Fortbildung-2011-01-02-Arnica-montana - Gebr. Storck Verlag
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PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
Prof. Dr. Claus M. Passreiter<br />
Wissenschaftlicher Mitherausgeber<br />
<strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong><br />
Botanik, Chemie, Analytik und<br />
pharmakologische Wirkung<br />
<strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> L. ist unbestritten eine der bedeutendsten Arzneipflanzen in Deutschland, denn sie<br />
wird in der Allopathie wie auch in der Homöopathie mit großer Regelmäßigkeit eingesetzt.<br />
Die Rote Liste verzeichnet in Ihrer Online-Ausgabe (Stand Dezember 2<strong>01</strong>0) immerhin 53 Präparate,<br />
die Arnikaextrakte als Einzelkomponente oder Teil einer komplexen Mischung enthalten [1].<br />
Das Inhaltsstoffspektrum von A. <strong>montana</strong> ist bereits seit vielen Jahren bekannt und doch gibt es<br />
immer noch Neues zu isolieren und zu identifizieren, wenn man die Analyse der Extrakte mit immer<br />
neueren, empfindlicheren Methoden erneut durchführt. Die meisten Leserinnen und Leser dieses<br />
<strong>Fortbildung</strong>sartikels werden bereits ihre persönlichen Erfahrungen mit Arnika gemacht haben,<br />
entweder in Form einer Salbe oder Tinktur oder auch in Form von Globuli. Vielleicht sind Sie aber<br />
der Pflanze selbst auf einer Exkursion oder während eines Urlaubs in die Alpen schon einmal direkt<br />
begegnet oder Sie erinnern sich an eine damals im botanischen Praktikum an der Universität oder<br />
in der PTA-Schule durchgeführte Analyse, bei der die charakteristischen Pappusborsten und<br />
Zwillingshaare im Mikroskop oder die Sesquiterpenlactone und Flavonoide im Dünnschichtchromatogramm<br />
gesucht und hoffentlich auch gefunden wurden.<br />
8<br />
Wenn wir einfach von Arnika sprechen, so ist dies eigentlich nicht<br />
ganz richtig, denn mit dem Namen Arnika ist nur die Gattung eindeutig<br />
bezeichnet. Die Gattung Arnika umfasst 32 verschiedene Arten von<br />
denen <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> nur eine Art oder Species darstellt. Die weiteren<br />
Vertreter dieser Gattung kommen nicht in Europa, sondern in<br />
anderen Teilen der nördlichen Hemisphäre vor. Wahrscheinlich gibt es<br />
nicht so viele unter Ihnen, die so wie ich, das Vergnügen hatten, sich<br />
wissenschaftlich und damit viel intensiver mit einer nicht so bekannten<br />
oder vielleicht besser bei uns völlig unbekannten Pflanze aus der<br />
Gattung <strong>Arnica</strong> zu beschäftigen. Im Osten Russlands, auf der Halbinsel<br />
Sachalin, ist eine Species heimisch, die <strong>Arnica</strong> sachalinensis<br />
(Regl.) A. Gray, die mir anfangs so wenig bekannt war wie Ihnen. Für<br />
mich ist sie jetzt nicht mehr so unbedeutend, denn die Pflanze ist mir<br />
während meiner Doktorarbeit doch ziemlich ans Herz gewachsen. Einige<br />
von Ihnen werden sich vielleicht auch an die Nordamerikanische<br />
Wiesenarnika <strong>Arnica</strong> chamissonis Less. ssp. foliosa Nutt. Maguire erinnern,<br />
die bis 2000 noch als zweite zugelassene Stammpflanze der<br />
Arnikablüten in der Pharmacopoiea Europaea (Ph. Eur.) aufgenommen<br />
war. Heute ist nur noch A. <strong>montana</strong> zugelassen, denn die Aufnahme<br />
von A. chamissonis ssp. foliosa war eigentlich immer ein Kompromiss<br />
und nur aus der Not geboren. Im weiteren Verlauf dieser <strong>Fortbildung</strong><br />
werden wir uns aber nur noch mit <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> L. beschäftigen, da<br />
die anderen Arten keine Bedeutung für die pharmazeutische Praxis in<br />
Deutschland besitzen.<br />
Allgemeines<br />
In der von Carl von Linné erstmals beschriebenen Gattung <strong>Arnica</strong> L.<br />
(Asteraceae) fasst man insgesamt 32 Arten zusammen. Das Hauptverbreitungsgebiet<br />
hat die gesamte Gattung in Nordamerika, wo die<br />
meisten dieser Species vorkommen [2]. Die bei uns zu Arzneizwecken<br />
verwendete <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> L. besitzt wie alle Arnika Arten ein gelbes<br />
Blütenkörbchen (s. Abbildung 1). Diese für die Familie der Asteraceae,<br />
die früher Compositae oder Kompositen hieß, charakteristische<br />
Infloreszenz kann entweder nur Zungenblüten, Zungen- und Röhrenblüten<br />
oder nur Röhrenblüten besitzen. Die Gattung Arnika gehört in<br />
die Tribus Heliantheae der Asteroideae und ihre Vertreter besitzen am<br />
Rand des Blütenkörbchens gelbe Zungenblüten, die die ebenfalls gelb<br />
gefärbten Röhrenblüten einschließen. Ein solches Pseudanthium, ein<br />
Blütenkörbchen besteht also aus vielen Einzelblüten, bei denen die<br />
jeweils fünf Blütenglieder entweder zu einer zygomorphen, monosymmetrischen<br />
und flächigen Zungenblüte (Scheibenblüte) oder zu<br />
einer radiärsymmetrischen Röhrenblüte verwachsen sind. Die Kelchblätter<br />
der Asteraceen-Einzelblüten sind keine grünen Blätter, sondern<br />
entweder haarige Gebilde bzw. spreuförmige kleine Blättchen, die zur<br />
Blütezeit entweder nicht sichtbar sind oder aber auch ganz fehlen<br />
können, wie dies z.B. bei der Kamille (Matricaria recutita) der Fall ist.<br />
Der außen um das Blütenkörbchen angeordnete Kranz von grünen<br />
Blättern erscheint zwar optisch wie ein Kelchblattkreis, besteht aber<br />
in Wirklichkeit aus so genannten Hochblättern, die man auch Involu-
Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />
Abbildung 1: <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> – Blütenstand<br />
cralblätter nennt und die das Blütenkörbchen tragen. <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong><br />
besitzt im Gegensatz zur Kamille und genau wie alle anderen Arten<br />
der Gattung Kelchblätter mit haariger Struktur, die dann zur Samenreife,<br />
wenn die Kronblätter verwelkt sind, als so genannter Pappus<br />
auffällig werden und die Achänenfrüchte dann später als Flugorgan<br />
mit dem Wind von der Mutterpflanze entfernen können, wie man dies<br />
z.B. vom Löwenzahn (Taraxacum officinale) kennt. Im Gegensatz zum<br />
Löwenzahn sitzen die Pappushaare bei der Arnika der Achäne aber<br />
direkt an.<br />
Das Verbreitungsgebiet von A. <strong>montana</strong> ist hautsächlich der alpine<br />
Raum Mitteleuropas, wo sie von den Pyrenäen im Norden Spaniens bis<br />
zum Balkan von den Tälern bis in Höhen von etwa 2500 m vorkommt.<br />
Sie ist aber auch in den Mittelgebirgen wie etwa im Bayerischen Wald<br />
und zuweilen auch im Baltikum und in Skandinavien verbreitet.<br />
A. <strong>montana</strong> ist eine perennierende, d.h. ausdauernde 20- 60 cm große<br />
Pflanze, die unterirdisch Rhizome ausbildet, über die man die Pflanze<br />
auch vegetativ vermehren kann. Sie trägt gegenständige Blätter<br />
und meist drei, selten fünf Blütenkörbchen. Trotz der Möglichkeit der<br />
Vermehrung über Rhizomschnitte war die Kultivierung von A. <strong>montana</strong><br />
lange Zeit nicht möglich. Man musste daher auf Wildsammlungen<br />
zurückgreifen, die aber aufgrund der zurückgehenden Wildbestände<br />
vom Washingtoner Artenschutzkommen unter besonderen Schutz<br />
gestellt wurde. Wildsammlungen waren daher nach einer gewissen<br />
Übergangsperiode nicht mehr möglich. Grund für den Rückgang an<br />
größeren Beständen von Wildpflanzen ist die Tatsache, dass Arnika<br />
kalkarme, saure Böden im lichten Nadelwald, in Moor- und Heidelandschaften<br />
sowie auf ungedüngten Bergwiesen bevorzugt. Ist der<br />
Nährstoffeintrag zu groß, dann gehen die Bestände zurück. Da man<br />
lange Zeit dachte, A. <strong>montana</strong> ließe sich nicht kultivieren, hat man<br />
nach Ersatz gesucht. In der Arbeitsgruppe von Günter Willuhn in Düsseldorf,<br />
wo besonders intensiv an verschiedenen Arnika-Arten<br />
geforscht wurde, fand man schließlich heraus, dass eine Unterart der<br />
leicht zu kultivierenden Nordamerikanischen Wiesenarnika, <strong>Arnica</strong><br />
chamissonis ssp. foliosa, ein ähnliches, wenn auch nicht gleiches<br />
Inhaltsstoffspektrum besitzt [3]. Die Wirkstärke der Extrakte aus diesen<br />
Pflanzen, die in der Volksmedizin der nordamerikanischen Indianer<br />
mit der gleichen Indikation verwendet wurde wie <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong><br />
bei uns [4], war aber deutlich geringer, so dass mit dieser Pflanze kein<br />
vollwertiger Ersatz gefunden werden konnte. Trotzdem wurde die<br />
Pflanze als zweite mögliche Stammpflanze in das Europäische Arzneibuch<br />
(Ph. Eur.) aufgenommen. Als dann die Züchtung einer speziellen<br />
Kulturrasse gelang, wurde die Nordamerikanische Wiesenarnika<br />
sofort wieder aus dem Arzneibuch gestrichen [5].<br />
Inhaltsstoffe<br />
Als typischer Vertreter der Familie der Asteracea enthält auch A. <strong>montana</strong><br />
je nach Herkunft und Wachstumsbedingungen 0,3 - 1,0 % Sesquiterpenlactone,<br />
die typischen Bitterstoffe der Asteraceae. In A. <strong>montana</strong><br />
sind dies Sesquiterpenlactone von Pseudoguaianolidtyp,<br />
insbesondere das Helenalin und seine Esterderivate mit kurzkettigen<br />
Fettsäuren (s. Abb. 3). Daneben kommt auch das 11α,13-Dihydrohelanlin<br />
ebenfalls frei und mit kurzkettigen Fettsäuren verestert vor. Als<br />
Säurekomponenten finden sich vor allem die Methylacryl, die Tiglin-,<br />
die Angelika und die 2-Methylbuttersäure, man findet aber auch Ester<br />
der Isobuttersäure und der Essigsäure [6]. Das Arzneibuch lässt den<br />
Gehalt mit Hilfe der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC)<br />
bestimmen und fordert einen Mindestgehalt an Gesamtsesquiterpenlactonen<br />
berechnet als Dihydrohelenalintiglinat von 0,4 % [7].<br />
Vergleicht man Arnikablüten spanischer Provenienz mit Herkunft Pyrenäen<br />
oder Westalpen mit Pflanzen aus dem östlichen Alpenraum, z.B.<br />
des ehemaligen Jugoslawien, dann stellt man fest, dass der Anteil der<br />
Dihydrohelenalinderivate bei den Blüten spanischer Herkunft deutlich<br />
überwiegt. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig, da die Dihydroderivate<br />
ein deutlich geringeres allergenes Potential besitzen. Bei den Sesquiterpenlactonen<br />
handelt es sich um amphiphile Verbindungen, die sich<br />
sowohl mit wässrig-alkolischen Lösungsmitteln als auch mit lipophileren<br />
Flüssigkeiten extrahieren lassen. In der Pflanze werden die Sesquiterpenlactone<br />
in lipophilen Kompartimenten gelagert, so zum Bei-<br />
Pollenkörner Zwillingshaar Pappusborste<br />
Abbildung 2: Mikroskopische Merkmale der Arnikablüten<br />
9
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
Helenalin<br />
R<br />
H<br />
Dihydrohelenalin<br />
schiedlich starke UV-Absorptionen aufweisen und sich auch hinsichtlich<br />
ihrer Wirkungsstärke unterscheiden, fallen die Unterschiede<br />
zwischen den Kollektionen ins Gewicht. Die Gehaltsbestimmung<br />
mittels HPLC und die Forderung eines Gesamtgehaltes an Sesquiterpenlactonen<br />
berechnet als Dihydrohelenalin ist demnach nicht optimal<br />
geeignet, die Qualität der vorliegenden Droge zu beurteilen. Überraschenderweise<br />
wurden bei den Arnikablüten spanischer Herkunft<br />
auch Sammlungen gefunden, die ein Übergewicht an Helenalinen aufweisen,<br />
was so bisher nicht berichtet wurde [12].<br />
10<br />
-tiglinat<br />
-acetat<br />
-isobutyrat<br />
-angelicat<br />
-isovalerat<br />
-2-methylbutyrat<br />
-α-methacrylat<br />
-tiglinat<br />
-acetat<br />
-isobutyrat<br />
-angelicat<br />
-isovalerat<br />
-2-methylbutyrat<br />
-α-methacrylat<br />
Abbildung 3: Hauptsequiterpenlactone der Arnikablüten<br />
spiel im ätherischen Öl, das von den Asteraceen in Köpfchenhaaren<br />
oder in Asteraceen-Drüsenhaaren gebildet und anschließend unter die<br />
Cuticula ausgeschieden wird. Die Sesquiterpenlactone spielen dann<br />
eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Fraßfeinden, da sie als<br />
sehr reaktive Verbindungen Aktivitäten in vielen verschiedenen biologischen<br />
Systemen zeigen. Wird das ätherische Öl destilliert, dann bleiben<br />
die Sesquiterpenlactone zurück oder zersetzen sich, wie dies beispielsweise<br />
beim Matricin, dem Hauptsesquiterpenlacton der Kamille<br />
der Fall ist, welches bei der Wasserdampfdestillation in das aromatische,<br />
blau gefärbte Chamazulen überführt wird. Neben den Pseudoguaianoliden<br />
wurden auch Guaianolide, zum Beispiel das Dihydroflorilenalin<br />
aus der Arnikatinktur isoliert [8].<br />
Als weitere lipophile Stoffe finden sich in der Arnikatinktur auch die<br />
Komponenten des ätherischen Öls. Bei diesen Stoffen handelt es sich<br />
hauptsächlich um Thymolesterderivate sowie um einfachere Monound<br />
Sesquiterpene [9]. Auch unter den Thymolderivaten gibt es reaktive<br />
Verbindungen. Thymol selbst besitzt gute antibakterielle Eigenschaften,<br />
besonders in Verbindung mit anderen synergistisch wirkenden<br />
Bestandteilen des ätherischen Öls kann es aber auch stark<br />
insektizid wirken [10].<br />
Neben diesen Verbindungen enthält <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> auch nennenswerte<br />
Mengen an Flavonoiden (s. Abb. 4). Der Gehalt an Glykosiden<br />
und Aglyka beträgt etwa 0,4 - 0,6 % [8,11]. Es kommen sowohl Flavone<br />
als auch Flavonole, sowie deren 7-O- bzw. 3-O-Glykoside vor. Die<br />
bekanntesten Verbindungen sind das Astragalin und das Luteolin-7-<br />
glucosid, sowie die Derivate des Quercetins, das Isoquercitrin und das<br />
Rutin [11].<br />
In verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass das<br />
Sesquiterpenlactonmuster in verschiedenen Herkünften von <strong>Arnica</strong><br />
<strong>montana</strong> starken Schwankungen unterworfen ist. Obwohl der Gesamtgehalt<br />
relativ gleich ist, kann die Verteilung der einzelnen Substanzen<br />
relativ zu einander variieren [12,13]. Insbesondere bei Schwankungen<br />
zwischen den Helenalin und Dihydrohelenalinderivaten, die unter-<br />
Analytik<br />
Im 3. Nachtrag zur 6. Ausgabe des Europäischen Arzneibuchs (Ph. Eur.<br />
6.3) finden sich zwei Monographien zum Thema Arnika [12a]. Neben<br />
den Arnikablüten (6.3/1391) ist die Arnikatinktur (6.3/1809) in das Arzneibuch<br />
aufgenommen worden. Die Identitätsprüfung erfolgt bei den<br />
Blüten mit Hilfe des Mikroskops und einer dünnschichtchromatographischen<br />
Untersuchung (DC) eines Extraktes aus 2,00 g pulverisierter<br />
Droge mit Methanol. Die daraus angefertigte DC (s. Abb. 5) dient dann<br />
sowohl der Identitäts- als auch der Reinheitsprüfung. Untersucht werden<br />
die in der Droge enthaltenen Flavonoide und Säurederivate.<br />
Neben der Chlorogensäure werden im Chromatogramm der Untersuchungslösung<br />
die Flavonoide Astragalin, Isoquercitrin und das Luteolin-7-glucosid<br />
zur Identifizierung herangezogen (s. Abb. 4). Verunreinigungen<br />
durch Calendulablüten oder durch die Blüten der<br />
mexikanischen Arnika Heterotheca inuloides werden an einer deutlich<br />
ausprägten Zone des Rutosid bzw. eines anderen darunter liegenden<br />
Flavonoids erkannt, die beide in den Arnikablüten nicht oder nur in<br />
Spuren vorkommen. Die mikroskopische Untersuchung der Involukraloder<br />
Hüllkelchblätter weisen Spaltöffnungen, einreihige, vielzellige<br />
Deckhaare (50-500 μm lang), 1 oder 2-reihige Drüsenhaare mit vielzelligem<br />
Stiel und vielzelligem Köpfchen (300 μm lang) auf, die auf<br />
der Außenseite reichlicher vorkommen. Auf der inneren Oberfläche findet<br />
man auch Drüsenhaare, jedoch sind diese hier kürzer (80 μm) und<br />
einreihig. Die Epidermis der Zungenblüten besteht aus buchtigen oder<br />
länglichen Zellen. Auf den Kronblättern finden sich wenige Spaltöffnungen<br />
und diverse Haare. Auch die Epidermis des Fruchtknotens<br />
weist Haare auf. Neben Drüsenhaaren mit kurzem Stiel und vielzelligem<br />
Köpfchen sind es hier die so genannten Zwillingshaare, meistens<br />
aus 2 seitlich verwachsenen Zellen mit getüpfelter Zwischenwand, die<br />
als charakteristisches Merkmal angesehen werden. Daneben findet<br />
man den Kelch in Form charakteristischer Pappusborsten und runde<br />
Pollenkörner (30 μm) mit stacheliger Exine und 3 Keimporen (s. Abb.<br />
2). Die Gehaltsbestimmung gelingt mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />
(HPLC) einer mit Methanol und Wasser hergestellten<br />
Untersuchungslösung. Bestimmt werden die im Extrakt enthaltenen<br />
Sesquiterpenlactone. Obwohl die einzelnen Komponenten des Extraktes<br />
getrennt bestimmt werden errechnet sich aus der Summe der<br />
Peakflächen ein Gesamtgehalt berechnet als Dihydrohelenanintiglinat.<br />
Der in der Monographie für die Arnikablüten geforderte Gesamtgehalt<br />
muss mindestens 0,4 % Sesquiterpenlactone berechnet als Dihydrohelenalintiglinat<br />
betragen. Die Arnikatinktur wird aus Arnikablüten im<br />
Ansatzverhältnis 1:10 mit wässrigem Ethanol (60-70 %) hergestellt,<br />
dementsprechend beträgt der mit Hilfe der gleichen Methode ermittelte<br />
geforderte Mindestgehalt 0,04 % Sesquiterpenlactone. Bei der<br />
Identitäts- und Reinheitsprüfung wird in Analogie zu den Blüten verfahren.<br />
Verwendung<br />
In der Volksmedizin wurde die Droge gegen vielfältige Beschwerdebilder<br />
eingesetzt. Hauptsächlich wurde Arnika gegen entzündliche<br />
Erkrankungen der Venen und des Bewegungsapparates, z.B. gegen<br />
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises verwendet. Arnikapräparationen<br />
wurden aber auch erfolgreich zur Behandlung von Blutergüssen<br />
und Verletzungen eingesetzt [14]. Ob daher der Name Bergwohlverleih,<br />
im Sinne von wohltuend oder lindernd bei solchen<br />
Beschwerden stammt, ist nicht zu einhundert Prozent gesichert [15].<br />
Weiterhin wurde Arnika wegen der Wirkung auf das Herz-Kreislauf-system<br />
auch als Stimulans, Analeptikum und Emmenagogum
Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />
Isoquercitrin<br />
Luteolin 7-O-glucosid<br />
Pectolinaringenin 7-O-glucosid<br />
Rutin<br />
Chlorogensäure<br />
Abbildung 4: Hydrophile Komponenten von A. <strong>montana</strong> sowie Rutin als Vergleichssubsstanz in der Dünnschichtchromatographie<br />
verwendet. Auch über die missbräuchliche Verwendung als Abortivum<br />
wurde berichtet.<br />
Allopathie<br />
Arnikaextrakte sind heute zur äußerlichen Behandlung von Unfall- und<br />
Verletzungsfolgen mit Prellungen, Quetschungen, Gelenkdistorsionen<br />
und Hämatomen zugelassen [16]. Für diese Indikation ist die Wirkung<br />
durch klinische Prüfungen ausreichend belegt [17]. Auch die Anwendung<br />
bei rheumatischen Erkrankungen ist gesichert, so dass Arnika<br />
Präparate auch zur Anwendung von entzündlichen Erkrankungen und<br />
Beschwerden im Bereich der Muskulatur und besonders der Gelenke<br />
angewandt werden können. Die gleichzeitige antibakterielle Wirkung<br />
der häufig angewandten Arnikatinktur wirkt sich dabei unterstützend<br />
auf den Heilungsprozess bei Verletzungen aus und unterstützt die entzündungshemmende<br />
Wirkung. Auch die Wirkung der Anwendung von<br />
arnikahaltigen Salben und Gelen bei der chronisch venösen Insuffizienz<br />
(CVI) konnte in Doppelblindstudien nachgewiesen werden [18].<br />
In der im Bundesanzeiger veröffentlichten Monographie der Kommission<br />
E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArm) ist darüber hinaus die Anwendung von Arnika bei Entzündungen<br />
des Mund- und Rachenraums, der Furunkulose und bei Entzündungen<br />
in Folge von Insektenstichen beschrieben [19]. Insbesondere<br />
bei der Behandlung von Entzündungen im Mund- und<br />
Rachenraum sind die Patienten darauf hinzuweisen, dass es sich um<br />
eine äußerliche Anwendung handeln muss und die Arnikapräparate<br />
nicht verschluckt werden sollen. Die Kommission E empfiehlt für diese<br />
Anwendung die Arnikatinktur 1:10 zu verdünnen [19]. Für die äußerliche<br />
Anwendung wird empfohlen die Tinktur um das 3-10 fache mit<br />
Wasser zu verdünnen oder einen wässrigen Aufguss aus 2 g Droge mit<br />
100 ml Wasser herzustellen [19].<br />
Neben der Tinktur werden heute hauptsächlich Gele und Salben in der<br />
Therapie verwendet. Die in diese Präparate inkorporierten Extrakte<br />
sind nicht direkt miteinander vergleichbar. So verwendet die Firma<br />
Kneipp zur Herstellung ihres Gels eine Arnikatinktur (1:10), die mit 70<br />
%-igem Ethanol hergestellt wurde, während die Arnikasalbe des gleichen<br />
Herstellers einen öligen Auszug (1:3,5-4,5) aus Arnikablüten enthält,<br />
für den Sonnenblumenöl als Auszugsmittel verwendet wurde (s.<br />
Tab 1). Da die Sesquiterpenlactone amphiphile Eigenschaften besitzen,<br />
ist davon auszugehen, dass beide Extrakte ausreichende Mengen<br />
dieser Hauptwirkstoffe enthalten. Ganz anders aber dürfte dies<br />
bei den Flavonoiden und ganz besonders bei den Flavonoidglykosiden<br />
aussehen, die in der Arnikatinktur zumindest teilweise enthalten<br />
sein können, im öligen Auszug aber weitgehend fehlen werden.<br />
Homöopathie<br />
In der Homöopathie hat Arnika eine große Bedeutung. Es ist sicher<br />
eines der am häufigsten von Homöopathen therapeutisch verwendeten<br />
Mittel und es wird auch in der Selbstmedikation in niedriger<br />
Potenz sehr häufig eingesetzt. In der Homöopathie hat Arnika einen<br />
organotropen Bezug zum Herz-Kreislaufsystem, zur Haut und zum<br />
Bewegungsapparat. Vom Arzneimittelbild passt Arnika zum muskulösen,<br />
zur Hypertonie neigenden Arbeitsmenschen. Homöopathisch hergestellte<br />
Arnikapräparate sind unter anderem indiziert bei koronaren<br />
und peripheren Durchblutungsstörungen, der Arteriosklerose, bei<br />
Benommenheit und Schwindelgefühl und im Zusammenhang mit der<br />
Hypertonie und deren möglicher Folgen wie Nasenbluten oder Ohren- 11
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
12<br />
Kaffeesäure<br />
Chlorogensäure<br />
Abbildung 5: Reinheitsprüfung nach Ph. Eur. Mittels<br />
Dünnschichtchromatographie<br />
Rutin<br />
sausen. Außerdem werden allerlei Entzündungen der Haut, wie z.B.<br />
Pusteln und Furunkel behandelt. Im Bereich des Bewegungsapparates,<br />
wo ja auch phytotherapeutisch mit Arnika gearbeitet wird, verwendet<br />
man die Arnika von Neuralgien und Myalgien sowie zur<br />
Behandlung des Muskelkaters [20,21].<br />
Vielfach wird Arnika nicht in reiner Form, sondern in Form von Komplexpräparaten<br />
mit verschiedenen anderen Homöopathika angeboten.<br />
In Tabelle 1 sind neben den Phytopharmaka auch die zurzeit in<br />
der Roten Liste verzeichneten homöopathischen Kombinationsarzneimittel,<br />
deren Zusammensetzung, Dosierung und, wenn angegeben,<br />
deren Indikation zusammengefasst.<br />
Wirkungsmechanismus<br />
Zur Wirkung der homöopathischen Arnikapräparate lassen sich noch<br />
keine wissenschaftlichen Beweise heranziehen, im Bereich der Phytopharmaka<br />
ist dies jedoch ganz anders. Die entzündungshemmende<br />
Wirkung der Arnikaextrakte und einiger daraus isolierter Inhaltsstoffe<br />
ist in zahlreichen in vitro Studien an isolierten Enzymen und auch in<br />
zellulären Systemen gut belegt. Man geht heute davon aus, dass die<br />
entzündungshemmende Wirkung der äußerlich angewandten Arnikapräparate<br />
im Wesentlichen auf der Konzentration an den Sesquiterpenlactonen<br />
beruht, wobei in der Droge neben geringen Mengen an<br />
freiem Helenalin und Dihydrohelenalin hauptsächlich deren Esterderivate<br />
mit kurzkettigen aliphatischen Fettsäuren enthalten sind. Diese<br />
Esterderivate (s. Abb.3) wirken antibakteriell und antimykotisch, analgetisch<br />
und antirheumatisch [22]. Beide Substanzgruppen greifen in<br />
micromolaren Konzentrationen in biochemische Prozesse der Zelle<br />
ein, die bei Entzündungen eine große Rolle spielen. Neben der Blockade<br />
der Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen [23] und des<br />
Serotonins aus Thrombozyten [24] konnte ebenfalls in vitro gezeigt<br />
werden, dass die Sesquiterpenlactone, insbesondere das Helenalin<br />
und seine Esterderivate, die Transkriptionsfaktoren NF-κB und NF-AT<br />
hemmen [25-27]. Vom Transkriptionsfaktor NF-κB weiß man, dass er<br />
in der Zelle an ein inhibitorisches Protein, das IκB, gebunden ist.<br />
Geeignete Signale führen nun dazu, dass dieser Transkriptionsfaktor<br />
aus der Bindung an das IκB freigesetzt wird und anschließend in den<br />
Zellkern wandern kann. Dort sorgt er dann für die Transkription<br />
bestimmter Gene, die die Produktion verschiedener proinflammatorischer<br />
Proteine wie z.B. den Interleukinen oder den Tumornekrosefaktor<br />
TNF-α kodieren. Die Hemmung von NF-κB führt in vitro also zu<br />
einer Abnahme von Entzündungsmediatoren an zentraler Stelle, die<br />
die starke Wirkung der <strong>Arnica</strong>-Sesquiterpenlactone gut erklärbar<br />
macht. Ob die Unterdrückung dieser Signalkaskade in vivo genauso<br />
oder zumindest auf ähnlichem Wege zustande, kommt ist nicht sicher,<br />
gilt aber als sehr wahrscheinlich. Molekular wird davon ausgegangen,<br />
dass die Sesquiterpenlactone aufgrund ihrer im Molekül vorhandenen<br />
α,(β-ungesättigten Lacton- bzw. Ketonstrukturen zu einer Alkylierung<br />
des NF-κB/IκB-Komplexes in der Lage sind und somit die Freigabe des<br />
aktiven Transkriptionsfaktors verhindern können. Die Alkylierung<br />
erfolgt dabei am Cystein 38 der p65 Untereinheit des NF-κB, was die<br />
spätere Bindung an die Desoxyribonucleinsäure verhindert. Die Reaktivität<br />
gegenüber Thiolgruppen in Proteinen im Sinne einer Michael-<br />
Addition ist schon länger bekannt und spielt auch eine entscheidende<br />
Rolle bei der Ausbildung von Kontaktallergien (siehe unten). Der<br />
Eingriff an dieser zentralen Stelle des Entzündungsgeschehens würde<br />
dann in der Folge die Produktion verschiedener Zytokine und auch<br />
von Enzymen wie der NO-Synthase oder der Cyclooxygenase hemmen,<br />
wodurch die Wirkung der Arnikaextrakte insgesamt der Wirkung der<br />
Corticosteroide ähnlicher ist, als die der nichtsteroidalen Antiphlogistika<br />
[28].<br />
Die Wirkung der Arnikaextrakte auf entzündliche Reaktionen ist unumstritten,<br />
ob aber die bisher vorgelegten Daten wirklich die antiinflammatorische<br />
Aktivität der Arnika erklären können, bleibt abzuwarten.<br />
Im Jahr 2003 wurde eine Dissertation veröffentlicht, in der gezeigt<br />
werden konnte, dass auch das einfache Butyrat eine Hemmung von<br />
NF-κB in vitro auslösen kann [29]. Wenn man dies berücksichtigt,<br />
dann könnte die Hemmung von NF-κB durch die Sesquiterpenlactone<br />
auch durch die Esterkomponente verursacht werden. Ebenfalls noch<br />
ungeklärt ist die Frage, ob die reaktiven Sesquiterpenlactone, die<br />
schnell mit Proteinen interagieren und diese kovalent binden (s.<br />
Nebenwirkungen), überhaupt intakt in die Zelle gelangen, um dort<br />
den Transkriptionsfaktors NF-κB wie in vitro gezeigt hemmen zu können.<br />
Neuere Untersuchungen an zellulären Systemen wie z.B. CD4 + -T-<br />
Zellen zeigen, dass die Wirkung des Helenalins auf der Hemmung der<br />
Transkriptionsfaktoren NF-κB und NF-ATc2 beruhen. Es konnte aber<br />
nicht gezeigt werden, dass z.B. die Hemmung der Lymphozytenaktivität<br />
auf einer Alkylierung der p65 Untereinheit des NF-κB beruht, man<br />
konnte nämlich keine Translokation dieses Proteinkomplexes beobachten.<br />
Vielmehr werden weitere Signalwege als mögliche Ursachen<br />
für die Wirkung diskutiert [30]. Es bleibt also noch viel Raum für weitere<br />
Forschungsarbeiten.<br />
Nebenwirkung<br />
Arnikaextrakte dürfen aufgrund der Toxizität nicht innerlich angewandt<br />
werden. Als Folgen einer Vergiftung bei innerlicher Einnahme<br />
kommt es zu Schwindel, Zittern und Benommenheit. Herzklopfen,<br />
danach einsetzende Arrhythmien und später folgende Dyspnoe mit<br />
zunehmender Lähmung führen schließlich zum Kollaps. Berichten<br />
zufolge starb ein erwachsener Mann 36 Stunden nach der Einnahme<br />
von ca. 70 g Arnikatinktur [31].<br />
Glücklicherweise sind solche Vergiftungsfälle die Ausnahme. Wesentlich<br />
häufiger kommt es zu Nebenwirkungen nach topischer Applikation<br />
der Arnikatinktur oder anderer Arnikapräparate. Es handelt sich<br />
dabei um eine Allergie vom verzögerten Typ, die auch Allergie vom<br />
Spättyp bzw. Typ-IV-Reaktion genannt wird. Kennzeichnend für diesen<br />
Allergietyp ist das Auftreten von Hautreaktionen bei einem zuvor sensibilisierten<br />
Allergiker nach 24 bis 48 Stunden, eventuell sogar erst<br />
nach 72 Stunden. Die Sensibilisierungsphase, die lange zurückliegen<br />
kann, ist nach ungefähr einer Woche abgeschlossen und verläuft in<br />
der Regel stumm, da sich nach dieser langen Zeit meistens kein Allergen<br />
mehr in der Haut befindet. Im Gegensatz zur Typ-I Reaktion, die<br />
man auch Sofortreaktion nennt, handelt es sich bei den Allergenen<br />
der Kontaktallergie nicht um Proteine sondern um kleine Moleküle,
Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />
die als so genannte Haptene erst nach meist kovalenter Bindung an<br />
ein Hautprotein zum Vollantigen werden, welches dann vom Immunsystem<br />
des Allergikers als körperfremd erkannt wird. Während die Typ-<br />
I Reaktion durch die als Folge der Sensibilisierung auftretenden<br />
Immunglobuline vom Typ IgE gekennzeichnet ist, wird eine Kontaktallergie<br />
durch spezifische Immunzellen vermittelt. Nach der Diffusion<br />
eines Kontaktallergens (Haptens), z.B. eines Sesquiterpenlactons aus<br />
den Arnikablüten, interagieren die Verbindungen mit dendritischen,<br />
der Immunabwehr in der Haut dienenden Zellen, den so genannten Langerhanszellen.<br />
Ob die Stoffe nun von den Langerhanszellen zunächst<br />
aufgenommen werden und anschließend an der Oberfläche präsentiert<br />
werden oder ob die Haptene einfach nur an Oberflächenproteine<br />
der Langerhanszellen gebunden werden, ist nicht abschließend<br />
geklärt. Im Fall der Helenanolide geht man davon aus, dass die Stoffe<br />
im Sinne einer Michael-Addition kovalent an die Proteine gebunden<br />
werden. Durch Vermittlung der dendritischen Langerhanszellen<br />
werden bestimmte T-Lymphozyten in Effektorlymphozyten umgewandelt<br />
und vermehrt. Gelangt das Allergen dann ein zweites Mal in die<br />
Haut, so führen die nunmehr bereits vorhandenen Effektorlymphozyten<br />
zu der beschriebenen Kontaktallergie, in dem sie Entzündungsmediatoren<br />
freisetzen, die dann zu einer Vielzahl von biochemischen<br />
Reaktionen und schließlich zur Rötung der Haut, dem Juckreiz und in<br />
besonders schweren Fällen zur Quaddelbildung führen. Die Tatsache,<br />
dass die Lymphozyten sich nicht so schnell bewegen können wie die<br />
IgE Antikörper ist der Grund, warum die Entzündungsreaktion bei der<br />
Typ-IV-Allergie erst nach 24, 48 oder gar 72 Stunden auftritt.<br />
Ob ein Mensch sich sensibilisiert oder nicht, kann nicht vorhergesagt<br />
werden, wenn es auch Menschen mit einer gewissen Disposition gibt.<br />
Patienten, die bisher noch nie ein Arnikapräparat verwendet haben,<br />
können sich trotzdem zuvor sensibilisiert haben, wenn sie z.B. bei der<br />
Gartenarbeit mit anderen Asteraceen, wie beispielsweise der Kokardenblume,<br />
in Kontakt gekommen sind, da zwischen vielen Asteraceen<br />
Kreuzallergien bestehen. Grundsätzlich sollte man den Patienten raten<br />
Arnikapräparate zunächst nur auf einer kleinen Fläche, z.B. der Innenseite<br />
des Oberschenkels auszuprobieren. Man muss dann aufgrund<br />
der Zeitverzögerung bis zum Auftreten der Allergie aber 2-3 Tage warten<br />
bis man das Präparat endgültig verwenden kann. Auch wenn dieser<br />
Test negativ ausgeht, kann sich der Anwender des extern angewandten<br />
Arnikapräparates unter der Behandlung sensibilisieren. In<br />
einem solchen Fall tritt die Reaktion dann aber erst nach einer Woche<br />
oder sogar noch später auf. Ist die Behandlung bis dahin schon beendet,<br />
dann würde erst die erneute Anwendung zu den allergischen<br />
Reaktionen führen. Es ist daher möglich, dass auch ein Patient, der<br />
die Arnika-Salbe oder etwas ähnliches bereits früher ohne Probleme<br />
angewandt hat, beim nächsten Mal allergisch auf die Anwendung reagiert.<br />
Viele Hersteller verwenden heute Arnikablüten westlicher Provenienz,<br />
wodurch die Sensibilisierungsquote insgesamt gesehen<br />
weniger häufig zu sein scheint. Begründet ist dies dadurch, dass in<br />
den Blüten dieser Provenienz weniger Helenalin- und mehr Dihydrohelenalinderivate<br />
enthalten sind, die insgesamt weniger allergenes<br />
Potential besitzen, da sie geringere alkylierende Eigenschaften aufweisen.<br />
Arnikapräparate<br />
In der Online-Ausgabe der Roten Liste waren im Dezember 2<strong>01</strong>0 insgesamt<br />
53 verschiedene Präparate verzeichnet. Beim überwiegenden<br />
Teil der Arzneimittel handelt es sich um homöopathische Präparate,<br />
nur acht Zubereitungen enthalten keine homöopathischen Arnikaextrakte.<br />
Neben der alkoholischen Arnikatinktur aus den Blüten und teilweise<br />
aus der ganzen Pflanze wird auch ein öliger Auszug für die<br />
Kneipp Arnika-Salbe verwendet. Acht der homöopathischen Präparate<br />
enthalten die Arnika-Urtinktur, die übrigen enthalten relativ niedrig<br />
potenzierte Arnikazubereitungen zwischen D1 bis D6, nur fünf der Präparate<br />
sind mit D15 bzw. D30 relativ hochpotenziert. Bei den niedrigen<br />
Potenzen insbesondere bei der Urtinktur sind vermutlich noch<br />
messbar große Anteile an Sesquiterpenlactonen enthalten, was die<br />
Wirkung dieser Präparate erklären könnte. Darüber hinaus findet sich<br />
ein großes Sortiment an homöopathischen Arzneimitteln mit Verdünnungen<br />
bis D1000, C1000 oder LM XXX. Die Indikationen der in der<br />
Roten Liste verzeichneten Präparate reichen von der Behandlung<br />
stumpfer Verletzungen, Traumen und Blutergüssen und der Behandlung<br />
von Unfallfolgen der äußerlich anzuwendenden Phytotherapeutika<br />
bis zur Anwendung von Herzbeschwerden, Durchblutungsstörungen<br />
und der Behandlung venöser Beschwerden bei den Homöopathika.<br />
Literatur<br />
1 http://www.rote-liste.de/<br />
2 Willuhn, G., Merfort, I, Passreiter, C.M. und Schmidt, T.J. (1995) Chemistry<br />
and Systematics of the genus <strong>Arnica</strong>. In D.J.N. Hind, C.J and<br />
Pope, G.V. (Editors). Advances in Compositae Systematics, pp. 167-<br />
195. Royal Botanical Gardens, Kew.<br />
3 Leven, W. und Willuhn, G. (1987) J. Chromatogr. 410, 329-342.<br />
4 Stammel, H.J. (1986) Das Heilwissen der Indianer, Rowohlt <strong>Verlag</strong>,<br />
Hamburg, 146.<br />
5 Bomme, U. (2000) Z. Phytother. 21, 52-58.<br />
6 Willuhn, G., Leven, W. und Luley, C (1994) Deutsche Apotheker Zeitung<br />
134, 49-50.<br />
7 Pharmacopaea Europaea 6.1<br />
8 Kos, O. et al. (2005) Planta Med. 71, 1044-1052.<br />
9 Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis.<br />
10 Isman, M.B., Wan, A.J. und Passreiter, C.M. (20<strong>01</strong>) Fitoterapia 72,<br />
65-68.<br />
11 Merfort et al. (1990) Dtsch. Apoth. Ztg. 130, 980-984.<br />
12 Perry, N.B. et al. (2009) Planta Med. 75, 660-666.<br />
12a Pharmacopoiea Europaea (2009) 6. Ausgabe, 3. Nachtrag, 5365 ff.<br />
13 Zidorn (2<strong>01</strong>0) Phytochem Rev. 9, 197-203<br />
14 Benedum, J., Loew, D. und Schilcher, H (2006) Arzneipflanzen in<br />
der traditionellen Medizin, Kooperation Phytopharmaka, Bonn.<br />
15 http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/49165/arn_mon_<br />
end.pdf?command=downloadContent&filename=arn_mon_end.pdf<br />
16 Willuhn, G. (1991) Pharm. Ztg. 136, 2453-2468.<br />
17 Merfort, I. (2<strong>01</strong>0) Z. Phytother. 31, 188-192.<br />
18 Brock, F.E. (2000) Z. Phytother. 21, 49-50.<br />
19 Schilcher, H. (2003) Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer <strong>Verlag</strong>,<br />
München.<br />
20 Wiesenauer, M. Homöopathie für Apotheker und Ärzte. Deutscher<br />
Apotheker <strong>Verlag</strong>, Stuttgart.<br />
21 Boericke, W. (2008) Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen,<br />
<strong>Verlag</strong> Grundlagen und Praxis, Leer.<br />
22 Von Raison (2000) Z. Phytother. 21, 39-54.<br />
23 Wagner, S et al. (2004) Planta Med. 70, 897-903.<br />
24 Schröder H. et al. (1990) Thromb. Research 57, 839-845.<br />
25 Lyß G. et al. (1997) Biol. Chem. 378, 951-961.<br />
26 Lyß G. et al. (1998) J. Biol. Chem. 273, 33508-33516.<br />
27 Rüngeler P. et al. (1999) Bioorg. Med. Chem. 7, 2343-2352.<br />
28 Merfort I. (2000) Z. Phytother. 21, 43-45.<br />
29 http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=97194993x&dok_var=d1<br />
&dok_ext=pdf&filename=97194993x.pdf<br />
30 Berges C (2009) Molecular Immunology 46, 2892-29<strong>01</strong>.<br />
31 Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis.<br />
Der Autor<br />
Prof. Dr. Claus Passreiter<br />
studierte Pharmazie in Düssseldorf und promovierte sich mit<br />
einem Thema zur Untersuchung von Inhaltsstoffen aus <strong>Arnica</strong><br />
sachalinensis und A. amplexicanlis in der Arbeitsgruppe von Prof.<br />
Wilhuhn in Düsseldorf. Er habilitierte sich dort später mit seinen<br />
Untersuchungen zur biologischen Aktivität von mittelamerikanischen<br />
Arzneipflanzen. Seit 2006 ist er wissenschaftlicher Mitherausgeber<br />
des Apotheken Magazins.<br />
13
<strong>Fortbildung</strong>s-Fragebogen 1-2/<strong>2<strong>01</strong>1</strong> Faxnummer: <strong>02</strong> 08 / 6 20 57 41<br />
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1. Die Zungenblüte der <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> ist...<br />
A) disymmetrisch. B) radiärsymmetrisch.<br />
C) monosymmetrisch. D) asymmetrisch.<br />
E) trisymmetrisch.<br />
2. Als Ersatz für <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> war als zweite Stammpflanze zugelassen:<br />
A) <strong>Arnica</strong> sachalinensis.<br />
B) <strong>Arnica</strong> chamissonis ssp. chamissonis.<br />
C) <strong>Arnica</strong> alpine.<br />
D) <strong>Arnica</strong> foliosa.<br />
E) <strong>Arnica</strong> chammissonis ssp. foliosa.<br />
3. Typische Inhaltsstoffe von <strong>Arnica</strong> <strong>montana</strong> sind Sesquiterpenlactone vom...<br />
A) Guaianolidtyp.<br />
B) Pseudoguaianolidtyp.<br />
C) Germacranolidtyp.<br />
D) Eudesmanolidtyp.<br />
E) Heliangolidtyp.<br />
4. Im Dünnschichtchromatogramm werden folgende Flavonoide in den<br />
Arnikablüten als Hauptkomponenten gefunden:<br />
1. Astragalin. 2. Isoquercitrin.<br />
3. Kämpferol. 4. Luteolin-7-glucosid. 5. Rutin.<br />
A) 1, 3 und 4 sind richtig.<br />
B) 1, 4 und 5 sind richtig.<br />
C) 2, 3 und 4 sind richtig.<br />
D) 1, 2 und 4 sind richtig.<br />
E) 1, 2 und 5 sind richtig.<br />
5. In der Volksmedizin fanden die Arnikablüten Verwendung als<br />
1. Mittel bei Venenentzündungen.<br />
2. Mittel zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen des<br />
Bewegungsapparates<br />
3. Mittel zur Behandlung von Blutergüssen.<br />
4. Stimulans wegen der Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem.<br />
5. Emmenagogum.<br />
A) 1, 2 und 3 sind richtig.<br />
B) 2, 3 und 4 sind richtig.<br />
C) 1, 2, 3 und 4 sind richtig.<br />
D) 2, 3, 4 und 5 sind richtig.<br />
E) Alle sind richtig.<br />
6. Bei der Anwendung der Arnikatinktur im Mund- und Rachenraum ist<br />
der Patient darauf hinzuweisen, dass...<br />
A) die Tinktur mindestens 30 Minuten einwirken muss.<br />
B) die Tinktur äußerst bitter schmeckt und daher schnell geschluckt<br />
werden soll.<br />
C) die Tinktur nicht geschluckt werden soll.<br />
D) An der Schleimhaut keine Gefahr der Allergisierung besteht.<br />
E) die Tinktur unverdünnt angewandt werden soll.<br />
7. In der Homöopathie ist Arnika nicht indiziert bei...<br />
A) koronaren Durchblutungsstörungen.<br />
B) Arteriosklerose.<br />
C) Entzündungen der Haut.<br />
D) Muskelkater.<br />
E) Keine Antwort ist falsch.<br />
8. Die entzündungshemmende Wirkung der Arnikapräparate beruht nach<br />
in vitro Untersuchungen auf einer...<br />
A) direkten Hemmung der Cyclooxygenase.<br />
B) Hemmung verschiedener Transkripionsfaktoren wie z.B. NF-κB.<br />
C) Blockade der Histaminwirkung am Rezeptor.<br />
D) Freisetzung von Corticosteroiden.<br />
E) Aktivierung der Lymphozytenfunktion.<br />
9. Als Nebenwirkung bei der äußerlichen Anwendung von Arnika kann es...<br />
A) sofort nach der Anwendung zu einer Rötung der Anwendungsfläche<br />
kommen.<br />
B) zu Herzklopfen und Benommenheit kommen.<br />
C) nach 24, 48 oder erst nach 72 Stunden zu einer Kontaktallergie<br />
kommen.<br />
D) zu einer toxischen Hautreaktion bei besonders empfindlichen<br />
Patienten kommen.<br />
E) einer phototoxischen Reaktion nach Besonnung kommen.<br />
10. Die meisten der in der Roten Liste verzeichneten Arnikapräparate<br />
enthalten die Arnika...<br />
A) in Form eines öligen Auszugs.<br />
B) als alkoholische Tinktur.<br />
C) in homöopathischer Verdünnung (D15 oder D30).<br />
D) als homöopathische Urtinktur.<br />
E) in homöopathischer Verdünnung (D1 bis D6).<br />
Berufsbezeichnung: Apotheker/in PTA<br />
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