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Strafrecht BT I

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Strafbarkeit des S wegen § 316 II iVm I (+), aber subsidiär<br />

Konkurrenzen:<br />

S: §§ 315c III Nr. 2 iVm I Nr. 1a), 222, 229; 52<br />

Anmerkung: Obwohl mehrere Personen gefährdet wurden, liegt nur<br />

eine Tat nach § 315c vor. Ferner wird durch § 315c III Nr. 2 iVm I Nr.<br />

1a) der ebenfalls verwirklichte § 316 II iVm I verdrängt (ausdrückliche<br />

Subsidiarität; vertretbar ist auch die Annahme von Spezialität).<br />

2. Tatkomplex: Die Weiterfahrt nach dem Unfall – Strafbarkeit des S<br />

I. § 316 I durch die Weiterfahrt<br />

TB: Führen eines Fahrzeugs im öffentlichen Verkehr: (+), s.o.<br />

relative Fahruntüchtigkeit: (+), vgl. oben<br />

Vorsatz (+), da S aufgrund des vorangegangenen Unfalls<br />

nunmehr seine alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit kannte<br />

RW/SCH (+)<br />

Strafbarkeit des S nach § 316 I (+)<br />

II. §§ 212 I, 211, 13 I zum Nachteil von T durch die Weiterfahrt<br />

TB: Eintritt des tatbestandsmäßigen Erfolges: Tod des T (+)<br />

Unterlassen der gebotenen Rettungshandlung: (+), da S<br />

zunächst keine Hilfe geholt und T liegengelassen hat<br />

Garantenstellung:<br />

• hier: aus Ingerenz (+)<br />

• pflichtwidriges Vorverhalten durch das Anfahren des T<br />

Quasikausalität:<br />

• Definition: Unterlassen kausal für Erfolgseintritt, wenn<br />

rechtlich gebotene Handlung nicht hinzugedacht werden<br />

kann, ohne dass der tatbestandliche Erfolg entfiele<br />

• hier: (-), da Tod von T nicht auf das Unterlassen von S<br />

beruht, das heißt hätte S sofort Hilfe geholt, wäre T immer<br />

noch tot<br />

S. 23<br />

Strafbarkeit des S nach §§ 212 I, 211, 13 I zum Nachteil von T (-)<br />

III. §§ 212 I, 211, 22, 23 I, 13 I durch die Weiterfahrt<br />

VP: keine Vollendung: (+), da Quasikausalität fehlt<br />

Strafbarkeit des Versuchs: §§ 23 I, 12 I<br />

TE: Vorsatz gerichtet auf:<br />

• Eintritt des tatbestandsmäßigen Erfolges: S billigt den Tod<br />

des T durch das Liegenlassen (+)<br />

• Unterlassen der gebotenen Rettungshandlung: (+), s.o.<br />

• Quasikausalität: (+), da S hinsichtlich T davon ausgeht, dass<br />

dieser ohne ärztliche Hilfe alsbald versterben wird, dass also<br />

ein sofort herbeizurufender Notarzt das Leben von T sicher<br />

noch retten könnte<br />

• Objektive Zurechnung: (+)<br />

• Möglichkeit und Zumutbarkeit der Rettungshandlung: (+)<br />

• Garantenstellung: (+), s.o.<br />

• Gleichstellungsklausel, § 13 I HS 2: unproblematisch (+)<br />

Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht, § 211 II Gruppe 3:<br />

• Definition: „um eine andere Straftat zu verdecken“, d.h.<br />

Täter will sich einer drohenden Strafverfolgung entziehen<br />

• ältere Rspr.: Begriff des Verdeckens verlange aktives<br />

„Zudecken“, so dass „Nicht-Aufdecken“ nicht ausreiche<br />

• hier mit h.M.: (+), da S nichts zur Rettung des T<br />

unternommen hat, um die Entdeckung seiner<br />

vorangegangenen Verkehrsstraftaten zu vermeiden<br />

UA: beim unechten Unterlassungsdelikt str.:<br />

e.A.: Versäumen der ersten Handlungsmöglichkeit<br />

• Grund: wirksamer Rechtsgüterschutz<br />

• dagegen spricht: Ausdehnung der Versuchsstrafbarkeit<br />

a.A.: Verstreichenlassen der letzten Rettungschance<br />

• Grund: Rechtsordnung verlange nur die rechtzeitige<br />

Abwendung des Erfolges<br />

S. 24<br />

Prof. Dr. Hans Kudlich Vorlesung <strong>Strafrecht</strong> <strong>BT</strong> I WS 2010/2011<br />

Prof. Dr. Hans Kudlich Vorlesung <strong>Strafrecht</strong> <strong>BT</strong> I WS 2010/2011

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