Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38

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30.08.2014 Aufrufe

Titel- Thema Wissenschaft Wo kommen sie eigentlich her die Frühlingsgefühle? Wir von der Studi38-Redaktion haben uns auf die Suche gemacht. Der Hormon-Experte Professor Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) verrät uns, dass dafür eine ganze Reihe von Faktoren verantwortlich sind. Von Elena Schade & Desiree Schober Professor Helmut Schatz Was ist eigentlich dran an dem Mythos „Frühlingsgefühle“ ? Das ist kein Mythos. Frühlingsgefühle sind immer echt. Es gibt kein falsches Gefühl. Die Frage ist nur, was ist die Ursache für ein Gefühl. Frühlingsgefühle entstehen aus einem Mix von verschiedenen Faktoren. Ganz wichtig dabei ist das Gefühl des Neuaufbruchs in der Natur, von der der Mensch Teil ist. Um welche Faktoren handelt es sich genau? Betrachten wir einmal die Hormone. Für die Frühlingsgefühle sind besonders das Melatonin und das Serotonin wichtig. Melatonin ist das Schlafhormon. Bei Dunkelheit ist es hoch und bei Licht wird es unterdrückt. Bei jedem Menschen steigt im Schlaf das Melatonin und wenn es hell wird, sinkt es wieder. Wenn die Tage länger sind und es heller wird, dann ha- 32

Wissenschaft Fotos: Claudia malecka, privat „Frühling ist immer ein Neuanfang. Die Sonne fängt an zu scheinen. Die Menschen blühen auf und tun die Dinge, die sie sich das letzte Jahr über vorgenommen haben.“ Jessika (21), TU Braunschweig, Grundschullehramt Musik und Deutsch, 4. Semester ben wir weniger Schlafhormon in uns und sind somit frischer, zugleich steigt das Glückhormon Serotonin im Körper an. Hat der Frühling auch Auswirkungen auf unsere Sexualhormone? Das männliche Sexualhormon Testostero ist bei uns heute am Höchsten im Frühsommer und im Sommer und nicht im Frühling. Bei den Frauen gibt es in der Hinsicht im Frühling auch keine großen Veränderungen. Schon allein deshalb, weil ja gerade Studentinnen fast alle die Anti-Baby-Pille nehmen und sich somit in einen Zustand der „Scheinschwangerschaft“ versetzen. Deswegen gibt es keinen Eisprung. Selbst wenn es früher einmal einen höheren Hormonspiegel gegeben haben könnte, so würde sich das jetzt nicht mehr auswirken. Es hat also nichts mit den Geschlechtshormonen zu tun, sondern mit dem Melatonin, dem Serotonin und auch dem Dopamin. Das Dopamin wirkt ähnlich wie Adrenalin, es vermehrt zum Beispiel das Herzklopfen. Inwiefern spielen die Veränderungen der Natur eine Rolle Der Mensch erlebt, wie eingangs schon erwähnt, auf psychischer Ebene den Neubeginn der Natur mit. Wie schon Herman Hesse sagte: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Außerdem tragen auch Düfte zu den Frühlingsgefühlen bei. Die Menschen sind duftgesteuerter als man glaubt. Man kennt ja z.B. das Frühlingsgedicht von Eduard Mörike, das beginnt: „Süße wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.“ Diese Düfte sind aber in Wirklichkeit gar nicht süß. Ein Parfümeur würde so ein Parfüm kaum mixen. Es geht dabei hauptsächlich um den Geruch der vom Schnee befreiten Erde, und dieser Geruch ist ein frischer Geruch, der den Menschen signalisiert, dass jetzt bald die Blütenpracht mit den Blumendüften kommt. Dieser Geruch ist beim Menschen im Gehirn gespeichert, tief unten im Hippocampus, wo der Mensch die Erinnerung abspeichert. Wenn der Mensch dann diesen Duft riecht, erkennt er den Frühlingsduft. Wie kommt es dazu, dass die meisten Menschen besonders im Frühling in Flirtstimmung kommen? Da gibt es noch die optischen Reize. Man ist nicht mehr so verkleidet z.B. in Kapuzenjacken und langen Hosen. Die Männer schauen dann den jungen Frauen gerne auf die Beine und den Busen und die Frauen schauen Männern gerne auf die Hände, Arme oder den Po. Es gibt viele optische Reize, die im Frühling wieder mehr zur Geltung kommen. Auch die Farben spielen eine Rolle. Wenn man jetzt in ein Klamottengeschäft geht, sieht man wieder bunte, helle Farben. Sind bestimmte Personen besonders anfällig für das Phänomen Frühlingsgefühle? Empfänglich ist eigentlich jeder. Das liegt in der Natur des Menschen. Im Grunde ist jeder offen dafür. Es gibt aber natürlich immer auch Gefühlsmuffel . Die gibt es aber auf allen Ebenen, nicht nur bei den Frühlingsgefühlen. „SPASIS bereiten mir Frühlingsgefühle.“ Felix (24), TU Braunschweig, Integrierte Sozialwissenschaften, 6. Semester „Nie wieder auswendig lernen, das bereitet mir Frühlingsgefühle.“ Niels (23), TU Braunschweig Psychologie, 2. Semester Master Schwierig wird es auch bei Menschen, die nicht mit dem Jahr leben. Menschen, die dauernd Last-Minute-Flüge buchen und z.B. schon vor dem Frühling auf den Malediven sind. Sie erleben den Frühling, wenn sie zurückkommen natürlich nicht so intensiv. # 33

Wissenschaft<br />

Fotos: Claudia malecka, privat<br />

„Frühling ist immer ein<br />

Neuanfang. Die Sonne<br />

fängt an zu scheinen.<br />

Die Menschen blühen<br />

auf und tun die Dinge,<br />

die sie sich das letzte<br />

Jahr über vorgenommen<br />

haben.“<br />

Jessika (21), TU Braunschweig, Grundschullehramt<br />

Musik und Deutsch, 4. Semester<br />

ben wir weniger Schlafhormon in uns und sind<br />

somit frischer, zugleich steigt das Glückhormon<br />

Serotonin im Körper an.<br />

Hat der Frühling auch Auswirkungen auf<br />

unsere Sexualhormone?<br />

Das männliche Sexualhormon Testostero ist<br />

bei uns heute am Höchsten im Frühsommer<br />

und im Sommer und nicht im Frühling. Bei<br />

den Frauen gibt es in der Hinsicht im Frühling<br />

auch keine großen Veränderungen. Schon allein<br />

deshalb, weil ja gerade Studentinnen fast<br />

alle die Anti-Baby-Pille nehmen und sich somit<br />

in einen Zustand der „Scheinschwangerschaft“<br />

versetzen. Deswegen gibt es keinen Eisprung.<br />

Selbst wenn es früher einmal einen höheren<br />

Hormonspiegel gegeben haben könnte, so<br />

würde sich das jetzt nicht mehr auswirken.<br />

Es hat <strong>als</strong>o nichts mit den Geschlechtshormonen<br />

zu tun, sondern mit dem Melatonin, dem<br />

Serotonin und auch dem Dopamin. Das Dopamin<br />

wirkt ähnlich wie Adrenalin, es vermehrt<br />

zum Beispiel das Herzklopfen.<br />

Inwiefern spielen die Veränderungen der<br />

Natur eine Rolle<br />

Der Mensch erlebt, wie eingangs schon erwähnt,<br />

auf psychischer Ebene den Neubeginn<br />

der Natur mit. Wie schon Herman Hesse sagte:<br />

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“<br />

Außerdem tragen auch Düfte zu den Frühlingsgefühlen<br />

bei. Die Menschen sind duftgesteuerter<br />

<strong>als</strong> man glaubt. Man kennt ja<br />

z.B. das Frühlingsgedicht von Eduard Mörike,<br />

das beginnt: „Süße wohlbekannte Düfte<br />

streifen ahnungsvoll das Land.“ Diese Düfte<br />

sind aber in Wirklichkeit gar nicht süß.<br />

Ein Parfümeur würde so ein Parfüm kaum<br />

mixen. Es geht dabei hauptsächlich um den<br />

Geruch der vom Schnee befreiten Erde, und<br />

dieser Geruch ist ein frischer Geruch, der<br />

den Menschen signalisiert, dass jetzt bald<br />

die Blütenpracht mit den Blumendüften<br />

kommt. Dieser Geruch ist beim Menschen<br />

im Gehirn gespeichert, tief unten im Hippocampus,<br />

wo der Mensch die Erinnerung<br />

abspeichert. Wenn der Mensch dann diesen<br />

Duft riecht, erkennt er den Frühlingsduft.<br />

Wie kommt es dazu, dass die meisten Menschen<br />

besonders im Frühling in Flirtstimmung<br />

kommen?<br />

Da gibt es noch die optischen Reize. Man ist<br />

nicht mehr so verkleidet z.B. in Kapuzenjacken<br />

und langen Hosen. Die Männer schauen<br />

dann den jungen Frauen gerne auf die Beine<br />

und den Busen und die Frauen schauen Männern<br />

gerne auf die Hände, Arme oder den Po.<br />

Es gibt viele optische Reize, die im Frühling<br />

wieder mehr zur Geltung kommen. Auch die<br />

Farben spielen eine Rolle. Wenn man jetzt in<br />

ein Klamottengeschäft geht, sieht man wieder<br />

bunte, helle Farben.<br />

Sind bestimmte Personen besonders anfällig<br />

für das Phänomen Frühlingsgefühle?<br />

Empfänglich ist eigentlich jeder. Das liegt in<br />

der Natur des Menschen. Im Grunde ist jeder<br />

offen dafür. Es gibt aber natürlich immer<br />

auch Gefühlsmuffel . Die gibt es aber auf allen<br />

Ebenen, nicht nur bei den Frühlingsgefühlen.<br />

„SPASIS bereiten mir<br />

Frühlingsgefühle.“<br />

Felix (24), TU Braunschweig, Integrierte<br />

Sozialwissenschaften, 6. Semester<br />

„Nie wieder auswendig<br />

lernen, das bereitet mir<br />

Frühlingsgefühle.“<br />

Niels (23), TU Braunschweig Psychologie,<br />

2. Semester Master<br />

Schwierig wird es auch bei Menschen, die nicht<br />

mit dem Jahr leben. Menschen, die dauernd<br />

Last-Minute-Flüge buchen und z.B. schon vor<br />

dem Frühling auf den Malediven sind. Sie erleben<br />

den Frühling, wenn sie zurückkommen<br />

natürlich nicht so intensiv. #<br />

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