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Das Lehr-Lern-Modell in der Ausbildung

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Studiensem<strong>in</strong>ar r Koblenz<br />

Stand: 6.8.10<br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> des Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars<br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> fungiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> des Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars als Referenzund<br />

Strukturierungsrahmen. Es ist darüber h<strong>in</strong>aus Erkenntnismittel (Differenzierung von<br />

<strong>Lern</strong>erperspektive und <strong>Lehr</strong>errolle), Planungs<strong>in</strong>strument (für Entwürfe und Stundenraster),<br />

Kommunikationsmittel (Bezugsmodell für Begrifflichkeiten) und Reflexionsmittel (Kriterien <strong>der</strong><br />

Unterrichtsbewertung).<br />

<strong>Lehr</strong>ende brauchen <strong>Modell</strong>e für <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-Prozesse; <strong>Lehr</strong>ende haben <strong>Modell</strong>e für <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<br />

Prozesse, denn niemand unterrichtet „modelllos“. Die Frage ist, wie implizit o<strong>der</strong> explizit<br />

diese <strong>Modell</strong>e das jeweilige <strong>Lehr</strong>en bestimmen und wie öffentlich und transparent die<br />

<strong>Modell</strong>e und Vorstellungen s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> des Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars haben wir uns<br />

für e<strong>in</strong> <strong>Modell</strong> des <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-Prozesses entschieden, das <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> als Referenz- und<br />

Strukturierungsrahmen zugrunde liegt.<br />

Viele gängige <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong>e s<strong>in</strong>d bei genauerem H<strong>in</strong>sehen bloße <strong>Lehr</strong>-<strong>Modell</strong>e, d.h. sie<br />

fokussieren auf das <strong>Lehr</strong>en, auf das, was die <strong>Lehr</strong>kraft tut. E<strong>in</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> muss aber<br />

auf das <strong>Lern</strong>en fokussieren. Gute <strong>Lehr</strong>prozesse alle<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen nicht zw<strong>in</strong>gend gute<br />

<strong>Lern</strong>prozesse hervor. <strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong>e Warnung vor dem <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-Kurzschluss: Was gelehrt<br />

wird, wird auch gelernt.


<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> trennt deutlich zwischen <strong>Lehr</strong>prozessen und <strong>Lern</strong>prozessen unter<br />

Beachtung <strong>der</strong> gegenseitigen Wechselwirkung. Es weist die Aufgaben und Rollen zu: Die<br />

<strong>Lern</strong>er lernen, die <strong>Lehr</strong>kraft steuert, mo<strong>der</strong>iert, und för<strong>der</strong>t die <strong>Lern</strong>prozesse. Sie übernimmt<br />

die volle Verantwortung für die professionelle Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Lern</strong>umgebungen und für die<br />

Ermöglichung vieler optimaler <strong>Lern</strong>prozesse. Wenn das <strong>Lern</strong>en im Fokus des <strong>Modell</strong>s steht,<br />

dann muss es zunächst die <strong>Lern</strong>schritte und die Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>Lern</strong>er modellieren.<br />

Die Schrittfolge im <strong>Lern</strong>prozess<br />

<strong>Das</strong> <strong>Modell</strong> des <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-Prozesses setzt e<strong>in</strong>erseits die <strong>Lern</strong>vorgänge <strong>der</strong> <strong>Lern</strong>er zentral <strong>in</strong><br />

den Unterricht und modelliert die <strong>Lehr</strong>leistungen <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>er als Teil <strong>der</strong> <strong>Lern</strong>umgebung.<br />

<strong>Lern</strong>er treten mit Vorwissen, Vorerfahrungen und mit e<strong>in</strong>em Bestand an Kompetenzen <strong>in</strong> die<br />

<strong>Lern</strong>umgebung des Unterrichts e<strong>in</strong> und verlassen diese <strong>Lern</strong>umgebung mit mehr Wissen,<br />

mehr Können und ausgeprägteren Kompetenzen. <strong>Das</strong> <strong>Lern</strong>en f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Folge von<br />

<strong>Lern</strong>schritten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit statt. Die <strong>Lern</strong>schritte können fach-, themen- und<br />

kompetenzspezifisch se<strong>in</strong>. (Präzisierungen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Ausführungen <strong>der</strong><br />

Fachsem<strong>in</strong>are.) Jedoch f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> je<strong>der</strong> <strong>Lern</strong>e<strong>in</strong>heit an passen<strong>der</strong> Stelle e<strong>in</strong>e Arbeit an den<br />

<strong>Lern</strong>materialien statt, denn <strong>Lern</strong>er bearbeiten Aufgabenstellungen, werten Informationen<br />

aus, setzen sich mit den fachlichen Inhalten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und entwickeln dabei<br />

Kompetenzen. Meistens entsteht dabei e<strong>in</strong> <strong>Lern</strong>produkt materieller Art (z.B. Tabelle,<br />

M<strong>in</strong>dmap, Text, Skizze, Bild, Diagramm, Experiment, …) o<strong>der</strong> auch immaterieller (geistiger)<br />

Art <strong>in</strong> Form von Erkenntnissen. Dieser <strong>Lern</strong>schritt ist <strong>der</strong> zentrale, alle vorgängigen führen<br />

h<strong>in</strong>, alle nachfolgenden bauen darauf auf. Die erstellten <strong>Lern</strong>produkte werden oft im Plenum<br />

diskutiert und verhandelt. E<strong>in</strong> <strong>Lern</strong>schritt, <strong>in</strong> dem vernetzt und transferiert wird, schließt die<br />

<strong>Lern</strong>sequenz häufig ab.<br />

Die Steuerungen des <strong>Lern</strong>prozesses<br />

Die <strong>Lehr</strong>erleistungen bestehen <strong>in</strong> den Steuerungen des <strong>Lern</strong>prozesses.<br />

Steuerung 1: Aufgabenstellungen<br />

Gute Aufgabenstellungen s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Motor för<strong>der</strong>licher <strong>Lern</strong>umgebungen. Aufgabenstellungen<br />

be<strong>in</strong>halten Arbeitsaufträge, <strong>Lern</strong>materialien und Methoden. Letztere steuern maßgeblich den<br />

<strong>Lern</strong>vorgang und materialisieren die <strong>Lern</strong>umgebungen.<br />

Steuerung 2: <strong>Lern</strong>materialien und Medien<br />

In <strong>der</strong> Mitte des <strong>Lern</strong>ens bearbeiten die <strong>Lern</strong>enden <strong>Lern</strong>materialien, stellen <strong>Lern</strong>produkte her<br />

und diskutieren dieselben. Mit den <strong>Lern</strong>materialien (z.B. Gegenstände,<br />

Experimentiermaterialien, Bil<strong>der</strong>, Zeichnungen, Texte, Hörtexte, Filme, Comics,<br />

Sprechblasen, Berichte, …), die von Methoden und Medien (z.B. <strong>Lehr</strong>ervortrag, Experiment,<br />

Film, Sachtext, Unterrichtsgespräch, multimediale <strong>Lern</strong>umgebung, Internetrecherche,<br />

Podcast, Experten<strong>in</strong>terview, …) begleitet s<strong>in</strong>d, steuert die <strong>Lehr</strong>kraft die <strong>Lern</strong>prozesse<br />

material.<br />

Die Steuerungen 1 und 2 s<strong>in</strong>d meistens „Schreibtischprodukte“ <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>kraft, s<strong>in</strong>d vorbereitet<br />

und haben materialen Charakter. Die Steuerungen 3 und 4 s<strong>in</strong>d immer situativ und haben<br />

personalen Charakter.<br />

Steuerung 3: Mo<strong>der</strong>ation<br />

Der <strong>Lern</strong>prozess wird von <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>kraft verbal begleitet und personal gesteuert. Ihrem<br />

professionellen Geschick obliegt es, die <strong>Lern</strong>materialien mo<strong>der</strong>ierend <strong>in</strong> den <strong>Lern</strong>prozess<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und im Diskurs zu verhandeln. Die Mo<strong>der</strong>ation ist immer persönlich geprägt,<br />

muss aber unabhängig von <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>erpersönlichkeit professionellen Standards genügen.<br />

Steuerung 4: Rückmeldung und Reflexion<br />

Von <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>kraft angeleitete Reflexionen über die <strong>Lern</strong>vorgänge (Metareflexionen) und<br />

<strong>in</strong>dividuelle qualifizierte Rückmeldungen durch die <strong>Lehr</strong>kraft s<strong>in</strong>d im <strong>Lern</strong>prozess wichtig, um<br />

Könnensbewusstse<strong>in</strong>, <strong>Lern</strong>erpersönlichkeit und Selbstvertrauen zu entwickeln.


Die <strong>Modell</strong>annahmen des <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong>s<br />

Dem <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> liegen folgende <strong>Modell</strong>annahmen zugrunde:<br />

−<br />

−<br />

−<br />

−<br />

−<br />

<strong>Lern</strong>en ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller konstruktiver Vorgang im lernenden Subjekt. <strong>Lern</strong>- und<br />

Erkenntnisleistungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuelle Leistungen, die im kollektiven Diskurs befruchtend<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Schulisches <strong>Lern</strong>en ist e<strong>in</strong> organisiertes und strukturiertes <strong>Lern</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er passenden<br />

zeitlichen <strong>Lern</strong>schrittfolge.<br />

Ziel schulischen <strong>Lern</strong>ens ist die Kompetenzentwicklung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es handelnden<br />

Umgangs mit Wissen (Kompetenz = Wissen + Wollen + Handeln), sowie die<br />

Persönlichkeitsentwicklung <strong>der</strong> <strong>Lern</strong>er.<br />

Schulisches <strong>Lehr</strong>en ist die professionelle Gestaltung von <strong>Lern</strong>umgebungen, <strong>in</strong> denen<br />

<strong>Lern</strong>en material und personal professionell gesteuert und mo<strong>der</strong>iert wird.<br />

In <strong>der</strong> Mitte des Unterrichts steht die <strong>in</strong>tensive Arbeit an <strong>Lern</strong>materialen mit <strong>der</strong><br />

Herstellung von <strong>Lern</strong>produkten und <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong>selben.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> des Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars<br />

<strong>Das</strong> <strong>Ausbildung</strong>sprogramm beschreibt, wie Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare ihre<br />

beruflichen Kompetenzen erwerben. Es verb<strong>in</strong>det die Handlungssituationen unter<br />

Bezugnahme auf die Standards passend mit den Inhalten/Themen und strukturiert<br />

gleichzeitig die <strong>Ausbildung</strong> zeitlich. Unserem <strong>Ausbildung</strong>sprogramm des Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Sem<strong>in</strong>ars liegen fünf <strong>Ausbildung</strong>spr<strong>in</strong>zipien zugrunde:<br />

1. Es wird von Anfang an <strong>in</strong> allen Handlungsfel<strong>der</strong>n gleichzeitig und e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Bezug<br />

nehmend ausgebildet (Komplexität von Anfang an).<br />

2. Die <strong>Ausbildung</strong> erfolgt gestuft nach Kompetenzständen und nicht portioniert, z.B. nach<br />

Themen (Stufung statt Portionierung).<br />

3. Die Themen/Inhalte werden den Handlungssituationen zugeordnet und nicht umgekehrt<br />

(Primat <strong>der</strong> Handlungssituationen vor den Themen).<br />

4. Kompetenzstand und <strong>Ausbildung</strong>sstand werden fortlaufend mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen, um<br />

Stützungsmaßnahmen zu gestalten (Abgleich von Kompetenz- und <strong>Ausbildung</strong>sstand).<br />

5. Der <strong>Ausbildung</strong> liegt e<strong>in</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> als Referenz- und Strukturierungsrahmen<br />

zugrunde (<strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong>).<br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> fungiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> des Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars als Referenzund<br />

Strukturierungsrahmen. Es ist darüber h<strong>in</strong>aus Erkenntnismittel (Differenzierung von<br />

<strong>Lern</strong>erperspektive und <strong>Lehr</strong>errolle), Planungs<strong>in</strong>strument (für Entwürfe und Stundenraster),<br />

Kommunikationsmittel (Bezugsmodell für Begrifflichkeiten) und Reflexionsmittel (Kriterien <strong>der</strong><br />

Unterrichtsbewertung).<br />

Die <strong>Ausbildung</strong> fokussiert auf:<br />

− das <strong>Lern</strong>en und die Professionalisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung, Gestaltung und Organisation<br />

von <strong>Lern</strong>schritten,<br />

− die <strong>Lehr</strong>leistungen und die Professionalisierung <strong>der</strong> Steuerungen von <strong>Lern</strong>prozessen,<br />

− die Entwicklung <strong>der</strong> eigenen <strong>Lehr</strong>erpersönlichkeit.<br />

Dementsprechend werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbildung</strong> Pflichtmodule und Wahlmodule angeboten. Die<br />

Pflichtmodule entwickeln berufliche Grundkompetenzen.<br />

−<br />

−<br />

Die gelb markierten Module entwickeln Kompetenzen <strong>in</strong> Bezug auf die Planung,<br />

Gestaltung und Organisation von <strong>Lern</strong>schritten.<br />

Die hellblau markierten Module entwickeln die Kompetenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung von<br />

<strong>Lern</strong>prozessen.


−<br />

Die grau markierten Module (s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachfolgenden Abbildung) dienen <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Selbstreflexion, des Könnensbewusstse<strong>in</strong>s und <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>erpersönlichkeit.<br />

Die Pflichtmodule des Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars im <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong><br />

Die beruflichen Kompetenzen ebenso wie die <strong>Lehr</strong>erpersönlichkeit entwickeln sich<br />

<strong>in</strong>dividuell, langsam und nicht immer über die <strong>in</strong> den acht Standards beschriebenen<br />

Kompetenzbereichen kont<strong>in</strong>uierlich. Es lassen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel vier Stufen ausmachen:<br />

1. Stufe des Handelns<br />

Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare haben <strong>Lern</strong>erfahrungen gesammelt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, <strong>der</strong><br />

Universität, <strong>in</strong> den Praktika, im Selbststudium und an<strong>der</strong>norts. Diese Selbsterfahrungen<br />

prägen Ihre Auffassungen (subjektive <strong>Lehr</strong>ertheorien) über das <strong>Lern</strong>en und das <strong>Lehr</strong>en<br />

und s<strong>in</strong>d leitend bei den ersten Unterrichtsversuchen. Sie haben unter Umständen auch<br />

schon im Vertretungsunterricht danach „subjektiv erfolgreich“ unterrichtet.<br />

2. Stufe des Erprobens<br />

<strong>Das</strong> Referendariat ist vom Bemühen gekennzeichnet, die didaktischen Theorien und<br />

<strong>Modell</strong>e sowie das Theorie- und Systemwissen <strong>in</strong> den beruflichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungssituationen anzuwenden. Die Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare erfahren<br />

manchmal schmerzhaft, dass nicht das Theoriewissen handlungsleitend ist, son<strong>der</strong>n<br />

nach wie vor die tiefsitzenden subjektiven <strong>Lehr</strong>ertheorien. Wir vermitteln nicht das Bild,<br />

dass die Praxis theoriegeleitet ist, son<strong>der</strong>n dass sie theoriebegleitet ist.<br />

3. Stufe des Sicher-Werdens<br />

Erfahrungsgemäß, nach gelegentlichen Phasen temporärer Verunsicherung, gelangen<br />

die Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare <strong>in</strong> die Phase des Sicher-Werdens bei <strong>der</strong><br />

Bewältigung <strong>der</strong> beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungssituationen. <strong>Das</strong> gel<strong>in</strong>gt ihnen nur, wenn ihr<br />

<strong>Lern</strong>en von e<strong>in</strong>er Selbstreflexion begleitet ist. Sie reflektieren ihr eigenes <strong>Lern</strong>verhalten,


entwickeln Selbstvertrauen und e<strong>in</strong> Könnensbewusstse<strong>in</strong>. Sie entwickeln ihre<br />

Persönlichkeit und werden sich selbst über ihre Rolle als <strong>Lehr</strong>person klar.<br />

4. Stufe <strong>der</strong> Souveränität<br />

Professionalität im <strong>Lehr</strong>beruf ist gekennzeichnet durch Berufsrout<strong>in</strong>en und durch<br />

gleichzeitig situativ flexibles Handeln <strong>in</strong> den beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungssituationen. <strong>Das</strong><br />

Referendariat reicht nicht aus, um diese Professionsstufe <strong>in</strong> allen Bereichen zu<br />

erreichen. Wohl aber sollten die Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare den Zustand <strong>der</strong><br />

„bewussten Kompetenz“ erfahren.<br />

<strong>Ausbildung</strong> im Studiensem<strong>in</strong>ar spielt sich immer gleichzeitig auf drei Ebenen ab, auf <strong>der</strong><br />

Erfahrungsebene, <strong>der</strong> Theorieebene und <strong>der</strong> Metareflexionsebene. <strong>Das</strong> Konzept des<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ars br<strong>in</strong>gt alle drei Ebenen zusammen:<br />

1. Auf <strong>der</strong> Erfahrungsebene werden die <strong>Lern</strong>erfahrungen <strong>der</strong> Referendar<strong>in</strong>nen und<br />

Referendare aufgegriffen, bewusst gemacht, reflektiert und mit <strong>der</strong> Theorie kontrastiert.<br />

2. Auf <strong>der</strong> Theorieebene lernen die Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare explizites<br />

didaktisches Wissen, Systemwissen, didaktische <strong>Modell</strong>e und Konzepte. Sie vergleichen<br />

und kontrastieren das mit den impliziten subjektiven Theorien. Genau das zw<strong>in</strong>gt sie zur<br />

Metareflexion auf <strong>der</strong> Metaebene.<br />

3. Auf <strong>der</strong> Metaebene entwickeln Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong><br />

eigenen Praxis ihr Könnensbewusstse<strong>in</strong>, damit ihre Persönlichkeit und gew<strong>in</strong>nen Klarheit<br />

und Sicherheit <strong>in</strong> ihrer Berufsentscheidung.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> <strong>in</strong> den <strong>Ausbildung</strong>sveranstaltungen<br />

<strong>Das</strong> <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> ist Referenz- und Strukturierungsrahmen, aber auch selbst<br />

Gestaltungsgrundlage für die <strong>Ausbildung</strong>sveranstaltungen im Allgeme<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>ar. Die<br />

<strong>Ausbildung</strong>sveranstaltungen s<strong>in</strong>d gemäß <strong>der</strong> <strong>Lern</strong>schrittfolge im <strong>Lehr</strong>-<strong>Lern</strong>-<strong>Modell</strong> phasiert.<br />

Damit werden die Sem<strong>in</strong>arveranstalter dem sem<strong>in</strong>ardidaktischen Imperativ gerecht: Gestalte<br />

de<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>arveranstaltungen so, dass sie <strong>Modell</strong> für guten Unterricht s<strong>in</strong>d.<br />

Erwachsenpädagogische Bed<strong>in</strong>gungen und Unterschiede werden dabei selbstredend<br />

berücksichtigt.

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