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Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38

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Campus<br />

je 100 Quadratmeter und des Eintrittsgeldes<br />

ab drei Euro in Ein-Euro-Schritten.<br />

Dazu kommen standardmäßig der<br />

GVL-Zuschlag (Gesellschaft zur Verwertung<br />

von Leistungsschutzrechten) sowie<br />

der Zeit- und Vervielfältigungszuschlag.<br />

Klingt kompliziert. Ist es auch. Deshalb<br />

forderten laut GEMA die Politik, die<br />

Öffentlichkeit und einzelne Verbände<br />

eine Lichtung des Tarifwaldes. Daraufhin<br />

wurden zehn zu zwei Tarifen<br />

zusammen gefasst. Einen<br />

Tarif für die Tonträgerwiedergabe,<br />

wie es in Diskotheken<br />

oder Clubs üblich ist und einen<br />

Tarif für Live-Konzerte,<br />

sofern Musikstücke von anderen<br />

Künstlern gespielt werden.<br />

Die Zusammenfassung<br />

der einzelnen Tarife bewirkt<br />

eine Vergünstigung für einzelne<br />

Veranstaltungen mit<br />

niedriger Raumgröße, aber<br />

gleichzeitig eine höhere Vergütung<br />

für viele andere, vor<br />

allem größere Veranstaltungen.<br />

Besonders drastisch sieht<br />

die Lage für Club- und Diskothekenbetreiber<br />

aus. Ihnen<br />

drohen Gebührenerhöhungen<br />

von bis zu 3500 Prozent,<br />

wenn man den Berechnungen<br />

des Deutschen Hotelund<br />

Gaststättenverbandes (DEHOGA)<br />

glaubt. Dieser wirft der GEMA vor, ihre<br />

„Monopolstellung für radikale Tarifreformen“<br />

zu missbrauchen. Die GEMA<br />

verteidigt sich und spricht weiter von<br />

Vergünstigungen für viele Veranstalter.<br />

Dieses Gebühren- und Argumentationsdickicht<br />

zu durchschauen ist schwer.<br />

Fest steht: Viele Veranstalter kritisieren<br />

die Reform und sind gegen eine Einführung<br />

der neuen Tarife. Tim Lemke,<br />

der Geschäftsführer der Strauss & Lemke<br />

GmbH, Discotier GmbH und Gastro<br />

GmbH in Braunschweig ist, sieht es<br />

noch gelassen. „Momentan gelten noch<br />

die alten Verträge. Im Juni 2013 wird es<br />

neue Auflagen der GEMA geben – wir<br />

wissen jedoch nicht was uns erwartet.<br />

Es gibt noch keine konkreten Forderungen.“<br />

Sollte es wirklich zur Reform<br />

kommen, könnte das zu finanziellen<br />

Schwierigkeiten bei den Clubs und Diskotheken<br />

in Deutschland führen. Um<br />

den neuen Tarifforderungen zu begegnen,<br />

müssten Veranstalter wohl neue<br />

Strategien entwickeln. Eine Option<br />

wäre die Erhöhung des Eintritts- oder<br />

Getränkepreises.<br />

„Wir warten erst einmal in Ruhe ab,<br />

wie sich die Großen der Branche verhalten.<br />

Wahrscheinlich ziehen erst die<br />

Konzertveranstalter vor Gericht. Ich<br />

hoffe, dass wir am Ende mit einem blauen<br />

Auge davonkommen. Deutlich höhere<br />

Kosten würden auf jeden Fall massive<br />

Einschnitte für uns bedeuten“, betont<br />

Lemke, der in Braunschweig neun Bars<br />

und Diskotheken betreibt. Unter anderem<br />

das 42° Fieber, das Schwanensee,<br />

den Lindbergh Palace, das Pantone und<br />

das Sonnendeck Süd.<br />

Das Reformvorhaben der GEMA wirkt<br />

sich auch auf DJs, wie J.N.S, aus. „Sicherlich<br />

werden Clubbetreiber auch anfangen,<br />

bei den Personalkosten und Gagen<br />

zu sparen. Nur sind gemeinhin unsere<br />

Gagen von den richtigen Stars mal abgesehen<br />

nicht so hoch, wie man vermuten<br />

mag. Von einer Kürzung wären <strong>als</strong>o viele<br />

DJs in ihrer Existenz bedroht.“ J.N.S.,<br />

der eigentlich Jens heißt und vor allem<br />

Electro auflegt sieht die größere Bedro-<br />

hung für die DJs im so genannten VR-Ö-<br />

Tarif, der am 1. April in Kraft getreten<br />

ist. „Wir müssen seitdem pro Track, den<br />

wir zum Auflegen mitnehmen 13 Cent<br />

zahlen. Aber nicht nur einmalig, sondern<br />

bei jedem Kopiervorgang. Da ist<br />

ein absolut hanebüchenes Regelwerk<br />

entworfen worden, nach dem wir für<br />

bereits gekaufte Tracks und Songs zahlen<br />

müssen.“.<br />

„Ein Clubsterben ist<br />

da leider kein<br />

unrealistisches<br />

Szenario.“<br />

DJ J.N.S.<br />

Auch Städte und Kommunen<br />

sind gegen das neue Vorhaben<br />

der GEMA. Es wird vor<br />

einer Katastrophe für die Veranstalter<br />

gewarnt. Insbesondere<br />

der DEHOGA protestiert<br />

und erwirkte, den Fall in einem<br />

Gerichtsverfahren vor<br />

der Schiedsstelle des deutschen<br />

Patent- und Markenamtes<br />

zu klären. Seit Dezember<br />

2012 läuft die Verhandlung<br />

und hat bereits ein erstes Ergebnis<br />

geliefert: Nach aktuellen<br />

Informationen wurde<br />

die geplante Gebührenerhöhung zunächst<br />

verhindert und zumindest für<br />

2013 eine Übergangsregelung zwischen<br />

der GEMA und der Bundesvereinigung<br />

der Musikveranstalter festgelegt. Diese<br />

sieht eine Gebührenerhöhung von<br />

5 Prozent für alle Veranstalter und von<br />

weiteren 10 Prozent für Club- und Diskothekenbetreiber<br />

ab dem 1. April<br />

vor. Der DEHOGA wertet dies <strong>als</strong> Erfolg<br />

und deren Präsident Ernst Fischer<br />

betont: „Mit dieser Lösung ist zumindest<br />

für 2013 die Zeit der existenziellen<br />

Ängste vieler Veranstalter beendet.“<br />

GEMA-Vorstandsmitglied Georg Oeller<br />

spricht von einer „Übergangsvereinbarung“<br />

und nennt <strong>als</strong> voraussichtlichen<br />

Einführungstermin von neuen Tarifstrukturen<br />

den 1. Januar 2014. Vom<br />

Tisch ist die geplante Reform damit<br />

noch lange nicht … #<br />

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