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Fortbildung-2011-11-mikrobiologische-Qualitaet-halbfester ...

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Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />

höhere Wirksamkeit des Hexylenglycols (Abbildung 6B) im Vergleich<br />

zum Pentylenglycol (Abbildung 6A) in der dargestellten Studie. Aus<br />

den experimentell ermittelten Werten errechneten die Autoren die<br />

Konzentrationen, die zur Erreichung von Kriterium A im Keimbelastungstest<br />

nach Pharm. Eur. (Keimreduktion um 2 Log-Stufen) benötigt<br />

werden [23]. Im Falle des Pentylenglycols sind dies 5% des Alkohols<br />

in der Emulsion, während bei Einsatz von Hexylenglycol 2,6%<br />

ausreichen.<br />

Weitere Hilfsstoffe mit antimikrobieller Wirksamkeit sind die Macrogole,<br />

das eher schwach wirksame Zinkoxid sowie Harnstoff in einer<br />

Konzentration ab 10%, bezogen auf die Wasserphase [19].<br />

Eine andere Möglichkeit, die <strong>mikrobiologische</strong> Stabilität <strong>halbfester</strong><br />

Zubereitungen sicherzustellen, ist die Schaffung extremer, für Mikroben<br />

ungünstiger pH-Bedingungen. Das bedeutet in praxi entweder<br />

sehr hohe oder auch sehr niedrige pH-Werte, wodurch diese Option<br />

in der dermalen Therapie nur eingeschränkt anwendbar ist [19, 21].<br />

Die Herabsetzung der Wasseraktivität – Maß für das den Mikroorganismen<br />

für ihre Wachstumsprozesse zur Verfügung stehende freie<br />

Wasser – stellt eine weitere Variante der <strong>mikrobiologische</strong>n Stabilisierung<br />

dar. Verschiedene Hilfsstoffe sind in der Lage, die Wasseraktivität<br />

zu verringern, wie beispielsweise Glycerol, Sorbitol, Säuren,<br />

Basen, bestimmte anorganische Salze und wiederum Propylenglycol<br />

[17, 19, 21].<br />

Damit in gewissem Zusammenhang steht die Erhöhung der osmotischen<br />

Aktivität der Wasserphase, die sich gleichsam negativ auf das<br />

Mikrobenwachstum auswirkt. So haben Formulierungen hoher osmotischer<br />

Wasserphasenaktivität, wie das 23% Natriumchlorid enthaltende<br />

Starksolegel, auch ohne klassische Konservierung eine ausreichende<br />

mikrobielle Stabilität [19].<br />

Schließlich kann die <strong>mikrobiologische</strong> Stabilisierung durch Verwendung<br />

chelierender Hilfsstoffe gesichert werden. Der Wirkmechanismus<br />

des Natriumsalzes der Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), des<br />

am häufigsten verwendeten Komplexbildners für zwei- oder mehrwertige<br />

Metallkationen, ist wiederum multifaktoriell. Durch Bindung von<br />

Übergangsmetallionen, die zur Katalyse von Oxidationen nötig sind,<br />

wirken die Chelatoren einerseits antioxidativ und somit chemisch stabilisierend.<br />

Im Sinne der Mikrobiologie kommt ihrem Einsatz andererseits<br />

dahingehend Bedeutung zu, dass mehrwertige Metallionen<br />

ebenfalls wichtige Enzym-Kofaktoren darstellen, die vor allem gramnegative<br />

Bakterien zur Aufrechterhaltung ihrer Zellmembranintegrität<br />

benötigen [17, 21]. Die Komplexbildner wirken damit synergistisch mit<br />

konventionellen Konservierungsmitteln.<br />

Literatur<br />

[1] Schubert H: Emulgiertechnik. Grundlagen, Verfahren und Anwendungen.<br />

Hamburg, Behr`s Verlag, 2005<br />

[2] Gail L, Hortig HP: Reinraumtechnik. Berlin, Springer-Verlag, 2004<br />

[3] Niedner R, Ziegenmeyer J: Dermatika. Therapeutischer Einsatz,<br />

Pharmakologie und Pharmazie. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />

mbH, 1992<br />

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angewandte physikalisch-chemische Grundlagen. Stuttgart, Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft mbH, 2002<br />

[5] Europäisches Arzneibuch (Pharm Eur). Grundwerk 6.0 (2008) mit<br />

Nachträgen 6.1 bis 6.6. Stuttgart, Deutscher Apotheker Verlag, 2010<br />

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2009<br />

[7] Gloor M, Thoma K, Fluhr J: Dermatologische Externatherapie.<br />

Unter besonderer Berücksichtigung der Magistralrezeptur. Berlin,<br />

Springer Verlag, 2000<br />

[8] Sucker H, Fuchs P, Speiser P: Pharmazeutische Technologie.<br />

Stuttgart, Georg Thieme Verlag, 1991<br />

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Quality Control. Pharmaceuticals and Medical Devices. London, Taylor<br />

& Francis, 2000<br />

[10] Denyer SP, Baird RM: Guide to Microbiological Control in Pharmaceuticals<br />

and Medical Devices. Boca Raton, CRC Press, 2007<br />

[<strong>11</strong>] http://www.schimmel-schimmelpilze.de/images/aspergillus-niger-1.jpg<br />

[12] 123rf.com – lizenzfreie Stockfotos: http://de.123rf.com/photo_<br />

832375_eine-zwiebel-mit-einer-strengen-plage-der-schwarzen-formaspergillus-niger-eine-pilzartige-krankheit.html<br />

[13] United States Pharmacopeia/The National Formulary (USP 31/NF<br />

26). Rockville, MD, USA, The United States Pharmacopeial Convention,<br />

2008<br />

[14] Orth D Preservative Efficacy Testing. A review of various testing<br />

methods and their reliability. Cosmetics and Toiletries 1997;<strong>11</strong>2,59- 62<br />

[15] Sutton SVW, Porter D Development of the Antimicrobial Effectiveness<br />

Test as USP Chapter . PDA J Pharm Scie Technol<br />

2002;56,300-3<strong>11</strong><br />

[16] Sutton S Overview of Pharmaceutical Regulations that Apply to<br />

Microbiologists. http://microbiol.org/pmflist_files/aai_regs.ppt, 2009<br />

[17] Voigt R: Pharmazeutische Technologie. Für Studium und Beruf.<br />

Stuttgart, Deutscher Apotheker Verlag, 2010<br />

[18] Bauer KH, Frömming KH, Führer C: Lehrbuch der Pharmazeutischen<br />

Technologie. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />

mbH, 2006<br />

[19] Garbe C, Reimann H: Dermatologische Rezepturen. Schlüssel zur<br />

individualisierten topischen Therapie. Stuttgart, Georg Thieme Verlag,<br />

2005<br />

[20] SR. Standardrezepturen für den Arzt und den Apotheker. München,<br />

Urban & Fischer Verlag, 1999<br />

[21] Kabara JJ, Orth DS: Preservative-free and Self-preserving Cosmetic<br />

and Drug Products. Principles and Practise. New York, Marcel<br />

Dekker Inc., 1997<br />

[22] Deutscher Arzneimittel-Codex/Neues Rezeptur-Formularium (DAC/<br />

NRF). Eschborn, Govi-Verlag, 2009<br />

[23] Ibarra F, Jänichen J, Petersen W Wirksamkeiten unterschiedlicher<br />

1,2-Alkandiole als antimikrobielle Agentien. SOFW Journal<br />

2008;4,40-48<br />

Der Autor<br />

Dr. Hagen Trommer<br />

studierte in Halle/Saale Pharmazie. Nach Approbation und Diplom wurde er dort 2002 zum Dr. rer. nat. promoviert.<br />

Von 1998 bis 2002 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie<br />

der Martin-Luther-Universität mit Forschungsschwerpunkt „Biomolekülschädigungen der Humanhaut durch<br />

UV-induzierten oxidativen Stress“, zu dem zahlreiche Veröffentlichungen vorliegen. Von 2002 bis 2006 war Dr. Trommer<br />

bei Bayer Healthcare tätig. Seit 2007 ist er als Leiter Galenik und Herstellungsleiter für die Fertigung klinischer<br />

Prüfmuster in der Entwicklungsabteilung von Almirall Hermal beschäftigt. Der ausgebildete Fachapotheker für Pharmazeutische<br />

Technologie, Pharmazeutische Analytik sowie Arzneimittelinformation engagiert sich als Referent in der Fachapotheker-Weiterbildung<br />

und als Gastdozent in der universitären Pharmazeuten-Ausbildung.<br />

Korrespondenz:<br />

Dr. Hagen Trommer, Doktorberg 36, 21029 Hamburg, E-mail: hagen.trommer@pharmazie.uni-halle.de<br />

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