4/2013 (April) Arzneipflanzen in der Therapie des produktiven Hustens
4/2013 (April) Arzneipflanzen in der Therapie des produktiven Hustens
4/2013 (April) Arzneipflanzen in der Therapie des produktiven Hustens
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PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
Prof. Dr. Claus M. Passreiter<br />
<strong>Arzneipflanzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>produktiven</strong> <strong>Hustens</strong><br />
Erkältungskrankheiten gehören zu den häufigsten Erkrankungen, mit denen Patienten e<strong>in</strong>e Apotheke<br />
aufsuchen, um e<strong>in</strong> geeignetes Mittel zu erwerben. Im Allgeme<strong>in</strong>en berichten die Erkrankten<br />
über die typischen Symptome, wie z.B. Kopf- und Glie<strong>der</strong>schmerzen, leicht erhöhte Temperatur<br />
sowie Schnupfen mit verstopfter o<strong>der</strong> laufen<strong>der</strong> Nase. Darüber h<strong>in</strong>aus klagen viele über Halsschmerzen<br />
und Husten, <strong>der</strong> sowohl als trockener Reizhusten als auch als festsitzen<strong>der</strong> Husten mit<br />
zähem Bronchialsekret auftreten kann.<br />
8<br />
Abzugrenzen s<strong>in</strong>d diese harmlosen Erkältungen und grippalen Infekte<br />
von <strong>der</strong> echten Grippe, die nach e<strong>in</strong>er Infektion mit Influenza-Viren ausgelöst<br />
wird. Obwohl die Differenzierung nicht immer leicht ist, kann man<br />
doch davon ausgehen, dass e<strong>in</strong>e Influenza durch e<strong>in</strong> plötzlicheres Auftreten,<br />
höheres Fieber (bis 41°C) und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>sgesamt schwereren Verlauf<br />
und dadurch bed<strong>in</strong>gt größeres Krankheitsgefühl gekennzeichnet ist.<br />
Während e<strong>in</strong>e echte Grippe bis zu 14 Tage krank machen kann und auch<br />
danach häufig zu e<strong>in</strong>er Schwächung <strong>des</strong> Patienten führt, verläuft die Erkrankung<br />
bei grippalem Infekt <strong>in</strong>sgesamt leichter und nach spätestens<br />
e<strong>in</strong>er Woche ist das Ganze überstanden. Als Erreger von Erkältungen und<br />
grippalen Infekten s<strong>in</strong>d mehr als 200 verschiedene Viren bekannt, allen<br />
voran die Rh<strong>in</strong>oviren, die für fast die Hälfte aller Erkrankungen verantwortlich<br />
s<strong>in</strong>d. Als weitere Erreger s<strong>in</strong>d die Coronaviren, die Adenoviren<br />
und e<strong>in</strong>ige Paramyxoviren zu nennen, <strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>samkeit dar<strong>in</strong> besteht,<br />
dass sie hervorragend an die Schleimhaut <strong>der</strong> oberen Atemwege<br />
angepasst s<strong>in</strong>d. Sie vermehren sich rasch und können durch die durch<br />
sie ausgelöste erhöhte Schleimproduktion und die damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />
Nies- und Hustenreflexe sehr leicht aerogen auf den nächsten Menschen<br />
übertragen werden. Die Vielzahl <strong>der</strong> unterschiedlichen Erreger von<br />
Erkältungskrankheiten ist e<strong>in</strong> Grund dafür, warum man so oft <strong>in</strong>fiziert<br />
wird. Statistiken zufolge leiden Erwachsene bis zu viermal und K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis<br />
zu achtmal pro Jahr an e<strong>in</strong>er Erkältung [1]. Bed<strong>in</strong>gt durch die Symptome,<br />
die zu e<strong>in</strong>er erheblichen E<strong>in</strong>schränkung bei <strong>der</strong> Verrichtung <strong>der</strong> täglichen<br />
Aufgaben führen, holen sich die meisten Erkrankten Rat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Apotheke<br />
und verlangen entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationsarzneimittel, welches gegen<br />
alle Symptome gleichzeitig wirken soll o<strong>der</strong> mehrere Präparate zur L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Fall auftretenden Beschwerden.<br />
Der Gang zum Arzt kann <strong>in</strong> vielen Fällen unterbleiben, wenn es nicht zu<br />
e<strong>in</strong>er Sekundär<strong>in</strong>fektion mit Bakterien, die <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
auch Super<strong>in</strong>fektion genannt wird, kommt, die e<strong>in</strong>e Antibiotikatherapie<br />
erfor<strong>der</strong>t.<br />
Husten und se<strong>in</strong>e <strong>Therapie</strong><br />
Während bei <strong>der</strong> Behandlung von Glie<strong>der</strong>schmerzen und Fieber eher die<br />
klassischen, chemisch def<strong>in</strong>ierten Arzneistoffe, wie z.B. Paracetamol,<br />
Acetylsalicylsäure und Ibuprofen zum E<strong>in</strong>satz kommen, wird bei <strong>der</strong> Behandlung<br />
<strong>des</strong> Symptoms Husten sehr häufig auch auf die Phytotherapie<br />
zurückgegriffen. Wichtig für die Behandlung <strong>des</strong> <strong>Hustens</strong> ist die Feststellung,<br />
um was für e<strong>in</strong>en Husten es sich denn eigentlich handelt. Wird <strong>der</strong><br />
Hustenreiz e<strong>in</strong>es trockenen <strong>Hustens</strong> ohne Auswurf ausschließlich durch<br />
Reizungen im Hals-Rachenraum ausgelöst, so wird die Anwendung e<strong>in</strong>es<br />
hustenstillenden Medikamentes zum Behandlungserfolg führen. <strong>Arzneipflanzen</strong><br />
<strong>in</strong> diesem Indikationsgebiet enthalten häufig Polysaccharidschleime,<br />
die sich dann wie e<strong>in</strong> Schutzfilm auf die Schleimhaut <strong>des</strong> Hals-<br />
Rachenraumes legen und es von außen kommenden Reizen somit<br />
schwerer machen, die Schleimhaut zu erreichen. Klassische Drogen, die<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich verwendet werden s<strong>in</strong>d das Isländische Moos (Lichen<br />
islandicus von Cetraria islandica), die Eibischwurzel und die Eibischblätter<br />
(Althaeae radix und folium von Althaea offic<strong>in</strong>alis) sowie die Malven-<br />
blätter und-blüten (Malvae folium und flos von Malva silvestris). Auch<br />
das Spitzwegerichkraut (Plantag<strong>in</strong>is lanceolatae herba von Plantago<br />
lanceolata) und die Wollblumen werden <strong>in</strong> diesem Indikationsgebiet e<strong>in</strong>gesetzt<br />
[2].<br />
E<strong>in</strong> Reizhusten muss nicht unbed<strong>in</strong>gt durch von außen kommende Reize<br />
ausgelöst se<strong>in</strong>. Es ist auch möglich, dass er als Nebenwirkung bei <strong>der</strong><br />
<strong>Therapie</strong> mit Hemmstoffen <strong>des</strong> „Angiotens<strong>in</strong> Convert<strong>in</strong>g Enzymes“, den<br />
so genannten ACE-Hemmern auftreten kann. Auch bei <strong>der</strong> Lungenembolie,<br />
bei <strong>der</strong> es durch e<strong>in</strong>en weggeschwemmten Thrombus zum Verschluss<br />
e<strong>in</strong>es Blutgefäßes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lunge kam sowie bei e<strong>in</strong>em Pneumothorax, bei<br />
dem meist ausgelöst durch e<strong>in</strong>e Verletzung e<strong>in</strong> Lungenflügel kollabiert,<br />
tritt e<strong>in</strong> Reizhusten auf.<br />
Bei Erkältungserkrankungen beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> auftreten<strong>der</strong> Husten meist als<br />
trockener Reizhusten, <strong>der</strong> dann später, nach e<strong>in</strong> paar Tagen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
<strong>produktiven</strong> verschleimten Husten übergehen kann. Dieser produktive<br />
Husten ist durch den Auswurf von Schleim gekennzeichnet, <strong>der</strong> durch die<br />
lokale Entzündung <strong>der</strong> Bronchialschleimhaut entsteht. Oftmals ist es am<br />
Anfang e<strong>in</strong>es grippalen Effektes schwierig zu entscheiden, welche Art von<br />
Husten eigentlich vorliegt.<br />
Um e<strong>in</strong>geatmete Fremdköper wie<strong>der</strong> aus dem Körper zu entfernen, ist die<br />
Schleimhaut <strong>der</strong> Atemwege mit spezialisierten Zellen ausgestattet. Während<br />
die so genannten Becherzellen e<strong>in</strong>en dünnflüssigen Schleim produzieren,<br />
besitzen an<strong>der</strong>e Zellen fe<strong>in</strong>e Härchen. Dieses vom Schleim überzogene<br />
Flimmerepithel führt e<strong>in</strong>e Wellenbewegung aus, die <strong>in</strong> Richtung<br />
Rachen gerichtet ist und mit <strong>der</strong>en Hilfe kle<strong>in</strong>ere Fremdkörper wie<strong>der</strong> aus<br />
dem Bronchialsystem herausbeför<strong>der</strong>t werden können. Wenn <strong>der</strong> Reiz<br />
durch die e<strong>in</strong>geatmeten Partikel e<strong>in</strong>e bestimme Schwelle überschreitet<br />
und die Auswärtsbewegung <strong>des</strong> Flimmerepithels alle<strong>in</strong>e nicht zum Abtransport<br />
ausreicht, hilft e<strong>in</strong> <strong>Hustens</strong>toß beim Auswurf, so dass die Partikel<br />
über den Magen abtransportiert werden können. Der Befall mit den<br />
die Erkältungskrankheit auslösenden Viren führt nun zu e<strong>in</strong>er lokalen<br />
Entzündung <strong>der</strong> oberen Luftwege, wodurch die Becherzellen Schleim mit<br />
e<strong>in</strong>er höheren Viskosität bilden. Dieser zähflüssige Schleim überzieht<br />
dann die Flimmerhärchen und beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t diese <strong>in</strong> ihrer Funktion. Durch<br />
die e<strong>in</strong>geschränkte Beweglichkeit kann <strong>der</strong> zähe Schleim nicht <strong>in</strong> Richtung<br />
Rachen beför<strong>der</strong>t werden und es setzt e<strong>in</strong> Hustenreflex e<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />
wenn alles noch fest sitzt, wenig erfolgreich ist.<br />
Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung werden Teile <strong>des</strong> Schleims durch das<br />
Husten abgelöst und <strong>der</strong> nunmehr produktive Husten ist durch den Auswurf<br />
(Sputum) gekennzeichnet.<br />
Um das zähe, festsitzende Bronchialsekret zu lösen, werden e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reihe von <strong>Arzneipflanzen</strong> verwendet (s. Tab 1), die auswurfför<strong>der</strong>nde,<br />
also expectorierende Eigenschaften besitzen. Während die E<strong>in</strong>nahme von<br />
Acetylcyste<strong>in</strong> (ACC) als chemisch def<strong>in</strong>iertem Stoff den Schleim durch<br />
Sprengen von Disulfidbrücken im zähflüssigen Sekret lockern soll, erreichen<br />
Phytopharmaka die Schleimverflüssigung weitestgehend über e<strong>in</strong>e<br />
Schleimvermehrung. Das bedeutet, dass die <strong>in</strong> den <strong>Arzneipflanzen</strong> enthaltenen<br />
Stoffe die Becherzellen <strong>der</strong> Schleimhaut zur vermehrten Produktion<br />
von dünnflüssigerem Schleim anregen müssen. Dadurch wird
Zertifizierte Fortbildung<br />
Drogenbezeichnung<br />
Stammpflanze<br />
Inhaltstoffgruppe<br />
Indikation nach<br />
Kommission E<br />
Tagesdosis<br />
Fertigarzneimittel<br />
(Beispiele) 1<br />
Bemerkung<br />
Andornkraut<br />
Anis und<br />
Anisöl<br />
Marrubii<br />
herba<br />
Anisi fructus<br />
Anisi aetheroleum<br />
Marrubium<br />
vulgare<br />
Pimp<strong>in</strong>ella<br />
anisum<br />
Bitterstoffe,<br />
Gerbstoffe,<br />
wenig Äther. Öl<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Appetitlosigkeit,<br />
Völlegefühl, Katarrhe<br />
<strong>der</strong> Luftwege<br />
Dyspeptische Beschwerden,<br />
Katarrhe<br />
<strong>der</strong> Luftwege<br />
4,5 g Droge<br />
3,0 g Droge<br />
0,3 g (10-12<br />
Tropfen)<br />
äther. Öl (<strong>in</strong>nerlich)<br />
Angoc<strong>in</strong> ®<br />
Bronchialtropfen<br />
<strong>in</strong> Weleda<br />
Hustenelixier<br />
Erfahrungsheilkunde,<br />
ke<strong>in</strong>e jüngeren kl<strong>in</strong>ischen<br />
Studien<br />
Droge unmittelbar vor<br />
<strong>der</strong> Verwendung anstoßen<br />
das auf <strong>der</strong> Schleimhaut aufliegende zähe Sekret von dem aus <strong>der</strong><br />
Schleimhaut abgegebenen, weniger viskosen Schleim, gleichsam unterschichtet<br />
und die zähe, feste Schicht schwimmt auf dem dünnflüssigen<br />
Schleim auf. Sobald die Flimmerhärchen wie<strong>der</strong> komplett von dünnflüssigem<br />
Sekret umgeben s<strong>in</strong>d, können sie ihre auswärts gerichtete Bewe-<br />
Bibernellwurzel<br />
Brunnenkressekraut<br />
Efeublätter<br />
Eukalyptusblätter<br />
und<br />
Eukalyptusöl<br />
Fenchel und<br />
Fenchelöl<br />
Fichtenspitzen<br />
und<br />
Fichtennadel<br />
Öl<br />
Gr<strong>in</strong>deliakraut<br />
Hohlzahnkraut<br />
Kiefernsprossen<br />
und Kiefernnadel<br />
Öl<br />
M<strong>in</strong>zöl<br />
Pimp<strong>in</strong>ellae<br />
radix<br />
Nasturtii<br />
herba<br />
He<strong>der</strong>ae<br />
helicis<br />
folium<br />
Eucalypti<br />
folium<br />
Foeniculi<br />
fructus<br />
Foeniculi<br />
aetheroleum<br />
Piceae turiones<br />
recentes<br />
Piceae<br />
aetheroleum<br />
Gr<strong>in</strong>deliae<br />
herba<br />
Galeopsidis<br />
herba<br />
P<strong>in</strong>i turiones<br />
P<strong>in</strong>i<br />
aetheroleum<br />
Menthae<br />
arvensis<br />
aetheroleum<br />
Pimp<strong>in</strong>ella<br />
major<br />
Nasturtium<br />
offic<strong>in</strong>ale<br />
He<strong>der</strong>a<br />
helix<br />
Eucalyptus<br />
globulus<br />
Foeniculum<br />
vulgare<br />
Picea abies<br />
Gr<strong>in</strong>delia<br />
robusta,<br />
Gr<strong>in</strong>delia<br />
squamosa<br />
Galeopsis<br />
segetum<br />
P<strong>in</strong>us sylvestris<br />
und<br />
an<strong>der</strong>e<br />
Arten<br />
Mentha<br />
arvensis<br />
Ätherisches Öl<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Glucos<strong>in</strong>olate<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Sapon<strong>in</strong>e, Iridoide,<br />
Gerbstoffe<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege<br />
Erkältungskrankheiten<br />
<strong>der</strong> Luftwege<br />
(<strong>in</strong>nerlich<br />
und äußerlich)<br />
Dyspeptische<br />
Beschwerden,<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege<br />
Leichte Muskel<br />
und Nervenschmerzen<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Leichte Katarrhe<br />
<strong>der</strong> Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen und<br />
unteren Luftwege<br />
Meteorismus, funktionelle<br />
Magen-,<br />
Darm-, Gallenbeschwerden,<br />
Katarrhe<br />
<strong>der</strong> oberen<br />
Luftwege, Myalgien,<br />
Neuralgien<br />
6-12 g Droge<br />
4-6 g Droge<br />
0,3 g Droge<br />
5-7 g Droge<br />
0,1 – 0,6 ml<br />
Öl<br />
5-6 g Droge<br />
(<strong>in</strong>nerlich)<br />
E<strong>in</strong>ige Tropfen<br />
Öl zur<br />
Inhalation<br />
4-6 g Droge<br />
6 g<br />
2-3 g Droge<br />
E<strong>in</strong>ige Tropfen<br />
zur Inhalation<br />
<strong>in</strong> heißem<br />
Wasser<br />
3-6 Tropfen<br />
(<strong>in</strong>nerlich),<br />
3-4 Tropfen<br />
<strong>in</strong> heißem<br />
Wasser zur<br />
Inhalation<br />
<strong>in</strong> Cefabroch<strong>in</strong> ®<br />
Tropfen<br />
Prospan ® , Bronchipret ®<br />
TE, Muc-Sabona ® Sirup<br />
EFEU-ratiopharm ® <strong>Hustens</strong>aft,<br />
Hedelix ® Husten-Brausetbl.,<br />
Bronchoverde<br />
® Brausetbl.<br />
Aspecton ® Eukaps, Exeu ®<br />
Kapseln, Cefabronch<strong>in</strong> ®<br />
Tropfen, Babix ® -Inhalat<br />
Ephepect ® -Pastillen, P<strong>in</strong>imenthol<br />
® , WICK ® VapoRub<br />
Erkältungssalbe<br />
Cefabronch<strong>in</strong> ® Tropfen<br />
Ephepect ® -Pastillen<br />
Weleda Bronchialbalsam<br />
Fichtensirup S,<br />
Babix ® -Inhalat<br />
Weleda<br />
Bronchialbalsam<br />
Als Urt<strong>in</strong>ktur <strong>in</strong> Bronchosyx<br />
comp Mischung,<br />
Asthmakhell ® N Mischung<br />
Grippostad ®<br />
Erkältungsbalsam,<br />
P<strong>in</strong>imenthol ®<br />
Erkältungsbalsam,<br />
P<strong>in</strong>imenthol ®<br />
Erkältungs<strong>in</strong>halat<br />
JHP ® Rödler<br />
Japanöl Ol. Menth. jap.<br />
S Lösung<br />
Nicht länger als<br />
6 Wochen verwenden<br />
Möglichst FAM verwenden<br />
mit genau<br />
e<strong>in</strong>gestellter Dosis<br />
Blätter wesentlich<br />
schwächer wirksam<br />
FAM nur mit dem Öl<br />
Droge unmittelbar vor<br />
<strong>der</strong> Verwendung anstoßen<br />
Tabelle 1: Gebräuchliche <strong>Arzneipflanzen</strong> mit expectorieren<strong>der</strong> Wirkung nach Schilcher [2]<br />
(Fortsetzung nächste Seite)<br />
1 Fertigarzneimittel, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> onl<strong>in</strong>e Ausgabe <strong>der</strong> Roten Liste geführt werden. Die Auswahl ist nicht repräsentativ und erhebt ke<strong>in</strong>en Anspruch<br />
auf Vollständigkeit. Für e<strong>in</strong>e vollständige Liste siehe www.rote-liste.de<br />
gung wie<strong>der</strong> aufnehmen und <strong>der</strong> zähe Schleim wird durch die Bewegung<br />
<strong>des</strong> unterliegenden Sekretes <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere Aggregate zerbrechen. Diese<br />
werden dann, unterstützt durch kräftige <strong>Hustens</strong>töße <strong>in</strong> Richtung Rachen<br />
beför<strong>der</strong>t. Somit ist zu erwarten, dass die Patienten zunächst vermehrt<br />
husten müssen. -><br />
9
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
Drogenbezeichnung<br />
Stammpflanze<br />
Inhaltstoffgruppe<br />
Indikation nach<br />
Kommission E<br />
Tagesdosis<br />
Fertigarzneimittel<br />
(Beispiele) 1<br />
Bemerkung<br />
Sapon<strong>in</strong>e als Wirkstoffe<br />
Bei den Sapon<strong>in</strong>en (Beispiele <strong>in</strong> Abb. 2) handelt es sich um Steroide<br />
o<strong>der</strong> Triterpene, die große und aufgrund von Sauerstoffsubstitutionen<br />
auch relativ hydrophile Moleküle darstellen. Außerdem tragen Sapon<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Zuckerketten, so dass es sich um Steroid- o<strong>der</strong> Triperpenglykoside<br />
handelt. Der Name Sapon<strong>in</strong> stammt von <strong>der</strong> late<strong>in</strong>ischen<br />
Bezeichnung sapo für Seife ab. Die Substanzen s<strong>in</strong>d also oberflächenak-<br />
Pfefferm<strong>in</strong>zöl<br />
Primelwurzel<br />
Quendelkraut<br />
Sanikelkraut<br />
Schlüsselblumenblüten<br />
Seifenwurzel,<br />
rote<br />
Seifenwurzel,<br />
weiße<br />
Senegawurzel<br />
Sternanisfrüchte<br />
Süßholzwurzel<br />
Thymiankraut<br />
Menthae<br />
piperitae<br />
aetheroleum<br />
Primulae<br />
radix<br />
Serpylli<br />
herba<br />
Saniculae<br />
herba<br />
Primulae flos<br />
cum calyce<br />
Saponariae<br />
rubrae radix<br />
Gysophilae<br />
radix<br />
Polygalae<br />
radix,<br />
Senegae<br />
radix<br />
Anisi stellati<br />
fructus<br />
Liquiritiae<br />
radix<br />
Thymi<br />
herba<br />
Mentha x<br />
piperita<br />
Primula<br />
veris,<br />
Primula<br />
elatior<br />
Thymus<br />
serpyllum<br />
Sanicula<br />
europea<br />
Primula<br />
veris,<br />
Primula<br />
elatior<br />
Saponaria<br />
offic<strong>in</strong>alis<br />
Gypsophila<br />
paniculata<br />
Polygala<br />
senega<br />
Illicium<br />
verum<br />
Glycyrrhiza<br />
glabra<br />
Thymus<br />
vulgaris<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Sapon<strong>in</strong>e<br />
Ätherisches<br />
Öl<br />
Krampfartige<br />
Beschwerden im<br />
oberen Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt<br />
Colon irritabile<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Myalgien,<br />
Neuralgien<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Leichte Katarrhe<br />
<strong>der</strong> Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
Luftwege,<br />
Dyspeptische<br />
Beschwerden<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege,<br />
Ulcus ventriculi<br />
o<strong>der</strong> duodeni<br />
Symptome <strong>der</strong><br />
Bronchitis und<br />
<strong>des</strong> Keuchhustens<br />
Katarrhe <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege<br />
6-12 Tropfen<br />
(<strong>in</strong>nerlich),<br />
3-5 Tropfen<br />
<strong>in</strong> heißem<br />
Wasser zur<br />
Inhalation<br />
0,5-1,5 g<br />
Droge<br />
4-6 g Droge<br />
4-6 g Droge<br />
2-4 g Droge<br />
1,5 g Droge<br />
0,03 - 0,15 g<br />
Droge<br />
1,5-3 g<br />
Droge<br />
3 g Droge<br />
5-15 g<br />
Droge<br />
10 g Droge<br />
Ephepect ® -Pastillen,<br />
OLBAS Tropfen<br />
Tiger Balm weiss Salbe<br />
Weleda Bronchialbalsam<br />
Bronchicum ®<br />
Bronchipret ® TP<br />
Phytobronch<strong>in</strong> ®<br />
Expectysat ® N Bürger<br />
Weleda<br />
Hustenelixier<br />
Cefabronch<strong>in</strong> ®<br />
Tropfen<br />
Cefabronch<strong>in</strong> ® Tropfen,<br />
Ephepect ® -Pastillen<br />
Makatuss<strong>in</strong> ® Tropfen<br />
Pulmot<strong>in</strong> ® Salbe<br />
Broncholitan ® Sirup<br />
Ardeybronchol ®<br />
Lutschpastillen<br />
Aspecton ®<br />
Bronchicum ®<br />
Bronchipret ® TP<br />
Bronchipret ® TE<br />
THYMIAN-ratiopharm ®<br />
<strong>Hustens</strong>aft<br />
Wegen Gefahr <strong>der</strong><br />
Hypokaliämie nicht<br />
länger als 4-6 Wochen<br />
verwenden<br />
Viele weitere<br />
Präparate<br />
Fortsetzung Tabelle 1: Gebräuchliche <strong>Arzneipflanzen</strong> mit expectorieren<strong>der</strong> Wirkung nach Schilcher [2]<br />
1 Fertigarzneimittel, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> onl<strong>in</strong>e Ausgabe <strong>der</strong> Roten Liste geführt werden. Die Auswahl ist nicht repräsentativ und erhebt ke<strong>in</strong>en Anspruch<br />
auf Vollständigkeit. Für e<strong>in</strong>e vollständige Liste siehe www.rote-liste.de<br />
10<br />
Für viele <strong>der</strong> verwendeten, von <strong>der</strong> Kommission E und <strong>der</strong> europäischen<br />
Organisation ESCOP (The European Cooperative on Phytotherapy) positiv<br />
bewertete <strong>Arzneipflanzen</strong> [3,4], liegen ke<strong>in</strong>e evidenzbasierten Wirksamkeitsnachweise<br />
vor, dies gilt aber auch für die Arzneistoffe ACC und<br />
Ambroxol. Von ACC weiß man, dass <strong>der</strong> oben beschriebene Mechanismus<br />
<strong>in</strong> vitro funktioniert, es ist aber <strong>in</strong>zwischen bekannt, dass bei <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>nahme e<strong>in</strong>e solche Wirkung <strong>in</strong> vivo nicht stattf<strong>in</strong>det. Die E<strong>in</strong>nahme<br />
von ACC führt jedoch zu e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> Plasmakonzentration <strong>des</strong><br />
Glutathions, woraus sich antientzündliche Eigenschaften ergeben, die<br />
dann <strong>in</strong>direkt auch zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Situation an <strong>der</strong> Bronchialschleimhaut<br />
führen können [5].<br />
Da <strong>in</strong> pflanzlichen Extrakten e<strong>in</strong>e große Anzahl verschiedener Stoffe vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d, ist die Situation noch komplizierter. Wenn man sich die<br />
unterschiedlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phytotherapie gebräuchlichen <strong>Arzneipflanzen</strong><br />
anschaut (s. Tab.1), stellt man fest, dass als Inhaltsstoffe ätherisches Öl<br />
und Sapon<strong>in</strong>e überwiegen [2,6]. Nur wenige <strong>der</strong> Verwendung f<strong>in</strong>denden<br />
Drogen besitzen we<strong>der</strong> ätherisches Öl noch Sapon<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Drogen<br />
enthalten sogar beide Stoffgruppen, wie z.B. die Bibernellwurzel.
Zertifizierte Fortbildung<br />
Hustentees<br />
Grundsätzlich kann man natürlich jede <strong>der</strong> <strong>in</strong> Tabelle 1 aufgeführten Drogen<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong> speziellen Eigenschaften als expectorierende<br />
Teezubereitung e<strong>in</strong>setzen. In <strong>der</strong> traditionellen Heilkunde werden<br />
aber eher Mischungen e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>zelkomponenten sich <strong>in</strong> ihrer<br />
Wirkung ergänzen. Aus den oben ausgeführten Überlegungen zum Wirkungsmechanismus<br />
von Sapon<strong>in</strong>en und ätherischem Öl ist leicht zu erkennen,<br />
dass sich diese beiden Stoffgruppen ideal ergänzen. E<strong>in</strong> frisch<br />
aufgebrühter Hustentee wird somit immer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>halative und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte,<br />
reflektorische Wirkung entfalten.<br />
Die Kommission E <strong>des</strong> BfArm hat auch e<strong>in</strong>ige fixe Komb<strong>in</strong>ationen monographiert,<br />
die nach Schilcher et al. für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 12 Jahren zu Lasten<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als Rezepturen verordnet<br />
werden dürfen [2]. Bei beiden Tees handelt es sich nicht um re<strong>in</strong> expectorierende<br />
Teezubereitungen, son<strong>der</strong>n durch H<strong>in</strong>zufügen <strong>der</strong> Eibischwurzel<br />
erhalten die Tees auch e<strong>in</strong>e reizmil<strong>der</strong>nde Komponente. Die beiden<br />
Tees enthalten jeweils zu gleichen Teilen Anisfrüchte, Primelwurzel und<br />
Eibischwurzel, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden enthält zusätzlich Süßholzwurzel [2].<br />
Ebenfalls bewährte Teerezepturen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Brusttee mit Anisfrüchten (15<br />
g), Süßholzwurzel (25 g) sowie Eibischwurzel (25 g) und Eibischblättern<br />
(35 g), <strong>der</strong> sich aufgrund <strong>der</strong> beiden Schleimdrogen beson<strong>der</strong>s gut <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Frühphase <strong>des</strong> <strong>produktiven</strong> <strong>Hustens</strong> anwenden lässt, wenn <strong>der</strong> Hustenreiz<br />
wegen <strong>des</strong> noch sehr festsitzenden Sekretes als beson<strong>der</strong>s quälend<br />
empfunden wird. Ebenfalls als re<strong>in</strong> expectorierende Komb<strong>in</strong>ation bewährt<br />
hat sich e<strong>in</strong>e 3:2 Mischung von Hohlzahn- und Quendelkraut, von<br />
<strong>der</strong> mehrmals täglich e<strong>in</strong>e Tasse getrunken werden soll. In allen beschriebenen<br />
Fällen, die natürlich nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Ausschnitt <strong>der</strong> vielen<br />
<strong>in</strong>dividuellen Teerezepturen s<strong>in</strong>d [2,6], wurden Sapon<strong>in</strong>- mit Ätherischöl-<br />
Drogen komb<strong>in</strong>iert. Bei Verwendung von Apiaceenfrüchten, wie Anis und<br />
Fenchel, ist darauf zu achten, dass die Früchte vor <strong>der</strong> Verwendung angestoßen<br />
werden, um das ätherische Öl aus den Ölgängen <strong>der</strong> Fruchttiv<br />
und können sich sowohl an lipophile wie auch hydrophile Grenzflächen<br />
anlagern. Da Sapon<strong>in</strong>e große glykosidierte Moleküle s<strong>in</strong>d, ist ihre<br />
Resorptionsquote bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme sehr ger<strong>in</strong>g. Sapon<strong>in</strong>e reizen, genau<br />
wie die Seife auch, Schleimhäute, worauf ihr Wirkungsmechanismus vermutlich<br />
beruht. Durch die Reizung <strong>der</strong> Schleimhaut <strong>des</strong> Magens sollen<br />
die Sapon<strong>in</strong>e über den Parasympathicus reflektorisch zu e<strong>in</strong>er Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Schleimproduktion an allen serösen Drüsen <strong>der</strong> oberen Körperhälfte<br />
führen. Dieser Schutzmechanismus, <strong>der</strong> primär versucht die Reizung im<br />
Magen durch mehr Schleim zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, ist auf <strong>der</strong> efferenten Seite<br />
<strong>des</strong> Nervus vagus nicht zielgerichtet. Der im Zentralnervensystem ankommende<br />
Impuls führt also zu e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en über alle absteigenden<br />
Bahnen verlaufenden Reaktion. Bekannt ist dies vom Alkaloid Emet<strong>in</strong><br />
aus <strong>der</strong> Brechwurzel (Ipecacuanhae radix), das <strong>in</strong> höherer Konzentration<br />
sogar zum Erbrechen führt [8]. E<strong>in</strong> weiterer Erklärungsansatz wird dar<strong>in</strong><br />
gesehen, dass die Sapon<strong>in</strong>e durch Spreitung auf <strong>der</strong> Schleimhaut auch<br />
<strong>in</strong> die Bronchien vordr<strong>in</strong>gen könnten, wo sie dann durch Reizung <strong>der</strong><br />
Schleimhaut die Sekretion erhöhen und durch ihre Oberflächenaktivität<br />
den Schleim zusätzlich verflüssigen könnten [9]. Vom α-He<strong>der</strong><strong>in</strong> aus den<br />
Efeublättern weiß man <strong>in</strong>zwischen, dass es zusätzlich e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkten<br />
β2-adrenergen Effekt besitzt, wodurch es zu Relaxation <strong>der</strong> Bronchialmuskulatur<br />
kommt. Siehe dazu den Abschnitt Thymian und Efeu.<br />
Ätherisches Öl als Wirkstoff<br />
Beim ätherischen Öl handelt es sich um e<strong>in</strong> komplexes Gemisch vieler<br />
verschiedener Stoffe. Chemisch gesehen s<strong>in</strong>d es meist Mono- und Sesquiterpene<br />
mit 10 bzw. 15 Kohlenstoffen und Phenylpropane (s. Abb. 1).<br />
Während manche Öle nur e<strong>in</strong>e absolut dom<strong>in</strong>ierende Hauptkomponente<br />
besitzen, f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Ölen mehrere Hauptkomponenten. Zum<br />
Beispiel enthält das Anisöl bis zu 96 % trans-Anethol, die restlichen 4<br />
Prozent s<strong>in</strong>d dann aus e<strong>in</strong>er unbestimmten Anzahl von an<strong>der</strong>en Verb<strong>in</strong>dungen<br />
zusammengesetzt. Beim Fenchel h<strong>in</strong>gegen, <strong>der</strong> drei Hauptkomponenten<br />
im Öl besitzt, f<strong>in</strong>det man, je nachdem, ob es sich um bitteren<br />
o<strong>der</strong> süßen Fenchel handelt, unterschiedliche Mengenverhältnisse. Der<br />
süße Fenchel, den man auch Gewürzfenchel nennt, enthält mit 1–3 %<br />
e<strong>in</strong>en halb so ger<strong>in</strong>gen Gesamtgehalt an ätherischem Öl mit 80–95 %<br />
trans-Anethol, 1 % Fenchon und bis zu 10 % Estragol. Im bitteren Fenchel<br />
f<strong>in</strong>den sich 2–6 % ätherisches Öl, das nur zu 50–70 % aus trans-Anethol,<br />
zu 12–25 % Fenchon und 2–8 % Estragol enthält. Das Europäische Arzneibuch<br />
for<strong>der</strong>t dabei e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong><strong>des</strong>tgehalt an Fenchon von 15 % [7].<br />
Wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Apotheke Fenchel verlangt wird, ist bitterer Fenchel abzugeben.<br />
Das ätherische Öl <strong>des</strong> Thymians enthält sogar fünf Hauptkomponenten:<br />
Thymol (36–55 %), p-Cymen (15–28 %), γ-Terp<strong>in</strong>en (5–10 %), L<strong>in</strong>alool<br />
(4–6,5 %) und Carvacrol (1–4 %).<br />
Bei aller Komplexität ist allen ätherischen Ölen geme<strong>in</strong>sam, dass sie aus<br />
relativ kle<strong>in</strong>en, lipophilen Molekülen zusammengesetzt s<strong>in</strong>d und dass sie<br />
bei Raumtemperatur <strong>in</strong>nerhalb von Stunden rückstandslos verdampfen,<br />
wenn man sie zum Beispiel auf e<strong>in</strong> Filterpapier tropft.<br />
Es gibt verschiedene Arten <strong>der</strong> Anwendung von ätherischen Öldrogen<br />
und re<strong>in</strong>em ätherischen Öl, <strong>der</strong>en Wirkung auf unterschiedlichen Wegen<br />
zustande kommt. Betrachten wir zuerst die Inhalation e<strong>in</strong>es ätherischen<br />
Öles zum Beispiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heißwasser<strong>in</strong>halator, wobei unerheblich ist,<br />
ob die Droge, das ätherische Öl selbst o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Salbenpräparat mit ätherischem<br />
Öl verwendet wird. Das ätherische Öl gelangt so beim E<strong>in</strong>atmen<br />
an die Bronchialschleimhaut und kann dort über die Reizung <strong>der</strong> Becherzellen<br />
die Schleimproduktion erhöhen. Diese <strong>in</strong>halativen Effekte kommen<br />
auch beim Lutschen e<strong>in</strong>es Hustenbonbons o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von<br />
Hustentees und Hustentropfen zum Tragen. Bei letzteren gelangen die<br />
ätherischen Öle <strong>in</strong> den Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt, wo sie aufgrund ihrer Reizwirkung<br />
auf Haut- und Schleimhäute die Schleimhaut <strong>des</strong> Magens reizen<br />
können. Dieser Reiz könnte dann, wie bei den Sapon<strong>in</strong>en beschrieben,<br />
ebenfalls zu e<strong>in</strong>er reflektorischen Anregung <strong>der</strong> Schleimproduktion <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Peripherie führen. Wegen ihrer Lipophilie werden die Komponenten <strong>der</strong><br />
ätherischen Öle auch rasch resorbiert, was ihre Übernahme <strong>in</strong>s Blut ermöglicht.<br />
Erreicht das Öl die Lunge, ist es möglich, dass die Stoffe abgeatmet<br />
werden und so wie<strong>der</strong>um direkt an <strong>der</strong> Bronchialschleimhaut zur<br />
Wirkung kommen. Bei magensaftresistenten Kapseln, wie sie zum Beispiel<br />
im Präparat Gelomyrtol ® forte vorliegen, entfällt sowohl die Inhalation<br />
bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme als auch die Reizung <strong>des</strong> Magens. Solche Präpa-<br />
Abbildung 1: Ätherisches Öl<br />
rate werden also resorbiert und nach dem Transport durch das Blut über<br />
die Lunge wie<strong>der</strong> ausgeatmet. Es f<strong>in</strong>det also e<strong>in</strong>e „umgekehrte Inhalation“<br />
statt. Beson<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>dliche Patienten beklagen dann oft, dass<br />
sie das Präparat nicht vertragen, denn es käme ihnen quasi wie<strong>der</strong> hoch.<br />
Die bei vielen Patienten beliebte Verwendung von Erkältungssalben hat<br />
überwiegend <strong>in</strong>halative Effekte, jedoch ist auch bei Anwendung solcher<br />
Produkte e<strong>in</strong>e Resorption <strong>der</strong> lipophilen Verb<strong>in</strong>dungen nicht auszuschließen<br />
[9].<br />
11
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
Fertigarzneimittel<br />
Pflanzliche Fertigpräparate s<strong>in</strong>d für viele Patienten, die ke<strong>in</strong>en Tee<br />
mögen, von vornhere<strong>in</strong> die bessere Wahl. Aber auch <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en<br />
Fällen kann es viele Vorteile haben, e<strong>in</strong> Fertigprärat zu verwenden. In<br />
Phytopharmaka s<strong>in</strong>d Extrakte aus den <strong>Arzneipflanzen</strong> enthalten, die e<strong>in</strong>e<br />
für die Wirkung optimale, nicht selten optimierte Konzentration an Inhaltsstoffen<br />
besitzen. Die Dosierung ist daher e<strong>in</strong>fach und nicht, wie<br />
beim Tee, von <strong>der</strong> Zubereitung beim Endverbraucher abhängig. Ätherisches<br />
Öl, das bei <strong>der</strong> Lagerung <strong>des</strong> Tees langsam verfliegen kann ist so<br />
<strong>in</strong> genau def<strong>in</strong>ierter Menge immer vorhanden. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für die<br />
Drogen die angestoßen werden müssen, wenn dies schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Apotheke<br />
passiert und <strong>der</strong> Patient das nicht selber machen kann.<br />
In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d zu den aufgeführten expectorierenden Drogen jeweils<br />
e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere Fertigarzneimittel aufgeführt. Die vorgenommene Auswahl<br />
ist nicht repräsentativ, ausgewählt wurden die Präparate, die den<br />
meisten Lesern vielleicht bekannt se<strong>in</strong> dürften. Die vollständigen Informationen<br />
f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Roten Liste – Onl<strong>in</strong>e mit Hilfe <strong>der</strong> Wirkstoffsuche<br />
und <strong>der</strong> jeweiligen Drogenbezeichnung [10]. Die absolut größte<br />
Anzahl von verschieden Präparaten, sowohl was die Hersteller als auch<br />
die Darreichungsform angeht, f<strong>in</strong>det sich beim Thymiankraut mit <strong>in</strong>sgesamt<br />
über 30 verschiedenen Präparaten, die gegen Beschwerden <strong>der</strong><br />
oberen Luftwege e<strong>in</strong>gesetzt werden. Auf den Plätzen zwei und drei folgen<br />
die Eukalyptusblätter und das Eukalyptusöl zusammengerechnet mit<br />
über 25 Präparaten und die Efeublätter mit ungefähr halb so vielen Fertigarzneimitteln.<br />
Alle an<strong>der</strong>en Drogen bewegen sich bei den<br />
Fertigarzneimitteln, wenn es sie denn überhaupt gibt, im<br />
e<strong>in</strong>stelligen Bereich.<br />
12<br />
Abbildung 2: Sapon<strong>in</strong>e<br />
wand freizusetzen. Es wird beschrieben, dass <strong>der</strong> Zusatz von Honig die<br />
Wirkung von ätherischem Öl und e<strong>in</strong> Zusatz von Zucker und Honig die<br />
Sapon<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ihrer Wirkung unterstützt [9]. Als Beispiel lässt sich hier <strong>der</strong><br />
Fenchelhonig erwähnen, <strong>der</strong> als altes Hausmittel immer noch e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Bedeutung besitzt.<br />
Eukalyptus<br />
Die Eukalyptusblätter werden von Eucalyptus globulus,<br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Australien beheimateten 30-35 m hohen Baum<br />
gewonnen. Die ledrigen Eukalyptusblätter enthalten 1,5 –<br />
3,5 % ätherisches Öl mit <strong>der</strong> monoterpenoiden Hauptkomponente<br />
1,8-C<strong>in</strong>eol (s. Abb. 1). Weitere <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Menge<br />
enthaltene Monoterpene s<strong>in</strong>d das α-P<strong>in</strong>en und p-Cymen.<br />
Da die Blätter wesentlich schwächer wirken als das ätherische<br />
Öl, werden sie heute nur noch sehr wenig verwendet.<br />
In allen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Roten Liste aufgeführten Präparaten ist nur<br />
das ätherische Öl enthalten, Blattextrakte f<strong>in</strong>det man ke<strong>in</strong>e<br />
[10]. Bei den Präparaten, die Eukalyptus enthalten, handelt<br />
es sich um Arzneimittel zur <strong>in</strong>nerlichen wie äußerlichen Anwendung.<br />
So ist Eukalyptusöl zum Beispiel <strong>in</strong> Salben verschiedener<br />
Hersteller enthalten, die zur Inhalationstherapie<br />
nach E<strong>in</strong>reiben <strong>der</strong> Brust gedacht s<strong>in</strong>d. Eukalyptusöl f<strong>in</strong>det<br />
sich auch <strong>in</strong> Erkältungsbä<strong>der</strong>n, die bei Fieber allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht verwendet werden sollten. Zur <strong>in</strong>nerlichen E<strong>in</strong>nahme<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e ganze Reihe Präparate gelistet, <strong>der</strong>en Wirkung auf<br />
den im Abschnitt „Ätherisches Öl als Wirkstoff“ bereits beschriebenen<br />
Zusammenhängen beruht. Re<strong>in</strong>es Eukalyptusöl<br />
ist beispielsweise im Präparat Aspecton ® Eucaps <strong>der</strong> Firma<br />
Krewel Meuselbach und <strong>in</strong> den Exeu ® Kapseln <strong>der</strong> Firma<br />
Hexal enthalten. Dieses Präparat zur <strong>in</strong>nerlichen E<strong>in</strong>nahme<br />
ist mit 100 bzw. 200 mg Eucalyptusöl erhältlich. Interessanterweise<br />
s<strong>in</strong>d die ger<strong>in</strong>ger dosierten Kapseln genau wie die<br />
oben bereits erwähnten Gelomyrtol ® forte Kapseln <strong>der</strong><br />
Firma Pohl-Boskamp magensaftresistent überzogen, während<br />
dies für das höher dosierte Aspecton ® Präparat nicht<br />
zutrifft.<br />
Efeu<br />
Die Efeublätter stammen von He<strong>der</strong>a helix, e<strong>in</strong>er bei uns<br />
weit verbreiteten, mit Haftwurzeln kletternden Pflanze, die<br />
auch gern als Zierpflanze auf dem Fensterbrett verwendet wird. Das Efeu<br />
zeigt e<strong>in</strong>e ausgeprägte Heterophyllie, was bedeutet, dass die Blätter an<br />
verschiedenen Stellen <strong>der</strong> Pflanze unterschiedlich geformt s<strong>in</strong>d. So f<strong>in</strong>det<br />
man im Bereich <strong>der</strong> blühenden Zweige ovale, ganzrandige Blätter, währen<br />
nicht blühende Sprosse e<strong>in</strong> typisches dreilappiges Blatt besitzen. Für<br />
die Droge werden nur die Blätter aus dem unteren Bereich verwendet.<br />
Der Erntezeitpunkt liegt im Frühsommer [9]. Efeublätter enthalten zu 2-6<br />
% Sapon<strong>in</strong>e, unter an<strong>der</strong>em das He<strong>der</strong>acosid C (s. Abb. 2), e<strong>in</strong> Triterpenbis<strong>des</strong>mosid,<br />
aus dem das pharmakologisch aktive α-He<strong>der</strong><strong>in</strong> (s. Abb. 2)<br />
gebildet wird. Bei den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Roten Liste aufgeführten Efeublätterextrakte<br />
enthaltenen Fertigarzneimitteln handelt es sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl um Monopräparate,<br />
die entwe<strong>der</strong> als Saft o<strong>der</strong> als Brausetabletten angeboten<br />
werden. E<strong>in</strong> Hersteller bietet auch Lutschtabletten an. Da Sapon<strong>in</strong>e auch<br />
antibakteriell wirken, ersche<strong>in</strong>t die Anwendung e<strong>in</strong>es solchen Präparates<br />
bei gleichzeitiger Halsentzündung durchaus s<strong>in</strong>nvoll. Mit Bronchipret ® TE<br />
Saft, Broncholitan ® und Muc-Sabona ® -Sirup gibt es auch drei Komb<strong>in</strong>ationspräparate,<br />
die alle e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Thymian und Efeu darstellen,<br />
bei Broncholitan ® und Muc-Sabona ® -Sirup ist zusätzlich Süßholzwurzelextrakt<br />
enthalten.<br />
Thymian<br />
Echter Thymian, Thymus vulgaris, ist e<strong>in</strong> immergrüner, bis zu 50 cm<br />
hoch werden<strong>der</strong> Halbstrauch, <strong>der</strong> im westlichen Mittelmeergebiet beheimatet<br />
ist und heute hauptsächlich <strong>in</strong> Spanien und Marokko kultiviert<br />
wird. Die Firma Bionorica baut den Thymian heute großflächig auf <strong>der</strong><br />
Liebl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>sel <strong>der</strong> Deutschen, <strong>in</strong> Mallorca, an. Thymian enthält m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens<br />
1,2 % ätherisches Öl. Je nach Herkunft enthält das Öl 0,9–75 %<br />
Thymol und 1,5–83 % Carvacrol als Hauptbestandteil sowie 4–34 %<br />
p-Cymen und 0,9–19 γ-Terp<strong>in</strong>en [2]. Wegen <strong>der</strong> im Arzneibuch vorgeschriebenen<br />
M<strong>in</strong><strong>des</strong>tgehalte an Thymol und Carvacrol können nur solche
Zertifizierte Fortbildung<br />
Herkünfte pharmazeutisch verwendet werden, bei denen entwe<strong>der</strong> Thymol<br />
o<strong>der</strong> Carvacrol dom<strong>in</strong>iert. Bei Thymol und Carvacrol handelt es sich<br />
um aromatische Monoterpene mit jeweils e<strong>in</strong>er phenolischen Hydroxylgruppe<br />
(s. Abb. 1). Thymol gehört mit e<strong>in</strong>em Phenolfaktor von 20 zu den<br />
stärksten antibakteriell und antiviral wirksamen Bestandteilen ätherischer<br />
Öle. Von den 38 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Roten Liste aufgeführten Präparaten mit<br />
Thymian s<strong>in</strong>d etwa die Hälfte Monopräparate, die zumeist den Trockeno<strong>der</strong><br />
Dickextrakt aus dem Kraut enthalten [10]. Von <strong>der</strong> Darreichungsform<br />
aus gesehen f<strong>in</strong>det man hauptsächlich flüssige Zubereitungen, Säfte<br />
o<strong>der</strong> Tropfen. Es gibt aber auch feste orale Arzneiformen, wie z.B. die<br />
Bronchipret ® Thymian Pastillen und die nicht apothekenpflichtigen tetesept<br />
Erkältungs- Kapseln, die allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en Extrakt, son<strong>der</strong>n nur Thymiankrautpulver,<br />
enthalten. Bei den Komb<strong>in</strong>ationspräparaten gibt es<br />
viele verschiedene Komb<strong>in</strong>ationen mit allerlei an<strong>der</strong>en Drogen mit ätherischem<br />
Öl <strong>in</strong> Form von Tropfen, Säften, Salben und Bä<strong>der</strong>n. Neben <strong>der</strong><br />
bereits beim Efeu erwähnten Komb<strong>in</strong>ationen f<strong>in</strong>det man auch e<strong>in</strong> Präparat,<br />
das Thymian und Primelwurzel enthält. Nur Thymianöl ist im Penaten<br />
® Baby-Erkältungsbad enthalten.<br />
Thymian und Efeu<br />
Obwohl die Anwendung pflanzlicher Präparate weit verbreitet ist und es<br />
zahlreiche Präparate auf dem Markt gibt, ist die Anzahl <strong>der</strong> Studien zur<br />
Wirkung relativ ger<strong>in</strong>g. Die Wirksamkeit von Präparaten mit Efeublätterextrakten<br />
wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Studien bereits belegt. In e<strong>in</strong>er Doppelbl<strong>in</strong>dstudie<br />
konnte bereits 1992 gezeigt werden, dass Prospan ® <strong>Hustens</strong>aft,<br />
<strong>der</strong> Efeublätterextrakt enthält, dem Ambroxol <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirkung gleichwertig<br />
ist [11]. Auch <strong>in</strong> den letzten Jahren wurden Studien zur Anwendung von<br />
Efeu-Extrakten veröffentlicht, die die Wirkung belegen [12,13]. Es f<strong>in</strong>den<br />
sich weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige Anwendungsbeobachtungen, e<strong>in</strong>e davon besche<strong>in</strong>igt<br />
dem Bronchipret ® Saft, <strong>der</strong> damals noch nicht den Zusatz TE für<br />
Thymian und Efeu trug, Gleichwertigkeit zu den chemischen Stoffen Ambroxol,<br />
Bromhex<strong>in</strong> und N-Acetylcyste<strong>in</strong> [14-16]. In e<strong>in</strong>er im Jahre 2011 erschienenen<br />
Übersichtsarbeit über die Kl<strong>in</strong>ischen Prüfungen zur Anwendung<br />
von Efeublätterextrakten kommen die Autoren zu dem Schluss,<br />
dass es durchaus Zweifel daran gibt, ob die Studien zum richtigen Ergebnis<br />
geführt haben, da viele methodologische Fehler gemacht wurden [17].<br />
Auch zum Thymian gibt es e<strong>in</strong>e plazebokontrollierte Doppelbl<strong>in</strong>dstudie,<br />
die die Überlegenheit von Bronchicum ® Tropfen gegenüber Placebo belegt<br />
[18]. Lei<strong>der</strong> wurde hier nicht zusätzlich gegen e<strong>in</strong> chemisch-synthetisches<br />
Präparat getestet.<br />
Aus heutiger Sicht beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant ist die Komb<strong>in</strong>ation aus Thymian<br />
und Efeu. Wie oben bereits ausgeführt s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> den beiden<br />
Pflanzen enthaltenen Wirkstoffgruppen verschieden und besitzen unterschiedliche<br />
Wirkorte. Das wäre aber nichts Beson<strong>der</strong>es, denn das gilt für<br />
jede Komb<strong>in</strong>ation aus Drogenextrakten mit ätherischem Öl und Sapon<strong>in</strong>en.<br />
Was ist also das Beson<strong>der</strong>e an Thymian und Efeu? In <strong>der</strong> Zeitschrift<br />
Pharmazie <strong>in</strong> unserer Zeit f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Aufsatz von Dr. Ute Neumann<br />
von <strong>der</strong> Bionorica AG, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie schreibt, dass sich Thymian und Efeu <strong>in</strong><br />
ihrer Wirkung ergänzen, weil sie synergistische an den 2-Rezeptoren <strong>in</strong><br />
Lungenbläschen und Bronchialmuskelzellen wirken [19], wobei <strong>der</strong> Efeu-<br />
Extrakt die Rezeptoren auf <strong>der</strong> Membran besser verfügbar macht und die<br />
Inhaltsstoffe <strong>des</strong> Thymians so besser wirken können. Die daraus resultierenden<br />
Effekte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> verbesserter Gasaustausch <strong>in</strong> den Alveolen und<br />
e<strong>in</strong>e Bronchospasmolyse [19]. H<strong>in</strong>tergrund dieser Überlegungen ist das<br />
Wissen um die β2-Rezeptoren an <strong>der</strong> Bronchialmuskulatur und den Alveolen.<br />
Die Aktivierung <strong>der</strong> Rezeptoren durch den natürlichen Liganden<br />
Adrenal<strong>in</strong> führt zu e<strong>in</strong>er Erweiterung <strong>der</strong> Bronchien und e<strong>in</strong>er Steigerung<br />
<strong>der</strong> Surfactant-Produktion <strong>in</strong> den Alveolen. In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe um Häberle<strong>in</strong>,<br />
die sich mit Efeu beschäftigt, fand man heraus, dass α-He<strong>der</strong><strong>in</strong><br />
aus dem Efeu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, die Anzahl <strong>der</strong> β2-Rezeptoren auf den<br />
Zellen dadurch zu erhöhen, dass es die Internalisierung, das heißt das<br />
zum „Zell<strong>in</strong>neren gerichtet se<strong>in</strong>“ <strong>der</strong> Rezeptoren, zu verr<strong>in</strong>gern [20,21].<br />
Der Effekt ist e<strong>in</strong>e stärkere Antwort auf das Adrenal<strong>in</strong>. Zwei Jahre zuvor<br />
publizierte Wienkötter se<strong>in</strong>e Untersuchungen zur Aktivität von Thymian<br />
an β2-Rezeptoren, <strong>in</strong> denen er dem Pflanzenextrakt e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss<br />
auf die mukoziliäre Clearence bestätigt. Man fand auch H<strong>in</strong>weise<br />
darauf, dass Thymianextrakte bzw. se<strong>in</strong>e Inhaltsstoffe direkt an die β2-<br />
Rezeptoren b<strong>in</strong>det, m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Interaktion konnte nachge-<br />
wiesen werden. Addiert man beide Effekte, lässt sich folgern, dass die<br />
Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> beiden Extrakte tatsächlich zu e<strong>in</strong>em oben postulierten<br />
Synergismus führen muss. Da die Effekte mit dem α-He<strong>der</strong><strong>in</strong> aus dem<br />
Efeu jedoch <strong>in</strong> vitro bei direktem E<strong>in</strong>wirken <strong>der</strong> Substanz auf die Zellen<br />
gemessen wurde, stellt sich die Frage, ob dies bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme e<strong>in</strong>es<br />
Saftes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form überhaupt stattf<strong>in</strong>den kann. Wird genug α-He<strong>der</strong><strong>in</strong><br />
überhaupt resorbiert und wie hoch ist dann die Konzentration am Zielorgan?<br />
Wirkt Thymian überhaupt stark genug an den Rezeptoren? Dies s<strong>in</strong>d<br />
auf jeden Fall spannende Fragen und auch wenn die optimistische Sichtweise<br />
von Frau Wagner kritisch h<strong>in</strong>terfragt werden muss, es regt zum<br />
Forschen an. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob sich die <strong>in</strong>teressante<br />
Annahme als richtig herausstellt.<br />
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Der Autor<br />
apl. Prof. Dr. Claus M. Passreiter<br />
ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Pharmazeutische<br />
Biologie und Biotechnologie <strong>der</strong> He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität <strong>in</strong><br />
Düsseldorf, an <strong>der</strong> er Pharmazie studierte und mit e<strong>in</strong>em Thema<br />
zur Untersuchung von Inhaltsstoffen aus Arnica sachal<strong>in</strong>ensis<br />
und A. amplexicaulis promoviert wurde. Er habilitierte sich dort<br />
später mit se<strong>in</strong>en Untersuchungen zur biologischen Aktivität<br />
von mittelamerikanischen <strong>Arzneipflanzen</strong>, die volksmediz<strong>in</strong>isch<br />
gegen Malaria und an<strong>der</strong>e Tropenkrankheiten verwendet werden.<br />
Se<strong>in</strong> heutiges Arbeitsgebiet umfasst neben den <strong>Arzneipflanzen</strong><br />
Mittelamerikas auch die phytochemische Untersuchung<br />
von afrikanischen <strong>Arzneipflanzen</strong>, die gegen Krebserkrankungen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Er ist seit Jahren <strong>in</strong> Fort- und Weiterbildung<br />
für pharmazeutisches Personal engagiert und ist seit 2006 auch<br />
wissenschaftlicher Mitherausgeber <strong>des</strong> Apotheken Magaz<strong>in</strong>s.<br />
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