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44<br />

Der Mönch:<br />

ausgedacht!<br />

Oh, da habt ihr euch aber schöne Worte<br />

Der Offizier: Von wegen ausgedacht! Genau das hat das<br />

heilige Konzil der guten und rechtgläubigen Bischöfe im Jahre<br />

754festgestellt!<br />

Der Mönch: Ach, du me<strong>in</strong>st diese bilderstürmerische Versammlung<br />

<strong>in</strong> Hiereia, unter deren Beschlüssen nun alle wahren<br />

Christen so leiden müssen.<br />

Der Offizier: Wie aufrührerisch du wieder daherredest! Du<br />

weißt hoffentlich, daß auch die frömmsten Kaiser gegen die Irrlehre<br />

der Bilder kämpfen und die Häretiker, diese<br />

Bilderknechte, mü Strafe bedrohen. Schon der seligste Leon III.<br />

hat so gehandelt, und unser allerfrömmster Kaiser<br />

Konstant<strong>in</strong>os V., dem der Herr viele Jahre schenken möge, folgt<br />

se<strong>in</strong>em Beispiel. Übrigens: selbst wenn du mir sagen würdest,<br />

die allre<strong>in</strong>e Gottesmutter und die Heiligen könnte man<br />

darstellen, müßte ich dir sagen: ne<strong>in</strong>, weil sie doch der<br />

Herrlichkeit Gottes gleichgestaltet s<strong>in</strong>d.<br />

Der Mönch: Wo bleibt eigentlich eure Sachlichkeit und viel gepriesene<br />

Logik? In der Schrift steht doch: "Mit Freuden sagt<br />

Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zum Anteü an<br />

dem Erbe der Heiligen im Licht!" (Kol 1,12). Deshalb haben die<br />

Heüigen, die unter uns gelebt haben, ihre menschliche Natur<br />

nicht abgelegt - und s<strong>in</strong>d doch <strong>in</strong> der Herrlichkeit Gottes.<br />

Der Offizier: Du sprichst <strong>in</strong> Rätseln! So, und jetzt gehe ich und<br />

gebe Befehl, die Bilder zu übertünchen, bevor du mir mit de<strong>in</strong>em<br />

Gerede noch den Kopf ganz wirr machst!<br />

Der Mönch: Dann geh' eben! Aber du wirst noch sehen, daß<br />

der rechte Glaube siegt: das war immer so! Und ihr werdet<br />

staunen, wie schön unsere Kirche wieder im Glanz der Bilder<br />

erstrahlen wird; und dann wirst du sehen, daß e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher<br />

Mönch dir die Wahrheit gesagt hat, denn aus dem Munde der<br />

Schwachen und Kle<strong>in</strong>en läßt der Herr die Wahrheit erkl<strong>in</strong>gen.<br />

Wie dieses zwar fiktive, aber nach zeitgenössischen Quellen<br />

zusammengestellte Gespräch zeigt, war der Streit um die<br />

Ikonen <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong>e grundsätzliche theologische<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung, e<strong>in</strong> Kampf um den Glauben an die<br />

wirkliche Menschwerdung des Sohnes Gottes. Aber darüber<br />

h<strong>in</strong>aus war es e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung um die kulturelle und<br />

theologische Identität der Orthodoxie und die Spiritualität des

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