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12<br />
den ke<strong>in</strong> Mensch gesehen hat<br />
noch je zu sehen vermag:<br />
Ihm gebührt Ehre und ewige Macht" (1 Tim 6,15f.).<br />
Der Weg, der zur geoffenbarten Wirklichkeit führt, ist der Glaube, denn er "ist Wirklichkeit<br />
des Gehofften, Überzeugung von D<strong>in</strong>gen, die man nicht sieht" (Hebr. 11,1 ). Darum gilt<br />
der Glaube als e<strong>in</strong>e unabläßliche Voraussetzung der Theologie.<br />
Der griechische Begriff Theorie ( Sewpjfa = Schauen) zeigt am besten die Eigenart<br />
theologischer Erkenntnis, die letztlich nicht re<strong>in</strong>es, abstraktes Wissen ist. Es ist sicher ke<strong>in</strong><br />
Zufall, das <strong>in</strong> der Anwendung dieses Begriffes <strong>in</strong> der deutschen Sprache im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />
Lehrsystems des re<strong>in</strong> wissenschaftlichen Denkens dieser ursprüngliche S<strong>in</strong>n verloren gegangen<br />
ist. In der orthodoxen "Theologie der Gottesschau", die gegenwärtig von vielen orthodoxen<br />
Theologen als e<strong>in</strong> Spezifikum östlicher Denkweise und Spiritualität hervorgehoben wird, zielt<br />
die Theologie nicht auf re<strong>in</strong> wissenschaftliche Erkenntnis ab, <strong>in</strong> der Endphase der theologischen<br />
Forschung steht nicht e<strong>in</strong>e abstrakte Erkenntis,sondern die existentielle Begegung mit<br />
Gott, "denn die Erkenntnis bedeutet leben..., durch das wir dem lebensschaffenden Logos<br />
vertraut werden" (Kyrillos Alex., Comm. <strong>in</strong> Jo. XI,5: PG 74, 485 D f.). Erkenntnis bedeutet<br />
Teilhabe an dem zn Erkennenden, Gott erkennen "vielmehr von Gott erkannt worden se<strong>in</strong>"<br />
(Gal 4,9). Darum me<strong>in</strong>t Dionysios Areiopagites, daß die wahre "Erkenntnis Erkennende und<br />
Erkanntes e<strong>in</strong>t" (Div<strong>in</strong>. nom. VII, 4: PG 3,872 C).<br />
Diese Verb<strong>in</strong>dung von Gotteserkenntnis und Gottesgeme<strong>in</strong>schaft bildet die Grundlage der<br />
orthodoxen Gnoseologie. Für Paulus und die griechische Patristik stellt der existentielle Bezug<br />
des Menschen zu Gott, se<strong>in</strong>e Liebe und H<strong>in</strong>gabe die Voraussetzung jeglicher wahrer<br />
Gotteserkenntnis dar, die sich vom verme<strong>in</strong>tlichen Wissen des Außenstehenden grundsätzlich<br />
unterscheidet: "Wenn jemand me<strong>in</strong>t, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie<br />
man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt" ( 1 Kor 8,2f.).<br />
Das Schauen als e<strong>in</strong> existentielles Ereignis bedeutet Umwandlung im Vollzug der Begegnung<br />
mit der Herrlichkeit, die dasDenken zu e<strong>in</strong>er doxologischen Mystagogie gestaltet. Das Schauen<br />
der Energien Gottes, se<strong>in</strong>er unermeßlichen Liebe und Philanthropie führt Schritt für Schritt<br />
vom D<strong>in</strong>glichen zum Übers<strong>in</strong>nlichen, vom Begrifflichen zum Unbegreiflichen und gipfelt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Doxologie, die der Mensch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufstieg zu Gott als e<strong>in</strong> "liturgisches Wesen"<br />
unaufhörlich darbr<strong>in</strong>gt.<br />
Das ist ke<strong>in</strong> subjektives Empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Mystizismus, sondern die personale<br />
Erfahrung des e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft der Kirche, die Erkenntnis als mystische Teilhabe<br />
an der <strong>in</strong> ihr gelebten Wahrheit ermöglicht. Diese Erkenntnis als Leben <strong>in</strong> der Wahrheit,<br />
die Gott selbst ist (Joh 14,6), f<strong>in</strong>det ihren naturgemäßen Ausdruck <strong>in</strong> der Doxologie, zu der<br />
die Gesamtschöpfung prädest<strong>in</strong>iert ist.<br />
Theologisches Denken und Forschen wie überhaupt Glaubenserfahrung erreichen ihren<br />
Höhepunkt <strong>in</strong> der Doxologie, die Erkenntnis im Gebet ist. Die Begegnnng mit dem göttlichen<br />
Logos erneuert das Denken und Empf<strong>in</strong>den des Menschen, dessen Logos die Welt der<br />
Begriffe und irdischen Vorstellungen überw<strong>in</strong>det und e<strong>in</strong>en "vernünftigen Gottesdienst" (Rom<br />
12,1) vollbr<strong>in</strong>gt. Die Erfahrung der Wahrheit fordert e<strong>in</strong>e "vernüftige" Antwort, die Freude<br />
und Danksagung ausdrückt. Die Doxologie ist die naturgemäße logische Konsequenz dieses