Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38

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30.08.2014 Aufrufe

Campus Fotos: Jessica Martensen, Privat Color up your Campus! Jeder Studierende hat es schon einmal erlebt: Beim Anblick kahler Hörsäle und betonartiger Gebäude auf dem Campus fühlt man sich manchmal so merkwürdig fremd, so wenig zu Hause. Warum also nicht ein wenig Farbe bekennen? Eine Spurensuche mit Professor Wolfgang Ellenrieder (HBK Braunschweig) und den Studentinnen Julia Dworetski (TU Braunschweig), Birte Opitz (HBK Braunschweig) und Felicitas Schönfeld (Ostfalia Wolfenbüttel). Von Jessica Martensen Wolfgang Ellenrieder zufolge „verbinden wir Rot mit Wärme und Feuer, Gelb mit Sonne bzw. Licht, Grün mit dem Leben und der Natur und Blau mit Kälte und Wasser.“ Im gegenwärtigen Denken verknüpfen wir Farben immer mit gewissen Assoziationen, die uns evolutionär in die Wiege gelegt zu sein scheinen. Sie sind ein wichtiger Teil unseres Lebens und manchmal ist uns nur mehr oder weniger bewusst wie sehr sie uns in der Hand haben und unser tägliches Handeln steuern. „In meinem WG-Zimmer habe ich eine Wand, die grün gestrichen ist – ich habe nach einer Farbe gesucht, die ich dauerhaft um mich haben kann und ich fühle mich tat- 28

Campus sächlich sehr wohl damit“, erklärt Birte Opitz. „Es gab eine Zeit, da trug ich öfters eine gelbe Mütze und eine gelbe Strickjacke und mir kam es so vor, als wurde ich von meinen Mitmenschen prompt freundlicher begrüßt!“. Felicitas Schönfeld ist der Meinung, dass man entweder „versucht sich durch Kleidung bewusst zu tarnen oder aber Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“ Ob nun farbige Wände oder Kleidung – es gibt noch viele andere Beispiele dafür, dass Menschen durch Farbe nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mitmenschen verändern. TU, Ostfalia oder HBK – sie alle haben ihr individuell gestaltetes Campusleben mit guten sowie schlechten Seiten. Birte Opitz beschreibt beispielsweise die Atmosphäre am Nordcampus der TU wie folgt: „Ich komme zum Seminar und gehe gleich wieder, kaum Plaudern danach, keine Gespräche, es scheint, als gäbe es gar keine richtige Campuskultur, kein Leben.“ Der Frage nach Farbe auf dem Campus steht Professor Ellenrieder zunächst skeptisch gegenüber. „Die Universität als Arbeitsraum darf kein Ort der Überlagerung sein. Schließlich würde ein Pianist auch nicht in einem Raum spielen, wo gleichzeitig Radio und Plattenspieler laufen: Diese Atmosphäre würde vom Wesentlichen ablenken und somit einer konzentrierten Arbeit im Wege stehen. Andererseits könnte man bestimmte Wände innerhalb der universitären Räumlichkeiten für die Studenten zur Verfügung stellen, welche beispielsweise mit einer Art Holzgitter und Haken ausgestattet sind. Hieran könnten Studentinnen und Studenten etwas Persönliches befestigen, um selbst Anteil an der Gestaltung eines Raumelementes zu haben. Daraus könnten Gespräche entstehen und das persönliche Verhältnis zur Umgebung könnte sich ändern. Außerdem wären etwa drehbare Elemente in einer Wand denkbar, die man im Vorbeigehen verändern kann, sodass sich stets ein neues farbliches Gesamtbild ergibt: So könnte sich zudem Farbe dynamisch mit der Zeit verändern. Der Designer Otl Aigner beispielsweise hat im Zuge eines durchdachten Farbkonzepts eine ganze Stadt neu gestaltet, was ein Vorbild für solche Veränderungen sein könnte.“ Blau, Weiß, Silber und ergänzend Orange, Hellorange, Hellgrün, Blauviolett und Dunkelgrün – dies ist das Farbkonzept von Otl Aicher. Von 1967 bis 1972 war er Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Spiele von München und bekannt für seine Konzepte im Bereich moderner visueller Gestaltung. Das Konzept stellt ein System variabler untereinander verwandter Elemente dar, welches das visuelle Klima Münchens und „die Farbwelt der bayerischen Landschaft“ gestalterisch verarbeitet. Nicht umsonst sind die Spiele als „Regenbogenspiele“ in den Köpfen der Menschen präsent geblieben. Ob im Alltag oder an der Uni – Farbe ist ein wichtiger Teil unseres Lebens und sollte im Zuge dessen nicht unterschätzt werden! Farbtupfer vor kahlem Beton: Birte Opitz am Campus Nord „Die Universität als Arbeitsraum darf kein Ort der Überlagerung sein. Schließlich würde ein Pianist auch nicht in einem Raum spielen, wo gleichzeitig Radio und Plattenspieler laufen.“ Professor Wolfgang Ellenrieder Sie ist in der Lage, Menschen auf emotionaler Ebene in den Bann zu ziehen und zu begeistern. Warum dies nicht nutzen für eine Campusgestaltung, die im wahrsten Sinne für die Studentinnen und Studenten gemacht ist und nicht nur reiner Zweckbau! # 29

Campus<br />

Fotos: Jessica Martensen, Privat<br />

Color up<br />

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Jeder Studierende hat es schon einmal erlebt: Beim Anblick kahler Hörsäle und betonartiger Gebäude auf dem<br />

Campus fühlt man sich manchmal so merkwürdig fremd, so wenig zu Hause. Warum <strong>als</strong>o nicht ein wenig Farbe<br />

bekennen? Eine Spurensuche mit Professor Wolfgang Ellenrieder (HBK Braunschweig) und den Studentinnen Julia<br />

Dworetski (TU Braunschweig), Birte Opitz (HBK Braunschweig) und Felicitas Schönfeld (Ostfalia Wolfenbüttel).<br />

Von Jessica Martensen<br />

Wolfgang Ellenrieder zufolge<br />

„verbinden wir Rot mit<br />

Wärme und Feuer, Gelb mit<br />

Sonne bzw. Licht, Grün mit dem Leben<br />

und der Natur und Blau mit Kälte und<br />

Wasser.“ Im gegenwärtigen Denken verknüpfen<br />

wir Farben immer mit gewissen<br />

Assoziationen, die uns evolutionär<br />

in die Wiege gelegt zu sein scheinen.<br />

Sie sind ein wichtiger Teil unseres Lebens<br />

und manchmal ist uns nur mehr<br />

oder weniger bewusst wie sehr sie uns<br />

in der Hand haben und unser tägliches<br />

Handeln steuern. „In meinem WG-Zimmer<br />

habe ich eine Wand, die grün gestrichen<br />

ist – ich habe nach einer Farbe<br />

gesucht, die ich dauerhaft um mich<br />

haben kann und ich fühle mich tat-<br />

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