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Gender und Gerechtigkeit in Gesellschaften - Hochschule Darmstadt

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7<br />

Begüterten, Begünstigten, Gut-Positionierten <strong>in</strong> der Gesellschaft e<strong>in</strong>en höheren<br />

Anteil an Leistungen zugunsten von Schwachen. Dies ist e<strong>in</strong> Gegenmodell zum<br />

<strong>in</strong>dividualistischen, meritokratischen Modell der <strong>Gerechtigkeit</strong>, das sich <strong>in</strong> den<br />

westlichen <strong>Gesellschaften</strong> immer mehr durchsetzt. Die Leistung e<strong>in</strong>es solchen<br />

Modells besteht auch <strong>in</strong> der Sicherung der Zustimmung aller zu e<strong>in</strong>em solchen<br />

Verfahren.<br />

Rawls Modell be<strong>in</strong>haltet damit sowohl liberale Züge, als auch etatistische Elemente<br />

der Steuerung von Verteilung der Ressourcen durch staatliche Institutionen. Auch<br />

die praktische Vernunft <strong>und</strong> ethische Gr<strong>und</strong>lagen bilden wichtige Elemente („das<br />

Gute als das Vernünftige“(s. 433 ff)) Es stellt <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Alternative zur<br />

utilitaristischen Tradition dar.(S. 174)<br />

Gleichheit oder <strong>Gerechtigkeit</strong>?<br />

Gleichheit ist dann gegeben, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft auch Ungleiche gleiche<br />

Rechte, Lebenschancen, Entwicklungschancen, Anerkennung <strong>und</strong><br />

Entfaltungsmöglichkeiten haben. Gleichheit ist demnach e<strong>in</strong> Merkmal, das nicht<br />

den semantischen Gehalt der Homogenität, des Sich-Gleichens allgeme<strong>in</strong> betrifft,<br />

sondern den Aspekt, dass vor dem Gesetz, vor den wirtschaftlichen<br />

Verteilungsregeln, vor den Institutionen <strong>in</strong> der Gesellschaft alle gleich s<strong>in</strong>d, d.h. auf<br />

alle dieselben Regeln angewendet werden. Dass sich daraus dennoch ungleiche<br />

Lebenslagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft entwickeln ist e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>senweisheit, die nicht per<br />

se problematisiert werden muss. 3<br />

„Gesellschaftsstrukturen s<strong>in</strong>d also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie so zu gestalten, dass sie den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedern, Gruppen, Kategorien <strong>Gerechtigkeit</strong> widerfahren lassen.“<br />

Fairness-Normen<br />

betonen aus ethischer Sicht, dass sich e<strong>in</strong> ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen Kosten <strong>und</strong> Aufwand auf der e<strong>in</strong>en Seite <strong>und</strong> Nutzen <strong>und</strong> Ertrag<br />

auf der anderen Seite herstellt. Das ist jedoch nicht nur e<strong>in</strong>e moralische Forderung,<br />

sondern dadurch soll Trittbrettfahrertum im S<strong>in</strong>ne von Vere<strong>in</strong>nahmen von Werten<br />

ohne Beitrag zur Wertschöpfung vermieden werden.<br />

Fairness soll dazu beitragen, dass der Wohlstand e<strong>in</strong>er Gesellschaft <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von den Ressourcen der Bevölkerung optimiert werden kann.<br />

Verschwendung von Humanressourcen durch entweder mangelnde Ausbildung,<br />

mangelnde Entwicklungschancen oder mangelnde E<strong>in</strong>satzchancen von Fähigkeiten<br />

s<strong>in</strong>d kontra<strong>in</strong>diziert.<br />

Identifikation mit e<strong>in</strong>er Gesellschaft bzw. mit e<strong>in</strong>em Staat fördert die Bereitschaft,<br />

etwas zur gesellschaftlichen Wertschöpfung beizutragen. Sie ist auch von den<br />

Partizipationschancen abhängig, die e<strong>in</strong>e Gesellschaft ihren Mitgliedern ermöglicht.<br />

Es muss e<strong>in</strong>e Anreizwirkung gewährleistet se<strong>in</strong>, die das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von Ressourcen<br />

belohnt; <strong>und</strong> gleichzeitig muss jedes Mitglied der Gesellschaft sicher se<strong>in</strong> können,<br />

dass es <strong>in</strong> Notlagen oder bei Unvermögen von der Geme<strong>in</strong>schaft aufgefangen wird.<br />

3 Dass Gleichheit nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>Gerechtigkeit</strong> ist <strong>und</strong> auch nicht unbed<strong>in</strong>gt identisch mit dem Wohl e<strong>in</strong>er Gesellschaft betont<br />

Rawls s.u.<br />

Februar 2007

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