Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38

Campus
Halt von den Eltern gibt es nicht. Sie sind Hassfiguren, die beim
Spieleabend „über Scheiße lachen, die nicht lustig ist“, der Tochter
„auf Titten und Arsch glotzen“ und am Ende in ihrer eigenen
Magensäure sitzen, die einen verdaut, wenn man nicht davon
läuft. Warum so vorwurfsvoll?
Du hast Vakuum als Meditation über dich
selbst bezeichnet. Wäre die Stimmung in einem
Buch über deine Studienzeit ähnlich düster?
Das weiss ich nicht, meine Studienzeit ist ja noch
lange nicht vorbei. Würde ich die Zeit bisher
in einer Geschichte einfangen wollen, wäre die
Stimmung insgesamt vermutlich betrunkener
und verstrahlter.
Das ergibt sich ja aus der Story. Diese Passage braucht es, um den
Charakter des Mädchens schärfer zu zeichnen. Die Magensäure ist außerdem
eher als eine Form der Existenzangst zu verstehen. Fun fact:
Tatsächlich gibt es sehr schreckliche Menschen auf diesem Planeten.
Selbst die Liebe zwischen deinen namenlosen Protagonisten zeugt von
Unsicherheiten, fehlenden Beziehungsvorbildern und Sprachlosigkeit. Ist
denn nichts mehr klar?
Deine Figuren haben Probleme, aber keine
Lösungen. Sie leben weniger in als neben einer
Welt und werden erst durch einen Amoklauf
aus dieser befreit. Hast du irgendwo im
Vakuum ein Fünkchen Hoffnung versteckt,
das ich übersehen habe?
Illustrationen: Lukas Jüliger, Foto: Tillmann Engel
Das weiss ich nicht. Ich weiss nicht, ob es mal einen Moment der Klarheit gab.
Wenn ja, war der wahrscheinlich vor meiner Geburt.
Es kommt eine sehr niedliche Katze vor.
Achja, und es ist eine Liebesgeschichte.
Lukas Jüliger studiert Illustration an der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften in Hamburg. Nach einigen kürzeren Comics erschien
mit „Vakuum“ vor kurzem sein Buchdebüt bei Reprodukt. Für die
Arbeit an der düsteren Coming-of-Age-Geschichte hat der 25-Jährige
sein Studium unterbrochen. Mehr Infos zu Lukas und seiner Arbeit
gibt es unter: →www.laluq.de
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