Beispiele zur Taylorentwicklung
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<strong>Beispiele</strong> <strong>zur</strong> <strong>Taylorentwicklung</strong><br />
Nun ein paar Aufgaben, die mit der <strong>Taylorentwicklung</strong> zu tun haben. In diesem<br />
Zusammenhang sollte man auf jeden Fall die Formel für die <strong>Taylorentwicklung</strong> und das<br />
Restglied nach Lagrange kennen.<br />
<strong>Taylorentwicklung</strong>:<br />
Restglied nach Lagrange:<br />
f ( x )<br />
f x x x R x<br />
n ( k )<br />
0<br />
k<br />
( ) = ∑ ( −<br />
0) +<br />
n( )<br />
k = 0 k !<br />
( n+<br />
1)<br />
f ( ξ )<br />
Rn<br />
( x) = ( x − x )<br />
( n + 1)!<br />
n+<br />
1<br />
0<br />
Beispiel 1:<br />
Bestimme das Taylorpolynom T ( ) 3<br />
x von f ( x) : = e x • sin( x)<br />
um den Entwicklungspunkt<br />
1<br />
x<br />
0<br />
= 0 und zeige, dass für | x | < gilt:<br />
2<br />
e 4<br />
| R3 ( x) | = | f ( x) −T3<br />
( x) | ≤ • | x |<br />
6<br />
Bei solchen Aufgaben ist die Vorgehensweise fast automatisch vorgebeben.<br />
x<br />
Zunächst bestimmen wir die ersten drei Ableitungen der Funktion f ( x) : = e • sin( x)<br />
und<br />
berechnen deren Werte im Punkt x<br />
0<br />
= 0 :<br />
x<br />
f ( x) : = e • sin( x)<br />
f (0) = 0<br />
x x x<br />
f '( x) = e • sin( x) + e • cos( x) = e • (sin( x) + cos( x))<br />
f '(0) = 1<br />
x<br />
x<br />
f ''( x) = e • (sin( x) + cos( x)) + e • (cos( x) − sin( x))<br />
x<br />
f ''( x) = e • 2cos( x)<br />
f ''(0) = 2<br />
x x x<br />
f '''( x) = e • 2cos( x) − e • 2sin( x) = 2 e (cos( x) − sin( x))<br />
f '''(0) = 2<br />
Für die spätere Abschätzung mittels des Restglied benötigen wir noch die<br />
vierte Ableitung:<br />
(4)<br />
x<br />
x<br />
f x = e x − x + e − x − x<br />
( ) 2 (cos( ) sin( )) 2 ( sin( ) cos( ))<br />
(4)<br />
x<br />
x<br />
f x = e − x = − e • x<br />
( ) 2 ( 2sin( )) 4 sin( )<br />
Einsetzen in die Formel für Taylor liefert nun das gesuchte Taylorpolynom:<br />
3 ( k )<br />
f (0) k<br />
2 2 1<br />
f ( x) = ∑ ( x − x0<br />
) = 0 + 1 • x + x² + x³ = x + x² + x²<br />
k! 2! 3! 3<br />
k = 0
Für die Abschätzung benötigt man nun das Lagrange-Restglied. Es gilt:<br />
(4)<br />
f ( ξ ) 4 | sin ξ | e<br />
| R3 ( x) | = | f ( x) − T3<br />
( x) | = | x | = | x |<br />
4! 4!<br />
1 2<br />
e e<br />
≤ | x | = | x |<br />
3! 6<br />
4 4<br />
ξ<br />
4 4<br />
Das ist so der erste Aufgabentyp, bei dem nach einem bestimmten Taylorpolynom gefragt<br />
ist und dann ggf. noch eine Abschätzung mit dem entsprechenden Restglied nach Lagrange<br />
gefordert ist.<br />
Beispiel 2:<br />
Nun zu einem zweiten Aufgabentyp, der etwas mehr Arbeit erfordert:<br />
x<br />
Bestimme die <strong>Taylorentwicklung</strong> von f ( x ) = − ln(1 − ) um den Entwicklungspunkt x<br />
0<br />
= 0 .<br />
2<br />
Hier bestimmen wir zunächst ein paar Ableitungen, um eine Gesetzmäßigkeit für die k-te<br />
Ableitung zu entdecken:<br />
x<br />
f ( x) = − ln(1 − )<br />
2<br />
1 1 1 1 1 1<br />
f '( x) = − • ( − ) = = =<br />
x<br />
1<br />
2 2 x x<br />
− 1− 2(1 − )<br />
2 − x<br />
2 2 2<br />
1 1<br />
f ''( x) = − • ( − 1) =<br />
(2 − x)² (2 − x)²<br />
1 2<br />
f '''( x) = − 2 • ( − 1) =<br />
(2 − x)³ (2 − x)³<br />
Na, wer sieht schon was? Vielleicht nich die vierte Ableitung:<br />
f<br />
f<br />
(4)<br />
( k )<br />
1 6<br />
( x) = − 6 • ( − 1) =<br />
4<br />
(2 − x) (2 − x)<br />
( k −1)!<br />
( x)<br />
=<br />
k<br />
(2 − x)<br />
4<br />
Wie sieht also die k-te Ableitung aus?<br />
Dies müssten wir nun noch mit vollständiger Induktion beweisen. Wir verzichten hier aber<br />
auf den sehr einfachen Induktionsbeweis und überlassen dies dem Leser als Übungsaufgabe<br />
<strong>zur</strong> vollständigen Induktion.<br />
Das Taylorpolynom um den Entwicklungspunkt x<br />
0<br />
= 0 lautet damit:<br />
k<br />
( k −1)!<br />
x<br />
f ( x)<br />
= =<br />
!• 2 k • 2<br />
∞<br />
∞<br />
k<br />
∑ x<br />
k ∑<br />
k = 1 k<br />
k = 1<br />
k<br />
Und die Restgliedabschätzung nach Lagrange würde<br />
R<br />
n+<br />
1<br />
x<br />
( x)<br />
=<br />
( n + 1)2<br />
n+ 1 n+<br />
1<br />
lauten.
Beispiel 3:<br />
Nun ein dritter Aufgabentyp, mit dem man Wurzeln näherungsweise berechnen kann.<br />
Die Aufgabe lautet:<br />
Berechne mittels der <strong>Taylorentwicklung</strong> 17 näherungsweise.<br />
Hier müssen wir 17 erstmal geschickt umschreiben und zwar gilt:<br />
17 = 16 + 1 = 16(1 + 1 16) = 16 • 1+ 1 16 = 4• 1+<br />
1 16<br />
Nun entwickeln wir also die Funktion f ( x) = 4 • 1+ x um den Entwicklungspunkt x<br />
0<br />
= 0 ,<br />
denn 1 16 ist ja schon mächtig klein (fast Null) und außerdem haben wir mit x<br />
0<br />
= 0 relativ<br />
wenig zu rechnen.<br />
Hier gehen wir jetzt wieder analog wie in Beispiel 2 vor. Berechnen also zunächst einmal ein<br />
paar Ableitungen und stellen dann wieder eine Vermutung für die k-te Ableitung auf:<br />
f ( x) = 4 1+<br />
x<br />
1 2<br />
f '( x) = 4 • = = 2(1 + x)<br />
2 1+ x 1+<br />
x<br />
1<br />
−<br />
2<br />
3 3<br />
1 −<br />
−<br />
2 2<br />
f ''( x) = 2 • ( − )(1 + x) = − (1 + x)<br />
2<br />
5<br />
3 −<br />
2<br />
f '''( x) = (1 + x)<br />
2<br />
7<br />
(4) 15 −<br />
2<br />
f ( x) = − (1 + x) Hier ist es gar nicht so leicht, eine Formel für die<br />
4<br />
k-te Ableitung zu finden. Dennoch: Beim systematischen Überlegen kommt man<br />
schließlich auf:<br />
n−2 n−2<br />
∏<br />
1 2i<br />
+ 1 1 2i<br />
+ 1<br />
−k<br />
−k<br />
( k ) k + 1 2 i= 1 k + 1 2 i=<br />
1<br />
f ( x) = ( − 1) (1 + x) • 4 • = ( − 1) (1 + x)<br />
•<br />
k<br />
k −2<br />
2 2<br />
∏<br />
Streng genommen wird auch hier eine vollständige Induktion erwartet.<br />
Ein anderer Weg wäre die Argumentation über den Binomialkoeffizienten. Dazu betrachten<br />
wir die näherungsweise Berechnung von 6 . Hier gilt wieder<br />
6 = 4 + 2 = 4(1 + 1 2) = 2 1+ 1 2 .<br />
Es ergibt sich dann:<br />
⎛1 2⎞ 1 ⎛1 2⎞ 1 ⎛1 2⎞ 1 ⎛1 2 ⎞ 1<br />
1 2−n−1<br />
6 = 2(1 + ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ + ... + ⎜ ⎟ + (1 ξ ) )<br />
n ⎜ ⎟ +<br />
n+<br />
1<br />
⎝1 ⎠ 2 ⎝ 2 ⎠ 2² ⎝ n ⎠ 2 ⎝ n + 1⎠<br />
2<br />
Nun haben wir alle drei Aufgabentypen zusammen und können noch ein paar <strong>Beispiele</strong><br />
betrachten:
Beispiel 4:<br />
Das Polynom p( x) = 2( x + 2)³ − 4( x + 2) − 1 soll in x − 1 geschrieben werden.<br />
Wir entwickeln für x<br />
0<br />
= 1 das Polynom bis <strong>zur</strong> dritten Ordnung:<br />
p( x) = 2( x + 2)³ − 4( x + 2) − 1, p(1) = 41<br />
p '( x) = 6( x + 2)² − 4, p '(1) = 50<br />
p ''( x) = 12( x + 2), p ''(1) = 36<br />
p '''( x) = 12, p '''(1) = 12<br />
Daraus ergibt sich nun mit der <strong>Taylorentwicklung</strong>:<br />
1 1<br />
p( x) = • 12( x − 1)³ + • 36( x − 1)² + 50( x − 1) + 41<br />
3! 2!<br />
p( x) = 2( x − 1)³ + 18( x − 1)² + 50( x − 1) + 41<br />
Beispiel 5:<br />
x<br />
Bestimme die <strong>Taylorentwicklung</strong> der Funktion f ( x)<br />
= e • x .<br />
Hier gehen wir analog wie in dem Beispiel 2 vor:<br />
x<br />
f ( x)<br />
= e • x<br />
x x x<br />
f '( x) = e • x + e • 1 = e • ( x + 1)<br />
x x x<br />
f ''( x) = e • ( x + 1) + e • 1 = e • ( x + 2)<br />
x x x<br />
f '''( x) = e • ( x + 2) + e = e • ( x + 3)<br />
...<br />
( ) = • ( + )<br />
( k ) x<br />
f x e x k<br />
Dies zeigen wir nochmal mit vollständiger Induktion:<br />
Den Induktionsanfang haben wir mehr als erbracht.<br />
Für den Induktionsschritt zeigen wir<br />
Induktionsvoraussetzung (IV), dass<br />
( k + 1) x<br />
f ( x) = e • ( x + k + 1) unter der<br />
( k ) x<br />
f ( x) = e • ( x + k)<br />
für ein n schon bewiesen ist.<br />
( IV )<br />
<br />
( k + 1) ( k )<br />
x x x x<br />
f ( x) = ( f ( x)) ' = ( e • ( x + k)) ' = e • ( x + k) + e = e • ( x + k + 1)<br />
Genau das hatten wir zu zeigen.<br />
Beispiel 6:<br />
Man bestimme das Taylorpolynom dritter Ordnung von f ( x) = (sin( x))²<br />
an der Stelle x<br />
0<br />
= 0<br />
und zeige, dass für das Restglied R ( x ) die Abschätzung 1 1<br />
3<br />
| R3<br />
( x) | ≤ ∀x<br />
∈ [0, ] gilt.<br />
48 2<br />
Wir gehen hier wie in Beispiel 1 vor:<br />
D.h. wir bestimmen zunächst einmal die ersten vier Ableitungen und berechnen von den<br />
ersten drei Ableitungen deren Werte im Entwicklungspunkt x<br />
0<br />
= 0 :
f ( x) = (sin( x))², f (0) = 0<br />
f '( x) = 2sin( x) cos( x), f '(0) = 0<br />
f ''( x) = 2cos( x)cos( x) − 2sin( x)sin( x) = 2cos ²( x) − 2sin ²( x) = 2(cos ²( x) − sin ²( x)), f ''(0) = 2<br />
f '''( x) = 2(2cos( x)( −sin( x)) − 2sin( x)cos( x)) = − 8cos( x)sin( x), f '''(0) = 0<br />
f<br />
(4)<br />
( x) = −8( −sin( x))sin( x) − 8cos( x)cos( x) = 8(sin ²( x) − cos ²( x))<br />
Das Taylorpolynom lautet damit schlecht und weg:<br />
0 2 0<br />
T3<br />
( x) = x³ + x² + x + 0 = x²<br />
3! 2! 1!<br />
Nun <strong>zur</strong> Abschätzung. Auch hier verwenden wir dafür wieder die Restgliedabschätzung nach<br />
Lagrange:<br />
−8cos 2ξ<br />
4<br />
R3<br />
( x)<br />
= x<br />
24<br />
−8cos 2ξ<br />
4 1 4 1 1 1 1<br />
| R3 ( x) | = | x | = cos 2ξ<br />
x ≤ • = < 0 ∀0<br />
≤ x ≤<br />
4<br />
24 3 3 2 48 2