Aktuelle Ausgabe komplett als PDF - Studi38
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Campus<br />
„Es gibt eine gewisse Anspannung:<br />
Wohnraum in Braunschweig ist stark<br />
nachgefragt.“<br />
Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer<br />
Antonio ist Erasmusstudent aus<br />
Spanien und kam im Winter<br />
nach Braunschweig. Er wollte<br />
für zwei Semester hier studieren und<br />
sich vor Ort um eine Wohnung kümmern.<br />
Die erste Nacht verbrachte Antonio<br />
mit einer Freundin im Hotel. „Am<br />
nächsten Tag erfuhr ich, dass es schwer<br />
werden würde hier ein Zimmer zu finden“,<br />
erklärt er. „Das Studentenwerk<br />
half mir nicht, weil ich mich zu spät<br />
meldete und auch die Universität konnte<br />
mir nicht weiterhelfen.“<br />
Nach einigen weiteren Nächten im<br />
Hotel konnte Antonio für ein paar Tage<br />
bei einem Bekannten, der im Urlaub<br />
war, unterkommen. Mittlerweile suchte<br />
er gemeinsam mit zwei anderen Erasmusstudierenden<br />
nach einer Wohnung.<br />
„Doch die Vermieter suchten alle Familien,<br />
keine Studenten-WGs und bei<br />
jeder Besichtigung gab es mindestens<br />
Hochschulstädte nach Höhe der<br />
durchschnittlichen <strong>Ausgabe</strong>n für<br />
Miete und Nebenkosten pro Monat<br />
Standort <strong>Ausgabe</strong>n für Miete<br />
München 348 €<br />
Hamburg 345 €<br />
Köln 333 €<br />
Berlin 298 €<br />
Wuppertal 297 €<br />
Hannover 285 €<br />
Marburg 279 €<br />
Braunschweig 273 €<br />
Göttingen 261 €<br />
Kassel 260 €<br />
Magdeburg 236 €<br />
Jena 233 €<br />
Dresden 223 €<br />
Chemnitz 210 €<br />
DSW/HIS 19. Sozialerhebung<br />
20 andere Bewerber.“ Nach einer Woche<br />
saßen die drei quasi auf der Straße.<br />
Wieder retteten sie persönliche Kontakte.<br />
Ein befreundetes Pärchen zog vorrübergehend<br />
zusammen, damit sie in ihrer<br />
Wohnung leben konnten – zu dritt<br />
in einem Zimmer. Nach vielen weiteren<br />
Besichtigungen gab die erste von ihnen<br />
auf und ging zurück nach Spanien.<br />
Erst zwei Monate später hat Antonio<br />
schließlich ein Zimmer im Studentenwohnheim<br />
bekommen und zieht ein<br />
ernüchterndes Resümee: „Wie mit mir<br />
umgegangen wurde, ist nicht gerecht<br />
für einen Ausländer, der die Sprache<br />
nicht kann und der nicht weiß, wie hier<br />
alles funktioniert.“ Antonios Geschichte<br />
ist womöglich ein extremes Beispiel<br />
für die Wohnungssuche in Braunschweig.<br />
Doch der Markt für günstige<br />
Wohnungen ist angespannt. Nicht nur<br />
in der Region, sondern deutschlandweit.<br />
Mittlerweile hat selbst die Politik<br />
den umkämpften Wohnungsmarkt<br />
<strong>als</strong> Wahlkampfthema für die kommende<br />
Bundestagswahl erkannt. Geplant<br />
sind unter anderem massive Bauprogramme<br />
und eine Beschränkung<br />
von Mieterhöhungen. Ob<br />
diese Maßnahmen tatsächlich<br />
umgesetzt werden und wann<br />
sie für Entspannung sorgen,<br />
bleibt offen. Klar<br />
ist: Wenn bezahlbarer<br />
Wohnraum eng<br />
wird, betrifft das<br />
auch Studierende.<br />
Zu Beginn des<br />
Wintersemesters<br />
lief beim AStA der<br />
TU Braunschweig<br />
deshalb die Aktion<br />
„Sofa-Frei“, bei der<br />
Studierende einen<br />
Schlafplatz für Erstsemester<br />
anbieten<br />
konnten, bis diese eine eigene Unterkunft<br />
gefunden haben.<br />
„Insgesamt konnten wir 40 Studierenden<br />
einen vorübergehenden Schlafplatz<br />
anbieten. Die Zahl der Bedürftigen<br />
dürfte aber weitaus höher liegen. Gerade<br />
ausländische Studierende haben oft<br />
Probleme auf dem Wohnungsmarkt, da<br />
viele Vermieter eine Bürgschaft fordern,<br />
die ausländische Studierende schwer erbringen<br />
können“, erklärt Anne Schicke<br />
vom AStA der TU. In der Verantwortung<br />
für die Wohnungsnot sieht Schicke<br />
auch die Niedersächsische Landesregierung.<br />
„Die Studentenwerke sind<br />
seit Jahren dramatisch<br />
unterfinanziert.<br />
Sie benötigen aber finanzielle<br />
Mittel, um<br />
neue Studenten- →<br />
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