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Gewebe I (A.G.Leick) 2005

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Einführung in die<br />

Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Themengebiete<br />

Zellbiologie der <strong>Gewebe</strong><br />

Anpassungsreaktionen<br />

Zell- und <strong>Gewebe</strong>schädigung<br />

Exogene Noxen<br />

Immunologie<br />

Entzündung<br />

Regeneration<br />

Tumorlehre<br />

Untersuchungsmethoden<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Zellbiologie der <strong>Gewebe</strong><br />

Teil 1<br />

Themen:<br />

Allgemeine Zytologie<br />

Epithelgewebe<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Warum am Anfang die Zelle?<br />

Definition Zelle:<br />

Die kleinste, selbstständige Funktionseinheit mit allen Anzeichen<br />

von Leben.<br />

Kriterien für Leben:<br />

• Stoffwechsel.<br />

• Wachstum.<br />

• Fortpflanzung bzw. Zellteilung.<br />

• Bewegung.<br />

• Reaktions- und Regulationsvermögen.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Hierarchie morphologischer Strukturen<br />

Organismus<br />

Organsystem<br />

Organ<br />

<strong>Gewebe</strong><br />

Zellverbände<br />

Zelle<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Dimensionen<br />

Auge mit Lupe: 75 µm<br />

Oozyte: 200 µm<br />

Lichtmikroskop: 0,25 µm<br />

Erythrozyt: 7,5 µm<br />

Lymphozyt: 4 µm<br />

SEM/TEM:<br />

5 nm<br />

Bakterien: 0,1-1 µm<br />

Viren: 0,01-0,1 µm<br />

Ionen: 0,1-0,5 nm<br />

H-Atom: 0,1 nm<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Die Zelle und ihre Strukturmerkmale<br />

Alle Zellen haben identische Bauprinzipien unabhängig<br />

von spezialisierten Funktionen:<br />

• Plasmalemm<br />

• Cytoplasma mit<br />

Cytosol<br />

Nucleus<br />

Cytoskelett<br />

Organellen<br />

• Oberflächendifferenzierungen<br />

• Zellkontakte<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Pemphigus vulgaris<br />

Schleimhaut-Pemphigoid<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


<strong>Gewebe</strong>:<br />

Was ist <strong>Gewebe</strong>?<br />

Verband gleichartig differenzierter Zellen mit Interzellularsubstanz<br />

(ExtraZellulärMatrix).<br />

EZM:<br />

Hauptbestandteile sind Strukturproteine (z.B. Kollagen,<br />

Elastin), Adhäsionsproteine (z.B. Fibronektin, Laminin) u.<br />

Grundsubstanz (z.B. Proteoglykane).<br />

Parenchym:<br />

Gesamtheit aller Zellen, die für die spezifische Organleistung<br />

verantwortlich sind (z.B. in der Gl. parotis die<br />

Drüsenzellen).<br />

Stroma:<br />

<strong>Gewebe</strong>, die Stütz- und Ernährungsfunktionen für das<br />

Parenchym wahrnehmen.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Man unterscheidet vier Grundgewebearten:<br />

1. Epithelgewebe<br />

2. Binde- und Stützgewebe<br />

3. Muskelgewebe<br />

4. Nervengewebe<br />

5. Blut<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Epithelgewebe<br />

Namensgebung: epi=auf, thelos=Hülle<br />

Ohne nennenswerte Interzellularsubstanzen.<br />

Sehr differenziertes <strong>Gewebe</strong>.<br />

Polarisation apikal/basolateral.<br />

Alle Epithelien weisen eine Basalmembran auf.<br />

Frei von Blutgefäßen.<br />

Ernährung durch Diffusion.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Man unterscheidet:<br />

Deckepithel:<br />

Drüsenepithel:<br />

Sinnesepithel:<br />

Schutzfunktion, Stoffaustausch, Transport.<br />

Sekretion.<br />

Reizaufnahme.<br />

Herkunft aus allen drei Keimblättern<br />

Ektoderm:<br />

Mesoderm:<br />

Entoderm:<br />

Epidermis, Mundhöhlen- und Nasenepithel.<br />

Endothel, Mesothel, Nierenepithel.<br />

Respiratorisches Epithel, Epithel des Magen-<br />

Darm-Kanals und seiner Drüsen (Leber,Pankreas),<br />

Epithel des Pharynx.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Oberflächenepithel<br />

Form der Epithelzellen:<br />

Platte Epithelzellen (niedrig und breit).<br />

Isoprismatische Epithelzellen (gleich hoch und breit = kubisch).<br />

Hochprismatische Epithelzellen (höher als breit = zylindrisch).<br />

Art und Anordnung der Epithelzellen:<br />

Einschichtig (1 Zelllage).<br />

Mehrschichtig (mehrere Schichten).<br />

Zwei- oder mehrreihig (alle Zellen berühren die Basalmembran).<br />

Verhornt oder unverhornt.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Einschichtiges Plattenepithel<br />

Vorkommen<br />

Alveolarepithel der Lunge.<br />

Innenseite der Cornea.<br />

Endothel der Blut- und Lymphgefäße.<br />

Mesothel des Peritoneums, der Pleura, des Pericards u. der Synovialhaut.<br />

Eigenschaften<br />

An Oberflächen mit besonders hoher Durchlässigkeit.<br />

Gut durchlässig für Gase (wichtig bei Lunge) und leicht diffundierende<br />

Stoffe (wichtig bei Blutgefäßen).<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Einschichtiges hochprismatisches Epithel<br />

Zu finden an Oberflächen die Austauschvorgängen dienen.<br />

Formeigenschaften des zylindrischen Epithels:<br />

Große Höhe, bei geringer Breite.<br />

Zellkern länglich-oval.<br />

Auf der apikalen Seite häufig Mikrovilli, Stereozilien oder Kinozilien.<br />

Vorkommen:<br />

Schleimhaut des Magen-Darm-Kanals, Uterus, Speicheldrüsenausführungsgänge,<br />

Gallenblase<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Mehrreihiges Epithel<br />

Sonderform des Zylinderepithels.<br />

Alle Zellen haben Kontakt mit der Basalmembran, jedoch erreichen<br />

nicht alle die Oberfläche.<br />

Die kleineren Zellen sind teilungsfähig und dienen dem Ersatz anderer.<br />

Beispiel:<br />

Als Flimmerepithel in den Kieferhöhlen.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Formeingenschaften des isoprismatischen Epithels:<br />

Formeigenschaften des kubischen Epithels:<br />

Würfelartige Zellen mit gleichlangen Zellseiten.<br />

Runder Zellkern.<br />

Vorkommen:<br />

Augenlinsenepithel, kleine Gallengänge, Plexus choroideus der<br />

Hirnventrikel, Keimepithel der Ovarien, Pigmentepithel der Netzhaut,<br />

Follikelepithel der Schilddrüse, Ausführungsgänge der Speicheldrüsen<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Unverhorntes, mehrschichtiges Plattenepithel<br />

Vorkommen:<br />

Bewegliche orale Mukosa.<br />

Mundbodenschleimhaut.<br />

Ösophagus.<br />

Verhorntes, mehrschichtiges Plattenepithel<br />

Vorkommen:<br />

Zunge.<br />

Gingiva (befestigt).<br />

Lippe.<br />

Gaumen.<br />

Epidermis der Haut.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Drüsenepithel<br />

Allgemeine Sekretionsmechanismen<br />

Exokrine Sekretion:<br />

Gerichtete Freisetzung und<br />

Sekretion der Produkte auf<br />

eine innere oder äußere<br />

Oberfläche.<br />

Exokrine Drüsenzellen sind polarisiert, d.h.<br />

basale und apikale Anteile erfüllen<br />

unterschiedliche Aufgaben.<br />

Beispiel Becherzelle:<br />

Basal Biosynthese der Schleimstoffe,<br />

apikal Speicherung in Sekretgranula.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Endokrine Sekretion:<br />

Gerichtete Freisetzung und<br />

Sekretion der Produkte in<br />

das <strong>Gewebe</strong> unter dem<br />

Epithel. Die Produkte von<br />

endokrinen Zellen (Hormone)<br />

werden dann anschließend<br />

über die Blutbahn zu den<br />

Zielzellen transportiert.<br />

Endokrine Drüsenzellen haben eine Oberfläche, die in<br />

Kontakt zu Kapillaren steht.<br />

Beispiel:<br />

Insulin produzierende B-Zellen des Pankreas.<br />

Zellen der Schilddrüse.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Allgemeiner Drüsenaufbau<br />

Tubulös<br />

Schlauchförmiges Lumen.<br />

Einfach (Lieberkühn-Krypten).<br />

Gewunden (Schweißdrüsen).<br />

Verzweigt (Pylorusdrüsen).<br />

Alveolär<br />

Deutlich sichtbares Lumen.<br />

Azinös<br />

Dicht gepackte sezernierende Zellen.<br />

Lumen nicht mehr erkennbar.<br />

Beispiel:<br />

exokriner Pankreas, Gl. parotis<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Intra-(Endo)epitheliale Drüsen<br />

Einzellig:<br />

Bauchig oder kelchförmig.<br />

Apikal wiederum eingeschnürt.<br />

Sezerniert Schleim (= Muzine).<br />

Beispiel:<br />

Becherzelle in der Kieferhöhlenschleimhaut<br />

Mehrzellig:<br />

Nasenschleimhautdrüsen und Drüsen in der Harnröhre<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Extra- (Exo-) epitheliale Drüsen<br />

Bestehend aus Ausführungsgangsystem und Endstück.<br />

Sezernierte Sekretmenge ist wesentlich größer als die<br />

intraepithelialen Drüsenanteile.<br />

Beispiel:<br />

Große<br />

Speicheldrüsen<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Spezielle Sekretionsmechanismen<br />

Parakrin<br />

Beispiel: Hemmung von benachbarten endokrinen Zellen durch<br />

Somatostatin in den Pankreasinseln.<br />

Autokrin<br />

Beispiel: Hemmung der Insulinsekretion durch Insulin im endokrinen<br />

Pankreas (B-Zellen).<br />

Apokrin<br />

Beispiele: Milchdrüse, Duftdrüsen.<br />

Holokrine Drüsen<br />

Beispiel: Talgdrüsen der Haut.<br />

Ekkrine / Merokrine Drüsen<br />

Beispiele: Schweißdrüsen, exokrines Pankreas, Mundspeicheldrüsen,<br />

Tränendrüse.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Erkennungsregeln<br />

exoepithelialer Drüsen<br />

Seröse Drüsen<br />

Dünnflüssiges, proteinreiches Sekret.<br />

Enges Lumen der Endstücke.<br />

Runde, mittige Zellkerne.<br />

Gl. Parotis<br />

serös<br />

Beispiele:<br />

Zellen des exokrinen Pankreas.<br />

Gl. parotis.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Muköse Drüsen<br />

Die Sekretgranula enthalten Proteoglykane und Mukopolysaccharide.<br />

Das Lumen der Endstücke ist eher weit.<br />

Die Zellkerne sind sehr flach und liegen an der Zellbasis.<br />

Beispiel: Oberflächenepithel des Magens.<br />

Gemischte Drüsen<br />

Seromukös bzw. mukoserös<br />

Beispiel:<br />

Speicheldrüsen<br />

Gl.submandibularis<br />

seromukös<br />

Gl. sublingualis<br />

mukoserös<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


„Küttner Tumor“<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Sinnesepithel<br />

Beispiel:<br />

Geschmacksknospen der Zunge<br />

Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel mit papillären Ausstülpungen.<br />

Am häufigsten: P. filiformes; keine sensorische Funktion.<br />

Geschmacksknospen:<br />

In den P. foliatae am Zungenrand.<br />

In den P. fungiformes auf der Zungenoberfläche.<br />

In den P. vallatae in der Nähe der Zungenwurzel.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Blätterpapille Pilzpapille Wallpapille<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Exkurs: Speichel<br />

Täglich werden 0,5-1,5 l Speichel produziert.<br />

Ruhespeichel (ca. 1 ml/min) zu ca. 70% aus Gl. submandibularis.<br />

Maximale Flussrate (ca. 10 ml/min) zu 50% aus der Gl.parotis.<br />

Ca. 5% aus Gl. sublingualis und kleine Drüsen.<br />

Parotisspeichel: dünnflüssig.<br />

Submandibularisspeichel: dünnflüssig, schwach fadenziehend.<br />

Sublingualisspeichel: zäh, fadenziehend.<br />

Bestandteile:<br />

99% Wasser<br />

Proteine: Gruppe d. Sialomuzine, Lysozym, Proteasen,<br />

Immunglobulin, Kallikrein, Alpha-Amylase<br />

Zytokine (z.B. EGF)<br />

Bakterien: 100-400 Millionen Keime/ml: fakultativ pathogen.<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Exkurs: Speichel<br />

Sialolithiasis: Verkalkung organischer/anorganischer Speichelkomponenten.<br />

Therapie: Konservativ, Sialolithotrypsie, Gangschlitzung, Ektomie etc.<br />

Zahnstein: Speichelsediment, vermischt mit Epithelresten und Keimen. Am<br />

stärksten zu finden gegenüber den Mündungen der Gll. submandibularis<br />

und sublingualis.<br />

Xerostomie<br />

Sialorrhoe<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>


Vielen<br />

Dank<br />

für<br />

Eure<br />

Aufmerksamkeit!<br />

AG <strong>Leick</strong> <strong>2005</strong>

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