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Klassenspezifischer Habitus und/oder exklusive ... - Studium generale

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Schritt, die klare Artikulation <strong>oder</strong> die aufmerksame, aber gelassene Gesprächsführung, all das<br />

sind positive Merkmale. Negativ zu Buche schlagen dagegen schwitzige Hände, die Vermeidung<br />

eines direkten Blickkontakts, eine unruhige <strong>oder</strong> leicht verkrampfte Sitzhaltung, eine gepreßt klingende<br />

Stimme <strong>oder</strong> eine etwas hektische Argumentationsform. Nachteilig wirkt sich in der Regel<br />

auch aus, wenn die Körpersprache nicht mit dem übereinstimmt, was der Bewerber mündlich vorbringt,<br />

jemand „hier den starken Mann spielt <strong>und</strong> es in Wirklichkeit gar nicht ist“, wie es eine<br />

Personalberaterin ausdrückte.<br />

Zum souveränen Auftreten gehören daneben aber auch noch die Aspekte der Umgangsformen, die<br />

den Umgang mit Mitarbeitern betreffen. Abgesehen vom unmittelbaren Gespräch, das durch die<br />

Art der Gesprächsführung – monologisch <strong>oder</strong> auch zum Zuhören bereit – schon wesentliche Eindrücke<br />

vermittelt, achten die meisten Personalberater <strong>und</strong> -manager sehr darauf, wie die Kandidaten<br />

mit rangniederen Personen umgehen. Ob sich jemand den Sekretärinnen, den Taxifahrern <strong>oder</strong><br />

den Kellnern gegenüber unfre<strong>und</strong>lich <strong>oder</strong> von oben herab benimmt, wird genau registriert. Wer<br />

bei einem Fehler <strong>oder</strong> einer Ungeschicklichkeit nicht hilft <strong>oder</strong> zumindest darüber hinwegsieht,<br />

sondern anfängt, seine höhere Position zu demonstrieren, fällt ebenso negativ auf wie jemand, der<br />

das „Hilfspersonal“ überhaupt nicht beachtet, sondern nur gegenüber den für ihn offensichtlich<br />

wichtigen Personen höflich ist. Wenn eine „gestandene Führungskraft den armen Kellner anbläst<br />

für die Qualität des Restaurants“ <strong>oder</strong> „sehr schnell ungeduldig wird, nur weil der Kellner langsam<br />

ist <strong>oder</strong> das nicht so gut kann“, wie es ein Personalberater illustrierte, dann gilt das in den<br />

meisten Fällen als klarer Mangel, der sich in der Beurteilung der gesamten Persönlichkeit negativ<br />

niederschlägt. Wer sich so verhält, straft Aussagen über einen kooperativen Führungsstil <strong>und</strong><br />

Teamorientierung durch seinen eigenen Umgang mit Menschen nämlich Lügen. Dabei sind es<br />

häufig gerade die Kandidaten, denen es an Selbstsicherheit mangelt, die diesen Mangel durch ein<br />

solches Verhalten zu kompensieren versuchen.<br />

Das nächste wichtige Persönlichkeitsmerkmal, auf das bei den Kandidaten für Spitzenpositionen<br />

geachtet wird, ist deren Allgemeinbildung. Ihre Bedeutung nimmt im allgemeinen mit der Höhe<br />

<strong>und</strong> der Außenwirkung der zu besetzenden Positionen zu. Dies wird auch in den Antworten der<br />

befragten Manager deutlich. Sie sind sich fast ausnahmslos darin einig, daß der Allgemeinbildung<br />

der Kandidaten eine große Rolle bei der Rekrutierung für die Spitzenpositionen zukomme. Symptomatisch<br />

sind in dieser Hinsicht Aussagen wie die folgenden:<br />

„Wenn Sie mich jetzt fragen, was zum Topmanagement-Erfolg auch beiträgt, wie Leute auffallen,<br />

angenehm auffallen, dann ist das diese Allgemeinbildung im Sinne von: breiter sein als sein<br />

Job, eine Meinung, ein Bekenntnis haben zu Dingen, die da links <strong>und</strong> rechts liegen. Ich habe immer<br />

wieder festgestellt, daß unsere Topleute oftmals prof<strong>und</strong>e Kenntnisse haben über Musik <strong>oder</strong><br />

Literatur <strong>oder</strong> Geschichte <strong>oder</strong> die Bibel bzw. Religionen überhaupt. Das ist ein Kriterium, nicht<br />

ausgesprochen, aber unausgesprochen.“ (Manager eines Konsumgüterkonzerns)<br />

„Allgemeinbildung gehört zur Abr<strong>und</strong>ung einer guten Persönlichkeit <strong>und</strong>/<strong>oder</strong> Führungskraft<br />

unabdingbar hinzu. Insofern ist das für mich absolute Voraussetzung. Man muß in der Lage sein,<br />

sich mit Personen aus fremden Kulturkreisen über Politik, über Wirtschaft, über gesellschaftliche,<br />

soziale Aspekte seines Gesichtskreises unterhalten zu können; denn jemand kann noch so ein exzellenter<br />

Fachmann sein, erfüllt er die anderen Punkte nicht, ist er als Gesprächspartner uninteressant.<br />

Man redet in beruflichen Dingen halt nicht zu 95% über geschäftliche Dinge, sondern zu<br />

mindestens der Hälfte auch über private <strong>und</strong> gesellschaftliche.“ (Manager eines Handelskonzerns)<br />

„Allgemeinbildung ist bei allen Vorgesetzten wichtig, <strong>und</strong> je höher der Führungskreis, desto<br />

wichtiger <strong>und</strong> desto selbstverständlicher. Wenn ich meinen Kollegen in Japan besuche, dann will<br />

ich von ihm etwas über japanische Kultur wissen.“ (Manager eines Elektrokonzerns)

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