Fortbildung-2011-11-mikrobiologische-Qualitaet-halbfester ...
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PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT<br />
10<br />
Abbildung 3: Der Schimmelpilz Aspergillus niger<br />
A) Lichtmikroskopische Aufnahme bei 400-facher Vergrößerung -<br />
modifiziert nach [<strong>11</strong>].<br />
B) Eine durch den Mikroorganismus infizierte Küchenzwiebel -<br />
modifiziert nach [12].<br />
Abbildung 4: Häufig in Dermatika eingesetzte Konservierungsmittel,<br />
sortiert nach Klassen.<br />
Verfahren. Die von manchen Autoren verwendete synonym gemeinte<br />
Bezeichnung Konservierungsmittelbelastungstest ist etwas unglücklich<br />
gewählt, da der Qualitätsnachweis des ausreichenden Schutzes<br />
vor unerwünschten Wirkungen durch mikrobielle Kontamination oder<br />
Vermehrung von Mikroben während Lagerung und Anwendung des<br />
Arzneimittels für die Formulierung in jedem Fall erbracht werden<br />
muss, unabhängig davon, ob dafür ein zusätzliches Konservierungsmittel<br />
vonnöten war oder nicht [1].<br />
Bei einem KBT werden die Zubereitungen, falls möglich in ihrem<br />
Endbehältnis, mit geeigneten Mikroorganismen kontaminiert. Hierfür<br />
finden nach festgelegten Protokollen hergestellte, genau vorgeschriebene<br />
Inokuli der jeweiligen Testkeime Verwendung. Die derart<br />
beimpften Proben werden bei ebenfalls exakt vorgegebenen Temperaturen<br />
gelagert und in bestimmten Zeitabständen auf die Anzahl der<br />
Kontrollkeime analysiert [9, 10].<br />
Als Problemkeim unter den Testmikroorganismen und damit häufig<br />
maßgebend für das Ergebnis der Prüfung auf ausreichende Konservierung<br />
erweist sich in vielen Fällen der Schimmelpilz Aspergillus<br />
niger (Schwarzschimmel). Er hat seinen Namen von den dunklen,<br />
nahezu schwarzen Sporen (Abbildung 3A – modifiziert nach [<strong>11</strong>]),<br />
deren Bündel bei infizierten Organismen teilweise sogar mit bloßem<br />
Auge zu erkennen sind (Abbildung 3B – modifiziert nach [12]), und ist<br />
in der Lage, große Intervalle in Temperatur und pH-Wert ohne Einfluss<br />
auf sein Wachstum zu tolerieren.<br />
Detailliert beschrieben ist die KBT-Methodik im Kapitel 5.1.3 Prüfung<br />
auf ausreichende Konservierung des Europäischen Arzneibuchs [5].<br />
Auch diese Prüfung war Gegenstand der Harmonisierungsbestrebung<br />
en zwischen den Behördenvertretern aus Europa, den USA und<br />
Japan. Im Gegensatz zu den im vorigen Abschnitt besprochenen Verfahren<br />
konnte für die Ausführung und vor allem die Ergebnisbewertung<br />
des Keimbelastungstests keine Einigung erzielt werden, so dass<br />
die Arbeit an der Harmonisierung dieses Verfahrens zunächst eingestellt<br />
wurde.<br />
Die Methode des Japanischen Arzneibuchs kann aufgrund von nur<br />
minimalen Unterschieden als mit der USP-Methode identisch angesehen<br />
werden [13]. Der tabellarische Vergleich (Tabelle 1) illustriert die<br />
wesentlichen Unterschiede der Arzneibuchvorgaben zum Test in Europa<br />
(Pharm. Eur., 5.1.3. Prüfung auf ausreichende Konservierung)<br />
und den USA (USP, 51 Antimicrobial Effectiveness Testing). Abgesehen<br />
von einem marginalen Unterschied bei der Auswahl der Testkeime<br />
(die USP fordert zusätzlich die Belastung der Formulierungen<br />
mit Escherichia coli, was in der Pharm. Eur. lediglich für orale Arzneiformen<br />
erforderlich ist) liegt die Hauptdifferenz neben der vergleichsweise<br />
erhöhten Anzahl an Prüfzeitpunkten in der Durchführung nach<br />
der Pharm. Eur.-Methode vor allem in der Bewertung der Ergebnisse<br />
[14, 15]. Dabei beinhaltet das Verfahren nach Europäischem Arzneibuch<br />
eindeutig die strikteren, schwieriger zu erfüllenden Akzeptanzkriterien.<br />
Dies war auch der Grund für die bislang nicht erfolgte Einigung<br />
auf ein gemeinsames Protokoll. Ein harmonisiertes Verfahren<br />
auf Basis der Pharm. Eur.-Akzeptanzkriterien würde die amerikanische<br />
Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) dazu<br />
zwingen, für schon lange im Markt befindliche Topika (sogenannte<br />
„Grandfather“-Produkte) detaillierte Schutz- bzw. Ausnahmevorschriften<br />
zu erarbeiten, um zu verhindern, dass diese Produkte aufgrund<br />
der härteren europäischen Kriterien zur ausreichenden Konservierung<br />
nicht mehr marktfähig sind, obwohl sie sich als sicher und wirksam<br />
erwiesen haben [16].<br />
Konservierungsmittel für topische Dermatika<br />
Abbildung 4 zeigt eine Auswahl häufig in Dermatika eingesetzter<br />
Konservierungsmittel und ihre chemische Klassifizierung. Ingesamt<br />
finden in etwa 40 Substanzen Verwendung zur Konservierung von<br />
Arzneimitteln zur dermalen Applikation. Bei den kosmetischen Präparaten<br />
zur Anwendung auf der Haut ist die Zahl der zulässigen Konservierungsmittel<br />
rund doppelt so hoch [17, 18].<br />
Die schädigende Wirkung der eingesetzten Chemikalien auf Mikroorganismen<br />
liegt in der primären Toxizität dieser Stoffe begründet, also<br />
in ihrer Fähigkeit, entweder an der Mikroben-Zellwand oder in ihrem<br />
Zellinneren als Zellgift zu agieren. Dabei werden – meist in Abhängigkeit<br />
von der eingesetzten Konzentration – mikrobistatische, d.h.<br />
wachstumshemmende, und mikrobizide, d.h. den Zelltod der Mikroben<br />
herbeiführende, Effekte unterschieden. Neben diesen Eigenschaften,<br />
die den Sinn ihres Einsatzes begründen, gibt es viele weitere<br />
Anforderungen an ein ideales Konservierungsmittel, die in ihrer Gesamtheit<br />
keine der eingesetzten Substanzen zu erfüllen vermag [17,<br />
18]. Diese sind vor allem physiologische Verträglichkeit, Kompatibilität<br />
mit Wirk- und Hilfsstoffen, chemische Stabilität und ein möglichst<br />
breites Wirkungsspektrum mit wenig Abhängigkeiten von Umgebungseinflüssen,<br />
wie z.B. pH-Wert- oder Temperaturänderungen.<br />
Die Phenolderivate gehören zu den ältesten zum Einsatz kommenden<br />
Konservierungsmitteln. Ihre Wirkung ist an das Vorhandensein der<br />
freien funktionellen Phenolgruppe geknüpft, wobei Chlorierungen<br />
und Alkylierungen am Ring zu Wirkverstärkung führen. Als wesentlicher<br />
Nachteil dieser Hilfsstoffe ist das Risiko von Kontaktekzemen<br />
und Sensibilisierungen zu nennen. Dies hat unter anderem dazu geführt,<br />
dass der Einsatz der Parabene (p-Hydroxybenzoesäureester),<br />
als deren wichtigste Vertreter die hier abgebildeten Methyl- und Propylester<br />
gelten, heutzutage eher kritisch zu bewerten ist und als nicht<br />
ratsam erscheint. Lange Zeit galten diese Substanzen als Universalkonservierungsmittel<br />
[4, 17].<br />
Auch bei den Alkoholen, deren antimikrobieller Wirkmechanismus<br />
Abbildungen 1, 4, 5: Dr. Hagen Trommer