Zusammenfassung Pinel
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Zusammenfassung Pinel 1
- Seite 2 und 3: Danke allen Menschen für die Mitar
- Seite 4 und 5: 2) Die Beziehung zwischen der Biops
- Seite 6 und 7: Kapitel 2: Evolution, Genetik, Erfa
- Seite 8 und 9: Ein paar Fakten zur Evolution: - Ev
- Seite 10 und 11: Chromosome - immer im Zellkern - je
- Seite 12 und 13: Operatorgene geben an, ob und wie s
- Seite 14 und 15: Diese Krankheit lässt sich auf ein
- Seite 16: Nerv bzw. Tract = Bündelung von Ax
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- Seite 23 und 24: • viszerosensible Rinde: - primä
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- Seite 27 und 28: • Wiederaufnahme-Mechanismen (Neu
- Seite 29 und 30: Wasserstoffatome im Gewebe gleichm
- Seite 31 und 32: o o Um Hirnregionen nur zeitweise a
- Seite 33 und 34: Kapitel 6 Hirnschäden des Menschen
- Seite 35 und 36: 1.Hirnquetschungen (Contusiones cer
- Seite 37 und 38: Epilepsie: Hauptsymptom: epileptisc
- Seite 39 und 40: Ursachen: fehlerhafte Gene, Hirninf
- Seite 41 und 42: ebenfalls zu erkranken, im Alter vo
- Seite 43 und 44: Die Forscher nutzten diese Gelegenh
- Seite 45 und 46: • ein engmaschiges Netz lateraler
- Seite 47 und 48: o o o o o o Visuelle Agnosie - Pros
- Seite 49 und 50: • über snaptische Kontakte zu mi
- Seite 51 und 52: ins Rückenmark - ipsilateraler Auf
<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>Pinel</strong><br />
1
Danke allen Menschen für die Mitarbeit:<br />
(1) Biopsychologie als Neurowissenschaft – Seite 03<br />
Elena Lauer<br />
(2) Evolution, Genetik, Erfahrung – Seite 06<br />
André Dahlinger<br />
(3) Anatomie des Nervensystems – Seite 15<br />
Fabian Lamster<br />
(4) Nervenleitung und synaptische Übertragung – Seite 24<br />
Lena Milch, Felicitas Tschenett<br />
(5) Die Forschungsmethoden der Biopsychologie – Seite 28<br />
Sebastian Henze<br />
(6) Hirnschäden des Menschen und Tiermodelle – Seite 33<br />
Nina Riechert, Eva Maria Löhr<br />
(7) Der viseuelle Cortex – nicht prüfungsrelevant<br />
Mascha Schindler für die Email an Hr. Schwarting<br />
(8) Mechanismen der Wahrnehmung, des Bewusstseins – Seite 44<br />
Robert Sielski<br />
(9) Das sensomotorische System – Seite 56<br />
Bianka Breyer, Carolin Becker<br />
(10) Nahrungsaufnahme – Seite 63<br />
Johanna Löchner<br />
(11) Hormone und Sexualität – Seite 69<br />
Jo Nau<br />
(12) Schlaf, Traum und circadiane Rythmen – Seite 75<br />
Kathrin Keller, Christina Feußner<br />
(13) Drogenabhängigkeit und Verstärkersysteme im Gehirn – Seite 90<br />
Camilla Ermert<br />
(14) Gedächtnis und Amnesie – Seite 101<br />
Amelie Grille<br />
(15) Neuronale Plastizität – Seite 108<br />
Sylvia Heil, Barbara Kupracz<br />
(16) Lateralisierung, Sprache und Split Brain – Seite 120<br />
Mareike Rothe<br />
(17) Emotionen, Stress und psychischen Störungen – Seite 127<br />
Matthias Dönges<br />
(18) Psychoneuroimmunologie – Seite 135<br />
Serife Yildiz<br />
Bei Fragen bitte an die jeweilige Person wenden, größere Änderungen/Fehler bitte im studiVZ<br />
posten...<br />
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. (-.-)<br />
Viel Spaß beim Lernen und denkt ans Feiern zum Ausgleich...<br />
Jo<br />
2
Kapitel 1 „Biopsychologie als Neurowissenschaft“<br />
Buch:<br />
1) Was ist Biopsychologie?<br />
• Psychologie: Wissenschaft vom Erleben und Verhalten<br />
• Biopsychologie: Biologie des Verhaltens<br />
• Anfangsdatum unbekannt, aber wichtigen Einfluss hatte die Publikation „The Organization of Behavior“ von D. O.<br />
Hebb (1949)<br />
Skript:<br />
1.1) Forschungsstrategien:<br />
• Experimentelle Biologische Psychologie im Vergleich zur einfachen Experimentellen Psychologie:<br />
Nach Manipulation der Reizbedingungen nicht nur Beobachtung von Verhaltensänderungen, sondern auch von<br />
physiologischen Änderungen<br />
→ Prämisse: Verhalten und Erleben haben eine materielle biologische Grundlage: ontologische Vorentscheidung<br />
(Ontologie = Lehre des „Seienden“)<br />
→ Reduktionismus: Erklärungen des Psychischen werden in den materiellen Gegebenheiten gesucht<br />
• Forschungsstrategien der Biopsychologie I: Verhalten (AV) wird physiologisch manipuliert (UV) (z.B. durch<br />
Hormongabe, Stimulation einer Hirnregion oder Durchtrennung der Verbindung zwischen Hirnregionen)<br />
• Forschungsstrategien der Biopsychologie II: Die physiologische Größe (AV) wird durch Manipulation des Verhaltens<br />
(UV) verändert<br />
• Forschungsstrategien der Biopsychologie III: Die physiologische Größe und die Verhaltensvariable bedingen sich<br />
gegenseitig (Bsp.: Hirngewicht ↔ Lernleistung, Hormonspiegel ↔ Paarungsbereitschaft)<br />
1.2) Historischer Hintergrund:<br />
• Dichotomie (17 Jhd.): Konflikt zwischen der aufkommenden neuzeitlichen Wissenschaft und der römischkatholischen<br />
Kirche (z.B. Galileo)<br />
• Cartesischer Dualismus (René Descartes): Welt der Materie (Körper ist der Wissenschaft zugängig) und Welt des<br />
Geistes (Geist ist Gegenstand religiöser Betrachtung)<br />
→ Kritiker:Julien Offroy de La Mettrie (1747): „Denken wird vom Gehirn erzeugt.“<br />
• Phrenologie: Kopfvermessung → Zuordnung psychischer Qualitäten zu Knochenerhebungen der Schädelkalotte (19<br />
Jhd.)<br />
1.3) Evidenz für die Koppelung von Verhalten an die materielle Grundlage:<br />
•Paul Broca (1861): Defizit in Sprachproduktion<br />
•Karl Wernicke (1874): Asomatognosie: Verlust der Wahrnehmung eigener Körperteile<br />
1.4) Evidenz für die Koppelung von Verhalten an das ZNS:<br />
•Gallup (1983): Demonstration von Selbstbewusstsein bei Menschenaffen (mit Hilfe eines Spiegels)<br />
•Läsionen können zu spezifischen Verhaltensstörungen führen<br />
•Selektive physiologische Aktivierung bei unterschiedlichen Leistungen<br />
•Korrelation von Verhaltensstörungen mit spezifischen physiologischen Änderungen<br />
1.5) Untersuchungsebenen:<br />
Soziales Niveau → Organ-Niveau → System-Niveau (Gehirn) → Areal-Niveau<br />
→ Schaltkreis-Niveau → Zell-Niveau → Synapsen-Niveau →Molekül-Niveau<br />
3
2) Die Beziehung zwischen der Biopsychologie und anderen neurowissenschaftlichen<br />
Disziplinen:<br />
Neurowissenschaft ist Teamarbeit und besteht aus vielen einzelnen Disziplinen. Wichtig für die Biopsychologie sind:<br />
• Neuroanatomie: Struktur des Nervensystems<br />
• Neurochemie: Chemische Basis neuronaler Aktivität<br />
• Neuroendokrinologie: Interaktionen zwischen Nervensystem und Endokrine System<br />
• Neuropathologie: Störungen des Nervensystems<br />
• Neuropharmakologie: Wirkung von Medikamenten auf neuronale Aktivität<br />
• Neurophysiologie: Funktion und Aktivität des Nervensystems<br />
Biopsychologen sind Neurowissenschaftler, sie befassen sich mit dem Nervensystem, denn der Sinn des Nervensystems<br />
ist es Verhalten zu produzieren und zu kontrollieren.<br />
Weitere Disziplinen, die im Skript erwähnt werden: Neurobiologie, Neuroimmunologie, Neurologie, Neuroinformatik<br />
3) Typische Forschungsansätze der Biopsychologie:<br />
3.1) Probanden und Versuchstiere:<br />
• Versuche mit Menschen: Menschen können Anweisungen folgen, ihre subjektiven Erfahrungen wiedergeben, sind<br />
meistens kostengünstiger und besitzen menschliche Gehirne<br />
aber: aus ethischen Gründe können Menschen nicht immer für Versuche genommen werden<br />
• Versuche mit Tieren (in der Regel Ratten, Mäuse, Katzen, Hunde und Affen): Gehirn und Verhalten bei Tieren ist<br />
simpler, sodass fundamentale Interaktionen zwischen Gehirn und Verhalten leichter entdeckt werden können. Viele<br />
Entdeckungen kann man gerade durch den Vergleich unterschiedlicher Spezies machen.<br />
Auch bei Tieren gibt es strikte ethische Vorschriften, aber nicht so streng wie bei Menschen.<br />
3.2) Experimente und nicht-experimentelle Studien:<br />
• Experimente: laufen unter zwei oder mehreren Bedingungen ab, von denen jede an einer Gruppe<br />
(within-subjects-design = Intergruppenplanung) oder an verschiedenen Gruppen (betweensubjects-design<br />
= Intragruppenplanung) durchgeführt wird.<br />
Die Differenz zwischen den Bedingungen ist die Unabhängige Variable (UV), die Variable, die einen Effekt auf die<br />
UV zeigt und vom Versuchsleiter gemessen wird, ist die Abhängige Variable (AV).<br />
Variablen, die die AV beeinflussen könnten, nennt man konfundierende Variablen. Diese müssen kontrolliert oder<br />
eliminiert werden.<br />
Bsp. für ein Experiment: Untersuchung der Paarungsbereitschaft von Hühnern → Coolidge Effect: Männchen sind bei<br />
der Paarung aktiver, wenn sie mit unterschiedlichen Weibchen kopulieren als stets mit ein und demselben.<br />
• Quasi-Experimentelle Studien: sehen aus wie Experimente, sind es aber nicht, weil mögliche konfundierende<br />
Variablen nicht kontrolliert werden können. Sie finden in der Regel außerhalb von Laboren statt (Feldstudien)<br />
Bsp.: Untersuchung der Gehirnfunktion von Alkoholikern → neben dem Alkoholkonsum gibt es zu viele<br />
konfundierende Variablen (Kopfverletzungen durch Unfälle, schlechte Bildung, Drogen, schlechte Ernährungsweise,<br />
etc.)<br />
• Fallstudien: beziehen sich auf einzelne Fälle oder Subjekte, geben oft ein tiefgründigeres Bild als Experimente und<br />
sind eine gute Quelle für testbare Hypothesen, aber sie sind nicht generalisierbar<br />
3.3) Grundlagenforschung und angewandte Forschung:<br />
• Grundlagenforschung: durchgeführt aus reinem Interesse des Versuchsleiters zur Gewinnung von neuem Wissen<br />
• Angewandte Forschung: soll einen bestimmten Zweck erfüllen und der Menschheit einen Gewinn bringen (wird von<br />
Politikern und dem Volk eher unterstützt)<br />
4
4) Die Teilgebiete der Biopsychologie:<br />
• Pysiologische Psychologie: untersucht neuronale Mechanismen von Verhalten durch direkte Manipulation des<br />
Gehirns in kontrollierten Experimenten an Versuchstieren (durch Operationen oder elektrische Methoden)<br />
• Psychopharmakologie: untersucht die Wirkung von Medikamenten auf Gehirn und Verhalten (Bsp. Erhöhung<br />
des Acetylcholin-Levels bei Alzheimer-Patienten)<br />
• Neuropsychologie: untersucht die psychologischen Auswirkungen von Gehirnschäden an menschlichen Patienten<br />
(Bsp. Gehirnschäden durch Alkoholkonsum)<br />
• Psychophysiologie: untersucht den Zusammenhang zwischen physiologischer Aktivität und psychologischen<br />
Prozessen bei Menschen durch nicht-invasive psychologische Methoden (Bsp. Herzinfaktrisiko, Angst, Stress, etc.)<br />
• Kognitive Neurowissenschaft: untersucht neuronale Mechanismen menschlicher Kognition, in der Regel durch<br />
funktionale bildgebende Methoden („brain imaging technology“)<br />
• Vergleichende Psychologie: untersucht Evolution, Genetik und Anpassung von Verhalten mit Hilfe von<br />
vergleichenden Methoden<br />
5) „Converging Operations“ (konvergierende Forschung): Zusammenarbeit von<br />
Biopsychologen unterschiedlicher Teilgebiete<br />
Da die einzelnen Teilgebiete oft komplementär sind und sich gegenseitig ergänzen, ist eine Zusammenarbeit der<br />
Biopsychologen verschiedener Gebiete notwendig<br />
Bsp. Neuropsychologie und Physiologische Psychologie:<br />
Vorteil Neuropsychologie: befasst sich direkt mit menschlichen Patienten<br />
Nachteil Neuropsychologie: lässt daher keine Experimente zu<br />
Vorteil Physiologische Psychologie: kann durch Experimente an Tieren besser zu Erkenntnissen führen<br />
Nachteil Physiologische Psychologie: Ergebnisse können nicht immer auf den Menschen übertragen werden<br />
→ daher Kombination aus beidem!<br />
Bsp.: Untersuchungen zum Korsakoff’s Syndrom beinhalten neurophysiologische Fallstudien, quasi-experimentelle<br />
Studien an Menschen und kontrollierte Experimente an Labortieren<br />
→ Korsakoff’s Syndrom: Gedächnisverlust, Gehirnschädigung durch Thiamin-Mangel (Vitamin B1), oft in<br />
Verbindung mit Alkoholismus<br />
6) „Scientific Inference“ (wissenschaftliche Schlussfolgerung): Untersuchung<br />
unbeobachtbarer Gehirnfunktionen<br />
Die Prozesse, durch die das Nervensystem das Verhalten kontrolliert, können nicht beobachtet werden, ihre Effekte<br />
jedoch schon. Deshalb müssen Biopsychologen diese Effekte untersuchen, um Aufschluss über psychologische<br />
Vorgänge zu erhalten. Diese empirische Methode nennt man „Scientific Inference“ (dt.: wissenschaftliche<br />
Schlussfolgerung)<br />
7) Kritisches Denken über biopsychologische Behauptungen:<br />
Wir müssen ein kritisches Denken über wissenschaftliche Untersuchungen entwickeln, denn viele<br />
von ihnen sind schlecht oder fehlerhaft. Man sollte darauf achten, dass sie in angesehenen<br />
wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht wurden, da sie dafür von Experten geprüft und als<br />
qualitativ gut befunden worden sind.<br />
Oft lässt das Ergebnis einer Untersuchung mehrere Interpretation zu. In diesem Fall muss stets der simpelsten<br />
Interpretation Vorrang gewährt werden. Diese Regel nennt man Morgan’s Canon oder Prinzip der Denkökonomie.<br />
Bsp.: Dr. Egas Moniz erhielt 1949 den Nobelpreis für die Entwicklung einer operativen Prozedur, bei der die<br />
präfrontalen Bereiche des Kortex vom Rest des Gehirns abgetrennt wurden zur Behandlung mentaler Erkrankungen,<br />
genannt Präfrontale Lobotomie. Erst Jahre später, nachdem schon über 40.000 Patienten allein in den USA auf diese<br />
Weise behandelt wurden, konnten die verheerenden Nebenwirkungen (wie Epilepsie) erkannt werden. Eine kritische<br />
Überprüfung Moniz’s Behauptungen hätte viele Menschen vor dieser Fehlbehandlung bewahren können. Wie konnte<br />
jemand für eine solche Methode den Nobelpreis bekommen?<br />
5
Kapitel 2: Evolution, Genetik, Erfahrung<br />
2.1 Biologie und Verhalten: Dichotomie und Interaktion von Genen / Verhalten<br />
Dichotomie (Erbe oder Umwelt / Physiologisch oder Psychologisch)<br />
- Kartesischer Dualismus: von Descartes (1596 – 1650)<br />
Theorie: 2 getrennte Elemente (also wieder Dichotomie):<br />
- Körper (materiell, Gene)<br />
- Seele (Immateriell, Geist, Intelligenz)<br />
Allgemeine Dichotomie: Ist Verhalten vererbt oder das Produkt von Umwelteinflüssen / Erlerntem<br />
(Erbe-Umwelt Problem (engl.: nature-nurture issue))?<br />
Antwort: BEIDES spielt eine Rolle Gene und „Geist“ interagieren miteinander<br />
Modell der Biologie des Verhaltens (gutes Schema im <strong>Pinel</strong>)<br />
Evolution beeinflusst/formt die Genen<br />
Gene und Erfahrung beeinflussen/formen den momentanen<br />
Organismus<br />
Der momentane Organismus<br />
und die momentane Situation beeinflussen das Verhalten<br />
Rückwirkend hat das Verhalten wieder Einfluss auf die Erfahrung und die<br />
Evolution<br />
Gene und Verhalten beeinflussen einander<br />
2.2 Evolution<br />
4 Hinweise auf Evolution:<br />
- Fossile Funde (systematische Veränderung der Schädel von Affen, Menschenaffen)<br />
- Aktive Artenzüchtung (gezüchtete Mutationen zB. Hunderassen, Pflanzen)<br />
- beobachtete Evolution (zB. Beobachtete Veränderung bei Vögeln auf den Galapagos<br />
Inseln)<br />
- Ähnlicher Knochenbau in unterschiedlichen Arten (siehe Darstellung <strong>Pinel</strong>)<br />
Evolution: Mutation führt durch Fitness (Fähigkeit sich möglichst gut anzupassen) zu Selektion<br />
(d.h.: der fitteste gibt seine Gene eher weiter, der Schwache eher nicht)<br />
6
2 Beispiele:<br />
1. Rangfolgenverhalten:<br />
Männchen - erkämpft sich in der Gruppe (dank seiner guten Gene) einen guten Rang<br />
- höherer Rang führt zu höherer Fortpflanzungsrate<br />
- starke Gene werden weitergegeben<br />
Weibchen<br />
- fruchtbare Weibchen gebären gesündere Kinder („bessere Gene“)<br />
- höherer Rang<br />
- kommen besser an Essen<br />
2. Balzverhalten:<br />
- fördert Bildung neuer Spezies, denn nur Mitglieder der selben Population reagieren<br />
auf das entsprechende Balzverhalten<br />
durch Mutation entsteht neue Subpopulation und bleibt erhalten<br />
Evolution des Menschen:<br />
- Evolution der Wirbeltiere (Vertebraten):<br />
- Kleinstlebewesen (600mio v. Chr.)<br />
- Chordaten (450mio v. Chr.)<br />
haben Nervenstrang am Rücken<br />
- Vertebraten (425mio v. Chr.)<br />
haben harten Schutz des Nervenstrangs (Wirbelsäule) kleine Fische<br />
7 Klassen v. Vertebraten:<br />
Evolution Amphibien (400mio v. Chr.)<br />
- können kurz aus dem Wasser (in frische Gewässer)<br />
- Nahrung vom Land mögl.<br />
- 3 Fischklassen<br />
- Amphibien<br />
- Reptilien<br />
- Vögel<br />
- Säuger<br />
Evolution Reptilien (300mio v. Chr.)<br />
- legen harte Eier am Land<br />
- haben trockene Schuppen kein Wasserverlust an Land<br />
Evolution Säuger (180mio v. Chr.)<br />
- füttern Nachwuchs mit Drüsensekret (Milch)<br />
- 14 Ränge von Säugern<br />
Mensch: 1. Rang Primat („Primus“)<br />
- 5 Familien v. Primaten: - Prosimian<br />
- Neu-Welt Affe<br />
- Alt-Welt Affe<br />
- Affe<br />
- Hominiden: 2 Stämme:<br />
- Australopithecus (6mio v. Chr.)<br />
- Homo - Errectus (2mio v. Chr.)<br />
- Sapiens (0,2mio v. Chr.)<br />
7
Ein paar Fakten zur Evolution:<br />
- Evolution schreitet verzweigt voran<br />
- Evolution kann sprunghaft sein durch:<br />
- Mutation<br />
- Veränderung der Umwelt<br />
- Nur 1% aller Spezies leben noch<br />
- Evolution kann willkürlich sein<br />
o unnütze „Nebenprodukte“ (Bsp. Bauchnabel)<br />
o „schlechte Designs“ (Hoden)<br />
- Exadaptation: Ursprünglicher Nutzen wird anders angewandt (Bsp. Flügel eigentlich zum<br />
Laufen gedacht)<br />
- Ähnliche Merkmale zwischen Spezies<br />
o haben die Spezies den gleichen Ursprung nennt man ähnliche Merkmale homolog<br />
o haben die Spezies NICHT den gleichen Ursprung nennt man die Merkmale analog<br />
Grund: konvergente Evolution: nicht verwandte Spezies entwickeln dieselbe<br />
Lösung für Anforderungen in der Umwelt (zB. Flügel von Biene und Vogel)<br />
Evolution des menschlichen Hirns<br />
- Hirngröße ≠ Intelligenz (Großes Hirn heißt nicht hohe Intelligenz)<br />
- Hirngröße/Körpergewicht ≠ Intelligenz (Das Verhältnis von Hirngröße zu Körpergewicht hängt<br />
nicht unmittelbar mit der Intelligenz zusammen)<br />
- Starkes Wachstum des menschlichen Hirns während der Evolution<br />
- größtes Wachstum im Großhirn (Telencephalon)<br />
- mehr Windungen größere Oberfläche<br />
Evolutionäre Psychologie: Paarungsverhalten:<br />
Allgemein:<br />
- Vorherrschend ist Promiskuität (jeder kopuliert mit jedem)<br />
- Ausnahmen sind Partnerbindungen<br />
Bei Säugetieren:<br />
- die meisten Säuger tendieren zur Partnerbindung:<br />
o Grund: wenig Nachkommen<br />
Mann bleibt bei der Frau um Nachkommen großzuziehen<br />
- Polygynie:<br />
o Ein Mann hat mehrere Partnerinnen<br />
Grund: Frau kann nur eine begrenzte Anzahl an Kinder bekommen, ein Mann<br />
dagegen theoretisch unendlich viele<br />
o Mann: will so viele wie möglich begatten<br />
Konkurrenzkampf , Kampf um Rangfolge<br />
o Frau: will nur mit dem „besten“ Mann Nachkommen zeugen<br />
8
- Polyandrie: gibt es bei Säugern nicht<br />
o Eine Frau hat viele Männer (Bsp. Seepferdchen)<br />
- Monogamie: 3% der Säuger (u.A. der Mensch!)<br />
o Frau kann mehr „fitten“ Nachwuchs zeugen, wenn sie verlässliche, dauerhafte<br />
Unterstützung (vom Mann) hat<br />
o Verhalten: Frau verwehrt dem Man Sex anfangs für bestimmte Zeit<br />
der Mann kann also mehr Nachwuchs zeugen, wenn er bei einer Frau<br />
bleibt und nicht bei jeder Neuen warten muss bis er Nachwuchs zeugen kann <br />
Ergebnis: Monogamie<br />
o Resultierendes „Auswahlverfahren“:<br />
Mann: Frau muss fruchtbar sein (jung, attraktiv)<br />
Frau: Mann muss beschützen (stark) und versorgen (reich)<br />
2.3 Genetik<br />
Begriffe:<br />
- Phänotyp: Merkmal, das man an einem Organismus beobachten kann<br />
- Genotyp: Merkmal, das vererbt werden kann<br />
- Allele: Gene, die das selbe Merkmal bestimmen<br />
o Bsp.: Merkmal Farbe hat die Allele „braun“ und „weiß“<br />
- Organismus mit zwei identischen Merkmalsausprägungen ist homozygotisch<br />
o Bsp.: Bohnenpflanze hat die Allele „braun-braun“ oder „weiß-weiß“<br />
- Organismus mit zwei unterschiedlichen Merkmalsausprägungen ist heterozygotisch<br />
o Bsp.: Bohnenpflanze hat Allele „braun-weiß“ oder „weiß-braun“<br />
Mendel (1822 – 1884) (gute schematische Darstellung im <strong>Pinel</strong>)<br />
- Dichotome Merkmale bei Bohne (braun oder weiß)<br />
- Bohne hat 2 genotype (=Merkmal, das vererbt werden kann) Merkmalsausprägungen<br />
o Bsp. Farbe: Braun dominant<br />
Weiß rezessiv<br />
o Möglichkeiten: braun braun<br />
weiß weiß<br />
weiß braun<br />
braun weiß<br />
o Homozygotisch für ein best. Merkmal: Organismus mit zwei identischen<br />
Merkmals-Genen<br />
Z.B.: Bohne mit Genkombination „braun-braun“<br />
o<br />
Heterozygotisch für ein best. Merkmal: Organismus mit zwei<br />
unterschiedlichen Merkmals-Genen<br />
Z.B: Bohne mit Genkombination „braun-weiß“<br />
Chromosome , Reproduktion und Linkage<br />
Gene befinden sich auf Chromosomen<br />
9
Chromosome<br />
- immer im Zellkern<br />
- je nach Spezies bestimmte Anzahl an Chromosomenpaaren (beim Mensch: 23) in jeder<br />
Zelle<br />
Meiose: Zelle teilt sich Chromosomenpaare teilen<br />
sich jede neue Zelle enthält je eine Hälfte der<br />
Chromosomenpaare (diese Zellen nennt man dann<br />
Gameten (Sperma-/Eizellen))<br />
- Durch Meiose kann der Mensch 2²³<br />
verschiedene Gameten produzieren<br />
Zygote: befruchtete Eizelle<br />
Mitose: Chromosomenpaare duplizieren sich <br />
Zellteilung: jede neue Zelle erhält wieder 23 Paare<br />
- Durch Zellteilung wird der Organismus<br />
ausgebildet<br />
Linkage (Genkoppelung)<br />
Versuch mit Drosophila Fliegen (Fruchtfliegen) (1915)<br />
10
erbt eine Fliege ein Merkmal eines Elternteils, erbt es wahrscheinlich auch noch andere<br />
Merkmale desselben Elternteils (entstammen demselben Chromosom)<br />
Crossing over<br />
- bei Meiose<br />
- Chromosomen-„Arme“ überkreuzen sich<br />
der jeweils überkreuzte Teil eines „Arms“ bricht ab und gehört dann zu dem jeweils<br />
anderen Chromosom<br />
ein Teil der Gene wird getauscht<br />
- Vorteile: - höhere Diversität einer Spezies<br />
- Hilfe um Gen-Karten einer Tierart zu erstellen<br />
Geschlechts-Chromosome<br />
- weiblich: 2 X-Chromosome<br />
- männlich: X- und Y-Chromosom<br />
- Merkmale, die von Geschlechts-Chromosom (X- / Y-Chromosom), abhängen sind<br />
geschlechtsabhängige Merkmale<br />
- Merkmale, die vom X-Chromosom kontrolliert werden, werden vererbt an…<br />
- … Frauen, wenn es dominante Merkmale sind (2 X-Chromosome doppelte<br />
Wahrscheinlichkeit)<br />
- … Männer, wenn es rezessive Merkmale (z.B. Farbenblindheit) sind (ein X-Chromosom<br />
langt um das Merkmal auszuprägen<br />
Chromosomenstruktur<br />
- DNA = DeoxyriboNucleic Acid<br />
- Doppelstrangig<br />
- Pro Strang: 1 Nucleotidenbase:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Adenin<br />
Thymin<br />
Guanin<br />
Zytosin<br />
Chromosomenreplikation<br />
- Replikation ist Voraussetzung für Mitose<br />
- Strang „entzweit“/ entwindet sich<br />
- Freie Basen der jeweiligen DNA-Hälften werden mit komplementären Basen aus dem<br />
Zellkern besetzt 2 identische Chromosome<br />
- Kleine Fehler bei der Replikation führen zu Mutation<br />
- Schwere Fehler können zu starken Mutationen führen (Down-Syndrom)<br />
Genetischer Code und Genexpression<br />
- Beispiel: Strukturgen<br />
o Enthalten Information über Synthese von Proteinen (=Aminosäureketten)<br />
o Sind überall gleich (Hirnzellen, Haarzellen, …)<br />
o Unterschiedliche Entwicklung durch Operatorgene<br />
11
Operatorgene geben an, ob und wie schnell ein Strukturgen die Synthese<br />
von Proteinen initiiert<br />
gibt an, wie sich Zelle entwickelt und wie sie arbeitet, wenn sie<br />
ausgereift ist<br />
Operatorgen wie „Schalter“:<br />
o Operatorgen normal „aus“<br />
Aktivierung durch DNA-bindene Proteine<br />
o Operatorgen Normal „an“<br />
werden von DNA-bindenen Proteinen „aufgedreht“,<br />
„abgedreht“, oder „ausgeschaltet“<br />
DNA-bindene Proteine von Umwelt beeinflusst!<br />
Genexpression (mal wieder tolle Darstellung im <strong>Pinel</strong> )<br />
1. Phase: Transkribtion (Kopieren)<br />
- Teil des DNA-Doppelstrangs entwindet sich und trennt dort die Basenpaare<br />
- Messenger RiboNucleid Acid (mRNA) kopiert einen Strang und trägt ihn vom Zellkern ins<br />
Zytoplasma<br />
2. Phase: Translation (Übersetzen)<br />
- Im Zytoplasma:<br />
o - mRNA bindet sich an Ribosom<br />
o Ribosom fährt am mRNA-Strang entlang und übersetzt jedes Codon (=je 3<br />
Nucleotiden-Basen) in eine entsprechende Aminosäure, die von einer transfer RNA<br />
(tRNA) nacheinander zu einem Protein angereiht werden<br />
o Das Protein wird freigelassen, wenn das Ribosom ein „Stop-Codon“ erreicht, das<br />
sagt, dass das Protein fertig ist<br />
Mitochondriale DNA<br />
- befindet sich nicht im Zellkern, sondern in Mitochondrie<br />
- nur von der Mutter vererbt<br />
- Mutation von mitochondrialer DNA häufige Ursache von Störungen<br />
- „Evolutionärer Marker“: Mutationen von mitochondrialer DNA finden in regelmäßigen<br />
Zeitabständen statt<br />
- Rückschluss auf die Herkunft der Hominiden möglich (Afrika!)<br />
Human Genome Project (1990-2001)<br />
- Zusammenstellung einer Chromosomen-Karte aus allen 3mrd Basen<br />
- Ergebnis: Nur ein Bruchteil der Basen codieren Gene<br />
Mensch hat ca. 34.000 Gene<br />
Maus die Hälfte / Drosophila ein Drittel<br />
- Komplexität der unterschiedlichen Spezies basiert wahrscheinlich auf der Gen-Expression<br />
- Aktuelle Fragen / Aufgaben:<br />
o Genome anderer Spezies offen legen Vergleichsmöglichkeiten mit menschlichem<br />
Genom<br />
o Bisher: Finden von Gemeinsamkeit zwischen menschlichen Genomen<br />
o Jetzt: Finden von Unterschieden in Genomen!<br />
o Unterschiede in Gen-Expression in unterschiedlichen Organen ausfindig machen!<br />
o Welches Protein wird von welchem Gen codiert?<br />
o Funktionen der Proteine ausfindig machen!<br />
12
Gen und Phän:<br />
- das Vorhandensein eines bestimmten Gens bedingt noch nicht das Vorhandensein eines<br />
Merkmals<br />
- Penetranz bezeichnet die Neigung eines Merkmals, sich zu manifestieren<br />
- Viele Merkmale sind polygen bedingt; die gilt besonders für Merkmale, die in der<br />
Psychologie interessieren<br />
2.4 Interaktion von genetischen Faktoren und Erfahrung<br />
Begriffe:<br />
- Ontogenie: Verhaltensentwicklung eines Individuums<br />
- Phylogenie: Verhaltensentwicklung einer Spezies über langen Zeitraum<br />
3 Beispiele für genetischen Einfluss auf Ontogenie:<br />
1. selektives Züchten von Verhaltensmerkmalen<br />
Tryon (1994) (gute Grafik im <strong>Pinel</strong>): Züchten von „Labyrinth-dummen“ und „Labyrinthintelligenten“<br />
Mäusen<br />
- Mäuse müssen Weg aus Labyrinth finden (Belohnung: Futter)<br />
- Die besten Mäuse werden mit den besten gepaart, die schlechten mit den schlechten<br />
- Die besten der nachfolgenden „Labyrinth-intelligente“ Mausgeneration werden wieder<br />
untereinander gepaart und dasselbe wird vice versa mit der „Labyrinth-dummen“<br />
Mausgeneration gemacht<br />
- Dies wurde mit 21 Generationen gemacht<br />
- Ab der 8. Generation gab es nahezu keine Überschneidungen in der Labyrinth-Lern-<br />
Leistung zwischen „dummen“ und „intelligenten“ Mäusen<br />
- Kontrolle: „Labyrinth-dumme“ Mäuse wurden von „Labyrinth-intelligenten“ Mäusen<br />
aufgezogen und „Labyrinth-intelligente“ Mäuse wurden von „Labyrinth-dummen“ Mäusen<br />
aufgezogen („cross-fostering control procedure“) hatte keinen Einfluss auf deren<br />
Leistung!<br />
- Allgemein: jedes beliebige Merkmal kann selektiv gezüchtet werden.<br />
- Nebeneffekt: selektives Züchten eines Merkmals hat in der Regel zur Folge, dass andere<br />
Merkmale ebenfalls selektiv mitgezüchtet werden!<br />
- ABER: genetische Vorraussetzungen nicht einziges Kriterium für Merkmal<br />
Umwelt beeinflusst Leistung ebenso:<br />
o Cooper & Zubek (1958) (gute Grafik im <strong>Pinel</strong>)<br />
o Aufzucht „Labyrinth-dummer“ und „Labyrinth-intelligenten“ Mäusen in<br />
abwechslungsarmer oder abwechslungsreicher Umgebung<br />
o Erg.: keine signifikante Änderung der Leistung bei „Labyrinth-intelligenten“<br />
Mäusen, aber starker Einfluss bei „Labyrinth-dummen“ Mäusen. Diese<br />
machten, aufgezogen in abwechslungsreicher Umgebung nur noch gering<br />
mehr Fehler als die „Labyrinth-intelligenten“ Mäuse, in gleicher Bedingung.<br />
2. Phenylketonurie (PKU)<br />
1934: Asbjörn Fölling findet im Urin geistig zurückgebliebener Kinder mit ähnlichen Merkmalen<br />
(Erbrechen, Hyperaktivität, Hirnschäden,…) hohe Anteile an Phenylbrenztraubensäure.<br />
13
Diese Krankheit lässt sich auf ein mutiertes rezessives Gen zurückführen. Jeder Hundertste trägt<br />
dieses Gen, eins von 10.000 weißen Kindern wurde mit der Krankheit geboren.<br />
Folge der Krankheit: Defizit des Enzyms Phenylalaninhydroxylase (Abbau der<br />
Aminosäure Phenylalanin in Tyrosin und ohne Tyrosin kein Dopamin!) abnormale<br />
Gehirnentwicklung.<br />
Interaktion von Gen und Umwelt: Neugeborene, bei denen PKU festgestellt wird, werden auf eine<br />
Phenylalanin-arme Diät (in den ersten Wochen! Danach bringt das nichts mehr sensitive Periode)<br />
gesetzt, um geistige Beeinträchtigungen möglichst einzudämmen.<br />
3. Entwicklung von Vogelgesang<br />
2 Entwicklungsphasen:<br />
- 1. sensorische Phase (beginnt einige Tage nach Ausbrütung)<br />
2. Vogel hört Gesang des Vaters, was seinen eigenen späteren Gesang beeinflusst<br />
3. Vogel hat genetische Vorraussetzungen für Entwicklung des Artentypischen Vogelgesangs<br />
kann sich kein Gesang anderer Arten aneignen<br />
muss den eigenen Gesang in der sensorischen Phase jedoch hören, sonst<br />
entwickelt er ihn nicht richtig<br />
- 2. sensomotorische Phase (einige Monate alt):<br />
8) Vogel zwitschert „Subsongs“, bis er seinen adulten Gesang ausgebildet hat muss sich<br />
dazu selbst hören können!<br />
9) Altersabhängige Lerner (age-limited learner): einmal ausgebildeter Gesang wird nicht mehr<br />
verändert<br />
10) Altersunabhängiger Lerner (open-ended learner): Vogel kann seinen Gesang ein Leben lang<br />
ändern und neue Gesänge dazulernen<br />
2.5 Genetik menschlicher psychologischer Unterschiede<br />
Untersuchung anhand 1-eiiger (genetisch identisch) und 2-eiiger Zwillinge (genetisch so<br />
unterschiedlich wie Geschwister)<br />
Minesota Studie von getrennten Zwillingen (1998)<br />
- je 59 Paare 1-eiiger Zwillinge, die entweder zusammen oder getrennt aufgewachsen sind<br />
- je 47 Paare 2-eiiger Zwillinge, die entweder zusammen oder getrennt aufgewachsen sind<br />
- Testung von Intelligenz und Persönlichkeit<br />
- Ergebnis: 1-eiige Zwillinge waren sich sehr viel ähnlicher als 2-eiige (egal ob zusammen<br />
oder getrennt aufgewachsen)<br />
- Interpretationsfehler:<br />
o Merkmale sind immer Ergebnis von genetischen Faktoren im Zusammenspiel mit<br />
Umwelteinflüssen. Man beachte, dass auch genetische Faktoren das Verhalten<br />
beeinflussen können, welche wiederum bestimmte Merkmalsausprägungen<br />
beeinflussen!<br />
o Ähnlichkeiten werden oft überbetont, und Unterschiede nicht erwähnt. Das schafft<br />
den falschen Eindruck, dass z.B. 2 1-eiige Zwillinge von Grund auf identisch wären.<br />
o Der geschätzte Erblichkeitsgrad (heritability estimate) gibt nicht das Verhältnis von genetischem zu<br />
umweltabhängigem Faktor eines Individuums an! Stattdessen gibt sie den Anteil von genetischen<br />
Unterschieden zu phänotypischen Unterschieden zwischen allen untersuchten Subjekten an.<br />
14
Kapitel 3 Anatomie des Nervensystems<br />
Neuroanatomische Richtungsbezeichnungen im Nervensystem<br />
gewöhnlich bezogen auf die Orientierung der Wirbelsäule (Neuraxis):<br />
– anterior - posterior (rostral - caudal) oben - unten<br />
– dorsal - ventral hinten - vorne<br />
– medial - lateral von außen nach innen - von innen nach außen<br />
– superior - inferior (cranial - basal) über dem Gehirn - unter dem Gehirn<br />
– ipsilateral - kontralateral gleiche Seite - Gegenseite<br />
Gehirnschnitte:<br />
• frontal vorne - hinten<br />
• sagittal rechts - links<br />
• horizontal oben - unten<br />
Allgemeiner Aufbau des Nervensystems<br />
Gliederung des Nervensystems:<br />
• Zentralnervensystem (ZNS; innerhalb des Schädels bzw. der Wirbelsäule)<br />
– Gehirn, Rückenmark<br />
Das Rückenmark (Wichtig?)<br />
2 verschiedenen Zonen:<br />
Graue Substanz (darin Zellkörper) und weiße Substanz (darin Zellfasern Axone. Myelinscheiben<br />
(weiß) um die Axone weiße Substanz)<br />
In grauer Substanz: Hinterhörner (dort kommen die afferenten Nerven an), Vorderhörner (efferente<br />
Nerven gehen ab)<br />
Spinalnerven (afferente und efferente Nerven = Spinalnerv)<br />
• Hinterwurzel (Dorsalwurzel), sensorisch, unipolar. Sind außen am Rückenmark dran<br />
• Vorderwurzel (Ventralwurzel), motorisch, multipolar. Sind außen am Rückenmark dran<br />
Peripheres Nervensystem PNS (somatisches):<br />
• Interaktion mit der Umwelt<br />
• afferente Nerven (sensorische Information von Rezeptoren in der Haut, den Skelettmuskeln, den<br />
Gelenken, den Augen oder Ohren zum ZNS) ZNS<br />
• efferente Nerven (Signale aus ZNS an die Skelettmuskulatur) ZNS <br />
Autonomes Nervensystem ANS: (Teil des PNS, vegetatives oder autonomes Nervensystem)<br />
• Regulierung des inneren Milieus<br />
• afferente Nerven (Signale von inneren Organen zum ZNS)<br />
• efferente Nerven (Signale vom ZNS zu den inneren Organen)<br />
• zwei Typen efferenter Nerven: sympathische und parasympathische<br />
– sympathische stimulieren, organisieren und mobilisieren Energieressourcen<br />
– parasympathische Nerven tragen dazu bei, Energiereserven aufzubauen und zu speichern<br />
– die meisten Organe werden sympathisch und parasympathisch innerviert (Schweißdrüsen nur<br />
sympathisch)<br />
• Ganglien, Grenzstrang (verdickte Nervenstränge links und rechts der Wirbelsäule)<br />
- vom ZNS zu den Ganglien: präganglionär<br />
- von den Ganglien zu den Organen: postganglionär<br />
Nerven (PNS) = Tracts (ZNS)<br />
Ganglien (PNS) = Nuclei (ZNS)<br />
15
Nerv bzw. Tract = Bündelung von Axonen<br />
Nuclei bzw. Ganglien = Anhäufung von Zellkörpern<br />
Reflexe: wichtig?<br />
Hirnnerven<br />
• zwölf Hirnnerven bilden das PNS des Kopfes (I-XII)<br />
• gehen vom Gehirn aus<br />
• Nerven sind rein sensorisch (afferent), rein motorisch (efferent) oder gemischt<br />
– z.B. sensorisch: N. olfactorius (I. Hirnnerv), N. opticus (II. Hirnnerv)<br />
– z.B. gemischt: N. vagus (X. Hirnnerv)<br />
I Nervus olfactorius (Riechnerv) Leitet Signale von der Nase zum Gehirn (sensorisch)<br />
II Nervus opticus (Sehnerv) Leitet die Signale der Netzhaut zum Gehirn (sensorisch)<br />
III Nervus oculomotorius (Augenbewegungsnerv) Steuert Augen- und Lidbewegung sowie die<br />
Regenbogenhaut (Iris). (somatomotorisch u. vegetativ )<br />
IV Nervus trochlearis Steuert den schrägen oberen Augenmuskel somatomotorisch<br />
V Nervus trigeminus (Drillingsnerv) Untergliedert sich in den Augennerv (Nervus ophthalmicus),<br />
den Oberkiefernerv (Nervus maxillaris) und den Unterkiefernerv (Nervus mandibularis). Er leitet<br />
sensible Informationen aus dem ganzen Gesichtsbereich zum Gehirn und innerviert die<br />
Kaumuskulatur. sensibel u. branchiomotorisch<br />
VI Nervus abducens Innerviert den lateralen Augenmuskel. somatomotorisch<br />
VII Nervus facialis (Gesichtsnerv) Steuert die Muskulatur der Mimik, vermittelt auch die<br />
Geschmackswahrnehmung in den vorderen zwei Dritteln der Zunge und innerviert alle Kopfdrüsen<br />
außer der Parotis. branchiomotorisch, vegetativ u. sensorisch<br />
VIII Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) Zuständig für die Weiterleitung der<br />
Informationen von der Gehörschnecke und dem Gleichgewichtsorgan. sensorisch<br />
IX Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) Leitet die Signale des hinteren<br />
Zungenabschnittes zum Gehirn und innerviert die Muskeln des Rachens. Wichtig für den<br />
Schluckakt. Innerviert auch die Ohrspeicheldrüse. sensorisch, sensibel, branchiomotorisch u.<br />
vegetativ<br />
X Nervus vagus Hauptnerv des Parasympathikus und an der Regulation der Tätigkeit vieler innerer<br />
Organe beteiligt sensorisch, sensibel, branchiomotorisch u. vegetativ<br />
XI Nervus accessorius Versorgt motorisch den Musculus trapezius und den Musculus<br />
sternocleidomastoideus. Der Nervus accessorius entspringt eigentlich aus dem Rückenmark. Da er<br />
jedoch parallel zum Rückenmark in die Schädelhöhle zieht und diese dann an der Schädelbasis<br />
wieder verlässt, wird er zu den Hirnnerven gezählt. branchiomotorisch<br />
XII Nervus hypoglossus (Unterzungennerv) Steuert die Zungenbewegung. Somatomotorisch<br />
16
Zellen des Nervensystems<br />
2 Typen:<br />
• Nervenzellen (Neurone, Anzahl ca.: 100 Milliarden) und<br />
• Zellen mit unterstützender Funktion (Glia, Anzahl ca. das 10fache)<br />
• dazwischen:<br />
– Flüssigkeitsräume (interstitieller Raum, Extrazellulärflüssigkeit)<br />
– Kapillare<br />
1.Neurone(n)<br />
• Erregungsleitung und -verarbeitung<br />
• Hauptkomponenten<br />
11) Soma , auch selten genannt Perikaryon (Zellkörper, Größe
4. Zellkerne (Nuclei): Ansammlungen von Zellkörpern<br />
PNS: Ganglien ZNS: Nuclei<br />
• Schichten<br />
5. Axonbündel<br />
PNS: Nerven<br />
ZNS: Tractus, Commissur etc<br />
2. Gliazellen : Der größte Teil der Zellen des Nervensystems sind aber (Neuro-)Glia, sie sind<br />
Zellen im Nervensystem mit unterstützender Funktion und sie sind für Energiestoffwechsel wichtig.<br />
• Oligodendroglia, Oligodendrocyten (myelinisierte Fortsätze)<br />
– Myelinscheiden (Schwann-Zellen; Regeneration)<br />
• Astroglia, Astrocyten (z.B. Blut-Hirnschranke; Milieu)<br />
• Mikroglia (Entzündung, „Abbau“)<br />
Funktionen von Glia-Zellen:<br />
Astrozyten (umgeben Blutgefäße):<br />
- Ionenkonzentration im Extrazellulärraum, Transmitterregulation, Blut-Hirn-Schranke,<br />
Degeneration, Regeneration, Narbenbildung, Tumore (z.B.. Glioblastome), Entwicklung<br />
Ependymzellen (bilden Liquor)<br />
- Plexus choroideus<br />
Mikroglia („fressen“ Zellreste, verantwortlich für Narbenbildung)<br />
- Phagozytose, „synaptic shedding“ (Aufnahme)<br />
Oligodendrozyten (verantwortlich für Myelinschichten Im ZNS),<br />
- (Dies übernimmt im PNS die Schwannsche Zelle)<br />
- Myelinscheiden (isolieren Axone), Ranvier-Schnürringe (multiple Sklerose)<br />
im ZNS sind die Nerven sehr gut geschützt<br />
Die Blut-Hirn-Schranke verhindert, dass bestimme Substanzen (giftige) ins Gehirn gelangen<br />
Funktion: Nicht alles was im Blut ist, kommt ins Gehirn<br />
das Gehirn als fein abgestimmtes elektrochemisches Organ<br />
spezieller Aufbau der cerebralen Blutgefäße. Ein Blutgefäß besteht (z.B. bei Muskeln) aus lauter<br />
Membranzellen, dazwischen befinden sich Poren (im Gehirn sehr eng).<br />
Außerdem sind die Blutgefäße von den Myelinschichten der Astrozyten umschlossen. Große<br />
Moleküle können die Membran nicht passieren, außer sie sind fettlöslich und somit in der Membran<br />
löslich.<br />
O2 und Glucose z.B können sie passieren.<br />
Frage: Woher wissen wir über die Morphologie, Verschaltung und Funktion von Zellen im<br />
Nervensystem Bescheid?<br />
neuroanatomische Methoden<br />
• Gewebe präparieren • Schneiden • Markieren (z.B. durch Farbstoffe) • Mikroskopieren<br />
Neuroanatomische Techniken<br />
• Golgi-Färbung<br />
• Nissl-Färbung<br />
• Myelinfärbung<br />
• neuroanatomische Tracing-Techniken<br />
19
Das Gehirn<br />
Hirnhäute: Wichtig? drei Hirn- bzw. Rückenmarkshäute (Meningen, Singular:Meninx)<br />
• äußere –harte- Hirnhaut: Dura mater<br />
• Arachnoidea (spinnennetzartige Membran)<br />
– Subarachnoidalraum (mit Blutgefäßen, Cerebrospinalflüssigkeit)<br />
• innerste Hirnhaut: Pia mater<br />
Ventrikel und Cerebrospinalflüssigkeit<br />
13) Cerebrospinalflüssigkeit schützt das ZNS<br />
14) Befindet sich im Subarachnoidalraum,<br />
15) Zentralkanal(Rückenmark),<br />
16) Und in der cerebralen Ventrikeln des Gehirns (vier große Kammern im Gehirn: zwei laterale<br />
Ventrikel, dritter und vierter Ventrikel verbunden vom Aquaeductus cerebri)<br />
17) Entstehung der Cerebvrospinalflüssigkeit im Plexus choroideus (Adergeflecht in den<br />
Ventrikeln)<br />
18) Absorption im Subarachnoidalraum durch Sinusse (venöse Gefäße) in Nackenvenen<br />
Blutversorgung des Gehirns :<br />
Das Gehirn, ein hoher Energieverbraucher, v.a. Glucose, Sauerstoff, in Ruhe ca. 20% des<br />
Sauerstoffvorrates unseres Körpers, Zufuhr ca. 1Liter Blut pro Minute<br />
Versorgungsprinzipien<br />
• versorgende und entsorgende Arterien und Venen verteilen sich an Hirnoberfläche und treten von<br />
dort in das Innere ein<br />
• Kapillarnetz in grauer Substanz dichter als in weißer<br />
• Arterien und Venen nehmen völlig unterschiedlichen Verlauf<br />
Ateria Carotis interna/ Ateria vertebralis<br />
Große zuführende Gefäße (Aufteilungen?)<br />
Störungen der Blutversorgung: Wichtig?<br />
• Verschluß eines hirnversorgenden Gefäßes<br />
• Lumenverengung (Stenose)<br />
• Aneurysmen (Aussackungen der Gefäße)<br />
• Einblutung in das Hirngewebe (Schlaganfall)<br />
Die 5 Hauptabschnitte des Gehirns<br />
Rolle der Entwicklungsgeschichte Neuralrohr mit 3 Erweiterungen:<br />
Vorläufer des<br />
Prosencephalon – Vorderhirn (• Telencephalon • Diencephalon)<br />
Mesencephalon – Mittelhirn (• Mesencepholon)<br />
Rhombencephalon – Rautenhirn (• Metencephalon • Myelencephalon)<br />
Wichtige Strukturen des Gehirns<br />
Myelencephalon<br />
• Medulla oblongata („verlängertes Rückenmark“)<br />
– Formatio reticularis, aufsteigendes reticuläres Aktivierungssystem (ARAS)<br />
– Formatio reticularis als „Eigenapparat“ (viele Funktionen autonom)<br />
19) Netzwerk aus ca 100 Nuclei, verbindet Myelencephalon mit Mesencephalon<br />
Funktionen des „Eigenapparates“ formatio reticularis<br />
20
• kaudale FR:<br />
– Inspirationszentrum(Einatmen) , Exspirationszentrum, pneumotaktisches Zentrum (taktgebend)<br />
– Schlucken, Atmung<br />
– Blutdruck: Depressor-, Pressorzentrum<br />
– Brechzentrum<br />
– Blasenentleerungszentrum<br />
• rostrale FR:<br />
– auditorisches System<br />
– Gleichgewichtssystem, Augenbewegungen<br />
– Kauen, Saugen, Lecken<br />
Forebrain – Vorderhirn, Midbrain – Mittelhirn, Hindbrain – Rautenhirn<br />
Metencephalon (Rautenhirn):<br />
• Pons (Brücke z.B. Verbindung von Kleinhirn)<br />
• Cerebellum (Kleinhirn)<br />
Motorische Funktion des Cerebellums:<br />
• Arbeitsweise: Vergleich einer Efferenzkopie (corticofugal) mit einer Afferenzkopie (vestibulär,<br />
propriozeptiv)<br />
• Koordination der Komponenten einer Bewegung<br />
• Sequenzierung<br />
• „Timing“<br />
• Genauigkeit einer Bewegung<br />
• hohe Lernfähigkeit<br />
– z.B. für ballistische Bewegungen<br />
Störungsbilder: Ataxie (umgeordnet, Intentionstremor), Dyssynergie (nicht simultan), Dysmetrie<br />
(ungenau), Dysarthrie (gestörter Sprachfluss), Blickstörung<br />
Mesencephalon (Mittelhirn):<br />
• Tectum („Dach“-oben)<br />
21
– Colliculi superiores und inferiores<br />
• Tegmentum (unten)<br />
– zentrales Höhlengrau<br />
– Substantia nigra<br />
– Nucleus ruber<br />
Wichtig für das sensorimotorische System<br />
Diencephalon (Zwischenhirn)<br />
• Thalamus (zweilappige Struktur am Kopf des Gheirnstamms über dem dritten Ventrikel)<br />
– diverse Kernpaare, wie Corpus geniculatum laterale/mediale, Nucleus ventralis posterior<br />
- Thalamus als „Tor zum Cortex“<br />
- Wichtige Verbindungen des Thalamus zu höher gelegenen Gehirnstrukturen (Motorischer<br />
Cortex, Limbisches System, Assoziationsareale, Somatosensibler Kortex, Sehrinde,<br />
Hörrinde)<br />
- Verbindungsstruktur zwischen Cortex und Hirnstamm<br />
• Hypothalamus<br />
– diverse Kernpaare, wie Mamillarkörper, Nucl. ventromedialis<br />
– Hypophyse (pituitary gland)<br />
Der Hypothalamus ist verwantwortlich für Hormone, die über die Hypophyse hergesellt werden.<br />
Wichtig! HPA-Achse (…) Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse<br />
CRH (Vorhormon) -> Hypothalamus: Hypophyse -> ACTH -> Nebenniere -> Cortisol -> Stress!<br />
Telencephalon (Endhirn)<br />
cerebraler Cortex (Cortex cerebri, Hirnrinde) auffällig ist die starke Faltung<br />
• Oberflächenvergrößerung<br />
• Furchen:<br />
– tiefere: Fissuren (Fissura, Fissurae)<br />
– flachere: Sulcus, Sulci<br />
• Windungen (Gyrus, Gyri)<br />
• Lappen (Lobus, Lobi)<br />
• Hemisphärenlappen (Lobus, Lobi):<br />
– Stirn- oder Frontallappen (Lobus frontalis)<br />
– Scheitel-oder Parietallappen (Lobus parietalis)<br />
– Schläfen- oder Temporallappen (Lobus temporalis)<br />
– Hinterhaupts- oder Occipitallappen (Lobus occipitalis)<br />
• Kommissuren<br />
– Corpus callosum (Hirnbalken, verbindet die beiden Hemisphären)<br />
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~<br />
Bestandteile des Telencephalon<br />
20) Neocortex (spät entwickelt, äußere Schicht) (6-schichtig)<br />
21) Hippocampus (3-schichtig, gehört zum lymbischen System)<br />
22) Der somatosensorische Cortex und der primäre somatosensorische Homunculus<br />
Insula wichtig? was und wo ist es genau?<br />
phylogenetisch alt durch Vergrößerung anderer Hirnlappen überwachsen<br />
22
• viszerosensible Rinde:<br />
- primärer gustatorischer Cortex<br />
- Übelkeit, Hunger..<br />
• viszeromotorische Rinde:<br />
- via Amygdala, Hypoth. Hirnstamm<br />
- Magensaftsekretion<br />
- Blutdruckanstieg..<br />
Das limbische System wichtig? Wo ist es genau?<br />
eine Reihe miteinander verbundener, in der Mittellinie gelegener Strukturen beteiligt an der<br />
Steuerung von Emotionen und Motivationen (Flucht, Fressen, Kampf, Sexualverhalten, Lernen,<br />
Gedächtnis), gürtelartige Verbindungsstruktur<br />
• Mamillarkörper • Hippocampus • Amygdala (Corpus amygdaloideum) • Gyrus cinguli<br />
• Septum • Fornix<br />
Die Basalganglien<br />
23) Striatum (Nucleus caudatus und Putamen)<br />
24) Globus pallidus<br />
25) Substantia nigra<br />
26) (Amygdala)<br />
27) Störungen der Basalganglien: Hypokinese (wenig Bewegung), Hyperkinese (zu viel<br />
Bewegung)<br />
28) Neurodegenerative Erkrankungen: Morbus Parkinson, Morbus Huntington (Chorea)<br />
Schlussbemerkungen<br />
• allgemeiner Aufbau des Nervensystems<br />
• seine Zellen<br />
• neuroanatomische Techniken<br />
• Lagebezeichnungen<br />
• wichtigste Strukturen im ZNS<br />
23
Kapitel 4 Nervenleitung und synaptische Übertragung<br />
Nervenzellmembran (besteht aus einer Lipid-Doppelschicht)<br />
Proteinmoleküle (Kanalproteine, Signalproteine, Membranproteine usw.)<br />
Lipid-Doppelschicht = zwei Lagen von Fettmolekülen, darin eingebettet befinden sich<br />
verschiedene Proteinmoleküle, die die Funktionsbasis der Membran bilden<br />
Das Ruhepotential<br />
• Unterschiedliche elektrische Ladungen auf der Innen- und Außenseite der Zellmembran<br />
• Innen 70mv weniger als außen (-70mv)<br />
• Ungleichverteilung von Ionen<br />
• 4 bestimmende Faktoren:<br />
o Diffusion (Bewegung abwärts von Konzentrationsgefällen)<br />
o Elektrostatische Abstoßung<br />
o Ionen innen: mehr K+ Ionen und negativ geladene Protein Ionen<br />
o Ionen außen: mehr Na+ Ionen und Cl- Ionen<br />
o Membraneigenschaften:<br />
o Passiv: unterschiedliche Permeabilität der Membran (leicht: K+, Cl-; schwer: Na+; gar<br />
nicht: Protein Moleküle)<br />
o Aktiv: Pumpmechanismen (Natrium-Kalium- Pumpe)<br />
Natrium-Kalium-Pumpe<br />
Die Natrium-Kalium-Pumpe ist dafür zuständig, das Ruhepotential aufrecht zu erhalten, da sich die<br />
Ionen immer abwärts ihres Konzentrationsgefälles bewegen und zu einem Ungleichgewicht führen<br />
würden.<br />
Cl- : 70mV nach innen wegen des Konzentrationsgefälles und 70mV nach außen wegen der<br />
elektrostatischen Abstoßung<br />
K+: 70mV nach innen wegen der elektrostatischen Abstoßung und 90mV nach außen wegen des<br />
Konzentrationsgefälles<br />
Na+: 70mV nach innen wegen der elektrostatischen Abstoßung und 50 mV nach innen wegen des<br />
Konzentrationsgefälles<br />
Na+ Ionen werden vom Inneren der Zelle angezogen, da ihre Konzentration außen hoch ist und<br />
wegen dem negativen Ruhepotential innerhalb der Zelle. Jedoch ist die Membran nahezu<br />
undurchlässig für Na+ Ionen (passiv), was aber durch die Ionen-Pumpe ausgeglichen wird (aktiv).<br />
K+ Ionen neigen dazu sich aus dem Neuron zu bewegen aufgrund ihrer hohen Konzentration innen,<br />
obwohl diese Tendenz durch die Negativität im Inneren der Zelle abgeschwächt wird. Dadurch, dass<br />
die Membran für K+ Ionen permeabel ist bewegen sich einige Ionen aus der Zelle heraus, werden<br />
aber von der Ionen-Pumpe wieder ins Innere befördert.<br />
Postsynaptische Potentiale<br />
Wenn Neurone feuern, senden sie von ihren Endknöpfchen Neurotransmitter aus, die mit<br />
Rezeptormolekülen an den Membranen der nächsten Neurone interagieren. Wenn sich<br />
Neurotransmitter an Rezeptormoleküle binden gibt es zwei mögliche Effekte:<br />
• Depolarisation (+) der Membran -> excitatorische (erregende) postsynaptische Potentiale EPSP<br />
(führen zum feuern)<br />
• Hyperpolarisation (-) der Membran -> inhibitorische (hemmende) postsynaptische Potentiale<br />
IPSP (hemmen das Feuern)<br />
EPSPs und IPSPs verbreiten sich passiv, sehr schnell und in ihrer Stärke abnehmend<br />
(Amplitudenabnahme).<br />
Verarbeitung der postsynaptischen Potentiale und Entstehung von Aktionspotentialen<br />
Ein einzelnes postsynaptisches Potential hat wenig Einfluss auf das abfeuern von<br />
Aktionspotentialen (AP).<br />
24
- Tausende von Synapsen<br />
- IPSP und EPSP addieren, bzw. subtrahieren sich (räumlich)<br />
- Viele kurzhintereinander gesendete Potentiale addieren sich ebenfalls zu einem großen<br />
(zeitlich)<br />
Das Aktionspotential<br />
• Alles-oder-Nichts- Reaktion<br />
• Entsteht bei einer Depolarisation auf -65mV durch EPSPs<br />
• Spannungsgesteuerte Ionenkanäle öffnen sich<br />
• Na+ Ionen strömen in die Zelle hinein und K+ aus ihr heraus<br />
• Die Spannung der Zellmembran steigt von -70mV auf +50mV<br />
• Repolarisierung: Na+ Kanäle werden refraktär (geschlossen)<br />
• Spannung sinkt wieder<br />
• K+ Kanäle schließen sich langsam –> Hyperpolarisation: Das Potential in der Zelle wird noch<br />
negativer (< 70mV)<br />
Refraktärzeiten<br />
• Absolute Refraktärzeit: 1-2 Millisekunden nach Auslösung eines AP (-> während dieser Zeit<br />
kann kein weiteres AP ausgelöst werden)<br />
• Relative Refraktärzeit (nach der Repolarisation) -> es ist möglich ein AP auszulösen, wenn<br />
die Stimulation höher ist als normal (wegen der Hyperpolarisation)<br />
• APs können nur in eine Richtung des Axons<br />
• Maximale Frequenz von 1000Hz<br />
Axonale Weiterleitung<br />
Unterscheidet sich von der Weiterleitung von IPSP/EPSP:<br />
1. APs werden nicht schwächer während der Weiterleitung auf dem Axon. Das Signal erhält sich.<br />
2. Die Weiterleitung erfolgt aktiv (unter Energieverbrauch)<br />
3. APs werden langsamer über die Axonmembran übertragen als postsynaptische Potentiale über<br />
die Zellmembran<br />
Antidrome Leitung: Ein Axon wird am Endknöpfchen stimuliert und leitet das AP zurück zum<br />
Soma<br />
Orthodrome Leitung: Leitung vom Soma zum Endknöpfchen (über das Axon)<br />
Fortleitung in myelinisierten Axonen<br />
• Saltatorische Erregungsleitung: Das Signal „hüpft“ von ranvierschen Schnürring zu<br />
ranvierschen Schnürring<br />
– Umso dicker das Axon/ die Myelinisierung, desto schneller die Leitung (bis zu 100 m/sek)<br />
Synapsen<br />
• Die Kommunikation von Neuronen funktioniert über Synapsen<br />
• Neurotransmittermoleküle werden vom Endknöpfchen in den synaptischen Spalt freigelassen,<br />
wo sie postsynaptische Potentiale (IPSP/EPSP) auslösen durch die Bindung an die<br />
postsynaptische Membran<br />
Typen von Synapsen<br />
Gerichtete Synapsen:<br />
• Axodendritisch<br />
• Axosomatisch<br />
• Dendrodenritisch<br />
• Axoaxonal<br />
Ungerichtete Synapsen<br />
• Varikositäten -> Verdickungen eines Axons geben Neurotransmitter ab, die dann auf entfernte<br />
Zellen einwirken<br />
Postsynaptische Hemmung: excitatorische und inhibitorische Synapsen wirken entgegengesetzt auf<br />
25
ein Neuron ein und hemmen sich so gegenseitig.<br />
Präsynaptische Hemmung: Ein Endknopf bildet eine excitatorische Synapse mit einem anderen<br />
Endknopf, der wiederrum eine excitatorische Synapse mit einem Soma bildet -> auch diese<br />
Synapsen hemmen sich. (kein IPSP!)<br />
Motorische Endplatte:<br />
• Besondere Synapse<br />
• Schwann´sche Zelle (Gliazelle/Myelinisierung) – > Muskelzelle<br />
• Subneutraler Faltenapparat (Vertiefungen) -> hohe Übertragungsqualität<br />
Neurotransmitter (Botenstoffe)<br />
2 verschiedene Typen:<br />
• Kleine, niedermolekulare Neurotransmitter: simpler Aufbau, Synthese im präsynaptischen<br />
Zytoplasma (Endknopf), Verpackung durch Golgi-Apparat in Vesikel<br />
• Größere, höher molekulare Neurotransmitter: komplexer Aufbau, Peptide (Aminosäureketten,<br />
Proteine), Synthese durch Ribosomen im Zytoplasma des Zellkörpers, Verpackung durch Golgi-<br />
Apparat in Vesikel, Transport über Mikrotubuli im axonalen Zytoplasma zum Endknöpfchen<br />
(40cm/Tag)<br />
– Koexistenz: Synthese von sowohl einem nieder- als auch einem höher molekularem<br />
Neurotransmitter in einem Neuron<br />
Exocytose<br />
• Freisetzung von Neurotransmittermolekülen<br />
Bei kleinen Neurotransmittern:<br />
• Ruhepotential: Vesikel mit kleinen Neurotransmittern sammeln sich an Ca(Kalzium)-Kanälen<br />
der präsynaptischen Membran<br />
• Aktionspotential: Ca-Kanäle öffnen sich -> Eintritt von Ca²+ Ionen führt zur Freisetzung der<br />
Neurotransmitter in der synaptischen Spalt (-> Omega-Form Ω: Vesikel vereinigen sich mit<br />
präsynaptischer Membran, wird auch Fusion genannt)<br />
Unterschied zur Exocytose großer Neurotransmitter:<br />
• Niedermolekulare Neurotransmitter werden jedes mal freigesetzt wenn Ca²+ Ionen einströmen<br />
(bei jedem AP)<br />
• Höher molekulare Neurotransmitter werden bei Erhöhung des generellen Zellgehalts an Ca²+<br />
Ionen freigesetzt, als wenn sich die Feuerrate erhöht<br />
Aktivierung von Rezeptoren durch Neurotransmittermoleküle<br />
• Neurotransmittermoleküle binden sich an Rezeptoren in postsynaptischer Membran<br />
• Rezeptoren sind Proteine, die jeweils nur einen bestimmten Neurotransmitter binden können<br />
(Achtung: Subtypen!) -> Schlüssel-Schloss-Prinzip<br />
• Diese Bindung führt zur Produktion von Signalen im postsynaptischen Neuron<br />
Arten von Rezeptoren:<br />
o Heterorezeptoren: übertragen Signal auf andere Zellen<br />
Signalbeendigung<br />
Erfolgt durch:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Autorezeptoren: Regulieren die Zelle selbst (Rückkopplung)<br />
Ionotrope Rezeptoren: Ionenkanalgekoppelte Rezeptoren (EPSP/IPSP)<br />
(Durch Bindung des Neurotransmitters an den Rezeptor öffnen sich<br />
Ionenkanäle die Ionen ins Innere der Zelle lassen)<br />
Metabotrope Rezeptoren: G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (Durch Bindung<br />
des Neurotransmitters an den Rezeptor löst sich ein G-Protein in das Innere<br />
der Zelle, welches dann wiederrum die Synthese sekundärer Botenstoffe oder<br />
die Öffnung von Ionenkanälen auslöst)<br />
26
• Wiederaufnahme-Mechanismen (Neurotransmitter werden wieder vom Endknopf<br />
aufgenommen)<br />
• Enzymatischer Abbau (durch Enzyme wird Botenstoff zerlegt/umgebaut)<br />
– Entweder die Neurotransmitter selbst oder ihre Einzelteile werden recycelt<br />
NEUROTRANSMITTER<br />
Niedermolekulare Neurotransmitter<br />
1. Aminosäuren (kommen in den meisten gerichteten Synapsen des ZNS vor)<br />
• Glutamat<br />
• Aspartat<br />
• Glycin<br />
• GABA (Gamma-Aminobuttersäure)<br />
2. Monamine (Synthese durch eine einzige Aminosäure, Zellkörper überwiegend im Hirnstamm,<br />
häufig stark verzweigte Axone mit vielen Varikositäten, häufiger diffuse Freisetzung)<br />
• Catecholamine (Dopamin, Epinephrin/Adrenalin, Norepinephrin/Noradrenalin)<br />
• Indolamine (Serotonin)<br />
29) Dopaminerge, Noradrenerge, Serotonerge Systeme<br />
3. Lösliche Gase (werden im neuronalen Zytoplasma hergestellt und diffundieren sofort durch die<br />
Zellmembran in naheliegende Flüssigkeitsräume oder Zellen -> in anderen Zellen regen sie zur<br />
Produktion von Second-Messengern an; existieren immer nur für weniger Sekunden)<br />
• Stickoxid<br />
• Kohlenmonoxid<br />
4. Acetylcholin (Ach) (Ankopplung einer Acetylgruppe an ein Cholinmolekül, Neuromuskuläre<br />
Verbindungen, Synapsen im ANS und ZNS -> cholinerge Neurone)<br />
6. Acetylcholin<br />
Höhermolekulare Neurotransmitter<br />
1. Neuropeptide (ungefähr 100 wurden identifiziert)<br />
7. Endorphine<br />
27
Kapitel 5 Die Forschungsmethoden der Biopsychologie<br />
8. Bildgebende Verfahren<br />
dd. Röntgen mit Kontrastmittel – Angiogramm<br />
o Computertomographie (CT)<br />
o Magnetresonanztomographie (MRT)<br />
o Positronen-Emissions-Tomographie (PET)<br />
o Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)<br />
o Magnetenzephalographie (MEG)<br />
o Transkranielle Magnetstimulation (TMS)<br />
9. Psychophysiologische Verfahren<br />
o Elektroenzephalogramm (EEG)<br />
o Elektrokardiogramm (EKG)<br />
o Elektrodermale Aktivität (EDA)<br />
10. Invasive Verfahren<br />
o Stereotaktische Methoden<br />
Mechanisches Läsionsverfahren<br />
Mikroinjektion<br />
Kühlung mit Cryode<br />
Chemische Blockierung<br />
o Invasive Registrierungen<br />
Intrazelluläre Ableitung<br />
Extrazelluläre Ableitung<br />
Extrazelluläres Summenpotenzial<br />
Subdurales Elektrokortikogramm<br />
• Gentechnik<br />
o Inaktivierung von Genen (Knockout-Mice)<br />
o Ersatz von Genen (Transgenetic Mice)<br />
• Neuropsychologisches Testen<br />
o Einzeltest<br />
o Standardisierte Testbatterie<br />
o Patientenorientierte Testbatterie<br />
o Beispiele für Tests<br />
1. Bildgebende Verfahren<br />
Bildgebende Verfahren können strukturell sein, d. h. sie machen anatomische Aufnahmen, oder sie<br />
können funktionell sein, d. h. sie machen Aufnahmen von Hirnaktivität<br />
Strukturell: CT, MRT, Angiogramm<br />
- Die Computertomographie (CT) basiert auf gewöhnlichen Röntgenstrahlen, allerdings<br />
wird hier eine Vielzahl von Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Positionen per Computer<br />
zu einem Bild (oder einer 3-D-Darstellung) verrechnet. CT macht dichtes Gewebe gut<br />
sichtbar und eignet sich daher zur Diagnose von Knochenbrüchen oder Tumoren.<br />
- Die Magnetresonanztomographie (MRT) vermeidet die radioaktive Strahlung der CT,<br />
indem sie den Probanden einem starken Magnetfeld aussetzt. Im Feld richten sich die<br />
28
Wasserstoffatome im Gewebe gleichmäßig aus. Werden sie nun mit einem<br />
Hochfrequenzimpuls kurz aus dieser Ruhelage gelenkt, stoßen sie beim „Rücksprung“<br />
ebenfalls einen Impuls (die Magnetresonanz) aus, der gemessen wird. Da verschiedene<br />
Gewebe verschiedene Mengen Wasser enthalten, senden sie Impulse in verschiedener Stärke<br />
aus, daher kann aus den Daten wiederum ein Bild oder eine 3-D-Darstellung erstellt werden.<br />
- Das Angiogramm macht Aufnahmen von Blutgefäßen mittels eines Kontrastmittels und und<br />
einer Röntgen-, bzw. MRT-Aufnahme.<br />
Funktionell: PET, fMRT, MEG, TMS<br />
2. Bei der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) wird das Blut des Probanden via Injektion<br />
oder Inhalation radioaktiv markiert. Man verwendet Isotope mit einer geringen Halbwertszeit,<br />
die Positronen aussenden. Trifft ein Positron auf ein Elektron, werden beide Teilchen zerstört<br />
und zwei Photonen (Gammastrahlen) entstehen, die in entgegengesetzter Richtung abgestrahlt<br />
werden. Detektoren um den Kopf des Probanden nehmen die Strahlen auf und bestimmen deren<br />
Ursprung, woraus im Computer wiederum ein Bild entsteht, so kann Hirnaktivität dargestellt<br />
werden (aktive Hirnregion = besser durchblutet!). PET kann außerdem Bindungsorte von<br />
Neurotransmittern darstellen, wenn diese markiert werden. Hierfür gibt es keine andere<br />
Methode.<br />
3. Die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) erweitert die MRT um den<br />
funktionellen Anteil, d. h. Hirnaktivität kann dargestellt werden. Hierzu wird die<br />
Magnetresonanz von angereichertem Hämoglobin im Blut, die sich von der Resonanz<br />
sauerstoffarmen Hämoglobins unterscheidet, gemessen. So können die aktiven Hirnregionen<br />
dargestellt werden, die sich aufgrund höheren Sauerstoffverbrauchs von den weniger aktiven<br />
Regionen unterscheiden. Die Daten werden dann im MRT Bild in anderer Farbe angezeigt.<br />
4. Bei der Magnetenzephalographie (MEG) wird der Neuromagnetismus aktiver Neurone<br />
gemessen (der Stromfluss von Neuronen erzeugt ein Magnetfeld). Es werden allerdings nur<br />
Neurone registriert, die waagerecht zur Kopfoberfläche ausgerichtet sind, daher wird parallel<br />
zum MEG fast immer auch ein EEG durchgeführt.<br />
5. Bei der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) wird über eine Spule nah am Kopf ein<br />
starker magnetischer Impuls erzeugt, der einen Strom induziert. Durch diese<br />
elektromagnetische Stimulation funktioniert die entsprechende Hirnregion für eine Zeit nicht,<br />
wird aber nicht nachhaltig geschädigt. Mit diesem Verfahren können (im Gegensatz zu den<br />
vorigen) kausale Zusammenhänge zwischen ausgeschalteter Hirnregion und<br />
Verhaltensdefiziten erforscht werden.<br />
2. Psychophysiologische Verfahren<br />
5. Mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) lässt sich neuronale Aktivität direkt messen. Die<br />
bildliche Darstellung ist schlechter, die zeitliche Auflösung allerdings sehr viel besser als bei<br />
den funktionellen bildgebenden Verfahren (Ausnahme: MEG).<br />
Nach dem 10-20-System werden Elektroden am Kopf des Probanden platziert, welche die<br />
Spannung messen, die von Neuronen erzeugt wird. Man misst die Summenpotenziale großer<br />
Neuronenverbände (10-15tausend synchron aktive Neurone), die aktiv sind. Die<br />
Signalstärke liegt bei sehr geringen 1-200 Mikrovolt. Bei der entstehenden Kurve sind<br />
Frequenz und Amplitude aussagekräftig. Bestimmte Kurvenformen sind charakteristisch<br />
für bestimmte Zustände, z.B. Alpha-Wellen (8-12 Hz, hohe Amplitude) für einen<br />
29
entspannten Wachzustand.<br />
EEG-Kurven, die mit einem bestimmten Stimulus zusammenhängen, heißen<br />
ereigniskorreliertes Potential (EKP). Hierbei muss allerdings die Signalkomponente vom<br />
Hintergrundrauschen (die zufällige, vom Stimulus unabhängige Aktivität) getrennt werden,<br />
z.B. durch Mittelung vieler Messungen.<br />
6. Das Elektrokardiogramm (EKG) misst das elektrische Signal eines jeden Herzschlags<br />
über Elektroden, die auf dem Brustkorb angebracht werden.<br />
7. Die Elektrodermale Aktivität (EDA) beeinflusst die Hautleitfähigkeit. Emotionen rufen<br />
erhöhtes Schwitzen hervor, was die Hautleitfähigkeit steigert. Die EDA wird meist an der<br />
Handinnenfläche gemessen.<br />
3. Invasive Verfahren<br />
• Stereotaktische Methoden<br />
Läsionen (= Störungen anatomischer Strukturen) im ZNS werden im Tierversuch<br />
willentlich erzeugt, um durch einen Vergleich mit gesunden Tieren auf die Funktion der<br />
entsprechenden Hirnregion zu schließen.<br />
Hierzu wird meist eine stereotaktische Vorrichtung benutzt, mit der es möglich ist, das<br />
Versuchstier zu fixieren und entsprechendes Gerät in das Gehirn einzuführen:<br />
Die genaue Lage der zu zerstörenden Regionen wird mit einem Hirnatlas bestimmt. Dies ist<br />
eine Sammlung von sehr vielen Frontalschnitten durch das Gehirn der entsprechenden<br />
Spezies.<br />
o Mechanische Läsionsverfahren sind die älteste und ungenauste Methode.<br />
Im oberen Kortexbereich kann mit einer Glaspipette das zu entfernende Gewebe<br />
angesaugt und dann entfernt werden (nicht stereotaktisch).<br />
In tieferen Regionen wird mit einer Elektrode, die stereotaktisch in das Gehirn des<br />
Versuchstieres eingeführt wird, entsprechendes Gewebe durch Strom, bzw. Hitze<br />
zerstört.<br />
Verbindungen zwischen verschiedenen Hirnregionen werden mit einem winzigen<br />
Messer, das stereotaktisch eingeführt wird, gekappt.<br />
o Bei der Mikroinjektion wird statt der Elektrode eine Kanüle benutzt, mit der man in das<br />
entsprechende Gewebe ein Neurotoxin (z.B. Iboten- oder Kainsäure) injiziert. Das<br />
Neurotoxin greift nur die Zellkerne in der betreffenden Region an, durchlaufende Axone<br />
oder Dentriten bleiben intakt - dadurch ist diese Methode genauer.<br />
30
o<br />
o<br />
Um Hirnregionen nur zeitweise auszuschalten (reversible Methode) kann man eine<br />
Cryode stereotaktisch einführen, durch die eine kalte Flüssigkeit gepumpt wird. Die<br />
Neurone hören auf zu feuern, werden aber nicht so weit abgekühlt, dass sie absterben.<br />
Ein weiteres reversibles Verfahren ist die chemische Blockierung bestimmter Zellen via<br />
Mikroinjektion<br />
• Invasive Registrierungen<br />
Im Tierversuch kann invasiv elektrische Aktivität von Neuronen abgleitet werden, indem<br />
Mikrolektroden implantiert werden.<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Die Intrazelluläre Ableitung misst das Potenzial der Membran eines einzelnen<br />
Neurons, da die Spitze einer Mikroelektrode innerhalb des Neurons positioniert wird<br />
Die Extrazelluläre Ableitung gibt keine Information über das Membranpotenzial, da<br />
sich die Spitze der Elektrode in der extrazellulären Flüssigkeit befindet. Hier misst man<br />
die Feuerungsrate eines Neurons.<br />
Beim extrazellulären Summenpotenzial wird mit einer längeren Elektrode die<br />
Information mehrerer Neurone gemessen<br />
Beim subduralen Elektrokortikogramm wird die Schädeldecke des Patienten geöffnet,<br />
um Elektroden direkt auf der Kortexoberfläche anzubringen. Dies wird als präoperative<br />
Maßnahme z.B. bei Epilepsiepatienten vorgenommen.<br />
4. Gentechnik<br />
Die am höchsten entwickelte Methode, Läsionen zu erzeugen, ist die Genmanipulation, zu der<br />
knockout techniques und gene replacement zählen<br />
• Bei der knockout technique werden Stammzellen isoliert, in denen man dann ein (oder<br />
mehrere) Gen durch Zerstörung der entsprechenden Basensequenz deaktiviert. Die veränderten<br />
Zellen werden einer Leihmutter eingepflanzt und aus den ausgewachsenen Tieren werden später<br />
wiederum homozygote Tiere gezüchtet, denen das entsprechende Gen komplett fehlt. Diese<br />
Tiere können ein bestimmtes Protein (z.B. einen Neurotransmitter oder einen Rezeptortyp) nicht<br />
mehr bilden.<br />
• Beim gene replacement wird ein Gen nicht deaktiviert, sondern durch ein menschliches<br />
pathologisches Gen (z.B. Alzheimer-Gen) ersetzt, wodurch man ein authentisches Tiermodell<br />
der entsprechenden Erkrankung erhält.<br />
5. Neuropsychologisches Testen<br />
Um Verhalten zu erforschen gibt es in der Biopsychologie eine Reihe normierter<br />
neuropsychologischer Testverfahren. Getestet wird z.B. Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />
Sprache, Planungsfähigkeit usw. durch entsprechende Aufgaben. Die Ergebnisse des Patienten<br />
werden dann mit den Normwerten verglichen.<br />
• Vor 1950 wurden ausschließlich Einzeltests durchgeführt, welche Patienten mit Hirnschädigung<br />
von anderen differenzieren sollten. Da kein Einzeltest entwickelt werden konnte, der alle<br />
Symptome eines solchen Patienten abdeckt, war dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt<br />
• Aus dem Versagen der Einzeltests entstanden zunächst standardisierte Testbatterien. Hier<br />
benutzte man an Stelle eines Einzeltests mehrere standardisierte Tests um Patienten mit<br />
Hirnschädigung zu erkennen. Die meistgenutzte Testbatterie war die Halstead-Reitan<br />
31
Neuropsychological Test Battery.<br />
Mit standardisierten Testbatterien konnten nun zwar gesunde von kranken Patienten<br />
unterschieden werden, eine Differenzierung der Kranken war aber noch immer nicht<br />
möglich<br />
• Um die Art der psychischen Störung besser zu charakterisieren entwickelte man<br />
patientenorientierte Testbatterien, die auch heute benutzt werden. Hierbei wird zunächst ein<br />
Basistest (bei allen Patienten) durchgeführt, der allgemeine Hinweise auf die Störung liefert.<br />
Danach werden patientenorientiert weitere Test ausgewählt, um das Problem zu spezifizieren.<br />
• Beispiele für Tests:<br />
Basistests<br />
o Intelligenz:<br />
Die Wechsler Adult Intelligence Scale umfasst 11 Untertests zur IQ-Messung<br />
o Sprache:<br />
Beim Token Test wird der Patient aufgefordert, verschiedene Symbole in bestimmter<br />
Reihenfolge zu berühren, um das allgemeine Sprachverständnis zu testen<br />
o Sprachlateralität:<br />
Beim Natriumamytaltest wird Natriumamytal in die arteria carotis injiziert, was eine<br />
Hemisphere zeitweise ausschaltet. Man macht nun schnelle Sprachtests zur<br />
Untersuchung der dominanten Hirnhemisphäre<br />
Beim dichotonischen Hörtest, soll der Patient Zahlenfolgen wiederholen, die er mit je<br />
einem Ohr wahrgenommen hat. Dies gelingt besser mit dem Ohr, das kontralateral zur<br />
für Sprache dominanten Hirnhemisphäre liegt.<br />
Spezifischere Tests<br />
o Gedächtnis:<br />
Bei spezifischen Test zur Gedächtnisleistung werden 4 Faktoren beachtet:<br />
Ist Kurz- oder Langzeitgedächtnis oder beides betroffen?<br />
Sind Defizite im LZG retrograd oder anterograd oder beides?<br />
Ist im LZG semantisches oder episodisches Gedächtnis betroffen?<br />
Ist explizites oder implizites Gedächtnis oder beides betroffen?<br />
Ist das explizite, nicht aber das implizite Gedächtnis betroffen, kann das durch<br />
Repetition Priming Tests gezeigt werden, bei denen der Patient unbewusst (implizit)<br />
lernt.<br />
Exekutive Funktionen:<br />
Bei Schädigung des Frontallappens treten häufig Defizite in exekutiven Funktionen auf.<br />
Dies kann mit dem Wisconsin-Kartensortiertest überprüft werden, bei dem der Patient<br />
Karten nach wechselnden Kriterien zuordnen muss.<br />
32
Kapitel 6 Hirnschäden des Menschen und Tiermodelle<br />
Zweck dieses Forschungsbereichs:<br />
31) Erweiterung unseres Verständnisses der normalen physiologischen Funktion des<br />
menschlichen Gehirns (reverse Engineering = von den Kranken auf das Gesunde<br />
schließen)<br />
32) Entwicklung effektiver Strategien zur Erkennung und Behandlung neuropsychologischer<br />
Störungen<br />
6.1 Die häufigsten Ursachen von Hirnschäden:<br />
Übersicht:<br />
• Hirntumore<br />
• Cerebrovaskuläre Störungen<br />
• Gedeckte Schädel-Hirn-Traumata<br />
• Gehirninfektionen<br />
• Neurotoxine<br />
• Genetische Faktoren<br />
Hirntumore:<br />
Definition: Ein Tumor (= Neoplasma) ist eine selbständig wachsende Neubildung körpereignen<br />
Gewebes. Man spricht von enthemmtem Überschusswachstum, welches durch einen Fehler in der<br />
normalen Zellteilung entsteht.<br />
- Gehirn: besonders guter Nährboden für Tumore<br />
- beeinflussen Funktionen: Extrazellmaterial (Tumor) drückt auf andere Neurone → Zelltod<br />
Arten von Tumoren und Verläufen:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Abkapselungen (→leicht zu entfernen) vs. Infiltrierungen (=Wucherung diffus<br />
durch normales Gewebe)<br />
benigne (= gutartig – wenn alles komplett entfernt werden kann) vs. maligne<br />
(=bösartig – oft bei Infiltrierungen → bei malignen spricht man von Krebs)<br />
Primärtumore vs. Metastasen (→Tumorfragmente werden (oft mit Blutfluss)<br />
von dem Muttergeschwulsten zu einem anderen Organ transportiert)<br />
Rezidivrisiko = Risiko für weiteres Tumorwachstum besonders hoch bei<br />
Infiltrierungen und Metastasen<br />
Beispiel:<br />
Menigeome (= ein Tumor zwischen den Menigen (Hirnhäuten))<br />
• Primärtumor<br />
• Abgekapselt → meist benigne, weil sie sich gut komplett entfernen lassen<br />
• Rezidivrisiko ist sehr gering<br />
Cerebrovaskuläre Störungen:<br />
Definition: Schlaganfälle sind plötzlich auftretende Störungen der Durchblutung, die einen<br />
33
Hirnschaden verursachen können.<br />
Schlaganfälle: 1. Hämorrhagie (Einblutung)<br />
2. Ischämie (Mangeldurchblutung)<br />
mögliche Folgen von Schlaganfällen: Amnesie (Gedächtnisverlust)<br />
Aphasie (Sprachstörung)<br />
Paralyse (Lähmungen)<br />
Koma (länger dauernde tiefe Bewusstlosigkeit)<br />
Infarkt: Absterben von Gewebe aufgrund eines Schlaganfalls<br />
1.cerebrale Hämorrhagie:<br />
– Blutgefäß reißt →Blut sickert ins Gehirn und schädigt es<br />
Ursache des Risses:<br />
Aneurysma (Aussackung des Blutgefäßes, weil es nicht mehr elastisch genug ist)<br />
→ ist congential (angeboren)<br />
→ entsteht durch Injektionen oder Gefäßgifte<br />
→ Bluthochdruck als Risikofaktor<br />
2. cerebrale Ischämie:<br />
– Blutzufuhr und somit Glucose- und Sauerstoffversorgung wird unterbrochen<br />
→ absterben der betroffenen Zellpopulation<br />
Ursachen der Unterversorgung:<br />
• Thrombose: -Thrombus ( Pfropfen aus Blutgerinsel; Fetttröpfenchen; Luftblasen<br />
oder Tumorzellen; oder einer Kombination aus diesen Stoffen) blockiert<br />
den Blutstrom am Bildungsort<br />
• Embolie: - Embolus ist wie Thrombus ein Pfropfen, aber er wandert von einem<br />
größeren in ein kleineres Blutgefäß und verstopft es<br />
• Arteriosklerose: - die Gefäßwände verhärten und verdicken sich (oft infolge von<br />
Ablagerungen) → führt zu Gefäßverschluss<br />
Weitere Mechanismen die zu Hirnschäden führen können (Abb.: S. 149 deutscher <strong>Pinel</strong>):<br />
→ die, von der Mangeldurchblutung betroffenen Neurone werden hyperaktiv und setzten<br />
exessiv Glutamat frei (Glutamat = exzitatorisch wirkender Aminosäure-Transmitter)<br />
→ dieser Glutamatüberschuss bindet sich an die NMDA-Rezeptoren (NMDA = N-Methyl-<br />
D- Aspartat) der postsynaptischen Neurone<br />
→ diese aktivierten Rezeptoren verursachen den übermäßigen Einstrom von CA++ und<br />
Na+ -Ionen<br />
→ Einstrom von Na+ und Ca++ lässt sie schließlich absterben<br />
→ aber zuvor schütten die postsynaptischen Neurone auch übermäßig viel Glutamat aus<br />
und ziehen weitere Zellen in Mitleidenschaft<br />
3 wichtige Erkenn- - kompletter Neuronenverlust kann lange dauern<br />
nisse der Ischämie: - nicht alle Teile des Gehirns sind gleichstark betroffen<br />
- Mechanismen der Hirnschädigungen je nach Ort verschieden<br />
- Möglichkeit zur Gabe eines NMDA-Rezeptorblockers<br />
Gedeckte Hirnschädeltraumata:<br />
Definition: Hirnverletzungen die mit stumpfer Gewalteinwirkung ohne Schädelöffnung einhergehen.<br />
mögliche Folgen: -Verwirrtheit<br />
- sensomotorische Störungen<br />
- Bewusstlosigkeit<br />
34
1.Hirnquetschungen (Contusiones cerebri):<br />
• Hervorgerufen durch Aufprall von Gehirn gegen Schädelknochen (oft contre-coupverletztungen<br />
= Verletzungen auf der entgegengesetzten Seite)<br />
• Gefäßsysteme des Gehirns sind verletzt → innere Blutungen →Hämatomen (geronnene<br />
Blutansammlungen ~ Bluterguss) können lebensgefährlich sein<br />
2.Gehirnerschütterung (Commotio cerebri):<br />
Zeitlich begrenzte Bewusstseinstrübung ohne Langzeitfolgen und ohne Anzeichen für anatomische<br />
Schäden<br />
Aber Punch-drunk-Syndrom: tritt nach vielen Gehirnerschütterungen auf<br />
- Demenz (allgemeiner geistiger Verfall)<br />
- Gehirnvernarbung<br />
→ Gehirnerschütterung muss doch Folgen haben, sonst könnten sich nicht viele<br />
Gehirnerschütterungen zu so starken Schäden summieren<br />
Gehirninfektionen:<br />
Definition: Wenn Mikroorganismen (Bakterien; Vieren) in das Gehirn eindringen, greifen sie das<br />
Hirngewebe an. Das führt das zu einer entzündlichen Veränderung; einer Encephalitis.<br />
1. Bakterielle Infektion:<br />
-Beispiel Meningitis (=Hirnhautentzündung): Bakterien greifen die Hirnhäute an und rufen<br />
Hirnabszesse (lokale Eiteransammlungen) hervor → ohne Behandlung führt Meningitis zum Tod<br />
-Beispiel Syphilis: Bakterien werden über offenen kleine Stelle beim Geschlechtsverkehr<br />
übertragen → erst einige Jahre Ruhestadium; dann Verbreitung der Bakterien im ganzen Körper<br />
→ Bakterien greifen Gehirn an und können zu Irrsinn; Demenz; Progressiver Lähmung führen<br />
Antibiotika (z.B.: Penicillin): können Infekt bekämpfen, aber keine Hirnschäden rückgänog machen<br />
2.Virusinfektionen:<br />
- neurotrope Infektionen (Virus hat besondere Affinität zum Nervengewebe)<br />
z.B.: Tollwut: wenn das Virus das Gehirn infiziert hat (nach Ruhestadium), wirkt es tödlich<br />
- pantrope Infektionen (Virus bindet sich an viele Orte)<br />
z.B.: Mumps-; Herpesviren: greifen normalerweise auf andere Körperregionen an, können<br />
aber auch im Hirn schwere Infektionen auslösen<br />
3.Infektion durch Eiweißmoleküle:<br />
Prione (= Eiweißmoleküle mit hirnstoffwechsel-störender Struktur)<br />
→ diese Struktur wird körpereigenen Eiweißmolekülen aufgezwungen, was zur Zerstörung des<br />
Hirngewebes führt<br />
= spongiforme Encephalitis: ( Creutzfeld-Jakob-Krankheit / Sonderform~BSE)<br />
Neurotoxine:<br />
Exogene Toxine: gelangen über Verdauungstrakt; Lunge und Haut in den Blutstrom und darüber<br />
ins Gehirn und greifen es an<br />
z.B.: Schwermetalle (Blei; Quecksilber) per Lunge<br />
Phamrmaka; Genussmittel (Drogen; Alkohol) per Verdauungstrakt<br />
Folgen: toxische Psychosen (z.B.: chronische Geistesgestörtheit)<br />
Spätdiskenisie (motorische Störungen)<br />
Endogene Toxine: diese Neurotoxine entstehen im Körper und greifen ihn an<br />
Autoimmunerkrankungen: z.B.: Multiple Sklerose→ Antikörper greifen das eigene Myelin an<br />
35
Genetische Faktoren:<br />
Genetische Faktoren können zu schweren Nervenerkrankungen oder Fehlentwicklungen des<br />
Gehirns führen.<br />
Down-Syndrom: Ursache – Trisomie 21 (3 Chromosome beim 21. Paar)<br />
→ Pers.sind geistig zurückgeblieben & sterben oft vor dem Erwachsenenalter<br />
PKU: Ursache – Stoffwechselerkrankung: Aminosäure Phenylalanin kann nicht abgebaut<br />
werden → geistige Entwicklungstörungen mit Epilepsie<br />
Chorea Huntingten: Ursache: -abnormes Dominantes Gen<br />
→ tritt meist zwischen dem 30. & 60. Lebensjahr mit<br />
Bewegungsstörungen und psychische Symptome auf und endet nach<br />
15-20 Jahren mit dem Tod<br />
Meist werden dies abnormen Gene rezessiv verebt.<br />
→ Personen mit dominanten abnormen Genen sind im Alltag und bei der Fortpflanzung oft stark<br />
benachteiligt<br />
Programmierter Zelltod:<br />
Zellen sterben auf zwei verschiedene Arten: 1.Adoptose<br />
2. Zellnerkose<br />
1. Adoptose:<br />
Zellen die überflüssig oder dysfunktional sind „begehen Selbstmord“ (natürlicher Vorgang)<br />
→ die Zelle schrumpft und wird runzelig (unter genetischer Kontrolle und ohne Entzündung);<br />
später wird sie dann entweder durch einen Nachbarn; eine Markophagen oder durch Phagozytose<br />
aufgefressen<br />
→ langsamer Vorgang<br />
2. Zellnerkose:<br />
Zellen gehen an Verletzungen zu Grunde<br />
→ Anschwellen und Aufplatzen der Zelle führt zu Entzündung; die aufgeplatzten Zellen werden von<br />
Immunsystemzellen vertilgt<br />
→ Schneller Vorgang<br />
Wenn allerdings die Zellnerkose aufgrund von beispielsweise einer Ischämie hervorgerufen wird,<br />
wird auch die Adoptose aktiviert. (Die Zellen im Umkreis des betroffenen Gewebes verlieren mit<br />
deren Tod auch ihre Funktion und sterben.)<br />
Um also die Hirnschäden einzugrenzen versucht man die Adoptose in diesen Fällen zu verhindern,<br />
da sie sich schließlich langsam erstreckt und Medikament auch mehrere Stunden nach der<br />
Ischämie helfen können.<br />
6.2 Neurologische Erkrankungen mit neuropsychologischen<br />
Störungen<br />
Bislang ging es um die Ursachen neuropsychologischer Störungen, nun liegt die Konzentration<br />
auf die ihnen zugrunde liegenden neurologischen Erkrankungen selbst.<br />
Übersicht:<br />
– Epilepsie<br />
– Parkinson- Krankheit<br />
– Huntington- Krankheit<br />
– Multiple Sklerose<br />
– Alzheimer- Krankheit<br />
36
Epilepsie:<br />
Hauptsymptom: epileptischer Anfall<br />
Vorsicht: nicht jeder der unter Anfällen leidet, gilt als Epileptiker. Die Epilepsie ist gekennzeichnet<br />
durch spontan auftretende, wiederholte epileptische Anfälle, die durch die chronische<br />
Gehirnfehlfunktion des Patienten ausgelöst werden.<br />
Die Epilepsie ist dennoch schwer zu diagnostizieren. Die Diagnose wird durch die Vielfalt und<br />
Komplexität der Anfälle erschwert.<br />
Denn nicht alle Anfälle verlaufen klassisch in Form von Convulsionen (Krämpfen), gekennzeichnet<br />
durch motorische Anfälle, häufig durch heftiges Muskelschütteln (Clonus), Streckstarre (Tonus)<br />
und den Verlust des Gleichgewichts sowie Bewusstlosigkeit.<br />
Diagnostik:<br />
Die Diagnose wird meist durch EEG Ableitungen manifestiert.<br />
Während eines epileptischen Anfalls, kann man häufig Spikesalven mit großer Amplitude<br />
registrieren und zwischen den Attacken wird das EEG oft von einzelnen Spikes unterbrochen.<br />
Die spontanen epileptischen Entladungen sind ein untrügliches Zeichen für Epilepsie, aber der<br />
Umkehrschluss ist nicht gültig. Es kann sein, dass bei einem Epileptiker während Tests zufällig<br />
keine epileptischen Entladungen aufgetreten sind oder das sie aufgetreten sind, aber sie von den<br />
auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden gar nicht registriert wurden.<br />
Oft erfahren Epileptiker unmittelbar vor einem Anfall eine Aura. Diese psychologischen<br />
Empfindungen können verschiedene Formen annehmen:<br />
z.B. ein schlechter Geruch, ein bestimmter Gedanke, ein vages Gefühl der Vertrautheit, eine<br />
Halluzination oder ein Engegefühl in der Brust.<br />
Die Art der Aura ermöglicht Rückschlüsse auf die Lage des epileptischen Herds und sie warnen<br />
den Patienten vor einem bevorstehenden Krampfanfall, da sie häufig immer dieselben<br />
Empfindungen sind.<br />
Ist die Diagnose Epilepsie gestellt, ordnet man das Krankheitsbild entweder der generalisierter<br />
oder der partiellen Epilepsie zu, die jeweils wieder unterkategorisiert werden.<br />
Partielle Anfälle:<br />
Ein partieller Anfall betrifft nur einen Teil des Gehirns. Neurone in einem epileptischen Herd<br />
beginnen, aus bisher unbekannten Gründen, sich gemeinsam in Salven (Bursts) zu entladen.<br />
Diese synchronen Bursts rufen die epileptischen Spikes im EEG hervor. Diese synchrone neurale<br />
Aktivität kann sich auf den Herd (Fokus) beschränken oder sich in gesunde Hirnregionen<br />
ausbreiten. Im Fall der partiellen Epilepsie wird jedoch nicht das gesamte Gehirn in Mitleidenschaft<br />
gezogen, deshalb gehen Bewusstsein und Gleichgewicht nicht völlig verloren.<br />
Die spezifischen Verhaltessymptome eines partiellen epileptischen Anfalls hängen davon ab, wo<br />
die störenden Entladungen beginnen und wohin sie sich ausbreiten.<br />
Formen partieller Anfälle:<br />
Einfach partielle Anfälle / Jackson- Anfälle<br />
Bei diesen Anfällen sind die Symptome überwiegend sensorisch und/oder motorisch, da sich die<br />
epileptischen Entladungen durch die sensorischen oder motorischen Hirnregionen ausbreiten.<br />
Komplexe partielle Anfälle / Temporallappen Epilepsie<br />
Diese Anfälle beschränken sich gewöhnlich auf die Schläfenlappen, deshalb spricht man von<br />
Temporallappen Epilepsie. Sie beginnen typischerweise mit einer Aura und gehen mit einer<br />
Bewusstseinsstörungen und psychomotorischen Attacken einher.<br />
Bei den psychomotorischen Attacken führen die Patienten zwanghafte, repetitive einfache<br />
37
Handlungen durch (Automatismen, z.B. Zu- und Aufknöpfen eines Kleidungsstücks).<br />
Oder sie zeigen komplexe Verhaltensweisen, die fast normal erscheinen, als seien die Patienten<br />
bei vollem Bewusstsein während der Attacke. Sie können sich aber gewöhnlich an wenig oder<br />
nichts erinnern.<br />
Bsp: Ein junger Mann, ein Musiklehrer, kletterte während eines Konzertes auf die Bühne, umrundete das<br />
Klavier, sprang auf den Boden, hüpfte und tänzelte den Gang entlang und kam erst auf dem Heimweg<br />
wieder zu Sinnen. Er fand sich auch häufig in einem Bus weit entfernt von seinem Bestimmungsort wieder.<br />
Generalisierte Anfälle:<br />
Sie ziehen das gesamte Gehirn in Mitleidenschaft. Einige generalisierte Anfälle beginnen als<br />
herdförmige (fokale) Entladungen, die sich allmählich im ganzen Gehirn ausbreiten. In anderen<br />
Fällen setzen die Entladungen offenbar fast gleichzeitig überall im Gehirn ein.<br />
Ursachen hier für kann sein, das sie aus einer diffusen Pathologie resultieren oder fokal in einer<br />
Struktur beginnen, wie dem Thalamus, der in viele Gehirnregionen projiziert.<br />
Formen generalisierter Anfälle:<br />
Grand-mal-Anfälle (wörtlich: „großes Übel“):<br />
Die primären Symptome sind Bewusstlosigkeit, Verlust des Gleichgewichts und heftige tonischklonische<br />
Krämpfe. Bei solchen Grand-mal-Krämpfen kommt es häufig zum Zungenbiss, zu<br />
Harninkontinenz und Cyanose (Durch heftige Kontraktion der Brustmuskulatur wird die Luft aus<br />
den Lungen gepresst, und die Betroffenen laufen wegen Sauerstoffmangels blau an). Der<br />
Sauerstoffmangel im Blut (Hypoxie), der im Zusammenhang mit Grand-mal-Anfällen auftritt, kann<br />
seinerseits zu Hirnschäden führen, die wahrscheinlich durch eine exzessive<br />
Aminosäureausschüttung induziert werden.<br />
Petit-mal-Anfälle (wörtlich: „kleines Übel“)<br />
Diese Anfälle sind nicht immer mit Krämpfen verbunden. Das wichtigste Symptom ist die Absence,<br />
eine Bewusstseinstrübung, die mit einer Unterbrechung der gerade ausgeführten Tätigkeit, einem<br />
abwesenden Gesichtsausdruck und manchmal mit einem Flattern der Augenlider verbunden ist.<br />
Petit-mal-Anfälle treten häufig bei Kindern auf und enden normalerweise in der Pubertät. Oft<br />
bleiben sie undiagnostiziert und Kinder mit dieser Form der Epilepsie gelten als „Tagträumer“.<br />
Im EEG, das sich deutlich von anderen Epilepsieformen unterscheidet, findet man ein<br />
bilateralsymmetrisches Spike-and-wave-Muster (charakteristische Abfolge spitzer und langsamer<br />
Krampfwellen), mit einer Frequenz von 3 Hz.<br />
Allgemein lässt sich sagen, dass die Epilepsie bisher nicht heilbar ist, doch in vielen Fällen lassen<br />
sich Häufigkeit und Schwere der Anfälle durch antiepileptische Medikamente vermindern.<br />
Hirnchirurgische Medikamente werden nur in lebensbedrohlichen Situationen vorgenommen.<br />
Die Parkinson-Krankheit<br />
Der Parkinsonismus ist eine Bewegungsstörung, die meist im mittleren und höheren Lebensalter<br />
auftritt.<br />
Die Symptome fangen unscheinbar an, mit steifen oder zitternden Fingern, im Laufe der Jahre<br />
werden die Symptome jedoch überaus schwerwiegend. Dazu gehören:<br />
• Ruhetremor (starkes Zittern bei Inaktivität, das bei Willkürbewegungen und im Schlaf<br />
unterdrückt wird)<br />
• Rigor (Muskelsteifigkeit)<br />
• Maskenartiges Gesicht<br />
• Ständige unwillkürliche Haltungsänderungen (quälende Ruhelosigkeit)<br />
• Bradykinese (Bewegungsverlangsamung)<br />
• Schlurfender Gang in gebückter, vorwärtsgeneigter Haltung, gekennzeichnet von häufigen<br />
Trippelschritten (Tendenz zu kleinen, immer schnelleren Schritten, um ein Vornüberkippen zu<br />
verhindern)<br />
Parkinson-Patienten, weisen gewöhnlich keine oder nur geringe intellektuelle Störungen. Sie sind<br />
normaldenkende Menschen, die ihren Körper nicht kontrollieren können.<br />
38
Ursachen: fehlerhafte Gene, Hirninfektionen, Schlaganfälle, Tumore, traumatische<br />
Hinverhetzungen und Neurotoxine scheinen beteiligt zu sein.<br />
In den meisten Fällen ist sie jedoch ungeklärt. Eine familiäre Häufung ist nicht<br />
Nachweisbar.<br />
Dieser Erkrankung steht im Zusammenhang mit der Degeneration der Substantia nigra, dem Kern<br />
im Mittelhirn, dessen Neurone über die nigrostriatale Bahn projizieren. Der Neurotransmitter der<br />
Substantia-nigra-Neurone ist Dopamin. Bei Patienten die schon sehr lange an dieser Störung<br />
leiden, fehlt das Dopamin in der Substantia nigra und im Striatum fast völlig.<br />
Therapie: Die Symptome der Parkinson- Krankheit lassen sich durch die Gabe von L-DOPA<br />
mildern.<br />
L-DOPA ist eine chemische Substanz, aus der in dopaminergen Neuronen<br />
Dopamin synthetisiert wird. Dies ist jedoch keine Dauerlösung, da die Wirksamkeit<br />
der Substanz mit der Zeit abnimmt und die Nebenwirkungen stärker werden als die<br />
therapeutischen Vorteile<br />
Die Huntington- Krankheit<br />
Diese Erkrankung ist wie die Parkinson-Krankheit eine progressive Bewegungsstörung, die im<br />
mittleren Alter auftritt. Die Huntington- Krankheit kommt aber relativ selten vor, hat eine starke<br />
genetische Komponente und geht stets mit einem schweren geistigen Verfall (Demenz) einher.<br />
Zu den ersten Symptomen gehören: eine gesteigerte motorische Unruhe, die sich ständig<br />
verschlimmert, bis der Patient schließlich ständig unwillkürliche in schnelle ruckartige Zuckungen<br />
verfällt, die nicht nur einzelne Muskelgruppen, sondern ganze Gliedmaßen erfassen. Diese<br />
Verdrehungen, Verrenkungen und das Grimassieren mancher Patienten erinnern an einen<br />
seltsamen Tanz und deshalb wird die Krankheit auch Chorea Huntington (chorea: griech. Tanz)<br />
genannt.<br />
Huntington wird durch ein einziges dominantes Gen vererbt, daher entwickeln alle Träger dieses<br />
Gens diese Störung und im statistischen Mittel die Hälfte ihrer Nachkommen. Entwickeln Eltern<br />
dieses Krankheitsbild (ca. im Alter von 40 Jahren), besteht eine Wahrscheinlichkeit von 50:50 dass<br />
die Kinder diese Krankheit ebenfalls bekommen.<br />
Diese Erkrankung ist unheilbar, der Tod tritt ca. 15 Jahre nach Auftreten der ersten Symptome auf.<br />
Eine Autopsie zeigt eine schwere Degeneration des Striatum und einen diffusen Schwund der<br />
Großhirnrinde.<br />
Das abnorme Protein, das von dem dominanten Gen produziert wird, wurde als Huntington<br />
bezeichnet. Die Wirkung ist noch unbekannt. Es wird überall im Gehirn produziert, aber die<br />
Zerstörungen sind auf das Striatum und die cerebralen Hemisphären beschränkt.<br />
Multiple Sklerose (MS)<br />
Diese Erkrankung tritt im frühen Erwachsenenalter auf. Sie ist eine progressive Erkrankung bei der<br />
das Myelin im ZNS zerstört wird. Anfänglich findet man auf den axonalen Myelinscheiden nur<br />
mikroskopisch kleine degenerierte Areale, später kommt es zu einem Zerfall der Myelinscheiden<br />
und der assoziierten Axone. Es entstehen viele Bereiche mit hartem Narbengewebe (Sklerose<br />
wörtl. Verhärtung).<br />
Diagnostik:<br />
MS ist schwierig zu diagnostizieren, da die Ausprägung der Störung von Anzahl, Größe und Lage<br />
der sklerotischen Läsionen abhängt. Das Krankheitsbild verläuft in Schüben, nach einem akuten<br />
Schub kommt es zu längeren schubfreien Phasen, die bis zu 2 Jahre andauern können.<br />
Im Anfangsstadium erscheint der Patient fast normal, bis auf Störungen der Feinmotorik oder<br />
hinkendes Gehen.<br />
Symptome der voll entwickelten MS: Ataxie ( Unfähigkeit zur Bewegungskoordination)<br />
39
Sehstörungen<br />
Muskelschwäche<br />
Taubheit der Gliedmaßen<br />
Intensionstremor<br />
Harninkontinenz<br />
Ursachen:<br />
Umweltfaktoren spielen eine Rolle, denn in der Epidemiologie hat man herausgefunden, dass<br />
diese Erkrankung weit häufiger bei Menschen auftritt, die in kälteren Klimazonen aufgewachsen<br />
sind, selbst wenn sie später in wärmeren Klimazonen leben.<br />
In Zwillingsstudien hat man festgestellt dass genetische Faktoren auch mitbeteiligt sind und DNA-<br />
Studien an MS-Patienten lassen vermuten, dass eine Reihe von Genen dabei mitwirkt, ob jemand<br />
diese Krankheit entwickeln kann.<br />
Mit Tierversuchen ist man zu der Vermutung gekommen, dass die Multiple Sklerose durch eine<br />
fehlgeleitete Immunreaktion entsteht, die das körpereigene Myelin angreift, als sei es eine<br />
körperfremde Substanz.<br />
Gegenwärtig gibt es noch keine wirksame Heilungsmöglichkeit für diese Erkrankung.<br />
Die Alzheimer-Krankheit:<br />
Morbus Alzheimer ist eine Alterskrankheit, die en seltenen Fällen bei ca. 40-Jährigen auftritt, doch<br />
der Ausbruch der Erkrankung mit zunehmendem Lebensalter wahrscheinlicher wird.<br />
Das Krankheitsbild hat einen progressiven Verlauf und endet stets tödlich.<br />
Symptome: Im Frühstadium treten Gedächtnisschwäche, depressive Verstimmung und<br />
Sprachstörungen auf.<br />
Die Zwischenstadien sind gekennzeichnet durch Reizbarkeit, Ängstlichkeit und<br />
vollständiger Sprachverlust.<br />
Die fortgeschrittenen Stadien werden durch Verlust selbst einfacher motorischer<br />
Fähigkeiten wie Schlucken und Kontrolle der Blasenmuskulatur charakterisiert.<br />
Diagnostik: Alzheimer lässt sich nicht anhand von Verhaltensmuster sicher diagnostizieren,<br />
sondern nur durch Autopsie.<br />
Typisch sind Neurofibrillenknäuel (fädige Strukturen im Cytoplasma der<br />
Nervenzellen, und zahlreiche Klumpen degenerierter Neurone (Amyloidplaques)<br />
mit einer Kernregion aus unvollständig abgebauten Amyloidproteinen.<br />
Man trifft im Gehirn bei diesen Patienten überall auf Neurofibrillenknäuel, Amyloidplaques und<br />
Neuronenverluste, doch in bestimmten Regionen sind diese strukturellen Veränderungen<br />
besonders ausgeprägt, beispielsweise:<br />
entorhinalen Cortex, Amygdala, Hippocampus (Strukturen des medialen Temporallappens)<br />
→ Gedächtnisareale;<br />
inferiorer temporaler Cortex, posteriorer parietaler Cortex und präfrontaler Cortex<br />
→ Areale die komplexe kognitive Funktionen vermitteln<br />
Die Krankheit ist schwierig zu erforschen, da die Erkrankten meist an natürlichen Ursachen<br />
sterben, bevor sich Krankheitssymptome manifestiert haben.<br />
Deshalb werden Formen untersucht, bei denen die Krankheit im relativen frühen Lebensalter<br />
auftritt: Man hat bislang drei Gene entdeckt die für Alzheimer verantwortlich sind, und es lässt sich<br />
vermuten, dass viele weiter Gene zum Entstehen der Krankheit beitragen.<br />
Die drei Gene sind: - Chromosom 21, Genmutation auch für das Down-Syndrom<br />
verantwortlich und Symptome ähneln sich<br />
- Mutation des Chromosom 14<br />
- Mutation des Chromosom 1<br />
Eine genetische Komponente weist die Krankheit auf, denn die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50%<br />
40
ebenfalls zu erkranken, im Alter von 80 Jahren oder später, wenn in der nächsten Verwandtschaft<br />
Alzheimer aufgetreten ist.<br />
Derzeit gibt es keine wirksame Behandlungsmöglichkeit für Alzheimer. Es gibt Hinweise darauf<br />
dass Medikamente wie Aspirin oder Ibuprofen dazu beitragen, das Fortschreiten der Krankheit zu<br />
verzögern.<br />
6.3 Tiermodelle neurologischer Erkrankungen mit<br />
neuropsychologischen Störungen beim Menschen<br />
Tiermodelle sind wichtig, um die neuropathologischen Grundlagen neuropsychologischer<br />
Störungen experimentell zu untersuchen und zu identifizieren, dass solche Untersuchungen bei<br />
Patienten meist nicht möglich oder ethisch unzulässig sind.<br />
In der medizinischen Forschung werden drei Typen von Tiermodellen eingesetzt:<br />
• Homologe Tiermodelle: Ätiologie, Symptome und Prognosen des Tiermodells sind in<br />
allen wichtigen Punkten ähnlich wie bei der menschlichen<br />
Störung<br />
• Isomorphe Tiermodelle: ähneln der menschlichen Störung, aber im Labor durch<br />
Ursachen hervorgerufen werden, die nicht die normale Ätiologie<br />
widerspiegeln<br />
• Prädikative Tiermodelle: weicht in wesentlichen Punkten von der Störung beim<br />
Menschen ab, aber bei einigen Aspekten<br />
dieser Störung einen hohen Vorhersagen hat<br />
z.B. im Hinblick auf die Reaktion auf spezifische Pharmaka<br />
Tiermodelle sollte man mit großer Vorsicht einsetzen, denn wahrscheinlich werden nur wenige<br />
Modelle den Anspruch erfüllen, neuropsychologische Störungen besser zu verstehen. Die<br />
zugrunde liegenden Mechanismen bei den meisten neuropsychologischen Störungen werden<br />
bisher nicht gut genug verstanden, um abschätzen zu können, in welchem Grad sie durch<br />
Tiermodelle angemessen wiedergegeben werden können.<br />
Das Kindling-Modell der Epilepsie<br />
1969 führten Goddard, McIntyre und Leech ein Rattenexperiment durch.<br />
Ratten wurde eine Elektrode in die Amygdala implantiert. Über diese Elektrode wurde den Tieren<br />
einmal pro Tag ein schwacher elektrischer Reiz verabreicht.<br />
Auf die ersten Stimulationen zeigten die Ratten keine Verhaltensreaktionen, doch bald darauf rief<br />
jede Stimulation einen Krampf hervor. Die ersten Krämpfe verliefen nur mit leichtem Zucken der<br />
Gesichtsmuskulatur, mit jedem weiterem Reiz verschlimmerte sich die Symptomatik bis zu<br />
folgender Abfolge von Symptomen: Gesichtstremor, rhythmische Kieferbewegungen, rhythmisches<br />
Kopfnicken, Clonus der Vorderbeine, Aufrichten auf die Hinterbeine und Umfallen.<br />
Diese Beobachtung wurde als Kindling-Phänomen bezeichnet.<br />
Kindling-Phänomen: (engl. to kindle, „entfachen, anfeuern“)<br />
Die Zunahme von Krämpfen nach wiederholten zeitlich verteilten<br />
Reizungen geringer Intensität- am häufigsten hervorgerufen durch<br />
tägliche elektrische Stimulation der Amygdala<br />
Dieser Effekt wurde auch bei Mäusen, Kaninchen, Katzen, Hunden und Primaten beobachtet<br />
und kann auch durch wiederholte Stimulation vieler anderer Hirnregionen und durch wiederholte<br />
Applikation zunächst unterschwelliger Dosen Krampf auslösender Wirkstoffe ausgelöst werden.<br />
Die neuronalen Veränderungen durch das Kindling-Phänomen sind irreversibel und der Effekt wird<br />
nicht durch zeitlich konzentrierte sondern durch zeitlich verteilte Stimulation hervorgerufen, z.B. bei<br />
Intervallen von weniger als 20min tritt normal kein Effekt auf, im Gegensatz zu einer Reizung pro<br />
Tag.<br />
41
Das Kindling-Phänomen stellt ein Modell für Epilepsie dar:<br />
• Krampfanfälle der Versuchstiere ähneln einigen Formen der menschlichen Epilepsie<br />
• Es ist vergleichbar mit der Entstehung der Epilepsie nach Hirnverletzungen<br />
Es wurde herausgefunden, dass das Krampf lösende Medikament Diphenylhydatoin (Dilantin)<br />
Krämpfe, die bei neocorticaler Stimulation der Kindling-Ratten hervorgerufen werden, blockiert.<br />
Allerdings blockiert es keine Krämpfe die durch amygdaläre Stimulation hervorgerufen wurden.<br />
Dagegen blockiert Diazepam (Valium) Krämpfe durch Stimulation der Amygdala hervorgerufen und<br />
neocortical induzierte Krämpfe nicht.<br />
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Reaktion epileptischer Patienten auf verschiedene<br />
krampflösende Wirkstoffe vom Sitz des epileptischen Herds abhängt.<br />
Das transgene-Maus-Modell der Alzheimer-Krankheit:<br />
Als transgen werden Tiere bezeichnet, denen die Gene einer anderen Spezies implantiert wurden.<br />
Ein Problem der Erforschung von Alzheimer ist, das nur Menschen und einige mit ihnen verwandte<br />
Arten Amyloidplaques entwickeln, von denen viele Forscher glauben, dass sie das primäre<br />
Symptom der Störung sind.<br />
Bislang konnte noch nicht geklärt werden, welche ursächlichen Auswirkungen die Ansammlung<br />
von Amyloidproteinen auf die Entstehung der Krankheit hat. Manche Forscher glauben, dass sie<br />
die Degeneration von Neuronen auslösen und andere nehmen an, dass die Amyloidplaques die<br />
Folge und nicht die Ursache dieser Degeneration sind.<br />
Das transgene-Maus-Modell dient dazu, diesem Mangel an Fortschritt bei der Beantwortung<br />
grundlegender Fragen zur Alzheimer-Krankheit entgegenzutreten.<br />
Es gibt verschiedene Formen des transgenen Alzheimermodells, das vielversprechendste ist das<br />
von Hsiao und ihren Kollegen (1996).<br />
Hier werden Gene für die Bildung menschlicher Amyloidproteine in gerade befruchtete Mäuse-<br />
Einzellen injiziert, die dann einer Leihmutter-Maus eingepflanzt werden. Dies sind aber lediglich<br />
Gene die die Synthese der Amyloidproteine fördern.<br />
Wenn die maus heranwächst, ist ihr Gehirn vergleichbar mit einem an Alzheimer Erkranktem<br />
Menschen:<br />
• ihr Gehirn enthält viele Amyloidplaques,<br />
• vergleichbare Verteilung der Plaques: größte Dichte im Hippocampus und umgebenen<br />
Strukturen beobachtbar<br />
• genetisch veränderte Mäuse auch Defizite bei Gedächtnisleistungen aufweisen<br />
Der letzte Punkt wurde in Gedächtnisprüfungen getestet, die als sensitiv für Hippocampus-<br />
Schäden gelten.<br />
Bsp: Die Tiere mussten lernen, die Auswahl zwischen dem rechten und linken Arm eines einfachen<br />
Y-Labyrinths umzukehren.<br />
In naher Zukunft wird es möglich sein, bei transgenen Mäusen die Synthese von Amyloidproteinen<br />
zu blockieren und zu beobachten ob das Auswirkungen auf deren Gedächtnisdefizite hat.<br />
Ist das der Fall, wird das die bislang deutlichste Bestätigung sein, dass diese Plaques ursächlich<br />
für die Gedächtnisprobleme von Alzheimer-Patienten sind.<br />
Das MPTP-Modell der Parkinson-Krankheit:<br />
Das Tiermodell der Parkinson-Krankheit basiert auf einem unglücklichen Zufall:<br />
1982 war eine Gruppe junger Drogenabhängiger in einem Krankenhaus, die alle Symptome eines<br />
schweren und wie sich herausstellte irrevesiblen Parkinsonismus aufwiesen. Dies war sehr<br />
ungewöhnlich da Parkinson normalerweise ab dem 50. Lebensjahr auftritt. Man fand heraus, dass<br />
alle das gleiche „synthetische Heroin“ konsumiert hatten. Diese Substanz konnte als MPTP (1-<br />
Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin) identifiziert werden. Nach 2 ½ Jahren gab es kein<br />
Zeichen von Remission (Rückgang von Krankheitserscheinungen) und alle wurden zunehmend zu<br />
schweren Pflegefällen.<br />
42
Die Forscher nutzten diese Gelegenheit um ein dringend benötigtes Tiermodell zu erstellen.<br />
Es stellte sich heraus das Primaten, im Gegensatz zu Nagern, genauso auf MPTP reagieren wie<br />
Menschen. Nager entwickelten nur ein leichtes Parkinson-ähnliches Syndrom, das nicht länger als<br />
einige Wochen bestehen blieb.<br />
Bei der Untersuchung des Gehirns von „MPTP-Primaten“ wurde die gleiche Schädigung der<br />
Substantia nigra beobachtet, die der Hirnschädigung bei Parkinson-Patienten ähnelt und bei<br />
beiden die Konzentration des Dopamin Transmitters stark verringert ist.<br />
Bei einigen Affenarten ruft MPTP paradoxerweise einen starken Dopaminabfall hervor, ohne<br />
schwere motorische Symptome auszulösen.<br />
Mit Hilfe der Tiermodelle hat sich herausgestellt, das Deprenylgaben im Frühstadium der<br />
Parkinson-Krankheit die Progression der Krankheit stark verzögern.<br />
Deprenyl ist ein Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer), es erhöht den Dopaminspiegel und<br />
den Spiegel anderer Monoamine, indem es die Aktivität der Monoaminoxidase hemmt.<br />
Monoaminoxidase wiederum ist ein Enzym in monoaminergen Neuronen, das alle monoaminergen<br />
Moleküle abbaut, die nicht in Vesikeln gespeichert sind.<br />
Kapitel 7 Das Visuelle System: vom Auge zum Cortex ist nicht prüfungsrelevant<br />
43
Kapitel 8 Mechanismen der Wahrnehmung, des Bewusstseins<br />
(und der Aufmerksamkeit)<br />
1. Einteilung der sensorischen Gebiete des Cortex in drei verschiedene Typen:<br />
a) primär: erhält die meisten seiner Informationen (Inputs) direkt aus den Umschaltstationen der<br />
Thalamuskerne<br />
b) sekundär: erhält eine überwiegende Anzahl seiner Inputs vom primären sensorischen Cortex &<br />
anderen Bereichen des sekundären sens. Cortex desselben Systems (z.B. Auge)<br />
c) Assoziationscortices: jedes Gebiet des Cortex, das Signale von mehr als einem sensorischen<br />
System erhält die meisten Gebiete aus dem sek. Sens. Cortex<br />
Wechselwirkungen dieser 3 Typen werden durch 3 Grundprinzipien charakterisiert:<br />
- hierarchische Organisation sensorischer Systeme:<br />
o die Komponenten sind folgendermaßen auf Ebenen verteilt:<br />
Rezeptoren – Thalamuskerne – primärer sens. C. – sekundärer sens. C. –<br />
Assoziationscortex<br />
o in der Reihenfolge reagieren die Neurone immer optimaler, mit immer größerer<br />
Spezifität und Komplexität auf Reize<br />
o eine Ebene bekommt Signale von tiefergelegenen Ebenen Durchführung einer<br />
Anzahl an signalverarbeitenden Schritten Weitergabe an nächste Hierarchieebene<br />
o bei Schädigungen: je höher in der Hierarchie, desto spezifischer die Störung<br />
o bei Schädigung der Rezeptoren (z.B. Auge) ist keine Wahrnehmung mehr möglich<br />
(Blindheit)<br />
o bei Schädigung des Assoziationscortex sind komplexe Defizite zu erkennen (z.B.<br />
kein Erkennen von Formen) grundlegende sensorische Fähigkeiten bleiben<br />
erhalten<br />
o aufgrund der hierarchischen Struktur: Unterteilung des Wahrnehmungsprozesses in 2<br />
getrennte Phasen:<br />
„Empfindung“: Prozess für die Registrierung eines einfachen Reizes<br />
„Wahrnehmung“: höhere Prozesse der Integration, des Wiedererkennens und<br />
der Interpretation komplexer Empfindungsmuster<br />
- Unterteilung in funktionelle Einheiten:<br />
o frühere Denkweise: funktionelle Homogenität heute: funktionelle Unterteilung<br />
o bei allen Sinnessystemen umfasst jede der 3 Ebenen des Cortex (prim., sek.,<br />
Assoziationscortex) funktionell unterschiedliche Gebiete, die auf verschiedene Arten<br />
der Wahrnehmungsanalyse spezialisiert sind<br />
- Parallele Verarbeitung:<br />
o sensorische Systeme sind parallel aufgebaut<br />
• Systeme, bei denen die Informationen / Signale zwischen den einzelnen Komponenten über<br />
viele parallele Bahnen laufen (horizontal)<br />
• gleichzeitige, aber unterschiedliche Analyse eines Signals über viele parallele Bahnen im<br />
neuronalen Netzwerk<br />
zusammengefasst: - die verschiedenen Cortexareale sind über...verknüpft (S. 158, 7.2)<br />
• aufsteigende Hauptbahnen der sensorischen Hierarchie<br />
• rekurrente, absteigende Bahnen<br />
44
• ein engmaschiges Netz lateraler Verbindungen zw. den Gebieten einer Ebene<br />
2. Corticale Mechanismen des Sehens<br />
o gesamter Okzipital- und große Teile des Temporal- und Parietallappens sind am<br />
Sehen beteiligt (S. 159, 7.3)<br />
o prim. visueller Cortex: liegt in der posterioren Region der Okzipitallappen -<br />
überwiegender Anteil liegt in der Fissura longitudinalis versteckt<br />
o sek. vis. Cortex: umfasst 2 Gebiete<br />
prästriärer / peristriärer Cortex: ein Streifen auf dem Okzipitallappen, der den<br />
prim. vis. C. fast vollständig umgibt<br />
Gyrus temporalis inferior: Rindenbereich des unteren Temporallappens<br />
o Gebiete des Assoziationscortex für Signalempfang: erstreckt sich auf mehrere Teile<br />
des Cortex, aber vor allem auf den posterioren parietalen Cortex<br />
o Hauptanteil der Informationen läuft hierarchisch ab (siehe 1.)<br />
o Skotome + Ergänzungseffekt:<br />
o Skotom:<br />
o ein Bereich von Blindheit, hervorgerufen durch eine Schädigung des prim. vis. C. in<br />
einer Hemisphäre<br />
o wegen der Sehbahnkreuzung liegt es im kontralateralen Gesichtsfeld<br />
o Hemianopsie: Skotom bedeckt eine komplette Gesichtshälfte<br />
• häufig Durchführung einer perimetrischen Bestimmung des Gesichtsfeldes (Gesichtsfeld =<br />
Sehfeld des Auges)<br />
o perimetrischer Test: - Patient legt Kopf auf Kinnstütze vor Bildschirm, wo ein<br />
heller Punkt in der Mitte leuchtet<br />
- Kopf ruhig + Lichtpunkt fixiert + ein Auge verdeckt<br />
- nächster Lichtpunkt fängt an zu leuchten an einer<br />
randnahen Stelle des Bildschirms<br />
- mehrere Wiederholungen man erhält eine<br />
perimetrische Karte, die das Gesichtsfeld des Auges<br />
wiedergibt<br />
- nun lassen sich Bereiche ablesen, die von Blindheit<br />
betroffen sind (S.160, 7.4)<br />
o viele Patienten sind sich ihres Skotoms nicht bewusst<br />
o Grund: Ergänzungseffekt wenn Patienten eine komplexe Figur betrachten, aber<br />
ein Teil im Gesichtsfeld mit Skotom liegt, erzählen sie oft von komplett gesehener<br />
Figur<br />
o Blindsehen (Blindsight effect)<br />
o Patienten, die ihren gesamten prim. vis. C. verloren haben, meinen völlig blind zu<br />
sein<br />
o ABER: einige von den „cortical Blinden“ können häufig trotzdem Richtungen von<br />
Objekten sagen, nach bewegte Objekte greifen o.ä., obwohl sie selbst meinen, dass<br />
sie sie nicht sehen, sondern nur raten<br />
• Fähigkeit cortical Blinder visuelle Aufgaben zu lösen, ohne visuell bewusst etwas<br />
wahrzunehmen<br />
• 2 Interpretationen, warum dies so ist:<br />
1) im striären Cortex gibt es noch einzelne „Inseln“ von<br />
funktionierenden Zellen, die aber unbewusst visuelle Signale weiterleiten<br />
45
2) nicht alle optischen Signale laufen über den prim. vis. C. aus den<br />
subcorticalen Strukturen in den sek. vis. C.; einige visuelle Bahnen laufen<br />
direkt in den sek. vis. C., sodass auch hier visuelle Informationen verarbeitet<br />
werden – jedoch unbewusst<br />
es gibt für beide Theorien Belege, aber sie sind nicht ganz bestätigt; möglicherweise setzt sich<br />
das Blindsehen aus beiden Theorien zusammen.<br />
o Scheinkonturen – subjective contours<br />
o wir sehen oft Konturen, die es eigentlich gar nicht gibt (S. 162)<br />
o prästriäre Neurone und Neurone des prim. vis. C. reagieren, wenn Scheinkonturen<br />
geeigneter Orientierung in ihren rezeptiven Feldern erscheinen<br />
o<br />
o<br />
o Funktionale Regionen des sekundären und visuellen Assoziationscortex<br />
sek. vis. C. und vis. AC. sind beide spezialisiert für einen bestimmten Typ der<br />
visuellen Analyse (z.B. Farbe, Bewegung, Form)<br />
es herrscht eine enge Verknüpfung mit anterograden & retrograden Bahnen, wobei<br />
der größte Teil des Informationsflusses in der Hierarchie aufwärts gerichtet ist (von<br />
einfachen zu komplexen Gebieten)<br />
o Dorsal- und Ventralbahn<br />
o die visuellen Bahnen über die der Informationsfluss aus dem prim. vis. C. lässt sich<br />
in 2 Hauptbahnen einteilen:<br />
Dorsalbahn: führt vom prim. vis. C. über den dorsalen prästriären Cortex<br />
zum posterioren parietalen Cortex<br />
Ventralbahn: führt von dem prim. vis. C. über den ventralen prästriären<br />
Cortex zum Gyrus temporalis inferior<br />
- Dorsal- und Vetralbahn haben verschiedene Funktionen<br />
2 Theorien über die Funktionen:<br />
a) „wo – versus - was“ – Theorie nach Ungerleider & Mishkins<br />
- Dorsalbahn: für Wahrnehmung räumlicher Lokalisation zuständig („Wo“)<br />
- Ventralbahn: für Wahrnehmung, um „was“ es sich bei den Objekten handelt<br />
Bsp.: Patienten mit Läsionen im post. Parietalcortex können nicht gezielt nach Objekten<br />
greifen, aber sie problemlos identifizieren und beschreiben<br />
bei Patienten mit Läsion im inferior-temporalen Cortex genau andersrum<br />
b) „wie – versus - was“ – Theorie nach Goodale & Milner<br />
(„control of behavior“ – vs – „ conscious perception“)<br />
o Hauptunterschied der Bahnen liegt nicht in der Art der Übermittlung der<br />
Informationen, sondern im Zweck, dem diese Informationen dienen<br />
o Dorsalbahn: ist für Steuerung der objektbezogenen Interaktionen zuständig<br />
Patienten können nicht greifen, aber detailliert beschreiben<br />
- Ventralbahn: Vermittlung der bewussten Wahrnehmung<br />
können nicht beschreiben, aber man kann durch die Exkaktheit des<br />
Greifens, dass sie die Form „unbewusst“ doch kennen<br />
46
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o Visuelle Agnosie – Prosopagnosie<br />
Agnosie: Unfähigkeit, etwas zu erkennen – ist aber nicht zurückzuführen auf eine<br />
Störung der sensorischen, verbalen oder intellektuellen Leistungen<br />
Visuelle Agnosie: Agnosie für optische Reize<br />
Optische Reize werden erkannt, aber können von den Rezeptoren nicht zugeordnet<br />
werden<br />
Sind teilweise spezialisiert: Bewegungs-, Objekt-, Farbagnosie<br />
Vermutlich beruht eine spezialisierte Agnosie auf einer Schädigung eines bestimmten<br />
Gebietes des sek. vis. Cortex, das für das Erkennen des gestörten Merkmals ist<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Prosopagnosie: visuelle Agnosie für Gesichter (Schwierigkeiten Gesichter zu<br />
unterscheiden)<br />
keine Probleme Gesichtsteile (Mund, Nase, Augen...) zu identifizieren<br />
aber obwohl sie Gesichter nicht bewusst unterscheiden können verändert sich die<br />
elektrische Hautleitfähigkeit stark, wenn man den Patienten mit bekannten<br />
Gesichtern konfrontiert es erfolgt somit eine unbewusste Gesichtserkennung<br />
es gibt Regionen im Gehirn, die zur Erkennung bestimmter Dinge (Gesichter, Häuser<br />
etc.) dienen, aber es sind immer mehrere Regionen beim Anblick eines Objekts aktiv<br />
und diese Regionen überlappen sich, sodass es keine exakten Grenzen für einzelne<br />
Objektregionen gibt<br />
• Patienten mit dieser Störung können allgemein keine Gegenstände, Tiere etc. unterscheiden,<br />
sondern nur noch erkennen (Bsp.: Bauern können nur noch ihre Kühe erkennen, aber nicht<br />
zwischen ihnen unterscheiden)<br />
o<br />
passiert durch Schädigung der Ventralbahn in der Region zwischen Okzipital- und<br />
Temporallappen ( fusiform face area)<br />
3. Das auditive System: Hören<br />
Funktion:<br />
Schall:<br />
- Wahrnehmung von Schall bzw. Wahrnehmung von Objekten und Vorgängen<br />
durch den von ihnen erzeugten Schall<br />
- Übertragung durch Schwingungen der Luftmoleküle, die das auditive<br />
System<br />
stimulieren<br />
- Menschen hören im Bereich von 20 – 20000 Hz<br />
- Darstellung in Wellenform<br />
Zusammenhang zwischen physikalischen Eigenschaften und menschlicher Wahrnehmung:<br />
Amplitude der Wellen = Lautstärke, Frequenz = Tonhöhe, Komplexität = Tonreinheit<br />
o reine Töne gibt es nur in Labors, im echten Leben sind Töne immer aus komplexen<br />
Schwingungsmustern zusammengesetzt<br />
o jede komplexe Schallwelle kann mathematisch in eine Reihe von Sinuswellen<br />
unterschiedlicher Frequenz & Amplitude zerlegt werden<br />
• zusammengesetzt wird es wieder der Originalton<br />
• dieses Verfahren nennt man „Fourier – Analyse“<br />
o eine Theorie besagt, dass auch das Hörsystem eine Art Fourier – Analyse komplexer<br />
47
Töne durchführt<br />
h. Das Ohr<br />
Durchlauf der Schallwellen:<br />
Gehörgang versetzt Trommelfell in Schwingungen<br />
Übertragung auf die 3 Gehörknöchel (Hammer, Amboss, Steigbügel)<br />
Vibration des Steigbügels löst Schwingungen einer Membran („ovales<br />
Fenster“) aus<br />
Übertragung auf die Flüssigkeit der Schnecke / Colchea: ein langer<br />
aufgerollter Schlauch, durch deren Mitte eine membranartige Struktur fast bis<br />
zu seiner Spitze läuft Cortisches Organ (2 Membranen)<br />
Schwingungen des ovalen Fensters wandern als Wellen das Cortische Organ<br />
entlang<br />
2 Membranen des Cortischen Organs:<br />
• Basilarmembran: Rezeptorzellen des Hörsystems (Haarzellen) sitzen<br />
darauf<br />
• Deck- bzw. Tectorialmembran: sitzt über der Basilarmembran<br />
wenn eine bestimmte Stelle des Cortischen Organs nach oben oder unten<br />
ausgelenkt wird, wirken Scherkräfte auf die Haarzellen Stimulation <br />
Auslösung von Aktionspotentialen<br />
Weiterleitung über Hörnerven (Pars cochlearis des 8. Hirnnerven / N. statoacusticus)<br />
Schwingungen der cochlearen Flüssigkeit werden über das „runde Fenster“<br />
(elastische Membran in der Wand der Cochlea) abgeleitet<br />
wichtigstes Kodierungsprinzip der Cochlea: Schallwellen unterschiedlicher<br />
Frequenzen (Tonhöhen) stimulieren jeweils unterschiedliche<br />
Haarzellenrezeptoren am stärksten<br />
• höhere Frequenz bedeutet stärkere Aktivierung nahe der Fenster<br />
da ein Ton verschiedene Frequenzen hat = Aktivierung vieler Rezeptoren =<br />
gleichzeitige Weiterleitung der Frequenzen über Neurone ins das Gehirn<br />
o audtives System ist frequenzabhängig organisiert<br />
ähnlich wie das visuelle System retinotop = aud. System tonotop organisiert<br />
wichtigstes ungelöstes Problem: Wie schafft das Hörsystem, z.B. auf einer Party einzelne<br />
Frequenzen (Stimme A, Stimme B, Musik etc.) isoliert voneinander wahrnehmen zu können,<br />
obwohl enorm viele Haarzellen stimuliert werden?<br />
Gleichgewichtsorgan:<br />
- nennt man Bogengangsorgane<br />
o das Gleichgewichtssystem (vestibuläres System) nimmt Veränderungen der Richtung<br />
& Intensität von Kopfbewegungen wahr und hilft so das Gleichgewicht zu halten<br />
i. Vom Ohr zum primären auditorischen Cortex<br />
o es gibt keine direkte Hörbahn zum Cortex, sondern ein ganzes Netz an Hörbahnen<br />
o Axone des Hörnervs führen je in die ipsilateralen Schneckenkerne (N. cochleares)<br />
o Signale aus einem Ohr werden sowohl ipsi- als auch kontralateral weitergeleitet<br />
• viele Projektionen zu den oberen Olivenkernen (N. olivares superior) auf gleicher Ebene<br />
• Projektion über die seitliche untere Schleifenbahn (Tractus lemniscus lateralis) auf untere Hügel<br />
der 4-Hügel-Platte (Colliculi inferiores)<br />
48
• über snaptische Kontakte zu mittleren Kniehöckern (Copora geniculata mediale) im Thalamus<br />
• Ankunft im primären auditorischen Cortex<br />
3.4 Der primäre auditorische Cortex<br />
o liegt in der Tiefe der Sylvischen Furche (Fissura lateralis) im Temporallappen<br />
o es gibt ca. 2-3 prim. audi. Cortexareale & ca. 7 sek. audi. Cortexareale<br />
o es gibt 2 wichtige Organisationsprinzipien:<br />
• – Einteilung in funktionelle Säulen<br />
alle vertikal untereinander liegenden Neurone (senkrecht zum Cortex)<br />
antworten am stärksten auf Töne des gleichen Frequenzbereichs<br />
• – auch die Hörrinde ist tonotop organisiert<br />
weiter anterior gelegene Gebiete des prim. audi. Cortex reagieren auf<br />
Töne hoher Frequenzen<br />
weiter posterior gelegene Bereiche auf zunehmend niedrigere<br />
Frequenzen<br />
3.5 Lokalisation von Geräuschen<br />
o obere Olivenkerne (medial & lateral) sind für Lokalisation von Geräuschen im Raum<br />
verantwortlich<br />
o Neurone der medialen oberen Olivenkerne sind für geringe Differenzen in den<br />
Ankunftszeiten von Signalen in beiden Ohren empfindlich<br />
o Neurone der lateralen o. Olivenkerne sind für geringe Amplitudenunterschiede<br />
zwischen den Schallreizen in beiden Ohren empfindlich<br />
Signal von links linkes Ohr bekommt das Signal schneller & lauter als rechtes Ohr<br />
o Projektion auf den Colliculus superior entsprechend angeordnet wie eine<br />
auditorische Karte (nähere Infos: siehe Schleiereule)<br />
o Auswirkungen von Schädigungen des auditorischen Cortex<br />
o aufgrund der tiefen Lage in der Fissura lateralis gibt es selten vollständige<br />
Schädigungen<br />
o bei Schädigung ist auch umgebendes Gewebe stark betroffen<br />
• Forschungsergebnisse aufgrund vergleichender Studien<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
vollständige bilaterale Läsion bringt meist keine Defizite bei der Wahrnehmung von<br />
Tönen mit sich, sondern zerstört die Fähigkeit kurze Schallereignisse zu lokalisieren<br />
bei unilateraler Läsion können keine kontralateralen Geräusche lokalisiert werden<br />
offensichtlichste, langfristige Folge: Worttaubheit<br />
Worttaubheit: Erkennen von Sprache ist gestört, ohne das die Fähigkeit einzelne<br />
Geräusche wahrzunehmen, verloren geht Beschreibung von Sprachlauten als<br />
„Summen“ oder „statisches Rauschen“<br />
Worttaubheit ist nur ein Symptom einer globaleren Störung der zeitlichen<br />
Verarbeitung auditorischer Reize<br />
4. Somatosensorik: Tastsinn und Schmerz<br />
o<br />
besteht aus 3 getrennten, aber interagierenden Systemen:<br />
• exterozeptives System: Wahrnehmung externer Reize auf Haut<br />
• propriozeptives Sys.: Analyse von Informationen über Lage des<br />
Körpers, die von Rezeptoren aus Muskeln, Gelenken und<br />
49
Gleichgewichtsorganen stammen<br />
• enterozeptives Sys.: allgemeiner Zustand (Blutdruck, Temperatur etc.)<br />
<strong>Pinel</strong> bezieht sich hauptsächlich auf exterozeptives System:<br />
o dies ist in 3 Wahrnehmungssysteme geteilt:<br />
• für mechanische Reize (Tastsinn)<br />
• für thermische Reize (Temperatursinn)<br />
• für nocizeptive Reize (Schmerzsinn)<br />
o Hautrezeptoren<br />
o es gibt verschiedene Arten<br />
o einfachste Hautrezeptoren: freie Nervenendigungen<br />
• rezeptive Bereiche haben keine spezielle Struktur<br />
• Reaktion besonders auf Temperaturveränderungen und Schmerzreize<br />
o schnell adaptierende Hautrezeptoren: zwiebelförmige Pacinikörperchen<br />
• sind am größten und liegen am tiefsten<br />
• Reaktion auf plötzliche mechanische Belastungen am besten<br />
- langsam adaptierende Hautrezeptoren:<br />
a) Merkel-Zellen: Reaktion auf langsamen Druck<br />
b) Ruffini-Körperchen: Reaktion auf langsame Hautdehnung<br />
funktionelle Bedeutung von langsamer bzw. schneller Adaption:<br />
o bei gleichmäßigem, langanhaltendem Druck auf die Haut (z.B. durch Kleidung):<br />
Druck löst bei allen Rezeptoren viele Impulse aus (Empfindung von Berührung)<br />
nach einigen 100ms sind nur noch langsam adaptierende Rezeptoren aktiv<br />
Qualität der Empfindung verändert sich merklich<br />
man merkt konstante Druckreize nur noch unbewusst oder wenn man seine<br />
Aufmerksamkeit darauf richtet<br />
Stereognosie: - Identifikation von Objekten durch Tasten<br />
durch Betasten & Bewegen des Objekts Veränderung des<br />
Stimulationsmusters<br />
o<br />
o<br />
Dermatome<br />
o Bereich des Körpers, der durch die beiden Hinterwurzeln eines bestimmten<br />
Rückenmarksegmentes innerviert ist<br />
o Übertragung der Informationen von somatosensorischen Rezeporen erfolgt über<br />
neuronale Fasern, die sich zu peripheren Nerven vereinigen und zusammen über die<br />
2 Hinterwurzel in das Rückenmark eintreten<br />
o Zerstörung einer einzigen Hinterwurzel führt nur zu geringen Schäden, weil die<br />
Überlappung der benachbarten Dermatome sehr groß ist<br />
Die 2 wichtigsten aufsteigenden somatosensorischen Bahnen<br />
a) mediales Lemniscussystem / Hinterstrangsystem<br />
- Übertragung von Informationen des Tastsinns und der Propriozeption<br />
Beschreibung:<br />
- Axone der sensorischen Neurone ziehen über die Hinterwurzel<br />
50
ins Rückenmark<br />
- ipsilateraler Aufstieg in den Hintersträngen<br />
- Projektion auf Neurone der Hinterstrangkerne der Medulla<br />
oblongata<br />
- Axone der Hinterstrangneurone kreuzen auf andere Seite des<br />
Gehirns Aufstieg in den Tractus lemniscus medialis zum<br />
kontralateralen Ventrobasalkern des Thalamus<br />
- Ventrobasalkerne erhalten auch Signale über die 3 Zweige des Nervus<br />
trigeminus für Übermittlung somatosens. Informationen von der<br />
kontralateralen Gesichtshälfte zuständig<br />
- Ventrobasalkerne haben Projektionsfelder im prim. somatosens. Cortex (S-I),<br />
im sek. somatosens. C. (S-II) & im posterior-parietalen Cortex<br />
- zu den Hinterstrangneuronen gehören auch die längsten im Menschen –<br />
beginnend vom Zeh<br />
b) Vorderseitenstrangsystem<br />
- die meisten von den hier vorzufindenen Neurone bilden direkt nach Eintritt ins Rückenmark<br />
Synapsen<br />
- Axone der meisten Neurone 2. Ordnung kreuzen auf andere Seite und steigen im kontralateralen<br />
Vorderseitenstrangs des Rückenmarks ins Gehirn auf – es gibt aber auch ipsilaterale Axone<br />
- es gibt 3 Bahnen: 1) Tractus spinothalamicus Projektion auf Ventrobasalkerne des<br />
Thalamus (vgl. mediales Lemniscussystem)<br />
2) Tractus spinoreticularis Projektion auf Formatio reticularis<br />
Einzug in den Nuclei ventrales posterolateralis & N.v.intralaminares<br />
des Thalamus<br />
3) Tractus spinotectalis Projektion auf das Tectum (die Colliculi des<br />
Mittelhirns)<br />
- durch die 3 Verzweigungen des Nervus trigeminus, werden Informationen über Schmerz- &<br />
Temperatur des Gesichts zu den dazugehörigen Thalamuskernen weitergeleitet, von wo sie<br />
breit gefächert im Gehirn verteilt werden (u.a. S-I, S-II, post.-pariet. Cortex)<br />
Effekte von Läsionen am Thalamus:<br />
- Läsion der Ventrobasalkerne (Tractus spinothalamicus, mediales. Lemniscussys.) führt zu<br />
Verringerung der Sensibilität der Haut gegenüber Berührungen, Temperaturveränderungen<br />
und stechendem Schmerz, jedoch keine Wirkung auf tiefliegende, chronische Schmerzen<br />
- Läsion der Nuclei ventrales posterolateralis & intralaminares führt zu einer Verringerung<br />
chromischer Schmerzen, ohne Beeinträchtigung der Sensibilität der Haut<br />
o<br />
Cortexgebiete der Somatosensorik<br />
o 1937: Erstellung einer Karte des prim. somatosens. Cortex des Menschen von<br />
Penfield<br />
o Eingangssignale hauptsächlich kontralateral<br />
o Stimulation am Gyrus postcentralis somatosens. Empfindungen an verschiedenen<br />
Körperteilen<br />
o Zusammenhand zwischen Ort der Stimulation am Gyrus postcentralis und<br />
Empfindungen an Körperteilen wurde gefunden<br />
o prim. somatosens. C. (S-I) hat eine somatotope Organisation (d.h. eine<br />
Organisation, die einer Karte der Körperfläche entspricht) Bezeichnung als<br />
„somatosensoricher Homunculus“ („kleiner Mensch“)<br />
o besteht aus 4 parallelen Streifen mit je einer ähnlichen aber gesonderten somatotopen<br />
51
Organisation jeder Streifen ist für ein anderes Signal von dem gleichen Körperteil<br />
am besten spezialisiert es herrscht hier eine „von-anterior-zu-posterior<br />
Hierarchie“ vor, d.h. je weiter posterior man sich befindet, desto komplexer /<br />
spezifischer sind die Funktionen<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
sek. somatosens. C. (S-II) ist auch somatotop organisiert<br />
S-II befindet sich direkt unterhalb von S-I im Gyrus postcentralis, große Teile<br />
erstrecken sich bis in die Fissura lateralis<br />
S-II bekommt meist Informationen von beiden Körperseiten<br />
S-I & S-II projizieren überwiegend in den somatosens. Assoziationscortex des<br />
posterioren Parietallappens<br />
dabei ist der Anteil des somatosens. Cortex so verteilt, dass die Organe mit den<br />
feinsten taktilen Unterscheidungsmöglichkeiten (Hände, Lippen, Zunge) den größten<br />
Bereich in Anspruch nehmen<br />
rezeptive Felder vieler Neurone können in antagonistisch exzitatorische und<br />
inhibitorische Gebiete eingeteilt werden<br />
o Auswirkungen von Schädigungen des primären somatosensorischen Cortex (S-I)<br />
o eine Schädigung hat erstaunlich geringe Folgen (vgl. auditorischer Cortex)<br />
o Eingriff: unilaterale Entfernung von S-I = 2 kontralaterale Defizite<br />
geringere Fähigkeit leichte Berührungen wahrzunehmen<br />
keine Identifikation von Objekten durch Tasten (Störung der Stereognosie)<br />
diese Defizite traten nur in den Fällen bilateral auf, in denen sich die unilaterale<br />
Cortexläsion auf S-II ausdehnte<br />
o Somatosensorische Agnosien<br />
o 2 wichtige Arten somatosensorischer Agnosien<br />
• Astereognosie:<br />
o Unfähigkeit Objekte durch Tasten zu identifizieren<br />
o reine Astereognosien ohne einfache sensorische Defizite kommen selten vor<br />
• Asomatognosie:<br />
o Unfähigkeit eigene Körperteile zu erkennen<br />
o gewöhnlich unilateral und betrifft nur die linke Körperseite<br />
o normalerweise mit ausgedehnten Schädigungen des rechten posterioren<br />
Parietallappens verbunden<br />
o häufige Verknüpfung mit einem kontralateralem Neglect Tendenz nicht auf Reize,<br />
die kontralateral zu einer rechtshemisphärischen Verletzung liegen, zu reagieren<br />
o<br />
Paradoxien des Schmerzes<br />
o Paradoxon: logischer Widerspruch<br />
o die Schmerzwahrnehmung hat 3 wichtige Paradoxien:<br />
1) Anpassungswert<br />
- obwohl Schmerz die negativste, kognitive Erfahrung ist, ist sie extrem wichtig<br />
52
o<br />
o<br />
zum Überleben<br />
es gibt keinen bestimmten Reiz der Schmerz auslöst, sondern es ist eine Antwort auf<br />
eine starke Stimulation jeglicher Art<br />
die Wichtigkeit des Schmerzes: Frau hat keine Schmerzen gespürt und ist aufgrund<br />
vieler Entzündungen (z.B. an Gelenken, weil sie immer gleich gestanden hat <br />
Abnutzung) mit 29 Jahren gestorben (S. 175)<br />
2) Fehlen corticaler Gebiete für Schmerzrepräsentation<br />
- keine Existenz von reinen Cortexgebieten, die nur für Schmerz zuständig sind<br />
- Entfernung von S-I & S-II führt zu keiner Veränderung der Schmerzschwelle<br />
- Patienten mit nur einer Großhirnhälfte spüren trotzdem im ganzen Körper Schmerzen<br />
- man hat zwar herausgefunden, dass der „anteriore Gyrus cinguli“ aktiv wird, bei<br />
Schmerzreizen, aber dieser Bereich hat selbst keine Beteiligung bei der<br />
Schmerzwahrnehmung, sondern ist eher für die emotionale Reaktion zuständig<br />
bei präfrontaler Lobotomie (u.a. Schädigung des anterioren Gyr. cing.) weiterhin<br />
Schmerzempfinden, aber Veränderung emotionaler Reaktionen auf Schmerz<br />
3) Absteigende Schmerzkontrolle<br />
- Schmerz kann durch kognitive & emotionale Faktoren wirkungsvoll unterdrückt<br />
werden<br />
Menschen spüren in lebensgefährlichen Situationen keinen Schmerz, bis die<br />
Gefahr vorüber ist Erklärung: Kontrollschrankentheorie<br />
o Kontrollschrankentheorie (Gate-control theory) nach Melzack & Wall (1965) besagt,<br />
dass aus dem Gehirn kommende, absteigende Signale neuronale Schaltkreise im<br />
Rückenmark aktivieren, wodurch einlaufende Schmerzsignale blockiert weden<br />
• 3 Entdeckungen führten zur Identifikation solcher absteigender, analgetischer<br />
(schmerzhemmender) Bahnen:<br />
• elektrische Stimulation des periäquiductalen Grau (PAG = Bereich<br />
grauer Substanz in direkter Umgebung des Aquqeductus cerebri)<br />
wirkt analgetisch<br />
• PAG und andere Bereiche im Gehirn haben spezielle Rezeptoren für<br />
Opiate wie Morphium: Vermutung endogener (körpereigener)<br />
Schmerzhemmer im Körper<br />
• Beweis von Entdeckung b): Endorphine sind solche endogenen<br />
Opiate<br />
o absteigendes System zur Schmerzkontrolle nach Birbaum & Fields (1987)<br />
• Signale aus PAG Erregung serotonerger Neurone in Raphé-Kernen (Ansammlung<br />
serotonerger Neurone in Medulla oblongate) Projektion über Hinterstränge des Rückenmark<br />
auf opiatsensitive Interneurone Blockierung von im Hinterhorn einlaufenden<br />
Schmerzsignalen<br />
5. Die chemischen Sinne: Geruch und Geschmack<br />
- olfaktorisches System (Geruch)<br />
- gustatorisches System (Geschmack)<br />
Bezeichnung als chemische Sinne, weil sie die Funktion haben chemische Stoffe in der<br />
Umgebung zu registrieren<br />
o Geruch: Reaktion des olfaktorischen Systems auf chemische Substanzen in der Luft,<br />
beim Einatmen werden diese von den Rezeptoren im Riechepithel der Nase<br />
53
aufgenommen<br />
o Geschmack: Reaktion des gustatorischen Systems auf in den Speichel gelangende<br />
Substanzen<br />
o beim Essen sind beide Systeme beteiligt Erregung der Geschmacks- und<br />
Geruchsrezeptoren der dadurch entstehende integrierte Wahrnehmungseindruck<br />
wird als Aroma bezeichnet<br />
o Geruchssinn wird oft unterschätzt, aber ohne ist kaum das Aroma eines Apfels und<br />
einer Zwiebel zu unterscheiden<br />
interessant für die Forschung: Bedeutung der oben genannten Sinne für das<br />
Sozialverhalten vieler Tierarten<br />
o viele Tiere geben Pheromone ab (chem. Stoffe, die das Verhalten ihrer Artgenossen<br />
beeinflussen) Hamster steuern sexuelles & aggressives Verhalten aufgrund des<br />
Geruchs von Pheromonen können die Hamster die Pheromone nicht riechen,<br />
kommt es zu keiner artspezifischen Reaktion<br />
• Menschen geben vermutlich auch Sexualpheromone ab<br />
- Befunde: 1) olfaktorische Sensitivität ist bei Frauen in der<br />
Ovulationsphase am größten<br />
2) Menstruationszyklen von Frauen, die zusammen leben,<br />
neigen zu Synchronisation<br />
3) Menschen (bes. Frauen) können das Geschlecht am Atembzw.<br />
Achselhöhlengeruch erkennen<br />
4) Männer können das Stadium des Menstruationszyklus einer<br />
Frau an ihrem Vaginalgeruch bestimmen<br />
dies ist aber noch kein konkreter Beweis, dass es sexuell stimulierende Geruchsstoffe gibt<br />
bei Tests fanden Vpn den Duft nicht unbedingt anziehend / teilweise abstoßend<br />
o chemische Sinne sind auch am Lernen beteiligt<br />
o „konditionierte Geschmacksaversion“ = Tiere entwickeln eine lang anhaltende<br />
Aversion gegen den Geschmacks eines Nahrungsmittels, das ihnen geschadet hat<br />
o „Ich-möchte-eine-Frau-wie-meine-Mutter“ – Phänomen = Ratten paaren sich<br />
häufiger mit Weibchen, die ähnlich ihrer Mutter riechen als mit andern<br />
5.2 Der Geschmackssinn – das gustatorische System:<br />
- Geschmacksrezeptoren (besitzen keine Axone) befinden sich auf der Zunge und<br />
Teilen der Mundhöhle, gewöhnlich in 50-er Gruppen Geschmacksknospen<br />
- auf der Zunge liegen Geschmacksknospen häufig in der Umgebung von kleinen<br />
warzenartigen Erhebungen den Zungenpapillen (S. 179, 7.24)<br />
- jedes Neuron, das Signale von den Geschmacksknospen weiterleitet, erhält<br />
Eingangssignale von vielen Rezeptoren<br />
- frühere Annahme: es gibt 4 Geschmacksrichtungen (süß, sauer, bitter, salzig) und<br />
dazu 4 passende Rezeptortypen die Wahrnehmung des Geschmacks ist aus der<br />
Kombination der relativen Erregungsniveaus dieser 4 Rezeptortypen zu verstehen<br />
diese Theorie wirft aber 3 Probleme auf:<br />
– – der Fund einer weiteren Geschmacksrichtung „unami“ (fleischig / wohlschmeckend)<br />
– – viele Geschmäcker können gar nicht aus der Kombination der<br />
Primärgeschmacksrichtungen gebildet werden<br />
– – scheinbar haben „salzig“ & „sauer“ keine spezifischen Rezeptoren man hat gesehen,<br />
dass diese Moleküle direkt die Aktivität mancher Rezeptoren beeinflussen, indem sie auf die<br />
Ionenkanäle wirken<br />
54
o Die wichtigsten Bahnen, die gustatorische Signale zum Cortex leiten<br />
o Afferenzen des Geschmackssinns verlassen den Mundraum als Teil der Hirnnerven<br />
Nervus facialis (VII), N. glossopharyngeus (IX) & N. vagus (X)<br />
• Übertragung von Informationen von der Zungenspitze, dem hinteren Teil der Zunge und dem<br />
hinteren Teil der Mundhöhle<br />
• alle Fasern enden im Nucleus solitarius der Medulla oblongata, wo synaptische Kontakte mit<br />
Neuronen gebildet werden<br />
• Projektion auf Nucleus ventralis posteriomedialis des Thalamus<br />
• Axone der gustatorischen Neurone des Nucleus ventralis posteriomedialis ziehen zum prim.<br />
gust. Cortex (liegen in der Nähe des Gesichtsbereichs des somatosensorischen Homunculus)<br />
• Nervenbahnen verlaufen meist ipsilateral<br />
5.4 Der Geruchssinn – das olfaktorische System<br />
- olfaktorische Rezeptoren sind im oberen Teil der Nase, wo sie in<br />
Riechschleimhaut eingebettet sind<br />
o besitzen eigene Axone, die den porösen Teil des Schädels (Siebbeinplatte)<br />
durchqueren Eintritt in den Bulbus olfactorius (Riechkolben / 1. Hirnnerv) <br />
Bildung synaptischer Verbindungen zu Neuronen, die über den Tractus olfactorius<br />
(Riechbahn) auf die Amygdala und den Cortex piriformis projizieren (Gebiet des<br />
medialen Temporalcortex neben Amygdala)<br />
o ist einziges Sinnessystem, das Signale nicht über den Thalamus in den Cortex<br />
schickt<br />
5.5 2 wichtige Bahnen verlassen das Amygdala-piriformis Gebiet:<br />
a) - projiziert diffus auf limbisches System vermittelt die emotionalen<br />
Reaktionen auf Geruchsreize<br />
b) - projiziert über die Nuclei medialis dorsalis des Thalamus zum<br />
orbitofrontalen Cortex (olfaktorischer Neocortex = Cortexgebiet auf inferiorer<br />
Oberfläche am vordersten Teil des Frontallappens direkt hinter den<br />
Augenhöhlen) Vermittlung bewusster Geruchswahrnehmung<br />
o<br />
Einflüsse von Hirnschäden auf die chemischen Sinne<br />
o Anosmie: Unfähigkeit, Gerüche wahrnehmen zu können<br />
o häufigste Ursache: starke Erschütterung des Kopfes Verschiebung des Gehirns im<br />
Schädel Durchtrennung der olfaktorischen Nerven an der Öffnung der<br />
Siebbeinplatte<br />
o kann auch verbunden sein mit anderen neurologischen Krankheiten, wie Alzheimer,<br />
Parkinson, Down-Syndrom, Multiple Sklerose etc.<br />
- Ageusie: Unfähigkeit der GEschmackswahrnehmung<br />
- kommt eher selten vor – vermutlich weil es 3 Bahnen gibt, die Signale aus dem<br />
Mund weiterleiten<br />
- Ursache: nach einseitiger Ohrverletzung sind oft anteriore 2/3 der Zunge auf<br />
gleicher Seite davon betroffen<br />
- Grund: Zweig des Nervus facialis (VII), der die Informationen dieses Teils der<br />
Zunge weiterleitet, ist mit dem Mittelohr verbunden<br />
55
Kapitel 9 Das sensomotorische System<br />
Zum besseren Verständnis unbedingt die Abbildungen im <strong>Pinel</strong> anschauen!<br />
1. Die Prinzipien, nach denen das sensomotorische System funktioniert<br />
Verschiedene Ebenen des sensomotorischen Systems:<br />
- Assoziationscortex<br />
- sekundärer motorischer Cortex<br />
- primärer motorischer Cortex<br />
- motorische Kerne im Hirnstamm<br />
- Das sensomotorische System ist hierarchisch organisiert<br />
Das sensomotorische System ist ein parallel aufgebautes, in Funktionseinheiten<br />
gegliedertes, hierarchisches System.<br />
- Hierarchie: Anweisungen von oben nach unten, d.h. vom Assoziationscortex zu den<br />
Muskeln. Vorteil: Assoziationscortex muss sich nicht mit Routineabläufen beschäftigen und<br />
ist daher frei für komplexere, übergeordnete Aufgaben.<br />
- Paralleler Aufbau: Die Infos zwischen den einzelnen Ebenen der Hierarchie laufen<br />
parallel über viele Bahnen, sodass der Assoziationscortex die unteren Ebenen<br />
kontrollieren kann.<br />
- Funktionelle Unterteilung = Arbeitsteilung: Jede hierarchische Ebene des Systems<br />
besteht aus vielen verschiedenen Einheiten (neuronalen Strukturen), von denen jede eine<br />
andere Aufgabe hat.<br />
- Motorische Aktivitäten werden durch sensorische Informationen gesteuert<br />
Rückkopplungsmechanismus = sensorisches Feedback: Die Augen, die<br />
Gleichgewichtsorgane, die Haut-, Muskel- und Gelenkrezeptoren überwachen den Verlauf<br />
unserer Handlungen und melden die dabei gewonnenen Infos an die sensomotorischen<br />
Schaltkreise zurück. Meistens müssen dafür keine hierarchisch höheren Ebenen, also<br />
bewusste Prozesse, involviert werden. Dadurch höhere Effizienz.<br />
Ballistische Bewegungen: Die einzigen Handlungen, die nicht von sensorischem Feedback<br />
beeinflusst werden (z.B. das Erschlagen einer Fliege).<br />
- Lernen verändert die sensomotorische Kontrolle<br />
In den frühen Stadien motorischen Lernens müssen wir jede einzelne Handlung bewusst<br />
kontrollieren; nach langem Üben werden die individuellen Verhaltensanteile als<br />
zusammenhängende, miteinander verknüpfte Handlungsabfolgen organisiert<br />
(gleichmäßiger Bewegungsfluss; unbewusste Anpassung durch sensorisches Feedback).<br />
Die Kontrolle wird also während des Lernprozesses den untergeordneten Ebenen des<br />
Nervensystems übertragen.<br />
56
2. Der sensomotorische Assoziationscortex<br />
Höchste Ebene des Systems.<br />
2 Hauptgebiete aus jew. sieben verschiedenen Arealen:<br />
1. Posteriorer parietaler Assoziatonscortex:<br />
Integriert sensorische Infos, indem er Signale von allen drei sensorischen Systemen<br />
(visuell, auditorisch, somatosensorisch) verarbeitet.<br />
Die meisten Verbindungen führen in motorische Cortexgebiete des Frontallappens, z.B.<br />
ins frontale Augenfeld (Kontrolle der Augenbewegungen).<br />
Schädigungen können zu zwei Arten von Bewegunsstörungen führen:<br />
(konstruktive) Apraxie (Unfähigkeit, willentliche Bewegungen durchzuführen) und<br />
Kontralateraler Neglect.<br />
2. Dorsolateraler präfrontraler Assoziationscortex:<br />
Entscheidungen für willentliche Bewegungen aufgrund von sensorischen Informationen<br />
aus dem posterioren parietalen Assoziationscortex.<br />
3. Der sekundäre motorische Cortex<br />
Erhält Input aus Assoziationscortex und schickt Signale in den primären motorischen<br />
Cortex.<br />
Umfasst 4 Gebiete:<br />
- supplementär-motorisches Areal (somatosensorischer Input; zuständig für selbst<br />
erzeugte Bewegungen)<br />
- prämotorischer Cortex (Input aus dem visuellen System; zuständig für extern<br />
ausgelöste Bewegungen)<br />
- 2 motorische Areale auf dem Gyrus cinguli<br />
Diese 4 Gebiete haben anatomische und funktionelle Ähnlichkeiten:<br />
- Sie senden viele der von ihnen ausgehenden Axone zum primären motorischen<br />
Cortex<br />
- Empfangen wiederum Axone aus dem primären motorischen Cortex<br />
- Stehen mit den anderen reziprok in Verbindung<br />
- Senden Axone unmittelbar in die motorischen Netzwerke des Hirnstamms<br />
- Elektrische Reizung bestimmter Stellen verursacht komplexe Bewegungen der<br />
damit korrespondierenden Körperteile<br />
- Die Neurone zeigen vor und während willentlicher Bewegungen Aktivität<br />
- Bewegungen auf einer Körperseite gehen oft einher mit der Aktivierung der Areale<br />
beider Hemisphären<br />
Die Areale des sekundären motorischen Cortex sind in die Planung und Programmierung<br />
von Bewegungen einbezogen, sowohl bei der <strong>Zusammenfassung</strong> einzelner Bewegungen<br />
zu einer komplexen Folge als auch bei einfachen Bewegungen.<br />
Die Areale unterscheiden sich in ihren Rollen bei der Planung, dem Programmieren und<br />
der Erzeugung von Bewegungen.<br />
57
4. Primärer motorischer Cortex<br />
Liegt auf dem Gyrus praecentralis des Frontallappens. Hier kommen die meisten<br />
sensomotorischen Signale des Cortex an und von hier gehen die meisten corticalen<br />
sensomotorischen Impulse aus.<br />
- Motorischer Homunculus (Penfield & Boldrey, 1937): Der primäre motorische Cortex ist<br />
somatotop aufgebaut, d.h. bestimmte Bereiche sind für die Kontrolle der Muskeln<br />
bestimmter Körperteile zuständig.<br />
- Rückkopplungsschema: Jeder Bereich erhält über den somatosensorischen Cortex<br />
Feedback von den Rezeptoren der entsprechenden Muskeln und Gelenke.<br />
- Stereognosie = Vorgang, bei dem Objekte durch Betasten identifiziert werden<br />
(komplexes Zusammenspiel Bewegungen – somatosensorische Stimulation)<br />
- Nervenzellen im „Arm-Areal“ sind am aktivsten, wenn sich der Arm in eine bestimmte<br />
Richtung ausstreckt. Jedes Neuron hat eine eigene Vorzugsrichtung, bei der es besonders<br />
stark feuert.<br />
Auswirkungen von Schädigungen des primären motorischen Cortex:<br />
- Körperteile können nicht mehr unabhängig voneinander bewegt werden<br />
- Astereognosie = Das Fehlen von Stereognosie (s.o.)<br />
- Verminderte Geschwindigkeit, Präzision und Kraft von Bewegungen<br />
5. Kleinhirn und Basalganglien<br />
Interagieren mit den anderen Ebenen des sensomotorischen Systems und koordinieren<br />
und modulieren auf diese Weise die dort stattfindenden Aktivitäten.<br />
Kleinhirn = Cerebellum<br />
- Enthält mehr als 50% der Neurone des Gehirns<br />
- Vergleicht Infos aus 3 Quellen: dem primären/sekundären motorischen Cortex,<br />
Informationen über absteigende motorische Signale aus den motorischen Kernen<br />
des Hirnstamms, Feedback von motorischen Aktivitäten über somatosensorische<br />
und vestibuläre Systeme<br />
- Durch den Vergleich korrigiert das Cerebellum vermutlich gerade ablaufende<br />
Bewegungen, die von ihrer beabsichtigten Richtung abweichen<br />
Feinabstimmung<br />
- Wichtige Rolle beim Erlernen motorischer, aber auch kognitiver Abläufe<br />
- Folgen von Verletzungen: Keine Kontrolle und Anpassung mehr über die Richtung,<br />
Kraft, Geschwindigkeit und Amplitude eigener Bewegungen. Konstante Stellungen<br />
(z.B. stehen) können nicht mehr oder nur unter Zittern beibehalten werden.<br />
Schwere Störungen beim Gleichgewichtssinn, Gang, Sprechen,<br />
Augenbewegungen. Keine neuen Bewegungsmuster erlernbar.<br />
Basalganglien = Amygdala + Striatum (Nucleus caudatus + Putamen) + Globus pallidus<br />
- komplexe Ansammlung heterogener Kerne mit Schaltkreisen<br />
- Modulation des motorischen Outputs (wie Kleinhirn) + kognitive Funktionen<br />
58
- gehören zu neuronalen Schleifen, die Eingänge aus verschiedenen Gebieten des<br />
Cortex erhalten und diese über den Thalamus wieder zurück in verschiedene<br />
Gebiete des motorischen Cortex schicken<br />
6. Absteigende motorische Bahnen<br />
Neuronale Signale werden über vier verschiedene Bahnen vom primären motorischen<br />
Cortex zu den Motoneuronen des Rückenmarks geleitet: Zwei im dorsolateralen und zwei<br />
im ventromedialen Bereich.<br />
a) Die 2 Hauptteile der dorsolateralen Bahnen:<br />
- Tractus corticospinalis lateralis (direkt): enthält Betzsche Zellen<br />
(Riesenpyramidenzellen; für schnelle Bewegungen der Beine); Axone bilden<br />
Synapsen mit kleinen Interneuronen des Rückenmarks, die wiederum mit den<br />
Motoneuronen der distalen Muskeln von Handgelenken, Händen, Fingern u. Zehen<br />
Verbindungen ausbilden. Bei Primaten: Synapsenbildung direkt an deren<br />
Motoneuronen.<br />
- Tractus corticorubospinalis (indirekt): Neuronen bilden mit Interneuronen Synapsen,<br />
die mit Motoneuronen der distalen Muskeln der Gliedmaßen verbunden sind.<br />
b) Die 2 Hauptteile der ventromedialen Bahnen:<br />
- Tractus corticospinalis anterior (direkt): Seitenäste an den Axonen innervieren die<br />
Interneuronenschaltkreise auf beiden Seiten der grauen Substanz in mehreren<br />
Rückenmarkssegmenten.<br />
- Tractus corticobulbospinalis (indirekt): Interagiert mit 4 Strukturen im Hirnstamm:<br />
Tectum/Tractus tectospinalis; Vestibularkern/Nucleus vestibularis; Formatio<br />
reticularis/Tractus reticulospinalis; die motorischen Kerne der Hirnnerven<br />
Vergleich der beiden dorsolateralen mit den beiden ventromedialen motorischen Bahnen<br />
Ähnlichkeiten:<br />
- Jeweils 2 Hauptteile: 1 Trakt, dessen Axone direkt ins Rückenmark absteigen und<br />
ein Trakt, dessen Axone auf Nervenzellen im Hirnstamm verschaltet werden, die<br />
dann Fortsätze ins Rückenmark senden.<br />
- Alle 4 motorischen Bahnen haben ihren Ursprung im cerebralen Cortex<br />
Unterschiede:<br />
- Die ventromedialen Trakte sind diffuser<br />
- Die Motoneurone der ventromedialen Bahnen projizieren auf die proximalen<br />
Muskeln von Rumpf und Gliedern (z.B. Schultern); die Motoneurone der<br />
dorsolateralen Bahnen projizieren auf distale Muskeln (z.B. Finger)<br />
Es wird vermutet, dass die 4 motorischen Bahnen willkürliche Bewegungen vermitteln,<br />
aber ihre unterschiedlichen Zielgebiete deuten auf verschiedene Funktionen hin <br />
Experiment von Lawrence & Kuypers, 1968: Je nachdem, wo man Affen die Trakte<br />
durchtrennt, sind andere motorische Funktionen in verschiedenen Körperteilen gestört.<br />
59
Das Ergebnis des Experiments deutet darauf hin, dass die ventromedialen Bahnen für die<br />
Körperhaltung und die Gesamtbewegung (Laufen) wichtig sind, die dorsolateralen Bahnen<br />
dagegen für Ausstreck- und Greifbewegungen der Gliedmaßen.<br />
Bsp.: Der corticospinale Anteil des dorsolateralen Systems erlaubt das unabhängige Bewegen der Finger.<br />
9.7 Sensomotorische Schaltkreise im Rückenmark – Muskeln<br />
Als motorische Einheiten bezeichnet man alle Muskelfasern, die von einem einzelnen Motoneuron<br />
innerviert werden. Wenn ein Motoneuron feuert, dann kontrahieren alle Muskelfasern dieser motorischen<br />
Einheit gemeinsam.<br />
Ein Skelettmuskel, auch als extrafusaler Muskel bezeichnet, besteht aus hunderttausenden fadenförmigen<br />
Muskelfasern, die von einer festen Membran umschlossen und über eine Sehne mit dem Knochen verbunden<br />
sind. Von den Motoneuronen an den neuromuskulären Synapsen freigesetztes Acetylcholin aktiviert<br />
Rezeptoren an der motorischen Endplatte jeder Muskelfaser, was Kontraktion verursacht.<br />
Motorischer Pool: Gesamtheit aller Motoneurone eines Muskels<br />
Skelettmuskelfasern teilt man in zwei Grundtypen ein: schnelle und langsame.<br />
schnelle Muskelfasern: können schnell kontrahieren und erschlaffen, erzeugen große Kräfte, ermüden aber<br />
schnell (weil schlecht mit Blutgefäßen versorgt, daher blassrote Farbe)<br />
langsame Muskelfasern: langsamer und schwächer, können aber über längere Zeit kontrahieren (reich mit<br />
Blutgefäßen versorgt, daher dunkelrote Farbe)<br />
Viele Skelettmuskeln (extrafusale Muskeln) kann man in Beuger (Flexoren, die ein Gelenk beugen) und<br />
Strecker (Extensoren), die ein Gelenk strecken, unterteilen.<br />
Bsp: Bizeps (Beuger/Flexor) und Trizeps (Strecker/Extensor)<br />
Synergistische Muskeln: Muskelpaare, die eine Bewegung in derselben Richtung hervorrufen<br />
Antagonistische Muskeln: Paare von Muskeln, die gegeneinander arbeiten (Bizeps und Trizeps)<br />
Muskeln besitzen elastische Eigenschaften. Es gibt zwei Arten von Muskelkontraktion. Isometrische<br />
Kontraktion: Muskelkontraktion, die die Zugkraft erhöht, die Muskellänge aber nicht verkürzt. Isotonische<br />
Kontraktion: Muskelkontraktion, bei der sich der Muskel verkürzt.<br />
Muskelspannung nimmt zu, wenn:<br />
33) sich Zahl der feuernden Motoneurone in seinem motorischen Pool erhöht<br />
34) sich die Feuerfrequenz der bereits aktiven Motoneurone erhöht<br />
35) diese beiden Mechanismen kombiniert werden<br />
Muskelrezeptororgane<br />
Zwei Rezeptorarten überwachen die Arbeit eines Muskels:<br />
Golgi-Sehnenorgan: Streckrezeptoren in den Sehnen eines Muskels, die dessen Spannung registrieren;<br />
liefern dem ZNS Informationen über Muskelspannung. Wenn Kontraktion eines Muskels zu extrem ist,<br />
aktivieren Golgi-Sehnenorgane inhibitorische Interneurone im Rückenmark, die den Muskel erschlaffen<br />
lassen.<br />
Muskelspindeln: Rezeptoren, die im Muskelgewebe eingebettet sind und auf Veränderung der Muskellänge<br />
reagieren.<br />
Jede Muskelspindel hat ihre eigene fadenförmige Muskelfaser: intrafusale Muskelfaser, die von einem<br />
eigenen intrafusalen Motoneuron innerviert wird. Ohne intrafusale Muskelfaser würde die Muskelspindel<br />
während einer Kontraktion des Skelettmuskels erschlaffen und auf Dehnung nicht mehr reagieren. Das<br />
intrafusale Motoneuron dient dazu, die Länge der intrafusalen Muskelfaser anzupassen und so unabhängig<br />
von der Länge des Skelettmuskels eine ausreichende Spannung in der Muskelspindel aufrechtzuerhalten.<br />
Der Dehungsreflex<br />
Der Patellarssehnenreflex (Kniesehnenreflex) ist ein Dehnungsreflex: ein Reflex, der durch eine plötzliche,<br />
60
von außen verursachte Dehnung des Muskels ausgelöst wird.<br />
Der Schlag auf die Kniesehne dehnt die Muskelspindeln des Oberschenkelmuskels, die daraufhin über ihre<br />
afferenten Spindelneurone (diese senden Signale von Muskelspindeln über das Hinterhorn ins Rückenmark)<br />
eine Salve von AP’s abgeben. Das Feuern der afferenten Spindelneurone erregt die Motoneurone, die als<br />
Antwort AP’s zurück in den Muskel senden, wodurch dieser kontrahiert und das Kniegelenk sich streckt,<br />
bzw. das Bein ausschlägt.<br />
Im wirklichen Leben dienen solche Dehnungsreflexe dazu, die jeweilige Körperposition gegen äußere Kräfte<br />
aufrecht zu erhalten ( z.B. nicht den Kaffe zu verschütten, wenn jemand den Arm streift) =<br />
Rückkopplungssystem der Muskelspindel.<br />
Der Schutzreflex<br />
= automatisches Zurückziehen von Gliedmaßen, wenn sie in Kontakt mit einem schmerzhaften Reiz<br />
kommen (z.B. eine heiße Herdplatte berühren und die Hand gleich darauf schnell zurückziehen)<br />
Die Reziproke Innervation des Bizeps und Trizeps. Während eine Schutzreflexes wird der Beuger des<br />
Ellenbogengelenks erregt und der Strecker gehemmt.<br />
- Schmerzreiz führt zur Erregung sensorischer Neurone<br />
- Feuern der sensorischen Neurone erregt Interneurone im Rückenmark, die wiederum Motoneurone<br />
des Bizeps aktivieren.<br />
- Gleichzeitig erregt das Feuern der sensorischen Neurone inhibitorische Interneurone im<br />
Rückenmark, die wiederum Motoneurone des Trizeps hemmen.<br />
- Die gleichzeitige Kontraktion des Bizeps und Erschlaffung des Trizeps verursachen ein rasches<br />
Beugen des Ellenbogengelenks.<br />
Reziproke Innervation<br />
= Prinzip der Verschaltung im Rückenmark. Ein Muskel erschlafft automatisch, wenn sein „Gegenspieler“<br />
(Antagonist) kontrahiert.<br />
Siehe Rolle der reziproken Innervation beim Schutzreflex.<br />
36) der innere Schaltkreis des Rückenmarks stimmt automatisch die Aktivitäten von Agonist und<br />
Antagonist aufeinander ab.<br />
37) wenn alle Agonisten gleichzeitig stimuliert und alle Antagonisten vollständig gehemmt sind, sind<br />
Bewegungen am schnellsten<br />
38) willkürliche Bewegungen entstehen normalerweise nicht auf diese Art: Cokontraktion (=Unter<br />
normalen Bedingungen sind beide antagonistische Muskeln in gewissem Ausmaß kontrahiert;<br />
gleichmäßige Bewegungen, die durch leicht verstärkte Kontraktion des Antagonisten präzise<br />
gestoppt werden können; Cokontraktion schützt vor unerwarteten Einwirkungen von außen auf die<br />
Gliedmaßen- und Körperstellung)<br />
Rekurrente Hemmung<br />
Muskelfasern und ihre Motoneurone benötigen ab und zu eine Pause - dafür sorgen inhibitorische Neurone<br />
im Rückenmark. Jedes motorische Neuron verzweigt sich kurz vor Verlassen des Rückenmarks und diese<br />
Kollateralen („Äste“) bilden Synapsen mit kleinen inhibitorischen Interneuronen, die genau die Motoneurone<br />
hemmen, von denen sie ihren Input erhalten. Die Hemmung, die von diesen lokalen<br />
Rückkopplungsschaltkreis erzeugt wird, nennt man rekurrente Hemmung. Die kleinen inhibitorischen<br />
Interneurone, die diese Hemmung vermitteln, heißen Renshaw-Zellen. Durch die „Renshaw-Hemmung“<br />
inhibiert sich ein Motoneuron jedes Mal selbst, wenn es feuert und übergibt damit die Verantwortung für die<br />
Kontraktion eines bestimmten Muskels den anderen Mitgliedern seines motorischen Pools.<br />
Gehen: ein komplexer sensomotorischer Reflex<br />
39) meisten Reflexe sind komplizierter als Schutz- und Dehnungsreflex<br />
40) Bsp: Komplexität des Reflexprogramms für Gehen. Programm muss visuelle Infos von Augen,<br />
sensomotorische von Füßen, Knien, Hüften, Armen, etc. & Gleichgewichtsinformationen aus<br />
Innenohrkanälen integrieren. Es muss mit diesen Infos als Basis abgestimmte Folge von<br />
Bewegungen erzeugen, die Rumpf-, Bein-, und Oberarmmuskulatur mit einschließen. Muss flexibel<br />
sein in versch. Lebenslagen.<br />
9.8 Zentrale sensomotorische Programme<br />
61
Nach der Theorie der sensomotorischen Funktion umfasst das sensomotorische System hierarchisch<br />
organisierte zentrale sensomotorische Programme. Die Theorie geht davon aus, dass alle Stufen des<br />
sensomotorischen Systems bestimmte Aktivitätsmuster einprogrammiert haben und dass komplexe<br />
Bewegungen entstehen, indem passende Kombinationen dieser Programme aktiviert werden.<br />
Nach Aktivierung kann jede Ebene dieses Systems –ohne direkte Kontrolle übergeordneter Strukturen- allein<br />
mithilfe sensomotorischer Rückkopplungsschaltkreise arbeiten. Obwohl die „Führungsebenen“ der<br />
sensomotorischen Systeme die Möglichkeiten der direkten Kontrolle der Aktivitäten offen halten, können die<br />
meisten der Reaktionen ohne direkte Beteiligung der Großhirnrinde ablaufen und werden daher unbewusst<br />
wahrgenommen. Die effektive und sinnvolle Koordination der Aktionen stellen Kleinhirn und Basalganglien<br />
sicher.<br />
Zentrale motorische Programme können sich ohne Übung entwickeln<br />
Zentrale motorische Programme können sich durch Einüben für einige Verhaltensweisen bilden. Es gibt aber<br />
auch Programme für viele arttypische Verhaltensweisen, die ohne explizite Einübung zur Verfügung stehen.<br />
Exp. von Fentress (1973): Mäuse, die von Geburt an ohne Vorderbeine aufwuchsen, führten trotzdem die<br />
Schulterbewegungen für das arttypische Putzen aus, incl. dazugehörige Zungen-, Kopf- und<br />
Augenbewegungen.<br />
Zentrale motorische Programme können durch Übung entstehen<br />
Das Einüben von Bewegungen ist unbestreitbar eine Möglichkeit, zentrale, motorische Programme entstehen<br />
zu lassen oder zu verändern. Zwei Arten von Prozessen, die das Lernen beeinflussen:<br />
Response chunking (-Hypothese): Durch Übung werden zentrale motorische Programme, die<br />
Einzelbewegungen kontrollieren, zu Programmen kombiniert, die ganze Verhaltenssequenzen steuern. Z.B.<br />
Schreibmaschinenschreiben.<br />
Verlagerung der Kontrolle auf untere Hierarchieebenen: Verlagerung der Kontrollebene auf niedrigere<br />
Niveaus des sensomotorischen Sytems während des Übend hat zwei Vorteile: 1) es setzt die höheren Ebenen<br />
des Systems frei, um sich mit den mehr mentalen Aspekten der jeweiligen Tätigkeit zu beschäftigen (z.B.<br />
einen Text abtippen und dabei über was anderes nachdenken)<br />
2) Verlagerung der Kontrollebene erlaubt eine Geschwindigkeitssteigerung, weil mehrere hierarchisch<br />
untergeordnete Schaltkreise gleichzeitig agieren können, ohne sich gleichzeitig zu stören.<br />
Funktionell bildgebende verfahren und motorisches Lernen<br />
Verwendung bildgebender Verfahren macht es möglich, Hypothesen über Rolle versch.<br />
Gehirnfunktionen beim motorischen Lernen zu entwickeln, indem man die Aktivität in versch.<br />
Gehirnarealen registriert, während Probanden neue Verhaltenssequenzen lernen.<br />
62
Kapitel 10 Nahrungsaufnahme<br />
Warum essen wir?<br />
– Energieaufnahme<br />
– Baustoffe<br />
Stoffe, die der Körper benötigt sind:<br />
– Fette<br />
– Aminosäuren<br />
– Kohlenhydrate<br />
– Vitamine<br />
– Minerale<br />
Phasen bei der Nahrungsaufnahme:<br />
11. Durch Kauen wird die Nahrung zerkleinert und mit Speichel vermischt. (Mund, Speicheldrüsen,<br />
auch Ohrspeicheldrüsen)<br />
12. Der Speichel durchfeuchtet die Nahrung und beginnt mit der Verdauung (Speicheldrüsen)<br />
13. Durch Schlucken gelangt die Nahrung über die Speiseröhre(=Oseophagus) in den Magen.<br />
14. Der Magen dient als primärer Nahrungsspeicher. Salzsäure zersetzt die Nahrung und Pepsin<br />
beginnt mit der Aufspaltung der Proteine in Aminosäuren.<br />
15. Der Magen leert seinen Inhalt nach und nach durch den pylorischen Sphincter (= Schließmuskel<br />
am Magenausgang)aus.<br />
16. Nahrung gelangt in den Zwölffingerdarm (= Duodenum, oberer Abschnitt des Dünndarms). Hier<br />
findet ein Großteil der Resorption statt (= Aufnahme der Abbauprodukte): Verdauungsenzyme,<br />
die zum Teil aus dem Pankreas (=Bauchspeicheldrüse) stammen, bauen Stoffe ab. Aminosäuren<br />
und Glucose gelangen durch die Membran ins Blut und in die Leber. Fette werden von der<br />
Gallenflüssigkeit ( wird in der Leber produziert und in der Gallenblase gespeichert) in kleine<br />
Tropfen zerkleinert (= emulgiert). Kurzkettige Fettsäuren gelangen dann ins Blut, langkettige<br />
Fettsäuren ins lymphatische System.<br />
17. Im Dickdarm werden Wasser und Elektrolyte resorbiert. Der Rest wird ausgeschieden.<br />
Energieformen:<br />
dazugehörige Speicherformen:<br />
– Lipide wird umgewandelt in => Fette<br />
– Aminosäure „ => Proteine<br />
– Glucose „ => Glykogen<br />
– (Sauerstoff)<br />
85% der Gesamtenergie im Körper als Fett gespeichert, 14,5 als Proteine und 0,5 in Form von<br />
Glykogen.<br />
Zwei verschiedene Speicherformen:<br />
1. Kurzzeitspeicher<br />
Ort: in Leber und Muskelzellen<br />
Was: Proteine, Glykogen und Kohlenhydrate<br />
Umwandlung von Glucose(= einfach Zucker, Energieform) mit Hilfe von Insulin (= Peptidhormon<br />
der Bauchspeicheldrüse) in Glykogen (= komplexes unlösliches Kohlenhydrat, Speicherform) und<br />
umgekehrt wird Glykogen mit Hilfe von Glukagon(= Peptidhormon der Bauchspeicheldrüse) in<br />
63
Glucose umgewandelt:<br />
----------------- Insulin------------<br />
Glucose<br />
---------------Glukagon------------<br />
Glykogen<br />
Dieser ganze Prozess findet ständig(also vor, beim und nach dem Essen) statt um Energie<br />
abzuspeichern/ frei werden zu lassen . Insulin spielt dabei die entscheidende Rolle, denn ohne<br />
Insulin kann auch die zur Verfügung stehende Energie von Glucose nicht genutzt werden (muss erst<br />
durch Insulin gespaltet werden). Der Insulinspiegel fällt vor dem Essen ab (= Signal: Energie wird<br />
gebraucht; nach dem Essen steigt er wieder auf das normale Niveau… kommt aber noch)<br />
Langzeitspeicher:<br />
– Fette abgespeichert als Triglyceride<br />
Phasen der Stoffwechsels:<br />
1. appetative, präpatorische oder cephalische Phase (vor der Nahrungsaufnahme)<br />
= Vorbereitungsphase, die durch Anblick, Geruch oder die Erwartung von Nahrung ausgelöst wird.<br />
• hoher Insulinspiegel + niedriger Glukagonspiegel<br />
• Glucose im Blut wegen zu erwartender Nährstoffe gesenkt.<br />
2. resorptive/absorbtive Phase ( bei Nahrungsaufnahme)<br />
Nährstoffe decken akuten Energiebedarf ab, Überschuss wird gespeichert<br />
• hoher Insulinspiegel + niedriger Glukagonspiegel<br />
(Parasympathicus aktiv, Verdauung)<br />
3. Fastenphase (zwischen Nahrungsaufnahme)<br />
- beginnt am Ende der resorptiven Phase<br />
- gesamte ungespeicherte Energie ist verbraucht<br />
=> Körper greift auf Speicher zurück um Energiebedarf zu decken<br />
=> niedriger Insulinspiegel + hoher Glukagonspiegel<br />
d.h. Umwandlung von Glykogen in Glucose, kann aber nicht abgebaut werden, da zu wenig Insulin<br />
vorhanden ist<br />
=> Glucose wandert über Blutbahn ins Gehirn, wo es verbrannt und umgesetzt werden kann<br />
(Gehirn ist dann Hauptenergiequelle)<br />
=> man ist leistungsfähiger<br />
zu Sollwertheorien:<br />
Es gibt mehrere Theorien die von einem Sollwert an Glukosen, Lipiden, also Energiegehalten, in<br />
der Homöostase und von erwarteten Nahrungseffekten ausgehen. Alles falsch. Wir müssen wohl nur<br />
wissen, dass diese Theorien widerlegt wurden. (Neandertaler z.B. hatten eine extrem unregelmäßige<br />
Nahrungsaufnahme und mussten lange an ihren Energiereserven zehren => so konnte da nie ein<br />
Sollwert konstant eingehalten werden.)<br />
Was regt Nahrungsaufnahme an?<br />
– Externe Faktoren: Umwelt, soziale Faktoren ( gemeinschaftliches Essen), Tageszeiten<br />
( Gewohnheitsessen)<br />
– Kopffaktoren: Augen, Nase, Zunge, Schlund, Ansehen, Duft, Geschmack, Temperatur<br />
64
– Interne physiologische Faktoren:<br />
+ sinkende Reserven (Fette, Blutzuckerspiegel sinkt, Hypoglykämie= zu wenig Glucose)<br />
+ spezifische Sensoren im Gehirn ( für Glucose) und Leber (für Glucose und<br />
Fette)signalisieren Defitzit .<br />
Sensoren und zentrale Vermittlung<br />
Sensoren in der Leber (Wasser und Nährstoffe gelangen über Portalvene vom Dünndarm aus in<br />
die Leber) registrieren Mangel an Glucose und Fettsäure<br />
• Befehl via Nervus Vagus an Gehirn<br />
Dieser Mechanismus spielt allerdings eher bei echten Mangelerscheinungen die vorherrschende<br />
Rolle, unsere tägliche Nahrungsaufnahme ist so nicht zu erklären.<br />
Was beendet die Nahrungsaufnahme?<br />
Kurzzeitsignael:<br />
1) Sensorisch spezifische Sättigung: über Mund, Nase, Augen.., aber überwiegend<br />
geschmacksabhängig, nach Essen eines bestimmten Nahrungsmittels => Sättigung insbesondere<br />
dieses Nahrungsmittels<br />
• führt zu abwechslungsreicher Ernährung<br />
• aber auch zu „zuviel essen“ bei Nahrungsüberfluss.<br />
2) Aber auch Sättigung über Signale vom Magen, Dünndarm, Leber, Blut<br />
Lanzeitsignale:<br />
Leptin = Protein, dass das Aufkommen eines Hungergefühls hemmt. Fettgewebe geben das Hormon<br />
Leptin ab. => Regulation der Nahrungsaufnahme in Abhängigkeit der Körpermasse.<br />
Bei Übergewichtigen: genetisch Defekt die mögliche Ursache, oder aber auch Leptinresistenz.<br />
Scheinbehandlung = sham-feeding<br />
z.b. Abführung der Nahrungmittels Fistel<br />
Versuch bei Ratten zeigt, dass obwohl der Magen nicht gefüllt wurde isst die Ratte, die immer das<br />
Gleiche essen musste wenig. = Beweis für sensorisch spezifische Sättigung.<br />
Rolle des Magen-Darm-Trakts bei der Sättigung<br />
(= Gastrointestinaletrakt)<br />
- Erleben von Magenfülle( Magen wird gedehnt) und Magenknurren ( Magen kontrahiert)<br />
- Es gibt Rezeptoren für Volumen der Nahrung und Nährstoffinhalt<br />
- gastrointstinale Sättigungssignale (Kurzzeitsignal), Peptide wie Cholecystokinin = CCK,<br />
Peptid YY senden Befehl an Gehirn( via Nervus Vagus oder Blutbahn), diese Signale sind<br />
antizipatorisch, d.h. vorweggreifend, Nahrungsaufnahme wird gehemmt, obwohl die<br />
Absorbtion von Nährstoffen noch nicht abgeschlossen ist. Wir würden uns sonst<br />
überfressen.<br />
Rolle des Blutzuckerspiegels<br />
Vor der Nahrungsaufnahme: aktiver Abfall des Blutzuckerspiegels<br />
• d.h. wenig Glucose, hoher Insulinspiegel<br />
• niedriger Insulinspiegel als Sättigungssignal (Insulinrezeptoren im Hypothalamus)<br />
Die Rolle des Hypothalamus<br />
– ventromediales Hypothalamus (VHM)= Sättigungszentrum<br />
– lateraler Hypothalamus (LH) = Fresszentrum<br />
VMH-Läsion: führt zu Hypophagie (= Fresssucht) und Fettleibigkeit<br />
65
LH-Läsion: führt zu Aphagie (vollständige Nahrungsverweigerung) und Adipsie( vollständige<br />
Trinkverweigerung)<br />
ABER: Hypothalamus reguliert in erster Linie Energiestoffwechsel und nicht das Essverhalten.<br />
VMH- Läsion: Blutzuckerspiegelsteigt -> Lipogenese (= Produktion von Körperfetten) ist aktiv,<br />
aber Lipolyse (Überführung von Körperfetten in nutzbare Energie) ist vermindert.<br />
• Fett wird gespeichert aber kann nicht abgebaut werden.<br />
Durst und Trinkverhalten<br />
Prinzip baut auf:<br />
Homöostase (= inneres Gleichgewicht, Normalzustand, Erhaltung stabiler Bedingungen im Körper<br />
und ihre Mechanismen,wisdom of body,z.B. Schwitzen bei Überhitzung)<br />
o Sollwert regulierter Regelkreis:<br />
Es gibt einen vorgegebenen Sollwert, Fühlermechanismen „checken“ den Bestand(=Detektor;<br />
spezielle Sensoren signalisieren Verlust) und durch Korrekturmechanismen(= Effektor) wird das<br />
Defizit wieder ausgeglichen(durchTrinken z.B.)<br />
Außerdem sorgt die negative Rückkopplung für die „Sättigung“, oder einfach dass man aufhört<br />
zu trinken. (Im Skript ist dazu noch mal ne Grafik, die das veranschaulicht)<br />
Verteilung des Körpers im Wasser (in Kompartimenten= Flüsigkeit gefüllte Räum):<br />
67% der Flüssigkeit in unserem Körper ist intrazellulär und 33% extrazellulär, wobei man da<br />
nochmal intravaskuläre Flüssigkeit im Blut(7%) und die Cerebrospinalflüssigkeit<br />
(1%)unterscheiden muss.<br />
Extrazelluläre Flüssigkeiten sind das Blutplasma, der Liquor = Cerebrospinalflüssigkeit und die<br />
interstitielle Flüssigkeit (= darin schwimmen die Zellen)<br />
Dabei kommt es jeweils ganz entscheidend auf die Salzkonzentration an.<br />
• Isotonie: Gleichgewicht (prozentuale Verteilung von Wasser und Salz im extra- und<br />
intrazellulären Bereich gleichverteilt) = idealer zustand<br />
• Hypertonie: Mangel an Wasser(bzw. zu hohe Salzkonzentration) im extrazellulären Bereich<br />
o Wasser vom intrazellulären Bereich strömt in den extrazellulären Bereich<br />
• Hypotonie: Mangel an Wasser( bzw. zu hoher Salzgehalt im intrazellulären Bereich)<br />
o Wasser diffundiert vom extrazellulären Bereich in die Zelle (vgl. Grafik<br />
Skript)<br />
Durst<br />
Verschiedene Arten von Durst, je nachdem wo und wie Wassermangel entsteht.<br />
Begriff: Osmose/ osmotischer Druck = Diffusion durch eine semipermeable Membran, also<br />
Flüssigkeitsaustausch mit dem Ziel die Isotonie wiederherzustellen.<br />
Zellulärer Durst( oder osmosmetrischer)<br />
z.B. durch Einnahme einer sehr salzigen Nahrung<br />
=> zu hoher Salzanteil im extrazellulär Bereich<br />
=> Hypertonie<br />
=> zu hoher Salzanteil in der Zelle (= Stimulus)<br />
=> Ausgleich und Rückkehr zur Isotonie, aber insgesamt ist zuwenig Wasser vorhanden<br />
=> Durst<br />
66
Rezeptoren:<br />
Osmorezeptoren: bei Wassermangel schrumpfen die Osmosensoren<br />
o<br />
Signal an Osmorezeptoren im Gehirn (sitzen im Hypothalamus in der Nähe<br />
des 3. Ventrikels, im Organum vasculosum der Lamina terminalis<br />
Signal erfolgt über zwei Wege:<br />
1. Direkter Weg = neuronaler Weg, neuronaler Schaltkreis<br />
2. Indirekter Weg = hormoneller Weg: Osmoserezeptoren senden Signal an<br />
Hypophysenhinterlappen<br />
o<br />
o<br />
mehr ADH wird freigesetzt<br />
Nieren produzieren weniger Urin<br />
Extrazellulärer Durst:<br />
• volumetrischer Durst: z.B. durch Erbrechen, Durchfall, Bluten<br />
o Extrazellulärraum hat Wasser- und Salzmangel, aber kein Verlust<br />
intrazellulärer Flüssigkeit<br />
o Hypovolämie(= zu wenig Volumen)<br />
o Salzappetit, Durst<br />
Rezeptoren: zwei Wege (direkt und indirekt):<br />
41) Volumensensoren( in der Niere)messen Volumen von durchströmenden Blut und können so<br />
Flüssigkeitsmangel feststellen.<br />
= direkter Weg, nutzt hormonelles System<br />
Bei Mangel: Ausschüttung von Renin(= hormoneller Botenstoff in der Niere)<br />
o Bildung von Angiotensin2 im Blut (= eigentliches Signal)<br />
o Zurückhaltung von Natrium und Wasser aus Urin<br />
o Anstieg des Blutdrucks<br />
o Trinken( Salzappetit)<br />
2. über artriale bzw. cardiale Barorezeptoren, die Blutdruck registrieren( sitzen im Herz und<br />
Blutgefäßen); Durst bei zu geringem Blutdruck<br />
indirekter Weg,<br />
Erhöhung der Ausschüttung von ADH<br />
o ADH steigert Ausschüttung von Renin. Folgeschritte wie bei 1.<br />
Osmometrischer und hypovolämischer Durst:<br />
z.B. durch Verdunstung und schwitzen ist Wassermangel sowohl im intra- als auch im<br />
extrazellulären Bereich entstanden.<br />
=> zelluläre Dehydrierung<br />
=> Wiederherstellung der Isotonie<br />
=> osmometrischer- und volumetrischer Durst<br />
-<br />
Deprivationsinduziertes Trinken:<br />
Abnahme der Wasserreserven soll geschont werden<br />
o Durstgefühl (zellulärer Durst + Hypovolämie)<br />
67
1.Volumetrischer Durst:<br />
Über Angiotensin2 im Blut=> zum subforincalem Organ=> über Nerven=> zum medianen präoptischen Nucleus=><br />
Trinken<br />
Oder über atriale Barorezeptoren=>inden Nucleus solitarius=> zum medianen präoptischen Nucleus=><br />
Trinken<br />
2.Osmometrischer Durst:<br />
Osmorezeptoren => Organum vasculosum lamina terminalis=> zum medianen präoptischen Nucleus=><br />
Trinken<br />
(letzte und drittletzte Abbildung im Skript)<br />
68
1. Das neuroendokrine System<br />
Kapitel 11 Hormone und Sexualität<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Drüsen:<br />
• exokrine: entlassen chem. Substanzen in Gänge, die sie weiterleiten (-><br />
Hautoberfläche), Bsp: Schweißdrüsen<br />
• endokrine: schütten hormone direkt in Kreislaufsystem aus (-> Haut / endokr.<br />
Drüsen / Nervensystem)<br />
Hormone:<br />
1. Aminosäurenderivate: werden durch zwei Schritte aus Aminosöurenmolekülen<br />
synthetisiert (Bsp. Adrenalin wird aus Tyrosin gebildet)<br />
2. Peptide & Proteine: Aminosäurenketten, Peptide kurz, Proteine lang,<br />
3. Steroide: werden aus Cholesterol (=Cholesterin) synthetisiert,<br />
✗ für sexuelle Entwicklung & Sexualverhalten wichtigste Rolle<br />
✗ entfalten Wirkung – wie andere Hormone – durch Bindung an Rezeptoren<br />
in Zellmembran (an Cytoplasma oder Kern), können Zellmembran<br />
passieren (,da klein und fettlöslich)<br />
✗ Beeinflussung von Genexpression, dadurch langanhaltende Effekte auf<br />
Zellfunktion<br />
Gonaden (Keimdrüsen):<br />
• ♂ Hoden, ♀ Eierstöcke (Ovarien), Produktion von Spermien & Eizellen<br />
• nach Kopulation (Verkehr): Spermium + Eizelle = Zygote<br />
• Spermium & Eizelle enthalten je nur einen Chromosomensatz (23St.)<br />
✗ Spermium: 1x X oder 1x Y, Eizelle: 1x X<br />
Keimdrüsenhormone (Steroide):<br />
• Gonaden produzieren auch Hormone & schütten sie aus<br />
• wichtigeste: Androgene (Bsp. Testosteron vorwiegend von Hoden prod.) &<br />
Östrogene (Östradiol vorwiegend von Ovarien prod.)<br />
• keine 'männl.' oder 'weibl.' Hormone<br />
• Gestagene (Bsp. Progesteron) bereitet bei ♀ Gebärmutter (Uterus) und Brüste auf<br />
Schwangerschaft vor, bei ♂ unklar<br />
• Nebennierenrinde (adrenaler Cortex) reguliert Salz- & Zuckerhaushalt im Blut<br />
(Bsp. Gluco- & Mineralocorticoiden)<br />
Hormone und Hypophyse:<br />
• viele Hormone der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) sind Glandothrope Hormone,<br />
die Ausschüttung von Hormonen anderer Drüsen reguliert (Gonadotropine)<br />
• Hypophyse bestht aus Vorder- & Hinterlappen, wachsen in Emryonalentwicklung<br />
zusammen, nur Vorderlappen schüttet glandotrope Hormone aus (Hauptdrüse des<br />
neuroendokrinen Systems)<br />
Schwankungen des ♀/♂ Geschlechtshormonspiegels:<br />
• endokrine Funktionen sind bei ♀ 28-Tage Rhythmus unterworfen,<br />
Menstruationszyklus wird von dieser Hormonschwankung gesteuert<br />
• bei ♂ kein Monatsrhythmus, dafür Tagesgang (circadianer Rhythmus)<br />
• Transplatationsexp. (u.a. mit Ratten): ♀ Hypophyse in ♂ Tier zeigt<br />
69
gleichbleibenden Hormonausschüttungen; umgekehrt verwandelt sich ♂<br />
(gleichbleibende) Hypophyse in eine zyklichsche -> Ausschüttung wird nicht<br />
von Hypophyse gesteuert.<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Neuronale Steuerung der Hypophyse:<br />
• Nervensystem spielt eine Rolle, aber auch visuelle Reize<br />
• Hypothalamus steuert Hypophysenvorderlappen, Vorderlappen hängen jedoch<br />
mit keiner Struktur neuronal zusammen<br />
Steuerung des Hypophysenvorder - & hinterlappens durch Hypothalamus<br />
• Hinterlappenhormone Vasopressin & Oxytocin (Peptidhormone) werden in<br />
paraventriculär & supraoptischen Nuclei des Hypothalamus gebildet<br />
• sie werden über Axone in Hinterlappen transportiert bis die Aktionspotentiale<br />
Ausschüttung in Blutbahn auslösen (Neurone, die Hormone direkt in Blutbahn<br />
abgeben: neurosekretorische Zellen)<br />
• Oxytocin stimuliert Kontraktion während Wehen & Einschließen der<br />
Muttermilch<br />
• Vasopressin (auch antidiuretisches Hormon) fördert Rückresorption von Wasser<br />
durch die Nieren<br />
• Hypophysenvorderlappen wird durch Hormone des Hypothalamus gesteuert<br />
• Pfortadersystem von Hypothalamus & Hypophyse (vaskuläres Netzwerk), kann<br />
Hormone von Hypoth. Zu Hypophy. Transportieren<br />
Entdeckung der hypothalamischen Releasing-Hormone<br />
• jedes Hormon des Hypophysenvorderlappens wird durch spez. Hormon des<br />
Hypothalamus gesteuert -> Releasing H.<br />
• Andere Hormone verhindern Ausschüttung -> Inhibiting H.<br />
• Releasing-Hormon gehört zu Peptidhormonen<br />
Rückkopplung im neuriendokrinen System<br />
• zirkulierende Hormone wirken oft auf die Strukturen zurück, die ihre<br />
Ausschüttung steuern<br />
• im neuroendokrinen System meist negative Rückkopplung mit stabilisierender<br />
Wirkung, auch pos. Feedback (Anstiege im Hormonspiegel führen zu weiteren<br />
Anstiegen, Abfälle zu Abällen)<br />
Hormonstöße (pulsative Hormonausschüttungen)<br />
• viele Hormone werden in Pulsen ausgeschüttet (nicht länger als ein paar Min.)<br />
• starke Fluktuation in Hormonspiegel<br />
2. Hormone und Sexualverhalten<br />
● Fetale Hormone und die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane<br />
○ jeder Fetus weist gleiche paarige Anlagen aus (Primordialgonaden)<br />
➔ innerer Kern (Medulla) -> Hoden<br />
➔ äußerer Kern (Cortex) ->Eierstöcke<br />
○ 6 Wochen nach Befruchtung bewirkt Y-Chromosom Synthese des H-Y-Antigens<br />
(Proteinhormon), bringt Medulla dazu zu Hoden heranzuwachsen<br />
70
○<br />
○<br />
○<br />
○<br />
○<br />
keine weibl. Entsprechung des H-Y-Antigens, wenn nicht vorhanden -> Ovarien<br />
injiziert man H-Y-Antigen in gen. weibl. Fetus ->gen. weibl. Organismus mit Hoden<br />
injiziert man H-Y-Antigen-Blocker -> männl. Organismus mit Ovarien<br />
innere Geschlechtskanäle: 6 Wochen nach Befruchtung 2 Anlagen von<br />
Geschlechtskanälen:<br />
1. Wolffschen Gänge (WG): ♂ Geschlechtsorgane (Samenblase, Eileiter)<br />
2. Müllerschen Gänge (MG): ♀ Geschlechtsorgane (Uterus, oberer Teil<br />
Vagina, Eileiter [Tuben])<br />
✗ ♂: 3. Monat Testosteron & Müllersche inhibitierende Hormone<br />
unterdrücken Entwicklung von MG & stimulieren Entwicklung von WG<br />
✗ ♀, die im 3. Monat Testosteron injiziert bekommen entwickeln ♀/♂-<br />
Geschlechtsorgane, ohne Testosteron entwickeln sich MG automatisch<br />
äußere Geschlechtskanäle:<br />
➔ äußere Genitalien entstehen aus dem selben Vorläuferorgan (bipotent)<br />
➔ 2. Monat: Glans (Genitalhöcker)-> Penisspitze / Clitoris<br />
Urethralfalten -> Rückbildung / kl. Schamlippen - labia minora<br />
Lateralkörper -> Penisschaft / Clitorishof<br />
Genitalwülste -> Hodensack (Scrotum) / gr. Schamlippen<br />
labia majora<br />
➔ wie bei inneren Geschlechtsorganen durch An- & Abwesenheit von Testosteron<br />
gesteuert (mit -> ♂, ohne -> ♀)<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Die celebrale Entwickelung der Geschlechtsunterschiede<br />
○ ♂ Gehirne im Durchschnitt 15% größer<br />
○ kl. Abweichungen im Aufbau von Hypothalamus, Corpus callosum, commusura<br />
anterior & Thalamus<br />
○ ♂ haben höheren Grundwert der Stoffwechselaktivität in bestimmten Regionen des<br />
Temprallappens & des limbischen Systems<br />
○ ♀ haben erhöhten Grundwert im Gyrus cinguli (Windung um corpus collosum)<br />
○ Vernküpfung mit unterschiedl. Sexualverhalten & kognitive und emotionale<br />
Funktionen<br />
○ genaue Bedeutung von cerebralem Geschlechtsunterschied noch ungeklärt<br />
Aromatisierung & Gehirndifferenzierung<br />
○ alle Geschlechthormone sind Steroide, die aus Cholesterol ableitbar sind<br />
○ auf grund ähnlicher Strukturen lassen sie sich leicht ineinander überführen<br />
➔ Aromatisierung<br />
○ A. ist kritischer Schritt zur Vermännlichung des Gehirns durch Testosteron<br />
○ Östradiol wird duch perinatales Testosteron armoatisiert -> Maskulinierung des<br />
Gehirns<br />
○ weibl. Ratten schützen sich vor Mask. Des Gehirns durch Alphafetoprotein:<br />
inaktiviert Östradiol im Kreislauf duch Bindung, bei ♂: Testosteron ist immun gegen<br />
Alphafetoprotein<br />
○ Primaten: plazentare Schranke, nicht wirkungvoll gegenüber synthetischem<br />
Östrogen<br />
Perinatale Hormone und Verhaltensenticklung<br />
○ perinatale Testosteroninjektion kann Kopulationsverhalten von adulten ♀ sowohl<br />
maskulinisieren als auch defeminisieren (Exp mit Meerschweinchen)<br />
71
○<br />
○<br />
Mangel an Testosteron feminisiert & demaskulinisiert (Exp mit Ratten)<br />
defem. & mask. Oder demask. & fem. Kommen nicht immer zusammen vor, eins ist<br />
möglich, ohne Beeinflussung des anderen<br />
●<br />
Hormone und Entwickelung sekundärer Geschlechtsmerkmale in der Pubertät<br />
○ Geschlechtsreife = Fertilität<br />
○ Hormonausschüttung durch Hypophysenvorderlappen -> Wachstumshormon<br />
(einziges welches keine endokrine Drüse gezielt versorgt)<br />
○ Anstieg in Ausschüttung von gonadotropen & adrenocorticotropen Hormonen<br />
(ACTH) -> Erhöhung Hormonausschüttung in Keimdrüsen & Nebennierenrinde -><br />
Reifung Genitalien & Entwicklung sek. Geschlechtsmerkmale (äußere Erscheinung)<br />
○ pubertierende ♂: Androgenspiegel höher als Östrogenspiegel -> Maskulinisierung<br />
○ pubertierende ♀: Östrogenspiegel vorherrschend -> Feminisierung<br />
○ Kastration vor Pubertät führt zu Ausbleiben der sex. Reife außer bei Ersatzinjektion<br />
○ Androstendion verantwortlich für Achsel- & Schambehaarung der ♀<br />
○ Astrogene als männl. Hormone zu bezeichnen also falsch!<br />
○ Pubertät in Europa & Nordamerika ♀ 11j. ♂ 12j. Vor 150j. ♀ 15j. ♂ 16.;<br />
zurückzuführen auf verbesserte Ernähung, medizinische und soziale Fortschritte<br />
3. Auswirkungen der Keimdrüsen auf Erwachsene<br />
● Männliche Sexualverhalten & Testosteron<br />
○ Orchidektomie (Entfernung des Hodens) geht mit Abnahme des sex. Interesses und<br />
Verhaltens einher<br />
○ Abnahme kann unterschiedlich schnell & stark sein -> Asexualität / Fähigkeit zur<br />
Errektion, sex. Interesse blieb jedoch<br />
○ keine körperliche Veränderung: Verminderung der Körperbehaarung,<br />
Fetteinlagerungen, weichere Haut, Verringerung der Körperkraft<br />
○ einige ♂ trotz Orchidektomie noch sexuell aktiv<br />
○ bei Orchidektomie wird sehr aktives Drüsenpaar entfernt<br />
○ Symptome der O. Werden Testosteronverlust zugeschrieben<br />
○ trotzdem: männl. Sexualtrieb hängt nicht direkt von Testosteronmenge/-spiegel im<br />
Blut ab<br />
●<br />
Keimdrüsen und weibliches Sexualverhalten<br />
○ Ratten: Östrogensekretion des Follikels (Zellverband im Eierstock) steigt 2 Tage vor<br />
Ovulation (Eisprung) stetig an<br />
○ Ei wird ausgestoßen -> starker Progesteronausschüttung<br />
○ die aufeinander folgenden Ausschüttungen von Östrogen & Progesteronen initiieren<br />
den Östrus (12-18 Stden), dabei sind ♀ fruchtbar (fertil), empfängnisbereit<br />
(rezeptiv), Männchen anlockend (prozeptiv), sex. Attraktiv (durch Duftstoffe)<br />
○ weibl. Sexualverhalten steht unter hormoneller Kontrolle<br />
○ Ovarektomien (Entfernung der Eierstöcke) zeigen verringertes prozeptives und<br />
rezeptives Verhalten<br />
○ bei ♀ ist sex. Bereitschaft nicht unbedingt an Menstruationszyklus gebunden,<br />
Ovarektomie hat geringe Auswirkungen (bspw. Abnahme der<br />
Vaginalschleimbildung)<br />
○ weibl. Sexualantrieb wird durch Androgene gesteuert, Nebennieren schütten<br />
72
genügend A. Aus um sex. Bereitschaft nach Entfernung der Ovarien aufrecht zu<br />
erhalten<br />
●<br />
Anabolikamissbrauch<br />
○ anabole Steroide (Anabolika) haben wachstumsfördernde Wirkung<br />
○ ♂: hohe Anabolikadosen senken Ausschüttung von Gonatropin -> Verminderung<br />
testikulärer Aktivität -> Hodenatrophie (Hodenschwund) -> Sterilität<br />
mögliche Brustentiwicklung (Gynäkomastie), vermutlich als Folge Aromatisierung<br />
anaboler Steroide zu Östrogenen<br />
○ ♀: Amenorrhö (Ausbleiben der Menstruationsblutung), Sterilität, Hirutismus<br />
(abnormer Haarwuchs) , Vergrößerung der Clitoris, Entwickelung männlicher<br />
Kopfform, Glatzenbildung, Veränderung der Stimme<br />
○ ♀/♂: Muskelspasmen, -schmerzen, blutiges Urin, Akne, Wassereinlagerungen,<br />
Erbrechen, psychatrisch auffälliges Verhalten, einschließlich Depression &<br />
Wutanfällen<br />
4. Hypothalamus und Sexualverhalten<br />
● Struktuelle Unterschiede des Hypothalamus von Männern und Frauen<br />
○ bei Ratten: Unterschied in medialer präoptischer Region des Hypothalamus:<br />
sexualdimorphe Nucleus bei ♂ größer als bei ♀. Unterschied entsteht durch<br />
aromatisiertes Östradiol in ersten Lebenstagen<br />
○ Größe korreliert mit Testosteronspiegel und Sexualverhalten, Läsion hat aber keinen<br />
Einfluss<br />
○ Bei Menschen: Kerne in präoptischer und anteriorer Region des Hypothalamus bei<br />
Männern sind größer als bei Frauen Steuerung<br />
○ Hypophysenvorderlappen: ♂ - gleichbleibend, ♀ - zyklisch<br />
●<br />
●<br />
Hypothalamus und männliches Sexualverhalten<br />
○ mediale präoptische Region spielt Schlüsselrolle im Sexualverhalten<br />
○ Läsion dieser Region führt zu Löschung des Sexualverhaltens bei vielen Arten<br />
○ weibl. Sexualverhalten wird nicht beeinflusst, löscht jedoch das gelegentliche<br />
Aufreitverhalten<br />
○ bilateralte Läsionen unterdrückt männliches Kopulationsverhalten bei beiden<br />
Geschlechtern<br />
○ elektr. Reize lösen bei ♂ Ratten Kopulationsverhalten ausbleiben<br />
○ mediale präoptische Region kann bei kastrierten Ratten durch Testosteronimplantate<br />
wiederhergestellt werden<br />
○ Orchidektomie löscht sex. Motivation von Ratten<br />
○ Druchtreffen von Nervenbahn, die sich durch laterales Tegmentumgebiet erstreckt,<br />
zerstört Sexualverhalten von ♂ Ratten<br />
Hypothalamus und weibliches Sexualverhalten<br />
○ Nucleus ventromedialis (NVM) enhält Schaltkreise, die für weibl. Sexualverhalten<br />
entscheidend sind<br />
○ elektr. Reize fördern Sexualverhalten bei ♀ Ratten<br />
○ Proegesteroninjektion kann ovaroktomierte Rattenweibchen in Östrus bringen, 48<br />
Stden vorher muss Östradiol injeziert werden, da es Nervensystem auf Progesteroni.<br />
vorbereitet (Priming) -> Anstieg Progesteronrezeptoren<br />
○ NVM-Mechanismus hat noradrenergene Ursprünge<br />
○ NVM wirkt über Nervenbahn, die sich zum periaquaeductalen Grau (PAG) des<br />
73
○<br />
○<br />
Tegmentums hinzieht<br />
bei Durchtrennung dieser Nervenbahn oder direkter Läsion des PAG wird weibl.<br />
Sexualverhalten gelöscht<br />
Nagern:<br />
➔ ♂: Sexualverhalten wird durch Nervenbahn von medialer präoptischen Region<br />
zum lateralen Tegmentum gesteuert<br />
➔ ♀: Sexualverhalten durch Bahn vom ventromedialem Kern zum PAG<br />
5. Sexuelle Präferenz, Hormone und Gehirn<br />
● Sexuelle Präferent, Gene und Hormone<br />
○ Unterschiede in sex. Präferenz haben genetische Ursache<br />
○ vermutl. Genlocus entdeckt, der eine Rolle bei sexueller Präferenz spielt und in der<br />
Nähe des X-Chromosoms lokalisiert ist<br />
○ Hetero- & Homosexuelle unterscheiden sich nicht im Hormonspiegel<br />
○ Orchidektomie kehrt Präferenz nicht um; Ersatzinjektion führen zu schon<br />
präoperativ bestehenden Vorlieben<br />
○ bei Tieren: perinatale Kastration (♂) & Testosteronbehandlung (♀) führen zu<br />
homosexueller Präferenz -> nur mit Vorsicht auf Menschen übertragbar<br />
●<br />
Haben Homo- und Heterosexuelle unterschiedliche Gehirne=<br />
○ LeVay (1991): post-mortem Untersuchungen am 3. interstitiellen Nucleus des<br />
anterioren Hypothalamus<br />
➔ bei heterosex. ♂ mehr als doppelt so groß, wie bei heterosex. ♀<br />
➔ bei heterosex. ♂ mehr als doppelt so groß, wie bei homosex. ♂<br />
○ Kritik: Versuch nie repliziert worden, die meisten Gehirne stammten von homosex.,<br />
HIV-positiven ♂<br />
74
Kapitel 12 Schlaf, Traum und circadiane Rythmen<br />
Inhalt<br />
- Was ist Schlaf?<br />
- Physiologie und Verhalten während des Schlafes<br />
- REM-Schlaf und Traum<br />
- Warum schlafen wir?<br />
a) restaurative Theorie<br />
b) circadiane Theorien<br />
- circadiane Schlafzyklen<br />
- Auswirkungen des Schlafentzugs<br />
a) Schlafentzug bei Tieren<br />
b) Schlafentzug beim Menschen<br />
- Integration von restaurativen und circadianen Schlaftheorien<br />
- neuronale Grundlagen des Schlafs<br />
- neuronale und molekulare Mechanismen der circadianen Uhr<br />
- pharmakologische Einflüsse auf den Schlaf<br />
- Schlafstörungen<br />
- Auswirkungen von Langzeit-Verkürzungen der Schlafdauer<br />
Einführung:<br />
Fall der Miss M. die kaum schläft, ihr Tag dauert 23,5Std.<br />
Was hat dies für Konsequenzen?<br />
Fakten:<br />
– Mensch verbringt 175000 Std. seines Lebens mit Schlaf.<br />
– Täglich schläft der Mensch durchschnittlich acht Stunden.<br />
Wie viel Schlaf braucht der Mensch eigentlich?<br />
Was ist Schlaf?<br />
Schlaf ist ein normaler, regelmäßig wiederkehrender Ruhezustand vieler Lebewesen. Im<br />
Vergleich zum Wachzustand sind die physiologischen Vorgänge (z. B. Kreislauf, Atmung<br />
und Puls) verlangsamt und der Organismus reagiert schwächer auf äußere Reize.<br />
Schlaf ist ein Verhalten, obwohl in diesem Zustand physiologische Vorgänge (Kreislauf,<br />
Atmung, Puls) verlangsamt sind.<br />
Es ist ein universelles Phänomen der Wirbeltiere. Alle Säuger und Vögel schlafen.<br />
Reptilien, Amphibien und Fische haben inaktive Phasen, in denen sie nicht reagieren;<br />
ähnlich zu Schlafphasen Säuger.<br />
Auch bei Tieren, die im Schlaf-Zustand leichte Beute sind, ist die Notwendigkeit des<br />
Schlafes erhalten geblieben.<br />
Zwei grundlegende Theorien zu der Wichtigkeit des Schlafes:<br />
1) Schlaf hat eine gesundheitsfördernde, erholsame Wirkung. Jeder braucht so viel Schlaf,<br />
wie er sich leisten kann.<br />
2) Viele Leute schlafen mehr, als sie eigentlich müssten.<br />
Die gehirnphysiologische Besonderheit von Schlaf ist nun, dass es uns möglich ist, die<br />
75
spezifischen Gehirnstrommuster, die in diesem Zustand entstehen, aufzuzeichnen.<br />
Diese Messungen werden in einem Schaflabor aufgezeichnet. Dieses besteht aus einigen<br />
kleinen Schlafräumen, mit angrenzendem Beobachtungszimmer. Von dort wacht der<br />
Versuchsleiter über den Patienten oder die Versuchsperson.<br />
Die erste Nacht im Schlaflabor ist die sog. Adaptationsnacht:<br />
Er befestigt Elektroden u.a. an der Kopfhaut des Patienten für das EEG, am Kinn (EMG)<br />
und um die Augen (EOG). Zusätzlich kann man noch die Pulsfrequenz und die Atmung<br />
messen.<br />
Verfahren zur Messung<br />
Das EEG (Elektroenzephalogramm) misst die elektrische Aktivität des Gehirns<br />
Das EMG (Elektromyogramm) registriert Muskelbewegungen<br />
Das EOG (Elektro-Okulogramm) registriert Augenbewegungen<br />
Physiologie und Verhalten während des Schlafes<br />
Die vier Schlafstadien<br />
Der Schlaf lässt sich je nach Schlaftiefe bzw. je nach Frequenz und Amplituden-Größe der<br />
EEG-Wellen in verschiedene Stadien einteilen. Die Einteilung des Schlafes in diese vier<br />
Stadien ist etwas willkürlich, denn es handelt sich ja in Wirklichkeit um einen<br />
ununterbrochenen Vorgang.<br />
Dabei gilt: Je größer die Amplitudengröße und je kleiner die Frequenz, desto<br />
entspannter ist der Mensch.<br />
Im Verlauf der Schlafstadien 1-4 nimmt die Amplitude des EEG-Singnals immer mehr zu,<br />
während die Frequenz abnimmt.<br />
Wachzustand/ Muster im EEG<br />
Alpha Aktivität: regulärer, mittlerer Frequenzbereich (8-12Hz), vorherrschend, wenn<br />
Augen geschlossen sind.<br />
Stadium des Relaxens (Der Schlafende liegt ruhig da, ohne mentale<br />
Beschäftigung, z.B. Problemlösung.)<br />
Beta-Aktivität: irreguläre, geringe Amplitude,<br />
desynchronisiert (13-30Hz)<br />
Stadium des Wachseins (Person ist<br />
aufmerksam gegenüber Vorgängen, die in der<br />
Umwelt passieren. Physiologisch:<br />
neuronale Bahnen verarbeiten aktiv Infos.)<br />
Schlafstadium 1<br />
– leichter Schlaf oder auch der Halbschlaf.<br />
– Häufiger Wechsel zwischen Schlaf- und<br />
Wachzustand<br />
– Theta-Wellen (Wellen zwischen vier und<br />
sieben Hertz) aus.<br />
Schlafstadium 2<br />
Ca. 10 Minuten später<br />
– EEG: relativ unregelmäßig; Theta-<br />
76
Aktivität, Schlafspindeln, K-Komplexe<br />
– Etwas höhere Amplitude und niedrigere Frequenz als im Schlafstadium 1<br />
Schlafspindeln: Ausbrüche von Wellen<br />
zwischen 12 und 14 Hz, die zwischen zwei und<br />
fünf Mal pro Minute während der ersten vier<br />
Schlafphasen auftreten.<br />
K-Komplexe: werden angeblich durch unerwartete Geräusche von Außen verursacht.<br />
Schlafstadium 3<br />
Nach ca. 15 Minuten<br />
Dieses Stadium besteht zu 30-50% aus den hohen Amplituden der Delta-Wellen (weniger<br />
als vier Hertz).<br />
Da sich Stadium 3 und 4 sehr ähneln, ist deren Grenze nicht genau festgelegt.<br />
Schlafstadium 4 (Tiefschlafphase)<br />
- besteht zu mehr als 50% aus Delta-Wellen.<br />
- Nur laute Geräusche o. ä. können den Schlafenden jetzt noch wecken.<br />
Gelingt einem dies, ist die Person zunächst durcheinander, verschlafen und taumelig.<br />
Wenn wir sie daraufhin fragen, ob sie geträumt habe, würde sie wahrscheinlich nach<br />
längerem Überlegen angeben, dass sie sich nur an zusammenhangslose Bilder,<br />
Gedanken und/oder Emotionen erinnern könne.<br />
Therminologie<br />
Stadium 3 und 4 werden auch als „slow wave“-Schlaf zusammengefasst,<br />
Stadium 1 bis 4 als „non-REM“-Schlaf.<br />
R(apid) E(ye) M(ovements)-Schlaf<br />
Gehirn weist beim REM Schlaf (während desTräumens) im Gegensatz zur REM-freien<br />
Phase ähnliche Wellenamplituden und Frequenzen auf, wie im wachen Zustand.<br />
Während des Non-REM Schlafes ist die Amplitude höher und die Frequenz geringer; dies<br />
zeigt, dass die Neuronen des Gehirns langsamer und synchronisiert feuern<br />
- EEG: desynchron, mit einer Streuung von Theta-Wellen mit einer Frequenz von 4 bis 8<br />
Hz<br />
und langsame Alphawellen. ähnlich zu Schlafstadium 1<br />
- EOG: registriert schnelle Augenbewegungen<br />
- EMG: zeigt nichts an. Dies weist auf die muskuläre Gelähmtheit bzw. Paralyse hin.<br />
(Physiologisch liegt dies an einem niedrigen Tonus (Spannung) der quergestreiften<br />
Muskulatur. Diese steht mit dem Skelett in Verbindung und dient der Ausführung von<br />
Bewegungen.)<br />
Fazit:<br />
- Viele Motoneuronen sind gehemmt, Augen, Herz und Zwerchfell bleiben aber<br />
ausgespart.<br />
Dieser Mechanismus der Paralyse ist dazu da, damit der Schlafende seine manchmal<br />
ziemlich real erscheinenden Träume nicht in der Realität auslebt.<br />
77
- Wird man in dieser Phase aufgeweckt, behauptet man oft geträumt zu haben!<br />
– Unregelmäßigkeiten von Puls, Atmung und Blutdruck.<br />
– Auch erscheint jemand, der in dieser Phase aufgeweckt wird aufmerksam und kann<br />
leichter aufstehen, als wenn man in einer anderen Phase geweckt wird.<br />
Was passiert in dem Rest der Nacht?<br />
Wechsel zwischen REM und non- REM<br />
Schlaf<br />
Anhand der Abb. 9.3 kann man<br />
erkennen, dass der meiste Slow-wave<br />
Schlaf (3. und 4. Phase) in der ersten<br />
Hälfte der Nacht entsteht.<br />
Zu späterer Stunde enthält die non-<br />
REM Phase zunehmend Schlaf der<br />
Phase 2.<br />
Die Horizontale ist zunehmend<br />
verlängert.<br />
Auch ist mit zunehmender<br />
Stundenanzahl ein<br />
höherer Anteil an REM Schlaf<br />
erkennbar.<br />
Der REM Schlaf und Phase1-Schlaf befinden sich<br />
in der Abbildung auf derselben Linie, da zu diesen Zeiten ähnliche Muster entstehen<br />
(Vergleiche auch mit Abb. „Hirnstrombild während des Schlafes“)<br />
Jeder Schlafzyklus ist also 90 Minuten lang mit einem REM Schlaf Anteil von 30 Min.<br />
Junge Menschen schlafen allgemein länger und verbringen mehr Zeit im REM Schlaf als<br />
Erwachsene. Ein Neugeborenes schläft 16 bis 18 Stunden am Tag und mindestens die<br />
Hälfte davon ist REM Schlaf. Junge Erwachsene sind 16 bis 17 Stunden wach und<br />
schlafen sieben bis acht Stunden; davon sind etwa sechs Stunden orthodoxer Schlaf und<br />
1,5 Stunden REM Schlaf. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Dauer beider Schlaftypen<br />
leicht ab.<br />
Was sind die wichtigsten Stadien des Schlafes?<br />
Dies sind eindeutig der REM-Schlaf und der Slow-wave Schlaf, denn es wurde zum einen<br />
festgestellt, dass Menschen, die einen besonders ereignisreichen Tag hatten, in der darauf<br />
folgenden Nacht auch intensivere Slow-wave Schlaf-Phasen erlebten, und zum anderen<br />
wurde<br />
herausgefunden, dass Menschen, denen der Schlaf entzogen wurden, im nächsten Schlaf<br />
längere REM-Schlaf-Zeiträume zeigten.<br />
Vergleich<br />
REM-Schlaf<br />
EEG-Desynchronisation (schnelle,<br />
irreguläre<br />
Wellen)<br />
Slow-wave-Schlaf<br />
EEG-Synchronisation (hohe Amplituden,<br />
reguläre Wellen)<br />
78
Kein Muskeltonus<br />
Schnelle Augenbewegung<br />
Träume<br />
Kein Muskeltonus<br />
Langsame Augenbewegung<br />
Zusammenhangslose Bilder,<br />
Assoziationen<br />
^<br />
Träume:<br />
Traumdeutung:<br />
– Sigmund Freud: Träume werden von unakzeptierten, unterdrückten Wünschen<br />
gesteuert.<br />
– Hobson: Aktivitätssynthese-Theorie: Informationen, die während des REM-Schlafes<br />
an den Cortex geliefert werden, sind zum größten Teil zufällig und der Trauminhalt<br />
ist auf einen Versuch des Cortex zurückzuführen einen Sinn darin zu finden.<br />
Luizide Träume: Träume, in denen der Schlafende bewusst träumt und den Verlauf des<br />
Traumes bewusst beeinflussen kann.<br />
Die Existenz luzider Träume wurde in Experimenten nachgewiesen.<br />
Warum schlafen wir?<br />
Verschiedene theoretische Ansätze:<br />
- restaurative Theorien: Der Wachzustand stört die Homöostase (das innere<br />
Gleichgewicht) des Körpers in irgendeiner Weise Schlaf dient dazu, dieses<br />
wieder herzustellen<br />
- circadiane Theorien: Regelmäßig auftretende Veränderungen, Rhythmen im<br />
Organismus, deren Zyklus etwa 24 Std. dauert. Schlaf als strenger Vater, der zu<br />
einer bestimmten Zeit Ruhe anordnet. biologische Uhr; Steuerungsfunktion;<br />
Schlaf schont Energievorräte<br />
Zeitgeber: Hinweisreize aus der Umwelt, die circadiane Rhythmen<br />
aufrechterhalten.<br />
Freilaufende Rhythmen: Circadiane Rhythmen, die unabhängig von den Zeitgebern aus<br />
der Umwelt regelmäßig ablaufen. (z.B. bei ganztägiger Dunkelheit)<br />
Freilaufende Periode: Dauer eines Zyklus in einem freilaufenden Rhythmus. innere<br />
biologische Uhr, die ständig ein wenig nachgeht, wenn sie nicht durch einen Zeitgeber in<br />
der Umwelt nachgestellt wird.<br />
Was ist nun richtiger, die restaurative oder circadiane Theorie?<br />
Die Tatsache, dass diese Regelmäßigkeit (ohne äußeren Zeitgeber schläft man z.B.<br />
regelmäßig alle 25,3 Std. ein) eingehalten wird, obwohl die täglichen körperlichen und<br />
geistigen Aktivitäten durchaus unterschiedlich sein können, spricht sehr für die große<br />
Bedeutung von circadianen Faktoren gegenüber restaurativen Faktoren bei der<br />
Schlafregulation.<br />
Desynchronisation: Es gibt auch einen circadianen Körpertemperaturzyklus, der mit dem<br />
79
circadianen Schlaf-Wach-Zyklus einhergeht.<br />
Man schläft in Phasen mit abnehmender Temperatur und wacht auf in Phasen<br />
ansteigender Temperatur.<br />
Werden Probanden unter konstanten laborbedingungen gehalten, dann driften ihre Schlaf-<br />
Wach-Zyklen und ihre Körpertemperaturzyklen manchmal auseinander<br />
Desynchronisation.<br />
Vermutung: Es gibt mehr als einen circadianen Zeitgeber.<br />
Jetlag: Negative Auswirkungen durch Flüge über Zeitzonen; auf Flügen nach Osten<br />
werden die circadianen Zyklen verkürzt und auf Flügen nach Westen verlängert.<br />
Symptome: Müdigkeitserscheinungen, Unbehagen etc.<br />
Auswirkungen des Schlafentzugs:<br />
Ansätze der Theorien<br />
Restaurative Theorie:<br />
– lange Wachperioden rufen Veränderungen im Verhalten hervor.<br />
– Störungen nehmen mit anhaltendem Schlafentzug kontinuierlich zu.<br />
– Schlaf wir nach dem Entzug nachgeholt.<br />
Circadiane Theorie:<br />
– es treten keine Mangelerscheinungen durch Schlafentzug auf<br />
– aber trotzdem Zunahme der Einschlaftendenz, besonders zu solchen Zeit, wo man<br />
normalerweise Schlafen würde<br />
Experimente sprechen sehr stark für die circadiane Theorie<br />
Schlafdeprivationsexperimente am Menschen<br />
Viele Leute berichten, dass sie nicht richtig funktionieren können, wenn<br />
sie ihren normalen Nachtschlaf nicht bekommen. Dieser subjektive Eindruch stimmt nicht<br />
mit empirischen Daten überein, da schlafdeprivierte Probanden auch dann in<br />
Leistungstests normal abschneiden, wenn sie sich dazu nicht in der Lage fühlen.<br />
Man benötigt sorgfältige Messungen.<br />
Schwierigkeit der Interpretation von Studien am Menschen, da die Methoden so<br />
unterschiedlich sind.<br />
Drei Kategorien der Schlafexperimente am Menschen:<br />
– 1. Studien mit partieller Deprivation (weniger als 5 Std. innerhalb einer 24-Std.<br />
Periode)<br />
– 2. Studien mit kurzfristiger völliger Deprivation (totaler Schlafentzug für mehr als<br />
48Std.)<br />
– 3. Langzeitdeprivation (völliger Schlafentzug für mehr als 48 Std.)<br />
Messinstrumente:<br />
80
– 1. physiologische Messungen<br />
– 2. Stimmungsmaße<br />
– 3. Messungen kognitiver Funktionen<br />
– 4. motorische Leistungstests<br />
allgemeine Schlussfolgerungen aus Untersuchungen zur Schlafdeprivation:<br />
– 1.negativ zu bewertende physiologische Konsequenzen des Schlafentzugs konnten<br />
immer noch nicht überzeugend dokumentiert werden.<br />
– Van Helder; Radomski: Bis zu 72 Std. Schlafentzug hat keine Auswirkungen auf die<br />
Körperkraft oder motorische Leistung, mit Ausnahme einer Verkürzung der<br />
Zeitspanne bis zur Erschöpfung.<br />
– Beeinträchtigung bei einfachen Stimmungs- und kognitiven Tests, jedoch selten<br />
Verschlechterung bei Durchführung komplexer, kognitiver Tests<br />
– bereits nach wenigen Std. Schlafentzug tritt eine Verschlechterung der Leistung bei<br />
passiven, langweiligen Tests<br />
– es bestehen keine eindeutigen Beziehungen zwischen Dauer der Schlafdeprivation<br />
und der Größe des Leistungsdefizits<br />
– Pilcher und Huffcutt: Leistungsbeeinträchtigende Folgen partieller Deprivation<br />
(weniger als 5 Std. Schlaf) sind stärker als bei völliger Schlafdeprivation, selbst,<br />
wenn diese nur einige Tage dauerte.<br />
– Menschen, die unter Schlafdeptivation leiden, tendieren dazu sich schlecht zu<br />
fühlen<br />
zuverlässigste Auswirkung: Mikroschlaf-Perioden (microsleeps): Schlafperioden von<br />
wenigen Sekunden Dauer, die bei schlafdeprivierten Probanden selbst im Sitzen oder<br />
Stehen beobachtet werden.<br />
Nach zwei bis drei Tagen Schlafentzug wird es schwierig diese „microsleeps“ zu<br />
verhindern; treten gehäuft bei passiven Tätigkeiten auf.<br />
Stress uns die Unterbrechung der circadianen Rhythmen sind wahrscheinlich für<br />
negative Effekte verantwortlich, die im Allgemeinen dem Schlafverlust zugeschrieben<br />
werden, oder zumindest zu diesem beitragen.<br />
Ansatz von Horne: Schlaf sei nicht dazu da ist, den Körper ruhen zu lassen, sondern<br />
vielmehr den Geist und das Gehirn.<br />
Schlafentzug bei Tieren<br />
Untersuchung an Ratten mit einem sog. Karussellapparat.<br />
Schlafentzug doch nicht so folgenlos, wie es die Untersuchungen am Menschen<br />
erscheinen lassen.<br />
81
Karussellapparat<br />
Versuchsaufbau:<br />
Zwei Ratten werden in getrennten Kammern des Apparats eingesperrt<br />
– Versuchstier<br />
– Kontrolltier<br />
Versuchsablauf:<br />
Jedes Mal, wenn das Schlaf-EEG anzeigt, dass Versuchsratte schläft, beginnt die<br />
Scheibe, die Boden beider Kammern bildet, sich zu drehen. Wenn Tiere nicht sofort<br />
aufwachen, werden sie ins Wasser geschoben.<br />
Die Scheibe setzt sich aber nur in Bewegung, wenn das Versuchstier schläft. Ruht aber<br />
die Kontrollratte, so passiert nichts. Sie bekommt also mehr Schlaf, als das Versuchstier.<br />
- Kontroll-Ratte: Schlafentzug von ca. 31%, die<br />
- Experimental-Ratte: Schlafentzug von ca. 87%.<br />
Ergebnis: In der Regel starben die Versuchstiere nach einigen Tagen, während<br />
Kontrolltiere keine wesentlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufwiesen.<br />
menschliche Probanden können aber ähnlich langen Schlafdeprivationen ausgesetzt<br />
sein, ohne derart fatale Folgen.<br />
Vermutung: Dieser Versuch war für die Ratte extrem belastend und körperlich schädigend,<br />
daher ist sie wahrscheinlich eher gestorben und nicht an Schlafentzug.<br />
Post-mortem-Untersuchung der Ratte: kollabierte Lunge, geschwollene Nebennieren,<br />
Wasser in den Lungen, geschwollene Gliedmaßen etc.<br />
REM-Schlaf Entzug<br />
Auswirkungen:<br />
– mit jeder Nacht des REM-Schlafentzugs wird die Tendenz größer, in den REM-<br />
Schlaf einzutreten<br />
– nach den ersten drei Nächten nach REM-Deprivation weist man einen größeren<br />
Anteil von REM-Schlaf auf, als normalerweise<br />
kompensatorische Zunahme von REM-Schlaf<br />
82
Fazit:<br />
– Dauer des REM-Schlafes wir unabhängig von der Dauer des Slow-wave-Schlafes<br />
geregelt<br />
– REM-Schlaf hat eine besondere Funktion<br />
Theorien der Funktion von REM<br />
18.für Erhaltung der individuellen geistig-seelsichen Gesundheit notwendig<br />
19.für Erhaltung des normalen Antriebsniveaus notwendig<br />
20.Verarbeitung von Gedächtnisinhalten<br />
21.Erleichtert das Lernen<br />
22.REM ist notwendig für Gehirnentwicklung<br />
23.Während des REM werden nicht mehr benötigte Informationen aus dem Gehirn<br />
gelöscht.<br />
24.REM-Schlafentzug führt zu Gedächtnislücken (vielversprechendste Theorie)<br />
Keine dieser Theorien hat bisher uneingeschränkte Bestätigung gefunden.<br />
Ergänzungen/ Forschungsergebnisse:<br />
5.) REM ist notwendig für die Gehirnentwicklung:<br />
a) Mensch: Bei Neugeborenen beträgt der Anteil an REM während einer Nacht ca. 70%.<br />
Dies lässt mit zunehmendem Alter nach. (30%, Kind von sechs Monaten; 22%,<br />
8- jähriges Kind; 15%, Erwachsener)<br />
b) Tiere: Solche, die mit gut entwickeltem Gehirn geboren wurden, schlafen weniger als<br />
Tiere, die mit unterentwickeltem Gehirn geboren wurden. Letztere haben noch die<br />
Fähigkeit zur Gehirnentwicklung während des Lebens. Sie sind also besonders<br />
lernfähig.<br />
4.) Das Lernen wird erleichtert (siehe Abb.<br />
9.8):<br />
Ratten sollen ein Labyrinth durchqueren. Die<br />
Laufgeschwindigkeit deutet auf die<br />
Schnelligkeit des Lernvorganges hin. Je<br />
schneller die Ratten das Labyrinth<br />
durchqueren, desto schneller haben sie dies<br />
auch gelernt.<br />
Funktion des Slow-wave Schlafes<br />
Diese Phase scheint auch sehr wichtig zu<br />
sein. Schlafentzug führt in der darauf<br />
folgenden Schlaf-Phase zu einem höheren<br />
Anteil von Slow-wave Zeiträumen. <br />
restaurative Funktion<br />
Vermutung: Diese Phase bietet die<br />
Möglichkeit, dass das Gehirn sich ausruhen<br />
kann:<br />
– Stoffwechsel und der Blutfluss des Gehirns werden heruntergefahren<br />
83
– Erniedrigung der Körpertemperatur<br />
signifikante Einschränkung des Grundumsatzes<br />
14.07 Integration von restaurativen und circadianen Schlaftheorien<br />
Zwei in den Schlaf involvierte Bereiche des Hypothalamus<br />
- während dem ersten Weltkrieg von Konstantin von Economo entdeckt, aufgrund der<br />
Encephalitis lathargica<br />
- die meisten Patienten schliefen fast durchgehend, das Gehirn dieser Patienten war am<br />
posterioren Hypothalamus und den benachbarten Bereichen des Mittelhirns geschädigt<br />
- einige der Patienten konnten gar nicht/kaum schlafen, diese hatten eine Schädigung im<br />
anterioren Hypothalamus und den benachbarten Teilen des basalen Vorderhirn<br />
=> der posteriore Hypothalamus unterstützt Wachheit, während der anteriore HT Schlaf<br />
unterstützt<br />
Das Retikuläre (netzartige) Aktivierungssystem und Schlaf<br />
– entdeckt durch Gehirnstammdurchtrennungen bei Katzen<br />
– Bremer (1936) durchtrennte den inferioren Colliculli vom superioren Colliculli um<br />
das Vorderhirn vom sensorischen Input zu trennen (= Cerveau Isolé Preparation)<br />
pp.das corticale EEG des isolierten Vorderhirns zeigte fast kontinuierlichen<br />
slow-wave-Schlaf an (nur bei starker visueller oder olfaktorischer Stimulation<br />
konnte ein desynchonisiertes EEG wahrgenommen werden)<br />
– Bremer (1937) durchtrennte den Hirnstamm so, dass das Gehirn vom restlichen<br />
Nervensystem getrennt war (= encéphale isolé preparation)<br />
qq.Keine Störung des EEG<br />
rr. Die Struktur für die Aufrechterhaltung des Wachzustandes muss dazwischen<br />
liegen<br />
45)Die Cerveau Isolé Preparation störte normale Schlaf-Wach-Zyklen des corticalen<br />
EEG nur, wenn die retikuläre Formation vom Hirnstamm getrennt war<br />
46)Elektrische Stimulation der retikulären Formation bei schlafenden Katzen, weckte<br />
diese auf<br />
=> niedrige Aktivität in der retikulären Formation erzeugt Schlaf, hohe Aktivität erzeugt<br />
Wachheit<br />
Retikulärer REM-Schlaf-Kern<br />
– ist Teil der caudalen retikulären Formation (abgekürzt hier als CRF)<br />
– der REM-Schlaf wird von verschiedenen Kernen (Nuclei) kontrolliert, die in der CRF<br />
liegen<br />
– Jeder Kern ist für etwas anderes zuständig. Einer für den Herzmuskeltonus, einer<br />
für EEG Desynchronisation, einer für die schnellen Augenbewegungen, usw.<br />
– REM-Schlaf tritt nur auf, wenn ein Netzwerk von unabhängigen Strukturen<br />
84
zusammen aktiv wird<br />
– die physiologischen Veränderungen , die zusammenwirken um den REM-Schlaf zu<br />
definieren, brechen manchmal auseinander und gehen getrennte Wege (ebenso<br />
das Netzwerk beim Slow-wave-Schlaf)<br />
– BSP: Während REM-Schlaf-Entzugs treten Erektionen des Penis (die<br />
normalerweise während dem REM-Schlaf stattfinden) in der Slow-wave-Phase auf.<br />
Bei komplettem Schlafentzug treten slow-waves im Wachzustand auf<br />
14.08 Die circadiane Uhr: Neuronale und molekulare Mechanismen<br />
Lokalisation der circadianen Uhr im suprachiasmatischen Nukleus<br />
– `67 hat Richter entdeckt, das große Läsionen im medialen Hypothalamus (HAT) die<br />
circadianen Kreisläufe von Essen, Trinken und Aktivität bei Ratten stören<br />
– Läsionen im suprachiasmatischen Nukleus (SCN) im medialen HT haben<br />
verschiedene circadiane Kreisläufe gestört, unter anderem den Schlaf-Wach-<br />
Rhythmus (nicht die Anteile, sondern die Regelmäßigkeit)<br />
– Der SCN zeigt circadiane Zyklen von elektrischer, metabolischer und biochemischer<br />
Aktivität, die mitgerissen werden vom hell-dunkel Zyklus<br />
- Experiment von Ralph und seinen Kollegen (1990): Transplantierten den SCN von<br />
mutierten Hamstern mit einem verkürzten Schlaf-Wach-Rhythmus (20h) in das Gehirn von<br />
erwachsenen Hamstern, deren (normaler 25h-Rhythmus) SCN zerstört war. => hatten<br />
plötzlich nur noch einen 20h-Schlaf-Wach-Zyklus. Experiment gelang auch andersrum<br />
- Die suprachiasmatischen Kerne sind die hauptsächlichen circadianen Uhren bei<br />
Menschen, aber nicht die einzigen, denn unter bestimmten Konditionen blieben trotz<br />
beidseitiger Läsion des SCN einige circadiane Rhythmen erhalten, andere nicht<br />
(Entrainment (Synchronisation der inneren Uhr mit regelmäßig wiederkehrenden<br />
Umgebungsfaktoren) durch Licht wird verhindert, aber nicht durch Essen oder Wasser)<br />
- andere Zellen im Körper zeigen auch circadiane Aktivitätszyklen, wenn man sie in<br />
Gewebekulturen aufrechterhält<br />
Der Mechanismus des Entrainment<br />
Wie kann der 24h hell-dunkel Zyklus den Schlaf-Wach-Zyklus und andere circadiane<br />
Rhythmen bestimmen/trainieren/mitreißen?<br />
Erster Ansatz bei den Augen<br />
– Durchtrennen der Sehnerven bevor sie das optische Chiasma (Kreuzung der<br />
Sehnerven) erreichen -> kein Entrainment mehr<br />
– Durchtrennen der optischen Bahnen an der Stelle, an der sie das opt. Chiasma<br />
verlassen -> keine Beeinflussung des Entrainment<br />
o Entdeckung der retinohypothalamischen Bahnen: verlassen das opt.<br />
Chiasma und projezieren zu den umliegenden SCN (hierfür sind<br />
weder Stäbchen noch Zapfen notwendig => sondern ein seltener Typ<br />
von retinalen Ganglienzellen mit auffälligen funktionalen<br />
Eigenschaften, das Photopigment ist wahrscheinlich Melanopsin)<br />
Genetik des circadianen Rhythmus<br />
– bei den 20h-rhythmus Hamstern wurde eine genetische Mutation festgestellt -> das<br />
85
verantwortliche Gen wurde Tau genannt<br />
– weiteres circadianes Gene: clock, die molekular Struktur dieses Genes wurde<br />
zuerst entschlüsselt (1997), danach die von Tau (2000)<br />
o die gleichen oder ähnliche Gene wurden in vielen Spezies gefunden<br />
(-> frühe evolutionäre Entwicklung?)<br />
o bestätigte, dass es weitere zuständige Zellen im Körper gibt für<br />
circadiane Zyklen, als nur der SCN, diese werden meist aber von<br />
neuronalen oder hormonalen Signalen bestimmt/trainiert/mitgerissen<br />
14.09 Pharmakologische Einflüsse auf den Schlaf<br />
Drei verschiedene Klassen von Medikamenten:<br />
Hypnotische: vermehren den Schlaf<br />
Antihypnotische: reduzieren den Schlaf<br />
Melatonin: beeinflusst den circadianen Rhythmus<br />
Hypnotische (schlaferzeugende) Medikamente<br />
Benzodiazepin: (Valium, Librium) heute die üblichsten Schlafmittel, reduzieren die<br />
Einschlafzeit, reduzieren das Aufwachen in der Nacht und verlängern die allgemeine<br />
Schlafenszeit -> gut gegen Schlafstörungen<br />
Aber: nicht dauerhaft anwendbar, da<br />
Patient resistent wird und immer höhere Dosen einnehmen muss<br />
Beendigung einer Therapie nach chronischer Einnahme kann zu Insomnie<br />
(Schlaflosigkeit) führen<br />
chronische Einnahme führt zur Sucht<br />
Benzodiazepin zerstört den regulären Schlaf, verlängert die Schlafphase 2,<br />
während Phase 4 und REM-Schlaf verkürzt werden<br />
5-hydroxytryptophan: (5-htp)<br />
- ist der Vorläufer von Serotonin<br />
- ist effektiver Schlafverlängerer, da er im Gegensatz zu Serotonin, die Blut-Hirn-Schranke<br />
passieren kann<br />
- 5-http- Injektionen heben die durch PCPA (Kontrahent des Serotonin) verursachte<br />
Insomnie bei Ratten und Katzen wieder auf (allerdings noch kein Vorteil bei Menschen<br />
festgestellt)<br />
Antihypnotische (schlafreduzierende) Medikamente<br />
Aufputschmittel (stimulants):<br />
zB Kokain, Amphetamine<br />
– Steigerung der Aktivität von Katecholaminen (Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin)<br />
durch erhöhte Freigabe und/oder blockieren der Wiederaufnahme durch die<br />
Synapse<br />
– Können den REM-Schlaf komplett unterdrücken<br />
– die meisten sind hoch suchtgefährdend<br />
86
Tricyclische Antidepressiva:<br />
– Steigerung der Aktivität von Katecholaminen (Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin)<br />
durch erhöhte Freigabe und/oder blockieren der Wiederaufnahme durch die<br />
Synapse<br />
– Können den REM-Schlaf komplett unterdrücken<br />
Melatonin<br />
– wird durch den Neurotransmitter Serotonin in der Zirbeldrüse synthetisiert<br />
– die Zirbeldrüse ist bei Fischen, Vögeln, Reptilien und Amphibien für Zeitverhalten,<br />
Regulierung der circadianen Rhythmen und dem jahreszeitlichen Wechsel des<br />
Fortpflanzungsverhalten zuständig durch ihre Ausschüttung von Melatonin<br />
– bei Menscehn und Säugetieren sind diese Vorgänge jedoch nicht<br />
manifestierbar/erkennbar<br />
– bei Menschen und Säugetieren sind circadiane Rhythmen in Bezug auf<br />
Melatoninausschüttung nur unter Kontrolle des SCN erkennbar und hohe<br />
Melatoninspiegel werden mit Dunkelheit und Schlaf in Verbindung gebracht<br />
– Entfernung der Zirbeldrüse + Eliminierung von Melatonin bei Erwachsenen hat<br />
kaum einen Effekt, Zirbeldrüse spielt bei der sexuellen Reife eine Rolle, danach ist<br />
die Funktion unklar<br />
Erhöht extern produziertes Melatonin den Schlaf?<br />
– gemischte Erfolge: hohe Dosen während des Tages erzielen schnelleren und<br />
bessern Schlaf während anschließenden (Kurz)Schlaftests<br />
– ABER: Melatoningabe vor dem Ins-Bett-Gehen gab unterschiedliche Ergebnisse<br />
– Extern produziertes Melatonin kann aber die circadianen Zyklen bei Säugetieren<br />
beeinflussen<br />
– Menschen mit Jet-Lag könnten mit einer Zufuhr von Melatonin schneller ihren<br />
Rhythmus anpassen<br />
– Menschen mit Melatonindefizit (Insomniacs, Schlaflose) und blinde Menschen mit<br />
Schlafproblem kann man mit der Gabe von ext. prod. Melatonin helfen<br />
14.10 Schlafstörungen<br />
Insomnie (ausgelöst durch)<br />
– iatrogen (durch ärztliche Behandlung ausgelöst) zB. durch hypnotische<br />
Medikamente (benzodiazepin)<br />
– Schlafapnoe ausgelöst (Atemstillstand während des Schlafens, meist bei älteren,<br />
übergewichtigen Männern) -> durch Muskelspasmen, Atonie oder durch den Ausfall<br />
der Atmungsstimulation durch das ZNS<br />
– nocturnal myoclonus, periodische Zuckungen des Körpers<br />
– restless-legs-syndrom, schwer zu beschreibendes, ruheloses Gefühl, wie Kitzeln<br />
in den Beinen -> hält die Patienten wach<br />
– neurotic pseudoinsomniacs, denken, sie schlafen nur wenig und bräuchten ewig<br />
zum Einschlafen, ist aber nicht so<br />
– Insomnie meist nicht durch Krankheit ausgelöst, sondern durch zu wenig<br />
ungestörten Schlaf<br />
– Sleep Restriction Therapy: effektivste Therapie, zuerst wird die Zeit, die man im<br />
Bett verbringt reduziert, danach wieder langsam erhöhen<br />
87
Hypersomnie<br />
– Narkolepsie (1 von 2000 Personen), Symptome:<br />
10.Patienten schlafen während des Tages immer wieder 10-15 min. ein, allerdings<br />
während Gesprächen, während dem Essen, etc<br />
11. Kataplexie: plötzlicher Verlust der Muskelanspannung meist durch emotionale<br />
Erlebnisse ausgelöst (Dauer zwischen Sekunden und einigen Minuten)<br />
12.Schlafparalyse: Unfähigkeit sich zu Bewegen beim Einschlafen oder Aufwachen<br />
13.hypnagoge Halluzinationen: traumartige Erlebnisse während dem Wachsein<br />
- Narkolepsie entsteht wahrscheinlich durch eine Abnormalität im Mechanismus, der<br />
den REM-Schlaf hervorruft, da narkoleptische Menschen oft direkt in den REM-<br />
Schlaf fallen, oftmals traumartige Zustände haben + Verlust der Muskelspannung<br />
während dem Wachzustand<br />
- durch Studien bei narkoleptischen Hunden hat man das verantwortliche Gen<br />
gefunden: Rezeptorprotein bindet an ein Neuropeptid (Orexin, gibt es als Orexin-A<br />
und Orexin-B)<br />
- bei Menschen mit Narkolepsie haben eine niedrige Konzentration von Orexin in<br />
der cerebrospinalen Flüssigkeit<br />
- Orexin wird von Neuronen im posterioren Hypothalamus hergestellt, haben aber<br />
auch Verknüpfungen mit Neuronen der retikulären Formation<br />
- bei Zwillingen keine Parallelen gefunden (Wahrscheinlichkeit, das beide<br />
Narkolepsie haben bei 25%) -> Nark. auf Umwelteinflüsse zurückzuführen? z.B.<br />
Neurotoxin, dass Immunreaktion hervorruft<br />
REM-Schlaf-spezifische Störungen<br />
– Narkolepsie wird auch manchmal hier zugeordnet<br />
– Läsion an der kaudalen retikulären Formation verursacht starke Verringerung, oder<br />
völliges Fehlen des REM-Schlafes -> Patienten bemerken dies nicht, völlig<br />
normaler Lebenswandel<br />
– Läsion des Nukleus magnocellularis oder zu den Outputstellen -> Patienten mit<br />
REM-Schlaf, aber ohne Muskelatonie (Erschlaffung) führt zu ‚aktivem Ausleben der<br />
Träume’<br />
14.11 Die Auswirkungen von Langzeit-Verkürzungen der Schlafdauer<br />
Kann man seine Schlafzeit von 8,5h auf 6,5h verkürzen/antrainieren, so dass man sich<br />
damit wohl fühlt? Wenn dies funktioniert, dann wäre es irrsinnig zu glauben, man brauche<br />
8h Schlaf pro Nacht.<br />
Zwei Arten von Studien<br />
– Nachtschlafende Personen<br />
– Schlummernde Personen (napping)<br />
Langzeit-Verkürzung von nächtlichem Schlaf<br />
• Studie mit 16 VP: Verkürzung für 60 Tage auf 5,5h/Nacht -> geringfügiger Defizit bei<br />
einem Test zur auditorischen Wachsamkeit<br />
• Studie mit 8 VP: Verkürzung des Schlafes um 30 min. alle 2 Wochen bis zu 6,5h/Nacht,<br />
dann um 30min alle 3 Wochen bis zu 5h/Nacht, danach alle 4 Wochen um 30 min..<br />
88
Wenn keine Motivation mehr, den Schlaf weiter zu Verkürzen -> 1 Monat auf kürzester<br />
Schlafdauer, danach 1 Monat kürzeste Schlafdauer + 30 min. -> Jede Person schlief 1<br />
Jahr lang so, wie es ihr am besten gefiel -> 5,5h/Nacht (2Personen), 5,0h/Nacht (4<br />
Pers), 4,5h/Nacht (2 Pers.)<br />
- bei allen Personen wurde eine Schlafeffizienzsteigerung festgestellt (kürzere<br />
Einschlafzeit, weniger nächtl. Aufwachen, mehr Phase 4-Schlaf)<br />
- Personen wurde am Tag müde (Schläfrigkeit)<br />
- keine Defizite bei Stimmungs-, Leistungs- oder medizinischen Tests<br />
- Personen haben 1 Jahr später ihre reguläre Schlafenszeit um 7- 18h/Woche<br />
verkürzt (freiwillig) ohne große Schläfrigkeit<br />
Langzeit-Verkürzung bei Schlummern (Napping)<br />
- Kinder und Säugetiere haben polyphasische Schlafzyklen (mehrmals am Tag Schlafen)<br />
- Erwachsene Menschen meist monophasische Schlafzyklen, aber zeigen polyphasische<br />
Zyklen von Schläfrigkeit (später Morgen/später Nachmittag)<br />
- brauchen erwachs. Menschen eine große Schlafperiode, oder auch viele kleine möglich?<br />
Was ist effizienter? Nickerchen sind erholungsfördernder, im Verhältnis zu ihrer Kürze<br />
- Bsp. Leonardo da Vinci schlief alle 4 h nur 15 min. -> 1,5h/Tag<br />
- Studien: nach 2 Wochen waren die VP an den polyphasischen Schlaf adaptiert; zeigten<br />
keine Defizite bei Tests; waren zufrieden; 4h-Plan funktioniert gut, aber in unstrukturierten<br />
Arbeitssituationen variieren Personen die Zyklusdauer ohne negative Konsequenzen;<br />
meistens aber Präferenz für andere Schlafdauer (z.B. 25 min), sonst unerholt, erledigt<br />
(Schlafträgheit); am Anfang fast nur slow-wave-Schlaf, danach selten REM-Schlaf UND<br />
slow-wave-Schlaf im gleichen Nap (Nickerchen)<br />
Langzeit-Verkürzung des Schlafes: eine Fallstudie<br />
– Autor hat selbst die Schlafverkürzung probiert<br />
– aber ohne Eingewöhnungsphase, sondern direkt auf 5h/Nacht<br />
– Positives: er gewann 21h/Woche<br />
– Negatives: ab und an Schläfrigkeit (1h vor dem ins-Bett-gehen, da er dann sitzende<br />
Tätigkeiten ausübte)<br />
- neueste Studien (2002-2004) besagen, dass die Lebenserwartung bei 7h Schlaf<br />
pro Nacht am höchsten ist. Sie ist aber bei 5 und 6h Schlaf immer noch HÖHER, als<br />
bei 8h Schlaf, bei 10h oder mehr, ist sie am niedrigsten. (Studiendauer: 10Jahre bei<br />
104010 VP)<br />
89
Kapitel 13 Drogenabhängigkeit und Verstärkersysteme im Gehirn<br />
Grundlagen der Drogenwirkung<br />
Drogeneinnahme und Absorption<br />
-psychoaktive Substanzen: Wirkstoffe, die Nervensystem beeinflussen, sich auf subjektives<br />
Verhalten/Erleben auswirken<br />
-orale Einnahme: -Drogen lösen sich in Magensäften, gelangen in Verdauungstrakt, werden<br />
dort ins Blut aufgenommen; Hauptvorteil: Einfachheit/relative Sicherheit,<br />
Hauptnachteil: Unvorhersagbarkeit; Absorption kann durch Faktoren<br />
beeinflusst werden<br />
-Injektion: -Wirkung schnell/stark/unvorhersagbar<br />
-Drogen in der Regel subkutan (ins Unterhautfettgewebe), intramuskulär oder<br />
intravenös direkt in die Venen appliziert<br />
-keine Möglichkeiten Auswirkungen durch Überdosierung/Unreinheiten/<br />
allergische Reaktionen entgegen zu treten; Venen können durch Injektionen<br />
stark geschädigt werden<br />
-Inhalation: -Verabreichungsform vieler Anästhetika, ebenso Nikotin und Marihuana;<br />
Nachteile: schwierig die Dosis der inhalierten Substanz zu regulieren; die<br />
meisten Substanzen schädigen die Lunge<br />
-Absorption durch Schleimhäute: -Nasen-, Mund- und Rektumschleimhäute; Kokain<br />
durch Nasenschleimhäute, schädigt diese<br />
Mechanismen der Drogenwirkung<br />
-Wirkstoff gelangt vom Blut ins ZNS; Schutzfilter: Blut-Hirn-Schranke<br />
-Beeinflussung auf verschiedene Art und Weise: Z.B. Alkohol wirkt auf neuronale Membrane des<br />
gesamten ZNS; andere Drogen weniger allgemein: Beeinflussung von Synthese/<br />
Ausschüttung/Abbau von Neurotransmittern, Binden an Rezeptoren, Beeinträchtigung der<br />
chemischen Reaktionskette im postsynaptischen Neuron<br />
Drogenmetabolismus/Drogenelimination<br />
-Leber bildet Enzyme, die psychoaktive Wirkstoffe in nicht-aktive Formen umwandelt<br />
Drogenmetabolismus<br />
-meistens Fähigkeit eines Wirkstoffes eliminiert die Lipidmembrane zu durchdringen und Blut-<br />
Hirn-Schranke ist nicht mehr passierbar<br />
Wirkstofftoleranz<br />
-Stadium, in dem Empfindlichkeit auf bestimmte Wirkstoffe durch wiederholten Konsum reduziert<br />
ist<br />
-gleichbleibende Dosis hat immer schwächere Wirkung und muss erhöht werden um gewünschten<br />
Effekt zu erzielen<br />
-Toleranz entspricht einer Rechtsverschiebung auf der Dosis-Wirkungskurve<br />
90
-drei Faktoren sind zu beachten:<br />
-Konsum eines Wirkstoffes kann Toleranz gegenüber anderen Drogen zur Folge haben<br />
Kreuztoleranz<br />
-oft Toleranz nur im Hinblick auf eine bestimmte Wirkung der Droge<br />
-Zunahme der Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Wirkstoffen Sensibilisierung<br />
-Wirkstofftoleranz basiert nicht auf einem einzelnen Mechanismus<br />
-metabolische Toleranz Toleranz resultiert daraus, dass nur Teil der Wirkstoffmenge an<br />
Wirkungsort ankommt<br />
-funktionelle Toleranz Toleranz durch verminderte Reaktionsfähigkeit der betroffenen<br />
Zielorte<br />
-typisch für psychoaktive Drogen; verschiedene Arten der<br />
Entwicklung: wiederholter Konsum kann Anzahl der Rezeptoren<br />
Reduzieren, kann Bindungseffiziens verringern, etc<br />
Drogenentzug und physische Abhängigkeit<br />
-Entzugssyndrom plötzlicher Entzug einer dauerhaft konsumierten Droge; ist der<br />
ursprünglichen Drogenwirkung entgegengesetzt<br />
-physische Abhängigkeit, wenn Personen unter Entzugserscheinungen leiden, sobald sie die<br />
Droge absetzen<br />
-Anwesenheit der Droge ruft kompensatorische Veränderungen im Nervensystem hervor; wird der<br />
Wirkstoff aus dem Körper entfernt manifestieren sich neuronale, kompensatorische Veränderungen<br />
in Form von entgegengesetzten Entzugssymptomen<br />
-Schweregrad der Entzugssymptome hängt von Droge, Dauer/Ausmaß des Konsums und<br />
Entzugsgeschwindigkeit ab<br />
Sucht und ihre Bedeutung<br />
-Konsument ist süchtig, wenn Droge trotz Schädigung der Gesundheit und der sozialen Integration<br />
trotzdem weiter regelmäßig konsumiert wird<br />
-psychische Abhängigkeit regelmäßiger Drogenkonsum, der nicht mir physischer<br />
Abhängigkeit einher geht<br />
Rolle des Lernens bei der Wirkstofftoleranz und den Entzugserscheinungen<br />
Kontingente (erlebnisabhängige) Wirkstofftoleranz<br />
-Toleranzform, die sich nur gegenüber Drogenwirkungen entwickelt, die direkt mit einem Erlebnis<br />
verknüpft werden<br />
-in Untersuchungen wird Vorher-Nachher-Effekt herangezogen<br />
2 Tiergruppen erhalten gleiche Injektionsanzahl und werden gleichen Tests unterzogen;<br />
eine Gruppe bekommt Injektionen vor dem Test, die andere danach; am Ende des<br />
Versuchs noch einmal gleiche Wirkstoffdosis für beide Gruppen; Werte werden getestet<br />
und verglichen<br />
-muss grundlegendes Phänomen sein, da es sich auf synaptischer Ebene nachweisen lässt<br />
91
-verschiedene Theorien zur kontingenten Wirkstofftoleranz:<br />
1.Reinforcement-Density-Rheorie: psychoaktive Substanzen reduzieren durch<br />
verhaltensbeeinträchtigende Wirkung die Anzahl der Verstärkungen; die wenigen Verstärkungen,<br />
die erhalten werden, rufen nach und nach Verhaltensänderungen hervor, die<br />
anfänglichen Beeinträchtigungen entgegenwirken<br />
2.homöostatische Theorie: psychoaktive Substanzen gehen mit Störung der Homöostase des<br />
Körpers einher; Auftreten dieser Störungen ruft adaptive Veränderungen hervor, die versuchen<br />
Gleichgewicht wiederherzustellen, indem sie der Drogenwirkung entgegen wirken<br />
3.Drogeneffekt-Theorie: Wirkstofftoleranz wird durch Erfahrung einer Störung des neuronalen<br />
Aktivitätsmusters gesteuert; unabhängig davon, ob Störung mit Verstärkerreduktion oder<br />
Abweichung von Homöostase zusammenhängt; Toleranz entwickelt sich immer, wenn<br />
Drogenwirkung erfahren wird<br />
Konditionierte (situationsabhängige) Wirkstofftoleranz<br />
-konzentriert sich auf Situationen, in denen Drogen genommen werden<br />
-Toleranz kann sich nur dann maximal entwickeln, wenn Droge immer in der gleichen Situation<br />
eingenommen wird<br />
-Versuch mit Ratten: eine Gruppe bekommt Alkoholinjektionen in bestimmtem Testraum<br />
und Kochsalzlösungsinjektionen im Gemeinschaftsraum; andere Gruppe<br />
umgekehrt; am Ende wurde Toleranz gegenüber hypothermischer<br />
(temperatursenkender) Wirkung des Alkohols getestet<br />
Toleranz nur, wenn Testinjektion in Umgebung verabreicht wurde,<br />
die mit Alkoholinjektion verbunden war<br />
situationsabhängige Spezifität der Wirkstofftoleranz<br />
-Süchtige nur tolerant, wenn Droge wiederholt in gleicher Umgebung verabreicht wird; müssen<br />
dann höhere Dosen einnehmen um gewünschten Effekt zu erzielen<br />
-wird erhöhte Dosis dann in ungewohnter Umgebung eingenommen, dann ist keine Toleranz präsent<br />
und Risiko an Überdosis zu sterben nimmt zu (Siegel et al 1982)<br />
-Siegel versteht jede Drogeneinnahme als Pawlowsche Konditionierung; Umweltreize kündigen<br />
Verabreichung der Droge an<br />
-Umweltreize sind konditionierte Reize; Drogenwirkungen stellen unkonditionierte Reize dar<br />
-Verabreichung der Droge ruft dann konditionierte Reaktionen hervor, die den unkonditionierten<br />
Drogenwirkungen entgegen gesetzt sind und diese kompensieren<br />
konditionierte Kompensationsreaktionen<br />
-konditionierte Entzugserscheinungen Entzugserscheinungen, die durch drogenspezifische<br />
Situation oder Schlüsselreize,die mit Verabreichung<br />
Verbunden sind, hervorgerufen werden<br />
Fünf häufig missbrauchte Drogen<br />
Tabak<br />
-Nikotin ist hauptsächlicher psychoaktiver Bestandteil des Tabaks; außerdem ca. 4000 andere<br />
92
Chemikalien, die unter dem Begriff „Teer“ zusammengefasst werden<br />
-unterschiedliche Auswirkungen: Nichtraucher reagieren auf Züge aus Zigarette mit Übelkeit,<br />
Husten, Schwitzen, Schwindel, Hautrötungen; Raucher behaupten sie seien entspannter,<br />
aufmerksamer, weniger hungrig<br />
-starke Raucher sind Drogensüchtige; Suchtmerkmal ist zwanghaftes Verlangen nach der Droge<br />
Nikotin<br />
-wenn keine Zigaretten verfügbar sind, dann Entzugserscheinungen, wie Depressionen, Angst,<br />
Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten<br />
-70% derer, die das Rauchen ausprobieren, werden davon abhängig<br />
-Rauchersyndrom Folgen des langfristigen Tabakkonsums; Schmerzen in Brust, Atemnot,<br />
Husten, Anfälligkeit für Erkrankungen der Atemwege, Krebsgeschwüre<br />
in Kehlkopf, Mund, Speiseröhre, Lunge, Magen, Bauchspeicheldrüse<br />
und Nieren, kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
-Bürgerkrankheit Blutgefäße ziehen sich nach Nikotinkonsum stark zusammen, besonders<br />
in den Beinen; kann zu Gangrän kommen (brandiger Fäulnisprozess, der<br />
Amputation führen kann)<br />
-Rauchen während der Schwangerschaft erhöht Risiko einer Fehlgeburt, Totgeburt und des frühen<br />
Kindstodes<br />
-man geht davon aus, dass freie Radikale Ursache für Tabakgenuss-bezogene Störungen sind<br />
-freie Radikale sind Atomgruppen mit einem oder mehreren ungepaarten Elektronen; gefährlich, da<br />
sie viel biologische Substanzen (auch DNA) oxidieren können<br />
Alkohol<br />
-Alkoholmoleküle sind klein und sowohl fett- als auch wasserlöslich; dringen in alle Bereiche des<br />
Körpers ein<br />
-in mittlerer bis hoher Konzentration hemmt Alkohol das Feuern der Neuronen; in niedriger K.<br />
wirkt er wie milder Stimulans und fördert soziale Interaktion<br />
-in mäßiger Dosierung Beeinträchtigung von Kognition, Wahrnehmung, Sprache und Motorik<br />
-ab Blutalkoholspiegel von 0,5% kann durch Unterdrückung des Atemzentrums der Tod eintreten<br />
-Alkohol führt zu Hypothermie (Senkung d. Körpertemperatur), da Blutgefäße erweitert werden<br />
und Wärme aus dem Blut abgegeben wird<br />
-Alkohol ist Diuretikum erhöht Urinproduktion der Niere<br />
-erzeugt sowohl Toleranz, als auch physische Abhängigkeit<br />
-Alkoholentzug führt oft zu Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen und Tremor; wird beschönigend als<br />
„Kater“ bezeichnet<br />
-schwerer Alkoholentzug umfasst 3 Phasen<br />
-1.Phase:5-6Std nach Beendigung einer langen Phase des Alkoholkonsums; Tremor,<br />
Schwitzen, Kopfweh, Übelkeit, Erbrechen, Darmkrämpfe<br />
-2.Phase: 15-30 Std nachher; starke Krämpfe<br />
-3.Phase: beginnt 1-2Tage danach und dauert 3-4 Tage; wird Delirium tremens genannt<br />
Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Unruhe, Verwirrtheit, Hyperthermie<br />
(erhöhte Körpert.), Tachycardie (Herzrasen); Krämpfe können tödlich enden<br />
-Alkohol greift fast jedes Gewebe im Körper an<br />
-Folgen des chronischen Konsums: Hirnschäden; Korsakow-Syndrom neuropsychologische<br />
Erkrankung mit schwerem Erinnerungsverlust,<br />
sensorische und motorische Störungen, Demenz;<br />
Leberzirrhosen (häufigste Todesursache bei Alkoholikern)<br />
Zersetzter Herzmuskel; geschädigter Magen-Darm-Trakt;<br />
93
erhöhtes Risiko für Mund- oder Leberkrebs; Magengeschwüre;<br />
Pankreatitis; Gastritis<br />
-Alkohol durchdringt während Schwangerschaft die Plazentaschranke und beeinträchtigt Feten;<br />
Kommt zu Fetalem Alkoholsyndrom (FAS) geistige Retardierung, schlechte Koordination,<br />
geringes Geburtsgewicht, verzögertes Wachstum, körperliche Deformationen<br />
-Alkohol hat verschiedene Wirkungsmechanismen: reduziert Kalziumfluss in die Neurone;<br />
verstärkt inhibitorischen Neurotransmitter GABA, erhöht Anzahl der Bindungsstellen für<br />
exzitatorischen Neurotransmitter Glutamat; stört second-messenger-System<br />
Marihuana<br />
-getrocknete Blätter und Blüten der Cannabis sativa (gemeine Hanfpflanze)<br />
-am meisten verbreitete Methode der Konsumierung ist, die Blätter in einem Joint oder in einer<br />
Pfeife zu rauchen; wirkt auch, wenn man es in ölhaltigem Substrat bäckt und isst<br />
-psychoaktive Wirkung geht auf Wirkstoff Delta-9-THC zurück<br />
-meisten Cannabinoide im klebrigen Pflanzenharz; extrahiert und getrocknet ist es dunkle,<br />
korkähnliche Masse und wird Haschisch genannt<br />
-Gebrauch von Marihuana in China reicht ca. 6000 Jahre zurück<br />
-im Mittelalter breitete sich der Anbau von Cannabis vom Mittleren Osten nach Europa aus und<br />
wurde fast ausschließlich zur Seilherstellung verwendet<br />
-1611 Anbau in amerikanischen Kolonien<br />
-Anfang/Mitte des 20.Jahrhunderts wurde Marihuana in den USA als übertrieben gefährlich<br />
propagiert und wurde deswegen als Betäubungsmittel mit hohem Strafmaß eingestuft<br />
-Auswirkungen von üblichen Doseierungen gering; bei hoher Dosierung jedoch psychologische<br />
Funktionsstörungen, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnis, der Sprache und der Fähigkeit zur<br />
Lösung von Aufgaben<br />
-aggressives Verhalten wird gehemmt<br />
-fatale Folgen beim Autofahren: potenzielle Gefahren werden nicht schnell genug erfasst<br />
-Gefahren des Langzeitkonsums: Lungenschädigung, wahrscheinlich Husten, Bronchitis,<br />
Asthma<br />
-Schädigungen, die nicht ausreichend bewiesen sind: gesenkter Testosteronspiegel im Plasma<br />
bei Männern, Immunsystem negativ beeinflusst,<br />
Tachycardie (erhöhter Puls) , kardiovasculäre Probleme<br />
-amotivationales Syndrom wenn erzeugte Entspannung pathologische Ausmaße annimmt<br />
-Suchtgefahr ist gering; Toleranz stellt sich nur ein, wenn es über längeren Zeitraum konsumiert<br />
wird<br />
-Entzugserscheinungen: Übelkeit, Diarrhoe, Schwitzen; Kälteschauer; Tremor, Ruhelosigkeit,<br />
Schlafstörungen<br />
-Droge hat die Fähigkeit, Übelkeit bei Krebspatienten mit Chemotherapie zu blockieren<br />
-kann möglicherweise epileptische Anfälle abblocken und Bronchiolen von Asthmatikern erweitern<br />
-THC bindet an Rezeptoren, die in den Basalganglien, im Hippocampus, im Kleinhirn und<br />
Neocortex besonders zahlreich sind<br />
-man hat endogene THC-ähnliche Substanz gefunden und isoliert Anandamid<br />
Kokain<br />
-wird aus Blättern des Cocastrauches hergestellt<br />
-roher Extrakt (Cocapaste) direkt aus Blättern gewonnen; daraus wird Kokainhydrochlorid<br />
extrahiert, ein geruchloses weißes Pulver;<br />
-wird in eine Form als freie Base konvertiert und nennt sich dann Crack; ist unreines Produkt dieser<br />
94
Art; wird in Pfeife geraucht<br />
-Kokainhydrochlorid ist wirksames Lokalanästhetikum; wurde durch synthetische Ersatzstoffe, z.B.<br />
Lidocain, abgelöst<br />
-Kokain wir gegessen, geraucht, geschnupft oder injiziert<br />
-erlebte psychische Effekte: Welle des Wohlbefindens, fühlen sich wach, selbstsicher, energisch,<br />
freundlich, extravertiert, zappelig, gesprächig, geringes Bedürfnis nach Essen und Schlaf<br />
-Effekte ähneln denen von Amphetamin<br />
-Stimulanzien, wie Kokain, regen das Nervensystem an<br />
-Kokssessions: extrem hohe Kokainspiegel werden über ein oder zwei Tage aufrecht erhalten<br />
Kokser werden immer toleranter und nehmen deshalb immer höhere Dosen;<br />
erst zu Ende, wenn Kokain aufgebraucht ist oder schwere Vergiftungssymptome<br />
auftreten; kommt oft zu Schlaflosigkeit, Tremorerscheinungen,<br />
Übelkeit und psychotischem Verhalt5en; es besteht die Gefahr von Krampfanfällen<br />
, Bewusstseinsverlust, Todesgefahr durch Atemstillstand oder<br />
Schlaganfall<br />
-Kokainpsychose psychotisches Verhaltenssyndrom; hat Ähnlichkeit mit schizophrenen<br />
Symptomen<br />
-Kokain macht extrem süchtig; Entzugserscheinungen allerdings unspektakulär, Stimmungsabfall,<br />
Schlaflosigkeit<br />
-Kokain erhöht Aktivität an den katecholaminergen Synapsen, indem es Wiederaufnahme von<br />
Katecholaminen (Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin) in die präsynaptischen Neurone blockiert<br />
Opiate<br />
-Opium Saft aus den Samen des Schlafmohns; hat mehrere psychoaktive Inhaltsstoffe:<br />
Morphium und das schwächere Codein<br />
-Heroin ist mit ihnen verwandt, aber noch stärker<br />
-werden unter dem Oberbegriff Opiate zusammengefasst<br />
-sind gute Analgetika (Schmerzmittel)<br />
-Opiumkonsum ca.4000 vor Chr. Im Mittleren Osten populär; hat sich danach nach Afrika, Europa<br />
und Asien ausgebreitet<br />
-1644 verbot Kaiser von China das Tabakrauchen und die Leute stiegen auf Opium um<br />
-1803 wurde Morphin isoliert<br />
-1856 wurde Injektionsnadel erfunden und bald wurde verletzen Soldaten Morphin per Nadel<br />
verabreicht; Morphiumsucht wurde als Soldatenkrankheit bezeichnet<br />
-Opium bis ins 20te Jahrhundert legal käuflich<br />
-seit 1929 sind Morphin, Heroin, Opium im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes stark<br />
eingeschränkt<br />
-in den USA Harrison Narcotics Act; schloss Heroin nicht mit ein<br />
-Heroin erstmals 1870 aus Morphiummolekül durch hinzufügen von 2 Acetylgruppen synthetisiert<br />
worden; erhöhte Fähigkeit zur Durchdringung der Blut-Hirn-Schranke<br />
-Firma Bayer begann 1898 mit der Vermarktung von Heroin als Superaspirin<br />
-durch die Auslassung im Harrison Narcotics Act breitete sich Heroinsucht aus<br />
-1924 wurde Heroin verboten; organisiertes Verbrechen begann zu erblühen<br />
-intravenöse Injektion ist bevorzugte Verabreichungsform und verursacht Welle intensiven,<br />
abdominalen, orgasmischen Wohlbefindens, welches zu gelassener schlaftrunkener Euphorie wird<br />
-es entwickeln sich Toleranz und extreme physische Abhängigkeit; führt zu immer höheren Dosen<br />
und direkteren Applikationsformen<br />
-Gesundheitsgefährdung überraschend gering<br />
95
-Hauptrisiken sind Verstopfung, Pupillenverengung, Unregelmäßigkeiten in der Menstruation,<br />
verringerte Libido<br />
-Entzugserscheinungen setzen 6-12Std nach letzter Einnahme ein; Ruhelosigkeit, Schwitzen,<br />
tränende Augen, Gähnen<br />
-danach unregelmäßiger Schlaf<br />
-anschließend Kälteschauer, Zittern, Gänsehaut, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Krämpfe,<br />
Schmerzen, Tremor, Muskelspasmen, „auf turkey sein“<br />
-Symptome am 2ten und 3ten Tag am schlimmsten; am 7ten Tag fast verklungen<br />
-Entzugserscheinungen entsprechen in etwa einer schweren Grippeerkrankung<br />
-Hauptrisiken der Sucht sind indirekter Natur<br />
-da Opiate gesetzlich verboten sind, müssen sie von Süchtigen zu überhöhten Preisen vom Händler<br />
gekauft werden ; die, die nicht reich genug sind, gleiten in Leben der Armut und Kriminalität ab<br />
-sind mittellos, unterernährt, oft zur Prostitution gezwungen<br />
-sind durch unsterile Nadeln und ungeschützten Geschlechtsverkehr besonders von<br />
Infektionskrankheiten gefährdet<br />
-Drogen sind oft schlecht hergestellt und verschnitten/gestreckt<br />
-Opiate wirken durch Anbindung an spezielle Rezeptoren, die normalerweise endogene<br />
(körpereigene) Substanzen z.B. Endorphine binden<br />
Das Drogendilemma: Wie das richtige Maß finden?<br />
-Öffentlichkeit muss Hauptlast der Kriminalität und Gewalt von Drogensüchtigen tragen, ebenso<br />
wie die wirtschaftlichen Folgen<br />
-verschiedene Psychopharmakologen und Politikwissenschaftler haben sich zusammengesetzt und<br />
den US-Amerikanischen Ansatz zur Drogenbekämpfung ausgewertet<br />
schlecht durchdacht, da Sucht wie Verbrechen anstatt wie Krankheit behandelt wird;<br />
es wird versucht Sucht zu bekämpfen, indem Nachschub verhindert wird und Abhängige<br />
bestraft werden<br />
-Experten sagen, dass es keine Möglichkeiten gibt Nachschub zu stoppen, sondern dass<br />
Drogenkampagnen nur Preise erhöhen und so Menschen animiert werden im Dealergeschäft<br />
mitzumischen<br />
-nicht sinnvoll, die Kranken und Schwachen zu bestrafen; ist heuchlerisch strenge Strafen gegen<br />
einige Drogen zu beschließen, während gefährlichere Drogen öffentlich angepriesen werden dürfen<br />
-Empfehlungen der Experten: -Geld wäre besser in Erziehungs-, Forschungs-, und<br />
Sozialprogrammen angelegt; Abhängige sollten behandelt und nicht verfolgt werden; Gesetze zur<br />
Regelung des Drogengebrauchs sollten auf Gefahren jeden einzelnen Rauschmittels zugeschnitten<br />
sein; Richter sollten größere Freiheit bei ihren Urteilen haben (Rechtssprechung in Bundesrepublik<br />
schon gelockert); Zigaretten- und Alkoholwerbung sollte eingeschränkt werden; sollte getestet<br />
werden, ob Legalisierung von z.B. kleinen Mengen Haschisch zum persönlichen Gebrauch,<br />
negative Auswirkungen hat- wenn nicht, dann sollte es eingeführt werden; es sollten<br />
Versuchskliniken errichtet werden, in denen Süchtige zu Beginn der Behandlung mit kleinen<br />
Rationen ihrer Droge ausgestattet werden (Süchtige nehmen Kontakt zu Ärzten auf,<br />
Gesundheitsprobleme können behoben werden, etc); es sollte aus Erfahrungen von Ländern wie<br />
England/Holland profitiert werden, die mit den obigen Empfehlungen erfolgreich waren<br />
Biopsychologische Theorien der Abhängigkeit<br />
Theorien der physischen Abhängigkeit<br />
96
Süchtige werden durch körperliche Abhängigkeit in Teufelskreis von Drogenkonsum und<br />
Entzugserscheinungen hineingezogen; oder es wird versucht, anderen unangenehmen<br />
Situationen aus dem Weg zu gehen<br />
-Süchtige werden durch Entzugserscheinungen dazu getrieben sich die Droge zu verabreichen<br />
-wurde versucht Süchtigen während Krankenhausaufenthalt nach und nach die Droge zu entziehen;<br />
Entzugssymptome waren geringer, aber fast alle entgifteten Süchtigen wurden rückfällig<br />
-Versagen dieser Methode aus 2Gründen nicht erstaunlich:<br />
-einige stark süchtig machende Drogen haben keine schmerzhaften Entzugserscheinungen,<br />
z.B. Kokain<br />
-Einnahmegewohnheit ist oft ein Auf und Ab von Orgie und Entzug, z.B. durch nicht genug<br />
Geld, Gefängnis, oder Wochenenden<br />
-heutige Theorien der physischen Abhängigkeit betrachten den Fakt, dass viele nach Detoxifikation<br />
rückfällig werden<br />
-konditionierte Entzugserscheinungen, die Drogenwirkungen entgegengesetzt sind, werden durch<br />
Umweltreize ausgelöst, wenn entgiftete Süchtige in Situation zurückkehren, in der sie zuvor die<br />
Droge erlebt haben<br />
-Theorie muss sich 2 Problemen stellen: 1. viele der situationsbedingten Effekte sind der Droge<br />
ähnlich und nicht entgegengesetzt; 2. Süchtige bevorzugen häufig Situationen, die auf Drogen<br />
schließen lassen, selbst wenn keine Droge verabreicht wird<br />
Theorien der positiven Verstärkungssysteme<br />
-Hauptmotiv der Drogeneinnahme ist das starke Verlangen nach der positiv verstärkenden Wirkung<br />
der Droge<br />
-die meisten Drogen wirken enthemmend<br />
-werden dann normalerweise gehemmte Verhaltensweisen positiv belohnt, so können sie indirekte,<br />
aber wichtige, verstärkende Faktoren darstellen; besonders in der Anfangsphase der Abhängigkeit<br />
-2 Theorien die besagen, dass positive Verstärkung des Suchtmittels mit dem Rauschmittelkonsum<br />
zunimmt<br />
-Krank (1989) und Tabakoff & Hoffmann (1988) positive Verstärkung nimmt zu, weil sich<br />
konditionierte Toleranz gegenüber schädlichen Auswirkungen stärker entwickelt als gegenüber<br />
angenehmen Effekten<br />
-Robinson & Berridge (1993) Drogenkonsum sensibilisiert bei Süchtigen die positive<br />
Verstärkung und motiviert so den Konsumenten die Droge einzunehmen; Grundlage der Sucht ist<br />
nicht Wohlbefinden an sich, sondern der erwartete Rauschzustand<br />
Verstärkersysteme im Gehirn<br />
-intracranielle Selbstreizung Verhalten, bei dem sich Menschen/Ratten/andere Arten selbst<br />
kurze Stromstöße in bestimmte Hirnregionen verabreichen<br />
(Elektroden in betreffenden Hirnregionen; wird durch das<br />
Betätigen eines Hebels ausgelöst)<br />
-Olds & Milner (1954) sind Entdecker des Phänomens<br />
-nahmen an, dass gereizte Hirnregionen normalerweise die angenehmen Effekte von<br />
Belohnungsreizen weitergeben, z.B. Futter, Geschlechtsverkehr<br />
Grundlegende Eigenschaften der intracraniellen Selbstreizung<br />
97
-anfängliche Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich das Hebeldrücken zur Verabreichung<br />
einer Hirnreizung grundsätzlich vom Hebeldrücken für natürliche Verstärker (z.B. Futter)<br />
unterscheidet<br />
-selbststimulierungsrate ist enorm hoch<br />
-Ratten beendeten Hebeldrücken zur Selbstreizung fast im gleichen Moment, in dem<br />
Strommechanismus abgeschaltet wurde<br />
-verblüffend, weil hohe Frequenzen der operanten Reaktion normalerweise Indikator für besonders<br />
angenehme Verstärker sind<br />
-aber schnelle Auslöschung (Extinktion) spricht dafür, dass Verstärker nicht angenehm war<br />
-Versuchstiere mit Erfahrung in Selbstreizung setzen Hebeldrücken nicht von sich aus fort, wenn sie<br />
wieder vor den Apparat gesetzt wurden<br />
-mussten durch Priming erst „scharf gemacht werden“ Versuchsleiter drückt einige Male den<br />
Hebel, um ein paar Hirnreizungen auszulösen; Ratte begann sofort wieder hochfrequente<br />
Selbstreizung<br />
-dies schien Ursprünglich die Theorie zu widerlegen; wurde jedoch trotzdem beibehalten<br />
-4 Belege: 1. Hirnreizungen mit Hilfe von Elektroden rufen in Anwesenheit des passenden<br />
Zielobjektes natürlich motiviertes Verhalten hervor (Fressen, Brutpflege, etc)<br />
Aktivierung von Schaltkreisen,die artspezifisch motiviertes Verhalten erzeugen;<br />
ist Grundlage für Belohnung<br />
2. erhöhte Motivation(z.B. Futterdeprivation)steigert häufig Selbstreizungsfrequenz<br />
3. Hebeldrücken zur Reizung mancher Hirnregionen gleicht oft Hebeldrücken für<br />
natürliche Belohnung; Akquisition langsam, Reaktionsraten gering, Auslöschung<br />
langsam, Priming entfällt<br />
4. geringfügige Unterschiede zwischen den Situationen führten dazu, dass deren<br />
Auswertungen qualitativ verschieden erschienen<br />
-Vergleiche sind allerdings problematisch, da Versuchstiere, die Hebel drücken, um sich Hirnreize<br />
zu verabreichen, nicht depriviert sind und Hebeldruck die Belohnung direkt erfüllt<br />
-in Untersuchungen mit natürlichen Belohnungen sind Versuchstiere oft depriviert und müssen nach<br />
Drücken des Hebels erst das Futterstückchen erreichen um belohnenden Effekt zu erfahren<br />
-Panksepp & Trowill (1967) verglichen Hebeldrücken für Hirnreizungen mit Hebeldrücken für<br />
natürliche Verstärker ohne unerwünschte Faktoren und einige Hauptunterschiede zwischen den 2<br />
Belohnungstypen verschwanden<br />
wenn sich nicht deprivierte Ratten durch Hebeldruck eine kleine Menge Schokomilch mit<br />
Hilfe eines Mundschlauches direkt ins Maul spritzen konnten, dann glich ihr Verhalten<br />
Dem von Ratten, die sich Hirnreize verabreichten<br />
Das mesolimbische Dopaminsystem und intracranielle Selbstreizung<br />
-mesolimbisches System System von dopaminergen Neuronen, die sich von<br />
Mesencephalon (Mittelhirn) in verschiedene Regionen des<br />
Telencephalons erstrecken<br />
-Neurone, aus denen sich mesolimbisches Dopaminsystem zusammensetzt, haben Zellkörper in 2<br />
Kernen des Mittelhirns in der Substantia nigra und im ventralen Tegmentum<br />
-Axone setzen sich in telencephalonische Regionen fort; einschließlich Regionen im präfrontalen<br />
Neocortex und limbischen Cortex, des Bulbus olfactorius, der Amygdala, des Septums, des<br />
Sriatums und des Nucleus accumbens<br />
-zunächst Annahme, dass dopaminerge Neuronen der Substantia nigra in Striatum laufen; Neurone<br />
98
aus ventralem Tegmentum in limbische und corticale Strukturen<br />
ursprünglich angenommene Ordnung verwischt zwischen der nigrostriatalen und<br />
mesolimbischen Bahn<br />
-Neurone von der ventralen Tegmentumregion zu Nucleus accumbens sind am häufigsten an<br />
belohnenden Hirnreizungen bei natürlicher Belohnung und süchtig machenden Drogen beteiligt<br />
-Mapping-Experimente: -viele Hirnregionen, an denen Selbstreizung stattfindet, sind Teil des<br />
mesolimbischen Dopaminsystem<br />
-Kartierung ergab, dass die meisten Selbstreizungspunkte in<br />
Substantia nigra und im ventralen Tegmentum liegen<br />
-mesolimbisches Selbstreizungspunkte mit höchsten Rektionsraten<br />
und niedrigsten Schwellenwerten haben die größte Dichte von<br />
dopaminergen Fasern<br />
-Cerebrale Dialyse: während Experiment werden Proben von extrazellulärer Flüssigkeit<br />
aus bestimmten Hirnregionen entnommen und chemisch analysiert<br />
-um zu zeigen, dass Selbstreizung mit Anstieg der Dopaminausschüttung<br />
einhergeht<br />
-Dopaminagonist-/antagonist-Experimente: Dopaminagonisten steigern Selbstreizungsrate;<br />
Dopaminantagonisten reduzieren sie<br />
-Hirnläsionen: -Läsionen des mesolimbischen Dopaminsystems stören Selbststimulation<br />
- ipsilateral zur Reizelektrode gesetzte Läsionen in ventraler Tegmentumregion<br />
verminderten Selbstreizungsrate; kontralaterale dagegen nicht<br />
Das mesolimbische Dopaminsystem und natürlich motivierte Verhaltensweisen<br />
-mit Hilfe von neuen Untersuchungen konnte Dopaminausschüttung im Nucleus accumbens bei<br />
Ratten, in natürlichen Abläufen motivierten Verhaltens nachgewiesen werden<br />
-Ziel: festzustellen, ob Dopaminausschüttung mit konsumatorischen oder präparatorischen<br />
Verhaltensweisen korreliert ist<br />
-konsumatorische Verhaltensweisen Verhaltensweisen (Fressen, Kopulation), die natürlich<br />
motivierte Verhaltenssequenzen vollenden<br />
-präparatorische Verhaltensweisen Verhaltensweisen (Annäherung an Geschlechtspartner,<br />
Futtersuche), die Organismus darauf vorbereiten die<br />
Verhaltenssequenz mit Endhandlung abzuschließen;<br />
auch unter Bezeichnung Appetenzverhalten oder Suchverhalten<br />
bekannt<br />
-fand heraus, dass Dopaminausschüttung aus Nucleus accumbens mit konsumatorischen<br />
Verhaltensweisen natürlicher Verhaltenssequenzen korreliert ist<br />
Neuronale Mechanismen der Abhängigkeit<br />
-nahm an, dass mesolimbisches System auch belohnende Auswirkungen von Suchtmitteln<br />
weiterleitet<br />
-2 Paradigmen häufig zur Erforschung neuronaler Mechanismen der Abhängigkeit herangezogen<br />
-Selbstapplikations-Paradigma Ratten oder Primaten drücken Hebel, um sich Droge mit<br />
99
Hilfe von implantierter Kanüle selbst zu injizieren;<br />
Experimente, in denen Mikroinjektion der Droge direkt in<br />
Hirnregionen injiziert wird, waren besonders aufschlussreich<br />
-konditioniertes Platzpräferenz-Paradigma Ratten erhalten in der Drogenkammer eines<br />
Zweikammer-Testkäfigs wiederholt Drogen; in Testphase<br />
wird Ratte in drogenfreiem Zustand in Testkäfig gesetzt;<br />
es wird Zeit gemessen, die das Tier in Drogenkammer<br />
bzw. in unterschiedlich ausgestatteter Kontrollkammer<br />
verbringt Ratten bevorzugen Drogenkammer<br />
Nachweis der Beteiligung des mesolimbischen Dopaminsystems bei der Drogenabhängigkeit<br />
-aus Nachweisen geht hervor, dass mesolimbisches Dopaminsystem für Belohnungseffekte von<br />
Drogen verantwortlich ist<br />
- 5 Nachweise:<br />
1. Labortiere verabreichen sich Mikroinjektionen von süchtig machenden Drogen direkt<br />
in Strukturen des mesolimbischen Dopaminsystems und nicht in andere Hirnregionen<br />
2. Mikroinjektionen von Rauschmittel direkt in die Strukturen des mesolimbischen<br />
Dopaminsystems führen zur Entwicklung von konditionierter Reizpräferenz<br />
3. nur süchtig machende Drogen verstärken Belohnungseffekte durch elektrische Reizung<br />
des mesolimbischen Dopaminsystems<br />
4. Störungen des mesolimbischen Dopaminsystems reduzieren die belohnenden<br />
Auswirkungen von süchtig machenden Drogen, die systemisch (in den Blutkreislauf)<br />
injiziert werden<br />
5. in vivo Spannungsableitungen und cerebrale Dialyse des Nucleus accumbens haben<br />
gezeigt, dass systemische Selbstapplikation der meisten süchtig machenden Drogen<br />
mit erhöhter Dopaminausschüttung verbunden ist<br />
100
Kapitel 14 Gedächtnis und Amnesie<br />
Gedächtnis<br />
Zu unterscheiden sind:<br />
• Das sensorische Gedächtnis<br />
• Das Kurzzeitgedächtnis<br />
• Das Arbeitsgedächtnis<br />
• Das Langzeitgedächtnis<br />
Das Sensorische Gedächtnis:<br />
Auch bei Unaufmerksamkeit scheinen Informationen für einen gewissen Zeiztraum als eine Art<br />
Echo in unserem Kopf zu bleiben auf welches nur wenn es sofort geschieht eventuell<br />
zurückgegriffen werden kann.<br />
• Informationen im sensorischen Speicher verschwinden sehr schnell (visuelle etwa 15<br />
Millisekunden; auditive etwa 2 Sekunden)<br />
• Große Kapazität<br />
• Können nicht bewusst abgefragt werden sondern höchstens quasi nochmal gelesen werden und<br />
dann analysiert und wiedergegeben werden, wenn es sofort geschieht<br />
Kurzzeitgedächtnis<br />
- Aufbewahrung von Informationen für wenige Sekunden<br />
25. Kleine, sehr beschränkte Kapazität (7 +/- 2 (Miller, 1956) Informationseinheiten,<br />
sogenannte„Chunks“)<br />
26. Zugänglich für bewusste Abfrage<br />
Das Kurzzeitgedächtnis ist ein Speicher, der eine kleine Menge von Informationen in einem aktiven<br />
jederzeit verfügbaren Stadium bereithält. Die Informationen können weiterverarbeitet werden,<br />
Ergebnisse müssen zur längerfristigen Speicherung in das Langzeitgedächtnis überführt werden.<br />
47) Wiederholung der Informationen notwendig, um sie nicht direkt wieder zu vergessen,<br />
48) gleichzeitig unterstützt sie den Transport der Informationen zum Langzeitgedächtnis<br />
Das Arbeitsgedächtnismodell<br />
Hier werden Informationen über einen bestimmten Zeitraum behalten, können überarbeitet werden,<br />
es kann nach ihnen gehandelt werden usw.<br />
Die Idee des Mehrkomponentenmodells nach Baddeley und Hitch, 1974<br />
101
Nach Baddeley und Hitch besteht das Arbeitsgedächtnis aus einer zentralen Exekutive, welche die<br />
Arbeitsvorgänge von 3 untergeordneten Systemem regelt:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
die phonologische Schleife (Phonological Loop),<br />
der räumlich-visuelle Notizblock (Visuospatial Sketchpad)<br />
der episodische Puffer<br />
Die phonologische Schleife: Ist für die Bearbeitung von sprachbezogenen Informationen<br />
zuständig.<br />
Unterteilung in 2 Subkomponente:<br />
– passiver phonologischer Speicher, auch akustischer Speicher<br />
– artikulatorischer Kontrollprozess.<br />
Der passive phonologische Speicher behält Sprachlaute bevor sie verblassen. Der artikulatorische<br />
Kontrollprozess verhindert das verblassen von visuell dargebotenen Sprachinformationen z.B.durch<br />
das aktive innere Sprechen.<br />
Ort: Links frontal und parietal, Cerebellum, Nucleus caudatus<br />
Der räumlich-visuelle Notizblock:<br />
Es speichert Informationen räumliche und visuelle Informationen ab. Die Verarbeitungssysteme für<br />
räumliche (z.B Objektposition, -bewegung) und visuelle (z.B. Form, Farbe) Informationen sind<br />
getrennt.<br />
Der Episodischen Puffer<br />
Es handelt sich dabei um ein multimodales Speichersystem mit begrenzter Kapazität, es kann<br />
sowohl visuelle als auch phonologische Informationen in Form von "Episoden" speichern. Deshalb<br />
ist es z.B. möglich, sich viele Worte zu merken, solange sie aneinandergereiht einen Satz ergeben.<br />
Die zentrale Executive<br />
hat nach Baddeley ihre wesentlichen Funktionen darin, eine Verbindung zum Langzeitgedächtnis<br />
herzustellen, Aufmerksamkeit zu fokussieren, zu bewegen und zu teilen.<br />
Beweise für dieses Modell sind Patienten mit Läsionen in verschiedenen Hirnregionen.<br />
Es gibt z.B. Patienten, die trotz uneingeschränktem Sehvermögen nicht in der Lage sind, räumliche<br />
Informationen zu verarbeiten, wie z.B. Objektbewegung.<br />
Defizite in diesen Bereichen haben keinen Einfluss auf das Langzeitgedächtnis.<br />
Langzeitgedächtnis<br />
• Explicites Gedächtnis(Deklaratives)<br />
• Implicites Gedächtnis (Nicht-deklaratives)<br />
102
zu 1.: Das deklarative Gedächtnis<br />
Ort: medialer Temporallappen, Dienzephalon, Neocortex, präfrontaler Kortex<br />
Hier werden Informationen gespeichert, die sprachlich wiedergegeben werden können (bewusstes<br />
Wissen von Informationen). Es kann weiter unterteilt werden in das<br />
o episodisches Gedächtnis: Speicherung persönlich erlebter Ereignisse<br />
o semantische Gedächtnis: Speicherung von Faktenwissen<br />
-Das episodische Gedächtnis ist die Speicherung von persönlichen Ereignissen, ein<br />
autobiographisches Geddächtnis.(z.B. was man zum Frühstück gegessen hat oder auch, wann man<br />
seinen Ehemann zum ersten mal getroffen hat etc.)<br />
-Das semantische Gedächtnis ist die Speicherung von Faktenwissen. Z.B. wie man wie die Uhr<br />
liest, dass die Hauptstadt Frankreichs Paris ist und das man Äpfel essen kann.<br />
Es sind Fakten, die man weiß, ohne sich an die Umstände des Zeitpunkt des Lernens zu erinnern.<br />
Zu 2.: Das Nicht-deklarative Gedächtnis<br />
Informationen in diesem Speicher können nicht sprachlich wiedergegeben werden (unbewusstes<br />
Wissen)<br />
14. das prozedurale Gedächtnis:<br />
Dort sind Fertigkeiten (z.B. Lesen) und Verhaltensroutinen (z.B. Fahrradfahren) gespeichert.<br />
Ort: Basalganglien, Cerebellum<br />
• das perceptuelle Gedächtnis:<br />
Ort: Assoziativer Kortex<br />
• das klassische Konditionieren:<br />
Eine bestimmte Information wird schneller - oder gar automatisiert - abgerufen, wenn der Inhalt<br />
selbst oder die mit diesem Inhalt assoziierten kognitiven Inhalte zuvor aktualisiert worden sind.<br />
Dazu gehört z.B. auch das Experiment von Pavlov mit seinen Hunden.<br />
Ort: Skelettmuskulatur<br />
• Nonassoziatives Lernen<br />
Habituations Sensitivierung<br />
Ort: Reflexpfade<br />
Amnesie<br />
= Gedächtnisdefizite aufgrund von Gehirnerkrankungen, Gehirnschädigungen und Traumata<br />
Retrograde Amnesie:<br />
Gedächtnisverlust für einen Zeitraum/immer vor Eintreten des schädigenden Ereignisses<br />
Anterograde Amnesie:<br />
Gedächtnisverlust für eine bestimmte Zeit/ immer nach einem schädigenden Ereignis<br />
Allgemeine Intelligenz und Aufmerksamkeit sind normal<br />
103
Mediale Temporallappenamnesie<br />
Der Fall H.M.:<br />
• Hatte Epilepsie<br />
• Daher Operation: bilaterale Resektion seiner medialen Temporallappen, inklusive Hippocampus<br />
und Amygdala<br />
• Nach Operation: Epilepsie verbessert<br />
• Dafür: Gedächtnisstörungen: Totale anterograde Amnesie für deklarative und episodische<br />
Inhalte.<br />
Er kann keine neuen Informationen in sein Langzeitgedächtnis aufnehmen --> er kann sich nichts<br />
dauerhaft merken. Jedes neue Ereignis löscht Erinnerung an das vorhergehende aus. Ihm erscheint<br />
das Leben wie ein einziger Augenblick<br />
• Allerdings: Normales Arbeitsgedächtnis, normaler IQ; keine Sprachbeeinflussung, gute<br />
Erinnerung an Ereignisse vor der OP (Altgedächtnis)<br />
Völlig normales Kurzzeitgedächtnis. Beispiel: bei Tests, in denen vorher kurz gezeigte Buchstaben<br />
erinnert werden muss, ist er wie gesunde Menschen in der Lage, ca 5+-2 Elemente wiederzugeben.<br />
Sobald er aber aufhört, über neue Informationen nachzudenken, gehen ihm diese wieder verloren.<br />
So verbessert sich seine Leistung fast überhaupt nicht, selbst wenn er immer wieder die gleichen<br />
Buchstaben vorgelegt bekommt.<br />
Außerdem: Tests an HM beweisen, dass er, obwohl er sich nicht an den Umstand zum Zeitpunkt des<br />
Erlernens oder das Erlernen selbst erinnern kann, sich in eineigen Bereichen verbessert. --><br />
Patienten, die an anterograder Amnesie leiden, sind in der Lage, neues zu Lernen, obwohl sie sich<br />
nicht daran erinnern. Dies impliziert die Unterscheidung des Langzeitgedächtnisses wie oben<br />
beschrieben.<br />
HM: nicht in der Lage, explizite episodische Erinnerungen zu formen, wohl aber implizietes Lernen<br />
Schlussfogerung aus dem Fall HM:<br />
• Die Medialen Temporallappen spielen bei der Konsolidierung (Übergang vom Kurzzeit- ins<br />
Langzeitgedächtnis) einer Erinnerung eine Rolle. -->müssen für die Bildung<br />
Langzeiterinnerungen zuständig sein<br />
• Trennung von Langzeit-und Kurzzeitgedächtnis bestätigt<br />
• Entdeckung der unterschiedlichen Gedächtnisformen<br />
Verschiedene Amnesien:<br />
Korsakoffs's Syndrom<br />
Folge von langzseitigem starken Alkoholkonsum<br />
Symptome: sensorische und motorische Defizite, Verwirrtheit, Persänlichkeitsveränderungen, Leber<br />
– und Magen-Darmschädigungen, Herzversagen<br />
Gedächtnisschädigung: Anterograde Amensie plus Retrograde Amensie<br />
Wie HM : Normales implizites Gedächtnis und schwere Ausfälle des expliziten Gedächtnis<br />
Ort der Schädigung: medialen Diencephalon (Thalamus und Hypothalamus), Neokortex,<br />
Hippocampus und Cerebellum; Mediodorsale Kerne des Thalamus und teilweise der<br />
Mammilarkörper (allerdings nicht bei allen Patienten)<br />
104
Symptomatik nach isolierter Schädigung der Thalamuskerne:<br />
Bsp. N.A.: Verletzung mit Stab durch linkes Nasenloch<br />
Ort der Schädigung: medialer Diencephalon, einschließlich der mediodorsalen Nuclei und der<br />
Mammilarkörper<br />
Symptome: leichte retrograde Amensie, anterograde Amnesie, aber: „Gedächtnisinseln“(= Einzelne<br />
Erinnerungen die nicht ausgelöscht werden)<br />
2. Bsp. B.J.: Verletzung durch rechtes Nasenloch<br />
Symptome wie N.A.<br />
Verletzung des präfrontalen Kortex:<br />
Verlust des Gedächtnisses für Reihenfolgen, sequentiellen Abfolgen (Bsp: Essen kochen)<br />
Medialer Diencephalon Amnesie:<br />
nach Schlaganfall, gleiche Symptome wie bei Korsakoffs-amnesie.<br />
Ort der Schädigung: ischemische Läsionen im mediodorsalen Nucleus (großer Nucleus im<br />
Thalamus) – bestätigt, dass der Thalamus eine zentrale Rolle für mnemonische (=<br />
Gedächtnisbezogene) Funktionen spielt<br />
Amnesie als Folge von Alzheimer<br />
Erste Zeichen von Alzheimer sind eher leichte Gedächtnisschädigung, aus der sich allerdings eine<br />
Demenz ( lat. dementia „weg vom Geist“) entwickelt, bei der es zu einer fortschreitenden<br />
Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit kommt. Patienten sind nicht mehr in der Lage,<br />
einfache Dinge wie Essen, Sprechen, Erkennen von Angehörigen oder Blasenkontrolle auszuführen.<br />
Es entwickelt sich Alzheimer.<br />
Im Gegensatz zu medialtemporalen oder medial diencephalen Schädigungen oder dem Korsakoff's<br />
Syndrom, sind hier außer anterograden und retrograden Defiziten in der Bildung von expliziten<br />
Erinnerungen auch das Kurzzeitgedächtnis geschädigt. Zudem auch teilweise das Implizite<br />
Gedächtnis für z.B. Sprechen oder Wahrnehmung; nicht allerdings das Implizite Gedächtnis für<br />
Sensomotorische Bereiche.<br />
Amnesie nach Gehirnerschütterung<br />
Aufgrund eines starken Schlages gegen den Kopf kann posttraumatische Amnesie auftreten:<br />
Retrograde Amnesie, keine Erinnerung an die Umstände kurz vor dem Schlag und<br />
anterograde Amnesie, keine Erinnerung an die Geschehnisse in einem bestimmten Zeitraum nach<br />
dem Erwachen aus dem Koma (in diesem Zeitraum erscheint der Patient normal, da das<br />
Kurzzeitgedächtnis normal funktioniert, allerdings hat der Patient später keine Erinnerung mehr an<br />
diesen Zeitraum, es handelt sich um eine Phase der Verwirrtheit)<br />
Je schwerer der Schlag, desto länger das Koma. Je länger das Koma, desto länger die Phase der<br />
Verwirrtheit. Zeit der retrograden Amnesie kürzer als Zeit des Komas, diese wiederrum kürzer als<br />
die Phase der Verwirrtheit.<br />
Manchmal sog. Gedächtnisinseln = Einzelne Erinnerungen die nicht ausgelöscht wurden<br />
Verlust von Erinnerungen an den Zeitpunkt kurz vor dem Schlag auf den Kopf (?) sind Beweis für<br />
105
Konsolidierung. Da ältere Erinnerungen meistens nicht geschädigt sind, lässt sich daraus schließen,<br />
dass diese bereits gefestigt, also konsolidiert waren.<br />
Konsoldierung:<br />
Die bilaterale mediale Temporallappenektomie beschädigt mehrere wichtige Strukturen:<br />
hauptsächlich den Hippocampus, die Amygdala und den angrenzenden Cortex.<br />
Hebb (1948): Gedächtnisspuren sind zunächst transient und daher störbar.<br />
Hebbs Theorie: Informationen von Erfahrungen werden im Kurzzeitgedächtnis durch neuronale<br />
Aktivität gespeichert. Diese erzeugen erzeugen mit der Zeit eine Strukturveränderung in den<br />
involvierten Synapsen (=Engrammbildung) sodass eine stabile Langzeiterinnerung geformt wird.<br />
Allerdings kann dieser Vorgang durch Unfälle, z.B. Schlag auf den Kopf, gestört werden<br />
Experiment mit ECS (Elektroconvulsive shocks) soll messen, wie lang der Konsoldierungsvorgang<br />
braucht: Ratten lernen Ort einer Futterstelle und erhalten nach unterschiedlichen Zeiten einen<br />
Shock.<br />
Ergebnis: Wenn Shock inerhalb der ersten 10 Minuten nach Erlernen geschieht – später keine<br />
Erinnerung an den Ort; wenn Shock erst nach 1 Stunde geschieht, ist die neue Information bereits<br />
gespeichert wurden und der Ort kann wiedergefunden werden.<br />
Schlussfolgerung: Konsoldierierung, also Festigung des neuen Wissens, sodass es nicht so leicht<br />
wieder verloren gehen kann, dauert zwischen 10 Minuten und 1 Stunde!<br />
Allerdings: Wenn Speicherung nur so kurz braucht, wieso reicht retrograde Amnesie dann teilweise<br />
Tage, Wochen oder Jahre zurück?<br />
Schlussfolgerung: Konsoldierierung kann teilweise auch sehr lange brauchen<br />
Nadel und Moscovitch (1997): Konsolidierung langfristig. Dabei werden behaltene Informationen<br />
mit der Zeit immer resistenter gegen Störung da jedesmal, wenn eine ähnliche Information<br />
aufgenommen wird oder eine Erinnerung abgerufen wird, ein neues Engramm (neue<br />
Gedächtnisspuren) entsteht, welches sich in alte Gedächtnisspuren integriert. Somit ständige<br />
Gedächtnisänderung. Dadurch ist das ursprüngliche Engramm schwerer zu zerstören.<br />
Schlaf und Konsolidierung:<br />
REM-Schlaf<br />
• fördert Konsolidierung preozedualer Gedächtnisinhalte<br />
• hohe Cholinerge Aktivität während REM und Wachsein<br />
Slow-Wave-Sleep (SWS)<br />
6. fördert Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte.<br />
4. Durch Unterdrückung cholinerger Aktivität charakterisiert,<br />
Versuch um herauszufinden, wie sich die Steigerung der cholinergen Aktivität auf Konsolidierung<br />
auswirkt. Deshalb Injektion von Physostigmin (steigert cholinerge Aktivität im Hippocampus) oder<br />
Placebo.<br />
• Deklarative Gedächtnisaufgabe (z.B. Wörter merken)<br />
Bei denen, denen Pysostigmin injiziert wurde: Aufhebung der Unterdrückung der cholinergen<br />
Aktivität während des Schlafes, deshalb konnten sich weniger Worte gemerkt werden als bei<br />
denen, die ein Placebo bekamen, bei denen also weiterhin die Unterdrückte cholinere Aktivität<br />
106
waren<br />
• Non-deklarative Gedächtnisaufgabe<br />
Bei denen, denen Psysostigmin injisziert wurde: Noch mehr Cholinerge Aktivität als normal,<br />
daher noch bessere Merkungsfähigkeit<br />
Delayed Non-matching-to-sample-test (Sqire & Zola-Morgan, 1985)<br />
Affe muss sich an ein bekanntes Objekt erinnern, um das unbekannte zu identifizieren um darunter<br />
Futter hervorholen zu können.<br />
Affen mit großen bilateralen Temporallappenläsionen haben große Schwierigkeiten, sich an das<br />
Objekt, das eigentlich bekannt sein müsste, zu erinnern.<br />
Dies bestätigt, dass bei bilateralen Temporallappenläsionen keine Erinnerungen auf lange Zeit<br />
gespeichert werden können.<br />
Welcher Teil aber genau zuständig für Objekterkennuung? Denn - die Temporallappen beinhalten<br />
Hippocampus, Amygdala und Rhinal Cortex?<br />
Mit Hilfe von weiteren Tests herrausgefunden, dass Objekterkennung durch Läsionen im Rhinal<br />
Cortex stark geschädigt wird, Läsionen von Amygdala und Hippocampus dagegen keinen Einfluss<br />
haben.<br />
Die Entdeckung, dass der Rhinale Cortex eine wichtigere Rolle als der Hippocampus in der<br />
Objekterkennung spielt, heißt aber nicht, dass der Hippocampus keine signfikante Rolle für<br />
Gedächtnisbildung spielt. Im Gegenteil, er spielt eine Rolle für die räumliche<br />
Informationsverarbeitung<br />
Morris- Water-Maze- Task<br />
Ratten werden an unterschiedlichen Stellen eines Wasserbeckens ausgesetzt und müssen zu einer<br />
„Insel“ finden.<br />
Ratten mit Hippocampus-Läsionen können das nur mit großen Schwierigkeiten.<br />
Bestätigt wird dies dadurch, dass man bei Menschen, die eine besonders gute Orientierung haben<br />
müssen und sich besonders viele Orte und Wege merken müssen, wie z.B. Londoner Taxifahrer,<br />
haben besonders große Hippocampi.<br />
Also: Hippocampus wichtig für:<br />
• Räumliche Informationsverarbeitung<br />
• Konsolidierung<br />
• Aufteilung des Hippocampus in verschiedene Regionen: CA (cornu ammonis<br />
=Hippocampus) 1-4 und den Dentaten Gyrus<br />
Reaktivierungshypothese:<br />
Besagt, dass bei Enkodierung und Abruf gleiche Hirngebiete aktiv sind<br />
107
Kapitel 15 Neuronale Plastizität:<br />
Entwicklung, Lernen und Wiederherstellung nach Hirnschädigungen<br />
Das Nervensystem ist ein plastisches, lebendes Organ, das durch Interaktion zwischen seinem<br />
genetischen Programm und der Umwelt ständig wächst und sich verändert.<br />
Neuronale Plastizität<br />
Phasen der Neuralentwicklung in 5 Phasen<br />
• Induktion der Neuralplatte<br />
• Neuronale Proliferation<br />
• Migration und Aggregation<br />
• Axonales Wachstum und Synapsenbildung<br />
• Neuronentod und Neuranordnung der Synapsen<br />
1. Induktion der Neuralplatte<br />
• Embryo 21 Tage: Entwicklung der Neuralplatte (Gewebe, dass zum<br />
Nervensystem entwickelt)<br />
Außen - Ektoderm<br />
Mittlere - Mesoderm<br />
Innere - Entoderm<br />
Alle Zellen des dorsalen Ektoderms sind totipotent oder omnipotent (kann sich zu<br />
jeder beliebigen Körperzelle entwickeln)<br />
Mesoderm gibt chemische Anweisung für Entwicklung der Neuralplatte<br />
• Durch Faltung (siehe Abb. 15.1 Seite 424 im dt. <strong>Pinel</strong>) der Neuralplatte bildet sich<br />
erst die<br />
Neuralrinne dann das<br />
Neuralrohr (Hohlraum wird zum Zentralkanal und<br />
Hirnventrikeln ausgebildet)<br />
Totipotenz geht nun verloren (selbst wenn Neuralplatenzelle an anderen Ort gelangt,<br />
sie entwickelt sich immer zur Nervengewebe)<br />
108
• Embryo 40 Tage: am Vorderende des Neuralrohrs 3 Auftreibung erkennbar<br />
Vorderhirn<br />
Mittelhirn<br />
Rautenhirn<br />
2. Neurale Proliferation (Vermehrung)<br />
Ränder der Neuralrinne verschmelzen zum Neuralrohr, sofort danach proliferieren die<br />
Zellen des Neuralrohrs in typischer Abfolge unregelmäßig,<br />
ergibt artspezifische Hirnform und –fältelung.<br />
größte Proliferation in Ventrikularzone (flüssigkeitsgefülltes Lumen des<br />
Neuralrohrs)<br />
Stammzellen im sich entw. Nervensystem besitzen Fähigkeit sich in<br />
Unterschiedliche Arten von Nerven- oder Gliazellen zu entwickeln.<br />
3. Migration und Aggregation Abb. 15.3, S. 425 dt. <strong>Pinel</strong><br />
Nach Proliferation folgt Migration der Zellen an Bestimmungsort<br />
• Orientierung hauptsächlich an radialen Gliazellen (Netzwerk von Gliazellen,<br />
angeordnet vom Ventrikel radiär nach außen.<br />
• Tangentiale Migration auch von Bedeutung<br />
Inside-outside-Muster der corticalen Entwicklung: die neue gebildeten Zellen in<br />
der Ventrikularzone bilden zuerst die inneren Schichten des Gehirns so dass die<br />
neuen Zellen für die äußeren Schichten immer durch die anderen Schichten<br />
hindurchwandern müssen. Ist die Migration abgeschlossen, entwickeln sich die<br />
restlichen Zellen zu Ependymzellen, diese kleiden<br />
• Hirnventrikel<br />
• Zentralkanal aus.<br />
Dorsal des Neuralrohrs bildet sich die Neuralleiste. Diese Zellen bilden das periphere<br />
Nervensystem. Diese Zellwanderung wird chemisch geleitet, durch anziehen oder<br />
abstoßen.<br />
109
Aggregation – Zellen bilden am Zielort Zellverbände.<br />
Migration und Aggregation werden von neuronalen Zelladhäsionsmolekülen<br />
NCAMs auf der Oberfläche der Neurone geleitet. Diese erkennen andere Zellen und<br />
können sich anheften.<br />
4. Axonales Wachstum und Synapsenbildung<br />
Wachstumskegel – amöbenartige Struktur an der Spitze eines wachsenden Axons<br />
oder Dendriten,<br />
Filopodien – fingerartige cytoplamatische Ausläufer an den Wachstumskegeln,<br />
die nach dem richtigen Weg tasten.<br />
Drei Hypothesen wie die Wachstumskegel ihren Bestimmungsort finden<br />
5. Chemoaffinitäts-Hypothese<br />
f. Sich entwickelnde Neurone in Vitro konnten in einigen Fällen zu ihren<br />
normalen Bestimmungsorten wachsen<br />
g. Es wurden zahlreiche Substanzen im extrazellulären Nervengewebe<br />
nachgewiesen, die Wachstumskegel anziehen bzw. abstoßen.<br />
8. Wegweiserneureonen-Hypothese<br />
i. Pionierwachstumskegel folgen bestimmten chemischen oder mechanische<br />
Spuren<br />
j. Nehmen die Spur mit Zelladhäsionsmolekülen auf<br />
k. Tendenz anderer Axone dieser Spur zu folgen heißt<br />
Fascilculation<br />
12.Topographische Gradienten<br />
m. Axone, die von einer Zellkörperschicht (z. Bsp. Retina) zu einer anderen<br />
ausgewachsen sind (Tectum opticum) arrangieren ihre synaptischen<br />
Endigungen entsprechend ihrer Position in der ursprünglichen Schicht.<br />
Neuronentod - es werden doppelt so viele Neuronen ausgebildet, wie<br />
benötigt. Die Tauglichsten überleben, die anderen<br />
sterben ab.<br />
- tritt lebenslang wellenartig in verschiedenen Teilen des<br />
Gehirns auf<br />
110
Erforschte Befunde:<br />
• Neurone wetteifern um Neurotrophine<br />
• Nach Implantation zusätzlicher Zielorte steigt die Überlebensrate<br />
• Durch Zerstörung einiger Motoneurone eines Areals vor der Phase des Zelltodes<br />
wird die Überlebensrate der verbleibenden Neurone erhöht.<br />
• Wenn die Zahl der Axone, die anfangs ein Ziel innervieren steigt, sinkt der Anteil<br />
derer, die überleben.<br />
Neurotrophine<br />
• Werden von den Zielzellen, den sympatischen Neuronen synthetisiert<br />
und freigesetzt.<br />
• Fehlende Neurotrophine können genetisches Selbsttötungsprogramm<br />
auslösen. (Apostose). Dabei werden alle Zellstrukturen verpackt, bevor<br />
die Membran sich auflöst. Es entsteht kein Entzündungsprozeß wie bei<br />
der Nekrose.<br />
Nachteil der Apoptose<br />
• Kann zu Krebs führen<br />
• Zur falschen Zeit/Ort aktiviert können neurodegenerative Prozesse<br />
entstehen.<br />
Auswirkungen von Erfahrung auf die neuronale Entwicklung<br />
Erfahrung fördert die Entwicklung von aktiven neuronalen Verbindungen<br />
kann auch in Konkurrenz zur Entwicklung treten.<br />
Abdecken eines Auges während der frühen Entwicklung führt zu:<br />
• Sehfähigkeit dieses Auges wird blockiert, des anderen Auges nimmt zu<br />
• wird nicht blockiert, wenn anderes Auge ebenfalls abgedeckt<br />
Lernen und Gedächtnis bei einfachen Systemen<br />
Habituation (Gewöhnung)<br />
•Nicht-assoziatives Lernen<br />
•Wiederholte Reizdarbietung bewirkt Reaktionsabnahme<br />
Habituation bei Aplysia (<strong>Pinel</strong> S. 436, Abb. 15.12)<br />
•Wiederholte Siphonreizung<br />
•Reflektorisches Zurückziehen der<br />
111
Kiemenregion<br />
•Nach etwa 10 Reizen deutliche Abnahme der<br />
Reaktion<br />
•Auch längerfristiger Effekt möglich<br />
Neuronale Ebene der Habituation<br />
• Calciumionenstrom in die sensorischen Endknöpfe verringert<br />
o Ausschüttung von Neurotransmittern des Sensorische Neurons<br />
wird immer weniger<br />
• Zusätzlich Erschöpfung der Neurotransmittervorräte<br />
• Weniger Aktionspotentiale im Motoneuron<br />
Langfristiger Effekt<br />
• Veränderungen bei Proteinbiosynthese<br />
• Rückgang der Synapsen<br />
Sensitivierung<br />
Standardreiz gekoppelt mit Stör-Reiz<br />
Anstieg der Reaktion<br />
Senstivierung bei Aplysia<br />
•Wiederholte Siphonreizung durch<br />
elektrischen<br />
Reiz im Bereich des Schwanzes<br />
15.Kiemenrückzugsreflex wird verstärkt<br />
•Auch hier langfristiger Effekt möglich<br />
Neuronale Ebene bei Sensitivierung<br />
• Präsynaptische Bahnung (Bildung von Synapsen)<br />
• Führt zur Erhöhung von Calciumeinstrom und somit Erhöhung der<br />
Neurotransmitterfreisetzung der Motoneurone<br />
• Zusätzlich Erhöhung der Erregbarkeit der Motoneurone<br />
Sensitivierung innerhalb der Zelle<br />
•Serotonin-Rezeptor aktiviert<br />
•cAMP steigt an<br />
•Enzym PKA wird aktiviert<br />
•Blockade von Kaliumkanälen<br />
112
•Repolarisation behindert<br />
•Mehr Kalziumkanäle offen<br />
•Mehr Neurotransmitterausschüttung<br />
Langfristiger Effekt<br />
•Produktion neuer Proteine<br />
•Neue axonale Aussprossungen<br />
•Neue Verbindungen<br />
Assoziatives Lernen<br />
Es wird eine Assoziation zwischen einem bedingten und einem unbedingten Reiz<br />
erlernt.<br />
Assoziatives Lernen bei Aplysia<br />
Klassische Konditionierung<br />
• Leichte Berührung des Siphons (bedingter Reiz) wird mit einem starken<br />
Schwanzschock (unbedingter Reiz) gekoppelt.<br />
o Eine leichte Berührung führt zu einer starken Kiemenrückzugsreaktion, wie<br />
vorher nur unter dem starken Schwanzschock<br />
Differentielle Konditionierung( <strong>Pinel</strong> S. 438, Abb. 15.13 + 15.14)<br />
• Zwei bedingte Reize werden gesetzt<br />
A schwache Stimulation des Mantels<br />
B schwache Stimulation des Siphons<br />
• Beide Reize lösen schwachen Kiemenrückziehreaktion aus<br />
• Im Training wird Reiz A mit einem Schwanzschock gekoppelt<br />
- Der assoziierte Reiz A löst eine starke Reaktion aus<br />
- Der nicht-assoziierte Reiz B löst eine schwache Reaktion aus<br />
Neuronale Ebene der klassischen Konditionierung<br />
Aktivitätsabhängige Verstärkung<br />
Beruht auf mehreren Mechanismen<br />
113
Sekundäre Botenstoffe und strukturelle Veränderungen<br />
Zwei Typen von synaptischer Übertragung<br />
Typ 1 wirkt über ionotrope Rezeptoren rasch und momentan<br />
Typ 2 wirkt über metabotrope Rezeptoren und sekundäre Botenstoffe langsam und<br />
anhaltend<br />
Second messangers (sekundäre Botenstoffe)<br />
Cyclisches AMP (cAMP) cyclisches Adenosinmonophosphat<br />
Kurzzeitgedächtnis bei Aplysia<br />
• Schwanzschock bewirkt Freisetzung von Serotonin in den synaptischen<br />
Endknöpfen der sensorischen Siphonneurone<br />
• Serotonin erhöht den cAMP-Spiegel in den Endknöpfen<br />
• cAMP aktiviert das Enzym Proteinkinase A<br />
• Proteinkinase A führt zur Schließung vieler Kaliumkanäle in den<br />
Endknöpfen<br />
• Schließung der Kaliumkanäle verlängert Dauer jedes Aktionspotentials<br />
• Verlängerte Dauer des Aktionspotentials erhöht den Einstrom von<br />
Calciumionen und damit die Neurotransmitterfreisetzung<br />
Langzeitgedächtnis bei Aplysia<br />
<br />
<br />
Secondmessenger regen Proteinbiosynthese im Zellkörper des Neurons an<br />
Proteinsynthese führt zu strukturellen Veränderungen in synaptischen<br />
Endknöpfen<br />
Langzeitpotenzierung im Säugerhippocampus<br />
Definition Langzeitpotenzierung (LTP)<br />
Langanhaltende Bahnung synaptischer Übertragung nach Aktivierung einer Synapse<br />
durch intensive hochfrequente Stimulation des präsynaptischen Neurons.<br />
•Hebb´sche Regel<br />
Simultane Erregung von prä- und postsynaptischer Zelle ist eine<br />
physiologische Vorraussetzung zum Lernen<br />
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•LTP sind dort ausgeprägtesten, wo Strukturen am Lernen beteiligt sind<br />
Funktionsweise Langzeitpotenzierung LTP<br />
•Ausschüttung von Glutamat<br />
•NMDA-Rezeptoraktivierung unter 2 Bedingungen<br />
o Depolarisierung<br />
b. Glutamatbindung<br />
•Calciumionen strömen verstärkt ein<br />
•Ausschüttung von Proteinkinase im Cytoplasma<br />
•Strukturveränderungen an den Glutamatrezeptoren.<br />
•Feed-back an die präsynaptische Zelle<br />
Aufrechterhaltung des LTP<br />
Spezifität der LTP geht auf dendritische Dornen zurück<br />
Erfordert wahrscheinlich Synthese neuronaler Proteine<br />
Gas Stickoxid führt wahrscheinlich zu einer Art Fead-back an die<br />
Präsynaptische Zelle<br />
Neuronale Degeneration<br />
Nachdem ein Axon oder ein Axonbündel getrennt wurde (Axotomie) kommt es zu zwei<br />
verschiedenen Formen der neuronalen Degeneration.<br />
1. Bei der anterograder Degeneration degeneriert (verkommt) der Teil zwischen Schnitt und<br />
Synaptischer Endigung (distales Segment). Dies tritt rasch nach der Axotomie ein, da durch den<br />
Schnitt das Axon vom Zellkörper getrennt wird.<br />
2. Bei der retrograden Degeneration degeneriert der Teil zwischen Schnitt und Zellkörper<br />
(proximales Segment), was eher Schritt für Schritt passiert. Nach zwei bis drei Tagen ist eine<br />
degenerative oder regenerative Veränderung erkennbar. Jedoch heißt eine Regeneration nicht, dass<br />
das Neuron dauerhaft überlebt.<br />
Für die Resorption der Zelltrümmer nach einer Schädigung im ZNS sind Astrogliazellen<br />
verantwortlich. Diese Reaktion wird als Phagocytose und die Astogliazellen als Phagocyten<br />
bezeichnet.<br />
Im PNS funktionieren Schwann-Zellen als Phagocyten, die die Myelinhüllen der peripheren Axone<br />
bilden.<br />
Eine transneuronale Degeneration tritt auf, wenn sich die Degeneration von geschädigten<br />
Neuronen auf andere Neuronen ausbreitet, die miteinander synaptisch verbunden sind. Bei der<br />
115
anterograden transneuronalen Degeneration handelt es um die Neuronen, auf denen die<br />
verletzen Neuronen Synapsen ausgebildet haben. Die retrograde transneuronale Degeneration<br />
betrifft es die Neuronen, die auf den verletzen Neuronen Synapsen ausgebildet haben.<br />
Neuronale Regeneration<br />
Hierbei handelt es sich um Wiederauswachsen von geschädigten Neuronen. Dies findet bei den<br />
meisten niederen Wirbeltieren und Wirbellosen im größeren Ausmaß statt, als im Nervensystem<br />
von Säugern und höheren Wirbeltieren, die diese Fähigkeit im Laufe ihrer Entwicklungszeit<br />
verlieren. Im ZNS erwachsener Säuger findet quasi keine Regeneration mehr statt und die im PNS<br />
ist auch unsicher. Der proximale Stumpf eines verletzen Neurons im PNS kann nach einigen Tagen<br />
wieder auszuwachsen beginnen, jedoch was danach passiert hängt von der Art der Verletzung ab.<br />
– Ist die Myelinschicht intakt bebliebenwachsen die regenerierten peripheren Axone an ihr<br />
Zielort zurück<br />
– Ist der periphere Nerv völlig durchtrennt und die Endigungen durch einen Abstand von<br />
einigen Millimeter getrenntwachsen die regenerierten Axone oft nicht an das richtige Ziel<br />
– Sind die Endigungen weit von einander entfernt oder ist ein längerer Nervenabschnitt<br />
geschädig findet möglicherweise kaum Regeneration statt<br />
Warum regenerieren Neuronen im PNS von Säugern nicht aber im ZNS?<br />
Im PNS befinden sich Schwann-Zellen, die die Regeneration fördern, da sie sowohl neurotrophe<br />
Faktoren (Nervenwachstumsfaktoren) als auch Zelladhäsionsmoleküle (die einen Weg bilden, den<br />
das regenerierte Axon entlang wächst) produzieren. Die sich im ZNS befindende Oligodendroglia,<br />
die die Axone im ZNS myelinisiert, fördern die Regeneration nicht und produziert sogar Faktoren,<br />
die diese aktiv blockieren.<br />
Bei niederen Wirbeltieren ist die Regeneration egal ob im ZNS oder PNS außerordentlich zielgenau.<br />
Man erhofft sich, diese Faktoren, die diese Zielgenauigkeit ermöglichen, zu identifizieren und<br />
vielleicht irgendwann auf das menschliche Gehirn anzuwenden und so vielleicht bis jetzt nicht zu<br />
behandelnde Hirnschädigungen zu heilen.<br />
Degeneriert ein Axon, so bilden benachbarte gesunde Axone an den Stellen synaptische Kontakte,<br />
die durch die Verletzung aufgegeben worden sind, diesen Vorgang nennt man kollaterales<br />
Aussprossen.<br />
Neuronale Reorganisation<br />
Man ging früher davon aus, dass sich die Veränderung des Nervensystem bei erwachsenen Säugern<br />
nur auf die feinen funktionalen Veränderung beim Lernen begrenzen und größere Veränderungen<br />
nur im frühen Entwicklungsalter passieren.<br />
Heute weiß man jedoch, dass sich das erwachsene Hirn eines Säugers noch signifikant<br />
reorganisieren kann. Wegen ihrer topographischen Organisation sind der primäre sensorische und<br />
der primäre motorische Cortex ideal zur Untersuchung neuronaler Reorganisation geeignet.<br />
Der primäre sensorische Cortex<br />
Auf drei unterschiedlichen Weisen wurde die Reorganisation am primären sensorischen Cortex<br />
gezeigt.<br />
1. durch Schädigung der sensorischen Bahnen<br />
116
2. durch Schädigung des sensorischen Cortex selbst<br />
3. durch eine Veränderung der sensorischen Erfahrung<br />
Durch verschiedene Untersuchungen wurden die drei Methoden zur Induktion einer Reorganisation<br />
in sensorischen Systemen untersucht.<br />
Nebenbei wurde noch heraus gefunden, dass die Größe, mit der die verschiedenen Teile des Körpers<br />
im primären somatosensorischen Cortex repräsentiert sind, vom Gebrauch abhängig ist.<br />
Der primäre motorische Cortex<br />
Ähnliche Reorganisation lässt sich auch hier nach Schädigung von Motoneuronen und auch durch<br />
Erfahrung beobachten. Diese in den Tieren gefundene Plastizität des motorischen Cortex wurde<br />
durch einige Untersuchungen mit funktionellen bildgebenden Verfahren auch bei Menschen<br />
beobachtet.<br />
Funktionen und Mechanismen der neuronalen Reorganisation<br />
Es wurden zwei wichtige Erkenntnisse zur neuronalen Reorganisation bei erwachsenen Säugern<br />
gemacht.<br />
o Sowohl Erfahrung als auch neuronale Schädigungen führen sehr schnell zu<br />
reorganisatorischen Schädigungen<br />
o außerdem können sie bei genügend Zeit reorganisatorische Veränderungen<br />
von beträchtlichem Ausmaß induzieren<br />
Man geht davon aus, dass die primäre Funktion langsamer Veränderung darin besteht,<br />
Schädigungen im Nervensystem zu kompensieren und die der rascher Veränderung, das Gehirn auf<br />
veränderte Erfahrungen einzustimmen.<br />
Zwei Arten von Mechanismen könnten die Reorganisation erklären:<br />
• die Verstärkung bereits bestehender Verbindungen durch Aufheben einer Hemmung<br />
• Ausbildung neuer Verbindungen durch kollaterale Aussprossung<br />
Neuronale Reorganisation und die Wiederherstellung der Funktion nach einer<br />
Hirnschädigung<br />
Wahrscheinlich trägt die neuronal Reorganisation zur Erholung von Hirnschädigungen bei, doch<br />
bisher gibt es dafür nur indirekte Bestätigungen, denn Hirnschädigungen rufen viele adaptive<br />
Reaktionen hervor, die zum Teil leicht mit einer wirklichen funktionellen Erholung zu verwechseln<br />
sind.<br />
Es lässt sich schwer sagen, ob ein verbesserter Zustand des Patienten auf eine wirkliche Erholung<br />
der Verletzung und eine Wiedergewinnung verlorener Funktion zurück zu führen ist oder ob nur die<br />
verletzungsbedingten Schwellungen (cerebrale Ödeme) zurück gegangen sind. Trotz<br />
Schwierigkeiten lassen sich drei Schlussfolgerungen ziehen:<br />
• Die Erholung der Funktionen ist viel seltener und weniger vollständig, als die meisten<br />
Menschen meinen<br />
• Das Gehirn erholt sich von kleinen Läsionen im Allgemeinen besser<br />
• Die Wahrscheinlichkeit für eine Erholung bei jungen Patienten ist größer als bei älteren<br />
117
15.5 Therapeutische Anwendungsmöglichkeiten der Neuroplastizität<br />
Oft kommt es nach Schädigungen zu degenerativen aber manchmal auch zu regenerativen<br />
Veränderungen, die sogar dazu führen können, dass Funktionen wieder hergestellt werden können.<br />
Die Erforschung der neuronalen Plastizität könnte so zur Entwicklung vielversprechender<br />
Therapien führen.<br />
Förderung der funktionalen Regeneration nach Hirnschädigungen durch<br />
Rehabilitationstraining<br />
Es wurde gezeigt, dass diese Ausbreitung im Neocortex durch Rehabilitationstraining begrenzt<br />
werden kann.<br />
Man setzte bei Affen kleine ischämische Läsionen (durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr<br />
hervorgerufenen Schädigungen) im Handfeld des Motocortex. Dann konnte man feststellen, dass<br />
nach einem Rehabilitationstraining die Ausdehnung des Verlust der Repräsentation der Hand im<br />
Motocortex deutlich reduziert werden konnte.<br />
Es gibt bereits Erfahrungen mit Rehabilitationstraining nach Rückenmarksverletzungen.<br />
Förderung der funktionalen Regeneration nach Hirnschädigungen durch<br />
Gentechnik<br />
Es konnten schon viele verschiedene Neurotrophine isoliert werden, die verletze Zellen vor dem<br />
Zelltod bewahren können und ihre Regeneration förder und steuern. Zunächst muss man eine<br />
Methode entwickeln, um eine gleichmäßige Ausschüttung an gezielten Gehinstellen bewirken zu<br />
können. Hier für gibt es zwei Möglichkeiten.<br />
1. Man kann sich eine Anzahl Stammzellen (embryonale Zellen, die sich noch zu unterschiedlichen<br />
Zellarten entwickeln können) schaffen, deren genetisches Material sich so verändern lässt, dass sie<br />
ein bestimmtes Neurotrophin ausschütte können, wenn sie reif sind.<br />
2. Es werden Viren in das Gehirn injiziert, die derart genetisch verändert wurden, dass sie<br />
Neurotrophine produzieren können.<br />
Bei dieser Neurotrophin-Synthese ist noch kein therapeutischer Erfolg nachgewiesen, jedoch haben<br />
Tierexperimente gezeigt, welches therapeutische Potenzial dahinter steckt.<br />
Förderung der fuktionalen Regeneration nach Hirnschädigungen durch neurotransplantation<br />
In Jahr 1971 konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass neuronales Gewebe von Spenderratten in<br />
den Gehrinen von Empfängerratten überleben kann.<br />
Außerdem hat man festgestellt, dass ZNS-Transplantate von Artgenossen nur selten abgestoßen<br />
werden, wenn das geweb von fetalen Spendern stammt.<br />
Es gibt zwei verschiede Strategien zur Entwicklung von Methoden der Neurotransplantation.<br />
27. Gewebe wird transplantiert, um das körpereigene Gewebe des Patienten zu Regeneration<br />
anzureden.<br />
28. Gewebe wird verpflanzt, in das ZNS des Patienten integriert, um dort die Verletzen Zellen zu<br />
ersetzen<br />
118
Förderung der Regeneration im ZNS durch Neurotransplantation<br />
Hierbei werden Abschnitte myelinisierter Nervenfasern aus dem PNS in das ZNS verpflanzt. Die<br />
Axone dieser Abschnitte sterben ab und lassen Hüllen zurück, die aus den Schwann-Zellen<br />
bestehen. In diesen Hüllen können die Axone der regenerierenden ZNS-Neuronen wachsen. Dabei<br />
Stimulieren und Lenken die Schwann-Zellen die Regeneration.<br />
Einfügen von Ersatzgewebe ins Gehirn durch Neurotransplantation<br />
Hierbei geht’s darum, dass man verletztes Gewebe durch entsprechendes gesundes Gewebe ersetzt.<br />
Zum Beispiel hat man bei Affen eine bilaterale Transplantation von fetalen Substantia-nigra-Zellen<br />
durchgeführt, die die Symptome der Parkinsonkrankheit erfolgreich lindern konnte.<br />
Neurotransplantation wurde dann nach erfolgreichen Erkenntnissen bei Ratten und Affen an<br />
bestimmten Kliniken zur Behandlung der Parkinsonkrankheit eingesetzt. Vielen Patienten geht es<br />
besser, sie sind aktiver geworden und ihre Muskelsteifheit hat abgenommen.<br />
Bei einer Autotransplantation wird Gewebe aus einer Körperregion eines Patienten in eine andere<br />
Körperregion desselben Patienten transplantiert.<br />
Jedoch hat sich zum Beispiel der positive klinische Effekt der Nebennierenmarks-<br />
Autotransplantation eher gering erwiesen.<br />
119
Kapitel 16 Lateralisierung, Sprache und Split Brain<br />
Um was geht es ganz kurz::<br />
Das Kapitel beinhaltet sieben Teile, die Einführung in das Thema der Lateralisierung des Gehins bezüglich<br />
bestimmter Funktionen und die Methode des sogenannten Split Brains, bei dem die Verbindung der beiden<br />
Gehirnhemisphären getrennt wird. Als dritten Punkt geht <strong>Pinel</strong> auf die Unterschiede der linken und<br />
rechten Hemisphäre ein, gefolgt von der Frage, wo denn die Sprache als Funktion im Gehirn verarbeitet,<br />
produziert, gelesen etc wird (Wernicke-Geschwind Model) und führt im nöchsten Abschnitt eine Evaluierung<br />
des Wenicke-Geschwind-Models durch. Der 7. Abschnitt umfasst die Sprache aus kognitiver<br />
neurowissenschaftlicher Ansicht.Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit der kognitiven<br />
neurowissenschaftlichen Ansicht der Dyslexie (Probleme mit dem Lesen und Verstehen von Wörtern oder<br />
Texten bei normalem Seh- und Hörvermögen.).<br />
Teil 1: Cerebrale Lateralisierung der Funktion: Einführung<br />
Ärzte haben bereits im frühen 20.Jahrhundert gesehen, dass Patienten mit Sprachpoblemen fast immer eine<br />
Verletzung der linken Hemisphäre aufwiesen. Solche frühen Beobachtungen wurden jedoch verworfen, da<br />
man damals noch dachte, das Gehirn arbeite als Ganzes und man könne Funktionen nicht spezifischen<br />
Bereichen im Gehirn zuordnen.<br />
Falsch war diese Ansicht und Paul Broca forschte an Patienten, die Aphasie vorwiesen. Aphasie ist eine<br />
Gerhirnzerstörende Verletzung, die Nachteile in der Produktion und dem Verständnis der Spache mit sich<br />
zieht.<br />
Die bestimmte Stelle im Gehirn war der inferiore prefontale Cortex, welcher heute bekannt ist unter dem<br />
Namen: Broca Areal. Auch Patienten, die Schwierigkeiten hatten, in der spontanen Ausführung von<br />
Bewegungen außerhalb eines Kontexts (Apraxie), zeigten eine Verletzung in der linken Hemisphäre. So<br />
entstand der Begriff der dominaten linken und der untergeordneten rechten Hemisphäre, wobei die linke<br />
Hemisphäre bei der Sprache und spontanen Bewegungen eine zentrale Rolle spielt.<br />
Es gibt einige Test, mit denen man linke und rechte cerebrale Hemisphärenläsion erprüft hat.<br />
Sodium Amytal Test:<br />
• wird oft vor GehirnOPs verwendet um zu planen, wo operiert wird.<br />
• Spritzen von einer kleinen Menge Sodium in die Halsschlagader.<br />
• Die Hemisphäreauf jener Seite des Halses ist vorübergehend gelähmt.<br />
• nur die andere Seite kann eingesetzt werden<br />
• war durch den Test die linke Hemisphäre außer Kraft gesetzt, konnte der Patient keine Wortreihen (z.B.<br />
Wochentage) wiedergeben und war stumm.<br />
• Andersrum war bei rechter Lahmlegung der Hemisphäre fast keine Einschränkung der Sprachproduktion<br />
beobachtbar.<br />
• (Beweis für linke Hemisphärendominaz bei Sprachproduktion)<br />
Dichotische listening test: nicht invasiv, bei gesunden Menschen<br />
Die Vp hört über Kopfhörer links und rechts unteschiedliche Worte und wird danach gebeten, die Worte, die sie sich<br />
gemerkt hat, wiederzugeben. Das Ergebnis ist, dass es eine leichte links Hemisphärendominaz bei der Sprache gibt, also<br />
mehr Wörter wiedergegeben wurden, die dem rechten Ohr präsentiert wurden.<br />
Zur Bestätigung übereinstimmt auch der Sodium Amytal Test, bei dem Vpn annormaler Weise rechtsdominant für<br />
Spache sind, auch bei dem Hörtest eine Dominanz in der rechten Hemisphäre.<br />
Das Ohr leitet generell Geräusche zu beiden Hemisphären, aber die Übertragung zur gegenüberliegenden Hemisphäre<br />
ist besser.<br />
Functional Brain Imaging – Bilddarstellung: PET und fMRT.<br />
Die Vp führt eine bestimmte kognitive Tätigkeit aus und man schaut, welcher Bereich im Gehirn aktiviert wird.<br />
Bei Sprachtests ist die linke Hemisphäre viel mehr aktiviert als die rechte.<br />
Sprachlateralisierung und Händigkeit ( Rechts- oder Linkshänder)<br />
Nach einigen Untersuchungen hat man bei 60% der Rechtshänder mit einer Läsion in der linken Hemisphäre<br />
120
eine Aphasie diagnostiziert. Nur bei 2% der Rechtshänder mit einer Läsion in der rechten Hemisphäre<br />
wiesen Patienten eine Aphasie auf. Bei Linkshändern ist es 30 zu 24 %, also variabler aber tendentiell auch<br />
mehr links -hemisphärisch. Interessant dabei ist, dass man mit dem Sodium Amytal Test auch herausfand,<br />
dass Rechts- und Linkshänder, die im frühen Alter eine Läsion in der linken Hemisphäre hatten, dominant in<br />
der Sprache in der rechten Hemisphäre waren.<br />
Geschlechterunterschiede in Bezug auf Gehirnlateralisierung:<br />
Studien besagen, dass Männer 3mal häufiger an einem einseitigen Schlaganfall leiden als Frauen. Männer<br />
mit einem Schlaganfall in der linken Hemisphäre hatten Defizite bei einem Intelligenztest bezüglich verbaler<br />
Fähigkeiten. Bei einem Schlaganfall in der rechten Hemisphäre waren die Defizite in der Performanz zu<br />
finden. Bei Frauen gibt es keine solcher Tendenzen.<br />
Mc Glone schließt daraus, dass Männerhirne mehr lateralisiert sind als die der Frauen. Problematisch wird<br />
es, wenn jedes unterschiedliche Verhalten der Geschlechter nun auf diesem Fakt begründet wird.<br />
Teil 2: Split-Brain (5.Methode)<br />
Die beiden Hemisphären werden durch die cerebrale Kommissur miteinander verbunden. Die längste<br />
Kommissur, mit über 200 Millionen Axonen in der Mitte nennt sich: Corpus Callosum (CC). Erste Versuche,<br />
bei denen der Corpus Callosum getrennt wurde, waren1953 mit Katzen (Myers und Sperry).<br />
Man durchschnitt sowohl den CC als auch den optic chiasm (zusätzliche Ort bei Katzen, an dem<br />
Informationen von einer Seite zur anderen Seite gelangt.) Die Kontrollguppe von Katzen waren diese, bei<br />
denen nur der CC ode nur der optic chiasm durchtrennt wurde. Nun mussten die Katzen Kugeln und<br />
Quadrate auf Feldern untescheiden und für jeweils das eine wurde die eine ode andere Taste gedrückt.<br />
Man testete bei dem Versuch immer nur eine Hemisphäre und legte den Katzen Augenklappen vor jeweils<br />
das andere Auge.Die Beobachtung ist folgende: Sowohl die Kontrollgruppe (nur eine Verbindung<br />
durchtrennt) als auch die Vp-katzen brauchten gleich lang um die Aufgabe auszuführen, sprich die<br />
Verbindung zwischen der Form und der zu drückenden Taste zu finden. Wechselte man nun die<br />
Augenklappe, wurde die andere Hemisphäre gefordert, die gleiche Aufgabe zu leisten. Bei der<br />
Kontrollgruppe konnten die Katzen das Gelernte fehlerfrei auf die andere Hemisphäre übertragen. Bei der<br />
Vpn-gruppe fand kein Austausch statt und die Katze gleichen Lernaufwand wie beim ersten Durchgang am<br />
ersten Auge.<br />
Kommissurotomie bei Epilepsie<br />
Bei starken Epilepsiefällen erprobte man das erste Mal an Menschen die Durchtrennung des CC, da sich der<br />
Anfall meist von der einen Hemisphäreauf die andere übetrug.Kleine Kommissuren blieben intakt. Die<br />
Eingriffe waren erfolgreich. Gazzanga und andere forschten viel mit diesen Patienten.<br />
Ein Test: Vpn lesen mit jeder Hemisphäre zwei getrennte Wörter ( Siehe Buch S. 401) und müssen dann nach<br />
dem gelesenen Gegenstand greifen, ohne diesen zu sehen.<br />
Wie schon aus anderen Methoden bestätigt, kann die Vpn Wörter, die mit dem rechten Auge aufgenommen<br />
werden, in der linken Hemisphäre verarbeitet. auch mit der rechten Hand richtig ergriffen werden. Wenn aber<br />
die nichtverbale rechte Hemisphäre das zu suchende Objekt, das eben noch mit der anderen Hemisphäre<br />
ausgeführt wurde, mit der contralateralen linken Hand auswählen soll, so kann sie das nur per Zufall richtig<br />
tun. Wenn man der linken Hand einen Gegenstand vorlegt, spürt die Vp zwar, dass sie einen Gegenstand in<br />
der Hand hat, weiß aber nicht, was es ist. Präsentiet man dem linken visuellen Feld ein Wort, behauptet die<br />
Vp, kein Wort zu sehen. Die rechte Hemisphäre ist dazu unfähig.<br />
Cross Cuing (gekreuztes Hilfsmittel)<br />
Cross Cuing ist eine Methode, bei der sich die beiden Hemisphären auf nicht neuronalem Weg austauschen<br />
können. Wenn das linke visuelle Feld eine Farbe präsentiert bekommt und die rechte Hemisphäre hört, wie<br />
die linke per Zufall die falsche Farbe nennt (die linke Hemisphäre ist für die Sprachproduktion zuständig),<br />
reagiert die rechte Hemisphäre mit einem grimmigen Gesicht und die linke Hemisphäre reagiert daraufhin<br />
121
mit der richtigen Antwort.<br />
Zwei Dinge gleichzeitig lernen<br />
Anhand mehrerer Tests wird bewiesen, dass beide Hemisphären getrennt voneinander arbeiten bei Split<br />
Brain Vpn.<br />
Bei dem helping hand Phenomen, werden beiden visuellen Feldern getrennt voneinander zwei Gegenstände<br />
präsentiert und die rechte Hand soll nach dem gezeigten Objekt greifen. Sie greift nach dem, welches die<br />
linke Hemisphäre ihr sagt. Die andere Hand jedoch greift ein, da diese durch die kontralaterale Hemisphäre<br />
gesteuert wird und führt sie zu dem anderen Objekt, welches sie durch „ihr Auge“ identifiziert hat.<br />
Es gibt auch die „visual completion“, bei der Patienten mit Skotom (Teil des visuellen Feldes ist weniger<br />
sensibilisiert, teils blind) den nicht zuerkennenden Bereich mit Hilfe der umliegenden Information ausfüllen<br />
können.<br />
Der Chimeric Figures Test zeigt zwei unterschiedlich aussehende Gesichtshälften, die der Vpn päsentiert<br />
werden.Fast immer beschreibt die Vpn danach das komplete Gesicht nach der Gesichtshäflte, die das rechte visuelle<br />
Feld wahrgenommen hat, sprich die linke Hemisphäre verarbeitet hat.<br />
Z Linse:<br />
Die Z-Linse (lichtundurchlässig auf einer Seite) schränkt den visuellen Input der einen Hemisphäre von Split-Brain-<br />
Patienten ein während sie z.B.ein Buch lesen.. Mit ihr kann man funktionelle Asymmetrien erforschen, da man durch<br />
die Linse die Infomationen auf der selbigen Hemisphäre behält und somit das ganze Buch gelesen werden kann. (siehe<br />
S.404)<br />
Bei den meisten Split-Brain Patienten kristalisiert sich heraus, dass die linke Hemisphäre die wichtigere ist,<br />
jedoch ist das keinr ganz-oder-gar-nicht-Abstufung sondern eine gaduelle.<br />
Teil 3: Was sind nun genau die Unterschiede zwischen der linken und rechten Hemisphäre?<br />
Funktion Dominanz der linken Hemisphäre Dominanz der rechten Hemisphäre<br />
Visuell Worte, Buchstab, Gesichter, Geometrische Muster, Emotionale<br />
Expression<br />
auditiv Sprachliche Klänge Nichtsprachliche Klänge, Baille<br />
Tastsinn - Berühungsmuster<br />
Bewegung<br />
Komplexe Bewegung, ipsilaterale<br />
Bewegung<br />
Bewegung bei räumlichen Mustern<br />
Erinnerung<br />
Verbale Erinnerung, Finden von<br />
Bedeutungen in der Erinnerung<br />
Nichtverbale Erinnerung, wahnehmende Aspekte<br />
der Erinnerung<br />
Sprache<br />
Reden, Schreiben, Lesen,<br />
Arithmetik(Zahlentheorie)<br />
Emotionaler Zusammenhang<br />
Räumliches<br />
Sehvermögen<br />
- Mentale Routation von Fomen, Geometrie,<br />
Richtung, Abstand<br />
Anatomische Asymmetien des Gehirns:<br />
122
Das Gehirn weist nicht nur funktionale Unterschiede sondern auch anatomische Unterschiede zwischen den<br />
beiden Hemisphären auf..<br />
3 wichtige anatomische Asymmetien im Bezug auf Sprache:<br />
planum temporale: das Gebiet des TemorallappenCortex, das in der posterioren Region der lateralen Fissur<br />
liegt. Es ist zuständig für das Veständnis der Sprache.>> Wernicke Areal.<br />
Heschl´s Gyrus: befindet sich in der Fateralfussur direkt vor dem planum temporale im Tempotallappen.<br />
Dort befindet sich der primäre auditive Cortex.<br />
Der Frontale Opeculum ist das Areal des Frontallappens im Cortex, das vor dem primären Motorcortex liegt.<br />
In der linken Hemisphäre ist es bekannt als: Brocas Areal.<br />
Die Größe der Areale variiert innerhab der Population. Bei Menschen mit pefrektem Gehör ist der Planum<br />
temporalis auf der linken Seite mehr lateralisiert und größer.<br />
Auch interessant ist, dass man lange Zeit nur auf einer groben neuroanatomischen Ebene Asymmetrien<br />
erforscht hat. Vor Kurzem befasste man sich auch mit den Unteschieden in der Zellulärstruktur zwischen den<br />
gegenübestehenden Arealen in den beiden Hemisphären. Beispielsweise hat man das Wenicke Areal erfoscht<br />
und seinen Micokreislauf auf seine Organisation geprüft. Beide Hemisphären sind gleich aufgebaut in Säulen<br />
von untereinander verbundenen Neuronen und die Säulen sind untereinander verbunden durch Axone. In der<br />
linken Hemisphäre jedoch liegen die Säulen weiter auseinander und sind untereinander mit längeren Axons<br />
verbunden. Diese besondere Art und Weise der Organisation im Wernicke Areal stammt aus der Anpassung<br />
der Verarbeitung in Bezug auf die Sprachreize.<br />
Es gibt verschiedene Theorien, warum das Gehirn asymmetrisch aufgebaut ist.<br />
Analytisch-synthetische Theorie: Man kann alle Aufgaben in analytische und synthetische unterteilen. Die linke<br />
Hemisphäre ist für die logische analytische zuständig und die rechte Hemisphäre ist Hesteller , der mit den<br />
übergeordneten Stimuli zu tun hat. Diese Theorie ist umstritten, da man keine Aufgabe einem der beiden Formen sicher<br />
zuordnen kann.<br />
Motor- Theorie: Dieser Test besagt, dass die linke Hemisphäre für die Feinmotorik, u.a. Reden, verantwortlich ist.<br />
Linguistik-Theorie: Dieser Test sagt, dass die linke Hemisphäre ganz auf die Sprache spezialisiert ist und die rechte<br />
Hemisphäre auf nichtsprachliche Bereiche.<br />
Die Evolution der cerebralen Lateralisierung der Funktionen ist umstritten. Entweder stammt sie aus der<br />
Zeit, bevor sich Tiere aus anderen entwickelt haben oder die Vorteile der Lateralisierung führten zu einer<br />
eigenständigen Evolution innerhalb mehrerer Spezien.<br />
4.Teil: Wo befindet sich die Sprache im Cortex – Das Wernicke-Geschwind Model<br />
Dieser Teil beschäftigt sich mit der Lokalisierung der Sprache (im Gegensatz zur Lateralisierung), d.h., dass<br />
man sich auf die Regionen der Kreisläufe innerhalb der Hemisphären bezieht, die an sprachverwandten<br />
Aktivitäten beteiligt sind.<br />
Bevor das Model erstellt wurde, gab es nur das Broca Areal und das Model des Wernicke Areals und für<br />
beide Areale auch Aphasien.<br />
Bei der Broca Aphasie sind die Symptome „expressiv“ ausgeprägt, sprich, sie verstehen Geschriebenens und<br />
Gesprochenes nomal, können aber keine normalen Sätze formulierten und artikulieren – Telegrammstil.<br />
Bei der Wernicke- Aphasie hat der Patient ein Defizit bei der Aufnahme. Er kann also schlecht verstehen,<br />
jedoch spricht er in normalier Intonation. Es hört sich normal an, ist aber inhaltlich eher sinnlos (Wortsalat).<br />
Dann gibt es noch eine 3. Aphasie, die Conduction-Aphasie,bei der die Verbindung, arcuate fasciculus,<br />
zwischen den beiden Arealen zerstört ist. Diese Patienten haben Schwierigkeiten bei der verbalen<br />
Wiederholung von auditivem Input.<br />
Der letzte Fall bezieht sich auf das angular Gyrus, welches posterior zum Wernicke Areal liegt. Bei einer<br />
123
Störung in dem Gyrus kommt es zur Alexie und Agaphie ( >> Leserechtschreibschwäche und gravierendere<br />
Ausläufe davon). Diese Patienten haben kein Problem im Sprechen und Verstehen.<br />
Aus den streng lokalisierten Erklärungsversuchen bestimmter Funktionen folgten Erklärungsversuche der<br />
Spache im ganzheitlichen Verständnis des Gehirns.<br />
Das Werniche-Geschwind-Model ist eine Vebindung aus beidem:<br />
Nach diesem Model gibt es bezogen auf die Sprache zwei Wege im Gehirn.<br />
1.Weg: Hören und Antworten:<br />
auditiver Input: Die gestellte Frage wird im primären auditiven Cortex erhalten und weitergeführt ins Wenicke Areal,<br />
wo es um das Verständnis des Gehörten geht. Soll eine Antwort folgen, geht die Infomation übef den arcuate fasciculus<br />
zum Broca Areal. Diese Aktivieung im Broca Areal führt zur richtigen Artikulation im primären Motor-Cortex.<br />
2.Weg. Laut Lesen:<br />
Ein visueller Input (Lesen) wid vom pimären visuellen Cortex erhalten und an den angular Gyrus weitergeführt, der die<br />
visuelle Form der Worte in einen auditiven Code übesetzt und weiter ins Wernicke Areal transportiert, wo das<br />
Veständnis stattfindet. Es kommt zum Auslösen des arcuate fasciculus, dem Broca Areal und dem Motor-Cortex um die<br />
akuraten Klänge ( Sprache) zu erzeugen.<br />
5.Teil: Evaluierung des Wernicke- Geschwind - Models:<br />
Wie wir bereits gelernt haben, wissen wir,dass die Anschauung, eine bestimme Funktion ist in einem<br />
bestimmten Bereich im Gehirn zugeordnet, veraltet ist und somit muss auch das Model mit skeptik betrachtet<br />
werden. Weiter ist es nicht möglich bestimmte Zerstörungen des Gehirns auf bestimmte Funktionen zu<br />
übertragen.<br />
Effekte von Schädigungen auf zahlreiche Areale des Cortex bei sprachbezogenen Fähigkeiten:<br />
Durch Chirugie wird corticales Gewebe entfernt. Nach Entfernung des Broca Areals ist bei den Patienten keine<br />
Einschränkung auf die Sprache entstanden. Andere Einzelbereiche konnten nur teilweise ohne anhaltende<br />
Nachwirkungen entfernt werden.<br />
Gehirnschädigung aufgrund von Unfällen oder Krankheitsbezogenen Läsionen:<br />
Mit 214 Patienten hat man Untersuchungen betrieben um heauszufinden, welche zerstörten Bereiche im Gehirn zu<br />
welcehn Schädigungen und Spracheinschränkungen führen. Relevant ist da, wie viele Lappen des Cortex involviert sind<br />
und natürlich wo die Schädigung vorliegt..Artikulationsprobleme waren mehr ausgebildet bei Schädigung des<br />
anterioren Bereichs. Insgesamt ist zu sagen, dass eine Schädigung im Temporallappen die meisten Einschränkungen<br />
aufweist.<br />
Methoden für die bildgebende Darstellung vom Gehirn von Aphasie-Patienten:<br />
Mit der CT und dem MRI ist es möglich, Bilder des Gehirns von Aphasie- Patienten zu erhalten. Man schlussfolgerte<br />
aus den Bildern, dass Defizite in der Sprachexpression bei anterioren Läsionen häufiger Zerstörungen aufweisen als bei<br />
posterioren Läsionen. Anderseits führen großflächige posteriore Läsionen häufig zu Defiziten bei Sprachverständnis als<br />
bei anterioren Läsionen. Beide Ergebnisse beziehen sich auf die linke Hemisphäre. Zusätzlich zu dem Cortex waren bei<br />
großflächigen Läsionen ,die die Sprachfähigkeiten einschränkten auch subkortikal weiße Substanz mitzerstört.<br />
Anhand des MRI konnte man an einigen Patienten auch eine Schädigung des medialen Frontallappens erkennen, und<br />
diese gehört nicht zum Wernicke Geschwind Model.<br />
Auch subkortikale Schädigung führte zu Aphasiefällen.<br />
Eletronische Stimulation im Cortex führt zu Lokalisierung von Sprache.<br />
Mit dieser Methode kann man viel genauer bestimmte Bereiche stimulieren und ihre Effekte auf Reden, Lesen, etc<br />
beobachten. Das tut man, um bei Gehirnchirugie zu wissen, welche Substanzen während der OP nicht entfernt werden<br />
sollen.<br />
Stimulationen anterior zu der Centralen Fissur führten zu einer Bewegungsausübung (dort liegt auch der primäre<br />
Motorcortex) und Stimulation posterior zu der Centralen Fissur zur somatosensorischen Ausführung. In jüngeren<br />
Studien untersucht man mit Elektrostimulationen Phonemie >> individueller Sprachklang.<br />
Egebnisse waren:<br />
-Bereiche im Kortex, bei denen eine Stimulation die Sprache einschränkte, überschreiten das Wernicke-<br />
Geschwind Model<br />
-Sprachtests wurden duch Stimulation bei weit auseinanderliegenden Lagen unterbrochen<br />
124
-große Unterschiede bei den einzelnen Vpn.<br />
Aktueller Status des W.G.Models:<br />
Das Model hat einen hohen Stand, da es generell Bereiche eingrenzt und Aphasien in den Bereichen häufig sind.<br />
Trotzdem ist das Model mitlerweile überholt, da man weiß, dass es auch außerhalb des Models zu Läsionen kommt, die<br />
die Sprache beeinflussen.<br />
6.Teil Die kognitiv-neurowissenschaftliche Annäherung in Bezug auf die Sprache<br />
Die Kognitions- Neurowissenschaften sind wild am forschen, wie die Sprachanalyse weiter durchgeführt<br />
wird. Es gibt drei Aussagen, welche auch bereits genug Beweise mitsich tragen.<br />
1.Aussage: Das W.G.Model beschäftigt sich zwar mit einzelnen Bereichen der Sprache (Verständnis,Lesen,<br />
Sprechen), doch die Analyse muss noch bei viel kleineren Untergruppen beginnen. Kognitions-<br />
Neurowissenschaftler unterteilen die Sprachanalyse in die Phonologie, Semantik und Grammatik.<br />
2.Aussage: Nach dem W.G. Model haben die Bereiche, die bei der Sprache eine vorrangige Rolle spielen,<br />
sonst keine weiteren Funktionen. Dies wird nach neuer Wissenschaft widerlegt, da ein Bereich relevant für<br />
die Sprache, aber gleichzetig auch fur visuelle Muster oder das Kurzzeitgedächtnis wichtig ist.<br />
3.Aussage: Da viele Bereiche für die Sprache aber auch andere kognitiven Fähigkeiten eine wichtige Rolle<br />
spielen, ist es wahrscheinlich, dass die Bereiche klein, weit verbreitet und spezialisiert sind (Gegensatz zum<br />
W.G. Model).<br />
Auch im Bereich der funktionellen bildhaften Techniken ( PET und fMRI) konnten Neuheiten festgehalten<br />
werden.<br />
Versuche mit sehr sensiblen fMRI Maschinen bei stillem Lesen zeigen, dass es viele kleine Flecken von<br />
aktiven Arealen gibt, es von Person zu Person unterschiedlich ist und sogad bei der gleichen Pedson von<br />
Durchgang zu Durchgang Unterschiede aufzeigt.<br />
Im Gesamten schlussfolgert man, dass in der rechten Hemisphäre auch Áktivität herrscht, aber weitaus<br />
weniger als links und außerdem die Aktivitäten in großem Maße außerhalb des W.G. Models liegen.<br />
Vesuch mit PET:<br />
Man beobachtet den linken Temporallappen beim Nennen von Wörtern,die drei verschiedenen Kategorien<br />
angehören.<br />
Die PET Aktivität wurde gemessen bei gesunden Vpn und die Bilder waren unterschiedlich, abhängig in<br />
welche Kategoie das genannte Wort gehörte. Man maß die Differenz zwischen der Aktivität beim Lesen der<br />
Wörter und beim Zuorden der Wörter. Das Ergebnis ist, das Bereiche im linken Temporallappen außerhalb<br />
des W.G.- Models aktiviert waren.<br />
Für die weitere Forschung ist die Technologie der Bilddarstellung in Kombination mit Läsionspatienten<br />
wünschenswert.<br />
7.Teil: Die kognitive neurowissenschaftliche Annäherung und die Dyslexie<br />
Dyslexie ist die Schwierigkeit zu lesen, obwohl keine Seh- oder Motorikschwächen und auch keine<br />
Intelligenzdefizite vorhanden sind.<br />
Entwicklungsdyslexie tritt im Schulalter auf, wenn man das erste ;al mit Lesen konfrontiert wird.<br />
Erworbene Dyslexie entsteht später aufgrund von Hirnschäden.<br />
Entwicklungsdyslexie wird derzeit noch heiß umforscht, da man sich nicht genau im Klaren ist, was der<br />
eigentliche Grund für die Schwäche ist. Man erkennt anatomische und strukturelle Unterschiede zu normalen<br />
Menschen. Diese scheinen jedoch keine Auswirkungen auf die Störung zu haben. Vemutungen gehen eher in<br />
die Richtung, dass es zu der Störung aufgrund des Ausfalls von Leseerfahrung kommt.<br />
In den letzten Jahzehnten entdeckte man an Entwicklungsdyslexie-Patienten auch eine leichte motorische,<br />
visuelle und auditive Einschränkung. Manche Wissenschaftler vemuten, dass diese Defizite die Dyslexie<br />
auslösen, jedoch ist das umstritten, da die Defizite sehr gering sind.<br />
Dazu kommt ,dass die Vererbung bei 50 Prozent liegt und es auch bei genetisch empfindlichen Personen auf<br />
125
Viren und Giftstoffen auftritt. Überzeugende Beweise liegen nicht vor.<br />
Kulturelle Vielfalt und Biologische Einheit:<br />
Lange Zeit wurde Dyslexie auf Kultur zurückgeführt, da sie bei Italienern nun halb so oft auftrat als bei Engländern.<br />
Man schob es später auf die unterschiedliche Anzahl den Phonemie ( Sprachklänge), welche bei der englischen Sprache<br />
signifikant höher ist. Man verglich mit Hilfe von der PET-Methode die Aktivität von Engländern, Fanzosen und<br />
Italienern bei gesunden Menschen und Dyslexie-Patienten und erhielt eine Übereinstimmung in einer abnormalen PET<br />
Aktivität beim Lesen: Weniger Aktivität als bei Normallesern. Die Aktivität ist in der posterioren Region des<br />
Temporallappens, an der Genze zum Okzipitallappen.<br />
Laut Lesen: Methoden und wissenschaftlicher Standpunkt:<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten, laut zu lesen. Die eine ist, die lexikale (erkennen des Wortes) und die andere die<br />
phonetische (Aussprechen der Buchstaben führt zur Wortbildung). Bei bekannten Worten verwendet man die lexikale,<br />
bei fremden Wörtern die phonetische Herangehensweise.<br />
Aus diese zwei Arten entsprangen zwei weitere Dyslexiearten: Surface -dyslexie und Deep -Dyslexie. Bei der surfacedyslexie<br />
können die Patienten keine Worte mehr aufgrund der lexikalen Worterkennung aussprechen. Es erfolgt immer<br />
über die phonetische Herangehensweis, was zu Aussprachfehlern bei Ausnamen der Aussprache führt.<br />
Bei der Deep-Dyslexie verliert der Patient die Fähigkeit zum lexikalen Prozedere und kan nur Worte aussprechen, die<br />
ihm bekannt sind. Das führt zu vielen Aussprachefehlern.<br />
Die Frage ist nun, wo die beiden Prozedere im Gehirn durchgeführt werden. Deep-Dyslexie hat oft einen Schaden in der<br />
linken Hemisphäre, was vemuten lässt, dass das phonetische Verfahren im Fontal- und Temporallappen der linken<br />
Hemisphäre verteilt sist. Für das Auffinden des Ortes des lexikalen Prozederes gibt es zwei Theorien. Die eine besagt,<br />
dass die überlebenswichtige lexikale Fähigkeit in den restlichen Sprachbereichen der linken Hemisphäre liegt, was man<br />
durch die Beobachtung während des Lesens efoscht hat. Die zweite Theorie besagt, dass die fehlende lexikale Fähigkeit<br />
durch die Aktivität in der rechten Hemisphäre koordiniert wird.<br />
126
Kapitel 17 Biopsychologische Grundlagen von Emotionen, Stress und<br />
psychischen Störungen.<br />
- Konzentration auf negative affektive Zustände von Emotionen.<br />
- Darwins Evolutionstheorie des emotionalen Ausdruckes ist in 3 Grundgedanken zu<br />
unterteilen;<br />
1. Emotionales Ausdrucksverhalten entwickelt sich aus Verhaltensweisen, die<br />
anzeigen, was das Tier als Nächstes tun wird.<br />
2. wenn diese Verhaltensweisen dem Tier von Nutzen sind, entwickeln sie sich in<br />
einer Weise weiter, die ihre kommunikative Funktion verstärkt, verlieren<br />
möglicherweise ihre Ursprungsbedeutung (Ritualisierung).<br />
3. Antithese: d.h. gegensätzliche Botschaften werden oft durch entgegensetzte<br />
Bewegungen und Körperhaltungen ausgedrückt.<br />
- z.B. Unterschied zwischen Unterwerfung und Aggressionen bei Tieren. Tier zeigt<br />
bei Erscheinen eines Feindes die eigenen Stärken ( Waffen ) und versucht so<br />
denjenigen klar zu machen, dass er besser flüchten sollte.<br />
Hund aggressive Pose, Ohren nach vorn, Rücken gerade, Fell aufgestellt, Schwanz<br />
nach oben. Hund unterwürfige Pose, Ohren angelegt, Fell liegt an, Rücken nach<br />
unten durchgedrückt, Schwanz nach unten.<br />
- James Lange und Cannon Bard Emotionstheorien.<br />
- James Lange: sensorische Reize, die Emotionen hervorrufen, werden vom Cortex<br />
empfangen und verarbeitet / steuert dann das vegetative NS (Organe,<br />
Blutdruckerhöhung, Atemfrequenz und Herzschlagfrequenz steigen(sympathisch);<br />
Verdauung wird fast komplett eingestellt (parasympathisch), Blut wird zu Muskeln<br />
befördert; somatisches NS (Skelettmuskulatur); erst dann eine Auslösung von<br />
Emotionserleben im Gehirn. D.h. wir weinen nicht, weil wir traurig sind, sondern sind<br />
traurig weil wir weinen. Verschiedene emotionale Reize lösen unterschiedliche<br />
Reaktionen des VNS aus.<br />
- Cannon Bard: emotionale Reize = 2 Auswirkungen; lösen gleichzeitig emotionales<br />
Erleben im Cortex aus als auch emotionalen Ausdruck im VNS und SNS. Auf allen<br />
emotionalen Reizen gleiche Reaktionen des VNS(siehe oben).<br />
- Beide Theorien nicht haltbar, z.B. Querschnittsgelähmte können emotionale Erfahrungen<br />
machen. Heutige Ansicht ist dass sich alle 3 Faktoren gegenseitig beeinflussen. VNS<br />
schwankt zwischen völliger Spezifität und vollkommener Unspezifität.<br />
- Pseudowut; decortizierte (Cortex weg, Hypothalamus noch da) Katzen reagieren ohne<br />
Grund unheimlich aggressiv, Katzen ohne Hypothalamus nicht; d.h. Hypothalamus für<br />
Ausdruck aggressiver Reaktionen von Bedeutung und Cortex dafür da diese zu steuern<br />
und zu unterdrücken.<br />
- Lügendetektion= Test der emotionale Begleitreaktionen des VNS misst.<br />
Kontrollfragentest= VL nicht weiß ob Person schuldig ist oder nicht; Vergleich von<br />
Fragen (z.b. Wie heißen Sie = sichere Frage und haben sie Geldbörse gestohlen =<br />
unsichere Frage); unsichere Fragen höhere Aktivität des Sympathicus (VNS); Erfolg<br />
80%./ aber löst nicht Lügen auf, da man wohl immer reagiert wenn man solche<br />
unsicheren Fragen beantworten muss.<br />
- Verbesserung durch Tatwissens-Test; d.h. Fragen über genauen Tathergang(wo haben<br />
wir Geldbörse gefunden), da Schuldiger wohl dann stärker reagiert.<br />
127
- Emotionen als Gesichtsausdruck:<br />
Universalität des Gesichtsausdruckes; Menschen verschiedener Kulturen in ähnlichen<br />
Situationen nehmen ähnliche Gesichtsausdrücke an und sie sind in der Lage die richtige<br />
Bedeutung des Ausdruckes von einem Menschen anderen Kulturkreises zu benennen.<br />
Gibt trotzdem leichte kulturelle Unterschiede.<br />
- Elementare emotionale Gesichtsausdrücke; Ekman und Friesen sagen, dass die<br />
Gesichtsausdrücke 6 Basisemotionen zuzurechnen sind: Überraschung, Wut, Trauer,<br />
Ekel, Furcht und Freude. Alle anderen Gesichtsausdrücke Mischungen aus den<br />
Elementaren.<br />
- Facial-feedback-Erfahrung = fröhliches Gesicht, man fühlt sich besser, wütendes<br />
Gesicht, man fühlt sich schlechter.<br />
- Willkürliche Kontrolle des Gesichtsausdruckes:<br />
Unterschiede zwischen echten und aufgesetzten Emotionsausdrücken.<br />
Erstens treten oft die wahren Gefühle in Mikroausdrücken auf (dauern 0,5sek an).<br />
Zweitens Unterschied bei 2 Muskeln: Musculus orbicularis oculi (umgibt Auge und zieht<br />
die Haut von den Wangen und der Stirn zum Augapfel).und den Musculus zygomaticus<br />
major (zieht Lippen schräg nach oben).<br />
- den ersten kann man im Gegensatz zum Zweiten nicht willkürlich steuern. Der Zweite<br />
wird von der motorischen Rindenregion gesteuert, der erste von den Rindenfeldern, die<br />
zum lymbischen System gehören.<br />
- echtes Lächeln = Duchenne Lächeln<br />
- Erkenntnisse von Cortexschäden und menschliche Emotionen<br />
-Vorherrschaft der rechten Hemisphäre (Temporal und Frontallappen) bei der<br />
Wahrnehmung von Gesichtsaudrücken und von Prosodie(gefühlsbedingte<br />
Sprachmelodie); heißt aber nicht das die linke Hemisphäre gar keine Rolle spielt.<br />
- Defizite des emotionalen Ausdruckes durch Läsionen im Frontalcortex.<br />
- Dominanz der rechten Hemisphäre beim emotionalen Gesichtsausdruck, linke<br />
Gesichtshälfte aktiver (beginnt früher sich zu bewegen und die Veränderung auf ihrem<br />
Höhepunkt links deutlicher als rechts).<br />
Weitere Beispiele von Läsionen und ihre Auswirkungen später bei Furcht bzw.<br />
Aggressionen.<br />
- Furcht:<br />
- Amygdala große Bedeutung bei Furcht ( corpus amygdaloideum ); sie liegt im medialen<br />
Teil des Temporallappens und gehört zum limbischen System. Sie besteht aus mehreren<br />
Kernen.<br />
- PET Bilder zeigen eine Erhöhung der Aktivität der Amygdala bei emotionalen negativen<br />
Bildern.<br />
- Zentralkern der Amygdala: Aktivierung löst Vielzahl von emotionalen Reaktion aus,<br />
z.B. Reaktionen des VNS (Blutdruckerhöhung,Herzschlagsfrequenz etc,siehe oben);<br />
hormonelle Reaktionen (Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin durch<br />
Nebennierenmark; Noradrenalin und Steroidhormonen sorgen für erhöhte<br />
Glukoseverfügbarkeit);<br />
- bei aversiven Reizen erhöht sich neuronale Aktivität; bei Stimulation des Zentralkerns<br />
können Angst, Furcht und Stress ausgelöst werden.<br />
- chronische Angststörungen wahrscheinlich durch Hyperaktivität des Zentralkerns.<br />
- Amygdala große Bedeutung bei emotionalem Gedächtnis; Reaktion besteht aus<br />
128
Vorerfahrung + den situativen Ereignissen; z.B. großer böser Mann mit Messer kommt aus<br />
dem Busch im Park, man hat jetzt mehrere Möglichkeiten (fight or flight),<br />
erstmal werden die Ereignisse analysiert (schon basierend auf Erfahrung), dann wird<br />
entschieden was gemacht werden kann. Amygdala gibt Informationen dann weiter zu den<br />
verschiedenen Gehirnarealen.<br />
- Läsionen der Amygdala können eine Herabsetzung der emotionalen Reaktionen<br />
bewirken; schlechte Furchtkonditionierung; verminderte Fähigkeit furchtsame<br />
Gesichtausdrücke zu erkennen.<br />
- Konditionierte emotionale Reaktionen und Amygdala<br />
- Amygdala erhält Afferenzen von allen sensorischen Systemen, dort werden alle Signale<br />
mit emotionaler Bedeutung gelernt und gespeichert, um dann die Informationen<br />
weiterzuleiten, danach Reaktionsauslösung. Z.B. eine Bahn von der Amygdala führt zum<br />
zentralen Höhlengrau des Mittelhirns, dort wird Verteidigungsreaktion ausgelöst, andere<br />
Bahn führt zum Hypothalamus, dort werden sympathische Erregungen gesteuert.<br />
- Versuch von Le Doux: neutraler Reiz + emotionsauslösendem Reiz<br />
- z.B. Rattenexperiment Hoher Ton 10 sek.+ Stromreiz 0,5 sek auf Fußboden<br />
- unspezifische Reaktion = Ratte springt<br />
- spezifische Reaktion = schnellere Atmung,Herzfrequenz und Blutdruck erhöhen sich<br />
- Nach klassischer Konditionierung, mehrfacher Kopplung von neutralen Reizen mit<br />
emotionsauslösenden Reizen (mind. 50-100 mal), wird schon nach dem neutralen Reiz<br />
spezifische Reaktionen ausgelöst.<br />
- Schaltkreis dieses Versuches: Bedrohlicher Ton zum Thalamus und zum corpus<br />
geniculatum mediale, vom Thalamus zum auditorischem Cortex und von dort zur<br />
Amygdala, vom corpus geniculatum gleich zur Amygdala, dann von dort zum<br />
Hypothalamus und zum zentralen Höhlengrau. Hypothalamus löst Reaktionen des<br />
sympathischen Nervensystems aus und das zentrale Höhlengrau die Verhaltensreaktion.<br />
- Aggressionen<br />
- bei Tieren 4 Verhaltensmuster:<br />
1. Bedrohungsverhalten = stereotypisches, artspezifisches Verhalten, soll andere Tiere<br />
warnen, dass diese die Möglichkeit haben zu fliehen oder submissives Verhalten zu<br />
zeigen. (für Hierarchien wichtig).<br />
2. submissives Verhalten = Unterwerfungsverhalten, z.B Hund legt sich auf Rücken,<br />
spreizt Beine von sich.<br />
3. Defensives Verhalten = artspezifisches Verteidigungsverhalten, bei Katze, leicht seitlich<br />
stehend, Krallen raus, Schwanz nach oben, Fauchen, Buckel, seitlich stehend.<br />
4. Beuteverhalten = ohne „Wut“ und Fauchen etc., eher kaltblütig, darauf ausgerichtet das<br />
Opfer zu töten, beim Mensch (Profikiller).<br />
-Aggressionen beim Menschen<br />
-Serotonin große Bedeutung, gehört zu Gruppe der Monoamine.<br />
- Serotonerge Synapsen hemmen Aggressionen.<br />
- freigesetztes Serotonin (5HT) wird größtenteils von den Endknöpfen der Synapsen<br />
wieder aufgenommen, einiges verbleibt aber in der extracellulären Flüssigkeit und wird zu<br />
dem Metaboliten 5HIAA degradiert.<br />
- je weniger 5HIAA vorhanden ist, desto höher Risikoverhalten, z.B Rhesusaffen wurden 4<br />
Jahre untersucht, 46% der Affen mit niedrigsten 5HIAA Spiegel starben in der Zeit, da sie<br />
sich mit stärkeren Tieren angelegt hatten oder sehr oft gewagte Astsprünge machten.<br />
- Prozac ist Serotonin Agonist = Bei Einnahme werden Erregbarkeit und Aggressionen<br />
129
gehemmt.<br />
- verminderte Freisetzung von Serotonin ist verbunden mit starken Aggressionen und<br />
Gewalt.<br />
Wichtige Gehirnstrukturen<br />
- präfrontaler Cortex = übermittelt Informationen über sich einstellende emotionale<br />
Zustände und die vorausgesagten Folgen.<br />
-sensorische Analyse der Situation + Erfahrung, Urteile, soziale Norm und Inferenzen.<br />
- verminderter präfrontaler Cortex = antisoziales Verhalten, verringerte Sensibilität auf<br />
fehlerhafte soziale und moralische Urteile.<br />
- enthält große Anzahl serotonerger Axone.<br />
- orbitofrontaler Cortex = beeinflusst physiologische und emotionale Reaktionen die von<br />
der Amygdala organisiert werden.<br />
-Interface zwischen Hirnmechanismen für automatisierte emotionale Reaktionen und für<br />
die Steuerung komplexen Verhaltens.<br />
- Patienten mit Läsionen im orbitofrontalen Cortex haben so genannten<br />
„Umsetzungsfehler“(wissen theoretisch wie soziale Norm ist, können es nicht praktisch<br />
umsetzen, verhalten sich oft unpassend, stur, mürrisch etc).<br />
- Hormonelle Steuerung aggressiven Verhaltens<br />
-Aggressives Verhalten wir von den neuronalen Schaltstellen gesteuert, die wiederum von<br />
den Androgenen stimuliert werden.<br />
- Androgene (Testoide) kontrollieren die Entwicklung und die Erhaltung der männlichen<br />
Merkmale.<br />
- Organisationseffekt, Androgensekretion tritt pränatal auf, nimmt dann ab, in Pubertät<br />
wieder zu; dadurch wird Gehirn modifiziert, ist für später gedacht, da dann das Gehirn in<br />
der Pubertät für Testosteron empfänglicher ist.<br />
- bekannteste und wichtigstes Androgen ist das Testosteron.<br />
- Androgene sind auch Vorläufer aller Östrogene.<br />
- Kastrationen mindern aggressives Verhalten und Injektionen erhöhen oft Aggressionen<br />
(bei Tieren, auch bei Weibchen)<br />
- bei Menschen ist man sich nicht ganz einig, Injektion von Testosteron kann auch zu<br />
Euphorie/Glücksgefühlen und erhöhte Sexualaktivität führen.<br />
- Stress und psychosomatische Störungen<br />
- Stress kurzfristig und langfristig unterschiedliche Auswirkungen; kurzfristig adaptive<br />
Veränderungen, die helfen auf Stressoren zu reagieren (z.B. Mobilisierung von<br />
Energiequellen; Unterdrückung von Entzündungen/Infektionen); langfristig können<br />
schädliche Auswirkungen auftreten (z.B. Magengeschwüre, Anfälligkeit gegenüber<br />
Infektionen; Größenzunahme der Nebennieren).<br />
- Stressreaktionen durch Aktivierung des Hypophysenvorderlappen-<br />
Nebennierenrindensystems.<br />
- Hypothese von Hans Selye: bei Stress Ausschüttung des adrenocorticotropen Hormons<br />
ACTH durch Hypophysenvorderlappen, dann Ausschüttung von Glucocorticoiden aus der<br />
Nebennierenrinde.<br />
- Selye vergaß bei seiner Hypothese die Mitwirkung durch das sympathische NS, das für<br />
eine Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark<br />
verantwortlich ist.<br />
130
- Kurzfristiger Stress = Adrenalin und Noradrenalin aus Nebennierenmark<br />
Langfristiger Stress = Hypophysenvorderlappen-Nebennierenrindensystem<br />
- Stress und Magengeschwüre (Ulcus ventriguli)<br />
- Ulcus v. = Schädigung der Magenschleimhaut, die den Magen auskleidet.<br />
- hohe Salzsäurekonzentration im Magen begünstigt Magengeschwüre, jeder Mensch<br />
produziert 2-3 Liter pro Tag. Es werden Medikamente (Antazide) verabreicht, die die<br />
Salzsäuresekretion reduzieren.<br />
- Stress schwächt auch die Magenschleimhaut, dadurch kann Salzsäure stärker die<br />
Blutgefäße und die vorhandenen Muskeln des Magens angreifen.<br />
- Bakterium (Helicobacter pylori) kann auch Ursache für Ulcus v. sein, da es auch die<br />
Schleimhaut angreift. Das Bakterium allein muss aber kein Magengeschwür auslösen.<br />
75% der KG hatten auch das Bakterium im Magen, aber kein Geschwür.<br />
- wenn beide Faktoren vorhanden sind größte Gefahr für Geschwür.<br />
- Stress und Immunsystem<br />
- Stress schwächt Immunabwehr, psychologische Gründe können also Krankheiten<br />
(Infektion etc.) auslösen.<br />
(Immunsystem siehe <strong>Zusammenfassung</strong> Immunologie)<br />
- Untersuchungen konnten nachweisen, dass es eine positive Korrelation zwischen Stress<br />
und Gesundheitsproblemen gibt.<br />
- man muss aber dringend bedenken, dass bei Stress sich zumeist die Ess- und<br />
Schlafgewohnheiten ändern, und dadurch Gesundheitsprobleme entstehen können.<br />
Trotzdem ist man sich sehr sicher, dass Stress das Immunsystem allgemein schwächt.<br />
- Glucocorticoide = Steroidhormone, die als Stressreaktion aus dem adrenalen Cortex<br />
ausgeschüttet werden.<br />
- T Zellen und auch B-Zellen haben Rezeptoren für Glucocorticoide und für Noradrenalin.<br />
- die immunsuppressive (Immununterdrückende) Wirkung von Glucocorticoide dient<br />
vermutlich dazu, das Überschießen der Stresssituationen zu verhindern. Bei chronischem<br />
Stress heißt das aber, dass die Immunreaktion insgesamt reduziert ist.<br />
Stress und die Wirkungen auf den Hippocampus<br />
- Hippocampus besitzt viele Glucocorticoidrezeptoren.<br />
- 2 relativ neue Forschungsrichtungen die den Hippocampus betreffen.<br />
- 1. Handling (Berührungen durch menschliche Hand; hier bei Rattenbabys), bewirkt<br />
Abnahme der Glucocorticoidmenge, dadurch weniger negative Einflüsse auf das Gehirn,<br />
bezahlt sich auch im Alter aus, weniger Degeneration des Hippocampi und weniger<br />
Gedächtnisdefizite. Handling hat Wechselbeziehung mit der vermehrten Fürsorge der<br />
Mutter (Lecken die Babys danach mehr). Bei Müttern die ihre Babys sowieso mehr lecken<br />
treten gleiche Effekte auf.<br />
- 2. Neubildung von Neuronen im Gyrus dentatus (Teil des Hippcampus),<br />
Glucocorticoide schädigen wohl nicht Hippocampus, sondern verhindern Neubildung von<br />
Neuronen.<br />
Schizophrenie<br />
- Diathese-Stress-Modell = psychische Störungen entstehen durch genetische<br />
Prädisposition und Stress.<br />
- schizo = spalten; phren = Geist<br />
- Zusammenbruch der Integration von Fühlen, Denken und Handeln.<br />
- 1% der Bevölkerung und setzt in der Regel in der Adoleszenzzeit ein.<br />
131
- Symptome sind: 1. Bizarre Wahnvorstellungen, (Marsmenschen beobachten mich etc); 2.<br />
Unangemessener Affekt, (unangebrachte emotionale Reaktionen auf positive oder<br />
negative Ereignisse); 3. Halluzinationen (oft Akustische; z.B. Stimmen);<br />
4. Inkohärenz des Denkens, (Unlogisches, zusammenhangloses Denken);<br />
5. Ungewöhnliches Verhalten,(Vermeiden sozialer Kontakte, Starrsein, wenig Hygiene)<br />
- Ursachen der Schizophrenie; Menschen erben eine Disposition für Schizophrenie, die<br />
dann durch persönliche Erfahrung entweder zum Ausbruch der Erkrankung führt oder<br />
nicht.<br />
- großer Stress kann Auslöser sein.<br />
Antipsychotische Substanzen<br />
- Chlorpromazin bewirkt eine Verbesserung der schizophrenen Symptome, aber keine<br />
komplette Heilung.<br />
- Chlorpromazin verändert nicht den Dopaminspiegel, sondern die Erhöhung seines<br />
Metaboliten im extrazellulären Raum.<br />
- erzeugt Effekt, indem es als Antagonist auf die Dopaminsynapsen wirkt, bindet somit die<br />
Dopaminrezeptoren und das Dopamin kann nicht andocken, wird als falscher Transmitter<br />
(Rezeptorblocker) bezeichnet.<br />
- Reserpin nicht ähnlich, aber gleiche Wirkung. Wird nicht mehr eingesetzt, da der<br />
Blutdruck stark abnimmt.<br />
Dopamin-Hypothese der Schizophrenie<br />
- Schizophrenie wird durch ein Übermaß an Dopamin verursacht.<br />
- antipsychotische Substanzen reduzieren Dopaminspiegel.<br />
- Reserpin bricht die synaptischen Vesikel (Dopamin) auf, dadurch werden Speicher im<br />
Gehirn entleert.<br />
- Amphetamine und Kokain lösen schizophrene Erlebnisse aus, da sie den<br />
Dopaminspiegel stark erhöhen.<br />
- neue Erkenntnis: die Erhöhung von dem Metaboliten des Dopamins soll Ursache für<br />
Schizophrenie sein.<br />
- Dopamin bindet sich an mehrere Rezeptortypen<br />
- Chlorpromazin ( Klasse der Phenotiazine ) bindet sich an D1 und D2 Rezeptoren.<br />
- Haloperidol ( antipsychotische Substanz, Klasse der Butyrophenone ) bindet sich nur<br />
stark an D2, kaum an D1.<br />
- Revision der Dopamin-Hypothese; Schizophrenie wird durch Überaktivität an den D2<br />
Rezeptoren verursacht und nicht an den Dopaminrezeptoren allgemein.<br />
- Neuroleptika (z.B. das Butyrophenon Spiroperidol), die sich an D2 binden, haben den<br />
größten antipsychotischen Effekt.<br />
- Forschung geht immer weiter, man hat raus gefunden das Clozapin ein sehr wirksames<br />
Medikament ist, sich aber an D1, D4 und Serotoninrezeptoren bindet.<br />
Depression und Manie<br />
- reaktive Depression; ausgelöst von negativen Erfahrungen (Krankheit, Tot eines<br />
Freundes etc)<br />
- endogene Depression, keinen direkten Auslöser.<br />
- nicht alle depressiven Patienten erleben manische Perioden (gesprächig, energisch,<br />
impulsiv, selbstsicher, optimistisch);<br />
- nur depressiv = unipolare affektive Störungen.<br />
- depressiv und manisch = bipolare affektive Störungen<br />
132
- Antidepressiva<br />
- Monoaminoxidasehemmer z.B. Iproniazid erhöht den Noradrenalin und Serotoninspiegel.<br />
- Trizyklische Antidepressiva z.B. Imipramin blockiert die Wiederaufnahme von Serotonin<br />
und Noradrenalin, dadurch erhöhter Spiegel im Gehirn.<br />
- Lithium wird bei bipolaren affektiven Störungen eingesetzt; ist Serotonin-Agonist.<br />
- Serotoninwiederaufnahmehemmer; z.B. Fluoxetin (Marktname Fluctin); Vorteil wenige<br />
Nebenwirkungen, gegen viele psychische Störungen wirkungsvoll (bei mangelndem<br />
Selbstbewusstsein, Angst vor Misslingen etc).<br />
- gibt auch selektive Noradrenalinwiederaufnahmehemmer;z.B. Reboxitin (Endronax)<br />
Behandlung von Depressionen.<br />
Monoamin-Hypothese der Depression<br />
- Auftreten der Depressionen geht einher mit verminderter Aktivität an serotonergen und<br />
noradrenergen Synapsen.<br />
- bestimmte Typen von Noradrenalin und Serotoninrezeptoren sind bei depressiven<br />
Patienten erhöht.<br />
- wenn an einer Synapse zu wenig Neurotransmitter ausgeschüttet werden, tritt<br />
normalerweise als Kompensation eine Erhöhung der Zahl von Rezeptoren für diesen<br />
Neurotransmitter auf. Dieser Prozess der kompensatorischen Rezeptorvermehrung wird<br />
als up Regulation bezeichnet.<br />
Depression und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse<br />
- Depressive synthetisieren mehr Corticotropin-releasing-Hormone im Hypothalamus,<br />
dadurch vermehrte Ausschüttung von ACTH im Hypophysenvorderlappen, dadurch<br />
vermehrte Ausschüttung von Glucocorticoide durch die Nebennierenrinde.<br />
- Depressive haben gestörtes H.-H.-N.-System, wird als Folge und als Ursache für<br />
Depressionen gesehen.<br />
Diathese-Stress-Modell<br />
- Ererbte Tendenz zur Entwicklung von Depressionen; z.B. wenn ihr monoaminerge<br />
System hypoaktiv oder ihr H.-H.-N.-System hyperaktiv ist oder beides.<br />
- ererbte Tendenz reicht meist nicht aus für Depressionen, müssen noch Stressoren<br />
auftreten, die eine Depression auslösen, dadurch eine Sensibilisierung ihrer Systeme, die<br />
dazu führt, dass diese Menschen leichter eine Depression bekommen können.<br />
Angststörungen<br />
- Angst trotz keiner unmittelbaren Bedrohungen.<br />
- beeinträchtigen psychische und somatische Funktionen.<br />
- Gefühle (Sorgen, Befürchtungen etc.) sind verbunden mit physiologischen Reaktionen<br />
(Tachykardie=beschleunigte Herzschlagfrequenz; Hypertonie=erhöhter Blutdruck;<br />
Nausea=Übelkeit; Atemnot, Schlafstörungen, hoher Glucocorticoidspiegel).<br />
- 4 Hauptklassen:<br />
1. generalisierte Angststörungen = extreme Ängstlichkeit ohne erkennbaren Auslöser<br />
2. Phobien sind das Gleiche, aber sie beziehen sich auf ein Objekt (Spinnen, Schlangen,<br />
etc etc) oder Situationen (Dunkelheit, Menschenmassen etc).<br />
3. Panikattacken sind plötzliches Auftreten extremer Angst (kann Atemnot, Würgen,<br />
Herzrasen auslösen). Können Teil der generalisierten Angststörungen und der Phobien<br />
sein oder auch als separate Störung sein.<br />
4. Zwangsstörungen (Hände waschen, auf Herd schauen), wiederkehrende<br />
unkontrollierbare Angstsituationen, die dadurch kontrolliert werden, indem man den<br />
133
Ängsten nachgibt (100 mal auf Herd schauen, dass er auch aus ist).Patienten haben<br />
Angst, dass ansonsten was Schlimmes passieren könnte.<br />
Medikamente<br />
- Benzodiazepine z.B. Chlordiazepoxid (Librium); Diazepam (Valium)<br />
- Nebenwirkungen: Ataxie, Zittern, Schläfrigkeit, Übelkeit, Abhängigkeit<br />
- Benzodiazepine binden sich an die den GABAA –Rezeptoren benachbarten<br />
Benzodiazepinrezeptoren und steigern die inhibitorische Wirkung der Gaba-Molekühle.<br />
(GABA = Gamma-Aminobuttersäure )<br />
Serotoninagonisten<br />
- Buspiron = weniger Nebenwirkungen.<br />
- wirkt selektiv auf Serotoninrezeptortyp 5-HAT 1a.<br />
– Spezifität seiner Auswirkungen auf das Verhalten hat vermutlich mit dem Rezeptortyp<br />
zu tun.<br />
–<br />
134
Kapitel 18 Psychoneuroimmunologie<br />
Definition: Psychoneuroimmunologie ist der Wissenschaftszweig, der sich mit den<br />
Wechselwirkungen zwischen Umweltreizen, dem Nervensystem und dem<br />
Immunsystem beschäftigt.<br />
Lange Zeit ging man davon aus, dass das Immunsystem der Erkennung und Abwehr von<br />
schädlichen Fremdstoffen dient und das es weitgehend selbstständig arbeitet, der<br />
Tatsache das dies nicht der Fall ist, trägt die Forschungsrichtung der<br />
Psychoneuroimmunologie Rechnung.<br />
Funktion des Immunsystems:<br />
Das Eliminieren von Schädlingen<br />
Voraussetzung: deren Erkennenung durch Oberflächenmoleküle (Proteine) die<br />
sogenannten Antikörper (<br />
Anatomische Komponenten des Immunsystems<br />
Die Lymphgefäße führen Flüssigkeiten in das Kreislaufsystem zurück. Die anderen<br />
Organe des lymphatischen Systems lassen sich in 2 Typen unterteilen:<br />
1. Strukturen, die „fremde“ Moleküle und Partikel einfangen, z. B. Milz, Lymphknoten,<br />
Wurmfortsatz, Mandeln.<br />
2. Strukturen, in denen sich Leukocyten entwickeln z. B. Knochenmark und Thymus<br />
Unspezifische Abwehrmechanismen:<br />
hat 2 „Verteidigungslinien“:<br />
die 1. Verteidigungslinie (Haut und Schleimhäute) hindert die meisten<br />
Krankheitskeime am Eindringen in den Körper<br />
die 2. Verteidigungslinie wendet Killerzellen, antibakterielle Proteine an und löst<br />
Entzündungsreaktionen aus, um Erreger abzuwehren, die die 1. Verteidigungslinie<br />
überwinden konnten.<br />
→ Diese Abwehrmechanismen bezeichnet man als unspezifisch, da sie sich z. B. nicht<br />
gegen einen spezifischen (bestimmten) Bakterienstamm richten. Sie verändern ihre<br />
Wirkungsweise nicht und sie sind angeboren.<br />
→ Der unspezifische Abwehrmechanismus des Körpers beruht hauptsächlich auf<br />
Phagocytose. (d.h.: Aufnahme eingedrungener Keime durch best. Typen v. weißen<br />
Blutzellen)<br />
1.Verteidigungslinie: Haut & Schleimhäute:<br />
Hautoberfläche des Menschens besitzt durch Sekrete der Talg- und Schweißdrüsen<br />
einen sauren pH-Wert, dies hindert viele Mikroorganismen an der Besiedelung.<br />
Speichel, Tränen und Schleim reinigen die Oberfläche äußerer Epithelien (Gewebe<br />
aus einer oder mehreren Schichten dicht gepackter Zellen)<br />
135
Zusätzlich enthalten sie ein Enzym, das Bakterienzellwände enzymatisch verdaut<br />
und sie zerstört.<br />
Beispiel: Im Atemtrakt befinden sich Krankheitskeime, die Zellen der Schleimhäute<br />
sondern zähflüssigen Schleim aus, dieser schließt Teilchen, mit denen er in Kontakt<br />
kommt ein, die dann i. d. R. verschluckt oder ausgespuckt werden.<br />
Phagocytische weiße Blutzellen (Leukocyten) & natürliche Killerzellen, die ebenfalls zu<br />
den unspezifischen Abwehrmechanismen gehören<br />
Neutrophile (Neutrophile Granulocyten):<br />
machen 60 % – 70 % aller Leukocyten aus<br />
sie werden duch chemische Signale angelockt, dringen in das infizierte Gewebe<br />
und vernichten die Erreger<br />
N. neigen dazu, sich selbst zu zerstören (Kamikaze Phagocyt )<br />
die Lebensdauer ist auf wenige Tage begrenzt, da sie bei der Vernichtung selbst<br />
zugrunde gehen<br />
Eosinophile (Eosinophile Granulocyten):<br />
• enthalten große Mengen an lytischen (abbauenden Enzymen), die in<br />
cytoplasmatischen Granula gespeichert sind<br />
Monocyten:<br />
• machen 5 % der weißen Blutzellen aus<br />
• M. zirkulieren nach ihrer Reifung mehrere Stunden im Blut, wandern dann ins Gewebe,<br />
um zu wachsen und sich zu Makrophagen („Große Fresser“) zu differenzieren<br />
Makrophagen:<br />
sind die größten Phagocyten<br />
besonders effizient und langlebig<br />
M. umfließen Mikroben, diese werden dann im Inneren in einer Vakuole<br />
eingeschlossen, die wiederum mit einem primären Lysosom verschmelzen → ein<br />
sekundäres Lysosom wurde gebildet.<br />
Dieser sekundäre L. kann die gefangene Mikrobe auf 2 Arten töten:<br />
1. es produziert toxische Formen des Sauerstoffs (z. B. Superoxid-Anion)<br />
2. lytische Enzyme, wie Lysozym, die mikorbielle Bausteine verdauen<br />
Natürliche Killerzellen:<br />
zerstören infizierte Zellen des eigenen Körpers<br />
greifen auch entartete Zellen an<br />
zerstören ihre Zielzellen nicht durch Phagocytose, sondern duche einen Angriff auf<br />
deren Plasmamembran, was zum Platzen (Lyse) des Opfers führt<br />
Cytokine:<br />
<br />
Botenstoffe chemisch- und zellvermittelter Immunreaktionen<br />
136
wichtig für die Zell-Zell-Komunikation innerhalb des psycho-neuro-endokrinen<br />
Netzwerks;<br />
enstammen weißen Blutzellen<br />
Untergruppen der Cytokine sind Interleukine, Interferone, Tumor-Nekrose-<br />
Faktoren und diverse Wachstumsfaktoren.<br />
veranlassen andere weiße Blutzellen zur Vermehrung und zum Angriff auf<br />
Eindringlinge<br />
Ihre vielfältigen Aufgaben umfassen vor allem entzündungs- und<br />
immunregulierende Wirkungen, sowie die Steuerung der Blutbildung im<br />
Knochenmark.<br />
Glucocorticoide (z. B. Cortisolbehandlung) stören Cytokinmechanismen<br />
Die Entzündungsreaktion bei lokalen Infektionen (Holzsplitter) (unspezifisch,<br />
zelluläre Abwehr)<br />
49)Entzündungsreaktion wird durch chemische Signale in Gang gesetzt, indem Zellen<br />
eines verletzten Gewebes Signalstoffe wie Histamin und Prostaglandin freisetzen.<br />
Gerinnungsfaktoren gelangen ebenfalls in die verletzte Region.<br />
50)Als Reaktion auf diese Signale (Freisetzung von Histamin bewirkt lokale<br />
Vasodilation) erweitern sich nahe gelegene Kapillaren und werden durchlässiger.<br />
Lymphflüssigkeit dringt aus dem Blut in das benachbarte Gewebe ein. Dies bewirkt<br />
die Schwellung, die mit der Entzündung einhergeht.<br />
51)Chemokine und andere chemotaktische Faktoren locken Phagocyten (Monocyten<br />
die sich dann zu Makrophagen differenzieren) aus dem Blut an. Makrophagen<br />
wiederum schütten Cytokine aus, u. a. den Tumornekrosefaktor – alpha (TNFalpha),<br />
dessen wichtigste Aufgabe, dass eingentliche Auslösen der Entzündung ist.<br />
52)Nach ihrem Eintreffen am Ort der Verletzung nehmen die Phagocyten Keime &<br />
Zelltrümmer auf und der Heilungsprozess beginnt. Der Eiter der sich oft an<br />
entzündeten Stellen bildet, besteht aus toten Zellen, Neutrophilen, die sich beim<br />
Eliminieren von Mikroorganismen selbst zerstört haben & Lymphflüssigkeit, die aus<br />
den Kapillaren gesickert ist.<br />
Bei größeren Infektionen:<br />
aaa.Geschädigte Zellen geben Moleküle ab, die eine vermehrte Freisetzung von<br />
Neutrophilen aus dem Knochenmark anregen → ein Ruf nach Verstärkung<br />
bbb.Binnen weniger Stunden nach Entzündungsreaktion steigt die Leukocytenzahl<br />
auf das Mehrfache an → Zunhame der Leukocyten zeigt oft eine Infektion an<br />
ccc.Fieber ist ebenfalls ein Zeichen einer Infektion (mäßiger Fieber ist eher positiv, da<br />
es z. B. das Wachstum von Mikroorganismen hemmt)<br />
Spezifische Abwehrmechanismen (Immunsystem) – Die 3. Verteidigungslinie des<br />
Körpers<br />
137
Das Blut enthält Erytrozyten (rote Blutkörperchen) und Leukocyten (weiße<br />
Blutkörperchen).<br />
Es gibt zwei Haupttypen von Lymphocyten: 1. T-Lymphocyten (T-Zellen) und 2. B-<br />
Lymphocyten (B-Zellen)<br />
1. Ein Drittel aller Blutlymphocyten sind T-Zellen (thymusabhängige Lymphocyten). Sie<br />
können, angelockt durch Alarmbotenstoffe, die Blutbahn verlassen und ins Gewebe<br />
einwandern. Über die Lymphbahnen kehren sie in die Lymphknoten zurück, um von dort<br />
aus ihren Kontrollgang erneut zu beginnen. Jede T-Zelle erkennt mit ihrem spezifischen T-<br />
Zell-Rezeptor nur ein Epitop (eine T-Zelle - ein Antigen).<br />
Die T-Zellen werden in folgende Subtypen unterteilt:<br />
Cytotoxische T-Zellen (CD8-Zellen) sind auf infizierte Zellen und Krebszellen<br />
ausgerichtet. Hierzu kontrollieren sie regelmäßig die von Körperzellen gebildeten Proteine.<br />
Eine solche Zelle präsentiert dazu kleine Fragmente ihrer hergestellten Proteine in einem<br />
Rezeptor, dem Hauptgewebeverträglichkeitskomplex der Klasse I (major histocompatibility<br />
complex, MHC I). Erkennt die cytotoxische T-Zelle diese Arbeitsprobe als fremd, z.B. weil<br />
sie Teil einer Virushülle ist, tötet sie die kontrollierte Körperzelle und versetzt das<br />
Immunsystem mit Cytokinen in erhöhte Alarmbereitschaft.<br />
T-Helferzellen (CD4-Zellen) steuern und koordinieren eine Immunantwort. Sie<br />
kontrollieren die von einem Makrophagen im MHC II präsentierten Proteinfragmente und<br />
entscheiden, ob eine Immunantwort eingeleitet wird. Dazu nimmt die aktivierte, reifende T-<br />
Helferzelle mit mehreren Rezeptoren direkten Kontakt zur einer B- oder Killerzelle auf und<br />
beide Zellen beginnen über Cytokine miteinander zu kommunizieren.<br />
T-Gedächtniszellen sind deaktivierte aber bereits fast vollständig gereifte T-Zellen, die<br />
nach einer überstandenen Infektion in Reserve gehalten werden. Sie ermöglichen eine<br />
schnelle Gegenreaktion des Immunsystems bei einer erneuten Infektion mit dem<br />
betreffenden Erregern. T-Gedächtniszellen sind ein wichtiger Teil des bei einer Impfung<br />
gebildeten immunologischen Gedächtnisses.<br />
T-Suppressorzellen haben die Aufgabe, aktive, stimulierte Immunzellen in ihrem<br />
Arbeitseifer zu bremsen. Auf diese Weise verhindern sie überschießende<br />
Immunreaktionen und die Zerstörung des umliegenden gesunden Gewebes. Die<br />
Informationen dazu werden ebenfalls über Cytokine vermittelt.<br />
Die Bezeichnung T-Zellen ist vom Thymus abgeleitet, dem Ort an dem die T-<br />
Vorläuferzellen reifen und jene T-Zellen, die gegen eigenes Gewebe gerichtet sind,<br />
aussortiert werden. Gebildet werden die T-Vorläuferzellen aus lymphoiden Stammzellen im<br />
Knochenmark.<br />
2. B-Zellen (B-Lymphocyten) sind die Antikörper produzierenden Zellen des<br />
Immunsystems. Jede B-Zelle produziert nur einen Typ Antikörper, der auf ein spezifisches<br />
138
Epitop ausgerichtet ist.<br />
Die Produktion der Antikörper beginnt, wenn die B-Zelle das ihr zugehörige Antigen<br />
erkannt hat und gleichzeitig von einer T-Helferzelle, die das Antigen ebenfalls erkannt hat,<br />
mit Cytokinen stimuliert wird. Die noch unreife B-Zelle beginnt daraufhin sich zu teilen<br />
(eine Zellteilung alle 18 Stunden) und den Zellapparat für die Proteinbiosynthese<br />
aufzubauen. Eine nach 4-5 Tagen voll ausgereifte B-Zelle wird Plasmazelle genannt; 90-<br />
95 % der von ihr produzierten Proteine sind Antikörper. Pro Sekunde sezerniert sie bis zu<br />
2.000 Antikörper.<br />
Nach einer solchen Immunreaktion bleiben einige B-Zellen in einem späten, inaktiven Prä-<br />
Plasmazellen-Stadium zurück. Diese B-Gedächtniszellen können bei erneutem<br />
Antigenkontakt sehr viel schneller zur Plasmazelle reifen und innerhalb kurzer Zeit das<br />
Antigen mit Antikörpern bekämpfen.<br />
Die Bezeichnung B-Zellen ist von Knochenmark (englisch "bone marrow") abgeleitet, dem<br />
Ort, an dem die B-Zellen aus Blutstammzellen gebildet werden.<br />
Da Lymphocyten bestimmte Mikroorganismen und körperfremde Moleküle erkenen und<br />
darauf reagieren, sagt man sie zeigen „Spezifität“.<br />
Immuntoleranz für körpereigene Moleküle:<br />
Antigen-Rezeptoren der B- und T-Zellen werden auf eine potentielle Selbstreaktivität<br />
getestet.<br />
Rezeptoren, die spezifisch für bereits im Körper vorhandene Moleküle sind, werden<br />
entweder funktionslos gemacht oder durch Apoptose (programmierter Zelltod) zerstört<br />
es entwickelt sich „Selbsttoleranz“→ Mangel an Selbsttoleranz kann zu<br />
Autoimmunkrankheiten führen, z. B. multipler Sklerose<br />
Die Bedeutung von zelloberflächen-Markern für die Funktion und Reifung von T-<br />
Zellen<br />
Lymphocyten reagieren auf die meisten Selbst –Antigene nicht, doch T-Zellen treten in<br />
Wechselwirkung mit einer Gruppe von körpereigener molekularer Marker, dem MHC<br />
(Major histocompatibility complex) = Hauptgewebeverträglichkeitskomplex.<br />
Den MHC einer Zelle kann man mit einem Personalausweis vergleichen. An ihm erkennen<br />
die kontrollierenden Immunzellen, ob eine Zelle zum eigenen Organismus gehört, oder ob<br />
es sich um eine fremde Zelle handelt.<br />
Im Subtyp MHC I präsentieren Körperzellen den cytotoxischen CD8-T-Zellen Proben ihrer<br />
eigenen Produktion.<br />
139
Im Subtyp MHC II präsentieren Phagocyten den CD4-T-Helferzellen und den CD4-T-Zellen<br />
Bruchstücke von aufgenommenem und zerlegtem Material (abgestorbene Zellen,<br />
Bakterien, Parasiten, Viren).<br />
Beide Klassen des MHC sind transmembranständige Proteine. Ein MHC wird bereits im<br />
endoplasmatischen Retikulum mit dem zu präsentierenden Fragment beladen. Dieser<br />
MHC-Antigen-Komplex wird dann in einem Vesikel an die Zelloberfläche gebracht.<br />
Die Abwehrmechanismen des Körpers im Überblick:<br />
Unspezifische Abwehrmechanismen<br />
Erste<br />
Verteidigungslinie<br />
Haut<br />
Schleimhäute<br />
Sekrete von Haut<br />
u. Schleimhäuten<br />
Zweite<br />
Verteidigungslinie<br />
Phagocytische<br />
weiße Blutzellen<br />
(Bsp.:Makrophagen,<br />
Fresszellen)<br />
Antimikrobielle<br />
Proteine<br />
Entzündungsreaktio<br />
n<br />
Fieber<br />
MHC<br />
Spezifische Abwehrmechanismen<br />
(Immunsystem)<br />
Dritte Verteidigungslinie<br />
Lymphocyten (erwirbt „Gedächtnis“ für<br />
„Fremdes“<br />
Antikörper<br />
Wird bei Schutzimpungen genutzt<br />
Chemisch – und zellvermittelte Abwehr<br />
Die Immunantwort<br />
Als Immunantwort oder Immunreaktion bezeichnet man die Reaktion des<br />
Immunsystems nach einem Kontakt mit einem Antigen, den das Immunsystem als<br />
potentiellen Feindkörper erkennt und bekämpft. Dabei kann es sich sowohl um die Bildung<br />
von antigenspezifischen Antikörpern handeln (humorale Immunantwort), den direkten<br />
Angriff durch Lymphozyten (T-Lymphozyten, zellvermittelte Immunantwort) oder einer<br />
Immuntoleranz. In beiden Fällen spielen die Haupthistokompatibilitätskomplexe (MHC)<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Zwei wesentliche Typen der Immunantwort:<br />
Die humorale (chemisch-vermittelte)<br />
Die zell-vermittelte<br />
Beide werden durch verschiedene Zelltypen vermittelt, interagieren aber auch miteinander.<br />
1. Chemisch-vermittelte Immunantwort = Humorale Immunantwort:<br />
• (von lat. humor = Flüssigkeit) Abwehr von Krankheitserregern, die in die<br />
140
Körperflüssigkeiten Blut und Lymphe vorgedrungen sind. Antikörper (auch<br />
Immunglobuline genannt) kommen als Proteine sowohl im Blut, als auch in der<br />
Lymphe vor und werden durch Plasmazellen (Abkömmling vom B-Lymphocyt)<br />
hergestellt und freigegeben.<br />
• Aktivierung einer B-Zelle durch Bindung eines passenden Antigens an die Antigen-<br />
Rezeptoren<br />
• diese sind spezielle Immunglobuline, welche in der Plasmamembran der B-Zelle<br />
verankert sind.<br />
• Wurde der Antigen-Antikörper-Komplex erst einmal in die Zelle aufgenommen, so<br />
wird in deren Inneren das Antigen durch Enzyme in Antigenfragmente zerlegt.<br />
• Diese werden von den MHC2-Proteinen gebunden und auf der Oberfläche der Zelle<br />
den Helfer-T-Zellen präsentiert.<br />
• Helfer-T-Zellen sind in der Lage dank des T-Zell-Rezeptors das Fragment des<br />
Antigens zu erkennen.<br />
• Durch die Erkennung wird die Helfer-T-Zelle aktiviert und gibt daraufhin Cytokine<br />
ab, welche auf den B-Zellen gebunden werden und somit zur Aktivierung der B-<br />
Zelle und letztlich auch zu Reifung neuer Plasmazellen führt.<br />
• Einige dieser Plasmazellen differenzieren zu Gedächtniszellen und sind in der Lage<br />
bei erneuter Infektion durch den selben Erreger Antikörper abzugeben, welche dann<br />
spezifisch an die jeweiligen Antigene binden und eine erneute Immunreaktion<br />
auslösen können.<br />
2. Zellvermittelte Immunantwort:<br />
• zelluläre Immunantwort wird durch T-Killer-Zellen ausgelöst, welche von einem<br />
passenden Antigen aktiviert wurden und durch Viren infizierte Körper<br />
• Bei der Aktivierung einer T-Killer-Zelle wird das Antigen in der kranken Körperzelle<br />
zunächst durch Enzyme, die nicht mehr benötigte Zellproteine abbauen, in kurze<br />
Fragmente von Aminosäuren zerlegt. Diese Aminosäuren werden von den<br />
sogenannten MHC1-Proteinen gebunden und den T-Killer-Zellen so nach außen hin<br />
präsentiert.<br />
• Diese können die Antigenfragmente mithilfe ihrer T-Zell-Rezeptoren erkennen und<br />
werden dadurch erstmalig teilweise aktiviert.<br />
• Erst durch die von den T-Helfer-Zellen abgegebenen Cytokine, welche zu den T-<br />
Killer-Zellen diffundieren und dort von Cytokin-Rezeptoren gebunden werden,<br />
werden die T-Killer-Zellen dazu veranlasst, sich zu vollständig aktivierten T-Killer-<br />
Zellen auszudifferenzieren.<br />
• Wenn durch einen erneuten Zellkontakt sichergestellt wurde, dass es sich<br />
tatsächlich um eine erkrankte Zelle handelt, leitet die aktivierte T-Killer-Zelle in<br />
dieser die Apoptose ein.<br />
Wichtige Erkrankungen des Immunsystems<br />
1. Allergien<br />
- veränderte Reaktion des Immunsystems gegen körperfremde, aber eigentlich<br />
unschädliche Substanzen (meist Hypersensibilität)<br />
141
Wie eine allergische Reaktion abläuft:<br />
1. Beim ersten Kontakt mit einem Allergen entwickeln sich B-Zellen zu Plasmazellen,<br />
die IgE-Antikörper sezernieren, welche spezifisch für das Allergen sind, z. B. das<br />
Allergen Pollen.<br />
2. Einige dieser Pollen binden mit ihrer Schwanzregion an Mastzellen<br />
3. Beim zweiten Kontakt bindet das Allergen an IgE, das bereits auf der Mastzelle sitzt,<br />
und löst eine „Degranulation“ der Zelle aus. Zelluläre Granula (Vesikel) schütten<br />
Histamin aus. (Histamin erweitert kleine Blutgefäße und macht sich durchlässiger→<br />
Es äußert sich in Symptomen wie Niesen, eine laufende Nase und Kotraktion der<br />
glatten Muskeln, die zu Atembeschwerden führen.<br />
→ Die schwerste Form einer Allergie ist der anaphylaktische Schock (empfindliche<br />
Reaktion z. B. auf Bienenstiche. Diester tritt auf, wenn die Degranulation von Mastzellen<br />
abrupt die peripheren Blutgefäße erweitert und dadurch einen steilen Abfall des Blutdrucks<br />
verursacht, innerhalb von Minuten kann der Tod eintreten.<br />
→ Viele starke Allergiker führen eine Spritze mit Adrenalin mit sich, denn Adrenalin<br />
neutralisiert die allergische Reaktion<br />
2. Immunreaktionen gegen körpereigene Faktoren<br />
Autoimmunkrankheiten (Rheuma, Lupus, MS...) resultieren wahrscheinlich aus<br />
gewissen Fehlfunktionen der Immunregulation.<br />
weiter wird vermutet, dass der ererbte Besitz gewisser MHC-Allele mit einer<br />
erhöhten Anfälligkeit für gewisse Autoimmunerkrankungen einhergeht.<br />
3. Fehlende Reaktionen gegen körpereigene wucherde Zellen<br />
z. B. gegen Krebs<br />
Das Nervensystem beeinflusst das Immunsystem auf 2 wichtigen Wegen:<br />
• Neuronal: durch das autonome NS (z. B. direkte sympathische Innervation von Milz und<br />
Thymus)<br />
• Humoral: durch das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierensystem (Adrenalin,<br />
Noradrenalin z. B. senken die Zahl der weißen Blutzellen, Cortisol stört<br />
Cytokinmechanismen )<br />
o<br />
Das IS kann aber auch das NS beeinflussen:<br />
Antikörper und Interleukine können die neuronale Aktivität im Gehirn (z. B. im<br />
Hypothalamus) verändern<br />
Hypothese:<br />
142
o<br />
o<br />
o<br />
evtl. funktioniert auch das IS wie ein sensorisches System für das Gehirn<br />
für vitale Stimuli, die von den anderen sensorischen Systemen nicht detektiert werden<br />
das Konzept des „sickness-behavior“<br />
Psychologische Faktoren und Immunsystem<br />
Immunaktivität lässt sich klassisch konditionieren, z. B. bei Mäusen<br />
→ wiederholte Koppelung eines Kamphergeruchs mit einem Pharmakon (UCS), das die<br />
Killer-Zellaktivität (UCR) erhöht.<br />
Resultat: Kamphergeruch (CS) allein führt zu erhöhter Killer-Zellaktivität (CR)<br />
Erhöhte Erkrankungen aufgrund von seelischer/körperlicher Überlastung<br />
Bei Stress, emotionalen Belastungen oder Störungen können Veränderungen/Störungen<br />
in Immunfunktionen auftreten die die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen erhöhen, wie<br />
z. B. Infektionen, Krebs, Autoimmunkrankheiten, Magengeschwüren, Herz-<br />
Kreislauferkrankungen.....<br />
→ Mechanismen: z. B. stress-bedingte erhöhte Freisetzung von Glucocorticoiden, die<br />
immunsuppressive Wirkungen haben.<br />
Beispiele für Belastungen bei denen Veränderungen im Immunsystem auffällig sind:<br />
-Depression<br />
Verlust des Partner bzw. Trennung<br />
Pflege von schwerstkranken Angehörigen<br />
Schlafentzug<br />
Prüfungsbelastungen<br />
Kritische Faktoren<br />
7. Dauer, Intensität, Frequenz der Stressoren<br />
8. Vorhersagbarkeit, Kontrollierbarkeit<br />
9. Bedeutung der subjektiven Bewertung der Belastung<br />
Beispiel: Das ein Musiker Lampenfieber hat – also einer hohen Belastung ausgesetzt<br />
– impliziert nicht notwendigerweise eine Beeinträchtigung des Immunsystems<br />
ist<br />
Stress, Gesundheit und Krankheit<br />
Anhand von einigen Experimenten und Selbstberichten kann man darauf schließen, dass<br />
das „seelische Wohlbefinden“ das Immunsystem stärkt und umgekehrt schwächt.<br />
Beispiele für Befunde:<br />
<br />
vermehrt Herzerkrankungen in einer 12-jährigen Periode nach einem Selbstbericht<br />
143
in dem vermehrte frühere Stresserfahrungen angegeben wurden<br />
Je mehr Stress, desto höher ist z. B. der prozentuale Anteil erkälteter Personen<br />
vermehrte Erkrankungen nach kritischen Lebensereignissen (Tod v.<br />
Familienmitgliedern, Scheidung), da das Immunsystem dadurch geschwächt wurde.<br />
Experiment: durch ein Antigen wurde die Produktion der weißen Blutzellen bei der<br />
stimuliert – und zwar vor und nach dem Tod seiner Ehefrau<br />
Vpn<br />
Ergebnis: Vor dem Tod seiner Ehefrau wurden vermehrt weiße Blutzellen<br />
nach dem Tod seiner Frau.<br />
produziert als<br />
Immunfunktionen bei Pflegepersonen (z. B. Alzheimerkrankheit)<br />
Experiment: Getestet wurde die Wirkung von Stress auf die Funktion des Immunsystems,<br />
bei Vpn die früher jemanden gepflegt haben, der an Alzheimer litt Vpn die<br />
aktuell jemanden (Ehepartner) pflegen, der Alzheimer hat und<br />
Kontrollpersonen.<br />
Ergebnis: Das Ausmaß der Antikörper als Reaktion auf eine Pneumokokkenschutzimpfung<br />
im Blut zeigt an, dass die Antikörper der aktuellen Pfleger nach ca. 6<br />
Monaten deutlich weniger wird, als frühere Pfleger oder die der<br />
Kontrollpersonen.<br />
Anmerkung: Es gibt dennoch Studien die negative Ergebnisse aufzeigen, dies liegt daran,<br />
dass es meist auf das individuelle soziale „Netzwerk“ und die Verarbeitung<br />
der Ereignisse (emotional, kognitiv) ankommt.<br />
Faktoren, die beim Entstehen und Fortschreiten von Erkrankungen interagieren<br />
Stressoren<br />
Sozialer Stress Krankheitserreger Gifte Schlechte Ernährung<br />
Verteidigungssystem des Körpers<br />
Immunsystem<br />
Genetische Faktoren<br />
144
Nervensystem,<br />
Gedächtnis und Wahrnehmung Endokrine Faktoren<br />
Bewertende Strategien<br />
Konsequenzen für die Gesundheit<br />
Zur Rolle von Tiermodellen:<br />
<br />
<br />
<br />
die psychoneuroimmunologische Forschung am Menschen ist aus ethischen<br />
Gründen methodisch eingeschränkt<br />
häufig korrelativ statt experimentell<br />
dadurch ergeben sich Interpretationsprobleme<br />
Einsatz von Tiermodellen<br />
Stressmodelle<br />
- Paradigma der gelernten Hilflosigkeit<br />
Das Paradigma besteht aus zwei Phasen:<br />
Experiment:<br />
Vorerfahrung Phase 1:<br />
• Ratte 1 wird kurzen elektrischen Schocks ausgesetzt, welche sie durch Betätigung<br />
eines Hebels verhindern kann.<br />
• Ratte 2 bekommt ebenfalls einen elektrischen Schock, kann jedoch nichts gegen<br />
die aversiven Reize unternehmen – ihr Verhalten hat keinerlei Einfluss auf die<br />
Schocks.<br />
• Ratte 3 ist als Kontrollgruppe eingesetzt und erfährt keinerlei Schocks.<br />
Testsituation Phase 2:<br />
Experiment:<br />
<br />
<br />
Während dieser Phase werden alle drei Ratten in einer shuttle-box trainiert.<br />
Eine shuttle-box besteht aus zwei identischen Boxen (compartments), welche über<br />
145
einen Durchgang miteinander verbunden sind. Das Versuchstier wird in eine der<br />
beiden Boxen gesetzt und einem Schock ausgesetzt.<br />
Es kann diesen Schock nun einfach entgehen, indem es in die andere Box<br />
wechselt.<br />
Ergebnis:<br />
Die Ratte 1, welche in Phase 1 den Schock mit ihrem Verhalten beenden konnte,<br />
lernt sehr schnell, dem Schock im shuttle-box-Training zu entgehen.<br />
Mit der Zeit lernte die Ratte, nicht nur den Schock durch einen Wechsel in das<br />
andere compartment zu terminieren, sondern diesen durch einen vorzeitigen<br />
Wechsel gänzlich zu vermeiden (Vermeidungslernen).<br />
Auch die Kontrollgruppe, die die erste Phase ohne Schocks erfuhr, demonstriert<br />
Vermeidungslernen und unterscheidet sich darin nur in der langsameren<br />
Lerngeschwindigkeit von der ersten Gruppe.<br />
Die zweite Gruppe jedoch, welche in Phase 1 Schocks unabhängig von ihrem<br />
Verhalten erfahren hatte, lernt (wenn überhaupt) nur sehr langsames Flucht-<br />
Vermeidungsverhalten. Die Hunde bleiben oft lethargisch in einem compartment<br />
liegen und lassen die Schocks über sich ergehen.<br />
Erklärung:<br />
Seligman nahm an, dass die Ratte, die in der ersten Phase den unkontrollierbaren<br />
Schocks ausgesetzt worden war, gelernt hat, hilflos zu sein. Sie hatte gelernt, dass ihr<br />
Verhalten keinerlei Einfluss in der Umwelt hatte. Deshalb konnte sie in der zweiten Phase<br />
nur sehr schwer die Assoziation zwischen ihrer Reaktion und der Konsequenz der<br />
Schockvermeidung lernen.<br />
Konsequenzn im Verhalten<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
emotionale Störung<br />
allgemeines Handlungsdefizit<br />
kognitives Defizit<br />
Beziehung zur Depression beim Menschen<br />
- endogene versus reaktive Depression<br />
Physiologische Konsequenzen<br />
- Veränderung in:<br />
<br />
<br />
<br />
HPA-Achse<br />
autonomen Nervensystem<br />
Immunparametern<br />
- Magengeschwüre<br />
146
147