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INSUMED_Fachartikel_Zellner__Katabolie_nach_Zystektomie

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<strong>INSUMED</strong><br />

Ernährungskonzepte<br />

<strong>Katabolie</strong> <strong>nach</strong><br />

radikaler <strong>Zystektomie</strong><br />

Wirksamkeit einer hochdosierten Eiweißsubstitution<br />

<strong>Zellner</strong> M., Ridderskamp D., Zanker F., Riedl R.<br />

<strong>Fachartikel</strong>


Einführung:<br />

Der Anteil präoperativ mangelernährter Patienten wird in der wenigen Literatur übereinstimmend<br />

zwischen 45 und 66% angegeben. Obwohl bei präoperativer Mangelernährung ein signifikant<br />

höheres Risiko für perioperative Komplikationen, Morbidität und Mortalität besteht, finden<br />

sich auf urologischem Fachgebiet darüber kaum Untersuchungen (1, 3, 5).<br />

Nach großen Operationen wie radikaler <strong>Zystektomie</strong> und Harnableitung durch Conduit-,<br />

Pouch- oder Neoblasenbildung kommt es physiologisch zur metabolischen <strong>Katabolie</strong> (Postaggressionsstoffwechsel)<br />

mit Verbrauch körpereigener Substanz (u.a. Lipolyse, Gluconeogenese<br />

aus Aminosäuren abgebauter Muskelproteine (4). Folgen sind u. U. bedeutende Veränderungen<br />

in der Körperzusammensetzung (14 Tage <strong>nach</strong> <strong>Zystektomie</strong>: Gesamtkörperprotein - 0,68 ± 0,17<br />

kg (p


Ergebnisse:<br />

18 GSK und 21 GEW waren auswertbar.<br />

Initial waren 2/19 bzw. 5/21 (23,8 %) Patienten<br />

normal ernährt (10,5 %) (Meßpunkte innerhalb der<br />

grünen Ellipse, Abb. 2, 3).<br />

GSK: initial 4/19 stark hyperhydriert (21,1 %),<br />

9/19 (47,4 %) mäßig, 4/19 (21,1 %) stark kachektisch<br />

(Abb.2, 1. Messung). Nach drei Wochen<br />

sind 5/18 Patienten (27,8 %) innerhalb der Norm,<br />

je 1/18 (je 5,6 %) mäßig und sehr stark hyperhydriert,<br />

1/18 (5,6%) dehydriert schlank, und je<br />

5/18 (je 27,8 %) mäßig und stark kachektisch hyperhydriert<br />

(Abb. 2: 2. Messung). 7/18 Patienten<br />

(38,9 %) zeigen eine weitere Verschlechterung der<br />

Körperzusammensetzung.<br />

GEW: initial ein Patient /21 (4,8 %) dehydriert<br />

athletisch, je 1/21 (4,8%) stark hyperhydriert und<br />

adipös stark hyperhydriert, 2/21 (9,5%) mäßig,<br />

5/21(23,8%) stark und 6/21 (28,6 %) sehr stark<br />

kachektisch hyperhydriert (Abb. 3: 1. Messung).<br />

Nach 3 Wochen sind 6/21 (28,6 %) normal ernährt,<br />

einer (4,8 %) mäßig dehydriert schlank, einer<br />

(4,8%) stark hyperhydriert, einer (4,8 %) mäßig<br />

adipös hyperhydriert. 2/21 (9,5 %) sind mäßig,<br />

4/21 (19,4 %) stark, 5/21 Patienten (23,8 %)<br />

sehr stark kachektisch hyperhydriert. (Abb. 3: 2.<br />

Messung). Kein Patient unter Eiweißsubstitution<br />

zeigte eine Verschlechterung des Ernährungszustands.<br />

Abb. 4 und 5 zeigen die durchschnittliche und<br />

mediane Veränderung von Gewicht, Body Mass<br />

Index (BMI), Extrazellulärmasse (ECM), Körperzellmasse<br />

(BCM), Gesamtkörperwasser (TBW), Extraund<br />

Intrazellulärwasser (ECW, ICW) bei GSK und<br />

GEW. Während sich im Mittel in der GSK alle<br />

Parameter reduzieren, nimmt in der GEW das Gewicht<br />

nur leicht ab (Zunahme median) und ECM,<br />

BCW, TBW und ICW nehmen zu, während es zu<br />

einer starken Abnahme des ECW kommt.<br />

Wird <strong>nach</strong> einem BMI < oder > 25 kg/m2 stratifiziert,<br />

zeigen die Patienten der GSK mit einem<br />

BMI < 25 kg/m2 eine durchschnittliche Zunahme<br />

von Gewicht, BMI, ECM, TBW und ECW<br />

bei einer Abnahme des ICW. Die Patienten der<br />

GEW halten Gewicht und BMI, zeigen jedoch<br />

eine leichte Zunahme der ECM und eine deutliche<br />

Zunahme der BCM, eine Zunahme von TBW<br />

und ICW bei einer starken Abnahme des ECW.<br />

(Abb. 6).<br />

Bei einem BMI > 25 kg/m2 nehmen in der GSK<br />

Gewicht, BMI, ECM, BCM, TBW und ECW<br />

durchschnittlich deutlich und das ICW leicht ab.<br />

In der GEW nehmen Gewicht und BMI leicht ab.<br />

Die ECM nimmt zu, während die BCM geringer<br />

abnimmt, als in der GSK. Das TBW nimmt in der<br />

GEW zu, während das ECW deutlich, das ICW<br />

leicht abnimmt (Abb. 7).<br />

Stärkere Abweichungen zeigen aufgrund der<br />

Gruppeninhomogenitäten die Medianwerte<br />

(Abb. 8, 9). Auch hier bestätigt sich jedoch der<br />

positive Effekt der Eiweißsubstitution in der postoperativen<br />

katabolen Phase, insbesondere bei<br />

gewünschter Gewichtsreduktion übergewichtiger<br />

Patienten. Schlußfolgerungen:<br />

Schlußfolgerungen:<br />

55% der zur AHB stationär aufgenommenen Patienten<br />

<strong>nach</strong> radikaler <strong>Zystektomie</strong> mit Harnableitung<br />

(Conduit, Neoblase, Pouch) sind zu Beginn<br />

der Rehabilitation mangelernährt. Einer adäquaten<br />

Eiweißzufuhr steht oftmals eine anhaltende,<br />

kataboliebedingte Appetitlosigkeit entgegen.<br />

Da die Patienten leichter Trinken als Essen, kann<br />

durch den Zusatz einer eiweißreichen Formuladiät<br />

der weitere Abbau von Körpersubstanz verhindert<br />

und ein Wiederaufbau von Körperzellmasse<br />

und eine Stabilisierung der Körperzusammensetzung<br />

eingeleitet werden. Bei Übergewichtigen


kann eine gewünschte Gewichtsreduktion ohne<br />

Verlust von Körperzellmasse auch in dieser Phase<br />

bereits erreicht werden. Die <strong>Katabolie</strong> persistiert<br />

auch <strong>nach</strong> drei Wochen Rehabilitation. Neben<br />

dem hohen Eiweißbedarf in der katabolen Phase,<br />

vor allem bei Verwendung von Darmanteilen<br />

zur Harnableitung, sollte ein zusätzlicher Mangel<br />

an weiteren Mikronährstoffen bedacht werden.<br />

Der Stellenwert und die Wirkung einer adäquaten<br />

Substitution von Mikronährstoffen ist <strong>nach</strong> unserem<br />

Kenntnisstand bisher ebenfalls nicht ausreichend<br />

untersucht.<br />

Literatur:<br />

Dr. med. Michael <strong>Zellner</strong><br />

// Facharzt für Urologie und Ernährungsmedizin<br />

// Chefarzt der Abteilung Urologie an der<br />

Johannesbad Fachklinik, Bad Füssing<br />

urologie@johaqnnesbad.de<br />

1.) Cerantola Y., Valerio M., Hubner M., Iglesias K., Vaucher L., Jichlinski P.<br />

Are patients at nutritional risk more prone ro complications after<br />

major urological surgery?<br />

J Urol 2013; 190: 2126-2132<br />

2.) Claussen M.<br />

Ernährung und Wasserhaushalt. BIVA ermöglicht eine einfache<br />

medizinische Diagnostik.<br />

Sports nutrition special - medicalsports network 2013; 1: 2-3<br />

3.) Gregg J.R., Cookson M.S., Phillips S., Salem S., Chang S.S., Clark P.E., Davis<br />

R., Stimson Jr C.J., Aghzadeh M., Smith Jr. J.A., Barocas D.A.<br />

Effect of pre-operative nutritional deficiency on mortality after radical cystectomy for<br />

bladder cancer.<br />

J Urol 2011; 185: 90-96<br />

4.) Hartig W.<br />

Moderne Infusionstherapie - künstliche Ernährung.<br />

W. Zuckschwerdt Verlag München, Bern, Wien, New York 1994<br />

5.) Jensen B.T., Laustsen S., Petersen A.K., Borre M., Soendergaard I., Ernst- Jensen<br />

K.M., Lash T.L., Borre M.<br />

Preoperative risk factors related to bladder cancer rehabilitation: a registry study.<br />

Eur J Clin Nutr 2013; 67: 917-921<br />

6.) Mathur S., Plank L., Hill A.G, Rice M.A., Hill G.L.<br />

Changes in body composition, muscle function and energyexpenditure after radical<br />

cystectomy.<br />

BJU Int 2008; 101: 973-977<br />

7.) Piccoli A., Nigrelli S., Caberlotto A., Bottazzo S., Rossi B., Pillon L., Maggiore Q.<br />

Biovariate normal values of the bioelectric impedance vector in adult and elderly<br />

populations.<br />

Ann J Clin Nutr 1995; 61: 269-270

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