Abendprogramm (PDF) - Philharmonie
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Klingender Widerstand<br />
Musik in Theresienstadt<br />
Ulrike Midgal<br />
Ein junger Geiger aus Karel Ančerls Theresienstädter Orchester,<br />
Herbert Tomas Mandl, vertrat – noch während er Theresienstadt,<br />
Auschwitz und Dachau durchlitt – die hellsichtige These, dass<br />
die Organisation der Vernichtung eine extreme Ausgeburt der<br />
modernen bürokratischen Rationalität sei.<br />
Der Holocaust war der beispiellose Plan, die Ausrottung eines<br />
ganzen Volkes mit den Mitteln industrieller – arbeitsteiliger, rationeller<br />
– Verfahren zu bewerkstelligen. Das Kalkül der Nationalsozialisten<br />
zielte darauf, maximale Resultate mit minimalen<br />
Kosten und geringstem Aufwand zu erreichen: Alles Wissen,<br />
alle Ressourcen, die gesamte Arbeitskraft der Opfer wurden bis<br />
zum Äußersten für die Zwecke des NS-Regimes ausgeschlachtet.<br />
Tatsache ist aber auch: Im Holocaust wurden unter den menschenunwürdigsten<br />
Bedingungen große kulturelle Leistungen<br />
erbracht und eine Vielzahl von Kunstwerken geschaffen, die die<br />
Zeiten überdauern werden.<br />
Der Ort, an dem die künstlerische Schaffenskraft in beispielloser<br />
Weise gegen die Herrschaft des Unmenschen rebellierte, war das<br />
Konzentrationslager Theresienstadt. Und obwohl die künstlerische<br />
Produktion der dort Inhaftierten dem Deutschen Reich propagandistisch<br />
dienen musste, waren es letztlich die dem grauenhaften<br />
Lageralltag abgerungenen Werke, die den Plan der NS-Ideologen<br />
durchkreuzten, der darin bestand, Menschen in ihrem ganzen<br />
Sein und all ihren Bezügen auszulöschen.<br />
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