Zusammenfassung Pinel

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Zusammenfassung Pinel 1

<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>Pinel</strong><br />

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Danke allen Menschen für die Mitarbeit:<br />

(1) Biopsychologie als Neurowissenschaft – Seite 03<br />

Elena Lauer<br />

(2) Evolution, Genetik, Erfahrung – Seite 06<br />

André Dahlinger<br />

(3) Anatomie des Nervensystems – Seite 15<br />

Fabian Lamster<br />

(4) Nervenleitung und synaptische Übertragung – Seite 24<br />

Lena Milch, Felicitas Tschenett<br />

(5) Die Forschungsmethoden der Biopsychologie – Seite 28<br />

Sebastian Henze<br />

(6) Hirnschäden des Menschen und Tiermodelle – Seite 33<br />

Nina Riechert, Eva Maria Löhr<br />

(7) Der viseuelle Cortex – nicht prüfungsrelevant<br />

Mascha Schindler für die Email an Hr. Schwarting<br />

(8) Mechanismen der Wahrnehmung, des Bewusstseins – Seite 44<br />

Robert Sielski<br />

(9) Das sensomotorische System – Seite 56<br />

Bianka Breyer, Carolin Becker<br />

(10) Nahrungsaufnahme – Seite 63<br />

Johanna Löchner<br />

(11) Hormone und Sexualität – Seite 69<br />

Jo Nau<br />

(12) Schlaf, Traum und circadiane Rythmen – Seite 75<br />

Kathrin Keller, Christina Feußner<br />

(13) Drogenabhängigkeit und Verstärkersysteme im Gehirn – Seite 90<br />

Camilla Ermert<br />

(14) Gedächtnis und Amnesie – Seite 101<br />

Amelie Grille<br />

(15) Neuronale Plastizität – Seite 108<br />

Sylvia Heil, Barbara Kupracz<br />

(16) Lateralisierung, Sprache und Split Brain – Seite 120<br />

Mareike Rothe<br />

(17) Emotionen, Stress und psychischen Störungen – Seite 127<br />

Matthias Dönges<br />

(18) Psychoneuroimmunologie – Seite 135<br />

Serife Yildiz<br />

Bei Fragen bitte an die jeweilige Person wenden, größere Änderungen/Fehler bitte im studiVZ<br />

posten...<br />

Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. (-.-)<br />

Viel Spaß beim Lernen und denkt ans Feiern zum Ausgleich...<br />

Jo<br />

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Kapitel 1 „Biopsychologie als Neurowissenschaft“<br />

Buch:<br />

1) Was ist Biopsychologie?<br />

• Psychologie: Wissenschaft vom Erleben und Verhalten<br />

• Biopsychologie: Biologie des Verhaltens<br />

• Anfangsdatum unbekannt, aber wichtigen Einfluss hatte die Publikation „The Organization of Behavior“ von D. O.<br />

Hebb (1949)<br />

Skript:<br />

1.1) Forschungsstrategien:<br />

• Experimentelle Biologische Psychologie im Vergleich zur einfachen Experimentellen Psychologie:<br />

Nach Manipulation der Reizbedingungen nicht nur Beobachtung von Verhaltensänderungen, sondern auch von<br />

physiologischen Änderungen<br />

→ Prämisse: Verhalten und Erleben haben eine materielle biologische Grundlage: ontologische Vorentscheidung<br />

(Ontologie = Lehre des „Seienden“)<br />

→ Reduktionismus: Erklärungen des Psychischen werden in den materiellen Gegebenheiten gesucht<br />

• Forschungsstrategien der Biopsychologie I: Verhalten (AV) wird physiologisch manipuliert (UV) (z.B. durch<br />

Hormongabe, Stimulation einer Hirnregion oder Durchtrennung der Verbindung zwischen Hirnregionen)<br />

• Forschungsstrategien der Biopsychologie II: Die physiologische Größe (AV) wird durch Manipulation des Verhaltens<br />

(UV) verändert<br />

• Forschungsstrategien der Biopsychologie III: Die physiologische Größe und die Verhaltensvariable bedingen sich<br />

gegenseitig (Bsp.: Hirngewicht ↔ Lernleistung, Hormonspiegel ↔ Paarungsbereitschaft)<br />

1.2) Historischer Hintergrund:<br />

• Dichotomie (17 Jhd.): Konflikt zwischen der aufkommenden neuzeitlichen Wissenschaft und der römischkatholischen<br />

Kirche (z.B. Galileo)<br />

• Cartesischer Dualismus (René Descartes): Welt der Materie (Körper ist der Wissenschaft zugängig) und Welt des<br />

Geistes (Geist ist Gegenstand religiöser Betrachtung)<br />

→ Kritiker:Julien Offroy de La Mettrie (1747): „Denken wird vom Gehirn erzeugt.“<br />

• Phrenologie: Kopfvermessung → Zuordnung psychischer Qualitäten zu Knochenerhebungen der Schädelkalotte (19<br />

Jhd.)<br />

1.3) Evidenz für die Koppelung von Verhalten an die materielle Grundlage:<br />

•Paul Broca (1861): Defizit in Sprachproduktion<br />

•Karl Wernicke (1874): Asomatognosie: Verlust der Wahrnehmung eigener Körperteile<br />

1.4) Evidenz für die Koppelung von Verhalten an das ZNS:<br />

•Gallup (1983): Demonstration von Selbstbewusstsein bei Menschenaffen (mit Hilfe eines Spiegels)<br />

•Läsionen können zu spezifischen Verhaltensstörungen führen<br />

•Selektive physiologische Aktivierung bei unterschiedlichen Leistungen<br />

•Korrelation von Verhaltensstörungen mit spezifischen physiologischen Änderungen<br />

1.5) Untersuchungsebenen:<br />

Soziales Niveau → Organ-Niveau → System-Niveau (Gehirn) → Areal-Niveau<br />

→ Schaltkreis-Niveau → Zell-Niveau → Synapsen-Niveau →Molekül-Niveau<br />

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2) Die Beziehung zwischen der Biopsychologie und anderen neurowissenschaftlichen<br />

Disziplinen:<br />

Neurowissenschaft ist Teamarbeit und besteht aus vielen einzelnen Disziplinen. Wichtig für die Biopsychologie sind:<br />

• Neuroanatomie: Struktur des Nervensystems<br />

• Neurochemie: Chemische Basis neuronaler Aktivität<br />

• Neuroendokrinologie: Interaktionen zwischen Nervensystem und Endokrine System<br />

• Neuropathologie: Störungen des Nervensystems<br />

• Neuropharmakologie: Wirkung von Medikamenten auf neuronale Aktivität<br />

• Neurophysiologie: Funktion und Aktivität des Nervensystems<br />

Biopsychologen sind Neurowissenschaftler, sie befassen sich mit dem Nervensystem, denn der Sinn des Nervensystems<br />

ist es Verhalten zu produzieren und zu kontrollieren.<br />

Weitere Disziplinen, die im Skript erwähnt werden: Neurobiologie, Neuroimmunologie, Neurologie, Neuroinformatik<br />

3) Typische Forschungsansätze der Biopsychologie:<br />

3.1) Probanden und Versuchstiere:<br />

• Versuche mit Menschen: Menschen können Anweisungen folgen, ihre subjektiven Erfahrungen wiedergeben, sind<br />

meistens kostengünstiger und besitzen menschliche Gehirne<br />

aber: aus ethischen Gründe können Menschen nicht immer für Versuche genommen werden<br />

• Versuche mit Tieren (in der Regel Ratten, Mäuse, Katzen, Hunde und Affen): Gehirn und Verhalten bei Tieren ist<br />

simpler, sodass fundamentale Interaktionen zwischen Gehirn und Verhalten leichter entdeckt werden können. Viele<br />

Entdeckungen kann man gerade durch den Vergleich unterschiedlicher Spezies machen.<br />

Auch bei Tieren gibt es strikte ethische Vorschriften, aber nicht so streng wie bei Menschen.<br />

3.2) Experimente und nicht-experimentelle Studien:<br />

• Experimente: laufen unter zwei oder mehreren Bedingungen ab, von denen jede an einer Gruppe<br />

(within-subjects-design = Intergruppenplanung) oder an verschiedenen Gruppen (betweensubjects-design<br />

= Intragruppenplanung) durchgeführt wird.<br />

Die Differenz zwischen den Bedingungen ist die Unabhängige Variable (UV), die Variable, die einen Effekt auf die<br />

UV zeigt und vom Versuchsleiter gemessen wird, ist die Abhängige Variable (AV).<br />

Variablen, die die AV beeinflussen könnten, nennt man konfundierende Variablen. Diese müssen kontrolliert oder<br />

eliminiert werden.<br />

Bsp. für ein Experiment: Untersuchung der Paarungsbereitschaft von Hühnern → Coolidge Effect: Männchen sind bei<br />

der Paarung aktiver, wenn sie mit unterschiedlichen Weibchen kopulieren als stets mit ein und demselben.<br />

• Quasi-Experimentelle Studien: sehen aus wie Experimente, sind es aber nicht, weil mögliche konfundierende<br />

Variablen nicht kontrolliert werden können. Sie finden in der Regel außerhalb von Laboren statt (Feldstudien)<br />

Bsp.: Untersuchung der Gehirnfunktion von Alkoholikern → neben dem Alkoholkonsum gibt es zu viele<br />

konfundierende Variablen (Kopfverletzungen durch Unfälle, schlechte Bildung, Drogen, schlechte Ernährungsweise,<br />

etc.)<br />

• Fallstudien: beziehen sich auf einzelne Fälle oder Subjekte, geben oft ein tiefgründigeres Bild als Experimente und<br />

sind eine gute Quelle für testbare Hypothesen, aber sie sind nicht generalisierbar<br />

3.3) Grundlagenforschung und angewandte Forschung:<br />

• Grundlagenforschung: durchgeführt aus reinem Interesse des Versuchsleiters zur Gewinnung von neuem Wissen<br />

• Angewandte Forschung: soll einen bestimmten Zweck erfüllen und der Menschheit einen Gewinn bringen (wird von<br />

Politikern und dem Volk eher unterstützt)<br />

4


4) Die Teilgebiete der Biopsychologie:<br />

• Pysiologische Psychologie: untersucht neuronale Mechanismen von Verhalten durch direkte Manipulation des<br />

Gehirns in kontrollierten Experimenten an Versuchstieren (durch Operationen oder elektrische Methoden)<br />

• Psychopharmakologie: untersucht die Wirkung von Medikamenten auf Gehirn und Verhalten (Bsp. Erhöhung<br />

des Acetylcholin-Levels bei Alzheimer-Patienten)<br />

• Neuropsychologie: untersucht die psychologischen Auswirkungen von Gehirnschäden an menschlichen Patienten<br />

(Bsp. Gehirnschäden durch Alkoholkonsum)<br />

• Psychophysiologie: untersucht den Zusammenhang zwischen physiologischer Aktivität und psychologischen<br />

Prozessen bei Menschen durch nicht-invasive psychologische Methoden (Bsp. Herzinfaktrisiko, Angst, Stress, etc.)<br />

• Kognitive Neurowissenschaft: untersucht neuronale Mechanismen menschlicher Kognition, in der Regel durch<br />

funktionale bildgebende Methoden („brain imaging technology“)<br />

• Vergleichende Psychologie: untersucht Evolution, Genetik und Anpassung von Verhalten mit Hilfe von<br />

vergleichenden Methoden<br />

5) „Converging Operations“ (konvergierende Forschung): Zusammenarbeit von<br />

Biopsychologen unterschiedlicher Teilgebiete<br />

Da die einzelnen Teilgebiete oft komplementär sind und sich gegenseitig ergänzen, ist eine Zusammenarbeit der<br />

Biopsychologen verschiedener Gebiete notwendig<br />

Bsp. Neuropsychologie und Physiologische Psychologie:<br />

Vorteil Neuropsychologie: befasst sich direkt mit menschlichen Patienten<br />

Nachteil Neuropsychologie: lässt daher keine Experimente zu<br />

Vorteil Physiologische Psychologie: kann durch Experimente an Tieren besser zu Erkenntnissen führen<br />

Nachteil Physiologische Psychologie: Ergebnisse können nicht immer auf den Menschen übertragen werden<br />

→ daher Kombination aus beidem!<br />

Bsp.: Untersuchungen zum Korsakoff’s Syndrom beinhalten neurophysiologische Fallstudien, quasi-experimentelle<br />

Studien an Menschen und kontrollierte Experimente an Labortieren<br />

→ Korsakoff’s Syndrom: Gedächnisverlust, Gehirnschädigung durch Thiamin-Mangel (Vitamin B1), oft in<br />

Verbindung mit Alkoholismus<br />

6) „Scientific Inference“ (wissenschaftliche Schlussfolgerung): Untersuchung<br />

unbeobachtbarer Gehirnfunktionen<br />

Die Prozesse, durch die das Nervensystem das Verhalten kontrolliert, können nicht beobachtet werden, ihre Effekte<br />

jedoch schon. Deshalb müssen Biopsychologen diese Effekte untersuchen, um Aufschluss über psychologische<br />

Vorgänge zu erhalten. Diese empirische Methode nennt man „Scientific Inference“ (dt.: wissenschaftliche<br />

Schlussfolgerung)<br />

7) Kritisches Denken über biopsychologische Behauptungen:<br />

Wir müssen ein kritisches Denken über wissenschaftliche Untersuchungen entwickeln, denn viele<br />

von ihnen sind schlecht oder fehlerhaft. Man sollte darauf achten, dass sie in angesehenen<br />

wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht wurden, da sie dafür von Experten geprüft und als<br />

qualitativ gut befunden worden sind.<br />

Oft lässt das Ergebnis einer Untersuchung mehrere Interpretation zu. In diesem Fall muss stets der simpelsten<br />

Interpretation Vorrang gewährt werden. Diese Regel nennt man Morgan’s Canon oder Prinzip der Denkökonomie.<br />

Bsp.: Dr. Egas Moniz erhielt 1949 den Nobelpreis für die Entwicklung einer operativen Prozedur, bei der die<br />

präfrontalen Bereiche des Kortex vom Rest des Gehirns abgetrennt wurden zur Behandlung mentaler Erkrankungen,<br />

genannt Präfrontale Lobotomie. Erst Jahre später, nachdem schon über 40.000 Patienten allein in den USA auf diese<br />

Weise behandelt wurden, konnten die verheerenden Nebenwirkungen (wie Epilepsie) erkannt werden. Eine kritische<br />

Überprüfung Moniz’s Behauptungen hätte viele Menschen vor dieser Fehlbehandlung bewahren können. Wie konnte<br />

jemand für eine solche Methode den Nobelpreis bekommen?<br />

5


Kapitel 2: Evolution, Genetik, Erfahrung<br />

2.1 Biologie und Verhalten: Dichotomie und Interaktion von Genen / Verhalten<br />

Dichotomie (Erbe oder Umwelt / Physiologisch oder Psychologisch)<br />

- Kartesischer Dualismus: von Descartes (1596 – 1650)<br />

Theorie: 2 getrennte Elemente (also wieder Dichotomie):<br />

- Körper (materiell, Gene)<br />

- Seele (Immateriell, Geist, Intelligenz)<br />

Allgemeine Dichotomie: Ist Verhalten vererbt oder das Produkt von Umwelteinflüssen / Erlerntem<br />

(Erbe-Umwelt Problem (engl.: nature-nurture issue))?<br />

Antwort: BEIDES spielt eine Rolle Gene und „Geist“ interagieren miteinander<br />

Modell der Biologie des Verhaltens (gutes Schema im <strong>Pinel</strong>)<br />

Evolution beeinflusst/formt die Genen<br />

Gene und Erfahrung beeinflussen/formen den momentanen<br />

Organismus<br />

Der momentane Organismus<br />

und die momentane Situation beeinflussen das Verhalten<br />

Rückwirkend hat das Verhalten wieder Einfluss auf die Erfahrung und die<br />

Evolution<br />

Gene und Verhalten beeinflussen einander<br />

2.2 Evolution<br />

4 Hinweise auf Evolution:<br />

- Fossile Funde (systematische Veränderung der Schädel von Affen, Menschenaffen)<br />

- Aktive Artenzüchtung (gezüchtete Mutationen zB. Hunderassen, Pflanzen)<br />

- beobachtete Evolution (zB. Beobachtete Veränderung bei Vögeln auf den Galapagos<br />

Inseln)<br />

- Ähnlicher Knochenbau in unterschiedlichen Arten (siehe Darstellung <strong>Pinel</strong>)<br />

Evolution: Mutation führt durch Fitness (Fähigkeit sich möglichst gut anzupassen) zu Selektion<br />

(d.h.: der fitteste gibt seine Gene eher weiter, der Schwache eher nicht)<br />

6


2 Beispiele:<br />

1. Rangfolgenverhalten:<br />

Männchen - erkämpft sich in der Gruppe (dank seiner guten Gene) einen guten Rang<br />

- höherer Rang führt zu höherer Fortpflanzungsrate<br />

- starke Gene werden weitergegeben<br />

Weibchen<br />

- fruchtbare Weibchen gebären gesündere Kinder („bessere Gene“)<br />

- höherer Rang<br />

- kommen besser an Essen<br />

2. Balzverhalten:<br />

- fördert Bildung neuer Spezies, denn nur Mitglieder der selben Population reagieren<br />

auf das entsprechende Balzverhalten<br />

durch Mutation entsteht neue Subpopulation und bleibt erhalten<br />

Evolution des Menschen:<br />

- Evolution der Wirbeltiere (Vertebraten):<br />

- Kleinstlebewesen (600mio v. Chr.)<br />

- Chordaten (450mio v. Chr.)<br />

haben Nervenstrang am Rücken<br />

- Vertebraten (425mio v. Chr.)<br />

haben harten Schutz des Nervenstrangs (Wirbelsäule) kleine Fische<br />

7 Klassen v. Vertebraten:<br />

Evolution Amphibien (400mio v. Chr.)<br />

- können kurz aus dem Wasser (in frische Gewässer)<br />

- Nahrung vom Land mögl.<br />

- 3 Fischklassen<br />

- Amphibien<br />

- Reptilien<br />

- Vögel<br />

- Säuger<br />

Evolution Reptilien (300mio v. Chr.)<br />

- legen harte Eier am Land<br />

- haben trockene Schuppen kein Wasserverlust an Land<br />

Evolution Säuger (180mio v. Chr.)<br />

- füttern Nachwuchs mit Drüsensekret (Milch)<br />

- 14 Ränge von Säugern<br />

Mensch: 1. Rang Primat („Primus“)<br />

- 5 Familien v. Primaten: - Prosimian<br />

- Neu-Welt Affe<br />

- Alt-Welt Affe<br />

- Affe<br />

- Hominiden: 2 Stämme:<br />

- Australopithecus (6mio v. Chr.)<br />

- Homo - Errectus (2mio v. Chr.)<br />

- Sapiens (0,2mio v. Chr.)<br />

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Ein paar Fakten zur Evolution:<br />

- Evolution schreitet verzweigt voran<br />

- Evolution kann sprunghaft sein durch:<br />

- Mutation<br />

- Veränderung der Umwelt<br />

- Nur 1% aller Spezies leben noch<br />

- Evolution kann willkürlich sein<br />

o unnütze „Nebenprodukte“ (Bsp. Bauchnabel)<br />

o „schlechte Designs“ (Hoden)<br />

- Exadaptation: Ursprünglicher Nutzen wird anders angewandt (Bsp. Flügel eigentlich zum<br />

Laufen gedacht)<br />

- Ähnliche Merkmale zwischen Spezies<br />

o haben die Spezies den gleichen Ursprung nennt man ähnliche Merkmale homolog<br />

o haben die Spezies NICHT den gleichen Ursprung nennt man die Merkmale analog<br />

Grund: konvergente Evolution: nicht verwandte Spezies entwickeln dieselbe<br />

Lösung für Anforderungen in der Umwelt (zB. Flügel von Biene und Vogel)<br />

Evolution des menschlichen Hirns<br />

- Hirngröße ≠ Intelligenz (Großes Hirn heißt nicht hohe Intelligenz)<br />

- Hirngröße/Körpergewicht ≠ Intelligenz (Das Verhältnis von Hirngröße zu Körpergewicht hängt<br />

nicht unmittelbar mit der Intelligenz zusammen)<br />

- Starkes Wachstum des menschlichen Hirns während der Evolution<br />

- größtes Wachstum im Großhirn (Telencephalon)<br />

- mehr Windungen größere Oberfläche<br />

Evolutionäre Psychologie: Paarungsverhalten:<br />

Allgemein:<br />

- Vorherrschend ist Promiskuität (jeder kopuliert mit jedem)<br />

- Ausnahmen sind Partnerbindungen<br />

Bei Säugetieren:<br />

- die meisten Säuger tendieren zur Partnerbindung:<br />

o Grund: wenig Nachkommen<br />

Mann bleibt bei der Frau um Nachkommen großzuziehen<br />

- Polygynie:<br />

o Ein Mann hat mehrere Partnerinnen<br />

Grund: Frau kann nur eine begrenzte Anzahl an Kinder bekommen, ein Mann<br />

dagegen theoretisch unendlich viele<br />

o Mann: will so viele wie möglich begatten<br />

Konkurrenzkampf , Kampf um Rangfolge<br />

o Frau: will nur mit dem „besten“ Mann Nachkommen zeugen<br />

8


- Polyandrie: gibt es bei Säugern nicht<br />

o Eine Frau hat viele Männer (Bsp. Seepferdchen)<br />

- Monogamie: 3% der Säuger (u.A. der Mensch!)<br />

o Frau kann mehr „fitten“ Nachwuchs zeugen, wenn sie verlässliche, dauerhafte<br />

Unterstützung (vom Mann) hat<br />

o Verhalten: Frau verwehrt dem Man Sex anfangs für bestimmte Zeit<br />

der Mann kann also mehr Nachwuchs zeugen, wenn er bei einer Frau<br />

bleibt und nicht bei jeder Neuen warten muss bis er Nachwuchs zeugen kann <br />

Ergebnis: Monogamie<br />

o Resultierendes „Auswahlverfahren“:<br />

Mann: Frau muss fruchtbar sein (jung, attraktiv)<br />

Frau: Mann muss beschützen (stark) und versorgen (reich)<br />

2.3 Genetik<br />

Begriffe:<br />

- Phänotyp: Merkmal, das man an einem Organismus beobachten kann<br />

- Genotyp: Merkmal, das vererbt werden kann<br />

- Allele: Gene, die das selbe Merkmal bestimmen<br />

o Bsp.: Merkmal Farbe hat die Allele „braun“ und „weiß“<br />

- Organismus mit zwei identischen Merkmalsausprägungen ist homozygotisch<br />

o Bsp.: Bohnenpflanze hat die Allele „braun-braun“ oder „weiß-weiß“<br />

- Organismus mit zwei unterschiedlichen Merkmalsausprägungen ist heterozygotisch<br />

o Bsp.: Bohnenpflanze hat Allele „braun-weiß“ oder „weiß-braun“<br />

Mendel (1822 – 1884) (gute schematische Darstellung im <strong>Pinel</strong>)<br />

- Dichotome Merkmale bei Bohne (braun oder weiß)<br />

- Bohne hat 2 genotype (=Merkmal, das vererbt werden kann) Merkmalsausprägungen<br />

o Bsp. Farbe: Braun dominant<br />

Weiß rezessiv<br />

o Möglichkeiten: braun braun<br />

weiß weiß<br />

weiß braun<br />

braun weiß<br />

o Homozygotisch für ein best. Merkmal: Organismus mit zwei identischen<br />

Merkmals-Genen<br />

Z.B.: Bohne mit Genkombination „braun-braun“<br />

o<br />

Heterozygotisch für ein best. Merkmal: Organismus mit zwei<br />

unterschiedlichen Merkmals-Genen<br />

Z.B: Bohne mit Genkombination „braun-weiß“<br />

Chromosome , Reproduktion und Linkage<br />

Gene befinden sich auf Chromosomen<br />

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Chromosome<br />

- immer im Zellkern<br />

- je nach Spezies bestimmte Anzahl an Chromosomenpaaren (beim Mensch: 23) in jeder<br />

Zelle<br />

Meiose: Zelle teilt sich Chromosomenpaare teilen<br />

sich jede neue Zelle enthält je eine Hälfte der<br />

Chromosomenpaare (diese Zellen nennt man dann<br />

Gameten (Sperma-/Eizellen))<br />

- Durch Meiose kann der Mensch 2²³<br />

verschiedene Gameten produzieren<br />

Zygote: befruchtete Eizelle<br />

Mitose: Chromosomenpaare duplizieren sich <br />

Zellteilung: jede neue Zelle erhält wieder 23 Paare<br />

- Durch Zellteilung wird der Organismus<br />

ausgebildet<br />

Linkage (Genkoppelung)<br />

Versuch mit Drosophila Fliegen (Fruchtfliegen) (1915)<br />

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erbt eine Fliege ein Merkmal eines Elternteils, erbt es wahrscheinlich auch noch andere<br />

Merkmale desselben Elternteils (entstammen demselben Chromosom)<br />

Crossing over<br />

- bei Meiose<br />

- Chromosomen-„Arme“ überkreuzen sich<br />

der jeweils überkreuzte Teil eines „Arms“ bricht ab und gehört dann zu dem jeweils<br />

anderen Chromosom<br />

ein Teil der Gene wird getauscht<br />

- Vorteile: - höhere Diversität einer Spezies<br />

- Hilfe um Gen-Karten einer Tierart zu erstellen<br />

Geschlechts-Chromosome<br />

- weiblich: 2 X-Chromosome<br />

- männlich: X- und Y-Chromosom<br />

- Merkmale, die von Geschlechts-Chromosom (X- / Y-Chromosom), abhängen sind<br />

geschlechtsabhängige Merkmale<br />

- Merkmale, die vom X-Chromosom kontrolliert werden, werden vererbt an…<br />

- … Frauen, wenn es dominante Merkmale sind (2 X-Chromosome doppelte<br />

Wahrscheinlichkeit)<br />

- … Männer, wenn es rezessive Merkmale (z.B. Farbenblindheit) sind (ein X-Chromosom<br />

langt um das Merkmal auszuprägen<br />

Chromosomenstruktur<br />

- DNA = DeoxyriboNucleic Acid<br />

- Doppelstrangig<br />

- Pro Strang: 1 Nucleotidenbase:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Adenin<br />

Thymin<br />

Guanin<br />

Zytosin<br />

Chromosomenreplikation<br />

- Replikation ist Voraussetzung für Mitose<br />

- Strang „entzweit“/ entwindet sich<br />

- Freie Basen der jeweiligen DNA-Hälften werden mit komplementären Basen aus dem<br />

Zellkern besetzt 2 identische Chromosome<br />

- Kleine Fehler bei der Replikation führen zu Mutation<br />

- Schwere Fehler können zu starken Mutationen führen (Down-Syndrom)<br />

Genetischer Code und Genexpression<br />

- Beispiel: Strukturgen<br />

o Enthalten Information über Synthese von Proteinen (=Aminosäureketten)<br />

o Sind überall gleich (Hirnzellen, Haarzellen, …)<br />

o Unterschiedliche Entwicklung durch Operatorgene<br />

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Operatorgene geben an, ob und wie schnell ein Strukturgen die Synthese<br />

von Proteinen initiiert<br />

gibt an, wie sich Zelle entwickelt und wie sie arbeitet, wenn sie<br />

ausgereift ist<br />

Operatorgen wie „Schalter“:<br />

o Operatorgen normal „aus“<br />

Aktivierung durch DNA-bindene Proteine<br />

o Operatorgen Normal „an“<br />

werden von DNA-bindenen Proteinen „aufgedreht“,<br />

„abgedreht“, oder „ausgeschaltet“<br />

DNA-bindene Proteine von Umwelt beeinflusst!<br />

Genexpression (mal wieder tolle Darstellung im <strong>Pinel</strong> )<br />

1. Phase: Transkribtion (Kopieren)<br />

- Teil des DNA-Doppelstrangs entwindet sich und trennt dort die Basenpaare<br />

- Messenger RiboNucleid Acid (mRNA) kopiert einen Strang und trägt ihn vom Zellkern ins<br />

Zytoplasma<br />

2. Phase: Translation (Übersetzen)<br />

- Im Zytoplasma:<br />

o - mRNA bindet sich an Ribosom<br />

o Ribosom fährt am mRNA-Strang entlang und übersetzt jedes Codon (=je 3<br />

Nucleotiden-Basen) in eine entsprechende Aminosäure, die von einer transfer RNA<br />

(tRNA) nacheinander zu einem Protein angereiht werden<br />

o Das Protein wird freigelassen, wenn das Ribosom ein „Stop-Codon“ erreicht, das<br />

sagt, dass das Protein fertig ist<br />

Mitochondriale DNA<br />

- befindet sich nicht im Zellkern, sondern in Mitochondrie<br />

- nur von der Mutter vererbt<br />

- Mutation von mitochondrialer DNA häufige Ursache von Störungen<br />

- „Evolutionärer Marker“: Mutationen von mitochondrialer DNA finden in regelmäßigen<br />

Zeitabständen statt<br />

- Rückschluss auf die Herkunft der Hominiden möglich (Afrika!)<br />

Human Genome Project (1990-2001)<br />

- Zusammenstellung einer Chromosomen-Karte aus allen 3mrd Basen<br />

- Ergebnis: Nur ein Bruchteil der Basen codieren Gene<br />

Mensch hat ca. 34.000 Gene<br />

Maus die Hälfte / Drosophila ein Drittel<br />

- Komplexität der unterschiedlichen Spezies basiert wahrscheinlich auf der Gen-Expression<br />

- Aktuelle Fragen / Aufgaben:<br />

o Genome anderer Spezies offen legen Vergleichsmöglichkeiten mit menschlichem<br />

Genom<br />

o Bisher: Finden von Gemeinsamkeit zwischen menschlichen Genomen<br />

o Jetzt: Finden von Unterschieden in Genomen!<br />

o Unterschiede in Gen-Expression in unterschiedlichen Organen ausfindig machen!<br />

o Welches Protein wird von welchem Gen codiert?<br />

o Funktionen der Proteine ausfindig machen!<br />

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Gen und Phän:<br />

- das Vorhandensein eines bestimmten Gens bedingt noch nicht das Vorhandensein eines<br />

Merkmals<br />

- Penetranz bezeichnet die Neigung eines Merkmals, sich zu manifestieren<br />

- Viele Merkmale sind polygen bedingt; die gilt besonders für Merkmale, die in der<br />

Psychologie interessieren<br />

2.4 Interaktion von genetischen Faktoren und Erfahrung<br />

Begriffe:<br />

- Ontogenie: Verhaltensentwicklung eines Individuums<br />

- Phylogenie: Verhaltensentwicklung einer Spezies über langen Zeitraum<br />

3 Beispiele für genetischen Einfluss auf Ontogenie:<br />

1. selektives Züchten von Verhaltensmerkmalen<br />

Tryon (1994) (gute Grafik im <strong>Pinel</strong>): Züchten von „Labyrinth-dummen“ und „Labyrinthintelligenten“<br />

Mäusen<br />

- Mäuse müssen Weg aus Labyrinth finden (Belohnung: Futter)<br />

- Die besten Mäuse werden mit den besten gepaart, die schlechten mit den schlechten<br />

- Die besten der nachfolgenden „Labyrinth-intelligente“ Mausgeneration werden wieder<br />

untereinander gepaart und dasselbe wird vice versa mit der „Labyrinth-dummen“<br />

Mausgeneration gemacht<br />

- Dies wurde mit 21 Generationen gemacht<br />

- Ab der 8. Generation gab es nahezu keine Überschneidungen in der Labyrinth-Lern-<br />

Leistung zwischen „dummen“ und „intelligenten“ Mäusen<br />

- Kontrolle: „Labyrinth-dumme“ Mäuse wurden von „Labyrinth-intelligenten“ Mäusen<br />

aufgezogen und „Labyrinth-intelligente“ Mäuse wurden von „Labyrinth-dummen“ Mäusen<br />

aufgezogen („cross-fostering control procedure“) hatte keinen Einfluss auf deren<br />

Leistung!<br />

- Allgemein: jedes beliebige Merkmal kann selektiv gezüchtet werden.<br />

- Nebeneffekt: selektives Züchten eines Merkmals hat in der Regel zur Folge, dass andere<br />

Merkmale ebenfalls selektiv mitgezüchtet werden!<br />

- ABER: genetische Vorraussetzungen nicht einziges Kriterium für Merkmal<br />

Umwelt beeinflusst Leistung ebenso:<br />

o Cooper & Zubek (1958) (gute Grafik im <strong>Pinel</strong>)<br />

o Aufzucht „Labyrinth-dummer“ und „Labyrinth-intelligenten“ Mäusen in<br />

abwechslungsarmer oder abwechslungsreicher Umgebung<br />

o Erg.: keine signifikante Änderung der Leistung bei „Labyrinth-intelligenten“<br />

Mäusen, aber starker Einfluss bei „Labyrinth-dummen“ Mäusen. Diese<br />

machten, aufgezogen in abwechslungsreicher Umgebung nur noch gering<br />

mehr Fehler als die „Labyrinth-intelligenten“ Mäuse, in gleicher Bedingung.<br />

2. Phenylketonurie (PKU)<br />

1934: Asbjörn Fölling findet im Urin geistig zurückgebliebener Kinder mit ähnlichen Merkmalen<br />

(Erbrechen, Hyperaktivität, Hirnschäden,…) hohe Anteile an Phenylbrenztraubensäure.<br />

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Diese Krankheit lässt sich auf ein mutiertes rezessives Gen zurückführen. Jeder Hundertste trägt<br />

dieses Gen, eins von 10.000 weißen Kindern wurde mit der Krankheit geboren.<br />

Folge der Krankheit: Defizit des Enzyms Phenylalaninhydroxylase (Abbau der<br />

Aminosäure Phenylalanin in Tyrosin und ohne Tyrosin kein Dopamin!) abnormale<br />

Gehirnentwicklung.<br />

Interaktion von Gen und Umwelt: Neugeborene, bei denen PKU festgestellt wird, werden auf eine<br />

Phenylalanin-arme Diät (in den ersten Wochen! Danach bringt das nichts mehr sensitive Periode)<br />

gesetzt, um geistige Beeinträchtigungen möglichst einzudämmen.<br />

3. Entwicklung von Vogelgesang<br />

2 Entwicklungsphasen:<br />

- 1. sensorische Phase (beginnt einige Tage nach Ausbrütung)<br />

2. Vogel hört Gesang des Vaters, was seinen eigenen späteren Gesang beeinflusst<br />

3. Vogel hat genetische Vorraussetzungen für Entwicklung des Artentypischen Vogelgesangs<br />

kann sich kein Gesang anderer Arten aneignen<br />

muss den eigenen Gesang in der sensorischen Phase jedoch hören, sonst<br />

entwickelt er ihn nicht richtig<br />

- 2. sensomotorische Phase (einige Monate alt):<br />

8) Vogel zwitschert „Subsongs“, bis er seinen adulten Gesang ausgebildet hat muss sich<br />

dazu selbst hören können!<br />

9) Altersabhängige Lerner (age-limited learner): einmal ausgebildeter Gesang wird nicht mehr<br />

verändert<br />

10) Altersunabhängiger Lerner (open-ended learner): Vogel kann seinen Gesang ein Leben lang<br />

ändern und neue Gesänge dazulernen<br />

2.5 Genetik menschlicher psychologischer Unterschiede<br />

Untersuchung anhand 1-eiiger (genetisch identisch) und 2-eiiger Zwillinge (genetisch so<br />

unterschiedlich wie Geschwister)<br />

Minesota Studie von getrennten Zwillingen (1998)<br />

- je 59 Paare 1-eiiger Zwillinge, die entweder zusammen oder getrennt aufgewachsen sind<br />

- je 47 Paare 2-eiiger Zwillinge, die entweder zusammen oder getrennt aufgewachsen sind<br />

- Testung von Intelligenz und Persönlichkeit<br />

- Ergebnis: 1-eiige Zwillinge waren sich sehr viel ähnlicher als 2-eiige (egal ob zusammen<br />

oder getrennt aufgewachsen)<br />

- Interpretationsfehler:<br />

o Merkmale sind immer Ergebnis von genetischen Faktoren im Zusammenspiel mit<br />

Umwelteinflüssen. Man beachte, dass auch genetische Faktoren das Verhalten<br />

beeinflussen können, welche wiederum bestimmte Merkmalsausprägungen<br />

beeinflussen!<br />

o Ähnlichkeiten werden oft überbetont, und Unterschiede nicht erwähnt. Das schafft<br />

den falschen Eindruck, dass z.B. 2 1-eiige Zwillinge von Grund auf identisch wären.<br />

o Der geschätzte Erblichkeitsgrad (heritability estimate) gibt nicht das Verhältnis von genetischem zu<br />

umweltabhängigem Faktor eines Individuums an! Stattdessen gibt sie den Anteil von genetischen<br />

Unterschieden zu phänotypischen Unterschieden zwischen allen untersuchten Subjekten an.<br />

14


Kapitel 3 Anatomie des Nervensystems<br />

Neuroanatomische Richtungsbezeichnungen im Nervensystem<br />

gewöhnlich bezogen auf die Orientierung der Wirbelsäule (Neuraxis):<br />

– anterior - posterior (rostral - caudal) oben - unten<br />

– dorsal - ventral hinten - vorne<br />

– medial - lateral von außen nach innen - von innen nach außen<br />

– superior - inferior (cranial - basal) über dem Gehirn - unter dem Gehirn<br />

– ipsilateral - kontralateral gleiche Seite - Gegenseite<br />

Gehirnschnitte:<br />

• frontal vorne - hinten<br />

• sagittal rechts - links<br />

• horizontal oben - unten<br />

Allgemeiner Aufbau des Nervensystems<br />

Gliederung des Nervensystems:<br />

• Zentralnervensystem (ZNS; innerhalb des Schädels bzw. der Wirbelsäule)<br />

– Gehirn, Rückenmark<br />

Das Rückenmark (Wichtig?)<br />

2 verschiedenen Zonen:<br />

Graue Substanz (darin Zellkörper) und weiße Substanz (darin Zellfasern Axone. Myelinscheiben<br />

(weiß) um die Axone weiße Substanz)<br />

In grauer Substanz: Hinterhörner (dort kommen die afferenten Nerven an), Vorderhörner (efferente<br />

Nerven gehen ab)<br />

Spinalnerven (afferente und efferente Nerven = Spinalnerv)<br />

• Hinterwurzel (Dorsalwurzel), sensorisch, unipolar. Sind außen am Rückenmark dran<br />

• Vorderwurzel (Ventralwurzel), motorisch, multipolar. Sind außen am Rückenmark dran<br />

Peripheres Nervensystem PNS (somatisches):<br />

• Interaktion mit der Umwelt<br />

• afferente Nerven (sensorische Information von Rezeptoren in der Haut, den Skelettmuskeln, den<br />

Gelenken, den Augen oder Ohren zum ZNS) ZNS<br />

• efferente Nerven (Signale aus ZNS an die Skelettmuskulatur) ZNS <br />

Autonomes Nervensystem ANS: (Teil des PNS, vegetatives oder autonomes Nervensystem)<br />

• Regulierung des inneren Milieus<br />

• afferente Nerven (Signale von inneren Organen zum ZNS)<br />

• efferente Nerven (Signale vom ZNS zu den inneren Organen)<br />

• zwei Typen efferenter Nerven: sympathische und parasympathische<br />

– sympathische stimulieren, organisieren und mobilisieren Energieressourcen<br />

– parasympathische Nerven tragen dazu bei, Energiereserven aufzubauen und zu speichern<br />

– die meisten Organe werden sympathisch und parasympathisch innerviert (Schweißdrüsen nur<br />

sympathisch)<br />

• Ganglien, Grenzstrang (verdickte Nervenstränge links und rechts der Wirbelsäule)<br />

- vom ZNS zu den Ganglien: präganglionär<br />

- von den Ganglien zu den Organen: postganglionär<br />

Nerven (PNS) = Tracts (ZNS)<br />

Ganglien (PNS) = Nuclei (ZNS)<br />

15


Nerv bzw. Tract = Bündelung von Axonen<br />

Nuclei bzw. Ganglien = Anhäufung von Zellkörpern<br />

Reflexe: wichtig?<br />

Hirnnerven<br />

• zwölf Hirnnerven bilden das PNS des Kopfes (I-XII)<br />

• gehen vom Gehirn aus<br />

• Nerven sind rein sensorisch (afferent), rein motorisch (efferent) oder gemischt<br />

– z.B. sensorisch: N. olfactorius (I. Hirnnerv), N. opticus (II. Hirnnerv)<br />

– z.B. gemischt: N. vagus (X. Hirnnerv)<br />

I Nervus olfactorius (Riechnerv) Leitet Signale von der Nase zum Gehirn (sensorisch)<br />

II Nervus opticus (Sehnerv) Leitet die Signale der Netzhaut zum Gehirn (sensorisch)<br />

III Nervus oculomotorius (Augenbewegungsnerv) Steuert Augen- und Lidbewegung sowie die<br />

Regenbogenhaut (Iris). (somatomotorisch u. vegetativ )<br />

IV Nervus trochlearis Steuert den schrägen oberen Augenmuskel somatomotorisch<br />

V Nervus trigeminus (Drillingsnerv) Untergliedert sich in den Augennerv (Nervus ophthalmicus),<br />

den Oberkiefernerv (Nervus maxillaris) und den Unterkiefernerv (Nervus mandibularis). Er leitet<br />

sensible Informationen aus dem ganzen Gesichtsbereich zum Gehirn und innerviert die<br />

Kaumuskulatur. sensibel u. branchiomotorisch<br />

VI Nervus abducens Innerviert den lateralen Augenmuskel. somatomotorisch<br />

VII Nervus facialis (Gesichtsnerv) Steuert die Muskulatur der Mimik, vermittelt auch die<br />

Geschmackswahrnehmung in den vorderen zwei Dritteln der Zunge und innerviert alle Kopfdrüsen<br />

außer der Parotis. branchiomotorisch, vegetativ u. sensorisch<br />

VIII Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) Zuständig für die Weiterleitung der<br />

Informationen von der Gehörschnecke und dem Gleichgewichtsorgan. sensorisch<br />

IX Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) Leitet die Signale des hinteren<br />

Zungenabschnittes zum Gehirn und innerviert die Muskeln des Rachens. Wichtig für den<br />

Schluckakt. Innerviert auch die Ohrspeicheldrüse. sensorisch, sensibel, branchiomotorisch u.<br />

vegetativ<br />

X Nervus vagus Hauptnerv des Parasympathikus und an der Regulation der Tätigkeit vieler innerer<br />

Organe beteiligt sensorisch, sensibel, branchiomotorisch u. vegetativ<br />

XI Nervus accessorius Versorgt motorisch den Musculus trapezius und den Musculus<br />

sternocleidomastoideus. Der Nervus accessorius entspringt eigentlich aus dem Rückenmark. Da er<br />

jedoch parallel zum Rückenmark in die Schädelhöhle zieht und diese dann an der Schädelbasis<br />

wieder verlässt, wird er zu den Hirnnerven gezählt. branchiomotorisch<br />

XII Nervus hypoglossus (Unterzungennerv) Steuert die Zungenbewegung. Somatomotorisch<br />

16


Zellen des Nervensystems<br />

2 Typen:<br />

• Nervenzellen (Neurone, Anzahl ca.: 100 Milliarden) und<br />

• Zellen mit unterstützender Funktion (Glia, Anzahl ca. das 10fache)<br />

• dazwischen:<br />

– Flüssigkeitsräume (interstitieller Raum, Extrazellulärflüssigkeit)<br />

– Kapillare<br />

1.Neurone(n)<br />

• Erregungsleitung und -verarbeitung<br />

• Hauptkomponenten<br />

11) Soma , auch selten genannt Perikaryon (Zellkörper, Größe


4. Zellkerne (Nuclei): Ansammlungen von Zellkörpern<br />

PNS: Ganglien ZNS: Nuclei<br />

• Schichten<br />

5. Axonbündel<br />

PNS: Nerven<br />

ZNS: Tractus, Commissur etc<br />

2. Gliazellen : Der größte Teil der Zellen des Nervensystems sind aber (Neuro-)Glia, sie sind<br />

Zellen im Nervensystem mit unterstützender Funktion und sie sind für Energiestoffwechsel wichtig.<br />

• Oligodendroglia, Oligodendrocyten (myelinisierte Fortsätze)<br />

– Myelinscheiden (Schwann-Zellen; Regeneration)<br />

• Astroglia, Astrocyten (z.B. Blut-Hirnschranke; Milieu)<br />

• Mikroglia (Entzündung, „Abbau“)<br />

Funktionen von Glia-Zellen:<br />

Astrozyten (umgeben Blutgefäße):<br />

- Ionenkonzentration im Extrazellulärraum, Transmitterregulation, Blut-Hirn-Schranke,<br />

Degeneration, Regeneration, Narbenbildung, Tumore (z.B.. Glioblastome), Entwicklung<br />

Ependymzellen (bilden Liquor)<br />

- Plexus choroideus<br />

Mikroglia („fressen“ Zellreste, verantwortlich für Narbenbildung)<br />

- Phagozytose, „synaptic shedding“ (Aufnahme)<br />

Oligodendrozyten (verantwortlich für Myelinschichten Im ZNS),<br />

- (Dies übernimmt im PNS die Schwannsche Zelle)<br />

- Myelinscheiden (isolieren Axone), Ranvier-Schnürringe (multiple Sklerose)<br />

im ZNS sind die Nerven sehr gut geschützt<br />

Die Blut-Hirn-Schranke verhindert, dass bestimme Substanzen (giftige) ins Gehirn gelangen<br />

Funktion: Nicht alles was im Blut ist, kommt ins Gehirn<br />

das Gehirn als fein abgestimmtes elektrochemisches Organ<br />

spezieller Aufbau der cerebralen Blutgefäße. Ein Blutgefäß besteht (z.B. bei Muskeln) aus lauter<br />

Membranzellen, dazwischen befinden sich Poren (im Gehirn sehr eng).<br />

Außerdem sind die Blutgefäße von den Myelinschichten der Astrozyten umschlossen. Große<br />

Moleküle können die Membran nicht passieren, außer sie sind fettlöslich und somit in der Membran<br />

löslich.<br />

O2 und Glucose z.B können sie passieren.<br />

Frage: Woher wissen wir über die Morphologie, Verschaltung und Funktion von Zellen im<br />

Nervensystem Bescheid?<br />

neuroanatomische Methoden<br />

• Gewebe präparieren • Schneiden • Markieren (z.B. durch Farbstoffe) • Mikroskopieren<br />

Neuroanatomische Techniken<br />

• Golgi-Färbung<br />

• Nissl-Färbung<br />

• Myelinfärbung<br />

• neuroanatomische Tracing-Techniken<br />

19


Das Gehirn<br />

Hirnhäute: Wichtig? drei Hirn- bzw. Rückenmarkshäute (Meningen, Singular:Meninx)<br />

• äußere –harte- Hirnhaut: Dura mater<br />

• Arachnoidea (spinnennetzartige Membran)<br />

– Subarachnoidalraum (mit Blutgefäßen, Cerebrospinalflüssigkeit)<br />

• innerste Hirnhaut: Pia mater<br />

Ventrikel und Cerebrospinalflüssigkeit<br />

13) Cerebrospinalflüssigkeit schützt das ZNS<br />

14) Befindet sich im Subarachnoidalraum,<br />

15) Zentralkanal(Rückenmark),<br />

16) Und in der cerebralen Ventrikeln des Gehirns (vier große Kammern im Gehirn: zwei laterale<br />

Ventrikel, dritter und vierter Ventrikel verbunden vom Aquaeductus cerebri)<br />

17) Entstehung der Cerebvrospinalflüssigkeit im Plexus choroideus (Adergeflecht in den<br />

Ventrikeln)<br />

18) Absorption im Subarachnoidalraum durch Sinusse (venöse Gefäße) in Nackenvenen<br />

Blutversorgung des Gehirns :<br />

Das Gehirn, ein hoher Energieverbraucher, v.a. Glucose, Sauerstoff, in Ruhe ca. 20% des<br />

Sauerstoffvorrates unseres Körpers, Zufuhr ca. 1Liter Blut pro Minute<br />

Versorgungsprinzipien<br />

• versorgende und entsorgende Arterien und Venen verteilen sich an Hirnoberfläche und treten von<br />

dort in das Innere ein<br />

• Kapillarnetz in grauer Substanz dichter als in weißer<br />

• Arterien und Venen nehmen völlig unterschiedlichen Verlauf<br />

Ateria Carotis interna/ Ateria vertebralis<br />

Große zuführende Gefäße (Aufteilungen?)<br />

Störungen der Blutversorgung: Wichtig?<br />

• Verschluß eines hirnversorgenden Gefäßes<br />

• Lumenverengung (Stenose)<br />

• Aneurysmen (Aussackungen der Gefäße)<br />

• Einblutung in das Hirngewebe (Schlaganfall)<br />

Die 5 Hauptabschnitte des Gehirns<br />

Rolle der Entwicklungsgeschichte Neuralrohr mit 3 Erweiterungen:<br />

Vorläufer des<br />

Prosencephalon – Vorderhirn (• Telencephalon • Diencephalon)<br />

Mesencephalon – Mittelhirn (• Mesencepholon)<br />

Rhombencephalon – Rautenhirn (• Metencephalon • Myelencephalon)<br />

Wichtige Strukturen des Gehirns<br />

Myelencephalon<br />

• Medulla oblongata („verlängertes Rückenmark“)<br />

– Formatio reticularis, aufsteigendes reticuläres Aktivierungssystem (ARAS)<br />

– Formatio reticularis als „Eigenapparat“ (viele Funktionen autonom)<br />

19) Netzwerk aus ca 100 Nuclei, verbindet Myelencephalon mit Mesencephalon<br />

Funktionen des „Eigenapparates“ formatio reticularis<br />

20


• kaudale FR:<br />

– Inspirationszentrum(Einatmen) , Exspirationszentrum, pneumotaktisches Zentrum (taktgebend)<br />

– Schlucken, Atmung<br />

– Blutdruck: Depressor-, Pressorzentrum<br />

– Brechzentrum<br />

– Blasenentleerungszentrum<br />

• rostrale FR:<br />

– auditorisches System<br />

– Gleichgewichtssystem, Augenbewegungen<br />

– Kauen, Saugen, Lecken<br />

Forebrain – Vorderhirn, Midbrain – Mittelhirn, Hindbrain – Rautenhirn<br />

Metencephalon (Rautenhirn):<br />

• Pons (Brücke z.B. Verbindung von Kleinhirn)<br />

• Cerebellum (Kleinhirn)<br />

Motorische Funktion des Cerebellums:<br />

• Arbeitsweise: Vergleich einer Efferenzkopie (corticofugal) mit einer Afferenzkopie (vestibulär,<br />

propriozeptiv)<br />

• Koordination der Komponenten einer Bewegung<br />

• Sequenzierung<br />

• „Timing“<br />

• Genauigkeit einer Bewegung<br />

• hohe Lernfähigkeit<br />

– z.B. für ballistische Bewegungen<br />

Störungsbilder: Ataxie (umgeordnet, Intentionstremor), Dyssynergie (nicht simultan), Dysmetrie<br />

(ungenau), Dysarthrie (gestörter Sprachfluss), Blickstörung<br />

Mesencephalon (Mittelhirn):<br />

• Tectum („Dach“-oben)<br />

21


– Colliculi superiores und inferiores<br />

• Tegmentum (unten)<br />

– zentrales Höhlengrau<br />

– Substantia nigra<br />

– Nucleus ruber<br />

Wichtig für das sensorimotorische System<br />

Diencephalon (Zwischenhirn)<br />

• Thalamus (zweilappige Struktur am Kopf des Gheirnstamms über dem dritten Ventrikel)<br />

– diverse Kernpaare, wie Corpus geniculatum laterale/mediale, Nucleus ventralis posterior<br />

- Thalamus als „Tor zum Cortex“<br />

- Wichtige Verbindungen des Thalamus zu höher gelegenen Gehirnstrukturen (Motorischer<br />

Cortex, Limbisches System, Assoziationsareale, Somatosensibler Kortex, Sehrinde,<br />

Hörrinde)<br />

- Verbindungsstruktur zwischen Cortex und Hirnstamm<br />

• Hypothalamus<br />

– diverse Kernpaare, wie Mamillarkörper, Nucl. ventromedialis<br />

– Hypophyse (pituitary gland)<br />

Der Hypothalamus ist verwantwortlich für Hormone, die über die Hypophyse hergesellt werden.<br />

Wichtig! HPA-Achse (…) Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse<br />

CRH (Vorhormon) -> Hypothalamus: Hypophyse -> ACTH -> Nebenniere -> Cortisol -> Stress!<br />

Telencephalon (Endhirn)<br />

cerebraler Cortex (Cortex cerebri, Hirnrinde) auffällig ist die starke Faltung<br />

• Oberflächenvergrößerung<br />

• Furchen:<br />

– tiefere: Fissuren (Fissura, Fissurae)<br />

– flachere: Sulcus, Sulci<br />

• Windungen (Gyrus, Gyri)<br />

• Lappen (Lobus, Lobi)<br />

• Hemisphärenlappen (Lobus, Lobi):<br />

– Stirn- oder Frontallappen (Lobus frontalis)<br />

– Scheitel-oder Parietallappen (Lobus parietalis)<br />

– Schläfen- oder Temporallappen (Lobus temporalis)<br />

– Hinterhaupts- oder Occipitallappen (Lobus occipitalis)<br />

• Kommissuren<br />

– Corpus callosum (Hirnbalken, verbindet die beiden Hemisphären)<br />

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~<br />

Bestandteile des Telencephalon<br />

20) Neocortex (spät entwickelt, äußere Schicht) (6-schichtig)<br />

21) Hippocampus (3-schichtig, gehört zum lymbischen System)<br />

22) Der somatosensorische Cortex und der primäre somatosensorische Homunculus<br />

Insula wichtig? was und wo ist es genau?<br />

phylogenetisch alt durch Vergrößerung anderer Hirnlappen überwachsen<br />

22


• viszerosensible Rinde:<br />

- primärer gustatorischer Cortex<br />

- Übelkeit, Hunger..<br />

• viszeromotorische Rinde:<br />

- via Amygdala, Hypoth. Hirnstamm<br />

- Magensaftsekretion<br />

- Blutdruckanstieg..<br />

Das limbische System wichtig? Wo ist es genau?<br />

eine Reihe miteinander verbundener, in der Mittellinie gelegener Strukturen beteiligt an der<br />

Steuerung von Emotionen und Motivationen (Flucht, Fressen, Kampf, Sexualverhalten, Lernen,<br />

Gedächtnis), gürtelartige Verbindungsstruktur<br />

• Mamillarkörper • Hippocampus • Amygdala (Corpus amygdaloideum) • Gyrus cinguli<br />

• Septum • Fornix<br />

Die Basalganglien<br />

23) Striatum (Nucleus caudatus und Putamen)<br />

24) Globus pallidus<br />

25) Substantia nigra<br />

26) (Amygdala)<br />

27) Störungen der Basalganglien: Hypokinese (wenig Bewegung), Hyperkinese (zu viel<br />

Bewegung)<br />

28) Neurodegenerative Erkrankungen: Morbus Parkinson, Morbus Huntington (Chorea)<br />

Schlussbemerkungen<br />

• allgemeiner Aufbau des Nervensystems<br />

• seine Zellen<br />

• neuroanatomische Techniken<br />

• Lagebezeichnungen<br />

• wichtigste Strukturen im ZNS<br />

23


Kapitel 4 Nervenleitung und synaptische Übertragung<br />

Nervenzellmembran (besteht aus einer Lipid-Doppelschicht)<br />

Proteinmoleküle (Kanalproteine, Signalproteine, Membranproteine usw.)<br />

Lipid-Doppelschicht = zwei Lagen von Fettmolekülen, darin eingebettet befinden sich<br />

verschiedene Proteinmoleküle, die die Funktionsbasis der Membran bilden<br />

Das Ruhepotential<br />

• Unterschiedliche elektrische Ladungen auf der Innen- und Außenseite der Zellmembran<br />

• Innen 70mv weniger als außen (-70mv)<br />

• Ungleichverteilung von Ionen<br />

• 4 bestimmende Faktoren:<br />

o Diffusion (Bewegung abwärts von Konzentrationsgefällen)<br />

o Elektrostatische Abstoßung<br />

o Ionen innen: mehr K+ Ionen und negativ geladene Protein Ionen<br />

o Ionen außen: mehr Na+ Ionen und Cl- Ionen<br />

o Membraneigenschaften:<br />

o Passiv: unterschiedliche Permeabilität der Membran (leicht: K+, Cl-; schwer: Na+; gar<br />

nicht: Protein Moleküle)<br />

o Aktiv: Pumpmechanismen (Natrium-Kalium- Pumpe)<br />

Natrium-Kalium-Pumpe<br />

Die Natrium-Kalium-Pumpe ist dafür zuständig, das Ruhepotential aufrecht zu erhalten, da sich die<br />

Ionen immer abwärts ihres Konzentrationsgefälles bewegen und zu einem Ungleichgewicht führen<br />

würden.<br />

Cl- : 70mV nach innen wegen des Konzentrationsgefälles und 70mV nach außen wegen der<br />

elektrostatischen Abstoßung<br />

K+: 70mV nach innen wegen der elektrostatischen Abstoßung und 90mV nach außen wegen des<br />

Konzentrationsgefälles<br />

Na+: 70mV nach innen wegen der elektrostatischen Abstoßung und 50 mV nach innen wegen des<br />

Konzentrationsgefälles<br />

Na+ Ionen werden vom Inneren der Zelle angezogen, da ihre Konzentration außen hoch ist und<br />

wegen dem negativen Ruhepotential innerhalb der Zelle. Jedoch ist die Membran nahezu<br />

undurchlässig für Na+ Ionen (passiv), was aber durch die Ionen-Pumpe ausgeglichen wird (aktiv).<br />

K+ Ionen neigen dazu sich aus dem Neuron zu bewegen aufgrund ihrer hohen Konzentration innen,<br />

obwohl diese Tendenz durch die Negativität im Inneren der Zelle abgeschwächt wird. Dadurch, dass<br />

die Membran für K+ Ionen permeabel ist bewegen sich einige Ionen aus der Zelle heraus, werden<br />

aber von der Ionen-Pumpe wieder ins Innere befördert.<br />

Postsynaptische Potentiale<br />

Wenn Neurone feuern, senden sie von ihren Endknöpfchen Neurotransmitter aus, die mit<br />

Rezeptormolekülen an den Membranen der nächsten Neurone interagieren. Wenn sich<br />

Neurotransmitter an Rezeptormoleküle binden gibt es zwei mögliche Effekte:<br />

• Depolarisation (+) der Membran -> excitatorische (erregende) postsynaptische Potentiale EPSP<br />

(führen zum feuern)<br />

• Hyperpolarisation (-) der Membran -> inhibitorische (hemmende) postsynaptische Potentiale<br />

IPSP (hemmen das Feuern)<br />

EPSPs und IPSPs verbreiten sich passiv, sehr schnell und in ihrer Stärke abnehmend<br />

(Amplitudenabnahme).<br />

Verarbeitung der postsynaptischen Potentiale und Entstehung von Aktionspotentialen<br />

Ein einzelnes postsynaptisches Potential hat wenig Einfluss auf das abfeuern von<br />

Aktionspotentialen (AP).<br />

24


- Tausende von Synapsen<br />

- IPSP und EPSP addieren, bzw. subtrahieren sich (räumlich)<br />

- Viele kurzhintereinander gesendete Potentiale addieren sich ebenfalls zu einem großen<br />

(zeitlich)<br />

Das Aktionspotential<br />

• Alles-oder-Nichts- Reaktion<br />

• Entsteht bei einer Depolarisation auf -65mV durch EPSPs<br />

• Spannungsgesteuerte Ionenkanäle öffnen sich<br />

• Na+ Ionen strömen in die Zelle hinein und K+ aus ihr heraus<br />

• Die Spannung der Zellmembran steigt von -70mV auf +50mV<br />

• Repolarisierung: Na+ Kanäle werden refraktär (geschlossen)<br />

• Spannung sinkt wieder<br />

• K+ Kanäle schließen sich langsam –> Hyperpolarisation: Das Potential in der Zelle wird noch<br />

negativer (< 70mV)<br />

Refraktärzeiten<br />

• Absolute Refraktärzeit: 1-2 Millisekunden nach Auslösung eines AP (-> während dieser Zeit<br />

kann kein weiteres AP ausgelöst werden)<br />

• Relative Refraktärzeit (nach der Repolarisation) -> es ist möglich ein AP auszulösen, wenn<br />

die Stimulation höher ist als normal (wegen der Hyperpolarisation)<br />

• APs können nur in eine Richtung des Axons<br />

• Maximale Frequenz von 1000Hz<br />

Axonale Weiterleitung<br />

Unterscheidet sich von der Weiterleitung von IPSP/EPSP:<br />

1. APs werden nicht schwächer während der Weiterleitung auf dem Axon. Das Signal erhält sich.<br />

2. Die Weiterleitung erfolgt aktiv (unter Energieverbrauch)<br />

3. APs werden langsamer über die Axonmembran übertragen als postsynaptische Potentiale über<br />

die Zellmembran<br />

Antidrome Leitung: Ein Axon wird am Endknöpfchen stimuliert und leitet das AP zurück zum<br />

Soma<br />

Orthodrome Leitung: Leitung vom Soma zum Endknöpfchen (über das Axon)<br />

Fortleitung in myelinisierten Axonen<br />

• Saltatorische Erregungsleitung: Das Signal „hüpft“ von ranvierschen Schnürring zu<br />

ranvierschen Schnürring<br />

– Umso dicker das Axon/ die Myelinisierung, desto schneller die Leitung (bis zu 100 m/sek)<br />

Synapsen<br />

• Die Kommunikation von Neuronen funktioniert über Synapsen<br />

• Neurotransmittermoleküle werden vom Endknöpfchen in den synaptischen Spalt freigelassen,<br />

wo sie postsynaptische Potentiale (IPSP/EPSP) auslösen durch die Bindung an die<br />

postsynaptische Membran<br />

Typen von Synapsen<br />

Gerichtete Synapsen:<br />

• Axodendritisch<br />

• Axosomatisch<br />

• Dendrodenritisch<br />

• Axoaxonal<br />

Ungerichtete Synapsen<br />

• Varikositäten -> Verdickungen eines Axons geben Neurotransmitter ab, die dann auf entfernte<br />

Zellen einwirken<br />

Postsynaptische Hemmung: excitatorische und inhibitorische Synapsen wirken entgegengesetzt auf<br />

25


ein Neuron ein und hemmen sich so gegenseitig.<br />

Präsynaptische Hemmung: Ein Endknopf bildet eine excitatorische Synapse mit einem anderen<br />

Endknopf, der wiederrum eine excitatorische Synapse mit einem Soma bildet -> auch diese<br />

Synapsen hemmen sich. (kein IPSP!)<br />

Motorische Endplatte:<br />

• Besondere Synapse<br />

• Schwann´sche Zelle (Gliazelle/Myelinisierung) – > Muskelzelle<br />

• Subneutraler Faltenapparat (Vertiefungen) -> hohe Übertragungsqualität<br />

Neurotransmitter (Botenstoffe)<br />

2 verschiedene Typen:<br />

• Kleine, niedermolekulare Neurotransmitter: simpler Aufbau, Synthese im präsynaptischen<br />

Zytoplasma (Endknopf), Verpackung durch Golgi-Apparat in Vesikel<br />

• Größere, höher molekulare Neurotransmitter: komplexer Aufbau, Peptide (Aminosäureketten,<br />

Proteine), Synthese durch Ribosomen im Zytoplasma des Zellkörpers, Verpackung durch Golgi-<br />

Apparat in Vesikel, Transport über Mikrotubuli im axonalen Zytoplasma zum Endknöpfchen<br />

(40cm/Tag)<br />

– Koexistenz: Synthese von sowohl einem nieder- als auch einem höher molekularem<br />

Neurotransmitter in einem Neuron<br />

Exocytose<br />

• Freisetzung von Neurotransmittermolekülen<br />

Bei kleinen Neurotransmittern:<br />

• Ruhepotential: Vesikel mit kleinen Neurotransmittern sammeln sich an Ca(Kalzium)-Kanälen<br />

der präsynaptischen Membran<br />

• Aktionspotential: Ca-Kanäle öffnen sich -> Eintritt von Ca²+ Ionen führt zur Freisetzung der<br />

Neurotransmitter in der synaptischen Spalt (-> Omega-Form Ω: Vesikel vereinigen sich mit<br />

präsynaptischer Membran, wird auch Fusion genannt)<br />

Unterschied zur Exocytose großer Neurotransmitter:<br />

• Niedermolekulare Neurotransmitter werden jedes mal freigesetzt wenn Ca²+ Ionen einströmen<br />

(bei jedem AP)<br />

• Höher molekulare Neurotransmitter werden bei Erhöhung des generellen Zellgehalts an Ca²+<br />

Ionen freigesetzt, als wenn sich die Feuerrate erhöht<br />

Aktivierung von Rezeptoren durch Neurotransmittermoleküle<br />

• Neurotransmittermoleküle binden sich an Rezeptoren in postsynaptischer Membran<br />

• Rezeptoren sind Proteine, die jeweils nur einen bestimmten Neurotransmitter binden können<br />

(Achtung: Subtypen!) -> Schlüssel-Schloss-Prinzip<br />

• Diese Bindung führt zur Produktion von Signalen im postsynaptischen Neuron<br />

Arten von Rezeptoren:<br />

o Heterorezeptoren: übertragen Signal auf andere Zellen<br />

Signalbeendigung<br />

Erfolgt durch:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Autorezeptoren: Regulieren die Zelle selbst (Rückkopplung)<br />

Ionotrope Rezeptoren: Ionenkanalgekoppelte Rezeptoren (EPSP/IPSP)<br />

(Durch Bindung des Neurotransmitters an den Rezeptor öffnen sich<br />

Ionenkanäle die Ionen ins Innere der Zelle lassen)<br />

Metabotrope Rezeptoren: G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (Durch Bindung<br />

des Neurotransmitters an den Rezeptor löst sich ein G-Protein in das Innere<br />

der Zelle, welches dann wiederrum die Synthese sekundärer Botenstoffe oder<br />

die Öffnung von Ionenkanälen auslöst)<br />

26


• Wiederaufnahme-Mechanismen (Neurotransmitter werden wieder vom Endknopf<br />

aufgenommen)<br />

• Enzymatischer Abbau (durch Enzyme wird Botenstoff zerlegt/umgebaut)<br />

– Entweder die Neurotransmitter selbst oder ihre Einzelteile werden recycelt<br />

NEUROTRANSMITTER<br />

Niedermolekulare Neurotransmitter<br />

1. Aminosäuren (kommen in den meisten gerichteten Synapsen des ZNS vor)<br />

• Glutamat<br />

• Aspartat<br />

• Glycin<br />

• GABA (Gamma-Aminobuttersäure)<br />

2. Monamine (Synthese durch eine einzige Aminosäure, Zellkörper überwiegend im Hirnstamm,<br />

häufig stark verzweigte Axone mit vielen Varikositäten, häufiger diffuse Freisetzung)<br />

• Catecholamine (Dopamin, Epinephrin/Adrenalin, Norepinephrin/Noradrenalin)<br />

• Indolamine (Serotonin)<br />

29) Dopaminerge, Noradrenerge, Serotonerge Systeme<br />

3. Lösliche Gase (werden im neuronalen Zytoplasma hergestellt und diffundieren sofort durch die<br />

Zellmembran in naheliegende Flüssigkeitsräume oder Zellen -> in anderen Zellen regen sie zur<br />

Produktion von Second-Messengern an; existieren immer nur für weniger Sekunden)<br />

• Stickoxid<br />

• Kohlenmonoxid<br />

4. Acetylcholin (Ach) (Ankopplung einer Acetylgruppe an ein Cholinmolekül, Neuromuskuläre<br />

Verbindungen, Synapsen im ANS und ZNS -> cholinerge Neurone)<br />

6. Acetylcholin<br />

Höhermolekulare Neurotransmitter<br />

1. Neuropeptide (ungefähr 100 wurden identifiziert)<br />

7. Endorphine<br />

27


Kapitel 5 Die Forschungsmethoden der Biopsychologie<br />

8. Bildgebende Verfahren<br />

dd. Röntgen mit Kontrastmittel – Angiogramm<br />

o Computertomographie (CT)<br />

o Magnetresonanztomographie (MRT)<br />

o Positronen-Emissions-Tomographie (PET)<br />

o Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)<br />

o Magnetenzephalographie (MEG)<br />

o Transkranielle Magnetstimulation (TMS)<br />

9. Psychophysiologische Verfahren<br />

o Elektroenzephalogramm (EEG)<br />

o Elektrokardiogramm (EKG)<br />

o Elektrodermale Aktivität (EDA)<br />

10. Invasive Verfahren<br />

o Stereotaktische Methoden<br />

Mechanisches Läsionsverfahren<br />

Mikroinjektion<br />

Kühlung mit Cryode<br />

Chemische Blockierung<br />

o Invasive Registrierungen<br />

Intrazelluläre Ableitung<br />

Extrazelluläre Ableitung<br />

Extrazelluläres Summenpotenzial<br />

Subdurales Elektrokortikogramm<br />

• Gentechnik<br />

o Inaktivierung von Genen (Knockout-Mice)<br />

o Ersatz von Genen (Transgenetic Mice)<br />

• Neuropsychologisches Testen<br />

o Einzeltest<br />

o Standardisierte Testbatterie<br />

o Patientenorientierte Testbatterie<br />

o Beispiele für Tests<br />

1. Bildgebende Verfahren<br />

Bildgebende Verfahren können strukturell sein, d. h. sie machen anatomische Aufnahmen, oder sie<br />

können funktionell sein, d. h. sie machen Aufnahmen von Hirnaktivität<br />

Strukturell: CT, MRT, Angiogramm<br />

- Die Computertomographie (CT) basiert auf gewöhnlichen Röntgenstrahlen, allerdings<br />

wird hier eine Vielzahl von Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Positionen per Computer<br />

zu einem Bild (oder einer 3-D-Darstellung) verrechnet. CT macht dichtes Gewebe gut<br />

sichtbar und eignet sich daher zur Diagnose von Knochenbrüchen oder Tumoren.<br />

- Die Magnetresonanztomographie (MRT) vermeidet die radioaktive Strahlung der CT,<br />

indem sie den Probanden einem starken Magnetfeld aussetzt. Im Feld richten sich die<br />

28


Wasserstoffatome im Gewebe gleichmäßig aus. Werden sie nun mit einem<br />

Hochfrequenzimpuls kurz aus dieser Ruhelage gelenkt, stoßen sie beim „Rücksprung“<br />

ebenfalls einen Impuls (die Magnetresonanz) aus, der gemessen wird. Da verschiedene<br />

Gewebe verschiedene Mengen Wasser enthalten, senden sie Impulse in verschiedener Stärke<br />

aus, daher kann aus den Daten wiederum ein Bild oder eine 3-D-Darstellung erstellt werden.<br />

- Das Angiogramm macht Aufnahmen von Blutgefäßen mittels eines Kontrastmittels und und<br />

einer Röntgen-, bzw. MRT-Aufnahme.<br />

Funktionell: PET, fMRT, MEG, TMS<br />

2. Bei der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) wird das Blut des Probanden via Injektion<br />

oder Inhalation radioaktiv markiert. Man verwendet Isotope mit einer geringen Halbwertszeit,<br />

die Positronen aussenden. Trifft ein Positron auf ein Elektron, werden beide Teilchen zerstört<br />

und zwei Photonen (Gammastrahlen) entstehen, die in entgegengesetzter Richtung abgestrahlt<br />

werden. Detektoren um den Kopf des Probanden nehmen die Strahlen auf und bestimmen deren<br />

Ursprung, woraus im Computer wiederum ein Bild entsteht, so kann Hirnaktivität dargestellt<br />

werden (aktive Hirnregion = besser durchblutet!). PET kann außerdem Bindungsorte von<br />

Neurotransmittern darstellen, wenn diese markiert werden. Hierfür gibt es keine andere<br />

Methode.<br />

3. Die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) erweitert die MRT um den<br />

funktionellen Anteil, d. h. Hirnaktivität kann dargestellt werden. Hierzu wird die<br />

Magnetresonanz von angereichertem Hämoglobin im Blut, die sich von der Resonanz<br />

sauerstoffarmen Hämoglobins unterscheidet, gemessen. So können die aktiven Hirnregionen<br />

dargestellt werden, die sich aufgrund höheren Sauerstoffverbrauchs von den weniger aktiven<br />

Regionen unterscheiden. Die Daten werden dann im MRT Bild in anderer Farbe angezeigt.<br />

4. Bei der Magnetenzephalographie (MEG) wird der Neuromagnetismus aktiver Neurone<br />

gemessen (der Stromfluss von Neuronen erzeugt ein Magnetfeld). Es werden allerdings nur<br />

Neurone registriert, die waagerecht zur Kopfoberfläche ausgerichtet sind, daher wird parallel<br />

zum MEG fast immer auch ein EEG durchgeführt.<br />

5. Bei der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) wird über eine Spule nah am Kopf ein<br />

starker magnetischer Impuls erzeugt, der einen Strom induziert. Durch diese<br />

elektromagnetische Stimulation funktioniert die entsprechende Hirnregion für eine Zeit nicht,<br />

wird aber nicht nachhaltig geschädigt. Mit diesem Verfahren können (im Gegensatz zu den<br />

vorigen) kausale Zusammenhänge zwischen ausgeschalteter Hirnregion und<br />

Verhaltensdefiziten erforscht werden.<br />

2. Psychophysiologische Verfahren<br />

5. Mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) lässt sich neuronale Aktivität direkt messen. Die<br />

bildliche Darstellung ist schlechter, die zeitliche Auflösung allerdings sehr viel besser als bei<br />

den funktionellen bildgebenden Verfahren (Ausnahme: MEG).<br />

Nach dem 10-20-System werden Elektroden am Kopf des Probanden platziert, welche die<br />

Spannung messen, die von Neuronen erzeugt wird. Man misst die Summenpotenziale großer<br />

Neuronenverbände (10-15tausend synchron aktive Neurone), die aktiv sind. Die<br />

Signalstärke liegt bei sehr geringen 1-200 Mikrovolt. Bei der entstehenden Kurve sind<br />

Frequenz und Amplitude aussagekräftig. Bestimmte Kurvenformen sind charakteristisch<br />

für bestimmte Zustände, z.B. Alpha-Wellen (8-12 Hz, hohe Amplitude) für einen<br />

29


entspannten Wachzustand.<br />

EEG-Kurven, die mit einem bestimmten Stimulus zusammenhängen, heißen<br />

ereigniskorreliertes Potential (EKP). Hierbei muss allerdings die Signalkomponente vom<br />

Hintergrundrauschen (die zufällige, vom Stimulus unabhängige Aktivität) getrennt werden,<br />

z.B. durch Mittelung vieler Messungen.<br />

6. Das Elektrokardiogramm (EKG) misst das elektrische Signal eines jeden Herzschlags<br />

über Elektroden, die auf dem Brustkorb angebracht werden.<br />

7. Die Elektrodermale Aktivität (EDA) beeinflusst die Hautleitfähigkeit. Emotionen rufen<br />

erhöhtes Schwitzen hervor, was die Hautleitfähigkeit steigert. Die EDA wird meist an der<br />

Handinnenfläche gemessen.<br />

3. Invasive Verfahren<br />

• Stereotaktische Methoden<br />

Läsionen (= Störungen anatomischer Strukturen) im ZNS werden im Tierversuch<br />

willentlich erzeugt, um durch einen Vergleich mit gesunden Tieren auf die Funktion der<br />

entsprechenden Hirnregion zu schließen.<br />

Hierzu wird meist eine stereotaktische Vorrichtung benutzt, mit der es möglich ist, das<br />

Versuchstier zu fixieren und entsprechendes Gerät in das Gehirn einzuführen:<br />

Die genaue Lage der zu zerstörenden Regionen wird mit einem Hirnatlas bestimmt. Dies ist<br />

eine Sammlung von sehr vielen Frontalschnitten durch das Gehirn der entsprechenden<br />

Spezies.<br />

o Mechanische Läsionsverfahren sind die älteste und ungenauste Methode.<br />

Im oberen Kortexbereich kann mit einer Glaspipette das zu entfernende Gewebe<br />

angesaugt und dann entfernt werden (nicht stereotaktisch).<br />

In tieferen Regionen wird mit einer Elektrode, die stereotaktisch in das Gehirn des<br />

Versuchstieres eingeführt wird, entsprechendes Gewebe durch Strom, bzw. Hitze<br />

zerstört.<br />

Verbindungen zwischen verschiedenen Hirnregionen werden mit einem winzigen<br />

Messer, das stereotaktisch eingeführt wird, gekappt.<br />

o Bei der Mikroinjektion wird statt der Elektrode eine Kanüle benutzt, mit der man in das<br />

entsprechende Gewebe ein Neurotoxin (z.B. Iboten- oder Kainsäure) injiziert. Das<br />

Neurotoxin greift nur die Zellkerne in der betreffenden Region an, durchlaufende Axone<br />

oder Dentriten bleiben intakt - dadurch ist diese Methode genauer.<br />

30


o<br />

o<br />

Um Hirnregionen nur zeitweise auszuschalten (reversible Methode) kann man eine<br />

Cryode stereotaktisch einführen, durch die eine kalte Flüssigkeit gepumpt wird. Die<br />

Neurone hören auf zu feuern, werden aber nicht so weit abgekühlt, dass sie absterben.<br />

Ein weiteres reversibles Verfahren ist die chemische Blockierung bestimmter Zellen via<br />

Mikroinjektion<br />

• Invasive Registrierungen<br />

Im Tierversuch kann invasiv elektrische Aktivität von Neuronen abgleitet werden, indem<br />

Mikrolektroden implantiert werden.<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Die Intrazelluläre Ableitung misst das Potenzial der Membran eines einzelnen<br />

Neurons, da die Spitze einer Mikroelektrode innerhalb des Neurons positioniert wird<br />

Die Extrazelluläre Ableitung gibt keine Information über das Membranpotenzial, da<br />

sich die Spitze der Elektrode in der extrazellulären Flüssigkeit befindet. Hier misst man<br />

die Feuerungsrate eines Neurons.<br />

Beim extrazellulären Summenpotenzial wird mit einer längeren Elektrode die<br />

Information mehrerer Neurone gemessen<br />

Beim subduralen Elektrokortikogramm wird die Schädeldecke des Patienten geöffnet,<br />

um Elektroden direkt auf der Kortexoberfläche anzubringen. Dies wird als präoperative<br />

Maßnahme z.B. bei Epilepsiepatienten vorgenommen.<br />

4. Gentechnik<br />

Die am höchsten entwickelte Methode, Läsionen zu erzeugen, ist die Genmanipulation, zu der<br />

knockout techniques und gene replacement zählen<br />

• Bei der knockout technique werden Stammzellen isoliert, in denen man dann ein (oder<br />

mehrere) Gen durch Zerstörung der entsprechenden Basensequenz deaktiviert. Die veränderten<br />

Zellen werden einer Leihmutter eingepflanzt und aus den ausgewachsenen Tieren werden später<br />

wiederum homozygote Tiere gezüchtet, denen das entsprechende Gen komplett fehlt. Diese<br />

Tiere können ein bestimmtes Protein (z.B. einen Neurotransmitter oder einen Rezeptortyp) nicht<br />

mehr bilden.<br />

• Beim gene replacement wird ein Gen nicht deaktiviert, sondern durch ein menschliches<br />

pathologisches Gen (z.B. Alzheimer-Gen) ersetzt, wodurch man ein authentisches Tiermodell<br />

der entsprechenden Erkrankung erhält.<br />

5. Neuropsychologisches Testen<br />

Um Verhalten zu erforschen gibt es in der Biopsychologie eine Reihe normierter<br />

neuropsychologischer Testverfahren. Getestet wird z.B. Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />

Sprache, Planungsfähigkeit usw. durch entsprechende Aufgaben. Die Ergebnisse des Patienten<br />

werden dann mit den Normwerten verglichen.<br />

• Vor 1950 wurden ausschließlich Einzeltests durchgeführt, welche Patienten mit Hirnschädigung<br />

von anderen differenzieren sollten. Da kein Einzeltest entwickelt werden konnte, der alle<br />

Symptome eines solchen Patienten abdeckt, war dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt<br />

• Aus dem Versagen der Einzeltests entstanden zunächst standardisierte Testbatterien. Hier<br />

benutzte man an Stelle eines Einzeltests mehrere standardisierte Tests um Patienten mit<br />

Hirnschädigung zu erkennen. Die meistgenutzte Testbatterie war die Halstead-Reitan<br />

31


Neuropsychological Test Battery.<br />

Mit standardisierten Testbatterien konnten nun zwar gesunde von kranken Patienten<br />

unterschieden werden, eine Differenzierung der Kranken war aber noch immer nicht<br />

möglich<br />

• Um die Art der psychischen Störung besser zu charakterisieren entwickelte man<br />

patientenorientierte Testbatterien, die auch heute benutzt werden. Hierbei wird zunächst ein<br />

Basistest (bei allen Patienten) durchgeführt, der allgemeine Hinweise auf die Störung liefert.<br />

Danach werden patientenorientiert weitere Test ausgewählt, um das Problem zu spezifizieren.<br />

• Beispiele für Tests:<br />

Basistests<br />

o Intelligenz:<br />

Die Wechsler Adult Intelligence Scale umfasst 11 Untertests zur IQ-Messung<br />

o Sprache:<br />

Beim Token Test wird der Patient aufgefordert, verschiedene Symbole in bestimmter<br />

Reihenfolge zu berühren, um das allgemeine Sprachverständnis zu testen<br />

o Sprachlateralität:<br />

Beim Natriumamytaltest wird Natriumamytal in die arteria carotis injiziert, was eine<br />

Hemisphere zeitweise ausschaltet. Man macht nun schnelle Sprachtests zur<br />

Untersuchung der dominanten Hirnhemisphäre<br />

Beim dichotonischen Hörtest, soll der Patient Zahlenfolgen wiederholen, die er mit je<br />

einem Ohr wahrgenommen hat. Dies gelingt besser mit dem Ohr, das kontralateral zur<br />

für Sprache dominanten Hirnhemisphäre liegt.<br />

Spezifischere Tests<br />

o Gedächtnis:<br />

Bei spezifischen Test zur Gedächtnisleistung werden 4 Faktoren beachtet:<br />

Ist Kurz- oder Langzeitgedächtnis oder beides betroffen?<br />

Sind Defizite im LZG retrograd oder anterograd oder beides?<br />

Ist im LZG semantisches oder episodisches Gedächtnis betroffen?<br />

Ist explizites oder implizites Gedächtnis oder beides betroffen?<br />

Ist das explizite, nicht aber das implizite Gedächtnis betroffen, kann das durch<br />

Repetition Priming Tests gezeigt werden, bei denen der Patient unbewusst (implizit)<br />

lernt.<br />

Exekutive Funktionen:<br />

Bei Schädigung des Frontallappens treten häufig Defizite in exekutiven Funktionen auf.<br />

Dies kann mit dem Wisconsin-Kartensortiertest überprüft werden, bei dem der Patient<br />

Karten nach wechselnden Kriterien zuordnen muss.<br />

32


Kapitel 6 Hirnschäden des Menschen und Tiermodelle<br />

Zweck dieses Forschungsbereichs:<br />

31) Erweiterung unseres Verständnisses der normalen physiologischen Funktion des<br />

menschlichen Gehirns (reverse Engineering = von den Kranken auf das Gesunde<br />

schließen)<br />

32) Entwicklung effektiver Strategien zur Erkennung und Behandlung neuropsychologischer<br />

Störungen<br />

6.1 Die häufigsten Ursachen von Hirnschäden:<br />

Übersicht:<br />

• Hirntumore<br />

• Cerebrovaskuläre Störungen<br />

• Gedeckte Schädel-Hirn-Traumata<br />

• Gehirninfektionen<br />

• Neurotoxine<br />

• Genetische Faktoren<br />

Hirntumore:<br />

Definition: Ein Tumor (= Neoplasma) ist eine selbständig wachsende Neubildung körpereignen<br />

Gewebes. Man spricht von enthemmtem Überschusswachstum, welches durch einen Fehler in der<br />

normalen Zellteilung entsteht.<br />

- Gehirn: besonders guter Nährboden für Tumore<br />

- beeinflussen Funktionen: Extrazellmaterial (Tumor) drückt auf andere Neurone → Zelltod<br />

Arten von Tumoren und Verläufen:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Abkapselungen (→leicht zu entfernen) vs. Infiltrierungen (=Wucherung diffus<br />

durch normales Gewebe)<br />

benigne (= gutartig – wenn alles komplett entfernt werden kann) vs. maligne<br />

(=bösartig – oft bei Infiltrierungen → bei malignen spricht man von Krebs)<br />

Primärtumore vs. Metastasen (→Tumorfragmente werden (oft mit Blutfluss)<br />

von dem Muttergeschwulsten zu einem anderen Organ transportiert)<br />

Rezidivrisiko = Risiko für weiteres Tumorwachstum besonders hoch bei<br />

Infiltrierungen und Metastasen<br />

Beispiel:<br />

Menigeome (= ein Tumor zwischen den Menigen (Hirnhäuten))<br />

• Primärtumor<br />

• Abgekapselt → meist benigne, weil sie sich gut komplett entfernen lassen<br />

• Rezidivrisiko ist sehr gering<br />

Cerebrovaskuläre Störungen:<br />

Definition: Schlaganfälle sind plötzlich auftretende Störungen der Durchblutung, die einen<br />

33


Hirnschaden verursachen können.<br />

Schlaganfälle: 1. Hämorrhagie (Einblutung)<br />

2. Ischämie (Mangeldurchblutung)<br />

mögliche Folgen von Schlaganfällen: Amnesie (Gedächtnisverlust)<br />

Aphasie (Sprachstörung)<br />

Paralyse (Lähmungen)<br />

Koma (länger dauernde tiefe Bewusstlosigkeit)<br />

Infarkt: Absterben von Gewebe aufgrund eines Schlaganfalls<br />

1.cerebrale Hämorrhagie:<br />

– Blutgefäß reißt →Blut sickert ins Gehirn und schädigt es<br />

Ursache des Risses:<br />

Aneurysma (Aussackung des Blutgefäßes, weil es nicht mehr elastisch genug ist)<br />

→ ist congential (angeboren)<br />

→ entsteht durch Injektionen oder Gefäßgifte<br />

→ Bluthochdruck als Risikofaktor<br />

2. cerebrale Ischämie:<br />

– Blutzufuhr und somit Glucose- und Sauerstoffversorgung wird unterbrochen<br />

→ absterben der betroffenen Zellpopulation<br />

Ursachen der Unterversorgung:<br />

• Thrombose: -Thrombus ( Pfropfen aus Blutgerinsel; Fetttröpfenchen; Luftblasen<br />

oder Tumorzellen; oder einer Kombination aus diesen Stoffen) blockiert<br />

den Blutstrom am Bildungsort<br />

• Embolie: - Embolus ist wie Thrombus ein Pfropfen, aber er wandert von einem<br />

größeren in ein kleineres Blutgefäß und verstopft es<br />

• Arteriosklerose: - die Gefäßwände verhärten und verdicken sich (oft infolge von<br />

Ablagerungen) → führt zu Gefäßverschluss<br />

Weitere Mechanismen die zu Hirnschäden führen können (Abb.: S. 149 deutscher <strong>Pinel</strong>):<br />

→ die, von der Mangeldurchblutung betroffenen Neurone werden hyperaktiv und setzten<br />

exessiv Glutamat frei (Glutamat = exzitatorisch wirkender Aminosäure-Transmitter)<br />

→ dieser Glutamatüberschuss bindet sich an die NMDA-Rezeptoren (NMDA = N-Methyl-<br />

D- Aspartat) der postsynaptischen Neurone<br />

→ diese aktivierten Rezeptoren verursachen den übermäßigen Einstrom von CA++ und<br />

Na+ -Ionen<br />

→ Einstrom von Na+ und Ca++ lässt sie schließlich absterben<br />

→ aber zuvor schütten die postsynaptischen Neurone auch übermäßig viel Glutamat aus<br />

und ziehen weitere Zellen in Mitleidenschaft<br />

3 wichtige Erkenn- - kompletter Neuronenverlust kann lange dauern<br />

nisse der Ischämie: - nicht alle Teile des Gehirns sind gleichstark betroffen<br />

- Mechanismen der Hirnschädigungen je nach Ort verschieden<br />

- Möglichkeit zur Gabe eines NMDA-Rezeptorblockers<br />

Gedeckte Hirnschädeltraumata:<br />

Definition: Hirnverletzungen die mit stumpfer Gewalteinwirkung ohne Schädelöffnung einhergehen.<br />

mögliche Folgen: -Verwirrtheit<br />

- sensomotorische Störungen<br />

- Bewusstlosigkeit<br />

34


1.Hirnquetschungen (Contusiones cerebri):<br />

• Hervorgerufen durch Aufprall von Gehirn gegen Schädelknochen (oft contre-coupverletztungen<br />

= Verletzungen auf der entgegengesetzten Seite)<br />

• Gefäßsysteme des Gehirns sind verletzt → innere Blutungen →Hämatomen (geronnene<br />

Blutansammlungen ~ Bluterguss) können lebensgefährlich sein<br />

2.Gehirnerschütterung (Commotio cerebri):<br />

Zeitlich begrenzte Bewusstseinstrübung ohne Langzeitfolgen und ohne Anzeichen für anatomische<br />

Schäden<br />

Aber Punch-drunk-Syndrom: tritt nach vielen Gehirnerschütterungen auf<br />

- Demenz (allgemeiner geistiger Verfall)<br />

- Gehirnvernarbung<br />

→ Gehirnerschütterung muss doch Folgen haben, sonst könnten sich nicht viele<br />

Gehirnerschütterungen zu so starken Schäden summieren<br />

Gehirninfektionen:<br />

Definition: Wenn Mikroorganismen (Bakterien; Vieren) in das Gehirn eindringen, greifen sie das<br />

Hirngewebe an. Das führt das zu einer entzündlichen Veränderung; einer Encephalitis.<br />

1. Bakterielle Infektion:<br />

-Beispiel Meningitis (=Hirnhautentzündung): Bakterien greifen die Hirnhäute an und rufen<br />

Hirnabszesse (lokale Eiteransammlungen) hervor → ohne Behandlung führt Meningitis zum Tod<br />

-Beispiel Syphilis: Bakterien werden über offenen kleine Stelle beim Geschlechtsverkehr<br />

übertragen → erst einige Jahre Ruhestadium; dann Verbreitung der Bakterien im ganzen Körper<br />

→ Bakterien greifen Gehirn an und können zu Irrsinn; Demenz; Progressiver Lähmung führen<br />

Antibiotika (z.B.: Penicillin): können Infekt bekämpfen, aber keine Hirnschäden rückgänog machen<br />

2.Virusinfektionen:<br />

- neurotrope Infektionen (Virus hat besondere Affinität zum Nervengewebe)<br />

z.B.: Tollwut: wenn das Virus das Gehirn infiziert hat (nach Ruhestadium), wirkt es tödlich<br />

- pantrope Infektionen (Virus bindet sich an viele Orte)<br />

z.B.: Mumps-; Herpesviren: greifen normalerweise auf andere Körperregionen an, können<br />

aber auch im Hirn schwere Infektionen auslösen<br />

3.Infektion durch Eiweißmoleküle:<br />

Prione (= Eiweißmoleküle mit hirnstoffwechsel-störender Struktur)<br />

→ diese Struktur wird körpereigenen Eiweißmolekülen aufgezwungen, was zur Zerstörung des<br />

Hirngewebes führt<br />

= spongiforme Encephalitis: ( Creutzfeld-Jakob-Krankheit / Sonderform~BSE)<br />

Neurotoxine:<br />

Exogene Toxine: gelangen über Verdauungstrakt; Lunge und Haut in den Blutstrom und darüber<br />

ins Gehirn und greifen es an<br />

z.B.: Schwermetalle (Blei; Quecksilber) per Lunge<br />

Phamrmaka; Genussmittel (Drogen; Alkohol) per Verdauungstrakt<br />

Folgen: toxische Psychosen (z.B.: chronische Geistesgestörtheit)<br />

Spätdiskenisie (motorische Störungen)<br />

Endogene Toxine: diese Neurotoxine entstehen im Körper und greifen ihn an<br />

Autoimmunerkrankungen: z.B.: Multiple Sklerose→ Antikörper greifen das eigene Myelin an<br />

35


Genetische Faktoren:<br />

Genetische Faktoren können zu schweren Nervenerkrankungen oder Fehlentwicklungen des<br />

Gehirns führen.<br />

Down-Syndrom: Ursache – Trisomie 21 (3 Chromosome beim 21. Paar)<br />

→ Pers.sind geistig zurückgeblieben & sterben oft vor dem Erwachsenenalter<br />

PKU: Ursache – Stoffwechselerkrankung: Aminosäure Phenylalanin kann nicht abgebaut<br />

werden → geistige Entwicklungstörungen mit Epilepsie<br />

Chorea Huntingten: Ursache: -abnormes Dominantes Gen<br />

→ tritt meist zwischen dem 30. & 60. Lebensjahr mit<br />

Bewegungsstörungen und psychische Symptome auf und endet nach<br />

15-20 Jahren mit dem Tod<br />

Meist werden dies abnormen Gene rezessiv verebt.<br />

→ Personen mit dominanten abnormen Genen sind im Alltag und bei der Fortpflanzung oft stark<br />

benachteiligt<br />

Programmierter Zelltod:<br />

Zellen sterben auf zwei verschiedene Arten: 1.Adoptose<br />

2. Zellnerkose<br />

1. Adoptose:<br />

Zellen die überflüssig oder dysfunktional sind „begehen Selbstmord“ (natürlicher Vorgang)<br />

→ die Zelle schrumpft und wird runzelig (unter genetischer Kontrolle und ohne Entzündung);<br />

später wird sie dann entweder durch einen Nachbarn; eine Markophagen oder durch Phagozytose<br />

aufgefressen<br />

→ langsamer Vorgang<br />

2. Zellnerkose:<br />

Zellen gehen an Verletzungen zu Grunde<br />

→ Anschwellen und Aufplatzen der Zelle führt zu Entzündung; die aufgeplatzten Zellen werden von<br />

Immunsystemzellen vertilgt<br />

→ Schneller Vorgang<br />

Wenn allerdings die Zellnerkose aufgrund von beispielsweise einer Ischämie hervorgerufen wird,<br />

wird auch die Adoptose aktiviert. (Die Zellen im Umkreis des betroffenen Gewebes verlieren mit<br />

deren Tod auch ihre Funktion und sterben.)<br />

Um also die Hirnschäden einzugrenzen versucht man die Adoptose in diesen Fällen zu verhindern,<br />

da sie sich schließlich langsam erstreckt und Medikament auch mehrere Stunden nach der<br />

Ischämie helfen können.<br />

6.2 Neurologische Erkrankungen mit neuropsychologischen<br />

Störungen<br />

Bislang ging es um die Ursachen neuropsychologischer Störungen, nun liegt die Konzentration<br />

auf die ihnen zugrunde liegenden neurologischen Erkrankungen selbst.<br />

Übersicht:<br />

– Epilepsie<br />

– Parkinson- Krankheit<br />

– Huntington- Krankheit<br />

– Multiple Sklerose<br />

– Alzheimer- Krankheit<br />

36


Epilepsie:<br />

Hauptsymptom: epileptischer Anfall<br />

Vorsicht: nicht jeder der unter Anfällen leidet, gilt als Epileptiker. Die Epilepsie ist gekennzeichnet<br />

durch spontan auftretende, wiederholte epileptische Anfälle, die durch die chronische<br />

Gehirnfehlfunktion des Patienten ausgelöst werden.<br />

Die Epilepsie ist dennoch schwer zu diagnostizieren. Die Diagnose wird durch die Vielfalt und<br />

Komplexität der Anfälle erschwert.<br />

Denn nicht alle Anfälle verlaufen klassisch in Form von Convulsionen (Krämpfen), gekennzeichnet<br />

durch motorische Anfälle, häufig durch heftiges Muskelschütteln (Clonus), Streckstarre (Tonus)<br />

und den Verlust des Gleichgewichts sowie Bewusstlosigkeit.<br />

Diagnostik:<br />

Die Diagnose wird meist durch EEG Ableitungen manifestiert.<br />

Während eines epileptischen Anfalls, kann man häufig Spikesalven mit großer Amplitude<br />

registrieren und zwischen den Attacken wird das EEG oft von einzelnen Spikes unterbrochen.<br />

Die spontanen epileptischen Entladungen sind ein untrügliches Zeichen für Epilepsie, aber der<br />

Umkehrschluss ist nicht gültig. Es kann sein, dass bei einem Epileptiker während Tests zufällig<br />

keine epileptischen Entladungen aufgetreten sind oder das sie aufgetreten sind, aber sie von den<br />

auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden gar nicht registriert wurden.<br />

Oft erfahren Epileptiker unmittelbar vor einem Anfall eine Aura. Diese psychologischen<br />

Empfindungen können verschiedene Formen annehmen:<br />

z.B. ein schlechter Geruch, ein bestimmter Gedanke, ein vages Gefühl der Vertrautheit, eine<br />

Halluzination oder ein Engegefühl in der Brust.<br />

Die Art der Aura ermöglicht Rückschlüsse auf die Lage des epileptischen Herds und sie warnen<br />

den Patienten vor einem bevorstehenden Krampfanfall, da sie häufig immer dieselben<br />

Empfindungen sind.<br />

Ist die Diagnose Epilepsie gestellt, ordnet man das Krankheitsbild entweder der generalisierter<br />

oder der partiellen Epilepsie zu, die jeweils wieder unterkategorisiert werden.<br />

Partielle Anfälle:<br />

Ein partieller Anfall betrifft nur einen Teil des Gehirns. Neurone in einem epileptischen Herd<br />

beginnen, aus bisher unbekannten Gründen, sich gemeinsam in Salven (Bursts) zu entladen.<br />

Diese synchronen Bursts rufen die epileptischen Spikes im EEG hervor. Diese synchrone neurale<br />

Aktivität kann sich auf den Herd (Fokus) beschränken oder sich in gesunde Hirnregionen<br />

ausbreiten. Im Fall der partiellen Epilepsie wird jedoch nicht das gesamte Gehirn in Mitleidenschaft<br />

gezogen, deshalb gehen Bewusstsein und Gleichgewicht nicht völlig verloren.<br />

Die spezifischen Verhaltessymptome eines partiellen epileptischen Anfalls hängen davon ab, wo<br />

die störenden Entladungen beginnen und wohin sie sich ausbreiten.<br />

Formen partieller Anfälle:<br />

Einfach partielle Anfälle / Jackson- Anfälle<br />

Bei diesen Anfällen sind die Symptome überwiegend sensorisch und/oder motorisch, da sich die<br />

epileptischen Entladungen durch die sensorischen oder motorischen Hirnregionen ausbreiten.<br />

Komplexe partielle Anfälle / Temporallappen Epilepsie<br />

Diese Anfälle beschränken sich gewöhnlich auf die Schläfenlappen, deshalb spricht man von<br />

Temporallappen Epilepsie. Sie beginnen typischerweise mit einer Aura und gehen mit einer<br />

Bewusstseinsstörungen und psychomotorischen Attacken einher.<br />

Bei den psychomotorischen Attacken führen die Patienten zwanghafte, repetitive einfache<br />

37


Handlungen durch (Automatismen, z.B. Zu- und Aufknöpfen eines Kleidungsstücks).<br />

Oder sie zeigen komplexe Verhaltensweisen, die fast normal erscheinen, als seien die Patienten<br />

bei vollem Bewusstsein während der Attacke. Sie können sich aber gewöhnlich an wenig oder<br />

nichts erinnern.<br />

Bsp: Ein junger Mann, ein Musiklehrer, kletterte während eines Konzertes auf die Bühne, umrundete das<br />

Klavier, sprang auf den Boden, hüpfte und tänzelte den Gang entlang und kam erst auf dem Heimweg<br />

wieder zu Sinnen. Er fand sich auch häufig in einem Bus weit entfernt von seinem Bestimmungsort wieder.<br />

Generalisierte Anfälle:<br />

Sie ziehen das gesamte Gehirn in Mitleidenschaft. Einige generalisierte Anfälle beginnen als<br />

herdförmige (fokale) Entladungen, die sich allmählich im ganzen Gehirn ausbreiten. In anderen<br />

Fällen setzen die Entladungen offenbar fast gleichzeitig überall im Gehirn ein.<br />

Ursachen hier für kann sein, das sie aus einer diffusen Pathologie resultieren oder fokal in einer<br />

Struktur beginnen, wie dem Thalamus, der in viele Gehirnregionen projiziert.<br />

Formen generalisierter Anfälle:<br />

Grand-mal-Anfälle (wörtlich: „großes Übel“):<br />

Die primären Symptome sind Bewusstlosigkeit, Verlust des Gleichgewichts und heftige tonischklonische<br />

Krämpfe. Bei solchen Grand-mal-Krämpfen kommt es häufig zum Zungenbiss, zu<br />

Harninkontinenz und Cyanose (Durch heftige Kontraktion der Brustmuskulatur wird die Luft aus<br />

den Lungen gepresst, und die Betroffenen laufen wegen Sauerstoffmangels blau an). Der<br />

Sauerstoffmangel im Blut (Hypoxie), der im Zusammenhang mit Grand-mal-Anfällen auftritt, kann<br />

seinerseits zu Hirnschäden führen, die wahrscheinlich durch eine exzessive<br />

Aminosäureausschüttung induziert werden.<br />

Petit-mal-Anfälle (wörtlich: „kleines Übel“)<br />

Diese Anfälle sind nicht immer mit Krämpfen verbunden. Das wichtigste Symptom ist die Absence,<br />

eine Bewusstseinstrübung, die mit einer Unterbrechung der gerade ausgeführten Tätigkeit, einem<br />

abwesenden Gesichtsausdruck und manchmal mit einem Flattern der Augenlider verbunden ist.<br />

Petit-mal-Anfälle treten häufig bei Kindern auf und enden normalerweise in der Pubertät. Oft<br />

bleiben sie undiagnostiziert und Kinder mit dieser Form der Epilepsie gelten als „Tagträumer“.<br />

Im EEG, das sich deutlich von anderen Epilepsieformen unterscheidet, findet man ein<br />

bilateralsymmetrisches Spike-and-wave-Muster (charakteristische Abfolge spitzer und langsamer<br />

Krampfwellen), mit einer Frequenz von 3 Hz.<br />

Allgemein lässt sich sagen, dass die Epilepsie bisher nicht heilbar ist, doch in vielen Fällen lassen<br />

sich Häufigkeit und Schwere der Anfälle durch antiepileptische Medikamente vermindern.<br />

Hirnchirurgische Medikamente werden nur in lebensbedrohlichen Situationen vorgenommen.<br />

Die Parkinson-Krankheit<br />

Der Parkinsonismus ist eine Bewegungsstörung, die meist im mittleren und höheren Lebensalter<br />

auftritt.<br />

Die Symptome fangen unscheinbar an, mit steifen oder zitternden Fingern, im Laufe der Jahre<br />

werden die Symptome jedoch überaus schwerwiegend. Dazu gehören:<br />

• Ruhetremor (starkes Zittern bei Inaktivität, das bei Willkürbewegungen und im Schlaf<br />

unterdrückt wird)<br />

• Rigor (Muskelsteifigkeit)<br />

• Maskenartiges Gesicht<br />

• Ständige unwillkürliche Haltungsänderungen (quälende Ruhelosigkeit)<br />

• Bradykinese (Bewegungsverlangsamung)<br />

• Schlurfender Gang in gebückter, vorwärtsgeneigter Haltung, gekennzeichnet von häufigen<br />

Trippelschritten (Tendenz zu kleinen, immer schnelleren Schritten, um ein Vornüberkippen zu<br />

verhindern)<br />

Parkinson-Patienten, weisen gewöhnlich keine oder nur geringe intellektuelle Störungen. Sie sind<br />

normaldenkende Menschen, die ihren Körper nicht kontrollieren können.<br />

38


Ursachen: fehlerhafte Gene, Hirninfektionen, Schlaganfälle, Tumore, traumatische<br />

Hinverhetzungen und Neurotoxine scheinen beteiligt zu sein.<br />

In den meisten Fällen ist sie jedoch ungeklärt. Eine familiäre Häufung ist nicht<br />

Nachweisbar.<br />

Dieser Erkrankung steht im Zusammenhang mit der Degeneration der Substantia nigra, dem Kern<br />

im Mittelhirn, dessen Neurone über die nigrostriatale Bahn projizieren. Der Neurotransmitter der<br />

Substantia-nigra-Neurone ist Dopamin. Bei Patienten die schon sehr lange an dieser Störung<br />

leiden, fehlt das Dopamin in der Substantia nigra und im Striatum fast völlig.<br />

Therapie: Die Symptome der Parkinson- Krankheit lassen sich durch die Gabe von L-DOPA<br />

mildern.<br />

L-DOPA ist eine chemische Substanz, aus der in dopaminergen Neuronen<br />

Dopamin synthetisiert wird. Dies ist jedoch keine Dauerlösung, da die Wirksamkeit<br />

der Substanz mit der Zeit abnimmt und die Nebenwirkungen stärker werden als die<br />

therapeutischen Vorteile<br />

Die Huntington- Krankheit<br />

Diese Erkrankung ist wie die Parkinson-Krankheit eine progressive Bewegungsstörung, die im<br />

mittleren Alter auftritt. Die Huntington- Krankheit kommt aber relativ selten vor, hat eine starke<br />

genetische Komponente und geht stets mit einem schweren geistigen Verfall (Demenz) einher.<br />

Zu den ersten Symptomen gehören: eine gesteigerte motorische Unruhe, die sich ständig<br />

verschlimmert, bis der Patient schließlich ständig unwillkürliche in schnelle ruckartige Zuckungen<br />

verfällt, die nicht nur einzelne Muskelgruppen, sondern ganze Gliedmaßen erfassen. Diese<br />

Verdrehungen, Verrenkungen und das Grimassieren mancher Patienten erinnern an einen<br />

seltsamen Tanz und deshalb wird die Krankheit auch Chorea Huntington (chorea: griech. Tanz)<br />

genannt.<br />

Huntington wird durch ein einziges dominantes Gen vererbt, daher entwickeln alle Träger dieses<br />

Gens diese Störung und im statistischen Mittel die Hälfte ihrer Nachkommen. Entwickeln Eltern<br />

dieses Krankheitsbild (ca. im Alter von 40 Jahren), besteht eine Wahrscheinlichkeit von 50:50 dass<br />

die Kinder diese Krankheit ebenfalls bekommen.<br />

Diese Erkrankung ist unheilbar, der Tod tritt ca. 15 Jahre nach Auftreten der ersten Symptome auf.<br />

Eine Autopsie zeigt eine schwere Degeneration des Striatum und einen diffusen Schwund der<br />

Großhirnrinde.<br />

Das abnorme Protein, das von dem dominanten Gen produziert wird, wurde als Huntington<br />

bezeichnet. Die Wirkung ist noch unbekannt. Es wird überall im Gehirn produziert, aber die<br />

Zerstörungen sind auf das Striatum und die cerebralen Hemisphären beschränkt.<br />

Multiple Sklerose (MS)<br />

Diese Erkrankung tritt im frühen Erwachsenenalter auf. Sie ist eine progressive Erkrankung bei der<br />

das Myelin im ZNS zerstört wird. Anfänglich findet man auf den axonalen Myelinscheiden nur<br />

mikroskopisch kleine degenerierte Areale, später kommt es zu einem Zerfall der Myelinscheiden<br />

und der assoziierten Axone. Es entstehen viele Bereiche mit hartem Narbengewebe (Sklerose<br />

wörtl. Verhärtung).<br />

Diagnostik:<br />

MS ist schwierig zu diagnostizieren, da die Ausprägung der Störung von Anzahl, Größe und Lage<br />

der sklerotischen Läsionen abhängt. Das Krankheitsbild verläuft in Schüben, nach einem akuten<br />

Schub kommt es zu längeren schubfreien Phasen, die bis zu 2 Jahre andauern können.<br />

Im Anfangsstadium erscheint der Patient fast normal, bis auf Störungen der Feinmotorik oder<br />

hinkendes Gehen.<br />

Symptome der voll entwickelten MS: Ataxie ( Unfähigkeit zur Bewegungskoordination)<br />

39


Sehstörungen<br />

Muskelschwäche<br />

Taubheit der Gliedmaßen<br />

Intensionstremor<br />

Harninkontinenz<br />

Ursachen:<br />

Umweltfaktoren spielen eine Rolle, denn in der Epidemiologie hat man herausgefunden, dass<br />

diese Erkrankung weit häufiger bei Menschen auftritt, die in kälteren Klimazonen aufgewachsen<br />

sind, selbst wenn sie später in wärmeren Klimazonen leben.<br />

In Zwillingsstudien hat man festgestellt dass genetische Faktoren auch mitbeteiligt sind und DNA-<br />

Studien an MS-Patienten lassen vermuten, dass eine Reihe von Genen dabei mitwirkt, ob jemand<br />

diese Krankheit entwickeln kann.<br />

Mit Tierversuchen ist man zu der Vermutung gekommen, dass die Multiple Sklerose durch eine<br />

fehlgeleitete Immunreaktion entsteht, die das körpereigene Myelin angreift, als sei es eine<br />

körperfremde Substanz.<br />

Gegenwärtig gibt es noch keine wirksame Heilungsmöglichkeit für diese Erkrankung.<br />

Die Alzheimer-Krankheit:<br />

Morbus Alzheimer ist eine Alterskrankheit, die en seltenen Fällen bei ca. 40-Jährigen auftritt, doch<br />

der Ausbruch der Erkrankung mit zunehmendem Lebensalter wahrscheinlicher wird.<br />

Das Krankheitsbild hat einen progressiven Verlauf und endet stets tödlich.<br />

Symptome: Im Frühstadium treten Gedächtnisschwäche, depressive Verstimmung und<br />

Sprachstörungen auf.<br />

Die Zwischenstadien sind gekennzeichnet durch Reizbarkeit, Ängstlichkeit und<br />

vollständiger Sprachverlust.<br />

Die fortgeschrittenen Stadien werden durch Verlust selbst einfacher motorischer<br />

Fähigkeiten wie Schlucken und Kontrolle der Blasenmuskulatur charakterisiert.<br />

Diagnostik: Alzheimer lässt sich nicht anhand von Verhaltensmuster sicher diagnostizieren,<br />

sondern nur durch Autopsie.<br />

Typisch sind Neurofibrillenknäuel (fädige Strukturen im Cytoplasma der<br />

Nervenzellen, und zahlreiche Klumpen degenerierter Neurone (Amyloidplaques)<br />

mit einer Kernregion aus unvollständig abgebauten Amyloidproteinen.<br />

Man trifft im Gehirn bei diesen Patienten überall auf Neurofibrillenknäuel, Amyloidplaques und<br />

Neuronenverluste, doch in bestimmten Regionen sind diese strukturellen Veränderungen<br />

besonders ausgeprägt, beispielsweise:<br />

entorhinalen Cortex, Amygdala, Hippocampus (Strukturen des medialen Temporallappens)<br />

→ Gedächtnisareale;<br />

inferiorer temporaler Cortex, posteriorer parietaler Cortex und präfrontaler Cortex<br />

→ Areale die komplexe kognitive Funktionen vermitteln<br />

Die Krankheit ist schwierig zu erforschen, da die Erkrankten meist an natürlichen Ursachen<br />

sterben, bevor sich Krankheitssymptome manifestiert haben.<br />

Deshalb werden Formen untersucht, bei denen die Krankheit im relativen frühen Lebensalter<br />

auftritt: Man hat bislang drei Gene entdeckt die für Alzheimer verantwortlich sind, und es lässt sich<br />

vermuten, dass viele weiter Gene zum Entstehen der Krankheit beitragen.<br />

Die drei Gene sind: - Chromosom 21, Genmutation auch für das Down-Syndrom<br />

verantwortlich und Symptome ähneln sich<br />

- Mutation des Chromosom 14<br />

- Mutation des Chromosom 1<br />

Eine genetische Komponente weist die Krankheit auf, denn die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50%<br />

40


ebenfalls zu erkranken, im Alter von 80 Jahren oder später, wenn in der nächsten Verwandtschaft<br />

Alzheimer aufgetreten ist.<br />

Derzeit gibt es keine wirksame Behandlungsmöglichkeit für Alzheimer. Es gibt Hinweise darauf<br />

dass Medikamente wie Aspirin oder Ibuprofen dazu beitragen, das Fortschreiten der Krankheit zu<br />

verzögern.<br />

6.3 Tiermodelle neurologischer Erkrankungen mit<br />

neuropsychologischen Störungen beim Menschen<br />

Tiermodelle sind wichtig, um die neuropathologischen Grundlagen neuropsychologischer<br />

Störungen experimentell zu untersuchen und zu identifizieren, dass solche Untersuchungen bei<br />

Patienten meist nicht möglich oder ethisch unzulässig sind.<br />

In der medizinischen Forschung werden drei Typen von Tiermodellen eingesetzt:<br />

• Homologe Tiermodelle: Ätiologie, Symptome und Prognosen des Tiermodells sind in<br />

allen wichtigen Punkten ähnlich wie bei der menschlichen<br />

Störung<br />

• Isomorphe Tiermodelle: ähneln der menschlichen Störung, aber im Labor durch<br />

Ursachen hervorgerufen werden, die nicht die normale Ätiologie<br />

widerspiegeln<br />

• Prädikative Tiermodelle: weicht in wesentlichen Punkten von der Störung beim<br />

Menschen ab, aber bei einigen Aspekten<br />

dieser Störung einen hohen Vorhersagen hat<br />

z.B. im Hinblick auf die Reaktion auf spezifische Pharmaka<br />

Tiermodelle sollte man mit großer Vorsicht einsetzen, denn wahrscheinlich werden nur wenige<br />

Modelle den Anspruch erfüllen, neuropsychologische Störungen besser zu verstehen. Die<br />

zugrunde liegenden Mechanismen bei den meisten neuropsychologischen Störungen werden<br />

bisher nicht gut genug verstanden, um abschätzen zu können, in welchem Grad sie durch<br />

Tiermodelle angemessen wiedergegeben werden können.<br />

Das Kindling-Modell der Epilepsie<br />

1969 führten Goddard, McIntyre und Leech ein Rattenexperiment durch.<br />

Ratten wurde eine Elektrode in die Amygdala implantiert. Über diese Elektrode wurde den Tieren<br />

einmal pro Tag ein schwacher elektrischer Reiz verabreicht.<br />

Auf die ersten Stimulationen zeigten die Ratten keine Verhaltensreaktionen, doch bald darauf rief<br />

jede Stimulation einen Krampf hervor. Die ersten Krämpfe verliefen nur mit leichtem Zucken der<br />

Gesichtsmuskulatur, mit jedem weiterem Reiz verschlimmerte sich die Symptomatik bis zu<br />

folgender Abfolge von Symptomen: Gesichtstremor, rhythmische Kieferbewegungen, rhythmisches<br />

Kopfnicken, Clonus der Vorderbeine, Aufrichten auf die Hinterbeine und Umfallen.<br />

Diese Beobachtung wurde als Kindling-Phänomen bezeichnet.<br />

Kindling-Phänomen: (engl. to kindle, „entfachen, anfeuern“)<br />

Die Zunahme von Krämpfen nach wiederholten zeitlich verteilten<br />

Reizungen geringer Intensität- am häufigsten hervorgerufen durch<br />

tägliche elektrische Stimulation der Amygdala<br />

Dieser Effekt wurde auch bei Mäusen, Kaninchen, Katzen, Hunden und Primaten beobachtet<br />

und kann auch durch wiederholte Stimulation vieler anderer Hirnregionen und durch wiederholte<br />

Applikation zunächst unterschwelliger Dosen Krampf auslösender Wirkstoffe ausgelöst werden.<br />

Die neuronalen Veränderungen durch das Kindling-Phänomen sind irreversibel und der Effekt wird<br />

nicht durch zeitlich konzentrierte sondern durch zeitlich verteilte Stimulation hervorgerufen, z.B. bei<br />

Intervallen von weniger als 20min tritt normal kein Effekt auf, im Gegensatz zu einer Reizung pro<br />

Tag.<br />

41


Das Kindling-Phänomen stellt ein Modell für Epilepsie dar:<br />

• Krampfanfälle der Versuchstiere ähneln einigen Formen der menschlichen Epilepsie<br />

• Es ist vergleichbar mit der Entstehung der Epilepsie nach Hirnverletzungen<br />

Es wurde herausgefunden, dass das Krampf lösende Medikament Diphenylhydatoin (Dilantin)<br />

Krämpfe, die bei neocorticaler Stimulation der Kindling-Ratten hervorgerufen werden, blockiert.<br />

Allerdings blockiert es keine Krämpfe die durch amygdaläre Stimulation hervorgerufen wurden.<br />

Dagegen blockiert Diazepam (Valium) Krämpfe durch Stimulation der Amygdala hervorgerufen und<br />

neocortical induzierte Krämpfe nicht.<br />

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Reaktion epileptischer Patienten auf verschiedene<br />

krampflösende Wirkstoffe vom Sitz des epileptischen Herds abhängt.<br />

Das transgene-Maus-Modell der Alzheimer-Krankheit:<br />

Als transgen werden Tiere bezeichnet, denen die Gene einer anderen Spezies implantiert wurden.<br />

Ein Problem der Erforschung von Alzheimer ist, das nur Menschen und einige mit ihnen verwandte<br />

Arten Amyloidplaques entwickeln, von denen viele Forscher glauben, dass sie das primäre<br />

Symptom der Störung sind.<br />

Bislang konnte noch nicht geklärt werden, welche ursächlichen Auswirkungen die Ansammlung<br />

von Amyloidproteinen auf die Entstehung der Krankheit hat. Manche Forscher glauben, dass sie<br />

die Degeneration von Neuronen auslösen und andere nehmen an, dass die Amyloidplaques die<br />

Folge und nicht die Ursache dieser Degeneration sind.<br />

Das transgene-Maus-Modell dient dazu, diesem Mangel an Fortschritt bei der Beantwortung<br />

grundlegender Fragen zur Alzheimer-Krankheit entgegenzutreten.<br />

Es gibt verschiedene Formen des transgenen Alzheimermodells, das vielversprechendste ist das<br />

von Hsiao und ihren Kollegen (1996).<br />

Hier werden Gene für die Bildung menschlicher Amyloidproteine in gerade befruchtete Mäuse-<br />

Einzellen injiziert, die dann einer Leihmutter-Maus eingepflanzt werden. Dies sind aber lediglich<br />

Gene die die Synthese der Amyloidproteine fördern.<br />

Wenn die maus heranwächst, ist ihr Gehirn vergleichbar mit einem an Alzheimer Erkranktem<br />

Menschen:<br />

• ihr Gehirn enthält viele Amyloidplaques,<br />

• vergleichbare Verteilung der Plaques: größte Dichte im Hippocampus und umgebenen<br />

Strukturen beobachtbar<br />

• genetisch veränderte Mäuse auch Defizite bei Gedächtnisleistungen aufweisen<br />

Der letzte Punkt wurde in Gedächtnisprüfungen getestet, die als sensitiv für Hippocampus-<br />

Schäden gelten.<br />

Bsp: Die Tiere mussten lernen, die Auswahl zwischen dem rechten und linken Arm eines einfachen<br />

Y-Labyrinths umzukehren.<br />

In naher Zukunft wird es möglich sein, bei transgenen Mäusen die Synthese von Amyloidproteinen<br />

zu blockieren und zu beobachten ob das Auswirkungen auf deren Gedächtnisdefizite hat.<br />

Ist das der Fall, wird das die bislang deutlichste Bestätigung sein, dass diese Plaques ursächlich<br />

für die Gedächtnisprobleme von Alzheimer-Patienten sind.<br />

Das MPTP-Modell der Parkinson-Krankheit:<br />

Das Tiermodell der Parkinson-Krankheit basiert auf einem unglücklichen Zufall:<br />

1982 war eine Gruppe junger Drogenabhängiger in einem Krankenhaus, die alle Symptome eines<br />

schweren und wie sich herausstellte irrevesiblen Parkinsonismus aufwiesen. Dies war sehr<br />

ungewöhnlich da Parkinson normalerweise ab dem 50. Lebensjahr auftritt. Man fand heraus, dass<br />

alle das gleiche „synthetische Heroin“ konsumiert hatten. Diese Substanz konnte als MPTP (1-<br />

Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin) identifiziert werden. Nach 2 ½ Jahren gab es kein<br />

Zeichen von Remission (Rückgang von Krankheitserscheinungen) und alle wurden zunehmend zu<br />

schweren Pflegefällen.<br />

42


Die Forscher nutzten diese Gelegenheit um ein dringend benötigtes Tiermodell zu erstellen.<br />

Es stellte sich heraus das Primaten, im Gegensatz zu Nagern, genauso auf MPTP reagieren wie<br />

Menschen. Nager entwickelten nur ein leichtes Parkinson-ähnliches Syndrom, das nicht länger als<br />

einige Wochen bestehen blieb.<br />

Bei der Untersuchung des Gehirns von „MPTP-Primaten“ wurde die gleiche Schädigung der<br />

Substantia nigra beobachtet, die der Hirnschädigung bei Parkinson-Patienten ähnelt und bei<br />

beiden die Konzentration des Dopamin Transmitters stark verringert ist.<br />

Bei einigen Affenarten ruft MPTP paradoxerweise einen starken Dopaminabfall hervor, ohne<br />

schwere motorische Symptome auszulösen.<br />

Mit Hilfe der Tiermodelle hat sich herausgestellt, das Deprenylgaben im Frühstadium der<br />

Parkinson-Krankheit die Progression der Krankheit stark verzögern.<br />

Deprenyl ist ein Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer), es erhöht den Dopaminspiegel und<br />

den Spiegel anderer Monoamine, indem es die Aktivität der Monoaminoxidase hemmt.<br />

Monoaminoxidase wiederum ist ein Enzym in monoaminergen Neuronen, das alle monoaminergen<br />

Moleküle abbaut, die nicht in Vesikeln gespeichert sind.<br />

Kapitel 7 Das Visuelle System: vom Auge zum Cortex ist nicht prüfungsrelevant<br />

43


Kapitel 8 Mechanismen der Wahrnehmung, des Bewusstseins<br />

(und der Aufmerksamkeit)<br />

1. Einteilung der sensorischen Gebiete des Cortex in drei verschiedene Typen:<br />

a) primär: erhält die meisten seiner Informationen (Inputs) direkt aus den Umschaltstationen der<br />

Thalamuskerne<br />

b) sekundär: erhält eine überwiegende Anzahl seiner Inputs vom primären sensorischen Cortex &<br />

anderen Bereichen des sekundären sens. Cortex desselben Systems (z.B. Auge)<br />

c) Assoziationscortices: jedes Gebiet des Cortex, das Signale von mehr als einem sensorischen<br />

System erhält die meisten Gebiete aus dem sek. Sens. Cortex<br />

Wechselwirkungen dieser 3 Typen werden durch 3 Grundprinzipien charakterisiert:<br />

- hierarchische Organisation sensorischer Systeme:<br />

o die Komponenten sind folgendermaßen auf Ebenen verteilt:<br />

Rezeptoren – Thalamuskerne – primärer sens. C. – sekundärer sens. C. –<br />

Assoziationscortex<br />

o in der Reihenfolge reagieren die Neurone immer optimaler, mit immer größerer<br />

Spezifität und Komplexität auf Reize<br />

o eine Ebene bekommt Signale von tiefergelegenen Ebenen Durchführung einer<br />

Anzahl an signalverarbeitenden Schritten Weitergabe an nächste Hierarchieebene<br />

o bei Schädigungen: je höher in der Hierarchie, desto spezifischer die Störung<br />

o bei Schädigung der Rezeptoren (z.B. Auge) ist keine Wahrnehmung mehr möglich<br />

(Blindheit)<br />

o bei Schädigung des Assoziationscortex sind komplexe Defizite zu erkennen (z.B.<br />

kein Erkennen von Formen) grundlegende sensorische Fähigkeiten bleiben<br />

erhalten<br />

o aufgrund der hierarchischen Struktur: Unterteilung des Wahrnehmungsprozesses in 2<br />

getrennte Phasen:<br />

„Empfindung“: Prozess für die Registrierung eines einfachen Reizes<br />

„Wahrnehmung“: höhere Prozesse der Integration, des Wiedererkennens und<br />

der Interpretation komplexer Empfindungsmuster<br />

- Unterteilung in funktionelle Einheiten:<br />

o frühere Denkweise: funktionelle Homogenität heute: funktionelle Unterteilung<br />

o bei allen Sinnessystemen umfasst jede der 3 Ebenen des Cortex (prim., sek.,<br />

Assoziationscortex) funktionell unterschiedliche Gebiete, die auf verschiedene Arten<br />

der Wahrnehmungsanalyse spezialisiert sind<br />

- Parallele Verarbeitung:<br />

o sensorische Systeme sind parallel aufgebaut<br />

• Systeme, bei denen die Informationen / Signale zwischen den einzelnen Komponenten über<br />

viele parallele Bahnen laufen (horizontal)<br />

• gleichzeitige, aber unterschiedliche Analyse eines Signals über viele parallele Bahnen im<br />

neuronalen Netzwerk<br />

zusammengefasst: - die verschiedenen Cortexareale sind über...verknüpft (S. 158, 7.2)<br />

• aufsteigende Hauptbahnen der sensorischen Hierarchie<br />

• rekurrente, absteigende Bahnen<br />

44


• ein engmaschiges Netz lateraler Verbindungen zw. den Gebieten einer Ebene<br />

2. Corticale Mechanismen des Sehens<br />

o gesamter Okzipital- und große Teile des Temporal- und Parietallappens sind am<br />

Sehen beteiligt (S. 159, 7.3)<br />

o prim. visueller Cortex: liegt in der posterioren Region der Okzipitallappen -<br />

überwiegender Anteil liegt in der Fissura longitudinalis versteckt<br />

o sek. vis. Cortex: umfasst 2 Gebiete<br />

prästriärer / peristriärer Cortex: ein Streifen auf dem Okzipitallappen, der den<br />

prim. vis. C. fast vollständig umgibt<br />

Gyrus temporalis inferior: Rindenbereich des unteren Temporallappens<br />

o Gebiete des Assoziationscortex für Signalempfang: erstreckt sich auf mehrere Teile<br />

des Cortex, aber vor allem auf den posterioren parietalen Cortex<br />

o Hauptanteil der Informationen läuft hierarchisch ab (siehe 1.)<br />

o Skotome + Ergänzungseffekt:<br />

o Skotom:<br />

o ein Bereich von Blindheit, hervorgerufen durch eine Schädigung des prim. vis. C. in<br />

einer Hemisphäre<br />

o wegen der Sehbahnkreuzung liegt es im kontralateralen Gesichtsfeld<br />

o Hemianopsie: Skotom bedeckt eine komplette Gesichtshälfte<br />

• häufig Durchführung einer perimetrischen Bestimmung des Gesichtsfeldes (Gesichtsfeld =<br />

Sehfeld des Auges)<br />

o perimetrischer Test: - Patient legt Kopf auf Kinnstütze vor Bildschirm, wo ein<br />

heller Punkt in der Mitte leuchtet<br />

- Kopf ruhig + Lichtpunkt fixiert + ein Auge verdeckt<br />

- nächster Lichtpunkt fängt an zu leuchten an einer<br />

randnahen Stelle des Bildschirms<br />

- mehrere Wiederholungen man erhält eine<br />

perimetrische Karte, die das Gesichtsfeld des Auges<br />

wiedergibt<br />

- nun lassen sich Bereiche ablesen, die von Blindheit<br />

betroffen sind (S.160, 7.4)<br />

o viele Patienten sind sich ihres Skotoms nicht bewusst<br />

o Grund: Ergänzungseffekt wenn Patienten eine komplexe Figur betrachten, aber<br />

ein Teil im Gesichtsfeld mit Skotom liegt, erzählen sie oft von komplett gesehener<br />

Figur<br />

o Blindsehen (Blindsight effect)<br />

o Patienten, die ihren gesamten prim. vis. C. verloren haben, meinen völlig blind zu<br />

sein<br />

o ABER: einige von den „cortical Blinden“ können häufig trotzdem Richtungen von<br />

Objekten sagen, nach bewegte Objekte greifen o.ä., obwohl sie selbst meinen, dass<br />

sie sie nicht sehen, sondern nur raten<br />

• Fähigkeit cortical Blinder visuelle Aufgaben zu lösen, ohne visuell bewusst etwas<br />

wahrzunehmen<br />

• 2 Interpretationen, warum dies so ist:<br />

1) im striären Cortex gibt es noch einzelne „Inseln“ von<br />

funktionierenden Zellen, die aber unbewusst visuelle Signale weiterleiten<br />

45


2) nicht alle optischen Signale laufen über den prim. vis. C. aus den<br />

subcorticalen Strukturen in den sek. vis. C.; einige visuelle Bahnen laufen<br />

direkt in den sek. vis. C., sodass auch hier visuelle Informationen verarbeitet<br />

werden – jedoch unbewusst<br />

es gibt für beide Theorien Belege, aber sie sind nicht ganz bestätigt; möglicherweise setzt sich<br />

das Blindsehen aus beiden Theorien zusammen.<br />

o Scheinkonturen – subjective contours<br />

o wir sehen oft Konturen, die es eigentlich gar nicht gibt (S. 162)<br />

o prästriäre Neurone und Neurone des prim. vis. C. reagieren, wenn Scheinkonturen<br />

geeigneter Orientierung in ihren rezeptiven Feldern erscheinen<br />

o<br />

o<br />

o Funktionale Regionen des sekundären und visuellen Assoziationscortex<br />

sek. vis. C. und vis. AC. sind beide spezialisiert für einen bestimmten Typ der<br />

visuellen Analyse (z.B. Farbe, Bewegung, Form)<br />

es herrscht eine enge Verknüpfung mit anterograden & retrograden Bahnen, wobei<br />

der größte Teil des Informationsflusses in der Hierarchie aufwärts gerichtet ist (von<br />

einfachen zu komplexen Gebieten)<br />

o Dorsal- und Ventralbahn<br />

o die visuellen Bahnen über die der Informationsfluss aus dem prim. vis. C. lässt sich<br />

in 2 Hauptbahnen einteilen:<br />

Dorsalbahn: führt vom prim. vis. C. über den dorsalen prästriären Cortex<br />

zum posterioren parietalen Cortex<br />

Ventralbahn: führt von dem prim. vis. C. über den ventralen prästriären<br />

Cortex zum Gyrus temporalis inferior<br />

- Dorsal- und Vetralbahn haben verschiedene Funktionen<br />

2 Theorien über die Funktionen:<br />

a) „wo – versus - was“ – Theorie nach Ungerleider & Mishkins<br />

- Dorsalbahn: für Wahrnehmung räumlicher Lokalisation zuständig („Wo“)<br />

- Ventralbahn: für Wahrnehmung, um „was“ es sich bei den Objekten handelt<br />

Bsp.: Patienten mit Läsionen im post. Parietalcortex können nicht gezielt nach Objekten<br />

greifen, aber sie problemlos identifizieren und beschreiben<br />

bei Patienten mit Läsion im inferior-temporalen Cortex genau andersrum<br />

b) „wie – versus - was“ – Theorie nach Goodale & Milner<br />

(„control of behavior“ – vs – „ conscious perception“)<br />

o Hauptunterschied der Bahnen liegt nicht in der Art der Übermittlung der<br />

Informationen, sondern im Zweck, dem diese Informationen dienen<br />

o Dorsalbahn: ist für Steuerung der objektbezogenen Interaktionen zuständig<br />

Patienten können nicht greifen, aber detailliert beschreiben<br />

- Ventralbahn: Vermittlung der bewussten Wahrnehmung<br />

können nicht beschreiben, aber man kann durch die Exkaktheit des<br />

Greifens, dass sie die Form „unbewusst“ doch kennen<br />

46


o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o Visuelle Agnosie – Prosopagnosie<br />

Agnosie: Unfähigkeit, etwas zu erkennen – ist aber nicht zurückzuführen auf eine<br />

Störung der sensorischen, verbalen oder intellektuellen Leistungen<br />

Visuelle Agnosie: Agnosie für optische Reize<br />

Optische Reize werden erkannt, aber können von den Rezeptoren nicht zugeordnet<br />

werden<br />

Sind teilweise spezialisiert: Bewegungs-, Objekt-, Farbagnosie<br />

Vermutlich beruht eine spezialisierte Agnosie auf einer Schädigung eines bestimmten<br />

Gebietes des sek. vis. Cortex, das für das Erkennen des gestörten Merkmals ist<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Prosopagnosie: visuelle Agnosie für Gesichter (Schwierigkeiten Gesichter zu<br />

unterscheiden)<br />

keine Probleme Gesichtsteile (Mund, Nase, Augen...) zu identifizieren<br />

aber obwohl sie Gesichter nicht bewusst unterscheiden können verändert sich die<br />

elektrische Hautleitfähigkeit stark, wenn man den Patienten mit bekannten<br />

Gesichtern konfrontiert es erfolgt somit eine unbewusste Gesichtserkennung<br />

es gibt Regionen im Gehirn, die zur Erkennung bestimmter Dinge (Gesichter, Häuser<br />

etc.) dienen, aber es sind immer mehrere Regionen beim Anblick eines Objekts aktiv<br />

und diese Regionen überlappen sich, sodass es keine exakten Grenzen für einzelne<br />

Objektregionen gibt<br />

• Patienten mit dieser Störung können allgemein keine Gegenstände, Tiere etc. unterscheiden,<br />

sondern nur noch erkennen (Bsp.: Bauern können nur noch ihre Kühe erkennen, aber nicht<br />

zwischen ihnen unterscheiden)<br />

o<br />

passiert durch Schädigung der Ventralbahn in der Region zwischen Okzipital- und<br />

Temporallappen ( fusiform face area)<br />

3. Das auditive System: Hören<br />

Funktion:<br />

Schall:<br />

- Wahrnehmung von Schall bzw. Wahrnehmung von Objekten und Vorgängen<br />

durch den von ihnen erzeugten Schall<br />

- Übertragung durch Schwingungen der Luftmoleküle, die das auditive<br />

System<br />

stimulieren<br />

- Menschen hören im Bereich von 20 – 20000 Hz<br />

- Darstellung in Wellenform<br />

Zusammenhang zwischen physikalischen Eigenschaften und menschlicher Wahrnehmung:<br />

Amplitude der Wellen = Lautstärke, Frequenz = Tonhöhe, Komplexität = Tonreinheit<br />

o reine Töne gibt es nur in Labors, im echten Leben sind Töne immer aus komplexen<br />

Schwingungsmustern zusammengesetzt<br />

o jede komplexe Schallwelle kann mathematisch in eine Reihe von Sinuswellen<br />

unterschiedlicher Frequenz & Amplitude zerlegt werden<br />

• zusammengesetzt wird es wieder der Originalton<br />

• dieses Verfahren nennt man „Fourier – Analyse“<br />

o eine Theorie besagt, dass auch das Hörsystem eine Art Fourier – Analyse komplexer<br />

47


Töne durchführt<br />

h. Das Ohr<br />

Durchlauf der Schallwellen:<br />

Gehörgang versetzt Trommelfell in Schwingungen<br />

Übertragung auf die 3 Gehörknöchel (Hammer, Amboss, Steigbügel)<br />

Vibration des Steigbügels löst Schwingungen einer Membran („ovales<br />

Fenster“) aus<br />

Übertragung auf die Flüssigkeit der Schnecke / Colchea: ein langer<br />

aufgerollter Schlauch, durch deren Mitte eine membranartige Struktur fast bis<br />

zu seiner Spitze läuft Cortisches Organ (2 Membranen)<br />

Schwingungen des ovalen Fensters wandern als Wellen das Cortische Organ<br />

entlang<br />

2 Membranen des Cortischen Organs:<br />

• Basilarmembran: Rezeptorzellen des Hörsystems (Haarzellen) sitzen<br />

darauf<br />

• Deck- bzw. Tectorialmembran: sitzt über der Basilarmembran<br />

wenn eine bestimmte Stelle des Cortischen Organs nach oben oder unten<br />

ausgelenkt wird, wirken Scherkräfte auf die Haarzellen Stimulation <br />

Auslösung von Aktionspotentialen<br />

Weiterleitung über Hörnerven (Pars cochlearis des 8. Hirnnerven / N. statoacusticus)<br />

Schwingungen der cochlearen Flüssigkeit werden über das „runde Fenster“<br />

(elastische Membran in der Wand der Cochlea) abgeleitet<br />

wichtigstes Kodierungsprinzip der Cochlea: Schallwellen unterschiedlicher<br />

Frequenzen (Tonhöhen) stimulieren jeweils unterschiedliche<br />

Haarzellenrezeptoren am stärksten<br />

• höhere Frequenz bedeutet stärkere Aktivierung nahe der Fenster<br />

da ein Ton verschiedene Frequenzen hat = Aktivierung vieler Rezeptoren =<br />

gleichzeitige Weiterleitung der Frequenzen über Neurone ins das Gehirn<br />

o audtives System ist frequenzabhängig organisiert<br />

ähnlich wie das visuelle System retinotop = aud. System tonotop organisiert<br />

wichtigstes ungelöstes Problem: Wie schafft das Hörsystem, z.B. auf einer Party einzelne<br />

Frequenzen (Stimme A, Stimme B, Musik etc.) isoliert voneinander wahrnehmen zu können,<br />

obwohl enorm viele Haarzellen stimuliert werden?<br />

Gleichgewichtsorgan:<br />

- nennt man Bogengangsorgane<br />

o das Gleichgewichtssystem (vestibuläres System) nimmt Veränderungen der Richtung<br />

& Intensität von Kopfbewegungen wahr und hilft so das Gleichgewicht zu halten<br />

i. Vom Ohr zum primären auditorischen Cortex<br />

o es gibt keine direkte Hörbahn zum Cortex, sondern ein ganzes Netz an Hörbahnen<br />

o Axone des Hörnervs führen je in die ipsilateralen Schneckenkerne (N. cochleares)<br />

o Signale aus einem Ohr werden sowohl ipsi- als auch kontralateral weitergeleitet<br />

• viele Projektionen zu den oberen Olivenkernen (N. olivares superior) auf gleicher Ebene<br />

• Projektion über die seitliche untere Schleifenbahn (Tractus lemniscus lateralis) auf untere Hügel<br />

der 4-Hügel-Platte (Colliculi inferiores)<br />

48


• über snaptische Kontakte zu mittleren Kniehöckern (Copora geniculata mediale) im Thalamus<br />

• Ankunft im primären auditorischen Cortex<br />

3.4 Der primäre auditorische Cortex<br />

o liegt in der Tiefe der Sylvischen Furche (Fissura lateralis) im Temporallappen<br />

o es gibt ca. 2-3 prim. audi. Cortexareale & ca. 7 sek. audi. Cortexareale<br />

o es gibt 2 wichtige Organisationsprinzipien:<br />

• – Einteilung in funktionelle Säulen<br />

alle vertikal untereinander liegenden Neurone (senkrecht zum Cortex)<br />

antworten am stärksten auf Töne des gleichen Frequenzbereichs<br />

• – auch die Hörrinde ist tonotop organisiert<br />

weiter anterior gelegene Gebiete des prim. audi. Cortex reagieren auf<br />

Töne hoher Frequenzen<br />

weiter posterior gelegene Bereiche auf zunehmend niedrigere<br />

Frequenzen<br />

3.5 Lokalisation von Geräuschen<br />

o obere Olivenkerne (medial & lateral) sind für Lokalisation von Geräuschen im Raum<br />

verantwortlich<br />

o Neurone der medialen oberen Olivenkerne sind für geringe Differenzen in den<br />

Ankunftszeiten von Signalen in beiden Ohren empfindlich<br />

o Neurone der lateralen o. Olivenkerne sind für geringe Amplitudenunterschiede<br />

zwischen den Schallreizen in beiden Ohren empfindlich<br />

Signal von links linkes Ohr bekommt das Signal schneller & lauter als rechtes Ohr<br />

o Projektion auf den Colliculus superior entsprechend angeordnet wie eine<br />

auditorische Karte (nähere Infos: siehe Schleiereule)<br />

o Auswirkungen von Schädigungen des auditorischen Cortex<br />

o aufgrund der tiefen Lage in der Fissura lateralis gibt es selten vollständige<br />

Schädigungen<br />

o bei Schädigung ist auch umgebendes Gewebe stark betroffen<br />

• Forschungsergebnisse aufgrund vergleichender Studien<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

vollständige bilaterale Läsion bringt meist keine Defizite bei der Wahrnehmung von<br />

Tönen mit sich, sondern zerstört die Fähigkeit kurze Schallereignisse zu lokalisieren<br />

bei unilateraler Läsion können keine kontralateralen Geräusche lokalisiert werden<br />

offensichtlichste, langfristige Folge: Worttaubheit<br />

Worttaubheit: Erkennen von Sprache ist gestört, ohne das die Fähigkeit einzelne<br />

Geräusche wahrzunehmen, verloren geht Beschreibung von Sprachlauten als<br />

„Summen“ oder „statisches Rauschen“<br />

Worttaubheit ist nur ein Symptom einer globaleren Störung der zeitlichen<br />

Verarbeitung auditorischer Reize<br />

4. Somatosensorik: Tastsinn und Schmerz<br />

o<br />

besteht aus 3 getrennten, aber interagierenden Systemen:<br />

• exterozeptives System: Wahrnehmung externer Reize auf Haut<br />

• propriozeptives Sys.: Analyse von Informationen über Lage des<br />

Körpers, die von Rezeptoren aus Muskeln, Gelenken und<br />

49


Gleichgewichtsorganen stammen<br />

• enterozeptives Sys.: allgemeiner Zustand (Blutdruck, Temperatur etc.)<br />

<strong>Pinel</strong> bezieht sich hauptsächlich auf exterozeptives System:<br />

o dies ist in 3 Wahrnehmungssysteme geteilt:<br />

• für mechanische Reize (Tastsinn)<br />

• für thermische Reize (Temperatursinn)<br />

• für nocizeptive Reize (Schmerzsinn)<br />

o Hautrezeptoren<br />

o es gibt verschiedene Arten<br />

o einfachste Hautrezeptoren: freie Nervenendigungen<br />

• rezeptive Bereiche haben keine spezielle Struktur<br />

• Reaktion besonders auf Temperaturveränderungen und Schmerzreize<br />

o schnell adaptierende Hautrezeptoren: zwiebelförmige Pacinikörperchen<br />

• sind am größten und liegen am tiefsten<br />

• Reaktion auf plötzliche mechanische Belastungen am besten<br />

- langsam adaptierende Hautrezeptoren:<br />

a) Merkel-Zellen: Reaktion auf langsamen Druck<br />

b) Ruffini-Körperchen: Reaktion auf langsame Hautdehnung<br />

funktionelle Bedeutung von langsamer bzw. schneller Adaption:<br />

o bei gleichmäßigem, langanhaltendem Druck auf die Haut (z.B. durch Kleidung):<br />

Druck löst bei allen Rezeptoren viele Impulse aus (Empfindung von Berührung)<br />

nach einigen 100ms sind nur noch langsam adaptierende Rezeptoren aktiv<br />

Qualität der Empfindung verändert sich merklich<br />

man merkt konstante Druckreize nur noch unbewusst oder wenn man seine<br />

Aufmerksamkeit darauf richtet<br />

Stereognosie: - Identifikation von Objekten durch Tasten<br />

durch Betasten & Bewegen des Objekts Veränderung des<br />

Stimulationsmusters<br />

o<br />

o<br />

Dermatome<br />

o Bereich des Körpers, der durch die beiden Hinterwurzeln eines bestimmten<br />

Rückenmarksegmentes innerviert ist<br />

o Übertragung der Informationen von somatosensorischen Rezeporen erfolgt über<br />

neuronale Fasern, die sich zu peripheren Nerven vereinigen und zusammen über die<br />

2 Hinterwurzel in das Rückenmark eintreten<br />

o Zerstörung einer einzigen Hinterwurzel führt nur zu geringen Schäden, weil die<br />

Überlappung der benachbarten Dermatome sehr groß ist<br />

Die 2 wichtigsten aufsteigenden somatosensorischen Bahnen<br />

a) mediales Lemniscussystem / Hinterstrangsystem<br />

- Übertragung von Informationen des Tastsinns und der Propriozeption<br />

Beschreibung:<br />

- Axone der sensorischen Neurone ziehen über die Hinterwurzel<br />

50


ins Rückenmark<br />

- ipsilateraler Aufstieg in den Hintersträngen<br />

- Projektion auf Neurone der Hinterstrangkerne der Medulla<br />

oblongata<br />

- Axone der Hinterstrangneurone kreuzen auf andere Seite des<br />

Gehirns Aufstieg in den Tractus lemniscus medialis zum<br />

kontralateralen Ventrobasalkern des Thalamus<br />

- Ventrobasalkerne erhalten auch Signale über die 3 Zweige des Nervus<br />

trigeminus für Übermittlung somatosens. Informationen von der<br />

kontralateralen Gesichtshälfte zuständig<br />

- Ventrobasalkerne haben Projektionsfelder im prim. somatosens. Cortex (S-I),<br />

im sek. somatosens. C. (S-II) & im posterior-parietalen Cortex<br />

- zu den Hinterstrangneuronen gehören auch die längsten im Menschen –<br />

beginnend vom Zeh<br />

b) Vorderseitenstrangsystem<br />

- die meisten von den hier vorzufindenen Neurone bilden direkt nach Eintritt ins Rückenmark<br />

Synapsen<br />

- Axone der meisten Neurone 2. Ordnung kreuzen auf andere Seite und steigen im kontralateralen<br />

Vorderseitenstrangs des Rückenmarks ins Gehirn auf – es gibt aber auch ipsilaterale Axone<br />

- es gibt 3 Bahnen: 1) Tractus spinothalamicus Projektion auf Ventrobasalkerne des<br />

Thalamus (vgl. mediales Lemniscussystem)<br />

2) Tractus spinoreticularis Projektion auf Formatio reticularis<br />

Einzug in den Nuclei ventrales posterolateralis & N.v.intralaminares<br />

des Thalamus<br />

3) Tractus spinotectalis Projektion auf das Tectum (die Colliculi des<br />

Mittelhirns)<br />

- durch die 3 Verzweigungen des Nervus trigeminus, werden Informationen über Schmerz- &<br />

Temperatur des Gesichts zu den dazugehörigen Thalamuskernen weitergeleitet, von wo sie<br />

breit gefächert im Gehirn verteilt werden (u.a. S-I, S-II, post.-pariet. Cortex)<br />

Effekte von Läsionen am Thalamus:<br />

- Läsion der Ventrobasalkerne (Tractus spinothalamicus, mediales. Lemniscussys.) führt zu<br />

Verringerung der Sensibilität der Haut gegenüber Berührungen, Temperaturveränderungen<br />

und stechendem Schmerz, jedoch keine Wirkung auf tiefliegende, chronische Schmerzen<br />

- Läsion der Nuclei ventrales posterolateralis & intralaminares führt zu einer Verringerung<br />

chromischer Schmerzen, ohne Beeinträchtigung der Sensibilität der Haut<br />

o<br />

Cortexgebiete der Somatosensorik<br />

o 1937: Erstellung einer Karte des prim. somatosens. Cortex des Menschen von<br />

Penfield<br />

o Eingangssignale hauptsächlich kontralateral<br />

o Stimulation am Gyrus postcentralis somatosens. Empfindungen an verschiedenen<br />

Körperteilen<br />

o Zusammenhand zwischen Ort der Stimulation am Gyrus postcentralis und<br />

Empfindungen an Körperteilen wurde gefunden<br />

o prim. somatosens. C. (S-I) hat eine somatotope Organisation (d.h. eine<br />

Organisation, die einer Karte der Körperfläche entspricht) Bezeichnung als<br />

„somatosensoricher Homunculus“ („kleiner Mensch“)<br />

o besteht aus 4 parallelen Streifen mit je einer ähnlichen aber gesonderten somatotopen<br />

51


Organisation jeder Streifen ist für ein anderes Signal von dem gleichen Körperteil<br />

am besten spezialisiert es herrscht hier eine „von-anterior-zu-posterior<br />

Hierarchie“ vor, d.h. je weiter posterior man sich befindet, desto komplexer /<br />

spezifischer sind die Funktionen<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

sek. somatosens. C. (S-II) ist auch somatotop organisiert<br />

S-II befindet sich direkt unterhalb von S-I im Gyrus postcentralis, große Teile<br />

erstrecken sich bis in die Fissura lateralis<br />

S-II bekommt meist Informationen von beiden Körperseiten<br />

S-I & S-II projizieren überwiegend in den somatosens. Assoziationscortex des<br />

posterioren Parietallappens<br />

dabei ist der Anteil des somatosens. Cortex so verteilt, dass die Organe mit den<br />

feinsten taktilen Unterscheidungsmöglichkeiten (Hände, Lippen, Zunge) den größten<br />

Bereich in Anspruch nehmen<br />

rezeptive Felder vieler Neurone können in antagonistisch exzitatorische und<br />

inhibitorische Gebiete eingeteilt werden<br />

o Auswirkungen von Schädigungen des primären somatosensorischen Cortex (S-I)<br />

o eine Schädigung hat erstaunlich geringe Folgen (vgl. auditorischer Cortex)<br />

o Eingriff: unilaterale Entfernung von S-I = 2 kontralaterale Defizite<br />

geringere Fähigkeit leichte Berührungen wahrzunehmen<br />

keine Identifikation von Objekten durch Tasten (Störung der Stereognosie)<br />

diese Defizite traten nur in den Fällen bilateral auf, in denen sich die unilaterale<br />

Cortexläsion auf S-II ausdehnte<br />

o Somatosensorische Agnosien<br />

o 2 wichtige Arten somatosensorischer Agnosien<br />

• Astereognosie:<br />

o Unfähigkeit Objekte durch Tasten zu identifizieren<br />

o reine Astereognosien ohne einfache sensorische Defizite kommen selten vor<br />

• Asomatognosie:<br />

o Unfähigkeit eigene Körperteile zu erkennen<br />

o gewöhnlich unilateral und betrifft nur die linke Körperseite<br />

o normalerweise mit ausgedehnten Schädigungen des rechten posterioren<br />

Parietallappens verbunden<br />

o häufige Verknüpfung mit einem kontralateralem Neglect Tendenz nicht auf Reize,<br />

die kontralateral zu einer rechtshemisphärischen Verletzung liegen, zu reagieren<br />

o<br />

Paradoxien des Schmerzes<br />

o Paradoxon: logischer Widerspruch<br />

o die Schmerzwahrnehmung hat 3 wichtige Paradoxien:<br />

1) Anpassungswert<br />

- obwohl Schmerz die negativste, kognitive Erfahrung ist, ist sie extrem wichtig<br />

52


o<br />

o<br />

zum Überleben<br />

es gibt keinen bestimmten Reiz der Schmerz auslöst, sondern es ist eine Antwort auf<br />

eine starke Stimulation jeglicher Art<br />

die Wichtigkeit des Schmerzes: Frau hat keine Schmerzen gespürt und ist aufgrund<br />

vieler Entzündungen (z.B. an Gelenken, weil sie immer gleich gestanden hat <br />

Abnutzung) mit 29 Jahren gestorben (S. 175)<br />

2) Fehlen corticaler Gebiete für Schmerzrepräsentation<br />

- keine Existenz von reinen Cortexgebieten, die nur für Schmerz zuständig sind<br />

- Entfernung von S-I & S-II führt zu keiner Veränderung der Schmerzschwelle<br />

- Patienten mit nur einer Großhirnhälfte spüren trotzdem im ganzen Körper Schmerzen<br />

- man hat zwar herausgefunden, dass der „anteriore Gyrus cinguli“ aktiv wird, bei<br />

Schmerzreizen, aber dieser Bereich hat selbst keine Beteiligung bei der<br />

Schmerzwahrnehmung, sondern ist eher für die emotionale Reaktion zuständig<br />

bei präfrontaler Lobotomie (u.a. Schädigung des anterioren Gyr. cing.) weiterhin<br />

Schmerzempfinden, aber Veränderung emotionaler Reaktionen auf Schmerz<br />

3) Absteigende Schmerzkontrolle<br />

- Schmerz kann durch kognitive & emotionale Faktoren wirkungsvoll unterdrückt<br />

werden<br />

Menschen spüren in lebensgefährlichen Situationen keinen Schmerz, bis die<br />

Gefahr vorüber ist Erklärung: Kontrollschrankentheorie<br />

o Kontrollschrankentheorie (Gate-control theory) nach Melzack & Wall (1965) besagt,<br />

dass aus dem Gehirn kommende, absteigende Signale neuronale Schaltkreise im<br />

Rückenmark aktivieren, wodurch einlaufende Schmerzsignale blockiert weden<br />

• 3 Entdeckungen führten zur Identifikation solcher absteigender, analgetischer<br />

(schmerzhemmender) Bahnen:<br />

• elektrische Stimulation des periäquiductalen Grau (PAG = Bereich<br />

grauer Substanz in direkter Umgebung des Aquqeductus cerebri)<br />

wirkt analgetisch<br />

• PAG und andere Bereiche im Gehirn haben spezielle Rezeptoren für<br />

Opiate wie Morphium: Vermutung endogener (körpereigener)<br />

Schmerzhemmer im Körper<br />

• Beweis von Entdeckung b): Endorphine sind solche endogenen<br />

Opiate<br />

o absteigendes System zur Schmerzkontrolle nach Birbaum & Fields (1987)<br />

• Signale aus PAG Erregung serotonerger Neurone in Raphé-Kernen (Ansammlung<br />

serotonerger Neurone in Medulla oblongate) Projektion über Hinterstränge des Rückenmark<br />

auf opiatsensitive Interneurone Blockierung von im Hinterhorn einlaufenden<br />

Schmerzsignalen<br />

5. Die chemischen Sinne: Geruch und Geschmack<br />

- olfaktorisches System (Geruch)<br />

- gustatorisches System (Geschmack)<br />

Bezeichnung als chemische Sinne, weil sie die Funktion haben chemische Stoffe in der<br />

Umgebung zu registrieren<br />

o Geruch: Reaktion des olfaktorischen Systems auf chemische Substanzen in der Luft,<br />

beim Einatmen werden diese von den Rezeptoren im Riechepithel der Nase<br />

53


aufgenommen<br />

o Geschmack: Reaktion des gustatorischen Systems auf in den Speichel gelangende<br />

Substanzen<br />

o beim Essen sind beide Systeme beteiligt Erregung der Geschmacks- und<br />

Geruchsrezeptoren der dadurch entstehende integrierte Wahrnehmungseindruck<br />

wird als Aroma bezeichnet<br />

o Geruchssinn wird oft unterschätzt, aber ohne ist kaum das Aroma eines Apfels und<br />

einer Zwiebel zu unterscheiden<br />

interessant für die Forschung: Bedeutung der oben genannten Sinne für das<br />

Sozialverhalten vieler Tierarten<br />

o viele Tiere geben Pheromone ab (chem. Stoffe, die das Verhalten ihrer Artgenossen<br />

beeinflussen) Hamster steuern sexuelles & aggressives Verhalten aufgrund des<br />

Geruchs von Pheromonen können die Hamster die Pheromone nicht riechen,<br />

kommt es zu keiner artspezifischen Reaktion<br />

• Menschen geben vermutlich auch Sexualpheromone ab<br />

- Befunde: 1) olfaktorische Sensitivität ist bei Frauen in der<br />

Ovulationsphase am größten<br />

2) Menstruationszyklen von Frauen, die zusammen leben,<br />

neigen zu Synchronisation<br />

3) Menschen (bes. Frauen) können das Geschlecht am Atembzw.<br />

Achselhöhlengeruch erkennen<br />

4) Männer können das Stadium des Menstruationszyklus einer<br />

Frau an ihrem Vaginalgeruch bestimmen<br />

dies ist aber noch kein konkreter Beweis, dass es sexuell stimulierende Geruchsstoffe gibt<br />

bei Tests fanden Vpn den Duft nicht unbedingt anziehend / teilweise abstoßend<br />

o chemische Sinne sind auch am Lernen beteiligt<br />

o „konditionierte Geschmacksaversion“ = Tiere entwickeln eine lang anhaltende<br />

Aversion gegen den Geschmacks eines Nahrungsmittels, das ihnen geschadet hat<br />

o „Ich-möchte-eine-Frau-wie-meine-Mutter“ – Phänomen = Ratten paaren sich<br />

häufiger mit Weibchen, die ähnlich ihrer Mutter riechen als mit andern<br />

5.2 Der Geschmackssinn – das gustatorische System:<br />

- Geschmacksrezeptoren (besitzen keine Axone) befinden sich auf der Zunge und<br />

Teilen der Mundhöhle, gewöhnlich in 50-er Gruppen Geschmacksknospen<br />

- auf der Zunge liegen Geschmacksknospen häufig in der Umgebung von kleinen<br />

warzenartigen Erhebungen den Zungenpapillen (S. 179, 7.24)<br />

- jedes Neuron, das Signale von den Geschmacksknospen weiterleitet, erhält<br />

Eingangssignale von vielen Rezeptoren<br />

- frühere Annahme: es gibt 4 Geschmacksrichtungen (süß, sauer, bitter, salzig) und<br />

dazu 4 passende Rezeptortypen die Wahrnehmung des Geschmacks ist aus der<br />

Kombination der relativen Erregungsniveaus dieser 4 Rezeptortypen zu verstehen<br />

diese Theorie wirft aber 3 Probleme auf:<br />

– – der Fund einer weiteren Geschmacksrichtung „unami“ (fleischig / wohlschmeckend)<br />

– – viele Geschmäcker können gar nicht aus der Kombination der<br />

Primärgeschmacksrichtungen gebildet werden<br />

– – scheinbar haben „salzig“ & „sauer“ keine spezifischen Rezeptoren man hat gesehen,<br />

dass diese Moleküle direkt die Aktivität mancher Rezeptoren beeinflussen, indem sie auf die<br />

Ionenkanäle wirken<br />

54


o Die wichtigsten Bahnen, die gustatorische Signale zum Cortex leiten<br />

o Afferenzen des Geschmackssinns verlassen den Mundraum als Teil der Hirnnerven<br />

Nervus facialis (VII), N. glossopharyngeus (IX) & N. vagus (X)<br />

• Übertragung von Informationen von der Zungenspitze, dem hinteren Teil der Zunge und dem<br />

hinteren Teil der Mundhöhle<br />

• alle Fasern enden im Nucleus solitarius der Medulla oblongata, wo synaptische Kontakte mit<br />

Neuronen gebildet werden<br />

• Projektion auf Nucleus ventralis posteriomedialis des Thalamus<br />

• Axone der gustatorischen Neurone des Nucleus ventralis posteriomedialis ziehen zum prim.<br />

gust. Cortex (liegen in der Nähe des Gesichtsbereichs des somatosensorischen Homunculus)<br />

• Nervenbahnen verlaufen meist ipsilateral<br />

5.4 Der Geruchssinn – das olfaktorische System<br />

- olfaktorische Rezeptoren sind im oberen Teil der Nase, wo sie in<br />

Riechschleimhaut eingebettet sind<br />

o besitzen eigene Axone, die den porösen Teil des Schädels (Siebbeinplatte)<br />

durchqueren Eintritt in den Bulbus olfactorius (Riechkolben / 1. Hirnnerv) <br />

Bildung synaptischer Verbindungen zu Neuronen, die über den Tractus olfactorius<br />

(Riechbahn) auf die Amygdala und den Cortex piriformis projizieren (Gebiet des<br />

medialen Temporalcortex neben Amygdala)<br />

o ist einziges Sinnessystem, das Signale nicht über den Thalamus in den Cortex<br />

schickt<br />

5.5 2 wichtige Bahnen verlassen das Amygdala-piriformis Gebiet:<br />

a) - projiziert diffus auf limbisches System vermittelt die emotionalen<br />

Reaktionen auf Geruchsreize<br />

b) - projiziert über die Nuclei medialis dorsalis des Thalamus zum<br />

orbitofrontalen Cortex (olfaktorischer Neocortex = Cortexgebiet auf inferiorer<br />

Oberfläche am vordersten Teil des Frontallappens direkt hinter den<br />

Augenhöhlen) Vermittlung bewusster Geruchswahrnehmung<br />

o<br />

Einflüsse von Hirnschäden auf die chemischen Sinne<br />

o Anosmie: Unfähigkeit, Gerüche wahrnehmen zu können<br />

o häufigste Ursache: starke Erschütterung des Kopfes Verschiebung des Gehirns im<br />

Schädel Durchtrennung der olfaktorischen Nerven an der Öffnung der<br />

Siebbeinplatte<br />

o kann auch verbunden sein mit anderen neurologischen Krankheiten, wie Alzheimer,<br />

Parkinson, Down-Syndrom, Multiple Sklerose etc.<br />

- Ageusie: Unfähigkeit der GEschmackswahrnehmung<br />

- kommt eher selten vor – vermutlich weil es 3 Bahnen gibt, die Signale aus dem<br />

Mund weiterleiten<br />

- Ursache: nach einseitiger Ohrverletzung sind oft anteriore 2/3 der Zunge auf<br />

gleicher Seite davon betroffen<br />

- Grund: Zweig des Nervus facialis (VII), der die Informationen dieses Teils der<br />

Zunge weiterleitet, ist mit dem Mittelohr verbunden<br />

55


Kapitel 9 Das sensomotorische System<br />

Zum besseren Verständnis unbedingt die Abbildungen im <strong>Pinel</strong> anschauen!<br />

1. Die Prinzipien, nach denen das sensomotorische System funktioniert<br />

Verschiedene Ebenen des sensomotorischen Systems:<br />

- Assoziationscortex<br />

- sekundärer motorischer Cortex<br />

- primärer motorischer Cortex<br />

- motorische Kerne im Hirnstamm<br />

- Das sensomotorische System ist hierarchisch organisiert<br />

Das sensomotorische System ist ein parallel aufgebautes, in Funktionseinheiten<br />

gegliedertes, hierarchisches System.<br />

- Hierarchie: Anweisungen von oben nach unten, d.h. vom Assoziationscortex zu den<br />

Muskeln. Vorteil: Assoziationscortex muss sich nicht mit Routineabläufen beschäftigen und<br />

ist daher frei für komplexere, übergeordnete Aufgaben.<br />

- Paralleler Aufbau: Die Infos zwischen den einzelnen Ebenen der Hierarchie laufen<br />

parallel über viele Bahnen, sodass der Assoziationscortex die unteren Ebenen<br />

kontrollieren kann.<br />

- Funktionelle Unterteilung = Arbeitsteilung: Jede hierarchische Ebene des Systems<br />

besteht aus vielen verschiedenen Einheiten (neuronalen Strukturen), von denen jede eine<br />

andere Aufgabe hat.<br />

- Motorische Aktivitäten werden durch sensorische Informationen gesteuert<br />

Rückkopplungsmechanismus = sensorisches Feedback: Die Augen, die<br />

Gleichgewichtsorgane, die Haut-, Muskel- und Gelenkrezeptoren überwachen den Verlauf<br />

unserer Handlungen und melden die dabei gewonnenen Infos an die sensomotorischen<br />

Schaltkreise zurück. Meistens müssen dafür keine hierarchisch höheren Ebenen, also<br />

bewusste Prozesse, involviert werden. Dadurch höhere Effizienz.<br />

Ballistische Bewegungen: Die einzigen Handlungen, die nicht von sensorischem Feedback<br />

beeinflusst werden (z.B. das Erschlagen einer Fliege).<br />

- Lernen verändert die sensomotorische Kontrolle<br />

In den frühen Stadien motorischen Lernens müssen wir jede einzelne Handlung bewusst<br />

kontrollieren; nach langem Üben werden die individuellen Verhaltensanteile als<br />

zusammenhängende, miteinander verknüpfte Handlungsabfolgen organisiert<br />

(gleichmäßiger Bewegungsfluss; unbewusste Anpassung durch sensorisches Feedback).<br />

Die Kontrolle wird also während des Lernprozesses den untergeordneten Ebenen des<br />

Nervensystems übertragen.<br />

56


2. Der sensomotorische Assoziationscortex<br />

Höchste Ebene des Systems.<br />

2 Hauptgebiete aus jew. sieben verschiedenen Arealen:<br />

1. Posteriorer parietaler Assoziatonscortex:<br />

Integriert sensorische Infos, indem er Signale von allen drei sensorischen Systemen<br />

(visuell, auditorisch, somatosensorisch) verarbeitet.<br />

Die meisten Verbindungen führen in motorische Cortexgebiete des Frontallappens, z.B.<br />

ins frontale Augenfeld (Kontrolle der Augenbewegungen).<br />

Schädigungen können zu zwei Arten von Bewegunsstörungen führen:<br />

(konstruktive) Apraxie (Unfähigkeit, willentliche Bewegungen durchzuführen) und<br />

Kontralateraler Neglect.<br />

2. Dorsolateraler präfrontraler Assoziationscortex:<br />

Entscheidungen für willentliche Bewegungen aufgrund von sensorischen Informationen<br />

aus dem posterioren parietalen Assoziationscortex.<br />

3. Der sekundäre motorische Cortex<br />

Erhält Input aus Assoziationscortex und schickt Signale in den primären motorischen<br />

Cortex.<br />

Umfasst 4 Gebiete:<br />

- supplementär-motorisches Areal (somatosensorischer Input; zuständig für selbst<br />

erzeugte Bewegungen)<br />

- prämotorischer Cortex (Input aus dem visuellen System; zuständig für extern<br />

ausgelöste Bewegungen)<br />

- 2 motorische Areale auf dem Gyrus cinguli<br />

Diese 4 Gebiete haben anatomische und funktionelle Ähnlichkeiten:<br />

- Sie senden viele der von ihnen ausgehenden Axone zum primären motorischen<br />

Cortex<br />

- Empfangen wiederum Axone aus dem primären motorischen Cortex<br />

- Stehen mit den anderen reziprok in Verbindung<br />

- Senden Axone unmittelbar in die motorischen Netzwerke des Hirnstamms<br />

- Elektrische Reizung bestimmter Stellen verursacht komplexe Bewegungen der<br />

damit korrespondierenden Körperteile<br />

- Die Neurone zeigen vor und während willentlicher Bewegungen Aktivität<br />

- Bewegungen auf einer Körperseite gehen oft einher mit der Aktivierung der Areale<br />

beider Hemisphären<br />

Die Areale des sekundären motorischen Cortex sind in die Planung und Programmierung<br />

von Bewegungen einbezogen, sowohl bei der <strong>Zusammenfassung</strong> einzelner Bewegungen<br />

zu einer komplexen Folge als auch bei einfachen Bewegungen.<br />

Die Areale unterscheiden sich in ihren Rollen bei der Planung, dem Programmieren und<br />

der Erzeugung von Bewegungen.<br />

57


4. Primärer motorischer Cortex<br />

Liegt auf dem Gyrus praecentralis des Frontallappens. Hier kommen die meisten<br />

sensomotorischen Signale des Cortex an und von hier gehen die meisten corticalen<br />

sensomotorischen Impulse aus.<br />

- Motorischer Homunculus (Penfield & Boldrey, 1937): Der primäre motorische Cortex ist<br />

somatotop aufgebaut, d.h. bestimmte Bereiche sind für die Kontrolle der Muskeln<br />

bestimmter Körperteile zuständig.<br />

- Rückkopplungsschema: Jeder Bereich erhält über den somatosensorischen Cortex<br />

Feedback von den Rezeptoren der entsprechenden Muskeln und Gelenke.<br />

- Stereognosie = Vorgang, bei dem Objekte durch Betasten identifiziert werden<br />

(komplexes Zusammenspiel Bewegungen – somatosensorische Stimulation)<br />

- Nervenzellen im „Arm-Areal“ sind am aktivsten, wenn sich der Arm in eine bestimmte<br />

Richtung ausstreckt. Jedes Neuron hat eine eigene Vorzugsrichtung, bei der es besonders<br />

stark feuert.<br />

Auswirkungen von Schädigungen des primären motorischen Cortex:<br />

- Körperteile können nicht mehr unabhängig voneinander bewegt werden<br />

- Astereognosie = Das Fehlen von Stereognosie (s.o.)<br />

- Verminderte Geschwindigkeit, Präzision und Kraft von Bewegungen<br />

5. Kleinhirn und Basalganglien<br />

Interagieren mit den anderen Ebenen des sensomotorischen Systems und koordinieren<br />

und modulieren auf diese Weise die dort stattfindenden Aktivitäten.<br />

Kleinhirn = Cerebellum<br />

- Enthält mehr als 50% der Neurone des Gehirns<br />

- Vergleicht Infos aus 3 Quellen: dem primären/sekundären motorischen Cortex,<br />

Informationen über absteigende motorische Signale aus den motorischen Kernen<br />

des Hirnstamms, Feedback von motorischen Aktivitäten über somatosensorische<br />

und vestibuläre Systeme<br />

- Durch den Vergleich korrigiert das Cerebellum vermutlich gerade ablaufende<br />

Bewegungen, die von ihrer beabsichtigten Richtung abweichen<br />

Feinabstimmung<br />

- Wichtige Rolle beim Erlernen motorischer, aber auch kognitiver Abläufe<br />

- Folgen von Verletzungen: Keine Kontrolle und Anpassung mehr über die Richtung,<br />

Kraft, Geschwindigkeit und Amplitude eigener Bewegungen. Konstante Stellungen<br />

(z.B. stehen) können nicht mehr oder nur unter Zittern beibehalten werden.<br />

Schwere Störungen beim Gleichgewichtssinn, Gang, Sprechen,<br />

Augenbewegungen. Keine neuen Bewegungsmuster erlernbar.<br />

Basalganglien = Amygdala + Striatum (Nucleus caudatus + Putamen) + Globus pallidus<br />

- komplexe Ansammlung heterogener Kerne mit Schaltkreisen<br />

- Modulation des motorischen Outputs (wie Kleinhirn) + kognitive Funktionen<br />

58


- gehören zu neuronalen Schleifen, die Eingänge aus verschiedenen Gebieten des<br />

Cortex erhalten und diese über den Thalamus wieder zurück in verschiedene<br />

Gebiete des motorischen Cortex schicken<br />

6. Absteigende motorische Bahnen<br />

Neuronale Signale werden über vier verschiedene Bahnen vom primären motorischen<br />

Cortex zu den Motoneuronen des Rückenmarks geleitet: Zwei im dorsolateralen und zwei<br />

im ventromedialen Bereich.<br />

a) Die 2 Hauptteile der dorsolateralen Bahnen:<br />

- Tractus corticospinalis lateralis (direkt): enthält Betzsche Zellen<br />

(Riesenpyramidenzellen; für schnelle Bewegungen der Beine); Axone bilden<br />

Synapsen mit kleinen Interneuronen des Rückenmarks, die wiederum mit den<br />

Motoneuronen der distalen Muskeln von Handgelenken, Händen, Fingern u. Zehen<br />

Verbindungen ausbilden. Bei Primaten: Synapsenbildung direkt an deren<br />

Motoneuronen.<br />

- Tractus corticorubospinalis (indirekt): Neuronen bilden mit Interneuronen Synapsen,<br />

die mit Motoneuronen der distalen Muskeln der Gliedmaßen verbunden sind.<br />

b) Die 2 Hauptteile der ventromedialen Bahnen:<br />

- Tractus corticospinalis anterior (direkt): Seitenäste an den Axonen innervieren die<br />

Interneuronenschaltkreise auf beiden Seiten der grauen Substanz in mehreren<br />

Rückenmarkssegmenten.<br />

- Tractus corticobulbospinalis (indirekt): Interagiert mit 4 Strukturen im Hirnstamm:<br />

Tectum/Tractus tectospinalis; Vestibularkern/Nucleus vestibularis; Formatio<br />

reticularis/Tractus reticulospinalis; die motorischen Kerne der Hirnnerven<br />

Vergleich der beiden dorsolateralen mit den beiden ventromedialen motorischen Bahnen<br />

Ähnlichkeiten:<br />

- Jeweils 2 Hauptteile: 1 Trakt, dessen Axone direkt ins Rückenmark absteigen und<br />

ein Trakt, dessen Axone auf Nervenzellen im Hirnstamm verschaltet werden, die<br />

dann Fortsätze ins Rückenmark senden.<br />

- Alle 4 motorischen Bahnen haben ihren Ursprung im cerebralen Cortex<br />

Unterschiede:<br />

- Die ventromedialen Trakte sind diffuser<br />

- Die Motoneurone der ventromedialen Bahnen projizieren auf die proximalen<br />

Muskeln von Rumpf und Gliedern (z.B. Schultern); die Motoneurone der<br />

dorsolateralen Bahnen projizieren auf distale Muskeln (z.B. Finger)<br />

Es wird vermutet, dass die 4 motorischen Bahnen willkürliche Bewegungen vermitteln,<br />

aber ihre unterschiedlichen Zielgebiete deuten auf verschiedene Funktionen hin <br />

Experiment von Lawrence & Kuypers, 1968: Je nachdem, wo man Affen die Trakte<br />

durchtrennt, sind andere motorische Funktionen in verschiedenen Körperteilen gestört.<br />

59


Das Ergebnis des Experiments deutet darauf hin, dass die ventromedialen Bahnen für die<br />

Körperhaltung und die Gesamtbewegung (Laufen) wichtig sind, die dorsolateralen Bahnen<br />

dagegen für Ausstreck- und Greifbewegungen der Gliedmaßen.<br />

Bsp.: Der corticospinale Anteil des dorsolateralen Systems erlaubt das unabhängige Bewegen der Finger.<br />

9.7 Sensomotorische Schaltkreise im Rückenmark – Muskeln<br />

Als motorische Einheiten bezeichnet man alle Muskelfasern, die von einem einzelnen Motoneuron<br />

innerviert werden. Wenn ein Motoneuron feuert, dann kontrahieren alle Muskelfasern dieser motorischen<br />

Einheit gemeinsam.<br />

Ein Skelettmuskel, auch als extrafusaler Muskel bezeichnet, besteht aus hunderttausenden fadenförmigen<br />

Muskelfasern, die von einer festen Membran umschlossen und über eine Sehne mit dem Knochen verbunden<br />

sind. Von den Motoneuronen an den neuromuskulären Synapsen freigesetztes Acetylcholin aktiviert<br />

Rezeptoren an der motorischen Endplatte jeder Muskelfaser, was Kontraktion verursacht.<br />

Motorischer Pool: Gesamtheit aller Motoneurone eines Muskels<br />

Skelettmuskelfasern teilt man in zwei Grundtypen ein: schnelle und langsame.<br />

schnelle Muskelfasern: können schnell kontrahieren und erschlaffen, erzeugen große Kräfte, ermüden aber<br />

schnell (weil schlecht mit Blutgefäßen versorgt, daher blassrote Farbe)<br />

langsame Muskelfasern: langsamer und schwächer, können aber über längere Zeit kontrahieren (reich mit<br />

Blutgefäßen versorgt, daher dunkelrote Farbe)<br />

Viele Skelettmuskeln (extrafusale Muskeln) kann man in Beuger (Flexoren, die ein Gelenk beugen) und<br />

Strecker (Extensoren), die ein Gelenk strecken, unterteilen.<br />

Bsp: Bizeps (Beuger/Flexor) und Trizeps (Strecker/Extensor)<br />

Synergistische Muskeln: Muskelpaare, die eine Bewegung in derselben Richtung hervorrufen<br />

Antagonistische Muskeln: Paare von Muskeln, die gegeneinander arbeiten (Bizeps und Trizeps)<br />

Muskeln besitzen elastische Eigenschaften. Es gibt zwei Arten von Muskelkontraktion. Isometrische<br />

Kontraktion: Muskelkontraktion, die die Zugkraft erhöht, die Muskellänge aber nicht verkürzt. Isotonische<br />

Kontraktion: Muskelkontraktion, bei der sich der Muskel verkürzt.<br />

Muskelspannung nimmt zu, wenn:<br />

33) sich Zahl der feuernden Motoneurone in seinem motorischen Pool erhöht<br />

34) sich die Feuerfrequenz der bereits aktiven Motoneurone erhöht<br />

35) diese beiden Mechanismen kombiniert werden<br />

Muskelrezeptororgane<br />

Zwei Rezeptorarten überwachen die Arbeit eines Muskels:<br />

Golgi-Sehnenorgan: Streckrezeptoren in den Sehnen eines Muskels, die dessen Spannung registrieren;<br />

liefern dem ZNS Informationen über Muskelspannung. Wenn Kontraktion eines Muskels zu extrem ist,<br />

aktivieren Golgi-Sehnenorgane inhibitorische Interneurone im Rückenmark, die den Muskel erschlaffen<br />

lassen.<br />

Muskelspindeln: Rezeptoren, die im Muskelgewebe eingebettet sind und auf Veränderung der Muskellänge<br />

reagieren.<br />

Jede Muskelspindel hat ihre eigene fadenförmige Muskelfaser: intrafusale Muskelfaser, die von einem<br />

eigenen intrafusalen Motoneuron innerviert wird. Ohne intrafusale Muskelfaser würde die Muskelspindel<br />

während einer Kontraktion des Skelettmuskels erschlaffen und auf Dehnung nicht mehr reagieren. Das<br />

intrafusale Motoneuron dient dazu, die Länge der intrafusalen Muskelfaser anzupassen und so unabhängig<br />

von der Länge des Skelettmuskels eine ausreichende Spannung in der Muskelspindel aufrechtzuerhalten.<br />

Der Dehungsreflex<br />

Der Patellarssehnenreflex (Kniesehnenreflex) ist ein Dehnungsreflex: ein Reflex, der durch eine plötzliche,<br />

60


von außen verursachte Dehnung des Muskels ausgelöst wird.<br />

Der Schlag auf die Kniesehne dehnt die Muskelspindeln des Oberschenkelmuskels, die daraufhin über ihre<br />

afferenten Spindelneurone (diese senden Signale von Muskelspindeln über das Hinterhorn ins Rückenmark)<br />

eine Salve von AP’s abgeben. Das Feuern der afferenten Spindelneurone erregt die Motoneurone, die als<br />

Antwort AP’s zurück in den Muskel senden, wodurch dieser kontrahiert und das Kniegelenk sich streckt,<br />

bzw. das Bein ausschlägt.<br />

Im wirklichen Leben dienen solche Dehnungsreflexe dazu, die jeweilige Körperposition gegen äußere Kräfte<br />

aufrecht zu erhalten ( z.B. nicht den Kaffe zu verschütten, wenn jemand den Arm streift) =<br />

Rückkopplungssystem der Muskelspindel.<br />

Der Schutzreflex<br />

= automatisches Zurückziehen von Gliedmaßen, wenn sie in Kontakt mit einem schmerzhaften Reiz<br />

kommen (z.B. eine heiße Herdplatte berühren und die Hand gleich darauf schnell zurückziehen)<br />

Die Reziproke Innervation des Bizeps und Trizeps. Während eine Schutzreflexes wird der Beuger des<br />

Ellenbogengelenks erregt und der Strecker gehemmt.<br />

- Schmerzreiz führt zur Erregung sensorischer Neurone<br />

- Feuern der sensorischen Neurone erregt Interneurone im Rückenmark, die wiederum Motoneurone<br />

des Bizeps aktivieren.<br />

- Gleichzeitig erregt das Feuern der sensorischen Neurone inhibitorische Interneurone im<br />

Rückenmark, die wiederum Motoneurone des Trizeps hemmen.<br />

- Die gleichzeitige Kontraktion des Bizeps und Erschlaffung des Trizeps verursachen ein rasches<br />

Beugen des Ellenbogengelenks.<br />

Reziproke Innervation<br />

= Prinzip der Verschaltung im Rückenmark. Ein Muskel erschlafft automatisch, wenn sein „Gegenspieler“<br />

(Antagonist) kontrahiert.<br />

Siehe Rolle der reziproken Innervation beim Schutzreflex.<br />

36) der innere Schaltkreis des Rückenmarks stimmt automatisch die Aktivitäten von Agonist und<br />

Antagonist aufeinander ab.<br />

37) wenn alle Agonisten gleichzeitig stimuliert und alle Antagonisten vollständig gehemmt sind, sind<br />

Bewegungen am schnellsten<br />

38) willkürliche Bewegungen entstehen normalerweise nicht auf diese Art: Cokontraktion (=Unter<br />

normalen Bedingungen sind beide antagonistische Muskeln in gewissem Ausmaß kontrahiert;<br />

gleichmäßige Bewegungen, die durch leicht verstärkte Kontraktion des Antagonisten präzise<br />

gestoppt werden können; Cokontraktion schützt vor unerwarteten Einwirkungen von außen auf die<br />

Gliedmaßen- und Körperstellung)<br />

Rekurrente Hemmung<br />

Muskelfasern und ihre Motoneurone benötigen ab und zu eine Pause - dafür sorgen inhibitorische Neurone<br />

im Rückenmark. Jedes motorische Neuron verzweigt sich kurz vor Verlassen des Rückenmarks und diese<br />

Kollateralen („Äste“) bilden Synapsen mit kleinen inhibitorischen Interneuronen, die genau die Motoneurone<br />

hemmen, von denen sie ihren Input erhalten. Die Hemmung, die von diesen lokalen<br />

Rückkopplungsschaltkreis erzeugt wird, nennt man rekurrente Hemmung. Die kleinen inhibitorischen<br />

Interneurone, die diese Hemmung vermitteln, heißen Renshaw-Zellen. Durch die „Renshaw-Hemmung“<br />

inhibiert sich ein Motoneuron jedes Mal selbst, wenn es feuert und übergibt damit die Verantwortung für die<br />

Kontraktion eines bestimmten Muskels den anderen Mitgliedern seines motorischen Pools.<br />

Gehen: ein komplexer sensomotorischer Reflex<br />

39) meisten Reflexe sind komplizierter als Schutz- und Dehnungsreflex<br />

40) Bsp: Komplexität des Reflexprogramms für Gehen. Programm muss visuelle Infos von Augen,<br />

sensomotorische von Füßen, Knien, Hüften, Armen, etc. & Gleichgewichtsinformationen aus<br />

Innenohrkanälen integrieren. Es muss mit diesen Infos als Basis abgestimmte Folge von<br />

Bewegungen erzeugen, die Rumpf-, Bein-, und Oberarmmuskulatur mit einschließen. Muss flexibel<br />

sein in versch. Lebenslagen.<br />

9.8 Zentrale sensomotorische Programme<br />

61


Nach der Theorie der sensomotorischen Funktion umfasst das sensomotorische System hierarchisch<br />

organisierte zentrale sensomotorische Programme. Die Theorie geht davon aus, dass alle Stufen des<br />

sensomotorischen Systems bestimmte Aktivitätsmuster einprogrammiert haben und dass komplexe<br />

Bewegungen entstehen, indem passende Kombinationen dieser Programme aktiviert werden.<br />

Nach Aktivierung kann jede Ebene dieses Systems –ohne direkte Kontrolle übergeordneter Strukturen- allein<br />

mithilfe sensomotorischer Rückkopplungsschaltkreise arbeiten. Obwohl die „Führungsebenen“ der<br />

sensomotorischen Systeme die Möglichkeiten der direkten Kontrolle der Aktivitäten offen halten, können die<br />

meisten der Reaktionen ohne direkte Beteiligung der Großhirnrinde ablaufen und werden daher unbewusst<br />

wahrgenommen. Die effektive und sinnvolle Koordination der Aktionen stellen Kleinhirn und Basalganglien<br />

sicher.<br />

Zentrale motorische Programme können sich ohne Übung entwickeln<br />

Zentrale motorische Programme können sich durch Einüben für einige Verhaltensweisen bilden. Es gibt aber<br />

auch Programme für viele arttypische Verhaltensweisen, die ohne explizite Einübung zur Verfügung stehen.<br />

Exp. von Fentress (1973): Mäuse, die von Geburt an ohne Vorderbeine aufwuchsen, führten trotzdem die<br />

Schulterbewegungen für das arttypische Putzen aus, incl. dazugehörige Zungen-, Kopf- und<br />

Augenbewegungen.<br />

Zentrale motorische Programme können durch Übung entstehen<br />

Das Einüben von Bewegungen ist unbestreitbar eine Möglichkeit, zentrale, motorische Programme entstehen<br />

zu lassen oder zu verändern. Zwei Arten von Prozessen, die das Lernen beeinflussen:<br />

Response chunking (-Hypothese): Durch Übung werden zentrale motorische Programme, die<br />

Einzelbewegungen kontrollieren, zu Programmen kombiniert, die ganze Verhaltenssequenzen steuern. Z.B.<br />

Schreibmaschinenschreiben.<br />

Verlagerung der Kontrolle auf untere Hierarchieebenen: Verlagerung der Kontrollebene auf niedrigere<br />

Niveaus des sensomotorischen Sytems während des Übend hat zwei Vorteile: 1) es setzt die höheren Ebenen<br />

des Systems frei, um sich mit den mehr mentalen Aspekten der jeweiligen Tätigkeit zu beschäftigen (z.B.<br />

einen Text abtippen und dabei über was anderes nachdenken)<br />

2) Verlagerung der Kontrollebene erlaubt eine Geschwindigkeitssteigerung, weil mehrere hierarchisch<br />

untergeordnete Schaltkreise gleichzeitig agieren können, ohne sich gleichzeitig zu stören.<br />

Funktionell bildgebende verfahren und motorisches Lernen<br />

Verwendung bildgebender Verfahren macht es möglich, Hypothesen über Rolle versch.<br />

Gehirnfunktionen beim motorischen Lernen zu entwickeln, indem man die Aktivität in versch.<br />

Gehirnarealen registriert, während Probanden neue Verhaltenssequenzen lernen.<br />

62


Kapitel 10 Nahrungsaufnahme<br />

Warum essen wir?<br />

– Energieaufnahme<br />

– Baustoffe<br />

Stoffe, die der Körper benötigt sind:<br />

– Fette<br />

– Aminosäuren<br />

– Kohlenhydrate<br />

– Vitamine<br />

– Minerale<br />

Phasen bei der Nahrungsaufnahme:<br />

11. Durch Kauen wird die Nahrung zerkleinert und mit Speichel vermischt. (Mund, Speicheldrüsen,<br />

auch Ohrspeicheldrüsen)<br />

12. Der Speichel durchfeuchtet die Nahrung und beginnt mit der Verdauung (Speicheldrüsen)<br />

13. Durch Schlucken gelangt die Nahrung über die Speiseröhre(=Oseophagus) in den Magen.<br />

14. Der Magen dient als primärer Nahrungsspeicher. Salzsäure zersetzt die Nahrung und Pepsin<br />

beginnt mit der Aufspaltung der Proteine in Aminosäuren.<br />

15. Der Magen leert seinen Inhalt nach und nach durch den pylorischen Sphincter (= Schließmuskel<br />

am Magenausgang)aus.<br />

16. Nahrung gelangt in den Zwölffingerdarm (= Duodenum, oberer Abschnitt des Dünndarms). Hier<br />

findet ein Großteil der Resorption statt (= Aufnahme der Abbauprodukte): Verdauungsenzyme,<br />

die zum Teil aus dem Pankreas (=Bauchspeicheldrüse) stammen, bauen Stoffe ab. Aminosäuren<br />

und Glucose gelangen durch die Membran ins Blut und in die Leber. Fette werden von der<br />

Gallenflüssigkeit ( wird in der Leber produziert und in der Gallenblase gespeichert) in kleine<br />

Tropfen zerkleinert (= emulgiert). Kurzkettige Fettsäuren gelangen dann ins Blut, langkettige<br />

Fettsäuren ins lymphatische System.<br />

17. Im Dickdarm werden Wasser und Elektrolyte resorbiert. Der Rest wird ausgeschieden.<br />

Energieformen:<br />

dazugehörige Speicherformen:<br />

– Lipide wird umgewandelt in => Fette<br />

– Aminosäure „ => Proteine<br />

– Glucose „ => Glykogen<br />

– (Sauerstoff)<br />

85% der Gesamtenergie im Körper als Fett gespeichert, 14,5 als Proteine und 0,5 in Form von<br />

Glykogen.<br />

Zwei verschiedene Speicherformen:<br />

1. Kurzzeitspeicher<br />

Ort: in Leber und Muskelzellen<br />

Was: Proteine, Glykogen und Kohlenhydrate<br />

Umwandlung von Glucose(= einfach Zucker, Energieform) mit Hilfe von Insulin (= Peptidhormon<br />

der Bauchspeicheldrüse) in Glykogen (= komplexes unlösliches Kohlenhydrat, Speicherform) und<br />

umgekehrt wird Glykogen mit Hilfe von Glukagon(= Peptidhormon der Bauchspeicheldrüse) in<br />

63


Glucose umgewandelt:<br />

----------------- Insulin------------<br />

Glucose<br />

---------------Glukagon------------<br />

Glykogen<br />

Dieser ganze Prozess findet ständig(also vor, beim und nach dem Essen) statt um Energie<br />

abzuspeichern/ frei werden zu lassen . Insulin spielt dabei die entscheidende Rolle, denn ohne<br />

Insulin kann auch die zur Verfügung stehende Energie von Glucose nicht genutzt werden (muss erst<br />

durch Insulin gespaltet werden). Der Insulinspiegel fällt vor dem Essen ab (= Signal: Energie wird<br />

gebraucht; nach dem Essen steigt er wieder auf das normale Niveau… kommt aber noch)<br />

Langzeitspeicher:<br />

– Fette abgespeichert als Triglyceride<br />

Phasen der Stoffwechsels:<br />

1. appetative, präpatorische oder cephalische Phase (vor der Nahrungsaufnahme)<br />

= Vorbereitungsphase, die durch Anblick, Geruch oder die Erwartung von Nahrung ausgelöst wird.<br />

• hoher Insulinspiegel + niedriger Glukagonspiegel<br />

• Glucose im Blut wegen zu erwartender Nährstoffe gesenkt.<br />

2. resorptive/absorbtive Phase ( bei Nahrungsaufnahme)<br />

Nährstoffe decken akuten Energiebedarf ab, Überschuss wird gespeichert<br />

• hoher Insulinspiegel + niedriger Glukagonspiegel<br />

(Parasympathicus aktiv, Verdauung)<br />

3. Fastenphase (zwischen Nahrungsaufnahme)<br />

- beginnt am Ende der resorptiven Phase<br />

- gesamte ungespeicherte Energie ist verbraucht<br />

=> Körper greift auf Speicher zurück um Energiebedarf zu decken<br />

=> niedriger Insulinspiegel + hoher Glukagonspiegel<br />

d.h. Umwandlung von Glykogen in Glucose, kann aber nicht abgebaut werden, da zu wenig Insulin<br />

vorhanden ist<br />

=> Glucose wandert über Blutbahn ins Gehirn, wo es verbrannt und umgesetzt werden kann<br />

(Gehirn ist dann Hauptenergiequelle)<br />

=> man ist leistungsfähiger<br />

zu Sollwertheorien:<br />

Es gibt mehrere Theorien die von einem Sollwert an Glukosen, Lipiden, also Energiegehalten, in<br />

der Homöostase und von erwarteten Nahrungseffekten ausgehen. Alles falsch. Wir müssen wohl nur<br />

wissen, dass diese Theorien widerlegt wurden. (Neandertaler z.B. hatten eine extrem unregelmäßige<br />

Nahrungsaufnahme und mussten lange an ihren Energiereserven zehren => so konnte da nie ein<br />

Sollwert konstant eingehalten werden.)<br />

Was regt Nahrungsaufnahme an?<br />

– Externe Faktoren: Umwelt, soziale Faktoren ( gemeinschaftliches Essen), Tageszeiten<br />

( Gewohnheitsessen)<br />

– Kopffaktoren: Augen, Nase, Zunge, Schlund, Ansehen, Duft, Geschmack, Temperatur<br />

64


– Interne physiologische Faktoren:<br />

+ sinkende Reserven (Fette, Blutzuckerspiegel sinkt, Hypoglykämie= zu wenig Glucose)<br />

+ spezifische Sensoren im Gehirn ( für Glucose) und Leber (für Glucose und<br />

Fette)signalisieren Defitzit .<br />

Sensoren und zentrale Vermittlung<br />

Sensoren in der Leber (Wasser und Nährstoffe gelangen über Portalvene vom Dünndarm aus in<br />

die Leber) registrieren Mangel an Glucose und Fettsäure<br />

• Befehl via Nervus Vagus an Gehirn<br />

Dieser Mechanismus spielt allerdings eher bei echten Mangelerscheinungen die vorherrschende<br />

Rolle, unsere tägliche Nahrungsaufnahme ist so nicht zu erklären.<br />

Was beendet die Nahrungsaufnahme?<br />

Kurzzeitsignael:<br />

1) Sensorisch spezifische Sättigung: über Mund, Nase, Augen.., aber überwiegend<br />

geschmacksabhängig, nach Essen eines bestimmten Nahrungsmittels => Sättigung insbesondere<br />

dieses Nahrungsmittels<br />

• führt zu abwechslungsreicher Ernährung<br />

• aber auch zu „zuviel essen“ bei Nahrungsüberfluss.<br />

2) Aber auch Sättigung über Signale vom Magen, Dünndarm, Leber, Blut<br />

Lanzeitsignale:<br />

Leptin = Protein, dass das Aufkommen eines Hungergefühls hemmt. Fettgewebe geben das Hormon<br />

Leptin ab. => Regulation der Nahrungsaufnahme in Abhängigkeit der Körpermasse.<br />

Bei Übergewichtigen: genetisch Defekt die mögliche Ursache, oder aber auch Leptinresistenz.<br />

Scheinbehandlung = sham-feeding<br />

z.b. Abführung der Nahrungmittels Fistel<br />

Versuch bei Ratten zeigt, dass obwohl der Magen nicht gefüllt wurde isst die Ratte, die immer das<br />

Gleiche essen musste wenig. = Beweis für sensorisch spezifische Sättigung.<br />

Rolle des Magen-Darm-Trakts bei der Sättigung<br />

(= Gastrointestinaletrakt)<br />

- Erleben von Magenfülle( Magen wird gedehnt) und Magenknurren ( Magen kontrahiert)<br />

- Es gibt Rezeptoren für Volumen der Nahrung und Nährstoffinhalt<br />

- gastrointstinale Sättigungssignale (Kurzzeitsignal), Peptide wie Cholecystokinin = CCK,<br />

Peptid YY senden Befehl an Gehirn( via Nervus Vagus oder Blutbahn), diese Signale sind<br />

antizipatorisch, d.h. vorweggreifend, Nahrungsaufnahme wird gehemmt, obwohl die<br />

Absorbtion von Nährstoffen noch nicht abgeschlossen ist. Wir würden uns sonst<br />

überfressen.<br />

Rolle des Blutzuckerspiegels<br />

Vor der Nahrungsaufnahme: aktiver Abfall des Blutzuckerspiegels<br />

• d.h. wenig Glucose, hoher Insulinspiegel<br />

• niedriger Insulinspiegel als Sättigungssignal (Insulinrezeptoren im Hypothalamus)<br />

Die Rolle des Hypothalamus<br />

– ventromediales Hypothalamus (VHM)= Sättigungszentrum<br />

– lateraler Hypothalamus (LH) = Fresszentrum<br />

VMH-Läsion: führt zu Hypophagie (= Fresssucht) und Fettleibigkeit<br />

65


LH-Läsion: führt zu Aphagie (vollständige Nahrungsverweigerung) und Adipsie( vollständige<br />

Trinkverweigerung)<br />

ABER: Hypothalamus reguliert in erster Linie Energiestoffwechsel und nicht das Essverhalten.<br />

VMH- Läsion: Blutzuckerspiegelsteigt -> Lipogenese (= Produktion von Körperfetten) ist aktiv,<br />

aber Lipolyse (Überführung von Körperfetten in nutzbare Energie) ist vermindert.<br />

• Fett wird gespeichert aber kann nicht abgebaut werden.<br />

Durst und Trinkverhalten<br />

Prinzip baut auf:<br />

Homöostase (= inneres Gleichgewicht, Normalzustand, Erhaltung stabiler Bedingungen im Körper<br />

und ihre Mechanismen,wisdom of body,z.B. Schwitzen bei Überhitzung)<br />

o Sollwert regulierter Regelkreis:<br />

Es gibt einen vorgegebenen Sollwert, Fühlermechanismen „checken“ den Bestand(=Detektor;<br />

spezielle Sensoren signalisieren Verlust) und durch Korrekturmechanismen(= Effektor) wird das<br />

Defizit wieder ausgeglichen(durchTrinken z.B.)<br />

Außerdem sorgt die negative Rückkopplung für die „Sättigung“, oder einfach dass man aufhört<br />

zu trinken. (Im Skript ist dazu noch mal ne Grafik, die das veranschaulicht)<br />

Verteilung des Körpers im Wasser (in Kompartimenten= Flüsigkeit gefüllte Räum):<br />

67% der Flüssigkeit in unserem Körper ist intrazellulär und 33% extrazellulär, wobei man da<br />

nochmal intravaskuläre Flüssigkeit im Blut(7%) und die Cerebrospinalflüssigkeit<br />

(1%)unterscheiden muss.<br />

Extrazelluläre Flüssigkeiten sind das Blutplasma, der Liquor = Cerebrospinalflüssigkeit und die<br />

interstitielle Flüssigkeit (= darin schwimmen die Zellen)<br />

Dabei kommt es jeweils ganz entscheidend auf die Salzkonzentration an.<br />

• Isotonie: Gleichgewicht (prozentuale Verteilung von Wasser und Salz im extra- und<br />

intrazellulären Bereich gleichverteilt) = idealer zustand<br />

• Hypertonie: Mangel an Wasser(bzw. zu hohe Salzkonzentration) im extrazellulären Bereich<br />

o Wasser vom intrazellulären Bereich strömt in den extrazellulären Bereich<br />

• Hypotonie: Mangel an Wasser( bzw. zu hoher Salzgehalt im intrazellulären Bereich)<br />

o Wasser diffundiert vom extrazellulären Bereich in die Zelle (vgl. Grafik<br />

Skript)<br />

Durst<br />

Verschiedene Arten von Durst, je nachdem wo und wie Wassermangel entsteht.<br />

Begriff: Osmose/ osmotischer Druck = Diffusion durch eine semipermeable Membran, also<br />

Flüssigkeitsaustausch mit dem Ziel die Isotonie wiederherzustellen.<br />

Zellulärer Durst( oder osmosmetrischer)<br />

z.B. durch Einnahme einer sehr salzigen Nahrung<br />

=> zu hoher Salzanteil im extrazellulär Bereich<br />

=> Hypertonie<br />

=> zu hoher Salzanteil in der Zelle (= Stimulus)<br />

=> Ausgleich und Rückkehr zur Isotonie, aber insgesamt ist zuwenig Wasser vorhanden<br />

=> Durst<br />

66


Rezeptoren:<br />

Osmorezeptoren: bei Wassermangel schrumpfen die Osmosensoren<br />

o<br />

Signal an Osmorezeptoren im Gehirn (sitzen im Hypothalamus in der Nähe<br />

des 3. Ventrikels, im Organum vasculosum der Lamina terminalis<br />

Signal erfolgt über zwei Wege:<br />

1. Direkter Weg = neuronaler Weg, neuronaler Schaltkreis<br />

2. Indirekter Weg = hormoneller Weg: Osmoserezeptoren senden Signal an<br />

Hypophysenhinterlappen<br />

o<br />

o<br />

mehr ADH wird freigesetzt<br />

Nieren produzieren weniger Urin<br />

Extrazellulärer Durst:<br />

• volumetrischer Durst: z.B. durch Erbrechen, Durchfall, Bluten<br />

o Extrazellulärraum hat Wasser- und Salzmangel, aber kein Verlust<br />

intrazellulärer Flüssigkeit<br />

o Hypovolämie(= zu wenig Volumen)<br />

o Salzappetit, Durst<br />

Rezeptoren: zwei Wege (direkt und indirekt):<br />

41) Volumensensoren( in der Niere)messen Volumen von durchströmenden Blut und können so<br />

Flüssigkeitsmangel feststellen.<br />

= direkter Weg, nutzt hormonelles System<br />

Bei Mangel: Ausschüttung von Renin(= hormoneller Botenstoff in der Niere)<br />

o Bildung von Angiotensin2 im Blut (= eigentliches Signal)<br />

o Zurückhaltung von Natrium und Wasser aus Urin<br />

o Anstieg des Blutdrucks<br />

o Trinken( Salzappetit)<br />

2. über artriale bzw. cardiale Barorezeptoren, die Blutdruck registrieren( sitzen im Herz und<br />

Blutgefäßen); Durst bei zu geringem Blutdruck<br />

indirekter Weg,<br />

Erhöhung der Ausschüttung von ADH<br />

o ADH steigert Ausschüttung von Renin. Folgeschritte wie bei 1.<br />

Osmometrischer und hypovolämischer Durst:<br />

z.B. durch Verdunstung und schwitzen ist Wassermangel sowohl im intra- als auch im<br />

extrazellulären Bereich entstanden.<br />

=> zelluläre Dehydrierung<br />

=> Wiederherstellung der Isotonie<br />

=> osmometrischer- und volumetrischer Durst<br />

-<br />

Deprivationsinduziertes Trinken:<br />

Abnahme der Wasserreserven soll geschont werden<br />

o Durstgefühl (zellulärer Durst + Hypovolämie)<br />

67


1.Volumetrischer Durst:<br />

Über Angiotensin2 im Blut=> zum subforincalem Organ=> über Nerven=> zum medianen präoptischen Nucleus=><br />

Trinken<br />

Oder über atriale Barorezeptoren=>inden Nucleus solitarius=> zum medianen präoptischen Nucleus=><br />

Trinken<br />

2.Osmometrischer Durst:<br />

Osmorezeptoren => Organum vasculosum lamina terminalis=> zum medianen präoptischen Nucleus=><br />

Trinken<br />

(letzte und drittletzte Abbildung im Skript)<br />

68


1. Das neuroendokrine System<br />

Kapitel 11 Hormone und Sexualität<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Drüsen:<br />

• exokrine: entlassen chem. Substanzen in Gänge, die sie weiterleiten (-><br />

Hautoberfläche), Bsp: Schweißdrüsen<br />

• endokrine: schütten hormone direkt in Kreislaufsystem aus (-> Haut / endokr.<br />

Drüsen / Nervensystem)<br />

Hormone:<br />

1. Aminosäurenderivate: werden durch zwei Schritte aus Aminosöurenmolekülen<br />

synthetisiert (Bsp. Adrenalin wird aus Tyrosin gebildet)<br />

2. Peptide & Proteine: Aminosäurenketten, Peptide kurz, Proteine lang,<br />

3. Steroide: werden aus Cholesterol (=Cholesterin) synthetisiert,<br />

✗ für sexuelle Entwicklung & Sexualverhalten wichtigste Rolle<br />

✗ entfalten Wirkung – wie andere Hormone – durch Bindung an Rezeptoren<br />

in Zellmembran (an Cytoplasma oder Kern), können Zellmembran<br />

passieren (,da klein und fettlöslich)<br />

✗ Beeinflussung von Genexpression, dadurch langanhaltende Effekte auf<br />

Zellfunktion<br />

Gonaden (Keimdrüsen):<br />

• ♂ Hoden, ♀ Eierstöcke (Ovarien), Produktion von Spermien & Eizellen<br />

• nach Kopulation (Verkehr): Spermium + Eizelle = Zygote<br />

• Spermium & Eizelle enthalten je nur einen Chromosomensatz (23St.)<br />

✗ Spermium: 1x X oder 1x Y, Eizelle: 1x X<br />

Keimdrüsenhormone (Steroide):<br />

• Gonaden produzieren auch Hormone & schütten sie aus<br />

• wichtigeste: Androgene (Bsp. Testosteron vorwiegend von Hoden prod.) &<br />

Östrogene (Östradiol vorwiegend von Ovarien prod.)<br />

• keine 'männl.' oder 'weibl.' Hormone<br />

• Gestagene (Bsp. Progesteron) bereitet bei ♀ Gebärmutter (Uterus) und Brüste auf<br />

Schwangerschaft vor, bei ♂ unklar<br />

• Nebennierenrinde (adrenaler Cortex) reguliert Salz- & Zuckerhaushalt im Blut<br />

(Bsp. Gluco- & Mineralocorticoiden)<br />

Hormone und Hypophyse:<br />

• viele Hormone der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) sind Glandothrope Hormone,<br />

die Ausschüttung von Hormonen anderer Drüsen reguliert (Gonadotropine)<br />

• Hypophyse bestht aus Vorder- & Hinterlappen, wachsen in Emryonalentwicklung<br />

zusammen, nur Vorderlappen schüttet glandotrope Hormone aus (Hauptdrüse des<br />

neuroendokrinen Systems)<br />

Schwankungen des ♀/♂ Geschlechtshormonspiegels:<br />

• endokrine Funktionen sind bei ♀ 28-Tage Rhythmus unterworfen,<br />

Menstruationszyklus wird von dieser Hormonschwankung gesteuert<br />

• bei ♂ kein Monatsrhythmus, dafür Tagesgang (circadianer Rhythmus)<br />

• Transplatationsexp. (u.a. mit Ratten): ♀ Hypophyse in ♂ Tier zeigt<br />

69


gleichbleibenden Hormonausschüttungen; umgekehrt verwandelt sich ♂<br />

(gleichbleibende) Hypophyse in eine zyklichsche -> Ausschüttung wird nicht<br />

von Hypophyse gesteuert.<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Neuronale Steuerung der Hypophyse:<br />

• Nervensystem spielt eine Rolle, aber auch visuelle Reize<br />

• Hypothalamus steuert Hypophysenvorderlappen, Vorderlappen hängen jedoch<br />

mit keiner Struktur neuronal zusammen<br />

Steuerung des Hypophysenvorder - & hinterlappens durch Hypothalamus<br />

• Hinterlappenhormone Vasopressin & Oxytocin (Peptidhormone) werden in<br />

paraventriculär & supraoptischen Nuclei des Hypothalamus gebildet<br />

• sie werden über Axone in Hinterlappen transportiert bis die Aktionspotentiale<br />

Ausschüttung in Blutbahn auslösen (Neurone, die Hormone direkt in Blutbahn<br />

abgeben: neurosekretorische Zellen)<br />

• Oxytocin stimuliert Kontraktion während Wehen & Einschließen der<br />

Muttermilch<br />

• Vasopressin (auch antidiuretisches Hormon) fördert Rückresorption von Wasser<br />

durch die Nieren<br />

• Hypophysenvorderlappen wird durch Hormone des Hypothalamus gesteuert<br />

• Pfortadersystem von Hypothalamus & Hypophyse (vaskuläres Netzwerk), kann<br />

Hormone von Hypoth. Zu Hypophy. Transportieren<br />

Entdeckung der hypothalamischen Releasing-Hormone<br />

• jedes Hormon des Hypophysenvorderlappens wird durch spez. Hormon des<br />

Hypothalamus gesteuert -> Releasing H.<br />

• Andere Hormone verhindern Ausschüttung -> Inhibiting H.<br />

• Releasing-Hormon gehört zu Peptidhormonen<br />

Rückkopplung im neuriendokrinen System<br />

• zirkulierende Hormone wirken oft auf die Strukturen zurück, die ihre<br />

Ausschüttung steuern<br />

• im neuroendokrinen System meist negative Rückkopplung mit stabilisierender<br />

Wirkung, auch pos. Feedback (Anstiege im Hormonspiegel führen zu weiteren<br />

Anstiegen, Abfälle zu Abällen)<br />

Hormonstöße (pulsative Hormonausschüttungen)<br />

• viele Hormone werden in Pulsen ausgeschüttet (nicht länger als ein paar Min.)<br />

• starke Fluktuation in Hormonspiegel<br />

2. Hormone und Sexualverhalten<br />

● Fetale Hormone und die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane<br />

○ jeder Fetus weist gleiche paarige Anlagen aus (Primordialgonaden)<br />

➔ innerer Kern (Medulla) -> Hoden<br />

➔ äußerer Kern (Cortex) ->Eierstöcke<br />

○ 6 Wochen nach Befruchtung bewirkt Y-Chromosom Synthese des H-Y-Antigens<br />

(Proteinhormon), bringt Medulla dazu zu Hoden heranzuwachsen<br />

70


○<br />

○<br />

○<br />

○<br />

○<br />

keine weibl. Entsprechung des H-Y-Antigens, wenn nicht vorhanden -> Ovarien<br />

injiziert man H-Y-Antigen in gen. weibl. Fetus ->gen. weibl. Organismus mit Hoden<br />

injiziert man H-Y-Antigen-Blocker -> männl. Organismus mit Ovarien<br />

innere Geschlechtskanäle: 6 Wochen nach Befruchtung 2 Anlagen von<br />

Geschlechtskanälen:<br />

1. Wolffschen Gänge (WG): ♂ Geschlechtsorgane (Samenblase, Eileiter)<br />

2. Müllerschen Gänge (MG): ♀ Geschlechtsorgane (Uterus, oberer Teil<br />

Vagina, Eileiter [Tuben])<br />

✗ ♂: 3. Monat Testosteron & Müllersche inhibitierende Hormone<br />

unterdrücken Entwicklung von MG & stimulieren Entwicklung von WG<br />

✗ ♀, die im 3. Monat Testosteron injiziert bekommen entwickeln ♀/♂-<br />

Geschlechtsorgane, ohne Testosteron entwickeln sich MG automatisch<br />

äußere Geschlechtskanäle:<br />

➔ äußere Genitalien entstehen aus dem selben Vorläuferorgan (bipotent)<br />

➔ 2. Monat: Glans (Genitalhöcker)-> Penisspitze / Clitoris<br />

Urethralfalten -> Rückbildung / kl. Schamlippen - labia minora<br />

Lateralkörper -> Penisschaft / Clitorishof<br />

Genitalwülste -> Hodensack (Scrotum) / gr. Schamlippen<br />

labia majora<br />

➔ wie bei inneren Geschlechtsorganen durch An- & Abwesenheit von Testosteron<br />

gesteuert (mit -> ♂, ohne -> ♀)<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Die celebrale Entwickelung der Geschlechtsunterschiede<br />

○ ♂ Gehirne im Durchschnitt 15% größer<br />

○ kl. Abweichungen im Aufbau von Hypothalamus, Corpus callosum, commusura<br />

anterior & Thalamus<br />

○ ♂ haben höheren Grundwert der Stoffwechselaktivität in bestimmten Regionen des<br />

Temprallappens & des limbischen Systems<br />

○ ♀ haben erhöhten Grundwert im Gyrus cinguli (Windung um corpus collosum)<br />

○ Vernküpfung mit unterschiedl. Sexualverhalten & kognitive und emotionale<br />

Funktionen<br />

○ genaue Bedeutung von cerebralem Geschlechtsunterschied noch ungeklärt<br />

Aromatisierung & Gehirndifferenzierung<br />

○ alle Geschlechthormone sind Steroide, die aus Cholesterol ableitbar sind<br />

○ auf grund ähnlicher Strukturen lassen sie sich leicht ineinander überführen<br />

➔ Aromatisierung<br />

○ A. ist kritischer Schritt zur Vermännlichung des Gehirns durch Testosteron<br />

○ Östradiol wird duch perinatales Testosteron armoatisiert -> Maskulinierung des<br />

Gehirns<br />

○ weibl. Ratten schützen sich vor Mask. Des Gehirns durch Alphafetoprotein:<br />

inaktiviert Östradiol im Kreislauf duch Bindung, bei ♂: Testosteron ist immun gegen<br />

Alphafetoprotein<br />

○ Primaten: plazentare Schranke, nicht wirkungvoll gegenüber synthetischem<br />

Östrogen<br />

Perinatale Hormone und Verhaltensenticklung<br />

○ perinatale Testosteroninjektion kann Kopulationsverhalten von adulten ♀ sowohl<br />

maskulinisieren als auch defeminisieren (Exp mit Meerschweinchen)<br />

71


○<br />

○<br />

Mangel an Testosteron feminisiert & demaskulinisiert (Exp mit Ratten)<br />

defem. & mask. Oder demask. & fem. Kommen nicht immer zusammen vor, eins ist<br />

möglich, ohne Beeinflussung des anderen<br />

●<br />

Hormone und Entwickelung sekundärer Geschlechtsmerkmale in der Pubertät<br />

○ Geschlechtsreife = Fertilität<br />

○ Hormonausschüttung durch Hypophysenvorderlappen -> Wachstumshormon<br />

(einziges welches keine endokrine Drüse gezielt versorgt)<br />

○ Anstieg in Ausschüttung von gonadotropen & adrenocorticotropen Hormonen<br />

(ACTH) -> Erhöhung Hormonausschüttung in Keimdrüsen & Nebennierenrinde -><br />

Reifung Genitalien & Entwicklung sek. Geschlechtsmerkmale (äußere Erscheinung)<br />

○ pubertierende ♂: Androgenspiegel höher als Östrogenspiegel -> Maskulinisierung<br />

○ pubertierende ♀: Östrogenspiegel vorherrschend -> Feminisierung<br />

○ Kastration vor Pubertät führt zu Ausbleiben der sex. Reife außer bei Ersatzinjektion<br />

○ Androstendion verantwortlich für Achsel- & Schambehaarung der ♀<br />

○ Astrogene als männl. Hormone zu bezeichnen also falsch!<br />

○ Pubertät in Europa & Nordamerika ♀ 11j. ♂ 12j. Vor 150j. ♀ 15j. ♂ 16.;<br />

zurückzuführen auf verbesserte Ernähung, medizinische und soziale Fortschritte<br />

3. Auswirkungen der Keimdrüsen auf Erwachsene<br />

● Männliche Sexualverhalten & Testosteron<br />

○ Orchidektomie (Entfernung des Hodens) geht mit Abnahme des sex. Interesses und<br />

Verhaltens einher<br />

○ Abnahme kann unterschiedlich schnell & stark sein -> Asexualität / Fähigkeit zur<br />

Errektion, sex. Interesse blieb jedoch<br />

○ keine körperliche Veränderung: Verminderung der Körperbehaarung,<br />

Fetteinlagerungen, weichere Haut, Verringerung der Körperkraft<br />

○ einige ♂ trotz Orchidektomie noch sexuell aktiv<br />

○ bei Orchidektomie wird sehr aktives Drüsenpaar entfernt<br />

○ Symptome der O. Werden Testosteronverlust zugeschrieben<br />

○ trotzdem: männl. Sexualtrieb hängt nicht direkt von Testosteronmenge/-spiegel im<br />

Blut ab<br />

●<br />

Keimdrüsen und weibliches Sexualverhalten<br />

○ Ratten: Östrogensekretion des Follikels (Zellverband im Eierstock) steigt 2 Tage vor<br />

Ovulation (Eisprung) stetig an<br />

○ Ei wird ausgestoßen -> starker Progesteronausschüttung<br />

○ die aufeinander folgenden Ausschüttungen von Östrogen & Progesteronen initiieren<br />

den Östrus (12-18 Stden), dabei sind ♀ fruchtbar (fertil), empfängnisbereit<br />

(rezeptiv), Männchen anlockend (prozeptiv), sex. Attraktiv (durch Duftstoffe)<br />

○ weibl. Sexualverhalten steht unter hormoneller Kontrolle<br />

○ Ovarektomien (Entfernung der Eierstöcke) zeigen verringertes prozeptives und<br />

rezeptives Verhalten<br />

○ bei ♀ ist sex. Bereitschaft nicht unbedingt an Menstruationszyklus gebunden,<br />

Ovarektomie hat geringe Auswirkungen (bspw. Abnahme der<br />

Vaginalschleimbildung)<br />

○ weibl. Sexualantrieb wird durch Androgene gesteuert, Nebennieren schütten<br />

72


genügend A. Aus um sex. Bereitschaft nach Entfernung der Ovarien aufrecht zu<br />

erhalten<br />

●<br />

Anabolikamissbrauch<br />

○ anabole Steroide (Anabolika) haben wachstumsfördernde Wirkung<br />

○ ♂: hohe Anabolikadosen senken Ausschüttung von Gonatropin -> Verminderung<br />

testikulärer Aktivität -> Hodenatrophie (Hodenschwund) -> Sterilität<br />

mögliche Brustentiwicklung (Gynäkomastie), vermutlich als Folge Aromatisierung<br />

anaboler Steroide zu Östrogenen<br />

○ ♀: Amenorrhö (Ausbleiben der Menstruationsblutung), Sterilität, Hirutismus<br />

(abnormer Haarwuchs) , Vergrößerung der Clitoris, Entwickelung männlicher<br />

Kopfform, Glatzenbildung, Veränderung der Stimme<br />

○ ♀/♂: Muskelspasmen, -schmerzen, blutiges Urin, Akne, Wassereinlagerungen,<br />

Erbrechen, psychatrisch auffälliges Verhalten, einschließlich Depression &<br />

Wutanfällen<br />

4. Hypothalamus und Sexualverhalten<br />

● Struktuelle Unterschiede des Hypothalamus von Männern und Frauen<br />

○ bei Ratten: Unterschied in medialer präoptischer Region des Hypothalamus:<br />

sexualdimorphe Nucleus bei ♂ größer als bei ♀. Unterschied entsteht durch<br />

aromatisiertes Östradiol in ersten Lebenstagen<br />

○ Größe korreliert mit Testosteronspiegel und Sexualverhalten, Läsion hat aber keinen<br />

Einfluss<br />

○ Bei Menschen: Kerne in präoptischer und anteriorer Region des Hypothalamus bei<br />

Männern sind größer als bei Frauen Steuerung<br />

○ Hypophysenvorderlappen: ♂ - gleichbleibend, ♀ - zyklisch<br />

●<br />

●<br />

Hypothalamus und männliches Sexualverhalten<br />

○ mediale präoptische Region spielt Schlüsselrolle im Sexualverhalten<br />

○ Läsion dieser Region führt zu Löschung des Sexualverhaltens bei vielen Arten<br />

○ weibl. Sexualverhalten wird nicht beeinflusst, löscht jedoch das gelegentliche<br />

Aufreitverhalten<br />

○ bilateralte Läsionen unterdrückt männliches Kopulationsverhalten bei beiden<br />

Geschlechtern<br />

○ elektr. Reize lösen bei ♂ Ratten Kopulationsverhalten ausbleiben<br />

○ mediale präoptische Region kann bei kastrierten Ratten durch Testosteronimplantate<br />

wiederhergestellt werden<br />

○ Orchidektomie löscht sex. Motivation von Ratten<br />

○ Druchtreffen von Nervenbahn, die sich durch laterales Tegmentumgebiet erstreckt,<br />

zerstört Sexualverhalten von ♂ Ratten<br />

Hypothalamus und weibliches Sexualverhalten<br />

○ Nucleus ventromedialis (NVM) enhält Schaltkreise, die für weibl. Sexualverhalten<br />

entscheidend sind<br />

○ elektr. Reize fördern Sexualverhalten bei ♀ Ratten<br />

○ Proegesteroninjektion kann ovaroktomierte Rattenweibchen in Östrus bringen, 48<br />

Stden vorher muss Östradiol injeziert werden, da es Nervensystem auf Progesteroni.<br />

vorbereitet (Priming) -> Anstieg Progesteronrezeptoren<br />

○ NVM-Mechanismus hat noradrenergene Ursprünge<br />

○ NVM wirkt über Nervenbahn, die sich zum periaquaeductalen Grau (PAG) des<br />

73


○<br />

○<br />

Tegmentums hinzieht<br />

bei Durchtrennung dieser Nervenbahn oder direkter Läsion des PAG wird weibl.<br />

Sexualverhalten gelöscht<br />

Nagern:<br />

➔ ♂: Sexualverhalten wird durch Nervenbahn von medialer präoptischen Region<br />

zum lateralen Tegmentum gesteuert<br />

➔ ♀: Sexualverhalten durch Bahn vom ventromedialem Kern zum PAG<br />

5. Sexuelle Präferenz, Hormone und Gehirn<br />

● Sexuelle Präferent, Gene und Hormone<br />

○ Unterschiede in sex. Präferenz haben genetische Ursache<br />

○ vermutl. Genlocus entdeckt, der eine Rolle bei sexueller Präferenz spielt und in der<br />

Nähe des X-Chromosoms lokalisiert ist<br />

○ Hetero- & Homosexuelle unterscheiden sich nicht im Hormonspiegel<br />

○ Orchidektomie kehrt Präferenz nicht um; Ersatzinjektion führen zu schon<br />

präoperativ bestehenden Vorlieben<br />

○ bei Tieren: perinatale Kastration (♂) & Testosteronbehandlung (♀) führen zu<br />

homosexueller Präferenz -> nur mit Vorsicht auf Menschen übertragbar<br />

●<br />

Haben Homo- und Heterosexuelle unterschiedliche Gehirne=<br />

○ LeVay (1991): post-mortem Untersuchungen am 3. interstitiellen Nucleus des<br />

anterioren Hypothalamus<br />

➔ bei heterosex. ♂ mehr als doppelt so groß, wie bei heterosex. ♀<br />

➔ bei heterosex. ♂ mehr als doppelt so groß, wie bei homosex. ♂<br />

○ Kritik: Versuch nie repliziert worden, die meisten Gehirne stammten von homosex.,<br />

HIV-positiven ♂<br />

74


Kapitel 12 Schlaf, Traum und circadiane Rythmen<br />

Inhalt<br />

- Was ist Schlaf?<br />

- Physiologie und Verhalten während des Schlafes<br />

- REM-Schlaf und Traum<br />

- Warum schlafen wir?<br />

a) restaurative Theorie<br />

b) circadiane Theorien<br />

- circadiane Schlafzyklen<br />

- Auswirkungen des Schlafentzugs<br />

a) Schlafentzug bei Tieren<br />

b) Schlafentzug beim Menschen<br />

- Integration von restaurativen und circadianen Schlaftheorien<br />

- neuronale Grundlagen des Schlafs<br />

- neuronale und molekulare Mechanismen der circadianen Uhr<br />

- pharmakologische Einflüsse auf den Schlaf<br />

- Schlafstörungen<br />

- Auswirkungen von Langzeit-Verkürzungen der Schlafdauer<br />

Einführung:<br />

Fall der Miss M. die kaum schläft, ihr Tag dauert 23,5Std.<br />

Was hat dies für Konsequenzen?<br />

Fakten:<br />

– Mensch verbringt 175000 Std. seines Lebens mit Schlaf.<br />

– Täglich schläft der Mensch durchschnittlich acht Stunden.<br />

Wie viel Schlaf braucht der Mensch eigentlich?<br />

Was ist Schlaf?<br />

Schlaf ist ein normaler, regelmäßig wiederkehrender Ruhezustand vieler Lebewesen. Im<br />

Vergleich zum Wachzustand sind die physiologischen Vorgänge (z. B. Kreislauf, Atmung<br />

und Puls) verlangsamt und der Organismus reagiert schwächer auf äußere Reize.<br />

Schlaf ist ein Verhalten, obwohl in diesem Zustand physiologische Vorgänge (Kreislauf,<br />

Atmung, Puls) verlangsamt sind.<br />

Es ist ein universelles Phänomen der Wirbeltiere. Alle Säuger und Vögel schlafen.<br />

Reptilien, Amphibien und Fische haben inaktive Phasen, in denen sie nicht reagieren;<br />

ähnlich zu Schlafphasen Säuger.<br />

Auch bei Tieren, die im Schlaf-Zustand leichte Beute sind, ist die Notwendigkeit des<br />

Schlafes erhalten geblieben.<br />

Zwei grundlegende Theorien zu der Wichtigkeit des Schlafes:<br />

1) Schlaf hat eine gesundheitsfördernde, erholsame Wirkung. Jeder braucht so viel Schlaf,<br />

wie er sich leisten kann.<br />

2) Viele Leute schlafen mehr, als sie eigentlich müssten.<br />

Die gehirnphysiologische Besonderheit von Schlaf ist nun, dass es uns möglich ist, die<br />

75


spezifischen Gehirnstrommuster, die in diesem Zustand entstehen, aufzuzeichnen.<br />

Diese Messungen werden in einem Schaflabor aufgezeichnet. Dieses besteht aus einigen<br />

kleinen Schlafräumen, mit angrenzendem Beobachtungszimmer. Von dort wacht der<br />

Versuchsleiter über den Patienten oder die Versuchsperson.<br />

Die erste Nacht im Schlaflabor ist die sog. Adaptationsnacht:<br />

Er befestigt Elektroden u.a. an der Kopfhaut des Patienten für das EEG, am Kinn (EMG)<br />

und um die Augen (EOG). Zusätzlich kann man noch die Pulsfrequenz und die Atmung<br />

messen.<br />

Verfahren zur Messung<br />

Das EEG (Elektroenzephalogramm) misst die elektrische Aktivität des Gehirns<br />

Das EMG (Elektromyogramm) registriert Muskelbewegungen<br />

Das EOG (Elektro-Okulogramm) registriert Augenbewegungen<br />

Physiologie und Verhalten während des Schlafes<br />

Die vier Schlafstadien<br />

Der Schlaf lässt sich je nach Schlaftiefe bzw. je nach Frequenz und Amplituden-Größe der<br />

EEG-Wellen in verschiedene Stadien einteilen. Die Einteilung des Schlafes in diese vier<br />

Stadien ist etwas willkürlich, denn es handelt sich ja in Wirklichkeit um einen<br />

ununterbrochenen Vorgang.<br />

Dabei gilt: Je größer die Amplitudengröße und je kleiner die Frequenz, desto<br />

entspannter ist der Mensch.<br />

Im Verlauf der Schlafstadien 1-4 nimmt die Amplitude des EEG-Singnals immer mehr zu,<br />

während die Frequenz abnimmt.<br />

Wachzustand/ Muster im EEG<br />

Alpha Aktivität: regulärer, mittlerer Frequenzbereich (8-12Hz), vorherrschend, wenn<br />

Augen geschlossen sind.<br />

Stadium des Relaxens (Der Schlafende liegt ruhig da, ohne mentale<br />

Beschäftigung, z.B. Problemlösung.)<br />

Beta-Aktivität: irreguläre, geringe Amplitude,<br />

desynchronisiert (13-30Hz)<br />

Stadium des Wachseins (Person ist<br />

aufmerksam gegenüber Vorgängen, die in der<br />

Umwelt passieren. Physiologisch:<br />

neuronale Bahnen verarbeiten aktiv Infos.)<br />

Schlafstadium 1<br />

– leichter Schlaf oder auch der Halbschlaf.<br />

– Häufiger Wechsel zwischen Schlaf- und<br />

Wachzustand<br />

– Theta-Wellen (Wellen zwischen vier und<br />

sieben Hertz) aus.<br />

Schlafstadium 2<br />

Ca. 10 Minuten später<br />

– EEG: relativ unregelmäßig; Theta-<br />

76


Aktivität, Schlafspindeln, K-Komplexe<br />

– Etwas höhere Amplitude und niedrigere Frequenz als im Schlafstadium 1<br />

Schlafspindeln: Ausbrüche von Wellen<br />

zwischen 12 und 14 Hz, die zwischen zwei und<br />

fünf Mal pro Minute während der ersten vier<br />

Schlafphasen auftreten.<br />

K-Komplexe: werden angeblich durch unerwartete Geräusche von Außen verursacht.<br />

Schlafstadium 3<br />

Nach ca. 15 Minuten<br />

Dieses Stadium besteht zu 30-50% aus den hohen Amplituden der Delta-Wellen (weniger<br />

als vier Hertz).<br />

Da sich Stadium 3 und 4 sehr ähneln, ist deren Grenze nicht genau festgelegt.<br />

Schlafstadium 4 (Tiefschlafphase)<br />

- besteht zu mehr als 50% aus Delta-Wellen.<br />

- Nur laute Geräusche o. ä. können den Schlafenden jetzt noch wecken.<br />

Gelingt einem dies, ist die Person zunächst durcheinander, verschlafen und taumelig.<br />

Wenn wir sie daraufhin fragen, ob sie geträumt habe, würde sie wahrscheinlich nach<br />

längerem Überlegen angeben, dass sie sich nur an zusammenhangslose Bilder,<br />

Gedanken und/oder Emotionen erinnern könne.<br />

Therminologie<br />

Stadium 3 und 4 werden auch als „slow wave“-Schlaf zusammengefasst,<br />

Stadium 1 bis 4 als „non-REM“-Schlaf.<br />

R(apid) E(ye) M(ovements)-Schlaf<br />

Gehirn weist beim REM Schlaf (während desTräumens) im Gegensatz zur REM-freien<br />

Phase ähnliche Wellenamplituden und Frequenzen auf, wie im wachen Zustand.<br />

Während des Non-REM Schlafes ist die Amplitude höher und die Frequenz geringer; dies<br />

zeigt, dass die Neuronen des Gehirns langsamer und synchronisiert feuern<br />

- EEG: desynchron, mit einer Streuung von Theta-Wellen mit einer Frequenz von 4 bis 8<br />

Hz<br />

und langsame Alphawellen. ähnlich zu Schlafstadium 1<br />

- EOG: registriert schnelle Augenbewegungen<br />

- EMG: zeigt nichts an. Dies weist auf die muskuläre Gelähmtheit bzw. Paralyse hin.<br />

(Physiologisch liegt dies an einem niedrigen Tonus (Spannung) der quergestreiften<br />

Muskulatur. Diese steht mit dem Skelett in Verbindung und dient der Ausführung von<br />

Bewegungen.)<br />

Fazit:<br />

- Viele Motoneuronen sind gehemmt, Augen, Herz und Zwerchfell bleiben aber<br />

ausgespart.<br />

Dieser Mechanismus der Paralyse ist dazu da, damit der Schlafende seine manchmal<br />

ziemlich real erscheinenden Träume nicht in der Realität auslebt.<br />

77


- Wird man in dieser Phase aufgeweckt, behauptet man oft geträumt zu haben!<br />

– Unregelmäßigkeiten von Puls, Atmung und Blutdruck.<br />

– Auch erscheint jemand, der in dieser Phase aufgeweckt wird aufmerksam und kann<br />

leichter aufstehen, als wenn man in einer anderen Phase geweckt wird.<br />

Was passiert in dem Rest der Nacht?<br />

Wechsel zwischen REM und non- REM<br />

Schlaf<br />

Anhand der Abb. 9.3 kann man<br />

erkennen, dass der meiste Slow-wave<br />

Schlaf (3. und 4. Phase) in der ersten<br />

Hälfte der Nacht entsteht.<br />

Zu späterer Stunde enthält die non-<br />

REM Phase zunehmend Schlaf der<br />

Phase 2.<br />

Die Horizontale ist zunehmend<br />

verlängert.<br />

Auch ist mit zunehmender<br />

Stundenanzahl ein<br />

höherer Anteil an REM Schlaf<br />

erkennbar.<br />

Der REM Schlaf und Phase1-Schlaf befinden sich<br />

in der Abbildung auf derselben Linie, da zu diesen Zeiten ähnliche Muster entstehen<br />

(Vergleiche auch mit Abb. „Hirnstrombild während des Schlafes“)<br />

Jeder Schlafzyklus ist also 90 Minuten lang mit einem REM Schlaf Anteil von 30 Min.<br />

Junge Menschen schlafen allgemein länger und verbringen mehr Zeit im REM Schlaf als<br />

Erwachsene. Ein Neugeborenes schläft 16 bis 18 Stunden am Tag und mindestens die<br />

Hälfte davon ist REM Schlaf. Junge Erwachsene sind 16 bis 17 Stunden wach und<br />

schlafen sieben bis acht Stunden; davon sind etwa sechs Stunden orthodoxer Schlaf und<br />

1,5 Stunden REM Schlaf. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Dauer beider Schlaftypen<br />

leicht ab.<br />

Was sind die wichtigsten Stadien des Schlafes?<br />

Dies sind eindeutig der REM-Schlaf und der Slow-wave Schlaf, denn es wurde zum einen<br />

festgestellt, dass Menschen, die einen besonders ereignisreichen Tag hatten, in der darauf<br />

folgenden Nacht auch intensivere Slow-wave Schlaf-Phasen erlebten, und zum anderen<br />

wurde<br />

herausgefunden, dass Menschen, denen der Schlaf entzogen wurden, im nächsten Schlaf<br />

längere REM-Schlaf-Zeiträume zeigten.<br />

Vergleich<br />

REM-Schlaf<br />

EEG-Desynchronisation (schnelle,<br />

irreguläre<br />

Wellen)<br />

Slow-wave-Schlaf<br />

EEG-Synchronisation (hohe Amplituden,<br />

reguläre Wellen)<br />

78


Kein Muskeltonus<br />

Schnelle Augenbewegung<br />

Träume<br />

Kein Muskeltonus<br />

Langsame Augenbewegung<br />

Zusammenhangslose Bilder,<br />

Assoziationen<br />

^<br />

Träume:<br />

Traumdeutung:<br />

– Sigmund Freud: Träume werden von unakzeptierten, unterdrückten Wünschen<br />

gesteuert.<br />

– Hobson: Aktivitätssynthese-Theorie: Informationen, die während des REM-Schlafes<br />

an den Cortex geliefert werden, sind zum größten Teil zufällig und der Trauminhalt<br />

ist auf einen Versuch des Cortex zurückzuführen einen Sinn darin zu finden.<br />

Luizide Träume: Träume, in denen der Schlafende bewusst träumt und den Verlauf des<br />

Traumes bewusst beeinflussen kann.<br />

Die Existenz luzider Träume wurde in Experimenten nachgewiesen.<br />

Warum schlafen wir?<br />

Verschiedene theoretische Ansätze:<br />

- restaurative Theorien: Der Wachzustand stört die Homöostase (das innere<br />

Gleichgewicht) des Körpers in irgendeiner Weise Schlaf dient dazu, dieses<br />

wieder herzustellen<br />

- circadiane Theorien: Regelmäßig auftretende Veränderungen, Rhythmen im<br />

Organismus, deren Zyklus etwa 24 Std. dauert. Schlaf als strenger Vater, der zu<br />

einer bestimmten Zeit Ruhe anordnet. biologische Uhr; Steuerungsfunktion;<br />

Schlaf schont Energievorräte<br />

Zeitgeber: Hinweisreize aus der Umwelt, die circadiane Rhythmen<br />

aufrechterhalten.<br />

Freilaufende Rhythmen: Circadiane Rhythmen, die unabhängig von den Zeitgebern aus<br />

der Umwelt regelmäßig ablaufen. (z.B. bei ganztägiger Dunkelheit)<br />

Freilaufende Periode: Dauer eines Zyklus in einem freilaufenden Rhythmus. innere<br />

biologische Uhr, die ständig ein wenig nachgeht, wenn sie nicht durch einen Zeitgeber in<br />

der Umwelt nachgestellt wird.<br />

Was ist nun richtiger, die restaurative oder circadiane Theorie?<br />

Die Tatsache, dass diese Regelmäßigkeit (ohne äußeren Zeitgeber schläft man z.B.<br />

regelmäßig alle 25,3 Std. ein) eingehalten wird, obwohl die täglichen körperlichen und<br />

geistigen Aktivitäten durchaus unterschiedlich sein können, spricht sehr für die große<br />

Bedeutung von circadianen Faktoren gegenüber restaurativen Faktoren bei der<br />

Schlafregulation.<br />

Desynchronisation: Es gibt auch einen circadianen Körpertemperaturzyklus, der mit dem<br />

79


circadianen Schlaf-Wach-Zyklus einhergeht.<br />

Man schläft in Phasen mit abnehmender Temperatur und wacht auf in Phasen<br />

ansteigender Temperatur.<br />

Werden Probanden unter konstanten laborbedingungen gehalten, dann driften ihre Schlaf-<br />

Wach-Zyklen und ihre Körpertemperaturzyklen manchmal auseinander<br />

Desynchronisation.<br />

Vermutung: Es gibt mehr als einen circadianen Zeitgeber.<br />

Jetlag: Negative Auswirkungen durch Flüge über Zeitzonen; auf Flügen nach Osten<br />

werden die circadianen Zyklen verkürzt und auf Flügen nach Westen verlängert.<br />

Symptome: Müdigkeitserscheinungen, Unbehagen etc.<br />

Auswirkungen des Schlafentzugs:<br />

Ansätze der Theorien<br />

Restaurative Theorie:<br />

– lange Wachperioden rufen Veränderungen im Verhalten hervor.<br />

– Störungen nehmen mit anhaltendem Schlafentzug kontinuierlich zu.<br />

– Schlaf wir nach dem Entzug nachgeholt.<br />

Circadiane Theorie:<br />

– es treten keine Mangelerscheinungen durch Schlafentzug auf<br />

– aber trotzdem Zunahme der Einschlaftendenz, besonders zu solchen Zeit, wo man<br />

normalerweise Schlafen würde<br />

Experimente sprechen sehr stark für die circadiane Theorie<br />

Schlafdeprivationsexperimente am Menschen<br />

Viele Leute berichten, dass sie nicht richtig funktionieren können, wenn<br />

sie ihren normalen Nachtschlaf nicht bekommen. Dieser subjektive Eindruch stimmt nicht<br />

mit empirischen Daten überein, da schlafdeprivierte Probanden auch dann in<br />

Leistungstests normal abschneiden, wenn sie sich dazu nicht in der Lage fühlen.<br />

Man benötigt sorgfältige Messungen.<br />

Schwierigkeit der Interpretation von Studien am Menschen, da die Methoden so<br />

unterschiedlich sind.<br />

Drei Kategorien der Schlafexperimente am Menschen:<br />

– 1. Studien mit partieller Deprivation (weniger als 5 Std. innerhalb einer 24-Std.<br />

Periode)<br />

– 2. Studien mit kurzfristiger völliger Deprivation (totaler Schlafentzug für mehr als<br />

48Std.)<br />

– 3. Langzeitdeprivation (völliger Schlafentzug für mehr als 48 Std.)<br />

Messinstrumente:<br />

80


– 1. physiologische Messungen<br />

– 2. Stimmungsmaße<br />

– 3. Messungen kognitiver Funktionen<br />

– 4. motorische Leistungstests<br />

allgemeine Schlussfolgerungen aus Untersuchungen zur Schlafdeprivation:<br />

– 1.negativ zu bewertende physiologische Konsequenzen des Schlafentzugs konnten<br />

immer noch nicht überzeugend dokumentiert werden.<br />

– Van Helder; Radomski: Bis zu 72 Std. Schlafentzug hat keine Auswirkungen auf die<br />

Körperkraft oder motorische Leistung, mit Ausnahme einer Verkürzung der<br />

Zeitspanne bis zur Erschöpfung.<br />

– Beeinträchtigung bei einfachen Stimmungs- und kognitiven Tests, jedoch selten<br />

Verschlechterung bei Durchführung komplexer, kognitiver Tests<br />

– bereits nach wenigen Std. Schlafentzug tritt eine Verschlechterung der Leistung bei<br />

passiven, langweiligen Tests<br />

– es bestehen keine eindeutigen Beziehungen zwischen Dauer der Schlafdeprivation<br />

und der Größe des Leistungsdefizits<br />

– Pilcher und Huffcutt: Leistungsbeeinträchtigende Folgen partieller Deprivation<br />

(weniger als 5 Std. Schlaf) sind stärker als bei völliger Schlafdeprivation, selbst,<br />

wenn diese nur einige Tage dauerte.<br />

– Menschen, die unter Schlafdeptivation leiden, tendieren dazu sich schlecht zu<br />

fühlen<br />

zuverlässigste Auswirkung: Mikroschlaf-Perioden (microsleeps): Schlafperioden von<br />

wenigen Sekunden Dauer, die bei schlafdeprivierten Probanden selbst im Sitzen oder<br />

Stehen beobachtet werden.<br />

Nach zwei bis drei Tagen Schlafentzug wird es schwierig diese „microsleeps“ zu<br />

verhindern; treten gehäuft bei passiven Tätigkeiten auf.<br />

Stress uns die Unterbrechung der circadianen Rhythmen sind wahrscheinlich für<br />

negative Effekte verantwortlich, die im Allgemeinen dem Schlafverlust zugeschrieben<br />

werden, oder zumindest zu diesem beitragen.<br />

Ansatz von Horne: Schlaf sei nicht dazu da ist, den Körper ruhen zu lassen, sondern<br />

vielmehr den Geist und das Gehirn.<br />

Schlafentzug bei Tieren<br />

Untersuchung an Ratten mit einem sog. Karussellapparat.<br />

Schlafentzug doch nicht so folgenlos, wie es die Untersuchungen am Menschen<br />

erscheinen lassen.<br />

81


Karussellapparat<br />

Versuchsaufbau:<br />

Zwei Ratten werden in getrennten Kammern des Apparats eingesperrt<br />

– Versuchstier<br />

– Kontrolltier<br />

Versuchsablauf:<br />

Jedes Mal, wenn das Schlaf-EEG anzeigt, dass Versuchsratte schläft, beginnt die<br />

Scheibe, die Boden beider Kammern bildet, sich zu drehen. Wenn Tiere nicht sofort<br />

aufwachen, werden sie ins Wasser geschoben.<br />

Die Scheibe setzt sich aber nur in Bewegung, wenn das Versuchstier schläft. Ruht aber<br />

die Kontrollratte, so passiert nichts. Sie bekommt also mehr Schlaf, als das Versuchstier.<br />

- Kontroll-Ratte: Schlafentzug von ca. 31%, die<br />

- Experimental-Ratte: Schlafentzug von ca. 87%.<br />

Ergebnis: In der Regel starben die Versuchstiere nach einigen Tagen, während<br />

Kontrolltiere keine wesentlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufwiesen.<br />

menschliche Probanden können aber ähnlich langen Schlafdeprivationen ausgesetzt<br />

sein, ohne derart fatale Folgen.<br />

Vermutung: Dieser Versuch war für die Ratte extrem belastend und körperlich schädigend,<br />

daher ist sie wahrscheinlich eher gestorben und nicht an Schlafentzug.<br />

Post-mortem-Untersuchung der Ratte: kollabierte Lunge, geschwollene Nebennieren,<br />

Wasser in den Lungen, geschwollene Gliedmaßen etc.<br />

REM-Schlaf Entzug<br />

Auswirkungen:<br />

– mit jeder Nacht des REM-Schlafentzugs wird die Tendenz größer, in den REM-<br />

Schlaf einzutreten<br />

– nach den ersten drei Nächten nach REM-Deprivation weist man einen größeren<br />

Anteil von REM-Schlaf auf, als normalerweise<br />

kompensatorische Zunahme von REM-Schlaf<br />

82


Fazit:<br />

– Dauer des REM-Schlafes wir unabhängig von der Dauer des Slow-wave-Schlafes<br />

geregelt<br />

– REM-Schlaf hat eine besondere Funktion<br />

Theorien der Funktion von REM<br />

18.für Erhaltung der individuellen geistig-seelsichen Gesundheit notwendig<br />

19.für Erhaltung des normalen Antriebsniveaus notwendig<br />

20.Verarbeitung von Gedächtnisinhalten<br />

21.Erleichtert das Lernen<br />

22.REM ist notwendig für Gehirnentwicklung<br />

23.Während des REM werden nicht mehr benötigte Informationen aus dem Gehirn<br />

gelöscht.<br />

24.REM-Schlafentzug führt zu Gedächtnislücken (vielversprechendste Theorie)<br />

Keine dieser Theorien hat bisher uneingeschränkte Bestätigung gefunden.<br />

Ergänzungen/ Forschungsergebnisse:<br />

5.) REM ist notwendig für die Gehirnentwicklung:<br />

a) Mensch: Bei Neugeborenen beträgt der Anteil an REM während einer Nacht ca. 70%.<br />

Dies lässt mit zunehmendem Alter nach. (30%, Kind von sechs Monaten; 22%,<br />

8- jähriges Kind; 15%, Erwachsener)<br />

b) Tiere: Solche, die mit gut entwickeltem Gehirn geboren wurden, schlafen weniger als<br />

Tiere, die mit unterentwickeltem Gehirn geboren wurden. Letztere haben noch die<br />

Fähigkeit zur Gehirnentwicklung während des Lebens. Sie sind also besonders<br />

lernfähig.<br />

4.) Das Lernen wird erleichtert (siehe Abb.<br />

9.8):<br />

Ratten sollen ein Labyrinth durchqueren. Die<br />

Laufgeschwindigkeit deutet auf die<br />

Schnelligkeit des Lernvorganges hin. Je<br />

schneller die Ratten das Labyrinth<br />

durchqueren, desto schneller haben sie dies<br />

auch gelernt.<br />

Funktion des Slow-wave Schlafes<br />

Diese Phase scheint auch sehr wichtig zu<br />

sein. Schlafentzug führt in der darauf<br />

folgenden Schlaf-Phase zu einem höheren<br />

Anteil von Slow-wave Zeiträumen. <br />

restaurative Funktion<br />

Vermutung: Diese Phase bietet die<br />

Möglichkeit, dass das Gehirn sich ausruhen<br />

kann:<br />

– Stoffwechsel und der Blutfluss des Gehirns werden heruntergefahren<br />

83


– Erniedrigung der Körpertemperatur<br />

signifikante Einschränkung des Grundumsatzes<br />

14.07 Integration von restaurativen und circadianen Schlaftheorien<br />

Zwei in den Schlaf involvierte Bereiche des Hypothalamus<br />

- während dem ersten Weltkrieg von Konstantin von Economo entdeckt, aufgrund der<br />

Encephalitis lathargica<br />

- die meisten Patienten schliefen fast durchgehend, das Gehirn dieser Patienten war am<br />

posterioren Hypothalamus und den benachbarten Bereichen des Mittelhirns geschädigt<br />

- einige der Patienten konnten gar nicht/kaum schlafen, diese hatten eine Schädigung im<br />

anterioren Hypothalamus und den benachbarten Teilen des basalen Vorderhirn<br />

=> der posteriore Hypothalamus unterstützt Wachheit, während der anteriore HT Schlaf<br />

unterstützt<br />

Das Retikuläre (netzartige) Aktivierungssystem und Schlaf<br />

– entdeckt durch Gehirnstammdurchtrennungen bei Katzen<br />

– Bremer (1936) durchtrennte den inferioren Colliculli vom superioren Colliculli um<br />

das Vorderhirn vom sensorischen Input zu trennen (= Cerveau Isolé Preparation)<br />

pp.das corticale EEG des isolierten Vorderhirns zeigte fast kontinuierlichen<br />

slow-wave-Schlaf an (nur bei starker visueller oder olfaktorischer Stimulation<br />

konnte ein desynchonisiertes EEG wahrgenommen werden)<br />

– Bremer (1937) durchtrennte den Hirnstamm so, dass das Gehirn vom restlichen<br />

Nervensystem getrennt war (= encéphale isolé preparation)<br />

qq.Keine Störung des EEG<br />

rr. Die Struktur für die Aufrechterhaltung des Wachzustandes muss dazwischen<br />

liegen<br />

45)Die Cerveau Isolé Preparation störte normale Schlaf-Wach-Zyklen des corticalen<br />

EEG nur, wenn die retikuläre Formation vom Hirnstamm getrennt war<br />

46)Elektrische Stimulation der retikulären Formation bei schlafenden Katzen, weckte<br />

diese auf<br />

=> niedrige Aktivität in der retikulären Formation erzeugt Schlaf, hohe Aktivität erzeugt<br />

Wachheit<br />

Retikulärer REM-Schlaf-Kern<br />

– ist Teil der caudalen retikulären Formation (abgekürzt hier als CRF)<br />

– der REM-Schlaf wird von verschiedenen Kernen (Nuclei) kontrolliert, die in der CRF<br />

liegen<br />

– Jeder Kern ist für etwas anderes zuständig. Einer für den Herzmuskeltonus, einer<br />

für EEG Desynchronisation, einer für die schnellen Augenbewegungen, usw.<br />

– REM-Schlaf tritt nur auf, wenn ein Netzwerk von unabhängigen Strukturen<br />

84


zusammen aktiv wird<br />

– die physiologischen Veränderungen , die zusammenwirken um den REM-Schlaf zu<br />

definieren, brechen manchmal auseinander und gehen getrennte Wege (ebenso<br />

das Netzwerk beim Slow-wave-Schlaf)<br />

– BSP: Während REM-Schlaf-Entzugs treten Erektionen des Penis (die<br />

normalerweise während dem REM-Schlaf stattfinden) in der Slow-wave-Phase auf.<br />

Bei komplettem Schlafentzug treten slow-waves im Wachzustand auf<br />

14.08 Die circadiane Uhr: Neuronale und molekulare Mechanismen<br />

Lokalisation der circadianen Uhr im suprachiasmatischen Nukleus<br />

– `67 hat Richter entdeckt, das große Läsionen im medialen Hypothalamus (HAT) die<br />

circadianen Kreisläufe von Essen, Trinken und Aktivität bei Ratten stören<br />

– Läsionen im suprachiasmatischen Nukleus (SCN) im medialen HT haben<br />

verschiedene circadiane Kreisläufe gestört, unter anderem den Schlaf-Wach-<br />

Rhythmus (nicht die Anteile, sondern die Regelmäßigkeit)<br />

– Der SCN zeigt circadiane Zyklen von elektrischer, metabolischer und biochemischer<br />

Aktivität, die mitgerissen werden vom hell-dunkel Zyklus<br />

- Experiment von Ralph und seinen Kollegen (1990): Transplantierten den SCN von<br />

mutierten Hamstern mit einem verkürzten Schlaf-Wach-Rhythmus (20h) in das Gehirn von<br />

erwachsenen Hamstern, deren (normaler 25h-Rhythmus) SCN zerstört war. => hatten<br />

plötzlich nur noch einen 20h-Schlaf-Wach-Zyklus. Experiment gelang auch andersrum<br />

- Die suprachiasmatischen Kerne sind die hauptsächlichen circadianen Uhren bei<br />

Menschen, aber nicht die einzigen, denn unter bestimmten Konditionen blieben trotz<br />

beidseitiger Läsion des SCN einige circadiane Rhythmen erhalten, andere nicht<br />

(Entrainment (Synchronisation der inneren Uhr mit regelmäßig wiederkehrenden<br />

Umgebungsfaktoren) durch Licht wird verhindert, aber nicht durch Essen oder Wasser)<br />

- andere Zellen im Körper zeigen auch circadiane Aktivitätszyklen, wenn man sie in<br />

Gewebekulturen aufrechterhält<br />

Der Mechanismus des Entrainment<br />

Wie kann der 24h hell-dunkel Zyklus den Schlaf-Wach-Zyklus und andere circadiane<br />

Rhythmen bestimmen/trainieren/mitreißen?<br />

Erster Ansatz bei den Augen<br />

– Durchtrennen der Sehnerven bevor sie das optische Chiasma (Kreuzung der<br />

Sehnerven) erreichen -> kein Entrainment mehr<br />

– Durchtrennen der optischen Bahnen an der Stelle, an der sie das opt. Chiasma<br />

verlassen -> keine Beeinflussung des Entrainment<br />

o Entdeckung der retinohypothalamischen Bahnen: verlassen das opt.<br />

Chiasma und projezieren zu den umliegenden SCN (hierfür sind<br />

weder Stäbchen noch Zapfen notwendig => sondern ein seltener Typ<br />

von retinalen Ganglienzellen mit auffälligen funktionalen<br />

Eigenschaften, das Photopigment ist wahrscheinlich Melanopsin)<br />

Genetik des circadianen Rhythmus<br />

– bei den 20h-rhythmus Hamstern wurde eine genetische Mutation festgestellt -> das<br />

85


verantwortliche Gen wurde Tau genannt<br />

– weiteres circadianes Gene: clock, die molekular Struktur dieses Genes wurde<br />

zuerst entschlüsselt (1997), danach die von Tau (2000)<br />

o die gleichen oder ähnliche Gene wurden in vielen Spezies gefunden<br />

(-> frühe evolutionäre Entwicklung?)<br />

o bestätigte, dass es weitere zuständige Zellen im Körper gibt für<br />

circadiane Zyklen, als nur der SCN, diese werden meist aber von<br />

neuronalen oder hormonalen Signalen bestimmt/trainiert/mitgerissen<br />

14.09 Pharmakologische Einflüsse auf den Schlaf<br />

Drei verschiedene Klassen von Medikamenten:<br />

Hypnotische: vermehren den Schlaf<br />

Antihypnotische: reduzieren den Schlaf<br />

Melatonin: beeinflusst den circadianen Rhythmus<br />

Hypnotische (schlaferzeugende) Medikamente<br />

Benzodiazepin: (Valium, Librium) heute die üblichsten Schlafmittel, reduzieren die<br />

Einschlafzeit, reduzieren das Aufwachen in der Nacht und verlängern die allgemeine<br />

Schlafenszeit -> gut gegen Schlafstörungen<br />

Aber: nicht dauerhaft anwendbar, da<br />

Patient resistent wird und immer höhere Dosen einnehmen muss<br />

Beendigung einer Therapie nach chronischer Einnahme kann zu Insomnie<br />

(Schlaflosigkeit) führen<br />

chronische Einnahme führt zur Sucht<br />

Benzodiazepin zerstört den regulären Schlaf, verlängert die Schlafphase 2,<br />

während Phase 4 und REM-Schlaf verkürzt werden<br />

5-hydroxytryptophan: (5-htp)<br />

- ist der Vorläufer von Serotonin<br />

- ist effektiver Schlafverlängerer, da er im Gegensatz zu Serotonin, die Blut-Hirn-Schranke<br />

passieren kann<br />

- 5-http- Injektionen heben die durch PCPA (Kontrahent des Serotonin) verursachte<br />

Insomnie bei Ratten und Katzen wieder auf (allerdings noch kein Vorteil bei Menschen<br />

festgestellt)<br />

Antihypnotische (schlafreduzierende) Medikamente<br />

Aufputschmittel (stimulants):<br />

zB Kokain, Amphetamine<br />

– Steigerung der Aktivität von Katecholaminen (Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin)<br />

durch erhöhte Freigabe und/oder blockieren der Wiederaufnahme durch die<br />

Synapse<br />

– Können den REM-Schlaf komplett unterdrücken<br />

– die meisten sind hoch suchtgefährdend<br />

86


Tricyclische Antidepressiva:<br />

– Steigerung der Aktivität von Katecholaminen (Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin)<br />

durch erhöhte Freigabe und/oder blockieren der Wiederaufnahme durch die<br />

Synapse<br />

– Können den REM-Schlaf komplett unterdrücken<br />

Melatonin<br />

– wird durch den Neurotransmitter Serotonin in der Zirbeldrüse synthetisiert<br />

– die Zirbeldrüse ist bei Fischen, Vögeln, Reptilien und Amphibien für Zeitverhalten,<br />

Regulierung der circadianen Rhythmen und dem jahreszeitlichen Wechsel des<br />

Fortpflanzungsverhalten zuständig durch ihre Ausschüttung von Melatonin<br />

– bei Menscehn und Säugetieren sind diese Vorgänge jedoch nicht<br />

manifestierbar/erkennbar<br />

– bei Menschen und Säugetieren sind circadiane Rhythmen in Bezug auf<br />

Melatoninausschüttung nur unter Kontrolle des SCN erkennbar und hohe<br />

Melatoninspiegel werden mit Dunkelheit und Schlaf in Verbindung gebracht<br />

– Entfernung der Zirbeldrüse + Eliminierung von Melatonin bei Erwachsenen hat<br />

kaum einen Effekt, Zirbeldrüse spielt bei der sexuellen Reife eine Rolle, danach ist<br />

die Funktion unklar<br />

Erhöht extern produziertes Melatonin den Schlaf?<br />

– gemischte Erfolge: hohe Dosen während des Tages erzielen schnelleren und<br />

bessern Schlaf während anschließenden (Kurz)Schlaftests<br />

– ABER: Melatoningabe vor dem Ins-Bett-Gehen gab unterschiedliche Ergebnisse<br />

– Extern produziertes Melatonin kann aber die circadianen Zyklen bei Säugetieren<br />

beeinflussen<br />

– Menschen mit Jet-Lag könnten mit einer Zufuhr von Melatonin schneller ihren<br />

Rhythmus anpassen<br />

– Menschen mit Melatonindefizit (Insomniacs, Schlaflose) und blinde Menschen mit<br />

Schlafproblem kann man mit der Gabe von ext. prod. Melatonin helfen<br />

14.10 Schlafstörungen<br />

Insomnie (ausgelöst durch)<br />

– iatrogen (durch ärztliche Behandlung ausgelöst) zB. durch hypnotische<br />

Medikamente (benzodiazepin)<br />

– Schlafapnoe ausgelöst (Atemstillstand während des Schlafens, meist bei älteren,<br />

übergewichtigen Männern) -> durch Muskelspasmen, Atonie oder durch den Ausfall<br />

der Atmungsstimulation durch das ZNS<br />

– nocturnal myoclonus, periodische Zuckungen des Körpers<br />

– restless-legs-syndrom, schwer zu beschreibendes, ruheloses Gefühl, wie Kitzeln<br />

in den Beinen -> hält die Patienten wach<br />

– neurotic pseudoinsomniacs, denken, sie schlafen nur wenig und bräuchten ewig<br />

zum Einschlafen, ist aber nicht so<br />

– Insomnie meist nicht durch Krankheit ausgelöst, sondern durch zu wenig<br />

ungestörten Schlaf<br />

– Sleep Restriction Therapy: effektivste Therapie, zuerst wird die Zeit, die man im<br />

Bett verbringt reduziert, danach wieder langsam erhöhen<br />

87


Hypersomnie<br />

– Narkolepsie (1 von 2000 Personen), Symptome:<br />

10.Patienten schlafen während des Tages immer wieder 10-15 min. ein, allerdings<br />

während Gesprächen, während dem Essen, etc<br />

11. Kataplexie: plötzlicher Verlust der Muskelanspannung meist durch emotionale<br />

Erlebnisse ausgelöst (Dauer zwischen Sekunden und einigen Minuten)<br />

12.Schlafparalyse: Unfähigkeit sich zu Bewegen beim Einschlafen oder Aufwachen<br />

13.hypnagoge Halluzinationen: traumartige Erlebnisse während dem Wachsein<br />

- Narkolepsie entsteht wahrscheinlich durch eine Abnormalität im Mechanismus, der<br />

den REM-Schlaf hervorruft, da narkoleptische Menschen oft direkt in den REM-<br />

Schlaf fallen, oftmals traumartige Zustände haben + Verlust der Muskelspannung<br />

während dem Wachzustand<br />

- durch Studien bei narkoleptischen Hunden hat man das verantwortliche Gen<br />

gefunden: Rezeptorprotein bindet an ein Neuropeptid (Orexin, gibt es als Orexin-A<br />

und Orexin-B)<br />

- bei Menschen mit Narkolepsie haben eine niedrige Konzentration von Orexin in<br />

der cerebrospinalen Flüssigkeit<br />

- Orexin wird von Neuronen im posterioren Hypothalamus hergestellt, haben aber<br />

auch Verknüpfungen mit Neuronen der retikulären Formation<br />

- bei Zwillingen keine Parallelen gefunden (Wahrscheinlichkeit, das beide<br />

Narkolepsie haben bei 25%) -> Nark. auf Umwelteinflüsse zurückzuführen? z.B.<br />

Neurotoxin, dass Immunreaktion hervorruft<br />

REM-Schlaf-spezifische Störungen<br />

– Narkolepsie wird auch manchmal hier zugeordnet<br />

– Läsion an der kaudalen retikulären Formation verursacht starke Verringerung, oder<br />

völliges Fehlen des REM-Schlafes -> Patienten bemerken dies nicht, völlig<br />

normaler Lebenswandel<br />

– Läsion des Nukleus magnocellularis oder zu den Outputstellen -> Patienten mit<br />

REM-Schlaf, aber ohne Muskelatonie (Erschlaffung) führt zu ‚aktivem Ausleben der<br />

Träume’<br />

14.11 Die Auswirkungen von Langzeit-Verkürzungen der Schlafdauer<br />

Kann man seine Schlafzeit von 8,5h auf 6,5h verkürzen/antrainieren, so dass man sich<br />

damit wohl fühlt? Wenn dies funktioniert, dann wäre es irrsinnig zu glauben, man brauche<br />

8h Schlaf pro Nacht.<br />

Zwei Arten von Studien<br />

– Nachtschlafende Personen<br />

– Schlummernde Personen (napping)<br />

Langzeit-Verkürzung von nächtlichem Schlaf<br />

• Studie mit 16 VP: Verkürzung für 60 Tage auf 5,5h/Nacht -> geringfügiger Defizit bei<br />

einem Test zur auditorischen Wachsamkeit<br />

• Studie mit 8 VP: Verkürzung des Schlafes um 30 min. alle 2 Wochen bis zu 6,5h/Nacht,<br />

dann um 30min alle 3 Wochen bis zu 5h/Nacht, danach alle 4 Wochen um 30 min..<br />

88


Wenn keine Motivation mehr, den Schlaf weiter zu Verkürzen -> 1 Monat auf kürzester<br />

Schlafdauer, danach 1 Monat kürzeste Schlafdauer + 30 min. -> Jede Person schlief 1<br />

Jahr lang so, wie es ihr am besten gefiel -> 5,5h/Nacht (2Personen), 5,0h/Nacht (4<br />

Pers), 4,5h/Nacht (2 Pers.)<br />

- bei allen Personen wurde eine Schlafeffizienzsteigerung festgestellt (kürzere<br />

Einschlafzeit, weniger nächtl. Aufwachen, mehr Phase 4-Schlaf)<br />

- Personen wurde am Tag müde (Schläfrigkeit)<br />

- keine Defizite bei Stimmungs-, Leistungs- oder medizinischen Tests<br />

- Personen haben 1 Jahr später ihre reguläre Schlafenszeit um 7- 18h/Woche<br />

verkürzt (freiwillig) ohne große Schläfrigkeit<br />

Langzeit-Verkürzung bei Schlummern (Napping)<br />

- Kinder und Säugetiere haben polyphasische Schlafzyklen (mehrmals am Tag Schlafen)<br />

- Erwachsene Menschen meist monophasische Schlafzyklen, aber zeigen polyphasische<br />

Zyklen von Schläfrigkeit (später Morgen/später Nachmittag)<br />

- brauchen erwachs. Menschen eine große Schlafperiode, oder auch viele kleine möglich?<br />

Was ist effizienter? Nickerchen sind erholungsfördernder, im Verhältnis zu ihrer Kürze<br />

- Bsp. Leonardo da Vinci schlief alle 4 h nur 15 min. -> 1,5h/Tag<br />

- Studien: nach 2 Wochen waren die VP an den polyphasischen Schlaf adaptiert; zeigten<br />

keine Defizite bei Tests; waren zufrieden; 4h-Plan funktioniert gut, aber in unstrukturierten<br />

Arbeitssituationen variieren Personen die Zyklusdauer ohne negative Konsequenzen;<br />

meistens aber Präferenz für andere Schlafdauer (z.B. 25 min), sonst unerholt, erledigt<br />

(Schlafträgheit); am Anfang fast nur slow-wave-Schlaf, danach selten REM-Schlaf UND<br />

slow-wave-Schlaf im gleichen Nap (Nickerchen)<br />

Langzeit-Verkürzung des Schlafes: eine Fallstudie<br />

– Autor hat selbst die Schlafverkürzung probiert<br />

– aber ohne Eingewöhnungsphase, sondern direkt auf 5h/Nacht<br />

– Positives: er gewann 21h/Woche<br />

– Negatives: ab und an Schläfrigkeit (1h vor dem ins-Bett-gehen, da er dann sitzende<br />

Tätigkeiten ausübte)<br />

- neueste Studien (2002-2004) besagen, dass die Lebenserwartung bei 7h Schlaf<br />

pro Nacht am höchsten ist. Sie ist aber bei 5 und 6h Schlaf immer noch HÖHER, als<br />

bei 8h Schlaf, bei 10h oder mehr, ist sie am niedrigsten. (Studiendauer: 10Jahre bei<br />

104010 VP)<br />

89


Kapitel 13 Drogenabhängigkeit und Verstärkersysteme im Gehirn<br />

Grundlagen der Drogenwirkung<br />

Drogeneinnahme und Absorption<br />

-psychoaktive Substanzen: Wirkstoffe, die Nervensystem beeinflussen, sich auf subjektives<br />

Verhalten/Erleben auswirken<br />

-orale Einnahme: -Drogen lösen sich in Magensäften, gelangen in Verdauungstrakt, werden<br />

dort ins Blut aufgenommen; Hauptvorteil: Einfachheit/relative Sicherheit,<br />

Hauptnachteil: Unvorhersagbarkeit; Absorption kann durch Faktoren<br />

beeinflusst werden<br />

-Injektion: -Wirkung schnell/stark/unvorhersagbar<br />

-Drogen in der Regel subkutan (ins Unterhautfettgewebe), intramuskulär oder<br />

intravenös direkt in die Venen appliziert<br />

-keine Möglichkeiten Auswirkungen durch Überdosierung/Unreinheiten/<br />

allergische Reaktionen entgegen zu treten; Venen können durch Injektionen<br />

stark geschädigt werden<br />

-Inhalation: -Verabreichungsform vieler Anästhetika, ebenso Nikotin und Marihuana;<br />

Nachteile: schwierig die Dosis der inhalierten Substanz zu regulieren; die<br />

meisten Substanzen schädigen die Lunge<br />

-Absorption durch Schleimhäute: -Nasen-, Mund- und Rektumschleimhäute; Kokain<br />

durch Nasenschleimhäute, schädigt diese<br />

Mechanismen der Drogenwirkung<br />

-Wirkstoff gelangt vom Blut ins ZNS; Schutzfilter: Blut-Hirn-Schranke<br />

-Beeinflussung auf verschiedene Art und Weise: Z.B. Alkohol wirkt auf neuronale Membrane des<br />

gesamten ZNS; andere Drogen weniger allgemein: Beeinflussung von Synthese/<br />

Ausschüttung/Abbau von Neurotransmittern, Binden an Rezeptoren, Beeinträchtigung der<br />

chemischen Reaktionskette im postsynaptischen Neuron<br />

Drogenmetabolismus/Drogenelimination<br />

-Leber bildet Enzyme, die psychoaktive Wirkstoffe in nicht-aktive Formen umwandelt<br />

Drogenmetabolismus<br />

-meistens Fähigkeit eines Wirkstoffes eliminiert die Lipidmembrane zu durchdringen und Blut-<br />

Hirn-Schranke ist nicht mehr passierbar<br />

Wirkstofftoleranz<br />

-Stadium, in dem Empfindlichkeit auf bestimmte Wirkstoffe durch wiederholten Konsum reduziert<br />

ist<br />

-gleichbleibende Dosis hat immer schwächere Wirkung und muss erhöht werden um gewünschten<br />

Effekt zu erzielen<br />

-Toleranz entspricht einer Rechtsverschiebung auf der Dosis-Wirkungskurve<br />

90


-drei Faktoren sind zu beachten:<br />

-Konsum eines Wirkstoffes kann Toleranz gegenüber anderen Drogen zur Folge haben<br />

Kreuztoleranz<br />

-oft Toleranz nur im Hinblick auf eine bestimmte Wirkung der Droge<br />

-Zunahme der Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Wirkstoffen Sensibilisierung<br />

-Wirkstofftoleranz basiert nicht auf einem einzelnen Mechanismus<br />

-metabolische Toleranz Toleranz resultiert daraus, dass nur Teil der Wirkstoffmenge an<br />

Wirkungsort ankommt<br />

-funktionelle Toleranz Toleranz durch verminderte Reaktionsfähigkeit der betroffenen<br />

Zielorte<br />

-typisch für psychoaktive Drogen; verschiedene Arten der<br />

Entwicklung: wiederholter Konsum kann Anzahl der Rezeptoren<br />

Reduzieren, kann Bindungseffiziens verringern, etc<br />

Drogenentzug und physische Abhängigkeit<br />

-Entzugssyndrom plötzlicher Entzug einer dauerhaft konsumierten Droge; ist der<br />

ursprünglichen Drogenwirkung entgegengesetzt<br />

-physische Abhängigkeit, wenn Personen unter Entzugserscheinungen leiden, sobald sie die<br />

Droge absetzen<br />

-Anwesenheit der Droge ruft kompensatorische Veränderungen im Nervensystem hervor; wird der<br />

Wirkstoff aus dem Körper entfernt manifestieren sich neuronale, kompensatorische Veränderungen<br />

in Form von entgegengesetzten Entzugssymptomen<br />

-Schweregrad der Entzugssymptome hängt von Droge, Dauer/Ausmaß des Konsums und<br />

Entzugsgeschwindigkeit ab<br />

Sucht und ihre Bedeutung<br />

-Konsument ist süchtig, wenn Droge trotz Schädigung der Gesundheit und der sozialen Integration<br />

trotzdem weiter regelmäßig konsumiert wird<br />

-psychische Abhängigkeit regelmäßiger Drogenkonsum, der nicht mir physischer<br />

Abhängigkeit einher geht<br />

Rolle des Lernens bei der Wirkstofftoleranz und den Entzugserscheinungen<br />

Kontingente (erlebnisabhängige) Wirkstofftoleranz<br />

-Toleranzform, die sich nur gegenüber Drogenwirkungen entwickelt, die direkt mit einem Erlebnis<br />

verknüpft werden<br />

-in Untersuchungen wird Vorher-Nachher-Effekt herangezogen<br />

2 Tiergruppen erhalten gleiche Injektionsanzahl und werden gleichen Tests unterzogen;<br />

eine Gruppe bekommt Injektionen vor dem Test, die andere danach; am Ende des<br />

Versuchs noch einmal gleiche Wirkstoffdosis für beide Gruppen; Werte werden getestet<br />

und verglichen<br />

-muss grundlegendes Phänomen sein, da es sich auf synaptischer Ebene nachweisen lässt<br />

91


-verschiedene Theorien zur kontingenten Wirkstofftoleranz:<br />

1.Reinforcement-Density-Rheorie: psychoaktive Substanzen reduzieren durch<br />

verhaltensbeeinträchtigende Wirkung die Anzahl der Verstärkungen; die wenigen Verstärkungen,<br />

die erhalten werden, rufen nach und nach Verhaltensänderungen hervor, die<br />

anfänglichen Beeinträchtigungen entgegenwirken<br />

2.homöostatische Theorie: psychoaktive Substanzen gehen mit Störung der Homöostase des<br />

Körpers einher; Auftreten dieser Störungen ruft adaptive Veränderungen hervor, die versuchen<br />

Gleichgewicht wiederherzustellen, indem sie der Drogenwirkung entgegen wirken<br />

3.Drogeneffekt-Theorie: Wirkstofftoleranz wird durch Erfahrung einer Störung des neuronalen<br />

Aktivitätsmusters gesteuert; unabhängig davon, ob Störung mit Verstärkerreduktion oder<br />

Abweichung von Homöostase zusammenhängt; Toleranz entwickelt sich immer, wenn<br />

Drogenwirkung erfahren wird<br />

Konditionierte (situationsabhängige) Wirkstofftoleranz<br />

-konzentriert sich auf Situationen, in denen Drogen genommen werden<br />

-Toleranz kann sich nur dann maximal entwickeln, wenn Droge immer in der gleichen Situation<br />

eingenommen wird<br />

-Versuch mit Ratten: eine Gruppe bekommt Alkoholinjektionen in bestimmtem Testraum<br />

und Kochsalzlösungsinjektionen im Gemeinschaftsraum; andere Gruppe<br />

umgekehrt; am Ende wurde Toleranz gegenüber hypothermischer<br />

(temperatursenkender) Wirkung des Alkohols getestet<br />

Toleranz nur, wenn Testinjektion in Umgebung verabreicht wurde,<br />

die mit Alkoholinjektion verbunden war<br />

situationsabhängige Spezifität der Wirkstofftoleranz<br />

-Süchtige nur tolerant, wenn Droge wiederholt in gleicher Umgebung verabreicht wird; müssen<br />

dann höhere Dosen einnehmen um gewünschten Effekt zu erzielen<br />

-wird erhöhte Dosis dann in ungewohnter Umgebung eingenommen, dann ist keine Toleranz präsent<br />

und Risiko an Überdosis zu sterben nimmt zu (Siegel et al 1982)<br />

-Siegel versteht jede Drogeneinnahme als Pawlowsche Konditionierung; Umweltreize kündigen<br />

Verabreichung der Droge an<br />

-Umweltreize sind konditionierte Reize; Drogenwirkungen stellen unkonditionierte Reize dar<br />

-Verabreichung der Droge ruft dann konditionierte Reaktionen hervor, die den unkonditionierten<br />

Drogenwirkungen entgegen gesetzt sind und diese kompensieren<br />

konditionierte Kompensationsreaktionen<br />

-konditionierte Entzugserscheinungen Entzugserscheinungen, die durch drogenspezifische<br />

Situation oder Schlüsselreize,die mit Verabreichung<br />

Verbunden sind, hervorgerufen werden<br />

Fünf häufig missbrauchte Drogen<br />

Tabak<br />

-Nikotin ist hauptsächlicher psychoaktiver Bestandteil des Tabaks; außerdem ca. 4000 andere<br />

92


Chemikalien, die unter dem Begriff „Teer“ zusammengefasst werden<br />

-unterschiedliche Auswirkungen: Nichtraucher reagieren auf Züge aus Zigarette mit Übelkeit,<br />

Husten, Schwitzen, Schwindel, Hautrötungen; Raucher behaupten sie seien entspannter,<br />

aufmerksamer, weniger hungrig<br />

-starke Raucher sind Drogensüchtige; Suchtmerkmal ist zwanghaftes Verlangen nach der Droge<br />

Nikotin<br />

-wenn keine Zigaretten verfügbar sind, dann Entzugserscheinungen, wie Depressionen, Angst,<br />

Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten<br />

-70% derer, die das Rauchen ausprobieren, werden davon abhängig<br />

-Rauchersyndrom Folgen des langfristigen Tabakkonsums; Schmerzen in Brust, Atemnot,<br />

Husten, Anfälligkeit für Erkrankungen der Atemwege, Krebsgeschwüre<br />

in Kehlkopf, Mund, Speiseröhre, Lunge, Magen, Bauchspeicheldrüse<br />

und Nieren, kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

-Bürgerkrankheit Blutgefäße ziehen sich nach Nikotinkonsum stark zusammen, besonders<br />

in den Beinen; kann zu Gangrän kommen (brandiger Fäulnisprozess, der<br />

Amputation führen kann)<br />

-Rauchen während der Schwangerschaft erhöht Risiko einer Fehlgeburt, Totgeburt und des frühen<br />

Kindstodes<br />

-man geht davon aus, dass freie Radikale Ursache für Tabakgenuss-bezogene Störungen sind<br />

-freie Radikale sind Atomgruppen mit einem oder mehreren ungepaarten Elektronen; gefährlich, da<br />

sie viel biologische Substanzen (auch DNA) oxidieren können<br />

Alkohol<br />

-Alkoholmoleküle sind klein und sowohl fett- als auch wasserlöslich; dringen in alle Bereiche des<br />

Körpers ein<br />

-in mittlerer bis hoher Konzentration hemmt Alkohol das Feuern der Neuronen; in niedriger K.<br />

wirkt er wie milder Stimulans und fördert soziale Interaktion<br />

-in mäßiger Dosierung Beeinträchtigung von Kognition, Wahrnehmung, Sprache und Motorik<br />

-ab Blutalkoholspiegel von 0,5% kann durch Unterdrückung des Atemzentrums der Tod eintreten<br />

-Alkohol führt zu Hypothermie (Senkung d. Körpertemperatur), da Blutgefäße erweitert werden<br />

und Wärme aus dem Blut abgegeben wird<br />

-Alkohol ist Diuretikum erhöht Urinproduktion der Niere<br />

-erzeugt sowohl Toleranz, als auch physische Abhängigkeit<br />

-Alkoholentzug führt oft zu Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen und Tremor; wird beschönigend als<br />

„Kater“ bezeichnet<br />

-schwerer Alkoholentzug umfasst 3 Phasen<br />

-1.Phase:5-6Std nach Beendigung einer langen Phase des Alkoholkonsums; Tremor,<br />

Schwitzen, Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen, Darmkrämpfe<br />

-2.Phase: 15-30 Std nachher; starke Krämpfe<br />

-3.Phase: beginnt 1-2Tage danach und dauert 3-4 Tage; wird Delirium tremens genannt<br />

Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Unruhe, Verwirrtheit, Hyperthermie<br />

(erhöhte Körpert.), Tachycardie (Herzrasen); Krämpfe können tödlich enden<br />

-Alkohol greift fast jedes Gewebe im Körper an<br />

-Folgen des chronischen Konsums: Hirnschäden; Korsakow-Syndrom neuropsychologische<br />

Erkrankung mit schwerem Erinnerungsverlust,<br />

sensorische und motorische Störungen, Demenz;<br />

Leberzirrhosen (häufigste Todesursache bei Alkoholikern)<br />

Zersetzter Herzmuskel; geschädigter Magen-Darm-Trakt;<br />

93


erhöhtes Risiko für Mund- oder Leberkrebs; Magengeschwüre;<br />

Pankreatitis; Gastritis<br />

-Alkohol durchdringt während Schwangerschaft die Plazentaschranke und beeinträchtigt Feten;<br />

Kommt zu Fetalem Alkoholsyndrom (FAS) geistige Retardierung, schlechte Koordination,<br />

geringes Geburtsgewicht, verzögertes Wachstum, körperliche Deformationen<br />

-Alkohol hat verschiedene Wirkungsmechanismen: reduziert Kalziumfluss in die Neurone;<br />

verstärkt inhibitorischen Neurotransmitter GABA, erhöht Anzahl der Bindungsstellen für<br />

exzitatorischen Neurotransmitter Glutamat; stört second-messenger-System<br />

Marihuana<br />

-getrocknete Blätter und Blüten der Cannabis sativa (gemeine Hanfpflanze)<br />

-am meisten verbreitete Methode der Konsumierung ist, die Blätter in einem Joint oder in einer<br />

Pfeife zu rauchen; wirkt auch, wenn man es in ölhaltigem Substrat bäckt und isst<br />

-psychoaktive Wirkung geht auf Wirkstoff Delta-9-THC zurück<br />

-meisten Cannabinoide im klebrigen Pflanzenharz; extrahiert und getrocknet ist es dunkle,<br />

korkähnliche Masse und wird Haschisch genannt<br />

-Gebrauch von Marihuana in China reicht ca. 6000 Jahre zurück<br />

-im Mittelalter breitete sich der Anbau von Cannabis vom Mittleren Osten nach Europa aus und<br />

wurde fast ausschließlich zur Seilherstellung verwendet<br />

-1611 Anbau in amerikanischen Kolonien<br />

-Anfang/Mitte des 20.Jahrhunderts wurde Marihuana in den USA als übertrieben gefährlich<br />

propagiert und wurde deswegen als Betäubungsmittel mit hohem Strafmaß eingestuft<br />

-Auswirkungen von üblichen Doseierungen gering; bei hoher Dosierung jedoch psychologische<br />

Funktionsstörungen, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnis, der Sprache und der Fähigkeit zur<br />

Lösung von Aufgaben<br />

-aggressives Verhalten wird gehemmt<br />

-fatale Folgen beim Autofahren: potenzielle Gefahren werden nicht schnell genug erfasst<br />

-Gefahren des Langzeitkonsums: Lungenschädigung, wahrscheinlich Husten, Bronchitis,<br />

Asthma<br />

-Schädigungen, die nicht ausreichend bewiesen sind: gesenkter Testosteronspiegel im Plasma<br />

bei Männern, Immunsystem negativ beeinflusst,<br />

Tachycardie (erhöhter Puls) , kardiovasculäre Probleme<br />

-amotivationales Syndrom wenn erzeugte Entspannung pathologische Ausmaße annimmt<br />

-Suchtgefahr ist gering; Toleranz stellt sich nur ein, wenn es über längeren Zeitraum konsumiert<br />

wird<br />

-Entzugserscheinungen: Übelkeit, Diarrhoe, Schwitzen; Kälteschauer; Tremor, Ruhelosigkeit,<br />

Schlafstörungen<br />

-Droge hat die Fähigkeit, Übelkeit bei Krebspatienten mit Chemotherapie zu blockieren<br />

-kann möglicherweise epileptische Anfälle abblocken und Bronchiolen von Asthmatikern erweitern<br />

-THC bindet an Rezeptoren, die in den Basalganglien, im Hippocampus, im Kleinhirn und<br />

Neocortex besonders zahlreich sind<br />

-man hat endogene THC-ähnliche Substanz gefunden und isoliert Anandamid<br />

Kokain<br />

-wird aus Blättern des Cocastrauches hergestellt<br />

-roher Extrakt (Cocapaste) direkt aus Blättern gewonnen; daraus wird Kokainhydrochlorid<br />

extrahiert, ein geruchloses weißes Pulver;<br />

-wird in eine Form als freie Base konvertiert und nennt sich dann Crack; ist unreines Produkt dieser<br />

94


Art; wird in Pfeife geraucht<br />

-Kokainhydrochlorid ist wirksames Lokalanästhetikum; wurde durch synthetische Ersatzstoffe, z.B.<br />

Lidocain, abgelöst<br />

-Kokain wir gegessen, geraucht, geschnupft oder injiziert<br />

-erlebte psychische Effekte: Welle des Wohlbefindens, fühlen sich wach, selbstsicher, energisch,<br />

freundlich, extravertiert, zappelig, gesprächig, geringes Bedürfnis nach Essen und Schlaf<br />

-Effekte ähneln denen von Amphetamin<br />

-Stimulanzien, wie Kokain, regen das Nervensystem an<br />

-Kokssessions: extrem hohe Kokainspiegel werden über ein oder zwei Tage aufrecht erhalten<br />

Kokser werden immer toleranter und nehmen deshalb immer höhere Dosen;<br />

erst zu Ende, wenn Kokain aufgebraucht ist oder schwere Vergiftungssymptome<br />

auftreten; kommt oft zu Schlaflosigkeit, Tremorerscheinungen,<br />

Übelkeit und psychotischem Verhalt5en; es besteht die Gefahr von Krampfanfällen<br />

, Bewusstseinsverlust, Todesgefahr durch Atemstillstand oder<br />

Schlaganfall<br />

-Kokainpsychose psychotisches Verhaltenssyndrom; hat Ähnlichkeit mit schizophrenen<br />

Symptomen<br />

-Kokain macht extrem süchtig; Entzugserscheinungen allerdings unspektakulär, Stimmungsabfall,<br />

Schlaflosigkeit<br />

-Kokain erhöht Aktivität an den katecholaminergen Synapsen, indem es Wiederaufnahme von<br />

Katecholaminen (Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin) in die präsynaptischen Neurone blockiert<br />

Opiate<br />

-Opium Saft aus den Samen des Schlafmohns; hat mehrere psychoaktive Inhaltsstoffe:<br />

Morphium und das schwächere Codein<br />

-Heroin ist mit ihnen verwandt, aber noch stärker<br />

-werden unter dem Oberbegriff Opiate zusammengefasst<br />

-sind gute Analgetika (Schmerzmittel)<br />

-Opiumkonsum ca.4000 vor Chr. Im Mittleren Osten populär; hat sich danach nach Afrika, Europa<br />

und Asien ausgebreitet<br />

-1644 verbot Kaiser von China das Tabakrauchen und die Leute stiegen auf Opium um<br />

-1803 wurde Morphin isoliert<br />

-1856 wurde Injektionsnadel erfunden und bald wurde verletzen Soldaten Morphin per Nadel<br />

verabreicht; Morphiumsucht wurde als Soldatenkrankheit bezeichnet<br />

-Opium bis ins 20te Jahrhundert legal käuflich<br />

-seit 1929 sind Morphin, Heroin, Opium im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes stark<br />

eingeschränkt<br />

-in den USA Harrison Narcotics Act; schloss Heroin nicht mit ein<br />

-Heroin erstmals 1870 aus Morphiummolekül durch hinzufügen von 2 Acetylgruppen synthetisiert<br />

worden; erhöhte Fähigkeit zur Durchdringung der Blut-Hirn-Schranke<br />

-Firma Bayer begann 1898 mit der Vermarktung von Heroin als Superaspirin<br />

-durch die Auslassung im Harrison Narcotics Act breitete sich Heroinsucht aus<br />

-1924 wurde Heroin verboten; organisiertes Verbrechen begann zu erblühen<br />

-intravenöse Injektion ist bevorzugte Verabreichungsform und verursacht Welle intensiven,<br />

abdominalen, orgasmischen Wohlbefindens, welches zu gelassener schlaftrunkener Euphorie wird<br />

-es entwickeln sich Toleranz und extreme physische Abhängigkeit; führt zu immer höheren Dosen<br />

und direkteren Applikationsformen<br />

-Gesundheitsgefährdung überraschend gering<br />

95


-Hauptrisiken sind Verstopfung, Pupillenverengung, Unregelmäßigkeiten in der Menstruation,<br />

verringerte Libido<br />

-Entzugserscheinungen setzen 6-12Std nach letzter Einnahme ein; Ruhelosigkeit, Schwitzen,<br />

tränende Augen, Gähnen<br />

-danach unregelmäßiger Schlaf<br />

-anschließend Kälteschauer, Zittern, Gänsehaut, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Krämpfe,<br />

Schmerzen, Tremor, Muskelspasmen, „auf turkey sein“<br />

-Symptome am 2ten und 3ten Tag am schlimmsten; am 7ten Tag fast verklungen<br />

-Entzugserscheinungen entsprechen in etwa einer schweren Grippeerkrankung<br />

-Hauptrisiken der Sucht sind indirekter Natur<br />

-da Opiate gesetzlich verboten sind, müssen sie von Süchtigen zu überhöhten Preisen vom Händler<br />

gekauft werden ; die, die nicht reich genug sind, gleiten in Leben der Armut und Kriminalität ab<br />

-sind mittellos, unterernährt, oft zur Prostitution gezwungen<br />

-sind durch unsterile Nadeln und ungeschützten Geschlechtsverkehr besonders von<br />

Infektionskrankheiten gefährdet<br />

-Drogen sind oft schlecht hergestellt und verschnitten/gestreckt<br />

-Opiate wirken durch Anbindung an spezielle Rezeptoren, die normalerweise endogene<br />

(körpereigene) Substanzen z.B. Endorphine binden<br />

Das Drogendilemma: Wie das richtige Maß finden?<br />

-Öffentlichkeit muss Hauptlast der Kriminalität und Gewalt von Drogensüchtigen tragen, ebenso<br />

wie die wirtschaftlichen Folgen<br />

-verschiedene Psychopharmakologen und Politikwissenschaftler haben sich zusammengesetzt und<br />

den US-Amerikanischen Ansatz zur Drogenbekämpfung ausgewertet<br />

schlecht durchdacht, da Sucht wie Verbrechen anstatt wie Krankheit behandelt wird;<br />

es wird versucht Sucht zu bekämpfen, indem Nachschub verhindert wird und Abhängige<br />

bestraft werden<br />

-Experten sagen, dass es keine Möglichkeiten gibt Nachschub zu stoppen, sondern dass<br />

Drogenkampagnen nur Preise erhöhen und so Menschen animiert werden im Dealergeschäft<br />

mitzumischen<br />

-nicht sinnvoll, die Kranken und Schwachen zu bestrafen; ist heuchlerisch strenge Strafen gegen<br />

einige Drogen zu beschließen, während gefährlichere Drogen öffentlich angepriesen werden dürfen<br />

-Empfehlungen der Experten: -Geld wäre besser in Erziehungs-, Forschungs-, und<br />

Sozialprogrammen angelegt; Abhängige sollten behandelt und nicht verfolgt werden; Gesetze zur<br />

Regelung des Drogengebrauchs sollten auf Gefahren jeden einzelnen Rauschmittels zugeschnitten<br />

sein; Richter sollten größere Freiheit bei ihren Urteilen haben (Rechtssprechung in Bundesrepublik<br />

schon gelockert); Zigaretten- und Alkoholwerbung sollte eingeschränkt werden; sollte getestet<br />

werden, ob Legalisierung von z.B. kleinen Mengen Haschisch zum persönlichen Gebrauch,<br />

negative Auswirkungen hat- wenn nicht, dann sollte es eingeführt werden; es sollten<br />

Versuchskliniken errichtet werden, in denen Süchtige zu Beginn der Behandlung mit kleinen<br />

Rationen ihrer Droge ausgestattet werden (Süchtige nehmen Kontakt zu Ärzten auf,<br />

Gesundheitsprobleme können behoben werden, etc); es sollte aus Erfahrungen von Ländern wie<br />

England/Holland profitiert werden, die mit den obigen Empfehlungen erfolgreich waren<br />

Biopsychologische Theorien der Abhängigkeit<br />

Theorien der physischen Abhängigkeit<br />

96


Süchtige werden durch körperliche Abhängigkeit in Teufelskreis von Drogenkonsum und<br />

Entzugserscheinungen hineingezogen; oder es wird versucht, anderen unangenehmen<br />

Situationen aus dem Weg zu gehen<br />

-Süchtige werden durch Entzugserscheinungen dazu getrieben sich die Droge zu verabreichen<br />

-wurde versucht Süchtigen während Krankenhausaufenthalt nach und nach die Droge zu entziehen;<br />

Entzugssymptome waren geringer, aber fast alle entgifteten Süchtigen wurden rückfällig<br />

-Versagen dieser Methode aus 2Gründen nicht erstaunlich:<br />

-einige stark süchtig machende Drogen haben keine schmerzhaften Entzugserscheinungen,<br />

z.B. Kokain<br />

-Einnahmegewohnheit ist oft ein Auf und Ab von Orgie und Entzug, z.B. durch nicht genug<br />

Geld, Gefängnis, oder Wochenenden<br />

-heutige Theorien der physischen Abhängigkeit betrachten den Fakt, dass viele nach Detoxifikation<br />

rückfällig werden<br />

-konditionierte Entzugserscheinungen, die Drogenwirkungen entgegengesetzt sind, werden durch<br />

Umweltreize ausgelöst, wenn entgiftete Süchtige in Situation zurückkehren, in der sie zuvor die<br />

Droge erlebt haben<br />

-Theorie muss sich 2 Problemen stellen: 1. viele der situationsbedingten Effekte sind der Droge<br />

ähnlich und nicht entgegengesetzt; 2. Süchtige bevorzugen häufig Situationen, die auf Drogen<br />

schließen lassen, selbst wenn keine Droge verabreicht wird<br />

Theorien der positiven Verstärkungssysteme<br />

-Hauptmotiv der Drogeneinnahme ist das starke Verlangen nach der positiv verstärkenden Wirkung<br />

der Droge<br />

-die meisten Drogen wirken enthemmend<br />

-werden dann normalerweise gehemmte Verhaltensweisen positiv belohnt, so können sie indirekte,<br />

aber wichtige, verstärkende Faktoren darstellen; besonders in der Anfangsphase der Abhängigkeit<br />

-2 Theorien die besagen, dass positive Verstärkung des Suchtmittels mit dem Rauschmittelkonsum<br />

zunimmt<br />

-Krank (1989) und Tabakoff & Hoffmann (1988) positive Verstärkung nimmt zu, weil sich<br />

konditionierte Toleranz gegenüber schädlichen Auswirkungen stärker entwickelt als gegenüber<br />

angenehmen Effekten<br />

-Robinson & Berridge (1993) Drogenkonsum sensibilisiert bei Süchtigen die positive<br />

Verstärkung und motiviert so den Konsumenten die Droge einzunehmen; Grundlage der Sucht ist<br />

nicht Wohlbefinden an sich, sondern der erwartete Rauschzustand<br />

Verstärkersysteme im Gehirn<br />

-intracranielle Selbstreizung Verhalten, bei dem sich Menschen/Ratten/andere Arten selbst<br />

kurze Stromstöße in bestimmte Hirnregionen verabreichen<br />

(Elektroden in betreffenden Hirnregionen; wird durch das<br />

Betätigen eines Hebels ausgelöst)<br />

-Olds & Milner (1954) sind Entdecker des Phänomens<br />

-nahmen an, dass gereizte Hirnregionen normalerweise die angenehmen Effekte von<br />

Belohnungsreizen weitergeben, z.B. Futter, Geschlechtsverkehr<br />

Grundlegende Eigenschaften der intracraniellen Selbstreizung<br />

97


-anfängliche Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich das Hebeldrücken zur Verabreichung<br />

einer Hirnreizung grundsätzlich vom Hebeldrücken für natürliche Verstärker (z.B. Futter)<br />

unterscheidet<br />

-selbststimulierungsrate ist enorm hoch<br />

-Ratten beendeten Hebeldrücken zur Selbstreizung fast im gleichen Moment, in dem<br />

Strommechanismus abgeschaltet wurde<br />

-verblüffend, weil hohe Frequenzen der operanten Reaktion normalerweise Indikator für besonders<br />

angenehme Verstärker sind<br />

-aber schnelle Auslöschung (Extinktion) spricht dafür, dass Verstärker nicht angenehm war<br />

-Versuchstiere mit Erfahrung in Selbstreizung setzen Hebeldrücken nicht von sich aus fort, wenn sie<br />

wieder vor den Apparat gesetzt wurden<br />

-mussten durch Priming erst „scharf gemacht werden“ Versuchsleiter drückt einige Male den<br />

Hebel, um ein paar Hirnreizungen auszulösen; Ratte begann sofort wieder hochfrequente<br />

Selbstreizung<br />

-dies schien Ursprünglich die Theorie zu widerlegen; wurde jedoch trotzdem beibehalten<br />

-4 Belege: 1. Hirnreizungen mit Hilfe von Elektroden rufen in Anwesenheit des passenden<br />

Zielobjektes natürlich motiviertes Verhalten hervor (Fressen, Brutpflege, etc)<br />

Aktivierung von Schaltkreisen,die artspezifisch motiviertes Verhalten erzeugen;<br />

ist Grundlage für Belohnung<br />

2. erhöhte Motivation(z.B. Futterdeprivation)steigert häufig Selbstreizungsfrequenz<br />

3. Hebeldrücken zur Reizung mancher Hirnregionen gleicht oft Hebeldrücken für<br />

natürliche Belohnung; Akquisition langsam, Reaktionsraten gering, Auslöschung<br />

langsam, Priming entfällt<br />

4. geringfügige Unterschiede zwischen den Situationen führten dazu, dass deren<br />

Auswertungen qualitativ verschieden erschienen<br />

-Vergleiche sind allerdings problematisch, da Versuchstiere, die Hebel drücken, um sich Hirnreize<br />

zu verabreichen, nicht depriviert sind und Hebeldruck die Belohnung direkt erfüllt<br />

-in Untersuchungen mit natürlichen Belohnungen sind Versuchstiere oft depriviert und müssen nach<br />

Drücken des Hebels erst das Futterstückchen erreichen um belohnenden Effekt zu erfahren<br />

-Panksepp & Trowill (1967) verglichen Hebeldrücken für Hirnreizungen mit Hebeldrücken für<br />

natürliche Verstärker ohne unerwünschte Faktoren und einige Hauptunterschiede zwischen den 2<br />

Belohnungstypen verschwanden<br />

wenn sich nicht deprivierte Ratten durch Hebeldruck eine kleine Menge Schokomilch mit<br />

Hilfe eines Mundschlauches direkt ins Maul spritzen konnten, dann glich ihr Verhalten<br />

Dem von Ratten, die sich Hirnreize verabreichten<br />

Das mesolimbische Dopaminsystem und intracranielle Selbstreizung<br />

-mesolimbisches System System von dopaminergen Neuronen, die sich von<br />

Mesencephalon (Mittelhirn) in verschiedene Regionen des<br />

Telencephalons erstrecken<br />

-Neurone, aus denen sich mesolimbisches Dopaminsystem zusammensetzt, haben Zellkörper in 2<br />

Kernen des Mittelhirns in der Substantia nigra und im ventralen Tegmentum<br />

-Axone setzen sich in telencephalonische Regionen fort; einschließlich Regionen im präfrontalen<br />

Neocortex und limbischen Cortex, des Bulbus olfactorius, der Amygdala, des Septums, des<br />

Sriatums und des Nucleus accumbens<br />

-zunächst Annahme, dass dopaminerge Neuronen der Substantia nigra in Striatum laufen; Neurone<br />

98


aus ventralem Tegmentum in limbische und corticale Strukturen<br />

ursprünglich angenommene Ordnung verwischt zwischen der nigrostriatalen und<br />

mesolimbischen Bahn<br />

-Neurone von der ventralen Tegmentumregion zu Nucleus accumbens sind am häufigsten an<br />

belohnenden Hirnreizungen bei natürlicher Belohnung und süchtig machenden Drogen beteiligt<br />

-Mapping-Experimente: -viele Hirnregionen, an denen Selbstreizung stattfindet, sind Teil des<br />

mesolimbischen Dopaminsystem<br />

-Kartierung ergab, dass die meisten Selbstreizungspunkte in<br />

Substantia nigra und im ventralen Tegmentum liegen<br />

-mesolimbisches Selbstreizungspunkte mit höchsten Rektionsraten<br />

und niedrigsten Schwellenwerten haben die größte Dichte von<br />

dopaminergen Fasern<br />

-Cerebrale Dialyse: während Experiment werden Proben von extrazellulärer Flüssigkeit<br />

aus bestimmten Hirnregionen entnommen und chemisch analysiert<br />

-um zu zeigen, dass Selbstreizung mit Anstieg der Dopaminausschüttung<br />

einhergeht<br />

-Dopaminagonist-/antagonist-Experimente: Dopaminagonisten steigern Selbstreizungsrate;<br />

Dopaminantagonisten reduzieren sie<br />

-Hirnläsionen: -Läsionen des mesolimbischen Dopaminsystems stören Selbststimulation<br />

- ipsilateral zur Reizelektrode gesetzte Läsionen in ventraler Tegmentumregion<br />

verminderten Selbstreizungsrate; kontralaterale dagegen nicht<br />

Das mesolimbische Dopaminsystem und natürlich motivierte Verhaltensweisen<br />

-mit Hilfe von neuen Untersuchungen konnte Dopaminausschüttung im Nucleus accumbens bei<br />

Ratten, in natürlichen Abläufen motivierten Verhaltens nachgewiesen werden<br />

-Ziel: festzustellen, ob Dopaminausschüttung mit konsumatorischen oder präparatorischen<br />

Verhaltensweisen korreliert ist<br />

-konsumatorische Verhaltensweisen Verhaltensweisen (Fressen, Kopulation), die natürlich<br />

motivierte Verhaltenssequenzen vollenden<br />

-präparatorische Verhaltensweisen Verhaltensweisen (Annäherung an Geschlechtspartner,<br />

Futtersuche), die Organismus darauf vorbereiten die<br />

Verhaltenssequenz mit Endhandlung abzuschließen;<br />

auch unter Bezeichnung Appetenzverhalten oder Suchverhalten<br />

bekannt<br />

-fand heraus, dass Dopaminausschüttung aus Nucleus accumbens mit konsumatorischen<br />

Verhaltensweisen natürlicher Verhaltenssequenzen korreliert ist<br />

Neuronale Mechanismen der Abhängigkeit<br />

-nahm an, dass mesolimbisches System auch belohnende Auswirkungen von Suchtmitteln<br />

weiterleitet<br />

-2 Paradigmen häufig zur Erforschung neuronaler Mechanismen der Abhängigkeit herangezogen<br />

-Selbstapplikations-Paradigma Ratten oder Primaten drücken Hebel, um sich Droge mit<br />

99


Hilfe von implantierter Kanüle selbst zu injizieren;<br />

Experimente, in denen Mikroinjektion der Droge direkt in<br />

Hirnregionen injiziert wird, waren besonders aufschlussreich<br />

-konditioniertes Platzpräferenz-Paradigma Ratten erhalten in der Drogenkammer eines<br />

Zweikammer-Testkäfigs wiederholt Drogen; in Testphase<br />

wird Ratte in drogenfreiem Zustand in Testkäfig gesetzt;<br />

es wird Zeit gemessen, die das Tier in Drogenkammer<br />

bzw. in unterschiedlich ausgestatteter Kontrollkammer<br />

verbringt Ratten bevorzugen Drogenkammer<br />

Nachweis der Beteiligung des mesolimbischen Dopaminsystems bei der Drogenabhängigkeit<br />

-aus Nachweisen geht hervor, dass mesolimbisches Dopaminsystem für Belohnungseffekte von<br />

Drogen verantwortlich ist<br />

- 5 Nachweise:<br />

1. Labortiere verabreichen sich Mikroinjektionen von süchtig machenden Drogen direkt<br />

in Strukturen des mesolimbischen Dopaminsystems und nicht in andere Hirnregionen<br />

2. Mikroinjektionen von Rauschmittel direkt in die Strukturen des mesolimbischen<br />

Dopaminsystems führen zur Entwicklung von konditionierter Reizpräferenz<br />

3. nur süchtig machende Drogen verstärken Belohnungseffekte durch elektrische Reizung<br />

des mesolimbischen Dopaminsystems<br />

4. Störungen des mesolimbischen Dopaminsystems reduzieren die belohnenden<br />

Auswirkungen von süchtig machenden Drogen, die systemisch (in den Blutkreislauf)<br />

injiziert werden<br />

5. in vivo Spannungsableitungen und cerebrale Dialyse des Nucleus accumbens haben<br />

gezeigt, dass systemische Selbstapplikation der meisten süchtig machenden Drogen<br />

mit erhöhter Dopaminausschüttung verbunden ist<br />

100


Kapitel 14 Gedächtnis und Amnesie<br />

Gedächtnis<br />

Zu unterscheiden sind:<br />

• Das sensorische Gedächtnis<br />

• Das Kurzzeitgedächtnis<br />

• Das Arbeitsgedächtnis<br />

• Das Langzeitgedächtnis<br />

Das Sensorische Gedächtnis:<br />

Auch bei Unaufmerksamkeit scheinen Informationen für einen gewissen Zeiztraum als eine Art<br />

Echo in unserem Kopf zu bleiben auf welches nur wenn es sofort geschieht eventuell<br />

zurückgegriffen werden kann.<br />

• Informationen im sensorischen Speicher verschwinden sehr schnell (visuelle etwa 15<br />

Millisekunden; auditive etwa 2 Sekunden)<br />

• Große Kapazität<br />

• Können nicht bewusst abgefragt werden sondern höchstens quasi nochmal gelesen werden und<br />

dann analysiert und wiedergegeben werden, wenn es sofort geschieht<br />

Kurzzeitgedächtnis<br />

- Aufbewahrung von Informationen für wenige Sekunden<br />

25. Kleine, sehr beschränkte Kapazität (7 +/- 2 (Miller, 1956) Informationseinheiten,<br />

sogenannte„Chunks“)<br />

26. Zugänglich für bewusste Abfrage<br />

Das Kurzzeitgedächtnis ist ein Speicher, der eine kleine Menge von Informationen in einem aktiven<br />

jederzeit verfügbaren Stadium bereithält. Die Informationen können weiterverarbeitet werden,<br />

Ergebnisse müssen zur längerfristigen Speicherung in das Langzeitgedächtnis überführt werden.<br />

47) Wiederholung der Informationen notwendig, um sie nicht direkt wieder zu vergessen,<br />

48) gleichzeitig unterstützt sie den Transport der Informationen zum Langzeitgedächtnis<br />

Das Arbeitsgedächtnismodell<br />

Hier werden Informationen über einen bestimmten Zeitraum behalten, können überarbeitet werden,<br />

es kann nach ihnen gehandelt werden usw.<br />

Die Idee des Mehrkomponentenmodells nach Baddeley und Hitch, 1974<br />

101


Nach Baddeley und Hitch besteht das Arbeitsgedächtnis aus einer zentralen Exekutive, welche die<br />

Arbeitsvorgänge von 3 untergeordneten Systemem regelt:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

die phonologische Schleife (Phonological Loop),<br />

der räumlich-visuelle Notizblock (Visuospatial Sketchpad)<br />

der episodische Puffer<br />

Die phonologische Schleife: Ist für die Bearbeitung von sprachbezogenen Informationen<br />

zuständig.<br />

Unterteilung in 2 Subkomponente:<br />

– passiver phonologischer Speicher, auch akustischer Speicher<br />

– artikulatorischer Kontrollprozess.<br />

Der passive phonologische Speicher behält Sprachlaute bevor sie verblassen. Der artikulatorische<br />

Kontrollprozess verhindert das verblassen von visuell dargebotenen Sprachinformationen z.B.durch<br />

das aktive innere Sprechen.<br />

Ort: Links frontal und parietal, Cerebellum, Nucleus caudatus<br />

Der räumlich-visuelle Notizblock:<br />

Es speichert Informationen räumliche und visuelle Informationen ab. Die Verarbeitungssysteme für<br />

räumliche (z.B Objektposition, -bewegung) und visuelle (z.B. Form, Farbe) Informationen sind<br />

getrennt.<br />

Der Episodischen Puffer<br />

Es handelt sich dabei um ein multimodales Speichersystem mit begrenzter Kapazität, es kann<br />

sowohl visuelle als auch phonologische Informationen in Form von "Episoden" speichern. Deshalb<br />

ist es z.B. möglich, sich viele Worte zu merken, solange sie aneinandergereiht einen Satz ergeben.<br />

Die zentrale Executive<br />

hat nach Baddeley ihre wesentlichen Funktionen darin, eine Verbindung zum Langzeitgedächtnis<br />

herzustellen, Aufmerksamkeit zu fokussieren, zu bewegen und zu teilen.<br />

Beweise für dieses Modell sind Patienten mit Läsionen in verschiedenen Hirnregionen.<br />

Es gibt z.B. Patienten, die trotz uneingeschränktem Sehvermögen nicht in der Lage sind, räumliche<br />

Informationen zu verarbeiten, wie z.B. Objektbewegung.<br />

Defizite in diesen Bereichen haben keinen Einfluss auf das Langzeitgedächtnis.<br />

Langzeitgedächtnis<br />

• Explicites Gedächtnis(Deklaratives)<br />

• Implicites Gedächtnis (Nicht-deklaratives)<br />

102


zu 1.: Das deklarative Gedächtnis<br />

Ort: medialer Temporallappen, Dienzephalon, Neocortex, präfrontaler Kortex<br />

Hier werden Informationen gespeichert, die sprachlich wiedergegeben werden können (bewusstes<br />

Wissen von Informationen). Es kann weiter unterteilt werden in das<br />

o episodisches Gedächtnis: Speicherung persönlich erlebter Ereignisse<br />

o semantische Gedächtnis: Speicherung von Faktenwissen<br />

-Das episodische Gedächtnis ist die Speicherung von persönlichen Ereignissen, ein<br />

autobiographisches Geddächtnis.(z.B. was man zum Frühstück gegessen hat oder auch, wann man<br />

seinen Ehemann zum ersten mal getroffen hat etc.)<br />

-Das semantische Gedächtnis ist die Speicherung von Faktenwissen. Z.B. wie man wie die Uhr<br />

liest, dass die Hauptstadt Frankreichs Paris ist und das man Äpfel essen kann.<br />

Es sind Fakten, die man weiß, ohne sich an die Umstände des Zeitpunkt des Lernens zu erinnern.<br />

Zu 2.: Das Nicht-deklarative Gedächtnis<br />

Informationen in diesem Speicher können nicht sprachlich wiedergegeben werden (unbewusstes<br />

Wissen)<br />

14. das prozedurale Gedächtnis:<br />

Dort sind Fertigkeiten (z.B. Lesen) und Verhaltensroutinen (z.B. Fahrradfahren) gespeichert.<br />

Ort: Basalganglien, Cerebellum<br />

• das perceptuelle Gedächtnis:<br />

Ort: Assoziativer Kortex<br />

• das klassische Konditionieren:<br />

Eine bestimmte Information wird schneller - oder gar automatisiert - abgerufen, wenn der Inhalt<br />

selbst oder die mit diesem Inhalt assoziierten kognitiven Inhalte zuvor aktualisiert worden sind.<br />

Dazu gehört z.B. auch das Experiment von Pavlov mit seinen Hunden.<br />

Ort: Skelettmuskulatur<br />

• Nonassoziatives Lernen<br />

Habituations Sensitivierung<br />

Ort: Reflexpfade<br />

Amnesie<br />

= Gedächtnisdefizite aufgrund von Gehirnerkrankungen, Gehirnschädigungen und Traumata<br />

Retrograde Amnesie:<br />

Gedächtnisverlust für einen Zeitraum/immer vor Eintreten des schädigenden Ereignisses<br />

Anterograde Amnesie:<br />

Gedächtnisverlust für eine bestimmte Zeit/ immer nach einem schädigenden Ereignis<br />

Allgemeine Intelligenz und Aufmerksamkeit sind normal<br />

103


Mediale Temporallappenamnesie<br />

Der Fall H.M.:<br />

• Hatte Epilepsie<br />

• Daher Operation: bilaterale Resektion seiner medialen Temporallappen, inklusive Hippocampus<br />

und Amygdala<br />

• Nach Operation: Epilepsie verbessert<br />

• Dafür: Gedächtnisstörungen: Totale anterograde Amnesie für deklarative und episodische<br />

Inhalte.<br />

Er kann keine neuen Informationen in sein Langzeitgedächtnis aufnehmen --> er kann sich nichts<br />

dauerhaft merken. Jedes neue Ereignis löscht Erinnerung an das vorhergehende aus. Ihm erscheint<br />

das Leben wie ein einziger Augenblick<br />

• Allerdings: Normales Arbeitsgedächtnis, normaler IQ; keine Sprachbeeinflussung, gute<br />

Erinnerung an Ereignisse vor der OP (Altgedächtnis)<br />

Völlig normales Kurzzeitgedächtnis. Beispiel: bei Tests, in denen vorher kurz gezeigte Buchstaben<br />

erinnert werden muss, ist er wie gesunde Menschen in der Lage, ca 5+-2 Elemente wiederzugeben.<br />

Sobald er aber aufhört, über neue Informationen nachzudenken, gehen ihm diese wieder verloren.<br />

So verbessert sich seine Leistung fast überhaupt nicht, selbst wenn er immer wieder die gleichen<br />

Buchstaben vorgelegt bekommt.<br />

Außerdem: Tests an HM beweisen, dass er, obwohl er sich nicht an den Umstand zum Zeitpunkt des<br />

Erlernens oder das Erlernen selbst erinnern kann, sich in eineigen Bereichen verbessert. --><br />

Patienten, die an anterograder Amnesie leiden, sind in der Lage, neues zu Lernen, obwohl sie sich<br />

nicht daran erinnern. Dies impliziert die Unterscheidung des Langzeitgedächtnisses wie oben<br />

beschrieben.<br />

HM: nicht in der Lage, explizite episodische Erinnerungen zu formen, wohl aber implizietes Lernen<br />

Schlussfogerung aus dem Fall HM:<br />

• Die Medialen Temporallappen spielen bei der Konsolidierung (Übergang vom Kurzzeit- ins<br />

Langzeitgedächtnis) einer Erinnerung eine Rolle. -->müssen für die Bildung<br />

Langzeiterinnerungen zuständig sein<br />

• Trennung von Langzeit-und Kurzzeitgedächtnis bestätigt<br />

• Entdeckung der unterschiedlichen Gedächtnisformen<br />

Verschiedene Amnesien:<br />

Korsakoffs's Syndrom<br />

Folge von langzseitigem starken Alkoholkonsum<br />

Symptome: sensorische und motorische Defizite, Verwirrtheit, Persänlichkeitsveränderungen, Leber<br />

– und Magen-Darmschädigungen, Herzversagen<br />

Gedächtnisschädigung: Anterograde Amensie plus Retrograde Amensie<br />

Wie HM : Normales implizites Gedächtnis und schwere Ausfälle des expliziten Gedächtnis<br />

Ort der Schädigung: medialen Diencephalon (Thalamus und Hypothalamus), Neokortex,<br />

Hippocampus und Cerebellum; Mediodorsale Kerne des Thalamus und teilweise der<br />

Mammilarkörper (allerdings nicht bei allen Patienten)<br />

104


Symptomatik nach isolierter Schädigung der Thalamuskerne:<br />

Bsp. N.A.: Verletzung mit Stab durch linkes Nasenloch<br />

Ort der Schädigung: medialer Diencephalon, einschließlich der mediodorsalen Nuclei und der<br />

Mammilarkörper<br />

Symptome: leichte retrograde Amensie, anterograde Amnesie, aber: „Gedächtnisinseln“(= Einzelne<br />

Erinnerungen die nicht ausgelöscht werden)<br />

2. Bsp. B.J.: Verletzung durch rechtes Nasenloch<br />

Symptome wie N.A.<br />

Verletzung des präfrontalen Kortex:<br />

Verlust des Gedächtnisses für Reihenfolgen, sequentiellen Abfolgen (Bsp: Essen kochen)<br />

Medialer Diencephalon Amnesie:<br />

nach Schlaganfall, gleiche Symptome wie bei Korsakoffs-amnesie.<br />

Ort der Schädigung: ischemische Läsionen im mediodorsalen Nucleus (großer Nucleus im<br />

Thalamus) – bestätigt, dass der Thalamus eine zentrale Rolle für mnemonische (=<br />

Gedächtnisbezogene) Funktionen spielt<br />

Amnesie als Folge von Alzheimer<br />

Erste Zeichen von Alzheimer sind eher leichte Gedächtnisschädigung, aus der sich allerdings eine<br />

Demenz ( lat. dementia „weg vom Geist“) entwickelt, bei der es zu einer fortschreitenden<br />

Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit kommt. Patienten sind nicht mehr in der Lage,<br />

einfache Dinge wie Essen, Sprechen, Erkennen von Angehörigen oder Blasenkontrolle auszuführen.<br />

Es entwickelt sich Alzheimer.<br />

Im Gegensatz zu medialtemporalen oder medial diencephalen Schädigungen oder dem Korsakoff's<br />

Syndrom, sind hier außer anterograden und retrograden Defiziten in der Bildung von expliziten<br />

Erinnerungen auch das Kurzzeitgedächtnis geschädigt. Zudem auch teilweise das Implizite<br />

Gedächtnis für z.B. Sprechen oder Wahrnehmung; nicht allerdings das Implizite Gedächtnis für<br />

Sensomotorische Bereiche.<br />

Amnesie nach Gehirnerschütterung<br />

Aufgrund eines starken Schlages gegen den Kopf kann posttraumatische Amnesie auftreten:<br />

Retrograde Amnesie, keine Erinnerung an die Umstände kurz vor dem Schlag und<br />

anterograde Amnesie, keine Erinnerung an die Geschehnisse in einem bestimmten Zeitraum nach<br />

dem Erwachen aus dem Koma (in diesem Zeitraum erscheint der Patient normal, da das<br />

Kurzzeitgedächtnis normal funktioniert, allerdings hat der Patient später keine Erinnerung mehr an<br />

diesen Zeitraum, es handelt sich um eine Phase der Verwirrtheit)<br />

Je schwerer der Schlag, desto länger das Koma. Je länger das Koma, desto länger die Phase der<br />

Verwirrtheit. Zeit der retrograden Amnesie kürzer als Zeit des Komas, diese wiederrum kürzer als<br />

die Phase der Verwirrtheit.<br />

Manchmal sog. Gedächtnisinseln = Einzelne Erinnerungen die nicht ausgelöscht wurden<br />

Verlust von Erinnerungen an den Zeitpunkt kurz vor dem Schlag auf den Kopf (?) sind Beweis für<br />

105


Konsolidierung. Da ältere Erinnerungen meistens nicht geschädigt sind, lässt sich daraus schließen,<br />

dass diese bereits gefestigt, also konsolidiert waren.<br />

Konsoldierung:<br />

Die bilaterale mediale Temporallappenektomie beschädigt mehrere wichtige Strukturen:<br />

hauptsächlich den Hippocampus, die Amygdala und den angrenzenden Cortex.<br />

Hebb (1948): Gedächtnisspuren sind zunächst transient und daher störbar.<br />

Hebbs Theorie: Informationen von Erfahrungen werden im Kurzzeitgedächtnis durch neuronale<br />

Aktivität gespeichert. Diese erzeugen erzeugen mit der Zeit eine Strukturveränderung in den<br />

involvierten Synapsen (=Engrammbildung) sodass eine stabile Langzeiterinnerung geformt wird.<br />

Allerdings kann dieser Vorgang durch Unfälle, z.B. Schlag auf den Kopf, gestört werden<br />

Experiment mit ECS (Elektroconvulsive shocks) soll messen, wie lang der Konsoldierungsvorgang<br />

braucht: Ratten lernen Ort einer Futterstelle und erhalten nach unterschiedlichen Zeiten einen<br />

Shock.<br />

Ergebnis: Wenn Shock inerhalb der ersten 10 Minuten nach Erlernen geschieht – später keine<br />

Erinnerung an den Ort; wenn Shock erst nach 1 Stunde geschieht, ist die neue Information bereits<br />

gespeichert wurden und der Ort kann wiedergefunden werden.<br />

Schlussfolgerung: Konsoldierierung, also Festigung des neuen Wissens, sodass es nicht so leicht<br />

wieder verloren gehen kann, dauert zwischen 10 Minuten und 1 Stunde!<br />

Allerdings: Wenn Speicherung nur so kurz braucht, wieso reicht retrograde Amnesie dann teilweise<br />

Tage, Wochen oder Jahre zurück?<br />

Schlussfolgerung: Konsoldierierung kann teilweise auch sehr lange brauchen<br />

Nadel und Moscovitch (1997): Konsolidierung langfristig. Dabei werden behaltene Informationen<br />

mit der Zeit immer resistenter gegen Störung da jedesmal, wenn eine ähnliche Information<br />

aufgenommen wird oder eine Erinnerung abgerufen wird, ein neues Engramm (neue<br />

Gedächtnisspuren) entsteht, welches sich in alte Gedächtnisspuren integriert. Somit ständige<br />

Gedächtnisänderung. Dadurch ist das ursprüngliche Engramm schwerer zu zerstören.<br />

Schlaf und Konsolidierung:<br />

REM-Schlaf<br />

• fördert Konsolidierung preozedualer Gedächtnisinhalte<br />

• hohe Cholinerge Aktivität während REM und Wachsein<br />

Slow-Wave-Sleep (SWS)<br />

6. fördert Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte.<br />

4. Durch Unterdrückung cholinerger Aktivität charakterisiert,<br />

Versuch um herauszufinden, wie sich die Steigerung der cholinergen Aktivität auf Konsolidierung<br />

auswirkt. Deshalb Injektion von Physostigmin (steigert cholinerge Aktivität im Hippocampus) oder<br />

Placebo.<br />

• Deklarative Gedächtnisaufgabe (z.B. Wörter merken)<br />

Bei denen, denen Pysostigmin injiziert wurde: Aufhebung der Unterdrückung der cholinergen<br />

Aktivität während des Schlafes, deshalb konnten sich weniger Worte gemerkt werden als bei<br />

denen, die ein Placebo bekamen, bei denen also weiterhin die Unterdrückte cholinere Aktivität<br />

106


waren<br />

• Non-deklarative Gedächtnisaufgabe<br />

Bei denen, denen Psysostigmin injisziert wurde: Noch mehr Cholinerge Aktivität als normal,<br />

daher noch bessere Merkungsfähigkeit<br />

Delayed Non-matching-to-sample-test (Sqire & Zola-Morgan, 1985)<br />

Affe muss sich an ein bekanntes Objekt erinnern, um das unbekannte zu identifizieren um darunter<br />

Futter hervorholen zu können.<br />

Affen mit großen bilateralen Temporallappenläsionen haben große Schwierigkeiten, sich an das<br />

Objekt, das eigentlich bekannt sein müsste, zu erinnern.<br />

Dies bestätigt, dass bei bilateralen Temporallappenläsionen keine Erinnerungen auf lange Zeit<br />

gespeichert werden können.<br />

Welcher Teil aber genau zuständig für Objekterkennuung? Denn - die Temporallappen beinhalten<br />

Hippocampus, Amygdala und Rhinal Cortex?<br />

Mit Hilfe von weiteren Tests herrausgefunden, dass Objekterkennung durch Läsionen im Rhinal<br />

Cortex stark geschädigt wird, Läsionen von Amygdala und Hippocampus dagegen keinen Einfluss<br />

haben.<br />

Die Entdeckung, dass der Rhinale Cortex eine wichtigere Rolle als der Hippocampus in der<br />

Objekterkennung spielt, heißt aber nicht, dass der Hippocampus keine signfikante Rolle für<br />

Gedächtnisbildung spielt. Im Gegenteil, er spielt eine Rolle für die räumliche<br />

Informationsverarbeitung<br />

Morris- Water-Maze- Task<br />

Ratten werden an unterschiedlichen Stellen eines Wasserbeckens ausgesetzt und müssen zu einer<br />

„Insel“ finden.<br />

Ratten mit Hippocampus-Läsionen können das nur mit großen Schwierigkeiten.<br />

Bestätigt wird dies dadurch, dass man bei Menschen, die eine besonders gute Orientierung haben<br />

müssen und sich besonders viele Orte und Wege merken müssen, wie z.B. Londoner Taxifahrer,<br />

haben besonders große Hippocampi.<br />

Also: Hippocampus wichtig für:<br />

• Räumliche Informationsverarbeitung<br />

• Konsolidierung<br />

• Aufteilung des Hippocampus in verschiedene Regionen: CA (cornu ammonis<br />

=Hippocampus) 1-4 und den Dentaten Gyrus<br />

Reaktivierungshypothese:<br />

Besagt, dass bei Enkodierung und Abruf gleiche Hirngebiete aktiv sind<br />

107


Kapitel 15 Neuronale Plastizität:<br />

Entwicklung, Lernen und Wiederherstellung nach Hirnschädigungen<br />

Das Nervensystem ist ein plastisches, lebendes Organ, das durch Interaktion zwischen seinem<br />

genetischen Programm und der Umwelt ständig wächst und sich verändert.<br />

Neuronale Plastizität<br />

Phasen der Neuralentwicklung in 5 Phasen<br />

• Induktion der Neuralplatte<br />

• Neuronale Proliferation<br />

• Migration und Aggregation<br />

• Axonales Wachstum und Synapsenbildung<br />

• Neuronentod und Neuranordnung der Synapsen<br />

1. Induktion der Neuralplatte<br />

• Embryo 21 Tage: Entwicklung der Neuralplatte (Gewebe, dass zum<br />

Nervensystem entwickelt)<br />

Außen - Ektoderm<br />

Mittlere - Mesoderm<br />

Innere - Entoderm<br />

Alle Zellen des dorsalen Ektoderms sind totipotent oder omnipotent (kann sich zu<br />

jeder beliebigen Körperzelle entwickeln)<br />

Mesoderm gibt chemische Anweisung für Entwicklung der Neuralplatte<br />

• Durch Faltung (siehe Abb. 15.1 Seite 424 im dt. <strong>Pinel</strong>) der Neuralplatte bildet sich<br />

erst die<br />

Neuralrinne dann das<br />

Neuralrohr (Hohlraum wird zum Zentralkanal und<br />

Hirnventrikeln ausgebildet)<br />

Totipotenz geht nun verloren (selbst wenn Neuralplatenzelle an anderen Ort gelangt,<br />

sie entwickelt sich immer zur Nervengewebe)<br />

108


• Embryo 40 Tage: am Vorderende des Neuralrohrs 3 Auftreibung erkennbar<br />

Vorderhirn<br />

Mittelhirn<br />

Rautenhirn<br />

2. Neurale Proliferation (Vermehrung)<br />

Ränder der Neuralrinne verschmelzen zum Neuralrohr, sofort danach proliferieren die<br />

Zellen des Neuralrohrs in typischer Abfolge unregelmäßig,<br />

ergibt artspezifische Hirnform und –fältelung.<br />

größte Proliferation in Ventrikularzone (flüssigkeitsgefülltes Lumen des<br />

Neuralrohrs)<br />

Stammzellen im sich entw. Nervensystem besitzen Fähigkeit sich in<br />

Unterschiedliche Arten von Nerven- oder Gliazellen zu entwickeln.<br />

3. Migration und Aggregation Abb. 15.3, S. 425 dt. <strong>Pinel</strong><br />

Nach Proliferation folgt Migration der Zellen an Bestimmungsort<br />

• Orientierung hauptsächlich an radialen Gliazellen (Netzwerk von Gliazellen,<br />

angeordnet vom Ventrikel radiär nach außen.<br />

• Tangentiale Migration auch von Bedeutung<br />

Inside-outside-Muster der corticalen Entwicklung: die neue gebildeten Zellen in<br />

der Ventrikularzone bilden zuerst die inneren Schichten des Gehirns so dass die<br />

neuen Zellen für die äußeren Schichten immer durch die anderen Schichten<br />

hindurchwandern müssen. Ist die Migration abgeschlossen, entwickeln sich die<br />

restlichen Zellen zu Ependymzellen, diese kleiden<br />

• Hirnventrikel<br />

• Zentralkanal aus.<br />

Dorsal des Neuralrohrs bildet sich die Neuralleiste. Diese Zellen bilden das periphere<br />

Nervensystem. Diese Zellwanderung wird chemisch geleitet, durch anziehen oder<br />

abstoßen.<br />

109


Aggregation – Zellen bilden am Zielort Zellverbände.<br />

Migration und Aggregation werden von neuronalen Zelladhäsionsmolekülen<br />

NCAMs auf der Oberfläche der Neurone geleitet. Diese erkennen andere Zellen und<br />

können sich anheften.<br />

4. Axonales Wachstum und Synapsenbildung<br />

Wachstumskegel – amöbenartige Struktur an der Spitze eines wachsenden Axons<br />

oder Dendriten,<br />

Filopodien – fingerartige cytoplamatische Ausläufer an den Wachstumskegeln,<br />

die nach dem richtigen Weg tasten.<br />

Drei Hypothesen wie die Wachstumskegel ihren Bestimmungsort finden<br />

5. Chemoaffinitäts-Hypothese<br />

f. Sich entwickelnde Neurone in Vitro konnten in einigen Fällen zu ihren<br />

normalen Bestimmungsorten wachsen<br />

g. Es wurden zahlreiche Substanzen im extrazellulären Nervengewebe<br />

nachgewiesen, die Wachstumskegel anziehen bzw. abstoßen.<br />

8. Wegweiserneureonen-Hypothese<br />

i. Pionierwachstumskegel folgen bestimmten chemischen oder mechanische<br />

Spuren<br />

j. Nehmen die Spur mit Zelladhäsionsmolekülen auf<br />

k. Tendenz anderer Axone dieser Spur zu folgen heißt<br />

Fascilculation<br />

12.Topographische Gradienten<br />

m. Axone, die von einer Zellkörperschicht (z. Bsp. Retina) zu einer anderen<br />

ausgewachsen sind (Tectum opticum) arrangieren ihre synaptischen<br />

Endigungen entsprechend ihrer Position in der ursprünglichen Schicht.<br />

Neuronentod - es werden doppelt so viele Neuronen ausgebildet, wie<br />

benötigt. Die Tauglichsten überleben, die anderen<br />

sterben ab.<br />

- tritt lebenslang wellenartig in verschiedenen Teilen des<br />

Gehirns auf<br />

110


Erforschte Befunde:<br />

• Neurone wetteifern um Neurotrophine<br />

• Nach Implantation zusätzlicher Zielorte steigt die Überlebensrate<br />

• Durch Zerstörung einiger Motoneurone eines Areals vor der Phase des Zelltodes<br />

wird die Überlebensrate der verbleibenden Neurone erhöht.<br />

• Wenn die Zahl der Axone, die anfangs ein Ziel innervieren steigt, sinkt der Anteil<br />

derer, die überleben.<br />

Neurotrophine<br />

• Werden von den Zielzellen, den sympatischen Neuronen synthetisiert<br />

und freigesetzt.<br />

• Fehlende Neurotrophine können genetisches Selbsttötungsprogramm<br />

auslösen. (Apostose). Dabei werden alle Zellstrukturen verpackt, bevor<br />

die Membran sich auflöst. Es entsteht kein Entzündungsprozeß wie bei<br />

der Nekrose.<br />

Nachteil der Apoptose<br />

• Kann zu Krebs führen<br />

• Zur falschen Zeit/Ort aktiviert können neurodegenerative Prozesse<br />

entstehen.<br />

Auswirkungen von Erfahrung auf die neuronale Entwicklung<br />

Erfahrung fördert die Entwicklung von aktiven neuronalen Verbindungen<br />

kann auch in Konkurrenz zur Entwicklung treten.<br />

Abdecken eines Auges während der frühen Entwicklung führt zu:<br />

• Sehfähigkeit dieses Auges wird blockiert, des anderen Auges nimmt zu<br />

• wird nicht blockiert, wenn anderes Auge ebenfalls abgedeckt<br />

Lernen und Gedächtnis bei einfachen Systemen<br />

Habituation (Gewöhnung)<br />

•Nicht-assoziatives Lernen<br />

•Wiederholte Reizdarbietung bewirkt Reaktionsabnahme<br />

Habituation bei Aplysia (<strong>Pinel</strong> S. 436, Abb. 15.12)<br />

•Wiederholte Siphonreizung<br />

•Reflektorisches Zurückziehen der<br />

111


Kiemenregion<br />

•Nach etwa 10 Reizen deutliche Abnahme der<br />

Reaktion<br />

•Auch längerfristiger Effekt möglich<br />

Neuronale Ebene der Habituation<br />

• Calciumionenstrom in die sensorischen Endknöpfe verringert<br />

o Ausschüttung von Neurotransmittern des Sensorische Neurons<br />

wird immer weniger<br />

• Zusätzlich Erschöpfung der Neurotransmittervorräte<br />

• Weniger Aktionspotentiale im Motoneuron<br />

Langfristiger Effekt<br />

• Veränderungen bei Proteinbiosynthese<br />

• Rückgang der Synapsen<br />

Sensitivierung<br />

Standardreiz gekoppelt mit Stör-Reiz<br />

Anstieg der Reaktion<br />

Senstivierung bei Aplysia<br />

•Wiederholte Siphonreizung durch<br />

elektrischen<br />

Reiz im Bereich des Schwanzes<br />

15.Kiemenrückzugsreflex wird verstärkt<br />

•Auch hier langfristiger Effekt möglich<br />

Neuronale Ebene bei Sensitivierung<br />

• Präsynaptische Bahnung (Bildung von Synapsen)<br />

• Führt zur Erhöhung von Calciumeinstrom und somit Erhöhung der<br />

Neurotransmitterfreisetzung der Motoneurone<br />

• Zusätzlich Erhöhung der Erregbarkeit der Motoneurone<br />

Sensitivierung innerhalb der Zelle<br />

•Serotonin-Rezeptor aktiviert<br />

•cAMP steigt an<br />

•Enzym PKA wird aktiviert<br />

•Blockade von Kaliumkanälen<br />

112


•Repolarisation behindert<br />

•Mehr Kalziumkanäle offen<br />

•Mehr Neurotransmitterausschüttung<br />

Langfristiger Effekt<br />

•Produktion neuer Proteine<br />

•Neue axonale Aussprossungen<br />

•Neue Verbindungen<br />

Assoziatives Lernen<br />

Es wird eine Assoziation zwischen einem bedingten und einem unbedingten Reiz<br />

erlernt.<br />

Assoziatives Lernen bei Aplysia<br />

Klassische Konditionierung<br />

• Leichte Berührung des Siphons (bedingter Reiz) wird mit einem starken<br />

Schwanzschock (unbedingter Reiz) gekoppelt.<br />

o Eine leichte Berührung führt zu einer starken Kiemenrückzugsreaktion, wie<br />

vorher nur unter dem starken Schwanzschock<br />

Differentielle Konditionierung( <strong>Pinel</strong> S. 438, Abb. 15.13 + 15.14)<br />

• Zwei bedingte Reize werden gesetzt<br />

A schwache Stimulation des Mantels<br />

B schwache Stimulation des Siphons<br />

• Beide Reize lösen schwachen Kiemenrückziehreaktion aus<br />

• Im Training wird Reiz A mit einem Schwanzschock gekoppelt<br />

- Der assoziierte Reiz A löst eine starke Reaktion aus<br />

- Der nicht-assoziierte Reiz B löst eine schwache Reaktion aus<br />

Neuronale Ebene der klassischen Konditionierung<br />

Aktivitätsabhängige Verstärkung<br />

Beruht auf mehreren Mechanismen<br />

113


Sekundäre Botenstoffe und strukturelle Veränderungen<br />

Zwei Typen von synaptischer Übertragung<br />

Typ 1 wirkt über ionotrope Rezeptoren rasch und momentan<br />

Typ 2 wirkt über metabotrope Rezeptoren und sekundäre Botenstoffe langsam und<br />

anhaltend<br />

Second messangers (sekundäre Botenstoffe)<br />

Cyclisches AMP (cAMP) cyclisches Adenosinmonophosphat<br />

Kurzzeitgedächtnis bei Aplysia<br />

• Schwanzschock bewirkt Freisetzung von Serotonin in den synaptischen<br />

Endknöpfen der sensorischen Siphonneurone<br />

• Serotonin erhöht den cAMP-Spiegel in den Endknöpfen<br />

• cAMP aktiviert das Enzym Proteinkinase A<br />

• Proteinkinase A führt zur Schließung vieler Kaliumkanäle in den<br />

Endknöpfen<br />

• Schließung der Kaliumkanäle verlängert Dauer jedes Aktionspotentials<br />

• Verlängerte Dauer des Aktionspotentials erhöht den Einstrom von<br />

Calciumionen und damit die Neurotransmitterfreisetzung<br />

Langzeitgedächtnis bei Aplysia<br />

<br />

<br />

Secondmessenger regen Proteinbiosynthese im Zellkörper des Neurons an<br />

Proteinsynthese führt zu strukturellen Veränderungen in synaptischen<br />

Endknöpfen<br />

Langzeitpotenzierung im Säugerhippocampus<br />

Definition Langzeitpotenzierung (LTP)<br />

Langanhaltende Bahnung synaptischer Übertragung nach Aktivierung einer Synapse<br />

durch intensive hochfrequente Stimulation des präsynaptischen Neurons.<br />

•Hebb´sche Regel<br />

Simultane Erregung von prä- und postsynaptischer Zelle ist eine<br />

physiologische Vorraussetzung zum Lernen<br />

114


•LTP sind dort ausgeprägtesten, wo Strukturen am Lernen beteiligt sind<br />

Funktionsweise Langzeitpotenzierung LTP<br />

•Ausschüttung von Glutamat<br />

•NMDA-Rezeptoraktivierung unter 2 Bedingungen<br />

o Depolarisierung<br />

b. Glutamatbindung<br />

•Calciumionen strömen verstärkt ein<br />

•Ausschüttung von Proteinkinase im Cytoplasma<br />

•Strukturveränderungen an den Glutamatrezeptoren.<br />

•Feed-back an die präsynaptische Zelle<br />

Aufrechterhaltung des LTP<br />

Spezifität der LTP geht auf dendritische Dornen zurück<br />

Erfordert wahrscheinlich Synthese neuronaler Proteine<br />

Gas Stickoxid führt wahrscheinlich zu einer Art Fead-back an die<br />

Präsynaptische Zelle<br />

Neuronale Degeneration<br />

Nachdem ein Axon oder ein Axonbündel getrennt wurde (Axotomie) kommt es zu zwei<br />

verschiedenen Formen der neuronalen Degeneration.<br />

1. Bei der anterograder Degeneration degeneriert (verkommt) der Teil zwischen Schnitt und<br />

Synaptischer Endigung (distales Segment). Dies tritt rasch nach der Axotomie ein, da durch den<br />

Schnitt das Axon vom Zellkörper getrennt wird.<br />

2. Bei der retrograden Degeneration degeneriert der Teil zwischen Schnitt und Zellkörper<br />

(proximales Segment), was eher Schritt für Schritt passiert. Nach zwei bis drei Tagen ist eine<br />

degenerative oder regenerative Veränderung erkennbar. Jedoch heißt eine Regeneration nicht, dass<br />

das Neuron dauerhaft überlebt.<br />

Für die Resorption der Zelltrümmer nach einer Schädigung im ZNS sind Astrogliazellen<br />

verantwortlich. Diese Reaktion wird als Phagocytose und die Astogliazellen als Phagocyten<br />

bezeichnet.<br />

Im PNS funktionieren Schwann-Zellen als Phagocyten, die die Myelinhüllen der peripheren Axone<br />

bilden.<br />

Eine transneuronale Degeneration tritt auf, wenn sich die Degeneration von geschädigten<br />

Neuronen auf andere Neuronen ausbreitet, die miteinander synaptisch verbunden sind. Bei der<br />

115


anterograden transneuronalen Degeneration handelt es um die Neuronen, auf denen die<br />

verletzen Neuronen Synapsen ausgebildet haben. Die retrograde transneuronale Degeneration<br />

betrifft es die Neuronen, die auf den verletzen Neuronen Synapsen ausgebildet haben.<br />

Neuronale Regeneration<br />

Hierbei handelt es sich um Wiederauswachsen von geschädigten Neuronen. Dies findet bei den<br />

meisten niederen Wirbeltieren und Wirbellosen im größeren Ausmaß statt, als im Nervensystem<br />

von Säugern und höheren Wirbeltieren, die diese Fähigkeit im Laufe ihrer Entwicklungszeit<br />

verlieren. Im ZNS erwachsener Säuger findet quasi keine Regeneration mehr statt und die im PNS<br />

ist auch unsicher. Der proximale Stumpf eines verletzen Neurons im PNS kann nach einigen Tagen<br />

wieder auszuwachsen beginnen, jedoch was danach passiert hängt von der Art der Verletzung ab.<br />

– Ist die Myelinschicht intakt bebliebenwachsen die regenerierten peripheren Axone an ihr<br />

Zielort zurück<br />

– Ist der periphere Nerv völlig durchtrennt und die Endigungen durch einen Abstand von<br />

einigen Millimeter getrenntwachsen die regenerierten Axone oft nicht an das richtige Ziel<br />

– Sind die Endigungen weit von einander entfernt oder ist ein längerer Nervenabschnitt<br />

geschädig findet möglicherweise kaum Regeneration statt<br />

Warum regenerieren Neuronen im PNS von Säugern nicht aber im ZNS?<br />

Im PNS befinden sich Schwann-Zellen, die die Regeneration fördern, da sie sowohl neurotrophe<br />

Faktoren (Nervenwachstumsfaktoren) als auch Zelladhäsionsmoleküle (die einen Weg bilden, den<br />

das regenerierte Axon entlang wächst) produzieren. Die sich im ZNS befindende Oligodendroglia,<br />

die die Axone im ZNS myelinisiert, fördern die Regeneration nicht und produziert sogar Faktoren,<br />

die diese aktiv blockieren.<br />

Bei niederen Wirbeltieren ist die Regeneration egal ob im ZNS oder PNS außerordentlich zielgenau.<br />

Man erhofft sich, diese Faktoren, die diese Zielgenauigkeit ermöglichen, zu identifizieren und<br />

vielleicht irgendwann auf das menschliche Gehirn anzuwenden und so vielleicht bis jetzt nicht zu<br />

behandelnde Hirnschädigungen zu heilen.<br />

Degeneriert ein Axon, so bilden benachbarte gesunde Axone an den Stellen synaptische Kontakte,<br />

die durch die Verletzung aufgegeben worden sind, diesen Vorgang nennt man kollaterales<br />

Aussprossen.<br />

Neuronale Reorganisation<br />

Man ging früher davon aus, dass sich die Veränderung des Nervensystem bei erwachsenen Säugern<br />

nur auf die feinen funktionalen Veränderung beim Lernen begrenzen und größere Veränderungen<br />

nur im frühen Entwicklungsalter passieren.<br />

Heute weiß man jedoch, dass sich das erwachsene Hirn eines Säugers noch signifikant<br />

reorganisieren kann. Wegen ihrer topographischen Organisation sind der primäre sensorische und<br />

der primäre motorische Cortex ideal zur Untersuchung neuronaler Reorganisation geeignet.<br />

Der primäre sensorische Cortex<br />

Auf drei unterschiedlichen Weisen wurde die Reorganisation am primären sensorischen Cortex<br />

gezeigt.<br />

1. durch Schädigung der sensorischen Bahnen<br />

116


2. durch Schädigung des sensorischen Cortex selbst<br />

3. durch eine Veränderung der sensorischen Erfahrung<br />

Durch verschiedene Untersuchungen wurden die drei Methoden zur Induktion einer Reorganisation<br />

in sensorischen Systemen untersucht.<br />

Nebenbei wurde noch heraus gefunden, dass die Größe, mit der die verschiedenen Teile des Körpers<br />

im primären somatosensorischen Cortex repräsentiert sind, vom Gebrauch abhängig ist.<br />

Der primäre motorische Cortex<br />

Ähnliche Reorganisation lässt sich auch hier nach Schädigung von Motoneuronen und auch durch<br />

Erfahrung beobachten. Diese in den Tieren gefundene Plastizität des motorischen Cortex wurde<br />

durch einige Untersuchungen mit funktionellen bildgebenden Verfahren auch bei Menschen<br />

beobachtet.<br />

Funktionen und Mechanismen der neuronalen Reorganisation<br />

Es wurden zwei wichtige Erkenntnisse zur neuronalen Reorganisation bei erwachsenen Säugern<br />

gemacht.<br />

o Sowohl Erfahrung als auch neuronale Schädigungen führen sehr schnell zu<br />

reorganisatorischen Schädigungen<br />

o außerdem können sie bei genügend Zeit reorganisatorische Veränderungen<br />

von beträchtlichem Ausmaß induzieren<br />

Man geht davon aus, dass die primäre Funktion langsamer Veränderung darin besteht,<br />

Schädigungen im Nervensystem zu kompensieren und die der rascher Veränderung, das Gehirn auf<br />

veränderte Erfahrungen einzustimmen.<br />

Zwei Arten von Mechanismen könnten die Reorganisation erklären:<br />

• die Verstärkung bereits bestehender Verbindungen durch Aufheben einer Hemmung<br />

• Ausbildung neuer Verbindungen durch kollaterale Aussprossung<br />

Neuronale Reorganisation und die Wiederherstellung der Funktion nach einer<br />

Hirnschädigung<br />

Wahrscheinlich trägt die neuronal Reorganisation zur Erholung von Hirnschädigungen bei, doch<br />

bisher gibt es dafür nur indirekte Bestätigungen, denn Hirnschädigungen rufen viele adaptive<br />

Reaktionen hervor, die zum Teil leicht mit einer wirklichen funktionellen Erholung zu verwechseln<br />

sind.<br />

Es lässt sich schwer sagen, ob ein verbesserter Zustand des Patienten auf eine wirkliche Erholung<br />

der Verletzung und eine Wiedergewinnung verlorener Funktion zurück zu führen ist oder ob nur die<br />

verletzungsbedingten Schwellungen (cerebrale Ödeme) zurück gegangen sind. Trotz<br />

Schwierigkeiten lassen sich drei Schlussfolgerungen ziehen:<br />

• Die Erholung der Funktionen ist viel seltener und weniger vollständig, als die meisten<br />

Menschen meinen<br />

• Das Gehirn erholt sich von kleinen Läsionen im Allgemeinen besser<br />

• Die Wahrscheinlichkeit für eine Erholung bei jungen Patienten ist größer als bei älteren<br />

117


15.5 Therapeutische Anwendungsmöglichkeiten der Neuroplastizität<br />

Oft kommt es nach Schädigungen zu degenerativen aber manchmal auch zu regenerativen<br />

Veränderungen, die sogar dazu führen können, dass Funktionen wieder hergestellt werden können.<br />

Die Erforschung der neuronalen Plastizität könnte so zur Entwicklung vielversprechender<br />

Therapien führen.<br />

Förderung der funktionalen Regeneration nach Hirnschädigungen durch<br />

Rehabilitationstraining<br />

Es wurde gezeigt, dass diese Ausbreitung im Neocortex durch Rehabilitationstraining begrenzt<br />

werden kann.<br />

Man setzte bei Affen kleine ischämische Läsionen (durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr<br />

hervorgerufenen Schädigungen) im Handfeld des Motocortex. Dann konnte man feststellen, dass<br />

nach einem Rehabilitationstraining die Ausdehnung des Verlust der Repräsentation der Hand im<br />

Motocortex deutlich reduziert werden konnte.<br />

Es gibt bereits Erfahrungen mit Rehabilitationstraining nach Rückenmarksverletzungen.<br />

Förderung der funktionalen Regeneration nach Hirnschädigungen durch<br />

Gentechnik<br />

Es konnten schon viele verschiedene Neurotrophine isoliert werden, die verletze Zellen vor dem<br />

Zelltod bewahren können und ihre Regeneration förder und steuern. Zunächst muss man eine<br />

Methode entwickeln, um eine gleichmäßige Ausschüttung an gezielten Gehinstellen bewirken zu<br />

können. Hier für gibt es zwei Möglichkeiten.<br />

1. Man kann sich eine Anzahl Stammzellen (embryonale Zellen, die sich noch zu unterschiedlichen<br />

Zellarten entwickeln können) schaffen, deren genetisches Material sich so verändern lässt, dass sie<br />

ein bestimmtes Neurotrophin ausschütte können, wenn sie reif sind.<br />

2. Es werden Viren in das Gehirn injiziert, die derart genetisch verändert wurden, dass sie<br />

Neurotrophine produzieren können.<br />

Bei dieser Neurotrophin-Synthese ist noch kein therapeutischer Erfolg nachgewiesen, jedoch haben<br />

Tierexperimente gezeigt, welches therapeutische Potenzial dahinter steckt.<br />

Förderung der fuktionalen Regeneration nach Hirnschädigungen durch neurotransplantation<br />

In Jahr 1971 konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass neuronales Gewebe von Spenderratten in<br />

den Gehrinen von Empfängerratten überleben kann.<br />

Außerdem hat man festgestellt, dass ZNS-Transplantate von Artgenossen nur selten abgestoßen<br />

werden, wenn das geweb von fetalen Spendern stammt.<br />

Es gibt zwei verschiede Strategien zur Entwicklung von Methoden der Neurotransplantation.<br />

27. Gewebe wird transplantiert, um das körpereigene Gewebe des Patienten zu Regeneration<br />

anzureden.<br />

28. Gewebe wird verpflanzt, in das ZNS des Patienten integriert, um dort die Verletzen Zellen zu<br />

ersetzen<br />

118


Förderung der Regeneration im ZNS durch Neurotransplantation<br />

Hierbei werden Abschnitte myelinisierter Nervenfasern aus dem PNS in das ZNS verpflanzt. Die<br />

Axone dieser Abschnitte sterben ab und lassen Hüllen zurück, die aus den Schwann-Zellen<br />

bestehen. In diesen Hüllen können die Axone der regenerierenden ZNS-Neuronen wachsen. Dabei<br />

Stimulieren und Lenken die Schwann-Zellen die Regeneration.<br />

Einfügen von Ersatzgewebe ins Gehirn durch Neurotransplantation<br />

Hierbei geht’s darum, dass man verletztes Gewebe durch entsprechendes gesundes Gewebe ersetzt.<br />

Zum Beispiel hat man bei Affen eine bilaterale Transplantation von fetalen Substantia-nigra-Zellen<br />

durchgeführt, die die Symptome der Parkinsonkrankheit erfolgreich lindern konnte.<br />

Neurotransplantation wurde dann nach erfolgreichen Erkenntnissen bei Ratten und Affen an<br />

bestimmten Kliniken zur Behandlung der Parkinsonkrankheit eingesetzt. Vielen Patienten geht es<br />

besser, sie sind aktiver geworden und ihre Muskelsteifheit hat abgenommen.<br />

Bei einer Autotransplantation wird Gewebe aus einer Körperregion eines Patienten in eine andere<br />

Körperregion desselben Patienten transplantiert.<br />

Jedoch hat sich zum Beispiel der positive klinische Effekt der Nebennierenmarks-<br />

Autotransplantation eher gering erwiesen.<br />

119


Kapitel 16 Lateralisierung, Sprache und Split Brain<br />

Um was geht es ganz kurz::<br />

Das Kapitel beinhaltet sieben Teile, die Einführung in das Thema der Lateralisierung des Gehins bezüglich<br />

bestimmter Funktionen und die Methode des sogenannten Split Brains, bei dem die Verbindung der beiden<br />

Gehirnhemisphären getrennt wird. Als dritten Punkt geht <strong>Pinel</strong> auf die Unterschiede der linken und<br />

rechten Hemisphäre ein, gefolgt von der Frage, wo denn die Sprache als Funktion im Gehirn verarbeitet,<br />

produziert, gelesen etc wird (Wernicke-Geschwind Model) und führt im nöchsten Abschnitt eine Evaluierung<br />

des Wenicke-Geschwind-Models durch. Der 7. Abschnitt umfasst die Sprache aus kognitiver<br />

neurowissenschaftlicher Ansicht.Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit der kognitiven<br />

neurowissenschaftlichen Ansicht der Dyslexie (Probleme mit dem Lesen und Verstehen von Wörtern oder<br />

Texten bei normalem Seh- und Hörvermögen.).<br />

Teil 1: Cerebrale Lateralisierung der Funktion: Einführung<br />

Ärzte haben bereits im frühen 20.Jahrhundert gesehen, dass Patienten mit Sprachpoblemen fast immer eine<br />

Verletzung der linken Hemisphäre aufwiesen. Solche frühen Beobachtungen wurden jedoch verworfen, da<br />

man damals noch dachte, das Gehirn arbeite als Ganzes und man könne Funktionen nicht spezifischen<br />

Bereichen im Gehirn zuordnen.<br />

Falsch war diese Ansicht und Paul Broca forschte an Patienten, die Aphasie vorwiesen. Aphasie ist eine<br />

Gerhirnzerstörende Verletzung, die Nachteile in der Produktion und dem Verständnis der Spache mit sich<br />

zieht.<br />

Die bestimmte Stelle im Gehirn war der inferiore prefontale Cortex, welcher heute bekannt ist unter dem<br />

Namen: Broca Areal. Auch Patienten, die Schwierigkeiten hatten, in der spontanen Ausführung von<br />

Bewegungen außerhalb eines Kontexts (Apraxie), zeigten eine Verletzung in der linken Hemisphäre. So<br />

entstand der Begriff der dominaten linken und der untergeordneten rechten Hemisphäre, wobei die linke<br />

Hemisphäre bei der Sprache und spontanen Bewegungen eine zentrale Rolle spielt.<br />

Es gibt einige Test, mit denen man linke und rechte cerebrale Hemisphärenläsion erprüft hat.<br />

Sodium Amytal Test:<br />

• wird oft vor GehirnOPs verwendet um zu planen, wo operiert wird.<br />

• Spritzen von einer kleinen Menge Sodium in die Halsschlagader.<br />

• Die Hemisphäreauf jener Seite des Halses ist vorübergehend gelähmt.<br />

• nur die andere Seite kann eingesetzt werden<br />

• war durch den Test die linke Hemisphäre außer Kraft gesetzt, konnte der Patient keine Wortreihen (z.B.<br />

Wochentage) wiedergeben und war stumm.<br />

• Andersrum war bei rechter Lahmlegung der Hemisphäre fast keine Einschränkung der Sprachproduktion<br />

beobachtbar.<br />

• (Beweis für linke Hemisphärendominaz bei Sprachproduktion)<br />

Dichotische listening test: nicht invasiv, bei gesunden Menschen<br />

Die Vp hört über Kopfhörer links und rechts unteschiedliche Worte und wird danach gebeten, die Worte, die sie sich<br />

gemerkt hat, wiederzugeben. Das Ergebnis ist, dass es eine leichte links Hemisphärendominaz bei der Sprache gibt, also<br />

mehr Wörter wiedergegeben wurden, die dem rechten Ohr präsentiert wurden.<br />

Zur Bestätigung übereinstimmt auch der Sodium Amytal Test, bei dem Vpn annormaler Weise rechtsdominant für<br />

Spache sind, auch bei dem Hörtest eine Dominanz in der rechten Hemisphäre.<br />

Das Ohr leitet generell Geräusche zu beiden Hemisphären, aber die Übertragung zur gegenüberliegenden Hemisphäre<br />

ist besser.<br />

Functional Brain Imaging – Bilddarstellung: PET und fMRT.<br />

Die Vp führt eine bestimmte kognitive Tätigkeit aus und man schaut, welcher Bereich im Gehirn aktiviert wird.<br />

Bei Sprachtests ist die linke Hemisphäre viel mehr aktiviert als die rechte.<br />

Sprachlateralisierung und Händigkeit ( Rechts- oder Linkshänder)<br />

Nach einigen Untersuchungen hat man bei 60% der Rechtshänder mit einer Läsion in der linken Hemisphäre<br />

120


eine Aphasie diagnostiziert. Nur bei 2% der Rechtshänder mit einer Läsion in der rechten Hemisphäre<br />

wiesen Patienten eine Aphasie auf. Bei Linkshändern ist es 30 zu 24 %, also variabler aber tendentiell auch<br />

mehr links -hemisphärisch. Interessant dabei ist, dass man mit dem Sodium Amytal Test auch herausfand,<br />

dass Rechts- und Linkshänder, die im frühen Alter eine Läsion in der linken Hemisphäre hatten, dominant in<br />

der Sprache in der rechten Hemisphäre waren.<br />

Geschlechterunterschiede in Bezug auf Gehirnlateralisierung:<br />

Studien besagen, dass Männer 3mal häufiger an einem einseitigen Schlaganfall leiden als Frauen. Männer<br />

mit einem Schlaganfall in der linken Hemisphäre hatten Defizite bei einem Intelligenztest bezüglich verbaler<br />

Fähigkeiten. Bei einem Schlaganfall in der rechten Hemisphäre waren die Defizite in der Performanz zu<br />

finden. Bei Frauen gibt es keine solcher Tendenzen.<br />

Mc Glone schließt daraus, dass Männerhirne mehr lateralisiert sind als die der Frauen. Problematisch wird<br />

es, wenn jedes unterschiedliche Verhalten der Geschlechter nun auf diesem Fakt begründet wird.<br />

Teil 2: Split-Brain (5.Methode)<br />

Die beiden Hemisphären werden durch die cerebrale Kommissur miteinander verbunden. Die längste<br />

Kommissur, mit über 200 Millionen Axonen in der Mitte nennt sich: Corpus Callosum (CC). Erste Versuche,<br />

bei denen der Corpus Callosum getrennt wurde, waren1953 mit Katzen (Myers und Sperry).<br />

Man durchschnitt sowohl den CC als auch den optic chiasm (zusätzliche Ort bei Katzen, an dem<br />

Informationen von einer Seite zur anderen Seite gelangt.) Die Kontrollguppe von Katzen waren diese, bei<br />

denen nur der CC ode nur der optic chiasm durchtrennt wurde. Nun mussten die Katzen Kugeln und<br />

Quadrate auf Feldern untescheiden und für jeweils das eine wurde die eine ode andere Taste gedrückt.<br />

Man testete bei dem Versuch immer nur eine Hemisphäre und legte den Katzen Augenklappen vor jeweils<br />

das andere Auge.Die Beobachtung ist folgende: Sowohl die Kontrollgruppe (nur eine Verbindung<br />

durchtrennt) als auch die Vp-katzen brauchten gleich lang um die Aufgabe auszuführen, sprich die<br />

Verbindung zwischen der Form und der zu drückenden Taste zu finden. Wechselte man nun die<br />

Augenklappe, wurde die andere Hemisphäre gefordert, die gleiche Aufgabe zu leisten. Bei der<br />

Kontrollgruppe konnten die Katzen das Gelernte fehlerfrei auf die andere Hemisphäre übertragen. Bei der<br />

Vpn-gruppe fand kein Austausch statt und die Katze gleichen Lernaufwand wie beim ersten Durchgang am<br />

ersten Auge.<br />

Kommissurotomie bei Epilepsie<br />

Bei starken Epilepsiefällen erprobte man das erste Mal an Menschen die Durchtrennung des CC, da sich der<br />

Anfall meist von der einen Hemisphäreauf die andere übetrug.Kleine Kommissuren blieben intakt. Die<br />

Eingriffe waren erfolgreich. Gazzanga und andere forschten viel mit diesen Patienten.<br />

Ein Test: Vpn lesen mit jeder Hemisphäre zwei getrennte Wörter ( Siehe Buch S. 401) und müssen dann nach<br />

dem gelesenen Gegenstand greifen, ohne diesen zu sehen.<br />

Wie schon aus anderen Methoden bestätigt, kann die Vpn Wörter, die mit dem rechten Auge aufgenommen<br />

werden, in der linken Hemisphäre verarbeitet. auch mit der rechten Hand richtig ergriffen werden. Wenn aber<br />

die nichtverbale rechte Hemisphäre das zu suchende Objekt, das eben noch mit der anderen Hemisphäre<br />

ausgeführt wurde, mit der contralateralen linken Hand auswählen soll, so kann sie das nur per Zufall richtig<br />

tun. Wenn man der linken Hand einen Gegenstand vorlegt, spürt die Vp zwar, dass sie einen Gegenstand in<br />

der Hand hat, weiß aber nicht, was es ist. Präsentiet man dem linken visuellen Feld ein Wort, behauptet die<br />

Vp, kein Wort zu sehen. Die rechte Hemisphäre ist dazu unfähig.<br />

Cross Cuing (gekreuztes Hilfsmittel)<br />

Cross Cuing ist eine Methode, bei der sich die beiden Hemisphären auf nicht neuronalem Weg austauschen<br />

können. Wenn das linke visuelle Feld eine Farbe präsentiert bekommt und die rechte Hemisphäre hört, wie<br />

die linke per Zufall die falsche Farbe nennt (die linke Hemisphäre ist für die Sprachproduktion zuständig),<br />

reagiert die rechte Hemisphäre mit einem grimmigen Gesicht und die linke Hemisphäre reagiert daraufhin<br />

121


mit der richtigen Antwort.<br />

Zwei Dinge gleichzeitig lernen<br />

Anhand mehrerer Tests wird bewiesen, dass beide Hemisphären getrennt voneinander arbeiten bei Split<br />

Brain Vpn.<br />

Bei dem helping hand Phenomen, werden beiden visuellen Feldern getrennt voneinander zwei Gegenstände<br />

präsentiert und die rechte Hand soll nach dem gezeigten Objekt greifen. Sie greift nach dem, welches die<br />

linke Hemisphäre ihr sagt. Die andere Hand jedoch greift ein, da diese durch die kontralaterale Hemisphäre<br />

gesteuert wird und führt sie zu dem anderen Objekt, welches sie durch „ihr Auge“ identifiziert hat.<br />

Es gibt auch die „visual completion“, bei der Patienten mit Skotom (Teil des visuellen Feldes ist weniger<br />

sensibilisiert, teils blind) den nicht zuerkennenden Bereich mit Hilfe der umliegenden Information ausfüllen<br />

können.<br />

Der Chimeric Figures Test zeigt zwei unterschiedlich aussehende Gesichtshälften, die der Vpn päsentiert<br />

werden.Fast immer beschreibt die Vpn danach das komplete Gesicht nach der Gesichtshäflte, die das rechte visuelle<br />

Feld wahrgenommen hat, sprich die linke Hemisphäre verarbeitet hat.<br />

Z Linse:<br />

Die Z-Linse (lichtundurchlässig auf einer Seite) schränkt den visuellen Input der einen Hemisphäre von Split-Brain-<br />

Patienten ein während sie z.B.ein Buch lesen.. Mit ihr kann man funktionelle Asymmetrien erforschen, da man durch<br />

die Linse die Infomationen auf der selbigen Hemisphäre behält und somit das ganze Buch gelesen werden kann. (siehe<br />

S.404)<br />

Bei den meisten Split-Brain Patienten kristalisiert sich heraus, dass die linke Hemisphäre die wichtigere ist,<br />

jedoch ist das keinr ganz-oder-gar-nicht-Abstufung sondern eine gaduelle.<br />

Teil 3: Was sind nun genau die Unterschiede zwischen der linken und rechten Hemisphäre?<br />

Funktion Dominanz der linken Hemisphäre Dominanz der rechten Hemisphäre<br />

Visuell Worte, Buchstab, Gesichter, Geometrische Muster, Emotionale<br />

Expression<br />

auditiv Sprachliche Klänge Nichtsprachliche Klänge, Baille<br />

Tastsinn - Berühungsmuster<br />

Bewegung<br />

Komplexe Bewegung, ipsilaterale<br />

Bewegung<br />

Bewegung bei räumlichen Mustern<br />

Erinnerung<br />

Verbale Erinnerung, Finden von<br />

Bedeutungen in der Erinnerung<br />

Nichtverbale Erinnerung, wahnehmende Aspekte<br />

der Erinnerung<br />

Sprache<br />

Reden, Schreiben, Lesen,<br />

Arithmetik(Zahlentheorie)<br />

Emotionaler Zusammenhang<br />

Räumliches<br />

Sehvermögen<br />

- Mentale Routation von Fomen, Geometrie,<br />

Richtung, Abstand<br />

Anatomische Asymmetien des Gehirns:<br />

122


Das Gehirn weist nicht nur funktionale Unterschiede sondern auch anatomische Unterschiede zwischen den<br />

beiden Hemisphären auf..<br />

3 wichtige anatomische Asymmetien im Bezug auf Sprache:<br />

planum temporale: das Gebiet des TemorallappenCortex, das in der posterioren Region der lateralen Fissur<br />

liegt. Es ist zuständig für das Veständnis der Sprache.>> Wernicke Areal.<br />

Heschl´s Gyrus: befindet sich in der Fateralfussur direkt vor dem planum temporale im Tempotallappen.<br />

Dort befindet sich der primäre auditive Cortex.<br />

Der Frontale Opeculum ist das Areal des Frontallappens im Cortex, das vor dem primären Motorcortex liegt.<br />

In der linken Hemisphäre ist es bekannt als: Brocas Areal.<br />

Die Größe der Areale variiert innerhab der Population. Bei Menschen mit pefrektem Gehör ist der Planum<br />

temporalis auf der linken Seite mehr lateralisiert und größer.<br />

Auch interessant ist, dass man lange Zeit nur auf einer groben neuroanatomischen Ebene Asymmetrien<br />

erforscht hat. Vor Kurzem befasste man sich auch mit den Unteschieden in der Zellulärstruktur zwischen den<br />

gegenübestehenden Arealen in den beiden Hemisphären. Beispielsweise hat man das Wenicke Areal erfoscht<br />

und seinen Micokreislauf auf seine Organisation geprüft. Beide Hemisphären sind gleich aufgebaut in Säulen<br />

von untereinander verbundenen Neuronen und die Säulen sind untereinander verbunden durch Axone. In der<br />

linken Hemisphäre jedoch liegen die Säulen weiter auseinander und sind untereinander mit längeren Axons<br />

verbunden. Diese besondere Art und Weise der Organisation im Wernicke Areal stammt aus der Anpassung<br />

der Verarbeitung in Bezug auf die Sprachreize.<br />

Es gibt verschiedene Theorien, warum das Gehirn asymmetrisch aufgebaut ist.<br />

Analytisch-synthetische Theorie: Man kann alle Aufgaben in analytische und synthetische unterteilen. Die linke<br />

Hemisphäre ist für die logische analytische zuständig und die rechte Hemisphäre ist Hesteller , der mit den<br />

übergeordneten Stimuli zu tun hat. Diese Theorie ist umstritten, da man keine Aufgabe einem der beiden Formen sicher<br />

zuordnen kann.<br />

Motor- Theorie: Dieser Test besagt, dass die linke Hemisphäre für die Feinmotorik, u.a. Reden, verantwortlich ist.<br />

Linguistik-Theorie: Dieser Test sagt, dass die linke Hemisphäre ganz auf die Sprache spezialisiert ist und die rechte<br />

Hemisphäre auf nichtsprachliche Bereiche.<br />

Die Evolution der cerebralen Lateralisierung der Funktionen ist umstritten. Entweder stammt sie aus der<br />

Zeit, bevor sich Tiere aus anderen entwickelt haben oder die Vorteile der Lateralisierung führten zu einer<br />

eigenständigen Evolution innerhalb mehrerer Spezien.<br />

4.Teil: Wo befindet sich die Sprache im Cortex – Das Wernicke-Geschwind Model<br />

Dieser Teil beschäftigt sich mit der Lokalisierung der Sprache (im Gegensatz zur Lateralisierung), d.h., dass<br />

man sich auf die Regionen der Kreisläufe innerhalb der Hemisphären bezieht, die an sprachverwandten<br />

Aktivitäten beteiligt sind.<br />

Bevor das Model erstellt wurde, gab es nur das Broca Areal und das Model des Wernicke Areals und für<br />

beide Areale auch Aphasien.<br />

Bei der Broca Aphasie sind die Symptome „expressiv“ ausgeprägt, sprich, sie verstehen Geschriebenens und<br />

Gesprochenes nomal, können aber keine normalen Sätze formulierten und artikulieren – Telegrammstil.<br />

Bei der Wernicke- Aphasie hat der Patient ein Defizit bei der Aufnahme. Er kann also schlecht verstehen,<br />

jedoch spricht er in normalier Intonation. Es hört sich normal an, ist aber inhaltlich eher sinnlos (Wortsalat).<br />

Dann gibt es noch eine 3. Aphasie, die Conduction-Aphasie,bei der die Verbindung, arcuate fasciculus,<br />

zwischen den beiden Arealen zerstört ist. Diese Patienten haben Schwierigkeiten bei der verbalen<br />

Wiederholung von auditivem Input.<br />

Der letzte Fall bezieht sich auf das angular Gyrus, welches posterior zum Wernicke Areal liegt. Bei einer<br />

123


Störung in dem Gyrus kommt es zur Alexie und Agaphie ( >> Leserechtschreibschwäche und gravierendere<br />

Ausläufe davon). Diese Patienten haben kein Problem im Sprechen und Verstehen.<br />

Aus den streng lokalisierten Erklärungsversuchen bestimmter Funktionen folgten Erklärungsversuche der<br />

Spache im ganzheitlichen Verständnis des Gehirns.<br />

Das Werniche-Geschwind-Model ist eine Vebindung aus beidem:<br />

Nach diesem Model gibt es bezogen auf die Sprache zwei Wege im Gehirn.<br />

1.Weg: Hören und Antworten:<br />

auditiver Input: Die gestellte Frage wird im primären auditiven Cortex erhalten und weitergeführt ins Wenicke Areal,<br />

wo es um das Verständnis des Gehörten geht. Soll eine Antwort folgen, geht die Infomation übef den arcuate fasciculus<br />

zum Broca Areal. Diese Aktivieung im Broca Areal führt zur richtigen Artikulation im primären Motor-Cortex.<br />

2.Weg. Laut Lesen:<br />

Ein visueller Input (Lesen) wid vom pimären visuellen Cortex erhalten und an den angular Gyrus weitergeführt, der die<br />

visuelle Form der Worte in einen auditiven Code übesetzt und weiter ins Wernicke Areal transportiert, wo das<br />

Veständnis stattfindet. Es kommt zum Auslösen des arcuate fasciculus, dem Broca Areal und dem Motor-Cortex um die<br />

akuraten Klänge ( Sprache) zu erzeugen.<br />

5.Teil: Evaluierung des Wernicke- Geschwind - Models:<br />

Wie wir bereits gelernt haben, wissen wir,dass die Anschauung, eine bestimme Funktion ist in einem<br />

bestimmten Bereich im Gehirn zugeordnet, veraltet ist und somit muss auch das Model mit skeptik betrachtet<br />

werden. Weiter ist es nicht möglich bestimmte Zerstörungen des Gehirns auf bestimmte Funktionen zu<br />

übertragen.<br />

Effekte von Schädigungen auf zahlreiche Areale des Cortex bei sprachbezogenen Fähigkeiten:<br />

Durch Chirugie wird corticales Gewebe entfernt. Nach Entfernung des Broca Areals ist bei den Patienten keine<br />

Einschränkung auf die Sprache entstanden. Andere Einzelbereiche konnten nur teilweise ohne anhaltende<br />

Nachwirkungen entfernt werden.<br />

Gehirnschädigung aufgrund von Unfällen oder Krankheitsbezogenen Läsionen:<br />

Mit 214 Patienten hat man Untersuchungen betrieben um heauszufinden, welche zerstörten Bereiche im Gehirn zu<br />

welcehn Schädigungen und Spracheinschränkungen führen. Relevant ist da, wie viele Lappen des Cortex involviert sind<br />

und natürlich wo die Schädigung vorliegt..Artikulationsprobleme waren mehr ausgebildet bei Schädigung des<br />

anterioren Bereichs. Insgesamt ist zu sagen, dass eine Schädigung im Temporallappen die meisten Einschränkungen<br />

aufweist.<br />

Methoden für die bildgebende Darstellung vom Gehirn von Aphasie-Patienten:<br />

Mit der CT und dem MRI ist es möglich, Bilder des Gehirns von Aphasie- Patienten zu erhalten. Man schlussfolgerte<br />

aus den Bildern, dass Defizite in der Sprachexpression bei anterioren Läsionen häufiger Zerstörungen aufweisen als bei<br />

posterioren Läsionen. Anderseits führen großflächige posteriore Läsionen häufig zu Defiziten bei Sprachverständnis als<br />

bei anterioren Läsionen. Beide Ergebnisse beziehen sich auf die linke Hemisphäre. Zusätzlich zu dem Cortex waren bei<br />

großflächigen Läsionen ,die die Sprachfähigkeiten einschränkten auch subkortikal weiße Substanz mitzerstört.<br />

Anhand des MRI konnte man an einigen Patienten auch eine Schädigung des medialen Frontallappens erkennen, und<br />

diese gehört nicht zum Wernicke Geschwind Model.<br />

Auch subkortikale Schädigung führte zu Aphasiefällen.<br />

Eletronische Stimulation im Cortex führt zu Lokalisierung von Sprache.<br />

Mit dieser Methode kann man viel genauer bestimmte Bereiche stimulieren und ihre Effekte auf Reden, Lesen, etc<br />

beobachten. Das tut man, um bei Gehirnchirugie zu wissen, welche Substanzen während der OP nicht entfernt werden<br />

sollen.<br />

Stimulationen anterior zu der Centralen Fissur führten zu einer Bewegungsausübung (dort liegt auch der primäre<br />

Motorcortex) und Stimulation posterior zu der Centralen Fissur zur somatosensorischen Ausführung. In jüngeren<br />

Studien untersucht man mit Elektrostimulationen Phonemie >> individueller Sprachklang.<br />

Egebnisse waren:<br />

-Bereiche im Kortex, bei denen eine Stimulation die Sprache einschränkte, überschreiten das Wernicke-<br />

Geschwind Model<br />

-Sprachtests wurden duch Stimulation bei weit auseinanderliegenden Lagen unterbrochen<br />

124


-große Unterschiede bei den einzelnen Vpn.<br />

Aktueller Status des W.G.Models:<br />

Das Model hat einen hohen Stand, da es generell Bereiche eingrenzt und Aphasien in den Bereichen häufig sind.<br />

Trotzdem ist das Model mitlerweile überholt, da man weiß, dass es auch außerhalb des Models zu Läsionen kommt, die<br />

die Sprache beeinflussen.<br />

6.Teil Die kognitiv-neurowissenschaftliche Annäherung in Bezug auf die Sprache<br />

Die Kognitions- Neurowissenschaften sind wild am forschen, wie die Sprachanalyse weiter durchgeführt<br />

wird. Es gibt drei Aussagen, welche auch bereits genug Beweise mitsich tragen.<br />

1.Aussage: Das W.G.Model beschäftigt sich zwar mit einzelnen Bereichen der Sprache (Verständnis,Lesen,<br />

Sprechen), doch die Analyse muss noch bei viel kleineren Untergruppen beginnen. Kognitions-<br />

Neurowissenschaftler unterteilen die Sprachanalyse in die Phonologie, Semantik und Grammatik.<br />

2.Aussage: Nach dem W.G. Model haben die Bereiche, die bei der Sprache eine vorrangige Rolle spielen,<br />

sonst keine weiteren Funktionen. Dies wird nach neuer Wissenschaft widerlegt, da ein Bereich relevant für<br />

die Sprache, aber gleichzetig auch fur visuelle Muster oder das Kurzzeitgedächtnis wichtig ist.<br />

3.Aussage: Da viele Bereiche für die Sprache aber auch andere kognitiven Fähigkeiten eine wichtige Rolle<br />

spielen, ist es wahrscheinlich, dass die Bereiche klein, weit verbreitet und spezialisiert sind (Gegensatz zum<br />

W.G. Model).<br />

Auch im Bereich der funktionellen bildhaften Techniken ( PET und fMRI) konnten Neuheiten festgehalten<br />

werden.<br />

Versuche mit sehr sensiblen fMRI Maschinen bei stillem Lesen zeigen, dass es viele kleine Flecken von<br />

aktiven Arealen gibt, es von Person zu Person unterschiedlich ist und sogad bei der gleichen Pedson von<br />

Durchgang zu Durchgang Unterschiede aufzeigt.<br />

Im Gesamten schlussfolgert man, dass in der rechten Hemisphäre auch Áktivität herrscht, aber weitaus<br />

weniger als links und außerdem die Aktivitäten in großem Maße außerhalb des W.G. Models liegen.<br />

Vesuch mit PET:<br />

Man beobachtet den linken Temporallappen beim Nennen von Wörtern,die drei verschiedenen Kategorien<br />

angehören.<br />

Die PET Aktivität wurde gemessen bei gesunden Vpn und die Bilder waren unterschiedlich, abhängig in<br />

welche Kategoie das genannte Wort gehörte. Man maß die Differenz zwischen der Aktivität beim Lesen der<br />

Wörter und beim Zuorden der Wörter. Das Ergebnis ist, das Bereiche im linken Temporallappen außerhalb<br />

des W.G.- Models aktiviert waren.<br />

Für die weitere Forschung ist die Technologie der Bilddarstellung in Kombination mit Läsionspatienten<br />

wünschenswert.<br />

7.Teil: Die kognitive neurowissenschaftliche Annäherung und die Dyslexie<br />

Dyslexie ist die Schwierigkeit zu lesen, obwohl keine Seh- oder Motorikschwächen und auch keine<br />

Intelligenzdefizite vorhanden sind.<br />

Entwicklungsdyslexie tritt im Schulalter auf, wenn man das erste ;al mit Lesen konfrontiert wird.<br />

Erworbene Dyslexie entsteht später aufgrund von Hirnschäden.<br />

Entwicklungsdyslexie wird derzeit noch heiß umforscht, da man sich nicht genau im Klaren ist, was der<br />

eigentliche Grund für die Schwäche ist. Man erkennt anatomische und strukturelle Unterschiede zu normalen<br />

Menschen. Diese scheinen jedoch keine Auswirkungen auf die Störung zu haben. Vemutungen gehen eher in<br />

die Richtung, dass es zu der Störung aufgrund des Ausfalls von Leseerfahrung kommt.<br />

In den letzten Jahzehnten entdeckte man an Entwicklungsdyslexie-Patienten auch eine leichte motorische,<br />

visuelle und auditive Einschränkung. Manche Wissenschaftler vemuten, dass diese Defizite die Dyslexie<br />

auslösen, jedoch ist das umstritten, da die Defizite sehr gering sind.<br />

Dazu kommt ,dass die Vererbung bei 50 Prozent liegt und es auch bei genetisch empfindlichen Personen auf<br />

125


Viren und Giftstoffen auftritt. Überzeugende Beweise liegen nicht vor.<br />

Kulturelle Vielfalt und Biologische Einheit:<br />

Lange Zeit wurde Dyslexie auf Kultur zurückgeführt, da sie bei Italienern nun halb so oft auftrat als bei Engländern.<br />

Man schob es später auf die unterschiedliche Anzahl den Phonemie ( Sprachklänge), welche bei der englischen Sprache<br />

signifikant höher ist. Man verglich mit Hilfe von der PET-Methode die Aktivität von Engländern, Fanzosen und<br />

Italienern bei gesunden Menschen und Dyslexie-Patienten und erhielt eine Übereinstimmung in einer abnormalen PET<br />

Aktivität beim Lesen: Weniger Aktivität als bei Normallesern. Die Aktivität ist in der posterioren Region des<br />

Temporallappens, an der Genze zum Okzipitallappen.<br />

Laut Lesen: Methoden und wissenschaftlicher Standpunkt:<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, laut zu lesen. Die eine ist, die lexikale (erkennen des Wortes) und die andere die<br />

phonetische (Aussprechen der Buchstaben führt zur Wortbildung). Bei bekannten Worten verwendet man die lexikale,<br />

bei fremden Wörtern die phonetische Herangehensweise.<br />

Aus diese zwei Arten entsprangen zwei weitere Dyslexiearten: Surface -dyslexie und Deep -Dyslexie. Bei der surfacedyslexie<br />

können die Patienten keine Worte mehr aufgrund der lexikalen Worterkennung aussprechen. Es erfolgt immer<br />

über die phonetische Herangehensweis, was zu Aussprachfehlern bei Ausnamen der Aussprache führt.<br />

Bei der Deep-Dyslexie verliert der Patient die Fähigkeit zum lexikalen Prozedere und kan nur Worte aussprechen, die<br />

ihm bekannt sind. Das führt zu vielen Aussprachefehlern.<br />

Die Frage ist nun, wo die beiden Prozedere im Gehirn durchgeführt werden. Deep-Dyslexie hat oft einen Schaden in der<br />

linken Hemisphäre, was vemuten lässt, dass das phonetische Verfahren im Fontal- und Temporallappen der linken<br />

Hemisphäre verteilt sist. Für das Auffinden des Ortes des lexikalen Prozederes gibt es zwei Theorien. Die eine besagt,<br />

dass die überlebenswichtige lexikale Fähigkeit in den restlichen Sprachbereichen der linken Hemisphäre liegt, was man<br />

durch die Beobachtung während des Lesens efoscht hat. Die zweite Theorie besagt, dass die fehlende lexikale Fähigkeit<br />

durch die Aktivität in der rechten Hemisphäre koordiniert wird.<br />

126


Kapitel 17 Biopsychologische Grundlagen von Emotionen, Stress und<br />

psychischen Störungen.<br />

- Konzentration auf negative affektive Zustände von Emotionen.<br />

- Darwins Evolutionstheorie des emotionalen Ausdruckes ist in 3 Grundgedanken zu<br />

unterteilen;<br />

1. Emotionales Ausdrucksverhalten entwickelt sich aus Verhaltensweisen, die<br />

anzeigen, was das Tier als Nächstes tun wird.<br />

2. wenn diese Verhaltensweisen dem Tier von Nutzen sind, entwickeln sie sich in<br />

einer Weise weiter, die ihre kommunikative Funktion verstärkt, verlieren<br />

möglicherweise ihre Ursprungsbedeutung (Ritualisierung).<br />

3. Antithese: d.h. gegensätzliche Botschaften werden oft durch entgegensetzte<br />

Bewegungen und Körperhaltungen ausgedrückt.<br />

- z.B. Unterschied zwischen Unterwerfung und Aggressionen bei Tieren. Tier zeigt<br />

bei Erscheinen eines Feindes die eigenen Stärken ( Waffen ) und versucht so<br />

denjenigen klar zu machen, dass er besser flüchten sollte.<br />

Hund aggressive Pose, Ohren nach vorn, Rücken gerade, Fell aufgestellt, Schwanz<br />

nach oben. Hund unterwürfige Pose, Ohren angelegt, Fell liegt an, Rücken nach<br />

unten durchgedrückt, Schwanz nach unten.<br />

- James Lange und Cannon Bard Emotionstheorien.<br />

- James Lange: sensorische Reize, die Emotionen hervorrufen, werden vom Cortex<br />

empfangen und verarbeitet / steuert dann das vegetative NS (Organe,<br />

Blutdruckerhöhung, Atemfrequenz und Herzschlagfrequenz steigen(sympathisch);<br />

Verdauung wird fast komplett eingestellt (parasympathisch), Blut wird zu Muskeln<br />

befördert; somatisches NS (Skelettmuskulatur); erst dann eine Auslösung von<br />

Emotionserleben im Gehirn. D.h. wir weinen nicht, weil wir traurig sind, sondern sind<br />

traurig weil wir weinen. Verschiedene emotionale Reize lösen unterschiedliche<br />

Reaktionen des VNS aus.<br />

- Cannon Bard: emotionale Reize = 2 Auswirkungen; lösen gleichzeitig emotionales<br />

Erleben im Cortex aus als auch emotionalen Ausdruck im VNS und SNS. Auf allen<br />

emotionalen Reizen gleiche Reaktionen des VNS(siehe oben).<br />

- Beide Theorien nicht haltbar, z.B. Querschnittsgelähmte können emotionale Erfahrungen<br />

machen. Heutige Ansicht ist dass sich alle 3 Faktoren gegenseitig beeinflussen. VNS<br />

schwankt zwischen völliger Spezifität und vollkommener Unspezifität.<br />

- Pseudowut; decortizierte (Cortex weg, Hypothalamus noch da) Katzen reagieren ohne<br />

Grund unheimlich aggressiv, Katzen ohne Hypothalamus nicht; d.h. Hypothalamus für<br />

Ausdruck aggressiver Reaktionen von Bedeutung und Cortex dafür da diese zu steuern<br />

und zu unterdrücken.<br />

- Lügendetektion= Test der emotionale Begleitreaktionen des VNS misst.<br />

Kontrollfragentest= VL nicht weiß ob Person schuldig ist oder nicht; Vergleich von<br />

Fragen (z.b. Wie heißen Sie = sichere Frage und haben sie Geldbörse gestohlen =<br />

unsichere Frage); unsichere Fragen höhere Aktivität des Sympathicus (VNS); Erfolg<br />

80%./ aber löst nicht Lügen auf, da man wohl immer reagiert wenn man solche<br />

unsicheren Fragen beantworten muss.<br />

- Verbesserung durch Tatwissens-Test; d.h. Fragen über genauen Tathergang(wo haben<br />

wir Geldbörse gefunden), da Schuldiger wohl dann stärker reagiert.<br />

127


- Emotionen als Gesichtsausdruck:<br />

Universalität des Gesichtsausdruckes; Menschen verschiedener Kulturen in ähnlichen<br />

Situationen nehmen ähnliche Gesichtsausdrücke an und sie sind in der Lage die richtige<br />

Bedeutung des Ausdruckes von einem Menschen anderen Kulturkreises zu benennen.<br />

Gibt trotzdem leichte kulturelle Unterschiede.<br />

- Elementare emotionale Gesichtsausdrücke; Ekman und Friesen sagen, dass die<br />

Gesichtsausdrücke 6 Basisemotionen zuzurechnen sind: Überraschung, Wut, Trauer,<br />

Ekel, Furcht und Freude. Alle anderen Gesichtsausdrücke Mischungen aus den<br />

Elementaren.<br />

- Facial-feedback-Erfahrung = fröhliches Gesicht, man fühlt sich besser, wütendes<br />

Gesicht, man fühlt sich schlechter.<br />

- Willkürliche Kontrolle des Gesichtsausdruckes:<br />

Unterschiede zwischen echten und aufgesetzten Emotionsausdrücken.<br />

Erstens treten oft die wahren Gefühle in Mikroausdrücken auf (dauern 0,5sek an).<br />

Zweitens Unterschied bei 2 Muskeln: Musculus orbicularis oculi (umgibt Auge und zieht<br />

die Haut von den Wangen und der Stirn zum Augapfel).und den Musculus zygomaticus<br />

major (zieht Lippen schräg nach oben).<br />

- den ersten kann man im Gegensatz zum Zweiten nicht willkürlich steuern. Der Zweite<br />

wird von der motorischen Rindenregion gesteuert, der erste von den Rindenfeldern, die<br />

zum lymbischen System gehören.<br />

- echtes Lächeln = Duchenne Lächeln<br />

- Erkenntnisse von Cortexschäden und menschliche Emotionen<br />

-Vorherrschaft der rechten Hemisphäre (Temporal und Frontallappen) bei der<br />

Wahrnehmung von Gesichtsaudrücken und von Prosodie(gefühlsbedingte<br />

Sprachmelodie); heißt aber nicht das die linke Hemisphäre gar keine Rolle spielt.<br />

- Defizite des emotionalen Ausdruckes durch Läsionen im Frontalcortex.<br />

- Dominanz der rechten Hemisphäre beim emotionalen Gesichtsausdruck, linke<br />

Gesichtshälfte aktiver (beginnt früher sich zu bewegen und die Veränderung auf ihrem<br />

Höhepunkt links deutlicher als rechts).<br />

Weitere Beispiele von Läsionen und ihre Auswirkungen später bei Furcht bzw.<br />

Aggressionen.<br />

- Furcht:<br />

- Amygdala große Bedeutung bei Furcht ( corpus amygdaloideum ); sie liegt im medialen<br />

Teil des Temporallappens und gehört zum limbischen System. Sie besteht aus mehreren<br />

Kernen.<br />

- PET Bilder zeigen eine Erhöhung der Aktivität der Amygdala bei emotionalen negativen<br />

Bildern.<br />

- Zentralkern der Amygdala: Aktivierung löst Vielzahl von emotionalen Reaktion aus,<br />

z.B. Reaktionen des VNS (Blutdruckerhöhung,Herzschlagsfrequenz etc,siehe oben);<br />

hormonelle Reaktionen (Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin durch<br />

Nebennierenmark; Noradrenalin und Steroidhormonen sorgen für erhöhte<br />

Glukoseverfügbarkeit);<br />

- bei aversiven Reizen erhöht sich neuronale Aktivität; bei Stimulation des Zentralkerns<br />

können Angst, Furcht und Stress ausgelöst werden.<br />

- chronische Angststörungen wahrscheinlich durch Hyperaktivität des Zentralkerns.<br />

- Amygdala große Bedeutung bei emotionalem Gedächtnis; Reaktion besteht aus<br />

128


Vorerfahrung + den situativen Ereignissen; z.B. großer böser Mann mit Messer kommt aus<br />

dem Busch im Park, man hat jetzt mehrere Möglichkeiten (fight or flight),<br />

erstmal werden die Ereignisse analysiert (schon basierend auf Erfahrung), dann wird<br />

entschieden was gemacht werden kann. Amygdala gibt Informationen dann weiter zu den<br />

verschiedenen Gehirnarealen.<br />

- Läsionen der Amygdala können eine Herabsetzung der emotionalen Reaktionen<br />

bewirken; schlechte Furchtkonditionierung; verminderte Fähigkeit furchtsame<br />

Gesichtausdrücke zu erkennen.<br />

- Konditionierte emotionale Reaktionen und Amygdala<br />

- Amygdala erhält Afferenzen von allen sensorischen Systemen, dort werden alle Signale<br />

mit emotionaler Bedeutung gelernt und gespeichert, um dann die Informationen<br />

weiterzuleiten, danach Reaktionsauslösung. Z.B. eine Bahn von der Amygdala führt zum<br />

zentralen Höhlengrau des Mittelhirns, dort wird Verteidigungsreaktion ausgelöst, andere<br />

Bahn führt zum Hypothalamus, dort werden sympathische Erregungen gesteuert.<br />

- Versuch von Le Doux: neutraler Reiz + emotionsauslösendem Reiz<br />

- z.B. Rattenexperiment Hoher Ton 10 sek.+ Stromreiz 0,5 sek auf Fußboden<br />

- unspezifische Reaktion = Ratte springt<br />

- spezifische Reaktion = schnellere Atmung,Herzfrequenz und Blutdruck erhöhen sich<br />

- Nach klassischer Konditionierung, mehrfacher Kopplung von neutralen Reizen mit<br />

emotionsauslösenden Reizen (mind. 50-100 mal), wird schon nach dem neutralen Reiz<br />

spezifische Reaktionen ausgelöst.<br />

- Schaltkreis dieses Versuches: Bedrohlicher Ton zum Thalamus und zum corpus<br />

geniculatum mediale, vom Thalamus zum auditorischem Cortex und von dort zur<br />

Amygdala, vom corpus geniculatum gleich zur Amygdala, dann von dort zum<br />

Hypothalamus und zum zentralen Höhlengrau. Hypothalamus löst Reaktionen des<br />

sympathischen Nervensystems aus und das zentrale Höhlengrau die Verhaltensreaktion.<br />

- Aggressionen<br />

- bei Tieren 4 Verhaltensmuster:<br />

1. Bedrohungsverhalten = stereotypisches, artspezifisches Verhalten, soll andere Tiere<br />

warnen, dass diese die Möglichkeit haben zu fliehen oder submissives Verhalten zu<br />

zeigen. (für Hierarchien wichtig).<br />

2. submissives Verhalten = Unterwerfungsverhalten, z.B Hund legt sich auf Rücken,<br />

spreizt Beine von sich.<br />

3. Defensives Verhalten = artspezifisches Verteidigungsverhalten, bei Katze, leicht seitlich<br />

stehend, Krallen raus, Schwanz nach oben, Fauchen, Buckel, seitlich stehend.<br />

4. Beuteverhalten = ohne „Wut“ und Fauchen etc., eher kaltblütig, darauf ausgerichtet das<br />

Opfer zu töten, beim Mensch (Profikiller).<br />

-Aggressionen beim Menschen<br />

-Serotonin große Bedeutung, gehört zu Gruppe der Monoamine.<br />

- Serotonerge Synapsen hemmen Aggressionen.<br />

- freigesetztes Serotonin (5HT) wird größtenteils von den Endknöpfen der Synapsen<br />

wieder aufgenommen, einiges verbleibt aber in der extracellulären Flüssigkeit und wird zu<br />

dem Metaboliten 5HIAA degradiert.<br />

- je weniger 5HIAA vorhanden ist, desto höher Risikoverhalten, z.B Rhesusaffen wurden 4<br />

Jahre untersucht, 46% der Affen mit niedrigsten 5HIAA Spiegel starben in der Zeit, da sie<br />

sich mit stärkeren Tieren angelegt hatten oder sehr oft gewagte Astsprünge machten.<br />

- Prozac ist Serotonin Agonist = Bei Einnahme werden Erregbarkeit und Aggressionen<br />

129


gehemmt.<br />

- verminderte Freisetzung von Serotonin ist verbunden mit starken Aggressionen und<br />

Gewalt.<br />

Wichtige Gehirnstrukturen<br />

- präfrontaler Cortex = übermittelt Informationen über sich einstellende emotionale<br />

Zustände und die vorausgesagten Folgen.<br />

-sensorische Analyse der Situation + Erfahrung, Urteile, soziale Norm und Inferenzen.<br />

- verminderter präfrontaler Cortex = antisoziales Verhalten, verringerte Sensibilität auf<br />

fehlerhafte soziale und moralische Urteile.<br />

- enthält große Anzahl serotonerger Axone.<br />

- orbitofrontaler Cortex = beeinflusst physiologische und emotionale Reaktionen die von<br />

der Amygdala organisiert werden.<br />

-Interface zwischen Hirnmechanismen für automatisierte emotionale Reaktionen und für<br />

die Steuerung komplexen Verhaltens.<br />

- Patienten mit Läsionen im orbitofrontalen Cortex haben so genannten<br />

„Umsetzungsfehler“(wissen theoretisch wie soziale Norm ist, können es nicht praktisch<br />

umsetzen, verhalten sich oft unpassend, stur, mürrisch etc).<br />

- Hormonelle Steuerung aggressiven Verhaltens<br />

-Aggressives Verhalten wir von den neuronalen Schaltstellen gesteuert, die wiederum von<br />

den Androgenen stimuliert werden.<br />

- Androgene (Testoide) kontrollieren die Entwicklung und die Erhaltung der männlichen<br />

Merkmale.<br />

- Organisationseffekt, Androgensekretion tritt pränatal auf, nimmt dann ab, in Pubertät<br />

wieder zu; dadurch wird Gehirn modifiziert, ist für später gedacht, da dann das Gehirn in<br />

der Pubertät für Testosteron empfänglicher ist.<br />

- bekannteste und wichtigstes Androgen ist das Testosteron.<br />

- Androgene sind auch Vorläufer aller Östrogene.<br />

- Kastrationen mindern aggressives Verhalten und Injektionen erhöhen oft Aggressionen<br />

(bei Tieren, auch bei Weibchen)<br />

- bei Menschen ist man sich nicht ganz einig, Injektion von Testosteron kann auch zu<br />

Euphorie/Glücksgefühlen und erhöhte Sexualaktivität führen.<br />

- Stress und psychosomatische Störungen<br />

- Stress kurzfristig und langfristig unterschiedliche Auswirkungen; kurzfristig adaptive<br />

Veränderungen, die helfen auf Stressoren zu reagieren (z.B. Mobilisierung von<br />

Energiequellen; Unterdrückung von Entzündungen/Infektionen); langfristig können<br />

schädliche Auswirkungen auftreten (z.B. Magengeschwüre, Anfälligkeit gegenüber<br />

Infektionen; Größenzunahme der Nebennieren).<br />

- Stressreaktionen durch Aktivierung des Hypophysenvorderlappen-<br />

Nebennierenrindensystems.<br />

- Hypothese von Hans Selye: bei Stress Ausschüttung des adrenocorticotropen Hormons<br />

ACTH durch Hypophysenvorderlappen, dann Ausschüttung von Glucocorticoiden aus der<br />

Nebennierenrinde.<br />

- Selye vergaß bei seiner Hypothese die Mitwirkung durch das sympathische NS, das für<br />

eine Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark<br />

verantwortlich ist.<br />

130


- Kurzfristiger Stress = Adrenalin und Noradrenalin aus Nebennierenmark<br />

Langfristiger Stress = Hypophysenvorderlappen-Nebennierenrindensystem<br />

- Stress und Magengeschwüre (Ulcus ventriguli)<br />

- Ulcus v. = Schädigung der Magenschleimhaut, die den Magen auskleidet.<br />

- hohe Salzsäurekonzentration im Magen begünstigt Magengeschwüre, jeder Mensch<br />

produziert 2-3 Liter pro Tag. Es werden Medikamente (Antazide) verabreicht, die die<br />

Salzsäuresekretion reduzieren.<br />

- Stress schwächt auch die Magenschleimhaut, dadurch kann Salzsäure stärker die<br />

Blutgefäße und die vorhandenen Muskeln des Magens angreifen.<br />

- Bakterium (Helicobacter pylori) kann auch Ursache für Ulcus v. sein, da es auch die<br />

Schleimhaut angreift. Das Bakterium allein muss aber kein Magengeschwür auslösen.<br />

75% der KG hatten auch das Bakterium im Magen, aber kein Geschwür.<br />

- wenn beide Faktoren vorhanden sind größte Gefahr für Geschwür.<br />

- Stress und Immunsystem<br />

- Stress schwächt Immunabwehr, psychologische Gründe können also Krankheiten<br />

(Infektion etc.) auslösen.<br />

(Immunsystem siehe <strong>Zusammenfassung</strong> Immunologie)<br />

- Untersuchungen konnten nachweisen, dass es eine positive Korrelation zwischen Stress<br />

und Gesundheitsproblemen gibt.<br />

- man muss aber dringend bedenken, dass bei Stress sich zumeist die Ess- und<br />

Schlafgewohnheiten ändern, und dadurch Gesundheitsprobleme entstehen können.<br />

Trotzdem ist man sich sehr sicher, dass Stress das Immunsystem allgemein schwächt.<br />

- Glucocorticoide = Steroidhormone, die als Stressreaktion aus dem adrenalen Cortex<br />

ausgeschüttet werden.<br />

- T Zellen und auch B-Zellen haben Rezeptoren für Glucocorticoide und für Noradrenalin.<br />

- die immunsuppressive (Immununterdrückende) Wirkung von Glucocorticoide dient<br />

vermutlich dazu, das Überschießen der Stresssituationen zu verhindern. Bei chronischem<br />

Stress heißt das aber, dass die Immunreaktion insgesamt reduziert ist.<br />

Stress und die Wirkungen auf den Hippocampus<br />

- Hippocampus besitzt viele Glucocorticoidrezeptoren.<br />

- 2 relativ neue Forschungsrichtungen die den Hippocampus betreffen.<br />

- 1. Handling (Berührungen durch menschliche Hand; hier bei Rattenbabys), bewirkt<br />

Abnahme der Glucocorticoidmenge, dadurch weniger negative Einflüsse auf das Gehirn,<br />

bezahlt sich auch im Alter aus, weniger Degeneration des Hippocampi und weniger<br />

Gedächtnisdefizite. Handling hat Wechselbeziehung mit der vermehrten Fürsorge der<br />

Mutter (Lecken die Babys danach mehr). Bei Müttern die ihre Babys sowieso mehr lecken<br />

treten gleiche Effekte auf.<br />

- 2. Neubildung von Neuronen im Gyrus dentatus (Teil des Hippcampus),<br />

Glucocorticoide schädigen wohl nicht Hippocampus, sondern verhindern Neubildung von<br />

Neuronen.<br />

Schizophrenie<br />

- Diathese-Stress-Modell = psychische Störungen entstehen durch genetische<br />

Prädisposition und Stress.<br />

- schizo = spalten; phren = Geist<br />

- Zusammenbruch der Integration von Fühlen, Denken und Handeln.<br />

- 1% der Bevölkerung und setzt in der Regel in der Adoleszenzzeit ein.<br />

131


- Symptome sind: 1. Bizarre Wahnvorstellungen, (Marsmenschen beobachten mich etc); 2.<br />

Unangemessener Affekt, (unangebrachte emotionale Reaktionen auf positive oder<br />

negative Ereignisse); 3. Halluzinationen (oft Akustische; z.B. Stimmen);<br />

4. Inkohärenz des Denkens, (Unlogisches, zusammenhangloses Denken);<br />

5. Ungewöhnliches Verhalten,(Vermeiden sozialer Kontakte, Starrsein, wenig Hygiene)<br />

- Ursachen der Schizophrenie; Menschen erben eine Disposition für Schizophrenie, die<br />

dann durch persönliche Erfahrung entweder zum Ausbruch der Erkrankung führt oder<br />

nicht.<br />

- großer Stress kann Auslöser sein.<br />

Antipsychotische Substanzen<br />

- Chlorpromazin bewirkt eine Verbesserung der schizophrenen Symptome, aber keine<br />

komplette Heilung.<br />

- Chlorpromazin verändert nicht den Dopaminspiegel, sondern die Erhöhung seines<br />

Metaboliten im extrazellulären Raum.<br />

- erzeugt Effekt, indem es als Antagonist auf die Dopaminsynapsen wirkt, bindet somit die<br />

Dopaminrezeptoren und das Dopamin kann nicht andocken, wird als falscher Transmitter<br />

(Rezeptorblocker) bezeichnet.<br />

- Reserpin nicht ähnlich, aber gleiche Wirkung. Wird nicht mehr eingesetzt, da der<br />

Blutdruck stark abnimmt.<br />

Dopamin-Hypothese der Schizophrenie<br />

- Schizophrenie wird durch ein Übermaß an Dopamin verursacht.<br />

- antipsychotische Substanzen reduzieren Dopaminspiegel.<br />

- Reserpin bricht die synaptischen Vesikel (Dopamin) auf, dadurch werden Speicher im<br />

Gehirn entleert.<br />

- Amphetamine und Kokain lösen schizophrene Erlebnisse aus, da sie den<br />

Dopaminspiegel stark erhöhen.<br />

- neue Erkenntnis: die Erhöhung von dem Metaboliten des Dopamins soll Ursache für<br />

Schizophrenie sein.<br />

- Dopamin bindet sich an mehrere Rezeptortypen<br />

- Chlorpromazin ( Klasse der Phenotiazine ) bindet sich an D1 und D2 Rezeptoren.<br />

- Haloperidol ( antipsychotische Substanz, Klasse der Butyrophenone ) bindet sich nur<br />

stark an D2, kaum an D1.<br />

- Revision der Dopamin-Hypothese; Schizophrenie wird durch Überaktivität an den D2<br />

Rezeptoren verursacht und nicht an den Dopaminrezeptoren allgemein.<br />

- Neuroleptika (z.B. das Butyrophenon Spiroperidol), die sich an D2 binden, haben den<br />

größten antipsychotischen Effekt.<br />

- Forschung geht immer weiter, man hat raus gefunden das Clozapin ein sehr wirksames<br />

Medikament ist, sich aber an D1, D4 und Serotoninrezeptoren bindet.<br />

Depression und Manie<br />

- reaktive Depression; ausgelöst von negativen Erfahrungen (Krankheit, Tot eines<br />

Freundes etc)<br />

- endogene Depression, keinen direkten Auslöser.<br />

- nicht alle depressiven Patienten erleben manische Perioden (gesprächig, energisch,<br />

impulsiv, selbstsicher, optimistisch);<br />

- nur depressiv = unipolare affektive Störungen.<br />

- depressiv und manisch = bipolare affektive Störungen<br />

132


- Antidepressiva<br />

- Monoaminoxidasehemmer z.B. Iproniazid erhöht den Noradrenalin und Serotoninspiegel.<br />

- Trizyklische Antidepressiva z.B. Imipramin blockiert die Wiederaufnahme von Serotonin<br />

und Noradrenalin, dadurch erhöhter Spiegel im Gehirn.<br />

- Lithium wird bei bipolaren affektiven Störungen eingesetzt; ist Serotonin-Agonist.<br />

- Serotoninwiederaufnahmehemmer; z.B. Fluoxetin (Marktname Fluctin); Vorteil wenige<br />

Nebenwirkungen, gegen viele psychische Störungen wirkungsvoll (bei mangelndem<br />

Selbstbewusstsein, Angst vor Misslingen etc).<br />

- gibt auch selektive Noradrenalinwiederaufnahmehemmer;z.B. Reboxitin (Endronax)<br />

Behandlung von Depressionen.<br />

Monoamin-Hypothese der Depression<br />

- Auftreten der Depressionen geht einher mit verminderter Aktivität an serotonergen und<br />

noradrenergen Synapsen.<br />

- bestimmte Typen von Noradrenalin und Serotoninrezeptoren sind bei depressiven<br />

Patienten erhöht.<br />

- wenn an einer Synapse zu wenig Neurotransmitter ausgeschüttet werden, tritt<br />

normalerweise als Kompensation eine Erhöhung der Zahl von Rezeptoren für diesen<br />

Neurotransmitter auf. Dieser Prozess der kompensatorischen Rezeptorvermehrung wird<br />

als up Regulation bezeichnet.<br />

Depression und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse<br />

- Depressive synthetisieren mehr Corticotropin-releasing-Hormone im Hypothalamus,<br />

dadurch vermehrte Ausschüttung von ACTH im Hypophysenvorderlappen, dadurch<br />

vermehrte Ausschüttung von Glucocorticoide durch die Nebennierenrinde.<br />

- Depressive haben gestörtes H.-H.-N.-System, wird als Folge und als Ursache für<br />

Depressionen gesehen.<br />

Diathese-Stress-Modell<br />

- Ererbte Tendenz zur Entwicklung von Depressionen; z.B. wenn ihr monoaminerge<br />

System hypoaktiv oder ihr H.-H.-N.-System hyperaktiv ist oder beides.<br />

- ererbte Tendenz reicht meist nicht aus für Depressionen, müssen noch Stressoren<br />

auftreten, die eine Depression auslösen, dadurch eine Sensibilisierung ihrer Systeme, die<br />

dazu führt, dass diese Menschen leichter eine Depression bekommen können.<br />

Angststörungen<br />

- Angst trotz keiner unmittelbaren Bedrohungen.<br />

- beeinträchtigen psychische und somatische Funktionen.<br />

- Gefühle (Sorgen, Befürchtungen etc.) sind verbunden mit physiologischen Reaktionen<br />

(Tachykardie=beschleunigte Herzschlagfrequenz; Hypertonie=erhöhter Blutdruck;<br />

Nausea=Übelkeit; Atemnot, Schlafstörungen, hoher Glucocorticoidspiegel).<br />

- 4 Hauptklassen:<br />

1. generalisierte Angststörungen = extreme Ängstlichkeit ohne erkennbaren Auslöser<br />

2. Phobien sind das Gleiche, aber sie beziehen sich auf ein Objekt (Spinnen, Schlangen,<br />

etc etc) oder Situationen (Dunkelheit, Menschenmassen etc).<br />

3. Panikattacken sind plötzliches Auftreten extremer Angst (kann Atemnot, Würgen,<br />

Herzrasen auslösen). Können Teil der generalisierten Angststörungen und der Phobien<br />

sein oder auch als separate Störung sein.<br />

4. Zwangsstörungen (Hände waschen, auf Herd schauen), wiederkehrende<br />

unkontrollierbare Angstsituationen, die dadurch kontrolliert werden, indem man den<br />

133


Ängsten nachgibt (100 mal auf Herd schauen, dass er auch aus ist).Patienten haben<br />

Angst, dass ansonsten was Schlimmes passieren könnte.<br />

Medikamente<br />

- Benzodiazepine z.B. Chlordiazepoxid (Librium); Diazepam (Valium)<br />

- Nebenwirkungen: Ataxie, Zittern, Schläfrigkeit, Übelkeit, Abhängigkeit<br />

- Benzodiazepine binden sich an die den GABAA –Rezeptoren benachbarten<br />

Benzodiazepinrezeptoren und steigern die inhibitorische Wirkung der Gaba-Molekühle.<br />

(GABA = Gamma-Aminobuttersäure )<br />

Serotoninagonisten<br />

- Buspiron = weniger Nebenwirkungen.<br />

- wirkt selektiv auf Serotoninrezeptortyp 5-HAT 1a.<br />

– Spezifität seiner Auswirkungen auf das Verhalten hat vermutlich mit dem Rezeptortyp<br />

zu tun.<br />

–<br />

134


Kapitel 18 Psychoneuroimmunologie<br />

Definition: Psychoneuroimmunologie ist der Wissenschaftszweig, der sich mit den<br />

Wechselwirkungen zwischen Umweltreizen, dem Nervensystem und dem<br />

Immunsystem beschäftigt.<br />

Lange Zeit ging man davon aus, dass das Immunsystem der Erkennung und Abwehr von<br />

schädlichen Fremdstoffen dient und das es weitgehend selbstständig arbeitet, der<br />

Tatsache das dies nicht der Fall ist, trägt die Forschungsrichtung der<br />

Psychoneuroimmunologie Rechnung.<br />

Funktion des Immunsystems:<br />

Das Eliminieren von Schädlingen<br />

Voraussetzung: deren Erkennenung durch Oberflächenmoleküle (Proteine) die<br />

sogenannten Antikörper (<br />

Anatomische Komponenten des Immunsystems<br />

Die Lymphgefäße führen Flüssigkeiten in das Kreislaufsystem zurück. Die anderen<br />

Organe des lymphatischen Systems lassen sich in 2 Typen unterteilen:<br />

1. Strukturen, die „fremde“ Moleküle und Partikel einfangen, z. B. Milz, Lymphknoten,<br />

Wurmfortsatz, Mandeln.<br />

2. Strukturen, in denen sich Leukocyten entwickeln z. B. Knochenmark und Thymus<br />

Unspezifische Abwehrmechanismen:<br />

hat 2 „Verteidigungslinien“:<br />

die 1. Verteidigungslinie (Haut und Schleimhäute) hindert die meisten<br />

Krankheitskeime am Eindringen in den Körper<br />

die 2. Verteidigungslinie wendet Killerzellen, antibakterielle Proteine an und löst<br />

Entzündungsreaktionen aus, um Erreger abzuwehren, die die 1. Verteidigungslinie<br />

überwinden konnten.<br />

→ Diese Abwehrmechanismen bezeichnet man als unspezifisch, da sie sich z. B. nicht<br />

gegen einen spezifischen (bestimmten) Bakterienstamm richten. Sie verändern ihre<br />

Wirkungsweise nicht und sie sind angeboren.<br />

→ Der unspezifische Abwehrmechanismus des Körpers beruht hauptsächlich auf<br />

Phagocytose. (d.h.: Aufnahme eingedrungener Keime durch best. Typen v. weißen<br />

Blutzellen)<br />

1.Verteidigungslinie: Haut & Schleimhäute:<br />

Hautoberfläche des Menschens besitzt durch Sekrete der Talg- und Schweißdrüsen<br />

einen sauren pH-Wert, dies hindert viele Mikroorganismen an der Besiedelung.<br />

Speichel, Tränen und Schleim reinigen die Oberfläche äußerer Epithelien (Gewebe<br />

aus einer oder mehreren Schichten dicht gepackter Zellen)<br />

135


Zusätzlich enthalten sie ein Enzym, das Bakterienzellwände enzymatisch verdaut<br />

und sie zerstört.<br />

Beispiel: Im Atemtrakt befinden sich Krankheitskeime, die Zellen der Schleimhäute<br />

sondern zähflüssigen Schleim aus, dieser schließt Teilchen, mit denen er in Kontakt<br />

kommt ein, die dann i. d. R. verschluckt oder ausgespuckt werden.<br />

Phagocytische weiße Blutzellen (Leukocyten) & natürliche Killerzellen, die ebenfalls zu<br />

den unspezifischen Abwehrmechanismen gehören<br />

Neutrophile (Neutrophile Granulocyten):<br />

machen 60 % – 70 % aller Leukocyten aus<br />

sie werden duch chemische Signale angelockt, dringen in das infizierte Gewebe<br />

und vernichten die Erreger<br />

N. neigen dazu, sich selbst zu zerstören (Kamikaze Phagocyt )<br />

die Lebensdauer ist auf wenige Tage begrenzt, da sie bei der Vernichtung selbst<br />

zugrunde gehen<br />

Eosinophile (Eosinophile Granulocyten):<br />

• enthalten große Mengen an lytischen (abbauenden Enzymen), die in<br />

cytoplasmatischen Granula gespeichert sind<br />

Monocyten:<br />

• machen 5 % der weißen Blutzellen aus<br />

• M. zirkulieren nach ihrer Reifung mehrere Stunden im Blut, wandern dann ins Gewebe,<br />

um zu wachsen und sich zu Makrophagen („Große Fresser“) zu differenzieren<br />

Makrophagen:<br />

sind die größten Phagocyten<br />

besonders effizient und langlebig<br />

M. umfließen Mikroben, diese werden dann im Inneren in einer Vakuole<br />

eingeschlossen, die wiederum mit einem primären Lysosom verschmelzen → ein<br />

sekundäres Lysosom wurde gebildet.<br />

Dieser sekundäre L. kann die gefangene Mikrobe auf 2 Arten töten:<br />

1. es produziert toxische Formen des Sauerstoffs (z. B. Superoxid-Anion)<br />

2. lytische Enzyme, wie Lysozym, die mikorbielle Bausteine verdauen<br />

Natürliche Killerzellen:<br />

zerstören infizierte Zellen des eigenen Körpers<br />

greifen auch entartete Zellen an<br />

zerstören ihre Zielzellen nicht durch Phagocytose, sondern duche einen Angriff auf<br />

deren Plasmamembran, was zum Platzen (Lyse) des Opfers führt<br />

Cytokine:<br />

<br />

Botenstoffe chemisch- und zellvermittelter Immunreaktionen<br />

136


wichtig für die Zell-Zell-Komunikation innerhalb des psycho-neuro-endokrinen<br />

Netzwerks;<br />

enstammen weißen Blutzellen<br />

Untergruppen der Cytokine sind Interleukine, Interferone, Tumor-Nekrose-<br />

Faktoren und diverse Wachstumsfaktoren.<br />

veranlassen andere weiße Blutzellen zur Vermehrung und zum Angriff auf<br />

Eindringlinge<br />

Ihre vielfältigen Aufgaben umfassen vor allem entzündungs- und<br />

immunregulierende Wirkungen, sowie die Steuerung der Blutbildung im<br />

Knochenmark.<br />

Glucocorticoide (z. B. Cortisolbehandlung) stören Cytokinmechanismen<br />

Die Entzündungsreaktion bei lokalen Infektionen (Holzsplitter) (unspezifisch,<br />

zelluläre Abwehr)<br />

49)Entzündungsreaktion wird durch chemische Signale in Gang gesetzt, indem Zellen<br />

eines verletzten Gewebes Signalstoffe wie Histamin und Prostaglandin freisetzen.<br />

Gerinnungsfaktoren gelangen ebenfalls in die verletzte Region.<br />

50)Als Reaktion auf diese Signale (Freisetzung von Histamin bewirkt lokale<br />

Vasodilation) erweitern sich nahe gelegene Kapillaren und werden durchlässiger.<br />

Lymphflüssigkeit dringt aus dem Blut in das benachbarte Gewebe ein. Dies bewirkt<br />

die Schwellung, die mit der Entzündung einhergeht.<br />

51)Chemokine und andere chemotaktische Faktoren locken Phagocyten (Monocyten<br />

die sich dann zu Makrophagen differenzieren) aus dem Blut an. Makrophagen<br />

wiederum schütten Cytokine aus, u. a. den Tumornekrosefaktor – alpha (TNFalpha),<br />

dessen wichtigste Aufgabe, dass eingentliche Auslösen der Entzündung ist.<br />

52)Nach ihrem Eintreffen am Ort der Verletzung nehmen die Phagocyten Keime &<br />

Zelltrümmer auf und der Heilungsprozess beginnt. Der Eiter der sich oft an<br />

entzündeten Stellen bildet, besteht aus toten Zellen, Neutrophilen, die sich beim<br />

Eliminieren von Mikroorganismen selbst zerstört haben & Lymphflüssigkeit, die aus<br />

den Kapillaren gesickert ist.<br />

Bei größeren Infektionen:<br />

aaa.Geschädigte Zellen geben Moleküle ab, die eine vermehrte Freisetzung von<br />

Neutrophilen aus dem Knochenmark anregen → ein Ruf nach Verstärkung<br />

bbb.Binnen weniger Stunden nach Entzündungsreaktion steigt die Leukocytenzahl<br />

auf das Mehrfache an → Zunhame der Leukocyten zeigt oft eine Infektion an<br />

ccc.Fieber ist ebenfalls ein Zeichen einer Infektion (mäßiger Fieber ist eher positiv, da<br />

es z. B. das Wachstum von Mikroorganismen hemmt)<br />

Spezifische Abwehrmechanismen (Immunsystem) – Die 3. Verteidigungslinie des<br />

Körpers<br />

137


Das Blut enthält Erytrozyten (rote Blutkörperchen) und Leukocyten (weiße<br />

Blutkörperchen).<br />

Es gibt zwei Haupttypen von Lymphocyten: 1. T-Lymphocyten (T-Zellen) und 2. B-<br />

Lymphocyten (B-Zellen)<br />

1. Ein Drittel aller Blutlymphocyten sind T-Zellen (thymusabhängige Lymphocyten). Sie<br />

können, angelockt durch Alarmbotenstoffe, die Blutbahn verlassen und ins Gewebe<br />

einwandern. Über die Lymphbahnen kehren sie in die Lymphknoten zurück, um von dort<br />

aus ihren Kontrollgang erneut zu beginnen. Jede T-Zelle erkennt mit ihrem spezifischen T-<br />

Zell-Rezeptor nur ein Epitop (eine T-Zelle - ein Antigen).<br />

Die T-Zellen werden in folgende Subtypen unterteilt:<br />

Cytotoxische T-Zellen (CD8-Zellen) sind auf infizierte Zellen und Krebszellen<br />

ausgerichtet. Hierzu kontrollieren sie regelmäßig die von Körperzellen gebildeten Proteine.<br />

Eine solche Zelle präsentiert dazu kleine Fragmente ihrer hergestellten Proteine in einem<br />

Rezeptor, dem Hauptgewebeverträglichkeitskomplex der Klasse I (major histocompatibility<br />

complex, MHC I). Erkennt die cytotoxische T-Zelle diese Arbeitsprobe als fremd, z.B. weil<br />

sie Teil einer Virushülle ist, tötet sie die kontrollierte Körperzelle und versetzt das<br />

Immunsystem mit Cytokinen in erhöhte Alarmbereitschaft.<br />

T-Helferzellen (CD4-Zellen) steuern und koordinieren eine Immunantwort. Sie<br />

kontrollieren die von einem Makrophagen im MHC II präsentierten Proteinfragmente und<br />

entscheiden, ob eine Immunantwort eingeleitet wird. Dazu nimmt die aktivierte, reifende T-<br />

Helferzelle mit mehreren Rezeptoren direkten Kontakt zur einer B- oder Killerzelle auf und<br />

beide Zellen beginnen über Cytokine miteinander zu kommunizieren.<br />

T-Gedächtniszellen sind deaktivierte aber bereits fast vollständig gereifte T-Zellen, die<br />

nach einer überstandenen Infektion in Reserve gehalten werden. Sie ermöglichen eine<br />

schnelle Gegenreaktion des Immunsystems bei einer erneuten Infektion mit dem<br />

betreffenden Erregern. T-Gedächtniszellen sind ein wichtiger Teil des bei einer Impfung<br />

gebildeten immunologischen Gedächtnisses.<br />

T-Suppressorzellen haben die Aufgabe, aktive, stimulierte Immunzellen in ihrem<br />

Arbeitseifer zu bremsen. Auf diese Weise verhindern sie überschießende<br />

Immunreaktionen und die Zerstörung des umliegenden gesunden Gewebes. Die<br />

Informationen dazu werden ebenfalls über Cytokine vermittelt.<br />

Die Bezeichnung T-Zellen ist vom Thymus abgeleitet, dem Ort an dem die T-<br />

Vorläuferzellen reifen und jene T-Zellen, die gegen eigenes Gewebe gerichtet sind,<br />

aussortiert werden. Gebildet werden die T-Vorläuferzellen aus lymphoiden Stammzellen im<br />

Knochenmark.<br />

2. B-Zellen (B-Lymphocyten) sind die Antikörper produzierenden Zellen des<br />

Immunsystems. Jede B-Zelle produziert nur einen Typ Antikörper, der auf ein spezifisches<br />

138


Epitop ausgerichtet ist.<br />

Die Produktion der Antikörper beginnt, wenn die B-Zelle das ihr zugehörige Antigen<br />

erkannt hat und gleichzeitig von einer T-Helferzelle, die das Antigen ebenfalls erkannt hat,<br />

mit Cytokinen stimuliert wird. Die noch unreife B-Zelle beginnt daraufhin sich zu teilen<br />

(eine Zellteilung alle 18 Stunden) und den Zellapparat für die Proteinbiosynthese<br />

aufzubauen. Eine nach 4-5 Tagen voll ausgereifte B-Zelle wird Plasmazelle genannt; 90-<br />

95 % der von ihr produzierten Proteine sind Antikörper. Pro Sekunde sezerniert sie bis zu<br />

2.000 Antikörper.<br />

Nach einer solchen Immunreaktion bleiben einige B-Zellen in einem späten, inaktiven Prä-<br />

Plasmazellen-Stadium zurück. Diese B-Gedächtniszellen können bei erneutem<br />

Antigenkontakt sehr viel schneller zur Plasmazelle reifen und innerhalb kurzer Zeit das<br />

Antigen mit Antikörpern bekämpfen.<br />

Die Bezeichnung B-Zellen ist von Knochenmark (englisch "bone marrow") abgeleitet, dem<br />

Ort, an dem die B-Zellen aus Blutstammzellen gebildet werden.<br />

Da Lymphocyten bestimmte Mikroorganismen und körperfremde Moleküle erkenen und<br />

darauf reagieren, sagt man sie zeigen „Spezifität“.<br />

Immuntoleranz für körpereigene Moleküle:<br />

Antigen-Rezeptoren der B- und T-Zellen werden auf eine potentielle Selbstreaktivität<br />

getestet.<br />

Rezeptoren, die spezifisch für bereits im Körper vorhandene Moleküle sind, werden<br />

entweder funktionslos gemacht oder durch Apoptose (programmierter Zelltod) zerstört<br />

es entwickelt sich „Selbsttoleranz“→ Mangel an Selbsttoleranz kann zu<br />

Autoimmunkrankheiten führen, z. B. multipler Sklerose<br />

Die Bedeutung von zelloberflächen-Markern für die Funktion und Reifung von T-<br />

Zellen<br />

Lymphocyten reagieren auf die meisten Selbst –Antigene nicht, doch T-Zellen treten in<br />

Wechselwirkung mit einer Gruppe von körpereigener molekularer Marker, dem MHC<br />

(Major histocompatibility complex) = Hauptgewebeverträglichkeitskomplex.<br />

Den MHC einer Zelle kann man mit einem Personalausweis vergleichen. An ihm erkennen<br />

die kontrollierenden Immunzellen, ob eine Zelle zum eigenen Organismus gehört, oder ob<br />

es sich um eine fremde Zelle handelt.<br />

Im Subtyp MHC I präsentieren Körperzellen den cytotoxischen CD8-T-Zellen Proben ihrer<br />

eigenen Produktion.<br />

139


Im Subtyp MHC II präsentieren Phagocyten den CD4-T-Helferzellen und den CD4-T-Zellen<br />

Bruchstücke von aufgenommenem und zerlegtem Material (abgestorbene Zellen,<br />

Bakterien, Parasiten, Viren).<br />

Beide Klassen des MHC sind transmembranständige Proteine. Ein MHC wird bereits im<br />

endoplasmatischen Retikulum mit dem zu präsentierenden Fragment beladen. Dieser<br />

MHC-Antigen-Komplex wird dann in einem Vesikel an die Zelloberfläche gebracht.<br />

Die Abwehrmechanismen des Körpers im Überblick:<br />

Unspezifische Abwehrmechanismen<br />

Erste<br />

Verteidigungslinie<br />

Haut<br />

Schleimhäute<br />

Sekrete von Haut<br />

u. Schleimhäuten<br />

Zweite<br />

Verteidigungslinie<br />

Phagocytische<br />

weiße Blutzellen<br />

(Bsp.:Makrophagen,<br />

Fresszellen)<br />

Antimikrobielle<br />

Proteine<br />

Entzündungsreaktio<br />

n<br />

Fieber<br />

MHC<br />

Spezifische Abwehrmechanismen<br />

(Immunsystem)<br />

Dritte Verteidigungslinie<br />

Lymphocyten (erwirbt „Gedächtnis“ für<br />

„Fremdes“<br />

Antikörper<br />

Wird bei Schutzimpungen genutzt<br />

Chemisch – und zellvermittelte Abwehr<br />

Die Immunantwort<br />

Als Immunantwort oder Immunreaktion bezeichnet man die Reaktion des<br />

Immunsystems nach einem Kontakt mit einem Antigen, den das Immunsystem als<br />

potentiellen Feindkörper erkennt und bekämpft. Dabei kann es sich sowohl um die Bildung<br />

von antigenspezifischen Antikörpern handeln (humorale Immunantwort), den direkten<br />

Angriff durch Lymphozyten (T-Lymphozyten, zellvermittelte Immunantwort) oder einer<br />

Immuntoleranz. In beiden Fällen spielen die Haupthistokompatibilitätskomplexe (MHC)<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Zwei wesentliche Typen der Immunantwort:<br />

Die humorale (chemisch-vermittelte)<br />

Die zell-vermittelte<br />

Beide werden durch verschiedene Zelltypen vermittelt, interagieren aber auch miteinander.<br />

1. Chemisch-vermittelte Immunantwort = Humorale Immunantwort:<br />

• (von lat. humor = Flüssigkeit) Abwehr von Krankheitserregern, die in die<br />

140


Körperflüssigkeiten Blut und Lymphe vorgedrungen sind. Antikörper (auch<br />

Immunglobuline genannt) kommen als Proteine sowohl im Blut, als auch in der<br />

Lymphe vor und werden durch Plasmazellen (Abkömmling vom B-Lymphocyt)<br />

hergestellt und freigegeben.<br />

• Aktivierung einer B-Zelle durch Bindung eines passenden Antigens an die Antigen-<br />

Rezeptoren<br />

• diese sind spezielle Immunglobuline, welche in der Plasmamembran der B-Zelle<br />

verankert sind.<br />

• Wurde der Antigen-Antikörper-Komplex erst einmal in die Zelle aufgenommen, so<br />

wird in deren Inneren das Antigen durch Enzyme in Antigenfragmente zerlegt.<br />

• Diese werden von den MHC2-Proteinen gebunden und auf der Oberfläche der Zelle<br />

den Helfer-T-Zellen präsentiert.<br />

• Helfer-T-Zellen sind in der Lage dank des T-Zell-Rezeptors das Fragment des<br />

Antigens zu erkennen.<br />

• Durch die Erkennung wird die Helfer-T-Zelle aktiviert und gibt daraufhin Cytokine<br />

ab, welche auf den B-Zellen gebunden werden und somit zur Aktivierung der B-<br />

Zelle und letztlich auch zu Reifung neuer Plasmazellen führt.<br />

• Einige dieser Plasmazellen differenzieren zu Gedächtniszellen und sind in der Lage<br />

bei erneuter Infektion durch den selben Erreger Antikörper abzugeben, welche dann<br />

spezifisch an die jeweiligen Antigene binden und eine erneute Immunreaktion<br />

auslösen können.<br />

2. Zellvermittelte Immunantwort:<br />

• zelluläre Immunantwort wird durch T-Killer-Zellen ausgelöst, welche von einem<br />

passenden Antigen aktiviert wurden und durch Viren infizierte Körper<br />

• Bei der Aktivierung einer T-Killer-Zelle wird das Antigen in der kranken Körperzelle<br />

zunächst durch Enzyme, die nicht mehr benötigte Zellproteine abbauen, in kurze<br />

Fragmente von Aminosäuren zerlegt. Diese Aminosäuren werden von den<br />

sogenannten MHC1-Proteinen gebunden und den T-Killer-Zellen so nach außen hin<br />

präsentiert.<br />

• Diese können die Antigenfragmente mithilfe ihrer T-Zell-Rezeptoren erkennen und<br />

werden dadurch erstmalig teilweise aktiviert.<br />

• Erst durch die von den T-Helfer-Zellen abgegebenen Cytokine, welche zu den T-<br />

Killer-Zellen diffundieren und dort von Cytokin-Rezeptoren gebunden werden,<br />

werden die T-Killer-Zellen dazu veranlasst, sich zu vollständig aktivierten T-Killer-<br />

Zellen auszudifferenzieren.<br />

• Wenn durch einen erneuten Zellkontakt sichergestellt wurde, dass es sich<br />

tatsächlich um eine erkrankte Zelle handelt, leitet die aktivierte T-Killer-Zelle in<br />

dieser die Apoptose ein.<br />

Wichtige Erkrankungen des Immunsystems<br />

1. Allergien<br />

- veränderte Reaktion des Immunsystems gegen körperfremde, aber eigentlich<br />

unschädliche Substanzen (meist Hypersensibilität)<br />

141


Wie eine allergische Reaktion abläuft:<br />

1. Beim ersten Kontakt mit einem Allergen entwickeln sich B-Zellen zu Plasmazellen,<br />

die IgE-Antikörper sezernieren, welche spezifisch für das Allergen sind, z. B. das<br />

Allergen Pollen.<br />

2. Einige dieser Pollen binden mit ihrer Schwanzregion an Mastzellen<br />

3. Beim zweiten Kontakt bindet das Allergen an IgE, das bereits auf der Mastzelle sitzt,<br />

und löst eine „Degranulation“ der Zelle aus. Zelluläre Granula (Vesikel) schütten<br />

Histamin aus. (Histamin erweitert kleine Blutgefäße und macht sich durchlässiger→<br />

Es äußert sich in Symptomen wie Niesen, eine laufende Nase und Kotraktion der<br />

glatten Muskeln, die zu Atembeschwerden führen.<br />

→ Die schwerste Form einer Allergie ist der anaphylaktische Schock (empfindliche<br />

Reaktion z. B. auf Bienenstiche. Diester tritt auf, wenn die Degranulation von Mastzellen<br />

abrupt die peripheren Blutgefäße erweitert und dadurch einen steilen Abfall des Blutdrucks<br />

verursacht, innerhalb von Minuten kann der Tod eintreten.<br />

→ Viele starke Allergiker führen eine Spritze mit Adrenalin mit sich, denn Adrenalin<br />

neutralisiert die allergische Reaktion<br />

2. Immunreaktionen gegen körpereigene Faktoren<br />

Autoimmunkrankheiten (Rheuma, Lupus, MS...) resultieren wahrscheinlich aus<br />

gewissen Fehlfunktionen der Immunregulation.<br />

weiter wird vermutet, dass der ererbte Besitz gewisser MHC-Allele mit einer<br />

erhöhten Anfälligkeit für gewisse Autoimmunerkrankungen einhergeht.<br />

3. Fehlende Reaktionen gegen körpereigene wucherde Zellen<br />

z. B. gegen Krebs<br />

Das Nervensystem beeinflusst das Immunsystem auf 2 wichtigen Wegen:<br />

• Neuronal: durch das autonome NS (z. B. direkte sympathische Innervation von Milz und<br />

Thymus)<br />

• Humoral: durch das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierensystem (Adrenalin,<br />

Noradrenalin z. B. senken die Zahl der weißen Blutzellen, Cortisol stört<br />

Cytokinmechanismen )<br />

o<br />

Das IS kann aber auch das NS beeinflussen:<br />

Antikörper und Interleukine können die neuronale Aktivität im Gehirn (z. B. im<br />

Hypothalamus) verändern<br />

Hypothese:<br />

142


o<br />

o<br />

o<br />

evtl. funktioniert auch das IS wie ein sensorisches System für das Gehirn<br />

für vitale Stimuli, die von den anderen sensorischen Systemen nicht detektiert werden<br />

das Konzept des „sickness-behavior“<br />

Psychologische Faktoren und Immunsystem<br />

Immunaktivität lässt sich klassisch konditionieren, z. B. bei Mäusen<br />

→ wiederholte Koppelung eines Kamphergeruchs mit einem Pharmakon (UCS), das die<br />

Killer-Zellaktivität (UCR) erhöht.<br />

Resultat: Kamphergeruch (CS) allein führt zu erhöhter Killer-Zellaktivität (CR)<br />

Erhöhte Erkrankungen aufgrund von seelischer/körperlicher Überlastung<br />

Bei Stress, emotionalen Belastungen oder Störungen können Veränderungen/Störungen<br />

in Immunfunktionen auftreten die die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen erhöhen, wie<br />

z. B. Infektionen, Krebs, Autoimmunkrankheiten, Magengeschwüren, Herz-<br />

Kreislauferkrankungen.....<br />

→ Mechanismen: z. B. stress-bedingte erhöhte Freisetzung von Glucocorticoiden, die<br />

immunsuppressive Wirkungen haben.<br />

Beispiele für Belastungen bei denen Veränderungen im Immunsystem auffällig sind:<br />

-Depression<br />

Verlust des Partner bzw. Trennung<br />

Pflege von schwerstkranken Angehörigen<br />

Schlafentzug<br />

Prüfungsbelastungen<br />

Kritische Faktoren<br />

7. Dauer, Intensität, Frequenz der Stressoren<br />

8. Vorhersagbarkeit, Kontrollierbarkeit<br />

9. Bedeutung der subjektiven Bewertung der Belastung<br />

Beispiel: Das ein Musiker Lampenfieber hat – also einer hohen Belastung ausgesetzt<br />

– impliziert nicht notwendigerweise eine Beeinträchtigung des Immunsystems<br />

ist<br />

Stress, Gesundheit und Krankheit<br />

Anhand von einigen Experimenten und Selbstberichten kann man darauf schließen, dass<br />

das „seelische Wohlbefinden“ das Immunsystem stärkt und umgekehrt schwächt.<br />

Beispiele für Befunde:<br />

<br />

vermehrt Herzerkrankungen in einer 12-jährigen Periode nach einem Selbstbericht<br />

143


in dem vermehrte frühere Stresserfahrungen angegeben wurden<br />

Je mehr Stress, desto höher ist z. B. der prozentuale Anteil erkälteter Personen<br />

vermehrte Erkrankungen nach kritischen Lebensereignissen (Tod v.<br />

Familienmitgliedern, Scheidung), da das Immunsystem dadurch geschwächt wurde.<br />

Experiment: durch ein Antigen wurde die Produktion der weißen Blutzellen bei der<br />

stimuliert – und zwar vor und nach dem Tod seiner Ehefrau<br />

Vpn<br />

Ergebnis: Vor dem Tod seiner Ehefrau wurden vermehrt weiße Blutzellen<br />

nach dem Tod seiner Frau.<br />

produziert als<br />

Immunfunktionen bei Pflegepersonen (z. B. Alzheimerkrankheit)<br />

Experiment: Getestet wurde die Wirkung von Stress auf die Funktion des Immunsystems,<br />

bei Vpn die früher jemanden gepflegt haben, der an Alzheimer litt Vpn die<br />

aktuell jemanden (Ehepartner) pflegen, der Alzheimer hat und<br />

Kontrollpersonen.<br />

Ergebnis: Das Ausmaß der Antikörper als Reaktion auf eine Pneumokokkenschutzimpfung<br />

im Blut zeigt an, dass die Antikörper der aktuellen Pfleger nach ca. 6<br />

Monaten deutlich weniger wird, als frühere Pfleger oder die der<br />

Kontrollpersonen.<br />

Anmerkung: Es gibt dennoch Studien die negative Ergebnisse aufzeigen, dies liegt daran,<br />

dass es meist auf das individuelle soziale „Netzwerk“ und die Verarbeitung<br />

der Ereignisse (emotional, kognitiv) ankommt.<br />

Faktoren, die beim Entstehen und Fortschreiten von Erkrankungen interagieren<br />

Stressoren<br />

Sozialer Stress Krankheitserreger Gifte Schlechte Ernährung<br />

Verteidigungssystem des Körpers<br />

Immunsystem<br />

Genetische Faktoren<br />

144


Nervensystem,<br />

Gedächtnis und Wahrnehmung Endokrine Faktoren<br />

Bewertende Strategien<br />

Konsequenzen für die Gesundheit<br />

Zur Rolle von Tiermodellen:<br />

<br />

<br />

<br />

die psychoneuroimmunologische Forschung am Menschen ist aus ethischen<br />

Gründen methodisch eingeschränkt<br />

häufig korrelativ statt experimentell<br />

dadurch ergeben sich Interpretationsprobleme<br />

Einsatz von Tiermodellen<br />

Stressmodelle<br />

- Paradigma der gelernten Hilflosigkeit<br />

Das Paradigma besteht aus zwei Phasen:<br />

Experiment:<br />

Vorerfahrung Phase 1:<br />

• Ratte 1 wird kurzen elektrischen Schocks ausgesetzt, welche sie durch Betätigung<br />

eines Hebels verhindern kann.<br />

• Ratte 2 bekommt ebenfalls einen elektrischen Schock, kann jedoch nichts gegen<br />

die aversiven Reize unternehmen – ihr Verhalten hat keinerlei Einfluss auf die<br />

Schocks.<br />

• Ratte 3 ist als Kontrollgruppe eingesetzt und erfährt keinerlei Schocks.<br />

Testsituation Phase 2:<br />

Experiment:<br />

<br />

<br />

Während dieser Phase werden alle drei Ratten in einer shuttle-box trainiert.<br />

Eine shuttle-box besteht aus zwei identischen Boxen (compartments), welche über<br />

145


einen Durchgang miteinander verbunden sind. Das Versuchstier wird in eine der<br />

beiden Boxen gesetzt und einem Schock ausgesetzt.<br />

Es kann diesen Schock nun einfach entgehen, indem es in die andere Box<br />

wechselt.<br />

Ergebnis:<br />

Die Ratte 1, welche in Phase 1 den Schock mit ihrem Verhalten beenden konnte,<br />

lernt sehr schnell, dem Schock im shuttle-box-Training zu entgehen.<br />

Mit der Zeit lernte die Ratte, nicht nur den Schock durch einen Wechsel in das<br />

andere compartment zu terminieren, sondern diesen durch einen vorzeitigen<br />

Wechsel gänzlich zu vermeiden (Vermeidungslernen).<br />

Auch die Kontrollgruppe, die die erste Phase ohne Schocks erfuhr, demonstriert<br />

Vermeidungslernen und unterscheidet sich darin nur in der langsameren<br />

Lerngeschwindigkeit von der ersten Gruppe.<br />

Die zweite Gruppe jedoch, welche in Phase 1 Schocks unabhängig von ihrem<br />

Verhalten erfahren hatte, lernt (wenn überhaupt) nur sehr langsames Flucht-<br />

Vermeidungsverhalten. Die Hunde bleiben oft lethargisch in einem compartment<br />

liegen und lassen die Schocks über sich ergehen.<br />

Erklärung:<br />

Seligman nahm an, dass die Ratte, die in der ersten Phase den unkontrollierbaren<br />

Schocks ausgesetzt worden war, gelernt hat, hilflos zu sein. Sie hatte gelernt, dass ihr<br />

Verhalten keinerlei Einfluss in der Umwelt hatte. Deshalb konnte sie in der zweiten Phase<br />

nur sehr schwer die Assoziation zwischen ihrer Reaktion und der Konsequenz der<br />

Schockvermeidung lernen.<br />

Konsequenzn im Verhalten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

emotionale Störung<br />

allgemeines Handlungsdefizit<br />

kognitives Defizit<br />

Beziehung zur Depression beim Menschen<br />

- endogene versus reaktive Depression<br />

Physiologische Konsequenzen<br />

- Veränderung in:<br />

<br />

<br />

<br />

HPA-Achse<br />

autonomen Nervensystem<br />

Immunparametern<br />

- Magengeschwüre<br />

146


147

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