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12 . 125 Years’ Swiss History of Time Der Richard-Wagner-Weg ist nach dem deutschen Komponisten benannt, der für sechs Jahre das Tribschener Landhaus am Vierwaldstä tersee zu seinem Wohnort wählte. Geschäftserö fnung seines Sohnes im «Luzerner Tagblatt». Carl Friedrich Bucherer eröffnet am Falkenplatz das erste Bucherer Geschäft. Der Bahnhofsplatz erlaubt einen Ausblick auf den Vierwaldstättersee. Als Wahrzeichen der Stadt gilt die Kapellbrücke, die mit mehr als 200 Metern eine der ältesten und längsten überdachten Holzbrücken Europas ist. Ein Blick in das Bucherer Kassenbuch der ersten Monate nach Geschäftserö fnung. Das Jahr 1888 fä lt in ein Jahrzehnt, Schweizerische Arbeitertag die Gründung der Sozialdemokratischen Partei End einer «Welt von gestern» gilt und der Schweiz. Auf der anderen Seite des zugleich als Beginn der Moderne Meilenstein der Zeitgeschichte ist. Grosse 23. Präsidenten der Vereinigten Staa- Atlantiks wird Benjamin Ha rison zum Ziele und goldene Dekadenz sind die ten gewählt. Sportgeschichte schreibt prägenden Lebensgefühle der Zeit, der Scho te Wi liam McGregor, der in technische E rungenschaften, Konstruktionen und Erfindungen sind die Profiliga, «The Football League», grün- England die weltweit erste Fussba l- treibende Kraft einer bewegten Epoche. det. Literatur und Kunst blühen in den So entsteht zwischen 1887 und 1889 1880er-Jahren wie nie zuvor. Vincent beispielsweise der Pariser Ei felturm, van Goghs berühmte Sonnenblumen der ursprünglich 20 Jahre nach Fertigste lung wieder abgerissen werden die Leinwand. Mit opulenter Dekadenz zieren im August 1888 zum ersten Mal so lte, sich nach der Weltausste lung berauscht das «Moulin Rouge» in Paris, im Jahr 1900 aber zum festen Wahrzeichen der französischen Hauptstadt die Welt der Mode kehrt Extravaganz das 1881 seine Tore geöffnet hat. In etabliert. Automobilgeschichte schreibt zurück. Sie entdeckt den Polonaise- Bertha Benz, der mit ihren beiden Kindern die erste Überlandfahrt gelingt. Übe rock und verspielte Details wie Stil neu, der sich durch einen gera ften Am 5. August 1888 fährt sie im Wagen ihres Mannes Carl – ohne dessen zeichnet. Bänder, Schleifen und Rüschen aus- Wissen – von Mannheim nach Pforzheim. Eine weitere Fahrt bleibt unvergessen: Am 17. August 1888 wird die Pilatusbahn erstmalig betrieben, die auf Luzerns Hausberg eine Steigung von 48 Prozent überwindet und somit steilste Zahnradbahn der Welt ist. In der Politik geht das Jahr 1888 als «Dreikaiserjahr» in die deutsche Geschichte ein. Innerhalb von nur drei Monaten regieren drei Generationen das Deutsche Reich. Auch in der politischen Landschaft 125 YEARS SWISS HISTORY OF TIME Book around the World Als Carl Friedrich Bucherer am 17. Juli 1888 sein erstes Schmuck- und Uhrengeschäft in Luzern eröffnete, legte er den Grundstein einer aussergewöhnlichen Schweizer Geschichte der Zeit. Genau 125 Jahre später – am 17. Juli 2013 – tritt diese eindrucksvolle Geschichte ihre Reise um die Welt an: In zahlreichen Ländern rund um den Globus wird das Jubiläumsbuch «125 Years – Swiss History of Time» an besondere Freunde und Wegbegleiter des Hauses Bucherer überreicht. Dieses Buch führt die Historie des Hauses Bucherer mit der Uhren- und Zeitgeschichte zusammen und bündelt ein stolzes Erbe, das zugleich als Ansporn dient – denn die Erfolgsgeschichte will fortgeführt werden. DAS JUBILÄUM 125 Jahre sind vergangen, seit Carl Friedrich Bucherer am Falkenplatz in Luzern sein erstes Schmuck- und Uhrengeschäft unter dem Namen Bucherer eröffnete. Seine beiden Söhne Ernst und Carl Eduard Bucherer führen die Vision des Vaters fort: In Berlin gründen sie ein Goldschmiedeatelier, zu dessen Kunden auch der Kaiser selbst gehört. Mit der Lancierung der ersten Damenuhrenkollektion im Jahr 1919 setzt das Brüderpaar erneut einen Meilenstein in der Geschichte des Hauses. Fortan werden Zeitzeiger kreiert, die in einer einzigartigen Weise Juwelierskunst und das Uhrmacherhandwerk gekonnt verbinden. Dieses Erfolgsrezept macht das Unternehmen bis heute aus. Mit dem Generationenwechsel in den 1970er-Jahren, als Jörg G. Bucherer die Leitung übernahm, ist das Unternehmen mittlerweile in dritter Generation in Familienhand. 8 . 125 Years’ Swiss History of Time 125 Years’ Swiss History of Time 1888 Eine Vision wird Realität 1888 . 9 125 Years‘ Years’ Swiss History of Time . 9 Carl Bucherer annonciert die Das Jahr 1888 ist ein aussergewöhnliches Jahr. Es ist ein Jahr der Veränderungen, des Aufbruchs und des Wandels. Und es ist der Startpunkt einer neuen Ära in der Schweizer Geschichte der Zeit: Carl Friedrich Bucherer erö fnet in Luzern, am Falkenplatz, gemeinsam mit seiner Frau Luise das erste Geschäft unter dem Namen Bucherer. Den finanzie len Grundstock und einen besonderen Sinn für Ästhetik hat Carl Friedrich Bucherer von seinem Vater, der sich in Basel bereits mit einem Spielwarengeschäft etabliert hatte. Noch ist nicht klar, wohin das neue Unternehmen steuern wird, welche Geschichte es zu schreiben bestimmt ist und welche Meilensteine es scha fen wird – doch die künstlerische Begabung Carl Friedrich Bucherers und der kühne Unternehmergeist seiner Ehefrau Luise lassen sie optimistisch in die Zukunft blicken. Impressionen aus Luzern das Aufbruch verspricht un dem «Fin de Siècle» den Weg bereitet. Jener Zeit zwischen 1885 und 1914, die als der Schweiz herrscht Bewegung: Am 21. Oktober 1888 beschliesst der 125_CFB_CoverEinzeln.indd 1 27.09.13 14:11 8 – INSIGHT BY CARL F. BUCHERER Nº8 125 Years’ Swiss History of Time . 13
Im Jahr 1899 erblickt Wilhelmina das Licht der Welt. Als Tochter der Broderie-Fabrikantenfamilie Heeb in Appenze l wächst sie inmi ten edler Sto fe und feiner Spitze auf und hegt bald eine Faszination für diese luxuriösen Materialien. Die Stickereien der Familie Heeb sind in zahlreichen Ländern begehrt und werden auch für die Pariser Haute Couture verarbeitet. Wilhelmina entwickelt sich zu einer weltgewandten Frau, die die Menschen rasch mit ihrem Charme in den Bann zieht. Auch Carl Eduard Bucherer verehrt die junge Dame – er hält um Wilhelminas Hand an, und die beiden heiraten 1921. Bald darauf zieht das junge Paar nach Santiago de Chile und baut in der von Immigranten geprägten Stadt ein Uhren- und Schmuckgeschäft auf. Der Erfolg des südamerikanischen Bucherer Geschäfts ist auch von Wilhelmina abhängig: Jeden Sommer begibt sie sich auf die lange Reise zurück in die Schweiz, wo sie neue Uhren und Schmuckstücke für Chile einkauft. Doch nutzt sie die Sommermonate in der Heimat auch dafür, die Familie zu besuchen. So steht sie ihrem Vater im Stickereigeschäft zur Seite und hilft ihrem Schwiegervater Carl Friedrich Bucherer im Luzerner Verkaufsladen. Als sie im Herbst 1927 von Genua aus nach Buenos Aires reisen will, hat sie – wie 32 . 125 Years’ Swiss History of Time die Jahre zuvor auch – Schweizer Schmuck und Uhren im Gepäck. Doch die Reise auf der «Principessa Mafalda» nimmt eine tragische Wende: Eine Prope lerwe le des Schiffes ist defekt, Wasser dringt in den Maschinenraum ein, und es kommt zu einer Kesselexplosion. Schne l bricht Panik an Bord aus. Zwar ist die See ruhig und auch sind bereits mehrere Schiffe unterwegs, um den Havarierten zu helfen; doch vier Stunden nach Ausbruch der Panik sinkt das Schiff und 314 Menschen sterben – unter ihnen auch Wilhelmina. Bei den Re tungsarbeiten nach der schlimmsten Schi fskatastrophe vor der brasilianischen Küste bleibt Wilhelmina vermisst. Auch das Wrack der «Principessa Mafalda» wurde bis heute nicht geborgen. Mit ihm ruhen auch die Einkäufe von Wilhelmina für das Geschäft in Santiago am Meeresboden. Unter den wertvollen Uhren und Juwelen aus der Schweiz, die im Bordtresor lagerten, war Wilhelminas eigene Uhr, eine der ersten eigens für Damen kreierten Armbanduhren überhaupt: ein diamantenverziertes Kunstwerk im Art-déco-Stil. Um das Andenken an Wilhelmina zu wahren, kreierte Carl F. Bucherer im Jahr 2005 eine auf 70 Exemplare limitierte Damenuhrserie in modern interpretiertem Art-céco-Stil. So lebt die Pionierin noch heute weiter. Um das Andenken an Wilhelmina zu wahren, kreierte Carl F. Bucherer im Jahr 2005 eine auf 70 Exemplare limitierte Damenuhrserie in modern interpretiertem Art-déco-Stil. So lebt die Pionierin noch heute weiter. Das Liebespaar Carl Eduard und Wilhelmina. Die beiden geniessen ihr Leben als frisch vermählte Eheleute. Nobles Interieur der «Principessa Mafalda». Die Broderie-Fabrikantenfamilie Heeb verkauft ihre edlen Sto fe auch für die Pariser Haute Couture. Carl Eduard Bucherer hält um die Hand Wilhelminas an. der «Principessa Mafalda» Wilhelmina Bucherer-Heeb. Als Hommage an den Gründer und Grossvater von Jörg G. Bucherer, Carl Friedrich Bucherer, wird die gleichnamige Manufakturmarke 2001 repositioniert. Damit stärkt das Unternehmen seine uhrmacherische Kompetenz und rückt vor allem die mechanischen Zeitzeiger in den Mittelpunkt. 2013 jährt sich der Gründungstag zum 125. Mal. Das Unternehmen feiert mit faszinierenden Jubiläumsmodellen und einem einzigartigen Jubiläumsbuch den besonderen Ehrentag. Hübsch dekoriert Die als Brosche getragene Uhr ste lt eine Pferdekutsche dar. Ihr Gehäuse ist komple t aus Silber gefertigt und mit Markasit besetzt. 34 . 125 Years’ Swiss History of Time «Unter einer guten Form verstehen wir eine natürliche, aus ihren funktionellen und technischen Voraussetzungen entwickelte Form eines Produktes, das seinem Zweck ganz entspricht und das gleichzeitig schön ist.» Max Bill Zahlreiche Funktionen Das Zi ferblatt des Chronographen ist in aussergewöhnlichem Rosa gehalten. Telemeter- und Tachometerskalierung runden seine Funktionalität ab. 125 Years’ Swiss History of Time . 35 DAS BUCH Geometrische Formen Das Design der Uhr aus Gelbgold setzt auf Ecken und Kanten. Ihre Krone ziert ein blauer Saphir. Von den Anfängen im Jahr 1888 bis heute erzählt das Buch «125 Years Swiss History of Time» in drei parallelen Strängen sowohl die Geschichte des Unternehmens als auch die jeweilige Zeit- und Uhrengeschichte. Im Zusammenspiel entsteht so ein Bild, das die Geschichte des Hauses Bucherer in vielfältiger Art und Weise mit seinem Heimatland Schweiz verbindet und zugleich auch in Zusammenhang mit Europa und der Welt steht. 40 . 125 Years’ Swiss History of Time 1920–1930 Sportliche Herrenuhr Das Mode l verfügt über einen Chronographen und einen 30-Minuten-Zähler. 125 Years’ Swiss History of Time . 41 Bewegte Zeiten 1921 Es sind vor a lem die politischen Unruhen in Berlin, die Carl Eduard und Ernst Bucherer dazu bewegen, das Land zu verlassen und ihr Geschäft aufzugeben. Aber es ist auch die Reiselust, die Ernst hält Carl Eduard Bucherer um die Hand von Wilhelmina an. In Übersee, Bucherer packt. Auf seiner Reiseroute zieht ihn der südamerikanische Kontinent magisch an. Insgesamt 26 Mal pendelt der Uhrmacher zwischen Europa und Lateinamerika, stets von der Faszination der Städte Buenos Aires, Rio de Janeiro und São Paulo getrieben. in Santiago de Chile bauen die beiden Gemeinsam mit seinem Bruder Carl Eduard und dessen Ehefrau ein erfolgreiches Geschäft auf. Gepeinigt vom Schicksal, kehren die Brüder Carl Eduard und Ernst ins elterliche Geschäft zurück. Übrigens wurden bereits seit drei Wilhelmina gründet Ernst Bucherer in den 1920er-Jahren Grossistenfirmen in Argentinien und Chile. Doch die erfolgreichen Jahre Jahren erste Räumlichkeiten in der Nähe des späteren Bucherer Stammhauses am Schwanenplatz 4 genutzt. In den folgenden werden von einem Schicksalsschlag jäh unterbrochen: Wilhelmina Bucherer-Heeb kommt ums Leben. Die junge Frau pendelte zwischen den Kontinenten und besorgte in der Heimat stets den Jahren wächst das Familienunternehmen – auch dank der Erfahrung und Aufgeschlossenheit der beiden Brüder – weiter: 1927 wird die erste Filiale in Interlaken eröffnet, 1928 entsteht in Lugano eine Uhren- und Schmuckeinkau für die südamerikanischen Geschäfte. Auf der Überfahrt im Herbst 1927 sinkt jedoch das Schiff – Wilhelmina und 313 weitere Passagiere überleben das Unglück nicht. 1927 Beim tragischen Untergang Bucherer Boutique. Von nun an verbindet das Unternehmen Goldschmiedekunst und die Fabrikation von Uhren gekonnt. Die Fertigung und der Verkauf von Bijouterieartikeln und Uhren sowie der Service der Uhrenreparatur laufen Hand in Hand. Doch die hereinbrechende Weltwirtschaftskrise bekommt auch die Unternehmer- sterben 314 Menschen, darunter familie Bucherer zu spüren … Die Goldenen Zwanziger 1889–1920 1901 Begeisterte Fans feuern die Mannschaft des FC Luzern an. 1903 Die Pioniere des FC Luzern. Die Belle Epoque Aparte Formen Das Damenmode l ist dicht mit Bri lanten besetzt. Charakteristisch sind auch die detai liert ausgeformten Bandanstösse sowie die praktische Bandsicherung. Edles Duo Mit Platin und Diamanten verbinden sich zwei der hochwertigsten Materialien zu dieser exklusiven Damenuhr. Impressionen aus Luzern Schmelzwasser und Regengüsse lassen den Vierwaldstä tersee über die Ufer treten und Teile von Luzern überfluten. Der Aufschwung der weltweiten Kon- Lehr- und Wanderjahre Die ersten Jahre des Bucherer Geschäfts in Luzern sind geprägt wenig, dass sie beschliessen, gemeinsam in Berlin ein Goldschmiedeatelier zu erö fnen. Das Geschäft im Haus Nummer 47, Unter von Aufschwung und Wachstum. Rasch erweist sich die Filiale am Falkenplatz als zu klein, neue Räumlichkeiten werden am Kape lplatz den Linden, avanciert schne l zu einer Adresse mit gutem Ruf, was und in der Kape lgasse gefunden. In kluger Voraussicht entscheidet zahlreiche Kunden anzieht – und sogar des Kaisers Aufmerksamkeit Carl Friedrich Bucherer, seinen Söhnen eine gute Ausbildung zu erregt: Die Gebrüder Bucherer dürfen sich alsbald «kaiserliche Hoflieferanten» nennen. Gekrönt werden die erfolgreichen Zeiten von ermöglichen. So besucht Ernst Bucherer drei Jahre lang die Uhrmacherschule von St-Imier, während Carl Eduard Bucherer in London der Lancierung der ersten eigenen Damenuhrenko lektion im Jahr die Ausbildung zum Goldschmied geniesst. 1913, nach abgeschlossener Ausbildung, treten die beiden Brüder in das Familiengeschäft Bucherer Filialen erhältlich. Die Uhren im Stil des frühen Art déco 1919. Unter dem Namen C. Bucherer sind die Mode le nun in den ein. Ernst und Carl Eduard sind einander sehr verbunden und ergänzen sich im handwerklichen Können perfekt. Daher verwundert es die Meisterleistungen des entsprechen ganz dem Lebensgefühl der Zeit und vereinen gekonnt Brüderpaars. La Grande Dame Die Damenuhr ist einer der ersten Zeitmesser aus dem Hause Bucherer. Zeitgenössische Strassenszenen Schneebedeckte Uferpromenade. Über den Dächern der Kape lgasse. Der Nationalquai lädt zum Flanieren ein. Der Schwanenplatz um die Jahrhundertwende. Buntes Treiben auf dem Markt. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg beginnt 1871 eine Epoche innereuropäischen Friedens, die bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 für 43 Jahre anhält. abzeichnet. Darüber hinaus verändert Sie zählt zu den faszinierendsten Epochen europäischen Kulturscha fens. dustrie werden Herste lungsprozesse sich die Haltung zur Arbeit: In der In- Obwohl ihre Datierung nicht einheitlich durch Arbeitsteilung rationalisiert, und geregelt ist, wir der Zeit ab 1890 ein die Arbeiterschaft organisiert sich in besonderer Schwerpunkt beigemessen. Gewerkschaften und politischen Parteien. In allen Schichten der Gese lschaft Wie in kaum einem anderen Zeitraum gelingen bedeutenden Künstlern und erwachen die Lust am Leben und der Wissenschaftlern Quantensprünge in Drang nach Aussergewöhnlichem. Als der Entdeckung und Entwicklung, vor emotionale Markenzeichen der Zeit a lem in Europas einflussreichen Staaten England, Frankreich, Öste reich- Freizügigkeit die Stimmung in der neu charakterisieren Ausgelassenheit und Ungarn und Deutschland. Insbesondere entstandenen Café- und Cabaret-Kultur auf dem Gebiet der Physik kommt es zu am Pariser Montmartre, in Galerien und vielen neuen Erkenntnissen. Während Ateliers sowie auf den Boulevards der Röntgen 1895 die Gammastrahlen entdeckt, stösst das Ehepaar Curie 1898 entwickelten Verkehrsnetze und der ge- Metropolen. Wegen der bereits weit auf Radium. Pünktlich zur Jahrhundertwende folgt Max Plancks Quanten- fahren Vergnügungsreisen zunehmend stiegenen finanzie len Kapazitäten er- theorie, Albert Einstein schreibt 1905 Beliebtheit. A traktive Reiseziele sind mit der Relativitätstheorie Zeitgeschichte. Sigmund Freud, der 1890 die 1889 in Pari sowie di ersten moder- unter anderem die Weltausste lung Psychoanalyse begründet, bereichert nen Olympischen Spiele, die 1896 in die Medizin mit einer wissenschaftlichen Sichtweise auf die Seele des dung von Grenzen findet sich auch Athen gefeiert werden. Die Überwin- Menschen. Erklären lässt sich die Entstehung der Be le Epoque vor a lem scha ft, in den A ltag vorzudringen. in der Kunst wieder, die es erstmals auch durch eine zweite Welle der Industrialisierung, die die Welt zu dieser Zeit Filmvorführung 1895 in Berlin gelingt Nach der weltweit ersten ö fentlichen erfasst. Für die Bevölkerung bedeutet Jules Chéret und Henri de Toulousesie soziale Verbesserungen und wachsenden Wohlstand. Diese positiven der Farblithografie. Si ermöglicht den Lautrec in Paris die Weiterentwicklung Veränderungen wirken sich auch auf preiswerten Druck a traktiver Plakate, das gese lschaftliche Bewusstsein aus, die zur «Kunst der Strasse» werden und in dem sich a lmählich ein Überdruss eine «Sammelleidenschaft der Massen» am Traditione len und Althergebrachten wecken. 26 . 125 Years’ Swiss History of Time 125 Years’ Swiss History of Time . 19 Panoramablick über die Dächer der Stadt. Seit 1821 erinnert das Löwendenkmal beim Gletschergarten an den Untergang der Schweizergarde beim Sturm auf die Tuilerien 1792. Die belebte Uferpromenade ist Tre fpunkt für Händler und Flaneure. Das Schi f «Schwan» wird mit einem Benzinmotor angetrieben. junktur, politische Stabilisierung sowie eine Blütezeit von Kunst, Kultur und Wissenschaft machen die 1920er-Jahre zu einer «goldenen Epoche». Als Zeit des Aufbruchs und der Ausgelassenheit bleiben sie im ko lektiven Gedächtnis. Die Damen tragen Federboas sowie knielange Hemdkleider und lassen sich einen «Bubikopf» schneiden, die He ren schlüpfen in den Tagesanzug und kämmen das Haar streng nac hinten. Der Charleston beschwingt das Lebensgefühl, un die Cabarets der Zeit zeugen von feuriger Romantik und verschwenderischem Luxus. Dieser Leichtigkeit des A ltags steht in Deutschland die politische Wirklichkeit der Weimarer Republik gegenüber. Die aufblühende Kunst- und Kulturszene, die dank neuer Freiheiten einen rasanten Aufschwung erlebt, bildet dazu einen glanzvo len Kontrast. Neue Formen der Massenkultur entfalten sich nach amerikanischem Vorbild, die Avantgarde etabliert sich zum Inbegri f der Weimarer Kultur. Das Gesellschaftsporträt, wie beispielsweise O to Dix’ «Grossstadt- Triptychon», wird zum wichtigen Genre. Viele vom Ersten Weltkrieg desi lusionierte Künstler, wie etwa George Grosz, wehren sich in provokanten Gemälden gegen die Relikte der wilhelminischen Gese lschaft, die sich in der jungen Republik behauptet haben. Andere hingegen ste len ihren künstlerischen Innovationsgeist und ihr Schaffen in den Dienst eine revolutionär-proletarischen Kunst, wie es Käthe Kollwitz mit ihren Bildern für den Pazifismus tut. Architektur und Design inspiriert und prägt eine kühle Nüchternheit. Zum Symbol der ästhetischen Moderne wird das in Weimar gegründete Bauhaus. In der Kultur feiert das neusachliche Theater mit Carl Zuckmayers «Hauptmann von Köpenick» im Jahr 1930 grosse Publikumserfolge. Von Berlin aus bietet Bertolt Brechts «Dreigroschenoper» gese lschaftskritische Unterhaltung in modernem Gewand. Die Literatur erlebt ab Mi te der 1920er-Jahre mit vielgelesenen Klassikern wie Thomas Manns 1924 erschienenem Roman «Der Zauberberg» oder Hermann Hesses «Der Steppenwolf» (1927) eine Blütezeit. Cafés und Theater ziehen eine unüberschaubare Menge an Künstlern, Regisseuren, Literaten, Schauspielern, Kunsthändlern und Malern beinahe magisch an. Diese neu entstandene Anonymität der Grossstadt erleichtert es Frauen, sich von der traditionellen Rollenzuweisung zu distanzieren. Schriftste lerinnen wie Vicki Baum zeichnen das Bild der «neuen Frau» als kritische und selbstbewusste Protagonistin, die im Berufsleben die gleichen Leistungen wie ihre männlichen Ko legen erbringt. Auch Printmedien und Kinos erleben einen kometenhaften Aufstieg. 125 Years’ Swiss History of Time . 27 18 . 125 Years’ Swiss History of Time Ein bewegtes Leben Wilhelmina Bucherer-Heeb Um 1910 Wilhelminas Erstkommunion. Tribute to Mimi 125 Years’ Swiss History of Time . 33 INSIGHT BY CARL F. BUCHERER Nº8 – 9
Seite 1 und 2: MANERO Tourbillon N o 8 BY CARL F.
Seite 3 und 4: EDITORIAL Liebe Leserinnen und Lese
Seite 5 und 6: INSIGHT BY CARL F. BUCHERER Nº8 -
Seite 7: INSIGHT BY CARL F. BUCHERER Nº8 -
Seite 11: In Wien überreicht Sascha Moeri, C
Seite 14 und 15: ZU BESUCH BEI Bucherer Paris Am 15.
Seite 16 und 17: ZU BESUCH BEI Celia gesteht, dass Z
Seite 18 und 19: PREVIEW Preview: Q&A mit Arnold Sch
Seite 22 und 23: IM GESPRÄCH MIT Pirmin Schwegler u
Seite 24 und 25: IM GESPRÄCH MIT «ICH BEWUNDERE AN
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Seite 32: 3 Z E I T Z O N E N A U F E I N E N

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