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Sommerakademien der deutschen Stiftung - Studienstiftung.ch

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Die AKADEMIEN<br />

<strong>der</strong> studienstiftung


Die frühjahrs- und <strong>Sommerakademien</strong> <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong><br />

Idee<br />

Es ist das Anliegen <strong>der</strong> Akademien, engagierte Dozenten und motivierte Studenten als<br />

glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigte Partner in einem dynamis<strong>ch</strong>en Erkenntnisprozess zusammenzubringen.<br />

Die Balance zwis<strong>ch</strong>en intensiver inhaltli<strong>ch</strong>er Arbeit und selbstorganisierten Freizeitaktivitäten<br />

lässt Raum für angeregte Diskussionen, für die Entwicklung gemeinsamer Projekte<br />

und Ideen sowie das Entstehen von Freunds<strong>ch</strong>aften.<br />

Form<br />

Jede Akademie besteht aus bis zu zehn selbständigen Arbeitsgruppen. Die Basis des Akademie-Programms<br />

bilden die Arbeitssitzungen dieser Gruppen, in <strong>der</strong> Regel jeweils montags<br />

bis freitags von 9 Uhr bis 12.30 Uhr. Experimentelle Arbeitsformen sind erwüns<strong>ch</strong>t.<br />

Wir erwarten die Bereits<strong>ch</strong>aft aller Teilnehmer, dur<strong>ch</strong> gründli<strong>ch</strong>e Vorbereitung und aktive<br />

Mitarbeit zum Gelingen <strong>der</strong> Akademie beizutragen. Darüber hinaus findet jeden Abend<br />

ein Vortrag für alle Teilnehmer <strong>der</strong> Akademie statt. Die Dozenten beri<strong>ch</strong>ten hier allgemeinverständli<strong>ch</strong><br />

über ein Thema aus dem Berei<strong>ch</strong> ihrer Arbeitsgruppe o<strong>der</strong> aus ihrem<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsgebiet.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> hat jede Akademie ihren eigenen Reiz, den es zu entdecken gilt: die Alpen, das<br />

Meer, eine ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsträ<strong>ch</strong>tige Umgebung. Hier bieten si<strong>ch</strong> vielfältige Mögli<strong>ch</strong>keiten für<br />

gemeinsame Unternehmungen.<br />

Wahl <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

Thema und Dozenten sind das maßgebli<strong>ch</strong>e Kriterium. Eine erste Orientierung bietet die<br />

jeweils genannte einführende Literatur. Weitere Informationen finden Sie im Daidalosnet<br />

unter den Links zur Homepage <strong>der</strong> Dozenten. Ledigli<strong>ch</strong> empfehlenden Charakter haben<br />

die unter „Teilnehmer“ genannten Fä<strong>ch</strong>er; bindend sind die für die einzelnen Akademien<br />

angegebenen Semestergrenzen.<br />

Bewerbung<br />

Interessenten bewerben si<strong>ch</strong> ab dem 1. März 2013 über das Daidalosnet für die <strong>Sommerakademien</strong>;<br />

Bewerbungss<strong>ch</strong>luss ist <strong>der</strong> 1. Mai 2013. Stipendiaten, <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung im<br />

März 2013 endet, bewerben si<strong>ch</strong> bis zum 31. März. Bitte bea<strong>ch</strong>ten Sie die abwei<strong>ch</strong>enden<br />

Modalitäten für die Akademien <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en <strong>Studienstiftung</strong> (vgl. S. 163).<br />

Sie sollten bei <strong>der</strong> Bewerbung drei Arbeitsgruppen (mit Präferenzabstufung) angeben, damit<br />

wir Ihnen im Falle starker Na<strong>ch</strong>frage Ihrer Erstwahl eine Alternative anbieten können.<br />

Wir gehen davon aus, dass au<strong>ch</strong> Ihre Zweit- und Drittwahl ernst gemeint sind. Selbstverständli<strong>ch</strong><br />

können Sie Ihre Arbeitsgruppenwüns<strong>ch</strong>e über alle Akademien verteilen, die für<br />

Ihre Semesterzahl passend sind.<br />

Allgemeine Hinweise<br />

11


Bewerben Sie si<strong>ch</strong> bitte nur dann um einen Platz, wenn die Akademieteilnahme hohe<br />

Priorität für Sie hat und Sie Ihre Terminplanung überblicken: Ihre Teilnahme ist nur dann<br />

mögli<strong>ch</strong>, wenn Sie während <strong>der</strong> gesamten Dauer <strong>der</strong> Akademie anwesend sein können.<br />

Kosten<br />

Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung trägt die <strong>Studienstiftung</strong>; an den Fahrtkosten<br />

beteiligt sie si<strong>ch</strong> mit einem Zus<strong>ch</strong>uss gemäß einer im Daidalosnet einsehbaren Tabelle.<br />

Die Eigenbeteiligung <strong>der</strong> studentis<strong>ch</strong>en Akademieteilnehmer in Höhe von 200,- €<br />

(100,- € für einwö<strong>ch</strong>ige Akademien und für die Teilnehmer <strong>der</strong> Akademie I in Leysin, denen<br />

die <strong>Studienstiftung</strong> no<strong>ch</strong> kein Stipendium zahlt) wird bar vor Ort damit verre<strong>ch</strong>net.<br />

Eventuell davon abwei<strong>ch</strong>ende Regelungen sind bei den einzelnen Akademien vermerkt.<br />

Für die Akademien in Südtirol wird ein Bustransfer ab Mün<strong>ch</strong>en organisiert.<br />

Verbindli<strong>ch</strong>keit <strong>der</strong> Anmeldung/Absage <strong>der</strong> Teilnahme<br />

Wir alle – Akademieleitung, Dozenten, Teilnehmer, Hotels – sind auf eine hohe Planungssi<strong>ch</strong>erheit<br />

angewiesen, aus Gründen einer optimalen inhaltli<strong>ch</strong>en Vorbereitung ebenso<br />

wie aus finanziellen Gründen. Deshalb bitten wir um Verständnis für folgende Regelung:<br />

– Zu- und Absagen werden von den Akademieleitern bis Mitte Mai 2013 vers<strong>ch</strong>ickt. Na<strong>ch</strong><br />

Erhalt einer Platzzusage müssen Sie, um si<strong>ch</strong> Ihren Platz zu si<strong>ch</strong>ern, innerhalb von zwei<br />

Wo<strong>ch</strong>en Ihrerseits die Teilnahme verbindli<strong>ch</strong> bestätigen – o<strong>der</strong> aber klar absagen.<br />

– Spätere Absagen können wir nur in Fällen höherer Gewalt akzeptieren. Darunter fallen<br />

ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>end bietende an<strong>der</strong>e Chancen.<br />

– Wer si<strong>ch</strong> trotz verbindli<strong>ch</strong>er Anmeldung frei ents<strong>ch</strong>eidet, seine Pläne zu än<strong>der</strong>n und/<br />

o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Chance wahrzunehmen, zahlt bis vier Wo<strong>ch</strong>en vor Akademiebeginn<br />

120,- €, in den letzten vier Wo<strong>ch</strong>en 240,- €.<br />

Alle Absagen müssen Sie zunä<strong>ch</strong>st an die Akademieleitung in <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>äftsstelle adressieren, erst<br />

an zweiter Stelle an die Dozenten <strong>der</strong> Arbeitsgruppe.<br />

Späte Aufnahme in die <strong>Studienstiftung</strong>/Terminprobleme bei <strong>der</strong> Bewerbung<br />

Wer erst na<strong>ch</strong> Ablauf <strong>der</strong> Bewerbungsfrist in die <strong>Studienstiftung</strong> aufgenommen wird, kann<br />

si<strong>ch</strong> direkt bei den Mitarbeitern unserer Ges<strong>ch</strong>äftsstelle, die die Akademie Ihrer Wahl leiten,<br />

melden. Oft finden wir no<strong>ch</strong> eine Lösung. Und au<strong>ch</strong> für alle an<strong>der</strong>en gilt: Wenn Sie<br />

gerne kommen mö<strong>ch</strong>ten, aber z.B. von unkalkulierbaren Prüfungsterminen abhängig<br />

sind, spre<strong>ch</strong>en Sie re<strong>ch</strong>tzeitig mit uns!<br />

Mitnahme von Kin<strong>der</strong>n<br />

Unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Kind(ern) wollen wir die Teilnahme an<br />

einer Sommerakademie erlei<strong>ch</strong>tern. Sie können zwis<strong>ch</strong>en zwei Modellen wählen: Teilnahme<br />

an <strong>der</strong> Akademie Salem o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Managementakademie Koppelsberg 1, wo<br />

vor Ort eine zentrale, kostenfreie Kin<strong>der</strong>betreuung angeboten wird, o<strong>der</strong> Mitnahme einer<br />

Betreuungsperson Ihrer Wahl bei allen übrigen Akademien. Letzteres bedeutet, dass<br />

12 Allgemeine Hinweise


Überna<strong>ch</strong>tung und Verpflegung ni<strong>ch</strong>t nur für das mitreisende Kind, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> für die<br />

Betreuungsperson von <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong> gestellt werden. Fahrtkosten für Kind und Begleitperson<br />

sind allerdings selbst zu tragen.<br />

Verpflegung<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en können wir an allen Orten beson<strong>der</strong>e Diätwüns<strong>ch</strong>e (vegetaris<strong>ch</strong>, vegan etc.)<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigen. Die Preiskalkulation und die Abspra<strong>ch</strong>en mit den Hotels erlauben allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>t immer alternative Mahlzeiten in größerem Stil. Gelegentli<strong>ch</strong> werden wir also<br />

an Ihre Kompromissbereits<strong>ch</strong>aft appellieren müssen.<br />

Aktivitäten<br />

Die Umgebung <strong>der</strong> einzelnen Akademieorte lädt ein zu unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Aktivitäten, von<br />

Bergwan<strong>der</strong>ungen über Fahrradtouren bis hin zu Wassersport. Wir setzen voraus, dass Sie<br />

bei Interesse selbst für adäquate Ausrüstung sorgen und bereit sind, das damit verbundene<br />

Risiko zu tragen.<br />

Wer Lust zum Musizieren hat, <strong>der</strong> sollte bei <strong>der</strong> Anmeldung sein Instrument angeben und<br />

alles Nötige mitbringen. Über das Daidalosnet lässt si<strong>ch</strong> die Mitnahme von Notenmaterial<br />

untereinan<strong>der</strong> koordinieren.<br />

Allgemeine Hinweise<br />

13


Akademie I Leysin<br />

Leysin im Kanton Waadt (Französis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz) liegt auf 1253 m<br />

über Meereshöhe, in <strong>der</strong> Nähe des Bezirkshauptortes Aigle, ca. 20<br />

km südwestli<strong>ch</strong> des Genfer Sees. Das Dorf erstreckt si<strong>ch</strong> auf einer<br />

breiten Terrasse am Südhang <strong>der</strong> Tour d’Aï, ho<strong>ch</strong> über dem Tal<br />

<strong>der</strong> Grande Eau, an aussi<strong>ch</strong>tsrei<strong>ch</strong>er Lage östli<strong>ch</strong> des Rhônetals.<br />

Wan<strong>der</strong>wege, Bergtouren und interessante Fahrradrouten verspre<strong>ch</strong>en<br />

viel Bewegung in freier Natur. Bergsteiger finden in den<br />

s<strong>ch</strong>roffen Kalkfelsen, die den Dolomiten ähneln, zahlrei<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Ausflüge an den Genfer See, na<strong>ch</strong> Montreux,<br />

Lausanne o<strong>der</strong> Genf können den Aufenthalt in Leysin ergänzen.<br />

Die Akademie findet im Swiss-Alpine-Centre (www.swissalpinecentre.com)<br />

statt.<br />

Studienanfänger<br />

bis 4. Semester<br />

11. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

24. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Jo<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>amp<br />

Hiltrud Pes<strong>ch</strong><br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie I Leysin<br />

15


Arbeitsgruppe 1<br />

Zwis<strong>ch</strong>en High Te<strong>ch</strong> und Wuns<strong>ch</strong>erfüllung: Die Medi-<br />

Zin <strong>der</strong> Zukunft und ihre normativen Implikationen<br />

Die Medizin des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts sieht si<strong>ch</strong> mit einer Reihe von Herausfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert,<br />

die erhebli<strong>ch</strong>e Rückwirkungen auf das Selbstverständnis des Arztes, das gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Bild <strong>der</strong> ‘Heilkunde’ und das Arzt-Patient-Verhältnis zeigen. Zu den maßgebli<strong>ch</strong>sten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen gehören die zunehmende Te<strong>ch</strong>nisierung <strong>der</strong> Medizin (v.a.<br />

body-related te<strong>ch</strong>nologies und implanted devices) und <strong>der</strong> wa<strong>ch</strong>sende Stellenwert <strong>der</strong> sogenannten<br />

wuns<strong>ch</strong>erfüllenden Medizin, die statt Therapien bei erkrankten Patienten sogenannte<br />

Enhancement-Maßnahmen bei Gesunden anbietet. Ebendiese Verän<strong>der</strong>ungen und<br />

ihre jeweiligen (normativen) Implikationen stehen im Mittelpunkt des Seminars. Zu den<br />

verhandelten Themen gehören im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> körperassoziierten Medizinte<strong>ch</strong>nologien<br />

(1) die Tiefenhirnstimulation (‘Hirns<strong>ch</strong>rittma<strong>ch</strong>er’), (2) die zahnärztli<strong>ch</strong>e Implantologie,<br />

(3) inkorporierte Ho<strong>ch</strong>leistungskeramiken (CAD-CAM), (4) intelligente Körperprothesen<br />

wie C-Legs und Cheetah Flex Foods und (5) Te<strong>ch</strong>niken aus <strong>der</strong> Embryonenfors<strong>ch</strong>ung zur<br />

Erzeugung von Chimären und Hybriden (‘Mens<strong>ch</strong>-Tier-Mis<strong>ch</strong>wesen’). Als Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> wuns<strong>ch</strong>erfüllenden Medizin werden (1) mo<strong>der</strong>ne Anti-Aging-Maßnahmen (Botox,<br />

Hyaluronsäure, Mesh Facelifting, <strong>der</strong>maler Laser), die Berei<strong>ch</strong>e (2) Cosmetic Dentistry<br />

(Veneers, Dental Blee<strong>ch</strong>ing, Zahns<strong>ch</strong>muck), (3) Neuroenhancement (‘Gehirndoping’,<br />

‘Brain Engineering’) und (4) Körpermodifikationen und -mutilationen (Tatoos, Piercings,<br />

Zungensplitting, Wuns<strong>ch</strong>amputationen) sowie (5) das Gebiet <strong>der</strong> künstli<strong>ch</strong>en Reproduktion<br />

(Eizellenspende, Embryonenspende, Leihmutters<strong>ch</strong>aft, Samenspende) diskutiert.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

16<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß<br />

Institut für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Theorie und Ethik <strong>der</strong> Medizin, Universitätsklinikum<br />

Aa<strong>ch</strong>en<br />

Prof. Dr. Stefan Wolfart<br />

Klinik für zahnärztli<strong>ch</strong>e Prothetik und Biomaterialien, Zentrum<br />

für Implantologie, Universitätsklinikum Aa<strong>ch</strong>en<br />

Studierende lebenswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fä<strong>ch</strong>er, <strong>der</strong> Zahnmedizin,<br />

Psy<strong>ch</strong>ologie, Philosophie, Theologie, Soziologie<br />

Wuns<strong>ch</strong>erfüllende Medizin. Ärztli<strong>ch</strong>e Behandlung im Dienst von<br />

Selbstverwirkli<strong>ch</strong>ung und Lebensplanung (= Kultur <strong>der</strong> Medizin<br />

27), hg. von M. Kettner, Frankfurt/M. 2009.<br />

Müller, S. et al., Chancen und Risiken <strong>der</strong> Neurowissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Berlin 2009.<br />

Bürgerreport Highte<strong>ch</strong>-Medizin 2011: http://www.buergerdialogbmbf.de/media/content/BMBF_BDZ_HTM_Buergerreport.pdf<br />

Akademie I Leysin


Arbeitsgruppe 2<br />

Exoplanets - Detection and Characterization of<br />

strange New Worlds<br />

Does life exist elsewhere in the Universe or is it confined to our Solar System or even to our<br />

own planet Earth?<br />

We are entering an era where mankind has developed the te<strong>ch</strong>nological means to empirically<br />

tackle one of the most profound questions of natural sciences, philosophy and religion.<br />

Only in 1995, the first planet orbiting a star other than our Sun was detected and today the<br />

planet count is up to more than 800 so-called exoplanets and more than 2000 additional<br />

exoplanet candidates are waiting to be confirmed.<br />

In this workshop we will have a closer look at what has been learned from the population<br />

of exoplanets so far. On this basis we will then discuss what the most interesting and important<br />

open questions are and how they could possibly be answered with new scientific<br />

instruments in Space or on Earth. Different possible exoplanet missions/projects will be<br />

assessed and the one whi<strong>ch</strong> finds most support in our group will be laid out, analyzed and<br />

planned in greater detail. The workshop will not only provide a broad introduction to one<br />

of the most exciting resear<strong>ch</strong> fields in mo<strong>der</strong>n astrophysics, but also key elements of project<br />

planning and management will be actively applied within our group.<br />

Working language is English.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Sas<strong>ch</strong>a P. Quanz<br />

Institut für Astronomie, ETH Züri<strong>ch</strong><br />

Dr. Adam Amara<br />

Institut für Astronomie, ETH Züri<strong>ch</strong><br />

Studierende natur- und ingenieurwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fä<strong>ch</strong>er mit Interesse<br />

für Astrophysik<br />

Literatur Exoplanets, hg. von S. Seager, University of Arizona Press 2010.<br />

Seager, S./Deming, D., Exoplanet Atmospheres (2010): http://<br />

arxiv.org/abs/1005.4037<br />

Mayor, M. et al., The HARPS Sear<strong>ch</strong> for Southern Extrasolar Planets<br />

XXXIV: Occurrence, Mass Distribution, and Orbital Properties<br />

of Super-Earths and Neptune-mass Planets (2011): http://<br />

arxiv.org/abs/1109.2497<br />

Batalha, N.M. et al., Planetary Candidates Observed by Kepler III:<br />

Analysis of the First 16 Months of Data (2012): http://arxiv.org/<br />

abs/1202.5852<br />

Akademie I Leysin 17


Arbeitsgruppe 3<br />

Sustainable and Low-Carbon Urban Systems<br />

The quality of urban living is of immediate concern to all of us. Various communities have<br />

tackled cities as a resear<strong>ch</strong> object, among them industrial ecology, sociology, statistical physics,<br />

urban planning, urban economics, and others. Choosing sustainability as a normative<br />

framework of this course, we aim to un<strong>der</strong>stand how the various quantitative and qualitative<br />

approa<strong>ch</strong>es can contribute to a coherent theory of sustainable urban systems, and<br />

suggest direction for the proper management (οiκονομία) of cities. We will also investigate<br />

what city living means for the citizens’ identity. On the applied level, the focus will be on<br />

the potential of cities to reduce greenhouse gas emissions. A final part will be devoted to the<br />

intersectionalities between narratives, storylines and frameworks of mo<strong>der</strong>n and sustainable<br />

cities. Willingness to interact across the great divide between natural sciences, social<br />

sciences and the humanities is a precondition for participation.<br />

Working languages are English and German.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Felix Creutzig<br />

Institut für Lands<strong>ch</strong>aftsar<strong>ch</strong>itektur und Umweltplanung,<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität Berlin<br />

Reut Yael Paz<br />

The Erik Castrén Institute of International Law and Human<br />

Rights, University of Helsinki<br />

Dr. Helga Weisz<br />

Potsdam-Institut für Klimafors<strong>ch</strong>ung, Potsdam<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er mit Interesse an Städten<br />

Mumford, L., The City in History. Its Origins, its Transformations,<br />

and its Prospects, Mariner Books 1968.<br />

Jacobs, J., The Economy of Cities, Vintage 1970.<br />

Brueckner, J., Lectures on Urban Economics, MIT Press 2011.<br />

Smil, V, Energy in Nature and Society: General Energetics of<br />

Complex Systems, MIT Press 2007.<br />

Grubler, A. et al., Urban Energy Systems, in: Global Energy Assessment,<br />

Cambridge University Press 2012, S. 1307-1400. (http://<br />

www.iiasa.ac.at/web/home/resear<strong>ch</strong>/resear<strong>ch</strong>Programs/Energy/<br />

Chapte18.en.html)<br />

18<br />

Akademie I Leysin


Arbeitsgruppe 4<br />

Bionik – Von <strong>der</strong> Natur lernen für die Te<strong>ch</strong>nik<br />

Unter Bionik versteht man die Umsetzung von Erkenntnissen aus <strong>der</strong> biologis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ung<br />

in te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anwendungen. Es handelt es si<strong>ch</strong> hierbei ni<strong>ch</strong>t um eine direkte Übertragung<br />

aus <strong>der</strong> Biologie in die Te<strong>ch</strong>nik, son<strong>der</strong>n um ein dur<strong>ch</strong> die Natur angeregtes ‘Neuerfinden’,<br />

das in <strong>der</strong> Regel über mehrere Abstraktions- und Modifikationss<strong>ch</strong>ritte abläuft.<br />

Bionik ist ho<strong>ch</strong>gradig interdisziplinär und geprägt dur<strong>ch</strong> die Zusammenarbeit von Fa<strong>ch</strong>leuten<br />

aus unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsri<strong>ch</strong>tungen. Eine differenzierte Analyse von bionis<strong>ch</strong>en<br />

Prozessen und Arbeitsweisen ist nur mögli<strong>ch</strong>, wenn <strong>der</strong> komplette Prozess vom<br />

biologis<strong>ch</strong>en Vorbild bis zum innovativen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Produkt betra<strong>ch</strong>tet wird. Bionik ist<br />

we<strong>der</strong> Allheilmittel, no<strong>ch</strong> wird sie die mo<strong>der</strong>ne Te<strong>ch</strong>nologieentwicklung von Grund auf<br />

revolutionieren. In vielen Te<strong>ch</strong>nologiefel<strong>der</strong>n kann die Bionik aber inspirierend und zukunftsweisend<br />

sein und ist ein bisher viel zu wenig genutztes Mittel, um te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Innovationen<br />

zu generieren. Die positiven Effekte vieler bionis<strong>ch</strong>er Entwicklungen, wie Materialund<br />

Energieeinsparung, Effizienz, Recyclebarkeit und angemessene Lebensdauer, spre<strong>ch</strong>en<br />

für eine breite Anwendung <strong>der</strong> Bionik.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe werden gemeinsam die Vorgehensweisen für erfolgrei<strong>ch</strong>es bionis<strong>ch</strong>es<br />

Arbeiten theoretis<strong>ch</strong> und an realen Beispielen erarbeitet. Außerdem werden die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Teilberei<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Bionik und ihre Potentiale sowie die Grenzen des ‘bionis<strong>ch</strong>en Verspre<strong>ch</strong>ens’<br />

diskutiert. Ein weiteres Modul wird die Entwicklung und Umsetzung bionis<strong>ch</strong>er<br />

Ideen bis hin zum Bau einfa<strong>ch</strong>er Demonstratoren beinhalten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Thomas Speck<br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Botanik - Funktionelle Morphologie und Bionik,<br />

Direktor des Botanis<strong>ch</strong>en Gartens, Universität Freiburg<br />

Dr. Olga Speck<br />

Kompetenznetz Biomimetik, Universität Freiburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Natur- und Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften und Interessierte<br />

an<strong>der</strong>er Fä<strong>ch</strong>er<br />

Speck,T. et al., Bionik – Faszinierende Lösungen <strong>der</strong> Natur für die<br />

Te<strong>ch</strong>nik <strong>der</strong> Zukunft, Lavori-Verlag 2012.<br />

Cerman, Z./Barthlott, W./Nie<strong>der</strong>, J., Bionik – Was wir von Pflanzen<br />

und Tieren lernen können, Rowohlt Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> Verlag<br />

2005.<br />

Internetlinks: www.bionik-online.de; www.bionik-vitrine.de;<br />

www.bionik-blog.de<br />

Akademie I Leysin 19


Arbeitsgruppe 5<br />

Computational Creativity – <strong>der</strong> Computer als<br />

künstler<br />

Computer sind eigentli<strong>ch</strong> entwickelt worden, um bere<strong>ch</strong>enbare Funktionen auszuwerten.<br />

Aber seit den 1950er Jahren gibt es algorithmis<strong>ch</strong>e Musik und algorithmis<strong>ch</strong>e Zei<strong>ch</strong>nungen.<br />

Die meisten Filme werden heute ohnehin am Computer unter Einsatz komplexer Software<br />

gema<strong>ch</strong>t. Daher wollen wir uns mit folgenden Fragen bes<strong>ch</strong>äftigen:<br />

– Was ist die Rolle von Software in kreativen Prozessen?<br />

– Kann einem Programm selbst Kreativität zugemessen werden?<br />

– Wel<strong>ch</strong>er Begriff von Kreativität wäre dazu notwendig?<br />

– Von den ‘Kreativen’ wird allenthalben gespro<strong>ch</strong>en, und es soll sogar die Creative Class<br />

geben. Aber diese Leute verwenden vor allem Computer. Ergibt das einen Sinn?<br />

– Was sagt <strong>der</strong> Kunstbetrieb, was sagt die Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zur digitalen Kunst?<br />

– Wie spiegeln si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Kunst die beiden Paradigmen <strong>der</strong> Informatik wi<strong>der</strong>, nämli<strong>ch</strong> Bere<strong>ch</strong>enbarkeit<br />

und Interaktivität?<br />

– Was heißt es, von „performativer Fors<strong>ch</strong>ung“ zu spre<strong>ch</strong>en (was hier und da ges<strong>ch</strong>ieht)?<br />

Außerdem mö<strong>ch</strong>ten wir na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> semiotis<strong>ch</strong>en Fundierung fragen, die für die Kunst ganz<br />

selbstverständli<strong>ch</strong> behauptet werden kann, die viellei<strong>ch</strong>t aber au<strong>ch</strong> für die Informatik besteht.<br />

Wir werden viele Beispiele computergenerierter Kreativität ansehen und, so mögli<strong>ch</strong>,<br />

selbst au<strong>ch</strong> ein paar Computerkunstwerke herstellen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Oliver Deussen<br />

Professor für Computergrafik und Medieninformatik,<br />

Universität Konstanz<br />

Prof. Dr. Frie<strong>der</strong> Nake<br />

Professor für Grafis<strong>ch</strong>e Datenverarbeitung und interaktive<br />

Systeme, Universität Bremen<br />

Studierende <strong>der</strong> Informatik und alle, die si<strong>ch</strong> gern mit Kunst und<br />

Algorithmik bes<strong>ch</strong>äftigen wollen<br />

Literatur Computers and Creativity, hg. von J. McCormack und M.<br />

d‘Inverno, Springer Verlag 2012.<br />

Boden, M., Creativity and Art. Three Roads to Surprise, Oxford<br />

University Press 2010 (alternativ: Boden, M., The Creative Mind,<br />

Routledge 2 2004).<br />

Cybernetics, Art and Ideas, hg. von J. Rei<strong>ch</strong>ardt, Studio Vista 1971.<br />

McCorduck, P., Aaron’s Code. Meta-Art, Artificial Intelligence,<br />

and the Work of Harold Cohen, Freeman 1991.<br />

20<br />

Akademie I Leysin


Arbeitsgruppe 6<br />

Lands<strong>ch</strong>aftswandel und na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung in<br />

Den Alpen<br />

Gebirgsregionen erweisen si<strong>ch</strong> in Bezug auf den Klimawandel, aber au<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />

sozioökonomis<strong>ch</strong>en Folgen <strong>der</strong> Globalisierung als beson<strong>der</strong>s verwundbar. Gründe dafür<br />

liegen im Fortbestand kleinräumiger Strukturen, die wenig flexibel und damit dem internationalen<br />

Wettbewerb kaum gewa<strong>ch</strong>sen sind. Traditionelles Kulturgut und vielfältige<br />

Kulturlands<strong>ch</strong>aften sind dur<strong>ch</strong> den aktuellen Wandel in den Alpen stark gefährdet, spielen<br />

aber für die Identität und au<strong>ch</strong> für die Vermarktung als Tourismusdestination eine ents<strong>ch</strong>eidende<br />

Rolle. Wir nähern uns <strong>der</strong> komplexen Thematik aus unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Perspektiven<br />

und werden au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Umgebung Leysins auf Spurensu<strong>ch</strong>e gehen. Zwei Fragen<br />

stehen im Mittelpunkt des Interesses, (1.) die na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> historis<strong>ch</strong>en Verän<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>keit<br />

und (2.) die na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> räumli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>keit des Lands<strong>ch</strong>aftswandels, insbeson<strong>der</strong>e<br />

zwis<strong>ch</strong>en Gebirgsräumen und Tieflän<strong>der</strong>n. Alle Aktivitäten <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sollen<br />

in eine interdisziplinäre und integrative Diskussion münden, wie <strong>der</strong> Alpenraum im Sinne<br />

<strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>haltigkeit weiterentwickelt werden kann.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Oliver Ben<strong>der</strong><br />

Institut für Interdisziplinäre Gebirgsfors<strong>ch</strong>ung, Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aften, Innsbruck<br />

Dr. Clemens Geitner<br />

Institut für Geographie, Universität Innsbruck<br />

Studierende <strong>der</strong> Geographie, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Kultur- und Politikwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

(Lands<strong>ch</strong>afts-)Ökologie, Biologie, Klimatologie sowie<br />

Interessierte verwandter Fä<strong>ch</strong>er; Bewerberinnen und Bewerber<br />

mö<strong>ch</strong>ten bitte angeben, inwieweit sie mit den Alpenspra<strong>ch</strong>en (neben<br />

Deuts<strong>ch</strong> insbeson<strong>der</strong>e Französis<strong>ch</strong>, Italienis<strong>ch</strong>, Slowenis<strong>ch</strong>)<br />

vertraut sind<br />

Bätzing, W., Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Zukunft einer europäis<strong>ch</strong>en Kulturlands<strong>ch</strong>aft,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 2003.<br />

Ben<strong>der</strong>, O. et al., Mountains un<strong>der</strong> Climate and Global Change<br />

Conditions. Resear<strong>ch</strong> Results in the Alps, in: Climate Change<br />

– Geophysical Foundations and Ecological Effects, hg. von J.A.<br />

Blanco und H. Kheradmand, Rijeka 2011, S. 403-422.<br />

Mathieu, J., Die dritte Dimension. Eine verglei<strong>ch</strong>ende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

<strong>der</strong> Berge in <strong>der</strong> Neuzeit, Basel 2011.<br />

Veit, H., Die Alpen. Geoökologie und Lands<strong>ch</strong>aftsentwicklung,<br />

Stuttgart 2002.<br />

Akademie I Leysin 21


Arbeitsgruppe 7<br />

‘Outlaws’ in Re<strong>ch</strong>t und Literatur<br />

Piraten, Briganten, Terroristen: Der ‘Outlaw’ ers<strong>ch</strong>eint als <strong>der</strong> existenziell An<strong>der</strong>e, <strong>der</strong> außerhalb<br />

<strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft steht. Als ‘innerer Feind’ o<strong>der</strong> als Feind <strong>der</strong> gesamten Mens<strong>ch</strong>heit<br />

(hostis humani generis) sollen das Re<strong>ch</strong>t und sein S<strong>ch</strong>utzverspre<strong>ch</strong>en für ihn ni<strong>ch</strong>t gelten.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Exklusionen bauen auf vielfältig miteinan<strong>der</strong> verbundene soziale Praktiken. So<br />

s<strong>ch</strong>afft das Re<strong>ch</strong>t Regeln für bzw. gegen Piraterie o<strong>der</strong> Terrorismus ni<strong>ch</strong>t aus dem Ni<strong>ch</strong>ts,<br />

son<strong>der</strong>n weil es an ein Bild von ‘dem Piraten’ o<strong>der</strong> ‘dem Terroristen’ ans<strong>ch</strong>ließen kann, auf<br />

das es seinerseits mit seinen Grenzziehungen einwirkt. An <strong>der</strong> Ers<strong>ch</strong>affung des Bildes vom<br />

‘Outlaw’ ist au<strong>ch</strong> Literatur als wi<strong>ch</strong>tige soziale Praxis beteiligt. Sie kann die Rhetorik des<br />

‘An<strong>der</strong>en’ stützen (vgl. z.B. Frank Millers graphic novel „Holy Terror“), aber au<strong>ch</strong> romantisieren<br />

(das Bild des Piraten), ästhetisieren (wie Ri<strong>ch</strong>ard Millets jüngste Eloge auf An<strong>der</strong>s<br />

Breivik) und Gegenerzählungen entwerfen (etwa Heinri<strong>ch</strong> Böll in „Die verlorene Ehre <strong>der</strong><br />

Katharina Blum“).<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeitsgruppe stehen Analyse und Kritik von Outlaw-Figuren in Re<strong>ch</strong>t<br />

und Literatur mit Methoden <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>ts- und <strong>der</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aft. Als gemeinsame<br />

Referenzen dienen zudem theoretis<strong>ch</strong>e Konzeptionen des ‘Außenseiters’ des Re<strong>ch</strong>ts und<br />

<strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft (Carl S<strong>ch</strong>mitt, Foucault, Agamben u.a.). Kritis<strong>ch</strong> reflektieren wollen wir als<br />

Typen des Outlaw z.B. Piraten, Terroristen (RAF, 9/11), Lagerinsassen o<strong>der</strong> ‘S<strong>ch</strong>urkenstaaten’,<br />

als Strategien <strong>der</strong> Exklusion z.B. den ‘war on terror’ o<strong>der</strong> das Feind(straf)re<strong>ch</strong>t.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Andreas von Arnauld<br />

Lehrstuhl für öffentli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t, Universität Münster<br />

PD Dr. Christian Klein<br />

Neuere deuts<strong>ch</strong>e Literaturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität Wuppertal<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften, <strong>der</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aften<br />

und an<strong>der</strong>e Interessierte<br />

Literatur Weitin, Th., Re<strong>ch</strong>t und Literatur, Münster 2010.<br />

Walter, Ch., Gibt es einen Auss<strong>ch</strong>luss aus <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsträgergemeins<strong>ch</strong>aft?,<br />

in: Der Mens<strong>ch</strong> als Person und Re<strong>ch</strong>tsperson. Grundlage<br />

<strong>der</strong> Freiheit, hg. von E. Klein et al., Berlin 2011, S. 203-224.<br />

Ward, I., Law, Text, Terror, Cambridge 2009, S. 1-26.<br />

Weitere Hinweise folgen na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Anmeldung.<br />

22<br />

Akademie I Leysin


Arbeitsgruppe 8<br />

Führung in Politik und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

„...ein Ziel vorzugeben, si<strong>ch</strong> für einen Weg zu ents<strong>ch</strong>eiden, Unterstützung für den Kurs,<br />

den man für ri<strong>ch</strong>tig hält, zu mobilisieren, Wi<strong>der</strong>stände zu überwinden und zu <strong>der</strong> Verantwortung<br />

zu stehen, die man als Wei<strong>ch</strong>ensteller übernommen hat“ – diese Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die Peter Graf von Kielmansegg an die politis<strong>ch</strong>e Führung in <strong>der</strong> Demokratie stellte, gelten<br />

au<strong>ch</strong> für an<strong>der</strong>e Berei<strong>ch</strong>e wie Wirts<strong>ch</strong>aft und Militär.<br />

Die Arbeitsgruppe will den empiris<strong>ch</strong>en und normativen Fragestellungen zu Führung in<br />

Politik und Unternehmen aus politikwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er, zeithistoris<strong>ch</strong>er, betriebswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

und organisationspsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Perspektive na<strong>ch</strong>gehen.<br />

Klassis<strong>ch</strong>e Texte zur Führungs- und Managementlehre, institutionelle Rahmenbedingungen<br />

und Ausprägungen individueller Führungsstile von politis<strong>ch</strong>er Führung werden dabei<br />

ebenso berücksi<strong>ch</strong>tigt wie Fragestellungen zum Management von Organisationen, die mit<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen theoretis<strong>ch</strong>en Modellen Motivationen und Verhaltensmuster von Individuen<br />

in den Blick nehmen, um auf dieser Grundlage wirksame Führung zu erläutern und<br />

zu begründen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Hans Jörg Hennecke<br />

Institut für Politik- und Verwaltungswissens<strong>ch</strong>aften, Universität<br />

Rostock<br />

Prof. Dr. Christian Rennert<br />

S<strong>ch</strong>malenba<strong>ch</strong> Institut für Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften, Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Köln<br />

Interessierte aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Grasselt, N./Korte, K.-R., Führung in Politik und Wirts<strong>ch</strong>aft. Instrumente,<br />

Stile und Te<strong>ch</strong>niken, Wiesbaden 2007.<br />

Nohria, N./Khurana, R., Handbook of Lea<strong>der</strong>ship Theory and<br />

Practice, Boston 2010.<br />

Politis<strong>ch</strong>e Führung in westli<strong>ch</strong>en Regierungssystemen. Theorie<br />

und Praxis im internationalen Verglei<strong>ch</strong>, hg. von M. Sebaldt und<br />

H. Gast, Wiesbaden 2010.<br />

Weibler, J., Personalführung, Mün<strong>ch</strong>en 2 2012.<br />

Akademie I Leysin 23


Arbeitsgruppe 9<br />

Das Unsi<strong>ch</strong>tbare im Viktorianismus<br />

Die Dominanz visueller Medien in <strong>der</strong> aktuellen kulturellen Praxis regt dazu an, einen Blick<br />

zurück zu werfen auf das Zeitalter des Viktorianismus (mit S<strong>ch</strong>werpunkt auf Großbritannien),<br />

in dem innovative mediale Repräsentationsformen neue Wahrnehmungs- und<br />

Wissensfel<strong>der</strong> eröffneten, glei<strong>ch</strong>zeitig aber eine ‘Krise des Sehens’ hervorriefen. Literaris<strong>ch</strong>e<br />

Texte von <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts bis zur Jahrhun<strong>der</strong>twende verhandeln die Ambivalenzen<br />

einer ‘Si<strong>ch</strong>tbarma<strong>ch</strong>ung des Unsi<strong>ch</strong>tbaren’. Während neue diagnostis<strong>ch</strong>e Te<strong>ch</strong>niken<br />

<strong>der</strong> Medizin wie Mikroskopie und Stethoskopie, die ledigli<strong>ch</strong> mittelbar in unsi<strong>ch</strong>tbare<br />

Körperberei<strong>ch</strong>e vordringen, in Romanen des Realismus und Naturalismus reflektiert und<br />

modelliert werden, korrespondieren au<strong>ch</strong> die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> spätviktorianis<strong>ch</strong>en<br />

Chronophotographie, Geisterphotographie o<strong>der</strong> des ‘automatic writing’ bei spirituellen<br />

Séancen mit neuen Verfahren zur Darstellung – o<strong>der</strong> Erzeugung – des Unsi<strong>ch</strong>tbaren<br />

im S<strong>ch</strong>auerroman, Detektivroman und Sensationsroman. Röntgenstrahlen und Bakteriologie<br />

bestätigen um die Jahrhun<strong>der</strong>twende die Wirkungsma<strong>ch</strong>t von Vorgängen jenseits <strong>der</strong><br />

direkten mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wahrnehmungsfähigkeit. Die Arbeitsgruppe wird si<strong>ch</strong> mit visuellen,<br />

literaris<strong>ch</strong>en und theatralen Repräsentationsformen bes<strong>ch</strong>äftigen und diese au<strong>ch</strong> auf<br />

ihre Relevanz für heutige Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit medialisierten (Un-)Si<strong>ch</strong>tbarkeiten<br />

befragen. Abs<strong>ch</strong>ließend wird eine weitere Dimension <strong>der</strong> Unzugängli<strong>ch</strong>keit und ihrer Medialisierung<br />

in Texten des fin de siècle erkundet: die Unsi<strong>ch</strong>t- und Unhörbarkeit (vergangener)<br />

mündli<strong>ch</strong>er Rede, <strong>der</strong> paradoxe ‘Präsenzkult’ des Spätviktorianismus sowie Transformationen<br />

<strong>der</strong> Stimme dur<strong>ch</strong> Lauts<strong>ch</strong>rift, Grammophon und Telefon.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Anne-Julia Zwierlein<br />

Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Regensburg<br />

Dr. Anna Farkas<br />

Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Regensburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Anglistik, <strong>der</strong> Literatur-, Medien- und Kulturwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

interessierte Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Flint, K., The Victorians and the Visual Imagination, Cambridge<br />

2000.<br />

Crary, J., Te<strong>ch</strong>niques of the Observer. On Vision and Mo<strong>der</strong>nity<br />

in the Nineteenth Century, Boston 1992.<br />

Picker, J.M., Victorian Soundscapes, Oxford 2003.<br />

Medialisierungen des Unsi<strong>ch</strong>tbaren um 1900, hg. von S. S<strong>ch</strong>olz<br />

und J. Griem, Mün<strong>ch</strong>en 2010.<br />

24<br />

Akademie I Leysin


Arbeitsgruppe 10 Natur als Motiv, Metapher und Material. Regionale<br />

und globale Aspekte amerikanis<strong>ch</strong>er Kunst<br />

Wenn in <strong>der</strong> amerikanis<strong>ch</strong>en Kunst und Literatur das nationale Selbstverständnis verhandelt<br />

wird, kommt <strong>der</strong> Naturästhetik traditionell eine S<strong>ch</strong>lüsselrolle zu: S<strong>ch</strong>on zur Gründungszeit<br />

im späten 18. Jahrhun<strong>der</strong>t inszeniert <strong>der</strong> Maler John Singleton Copley das Projekt<br />

Amerika als einen Kampf gegen Naturgewalten, während Charles Brockden Brown dessen<br />

Realisierung bereits in Frage stellt, indem er die Protagonisten seiner S<strong>ch</strong>auerromane si<strong>ch</strong><br />

halluzinierend in <strong>der</strong> amerikanis<strong>ch</strong>en Wildnis verirren lässt. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t for<strong>der</strong>n<br />

die Transzendentalisten eine Hinwendung zur Natur, die in <strong>der</strong> Lands<strong>ch</strong>aftsmalerei <strong>der</strong><br />

Hudson River S<strong>ch</strong>ool, den philosophis<strong>ch</strong>en Abhandlungen Ralph Waldo Emersons und<br />

Henry David Thoreaus und <strong>der</strong> Lyrik Walt Whitmans ihren Ausdruck findet; Fre<strong>der</strong>ick<br />

Jackson Turner erklärt den ‘frontier spirit’ sogar zur conditio sine qua non des amerikanis<strong>ch</strong>en<br />

Selbstbewusstseins. Mit dem Kino öffnet si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t ein<br />

gänzli<strong>ch</strong> neuer Raum zur Verhandlung <strong>der</strong> nationalen Identität. Aber au<strong>ch</strong> hier figuriert<br />

die Natur und <strong>der</strong>en Verhältnis zum (Kultur-)Mens<strong>ch</strong>en – von John Fords Westernfilmen<br />

über Steven Spielbergs „Jaws (Der Weiße Hai)“ bis zu James Camerons „Avatar“ – als eine<br />

immer wie<strong>der</strong>kehrende Metapher. In <strong>der</strong> Kunst wie in <strong>der</strong> Populärkultur wurde diese stete<br />

Abarbeitung an <strong>der</strong> Natur als Motiv, Metapher und Material ebenso auf spezifis<strong>ch</strong>e Regionen<br />

fokussiert wie au<strong>ch</strong> zum Gegenstand eines global distribuierten Images von Amerika.<br />

Die Funktionen und Transformationen, die <strong>der</strong> amerikanis<strong>ch</strong>en Naturästhetik dabei zukommen,<br />

und <strong>der</strong>en Übertragungen auf an<strong>der</strong>e Kulturen zeigen, dass das Thema weit über<br />

die Frage nationaler Identitätsbildung hinausweist.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe verfolgen wir einen interdisziplinären Ansatz und beleu<strong>ch</strong>ten<br />

das Thema sowohl aus kunsthistoris<strong>ch</strong>er wie au<strong>ch</strong> aus literatur- und kulturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Perspektive. Vorgängig wird ein Rea<strong>der</strong> zur Verfügung gestellt, <strong>der</strong> die Grundlage<br />

<strong>der</strong> Diskussionen bilden wird.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Bettina Gockel<br />

Kunsthistoris<strong>ch</strong>es Institut, Universität Züri<strong>ch</strong><br />

Prof. Dr. Elisabeth Bronfen<br />

Englis<strong>ch</strong>es Seminar, Universität Züri<strong>ch</strong><br />

Dr. des. Miriam Volmert<br />

Kunsthistoris<strong>ch</strong>es Institut, Universität Züri<strong>ch</strong><br />

Thomas Keller<br />

Kunsthistoris<strong>ch</strong>es Institut, Universität Züri<strong>ch</strong><br />

Studierende aller geisteswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Literaturwissens<strong>ch</strong>aften<br />

vgl. die Auss<strong>ch</strong>reibung im Daidalosnet<br />

Akademie I Leysin 25


Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup)<br />

In dem kleinen Ort La Colle-sur-Loup, gelegen im französis<strong>ch</strong>en<br />

Département Alpes-Maritimes zwis<strong>ch</strong>en Nizza und Grasse, findet<br />

die südli<strong>ch</strong>ste Sommerakademie <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong> statt. Hier<br />

erwarten uns ni<strong>ch</strong>t nur gute Arbeitsbedingungen, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong><br />

französis<strong>ch</strong>es Essen, mediterranes Flair und das Li<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Provence,<br />

wel<strong>ch</strong>es Maler wie Picasso, Chagall und Matisse inspirierte. Die<br />

Côte d’Azur ist für Ausflüge je<strong>der</strong> Art beson<strong>der</strong>s reizvoll, zudem<br />

sind Städte wie Nizza, Antibes, Cannes und Grasse gut errei<strong>ch</strong>bar.<br />

Die Teilnehmer sind in <strong>der</strong> Ferienanlage „La Bergerie“ untergebra<strong>ch</strong>t,<br />

wo si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> sämtli<strong>ch</strong>e Arbeitsräume befinden und die<br />

rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Sport- und Freizeitmögli<strong>ch</strong>keiten bietet. Die Küste ist ca.<br />

7 km von <strong>der</strong> Ferienanlage entfernt.<br />

2. bis 6. Semester<br />

22. September 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

5. Oktober 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Swantje Möller<br />

Dr. Julia S<strong>ch</strong>ütze<br />

Martina Rothmann-<br />

Stang<br />

Wi<strong>ch</strong>tig: Auf dieser Akademie versorgen si<strong>ch</strong> die Stipendiaten am<br />

Mittag selbst (Apartments mit Kü<strong>ch</strong>e stehen zur Verfügung).<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup)<br />

27


Arbeitsgruppe 1<br />

Biologis<strong>ch</strong>e und synthetis<strong>ch</strong>e Nanostrukturen<br />

In den letzten Jahren hat si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong> die faszinierenden Eigens<strong>ch</strong>aften von Nanomaterialien<br />

zunehmend zunutze gema<strong>ch</strong>t und Materialien mit Nanostrukturen entwickelt,<br />

die uns überall umgeben: in Kosmetika, Autoreifen, Textilbes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tungen o<strong>der</strong> medizinis<strong>ch</strong>en<br />

Implantaten. Viele Nanostrukturen bestimmen das Aussehen und die Funktion<br />

unserer Welt jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on seit Millionen von Jahren auf vielfältige Weise. Die Natur hat<br />

deswegen immer no<strong>ch</strong> einen beeindruckenden ‘Entwicklungsvorsprung’ im Verglei<strong>ch</strong> zu<br />

unseren heutigen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Nanote<strong>ch</strong>nologie.<br />

Wir werden zusammen mit den Teilnehmern zunä<strong>ch</strong>st natürli<strong>ch</strong> vorkommende Nanostrukturen<br />

vorstellen und z.B. folgende Fragen klären: Wie können Insekten auf Oberflä<strong>ch</strong>en<br />

haften, ohne kleben zu bleiben? Warum perlen Flüssigkeiten von <strong>der</strong> Lotuspflanze<br />

ab? Wie s<strong>ch</strong>affen Haie es, energiesparend zu s<strong>ch</strong>wimmen? Warum sind S<strong>ch</strong>metterlingsflügel<br />

bunt? Weiterhin werden wir auf ausgewählte synthetis<strong>ch</strong> hergestellte Nanostrukturen<br />

wie z.B. Kohlenstoff-Nanoröhr<strong>ch</strong>en, Silizium-Nanodrähte, selbstorganisierte S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

und Gold-Nanopartikel eingehen, die teilweise aus bionis<strong>ch</strong>en Ansätzen entstanden sind.<br />

Gemeinsam mit den Teilnehmern werden wir vers<strong>ch</strong>iedene physikalis<strong>ch</strong>e und <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e<br />

Herstellungsverfahren für Nanostrukturen bespre<strong>ch</strong>en und die vielfältigen Eigens<strong>ch</strong>aften<br />

und Anwendungsmögli<strong>ch</strong>keiten von Nanomaterialien diskutieren. Außerdem werden wir<br />

mo<strong>der</strong>ne Analysemethoden vorstellen, um Nanostrukturen si<strong>ch</strong>tbar zu ma<strong>ch</strong>en, sie zu<br />

<strong>ch</strong>arakterisieren und für künftige Anwendungen zu testen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Dorothea Brüggemann<br />

Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart<br />

Dr. Jan-Henning Dirks<br />

Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Solga, A. et al., The Dream of Staying Clean. Lotus and Biomimetic<br />

Surfaces, in: Bioinspiration and Biomimetics 2, 2007, S. 126-134.<br />

Giljohann, D. et al., Gold Nanoparticles for Biology and Medicine,<br />

in: Angewandte Chemie International Edition 49, 2010, S. 3280-<br />

3294.<br />

Thostenson, E. et al., Advances in the Science and Te<strong>ch</strong>nology of<br />

Carbon Nanotubes and their Composites. A Review, in: Composites<br />

Science and Te<strong>ch</strong>nology 61, 2001, S. 1899-1912.<br />

28<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup)


Arbeitsgruppe 2<br />

Conservation un<strong>der</strong> global <strong>ch</strong>ange<br />

Today most of the earth’s land surface is affected by the human footprint. Climate <strong>ch</strong>ange<br />

and pollution affect almost all areas of the globe and increasingly natural habitats are converted<br />

to cropland or become highly fragmented un<strong>der</strong> human land use. Loss and isolation<br />

of natural and semi-natural habitats are among the major drivers of biodiversity<br />

decline. To turn around this decline, there is an increasing need for conservation action in<br />

these human-dominated landscapes. Traditional protected-area approa<strong>ch</strong>es are essential<br />

but insufficient to maintain biodiversity across the wi<strong>der</strong> landscape. Rather, the long-lasting<br />

conservation of biodiversity will depend on integrative strategies that pertain to the<br />

entire landscape. Our ability to allow human development and at the same time sustain<br />

biodiversity will be key for future successful conservation strategies. These multiple goals<br />

of land development are increasingly recognized but not yet translated into standard practices<br />

in landscape planning and management. This workshop aims to compile work on<br />

conservation strategies that go beyond traditional protected-area approa<strong>ch</strong>es and emphasize<br />

the multifunctionality of landscapes. It aims to present resear<strong>ch</strong> that addresses fundamental<br />

questions on the ecological consequences of global <strong>ch</strong>ange for populations, communities<br />

or ecosystem functions but at the same time has direct relevance to biological<br />

conservation, ecological management and policy.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Nina Farwig<br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Biologie, Universität Marburg<br />

Dr. Thomas Mueller<br />

Department of Biology, University of Maryland<br />

Studierende mit Interesse am Naturs<strong>ch</strong>utz<br />

Groom, M.J. et al., Principles of Conservation Biology, Sinauer Associates<br />

Inc. 4 2013.<br />

Primack, R.B., Essentials of Conservation Biology, Palgrave Macmillan<br />

5 2010.<br />

Sodhi, N.S./Ehrli<strong>ch</strong>, P.R., Conservation Biology for All, Oxford University<br />

Press 2010.<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup) 29


Arbeitsgruppe 3<br />

Kriminalität und Strafe: Entstehungsbedingungen<br />

und Folgen, Konzepte und Perspektiven, Erwartungen<br />

und Enttäus<strong>ch</strong>ungen<br />

Kriminalität ist allgegenwärtig. Fast je<strong>der</strong> hat bereits einmal eine Straftat begangen; fast<br />

je<strong>der</strong> wurde s<strong>ch</strong>on einmal dur<strong>ch</strong> die Straftat eines an<strong>der</strong>en ges<strong>ch</strong>ädigt. Tägli<strong>ch</strong> begegnen<br />

uns s<strong>ch</strong>werste Formen <strong>der</strong> Kriminalität in den Medien. Seit langem untersu<strong>ch</strong>t man, warum<br />

man<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en (s<strong>ch</strong>were) Straftaten begehen, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen<br />

überproportional oft strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> in Ers<strong>ch</strong>einung treten. Strafe als Reaktion auf<br />

Delinquenz verfolgt dur<strong>ch</strong> Zufügung bestimmter Übel ahndende und präventive Zwecke.<br />

An das Strafre<strong>ch</strong>t, die Strafjustiz und die Kriminalpolitik stellt die Bevölkerung ni<strong>ch</strong>t selten<br />

hohe Erwartungen bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>affung von ‘Si<strong>ch</strong>erheit’, <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>setzung von ‘Re<strong>ch</strong>t<br />

und Ordnung’. Straftaten können beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>äden anri<strong>ch</strong>ten; Strafen bedeuten aber<br />

au<strong>ch</strong> intensive Eingriffe in Grundre<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Verurteilten. Inwieweit eine demokratis<strong>ch</strong>e<br />

und re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>e Strafre<strong>ch</strong>tspflege effektiven S<strong>ch</strong>utz vor Straftaten gewährleisten kann,<br />

ist eine Frage von immerwähren<strong>der</strong> Aktualität.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist es, zentrale Erkenntnisse <strong>der</strong> Kriminologie und des Strafre<strong>ch</strong>ts<br />

zu erarbeiten. Die Reflexion über die Zusammenhänge strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Beurteilung, über<br />

die Entstehungsbedingungen strafbaren Verhaltens, aber au<strong>ch</strong> über die verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Grenzen des Strafens, den Sinn und die Wirksamkeit strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Sanktionen<br />

soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Lage versetzen, rational, sa<strong>ch</strong>kundig und<br />

ausgewogen an Diskursen über Kriminalität und Strafe zu partizipieren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Dennis Bock<br />

Lehrstuhl für Deuts<strong>ch</strong>es und Internationales Straf-, Strafprozessund<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsstrafre<strong>ch</strong>t, Universität Kiel<br />

Dr. Ingke Goeckenjan<br />

Lehrstuhl für Strafre<strong>ch</strong>t, Wirts<strong>ch</strong>afts- und Steuerstrafre<strong>ch</strong>t,<br />

Universität Osnabrück<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Literatur Neuba<strong>ch</strong>er, F., Kriminologie, Baden-Baden 2011.<br />

Roxin, C. et al., Einführung in das Strafre<strong>ch</strong>t und Strafprozessre<strong>ch</strong>t,<br />

Heidelberg 5 2006.<br />

30<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup)


Arbeitsgruppe 4<br />

Gestalten des Übergangs - Vom Kaiserrei<strong>ch</strong> zur<br />

weimarer Republik<br />

Wie komplex Transformationsphasen sind und wie merkwürdig sie in Lebensläufe ihrer<br />

Protagonisten eingreifen können, konnten wir na<strong>ch</strong> 1989 im <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Einigungsprozess<br />

und in unseren osteuropäis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n beoba<strong>ch</strong>ten – ähnli<strong>ch</strong>es Ans<strong>ch</strong>auungsmaterial<br />

würde au<strong>ch</strong> die ‘Arabellion’ <strong>der</strong> Gegenwart bieten. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Übergang vom<br />

wilhelminis<strong>ch</strong>en Kaiserrei<strong>ch</strong> zur ersten <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong>, <strong>der</strong> Weimarer Republik warf ni<strong>ch</strong>t nur<br />

ein Land, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> das Leben vieler politis<strong>ch</strong> Tätiger dur<strong>ch</strong>einan<strong>der</strong>. Wie sehr dieser<br />

Transformationsprozess gerade jene Mens<strong>ch</strong>en verän<strong>der</strong>te, die ihn in s<strong>ch</strong>ier aussi<strong>ch</strong>tsloser<br />

Lage gestalten wollten, soll vor allem an den vier großen Gestalten des Übergangs gezeigt<br />

werden, <strong>der</strong>en Leben in diesem Prozess verzehrt o<strong>der</strong> gar von mör<strong>der</strong>is<strong>ch</strong>er Hand verni<strong>ch</strong>tet<br />

wurde: Matthias Erzberger, Walther Rathenau, Gustav Stresemann und Friedri<strong>ch</strong><br />

Ebert – unter Ausleu<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> parteipolitis<strong>ch</strong>en und systemis<strong>ch</strong>en Bedingungen, unter<br />

denen sie handelten, sowie <strong>der</strong> massiven Gegenkräfte, die si<strong>ch</strong> ihnen in den Weg stellten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Dietmar Herz<br />

Staatssekretär im thüringis<strong>ch</strong>en Justizministerium und<br />

Professor für verglei<strong>ch</strong>ende Regierungslehre, Universität Erfurt<br />

Prof. Dr. h.c. Robert Lei<strong>ch</strong>t<br />

Honorarprofessor für öffentli<strong>ch</strong>e Kommunikation und aktuelle<br />

Politik, Universität Erfurt<br />

Politis<strong>ch</strong>er Korrespondent <strong>der</strong> ZEIT, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Vereins S<strong>ch</strong>ule S<strong>ch</strong>loss Salem e.V.<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Winckler, H.A., Weimar 1918 – 1933. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> ersten<br />

<strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Republik, Mün<strong>ch</strong>en 1993.<br />

Epstein, K., Matthias Erzberger und das Dilemma <strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong><br />

Demokratie, Frankfurt/M. 1976.<br />

Volkov, S., Walther Rathenau. Ein jüdis<strong>ch</strong>es Leben in Deuts<strong>ch</strong>land<br />

1867 – 1922, Mün<strong>ch</strong>en 2012.<br />

Röhl, J.C.G., Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund 1900 – 1941,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 2008.<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup) 31


Arbeitsgruppe 5<br />

Die Verantwortung <strong>der</strong> Eliten für das Gemeinwohl<br />

Na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg galten die Begriffe Elite und Gemeinwohl lange Zeit als diskreditiert.<br />

In den letzten zehn Jahren sind beide wie<strong>der</strong> in die öffentli<strong>ch</strong>en Debatten zurückgekehrt;<br />

oft bleibt jedo<strong>ch</strong> unterbestimmt, was Elite sein soll und wel<strong>ch</strong>e Güter das<br />

Gemeinwohl ausma<strong>ch</strong>en.<br />

Anhand <strong>der</strong> Lektüre und Diskussion ausgewählter Texte aus Philosophie, Theologie, Soziologie,<br />

Politik- und Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft wollen wir zum einen klären, wie die Begriffe<br />

Elite und Gemeinwohl heute angemessen mit Inhalt zu füllen sind. Zum an<strong>der</strong>en soll erörtert<br />

werden, ob es eine beson<strong>der</strong>e Verantwortung <strong>der</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Elitengruppen in<br />

Politik, Wirts<strong>ch</strong>aft und im geistig-kulturellen Berei<strong>ch</strong> für das Gemeinwohl gibt.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Eike Bohlken<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Philosophie, Hannover<br />

Dr. Werner Veith<br />

Katholis<strong>ch</strong>-Theologis<strong>ch</strong>e Fakultät, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Bohlken, E., Die Verantwortung <strong>der</strong> Eliten. Eine Theorie <strong>der</strong> Gemeinwohlpfli<strong>ch</strong>ten,<br />

Frankfurt/M.-New York 2011.<br />

Münkler, H./Bluhm, H., Einleitung. Gemeinwohl und Gemeinsinn<br />

als politis<strong>ch</strong>-soziale Leitbegriffe, in: Gemeinwohl und Gemeinsinn.<br />

Historis<strong>ch</strong>e Semantiken politis<strong>ch</strong>er Leitbegriffe, hg. von H. Münkler<br />

und H. Bluhm, Berlin 2001, S. 9-30.<br />

Isensee, J., Salus publica – suprema lex? Das Problem des Gemeinwohls<br />

in <strong>der</strong> freiheitli<strong>ch</strong>en Demokratie (= Nordrhein-Westfälis<strong>ch</strong>e<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aften, Vorträge G 407), Pa<strong>der</strong>born 2006.<br />

32<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup)


Arbeitsgruppe 6<br />

Geworfen o<strong>der</strong> Getragen? Resonanz- und<br />

entfremdungserfahrungen in <strong>der</strong> Literatur<br />

Das Gefühl <strong>der</strong> Getragenheit, des Aufgehobenseins in einer (gütigen) Welt gehört ebenso<br />

zu den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Grun<strong>der</strong>fahrungen und -hoffnungen wie das Gefühl des Fremdund<br />

Ausgesetztseins in einer indifferenten o<strong>der</strong> feindli<strong>ch</strong>en Welt. In <strong>der</strong> Erzählliteratur<br />

wie au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Lyrik finden si<strong>ch</strong> diese Grundmodi des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en In-<strong>der</strong>-Welt-Seins<br />

immer wie<strong>der</strong> thematisiert, gestaltet und mo<strong>der</strong>iert. Dabei bringt Literatur Geworfeno<strong>der</strong><br />

Getragensein ni<strong>ch</strong>t allein dur<strong>ch</strong> die narrative Entfaltung modellhafter Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

o<strong>der</strong> lyris<strong>ch</strong>e Evokation zum Ausdruck. Vielmehr erzeugt sie Resonanzerfahrungen vor<br />

allem au<strong>ch</strong> ästhetis<strong>ch</strong>, das heißt dur<strong>ch</strong> ihre spezifis<strong>ch</strong>en Formen.<br />

Die Arbeitsgruppe mö<strong>ch</strong>te den jeweiligen sozialen und (inter-)subjektiven Voraussetzungen<br />

und Bedingungen für jene beiden Grun<strong>der</strong>fahrungen na<strong>ch</strong>spüren und auf diese Weise<br />

so etwas wie die Bausteine für eine ‘Soziologie <strong>der</strong> (gelingenden und misslingenden)<br />

Weltbeziehung’ identifizieren. Darüber hinaus fragen wir na<strong>ch</strong> dem beson<strong>der</strong>en Gestaltungspotential<br />

<strong>der</strong> Literatur für sol<strong>ch</strong>e Erfahrungen; zugespitzt: Hat Literatur wesentli<strong>ch</strong><br />

die Funktion, Resonanzerfahrungen zu vermitteln? Als Ans<strong>ch</strong>auungs-, Inspirations- und<br />

Arbeitsmaterial dienen daher einerseits (insbeson<strong>der</strong>e phänomenologis<strong>ch</strong> inspirierte) philosophis<strong>ch</strong>e<br />

und soziologis<strong>ch</strong>e Texte, an<strong>der</strong>erseits Erzähltexte, Gedi<strong>ch</strong>te und Lie<strong>der</strong>.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Hartmut Rosa<br />

Institut für Soziologie, Universität Jena<br />

Prof. Dr. Daniel Fulda<br />

Germanistis<strong>ch</strong>es Institut, Universität Halle-Wittenberg<br />

insbeson<strong>der</strong>e Studierende <strong>der</strong> Fä<strong>ch</strong>er Soziologie, Germanistik,<br />

verglei<strong>ch</strong>enden Literaturwissens<strong>ch</strong>aft und Philosophie, aber au<strong>ch</strong><br />

an<strong>der</strong>er Kulturwissens<strong>ch</strong>aften<br />

Rosa, H., Is There Anybody Out There? Stumme und resonante<br />

Weltbeziehungen – Charles Taylors monomanis<strong>ch</strong>er Analysefokus,<br />

in: Unerfüllte Mo<strong>der</strong>ne? Neue Perspektiven auf das Werk von Charles<br />

Taylor, hg. von M. Kühnlein und M. Lutz-Ba<strong>ch</strong>mann, Berlin<br />

2011, S. 15-43.<br />

Eibl, K., Die Entstehung <strong>der</strong> Poesie, Frankfurt/M. 1995 (insbeson<strong>der</strong>e<br />

S. 113-139).<br />

Fulda, D., Sinn und Erzählung. Narrative Kohärenzansprü<strong>ch</strong>e <strong>der</strong><br />

Kulturen, in: Handbu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Kulturwissens<strong>ch</strong>aften 1: Grundlagen<br />

und S<strong>ch</strong>lüsselbegriffe, hg. von F. Jaeger und B. Liebs<strong>ch</strong>, Stuttgart<br />

2004, S. 251-265.<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup) 33


Arbeitsgruppe 7<br />

Die arabis<strong>ch</strong>e Welt im Umbru<strong>ch</strong> – Transformationen<br />

in Gesells<strong>ch</strong>aft, Politik und Kunst<br />

Die arabis<strong>ch</strong>e Welt erlebt seit dem Beginn <strong>der</strong> revolutionären Umbrü<strong>ch</strong>e im Jahr 2011<br />

eine Reihe s<strong>ch</strong>wer absehbarer gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und politis<strong>ch</strong>er Transformationen. Viele<br />

Hoffnungen auf Demokratie, Gere<strong>ch</strong>tigkeit und Würde wurden enttäus<strong>ch</strong>t, neue entstanden<br />

und werden na<strong>ch</strong>drückli<strong>ch</strong> eingefor<strong>der</strong>t. Die jüngsten Entwicklungen haben Fa<strong>ch</strong>leute<br />

in <strong>der</strong> arabis<strong>ch</strong>en Welt und in Europa überras<strong>ch</strong>t. Denno<strong>ch</strong> sind die im sogenannten<br />

arabis<strong>ch</strong>en Frühling geäußerten For<strong>der</strong>ungen ni<strong>ch</strong>ts Neues in <strong>der</strong> Region – in zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

literaris<strong>ch</strong>en Werken, Filmen und Theaterstücken wurden sie von arabis<strong>ch</strong>en Künstlern<br />

seit Jahren s<strong>ch</strong>on thematisiert.<br />

Deswegen wollen wir in dieser Arbeitsgruppe versu<strong>ch</strong>en, die Hintergründe <strong>der</strong> aktuellen<br />

Umbrü<strong>ch</strong>e anhand von literaris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lüsseltexten und Filmen zu ergründen. Wel<strong>ch</strong>e<br />

Rolle haben Intellektuelle und Künstler in Politik und Gesells<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong> arabis<strong>ch</strong>en Welt?<br />

Wo sind die Grenzen literaris<strong>ch</strong>en Engagements in Diktaturen und angesi<strong>ch</strong>ts von Zensur<br />

und politis<strong>ch</strong>er Verfolgung? Wie können wi<strong>der</strong>ständiges Denken, Dissens und Opposition<br />

ästhetis<strong>ch</strong> artikuliert werden, um in diesem Kontext denno<strong>ch</strong> Gegendiskurse zu entwerfen?<br />

Haben die revolutionären Umbrü<strong>ch</strong>e neue literaris<strong>ch</strong>e und künstleris<strong>ch</strong>e Praktiken<br />

hervorgebra<strong>ch</strong>t? Au<strong>ch</strong> das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> arabis<strong>ch</strong>en Welt und ‘dem Westen’,<br />

anti- bzw. postkoloniale Diskurse sowie Generationenkonflikte und Gen<strong>der</strong>-Aspekte werden<br />

in unserer Arbeitsgruppe behandelt.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Frie<strong>der</strong>ike Pannewick<br />

Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS)/Arabistik,<br />

Universität Marburg<br />

Prof. Dr. Sonja Mej<strong>ch</strong>er-Atassi<br />

Civilization Sequence Program, American University of Beirut<br />

Studierende aus regionalwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Disziplinen mit sozialo<strong>der</strong><br />

geisteswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>ern (Nahostwissens<strong>ch</strong>aft/Orientalistik,<br />

Afrikanistik, Asienwissens<strong>ch</strong>aft, Lateinamerikanistik),<br />

Literatur- und Kulturwissens<strong>ch</strong>aften, Soziologie, Politik- und Kulturwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Anthropologie, Ethnologie u.ä.<br />

Perthes, V., Der Aufstand. Die arabis<strong>ch</strong>e Revolution und ihre Folgen,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 2011.<br />

Rogans, E., The Arabs. A History, New York 2 2011.<br />

Arabis<strong>ch</strong>e Literatur, postmo<strong>der</strong>n, hg. von A. Neuwirth, A. Pflits<strong>ch</strong><br />

und B. Winckler, Mün<strong>ch</strong>en 2004.<br />

34<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup)


Arbeitsgruppe 8<br />

Neue amerikanis<strong>ch</strong>e Romane: Formen und Funktionen<br />

Was sind die Funktionen literaris<strong>ch</strong>er Repräsentation? Was ist <strong>der</strong> Status von Fiktion? Wie<br />

bezieht si<strong>ch</strong> eine literaris<strong>ch</strong>e, gestaltete Welt auf die soziale Realität? Und warum lesen wir<br />

eigentli<strong>ch</strong>? Wel<strong>ch</strong>en Stellenwert hat die ästhetis<strong>ch</strong>e Erfahrung? Diese Fragen sind für jede<br />

literaris<strong>ch</strong>e Analyse grundlegend, werden aber nur selten explizit behandelt. Wir wollen<br />

Formen und Funktionen literaris<strong>ch</strong>er Texte anhand von amerikanis<strong>ch</strong>en Romanen adressieren,<br />

die in den letzten fünf Jahren ers<strong>ch</strong>ienen sind, darunter Paul Austers „Sunset Park“,<br />

Don DeLillos „Point Omega (Der Omega Punkt)“, Jonathan Franzens „Freedom (Freiheit)“,<br />

Siri Hustvedts „The Sorrows of an American (Die Leiden eines Amerikaners)“, Toni<br />

Morrisons „A Mercy (Gnade)“, Ri<strong>ch</strong>ard Powers’ „An Enhancement (Das größere Glück)“<br />

und Gary Shteyngarts „Super Sad True Love Story“ (einzelne Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Textauswahl<br />

vorbehalten). Unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung medien-, gattungs- und kulturell spezifis<strong>ch</strong>er<br />

Darstellungsverfahren ers<strong>ch</strong>ließt die Arbeitsgruppe, wie aktuelle Romane Antworten auf<br />

si<strong>ch</strong> wandelnde kulturelle Kontexte formulieren, und damit das Leistungsvermögen <strong>der</strong><br />

Literatur in <strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Antje Kley<br />

Lehrstuhl für Amerikanistik, Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Literatur Felski, R., Uses of Literature, Blackwell 2008.<br />

Fluck, W., Funktionsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Ästhetis<strong>ch</strong>e Erfahrung, in:<br />

Funktionen von Literatur, hg. von M. Gymni<strong>ch</strong> und A. Nünning,<br />

Trier 2005, S. 29-53.<br />

Gymni<strong>ch</strong>, M./Nünning, A., Funktionsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ansätze. Terminologis<strong>ch</strong>e<br />

Grundlagen und Funktionsbestimmungen von Literatur,<br />

in: ebd., S. 3-27.<br />

Akademie II Nizza (La Colle-sur-Loup) 35


Akademie III Olang (Südtirol)<br />

Eingebettet in eine Talweitung des oberen Pustertals, liegen auf<br />

knapp 1000 m Seehöhe die vier Dörfer <strong>der</strong> Gemeinde Olang (italienis<strong>ch</strong><br />

Valdaora): Ober-, Mitter-, Nie<strong>der</strong>olang und Geiselsberg.<br />

Die Gemeinde liegt inmitten ebener Wiesen und Fel<strong>der</strong>, umrahmt<br />

von <strong>der</strong> eindrucksvollen Kulisse <strong>der</strong> Dolomiten im Süden und <strong>der</strong><br />

Rieserfernergruppe im Norden. Olang ist <strong>der</strong> ideale Ausgangspunkt<br />

zu vielen Ausflügen und Wan<strong>der</strong>ungen. Neben den Dolomitengipfeln<br />

und mehreren Glets<strong>ch</strong>ern findet man die s<strong>ch</strong>önsten<br />

Naturseen Südtirols (Pragser Wildsee und Antholzer See). Mit <strong>der</strong><br />

Bahn o<strong>der</strong> dem Bus sind kulturelle Anziehungspunkte des Pustertals<br />

wie Brixen, Bruneck, Tobla<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> Inni<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Am Wo<strong>ch</strong>enende lassen si<strong>ch</strong> sportli<strong>ch</strong> ambitionierte Touren<br />

ebenso organisieren wie Fahrten ins Veneto, etwa na<strong>ch</strong> Venedig,<br />

Verona o<strong>der</strong> Padua.<br />

2. bis 6. Semester<br />

1. September 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

14. September 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Marcus Chr. Lippe<br />

Peter Heimig<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie III Olang<br />

37


Arbeitsgruppe 1<br />

Epilepsie und experimentelle Epilepsiefors<strong>ch</strong>ung:<br />

kLassifikation, Me<strong>ch</strong>anismen, Modelle, Genetik<br />

Epilepsien sind häufige neurologis<strong>ch</strong>e Erkrankungen, die in ihrer klinis<strong>ch</strong>en und ätiologis<strong>ch</strong>en<br />

Vielfalt sowohl klinis<strong>ch</strong> wie experimentell no<strong>ch</strong> zahlrei<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bieten. In <strong>der</strong> geplanten Veranstaltung wollen wir einen Überblick über Klassifikation <strong>der</strong><br />

Epilepsien, grundlegende Me<strong>ch</strong>anismen <strong>der</strong> Übererregbarkeit, experimentelle Modelle<br />

und Genetik <strong>der</strong> Epilepsien erarbeiten. Zudem werden beson<strong>der</strong>s aktuelle Themen (Rolle<br />

<strong>der</strong> Hemmung, Oszillationen, Neurogenese, Entzündung, pH-Regulation, Adenosin, Optogenetik)<br />

angespro<strong>ch</strong>en, die unmittelbar klinis<strong>ch</strong>e Relevanz zeigen.<br />

Die Arbeitsgruppe wird im We<strong>ch</strong>sel in Seminarform und als ‘Journal-Club’ arbeiten; einführende<br />

Referate <strong>der</strong> Kursleiter werden dabei flankiert von Bespre<strong>ch</strong>ungen von 22 ausgesu<strong>ch</strong>ten,<br />

aktuellen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Artikeln, die den studentis<strong>ch</strong>en Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern vorab zur Verfügung gestellt werden, um von ihnen vorgestellt werden<br />

zu können.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Rüdiger Köhling<br />

Institut für Physiologie, Universität Rostock<br />

Prof. Dr. Ulri<strong>ch</strong> Stephani<br />

Klinik für Neuropädiatrie, Universitätsklinikum<br />

S<strong>ch</strong>leswig-Holstein<br />

Studierende <strong>der</strong> Human- und Tiermedizin, <strong>der</strong> Biologie, Pharmazie;<br />

Studierende verwandter Wissens<strong>ch</strong>aften, die einen Einblick in<br />

aktuelle Fors<strong>ch</strong>ungsthemen <strong>der</strong> Epileptologie gewinnen wollen<br />

Avoli, M. et al., Cellular and Molecular Me<strong>ch</strong>anisms of Epilepsy in<br />

the Human Brain, in: Progress in Neurobiology 77/3, 2005, S. 166-<br />

200.<br />

Jefferys, J.G., Models and Me<strong>ch</strong>anisms of Experimental Epilepsies,<br />

in: Epilepsia 44/12, 2003, Supplement 12, S. 44-50.<br />

Stephani, U. et al., Genetics of Photosensitivity (Photoparoxysmal<br />

Response): A review, in: ebd. 45/1, 2004, Supplement 1, S. 19-23.<br />

38<br />

Akademie III Olang


Arbeitsgruppe 2<br />

Some like it Sweet – Viren mit einer Vorliebe für<br />

Zucker auf dem Vormars<strong>ch</strong><br />

Obwohl virale Infektionen mit verheerenden Folgen verbunden sein können – beispielsweise<br />

bei <strong>der</strong> Spanis<strong>ch</strong>en Grippe von 1918 – und obwohl Viren gemeinhin als simple biologis<strong>ch</strong>e<br />

Entitäten betra<strong>ch</strong>tet werden, gibt es bis auf Ausnahmen nahezu keine antiviralen<br />

Medikamente. Warum ist das so, wo do<strong>ch</strong> die Bedrohung so groß ist und wo do<strong>ch</strong> die<br />

Materie so ‘einfa<strong>ch</strong>’ zu sein s<strong>ch</strong>eint?<br />

Wir wollen versu<strong>ch</strong>en, Antworten zu finden, und werden uns dabei auf Viren konzentrieren,<br />

die komplexe Kohlenhydratstrukturen auf Zelloberflä<strong>ch</strong>en erkennen. Dazu zählen<br />

etwa die Influenzaviren, die Papillomaviren und die Noroviren. Bei unserer Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />

Antworten werden wir uns von <strong>der</strong> zellulären Ebene auf die Ebene <strong>der</strong> atomaren Auflösung<br />

hinabbegeben und insbeson<strong>der</strong>e die strukturbiologis<strong>ch</strong>en Gegebenheiten näher beleu<strong>ch</strong>ten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Thomas Peters<br />

Institut für Chemie, Universität Lübeck<br />

Prof. Dr. Stefan Taube<br />

Institut für Virologie und Zellbiologie, Universität Lübeck<br />

Studierende mit biologis<strong>ch</strong>er, <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er, bio<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er o<strong>der</strong><br />

medizinis<strong>ch</strong>er Ausri<strong>ch</strong>tung<br />

von Itzstein, M., The War against Influenza. Discovery and Development<br />

of Sialidase Inhibitors, in: Nature Reviews Drug Discovery<br />

6, 2007, S. 967-974.<br />

de Clercq, E., Antiviral Agents Active against Influenza A Viruses,<br />

in: ebd. 5, 2006, S. 1015-1025.<br />

Akademie III Olang 39


Arbeitsgruppe 3<br />

Selbstorganisation biologis<strong>ch</strong>er Systeme<br />

Die belebte Natur erzeugt eine Vielfalt komplexer Formen und Strukturen. Sie rei<strong>ch</strong>en<br />

von den bizarren Formen <strong>der</strong> einzelligen Strahlentier<strong>ch</strong>en über die Bildung mehrzelliger<br />

Lebewesen bis zu den ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en Meisterleistungen von Kolonien sozialer Insekten.<br />

Viele dieser Strukturen entstehen ohne einen vorgegebenen Masterplan, son<strong>der</strong>n<br />

spontan aus <strong>der</strong> We<strong>ch</strong>selwirkung ihrer einzelnen Bestandteile. Diese Selbstorganisation<br />

von Proteinen, Zellen o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> ganzen Lebewesen beruht häufig auf einfa<strong>ch</strong>en lokalen<br />

Regeln. In unserer Arbeitsgruppe werden wir einige selbstorganisierende biologis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

kennenlernen, uns mathematis<strong>ch</strong>e und physikalis<strong>ch</strong>e Werkzeuge erarbeiten, die ein<br />

tieferes Verständnis <strong>der</strong> zugrundeliegenden Me<strong>ch</strong>anismen erlauben, sowie Anwendungen<br />

dieser Prinzipien auf die Gestaltung neuer Materialien und Werkstoffe betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Dr. Karsten Kruse<br />

Theoretis<strong>ch</strong>e Physik, Universität des Saarlandes<br />

Prof. Dr. Heiko Rieger<br />

Theoretis<strong>ch</strong>e Physik, Universität des Saarlandes<br />

Studierende <strong>der</strong> Biologie, Biophysik, Chemie, Mathematik und<br />

Physik<br />

Camazine, S. et al., Self-Organization in Biological Systems, Princeton<br />

University Press 2001.<br />

Strogatz, S., Nonlinear Dynamics and Chaos, Westview Press 1994.<br />

40<br />

Akademie III Olang


Arbeitsgruppe 4<br />

Tatsa<strong>ch</strong>enermittlung in bewaffneten Konflikten<br />

Internationale Tatsa<strong>ch</strong>enermittlung soll <strong>der</strong> friedli<strong>ch</strong>en Beilegung von Streitigkeiten dienen.<br />

Sie soll bestrittene Fakten dur<strong>ch</strong> eine unabhängige Untersu<strong>ch</strong>ung aufklären. In bewaffneten<br />

Konflikten ist die Tatsa<strong>ch</strong>enermittlung s<strong>ch</strong>wierig, aber au<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>s wi<strong>ch</strong>tig,<br />

um dem in diesen Situationen anwendbaren Re<strong>ch</strong>t zur Dur<strong>ch</strong>setzung zu verhelfen.<br />

Mangels Aktivierung vorhandener Ermittlungseinri<strong>ch</strong>tungen haben internationale Organisationen<br />

mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>em Erfolg ad hoc-Kommissionen mandatiert: Darfur<br />

(2004/2005), Georgien (2008/2009), Gaza (2009), Libyen (2011), Syrien (2011/2012).<br />

Hinzu tritt die Tatsa<strong>ch</strong>enermittlung dur<strong>ch</strong> internationale Geri<strong>ch</strong>te.<br />

Na<strong>ch</strong> einem kurzen Überblick über das in bewaffneten Konflikten anwendbare Re<strong>ch</strong>t wollen<br />

wir versu<strong>ch</strong>en, die Ziele, die Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen sowie die Mittel und Methoden <strong>der</strong><br />

Tatsa<strong>ch</strong>enermittlung in bewaffneten Konflikten zu erfassen. Auf <strong>der</strong> Grundlage von Fallstudien<br />

wollen wir die Stärken und S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> praktizierten Verfahren erörtern sowie<br />

Entwicklungsmögli<strong>ch</strong>keiten und Alternativen diskutieren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Thilo Marauhn<br />

Institut für internationales Re<strong>ch</strong>t und Re<strong>ch</strong>tsverglei<strong>ch</strong>ung,<br />

Universität Gießen<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>ts- und Politikwissens<strong>ch</strong>aft, aber au<strong>ch</strong> Studierende<br />

<strong>der</strong> Theologie und <strong>der</strong> Philosophie sowie forensis<strong>ch</strong> interessierte<br />

Studierende <strong>der</strong> Medizin und <strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>ologie<br />

Gasser, H.-P./Melzer, N., Humanitäres Völkerre<strong>ch</strong>t. Eine Einführung,<br />

Nomos, 2 2012. (grundlegend als Einführung in das in<br />

bewaffneten Konflikten anwendbare Re<strong>ch</strong>t)<br />

Spieker, H., International (Humanitarian) Fact-Finding Commission,<br />

in: The Max Planck Encyclopedia of Public International<br />

Law, hg. von R. Wolfrum, Oxford University Press, 2009. (www.<br />

mpepil.com)<br />

Boutru<strong>ch</strong>e, T., Credible Fact-Finding and Allegations of International<br />

Humanitarian Law Violations. Challenges in Theory and<br />

Practice, in: Journal of Conflict and Security Law 16, 2011, S. 105-<br />

140.<br />

Akademie III Olang 41


Arbeitsgruppe 5<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zeitgenössis<strong>ch</strong>en Demokratien<br />

Zeitgenössis<strong>ch</strong>e Demokratien sind mit mehreren Herausfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert. Dazu<br />

zählen die Ansprü<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Bürger na<strong>ch</strong> mehr direkter politis<strong>ch</strong>er Beteiligung, angesi<strong>ch</strong>ts<br />

<strong>der</strong> ökonomis<strong>ch</strong>en Erfolge autokratis<strong>ch</strong>er Regime (China) die Frage ihrer Effektivität und<br />

Effizienz sowie die Eins<strong>ch</strong>ränkung ihrer Handlungsfähigkeit dur<strong>ch</strong> Prozesse <strong>der</strong> Internationalisierung<br />

und Globalisierung. Zur Lösung <strong>der</strong> damit verbundenen Legitimationsprobleme<br />

werden vers<strong>ch</strong>iedene Alternativen zur repräsentativen Demokratie diskutiert. Das<br />

umfasst u.a. die Einführung direktdemokratis<strong>ch</strong>er Elemente (semi-direkte Demokratie),<br />

die Institutionalisierung deliberativer Verfahren <strong>der</strong> Meinungs- und Willensbildung <strong>der</strong><br />

Bürger (deliberative Demokratie) und die Erri<strong>ch</strong>tung vers<strong>ch</strong>iedener Formen einer postnationalen<br />

Demokratie.<br />

Ziel ist erstens eine Bestandsaufnahme des Zustandes <strong>der</strong> zeitgenössis<strong>ch</strong>en Demokratien<br />

und zweitens die Diskussion <strong>der</strong> Frage, wel<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Alternativen zur repräsentativen Demokratie<br />

<strong>der</strong> Nationalstaaten theoretis<strong>ch</strong> sinnvoll und praktis<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>bar sind.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Edeltraud Roller<br />

Institut für Politikwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Mainz<br />

Prof. Dr. Dieter Fu<strong>ch</strong>s<br />

Institut für Sozialwissens<strong>ch</strong>aften, Universität Stuttgart<br />

Studierende <strong>der</strong> Politik- und Sozialwissens<strong>ch</strong>aften, <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften und Philosophie<br />

Altman, D., Direct Democracy Worldwide, Cambridge University<br />

Press 2011.<br />

Democracy Transformed? Expanding Political Opportunities in<br />

Advanced Industrial Democracies, hg. von B.E. Cain, R.J. Dalton<br />

und S.E. Scarrow, Oxford University Press 2003.<br />

Habermas, J., Die postnationale Konstellation. Politis<strong>ch</strong>e Essays,<br />

Suhrkamp 1998.<br />

42<br />

Akademie III Olang


Arbeitsgruppe 6<br />

Codierungen religiöser Gegenwart<br />

Die Aufmerksamkeit für Religionen ist im Zei<strong>ch</strong>en von „public religions“ (José Casanova)<br />

ni<strong>ch</strong>t erst seit 9/11 signifikant gestiegen. Religionskritis<strong>ch</strong> (‘New Atheism’) wie religionsproduktiv<br />

(‘Neue religiöse Bewegungen’) zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> neue Formatierungen <strong>der</strong> globalen<br />

Präsenz und Bedeutung von Religionen ab.<br />

Von beson<strong>der</strong>em Interesse ist dabei die Frage, wie religiöse Gegenwart codiert und interpretiert<br />

wird. Die politis<strong>ch</strong>e Brisanz von Religionen spielt hier ebenso eine Rolle wie die<br />

Transformationen religiöser Zei<strong>ch</strong>ensysteme und Geltungsansprü<strong>ch</strong>e in den vers<strong>ch</strong>iedensten<br />

kulturellen Formaten (Literatur, Film, bildende Kunst, Comics/Graphic Novels), aber<br />

au<strong>ch</strong> ihre ökonomis<strong>ch</strong>e Bestimmungsqualität (Geld, Werbung).<br />

Die Arbeitsgruppe wird si<strong>ch</strong> neben Modellanalysen auf religionssoziologis<strong>ch</strong>e, philosophis<strong>ch</strong>e,<br />

kulturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und theologis<strong>ch</strong>e Theorievors<strong>ch</strong>läge beziehen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Gregor Maria Hoff<br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Systematis<strong>ch</strong>e Theologie, Universität Salzburg<br />

Dr. Martin Dürnberger<br />

Institut für Katholis<strong>ch</strong>er Theologie, Universität Köln<br />

geeignet für Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Religious Turns – Turning Religions. Verän<strong>der</strong>te kulturelle Diskurse<br />

– neue religiöse Wissensformen, hg. von A. Nehring und J.<br />

Valentin, Stuttgart u.a. 2008.<br />

Ward, G., Auf <strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> wahren Religion, Stuttgart u.a.<br />

2009.<br />

Akademie III Olang 43


Arbeitsgruppe 7<br />

Babylon – Wirkli<strong>ch</strong>keit und Vermä<strong>ch</strong>tnis<br />

Das Thema „Babylon“ steht stellvertretend für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur des Alten Orients,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Rei<strong>ch</strong>e Babyloniens und Assyriens im ersten Jahrtausend v. Chr. Sein<br />

Vermä<strong>ch</strong>tnis, vermittelt dur<strong>ch</strong> alttestamentaris<strong>ch</strong>e und klassis<strong>ch</strong> antike S<strong>ch</strong>riften, vielfa<strong>ch</strong><br />

bearbeitet in <strong>der</strong> bildenden Kunst, in Literatur, Musik und Film, begleitet die abendländis<strong>ch</strong>e<br />

Kultur dur<strong>ch</strong> die Jahrhun<strong>der</strong>te bis in unsere heutige Zeit. Erst seit Ers<strong>ch</strong>ließung<br />

<strong>der</strong> Keils<strong>ch</strong>riftquellen und dem Beginn <strong>der</strong> Ausgrabungen von Babylon und Assur im 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t ist die Annäherung an die historis<strong>ch</strong>e Wirkli<strong>ch</strong>keit Babylons mögli<strong>ch</strong>. In <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe sollen die Wirkli<strong>ch</strong>keit, wie sie si<strong>ch</strong> uns heute aufgrund ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>er<br />

Fors<strong>ch</strong>ungen darstellt, und das Vermä<strong>ch</strong>tnis, das heißt <strong>der</strong> Umgang vers<strong>ch</strong>iedener Epo<strong>ch</strong>en<br />

mit <strong>der</strong> Überlieferung, in Relation gesetzt werden. Prägt dieses Verhältnis do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

nur unser historis<strong>ch</strong>es Verständnis des ‘Alten Orients’, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> gegenwärtige Bil<strong>der</strong><br />

des ‘Nahen Ostens’.<br />

Als Unterri<strong>ch</strong>tsformate sind Tandem-Referate zu den jeweiligen Themen in Gegenüberstellung<br />

von Wirkli<strong>ch</strong>keit und Vermä<strong>ch</strong>tnis vorgesehen (mit Power-Point-Präsentation,<br />

max. je 45 Minuten pro Referat; je na<strong>ch</strong> Thema ist au<strong>ch</strong> die Integration von Kurzauss<strong>ch</strong>nitten<br />

aus Filmen, Theater- o<strong>der</strong> Musikwerken mögli<strong>ch</strong>). Das Thema <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

wird von den Referenten zunä<strong>ch</strong>st eingeführt. Diskussionsrunden außerhalb <strong>der</strong> Seminare<br />

eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Vorführungen sind mögli<strong>ch</strong>.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Karin Gludovatz<br />

Kunsthistoris<strong>ch</strong>es Institut, Freie Universität Berlin<br />

Prof. Dr. Hartmut Kühne<br />

Institut für Vor<strong>der</strong>asiatis<strong>ch</strong>e Ar<strong>ch</strong>äologie, Freie Universität Berlin<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Heller, A., Das Babylonien <strong>der</strong> Spätzeit (7.-4. Jh.) in den klassis<strong>ch</strong>en<br />

und keils<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Quellen (= Oikumene. Studien zur<br />

antiken Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 7), Berlin 2010.<br />

Babylon. Mythos und Wahrheit, Ausstellungskatalog Berlin-Paris-<br />

London (2 Bde.), hg. von J. Marzahn und G. S<strong>ch</strong>auerte, Mün<strong>ch</strong>en<br />

2008.<br />

Oates, J., Babylon, London 1979.<br />

44<br />

Akademie III Olang


Akademie IV Greifswald<br />

Die traditionsrei<strong>ch</strong>e Universitäts- und Hansestadt Greifswald ist<br />

seit 2008 Akademiestandort und beherbergt die nördli<strong>ch</strong>ste Sommerakademie<br />

<strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong>. Unser Quartier liegt vor den<br />

Toren <strong>der</strong> Stadt in den mo<strong>der</strong>nen Anlagen des Maritimen Jugenddorfs<br />

Wieck, nur wenige S<strong>ch</strong>ritte vom Strand und <strong>der</strong> Klosterruine<br />

Eldena entfernt. Die Lage eignet si<strong>ch</strong> hervorragend für Wassersport<br />

und Strandaktivitäten aller Art. Greifswald selbst besitzt herausragende<br />

Zeugnisse <strong>der</strong> Backsteingotik, es bieten si<strong>ch</strong> darüber hinaus<br />

Ausflüge na<strong>ch</strong> Rügen, Stralsund o<strong>der</strong> Usedom an.<br />

2. bis 6. Semester<br />

25. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

7. September 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Thomas Ludwig<br />

Dr. des. Doreen<br />

Strauhs<br />

Christine S<strong>ch</strong>ade<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie IV Greifswald<br />

45


Arbeitsgruppe 1<br />

Von Allergie zu Autoimmunität. Wie unser Immunsystem<br />

mit Mikroorganismen in uns und um uns umgeht<br />

Unsere Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> damit, wie Mikroorganismen in unserer Umwelt<br />

unser Immunsystem beeinflussen. Mikroorganismen besiedeln alle Grenzorgane des Körpers<br />

(Darm, Haut, Lunge) und kommen in unserer unmittelbaren Umgebung vor. Die<br />

ständige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Bakterien, Viren und an<strong>der</strong>en Mikroorganismen trainiert<br />

unser Immunsystem.<br />

In den letzten Jahren ist das erhöhte Auftreten von allergis<strong>ch</strong>en und Autoimmunerkrankungen<br />

au<strong>ch</strong> im Zusammenhang mit einer verän<strong>der</strong>ten Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Mikroorganismen<br />

und <strong>der</strong>en Art und Anzahl gesehen worden. Die sogenannte Hygiene-Hypothese<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit diesen Zusammenhängen. Wir wollen anhand neuer Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten<br />

aus den Gebieten <strong>der</strong> Mikrobiologie, Epidemiologie, Allergie und Immunologie<br />

hinterfragen, wel<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Aussagen in den populären Medien wirkli<strong>ch</strong> Substanz haben. Der<br />

genaue Fokus (Ekzemerkrankungen, Asthma, Autoimmunerkrankungen, Darmbakterien,<br />

Tuberkulose-Erreger etc.) wird hierbei vom Interesse <strong>der</strong> Teilnehmer mitbestimmt.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Miriam Wittmann<br />

Honorary Visiting Senior Lecturer and Clinical Dermatologist,<br />

University of Bradford<br />

Studierende <strong>der</strong> Biologie, Medizin, Bio<strong>ch</strong>emie und verwandter<br />

Fä<strong>ch</strong>er<br />

Re<strong>ch</strong>tzeitig vor Akademiebeginn wird den Teilnehmern einführende<br />

Literatur empfohlen.<br />

46<br />

Akademie IV Greifswald


Arbeitsgruppe 2<br />

Swarm intelligence and conflict resolution: When<br />

animals decide collectively<br />

From insects to mammals, animals living in groups need to make vital decisions collectively<br />

(similar to humans). They have to decide together about communal nesting sites;<br />

communal activities; when and where to forage, shelter or rest; communal migration routes;<br />

and communal enterprises. Often, these decisions have important implications for the<br />

survival and fitness of individuals and for group cohesion. As humans we know just how<br />

difficult it can be to make decisions together as a group - how then do animals do it with<br />

their more limited cognitive abilities and without the help of language?<br />

We will look at animal collective decisions from a theoretical and empirical point of view,<br />

and learn how animals resolve conflicts by sharing decisions ‘democratically’, and how<br />

they improve decision outcomes by pooling personal information (‘swarm intelligence’ ,<br />

whi<strong>ch</strong> is a similar phenomenon to the ‘wisdom of the crowd’ in humans). We plan to (critically)<br />

discuss together the most recent resear<strong>ch</strong> results in the area, by developing experiments<br />

together and, potentially, by looking at relevant experiments in the field and lab.<br />

Please note that the seminar will be mainly in English.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Gerald Kerth<br />

Angewandte Zoologie und Naturs<strong>ch</strong>utz, Universität Greifswald<br />

Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Conradt, L./Roper, T.J., Consensus Decision Making in Animals, in:<br />

Trends in Ecology and Evolution 20, 2005, S. 449-456.<br />

Kerth, G., Group Decision-making in Animal Societies, in: Animal<br />

Behavior. Evolution and Me<strong>ch</strong>anisms, hg. von P. Kappeler, Springer<br />

Verlag 2010, S. 241-265.<br />

Krause, J./Ruxton, G.D./Krause, S., Swarm Intelligence in Animals<br />

and Humans, in: Trends in Ecology and Evolution 25, 2010, S. 28-<br />

34.<br />

A short article for a broad rea<strong>der</strong>ship:<br />

Conradt, L., Collective Behaviour: When it Pays to Share Decisions,<br />

in: Nature 471, 2011, S. 40-41.<br />

Akademie IV Greifswald 47


Arbeitsgruppe 3<br />

Logik und Komplexität<br />

Wann ist eigentli<strong>ch</strong> eine Argumentation korrekt? Was ist folgeri<strong>ch</strong>tiges S<strong>ch</strong>ließen? Wel<strong>ch</strong>e<br />

Ressourcen sind nötig, um Hypothesen zu überprüfen? Wie komplex sind Aussagen, die<br />

si<strong>ch</strong> mit einer formalen, logik-basierten Spra<strong>ch</strong>e treffen lassen? Was sind die Grenzen <strong>der</strong><br />

Ausdrucksstärke sol<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>en?<br />

Die Logik, d.h. die Lehre des vernünftigen S<strong>ch</strong>lussfolgerns, gibt Antworten auf diese Fragen.<br />

Sie ist ein Teilgebiet vers<strong>ch</strong>iedener wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Disziplinen, u.a. <strong>der</strong> Informatik,<br />

Mathematik, Philosophie und Linguistik. Insbeson<strong>der</strong>e für die Informatik spielt die Logik<br />

eine ähnli<strong>ch</strong> fundamentale Rolle wie beispielsweise die Differential- und Integralre<strong>ch</strong>nung<br />

für die Physik. Computer sind ‘materialisierte Logik’. Ohne die formale Logik würde unsere<br />

Alltagswelt heute ganz an<strong>der</strong>s aussehen - es gäbe kein Internet, keine Smartphones<br />

und keine Navigationsgeräte.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe wollen wir uns grundlegende Konzepte und Resultate <strong>der</strong> formalen<br />

Logik erarbeiten, u.a. zu folgenden Themen:<br />

– Ausdrucksstärke und Komplexität vers<strong>ch</strong>iedener Logiken,<br />

– Zwei-Personen-Spiele,<br />

– die Gödels<strong>ch</strong>en Unvollständigkeitssätze,<br />

– Methoden zum Model-Checking.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Nicole S<strong>ch</strong>weikardt<br />

Institut für Informatik, Universität Frankfurt/Main<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Informatik und<br />

Mathematik<br />

Halpern, J.Y. et al., On the Unusual Effectiveness of Logic in Computer<br />

Science, in: The Bulletin of Symbolic Logic, 7/2, 2001, S. 213-<br />

236.<br />

Libkin, L., Elements of Finite Model Theory, Springer Verlag 2004.<br />

Ebbinghaus, H.-D./Flum, J./Thomas, W., Einführung in die Mathematis<strong>ch</strong>e<br />

Logik, Spektrum Akademis<strong>ch</strong>er Verlag 5 2007.<br />

48<br />

Akademie IV Greifswald


Arbeitsgruppe 4<br />

Das Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Städte –Lebensqualität, soziale<br />

gere<strong>ch</strong>tigkeit, Ressourcennutzung und Umwelt im 21.<br />

jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Bereits heute lebt mehr als die Hälfte aller Mens<strong>ch</strong>en in Städten. Bis zur Mitte des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

werden es na<strong>ch</strong> Prognosen fast drei Viertel sein. Vor allem im Globalen Süden<br />

entstehen und wa<strong>ch</strong>sen Megacities. In <strong>der</strong> frühindustrialisierten ‘westli<strong>ch</strong>en’ Welt haben<br />

wir es mit immer mehr stagnierenden o<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>rumpfenden Städten zu tun. Die Finanzund<br />

Lebensmittelpreiskrisen 2007 und 2008 haben gezeigt, dass die urbanisierte Welt einen<br />

riesigen Bedarf an Energie und Nahrungsmitteln hat und dass <strong>der</strong>en Produktion und<br />

Transport gravierende Auswirkungen in weit entfernten, oft ruralen Teilen <strong>der</strong> Welt haben.<br />

Wir wollen uns die urbane Welt des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts ers<strong>ch</strong>ließen, in dem wir uns ein globales<br />

Bild <strong>der</strong> Urbanisierung ma<strong>ch</strong>en, au<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung in den letzten 50 Jahren<br />

sowie Szenarien und Visionen einer urbanen Zukunft diskutieren. Zudem wollen wir die<br />

Lebens- und Umweltqualität in den Städten des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts kritis<strong>ch</strong> beleu<strong>ch</strong>ten und<br />

dabei die Ströme an Material und Energie verfolgen, die Städte für ihre Existenz brau<strong>ch</strong>en,<br />

also den berühmten urban footprint. Wir werden Fragen na<strong>ch</strong>gehen wie: Wie steht es mit<br />

<strong>der</strong> sozialen und Umweltgere<strong>ch</strong>tigkeit in den Städten, aber au<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Stadt und Land?<br />

Leben Städte und v.a. Megacities nur auf Kosten ihres Umlandes o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> auf Kosten<br />

weit entfernter Ökosysteme? Und wie kann man das analysieren, messen und bewerten?<br />

Gibt es eine na<strong>ch</strong>haltige Stadt, und wenn ja, wie kommen wir dorthin?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Dagmar Haase<br />

Institut für Geographie, Arbeitsgruppe Lands<strong>ch</strong>aftsökologie,<br />

Humboldt Universität zu Berlin<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umweltwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Geographie, Sozialwissens<strong>ch</strong>aften, Landwirts<strong>ch</strong>aft, Politikwissens<strong>ch</strong>aft<br />

Seto, K.S. et al., Urban Land Teleconnections and Sustainability, in:<br />

Proceedings of the National Academy of Sciences of the United<br />

States of America 109/20, 2012, S. 7687-7692. (doi: 10.1073/<br />

pnas.1117622109)<br />

Haase, D., The Importance of Ecosystem Services for Urban Areas.<br />

Valuation and Modelling Approa<strong>ch</strong>es, in: UGEC Viewpoints. Interdisciplinary<br />

Initiatives for an Urban Earth 7, 2012, S. 4-7.<br />

Irwin, E.G. et al., The Economics of Urban-rural Space, in: Annual<br />

Review of Resource Economics 1, 2009, S. 435–459.<br />

Akademie IV Greifswald 49


Arbeitsgruppe 5<br />

Kultur- und sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

evolutionstheorie - Ein neues Paradigma?<br />

Wenn von Evolutionstheorie die Rede ist, kommt regelmäßig die biologis<strong>ch</strong>e Evolutionstheorie<br />

in den Sinn, und wer vom ‘Streit um die Evolutionstheorie’ hört, <strong>der</strong> denkt meist<br />

an die Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwis<strong>ch</strong>en ‘Darwinisten’ und ‘Kreationisten’ – und viellei<strong>ch</strong>t<br />

au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> an die Bekämpfung des ‘Sozialdarwinismus’. Dabei ist seit den 1970er Jahren<br />

eine eigenständige kulturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Evolutionstheorie entstanden, oft gelagert um<br />

‘Meme’ als dem – neben den Genen – ‘zweiten Replikator’ im kulturellen Evolutionsprozess,<br />

wenig später in <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aft die ‘Evolutoris<strong>ch</strong>e Ökonomik’, und seit<br />

den 1990er Jahren als ‘Evolutoris<strong>ch</strong>er Institutionalismus’ eine sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Evolutionstheorie,<br />

die Institutionen in den Mittelpunkt ihrer Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsanalysen stellt.<br />

In unserer Arbeitsgruppe wollen wir versu<strong>ch</strong>en, uns diese kultur- und sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Evolutionstheorien in ihren Grundzügen anzueignen, ihre Anwendung auf die Entwicklungsprozesse<br />

konkreter Organisationen und Institutionen na<strong>ch</strong>zuvollziehen bzw. zu<br />

illustrieren, sowie lernen, von <strong>der</strong> Warte einer Allgemeinen Evolutionstheorie aus auf die<br />

Gesamtheit aller Prozesse des Werdens und auf den so entstandenen ‘S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenbau’ unserer<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit zu blicken – und zwar gerade in jener einheitswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Perspektive,<br />

<strong>der</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keit zu bestreiten immer wie<strong>der</strong> populär ist.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Werner J. Patzelt<br />

Lehrstuhl für Politis<strong>ch</strong>e Systeme und Systemverglei<strong>ch</strong>,<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität Dresden<br />

Studierende <strong>der</strong> Soziologie, Politikwissens<strong>ch</strong>aft, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Ethnologie,<br />

Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und verwandter Fä<strong>ch</strong>er, <strong>der</strong> Volks- und<br />

Betriebswirts<strong>ch</strong>aftslehre, Biologie und Philosophie<br />

S<strong>ch</strong>urz, G., Evolution in Natur und Kultur. Eine Einführung in die<br />

verallgemeinerte Evolutionstheorie, Heidelberg 2011.<br />

Evolutoris<strong>ch</strong>er Institutionalismus. Theorie und exemplaris<strong>ch</strong>e Studien<br />

zu Evolution, Institutionalität und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>keit, hg. von<br />

W.J. Patzelt, Würzburg 2007.<br />

Parlamente und ihre Evolution. Fors<strong>ch</strong>ungskontext und Fallstudien,<br />

hg. von W.J. Patzelt, Baden-Baden 2012.<br />

50<br />

Akademie IV Greifswald


Arbeitsgruppe 6<br />

Bevölkerung und Bevölkerungsdebatten in Lateinamerika<br />

und West-Europa vom ausgehenden<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t bis zur Gegenwart<br />

Bevölkerung und demographis<strong>ch</strong>e Entwicklung wurden sowohl in Lateinamerika als au<strong>ch</strong><br />

in West-Europa entwe<strong>der</strong> als Voraussetzung o<strong>der</strong> als Hin<strong>der</strong>nis, immer aber als integraler<br />

Bestandteil nationaler Entwicklung geda<strong>ch</strong>t. So kann es kaum überras<strong>ch</strong>en, dass Politiker,<br />

Publizisten und Wissens<strong>ch</strong>aftler ausführli<strong>ch</strong> über Bevölkerung ges<strong>ch</strong>rieben und no<strong>ch</strong> ausführli<strong>ch</strong>er<br />

über ‘die Bevölkerung’ gestritten haben. Diese Debatten, innerhalb <strong>der</strong>er Bevölkerung<br />

jeweils erst konstruiert werden musste, wurden auf dem amerikanis<strong>ch</strong>en Doppelkontinent<br />

und in Europa über weite Strecken unabhängig voneinan<strong>der</strong> geführt; erst im<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t sollten si<strong>ch</strong> bedeutsame Annäherungen und gegenseitige Beeinflussungen<br />

zeigen. In unserer Arbeitsgruppe mö<strong>ch</strong>ten wir aus historis<strong>ch</strong>er Perspektive gemeinsam erarbeiten,<br />

wie über Bevölkerung im europäis<strong>ch</strong>en und lateinamerikanis<strong>ch</strong>en Kontext seit<br />

dem ausgehenden 18. Jahrhun<strong>der</strong>t diskutiert wurde. Diese Diskussionen können als Referenzrahmen<br />

zahlrei<strong>ch</strong>er späterer Debatten gelten, die wir ebenso aufsu<strong>ch</strong>en mö<strong>ch</strong>ten wie<br />

die zahlrei<strong>ch</strong>en Versu<strong>ch</strong>e, Bevölkerung zu erfassen und zu kategorisieren und dur<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>e<br />

Maßnahmen zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang soll es au<strong>ch</strong> darum gehen,<br />

wie Bevölkerung zum Gegenstand wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Betra<strong>ch</strong>tung werden konnte und<br />

wel<strong>ch</strong>e Ideen dabei maßgebli<strong>ch</strong> waren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Delia González de Reufels<br />

Institut für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft, Universität Bremen<br />

Prof. Dr. Thomas Etzemüller<br />

Institut für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität Oldenburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, <strong>der</strong> Sozialwissens<strong>ch</strong>aften, <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften<br />

sowie Studierende aller an<strong>der</strong>en Fä<strong>ch</strong>er, die<br />

an historis<strong>ch</strong>en Fragestellungen interessiert sind<br />

Malthus, T.R., An Essay on the Principle of Population, as it Affects<br />

the Future Improvement of Society, with Remarks on the Speculations<br />

of Mr. Godwin, M. Condorcet, and Other Writers, London<br />

1798, Neuausgabe: Clark (NJ) 2007.<br />

Sán<strong>ch</strong>ez-Albornoz, N., The Population of Latin America, Berkeley<br />

1974.<br />

Burgdörfer, F., Volk ohne Jugend. Geburtens<strong>ch</strong>wund und Überalterung<br />

des <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Volkskörpers. Ein Problem <strong>der</strong> Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />

– <strong>der</strong> Sozialpolitik – <strong>der</strong> nationalen Zukunft, Berlin 1932.<br />

Birg, H., Die demographis<strong>ch</strong>e Zeitenwende. Der Bevölkerungsrückgang<br />

in Deuts<strong>ch</strong>land und Europa, Mün<strong>ch</strong>en 4 2005.<br />

Akademie IV Greifswald 51


Arbeitsgruppe 7<br />

Welt <strong>der</strong> Information. Konversationslexika in<br />

wissensvermittlung und Ideologiebildung<br />

Mit dem „Grand dictionnaire historique [...]“ beginnt 1674 die lange Reihe biographis<strong>ch</strong><br />

und geographis<strong>ch</strong> orientierter Universallexika, die si<strong>ch</strong> erstmals au<strong>ch</strong> an ein ni<strong>ch</strong>t-gelehrtes<br />

Laienpublikum ri<strong>ch</strong>ten. Diese Werke markieren den We<strong>ch</strong>sel von enzyklopädis<strong>ch</strong>en<br />

Systemkonzepten zum Pragmatismus alphabetis<strong>ch</strong>er Präsentation des Wissens. Das kritis<strong>ch</strong>e<br />

Potential <strong>der</strong> Aufklärung wird in <strong>der</strong> Lexikographie früh wirksam, zum ersten Mal im<br />

„Dictionnaire historique et critique“ des Protestanten Pierre Bayle (dt. Übersetzung von<br />

Johann Christoph Gotts<strong>ch</strong>ed 1741-44). Zuglei<strong>ch</strong> Zusammenfassung vieler Speziallexika<br />

und Konkurrent kleinerer Werke wurde das „Große vollständige Universallexikon“ (1732-<br />

50) des Leipziger Verlegers Johann Heinri<strong>ch</strong> Zedler. Aus dem Plan, das englis<strong>ch</strong>e Werk<br />

„Cyclopedia, or an Universal Dictionary of Arts and Sciences“ ins Französis<strong>ch</strong>e zu übersetzen,<br />

wurde die große „Encyclopédie“ von Di<strong>der</strong>ot und d’Alembert. Das große, no<strong>ch</strong> immer<br />

enzyklopädis<strong>ch</strong>e Konzept lösen im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die sogenannten Konversationslexika<br />

ab, die – weil das bürgerli<strong>ch</strong>e Publikum ihnen blindlings vertraut – tiefgehenden Einfluss<br />

auf die Mentalitätsbildung gewinnen, wie si<strong>ch</strong> beispielhaft an <strong>der</strong> Verbreitung des Antisemitismus<br />

in den Lexika zeigen lässt.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist es, die Bedeutung <strong>der</strong> Lexika als Instrumente <strong>der</strong> Wissensvermittlung,<br />

<strong>der</strong> nationalen Identitätsbildung und <strong>der</strong> Ausbildung von Stereotypen und Klis<strong>ch</strong>ees<br />

zu zeigen. Hieraus ergibt si<strong>ch</strong> eine Reihe von Fragen, die wir, na<strong>ch</strong> Bedarf und Interesse,<br />

untersu<strong>ch</strong>en werden: Wel<strong>ch</strong>e Rolle spielt <strong>der</strong> Verzi<strong>ch</strong>t auf eine universale, enzyklopädis<strong>ch</strong>e<br />

Systematik? Wodur<strong>ch</strong> werden Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Disposition bedingt, die den jeweiligen Lexika<br />

zugrunde liegt? Was folgt daraus für die Vermittlung und Rezeption von Wissen? Wir<br />

bes<strong>ch</strong>ränken uns dabei ni<strong>ch</strong>t auf ältere Lexika, son<strong>der</strong>n beziehen au<strong>ch</strong> das Konzept <strong>der</strong> offenen<br />

Online-Enzyklopädie (Wikipedia) ein.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

52<br />

Prof. Dr. Hans-Albre<strong>ch</strong>t Ko<strong>ch</strong><br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Bremen<br />

Institut für Bibliotheks- und Informationswissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Prof. Dr. Gabriella Rovagnati<br />

Dipartimento di Lingue e Letterature straniere, Università degli<br />

Studi di Milano<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Ältere Konversationslexika und Fa<strong>ch</strong>enzyklopädien, hg. von H.-A.<br />

Ko<strong>ch</strong> und G. Rovagnati, Frankfurt/M. u.a. 2013.<br />

Ko<strong>ch</strong>, H.-A., Lexikon, in: Reallexikon <strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aft<br />

2, hg. von H. Fricke et. al., Berlin-New York 2000, S. 413ff.<br />

Akademie IV Greifswald


Arbeitsgruppe 8<br />

Ethik <strong>der</strong> Textkulturen<br />

Die Virulenz ethis<strong>ch</strong>er Fragestellungen zeigt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur in den disziplinübergreifenden<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Debatten, die um das Jahr 2000 bereits den sogenannten Ethical Turn<br />

ausgerufen haben, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> in den öffentli<strong>ch</strong>en Debatten, die si<strong>ch</strong> immer wie<strong>der</strong> mit<br />

dem Zusammenhang von Ethik und Gesells<strong>ch</strong>aft auseinan<strong>der</strong>setzen. Breit diskutierte Themen<br />

wie etwa Altern und Tod, Gewalt, Genfors<strong>ch</strong>ung, Ökologie, Migration, Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teridentitäten<br />

stellen ni<strong>ch</strong>t nur die Wissens<strong>ch</strong>aften vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n<br />

spiegeln au<strong>ch</strong> das jeweilige Bild, wel<strong>ch</strong>es Gesells<strong>ch</strong>aften von si<strong>ch</strong> selbst entwerfen, wi<strong>der</strong>.<br />

Gemeinsam mit Fa<strong>ch</strong>kollegen aus an<strong>der</strong>en Disziplinen sollen die vielfältigen Vers<strong>ch</strong>ränkungen<br />

von Ethik, Textualität und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart, Theorie und<br />

Lebenswelt erarbeitet und diskutiert werden. Zu klären ist dabei ni<strong>ch</strong>t nur <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>ied<br />

zwis<strong>ch</strong>en Konzepten <strong>der</strong> Moral und Ethik, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e We<strong>ch</strong>selwirksamkeiten<br />

die vers<strong>ch</strong>iedenen Künste und Wissens<strong>ch</strong>aften in Fragen <strong>der</strong> Ethik aufeinan<strong>der</strong> haben.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Stephanie Waldow<br />

Neuere Deuts<strong>ch</strong>e Literaturwissens<strong>ch</strong>aft mit dem S<strong>ch</strong>werpunkt<br />

Ethik, Universität Augsburg<br />

Studierende mit Interesse an ethis<strong>ch</strong>en Fragestellungen und Neugier<br />

darauf, eingespielte Fä<strong>ch</strong>ergrenzen zu übers<strong>ch</strong>reiten<br />

Ethical Turn? Geisteswissens<strong>ch</strong>aften in neuer Verantwortung, hg.<br />

von C. Lubkoll und O. Wis<strong>ch</strong>meyer, Mün<strong>ch</strong>en 2009.<br />

Birnba<strong>ch</strong>er, D., Analytis<strong>ch</strong>e Einführung in die Ethik, Berlin u.a.<br />

2003.<br />

Akademie IV Greifswald 53


Arbeitsgruppe 9<br />

Kants Philosophie <strong>der</strong> Biologie<br />

Ziel unserer Arbeitsgruppe ist die genaue Interpretation von Kants Theorie biologis<strong>ch</strong>er<br />

Wesen. Diese findet si<strong>ch</strong> in ihrer reifsten Form in den beiden „Einleitungen“ und in den<br />

§§ 61 bis 91 <strong>der</strong> „Kritik <strong>der</strong> Urteilskraft“ aus dem Jahre 1790. Einzelne Texte aus den „Einleitungen“<br />

führen uns in zentrale Begriffe wie teleologis<strong>ch</strong>e Gesetze, Zweck, Zweckmäßigkeit<br />

und reflektierende Urteilskraft ein.<br />

In den §§ 61 bis 78 <strong>der</strong> „Kritik <strong>der</strong> Urteilskraft“ studieren wir Kants Thesen und Argumente<br />

zur bildenden Kraft und Selbstorganisation, zum Verhältnis von Teil und Ganzem<br />

sowie zur notwendigen Verbindung von me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en und teleologis<strong>ch</strong>en Kausalgesetzen<br />

in organisierten Wesen. In den §§ 79 bis 91 verfolgen wir Kants Analysen des Verhältnisses<br />

<strong>der</strong> natürli<strong>ch</strong>en zur göttli<strong>ch</strong>en teleologis<strong>ch</strong>en Ordnung und Kants Bewertung bedeuten<strong>der</strong><br />

naturphilosophis<strong>ch</strong>er Ansätze des 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, etwa okkasionalistis<strong>ch</strong>er<br />

und prästabilistis<strong>ch</strong>er, präformistis<strong>ch</strong>er und epigenetis<strong>ch</strong>er Theorien <strong>der</strong> Erzeugung<br />

organisierter Wesen. Wenn es die Zeit erlaubt, werden wir außerdem Kants Stellung zu<br />

gegenwärtigen Diskussionen <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Biologie untersu<strong>ch</strong>en, etwa jener über<br />

funktionalistis<strong>ch</strong>e Erklärungen von Lebewesen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Ina Goy<br />

Assistant Professor am Department of Philosophy, Concordia<br />

University, Montreal<br />

Prof. Dr. Justin E. H. Smith<br />

Département Histoire et Philosophie des Sciences, Université de<br />

Paris 7 – Denis Di<strong>der</strong>ot<br />

Studierende <strong>der</strong> Philosophie, Theologie und Biologie<br />

Kant, I., Kritik <strong>der</strong> Urteilskraft, in: Kants Werke. Akademie-Textausgabe,<br />

Band V, Berlin 1968, S. 165-485. (englis<strong>ch</strong>e Ausgabe: Kant,<br />

I., Critique of the Power of Judgment, in: The Cambridge Edition of<br />

the Works of Immanuel Kant, hg. von P. Guyer, Cambridge 2000.)<br />

Kant’s Theory of Biology, hg. von I. Goy und E. Watkins, Berlin-<br />

New York 2013.<br />

The Problem of Animal Generation in Early Mo<strong>der</strong>n Philosophy,<br />

hg. von J. Smith, Cambridge 2006.<br />

54<br />

Akademie IV Greifswald


Akademie V Annecy<br />

Der maleris<strong>ch</strong>e Lac d’Annecy ist umgeben von Gipfeln <strong>der</strong> Savoyer<br />

Voralpen, die hier mit <strong>der</strong> Tournette auf 2.351 m ansteigen. Der<br />

Akademieort Saint Jorioz liegt direkt am See und keine zehn Kilometer<br />

von Annecy entfernt, das mit seiner pittoresken Altstadt<br />

und seinen zahlrei<strong>ch</strong>en Kanälen zur Besi<strong>ch</strong>tigung einlädt.<br />

Genf ist ni<strong>ch</strong>t weit, und diese geographis<strong>ch</strong>e Nähe wird au<strong>ch</strong> thematis<strong>ch</strong><br />

für die Akademie genutzt: mit Arbeitsgruppen zu internationalen<br />

Themen und Arbeitsberei<strong>ch</strong>en. Eine Exkursion na<strong>ch</strong><br />

Genf ergänzt das Programm <strong>der</strong> Arbeitsgruppen.<br />

2. bis 6. Semester<br />

17. März 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

24. März 2013<br />

( Abreisetag )<br />

-einwö<strong>ch</strong>ig-<br />

Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 100,- ¤<br />

Die Bewerbungsfrist für diese Akademie ist bereits abgelaufen.<br />

Die neuen Frühjahrsakademien im Jahr 2014 werden über den<br />

Stipendiatennewsletter im Herbst ausges<strong>ch</strong>rieben.<br />

Leitung:<br />

Dr. Andrea Harba<strong>ch</strong><br />

Mylène Wienrank<br />

Akademie V Annecy<br />

55


Arbeitsgruppe 1<br />

Nationale und internationale Gesundheitssystemfinanzierung<br />

– Der Weg zur universellen sozialen<br />

aBsi<strong>ch</strong>erung im Krankheitsfall<br />

In den letzten Jahren hat das Thema Gesundheitssystemfinanzierung in <strong>der</strong> internationalen<br />

Diskussion und Zusammenarbeit stark an Bedeutung gewonnen. Ziel ist es, Gesundheitsfinanzierungssysteme<br />

so zu gestalten und zu reformieren, dass au<strong>ch</strong> arme Län<strong>der</strong><br />

ihrer Bevölkerung eine universelle soziale Absi<strong>ch</strong>erung im Krankheitsfall garantieren können.<br />

Dabei stehen Regierungen vor drei grundlegenden Fragen:<br />

– Wie lässt si<strong>ch</strong> ein sol<strong>ch</strong>es Gesundheitssystem finanzieren?<br />

– Wie können si<strong>ch</strong> die Mens<strong>ch</strong>en vor den finanziellen Folgen von Krankheit und den<br />

Kosten <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung s<strong>ch</strong>ützen?<br />

– Wie lässt si<strong>ch</strong> ein effizienterer Einsatz verfügbarer Ressourcen för<strong>der</strong>n?<br />

Der Beratungsbedarf auf diesem Gebiet wird umso größer in einer Zeit wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Abs<strong>ch</strong>wungs bei glei<strong>ch</strong>zeitig steigenden Gesundheitskosten. Als Einstieg wollen wir ein gemeinsames<br />

Verständnis von Gesundheitsfinanzierungsmodalitäten und -prinzipien, <strong>der</strong><br />

Rolle von Werten (Solidarität, Fairness, Equity), Krankenversi<strong>ch</strong>erung und Vergütungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

von Gesundheitsdienstleistern erarbeiten. Auf <strong>der</strong> Basis von neuen Fors<strong>ch</strong>ungsergebnissen<br />

und Erfahrungswissen analysieren wir mögli<strong>ch</strong>e Maßnahmen, mittels<br />

<strong>der</strong>er Regierungen ihre Gesundheitsfinanzierungssysteme anpassen, um s<strong>ch</strong>neller auf dem<br />

Weg zu universeller sozialer Absi<strong>ch</strong>erung im Krankheitsfall voranzukommen. Ein weiterer<br />

Aspekt ist die Rolle <strong>der</strong> internationalen Gemeins<strong>ch</strong>aft, diese Bemühungen zu unterstützen.<br />

Ein Besu<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation sowie an<strong>der</strong>en internationalen<br />

Organisationen (GAVI, Global Fund) in Genf gibt Einblick in die Arbeit und <strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

in diesem Themenfeld.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Inke Mathauer<br />

Health Systems Development Specialist, World Health<br />

Organization<br />

Studierende <strong>der</strong> Gesundheitswissens<strong>ch</strong>aften/-ökonomie, Sozialund<br />

Politikwissens<strong>ch</strong>aften mit entspre<strong>ch</strong>endem Bezug und<br />

Vorwissen, Medizin<br />

World Health Organization, Health systems financing: The path to<br />

universal coverage, Genf 2010. (www.who.int/whr/2010/en/index.<br />

html)<br />

World Health Report 2010, Genf 2010.<br />

56<br />

Akademie V Annecy


Arbeitsgruppe 2<br />

Die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem Higgs-Boson: eine Fallstudie aus<br />

Der Welt <strong>der</strong> Megascience<br />

Vor wenigen Monaten wurde mit dem Large Hadron Colli<strong>der</strong> (LHC) am Europäis<strong>ch</strong>en<br />

Kernfors<strong>ch</strong>ungszentrum CERN in Genf ein neues, s<strong>ch</strong>weres Elementarteil<strong>ch</strong>en entdeckt,<br />

bei dem es si<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise um das Higgs-Boson handelt, den lange gesu<strong>ch</strong>ten<br />

S<strong>ch</strong>lussstein des Standardmodells <strong>der</strong> Teil<strong>ch</strong>enphysik, das die fundamentalen Bausteine<br />

<strong>der</strong> Materie und ihrer We<strong>ch</strong>selwirkungen umfassend und selbstkonsistent bes<strong>ch</strong>reibt.<br />

Diese Entdeckung ist ein erster großer Erfolg des bisher aufwendigsten Projektes in <strong>der</strong><br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Grundlagenfors<strong>ch</strong>ung. Die Teilnehmer sollen<br />

ni<strong>ch</strong>t nur eine Einführung in das Standardmodell und den Higgs-Me<strong>ch</strong>anismus erhalten,<br />

son<strong>der</strong>n ebenso Einsi<strong>ch</strong>ten in die Komplexität <strong>der</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en<br />

und organisatoris<strong>ch</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen, die gemeistert werden mussten, um diese Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> mehr als vierzig Jahren zum Erfolg zu führen. Am konkreten Beispiel des AT-<br />

LAS-Experiments am LHC sollen die Teilnehmer einen vertieften Einblick erhalten in die<br />

Arbeitsweise mo<strong>der</strong>ner physikalis<strong>ch</strong>er Großfors<strong>ch</strong>ung, in <strong>der</strong> Kollaborationen von mehreren<br />

tausend Wissens<strong>ch</strong>aftlern weltweit vernetzt an gemeinsamen Zielen arbeiten. Eine<br />

Exkursion zum CERN wird das Arbeitsprogramm abrunden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Rüdiger Voss<br />

Physics Department, CERN<br />

Studierende <strong>der</strong> Physik, eventuell au<strong>ch</strong> Studierende verwandter<br />

naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fä<strong>ch</strong>er und <strong>der</strong> Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften<br />

mit guten physikalis<strong>ch</strong>en Vorkenntnissen; gute Englis<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

sind erwüns<strong>ch</strong>t<br />

Einführende Literatur wird den Teilnehmern mitgeteilt, wenn die<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe feststeht.<br />

Akademie V Annecy 57


Arbeitsgruppe 3<br />

Was steckt hinter <strong>der</strong> Raumfahrt?<br />

Die Raumfahrt rei<strong>ch</strong>t von Grundlagenfors<strong>ch</strong>ung (Kosmologie, Planetenfors<strong>ch</strong>ung) über<br />

Anwendungen (Telekommunikation, Navigation, Erdbeoba<strong>ch</strong>tung) bis hin zu Te<strong>ch</strong>nologieentwicklungen<br />

(Robotik, dual use). Sie spannt si<strong>ch</strong> dabei von hö<strong>ch</strong>st ‘transutilitären’<br />

(Faszination und Emotion <strong>der</strong> bemannten Raumfahrt, common heritage of mankind im<br />

Völkerre<strong>ch</strong>t, Identität) bis hin zu zutiefst ‘utilitären’ Elementen (Jobs, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Wa<strong>ch</strong>stum). Wie in kaum einem an<strong>der</strong>en Feld treffen si<strong>ch</strong> in ihr eine Vielzahl von Wissens<strong>ch</strong>aften<br />

(Lebenswissens<strong>ch</strong>aften, Geowissens<strong>ch</strong>aften, Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften etc.).<br />

Dabei ist die Raumfahrt ein multidimensionales Politikfeld, das si<strong>ch</strong> aus Elementen <strong>der</strong><br />

vers<strong>ch</strong>iedensten an<strong>der</strong>en Politikfel<strong>der</strong> zusammensetzt, wie etwa Fors<strong>ch</strong>ungspolitik, Te<strong>ch</strong>nologiepolitik,<br />

Si<strong>ch</strong>erheitspolitik, Umweltpolitik, Verkehrspolitik. Sie bewegt si<strong>ch</strong> auf nationaler,<br />

europäis<strong>ch</strong>er und globaler Ebene; und dies im staatli<strong>ch</strong>en ebenso wie im privatwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Berei<strong>ch</strong>.<br />

Viele Gründe also, die Raumfahrt und ihren transdisziplinären und multidimensionalen<br />

Charakter genauer auf ihre Me<strong>ch</strong>anismen und Organisationsformen hin zu untersu<strong>ch</strong>en<br />

und insbeson<strong>der</strong>e die Wirkungsweisen ihrer internationalen Beziehungen (beson<strong>der</strong>s am<br />

Beispiel <strong>der</strong> ESA, au<strong>ch</strong> im Verglei<strong>ch</strong> mit an<strong>der</strong>en internationalen Organisationen) zu betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Hans Georg Mockel<br />

Director of Human Resources, Facility Management and<br />

Informatics, European Space Agency<br />

Prof. Dr. Kai-Uwe S<strong>ch</strong>rogl<br />

Head of ESA Policies Department, European Space Agency<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Utilization of Space. Today and Tomorrow, hg. von B. Feuerba<strong>ch</strong>er<br />

und H. Stoewer, Berlin-Heidelberg 2006.<br />

Outer Space in Society, Politics and Law, hg. von Chr. Brünner und<br />

A. Soucek, Wien-New York 2011.<br />

Ein Jahrhun<strong>der</strong>t im Flug. Luft- und Raumfahrtfors<strong>ch</strong>ung in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land 1907-2007, hg. von H. Tris<strong>ch</strong>ler und K.-U. S<strong>ch</strong>rogl,<br />

Frankfurt/M.-New York 2007.<br />

58<br />

Akademie V Annecy


Arbeitsgruppe 4<br />

“Greed is Good” – Finanzmonopoly für Anfänger<br />

„The ri<strong>ch</strong>est one percent of this country owns half our country’s wealth, five trillion dollars.<br />

One third of that comes from hard work, two thirds comes from inheritance, interest<br />

on interest accumulating to widows and idiot sons and what I do, stock and real estate speculation.<br />

It’s bullshit. You got ninety percent of the American public out there with little<br />

or no net worth. I create nothing. I own. We make the rules, pal. The news, war, peace,<br />

famine, upheaval, the price per paper clip. We pick that rabbit out of the hat while everybody<br />

sits out there won<strong>der</strong>ing how the hell we did it. Now you’re not naive enough to<br />

think we’re living in a democracy, are you buddy? It’s the free market. And you’re a part of<br />

it. You’ve got that killer instinct. Stick around pal, I’ve still got a lot to tea<strong>ch</strong> you.“ – Gordon<br />

Gekko, Wall Street. „Charlie (Charles T. Munger, Vice Chairman Berkshire Hathaway<br />

Inc.) and I are of one mind in how we feel about <strong>der</strong>ivatives and the trading activities that<br />

go with them: We view them as time bombs, both for the parties that deal in them and the<br />

economic system. (...) In our view, <strong>der</strong>ivatives are financial weapons of mass destruction,<br />

carrying dangers that, while now latent, are potentially lethal.“ – Warren Buffett, Chairman<br />

Berkshire Hathaway Inc. im Jahresberi<strong>ch</strong>t 2002 <strong>der</strong> Berkshire Hathaway Inc.<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Produktgruppe <strong>der</strong> Finanz<strong>der</strong>ivate erfolgt die kritis<strong>ch</strong>e, fa<strong>ch</strong>übergreifende<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Frage, wel<strong>ch</strong>e Fa<strong>ch</strong>disziplinen und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kräfte<br />

an <strong>der</strong> Entwicklung, Si<strong>ch</strong>erung und Re<strong>ch</strong>tfertigung des heutigen Finanzsystems mitwirken.<br />

Ho<strong>ch</strong>begabte aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen – Mitspieler im mo<strong>der</strong>nen Finanzmonopoly?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Dagmar Valcárcel<br />

General Counsel Western Europe, Retail and Business Banking,<br />

Corporate Banking and Wealth and Investment Management<br />

Barclays Bank PLC<br />

Gerald B. Hörhan<br />

Executive Director, Pallas Capital Holding AG<br />

Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Galbraith, J.K., Der große Crash von 1929. Ursa<strong>ch</strong>en, Verlauf, Folgen,<br />

FinanzBu<strong>ch</strong> Verlag 2005.<br />

Hörhan, G., Investmentpunk – Warum ihr s<strong>ch</strong>uftet und wir rei<strong>ch</strong><br />

werden, Ullstein Verlag 2010.<br />

Wall Street, Regie: Oliver Stone (USA 1987).<br />

Der große Crash - Margin Call, Regie: Jeffrey C. Chandor (USA<br />

2011).<br />

Akademie V Annecy 59


Arbeitsgruppe 5<br />

Internationale Handelsliberalisierung, geistiges<br />

eigentum und nationale Gesundheitspolitik<br />

Die Liberalisierung des internationalen Handels, gekoppelt mit dem S<strong>ch</strong>utz des geistigen<br />

Eigentums stößt in weiten Kreisen auf Kritik und Ablehnung. Zu den sehr vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Kritikpunkten gehört <strong>der</strong> Vorwurf, billige Importe verni<strong>ch</strong>teten Arbeitsplätze im Inland,<br />

Handelsabkommen s<strong>ch</strong>ränkten übermäßig den Spielraum für die nationale Gesundheitspolitik<br />

ein (Beispiele: Generika, Impfstoffe, Tabak und Alkohol) und <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>utz des geistigen<br />

Eigentums bedrohe die Internetfreiheit (ACTA – Anti-Counterfeiting Trade Agreement)<br />

sowie den Zugang ärmerer Län<strong>der</strong> zu notwendigen Medikamenten.<br />

Wir wollen untersu<strong>ch</strong>en, wieviel dran ist an dieser Kritik, insbeson<strong>der</strong>e wieviel Spielraum<br />

no<strong>ch</strong> verbleibt für eine nationale Gesundheitspolitik, und ob <strong>der</strong> internationale S<strong>ch</strong>utz des<br />

geistigen Eigentums zu weit geht und dabei wi<strong>ch</strong>tige an<strong>der</strong>e Interessen zurückdrängt.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Lothar Ehring<br />

Europäis<strong>ch</strong>e Kommission, Generaldirektion Außenhandel<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Boutros<br />

Deuts<strong>ch</strong>es Krebsfors<strong>ch</strong>ungszentrum und Universität Heidelberg<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften, Politikwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Internationalen Beziehungen, Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften, Medizin,<br />

Naturwissens<strong>ch</strong>aften, Informatik und verwandter Fä<strong>ch</strong>er<br />

WTO Agreements and Public Health. A Joint Study by the WHO<br />

and the WTO Secretariat, hg. von World Health Organization and<br />

World Trade Organization, Genf 2002.<br />

(www.who.int/media/homepage/en/who_wto_e.pdf)<br />

van den Boss<strong>ch</strong>e, P., The Law and Policy of the World Trade Organization,<br />

Cambridge 2 2008.<br />

60<br />

Akademie V Annecy


Arbeitsgruppe 6<br />

Social Entrepreneur für eine Wo<strong>ch</strong>e<br />

Zwis<strong>ch</strong>en klassis<strong>ch</strong>en Unternehmen, dem Staat und klassis<strong>ch</strong>en Non-Profit-Organisationen<br />

positioniert, haben si<strong>ch</strong> Social Enterprises zum Ziel gesetzt, spezifis<strong>ch</strong>e gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Probleme auf unternehmeris<strong>ch</strong>e Art und Weise zu lösen. Das Berufsbild ‘Social Entrepreneur’,<br />

das auf viele Mens<strong>ch</strong>en eine große Faszination ausübt, ist jedo<strong>ch</strong> nur wenigen<br />

wirkli<strong>ch</strong> lebenspraktis<strong>ch</strong> bekannt. In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ma<strong>ch</strong>en wir Social Entrepreneurship<br />

live erlebbar. Die Teilnehmenden bringen eine gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

mit, die sie persönli<strong>ch</strong> betrifft o<strong>der</strong> bewegt. Im Laufe einer Wo<strong>ch</strong>e entwickeln sie sozialunternehmeris<strong>ch</strong>e<br />

Lösungsansätze für ausgewählte gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Probleme. Als ‘Social<br />

Entrepreneur für eine Wo<strong>ch</strong>e’ können sie dana<strong>ch</strong> Social Entrepreneurship als Beruf und<br />

Lebensentwurf deutli<strong>ch</strong> besser eins<strong>ch</strong>ätzen. Die Begegnung mit einem sehr erfolgrei<strong>ch</strong>en<br />

Te<strong>ch</strong>nologieunternehmer, <strong>der</strong> zu einem führenden Innovator im sozialen Berei<strong>ch</strong> wurde,<br />

rundet das Erlebnis ab. Die Arbeitsgruppe ist als Action Learning-Seminar konzipiert. Inhaltli<strong>ch</strong>e<br />

und methodis<strong>ch</strong>e Impulse ergänzen gezielt die praktis<strong>ch</strong>e Lösungsentwicklung<br />

<strong>der</strong> Teilnehmenden. Sie war dann ein Erfolg, wenn die Teilnehmenden im Sinne eines<br />

‘Deep Dives’ Einblicke in die Welt des Social Entrepreneurships erhalten haben, gelernt<br />

haben, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen mit einer unternehmeris<strong>ch</strong>en Brille zu betra<strong>ch</strong>ten<br />

und auf unkonventionelle Art neue Lösungen zu entwickeln, si<strong>ch</strong> selbst in <strong>der</strong><br />

Lands<strong>ch</strong>aft des Social Entrepreneurships positionieren – und ggf. erste S<strong>ch</strong>ritte zur eigenen<br />

sozialunternehmeris<strong>ch</strong>en Tätigkeit ableiten konnten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Lars Stein<br />

Grün<strong>der</strong> und Präsident von studienaktie.org<br />

Dr. Maximilian Martin<br />

Grün<strong>der</strong> und Ges<strong>ch</strong>äftsführer Impact Economy SA<br />

Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen, die si<strong>ch</strong> für Social Entrepreneurship<br />

als mögli<strong>ch</strong>es künftiges Betätigungsfeld interessieren<br />

– o<strong>der</strong> einfa<strong>ch</strong> neugierig sind und neue Perspektiven kennenlernen<br />

mö<strong>ch</strong>ten<br />

Martin, M., Four Revolutions in Global Philanthropy: www.impacteconomy.com/four-revolutions-global-philanthropy<br />

Martin, M., Un<strong>der</strong>standing the True Potential of Hybrid Financing<br />

Strategies for Social Entrepreneurs: www.impacteconomy.<br />

com/hybrid-financing-strategies<br />

Stein, L., Managementpraktiken unternehmeris<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>haltigkeit,<br />

Carl-Auer Verlag 2010.<br />

Akademie V Annecy 61


Arbeitsgruppe 7<br />

Zur Kultur berufen?<br />

Was ist Kultur z.B. in Abgrenzung zu den Künsten, zu Natur o<strong>der</strong> zu an<strong>der</strong>en Kulturen?<br />

Womit bes<strong>ch</strong>äftigen si<strong>ch</strong> Kulturpolitiker, Kulturmanager, Kulturwissens<strong>ch</strong>aftler o<strong>der</strong><br />

Kulturvermittler, und was sollte man können, um es zu werden? In dieser Arbeitsgruppe<br />

wollen wir uns mit diesen und an<strong>der</strong>en Fragen sowohl in theoretis<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t als au<strong>ch</strong><br />

unter praktis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten bes<strong>ch</strong>äftigen. Dazu ist au<strong>ch</strong> ein Blick hinter die Kulissen<br />

<strong>der</strong> Genfer Oper geplant.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Guido Houben<br />

Kaufmännis<strong>ch</strong>er Direktor und Personal<strong>ch</strong>ef, Verbier Festival<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, die berufli<strong>ch</strong> im Berei<strong>ch</strong> Kultur tätig<br />

werden mö<strong>ch</strong>ten<br />

Hausmann, A., Kunst- und Kulturmanagement. Kompaktwissen<br />

für Studium und Praxis, Wiesbaden 2011.<br />

(und weitere Publikationen dieser Reihe: www.springer-vs.de/Reihe/12633/Kunst--und-Kulturmanagement.html)<br />

Houben, G., Kulturpolitik und Ethnizität in Rußland. Fö<strong>der</strong>ale<br />

Kunstför<strong>der</strong>ung im Vielvölkerstaat in <strong>der</strong> Ära Jelzin: www.diss.fuberlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000000956<br />

Kulturmanagement Network, hg. von D. Heinze und D. S<strong>ch</strong>ütz:<br />

www.kulturmanagement.net<br />

Wikipedia, Kulturwirts<strong>ch</strong>aft: www.de.wikipedia.org/wiki/Kulturwirts<strong>ch</strong>aft<br />

62<br />

Akademie V Annecy


Akademie VI St. Johann im Ahrntal (Südtirol)<br />

St. Johann im Ahrntal (ca. 1000 m Höhe) liegt auf <strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong><br />

Zillertaler Alpen, nördli<strong>ch</strong> von Bruneck. Die <strong>Studienstiftung</strong> ist<br />

seit mehr als dreißig Jahren in dem kleinen Ort zu Gast, <strong>der</strong> umgeben<br />

ist von den Dreitausen<strong>der</strong>n des Alpenhauptkamms. Neben<br />

den Mögli<strong>ch</strong>keiten zu ho<strong>ch</strong>alpinen Bergtouren laden bewirts<strong>ch</strong>aftete<br />

Almen zu mo<strong>der</strong>aten Bergwan<strong>der</strong>ungen mit beeindruckendem<br />

Panorama ein. Die rei<strong>ch</strong>e Kulturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Tals läßt si<strong>ch</strong><br />

im S<strong>ch</strong>aubergwerk Prettau o<strong>der</strong> in einer <strong>der</strong> vielen Dorfkir<strong>ch</strong>en<br />

erkunden.<br />

Am Wo<strong>ch</strong>enende können Sie norditalienis<strong>ch</strong>e Städte wie Venedig<br />

o<strong>der</strong> Mantua bereisen. Außerdem steht ein vielfältiges Sportprogramm<br />

zur Auswahl (Radfahren, Klettern, Rafting o<strong>der</strong> Gleits<strong>ch</strong>irmfliegen).<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

18. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

31. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Lars Peters<br />

Susanne Gülden<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie VI St. Johann<br />

63


Arbeitsgruppe 1<br />

Global Health – medizinis<strong>ch</strong>e, politis<strong>ch</strong>e und<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Gesundheit – verstanden als körperli<strong>ch</strong>es, geistiges und soziales Wohlbefinden, ni<strong>ch</strong>t<br />

nur als Abwesenheit von Krankheit – kann dur<strong>ch</strong> viele Faktoren beeinträ<strong>ch</strong>tigt werden.<br />

Diese rei<strong>ch</strong>en von gesundheitsgefährdenden Lebensgewohnheiten, unzurei<strong>ch</strong>en<strong>der</strong> Bildung<br />

und prekären o<strong>der</strong> unglei<strong>ch</strong>en Einkommensverhältnissen über die soziale Ausgrenzung,<br />

z.B. von Migrantenpopulationen, und das Marketing von s<strong>ch</strong>ädigenden Produkten<br />

dur<strong>ch</strong> internationale Unternehmen bis hin zu den Effekten des Klimawandels. Zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

dieser Faktoren haben eine globale, d.h. transterritoriale Dimension. Adäquate Strategien,<br />

um den damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu begegnen, erfor<strong>der</strong>n ihrerseits einen<br />

‘globalen’ Ansatz, <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t nur disziplinäre, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> territoriale Grenzen übers<strong>ch</strong>reitet.<br />

Dies führt auf allen Ebenen – d.h. bei <strong>der</strong> Bes<strong>ch</strong>reibung, Analyse und Diskussion<br />

<strong>der</strong> Probleme wie au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> und Umsetzung von Lösungswegen – zu beson<strong>der</strong>er<br />

Komplexität. Ni<strong>ch</strong>t zuletzt kommerzielle und geopolitis<strong>ch</strong>e Interessen ers<strong>ch</strong>weren<br />

zudem die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e und praktis<strong>ch</strong>e Umsetzung konkreter Lösungsansätze.<br />

Wir wollen versu<strong>ch</strong>en, diesen beson<strong>der</strong>en S<strong>ch</strong>wierigkeiten einer „Global Health Agenda“<br />

na<strong>ch</strong>zuspüren. Dazu mö<strong>ch</strong>ten wir u.a. exemplaris<strong>ch</strong> einzelne Determinanten <strong>der</strong> Gesundheit<br />

in den Blick nehmen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

64<br />

Prof. Dr. Bettina Boris<strong>ch</strong><br />

Institute of Social and Preventive Medicine, Universität Genf<br />

Prof. Dr. Elmar Johannes Mand<br />

Zivil- und Gesundheitsre<strong>ch</strong>t, Universität Marburg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Bozorgmehr, K., Rethinking the ‘Global’ in Global Health. A<br />

Dialectic Approa<strong>ch</strong>, in: Globalization and Health 2010, S. 6-19.<br />

(doi:10.1186/1744-8603-6-19)<br />

McKeown, T., The Role of Medicine. Dream, Mirage or Nemesis,<br />

Oxford 1979.<br />

Bynum, B., The McKeown Thesis, in: The Lancet 371/9613,<br />

2008, S. 644-645. (http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2808%2960292-5/fulltext)<br />

The EU Role in Global Health: http://ec.europa.eu/development/<br />

icenter/repository/COMM_PDF_COM_2010_0128_EN.PDF<br />

Rose, G., Sick Individuals and Sick Populations, in: International<br />

Journal of Epidemiology 14/1, 1985, S. 32-38.<br />

Akademie VI St. Johann


Arbeitsgruppe 2<br />

Towards Integrative Biology – Computational and<br />

statistical Approa<strong>ch</strong>es in the ‘Big-Data’ Era<br />

Biological sciences are currently un<strong>der</strong>going a transformation from a largely descriptive<br />

to a quantitative science. Novel te<strong>ch</strong>nologies generate vast amounts of data on hundreds<br />

of thousands of biomolecules at increasing levels of temporal and spatial resolution. This<br />

data is beginning to reveal the complex multi-layered nature of cellular regulation, consisting<br />

of interacting networks of proteins, RNA, metabolites and DNA. In addition, substantial<br />

variation in the behaviour of these networks is being uncovered between tissues,<br />

cancerous and non-cancerous cells, and also between individuals. Mathematical, computational,<br />

and statistical models to analyse this data are still in their infancy. There is thus<br />

an urgent need for new approa<strong>ch</strong>es that deal with the data to uncover the basic principles<br />

whi<strong>ch</strong> un<strong>der</strong>ly the complexity and variety of life, and that pave the path to take biology<br />

from a largely descriptive to a quantitative science. This transformation will impact almost<br />

every aspect of industry and human endeavour, from agriculture to pharmaceuticals, to<br />

healthcare, to environmental management, to <strong>ch</strong>emical engineering. As part of the summer<br />

s<strong>ch</strong>ool we will introduce state-of-the-art tools and approa<strong>ch</strong>es and outline key <strong>ch</strong>allenges<br />

for further resear<strong>ch</strong>.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Dr. Dagmar Iber<br />

Department of Biosystems Science and Engineering, ETH Züri<strong>ch</strong><br />

Dr. La<strong>ch</strong>lan J. Coin<br />

Senior Lecturer in Statistical Genomics, S<strong>ch</strong>ool of Public Health,<br />

Imperial College London<br />

Studierende aller quantitativen Fä<strong>ch</strong>er (Physik, Mathematik, Computer-<br />

und Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften, Computational Biology,<br />

Bioinformatik); mathematis<strong>ch</strong>e Grundlagen werden vorausgesetzt<br />

Encode Project Consortium et al., An Integrated Encyclopedia of<br />

DNA Elements in the Human Genome, in: Nature 489, 2012, S.<br />

57-74.<br />

The 1000 Genomes Project Consortium. A Map of Human Genome<br />

Variation from Population-Scale Sequencing, in: Nature 467,<br />

2010, S. 1061-1073.<br />

Jaqaman, K./Danuser, G., Linking Data to Models. Data Regression,<br />

in: Nature Review Molecular Cell Biology 7, 2006, S.813-819.<br />

Tyson, J. et al., Sniffers, Buzzers, Toggles and Blinkers. Dynamics<br />

of Regulatory and Signaling Pathways in the Cell, in: Current Opinions<br />

in Cell Biology 15, 2003, S. 221-231.<br />

Akademie VI St. Johann 65


Arbeitsgruppe 3<br />

Beweisbar korrektes Re<strong>ch</strong>nen<br />

und re<strong>ch</strong>nerunterstütztes Beweisen<br />

Dieses Thema ist im Grenzgebiet zwis<strong>ch</strong>en Informatik und Mathematik angesiedelt. Es<br />

sollen vers<strong>ch</strong>iedene Mögli<strong>ch</strong>keiten untersu<strong>ch</strong>t werden, inwieweit ein Digitalre<strong>ch</strong>ner beweisbar<br />

korrekte Ergebnisse erzielen kann. Dies berührt grundlegende Aspekte bei<strong>der</strong> Disziplinen,<br />

von Fragen <strong>der</strong> Bere<strong>ch</strong>enbarkeit über computerunterstütztes Beweisen bis hin zu<br />

numeris<strong>ch</strong>en Algorithmen mit korrekten Fehlers<strong>ch</strong>ranken.<br />

Es werden zunä<strong>ch</strong>st Methoden <strong>der</strong> Computer-Algebra behandelt, die neben exakten Re<strong>ch</strong>nungen<br />

mit rationalen o<strong>der</strong> algebrais<strong>ch</strong>en Zahlen au<strong>ch</strong> etwa den Beweis <strong>der</strong> Ni<strong>ch</strong>texistenz<br />

eines unbestimmten Integrals umfassen. Ein weiteres Problemfeld ist, dass reelle Zahlen in<br />

<strong>der</strong> Regel nur approximativ behandelt werden können und Re<strong>ch</strong>enprogramme ni<strong>ch</strong>t ohne<br />

weiteres Information über die Genauigkeit ihrer Ergebnisse liefern. Au<strong>ch</strong> genügt es im Allgemeinen<br />

ni<strong>ch</strong>t, nur die Genauigkeit <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>nung zu erhöhen.<br />

In dieser Arbeitsgruppe werden wir untersu<strong>ch</strong>en, bis zu wel<strong>ch</strong>em Grad mathematis<strong>ch</strong>e<br />

Beweise bereits automatisiert werden können bzw. wel<strong>ch</strong>e wesentli<strong>ch</strong>e Hilfestellung ein<br />

Re<strong>ch</strong>ner weit über bloße arithmetis<strong>ch</strong>e Operationen hinaus leisten kann. Das s<strong>ch</strong>ließt<br />

au<strong>ch</strong> gleitpunkt-basierte Re<strong>ch</strong>nungen mit korrekten Fehlers<strong>ch</strong>ranken ein.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

66<br />

Prof. Dr. Siegfried M. Rump<br />

Institut für zuverlässiges Re<strong>ch</strong>nen, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität<br />

Hamburg-Harburg<br />

Prof. Dr. Fritz Mayer-Lindenberg<br />

Institut für Re<strong>ch</strong>nerte<strong>ch</strong>nologie, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität<br />

Hamburg-Harburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Informatik, Mathematik und Naturwissens<strong>ch</strong>aften<br />

sowie alle an<strong>der</strong>en Interessierten<br />

von zur Gathen, J./Gerhard, J., Mo<strong>der</strong>n Computer Algebra, Cambridge<br />

1999.<br />

Weihrau<strong>ch</strong>, K., Computable Analysis. An introduction, Berlin u.a.<br />

2000.<br />

Chen, Q. et al., Primitive Recursive Real Numbers, in: Mathematical<br />

Logic Quarterly 4/5, 2007, S. 365-380.<br />

Rump, S. M., Verification Methods. Rigorous Results Using Floating-Point<br />

Arithmetic, in: Acta Numerica 19, 2010, S. 287-449.<br />

Bornemann, F. et al.: The SIAM 100-Digit Challenge – A Study in<br />

High-Accuracy Numerical Computing, Siam 2004.<br />

Akademie VI St. Johann


Arbeitsgruppe 4<br />

Semantik: Von <strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>philosophie zur<br />

wissenste<strong>ch</strong>nologie<br />

Spra<strong>ch</strong>e ist das natürli<strong>ch</strong>e und bisher universellste Mittel zur Kodierung und Vermittlung<br />

von Wissen. Darum ist die Darstellung und Ers<strong>ch</strong>ließung <strong>der</strong> Bedeutung von Textdokumenten<br />

ein zentrales Thema <strong>der</strong> Informationste<strong>ch</strong>nologie. Die Methoden, die Linguisten,<br />

Computerlinguisten und Informatiker hierzu entwickelt haben, rei<strong>ch</strong>en von fla<strong>ch</strong>en, auf<br />

Wortmustern und Wortstatistiken basierenden Ansätzen über mas<strong>ch</strong>inelle Lernverfahren<br />

bis zu tiefen Analysesystemen, die formale Grammatiken und logis<strong>ch</strong>e Bedeutungsrepräsentationen<br />

voraussetzen. Anwendungsmögli<strong>ch</strong>keiten sind z.B. die Verfeinerung <strong>der</strong><br />

Web-Su<strong>ch</strong>e, Frage-Beantwortungssysteme, tiefes Textverstehen und die Extraktion von<br />

Wissen aus Fa<strong>ch</strong>texten.<br />

Wir werden Grundfragen des Zugriffs auf spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> kodiertes Wissen und unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Methoden, die zu ihrer Lösung vorges<strong>ch</strong>lagen wurden, betra<strong>ch</strong>ten. Auf dieser Grundlage<br />

wollen wir diskutieren, wie die Facetten zu einem Gesamtbild <strong>der</strong> spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Bedeutung<br />

beitragen können. Einige Methoden wollen wir an mathematis<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Texten ausprobieren. In diesen sind Formeln und fa<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Elemente eng miteinan<strong>der</strong><br />

verflo<strong>ch</strong>ten. Wir wollen aus Dokumenten bedeutungstragende Objekte und <strong>der</strong>en<br />

semantis<strong>ch</strong>e Relationen automatis<strong>ch</strong> extrahieren. Mittels dieser Daten sollen die Dokumente<br />

mit existierenden Diensten für den Leser zugängli<strong>ch</strong>er gema<strong>ch</strong>t werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Kohlhase<br />

S<strong>ch</strong>ool of Engineering and Science, Jacobs University Bremen<br />

Prof. Dr. Manfred Pinkal<br />

Computerlinguistik, Universität Saarbrücken<br />

Studierende, die si<strong>ch</strong> für die Erfors<strong>ch</strong>ung und mas<strong>ch</strong>inelle Verarbeitung<br />

spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Bedeutung interessieren, insbeson<strong>der</strong>e aus <strong>der</strong><br />

Informatik, Linguistik, Mathematik und Philosophie<br />

Jurasky, D./Martin, J., Spee<strong>ch</strong> and Language Processing, Prentice-<br />

Hall 2009, Kapitel 1.<br />

Ferrucci, D. et al., Building Watson. An Overview of the DeepQA<br />

Project, in: AI Magazine 31, 2010, S. 59-79.<br />

Kohlhase, M. et al., The Planetary System: Web 3.0 and Active Documents<br />

for STEM, in: Procedia Computer Science 4, 2011, S.<br />

598–607. (http://kwarc.info/kohlhase/papers/epc11.pdf)<br />

Die angegebene Literatur betrifft die Spra<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nologie, zum<br />

semantis<strong>ch</strong>-philosophis<strong>ch</strong>en Aspekt siehe z.B. https://www.nytimes.com/imagepages/2009/09/27/books/Holt-t_CA0ready.html<br />

Akademie VI St. Johann 67


Arbeitsgruppe 5<br />

Vertragsmodelle zwis<strong>ch</strong>en Freiheit und sozialer<br />

verantwortung<br />

Der Vertrag ist das wi<strong>ch</strong>tigste Regelungsinstrument für die Ausgestaltung des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Zusammenlebens (Jean Domat). Vertragsmodelle finden si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Religion, <strong>der</strong><br />

praktis<strong>ch</strong>en Philosophie, in <strong>der</strong> Literatur (Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig), in<br />

<strong>der</strong> Musik (Wagner, Der Ring des Nibelungen) bis hin zu den vielfältigen Lehren vertragli<strong>ch</strong>er<br />

Staatsbegründung (u.a. Hobbes, Rousseau, Rawls). Die Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft sieht im<br />

Vertrag ein Mittel zur Privat-auto-nomie, zur Selbstgesetzgebung des Einzelnen, die er zunä<strong>ch</strong>st<br />

frei trifft, <strong>der</strong> er sodann jedo<strong>ch</strong> Treue s<strong>ch</strong>uldet.<br />

Das Thema <strong>der</strong> Arbeitsgruppe zielt auf die bedeutendste Dimension des Vertragsre<strong>ch</strong>ts,<br />

nämli<strong>ch</strong> auf Vertragsverhältnisse zwis<strong>ch</strong>en Privaten. Die insofern diskutierten Vertragsmodelle<br />

oszillieren zwis<strong>ch</strong>en Freiheit, Re<strong>ch</strong>tspaternalismus und sozialer Verantwortung.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Sommerakademie sollen folgende Perspektiven zusammengeführt werden:<br />

die re<strong>ch</strong>tshistoris<strong>ch</strong>e (Liberalismus des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts: Savigny, Winds<strong>ch</strong>eid), die<br />

re<strong>ch</strong>tsphilosophis<strong>ch</strong>e (deuts<strong>ch</strong>er Idealismus: Kant, Fi<strong>ch</strong>te, Hegel), die re<strong>ch</strong>tsdogmatis<strong>ch</strong>e<br />

(Materialisierung und Konstitutionalisierung des Vertragsre<strong>ch</strong>ts im 20. und 21. Jahrhun<strong>der</strong>t),<br />

die re<strong>ch</strong>tsökonomis<strong>ch</strong>e (Coase-Theorem, efficient brea<strong>ch</strong> of contract, kontemporäre<br />

Re<strong>ch</strong>tspaternalismuskonzepte), die internationale (freie Wahl des Vertragsstatuts und ihre<br />

Grenzen im IPR), die re<strong>ch</strong>tsverglei<strong>ch</strong>ende (Vertragsfreiheit im Common European Sales<br />

Law, Death of Contract-Doktrin, Vertragskonzept im französis<strong>ch</strong>en Code Civil) und die<br />

wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Perspektive (Gestaltungsfreiheit in Gesells<strong>ch</strong>aftsverträgen am Beispiel<br />

von Vinkulierungs-, Austritts- und S<strong>ch</strong>iedsklauseln). Die Themen sollen im Vorfeld vorbereitet<br />

und in Gruppenreferaten auf <strong>der</strong> Akademie zur Diskussion gestellt werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

68<br />

Prof. Dr. Marc-Philippe Weller<br />

Institut für Handels- und Wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t, Universität Freiburg<br />

Dr. Chris Thomale<br />

Institut für Handels- und Wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t, Universität Freiburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften, Philosophie und Ökonomie<br />

Wagner, G., Materialisierung des S<strong>ch</strong>uldre<strong>ch</strong>ts unter dem Einfluss<br />

von Verfassungsre<strong>ch</strong>t und Europare<strong>ch</strong>t – Was bleibt von <strong>der</strong> Privatautonomie?,<br />

in: Obligationenre<strong>ch</strong>t im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t, hg. von<br />

U. Blaurock und G. Hager, Baden-Baden 2010, S. 13-87.<br />

Zimmermann, R., The Law of Obligations. Roman Foundations of<br />

the Civilian Tradition, Oxford 1996, S. 546ff.<br />

Thomale, C., Leistung als Freiheit, Tübingen 2012, S. 92ff.<br />

Weller, M.-Ph., Die Vertragstreue, Tübingen 2009.<br />

Akademie VI St. Johann


Arbeitsgruppe 6<br />

Den Rei<strong>ch</strong>en nehmen und den Armen geben: Von<br />

räubern, Banditen und Piraten in sozialer Mission<br />

„Den Rei<strong>ch</strong>en nehmen und den Armen geben“. Dies war <strong>der</strong> Legende na<strong>ch</strong> das Leitmotiv<br />

von Robin Hood, dem Prototypen eines Sozialbanditen. Da es in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Zusammenhängen<br />

bei Räubern, Banditen und Piraten diverser Epo<strong>ch</strong>en wie<strong>der</strong>kehrt, bietet<br />

es einerseits Anlass zu re<strong>ch</strong>tsphilosophis<strong>ch</strong>er Reflexion über Grund und Grenzen des<br />

Eigentums, an<strong>der</strong>erseits for<strong>der</strong>t es geradezu zu einer soziologis<strong>ch</strong>en Analyse <strong>der</strong> sozialen<br />

Ursa<strong>ch</strong>en und Zus<strong>ch</strong>reibungen des Sozialbanditentums heraus. Ein Faszinosum s<strong>ch</strong>einen<br />

Räuber, Banditen und Piraten mit ‘sozialem Auftrag’ darüber hinaus au<strong>ch</strong> für Literatur<br />

und Film darzustellen. Die Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit diesen Fragestellungen im<br />

Hinblick auf vers<strong>ch</strong>iedene Phänomene in Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart zwis<strong>ch</strong>en Heldentum<br />

und Bandenkriminalität, zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>öpfung und Wirkli<strong>ch</strong>keit, von Götz von Berli<strong>ch</strong>ingen<br />

und Klaus Störtebeker über die <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Räuberbanden des 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

bis hin zu aktuellen Problemen, wie etwa <strong>der</strong> Piraterie vor Afrika o<strong>der</strong> Formen<br />

des Sozialbanditentums in <strong>der</strong> ‘Netzgemeinde’.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Petra Wittig<br />

Lehrstuhl für Strafre<strong>ch</strong>t und Re<strong>ch</strong>tsphilosophie, Universität<br />

Mün<strong>ch</strong>en<br />

Dr. Birke Häcker<br />

Max-Planck-Institut für Steuerre<strong>ch</strong>t und Öffentli<strong>ch</strong>e Finanzen,<br />

Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Eckl, A./Ludwig, B., Was ist Eigentum? Philosophis<strong>ch</strong>e Eigentumstheorien<br />

von Platon bis Habermas, Mün<strong>ch</strong>en 2005.<br />

Beise, M./Jakobs, H.J., Gangster, Gauner und Ganoven. Die größten<br />

Geldräuber <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Mün<strong>ch</strong>en 2012.<br />

Neuba<strong>ch</strong>er, F., Kriminologie, Baden-Baden 2011, S. 163-167.<br />

Akademie VI St. Johann 69


Arbeitsgruppe 7<br />

Bis wohin rei<strong>ch</strong>t Europa?<br />

Die europäis<strong>ch</strong>e Integration hat klein angefangen, notgedrungen dur<strong>ch</strong> den Eisernen Vorhang:<br />

Se<strong>ch</strong>s Staaten gehörten den Europäis<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aften an, bis 1973 die erste Erweiterung<br />

stattfand. Seitdem, und vor allem dur<strong>ch</strong> den Fall <strong>der</strong> Berliner Mauer, erweitert<br />

si<strong>ch</strong> die Europäis<strong>ch</strong>e Union unablässig über den gesamten wie<strong>der</strong> vereinigten Kontinent<br />

– aber bis wohin rei<strong>ch</strong>t Europa eigentli<strong>ch</strong>? Gehört die Türkei dazu? Russland? Die Kaukasus-Region?<br />

Diese Frage führt unweigerli<strong>ch</strong> auf eine viel grundlegen<strong>der</strong>e: Was ma<strong>ch</strong>t Europa<br />

aus? Was ist Europa? Ist es ein geographis<strong>ch</strong>es Phänomen, ein Kontinent? Eine Kultur<br />

und Zivilisation – die dann aber geographis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t festgelegt ist, si<strong>ch</strong> bewegen, wan<strong>der</strong>n<br />

kann? Was ist das ‘Wir’ in Europa – umfasst es z.B. die Zehn Gebote (gegeben auf<br />

dem Sinai!), die Ursprungsregion vieler unserer Vornamen (‘<strong>ch</strong>ristian names’), die bis in<br />

den Mittleren Osten na<strong>ch</strong> Mesopotamien rei<strong>ch</strong>t? Ist es eine politis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>icksalsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

von ‘westli<strong>ch</strong>en’ Demokratien? Aber warum gehört dann z.B. Kanada ni<strong>ch</strong>t zur EU?<br />

O<strong>der</strong> geht es um einen (immer no<strong>ch</strong> weitgehend) prosperierenden Wirts<strong>ch</strong>aftsraum, <strong>der</strong><br />

si<strong>ch</strong> strategis<strong>ch</strong> absi<strong>ch</strong>ern will, dur<strong>ch</strong> Ansätze zu einer gemeinsamen Außenpolitik? Wie<br />

verhält es si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Europas spezifis<strong>ch</strong>er Kultur einerseits und seinem Anspru<strong>ch</strong>, an<strong>der</strong>erseits<br />

universelle Werte zu vertreten, zu realisieren, zu verbreiten? Und wie weit in die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te rei<strong>ch</strong>t die Identität Europas zurück – ist es ein Jahrtausend, wie man<strong>ch</strong>e Historiker,<br />

die Europa als Produkt des Mittelalters sehen, meinen, o<strong>der</strong> sind es wirkli<strong>ch</strong> „28<br />

siècles d‘Europe“ (Denis de Rougemont), um die es immer no<strong>ch</strong> und weiterhin geht? Die<br />

Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> komplexen Definition Europas und den Perspektiven,<br />

die si<strong>ch</strong> daraus für die Zukunft <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>en Integration ergeben.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

70<br />

Prof. Dr. Hartmut Marhold<br />

Centre International de Formation Européenne, Nizza und Berlin<br />

Dr. Helgard Fröhli<strong>ch</strong><br />

Centre International de Formation Européenne, Nizza und Berlin<br />

Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen, die si<strong>ch</strong> für europäis<strong>ch</strong>e Fragestellungen<br />

interessieren<br />

Europa – Bausteine seiner Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, hg. v. F. Braudel, Frankfurt/<br />

M. 1989.<br />

Europa. Die Zukunft einer Idee, hg. v. F. Baasner und M. Klett,<br />

Darmstadt 2007.<br />

Geremek, B./Pi<strong>ch</strong>t, R., Visions d’Europe, Paris 2007.<br />

Die kulturellen Werte Europas, hg. v. H. Joas und K. Wiegandt,<br />

Frankfurt/M. 2005.<br />

Akademie VI St. Johann


Arbeitsgruppe 8<br />

Konfliktdynamiken<br />

Als Dynamik von Konflikten wird in <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aft von den Internationalen Beziehungen<br />

die Me<strong>ch</strong>anik des Verlaufs kriegeris<strong>ch</strong>er o<strong>der</strong> potentiell gewalttätiger Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

intrinsis<strong>ch</strong> studiert. Dabei geht es um die Klassifikation von Typen und die Identifikation<br />

von Faktoren für den Verlauf von Konflikten. Der Begriff <strong>der</strong> Dynamik wird<br />

dabei meist ni<strong>ch</strong>t, wie in <strong>der</strong> philosophis<strong>ch</strong>en Tradition, als Potentialitätsbegriff verwendet,<br />

son<strong>der</strong>n als Kategorie des Ablaufs, aristotelis<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong> Energeia. Historis<strong>ch</strong><br />

und systematis<strong>ch</strong> kann man nun aber ni<strong>ch</strong>t nur na<strong>ch</strong> den Ursa<strong>ch</strong>en von Konflikten fragen,<br />

son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Konflikten als Ursa<strong>ch</strong>en. In unseren Untersu<strong>ch</strong>ungen wollen wir die<br />

Dynamik, die Kriege entfalten und entfaltet haben, ni<strong>ch</strong>t nur hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ihrer Verlaufstypologie<br />

studieren, son<strong>der</strong>n gerade au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Wirkung und Na<strong>ch</strong>wirkung von Konflikten<br />

fragen, um <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ungs- und Prägepotential in den Blick zu nehmen. In<br />

harten und länger dauernden Konflikten verän<strong>der</strong>n si<strong>ch</strong> die Kontrahenten nämli<strong>ch</strong>, lernen<br />

voneinan<strong>der</strong>, verän<strong>der</strong>n ihre Institutionen, Habitus, Mentalitäten und Gebräu<strong>ch</strong>e.<br />

Dies gilt deutli<strong>ch</strong> bereits für den ersten Konflikt, den wir betra<strong>ch</strong>ten wollen (die sog. Perserkriege<br />

<strong>der</strong> Grie<strong>ch</strong>en) und au<strong>ch</strong> für zahlrei<strong>ch</strong>e Konflikte <strong>der</strong> Gegenwart, gerade die sog.<br />

„asymmetris<strong>ch</strong>en Kriege“ zwis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften und Staaten vers<strong>ch</strong>iedener Gestalt. Für<br />

das Verständnis von Ents<strong>ch</strong>eidungen zu und in Kriegen werden spiel- und ents<strong>ch</strong>eidungstheoretis<strong>ch</strong>e<br />

Konzepte in unseren Betra<strong>ch</strong>tungen ein wi<strong>ch</strong>tiges Hilfsmittel darstellen.<br />

Betra<strong>ch</strong>ten werden wir ausgewählte Kriege und Großkonflikte daraufhin, wel<strong>ch</strong>e sozioökonomis<strong>ch</strong>en<br />

Verän<strong>der</strong>ungs- und Na<strong>ch</strong>wirkungen sie entfaltet haben und in wel<strong>ch</strong>em<br />

Verhältnis diese zum Verlauf <strong>der</strong> Konflikte selbst und insbeson<strong>der</strong>e zu den während dieses<br />

Verlaufes abgelaufenen Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen stehen; wie Konflikte ents<strong>ch</strong>ieden o<strong>der</strong><br />

gelöst werden, und ob si<strong>ch</strong> eine Typologie <strong>der</strong> Ents<strong>ch</strong>eidungs- und Wirkungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

dafür erkennen lässt. Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie über einzelne Aspekte<br />

des Themas ein Referat und ein kurzes Thesen- o<strong>der</strong> Quellenpapier vorbereiten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Burkhard Meißner<br />

Lehrstuhl für Alte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

Hamburg<br />

Prof. Dr. Klaus Beckmann<br />

Institut für Finanzwissens<strong>ch</strong>aft, Universität <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

Hamburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Fä<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Alte Spra<strong>ch</strong>en und Interessierte aller an<strong>der</strong>en Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Den Teilnehmern wird eine Liste von Quellen und Literatur<br />

zugehen.<br />

Akademie VI St. Johann 71


Arbeitsgruppe 9<br />

Die Kunst, das Leben zu regieren. Die ‘Ökonomie’ des<br />

Lebens in Literatur und Kulturtheorie<br />

Was ist Leben? Diese Frage ist für alle Disziplinen relevant: Für die Medizin, die si<strong>ch</strong> angesi<strong>ch</strong>ts<br />

<strong>der</strong> Epigenetik lebensweltli<strong>ch</strong>en Fragen öffnen muss, o<strong>der</strong> für die Finanzwirts<strong>ch</strong>aft,<br />

die si<strong>ch</strong> den Konsequenzen ihrer Modelle für das konkrete Leben <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>en zu stellen<br />

hat. Keine Disziplin hat eine Deutungshoheit in Fragen des Lebens. Die Phänomenologen<br />

(von Husserl bis hin zu Merleau-Ponty und Waldenfels) und die Epistemologen als<br />

‘Philosophen <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aften’ (von Ba<strong>ch</strong>elard zu Canguilhem und Foucault) und<br />

neuerdings die italienis<strong>ch</strong>e Philosophie haben auf die unüberwindbare Differenz zwis<strong>ch</strong>en<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft und dem Lebendigen hingewiesen. Aber es war die Literatur, die stets davon<br />

erzählte o<strong>der</strong> poetis<strong>ch</strong> erfahrbar ma<strong>ch</strong>te, dass das Leben in dem zu su<strong>ch</strong>en ist, was Ordnungen<br />

übers<strong>ch</strong>reitet. Leben zeigt si<strong>ch</strong> im ‘Dazwis<strong>ch</strong>en’: als Resistenz o<strong>der</strong> Unbestimmtheit,<br />

als Affekt, Körperli<strong>ch</strong>keit, Präsenz, Intensität. Unsere Arbeitsgruppe reflektiert über<br />

die politis<strong>ch</strong>en und ökonomis<strong>ch</strong>en Vektoren, die Lebenswissen bestimmen, und über die<br />

vielfältige Kunst von Klassikern. Wir werden Texte von Rousseau, Di<strong>der</strong>ot, Balzac, Flaubert,<br />

Baudelaire, Leopardi, Pirandello, Calvino, Larra, Rosalía de Castro und María Zambrano<br />

lesen, die na<strong>ch</strong> vielfältigen Wegen su<strong>ch</strong>ten, das Leben jenseits ihrer Repräsentation<br />

erfahrbar zu ma<strong>ch</strong>en. Neben klassis<strong>ch</strong>en und zeitgenössis<strong>ch</strong>en Autoren stehen au<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e<br />

und französis<strong>ch</strong>e Philosophen wie Bergson, Deleuze, Levinas, Heidegger, Benjamin<br />

und Waldenfels auf dem Programm.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Vittoria Borsò<br />

Institut für Romanistik, Universität Düsseldorf<br />

Dr. Yasmin Temelli<br />

Institut für Romanistik, Universität Düsseldorf<br />

Studierende <strong>der</strong> Literatur- und Kulturwissens<strong>ch</strong>aften, Philosophie<br />

und Interessierte aller an<strong>der</strong>en Fä<strong>ch</strong>er<br />

Literatur Canguilhem, G., Die Erkenntnis des Lebens, Berlin 2009.<br />

Rose, N., Was ist Leben? – Versu<strong>ch</strong> einer Wie<strong>der</strong>belebung, in: Bios<br />

und Zoë. Die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Natur im Zeitalter ihrer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Reproduzierbarkeit,<br />

hg. von M.G. Weiß, Frankfurt/M. 2009, S. 152-<br />

178.<br />

Esposito, R., Immunitas. S<strong>ch</strong>utz und Negation des Lebens, Züri<strong>ch</strong><br />

2004 (beson<strong>der</strong>s Kap. IV und V).<br />

Die Kunst, das Leben zu bewirts<strong>ch</strong>aften. Biós zwis<strong>ch</strong>en Politik,<br />

Ökonomie und Ästhetik, hg. von V. Borsò und M. Cometa, Bielefeld<br />

2012.<br />

72<br />

Akademie VI St. Johann


Arbeitsgruppe 10 Kunst und Kunstlosigkeit<br />

Während <strong>der</strong> Kunsthistoriker Hans Sedlmayr si<strong>ch</strong> Ende <strong>der</strong> siebziger Jahre no<strong>ch</strong> zutraute,<br />

kategoris<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en „Kunst“, „Ni<strong>ch</strong>tkunst“ und „Antikunst“ zu unters<strong>ch</strong>eiden, sind<br />

sol<strong>ch</strong>e trenns<strong>ch</strong>arfen Kategorien inzwis<strong>ch</strong>en problematis<strong>ch</strong> geworden. Ein erweiterter<br />

Kunstbegriff hat si<strong>ch</strong> etabliert, kaum ein Objekt, kaum eine Tätigkeit ist denkbar, die ni<strong>ch</strong>t<br />

zum Bestandteil eines Kunstwerks werden könnte, <strong>der</strong> Werk-Begriff selbst steht längst zur<br />

Disposition, und unter dem Label „artistic resear<strong>ch</strong>“ wird gegenwärtig über die Kunst als<br />

eigenständige Praxis <strong>der</strong> Fors<strong>ch</strong>ung und die damit einhergehende For<strong>der</strong>ung na<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />

Verwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>ung des Kunststudiums diskutiert. Aber ni<strong>ch</strong>t nur die Kunst selbst,<br />

au<strong>ch</strong> die akademis<strong>ch</strong>e Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hat ihren Gegenstandsberei<strong>ch</strong> erweitert und bes<strong>ch</strong>äftigt<br />

si<strong>ch</strong> – wie Künstlerinnen und Künstler das seit langem s<strong>ch</strong>on tun – zunehmend<br />

au<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> ästhetis<strong>ch</strong>en Dimension außerkünstleris<strong>ch</strong>er Bildwelten (Kriegsreportagen,<br />

Internetvideos, Visualisierungsmethoden <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aften). Trotz all dieser Entgrenzungen<br />

s<strong>ch</strong>einen aber weiterhin bestimmte Regeln zu gelten: Ni<strong>ch</strong>t je<strong>der</strong> ist ein Künstler,<br />

ni<strong>ch</strong>t alles Visuelle ist Kunst, no<strong>ch</strong> immer ist von künstleris<strong>ch</strong>er Qualität, von ‘guter’ und<br />

‘s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter’ Kunst die Rede. Vor diesem Hintergrund mö<strong>ch</strong>te das Seminar eine kritis<strong>ch</strong>e<br />

Bestandsaufnahme des Verhältnisses von Kunst und Ni<strong>ch</strong>t-Kunst, künstleris<strong>ch</strong>en und außerkünstleris<strong>ch</strong>en<br />

Phänomenen unternehmen. Wodur<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> Kunstwerke<br />

von bloßen Bil<strong>der</strong>n? Wel<strong>ch</strong>e Bedeutung kommt dabei dem künstleris<strong>ch</strong>en Können, <strong>der</strong><br />

gestalteris<strong>ch</strong>en Praxis o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeit an Konzepten zu? Ist Kunst erlernbar? Gibt es eine<br />

Autonomie <strong>der</strong> Kunst? – Diesen Fragen werden wir auf <strong>der</strong> Grundlage von Textlektüren<br />

sowie am konkreten Beispiel ausgewählter Werke und Bil<strong>der</strong> na<strong>ch</strong>gehen. Die Studierenden<br />

<strong>der</strong> Kunst und <strong>der</strong> Gestaltung sind außerdem eingeladen, im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

au<strong>ch</strong> ihre eigenen Arbeiten vorzustellen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Peter Geimer<br />

Kunsthistoris<strong>ch</strong>es Institut, Freie Universität Berlin<br />

Prof. Stefan Laus<strong>ch</strong><br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Gestaltung, Folkwang Universität <strong>der</strong> Künste, Essen<br />

Studierende aus den Berei<strong>ch</strong>en freie Kunst, Kommunikationsdesign,<br />

Illustration, Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Kulturwissens<strong>ch</strong>aft, Philosophie<br />

Ullri<strong>ch</strong>, W., Wie autonom ist die Autonomie?, in: Gesu<strong>ch</strong>t: Kunst!<br />

Phantombild eines Jokers, hg. von <strong>der</strong>s., Berlin 2007, S. 47-70.<br />

Gombri<strong>ch</strong>, E.H., Kunst und Illusion – Zur Psy<strong>ch</strong>ologie <strong>der</strong> bildli<strong>ch</strong>en<br />

Darstellung (1959), Berlin 2002.<br />

Akademie VI St. Johann 73


Akademie VII Görlitz<br />

Görlitz ma<strong>ch</strong>t eine mehr als 500-jährige europäis<strong>ch</strong>e Ar<strong>ch</strong>itekturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

von <strong>der</strong> Spätgotik über die Renaissance bis zur Grün<strong>der</strong>zeit<br />

und dem Jugendstil erlebbar. Die mit Sorgfalt sanierte<br />

östli<strong>ch</strong>ste Stadt Deuts<strong>ch</strong>lands an <strong>der</strong> Lausitzer Neiße war in den<br />

letzten Jahren au<strong>ch</strong> Drehort vers<strong>ch</strong>iedener Filmproduktionen<br />

(Der Vorleser, Inglourious Basterds, Goethe). Die 2004 fertig gestellte<br />

Altstadtbrücke hat die Städte Görlitz und Zgorzelec wie<strong>der</strong><br />

enger miteinan<strong>der</strong> verbunden und ermögli<strong>ch</strong>t den Spaziergang<br />

na<strong>ch</strong> Polen.<br />

S<strong>ch</strong>auplatz <strong>der</strong> Akademie ist die Görlitzer Altstadt mit ihren Plätzen<br />

und Arkaden, ihren warmen Sommerabenden diesseits und<br />

jenseits <strong>der</strong> Neiße. Na<strong>ch</strong> Dresden und Breslau bieten si<strong>ch</strong> Ausflüge<br />

an. Wir wohnen im Zentrum <strong>der</strong> Altstadt und arbeiten in einem<br />

kleinen Hörsaalneubau <strong>der</strong> Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Zittau-Görlitz.<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

1. September 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

14. September 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Pascal Pilgram<br />

Carola S<strong>ch</strong>mitz<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie VII Görlitz<br />

75


Arbeitsgruppe 1<br />

Molekulare Aspekte des Alterns und <strong>der</strong> Prävention<br />

Dur<strong>ch</strong> körperli<strong>ch</strong>e Aktivität<br />

Altern ist als physiologis<strong>ch</strong>er Vorgang ein elementarer Bestandteil des Lebens aller höheren<br />

Organismen und eines <strong>der</strong> am wenigsten verstandenen Phänomene <strong>der</strong> Biologie.<br />

Allgemein ist die Annahme akzeptiert, dass eine Reihe vers<strong>ch</strong>iedener ho<strong>ch</strong>komplexer,<br />

vielfa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ungeklärter Me<strong>ch</strong>anismen für das Altern verantwortli<strong>ch</strong> ist. Sie beeinflussen<br />

und begrenzen die Lebensdauer von biologis<strong>ch</strong>en Systemen wie Zellen, den daraus aufgebauten<br />

Organen, Geweben und Organismen. Auf die Frage, warum Organismen altern,<br />

gibt es zwar eine Vielzahl unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster Antworten, die sogenannten Alternstheorien,<br />

jedo<strong>ch</strong> bis heute keine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> akzeptierte, umfassende Erklärung.<br />

Wir wollen versu<strong>ch</strong>en, die molekularen Aspekte des Alterns <strong>der</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Organe<br />

und <strong>der</strong> Prävention dur<strong>ch</strong> körperli<strong>ch</strong>e Aktivität zu bes<strong>ch</strong>reiben und zu verstehen. Im ersten<br />

Teil werden die molekularen Vorgänge in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Organsystemen behandelt,<br />

die im Laufe des Älterwerdens ablaufen. Im zweiten Abs<strong>ch</strong>nitt wollen wir Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

bes<strong>ch</strong>reiben, wie wir die Prozesse beeinflussen können – mit Fokus auf körperli<strong>ch</strong>e<br />

Aktivität. Offene Fragen sollen angespro<strong>ch</strong>en und Mögli<strong>ch</strong>keiten, diese zu beantworten,<br />

gesu<strong>ch</strong>t werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Volker Adams<br />

Herzzentrum, Universität Leipzig<br />

Prof. Dr. Andreas Simm<br />

Zentrum für Medizinis<strong>ch</strong>e Grundlagenfors<strong>ch</strong>ung, Universität<br />

Halle-Wittenberg<br />

Studierende <strong>der</strong> Medizin, Biologie und Sportwissens<strong>ch</strong>aften sowie<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, die zur Einarbeitung bereit sind<br />

Soltow, Q.A./Jones, D.P./Promislow, D.E., A Network Perspective<br />

on Metabolism and Aging, in: Integrative and Comparative Biology<br />

50/5, 2010, S. 844-54.<br />

Simm, A. et al., Potential Biomarkers of Ageing, in: Biological<br />

Chemistry 389/3, 2008, S. 257-65.<br />

Gielen, S./S<strong>ch</strong>uler, G./Adams, V., Cardiovascular Effects of Exercise<br />

Training: Molecular Me<strong>ch</strong>anisms, in: Circulation 122/12, 2010,<br />

S. 1221-1238.<br />

76<br />

Akademie VII Görlitz


Arbeitsgruppe 2<br />

Synthetis<strong>ch</strong>e Biologie – Abiogenese im Labor o<strong>der</strong><br />

„Gente<strong>ch</strong>nik 2.0“?<br />

Die Synthetis<strong>ch</strong>e Biologie ist ein neuer Teilberei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Life Sciences und verspri<strong>ch</strong>t die<br />

Verwandlung <strong>der</strong> Biowissens<strong>ch</strong>aft in eine Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aft. Gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen<br />

sollen mit vorhersagbarem Resultat und unter Verwendung standardisierter biologis<strong>ch</strong>er<br />

Bauelemente in biologis<strong>ch</strong>en Chassis vorgenommen werden. Die Ziele rei<strong>ch</strong>en<br />

von <strong>der</strong> effizienten Herstellung von Medikamenten o<strong>der</strong> Kraftstoffen bis hin zum Verständnis<br />

<strong>der</strong> Entstehung des Lebens. Allerdings wird dur<strong>ch</strong> die Synthetis<strong>ch</strong>e Biologie au<strong>ch</strong><br />

unser konzeptionelles Verständnis von Leben herausgefor<strong>der</strong>t.<br />

In unserer Arbeitsgruppe rekapitulieren wir zunä<strong>ch</strong>st die Entwicklungen, die zu <strong>der</strong> Synthetis<strong>ch</strong>en<br />

Biologie geführt haben. Dazu zählen zum einen Meilensteine <strong>der</strong> Molekularbiologie<br />

und Mikroprozesste<strong>ch</strong>nik und zum an<strong>der</strong>en die internationale Fors<strong>ch</strong>ungsför<strong>der</strong>politik.<br />

Im Ans<strong>ch</strong>luss beleu<strong>ch</strong>ten wir den Status quo <strong>der</strong> Synthetis<strong>ch</strong>en Biologie: Wo steht<br />

die Wissens<strong>ch</strong>aft, wie ist die gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Wahrnehmung, und was ist wirkli<strong>ch</strong> neu?<br />

Von den offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten und Verspre<strong>ch</strong>ungen <strong>der</strong> Synthetis<strong>ch</strong>en Biologie<br />

(insbeson<strong>der</strong>e für die Ökologie und Medizin) werden wir in die Zukunft projizieren und<br />

Potentiale sowie Risiken ableiten. In allen Stufen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Thema<br />

wollen wir sowohl die biote<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>e Methodik behandeln als au<strong>ch</strong> ethis<strong>ch</strong>e Aspekte<br />

reflektieren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Röbbe Wüns<strong>ch</strong>iers<br />

Fa<strong>ch</strong>gruppe Biote<strong>ch</strong>nologie, Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Mittweida<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Bölker<br />

Arbeitsgruppe Genetik, Universität Marburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Biologie und Medizin, Biote<strong>ch</strong>nologie und Bioinformatik,<br />

Philosophie sowie Studierende verwandter Fä<strong>ch</strong>er mit<br />

Interesse am Thema und Bereits<strong>ch</strong>aft zur Einarbeitung<br />

Literatur Baldwin, G. et al., Synthetic Biology – A Primer, London 2012.<br />

S<strong>ch</strong>ummer, J., Das Gotteshandwerk. Die künstli<strong>ch</strong>e Herstellung<br />

von Leben im Labor, Weinheim 2011.<br />

Luisi, P.L., The Emergence of Life. From Chemical Origins to Synthetic<br />

Biology, Cambridge 2010.<br />

Synthetis<strong>ch</strong>e Biologie: Stellungnahme, hg. von DFG, acate<strong>ch</strong> und<br />

Leopoldina, Weinheim 2009. (http://www.dfg.de/download/pdf/<br />

dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/2009/stellungnahme_synthetis<strong>ch</strong>e_biologie.pdf)<br />

Akademie VII Görlitz 77


Arbeitsgruppe 3<br />

100 Theorien <strong>der</strong> Quantengravitation<br />

Um den ri<strong>ch</strong>tigen Weg zur Quantisierung <strong>der</strong> Gravitation zu finden, muss na<strong>ch</strong> Feynman<br />

damit gere<strong>ch</strong>net werden, dass wegen <strong>der</strong> dünnen experimentellen Datenlage mehr<br />

als hun<strong>der</strong>t gute theoretis<strong>ch</strong>e Ansätze zu erfors<strong>ch</strong>en sind. Denn wenn grob abges<strong>ch</strong>ätzt<br />

wird, dass eine Kandidatentheorie auf etwa vier unabhängigen Annahmen fußt und je<strong>der</strong><br />

von uns ersonnenen Annahme über die Natur großzügigerweise eine Trefferwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit<br />

von 1/3 zugebilligt wird – dann hat jede dieser Theorien nur eine Chance von etwa<br />

einem Prozent, die Natur zu bes<strong>ch</strong>reiben. Bisher gibt es aber keine einhun<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n<br />

erst etwa zehn sol<strong>ch</strong>er Theorien.<br />

In unserer Arbeitsgruppe werden wir zunä<strong>ch</strong>st die drei S<strong>ch</strong>lüsselelemente des zu lösenden<br />

Puzzles rekapitulieren: Allgemeine Relativität, Quantenfeldtheorie auf gekrümmten<br />

Raumzeiten und Quanteninformationstheorie. Dem folgt die gemeinsame Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> Annahmen, die den vers<strong>ch</strong>iedenen gegenwärtig diskutierten Zugängen zur Quantengravitation<br />

zu Grunde liegen. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> werden wir in offenen Diskussionen die Kreativität<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer herausfor<strong>der</strong>n, um zu erkunden, wie weitere 90 Kandidatentheorien<br />

<strong>der</strong> Quantengravitation entwickelt werden könnten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Fre<strong>der</strong>ic P. S<strong>ch</strong>uller<br />

Lehrstuhl für Quantengravitation, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Golm<br />

Prof. Dr. A<strong>ch</strong>im Kempf<br />

Department of Applied Mathematics, University of Waterloo<br />

Studierende <strong>der</strong> Mathematik und Physik<br />

Oriti, D., Approa<strong>ch</strong>es to Quantum Gravity, Cambridge University<br />

Press 2009.<br />

Shannon, C.E./Weaver, W., The Mathematical Theory of Communication,<br />

University of Illinois Press 1963.<br />

78<br />

Akademie VII Görlitz


Arbeitsgruppe 4<br />

Woher kommt <strong>der</strong> Zufall in zufallsgesteuerten<br />

aLgorithmen?<br />

Viele Algorithmen – in <strong>der</strong> Informatik, aber au<strong>ch</strong> in an<strong>der</strong>en Disziplinen – verwenden Zufallsexperimente,<br />

die vom Re<strong>ch</strong>ner dur<strong>ch</strong>geführt werden. Die Nutzung von Zufall ermögli<strong>ch</strong>t<br />

sehr effiziente und oft ebenso elegante Algorithmen. Eine Herausfor<strong>der</strong>ung ist hierbei<br />

die Erzeugung von ‘Pseudo-Zufall’ auf einem eigentli<strong>ch</strong> deterministis<strong>ch</strong>en Computer,<br />

ausgehend von einem kleinen wirkli<strong>ch</strong> zufälligen Objekt. Daraus ergeben si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Fragen: Wie zufällig ist dieser Pseudo-Zufall? Inwieweit gelten no<strong>ch</strong> die mathematis<strong>ch</strong>en<br />

Analysen, wenn statt einer wirkli<strong>ch</strong>en Zufallsquelle eine sol<strong>ch</strong>e Pseudo-Zufallsquelle<br />

benutzt wird?<br />

Wir wollen uns in dieser Arbeitsgruppe mit na<strong>ch</strong>weisbaren Risiken dieser Herangehensweise<br />

und mit mögli<strong>ch</strong>en Auswegen bes<strong>ch</strong>äftigen. Der konkrete Berei<strong>ch</strong> randomisierter<br />

Algorithmen und Datenstrukturen bietet einen Fundus an Beispielen, anhand <strong>der</strong>er si<strong>ch</strong><br />

Risiken gut herausarbeiten, man<strong>ch</strong>mal mathematis<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>weisen und sogar im Experiment<br />

beoba<strong>ch</strong>ten lassen. Mögli<strong>ch</strong>e Auswege in Form von stärkeren Zufallszahlengeneratoren<br />

wurden in diesem Berei<strong>ch</strong> entwickelt und werden in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe betra<strong>ch</strong>tet.<br />

Ein zweiter S<strong>ch</strong>werpunkt ist ‘Quasizufälligkeit’. Diese bes<strong>ch</strong>reibt deterministis<strong>ch</strong>e Verfahren,<br />

die bestimmte Eigens<strong>ch</strong>aften eines zufälligen Prozesses abbilden und zu verglei<strong>ch</strong>baren<br />

o<strong>der</strong> teils besseren Re<strong>ch</strong>energebnissen führen können. Je na<strong>ch</strong> Interesse und Vorkenntnissen<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer können au<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>e Aspekte des Problemfeldes wie etwa<br />

(Quasi-)Monte-Carlo-Algorithmen in den Natur- und Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften einbezogen<br />

werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Martin Dietzfelbinger<br />

Institut für Theoretis<strong>ch</strong>e Informatik, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität<br />

Ilmenau<br />

Prof. Dr. Tobias Friedri<strong>ch</strong><br />

Fakultät für Mathematik und Informatik, Universität Jena<br />

Studierende <strong>der</strong> Informatik und Mathematik; Studierende naturund<br />

ingenieurwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er sowie an<strong>der</strong>er Fä<strong>ch</strong>er mit Vorkenntnissen<br />

in Algorithmik und speziellem Interesse am Thema<br />

Mitzenma<strong>ch</strong>er, M./Upfal, E., Probability and Computing – Randomized<br />

Algorithms and Probabilistic Analysis, Cambridge 2005.<br />

Motwani, R./Raghavan, P., Randomized Algorithms, Cambridge<br />

1995.<br />

Akademie VII Görlitz 79


Arbeitsgruppe 5<br />

Internet Governance<br />

Das Internet löst viele Regulierungsfragen aus: Wem gehört das Wissen? Spielt die Privatsphäre<br />

im Zeitalter von Facebook & Co no<strong>ch</strong> eine Rolle? Wie si<strong>ch</strong>er ist das Internet vor<br />

Hackerangriffen? Gibt es online no<strong>ch</strong> geistiges Eigentum? Wer haftet, wenn zum Beispiel<br />

von amerikanis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>nern aus Holocaustlügen verbreitet werden? O<strong>der</strong>: Verdient Julian<br />

Assange re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz? Und: Wer sollte das Internet regieren?<br />

Die Arbeitsgruppe geht diesen Fragen interdisziplinär na<strong>ch</strong>. Die einzelnen Regulierungsansätze<br />

im Internet- und IT-Re<strong>ch</strong>t werden vorgestellt und im Gruppendialog aus vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen heraus problematisiert. Geprüft wird dabei insbeson<strong>der</strong>e, ob<br />

die Ansätze IT-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> adäquat, ökonomis<strong>ch</strong> effizient und verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verhältnismäßig<br />

sind.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Thomas Hoeren<br />

Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienre<strong>ch</strong>t,<br />

Universität Münster<br />

Prof. Dr. Franziska Böhm<br />

Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienre<strong>ch</strong>t,<br />

Universität Münster<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften, Medienwissens<strong>ch</strong>aft, Politikwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Soziologie, Philosophie, Informatik, Wirts<strong>ch</strong>aftsinformatik<br />

und Ökonomie<br />

Hoeren, T., Internetre<strong>ch</strong>t:<br />

http://www.uni-muenster.de/Jura.itm/hoeren/materialien/Skript/<br />

Skript_Internetre<strong>ch</strong>t_Oktober_2012.pdf<br />

Weber, R./Shawn Gunnarson, R., A Constitutional Solution for<br />

Internet Governance:<br />

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2076780<br />

80<br />

Akademie VII Görlitz


Arbeitsgruppe 6<br />

Städtebau und Diktatur in Europa im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Herkömmli<strong>ch</strong>e Planungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung behandelt die gesells<strong>ch</strong>aftspolitis<strong>ch</strong>en Determinanten<br />

des Städtebaus zumeist nur punktuell und unsystematis<strong>ch</strong>. Die deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />

Werke blenden ebenso wie die <strong>der</strong> angelsä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en und <strong>der</strong> romanis<strong>ch</strong>en Welt die<br />

Herrs<strong>ch</strong>aftsverhältnisse, unter denen <strong>der</strong> Städtebau geplant und ausgeführt wurde, au<strong>ch</strong><br />

dann weitgehend aus, wenn es si<strong>ch</strong> um diktatoris<strong>ch</strong>e Regime handelte. Die meisten europäis<strong>ch</strong>en<br />

Län<strong>der</strong> haben im Laufe des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts längere Phasen <strong>der</strong> Diktatur erlebt.<br />

Unsere Arbeitsgruppe konzentriert si<strong>ch</strong> auf den Städtebau vier re<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Herrs<strong>ch</strong>aftssysteme: Italien (1922-1944), Deuts<strong>ch</strong>land (1933-1945), Portugal (1928-1974)<br />

und Spanien (1936-1975). Na<strong>ch</strong> einer kritis<strong>ch</strong>en Dur<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>t eins<strong>ch</strong>lägiger Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswerke<br />

wenden wir uns dem Städtebau <strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> zu. Dabei unters<strong>ch</strong>eiden wir zwis<strong>ch</strong>en<br />

den Produktionsbedingungen für Städtebau und den Städtebauprodukten.<br />

Die Arbeitsgruppe vermittelt eine erste Vertrautheit mit <strong>der</strong> räumli<strong>ch</strong>en Entwicklung dieser<br />

Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> fragli<strong>ch</strong>en Epo<strong>ch</strong>e. Angestrebt wird aber au<strong>ch</strong> ein präziseres Verständnis<br />

von räumli<strong>ch</strong>er Planung und Städtebau, von ihrer inneren Konstitution und au<strong>ch</strong> von<br />

ihrer Funktion im jeweiligen Systemgefüge. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> sollen diese unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Herrs<strong>ch</strong>aftssysteme in einer gesamteuropäis<strong>ch</strong>en Perspektive betra<strong>ch</strong>tet werden, um sie<br />

zuglei<strong>ch</strong> auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Befunde über ihren Städtebau differenzierter zu begreifen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr . Max Wel<strong>ch</strong> Guerra<br />

Institut für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Theorie <strong>der</strong> Ar<strong>ch</strong>itektur und <strong>der</strong><br />

Planung, Bauhaus-Universität Weimar<br />

Prof. Dr. Harald Bodens<strong>ch</strong>atz<br />

Institut für Soziologie, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität Berlin<br />

Studierende planungs-, ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ts- und gesells<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Fä<strong>ch</strong>er sowie <strong>der</strong> Ar<strong>ch</strong>itektur und Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Zukunft aus Amerika. Fordismus in <strong>der</strong> Zwis<strong>ch</strong>enkriegszeit. Siedlung<br />

Stadt Raum, hg. von <strong>Stiftung</strong> Bauhaus Dessau und Rheinis<strong>ch</strong>-<br />

Westfälis<strong>ch</strong>e Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Aa<strong>ch</strong>en, Dessau 1995.<br />

NS-Ar<strong>ch</strong>itektur: Ma<strong>ch</strong>t und Symbolpolitik, hg. von T. Harlan<strong>der</strong><br />

und W. Pyta, Berlin 2010.<br />

Städtebau für Mussolini. Auf <strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> neuen Stadt im<br />

fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Italien, hg. von H. Bodens<strong>ch</strong>atz, Berlin 2011.<br />

Akademie VII Görlitz 81


Arbeitsgruppe 7<br />

Religion – Medizin – Körperpraktiken<br />

Körperpraktiken wie Yoga, Shiatsu, Thai Chi o<strong>der</strong> Qui Gong verzei<strong>ch</strong>nen eine zunehmende<br />

Popularität. Diese spirituellen Körperpraktiken haben in den vergangenen Jahren<br />

aufgrund ihres starken Zuspru<strong>ch</strong>es ni<strong>ch</strong>t nur das religiöse Feld verän<strong>der</strong>t. Mit dem ihnen<br />

innewohnenden Anspru<strong>ch</strong> auf Ganzheitli<strong>ch</strong>keit ma<strong>ch</strong>en sie au<strong>ch</strong> die Grenzen zu an<strong>der</strong>en<br />

Fel<strong>der</strong>n wie dem <strong>der</strong> Medizin o<strong>der</strong> des Sports dur<strong>ch</strong>lässiger. Eine Konsequenz ist, dass<br />

das Verhältnis von Heil und Heilung au<strong>ch</strong> von den Vertretern <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulmedizin und <strong>der</strong><br />

beiden <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en wie<strong>der</strong> verstärkt zum Thema gema<strong>ch</strong>t wird. Aus sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Si<strong>ch</strong>t kann die Verbreitung sol<strong>ch</strong>er Körperpraktiken als Ausdruck einer<br />

grundlegenden Transformation in den sozialen Fel<strong>der</strong>n Religion, Medizin und Sport interpretiert<br />

werden, die in Ri<strong>ch</strong>tung einer zunehmenden Spiritualisierung und Individualisierung<br />

verläuft.<br />

Die Arbeitsgruppe untersu<strong>ch</strong>t Körperpraktiken aus religionssoziologis<strong>ch</strong>er, körpertheoretis<strong>ch</strong>er<br />

und medizinges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t. Wel<strong>ch</strong>e Weltsi<strong>ch</strong>ten, Mens<strong>ch</strong>enbil<strong>der</strong> und<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Haltungen werden mit Körperpraktiken transportiert? Gemeinsam sollen<br />

Thesen über die Ursa<strong>ch</strong>en des Booms, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Entstehung eines neuen Dienstleistungssektors<br />

verbunden ist, aufgestellt und anhand kleiner Fallstudien auf ihre Tragfähigkeit<br />

hin diskutiert werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Uta Karstein<br />

Institut für Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität Leipzig<br />

Dr. Stefanie Duttweiler<br />

Institut für Sportwissens<strong>ch</strong>aften, Universität Frankfurt/Main<br />

Studierende <strong>der</strong> Soziologie, Religions- und Kulturwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Medizin, Sportwissens<strong>ch</strong>aft sowie Studierende aller an<strong>der</strong>en Fä<strong>ch</strong>er<br />

mit Interesse am Thema und Bereits<strong>ch</strong>aft zur Einarbeitung<br />

Literatur Bourdieu, P., Religion. S<strong>ch</strong>riften zur Kultursoziologie, Berlin 2011.<br />

Gugutzer, R., Die Sakralisierung des Profanen. Der Körperkult als<br />

individualisierte Sozialform des Religiösen, in: Körper, Sport und<br />

Religion. Zur Soziologie religiöser Verkörperungen, hg. von <strong>der</strong>s.<br />

und M. Bött<strong>ch</strong>er, Wiesbaden 2012, S. 285-310.<br />

Gesundheit – Religion – Spiritualität. Konzepte, Befunde und Erklärungsansätze,<br />

hg. von C. Klein, H. Berth und F. Bald, Weinheim<br />

2011.<br />

82<br />

Akademie VII Görlitz


Arbeitsgruppe 8<br />

Romantik und Mo<strong>der</strong>ne<br />

Romantik gilt gemeinhin als eine Haltung, die si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne verweigert. Ein Romantiker<br />

flieht vor dem Alltag und <strong>der</strong> Normalität ins Rei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Poesie: „S<strong>ch</strong>läft ein Lied in allen<br />

Dingen, / Die da träumen fort und fort, / Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur<br />

das Zauberwort.“ – S<strong>ch</strong>on an diesem Vierzeiler Joseph von Ei<strong>ch</strong>endorffs zeigt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong>,<br />

dass die Rede von Romantik als Flu<strong>ch</strong>t vor <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne auf die literaris<strong>ch</strong>en Texte dieser<br />

Epo<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t passen will: Hier wird von einem ‘Zauberwort’ gespro<strong>ch</strong>en, das in <strong>der</strong><br />

Lage sein soll, Mens<strong>ch</strong>en und Dinge singend zu vereinigen. Was das aber für ein Wort<br />

ist, wird vers<strong>ch</strong>wiegen. Es ist dem Leser überlassen, diese Leerstelle mit individuellen Erfahrungen<br />

zu füllen. Genau eine sol<strong>ch</strong>e verweigerte Positivierung geglaubter Wahrheiten<br />

zei<strong>ch</strong>net romantis<strong>ch</strong>e Texte aus: Romantiker halten zwar an einer letztgültigen Wahrheit<br />

fest, versu<strong>ch</strong>en diese aber unter den Bedingungen einer zunehmenden Pluralisierung von<br />

Wahrheit zu formulieren.<br />

Diesen spezifis<strong>ch</strong>en Umgang mit den Herausfor<strong>der</strong>ungen einer wahrheitspluralistis<strong>ch</strong>en<br />

Mo<strong>der</strong>ne wollen wir in gemeinsamer Lektüre romantis<strong>ch</strong>er Fragmente, romantis<strong>ch</strong>er Prosa<br />

und Lyrik kennenlernen. Ziel ist die Erarbeitung eines tragfähigen Begriffs von Romantik<br />

und Mo<strong>der</strong>ne glei<strong>ch</strong>ermaßen sowie ein ges<strong>ch</strong>ärfter Blick für das Weiterwirken und die<br />

Transformation romantis<strong>ch</strong>er Weltdeutungsmuster, zum Beispiel in <strong>der</strong> Populärkultur<br />

<strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Matthias Löwe<br />

Institut für Germanistis<strong>ch</strong>e Literaturwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Jena<br />

Prof. Dr. Ludwig Stockinger<br />

Institut für Germanistik, Universität Leipzig<br />

Studierende <strong>der</strong> Germanistik und an<strong>der</strong>er Philologien, <strong>der</strong> Philosophie,<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft, Theologie, Religionswissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Kulturwissens<strong>ch</strong>aft und angrenzen<strong>der</strong> Fä<strong>ch</strong>er<br />

Theorie <strong>der</strong> Romantik, hg. von H. Uerlings, Stuttgart 2005 (hier<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Einleitung S. 9-42).<br />

Akademie VII Görlitz 83


Arbeitsgruppe 9<br />

Hollywood in Europa<br />

Filme aus Hollywood wurden im Europa des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit wenigen Ausnahmen<br />

überall gezeigt. In <strong>der</strong> Fors<strong>ch</strong>ung ist die Ansi<strong>ch</strong>t verbreitet, dass US-Filme seit den 1910er<br />

Jahren weltweit gefragter als die Filme aller an<strong>der</strong>en Nationalitäten gewesen seien. Diese<br />

Auffassung wird gerne mit dem großen Anteil belegt, den US-Filme in aller Regel am Gesamtangebot<br />

eines bestimmten Landes hatten. Im Unters<strong>ch</strong>ied zu dieser Si<strong>ch</strong>tweise wollen<br />

wir in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe – ganz im Trend neuerer Fors<strong>ch</strong>ung – die Rolle <strong>der</strong> Zus<strong>ch</strong>auer in<br />

Bezug auf die Nutzung von Hollywoodfilmen historis<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>en. In dieser Perspektive<br />

stellt si<strong>ch</strong> die Rolle, die <strong>der</strong> US-Film in Europa gespielt hat, grundlegend an<strong>der</strong>s dar.<br />

Waren bis in die 1960er Jahre hinein die Filme des eigenen Landes beim jeweiligen nationalen<br />

Publikum grundsätzli<strong>ch</strong> beliebter als die Hollywoods, so setzte si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> US-Film<br />

in <strong>der</strong> Gunst des europäis<strong>ch</strong>en Publikums erst seit den 1970er Jahren konsequent dur<strong>ch</strong>.<br />

Dieser Wandel lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> als ein Prozess zunehmen<strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Filmpräferenzen<br />

in Europa verstehen.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigen wir uns ausführli<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des US-Films<br />

im Europa des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, wobei wir viel über die Nutzungsformen des Mediums<br />

Film als Unterhaltungsmedium sowie über die kulturelle Identität <strong>der</strong> Europäer lernen<br />

können. Darüber hinaus behandeln wir grundlegende methodologis<strong>ch</strong>e Fragen: Wie kann<br />

das Wissen über Filmges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te revidiert werden? Wel<strong>ch</strong>e Rolle spielen dabei Empirie und<br />

Theorie? Wie können wir den Präferenzen historis<strong>ch</strong>er Kinopublika auf die Spur kommen?<br />

Und: Wie können wir den Wandel von Filmpräferenzen erklären?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Joseph Garncarz<br />

Institut für Medienkultur und Theater, Universität Köln<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Wedel<br />

Lehrstuhl für Medienges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Film und<br />

Fernsehen, Potsdam<br />

Studierende <strong>der</strong> Kultur- und Sozialwissens<strong>ch</strong>aften mit Interesse an<br />

<strong>der</strong> Analyse historis<strong>ch</strong>er Prozesse<br />

Thompson, K., Exporting Entertainment. America in the World<br />

Film Market, 1907–1934, London 1986.<br />

Garncarz, J., Hollywood in Deuts<strong>ch</strong>land. Zur Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> Kinokultur: 1925–1990, Frankfurt/M.-Basel 2013.<br />

84<br />

Akademie VII Görlitz


Akademie VIII S<strong>ch</strong>loss Neubeuern<br />

Der kleine maleris<strong>ch</strong>e Ort Neubeuern befindet si<strong>ch</strong> am Eingang<br />

des bayeris<strong>ch</strong>en Inntals, 65 km südöstli<strong>ch</strong> von Mün<strong>ch</strong>en. Überragt<br />

wird er von S<strong>ch</strong>loss Neubeuern, in dessen Räumen die Akademie<br />

stattfindet. Die Lage ist idealer Ausgangspunkt für Wan<strong>der</strong>ungen<br />

zum Kaisergebirge, zum Wendelstein und zu den Bergen <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung, für Ausflüge na<strong>ch</strong> Innsbruck, Salzburg o<strong>der</strong><br />

Mün<strong>ch</strong>en. Für Musik, Kunst, Theater und Sport stehen die Anlagen<br />

<strong>der</strong> Internatss<strong>ch</strong>ule S<strong>ch</strong>loss Neubeuern zur Verfügung.<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

4. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

17. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Eva S<strong>ch</strong>olz, M.A.<br />

Tanja S<strong>ch</strong>ell<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie VIII Neubeuern<br />

85


Arbeitsgruppe 1<br />

The Balance of Life and Death: Zelluläre Überlebensund<br />

Anpassungsstrategien bei Pro- und Eukaryonten<br />

Die Evolution begünstigt Organismen, die so lange überleben, bis sie selbst vermehrungsfähige<br />

Na<strong>ch</strong>kommen hervorgebra<strong>ch</strong>t haben. Dazu ist es von Vorteil, Phasen ungünstiger äußerer<br />

Lebensbedingungen, wie z. B. Nahrungsmangel, für mögli<strong>ch</strong>st lange Zeit überdauern<br />

zu können. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für einzellige Organismen (z. B. Bakterien). Aber au<strong>ch</strong> die<br />

individuellen Zellen multizellulärer Organismen sind häufig ungünstigen äußeren Lebensbedingungen<br />

wie Nährstoff- o<strong>der</strong> Sauerstoffmangel o<strong>der</strong> Zellstress (z.B. dur<strong>ch</strong> physikalis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>ädigung o<strong>der</strong> Infektionen) ausgesetzt und haben vers<strong>ch</strong>iedene Anpassungsstrategien<br />

entwickelt, um sol<strong>ch</strong>e Stressbedingungen zu überleben. Zudem unterliegen sie einem<br />

ausbalancierten Regelwerk wa<strong>ch</strong>stumsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> und wa<strong>ch</strong>stumshemmen<strong>der</strong> Signale,<br />

wel<strong>ch</strong>es die Regeneration abgestorbener Zellen ermögli<strong>ch</strong>t, dabei aber unkontrolliertes autonomes<br />

Wa<strong>ch</strong>stum unterdrückt. Bei einer Krebserkrankung ist dieses sensible Regelwerk<br />

zugunsten ungehemmten Wa<strong>ch</strong>stums gestört; daher stellen Krebszellen ein wi<strong>ch</strong>tiges Modell<br />

zum Verständnis zellulärer Überlebensstrategien bei Eukaryonten dar. Ein verbessertes<br />

Verständnis zellulärer Überlebens- und Anpassungsstrategien ermögli<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> die Entwicklung<br />

neuer Therapiestrategien, z.B. für die Krebsbehandlung.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sollen wi<strong>ch</strong>tige molekulare Überlebens- und Anpassungsstrategien<br />

von freilebenden Einzellern (Bakterien) und von Eukaryonten (am Beispiel des humanen<br />

Systems) erarbeitet werden. Wir wollen Gemeinsamkeiten und Unters<strong>ch</strong>iede in beiden Organismengruppen<br />

herausarbeiten, mögli<strong>ch</strong>e therapeutis<strong>ch</strong>e Ansatzpunkte diskutieren und<br />

dur<strong>ch</strong> den interdisziplinären Ansatz au<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Fors<strong>ch</strong>ung oft zu beoba<strong>ch</strong>tenden<br />

Verständnisbarriere zwis<strong>ch</strong>en prokaryotis<strong>ch</strong>en und eukaryotis<strong>ch</strong>en Zellbiologen<br />

entgegenzuwirken.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Verena Jendrossek<br />

Institut für Zellbiologie, Universität Duisburg-Essen<br />

Prof. Dr. Dieter Jendrossek<br />

Institut für Mikrobiologie, Zentrum für Bioverfahrenste<strong>ch</strong>nik,<br />

Universität Stuttgart<br />

Studierende <strong>der</strong> Bio<strong>ch</strong>emie, Biologie, Mikrobiologie, Molekularund<br />

Zellbiologie, Molekularen Medizin, Medizin<br />

Literatur Fu<strong>ch</strong>s, G., Allgemeine Mikrobiologie, Thieme Verlag 2006.<br />

Alberts, B. et al., Molecular Biology of the Cell, Garland Science<br />

5<br />

2008.<br />

Hanahan, D./Weinberg, R. A., Hallmarks of Cancer. The Next Generation,<br />

in: Cell 144, 2011, S. 646-674.<br />

86<br />

Akademie VIII Neubeuern


Arbeitsgruppe 2<br />

Hirngespinste – Vom Gewebe des Gehirns<br />

Die komplexe anatomis<strong>ch</strong>e Struktur des Gehirns fasziniert Mens<strong>ch</strong>en seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

und ist <strong>der</strong> grundlegende Ausgangspunkt <strong>der</strong> aktuellen Hirnfors<strong>ch</strong>ung. Das Gehirn besitzt<br />

eine <strong>der</strong> kompliziertesten bekannten physikalis<strong>ch</strong>en Organisationsstrukturen. Es ist aus einer<br />

riesigen Zahl von di<strong>ch</strong>t gepackten zellulären Elementen zusammengesetzt, die in den<br />

vielfältigsten Typen und Formen auftreten, über etli<strong>ch</strong>e Skalen organisiert und dur<strong>ch</strong> eine<br />

enorme Anzahl von Verbindungen vernetzt sind. Zudem ist es ständigen plastis<strong>ch</strong>en Verän<strong>der</strong>ungen<br />

unterworfen. Das Verständnis <strong>der</strong> Struktur des Gehirns erfor<strong>der</strong>t einerseits<br />

grundlegend neue experimentelle und theoretis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsansätze; an<strong>der</strong>erseits inspirieren<br />

Erkenntnisse über die strukturelle Organisation des Gehirns au<strong>ch</strong> neue Ansätze in<br />

Disziplinen wie <strong>der</strong> Medizin, Medizinte<strong>ch</strong>nik und Informatik (sowie <strong>der</strong> Kunst und Ar<strong>ch</strong>itektur).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe werden wir gegenwärtig existierende Konzepte und Methoden<br />

zur Erfors<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Gehirnstruktur diskutieren und überlegen, wel<strong>ch</strong>e Informationen<br />

zur strukturellen Organisation des Gehirns benötigt werden, um seine Funktionen und<br />

Dysfunktionen zu verstehen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Claus C. Hilgetag<br />

Institut für Computational Neuroscience, Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

Dr. Marc Tittgemeyer<br />

Arbeitsgruppe Kortikale Netzwerke, Max-Planck-Institut für<br />

neurologis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung, Köln<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Biologie, Medizin, Psy<strong>ch</strong>ologie,<br />

Physik, Informatik, Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften und angewandten<br />

Mathematik<br />

S<strong>ch</strong>oonover, C., Portraits of the Mind. Visualizing the Brain from<br />

Antiquity to the 21st Century, Abrams 2010.<br />

Burrell, B., Postcards from the Brain Museum. The Improbable<br />

Sear<strong>ch</strong> for Meaning in the Matter of Famous Minds, Broadway<br />

2005.<br />

Oeser, E., Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Hirnfors<strong>ch</strong>ung – von <strong>der</strong> Antike bis zur<br />

Gegenwart, Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>gesells<strong>ch</strong>aft 2002.<br />

Braitenberg, V., Gehirngespinste. Neuroanatomie für kybernetis<strong>ch</strong><br />

Interessierte, Springer Verlag 1973.<br />

Akademie VIII Neubeuern 87


Arbeitsgruppe 3<br />

S<strong>ch</strong>warze Lö<strong>ch</strong>er und Singularitäten-Theoreme<br />

Wir diskutieren die mathematis<strong>ch</strong>en Konzepte und Strukturen, die s<strong>ch</strong>warze Lö<strong>ch</strong>er in<br />

<strong>der</strong> Allgemeinen Relativitätstheorie bes<strong>ch</strong>reiben: Krümmung und die Einstein-Glei<strong>ch</strong>ungen;<br />

Lorentz-Geometrie und Kausalität; gefangene Flä<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>warze Lö<strong>ch</strong>er und die Singularitäten-Theoreme<br />

von Hawking und Penrose. Dana<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>ten wir weiterführende<br />

Themen wie zum Beispiel die Klassifikation von stationären s<strong>ch</strong>warzen Lö<strong>ch</strong>ern, kosmis<strong>ch</strong>e<br />

Zensur und aktuelle Entwicklungen über die astronomis<strong>ch</strong>e Beoba<strong>ch</strong>tung s<strong>ch</strong>warzer Lö<strong>ch</strong>er.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Bernd Ammann<br />

Fakultät für Mathematik, Universität Regensburg<br />

Dr. Mattias Dahl<br />

Institutionen for Matematik, Kungliga Tekniska Högskolan,<br />

Stockholm, S<strong>ch</strong>weden<br />

Studierende <strong>der</strong> Mathematik und Physik<br />

Skripte von Christian Bär (Potsdam) über Differentialgeometrie,<br />

Lorentzgeometrie und Relativitätstheorie sowie weiterführende und<br />

fors<strong>ch</strong>ungsorientierte Literatur:<br />

http://www.mathematik.uni-regensburg.de/ammann<br />

O’Neill, B., Semi-Riemannian Geometry. With Applications to Relativity<br />

(= Pure and Applied Mathematics 103), Academic Press<br />

1983.<br />

Wald, R. M., General Relativity, University of Chicago Press 1984.<br />

88<br />

Akademie VIII Neubeuern


Arbeitsgruppe 4<br />

Das unendli<strong>ch</strong> Grosse und das unendli<strong>ch</strong> Kleine in<br />

philosophie und Mathematik<br />

Die Analysis von Leibniz und Newton erzielte bahnbre<strong>ch</strong>ende Ergebnisse dur<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>nen<br />

mit unendli<strong>ch</strong> kleinen, d.h. ‘infinitesimalen’ Zahlen. Cantor entdeckte später unendli<strong>ch</strong><br />

große Mengen und ‘Kardinalzahlen’ beliebiger Mä<strong>ch</strong>tigkeit. Beide Zahltypen wurden<br />

später dur<strong>ch</strong> die Axiomatisierung <strong>der</strong> Mengenlehre und dur<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>tstandard-Modellkonstruktionen<br />

auf eine solide mathematis<strong>ch</strong>e Grundlage gestellt.<br />

Unsere Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Mathematik und <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> unendli<strong>ch</strong><br />

kleinen Zahlen und <strong>der</strong> unendli<strong>ch</strong> großen Mengen. Was können wir über sie wissen?<br />

Wie können wir etwas über sie erfahren? Und gibt es sie überhaupt?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Ralf S<strong>ch</strong>indler<br />

Institut für Mathematis<strong>ch</strong>e Logik, Universität Münster<br />

Prof. Dr. Thomas Hofweber<br />

Philosophy Department, University of North Carolina, USA<br />

Studierende <strong>der</strong> Philosophie, <strong>der</strong> Mathematik; Studierende an<strong>der</strong>er<br />

Fä<strong>ch</strong>er mit <strong>der</strong> Bereits<strong>ch</strong>aft, si<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>end einzuarbeiten<br />

Burgess, J./Rosen, G., A Subject with no Object. Strategies for Nominalistic<br />

Interpretations of Mathematics, Oxford University Press<br />

1997.<br />

Deiser, O., Einführung in die Mengenlehre. Die Mengenlehre Georg<br />

Cantors und ihre Axiomatisierung dur<strong>ch</strong> Ernst Zermelo, Springer<br />

Verlag 2009.<br />

Laugwitz, D., Infinitesimalkalkül. Kontinuum und Zahlen. Eine elementare<br />

Einführung in die Ni<strong>ch</strong>tstandard-Analysis, Bibliographis<strong>ch</strong>es<br />

Institut 1978.<br />

Akademie VIII Neubeuern 89


Arbeitsgruppe 5<br />

Wer hält was für gere<strong>ch</strong>t? Grundpositionen<br />

mo<strong>der</strong>ner Gere<strong>ch</strong>tigkeitsvorstellungen<br />

Was von einer Gesells<strong>ch</strong>aft als gere<strong>ch</strong>t era<strong>ch</strong>tet wird und was sie als ungere<strong>ch</strong>t empfindet,<br />

ents<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> von Gere<strong>ch</strong>tigkeitsidealen und moralis<strong>ch</strong>en Normen, aber au<strong>ch</strong> von ihren<br />

politis<strong>ch</strong>en und ökonomis<strong>ch</strong>en Prämissen und Wertvorstellungen her. Die Frage, wer was<br />

für gere<strong>ch</strong>t hält, kann folgli<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> philosophis<strong>ch</strong>em Denkansatz, politis<strong>ch</strong>er Präferenz<br />

und ökonomis<strong>ch</strong>er Grundhaltung eine an<strong>der</strong>e Antwort erfahren. Heißt dies, dass Gere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

ein beliebig zu definierendes Gut ist, ein Ku<strong>ch</strong>en, an dem si<strong>ch</strong> je<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> seinem Belieben<br />

bedient, eine rhetoris<strong>ch</strong>e Worthülse, die alles und ni<strong>ch</strong>ts meint? Wir werden an den<br />

S<strong>ch</strong>nittstellen von Philosophie, Politik und Wirts<strong>ch</strong>aft und auf <strong>der</strong> Basis normativer und<br />

empiris<strong>ch</strong>er Fors<strong>ch</strong>ungen die Frage, was eine Gesells<strong>ch</strong>aft gere<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>t, untersu<strong>ch</strong>en.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Gisela Ries<strong>ch</strong>er<br />

Seminar für Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Politik, Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. Hans-Helmuth Gan<strong>der</strong><br />

Husserl-Ar<strong>ch</strong>iv, Universität Freiburg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Höffe, O., Gere<strong>ch</strong>tigkeit. Eine philosophis<strong>ch</strong>e Einführung, Mün<strong>ch</strong>en<br />

2001.<br />

Ladwig, B., Gere<strong>ch</strong>tigkeitstheorien zur Einführung, Hamburg 2011.<br />

Philosophie <strong>der</strong> Gere<strong>ch</strong>tigkeit. Texte von <strong>der</strong> Antike bis zur Gegenwart,<br />

hg. von C. Horn und N. Scarano, Frankfurt/M. 2002.<br />

90<br />

Akademie VIII Neubeuern


Arbeitsgruppe 6<br />

Der Islam in Europa – und in Deuts<strong>ch</strong>land. Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t-<br />

Li<strong>ch</strong>e und aktuelle Perspektiven<br />

„Der Islam gehört zu Deuts<strong>ch</strong>land“ – dieses prominente Wort dürfte no<strong>ch</strong> häufig zitiert<br />

werden und no<strong>ch</strong> lange strittig bleiben, aber <strong>der</strong> Islam hat bereits in die Universitätslands<strong>ch</strong>aft<br />

Einzug gehalten und mis<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> als islamis<strong>ch</strong>e Theologie und Religionspädagogik<br />

in den akademis<strong>ch</strong>en Diskurs ein. Wir greifen in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zurück und betra<strong>ch</strong>ten<br />

im Mittelalter einerseits die spanis<strong>ch</strong>e Convivencia, an<strong>der</strong>erseits Kreuzzüge und Reconquista<br />

und fragen na<strong>ch</strong> den Beiträgen des Islam zur Entfaltung <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aftskultur<br />

in den Berei<strong>ch</strong>en Philosophie, Theologie, Medizin und Jura. An <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>welle<br />

vom Mittelalter zur Neuzeit beeinflussten die Türken die europäis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t nur<br />

auf militäris<strong>ch</strong>e Weise, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> geistesges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, indem sie Humanismus und Reformation<br />

Impulse gaben. In Deuts<strong>ch</strong>land leben heute vier Millionen Moslems und streben<br />

na<strong>ch</strong> Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung. Die Kir<strong>ch</strong>en diskutieren über die theologis<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>t des Islam<br />

und den praktis<strong>ch</strong>en Umgang mit diesem. Die Integration des Islam in eine <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong> geprägte,<br />

aber säkularisierte Gesells<strong>ch</strong>aft wirft theologis<strong>ch</strong>e, politis<strong>ch</strong>e und juristis<strong>ch</strong>e Fragen<br />

auf. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für die Integration <strong>der</strong> islamis<strong>ch</strong>en Theologie in den Universitäten<br />

und des islamis<strong>ch</strong>en Religionsunterri<strong>ch</strong>ts in den S<strong>ch</strong>ulen. Das Thema wird im Gesprä<strong>ch</strong><br />

mit einem moslemis<strong>ch</strong>en Religionswissens<strong>ch</strong>aftler, einem <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>enhistoriker<br />

und einem moslemis<strong>ch</strong>en Religionspädagogen dialogis<strong>ch</strong> entfaltet. Erwüns<strong>ch</strong>t ist, dass die<br />

Teilnehmer ihre eigenen fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> persönli<strong>ch</strong>en Perspektiven einbringen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Rauf Ceylan<br />

Institut für Islamis<strong>ch</strong>e Theologie, Universität Osnabrück<br />

Prof. Dr. Martin Jung<br />

Institut für Evangelis<strong>ch</strong>e Theologie, Universität Osnabrück<br />

Prof. Dr. Bülent Ucar<br />

Institut für Islamis<strong>ch</strong>e Theologie, Universität Osnabrück<br />

Studierende <strong>der</strong> Theologie, Philosophie, Religionswissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Politologie, Soziologie, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Medizin sowie Lehramtsstudierende und alle am<br />

Thema Interessierten<br />

Literatur Ceylan, R., Die Prediger des Islam, Freiburg 2010.<br />

Imamausbildung in Deuts<strong>ch</strong>land. Islamis<strong>ch</strong>e Theologie im europäis<strong>ch</strong>en<br />

Kontext, hg. von B. Ucar, Göttingen 2010.<br />

Islamis<strong>ch</strong>er Religionsunterri<strong>ch</strong>t in Deuts<strong>ch</strong>land. Fa<strong>ch</strong>didaktis<strong>ch</strong>e<br />

Konzeptionen hg. von B. Ucar, Göttingen 2010.<br />

Heine, P., Islam zur Einführung, Hamburg 2 2005.<br />

Akademie VIII Neubeuern 91


Arbeitsgruppe 7<br />

Musik und/o<strong>der</strong> Politik<br />

Muss si<strong>ch</strong> im Ernstfall Musik dem Primat des Politis<strong>ch</strong>en fügen? O<strong>der</strong> wird umgekehrt das<br />

Politis<strong>ch</strong>e von ästhetis<strong>ch</strong>en Prozessen erst geformt? O<strong>der</strong> hat si<strong>ch</strong> gute Politik aus <strong>der</strong> Musik<br />

und gute Musik aus <strong>der</strong> Politik herauszuhalten? Diese Fragen sind sowohl in <strong>der</strong> Musiktheorie<br />

wie in <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Theorie von Anfang an präsent: bei Platon. Mit we<strong>ch</strong>seln<strong>der</strong><br />

Intensität ziehen sie si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> beide Disziplinen und dur<strong>ch</strong> die Zeiten. Beson<strong>der</strong>s totalitäre<br />

Politik (Nationalsozialismus, Kommunismus) hat si<strong>ch</strong> für die Künste interessiert, und<br />

zwar dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t nur dafür, Musik zur Propaganda einzusetzen, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> dafür,<br />

politis<strong>ch</strong>e Prozesse für ästhetis<strong>ch</strong>e Einflüsse offenzuhalten. Aber au<strong>ch</strong> neuere, pluralistis<strong>ch</strong><br />

ausgeri<strong>ch</strong>tete Demokratietheorien (Badiou, Nancy u.a.) re<strong>ch</strong>nen die Künste zu den konstituierenden<br />

Faktoren des Politis<strong>ch</strong>en. Wir wollen zentrale Positionen des Themas kennenlernen<br />

und diskutieren:<br />

– die Anfänge <strong>der</strong> Problemstellung bei Platon und Aristoteles,<br />

– mit einem Sprung ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die Sängerbewegung im <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Vormärz sowie<br />

Ri<strong>ch</strong>ard Wagners Auffassung einer politis<strong>ch</strong>en Musik,<br />

– s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> einige Themenfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne: zum Politis<strong>ch</strong>en von Musik im Nationalsozialismus<br />

und im Kommunismus sowie Musik und Politik unter Bedingungen <strong>der</strong><br />

Globalisierung.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

92<br />

Prof. Dr. Rainer Bayreuther<br />

Seminar für Musikwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Freiburg<br />

PD Dr. Jin-Ah Kim<br />

Institut für Musikwissens<strong>ch</strong>aft und Medienwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Studierende aller geistes- und sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>er<br />

Demokratie? Eine Debatte. Mit Beiträgen von Giorgio Agamben,<br />

Alain Badiou, Slavoj Zizek u.a., Berlin 2012 (insbeson<strong>der</strong>e Nancy,<br />

J.-L., Begrenzte und unendli<strong>ch</strong>e Demokratie, S. 72-91).<br />

Oelkers, J., Der Klang des Ganzen. Über den Zusammenhang von<br />

Musik und Politik in <strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Reformpädagogik, in: Musikwissens<strong>ch</strong>aft<br />

– eine verspätete Disziplin?, hg. von A. Gerhard, Stuttgart<br />

2000, S. 129-155.<br />

Kultur und Region im Zei<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Globalisierung. Wohin treiben<br />

die Regionalkulturen?, hg. von S.A. Bahadır, Neustadt a.d. Ais<strong>ch</strong><br />

2000 (insbeson<strong>der</strong>e Baumann, M.P., Musik <strong>der</strong> Regionen im Kontext<br />

globaler Konstrukte, S. 431-454).<br />

Akademie VIII Neubeuern


Arbeitsgruppe 8<br />

Der Text als Musik. Transformationen des<br />

musikalis<strong>ch</strong>en in <strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Literatur<br />

Immer wie<strong>der</strong> wurde die Di<strong>ch</strong>tung im Laufe <strong>der</strong> Kulturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit <strong>der</strong> Musik vergli<strong>ch</strong>en,<br />

parallelisiert, ja teils gar identifiziert. Naheliegen<strong>der</strong> Ausgangspunkt hierfür ist – neben<br />

<strong>der</strong> unmittelbaren Verbindung bei<strong>der</strong> Künste im Rhapsodenvortrag, Lied o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Oper – die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass je<strong>der</strong> Text, beson<strong>der</strong>s das Gedi<strong>ch</strong>t, Eigens<strong>ch</strong>aften aufweist, die<br />

au<strong>ch</strong> für die Musik konstitutiv sind: Rhythmus, Tempo, Klang, Dynamik, Melodie etc.<br />

Über diese Verbindung lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur die im heutigen literaris<strong>ch</strong>en Diskurs vielfa<strong>ch</strong><br />

verna<strong>ch</strong>lässigte auditive Seite <strong>der</strong> Literatur bes<strong>ch</strong>reiben; vielmehr dienen die S<strong>ch</strong>nittstellen<br />

von Text und Musik seit <strong>der</strong> Antike au<strong>ch</strong> dazu, musikästhetis<strong>ch</strong>e Vorstellungen literaris<strong>ch</strong><br />

fru<strong>ch</strong>tbar zu ma<strong>ch</strong>en. Auf diese Weise wurde die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Literatur ni<strong>ch</strong>t unmaßgebli<strong>ch</strong><br />

von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Musik beeinflusst.<br />

Unsere Arbeitsgruppe wird das Verhältnis literaris<strong>ch</strong>er Texte zur Musik und zu musikästhetis<strong>ch</strong>en<br />

Vorstellungen an markanten Beispielen untersu<strong>ch</strong>en, die von <strong>der</strong> Antike bis in die<br />

Gegenwart rei<strong>ch</strong>en. Der S<strong>ch</strong>werpunkt liegt dabei auf <strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Lyrik und ihrer poetologis<strong>ch</strong>en<br />

Reflexion, wobei folgenrei<strong>ch</strong>e Impulse aus an<strong>der</strong>en Literaturen und Kultursphären<br />

(wie Symbolismus, Futurismus, Jazz und Rap) ebenso berücksi<strong>ch</strong>tigt werden sollen wie<br />

Einflüsse aus bzw. Spiegelungen in Rhetorik, Spra<strong>ch</strong>philosophie und Vortragskunst; ferner<br />

soll <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Tonaufzei<strong>ch</strong>nung für die Entwicklung des Verhältnisses von Text<br />

und Musik seit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zukommen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

PD Dr. Thomas Martinec<br />

Institut für Germanistik, Universität Regensburg<br />

Dr. Johannes Ullmaier<br />

Institut für Germanistik, Universität Mainz<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Philologien, <strong>der</strong> Musik<br />

und <strong>der</strong> Musikwissens<strong>ch</strong>aft<br />

Literatur Göttert, K.-H., Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Stimme, Mün<strong>ch</strong>en 1998.<br />

Literatur und Musik in <strong>der</strong> klassis<strong>ch</strong>en Mo<strong>der</strong>ne. Mediale Konzeptionen<br />

und intermediale Poetologien (= Klassis<strong>ch</strong>e Mo<strong>der</strong>ne 7), hg.<br />

von J. Grage, Würzburg 2006.<br />

Die Sehnsu<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Musik. Texte zur musikalis<strong>ch</strong>en<br />

Poetik um 1800, hg. von B. Naumann, Stuttgart 1994.<br />

Akademie VIII Neubeuern 93


Akademie IX Krakau International<br />

Die frühere polnis<strong>ch</strong>e Königsstadt Krakau liegt im Süden Polens<br />

und ist - da im Krieg weitgehend unbes<strong>ch</strong>ädigt - eine <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>önsten<br />

Städte Ostmitteleuropas. Krakaus historis<strong>ch</strong>es Zentrum gehört<br />

zum UNESCO-Weltkulturerbe und beherbergt einen <strong>der</strong> größten<br />

Marktplätze Europas, den Wawel (S<strong>ch</strong>lossberg), das frühere jüdis<strong>ch</strong>e<br />

Viertel Kazimierz und zahlrei<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>en, Klöster und Museen.<br />

In <strong>der</strong> näheren Umgebung befinden si<strong>ch</strong> das Hüttenkombinat<br />

und die Arbeiteridealstadt Nowa Huta, das Salzbergwerk Wieliczka<br />

und die Gedenkstätte Aus<strong>ch</strong>witz-Birkenau. Über das Wo<strong>ch</strong>enende<br />

sind au<strong>ch</strong> Städte wie Breslau o<strong>der</strong> die Beskiden für einen Ausflug zu<br />

errei<strong>ch</strong>en.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Krakauer Akademie ist <strong>der</strong> internationale<br />

Charakter <strong>der</strong> Teilnehmer, <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> inhaltli<strong>ch</strong>en Ausri<strong>ch</strong>tung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgruppen wi<strong>der</strong>spiegelt. Die Akademie steht<br />

sowohl Stipendiaten <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong> als au<strong>ch</strong> Stipendiaten und<br />

jungen Alumni des DAAD aus Polen und weiteren Län<strong>der</strong>n Ostmitteleuropas<br />

offen. Sie ist als Begegnungsakademie konzipiert.<br />

Untergebra<strong>ch</strong>t sind die Teilnehmer im Gästehaus <strong>der</strong> Jagiellonen-<br />

Universität auf einem Hügel in Przegorzały im Westen Krakaus.<br />

Auf dem Universitätscampus befinden si<strong>ch</strong> sowohl das Restaurant<br />

als au<strong>ch</strong> die Arbeitsgruppenräume <strong>der</strong> Stipendiaten.<br />

In Zusammenarbeit<br />

mit dem Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Akademis<strong>ch</strong>en Austaus<strong>ch</strong>dienst<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

1. September 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

14. September 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Silke Krummel, M.A.<br />

Thomas Winter<br />

Dorothee Steinheuer<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie IX Krakau International<br />

95


Arbeitsgruppe 1<br />

Medizin<br />

Die Planungen für diese Arbeitsgruppe waren bei Drucklegung des Programms no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

abges<strong>ch</strong>lossen. Wir informieren Sie im Daidalosnet über den jeweils aktuellen Stand.<br />

Arbeitsgruppe 2 Methods and paradigms of physics and philosophy -<br />

(in-)compatible?<br />

While both philosophers and physicists are ultimately driven by the same question of<br />

what we can know, they tend to give radically different answers, since they tend to disagree<br />

already on their concepts of reality. The very method of physics is built on the postulate<br />

of a reality whi<strong>ch</strong> is describable and accessible to everybody, if only expressed in<br />

sufficiently abstract and precise terms. From a philosopher’s point of view, though, su<strong>ch</strong><br />

universal and equally accessible reality does remain a postulate whi<strong>ch</strong> needs to be justified.<br />

But how can we have a controversial and ideally constructive debate if we lack the<br />

ground of a commonly accessible reality? Can mo<strong>der</strong>n trends in physics and philosophy<br />

really help to resolve this fundamental conundrum? What does this eventually imply for a<br />

philosophical interpretation of the foundations of mo<strong>der</strong>n high-te<strong>ch</strong> societies?<br />

These three questions will structure our working program: We will have a closer look at<br />

the methodologies of physics on the one hand, and of philosophy on the other, and try<br />

to distill fundamental causes for (dis-)agreement and di- or convergence. We will have a<br />

closer look at mo<strong>der</strong>n trends in philosophy and physics, whi<strong>ch</strong> prima facie account for<br />

the methodological dilemma, and scrutinize how helpful these novel perspectives really<br />

are. To avoid stagnation by mere description, we will finally discuss the consequences of<br />

the present state of affairs for the assessment of ehtical issues whi<strong>ch</strong> constantly arise in<br />

societies reigned by what could be labeled the te<strong>ch</strong>nological paradigm.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

96<br />

Prof. Dr. Andreas Bu<strong>ch</strong>leitner<br />

Institut für Physik, Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. Marek Kuś<br />

Zentrum für Theoretis<strong>ch</strong>e Physik, Polnis<strong>ch</strong>e Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aften, Wars<strong>ch</strong>au<br />

Students with interest in the philosophical ramifications of the<br />

natural sciences, and/or in the relevance of philosophical reasoning<br />

for our mo<strong>der</strong>n un<strong>der</strong>standing and use of science and te<strong>ch</strong>nology<br />

Davies, E.B., Science in the Looking Glass. What Do Scientists<br />

Really Know?, Oxford 2003.<br />

Cassirer, E., Zur mo<strong>der</strong>nen Physik, Darmstadt 1957.<br />

Weyl, H., Philosophy of Mathematics and Natural Science,<br />

Princeton 2009.<br />

Akademie IX Krakau International


Arbeitsgruppe 3<br />

Emergenz: Was kann die Informatik von <strong>der</strong> Natur<br />

Lernen?<br />

In emergenten Systemen resultieren die Interaktionen von simplen autonomen Teilsystemen<br />

in ho<strong>ch</strong>entwickelten Eigens<strong>ch</strong>aften des Gesamtsystems. Eine zentrale Kontrollinstanz<br />

existiert dabei ni<strong>ch</strong>t. Emergente Systeme sind in <strong>der</strong> Lage, komplexe und massive<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu kompensieren und pro-aktiv zu nutzen. Mo<strong>der</strong>ne Softwaresysteme<br />

müssen einer Vielzahl si<strong>ch</strong> immer s<strong>ch</strong>neller än<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen gere<strong>ch</strong>t werden<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig komplexe Kernaufgaben verlässli<strong>ch</strong> erfüllen. Die Softwaresysteme selbst<br />

sind dabei zunehmend Verbunde modularer Teilsysteme mit spezifis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften,<br />

<strong>der</strong>en exaktes Zusammenspiel zum Zeitpunkt ihrer Erstellung ni<strong>ch</strong>t immer bekannt ist.<br />

Um den Gesamtsystemen die notwendige Stabilität bei glei<strong>ch</strong>zeitiger Flexibilität zu erhalten,<br />

s<strong>ch</strong>eint das Konzept <strong>der</strong> Emergenz ein vielverspre<strong>ch</strong>en<strong>der</strong> Lösungsansatz zu sein.<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Emergenz ist daher Fors<strong>ch</strong>ungsgegenstand vieler Disziplinen - von Philosophie<br />

über Biologie und Physik hin zu Sozialwissens<strong>ch</strong>aften und Informatik. Häufig<br />

genannte Beispiele sind: Ameisenstaat und Fis<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>warm (Biologie), Bewusstsein (Philosophie),<br />

Kultur und Gesells<strong>ch</strong>aft (Sozialwissens<strong>ch</strong>aften). So breit das Fors<strong>ch</strong>ungsspektrum<br />

hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Prinzips <strong>der</strong> Emergenz ist, so uneinheitli<strong>ch</strong> sind Terminologie und<br />

abgeleitete Implikationen. Dies ma<strong>ch</strong>t es s<strong>ch</strong>wer, aktiv Softwaresysteme mit emergenten<br />

Veranlagungen zu entwerfen und zu konstruieren. Wir mö<strong>ch</strong>ten daher das Prinzip <strong>der</strong><br />

Emergenz interdisziplinär beleu<strong>ch</strong>ten und jene Aspekte identifizieren, die für die Umsetzung<br />

in Softwaresystemen als vielverspre<strong>ch</strong>end ers<strong>ch</strong>einen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Alejandro Bu<strong>ch</strong>mann<br />

Institut für Informatik, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität Darmstadt<br />

Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen; Vorkenntnisse in Systemtheorie<br />

und/o<strong>der</strong> Informatik sind von Vorteil, können aber dur<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Motivation kompensiert werden<br />

Holland, J.H., Emergence: From Chaos to Or<strong>der</strong>, Oxford University<br />

Press 2000.<br />

Fromm, J., Ten Questions About Emergence, 2005:<br />

http://arxiv.org/abs/nlin/0506028<br />

Fromm, J., Types and Forms of Emergence, 2005:<br />

http://arxiv.org/abs/nlin/0509049<br />

Akademie IX Krakau International 97


Arbeitsgruppe 4<br />

Radikalität o<strong>der</strong> die Kunst des unbedingten Selbstge-<br />

Brau<strong>ch</strong>s. Die Entdeckung des eigenen Körpers als<br />

anonymer Agent in <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>en Kulturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Was verbindet die Leiden von Märtyrern mit <strong>der</strong> Kunst einer Marina Abramović, die ihren<br />

Körper an die Grenzen des Erträgli<strong>ch</strong>en bringt? Gehört ihre Sitz-Performance „The<br />

Artist is Present“ (2010) an die Seite von Jeremy Benthams „Auto-Icon“ (1832) o<strong>der</strong> eher<br />

zu den Sitzblockaden <strong>der</strong> Wallstreet-Demonstranten? Was wie<strong>der</strong>um verbindet die Maske<br />

von Anonymous und Occupy mit venezianis<strong>ch</strong>en Patriziern, die seit dem 14. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

au<strong>ch</strong> außerhalb <strong>der</strong> Karnevalszeit nur maskiert ausgingen? Sie alle entdecken den<br />

eigenen Körper als anonymen Agenten: Das s<strong>ch</strong>einbar Persönli<strong>ch</strong>ste gerät dur<strong>ch</strong> eine radikale<br />

Form des Gebrau<strong>ch</strong>s zum Zeugnis für etwas Überpersönli<strong>ch</strong>es.<br />

Strategien <strong>der</strong> Protestkultur sollen mit Kunstperformances überblendet und zurückprojiziert<br />

werden auf Grundlagentexte von Aristoteles (über die Haltung gegenüber si<strong>ch</strong><br />

selbst), Bentham (über die Auto-Ikonisierung), Wittgenstein (über die Rückführung von<br />

Bedeutung auf Gebrau<strong>ch</strong>) o<strong>der</strong> Heidegger (über die Differenz von Zeug und Ding). Au<strong>ch</strong><br />

Foucaults „Gebrau<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Lüste“ und Hannah Arendts „vita activa“ gehören zum Kanon,<br />

<strong>der</strong> das Ubiquitär-Werden <strong>der</strong> Gebrau<strong>ch</strong>skategorie – als Konkurrentin zur Handlung – in<br />

<strong>der</strong> Kulturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zum Gegenstand hat. Das Vers<strong>ch</strong>wimmen von Ge- und Missbrau<strong>ch</strong><br />

eröffnet dabei den unbedingten Selbstgebrau<strong>ch</strong> des eigenen Körpers als radikale Praxis.<br />

Radikalität ers<strong>ch</strong>eint als Verbindung von Körperte<strong>ch</strong>niken und Geisteshaltungen, die die<br />

symbolis<strong>ch</strong>e Ordnung unserer Kultur attackiert, indem sie die Kluft zwis<strong>ch</strong>en Theorie<br />

und Praxis zu s<strong>ch</strong>ließen versu<strong>ch</strong>t. Wir werden uns dem Problem u.a. über die Themen<br />

Wi<strong>der</strong>stand, Passivität, Anonymisierung, Haltung und Selbstopfer annähern.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Mirjam S<strong>ch</strong>aub<br />

Professur für Ästhetik und Kulturphilosophie, Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für<br />

Angewandte Wissens<strong>ch</strong>aften, Hamburg<br />

Philipp Wüs<strong>ch</strong>ner<br />

Exzellenzcluster Languages of Emotion, Freie Universität Berlin<br />

Studierende geistes-, kultur- und medienwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er sowie<br />

künstleris<strong>ch</strong>er Fä<strong>ch</strong>er<br />

Abramović, M., 7 Easy Pieces; Photographs by A. Maranzano,<br />

Mailand-New York 2007. (Begleitband zur glei<strong>ch</strong>namigen Performance<br />

in New York, November 2005)<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift für Kulturphilosophie 2, 2012 (Themenheft „Radikalität“).<br />

98<br />

Akademie IX Krakau International


Arbeitsgruppe 5<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau in Deuts<strong>ch</strong>land und Polen.<br />

ar<strong>ch</strong>itektur, Institutionen, Re<strong>ch</strong>tsstrukturen<br />

Bei den Debatten um Wie<strong>der</strong>herstellung von Ar<strong>ch</strong>itektur (Dresden, Brauns<strong>ch</strong>weig, Berlin<br />

u.a.) treffen überzeugte Befürworter auf absolute Gegner <strong>der</strong> Rekonstruktionen. Ob<br />

und wie sie erfolgen soll, wurde in <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hö<strong>ch</strong>st unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> beantwortet.<br />

Au<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>t, staatli<strong>ch</strong>es wie überstaatli<strong>ch</strong>es, ist dur<strong>ch</strong> Zerstörung und Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

geprägt. Als Instanzen des Wie<strong>der</strong>aufbaus na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg lassen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

Organisationen wie die EU o<strong>der</strong> die UN verstehen. Die Arbeitsgruppe wendet si<strong>ch</strong> dem<br />

Phänomen ‘Wie<strong>der</strong>aufbau’ aus städtebauli<strong>ch</strong>-kunsthistoris<strong>ch</strong>er ebenso wie juristis<strong>ch</strong>er<br />

Perspektive zu und su<strong>ch</strong>t beide – au<strong>ch</strong> im Verglei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>land und seinen<br />

östli<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barstaaten – zu verbinden. Während Ostmitteleuropa seit den späten<br />

1940er Jahren politis<strong>ch</strong> dem ‘innovativen’ Sozialismus huldigte, vor allem Polen zuglei<strong>ch</strong><br />

aber die Rekonstruktion seiner Stadtzentren vorantrieb, su<strong>ch</strong>te die staatli<strong>ch</strong>e Ordnung<br />

Westdeuts<strong>ch</strong>lands an die Zeit vor dem Nationalsozialismus anzuknüpfen, verfolgte beim<br />

städtebauli<strong>ch</strong>en Wie<strong>der</strong>aufbau hingegen hö<strong>ch</strong>st unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Konzeptionen. Die<br />

verglei<strong>ch</strong>enden Fallanalysen sollen mit polnis<strong>ch</strong>en Kollegen aus Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und<br />

Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften erörtert werden. Der Verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>ung dient eine Exkursion na<strong>ch</strong><br />

Wars<strong>ch</strong>au.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Eva-Maria Seng<br />

Historis<strong>ch</strong>es Institut, Universität Pa<strong>der</strong>born<br />

Prof. Dr. Jörn Axel Kämmerer<br />

Lehrstuhl für Öffentli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t, Völker- und Europare<strong>ch</strong>t,<br />

Bucerius Law S<strong>ch</strong>ool, Hamburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Fä<strong>ch</strong>er Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Jura, Soziologie<br />

und Politikwissens<strong>ch</strong>aft<br />

Pohl, M., Wie<strong>der</strong>aufbau. Kunst und Te<strong>ch</strong>nik <strong>der</strong> Finanzierung<br />

1947-1953, Frankfurt/M. 1973.<br />

S<strong>ch</strong>indler, D., Gedanken zum Wie<strong>der</strong>aufbau des Völkerre<strong>ch</strong>ts, in:<br />

Vom Krieg und vom Frieden. Fests<strong>ch</strong>rift zum 70. Geburtstag von<br />

Max Huber, Züri<strong>ch</strong> 1944, S. 99-130.<br />

Seng, E.-M., Rekonstruktionen von Kontinuität zwis<strong>ch</strong>en 1600<br />

und 1800, in: Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Rekonstruktion, Konstruktion <strong>der</strong><br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, hg. von W. Nerdinger, Mün<strong>ch</strong>en 2010, S. 78-95.<br />

Tomaszewski, A., Legende und Wirkli<strong>ch</strong>keit. Der Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

Wars<strong>ch</strong>aus, in: Die S<strong>ch</strong>leifung, hg. von D. Bingen und M. Hinz,<br />

Wiesbaden 2005, S. 165-173.<br />

Akademie IX Krakau International 99


Arbeitsgruppe 6<br />

Reformbaustelle Bildung: Reaktionen auf Bologna,<br />

pisa & Co. im Verglei<strong>ch</strong><br />

Im Zuge des Wandels von <strong>der</strong> Industrie- zur Dienstleistungs- und Wissensgesells<strong>ch</strong>aft<br />

kommt <strong>der</strong> Bildung eine zentrale Bedeutung in <strong>der</strong> Verteilung von Lebens<strong>ch</strong>ancen zu.<br />

Vermittelt dur<strong>ch</strong> internationale Entwicklungen wie den Bologna-Prozess o<strong>der</strong> den Einstieg<br />

in ein kontinuierli<strong>ch</strong>es ‘System-Monitoring’ (z.B. PISA), sind in den letzten Jahren<br />

jedo<strong>ch</strong> vielfältige Reformprojekte angegangen worden. In dieser Arbeitsgruppe wollen<br />

wir untersu<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Reformen in Deuts<strong>ch</strong>land und in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n umgesetzt<br />

wurden und wel<strong>ch</strong>e Reformvorhaben s<strong>ch</strong>eiterten. Wir betra<strong>ch</strong>ten und bewerten die Effektivität<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Reformvors<strong>ch</strong>läge im Hinblick auf die Reduzierung von Bildungs-<br />

und sozialer Unglei<strong>ch</strong>heit, und wir untersu<strong>ch</strong>en die politis<strong>ch</strong>en und institutionellen<br />

Triebkräfte von Reformen. Des Weiteren betra<strong>ch</strong>ten wir die We<strong>ch</strong>selwirkungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsträgern auf <strong>der</strong> einen Seite und <strong>der</strong> öffentli<strong>ch</strong>en Meinung<br />

zu Bildungsreformen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Wir diskutieren außerdem, ob es Wahlverwandts<strong>ch</strong>aften<br />

zwis<strong>ch</strong>en Bildungssystemen und Wohlfahrtsstaaten gibt. Im Sinne <strong>der</strong><br />

angewandten sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ung mö<strong>ch</strong>ten wir gemeinsam ein umfassendes<br />

Reformkonzept für das deuts<strong>ch</strong>e Bildungssystem entwickeln, das eine realistis<strong>ch</strong>e<br />

Chance auf Umsetzung hat.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

100<br />

Prof. Dr. Marius R. Busemeyer<br />

Lehrstuhl für Politikwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Konstanz<br />

Prof. Dr. Rita Nikolai<br />

Juniorprofessur für systembezogene S<strong>ch</strong>ulfors<strong>ch</strong>ung, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin<br />

Studierende <strong>der</strong> Politikwissens<strong>ch</strong>aft, Soziologie, Erziehungswissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Volkswirts<strong>ch</strong>aftslehre<br />

Allmendinger, J./Nikolai, R., Bildungs- und Sozialpolitik. Die zwei<br />

Seiten des Sozialstaats im internationalen Verglei<strong>ch</strong>, in: Soziale<br />

Welt 61/2, 2010, S. 105-119.<br />

Busemeyer, M.R./Nikolai, R., Education, in: The Oxford Handbook<br />

on Welfare State Policy, hg. von F.G. Castles et al., Oxford-<br />

New York 2010, S. 494-508.<br />

Busemeyer, M.R./Trampus<strong>ch</strong>, C., Comparative Political Science<br />

and the Study of Education (Review Article), in: British Journal of<br />

Political Science 41/2, 2011, S. 413-443.<br />

Das PISA-E<strong>ch</strong>o. Internationale Reaktionen auf die Bildungsstudie,<br />

hg. von P. Knodel et al., Frankfurt/M. 2010.<br />

Akademie IX Krakau International


Arbeitsgruppe 7<br />

Der lange Kalte Krieg: Politik, Erinnerung und<br />

nationalismus<br />

Die Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> euro-amerikanis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te vom Ersten<br />

Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges 1989-1991. Im Mittelpunkt stehen die Themen<br />

Nationalismus und Erinnerung, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Nationalismus in Mittel- und Osteuropa,<br />

sowie die Art und Weise, auf die <strong>der</strong> frühe Kalte Krieg eine Lösung des mit dem<br />

Ersten Weltkrieg aufgekommenen Problems <strong>der</strong> ethnis<strong>ch</strong>en Selbstbestimmung war. Die<br />

verfehlte sowjetis<strong>ch</strong>e Antwort auf diese Frage führte über die Zeit zum Zusammenbru<strong>ch</strong><br />

des Kommunismus im Ostblock und in <strong>der</strong> Sowjetunion selbst – ein Kollaps, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Bildung ethnis<strong>ch</strong>er Nationalstaaten in Mittel- und Osteuropa einherging, vom vereinigten<br />

Deuts<strong>ch</strong>land im Westen zu den baltis<strong>ch</strong>en Staaten, Belarus und <strong>der</strong> Ukraine im Osten.<br />

Dieser Themenkomplex bildet den inneren thematis<strong>ch</strong>en Kreis <strong>der</strong> Arbeitsgruppe.<br />

Den äußeren Kreis bildet die Reaktion <strong>der</strong> US-amerikanis<strong>ch</strong>en Außenpolitik auf diese<br />

Entwicklungen: Woodrow Wilsons Propagierung ethnis<strong>ch</strong>er Selbstbestimmung na<strong>ch</strong> dem<br />

Ersten Weltkrieg, die Preisgabe von Einfluss auf Osteuropa dur<strong>ch</strong> Franklin D. Roosevelt<br />

und Harry S. Truman in Jalta und Potsdam sowie die vorsi<strong>ch</strong>tige US-amerikanis<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />

des Nationalismus in Osteuropa als ein Mittel zur Eindämmung sowjetis<strong>ch</strong>er<br />

Ma<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> den Vors<strong>ch</strong>lägen von George F. Kennan aus den Vierzigerjahren. Die Erinnerung<br />

an die Zeit vor dem Kalten Krieg erwies si<strong>ch</strong> für dessen Fortgang sowohl in den<br />

USA als au<strong>ch</strong> in Europa als ebenso ents<strong>ch</strong>eidend wie für die neue europäis<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>e<br />

Ordnung, die si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> postsowjetis<strong>ch</strong>en Welt gebildet hat.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael C. Kimmage<br />

Department of History, The Catholic University of America,<br />

Washington D.C.<br />

Prof. Dr. Alvydas Nikžentaitis<br />

Litauis<strong>ch</strong>es Historis<strong>ch</strong>es Institut, Wilna<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Literatur Ninkovi<strong>ch</strong>, F., The Wilsonian Century, Chicago 2001.<br />

Gaddis, J.L., George F. Kennan. An American Life, New York<br />

2011.<br />

Suri, J., Power and Protest. Global Revolution and the Rise of<br />

Detente, Cambridge 2005.<br />

Akademie IX Krakau International 101


Akademie X Rot International (Obers<strong>ch</strong>waben)<br />

Charakteristis<strong>ch</strong> für diese Akademie ist <strong>der</strong> multinationale Charakter.<br />

Sie wird von Stipendiaten des DAAD aus zahlrei<strong>ch</strong>en europäis<strong>ch</strong>en<br />

und außereuropäis<strong>ch</strong>en Län<strong>der</strong>n und von Stipendiaten<br />

<strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong> besu<strong>ch</strong>t. Für Studienstiftler stehen in Rot ca.<br />

90 Plätze zur Verfügung. Wer si<strong>ch</strong> um einen Platz in Rot bewirbt,<br />

<strong>der</strong> sollte mit seiner Zweitwahl eine Alternative auf einer <strong>der</strong> ‘klassis<strong>ch</strong>en’<br />

Akademien angeben. Angesi<strong>ch</strong>ts des internationalen Teilnehmerkreises<br />

stehen Themen grundsätzli<strong>ch</strong>er Art und mit multinationaler<br />

Ausri<strong>ch</strong>tung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Der kleine maleris<strong>ch</strong>e Ort Rot an <strong>der</strong> Rot (bei Memmingen) liegt<br />

an <strong>der</strong> obers<strong>ch</strong>wäbis<strong>ch</strong>en Barockstraße. Wir wohnen und arbeiten<br />

im ehemaligen Prämonstratenserstift Rot, einer großen barocken<br />

Klosteranlage (heute Jugendbildungsstätte <strong>der</strong> Diözese Rottenburg).<br />

Die Klos-terkir<strong>ch</strong>e ist berühmt für ihre Fresken (Januarius<br />

Zick) und für ihre historis<strong>ch</strong>e Orgel. Exkursionen zum Bodensee,<br />

ins Allgäu, na<strong>ch</strong> Augsburg und zu an<strong>der</strong>en kulturhistoris<strong>ch</strong>en<br />

Stätten sind in eigener Regie mögli<strong>ch</strong>. Für Musik, Kunst, Theater<br />

und Sport stehen die Anlagen des Jugendbildungszentrums zur<br />

Verfügung.<br />

In Zusammenarbeit<br />

mit dem Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Akademis<strong>ch</strong>en Austaus<strong>ch</strong>dienst<br />

Ausländis<strong>ch</strong>e und<br />

deuts<strong>ch</strong>e Studierende<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

12. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

24. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Matthias Meyer<br />

Dr. Youlia Spivak<br />

Sandra Boes<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie X Rot International<br />

103


Arbeitsgruppe 1<br />

E<br />

Wi<strong>ch</strong>tige Volkskrankheiten aus Si<strong>ch</strong>t des<br />

entzündungsfors<strong>ch</strong>ers<br />

Dolor, Calor, Rubor und Tumor sind meist aus eigener Erfahrung bekannte Kardinalsymptome<br />

<strong>der</strong> akuten Entzündung. Im Kontext von Autoimmunität und Infektion entstehen<br />

lokale Ausprägungen fulminanter <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er Entzündung mit ihren klinis<strong>ch</strong>en<br />

Korrelaten, wie z.B. Rheumatoide Arthritis, Psoriasis und Morbus Crohn. Die Bedeutung<br />

<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er Entzündung bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf ihre fulminanten Ers<strong>ch</strong>einungsformen.<br />

Vielmehr belegen Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse, dass entzündli<strong>ch</strong>e Prozesse in subklinis<strong>ch</strong>er<br />

Ausprägung au<strong>ch</strong> die Pathogenese von Erkrankungen bestimmen, die meist ni<strong>ch</strong>t als<br />

entzündungsgetrieben wahrgenommen werden. Beispielhaft genannt seien Arteriosklerose,<br />

Typ II Diabetes, Krebs und Morbus Alzheimer.<br />

Unsere Arbeitsgruppe soll die Rolle entzündli<strong>ch</strong>er Prozesse bei <strong>der</strong> Genese prototypis<strong>ch</strong>er<br />

Volkskrankheiten herausarbeiten. Dabei können si<strong>ch</strong> Perspektiven ers<strong>ch</strong>ließen, die den<br />

Blick auf innovative Therapiestrategien ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Josef Pfeils<strong>ch</strong>ifter<br />

pharmazentrum frankfurt, Universität Frankfurt/Main<br />

Prof. Dr. Heiko Mühl<br />

pharmazentrum frankfurt, Universität Frankfurt/Main<br />

Studierende <strong>der</strong> Human-, Zahn- und Tiermedizin, <strong>der</strong> Pharmazie,<br />

Humanbiologie, Biologie, Bio<strong>ch</strong>emie und verwandter Studiengänge<br />

<strong>der</strong> Lebenswissens<strong>ch</strong>aften<br />

Medzhitov, R., Origin and Physiological Roles of Inflammation,<br />

in: Nature 454/7203, 2008, S. 428-435.<br />

Ben-Neriah, Y./Karin, M., Inflammation Meets Cancer, with NFkB<br />

as the Mat<strong>ch</strong>makerin, in: Nature Immunology 12/8, 2011, S.<br />

715-723.<br />

Bastard, J.-P. et al., Recent Advances in the Relationship between<br />

Obesity, Inflammation and Insulin Resistance, in: European Cytokine<br />

Network 17/1, 2006, S. 4-12.<br />

Querfurth, H.W./LaFerla, F.M., Alzheimer’s Disease, in: New<br />

England Journal of Medicine 362/4, 2011, S. 329-344.<br />

104<br />

Akademie X Rot International


Arbeitsgruppe 2<br />

T<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>izophrenie und <strong>der</strong> Alzheimer-<br />

Demenz – von den molekularen Grundlagen zu neuen<br />

therapieansätzen<br />

Der deuts<strong>ch</strong>e Psy<strong>ch</strong>iater Emil Kraepelin (1865-1926) s<strong>ch</strong>uf die Grundlagen des heutigen<br />

Systems <strong>der</strong> Klassifizierung psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Störungen. Er bes<strong>ch</strong>rieb die S<strong>ch</strong>izophrenie als Dementia<br />

praecox (vorzeitige Demenz). Sie ist eine s<strong>ch</strong>were psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Erkrankung und ist<br />

dur<strong>ch</strong> Störungen des Denkens, <strong>der</strong> Wahrnehmung und <strong>der</strong> Affektivität gekennzei<strong>ch</strong>net.<br />

Zur glei<strong>ch</strong>en Zeit begegnete sein Mitarbeiter Alois Alzheimer (1864-1915) Auguste Deter,<br />

<strong>der</strong> Patientin, die ihn berühmt ma<strong>ch</strong>en sollte. Obwohl beide Erkrankungen seit mehr als<br />

100 Jahren bekannt sind und die Fors<strong>ch</strong>ung große Forts<strong>ch</strong>ritte gema<strong>ch</strong>t hat, gelten beide<br />

Erkrankungen als ni<strong>ch</strong>t heilbar. Man<strong>ch</strong>e Symptome <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>izophrenie sind medikamentös<br />

gut behandelbar, an<strong>der</strong>e eher unzurei<strong>ch</strong>end. Für die Alzheimer-Demenz sieht die Situation<br />

no<strong>ch</strong> düsterer aus, denn es gibt bislang keinerlei zugelassene kausalen Therapien.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe werden wir uns mit den neurobiologis<strong>ch</strong>en Grundlagen (beteiligte<br />

Gene, molekulare Netzwerke, anatomis<strong>ch</strong>e und neuropathologis<strong>ch</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen, Tiermodelle)<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>izophrenie und <strong>der</strong> Alzheimer-Demenz bes<strong>ch</strong>äftigen. Unser Diskurs wird<br />

kontroverse Hypothesen in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Krankheitsfors<strong>ch</strong>ung aufgreifen und diskutieren<br />

sowie <strong>der</strong>en Erfolgsaussi<strong>ch</strong>ten für die Entwicklung neuartiger Therapien beleu<strong>ch</strong>ten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenrei<strong>ch</strong><br />

Division Klinis<strong>ch</strong>e Neurowissens<strong>ch</strong>aften, Max-Planck-Institut<br />

für experimentelle Medizin, Göttingen<br />

Prof. Dr. Thomas A. Bayer<br />

Arbeitsgruppe für Molekulare Psy<strong>ch</strong>iatrie, Universität Göttingen<br />

Studierende <strong>der</strong> Medizin, Biologie, Molekularen Medizin, Neurobiologie,<br />

Bio<strong>ch</strong>emie, Molekularbiologie sowie <strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>ologie, sofern<br />

gute Kenntnisse in Molekularbiologie vorhanden sind.<br />

El-Kordi, A. et al., Rodent Models of S<strong>ch</strong>izophrenia. Past, Present<br />

and Future, in: Endophenotypes of Psy<strong>ch</strong>iatric and Neurodegenerative<br />

Disor<strong>der</strong>s in Rodent Models, hg. von S. Granon, Trivandrum<br />

2009, S. 209-264.<br />

Freedman, R., S<strong>ch</strong>izophrenia, in: New England Journal of Medicine<br />

349/18, 2003, S. 1738-1749.<br />

Haass, C./Selkoe, D.J., Soluble Protein Oligomers in Neurodegeneration.<br />

Lessons from the Alzheimer’s Amyloid (Beta)-Peptide,<br />

in: Nature Reviews Molecular Cell Biology 8/2, 2007, S. 101-112.<br />

Akademie X Rot International 105


Arbeitsgruppe 3<br />

Materie im Ni<strong>ch</strong>tglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t - Leben und Tod aus<br />

physikalis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t<br />

Universelle Naturgesetze wie die Grundsätze <strong>der</strong> Thermodynamik basieren im Allgemeinen<br />

auf <strong>der</strong> Annahme des thermodynamis<strong>ch</strong>en Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts. Die uns umgebende Welt<br />

jedo<strong>ch</strong> verän<strong>der</strong>t si<strong>ch</strong> auf allen Längen- und Zeitskalen. Das Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t ist nur die letzte<br />

Phase dieses Prozesses, und für Lebewesen bedeutet es den Tod. Daher sollten wir universelle<br />

Gesetze identifizieren, die au<strong>ch</strong> für Systeme im Ni<strong>ch</strong>tglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t gelten, um die<br />

Lücke zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Physik und an<strong>der</strong>en Disziplinen (z.B. Life Sciences, Ökonomie) zu<br />

s<strong>ch</strong>ließen.<br />

In unserer Arbeitsgruppe werden wir versu<strong>ch</strong>en, gemeinsame Gesetze und Konzepte des<br />

Ni<strong>ch</strong>tglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts in vers<strong>ch</strong>iedenen Gebieten <strong>der</strong> Physik und in an<strong>der</strong>en Disziplinen zu<br />

finden. Mögli<strong>ch</strong>e Themen umfassen Ni<strong>ch</strong>tglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts-Quantenphysik, Finanzphysik,<br />

biologis<strong>ch</strong>e Systeme, dynamis<strong>ch</strong>e Phasenübergänge im frühen Universum usw. Meinen<br />

wir überhaupt das Glei<strong>ch</strong>e, wenn wir in vers<strong>ch</strong>iedenen Disziplinen von „Ni<strong>ch</strong>tglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t“<br />

spre<strong>ch</strong>en?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Sentef<br />

Stanford Institute for Materials and Energy Sciences, Stanford<br />

University<br />

Prof. Dr. Martin Eckstein<br />

Max-Planck-Fors<strong>ch</strong>ungsgruppe für strukturelle Dynamik,<br />

Universität Hamburg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er; mathematis<strong>ch</strong>e Grundkenntnisse (Differentialglei<strong>ch</strong>ungen,<br />

Sto<strong>ch</strong>astik, Lineare Algebra) sind hilfrei<strong>ch</strong>,<br />

aber keine Teilnahmevoraussetzung<br />

wird im Laufe <strong>der</strong> Vorbereitung bekannt gegeben<br />

106<br />

Akademie X Rot International


Arbeitsgruppe 4<br />

S<br />

Wie viel Wissens<strong>ch</strong>aft fliesst tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in die<br />

steuerung des Gesundheitssystems ein?<br />

Alle Gesundheitssysteme <strong>der</strong> industrialisierten Län<strong>der</strong> stehen vor ähnli<strong>ch</strong>en Problemen:<br />

Wel<strong>ch</strong>e Leistungen sollten zu wel<strong>ch</strong>en Preisen erstattet werden? Wie kann die Qualität<br />

von therapeutis<strong>ch</strong>en Interventionen gesteigert werden? Wel<strong>ch</strong>en Stellenwert kann und<br />

soll Prävention haben? Wie können Präferenzen von Patienten bzw. Bürgern ni<strong>ch</strong>t nur<br />

qualitativ, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> quantitativ in die Ausgestaltung von Interventionen einfließen.<br />

Am Beispiel von Diabetes mellitus, Adipositas und dur<strong>ch</strong> Stürze hervorgerufenen Obers<strong>ch</strong>enkelhalsfrakturen<br />

im höheren Lebensalter werden wir versu<strong>ch</strong>en, einigen Mythen<br />

bzw. Fehleins<strong>ch</strong>ätzungen auf die Spur zu kommen. Spre<strong>ch</strong>en die Daten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die<br />

Spra<strong>ch</strong>e, wie viele Fors<strong>ch</strong>erinnen und Fors<strong>ch</strong>er und insbeson<strong>der</strong>e Politikerinnen und Politiker<br />

uns alle glauben ma<strong>ch</strong>en wollen? Weisen die Ergebnisse von Studien eindeutig in<br />

eine Ri<strong>ch</strong>tung? Was sind Kriterien einer ‘guten’ gesundheitsökonomis<strong>ch</strong>en Analyse? Was<br />

sind überhaupt Präferenzen, wie kann man sie erheben und messen?<br />

Methodis<strong>ch</strong> werden wir uns dazu des Repertoires <strong>der</strong> Epidemiologie, <strong>der</strong> Evidenzbasierten<br />

Medizin, <strong>der</strong> Versorgungsfors<strong>ch</strong>ung (Health Outcomes Resear<strong>ch</strong>), <strong>der</strong> Kosten-Nutzen-Bewertung<br />

und vers<strong>ch</strong>iedener Verfahren <strong>der</strong> multikriteriellen Ents<strong>ch</strong>eidungsfindung<br />

bedienen. Geplant ist es, die Arbeitsgruppe über Impulsreferate bzw. darüber, dass einzelne<br />

Teilnehmer si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Vorbereitung eine Rolle als Expertin o<strong>der</strong> Experte erwerben,<br />

mögli<strong>ch</strong>st interaktiv zu gestalten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Andreas Gerber-Grote<br />

Institut für Qualität und Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit im Gesundheitswesen,<br />

Köln<br />

Prof. Dr. Dr. Andrea Icks<br />

Public Health Unit, Universität Düsseldorf<br />

Studierende <strong>der</strong> Medizin, Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften, Soziologie,<br />

Public Health und Biometrie<br />

Danner, M. et. al., Integrating Patients’ Views into Health Te<strong>ch</strong>nology<br />

Assessment. Analytic Hierar<strong>ch</strong>y Process as a Method<br />

to Elicit Patient, in: International Journal of Te<strong>ch</strong>nology Assessment<br />

in Health Care 27/4, 2011, S. 1-7.<br />

Hoffmann F./Icks A., Diabetes Prevalence Based on Health Insurance<br />

Claim. Large Differences between Companies, in: Diabetic<br />

Medicine 28/8, 2011, S. 919-923.<br />

Lauterba<strong>ch</strong> K.W./Stock S./Brunner H., Gesundheitsökonomie.<br />

Lehrbu<strong>ch</strong> für Mediziner und an<strong>der</strong>e Gesundheitsberufe, Bern 2 2009.<br />

Akademie X Rot International 107


Arbeitsgruppe 5<br />

A<br />

Ernährungssi<strong>ch</strong>erheit - Leere Phrase o<strong>der</strong> zentrales<br />

anliegen?<br />

Folgt man <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Rhetorik, so stellt die globale Ernährungssi<strong>ch</strong>erung ein weltweites<br />

Anliegen für die nä<strong>ch</strong>sten 50 Jahre und darüberhinaus dar. Etwa ein Fünftel <strong>der</strong><br />

Weltbevölkerung lebt von weniger als einem Dollar pro Tag. Extreme Armut ist in <strong>der</strong><br />

Regel mit Mangelzuständen auf zahlrei<strong>ch</strong>en weiteren Gebieten verbunden. Trotz eines beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Anstiegs <strong>der</strong> Pro-Kopf-Verfügbarkeit von Nahrung sind Hunger und Unterernährung<br />

weit verbreitet. Vor diesem Hintergrund haben vers<strong>ch</strong>iedene wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Disziplinen das Konzept <strong>der</strong> Ernährungssi<strong>ch</strong>erheit (food security) sowie Me<strong>ch</strong>anismen<br />

zur Errei<strong>ch</strong>ung und Erhaltung einer sol<strong>ch</strong>en Ernährungssi<strong>ch</strong>erheit entwickelt. Neben einer<br />

umfangrei<strong>ch</strong>en Konzeptualisierung des Begriffs wird si<strong>ch</strong> diese Arbeitsgruppe mittels<br />

<strong>der</strong> Diskussion wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Artikel vers<strong>ch</strong>iedenen Strategien zur Begegnung dieser<br />

komplexen Problematik widmen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Professor Dr. Johannes Sauer<br />

Institut für Agrarökonomie, Universität Kiel<br />

Studierende <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts-, Sozial-, Re<strong>ch</strong>ts-, Agrar- und Ernährungswissens<strong>ch</strong>aften<br />

sowie <strong>der</strong> Umweltwissens<strong>ch</strong>aften<br />

Literatur McDonald, B., Food Security, Cambridge 2010.<br />

Food Security, Nutrition and Sustainability, hg. von G. Lawrence,<br />

K. Lyons und T. Wallington, London 2010.<br />

Climate Change and Food Security - Adapting Agriculture to a<br />

Warmer World, hg. von D. Lobell und M. Burke, Heidelberg 2010.<br />

United States Department of Agriculture, International Food Security<br />

Assessment 2011-2021, Washington 2011.<br />

108<br />

Akademie X Rot International


Arbeitsgruppe 6<br />

Verfassungskonflikte in <strong>der</strong> islamis<strong>ch</strong>en Welt<br />

Seit 2009 hat si<strong>ch</strong> die politis<strong>ch</strong>e Ordnung in weiten Teilen <strong>der</strong> islamis<strong>ch</strong>en Welt dramatis<strong>ch</strong><br />

gewandelt. Säkulare, aber repressive und ineffiziente Autokratien sind Volksaufständen<br />

zum Opfer gefallen, die Ausdruck lang aufgestauter Unzufriedenheit über mangelnde<br />

politis<strong>ch</strong>e und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Teilhabe, persönli<strong>ch</strong>e Erniedrigung und kulturelle Entfremdung<br />

sind. Diese Rebellionen haben <strong>der</strong> seit Jahrzehnten ungelösten Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einer als<br />

legitim und ‘eigen’ empfundenen Verfassungsordnung in allen mehrheitli<strong>ch</strong> muslimis<strong>ch</strong>en<br />

Gesells<strong>ch</strong>aften neuen Auftrieb gegeben. Wir wollen uns den Kernfragen dieses ni<strong>ch</strong>t<br />

ausgestandenen Kulturkampfes um die re<strong>ch</strong>tmäßige verfassungsmäßige Ordnung auf<br />

dreierlei Art nähern:<br />

(1) Wir untersu<strong>ch</strong>en die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e und soziale Realität und wo sie mit dogmatis<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften<br />

kollidiert, seien diese nun religiöser o<strong>der</strong> verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Art.<br />

(2) Wir bea<strong>ch</strong>ten hierbei beson<strong>der</strong>s die Probleme, die si<strong>ch</strong> aus <strong>der</strong> unvollständigen Rezeption<br />

des mo<strong>der</strong>nen Verwaltungsstaates ergeben.<br />

(3) Wir untersu<strong>ch</strong>en die paradox ers<strong>ch</strong>einende Dominanz religiöser Dogmen, wo Außenstehende<br />

For<strong>der</strong>ungen na<strong>ch</strong> pragmatis<strong>ch</strong>en Reformen, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Umverteilung und<br />

politis<strong>ch</strong>er Teilhabe erwarten würden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Ebrahim Afsah<br />

Lehrstuhl für Völkerre<strong>ch</strong>t, Universität Kopenhagen<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Constitution-Making in Islamic Countries. Between Upheaval<br />

and Continuity, hg. von R. Grote, Oxford 2012.<br />

Zubaida, S., Law and Power in the Islamic World, London, 2005.<br />

Brown, N.J., Constitutions in a Nonconstitutional World. Arab<br />

Basic Laws and the Prospects for Accountable Government, Albany<br />

2002.<br />

Akademie X Rot International 109


Arbeitsgruppe 7<br />

Minor Utopias. Aspects of Internationalism in the<br />

20th Century<br />

The history of nationalism and internationalism are bound together in an inextricable embrace,<br />

both in the 19th and the 20th centuries and beyond. Nationalist forces, world wars<br />

and dictatorial regimes prevailed until the middle of the 20th century, while internationalism<br />

hardly gained momentum. And yet within the nationalist moment of the mid-20th<br />

century, there were clear internationalist movements and tendencies dedicated to limiting<br />

the sovereignty of states who committed crimes not only against their external enemies<br />

but against their own citizens. Minor utopias emerged out of the dystopias of the 20th<br />

century; they are minor in the sense that they don’t aim at the end of all social conflict,<br />

but at the end of war and flagrant injustice; they are minor in that they do not require<br />

the creation of mountains of corpses to realize them. We would like to focus on a variety<br />

of internationalist initiatives whi<strong>ch</strong> tried to foster an almost utopian task: peace among<br />

peoples and nations. A number of outstanding events, institutions, and personalities, will<br />

be studied in the light of the following leading questions: What was the notion of ‘peace’<br />

around 1900 in politics, law, and the arts, at the Paris World’s Fair and the Hague Conferences<br />

(1899 and 1907)? Was there a specific relevance of individual initiatives su<strong>ch</strong> as<br />

Albert Kahn‘s „Bourse autour du monde“ (1898ff.) or Hendrik An<strong>der</strong>sen’s project of a<br />

„World Centre of Communication“ (1913)? How did the outlook of politics and ar<strong>ch</strong>itecture<br />

<strong>ch</strong>ange after World War I with the foundation of the League of Nations and its palace<br />

in Geneva, whi<strong>ch</strong> was intended to be supplemented by a Cité Mondiale, designed by Paul<br />

Otlet and Le Corbusier? Did Picasso’s „Guernica“ in the 1937 Paris World’s Fair mark a<br />

watershed toward World War II? What incited René Cassin and others to formulate the<br />

Universal Declaration of Human Rights (1948)?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

110<br />

Prof. Dr. Jörg Martin Merz<br />

Institut für Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität Münster<br />

Prof. Dr. Jay Winter<br />

Department of History, Yale University<br />

Studierende <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>ts-,<br />

Politik- und Literaturwissens<strong>ch</strong>aft sowie <strong>der</strong> Philosophie<br />

Winter, J., Dreams of Peace and Freedom. Utopian Moments in<br />

the 20th Century, New Haven-London 2006.<br />

Gresleri, G./Matteoni D., La città mondiale. An<strong>der</strong>sen – Hébrard<br />

– Otlet – Le Corbusier, Venedig 1982.<br />

Manela, E., The Wilsonian Moment. Self-determination and the<br />

International Origins of Anticolonial Nationalism, Oxford 2007.<br />

Akademie X Rot International


Arbeitsgruppe 8<br />

Chinesis<strong>ch</strong>e Weisheit für das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t?<br />

„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten S<strong>ch</strong>ritt.“ „Ein gefällter Baum wirft<br />

keinen S<strong>ch</strong>atten.“ – Über sol<strong>ch</strong>e Kalen<strong>der</strong>sprü<strong>ch</strong>e mag man s<strong>ch</strong>munzeln. Aber wenn Politiker<br />

heutzutage behaupten, wir müssten von <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>er Staatsweisheit lernen, und<br />

Universitätsprofessoren alte <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Lehren als Lösung für die Probleme des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

propagieren, gerät man ins Grübeln. Und was haben eigentli<strong>ch</strong> die Chinesen<br />

selbst von ihren Weisheiten in einer Zeit, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Zusammenhalt einer ‘harmonis<strong>ch</strong>en<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft’ keinesfalls dur<strong>ch</strong> Weisheiten, son<strong>der</strong>n dur<strong>ch</strong> ‘wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung’<br />

gesi<strong>ch</strong>ert werden soll?<br />

Wir wollen uns einige <strong>der</strong> traditionellen Lehren – Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus<br />

– näher ansehen: wie sind sie entstanden, wie wurden sie interpretiert, und was können<br />

wir heute, im Strom mo<strong>der</strong>ner Ideologien, mit ihnen anfangen? Dabei werden (übersetzte)<br />

Quellentexte, aber au<strong>ch</strong> theoretis<strong>ch</strong>e Überlegungen sowie zeitges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e und<br />

aktuelle Diskussionen die Grundlage unseres Gesprä<strong>ch</strong>es bilden. Im übrigen lautet die<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe: „Der Weg ist das Ziel“.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Professor Dr. Frank Kraushaar<br />

Fakultät für Mo<strong>der</strong>ne Spra<strong>ch</strong>en, Universität Riga<br />

Professor Dr. Kai Vogelsang<br />

Asien-Afrika-Institut, Universität Hamburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Philosophie, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Germanistik, Politikwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Soziologie, Sinologie sowie aller an<strong>der</strong>en philologis<strong>ch</strong>en<br />

Fä<strong>ch</strong>er<br />

Bell, D. A., China’s New Confucianism. Politics and Everyday Life<br />

in a Changing Society, Princeton 2008.<br />

Weiming T./Ikeda D., New Horizons in Eastern Humanism. Buddhism,<br />

Confucianism and the Quest for Global Peace, New York<br />

2011.<br />

Klöps<strong>ch</strong>, V./Sun Bin, Die Kunst des Krieges, Berlin 2011.<br />

Hesse, H., Das Glasperlenspiel, Frankfurt/M. 2001.<br />

Akademie X Rot International 111


Akademie XI Managementakademie Koppelsberg 1<br />

Der Koppelsberg liegt bei Plön im Naturpark Holsteinis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>weiz, auf halber Strecke zwis<strong>ch</strong>en Hamburg und Kiel. Wir<br />

wohnen direkt am herrli<strong>ch</strong>en Plöner See, <strong>der</strong> zu vielfältigen Aktivitäten<br />

einlädt. Die Arbeitsgruppen <strong>der</strong> Managementakademie<br />

tagen am Montag und Dienstag sowie Donnerstag und Freitag<br />

jeweils vormittags und mit einer kurzen Einheit am Na<strong>ch</strong>mittag.<br />

Am Mittwo<strong>ch</strong> bleibt Zeit für eine Exkursion <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

– beispielsweise na<strong>ch</strong> Hamburg o<strong>der</strong> Lübeck.<br />

Erstmalig wird 2013 aufgrund <strong>der</strong> familienfreundli<strong>ch</strong>en Gegebenheiten<br />

vor Ort bei <strong>der</strong> Managementakademie Koppelsberg 1 eine<br />

professionelle Betreuung für Kin<strong>der</strong> von Stipendiatinnen und Dozenten<br />

während <strong>der</strong> Arbeitszeiten angeboten. Um den Bedarf abzus<strong>ch</strong>ätzen,<br />

bitten wir alle interessierten Stipendiaten mit Kin<strong>der</strong>n,<br />

si<strong>ch</strong> bis zum 1. April 2013 bei <strong>der</strong> Akademieleitung zu melden.<br />

Bitte s<strong>ch</strong>icken Sie eine E-Mail an semmler@studienstiftung.de und<br />

nennen darin Anzahl, Geburtsdaten und Namen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die<br />

Sie gern zur Managementakademie mitbringen mö<strong>ch</strong>ten. Parallel<br />

bewerben Sie si<strong>ch</strong> bitte bis zum 1. Mai über das Daidalosnet um<br />

die Teilnahme an <strong>der</strong> Akademie.<br />

ab 5. Semester<br />

und Doktoranden<br />

4. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

10. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

- einwö<strong>ch</strong>ig -<br />

Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 100,- ¤<br />

Leitung:<br />

Katharina Semmler<br />

Myléne Wienrank<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie XI Koppelsberg 1<br />

113


Arbeitsgruppe 1<br />

Die drei Säulen <strong>der</strong> strategis<strong>ch</strong>en<br />

verhandlungsführung<br />

Verhandeln ist eine Kulturte<strong>ch</strong>nik, die für das Berufsleben unabdingbar ist. Ihre Verhandlungskunst<br />

wird Ihnen zugute kommen, wenn Sie si<strong>ch</strong> in Konflikten o<strong>der</strong> Verteilungssituationen<br />

behaupten wollen o<strong>der</strong> müssen. Naturgemäß sind Verhandlungen Situationen<br />

voller (An-)Spannung, Überras<strong>ch</strong>ung und Dynamik. Ges<strong>ch</strong>ickte Verhandler genießen<br />

diese Situation und nutzen Spannung, Überras<strong>ch</strong>ungseffekte und Dynamik, um ihren<br />

Verhandlungszielen näher zu kommen. Geht es dabei nur um kleine Tricks und Bluffs?<br />

O<strong>der</strong> kommt es ni<strong>ch</strong>t vielmehr auf den großen Überblick und das strategis<strong>ch</strong>e Vorgehen<br />

im gesamten Verlauf <strong>der</strong> Verhandlung an? Nur wer die Verhandlungsma<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Parteien gut eins<strong>ch</strong>ätzt, die Verfahrenshoheit konsequent an si<strong>ch</strong> zieht und ein<br />

s<strong>ch</strong>arfes Auge auf die eigenen Verhandlungsrisiken hat, kommt zur ersehnten Einigung,<br />

ohne unnötige Kompromisse zu s<strong>ch</strong>ließen. In Verhandlungssimulationen und Diskussionen<br />

werden die Grundlagen professioneller Verhandlungsführung erarbeitet und praktis<strong>ch</strong><br />

erprobt. Die Teilnehmer haben die Mögli<strong>ch</strong>keit, ihren eigenen Verhandlungsstil zu<br />

hinterfragen und persönli<strong>ch</strong>e Potentiale auszuloten. Wir werden die klassis<strong>ch</strong>en Konzepte<br />

<strong>der</strong> Verhandlungsführung wie das Harvard Konzept ebenso behandeln wie aktuelle, eher<br />

pragmatis<strong>ch</strong>e Ansätze. Als Illustration kommen kurze Filmsequenzen aus Hollywoodklassikern<br />

wie „Der Pate“ o<strong>der</strong> „Wall Street“ zum Einsatz.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Agnes Kunkel<br />

Dr. Kunkel GmbH<br />

Dr. Ludwig Wagatha<br />

Dr. Johannes Heidenhaim GmbH<br />

Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Literatur Luecke, R., Harvard Business Essentials – Negotiation, Boston 2003.<br />

Shell, G.R., Bargaining for Advantage, New York 1999.<br />

Saner, R., The Expert Negotiator, Boston 2005.<br />

Kahnemann, D., S<strong>ch</strong>nelles Denken, langsames Denken, Mün<strong>ch</strong>en<br />

2012.<br />

114<br />

Akademie XI Koppelsberg 1


Arbeitsgruppe 2<br />

Social Entrepreneurship<br />

Sie ma<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>e zu Grün<strong>der</strong>n, Blinde zu Managementtrainern, Straftäter zu Präventionsaktivisten,<br />

Bürger zu aktiveren Teilnehmern an <strong>der</strong> Demokratie. Social Entrepreneurs<br />

sind unternehmeris<strong>ch</strong> denkende Grün<strong>der</strong>innen und Grün<strong>der</strong>, die als Ziel die<br />

Lösung eines gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Problems verfolgen. Ihre skalierbaren Lösungen sind oft<br />

revolutionär und na<strong>ch</strong>haltiger als bisherige Ansätze, da sie insbeson<strong>der</strong>e die Ursa<strong>ch</strong>en von<br />

Problemen angehen und die Zielgruppen ni<strong>ch</strong>t als passive Empfänger, son<strong>der</strong>n als Koproduzenten<br />

<strong>der</strong> Lösung sehen. Au<strong>ch</strong> wenn Sozialunternehmer oft nah am Markt arbeiten,<br />

ist ihr primäres Ziel ni<strong>ch</strong>t die Gewinnerzielung, und etwaige Gewinne werden in <strong>der</strong> Regel<br />

wie<strong>der</strong> investiert. Wir fragen uns, wel<strong>ch</strong>en Weg Social Entrepreneurship in unseren Gesells<strong>ch</strong>aften<br />

nehmen kann und soll, und wie man dazu beitragen kann - als Student o<strong>der</strong><br />

Unternehmenslenker, als Engagierter o<strong>der</strong> Profi.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Felix Oldenburg<br />

Ashoka Deuts<strong>ch</strong>land<br />

Dr. Andreas Rickert<br />

phineo<br />

Studierende und Promovenden aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen, die selbst<br />

s<strong>ch</strong>on eine Organisation o<strong>der</strong> eine Initiative (mit-)gegründet haben<br />

o<strong>der</strong> si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Gründung befassen<br />

Bornstein, D./Davis, S., Social Entrepreneurship – What Everyone<br />

Needs to Know, Oxford University Press 2010.<br />

Magazin enorm - Wirts<strong>ch</strong>aft für den Mens<strong>ch</strong>en<br />

Next Billion. Development through Enterprise:<br />

http://www.nextbillion.net<br />

Social Edge. A Programm of the Skoll Foundation:<br />

http://www.socialedge.org<br />

Akademie XI Koppelsberg 1 115


Arbeitsgruppe 3<br />

Harvard Business S<strong>ch</strong>ool Case Study: Financial<br />

analysis of Pors<strong>ch</strong>e and Volkswagen<br />

The goal of financial analysis is to assess the performance of a firm in the context of its<br />

stated goals and management strategy. Financial analysis is used in a variety of contexts,<br />

e.g. in company valuation, credit evaluation, financial distress prediction, security analysis,<br />

mergers and acquisitions analysis, and corporate financial policy analysis. Financial<br />

analysis involves assessing how various line items in a firm’s financial statements relate to<br />

one another. Ratio analysis allows the analyst to examine a firm’s operating strategy in the<br />

product markets as well as its financing decisions and the management of liabilities and<br />

equity. In this case study from Harvard Business S<strong>ch</strong>ool we will illustrate financial statement<br />

analysis using the examples of Volkswagen SE and Pors<strong>ch</strong>e AG, two prominent German<br />

car manufacturers. To get the most out of the class, students should have completed<br />

basic courses in financial accounting, financing, and management strategy. The case study<br />

is taught in English.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Cornelia Neff<br />

Fakultät Te<strong>ch</strong>nologie und Management, Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Ravensburg-<br />

Weingarten<br />

Dr. Regina W. S<strong>ch</strong>rö<strong>der</strong><br />

Facoltà di Economia, Università di Bolzano<br />

Studierende wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Fä<strong>ch</strong>er<br />

Palepu, K. et al., Business Analysis and Valuation. IFRS Edition.<br />

Text and Cases, London 2007.<br />

Annual Reports of Volkswagen SE<br />

116<br />

Akademie XI Koppelsberg 1


Arbeitsgruppe 4<br />

Management <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung – Verän<strong>der</strong>ung des<br />

managements<br />

In Gesells<strong>ch</strong>aft und Wirts<strong>ch</strong>aft finden gravierende Verän<strong>der</strong>ungen statt. Einerseits ist <strong>der</strong><br />

Wandel eine Voraussetzung für Forts<strong>ch</strong>ritt, an<strong>der</strong>erseits führt er zu Verunsi<strong>ch</strong>erung und<br />

Wi<strong>der</strong>stand. Für Unternehmen und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Führung stellt si<strong>ch</strong> das Managen<br />

von Verän<strong>der</strong>ungen als große Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Wir wollen erstens gemeinsam die<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ansätze des Verän<strong>der</strong>ungsmanagements untersu<strong>ch</strong>en<br />

und dabei die individuelle und organisationale Ebene einbeziehen. Wir gehen zweitens<br />

au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Frage na<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e We<strong>ch</strong>selwirkungen si<strong>ch</strong> mit dem Führungsverhalten <strong>der</strong> Manager<br />

ergeben. Interessant für unsere Arbeitsgruppe ist drittens ein Perspektivenwe<strong>ch</strong>sel<br />

hin zur Consultingbran<strong>ch</strong>e. Wir widmen uns den Fragen, wie Berater Verän<strong>der</strong>ungsprojekte<br />

in Unternehmen dur<strong>ch</strong>führen und mit wel<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wierigkeiten sie konkret zu tun<br />

haben, und ziehen einen Verglei<strong>ch</strong> zu den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ansätzen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Bernd M. Filz<br />

Personalmanagement und S<strong>ch</strong>lüsselqualifikationen, Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Südwestfalen<br />

Dr. Monika Reimpell<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsmathematik und Wirts<strong>ch</strong>aftsinformatik, Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Südwestfalen<br />

Studierende aller Studiengänge, die si<strong>ch</strong> für das Thema interessieren<br />

Doppler, K./Lauterburg, C., Change Management. Den Unternehmenswandel<br />

gestalten, Campus Verlag 12 2008.<br />

Königswieser, R./Exner, A., Systemis<strong>ch</strong>e Intervention. Ar<strong>ch</strong>itekturen<br />

und Designs für Berater und Verän<strong>der</strong>ungsmanager, S<strong>ch</strong>äffer-<br />

Poes<strong>ch</strong>el 2008.<br />

Gattermeyer, W./Al-Ani, A., Change Management und Unternehmenserfolg,<br />

Gabler 2001.<br />

Akademie XI Koppelsberg 1 117


Arbeitsgruppe 5<br />

Biopolitik und Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit am Beispiel<br />

ethis<strong>ch</strong>er Ents<strong>ch</strong>eidungen am Lebensende<br />

Ethis<strong>ch</strong> komplexe und sensible Themen in <strong>der</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keit angemessen darzustellen,<br />

ist eine große Herausfor<strong>der</strong>ung. Die drängenden ethis<strong>ch</strong>en Fragen rund um Sterbehilfe<br />

und Suizidhilfe sind ein gutes Beispiel hierfür. Immer häufiger sind die hö<strong>ch</strong>sten Geri<strong>ch</strong>te,<br />

Ethikräte und <strong>der</strong> Gesetzgeber gefor<strong>der</strong>t, normative Festsetzungen über die Freiheiten<br />

und Grenzen von Ents<strong>ch</strong>eidungen am Lebensende zu treffen. Wir wollen die Fertigkeit<br />

s<strong>ch</strong>ulen, uns ethis<strong>ch</strong> komplexe Sa<strong>ch</strong>verhalte zu erarbeiten und in einem interdisziplinären<br />

Gremium konsensorientiert zu diskutieren. Anhand nationaler und internationaler Beispiele<br />

wollen wir einen Gesetzesentwurf o<strong>der</strong> eine Stellungnahme entwickeln. Außerdem<br />

wollen wir die praktis<strong>ch</strong>e Fertigkeit üben, dies in einer angemessenen Form <strong>der</strong> breiten<br />

Öffentli<strong>ch</strong>keit zu kommunizieren, etwa dur<strong>ch</strong> die Erstellung einer Pressemeldung o<strong>der</strong><br />

die Vorbereitung und Veranstaltung einer Pressekonferenz.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Markus Jox<br />

Leiter <strong>der</strong> Presse- und Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit<br />

Ministerium für Ländli<strong>ch</strong>en Raum und Verbrau<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>utz,<br />

Baden-Württemberg<br />

PD Dr. Dr. Ralf J. Jox<br />

Institut für Ethik, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Theorie <strong>der</strong> Medizin,<br />

Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Medizin, Jura, Politikwissens<strong>ch</strong>aft<br />

und Philosophie<br />

Literatur Jox, R.J., Sterben lassen, Hamburg 2011.<br />

The Oregon Death With Dignity Act – Oregon Revised Statutes, hg.<br />

vom State of Oregon (USA), 1999.<br />

118<br />

Akademie XI Koppelsberg 1


Arbeitsgruppe 6<br />

Strategis<strong>ch</strong>e Kommunikation – alter Wein in neuen<br />

s<strong>ch</strong>läu<strong>ch</strong>en?!<br />

Strategien sind wohlüberlegt, auf Langfristigkeit ausgeri<strong>ch</strong>tet und stellen umfassende<br />

Handlungspläne dar. Diese Kennzei<strong>ch</strong>en strategis<strong>ch</strong>en Denkens s<strong>ch</strong>einen diametral entgegengesetzt<br />

zu einer Wirkli<strong>ch</strong>keit zu stehen, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Erfolg von Unternehmen am tagesaktuellen<br />

Börsenwert gemessen wird und ein Shitstorm von einem Tag auf den an<strong>der</strong>en<br />

das Vertrauen tausen<strong>der</strong> Kunden zerstört. So haben die längst ni<strong>ch</strong>t mehr so Neuen Medien<br />

in den letzten Jahren viele Unternehmen vor Herausfor<strong>der</strong>ungen gestellt, denen mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger souverän begegnet wurde.<br />

An <strong>der</strong> kommunikativen S<strong>ch</strong>nittstelle von Wirts<strong>ch</strong>aft, Wissens<strong>ch</strong>aft und Politik mö<strong>ch</strong>ten<br />

wir beleu<strong>ch</strong>ten, was Strategieentwicklung heute und in Zukunft heißt. Wir werden uns<br />

mit Konzepten wie dem <strong>der</strong> Liquid Brands bes<strong>ch</strong>äftigen, d.h. <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>nellen und flexiblen<br />

Reaktion von Marken auf permanenten gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wandel.<br />

Gemeinsam mit Experten aus Wissens<strong>ch</strong>aft und Praxis, Kommunikationsberatung und<br />

Politbetrieb wollen wir Strategiekonzepte erörtern und auf ihre Taugli<strong>ch</strong>keit hin prüfen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Stefanie Molthagen-S<strong>ch</strong>nöring<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Te<strong>ch</strong>nik und Wirts<strong>ch</strong>aft Berlin<br />

Max Haacke<br />

Haacke Identity<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er mit Interesse an interdisziplinären Fragestellungen<br />

an <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>nittstelle von Wirts<strong>ch</strong>aft und Kommunikation<br />

Mintzberg, H., The Rise and Fall of Strategic Planning, New York<br />

1994.<br />

Unternehmenskommunikation. Kommunikationsmanagement aus<br />

Si<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Unternehmensführung, hg. von B. S<strong>ch</strong>mid und B. Lyczek,<br />

Wiesbaden 2006.<br />

Akademie XI Koppelsberg 1 119


Arbeitsgruppe 7<br />

Neue Regionale Polarisierung – Brau<strong>ch</strong>en wir keine<br />

Dörfer mehr?<br />

Unsere Städte und Dörfer s<strong>ch</strong>rumpfen! So die S<strong>ch</strong>reckensmeldung <strong>der</strong> vergangenen Jahre.<br />

Fast auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ien <strong>der</strong> Osten Deuts<strong>ch</strong>lands betroffen zu sein. Die örtli<strong>ch</strong>en Politiker,<br />

Planer und vor allem Bürger sehen si<strong>ch</strong> seither einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt.<br />

Innovative, teils unkonventionelle Maßnahmen und Denkweisen sind gefragt, um<br />

mit den vielerorts s<strong>ch</strong>on deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbaren Folgen <strong>der</strong> vielbes<strong>ch</strong>riebenen „Abwärtsspirale“<br />

des Strukturwandels umzugehen. Irrwege und mögli<strong>ch</strong>e Erfolge lassen si<strong>ch</strong> erst langsam<br />

resümieren, die Erkenntnisse hieraus werden bereits auf die S<strong>ch</strong>rumpfungsphänomene<br />

angewendet, die nun au<strong>ch</strong> im Westen <strong>der</strong> Republik deutli<strong>ch</strong> werden. Dem gegenüber<br />

stehen plötzli<strong>ch</strong> wie<strong>der</strong> wa<strong>ch</strong>sende Regionen. Geburtenanstieg, kräftige Zuzüge, Wohnungsknappheit<br />

und fehlende Kin<strong>der</strong>gärten, S<strong>ch</strong>ulneubauten in ost<strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Großstädten<br />

– vor fünf Jahren no<strong>ch</strong> undenkbar! Na<strong>ch</strong> Jahren <strong>der</strong> Suburbanisierung werden (Innen-)Städte<br />

wie<strong>der</strong> attraktiv und ziehen eine stärkere Landflu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>. Der ländli<strong>ch</strong>e<br />

Raum verliert seine Bevölkerung und damit seine Bestandsgrundlage: Eine regionale Polarisierung<br />

s<strong>ch</strong>eint in vollem Gange – sind unsere Dörfer damit endgültig Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te? Ist<br />

Landleben nur no<strong>ch</strong> ein idyllis<strong>ch</strong> romantisiertes Bild vergangener Zeiten? Wir wollen versu<strong>ch</strong>en,<br />

den Ursa<strong>ch</strong>en und Wirkungen <strong>der</strong> Polarisierung auf den Grund zu gehen und dabei<br />

vor allem die tiefgreifenden Auswirkungen auf den ländli<strong>ch</strong>en Raum zu untersu<strong>ch</strong>en.<br />

Ideen, Visionen und Lösungsansätze sollen entworfen und diskutiert, neue Si<strong>ch</strong>tweisen<br />

für die Bedeutung des ländli<strong>ch</strong>en Raumes aufgezeigt und Chancen benannt werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

120<br />

Christian Burkhardt<br />

KARO* ar<strong>ch</strong>itekten, Leipzig<br />

Christian Pfeifer<br />

ksg ar<strong>ch</strong>itekten und stadtplaner, Köln/Leipzig<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Ar<strong>ch</strong>itektur, Stadtund<br />

Regionalplanung, Geographie und Soziologie<br />

Herfert, G., Regionale Polarisierung <strong>der</strong> demographis<strong>ch</strong>en Entwicklung<br />

in Ostdeuts<strong>ch</strong>land - Glei<strong>ch</strong>wertigkeit <strong>der</strong> Lebensverhältnisse?,<br />

in: Raumfors<strong>ch</strong>ung und Raumordnung 65/5, 2007, S. 435-455.<br />

S<strong>ch</strong>rumpfende Städte 1: Internationale Untersu<strong>ch</strong>ung, hg. von P.<br />

Oswalt, Ostfil<strong>der</strong>n-Ruit 2004.<br />

S<strong>ch</strong>rumpfende Städte 2: Handlungskonzepte, hg. von P. Oswalt,<br />

Ostfil<strong>der</strong>n-Ruit 2005.<br />

Myrdal, G., Ökonomis<strong>ch</strong>e Theorie und unterentwickelte Regionen,<br />

Stuttgart 1959.<br />

Akademie XI Koppelsberg 1


Arbeitsgruppe 8<br />

Don’t judge a book by its cover – kaufmännis<strong>ch</strong>e,<br />

ästhetis<strong>ch</strong>e und organisatoris<strong>ch</strong>e Aspekte bei <strong>der</strong><br />

Bu<strong>ch</strong>herstellung<br />

Hans Peter Willberg, einer <strong>der</strong> bekanntesten <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Bu<strong>ch</strong>gestalter <strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>kriegszeit,<br />

konstatierte: „Das Bu<strong>ch</strong> ist ein sinnli<strong>ch</strong>es Ding.“ Liegt es wirkli<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> am Inhalt,<br />

dass ein Leser ein Bu<strong>ch</strong> beiseite legt o<strong>der</strong> gefesselt bleibt? Wel<strong>ch</strong>e Rolle spielen Ausstattung,<br />

S<strong>ch</strong>rift und Papier beim Lesevergnügen? Was ma<strong>ch</strong>t gute Produktqualität bei einem Bu<strong>ch</strong><br />

aus? Wel<strong>ch</strong>e ökonomis<strong>ch</strong>en Spielräume und Zwänge bestimmen die Bu<strong>ch</strong>herstellung?<br />

Wie stellen si<strong>ch</strong> Verlage den Herausfor<strong>der</strong>ungen in einem verän<strong>der</strong>ten Medienmarkt?<br />

An <strong>der</strong> Entstehung eines Bu<strong>ch</strong>es sind in einem Verlag viele Abteilungen beteiligt. Wir werden<br />

uns aus Blick <strong>der</strong> Herstellungsabteilung mit den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en, kalkulatoris<strong>ch</strong>en und<br />

ästhetis<strong>ch</strong>en Aspekten bes<strong>ch</strong>äftigen. Anhand <strong>der</strong> Prozesse, die aus Text- und Bildinhalten<br />

ein körperli<strong>ch</strong>es (o<strong>der</strong> digitales) Medium entstehen lassen, verfolgen wir, wie ein Bu<strong>ch</strong><br />

entsteht. Wir diskutieren, wie si<strong>ch</strong> Produktqualität unters<strong>ch</strong>eidet und erproben Bewertungsmodalitäten<br />

auf <strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Antwort auf die Frage: Was ist ein s<strong>ch</strong>önes Bu<strong>ch</strong>?<br />

Dabei betra<strong>ch</strong>ten wir die ökonomis<strong>ch</strong>en Konsequenzen bei Verän<strong>der</strong>ungen des Produkts<br />

und werfen einen Blick auf die zum Einsatz kommende Te<strong>ch</strong>nik in <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Vorstufenbetrieben und Setzereien. Die Teilnehmer sind eingeladen, ein ‘s<strong>ch</strong>önes<br />

Bu<strong>ch</strong>’ mitzubringen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Stefanie Langner<br />

Herstellungsleiterin S. Fis<strong>ch</strong>er Verlage, Frankfurt/Main<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er mit Interesse an Bu<strong>ch</strong>herstellung und<br />

Verlag<br />

Breyer-Maylän<strong>der</strong>, T., Wirts<strong>ch</strong>aftsunternehmen Verlag,<br />

Frankfurt/M. 2010.<br />

Willberg, H.P./Forssmann, F., Erste Hilfe Typografie, Mainz 2006.<br />

Akademie XI Koppelsberg 1 121


Akademie XII Managementakademie Koppelsberg 2<br />

Die Managementakademien ergänzen das Programm <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong><br />

dur<strong>ch</strong> ihre beson<strong>der</strong>e berufsbezogene Ausri<strong>ch</strong>tung.<br />

In einer intensiven Arbeitswo<strong>ch</strong>e vermitteln Führungskräfte,<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler und Experten aus vers<strong>ch</strong>iedenen Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong>en<br />

methodis<strong>ch</strong>e, fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e und kommunikative Kompetenzen. Ziel<br />

dieser Sommerakademie ist die Verbindung des akademis<strong>ch</strong>en<br />

Wissens mit seiner Umsetzung in Gesells<strong>ch</strong>aft und Beruf.<br />

Der maleris<strong>ch</strong>e Koppelsberg liegt bei Plön, im Naturpark Holsteinis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>weiz, auf halber Strecke zwis<strong>ch</strong>en Lübeck und Kiel. Wir<br />

wohnen direkt am Plöner See, <strong>der</strong> zum Baden und Boot fahren<br />

einlädt. Am Mittwo<strong>ch</strong> ist Zeit für eine Exkursion – z.B. na<strong>ch</strong> Hamburg,<br />

Lübeck o<strong>der</strong> an die Ostsee.<br />

ab 5. Semester<br />

und Doktoranden<br />

11. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

17. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

- einwö<strong>ch</strong>ig -<br />

Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 100,- ¤<br />

Leitung:<br />

Dr. Anke Dörner<br />

Jennifer Lohmer<br />

Dr. Imke Thamm<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie XII Koppelsberg 2<br />

123


Arbeitsgruppe 1<br />

Aspekte einer solaren Energiewende in Deuts<strong>ch</strong>land<br />

– hier wa<strong>ch</strong>sen ja gar keine Orangen?<br />

„Wir sind kein Sonnenland, wo die Bauern auf einmal Orangenplantagen betreiben<br />

können. Photovoltaik kann hierzulande nie eine große und kostengünstige Stromquelle<br />

sein“, so <strong>der</strong> EU-Energiekommissar Günther Oettinger im Juli 2011. Die Energiewende in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land ist gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Konsens – die Bevölkerung unterstützt mehrheitli<strong>ch</strong> das<br />

Konzept, dass die zukünftige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen erfolgen soll.<br />

Dass dies te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> bereits heute mögli<strong>ch</strong> ist, soll in <strong>der</strong> Akademie anhand <strong>der</strong> Photovoltaik<br />

demonstriert werden. Politis<strong>ch</strong> ist dies no<strong>ch</strong> ein weiter Weg, da die Umsetzung mit<br />

radikalen Verän<strong>der</strong>ungen in den ma<strong>ch</strong>tpolitis<strong>ch</strong> hö<strong>ch</strong>stbedeutsamen Eigentumsre<strong>ch</strong>ten<br />

an <strong>der</strong> Energieversorgungsinfrastruktur einhergeht. Wir mö<strong>ch</strong>ten dies anhand von Fallstudien<br />

aufzeigen.<br />

Mit folgenden Aspekten wird si<strong>ch</strong> die Arbeitsgruppe u.a. bes<strong>ch</strong>äftigen:<br />

– Wie erneuerbar sind erneuerbare Energien - wel<strong>ch</strong>e Ressourcen werden gebrau<strong>ch</strong>t,<br />

und wie effizient werden diese genutzt? Die Lebenszyklusbewertung und Te<strong>ch</strong>nikfolgenabs<strong>ch</strong>ätzung<br />

gibt Antworten, do<strong>ch</strong> wie werden Ents<strong>ch</strong>eidungsträger überzeugt –<br />

ein Lobby-Planspiel.<br />

– Orangenplantagen in Plön? Wel<strong>ch</strong>es Potential hat die Photovoltaik in Norddeuts<strong>ch</strong>land<br />

– eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>-ökonomis<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>ätzung.<br />

– Was kostet elektris<strong>ch</strong>e Energie? Von Levelized Costs bis Social Costs – wel<strong>ch</strong>e Kosten<br />

entstehen und werden von wem getragen?<br />

– Wel<strong>ch</strong>e Bedeutung hat die Photovoltaik eigentli<strong>ch</strong> für eine zu 100 Prozent erneuerbare<br />

Energiewende – sowohl in Deuts<strong>ch</strong>land, als au<strong>ch</strong> im weltweiten Verglei<strong>ch</strong>?<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Christian Breyer<br />

Reiner Lemoine Institut gGmbH, Berlin<br />

Andreas Wade<br />

First Solar, Berlin<br />

Studierende <strong>der</strong> Natur-, Ingenieur-, Gesells<strong>ch</strong>afts- und Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften<br />

Literatur S<strong>ch</strong>eer, H., Der energet(h)is<strong>ch</strong>e Imperativ, Berlin 2010.<br />

Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, Aktuelle Fakten zur<br />

PV in Deuts<strong>ch</strong>land: http://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentli<strong>ch</strong>ungen/veroeffentli<strong>ch</strong>ungen-pdf-dateien/studien-und-konzeptpapiere/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deuts<strong>ch</strong>land.pdf<br />

Hennicke, P./Welfens, P.J.J., Energiewende na<strong>ch</strong> Fukushima:<br />

Deuts<strong>ch</strong>er Son<strong>der</strong>weg o<strong>der</strong> weltweites Vorbild?, Mün<strong>ch</strong>en 2012.<br />

124<br />

Akademie XII Koppelsberg 2


Arbeitsgruppe 2 Das Neue Museum auf <strong>der</strong> Berliner Museumsinsel –<br />

ein Blick hinter die Kulissen einer grossen<br />

kulturinstitution<br />

Na<strong>ch</strong> fast 70 Jahren Kriegsruine wurde das Neue Museum auf <strong>der</strong> Berliner Museumsinsel<br />

im Oktober 2009 für eine Öffentli<strong>ch</strong>keit von mehr als einer Million Besu<strong>ch</strong>er pro Jahr<br />

wie<strong>der</strong>eröffnet. Der britis<strong>ch</strong>e Starar<strong>ch</strong>itekt David Chipperfield vollendete das 1850 eröffnete<br />

Gebäude von Friedri<strong>ch</strong> August Stüler. Das Doppelmuseum “Ägyptis<strong>ch</strong>es Museum<br />

und Papyrussammlung” kann heute die größte Präsentation seiner Kulturgüter, die eine<br />

Zeitspanne von mehr als 4.000 Jahren umfassen, im Neuen Museum zeigen.<br />

In dieser Arbeitsgruppe sollen die Zukunftsvisionen für das Neue Museum auf <strong>der</strong> Berliner<br />

Museumsinsel als UNESCO-Weltkulturerbe erarbeitet sowie die Komponenten eines<br />

mo<strong>der</strong>nen Museumsmanagements (inkl. Fundraising, Marketing, Organisation etc.)<br />

diskutiert werden. Ferner soll bespro<strong>ch</strong>en werden, wel<strong>ch</strong>e berufli<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler in dieser „Freistätte für Kunst und Wissens<strong>ch</strong>aft“ mit mehr als 40.000 ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>en<br />

Objekten und 60.000 Papyri und Hands<strong>ch</strong>riften heute haben. Im Fokus <strong>der</strong><br />

Arbeit soll konkret das <strong>der</strong>zeitige Ausstellungskonzept anhand ausgewählter Objekte und<br />

Objektgruppen stehen, neben <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Museums selbst.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Verena Lepper<br />

Ägyptis<strong>ch</strong>es Museum und Papyrussammlung, Berlin<br />

Prof. Dr. Robert Kirstein<br />

Philologis<strong>ch</strong>es Seminar, Universität Tübingen<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Neues Museum. Ar<strong>ch</strong>itektur – Sammlung – Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, hg. von<br />

Staatli<strong>ch</strong>e Museen zu Berlin, Berlin 2009.<br />

Ägyptis<strong>ch</strong>es Museum und Papyrussammlung im Neuen Museum:<br />

100 Meisterwerke, hg. von D. Wildung, Stuttgart 2010.<br />

Fors<strong>ch</strong>ung in <strong>der</strong> Papyrussammlung. Eine Festgabe für das Neue<br />

Museum. Ägyptis<strong>ch</strong>e und Orientalis<strong>ch</strong>e Papyri und Hands<strong>ch</strong>riften<br />

des Ägyptis<strong>ch</strong>en Museums und Papyrussammlung Berlin 1,<br />

hg. von V.M. Lepper, Berlin 2012.<br />

Akademie XII Koppelsberg 2 125


Arbeitsgruppe 3<br />

Erfolgrei<strong>ch</strong> kommunizieren<br />

Ma<strong>ch</strong>en wir es kurz. Über Kommunikation müssen Sie ganz genau zwei Dinge wissen. Erstens:<br />

Content is king. Und zweitens: 90 Prozent Ihrer Wirkung haben ni<strong>ch</strong>ts mit content<br />

zu tun. Selbstverständli<strong>ch</strong> sind beide Sätze ri<strong>ch</strong>tig. Und fals<strong>ch</strong>. Außerdem gelten sie, sorry,<br />

man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>zeitig.<br />

War das zu kurz? Na gut. I<strong>ch</strong> gebe mir Mühe, Sie auf einem höheren Niveau zu verwirren.<br />

Die Mediengesells<strong>ch</strong>aft – <strong>der</strong>zeit getrieben von Social Media, Hybrid TV und Ego-Marketing<br />

– überholt si<strong>ch</strong> permanent selbst. Ob Journalismus, PR o<strong>der</strong> Selbstdarstellung: erfolgrei<strong>ch</strong><br />

zu kommunizieren ist eine Kunst, die viele Regeln hat und wenigen gehor<strong>ch</strong>t. Unter<br />

Druck und im Konflikt gilt das zum Quadrat.<br />

Wir arbeiten an den Grundlagen: gutes und verständli<strong>ch</strong>es Deuts<strong>ch</strong>, überzeugendes Auftreten,<br />

starke Rhetorik, sensibles Einfühlen, gutes Fragen und kluges Präsentieren. Dazu<br />

gehören S<strong>ch</strong>reib- und Teamübungen. Kommunikationskonzepte helfen Ihnen sowohl<br />

in <strong>der</strong> PR als au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Vorbereitung eines wi<strong>ch</strong>tigen Meetings o<strong>der</strong> Auftritts, um Bots<strong>ch</strong>aften<br />

und Strategie zu entwickeln. Interviews und Präsentationen werden auf Video<br />

aufgezei<strong>ch</strong>net und in <strong>der</strong> Gruppe analysiert. Und wir gehen in die Tiefe: Wie wirken Sie?<br />

Warum? Wie kann je<strong>der</strong> von Ihnen seriös, na<strong>ch</strong>haltig und gewaltfrei kommunizieren?<br />

Sie erwartet ein Praxisseminar mit Denkausflügen – unter an<strong>der</strong>em zu si<strong>ch</strong> selbst.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Birand Bingül<br />

WDR, Köln<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, die Ambitionen im Medienberei<strong>ch</strong> haben<br />

und/o<strong>der</strong> Managementaufgaben und Führungspositionen<br />

anstreben, die mediales Verständnis und entspre<strong>ch</strong>endes Auftreten<br />

verlangen<br />

Die Wirkli<strong>ch</strong>keit <strong>der</strong> Medien, hg. von K. Merten, S.J. S<strong>ch</strong>midt und<br />

S. Weis<strong>ch</strong>enberg, Opladen 1994.<br />

S<strong>ch</strong>nei<strong>der</strong>, W., Wörter ma<strong>ch</strong>en Leute. Magie und Ma<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Spra<strong>ch</strong>e,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 2011.<br />

Rosenberg, M.B., Gewaltfreie Kommunikation, Pa<strong>der</strong>born 2009.<br />

126<br />

Akademie XII Koppelsberg 2


Arbeitsgruppe 4<br />

Weshalb lieben Sie Brahms? Musik als<br />

iDentitätsfaktor<br />

Von jeher war die Bildung und klingende Repräsentation von Gemeins<strong>ch</strong>aften eine <strong>der</strong><br />

Hauptfunktionen von Musik. Mit zunehmen<strong>der</strong> ästhetis<strong>ch</strong>er und kultureller Ausdifferenzierung<br />

verfeinerten si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Identitätsangebote, die Musik ma<strong>ch</strong>en konnte. Der Musikges<strong>ch</strong>mack<br />

einer Person spiegelt insofern neben ihrer Individualität immer au<strong>ch</strong> – und<br />

viellei<strong>ch</strong>t sogar in einem höheren Maße – soziale, regionale, kulturelle und religiöse Zugehörigkeiten<br />

und Prägungen.<br />

Sol<strong>ch</strong>en multiplen Identitätsspuren werden wir in dieser Arbeitsgruppe na<strong>ch</strong>gehen. Die<br />

Beispiele und Themen rei<strong>ch</strong>en von <strong>der</strong> Antike bis in die Gegenwart und berühren vers<strong>ch</strong>iedene,<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t-europäis<strong>ch</strong>e Kulturzusammenhänge. Spieleris<strong>ch</strong> experimentieren<br />

wir dabei mit vers<strong>ch</strong>iedenen, v.a. historis<strong>ch</strong>en, musikanalytis<strong>ch</strong>en, kulturanthropologis<strong>ch</strong>en<br />

und soziologis<strong>ch</strong>en Methoden. Neben <strong>der</strong> Frage, wel<strong>ch</strong>e Arten von Identität Musik<br />

wie zum Ausdruck bringen kann, werden wir immer wie<strong>der</strong> darauf zurückkommen, wel<strong>ch</strong>e<br />

Eigens<strong>ch</strong>aften die Musik dafür prädestinieren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann<br />

Institut für Musikwissens<strong>ch</strong>aft und Medienwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Mi<strong>ch</strong>aela Kaufmann<br />

Institut für Musikwissens<strong>ch</strong>aft und Medienwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Studierende <strong>der</strong> Musik, Musikwissens<strong>ch</strong>aft, Soziologie, (europäis<strong>ch</strong>en)<br />

Ethnologie, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Kulturwissens<strong>ch</strong>aft und an<strong>der</strong>e<br />

Interessierte<br />

Literatur Kulturelle Identität(en) in <strong>der</strong> Musik <strong>der</strong> Gegenwart, hg. von M.<br />

Demuth, Saarbrücken 2010.<br />

McPherson, G.E. et al., Music in our Lives. Rethinking Musical<br />

Ability, Developments and Identity, New York 2012.<br />

Gracyk, T., I wanna be me. Rock Music and the Politics of Identity,<br />

Philadelphia 2004.<br />

Potter, P., Music and German National Identity, Chicago 2002.<br />

Akademie XII Koppelsberg 2 127


Arbeitsgruppe 5<br />

Kompetenzen, Potenzial und Motive: Die Kunst <strong>der</strong><br />

personaldiagnose und -entwicklung<br />

Das Erkennen von Talenten in Unternehmen und an<strong>der</strong>en gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Institutionen<br />

ist von hö<strong>ch</strong>ster Bedeutung für <strong>der</strong>en Erfolg und Leistungsfähigkeit. Dies beginnt für den<br />

einzelnen Mens<strong>ch</strong>en bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> ri<strong>ch</strong>tigen Ausbildung, <strong>der</strong> ersten Berufsents<strong>ch</strong>eidung<br />

sowie für Unternehmen und an<strong>der</strong>e Organisationen bei den Personalents<strong>ch</strong>eidungen.<br />

Letztendli<strong>ch</strong> geht es für den einzelnen dabei au<strong>ch</strong> um die langfristige Zufriedenheit<br />

im Beruf. In den vergangenen Jahren wurden vielfältige neue Diagnoseverfahren entwickelt.<br />

Diese erlauben deutli<strong>ch</strong> bessere Vorhersagen über Kompetenzen und Potenzial.<br />

Wir werden Einblicke geben in den Stand <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aft in diesem Gebiet, Diagnosetools<br />

und -verfahren selbst ausprobieren und dabei jedem Teilnehmer ein individuelles<br />

Feedback zu Motiven, Potenzialen und Kompetenzen geben. Dies ist ein interaktives und<br />

interdisziplinäres Programm für zukünftige Gestalter in Wirts<strong>ch</strong>aft, Wissens<strong>ch</strong>aft und Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Norbert Sack<br />

Egon Zehn<strong>der</strong> International, Berlin<br />

Prof. Dr. Oliver S<strong>ch</strong>ultheiss<br />

Lehrstuhl Allgemeine Psy<strong>ch</strong>ologie II,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Araoz, C.F., Great People Decisions. Why They Matter so mu<strong>ch</strong>,<br />

why They Are so Hard, and how You Can Master Them, Hoboken-New<br />

Jersey 2007.<br />

Krug, S./Kuhl, U., Ma<strong>ch</strong>t, Leistung, Freunds<strong>ch</strong>aft. Motive als Erfolgsfaktoren<br />

in Wirts<strong>ch</strong>aft, Politik und Spitzensport, Stuttgart<br />

2006.<br />

128<br />

Akademie XII Koppelsberg 2


Arbeitsgruppe 6<br />

Kultur-Wirts<strong>ch</strong>aft!? Unabhängigkeit und<br />

interdependenz<br />

Die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bedeutung kultureller Institutionen wird immer wie<strong>der</strong> als För<strong>der</strong>ungsgrund<br />

in <strong>der</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keit diskutiert. Gerade <strong>der</strong> Verglei<strong>ch</strong> mit europäis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barstaaten<br />

wie Frankrei<strong>ch</strong> soll eine auf Dauer angelegte finanzielle För<strong>der</strong>ung nationaler<br />

Kulturinstitutionen wie Opern o<strong>der</strong> Museen begründen. So steht ni<strong>ch</strong>t nur die Bildung<br />

<strong>der</strong> eigenen Bevölkerung im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> die Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität<br />

einer Stadt mit dem Ziel <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität einerseits und dem Wuns<strong>ch</strong><br />

auf Mehreinnahmen dur<strong>ch</strong> den Tourismus an<strong>der</strong>erseits.<br />

Anhand konkreter Beispiele wie <strong>der</strong> Frankfurter Oper und den Kunstsammlungen Chemnitz<br />

soll gezeigt werden, wie zielgenaue För<strong>der</strong>ung und professionelles Management zu<br />

Erfolg führen können. Wie sehen die Oper und das Museum <strong>der</strong> Zukunft aus? Wir analysieren,<br />

wel<strong>ch</strong>e Chancen und Risiken im wa<strong>ch</strong>senden Engagement von Unternehmen und<br />

Privatpersonen liegen, die in Bau und Betrieb von Opern und Museen die Rolle von Bund,<br />

Län<strong>der</strong>n und Gemeinden teilweise übernehmen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Harriet Häußler-Bastian<br />

Kunsthistoris<strong>ch</strong>es Institut, Freie Universität Berlin<br />

Dr. Katharina Herrmann<br />

50Hertz Transmission GmbH, Berlin<br />

Studierende aller kulturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, politis<strong>ch</strong>en und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Fä<strong>ch</strong>er mit Interesse an <strong>der</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Seite kultureller<br />

Institutionen<br />

Literatur Das Guggenheim Prinzip, hg. von H. Hoffmann, Köln 1999.<br />

Mäzenatentum – <strong>Stiftung</strong>swesen – Sponsoring, hg. von H. Neuhaus,<br />

Erlangen 1999.<br />

Kulturfinanzberi<strong>ch</strong>t 2010, hg. von den Statistis<strong>ch</strong>en Ämtern des<br />

Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, Wiesbaden 2010. (www.destatis.de)<br />

Unternehmeris<strong>ch</strong>e Kulturför<strong>der</strong>ung in Deuts<strong>ch</strong>land, hg. vom Kulturkeis<br />

<strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft im Bundesverband <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Industrie e.V., Berlin 2010. (www.kulturkreis.eu)<br />

Akademie XII Koppelsberg 2 129


Arbeitsgruppe 7<br />

Selbstkenntnis und Berufserfolg<br />

Die Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit Kernthemen eines erfolgrei<strong>ch</strong>en Berufslebens, die<br />

in S<strong>ch</strong>ule und Studium keine o<strong>der</strong> kaum Bea<strong>ch</strong>tung finden: Selbsterkenntnis, Umgang mit<br />

si<strong>ch</strong> selbst und persönli<strong>ch</strong>er Erfolg. In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe geht es darum, Ihre persönli<strong>ch</strong>en<br />

Stärken und S<strong>ch</strong>lüsselqualifikationen, Wüns<strong>ch</strong>e und Sehnsü<strong>ch</strong>te zu untersu<strong>ch</strong>en und mit<br />

Ihren berufli<strong>ch</strong>en Ambitionen und Vorstellungen Ihrer Lebensgestaltung in Einklang zu<br />

bringen. Kernfragen sind: Wie sehe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> selbst? Wo liegen meine persönli<strong>ch</strong>en Stärken?<br />

Wie integriere i<strong>ch</strong> meine individuellen Kompetenzen in meine Berufsplanung? Wie<br />

kann i<strong>ch</strong> Visionen und Ziele für mein Leben entwickeln, formulieren und errei<strong>ch</strong>en? Wie<br />

gehe i<strong>ch</strong> mit inneren Hin<strong>der</strong>nissen um? In wel<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>en mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> weiterentwickeln<br />

und dazu lernen? Wir arbeiten u.a. mit <strong>der</strong> Stärken-S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en-Analyse na<strong>ch</strong><br />

Gallup und einem umfangrei<strong>ch</strong>en praxiserprobten Werkzeugkoffer, wobei wir auf Ihre<br />

vorab abgefragten S<strong>ch</strong>werpunktwüns<strong>ch</strong>e eingehen werden. Theoretis<strong>ch</strong>e Grundlagen sind<br />

Erkenntnisse aus den Neurowissens<strong>ch</strong>aften, abendländis<strong>ch</strong>er und indis<strong>ch</strong>er Philosophie<br />

und systemis<strong>ch</strong>er Fors<strong>ch</strong>ung. Die Arbeitsgruppe ist sehr erfahrungsorientiert. Neben Inputs,<br />

Fa<strong>ch</strong>einführungen und Plenumsdiskussionen werden Sie vor allem einzeln und in<br />

Kleingruppen anhand konkreter Übungsaufgaben eigene Perspektiven zur Lebens- und<br />

Berufsgestaltung erarbeiten. Bringen Sie Mut und Neugier mit.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Gudrun Henne<br />

Viveka International, Berlin<br />

Marek Kulas<br />

Kulas-Concept GmbH, Berlin<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er am Ende des Studiums bzw. <strong>der</strong><br />

Promotion<br />

Buckingham, M./Clifton, D.O., Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!<br />

Das Gallup-Prinzip für individuelle Entwicklung und erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />

Führung, Frankfurt/M. 2007.<br />

Hüter, G., Bedienungsanleitung für ein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es Gehirn,<br />

Göttingen 2006.<br />

Dürr, H.-P., Warum es ums Ganze geht. Neues Denken für eine<br />

Welt im Umbru<strong>ch</strong>, Frankfurt/M. 2011.<br />

130<br />

Akademie XII Koppelsberg 2


Akademie XIII Papenburg<br />

Papenburg, eine Stadt an <strong>der</strong> Ems in Nie<strong>der</strong>sa<strong>ch</strong>sen, ist die südli<strong>ch</strong>ste<br />

Seehafenstadt Deuts<strong>ch</strong>lands. Die einmalige Kanalstadt<br />

wurde 1631 mitten im Moor als Fehnkolonie gegründet und besti<strong>ch</strong>t<br />

dur<strong>ch</strong> ihre Eigenartigkeit. Papenburg ist überregional bekannt<br />

dur<strong>ch</strong> die Meyer Werft, die si<strong>ch</strong> vor allem dur<strong>ch</strong> den Bau<br />

von Kreuzfahrts<strong>ch</strong>iffen Weltruhm erwarb.<br />

Die Akademie findet in <strong>der</strong> Historis<strong>ch</strong>-Ökologis<strong>ch</strong>en Bildungsstätte<br />

(www.hoeb.de) in Papenburg statt.<br />

Die Bewerbungsfrist für diese Akademie ist bereits abgelaufen.<br />

Die neuen Frühjahrsakademien im Jahr 2014 werden über den<br />

Stipendiatennewsletter im Herbst ausges<strong>ch</strong>rieben.<br />

ab 5. Semester<br />

und Doktoranden<br />

16. März 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

24. März 2013<br />

( Abreisetag )<br />

-einwö<strong>ch</strong>ig-<br />

Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 100,- ¤<br />

Leitung:<br />

Birte Lipinski<br />

Sandra Melzer<br />

Akademie XIII Papenburg<br />

131


Arbeitsgruppe 1 Data Interpretation in Cognitive Neuroscience -<br />

messages from Data or Massaging Data?<br />

In recent years, the resear<strong>ch</strong> activities in the fields of cognitive science and neuroscience<br />

have increased tremendously. This increased resear<strong>ch</strong> activity was fuelled by advances in<br />

experimental te<strong>ch</strong>niques (su<strong>ch</strong> as functional magnetic resonance imaging) as well as by<br />

novel statistical tools for linking measurements of brain activity with behavioural observations<br />

(su<strong>ch</strong> as ma<strong>ch</strong>ine learning methods). However, there has also been consi<strong>der</strong>able<br />

debate about the validity of some of the statistical inference te<strong>ch</strong>niques used in the cognitive<br />

neurosciences – and thus a debate on how mu<strong>ch</strong> of the increased resear<strong>ch</strong> activity<br />

translates into increased knowledge and progress. It has been argued that some of the reported<br />

findings might be consequence of erroneous or at least questionable data-analysis<br />

methods. A famous example was one where it was shown that a commonly used analysis<br />

te<strong>ch</strong>nique finds a ‘significant’ connection between brain activity and behaviour in a dead<br />

salmon – a ‘finding’ that most certainly casts doubt on the analysis te<strong>ch</strong>nique.<br />

In this workshop we will discuss selected examples from cognitive neuroscience illustrating<br />

and discussing potentially problematic data-analysis <strong>ch</strong>oices and outright statistical<br />

fallacies. We will both discuss the statistical reasons for why and how inference fails in<br />

these cases, and how one could protect against these fallacies – whi<strong>ch</strong> is not always easy, as<br />

many of the fallacies are very ‘seductive’. In addition, we will discuss the broa<strong>der</strong> question<br />

of the possible ‘socio-scientific’ reasons contributing to the rise and spread of questionable<br />

resear<strong>ch</strong> practices.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Felix Wi<strong>ch</strong>mann<br />

Mathematis<strong>ch</strong>-Naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fakultät, Universität<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr. Frank Jäkel<br />

Institut für Kognitionswissens<strong>ch</strong>aften, Universität Osnabrück<br />

Dr. Jakob Macke<br />

Neural Computation and Behaviour, Universität Tübingen<br />

This workshop will be suitable for students with a wide range of<br />

different backgrounds. The only prerequisites are an enthusiasm<br />

for engaging with cognitive science and statistical inference, as<br />

well as basic knowledge of statistics (or an aptitude to pick them<br />

up quickly).<br />

wird im Vorfeld <strong>der</strong> Akademie bekanntgegeben<br />

132<br />

Akademie XIII Papenburg


Arbeitsgruppe 2<br />

Wasserstoff und Brennstoffzellen - Energieträger<br />

und Energiewandler <strong>der</strong> Zukunft?<br />

Der s<strong>ch</strong>onende Umgang mit Energieressourcen und die Reduktion von S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />

eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Treibhausgasen sind ni<strong>ch</strong>t nur weltweit erwüns<strong>ch</strong>t, son<strong>der</strong>n wegen<br />

zunehmend s<strong>ch</strong>ärferer gesetzli<strong>ch</strong>er Vorgaben eine absolute Notwendigkeit. Energieträger<br />

und Energiewandler <strong>der</strong> Zukunft werden daher einerseits maximal energieeffizient und<br />

mögli<strong>ch</strong>st emissionsarm bzw. sogar emissionsfrei sein müssen. An<strong>der</strong>erseits wird es darauf<br />

ankommen, die in ihrer Bedeutung weiter steigenden fluktuierenden Energiequellen wie<br />

Wind und Sonne optimal in das Energiesystem einzubinden. Das gilt sowohl für stationäre<br />

und portable Anwendungen als au<strong>ch</strong> in Transport und Verkehr. Aufgrund <strong>der</strong> Energiewende<br />

ist die Problematik in Deuts<strong>ch</strong>land beson<strong>der</strong>s und frühzeitig relevant. Wasserstoff<br />

und Brennstoffzellen bieten vielverspre<strong>ch</strong>ende Lösungsansätze, die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> und zeitli<strong>ch</strong><br />

in diese Perspektive passen. Für die damit verbundenen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und infrastrukturellen<br />

Fragestellungen werden mittel- bis langfristig positive Antworten erwartet.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe soll na<strong>ch</strong> einem Überblick über mögli<strong>ch</strong>e Energieträger, -wandler<br />

sowie -spei<strong>ch</strong>er das Verständnis <strong>der</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Hintergründe und <strong>der</strong><br />

zugehörigen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aspekte von Wasserstoff und Brennstoffzellen sein. Am Beispiel<br />

von Fahrzeugantrieben sollen darüber hinaus Energiekettenanalysen (etwa ‘well-towheel’)<br />

als Methode zur verglei<strong>ch</strong>enden Bewertung studiert werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Dr. Christian Mohrdieck<br />

Daimler AG, Kir<strong>ch</strong>heim-Teck/Nabern<br />

Studierende <strong>der</strong> Natur- und Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften sowie wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> Interessierte an<strong>der</strong>er Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Hydrogen as a Future Energy Carrier, hg. von A. Züttel, A. Borgs<strong>ch</strong>ulte<br />

und L. S<strong>ch</strong>lapba<strong>ch</strong>, Wiley-VCH 2008.<br />

Handbook of Fuel Cells, hg. von W. Vielsti<strong>ch</strong>, A. Lamm und H.A.<br />

Gasteiger, Wiley 2003.<br />

The role of Battery Electric Vehicles, Plug-in Hybrids and Fuel Cell<br />

Electric Vehicles, 2010: www.zeroemissionvehicles.eu<br />

Genoese, F./Wiets<strong>ch</strong>el, M., Großte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Stromspei<strong>ch</strong>eroptionen<br />

im Verglei<strong>ch</strong>, in: Energiewirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Tagesfragen 61/6, 2011, S.<br />

26-31.<br />

Weitere Literatur wird den Teilnehmern no<strong>ch</strong> bekannt gegeben.<br />

Akademie XIII Papenburg 133


Arbeitsgruppe 3<br />

Der Energiesektor im Wandel – te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e, sozioökonomis<strong>ch</strong>e<br />

und politis<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen bei Der<br />

entwicklung und Nutzung Erneuerbarer Energien<br />

Unsere heutige Energieversorgung steht vor grundlegenden Herausfor<strong>der</strong>ungen wie Klima-<br />

und Umwelts<strong>ch</strong>utz, Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit und Marktliberalisierung. Neue dezentrale<br />

Energiequellen (z.B. Sonne, Wind) und neue Dienstleistungen und Ges<strong>ch</strong>äftsmodelle<br />

stellen mögli<strong>ch</strong>e, aber au<strong>ch</strong> kontrovers diskutierte Lösungen für diese Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

dar. In dieser Arbeitsgruppe werden wir einige <strong>der</strong> aktuellen Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

detailliert behandeln und <strong>der</strong> Frage na<strong>ch</strong>gehen, unter wel<strong>ch</strong>en Rahmenbedingungen ein<br />

tiefgreifen<strong>der</strong> Wandel <strong>der</strong> Energieversorgung denkbar und mögli<strong>ch</strong> ist: Wie kann si<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />

Energiesektor in Ri<strong>ch</strong>tung einer ‘low carbon society’ verän<strong>der</strong>n? Wie sieht eine dezentrale,<br />

na<strong>ch</strong>haltige Energieversorgung aus? Was sind Barrieren, wie etwa Pfadabhängigkeiten und<br />

Lock-in Effekte? Ziele <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sind ein besseres empiris<strong>ch</strong>es und theoretis<strong>ch</strong>es<br />

Verständnis <strong>der</strong> Komplexität sozioökonomis<strong>ch</strong>er Innovations- und Transitionsprozesse<br />

sowie die Entwicklung und Diskussion von Lösungsideen. Unser Fokus liegt auf radikalen<br />

Innovationen, die das Potential für grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen haben.<br />

Hierzu werden wir theoretis<strong>ch</strong>e Konzepte aus <strong>der</strong> (Umwelt-)Ökonomie und <strong>der</strong> Innovationsfors<strong>ch</strong>ung<br />

diskutieren und diese auf aktuelle Entwicklungen und bestehende Te<strong>ch</strong>nologien<br />

im Energiesektor anwenden. Dies beinhaltet erstens einen Blick auf die aktuellen<br />

(Strom-)Märkte und Erzeugungste<strong>ch</strong>nologien, speziell Wind und Solar, <strong>der</strong>en Genese<br />

und mögli<strong>ch</strong>e Determinanten ihrer Weiterentwicklung entlang <strong>der</strong> gesamten Werts<strong>ch</strong>öpfungskette.<br />

Darüber hinaus werden wir zweitens (umwelt-)politis<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten zur<br />

För<strong>der</strong>ung von te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>em Wandel behandeln und die Rolle von Unternehmen und <strong>der</strong><br />

Öffentli<strong>ch</strong>keit in Innovationsprozessen näher betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

134<br />

Prof. Dr. Volker Hoffmann<br />

Dept. für Management, Te<strong>ch</strong>nologie, und Ökonomie, ETH Züri<strong>ch</strong><br />

Dr. Catharina Bening<br />

Dept. für Management, Te<strong>ch</strong>nologie, und Ökonomie, ETH Züri<strong>ch</strong><br />

Dr. Tobias S<strong>ch</strong>midt<br />

Dept. für Management, Te<strong>ch</strong>nologie, und Ökonomie, ETH Züri<strong>ch</strong><br />

Studierende wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und ingenieurwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Fä<strong>ch</strong>er sowie <strong>der</strong> Soziologie o<strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit Fokus<br />

Te<strong>ch</strong>nik<br />

Rogge, K./S<strong>ch</strong>nei<strong>der</strong>, M./Hoffmann, V.H., The Innovation Impact<br />

of the EU Emission Trading System, in: Ecological Economics 70,<br />

2011, S. 513–523.<br />

Unruh, G.C., Un<strong>der</strong>standing Carbon Lock-in, in: Energy Policy 28,<br />

2012, S. 817-830.<br />

Akademie XIII Papenburg


Arbeitsgruppe 4<br />

Ausnahmezustand – Das Re<strong>ch</strong>tssystem an seinen<br />

grenzen<br />

Gegenwärtig sind wir vom Denken an Krisen und Katastrophen beherrs<strong>ch</strong>t: Die Massenmedien<br />

beri<strong>ch</strong>ten von Euro-, Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>aftskrise, von demographis<strong>ch</strong>er Krise,<br />

Umweltkatastrophen und terroristis<strong>ch</strong>en Ans<strong>ch</strong>lägen. Zwar ist es primär Aufgabe des Politiksystems,<br />

Antworten auf diese Herausfor<strong>der</strong>ungen unserer Zeit zu finden, do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

das Re<strong>ch</strong>tssystem ist in die Krisenbewältigung involviert, etwa wenn Gesetze als Antwort<br />

auf wahrgenommene Krisen erlassen werden o<strong>der</strong> das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t angerufen<br />

wird, die verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grenzen <strong>der</strong> Krisenbewältigung dur<strong>ch</strong> den Gesetzgeber<br />

und die Exekutive zu bestimmen. Do<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>e Bedeutung kommt dem Re<strong>ch</strong>t in<br />

existentiellen Notlagen überhaupt zu? Der Gemeinspru<strong>ch</strong> “Not kennt kein Gebot” insinuiert,<br />

dass das Re<strong>ch</strong>t nur in Normallagen gelten könne. In Ausnahmelagen höre das Re<strong>ch</strong>t<br />

auf (Ans<strong>ch</strong>ütz). Diese häufig anzutreffende Annahme soll in unserer Arbeitsgruppe, die<br />

die Grenzen des Re<strong>ch</strong>ts in den Blick nimmt, kritis<strong>ch</strong> hinterfragt werden. Zunä<strong>ch</strong>st sind<br />

hierfür begriffli<strong>ch</strong>e Klärungen vorzunehmen (Ausnahme/Ausnahmezustand, Notstand,<br />

Belagerungszustand etc.). Die Lektüre ‘klassis<strong>ch</strong>er Texte’ zu dieser Fragestellung soll das<br />

theoretis<strong>ch</strong>e Rüstzeug für ein vertieftes Verständnis aktueller Fälle bieten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Prof. Dr. Anna-Bettina Kaiser<br />

Juristis<strong>ch</strong>e Fakultät, Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Prof. Dr. Franz Reimer<br />

Öffentli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t und Re<strong>ch</strong>tstheorie, Universität Gießen<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>ts- und Sozialwissens<strong>ch</strong>aften; Studierende<br />

<strong>der</strong> Geisteswissens<strong>ch</strong>aften mit Interesse an re<strong>ch</strong>tsphilosophis<strong>ch</strong>en<br />

und re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Texten<br />

Literatur Boldt, H., Ausnahmezustand, in: Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundbegriffe 1,<br />

Studienausgabe, hg. von O. Brunner, W. Conze und R. Koselleck,<br />

Stuttgart 2004, S. 343–376.<br />

S<strong>ch</strong>mitt, C., Politis<strong>ch</strong>e Theologie. Vier Kapitel zur Lehre von <strong>der</strong><br />

Souveränität, Mün<strong>ch</strong>en-Leipzig 2 1934.<br />

Frankenberg, G., Staatste<strong>ch</strong>nik. Perspektiven auf Re<strong>ch</strong>tsstaat und<br />

Ausnahmezustand, Berlin 2010.<br />

Rossiter, C., Constitutional Dictatorship. Crisis Government in<br />

the Mo<strong>der</strong>n Democracies, Princeton 1948 (Neuausgabe 2002).<br />

Volkmann, U., Der alltägli<strong>ch</strong>e Ausnahmezustand, o<strong>der</strong>: Not<br />

kennt viele Gebote, Merkur 708 (= 5/2008), S. 369–379.<br />

Akademie XIII Papenburg 135


Arbeitsgruppe 5<br />

Religion und Politik – ein stetes Spannungsfeld<br />

Die Untersu<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Ursprünge von Religion und Politik steht im Zentrum <strong>der</strong> Arbeitsgruppe.<br />

Geht man von einem gemeinsamen Ursprung im mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wesen aus, müsste<br />

es mögli<strong>ch</strong> sein, die si<strong>ch</strong> immer wie<strong>der</strong> ergebenden Divergenzen zwis<strong>ch</strong>en Religiösem<br />

und Politis<strong>ch</strong>em mit Hilfe des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Verstandes zu lösen. Geht man von einem<br />

rein gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ursprung von Religion und Politik aus, s<strong>ch</strong>eint eine systematis<strong>ch</strong>e<br />

Lösung <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>-religiösen Konflikte in weite Ferne gerückt. Einzig auss<strong>ch</strong>laggebend<br />

ist in diesem Fall die jeweils aktuelle Situation, sind die ‘Gebote <strong>der</strong> Stunde’, die ni<strong>ch</strong>t selten<br />

dur<strong>ch</strong> ideologis<strong>ch</strong>e Vorgaben geprägt sind. Ein dritter Lösungsansatz kann in einer vermittelnden<br />

Position gesehen werden: Den Problemen des Politis<strong>ch</strong>en kann mit Prinzipien<br />

entgegengetreten werden, die ihre Begründung au<strong>ch</strong> im Transzendenten finden.<br />

Folgende Fragen werden von ents<strong>ch</strong>eiden<strong>der</strong> Bedeutung sein: Führen die Wurzeln von Religion<br />

und Politik zu einem gemeinsamen Ursprung? Liegt dieser Ursprung im Mens<strong>ch</strong>en,<br />

in seinem Wesen begründet, o<strong>der</strong> ist er außerhalb des Individuellen im Gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

zu su<strong>ch</strong>en? Diese Fragen werden aus unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Respektiven <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Theologie und Philosophie systematis<strong>ch</strong> behandelt und Lösungsansätzen zugeführt<br />

werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Hans Otto Seits<strong>ch</strong>ek<br />

Fakultät für Philosophie, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Politikwissens<strong>ch</strong>aft, Religionswissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Theologie, Philosophie<br />

Voegelin, E., Die politis<strong>ch</strong>en Religionen, Stockholm 2 1939 (Neuausgabe<br />

Mün<strong>ch</strong>en 3 2007.<br />

Maier, H., Politis<strong>ch</strong>e Religionen. Die totalitären Regime und das<br />

Christentum, Freiburg-Basel-Wien 1995.<br />

136<br />

Akademie XIII Papenburg


Arbeitsgruppe 6<br />

Literatur und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Interdisziplinäre Studien im Berei<strong>ch</strong> Literatur und Ökonomie sind ni<strong>ch</strong>t zuletzt dur<strong>ch</strong><br />

die letzte Finanzkrise zunehmend in den Fokus des Interesses gerückt. Hatte si<strong>ch</strong> die Fors<strong>ch</strong>ung<br />

(zumindest im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Raum) bisher eher auf die Darstellung ökonomis<strong>ch</strong>er<br />

Zusammenhänge in literaris<strong>ch</strong>en Texten konzentriert, so steht inzwis<strong>ch</strong>en die Frage<br />

na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Literarizität, spri<strong>ch</strong>: <strong>der</strong> Fiktionalität, des Ökonomis<strong>ch</strong>en selbst im Zentrum<br />

<strong>der</strong> Debatte.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sollen drei vers<strong>ch</strong>iedene Aspekte einer literaturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit ökonomis<strong>ch</strong>en Fragen vorgestellt und erarbeitet werden: (1) die<br />

Vermittlung <strong>der</strong> Finanzkrise in den Medien (Semantik, Rhetorik); (2) die Relevanz von<br />

Fiktionstheorien für den ökonomis<strong>ch</strong>en Diskurs; (3) Analyse und Diskussion ausgewählter<br />

literaris<strong>ch</strong>er Textbeispiele.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Christine Künzel<br />

Institut für Germanistik II, Universität Hamburg<br />

Prof. Dr. Birger Priddat<br />

Lehrstuhl für Politis<strong>ch</strong>e Ökonomie, Universität Witten/Herdecke<br />

Nina Peter<br />

Exzellenzcluster „Languages of Emotion“, Freie Universität Berlin<br />

Studierende <strong>der</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aften (au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Komparatistik),<br />

<strong>der</strong> Kulturwissens<strong>ch</strong>aften sowie Studierende aus dem Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />

Wirts<strong>ch</strong>afts-, Politik- und Sozialwissens<strong>ch</strong>aften<br />

The New Economic Criticism. Studies at the Intersection of Literature<br />

and Economics, hg. von M. Woodmansee und M. Osteen,<br />

London-New York 1999.<br />

Röggla, K., Gespensterarbeit, Krisenmanagement und Weltmarktfiktion<br />

(= Wiener Vorlesungen im Rathaus, Edition Gesells<strong>ch</strong>aftskritik<br />

6), Wien 2009.<br />

Finanzen und Fiktionen. Grenzgänge zwis<strong>ch</strong>en Literatur und Wirts<strong>ch</strong>aft,<br />

hg. von Ch. Künzel und D. Hempel, Frankfurt/M. 2011.<br />

Akademie XIII Papenburg 137


Arbeitsgruppe 7<br />

Storytelling - Material Based Design<br />

Es gibt viele vers<strong>ch</strong>iedene gestalteris<strong>ch</strong>e Methoden, ein neues Produkt zu entwickeln, aber<br />

egal für wel<strong>ch</strong>en Weg man si<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eidet – mit Funktion und Material wird es <strong>der</strong> Designer<br />

immer zu tun haben. Gutes Design baut auf einer ‘guten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te’ auf und zei<strong>ch</strong>net<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zuletzt dur<strong>ch</strong> den gekonnten Umgang mit Proportionen und Materialien aus.<br />

Wir wollen uns mit Designprozessen ausgehend vom Material bes<strong>ch</strong>äftigen und hoffen, mit<br />

viel Kreativität, Improvisation und Spaß zu einigen überras<strong>ch</strong>enden Ergebnissen zu kommen.<br />

Anhand eines Kurzprojektes wollen wir verdeutli<strong>ch</strong>en, wie ni<strong>ch</strong>t nur die Funktion, son<strong>der</strong>n<br />

au<strong>ch</strong> das Material ein essenzieller Baustein bei <strong>der</strong> Entwicklung eines Produkts ist. Einfa<strong>ch</strong>e<br />

und klare Formen sowie materialgere<strong>ch</strong>te Ästhetik und Verarbeitung sind ni<strong>ch</strong>t umsonst<br />

Erkennungsmerkmale vieler bekannter Designklassiker. Wir wollen praktis<strong>ch</strong> arbeiten; bitte<br />

bringen Sie entspre<strong>ch</strong>ende Kleidung mit.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Thomas Düster<br />

Produkt/Industrie Design, TD Design<br />

Max Lipsey<br />

Produkt Design<br />

Studierende aller gestalteris<strong>ch</strong>en Disziplinen (insbeson<strong>der</strong>e Produkt-/Industriedesign)<br />

sowie Designinteressierte<br />

The Making of Design. Vom Model zum fertigen Produkt, hg. von<br />

G. Terstiege, Birkhäuser 2009.<br />

Hudson, J., Process. 50 Product Designs from Concept to Manufacture,<br />

Laurence King Publishing 2009.<br />

138<br />

Akademie XIII Papenburg


Max Weber-Programm Bayern<br />

Akademie XIV Ftan (Unterengadin, S<strong>ch</strong>weiz)<br />

Abseits von Touristenwegen im Unterengadin liegt <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>öne<br />

Akademieort Ftan in Graubünden. Das Ho<strong>ch</strong>alpine Institut, ein<br />

Internat, thront auf 1.650 m Seehöhe über dem Bauerndorf Ftan<br />

auf einer Sonnenterrasse. Glei<strong>ch</strong> gegenüber kann man in den<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Nationalpark blicken.<br />

Eine lebendige romanis<strong>ch</strong>e Kultur lässt si<strong>ch</strong> in den Orten Sent,<br />

Ftan, Tarasp, Scuol o<strong>der</strong> S-<strong>ch</strong>arl finden. S<strong>ch</strong>loss Tarasp, das Wahrzei<strong>ch</strong>en<br />

des Unterengadins, liegt in Si<strong>ch</strong>tweite. St. Moritz, Davos<br />

o<strong>der</strong> Züri<strong>ch</strong> sind mögli<strong>ch</strong>e Ausflugsziele. Der Standort erlaubt<br />

Spaziergänge ebenso wie Wan<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Bergtouren; im<br />

Ho<strong>ch</strong>alpinen Institut sind zudem viele musis<strong>ch</strong>e und sportli<strong>ch</strong>e<br />

Freizeitaktivitäten mögli<strong>ch</strong> – au<strong>ch</strong> für Fla<strong>ch</strong>landbewohner.<br />

Die <strong>Studienstiftung</strong> hat im Oktober 2005 im Auftrag des Freistaats<br />

Bayern die Dur<strong>ch</strong>führung des Max Weber-Programms Bayern<br />

übernommen. Die Akademie in Ftan wird dur<strong>ch</strong> das Max Weber-<br />

Team organisiert. Sie steht Stipendiatinnen und Stipendiaten des<br />

Max Weber-Programms und <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong> offen.<br />

2. bis 6. Semester<br />

4. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

17. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. Peter Kainz<br />

Carina Paul<br />

www.hif.<strong>ch</strong><br />

www.max-weberprogramm.de<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern)<br />

139


Arbeitsgruppe 1<br />

Molekulare Medizin im Spannungsfeld von Ethik,<br />

ma<strong>ch</strong>barkeit und Ökonomie<br />

In einem Exkurs über neue Diagnostik- und Therapieverfahren, wel<strong>ch</strong>e die molekulare<br />

Medizin in den letzten Jahren hervorgebra<strong>ch</strong>t hat, wollen wir untersu<strong>ch</strong>en, in wel<strong>ch</strong>’ interessantem<br />

Spannungsfeld si<strong>ch</strong> die molekulare/experimentelle Medizin im Moment befindet:<br />

einem Spannungsfeld zwis<strong>ch</strong>en medizinis<strong>ch</strong>er Dur<strong>ch</strong>führbarkeit sowie ethis<strong>ch</strong>er<br />

Vertretbarkeit einerseits und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erwägungen an<strong>der</strong>erseits. Wir werden neue<br />

Therapie- und Diagnostikverfahren (vor allem aus dem Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Humangenetik) kennenlernen<br />

und <strong>der</strong>en Chancen und Risiken abwägen. Ferner wollen wir über die Finanzierbarkeit<br />

von Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung diskutieren und hier insbeson<strong>der</strong>e die Rolle <strong>der</strong><br />

Pharmaindustrie herausarbeiten. Ein beson<strong>der</strong>er S<strong>ch</strong>werpunkt wird dabei das S<strong>ch</strong>lagwort<br />

‘intellectual property’ und die Patentierbarkeit und Kommerzialisierung von Ideen und<br />

Medizinprodukten sein.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Susann S<strong>ch</strong>weiger<br />

Institut für Humangenetik, Universität Mainz<br />

Prof. Dr. Monica Hirs<strong>ch</strong>-Kauffmann<br />

Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin<br />

Dr. Joa<strong>ch</strong>im Seemann<br />

Patentabteilung Pharma, Merck KGaA<br />

Studierende <strong>der</strong> Medizin und weiterer Lebenswissens<strong>ch</strong>aften; Studierende<br />

<strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aften mit substantiellem Interesse an<br />

Lebenswissens<strong>ch</strong>aften und gewerbli<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>utz<br />

Hirs<strong>ch</strong>-Kauffmann, M./S<strong>ch</strong>weiger, M., Biologie und molekulare<br />

Medizin für Mediziner und Naturwissens<strong>ch</strong>aftler, Thieme 7 2009.<br />

vfa, Die fors<strong>ch</strong>enden Pharmaunternehmen, Patents<strong>ch</strong>utz. Garant<br />

für therapeutis<strong>ch</strong>en Forts<strong>ch</strong>ritt: http://www.vfa.de/de/arzneimittel-fors<strong>ch</strong>ung/artikel-arzneimittel-fors<strong>ch</strong>ung/patents<strong>ch</strong>utz.ht<br />

ml/_1-warum-gibt-es-patente<br />

140<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 2<br />

Wer war Wolfgang Pauli?<br />

Wolfgang Pauli (1900-1958) gehört zu den herausragenden theoretis<strong>ch</strong>en Physikern des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, dessen Beiträge zur Relativitätstheorie, Quantentheorie und Elementarteil<strong>ch</strong>enphysik<br />

die mo<strong>der</strong>ne Physik maßgebli<strong>ch</strong> prägten (z.B. Auss<strong>ch</strong>ließungsprinzip,<br />

Neutrinohypothese) und zu Erkenntnisgewinnen von außergewöhnli<strong>ch</strong>em Gehalt und<br />

beson<strong>der</strong>er Tiefe führten. Daneben zeigt Paulis mittlerweile publizierter wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Briefwe<strong>ch</strong>sel sein großes Interesse für eine Reihe von Themen außerhalb seiner Heimatdisziplin.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e spekulierte Pauli mit Carl Gustav Jung über eine für Naturwissens<strong>ch</strong>aftler<br />

einmalige Verbindung zur Tiefenpsy<strong>ch</strong>ologie. Dies ers<strong>ch</strong>ließt einen neuartigen<br />

Zugang zum Problem <strong>der</strong> Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en Psy<strong>ch</strong>e und Materie, <strong>der</strong> bis heute ni<strong>ch</strong>t<br />

ausges<strong>ch</strong>öpft ist.<br />

Paulis Gesamtwerk ist eine Fundgrube für jeden, den die Fragen na<strong>ch</strong> Ursprung, Rei<strong>ch</strong>weite<br />

und Art von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Erkenntnis umtreiben. Vor diesem Hintergrund werden<br />

wir sowohl Paulis physikalis<strong>ch</strong>e Einsi<strong>ch</strong>ten als au<strong>ch</strong> seine spekulativen interdisziplinären<br />

Ansätze diskutieren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Harald Atmanspa<strong>ch</strong>er<br />

Institut für Grenzgebiete <strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>ologie, Freiburg<br />

Prof. Dr. Domenico Giulini<br />

Institut für theoretis<strong>ch</strong>e Physik, Universität Hannover<br />

Studierende <strong>der</strong> Physik (und an<strong>der</strong>er Fä<strong>ch</strong>er), die si<strong>ch</strong> für wissens<strong>ch</strong>aftshistoris<strong>ch</strong>e<br />

und erkenntnistheoretis<strong>ch</strong>e Fragen interessieren<br />

Enz, C.P., No Time to Be Brief, Oxford 2002. [dt. Kurzfassung:<br />

Enz, C.P., Pauli hat gesagt. Eine Biografie des Nobelpreisträgers<br />

Wolfgang Pauli 1900-1958, Züri<strong>ch</strong> 2005.]<br />

Pauli, W., Writings on Physics and Philosophy, hg. von C.P. Enz<br />

und K. von Meyenn, Berlin u.a. 1994.<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern) 141


Arbeitsgruppe 3<br />

Bildung von gestern, Te<strong>ch</strong>nik von morgen:<br />

wie mö<strong>ch</strong>ten wir lernen?<br />

Während si<strong>ch</strong> unser Bildungssystem nur langsam entwickelt, errei<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Forts<strong>ch</strong>ritt<br />

s<strong>ch</strong>windelerregende Ges<strong>ch</strong>windigkeiten. Was bedeutet das für unsere Bildung? Werden<br />

wir in Zukunft nur per Video, Computerspiel, Facebook und Google lernen? Gehören<br />

Lehrer und Professorinnen in die Abstellkammer <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te? O<strong>der</strong> werden wir eine<br />

wun<strong>der</strong>same Synergie erleben, aus neuer Pädagogik, neuen Medien und neuen Lehrerinnen<br />

und Lehrern?<br />

Wir setzen uns mit Kritikern und Befürwortern des S<strong>ch</strong>ulsystems und <strong>der</strong> Universitäten<br />

auseinan<strong>der</strong>. Dabei lassen wir Experten aus einem breitem Spektrum an Fa<strong>ch</strong>gebieten zu<br />

Wort kommen – von Te<strong>ch</strong>nologen und Verhaltensökonomen über Neurowissens<strong>ch</strong>aftler<br />

bis hin zu Philosophen und Bildungswissens<strong>ch</strong>aftlern – um dann Lösungsvors<strong>ch</strong>läge zu<br />

identifizieren und einzuordnen. Begleiten Sie uns auf eine Reise, auf <strong>der</strong> wir gemeinsam<br />

eine Vision von <strong>der</strong> ‘Bildung <strong>der</strong> Zukunft’ entdecken wollen!<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Kipp<br />

Fakultät für Informatik, Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Augsburg<br />

Prof. Dr. Ramin Tavakoli Kolagari<br />

Fakultät für Informatik, Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Nürnberg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er; wir freuen uns über ein mögli<strong>ch</strong>st breites<br />

Spektrum an vertretenen Fa<strong>ch</strong>gebieten<br />

Collins, A./Halverson, R., Rethinking Education in the Age of<br />

Te<strong>ch</strong>nology, Tea<strong>ch</strong>ers College Press 2009.<br />

Gatto, J.T., Verdummt no<strong>ch</strong> mal! Der unsi<strong>ch</strong>tbare Lehrplan o<strong>der</strong><br />

Was Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule wirkli<strong>ch</strong> lernen, Genius Verlag 2009.<br />

Robinson, K., TED-Talk: http://www.ted.com/talks/lang/en/ken_<br />

robinson_says_s<strong>ch</strong>ools_kill_creativity.html<br />

Hier rein, da raus. Universitäten sollten endli<strong>ch</strong> die Vorlesung abs<strong>ch</strong>affen:<br />

www.zeit.de/2011/21/Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule-Vorlesung<br />

142<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 4<br />

Re<strong>ch</strong>t als Gestalter neuer Te<strong>ch</strong>nologien<br />

Innovative Te<strong>ch</strong>nologien – z. B. Gente<strong>ch</strong>nik, Nanote<strong>ch</strong>nik, neue Energiekonzepte, soziale<br />

Netzwerke, Informationste<strong>ch</strong>nik o<strong>der</strong> Robotik – bieten <strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft seit jeher bedeutende<br />

Chancen auf Wa<strong>ch</strong>stum und Na<strong>ch</strong>haltigkeit, führen aber au<strong>ch</strong> zu spezifis<strong>ch</strong>en<br />

Belastungen, bergen Risiken und produzieren Wi<strong>der</strong>stände. Ausgehend von historis<strong>ch</strong>en<br />

Anwendungsfällen wie dem Eisenbahnre<strong>ch</strong>t werden wir typis<strong>ch</strong>e Problemlagen emergenter<br />

Te<strong>ch</strong>nologien identifizieren und regelungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Grundmuster und Strategien herausarbeiten,<br />

etwa das Haftungsre<strong>ch</strong>t sowie Instrumente <strong>der</strong> Innovationsför<strong>der</strong>ung, Te<strong>ch</strong>nikfolgenabs<strong>ch</strong>ätzung<br />

und Selbstregulierung.<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wollen wir auf gesells<strong>ch</strong>aftsordnende Fragenfel<strong>der</strong> ri<strong>ch</strong>ten, die in<br />

den aktuellen Diskussionen immer wie<strong>der</strong> ein Thema sind: staatli<strong>ch</strong>es Handeln unter Unsi<strong>ch</strong>erheit,<br />

die soziale Verteilung von Lasten und Nutzen neuer Te<strong>ch</strong>nologien, die Wahrung<br />

individueller Freiheit und die Rolle demokratis<strong>ch</strong>er Mehrheitsents<strong>ch</strong>eidungen, den Umgang<br />

mit systemis<strong>ch</strong>en Risiken.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Durner<br />

Institut für Öffentli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t, Universität Bonn<br />

Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann<br />

Institut für Informations- und Wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t, Karlsruher<br />

Institut für Te<strong>ch</strong>nologie<br />

Studierende <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>ts-, Verwaltungs-, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ts-, Politik-, Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften;<br />

interessierte Studierende aus den Natur- und<br />

Ingenieurwissens<strong>ch</strong>aften, Psy<strong>ch</strong>ologie, Philosophie<br />

Handbu<strong>ch</strong> des Te<strong>ch</strong>nikre<strong>ch</strong>ts, hg. von M. S<strong>ch</strong>ulte und R. S<strong>ch</strong>rö<strong>der</strong>,<br />

Springer Verlag 2 2011.<br />

Te<strong>ch</strong>nikentwicklung und Te<strong>ch</strong>nikre<strong>ch</strong>tsentwicklung. Unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksi<strong>ch</strong>tigung des Kommunikationsre<strong>ch</strong>ts, hg. von<br />

M. Klöpfer, Duncker & Humblot 2000.<br />

Kommunikation – Te<strong>ch</strong>nik – Re<strong>ch</strong>t. Kommunikationsre<strong>ch</strong>t in <strong>der</strong><br />

Te<strong>ch</strong>nikges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te (= S<strong>ch</strong>riften zum Te<strong>ch</strong>nikre<strong>ch</strong>t 6), hg. von M.<br />

Klöpfer, Duncker & Humblot 2002.<br />

S<strong>ch</strong>erzberg, A./Lepsius, O., Risikosteuerung dur<strong>ch</strong> Verwaltungsre<strong>ch</strong>t:<br />

Ermögli<strong>ch</strong>ung o<strong>der</strong> Begrenzung von Innovationen?, in:<br />

Veröffentli<strong>ch</strong>ungen <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>en Staatsre<strong>ch</strong>tslehrer<br />

63, 2004, S. 214 ff.<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern) 143


Arbeitsgruppe 5<br />

Ökonomie und Na<strong>ch</strong>haltigkeit – Kommt die Moral<br />

jetzt do<strong>ch</strong> vor dem Fressen?<br />

Ents<strong>ch</strong>eidungen von Unternehmen beeinflussen in großem Umfang das Leben jedes einzelnen<br />

Mens<strong>ch</strong>en und die Gesells<strong>ch</strong>aft im Allgemeinen. In diesem Kontext wird zunehmend<br />

gefor<strong>der</strong>t, dass si<strong>ch</strong> die Ents<strong>ch</strong>eidungen von Unternehmen und au<strong>ch</strong> von Kapitalmarktteilnehmern<br />

verstärkt ni<strong>ch</strong>t nur am ökonomis<strong>ch</strong>en Nutzen orientieren, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

und ökologis<strong>ch</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen berücksi<strong>ch</strong>tigt werden sollen. Ein sol<strong>ch</strong>er<br />

Wandel hin zu ‘na<strong>ch</strong>haltigem Wirts<strong>ch</strong>aften’ stellt jedo<strong>ch</strong> einerseits die Frage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Legitimität<br />

einer sol<strong>ch</strong>en For<strong>der</strong>ung, wirft an<strong>der</strong>erseits aber au<strong>ch</strong> die Frage auf, wie sol<strong>ch</strong> ein<br />

‘na<strong>ch</strong>haltiges Wirts<strong>ch</strong>aften’ überhaupt implementiert werden kann. Dies betrifft sowohl<br />

Ents<strong>ch</strong>eidungen eines Eigentümers, <strong>der</strong> sein Unternehmen selbst leitet, als au<strong>ch</strong> die Frage,<br />

wie angestellte Manager dazu motiviert werden können, ein Unternehmen ‘na<strong>ch</strong>haltig’ zu<br />

führen. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe werden zunä<strong>ch</strong>st Mens<strong>ch</strong>enbil<strong>der</strong> und mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />

Präferenzen betra<strong>ch</strong>tet sowie (rationale und irrationale) Treiber mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Verhaltens<br />

bespro<strong>ch</strong>en. Im Ans<strong>ch</strong>luss werden Mögli<strong>ch</strong>keiten diskutiert, ob und wie ethis<strong>ch</strong>e<br />

Grundsätze bei unternehmeris<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen (größere) Bea<strong>ch</strong>tung finden können.<br />

Abs<strong>ch</strong>ließend wird den Fragen na<strong>ch</strong>gegangen, wann und wieso ‘na<strong>ch</strong>haltiges Wirts<strong>ch</strong>aften’<br />

aus ökonomis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t vorteilhaft sein kann und wie ‘soziale Anlageformen’ Investitionsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

darstellen können.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Markus Arnold<br />

Lehrstuhl für Managerial Accounting, Universität Bern<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Sti<strong>ch</strong><br />

Juniorprofessur für Empiris<strong>ch</strong>e Wirkungslehre <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>nungslegung,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

insbeson<strong>der</strong>e Studierende <strong>der</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts- und Sozialwissens<strong>ch</strong>aften;<br />

Studierende an<strong>der</strong>er Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen sind bei Interesse willkommen<br />

Die relevante Literatur ist themenabhängig und wird individuell<br />

mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bespro<strong>ch</strong>en.<br />

144<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 6<br />

Jahrzehnt <strong>der</strong> Revolution? Die 1960er Jahre in den<br />

usa und Westdeuts<strong>ch</strong>land<br />

Gemeinhin gelten die 1960er Jahre in weiten Teilen <strong>der</strong> westli<strong>ch</strong>en Welt als Jahrzehnt von<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und kulturellen Aufbrü<strong>ch</strong>en, ja <strong>der</strong> Revolution einer im materiellen<br />

Wohlstand aufgewa<strong>ch</strong>senen studentis<strong>ch</strong>en Jugend.<br />

Die Arbeitsgruppe wird si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werpunktmäßig mit den entspre<strong>ch</strong>enden Entwicklungen,<br />

Prozessen und Bewegungen in den USA befassen, dabei aber den Blick auf parallele o<strong>der</strong><br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Vorgänge in <strong>der</strong> Bundesrepublik ni<strong>ch</strong>t außer A<strong>ch</strong>t lassen. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen dabei <strong>der</strong> Anti-Vietnamprotest, die s<strong>ch</strong>warze Bürgerre<strong>ch</strong>tsbewegung, die<br />

Frauenbewegung, die Anfänge <strong>der</strong> Ökologiebewegung, die Kämpfe um Minoritätenre<strong>ch</strong>te,<br />

etwa für Homosexuelle, Indianer und Hispanics, aber au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Terrorismus. Glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

soll allerdings das einseitige Paradigma <strong>der</strong> Revolution o<strong>der</strong>, im Falle <strong>der</strong> Bundesrepublik,<br />

<strong>der</strong> „Neugründung <strong>der</strong> Demokratie“ mit Blick auf konservative Gegenbewegungen kritis<strong>ch</strong><br />

überprüft werden. In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe soll zuglei<strong>ch</strong> in die Ansätze und Methoden<br />

ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeitens eingeführt werden.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Ho<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>wen<strong>der</strong><br />

Amerika-Institut, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Dr. Sonja Teine<br />

Amerika-Institut, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Chafe, W.H., The Unfinished Journey. America since World<br />

War II, New York 1999.<br />

Etzemüller, T., 1968 - Ein Riß in <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te?, Konstanz 2005.<br />

Patterson, J.T., Grand Expectations. The United States, 1945-<br />

1974, New York 1996.<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern) 145


Arbeitsgruppe 7 Die ’Bonner Republik‘ in Europa –<br />

ein Demokratiewun<strong>der</strong>?<br />

Die ‘alte’ Bundesrepublik stößt seit einiger Zeit auf neues Interesse. Der Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

na<strong>ch</strong> den Zerstörungen des Krieges, die Gründung einer parlamentaris<strong>ch</strong>en Demokratie<br />

na<strong>ch</strong> dem Ende <strong>der</strong> NS-Diktatur, <strong>der</strong> kulturelle Wertewandel, wie er si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> ‘sexuellen<br />

Revolution’ und in <strong>der</strong> 68er-Revolte nie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>lägt, und die Entstehung einer Freizeit- und<br />

Konsumgesells<strong>ch</strong>aft, dazu das deuts<strong>ch</strong>-deuts<strong>ch</strong>e Spannungsverhältnis im Ost-West-Konflikt,<br />

Westdeuts<strong>ch</strong>lands Weg na<strong>ch</strong> Westen und seine Integration in Europa: Diese grundstürzenden<br />

Entwicklungen kennzei<strong>ch</strong>nen die ersten beiden Jahrzehnte <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

– und prägen Deuts<strong>ch</strong>land zum Teil bis heute.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe wollen wir diesen Entwicklungen im Li<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> neuesten sozial-, kultur-<br />

und politikges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ung na<strong>ch</strong>gehen. Anhand von vorab auszuarbeitenden<br />

Präsentationen, dur<strong>ch</strong> die Interpretation historis<strong>ch</strong>er Dokumente in Gruppenarbeit<br />

und die gemeinsame Auswertung von Fors<strong>ch</strong>ungsliteratur wollen wir insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Frage na<strong>ch</strong>gehen, inwieweit dieser zweite Anlauf <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>en zur Demokratie geglückt<br />

ist und man von einem ‘Demokratiewun<strong>der</strong>’ spre<strong>ch</strong>en kann. Zuglei<strong>ch</strong> soll das Seminar<br />

Einsi<strong>ch</strong>ten in die Methodik <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft eröffnen und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te als einen<br />

Konstruktionsprozess begreifbar ma<strong>ch</strong>en.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

PD Dr. Jörg E<strong>ch</strong>ternkamp<br />

Institut für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität Halle-Wittenberg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Conze, E., Die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Si<strong>ch</strong>erheit. Eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deuts<strong>ch</strong>land von 1949 bis in die Gegenwart, Berlin<br />

2009.<br />

E<strong>ch</strong>ternkamp, J., Die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>land 1945/49-1969,<br />

Pa<strong>der</strong>born 2013.<br />

Wolfrum, E., Die Bundesrepublik Deuts<strong>ch</strong>land. 1949–1990, Stuttgart<br />

2005.<br />

146<br />

Akademie XIV Ftan (Max Weber-Programm Bayern)


Max Weber-Programm Bayern<br />

Akademie XV Salem<br />

Die Akademie findet in den großzügigen Räumli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Internatss<strong>ch</strong>ule<br />

S<strong>ch</strong>loss Salem statt. Auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Zisterzienserklosters können wir auf glänzenden Holzdielen,<br />

in barock ges<strong>ch</strong>mückten Fluren und au<strong>ch</strong> draußen, etwa bei den<br />

Abendvorträgen im Innenhof, die einmalige S<strong>ch</strong>lossatmosphäre<br />

kennenlernen. Tennis-, Volleyball- und Fußballplätze unter freiem<br />

Himmel sowie eine voll ausgestattete Sporthalle im ehemaligen<br />

Versorgungsgebäude stehen für sportli<strong>ch</strong>e Aktivitäten zur Verfügung.<br />

Zum Baden bieten si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> 500m entfernte S<strong>ch</strong>losssee sowie<br />

<strong>der</strong> a<strong>ch</strong>t Kilometer entfernte Bodensee an. Die Umgebung von<br />

Salem lädt zu Wan<strong>der</strong>ungen und Fahrradtouren ein. Bringen Sie<br />

am besten Ihr Rad mit!<br />

Aufgrund <strong>der</strong> familienfreundli<strong>ch</strong>en Gegebenheiten vor Ort wird<br />

die Akademie Salem im Jahr 2013 erstmals eine professionelle Betreuung<br />

für Kin<strong>der</strong> von Stipendiaten und Dozenten während <strong>der</strong><br />

Arbeitszeiten anbieten. Um den Bedarf abzus<strong>ch</strong>ätzen, bitten wir<br />

alle interessierten Stipendiaten mit Kin<strong>der</strong>n, si<strong>ch</strong> bis zum 1. April<br />

2013 bei <strong>der</strong> Akademieleitung zu melden. Bitte s<strong>ch</strong>icken Sie eine<br />

E-Mail an hrkac@studienstiftung.de und nennen darin Anzahl,<br />

Geburtsdaten und Namen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die Sie gern zur Akademie<br />

mitbringen mö<strong>ch</strong>ten. Parallel bewerben Sie si<strong>ch</strong> bitte bis zum 1.<br />

Mai über das Daidalosnet um die Teilnahme an <strong>der</strong> Akademie.<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern)<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

18. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

31. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

Leitung:<br />

Dr. des. Valeska<br />

Bopp-Filimonov<br />

Marina Hrkać<br />

www.max-weberprogramm.de<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

147


Arbeitsgruppe 1<br />

Liebe, Hass, Vertrauen & Co. – Konzepte für die<br />

wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften?<br />

In den Sozialwissens<strong>ch</strong>aften gibt es eine Reihe von interessanten Konzepten, die au<strong>ch</strong> in<br />

den Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften eine bedeutende Rolle spielen und auf diesen Berei<strong>ch</strong> übertragen<br />

werden können. Derartige Konzepte, wie z.B. Liebe, Hass und Vertrauen, sollen im<br />

Rahmen dieser Arbeitsgruppe analysiert und diskutiert werden. Im Ans<strong>ch</strong>luss daran wird<br />

überprüft werden, ob und wie diese Konzepte au<strong>ch</strong> auf wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fragestellungen<br />

angewendet werden können. Dana<strong>ch</strong> erfolgt eine Einführung in die empiris<strong>ch</strong>e<br />

Fors<strong>ch</strong>ung, die den Teilnehmern zeigt, wel<strong>ch</strong>e Aspekte bei <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>führung empiris<strong>ch</strong>er<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen zu bea<strong>ch</strong>ten sind. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden<br />

die Teilnehmer in Kleingruppen eine empiris<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung eigenständig konzipieren,<br />

dur<strong>ch</strong>führen und auswerten sowie die Ergebnisse präsentieren und diskutieren. Hierdur<strong>ch</strong><br />

gewinnen sie ni<strong>ch</strong>t nur Einblick in eine Vielfalt unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Konzepte, son<strong>der</strong>n erwerben au<strong>ch</strong> das Rüstzeug, um im Rahmen des Studiums bzw. <strong>der</strong><br />

Promotion anspru<strong>ch</strong>svolle eigene empiris<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsprojekte erfolgrei<strong>ch</strong> zu meistern.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Andreas Fürst<br />

Lehrstuhl für Marketing, Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Backhaus, K. et al., Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte<br />

Einführung, Heidelberg 12 2008.<br />

Bortz, J./Döring, N., Fors<strong>ch</strong>ungsmethoden und Evaluation für<br />

Human- und Sozialwissens<strong>ch</strong>aftler, Heidelberg 4 2009.<br />

Wiswede, G., Einführung in die Wirts<strong>ch</strong>aftspsy<strong>ch</strong>ologie, Stuttgart<br />

5<br />

2012.<br />

148<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 2<br />

Physik und Philosophie des Zufalls<br />

Der Zufall spielt eine zentrale Rolle bei wi<strong>ch</strong>tigen naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fragestellungen,<br />

sei es biologis<strong>ch</strong>e Evolution, die Entstehung des Universums mit seinen feinabgestimmten<br />

Naturkonstanten o<strong>der</strong> Strukturbildung in si<strong>ch</strong> selbst organisierenden Systemen. Ein<br />

großes Teilgebiet <strong>der</strong> Physik, die statistis<strong>ch</strong>e Physik, basiert auf zufälligen Ereignissen und<br />

ihren Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keiten. Allerdings wird die Verwendung des Konzepts ‘Zufall’ selten<br />

reflektiert, und oft werden weltans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e Interpretationen mit wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fragestellungen<br />

vermis<strong>ch</strong>t.<br />

In dieser Arbeitsgruppe wollen wir die vers<strong>ch</strong>iedenen Facetten <strong>der</strong> Verwendung des Zufalls<br />

in <strong>der</strong> Physik und <strong>der</strong> breiteren Naturwissens<strong>ch</strong>aft diskutieren. Wir werden fragen, unter<br />

wel<strong>ch</strong>en Bedingungen <strong>der</strong> Zufall ein sinnvolles Konzept in einer naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Theorie ist, was eine ‘Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit’ ist, ob hinter dem Zufall e<strong>ch</strong>te Unbestimmtheit<br />

o<strong>der</strong> nur unsere Unwissenheit steckt, ob das Zusammenwirken von Zufall und Naturgesetzen<br />

zu vorhersagbaren Ergebnissen führen kann, wie <strong>der</strong> naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zufall mit<br />

den Begriffen ‘Emergenz’ und ‘Kontingenz’ zusammenhängt, und wel<strong>ch</strong>e weltans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>en<br />

Interpretationen <strong>der</strong> Zufall in populärwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Darstellungen erfährt.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Barbara Drossel<br />

Institut für Festkörperphysik, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität Darmstadt<br />

Prof. Dr. Gunter M. S<strong>ch</strong>ütz<br />

Institute of Complex Systems II, Fors<strong>ch</strong>ungszentrum Jüli<strong>ch</strong><br />

Prof. Dr. Haye Hinri<strong>ch</strong>sen<br />

Lehrstuhl für Theoretis<strong>ch</strong>e Physik III, Universität Würzburg<br />

Studierende <strong>der</strong> Physik und Philosophie und Studierende an<strong>der</strong>er<br />

Fä<strong>ch</strong>er mit <strong>der</strong> Bereits<strong>ch</strong>aft, si<strong>ch</strong> gewisse Grundlagen zu erarbeiten<br />

Mainzer, K., Der kreative Zufall - wie das Neue in die Welt kommt,<br />

Mün<strong>ch</strong>en 2007.<br />

Monod, J., Zufall und Notwendigkeit. Philosophis<strong>ch</strong>e Fragen <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Biologie, Mün<strong>ch</strong>en 1992.<br />

Drossel, B., Kap. 1 des Vorlesungsskripts SS 2011 zur statistis<strong>ch</strong>en<br />

Physik:<br />

http://www.fkp.tu-darmstadt.de/groups/ag_drossel/drt/lehre_<br />

uebersi<strong>ch</strong>t.de.jsp<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern) 149


Arbeitsgruppe 3<br />

Zur Geometrie und Kombinatorik von<br />

hyperebenenarrangements<br />

Die Theorie <strong>der</strong> Hyperebenenarrangements ist mit weiten Teilen <strong>der</strong> Mathematik eng<br />

verbunden. Insbeson<strong>der</strong>e gibt es Anwendungen in <strong>der</strong> Kombinatorik, Algebra und Algebrais<strong>ch</strong>en<br />

Geometrie. Der Einsatz mo<strong>der</strong>ner Computeralgebra ermögli<strong>ch</strong>t signifikante<br />

Forts<strong>ch</strong>ritte bei <strong>der</strong> Beantwortung von zum Teil lange bestehenden Vermutungen, die kombinatoris<strong>ch</strong>e<br />

und geometris<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften von Hyperebenenarrangements betreffen.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sollen zuerst die kombinatoris<strong>ch</strong>en, algebrais<strong>ch</strong>en und geometris<strong>ch</strong>en<br />

Grundlagen von Hyperebenenearrangements anhand von klassis<strong>ch</strong>en Texten erarbeitet<br />

werden. Spezielle Klassen von Arrangements werden dann u.a. mit Hilfe von Methoden<br />

<strong>der</strong> Computeralgebra genauer untersu<strong>ch</strong>t.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Gerhard Röhrle<br />

Fakultät für Mathematik, Universität Bo<strong>ch</strong>um<br />

Dr. Torsten Hoge<br />

Fakultät für Mathematik, Universität Bo<strong>ch</strong>um<br />

Studierende <strong>der</strong> Mathematik<br />

Orlik, P., Introduction to Arrangements (= CBMS Regional Conference<br />

Series in Mathematics 72), Providence 1989.<br />

Orlik, P./ Terao, H., Arrangements of Hyperplanes (= Grundlehren<br />

<strong>der</strong> mathematis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aften 300), Berlin 1992.<br />

150<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 4<br />

Digitalisierung und Formalisierung von<br />

erzählstruktur<br />

Die traditionellen Geisteswissens<strong>ch</strong>aften (hier: Literaturwissens<strong>ch</strong>aft) und die Formalwissens<strong>ch</strong>aften<br />

(hier: Informatik) arbeiten zunehmend enger zusammen: Die sogenannten<br />

Digital Humanities bilden eine bedeutende Fors<strong>ch</strong>ungsri<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen akademis<strong>ch</strong>en<br />

Lands<strong>ch</strong>aft. Der Computer kann nur einen Zugang zur Struktur von Erzählungen<br />

erhalten, wenn die Komplexität eines literaris<strong>ch</strong>en Textes auf einen formalen Kern reduziert<br />

wird. Eine sol<strong>ch</strong>e Formalisierung von Narrativen geht auf die russis<strong>ch</strong>e formalistis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>ule (Propp) und die französis<strong>ch</strong>e strukturalis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule (Genette, Todorov) zurück.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe werden wir einen Überblick über vers<strong>ch</strong>iedene formale Modelle von<br />

Narrativen und <strong>der</strong>en konkrete Implementationen gewinnen. Dana<strong>ch</strong> wenden wir einige<br />

dieser Formalismen auf narrative Texte an, um Grenzen und methodologis<strong>ch</strong>e Probleme<br />

<strong>der</strong> Ansätze zu erarbeiten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Benedikt Löwe<br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Mathematik, Universität Hamburg<br />

Dr. Bernhard Fisseni<br />

Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Mathematik, Universität Hamburg<br />

Marco Petris<br />

Institut für Germanistik II, Universität Hamburg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er mit Interesse an formalen Repräsentationen<br />

und Erzählstrukturen; insbeson<strong>der</strong>e relevant für Studierende<br />

<strong>der</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aft, Medienwissens<strong>ch</strong>aften, Linguistik,<br />

Kognitionswissens<strong>ch</strong>aft, Informatik, Logik, Philosophie und Mathematik<br />

Lahn, S./Meister, J.C., Einführung in die Erzähltextanalyse, Weimar<br />

2008.<br />

Löwe, B., Methodological Remarks about Comparing Formal<br />

Frameworks for Narratives, in: Third Workshop in the Philosophy<br />

of Information. Contactforum van de Koninklijke Vlaamse Academie<br />

van België voor Wetens<strong>ch</strong>appen en Kunsten, hg. von P. Allo<br />

und G. Primiero, Brüssel 2011, S. 10-28.<br />

Ryan, M.-L., Possible Worlds, Artificial Intelligence and Narrative<br />

Theory, Bloomington 1991.<br />

Turner, S.R., The Creative Process. A Computer Model of Storytelling<br />

and Creativity, Hillsdale 1994.<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern) 151


Arbeitsgruppe 5<br />

Mastering Territory: Raum und Herrs<strong>ch</strong>aft in Europa<br />

Die Beherrs<strong>ch</strong>ung von Räumen wurde für die europäis<strong>ch</strong>en Nationalstaaten und Imperien<br />

an <strong>der</strong> Wende vom 19. zum 20. Jahrhun<strong>der</strong>t eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung. Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

Innovationen wie Eisenbahn und Telegraphie boten neue Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Herrs<strong>ch</strong>aft<br />

über große Distanzen. An<strong>der</strong>erseits entstanden neue Ansprü<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Staatsbürger auf politis<strong>ch</strong>e<br />

und nationale Selbstbestimmung und Teilhabe an <strong>der</strong> Ma<strong>ch</strong>t. Beson<strong>der</strong>s in den<br />

Imperien gingen sol<strong>ch</strong>e For<strong>der</strong>ungen mit neuen Territorialvorstellungen einher.<br />

In unserer Arbeitsgruppe wollen wir uns sowohl theoretis<strong>ch</strong> als au<strong>ch</strong> anhand von Fallbeispielen<br />

aus <strong>der</strong> neueren europäis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit diesem gewandelten Verständnis<br />

von Herrs<strong>ch</strong>aft und Raum befassen. Wir wollen diskutieren, wie die politis<strong>ch</strong>e Welt neu<br />

vermessen (Territorialisierung) und Herrs<strong>ch</strong>aft zentral o<strong>der</strong> dezentral organisiert wird, alternative<br />

Raumvorstellungen als politis<strong>ch</strong>es Mittel eingesetzt werden (imagined territory/<br />

mental maps) und dadur<strong>ch</strong> neue Vorstellungen von Staatsbürgers<strong>ch</strong>aft/‘citizenship’ entstehen.<br />

Modelle <strong>der</strong> infrastrukturellen Ers<strong>ch</strong>ließung und <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Ordnung werden<br />

am Beispiel vers<strong>ch</strong>iedener Län<strong>der</strong> (z.B. Habsburgermonar<strong>ch</strong>ie, Russis<strong>ch</strong>es Rei<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>es<br />

Rei<strong>ch</strong>) aufgezeigt. Abs<strong>ch</strong>ließend lohnt es si<strong>ch</strong>, unsere Erkenntnisse vor dem Hintergrund<br />

aktueller politis<strong>ch</strong>er Fragestellungen (insbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf Ordnungs- und<br />

Integrationsmodelle in <strong>der</strong> Europäis<strong>ch</strong>en Union) zu debattieren.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Frithjof Benjamin S<strong>ch</strong>enk<br />

Departement Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Universität Basel<br />

Dr. Jana Osterkamp<br />

Collegium Carolinum, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Osterhammel, J., Die Verwandlung <strong>der</strong> Welt. Eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, Mün<strong>ch</strong>en 2009, Kap. III 5 „Raumordnungen:<br />

Ma<strong>ch</strong>t und Raum“, S. 168-173; Kap. III 6 „Territorialität, Diaspora,<br />

Grenze“, S. 173-180; Kap. VIII 3 „Imperien: Was sie zusammenhält“,<br />

S. 603-616; Kap. VIII 4 „Imperien: Typen und Verglei<strong>ch</strong>e“,<br />

S. 616-624; Kap. XI 1 „Ordnung und Kommunikation: Der Staat<br />

und das Politis<strong>ch</strong>e“, S. 818-828.<br />

152<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 6<br />

Mythos und Vernunft in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

Das Verhältnis von Mythos und Vernunft wird häufig als Gegensatz verstanden: Die Vernunft<br />

klärt den Mens<strong>ch</strong>en über die Irrationalität eines mythis<strong>ch</strong>en Weltbilds auf und baut<br />

stattdessen ganz auf die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erklärung <strong>der</strong> Wirkli<strong>ch</strong>keit. So ges<strong>ch</strong>ehen in <strong>der</strong><br />

Antike mit dem ursprüngli<strong>ch</strong>en Wandel „vom Mythos zum Logos“ (Nestle); so ges<strong>ch</strong>ehen<br />

im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t mit <strong>der</strong> europäis<strong>ch</strong>en Aufklärung. Do<strong>ch</strong> das Mythis<strong>ch</strong>e läßt si<strong>ch</strong> von<br />

<strong>der</strong> Vernunft ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong> verdrängen. Ja, es s<strong>ch</strong>eint, als könne si<strong>ch</strong> das vernunftgeleitete<br />

Denken ohne den Mythos ni<strong>ch</strong>t entfalten.<br />

Wir wollen die vielfältige Dur<strong>ch</strong>dringung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne mit dem Mythos in den Berei<strong>ch</strong>en<br />

von Alltag, Politik, Kunst und Wissens<strong>ch</strong>aft untersu<strong>ch</strong>en. Dabei werden ni<strong>ch</strong>t nur Philosophen<br />

wie Barthes und Cassirer, Horkheimer und Adorno zu Wort kommen, son<strong>der</strong>n es<br />

wird au<strong>ch</strong> um die Bedeutung des Mythis<strong>ch</strong>en in den Künsten (Bildende Kunst und Literatur)<br />

und Wissens<strong>ch</strong>aften (Theologie, Psy<strong>ch</strong>ologie, Ethnologie, Mathematik, Naturwissens<strong>ch</strong>aften)<br />

gehen. Daher sind ausdrückli<strong>ch</strong> Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er eingeladen, über offene<br />

Fragen und offerierte Antworten zu diskutieren!<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Ralf Becker<br />

Humboldt-Studienzentrum für Philosophie und Geisteswissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Universität Ulm<br />

Dr. Julia Jonas<br />

Institut für Philosophie, Universität Würzburg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Horkheimer, M./Adorno, T.W., Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung. Philosophis<strong>ch</strong>e<br />

Fragmente, Stuttgart 2006.<br />

Barthes, R., Mythologies, Paris 2010 (dt. Übers.: Mythen des Alltags,<br />

Berlin 2012).<br />

Cassirer, E., The Myth of the State, New Haven-London 2009 (dt.<br />

Übers.: Vom Mythus des Staates, Hamburg 2002).<br />

Hübner, K., Die Wahrheit des Mythos, Freiburg i.Br. 2011.<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern) 153


Arbeitsgruppe 7<br />

Risiko, Resilienz und positive Entwicklung<br />

Während wir relativ viel darüber wissen, wel<strong>ch</strong>e Faktoren ein Risiko für die Entwicklung<br />

von Kin<strong>der</strong>n und für ihre Familien darstellen, wissen wir verglei<strong>ch</strong>sweise wenig darüber,<br />

wel<strong>ch</strong>e Faktoren dazu führen, dass Kin<strong>der</strong> si<strong>ch</strong> trotz s<strong>ch</strong>wieriger Lebensumstände positiv<br />

entwickeln.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe werden wir uns damit bes<strong>ch</strong>äftigen, Risikofaktoren und S<strong>ch</strong>utzfaktoren<br />

für Kin<strong>der</strong> und ihre Familien zu identifizieren. Hierfür werden wir sowohl das Resilienzkonzept<br />

als au<strong>ch</strong> neuere Ansätze <strong>der</strong> positiven Psy<strong>ch</strong>ologie einsetzen. Da in Deuts<strong>ch</strong>land<br />

etwa ein Drittel aller Kin<strong>der</strong> aus zugewan<strong>der</strong>ten Familien stammen, werden wir die<br />

beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen ebenso wie die Chancen, die si<strong>ch</strong> hieraus ergeben, berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er S<strong>ch</strong>werpunkt liegt auf <strong>der</strong> Betra<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> Resilienz und<br />

Risiken in Abhängigkeit von einzelnen Lebensphasen, also beispielsweise <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Rolle von Lebensumständen in frühen Entwicklungsphasen (early life stress).<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Axel S<strong>ch</strong>ölmeri<strong>ch</strong><br />

Fakultät für Psy<strong>ch</strong>ologie/Entwicklungspsy<strong>ch</strong>ologie,<br />

Universität Bo<strong>ch</strong>um<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Handbook of Resilience in Children, hg. von S. Goldstein und R.B.<br />

Brooks, Springer Verlag 2006.<br />

Masten, A.S./O’Dougherty Wright, M., Resilience over the Lifespan.<br />

Developmental Perspectives on Resistance, Recovery, and Transformation,<br />

in: Handbook of Adult Resilience, hg. von J.W. Rei<strong>ch</strong>, A.J.<br />

Zautra und J.S. Hall, The Guilford Press 2010, S. 213-237.<br />

Realizing the Potential of Immigrant Youth, hg. von A.S. Masten, K.<br />

Liebkind und D. Hernandez, Cambridge University Press 2012.<br />

154<br />

Akademie XV Salem (Max Weber-Programm Bayern)


Max Weber-Programm Bayern<br />

Akademie XVI Überlingen<br />

Der Oberstufencampus <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule S<strong>ch</strong>loss Salem liegt ganz nah<br />

am Bodensee bei Überlingen. Während <strong>der</strong> Sommerferien können<br />

wir die mo<strong>der</strong>nen Räumli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Internatss<strong>ch</strong>ule auf<br />

dem Campus Härlen nutzen und in herrli<strong>ch</strong>er Umgebung wohnen<br />

und arbeiten. Das einwö<strong>ch</strong>ige Format <strong>der</strong> Akademie trägt dem begrenzten<br />

zeitli<strong>ch</strong>en Budget <strong>der</strong> Stipendiaten in höheren Semestern<br />

Re<strong>ch</strong>nung. Erhalten bleibt die Mis<strong>ch</strong>ung aus intensiver Arbeit und<br />

selbst organisierter Freizeit. Gefor<strong>der</strong>t ist eine stärkere Eigenverantwortli<strong>ch</strong>keit<br />

<strong>der</strong> Stipendiaten dur<strong>ch</strong> Gruppenarbeit und Werkstattberi<strong>ch</strong>te<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer.<br />

Die <strong>Studienstiftung</strong> hat im Oktober 2005 im Auftrag des Freistaats<br />

Bayern die Dur<strong>ch</strong>führung des Max Weber-Programms Bayern<br />

übernommen. Die Akademie in Überlingen wird dur<strong>ch</strong> das Max<br />

Weber-Team organisiert. Sie steht Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />

des Max Weber-Programms und <strong>der</strong> <strong>Studienstiftung</strong> offen.<br />

ab 5. Semester und<br />

Doktoranden<br />

11. August 2013<br />

( Anreisetag ) bis<br />

18. August 2013<br />

( Abreisetag )<br />

- einwö<strong>ch</strong>ig -<br />

Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 100,- ¤<br />

Leitung:<br />

Margrit Li<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>lag<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Jungert<br />

www.max-weberprogramm.de<br />

Bitte lesen Sie au<strong>ch</strong><br />

S. 11-13<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern)<br />

155


Arbeitsgruppe 1<br />

Klinis<strong>ch</strong>e Notfallmedizin – eine (intellektuelle)<br />

herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Die präklinis<strong>ch</strong>e Notfallmedizin, <strong>der</strong> Rettungsdienst, ist in Deuts<strong>ch</strong>land ho<strong>ch</strong>gradig ausgebaut.<br />

Die Klinis<strong>ch</strong>e Notfallmedizin, die in den Krankenhäusern, vor allem in den Notaufnahmen<br />

gelebt wird, entwickelt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> gerade erst.<br />

Die Klinis<strong>ch</strong>e Notfallmedizin unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> stark von ihrer präklinis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wester,<br />

<strong>der</strong> Rettungsmedizin. Steht in <strong>der</strong> Präklinik vor allem die Si<strong>ch</strong>erung <strong>der</strong> Vitalfunktionen<br />

im Vor<strong>der</strong>grund, gibt es in <strong>der</strong> Klinik dagegen weitaus mehr diagnostis<strong>ch</strong>e und therapeutis<strong>ch</strong>e<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten. Die Klinis<strong>ch</strong>e Notfallmedizin mit ihrer großen Zahl an Patienten<br />

und Erkrankungen und Verletzungen, die Notfallmediziner jeden Tag sehen, und mit <strong>der</strong><br />

hohen Zahl an diagnostis<strong>ch</strong>en und therapeutis<strong>ch</strong>en Optionen und Ents<strong>ch</strong>eidungen, ist eine<br />

faszinierende und intellektuell anspru<strong>ch</strong>svolle Tätigkeit.<br />

Unsere Arbeitsgruppe gibt einen Überblick über das umfangrei<strong>ch</strong> gewordene Gebiet <strong>der</strong><br />

Klinis<strong>ch</strong>en Notfallmedizin, die im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n bei uns no<strong>ch</strong> kein eigenes<br />

akademis<strong>ch</strong>es Fa<strong>ch</strong> ist. Bespro<strong>ch</strong>en werden Diagnostik, Therapie, Risikostratifikation<br />

und Disposition in <strong>der</strong> Notaufnahme bei akuten Erkrankungen, Verletzungen und Vergiftungen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Thomas Fleis<strong>ch</strong>mann<br />

Interdisziplinäre Notaufnahme, Klinikum Salzgitter GmbH<br />

Dr. Thomas Plappert<br />

Zentralen Notaufnahme, Sana Hanseklinikum Wismar<br />

Studierende <strong>der</strong> Medizin<br />

Literatur Klinis<strong>ch</strong>e Notfallmedizin, hg. von T. Fleis<strong>ch</strong>mann, Elsevier 2011.<br />

Fleis<strong>ch</strong>mann, T./Walter, B., Interdisziplinäre Notaufnahmen in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land, in: Deuts<strong>ch</strong>es Ärzteblatt 104/46, 2007, A3164-3166.<br />

Tintinalli’s Emergency Medicine, hg. von J. Tintinalli, McGraw-<br />

Hill 2011.<br />

156<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 2<br />

Selektive Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle<br />

Selektive Aufmerksamkeit spielt eine zentrale Rolle bei <strong>der</strong> Verknüpfung von Wahrnehmung<br />

mit Handlung. Bei <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> zu je<strong>der</strong> Zeit aufgenommenen Umweltinformationen<br />

und <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> zu je<strong>der</strong> Zeit mögli<strong>ch</strong>en Handlungen bedarf es Me<strong>ch</strong>anismen,<br />

die zielrelevante Wahrnehmungsinhalte auswählen und für die Steuerung zielführen<strong>der</strong><br />

Handlungen bereit stellen.<br />

Obwohl Phänomene selektiver Aufmerksamkeit, wie z.B. das berühmte Cocktail-Party-<br />

Phänomen (die Fähigkeit, si<strong>ch</strong> auf einen Spre<strong>ch</strong>er unter vielen glei<strong>ch</strong>zeitig ablaufenden<br />

Gesprä<strong>ch</strong>en einzustellen), wohl bekannt sind, ließen si<strong>ch</strong> erst in neuerer Zeit die Gehirnme<strong>ch</strong>anismen,<br />

die diese Funktion vermitteln, darstellen. In unserer Arbeitsgruppe geht es<br />

darum, die S<strong>ch</strong>lüsselrolle von Aufmerksamkeit für mentale Funktionen (Sehen, Gedä<strong>ch</strong>tnisabruf,<br />

Handlungsplanung etc.) na<strong>ch</strong>zuvollziehen und auf Situationen des Alltagslebens<br />

anzuwenden. Darüber hinaus bes<strong>ch</strong>äftigen wir uns damit, wie Aufmerksamkeit im Gehirn<br />

implementiert ist und wel<strong>ch</strong>e Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen Läsionen in Netzwerken <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

haben.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> sollen offene Fragen <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsfors<strong>ch</strong>ung angespro<strong>ch</strong>en und Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

gesu<strong>ch</strong>t werden, diese zu beantworten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Hermann J. Müller<br />

Department Psy<strong>ch</strong>ologie, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

PD Dr. Joseph Krummena<strong>ch</strong>er<br />

Department Psy<strong>ch</strong>ologie, Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Müller, H.J./Krummena<strong>ch</strong>er, J., Aufmerksamkeit, in: Allgemeine<br />

Psy<strong>ch</strong>ologie, hg. von J. Müsseler, Heidelberg 2 2007.<br />

Krummena<strong>ch</strong>er, J./Müller, H.J., Dynamic Weighting of Feature<br />

Dimensions in Visual Sear<strong>ch</strong>. Behavioral and Psy<strong>ch</strong>ophysiological<br />

Evidence, in: Frontiers in Psy<strong>ch</strong>ology 221/3, 2012, S. 1-12.<br />

Hagendorf, H. et al., Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, Berlin<br />

2011.<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern) 157


Arbeitsgruppe 3<br />

Uncertainty und ihre Quantifizierung im<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>nen<br />

Das Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>nen ist in den letzten Jahrzehnten dur<strong>ch</strong> die immensen Forts<strong>ch</strong>ritte<br />

in <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>nerleistung und die Entwicklung effizienter numeris<strong>ch</strong>er Simulationsmethoden<br />

zu einer wi<strong>ch</strong>tigen Erkenntnisquelle für wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

Fragestellungen geworden. Dort, wo die beiden klassis<strong>ch</strong>en Säulen <strong>der</strong> Erkenntnis – Theorie<br />

und Experiment – an ihre Grenzen stoßen, ermögli<strong>ch</strong>en Simulationen oft Einblicke in<br />

komplexe Zusammenhänge. Als Beispiele seien hier nur die Simulation von Natur- und<br />

Umweltkatastrophen, Simulationen in <strong>der</strong> Astrophysik, des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Blutkreislaufs<br />

und neuartiger Flugzeuggeometrien genannt. Allerdings stellt man beim Verglei<strong>ch</strong> von<br />

Experiment und Simulation bereits bei sehr einfa<strong>ch</strong>en Szenarien erhebli<strong>ch</strong>e Abwei<strong>ch</strong>ungen<br />

fest, die auf ungenaue o<strong>der</strong> fals<strong>ch</strong>e Modellannahmen, Ungewissheiten in den Modellparametern,<br />

verna<strong>ch</strong>lässigte äußere Einflüsse und vieles mehr zurückgeführt werden können.<br />

Um die Aussagekraft einer Simulation beurteilen zu können, ist daher zusätzli<strong>ch</strong> zur<br />

eigentli<strong>ch</strong>en Simulationsre<strong>ch</strong>nung eine Abs<strong>ch</strong>ätzung <strong>der</strong> Unsi<strong>ch</strong>erheiten im Simulationsergebnis<br />

in Abhängigkeit von den Unsi<strong>ch</strong>erheiten in den Eingabewerten unerlässli<strong>ch</strong> – die<br />

sogenannte Uncertainty Quantification (UQ). Mögli<strong>ch</strong> wird diese erst dur<strong>ch</strong> die enorme,<br />

auf heutigen Großre<strong>ch</strong>nern verfügbare Re<strong>ch</strong>enleistung, weshalb die Fors<strong>ch</strong>ungsaktivitäten<br />

zur UQ in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Wir werden die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Ziele und aktuell verfügbaren Methoden <strong>der</strong> UQ vorstellen und untersu<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e<br />

Fragen bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Verlässli<strong>ch</strong>keit und Aussagekraft von Simulationen mit diesen<br />

Methoden bereits beantwortet werden können und wo Bedarf na<strong>ch</strong> neuartigen Verfahren<br />

besteht.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Miriam Mehl<br />

Institute for Advanced Studies, Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Prof. Dr. Markus Hegland<br />

ANU College of Physical and Mathematical Sciences, Australian<br />

National University, Canberra<br />

Studierende <strong>der</strong> Mathematik, Informatik, Physik und ingenieurwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Studiengänge; mathematis<strong>ch</strong> interessierte Studierende<br />

<strong>der</strong> Chemie, Biologie, Medizin<br />

Uncertainty Quantification in Scientific Computing. 10th IFIP<br />

WG 2.5 Working Conference, hg. von A. Dienstfrey und R. Boisvert,<br />

Berlin-Heidelberg 2012.<br />

158<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 4<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft und Autors<strong>ch</strong>aft<br />

Die Plagiatdiskussion und <strong>der</strong>en Konzentration auf Dissertationen lenken davon ab, dass<br />

Autors<strong>ch</strong>aft in <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aft eine eigenständige positive Funktion hat: für die Kommunikation<br />

in <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aft mit ihren ‘Diskursanfor<strong>der</strong>ungen’ – vor allem <strong>der</strong> Wahrhaftigkeit;<br />

für die Autorenverantwortung des Wissens<strong>ch</strong>aftlers für seinen Text und die von ihm<br />

postulierten Erkenntnisse und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> für die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Anerkennungskultur.<br />

Insofern soll die Arbeitsgruppe herausarbeiten, wel<strong>ch</strong>e konkrete Funktion diese Autors<strong>ch</strong>aft<br />

in <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aft hat, ob und wie sie unter ‘mo<strong>der</strong>nen’ Publikationsbedingungen<br />

aufre<strong>ch</strong>terhalten werden kann und wel<strong>ch</strong>e ethis<strong>ch</strong>en Probleme mit ihr verknüpft sind.<br />

Au<strong>ch</strong> ist die Frage na<strong>ch</strong> ‘kollaborativen’ Autors<strong>ch</strong>aften gestellt. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ist die Frage aufgeworfen,<br />

ob unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Fä<strong>ch</strong>er vers<strong>ch</strong>iedene Autors<strong>ch</strong>afts-Konzeptionen verfolgen.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Volker Rieble<br />

Lehrstuhl für Arbeitsre<strong>ch</strong>t und Bürgerli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t,<br />

Universität Mün<strong>ch</strong>en<br />

Prof. Dr. Roland Reuß<br />

Germanistis<strong>ch</strong>es Seminar, Universität Heidelberg<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />

Texte zur Theorie <strong>der</strong> Autors<strong>ch</strong>aft, hg. und komm. von F. Jannidis<br />

et al., Stuttgart 2000.<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern) 159


Arbeitsgruppe 5<br />

Rendite aus Wissen – Informationsverarbeitung am<br />

kapitalmarkt<br />

Die Kapitalmärkte spielen eine zentrale ökonomis<strong>ch</strong>e Rolle: Unternehmen können si<strong>ch</strong> an<br />

Kapitalmärkten Eigen- und Fremdkapital bes<strong>ch</strong>affen, um ihre Vorhaben zu finanzieren.<br />

Dadur<strong>ch</strong> wird die Ers<strong>ch</strong>affung von neuen Produkten o<strong>der</strong> Dienstleistungen und <strong>der</strong>en<br />

Bereitstellung für die Mens<strong>ch</strong>en überhaupt erst mögli<strong>ch</strong>. Anleger haben die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

verfügbare Mittel zeitweise diesen unternehmeris<strong>ch</strong>en Projekten zukommen zu lassen und<br />

damit an <strong>der</strong> volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Werts<strong>ch</strong>öpfung zu partizipieren. Kapitalanlage ermögli<strong>ch</strong>t<br />

den Mens<strong>ch</strong>en, einen Teil ihres gegenwärtigen Einkommens für zukünftige Konsumbedürfnisse<br />

zu transformieren, sozusagen für das Alter vorzusorgen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in den letzten Jahren wurde in <strong>der</strong> breiten Bevölkerung viel über die Kapitalmärkte<br />

und ihre Funktionsweise diskutiert. Große Verwerfungen in Kapitalmarktpreisen<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> komplexen Finanz- und Staatshaushaltskrise ließen Vermutungen<br />

aufkommen, dass die Kapitalmärkte ni<strong>ch</strong>t mehr o<strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr effizient ‘funktionieren’.<br />

Politiker gewinnen Stimmen, indem sie si<strong>ch</strong> gegen die Kapitalmärkte stellen<br />

und zusätzli<strong>ch</strong>e Regulierungen dur<strong>ch</strong>setzen.<br />

Haben si<strong>ch</strong> die Kapitalmärkte tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> verän<strong>der</strong>t? Haben si<strong>ch</strong> die Preisbildungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

von fundamentalen Grundlagen gelöst? Wie stehen Risiken und Rendite<strong>ch</strong>ancen<br />

zueinan<strong>der</strong>? Wie wird si<strong>ch</strong> eine zusätzli<strong>ch</strong>e Regulierung <strong>der</strong> Kapitalmärkte auswirken?<br />

Unsere Arbeitsgruppe bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Aspekten <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

am Kapitalmarkt. Es werden Modelle diskutiert und es wird mit Marktdaten<br />

empiris<strong>ch</strong> gearbeitet. Ziel ist es, gemeinsam ein tieferes Verständnis unserer mo<strong>der</strong>nen<br />

Kapitalmärkte und ihrer zukünftigen Entwicklung zu erarbeiten.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Dr. Peter Oertmann<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>, Vescore AG, Züri<strong>ch</strong> und Mün<strong>ch</strong>en<br />

Lehrbeauftragter, Universität Basel und Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Universität<br />

Mün<strong>ch</strong>en<br />

Dr. Alexis Eisenhofer<br />

Vorstandsmitglied, Financial.com AG, Mün<strong>ch</strong>en<br />

Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> für Wirts<strong>ch</strong>aft, Märkte und Kapitalmärkte<br />

interessieren und gern quantitativ mit Daten arbeiten<br />

Literatur Malkiel, B.G., A Random Walk Down Wall Street, Norton 2011.<br />

160<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern)


Arbeitsgruppe 6<br />

Film na<strong>ch</strong> dem Kino: Se<strong>ch</strong>s Kapitel zur<br />

„postkinematographis<strong>ch</strong>en Bedingung“<br />

In den ersten hun<strong>der</strong>t Jahren seiner Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te verstand man unter Film ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es<br />

Medium, das auf <strong>der</strong> Grundlage eines foto<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Aufzei<strong>ch</strong>nungsverfahrens bewegte<br />

Bil<strong>der</strong> produzierte, die in öffentli<strong>ch</strong>en Räumen vor Publikum projiziert wurden. Im Zuge<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre allerdings sind sämtli<strong>ch</strong>e Elemente dieser Definition fragli<strong>ch</strong> geworden.<br />

Zelluloid und foto<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Aufzei<strong>ch</strong>nungsprozesse sind mittlerweile dur<strong>ch</strong> digitale Aufzei<strong>ch</strong>nungs-,<br />

Spei<strong>ch</strong>er- und Distributionsmedien abgelöst worden. Unter den Bedingungen<br />

portabler digitaler Medien, globaler Netzwerkkommunikation und sogenannter urban<br />

screens löst si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Film als Erfahrungsmatrix vom Kino und dem klassis<strong>ch</strong>en te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Dispositiv des Films ab. Mit Bewegtbil<strong>der</strong>n ist nunmehr in allen sozialen Situationen und<br />

institutionellen Rahmungen zu re<strong>ch</strong>nen.<br />

Die Modalitäten <strong>der</strong> Rezeption verän<strong>der</strong>n si<strong>ch</strong> in dieser „postkinematografis<strong>ch</strong>en Bedingung“<br />

(Alexan<strong>der</strong> Horwath) grundlegend. An die Stelle eines Modells <strong>der</strong> Teilnahme an<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Aufführungen tritt mittlerweile ein Modell <strong>der</strong> autonomen Programmgestaltung,<br />

die fließend in die Produktion eigener Filme und an<strong>der</strong>er Formate übergeht. Die<br />

Formen <strong>der</strong> Darstellung verän<strong>der</strong>n si<strong>ch</strong> ebenfalls: Neben die paradigmatis<strong>ch</strong>e Form des<br />

abendfüllenden Langspielfilms treten kürzere Formate und offene Formen, ferner künstleris<strong>ch</strong>e<br />

Bearbeitungen filmis<strong>ch</strong>en Materials, die in Museumsräumen aufgeführt werden,<br />

aber au<strong>ch</strong> prononcierte Langformen, vor allem im Berei<strong>ch</strong> des Dokumentarfilms.<br />

Leitung<br />

Teilnehmer<br />

Literatur<br />

Prof. Dr. Vinzenz Hediger<br />

Institut für Theater-, Film- und Medienwissens<strong>ch</strong>aft, Universität<br />

Frankfurt/Main<br />

Dr. Florian Hoof<br />

Institut für Theater-, Film- und Medienwissens<strong>ch</strong>aft, Universität<br />

Frankfurt/Main<br />

Studierende <strong>der</strong> Philosophie, Kunstwissens<strong>ch</strong>aft, Musikwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

<strong>der</strong> Allgemeinen und Verglei<strong>ch</strong>enden Literaturwissens<strong>ch</strong>aft,<br />

Soziologie (insb. Kultursoziologie), Amerikanistik, Romanistik,<br />

Germanistik.<br />

Orte filmis<strong>ch</strong>en Wissens. Filmkultur und Filmvermittlung im<br />

Zeitalter digitaler Netzwerke, hg. von G. Sommer, V. Hediger<br />

und O. Fahle, Marburg 2011.<br />

Hansen, M., Cinema and Experience, Berkeley 2012.<br />

Casetti, F., Back to the Motherland, in: Screen, 52/1, 2011, S. 1-12.<br />

Akademie XVI Überlingen (Max Weber-Programm Bayern) 161

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