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Stadtgeschichten<br />
Stadtgeschichten<br />
Schokolade im Blut<br />
Geschäftsübergabe: Brigitte Lochner übernimmt<br />
die Confiserie Mittermeier<br />
Seit 1986 gibt es die Confiserie Mittermeier,<br />
seit dem 12. Februar 1988 mit Verkaufsräumen<br />
in der Unteren Hauptstraße.<br />
Mit dem Jahreswechsel zieht sich Josef<br />
Mittermeier aus dem Geschäft zurück. In<br />
seiner Mitarbeiterin Brigitte Lochner hat<br />
er eine würdige Nachfolgerin gefunden,<br />
die Mittermeiers Herzblut teilt und auch<br />
zukünftig in den Produkten des Unternehmens<br />
weiterpflegt. In den vergangenen vier<br />
Jahren, in denen die 26-jährige mit dem<br />
Chef im Confiserie-Atelier, dem Produktionsraum<br />
hinter dem Laden, stand, hat sie<br />
viel erfahren über die Qualität von Schokolade,<br />
die Produktion von Pralinen, die<br />
Liebe zum Beruf und über die Geschichte<br />
der Confiserie Mittermeier.<br />
Begonnen hatte alles im Jahr 1986. Josef<br />
Mittermeier war bis dahin als Patissier in<br />
Hotels in der Schweiz, auf den Bermudainseln,<br />
in Ägypten und Brasilien zuhause.<br />
Dann lernte er seine Frau kennen und fand<br />
mit ihr in Freising eine Heimat. Er machte<br />
sich selbstständig und begann mit der Produktion<br />
von Marzipanfiguren im eigenen<br />
Keller. Seine beruflichen Erfahrungen<br />
zahlten sich schnell aus, die Nachfrage nach<br />
Mittermeier-Produkten stieg. Und das nicht<br />
nur bei den Verbrauchern. Das Münchner<br />
Unternehmen Käfer war es, das neben den<br />
Marzipanfiguren auch Pralinen in Mittermeier-Qualität<br />
orderte. Für den Schokolatier<br />
Ansporn genug, sich separate Räume<br />
mit Produktions- und Verkaufsbereich zu<br />
suchen, in denen er mit der Herstellung der<br />
ersten drei eigenen Trüffelsorten beginnen<br />
konnte. Eigene Ideen und Anfragen von<br />
Kunden machten Lust auf mehr. So sind daraus<br />
bis heute knapp hundert verschiedene<br />
Geschmacksrichtungen geworden.<br />
Ein Aushang im Schaufenster mit dem<br />
Hinweis, dass das Team eine Mitarbeiterin<br />
sucht, brachte Brigitte Lochner dazu,<br />
sich vor vier Jahren vorzustellen. Mit einer<br />
Lehre als Konditorin und der Meisterprüfung<br />
schien sie zwar überqualifiziert,<br />
doch schon beim Bewerbungsgespräch kamen<br />
Mittermeier und Lochner ins Reden,<br />
tauschten sich aus und merkten, dass sie einen<br />
guten Draht zueinander hatten. Beim<br />
Abschied meinte Mittermeier, er werde es<br />
sich noch einmal durch den Kopf gehen<br />
lassen. „Gleich am selben Abend kam dann<br />
sein Anruf, dass er mich als Mitarbeiterin<br />
haben wollte“, schließt Lochner vor Stolz<br />
strahlend ihren Bericht. Seitdem stehen<br />
beide zusammen an den Tischen im Atelier<br />
und produzieren Schokoladenträume und<br />
Marzipanfantasien. Die Spezialität: feinste<br />
Trüffel und edelste Pralinen aus eigener<br />
Herstellung. Die Geschmacksrichtungen<br />
reichen von Cassis, Rum und Zitronengras<br />
bis hin zu Champagner und Nugat, Kirsch<br />
und Mandel.<br />
Die Atmosphäre im Laden ist auch in anspruchsvollen<br />
Zeiten wie Weihnachten und<br />
Ostern familiär. Die Kunden kommen gerne<br />
und vertrauen auf die gute Qualität der<br />
Produkte. Brigitte Lochner erinnert sich an<br />
den Tag, als ihr Chef ihr die entscheidende<br />
Frage stellte: „Bis zu dem Moment, als Herr<br />
Mittermeier auf mich zukam und fragte,<br />
ob ich das Geschäft übernehmen möchte,<br />
war mir der Gedanke, mich selbstständig<br />
zu machen, fremd. Ich habe mich über die<br />
Jahre hier auf die Herstellung von Pralinen<br />
und Schokolade spezialisiert. Ich liebe meine<br />
Arbeit und wollte das Risiko, den Job<br />
aufzugeben, nicht eingehen.“ Ausführliche<br />
Gespräche mit dem erfahrenen Mittermeier<br />
und weitere Informationen über die<br />
Selbstständigkeit führten dann von einem<br />
Tag auf den anderen zur Entscheidung, die<br />
Geschäfte der Confiserie weiterzuführen.<br />
Auch heute steht die Jungunternehmerin<br />
zu diesem Entschluss: „Es war die richtige<br />
Entscheidung. Durch Herrn Mittermeier<br />
als Chef habe ich den Beruf lieben gelernt.“<br />
Anfang Januar wird eine fließende Übergabe<br />
stattfinden. In der ersten Woche des<br />
neuen Jahres wird der Verkauf wegen Renovierung<br />
für eine Woche ruhen. Im Anschluss<br />
geht es wie gewohnt weiter, das beliebte<br />
Sortiment bleibt das gleiche, bei der<br />
Herstellung wird Brigitte Lochner weiterhin<br />
auf hochwertige Rohstoffe vertrauen.<br />
Zum verkaufsoffenen Sonntag im März<br />
wird eine Art Neueröffnung gefeiert. Dann<br />
wird auch Josef Mittermeier noch einmal<br />
hinter die Theke treten und sich leise von<br />
seinem Lebenswerk verabschieden, dass er<br />
gemeinsam mit seiner Frau und viel Hingabe<br />
in den vergangenen 27 Jahren aufgebaut<br />
hat. Spekulationen über seinen Namen gab<br />
es in dieser Zeit viele. Doch: „Ich bin weder<br />
mit Michael Mittermeier noch mit der Rosi<br />
verwandt“, lüftet er das Geheimnis und<br />
lacht. (Text: KS, Fotos: RF)<br />
16 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />
fink Das Freisinger Stadtmagazin Januar 2013<br />
Von hier von dort und anderen guten Dingen 17