflächig angewendet, löst<br />
sich das Material allerdings<br />
rasch ab. Gegebenenfalls kann<br />
die Haltbarkeit verlängert werden,<br />
indem man einen Vliesstreifen<br />
auf dem Nagel anbringt<br />
und die Masse darauf<br />
verstreicht.<br />
Bei leichten Pilzerkrankungen<br />
lässt sich das Material vorübergehend<br />
einsetzen, um den<br />
Nagel da<strong>mit</strong> zu glätten. Allerdings<br />
ist hier höchste Sorgfaltspflicht<br />
geboten.<br />
Bevor man <strong>mit</strong> der Applikation<br />
des Materials beginnt, ist<br />
die Nagelplatte von allen losen<br />
Nagelfragmenten zu befreien,<br />
zu glätten sowie <strong>mit</strong> Alkohol<br />
zu entfetten und zu desinfizieren.<br />
Die Repair-Nagelmasse<br />
wird dann wie Klebstoff<br />
in dünnen Schichten auf die<br />
trockene Nagelplatte aufgetragen,<br />
wobei die einzelnen<br />
Schichten jeweils zwei bis drei<br />
Minuten Austrocknungszeit<br />
benötigen. Bevor das Material<br />
vollständig getrocknet ist, lässt<br />
es sich <strong>mit</strong> einem Spatel vorsichtig<br />
glätten. Ausgehärtete<br />
elastische Korrekturmasse ist<br />
nicht beschleifbar, kann aber<br />
geschnitten, <strong>mit</strong> der Feile bearbeitet<br />
und überlackiert werden.<br />
UV-Gel lässt sich darauf<br />
allerdings nicht anwenden, da<br />
das Gel hier nicht haftet.<br />
Zweikomponenten-<br />
Kunstharz<br />
Dieses Acryl-Harz nutzt man<br />
in der medizinischen Fußpflege<br />
häufig, denn die Technik ist<br />
<strong>mit</strong> wenig Aufwand verbunden<br />
und überall einsetzbar.<br />
Die benötigte Menge des Acrylat-Pulvers<br />
(etwa eine Spatelspitze<br />
für einen Nagel) wird<br />
in ein Dappenglas gefüllt. Danach<br />
träufelt man die Härterflüssigkeit<br />
dazu und vermischt<br />
beides sorgfältig. Sobald sich<br />
eine zähe Masse ergibt, ist das<br />
Material gebrauchsfertig.<br />
Zweikomponenten-Kunstharz<br />
benötigt – wie Repair-Nagelmasse<br />
– kein UV-Licht zur Aushärtung;<br />
aber Achtung: Diese<br />
erfolgt sehr rasch. Denn sie<br />
geschieht durch eine chemische<br />
Reaktion zwischen den<br />
beiden Komponenten, sobald<br />
man sie mischt. Diese Vernetzung,<br />
bei der sich die Moleküle<br />
zu Ketten verbinden,<br />
bezeichnet man als „Kaltpolymerisation“.<br />
Dabei gehen<br />
die Ketten auch eine Verbindung<br />
<strong>mit</strong> dem Nagel ein. Ist<br />
das Acryl-Harz verunreinigt<br />
oder ungleichmäßig gemischt,<br />
wird es porös und bröckelt<br />
herunter. In diesem Fall muss<br />
man sämtliche Rückstände entfernen<br />
und das Material neu<br />
anmischen.<br />
Während der Trocknungsphase<br />
lässt sich die Nagelprothetik<br />
gut modellieren. Zudem<br />
kann man sie zur Nachbearbeitung<br />
beschleifen. Die Pro-<br />
(Fotos: © Maren Bloß)<br />
18 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Für die Praxis<br />
thetik zeichnet sich durch eine<br />
lange Haltbarkeit (von zum<br />
Teil sechs bis zehn Wochen)<br />
aus. Allerdings muss rund 1/3<br />
der Nagelplatte vorhanden<br />
sein, da<strong>mit</strong> das Material Halt<br />
findet (nur auf Haut haftet es<br />
nicht). Auch muss der Nagel<br />
trocken sowie fettfrei sein; lose<br />
Nagelfragmente sowie Verhornungen<br />
sind zu entfernen.<br />
Da Acryl-Harz im ausgehärteten<br />
Zustand fest ist, kommt<br />
es der natürlichen Nagelplatte<br />
sehr nah, auch was den<br />
Schutz anbelangt. Zweikomponenten-Kunstharz<br />
wird verwendet,<br />
um fehlende Nagelteile<br />
zu ersetzen, ganze Nagelplatten<br />
zu erneuern oder<br />
auch um Orthonyxiespangen<br />
zu befestigen. Eine Nagelprothetik<br />
<strong>mit</strong> diesem Material ist<br />
indiziert<br />
u nach traumatischem Verlust<br />
der Nagelplatte,<br />
u bei Onychoschisis (lamellenartiges<br />
Abblättern der dorsalen<br />
Nagelschicht),<br />
u bei Onychorrhexis (Nagelbrüchigkeit<br />
in Längsrichtung)<br />
sowie bei<br />
u Onychogryposis (Krallennägel/Klauennägel).<br />
Darüber hinaus kann es zu<br />
kosmetischen Zwecken verwendet<br />
werden.<br />
Auf einem mykotisch infizierten<br />
Grund sollte Acryl-Harz<br />
nicht zur Anwendung kommen,<br />
da sich die Infektion in<br />
den meisten Fällen dann verschlimmert.<br />
Keine Verwendung<br />
finden darf es auch, wenn<br />
es <strong>mit</strong> einer Wunde im Nagelbett<br />
oder im Gewebe, das den<br />
Nagel umgibt, in Kontakt kommen<br />
könnte.<br />
stoff für die Ausbildung von<br />
Polymerketten UV-A-Strahlen<br />
braucht („Photoinitiation“).<br />
Nagel-Gele sind in leichter,<br />
<strong>mit</strong>tlerer und starker Viskosität<br />
erhältlich. Zudem werden<br />
10 11<br />
12 13<br />
sie neben „Klar-Varianten“ auch<br />
in unterschiedlich zarten Tönungen<br />
wie „rosé“ oder „nude“<br />
angeboten. Neben der Nagelreparatur<br />
und dem Nagelaufbau<br />
kommen sie im kosmeti-<br />
Nagelprothesen aus Zweikomponenten-Kunstharz<br />
Abb. 10: Bevor die Nagelprothetik erfolgt, muss der Nagel gereinigt, von<br />
Nagelresten befreit und desinfiziert werden. Es dürfen keine Nagelfragmente<br />
stören.<br />
Abb. 11: Nun wird der Kunststoff auf die Fläche aufgebracht und <strong>mit</strong> einem<br />
Spatel leicht geglättet. Sobald der Härtungsprozess beginnt, trocknen lassen<br />
(zwischen drei und zehn Minuten, je nachdem wie viel Masse man aufträgt).<br />
Durch leichtes Klopfen auf den Kunststoff lässt sich feststellen, ob<br />
dieser hart ist.<br />
Abb. 12: Nach dem Aushärten wird die Fläche geschliffen, modelliert und<br />
gegebenenfalls geglättet. Dieses kann <strong>mit</strong> rotierenden Schleifern (Korund)<br />
oder auch <strong>mit</strong> Feilen (manuell) erfolgen. Im Anschluss nimmt man einen<br />
weißen Schleifblock (Buffer) und glättet die Platte. Nun ist die Nagelprothetik<br />
fertiggestellt.<br />
Abb. 13: Nach Bedarf kann sie lackiert oder <strong>mit</strong> UV-Gel überzogen werden.<br />
Hier hat die Patientin sich für einen Frenchlook entschieden. Beide Materialen<br />
vertragen sich.<br />
Nagel-Gele aus<br />
Polymerisationsharz<br />
Diese sind als Ein-, Zwei- oder<br />
Drei-Phasen-Kunststoffe erhältlich.<br />
Ihnen allen liegt ein<br />
Polymerisationsharz zugrunde,<br />
das besonders elastisch ist<br />
und gut haftet.<br />
Aufgebracht werden Nagel-<br />
Gele <strong>mit</strong>tels Pinsel und Schablone.<br />
Außerdem werden ein<br />
Cleaner und ein Haftver<strong>mit</strong>tler<br />
benötigt. Zum Aushärten<br />
des Gel-Systems ist ein UV-<br />
Gerät erforderlich, da der Kunst-<br />
14 15<br />
Abb. 14: Dieser Zustand entstand nach einer Emmert-Plastik. Die Patientin<br />
klagte über einen empfindlichen Nagelfalz, der zu Entzündungen neigte. Der<br />
Nagelfalz wurde austamponiert und <strong>mit</strong> Unguisan Classic anmodelliert.<br />
Abb. 15: Nach dem Einsatz der Nagelprothetik beruhigte sich der Nagelfalz.<br />
Die Patientin erhält seit rund drei Jahren diese Nagelteilprothese, und<br />
sie ist seitdem beschwerdefrei.<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 19
Für die Praxis<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Maren Bloß<br />
Podologin<br />
Dorfstr. 16<br />
27729 Hellingst<br />
E-Mail Info@<br />
podologie-holste.de<br />
schen Bereich für „French-Pedicure“<br />
zur Anwendung.<br />
Kaltform-Technik<br />
Benötigt wird dazu nicht nur<br />
eine Platte aus durchsichtigem<br />
Kunststoff, sondern auch Zweikomponenten-Kunstharz.<br />
Aus<br />
der formbaren Kunststoffplatte<br />
modelliert man <strong>mit</strong>tels Handinstrumenten<br />
und Schleifer eine<br />
passende Nagelplatte und<br />
befestigt diese <strong>mit</strong> dem Nagel-<br />
Gel auf dem vorhandenen Restnagel.<br />
Eine solche Nagelvollprothese<br />
ist nicht nur sehr widerstandsfähig<br />
und sorgt für<br />
ein korrektes Nagelbett, sondern<br />
sie ist auch erneut verwendbar.<br />
Allerdings benötigt<br />
man für die Herstellung relativ<br />
viel Zeit und das Material<br />
ist eher teuer.<br />
g<br />
Abb. 16: Ebenfalls Zustand nach einer Emmert-<br />
Plastik. Das Nagelfragment wuchs immer wieder<br />
in den Falz ein. Er wurde tamponiert und<br />
anschließend <strong>mit</strong> einer Prothetik abgedeckt.<br />
Abb. 17: Das Nagelfragment wächst nicht<br />
mehr unkontrolliert weiter und stört deshalb<br />
nicht. Zudem schützt die Prothetik den Nagelfalz.<br />
Die Platte wird nur hinten bei Bedarf<br />
erneuert. Das Kürzen des Nagels erfolgt <strong>mit</strong>tels<br />
eines Schleifers, da eine Zange die Platte<br />
absprengen würde.<br />
16 17<br />
Abb. 18: Bei diesem Patienten zeigte sich eine<br />
irreparable Nagelschädigung und ein empfindliches<br />
Nagelbett.<br />
Abb. 19: Nach Abschleifen des Nagelfragmentes<br />
wurde <strong>mit</strong> Unguisan Classic eine Nagelplatte<br />
modelliert. Diese wächst heraus und<br />
wird bei der Fußversorgung regelmäßig nur<br />
im hinteren Teil aufgefüllt.<br />
18 19<br />
Abb. 20: Bei dieser Patientin hatte sich die Nagelplatte<br />
nach einem Wanderurlaub abgelöst.<br />
Obwohl die Nagelplatte stark dystrophisch war,<br />
ließ sich doch eine Nagelprothetik anbringen.<br />
Abb. 21: Zustand nach dem Aufbau der Prothetik.<br />
Diese hielt fast fünf Wochen und wurde<br />
dann bis zum vollständigen Herauswachsen<br />
des Nagels immer wieder erneuert.<br />
20 21<br />
22 23<br />
Abb. 22: Hier handelt es sich um ein subunguales<br />
Hämatom. Aus kosmetischen Gründen<br />
wünschte die Patientin eine Nagelprothetik.<br />
Beschwerden hatte sie keine. Da der<br />
Nagel nicht zum Einwachsen neigte, ließ sich<br />
das machen. Die abgestorbenen Nagelbereiche<br />
wurden vorsichtig entfernt, das Areal<br />
desinfiziert und gereinigt und die Ecken <strong>mit</strong><br />
Vlies tamponiert.<br />
Abb. 23: Die Prothetik wurde ebenfalls <strong>mit</strong><br />
Unguisan ® modelliert und im Anschluss geschliffen<br />
sowie poliert. Nach rund einem Jahr<br />
war der Nagel gesund nachgewachsen.<br />
20 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Für die Praxis<br />
Nagelprothetik in der Praxis:<br />
Infos und Tipps zur<br />
Anwendung<br />
Von Elvi Foss, Podologin, Wundtherapeutin WaCert, Wadern<br />
Vieles ist bei den verschiedenen Techniken zur<br />
Nageltprothetik zu beachten. Wichtig ist zudem<br />
auch die Aufklärung der Patienten. Hierbei muss<br />
darauf hingewiesen werden, dass die Chancen,<br />
das Nagelbett oder die Verwulstung zurückzudrängen<br />
umso schlechter sind, je länger die Deformation<br />
besteht. Ohne die Zusage, die Prothetik<br />
hygienisch zu pflegen oder pflegen zu lassen,<br />
sollte darauf verzichtet werden.<br />
Zu den absoluten Kontraindikationen<br />
der Nagelprothetik<br />
zählen alle Art<br />
von Wunden und akuten Infektionen<br />
sowie Verletzungen<br />
am Nagelbett, den Sulci und<br />
auch gegebenenfalls der Zehenkuppe.<br />
Denn das Material<br />
kann insbesondere auf defekter<br />
Haut zu Allergien und<br />
Unverträglichkeitsreaktionen<br />
führen. Gelangt das Material<br />
an eine schlecht einsehbare<br />
Stelle wie zum Beispiel Sulci,<br />
kann hier eine Reizung entstehen<br />
und die Masse in der<br />
Regel nur unter aufwändigem<br />
und schmerzhaftem Ausschaben<br />
wieder entfernt werden.<br />
Unter einer Prothetik können<br />
sich zudem Keime sammeln<br />
und zu Infektionen führen. Eine<br />
Versiegelung von Wunden<br />
durch Prothetikmaterial kann<br />
zur Verschlimmerung von bakteriellen<br />
Infektionen führen.<br />
Vorsicht, Nagelpilz!<br />
An einer totalen dystrophen<br />
Onychomykose kann keine Prothetik<br />
anhaften. Hier macht es<br />
also keinen Sinn, eine Nagelprothetik<br />
durchzuführen und<br />
andere Methoden sind gefragt.<br />
Teilinfektionen können kurzfristig<br />
zur optischen „Über-<br />
brückung“, etwa für einen Urlaub,<br />
<strong>mit</strong> einer Nagelprothetik<br />
bearbeitet werden.<br />
Dazu muss der infizierte Nagelteil<br />
so weit wie möglich abgefräst<br />
werden. Dies sollte nur<br />
bei gleichzeitiger gründlicher<br />
Desinfektion und antimykotischer<br />
Behandlung des Nagels<br />
sowie des Nagelbettes erfolgen.<br />
Geeignet sind alle Tinkturen<br />
und Aqualacke. Ölige<br />
Substanzen hingegen beeinträchtigen<br />
die Anhaftung der<br />
Prothetik. Antimykotische<br />
Acryllacke sind grundsätzlich<br />
ungeeignet, da sie nicht auf<br />
die Haut aufgebracht werden<br />
dürfen.<br />
Lufttrocknendes<br />
Repair-Gel<br />
Wie bei allen anderen Prothetikmaterialien<br />
auch, muss<br />
bei der Anwendung von Repair-Gel<br />
das zu bearbeitende<br />
Areal trocken und fettfrei sein,<br />
und die jeweiligen Schichten<br />
der Nagelmasse sollten dünn<br />
aufgetragen werden. Denn<br />
sonst bilden sich möglicherweise<br />
Blasen, was die Optik<br />
der Prothetik beeinträchtigt.<br />
Zur Verstärkung lässt sich Copoline<br />
einarbeiten. Diese muss<br />
von dem Material ganz durchfeuchtet<br />
sein, da<strong>mit</strong> sie gut anhaftet.<br />
Eine solche Variante<br />
hält sehr lange, auch am Hautgewebe.<br />
Daher kann hier eine<br />
Nagellücke gut überbrückt<br />
und so das Nagelbett in Form<br />
gehalten werden.<br />
Prothetik <strong>mit</strong><br />
Nagel-Gelen<br />
Für die Nagelprothetik am Fuß<br />
kommen spezielle Ein- oder<br />
Mehrphasen-Gele zum Einsatz.<br />
Fingernagel-Gele finden<br />
Wichtig: Die Patienteninformation zur Pflege<br />
für alle Nagelersatzmethoden<br />
v Die Kunden müssen stets die Nägel gut trocknen und<br />
diese gegebenenfalls <strong>mit</strong> einem Föhn nachtrocknen.<br />
v Grobes Anstoßen der Zehe oder Hängenbleiben <strong>mit</strong><br />
dem Nagel an Kleidung ist zu vermeiden. Diese Belastung<br />
hält ein Kunstnagel ebenso wenig aus wie ein Naturnagel.<br />
v Hygienische Pflege ist erforderlich. Die Kunden sollten<br />
deshalb die Nägel bzw. das Nagelbett <strong>mit</strong> fettfreien Antiseptika<br />
behandeln. Das Nagelbett muss hier<strong>mit</strong> umspült<br />
werden, auch um Mikrofremdkörper zu entfernen.<br />
Dies gilt umso mehr, wenn ein mykotischer Nagel versorgt<br />
wurde. In diesem Fall muss nach spätestens drei<br />
bis vier Wochen eine Neuauflage <strong>mit</strong> Kontrolle erfolgen.<br />
Bei einer Mykose sollte eine Nagelprothetik generell am<br />
besten nur kurzfristig eingesetzt werden.<br />
v Eine Grünfärbung des Nagels kann auf einen Bakterienbefall<br />
hinweisen. Hier muss die Prothetik umgehend abgenommen<br />
werden.<br />
Es muss also auch vom Kunden zu erwarten sein, dass<br />
er dem Nagelersatz besondere Aufmerksamkeit widmet.<br />
Im Zweifelsfall ist es besser darauf zu verzichten, um<br />
Komplikationen zu vermeiden.<br />
Für eine Nagelprothetik kann auch eine Garantie gegeben<br />
werden: Sollte sich der Kunstnagel innerhalb einer<br />
Woche lösen oder gar abfallen, so erhält der Kunde kostenlosen<br />
Ersatz. Alle Defekte, die später auftreten, fallen<br />
allerdings nicht mehr unter Garantie. (Bei Anruf des Kunden<br />
wegen Garantieleistung immer das Datum der Reklamation<br />
in der Kartei vermerken!)<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 21
Für die Praxis<br />
Arbeiten <strong>mit</strong> lichthärtendem Nagel-Gel<br />
1 2<br />
3 4<br />
5 6<br />
7 8<br />
9 10<br />
Abb. 1: Hier handelt es sich<br />
um einen Unguis convolutus<br />
und Unguis incarnatus<br />
<strong>mit</strong> tief liegenden Sulci.<br />
Abb. 2: Die Ecken wurden<br />
<strong>mit</strong> Smig unterlegt,<br />
um diese etwas anzuheben<br />
und das Darunterlaufen<br />
und Anhaften des<br />
Gels zu verhindern.<br />
Abb. 3: Die Nagelplatte<br />
<strong>mit</strong> Cleaner entfetten.<br />
Abb. 4: Die Schablone<br />
wird um den Nagel gelegt<br />
und leicht eckig (entsprechend<br />
der Form der Zehennägel)<br />
geschnitten.<br />
Vor dem Auftragen des<br />
Gels streicht man einen<br />
Haftver<strong>mit</strong>tler (Bonder)<br />
dünn <strong>mit</strong> dem Pinsel auf<br />
den Nagel und lässt diesen<br />
kurz antrocknen.<br />
Abb. 5 und 6: Auftragen<br />
des Gels (hier das Einphasen-Gel<br />
„Wilde-Pedique<br />
Plus Natural Beige“).<br />
Die kleine Menge wird<br />
nicht aufgepinselt, sondern<br />
in der Masse so modelliert,<br />
dass der Pinsel<br />
nicht die Nagelplatte berührt.<br />
Nun lässt man das<br />
Gel kurz antrocknen.<br />
Abb. 7: Mit UV-Licht erfolgt<br />
in wenigen Minuten<br />
die Aushärtung des Gels<br />
Schicht für Schicht.<br />
Abb. 8: Je weniger Masse<br />
auf die Schablone gelangt,<br />
desto besser lässt<br />
sich diese anschließend<br />
abziehen.<br />
Abb. 9 und 10: Nachdem<br />
der feuchte Gelfilm<br />
auf dem Nagel <strong>mit</strong> einem<br />
Zellstofftupfer entfernt<br />
wurde, erhält der Nagel<br />
abschließend <strong>mit</strong> einer<br />
Hautzange und einem<br />
feinkörnigen Fräser seine<br />
Form.<br />
hier keine Anwendung. Denn<br />
diese sind unelastisch und bewegen<br />
sich deshalb beim Abrollvorgang<br />
des Fußes nicht <strong>mit</strong><br />
den Zehen <strong>mit</strong>, was zu Traumen<br />
führen kann. Elastische<br />
Zehennagelgele hingegen lösen<br />
sich bei einem Trauma von<br />
selbst ab.<br />
Zur Fußnagelkorrektur stehen<br />
Produkte <strong>mit</strong> und ohne antimykotischer<br />
Komponente zur<br />
Verfügung. Darüber hinaus<br />
gibt es Spezialgele für defekte<br />
oder empfindliche Nägel, wie<br />
zum Beispiel bei Psoriasis.<br />
Diese Gele enthalten in der<br />
Regel weniger Lösungs<strong>mit</strong>tel<br />
(wie zum Beispiel „Dermique“<br />
von LCN Wilde). Entsprechende<br />
Produkte sind natürlich<br />
auch bei einem defekten Nagel<br />
zum Aufbau geeignet.<br />
Bei allen Nagelgelen muss<br />
wenigsten 1/3 Naturnagel vorhanden<br />
sein, da ansonsten die<br />
Anhaftung nicht gewährleistet<br />
ist. Die Fläche der vom Nagelbett<br />
abgelösten Prothetik<br />
sollte zudem nicht größer als<br />
die Naturnagelplatte sein. Bei<br />
vorhandenen, aber defekten<br />
Nagelfragmenten – beispielsweise<br />
bei einem Psoriasisnagel<br />
– kann die ganze Nagelfläche<br />
überzogen werden.<br />
Nachbearbeitung<br />
und Entfernung der<br />
Nagelmodellage<br />
Ein Nachfüllen am Ansatz <strong>mit</strong><br />
einem Nagelgel ist nur bedingt<br />
zu empfehlen. Es müssen<br />
hierzu wenigstens noch<br />
zwei Drittel der Nagelprothetik<br />
vorhanden sein. Aus diesem<br />
Grund muss der Kunde<br />
rechtzeitig zur Nachbehandlung<br />
kommen.<br />
Das Vorgehen dabei: Anschleifen,<br />
entfetten, in mehreren<br />
Schichten auffüllen – je nach<br />
Dicke bis zum vorhandenen<br />
Nagel. Die letzte Schicht Gel<br />
dann über die komplette Prothetik<br />
überziehen. Zum Schluss<br />
dann den Dispersionsfilm abwischen.<br />
Soll die Nagelprothetik ganz<br />
gelöst werden, so kann man<br />
<strong>mit</strong> der Nagelzange ein sanftes<br />
Lifting über die Ränder erzeugen<br />
und dann die Reste<br />
abfräsen.<br />
(Fotos: © Elvi Foss)<br />
22 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Für die Praxis<br />
Auch darauf achten<br />
Tipps für die Praxis<br />
v Nagel-Gele haften nicht an der Haut, daher<br />
entstehen <strong>mit</strong> der Zeit dort, wo der Nagel ersetzt<br />
wurde, minimale Hohlräume zwischen<br />
Nagelplatte und Nagelbett. Hier ist es wichtig,<br />
regelmäßig eine antiseptische Pflege<br />
durchzuführen, da<strong>mit</strong> Infektionen aber auch<br />
Verfärbungen vorgebeugt wird. Dies muss<br />
dem Kunden zuvor erklärt und das entsprechende<br />
Produkt – je nach Ausgangssituation<br />
– dazu verkauft werden. (Verwendet<br />
man ein silberhaltiges Mittel, können bei<br />
deren Anreicherungen gräuliche Verfärbungen<br />
entstehen. Es lassen sich aber auch<br />
Desinfektions<strong>mit</strong>tel auf alkoholischer Basis<br />
nutzen.) Lehnt der Patient dies ab, wird ein<br />
Vermerk in die Kundenkartei eingetragen. In<br />
diesem Fall können Sie als Podologin/Podologe<br />
keine Garantie für Anhaftung und Hygiene<br />
geben.<br />
v Nach spätestens drei Monaten müssen die<br />
Nagelprothetik abgelöst und das Nagelbett<br />
sowie der Restnagel einer Kontrolle unterzogen<br />
werden.<br />
v Bei Verdacht auf eine Mykose oder im Fall<br />
von deren Nachbehandlung erfolgt eine tägliche<br />
Pflege zum Beispiel <strong>mit</strong> antimykotischen<br />
Aqualacken. Diese verteilen sich komplett<br />
unter der Nagelplatte und Prothetik.<br />
v Zum Kürzen des Kunstnagels werden spezielle<br />
Feilen verwendet. Diese sollten einen<br />
groben und <strong>mit</strong>tleren Grit haben ( je höher<br />
die Zahl, desto feiner die Körnung).<br />
v Buffer <strong>mit</strong> feinem Grit eignen sich zum<br />
Glätten des Überganges vom Natur- zum<br />
Gelnagel. Hierbei muss darauf geachtet<br />
werden, dass man keine Haut verletzt.<br />
v Diamantfräser können sich <strong>mit</strong> dem feinen<br />
Gelpartikel vollsetzen. Deshalb lieber Edelmetallfräser<br />
oder Papierfräser nutzen. Es<br />
gibt auch spezielle Papieraufsätze zum Befeilen<br />
von Gelnägeln. Das Abfräsen kann <strong>mit</strong><br />
Trockentechnik erfolgen.<br />
v Bei der Entfernung von Nagellack muss<br />
acetonfreier Nagellackentferner benutzt<br />
werden, da sich sonst der Kunstnagel anlöst<br />
und dadurch dessen Oberfläche aufweicht.<br />
u Steht der Termin für die Applikation<br />
einer Nagelprothetik<br />
an, sollten zuvor keine<br />
feuchten Behandlungen wie<br />
Fußbäder oder ähnliches erfolgen.<br />
Denn Nägel sind hydrophyl,<br />
das heißt, sie ziehen<br />
Feuchtigkeit an und<br />
können dadurch aufquellen.<br />
Dieses Wasser muss nachher<br />
wieder ausziehen. Dadurch<br />
kann die Anhaftung der Prothetik<br />
instabil werden und<br />
sich ablösen. Eine Fußpflege<br />
sollte daher spätestens einen<br />
Tag vorher erfolgt sein.<br />
u Der Nagel muss <strong>mit</strong> speziellem<br />
Cleaner abgerieben werden,<br />
um Fette zu entfernen.<br />
Auch sollte man danach nicht<br />
mehr <strong>mit</strong> den Fingern auf die<br />
Nagelplatte fassen.<br />
u Bei Einkomponenten-Gel benötigt<br />
man nur ein Gel für<br />
alle Schichten. Bei Mehrkomponenten-Gel<br />
sind neben<br />
eigentlichem Gel noch<br />
ein Haftver<strong>mit</strong>tler (Bonder)<br />
sowie ein Versiegler erforderlich.<br />
Diese Schichten müssen<br />
dünn aufgetragen und<br />
stets in allen Komponenten<br />
angewendet werden. Andernfalls<br />
würde der Nagel<br />
nicht haften.<br />
Das Gel wird <strong>mit</strong> Pinseltechnik<br />
aufgetragen. Hierbei ist<br />
darauf zu achten, dass man<br />
die Masse nicht <strong>mit</strong> dem Pinsel<br />
auf dem Nagel ausstreicht,<br />
sondern eher die Gelmasse<br />
auf dem Nagel selbst formt<br />
(s. Abb. 5 und 6 linke Seite).<br />
Der Pinsel sollte dabei die<br />
Nagelplatte nicht berühren.<br />
Das verhindert Lufteinschlüsse<br />
und da<strong>mit</strong> Löcher in der<br />
Prothetik.<br />
Es lohnt sich außerdem auch,<br />
den Kunstnagel jeweils von<br />
der Seite zu betrachten, da<strong>mit</strong><br />
man die Masse gleichmäßig<br />
aufträgt. Denn der<br />
Kunstnagel soll dem Naturnagel<br />
der Gegenseite in Form<br />
und Dicke entsprechen. Das<br />
erspart hinterher das Abfeilen<br />
auf eine Höhe.<br />
u Bei Nagel-Gelen wird stets<br />
ein UV-Licht-Gerät für die<br />
Aushärtung benötigt. Hier ist<br />
es ratsam, eine Lampe <strong>mit</strong><br />
umlaufenden Röhren zu benutzen,<br />
da<strong>mit</strong> die Zehe von<br />
allen Seiten gleichmäßig bestrahlt<br />
wird. So entsteht eine<br />
einheitliche Härtung. Die<br />
Mindestzeit pro Schicht beträgt<br />
dabei zwei Minuten.<br />
Auch sind diese Nägel immer<br />
schichtweise aufzubauen<br />
und zu trocknen. Nie sollte<br />
man den Nagel auf einmal<br />
<strong>mit</strong> der Enddicke auftragen.<br />
Denn das Material muss ganz<br />
auspolymerisieren und dabei<br />
entsteht Hitze. Ist die Prothetik<br />
zu dick, entsteht ein<br />
schmerzhafter Hitzepeak,<br />
und es kann zu einer Verbrennung<br />
kommen.<br />
Wichtig ist zudem, dass der<br />
bei der Aushärtung entstehende<br />
Dispersionsfilm da-rauf<br />
belassen wird. Erst wenn die<br />
letzte Gelschicht aufgetragen<br />
und ausgehärtet ist, darf er<br />
entfernt werden. Denn der<br />
Film verbindet die Schichten<br />
<strong>mit</strong>einander, und das erhöht<br />
die Stabilität der Nagelprothetik.<br />
u Nach der letzten Aushärtung<br />
und Entfernen des Dispersionsfilms<br />
ist der Nagel in<br />
Form zu bringen. Der Zehennagel<br />
sollte dabei nicht abgerundet<br />
werden, da dies<br />
nicht seiner natürlichen Form<br />
entspricht. Deshalb empfiehlt<br />
es sich auch, die Schablone<br />
etwas eckig zu schneiden.<br />
Bei der Formgebung ist außerdem<br />
zu beachten, dass<br />
die Nagelprothese nicht an<br />
den Nachbarzehen reibt oder<br />
drückt.<br />
u Ist eine Wachstumslücke aufzufüllen,<br />
so wird der Nagel<br />
<strong>mit</strong> Fräsern und Feilen zunächst<br />
in die gewünschte<br />
Form gebracht. Nun erfolgt<br />
die Anwendung des Cleaners<br />
und dann das Auftragen<br />
der Auffüllmasse.<br />
Tipp: Sollte das Nagelbett sehr<br />
deformiert und durch Vertiefungen<br />
uneben sein, kann<br />
man diese <strong>mit</strong> einer Unterlage<br />
aus Smig vorformen und<br />
dann darüber das Gel auftragen.<br />
Diese Vorgehensweise<br />
eignet sich auch für die Sulci.<br />
Denn da<strong>mit</strong> kann das Material<br />
nicht in die Sulci einlaufen<br />
und dort scharfe Kanten bilden.<br />
Smig ist inert (wenig reaktionsfreudig).<br />
So<strong>mit</strong> entsteht<br />
hier auch keine höhere<br />
Keimbesiedlung.<br />
Kommt Copoline unter der<br />
Prothetik zum Einsatz, sollte<br />
diese vorher <strong>mit</strong> Nagelmasse<br />
durchtränkt werden, da sie ansonsten<br />
Wasser aufnimmt und<br />
so verkeimen kann. (Das sollte<br />
übrigens immer <strong>mit</strong> Copoline<br />
geschehen, wenn sie nicht<br />
als Medikamententräger genutzt<br />
wird.)<br />
g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Elvi Foss<br />
Podologin<br />
Kräwigstr. 8–10<br />
66687 Wadern<br />
Telefon (0 68 71) 83 14<br />
E-Mail degezet@aol.com<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 23
<strong>Podologie</strong> Report<br />
Früherkennung der diabetischen Neuropathie<br />
Der Podologe ist gefragt!<br />
Von Sabine Heybach, München<br />
Die Zahlen sind alarmierend: Etwa jeder dritte Diabetiker<br />
entwickelt im Verlauf seiner Erkrankung eine<br />
diabetische Neuropathie. Experten wiesen auf<br />
einer Pressekonferenz anlässlich der 49. Jahrestagung<br />
der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die im<br />
Mai diesen Jahres in Berlin stattfand, auf die verheerenden<br />
<strong>Folgen</strong> einer zu spät erkannten diabetischen<br />
Neuropathie hin. Der Podologe spielt im<br />
Hinblick auf die Früherkennung, Aufklärung und<br />
Prävention eine extrem wichtige Rolle.<br />
„Alle 15 Minuten erfolgt in<br />
Deutschland eine diabetes -<br />
assoziierte Amputation.“<br />
Auf der Pressekonferenz<br />
wurde auch ein Punkt<br />
diskutiert, der bisher unterschätzt<br />
wird: Die diabetische<br />
Neuropathie ist nicht nur<br />
eine häufige Folgeerkrankung<br />
des Diabetes, sondern entsteht<br />
gar nicht so selten bereits im<br />
prädiabetischen Stadium, also<br />
ehe die Diagnose „Diabetes“<br />
überhaupt erst gestellt wird.<br />
Oftmals wird sie aber nicht<br />
rechtzeitig erkannt, so Prof.<br />
Oliver Schnell, München. Eine<br />
aktuelle Auswertung von<br />
Daten der KORA-F4-Studie<br />
[1], einer Bevölkerungsstudie<br />
in der Region um Augsburg,<br />
machte deutlich, dass 77 Prozent<br />
der Patienten <strong>mit</strong> einem<br />
bekannten Diabetes und einer<br />
distal-symmetrischen sensiblen<br />
Neuropathie nichts von<br />
ihrer Nervenerkrankung wussten.<br />
Unter den Neuropathie-<br />
Patienten <strong>mit</strong> neu diagnostiziertem<br />
Diabetes war der Anteil<br />
noch höher: Hier war sich<br />
keiner der Betroffenen seiner<br />
Neuropathie bewusst, die die<br />
Wissenschaftler durch einfache<br />
Standarduntersuchungen<br />
feststellten. Zu einer ähnlichen<br />
Erkenntnis kam die bundesweite<br />
Aufklärungsinitiative<br />
zur diabetischen Neuropathie<br />
„Diabetes! Hören Sie auf Ihre<br />
Durch Überprüfung der Nervenfunktion <strong>mit</strong> der Stimmgabel kann<br />
eine Neuropathie frühzeitig erkannt werden<br />
Füße?“ (siehe auch weiter unten),<br />
bei der interessierte Besucher<br />
ihre Nervenfunktion in<br />
den Füßen von einem Podologen<br />
untersuchen lassen können.<br />
Die Ergebnisse der Auswertung<br />
von mehr als 700 Fuß-<br />
Untersuchungen präsentierte<br />
Prof. Schnell bei der Pressekonferenz:<br />
Bei etwa jedem<br />
zweiten Untersuchten ergaben<br />
sich Hinweise auf eine<br />
Neuropathie, von der die Betroffenen<br />
zumeist nichts wussten.<br />
Je früher die Krankheit<br />
aber erkannt wird, desto größer<br />
sind die Chancen für den Patienten<br />
auf Heilung bzw. Besserung.<br />
Deshalb ist die Arbeit der Podologen<br />
so immens wichtig.<br />
Durch gezielte Fragen kann<br />
der Podologe das Risiko einschätzen;<br />
Untersuchungen der<br />
Nervenfunktion in den Füßen<br />
können – je nach Ergebnis –<br />
eine frühzeitige Therapie zum<br />
Wohle des Patienten einleiten.<br />
Wird dies versäumt, schreitet<br />
die Nervenschädigung schleichend<br />
fort, die therapeutischen<br />
Möglichkeiten verringern sich<br />
dramatisch. Die möglichen <strong>Folgen</strong><br />
können schwerwiegend,<br />
ja sogar lebensbedrohlich sein<br />
– sie reichen vom diabetischen<br />
Fußsyndrom und da<strong>mit</strong> einhergehenden<br />
Amputationen<br />
24 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Anzeige<br />
<strong>Podologie</strong> Report<br />
bis hin zum stummen Myokardinfarkt.<br />
„Alle 15 Minuten“,<br />
so Prof. Ralf Lobmann,<br />
Stuttgart, „erfolgt in Deutschland<br />
eine diabetesassoziierte<br />
Amputation.“<br />
Am Anfang steht<br />
die Aufklärung<br />
Diese Zahlen ließen sich durch<br />
Prävention und Therapie im<br />
Frühstadium reduzieren. Wichtig<br />
ist, dass Sie Ihre Diabetes-<br />
Patienten für das Thema sensibilisieren.<br />
Dazu gehören Aufklärung,<br />
Beratung und gutes<br />
weiterführendes Info-Material,<br />
das Sie Ihren Kunden <strong>mit</strong>geben<br />
können. Die Wörwag<br />
Pharma führt in Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> der Deutschen Diabetes<br />
Stiftung und einem wissenschaftlichen<br />
Beirat seit Mai<br />
2013 die vielbeachtete bundesweite<br />
Aufklärungskampagne<br />
„Diabetes! Hören Sie auf<br />
Ihre Füße?“ durch. Darauf<br />
fußend stellt Wörwag Podologen<br />
kostenfrei ein spezielles<br />
Info-Service-Paket zur Verfügung<br />
(siehe Kasten).<br />
Erfolg durch<br />
Drei-Säulen-Therapie<br />
Auf der Pressekonferenz in<br />
Berlin stellte Professor Karlheinz<br />
Reiners, Würzburg, die<br />
effiziente Therapie der diabetischen<br />
Neuropathie vor, die<br />
aus drei Säulen besteht:<br />
u Säule 1: Optimale Einstellung<br />
des Blutzuckers.<br />
u Säule 2: Begrenzung der<br />
schä digenden Wirkung des<br />
zu hohen Blutzuckers. Re-<br />
Durch eine Untersuchung <strong>mit</strong> dem Tip-Therm wird das Warm-Kalt-Empfinden des Patienten überprüft<br />
zeptfreie Prä parate aus der<br />
Apotheke <strong>mit</strong> gut verträglichen<br />
Wirkstoffen wie etwa<br />
Benfotiamin (milgamma ®<br />
protekt) sind hier eine sinnvolle<br />
Option. Die sehr gut bioverfügbare<br />
Vitamin-B1-Vorstufe<br />
Benfotiamin kann zelltoxische<br />
Auswirkungen des<br />
erhöhten Blutzuckers hemmen,<br />
so den Nerven- und Gefäßschäden<br />
entgegenwirken<br />
und die Symptome der diabetischen<br />
Neuropathie wie<br />
Kribbeln, Brennen, Schmerzen,<br />
übermäßige Schmerzempfindlichkeit<br />
und Taubheit<br />
in den Füßen lindern.<br />
[2-4]<br />
u Säule 3: Werden die neuropathischen<br />
Beschwerden so<br />
stark, dass sie die Lebensqualität<br />
beeinträchtigen,<br />
kann der Arzt noch eine rein<br />
symptomatische Therapie<br />
<strong>mit</strong> verschreibungspflichtigen<br />
Schmerz<strong>mit</strong>teln verordnen,<br />
die allerdings <strong>mit</strong> möglichen<br />
Nebenwirkungen<br />
verbunden ist.<br />
Deshalb: Früherkennung ist<br />
das A und O!<br />
u<br />
Weitere Infos unter<br />
www.hoerensieaufihrefuesse.de<br />
und www.milgamma.de<br />
Literaturangaben:<br />
[1] Bongaerts BWC et al.: Diabetes<br />
Care 2013; 36: 1141-46<br />
[2] Hammes HP et al.: Nat Med 2003;<br />
9: 294-9.<br />
[3] Haupt E et al.: Int J Clin Pharmacol<br />
Ther 2005; 43: 71-77<br />
[4] Stracke H et al.: Exp Clin Endocrinol<br />
Diabetes 2008; 116: 600-605<br />
Früherkennung: Das sollten Sie tun!<br />
u Nutzen Sie als Podologe Ihr fundiertes Beratungspotential<br />
u Achten Sie grundsätzlich bei jedem Patienten auf Hinweise,<br />
welche auf die Diagnose diabetische Neuropathie schließen<br />
lassen<br />
u Führen Sie entsprechende podologische Untersuchungen<br />
systematisch durch<br />
u Geben Sie Ihren Patienten einschlägiges Info-Material <strong>mit</strong><br />
nach Hause<br />
u Informieren Sie Ihre Patienten über nebenwirkungsfreie,<br />
effektive und in Apotheken frei verkäufliche Präparate (z.B.<br />
milgamma ® protekt); der Wirkstoff Benfotiamin kann nicht nur<br />
Beschwerden lindern, sondern auch die Nervenfunktion positiv<br />
beeinflussen.<br />
Kostenloses Info-Material für Sie<br />
und Ihre Kunden<br />
Wörwag Pharma unterstützt Podologen<br />
bei der Aufklärung zur diabetischen Neuropathie.<br />
Nützliches Info-Material für Sie<br />
und Ihre Patienten (vom Wartezimmer-<br />
Plakat bis hin zu Patienten-Broschüren<br />
<strong>mit</strong> umfassenden Informationen zur<br />
diabetischen Neuropathie und zur richtigen<br />
Fußpflege) kann kostenfrei unter<br />
dem Stichwort „<strong>Podologie</strong>“ angefordert<br />
werden bei:<br />
Wörwag Pharma GmbH & Co. KG,<br />
Telefon (07031) 6204-0, Mail: info@woerwagpharma.com.<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 25
Journal<br />
Gegen Krebserkrankungen:<br />
Regelmäßige Vorsorge<br />
und Früherkennung<br />
Von Dipl. oec. troph. Dorothea Kammerer, Fachjournalistin, Grafrath<br />
Beim Thema Krebsfrüherkennung gibt es eine<br />
gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte<br />
zuerst: Von den vielen Krebsarten, die auftreten<br />
können, lassen sich nur wenige in einem ausreichend<br />
frühen Stadium feststellen. Und nun die<br />
gute Nachricht: Gerade für die häufigsten Tumorarten<br />
existiert eine Möglichkeit der Früherkennung.<br />
Lesen Sie, was Sie als Podologen<br />
Ihren Patienten dazu sagen können.<br />
Die Zahl der Patienten <strong>mit</strong> Hautkrebs<br />
nimmt jährlich zu. Jedes<br />
Jahr erkranken in Deutschland<br />
etwa 234.000 Menschen neu an<br />
Hautkrebs, davon mindestens<br />
206.000 an weißem Basalzelloder<br />
Stachelzellkrebs. Von dem<br />
besonders gefährlichen schwarzen<br />
Hautkrebs (malignes Melanom)<br />
sind jährlich 28.000 Menschen<br />
neu betroffen. Deshalb<br />
ist der regelmäßige Hautcheck<br />
beim Arzt so wichtig.<br />
Allein in Deutschland<br />
erkranken jedes Jahr<br />
Hunderttausende an<br />
einer bösartigen Tumorerkrankung;<br />
und der neue Weltkrebsbericht<br />
der Vereinten<br />
Nationen erbrachte kürzlich<br />
Alarmierendes: Von derzeit 14<br />
Millionen jährlichen Neuerkrankungen<br />
werde die Zahl<br />
in den kommenden Jahren auf<br />
20 Millionen jährlich steigen.<br />
Woran liegt das? Sind Umweltgifte<br />
daran schuld? Oder<br />
Atomkraftwerke, Abgase, das<br />
Ozonloch?<br />
Ein Großteil des Anstiegs der<br />
Krebserkrankungen ist ganz<br />
einfach zu erklären: Die Menschen<br />
werden in vielen Ländern<br />
der Erde immer älter, und<br />
immer mehr von ihnen bekommen<br />
eine angemessene<br />
medizinische Versorgung. Mit<br />
dem Alter aber steigt das<br />
Krebsrisiko steil an, weil körpereigene<br />
Reparaturmechanismen<br />
nachlassen. Dank moderner<br />
Diagnosemethoden<br />
werden außerdem immer häufiger<br />
Tumore entdeckt, bevor<br />
der Krebs sich im Körper ausbreiten<br />
kann.<br />
Krebs ist bedrohlich<br />
Obwohl die Liste der Todesursachen<br />
von den Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
angeführt<br />
wird, haben die meisten Menschen<br />
wesentlich mehr Angst<br />
vor dem zweitplatzierten Krebs.<br />
Bei dem Wort „Krebs“ befällt<br />
wohl die meisten eine gewisse<br />
Beklommenheit. Fast jede/r<br />
kennt jemanden, der daran erkrankt<br />
oder gestorben ist. Und<br />
viele haben <strong>mit</strong>erleben müssen,<br />
welche lange Leidenszeit<br />
eine Krebserkrankung bedeuten<br />
kann.<br />
Krebs ist unheimlich. Denn es<br />
wächst etwas unkontrolliert<br />
im Körper, das sich manchmal<br />
trotz aggressiver Therapien<br />
unaufhaltsam ausbreitet und<br />
jegliche Lebenskraft nimmt.<br />
Die Liste, wovon man vermeintlich<br />
Krebs bekommt, ist<br />
lang: vom Rauchen, falscher<br />
Ernährung, Elektrosmog, zu<br />
viel Stress, von negativen Gedanken<br />
… Doch so einfach ist<br />
es nicht. Zwar ist erwiesen,<br />
dass Rauchen und radioaktive<br />
Strahlung das Krebsrisiko<br />
um ein Vielfaches erhöhen,<br />
doch es gilt hier nicht das Ursache-Wirkungs-Prinzip.<br />
Nicht<br />
jeder Raucher erkrankt an einem<br />
Bronchial- oder Lungenkarzinom,<br />
und nicht jeder<br />
Arbeiter eines havarierten<br />
Atomkraftwerks stirbt an einem<br />
Tumor. Auch der Zusammenhang<br />
zwischen Krebs und der<br />
Ernährung ist – allen Studienergebnissen<br />
zum Trotz – mehr<br />
als vage; alle seriösen Wissenschaftler<br />
bestätigen dies.<br />
(Was man wohl sagen kann:<br />
Menschen, die viel rotes Fleisch<br />
verzehren, haben ein erhöhtes<br />
Risiko, an Darmkrebs zu<br />
erkranken.)<br />
Ungehemmte Teilung<br />
Täglich entstehen in unserem<br />
Körper Zellen, aus denen sich<br />
(Foto: © goodluz - Fotolia.com)<br />
26 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Journal<br />
Komplizierte Tumorentstehung<br />
„Sie können davon ausgehen, dass in einer<br />
einzigen Tumorentität Tausende von<br />
genetischen Mutationen existieren“, ließ<br />
Prof. Dr. Richard Greil, Vorstand der<br />
3. Universitätsklinik für Innere Medizin<br />
in Salzburg, auf dem Kongress der deutschen,<br />
österreichischen und schweizerischen<br />
Krebsgesellschaften 2013 in Wien<br />
seine Zuhörer wissen. Was bedeutet das?<br />
Ein Tumor besteht aus zahllosen genetisch<br />
unterschiedlichen Zellen, die ihren<br />
eigenen Gesetzen folgen. Tumor ist also<br />
nicht gleich Tumor, auch wenn sich bestimmte<br />
Karzinome histologisch (= geweblich)<br />
nicht voneinander unterscheiden.<br />
Je älter die Patienten sind, umso größer sind genetische Vielfalt und Variation von Patient<br />
zu Patient. Deshalb entwickeln sich anscheinend gleiche Tumoren bei Betroffenen<br />
sehr unterschiedlich.<br />
(Foto: © fotoliaxrender - Fotolia.com)<br />
Gefährliche Absiedelungen<br />
Viele Patienten sterben an ihrer Krebserkrankung, weil die Tumoren Tochtergeschwülste<br />
(Metastasen) bilden. Während gesunde Körperzellen hinsichtlich Funktion und Teilung<br />
streng vom Organismus überwacht werden, sind Krebszellen „anarchistisch“. Sie<br />
halten sich an keine Regeln. Einige werden sogar autonom, verlassen den Tumor, um<br />
in das umgebende Gewebe einzudringen oder sich von Blut und Lymphe <strong>mit</strong>nehmen<br />
zu lassen und an anderen Stellen des Körpers Tochtergeschwülste zu bilden. Dieser<br />
als Metastasierung bezeichnete Vorgang ist ein Prozess, an dessen Steuerung eine<br />
Vielzahl von Zellkomponenten beteiligt ist.<br />
Forscher auf der ganzen Welt suchen nach den entscheidenden Mechanismen, welche<br />
die Zellen dazu bringen, sich ungehemmt zu teilen. Inzwischen hat sich gezeigt,<br />
dass hier unüberschaubar viele aktivierende und hemmende Faktoren am Werk sind.<br />
Es wird also noch lange dauern, bis man den Krebs wirklich besiegen kann.<br />
ein Tumor entwickeln kann, und zwar<br />
dann, wenn sich diese nicht nach den<br />
bestehenden Regeln teilen. Glücklicherweise<br />
haben fast alle von uns ein wachsames<br />
Immunsystem, das rund um die<br />
Uhr dafür sorgt, solche Zellen zu eliminieren.<br />
So gelangen die meisten Menschen<br />
ohne Tumorerkrankung in ein<br />
höheres Lebensalter oder gar durchs<br />
ganze Leben.<br />
Früherkennung ist nicht Vorsorge!<br />
Die Annahme, dass der regelmäßige<br />
Gang zur Früherkennungs-Untersuchung<br />
vor Krebs schützt, ist leider ein<br />
Irrtum. Auch die Vorstellung, dass rechtzeitiges<br />
Entdecken eines Tumors immer<br />
Heilung bedeutet, entspricht nicht der<br />
Realität. So gibt es besonders aggressive<br />
Tumorarten, die fast immer schon metastasiert<br />
haben, wenn man sie entdeckt.<br />
Dennoch ist es sinnvoll, das Angebot zu<br />
regelmäßigen Untersuchungen zu nutzen.<br />
Derzeit zahlen die gesetzlichen Krankenkassen<br />
(GKV´en):<br />
u Hautkrebs-Früherkennung: ab 35 Jahren<br />
alle zwei Jahre. Experten sind sich<br />
einig, dass die Hautkrebs-Früherkennung<br />
die Heilungschancen des bösartigen<br />
malignen Melanoms deutlich erhöht.<br />
Es kommt allerdings auch immer<br />
wieder zu „Überdiagnosen“. Das bedeutet:<br />
Es wird ein eher harmloser Hauttumor<br />
behandelt, der dem Patienten<br />
möglicherweise keine Probleme bereitet<br />
hätte. Weil aber das maligne Melanom<br />
die Hautkrankheit ist, welche<br />
am häufigsten tödlich verläuft, sollte<br />
das Früherkennungs-Angebot genutzt<br />
werden.<br />
u Darmkrebs-Früherkennung: ab 50 Jahren<br />
bis zur Vollendung des 55. Lebensjahres<br />
einmal jährlich ein Test auf verborgenes<br />
Blut im Stuhl sowie ab 55 Jahren<br />
eine Darmspiegelung (Koloskopie)<br />
und Wiederholung dieser Vorsorgeuntersuchung<br />
zehn Jahre nach der ersten<br />
Untersuchung. Wer die Darmspiegelung<br />
nicht in Anspruch nehmen möchte, kann<br />
weiterhin alle zwei Jahre einen Stuhlblut-Test<br />
machen.<br />
u Gynäkologische Untersuchung: Gesetzlich<br />
versicherten Frauen zahlen die<br />
Krankenkassen ab 20 Jahren eine jährliche<br />
Untersuchung der inneren und<br />
äußeren Geschlechtsorgane <strong>mit</strong> Abstrich-Untersuchung<br />
des Gebärmutterhalses.<br />
Mit diesem „PAP-Test” lassen<br />
sich auch Krebsvorstufen beurtei-<br />
Fusspflege<br />
natürlich basisch<br />
Basische Körperpflege <strong>mit</strong> einem<br />
pH-Wert von 8,5 verschafft ein<br />
einzigartiges Hautgefühl <strong>mit</strong> dem<br />
Ergebnis zart gepflegter und wunderbar<br />
regenerierter Füße. Erleben<br />
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 27<br />
11:54
Journal<br />
8 Lesetipp<br />
Bluttest zum frühzeitigen Krebsnachweis<br />
Je eher die Diagnose gestellt werden kann, umso<br />
größer ist die Aussicht auf Heilung. Manche<br />
etablierten Krebstests lassen allerdings in ihrer<br />
Treffsicherheit und Zuverlässigkeit noch immer<br />
zu wünschen übrig. So führen etwa der<br />
PSA-Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs<br />
oder die Mammographie bei einem<br />
Teil der Patienten zu positiven Testergebnissen,<br />
ohne dass tatsächlich eine Krebserkrankung<br />
vorliegt. Bei anderen Tumorerkrankungen<br />
wiederum – wie beispielsweise bei Karzinomen<br />
in der Mundhöhle – besteht bisher gar keine<br />
Möglichkeit, einen Hinweis auf die Erkrankung durch eine Blutuntersuchung zu erhalten.<br />
In einer gemeinsamen Studie haben das Universitätsklinikum Tübingen, das Deutsche<br />
Krebsforschungszentrum in Heidelberg und das Clemenshospital der Universität Münster<br />
einen neuartigen Bluttest zum Nachweis von Krebs klinisch überprüft. Der Test<br />
nutzt das Immunsystem und die Aktivität von im Blut zirkulierenden „Fresszellen“, die<br />
Tumorzellen in sich aufnehmen. Dazu genügt eine kleine Blutprobe. In der Studie konnte<br />
der EDIM-Test frühzeitig Patienten <strong>mit</strong> Mundhöhlenkrebs, Brustkrebs und Prostatakrebs<br />
identifizieren sowie Rezidive nachweisen. Weitere Untersuchungen müssen zeigen,<br />
ob dieser Test praxistauglich ist und sich flächendeckend anwenden lässt.<br />
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e. V. (idw), Bayreuth<br />
Informative<br />
Broschüren zum Thema<br />
Früherkennung bei Haut-,<br />
Brust- und Darmkrebs sowie<br />
Gebärmutterhalskrebs/HPV-Impfung<br />
bietet<br />
beispielsweise die Techniker<br />
Krankenkasse (TKK).<br />
Die Broschüren können Sie<br />
kostenlos im Internet downloaden<br />
unter:<br />
www.tk.de/tk/online-filiale/<br />
broschueren-und-mehr/<br />
krebs-frueherkennung/<br />
163766<br />
len. Da Gebärmutter-halskrebs<br />
fast immer durch eine<br />
Infektion <strong>mit</strong> Humanen<br />
Papillom-Viren (HPV) beim<br />
Geschlechtsverkehr ausgelöst<br />
wird, empfiehlt die Ständige<br />
Impfkommission am<br />
Robert Koch-Institut (STI-<br />
KO) die HPV-Impfung für<br />
junge Frauen vor dem ersten<br />
sexuellen Kontakt.<br />
u Tastuntersuchung der Brust:<br />
zusätzlich ab 30 Jahren einmal<br />
im Jahr. Experten mahnen<br />
jedoch, dass Frauen lernen<br />
sollten, selbst ihre Brust<br />
abzutasten. Denn die jährlichen<br />
Abstände seien zu<br />
groß. Außerdem kenne jede<br />
Frau ihre Brust am besten,<br />
sofern sie sie regelmäßig abtastet.<br />
Insgesamt sei diese<br />
Früherkennungsmethode allerdings<br />
nicht sehr genau,<br />
warnen andere.<br />
Frauen <strong>mit</strong> einer erblichen<br />
Belastung für Brustkrebs<br />
(Mutter, Schwester oder andere<br />
weibliche Blutsverwandte<br />
sind an Brustkrebs<br />
erkrankt oder verstorben)<br />
können engmaschiger überwacht<br />
werden.<br />
u Mammographie-Screening:<br />
ab 50 Jahren alle zwei Jahre<br />
die Röntgenuntersuchung<br />
der Brüste. Was die Strahlenbelastung<br />
durch die modernen<br />
Mammographie-Geräte<br />
anbelangt, so soll der<br />
Nutzen für die Frauen den<br />
möglichen Schaden bei weitem<br />
überragen.<br />
Versicherten Männern zahlen<br />
die GKV´en die<br />
u Tastuntersuchung der Prostata:<br />
ab 45 Jahren einmal<br />
jährlich. Weil bei dieser rektalen<br />
Untersuchung jedoch<br />
oft erst ein bereits fortgeschrittener<br />
Tumor entdeckt<br />
wird, bieten viele Ärzte auch<br />
einen sogenannten PSA-<br />
Test an. Hierbei wird im Blut<br />
ein spezieller Eiweißstoff bestimmt.<br />
Dieser Wert ist allerdings<br />
nicht nur bei Prostatakrebs<br />
erhöht, sondern auch<br />
bei einer gutartigen Prostatavergrößerung<br />
oder bei einer<br />
Entzündung der Vorsteherdrüse.<br />
Zur weiteren Abklärung<br />
ist dann eine Biopsie<br />
notwendig.<br />
Da der PSA-Test nicht im gesetzlichen<br />
Früherkennungsprogramm<br />
enthalten ist, muss<br />
er privat bezahlt werden.<br />
Sonderfall Darmkrebsfrüherkennung<br />
Etwa 65.000 Menschen in<br />
Deutschland erkranken pro<br />
Jahr neu an Darmkrebs, rund<br />
26.000 sterben daran. Darmkrebs<br />
ist bei Frauen und Männern<br />
in Deutschland die zweithäufigste<br />
Tumorerkrankung.<br />
Dabei geht es hier um eine<br />
Krebsart, die wirklich gut in<br />
einem frühen Stadium erkannt<br />
und behandelt werden kann.<br />
Das Problem: Noch immer gehen<br />
zu wenig Menschen zur<br />
Darmspiegelung, auf die gesetzlich<br />
Versicherte ab 55 Jahren<br />
seit 2002 Anspruch haben<br />
(nur 20 Prozent der Berechtigten!).<br />
Während der Untersuchung<br />
können bereits Polypen,<br />
das sind Vorstufen von<br />
Krebs, entfernt werden. Rechtzeitig<br />
entdeckt, kann Darmkrebs<br />
in 95 Prozent der Fälle<br />
geheilt werden.<br />
Die Bereitschaft, einen einfachen<br />
Labortest durchführen<br />
zu lassen, ist deutlich höher.<br />
So machen rund vier Millionen<br />
Menschen jährlich den<br />
Guajak-basierten Stuhltest<br />
(gFOBT), der verborgenes Blut<br />
im Stuhl aufzeigt, was auf eine<br />
Darmkrebserkrankung hinweisen<br />
kann. Leider ist die<br />
Aussagekraft dieser Methode<br />
begrenzt.<br />
Dagegen können immunologische<br />
Tests (iFOBT), die den<br />
roten Blutfarbstoff Hämoglobin<br />
im Stuhl über Antikörper<br />
nachweisen, sehr viel mehr<br />
Diagnose-Sicherheit bieten.<br />
Sowohl beim Guajak- wie<br />
auch bei immunologischen<br />
Tests trägt der Patient Proben<br />
aus drei aufeinander folgenden<br />
Stuhlgängen auf je einen<br />
Teststreifen auf. Diese werden<br />
dann im Labor ausgewertet.<br />
Patienten, die zur weiteren<br />
Abklärung eine Darmspiegelung<br />
wahrnehmen sollten,<br />
werden benachrichtigt.<br />
Der immunologische Stuhltest<br />
ist zwar teurer, aber sensitiver<br />
und spezifischer als der Guajak-basierte<br />
Stuhltest. Allerdings<br />
haben nur wenige Krankenkassen<br />
den iFOBT bisher<br />
in ihren Leistungskatalog aufgenommen.<br />
Deshalb sollten<br />
sich Patienten zunächst bei ihrer<br />
GKV erkundigen.<br />
g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dipl. oec. troph.<br />
Dorothea Kammerer<br />
Lerchenstr. 27c<br />
82284 Grafrath<br />
E-Mail doro_kammerer@<br />
web.de<br />
(Foto: © luchschen_shutter - Fotolia.com)<br />
28 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Journal<br />
Vegetarier, Flexitarier und Co./Teil I:<br />
Mit „Messer und Gabel“<br />
für mehr Gesundheit!<br />
Von Dipl. oec. troph. Susanne Ahrndt, München<br />
Viel Gemüse und Obst, wenig Fleisch – so lassen<br />
sich Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht<br />
oder Typ-2-Diabetes vermeiden oder angehen.<br />
Weil diese Erkrankungen unter Umständen auch<br />
zu ernsthaften Problemen an den Füßen führen,<br />
sind sie deshalb häufig auch Thema in der fußpflegerischen/podologischen<br />
Praxis. Da<strong>mit</strong> betroffene<br />
Patienten aber das präventive Potential<br />
einer vegetarischen Ernährung nutzen können,<br />
kommt es darauf an, den Unterschied zwischen<br />
den Formen der vegetarischen Ernährung und<br />
Orientierungen sowie die aktuellen Empfehlungen<br />
für eine vegetarische Ernährungsweise zu kennen.<br />
Denn vegetarisch ist nicht gleich vegetarisch.<br />
(Foto: © marcus_hofmann - Fotolia.com)<br />
Einer aktuellen Forsa-<br />
Umfrage zufolge verzichten<br />
<strong>mit</strong>tlerweile 52<br />
Prozent der Deutschen, das<br />
heißt 42 Millionen Menschen,<br />
an drei Tagen und mehr pro<br />
Woche auf Fleisch. Sieben<br />
Millionen Menschen hierzulande<br />
ernähren sich vegetarisch<br />
und 1,2 Millionen vegan,<br />
so Schätzungen des Vegetarierbundes<br />
Deutschland e. V.<br />
(VEBU). Ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein<br />
spielt<br />
dabei eine wichtige Rolle als<br />
Motiv.<br />
Wurden bis vor wenigen Jahren<br />
Vegetarier noch „kritisch“<br />
beäugt und bei ihnen gemeinhin<br />
ernährungsbedingte Mangelzustände<br />
vermutet, erfreut<br />
sich die vegetarische Ernährungsweise<br />
inzwischen wachsender<br />
gesellschaftlicher Akzeptanz;<br />
und nicht zuletzt wird<br />
eine lakto-ovo-vegetabile<br />
Kostform heute von Seiten der<br />
Gesundheitswissenschaften<br />
ausdrücklich empfohlen, um<br />
ernährungsassoziierten Ge-<br />
sundheitsproblemen und<br />
Krankheiten vorzubeugen.<br />
Einfluss auf Ernährungsund<br />
Lebensweise<br />
Kein Zweifel – Vegetarisches<br />
ist „in“ und boomt. Warum<br />
Menschen ihren Fleischkonsum<br />
reduzieren oder ganz darauf<br />
verzichten und Vegetarier<br />
werden, dafür gibt es eine<br />
Vielzahl von Beweggründen:<br />
An erster Stelle stehen hier<br />
ethisch-moralische Motive<br />
wie zum Beispiel Ablehnung<br />
des Tötens von Tieren, Kritik<br />
an Massen-/Intensivtierhaltung<br />
oder die Problematik des<br />
Welthungers, gefolgt von gesundheitlichen<br />
Aspekten.<br />
Neben einer allgemeinen Gesunderhaltung<br />
spielen hier die<br />
Abnahme von Körpergewicht<br />
oder der Wunsch, bestimmten<br />
Erkrankungen vorzubeugen<br />
bzw. diese zu heilen eine Rolle<br />
sowie die körperliche und/<br />
oder geistige Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern.<br />
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 29
Journal<br />
An dritter Stelle kommen ökologische<br />
Überlegungen wie<br />
etwa die Absicht, einen Beitrag<br />
zum Klima- und Umweltschutz<br />
leisten zu wollen.<br />
Daneben gibt es auch religiöse<br />
Gründe. So vertreten zum<br />
Beispiel Buddhisten eine vegetarische<br />
Lebensweise. Aber<br />
auch bei bestimmten Weltanschauungen<br />
wie zum Beispiel<br />
der Anthroposophie, Makrobiotik<br />
oder im Ayurveda ist<br />
die Ernährung überwiegend<br />
vegetarisch orientiert.<br />
Welche vegetarischen<br />
Ansätze gibt es?<br />
Vegetarismus ist allerdings<br />
keine einheitliche Ernährungsweise,<br />
vielmehr haben sich verschiedene<br />
Formen herausgebildet.<br />
Entscheidendes Kriterium<br />
für die Einteilung der<br />
hauptsächlichen vegetarischen<br />
Ob „vegetarisch“ …<br />
… „Vegetarier“ und „Vegetarismus“ – all diese Bezeichnungen<br />
leiten sich vom englischen Wort „vegetarian“ ab. Es handelt<br />
sich um eine Wortschöpfung aus „vegetable = pflanzlich“ und<br />
der Endung „-arian“, die um 1840 im Angelsächsischem gebräuchlich<br />
wurde. Die sprachlichen Wurzeln des Begriffs liegen<br />
im Lateinischen: vegetare = wachsen, beleben, vegetus =<br />
lebendig sowie vegere = beleben, beseelen.<br />
Die Ernährungswissenschaftler Prof. em. Dr. rer. nat. Claus<br />
Leitzmann und Dr. oec. troph. Markus Keller definieren in ihrem<br />
Buch „Vegetarische Ernährung” Vegetarismus als eine Ernährungsweise,<br />
„bei der ausschließlich oder überwiegend pflanzliche<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel wie Getreide, Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte,<br />
Nüsse und Samen verzehrt werden. Je nach Form des<br />
Vegetarismus können auch Produkte von lebenden Tieren, wie<br />
Milch, Eier und Honig sowie alle daraus hergestellten Erzeugnisse<br />
enthalten sein. Ausgeschlossen sind Lebens<strong>mit</strong>tel, die von<br />
toten Tieren stammen, wie Fleisch, Fisch (einschließlich anderer<br />
aquatischer Tiere) sowie alle daraus hergestellten Produkte.“<br />
Kostformen ist die Lebens<strong>mit</strong>telauswahl:<br />
u Lakto-Vegetarier: Bei ihnen<br />
kommen neben pflanzlichen<br />
Produkten zusätzlich auch<br />
keine Milch und Milchprodukte<br />
auf den Tisch.<br />
u Ovo-Lakto-Vegetarier:Sie verzichten<br />
zusätzlich auf Eier.<br />
u Veganer: Sie sind am konsequentesten<br />
und ernähren<br />
sich ausschließlich <strong>mit</strong> Pflanzenkost,<br />
weshalb sie auch<br />
strikte oder strenge Vegetarier<br />
genannt werden. Veganer<br />
meiden aber nicht nur sämtliche<br />
tierischen Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
inklusive Honig, sondern<br />
lehnen auch alle Gebrauchsgegenstände<br />
und Konsumgüter<br />
ab, die vom Tier stammen<br />
wie beispielsweise Wolle,<br />
Fell und Leder.<br />
Weitere Formen<br />
und Varianten<br />
Einen Schritt weiter gehen die<br />
„Rohköstler”, die keine erhitzte<br />
Nahrung verzehren. (Allerdings<br />
gibt es hier Vertreter, die<br />
auch Fleisch und Fisch, manche<br />
sogar Insekten essen;<br />
hauptsache ist, dass die Nahrung<br />
nicht erhitzt, sondern roh<br />
verzehrt wird. Diese Rohköstler<br />
zählen dann jedoch nicht<br />
zu den Vegetariern.)<br />
Eine noch außergewöhnlichere<br />
Ernährungsweise praktizieren<br />
die „Frutarier“, auch<br />
„Fructarier“ oder „Frutaner“<br />
genannt. Sie lehnen nicht nur<br />
tierische Lebens<strong>mit</strong>tel ab, sondern<br />
auch Knollen, Wurzeln<br />
und Blätter. Der Grund: Sie<br />
wollen nicht, dass Pflanzen<br />
ihretwegen leiden müssen<br />
und verzehren deshalb nur<br />
pflanzliche Produkte, bei deren<br />
Ernte die Pflanze nicht beschädigt<br />
wird bzw. sterben<br />
muss. Deshalb stehen vor allem<br />
Obst, Samen und Nüsse<br />
auf ihrem Speiseplan. Manche<br />
lassen auch Honig zu. Besonders<br />
radikale Vertreter essen<br />
nur Obst, das bereits vom<br />
Baum gefallen ist.<br />
Etwas spöttisch als „Pudding-<br />
Vegetarier“ werden vegetarisch<br />
lebende Menschen bezeichnet,<br />
die zwar Fleisch,<br />
Fisch, Meerestiere und daraus<br />
hergestellte Produkte weglassen,<br />
sich aber in der Regel<br />
<strong>mit</strong> viel Süßigkeiten und Fertigprodukten<br />
zu fett und zu<br />
zuckerhaltig ernähren. Der Gesundheitsaspekt<br />
spielt für sie<br />
weniger eine Rolle. Ihnen ist<br />
nur wichtig, dass kein Tier zu<br />
Schaden kommt. Nährstoffmängel<br />
und Gesundheitsprobleme<br />
treten bei dieser Gruppe<br />
am häufigsten auf.<br />
Darüber hinaus gibt es Menschen,<br />
die sich zwar überwiegend<br />
vegetarisch ernähren,<br />
aber zusätzlich „tierische“ Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
verzehren. So ergänzen<br />
„Pesco-Vegetarier“<br />
die Pflanzenkost <strong>mit</strong> Fisch und<br />
Meeresfrüchten. „Semi-Vegetarier“<br />
wiederum streichen<br />
rotes Fleisch von ihrem Speiseplan,<br />
verzehren aber Geflügelfleisch<br />
und Fisch.<br />
Und schließlich gibt es noch<br />
die „Flexitarier“ oder „flexiblen<br />
Vegetarier“. Sie essen im<br />
Prinzip alles, orientieren sich<br />
aber an der vegetarischen Ernährung.<br />
Fleisch kommt hier<br />
nur ab und zu auf den Tisch.<br />
Flexitariern ist artgerechte<br />
Tierhaltung und die Qualität<br />
der Nahrung wichtig. Allerdings<br />
gibt es keine strenge Regel<br />
oder gar Verbote – der Genuss<br />
steht im Vordergrund.<br />
Der Begriff „Flexitarier“ ist eine<br />
Wortschöpfung aus „flexible“<br />
und „vegetarian“. Die<br />
Bewegung stammt aus den<br />
USA, wo bereits im Jahr 2003<br />
die American Dialect Society<br />
„flexitarian“ zum nützlichsten<br />
Begriff des Jahres gewählt hat.<br />
Eine repräsentative Umfrage<br />
der Universitäten Göttingen<br />
und Hohenheim hat gezeigt,<br />
dass rund jeder zehnte Deutsche<br />
ganz bewusst nur bestimmte<br />
Fleischarten isst und<br />
diese nur zu bestimmten Gelegenheiten<br />
oder nur in geringen<br />
Mengen.<br />
Betrachten Vegetarier und Veganer<br />
den Flexitarismus kritisch<br />
als „Aufweichen“ der vegetarischen<br />
Lebensform, sieht<br />
die Deutsche Gesellschaft für<br />
Ernährung (DGE) die Bewegung<br />
positiv. Denn möglicherweise<br />
trage diese Entwicklung<br />
dazu bei, die Empfehlungen<br />
der DGE zu „einem maßvollen<br />
Verzehr von nicht mehr als<br />
300 bis 600 Gramm Fleisch<br />
(Foto: © Mara Zemgaliete - Fotolia.com)<br />
30 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Journal<br />
und Wurstwaren pro Woche<br />
auf lange Sicht zu erreichen“<br />
(DGE-Info, Oktober 2013).<br />
Gesundheit „vom Teller“<br />
Rund ein Drittel aller Kosten<br />
im Gesundheitswesen – und<br />
da<strong>mit</strong> mehr als 70 Milliarden<br />
Euro pro Jahr – sind hierzulande<br />
durch Krankheiten verursacht,<br />
die durch die Ernährung<br />
begünstigt werden.<br />
Studien zeigen jedoch, dass<br />
Vegetarier von einer Reihe<br />
von Zivilisationskrankheiten<br />
deutlich seltener betroffen<br />
sind und da<strong>mit</strong> gesundheitliche<br />
Pluspunkte haben; das gilt<br />
zum Beispiel für Übergewicht<br />
und Adipositas (= Fettsucht).<br />
Aktuellen Zahlen des Robert<br />
Koch Institutes zufolge sind bei<br />
uns zwei Drittel der Männer<br />
und über die Hälfte der Frauen<br />
übergewichtig und haben<br />
da<strong>mit</strong> einen Body Mass Index<br />
(BMI) von über 25 kg/m 2 .<br />
Rund ein Viertel der Bevölkerung<br />
ist sogar fettleibig oder<br />
adipös <strong>mit</strong> einem BMI von<br />
30 kg/m 2 und mehr.<br />
Übergewicht selbst ist ein Risikofaktor<br />
für eine Vielzahl<br />
von Gesundheitsproblemen<br />
wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen,<br />
koronare<br />
Herzkrankheit, Diabetes mellitus<br />
Typ 2, Gicht (Hyperurikämie)<br />
sowie für Arthrose. Bevölkerungsstudien<br />
zeigen,<br />
dass bei Vegetariern das Körpergewicht<br />
im Durchschnitt<br />
niedriger ist als in der Allgemeinbevölkerung.<br />
Vorteile für Diabetiker<br />
Vorteile hat vegetarische Ernährung<br />
offenbar auch in der<br />
Vorbeugung und Therapie des<br />
Diabetes mellitus. Übergewicht<br />
und Bewegungsmangel sind<br />
wichtige Risikofaktoren für die<br />
Entstehung von Diabetes mellitus<br />
Typ 2. Im Gegensatz zum<br />
Diabetes mellitus Typ 1, der<br />
sich als Autoimmunerkrankung<br />
unabhängig von der Ernährung<br />
entwickelt, wird Typ-<br />
2-Diabetes als Wohlstandserkrankung<br />
angesehen.<br />
Zu kalorienreiches Essen und<br />
Trinken kombiniert <strong>mit</strong> einer<br />
gestörten Insulinwirkung treibt<br />
den Blutzucker in die Höhe,<br />
wodurch die Bauchspeicheldrüse<br />
verstärkt Insulin produzieren<br />
muss. Auf Dauer wird<br />
aber das Organ davon überfordert,<br />
was <strong>mit</strong> einer „Erschöpfung“<br />
der Insulinausschüttung<br />
bis hin zum Versagen<br />
der Insulinbildung einhergeht.<br />
Bevölkerungsstudien zeigen,<br />
dass Vegetarier nicht nur<br />
seltener von Diabetes Typ 2<br />
betroffen sind, sondern dass<br />
Vegetarier im Vergleich zu<br />
Mischköstlern auch niedrigere<br />
Blutzucker- und Insulinspiegel<br />
im Nüchternblut haben.<br />
Darüber hinaus weisen<br />
sie eine höhere Insulinempfindlichkeit<br />
auf. Zum einen<br />
wird dies auf die schützende<br />
Wirkung vor Übergewicht<br />
durch die vegetarische Ernährung<br />
zurückgeführt. Zum anderen<br />
werden die positiven<br />
Wirkungen einer höheren Ballaststoffzufuhr<br />
aus pflanzlichen<br />
Lebens<strong>mit</strong>teln, insbesondere<br />
aus Vollkorngetreide, zugeschrieben,<br />
aber auch der geringeren<br />
Zufuhr an Gesamtfett<br />
und gesättigten Fettsäuren.<br />
Letztere gelten als Risikofaktor<br />
für überhöhte Insulinkonzentrationen<br />
im Blut. Zahlreiche<br />
Studien zeigen zudem, dass<br />
<strong>mit</strong> dem Verzehr von Fleisch,<br />
Fisch und daraus hergestellten<br />
Produkten das Risiko für<br />
Diabetes Typ 2 ansteigt. Als<br />
eine der möglichen Ursachen<br />
wird der hohe Gehalt an gesättigten<br />
Fettsäuren in diesen<br />
Lebens<strong>mit</strong>teln angeführt.<br />
Ein weiterer Vorteil vegetarischer<br />
Ernährung ist außerdem,<br />
dass sich die Anforderungen<br />
einer Diabetes-gerechten<br />
Ernährung leichter<br />
umsetzen lassen; das heißt,<br />
mäßige Fett- und Cholesterinaufnahme<br />
sowie reichliche Zufuhr<br />
an ballaststoffreichen Lebens<strong>mit</strong>teln<br />
wie Vollkornprodukte,<br />
Hülsenfrüchte und Gemüse.<br />
Denn diese lassen den<br />
Blutzuckerspiegel nur langsam<br />
ansteigen.<br />
Lesen Sie im zweiten Teil wie<br />
vegetarische Kost bei Gicht<br />
und rheumatoider Arthritis hilft<br />
und worauf es bei vegetarischer<br />
Ernährung ankommt. g<br />
Gesünder <strong>mit</strong> Gemüse und Obst: Vegetarische<br />
Ernährung enthält aufgrund ihres hohen<br />
Anteils an pflanzlichen Lebens<strong>mit</strong>teln meist<br />
mehr komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe<br />
sowie weniger Fett. Hinzu kommt, dass<br />
sie in der Regel auch weniger Kalorien liefert<br />
als die übliche Mischkost, aber dennoch<br />
schneller und lang anhaltender satt macht.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dipl. oec. troph.<br />
Susanne Ahrndt<br />
Fachjournalistin<br />
Nockherstraße 52<br />
81541 München<br />
E-Mail susanne.ahrndt@<br />
t-online.de<br />
(Foto: © Yuriy Shevtsov - Fotolia.com)<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 31
Recht & Geld<br />
Bei der Abrechnung von Heil<strong>mit</strong>telverordnungen:<br />
So ersparen Sie<br />
sich Ärger!<br />
Von Sylvia Hotes, Podologin, Krefeld<br />
Das große Thema Heil<strong>mit</strong>telverordnung beschäftigt<br />
Podologen <strong>mit</strong> Kassenzulassung immer wieder.<br />
Spätestens wenn eine Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
von einer Krankenkasse oder einem Abrechnungszentrum<br />
<strong>mit</strong> dem Vermerk: „Betrag konnte nicht<br />
erstattet werden“ zurückkommt, fällt auf, was<br />
übersehen wurde. In diesem Artikel erfahren Sie,<br />
auf welche Dinge besonders zu achten ist – auch<br />
in Bezug auf die einzelnen Krankenkassen.<br />
Im Zuge der Gesundheitsreform<br />
gibt es immer wieder<br />
neue Regelungen, die in vielen<br />
Arztpraxen zu Verwirrungen<br />
führen. Dies gilt auch für<br />
das Ausstellen von Heil<strong>mit</strong>telverordnungen<br />
(HMV) für<br />
podologische Praxen. Zwar<br />
existiert ein Katalog zur Verordnung<br />
von Heil<strong>mit</strong>teln, in<br />
dem alle Richtlinien zur Ausstellung<br />
der Verordnungen<br />
aufgeführt sind, erfahrungsgemäß<br />
weiß man in vielen<br />
Hilfreich ist es, fehlerhaft ausgestellte<br />
Heil<strong>mit</strong>telverordnungen immer<br />
<strong>mit</strong> einer Helferin der jeweiligen<br />
Arztpraxis in Ruhe durchzugehen<br />
– auch wenn das etwas<br />
Zeit in Anspruch nimmt.<br />
Arztpraxen jedoch nicht, dass<br />
auf den hinteren Seiten die erforderlichen<br />
Angaben zur Verordnung<br />
der podologischen<br />
Behandlungen zu finden sind.<br />
Auch gibt es einige Softwareprogramme<br />
für Arztpraxen, in<br />
denen der Heil<strong>mit</strong>telkatalog<br />
angelegt ist und der über einen<br />
bestimmten Befehl zur<br />
Verordnung von Heil<strong>mit</strong>teln<br />
aufgerufen werden kann.<br />
Doch die Daten der podologischen<br />
Behandlungen in diesen<br />
Programmen sind in der<br />
Regel eher unvollständig und<br />
nicht so anzuwählen wie zum<br />
Beispiel die der physikalischen<br />
Therapie. So<strong>mit</strong> bleibt<br />
dem ärztlichen Praxispersonal<br />
oftmals nur die Möglichkeit,<br />
die Verordnungen manuell<br />
auszustellen; und hier<br />
schleichen sich schnell Fehler<br />
ein. Deshalb sollte in der podologischen<br />
Praxis die HMV<br />
vor Beginn der Behandlung<br />
grundsätzlich auf „Herz und<br />
Nieren“ geprüft werden. Hierbei<br />
kann zunächst eine Checkliste<br />
helfen; die Routine kommt<br />
dann <strong>mit</strong> der Zeit.<br />
Auf <strong>Folgen</strong>des ist bei HMV’s<br />
grundsätzlich zu achten:<br />
u Jede Änderung und Ergänzung<br />
auf der Originalverordnung<br />
muss vom verordnenden<br />
Arzt abgestempelt<br />
und <strong>mit</strong> seiner Unterschrift<br />
gegengezeichnet werden.<br />
Die AOK Rheinland akzeptiert,<br />
wenn eine HMV zur<br />
Abstemplung und Gegenzeichnung<br />
einer Änderung<br />
an die jeweilige Arztpraxis<br />
gefaxt wird. Auf dem Fax<br />
muss die aufgeführte Änderung<br />
bzw. Ergänzung gekennzeichnet<br />
sein. Die zurückgefaxte<br />
HMV ist dann<br />
an die Originalverordnung<br />
anzuheften, und der Patient<br />
bestätigt die jeweilige Behandlung<br />
auf dem Original.<br />
(Diese Regelung der Faxüber<strong>mit</strong>tlung<br />
gilt nach Wissen<br />
der Autorin nur für die<br />
AOK Rheinland.) Die Faxüber<strong>mit</strong>tlung<br />
hat den Vorteil,<br />
dass das Original in der<br />
Patientenkartei bleibt und<br />
auf dem Postweg nicht verloren<br />
geht.<br />
u Fehlt auf der Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
der Vermerk Erst-/<br />
Folge-Verordnung oder fehlt<br />
die Angabe der Frequenz,<br />
dürfen diese Angaben bei<br />
Versicherten der AOK Rheinland<br />
auf der Rückseite der<br />
HMV ergänzt werden, jedoch<br />
nicht auf der Vorderseite<br />
– natürlich erst nach<br />
vorheriger Rücksprache <strong>mit</strong><br />
der verordnenden Arztpraxis.<br />
Zusätzlich muss auf der<br />
Rückseite vermerkt werden,<br />
wann <strong>mit</strong> der Arztpraxis ge-<br />
(Foto: ©Junaoli – Fotolia.com)<br />
32 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
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Recht & Geld<br />
Wünscht der Patient eine<br />
umgehende podologische<br />
Behandlung, ohne dass<br />
die Genehmigung der Krankenkasse<br />
bereits vorliegt,<br />
muss er die Kosten hierfür<br />
selbst tragen<br />
Genaue Angaben bei der<br />
Diagnose sind wichtig<br />
sprochen wurde. (Die AOK<br />
und einige Ersatzkassen beanstanden<br />
das Fehlen der<br />
Frequenz nicht, wenn sie<br />
den Heil<strong>mit</strong>telrichtlinien<br />
entspricht.)<br />
u Die Frequenz der Heil<strong>mit</strong>telverordnungen<br />
sollte genaustens<br />
eingehalten und<br />
möglichst nicht überschritten<br />
werden. Pausiert beispielsweise<br />
ein Patient nach<br />
Abschluss der letzten Behandlung<br />
länger als drei Monate<br />
(weil er beispielsweise<br />
erkrankt ist), besteht ein<br />
neuer Regelfall. Das heißt,<br />
wird nach dieser Zeit eine<br />
HMV ausgestellt, ist diese<br />
wieder eine Erstverordnung<br />
und keine Folgeverordnung.<br />
Wird „Folgeverordnung“ vermerkt,kann<br />
es passieren, dass<br />
diese zurückgesandt wird.<br />
Die Bundesknappschaft zum<br />
Beispiel prüft in ihrem Programm,<br />
wann der Patient die<br />
letzte podologische Behandlung<br />
erhalten hat und berechnet<br />
das Intervall bzw. die<br />
behandlungsfreie Zeitspanne.<br />
Die übrigen Krankenkassen<br />
verfolgen dies nicht so<br />
peinlich genau. Jedoch ist<br />
grundsätzlich darauf zu achtet,<br />
wenn ein Patient längere<br />
Zeit nicht zur Behandlung<br />
vorstellig wurde.<br />
u Im Feld „Diagnose“ sollte<br />
darauf geachtet werden, dass<br />
nicht „V. a. (Verdacht auf)<br />
PNP“ aufgeführt ist. Dies<br />
wird schnell übersehen. Die<br />
Neuropathie muss fachärztlich<br />
gesichert sein. Auch die<br />
Rechtzeitig erinnern<br />
Wird eine weitere Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
erforderlich, ist<br />
es sinnvoll den Patienten zu<br />
bitten, zehn Tage vor dem<br />
nächsten podologischen<br />
Termin seinen Diabetologen<br />
oder Hausarzt aufzusuchen,<br />
um eine weitere HVO zu besorgen.<br />
So werden Überschreitungen<br />
in Hinblick auf<br />
das Ausstellungsdatum auf<br />
jeden Fall vermieden und<br />
der verordnende Arzt hat die<br />
Möglichkeit – falls er es für<br />
erforderlich hält – die Füße<br />
des Patienten anzusehen.<br />
Frequenzüberschreitungen<br />
Sind die Frequenzen einer Behandlung vom Arzt verordnet, muss<br />
der Patient diese einhalten. Überschreitungen sind hier grundsätzlich<br />
auf der Rückseite der HVO sowie in der Patientenkarte<br />
zu vermerken. Zur Vereinfachung kann der Buchstabe „K“ für<br />
„Krankheit“ und „A“ für „sonstige Absage“ vermerkt werden.<br />
Weicht die überwiegende Zahl der durchgeführten Behandlungen<br />
von der Frequenz ab, so wird die HMV ab dem Tag nach<br />
der überwiegenden Abweichung abgesetzt. Ein Nachtrag ist<br />
hier nicht mehr zulässig!<br />
Leitsymptomatik (pathologisches<br />
Nagelwachstum und/<br />
oder Hyperkeratose) muss angegeben<br />
sein; selbst wenn<br />
dies aus dem Indikationsschlüssel<br />
hervorgeht. Der Vermerk<br />
zur Leitsymptomatik<br />
„gleichzeitige Schädigung<br />
a“ (Hyperkeratose) und „b“<br />
(pathologisches Nagelwachstum)<br />
wird auch akzeptiert.<br />
u Für die digitale Abrechnung<br />
der Leistungen müssen die<br />
Betriebsstättennummer und<br />
die lebenslange Arztnummer<br />
des Arztes ihre Richtigkeit<br />
haben.<br />
u Ebenso müssen die seit einiger<br />
Zeit neuen Versichertennummern<br />
<strong>mit</strong> einem Großbuchstaben<br />
am Anfang korrekt<br />
sein. Deshalb sollten die<br />
Stammdaten der Patienten<br />
<strong>mit</strong>tels Einlesen der Versichertenkarte<br />
stets aktualisiert<br />
werden.<br />
Verordnung außerhalb<br />
des Regelfalles<br />
Der Vermerk „Verordnung außerhalb<br />
des Regelfalles“ führt<br />
immer wieder zu Verwirrungen.<br />
Gemäß Heil<strong>mit</strong>telkatalog<br />
gilt eine Verordnung als außerhalb<br />
des Regelfalles, wenn<br />
die Anzahl der für eine bestimmte<br />
Erkrankung erforderlichen<br />
Behandlungen gemäß<br />
Heil<strong>mit</strong>telkatalog überschritten<br />
wird (in der Regel sind<br />
dies 18 Behandlungen). Werden<br />
weitere Behandlungen<br />
erforderlich, muss das über<br />
den Vermerk „Verordnung<br />
außerhalb des Regelfalles“ von<br />
der jeweiligen Krankenkasse<br />
genehmigt werden.<br />
In der <strong>Podologie</strong> jedoch gibt<br />
es keine Verordnung außerhalb<br />
des Regelfalles bezogen<br />
auf die Anzahl der bereits erfolgten<br />
Behandlungen. Diese<br />
ist nicht begrenzt, da die Anzahl<br />
der Gesamtverordnungsmenge<br />
hier nicht festgelegt<br />
ist. Eine Verordnung außerhalb<br />
des Regelfalles gilt in der<br />
<strong>Podologie</strong> nur wenn der Patient<br />
nicht unter einem Diabetes<br />
mellitus leidet, jedoch<br />
schwere ausgeprägte Fußund<br />
Zehendefor<strong>mit</strong>äten bestehen,<br />
die beispielsweise<br />
durch folgende Erkrankungen<br />
entstanden sind und die einer<br />
podologischen Behandlung<br />
bedürfen:<br />
u eine nicht Diabetes-bedingte<br />
periphere Polyneuropathie<br />
oder Angiopathie,<br />
u eine Akromegalie <strong>mit</strong> Metatarsalgien,<br />
u schwere Formen der rheumatoiden<br />
Arthritis <strong>mit</strong> Zehenfehlstellungen.<br />
Meist werden diese Heil<strong>mit</strong>telverordnungen<br />
von Orthopäden<br />
oder Gefäßchirurgen<br />
ausgestellt. Dies sind allerdings<br />
Einzelfallentscheidungen<br />
der jeweiligen Ärzte und<br />
nicht grundsätzlich automatisch<br />
Heil<strong>mit</strong>telverordnungen<br />
zur podologischen Komplexbehandlung.<br />
Ein positiver Bescheid<br />
hängt dann zum größten<br />
Teil vom jeweiligen Sachbearbeiter<br />
der Krankenkasse<br />
ab. In diesen Fällen empfiehlt<br />
es sich, einen ausführlichen<br />
Befundbericht, sowie eine fotografische<br />
Dokumentation<br />
der zu genehmigenden Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
beizulegen.<br />
Auf diese Weise kann sich der<br />
Sachbearbeiter ein besseres<br />
Bild verschaffen. Der Patient<br />
erhält erst einen Termin zur<br />
podologischen Behandlung,<br />
wenn die Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
genehmigt ist. Den diese<br />
darf erst dann erfolgen,<br />
wenn die HMV von der Kran-<br />
34 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Recht & Geld<br />
kenkasse auf der Rückseite<br />
genehmigt worden ist. Die Frist<br />
für den Behandlungsbeginn<br />
läuft hier ab <strong>mit</strong> dem Genehmigungszeitpunkt.<br />
Jede Folgeverordnung für diesen<br />
Patienten muss vor Behandlungsbeginn<br />
genehmigt<br />
werden – es sei denn, die Behandlung<br />
wird für einen längeren<br />
Zeitraum bewilligt. Eine<br />
Kopie dieser Genehmigung<br />
ist dann bei jeder Abrechnung<br />
der HMV beizulegen.<br />
Diabetisches<br />
Fußsyndrom<br />
Im Fall eines diabetischen Fußsyndroms<br />
sind genaue Angaben<br />
erforderlich; das heißt, im<br />
Diagnosefeld muss dessen Art<br />
aufgeführt sein, also ob es sich<br />
um eine Neuropathie, eine Angiopathie<br />
oder um eine Mischform<br />
handelt.<br />
Die Bundesknappschaft zum<br />
Beispiel schickt HMV ohne<br />
diese Angaben grundsätzlich<br />
zurück und der Rechnungsbetrag<br />
wird erst nach Ergänzung<br />
der fehlenden Angaben<br />
durch den verordnenden Arzt<br />
erstattet. Die Angabe des Wagner<br />
Stadiums im Diagnosefeld<br />
ist nicht erforderlich.<br />
Ist ein Stadium Wagner größer<br />
0 auf der Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
vermerkt, beispielsweise Wagner<br />
Stadium I rechts, ist auf der<br />
Verordnung klarzustellen, welche<br />
Teile des Fußes im Stadium<br />
Wagner 0 podologisch behandelt<br />
werden. Im Feld „Medizinische<br />
Begründung“ kann<br />
dies nachgetragen werden <strong>mit</strong><br />
dem Vermerk „Zusatz zum<br />
Diabetischen Fußsyndrom“.<br />
Die Ergänzung sollte vom verordnenden<br />
Arzt abgestempelt<br />
8 Internettipp<br />
Auf der Website der AOK<br />
finden sich ein Muster zur<br />
„Heil<strong>mit</strong>telverordnung: Maßnahmen<br />
der Physikalischen<br />
Therapie/Podologischen<br />
Therapie“ sowie die notwendigen<br />
Angaben auf podologischen<br />
Verordnungen:<br />
www.aok-gesundheitspartner.de/bund/heilberufe/<br />
verordnung/index.html<br />
Heil<strong>mit</strong>telverordnung 13<br />
Für Podologen <strong>mit</strong> Kassenzulassung<br />
lässt sich die<br />
Heil<strong>mit</strong>telverordnung 13, die<br />
vom behandelnden Arzt<br />
ausgestellt wird, direkt <strong>mit</strong><br />
den Krankenkassen abrechnen.<br />
Berechtigt für die HVO<br />
13 sind Patienten <strong>mit</strong> Diabetes<br />
mellitus, die an einem<br />
diabetischem Fußsyndrom<br />
leiden.<br />
und <strong>mit</strong> seiner Unterschrift gegengezeichnet<br />
werden. Die<br />
Behandlung des Wagner Stadiums<br />
1 bis 5 ist eine ärztliche<br />
Leistung.<br />
ICD-CODES<br />
zur Verschlüsselung<br />
Seit einiger Zeit sind auf den<br />
HMV’s unter dem Feld „Indikationsschlüssel“<br />
sogenannte<br />
ICD-CODES zu finden. Sie dienen<br />
der Diagnoseverschlüsselung<br />
und der Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
des Arztes, denn<br />
sie geben Informationen über<br />
das Budget solcher Verordnungen.<br />
Der ICD-CODE muss<br />
nicht – wie beispielsweise der<br />
Indikationsschlüssel – zwingend<br />
auf der Verordnung aufgeführt<br />
sein, um diese abrechnen<br />
zu können. Ist jedoch<br />
ein ICD-CODE aufgeführt und<br />
wird digital abgerechnet, muss<br />
dieser in das Abrechnungsprogramm<br />
aufgenommen bzw.<br />
digital übertragen werden. Ansonsten<br />
besteht die Gefahr,<br />
dass die Heil<strong>mit</strong>telverordnung<br />
zurückgesandt wird.<br />
Bei der Terminvergabe:<br />
Das ist zu beachten<br />
Patienten sind meist nicht darüber<br />
informiert, dass die HMV<br />
nur eine Gültigkeit von 28 Tagen<br />
hat. Und auch die Bedeutung<br />
des Feldes „spätester Behandlungsbeginn“<br />
ist ihnen in<br />
der Regel nicht bekannt. Deshalb<br />
kommt es häufig bei der<br />
Terminvereinbarung in der podologischen<br />
Praxis zu Problemen.<br />
Von Nutzen ist es hier,<br />
die Patienten darüber aufzuklären,<br />
da<strong>mit</strong> sie bei der Ausstellung<br />
der HVO darauf achten.<br />
Bei der Terminvereinbarung in<br />
der Praxis ist von Seiten des<br />
Podologen aber auch an <strong>Folgen</strong>des<br />
zu denken:<br />
u Es sollte nach dem Datum<br />
bzw. dem spätesten Behandlungstermin<br />
der Verordnung<br />
gefragt werden. Nach einem<br />
eingetragenen Datum <strong>mit</strong> einer<br />
verordneten Behandlung<br />
zu beginnen, ist unzulässig.<br />
u Ein neuer Patienten muss gebeten<br />
werden, seine Krankenversichertenkarte<br />
<strong>mit</strong>zubringen.<br />
u Ist der Patient von allen gesetzlichen<br />
Zuzahlungen befreit,<br />
muss er auch seinen Befreiungsausweis<br />
<strong>mit</strong>bringen.<br />
Für den Fall, dass eine Gebührenpflicht<br />
auf einer Verordnung<br />
vermerkt ist, der Patient<br />
jedoch keine Zuzahlung<br />
leisten muss, empfiehlt es<br />
sich, für das Abrechnungszentrum<br />
eine Kopie des Ausweises<br />
an die Verordnung zu<br />
heften.<br />
u Ist der Patient gebührenpflichtig,<br />
sollte er über seinen<br />
Eigenanteil informiert werden.<br />
Viele Patienten sind der<br />
Annahme, dass die Verordnungsgebühr<br />
für die HVO<br />
von 10 Euro ebenso wegfällt<br />
wie die Praxisgebühr, was jedoch<br />
bekanntlich nicht der<br />
Fall ist.<br />
u Wichtig im Fall digitaler Abrechnung<br />
ist, die Patientendaten<br />
regelmäßig über die<br />
Krankenversichertenkarte<br />
abzugleichen.<br />
g<br />
<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Sylvia Hotes<br />
vom-Bruck-Platz 24<br />
47805 Krefeld<br />
E-Mail sylvia.hotes@web.de<br />
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 35
Ausbildung & Job<br />
Auch Ihr Wartebereich sollte einladen:<br />
Warten <strong>mit</strong> Wohlgefühl!<br />
Von Christine Preiherr, Fachjournalistin, München<br />
Ein ansprechender Wartebereich, in dem Kunden<br />
zur Ruhe kommen können, hat vor allem eines:<br />
eine positive Stimmung. In einem schmucklosen<br />
Raum hingegen <strong>mit</strong> kahlen Wänden und unbequemen<br />
Stühlen entsteht kaum eine angenehme<br />
Atmosphäre. Bei der Gestaltung des Warteraums<br />
sind also Kreativität und Einfühlungsvermögen in<br />
die Bedürfnisse Ihrer Kunden gefragt. Ob schick<br />
oder gemütlich, Wohlfühlflair zu schaffen ist keine<br />
Kunst. Mit ein paar guten Ideen lässt sich selbst<br />
bei kleinem Budget ein Warteraum einrichten, der<br />
Emotionalität und Wärme ausstrahlt.<br />
Podologische oder fußpflegerische<br />
Praxen sind<br />
meist nicht sehr groß,<br />
Empfang und Wartebereich<br />
sind daher meist offen gestaltet<br />
und gehen fließend ineinander<br />
über. Das klassische, separate<br />
Wartezimmer ist eher<br />
die Ausnahme. Die offene Wartezone<br />
freilich liegt quasi „auf<br />
dem Präsentierteller“ vor dem<br />
Kunden und ist genau deshalb<br />
von großer Bedeutung: Neben<br />
Da<strong>mit</strong> Kunden sich in Ihrer Praxis<br />
wohlfühlen muss auch die Optik<br />
stimmen! Das gilt nicht nur für Ihre<br />
Praxisräume, sondern bereits im<br />
Eingangs- und erst recht im Wartebereich.<br />
Denn hier verbringen Kunden<br />
unter Umständen einige Zeit<br />
und die Atmosphäre stimmt sie auf<br />
die Behandlung ein!<br />
dem Empfang ist sie der erste<br />
Berührungspunkt <strong>mit</strong> der Praxis<br />
und repräsentiert deren Atmosphäre.<br />
Und auch hier gilt:<br />
Der erste Eindruck zählt!<br />
Während der Kunde auf die<br />
Behandlung wartet, kann er alles<br />
auf sich wirken lassen; das<br />
heißt, er macht sich ein Bild.<br />
Jetzt entscheidet sich, ob er<br />
die Praxis als angenehm, einladend<br />
und Vertrauen erweckend<br />
empfindet oder eher<br />
nicht <strong>mit</strong> ihr „warm wird“.<br />
Da<strong>mit</strong> der Kunde sich wohl<br />
und willkommen fühlt, ist es<br />
also wichtig, die Gestaltung<br />
der Wartezone bestens zu planen.<br />
Oberstes Gebot: Dieser<br />
Bereich muss freundlich und<br />
hell sein. Denn in einem wohltuenden<br />
Ambiente wird das<br />
an sich lästige Warten als angenehmer<br />
empfunden. Das<br />
„Gesamtpaket“ Warteraum<br />
entscheidet also darüber, ob<br />
sich der Kunde hier in einer<br />
nervigen, langweiligen Warteschleife<br />
sieht oder ob er eine<br />
entspannende kleine Auszeit<br />
genießt.<br />
Zeit zum Lesen<br />
Was also wünschen sich<br />
Kunden im Wartebereich?<br />
Sicher nicht auf<br />
harten Stühlen bei trister<br />
Beleuchtung die Zeit<br />
abzusitzen. Die Wartezone<br />
sollte vielmehr einer<br />
Lounge ähneln, in<br />
der eine kleine, bequeme<br />
Sitzgruppe und interessante,<br />
aktuelle Zeitschriften<br />
zum Verweilen<br />
und Lesen einladen. Alte,<br />
abgegriffene, speckige<br />
Magazine oder zerfledderte<br />
Tageszeitungen<br />
haben hier nichts zu<br />
suchen. Wichtig ist, dass<br />
die Zeitschriftenauswahl<br />
jedem etwas bietet. Hierzu<br />
zählt ein Mix aus aktuellen<br />
Frauen- und Wohnzeitschriften,<br />
Nachrichten- und Automagazinen.<br />
Aber auch Informationsmaterial<br />
zur Praxis<br />
oder Broschüren von Produktanbietern<br />
gehören ins Sortiment.<br />
So kann sich der Kunde<br />
<strong>mit</strong> Themen rund um <strong>Podologie</strong><br />
und Fußpflege oder<br />
über das Leistungsspektrum<br />
der Praxis informieren.<br />
Das A und O – die<br />
Beleuchtung!<br />
Eine entspannte Lektüre erfordert<br />
natürlich das richtige<br />
Licht – die Beleuchtung der<br />
Wartezone ist also ein wichtiger<br />
Aspekt bei der Planung<br />
des Warteraums! Sie muss einerseits<br />
für wohltuende Stimmung<br />
sorgen und andererseits<br />
ausreichend Helligkeit zum<br />
Lesen bieten. Reicht die Deckenbeleuchtung<br />
hierfür nicht<br />
aus, kann eine zusätzliche<br />
Stehlampe die Lichtverhältnisse<br />
verbessern. Auf keinen<br />
Fall sollten Sie an der Beleuchtung<br />
sparen!<br />
Aber auch die Garderobe verdient<br />
Beachtung. Bitte nicht<br />
einfach ein paar spartanische<br />
Haken in die Wand, einen<br />
Schirmständer darunter und<br />
fertig! Wohnlicher und da<strong>mit</strong><br />
sympathischer ist ein hübscher<br />
Garderobenständer oder<br />
ein separater Garderobenbereich,<br />
der sich gestalterisch<br />
oder farblich abhebt.<br />
Farben im Warteraum<br />
wirken!<br />
Überhaupt hat die farbliche<br />
Gestaltung der Wartezone erheblichen<br />
Einfluss auf deren<br />
Fortsetzung auf S. 38<br />
(Foto: © Patrizia Tilly - Fotolia.com; Fotomontage: Barbara von Wirth)<br />
36 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
[Das aktuelle Buch]<br />
Komplementäre Anwendungen am Fuß<br />
Immer mehr Menschen <strong>mit</strong> funktionellen Beschwerden oder vorübergehenden Beeinträchtigungen ihrer Füße<br />
suchen Hilfe bei Podologen, die Fachkompetenz auf den Gebieten der naturheilkundlichen Behandlungsmethoden<br />
besitzen. Komplementär – oder ergänzend – zu den schulmedizinischen Maßnahmen haben sich diese Methoden<br />
oft als hilfreich erwiesen.<br />
Die vorliegenden Erläuterungen zu komplementären Anwendungen am Fuß leisten einen Beitrag zum zunehmenden<br />
Interesse von Podologen an diesen Behandlungen und widmen sich den ältesten der ergänzenden naturheilkundlichen<br />
Anwendungen: der Akupressur, den Heilpflanzen und der Fußreflexzonenmassage.<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
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1. Auflage 2014<br />
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Ausbildung & Job<br />
Fortsetzung von S. 36<br />
„Wohlfühlfaktor“. Natürlich<br />
wirken viele Faktoren auf die<br />
Psyche und da<strong>mit</strong> auf das<br />
Wohlbefinden, zum Beispiel<br />
neben dem Licht auch der Einrichtungsstil<br />
oder sanfte Hintergrundmusik<br />
(bitte nicht immer<br />
dieselbe CD laufen lassen!).<br />
Wie der Kunde die Praxis<br />
gefühlsmäßig bewertet,<br />
wird jedoch am intensivsten<br />
vom Farbdesign des Wartebereichs<br />
bestimmt. Wissenschaftliche<br />
Untersuchungen<br />
zeigen, dass die Wirkung von<br />
Farben sogar in biochemische<br />
und biophysikalische Prozesse<br />
des menschlichen Körpers<br />
eingreift und Organfunktionen<br />
genauso beeinflusst wie<br />
das seelische Befinden. Eine<br />
bewusste Farbgestaltung von<br />
Wänden und Interieur kann<br />
daher große Wirkung haben,<br />
selbst wenn die gewählten<br />
Farben dezent sind.<br />
Farblich aufeinander abgestimmte<br />
Wände, Einrichtung,<br />
Jalousien und Böden schaffen<br />
eine Atmosphäre von Harmonie<br />
und Ruhe, die sich auf den<br />
Kunden überträgt. Ideal sind<br />
hier zum Beispiel sanfte Gelbtöne.<br />
Sie machen selbst wenig<br />
belichtete Räume „sonnig“<br />
und für unser subjektives Empfinden<br />
wärmer. Frisches, helles<br />
Grün wiederum hat eine<br />
belebende, energetisierende<br />
und harmonisierende Wirkung,<br />
und erdige Farbtöne entfalten<br />
eine beruhigende Wirkung. In<br />
Kombination <strong>mit</strong> Grünpflanzen,<br />
Bildern und anderen dekorativen<br />
Elementen wie etwa<br />
einem Zimmerbrunnen sorgen<br />
sie dafür, dass sich Ihre<br />
Kunden wohlfühlen.<br />
(Fotos: © concept w - Fotolia.com; Fotomontage: Barbara von Wirth)<br />
Erfrischungen, gutes<br />
Raumklima und mehr<br />
Perfekte Verwandlung <strong>mit</strong> wenigen Mitteln: Farbe gibt einem Raum im<br />
wahrsten Sinne des Wortes einen ansprechenden „Anstrich“. Ein passendes<br />
Bild und Blumen oder eine Pflanze runden das Ganze ab und sorgen für eine<br />
harmonische, ansprechende Atmosphäre!<br />
Ideal ist es, wenn sich der Wartebereich<br />
vom Empfangsthresen<br />
aus überblicken lässt. Umgekehrt<br />
sollte auch der Empfang<br />
vom Wartebereich aus<br />
sichtbar sein, da dort Pflegeprodukte<br />
präsentiert und verkauft<br />
werden können. Der<br />
Kunde kann sich so schon einen<br />
Überblick vom Verkaufsangebot<br />
verschaffen, während<br />
er auf die Behandlung wartet,<br />
und auch seine Aufmerksamkeit<br />
und Neugier auf die Produkte<br />
werden möglicherweise<br />
geweckt.<br />
Auch ein Mini-Serviceangebot<br />
bereichert die Wartezone<br />
und macht die Wartezeit kurzweiliger.<br />
Dazu gehören Getränke<br />
wie Mineralwasser, Tee<br />
oder Kaffee aus der Thermoskanne<br />
inklusive sauberer Gläser<br />
oder Wegwerfbecher – alles<br />
ansprechend präsentiert,<br />
Fortsetzung auf S. 40<br />
38 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
»Morgens beim Rasieren sieht Leo Petermann<br />
in das liebenswürdig lächelnde Gesicht eines<br />
Mörders…«<br />
Herrn Petermanns<br />
unbedingter Wunsch<br />
nach Ruhe<br />
Michael Böhm<br />
Edition 211<br />
ISBN 978-3-937357-80-5<br />
176 Seiten, gebunden<br />
14,80 Euro<br />
www.bookspot.de
Ausbildung & Job<br />
Auch Kleinkinder können schon an einem eingewachsenen Zehennagel<br />
leiden. Eine Spielecke verkürzt ihnen nicht nur die Wartezeit, sondern<br />
lenkt sie ab und nimmt ihnen da<strong>mit</strong> die Angst.<br />
versteht sich. Ein Kaffeeautomat<br />
kommt bei den Kunden<br />
ebenfalls gut an.<br />
Wesentliches Kriterium für eine<br />
behagliche Stimmung im<br />
Wartebereich ist im Übrigen<br />
ein gutes Raumklima. Der<br />
Warteraum muss ausreichend<br />
<strong>mit</strong> frischer Luft versorgt, also<br />
gut gelüftet werden – am<br />
besten morgens vor Praxisbeginn,<br />
während der Mittagspause<br />
und abends nach Praxisschluss.<br />
Die Raumtemperatur<br />
muss angemessen sein,<br />
ideal wäre hier eine Klimaanlage<br />
zur Regulierung.<br />
Für Abwechslung während<br />
des Wartens sorgt auch ein<br />
WLAN im Warteraum (gerade<br />
für jüngere Kunden). Ein<br />
Flachbildschirm für Naturfilme,<br />
Nachrichten oder informative<br />
Beiträge zu Gesundheitsthemen<br />
trägt ebenfalls zur<br />
Verkürzung der Wartezeit bei.<br />
Kurzweil für die Kleinen<br />
Neben allem Engagement für<br />
das Ambiente darf im Wartebereich<br />
selbstverständlich die<br />
Kinderspielecke nicht fehlen.<br />
Nicht jede Mutter, die zur Fußpflege<br />
in die Praxis kommt,<br />
kann den Nachwuchs während<br />
der Behandlung irgendwo<br />
„abgeben“. Oder vielleicht<br />
kommt der Nachwuchs sogar<br />
selbst zur Behandlung. Die<br />
Kleinen brauchen in diesem<br />
Fall ihr eigenes „Unterhaltungsprogramm“.<br />
Zu diesem<br />
gehört in erster Linie natürlich<br />
Spielzeug in gutem und<br />
unbedenklichem Zustand,<br />
Malbücher, Stifte und sonstiges<br />
Material zum Kritzeln,<br />
Krakeln und Kreativsein.<br />
Aber auch Kinderbücher für<br />
unterschiedliche Altersklassen<br />
sind in einer Spielecke zu<br />
Hause, eventuell auch eine<br />
Kiste <strong>mit</strong> bunten Klötzchen.<br />
(Kleinkinder haben allerdings<br />
viel Spaß daran, die Klötzchen<br />
lautstark auf den Boden zu<br />
werfen – dies könnte lärmempfindliche<br />
Kunden allerdings<br />
stören.)<br />
Foto: © Dron - Fotolia.com)<br />
Checkliste für Ihren Wartebereich<br />
Statistisch gesehen halten sich Kunden oder Patienten im Warteraum am<br />
längsten auf. Es ist daher besonders auf folgende Punkte zu achten:<br />
v Raumtemperatur: Die Wohlfühltemperatur liegt zwischen 21 °C und 25 °C.<br />
v Direkte und indirekte Lichtquellen: Optimale Lichtverhältnisse lassen sich<br />
<strong>mit</strong> Tageslicht oder integrierten Deckenleuchten erzielen. Durch Akzentbeleuchtungen<br />
wie etwa Leselicht wird der entspannende Effekt des Lesens<br />
zusätzlich erhöht.<br />
v Bequeme Sitzmöbel: Empfehlenswert sind strapazierfähige Sitzgruppen<br />
oder Stühle <strong>mit</strong> pflegeleichtem (Polster-)Material.<br />
v Grünpflanzen: Blumen und Pflanzen fördern eine freundliche Atmosphäre<br />
und da<strong>mit</strong> das Wohlbefinden. Darüber hinaus können Pflanzen das Raumklima<br />
verbessern.<br />
v Bilder und Fotos: Panoramabilder vom Urlaub, Kunstdrucke oder Gemälde<br />
schmücken die Wände und wirken einladend. Hier bietet sich zum Beispiel<br />
ein Mietservice für Wand- und Wechselbilder an. Der Wartebereich eignet sich<br />
unter Umständen auch für kleine, wechselnde Kunstausstellungen.<br />
v Technik und Medien: Eine Audioanlage sorgt für leise, entspannende Musik.<br />
Ein Flachbildschirm bringt Abwechslung <strong>mit</strong> TV-Informationen oder entspannenden<br />
Bildern von einer DVD. Er lässt sich zudem – ganz exklusiv –<br />
auch zur Präsentation der eigenen Praxis und Behandlungen nutzen.<br />
v Klimatisierung, Lüftung und Frischluft: Eine Lüftungsanlage ist zwar<br />
ebenfalls eine Investition, versorgt aber den Raum <strong>mit</strong> Frischluft. Luftveredelungssysteme<br />
reinigen die Luft, neutralisieren schlechte Gerüche und beduften<br />
dezent.<br />
Fazit<br />
Mit etwas Fantasie, Geschmack<br />
und Engagement lassen sich<br />
auch ein unscheinbarer Raum<br />
oder Wartebereich in einen<br />
Wartebereich verwandeln, in<br />
dem der Kunde sich gerne aufhält.<br />
Mit anderen Worten: Hier<br />
wird der Grundstein für Vertrauensbildung<br />
und Kundenbindung<br />
gelegt. Wenn Sie eine<br />
podologische/fußpflegerische<br />
Praxis führen, sollten Sie<br />
sich darüber im Klaren sein,<br />
dass die Gesamtbewertung Ihrer<br />
Praxis durch den Kunden<br />
entscheidend auch davon abhängt,<br />
wie dieser die Wartezeit<br />
erlebt.<br />
g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Christine Preiherr<br />
Fachjournalistin, Autorin<br />
80636 München<br />
E-Mail preiherr@t-online.de<br />
40 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014
Produkte<br />
Zum Schutz vor Fußmykosen<br />
Fresh „Protect“: Dieser Schaum-Balsam <strong>mit</strong><br />
Pilzschutz bietet die ideale Pflege für pilzempfindliche<br />
Haut. Durch seine umfassenden Schutzfunktionen<br />
ist Fresh „Protect“ sehr gut geeignet für die<br />
tägliche Pflege von Füßen, die besonderen Belastungen<br />
ausgesetzt sind, wie zum Beispiel bei<br />
Sportlern, Wanderern und Menschen, die im Beruf<br />
lange stehen oder Schutzschuhe tragen müssen.<br />
Der Schaum-Balsam <strong>mit</strong> Farnesol vermindert<br />
Schweißbildung, beseitigt Fußgeruch, beugt Fußpilz<br />
vor und pflegt angenehm frisch. Mit 10 Prozent<br />
Urea und Shea Butter reduziert der intensiv<br />
pflegende Balsam bei regelmäßiger Anwendung die Hornhautbildung<br />
und schützt auf diese Weise vor rauen und rissigen<br />
Hautpartien.<br />
Neben Fresh „Protect“ ist der Schaum-Balsam in vier weiteren<br />
Varianten erhältlich: als „Basic“ für die normale Haut <strong>mit</strong><br />
2 Prozent Urea, als „Sensitive“ für trockene und empfindliche<br />
Haut <strong>mit</strong> 5 Prozent Urea und Echium-Öl, als „Hydro“ für sehr<br />
trockene Haut <strong>mit</strong> 10 Prozent Urea und Aloe-vera-Gel sowie als<br />
„Intense“ für Schrunden und Hornhaut <strong>mit</strong> 15 Prozent Urea und<br />
Shea Butter.<br />
Alle Schaum-Balsame enthalten <strong>mit</strong> dem FRESHup-Komplex<br />
eine Wirkstoff-Kombination aus Kamillen-Öl, Bisabolol, Glyzerin,<br />
Panthenol und Traubenkern-Öl, welche die Fußhaut perfekt<br />
pflegt. Der mikrofeine Schaum zieht besonders gut ein und hinterlässt<br />
keinen störenden Fettfilm, so dass Strümpfe kurz nach<br />
der Anwendung angezogen werden können. Auch lässt sich der<br />
seidenweiche Schaum einfach und bequem anwenden.<br />
Zitronengras sowie die frisch-fruchtigen Öle aus Grapefruit und<br />
Orange geben dem Schaum seinen einzigartigen Duft und verleihen<br />
der Fußhaut ein angenehmes Frischegefühl.<br />
g<br />
RAUE GmbH, Berkhopstraße 12, 30938 Burgwedel, Telefon<br />
(0 51 39) 98 14-0, Telefax (0 51 39) 98 14-20, www.raue-shop.de,<br />
E-Mail info@raue-kosmetik.de<br />
Gut informiert!<br />
Für eine optimale Patientenberatung<br />
und<br />
-information bietet die<br />
3TO GmbH ihren Kunden<br />
drei neue Broschüren<br />
an, die kostenlos<br />
<strong>mit</strong> der Bestellung angefordert<br />
werden können.<br />
In dem jeweiligen<br />
Faltblatt finden Patienten<br />
nicht nur Informationen rund um die Behandlung<br />
<strong>mit</strong> Nagelkorrekturspangen, sondern es werden auch wichtige<br />
Hinweise zur Compliance während des Behandlungszeitraumes<br />
gegeben.<br />
Zusätzlich können Anwender der 3TO-Spangensysteme<br />
im Kundenportal auf www.3to.de einen ausführlichen Aufklärungsbogen<br />
für Patienten herunterladen.<br />
3TO GmbH, 82041 Deisenhofen, Birkenstraße 8, Telefon (0 89)<br />
20 35 34 44, Telefax (0 89) 20 35 34 45, www.spangenspezialist.de,<br />
E-Mail info@3to-gmbh.de<br />
Für perfekte<br />
Nagelprothetik<br />
Unguisan Classic: Dieses<br />
Starterset aus dem Hause<br />
Greppmayr ist seit 1953 und<br />
da<strong>mit</strong> die erste und bestens<br />
bewährte Methode in der Nagelprothetik.<br />
Unguisan Classic bietet größte Vielseitigkeit durch zwei verschiedene<br />
Verfahren. So besteht die Möglichkeit, Nägel im Aufgussverfahren<br />
oder aber durch eine Plattenprothese zu erneuern, bzw. auszubessern.<br />
Mit Hilfe von Unguisan Classic wird in einer einzigartigen<br />
Behandlung das gesamte Nagelorgan und nicht nur die Nagelplatte<br />
einfach und kostengünstig in der Anwendung therapiert. Da<strong>mit</strong> werden<br />
Fußnägel sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in ihrer<br />
Funktionalität dem natürlichen Zustand entsprechend rekonstruiert.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.unguisan.de.<br />
g<br />
Greppmayr GmbH, 82061 Neuried, Gautinger Straße 40 a, Telefon<br />
(0 89) 7 59 69 69-0, Telefax (0 89) 7 59 69 69-69, www.greppmayr.de,<br />
E-Mail info@greppmayr.de<br />
Perfekte Helfer<br />
T-Speed und T-Speed Plus: Die Hartmetall-Fräser-<br />
Serie T-SPEED <strong>mit</strong> revolutionärer Verzahnung, glatter<br />
innovativer Arbeitsteilkuppe und goldfarbener Titan-<br />
Nitrid-Beschichtung wurde jetzt vom Hersteller um<br />
die Variante T-SPEED PLUS <strong>mit</strong> grober Verzahnung<br />
erweitert. Ebenso hat man im Hause BUSCH das Programm um weitere<br />
Formen ergänzt, so dass Ihnen jetzt eine anwendungsorientierte<br />
Auswahl von zehn Fräserformen <strong>mit</strong> T-SPEED-Verzahnung und fünf<br />
<strong>mit</strong> T-SPEED PLUS Verzahnung zur Verfügung stehen. Neu sind:<br />
T424SPEED 060, T425SPEED 040 und T425SPEED PLUS 060.<br />
Ob es um die podologische Behandlung mykotischer oder grypotischer<br />
Naturnägel geht, diese Fräser sind die perfekten Helfer. Dank<br />
der Spezialverzahnung sowie der glatten Arbeitsteilkuppen arbeiten<br />
sie schnell und sicher. Weichere mykotische Nagel sub stanz können<br />
Sie <strong>mit</strong> der <strong>mit</strong>tleren T-SPEED Verzahnung dosiert be schleifen,<br />
grypotisch verholzte Nägel schneller <strong>mit</strong> der T-SPEED PLUS – <strong>mit</strong><br />
dem nötigen Plus an Abtragsleistung.<br />
Wie alle BUSCH Hartmetall-Fräser für die <strong>Podologie</strong> sind auch die<br />
T-SPEED-Fräser Medizinprodukte und tragen das CE-Zeichen auf der<br />
Packung. Für Ihre Sicherheit und die Ihrer Patienten. Unter Beachtung<br />
der jeweiligen Herstellerangaben sind die Fräser für alle gängigen<br />
Desinfektions-, Reinigungs- und Sterilisationsmethoden geeignet. g<br />
Busch & Co. KG, 51766 Engelskirchen, Unterkaltenbach 17–27,<br />
Telefon (0 22 63) 860, Telefax (0 22 63) 2 07 41, www. busch.eu,<br />
E-Mail mail@busch.eu<br />
Praxisangebot/Stellenangebot<br />
an der schönen neuwertige Räume.<br />
In Varel, größte Stadt im Landkreis Friesland. Ab Herbst 2014 zu vermieten.<br />
rolfpeter.filmer@am-tannenkamp.de · Tel. (0 44 51)70 77 oder (01 72)9 56 70 86<br />
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meines Teams und als Geschäftsnachfolge. Tel.: (01 57) 36 36 91 37<br />
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 9/2014 41
Wirkungsvoll und schnell<br />
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Kundenwunsch ist der Nagelhautentferner aus dem<br />
Hause Lütticke jetzt auch in der Kabinettgröße <strong>mit</strong><br />
250 ml lieferbar. Ein Preisvorteil, den Sie in Ihrer Praxis<br />
unbedingt nutzen sollten!<br />
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überstehende und verhärtete Nagelhaut.<br />
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begonnen werden. Weitere Informationen erhalten<br />
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Zwei Wochen zum Testen<br />
MediMobil ST 40: Wenn Sie<br />
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Medizinische Geräte kostenlos<br />
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der Endgeräte sind nur einige Vorzüge der innovativen Technologie.<br />
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Pflegender Frische-Kick<br />
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seine wohltuenden Eigenschaften. So wird<br />
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wie Harnstoff regulieren die Feuchtigkeit<br />
der Haut und machen verhärtete<br />
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Frische-Balsam am besten schon morgens auf ihren hitzigen<br />
Einsatz vorbereitet. Ein kleiner Tipp: Für den absoluten Frische-<br />
Kick kann der Balsam vor der Anwendung für einige Minuten in<br />
das Gefrierfach gelegt werden. Das Produkt ist dermatologisch<br />
geprüft und auch für Diabetiker geeignet.<br />
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g<br />
Podo<br />
logie<br />
9<br />
65. Jahrgang<br />
Journal für die professionelle<br />
medizinische Fußpflege<br />
Herausgeber: Burkhard P. Bierschenck<br />
Chefredaktion: Dr. Angelika Schaller (verantwortlich),<br />
E-Mail: angelika.schaller@vnmonline.de<br />
Redaktion/Layout: Text & Gestaltung, Barbara von Wirth, 58456 Witten, Rüsbergstr. 20c,<br />
Telefon: (02302) 2022759, E-Mail: bvwirth@t-online.de<br />
Fachbeirat: Prof. Dr. Dietrich Abeck, München; Dr. Bettina Born, Reutlingen; Zürich; Elvi Foss,<br />
Podologin, Wundtherapeutin, Wadern; Dr. med. Pierre Foss, Dermatologe, Wadern; Klaus<br />
Grünewald, RA Thomas Hollweck, Berlin; Braunschweig; Priv.-Doz. Dr. Thomas Klycsz, Straubing;<br />
Sonia Lechtenbörger, Podologin, Diabetesberaterin DDG, Witten; Beatrix Negel-Riegel,<br />
Podologin, Bernau; Priv.-Doz. Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben, Düsseldorf; Dr. med. Norbert<br />
Scholz, Krefeld; Prof. Dr. Maximilian Spraul, Rheine; Prof. Dr. Manfred Wolff, Witten-Herdecke<br />
Verlags-, Anzeigen- und Vertriebsleitung: Elke Zimmermann, Telefon: (0 89) 31 89 05-76,<br />
Fax: (0 89) 31 89 05-53, E-Mail: elke.zimmermann@vnmonline.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 41a vom 1. 10. 2013<br />
Informationen über Symposien und Fortbildungen: <strong>Podologie</strong>-Fortbildung:<br />
Telefon: (0 89) 31 89 05-15 (Birgit Hemscheidt), E-Mail: akademie@vnmonline.de<br />
Marketingleitung: Burkhard P. Bierschenck<br />
ABONNENTEN- und KUNDENSERVICE: Leserservice Verlag Neuer Merkur,<br />
65341 Eltville, Tel. (0 61 23) 9 23 82 30, Fax: (0 61 23) 9 23 82 44,<br />
E-Mail: verlagneuermerkur@vuservice.de Servicezeiten: Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr<br />
<strong>Podologie</strong> erscheint 10× im Jahr. Jahresabonnement 99,– Euro/198,– SFr. Für Referendare,<br />
Studenten, Schüler und Azubis gegen Einsendung einer entsprechenden Bescheinigung<br />
51,– Euro/102,– SFr. Einzelheft 13,– Euro/26,– SFr. Die Euro-Preise beinhalten die<br />
Versandkosten für Deutschland und Österreich, die SFr-Preise die Versandkosten für die<br />
Schweiz. Bei Versand ins übrige Ausland werden die Porto-Mehrkosten berechnet.<br />
Die Abodauer beträgt ein Jahr. Das Abo verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr,<br />
wenn es nicht zwei Monate vor Ablauf schriftlich gekündigt wird. Rabatte für<br />
Sammelabonnements auf Anfrage.<br />
SCHULEN, KLASSEN, LEHRER: Telefon (089) 31 89 05-54, Telefax (089) 31 89 05-53<br />
E-Mail: buchbestellung@vnmonline.de<br />
BUCHBESTELLSERVICE: Verlag Neuer Merkur, Kundenservice, 74569 Blaufelden<br />
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Gerichtsstand: München<br />
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