Fortbildung-2011-11-mikrobiologische-Qualitaet-halbfester ...
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Zertifizierte <strong>Fortbildung</strong><br />
mit denen der Phenole vergleichbar ist, sind bei dermalem Einsatz<br />
besonders in höheren Konzentrationen Reizungen beschrieben worden.<br />
Hinzu kommt die geringe chemische Stabilität der stärker wirksamen<br />
chlorierten Alkohole, z.B. des hier angeführten Chlorobutanol,<br />
und die Möglichkeit der Packmittelinteraktion vor allem der halogenierten<br />
Verbindungen durch Absorption von beispielsweise Elastomeren.<br />
Sowohl bei Phenolderivaten als auch bei den Alkoholen ist<br />
die Wirksamkeit zum Teil sehr stark pH-abhängig mit einem strukturell<br />
bedingten Wirkungsoptimum im sauren Bereich und nahezu vollkommener<br />
Unwirksamkeit oberhalb pH 6 [17].<br />
Ebenfalls im sauren Milieu (pH < 4,5) liegt die zur konservierenden<br />
Wirkung notwendige Effektivität der beispielhaft in der Übersicht aufgeführten<br />
Carbonsäuren Sorbinsäure und der aromatischen Benzoesäure.<br />
Neben dem schmalen Wirkungsspektrum ist die Oxidationsanfälligkeit<br />
dieser Derivate nachteilig.<br />
Im Unterschied zu den bisher besprochenen Konservierungsmitteln<br />
handelt es sich bei den quartären Ammoniumverbindungen (Quats)<br />
um kationenaktive Tenside, deren antimikrobielle Wirkung in ihrer<br />
Oberflächenaktivität begründet ist. Sie interagieren daher mit der<br />
Mikroben-Plasmamembran und verändern deren Permeabilität in toxischem<br />
Ausmaß, was die Breite ihres Wirkungsspektrums erklärt.<br />
Eingeschränkt wird ihr Einsatz allerdings dennoch durch vielfältige<br />
Möglichkeiten der Inkompatibilität, denen sie als Kationen unterworfen<br />
sind [17, 18]. Hinzu kommen auch bei dieser Klasse allergische<br />
Reaktionen und weitere Kontaktdermatitiden, wie sie für das abgebildete<br />
Quaternium-15 (durch die Methenamin-Struktur zusätzlich zur<br />
Wirkung als Quat noch ein potentieller Formaldehydabspalter), aber<br />
auch für weitere Vertreter dieser Klasse (Benzalkoniumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid<br />
etc.) beschrieben wurden.<br />
Schließlich existieren noch einige weitere als Konservierungsmittel<br />
für halbfeste Dermatika eingesetzte Verbindungen, bei denen eine<br />
eindeutige Klassenzuordnung allerdings schwieriger ist. So ähnelt<br />
beispielsweise Chlorhexidin, das als Dihydrochlorid, Diacetat und<br />
Digluconat verwendet wird, sowohl in Wirkmechanismus als auch bei<br />
den Nachteilen den quartären Ammoniumverbindungen. Es besitzt<br />
einen vergleichsweise geringeren Tensidcharakter, weist jedoch nahezu<br />
identische Inkompatibilitäten und ebenfalls ein gewisses Allergenisierungspotential<br />
auf [17]. Darüber hinaus hat es ebenfalls die<br />
den Quats eigene Wirkungslücke gegenüber verschiedenen hydrophilen<br />
Viren sowie einigen gramnegativen Bakterien, so dass oftmals ein<br />
Einsatz lediglich als synergistisches Konservierungsmittel in Verbindung<br />
mit anderen Substanzen möglich ist.<br />
Abbildung 5: Einige in Dermatika eingesetzte Hilfsstoffe<br />
mit antimikrobieller Potenz<br />
Die Kombination von Konservierungsmitteln verschiedener Klassen<br />
kann als genereller Trend auf dem Gebiet der klassischen Konservierung<br />
beobachtet werden. Neben der Verbreiterung des mikrobiellen<br />
Wirkungsspektrums im Vergleich zu den Monosubstanzen liegt der<br />
Hauptgrund dafür in der Verringerung des Auftretens von Hautirritationen<br />
und Kontaktdermatitiden – unerwünschte Nebenwirkungen,<br />
die als klar konzentrationsabhängig bekannt sind. Durch Nutzung<br />
von Synergismen gelingt es meist, die Konzentrationen der Einzelsubstanzen<br />
zu verringern und damit die Wahrscheinlichkeit derartiger<br />
Reaktionen einzudämmen.<br />
Vor allem die bei den jeweiligen Verbindungsklassen aufgeführten<br />
Nachteile verdeutlichen anschaulich, dass es einerseits kein universell<br />
anwendbares Konservierungsmittel für Dermatika gibt, andererseits<br />
erscheinen die vielfältigen Bestrebungen einer möglichst kompletten<br />
Vermeidung der klassischen Konservierung von kutan zu<br />
applizierenden Arzneiformen und die Suche nach alternativen Möglichkeiten<br />
zur Gewährleistung der mikrobiellen Stabilität nun in<br />
einem klareren Licht.<br />
Pharm. Eur. 6.0 (2008) USP 31 (2008)<br />
Testkeime<br />
Pseudomonas aeruginosa<br />
Staphylococcus aureus<br />
Candida albicans<br />
Aspergillus niger<br />
Pseudomonas aeruginosa<br />
Staphylococcus aureus<br />
Candida albicans<br />
Aspergillus niger<br />
Escherichia coli<br />
Durchführung Keimzahlbestimmung nach 0, 2, 7 ,14 und 28 Tagen Keimzahlbestimmung nach 0, 2, 7 ,14 und 28 Tagen<br />
Akzeptanzkriterien<br />
für Dermatika<br />
Kategorie A<br />
Keimzahlminderung um 2 Log-Stufen nach 2 Tagen und 3<br />
Log-Stufen nach 7 Tagen sowie keine Zunahme für Bakterien<br />
Keimzahlminderung um 2 Log-Stufen nach 14 Tagen sowie<br />
keine Zunahme der Keimzahl nach 28 Tagen für Pilze<br />
Kategorie B<br />
Keimzahlminderung um 3 Log-Stufen nach 14 Tagen sowie<br />
keine Zunahme der Keimzahl nach 28 Tagen für Bakterien<br />
Keimzahlminderung um 1 Log-Stufe nach 14 Tagen sowie<br />
keine Zunahme der Keimzahl nach 28 Tagen für Pilze<br />
Keimzahlminderung von mindestens 2 Log-Stufen nach<br />
14 Tagen sowie keine Zunahme der Keimzahl nach 28<br />
Tagen für Bakterien<br />
keine Zunahme der Keimzahl nach 14 Tagen sowie nach<br />
28 Tagen für Pilze<br />
Tabelle 1: Vergleich der Testmethoden zur Prüfung auf ausreichende Konservierung im Europäischen (Pharm. Eur.) und Amerikanischen<br />
Arzneibuch (USP)<br />
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