VDV Das Magazin Ausgabe August 2014
Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland.
Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland.
Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe August 2014 Schutzgebühr: 3,20 Euro Oslo: E-Mobile auf der Busspur stressen den ÖPNV Seite 12 Regiobahn: Seit 15 Jahren mit dem Wir-Gefühl unterwegs Seite 16 Vier Tage Bahn total InnoTrans steht vor ihrer zehnten Auflage Seite 6 Hybridloks: Innovationssprung für den Rangierdienst Seite 22
- Seite 2 und 3: Inhalt 15 Komplett vernetzt: Kongre
- Seite 4 und 5: VDV im Bild 4 VDV Das Magazin
- Seite 6 und 7: Messe Berlin GmbH · Messedamm 22
- Seite 8 und 9: Titelstory Auftakt einer Erfolgsges
- Seite 10 und 11: Messe Süd Ha l Halle A M3N Titelst
- Seite 12 und 13: Blick von außen E-Mobile bremsen d
- Seite 14 und 15: Blick von außen VDV warnt vor Nach
- Seite 16 und 17: Hintergrund dem Die S-Bahn mit Wir-
- Seite 18 und 19: Hintergrund Zwischen Mettmann und E
- Seite 20 und 21: Aus dem Verband Von der Casting-Box
- Seite 22 und 23: Unterwegs im Netz 22 VDV Das Magazi
- Seite 24 und 25: Unterwegs im Netz einen Bereich der
- Seite 26 und 27: Grenzenlos Historische Hochbahn und
- Seite 28 und 29: Grenzenlos „Manche störten die O
- Seite 30 und 31: Abgefahren Schwarzfahrender Banker
- Seite 32: „Bin ich ein attraktiver Arbeitge
Was uns bewegt. Wen wir bewegen. <strong>Ausgabe</strong> <strong>August</strong> <strong>2014</strong><br />
Schutzgebühr: 3,20 Euro<br />
Oslo: E-Mobile auf der<br />
Busspur stressen den ÖPNV<br />
Seite 12<br />
Regiobahn: Seit 15 Jahren mit<br />
dem Wir-Gefühl unterwegs<br />
Seite 16<br />
Vier Tage<br />
Bahn total<br />
InnoTrans steht vor<br />
ihrer zehnten Auflage<br />
Seite 6<br />
Hybridloks: Innovationssprung<br />
für den Rangierdienst<br />
Seite 22
Inhalt<br />
15 Komplett vernetzt: Kongress zeigt,<br />
wie Marketing heute funktioniert.<br />
6 InnoTrans: Die Verkehrsbranche<br />
kommt nach Berlin.<br />
20 „Connected 8.0“: Personalbörse lädt<br />
Bewerber in die Casting-Box ein.<br />
22 Testlauf: MEG betreibt die erste<br />
Hybridlok-Flotte Europas.<br />
16 Regiobahn: Renaissance des<br />
Schienenverkehrs durch die S 28<br />
2 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />
3 Editorial<br />
Mehr Güterverkehr auf die Schiene<br />
4 <strong>VDV</strong> im Bild<br />
Ein Zuhause auf Schienen<br />
6 Titelstory<br />
InnoTrans: Ausblick auf die Messe<br />
Seite 11: Interview mit Jost Knebel,<br />
Leiter des <strong>VDV</strong>-Fachausschusses für<br />
Wettbewerbsfragen des Eisenbahnpersonenverkehrs<br />
12 Blick von außen<br />
In Norwegen bremsen Elektroautos<br />
auf der Busspur den ÖPNV aus.<br />
15 Aus dem Verband<br />
<strong>VDV</strong>-Marketingkongress: Wie<br />
Unternehmen Kunden erreichen.<br />
16 Hintergrund<br />
Regiobahn: Seit 15 Jahren verkehrt<br />
die S-Bahn mit dem Wir-Gefühl.
Editorial<br />
Mehr Güter auf die Schiene:<br />
Eine Chance für den<br />
Klimaschutz<br />
Wenn in wenigen Tagen die InnoTrans in Berlin ihre<br />
Tore öffnet, dreht sich für uns vier Tage lang alles ums<br />
Thema Eisenbahn. Und auch bei Politik und Öffentlichkeit<br />
rückt dann der Schienenverkehr für wenige<br />
Tage stärker ins Bewusstsein, als es vielleicht sonst<br />
der Fall sein mag. <strong>Das</strong> sollten wir nutzen – um bei<br />
aller Begeisterung für die technischen Innovationen<br />
auch auf die Chancen aufmerksam zu machen, die<br />
gerade der Schienengüterverkehr für Gesellschaft und<br />
Wirtschaft birgt. Er ist effizient, kann große Mengen<br />
über große Strecken befördern. Und besonders im<br />
Vergleich zur Straße ist er umweltfreundlich, weil<br />
emissionsarm.<br />
Die Vorzüge der Bahn sollten in diesen Tagen ohnehin<br />
eine noch größere Rolle als sonst schon spielen. Denn<br />
die Bundesregierung droht, ihre Klimaschutzziele zu<br />
verfehlen. Um 40 Prozent sollten die ausgestoßenen<br />
Treibhausgase zwischen 1990 und 2020 sinken. Und<br />
je näher 2020 rückt, desto deutlicher wird: Ohne<br />
zusätzliche Maßnahmen wird die Latte gerissen. Zwei<br />
Ursachen von vielen: Erstens brummt die Wirtschaft<br />
und verbraucht mehr Energie als angenommen.<br />
Zweitens nimmt das Güteraufkommen stetig zu, und<br />
dadurch steigen die – vor allem durch den Transport<br />
auf der Straße verursachten – CO 2<br />
-Emissionen. Mehr<br />
Güter von der Straße auf die Schienen zu bringen,<br />
wäre also mehr als empfehlenswert.<br />
Für ein stärkeres Wachstum ist indes viel zu tun.<br />
Wegen mangelnder Infrastrukturfinanzierung ist der<br />
Bahnverkehr schon jetzt in seiner Leistungsfähigkeit<br />
bedroht. All diese Probleme sind bekannt – ebenso wie<br />
die Chancen der Schiene. Jetzt müssen wir die einen<br />
angehen, um die anderen zu nutzen.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Joachim Berends<br />
Vizepräsident und Vorsitzender des Verwaltungsrates<br />
Schienengüterverkehr beim <strong>VDV</strong><br />
20 Aus dem Verband<br />
„Connected 8.0“: <strong>VDV</strong>-Personalbörse<br />
startet in neuem Format.<br />
22 Unterwegs im Netz<br />
Die MEG hat erfolgreich Hybridloks<br />
im Rangierbetrieb getestet.<br />
26 Grenzenlos<br />
Seattle verfügt über eine große<br />
Vielfalt öffentlicher Verkehrsmittel.<br />
30 Abgefahren<br />
Schwarzfahrender Banker erlangt in<br />
England zweifelhafte Berühmtheit.<br />
„<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“ finden<br />
Sie auch im Internet als<br />
E-Paper unter:<br />
www.vdv.de/das-magazin<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 3
<strong>VDV</strong> im Bild<br />
4 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
<strong>VDV</strong> im Bild<br />
Ein Zuhause auf Schienen<br />
Von oben sieht das große Areal im westfälischen Marl aus wie ein Miniaturbahnhof:<br />
Zwei alte Bahnwaggons stehen auf einem kleinen Hügel, dazwischen<br />
ein Haus. Hier leben Fotograf Marco Stepniak und seine Familie auf<br />
200 Quadratmetern. 2009 hatte er die ausrangierten Postwaggons gekauft.<br />
Doch die Wagen bewohnbar zu machen, das stellte Marco Stepniak vor große<br />
Aufgaben: „Es gab keine Standards und Muster für Dämmung, Elektrik oder<br />
Fußboden.“ <strong>Das</strong> Interieur wurde umfunktioniert: Die Gepäckablage dient jetzt<br />
als Bücherregal; Tassen oder Keksdosen finden in 140 alten Postfächern Platz.<br />
Übrigens: Seine Partnerin hat Stepniak natürlich im Zug kennengelernt.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 5
Messe Berlin GmbH · Messedamm 22 · 14055 Berlin<br />
Telefon +49(0)30 / 3038-0 · Fax +49(0)30 / 3038-2190<br />
www.innotrans.de · innotrans@messe-berlin.de<br />
Messe Berlin GmbH · Messedamm 22 · D-14055 Berlin<br />
Telefon +49(0)30 / 3038-0 · Telefax +49(0)30 / 3038-2190<br />
www.innotrans.de · innotrans@messe-berlin.de<br />
Titelstory<br />
Verkehrsmesse auf höchstem Niveau:<br />
Die Fünf-Sterne-Messe<br />
21. – 24.09.2004<br />
Internationale Fachmesse für<br />
Verkehrstechnik<br />
Innovative Komponenten · Fahrzeuge · Systeme<br />
www.innotrans.de<br />
Messe Berlin<br />
Ideale Verbindungen.<br />
InnoTrans 2008<br />
Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik<br />
Innovative Komponenten • Fahrzeuge • Systeme<br />
23. - 26. September, Berlin<br />
www.innotrans.de<br />
6 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
InnoTrans: Mehr<br />
Eisenbahn geht nicht<br />
Nur noch wenige Wochen bis zum Messestart: Zum zehnten Mal öffnet die<br />
InnoTrans in diesem Jahr ihre Pforten. Aus einer Idee wurde die internationale<br />
Leitmesse für Schienenverkehrstechnik. Ein Blick zurück, wie aus einem Konzept<br />
ein besonderer Erfolg wurde, zu dessen Vätern auch der <strong>VDV</strong> gehört.<br />
The future of mobility<br />
InnoTrans 2012<br />
Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik<br />
18. – 21. September · Berlin<br />
www.innotrans.de<br />
InnoTrans <strong>2014</strong><br />
23. – 26. SepTembeR · beRlIn<br />
Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik<br />
Innovative Komponenten · Fahrzeuge · Systeme<br />
innotrans.de<br />
The fuTure<br />
of<br />
mobiliTy<br />
Die versammelte Welt der Eisenbahn:<br />
Die InnoTrans deckt alle relevanten Themen<br />
der Branche ab. Mittlerweile haben die<br />
Hersteller ihre Entwicklungszyklen auf<br />
die Messetermine abgestimmt.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 7
Titelstory<br />
Auftakt einer Erfolgsgeschichte: der ehemalige<br />
Bahnchef Heinz Dürr, Ex-Verkehrsminister<br />
Matthias Wissmann und Rolf Eckrodt, damals<br />
Adtranz-Geschäftsführer (v. l.) , beim Eröffnungsrundgang<br />
auf der ersten InnoTrans<br />
15. Oktober 1996: Bundesverkehrsminister<br />
Matthias Wissmann, Bahnchef<br />
Heinz Dürr und Berlins Regierender<br />
Bürgermeister Eberhard Diepgen haben<br />
einen gemeinsamen Termin auf dem<br />
Messegelände der Hauptstadt. An<br />
diesem Tag eröffnen sie die erste<br />
InnoTrans und markieren damit den<br />
Anfang einer Erfolgsgeschichte. Aussteller-<br />
und Besucherzahlen, Ausstellungsfläche,<br />
internationale Beteiligung:<br />
Seit der Erstauflage wachsen alle wesentlichen<br />
Kennziffern kontinuierlich<br />
und überdurchschnittlich. Bereits vier<br />
Jahre nach ihrer Erstauflage gilt die<br />
InnoTrans als Leitmesse für Schienenverkehrstechnik.<br />
Waren 1996 noch 172<br />
Aussteller vertreten, werden in diesem<br />
Jahr mehr als 2.700 Unternehmen aus<br />
51 Ländern ihre Neuheiten präsentieren.<br />
„Die InnoTrans bietet die einmalige<br />
Gelegenheit, sich an vier Tagen in Berlin<br />
einen kompletten Überblick über die<br />
Neuheiten und das Angebot der internationalen<br />
Hersteller zu verschaffen“,<br />
betont Matthias Steckmann, Direktor<br />
Mobility und Services bei der Messe<br />
Berlin. Knapp 60 Prozent der Aussteller<br />
kommen aus dem Ausland (siehe Infografik).<br />
Vor allem der Anteil von Unternehmen<br />
aus Nord- und Südamerika<br />
sowie aus Asien steigt rasant.<br />
3.500<br />
Meter Gleis<br />
stehen auf der InnoTrans<br />
als Ausstellungsfläche<br />
für rollendes Material zur<br />
Verfügung – ein echtes<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
des Messegeländes.<br />
21<br />
151<br />
Besucher<br />
international<br />
national<br />
Aussteller<br />
international<br />
national<br />
100<br />
303<br />
268<br />
558<br />
422<br />
625<br />
628<br />
741<br />
780<br />
823<br />
987<br />
927<br />
39.816<br />
1.244<br />
999<br />
53.936<br />
1.426<br />
1.089<br />
62.603<br />
Seit der ersten Auflage der InnoTrans sind die<br />
Besucher- und Ausstellerzahlen kontinuierlich<br />
und überdurchschnittlich gestiegen.<br />
21<br />
151<br />
829<br />
5.547<br />
1996<br />
3.278<br />
9.886<br />
1998<br />
4.662<br />
19.247<br />
2000<br />
9.385<br />
14.330<br />
28.031<br />
26.301 30.638 36.391 45.776 49.359 58.463<br />
2002 2004 2006 2008 2010 2012<br />
„Die InnoTrans ist für Bombardier<br />
die wichtigste Leistungsschau des<br />
Jahres. Sie ist das perfekte Schaufenster,<br />
um den Austausch mit<br />
unseren Kunden zu pflegen und<br />
unsere innovativen Produkte und<br />
Spitzentechnologien einem breiten<br />
Fachpublikum zu präsentieren.“<br />
Dr. Lutz Bertling, President<br />
Bombardier Transportation<br />
„Ein solches Jubiläum ist auch<br />
immer eine Verpflichtung für die<br />
Zukunft, sich noch weiter zu steigern.<br />
Ich bin mir sicher, dass wir<br />
das gemeinsam schaffen. Der <strong>VDV</strong><br />
bleibt dabei ein verlässlicher und<br />
wichtiger Partner der InnoTrans.“<br />
Jürgen Fenske, Präsident des Verbandes<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen (<strong>VDV</strong>)<br />
„Zum diesjährigen zehnten Veranstaltungsjubiläum<br />
gratuliere ich<br />
herzlich. Die InnoTrans steht mit<br />
ihrer wegweisenden Bahntechnologie<br />
auch für die Innovationskraft am<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland.“<br />
Dr. Rüdiger Grube, Vorstandvorsitzender<br />
der Deutschen Bahn AG<br />
8 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Auch in diesem Jahr<br />
ist die Ausstellungsfläche<br />
in den Messehallen<br />
und auf dem<br />
Freigelände noch<br />
einmal gewachsen.<br />
Ab dem 23. September wird Berlin der<br />
Mittelpunkt der Eisenbahnwelt. Ein<br />
Standort mit langer Tradition im Bau<br />
von Lokomotiven und Eisenbahntechnik<br />
sowie ein bedeutender Erfolgsfaktor<br />
für die InnoTrans: Nachdem die<br />
Schienenverkehrs industrie Mitte der<br />
1990er-Jahre den Bedarf für eine internationale<br />
Fachmesse in der Mitte Europas<br />
erkannt hatte, fiel die Wahl auf die<br />
deutsche Hauptstadt. <strong>Das</strong> ursprüngliche<br />
Messekonzept sah den Ausstellungsschwerpunkt<br />
Schienenverkehrstechnik<br />
und eine Fahrzeugpräsentation auf<br />
einem Gleisgelände vor. Zu den Vätern<br />
dieses Erfolgs gehören der Verband der<br />
Bahnindustrie in Deutschland (VDB),<br />
der Zentralverband Elektrotechnik- und<br />
Elektronikindustrie (ZVEI) sowie das<br />
Deutsche Verkehrsforum (DVF) – und<br />
der <strong>VDV</strong>. Später rückte auch der Verband<br />
der Europäischen Bahnindustrien (Unife)<br />
in den Kreis der InnoTrans-Trägerverbände.<br />
Bei der Ausrichtung der Messe<br />
kooperieren sie bis heute eng mit dem<br />
Veranstalter. Seit 2006 deckt die Messe<br />
mit eigenen Ausstellungsbereichen alle<br />
relevanten Themen der Verkehrsbranche<br />
ab: rollendes Material, Eisenbahntechnologie,<br />
Infrastruktur, ÖPNV, Tunnelbau<br />
und Fahrzeugausstattung. Auch dem<br />
Bereich Nachwuchs und Karriere widmet<br />
sich eine spezielle Halle.<br />
Im ersten Jahr gab es zwei Ausstellungsstandorte:<br />
Auf dem Messegelände am<br />
Funkturm wurden neue Systeme und<br />
Komponenten für den Fahrzeugbau präsentiert,<br />
während die Fachbesucher das<br />
rollende Material auf dem acht Kilometer<br />
entfernten Güterbahnhof Wilmersdorf<br />
sehen konnten. Zwei Jahre später rückte<br />
die InnoTrans zusammen. Die Messe Berlin<br />
hatte in eigene Schieneninfrastruktur<br />
investiert und eine 800 Meter lange<br />
Gleisharfe direkt auf dem Ausstellungsgelände<br />
gebaut – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.<br />
Heute umfasst diese Anlage<br />
3.500 Meter Gleis. Dort zählen in diesem<br />
Jahr der italienische Hochgeschwindigkeitszug<br />
ETR 1000 und der vom polnischen<br />
Hersteller Pesa für die Deutsche<br />
Bahn gebaute Regionalverkehrstriebwagen<br />
Link zu den Attraktionen.<br />
„Die InnoTrans ist eine großartige<br />
Erfolgsgeschichte. Hersteller und<br />
Kunden aus der ganzen Welt treffen<br />
sich auf der Messe und in den<br />
Foren. Glückwunsch zu dem bedeutendsten<br />
Schaufenster für Schienenverkehrstechnik<br />
im weltweiten<br />
Wettbewerb.“<br />
Herbert Zimmermann, Geschäftsführer<br />
Fachverbände Elektrobahnen und Fahrleitungsbau<br />
im Zentralverband Elektrotechnik-<br />
und Elektronikindustrie (ZVEI)<br />
„Die InnoTrans ragt in jeder Hinsicht,<br />
zum Beispiel in punkto<br />
Besucherzahlen, Qualität der<br />
ausgestellten Produkte und Besucherbeteiligung,<br />
aus der Vielzahl<br />
der Messen heraus. Es ist für Jorsa<br />
auch weiterhin von großer Bedeutung,<br />
auf der InnoTrans vertreten<br />
zu sein.“<br />
Kunio Inoue, Generaldirektor der Japan<br />
Overseas Rolling Stock Association (Jorsa)<br />
„Die InnoTrans ist die ideale<br />
Plattform für die europäische<br />
Eisenbahnindustrie, um ihre<br />
federführende Rolle im globalen<br />
Schienenverkehrsmarkt herauszustreichen.“<br />
Philippe Citroén, Generaldirektor<br />
des Verbandes der Europäischen<br />
Eisenbahnindustrie (Unife)<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 9
Messe Süd<br />
Ha l<br />
Halle A<br />
M3N<br />
Titelstory<br />
Unter dem Funkturm liegt der Nabel der Eisenbahnwelt<br />
N<br />
Servicehof<br />
Nord<br />
Theodor-Heuss Platz<br />
P1 P2 P3<br />
TAXI<br />
M2N<br />
BUS<br />
Service-Gebäude Süd<br />
Speditions-Center<br />
Forwarding Center<br />
P18<br />
Gate<br />
Tor<br />
Wandalenallee<br />
P17<br />
North Entrance<br />
Eingang Nord<br />
BUS BUS<br />
P4 P5 P6<br />
Exhibitor<br />
Service<br />
TAXI<br />
TAXI<br />
Berlin<br />
Marshall-Haus<br />
Marshall-Haus<br />
Casino<br />
Administration / Verwaltung<br />
Gate<br />
Tor<br />
Gate<br />
Tor<br />
M2S<br />
M3S<br />
M2N M3N<br />
P10<br />
Masurenallee<br />
P7<br />
BUS<br />
Hall 9 Entrance<br />
Eingang Halle 9<br />
P12<br />
LKW<br />
P11<br />
Funkturm<br />
Lounge<br />
TAXI<br />
TAXI<br />
BUS<br />
M2N<br />
M3N<br />
East Entrance<br />
Eingang Ost<br />
BUS<br />
100<br />
BUS<br />
Messedamm<br />
P9<br />
BUS<br />
Messe Nord/ICC<br />
Westkreuz<br />
Neue Kantstraße<br />
Stadtautobahn<br />
South Entrance<br />
Eingang Süd<br />
CityCube Berlin<br />
Entrance/ Eingang<br />
Jafféstraße<br />
CityCube<br />
Berlin<br />
Level 3<br />
Ha l<br />
HalleB<br />
Hall 7 Entrance<br />
Eingang Halle 7<br />
TAXI P14<br />
Messedamm<br />
Avus<br />
115<br />
P13A<br />
CityCube Berlin<br />
Entrance/ Eingang<br />
Messedamm<br />
M2S M3S<br />
Wirtschaftsmotor InnoTrans: Vor zwei Jahren<br />
wurden Geschäftsabschlüsse in Höhe von<br />
1,8 Milliarden Euro vermeldet.<br />
Railway Technology<br />
Interiors<br />
Railway Infrastructure<br />
Tunnel Construction<br />
Public Transport<br />
Gleis- und Freigelände<br />
Special Gauge display<br />
Eröffnungsveranstaltung<br />
InnoTrans Convention<br />
PTI-Hallenforum<br />
Speakers‘ Corner<br />
Career & Education Hall<br />
Business Lounge<br />
Pressezentrum<br />
Dem Markt für Eisenbahntechnik aller<br />
Art drückt die InnoTrans ihren Stempel<br />
auf und hat sich zu einem immer<br />
kraftvolleren Wirtschaftsmotor entwickelt.<br />
Seit einigen Jahren stimmen die<br />
Hersteller ihre Innovationszyklen auf<br />
die Messetermine ab. Vor zwei Jahren<br />
wurden Geschäftsabschlüsse mit einem<br />
„Die Messe ist der Pflichttermin für<br />
alle, die persönlich mit Entscheidungsträgern<br />
reden wollen, die<br />
erschienen sind, um Strategien zu<br />
diskutieren, Geschäftsabschlüsse<br />
zu tätigen und Partnerschaften zu<br />
schließen.“<br />
Henri Poupart-Lafarge,<br />
President von Alstom Transport<br />
Volumen von 1,8 Milliarden Euro<br />
bekannt gegeben.<br />
Erneut wächst in diesem Jahr das Präsentationsgelände.<br />
Erstmals gibt es eine<br />
Fläche für Breit- und Schmalspurbahnen.<br />
Platz für kreative und visionäre<br />
Verkehrsmittel der Zukunft bietet der<br />
„Die zehnte InnoTrans – das ist nicht<br />
nur die aus kleinen Anfängen hervorgegangene<br />
legendäre Erfolgsgeschichte<br />
einer einzigartigen<br />
Messe, das ist auch schillernde Industriegeschichte<br />
einer zukunftsweisenden<br />
Technologiebranche im<br />
inzwischen weltumspannenden<br />
Maßstab.“<br />
Prof. Dr. Ronald Pörner, Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes der Bahnindustrie (VDB)<br />
neue Future Mobility Park. Zusätzliche<br />
Ausstellungsflächen stehen der Inno-<br />
Trans erstmals mit dem City Cube<br />
Berlin zur Verfügung, wo sich Verkehrsunternehmen<br />
und der Bereich<br />
Instandhaltung präsentieren. Zur Eröffnung<br />
im Palais am Funkturm haben sich<br />
mehr als 1.000 hochrangige Vertreter<br />
aus Politik, Wirtschaft und Industrie<br />
angesagt – darunter EU-Verkehrskommissar<br />
Siim Kallas und Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt.<br />
Anschließend kommen die internationalen<br />
Top-Entscheider in zahlreichen<br />
Runden und Podien auf der InnoTrans<br />
Convention ins Gespräch, deren thematischer<br />
Schwerpunkt das Dialog Forum<br />
ist. Federführend agieren hier der <strong>VDV</strong>,<br />
das Deutsche Verkehrsforum, die Unife<br />
sowie der VDB.<br />
Bis dahin liegen vor Messedirektor<br />
Matthias Steckmann und seinem Team<br />
noch einige arbeitsreiche Tage: „Wir<br />
freuen uns auf mehr als 100.000 Fachbesucher<br />
und haben die Weichen für<br />
eine erfolgreiche InnoTrans <strong>2014</strong> gestellt.“<br />
www.innotrans.de<br />
10 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
„Wir wollen die Preise<br />
mitbestimmen dürfen“<br />
Zwei Jahrzehnte nach der Bahnreform und kurz vor der<br />
zehnten Auflage der InnoTrans: Der Erfolg der Messe<br />
wäre sicherlich nicht ohne die Liberalisierung des<br />
Schienenverkehrs möglich gewesen. „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“<br />
sprach darüber mit Jost Knebel (Foto). Er leitet im <strong>VDV</strong><br />
den Fachausschuss für Wettbewerbsfragen des Eisenbahnpersonenverkehrs<br />
und ist Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung von Deutschlands zweitgrößtem<br />
privaten Verkehrsunternehmen, Netinera.<br />
„Im Moment nehmen die<br />
Anforderungen der<br />
Aufgabenträger den<br />
Eisenbahnunternehmen<br />
die Wirtschaftlichkeit.“<br />
Jost Knebel<br />
» Herr Knebel, wie bewerten Sie die<br />
Auswirkungen der Bahnreform?<br />
20 Jahre Bahnreform bedeuten noch<br />
nicht 20 Jahre Ausschreibungen im<br />
Nahverkehr. Länder wie Baden-Württemberg<br />
fangen erst jetzt damit an. Insgesamt<br />
sind wir aber auf einem guten<br />
Weg, wenngleich wir erst am Anfang<br />
stehen und noch einiges getan werden<br />
muss. Derzeit befinden wir uns an einem<br />
gefährlichen Scheideweg zurück zur<br />
Kommunalisierung, und im Moment<br />
nehmen die Anforderungen der Aufgabenträger<br />
den Eisenbahnunternehmen<br />
die Wirtschaftlichkeit. Zudem sind zwischen<br />
1994 und 2011 die Trassenpreise<br />
und Stationsgebühren um 30 Prozent<br />
gestiegen. Mit den annähernd gleichen<br />
finanziellen Mitteln liefern die Eisenbahnunternehmen<br />
dennoch 30 Prozent<br />
mehr Verkehr für die Kunden. Diese<br />
finanzielle Entwicklung geht in die<br />
falsche Richtung.<br />
» Was muss die Politik tun, um den<br />
Wettbewerb weiter zu stärken?<br />
Wir brauchen für langfristige, wirtschaftliche<br />
Verkehrsverträge auch eine<br />
langfristige Planbarkeit der Regionalisierungsmittel.<br />
Daneben brauchen wir von<br />
der Politik ein klares Commitment, die<br />
Mittel für den Erhalt und den Ausbau der<br />
Infrastruktur ausreichend zur Verfügung<br />
zu stellen. Geschieht das nicht, müssen<br />
wir als Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
Wagniszuschläge mit einkalkulieren, um<br />
unsere Risiken langfristig abzudecken.<br />
» <strong>Das</strong> sollte eigentlich Auswirkungen<br />
auf die Preisgestaltung haben …<br />
Leider stehen die Ticketpreise jedoch<br />
in den meisten Fällen fest, und nur die<br />
wenigsten Eisenbahnunternehmen<br />
können im Nahverkehr eigene Preise<br />
anbieten. An diesem Thema arbeiten<br />
wir als Verkehrsunternehmen. Wir<br />
wollen mitbestimmen dürfen, wie Preise<br />
aktiv gestaltet werden können. Dafür<br />
brauchen wir auch mehr Transparenz<br />
bei den Erlösdaten. Die Deutsche Bahn<br />
hütet viele Informationen, die den<br />
Wettbewerbern fehlen. Mit den Aufgabenträgern<br />
würden wir neben den<br />
Bruttoverträgen dann auch mehr Nettoverträge<br />
abschließen können.<br />
» Wie sollte der SPNV-Markt weitere<br />
20 Jahre später aussehen?<br />
Ich wünsche mir, dass es in Zukunft<br />
eine Gruppe stabiler Verkehrsunternehmen<br />
gibt, die im Nahverkehr wirtschaftlich<br />
erfolgreich arbeiten.<br />
30 Prozent Marktanteil sind noch<br />
nicht alles. Hier erwarte ich noch eine<br />
deutliche Verschiebung zugunsten der<br />
DB-Wettbewerber. Zudem ist meine<br />
Vision, dass nicht die Aufgabenträger<br />
die Anreize setzen, den Schienenpersonennahverkehr<br />
für die Kunden besser<br />
zu machen, sondern die Verkehrsunternehmen.<br />
» Stichwort ÖPNV- und Infrastrukturfinanzierung:<br />
Wie sollte es weitergehen?<br />
Die Mittel zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur<br />
müssen von den<br />
Regionalisierungsmitteln für den Betrieb<br />
klar getrennt sein. So kann die<br />
Wertschöpfung bei den Unternehmen<br />
bleiben. Ferner müssen wir mit den<br />
Aufgabenträgern und den Fahrzeugherstellern<br />
zu einer Flexibilisierung<br />
kommen. Ein kleines Beispiel: Den<br />
Kunden ist es egal, ob sich die Toilette<br />
in der Mitte oder am Ende eines Fahrzeugs<br />
befindet. Dagegen entscheidet<br />
diese Frage darüber, ob wir als Unternehmen<br />
diese Fahrzeuge nach Ablauf<br />
eines Verkehrsvertrags weiter nutzen<br />
können.<br />
» Was sehen wir von Netinera auf der<br />
InnoTrans?<br />
Man findet uns an unserem Stand im<br />
neuen City Cube. Daneben zeigen wir<br />
erstmals auf dem Außengelände den<br />
neuen Vlexx, mit dem wir ab dem<br />
Fahrplanwechsel den Verkehr im Dieselnetz<br />
Südwest aufnehmen werden.<br />
Zusammen mit der Landesverkehrsgesellschaft<br />
Niedersachsen zeigen wir<br />
direkt daneben mit unserer Tochter<br />
Erixx einen Zug, mit dem wir ebenfalls<br />
ab Dezember von der Lüneburger Heide<br />
bis in den Harz fahren. Damit werden<br />
wir unseren Kunden, Auftraggebern<br />
und der Politik zeigen, dass auch wir<br />
gute Fahrzeuge konzipieren können.<br />
Mit Kunden und Aufgabenträgern<br />
werde ich viele Gespräche führen.<br />
Mein Terminkalender füllt sich jedenfalls<br />
zusehends.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 11
Blick von außen<br />
E-Mobile bremsen<br />
den ÖPNV auf<br />
der Busspur aus<br />
12 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
250<br />
Prozent<br />
So stark wuchs die Zahl der<br />
Elektroautos in Norwegen<br />
zwischen Juli 2013 und Juli <strong>2014</strong>.<br />
Insgesamt sind dort mehr als<br />
33.000 Fahrzeuge mit<br />
E-Antrieb unterwegs.<br />
Eigentlich hat der Osloer Busfahrer Erik Haugstad mit Elektroautos kein<br />
Problem: Schließlich sind sie umweltfreundlicher als herkömmliche Pkw.<br />
Doch ihre Nutzer genießen in seiner Heimat Norwegen zahlreiche Privilegien.<br />
Sie zahlen weniger Steuern, parken umsonst. Und sie dürfen die Busspur nutzen.<br />
<strong>Das</strong> stößt Haugstad sauer auf. Und nicht nur ihm. Auf den mittlerweile überfüllten<br />
Fahrspuren gerät der Öffentliche Personenverkehr immer mehr ins Stocken.<br />
„Die Qualität und die Attraktivität des<br />
ÖPNV sinken“, beklagt Haugstad. Aus<br />
seiner Sicht kommt ein Teufelskreis in<br />
Gang. Die Elektroautos torpedieren in<br />
ihrer Gesamtheit den wichtigen Vorteil<br />
der Linienbusse, auf den Busspuren auch<br />
in Stoßzeiten recht pünktlich zum Ziel zu<br />
kommen. Immer mehr Passagiere stiegen<br />
deswegen wieder auf das bequemere<br />
eigene Auto um – und dabei immer öfter<br />
auf Modelle mit elektrischem Antrieb, die<br />
dann wiederum auf der Busspur landen.<br />
Der Kreislauf beginnt von vorn.<br />
Auslöser dieses Problems war eine Reihe<br />
gut gemeinter Maßnahmen seitens der<br />
Kommunal- und Landespolitik, die<br />
den Absatz der Elektroautos ankurbeln<br />
sollten. Die Busspuren wurden für die<br />
E-Mobile freigegeben – 2003 erst in<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 13
Blick von außen<br />
<strong>VDV</strong> warnt vor Nachteilen für ÖPNV<br />
Auch in Deutschland stehen Anreize für Elektroautos zur Diskussion. Im<br />
<strong>August</strong> haben Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Umweltministerin<br />
Barbara Hendricks einen Gesetzentwurf an die anderen Ressorts<br />
verschickt, der Kommunen auch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung<br />
erlauben soll – dazu könnte beispielsweise die Öffnung der Busspur gehören.<br />
Im Februar 2015 soll das Gesetz in Kraft treten.<br />
Der <strong>VDV</strong> betrachtet diese Entwicklung mit Sorge. Der ÖPNV sei die energieeffizienteste<br />
Form der Personenbeförderung. Er dürfe deswegen in seiner<br />
Attraktivität sowie der Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit nicht benachteiligt<br />
werden, forderte Verbandspräsident Jürgen Fenske jüngst in einem<br />
Schreiben an Umweltministerin Hendricks. Die Öffnung der Busspuren<br />
würde den öffentlichen Linienbusverkehr erheblich beeinträchtigen.<br />
Über ganz Oslo sind Parkplätze verteilt, an denen Besitzer ihre Elektroautos<br />
kostenlos aufladen können. Im Großraum Oslo sind besonders viele<br />
E-Mobile registriert.<br />
Oslo und 2005 dann landesweit. Im<br />
Juni 2012 verabschiedete das Parlament<br />
schließlich das große Anreizpaket.<br />
Deutliche Steuerermäßigungen gehörten<br />
dazu und auch das kostenlose Aufladen<br />
an öffentlichen Ladestationen in Oslo.<br />
Diese Privilegien sollen noch bis Ende<br />
2017 laufen – beziehungsweise bis die<br />
Zahl von 50.000 Elektroautos erreicht<br />
ist. Bis jetzt geht die Strategie auf, in dieser<br />
Hinsicht zumindest. Allein zwischen<br />
Juli 2013 und Juli <strong>2014</strong> wuchs die Zahl<br />
der in Norwegen angemeldeten E-Autos<br />
um mehr als 250 Prozent von 13.452 auf<br />
33.821, heißt es beim Norwegischen<br />
Straßenverband OFV.<br />
Der Großteil der norwegischen<br />
Elektroautos ist vor allem in den<br />
Großstädten und im Süden des Landes<br />
unterwegs – und besonders dort werden<br />
sie zum Problem für den ÖPNV.<br />
„Sie müssen von der Busspur weg“, sagt<br />
Haugstad, der als Vertreter des ÖPNV<br />
mit seiner Forderung immer wieder<br />
in den norwegischen Medien zu Wort<br />
kommt. Er fährt für Unibuss – eines<br />
der Unternehmen, das den Öffentlichen<br />
Personennahverkehr in und um Oslo<br />
bedient. „Unsere Fahrpläne sind so<br />
getaktet, dass zwischen den Runden nur<br />
15 bis 20 Minuten Pause liegen, bevor<br />
es wieder losgeht“, beschreibt Haugstad<br />
die alltägliche Situation. „Fährt man<br />
morgens in der ersten Runde zur<br />
Rushhour 20 Minuten Verspätung ein,<br />
holt man diese den ganzen Tag nicht<br />
mehr heraus. Für uns Fahrer fallen<br />
dadurch oft auch die Pausen aus.“<br />
Er hofft nun, dass die Regierung die<br />
Freigabe der Busspur bald rückgängig<br />
macht und durch andere Anreize<br />
ersetzt. Immerhin: „Mittlerweile ist<br />
das Problem in der Öffentlichkeit<br />
angekommen“, sagt Haugstad: „Die<br />
Menschen diskutieren darüber –<br />
nicht, ob die Elektroautos von der<br />
Busspur verschwinden sollen,<br />
sondern wann.“<br />
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14 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Aus dem Verband<br />
Marketing-Kongress:<br />
Die Jagd nach dem<br />
vernetzten Kunden<br />
Die Erkenntnis ist nicht neu,<br />
der Handlungsbedarf trotzdem<br />
immens. Plakatwerbung und<br />
Zeitungsanzeigen reichen auch bei<br />
Verkehrsunternehmen längst nicht<br />
mehr, um Kunden zu erreichen.<br />
Marketing und Vertrieb müssen neue<br />
Wege gehen: Wie diese aussehen können,<br />
darauf will der 7. <strong>VDV</strong>-Marketing-Kongress<br />
eine Antwort geben. Die Kunden<br />
sind heute jederzeit und überall im Web<br />
mobil, kommunizieren und informieren<br />
sich über soziale Medien. „Der vernetzte<br />
Mensch: Wie erreichen wir den Kunden?“<br />
lautet deswegen das Motto des<br />
Kongresses, der am 17. und 18. November<br />
im Hamburger Empire Riverside<br />
Hotel stattfindet. In Gesprächsforen<br />
diskutieren die Teilnehmer über die Vertriebskanäle<br />
der Zukunft oder auch über<br />
die Chancen und Risiken, die in Sachen<br />
Datenübertragung zu beachten sind. Der<br />
veränderten Rolle der Website widmet<br />
sich der Vortrag „Internetseiten – Vom<br />
Flaggschiff zum Beiboot?“. Denn in einer<br />
Welt, in der die Nutzer per Twitter, Facebook<br />
oder Whatsapp kommunizieren und<br />
sich überall online informieren, geht die<br />
klassische Homepage im Wettbewerb um<br />
die Kunden unter.<br />
Immer mehr Verkehrsunternehmen<br />
erkennen diese Herausforderung und<br />
suchen neue Wege. Sie beteiligen sich<br />
etwa an integrierten Mobilitätsplattformen,<br />
die dem Nutzer bei der Reiseplanung<br />
einen intermodalen Verkehrsmix anbie-<br />
ten – also neben dem ÖPNV auch externe<br />
Angebote wie Carsharing. Die genaue<br />
Rolle dieser Plattformen ist indes noch<br />
unklar. Sind sie Freund oder Feind des<br />
ÖPNV-Vertriebs? Vertreter aus der Mobilitäts-<br />
und der IT-Branche gehen dieser<br />
Frage in einer Podiumsdiskussion nach.<br />
Den Auftakt des Kongresses bildet ein<br />
Vortrag von Holger Lietz (siehe Interview).<br />
Unter dem Titel „Operation New<br />
Marketing – Den Kampf um den neuen<br />
Konsumenten gewinnen“ will der ehemalige<br />
Pilot und Manager aufzeigen,<br />
welchen Ansprüchen das Marketing<br />
heute gerecht werden muss.<br />
Drei Fragen an Holger Lietz (Foto), Kampfpilot,<br />
Manager, Redner<br />
Die Erkenntnisse aus der Keynote sowie<br />
den Impulsvorträgen können die Teilnehmer<br />
am letzten Veranstaltungstag in<br />
vier Workshops vertiefen. Die Teilnehmerzahl<br />
zu den Workshops ist begrenzt.<br />
www.vdv-akademie.de/tagungen-seminare<br />
» Herr Lietz, worauf kommt es im Marketing heute an?<br />
Der heutige Kunde ist ein „iKonsument“. Er bestimmt, wann er welche<br />
Information online abfragt. Er entzieht sich dem traditionellen<br />
Marketing und bewegt sich unterhalb des Radars. Aufgabe ist es also,<br />
den neuen Einkaufsentscheidungsprozess nachzuzeichnen und Kontaktpunkte<br />
zu identifizieren. Dabei sind Social Media und der mobile<br />
Internet-Zugriff wesentliche Komponenten.<br />
» Haben die Verkehrsunternehmen diese Entwicklung<br />
zu spät erkannt?<br />
<strong>Das</strong> würde ich nicht sagen. Aber ich denke, sie müssen das Angebot<br />
flexibler und Apps kundenfreundlicher gestalten – denn der Wettbewerb wird sich weiter verschärfen.<br />
In großen Städten können schon heute mittels Smartphone sekundenschnell Bus- und<br />
Bahnverbindungen, Mitfahrgelegenheiten oder Carsharing-Angebote abgefragt werden.<br />
» Tritt die klassische Website in den Hintergrund?<br />
Dem würde ich widersprechen. Die Website ist und bleibt zentrale Informationsquelle. Die Frage<br />
ist vielmehr: Wie einfach ist sie gestaltet und wie ist sie optimiert – für die stationäre oder mobile<br />
Nutzung? Hier gibt es sicher Nachholbedarf.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 15
Hintergrund<br />
dem<br />
Die<br />
S-Bahn<br />
mit<br />
Wir-Gefühl<br />
Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt Düsseldorf ist im Osten und Westen beschaulich-ländlich<br />
eingerahmt. Dort, zwischen Mettmann und Kaarst, sorgt die Regiobahn seit 15 Jahren mit immer noch<br />
wachsendem Erfolg für eine Renaissance des Schienenverkehrs.<br />
Zum rheinischen Karneval verteilen die<br />
kostümierten Zugbegleiter in den rotweißen<br />
„Talent“-Triebzügen der Linie<br />
S 28 Berliner Ballen an ihre Fahrgäste.<br />
Zu anderen Zeiten im Jahr grüßen mal<br />
Osterhase, mal Nikolaus. Marketing für<br />
das Wir-Gefühl: Joachim Korn, gerade in<br />
den Ruhestand gegangener Geschäftsführer<br />
der Regiobahn, erlebt es immer<br />
wieder: „Unsere Kunden sprechen nicht<br />
von ,der‘ Regiobahn, sie sprechen von<br />
,unserer‘ Bahn. <strong>Das</strong> sollten Sie mal sehen,<br />
wenn da einer die Füße auf den Sitz legt –<br />
sofort bekommt er einen Anpfiff von den<br />
Mitreisenden.“<br />
Am 26. September 1999 wurde der<br />
stündliche Betrieb von Mettmann über<br />
Düsseldorf und Neuss bis zur Station<br />
„Kaarster See“ aufgenommen, ab Sommer<br />
2000 dann alle 20 Minuten. 34 Kilometer<br />
Strecke hat die Linie S 28 des VRR. Natürlicher<br />
Mittelpunkt ist Düsseldorf, das<br />
die Regiobahn auf den Gleisen der von<br />
DB Regio NRW betriebenen S 8 erreicht.<br />
Nur 18 Kilometer des Linienwegs, der<br />
Ostast von Mettmann bis Düsseldorf-<br />
Gerresheim und die westliche Strecke<br />
von Neuss bis Kaarst, bilden eigene Gleise<br />
der Regiobahn (siehe Infografik Seite 18).<br />
Dazu passt der Slogan des Unternehmens:<br />
„Meine Heimat. Meine Region.<br />
Meine Bahn“. Korns Nachfolger in der<br />
Geschäftsführung, Stefan Kunig: „<strong>Das</strong><br />
ist ein hoher Anspruch. Aber wir tun<br />
auch etwas dafür. Wir sind bei unseren<br />
Kunden sehr präsent.“ Ihn verbindet ein<br />
Fortbildungsschritt mit der Regiobahn:<br />
Bei ihr hat er vor Jahren Teile seiner<br />
Ausbildung zum Eisenbahn-Betriebsleiter<br />
absolviert.<br />
Im Schnitt über 23.000 Menschen steigen<br />
jeden Tag in die Züge, Tendenz seit Jahren<br />
steigend. An Bord finden sie freundliche<br />
Zugbegleiter, die trotz gegenteiliger Regelungen<br />
im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr<br />
(VRR) auch Tickets verkaufen.<br />
23.000<br />
Fahrgäste<br />
nutzen jeden Tag die Züge der Regiobahn<br />
– sechs Mal mehr als vor<br />
ihrem Start im Jahr 1999 erwartet.<br />
Ein Talent-Doppel der Regiobahn überquert die<br />
verstopfte Autobahn 3 bei Erkrath.<br />
16 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Hintergrund<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen ist eine S-Bahn in<br />
kommunaler Trägerschaft. Schon in den<br />
1980er-Jahren zeichnete sich ab, dass<br />
sowohl Kaarst als auch Mettmann vor<br />
dem traurigen Schicksal der Streckenstilllegung<br />
stehen würden; trotz der<br />
Pendlerströme nach Düsseldorf kam<br />
die damalige Deutsche Bundesbahn pro<br />
Tag nur auf 1.000 Fahrgäste. Gegen die<br />
Schließungspläne rührte sich empörter<br />
Bürgerprotest, der schnell in Kreistage,<br />
Rathäuser und in die Landespolitik getragen<br />
wurde. Gutachten sagten einem<br />
attraktiven Taktverkehr auf Schienen<br />
die Wirtschaftlichkeit voraus: Damals<br />
rechnete man vorsichtig mit 4.000 Fahrgästen<br />
pro Tag – heute sind es fast sechs<br />
Mal soviel.<br />
1992 wurde von den kommunalen<br />
Gebietskörperschaften beiderseits der<br />
Trasse die Regiobahn GmbH gegründet.<br />
<strong>Das</strong> Land NRW versprach einen<br />
Investitionszuschuss in dreistelliger<br />
D-Mark-Millionenhöhe für Infrastruktur-Erneuerung<br />
und Fahrzeugbeschaffung<br />
für eine S-Bahn im Dieselbetrieb.<br />
Nach langem Hin und Her, bei dem das<br />
Projekt immer wieder aus Kostengründen<br />
auf der Kippe stand, erhielt 1994<br />
nach einer Ausschreibung die damalige<br />
Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft (DEG)<br />
den Auftrag, die Regiobahn zu betreiben.<br />
Geschäftsführer war seinerzeit Ulrich<br />
Homburg, heute Vorstand Personenverkehr<br />
der Deutschen Bahn.<br />
In den Jahren 1998 und 1999 wurde die<br />
Infrastruktur modernisiert: durch neue<br />
Haltepunkte, Gleisbau und Signaltechnik,<br />
moderne, 96 cm hohe Bahnsteige,<br />
Park&Ride-Plätze, Wartungseinrichtungen.<br />
Für den Fahrbetrieb wurden Talent-<br />
Züge von Bombardier beschafft. Die Wahl<br />
fiel auf diesen Zugtyp, weil er antriebsstark<br />
auf der DB-Strecke mit den elek-<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 17
Hintergrund<br />
Zwischen Mettmann und Erkrath hält die Regiobahn an berühmter Stätte (l.). Die Züge fahren auf Ende der 1990er-Jahre modernisierter Infrastruktur.<br />
trischen S-Bahnen „mitschwimmen“<br />
kann.<br />
Mit der Liberalisierung des Schienenpersonennahverkehrs<br />
und seiner Finanzierung<br />
aus den Regionalisierungsmitteln<br />
des Bundes wurde die Firmenstruktur<br />
angepasst: Die kommunalen Gesellschafter<br />
sitzen weiterhin in der Regiobahn<br />
GmbH als dem Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen.<br />
Als Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
wurde die Tochter<br />
Regio-Fahrbetriebs GmbH gegründet,<br />
die Ansprechpartner des Aufgabenträgers<br />
VRR ist. Den Betrieb führt die<br />
Rheinisch-Bergische Eisenbahn (RBE)<br />
als Subunternehmer aus, eine Tochter<br />
von Veolia Verkehr, in der über Connex<br />
auch die DEG aufgegangen ist. Mit dieser<br />
Konstruktion, beschreibt Geschäftsführer<br />
Stefan Kunig, kann die Regiobahn – wie<br />
die kommunalen Verkehrsunternehmen<br />
– ihre Verkehrsleistungen „inhouse“<br />
direkt vergeben.<br />
<strong>Das</strong> erfolgreiche Modell soll ausgebaut<br />
werden. Unter Dach und Fach sind Wie-<br />
deraufbau und Verlängerung des Streckenastes<br />
östlich von Mettmann bis an<br />
die S 9 der DB, um künftig bis Wuppertal<br />
Hbf fahren zu können – voraussichtlich<br />
ab 2017. Die Talent-Flotte mit derzeit<br />
zwölf zweiteiligen Fahrzeugen, die teilweise<br />
in Doppeltraktion unterwegs sind,<br />
steht vor der Hauptuntersuchung und<br />
kann anschließend noch bis Anfang der<br />
2020er-Jahre eingesetzt werden. Für die<br />
Zeit danach hat Kunig große Pläne: „Wir<br />
wollen die Elektrifizierung der Strecke<br />
und dann mit richtigen S-Bahn-Zügen<br />
Die Linie S 28 der Regiobahn<br />
Seit 15 Jahren verkehrt die Regiobahn auf der<br />
34 Kilometer langen Strecke zwischen Mettmann<br />
über Düsseldorf und Neuss bis zur Station<br />
Kaarster See. 18 Kilometer davon – der Ostast<br />
von Mettmann bis Düsseldorf-Gerresheim und<br />
die westliche Strecke von Neuss bis Kaarst – sind<br />
eigene Gleise. Östlich von Mettmann soll die<br />
Strecke bis an die S 9 der Deutschen Bahn verlängert<br />
werden, um voraussichtlich ab 2017 bis zum<br />
Wuppertaler Hauptbahnhof fahren zu können.<br />
Und auch Richtung Westen würde die Regiobahn<br />
gern weiterfahren.<br />
18 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Hintergrund<br />
fahren.“ Im Westen über Kaarst hinaus<br />
bis nach Viersen oder gar ins niederländische<br />
Venlo. „<strong>Das</strong> Interesse der Gemeinden<br />
dort ist gigantisch“, weiß Stefan<br />
Kunig, „doch die Finanzierung ist das<br />
Problem. Ich bin aber zuversichtlich, dass<br />
die Verlängerung der Regiobahn nach<br />
Westen nicht so lange dauert wie die jahrelangen<br />
Planungen für unsere Strecke<br />
nach Wuppertal.“<br />
www.regio-bahn.de<br />
Geschäftsführer Stefan<br />
Kunig ist Regiobahner<br />
durch und durch: Er hat<br />
schon Teile seiner Ausbildung<br />
zum Eisenbahn-<br />
Betriebsleiter in dem<br />
Unternehmen absolviert.<br />
„Die Regiobahn ist ein Klassiker<br />
erfolgreicher nicht-bundeseigener<br />
Eisenbahnen in NRW. 23.000 Menschen<br />
pro Tag nutzen das Angebot<br />
im Großraum Düsseldorf/Neuss/Wuppertal<br />
– weit mehr als man früher erwartet<br />
hatte. Ich bin davon überzeugt,<br />
dass die Regiobahn auch künftig eine<br />
hohe Bedeutung im Schienenpersonennahverkehr<br />
haben wird.“<br />
NRW-Verkehrsminister Michael Groschek<br />
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Aus dem Verband<br />
Von der<br />
Casting-Box<br />
in den<br />
Job<br />
Neuer Name, neues Format: Als „Connected 8.0“ findet <strong>2014</strong> die <strong>VDV</strong>-Personal- und Unternehmensbörse statt. 8.0 –<br />
das steht für die achte Auflage. Organisiert wird sie von der Stadtwerke Osnabrück AG und der dortigen Hochschule.<br />
Wie schon ihre Vorgänger ist „Connected 8.0 – der<br />
Karriere-Treffpunkt Öffentlicher Verkehr“, veranstaltet<br />
von der <strong>VDV</strong>-Akademie, ein Marktplatz für die<br />
Unternehmen und Verbünde der Branche sowie für<br />
Studenten entsprechender Fachrichtungen. Betriebe<br />
können sich hier potenziellen Mitarbeitern präsentieren.<br />
Die jungen Teilnehmer wiederum schließen Kontakt<br />
zu möglichen Arbeitgebern. Rund 250 Studenten<br />
und Absolventen verkehrswirtschaftlicher Fächer<br />
hatten bislang jedes Jahr die Veranstaltung besucht.<br />
Zuletzt krankte sie aber am sinkenden Interesse der<br />
Unternehmen – 2013 waren in München nur 16 Aussteller<br />
dabei. Eine Generalüberholung des Profils sorgt<br />
nun für frischen Wind. „Wir haben ein neues, attraktives<br />
Format entwickelt“, sagt Nina Börgel vom Organisationsteam<br />
der <strong>VDV</strong>-Akademie. Neu seien etwa<br />
praxisnahe Team-Workshops oder Angebote wie die<br />
Casting-Box. Hier können Studenten eine andere<br />
Form der Bewerbung testen: Auf Monitoren außerhalb<br />
der Box veröffentlichen Firmen Stellenanzeigen; im<br />
Inneren können sich interessierte Bewerber vorstellen<br />
und dabei filmen lassen. Die Videos werden den<br />
jeweiligen Unternehmen später zur Verfügung gestellt.<br />
Vor allem aber lässt das neue Programm Arbeitgebern<br />
und Studenten mehr Zeit für das persönliche<br />
Gespräch. Dies soll einen intensiveren Austausch<br />
ermöglichen. „<strong>Das</strong> Feedback seitens der Unternehmen<br />
bisher ist gut“, sagt Nina Börgel. <strong>Das</strong> neue Konzept<br />
komme gut an und die Zahl der Aussteller habe gegenüber<br />
2013 wieder zugelegt. <strong>Das</strong> Vortragsprogramm soll<br />
sein Übriges tun und weitere Aussteller und Studenten<br />
locken. Auftakt ist das Plenum, in dem Beiträge<br />
wie „Faszination Öffentlicher Verkehr“ und „Die Menschen<br />
machen’s“ für einen Arbeitsplatz in der Branche<br />
begeistern sollen. Die Team-Workshops wiederum<br />
widmen sich dem Thema Vorstellungsgespräche, der<br />
„Mobilität 2030“ oder der Entwicklung von Elektrobussen.<br />
Sechs Mal betreten auch Studenten das<br />
Podium, um wie in den Vorjahren ihre von einer Jury<br />
ausgewählten Arbeiten vorzustellen. Alexandra Jahn<br />
Drei Fragen an Prof. Dr. Stephan Rolfes (Foto),<br />
Vorsitzender der <strong>VDV</strong>-Landesgruppe Niedersachsen/<br />
Bremen sowie Vorstand der Stadtwerke Osnabrück AG<br />
» Herr Prof. Dr. Rolfes, die Zahl der Aussteller auf der<br />
Personalbörse ging zuletzt zurück. Woran liegt das?<br />
Diese Entwicklung ist bedauerlich. Gerade bei großen<br />
Verkehrsunternehmen habe ich den Eindruck, dass das<br />
Thema Personal nicht immer auf der Vorstandsebene<br />
stattfindet, sondern eher auf der zweiten oder dritten.<br />
Dort sind aber die Ressourcen begrenzt. <strong>Das</strong> Thema muss<br />
also noch stärker in den Führungsetagen ankommen.<br />
» Wo besteht ansonsten Handlungsbedarf?<br />
Oft beim Image, vor allem in den nicht-technischen Bereichen wie der Verwaltung.<br />
Wir stehen immer noch im Ruf, bürokratisch zu sein. <strong>Das</strong> stimmt ja gar nicht. Wir<br />
müssen immer wieder deutlich machen, dass die Arbeit bei uns Spaß macht, sehr<br />
kreativ ist und viel bewirkt. Zudem ist ein Umdenken in unseren Unternehmen<br />
erforderlich: Wir müssen uns heute beim Arbeitnehmer bewerben, nicht umgekehrt.<br />
» Wie steht es bei den Stadtwerken Osnabrück um das Thema Personalgewinnung?<br />
Es rückt seit Jahren auf unserer Agenda immer höher. Bei der Personal- und Unternehmensbörse<br />
sind wir beispielsweise schon lange dabei. Da war es für uns relativ<br />
logisch, die Veranstaltung auch einmal selbst auszurichten. Darüber hinaus ist es uns<br />
wichtig, das Potenzial vor Ort zu heben – beispielsweise durch die Zusammenarbeit<br />
mit der Hochschule bei Studien- oder Abschlussarbeiten.<br />
20 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
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Hintergrund<br />
©<br />
iStockphoto<br />
Berlin | 23. – 26. September <strong>2014</strong><br />
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Kostenlose Teilnahme<br />
„Connected 8.0 – der<br />
Karriere-Treffpunkt<br />
Öffentlicher Verkehr“<br />
gilt als zentraler Marktplatz<br />
für Verkehrsunternehmen,<br />
-verbünde und<br />
Studenten. Bei der Veranstaltung<br />
am 16. und 17. Oktober in der Hochschule Osnabrück<br />
haben Arbeitgeber ebenso wie ihre potenziellen Arbeitnehmer<br />
reichlich Gelegenheit zum Austausch. Schon am 15. Oktober lädt<br />
die <strong>VDV</strong>-Akademie alle Frühangereisten zum abendlichen Imbiss<br />
in den Zoo. Die Teilnahme an „Connected 8.0“ ist kostenlos.<br />
Anmeldeschluss ist der 19. September. Informationen unter:<br />
www.vdv-akademie.de/tagungen-seminare<br />
von der Universität Frankfurt hat sich zum Beispiel<br />
mit künftigen Geschäftsfeldern des ÖPNV beschäftigt:<br />
„Zum Training und Turnier ohne Mama-Taxi –<br />
Vereinsmobilität als neue Aufgabe von Regionalbusunternehmen“<br />
lautet der Titel ihres Vortrags.<br />
So aufgestellt, soll die Personalbörse wieder an Fahrt<br />
gewinnen und eine wichtige Plattform zur Nachwuchsgewinnung<br />
bleiben. Schließlich steht der<br />
Öffentliche Verkehr bei der Suche nach Fachkräften<br />
im Wettbewerb mit anderen Branchen. <strong>Das</strong>s deswegen<br />
Veranstaltungen wie „Connected 8.0“ von<br />
Bedeutung sind, betont Prof. Dr. Stephan Rolfes (siehe<br />
Interview), Vorsitzender der <strong>VDV</strong>-Landesgruppe<br />
Niedersachsen/Bremen sowie Vorstand Verkehr und<br />
Hafen der Stadtwerke Osnabrück. „Bei solchen Börsen<br />
lernen Verkehrsunternehmen Bewerber kennen, die<br />
aus anderen Städten kommen und den Blick über den<br />
Tellerrand mitbringen. <strong>Das</strong> tut uns gut“, sagt Rolfes.<br />
Er sieht zudem einen weiteren, wenn vielleicht auch<br />
weniger offensichtlichen Vorteil. „Jedes Unternehmen<br />
will sich auf solchen Börsen auch gegenüber seinen<br />
Mitbewerbern gut präsentieren“, sagt er: „<strong>Das</strong> schärft<br />
den kritischen Blick nach innen und macht uns fitter.“<br />
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<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 21
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22 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
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Seit zwei Jahren bewährt sich eine Flotte von Hybridlokomotiven im täglichen<br />
Rangierdienst der Mitteldeutschen Eisenbahn (MEG). Der Testbetrieb hat dazu<br />
beigetragen, die Technik zur Serienreife weiterzuentwickeln.<br />
Mit einem Summen setzen sich 65 Tonnen<br />
Lokomotive in Bewegung: Vom Erscheinungsbild<br />
her eine Diesellok, vom Sound her ein<br />
Elektrofahrzeug. Ein Hybrid. Lokrangierführer<br />
Gert Schau beschleunigt ohne Abgasschwaden,<br />
ohne starkes Aufbrummen des Motors<br />
und spürt dabei in seinem Führerstand kaum<br />
Vibrationen. Am Fahrmotor steht die Kraft direkt<br />
zur Verfügung. „<strong>Das</strong> war am Anfang eine<br />
Umgewöhnung“, sagt Schau und fährt mit der<br />
BR 203.7 weiter in das riesige Gelände der Dow<br />
Olefinverbund GmbH in Schkopau, um den<br />
nächsten Kesselwagenzug zu rangieren.<br />
MEG-Geschäftsführer Dr. Jürgen Sonntag<br />
schaut der Hybridlokomotive sichtlich stolz<br />
hinterher. Sein Unternehmen setzt mittlerweile<br />
fünf Fahrzeuge dieses Typs ein. Die zu<br />
DB Schenker Rail gehörende Mitteldeutsche<br />
Eisenbahn ist damit innerhalb des DB-Konzerns<br />
Vorreiter, wenn es darum geht, diese<br />
Technologie im Rangierdienst einzuführen und<br />
im Alltag zu testen. Die bis 2018 gemieteten<br />
Loks bilden die erste Flotte dieser Art in Europa<br />
und leisten einen wichtigen Beitrag zur grünen<br />
Logistik der DB sowie des MEG-Kunden Dow.<br />
„Damit bringen wir die Elektromobilität in<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 23
Unterwegs im Netz<br />
einen Bereich der Eisenbahn ein, wo sie noch keine<br />
Selbstverständlichkeit ist“, erläutert Jürgen Sonntag.<br />
Für die Zeit nach 2018 gibt es eine Option auf den<br />
Kauf dieser fünf sowie fünf weiterer Fahrzeuge.<br />
Die Hybridloks der Baureihe 203.7 wurden von<br />
Alstom in Stendal auf der Basis der BR 298 und BR<br />
204 (V 100 Ost) entwickelt und haben einen gängigen<br />
250 KW starken Lkw-Motor an Bord, der die<br />
Schadstoffnorm von Euro 4 erfüllt. Dieser Motor lädt<br />
ein Modul aus Nickel-Cadmium-Batterien auf, die<br />
zwei Elektrofahrmotoren unterstützen. So bringt es<br />
die Hybrid-Rangierlok auf eine Spitzenleistung von<br />
600 KW. Anders als bei Streckenlokomotiven<br />
hat der Motor einer<br />
„Wir bringen die Elektromobilität<br />
in einen Bereich In Betriebsphasen mit niedrigerer Last<br />
Rangierlok nur geringe Volllastzeiten.<br />
der Eisenbahn ein, wo sie werden bei der Hybridlok die Batterien<br />
wieder aufgeladen. Dahinter ste-<br />
noch keine Selbstverständlichkeit<br />
ist.“<br />
cken eine intelligente Steuerung des<br />
Dr. Jürgen Sonntag, Geschäftsführer Generators und das Batteriemanagement<br />
– Schlüsseltechnologien, die von<br />
Mitteldeutsche Eisenbahn<br />
Alstom für diesen Typ Lokomotiven<br />
entwickelt wurden. „Die Technologie<br />
eignet sich hervorragend für den Rangierbetrieb“,<br />
weiß der MEG-Geschäftsführer, der im <strong>VDV</strong> auch<br />
den Fachausschuss Werks- und Industriebahnen<br />
leitet, aus mittlerweile zwei Jahren Erfahrung. Er ist<br />
sich sicher: „Nach der Einführung der Funkfernsteuerung<br />
und der automatischen Kupplung ist das<br />
der nächste große Innovationssprung für den<br />
Rangierdienst.“<br />
Während der Motor bei konventionellen Diesel-<br />
Rangierloks auch in Arbeitspausen läuft, um den<br />
Druck für die Bremssysteme nicht abfallen zu lassen,<br />
hält bei der Hybridlok die Elektrik den Bremsdruck<br />
Mitteldeutsche Eisenbahn<br />
Die Mitteldeutsche<br />
Eisenbahn<br />
GmbH (MEG)<br />
mit Sitz in<br />
Schkopau ist im<br />
Besitz von DB<br />
Schenker Rail<br />
und der Eisenbahnspedition<br />
Transpetrol. Zu den Aufgaben der MEG<br />
gehören der Transport von petrochemischen Produkten<br />
aus dem mitteldeutschen Chemiedreieck und von Zement<br />
sowie der Betrieb von Anschlussbahnen. Hervorgegangen<br />
ist das Unternehmen aus den ehemaligen Bahnen der<br />
Chemiewerke Böhlen und Schkopau des Dow Olefinverbundes,<br />
die 1936 als Werksbahnen der Buna-Werke<br />
gegründet worden waren.<br />
aufrecht. Somit kann der Dieselmotor abgestellt<br />
werden. <strong>Das</strong> reduziert Lärm- und Partikelemissionen<br />
und spart reichlich Kraftstoff. Gegenüber einer<br />
BR 346 (V 60 Ost) verbraucht eine MEG-Hybridlok<br />
im leichten bis mittelschweren Rangierdienst am<br />
einigermaßen flachen Standort Schkopau 41 Prozent<br />
weniger Diesel. In Böhlen, wo die Gleistopografie<br />
den Maschinen mehr abverlangt, sind es immerhin<br />
noch 28 Prozent. „Vor allem unter den anspruchsvollen<br />
Bedingungen wollen wir die betrieblichen<br />
und wirtschaftlichen Grenzen des Hybridantriebs<br />
weiter ausloten“, sagt Jürgen Sonntag und rechnet<br />
vor: Ersetzt die MEG ihre noch im Einsatz befind-<br />
24 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Unterwegs im Netz<br />
Batterie<br />
Traktions- und<br />
Hilfsbetriebeumrichter<br />
Luftgerüst und<br />
Kompressor<br />
Diesel-<br />
Generatorset<br />
HINTEN / F2<br />
VORN / F1<br />
Hybridlok der Baureihe 203.7: Die Maschinen haben einen<br />
gängigen Lkw-Motor, ein Modul aus Nickel-Cadmium-<br />
Batterien und zwei Elektrofahrmotoren an Bord.<br />
Getriebe und<br />
Traktionsmotoren<br />
lichen sechs 346er durch Hybridloks, könnte sie<br />
knapp 180.000 Liter Kraftstoff pro Jahr sparen.<br />
Der niedrigere Kraftstoffverbrauch kompensiert<br />
den geringen Aufpreis der Technologie und macht<br />
Hybrid-Rangierloks auch für kleinere Eisenbahnunternehmen<br />
interessant. Zudem sind 15 Prozent<br />
weniger Aufwand für Wartung und Instandhaltung<br />
zu kalkulieren. Da der Motor der BR 203.7 massenhaft<br />
bei Lkw zum Einsatz kommt, ist er in der<br />
Beschaffung und bei den Ersatzteilen günstiger als<br />
Bahnmotoren. Mit der Verfügbarkeit seiner Hybridflotte<br />
ist Jürgen Sonntag zufrieden. In der Kombination<br />
aus Tagesgeschäft und Testbetrieb, bei dem die<br />
Fahrzeuge laufend optimiert wurden, waren die Maschinen<br />
stets zu 85 Prozent im Einsatz. Eingebaut<br />
wurden unter anderem eine neue Abgasführung<br />
sowie ein zweistufiges Getriebe mit Rangier- und<br />
Streckengang. Angepasst wurden das Batteriemanagement<br />
und die Heizung des Führerstands, mehrfach<br />
aktualisiert wurde die Software. Nun werden<br />
betriebliche und technische Kenndaten automatisch<br />
übertragen und ausgewertet. Die große Unbekannte<br />
bleibt angesichts der zweijährigen Testphase jedoch<br />
die Haltbarkeit der Batterien. Ob diese es im Betrieb<br />
auf eine Lebensdauer von sechs Jahren oder mehr<br />
bringen, muss die Praxis noch beweisen.<br />
Wie wertvoll die Vorarbeit der MEG für den Bau<br />
neuer Hybrid-Rangierloks ist, wird sich in den<br />
nächsten Jahren zeigen. Alstom geht davon aus, dass<br />
sich die Käufer von neuen Fahrzeugen zu 80 Prozent<br />
für die Hybridtechnologie entscheiden werden.<br />
Nach Schätzungen des Herstellers, der auch die neue<br />
dreiachsige H 3 mit Hybridtechnologie baut, gibt es<br />
derzeit rund 3.000 Rangierloks in der EU, die<br />
30 Jahre oder älter sind.<br />
Die bis 2018 gemieteten Hybridloks – hier bei ihrer Vorstellung vor zwei Jahren – bilden die erste Flotte dieser Art in Europa.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 25
Grenzenlos<br />
Historische Hochbahn<br />
und politischer Streit<br />
Seattle verfügt über eine erstaunliche Vielfalt öffentlicher Verkehrsmittel bis<br />
hin zur Alwegbahn. Dennoch gehört die Hightech-Metropole im Nordwesten<br />
der USA zu den Städten mit den meisten Staus in Amerika. Die Einheimischen<br />
beklagen mangelnde Dynamik beim Ausbau der Schnellbahn und zu hohe<br />
Autofreundlichkeit in der Politik.<br />
83<br />
Stunden<br />
sammelt ein Autopendler von<br />
und nach Seattle im Durchschnitt<br />
jedes Jahr an Verspätungen<br />
durch Staus an.<br />
(Quelle: Tomtom Traffic Index 2013)<br />
Aus deutscher Produktion stammen die Fahrzeuge der Alwegbahn, die das Geschäfts- und Verwaltungsviertel von Seattle seit 1962<br />
mit dem damaligen Gelände der Weltausstellung verbindet. Dort steht unter anderem auch der Aussichtsturm Space-Needle.<br />
26 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Grenzenlos<br />
Wer in Seattle aus dem Flugzeug steigt, findet im<br />
Flughafen schnell Hinweise auf einen „Central Link<br />
Light Rail“. Folgt er ihnen, gelangt er barrierefrei<br />
an die Endstation einer modernen, sauberen und<br />
schnellen Straßenbahn. Tickets gibt es an leicht zu<br />
bedienenden Automaten. Die Bahn bringt den Fahrgast<br />
auf eigenem Gleiskörper für 2,75 US-Dollar pro<br />
einfache Fahrt in die Stadt.<br />
Ein Teil der Strecke führt direkt an der bis zu zwölfspurig<br />
ausgebauten Nord-Süd-Autobahn Interstate<br />
5 entlang, wo der Bahn-Fahrgast in Stoßzeiten<br />
meilenlange Staus passiert. Er sieht, wie spezielle<br />
Ampeln an den Auffahrten immer nur ein Auto in<br />
die Schlange lassen. Seattle steht mit seinen rund<br />
600.000 Einwohnern laut einer aktuellen Studie<br />
des Navi-Herstellers Tomtom an achter Stelle der<br />
meistverstopften Städte des Doppelkontinents<br />
gleich hinter den üblichen Verdächtigen Rio de Janeiro,<br />
Mexico City, São Paulo, Los Angeles, aber auch<br />
dem kanadischen Vancouver.<br />
Die Light-Rail-Fahrt endet nach 24 Kilometern<br />
genau unter der Stadtmitte im Tunnel. Die Verwaltung<br />
von Seattle will mehr Light Rails beziehungsweise<br />
U-Bahnen bauen, vor allem aber mehr Busse<br />
betreiben. Doch die konservativeren Bezirke im<br />
Umland scheuen die Kosten. Eine Volksabstimmung<br />
in King County, dem Verwaltungsbezirk Seattles,<br />
brachte den Befürwortern einer Mehrwertsteuererhöhung<br />
zwecks ÖPNV-Ausbau im April eine<br />
Niederlage. Folglich stehen drastische Streichungen<br />
bei Buslinien an.<br />
Martin Duke, der Chefredakteur des Seattle Transit<br />
Blogs, beklagt die schwierige politische Situation.<br />
„Es sind sehr fragmentierte Verwaltungsstrukturen<br />
in einer Region, deren Topografie geradezu nach<br />
Massenverkehrsmitteln ruft.“ Denn die Verkehrsströme<br />
der etwa 3,5 Millionen Einwohner zählenden<br />
Region drängen sich in Nord-Süd-Richtung. Er berichtet<br />
von der Verfassung des Staates Washington,<br />
die als Verwendungszweck für die Mineralölsteuer<br />
den Autobahnbau festlegt. Was fehlt, ist eine Art<br />
übergreifender Landschaftsverband wie in Nordrhein-Westfalen<br />
oder Hessen.<br />
Mit Arbeitgebern wie Starbucks, Amazon, Boeing<br />
und im weiteren Sinn auch Microsoft und Nintendo,<br />
die im benachbarten Redmond residieren, zeichnet<br />
sich die Region durch geringe Arbeitslosigkeit und<br />
einen überproportionalen Anteil an Besserver-<br />
Seattle: Schrittmacher für Nachhaltigkeit<br />
Seattle ist die am schnellsten wachsende Großstadt in den Vereinigten<br />
Staaten. Innerhalb der Stadtgrenzen leben rund 650.000, die Region<br />
zählt rund 3,5 Millionen Einwohner. Der Hafen steht in den USA an<br />
achter Stelle. Seattles Lage an der Nordwestküste zwischen dem<br />
Puget-Sound des Pazifischen Ozeans und dem Lake Washington bietet<br />
einen hohen Freizeitwert. Wirtschaft und Industrie gelten als effizient<br />
und zukunftssicher. In der Region residieren Konzerne wie Boeing,<br />
Microsoft, Amazon und T-Online USA. Die Stadt gilt als Schrittmacher<br />
für nachhaltiges Wirtschaften in den Vereinigten Staaten.<br />
Begegnung im Tunnel: links der Hybridbus, rechts die Straßenbahn zum Airport Seattle-Tacoma.<br />
Bus und Bahn halten pro Richtung am selben „Bahn“-Steig.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 27
Grenzenlos<br />
„Manche störten die Oberleitungen<br />
der O-Busse.<br />
Jetzt bewerten sie den<br />
Umweltvorteil höher.“<br />
Martin Duke, Verkehrsblogger<br />
dienenden aus. Bei Boeing bekommt ein langjähriger<br />
Facharbeiter nach Firmenangaben ein sechsstelliges<br />
Gehalt. Die großen Arbeitgeber verhalten sich unterschiedlich<br />
zu dem Verkehrsproblem. Microsoft<br />
unterhält einen eigenen Busdienst mit täglich<br />
6.000 Sitzplätzen für seine Pendler. Boeing, das in<br />
drei großen Werken und vielen verstreuten Standorten<br />
der Region Zigtausende beschäftigt, ist laut<br />
Duke „sehr autoorientiert“.<br />
<strong>Das</strong> gilt nach seiner Ansicht auch für die Bevölkerung<br />
des Umlandes. Sie zum Umsteigen zu bewegen,<br />
dürfte noch erhebliche Anstrengungen<br />
kosten. „<strong>Das</strong> Benzin ist hier billig“, sagt<br />
Duke: „Die USA haben viel Öl.“<br />
38 Minuten dauert die Light-Rail-<br />
Fahrt bis zur Stadtmitte. In der Berufsverkehrszeit<br />
fahren die Züge<br />
alle siebeneinhalb, tagsüber alle zehn<br />
Minuten, sonst im 15-bis 20-Minuten-Takt.<br />
Im 2,1 Kilometer langen<br />
Downtown Seattle Transit Tunnel halten am selben<br />
Bahnsteig auch Hybridbusse. Verlängerungen der<br />
Light Rail nach Norden bis ins knapp 50 Kilometer<br />
entfernte Everett und eine weitere zu den nordöstlichen<br />
Stadtteilen sind geplant und teilweise schon<br />
beschlossen.<br />
Zum Baubeginn 1987 war der City-Tunnel für<br />
Zweisystembusse konzipiert. Oben auf den Straßen<br />
wurden sie von Dieselmotoren angetrieben. Unterirdisch<br />
kam die Energie aus Oberleitungen und<br />
durch Dachstromabnehmer. Ab 2007 wurde die<br />
Light Rail in das System integriert, und seither<br />
verkehrt dort mit Oberleitung nur noch die Tram.<br />
Die O-Busse fahren in Seattle auch heute noch, aber<br />
oberirdisch. <strong>Das</strong> System ist hier kein Auslaufmodell,<br />
sondern „es soll sogar um einige Meilen ausgedehnt<br />
werden“, erläutert Duke. „Manche störten die Oberleitungen.<br />
Aber inzwischen wird der Umweltvorteil<br />
höher bewertet.“ Natürlich fahren auch normale<br />
Busse in Seattle. Alle Busse der kommunalen Gesellschaft<br />
King County Metro haben übrigens Fahrradträger<br />
unter der Windschutzscheibe.<br />
Und damit ist die Liste der Verkehrsmittel des öffentlichen<br />
Nahverkehrs noch nicht komplett: Seattle<br />
bietet auch noch mehrere Fähren – und eine Alwegbahn.<br />
Die elektrische Einschienenbahn „Monorail“<br />
verbindet seit 1962 auf einer 1,65 Kilometer langen,<br />
aufgeständerten Betonfahrbahn Downtown mit dem<br />
Gelände der damaligen Weltausstellung. Die beiden<br />
originalen, in Deutschland hergestellten Fahrzeuge<br />
Die lachende Straßenbahn in Seattle fährt von Downtown zum<br />
weltbekannten Fred-Hutchinson-Krebsforschungszentrum.<br />
Ein Expressbus hält im 2,1 Kilometer langen Citytunnel.<br />
28 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Grenzenlos<br />
Auch O-Busse fahren in der für ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen bekannten Stadt. Ihr Netz soll sogar noch ausgeweitet werden.<br />
im Nierentisch-Stil sind eine Touristenattraktion<br />
ersten Ranges: Sie befördern nach Angaben der<br />
Betreiber zwei Millionen Passagiere pro Jahr. Für<br />
Pendler ist sie weniger geeignet.<br />
Die Voraussetzungen für einen umweltfreundlichen<br />
Verkehr in der Region sind also gegeben. „Seattle<br />
könnte dank seines Wohlstands ein komplettes U-<br />
Bahn-Netzwerk bauen“, meint Dominic Holden von<br />
der Zeitung „The Stranger“, und er befürwortet das<br />
auch. „Aber die Politiker widerstehen immer wieder<br />
den Versuchen, den Bau zu beschleunigen.“<br />
Martin Duke erhofft sich eine Lösung der Probleme<br />
von der jüngeren Generation, die nach seinen Worten<br />
auch in den autoverliebten USA inzwischen<br />
pragmatisch das jeweils geeignete Verkehrsmittel<br />
wähle und nicht mehr unbedingt ein Auto besitzen<br />
müsse. Zwei Tage nach der Abstimmung gegen die<br />
Steuererhöhung verabschiedete der Stadtrat von<br />
Seattle einen Fahrrad-Masterplan. Es gibt eine Internetseite,<br />
die Umsteigern vom Auto aufs Fahrrad<br />
günstige Routen und Parkplätze zeigt. Nicht umsonst<br />
ist Seattle auch ein Testgebiet für Daimlers<br />
„car2go“-Carsharing mit Smarts.<br />
www.seattlemonorail.com<br />
metro.kingcounty.gov<br />
Ein Blog-Artikel über das tägliche Chaos:<br />
tinyurl.com/<strong>VDV</strong>02<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 29
Abgefahren<br />
Schwarzfahrender<br />
Banker erlangt in<br />
England zweifelhafte<br />
Berühmtheit<br />
Job weg und in den Fokus der Boulevardpresse<br />
geraten: In England muss ein<br />
notorischer Schwarzfahrer mit Millionensalär<br />
nicht nur für das Hinterziehen<br />
des Ticketpreises büßen. Zur traurigen<br />
Berühmtheit auf der Insel und zum Gesprächsthema<br />
unter ehrlichen Pendlern<br />
hat es der 44-jährige Hedgefonds-Manager<br />
geschafft, weil er fünf Jahre lang<br />
statt des vollen Fahrpreises lediglich eine<br />
moderate Strafgebühr von knapp sieben<br />
Pfund bezahlte. Die wird fällig, wenn<br />
Fahrgäste vergessen haben, sich ins<br />
Londoner U-Bahnsystem einzuchecken.<br />
Auf diese Weise „sparte“ der Banker pro<br />
Tag zwei Drittel des Preises für die mehr<br />
als einstündige Fahrt zwischen seinem<br />
Wohnort und seinem Arbeitsplatz im<br />
Londoner Finanzdistrikt. Insgesamt<br />
entgingen dem Southeastern Network<br />
auf diese Weise Einnahmen von knapp<br />
43.000 Pfund. Wie der säumige Kunde es<br />
schaffte, über einen so langen Zeitraum<br />
den regelmäßigen Kontrollen zu entgehen,<br />
bleibt schleierhaft. <strong>Das</strong> Geld zahlte<br />
er zwar schnell zurück, aus der Welt<br />
schaffen konnte er die Angelegenheit<br />
damit jedoch nicht. Umfassend berichtete<br />
unter anderem die „Daily Mail“. <strong>Das</strong><br />
Blatt veröffentlichte nicht nur Fotos, auf<br />
denen der Mann deutlich zu erkennen ist,<br />
sondern gab gleich einen Einblick in den<br />
Wert seiner zwei millionenschweren Immobilien.<br />
Zugespitzt hatte sich die Sache<br />
für den Banker, als nach der britischen<br />
Transportpolizei auch die Finanzaufsicht<br />
auf ihn aufmerksam geworden war. Die<br />
Behörde hatte das Wohlverhalten von<br />
Aktienhändlern und Investmentbankern<br />
in der City überprüft. Als sich die<br />
Finanz aufsicht direkt an den Manager<br />
wandte, kam der nicht umhin, seinen<br />
Arbeitgeber zu informieren. Der stellte<br />
ihn umgehend frei. Kurz darauf soll der<br />
schwarzfahrende Banker selbst gekündigt<br />
haben.<br />
Termin<br />
Termin<br />
7. und 8. Oktober <strong>2014</strong><br />
1. Internationaler BME/<strong>VDV</strong>-<br />
Intermodalkongress in Nürnberg<br />
Unter dem Motto „Europa kombiniert<br />
vernetzen“ beschäftigt sich der 1. Internationale<br />
BME/<strong>VDV</strong>-Intermodalkongress mit<br />
grenzüberschreitendem Verkehr in Europa sowie<br />
von und nach Asien.<br />
tinyurl.com/vdv01<br />
20. und 21. November <strong>2014</strong><br />
10. Schienengipfel zur<br />
Zukunft des europäischen<br />
Schienenverkehrs in Wien<br />
Die Veranstaltung soll als Informations- und<br />
Diskussionsplattform den Dialog mit Politik,<br />
Industrie und Transportwirtschaft in Sachen<br />
Schienenverkehr fördern.<br />
www.vdv.de/termine.aspx<br />
Die nächste<br />
<strong>Ausgabe</strong> von<br />
„<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“<br />
erscheint Ende<br />
Oktober <strong>2014</strong>.<br />
Impressum<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Herausgeber:<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (<strong>VDV</strong>),<br />
Kamekestraße 37-39, 50672 Köln,<br />
Tel. 02 21/5 79 79-0,<br />
E-Mail: info@vdv.de,<br />
Internet: www.vdv.de<br />
Redaktion <strong>VDV</strong>:<br />
Lars Wagner (V.i.S.d.P.),<br />
Pressesprecher und Leiter Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Realisierung, Text und Redaktion:<br />
AD HOC PR, Gütersloh: Stefan Temme (Lt.), Elena Grawe,<br />
Judith Kantner, Christian Horn<br />
Mitarbeit:<br />
Eberhard Krummheuer, Thomas Rietig<br />
Gesamtleitung und Anzeigen:<br />
Christian Horn (AD HOC PR)<br />
Tel. 0 52 41/90 39-33 | horn@adhocpr.de<br />
Grafik-Design:<br />
Volker Kespohl (Volker.Kespohl ı Werbung Münster)<br />
Lars Haberl (AD HOC PR, Gütersloh)<br />
Bildnachweise:<br />
Titelmotiv: InnoTrans.<br />
Alstom: 10, 25; Bombardier Transportation: 8; Deutsche<br />
Bahn: 8 (Marc Darchinger), 22/23, 24/25 (Martin Jehnichen),<br />
24 (Claus Weber); dpa: 7, 9; Fotolia: 2, 15, 20, 30;<br />
InnoTrans: 2, 6, 7, 8, 9, 10; Jorsa: 9; Eberhard Krummheuer:<br />
19; Holger Lietz: 15; Mitteldeutsche Eisenbahn: 24; Hardy<br />
Mutschler: 14; Netinera: 11; Norsk Elbilforening: 12, 13;<br />
Regiobahn: 2, 16, 17, 18, 19; Thomas Rietig: 26, 27, 28, 29;<br />
Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen/Ralph Sondermann:<br />
19; Stadtwerke Osnabrück: 20; Marco Stepniak: 4/5; Unife:<br />
9; <strong>VDV</strong>: 2, 3, 8; Verband der Bahnindustrie in Deutschland<br />
(VDB): 10; ZVEI: 9<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (<strong>VDV</strong>),<br />
Redaktion „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“,<br />
Leipziger Platz 8, 10117 Berlin,<br />
magazin@vdv.de<br />
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im Jahr). Alle im <strong>Magazin</strong> erscheinenden Beiträge und<br />
Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Außerhalb der<br />
Grenzen des Urheberrechts ist die Verwertung ohne die<br />
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Speicherung und Verarbeitung.<br />
30 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
InnoTrans <strong>2014</strong><br />
23. – 26. SEPTEMBER · BERLIN<br />
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23. – 26.09.<strong>2014</strong>, Berlin<br />
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