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Strafrecht BT I

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V. §§ 221 I Nr. 2, III, 22, 23 I durch das Weiterfahren<br />

S. 27<br />

VP: P: Strafbarkeit des erfolgsqualifizierten Versuchs bei<br />

straflosem Versuch des Grunddelikts?<br />

• h.M.: grds. erfolgsqualifizierter Versuch strafbar, wenn<br />

Vorsatz bzgl. schwerer Folge gegeben, da dann kein<br />

Unterschied zu sonstigen Vorsatztaten besteht<br />

• allerdings: Versuch des Grunddelikts hier nicht strafbar<br />

∗ h.M.: Versuchsstrafbarkeit des Grunddelikts erforderlich<br />

∗ Grund: Anstreben der besonderen Folge allein kann nicht<br />

strafbegründend wirken<br />

∗ § 18 macht strafschärfende Wirkung der besonderen<br />

Folge gerade von einem strafbaren Grundverhalten<br />

abhängig<br />

∗ daher hier: beim straflosen Versuch des Grunddelikts<br />

(§ 221 I) kein erfolgsqualifizierter Versuch möglich<br />

Versuch im hiesigen Fall daher (-)<br />

Strafbarkeit des S wegen §§ 221 I Nr. 2, III, 22, 23 I (-)<br />

Anmerkung: Die amtliche Lösung nimmt hier eine<br />

Versuchsstrafbarkeit auch bei einem straflosen Versuch des<br />

Grunddelikts an und bejaht den Tatentschluss, da S denkt, dass er T in<br />

einer hilflosen Lage im Stich lässt, obwohl er ihm beizustehen<br />

verpflichtet ist und dass er hierdurch den Tod von T verursacht. Nach<br />

dieser Ansicht ist ferner das unmittelbare Ansetzen bereits im<br />

Wegfahren ohne Hilfestellung für T zu sehen. Der Rücktritt vom<br />

Versuch eines erfolgsqualifizierten Delikts ist grundsätzlich möglich.<br />

In der hiesigen Konstellation gelten die obigen Ausführungen zum<br />

Rücktritt entsprechend.<br />

VI. § 323c durch das Weiterfahren<br />

TB: Unglücksfall: (-)<br />

• Definition: plötzlich eintretendes Ereignis, das eine<br />

erhebliche Gefahr für ein Individualrechtsgut mit sich bringt<br />

• hier: T war sofort tot, so dass keine Gefahr mehr für sein<br />

Leben bestand<br />

Möglichkeit und Erforderlichkeit der Hilfeleistung: (-)<br />

[jeweils a.A. vertretbar, wenn man insoweit auf ex-ante-Sicht des<br />

Täters abstellt]<br />

Strafbarkeit des S wegen § 323c (-)<br />

VII.§ 142 I Nr. 1, Nr. 2 durch das Weiterfahren<br />

TB: Unfall im Straßenverkehr: (+)<br />

S als Unfallbeteiligter: (+), vgl. § 142 V<br />

vom Unfallort Sichentfernen:<br />

• Nr. 1: ohne bestimmte Feststellungen zu ermöglichen (-), da<br />

keine feststellungsbereiten Personen anwesend<br />

• Nr. 2: ohne eine angemessene Zeit zu warten (+)<br />

Vorsatz: (+), da S nach fünf Minuten Notarzt und Polizei von<br />

dem Unfall und seiner Beteiligung verständigt hat<br />

RW/SCH (+)<br />

Tätige Reue, § 142 IV (-), da sich der Unfall nicht außerhalb des<br />

fließenden Verkehrs ereignete und nicht ausschließlich unbedeutenden<br />

Sachschaden zur Folge hatte<br />

Strafbarkeit des S wegen § 142 I Nr. 2 (+)<br />

Konkurrenzen:<br />

S: §§ 142 I Nr. 2, 316 I; 52<br />

Gesamtkonkurrenzen:<br />

S: §§ 315c III Nr. 2 iVm I Nr. 1a), 222, 229; 52; §§ 142 I Nr. 2, 316 I;<br />

52; § 53 (aufgrund der durch den Unfall eingetretenen Zäsur)<br />

S. 28<br />

Prof. Dr. Hans Kudlich Vorlesung <strong>Strafrecht</strong> <strong>BT</strong> I WS 2010/2011<br />

Prof. Dr. Hans Kudlich Vorlesung <strong>Strafrecht</strong> <strong>BT</strong> I WS 2010/2011

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