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Fortbildung-2011-01-02-Arnica-montana - Gebr. Storck Verlag

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PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />

Prof. Dr. Claus M. Passreiter<br />

Wissenschaftlicher Mitherausgeber<br />

<strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong><br />

Botanik, Chemie, Analytik und<br />

pharmakologische Wirkung<br />

<strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> L. ist unbestritten eine der bedeutendsten Arzneipflanzen in Deutschland, denn sie<br />

wird in der Allopathie wie auch in der Homöopathie mit großer Regelmäßigkeit eingesetzt.<br />

Die Rote Liste verzeichnet in Ihrer Online-Ausgabe (Stand Dezember 2<strong>01</strong>0) immerhin 53 Präparate,<br />

die Arnikaextrakte als Einzelkomponente oder Teil einer komplexen Mischung enthalten [1].<br />

Das Inhaltsstoffspektrum von A. <strong>montana</strong> ist bereits seit vielen Jahren bekannt und doch gibt es<br />

immer noch Neues zu isolieren und zu identifizieren, wenn man die Analyse der Extrakte mit immer<br />

neueren, empfindlicheren Methoden erneut durchführt. Die meisten Leserinnen und Leser dieses<br />

<strong>Fortbildung</strong>sartikels werden bereits ihre persönlichen Erfahrungen mit Arnika gemacht haben,<br />

entweder in Form einer Salbe oder Tinktur oder auch in Form von Globuli. Vielleicht sind Sie aber<br />

der Pflanze selbst auf einer Exkursion oder während eines Urlaubs in die Alpen schon einmal direkt<br />

begegnet oder Sie erinnern sich an eine damals im botanischen Praktikum an der Universität oder<br />

in der PTA-Schule durchgeführte Analyse, bei der die charakteristischen Pappusborsten und<br />

Zwillingshaare im Mikroskop oder die Sesquiterpenlactone und Flavonoide im Dünnschichtchromatogramm<br />

gesucht und hoffentlich auch gefunden wurden.<br />

8<br />

Wenn wir einfach von Arnika sprechen, so ist dies eigentlich nicht<br />

ganz richtig, denn mit dem Namen Arnika ist nur die Gattung eindeutig<br />

bezeichnet. Die Gattung Arnika umfasst 32 verschiedene Arten von<br />

denen <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> nur eine Art oder Species darstellt. Die weiteren<br />

Vertreter dieser Gattung kommen nicht in Europa, sondern in<br />

anderen Teilen der nördlichen Hemisphäre vor. Wahrscheinlich gibt es<br />

nicht so viele unter Ihnen, die so wie ich, das Vergnügen hatten, sich<br />

wissenschaftlich und damit viel intensiver mit einer nicht so bekannten<br />

oder vielleicht besser bei uns völlig unbekannten Pflanze aus der<br />

Gattung <strong>Arnica</strong> zu beschäftigen. Im Osten Russlands, auf der Halbinsel<br />

Sachalin, ist eine Species heimisch, die <strong>Arnica</strong> sachalinensis<br />

(Regl.) A. Gray, die mir anfangs so wenig bekannt war wie Ihnen. Für<br />

mich ist sie jetzt nicht mehr so unbedeutend, denn die Pflanze ist mir<br />

während meiner Doktorarbeit doch ziemlich ans Herz gewachsen. Einige<br />

von Ihnen werden sich vielleicht auch an die Nordamerikanische<br />

Wiesenarnika <strong>Arnica</strong> chamissonis Less. ssp. foliosa Nutt. Maguire erinnern,<br />

die bis 2000 noch als zweite zugelassene Stammpflanze der<br />

Arnikablüten in der Pharmacopoiea Europaea (Ph. Eur.) aufgenommen<br />

war. Heute ist nur noch A. <strong>montana</strong> zugelassen, denn die Aufnahme<br />

von A. chamissonis ssp. foliosa war eigentlich immer ein Kompromiss<br />

und nur aus der Not geboren. Im weiteren Verlauf dieser <strong>Fortbildung</strong><br />

werden wir uns aber nur noch mit <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> L. beschäftigen, da<br />

die anderen Arten keine Bedeutung für die pharmazeutische Praxis in<br />

Deutschland besitzen.<br />

Allgemeines<br />

In der von Carl von Linné erstmals beschriebenen Gattung <strong>Arnica</strong> L.<br />

(Asteraceae) fasst man insgesamt 32 Arten zusammen. Das Hauptverbreitungsgebiet<br />

hat die gesamte Gattung in Nordamerika, wo die<br />

meisten dieser Species vorkommen [2]. Die bei uns zu Arzneizwecken<br />

verwendete <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> L. besitzt wie alle Arnika Arten ein gelbes<br />

Blütenkörbchen (s. Abbildung 1). Diese für die Familie der Asteraceae,<br />

die früher Compositae oder Kompositen hieß, charakteristische<br />

Infloreszenz kann entweder nur Zungenblüten, Zungen- und Röhrenblüten<br />

oder nur Röhrenblüten besitzen. Die Gattung Arnika gehört in<br />

die Tribus Heliantheae der Asteroideae und ihre Vertreter besitzen am<br />

Rand des Blütenkörbchens gelbe Zungenblüten, die die ebenfalls gelb<br />

gefärbten Röhrenblüten einschließen. Ein solches Pseudanthium, ein<br />

Blütenkörbchen besteht also aus vielen Einzelblüten, bei denen die<br />

jeweils fünf Blütenglieder entweder zu einer zygomorphen, monosymmetrischen<br />

und flächigen Zungenblüte (Scheibenblüte) oder zu<br />

einer radiärsymmetrischen Röhrenblüte verwachsen sind. Die Kelchblätter<br />

der Asteraceen-Einzelblüten sind keine grünen Blätter, sondern<br />

entweder haarige Gebilde bzw. spreuförmige kleine Blättchen, die zur<br />

Blütezeit entweder nicht sichtbar sind oder aber auch ganz fehlen<br />

können, wie dies z.B. bei der Kamille (Matricaria recutita) der Fall ist.<br />

Der außen um das Blütenkörbchen angeordnete Kranz von grünen<br />

Blättern erscheint zwar optisch wie ein Kelchblattkreis, besteht aber<br />

in Wirklichkeit aus so genannten Hochblättern, die man auch Involu-


Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />

Abbildung 1: <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> – Blütenstand<br />

cralblätter nennt und die das Blütenkörbchen tragen. <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong><br />

besitzt im Gegensatz zur Kamille und genau wie alle anderen Arten<br />

der Gattung Kelchblätter mit haariger Struktur, die dann zur Samenreife,<br />

wenn die Kronblätter verwelkt sind, als so genannter Pappus<br />

auffällig werden und die Achänenfrüchte dann später als Flugorgan<br />

mit dem Wind von der Mutterpflanze entfernen können, wie man dies<br />

z.B. vom Löwenzahn (Taraxacum officinale) kennt. Im Gegensatz zum<br />

Löwenzahn sitzen die Pappushaare bei der Arnika der Achäne aber<br />

direkt an.<br />

Das Verbreitungsgebiet von A. <strong>montana</strong> ist hautsächlich der alpine<br />

Raum Mitteleuropas, wo sie von den Pyrenäen im Norden Spaniens bis<br />

zum Balkan von den Tälern bis in Höhen von etwa 2500 m vorkommt.<br />

Sie ist aber auch in den Mittelgebirgen wie etwa im Bayerischen Wald<br />

und zuweilen auch im Baltikum und in Skandinavien verbreitet.<br />

A. <strong>montana</strong> ist eine perennierende, d.h. ausdauernde 20- 60 cm große<br />

Pflanze, die unterirdisch Rhizome ausbildet, über die man die Pflanze<br />

auch vegetativ vermehren kann. Sie trägt gegenständige Blätter<br />

und meist drei, selten fünf Blütenkörbchen. Trotz der Möglichkeit der<br />

Vermehrung über Rhizomschnitte war die Kultivierung von A. <strong>montana</strong><br />

lange Zeit nicht möglich. Man musste daher auf Wildsammlungen<br />

zurückgreifen, die aber aufgrund der zurückgehenden Wildbestände<br />

vom Washingtoner Artenschutzkommen unter besonderen Schutz<br />

gestellt wurde. Wildsammlungen waren daher nach einer gewissen<br />

Übergangsperiode nicht mehr möglich. Grund für den Rückgang an<br />

größeren Beständen von Wildpflanzen ist die Tatsache, dass Arnika<br />

kalkarme, saure Böden im lichten Nadelwald, in Moor- und Heidelandschaften<br />

sowie auf ungedüngten Bergwiesen bevorzugt. Ist der<br />

Nährstoffeintrag zu groß, dann gehen die Bestände zurück. Da man<br />

lange Zeit dachte, A. <strong>montana</strong> ließe sich nicht kultivieren, hat man<br />

nach Ersatz gesucht. In der Arbeitsgruppe von Günter Willuhn in Düsseldorf,<br />

wo besonders intensiv an verschiedenen Arnika-Arten<br />

geforscht wurde, fand man schließlich heraus, dass eine Unterart der<br />

leicht zu kultivierenden Nordamerikanischen Wiesenarnika, <strong>Arnica</strong><br />

chamissonis ssp. foliosa, ein ähnliches, wenn auch nicht gleiches<br />

Inhaltsstoffspektrum besitzt [3]. Die Wirkstärke der Extrakte aus diesen<br />

Pflanzen, die in der Volksmedizin der nordamerikanischen Indianer<br />

mit der gleichen Indikation verwendet wurde wie <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong><br />

bei uns [4], war aber deutlich geringer, so dass mit dieser Pflanze kein<br />

vollwertiger Ersatz gefunden werden konnte. Trotzdem wurde die<br />

Pflanze als zweite mögliche Stammpflanze in das Europäische Arzneibuch<br />

(Ph. Eur.) aufgenommen. Als dann die Züchtung einer speziellen<br />

Kulturrasse gelang, wurde die Nordamerikanische Wiesenarnika<br />

sofort wieder aus dem Arzneibuch gestrichen [5].<br />

Inhaltsstoffe<br />

Als typischer Vertreter der Familie der Asteracea enthält auch A. <strong>montana</strong><br />

je nach Herkunft und Wachstumsbedingungen 0,3 - 1,0 % Sesquiterpenlactone,<br />

die typischen Bitterstoffe der Asteraceae. In A. <strong>montana</strong><br />

sind dies Sesquiterpenlactone von Pseudoguaianolidtyp,<br />

insbesondere das Helenalin und seine Esterderivate mit kurzkettigen<br />

Fettsäuren (s. Abb. 3). Daneben kommt auch das 11α,13-Dihydrohelanlin<br />

ebenfalls frei und mit kurzkettigen Fettsäuren verestert vor. Als<br />

Säurekomponenten finden sich vor allem die Methylacryl, die Tiglin-,<br />

die Angelika und die 2-Methylbuttersäure, man findet aber auch Ester<br />

der Isobuttersäure und der Essigsäure [6]. Das Arzneibuch lässt den<br />

Gehalt mit Hilfe der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC)<br />

bestimmen und fordert einen Mindestgehalt an Gesamtsesquiterpenlactonen<br />

berechnet als Dihydrohelenalintiglinat von 0,4 % [7].<br />

Vergleicht man Arnikablüten spanischer Provenienz mit Herkunft Pyrenäen<br />

oder Westalpen mit Pflanzen aus dem östlichen Alpenraum, z.B.<br />

des ehemaligen Jugoslawien, dann stellt man fest, dass der Anteil der<br />

Dihydrohelenalinderivate bei den Blüten spanischer Herkunft deutlich<br />

überwiegt. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig, da die Dihydroderivate<br />

ein deutlich geringeres allergenes Potential besitzen. Bei den Sesquiterpenlactonen<br />

handelt es sich um amphiphile Verbindungen, die sich<br />

sowohl mit wässrig-alkolischen Lösungsmitteln als auch mit lipophileren<br />

Flüssigkeiten extrahieren lassen. In der Pflanze werden die Sesquiterpenlactone<br />

in lipophilen Kompartimenten gelagert, so zum Bei-<br />

Pollenkörner Zwillingshaar Pappusborste<br />

Abbildung 2: Mikroskopische Merkmale der Arnikablüten<br />

9


PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />

Helenalin<br />

R<br />

H<br />

Dihydrohelenalin<br />

schiedlich starke UV-Absorptionen aufweisen und sich auch hinsichtlich<br />

ihrer Wirkungsstärke unterscheiden, fallen die Unterschiede<br />

zwischen den Kollektionen ins Gewicht. Die Gehaltsbestimmung<br />

mittels HPLC und die Forderung eines Gesamtgehaltes an Sesquiterpenlactonen<br />

berechnet als Dihydrohelenalin ist demnach nicht optimal<br />

geeignet, die Qualität der vorliegenden Droge zu beurteilen. Überraschenderweise<br />

wurden bei den Arnikablüten spanischer Herkunft<br />

auch Sammlungen gefunden, die ein Übergewicht an Helenalinen aufweisen,<br />

was so bisher nicht berichtet wurde [12].<br />

10<br />

-tiglinat<br />

-acetat<br />

-isobutyrat<br />

-angelicat<br />

-isovalerat<br />

-2-methylbutyrat<br />

-α-methacrylat<br />

-tiglinat<br />

-acetat<br />

-isobutyrat<br />

-angelicat<br />

-isovalerat<br />

-2-methylbutyrat<br />

-α-methacrylat<br />

Abbildung 3: Hauptsequiterpenlactone der Arnikablüten<br />

spiel im ätherischen Öl, das von den Asteraceen in Köpfchenhaaren<br />

oder in Asteraceen-Drüsenhaaren gebildet und anschließend unter die<br />

Cuticula ausgeschieden wird. Die Sesquiterpenlactone spielen dann<br />

eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Fraßfeinden, da sie als<br />

sehr reaktive Verbindungen Aktivitäten in vielen verschiedenen biologischen<br />

Systemen zeigen. Wird das ätherische Öl destilliert, dann bleiben<br />

die Sesquiterpenlactone zurück oder zersetzen sich, wie dies beispielsweise<br />

beim Matricin, dem Hauptsesquiterpenlacton der Kamille<br />

der Fall ist, welches bei der Wasserdampfdestillation in das aromatische,<br />

blau gefärbte Chamazulen überführt wird. Neben den Pseudoguaianoliden<br />

wurden auch Guaianolide, zum Beispiel das Dihydroflorilenalin<br />

aus der Arnikatinktur isoliert [8].<br />

Als weitere lipophile Stoffe finden sich in der Arnikatinktur auch die<br />

Komponenten des ätherischen Öls. Bei diesen Stoffen handelt es sich<br />

hauptsächlich um Thymolesterderivate sowie um einfachere Monound<br />

Sesquiterpene [9]. Auch unter den Thymolderivaten gibt es reaktive<br />

Verbindungen. Thymol selbst besitzt gute antibakterielle Eigenschaften,<br />

besonders in Verbindung mit anderen synergistisch wirkenden<br />

Bestandteilen des ätherischen Öls kann es aber auch stark<br />

insektizid wirken [10].<br />

Neben diesen Verbindungen enthält <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> auch nennenswerte<br />

Mengen an Flavonoiden (s. Abb. 4). Der Gehalt an Glykosiden<br />

und Aglyka beträgt etwa 0,4 - 0,6 % [8,11]. Es kommen sowohl Flavone<br />

als auch Flavonole, sowie deren 7-O- bzw. 3-O-Glykoside vor. Die<br />

bekanntesten Verbindungen sind das Astragalin und das Luteolin-7-<br />

glucosid, sowie die Derivate des Quercetins, das Isoquercitrin und das<br />

Rutin [11].<br />

In verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass das<br />

Sesquiterpenlactonmuster in verschiedenen Herkünften von <strong>Arnica</strong><br />

<strong>montana</strong> starken Schwankungen unterworfen ist. Obwohl der Gesamtgehalt<br />

relativ gleich ist, kann die Verteilung der einzelnen Substanzen<br />

relativ zu einander variieren [12,13]. Insbesondere bei Schwankungen<br />

zwischen den Helenalin und Dihydrohelenalinderivaten, die unter-<br />

Analytik<br />

Im 3. Nachtrag zur 6. Ausgabe des Europäischen Arzneibuchs (Ph. Eur.<br />

6.3) finden sich zwei Monographien zum Thema Arnika [12a]. Neben<br />

den Arnikablüten (6.3/1391) ist die Arnikatinktur (6.3/1809) in das Arzneibuch<br />

aufgenommen worden. Die Identitätsprüfung erfolgt bei den<br />

Blüten mit Hilfe des Mikroskops und einer dünnschichtchromatographischen<br />

Untersuchung (DC) eines Extraktes aus 2,00 g pulverisierter<br />

Droge mit Methanol. Die daraus angefertigte DC (s. Abb. 5) dient dann<br />

sowohl der Identitäts- als auch der Reinheitsprüfung. Untersucht werden<br />

die in der Droge enthaltenen Flavonoide und Säurederivate.<br />

Neben der Chlorogensäure werden im Chromatogramm der Untersuchungslösung<br />

die Flavonoide Astragalin, Isoquercitrin und das Luteolin-7-glucosid<br />

zur Identifizierung herangezogen (s. Abb. 4). Verunreinigungen<br />

durch Calendulablüten oder durch die Blüten der<br />

mexikanischen Arnika Heterotheca inuloides werden an einer deutlich<br />

ausprägten Zone des Rutosid bzw. eines anderen darunter liegenden<br />

Flavonoids erkannt, die beide in den Arnikablüten nicht oder nur in<br />

Spuren vorkommen. Die mikroskopische Untersuchung der Involukraloder<br />

Hüllkelchblätter weisen Spaltöffnungen, einreihige, vielzellige<br />

Deckhaare (50-500 μm lang), 1 oder 2-reihige Drüsenhaare mit vielzelligem<br />

Stiel und vielzelligem Köpfchen (300 μm lang) auf, die auf<br />

der Außenseite reichlicher vorkommen. Auf der inneren Oberfläche findet<br />

man auch Drüsenhaare, jedoch sind diese hier kürzer (80 μm) und<br />

einreihig. Die Epidermis der Zungenblüten besteht aus buchtigen oder<br />

länglichen Zellen. Auf den Kronblättern finden sich wenige Spaltöffnungen<br />

und diverse Haare. Auch die Epidermis des Fruchtknotens<br />

weist Haare auf. Neben Drüsenhaaren mit kurzem Stiel und vielzelligem<br />

Köpfchen sind es hier die so genannten Zwillingshaare, meistens<br />

aus 2 seitlich verwachsenen Zellen mit getüpfelter Zwischenwand, die<br />

als charakteristisches Merkmal angesehen werden. Daneben findet<br />

man den Kelch in Form charakteristischer Pappusborsten und runde<br />

Pollenkörner (30 μm) mit stacheliger Exine und 3 Keimporen (s. Abb.<br />

2). Die Gehaltsbestimmung gelingt mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />

(HPLC) einer mit Methanol und Wasser hergestellten<br />

Untersuchungslösung. Bestimmt werden die im Extrakt enthaltenen<br />

Sesquiterpenlactone. Obwohl die einzelnen Komponenten des Extraktes<br />

getrennt bestimmt werden errechnet sich aus der Summe der<br />

Peakflächen ein Gesamtgehalt berechnet als Dihydrohelenanintiglinat.<br />

Der in der Monographie für die Arnikablüten geforderte Gesamtgehalt<br />

muss mindestens 0,4 % Sesquiterpenlactone berechnet als Dihydrohelenalintiglinat<br />

betragen. Die Arnikatinktur wird aus Arnikablüten im<br />

Ansatzverhältnis 1:10 mit wässrigem Ethanol (60-70 %) hergestellt,<br />

dementsprechend beträgt der mit Hilfe der gleichen Methode ermittelte<br />

geforderte Mindestgehalt 0,04 % Sesquiterpenlactone. Bei der<br />

Identitäts- und Reinheitsprüfung wird in Analogie zu den Blüten verfahren.<br />

Verwendung<br />

In der Volksmedizin wurde die Droge gegen vielfältige Beschwerdebilder<br />

eingesetzt. Hauptsächlich wurde Arnika gegen entzündliche<br />

Erkrankungen der Venen und des Bewegungsapparates, z.B. gegen<br />

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises verwendet. Arnikapräparationen<br />

wurden aber auch erfolgreich zur Behandlung von Blutergüssen<br />

und Verletzungen eingesetzt [14]. Ob daher der Name Bergwohlverleih,<br />

im Sinne von wohltuend oder lindernd bei solchen<br />

Beschwerden stammt, ist nicht zu einhundert Prozent gesichert [15].<br />

Weiterhin wurde Arnika wegen der Wirkung auf das Herz-Kreislauf-system<br />

auch als Stimulans, Analeptikum und Emmenagogum


Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />

Isoquercitrin<br />

Luteolin 7-O-glucosid<br />

Pectolinaringenin 7-O-glucosid<br />

Rutin<br />

Chlorogensäure<br />

Abbildung 4: Hydrophile Komponenten von A. <strong>montana</strong> sowie Rutin als Vergleichssubsstanz in der Dünnschichtchromatographie<br />

verwendet. Auch über die missbräuchliche Verwendung als Abortivum<br />

wurde berichtet.<br />

Allopathie<br />

Arnikaextrakte sind heute zur äußerlichen Behandlung von Unfall- und<br />

Verletzungsfolgen mit Prellungen, Quetschungen, Gelenkdistorsionen<br />

und Hämatomen zugelassen [16]. Für diese Indikation ist die Wirkung<br />

durch klinische Prüfungen ausreichend belegt [17]. Auch die Anwendung<br />

bei rheumatischen Erkrankungen ist gesichert, so dass Arnika<br />

Präparate auch zur Anwendung von entzündlichen Erkrankungen und<br />

Beschwerden im Bereich der Muskulatur und besonders der Gelenke<br />

angewandt werden können. Die gleichzeitige antibakterielle Wirkung<br />

der häufig angewandten Arnikatinktur wirkt sich dabei unterstützend<br />

auf den Heilungsprozess bei Verletzungen aus und unterstützt die entzündungshemmende<br />

Wirkung. Auch die Wirkung der Anwendung von<br />

arnikahaltigen Salben und Gelen bei der chronisch venösen Insuffizienz<br />

(CVI) konnte in Doppelblindstudien nachgewiesen werden [18].<br />

In der im Bundesanzeiger veröffentlichten Monographie der Kommission<br />

E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

(BfArm) ist darüber hinaus die Anwendung von Arnika bei Entzündungen<br />

des Mund- und Rachenraums, der Furunkulose und bei Entzündungen<br />

in Folge von Insektenstichen beschrieben [19]. Insbesondere<br />

bei der Behandlung von Entzündungen im Mund- und<br />

Rachenraum sind die Patienten darauf hinzuweisen, dass es sich um<br />

eine äußerliche Anwendung handeln muss und die Arnikapräparate<br />

nicht verschluckt werden sollen. Die Kommission E empfiehlt für diese<br />

Anwendung die Arnikatinktur 1:10 zu verdünnen [19]. Für die äußerliche<br />

Anwendung wird empfohlen die Tinktur um das 3-10 fache mit<br />

Wasser zu verdünnen oder einen wässrigen Aufguss aus 2 g Droge mit<br />

100 ml Wasser herzustellen [19].<br />

Neben der Tinktur werden heute hauptsächlich Gele und Salben in der<br />

Therapie verwendet. Die in diese Präparate inkorporierten Extrakte<br />

sind nicht direkt miteinander vergleichbar. So verwendet die Firma<br />

Kneipp zur Herstellung ihres Gels eine Arnikatinktur (1:10), die mit 70<br />

%-igem Ethanol hergestellt wurde, während die Arnikasalbe des gleichen<br />

Herstellers einen öligen Auszug (1:3,5-4,5) aus Arnikablüten enthält,<br />

für den Sonnenblumenöl als Auszugsmittel verwendet wurde (s.<br />

Tab 1). Da die Sesquiterpenlactone amphiphile Eigenschaften besitzen,<br />

ist davon auszugehen, dass beide Extrakte ausreichende Mengen<br />

dieser Hauptwirkstoffe enthalten. Ganz anders aber dürfte dies<br />

bei den Flavonoiden und ganz besonders bei den Flavonoidglykosiden<br />

aussehen, die in der Arnikatinktur zumindest teilweise enthalten<br />

sein können, im öligen Auszug aber weitgehend fehlen werden.<br />

Homöopathie<br />

In der Homöopathie hat Arnika eine große Bedeutung. Es ist sicher<br />

eines der am häufigsten von Homöopathen therapeutisch verwendeten<br />

Mittel und es wird auch in der Selbstmedikation in niedriger<br />

Potenz sehr häufig eingesetzt. In der Homöopathie hat Arnika einen<br />

organotropen Bezug zum Herz-Kreislaufsystem, zur Haut und zum<br />

Bewegungsapparat. Vom Arzneimittelbild passt Arnika zum muskulösen,<br />

zur Hypertonie neigenden Arbeitsmenschen. Homöopathisch hergestellte<br />

Arnikapräparate sind unter anderem indiziert bei koronaren<br />

und peripheren Durchblutungsstörungen, der Arteriosklerose, bei<br />

Benommenheit und Schwindelgefühl und im Zusammenhang mit der<br />

Hypertonie und deren möglicher Folgen wie Nasenbluten oder Ohren- 11


PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />

12<br />

Kaffeesäure<br />

Chlorogensäure<br />

Abbildung 5: Reinheitsprüfung nach Ph. Eur. Mittels<br />

Dünnschichtchromatographie<br />

Rutin<br />

sausen. Außerdem werden allerlei Entzündungen der Haut, wie z.B.<br />

Pusteln und Furunkel behandelt. Im Bereich des Bewegungsapparates,<br />

wo ja auch phytotherapeutisch mit Arnika gearbeitet wird, verwendet<br />

man die Arnika von Neuralgien und Myalgien sowie zur<br />

Behandlung des Muskelkaters [20,21].<br />

Vielfach wird Arnika nicht in reiner Form, sondern in Form von Komplexpräparaten<br />

mit verschiedenen anderen Homöopathika angeboten.<br />

In Tabelle 1 sind neben den Phytopharmaka auch die zurzeit in<br />

der Roten Liste verzeichneten homöopathischen Kombinationsarzneimittel,<br />

deren Zusammensetzung, Dosierung und, wenn angegeben,<br />

deren Indikation zusammengefasst.<br />

Wirkungsmechanismus<br />

Zur Wirkung der homöopathischen Arnikapräparate lassen sich noch<br />

keine wissenschaftlichen Beweise heranziehen, im Bereich der Phytopharmaka<br />

ist dies jedoch ganz anders. Die entzündungshemmende<br />

Wirkung der Arnikaextrakte und einiger daraus isolierter Inhaltsstoffe<br />

ist in zahlreichen in vitro Studien an isolierten Enzymen und auch in<br />

zellulären Systemen gut belegt. Man geht heute davon aus, dass die<br />

entzündungshemmende Wirkung der äußerlich angewandten Arnikapräparate<br />

im Wesentlichen auf der Konzentration an den Sesquiterpenlactonen<br />

beruht, wobei in der Droge neben geringen Mengen an<br />

freiem Helenalin und Dihydrohelenalin hauptsächlich deren Esterderivate<br />

mit kurzkettigen aliphatischen Fettsäuren enthalten sind. Diese<br />

Esterderivate (s. Abb.3) wirken antibakteriell und antimykotisch, analgetisch<br />

und antirheumatisch [22]. Beide Substanzgruppen greifen in<br />

micromolaren Konzentrationen in biochemische Prozesse der Zelle<br />

ein, die bei Entzündungen eine große Rolle spielen. Neben der Blockade<br />

der Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen [23] und des<br />

Serotonins aus Thrombozyten [24] konnte ebenfalls in vitro gezeigt<br />

werden, dass die Sesquiterpenlactone, insbesondere das Helenalin<br />

und seine Esterderivate, die Transkriptionsfaktoren NF-κB und NF-AT<br />

hemmen [25-27]. Vom Transkriptionsfaktor NF-κB weiß man, dass er<br />

in der Zelle an ein inhibitorisches Protein, das IκB, gebunden ist.<br />

Geeignete Signale führen nun dazu, dass dieser Transkriptionsfaktor<br />

aus der Bindung an das IκB freigesetzt wird und anschließend in den<br />

Zellkern wandern kann. Dort sorgt er dann für die Transkription<br />

bestimmter Gene, die die Produktion verschiedener proinflammatorischer<br />

Proteine wie z.B. den Interleukinen oder den Tumornekrosefaktor<br />

TNF-α kodieren. Die Hemmung von NF-κB führt in vitro also zu<br />

einer Abnahme von Entzündungsmediatoren an zentraler Stelle, die<br />

die starke Wirkung der <strong>Arnica</strong>-Sesquiterpenlactone gut erklärbar<br />

macht. Ob die Unterdrückung dieser Signalkaskade in vivo genauso<br />

oder zumindest auf ähnlichem Wege zustande, kommt ist nicht sicher,<br />

gilt aber als sehr wahrscheinlich. Molekular wird davon ausgegangen,<br />

dass die Sesquiterpenlactone aufgrund ihrer im Molekül vorhandenen<br />

α,(β-ungesättigten Lacton- bzw. Ketonstrukturen zu einer Alkylierung<br />

des NF-κB/IκB-Komplexes in der Lage sind und somit die Freigabe des<br />

aktiven Transkriptionsfaktors verhindern können. Die Alkylierung<br />

erfolgt dabei am Cystein 38 der p65 Untereinheit des NF-κB, was die<br />

spätere Bindung an die Desoxyribonucleinsäure verhindert. Die Reaktivität<br />

gegenüber Thiolgruppen in Proteinen im Sinne einer Michael-<br />

Addition ist schon länger bekannt und spielt auch eine entscheidende<br />

Rolle bei der Ausbildung von Kontaktallergien (siehe unten). Der<br />

Eingriff an dieser zentralen Stelle des Entzündungsgeschehens würde<br />

dann in der Folge die Produktion verschiedener Zytokine und auch<br />

von Enzymen wie der NO-Synthase oder der Cyclooxygenase hemmen,<br />

wodurch die Wirkung der Arnikaextrakte insgesamt der Wirkung der<br />

Corticosteroide ähnlicher ist, als die der nichtsteroidalen Antiphlogistika<br />

[28].<br />

Die Wirkung der Arnikaextrakte auf entzündliche Reaktionen ist unumstritten,<br />

ob aber die bisher vorgelegten Daten wirklich die antiinflammatorische<br />

Aktivität der Arnika erklären können, bleibt abzuwarten.<br />

Im Jahr 2003 wurde eine Dissertation veröffentlicht, in der gezeigt<br />

werden konnte, dass auch das einfache Butyrat eine Hemmung von<br />

NF-κB in vitro auslösen kann [29]. Wenn man dies berücksichtigt,<br />

dann könnte die Hemmung von NF-κB durch die Sesquiterpenlactone<br />

auch durch die Esterkomponente verursacht werden. Ebenfalls noch<br />

ungeklärt ist die Frage, ob die reaktiven Sesquiterpenlactone, die<br />

schnell mit Proteinen interagieren und diese kovalent binden (s.<br />

Nebenwirkungen), überhaupt intakt in die Zelle gelangen, um dort<br />

den Transkriptionsfaktors NF-κB wie in vitro gezeigt hemmen zu können.<br />

Neuere Untersuchungen an zellulären Systemen wie z.B. CD4 + -T-<br />

Zellen zeigen, dass die Wirkung des Helenalins auf der Hemmung der<br />

Transkriptionsfaktoren NF-κB und NF-ATc2 beruhen. Es konnte aber<br />

nicht gezeigt werden, dass z.B. die Hemmung der Lymphozytenaktivität<br />

auf einer Alkylierung der p65 Untereinheit des NF-κB beruht, man<br />

konnte nämlich keine Translokation dieses Proteinkomplexes beobachten.<br />

Vielmehr werden weitere Signalwege als mögliche Ursachen<br />

für die Wirkung diskutiert [30]. Es bleibt also noch viel Raum für weitere<br />

Forschungsarbeiten.<br />

Nebenwirkung<br />

Arnikaextrakte dürfen aufgrund der Toxizität nicht innerlich angewandt<br />

werden. Als Folgen einer Vergiftung bei innerlicher Einnahme<br />

kommt es zu Schwindel, Zittern und Benommenheit. Herzklopfen,<br />

danach einsetzende Arrhythmien und später folgende Dyspnoe mit<br />

zunehmender Lähmung führen schließlich zum Kollaps. Berichten<br />

zufolge starb ein erwachsener Mann 36 Stunden nach der Einnahme<br />

von ca. 70 g Arnikatinktur [31].<br />

Glücklicherweise sind solche Vergiftungsfälle die Ausnahme. Wesentlich<br />

häufiger kommt es zu Nebenwirkungen nach topischer Applikation<br />

der Arnikatinktur oder anderer Arnikapräparate. Es handelt sich<br />

dabei um eine Allergie vom verzögerten Typ, die auch Allergie vom<br />

Spättyp bzw. Typ-IV-Reaktion genannt wird. Kennzeichnend für diesen<br />

Allergietyp ist das Auftreten von Hautreaktionen bei einem zuvor sensibilisierten<br />

Allergiker nach 24 bis 48 Stunden, eventuell sogar erst<br />

nach 72 Stunden. Die Sensibilisierungsphase, die lange zurückliegen<br />

kann, ist nach ungefähr einer Woche abgeschlossen und verläuft in<br />

der Regel stumm, da sich nach dieser langen Zeit meistens kein Allergen<br />

mehr in der Haut befindet. Im Gegensatz zur Typ-I Reaktion, die<br />

man auch Sofortreaktion nennt, handelt es sich bei den Allergenen<br />

der Kontaktallergie nicht um Proteine sondern um kleine Moleküle,


Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />

die als so genannte Haptene erst nach meist kovalenter Bindung an<br />

ein Hautprotein zum Vollantigen werden, welches dann vom Immunsystem<br />

des Allergikers als körperfremd erkannt wird. Während die Typ-<br />

I Reaktion durch die als Folge der Sensibilisierung auftretenden<br />

Immunglobuline vom Typ IgE gekennzeichnet ist, wird eine Kontaktallergie<br />

durch spezifische Immunzellen vermittelt. Nach der Diffusion<br />

eines Kontaktallergens (Haptens), z.B. eines Sesquiterpenlactons aus<br />

den Arnikablüten, interagieren die Verbindungen mit dendritischen,<br />

der Immunabwehr in der Haut dienenden Zellen, den so genannten Langerhanszellen.<br />

Ob die Stoffe nun von den Langerhanszellen zunächst<br />

aufgenommen werden und anschließend an der Oberfläche präsentiert<br />

werden oder ob die Haptene einfach nur an Oberflächenproteine<br />

der Langerhanszellen gebunden werden, ist nicht abschließend<br />

geklärt. Im Fall der Helenanolide geht man davon aus, dass die Stoffe<br />

im Sinne einer Michael-Addition kovalent an die Proteine gebunden<br />

werden. Durch Vermittlung der dendritischen Langerhanszellen<br />

werden bestimmte T-Lymphozyten in Effektorlymphozyten umgewandelt<br />

und vermehrt. Gelangt das Allergen dann ein zweites Mal in die<br />

Haut, so führen die nunmehr bereits vorhandenen Effektorlymphozyten<br />

zu der beschriebenen Kontaktallergie, in dem sie Entzündungsmediatoren<br />

freisetzen, die dann zu einer Vielzahl von biochemischen<br />

Reaktionen und schließlich zur Rötung der Haut, dem Juckreiz und in<br />

besonders schweren Fällen zur Quaddelbildung führen. Die Tatsache,<br />

dass die Lymphozyten sich nicht so schnell bewegen können wie die<br />

IgE Antikörper ist der Grund, warum die Entzündungsreaktion bei der<br />

Typ-IV-Allergie erst nach 24, 48 oder gar 72 Stunden auftritt.<br />

Ob ein Mensch sich sensibilisiert oder nicht, kann nicht vorhergesagt<br />

werden, wenn es auch Menschen mit einer gewissen Disposition gibt.<br />

Patienten, die bisher noch nie ein Arnikapräparat verwendet haben,<br />

können sich trotzdem zuvor sensibilisiert haben, wenn sie z.B. bei der<br />

Gartenarbeit mit anderen Asteraceen, wie beispielsweise der Kokardenblume,<br />

in Kontakt gekommen sind, da zwischen vielen Asteraceen<br />

Kreuzallergien bestehen. Grundsätzlich sollte man den Patienten raten<br />

Arnikapräparate zunächst nur auf einer kleinen Fläche, z.B. der Innenseite<br />

des Oberschenkels auszuprobieren. Man muss dann aufgrund<br />

der Zeitverzögerung bis zum Auftreten der Allergie aber 2-3 Tage warten<br />

bis man das Präparat endgültig verwenden kann. Auch wenn dieser<br />

Test negativ ausgeht, kann sich der Anwender des extern angewandten<br />

Arnikapräparates unter der Behandlung sensibilisieren. In<br />

einem solchen Fall tritt die Reaktion dann aber erst nach einer Woche<br />

oder sogar noch später auf. Ist die Behandlung bis dahin schon beendet,<br />

dann würde erst die erneute Anwendung zu den allergischen<br />

Reaktionen führen. Es ist daher möglich, dass auch ein Patient, der<br />

die Arnika-Salbe oder etwas ähnliches bereits früher ohne Probleme<br />

angewandt hat, beim nächsten Mal allergisch auf die Anwendung reagiert.<br />

Viele Hersteller verwenden heute Arnikablüten westlicher Provenienz,<br />

wodurch die Sensibilisierungsquote insgesamt gesehen<br />

weniger häufig zu sein scheint. Begründet ist dies dadurch, dass in<br />

den Blüten dieser Provenienz weniger Helenalin- und mehr Dihydrohelenalinderivate<br />

enthalten sind, die insgesamt weniger allergenes<br />

Potential besitzen, da sie geringere alkylierende Eigenschaften aufweisen.<br />

Arnikapräparate<br />

In der Online-Ausgabe der Roten Liste waren im Dezember 2<strong>01</strong>0 insgesamt<br />

53 verschiedene Präparate verzeichnet. Beim überwiegenden<br />

Teil der Arzneimittel handelt es sich um homöopathische Präparate,<br />

nur acht Zubereitungen enthalten keine homöopathischen Arnikaextrakte.<br />

Neben der alkoholischen Arnikatinktur aus den Blüten und teilweise<br />

aus der ganzen Pflanze wird auch ein öliger Auszug für die<br />

Kneipp Arnika-Salbe verwendet. Acht der homöopathischen Präparate<br />

enthalten die Arnika-Urtinktur, die übrigen enthalten relativ niedrig<br />

potenzierte Arnikazubereitungen zwischen D1 bis D6, nur fünf der Präparate<br />

sind mit D15 bzw. D30 relativ hochpotenziert. Bei den niedrigen<br />

Potenzen insbesondere bei der Urtinktur sind vermutlich noch<br />

messbar große Anteile an Sesquiterpenlactonen enthalten, was die<br />

Wirkung dieser Präparate erklären könnte. Darüber hinaus findet sich<br />

ein großes Sortiment an homöopathischen Arzneimitteln mit Verdünnungen<br />

bis D1000, C1000 oder LM XXX. Die Indikationen der in der<br />

Roten Liste verzeichneten Präparate reichen von der Behandlung<br />

stumpfer Verletzungen, Traumen und Blutergüssen und der Behandlung<br />

von Unfallfolgen der äußerlich anzuwendenden Phytotherapeutika<br />

bis zur Anwendung von Herzbeschwerden, Durchblutungsstörungen<br />

und der Behandlung venöser Beschwerden bei den Homöopathika.<br />

Literatur<br />

1 http://www.rote-liste.de/<br />

2 Willuhn, G., Merfort, I, Passreiter, C.M. und Schmidt, T.J. (1995) Chemistry<br />

and Systematics of the genus <strong>Arnica</strong>. In D.J.N. Hind, C.J and<br />

Pope, G.V. (Editors). Advances in Compositae Systematics, pp. 167-<br />

195. Royal Botanical Gardens, Kew.<br />

3 Leven, W. und Willuhn, G. (1987) J. Chromatogr. 410, 329-342.<br />

4 Stammel, H.J. (1986) Das Heilwissen der Indianer, Rowohlt <strong>Verlag</strong>,<br />

Hamburg, 146.<br />

5 Bomme, U. (2000) Z. Phytother. 21, 52-58.<br />

6 Willuhn, G., Leven, W. und Luley, C (1994) Deutsche Apotheker Zeitung<br />

134, 49-50.<br />

7 Pharmacopaea Europaea 6.1<br />

8 Kos, O. et al. (2005) Planta Med. 71, 1044-1052.<br />

9 Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis.<br />

10 Isman, M.B., Wan, A.J. und Passreiter, C.M. (20<strong>01</strong>) Fitoterapia 72,<br />

65-68.<br />

11 Merfort et al. (1990) Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 980-984.<br />

12 Perry, N.B. et al. (2009) Planta Med. 75, 660-666.<br />

12a Pharmacopoiea Europaea (2009) 6. Ausgabe, 3. Nachtrag, 5365 ff.<br />

13 Zidorn (2<strong>01</strong>0) Phytochem Rev. 9, 197-203<br />

14 Benedum, J., Loew, D. und Schilcher, H (2006) Arzneipflanzen in<br />

der traditionellen Medizin, Kooperation Phytopharmaka, Bonn.<br />

15 http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/49165/arn_mon_<br />

end.pdf?command=downloadContent&filename=arn_mon_end.pdf<br />

16 Willuhn, G. (1991) Pharm. Ztg. 136, 2453-2468.<br />

17 Merfort, I. (2<strong>01</strong>0) Z. Phytother. 31, 188-192.<br />

18 Brock, F.E. (2000) Z. Phytother. 21, 49-50.<br />

19 Schilcher, H. (2003) Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer <strong>Verlag</strong>,<br />

München.<br />

20 Wiesenauer, M. Homöopathie für Apotheker und Ärzte. Deutscher<br />

Apotheker <strong>Verlag</strong>, Stuttgart.<br />

21 Boericke, W. (2008) Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen,<br />

<strong>Verlag</strong> Grundlagen und Praxis, Leer.<br />

22 Von Raison (2000) Z. Phytother. 21, 39-54.<br />

23 Wagner, S et al. (2004) Planta Med. 70, 897-903.<br />

24 Schröder H. et al. (1990) Thromb. Research 57, 839-845.<br />

25 Lyß G. et al. (1997) Biol. Chem. 378, 951-961.<br />

26 Lyß G. et al. (1998) J. Biol. Chem. 273, 33508-33516.<br />

27 Rüngeler P. et al. (1999) Bioorg. Med. Chem. 7, 2343-2352.<br />

28 Merfort I. (2000) Z. Phytother. 21, 43-45.<br />

29 http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=97194993x&dok_var=d1<br />

&dok_ext=pdf&filename=97194993x.pdf<br />

30 Berges C (2009) Molecular Immunology 46, 2892-29<strong>01</strong>.<br />

31 Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis.<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. Claus Passreiter<br />

studierte Pharmazie in Düssseldorf und promovierte sich mit<br />

einem Thema zur Untersuchung von Inhaltsstoffen aus <strong>Arnica</strong><br />

sachalinensis und A. amplexicanlis in der Arbeitsgruppe von Prof.<br />

Wilhuhn in Düsseldorf. Er habilitierte sich dort später mit seinen<br />

Untersuchungen zur biologischen Aktivität von mittelamerikanischen<br />

Arzneipflanzen. Seit 2006 ist er wissenschaftlicher Mitherausgeber<br />

des Apotheken Magazins.<br />

13


<strong>Fortbildung</strong>s-Fragebogen 1-2/<strong>2<strong>01</strong>1</strong> Faxnummer: <strong>02</strong> 08 / 6 20 57 41<br />

Mit dem Apotheken Magazin <strong>Fortbildung</strong>spunkte sammeln<br />

Das Apotheken Magazin veröffentlicht in jeder Ausgabe einen speziellen <strong>Fortbildung</strong>sartikel und einen dazu gehörigen <strong>Fortbildung</strong>sfragebogen,<br />

für dessen richtige Ausfüllung und Einsendung jeder Einsender einen von der Bundesapothekerkammer Berlin akkreditierten <strong>Fortbildung</strong>spunkt<br />

erhalten kann. Zusätzlich sind im gesamten Heft Beiträge enthalten, die als <strong>Fortbildung</strong>sbeiträge gekennzeichnet sind. Zur Gesamtheit dieser<br />

Beiträge gibt es einen weiteren Fragebogen, den Sie als Abonnent des Apotheken Magazins ebenfalls an den <strong>Verlag</strong> faxen und für den Sie einen<br />

weiteren <strong>Fortbildung</strong>spunkt erhalten können. Pro Frage auf beiden Fragebögen ist stets nur eine Antwort richtig. Die Lösungen werden Ihnen<br />

zusammen mit dem <strong>Fortbildung</strong>spunkt mitgeteilt. Wenn Sie in jeder Ausgabe des Heftes beide <strong>Fortbildung</strong>sfragebögen bearbeiten, können Sie<br />

sich übers Jahr insgesamt 20 <strong>Fortbildung</strong>spunkte aus der Kategorie „Bearbeiten von Lektionen“ (rezertifiziert durch die Bundesapothekerkammer,<br />

Veranstaltungs-Nr.: BAK 2<strong>01</strong>0/042) sichern. Bitte tragen Sie unbedingt Ihre Postanschrift und Ihre Telefon-Nummer (für evtl. Rückfragen) lesbar<br />

in die Fragebögen ein! Die Faxnummer lautet: <strong>02</strong> 08 / 6 20 57 41.<br />

1. Die Zungenblüte der <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> ist...<br />

A) disymmetrisch. B) radiärsymmetrisch.<br />

C) monosymmetrisch. D) asymmetrisch.<br />

E) trisymmetrisch.<br />

2. Als Ersatz für <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> war als zweite Stammpflanze zugelassen:<br />

A) <strong>Arnica</strong> sachalinensis.<br />

B) <strong>Arnica</strong> chamissonis ssp. chamissonis.<br />

C) <strong>Arnica</strong> alpine.<br />

D) <strong>Arnica</strong> foliosa.<br />

E) <strong>Arnica</strong> chammissonis ssp. foliosa.<br />

3. Typische Inhaltsstoffe von <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> sind Sesquiterpenlactone vom...<br />

A) Guaianolidtyp.<br />

B) Pseudoguaianolidtyp.<br />

C) Germacranolidtyp.<br />

D) Eudesmanolidtyp.<br />

E) Heliangolidtyp.<br />

4. Im Dünnschichtchromatogramm werden folgende Flavonoide in den<br />

Arnikablüten als Hauptkomponenten gefunden:<br />

1. Astragalin. 2. Isoquercitrin.<br />

3. Kämpferol. 4. Luteolin-7-glucosid. 5. Rutin.<br />

A) 1, 3 und 4 sind richtig.<br />

B) 1, 4 und 5 sind richtig.<br />

C) 2, 3 und 4 sind richtig.<br />

D) 1, 2 und 4 sind richtig.<br />

E) 1, 2 und 5 sind richtig.<br />

5. In der Volksmedizin fanden die Arnikablüten Verwendung als<br />

1. Mittel bei Venenentzündungen.<br />

2. Mittel zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen des<br />

Bewegungsapparates<br />

3. Mittel zur Behandlung von Blutergüssen.<br />

4. Stimulans wegen der Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem.<br />

5. Emmenagogum.<br />

A) 1, 2 und 3 sind richtig.<br />

B) 2, 3 und 4 sind richtig.<br />

C) 1, 2, 3 und 4 sind richtig.<br />

D) 2, 3, 4 und 5 sind richtig.<br />

E) Alle sind richtig.<br />

6. Bei der Anwendung der Arnikatinktur im Mund- und Rachenraum ist<br />

der Patient darauf hinzuweisen, dass...<br />

A) die Tinktur mindestens 30 Minuten einwirken muss.<br />

B) die Tinktur äußerst bitter schmeckt und daher schnell geschluckt<br />

werden soll.<br />

C) die Tinktur nicht geschluckt werden soll.<br />

D) An der Schleimhaut keine Gefahr der Allergisierung besteht.<br />

E) die Tinktur unverdünnt angewandt werden soll.<br />

7. In der Homöopathie ist Arnika nicht indiziert bei...<br />

A) koronaren Durchblutungsstörungen.<br />

B) Arteriosklerose.<br />

C) Entzündungen der Haut.<br />

D) Muskelkater.<br />

E) Keine Antwort ist falsch.<br />

8. Die entzündungshemmende Wirkung der Arnikapräparate beruht nach<br />

in vitro Untersuchungen auf einer...<br />

A) direkten Hemmung der Cyclooxygenase.<br />

B) Hemmung verschiedener Transkripionsfaktoren wie z.B. NF-κB.<br />

C) Blockade der Histaminwirkung am Rezeptor.<br />

D) Freisetzung von Corticosteroiden.<br />

E) Aktivierung der Lymphozytenfunktion.<br />

9. Als Nebenwirkung bei der äußerlichen Anwendung von Arnika kann es...<br />

A) sofort nach der Anwendung zu einer Rötung der Anwendungsfläche<br />

kommen.<br />

B) zu Herzklopfen und Benommenheit kommen.<br />

C) nach 24, 48 oder erst nach 72 Stunden zu einer Kontaktallergie<br />

kommen.<br />

D) zu einer toxischen Hautreaktion bei besonders empfindlichen<br />

Patienten kommen.<br />

E) einer phototoxischen Reaktion nach Besonnung kommen.<br />

10. Die meisten der in der Roten Liste verzeichneten Arnikapräparate<br />

enthalten die Arnika...<br />

A) in Form eines öligen Auszugs.<br />

B) als alkoholische Tinktur.<br />

C) in homöopathischer Verdünnung (D15 oder D30).<br />

D) als homöopathische Urtinktur.<br />

E) in homöopathischer Verdünnung (D1 bis D6).<br />

Berufsbezeichnung: Apotheker/in PTA<br />

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