Abendprogramm (PDF) - Philharmonie
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Carlo Sigmund Taube<br />
(Portrait von Petr Kien, ~1941–1944)<br />
«Studios für Neue Musik» auf. Als Schulhoffs Violinsonaten N° 1<br />
und N° 2 dort gespielt wurden, war der Komponist allerdings<br />
bereits tot, gestorben im Lager Wülzburg an einer Tuberkulose.<br />
Wohl nirgendwo auf der Welt gab es ein dankbareres Publikum<br />
als in Theresienstadt, wohl nirgendwo eines, das stärker nach<br />
Musikerlebnissen lechzte. Das Angebot an Musikdarbietungen<br />
konnte sich durchaus mit dem einer Großstadt messen. Die Sehnsucht<br />
nach Musik galt der gesamten musikalischen Landschaft:<br />
vom künstlerisch Anspruchsvollsten bis hin zur leichten Muse.<br />
Bei Wiener Walzer- und Operettenmelodien schwelgten viele Gefangene<br />
in Träumen von einer heilen Vergangenheit, was einen<br />
kritischen Geist unter den Textdichtern zu einer Parodie auf das<br />
heißgeliebte Lied aus der Operette Gräfin Mariza von Emmerich<br />
Kálmán inspirierte: «Ja, wir in Terezín, wir nehmen’s Leben sehr<br />
leicht hin…» Der 1882 am Plattensee geborene Kálmán emigrierte<br />
1938 aus Wien; erst 1949 kehrte er nach Österreich zurück.<br />
Die großen Publikumsmagneten in Theresienstadt waren Kabarettvorstellungen.<br />
Am populärsten waren die Produktionen des<br />
als «Chaplin von Theresienstadt» bewunderten Karel Švenk (geboren<br />
1917 in Prag) und seines «Theaters der unnützen Talente».<br />
«Švenk hatte das Zeug zum Popstar!», schwärmten überlebende<br />
Mithäftlinge. Seine Shows würzte Švenk mit beißender politischer<br />
Satire in bester tschechischer Theatertradition, seine Lieder<br />
wurden in den Straßen des Ghettos gesungen. So auch «Všechno<br />
jde!» (Alles geht!): Dieses als «Theresienstädter Marsch» bekannt gewordene<br />
Lied appelliert an die Widerstandskraft und den Willen<br />
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