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Abendprogramm (PDF) - Philharmonie

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doxen Situation: Ihrer totalen physischen Unfreiheit stand eine<br />

totale geistige Freiheit gegenüber. Die Abwesenheit von Zensur<br />

war nur die Kehrseite jenes boshaften Mottos der SS: «Lasst sie<br />

doch ihren Spaß haben, morgen sind sie sowieso alle tot!» Hier<br />

zeigte sich der Gipfel des NS-Zynismus: SS-Männer klatschten<br />

den Sängern von Verdis Requiem und den kleinen Akteuren der<br />

Kinderoper Brundibár Beifall – und schickten sie wenige Tage<br />

später allesamt ins Gas.<br />

Unternehmen «Bad Theresienstadt»<br />

Um die internationale Öffentlichkeit über den wahren Zweck der<br />

Konzentrationslager als Vollzugsorte der «Endlösung» zu täuschen,<br />

wurde in Theresienstadt eine potemkinsche Kulissenwelt errichtet,<br />

die offiziellen ausländischen Besucher-Kommissionen in<br />

einer exakt einstudierten Lagerschau unter SS-Bewachung vorgeführt<br />

wurde. Im Vorfeld fanden brutale «Säuberungen» statt,<br />

Zigtausende alter und kranker Häftlinge, die das Bild einer mustergültigen<br />

Präsentiersiedlung hätten trüben können, wurden nach<br />

Auschwitz deportiert. Mit der propagandistischen Ausschlachtung<br />

des Unternehmens «Bad Theresienstadt» setzten die Nazis<br />

gezielt jene Lüge in die Welt, die behauptete: «So herrlich leben<br />

alle Juden im Reich des Nationalsozialismus, trotz aller Gräuelnachrichten»<br />

– während in Wirklichkeit die Opfer im Feuer der<br />

Krematorien zu Hunderttausenden verbrannten.<br />

Den Theresienstädter Künstlern wurde das zynische Privileg zuteil,<br />

bis zu ihrer Ermordung als Akteure in einem perfekten Täuschungsmanöver<br />

mitzuwirken, das die SS als Vergnügungszirkus<br />

aus Theater, Oper und Konzerten in der aufpolierten Kurort-<br />

Idylle des Ghettos inszenierte. Der Trick funktionierte: Die Welt<br />

fiel auf den grausamen Schwindel herein, ein Komitee aus Inspektoren<br />

des Internationalen Roten Kreuzes berichtete im Juni 1944<br />

positiv über seinen Theresienstadt-Besuch. Festgehalten wurde<br />

das absurde Theater in dem Propaganda-Machwerk Theresienstadt.<br />

Dokumentation aus dem jüdischen Siedlungsgebiet, auch bekannt unter<br />

dem nicht authentischen Titel Der Führer schenkt den Juden eine<br />

Stadt. Hinter der inszenierten baulichen und sozialen Kulisse<br />

herrschte das reale Grauen nicht anders als in den übrigen Lagern:<br />

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