30.08.2014 Aufrufe

Klassenspezifischer Habitus und/oder exklusive ... - Studium generale

Klassenspezifischer Habitus und/oder exklusive ... - Studium generale

Klassenspezifischer Habitus und/oder exklusive ... - Studium generale

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

29<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die vor allem in Form eines deutlich<br />

gestiegenen Ausbildungsniveaus der Beschäftigten, des deutlichen Abbaus traditioneller Autoritätsgläubigkeit,<br />

der Internationalisierung der Märkte <strong>und</strong> der Beschleunigung der Innovationszyklen<br />

einzelne Anforderungen erhöht haben. Stärker als noch vor 25 Jahren wird von den Spitzenmanagern<br />

heute zum einen soziale Kompetenz erwartet, weil der Rückgriff auf Autorität qua Amt<br />

zunehmend schwieriger geworden ist, zum anderen Flexibilität <strong>und</strong> unternehmerisches Denken, da<br />

die Märkte immer komplexer <strong>und</strong> schnellebiger werden. Gr<strong>und</strong>legende Änderungen in den<br />

Anforderungen an die Spitzenmanager <strong>und</strong> damit auch in den Auswahlkriterien sind aber<br />

ausgeblieben.<br />

Der klassenspezifische <strong>Habitus</strong> − Basis des Aufstiegs in die Wirtschaftselite<br />

Angesichts der ausschlaggebenden Bedeutung, die den genannten Persönlichkeitsmerkmalen bei<br />

der Besetzung von Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft zukommt, wird klar, warum die<br />

große Mehrzahl dieser Positionen vom Nachwuchs des gehobenen Bürgertums besetzt wird. Die<br />

Kandidaten, die aus den Familien von größeren Unternehmern, leitenden Angestellten, akademischen<br />

Freiberuflern <strong>und</strong> höheren Beamten kommen, verfügen in der Regel über die wesentlichen<br />

Elemente jenes <strong>Habitus</strong>, der das etablierte Bürgertum vom Kleinbürgertum unterscheidet, zeigen<br />

also die Selbstsicherheit <strong>und</strong> Selbstverständlichkeit in Auftreten <strong>und</strong> Verhalten, die von Topmanagern<br />

verlangt wird, <strong>und</strong> haben die entscheidenden Codes der sozialen „Distinktion“ (Bourdieu)<br />

verinnerlicht, deren Kenntnis in den Chefetagen der deutschen Großunternehmen vorausgesetzt<br />

wird. Daß das von den an der Entscheidungsfindung beteiligten Personen vielfach auch bewußt<br />

wahrgenommen wird, zeigen folgende Äußerungen von Personalberatern <strong>und</strong> Managern zur Bedeutung<br />

der sozialen Herkunft:<br />

„Ein im sog. Sinne 'gutes Elternhaus' ist nach wie vor ein Vorteil, weil man dort eben eine<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Prägung im Hinblick auf Allgemeinbildung <strong>und</strong> Auftreten bekommt, die einen das<br />

ganz Leben hindurch begleitet. Analysefähigkeiten kann man sicherlich auch entwickeln, wenn<br />

man aus einem Arbeiterelternhaus kommt. Dagegen das, was man mit Selbstsicherheit, Souveränität<br />

meint, das ist etwas, was man schon in die Wiege gelegt bekommt. Das kann man schlecht<br />

lernen, wie auch alles, was ein bißchen mit Stil <strong>und</strong> Auftreten zu tun hat. Ich merke das hier auch<br />

bei meinen Kollegen, daß da sehr viel Kompensationsverhalten ist bei denen, die aus einem einfachen<br />

Elternhaus kommen.“<br />

„Kinder aus gut betuchten Familien haben die Möglichkeit, die Welt breiter zu erleben. Das gilt<br />

für Theaterbesuche, das gilt für Kinobesuche, das gilt für Auslandsaufenthalte <strong>und</strong> andere Dinge.<br />

Durch die Bildung der Eltern ist so ein Kind schneller breiter gebildet <strong>und</strong> gewinnt auch schneller<br />

Interesse an Dingen, die die Eltern nicht interessieren, wo sie auch nichts wissen, wo das Kind<br />

auf einmal eine Hürde erreicht, wo es selbständig in neue Denkverhalten <strong>und</strong> Themen reinkommt."<br />

„Die drei wesentlichen Vorteile für die Kinder aus diesen Familien sind die Artikulation, die<br />

Selbstverständlichkeit, mit der man auf fremde Leute zugeht, <strong>und</strong> das unternehmerische Familienumfeld.“<br />

„Leute, die aus einem guten Elternhaus kommen, gehen selbstverständlicher mit Dingen um, bis<br />

dahin, wie sie sich auf einer Betriebsversammlung verhalten <strong>oder</strong> in einer Vorstandssitzung. Sie<br />

bringen dann eben einiges mehr mit <strong>und</strong> haben es so leichter.“<br />

„Wenn jemand aus einer Unternehmerfamilie kommt, dann hat er einen höheren Reifeprozeß.<br />

Er hat sehr früh kennengelernt, was es bedeutet, Entscheidungen zu fällen, wenn sich die Eltern<br />

übers Wochenende dafür zurückziehen müssen, hat sehr viel 'Socialising' zu Hause, hat Leute gesehen,<br />

die aus Topetagen kommen, <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!