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Matrix3000 The Presidents Club - Amerikas exklusivste Bruderschaft (Ausgabe 80) (Vorschau)

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M R<br />

ATRIX3000<br />

XMATRIX<br />

NEUES DENKEN<br />

X3000<br />

W I S S E N S C H A F T / P O L I T I K / K U L T U R<br />

Österreich / 7,20 EUR<br />

Schweiz / 12,<strong>80</strong> SFR<br />

Luxemburg / 7,60 EUR Italien / 8,50 EUR<br />

3000<br />

B a n d 8 0 M ä r z 2 0 1 4 /<br />

A p r i l 2 0 1 4 / 6 , 5 0 E U R<br />

Welt ohne<br />

Null<br />

Artgerechte<br />

Partnerhaltung<br />

<strong>The</strong><br />

Placebos und<br />

Nocebos<br />

Geschichte<br />

der Juwelen<br />

<strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong><br />

<strong>Amerikas</strong> <strong>exklusivste</strong> <strong>Bruderschaft</strong><br />

Archäologie fälscht<br />

Geschichte<br />

Mysteriöse Ereignisse<br />

auf dem Mars


Besuchen Sie unseren<br />

Onlineshop<br />

www.michaelsverlag.de<br />

Thomas Valone<br />

Unipolarhandbuch<br />

€ 29,90 (D) € 30,70 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-295-5<br />

Fragen zur Energieversorgung sind brennender denn je, und wirkliche Lösungsansätze<br />

hören dabei nicht bei Alternativen Energien auf. Wesentlich weitreichendere<br />

Antworten kommen dazu aus dem Bereich der Antigravitation und<br />

Freien Energie. Der US-amerikanische Wissenschaftler Thomas Valone - einer<br />

der führenden Forscher auf diesem Gebiet - stellt mit dem vorliegenden Buch<br />

seine revolutionären Forschungsergebnisse vor. Maschinen mit mehr als 100%<br />

Wirkungsgrad sind keine Utopie. Valone stellt dies - wissenschaftlich fundiert -<br />

im Detail auch für den Laien verständlich dar. Freie Energie – Nullpunktenergie<br />

– Antigravitation – Skalarwellen und ihre Möglichkeiten, aber auch "HAARP" und<br />

das "HAARP Projekt" sind Begriffe, die mit Nikola Tesla verbunden werden. Der<br />

Michaels Verlag hat neben den Original Schriften von Nikola Tesla einige Grundlagenwerke<br />

zu diesem <strong>The</strong>ma veröffentlicht. Das vorliegende Buch gehört dazu.<br />

Umgangssprachlich redet man statt Unipolar auch von Homopolar.<br />

David Hatcher-Childress<br />

Das Buch der Antigravitation<br />

€ 19,50 (D) € 20,00 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-267-2<br />

Antigravitation? Ist die vereinte Kraftfeldenergie die Antwort auf alle<br />

Energieprobleme? In dieser wohl einzigartigen Zusammenstellung<br />

wird erforscht wie Gravitation, Elektrizität und Magnetismus den<br />

Menschen beeinfl ussen. Weitere <strong>The</strong>men: Ist künstliche Gravitation<br />

möglich? Welche enormen Energien können wir dadurch nutzbar<br />

machen? Der "Anti-Masse-Generator", die Geheimnisse des Ufoantriebs,<br />

Freie Energie, Nicola Tesla und die Antikraft-Flugkörper der<br />

20er und 30er Jahre. Texte, Ideen und <strong>The</strong>orien von Albert Einstein.<br />

Nicola Tesla und T. Townsend werden leicht verständlich dargestellt.<br />

David Hatcher-Childress<br />

Handbuch der Freien Energie<br />

€ 39,90 (D) € 41,00 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-291-7<br />

Ein Kompendium von Patenten und Informationen In diesem bisher<br />

wohl einmaligen Werk fi ndet der Leser eine Fülle von Informationen<br />

und Patenten zu den <strong>The</strong>men: Freie Energie, Magnetmotoren, der<br />

Adams Motor, der Hans-Coler-Generator, Kalte Fusion, die Superconductors,<br />

N-Maschinen, Kosmische-Energie-Generatoren, Nikola<br />

Tesla, T. Townsend Brown, der Bendi-Motor und und und... Das<br />

Kompendium enthällt viele Fotos, technische Diagramme, Patente<br />

und eine Vielzahl von faszinierenden Informationen. Freie Energie –<br />

Nullpunktenergie – Antigravitation – Skalarwellen und ihre Möglichkeiten<br />

aber auch HAARP und das HAARP Projekt sind Begriffe, die mit<br />

Nikola Tesla verbunden werden.<br />

T. E. Bearden<br />

Skalartechnologie<br />

€ 34,90 (D) € 35,90 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-250-4<br />

Mit dem Wissen von T.E.Bearden zum <strong>The</strong>ma Skalartechnologie wird<br />

es in aller Deutlichkeit verständlich, dass die von Strahlenwaffen erzeugten<br />

Schwingungen verheerende Auswirkungen haben können. Die von<br />

Strahlenwaffen ausgehenden Skalarwellen können zum Beispiel Menschen<br />

lähmen - von kleineren Lähmungserscheinungen bis zu umfangreicheren<br />

Lähmungen - oder auch Adern und Gefäße zerstören, indem<br />

sie durch die Skalartechnologie zum Platzen gebracht werden können.<br />

Beardens Forschungen zeigen auf, dass auch Konzentrationschwächen<br />

herbeigeführt werden können. Es mutet schier unglaublich an,<br />

aber mit dieser Technologie können Menschen wie ein Steak in der Mikrowelle<br />

erhitzt werden, oder es können jedem lebenden Organismus<br />

jegliche Wärme entzogen werden. All dies ist längst Realität geworden.<br />

Bearden nennt in seiner Veröffentlichung erschütternde Fakten<br />

Bestelltelefon: 08861 - 5 90 18, E-mail: Info@michaelsverlag.de<br />

MICHAELS VERLAG & VERTRIEB GMBH, Ammergauer Strasse <strong>80</strong>, D-86971 Peiting, Fax: 08861 - 6 70 91


Editorial<br />

Franz Bludorf, Chefredakteur<br />

„Ein rundes Jubiläum ist ein Datum, an dem eine Null für<br />

eine Null von mehreren Nullen geehrt wird“, sagte Sir Peter<br />

Ustinov einmal. Und der musste es ja wissen. Zumindest<br />

der berühmte Detektiv Hercule Poirot, den er so meisterhaft<br />

im Film verkörperte, wusste seine „kleinen grauen<br />

Zellen“ zu nutzen.<br />

Null – mathematisches Symbol für das Nichts, Synonym für<br />

inkompetente Leute, für etwas nicht Vorhandenes oder Entbehrliches.<br />

Und doch wäre eine Welt ohne Null nicht mehr<br />

die, die wir kennen. In dieser <strong>Matrix3000</strong> präsentieren wir<br />

Ihnen ein wenig „Mathematik zum Anfassen“, vor der Sie<br />

garantiert keine Berührungsängste zu haben brauchen.<br />

Kritisch wird es, wenn „Nullen“ die Wissenschaft bevölkern.<br />

In Ermangelung echter wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

erliegen sie zuweilen der Versuchung, sich ihre Forschungsergebnisse<br />

selbst auszudenken. Manchmal dauert<br />

es sehr lange, bis man ihnen auf die Schliche kommt, und<br />

so erzählen unsere Geschichtsbücher z. B. seit über hundert<br />

Jahren von einer antiken Kultur – den Minoern –, die<br />

es vermutlich nie gegeben hat.<br />

Wir erleben Realität nicht so, wie sie ist, sondern so, wie<br />

wir glauben, dass sie sein sollte. Niemand weiß darüber<br />

besser Bescheid als die Mediziner. Ein unbedachtes Wort<br />

in der Presse kann die Wirkung eines Medikaments zunichtemachen,<br />

es reicht aus, dass wir glauben, dass es nicht<br />

wirkt. Und umgekehrt kann der Glaube heilsamer sein als<br />

alle pharmazeutisch wirksamen Bestandteile zusammen.<br />

Auf diese Weise kann auch ein Medikament, das „nichts“<br />

enthält, viel bewirken. Oft tun wir das ab als „Einbildung“.<br />

Wie könnte schließlich „nichts“ eine Wirkung hervorbringen?<br />

Diese Frage ist im Grunde überholt, denn wie können<br />

unser Bewusstsein, die Kräfte unseres Geistes, „nichts“<br />

sein?<br />

In einer Welt, in der nach neuesten Erkenntnissen schwarze<br />

Löcher nicht schwarz sind und selbst das „Vakuum“<br />

nutzbare Energien enthält, müssen wir unsere Vorstellung<br />

vom Nichts überdenken. Das „Nichts“ entpuppt sich oft lediglich<br />

als ein Synonym für etwas, das wir noch nicht kennen<br />

oder noch nicht verstehen – oder das wir nicht erfahren<br />

sollen. Wenn wir also in der Presse lesen, bei einer politischen<br />

Konferenz sei „nichts herausgekommen“, dann ist<br />

dort mit Sicherheit etwas abgelaufen, nur man redet nicht<br />

darüber. Selbst die mathematische Null, das einzige wirkliche<br />

Nichts, bewirkt in unserer Welt immens viel.<br />

Sagen Sie also nicht, ich würde hier eine ganze Seite lang<br />

viele Worte um „nichts“ machen. Selbst wenn wir uns in<br />

dieser <strong>Matrix3000</strong> über unterschiedliche Aspekte des<br />

Nichts Gedanken machen, können Sie daraus eine ganze<br />

Menge Interessantes erfahren.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 3


Inhalt<br />

Das Auge der Zeit<br />

48<br />

Wenn wir an unsere Wurzeln denken, dann meinen wir nur selten die unzählbaren<br />

Schätze, die aus Gold, Silber und anderen Metallen vor Tausenden von Jahren entstanden<br />

und oft mit den schönsten Edelsteinen geschmückt sind. Von der goldenen Fibel<br />

der Etrusker über Cellinis Salzstreuer bis hin zu Salvador Dalis „Auge der Zeit“: <strong>Matrix3000</strong><br />

auf Streifzug durch die Welt der kostbarsten Kleinodien und der seltsamsten<br />

Kunstwerke der Geschichte.<br />

Regie-Tänzer im Dunkeln<br />

Ekelszenen in „Der Antichrist“, (nicht ernst gemeintes) Verständnis<br />

für Hitler im Interview oder jetzt harte Pornografie in<br />

„Nymphomaniac“: Der Däne Lars von Trier lässt keine Gelegenheit<br />

aus, um zu provozieren und zu verstören. Dabei gehört der<br />

bekennende Depressive zu den europäischen Regisseuren, denen<br />

man filmhistorische Größe nicht absprechen kann. Symbolbeladene<br />

Drehbücher mit literarischem Anspruch („Dogville“),<br />

ein experimenteller Umgang mit filmischen Mitteln („Idioten“)<br />

und ein bis an die Schmerzgrenze ausagiertes Mitgefühl mit<br />

den Außenseitern der Gesellschaft („Dancer in the Dark“) machen<br />

von Trier zu einem der spannendsten Filmemacher unserer<br />

Zeit. Ein Porträt zum Start des neuen Films.<br />

54<br />

Placebos und Nocebos<br />

Zahlreiche Studien beweisen<br />

eindrucksvoll: Ob und wie ein<br />

Medikament wirkt, hängt weniger<br />

von seiner chemischen<br />

Zusammensetzung ab, als<br />

vielmehr davon, was der Patient<br />

über die Wirkung erfährt<br />

(und glaubt). Selbst schädliche<br />

Nebenwirkungen können<br />

durch einen umgekehrten<br />

Placebo-Effekt („Nocebo-Effekt“)<br />

hervorgerufen werden.<br />

Lange Zeit hatte die Medizin<br />

die suggestive Wirkung<br />

des Wortes unterschätzt.<br />

Inzwischen weiß man: Gute<br />

Nachrichten können heilen,<br />

schlechte im Extremfall sogar<br />

töten!<br />

40<br />

Inhalt<br />

Politik<br />

George Peters<br />

<strong>The</strong> <strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong><br />

<strong>Amerikas</strong> <strong>exklusivste</strong> <strong>Bruderschaft</strong> 8<br />

News 14<br />

Franz Bludorf<br />

Das Schweigen der Kinder<br />

Chinas Familienpolitik 18<br />

Wissen<br />

Franz Bludorf<br />

Welt ohne Null<br />

Unendlichkeit, Ewigkeit und<br />

die Welt dazwischen 20<br />

Grazyna Fosar<br />

Wer schmeißt Steine<br />

auf dem Mars? 26<br />

Quantessenz 28<br />

Erdogan Ercivan<br />

Archäologie fälscht Geschichte<br />

Das erfundene Reich der Minoer 30<br />

Ökologie<br />

Corinna Lichtfelder-Schlegel<br />

Der Garten auf<br />

dem Wolkenkratzer 36<br />

Gesundheit<br />

Birgit Frohn<br />

Das Wissen vom guten Leben<br />

Ayurveda – altbewährt und auch<br />

bei uns geschätzt 38<br />

Ralf Lehnert<br />

Placebos und Nocebos<br />

Gesundheitliche Wirkungen positiver<br />

und negativer Nachrichten 40<br />

Tobias Hauser<br />

Bowen-<strong>The</strong>rapie<br />

An der Schnittstelle von Körper<br />

und Bewusstsein 44<br />

4<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


30<br />

Archäologie fälscht Geschichte<br />

Inhalt<br />

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer gewaltigen Menge archäologischer Entdeckungen,<br />

die bis heute unsere Museen mit prachtvollen Exponaten schmücken. Aber es gab auch<br />

Forscher, die „ein wenig nachhalfen“, indem sie zum Besten ihres eigenen Ruhms antike Artefakte<br />

ganz einfach fälschen ließen. Als besonders dreist erwies sich der britische Archäologe Arthur<br />

Evans, der vom König für sein Lebenswerk sogar zum Ritter geschlagen wurde. Neueste Forschungsergebnisse<br />

beweisen: Arthur Evans hat in großem Stil Fälschungen anfertigen lassen und<br />

auf diese Weise eine ganze Kulturepoche erfunden, die es so nie gegeben hat – das Reich der Minoer.<br />

Durch die aktuellen Erkenntnisse müssen unsere Geschichtsbücher umgeschrieben werden.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie wachen eines Tages morgens auf, und kein<br />

Mensch weiß, was eine Null ist. Sie leben in einer Welt ohne Null. Wie<br />

würden Sie eine Zeitdauer von „30 Minuten“ einem anderen erklären?<br />

Was würde auf Ihrem 50-Euro-Schein stehen? In welcher Form könnten<br />

Sie Ihre Stromrechnung bezahlen? Wie würde die Börse funktionieren,<br />

und wie viele Liter Benzin dürften Sie tanken? Das alles natürlich<br />

ohne Null! Eine Mathematik ohne Null ist vorstellbar, und es<br />

gab sie im Verlauf der Geschichte auch schon. Doch, obwohl die Null<br />

eigentlich „Nichts“ bedeutet, wäre unsere moderne Welt ohne Null<br />

nicht die Welt, die wir kennen. Ohne das runde Nichts müssten wir auf<br />

vieles verzichten – nicht zuletzt auf die bunte Welt der Computer und<br />

Unterhaltungselektronik.<br />

20<br />

Welt ohne Null<br />

<strong>The</strong> <strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong> 8<br />

Fünf Minuten vom Weißen Haus entfernt befindet sich<br />

ein Gebäude, zu dem zur Zeit nur fünf Bewohner unseres<br />

Planeten Zutritt haben: Der Präsident und seine vier<br />

noch lebenden Vorgänger. Der Präsidentenclub wurde<br />

auf der Treppe des Capitol gegründet und macht „keine<br />

nicht gelungenen Invasionen“. Die US-Präsidenten bilden<br />

ein Team, über alle Parteigrenzen hinweg. In Washington<br />

geht es denen am besten, die Vermittler sind zwischen<br />

denen, die haben, und denen, die können. Die Stadt bildet<br />

ein geschlossenes System aus Lobbyisten und denen, die<br />

von ihnen beeinflusst werden. Für Politik bleibt darüber<br />

hinaus nicht viel Platz.<br />

Wurzeln<br />

Grazyna Fosar<br />

Das Auge der Zeit<br />

Unsere Geschichte in Gold,<br />

Silber und Edelsteinen 48<br />

Kultur<br />

Roland Rottenfußer<br />

Regie-Tänzer im Dunkeln<br />

Lars von Trier – der Provokateur 54<br />

Spiritualität<br />

Yoga verstehen<br />

Die vier Wege zur Einheit 58<br />

Rubriken<br />

Editorial 3<br />

Bedenkliches 6<br />

Gedicht 7<br />

Buchempfehlungen 25<br />

Abo 35<br />

Buchbesprechungen 64<br />

Märchen 65<br />

<strong>Vorschau</strong> 66<br />

Impressum 66<br />

Andreas Winter<br />

Artgerechte Partnerhaltung<br />

Analysieren Sie das „fremde Tier“<br />

in Ihrem Bett 62<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 5


Bedenkliches<br />

Ich denke, die Franzosen sind zu<br />

beneiden. Die ganze Welt sorgt<br />

sich um Finanzen, Wirtschaft, Klima,<br />

den Weltfrieden und vieles andere.<br />

Klar, die Franzosen kennen alle<br />

diese Probleme auch. Aber – nicht<br />

dass es jemand interessiert. Die<br />

wichtigste Frage, die in Frankreich in<br />

letzter Zeit diskutiert wurde: Wer ist<br />

eigentlich die First Lady im Lande?<br />

Wie die meisten Staaten haben<br />

auch die Franzosen einen Präsidenten.<br />

Einen, der optisch eigentlich<br />

eher mit der Aura eines Finanzbeamten<br />

herüberkommt. Nicht gerade<br />

der „Sexiest man alive“ mit dem<br />

gewissen Quelque-chose, und doch<br />

irgendwie anders. François Hollande<br />

fährt Motorroller anstatt mit standesgemäßer<br />

Limousine. Er schert sich<br />

nicht um den allgemeinen Vollkorn-<br />

Ernährungs-Hype, weder um Knäkkebrot<br />

noch um Müsli und Sonnenblumenkerne,<br />

sondern futtert zum Frühstück ungeniert<br />

seine Croissants – und das seit Neuestem mit aktualisierter<br />

„First Freundin“ Julie. „Toujours l’amour“ haben die<br />

Franzosen schon immer etwas freizügiger gehandhabt. Ihr<br />

öffentliches Leben ist stark mit Erotik gepfeffert. La vie en<br />

rose.<br />

Eigentlich hätte Hollande ja eine richtige First Lady,<br />

aber die hatte er bereits abserviert, als er noch nicht Präsident<br />

war. Schließlich war ihr nicht gelungen, womit er<br />

später Erfolg hatte – das Präsidentenamt zu erringen.<br />

Französische Präsidenten hatten meist neben der Ehefrau<br />

noch eine oder mehrere Nebenfreundinnen. Dass<br />

eine von ihnen, Valérie Trierweiler, als First Freundin im<br />

Élysée-Palast reüssieren durfte, war neu. Und ist jetzt problematisch,<br />

da sie den Laufpass erhielt. Hektisch versucht<br />

Hollandes Stab, die Ex-Geliebte aus der Geschichte tilgen<br />

zu lassen. Das Internet wird bereits von allen Hinweisen<br />

gesäubert, dass sie je existiert hat. Erfolgreich wird das<br />

nicht sein. Die alten Pharaonen hatten es einfacher. Sie<br />

Beneidenswerte<br />

Franzosen<br />

brauchten nur ein paar Hieroglyphen<br />

ihres Vorgängers aus den Säulen<br />

wegmeißeln zu lassen.<br />

Im Élysée-Palast bemühte sich<br />

Valérie Trierweiler im Gegenzug,<br />

Spuren ihrer Anwesenheit zu hinterlassen.<br />

Vor ihrem Outsourcing<br />

zerdepperte sie fast alle wertvollen<br />

Vasen aus der Sèvres-Manufaktur,<br />

dazu das silberne Boudoir und weitere<br />

Kostbarkeiten aus dem Umkreis<br />

des präsidialen Büros. Die Schäden –<br />

geschätzte drei Millionen Euro – wird<br />

schon irgendjemand bezahlen.<br />

Den Franzosen gefällt’s. Ungeachtet<br />

seiner mehr als umstrittenen<br />

Politik auf fast allen<br />

Franz Bludorf<br />

Ebenen schießen François Hollandes<br />

Popularitätswerte in schwindelerregende<br />

Höhen. Was für Langweiler sind<br />

vergleichsweise die Deutschen. Unser<br />

Präsident lebt zwar auch getrennt,<br />

und obwohl ehemaliger Pfarrer, zeigt er sich öffentlich<br />

mit „First Freundin“. Aber was machen die zwei aus so viel<br />

Regenbogen-Potential, außer sittsam bei Staatsbesuchen<br />

die Honneurs zu machen? Und die Kanzlerin profiliert sich<br />

derzeit hauptsächlich als „erste Abgehörte des Staates“–<br />

und isst am liebsten Soljanka, so heißt es. Ein deutscher<br />

Minister musste schon mal zurücktreten, weil er mit einer<br />

Gräfin im Swimmingpool herumplantschte, und Sex mit<br />

einer Praktikantin brachte einen US-Präsidenten an den<br />

Rand der Amtsenthebung. Bei uns sind Politiker weniger<br />

Menschen mit Stärken und Schwächen – genau das erwartet<br />

man von ihnen. Stattdessen sind sie sterile Amtsträger<br />

ohne erkennbare Konturen. Kunstprodukte der Medien,<br />

die den Niederungen des einfachen Volkes längst entwachsen<br />

sind.<br />

Wenn die Franzosen also keine größeren Sorgen haben<br />

als das Liebesleben ihres ersten Mannes, dann sind sie<br />

wirklich zu beneiden, und das nicht nur, weil sie so gute<br />

Konfitüren haben.<br />

6<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Gedicht<br />

EIN TRAUM IM TRAUME<br />

Auf die Stirn nimm diesen Kuß!<br />

Und da ich nun scheiden muß,<br />

Laß mich dir gestehn zum Schluß:<br />

Die ihr wähntet, daß ein Traum<br />

Meine Tage, irrtet kaum.<br />

Wenn die Hoffnung sich zerschlug<br />

- Wann und wo sie auch entflohn,<br />

Ob bei Nacht im Schattenflug,<br />

Ob am Tage, als Vision -<br />

War sie darum weniger Trug?<br />

Was sich uns erfüllt, was nicht,<br />

Ist im Traum ein Traumgesicht.<br />

Wo die Welle, weiß von Gischt,<br />

Um den Brandungsfelsen zischt,<br />

Steh ich, und vom goldnen Sand<br />

Halt ich Körner in der Hand.<br />

Wenige! Doch selbst diese, ach!<br />

Gleiten in die Flut gemach,<br />

Und ich weine ihnen nach.<br />

O Gott! wie halt ich sie in Haft,<br />

Daß nicht alle mir entrafft!<br />

O Gott! Kann ich nicht eins der Flut<br />

Entziehn in meine sich´re Hut?<br />

Ist alles, was wir kaum<br />

Zu eigen nannten, Traum im Traum?<br />

Edgar Allan Poe<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 7


Politik<br />

20. Januar 2009 – anlässlich der Amtseinführung<br />

Barack Obamas lädt George W.<br />

Bush den <strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong> zum Dinner ins<br />

Weiße Haus. Von links nach rechts: George<br />

H. W. Bush, Barack Obama, George W.<br />

Bush, Bill Clinton, Jimmy Carter.<br />

George Peters<br />

<strong>The</strong><br />

<strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong><br />

<strong>Amerikas</strong> <strong>exklusivste</strong> <strong>Bruderschaft</strong><br />

8<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Politik<br />

Nur fünf Minuten vom Weißen Haus entfernt<br />

befindet sich ein Gebäude, zu dem zur Zeit<br />

nur fünf Bewohner unseres Planeten Zutritt<br />

haben: Der derzeitige Präsident Barack Obama<br />

und die „vier Musketiere“ – seine vier<br />

noch lebenden Vorgänger George W. Bush,<br />

Bill Clinton, George H. W. Bush und Jimmy<br />

Carter.<br />

Wie bitte? Bush Vater und Sohn, die Wahl-<br />

Texaner, bei denen der Colt immer recht<br />

locker sitzt, an einem Tisch mit Obama und<br />

Carter, den Friedensnobelpreisträgern?<br />

Der puritanische „Dabbeljuh“ soll gemeinsame<br />

Sache machen mit Clinton, dem berüchtigten<br />

Frauenversteher?<br />

Wer sich darüber wundert, hat das amerikanische<br />

System missverstanden. Die in<br />

der Öffentlichkeit so erbittert ausgetragenen<br />

Differenzen zwischen Demokraten und<br />

Republikanern sind nur Schaukämpfe. Sie<br />

existieren nicht wirklich.<br />

Washington ist eine Stadt mit eigenen Gesetzen.<br />

Sie bildet ein geschlossenes System<br />

aus Lobbyisten und denen, die von ihnen beeinflusst<br />

werden. Für Politik bleibt darüber<br />

hinaus nicht viel Platz.<br />

In diesem speziellen Biotop ist der <strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong> entstanden, der <strong>exklusivste</strong><br />

<strong>Club</strong> der Welt, denn selbst wenn man noch<br />

so gute Beziehungen hat, kommt man da<br />

nicht rein. Es gibt nur einen Weg: Man muss<br />

Präsident sein – bzw. gewesen sein. Die US-<br />

Präsidenten bilden ein Team auf Lebenszeit,<br />

über alle Parteigrenzen hinweg. Ihre<br />

<strong>Bruderschaft</strong> ist nicht geheim, aber kaum<br />

bekannt – und enorm wichtig. Mehr als einmal<br />

wurde hier Geschichte geschrieben.<br />

Der Mann im Weißen Haus kann sich auf die<br />

Unterstützung seiner in Ehren ergrauten<br />

Musketiere verlassen.<br />

716 Jackson Place NW, Washington<br />

Sollten Sie in Washington mit dem Auto unterwegs<br />

sein, werden sie wohl kaum an dieser<br />

schicken Adresse vorbeifahren. Wer die<br />

H Street entlangfährt, wird an der Kreuzung<br />

Jackson Place schnell bemerken: Die Ampeln<br />

stehen auf Rot. Und das selbst, wenn<br />

das Licht umschalten sollte, denn nur wenige<br />

Meter dahinter ist die Straße durch einklappbare<br />

Pfosten abgesperrt, daneben ein<br />

Wachhäuschen. In dieser Straße gibt es so<br />

einiges, dem sich nicht jeder unkontrolliert<br />

nähern soll. Viele der typischen Altbauten<br />

sind in Staatsbesitz, werden für Konferenzen<br />

und andere – halboffizielle – Zwecke<br />

genutzt. In Nummer 716 residiert der <strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong>. Während sonst überall die für<br />

Washington typische rote Klinkerbauweise<br />

dominiert, ist dieses Haus weiß getüncht.<br />

Schließlich weiß man, woran Präsidenten<br />

gewöhnt sind…<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 9


Politik<br />

Auf den Stufen des Capitol<br />

Washington,<br />

wird im Gespräch<br />

H Street<br />

zwischen<br />

Ecke<br />

Jackson<br />

Harry S.<br />

Place.<br />

Truman<br />

Die Straßeneinfahrt<br />

(l.) und Herbert<br />

Hoover<br />

ist gesperrt.<br />

(r.) die Idee des<br />

<strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong> geboren.<br />

„Ich mache keine nicht<br />

gelungenen Invasionen.“<br />

Dwight D. Eisenhower<br />

Unten: Harry S. Truman (hinten links) und Dwight<br />

D. Eisenhower (hinten rechts) fahren gemeinsam<br />

zu Eisenhowers Amtseinführung. Doch die zur<br />

Schau gestellte Freundschaft trügt.<br />

Für einen Ex-Präsidenten genügt<br />

ein Anruf bei der Kanzlei des<br />

Weißen Hauses, und ein Appartement<br />

in 716 Jackson Place steht<br />

ihm zur Verfügung. Platz gibt es immer,<br />

denn mehr als vier Gäste – zur<br />

Zeit – kann das Haus nicht haben.<br />

Barack Obama musste am 20. Januar<br />

2009 nicht hungrig zu seiner<br />

Amtseinführung auf den Stufen des<br />

Capitol fahren. George W. Bush hatte<br />

ihn vorher zum standesgemäßen Dinner<br />

ins Weiße Haus eingeladen. Mit am<br />

Tisch saßen die weiteren Mitglieder<br />

des <strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong>: Clinton, Carter<br />

und Bush senior. Wie war es eigentlich<br />

zu diesem seltsamen <strong>Club</strong> gekommen?<br />

Ein Zeichen von Schwäche<br />

„Entschuldigen Sie sich nicht – das ist<br />

ein Zeichen von Schwäche.“, sagte der<br />

„Duke“ John Wayne in dem berühmten<br />

Western „Der Teufelshauptmann“.<br />

Die Gründung des<br />

<strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong><br />

bedarf sicher keiner<br />

Entschuldigung<br />

– ein Zeichen von<br />

Schwäche war sie<br />

allemal.<br />

Am 12. April<br />

1945 saß Präsident<br />

Franklin D. Roosevelt<br />

an seinem Ruhesitz<br />

Little White<br />

House in Georgia der Malerin Elizabeth<br />

Shoumatoff Modell für ein neues<br />

Porträt. Plötzlich brach der Präsident<br />

tot zusammen – eine Hirnblutung. In<br />

einer Sekunde war Amerika in Not.<br />

Gemäß dem 20. Verfassungszusatz<br />

rückte automatisch sein Vizepräsident<br />

nach. Harry S. Truman war erst seit<br />

drei Monaten im Amt. Ein unerfahrener<br />

Ex-Senator aus dem Nirgendwo<br />

von Missouri. Was es heißt, Präsident<br />

zu sein, wusste er nicht. Und es war<br />

immer noch Krieg.<br />

Truman suchte sich seine Berater<br />

über alle Parteigrenzen hinweg. Eine<br />

wichtige Rolle spielten dabei zwei<br />

Männer: Herbert Hoover, Präsident<br />

von 1929-1933 und letzter noch lebender<br />

Amtsvorgänger, sowie General<br />

Dwight D. Eisenhower, der Kriegsheld.<br />

Beide waren Republikaner, also<br />

politische Gegner Trumans. Hoover<br />

wurde vom neuen Präsidenten nach<br />

Kriegsende als Sondergesandter nach<br />

Deutschland geschickt, wo er in Hermann<br />

Görings Salonwagen kreuz und<br />

quer durchs Land reiste und Truman<br />

über alles Bericht erstattete. Letztendlich<br />

war es ihm zu verdanken, dass<br />

der Morgenthau-Plan, Deutschland in<br />

einen deindustrialisierten Agrarstaat<br />

zu verwandeln, nicht umgesetzt wurde.<br />

„Es gibt Menschen, die meinen<br />

und hoffen, dass Deutschland auf ein<br />

Agrar- und Hirtenland reduziert werden<br />

kann.“, berichtete Hoover seinem<br />

Nach-Nachfolger, „Das ist nicht möglich.<br />

Es sei denn, wir rotten 25 Millionen<br />

Bewohner dieses Landes aus oder<br />

siedeln sie um“.<br />

Truman und Eisenhower wiederum<br />

bauten nach dem Krieg<br />

gemeinsam die NATO auf und<br />

reorganisierten die nach Hause zurückgekehrten<br />

Streitkräfte. Nicht<br />

dass Eisenhower für die Protektion<br />

dankbar gewesen wäre. Bei den<br />

Präsidentschaftswahlen 1952 trat er<br />

gegen Truman an – und gewann. Auf<br />

der Fahrt zu seiner Amtseinführung<br />

saßen beide gemeinsam in der offenen<br />

Limousine, doch die zur Schau<br />

gestellte Freundschaft trog. Truman<br />

hatte Eisenhower gebeten, seinen<br />

Einfluss geltend zu machen, um seinen<br />

Mentor George Marshall vor der<br />

Bespitzelung durch den berüchtigten<br />

Senator McCarthy zu schützen, doch<br />

ohne Erfolg. Truman schäumte vor<br />

10<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Politik<br />

Wut, schließlich sollten sich Präsidenten<br />

doch unterstützen. Auf den<br />

Stufen des Capitol, als Eisenhower seinen<br />

Amtseid sprach, kam Harry Truman<br />

ins Gespräch mit Herbert Hoover.<br />

„Ich denke, wir sollten einen <strong>Club</strong> der<br />

früheren Präsidenten organisieren.“,<br />

schlug Hoover vor. „Fein.“, antwortete<br />

Truman, „Du wirst der Vorsitzende<br />

sein und ich der Schriftführer.“ Die<br />

Ämter waren schnell vergeben, denn<br />

weitere Kandidaten standen ja nicht<br />

zur Verfügung.<br />

43 ist hungrig!<br />

Seither ist es Tradition geworden, ein<br />

ungeschriebenes Gesetz, dass Ex-Präsidenten<br />

den amtierenden Mann im<br />

Weißen Haus unterstützen und insbesondere<br />

einem neugewählten „Frischling“<br />

unter die Arme greifen. Die privaten<br />

Treffen sind zwanglos, sehr<br />

amerikanisch, sehr locker und – sehr<br />

exklusiv. Man versteht sich, denn alle<br />

sind nur einem großen Ziel verpflichtet<br />

– dem Amt des Präsidenten der USA.<br />

So hielt Eisenhower von seinem<br />

späteren Nachfolger John F. Kennedy<br />

während der Wahlkampagne nicht allzu<br />

viel, nannte ihn nur „diesen jungen<br />

Hüpfer“. Viel lieber hätte er Richard<br />

Nixon im Weißen Haus gesehen, obwohl<br />

er den nicht gerade bewunderte.<br />

Als Kennedy dann Nixon knapp besiegt<br />

hatte, tat Eisenhower das, wozu ihn die<br />

ungeschriebenen Regeln des <strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong> verpflichteten. Noch vor der<br />

Inauguration traf er sich mit Kennedy<br />

zwei Mal, erklärte ihm die wichtigsten<br />

Gefahrenpunkte der Weltpolitik und<br />

wie Kennedy das Weiße Haus organisieren<br />

sollte, um diesen Bedrohungen<br />

zu begegnen.<br />

Trotz der Ratschläge Eisenhowers<br />

geriet die von der CIA geplante und von<br />

Kennedy angeordnete Invasion in der<br />

Schweinebucht auf Kuba zum Fiasko.<br />

„Ike“ traf sich umgehend mit Kennedy<br />

in Camp David, um in privater Atmosphäre<br />

zu reden und spazieren zu gehen.<br />

Noch wichtiger – um gesehen und<br />

fotografiert zu werden, wie man redete<br />

und spazieren ging. „Niemand weiß,<br />

wie hart dieser Job ist, bevor man ihn<br />

nicht ein paar Monate ausgeübt hat.“,<br />

sagte Kennedy. „Mr. President,“,<br />

antwortete Eisenhower, „verzeihen<br />

Sie, aber ich glaube, ich habe das<br />

vor drei Monaten Ihnen gegenüber<br />

erwähnt.“<br />

Im <strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong> fand Eisenhower<br />

deutlichere Worte: „Ich<br />

mache keine nicht gelungenen<br />

Invasionen.“ Dass das Desaster<br />

letztendlich glimpflich zu Ende<br />

ging, war wohl auch dem <strong>Club</strong> zu<br />

verdanken, dessen Mitglieder ihre<br />

Beziehungen spielen ließen. Hier<br />

spielte man Simulationen der möglichen<br />

Szenarien durch. Den sowjetischen<br />

Parteichef Nikita Chruschtschow<br />

soll die Tatsache, dass er bei<br />

dem Gerangel hinter den Kulissen<br />

mitgemacht hatte, später das Amt gekostet<br />

haben.<br />

Kennedy wusste den <strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong> vom ersten Tag an zu schätzen.<br />

Beim Inaugurationsdinner bat er Harry<br />

Truman sogar um ein Autogramm.<br />

Wie wir alle wissen, hat jeder Präsident<br />

eine Nummer in der Geschichte<br />

der USA. Obama zum Beispiel ist der<br />

44. Präsident. Was weniger bekannt<br />

ist – die Mitglieder des <strong>Club</strong>s nennen<br />

einander mit diesen Nummern. Bei<br />

der Eröffnung von Clintons Präsidentenbibliothek<br />

2004 in seiner Heimatstadt<br />

Little Rock, Arkansas, bekam z. B.<br />

George W. Bush Appetit auf einen Lunch<br />

Das Haus 716 Jackson Place in Washington<br />

– natürlich weiß gestrichen<br />

– beherbergt den <strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong><br />

Beim Bankett zur Amtseinführung<br />

bittet John F.<br />

Kennedy seinen Vor-Vorgänger<br />

Harry S. Truman um ein<br />

Autogramm.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 11<br />

3000


Politik<br />

„Sagen Sie 41 und 42,<br />

dass 43 Hunger hat.“<br />

George W. Bush<br />

und wollte sich anschließend „abseilen“.<br />

Doch sein Vater und Bill Clinton waren<br />

zurückgeblieben und hatten ein Gespräch<br />

begonnen. Also schnappte sich<br />

Bush junior den Chef der Clinton Foundation:<br />

„Sagen Sie 41 und 42, dass 43<br />

Hunger hat.“<br />

Junior und die zwei Comedians<br />

Mit George Bush senior ging Bill Clinton<br />

wenig später auf Spendentournee für<br />

die Opfer des Tsunamis in Indonesien.<br />

Gemeinsam sammelten sie mehr Geld,<br />

als die US-Regierung offiziell gab. Sie<br />

machten sich auch als Comedians einen<br />

Namen. Bei öffentlichen Auftritten betraten<br />

beide zusammen die Szenerie, mit<br />

hochgereckten Armen und der Siegerpose<br />

von Wahlkämpfern. Musik ertönte,<br />

Lichtorgeln pulsierten, und die Menge<br />

tobte vor Begeisterung. Dann begannen<br />

sie aus der Schule zu plaudern. Die<br />

Rente sei eigentlich in Ordnung, so Bush<br />

senior, nur einige Erinnerungen machten<br />

ihm zu schaffen, wie er z. B. 1992 bei<br />

einem Staatsbankett den japanischen<br />

Premierminister angekotzt hatte. Bill<br />

Clinton konterte, er beneide Bush, dass<br />

er sich derart komische Bemerkungen<br />

erlauben könne. Wenn er Witze machen<br />

würde, würde man immer gleich an eine<br />

gewisse Dame und eine damit verbundene<br />

Romanze denken. Wenn man keine<br />

größeren Probleme hat…<br />

Angesichts des großen Erfolges<br />

wollte Barack Obama nach dem<br />

Hurricane Katrina das Erfolgs-<br />

Comedy-Duo zu einem Comeback<br />

überreden, doch der alte Bush, mittlerweile<br />

85, bedauerte: „Dafür bin ich jetzt<br />

zu alt. Rufe meinen Sohn an, der ist jetzt<br />

an der Reihe.“ Drei Tage später trafen<br />

sich Bush junior, Clinton und Obama im<br />

Weißen Haus. Von nun an musste Clinton<br />

mit dem Junior Witze reißen.<br />

Und er tat es, während sich seine<br />

bessere Hälfte dem medienwirksamen<br />

politischen Alltagsgeschäft widmete.<br />

Zeitgleich, als die damalige Außenministerin<br />

Hillary Clinton vor den Kameras<br />

gegen George W. Bush wetterte,<br />

gegen seine mangelnde Befähigung<br />

zum Präsidenten, gegen den sinnlosen<br />

Irak-Krieg und die von ihm maßgeblich<br />

verursachte Wirtschaftskrise, saßen<br />

Ehemann Bill und der Gemaßregelte<br />

freundschaftlich Seite an Seite in Toronto<br />

vor einem Publikum von 6.000<br />

Wirtschaftsvertretern. Clinton und<br />

Bush erzählten sich Witze, tauschten<br />

Erinnerungen aus, machten einander<br />

Komplimente und kassierten für die<br />

zweistündige Show 150.000 Dollar pro<br />

Nase. Finanziert wurde das Spektakel<br />

von den Zuhörern, die für eine Eintrittskarte<br />

2.500 Dollar hatten bezahlen<br />

müssen. Aber es traf ja keine Armen,<br />

und am Schluss konnte sich jeder auf<br />

Wunsch noch mit den beiden Herren<br />

fotografieren lassen.<br />

Es bleibt ja in der Familie<br />

Am Jackson Place in Washington residiert<br />

der <strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong> erst seit 1969.<br />

Eigentlich hatte der damalige Präsident<br />

Richard Nixon das Haus für seinen<br />

Amtsvorgänger Lyndon B. Johnson gekauft,<br />

der es aber nie bewohnte. George<br />

W. Bush ließ das Haus prunkvoll<br />

renovieren. Die vorherrschenden Farben<br />

sind beige, braun und grün. In der<br />

Eingangshalle ein großer saphirblauer<br />

Teppich mit dem Präsidentensiegel.<br />

An den Wänden alte Bilder von Washington,<br />

alte Zeitungen, und in Vitrinen<br />

werden Reliquien früherer Präsidenten<br />

aufbewahrt. Luxus pur. Hier hat Ronald<br />

Reagan seinem Nachfolger Bill Clinton<br />

das richtige Salutieren beigebracht. Bekanntlich<br />

hatte Clinton in England studiert,<br />

um einer Einberufung nach Vietnam<br />

zu entgehen. Später revanchierte<br />

sich Clinton, indem er seinem etwas<br />

linkisch wirkenden Nachfolger George<br />

W. Bush Tipps gab, wie man gute Reden<br />

hält. Es blieb ja „in der Familie“.<br />

Über das Treffen zur Amtseinführung<br />

Barack Obamas hat Jimmy Carter<br />

ein paar Indiskretionen lanciert: Locker<br />

sei es zugegangen, man habe mit aufgekrempelten<br />

Hemdsärmeln gesessen<br />

bei Sandwiches, Tee und Coca Cola.<br />

Wichtigster Ratschlag für den Neuen<br />

im Weißen Haus war, welche Schule<br />

seine Töchter besuchen sollten, damit<br />

es bescheiden und nicht zu elitär wirkt.<br />

Aber auch über den Umgang mit dem<br />

Secret Service ließ sich Obama briefen<br />

und auf welchem Sofa man am besten<br />

Entscheidungen trifft. Was wirklich bei<br />

dem Treffen zur Sprache kam, wird die<br />

Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Der<br />

nach außen hin harmlose und zwanglose<br />

<strong>Club</strong> hat mehr Einfluss, als man<br />

die Wähler und die Welt glauben machen<br />

will.<br />

Ein solches Konstrukt kann nur<br />

in einem Staat wie den USA und<br />

in einer Stadt wie Washington<br />

existieren. Diese Auffassung vertritt<br />

jedenfalls Mark Leibovich, Korrespondent<br />

der New York Times. Die<br />

politische Elite Washingtons ist seiner<br />

Meinung zufolge eine auf ewig<br />

12<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Politik<br />

existierende feudale Klasse, in deren<br />

Rahmen politische Differenzen bedeutungslos<br />

sind. Bezeichnungen wie<br />

„Demokrat“ und „Republikaner“ sind<br />

nur unterschiedliche Etiketten auf<br />

Flaschen gleichen Inhalts. Der Kontakt<br />

zu den eigentlichen Amerikanern<br />

ist längst verlorengegangen. Den Kern<br />

dieser Eliteklasse bilden Politiker, Lobbyisten,<br />

Journalisten, Berater und zahllose<br />

Leute, deren Berufe nicht einmal<br />

Namen haben.<br />

Zwei Minuten mit dem<br />

Ex-Präsidenten<br />

Diese Klasse kennt nur ein Ziel – an<br />

der Macht zu bleiben. Jede Show,<br />

die diesem Ziel dient, ist in Ordnung.<br />

Hauptsache, man bleibt im Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit. Es geht um Geld<br />

und Popularität. Politik in Washington<br />

ist, so Leibovich, ein <strong>The</strong>ater mit vielen<br />

künstlich kreierten Hindernissen auf<br />

dem Weg zur Realisierung von Zielen.<br />

Und die Helden können auf diesem Weg<br />

in der Öffentlichkeit Emotionen zeigen<br />

und mehr oder weniger gute Reden<br />

halten. Die Mittel zum Zweck sind egal,<br />

und die amerikanischen Medien machen<br />

mit. Für sie zählen die Einschaltquoten.<br />

Anders als in Europa sind amerikanische<br />

Politiker daran gewöhnt, sich<br />

gegen Bezahlung mit Menschen fotografieren<br />

zu lassen. Daher besuchen<br />

sie ständig Bälle, Empfänge und Bankette,<br />

wo zahlungskräftige Gäste zu<br />

finden sind, die sich die Gelegenheit<br />

nicht entgehen lassen wollen, für zwei<br />

Minuten neben einer Berühmtheit zu<br />

stehen und mit ihr ein paar Worte über<br />

das Wetter zu wechseln. Was einzig und<br />

allein zählt, sind die zwei Minuten…<br />

Für die „Berühmtheiten“ geht es nur<br />

um Big Money. Jeff Connaughton, Mitbegründer<br />

der Lobbyistenfirma Quinn,<br />

Gillespie & Associates, ist der Meinung,<br />

das Land sei in rote und blaue Zonen der<br />

Einnahmen geteilt (Rot und Blau sind die<br />

Farben der Republikaner bzw. Demokraten).<br />

Washington dagegen sei grün<br />

(also neutral).<br />

Ein Beispiel: Im Jahre 2000 war der<br />

Milliardär Marc Rich in die Schweiz geflohen,<br />

da in den USA wegen Steuerhinterziehung<br />

und anderen Wirtschaftsverbrechen<br />

gegen ihn ermittelt wurde.<br />

Connaughton arrangierte<br />

für ihn eine Begnadigung.<br />

Gegenleistung: Richs<br />

Ehefrau zahlte 400.000<br />

Dollar auf das Konto von<br />

Clintons Präsidentenbibliothek.<br />

Das ist Washington!<br />

Hier fließt das<br />

Geld in jede Richtung. Ob<br />

jemand Republikaner oder Demokrat<br />

ist, spielt keine Rolle. Nur die Summen<br />

werden mit jeder Präsidentschaft höher.<br />

In Washington geht es den Leuten<br />

am besten, die vermitteln<br />

zwischen denen, die haben, und<br />

denen, die können. Die Stadt bildet<br />

ein geschlossenes System, das<br />

sich selbst erhalten kann. Für diese<br />

Rolle sind Ex-Präsidenten aufgrund<br />

ihrer umfangreichen Kontakte geradezu<br />

prädestiniert. Für die Weltöffentlichkeit<br />

mag der <strong>Presidents</strong><br />

<strong>Club</strong> ein Kuriosum am Rande sein.<br />

In Washington ist er eine wichtige<br />

Komponente im innersten Zirkel<br />

der Macht. ▀<br />

Quellen:<br />

Nancy Gibbs & Michael Duffy : „<strong>The</strong><br />

<strong>Presidents</strong> <strong>Club</strong>“. Simon and Schuster 2012.<br />

Mark Leibovich „This Town“. Blue Rider<br />

Press 2013.<br />

Nach ihrer Amtszeit profilierten<br />

sich George H.<br />

W. Bush und Bill Clinton<br />

als „Comedians“.<br />

Nach dem „Briefing“ durch seine<br />

Amtsvorgänger – Barack Obama<br />

rückt sein „Entscheidungssofa“ an die<br />

richtige Stelle.<br />

Washington – eine Welt<br />

zwischen denen, die haben,<br />

und denen, die können.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 13<br />

3000


News<br />

Duft-Marketing bei der Bahn<br />

Dass Düfte unser Verhalten<br />

manipulieren können, ist bekannt.<br />

Ein Duft muss mindestens<br />

auf 40 sensorische Zellen<br />

einwirken, damit wir ihn<br />

bewusst wahrnehmen können.<br />

Jedoch gerade dann, wenn die<br />

Zahl der stimulierten Zellen<br />

etwas kleiner ist, wird es interessant.<br />

Dann wirkt der Duft auf<br />

unser Unterbewusstsein.<br />

Die Deutsche Bahn hat im Jahre<br />

2013 im Rahmen des „Duft-<br />

Marketing“ den Einfluss von<br />

Düften auf die Passagiere erprobt, um<br />

dem seit Jahren traditionell schlechten<br />

Image der Bahn entgegenzuwirken.<br />

Man hat dazu eine Duftmischung<br />

Duftzerstäuber zur Kundenbeeinflussung<br />

– im Einzelhandel<br />

längst Alltag, jetzt auch bei der<br />

Deutschen Bahn im Einsatz<br />

aus Jasmin, Veilchen, Rosenholz und<br />

Moschus benutzt. Die Resultate waren<br />

mehr als interessant. Diejenigen<br />

Passagiere, die unter dem Einfluss<br />

der Duftmischung standen, reagierten<br />

verständnisvoller<br />

auf Verspätungen der<br />

Züge als die anderen.<br />

Bernd Rosenbusch,<br />

Marketing-Leiter der<br />

Deutschen Bahn, sagte<br />

dazu: „Wenn wir<br />

dank einer solchen Mischung<br />

dazu kommen,<br />

dass wir mehr Tickets<br />

verkaufen können,<br />

werden wir diese Mischung mit Sicherheit<br />

benutzen“. Die Passagiere<br />

werden über die Lüftungsanlage mit<br />

den Düften konfrontiert.<br />

US-Sparer sollen für<br />

Spareinlagen bezahlen<br />

Dass sich die Geldanlage auf<br />

klassischen Sparbüchern kaum<br />

noch lohnt, wissen alle, angesichts<br />

von Zinssätzen, die ihren<br />

Namen kaum noch verdienen.<br />

Heute interessieren sich die meisten<br />

Banken nur noch für das<br />

Jonglieren mit „big money“. Das<br />

personalintensive Kerngeschäft<br />

mit Kleinanlegern ist ihnen mehr<br />

als nur lästig.<br />

Neuester Trend aus den USA:<br />

Mehrere führende Geldinstitute<br />

des Landes haben angekündigt,<br />

in Zukunft müssten Sparer für die<br />

Verwaltung von Guthaben sogar<br />

Gebühren bezahlen. Zumindest<br />

wenn die Federal Reserve Bank<br />

(Fed) bei ihrer Niedrigzinspolitik<br />

bleibe, wäre ein solcher Schritt<br />

notwendig. Die Führung von Sparguthaben<br />

sei dann nicht mehr kostendeckend<br />

möglich.<br />

Nominal sind derartige „Negativzinsen“<br />

übrigens längst an der<br />

Tagesordnung, auch in Deutschland,<br />

wenn man es auch nicht<br />

so unverblümt ausspricht. Die<br />

Sparzinsen bei deutschen Banken<br />

liegen bereits jetzt unter der<br />

Inflationsrate, was de facto einer<br />

finanziellen Belastung der Kleinsparer<br />

gleichkommt. Auch dies<br />

hat natürlich mit der weltweiten<br />

Niedrigzinspolitik zu tun. Solange<br />

die Banken ihre Kredite billig bei<br />

den Notenbanken erhalten können,<br />

haben sie kein Interesse daran,<br />

es sich gegen höhere Zinsen<br />

bei Normalbürgern zu leihen.<br />

Propagandafeldzug zur<br />

Syrien-Konferenz<br />

Pünktlich zum Start der Syrien-Friedenskonferenz<br />

in Montreux (siehe<br />

auch unseren Artikel „Syrien – Jede<br />

Seite tötet anders“ in <strong>Matrix3000</strong> Band<br />

79) lancierte die britische Tageszeitung<br />

„Guardian“ – weltweit bekannt<br />

durch die Snowden-Enthüllungen –<br />

Berichte ehemaliger Ankläger des<br />

Internationalen Gerichtshofs in Den<br />

Haag über systematische Folterungen<br />

und Tötungen durch das Assad-<br />

Regime in Syrien an die Öffentlichkeit.<br />

Die Berichte sollen auf Aussagen eines<br />

nach eigenen Angaben übergelaufenen<br />

syrischen Militärpolizisten<br />

basieren. Dabei wurden auch Zehntausende<br />

von Fotos veröffentlicht,<br />

die der Informant selbst angefertigt<br />

haben will. Endlich gebe es „direkte<br />

Beweise“ dafür, was mit den zahlreichen<br />

verschwundenen Menschen in<br />

Syrien passiert sei, so der „Guardian“.<br />

Dass auch die syrischen Rebellen mit<br />

teilweise unvorstellbar grausamen<br />

Massakern von sich reden machten,<br />

erwähnt das Blatt nur am Rande.<br />

Neutrale Beobachter konstatieren,<br />

dass nichts<br />

davon, was<br />

der Bericht<br />

e n t h i e l t ,<br />

nicht auch<br />

vorher schon<br />

seit Jahren<br />

bekannt gewesen<br />

wäre.<br />

Niemand hat<br />

sich je ernsthaft<br />

über die<br />

Natur des<br />

Assad-Regimes irgendwelche Illusionen<br />

gemacht. Jahrelang hatte sich allerdings<br />

in der westlichen Welt kaum<br />

jemand dafür ernsthaft interessiert.<br />

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />

und die nicht sonderlich glaubwürdige<br />

plötzliche allgemeine Empörung<br />

sind daher wohl eher als gezielte Aktion<br />

zu werten, um für die beginnende<br />

Friedenskonferenz die öffentliche<br />

Meinung in die gewünschten Bahnen<br />

zu lenken. Dies auch im Hinblick darauf,<br />

dass Russlands Präsident Putin<br />

in seiner Neujahrsansprache ganz offen<br />

die Rolle Russlands als möglicher<br />

Vermittler im Syrien-Konflikt aufgab<br />

und sich auf die Seite Assads schlug.<br />

Inwieweit alle jetzt veröffentlichten<br />

Berichte tatsächlich der Wahrheit<br />

entsprechen, kann ebenfalls nicht abschließend<br />

bewertet werden, zumal<br />

der Informant „aus Sicherheitsgründen“<br />

anonym blieb. Wie noch aus dem<br />

Irak-Krieg der USA in Erinnerung ist,<br />

wurden auch damals Anschuldigungen<br />

über grausamste Verbrechen gegen<br />

die Menschlichkeit von Seiten des<br />

Saddam-Hussein-Regimes zur Rechtfertigung<br />

des US-Angriffskrieges veröffentlicht,<br />

die<br />

sich später<br />

als gefälscht<br />

herausstellten<br />

(z. B. das<br />

berüchtigte<br />

Video über<br />

die Tötung<br />

von Säuglingen<br />

in einem<br />

B a g d a d e r<br />

K r a n k e n -<br />

haus).<br />

14<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014<br />

Teilnehmer der Syrien-Friedenskonferenz<br />

in Montreux (links im Vordergrund<br />

der deutsche Außenminister Frank-<br />

Walter Steinmeier)


News<br />

Schulstreik wegen<br />

Gleichberechtigung<br />

In Frankreich haben rechtsgerichtete<br />

Gruppierungen eine<br />

landesweite Kampagne gegen<br />

die Bildungspolitik der sozialistischen<br />

Regierung initiiert. In zahlreichen<br />

Städten werden Kinder an<br />

bestimmten Tagen vom Schulbesuch<br />

ferngehalten, an denen auf<br />

dem Unterrichtsplan die Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau<br />

steht.<br />

Man glaubt es kaum, denn hier<br />

geht es ausnahmsweise einmal<br />

nicht um die „bösen Islamisten“,<br />

sondern um extremistische Fanatiker<br />

nach europäischem Muster.<br />

In Internet-Blogs und auf Twitter<br />

hetzen sie gegen die Regierung,<br />

man würde den Kindern die umstrittene<br />

Gender-<strong>The</strong>orie einimpfen. Die<br />

Gender-<strong>The</strong>orie besagt, dass Menschen<br />

nicht als Männer oder Frauen<br />

geboren werden, sondern ihr Geschlecht<br />

im Laufe ihres Lebens wählen<br />

können. Die <strong>The</strong>orie unterscheidet<br />

streng zwischen den biologischen<br />

Geschlechtsmerkmalen (Sex) und<br />

dem sozialen Geschlechtszugehörigkeitsgefühl<br />

(Gender). Dadurch sollen<br />

abweichende sexuelle Ausrichtungen<br />

wie Transsexualität oder Transvestitentum<br />

aus der Ecke des Abnormalen<br />

geholt werden.<br />

In ihrer strengen Ausprägung ist die<br />

Gender-<strong>The</strong>orie sicher äußerst<br />

kontrovers. Allerdings hat Frankreichs<br />

Bildungsminister Vincent<br />

Peillon unverzüglich klargestellt,<br />

die Regierung lehne diese <strong>The</strong>orie<br />

genauso ab wie die Initiatoren<br />

der Kampagne. Dass die Gender-<br />

<strong>The</strong>orie an französischen Schulen<br />

gelehrt wird, ist also nichts<br />

als rechtspopulistische Propaganda.<br />

Es gehe, so Peillon, lediglich<br />

darum, den Kindern im<br />

Unterricht die grundlegenden<br />

Werte der Französischen Republik,<br />

darunter auch die Gleichheit<br />

zwischen Männern und Frauen,<br />

beizubringen. Alles andere seien<br />

„verlogene Gerüchte“. In Wahrheit<br />

geht es den Protestierenden<br />

also eher um die Aufrechterhaltung<br />

traditioneller gesellschaftlicher Rollenverteilungen<br />

zwischen Mann und<br />

Frau – und sie verzeichnen erheblichen<br />

Zulauf. In manchen französischen<br />

Regionen beteiligten sich bis<br />

zu 20 Prozent der Bevölkerung an den<br />

Schulstreikaktionen.<br />

Oppositionsführer Gregor Gysi<br />

– für Polizei- und Militärkreise<br />

ein Dorn im Auge<br />

„Späh-Angriffe“ – Aushöhlung der<br />

parlamentarischen Opposition?<br />

Die zunehmende Sensibilisierung der<br />

Bevölkerung gegenüber der Ausforschung<br />

von Daten durch Geheimdienste,<br />

wie sie durch die Snowden-<br />

Affäre ans Licht kam, wird jetzt von<br />

bestimmten, zumeist rechtsgerichteten<br />

Kreisen zu ganz anderen Zwecken<br />

instrumentalisiert. Zum Beispiel, um<br />

die Rechte der verbliebenen Mini-<br />

Opposition im Bundestag weiter<br />

auszuhöhlen. So zitierte das Nachrichtenmagazin<br />

„Focus“ Sprecher<br />

von Polizei und Bundeswehr, die einigen<br />

Abgeordneten der Linkspartei<br />

„Späh-Angriffe“ im Bundestag vorwarfen.<br />

Anlass: Die Abgeordneten<br />

hatten offizielle Stellungnahmen der<br />

Bundesregierung<br />

auf Kleine Anfragen<br />

im Bundestag im Internet<br />

und der Presse<br />

publiziert. Dieser<br />

im Grunde ganz normale<br />

Vorgang wurde<br />

als ein Zeichen<br />

gesehen, dass die<br />

Linkspartei sicherheitsrelevante<br />

Informationen<br />

„extremistischen<br />

Kreisen“<br />

verfügbar mache.<br />

Bei genauerem Hinsehen<br />

erweist sich die ganze Angelegenheit<br />

als Seifenblase. Die Abgeordneten<br />

hatten nichts „Vertrauliches“<br />

ausgeplaudert, sondern nur Fakten<br />

publiziert, die auch auf der offiziellen<br />

Internetseite des Bundestages für<br />

Jedermann verfügbar waren. Hatte<br />

der Bundestag sich also auch selbst<br />

ausgespäht? „Focus“ zitiert einen<br />

„hohen Staatsschutz-Beamten“ des<br />

Bundeskriminalamtes, der „empört“<br />

gewesen sei, dass durch die Veröffentlichung<br />

das Anrecht der Bundestagsabgeordneten<br />

auf Auskunft missbraucht<br />

worden sei.<br />

Gibt es etwa Bestrebungen, aus dem<br />

Bundestag einen neuen Geheimdienst<br />

zu machen und die dort diskutierten<br />

Informationen der Öffentlichkeit vorzuenthalten?<br />

Alles natürlich nach gut<br />

amerikanischer Nomenklatur „im Interesse<br />

der nationalen Sicherheit“?<br />

Kritiker vermuten noch ganz andere<br />

Ziele hinter der Kampagne. Zum einen<br />

werden die verbalen Attacken als<br />

Rechtfertigungsversuche gesehen, die<br />

Linkspartei wegen ihrer angeblichen<br />

Verflechtungen mit „extremistischen<br />

Gruppen“ weiter vom Verfassungsschutz<br />

beobachten zu lassen. Außerdem<br />

erhoffen sich in Zeiten der Großen<br />

Koalition weite Kreise von Militär, Polizei<br />

und Geheimdiensten in Deutschland<br />

eine Art Freibrief für ihre Aktionen,<br />

da die Oppositionsparteien mit<br />

ihren nur etwa 20 Prozent der Mandate<br />

praktisch machtlos sind. Doch selbst<br />

dieser verbliebene Rest parlamentarischer<br />

Kontrolle scheint<br />

gewisse Kreise noch zu<br />

stören, da aufgrund der<br />

Machtverhältnisse Linken-<br />

Ikone Gregor Gysi als Fraktionschef<br />

der stärksten<br />

Oppositionspartei zum Oppositionsführer<br />

aufstieg.<br />

Die Kritik würde sich demnach<br />

weniger gegen die<br />

Opposition richten, sondern<br />

eher gegen die Regierung,<br />

die nach Ansicht der Kritiker<br />

das Parlament zu „offenherzig“<br />

informiere.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 15


News<br />

Berliner Nahverkehr:<br />

Millionen verzockt<br />

Dass das vielfach so hochgelobte<br />

„vorbildliche“ Nahverkehrssystem<br />

Berlins im Grunde marode ist, ist<br />

kein Geheimnis. Betriebsausfälle<br />

sind an der Tagesordnung. Notwendige<br />

Sanierungen ziehen sich jahrzehntelang<br />

hin. Die Kassen der Berliner<br />

Verkehrsbetriebe (BVG) sind klamm…<br />

Wie sich jetzt herausstellte, hat der<br />

chronische Geldmangel der BVG unter<br />

anderem auch damit zu tun, dass<br />

horrende Geldsummen zweckentfremdet<br />

wurden. Im Juli 2007 schlossen<br />

BVG-Mitarbeiter ein dubioses<br />

Wettgeschäft mit der amerikanischen<br />

Bank JP Morgan ab. Gegenstand der<br />

Wette war, ob 150 auf einer Liste genannte<br />

Unternehmen in nächster Zeit<br />

bankrott machen würden. Sollte dies<br />

nicht geschehen, hätte die BVG einen<br />

Wettgewinn von 5,7 Millionen Euro<br />

einstreichen können.<br />

Was dann kam, wissen wir alle: Eine<br />

weltweite Finanzkrise, und mehr als<br />

nur einige der 150 genannten Firmen<br />

brachen zusammen. Darunter<br />

übrigens auch die Lehman Brothers<br />

Bank… Auf jeden Fall hatte die BVG<br />

ihre Wette verloren.<br />

Bekannt wurde der skandalöse Vorgang<br />

dadurch, dass JP Morgan Anfang<br />

dieses Jahres die BVG auf Zahlung<br />

des bei der Wette verlorenen<br />

Geldes verklagte – insgesamt 150<br />

Millionen Euro plus Zinsen.<br />

Die BVG lehnt die Zahlung ab, da man<br />

laut Auskunft ihrer Anwälte nicht<br />

Bauarbeiten an einem der<br />

zahlreichen maroden Berliner<br />

U-Bahn-Tunnel<br />

ausreichend über das Risiko aufgeklärt<br />

worden sei. Das Geschäft sei<br />

daher von Anfang an nichtig gewesen.<br />

Dabei kamen Tatsachen ans Licht,<br />

die eine geradezu absurde Dummheit<br />

der BVG-Finanzzocker ans Tageslicht<br />

fördern. Man habe – so heißt es – geglaubt,<br />

man würde gerade auf den<br />

Bankrott der 150 Firmen wetten (und<br />

nicht umgekehrt), und man habe nie<br />

kapiert, wann man wie viel bezahlen<br />

müsste. Im Grunde war die Wette<br />

für die Berliner gar nicht zu gewinnen.<br />

Dazu hätten nämlich alle 150<br />

Firmen bestehen bleiben müssen.<br />

Eine einzige Firmenpleite reichte<br />

bereits aus, damit JP Morgan Sieger<br />

war. Nur konnte in Berlin vermutlich<br />

niemand lesen – vom Denken ganz<br />

zu schweigen. Eingefädelt hatte<br />

das Ganze ein „Finanzexperte“, der<br />

inzwischen nicht mehr für die BVG<br />

tätig ist. Allerdings hatte kein Geringerer<br />

als der damalige Berliner<br />

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD)<br />

das Geschäft abgesegnet, der bekanntlich<br />

nach einer gescheiterten<br />

Zweitkarriere als Bundesbanker<br />

inzwischen als rechtspopulistischer<br />

Buchautor reüssiert. Also insgesamt<br />

doch ein Finanzskandal erster<br />

Güte, wie ihn Berlin nicht zum ersten<br />

Mal erlebt.<br />

Die Frage, die in diesem Zusammenhang<br />

kaum jemand stellt: Was<br />

haben BVG-Mitarbeiter überhaupt<br />

mit Unternehmensgeldern an der<br />

Börse zu zocken, anstatt sich ihrem<br />

eigentlichen Job zu widmen, den<br />

ordnungsgemäßen Betrieb des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs in<br />

der Stadt aufrechtzuerhalten?<br />

US Air Force lässt neue<br />

Super-Drohne entwickeln<br />

Die US Air Force hat den Rüstungskonzern<br />

Northrop Grumman<br />

beauftragt, eine neue<br />

Kampfdrohne zu entwickeln,<br />

unter dem Kryptonym RQ-1<strong>80</strong>.<br />

Dies berichtet das US-Luftfahrtmagazins<br />

Aviation Week<br />

& Space Technology. Das Projekt<br />

wird aus einem geheimen<br />

Budget der Luftwaffe finanziert<br />

und soll der Nachrichtengewinnung,<br />

Überwachung und Aufklärung<br />

dienen. 2015 soll die<br />

neue Drohnen-Generation in Dienst<br />

gestellt werden.<br />

Angesichts der Tatsache, dass die<br />

US Air Force nach wie vor jeden offiziellen<br />

Kommentar verweigert, ist<br />

bislang nur wenig bekannt, was das<br />

Bild: Aviation Week & Space Technology<br />

grundlegend Neue an der RQ-1<strong>80</strong>-<br />

Drohne sein soll. Informationen, die<br />

bereits durchgesickert sind, besagen,<br />

dass das Fluggerät mit Radiosensoren<br />

sowie „aktiven und passiven“<br />

Instrumenten zur Überwachung ausgerüstet<br />

wird (was immer das bedeuten<br />

soll). Vermutet wird auch, dass<br />

RQ-1<strong>80</strong> mit Bordwaffen zur elektronischen<br />

Kriegführung bestückt wird.<br />

Außerdem soll es sich um eine<br />

„Stealth-Drohne“ handeln, die<br />

also für das Radar unsichtbar<br />

ist – eine Fähigkeit, die allerdings<br />

auch schon das Vorgängermodell<br />

RQ-170 hatte, das<br />

von Lockheed Martin gebaut<br />

wurde. Auch die Chinesen<br />

haben bereits im November<br />

2013 eine Stealth-Drohne mit<br />

dem Namen Li Jan („Scharfes<br />

Schwert“) erfolgreich getestet.<br />

Da die US Air Force dennoch so viel<br />

Geheimnisse um die Entwicklung von<br />

RQ-1<strong>80</strong> macht, ist zu vermuten, dass<br />

die Drohne über zusätzliche Fähigkeiten<br />

verfügen muss, die weiterhin<br />

geheim bleiben sollen.<br />

16<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


News<br />

Gruppenbezogene<br />

Menschenfeindlichkeit<br />

Bettler in der eleganten<br />

Fußgängerzone – künftig<br />

absolutes „No-Go“?<br />

Mehr als 120 Jahre nach dem Tod<br />

von Karl Marx ist in Deutschland<br />

der Klassenkampf ausgebrochen.<br />

Allerdings kämpfen nicht<br />

– wie vom Begründer des Kommunismus<br />

vorhergesagt – Unterprivilegierte<br />

um ihre Rechte. Statt dessen setzen<br />

gerade die Angehörigen der bürgerlichen<br />

Mittelschicht zum Kampf an – z.<br />

B. gegen Bedürftige, Sozialhilfeempfänger<br />

und Zuwanderer, um ihre eigene<br />

gesellschaftliche Position zu halten<br />

oder zu verbessern. Man kann es auch<br />

auf den kurzen Nenner bringen, dass<br />

nicht mehr Geiz „geil“ ist, sondern<br />

Gier.<br />

Zu diesem Schluss kommt eine<br />

zehnjährige Langzeitstudie der Universität<br />

Bielefeld, die 2002 unter dem<br />

Titel „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“<br />

ins Leben gerufen wurde.<br />

Die Studie liefert Zeugnis dafür<br />

ab, wie es im ersten Jahrzehnt des 21.<br />

Jahrhunderts, im Zeichen des Abbaus<br />

von Sozial- und Bürgerrechten und eines<br />

zunehmend gnadenlosen Vernichtungskapitalismus<br />

nicht nur zu einer<br />

Verrohung des Wortschatzes, sondern<br />

auch zu einer Verrohung großer Teile<br />

der bürgerlichen Mittelschicht kam.<br />

Auslöser war die Politik der rotgrünen<br />

Regierung unter Gerhard<br />

Schröder, die Steuervorteile für Besserverdienende<br />

beschloss und mit<br />

Hilfe der „Agenda 2010“ gleichzeitig<br />

immer größere Bevölkerungsgruppen<br />

in Armut stürzte. Diese „Errungenschaften“<br />

wurden unter den nachfolgenden<br />

Kabinetten von Angela Merkel<br />

verwaltet oder auch fortgeführt.<br />

Gab es in früheren Jahrzehnten in<br />

Deutschland einen gesellschaftlichen<br />

Konsens, auch weniger Betuchten ein<br />

menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen,<br />

notfalls mit staatlicher Hilfe,<br />

sind die Betroffenen jetzt zu Zielscheiben<br />

von Beschimpfungen geworden,<br />

werden als „Sozialschmarotzer“ oder<br />

„Arbeitsscheue“ tituliert. Eine zunehmend<br />

unsoziale Politik von „denen da<br />

oben“ löst nicht mehr Wut in der Bevölkerung<br />

aus, sondern im Gegenteil<br />

gönnt man selbst den Ärmsten der<br />

Armen nicht einmal mehr das, was<br />

ihnen noch verblieben ist. Schließlich<br />

muss man ja zur Finanzierung<br />

von staatlichen Transferleistungen,<br />

so gering sie auch sein mögen, durch<br />

Sozialabgaben beitragen, also auf einen<br />

Teil seines eigenen Einkommens<br />

verzichten.<br />

Eine solche Mentalität bildet<br />

nachfolgend auch den Nährboden<br />

für Rassismus. Nicht nur<br />

Einwanderer aus Afrika oder die „üblichen<br />

Verdächtigen“ wie etwa Sinti<br />

und Roma werden pauschal als „Armutszuwanderer“<br />

diskriminiert, die<br />

sich angeblich auf Kosten unserer<br />

Sozialkassen auf die faule Haut legen<br />

wollen, sondern seit Beginn dieses<br />

Jahres auch Bürger der EU-Länder<br />

Rumänien und Bulgarien. Horst Seehofers<br />

populistische Stammtischparolen<br />

zu diesem <strong>The</strong>ma lösten zwar<br />

Kritik in den Parteien (inklusive seiner<br />

eigenen) aus, führten aber nicht zu einem<br />

Aufschrei der Empörung in der<br />

Bevölkerung.<br />

Weitere Indikatoren für die gesellschaftliche<br />

Verrohung in Deutschland,<br />

die die an der Studie beteiligten Forscher<br />

feststellten, waren Islamophobie<br />

– „Zuwanderung von Muslimen<br />

sollte untersagt werden“, Sexismus<br />

– „Frauen gehören an den Herd,<br />

Karriere sollen Männer machen“,<br />

Homophobie – „Homosexualität ist<br />

ekelhaft und unmoralisch“, ja sogar<br />

die Diskriminierung von Behinderten<br />

– „Mit denen wird auch viel zu viel<br />

Wesens gemacht“. Gleichzeitig wird<br />

die eigene Besitzstandswahrung betont<br />

– andere sollen sich gefälligst<br />

mit weniger zufrieden geben. Von der<br />

im Grundgesetz verankerten Maxime,<br />

wonach „Eigentum verpflichtet“,<br />

wollen weite Kreise der gehobenen<br />

Mittelschicht nichts mehr wissen.<br />

Hartz-IV-Empfänger werden häufig<br />

als „Nutzlose“ oder „Ineffiziente“ bezeichnet,<br />

so ein Fazit der Studie. Von<br />

da ist es nicht mehr weit bis zu dem<br />

Moment, wo man sie als „entbehrlich“<br />

betrachtet. Es geht also nicht<br />

nur um Verteilungskämpfe, sondern<br />

um eine Desintegration der Gesellschaft,<br />

indem man unerwünschte<br />

Gesellschaftsschichten dauerhaft<br />

ausgrenzt. So finden Initiativen wie<br />

z. B. die zwangsweise Verbannung<br />

von Bettlern und Obdachlosen aus<br />

Innenstädten, notfalls mit Polizeigewalt,<br />

mehr und mehr Zustimmung.<br />

Als kultivierter Christenmensch mag<br />

man das Elend eben nicht vor Augen<br />

haben, wenn man schon nicht helfen<br />

will. Dies könnte auf Dauer eine strikte<br />

räumliche Trennung von Reich und<br />

Arm nach sich ziehen – etwa durch<br />

Neuentstehung abgeschotteter Ghettos<br />

und Elendsquartiere.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 17


Politik<br />

Kürzlich gab der Ständige Ausschuss<br />

des chinesischen Volkskongresses<br />

eine Anzahl umfassender<br />

Reformen bekannt. Erstmals<br />

rückt die Volksrepublik damit auch von<br />

der rigorosen Ein-Kind-Politik ab.<br />

Die Ein-Kind-Politik wurde einst<br />

in China eingeführt, damit das Land<br />

überleben konnte und die Menschen<br />

nicht hungern mussten. Diese Geset-<br />

Chinesisches Propagandaplakat für<br />

die Ein-Kind-Politik (1986)<br />

ze waren seit 1979 gültig, wobei man<br />

bemerken muss, dass erste Repressionen<br />

in dieser Richtung schon seit<br />

1971 von Seiten der Regierung praktiziert<br />

worden waren. Damals brachten<br />

chinesische Frauen durchschnittlich<br />

sechs Kinder pro Familie zur Welt.<br />

Nach Einführung der strikten Geburtenkontrolle<br />

veränderte sich im Laufe<br />

der Zeit die demographische Struktur<br />

des Landes erheblich.<br />

In China bevorzugte<br />

man schon immer<br />

männliche Nachkommen,<br />

Mädchen waren<br />

nicht so erwünscht.<br />

Als dann nur noch ein<br />

Kind pro Familie erlaubt<br />

war, brach eine<br />

wahre Massenhysterie<br />

aus: weibliche<br />

Föten wurden konsequent<br />

im ganzen Land<br />

abgetrieben. Neugeborene<br />

Mädchen<br />

wurden häufig versteckt.<br />

Und nicht nur<br />

das. In China existiert<br />

ein Amt für Familienplanung.<br />

Ein riesiger Beamtenapparat,<br />

der darüber entscheidet, ob und wann<br />

eine Familie ein Kind bekommen darf.<br />

Im ganzen Land arbeiten bei dieser<br />

Behörde über 500.000 Beamte. Die für<br />

diese Arbeit speziell geschulten Funktionäre<br />

beobachten und untersuchen<br />

jede Frau, die in der Lage ist, schwanger<br />

zu werden. Das führte dazu, dass<br />

China heute den größten Prozentsatz<br />

an Selbstmorden bei Frauen in der<br />

Welt hat.<br />

Wenn das Amt für Familienplanung<br />

bei einer Frau eine<br />

Schwangerschaft entdeckt<br />

und die Frau keine Genehmigung für<br />

das Kind hat oder zu arm ist, um das<br />

Strafgeld zu bezahlen, wird sie einer<br />

sofortigen Zwangsabtreibung unterzogen,<br />

unabhängig davon, in welchem<br />

Monat sie schwanger ist. Seit 1979<br />

wurden in China mehr als 360 Millionen<br />

zwangsweise Abortionen durchgeführt.<br />

Dazu kamen mehr als 200 Millionen<br />

Zwangssterilisationen.<br />

Wie sieht eine Zwangsabtreibung<br />

auf Chinesisch aus? Ein Opfer erzählt:<br />

„Ich war im achten Monat schwanger.<br />

Franz Bludorf<br />

Das Schweigen<br />

der Kinder<br />

Chinas Familienpolitik<br />

18<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Noch immer gibt es in China<br />

Zwangsabtreibungen bei Frauen, die<br />

„unerlaubte“ Kinder erwarten.<br />

Politik<br />

Die Mitarbeiter des Amtes für Familienplanung<br />

brachten mich mit Gewalt<br />

in eine Klinik. Dort wurde ich auf einem<br />

OP-Tisch festgeschnallt. Anschließend<br />

wurde mir ein Gift direkt in den Bauch<br />

injiziert. Zwei Tage musste ich so daliegen,<br />

ohne jegliche Hilfe. Ich hatte<br />

starke Schmerzen, und mein Leid war<br />

unerträglich. Da ich trotz allem keine<br />

Fehlgeburt hatte, kam schließlich<br />

ein Arzt, holte das Kind aus meinem<br />

Bauch und warf es in den Abfallkorb.<br />

Blutüberströmt und kraftlos ließ man<br />

mich dann nach Hause gehen…“<br />

Heute ist es schwer, in China Ehefrauen<br />

oder Lebenspartnerinnen für<br />

junge Männer zu finden. Es gibt zu wenige<br />

Frauen. Oft wird die Ehefrau von<br />

den Eltern für den Sohn gekauft. Die<br />

Gesellschaft Chinas ist alt geworden,<br />

und das ist eine Bedrohung für die<br />

Wirtschaft.<br />

Im Jahr 2014 verfügen in China fast<br />

75 % der Menschen über eine mittlere<br />

Ausbildung, und das Land hat sich zu<br />

einer Weltfabrik für alles entwickelt.<br />

Trotzdem existiert noch immer ein<br />

großer Unterschied zwischen den großen<br />

Agglomerationen und der chinesischen<br />

Provinz. Noch vor Kurzem wurde<br />

eine Geschichte bekannt, die sich<br />

im Süden des Landes abgespielt hat.<br />

Ein Bauer und seine Frau begingen<br />

gemeinsam Selbstmord, weil sie für<br />

ihr Kind keine Banane kaufen konnten.<br />

Sie hatten kein Geld dafür. Gleichzeitig<br />

wurde die junge Generation in China<br />

sehr anspruchsvoll: wenn man in einem<br />

Beruf arbeiten soll, der zur Ausbildung<br />

nicht hundertprozentig passt,<br />

arbeitet man lieber gar nicht, sondern<br />

lebt weiter vom Geld der Eltern.<br />

Chinas Präsident Xi Jinping hatte<br />

seit seiner Machtübernahme im<br />

Frühjahr 2013 mehr als 60 neue<br />

Reformen angekündigt (siehe auch<br />

unseren Artikel „Der rote Adel“ in <strong>Matrix3000</strong><br />

Band 74). Im Zuge dieses Reformkurses<br />

hat der chinesische Staat<br />

auch die „Ein-Kind-Politik“ gelockert.<br />

Ist ein Elternteil selbst ein Einzelkind<br />

gewesen, darf das Ehepaar künftig<br />

zwei Kinder haben. Auch die Arbeitslager<br />

nach dem Vorbild der sowjetischen<br />

Gulags wurden formell abgeschafft.<br />

In Wahrheit erhielten sie jedoch nur<br />

neue Namen, z. B. „Rehabilitierungsanstalten<br />

für Drogenabhängige“. Menschenrechtsorganisationen<br />

im Westen<br />

bezeichnen daher die chinesischen<br />

Reformen als halbherzig.<br />

Heute reden Chinesen immer noch<br />

mit Verachtung über den Westen, vor<br />

allem natürlich über Amerika. Obwohl<br />

in diesen Ländern Zwangsabtreibungen<br />

unbekannt sind. Kooperation mit<br />

westlichen Firmen ist nicht gut angesehen.<br />

Man kann höchstens eine<br />

Übernahme einer westlichen Firma<br />

vollziehen. Allerdings muss die Firma<br />

freundlich darum bitten….<br />

Inzwischen ist der einstmals „goldene“<br />

Westen für die Chinesen<br />

zu arm geworden. Man kann auf<br />

alle, die im Westen leben, von oben<br />

herab schauen. Grell pinkfarbene<br />

Pullover „Made in China“, die allergisch<br />

wirken und aus einer synthetischen<br />

Mischung gemacht sind, die<br />

man lieber nicht kennen will, müssen<br />

wir schließlich alle kaufen, weil es<br />

kaum noch etwas anderes in unseren<br />

Textil-Kettenläden gibt. Dabei ist<br />

die chinesische Kultur sehr alt und<br />

reich an Tradition. Die Menschen in<br />

diesem Land sind für uns als Touristen<br />

freundlich und höflich. Aber die<br />

jüngste Geschichte Chinas erweckt<br />

bei vielen Menschen Furcht. Und wir<br />

kaufen unsere Pullover schweigend.<br />

Es ist „das Schweigen der ungeborenen<br />

Kinder“. ▀<br />

Vorsichtiger Reformkurs: Chinas<br />

Präsident Xi Jinping<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 19<br />

3000


Wissen<br />

In der Fernsehserie „Numb3rs“<br />

hilft der Mathematiker Charles<br />

Eppes dem FBI, Kriminalfälle<br />

„mathematisch zu lösen.“<br />

"Das Universum entstand, als<br />

Gott durch Null dividierte".<br />

(Quelle unbekannt)<br />

Welt ohne<br />

Null<br />

Unendlichkeit,<br />

Ewigkeit und die<br />

Welt dazwischen<br />

Franz Bludorf<br />

20<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Wissen<br />

Die Welt ohne Null<br />

Stellen Sie sich vor, Sie wachen eines<br />

Tages morgens auf, und kein Mensch<br />

weiß, was eine Null ist. Sie leben in<br />

einer Welt ohne Null. Wie würden Sie<br />

eine Zeitdauer von „30 Minuten“ einem<br />

anderen erklären? Was würde<br />

auf Ihrem 50-Euro-Schein stehen? In<br />

welcher Form könnten Sie Ihre Stromrechnung<br />

bezahlen? Wie würde die<br />

Börse funktionieren, und wie viele Liter<br />

Benzin dürften Sie tanken? Das alles<br />

natürlich ohne Null!<br />

Schwer vorstellbar, aber es gab<br />

Zeiten, als in unserer Welt eine<br />

Null überhaupt nicht bekannt<br />

war.<br />

In einer Welt der Ideen ist das Konzept<br />

„des Nichts“ eine der Schlüsselideen<br />

überhaupt. Es war schwer sich<br />

vorzustellen, dass „Nichts etwas sein<br />

könnte, was eine Bedeutung hat“.<br />

Die Einführung des Nullsymbols kam<br />

in Indien zustande. Die Inder hatten<br />

schon immer eine Vorstellung vom<br />

Nichtsein – dem „Nirwana“. Sie billigten<br />

diesem Konzept das gleiche Maß<br />

an Bedeutung wie dem des Seins zu.<br />

Aus Arithmetik wird Algebra<br />

Unser Dezimalsystem ist ein Stellenwertsystem. Man<br />

erhält den Wert einer Zahl nicht mehr durch bloße Addition<br />

der Ziffern, sondern die Bedeutung der einzelnen<br />

Ziffern hängt von ihrer Position innerhalb der Zahl ab.<br />

Eine solche höhere Mathematik geht über die simple<br />

Arithmetik der Antike mit der Quersummenbildung<br />

hinaus. Wir nennen es Algebra, und die ist ohne Null<br />

undenkbar. Algebraisch erweist sich unsere Stellenschreibweise<br />

als Kurzform einer sogenannten Polynomdarstellung.<br />

Eine Zahl wird als Summe der Potenzen<br />

der Basiszahl dargestellt, jeweils multipliziert mit<br />

ihrem Koeffizienten (wie oft ist der Einer / Zehner / Hunderter<br />

etc. vorhanden?).<br />

Nur die ganz rechts stehende Ziffer einer (ganzen) Zahl<br />

entspricht ihrem Ziffernsymbol. Die an zweiter Stelle<br />

von rechts stehende Ziffer muss mit der Basiszahl<br />

„Zehn“(„Zehn hoch Eins“) multipliziert werden. Die an<br />

dritter Stelle von rechts stehende Ziffer muss mit der<br />

Basiszahl zum Quadrat – „Zehn mal Zehn“ („Zehn hoch<br />

Zwei“ bzw. „Hundert“) multipliziert werden, die an vierter<br />

Stelle von rechts mit „Zehn mal Zehn mal Zehn“<br />

(„Zehn hoch Drei“ bzw. „Tausend“) usw. Da wir die Basiszahl<br />

kennen, reicht es aus, einfach nur die Liste der<br />

Koeffizienten zu notieren.<br />

3 * 10 3 + 5 * 10 2 + 4 * 10 1 + 8 * 10 0 (Polynomschreibweise)<br />

= 3 Tausender + 5 Hunderter + 4 Zehner + 8 Einer<br />

= 3548 (Koeffizienten- oder Stellenschreibweise)<br />

Die alten Römer hatten ein sehr einfaches Zahlensystem,<br />

das auf der Berechnung der Quersumme basiert.<br />

In den östlichen Religionen Es gab eigene Zahlsymbole für:<br />

betrachtet man das Nichts „Eins“ = I, „Fünf“ = V, „Zehn“ = X, „Fünfzig“ = L, „Hundert“<br />

= C, „Fünfhundert“ = D, „Tausend“ = M<br />

als einen Zustand, aus dem<br />

man kam und zu dem man usw. Die übrigen Zahlen muss man aus diesen Symbolen<br />

additiv zusammensetzen:<br />

zurückkehren würde.<br />

Das indische System des „Zwei“ = I I = I + I = „Eins“ plus „Eins“<br />

Zählens ist eine große geistige<br />

Innovation in der Ge-<br />

„Tausendeinhundertdreiundsechzig“<br />

„Zwölf“ = X I I = X + I + I = „Zehn“ plus „Eins“ plus „Eins“<br />

schichte. Es wurde überall = M C L X I I I<br />

in der Welt übernommen. = M + C + L + X + I + I + I<br />

Mit „unserem Liebling“ – = „Tausend“ plus „Hundert“ plus „Fünfzig“ plus „Zehn“<br />

der Null – selbstverständlich!<br />

Warum soll die Null<br />

plus „Eins“ plus „Eins“ plus „Eins“.<br />

eine moderne Art von „Liebling“<br />

sein?<br />

Auch die Mayas kannten die Null<br />

und haben sie in Form einer Muschel<br />

symbolisch dargestellt. Die Ägypter<br />

dagegen hatten kein Symbol für eine<br />

Bezeichnung der Null. Ungewöhnlich<br />

in diesem Kontext ist die Tatsache,<br />

dass sie die Potenzen der Zahl 10 als<br />

Hieroglyphen schon 2000 v. Chr. kannten.<br />

Ein umgedrehtes „U“ bedeutete<br />

„10“, ein Spiegelbild von „C“ – „100“<br />

und eine Lotusblüte – „1000“ .<br />

Die Chinesen<br />

übernahmen das<br />

indische System<br />

mit der Null und der<br />

mehrstelligen 9-Ziffern-Schreibweise<br />

im 8. Jahrhundert.<br />

In die jüdische Kultur<br />

wurde die indische<br />

Zählweise im 12.<br />

Jahrhundert eingeführt.<br />

Europa war damals<br />

noch „meilenweit“<br />

entfernt von<br />

dem Konzept einer<br />

Null. Die neuen Ideen<br />

holte man eher „von<br />

außen“, und so kam<br />

auf unterschiedlichen<br />

Wegen das dezimale<br />

Stellenwertsystem<br />

aus Indien<br />

nach Europa. Hier<br />

bezeichnete man die<br />

Null entweder mit einem<br />

Tupfen oder mit<br />

einem kleinen Kreis.<br />

Erst viel später –<br />

dank der arabischen<br />

Das Zahlensystem der alten Römer<br />

Italienische Kaufleute brachten<br />

unsere heutige Stellenschreibweise<br />

von den Arabern nach<br />

Europa.<br />

Kaufleute – machte sich das Wissen<br />

über die Null langsam auf den Weg<br />

nach Europa. Höchstwahrscheinlich<br />

haben die Italiener dann als erste die<br />

Null benutzt.<br />

Eine teuflische Zahl<br />

So wurde am Anfang die Null in Italien<br />

genannt. „Es soll verflucht werden!“<br />

Ein Gesetz der Bankierkorporation in<br />

Florenz im Jahre 1299 verbot die Benutzung<br />

der arabischen Zahlen und<br />

Rechnungssysteme, insbesondere der<br />

Null. Doch die tüchtigen italienischen<br />

Kaufleute wollten auf die bequeme<br />

Zahl Null nicht verzichten. Eine interessante<br />

Bestätigung für die Null ist<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 21


Wissen<br />

das alte italienische Buch „Liber abaci“.<br />

Es wurde 1202 von dem Mathematiker<br />

Leonardo von Pisa, genannt Fibonacci,<br />

herausgegeben. Seither kamen<br />

die indisch-arabischen und später die<br />

rein arabischen Zahlen in Gebrauch,<br />

doch noch drei Jahrhunderte lang<br />

existierten parallel zwei Zahlsysteme<br />

– das römische und das arabische System.<br />

Menschen, die weiterhin nur die<br />

römischen Zahlen verwendeten, nannte<br />

man damals „abacisti“, weil sie den<br />

Abacus benutzten. Die arabischen Zahlen<br />

wurden von deren „Gegnern“ benutzt,<br />

die man „algoristi“ nannte.<br />

Die Null – ihre Form und Namen<br />

Manche Historiker sind der Meinung,<br />

dass die Form der Zahl Null vom griechischen<br />

Buchstaben „Omicron“ abstammt.<br />

Dieser Buchstabe befindet<br />

sich am Anfang des Wortes „ouden“ und<br />

bedeutet „Nichts“. Die ältesten Formen<br />

der Null in Griechenland hatten runde<br />

Formen, die auf unterschiedliche Art<br />

verzerrt waren. Es ist aber auch durchaus<br />

möglich, dass die heutige Form der<br />

Null eine Art Evolution des Tupfens ist.<br />

Die Null hatte und hat in verschiedenen<br />

Sprachen unterschiedlichen<br />

Namen. Im Sanskrit bezeichnete<br />

man sie als „gagana“ (Raum),<br />

„sunya“ (Vakuum), oder „bindu“ (Punkt).<br />

Die Chinesen nannten sie „ling“. Die-<br />

Alt neben neu. Dieser Holzschnitt aus der<br />

„Margarita Philosophica“ von Gregor Reisch<br />

(1508) zeigt rechts einen „Abakisten“, der noch<br />

auf althergebrachte Weise rechnet. Neben<br />

ihm ein „Algorist“, der schon mit modernen<br />

arabischen Zahlen arbeitet.<br />

ses Wort bedeutete<br />

damals Wassertropfen,<br />

die nach einem<br />

Regen auf einem<br />

Gegenstand bleiben.<br />

Das heute bekannte<br />

„Zero“ kommt vom<br />

arabischen Wort<br />

„sifr“, das auf lateinisch<br />

„zephyrum“,<br />

später „zefiro“ und<br />

am Ende als „zero“<br />

sich herauskristallisierte.<br />

Im 13. Jahrhundert<br />

war das<br />

Symbol der Null<br />

„cifra“. In Italien galt<br />

damals die Bezeichnung<br />

„cifra in algorismo“<br />

als Synonym<br />

für einen Menschen<br />

ohne große Bedeutung.<br />

Wozu braucht man<br />

das Nichts?<br />

Die moderne Mathematik kann ohne<br />

Null nicht existieren. Auch die Computer,<br />

unsere täglichen Freunde, wären<br />

ohne Null eine große „Null“, nur anderer<br />

Art.<br />

Solange wir die Zahlen nur zum<br />

Abzählen realer Gegenstände<br />

benutzen,<br />

braucht man die Null<br />

überhaupt nicht. Wenn<br />

ein Bauer zum Beispiel<br />

seine Schafe abzählt,<br />

fängt er genau so bei<br />

eins an zu zählen (ein<br />

Schaf, zwei Schafe,<br />

drei Schafe...) wie wir<br />

es tun, wenn wir unser<br />

Geld im Portemonnaie<br />

zählen. Niemand, der<br />

keine Schafe besitzt,<br />

würde auf die Idee<br />

kommen, seine nicht<br />

vorhandenen Schafe<br />

zu zählen. Also braucht<br />

man auch keine Null.<br />

Das ändert sich,<br />

wenn wir wirklich<br />

rechnen und nicht nur<br />

abzählen wollen, bzw.<br />

wenn wir mit sehr großen<br />

Zahlen hantieren<br />

wollen. Ein Mann, der<br />

drei Schafe besitzt und<br />

sich das notieren will,<br />

der kann ganz einfach auf einen Zettel<br />

schreiben<br />

I I I<br />

und er sieht auf einen Blick, dass er<br />

drei Schafe besitzt. Ein reicherer Mann<br />

jedoch, der 100 Schafe besitzt, müsste<br />

analog schreiben:<br />

I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I<br />

I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I<br />

I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I<br />

Dieser Mann würde nicht unmittelbar<br />

erkennen, wie viele Schafe<br />

er besitzt, er müsste dazu die<br />

Striche erneut abzählen. Nun sagen Sie<br />

vielleicht: Er kann sich doch ganz einfach<br />

merken, dass er „hundert Schafe“<br />

besitzt. Reingefallen! Dieser Mann<br />

kennt im Moment das Wort „Hundert“<br />

noch gar nicht, er benutzt lediglich ein<br />

primitives Zahlsystem, durch das jede<br />

weitere Zahl durch einen zusätzlichen<br />

Strich gekennzeichnet ist.<br />

Also: Um mit großen Zahlsystemen<br />

zu hantieren, müssen wir zunächst einmal<br />

für bestimmte Zahlen eigene Namen<br />

einführen:<br />

I = „Eins“<br />

I I = „Zwei“<br />

I I I = „Drei”<br />

I I I I = „Vier” etc.<br />

Das Herz des Computers<br />

Kaum zu glauben, aber wahr: Durch Operationen mit<br />

nur zwei binären Ziffern (0 und 1), die eigentlich elektrische<br />

Zustände sind, kann das Herz eines Computer,<br />

der Prozessor, ganze virtuelle Welten erschaffen, vom<br />

einfachen Schreibprogramm bis zum dreidimensiona-<br />

len Videospiel.<br />

Die Abbildung zeigt eine stark vereinfachte Schaltung<br />

aus einem Taktgeber und drei digitalen Bauelementen,<br />

sogenannten T-Flipflops. Die drei elektrischen Zustände<br />

(„An/Aus“) an den Ausgängen z0, z1 und z2 werden<br />

als binäre Ziffern („Bits“) interpretiert. Sie durchlaufen<br />

gemeinsam im Zeittakt nacheinander die Zahlen von 0<br />

bis 7, d. h. alle Zahlen, die man mit drei Binärstellen<br />

darstellen kann. Mit Hilfe einer solchen Schaltung kann<br />

der Computer also zählen.<br />

22 MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Wissen<br />

Mit und ohne Null<br />

Obwohl uns die Namen der Zahlen<br />

vertraut sind, sind diese Namen natürlich<br />

willkürlich, ein Engländer würde<br />

sie „One“, „Two“, „Three“, „Four“ ...<br />

nennen, ein Franzose „Un“, „Deux“,<br />

„Trois“, „Quatre“ ... und ein Außerirdischer<br />

vom Epsilon-Eridani-System<br />

vielleicht „Urps“, „Quirk“, „Malf“,<br />

„Prumps“ ... All dies sind aber nur unterschiedliche<br />

Benennungen, die zur<br />

gleichen Mathematik führen.<br />

Da es unendlich viele Zahlen gibt,<br />

können wir aber nicht jeder Zahl<br />

einen eigenen Namen geben.<br />

Man gibt statt dessen nur bestimmten<br />

Zahlen einen Namen (z. B. „Neun“) und<br />

einigen auch ein Ziffernsymbol (entsprechend:<br />

„9“) und muss die übrigen,<br />

die keine eigenen Ziffernsymbole haben,<br />

aus diesen Symbolen zusammensetzen.<br />

Das führt zu höheren Zahlensystemen.<br />

Es kann mehr Zahlen mit<br />

eigenen Namen als Ziffernsymbole geben.<br />

In unserem Zahlsystem gibt es nur<br />

unterschiedliche Ziffern bis 9, es gibt<br />

aber größere Zahlen, die auch eigene<br />

Namen, aber kein eigenes Symbol haben,<br />

z. B. „Elf“, „Zwanzig“, „Hundert“,<br />

„Tausend“.<br />

Arme alte Römer!<br />

Das alte römische Zahlsystem war ein<br />

sogenanntes Additionssystem, also im<br />

Grunde eine Weiterentwicklung der<br />

Strichlisten. Man erhält den Wert einer<br />

Zahl, indem man die Zahlsymbole, aus<br />

denen sie besteht, addiert.<br />

Mathematisch nennt man<br />

das: die Quersumme bilden.<br />

Mit römischen Zahlen<br />

kann man durchaus rechnen,<br />

wenn auch etwas<br />

umständlich. Wer es sich<br />

leisten konnte, überließ<br />

damals das Rechnen seinen<br />

Sklaven.<br />

Die Römer kannten<br />

noch keine Null. Da sie allerdings<br />

ein funktionierendes<br />

Handelssystem hatten,<br />

stellt sich die Frage: Was<br />

machte ein Kaufmann,<br />

wenn er in seiner Kasse z.<br />

B. fünfhundert „Sesterzen“<br />

hatte und damit Waren für<br />

genau fünfhundert Sesterzen<br />

kaufte? Wie viel Geld<br />

hatte er hinterher? Wir<br />

wissen: 500 – 500 ergibt 0,<br />

also „Null“. Mit römischen<br />

Zahlen kann man so nicht<br />

rechnen. Allerdings wussten<br />

die Römer durchaus, was es bedeutet,<br />

wenn man nichts mehr hat. Also schrieb<br />

der Kaufmann damals ganz einfach in<br />

seine Bücher, dass er „kein Geld mehr“<br />

hatte, konnte dies aber nicht mehr mathematisch<br />

mit Zahlen ausdrücken.<br />

Hätte er statt dessen wirklich in seinem<br />

Zahlensystem mathematisch subtrahiert,<br />

hätte er als Resultat von 500-<br />

500 (römisch „D – D“) noch eine Sesterze<br />

herausbekommen (zu<br />

den Eigenheiten der<br />

römischen Subtraktion<br />

siehe Insert). Dies<br />

wäre allerdings keine<br />

Münze gewesen, die er<br />

real im Portemonnaie<br />

gehabt hätte, um sich<br />

davon ein Glas Wein zu<br />

kaufen! Die spinnen,<br />

die Römer!<br />

Bei uns heute – Null<br />

Problemo!<br />

Unser Zahlsystem<br />

funktioniert ganz anders.<br />

Es ist ein Stellenwertsystem.<br />

Das<br />

bedeutet, dass eine<br />

Ziffer je nach ihrer Position<br />

in einer größeren<br />

Zahl anders interpretiert<br />

wird.<br />

START A B ZIEL<br />

Wie groß ist die Entfernung zwischen „Start“ und „Ziel“?<br />

In unserer Mathematik zählen wir hierzu die Anzahl der<br />

Felder, die wir betreten müssen, um zum Ziel zu kommen.<br />

Das sind die Felder A, B und Ziel, also drei Felder.<br />

Das Feld Start zählen wir nicht mit, da wir dort ja<br />

schon stehen und es daher nicht neu betreten müssen.<br />

Die Entfernung zwischen Start und Ziel beträgt also drei<br />

Felder.<br />

Ein alter Römer hätte anders gezählt. Er würde zur<br />

Entfernungsmessung nicht die Anzahl der notwendigen<br />

Schritte zählen, sondern die Anzahl der Felder, in denen<br />

wir uns aufhalten. Er muss also das Startfeld mitzählen,<br />

so dass er auf eine Entfernung von vier Feldern kommt.<br />

Auf diese Weise kann bei einer Subtraktion im römischen<br />

Zahlsystem niemals Null herauskommen (die es<br />

ja dort auch nicht gibt).<br />

Wie groß ist dann aber die Entfernung vom Feld Start<br />

zum Feld Start? In unserer Mathematik wäre sie Null,<br />

weil wir uns überhaupt nicht bewegen müssen. Der<br />

Start ist gleichzeitig das Ziel. Ein alter Römer hätte dagegen<br />

nach seiner Mathematik die Entfernung von einem<br />

Feld zurückgelegt, obwohl er in Wahrheit stehengeblieben<br />

ist.<br />

Im einfachen Additionssystem der<br />

Römer bedeutet I I I ganz einfach<br />

„Drei“, weil man die drei Einsen addieren<br />

muss. Die vollkommen ähnlich<br />

aussehende Zahl 111 unseres Zahlsystems<br />

dagegen bedeutet nicht „Drei“<br />

sondern „Einhundertelf“. Nur die ganz<br />

rechts stehende 1 entspricht dem römischen<br />

I, während die links daneben<br />

stehende eine „Zehn“ ist und die ganz<br />

linke eine „Hundert“. In unserem Stellenwertsystem<br />

dürfen die Ziffern einer<br />

Zahl nicht einfach als Quersumme addiert<br />

werden, sondern sie müssen auf<br />

die sogenannte Basiszahl des Zahlsystems<br />

bezogen werden. Für uns ist das<br />

die Zehn (Dezimalsystem).<br />

In den einzelnen Stellen einer Dezimalzahl<br />

kommen immer nur Ziffern<br />

bis Neun vor. Ergibt sich bei einer<br />

Rechnung eine Stelle größer als Neun,<br />

muss man von dieser Stelle so oft Zehn<br />

abziehen, bis die Zahl wieder Neun<br />

oder kleiner ist, und dafür die nächstgelegene<br />

Stelle links entsprechend oft<br />

um Eins erhöhen. So kennen wir es<br />

alle vom schriftlichen Addieren.<br />

Der Preis dafür ist, dass wir jetzt<br />

die Null brauchen. Das Dezimalsystem<br />

funktioniert im Gegensatz zum<br />

römischen Additionssystem ohne Null<br />

nicht, ebenso jedes andere denkbare<br />

Stellenwertsystem. Der Grund ist ganz<br />

einfach. Nehmen wir an, wir wollen zu<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000<br />

23


Wissen<br />

Der Kontext bestimmt unsere<br />

Wahrnehmung. Je nach Blickrichtung<br />

lesen wir in der Mitte<br />

ein großes B oder die Zahl 13.<br />

Ähnliches geschieht bei Kippbildern.<br />

Im rechten Beispiel<br />

pendelt die Interpretation des<br />

Bildes ständig zwischen einem<br />

Frauenkopf und einem Saxophonspieler<br />

hin und her.<br />

der Zahl 99 die Zahl 9 hinzuaddieren.<br />

Wir alle wissen, was herauskommt:<br />

99 + 9 = „Neun Zehner“ plus „Neun<br />

Einer“ plus „Neun Einer“<br />

= „Neun Zehner“ plus „Achtzehn Einer“.<br />

Da aber „Achtzehn“ größer als<br />

„Neun“ ist, muss der Zehner erhöht<br />

werden:<br />

= „Zehn Zehner“ plus „Acht Einer“ .<br />

Da „Zehn“ größer als „Neun“ ist,<br />

muss der Hunderter erhöht werden:<br />

= „Ein Hunderter“ plus „Kein Zehner“<br />

plus „Acht Einer“<br />

Wie aber drücken wir eine Zahl, die<br />

„keinen Zehner“ hat, in unserer Stellenschreibweise<br />

aus?<br />

„Einhundertacht“ = 1?8, wobei das<br />

Fragezeichen besagt, dass wir noch<br />

nicht wissen, wie wir den „keinen Zehner“<br />

schreiben sollen. Hierfür definieren<br />

wir ein neues Ziffernsymbol, die 0<br />

mit Namen „Null“, die ausdrückt, dass<br />

diese Stelle nicht vorhanden ist. Damit<br />

schreiben wir<br />

„Einhundertacht“ = 108<br />

so wie wir es alle kennen. Wir brauchen<br />

also die Null, da wir sonst nicht<br />

alle Zahlen in unserem Stellenwertsystem<br />

darstellen können.<br />

Die Null – heute berühmt<br />

Man muss für ein Stellenwertsystem<br />

nicht die „Zehn“ als Basiszahl nehmen,<br />

sondern kann dazu auch jede andere<br />

Zahl wählen. Wenn man sich für eine<br />

Basiszahl entschieden hat, muss man<br />

für jede kleinere Zahl ein eigenes Symbol<br />

haben und stellt größere Zahlen<br />

durch eine Stellenschreibweise dar.<br />

Im Oktalsystem (Basiszahl 8) brauchen<br />

wir nur die Ziffern 0 bis 7, da die<br />

Acht als „10“ (ein Achter und null Einer)<br />

dargestellt wird.<br />

Die Zahl 99 im Oktalsystem wäre<br />

dargestellt als<br />

99 = 64 + 32 + 3 = „Eins“ mal „Acht<br />

mal Acht“ plus „Vier“ mal „Acht“ plus<br />

„Drei“ = 143.<br />

Bei den Sumerern war<br />

ein Sexagesimalsystem<br />

(zur Basis 60)<br />

üblich. Bis heute hat sich<br />

daraus in unserer Zeitrechnung<br />

die Stunde zu 60 Minuten<br />

zu je 60 Sekunden erhalten.<br />

Auch die Winkelsumme<br />

eines Vollkreises (360 Grad)<br />

ist sumerischen Ursprungs.<br />

Die Normannen des Mittelalters<br />

verwendeten ein<br />

Vigesimalsystem (zur Basis<br />

20), das sich teilweise bis<br />

heute in der französischen<br />

Sprache erhalten hat. So haben<br />

die Franzosen zum Beispiel bis heute<br />

kein eigenes Wort für „Achtzig“. Statt<br />

dessen sagen sie „Quatre-vingt“ („4<br />

mal Zwanzig“).<br />

Moderne Computer rechnen mit<br />

dem Binärsystem, also mit der Basiszahl<br />

2, und kommen daher nur<br />

mit zwei Ziffern aus: 0 und 1, die sich<br />

leicht durch physikalische Zustände<br />

auf Speicherchips darstellen lassen (z.<br />

B. „Strom aus“ und „Strom an“). Die<br />

Zwei wird bereits als „10“ (ein Zweier<br />

und null Einer) dargestellt. Die Zahl 99<br />

im Binärsystem hätte die Darstellung<br />

99 = 64 + 32 + 2 + 1<br />

= 1 * 2 6 + 1 * 2 5 + 1 * 2 1 + 1<br />

= 1100011<br />

Alle Stellenwertsysteme, egal welche<br />

Basiszahl wir benutzen, haben<br />

eines gemeinsam – sie brauchen eine<br />

Null, um zu funktionieren.<br />

Ob es in einer Welt ohne Null Computer<br />

gäbe, ist nicht so einfach zu beantworten.<br />

Zumindest keine, wie wir<br />

sie kennen. Auf jeden Fall liefern Berechnungen<br />

in Zahlsystemen ohne Null<br />

manchmal sehr seltsame Ergebnisse.<br />

Münzen, für die man<br />

nichts kaufen kann<br />

Zurück zu unserem Kaufmann aus<br />

Rom. Er hatte sein ganzes Geld ausge-<br />

geben, doch nach seiner Mathematik<br />

behielt er immer noch eine Sesterze<br />

übrig, für die er sich aber nichts kaufen<br />

konnte. Klingt irgendwie unlogisch?<br />

Genau. Die uns allen<br />

bekannte Logik ist tief verwurzelt<br />

in unserer Mathematik,<br />

und die baut nun einmal<br />

auf einem Zahlensystem<br />

mit der Null auf.<br />

Dementsprechend<br />

lagen für die Menschen<br />

im alten Rom zwischen<br />

Sonntag und Dienstag<br />

drei Tage, da der Sonn-<br />

tag mitgezählt wurde, und im Kalender<br />

folgte auf das Jahr Eins vor Christus<br />

sofort das Jahr Eins nach Christus, das<br />

erste Jahr des ersten Jahrhunderts. Es<br />

gab weder ein Jahr Null noch ein nulltes<br />

Jahrhundert. Da dieser Kalender<br />

bis heute gebräuchlich ist, führt das<br />

zu solchen Merkwürdigkeiten, dass<br />

ein Mensch, der 1960 geboren wurde,<br />

im 20. Jahrhundert das Licht der Welt<br />

erblickte (nicht im 19., wie es eigentlich<br />

naheliegend wäre), und dass das neue<br />

Jahrtausend nicht im Jahr 2000, sondern<br />

erst im Jahr 2001 begann.<br />

Mensch und Null<br />

Menschen, die irgendwo in ihrem Geburtsdatum<br />

die Zahl (bzw. den Zustand)<br />

0 tragen, müssen besonders behutsam<br />

behandelt werden und sind mit Vorsicht<br />

zu genießen. Sie tragen in sich<br />

die Idee der Unendlichkeit, und das bedeutet<br />

auch alles Unfassbare, sowohl<br />

Chaos als auch Ordnung, unbegrenzte<br />

Möglichkeiten, und zwar im positiven<br />

wie im negativen Sinne. Bei allen, die in<br />

ihrem tiefsten Innern eine Null tragen,<br />

kann man sagen – alles ist möglich, da<br />

alles vorhanden.<br />

Es ist natürlich ideal, wenn der<br />

Mensch sich der Möglichkeiten,<br />

die ihm die Null bietet, bewusst<br />

ist. Er kann dann seine Intuition, seine<br />

Intelligenz, sein ganzes Wissen über<br />

das, was andere nicht einmal ahnen,<br />

im besten Sinne für sich selbst und<br />

seine Umgebung nutzen. Wir brauchen<br />

diese Menschen, und sie sind reichlich<br />

vorhanden, denn seit 14 Jahren tragen<br />

alle neu geborenen Kinder mindestens<br />

eine Null im Geburtsdatum! Und so<br />

werden sie unsere Geschichte weiter<br />

schreiben, denn sie sind eine Art Rückkehrer<br />

auf unserem Planeten. Sie kamen<br />

aus der Unendlichkeit und gehen<br />

in die Ewigkeit – mit einer Null dazwischen.<br />

▀<br />

24 MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


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<br />

<br />

Wissen<br />

Wer schmeißt<br />

dem Mars?<br />

Grazyna Fosar<br />

Ein rätselhafter Stein auf dem<br />

Mars versetzt derzeit die wissenschaftliche<br />

Fachwelt in<br />

hellen Aufruhr. Auf einer feierlichen<br />

Präsentation zu Ehren des zehnjährigen<br />

Jubiläums der Marsmission „Opportunity“<br />

ließ die NASA die sensationelle<br />

„Katze“ aus dem Sack. Fast eine<br />

Schrödinger-Katze. Mal ist er da, mal<br />

nicht, der ominöse Stein. Wer um alles<br />

in der Welt schmeißt auf dem Mars<br />

mit Steinen?<br />

Aber jetzt von Anfang an. Der<br />

Marsrover „Opportunity“ ist so etwas<br />

wie ein Oldie des Weltraumzeitalters.<br />

Im Juli 2003 startete der kleine geländegängige<br />

Moppel seine Reise zu<br />

unserem Nachbarplaneten, den er<br />

am 25. Januar 2004 erreichte. Geplant<br />

war eine etwa dreimonatige Mission.<br />

Doch „Opportunity“ läuft wider Erwarten<br />

immer weiter … und läuft und läuft<br />

… und das nunmehr bereits seit zehn<br />

Jahren. Böse Zungen könnten hinzufügen:<br />

obwohl ihn die NASA gebaut<br />

hat. So kam es dazu, dass er kürzlich<br />

innerhalb von zwölf Tagen zwei Mal<br />

die gleiche Stelle der Marsoberfläche<br />

fotografierte und die Bilder zur Erde<br />

funkte.<br />

Die Sensation war perfekt. In der<br />

Mitte des neueren Fotos ist ein etwa<br />

faustgroßer Stein zu sehen, der zwölf<br />

Tage zuvor noch nicht da war. Und damit<br />

hat Houston mal wieder ein Problem,<br />

denn alle Welt erwartet nun von<br />

den Wissenschaftlern eine Erklärung,<br />

wie er dort hingekommen ist.<br />

Die ersten Hypothesen sind nicht<br />

immer die besten. Von einem<br />

Meteoriteneinschlag war die<br />

Rede oder von marsianischem Vulkanismus,<br />

einem sogenannten „rauchenden<br />

Loch“. Die Forscher selbst<br />

glauben an diese „Erklärungen“ mittlerweile<br />

nicht mehr, wie Projektleiter<br />

Steve Squyres betonte. Vorläufig einigte<br />

man sich darauf, der Marsrover<br />

selbst habe den Stein beim Fahren<br />

aus seiner Position gestoßen, wor-<br />

26<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Rechts: Dieser kleine Kerl soll bei 4 cm/s einen faustgroßen<br />

Stein um zwei Meter zur Seite geschleudert<br />

haben? Mit 1,60 Meter ist er weniger als mannshoch,<br />

dazu 1,50 Meter breit und 185 kg schwer, was auf dem<br />

Mars wegen der geringeren Gravitation sogar nur 70<br />

kg entspricht. (Computergrafik: NASA / JPL)<br />

Wissen<br />

Links: Die beiden im Abstand von 12 Tagen von „Opportunity“<br />

aufgenommenen Fotos als „Vorher-Nachher“-<br />

Gegenüberstellung. Im rechten Bild ist in der Mitte der<br />

zusätzliche Stein deutlich zu erkennen. Die Beschriftung<br />

„Sol“ am oberen rechten Bildrand ist die wissenschaftliche<br />

Bezeichnung für einen Marstag (der knapp 40<br />

Minuten länger ist als auf der Erde). Die erste Aufnahme<br />

wurde am 3528. Tag der Mission angefertigt, die zweite<br />

am 3540. Tag. Zwischen beiden Aufnahmen liegen also<br />

zwölf Marstage. Nach unserem irdischen Kalender<br />

geschah dies im zehnten Jahr der Mission. Auf dem<br />

Mars sind in diesem Zeitraum aufgrund seiner längeren<br />

Umlaufbahn um die Sonne erst etwas mehr als fünf<br />

Jahre vergangen. (Fotos: NASA / JPL)<br />

Steine auf<br />

auf er an die neue Stelle gerollt sei.<br />

Eine „Erklärung“, die allenfalls oberflächlichen<br />

Ansprüchen genügt. „Opportunity“<br />

ist kein Porsche, der mit<br />

Vollgas über einen Kiesweg brettert<br />

und dabei die Steinchen in alle Winde<br />

verstreut. Der Marsrover fährt mit<br />

einem Schneckentempo von maximal<br />

vier Zentimetern pro Sekunde. Sollte<br />

eine solche Geschwindigkeit wirklich<br />

ausreichen, um einen Stein, der kein<br />

„Kiesel“ ist, sondern immerhin faustgroß,<br />

um rund zwei Meter (so weit<br />

war der Stein von der Kameralinse<br />

entfernt) zur Seite zu schleudern oder<br />

zu rollen? Selbst wenn die Räder des<br />

Moppels an einer unwegsamen Stelle<br />

durchgedreht haben sollten, ist das<br />

kaum denkbar angesichts des ziemlich<br />

unebenen Geländes und der unregelmäßigen<br />

Form des Steins.<br />

Doch auch der Stein selbst gibt<br />

Rätsel auf. Er hat in der Mitte<br />

ein dunkles Loch, das laut<br />

NASA „rubinrot“ gefärbt ist. Seine<br />

Zusammensetzung ist untypisch für<br />

den Mars. Der Gehalt an Magnesium<br />

und Sulfur ist abnormal hoch, und<br />

der Stein enthält sogar doppelt so viel<br />

Mangan wie alles, was man bislang<br />

auf dem Mars entdeckte.<br />

Betrachtet man das ältere Foto –<br />

ohne den Stein – genauer, so sieht<br />

man an der Stelle, wo er später lag,<br />

eine flache, runde Vertiefung mit<br />

deutlich erkennbarem Rand. Hat sich<br />

womöglich – aus welchen Gründen<br />

auch immer – hier in Wahrheit eine<br />

Öffnung ins Marsinnere ausgestülpt?<br />

Die kraterförmige Umrandung des<br />

Loches würde<br />

dann nur wie ein<br />

durchlöcherter<br />

„Stein“ aussehen.<br />

Doch warum<br />

sollte sich<br />

hier der Boden<br />

geöffnet haben?<br />

„Opportunitys“<br />

Bordlabor fand keinerlei Hinweise,<br />

dass Gestein, Lava oder Rauch ausgestoßen<br />

worden wären. Der „Vulkanismus“<br />

ist wie gesagt längst vom<br />

Tisch.<br />

Niemand behauptet, während<br />

der besagten zwölf Tage sei<br />

ein kleines grünes Männchen<br />

vom Mars an diese Stelle gekommen<br />

und habe sie manipuliert. Doch Tatsache<br />

ist, dass auf dem roten Planeten<br />

mysteriöse Dinge vor sich gehen,<br />

für die die Wissenschaft bis heute der<br />

Öffentlichkeit keine glaubhafte Erklärung<br />

gegeben hat. ▀<br />

Auf unserem roten<br />

Nachbarplaneten gehen<br />

mysteriöse Dinge vor sich.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 27


Quantessenz<br />

„Tanz-Kraftwerk“<br />

in den Niederlanden<br />

Beweist die Quantenphysik ein<br />

Leben nach dem Tode?<br />

Robert Lanza, Professor an der Wake<br />

Forest University School of Medicine<br />

in North Carolina, ging jetzt mit einer<br />

provozierenden Hypothese an die<br />

Öffentlichkeit. Seiner Meinung nach<br />

glauben die Menschen an den Tod nur,<br />

weil sie dazu erzogen wurden. Der Tod<br />

sei lediglich eine Erfindung unseres<br />

Bewusstseins und könne nach den Erkenntnissen<br />

der modernen Physik gar<br />

nicht existieren. Die klassische Wissenschaft<br />

hatte immer geglaubt, dass<br />

das Leben aus der Materie entstanden<br />

sei, und dass Bewusstsein letztendlich<br />

von den kohlenstoffbasierten Biomolekülen<br />

unseres Körpers hervorgebracht<br />

wurde. Nach dieser Ansicht leben<br />

wir eine Zeitlang auf Erden, dann<br />

stirbt der Körper und verrottet in der<br />

Erde, und mit ihm dann natürlich auch<br />

das Bewusstsein. Die Quantenphysik<br />

lehrt uns jedoch, so Lanza, dass es genau<br />

umgekehrt gewesen sein muss.<br />

Das Universum, wie wir es kennen, ist<br />

IceCube-Observatorium in der<br />

Antarktis -<br />

Foto: Emanuel Jacobi/NSF<br />

Erstmals galaktische<br />

Neutrinos nachgewiesen<br />

Forschern des IceCube-Projekts ist<br />

erstmals der Nachweis hochenergetischer<br />

Neutrinos gelungen. Insgesamt<br />

registrierte man 28 „Neutrino-<br />

Events“, bei denen man aufgrund der<br />

ein Produkt unserer Wahrnehmung.<br />

Letztendlich war also das Bewusstsein<br />

zuerst da, und die Materie wurde<br />

erst durch Bewusstseinsaktivitäten<br />

erschaffen. Zur Begründung führt<br />

Lanza das Prinzip der quantenphysikalischen<br />

Dualität an. Materie existiert<br />

in einer seltsamen Doppelnatur,<br />

zugleich Masse und im Raum ausgebreitete<br />

Welle zu sein - solange sie<br />

von niemandem beobachtet wird. Verfestigte<br />

Materie, wie wir sie kennen,<br />

kann daher nur als Sekundäreffekt<br />

durch den Vorgang des Beobachtens<br />

entstehen. In welcher Form wir dann<br />

das Universum wahrnehmen, ist im<br />

Grunde nur eine Bewusstseinskonvention<br />

und damit anerzogen. Wir sehen<br />

das, was man uns beigebracht hat<br />

zu sehen. Wenn das Bewusstsein aber<br />

eine Vorbedingung für die Entstehung<br />

„klassischer“ Materie ist, kann es<br />

nicht aus ihr heraus entstanden sein<br />

und auch nicht mit ihr „sterben“.<br />

Robert Lanza hat seine <strong>The</strong>orie des<br />

„Biozentrismus“ in seinem gleichnamigen<br />

Buch ausführlich erläutert.<br />

hohen Geschwindigkeit der Teilchen<br />

davon ausgehen muss, dass sie von<br />

außerhalb unseres Sonnensystems<br />

stammen. Mögliche Quellen könnten<br />

Pulsare, Supernovae, schwarze Löcher<br />

oder noch extremere kosmische<br />

Phänomene sein. Die extrem seltene<br />

„Saturday Night Fever“ anno 2014. Wenn im<br />

„<strong>Club</strong> Watt“ in Rotterdam so richtig die Post abgeht,<br />

kann der Inhaber gleich noch en passant die<br />

Batterien für seine Laserspots aufladen…<br />

Böse Zungen behaupten, die Ostfriesen<br />

würden sich mit Strom versorgen,<br />

indem sie zwei Mal täglich<br />

zum Strand gehen, um sich ein paar<br />

„Kilo Watt“ zu holen. Noch pfiffiger<br />

allerdings ist der Besitzer der Discothek<br />

„<strong>Club</strong> Watt“ in Rotterdam<br />

vorgegangen. Er berechnete, dass<br />

jeder Mensch beim Tanzen bis zu 10<br />

Joule Energie pro Sekunde erzeugt.<br />

Er ließ sich also einen sogenannten<br />

„Öko-Fußboden“ in den Dancefloor<br />

einbauen, der die Vibrationen beim<br />

Tanzen in elektrische Energie umsetzt.<br />

Auf diese Weise kann sich<br />

die ganze Discothek vollkommen<br />

autark mit Strom versorgen – und<br />

das auch noch vollkommen umweltfreundlich<br />

(wenn man vielleicht einmal<br />

vom Schweißgeruch der Tänzer<br />

absieht!!!).<br />

Beobachtung extrasolarer Neutrinos<br />

kann daher wertvolle Aufschlüsse<br />

über die Natur der genannten kosmischen<br />

Objekte geben.<br />

IceCube ist das weltgrößte Neutrino-<br />

Observatorium. Es befindet sich auf<br />

dem Gelände der Forschungsstation<br />

Amundsen-Scott direkt am Südpol.<br />

Die eigentlichen Neutrino-Sensoren<br />

sind tief im Festlandeis der Antarktis<br />

versenkt. Zur Beobachtung von Neutrinos,<br />

die aufgrund ihrer fehlenden<br />

elektrischen Ladung und äußerst<br />

geringen Masse kaum mit anderer<br />

Materie wechselwirken, benötigt man<br />

gigantische Masseansammlungen.<br />

Die Forscher gehen daher mit ihren<br />

Observatorien in das Innere von Bergen<br />

oder – wie hier – in die Tiefen des<br />

antarktischen Eises.<br />

Weiterführende Infos zum Projekt IceCube<br />

und Neutrinos: Fosar/Bludorf: Der Denver-<br />

Plan. Erscheint 2014.<br />

28<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Quantessenz<br />

Englands Atlantis<br />

Bild links: So könnten vorzeitliche Siedlungen<br />

in Doggerland ausgesehen haben. Rechts: Vor<br />

dem Ende der letzten Eiszeit erstreckte sich<br />

festes Land im Gebiet der heutigen Nordsee<br />

von England bis nach Südschweden.<br />

Thomas Ritter<br />

Englands Atlantis - eine verborgene<br />

Welt unter Wasser, einst<br />

verschlungen von den Fluten<br />

der Nordsee, wurde jetzt von Tauchern<br />

eines Forschungsteams der<br />

Universität von St. Andrews kartiert.<br />

Doggerland, ein riesiges Areal<br />

einst trockenen Landes, das sich von<br />

Schottland über Dänemark und zum<br />

heutigen Kanal erstreckte, versank<br />

zwischen 18.000 v. u. Z. und 5.500 v.<br />

u. Z. langsam, aber unaufhaltsam<br />

im Meer. Taucher im Dienst von Ölförderunternehmen<br />

entdeckten eine<br />

versunkene Welt, die einstmals zehntausende<br />

Menschen beherbergte und<br />

das wirkliche Kernland Europas darstellte.<br />

Ein Team von Klimatologen,<br />

Archäologen und Geophysikern hat<br />

inzwischen das Areal kartiert, welches<br />

Doggerland bildete. Basis dafür<br />

waren die von den Ölexplorern zur<br />

Verfügung gestellten Daten, welche<br />

die Rekonstruktion eines versunkenen<br />

Landes ermöglichte, das einmal<br />

auch von Mammuts bevölkert war.<br />

Dieses einstige europäische Kernland<br />

wurde offenbar von einem verheerenden<br />

Tsunami getroffen, davon sind die<br />

Forscher inzwischen überzeugt. Diese<br />

Riesenwoge war allerdings nur ein<br />

Teil des über Jahrtausende anhaltenden<br />

Prozesses, der letztlich zum Untergang<br />

von Doggerland führte.<br />

„Der Name bezieht sich auf die<br />

Dogger-Bank, meint aber jene Perioden,<br />

in denen die heutige Nordsee<br />

festes Land war”, sagt Richard Bates<br />

von der geologischen Fakultät der<br />

University of St. Andrews. „Vor rund<br />

20.000 Jahren hatten wir eine maximale<br />

Ausdehnung, als ein Großteil<br />

des Wassers in fester Form als Gletschereis<br />

gebunden war. Als dieses<br />

Eis schließlich schmolz, kam zwar<br />

mehr Land ans Tageslicht, aber der<br />

Meeresspiegel stieg auch. Durch die<br />

neuen, von den Ölförderern zur Verfügung<br />

gestellten Daten sind wir nunmehr<br />

in der Lage, das Aussehen der<br />

Landschaft zu rekonstruieren, ebenso<br />

die Fauna und Flora. Daraus wiederum<br />

lässt sich schließen, welche Menschen<br />

dort lebten. Heute glauben viele,<br />

das Ansteigen des Meeresspiegels<br />

sei eine Sache unserer Tage, doch das<br />

hat es schon oft in der Erdgeschichte<br />

gegeben.“<br />

Die versunkene Landschaft von<br />

Doggerland enthüllt den Wissenschaftlern<br />

um Dr. Richard<br />

Bates die Geschichte der Menschen<br />

dieses Landstrichs, der größer war<br />

als viele moderne europäische Staaten<br />

und nun auf dem Grund der Nordsee<br />

ruht.<br />

„Wir haben über die Existenz eines<br />

versunkenen Landes bereits seit<br />

geraumer Zeit spekuliert. Da gab<br />

es diese Knochenfunde, welche von<br />

Fischern überall in der Nordsee gemacht<br />

wurden. Aber erst seit der<br />

Zusammenarbeit mit den Ölfirmen<br />

sind wir in der Lage zu rekonstruieren,<br />

was da wirklich einst war. Als<br />

die ersten Daten hereinkamen, war<br />

ich noch der Meinung, dass sie uns<br />

wohl nichts Aussagekräftiges liefern<br />

würden. Doch nun haben wir ein Modell<br />

der Flora und Fauna erstellen<br />

können und sind in der Lage, uns ein<br />

Bild zu machen von den prähistorischen<br />

Siedlern, welche einst diese<br />

Landschaft bevölkerten. Wir beginnen<br />

zu verstehen, was sich hier für dramatische<br />

Veränderungen abgespielt<br />

haben, die das Antlitz des Kontinentes<br />

für immer veränderten.“<br />

Das Forschungsprojekt ist eine<br />

Gemeinschaftsarbeit zwischen St.<br />

Andrews und den Universitäten von<br />

Aberdeen, Birmingham, Dundee sowie<br />

der walisischen Trinity St. David<br />

University.<br />

Die Rekonstruktion Doggerlands<br />

zeigt ein ausgedehntes Areal mit<br />

Bergen und Tälern, ausgedehnten<br />

Marschgebieten, Seen und zahlreichen<br />

Flüssen. Als das Meer anstieg,<br />

wurden die Berge zu einem Archipel<br />

isolierter Inseln. Fossile Überreste<br />

lassen die Forscher nachvollziehen,<br />

welche Vegetation es einst in Doggerland<br />

gab.<br />

Die Wissenschaftler konzentrieren<br />

sich derzeit mehr auf die<br />

Suche nach Spuren menschlichen<br />

Lebens, etwa Begräbnisplätzen,<br />

megalithischen Anlagen oder Massengräbern<br />

für Mammuts.<br />

Dr. Bates meint: „Wir haben noch<br />

keinen spektakulären Fund zu verzeichnen,<br />

dafür aber jede Menge Artefakte<br />

und Indizien. Unsere Suche<br />

gleicht der nach der Nadel im Heuhaufen.<br />

Derzeit sind wir dabei, die<br />

vielversprechendsten Plätze für eine<br />

weitere Suche zu lokalisieren.“<br />

Es gibt offenbar noch viel zu entdecken<br />

in der versunkenen Welt<br />

Doggerlands. Die zahlreichen Geschichten<br />

um versunkene Inseln und<br />

Kontinente enthalten eben immer ein<br />

Körnchen Wahrheit.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 29


Wissen<br />

Der "Ring des Nestor"<br />

- Unstimmigkeiten und<br />

Seltsamkeiten<br />

Das erfundene Reich der Minoer<br />

Archäologie<br />

fälscht<br />

Geschichte<br />

Erdogan Ercivan<br />

30<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014<br />

Die "Lady of Sports" -<br />

eine plumpe Fälschung,<br />

die nicht einmal aus<br />

echtem Elfenbein ist.


Wissen<br />

Gefälschter Siegelring<br />

Als der britische Kriminologe Howard<br />

Carter im November 1922 der<br />

Welt zum ersten Male den berühmten<br />

Tutanchamun-Fund aus dem<br />

Tal der Könige präsentierte, spielte<br />

der Archäologe Sir<br />

Arthur Evans alles<br />

mit den Worten herunter,<br />

dass „dies ja<br />

nur das Grab eines<br />

Pharao“ sei. „Uns<br />

erwarten ganz andere<br />

Wunder“, meinte<br />

er und verwies auf<br />

seine große Entdekkung<br />

der minoischen<br />

Kultur auf Kreta.<br />

Immerhin hatte er<br />

schon zwei Jahrzehnte<br />

zuvor den<br />

Palast von Knossos<br />

Sir Arthur Evans bei den<br />

Ausgrabungsarbeiten<br />

am Palast von Knossos,<br />

Kreta.<br />

ausgegraben und<br />

viele neue Artefakte<br />

einer geheimnisvollen<br />

eigenständigen<br />

Kultur am Mittelmeer<br />

vorgestellt. Dabei wähnte sich<br />

der Archäologe sogar lange Zeit auf<br />

den Spuren von Atlantis, was eine der<br />

größten Entdeckungen der Menschheit<br />

gewesen wäre. Inzwischen<br />

mutierten seine „geheimnisvollen<br />

Funde“ nicht nur zum Lehrfach an<br />

unzähligen Universitäten. Untersuchungen<br />

der heutigen Experten<br />

brachten leider auch vollkommen<br />

neue Erkenntnisse an den Tag, die die<br />

alten Artefakte in einem unseriösen<br />

Licht erscheinen lassen.<br />

Fälschungen auf der Spur<br />

Im Sommer 2013 analysierte Professor<br />

Jeffrey Hughey vom Hartnell Col-<br />

lege in Salinas (Kalifornien) die DNS<br />

von 100 minoischen Skeletten, die aus<br />

39 Gräbern aus der Nähe des<br />

Palastes von Phaistos<br />

stammten,<br />

und<br />

Skelettreste<br />

aus<br />

einer<br />

H ö h l e<br />

aus der<br />

zentral-<br />

kretischen Lasithis-Hochebene. Demnach<br />

stammen alle Kreter genetisch<br />

nicht aus Asien oder Afrika, sondern<br />

aus Europa. Wie kam es dann zu den<br />

ägyptischen Motiven in Evans Funden?<br />

Ganz offensichtlich wollte Evans,<br />

wie schon der Mecklenburger<br />

Hobbyforscher Heinrich Schliemann<br />

mit „Troja“, nur Homers „Ilias“<br />

beweisen. Haben wir es hier wirklich<br />

mit Überresten einer versunkenen<br />

kretischen Ur-Kultur zu tun, oder<br />

war alles eher eine Erfindung von<br />

windigen Betrügern, die nur Geld und<br />

Ruhm wollten?<br />

Aus einer anonymen Knossos-<br />

Schönheit, die 1901 gefunden wurde,<br />

machte Sir Arthur Evans einfach „La<br />

Parisenne“, die später sogar die Verpackung<br />

einer amerikanischen Orangen-Seife<br />

schmücken durfte und einer<br />

der wenigen echten Funde aus dem<br />

Grabungsbezirk ist. Sie spiegelt mit<br />

ihrer Frisur, ihrer Schminke und ihrer<br />

Kleidung wahrscheinlich das tatsächliche<br />

Aussehen der antiken Kreterinnen<br />

wieder, die einfach gestaltet waren.<br />

Unter vollkommen anderen Bedingungen<br />

entstanden dagegen die „Ladies<br />

in Blue“: Weder die Frisuren oder die<br />

Schminke noch die Kleidungsstücke<br />

sind bei ihnen authentisch. Selbst der<br />

Versunkene kretische Ur-Kultur<br />

oder alles nur eine Erfindung<br />

von windigen Betrügern?<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 31


Wissen<br />

Echte "Schlangengöttin"<br />

aus Babylon<br />

Die "Damen in Blau" -<br />

Schminke, Frisuren und<br />

Kleidung sind frei erfunden!<br />

Schmuck<br />

der Schönheiten ist nach den<br />

freien Fantasien des Restaurators<br />

entstanden und genauso minoisch wie<br />

die deutsche Hauptstadt Paris ist. War<br />

der zum Ritter geschlagene international<br />

anerkannte Archäologe Evans<br />

doch nur ein armseliger Fälscher?<br />

„Jeder Fund, ob echt oder falsch,<br />

bedarf, um glaubwürdig zu erscheinen,<br />

einer Story“, stellte schon der<br />

Prähistoriker Adolf Rieth vor Jahrzehnten<br />

fest. Nach Ansicht des Professors<br />

musste es stets eine „geheimnisvolle<br />

Fundgeschichte“ sein, mit<br />

der man genau die Aufmerksamkeit<br />

bekam, die einen „nach einem bedeutungsvoll<br />

wirkenden Fund“ sogar auf<br />

den Lehrstuhl katapultieren konnte.<br />

Nach diesem Kredo erhielt auch Evans<br />

angeblich den Besuch eines Priesters<br />

aus der Umgebung von Knossos, der<br />

ihm einen goldenen Siegelring brachte<br />

und berichtete, ein junger Schafhirte<br />

habe diesen an einer Weinrebe hängend<br />

vorgefunden. Unbeirrt und mit<br />

entschlossener Sicherheit vertrat der<br />

Archäologe die Ansicht, dass das der<br />

Ring eines Königs sein musste. Zwar<br />

ging der Kaufpreis für diesen Ring mit<br />

seinen Vorstellungen nicht konform,<br />

aber gegen eine Gebühr ließ er zwei<br />

Kopien davon anfertigen, weil er sich<br />

recht sicher war, dass das Grab des<br />

unbekannten<br />

Königs<br />

ganz in der Nähe des<br />

Fundorts liegen müsse.<br />

Es dauerte in der<br />

Tat nicht sehr lange,<br />

bis der Archäologe<br />

schließlich der Öffentlichkeit<br />

auch das sogenannte<br />

“Tempelgrab“ zu<br />

dem Siegelring präsentierte.<br />

„Es ist schwer zu sagen, wo die<br />

Minoer enden und wo Sir Arthur Evans<br />

beginnt“, sagt der kanadische Archäologe<br />

Alexander Joseph MacGillivray<br />

von der Columbia Universität. Vergleichend<br />

zur Rekonstruktion der minoischen<br />

Kultur müssen wir berücksichtigen,<br />

dass beispielsweise die gesamte<br />

ägyptische Archäologie auf der Öffnung<br />

der Pharaonengräber basiert. Es<br />

gibt aber kein einziges Grab mit einem<br />

„minoischen“ Herrscher auf Kreta, der<br />

historisch und zeitlich einzuordnen ist.<br />

Wunschvorstellungen<br />

und Unstimmigkeiten<br />

Der Schweizer Künstler und Antiquitätenhändler<br />

Emile Gilliéron, der<br />

sich 1879 auf Kreta niederließ, war<br />

der engste Verbündete von Sir Arthur<br />

Evans und seinen Ausgrabungen.<br />

Nachdem Gilliéron die Vorstellungen<br />

von Evans verinnerlicht hatte, nahm er<br />

die an ihn gestellte Herausforderung<br />

zur Ausschmückung der minoischen<br />

Kultur an, um die Welt an der Nase<br />

herumzuführen. Gilliéron restaurierte<br />

während dieser Zeit jedoch nicht<br />

nur für Evans Fresken der Wände des<br />

Palastes in Knossos, sondern betrieb<br />

mit seinen Söhnen ein lukratives Nebengeschäft.<br />

Sie stellten Kopien bedeutender,<br />

angeblich antiker Funde<br />

her und vertrieben sie erfolgreich<br />

an Sammler und Museen. Die deutsche<br />

Firma WMF (Württembergische<br />

Metallwarenfabrik AG) in Geislingen<br />

an der Steige war dabei ihr Verbündeter.<br />

Sie bot die Ware sogar über Katalog<br />

an: Ein Stierkopf kostete im Jahre<br />

1911 mehr als 300 Reichsmark. Die<br />

meisten großen Museen kauften die<br />

Repliken und stellten sie auch aus.<br />

„Meiner Ansicht nach wurde die<br />

uns heute bekannte und von einigen<br />

Archäologen als authentisch suggerierte<br />

Kultur der Minoer zwischen<br />

1900 und 1932 mit viel Geschick und<br />

Fantasie erfunden, woran Evans nicht<br />

ganz unbeteiligt war“, sagt der Kurator<br />

des Metropolitan Museums in New<br />

York, Sean Hemingway. So hat Evans<br />

im Fall des für die Öffentlichkeit heute<br />

gesperrten Tempelgrabs alle Teile des<br />

angeblichen Tempels willkürlich aus<br />

Beton gegossen und die Anlage einfach<br />

zur Befriedigung<br />

Fayence einer "Muttergöttin",<br />

die wieder<br />

einmal stilistische<br />

Merkwürdigkeiten<br />

aufweist.<br />

32<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Allenthalben wurden die kahlen Wände<br />

des Palastes von Knossos mit gefälschten<br />

Fresken ausgestattet (hier zwei Delphine).<br />

Wissen<br />

seiner persönlichen<br />

Vorstellungen zum Königsgrab erklärt.<br />

Auch die Malereien entstanden<br />

vollkommen eigenständig nach seinen<br />

Wunschvorstellungen und stammen<br />

in Wahrheit weder von den Minoern<br />

noch aus Griechenland. So wurden<br />

Palmwedel des Thronsaals in Knossos<br />

einfach mit Lilien übermalt. Auch die<br />

beeindruckenden Gemälde, die wir im<br />

Palast von Heraklion sehen, stammen<br />

von Künstlern des 20. Jahrhunderts,<br />

die allein winzige Bruchstücke vorfanden<br />

und sie kongenial im Stile ihrer<br />

Zeit ergänzten. Der amerikanische<br />

Professor Kenneth D. S. Lapatin sagt:<br />

„Weil sich die Funde, frei erfundenen<br />

Restaurierungen, Fälschungen und<br />

persönlichen Ansichten Sir Arthur<br />

Evans´ zu einem Gesamtbild ergänzten,<br />

das den damaligen Kunstmarkt<br />

perfekt bedienen konnte, sehen wir<br />

heute im wiedererrichteten Palast von<br />

Knossos eigentlich nur das besterhaltene<br />

und schönste Exemplar von<br />

Jugendstilarchitektur und Art déco in<br />

Griechenland.“<br />

Es war auch Evans, der in Thisbe<br />

zwei Gegenstände des Nestor<br />

von Pylos, der ein märchenhafter<br />

Herrscher der griechischen Mythologie<br />

war, entdecken durfte: Dabei<br />

handelt es sich um einen Siegelring<br />

und einen Kelch, die von Evans dem<br />

in Homers „Ilias“ eine Hauptrolle<br />

spielenden Helden zugesprochen<br />

werden. Damals schon waren einigen<br />

Fachleuten Unstimmigkeiten aufgefallen,<br />

wonach Evans einige Kritik ertragen<br />

musste. Unbeirrt versuchte er<br />

schließlich mit dem Kelch des Nestor,<br />

der unter Anderem vor dem Trojanischen<br />

Krieg den Streit zwischen Agam<br />

e m -<br />

non und Achilles schlichten<br />

wollte, nochmals zu trumpfen. Doch<br />

einigen Experten waren die Seltsamkeiten<br />

in formaler und inhaltlicher<br />

Hinsicht an dem Siegelring aufgefallen,<br />

die alles in ein fragwürdiges Licht<br />

rückten. Da half auch der Kelch mit<br />

seinem faden Beigeschmack nicht,<br />

weil es außer Evans noch keinem anderen<br />

Archäologen gelungen ist, einen<br />

Beweis für die Existenz Nestors<br />

zu erbringen.<br />

Gefälschte Schlangengöttinnen<br />

Schon Adolf Furtwängler bemerkte<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts, dass<br />

„viele Alabasterplastiken und andere<br />

Gegenstände nicht aus Kreta“<br />

stammten, sondern „gefälscht“ sein<br />

mussten. Während dieser Zeit gab es<br />

sehr viele archäologische Fälschungen,<br />

bei denen man nicht immer sofort<br />

die Nichtechtheit erkannte. Professor<br />

Eberhard Paul bemerkt 1962<br />

in seinem Buch „Die falsche Göttin“<br />

insbesondere die Gefahren der Fälschungsmöglichkeiten<br />

der kleinen<br />

Statuetten aus Fayence und Goldelfenbein,<br />

weil deren Echtheit noch viel<br />

schwerer nachzuweisen ist. Dabei<br />

lenkt er das Augenmerk des Lesers<br />

auf eine Fayencefigur aus Knossos,<br />

die sich im Museum in Kandia befindet<br />

und stilistische Merkwürdigkeiten<br />

aufweist. Die Muttergöttin trägt einen<br />

sechsfach übereinandergelegten Rock<br />

mit farbig gemusterten Streifen. Die<br />

waagerechten Stufen prägten innerhalb<br />

der Archäologie die Bezeichnung<br />

„Kretischer Stufenrock“ und verwunderten<br />

die Gelehrten. Richtige Kopfschmerzen<br />

verursachte den Trach-<br />

tenkundlern aber erst eine<br />

kleine Schürze, die über dem<br />

Rock vorn sowie hinten aufliegt.<br />

Nicht nur das Muster, sondern<br />

auch die Funktion ließ lange<br />

Zeit auf eine nachvollziehbare<br />

Erklärung warten. Dieser<br />

eigenartige Typus stehender<br />

Frauen trägt ein kurzärmeliges<br />

Jäckchen, aus dem die<br />

nackten Brüste der Damen<br />

hervorquellen. Das Motiv<br />

erinnert an Aphrodite-<br />

Astarte-Darstellungen,<br />

mit dem Unterschied,<br />

dass diese ihre Brutwarzen<br />

mit dem Zeigefinger<br />

und Daumen fassen, während<br />

das kretische Motiv<br />

zum Teil mit beiden<br />

Händen die<br />

Brust fasst.<br />

Z w e i -<br />

fellos<br />

gefälscht<br />

ist<br />

eine Figur<br />

aus Elfenbein<br />

der<br />

W a l t e r s<br />

Art<br />

Gallery<br />

in<br />

Baltimore:<br />

Sie<br />

sieht<br />

Gefälschte "Schlangengöttin"<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX<br />

aus Knossos<br />

33<br />

3000


Wissen<br />

Emile Gilliéron mit Arbeitern<br />

n i c h t<br />

nur wie eine Damenfigur<br />

aus einem Schachspiel aus, sondern<br />

trägt zudem eine unmögliche Krone und<br />

ein vollkommen missverstandenes Kostüm.<br />

Verblendete Expertenaugen<br />

Im Jahre 1927 machte das Fitzwilliam-<br />

Museum in Cambridge die Welt mit einer<br />

kretischen Neuerwerbung bekannt,<br />

die man für sehr bedeutend hielt. Die<br />

Plastik besteht zwar aus einem heimischen,<br />

aber für kretische Figurendarstellungen<br />

nicht gebräuchlichen Material.<br />

Es ist nicht Fayence wie bei den<br />

entsprechenden Figuren im Museum in<br />

Kandia, sondern ein roter harter Stein,<br />

der sich aber einfach bearbeiten lässt.<br />

Auch diese Figur trägt einen kretischen<br />

Stufenrock ähnlich der Knossos-Figur,<br />

nur mit dem Unterschied, dass bei dem<br />

oberen und unteren Rock die Rockstreifen<br />

nicht in senkrechte, sondern waagerechte<br />

Linien gegliedert worden sind.<br />

Während die Museumsexperten blind<br />

umher tappten, sorgten weitere stilistische<br />

Ungereimtheiten schließlich dafür,<br />

dass Eberhard Paul den Betrug entlarven<br />

konnte: “Die Figur in Cambridge hat<br />

zweifellos noch Schwestern. Der Hersteller,<br />

dem wir ein gutes Teil Geschick<br />

nicht absprechen können, wird wohl<br />

eine ganze Serie solcher Priesterinnen<br />

hervorgebracht haben.“<br />

1931 ersteigerte das Royal Ontario<br />

Museum in Toronto (Kanada) ebenfalls<br />

eine kretische Elfenbeinstatuette,<br />

die den sinnvollen Namen „Lady<br />

of Sports“ trägt. Dabei besteht die Figur<br />

überhaupt nicht aus Elfenbein, weil<br />

der Künstler, der sie anfertigte, dieses<br />

Material nur geschickt simuliert hat.<br />

Zudem wirkt die Figur, als ob sie gerade<br />

dem Fresko mit den Stierspringern<br />

entstiegen ist. Verwunderlich, dass ein<br />

mit vielen Expertenaugen ausgestattetes<br />

Museum auf solch einen Betrug<br />

überhaupt hereinfallen konnte. Es ist<br />

nämlich die Figur, die mit den ausgestreckten<br />

Armen hinter dem Stier steht<br />

und darauf wartet, den Springer aufzufangen.<br />

Das Bemerkenswerte bei<br />

dieser Figur ist ein goldener Schurz,<br />

der eigentlich nur von einer männlichen<br />

Figur getragen werden sollte:<br />

Genaugenommen ist es ein „Penis-<br />

Schutz“, um Verletzungen des „edlen“<br />

männlichen Körperteils vorzubeugen,<br />

und für eine „Lady of Sports“ ungeeignet.<br />

Etwas seltsam auch, dass auf dem<br />

Relief mit der Stiersprungszenerie die<br />

eigentümliche „Schutzkleidung“ ebenfalls<br />

wiedergegeben wird.<br />

C14-Untersuchungsergebnisse des<br />

Elfenbeins, die das Bostoner Museum<br />

an den „Schlangengöttinnen“ durchführen<br />

ließ, waren mehr als überraschend:<br />

Wären die Funde antik gewesen, hätte<br />

man das Elfenbein auf 1450 v.Chr. datieren<br />

müssen. Doch die tatsächliche Datierung<br />

lag bei 1450 nach Christi Geburt.<br />

Reine Künstlerware<br />

Tatsächlich wäre der Palast von Knossos<br />

ohne Emile Gilliéron nicht das,<br />

was er heute ist. Mittels seiner Rekonstruktionen<br />

half er dem Archäologen<br />

Evans, den kretischen Ruinen Leben<br />

einzuhauchen. Dabei gelang es ihm,<br />

ein Bild der Minoer zu schaffen, das es<br />

so gar nicht gegeben hat. Bei diversen<br />

Rekonstruktionen versuchten sie mittels<br />

Betonformen die angeblich längst<br />

verfallenen Holzsäulen wiederzugeben.<br />

Zudem formten sie nicht nur unzählige<br />

Stierhörner, Fundamente und gesamte<br />

Gebäudeteile planvoll, sondern entwarfen<br />

auch die „bunten“ minoischen Säulen<br />

aus Beton. Schließlich wurden noch<br />

zuvor überhaupt nicht vorhandene Malereien<br />

an die tristen und kahlen Palastwände<br />

kunstvoll angebracht. Auch bei<br />

der Rekonstruktion von Fresken nahm<br />

sich die „Fälscherbande“ viele Freiheiten.<br />

Sie erfanden vollkommen eigenständig<br />

den berühmten „Lilienprinzen“,<br />

der in Wahrheit aus den Bruchstücken<br />

dreier verschiedener Individuen zusammengesetzt<br />

wurde. Genauso gut hätte<br />

man daraus aber einen „Weihnachtsmann“<br />

basteln können. Das hätte vermutlich<br />

nicht passend ausgesehen,<br />

sodass die „Bande“ sich bei ihrem Vorhaben<br />

an Idomeneus orientierte. Der<br />

war ebenfalls ein mythologischer König<br />

von Kreta und einer jener griechischen<br />

Helden, die sich vor Troja in dem hölzernen<br />

Pferd verbargen. Als ein Freund<br />

Nestors war er es auch, der die Kreter<br />

in den Ruf brachte, geborene Lügner<br />

zu sein. Homer brachte ihn schließlich<br />

entfernt mit einer Lilie in Verbindung,<br />

was Evans und die Gilliérons selbstverständlich<br />

wussten. Idomeneus war<br />

gemäß der „Ilias“ ein Enkel des Minos<br />

und der Sohn des Deukalions, der Gatte<br />

der Meda und der Vater der Kleïsithyra<br />

sowie eines Sohnes, den er nach einem<br />

Gelübde tötete.<br />

Tatsächlich verbirgt sich hinter der<br />

Lilie das christliche Symbol und<br />

Geheimnis der „Muttergottheit“.<br />

Bis heute gilt die weiße Madonnen-Lilie<br />

(Lilium candidum) als Symbol für Reinheit,<br />

Mildtätigkeit und Keuschheit, was<br />

die wichtigsten Attribute der Jungfrau<br />

Maria waren. Auch der norwegische<br />

Merowingerkönig Chlodwig I. soll sich<br />

nach Bekehrung zum Christentum im<br />

5. Jahrhundert die Lilie als Wappenzier<br />

erwählt haben. Der Legende zufolge<br />

verliehen ihm den geheimnisvollen<br />

Nimbus Engel, und die Jungfrau Maria<br />

überreichte ihm die „Fleur-de-Lis“ nach<br />

ihrer Erscheinung – was im Übrigen die<br />

katholische Kirche heute noch immer<br />

bekräftigt. Und genau diese christlichen<br />

Überlieferungen und die Begeisterung<br />

für Homers Überlieferungen waren es,<br />

die den roten Faden bei den mehrere<br />

Jahrzehnte dauernden Grabungen von<br />

Sir Arthur Evans auf Kreta bildeten. Leider<br />

sah die Wahrheit bei der Suche einer<br />

tröstenden „Muttergottheit“ für Sir<br />

Arthur Evans noch etwas anders aus:<br />

Frauen hatten in seinem Leben immer<br />

eine wichtige, aber auch tragische Rolle<br />

gespielt. Seine Mutter starb, als er<br />

noch ein Kind war, und seine junge Frau<br />

verlor er bereits nach wenigen Jahren<br />

Ehe. Diese Verluste hatte der Engländer<br />

offenbar nie verwunden, sodass<br />

ihn bei seinen Ausgrabungen stets eine<br />

gewisse Traurigkeit begleitete. Deshalb<br />

verwundert es nicht, dass es nicht lange<br />

dauerte, bis er auf Kreta seine lang ersehnte<br />

Göttinnen finden konnte.<br />

Rückblickend wird ziemlich klar,<br />

dass Emile Gilliéron genau darüber Bescheid<br />

wusste, was Evans brauchte, um<br />

es ihm schließlich für viel Geld immer<br />

wieder aus seiner Fälscherwerkstatt<br />

zu liefern! ▀<br />

Erdogan Ercivan, Altertumsforscher und<br />

Journalist mit Schwerpunkt<br />

Ägyptologie, ist in Istanbul<br />

geboren und studierte<br />

in Berlin. Vorrangig<br />

beschäftigt er sich neben<br />

Klassischer Archäologie mit<br />

grenzwissenschaftlichen<br />

<strong>The</strong>men und Prä-<br />

Astronautik. 1998<br />

veranstaltete er den Ersten<br />

Weltkongresses über verbotene Archäologie.<br />

Bislang sind acht Bücher erschienen, die in<br />

verschiedene Sprachen übersetzt wurden.<br />

34 MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


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Franz Bludorf<br />

Grazyna Fosar<br />

Gernot L. Geise<br />

Ulrich Heerd<br />

Ralf Lehnert<br />

Johannes Paul<br />

Thomas Ritter<br />

Roland Roth<br />

Roland Rottenfußer<br />

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Ökologie<br />

Bitte nur vom Feinsten! - Selbst gemacht ist fein gemacht<br />

Garten Der auf dem<br />

Wolkenkratzer<br />

Corinna Lichtfelder-Schlegel<br />

36<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


IN NEW YORK GERATEN<br />

MENSCHEN INS STAUNEN,<br />

WEIL SIE NOCH NIE<br />

GEMÜSE HABEN<br />

WACHSEN SEHEN.<br />

Täglich wechselnd könnten<br />

wir die unterschiedlichsten,<br />

auch exotischsten Mahlzeiten<br />

zu uns nehmen. Neben heimischen<br />

Produkten ist alles frisch z.B. direkt<br />

aus Peru oder Japan und anderen<br />

von hier aus ziemlich weit in der Ferne<br />

liegenden Ländern, alles gesund und besonders<br />

nahrhaft. Dabei auch noch schlank<br />

machend und nicht zuletzt schön und glücklich!<br />

Also nur vom Feinsten…. Das alles selbstverständlich<br />

nur, wenn die Geldbörse es zulässt. Und selbstverständlich<br />

auch nur dann, wenn es einem nichts ausmacht, sich<br />

„veräppeln“ zu lassen. Man will sich doch - neben dem,<br />

was man sich sonst nicht gönnt - einfach, lecker und gut<br />

ernähren.<br />

Allerdings, aufgepasst! Neben den offiziellen Labels<br />

wie etwa dem sechseckigen BIO Siegel oder beispielsweise<br />

Demeter oder Naturland, prangen seit geraumer<br />

Zeit auch frei erfundene Aufkleberchen und Kennzeichnungen<br />

auf verschiedensten Produkten. Ob Eier, Bananen,<br />

Fisch oder Fleisch – sogar auf Chips-und Erdnussfliptüten<br />

wird indirekt Gesundheit suggeriert! Es ist dem Lebensmittelhandel<br />

offensichtlich egal: Hauptsache die Kundschaft<br />

glaubt, sich selber etwas Gutes zu tun, fein - und<br />

der Profit stimmt.<br />

Von einem solchen naiven Glauben sind jedoch bereits<br />

viele Menschen abgekommen. Und es werden immer<br />

mehr. Nicht nur hierzulande, nicht nur innerhalb Europas,<br />

sondern weltweit haben die Menschen die „Faxen dicke“<br />

und nehmen ihre Nahrungsmittel-Versorgung zu einem<br />

mehr oder weniger großen Teil selbst in die Hand. Da weiß<br />

man, was man hat.<br />

Der in dieser kleinen Serie bereits vorgestellte<br />

Schrebergarten ist in der Entwicklunghilfe-Diskussion<br />

beispielsweise ein <strong>The</strong>ma für Südafrika.<br />

Nach deutschem Vorbild sollen auch dort Parzellen gegen<br />

eine geringfügige Bezahlung zum Selbstanbau zur<br />

Verfügung gestellt werden. Das hat natürlich nichts mit<br />

Gartenzwerg-Kolonien zu tun, sondern schließt direkt an<br />

den Ursprung des Kleingartens an, nämlich dem „Armengarten“.<br />

Nicht nur in der Republik Dschibuti, einem sehr kargen<br />

und außerordentlich heißen Land in Ostafrika, werden<br />

sogenannte Schlüssellochgärten angelegt, um ganze<br />

Familien mit frischem Gemüse und Kräutern zu versorgen.<br />

Schlüssellochgärten sind Hochbeete, die von oben<br />

betrachtet wie Schlüssellöcher erscheinen. Sie sind von<br />

außen und ebenso durch einen kleinen Eingang aus der<br />

Mitte bearbeitbar und werden aus den vor Ort vorhandenen<br />

Materialien aus Stein gebaut. Der Clou ist die Art der<br />

Bewässerung, denn die erfolgt sozusagen von unten. In<br />

die unten angelegte Kompostschicht wird durch eine Art<br />

Trichter Wasser eingelassen. Wasser ist jedoch kostbar<br />

und rar, aber in diesem System kann und wird auch<br />

Brauchwasser (in einer solchen oder ähnlichen Gegend<br />

ganz ohne Spülmittel oder derartigem) dazu genutzt,<br />

denn Regenwasser gibt es eher selten. Die Kombination<br />

der Materialien Stein und Erde respektive Kompost<br />

lassen eine geringere Bewässerung inklusive natürlicher<br />

Düngung zu. Aufgrund der Höhe ist der Garten<br />

vor vielen Tierarten geschützt und<br />

obendrein auch für ältere Menschen<br />

geeignet, da man sich für die Pflege<br />

und Ernte nicht so tief herabbeugen<br />

muss.<br />

Besonders aber in den Großstädten<br />

auf der ganzen Welt rühren sich die<br />

Menschen und nutzen inzwischen<br />

ungefragt die kleinste Ecke, um etwas anzubauen, ein<br />

klein wenig Natürlichkeit in ihr Umfeld und auf ihren Teller<br />

zu bekommen. Dächer und Terrassen werden nicht nur<br />

begrünt, sie werden auch als Garten genutzt. So in London,<br />

Tokio, San Francisco, Washington, Berlin, Singapur<br />

und so weiter und so fort. Mitten in Roppongi Hills (Tokio,<br />

Japan) findet man kleine Reisfelder; in Berlin findet man<br />

auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof,<br />

jetzt: „Tempelhofer Freiheit“, Anbaukästen und große<br />

Pflanzschalen. Hier wachsen völlig unreglementiert von<br />

der Senatsverwaltung und somit nach eigenem Gusto<br />

Salate, Gemüse und Kräuter – und niemand klaut sie! In<br />

Detroit (USA) existieren insbesondere nach der amerikanischen<br />

Immobilienkrise Unmengen brachliegende ehemalige<br />

Wohnflächen und Häuser, die von der übrig gebliebenen<br />

Bevölkerung als Anbaufläche für frisches Gemüse<br />

genutzt werden: „Lots O’ Greens Neighborhood Garden“<br />

ist ein gutes Beispiel dafür. Gleichermaßen die „New York<br />

Rooftop Farm“, wo Menschen noch ins Staunen geraten,<br />

weil sie noch nie Gemüse haben wachsen sehen. Gibt’s<br />

ja alles im Supermarkt. Fertig, geputzt, abgepackt. Von<br />

der Erfahrung, selbst angebaut, gepflegt und geerntet zu<br />

haben, berichten alle Menschen, weltweit, mit tiefstem<br />

Wohlwollen und Glück. Ein wunderbares Gefühl, der Industrie<br />

ein Schnäppchen geschlagen zu haben auf der einen<br />

Seite, auf der anderen Seite die Genugtuung, seine eigenen<br />

Vorstellungen und Vorlieben mit der Liebe zur Natur<br />

in die Tat umgesetzt zu haben.<br />

Wem all diese Hinweise und Anregungen dieses<br />

Dreiteilers zwar gefallen, aber aufgrund seiner<br />

Lebenssituation nicht in der Lage ist, selbst Hand<br />

anzulegen, dem sei noch ein weiterer Tipp auf den Weg<br />

gegeben: Der Gemeinschaftsbauer. (Leider nicht alltäglich,<br />

also nur in bestimmten Gegenden, was eruiert werden<br />

muss.) Hier kann man einem hauseigenen Verein<br />

beitreten, der jährlich die Betriebskosten des Hofs kalkuliert.<br />

Die Mitglieder des Vereins bringen gemeinsam diese<br />

Kosten auf und erhalten im Gegenzug alles, was der Hof<br />

produziert. Nicht schlecht, bei etwa 100,- Euro im Monat.<br />

Man weiß, woher es kommt, Nachhaltigkeit ist garantiert<br />

(und lässt sich auch nachvollziehen!). Vielfalt ist natürlich<br />

inbegriffen. Vom Ei über Fleisch zum Gemüse und Obst.<br />

„Had enough of all these concrete<br />

Gonna get me some dirt-road backstreet” [Guy Clark] …<br />

Um sorglos und eigenständig zu bepflanzen. Sich an der<br />

Natur zu erfreuen. Zu genießen. Alles. ▀<br />

kleingarten-bund.de, n-tv.de, johanniter.de,<br />

hobby-garten-blog.de, zeit wissen 01/2013,<br />

zeit.de/mut-zur-nachhaltigkeit<br />

Ökologie<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 37


Gesundheit<br />

D a s W i s s e n<br />

v o m g u t e n<br />

L e b e n<br />

Ayurveda: altbewährt und auch bei uns geschätzt<br />

Birgit Frohn<br />

38<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Kaum eine alte Medizintradition<br />

hat sich hierzulande so hervorragend<br />

etabliert wie das „Wissen<br />

vom guten Leben“, wie Ayurveda<br />

übersetzt heißt. Dafür gibt es<br />

gute Gründe. Einer davon sind<br />

die umfassend guten Wirkungen<br />

des Pancha Karma, der ayurvedischen<br />

Reinigungsbehandlungen.<br />

Ayurveda ist die traditionelle<br />

indische Medizin, deren<br />

Wurzeln bis in das dritte<br />

Jahrtausend vor Christus zurückreichen<br />

– zugleich medizinische<br />

Lehre und Lebenskunst. Denn obwohl<br />

die Medizin einen bedeutenden<br />

Stellenwert im Ayurveda hat, ist<br />

er nicht nur heilkundlich ausgerichtet.<br />

Vielmehr erfassen seine Konzepte alle<br />

Aspekte des täglichen Le bens und finden<br />

so in gesunden wie kranken Tagen<br />

gleichermaßen Anwendung.<br />

Ayurveda bildet die Basis vieler<br />

Heilsysteme außerhalb Indiens, etwa<br />

der traditionellen chinesischen Medizin.<br />

Auch unsere abendländi sche<br />

Medizin wurde entscheidend vom ayurvedischen<br />

Wissensgut beeinflusst.<br />

So ist beispielsweise von den Ärzten<br />

der Hippokratischen Schule überliefert,<br />

dass sie in enger An lehnung an<br />

die ayurvedische Lehre behandelten.<br />

Entsprechend wird Ayurveda auch als<br />

„Mutter der Medizin“ bezeichnet.<br />

Zwischen Tradition und Moderne<br />

Diese hat trotz ihrer langen Historie<br />

nichts an Aktualität eingebüßt: Nachdem<br />

die traditionelle Medizin Indiens<br />

im Zuge der britischen Kolonialherrschaft<br />

an Be deutung verloren hatte, ist<br />

sie längst wieder fe st im Gesundheitswe<br />

sen integriert.<br />

In den 1990er Jahren wurde man<br />

schließlich auch in unseren Breiten<br />

der seit zahllosen Generationen bewährten<br />

Heilkunde gewahr. Die wachsende<br />

Verdrossenheit über die moderne<br />

westliche Schulmedizin ebnete<br />

Ayurveda seinen Weg: Das enttäuschte<br />

Vertrauen und die Unzufriedenheit<br />

mit konventionellen 0815-<strong>The</strong>rapien,<br />

oft hoch technisiert, verhalfen dem<br />

Import aus dem fernen Osten zu einem<br />

bemerkenswerten Siegeszug.<br />

Als moderne Ganzheitsmedizin kann<br />

er Antwort auf Fragen geben und Lükken<br />

schließen, welche die westliche<br />

Schulmedizin offen lässt. So bietet<br />

Ayurveda beispiels weise wirk same<br />

<strong>The</strong>rapieansätze gegen eine Reihe von<br />

Erkrankun gen, bei deren Behandlung<br />

Die drei Dosha<br />

Basis des Ayurveda ist die Lehre von den<br />

drei Dosha Vata, Pitta und Kapha: biologische<br />

Prinzipien oder Bio energien, die<br />

alle Vorgänge in unserem Organismus<br />

unterstützen und steuern. Da die Dosha<br />

von Geburt an bei jedem Menschen in<br />

einem individuellen Verhältnis angelegt<br />

sind, geht man von unterschiedlichen<br />

Konstituti ons-Typen aus. Sie erlauben<br />

Aussa gen über die Disposition eines<br />

Menschen – damit über seine gesundheitlichen<br />

Schwächen und Stärken. Alle<br />

ayurvedischen Behandlungen zielen darauf<br />

ab, das Gleichgewicht der Dosha zu<br />

erhalten oder wieder herzustellen. Denn<br />

dieses gilt als grundle gende Voraussetzung<br />

für Gesundheit.<br />

der westlichen Medizin bislang Grenzen<br />

gesetzt sind – eine sinnvolle Ergänzung.<br />

Die zudem stets den Menschen mit allem,<br />

was ihn ausmacht, auf ihn einwirkt<br />

und umgibt, berücksichtigt. Nicht umsonst<br />

hat sich Ayurveda einen festen<br />

Platz zwischen Tradition und Moderne<br />

erobert.<br />

Die „fünf Handlungen“<br />

Der breitgefächerte ayurvedische Behandlungskanon<br />

umfasst unter anderem<br />

zahlreiche phytotherapeutische Anwendungen<br />

und diätetische Maßnahmen.<br />

Eine der wichtigsten Säulen, auf denen<br />

die traditionelle indische Medizin ruht,<br />

sind die reinigenden und entgiftenden<br />

Behandlungen im Zuge des Pancha Karma.<br />

Angesichts seiner herausragenden<br />

Bedeutung wird er vielfach auch als Herz<br />

der ayurvedischen Medizin bezeichnet.<br />

Übersetzt bedeutet Pancha Karma<br />

„fünf Handlungen“, schließlich<br />

handelt es sich dabei um einen<br />

fein aufeinander abgestimmten Zyklus<br />

mehrerer Behandlungen. Diese sind das,<br />

was die meisten Menschen hierzulande<br />

mit Ayurveda verbinden: Ölmassagen,<br />

Ölbäder, Ölgüsse, Öl.... Vollkommen zu<br />

Recht, denn bei den Anwendungen des<br />

Pancha Karma spielen Öle in der Tat eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Umfassende Elixiere<br />

Die Behandlungen des Pancha Karma<br />

haben auf Körper, Geist und Seele gleichermaßen<br />

umfassende positive Effekte.<br />

Sie dienen der intensiven Entschlackung<br />

und dem Abbau schädlicher Rückstände<br />

und Schlackenstoffe in den Körpergeweben<br />

und Organen. Weiterhin erhöhen sie<br />

die Aktivität des Immunsystems, regen<br />

die körpereigenen Selbstheilungskräfte<br />

an und harmonisieren das Nerven- und<br />

Hormonsystem. Zugleich werden die Dosha<br />

nachhaltig ausgeglichen.<br />

Gesundheit<br />

Pancha Karma dient jedoch<br />

nicht „nur“ der Erhaltung der<br />

Gesundheit, sondern auch der<br />

Schönheit. Denn die verwendeten Öle<br />

pflegen und regenerieren die Haut<br />

und die beruhigende, harmonisierende<br />

Wirkung der Massagen steigert die<br />

seelische Stabilität – was sich im Spiegelbild<br />

vorteilhaft bemerkbar macht.<br />

Vor dem Hintergrund all dessen<br />

finden die <strong>The</strong>rapien des Pancha<br />

Karma auch hierzulande zunehmend<br />

Anklang, auch in Fachkreisen: Immer<br />

mehr westliche Mediziner messen<br />

den altbewährten Behandlungen eine<br />

wichtige Bedeutung bei. Allen voran<br />

bei der Behandlung von chronischen<br />

Erkrankungen, neuro vegetativen Störungen<br />

sowie von psychosomatisch und<br />

psychisch bedingten Beschwerden. Aber<br />

auch zu deren Vorbeugung, denn durch<br />

die Behandlungen des Pancha Karma<br />

kann die Manifestation vieler körperlicher<br />

und psychischer Beschwerden im<br />

Vorfeld verhindert werden.<br />

Bekannte Klassiker<br />

Zu den hierzulande bekanntesten Anwendungen<br />

des Pancha Karma zählt<br />

zweifelsohne der Stirnguss mit Öl,<br />

Shirodhara. Kaum ein Bericht über<br />

die traditionelle indische Medizin verzichtet<br />

auf eine Abbildung davon. Die<br />

Anwendung ist aber auch wirklich ein<br />

Highlight: In kontinuierlichem Strom<br />

ergießen sich erwärmte und mit heilkräftigen<br />

Kräuteressenzen versetzte<br />

Öle auf die Mitte der Stirn, dem so genannten<br />

„dritten Auge“. Das sorgt für<br />

eine tief gehende Entspannung, die<br />

Shirodhara zum Erlebnis für die Sinne<br />

macht.<br />

Ebenso populär ist inzwischen Samvahana,<br />

die Synchronmassage. Dabei<br />

massieren vier oder sechs geschickte<br />

Hände den gesamten Körper von oben<br />

bis unten mit warmen Ölen – und dies in<br />

vollkommen synchroner Übereinstimmung<br />

der Bewegungen. Das macht Samvahana<br />

zu mit der angenehmsten unter<br />

den Pancha-Karma-Behandlungen. ▀<br />

Birgit Frohn ist Diplom-Biologin mit den<br />

Interessensschwerpunkten Humangenetik,<br />

Neurophysiologie und<br />

Pharmazie. Sie arbeitet<br />

als Pressereferentin<br />

für Apotheker- und<br />

Ärztevereinigungen<br />

sowie publiziert in großen<br />

Tageszeitungen und<br />

Magazinen, darunter<br />

Frankfurter Rundschau, Focus,<br />

Süddeutsche Zeitung u. a.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 39


Gesundheit<br />

Placebos<br />

und Nocebos<br />

Gesundheitliche Wirkungen positiver und<br />

negativer Nachrichten<br />

Ralf Lehnert<br />

Im vergangenem Jahr veröffentlichten<br />

der Mainzer Gesundheitspsychologe<br />

Dr. Michael Witthöft und<br />

sein englischer Kollege G. James<br />

Rubin im „Journal of Psychosomatic<br />

Research“ eine bemerkenswerte<br />

Studie: Die beiden Wissenschaftler<br />

zeigten 76 Teilnehmern eine BBC-<br />

Dokumentation über die gesundheitsschädigenden<br />

Wirkungen<br />

von WLAN-Strahlung. Eine zweite<br />

Gruppe von 71 Personen sah zum<br />

Vergleich einen Film über die Datensicherheit<br />

im virtuellen Netz.<br />

Später verkabelten die Wissenschaftler<br />

die Köpfe der Teilnehmer,<br />

um angeblich die Auswirkungen<br />

von WLAN-Signalen auf das Gehirn<br />

zu messen. Obwohl sie hinterher<br />

nur so taten, als würden sie ein<br />

drahtloses Netzwerk anschalten,<br />

klagte eine Reihe von Versuchsteilnehmern<br />

– vor allem aus der ersten<br />

Gruppe - über Kribbeln in den Extremitäten,<br />

innere Unruhe, Konzentrationsstörungen<br />

und Unwohlsein.<br />

Zwei Teilnehmer aus dieser Gruppe<br />

brachen den Versuch sogar vorzeitig<br />

ab, da sich ihre Symptome<br />

sehr heftig äußerten. Bereits früher<br />

durchgeführte Untersuchungen<br />

im Kernspintomographen bestätigen,<br />

dass solche Empfindungen<br />

der Studienteilnehmer keineswegs<br />

oberflächlicher Natur sind. Denn<br />

sie korrelieren mit einer deutlichen<br />

Aktivität der schmerzverarbeitenden<br />

Hirnregionen und sind somit<br />

neurobiologisch und somatisch lokalisierbar<br />

und verankert.<br />

Freilich sollten diese Forschungsergebnisse<br />

nicht dazu<br />

missbraucht werden, tatsächliche<br />

Beeinträchtigungen, die von<br />

elektromagnetischen Feldern ausgehen,<br />

herunterzuspielen oder gar<br />

als Einbildung abzutun, was hieße,<br />

tatsächliche Gefahren schönzureden.<br />

Erst jüngste Experimente zeigen,<br />

dass Kressesamen in unmittelbarer<br />

Nähe von Routern schlechter<br />

keimen als in strahlungsfreien Räumen.<br />

Die tatsächlichen Gefahren auf<br />

der einen Seite sowie die durch die<br />

Medien verursachte emotionale und<br />

mentale Ummantelung auf der anderen<br />

Seite sind zwei paar Schuhe.<br />

Die Umkleidung der Umstände<br />

Zahlreichen Philosophen, Psychologen,<br />

Schriftstellern und <strong>The</strong>rapeuten<br />

ist dieser große Einfluss, den<br />

die emotionale und mentale Überformung<br />

auf unsere eigentlichen<br />

Erlebnisse ausübt, bewusst: „Nicht<br />

die Dinge an sich, sondern unsere<br />

Sichtweise auf die Dinge ist es, was<br />

uns beunruhigt“, erkannte bereits<br />

der griechische Philosoph Epiktet,<br />

und die Wiener Dramatikerin Marie<br />

von Ebner-Eschenbach formulierte:<br />

„Nicht, was wir erleben, sondern<br />

wie wir empfinden, was wir erleben,<br />

macht unser Schicksal aus.“ Es sind<br />

vor allem unsere Konditionierung<br />

und Sozialisation, die vornehmlich<br />

durch unsere Erziehung, Kultur<br />

sowie die Medien erfolgen, die die<br />

Wahrnehmung unserer Erlebnisse<br />

überformen.<br />

Die medizinische<br />

Placebo-Forschung<br />

Auch die Medizin kennt diese<br />

Einflussfaktoren. Sie nennt<br />

sie Placebo („Ich werde gefällig<br />

sein“) und Nocebo („Ich<br />

werde hinderlich sein“).<br />

Innerhalb der Medikamentenforschung<br />

bewerten die<br />

Wissenschaftler diese Wirkkräfte<br />

als störend, da sie die<br />

Untersuchungen zur Wirksamkeit<br />

des eigentlichen Präparats<br />

erschweren. Die praktische<br />

Medizin hingegen erkennt<br />

zunehmend ihren Wert an. Denn<br />

durch die vom Mittel und/oder dem<br />

Arzt geschürte Erwartungshaltung<br />

produziert der Körper selbst Stoffe,<br />

die zwar in der Regel nicht identisch<br />

sind mit denen des Medikaments,<br />

doch genau das gleiche Ziel verfolgen.<br />

Oft übertreffen die dadurch<br />

40<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


vorzeitig ab, da s<br />

ihre Symptome s<br />

Konzentrationss<br />

Gesundheit<br />

gen und Unwohl<br />

Zwei Teilnehme<br />

dieser Gruppe b<br />

den Versuch sog<br />

heftig äußerten.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 41


Gesundheit<br />

42<br />

ausgelösten intrinsischen Reaktionen<br />

in ihrer Wirksamkeit sogar die des<br />

eigentlichen Mittels. Forscher gehen<br />

heute davon aus, dass 70 Prozent<br />

der Symptomverbesserungen nach<br />

der Verabreichung von Arzneien auf<br />

Placebo-Effekten beruhen. Entsprechendes<br />

gilt für den Nocebo-Effekt, die<br />

abträglichen Nebenwirkungen. Auch<br />

diese können durch die Erwartungshaltung<br />

verstärkt oder überhaupt erst<br />

hervorgerufen werden. Der genaue<br />

Wirkzusammenhang des Placebos ist<br />

allerdings noch nicht erforscht sowie<br />

mit dem wissenschaftlichen Weltbild<br />

bislang nicht vereinbar.<br />

Ein aufschlussreicher Suizid-<br />

Versuch<br />

Der amerikanische Psychiater Roy R.<br />

Reeves berichtete 2007 in der Fachzeitschrift<br />

„General Hospital Psychiatry“<br />

von seinem e r s t a u n -<br />

l i c h e n<br />

Fall:<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014<br />

Nach einer Beziehungstrennung fiel<br />

der 26jährige Student Derek Adams<br />

in eine schwere Depression. Als ein<br />

erneutes Gespräch mit seiner ehemaligen<br />

Partnerin im Streit endete,<br />

schluckte er einen ganzen Monatsvorrat<br />

an Tabletten. An diese war er<br />

gelangt, weil er als Proband an einer<br />

Arzneimittelstudie teilnahm. In Folge<br />

sackte sein Blutdruck ab, seine Atmung<br />

beschleunigte sich, und Schocksymptome<br />

machten sich bemerkbar.<br />

Von Panik gezeichnet, ließ sich der<br />

Student in die Klinik einliefern. Die<br />

Ärzte rangen um sein Leben und stabilisierten<br />

seinen Kreislauf durch Infusionen.<br />

Doch sobald sie die Dosis<br />

verringerten, verschlechterte sich sein<br />

Zustand wieder.<br />

Was weder der Student noch die<br />

behandelnden Ärzte wussten:<br />

Der Student gehörte hinsichtlich<br />

der pharmazeutischen Studie<br />

zur Vergleichsgruppe und hatte nur<br />

Scheinmedikamente erhalten. Erst als<br />

der alarmierte Leiter der Pharmastudie<br />

den Behandlungsraum betrat und<br />

eröffnete, dass der Patient lediglich<br />

im Besitz von Placebo-Tabletten war,<br />

besserte sich sein Zustand - und zwar<br />

innerhalb von 15 Minuten. Auch hier<br />

ist bemerkenswert: Die Information<br />

des Studienleiters hat mehr bewirkt<br />

als die medizinischen Interventionen.<br />

Durch Presseberichte in den Tod<br />

Das folgende eindrucksvolle Beispiel,<br />

vom dem Dr. Bruno Klopfer im<br />

„Journal of projective techniques“ bereits<br />

1957 berichtete und das Professor<br />

Howard Brody von der Michigan<br />

State University im Jahr 2002 wieder<br />

aufgriffen hat, schlägt gleichzeitig<br />

eine Brücke zwischen Medizin und<br />

Medien:<br />

Mitte der fünfziger Jahre kanalisierten<br />

die Massenmedien die Hoffnung<br />

vieler Krebspatienten auf ein<br />

neues Medikament, das sie als Wunderwaffe<br />

in höchsten Tönen lobten.<br />

Die Ärzte ließen einen Betroffenen,<br />

Mr. Wright, aus Mitgefühl an einer<br />

diesbezüglichen Studie teilnehmen,<br />

da er sich sehr engagiert darum bemühte.<br />

Sie erwarteten jedoch kein<br />

positives Resultat, da seine Erkrankung<br />

zu weit fortgeschritten war. Bereits<br />

wenig später bezeichneten sie<br />

es allerdings als ein Wunder, dass ihr<br />

Proband an Gewicht zulegte, sich sein<br />

Aussehen besserte und seine Tumore<br />

schrumpften.<br />

Nach einigen Monaten verbreiteten<br />

die Medien, dass das<br />

Medikament die in es gesteckten<br />

Hoffnungen nicht erfüllen könne.<br />

Nachdem Mr. Wright diese Berichte<br />

mit großem Bedauern verfolgt hatte,<br />

kehrte sich der Gesundungsprozess<br />

um, und die Tumore vergrößerten sich<br />

wieder. Die Ärzte, die erkannt hatten,<br />

was Sache ist, ruderten gegen die Hoffnung<br />

zerstreuenden Presseberichte<br />

an und erzählten dem Patienten, dass<br />

das Labor die Zusammensetzung des<br />

Medikaments geändert hätte, so dass<br />

es von jetzt an seine volle Wirksamkeit<br />

entfalten könne - und tatsächlich besserte<br />

sich der Zustand des Patienten<br />

erneut. Doch nachdem er einige Monate<br />

später in der Presse las, dass sich<br />

das Mittel als nutzlos erwiesen hätte,<br />

verschlechterte sich sein Zustand so<br />

sehr, dass er nach wenigen Wochen<br />

starb.<br />

Wahrhaftigkeit verlangt Aufklärung<br />

Die enormen Wirkungen der positiven<br />

Nachricht dürfen allerdings nicht dazu<br />

führen, dass man – analog dem „positiven<br />

Denken“ - vermeintlich negative<br />

Begebenheiten, Vorgänge und Wirkungen<br />

ignoriert oder schönredet.<br />

In den altindischen Sanskrit- und Yogalehren<br />

gibt es ein Pendant zu den<br />

Mosaischen Gebotstafeln. Unser<br />

achtes Gebot „Du sollst nicht falsch<br />

Zeugnis ablegen“ entspricht dort dem<br />

zweiten Postulat, das als Satya oder<br />

Satayam bezeichnet wird. Dieses ist<br />

allerdings weiter gefasst: Es verlangt<br />

Wahrhaftigkeit auf den drei Ebenen<br />

Gedanken, Worte und Lebensführung.<br />

Es beinhaltet, die Wahrheit nicht zu unterdrücken<br />

sowie sich ebenso unangenehme<br />

Dinge einzugestehen und auch<br />

anzusprechen, sofern man damit nicht<br />

gegen das erste Postulat des Ahimsa,<br />

des Nichtverletzens, verstößt.<br />

Insofern kann es auch „positiv“ sein,<br />

abträgliche Aspekte anzusprechen,<br />

sofern dies nicht zu Sensationszwekken<br />

geschieht, sondern aus hehrer<br />

Motivation, um aufzuklären, aufzudekken<br />

oder zu warnen.<br />

"Nicht, was wir erleben, sondern<br />

wie wir empfinden, was wir erleben,<br />

macht unser Schicksal aus."<br />

Marie von Ebner-Eschenbach


Gesundheit<br />

Die Nachricht als Ware<br />

Den Massenmedien, deren<br />

Nachrichten zum überwiegenden<br />

Teil aus negativen<br />

Inhalten bestehen,<br />

geht es jedoch vielmehr<br />

darum, ihre Meldung<br />

als Ware zu verkaufen.<br />

Und daher sprechen sie<br />

oft unsere Gefühle und<br />

Ängste an, statt auf nüchterner<br />

oder gar wissenschaftlicher<br />

Grundlage zu<br />

berichten.<br />

Neben unserem akuten<br />

Bewusstseins- und Emotionalzustand,<br />

der möglicherweise in<br />

Resonanz zu minderwertigen Nachrichten<br />

geht, ist es vor allem unser genetisches<br />

Erbe, das uns affin macht zu<br />

negativen Berichten. Denn der Überlebensinstinkt<br />

erfordert es, gefährliche<br />

Situationen und Vorgänge möglichst<br />

rasch zu erfassen. Diesen Hang, nach<br />

Bedrohlichem Ausschau zu halten sowie<br />

unsere Sorgen und Ängste - auch<br />

in der Hinsicht, dass wir meinen, etwas<br />

Wichtiges oder Gefährliches zu verpassen<br />

-, nutzen viele Medien aus.<br />

In den vergangenen Jahren hat die<br />

wirtschaftliche Entwicklung die<br />

Notwendigkeit zum Warencharakter<br />

der Nachrichten deutlich erhöht,<br />

geschuldet dem Konkurrenzdruck<br />

der Medien untereinander sowie auch<br />

zum Internet. Da die Rezipientenzahlen<br />

rückläufig sind, ringen die Medien<br />

mehr als früher nach sensationsheischenden<br />

und Emotionen ansprechenden<br />

Inhalten und machen dabei sogar<br />

Trivialia, Klatsch und Tratsch, die bis<br />

vor wenigen Jahrzehnten vom Normalbürger<br />

als minderwertig geächtet wurden,<br />

mehr und mehr salonfähig. Und<br />

falls die Realität nicht packend genug<br />

ist, so machen Boulevard-Medien nicht<br />

halt davor, die Nachrichten, Ereignisse<br />

und Personen, über die sie berichten,<br />

selbst zu inszenieren und aufzubauen.<br />

Die Zersplitterung der Nachrichten<br />

Auch der Usus der Medien, Nachrichten<br />

und Meldungen möglichst isoliert<br />

und zusammenhanglos zu bringen, sie<br />

quasi wie schwarze Perlen auf einer<br />

Kette aneinanderzureihen und stakkatoartig<br />

auf uns herunterprasseln zu<br />

lassen, verstärkt ihre vergiftende und<br />

ohnmachtsfördernde Wirkung. Würden<br />

die einzelnen Meldungen in ihrem<br />

Zusammenhang, mit ihren Ursachen,<br />

Wirkfaktoren und Aussichten thematisiert<br />

wer-<br />

den, würde<br />

dies den Rezipienten stärker anregen,<br />

sich geistig und aktiv mit den <strong>The</strong>men<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Robert Jungk, der Pionier<br />

der positiven Nachricht<br />

Einer, der die Forderung nach positiven<br />

und in ihren Kontext eingebetteten<br />

Nachrichten über mehrere Jahrzehnte<br />

vorbildhaft verwirklichte, war der<br />

vor 20 Jahren verstorbene Publizist,<br />

Zukunftsforscher und Träger des alternativen<br />

Nobelpreises Professor<br />

Robert Jungk. Bereits Mitte des letzten<br />

Jahrhunderts gab Jungk in den USA,<br />

der Wiege der Bad News, beinahe demonstrativ<br />

sein „Good news bulletin“<br />

heraus. Darin und auch später präsentierte<br />

er positive Nachrichten, neue und<br />

vielversprechende soziale und technologische<br />

Entwicklungen, und er klopfte<br />

diffizile und komplexe Zusammenhänge<br />

nach ihren konstruktiven Aussichten<br />

und Lösungsszenarios ab.<br />

Mit derselben Grundhaltung entwickelte<br />

Jungk in den siebziger<br />

Jahren das Projekt der Zukunftswerkstätten.<br />

Ausgehend davon,<br />

dass die Beschäftigung mit und das<br />

Wälzen von Problemen deprimierend,<br />

frustrierend, blockierend und resignierend<br />

wirken kann, ging es ihm darum,<br />

dass die Teilnehmer, meistens von gesellschaftlichen<br />

Problemen Betroffene,<br />

aktiv und kreativ an konstruktiven Lösungsmöglichkeiten<br />

arbeiten sollten.<br />

Von den Journalisten erwartete<br />

Jungk mehr Engagement, Bewertung<br />

und Kommentierung als nur vermeintlich<br />

sachlich und distanziert zu berichten.<br />

Den Blick für das<br />

Harmonische schärfen<br />

Dass vermehrt Wünsche<br />

und das Bedürfnis nach<br />

positiven Nachrichten<br />

laut werden, zeugt von<br />

wachsender Bewusstseinsreife<br />

und einer<br />

– zumindest relativen<br />

- Abkopplung von dem<br />

teilweise dysfunktional<br />

gewordenen genetischen<br />

Erbe.<br />

Auch allgemein sollten<br />

wir unsere Aufmerksamkeit<br />

schärfen und<br />

ausrichten auf Positives und Erbauliches.<br />

Gewöhnlich fallen uns<br />

beim Rückblick in die Vergangenheit<br />

eher negative und problematische<br />

Momente ein als harmonische<br />

und entspannende. Aber auch in der<br />

Gegenwart verschlingen abträgliche<br />

Situationen und Schwierigkeiten<br />

weitaus mehr unsere Aufmerksamkeit<br />

als angenehme und schöne Situationen<br />

wie etwa Ruhe, Muße und<br />

Entspannung. Meist würdigen Menschen<br />

positive Lebensphasen gar<br />

nicht genug und nehmen sie nicht<br />

einmal deutlich zur Kenntnis. Dabei<br />

sind beide Pole für das Leben wichtig,<br />

die schönen, harmonischen und<br />

angenehmen, um sich auszuruhen,<br />

zu genießen und Kraft zu tanken<br />

für die schwierigeren, an denen wir<br />

wachsen und uns weiterentwickeln.<br />

Medien bewusst auswählen<br />

Ähnlich wie wir es mit unserer Nahrung<br />

handhaben, sollten wir unseren<br />

Medienkonsum bewusst auswählen.<br />

Gewöhnliche Nachrichten<br />

sind zumindest für die Seele oft ungesundes<br />

Fastfood und dienen häufig<br />

genug lediglich der Zerstreuung,<br />

auch wenn wir dies subjektiv anders<br />

bewerten. Wir erkennen dies daran,<br />

dass wir, sobald wir die Rezeption<br />

beendet haben oder spätestens<br />

am nächsten Tag, einen Großteil<br />

der aufgenommenen Inhalte schon<br />

wieder vergessen haben. Wie befruchtend<br />

und von bleibendem Wert<br />

hingegen ist etwa die Lektüre von<br />

hochstehender oder spiritueller Literatur.<br />

Oft reicht ein bestimmter<br />

Schlüsselsatz aus, um in uns eine<br />

seelische Kettenreaktion in Gang zu<br />

setzen, die uns inspiriert, erhebt und<br />

uns über einen längeren Zeitraum<br />

nährt und konstruktiv beschäftigt. ▀<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 43


Gesundheit<br />

<strong>The</strong>rapie<br />

Bowen <strong>The</strong>rapie<br />

An der Schnittstelle von<br />

Körper und Bewusstsein<br />

Wird eine Behandlungsform vorgestellt,<br />

so läuft dies meist auf lange<br />

Listen mit Symptomen hinaus, die<br />

damit kuriert werden können: Rükkenschmerzen,<br />

Hexenschuss, Bandscheiben-Probleme,<br />

Muskel- und<br />

Gelenkschmerzen, Arthrosen, Kopfschmerzen<br />

… Sicher, bei all diesen<br />

Beschwerden kann Bowen helfen.<br />

Doch die von Tom Bowen entwikkelte<br />

Methode beinhaltet in ihrem<br />

Wesen mehr als das „Abschalten“<br />

von Symptomen. Patienten verweilen<br />

während einer Sitzung in tiefer,<br />

zentrierender und erfrischender<br />

Meditation, während sie gleichzeitig<br />

eine effektive Körperbehandlung<br />

erfahren. Bowen-<strong>The</strong>rapeuten arbeiten<br />

mit dem Bindegewebe, das<br />

eine noch wenig erforschte Brükkenfunktion<br />

zwischen körperlichem<br />

und seelischem Bereich innehat.<br />

Im Ergebnis können wir damit weit<br />

mehr erreichen als nur schmerzfrei<br />

zu werden: Wir lernen, zu leben<br />

statt gelebt zu werden.<br />

Wer zum ersten Mal eine Bowen-Behandlung<br />

bekommt,<br />

wundert sich meist über den<br />

ungewöhnlichen Ablauf. Der <strong>The</strong>rapeut<br />

lässt einem, unter einer Decke<br />

liegend, immer wieder minutenlange<br />

in Ruhe. Dann macht er wieder ein<br />

paar dieser schiebenden, rollenden<br />

Bewegungen mit den Daumen oder<br />

ein paar Fingern in tieferen Hautschichten<br />

oder über Muskeln. „Bowen<br />

Moves“ heißt der Fachbegriff dafür.<br />

Dann lässt er seinen Patienten wieder<br />

eine Pause.<br />

Wem es gelingt, sich darauf einzulassen,<br />

kann in eine tiefe Entspannung<br />

sinken. Manchmal wirken die<br />

Moves im Körper nach, und es fühlt<br />

sich an wie ein perlendes oder leise<br />

vibrierendes Nachklingen im Gewebe.<br />

An manchen Stellen empfindet<br />

man vielleicht ein Ziehen. Körperteile<br />

wachsen bei dem einen oder anderen<br />

in der subjektiven Wahrnehmung auf<br />

ungeahnte Größe – oft nur einseitig.<br />

Oder eine Art Schmerz taucht kurz<br />

Tobias Hauser<br />

auf und klingt wieder ab. Viele Patienten<br />

fühlen sich unmittelbar nach der<br />

Behandlung körperlich und seelisch<br />

leichter und geschmeidiger, kraftvoller<br />

und optimistischer.<br />

Nach einer Behandlung sollte dem<br />

Körper Gelegenheit gegeben werden,<br />

sich neu zu sortieren, indem man körperliche<br />

Anstrengungen reduziert,<br />

Spitzenbelastungen vermeidet, nicht<br />

zu lange am Stück sitzt, sich genug<br />

gutes (!) Wasser zuführt und auch mal,<br />

wenn möglich, eine halbe Stunde in<br />

frischer Luft spazieren geht. Auf diese<br />

Weise bekommt der Körper die Gelegenheit,<br />

die durch die Behandlung angestoßene<br />

Selbstregulation umzusetzen.<br />

Gelingt sie, werden Symptome,<br />

welche vorhandene Funktionsstörungen<br />

angezeigt haben, überflüssig und<br />

können verschwinden.<br />

Regulation statt Reparatur<br />

Bowen <strong>The</strong>rapie ist weniger eine gezielte<br />

Reparatur, wie sie z.B. für ein<br />

Auto sinnvoll ist, als vielmehr ein Re-<br />

44<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Gesundheit<br />

Kurz vor Weihnachten im<br />

vergangenen Jahr kam<br />

eine junge Mutter zu mir.<br />

KSie erklärte, vier bis fünf Mal im<br />

Jahr habe sie einen Hexenschuss<br />

und ihr Rücken sei eigentlich<br />

immer mehr oder weniger ver-<br />

gulationsimpuls. Regulation macht<br />

für lebende Systeme mehr Sinn als<br />

eine mechanische Reparatur – solange<br />

alles, was zur Selbstregulation<br />

nötig ist, noch regenerationsfähig<br />

und grundsätzlich funktionstüchtig<br />

ist. Eine Reparaturmaßnahme (z.B.<br />

in Form einer isolierten Veränderung<br />

von Mechanismen durch Medikamente)<br />

greift bei Lebewesen in<br />

einen Regelkreis mit unendlich vielen<br />

unbekannten Stellgrößen und Wirkkaskaden<br />

ein. Ein Regulationsimpuls<br />

hingegen unterstützt und stärkt die<br />

Bedingungen, die ein Lebewesen<br />

zur gesunden Funktion benötigt.<br />

Dieser Vergleich beschreibt,<br />

wie Sie sicher festgestellt<br />

haben, die beiden Grundhaltungen<br />

der Schulmedizin und<br />

der Naturheilkunde. Gezielte Reparaturen<br />

geben einem kurzfristig<br />

mehr Kontrolle. Sie sind natürlich<br />

auch unabdingbar, wenn<br />

die Selbstregulation durch mas-<br />

sive Schäden gar nicht mehr greifen<br />

kann. Längerfristig jedoch führen<br />

Eingriffe im Sinne von mechanistisch<br />

wirkenden Reparaturmaßnahmen zu<br />

einem dem Körper aufgezwungenen<br />

und entsprechend instabilen Zustand,<br />

der ihn immer mehr von einem natürlichen<br />

Gleichgewicht entfernt.<br />

„Können Sie mir helfen?“<br />

Diese Frage ist oft die erste, die mir<br />

gestellt wird. Meine Antwort lautet<br />

meistens: „Ich weiß es nicht, aber<br />

ich denke, wir sollten es versuchen.“<br />

Bowen <strong>The</strong>rapie ist<br />

keine "Reparatur",<br />

sondern vielmehr<br />

ein Regulationsimpuls<br />

für den Körper.<br />

Die Bowen <strong>The</strong>rapie hat dazu beigetragen,<br />

mich Demut zu lehren. Denn<br />

so gern ich genau wüsste, was dabei<br />

passiert: ich weiß es einfach nicht.<br />

Wie eigentlich immer in der Medizin,<br />

gibt es keine Sicherheit, und wenn<br />

man mit Regulationsanstößen arbeitet,<br />

gilt dies erst recht. So habe ich<br />

erlebt, dass ich scheinbar nur leicht<br />

erkrankte Patienten ohne Heilungserfolg<br />

wieder ziehen lassen musste.<br />

Andererseits gab es immer wieder<br />

auch Fälle, von denen ich nie erwar-<br />

tet hätte, dass sich solch dramatische<br />

Veränderungen zeigen könnten.<br />

Die Symptome besserten sich so<br />

schnell, dass ich es selbst kaum<br />

glauben konnte.<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 45


Gesundheit<br />

spannt. Jetzt, mit ihrem zehn Monate<br />

alten Nachwuchs, habe sich das Problem<br />

noch verschärft und sie erhoffe<br />

sich zumindest Erleichterung für die<br />

Feiertage. Bereits die erste Behandlung<br />

bescherte ihr Schmerzfreiheit im<br />

Kreuz und ein „total leichtes Gefühl“,<br />

das die ganze Zeit über anhielt. Allerdings<br />

beklagte sie sich nun im Januar,<br />

dass sich ein konzentrierter Schmerz<br />

an der Brustwirbelsäule zeige. Aus<br />

Erfahrung wusste ich, dass es zu<br />

Blockaden kommen kann, wenn sich<br />

die Statik im Körper neu organisiert.<br />

In solchen Fällen muss man nachfassen.<br />

Was ich dann bei der Untersuchung<br />

fand, überraschte mich jedoch:<br />

Da war weit und breit keine Blockade<br />

und auch keine Verspannung zu<br />

spüren. Ein Dornfortsatz war jedoch<br />

ganz punktuell und oberflächlich gereizt,<br />

und ich hatte keine Erklärung<br />

dafür. Als ich der Patientin meine<br />

Erkenntnis und die damit einhergehende<br />

Ratlosigkeit mitteilte, schaute<br />

sie mich freudestrahlend an und<br />

erklärte folgendes: Da sie sich nach<br />

meiner Behandlung wieder so gut bewegen<br />

konnte, habe sie angefangen,<br />

Sit-ups und andere Körperübungen<br />

zu machen. Sie habe jedoch einen BH<br />

getragen, der genau an der bezeichneten<br />

Stelle wehtat. Sie habe diese<br />

Beschwerden auf eine tiefere Ursache<br />

zurückgeführt. Nun, da sie das<br />

Problem identifizieren könne, müsse<br />

sie die Sit-ups lediglich ohne BH<br />

durchführen. Meine Behandlung habe<br />

also noch gründlicher gewirkt als sie<br />

gedacht hatte.<br />

Faszien -<br />

eine geheimnisvolle neue Welt<br />

Erst seit wenigen Jahren bekommen<br />

wir mehr und mehr Hinweise auf mögliche<br />

wissenschaftliche Erklärungsansätze<br />

für die nach dem Australier<br />

Tom Bowen (1916-1982) benannte<br />

„Bowen <strong>The</strong>rapie“. Heute können wir<br />

mit großer Sicherheit behaupten,<br />

dass sich die Hauptmechanismen, die<br />

durch eine Bowen Anwendung ausgelöst<br />

werden, über das Fasziengewebe<br />

im Menschen entfalten.<br />

Auf dem ersten von mittlerweile<br />

regelmäßig stattfindenden internationalen<br />

Faszienforschungs-Kongressen<br />

(Fascia Research Congress)<br />

wurde eine Arbeitsdefinition für den<br />

Begriff formuliert: „Faszien sind der<br />

lockere Bindegewebsanteil des Bindegewebssystems,<br />

das den ganzen<br />

menschlichen Körper als kontinuierliche<br />

dreidimensionale Matrix<br />

in einem Stück durchzieht und als<br />

strukturelle Unterstützung desselben<br />

dient.“ Bis vor wenigen Jahren wurde<br />

dem Bindegewebe (ein Sammelbe-<br />

griff, der die Faszien umfasst) wenig<br />

Be<br />

Bedeutung beigemessen. Es wurde in<br />

der Medizin lediglich als Füllstoff betrachtet<br />

und nicht weiter untersucht.<br />

Der Laie kennt die Faszien vielleicht<br />

am ehesten vom Fleischer. Die feinen,<br />

schimmernden bis weißlichen Häutchen<br />

am Muskelfleisch sind Faszien.<br />

Mittlerweile haben Forscher<br />

aufregende neue Einblicke in<br />

die Rolle dieser körperlichen<br />

Verbindungsmatrix erhalten, durch<br />

die sich eine ganz neue Dimension in<br />

der Betrachtung des menschlichen<br />

Körpers und seiner Funktionsmechanismen<br />

auftut, die noch weit davon<br />

entfernt ist erschöpfend erforscht zu<br />

sein. Faszien sind Adaptionskünstler.<br />

Sie passen sich den Bewegungsmustern<br />

und der Belastungsintensität<br />

des Körpers an. Sie sind formbar<br />

und elastisch und unterstützen den<br />

jeweiligen Körper ganz individuell.<br />

Faszien reagieren dabei grundsätzlich<br />

wesentlich langsamer, damit also<br />

auch langfristiger, als die Muskulatur.<br />

Bewegt sich jemand nicht, verfilzen<br />

die Faszien im wahrsten Sinne des<br />

Wortes. Die Beweglichkeit und die<br />

Gewebsversorgung leiden beispielsweise<br />

darunter. Faszien können sich<br />

übrigens auch unabhängig von der<br />

Muskulatur anspannen - wenn der<br />

Anteil an Stresshormonen in der Ge-<br />

websflüssigkeit ansteigt.<br />

Über die Faszien, einen<br />

Anteil des Bindegewebes,<br />

besteht ein direkter<br />

Draht zum Bewusstsein.<br />

46<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


wusstsein<br />

Gesundheit<br />

Körper-Bewusstsein neu interpretiert<br />

Was wir jedenfalls über rein funktionelle<br />

Zusammenhänge hinaus schon<br />

wissen, ist, dass über die Faszien ein<br />

direkter Draht zum Bewusstsein des<br />

Menschen besteht. Über so genannte<br />

interozeptive Nervenendigungen, die<br />

reichhaltig im Fasziengewebe enthalten<br />

sind, werden Signale direkt in einen<br />

bestimmten Bereich des Stammhirns<br />

geleitet, wo sie Informationen<br />

über den körperlichen Zustand geben<br />

und eng mit motivatorischen Impulsen<br />

verknüpft sind. Diese spezielle<br />

Verschaltung von Fasziengewebe ins<br />

Stammhirn hat man interessanterweise<br />

ausschließlich bei Menschen<br />

und Primaten gefunden.<br />

Wir gelangen hier also zu einer<br />

Eigenwahrnehmung, die man beschreiben<br />

könnte als den Sinn für das<br />

eigene Wohlergehen als körperliches<br />

Wesen. Für mich liegt die Vermutung<br />

nahe, dass diese Nervenverbindung<br />

das materielle Korrelat für ein Bewusstsein<br />

ist, das über sich selbst reflektieren<br />

und zwischen dem „Selbst“<br />

und dem Körper unterscheiden kann.<br />

Tom Bowen - ein Praktiker<br />

Tom Bowen wusste von all dem nichts.<br />

Wenn man seine Lebensgeschichte<br />

betrachtet, liegt es nahe zu vermuten,<br />

dass ihm theoretisches Wissen auch<br />

nicht viel bedeutet hat. Er hatte keine<br />

medizinische Ausbildung absolviert<br />

und versorgte seine Familie zunächst<br />

als Angestellter einer Zementfabrik.<br />

Lange Jahre behandelte er jeden Tag<br />

nach Feierabend Menschen bei sich<br />

zu Hause umsonst, bevor er schließlich<br />

offiziell eine Praxis in seiner Heimatstadt,<br />

dem Küstenort Geelong bei<br />

Melbourne, eröffnete. Tom Bowen<br />

konnte helfen, und das war ihm Verpflichtung<br />

genug. Er brachte ein lebendiges<br />

Interesse an Massage mit<br />

und half damit beim lokalen Football<br />

<strong>Club</strong>, zu dessen glühenden Anhängern<br />

er gehörte.<br />

Als Bowen selbst einmal Rückenprobleme<br />

hatte, fuhr er für einige<br />

Zeit nach Melbourne. Wahrscheinlich<br />

hat er sich in der damals<br />

sehr lebendigen physiotherapeutischen<br />

Szene dazu inspirieren lassen,<br />

mit minimalistischen Manipulationen<br />

des Gewebes zu experimentieren.<br />

Seine Gabe war es zu „sehen“, was<br />

daraufhin im Körper geschah und wo<br />

er die Moves im Einzelfall machen<br />

musste, um den Körper möglichst<br />

gut zu unterstützen. So entwickelte<br />

er nach und nach seine eigene Herangehensweise.<br />

Seine Erfolge waren<br />

so frappierend, dass er zeitweise bis<br />

zu hundert Patienten täglich aus dem<br />

ganzen Land behandelte.<br />

Inseln in der Alltagsflut<br />

Was aber hat nun Meditation mit<br />

Faszientherapie zu tun? Ich meine,<br />

dass wir uns kollektiv dem Menschsein<br />

widmen sollten, wenn wir nicht<br />

die Welt verlieren möchten. Ein Ziel<br />

meiner Arbeit ist es, Menschen aufzuwecken<br />

aus ihrer Illusion, wonach<br />

Glück in Konsum von immer mehr<br />

und immer Neuem und in vermeintlicher<br />

Sicherheit liegt. Wenden wir uns<br />

zu sehr nach außen, so gibt es für uns<br />

keinen Platz mehr, um zur Besinnung<br />

zu kommen. In der Meditation gönnen<br />

wir unserem nach außen gerichteten<br />

und von Reizen ständig überfluteten<br />

Geist eine Rast. Das ruhige Innehalten<br />

ist eine Oase des Selbst in der<br />

Wüste der Fremdbestimmung.<br />

Wenn wir den Körper als die Fortsetzung<br />

des Geistes in die materielle<br />

Welt begreifen, dann verstehen wir,<br />

dass der Mensch davon profitieren<br />

kann, wenn er Meditation und Körperbehandlung<br />

nicht als zwei voneinander<br />

getrennte Bereiche betrachtet.<br />

Der Körper stellt sich – wenn wir<br />

in obigem Bild bleiben<br />

– dem Geist zur<br />

Verfügung, damit dieser<br />

in der physischen<br />

Welt durch ihn seinen<br />

Ausdruck findet. Der<br />

Geist, respektive das<br />

Bewusstsein, und der<br />

Körper befinden sich<br />

hierbei in einem kybernetischen<br />

Regelkreis.<br />

Einfach ausgedrückt<br />

heißt das, dass<br />

sie sich wechselseitig<br />

beeinflussen. Wenn<br />

der Mensch wesensgemäß lebt, findet<br />

dies seinen Ausdruck in körperlichem,<br />

geistigem und seelischem<br />

Wohlergehen.<br />

Schnittstelle von Körper<br />

und Bewusstsein<br />

Neben der biologischen Realität<br />

hängt das, was wesensgemäß ist, eng<br />

mit unserem immateriellen Kern, der<br />

Seele, zusammen. Die Seele braucht<br />

jedoch Pausen im Alltag, um wahrgenommen<br />

zu werden. Meditation, Bowen<br />

<strong>The</strong>rapie und andere geeignete<br />

Methoden schaffen solche Lücken.<br />

Wir sollten jede Gelegenheit hierzu<br />

nutzen, denn nur wenn wir unsere<br />

„Innere Wahrheit“ auch wahrnehmen,<br />

können wir unser Leben nach ihr ausrichten.<br />

Freilich gehört zu einem wesensgemäßen<br />

Leben viel mehr, als<br />

sich regelmäßig eine bestimmte<br />

Form der Körperbehandlung zu gönnen.<br />

Dennoch ist die Bowen <strong>The</strong>rapie<br />

sehr hilfreich, weil sie den Menschen<br />

an einer Schnittstelle von Körper und<br />

Bewusstsein erreicht, von der aus<br />

sie in beide Sphären hineinstrahlen<br />

kann. Hier berühren wir den Kern des<br />

Menschlichen. ▀<br />

Tobias Hauser, Heilpraktiker, ist Gründer<br />

und Leiter des<br />

Deutschen Zentrums<br />

für Bowen <strong>The</strong>rapie<br />

(DZBT) seit 1999. Er ist<br />

45 Jahre alt, Vater von<br />

vier Kindern und lebt in<br />

Dießen am Ammersee<br />

DZBT<br />

Bowen<strong>The</strong>rapie<br />

Deutsches Zentrum fürBowen<strong>The</strong>rapie<br />

Tobias Hauser - Gründer & Leiter<br />

Tel +49. (0)8<strong>80</strong>7.94 77 35<br />

mobil + 49. (0)177.24 615 24<br />

Fax +49. (0)8<strong>80</strong>7.94 69 95<br />

mail info@bowentherapie.de<br />

web www.bowentherapie.de


Wurzeln<br />

Salvador Dalis<br />

"Auge der Zeit"<br />

Das Auge<br />

der Zeit<br />

Unsere Geschichte in Gold, Silber und Edelsteinen<br />

Grazyna Fosar<br />

Wenn wir an unsere Wurzeln denken, meinen wir meistens<br />

damit die uralten Spuren früherer Zivilisationen, die bis<br />

heute ein Rätsel für uns sind, die erhaltenen Denkmäler der<br />

Vergangenheit, die Artefakte, die in Museen auf der ganzen<br />

Welt zu besichtigen sind, oder die Bauwerke aus Stein, die<br />

berühmtesten Hieroglyphen und Höhlenmalereien.<br />

Nicht so oft denken wir bei dieser Gelegenheit an die unzählbaren<br />

Schätze, die aus Gold, Silber und anderen Metallen<br />

vor Tausenden von Jahren entstanden und oft mit den<br />

schönsten Edelsteinen geschmückt sind.<br />

Nehmen wir zum Beispiel das Gold…<br />

Obwohl man dieses Edelmetall schon seit über 6000 Jahren<br />

gewinnt, ist die Menge dieses Metalls immer noch eher gering.<br />

Deshalb ist das Gold auf der ganzen Welt so begehrt<br />

und so wertvoll. Man sucht ständig weiter nach goldhaltigen<br />

Erzen. Es wird geschätzt, dass die gesamte Menge des Goldes,<br />

die überhaupt jemals auf der Erde geborgen wurde, einen<br />

Würfel mit einem Volumen von etwas über 18 m 3 bilden<br />

würde. Nicht viel, oder?<br />

Die archäologischen Befunde zeigen, dass schon 3000<br />

Jahre vor Christus im Nahen Osten die damaligen Handwerker<br />

sehr schöne Erzeugnisse aus Gold angefertigt ten. Natürlich eignet sich Gold nicht für die Herstellung hatvon<br />

Werkzeugen. Es ist aber unersetzbar für die Produktion<br />

von Schmuck und Schmuckgegenständen, die seit Äonen<br />

unsere Umgebung dekorieren und uns das Leben schöner<br />

machen.<br />

Gold hat interessante Eigenschaften, die es zum König<br />

der Metalle machen. Es unterlegt keiner Korrosion, d. h. es<br />

rostet nicht, es wird auch von Säuren nicht angegriffen und<br />

wird mit der Zeit nicht matt. Aus einer Feinunze Gold, was<br />

28,35 Gramm entspricht, kann man ein Blech aus Blattgold<br />

herstellen mit einer Fläche von 30 Quadratmetern. Oder einen<br />

dünnen Draht, der eine Länge von <strong>80</strong>,5 Kilometern<br />

hätte.<br />

Die Fibel der<br />

Etrusker<br />

Früher wurden Erzeugnisse aus Gold mit Golddraht<br />

oder mit Goldklammern zusammengehalten. So<br />

machten es die ersten Goldschmiede der Vergangenheit.<br />

Im 3. Jahrtausend v. Chr. hat man in Mesopotamien<br />

eine neue Technik der Goldverarbeitung erfunden – das<br />

Löten. Diese Methode war schneller und einfacher für die<br />

48<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Wurzeln<br />

Metallverarbeitung. Dank dieser Methode<br />

haben die Kunsthandwerker<br />

die schönsten und wertvollsten Gegenstände<br />

aus Gold und anderen<br />

Edelmetallen erschaffen.<br />

Edelsteine sprechen zu uns<br />

Ein anderer Rohstoff aus der Erde,<br />

aus dem seit Tausenden von Jahren<br />

wunderbare Gegenstände und<br />

Schmuck gemacht worden sind, waren<br />

und sind Edelsteine und Halbedelsteine.<br />

Der König scheint hier der<br />

Diamant zu sein, der härteste und der<br />

wertvollste von allen. In alten Zeiten kamen<br />

Diamanten hauptsächlich aus Indien, Brasilien und Nordafrika.<br />

Heute werden Diamanten auch in anderen Ländern<br />

gefunden, z. B. in Russland, Venezuela usw.<br />

Doch nicht nur Gold, Silber und Diamanten befinden<br />

sich auf vielen Schätzen der Vergangenheit. Auch<br />

Perlen, Korallen, Elfenbein und viele Halbedelsteine,<br />

Platin und andere Edelmetalle wurden sowohl in der Vergangenheit<br />

als auch in der Gegenwart benutzt, um unser<br />

Leben schöner und ästhetischer zu machen.<br />

Der größte Teil der Juweliertechniken, die man heute<br />

benutzt, ist schon seit der Zeit des alten Mesopotamien<br />

bekannt. Natürlich änderten sich die Formen im Laufe<br />

der Jahrhunderte. Praktisch jede neue historische Epoche<br />

brachte einen neuen Stil mit sich, neue Formen und Ausdruckweisen,<br />

die uns bis heute begeistern können. Die<br />

Kunsthandwerker vollbrachten auf ihre Art und Weise einen<br />

immens großen und wichtigen Beitrag zu unserer Geschichte.<br />

DIE SCHÄTZE<br />

DER VERGANGENHEIT<br />

Es ist nicht einfach, aus der Vielzahl an unschätzbaren erhaltenen<br />

Kunstobjekten auszuwählen, um<br />

sie hier zu zeigen. Selbstverständlich<br />

muss diese Wahl auch sehr subjektiv<br />

sein.<br />

Das Armband der<br />

Phönizier<br />

Die goldene Fibel der<br />

Etrusker<br />

Die Zivilisation der<br />

Etrusker entwikkelte<br />

sich sehr<br />

dynamisch vom<br />

7.-3. Jahrhundert<br />

v. Chr.<br />

in der Region<br />

Mittelitalien,<br />

zwischen<br />

den<br />

Flüssen Arno und<br />

Tiber. Die Etrusker<br />

kannten sich hervorragend mit der Bearbeitung<br />

von Edelmetallen aus, wie z.<br />

B. ihre goldene Fibel beweist, die sich<br />

heute im British Museum in London<br />

befindet.<br />

Fibeln waren am Anfang nur ganz<br />

gewöhnliche Agraffen, die zum Zusam-<br />

menhalten der Kleider dienten. Mit der Zeit wurden sie immer<br />

kostbarer und raffinierter gestaltet. Aus der Grabstätte<br />

von Bernardini stammt eine andere Fibel, die sich zur Zeit<br />

im Museo Nazionale di Villa Giulia in Rom befindet und zeigt,<br />

wie perfekt die Etrusker die Granulationstechnik beherrscht<br />

haben.<br />

Das Armband der Phönizier<br />

Die archäologischen Befunde bezüglich dieser Kultur, die<br />

sich im heutigen Libanon und Syrien entwickelt hatte, sind<br />

oft überraschend. Ihre Schmuckkunst wurde hauptsächlich<br />

auf das 7.-6. Jahrhundert v. Chr. datiert. Hier z. B. ein kunstvolles<br />

goldenes Armband aus dem Schatz von Aliseda, der<br />

in Jahre 1920 in der Nähe der Stadt Cáceres in der Provinz<br />

Extremadura in Spanien gefunden worden ist. Die damals<br />

gefundenen Gegenstände befinden sich heute im Museo Arqueológico<br />

Nacional In Madrid.<br />

Der goldene Altar<br />

Venedig ist an Schätzen aus der Vergangenheit besonders<br />

reich, und die Stadt wurde auch im Laufe der Zeit von der<br />

Geschichte besonders hart geprüft.<br />

Der goldene Altar von<br />

San Marco (Venedig)<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 49<br />

3000


Wurzeln<br />

Cellinis<br />

Salzstreuer<br />

Ende des 18. Jahrhunderts hat die<br />

Armee Napoleons gnadenlos italienische<br />

Kunstschätze geplündert.<br />

Fast alle Schätze aus der Basilica<br />

San Marco wurden nach Frankreich<br />

gebracht und ein Großteil von ihnen<br />

zu 55 Gold- und Silberbarren umgeschmolzen.<br />

Auch die Edelsteine wurden<br />

von den Franzosen als „Französisches<br />

Kulturelles Erbe“ betrachtet<br />

und geraubt. Doch den wichtigsten<br />

Schatz haben die Soldaten übersehen,<br />

und so ließen sie den berühmten Pala<br />

d´Oro, den Goldenen Altar in der Basilica<br />

San Marco stehen. Nach einer<br />

alten Überlieferung soll ein Mönch<br />

mit seiner Hand eine abfällige Geste<br />

gemacht haben, als die Soldaten die<br />

historische Schätze demontierten, um<br />

sie nach Frankreich zu bringen – der<br />

Altar? Der ist nichts wert, alles nur aus<br />

Glas. Das hat den Altar gerettet.<br />

Er wurde in vier Etappen gebaut,<br />

und das in einer Zeit von fast 500<br />

Jahren. Die ältesten Elemente kamen<br />

aus dem 10. Jh. und wurden von<br />

Byzantiner Goldschmieden geschaffen.<br />

Die Verzierungen der drei Seiten<br />

des Altars sind von venezianischen<br />

Künstlern im 12. Jahrhundert angefertigt<br />

worden. Sie zeigen Szenen aus<br />

d e m Neuen Testament und aus<br />

dem Leben des Heiligen Marcus. Der<br />

mittlere Teil kommt aus Konstantinopel<br />

und stammt aus aus dem Jahr<br />

1209. Auch der berühmte venezianische<br />

Goldschmied Gianpaolo Buoninsegna<br />

an dem kunstvollen<br />

Altar. Im Jahre<br />

1345 fügte er eine<br />

Statue von Christus<br />

hinzu, die<br />

von Engeln und<br />

umge-<br />

Aposteln<br />

ben ist.<br />

arbeitete<br />

Der Altar<br />

b e s i t z t<br />

E l e m e n -<br />

te aus Gold mit<br />

V e r z i e r u n g e n<br />

aus Emaille,<br />

1300 Perlen, 400<br />

Granaten, 300<br />

Saphiren, 300<br />

Smaragden, 90<br />

Amethysten, 75<br />

rosa und roten<br />

Spinellen, 50 Rubinen,<br />

4 Topasen<br />

und 2 Kameen.<br />

Die britische<br />

Imperial State<br />

Crown von Königin<br />

Victoria<br />

Der Salzstreuer von Cellini<br />

Benvenuto Cellini war ein sehr<br />

bekannter Goldschmied und<br />

Bildhauer aus Florenz. Er gilt als<br />

einer der bedeutendsten Künstler<br />

der Renaissance. Bis 1540 arbeitete<br />

er unter dem Patronat von Papst<br />

Clemens VII. in Rom, später war er<br />

lange Zeit in Frankreich. Er fertigte<br />

einen goldenen Salzstreuer für<br />

den französischen König Franz I.,<br />

der Cellini dafür 1000 goldene Kronen<br />

zum Einschmelzen gab. Der König<br />

soll von dem Schmuck begeistert<br />

gewesen sein.<br />

Auf dem Streuer sehen wir<br />

zwei große Figuren: den Meeresgott<br />

Neptun und die Erdgöttin Ceres.<br />

Die kleineren Figuren symbolisieren<br />

Tag, Nacht, Morgen- und Abenddämmerung<br />

und die vier Winde.<br />

Der Koh-i-noor-Diamant<br />

Der Name bedeutet auf Persisch „Berg<br />

des Lichts“. Der Stein hat 110 Karat<br />

50<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Wurzeln<br />

und gehört der britischen Königsfamilie.<br />

Er hat eine sehr interessante<br />

Geschichte.<br />

Nach seiner Entdeckung in Indien,<br />

in einer Diamantengrube in der Provinz<br />

Andra Pradesh im Jahre 1655, erhielt<br />

der Stein seinen Namen nach der<br />

Eroberung Delhis durch Nadir Schah<br />

im Jahre 1739. Zu jener Zeit wurde<br />

er nach Isfahan in Persien gebracht<br />

und im Jahre 1747 als Geschenk an<br />

Ahmad Schah Durrani in Nordpersien<br />

überreicht. Von dort gelangte er nach<br />

Kabul, wo er bis ins Jahr 1813 aufbewahrt<br />

wurde. Der nächste Besitzer<br />

war Rajid Singh in Lahore.<br />

Nach der Annexion des Pandschab<br />

fiel der Diamant in die Hände<br />

der Briten. Im Jahre 1850,<br />

am 3. Juli, wurde er in London offiziell<br />

Königin Viktoria überreicht. Bis<br />

heute hat der berühmte Diamant<br />

eine große symbolische Bedeutung<br />

sowohl für die Briten als auch für die<br />

Hindus, die immer noch seine Rückgabe<br />

verlangen.<br />

König Georg VI. ließ dieses Kleinod<br />

1937 an der Krone seiner Frau<br />

Elizabeth befestigen. Diese Krone<br />

wird jetzt, zusammen mit den anderen<br />

Kronjuwelen, im Tower in London<br />

aufbewahrt. Dort befindet sich auch<br />

die Krone des Britischen Empire, die<br />

im Jahre 1836 für Königin Victoria angefertigt<br />

wurde. Das königliche Zepter<br />

ist mit dem größten Diamanten<br />

der Welt geschmückt, dem Großen<br />

Stern von Afrika. Er ist mit 3106,75<br />

Karat der größte Diamant in<br />

Edelsteinqualität, der je gefunden<br />

wurde.<br />

Der goldene Buddha<br />

Im Jahre 1954 wurde der Tempel<br />

von Wat Traimit in Bangkok<br />

durch ein neues Gebäude<br />

erweitert. Im Verlauf dieser<br />

Umbauarbeiten entschied<br />

man, eine Buddhastatue, die<br />

seit fast 20 Jahren nahezu unbeachtet<br />

in einem Schuppen<br />

lagerte, in dem neuen Raum<br />

aufzustellen. Die gesamte Statue<br />

war mit Stuckarbeiten aus<br />

Gips verziert. Am 25. Mai 1955<br />

sollte sie an ihren neuen Aufstellungsort<br />

gebracht werden.<br />

Was dann geschah, darüber<br />

existieren widersprüchliche<br />

Berichte. Beim Versuch, sie mit<br />

Seilen von ihrem Sockel zu heben,<br />

sollen die Seile gerissen<br />

Der goldene<br />

Buddha...<br />

sein. Die Statue<br />

landete jedenfalls<br />

im Schlamm, und<br />

die Stuckschicht<br />

aus Gips zerbrach.<br />

Darunter<br />

erblickten die erstaunten<br />

Arbeiter<br />

eine Schicht aus<br />

purem Gold. Sofort<br />

wurden die<br />

Arbeiten gestoppt,<br />

um genauere Untersuchungen<br />

des<br />

Kunstwerks anzustellen.<br />

Stück für Stück<br />

wurde die gesamte Stuckschicht vorsichtig<br />

entfernt. Es wurde eine 5,5<br />

Tonnen schwere Skulptur aus massivem<br />

Gold freigelegt, die aus insgesamt<br />

neun Teilen bestand. Man fand<br />

auch einen Schlüssel, mit dessen<br />

Hilfe man die Statue zerlegen konnte,<br />

um ihren Transport zu erleichtern.<br />

Der gesamte Prozess der Freilegung<br />

der Statue wurde fotografisch dokumentiert.<br />

Die Dokumentation und<br />

Überreste der Stuckschicht sind heute<br />

öffentlich ausgestellt.<br />

... befindet sich<br />

nach langer<br />

Odyssee heute<br />

im Tempel von<br />

Wat Traimit in<br />

Bangkok.<br />

Die Originalstatue war im 13.-<br />

14. Jahrhundert zur Zeit der<br />

Sukhothai-Dynastie angefertigt<br />

worden und wechselte durch zahlreiche<br />

Kriege und Umstürze im Laufe der<br />

Jahrhunderte mehrfach den Besitzer.<br />

Irgendwann hatte sie jemand in die<br />

Gipsschicht eingehüllt, um ihren wahren<br />

Wert zu verschleiern und sie so<br />

vor Diebstahl zu schützen. Seit 1<strong>80</strong>1<br />

befand sich die Skulptur in Bangkok,<br />

als König Buddha Yodfa Chulakoke die<br />

Stadt zur neuen Hauptstadt des Königreiches<br />

Siam bestimmte. Doch der<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 51


Wurzeln<br />

Das königliche Zepter Großbritanniens<br />

mit dem "Stern<br />

von Afrika"<br />

"Man soll aufhören,<br />

Vergangenheit und Zukunft<br />

wie Gegensätze zu<br />

betrachten."<br />

André Breton<br />

Wert der kostbaren Buddha-Statue<br />

war zu jener Zeit schon seit Langem in<br />

Vergessenheit geraten.<br />

„Das Auge der Zeit“ –Symbol für<br />

Vergangenheit und Zukunft<br />

Auch Kubismus und Surrealismus gehören<br />

in der Kunst schon zu unseren<br />

Wurzeln. Zugegeben - diese Wurzeln<br />

liegen nicht so tief in der Vergangenheit<br />

wie die kunstvollen Gegenstände,<br />

die schon Tausende von Jahren existieren,<br />

doch etwas „jüngere“ Kunstobjekte<br />

müssen nicht weniger wertvoll<br />

oder originell sein.<br />

Salvador Dali trat im Jahre 1929<br />

der Surrealismusbewegung bei. Die<br />

theoretischen Hintergründe dieser<br />

Bewegung hatte ca. fünf Jahre früher<br />

André Breton vorbereitet.<br />

Er war es, der<br />

geschrieben hat, man<br />

solle aufhören, Vergangenheit<br />

und Zukunft<br />

wie Gegensätze<br />

zu betrachten. Eigentlich<br />

ein wertvoller Gedanke für die<br />

<strong>Matrix3000</strong>-Rubrik über die Wurzeln<br />

unserer Zivilisation und ihrer Kultur.<br />

Salvador Dali ist vor allem bekannt<br />

als Maler und <strong>The</strong>oretiker<br />

des Surrealismus. Weniger bekannt<br />

ist er als Bildhauer und Juwelier.<br />

Seine Juwelierarbeiten sind genauso<br />

ungewöhnlich wie seine Bilder,<br />

vor allem wollte Dali den Hauptpunkt<br />

auf die künstlerische Seite der Arbeit<br />

festlegen. Eine der schönsten Arbeiten<br />

von Dali als Kunsthandwerker ist<br />

(man sehe und staune) eine Uhr „Das<br />

Auge der Zeit“. Diese Uhr ist aus Gold<br />

angefertigt, mit wertvollen Diamanten<br />

geschmückt und mit einem Rubin auf<br />

einer Seite verziert. Warum die Uhr<br />

10.08 anzeigt, bleibt bis heute ein Geheimnis.<br />

Der größte Teil der Juwelierarbeiten<br />

von Salvador Dali befindet sich<br />

heute bei der Owen Cheatham Foundation<br />

in New York. ▀


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Kultur<br />

Nachdem sich Lars von Trier,<br />

der "Extremist der Bilder", mit<br />

einigen verbalen Missgriffen um<br />

Kopf und Kragen geredet hatte,<br />

zeigte er sich auf einem PR-Foto<br />

"vorsichtshalber" mit einem Klebestreifen<br />

über dem Mund.<br />

Roland Rottenfußer<br />

Regie-Tänzer<br />

im Dunkeln<br />

Lars von Trier – der Provokateur<br />

Ekelszenen in „Antichrist“, ironische Nazi-Bekenntnisse<br />

oder jetzt harte Pornografie in „Nymphomaniac“:<br />

Der Däne Lars von Trier lässt keine Gelegenheit<br />

aus, um zu provozieren. Dabei gehört der bekennende<br />

Depressive zu den europäischen Regisseuren,<br />

denen man filmhistorische Größe nicht absprechen<br />

kann. Symbolbeladene Drehbücher, ein experimenteller<br />

Umgang mit filmischen Mitteln und ein bis an<br />

die Schmerzgrenze ausagiertes Mitgefühl mit Außenseitern<br />

machen von Trier zu einem der spannendsten<br />

Filmemacher unserer Zeit. Ein Porträt zum Start des<br />

neuen Films.<br />

54<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Als nächstes wolle er einen<br />

Porno mit Kirsten Dunst drehen,<br />

scherzte Lars von Trier<br />

bei seiner Pressekonferenz im<br />

Mai 2011. „Ohne viel Dialoge, also<br />

so, wie es Frauen mögen.“ Schon<br />

dieser Satz war starker Tobak für<br />

die liebliche Schauspielerin, die während<br />

der Veranstaltung sichtlich irritiert<br />

neben dem dänischen Regisseur<br />

saß, um beider Film „Melancholia“ zu<br />

promoten. Tatsächlich erwies sich der<br />

„Scherz“ aber im Nachhinein als Prophezeiung,<br />

denn Lars von Triers aktuellem<br />

Vier-Stunden Werk „Nymphomaniac“<br />

eilte schon früh der Ruf des<br />

Anrüchigen voraus. Der ältere Junggeselle<br />

Seligmann (Stellan Skarsgard)<br />

liest in einer Winternacht die verletzte<br />

Joe (Charlotte Gainsbourg) von der<br />

Straße auf. Die erzählt ihm in acht Episoden<br />

ihre Lebensgeschichte: die Vita<br />

einer Nymphomanin, deren variantenreiches<br />

Liebesleben den Hauptinhalt<br />

des Films ausmacht.<br />

Lars von Triers „Porno“-Ankündigung<br />

während seiner berüchtigten<br />

Pressekonferenz verblasste aber in ihrer<br />

Wirkung gegenüber einem anderen<br />

Skandal. „Ich verstehe Hitler“, war da<br />

zu hören. „Ich denke, er hat ein paar<br />

absolut schlechte Dinge getan. Aber<br />

ich kann ihn mir in seinem Bunker<br />

vorstellen.“ Nachdem sich der Regisseur<br />

enthemmt immer tiefer in Widersprüche<br />

verstrickt hatte, gipfelte seine<br />

Rede in dem Bekenntnis „O.k., ich bin<br />

ein Nazi“. Aus anderem Anlass hatte<br />

der Regisseur einmal geäußert: „Politische<br />

Correctness tötet die Diskussion.“<br />

Aber selbst das Unkorrekte sollte<br />

doch Hand und Fuß haben, auf Lob für<br />

Hitler trifft dies gewiss nicht zu. Lars<br />

von Trier wurde daraufhin in Cannes<br />

zur „persona non grata“ erklärt und<br />

von der französischen Polizei wegen<br />

Verharmlosung von Kriegsverbrechen<br />

Die Dogma-Bewegung<br />

des dänischen Films<br />

richtete sich gegen die<br />

filmtechnischen<br />

Manierismen von<br />

Hollywoods<br />

Blockbuster-Kultur.<br />

verhört. Von Trier entschuldigte sich<br />

hernach demütig: „Ich habe idiotische<br />

Sachen gesagt“. Was treibt das „Enfant<br />

Terrible“ des europäischen Kinos an,<br />

immer wieder zu provozieren?<br />

Lars von Trier, „Jude“ und „Nazi“<br />

Lars von Trier, geboren 1956 in Kopenhagen,<br />

lebte lange Zeit in dem<br />

Glauben, jüdische Wurzeln zu haben.<br />

Seine Eltern waren Widerstandskämpfer,<br />

die Juden während der deutschen<br />

Besetzung halfen. Kurz vor ihrem Tod<br />

erfuhr Lars von seiner Mutter, dass<br />

sein leiblicher Vater deutschstämmig<br />

war. Von Trier empfand tiefe Enttäuschung,<br />

hatte er sich doch lebhaft mit<br />

der Rolle eines Verfolgten identifiziert.<br />

„Ich wollte wirklich ein Jude sein und<br />

dann fand ich heraus, dass ich ein Nazi<br />

bin, denn meine Familie war deutsch:<br />

die Hartmanns“, sagte Lars von Trier in<br />

seiner berüchtigten Pressekonferenz.<br />

Dieses biografische Detail diente auch<br />

als „Aufhänger“ für seine missglückten<br />

Hitler-Äußerungen.<br />

Die unklare Familiensituation<br />

hinterließ auch Spuren im frühen<br />

filmischen Schaffen des<br />

Hochbegabten. „Bilder der Befreiung“<br />

(1982), seine Abschlussarbeit an der<br />

Dänischen Filmhochschule, handelte<br />

von Nazi-Besatzern, dänischen Kollaborateuren<br />

und deren Opfern. Im Film<br />

„Europa“ (1991) spielt von Trier selbst<br />

einen Juden, der einen Naziverbrecher<br />

namens Hartmann (!) gegen Geld<br />

durch Falschaussage vor der Entnazifizierungsbehörde<br />

rein wäscht. Eine<br />

besondere Beziehung zu Deutschland<br />

finde sich bis ins neuere Werk des Re-<br />

gisseurs. „Melancholia“ (2012) ist laut<br />

Selbstaussage in einem „deutschen,<br />

romantischen Stil“ gedreht.<br />

Chaotischer „Dogmatismus“<br />

Im dänischen Film dominierte aber zunächst<br />

eine realistische Ästhetik, auf<br />

die Spitze getrieben durch die so genannte<br />

Dogma-Bewegung, die heute<br />

als einer der folgenreichsten Impulse<br />

des europäischen Kinos gilt. Lars von<br />

Trier war neben Thomas Vinterberg<br />

einer der Initiatoren. Die Dogma-Regeln<br />

wurden ironisch als filmisches<br />

„Keuschheitsgelübde“ der Regisseure<br />

präsentiert und richteten sich erkennbar<br />

gegen die filmtechnischen Manierismen<br />

von Hollywoods Blockbuster-<br />

Kultur. Die Regeln besagten u.a.:<br />

Drehen nur an Originalschauplätzen.<br />

Verwendung von Handkameras. Keine<br />

Filmmusik. Keine künstliche Beleuchtung.<br />

Keine Spezialeffekte. Keine zeitliche<br />

Verfremdung (Historien-Filme<br />

oder Science Fiction). In Folge dieser<br />

Regeln zeigten sich Dogma-Filme oft<br />

in verwackelten, überbelichteten oder<br />

körnigen Bildern, als agierten die Macher<br />

nach dem Motto: Je schlechter<br />

das Filmhandwerk, desto größer die<br />

Kunst.<br />

Lars von Triers erster „Dogma“-<br />

Beitrag hieß passenderweise „Idioten“<br />

(1998). Er handelte von einer<br />

Gruppe Jugendlicher, die ihre geistige<br />

Behinderung nur vortäuschten und so<br />

die Vorurteile, aber auch die politisch<br />

korrekte Behindertenfreundlichkeit<br />

der Bürger entlarvten. „Idioten“ war<br />

Kultur<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 55


Kultur<br />

in mehrfacher Hinsicht eine Provokation:<br />

Nicht nur wurden die Genre-<br />

Regeln des rührenden Sozialdramas<br />

unterlaufen, der Film zeigt auch die<br />

erste explizite Sex-Szene des dänischen<br />

Kinos, eine „Orgie“ in der WG<br />

der jungen Leute. Schon dieses Skandälchen<br />

erscheint heute als Vorgriff<br />

auf den kommenden pornografischen<br />

Rundumschlag „Nymphomaniac“.<br />

Die aggressive Idiotie der Menschen<br />

Die Filme, mit denen Lars von Trier<br />

zum Klassiker reifen konnte, entstanden<br />

in zeitlicher Nähe zu „Idioten“. Seine<br />

Werke hoben sich durch Prägnanz<br />

und Schonungslosigkeit nicht nur vom<br />

Umfeld der „normalen“ Regisseure ab,<br />

sie setzten auch jedes Mal einzigartige<br />

Stilmittel ein. In „Breaking the Waves“<br />

(1996) waren dies etwa bewegliche Gemälde<br />

des dänischen Künstlers Per<br />

Kirkeby. In „Dancer in the Dark“ (2000)<br />

Musical-Elemente – Lieder, die von der<br />

isländischen Artpop-Künstlerin Björk<br />

gesungen wurden. In „Dogville“ (2003)<br />

Aspekte von Brechts „epischem <strong>The</strong>ater“,<br />

die die Illusion von Realität radikal<br />

durchbrachen. Statt realistischer<br />

Kulissen wurden die Grundrisse eines<br />

Dorfs nur mit auf den Boden gezeichneten<br />

Strichen angedeutet. „Das ist<br />

nur Fiktion“, schien diese merkwürdige<br />

Versuchsanordnung sagen zu wollen.<br />

„Konzentriere dich auf die Botschaft.“<br />

„Dogville“ ist die Geschichte einer<br />

flüchtigen jungen Frau (Nicole Kidman),<br />

die in einem Dorf unterschlüpft<br />

und dort der Reihe nach von den Bewohnern<br />

als Haus- und Sexsklavin<br />

missbraucht wird. Ein tief pessimistisches<br />

Menschenbild des Autors und<br />

Regisseurs tritt hier zutage. Wenn alle<br />

Sexualität ist im Film<br />

"Nymphomaniac"<br />

nicht nur Selbstzweck,<br />

sondern symbolisiert<br />

die Anhaftung an die<br />

chaotische Materiewelt.<br />

„Messiassinnen“ in einer<br />

Welt ohne Gott<br />

Das Universum des Lars von Trier<br />

kennt auch Güte, das selbstlose Opfer<br />

dominiert sogar in einigen seiner<br />

Filme. In „Dancer in the Dark“ lässt<br />

sich Björk als langsam erblindende<br />

Fabrikarbeiterin, obwohl unschuldig,<br />

hinrichten. Sie gibt ihr Geld lieber für<br />

die Augenoperation ihres Sohnes als<br />

einem Anwalt, der sie hätte retten können.<br />

Lars von Trier sagte zu diesem<br />

Film in einem Interview. „Zuerst einmal<br />

leben wir in einer Kultur, wo es ein<br />

Mann ist, der am Kreuz hängt, der sich<br />

opfert. Aber ist es nicht toll, dass es<br />

Hemmungen durch Gesetz und Moral<br />

wegfallen, scheint die Botschaft zu<br />

sein, verwandelt sich jeder Mensch in<br />

ein Monster, unterdrückt andere gnadenlos.<br />

Der in gleicher Manier gedrehte<br />

Fortsetzungsfilm „Manderley“ (2005)<br />

thematisierte dann die unbegrenzte<br />

Unterwerfungsbereitschaft der Menschen<br />

aus „Furcht vor der Freiheit“.<br />

Man kann gerade in diesen politischen<br />

Filmen des Regisseurs eine emanzipatorische,<br />

ja antifaschistische Tendenz<br />

erkennen. Für Kenner verbietet es sich<br />

schon von daher, den Satz „Ich bin ein<br />

Nazi“ wörtlich zu nehmen.<br />

auch Frauen gibt?“<br />

Selma in „Dancer in<br />

the Dark“ wie auch Bess in „Breaking<br />

the Waves“ sind weibliche „Jesusse“.<br />

Die letztere opfert nicht nur die Unversehrtheit<br />

ihres Körpers, sondern auch<br />

die ihrer Seele, indem sie sich wissentlich<br />

„in Sünde fallen“ lässt. Damit weist<br />

sie schon voraus auf die Figur der Joe<br />

in „Nymphomaniac“.<br />

In einer Welt ohne Gott, beherrscht<br />

von fragwürdigen geistlichen und<br />

weltlichen Obrigkeiten, ringen verstörte<br />

und deformierte Wesen um<br />

ihre Erlösung. „Ich bin ein armseliger<br />

Christ“, sagte von Trier einmal „Sehr<br />

früh im Leben kam ich zu der Überzeugung,<br />

dass das Leben auf der Erde,<br />

die Natur und der Mensch nicht die<br />

Schöpfung eines gnädigen Gottes sein<br />

konnten.“ Weder das Selbstopfer der<br />

„goldenen“ weiblichen Seelen, noch die<br />

in „Dogville“ exekutierte Rache der gepeinigten<br />

Frau vermögen aber Licht in<br />

von Triers dunkle Seelenlandschaft zu<br />

bringen.<br />

Sehnsucht nach Auslöschung<br />

Philosophisch wie auch in der Heftigkeit<br />

seiner Gewaltdarstellung ist<br />

„Antichrist“ (2009) zweifellos der bisherige<br />

„Höhepunkt“ in Lars von Triers<br />

Schaffen – quasi ein Bergman-Film für<br />

das Zeitalter der Gewaltpornografie.<br />

Genitalverstümmelungen und andere<br />

abstoßende Szenen können aber den<br />

künstlerischen Gehalt des Films jedoch<br />

nicht zur Gänze überschatten. In der<br />

visuell betörenden Anfangssequenz<br />

haben Charlotte Gainsbourg und Willem<br />

Dafoe Sex und übersehen dabei,<br />

wie ihr kleiner Sohn aus dem Fenster<br />

in den Tod stürzt. Sex, Schuld und Tod<br />

56<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Kultur<br />

sind so von Anfang an eng miteinander<br />

verknüpft. In den folgenden Episoden<br />

einer „Paartherapie“ im Wald entfesselt<br />

Lars von Trier ein Gewirr symbolträchtiger<br />

Bilder. Der „männliche“<br />

Verstand, motivisch Gott zugeordnet,<br />

scheitert schmählich am weiblichen<br />

Prinzip (Sex, Körper, Teufel). „Das Chaos<br />

regiert.“ Schon diese Konstruktion<br />

erscheint gewagt und erregte heftigen<br />

Widerspruch.<br />

„Antichrist“ war aber vor allem<br />

auch ein Versuch Lars von Triers, seine<br />

schwere Depression zu verarbeiten.<br />

Vor den Dreharbeiten hatte er Zweifel<br />

geäußert, jemals wieder einen Film<br />

drehen zu können. Die direkte Darstellung<br />

dieser Krankheit erfolgte dann im<br />

nächsten Film: „Melancholia“ (2011).<br />

Kirsten Dunst, selbst unter Depressionen<br />

leidend, spielte die Rolle der<br />

Justine eindrucksvoll in Form extrem<br />

langsamer Bewegungen, so als müsse<br />

sie sich durch eine Wand aus grauen<br />

Spinnweben kämpfen. Die Depression<br />

als „Tod mitten im Leben“ befreit sie<br />

aber auch von allen Bindungen an gesellschaftliche<br />

Konventionen und zuletzt<br />

sogar vor der Todesangst. Justine<br />

gibt sich dem Tod bringenden Planeten<br />

„Melancholia“ gelassen und wie erlöst<br />

hin. Dabei suggeriert schon die Untermalung<br />

durch Richard Wagners Musik<br />

die Sehnsucht nach Auslöschung.<br />

Manischer PR-Aktivismus<br />

Bald nachdem er Tod und Teufel beschworen<br />

hatte, brach Lars von Trier in<br />

seiner Pressekonferenz auch noch das<br />

Tabu der Verharmlosung Hitlers. Zufall?<br />

Nach seinem Rauswurf in Cannes<br />

und dem Vorsatz, künftig besser den<br />

Mund zu halten, ließ Lars von Trier Plakate<br />

von sich mit zugeklebtem Mund<br />

veröffentlichen. Für „Nymphomaniac“<br />

startete er eine beispiellose PR-Kampagne.<br />

So wurden Bilder der Darsteller<br />

mit von Orgasmus-Lust verzerrten<br />

Gesichtern veröffentlicht. Ebenso acht<br />

Trailer zu den Kapiteln des Films, die<br />

jeweils vor dem zu erwartenden sexuellen<br />

Vollzug abbrachen. Die Frage, wie<br />

viel „echter“ Sex den Filmbildern zugrunde<br />

lag, bewegte schon Monate vor<br />

dem Kinostart die Boulevard-Gazetten.<br />

So war zu lesen, die Oberkörper der<br />

Stars seien per Computertechnik auf<br />

die Unterkörper von Pornodarstellern<br />

montiert worden. Nun hat der schlüpfrige<br />

Werberummel ein Ende, und der<br />

Film muss selbst für sich sprechen.<br />

Einige <strong>The</strong>men des Films werden<br />

versierten Lars von Trier-<br />

Zusehern bekannt vorkommen:<br />

Sexualität ist wieder mit Schuld verquickt<br />

und drängt nach Erlösung<br />

durch den sich distanzierenden Verstand<br />

des Mannes (im Film von Stellan<br />

Skarsgard repräsentiert). Der<br />

Tod spielt wieder eine Rolle, was sich<br />

schon durch die Verwendung von Musik<br />

aus Mozarts „Requiem“ andeutet,<br />

ebenso auch Sucht und Selbsttranszendenz.<br />

Sexualität ist in „Nymphomaniac“<br />

nicht<br />

nur Selbstzweck,<br />

sondern symbolisiert<br />

auch die<br />

„Anhaftung“ an die<br />

chaotische Materiewelt,<br />

wie es Lars<br />

von Trier schon im<br />

„Antichrist“ durchexerziert<br />

hat. Wie<br />

gewohnt, wirft der<br />

Film mindestens<br />

so viele Fragen auf<br />

wie er beantwortet.<br />

Sex bindet,<br />

Ratio befreit<br />

Was Lars von Trier<br />

auf seinem<br />

selbstquälerischen<br />

Fettnäpfchen-Parcours<br />

antreibt, ist<br />

für Außenstehende<br />

schwer zu bestimmen.<br />

Offensichtlich<br />

scheint, dass er als<br />

Depressiver quasi<br />

im seelischen<br />

Grenzbereich beheimatet<br />

und „auf<br />

Du und Du mit dem<br />

Tod“ ist. Somit agiert er teilweise von<br />

der Bindung an Konventionen und<br />

Tabus „befreit“, was auf Zuschauer<br />

anstrengend, aber auch faszinierend<br />

wirken kann. Vielleicht empfindet er<br />

die Gebundenheit des Verstandesmenschen<br />

an körperliche Begierde<br />

auch eher als Fluch, der nach Erlösung<br />

verlangt. „Wenn man die Rationalität<br />

entwertet, neigt die Welt dazu,<br />

auseinander zu fallen“, hatte er einmal<br />

geäußert.<br />

Und jetzt? Nach dem Abarbeiten<br />

der großen Tabuthemen Gewalt,<br />

Tod, Teufel, Hitler und Sex besteht<br />

die Herausforderung für den Regisseur<br />

wohl darin, in künftigen Filmen<br />

überhaupt noch etwas Neues, gleichermaßen<br />

Eindringliches zu produzieren.<br />

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Szenenfotos aus dem Film "Nymphomaniac": © Zentropia<br />

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Spiritualität<br />

oga<br />

Yoga verstehen<br />

Die vier Wege zur Einheit<br />

Das indische Sanskrit-Wort Yoga wird von den wirklich<br />

großen Yoga-Meistern, allen voran Yogananda<br />

und Ramana Maharishi (der Heilige vom Berg), mit<br />

den Worten „die erreichte Vereinigung mit Gott“ übersetzt.<br />

Der Begriff bezeugt, dass wahres Yoga den in der<br />

physischen Welt erreichten Endzustand des individuellen<br />

menschlichen Entwicklungszyklus darstellt.<br />

Yoga bzw. Yogi darf sich daher genau genommen nur<br />

nennen, wer bzw. was die Gottvereinigung verwirklicht hat.<br />

Bereits an der Definition können wir erkennen, dass fast<br />

alles, was sich heute als Yoga bezeichnet – ob aus Asien<br />

kommend oder in der westlichen Welt entstanden – dem<br />

nicht gerecht wird und diesen Begriff daher unberechtigt<br />

fuhrt.<br />

Im allerersten schriftlichen Werk über die Wurzeln des<br />

Yoga beschreibt der Autor Pantanjali bereits deutlich – so<br />

auch der brahmanische Text der Bhagavad Gita – wie der<br />

wahre Yogapfad zu begehen ist.<br />

Die beiden ursprünglichen Quellen der Yoga-Lehre geben<br />

uns darüber eindeutige Auskunft, was Yoga ist und wie<br />

Yoga im Menschen und seinem Leben umgesetzt werden<br />

soll. Daher wird in dem jahrhundertealten indischen Lehrbuch<br />

des Yoga, der Bhagavad-Gita, prägnant und klar erklärt,<br />

wie das Yoga zu handhaben ist.<br />

Lesen wir, was die Bhagavad Gita (im 6. Gesang, Shloka<br />

12 und 13) über Yoga-Übungen aussagt:<br />

... Gemüt und Herz auf den Einen richtend, ein Meister<br />

(im Beherrschen) seiner Sinne und Gedanken. In seinem<br />

Sitze aufrecht ruhend (entspannt), sorgenfrei soll er den<br />

Yoga üben, um die Reinheit der gottergebenen Seele zu erlangen.<br />

Sein Körper, Kopf und Hals sei (gerade) aufrecht<br />

unbewegt (im Sitzen) und fest auf seiner Nasenspitze sollen<br />

seine Augen (geschlossen) haften....<br />

(Sanskrit-Übersetzung von Edwin Arnolds, ins Deutsche<br />

übertragen von Dr. Franz Hartmann, Schatzkammer<br />

Verlag ca. 1902)<br />

Die Augen, mit denen wir ja physisch<br />

sehen, werden hier also zur Ruhe<br />

gebracht und während der Übung<br />

fixiert, damit wir unsere Konzentration<br />

besser auf das Geistige<br />

– das dritte Auge - das in der<br />

Kopfmitte sitzt, richten können.<br />

Erweckt ist es das Wahrnehmungs-<br />

Zentrum unserer inneren geistigen Schau,<br />

die auch als 7. Sinn bezeichnet wird.<br />

In der zweiten ursprünglichen Quelle, in seinem berühmten<br />

Kommentar zur Yoga-Lehre, bestätigt Patanjali<br />

ebenfalls völlig klar die vorgenannten Anweisungen<br />

der Bhagavad-Gita in seinen „Yoga-Sutren“:<br />

Vers 45 – Durch Hingabe an Gott erlangt man die vollkommene<br />

Versenkung. Vers 46 – Die Sitzhaltung soll (dabei)<br />

fest (aufrecht) und angenehm sein. Vers 47 – Diese<br />

(eine) Sitzhaltung soll man in völliger Entspannung und in<br />

einem Zustand der Betrachtung des Unendlichen einnehmen.<br />

(Bhagavad Gita, Barth Verlag, 4. Auflage 1982, Hrsg. B.<br />

Baumer, Kommentar P.Y. Deshpande)<br />

Beide Textquellen beschreiben unmissverständlich,<br />

dass es sich beim Yoga nicht um gymnastische Übungen<br />

handelt, sondern ausschließlich darum geht, sich in einem<br />

konzentrierten geraden Sitz zu versenken. (Für Anfänger<br />

genügt der offene Lotussitz, für Fortgeschrittene der Lotussitz)<br />

Das Denken und Fühlen soll durch den geraden, aufrechten<br />

Sitz zur Ruhe kommen, wodurch innerlich eine<br />

Entspannung, eine Leere entsteht, durch die wir innere<br />

Erfahrungen aufnehmen. Diese führen uns im Laufe der<br />

Zeit immer mehr zum Verstehen der reinen Yoga-Lehre<br />

und damit zum Einklang mit dem Yoga – der Vereinigung<br />

in/mit Gott.<br />

58<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Spiritualität<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000<br />

59


Spiritualität<br />

Das Ziel der Yoga-Lehre<br />

In der Bhagavad Gita - 18. Gesang,<br />

Vers 61 - wird das wahre<br />

Ziel der Yoga-Lehre in sehr<br />

schönen Worten beschrieben:<br />

„Ein Meister wohnt im<br />

Inneren der Geschöpfe und<br />

hat nur im Menschenherzen<br />

seinen Thron“.<br />

Durch aufrechtes Sitzen,<br />

Leere in der Versenkung<br />

und das Aufnehmen<br />

von inneren Lehren sollen<br />

wir also eines Tages bis<br />

zum eigenen Zentrum, dem<br />

Herzen vordringen, um darin<br />

„den Meister“ – die Gottkraft<br />

– in uns zu treffen, die in jedem<br />

Menschen wirkt!<br />

Die Inhalte der Yoga-Lehren sollen<br />

uns helfen, unser eigenes Denken, Fühlen,<br />

Sprechen und Handeln - gerade auch in<br />

der äußeren Welt – bewusst zu veredeln, wodurch<br />

wir Harmonie in unsere Umgebung ausströmen. Der „YOG“<br />

will auf diesem Wege jeden Menschen die „Ethik“ der Evolution<br />

und seines eigenen Wesens deutlich machen, durch die<br />

wir dann - laut dieser indischen hohen Lehre - zur bewussten<br />

Verbindung mit der Gottenergie kommen, dem Yoga!<br />

Durch diese Form der wahren Yoga-Übung offenbart sich<br />

der vierfache Weg (Marga) des Yoga mit seinen Abschnitten,<br />

dem achtfachen Lotus, der mit dem erhabenen achtfachen<br />

Pfad Buddhas inhaltlich identisch ist.<br />

Diese vier Wege stellen analog die praktische Umsetzung<br />

der vier menschlichen Erfahrungsebenen nach<br />

den göttlichen Prinzipien dar:<br />

• das menschliche Denken führt durch Jnana-Marga -<br />

Denken - zum Jnana-Yoga<br />

• das menschliche emotionale Fühlen führt durch Bhakti-<br />

Marga - Glückseligkeit - zum Bhakti-Yoga<br />

• das menschliche Handeln führt durch Karma-Marga –<br />

Handeln – zum Karma-Yoga<br />

• und das feinstofflich verankerte höhere Selbst – in unserem<br />

Ätherkörper – führt durch Raja-Marga zur Eins-Werdung<br />

mit der Gottenergie zum Raja-Yoga.<br />

Durch Erkennen, Erfahren und Verstehen der göttlichen<br />

Prinzipien sollen wir über die vier wahren Yoga-Wege unseren<br />

Charakter und damit unser gesamtes Wesen so veredeln,<br />

bis wir eine große Harmonie erreicht haben. Im Moment dieser<br />

Bewusstseinserkenntnis auf jeden der vier Wege entsteht<br />

die Endphase – das Yoga, der Vereinigungszustand mit Gott<br />

– in die wir dann in voller Erkenntnis eintreten.<br />

Demnach ist wahres Yoga ein heiliger Weg, dessen Ziel es<br />

ist, uns zur Einheit in Gott zu führen. Der Begriff Yoga sollte<br />

daher – schon aus religiös-ethischen Gründen – nicht für andere<br />

Dinge und Zwecke entfremdet werden, für die es doch<br />

wohl zutreffendere Bezeichnungen gibt.<br />

Was bewirken nun die vier wahren Wege – Margas -, die zu<br />

den vier heiligen Yoga-Zielen fuhren?<br />

Im Jnana-Marga – dem Weg zum Jnana-Yoga – lernt der<br />

Schüler sein Denken zu beherrschen und es mit der göttlichen<br />

aufbauenden Ordnung des Denkens in Einklang zu bringen.<br />

Verkörpert und lebt er in<br />

seinem Denken die geistigen<br />

Gesetze, hat er Verbindung<br />

mit dem „göttlichen Denkprinzip“<br />

erreicht. Erst ab<br />

diesem Zustand lebt er<br />

Jnana-Yoga und darf<br />

sich daher auch erst<br />

dann Yogi nennen.<br />

Im Bhakti-Marga<br />

– dem Weg zum Bhakti-Yoga<br />

– lernt der<br />

Schüler sein Fühlen<br />

beherrschen und es mit<br />

den göttlichen Prinzipien<br />

der Glückseligkeit, der<br />

Gottliebe gegenüber allen<br />

Leben und Dingen, in Einklang<br />

zu bringen. Verkörpert und lebt<br />

– also verwirklicht – er diese Gottliebe,<br />

tritt er vom Übungsweg - Marga<br />

- in den Zustand des Yoga ein; dann ist er<br />

ein Bhakti-Yogi, da er Bkakti-Yoga bewusst lebt.<br />

Im Karma-Marga – dem Weg zum Karma-Yoga – lernt<br />

der Schüler alle seine Erfahrungen aus dem Jnana- , Bhakti-<br />

Marga (bzw. Yoga) bewusst in seinem täglichen Leben aktiv<br />

einzusetzen, um bei allem Tun stets die göttliche Harmonie<br />

in allen Handlungen zu erzeugen. Er wirkt so aus der Summe<br />

seiner Denk- und Fühl-Erfahrungen nach den göttlichen<br />

Prinzipien aus seinem Herzen heraus in der äußeren Welt<br />

und hilft ihr, sie durch sein Tun zu harmonisieren.<br />

In diesem Zustand hat er die Einheit der göttlichen Prinzipien<br />

des Jnana- und Bhakti-Yoga erreicht, denn er<br />

verwirklicht sie, wie die 12 Eigenschaften des Verhältnis<br />

im Leben „Tyrkreises“ (großer Zodiak), indem er im richtigen<br />

Verhältnis im Leben<br />

Schweigen - Reden<br />

Empfänglichkeit - Unbeeinflussbarkeit<br />

Gehorchen - Herrschen<br />

Demut - Selbstvertrauen<br />

Blitzesschnelle - Besonnenheit<br />

Alles annehmen - Unterscheiden können<br />

Vorsicht - Mut<br />

Nichts besitzen - Über alles verfügen<br />

An nichts gebunden sein - Treue<br />

Sich zeigen - Unbemerkt bleiben<br />

Todesverachtung - Lebensschätzung<br />

Gleichmut - Liebe<br />

einsetzt. (Mehr Informationen über die 12 Gegensatzpaare<br />

auf der Website www.evolutionskreis.de)<br />

Ein solches Menschenkind wird nun Karma-Yogi genannt,<br />

da es Karma-Yoga aktiv lebt. Schüler in diesem Zustand<br />

werden auch „Meister des Lebens“ genannt.<br />

Der Karma-Yogi fühlt und weiß, dass er vom eigenen<br />

„göttlichen Ich“ geführt wird, das ihm zeigt, durch welche<br />

Handlungen die göttliche Harmonie erzeugt wird, die er<br />

durch sein „persönliches Ich“ durch Unterscheidungsfähigkeit<br />

bewusst in der Welt zu erkennen hat und umzusetzen<br />

sucht.<br />

60<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


In diesem Stadium entwickelt sich die Sehnsucht, mit<br />

dem „Göttlichen ICH“ EINS zu werden und der „Meister<br />

des Lebens“ tritt nun in den „Königsweg des Yoga“, den<br />

Raja-Marga - dem Weg zu Raja-Yoga – ein, indem er lernt,<br />

die drei niederen verschmolzenen Wege (Margas) und ihre<br />

Yoga so im Herzen zu vertiefen. Damit begibt er sich auf<br />

den Ra (Sonnen)-Ja (Che=Energie)-Weg(Marga).<br />

Dieser Weg wird von allen wirklich großen Lehrern der<br />

Welt als der Versenkungsweg nach Innen (in die höheren<br />

Welten) bezeichnet, der nur durch die drei Stufen: 1. Konzentration<br />

zur 2. Kontemplation, die dann zur wahren 3.<br />

Meditation – der Vereinigung mit Gott – zum Endziel führt.<br />

Wahre Meditation bedeutet also, den direkten vollbewussten<br />

Kontakt mit der göttlichen Kraft im eigenen Herzen<br />

(medi, Mitte) erreicht zu haben. Durch diesen Zustand<br />

drückt sich göttliche Kraft direkt durch den Menschen<br />

über dessen Denken, Fühlen und Handeln aus.<br />

Der „Meister des Lebens“ ist nun zum „Meister seines<br />

Seins“ herangewachsen. Der Schüler erkennt sich bewusst<br />

und klar als Werkzeug Gottes, ist somit Raja-Yogi<br />

geworden und lebt voll bewusst nach den Lehren seines<br />

Gottes im Herzen Raja-Yoga, um seinen Geschwistern auf<br />

Erden zu dienen.<br />

Nur diese vier Yoga-Wege entsprechen den vier Bewusstseinsebenen<br />

des Menschen und führen ihn<br />

zur wahren Meditation – zur Einheit mit Gott. Die<br />

einzelnen Wege werden entweder nacheinander oder teilweise<br />

zusammen begangen – was vom Karma abhängt.<br />

Alle anderen Lehren wurden leider bruchstückhaft<br />

den ursprünglichen Heiligen vier Yogawegen entnommen<br />

und so verändert, - oder gar neu erfunden – dass<br />

sie allein vom Ansatz her und von der Wirkungsweise<br />

wie Zielvorgabe kein wirkliches Yoga mehr sind, sich daher<br />

auch nicht Yoga nennen durften.<br />

Besonders deutlich wird dies in der authentischen<br />

Lehre der Bhagavad Gita, in der es heißt, dass „Sattwa<br />

(das Heilige) nur unter Verzicht von Lohn gegeben werden<br />

kann.“ Da die am Markt angebotenen Kurse jedoch<br />

nur gegen Gebühren stattfinden, sind sie schon aus diesem<br />

Grunde kein Yoga!<br />

Dies betrifft auch die indische ganzheitliche „HATHA-<br />

Gymnastik“. Sie, wie auch viele der bruchstückhaften<br />

Lehren aus dem alten heiligen Wissen können für Körper<br />

und Seele viel Gutes tun und zu einer körperlich seelischen<br />

Balance führen. Wegen der hier fehlenden o.g.<br />

ganzheitlichen Grundlagen des Heiligen Yoga, führen<br />

diese Übungen nicht zur Vereinigung mit Gott! Dieser<br />

Weg wird nur über die hier beschriebenen vier wahren<br />

Yoga-Wege erreicht, wofür keinerlei gymnastische<br />

Übungen notwendig oder sinnvoll sind. Daher stellen die<br />

gymnastischen „HATHA“-Übungen kein Yoga dar, was<br />

alle wahren Yoga-Meister bestätigt haben. Besonders<br />

unmissverständlich erklärte dies der wohl größte Yogi<br />

des letzten Jahrhunderts, Yogananda, der nachweislich<br />

die höchste Stufe des Yoga vollzogen hat - Maha-Samadhi<br />

- den vollbewussten Austritt aus dem physischen<br />

Körper (physischer Tod) bei gleichzeitigem Aufrechterhalten<br />

des Leibes, indem über 23 Tage keinerlei Verwesung<br />

oder Zerfall eintrat. Yogananda - der führende Vertreter<br />

vom ältesten Yoga-Orden Indiens, den Giri - hat in<br />

vielen seiner Vorträge immer wieder klar geäußert, dass<br />

die als „HATHA“ bezeichneten<br />

gymnastischen Übungen rein<br />

gar nichts mit dem Heiligen<br />

Yoga zu tun haben. Heiliges<br />

Yoga muss für jeden, auch für<br />

unsportliche und vor allem<br />

ältere Menschen, zu begehen<br />

sein, woraus sich bereits das<br />

stille aufrechte Sitzen begründet,<br />

um den Weg zur inneren<br />

Vereinigung gehen zu<br />

können, was sonst gegen das<br />

kosmische Gesetz wäre.<br />

Unbenommen kann man<br />

die gesundheitsfordernde<br />

„HATHA-Gymnastik“ üben,<br />

gleichwohl auch das Heilige<br />

Yoga praktizieren. Da Yoga<br />

und die indische Sportgymnastik<br />

jedoch zwei völlig verschiedene<br />

Disziplinen sind,<br />

die keine gemeinsamen Inhalte<br />

haben, können sie nicht<br />

als ein einheitliches System<br />

bezeichnet werden.<br />

Wenn die zu entwickelnde<br />

Lehre der Unterscheidungskraft<br />

fehlt, die uns erst in die heiligen<br />

Lehren der vier reinen<br />

Yoga-Wege führt, entsteht<br />

nur Mittelmaß, insbesondere,<br />

wenn wir viel wissen und<br />

Lehren konsumieren, statt<br />

unseren wahren eigenen Weg<br />

zum Herzen zu folgen.<br />

Hierzu gehört, die innerlich<br />

erkannten und verstandenen<br />

Lehren im täglichen<br />

Leben, beruflich und privat,<br />

aktiv umzusetzen. Erst dadurch<br />

erhalt das wahre Yoga<br />

seinen Ausdruck im Inneren<br />

wie im Äußeren und fordert<br />

dabei die harmonische Entwicklung<br />

des Einzelnen wie<br />

des Ganzen.<br />

Diese Wahrheit haben uns<br />

all die wirklich großen Yoga-<br />

Meister vorgelebt, die auf<br />

den hier vorher beschriebenen<br />

Wegen ihr Ziel erreicht<br />

haben, getreu dem geistigen<br />

Grundsatz des Yoga:<br />

„Wo deine Konzentration<br />

ist, da bist du, wohin du sie<br />

lenkst, zu dem wirst du.“ ▀<br />

Dieser Text wurde der <strong>Matrix3000</strong><br />

vom Studienkreis für Empirische<br />

Evolutionsforschung zur Verfügung<br />

gestellt. www.evolutionskreis.de<br />

Die magische Matrix<br />

Löse Deine Probleme –<br />

heile dich selbst<br />

Jede Heilung über den Quantenbereich<br />

ist wie Magie und grenzt<br />

an Wunder.<br />

Die Erklärungen und die in diesem<br />

Buch angebotenen Arbeiten<br />

über die 4D- und 5D- Matrix befassen<br />

sich mit der Ursache, die<br />

hinter dem Symptom steckt. Ist<br />

die Ursache gelöst, wird das<br />

Symptom der Gegenwart verschwinden.<br />

Dabei ist es gleichgültig,<br />

wo sich das Problem befindet.<br />

Lösbar sind: Sorgen, Krankheiten,<br />

berufliche Konflikte, emotional<br />

oder familiär Belastendes,<br />

Energiefelder, seelische und<br />

phychische Beeinträchtigungen,<br />

karmische Verwicklungen und<br />

vieles mehr.<br />

Das Arbeiten mit der Matrix in<br />

der Quantendimension ist für jeden<br />

erlernbar, auch ohne Vorkenntnisse;<br />

denn es ist mit zahlreichen<br />

Fallbeispielen versehen.<br />

So ist das Werk ein guter Ratgeber<br />

und zugleich ein Lernbuch<br />

für den interessierten Laien sowie<br />

den psychotherapeutischen<br />

Fachkundigen.<br />

Halina Kamm<br />

Die magische Matrix<br />

Löse Deine Probleme –<br />

heile dich selbst<br />

Sachbuch – Lehrbuch<br />

240 Seiten, gebunden<br />

CORONA Medien Verlag<br />

ISBN 978-3-942128-07-0<br />

€ 19,90


Spiritualität<br />

Bevor wir uns ein Tier anschaffen, machen wir uns schlau.<br />

So ist es durchaus sinnvoll, zu wissen, dass ein Araberhengst<br />

zwischendurch einmal mit 60 Sachen galoppieren<br />

muss, damit er nicht hospitalisiert, derweil Sie einen Brabanter<br />

mit dieser Geschwindigkeit nach ein paar Minuten<br />

glatt umbringen würden.<br />

Doch wissen wir auch genau so über das „fremde Tier in<br />

unserem Bett“ Bescheid? Aufgrund meiner Erfahrung in<br />

der tiefenpsychologischen Partnerschaftsberatung kann<br />

ich mit Gewissheit sagen: „Nein – wir kennen ja meist<br />

noch nicht einmal uns selbst richtig!“ Doch genau daraus<br />

entstehen die Konflikte, die Partnerschaften so schwierig<br />

machen.<br />

Ausgerechnet bei der Spezies Mensch, dem komplexesten<br />

Wesen der Erde, gehen wir ganz selbstverständlich<br />

davon aus, dass unsere Mitbürger genauso<br />

ticken wie wir selbst und wir direkt von uns auf den anderen<br />

schließen können. Weit gefehlt! Nicht nur, dass es große<br />

Unterschiede zwischen den Prioritäten der verschiedenen<br />

sozialen Schichten, Kulturkreise oder Generationszugehörigkeiten<br />

gibt. Die gravierendsten, weil am tiefsten verborgenen<br />

Missverständnisse entstehen durch Projektion,<br />

Unwissenheit über pränatale Einflüsse, die Geschwister-<br />

Konstellation sowie die sogenannte Sternzeichen-Persönlichkeit.<br />

Ärgerlich ist nur, dass wir in unserem abgeklärten<br />

Kulturkreis die meisten dieser Faktoren für unwissenschaftlich<br />

erachten und daher kaum darin geschult sind.<br />

Wir laufen ins offene Messer, nur aufgrund von Vorbehalten.<br />

Das muss nicht sein.<br />

Beginnen wir mit den Sternzeichen und dem Grund,<br />

warum viele Menschen damit nichts anfangen können: Ich<br />

halte sie für einerseits viel zu differenziert, um noch praktikabel<br />

zu sein, andererseits fahrlässig ungenau in der Bestimmung.<br />

Alles Entstehende in der Welt unterliegt einer Zeitqualität.<br />

Da liegt nahe, dass die Eigenschaften des so genannten<br />

„Sternzeichens“, wahrscheinlich nicht mit der Geburt<br />

entstehen, sondern bereits bei der Zeugung. Der errechnete<br />

Geburtstag liefert also den Hinweis auf das Zeichen<br />

und bedeutet, dass Sie als Mutter bereits neun Monate<br />

lang einen Widder/Löwen/Wassermann und so weiter unter<br />

dem Herzen tragen und dieser entsprechend seiner<br />

Grundpersönlichkeit auf Stress reagiert. Das ist ungefähr<br />

so, als ob Sie Ihr Frühstück aufgrund von Zwischenfällen<br />

nicht um neun Uhr einnehmen können, sondern erst um<br />

zwölf Uhr. Damit ist es kein Mittagessen, sondern bleibt mit<br />

Toast, Eiern und Orangensaft ein Frühstück – zur falschen<br />

Zeit. Wenn Sie sich also bislang in Horoskopen nicht wiedererkannt<br />

haben, liegt das wahrscheinlich daran, dass Sie<br />

außerhalb Ihres natürlichen Geburtstermins zur Welt gekommen<br />

sind. Errechnen Sie Ihr Horoskop danach, wann<br />

Sie normalerweise Geburtstag hätten, wenn Sie eine pünktliche<br />

Geburt gehabt hätten. Der Aszendent hingegen hat mit<br />

der tatsächlichen Geburtszeit zu tun, wirkt aufgrund der<br />

zeitlichen Unschärfe auch nicht so dominant wie das Sonnenzeichen.<br />

Doch gerade der Aszendent ist eine häufige<br />

Fehlerquelle, denn die Geburtszeit ist selten die Zeit, zu der<br />

die Hebamme nach getaner Arbeit auf die Uhr sieht, sondern<br />

die Zeit, zu der ein Baby aufhört, seine eigene Geburt<br />

voranzutreiben. Das ist besonders bei Kaiserschnittkindern<br />

relevant. Wenn der Aszendent nicht mit Ihren Persönlichkeitsmerkmalen<br />

übereinstimmt, sehen Sie sich einfach den<br />

Aszendent davor an – meist ist dieser stimmig.<br />

Ich persönlich fordere, dass dieses Wissen jedem Grundschüler<br />

zugänglich gemacht werden sollte. Mit dem<br />

Background über die verschiedenen Persönlichkeiten<br />

werden soziale Beziehungen viel friedlicher. Die Eigenschaften<br />

Ihres Partners sind nun einmal seine Persönlichkeit.<br />

Ihn dafür zu kritisieren, wäre unreflektiert und arrogant.<br />

Ebenso sind vorgeburtliche Erlebnisse oft verborgen,<br />

aber prägend. Ein Embryo im Bauch registriert Reize ab<br />

der dritten Woche. Ob Mama über einen<br />

Witz lacht oder sich über Papa<br />

ärgert – Sie spüren das<br />

alles und halten es<br />

Artgerechte<br />

Partnerhaltung<br />

Analysieren Sie das „fremde Tier“ in Ihrem Bett<br />

Andreas Winter<br />

62<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Spiritualität<br />

für Ihre eigenen Empfindungen. Hierdurch verschalten sich<br />

in Ihrem Gehirn Milliarden von Neuronen und legen Ihre<br />

Verhaltensmuster an. Dies erklärt folgendes Phänomen:<br />

Die Suche nach dem perfekten Partner<br />

ist ein toter Zwilling<br />

Ein Zwilling hat im Mutterleib wochenlang die Erfahrung<br />

der direkten Interaktion gemacht. Zwillinge spüren, dass sie<br />

nicht allein sind. Genau das ist der Grund, warum diese als<br />

Erwachsene besonders hohe Ansprüche an Resonanz und<br />

Gemeinsamkeit haben und sich bei Missverständnissen und<br />

Konflikten recht schnell einsam fühlen. Ein Sonderfall sind<br />

die nicht zur Geburtsreife gekommenen Zwillingsschwangerschaften<br />

– dies geschieht anscheinend öfter, als man<br />

denkt. Bisherige Untersuchungsmethoden wie Ultraschall<br />

oder Hormonstatusmessungen ergaben, dass etwa elf bis 15<br />

Prozent aller Schwangerschaften vorzeitig mit einer Fehlgeburt<br />

enden. Etwa 70 Prozent aller Schwangerschaften gehen<br />

schon vor dem Zeitpunkt der erwarteten Regelblutung<br />

ab und werden nicht erkannt, da die Menstruation pünktlich<br />

oder nur wenige Tage später eintritt. Die Fehlgeburt konnte<br />

somit gar nicht als solche wahrgenommen werden. Wenn<br />

es also gar nicht so selten ist, dass Kinder im Allgemeinen<br />

verloren gehen, müssen wir davon ausgehen, dass es wesentlich<br />

mehr angelegte Zwillinge gibt, als letztlich überleben.<br />

Hieraus ergibt sich eine psychologische Besonderheit:<br />

Der pränatale Verlust eines Zwillingsgeschwisters führt<br />

oftmals zu einem rätselhaften „Suchverhalten“. Stellen Sie<br />

sich einfach einmal vor: Sie sind im Bauch Ihrer Mutter und<br />

registrieren den Herzschlag Ihres Zwillings wie auch er den<br />

Ihren. Sie reagieren mit einem Neuronenfeuer darauf und<br />

schütten Transmitter aus – er ebenso. Sie leben in perfekter<br />

Resonanz und gewöhnen sich an diese Harmonie. Wenn der<br />

Zwilling nun verstirbt, wird es seltsam ruhig um Sie herum.<br />

Ihr verstorbenes Geschwister wird nun vergehen, was giftige<br />

Abbauprodukte freisetzt, die Sie wiederum spüren, und<br />

sie registrieren: „Allein gelassen werden ist eine tödliche<br />

Gefahr!“ Der überlebende Betroffene wäre zeitlebens von<br />

dem unbestimmten Gefühl beseelt, jemanden perfekt Passenden<br />

suchen zu müssen, so wie er es ja in der Zeit der<br />

pränatalen Entwicklung erlebt hatte.<br />

Wenn jemand seinen Zwilling verloren hat, ist er ganz<br />

besonders empfindlich in Bezug auf „allein gelassen<br />

werden“, das kann eine Partnerschaft extrem<br />

belasten.<br />

Wir konnten in der Praxis diese tragische Suche, die<br />

selbst während funktionierender Partnerschaften hindurch<br />

aufrechterhalten bleibt und Stoff für Eifersuchtsgefühle<br />

beim Partner gibt, durch das Bewusstmachen der frühkindlichen<br />

tiefenpsychologischen Hintergründe beenden.<br />

All diese Stressfaktoren können mit modernen Verfahren<br />

aufgedeckt werden. Mit dem Bewusstsein über die<br />

Ursachen von Konflikten kann eine Partnerschaft wieder -<br />

oder endlich - ins Lot gebracht werden. ▀<br />

Andreas Winter ist im März 2014 auf<br />

Vortragstour:<br />

www.Artgerechte-Partnerhaltung.de<br />

Das Buch „Artgerechte Partnerhaltung - Lieben<br />

ohne Stress“ erscheint am 10. März im Mankau<br />

Verlag, Murnau<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 63


Bücher<br />

Medienwelten<br />

Die Ausstellung „medien.welten“<br />

im Technischen Museum Wien<br />

wird von dieser Verlagspräsentation<br />

begleitet. Sie zeigt die Entwicklung<br />

des kulturellen und sozialen<br />

Lebens im deutschen Sprachraum<br />

der letzten fünfhundert Jahre.<br />

Hier ist die Rolle der unterschiedlichen<br />

Wissens- und Speicherträger<br />

am besten zu beobachten.<br />

Die Rezensentin begleitete diese<br />

rasant geschriebene Abhandlung<br />

mit einer persönlichen Reflexion:<br />

Die Formen und Möglichkeiten<br />

der Kommunikation ändern sich,<br />

die Menschen hingegen kaum.<br />

Unsere Ziele und Motive bleiben<br />

dieselben. Gutenberg hat die Welt<br />

genauso verändert wie Bill Gates<br />

oder Google. Die Kommunikation<br />

während des Zweiten Weltkrieges<br />

und danach im Kalten Krieg ist<br />

ein besonders informativer und<br />

interessanter Teil des Buches.<br />

Diese Zeit war auch sehr reich an<br />

Erfindungen und hat im Endeffekt<br />

den USA die Tore zu ihrer kühlen<br />

und gnadenlosen Beobachtung<br />

mit Hilfe der Medien geöffnet.<br />

Für Email- und Facebook-Fans:<br />

Wussten Sie, dass im Jahre 1772<br />

die Kaiserin Maria <strong>The</strong>resia dem<br />

Franzosen Joseph Hardy die Erlaubnis<br />

erteilte, in Wien eine<br />

Stadtpost einzurichten? Vielleicht<br />

hat sie damals sogar funktioniert.<br />

Ein faszinierender Streifzug durch<br />

die Menschheitsgeschichte und<br />

unsere intellektuelle Entwicklung.<br />

Mit vielen interessanten Farb- und<br />

Schwarzweißbildern.<br />

Grazyna Fosar<br />

Otmar Moritsch / Wolfgang<br />

Pensold<br />

Medienwelten<br />

Die Kulturgeschichte der modernen<br />

Mediengesellschaft<br />

Ueberreuter Verlag, Wien 2013<br />

ISBN 978-3-<strong>80</strong>00-7370-6<br />

€ 28,00<br />

Tipi selbst herstellen<br />

Dieses Buch ist für alle, die sich<br />

ein Tipi bauen möchten oder<br />

davon träumen - der Traum<br />

wird dann leicht schneller zur<br />

Realität, als man sich vor der<br />

Lektüre zutrauen wollte. Es<br />

enthält, Schritt für Schritt, die<br />

komplette Anleitung wie man<br />

ein Tipi näht.<br />

Die Anleitung ist so einfach gehalten,<br />

dass sie auch ein unerfahrener<br />

Anfänger ausführen<br />

kann, und erstreckt sich von<br />

der Materialauswahl bis zum<br />

Aufstellen.<br />

Das liebevoll gestaltete Buch<br />

besticht auch durch seine<br />

Zeichnungen, welche die praktischen<br />

Anleitungen illustrieren,<br />

und durch seinen Bildteil<br />

mit vielen Fotos von Tipi-Installationen.<br />

Dass auch der Nachdruck wieder<br />

original handschriftliche<br />

Texte der Autorin enthält, gibt<br />

dem Buch eine ganz besondere,<br />

persönliche Note.<br />

PS: Ein Tipi kann man problemlos<br />

auf einem Gartenoder<br />

Freizeitgrundstück dauerhaft<br />

aufstellen und nicht nur<br />

im Sommer darin komfortabel<br />

wohnen.<br />

Ein Zitat von Häuptling Flying<br />

Hawk dazu: Niemand kann gesund<br />

sein, wenn er nicht ständig<br />

frische Luft, Sonnenschein<br />

und gutes Wasser um sich hat.<br />

Michael Müller<br />

Silvia McIntosh<br />

Eine komplette Anleitung zur<br />

Herstellung von einem Tipi<br />

Verlag Grüne Kraft<br />

ISBN 978-3-922708-41-4<br />

€ 10,00<br />

Ihr seid Lichtwesen<br />

Die Frage nach der Herkunft<br />

des Menschen ruft sowohl Naturwissenschaftler<br />

als auch Religionswissenschaftler<br />

auf den<br />

Plan. Armin Risi macht sich bei<br />

beiden Fraktionen unbeliebt und<br />

beweist damit seine Größe als<br />

Autor und Forscher. „Ihr seid<br />

Lichtwesen“ – diese berühmte<br />

Aussage ist eine Art von Zeitkapsel,<br />

eine Botschaft an uns heute,<br />

die wir erkennen und transformieren<br />

sollen. Dieses Wissen,<br />

das schon als ein Leitmotiv in<br />

den spirituellen Traditionen vieler<br />

Hochkulturen gelehrt wurde,<br />

stellt das Universum und uns<br />

Menschen als multidimensionale<br />

Wesen dar. Es erlaubt jedem<br />

von uns, nach den Urgründen<br />

unseres Seins zu suchen. Das<br />

Buch erlaubt uns dabei, unsere<br />

Individualität auszuleben, und<br />

gleichzeitig ist es ein weiser,<br />

sachlicher, spiritueller, mythologischer<br />

und sogar anthropologischer<br />

Führer mit philosophischem<br />

Kontext. Vergangenheit<br />

trifft Zukunft. Oder – die Urgeschichte<br />

der Menschheit wurde<br />

neu erzählt.<br />

Grazyna Fosar<br />

Armin Risi<br />

Ihr seid Lichtwesen<br />

Ursprung und Geschichte<br />

des Menschen<br />

Govinda-Verlag, Zürich 2013<br />

ISBN 978-3-905831-27-6<br />

€ 24,00<br />

Numerologie nach<br />

Pythagoras<br />

Dieses Buch entschlüsselt das<br />

Geheimnis der persönlichen Geburtszahlen<br />

und zeigt so auch<br />

die Lebensaufgaben des einzelnen<br />

Menschen. Den Leser lässt<br />

es erkennen, was möglicherweise<br />

noch für verborgene <strong>The</strong>men<br />

in ihm sein mögen, und hilft, die<br />

Wege zur Umsetzung zu finden.<br />

Mit der Numerologie, die eine<br />

Wissenschaft für sich darstellt<br />

und auf der Schule des Pythagoras<br />

basiert, bekommt der Leser<br />

einen wertvollen Wegweiser, der<br />

ohne weitere Hilfsmittel ganz<br />

einfach jederzeit und überall einsetzbar<br />

ist. Die Bedeutung der<br />

Zahlen im Kontext der pythagoräischen<br />

Schule wird entschlüsselt<br />

und so für die persönlichen<br />

Umstände anwendbar. Das Buch<br />

ist recht anspruchsvoll, was den<br />

Inhalt angeht, jedoch sehr gut<br />

gegliedert und somit auch für<br />

den interessierten Laien verständlich<br />

lesbar.<br />

Michael Müller<br />

Bodo Trieb<br />

Die Botschaft Deiner persönlichen<br />

Zahlen entdecken<br />

und verstehen<br />

Numerologie nach Pythagoras<br />

Ysir-Verlag 2014<br />

ISBN 978-3-98163-100-5<br />

€ 39,90<br />

Bücher, die den Horizont erweitern<br />

Andreas Winter<br />

ARTGERECHTE PARTNERHALTUNG – Lieben ohne Stress<br />

Eine kriselnde Liebesbeziehung kann nicht nur unglücklich,<br />

sondern sogar krank machen. Die Harmoniebedürftigkeit<br />

des Menschen ist so ausgeprägt, dass wir unter<br />

ständigen Spannungen und Missverständnissen gesundheitlich<br />

leiden und zerbrechen können.<br />

NEU!<br />

Doch Hilfe naht: Dieser tiefenpsychologische Ratgeber<br />

klärt Sie über das unbekannte Wesen in Ihrem Haus<br />

und Bett auf und hilft Ihnen, den Partner besser zu verstehen.<br />

Mit beiliegender Coaching-CD.<br />

ISBN 978-3-86374-136-5 I 16,95 € (D) / 17,50 € (A)


Märchen<br />

Arche Noah heute<br />

Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde. Die Menschen waren verdorben und gewalttätig<br />

und er beschloss, sie zu vertilgen, genau so, wie er es vor langer, langer Zeit schon einmal getan hatte.<br />

Er sprach zu Noah: "Noah, bau mir noch einmal eine Arche, so wie damals. Ich will eine zweite Sintflut<br />

über die Erde bringen. Du aber gehe mit deiner Frau, deinen Söhnen und deren Frauen in die Arche und nimm<br />

von allen Tieren zwei mit, je ein Männchen und ein Weibchen. In sechs Monaten werde ich den großen Regen<br />

schicken."<br />

Noah stöhnte auf; musste das denn schon wieder sein? Wieder 40 Tage Regen und 150 unbequeme Tage<br />

auf dem Wasser mit all den lästigen Tieren an Bord und ohne Fernsehen!<br />

Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen. Noah saß in seinem Vorgarten<br />

und weinte und, da war keine Arche. "Noah", rief der Herr, "Noah, wo ist die Arche?" Noah blickte zum Himmel<br />

und sprach: "Herr, sei mir gnädig, was hast du mir angetan? Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine<br />

Baugenehmigung. Diese wurde mir zunächst abgelehnt, weil eine Werft in einem Wohngebiet planungsrechtlich<br />

unzulässig sei. Im Moment geht es z. B. um die Frage, ob die Arche feuerhemmende Türen, eine Sprinkleranlage<br />

und einen Löschwassertank benötige. Auf einen Hinweis, ich hätte im Ernstfall rundherum genug<br />

Löschwasser, glaubten die Beamten, ich wollte mich über sie lustig machen.<br />

Die Bezirksregierung teilte mir daraufhin telefonisch mit, ich könnte ja gern ein Schiff bauen, müsste aber<br />

selbst zusehen, wie es zum nächsten größeren Fluss käme.<br />

Dann rief mich noch ein anderer Beamter dieser Behörde an, der mir erklärte, sie seien inzwischen ein<br />

kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen und darum wolle er mich darauf hinweisen, dass ich bei der<br />

EU in Brüssel eine Werftbeihilfe beantragen könne; allerdings müsste der Antrag achtfach in den drei Amtssprachen<br />

eingereicht werden.<br />

Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische Zedern dürfen nicht mehr eingeführt<br />

werden. Als ich deshalb hier im Wald Bauholz beschaffen wollte, wurde mir das Fällen von Bäumen unter Hinweis<br />

auf das Landeswaldgesetz verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das Klima. Außerdem sollte<br />

ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen.<br />

Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich, für das notwendige Holz selbst zu sorgen. Sie<br />

wählten jedoch erst einmal einen Betriebsrat. Der wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den Holzschiffbau<br />

auf dem flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln. Weil wir uns aber nicht einig wurden, kam<br />

es zu einer Urabstimmung und zum Streik. Herr, weißt du eigentlich, was Handwerker heute verlangen? Wie<br />

soll ich denn das bezahlen?<br />

Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere einzusammeln. Am Anfang ging das noch ganz gut, vor<br />

allem die beiden Ameisen sind noch immer wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger und zwei Schafe von der Notwendigkeit<br />

ihres gemeinsamen und friedlichen Aufenthaltes bei mir überzeugt hatte, meldete sich der örtliche<br />

Tierschutzverein und rügte die artwidrige Haltung.<br />

Übrigens, wo hast du eigentlich die Callipepia caliconica - du weißt schon, die Schopfwachteln und den<br />

Lethamus Discolor versteckt? Den Schwalbensittich habe ich bisher auch nicht finden können!<br />

Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 43 Vorschriften der Binnenmarkt-Tierschutzverordnung bei<br />

dem Transport der Kaninchen strikt beachten muss. Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese Vorschriften<br />

auch für Hasen gelten. Übrigens: wenn du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges Schiff zu<br />

deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen Küstenmeeres aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel<br />

einfacher. Du könntest dich doch auch einmal für mich bemühen.<br />

Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte mir, dass ich Gülle, Jauche, Exkremente und Stallmist nicht<br />

im Wasser entsorgen darf. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Damals ging es doch auch!<br />

Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei mir gemeldet und von mir eine Karte der<br />

künftig überfluteten Gebiete erbeten. Ich habe ihnen einen blau angemalten Globus geschickt.<br />

Und vor zehn Tagen erschien die Steuerfahndung; die haben den Verdacht, ich bereite meine Steuerflucht<br />

vor. Ich komme so nicht weiter Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht doch lieber meinen Rechtsanwalt mit auf<br />

die Arche nehmen?" Noah fing wieder an zu weinen.<br />

Da hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf und die Sonne schien wieder. Und es zeigte sich ein wunderschöner<br />

Regenbogen. Noah blickte auf und lächelte. "Herr, du wirst die Erde doch nicht zerstören?"<br />

Da sprach der Herr: "Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft schon eure Verwaltung!"<br />

Band <strong>80</strong> März / April 2014 MATRIX 3000 65


<strong>Vorschau</strong><br />

MATRIX3000<br />

<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Sonderheft „Gesundheit“,<br />

erscheint am 27. 3. 2014<br />

Jetlag – Chaos in der inneren Uhr<br />

Bei Langstreckenreisen gerät unsere innere Uhr aus dem Takt.<br />

Der Körper verwandelt sich in ein aufgewühltes Molekulargebräu.<br />

Unsere innere biologische Uhr braucht für die Umstellung auf eine<br />

neue Zeitzone so viele Tage, wie sie Zeitzonen auf der Reise überquert<br />

hat. Nicht bei allen Menschen ist sie gleich sensibel. Unsere<br />

Anpassung an eine andere Zeitzone hängt davon ab, welchen Chronotyp<br />

wir repräsentieren. Was hilft bei Jetlag-Beschwerden wirklich?<br />

Wir präsentieren sanfte und harte Tipps.<br />

Wo der Pfeffer wächst<br />

Geschmacklosigkeit ist „in“. Unsere guten alten Gewürze scheint<br />

ein neuer Trend dahin schicken zu wollen, wo der Pfeffer wächst.<br />

Zumindest sollen sie aus unserer Küche verbannt werden. Kaum<br />

ein Fernsehkoch, der heutzutage nicht „selbstverständlich“ ohne<br />

Gewürze kochen würde. Warum eigentlich? Weil nur so der „natürliche<br />

Geschmack“ der Nahrungsmittel erhalten bleiben soll. Ein<br />

derartiger Unsinn verkennt vollkommen die Tatsache, dass das<br />

Würzen der Speisen eine uralte Kunst ist, die einen Zweck hat. Ein<br />

Plädoyer „gegen die Geschmacklosigkeit“.<br />

Ein Alptraum – oder:<br />

Ein Workoholic macht Urlaub<br />

Nicht jeder, der viel arbeitet, ist ein Workoholic. Man sollte auf<br />

sich aufpassen. Es ist nicht so, dass die Arbeit zur Obsession wird.<br />

Nein – wir werden obsessiv. Die ersten Warnzeichen sind leicht zu<br />

erkennen. Wir unterbrechen immer öfter die Sätze beim Sprechen<br />

oder die Handlungen, die wir durchführen. Es erscheint paradox,<br />

dass „Langeweile“ etwas mit der Leitung eines Unternehmens zu<br />

tun haben soll. Wie kann man lernen, der Langeweile zu vertrauen?<br />

Die „Mindful Leadership Meditation“ ist eine von vielen Methoden,<br />

die potenziellen und echten Workoholics helfen kann.<br />

Außerdem im Sonderheft „Gesundheit“:<br />

Eselsbrücke zur Gesundheit – Tiere als Ärzte * GPS macht dumm<br />

– Technik und Gesundheit * Magersucht * Leuchtmittel und Leuchtwahn<br />

* Die traditionellen Heiler von Bali<br />

<strong>Vorschau</strong> auf <strong>Matrix3000</strong> Band 81, erscheint am 24. 4. 2014<br />

Spiegelwelt – Schattenwelt<br />

Dass es Realitäten jenseits der unmittelbar wahrnehmbaren Welt<br />

gibt, wussten alle Religionen zu allen Zeiten. Doch wo sind diese<br />

Spiegelwelten, und wie sollen wir sie uns vorstellen? Sie könnten<br />

hier sein, um uns, oder gar in uns, jedenfalls nicht sehr weit weg.<br />

Von unserer materiellen Welt können wir Zugang zu ihnen erlangen<br />

durch Meditation, außerkörperliche Erfahrungen und andere<br />

Techniken des Geistes und der Seele. Oder durch die moderne Physik.<br />

Ein Spannungsbogen von der Relativitätstheorie bis zum Geist<br />

der „Bloody Mary“.<br />

Biobeschleunigung<br />

Können Pflanzen freie Energie zum Wachstum nutzen? Neue Forschungsansätze<br />

hinsichtlich einer positiven Beeinflussung des<br />

Pflanzenwachstums mittels „frei verfügbarer Energie“ dürften ein<br />

Turbo-Wachstum vieler, aber längst nicht aller Pflanzen und Bäume<br />

ermöglichen. Kann dadurch dem Hunger auf der Welt wirksam<br />

begegnet werden? Experimente beweisen die Wirksamkeit des<br />

Verfahrens, doch sie zeigen auch die Konsequenzen auf, wenn man<br />

die Pflanzen aus ihren natürlichen Lebensrhythmen reißt. Biobeschleunigung<br />

- eine Methode, die nur mit sehr großem Verantwortungsgefühl<br />

eingesetzt werden sollte.<br />

Impressum<br />

<strong>Matrix3000</strong> erscheint zweimonatlich.<br />

ISSN 1 439-4154<br />

ISBN (<strong>Matrix3000</strong> Band <strong>80</strong>): 978-xxxx<br />

Redaktion MATRIX3000<br />

Ammergauer Str. <strong>80</strong><br />

D-86971 Peiting<br />

Telefon: 0171-3675406<br />

franz.bludorf@matrix3000.de<br />

grazyna.fosar@matrix3000.de,<br />

Redaktionsschluß für die nächste <strong>Ausgabe</strong>,<br />

<strong>Matrix3000</strong> Band 81: 11. 3. 2014<br />

Chefredaktion<br />

Franz Bludorf<br />

Redaktion<br />

Franz Bludorf, Grazyna Fosar, Ulrich Heerd, Ralf Lehnert,<br />

Lisa Rampertshammer, Elke Röder, Roland Rottenfußer<br />

Beiträge von<br />

Franz Bludorf, Erdogan Ercivan, Grazyna Fosar, Birgit<br />

Frohn, Tobias Hauser, Ralf Lehnert, Corinna Lichtfelder-<br />

Schlegel, George Peters, Thomas Ritter, Roland Rottenfußer,<br />

Andreas Winter<br />

Verlag<br />

MATRIX3000 Verlag GmbH<br />

Ammergauer Straße <strong>80</strong><br />

D-86971 Peiting<br />

Telefon: 0 88 61/59 0 18, Telefax: 0 88 61/67 0 91<br />

info@matrix3000.de, www.matrix3000.de<br />

Art Direction<br />

Mirjam Flatau<br />

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66<br />

MATRIX 3000 Band <strong>80</strong> März / April 2014


Claus W. Turtur<br />

Prof. Claus Turtur<br />

Kausalität,<br />

Determinismus, Glaube<br />

Kausalität<br />

Determinismus<br />

Glaube<br />

€ ca. 19,<strong>80</strong> (D) € ca. 20,40 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-715-8<br />

Wie oft hört man heutzutage jemanden sagen: „Ich bin ein moderner<br />

technisch- naturwissenschaftlich gebildeter Mensch, deshalb<br />

derner technisch- naturwissenschaftlich gebildeter deshalb weiß ich, dass es Gott nicht geben kann.“ Manche<br />

Wie oft hört man heutzutage jemanden sagen: „Ich bin ein mo-<br />

weiß ich, dass es Gott nicht begründen geben diese kann.“ Haltung auch Manche mit den Worten: „Ich begründen bin ein diese<br />

Haltung auch mit den Worten: kannte Bewegung „Ich der bin „Aufklärung“. ein aufgeklärter Mensch.“<br />

aufgeklärter Mensch.“ und denken dabei an die historisch be-<br />

Dass es sich bei der Begründung des Atheismus durch die<br />

und denken dabei an die historisch bekannte Bewegung der „Aufklärung“.<br />

Aufklärung lediglich um einen historischen Irrtum handelt,<br />

zeigt der Autor, ein Physikprofessor, der moderne Ingenieure<br />

ausbildet. Er folgt dabei einer logischen Gedankenkette, die<br />

über das Wissen der Zeit der Aufklärung hinaus auch modernes,<br />

aktuelles Fachwissen des Atheismus der Mathematik und Physik durch und die Auf-<br />

Dass es sich bei der Begründung<br />

Naturwissenschaften aus dem 20. Jahrhundert berücksichtigt.<br />

klärung lediglich um einen Dabei historischen kommt er zu dem Ergebnis: Irrtum handelt, zeigt der<br />

„Ich bin ein technisch-naturwissenschaftlich orientierter<br />

Autor, ein Physikprofessor, der moderne Ingenieure ausbildet. Er<br />

Mensch, ein gelernter Physiker, und deshalb weiß ich, dass<br />

es spirituelle Wesen und Kräfte gibt.“<br />

folgt dabei einer logischen Gedankenkette, die über das Wissen<br />

Um naturwissenschaftlichen Laien einen Zugang zu dieser<br />

der Zeit der Aufklärung hinaus<br />

<strong>The</strong>matik<br />

auch<br />

zu geben,<br />

modernes,<br />

ist das Buch allgemeinverständlich<br />

aktuelles<br />

geschrieben.<br />

Formeln sind in einen „Anhang für Naturwissen-<br />

Fachwissen<br />

der Mathematik und Physik und Naturwissenschaften aus dem<br />

schaftler“ verbannt.<br />

20. Jahrhundert berücksichtigt. Dabei kommt er zu dem Ergebnis:<br />

„Ich bin ein technisch-naturwissenschaftlich orientierter Mensch,<br />

ein gelernter Physiker, und deshalb weiß ich, dass es spirituelle<br />

Wesen und Kräfte gibt.“<br />

Um naturwissenschaftlichen Laien einen € 19,<strong>80</strong> (D) € Zugang 20,40 (A)) zu dieser <strong>The</strong>-<br />

ISBN: 978-3-89539-715-8<br />

www.michaelsverlag.de<br />

matik zu geben, ist das Buch allgemeinverständlich geschrieben.<br />

Formeln sind in einen „Anhang für Naturwissenschaftler“ verbannt.<br />

Claus W. Turtur<br />

Kausalität Determinismus Glaube<br />

Claus W. Turtur<br />

Kausalität<br />

Determinismus<br />

Glaube<br />

Buchcover_Turtur.indd 1 23.03.12 13:12<br />

Josef Gruber<br />

Raumenergie-Technik<br />

288 A4-Seiten<br />

€ 49,<strong>80</strong> (D) € 51,20 (A)<br />

ISBN: 978-3-89539-910-7<br />

1 Einführende Übersicht: Größte technische<br />

Revolution wird möglich<br />

2 Geräte zur Nutzung der Raumenergie<br />

3 Hinweise auf theoretische und<br />

experimentelle Grundlagen von RET<br />

4 Offenlegung geheim gehaltener<br />

Information<br />

5 Folgen der weit verbreiteten Nutzung<br />

der Raumenergie-Technik (RET)<br />

6 Ergänzende Reformen für nachhaltige<br />

Entwicklung weltweit einige Beispiele<br />

und zahlreiche Informationsquellen<br />

7 Zusammenfassung und Ausblick<br />

8 Literaturverzeichnis<br />

9 Anhänge<br />

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