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LinuxUser Fotos bearbeiten (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Exklusiv: Ex-Bundesdatenschützer Peter Schaar über PRISM, Privacy und Regierungsträgheit S. 22<br />

„Verschlüsseln Sie, fordern Sie Ihre Rechte, nutzen Sie keine US-Anbieter!“<br />

09.2014<br />

Deepin Linux • MakeHUMAN • AUDEX • OPENLDAP • FOTOS BEARBEITEN<br />

Urlaubsbilder entwickeln, optimieren, archivieren, analog und digital präsentieren<br />

FOTOS BEARBEITEN<br />

Gimp: Feinschliff für die<br />

besten Urlaubsfotos S. 26<br />

RAW-Finessen nutzen<br />

mit Rawtherapee 4.1 S. 36<br />

Bilder über Metadaten<br />

automatisch archivieren S. 32<br />

Fotobuch in Eigenregie<br />

mit Scribus und Gimp S. 44<br />

Drei Alternativen für<br />

Online-Galerien im Test S. 50<br />

Youtube-Jukebox ohne Flash und Webbrowser<br />

60 Millionen Musikvideos so komfortabel nutzen wie die lokale Audiosammlung S. 54<br />

Digitaler Brutkasten S. 68<br />

Freie 3D-Poser-Software MakeHuman<br />

Top-Distris<br />

auf zwei<br />

Heft-DVDs<br />

Markdown fest im Griff S. 72<br />

Editor Haroopad mit Live-<strong>Vorschau</strong><br />

09<br />

www.linux-user.de<br />

EUR 8,50 EUR 9,35 sfr 17,00 EUR 10,85 EUR 11,05 EUR 11,05<br />

Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 196067 008502 09


Editorial<br />

Osterhasi, Nikolausi<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

jetzt bin ich der NSA aber endgültig<br />

beleidigt. Nein, nicht weil die Schlapphüte<br />

mich als Benutzer des Tor-Netzwerks,<br />

der Anonymisierungsdistribution Tails<br />

und des Verschlüsselungsprogramms<br />

Truecrypt höchstwahrschein lich auf die<br />

Extremistenliste der US-Behörden gesetzt<br />

haben û. Da kommt ja offenbar<br />

sowieso Krethi und Plethi drauf, die Aufstellung<br />

umfasst nicht weniger als<br />

1,5 Millionen Namen û. Man muss noch<br />

nicht einmal was Konkretes ausgefressen<br />

haben, um auf die Liste zu kommen: Die<br />

US-Behörden tragen da mal eben ganze<br />

Zielgruppen in Bausch und Bogen ein –<br />

so wie eben Tor- und Tails-Nutzer û.<br />

Mich kratzt das nicht, denn ich hatte<br />

sowieso nicht vor, in nächster Zeit nach<br />

USA zu fliegen. Was mich wirklich auf die<br />

Palme bringt, ist die Tatsache, dass die<br />

NSA meine berufliche Reputation so kaltblütig<br />

schädigt. Geleakte Codeschnipsel<br />

aus dem Überwachungsprogramm<br />

XKeyscore belegen: Nur wer die Website<br />

der US-Linux-Publikation „Linux Journal“<br />

besucht, darf sich als echter Terrorist fühlen,<br />

wir deutsche Linuxer nicht. Das ist ja<br />

wohl das Letzte! Da verbreitet <strong>LinuxUser</strong><br />

jahrelang jede erreichbare Tails-Version,<br />

füllt ganze Ausgaben û mit Anti-NSA-<br />

Tipps – und dann ignorieren uns die<br />

Herrn Spione ganz einfach. Pennt Ihr da<br />

eigentlich, in Fort Meade, oder was?<br />

Spaß beiseite: Die US-Überwacher haben<br />

wohl endgültig jedes Maß und Ziel<br />

verloren, bis zu einem Grad, an dem<br />

selbst intime Kenner der Szene wie der<br />

ehemalige Bundesbeauftragte für den<br />

Datenschutz Peter Schaar kaum noch<br />

glauben können, was täglich an neuen<br />

Enthüllungen ans Licht kommt. Aus dem<br />

Interview (S. 22), das er uns gegeben hat,<br />

sollte man sich jeden seiner Sätze auf der<br />

Zunge zergehen lassen – einiges, was darin<br />

steht und sich im ersten Moment fast<br />

überkritisch liest, hat sich bereits wenige<br />

Tage nach dem Gespräch als extrem vorausschauend<br />

erwiesen.<br />

So riet Peter Schaar etwa davon ab, die<br />

Dienste von US-Anbietern zu nutzen,<br />

wenn man seine Privatsphäre schützen<br />

will. Wenig später wurde dann bekannt,<br />

dass die US-Behörden ungerührt auch<br />

auf Cloud-Daten außerhalb ihrer Jurisdiktion<br />

zugreifen, solange nur der Betreiber<br />

des Diensts in USA sitzt – so muss Microsoft<br />

den US-Behörden E-Mails herausgeben,<br />

die auf Servern in Irland liegen û.<br />

Einige Tage darauf kam heraus, dass sowohl<br />

Google û wie auch Microsoft û<br />

den Inhalt aller über ihre Maildienste laufenden<br />

Nachrichten auswerten. In den<br />

bekannt gewordenen Fällen setzten beide<br />

Provider die Polizei auf User an, in deren<br />

E-Mails sie kinderpornografische Inhalte<br />

erkannt hatten.<br />

Lassen Sie sich nicht dadurch irritieren,<br />

dass es hier um einen „guten Zweck“<br />

ging, oder dass CDU-Politiker, die offenbar<br />

jedes Unrechtsbewusstsein verloren<br />

haben, wie etwa die hessische Justizministerin,<br />

solche Ungeheuerlichkeiten<br />

auch bei deutschen Providern einführen<br />

wollen: Das Überwachen von Telekom-<br />

Jörg Luther<br />

Chefredakteur<br />

munikationsinhalten ohne eine richterliche<br />

Anordnung ist nach §206 StGB („Verletzung<br />

des Post- oder Fernmeldegeheimnisses“)<br />

eine schwere Straftat û.<br />

Und wer ernsthaft meint, dass Provider<br />

wie Google oder Microsoft mit Dutzenden<br />

Millionen Kunden eine technisch<br />

aufwendige und teure Überwachung der<br />

Inhalte von Milliarden Mails jährlich nur<br />

implementiert haben, um der Polizei ab<br />

und zu einmal einen ertappten Pädophilen<br />

präsentieren zu können, der glaubt<br />

wahrscheinlich auch noch an Osterhase<br />

und Nikolaus.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/33275<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

3


09<br />

68<br />

Virtuelle Landschaften erstellen<br />

Sie am einfachsten in Blender. Für<br />

das Design der Figuren, mit denen Sie diese<br />

Welten bevölkern, bietet sich dagegen<br />

die freie Poser-Software MakeHuman an.<br />

Markdown ist erste Wahl bei einfachen<br />

Texten. Der Editor Haroopad<br />

72<br />

zeigt direkt, was die Befehle bewirken.<br />

84<br />

Als Backup oder zum Sichern<br />

von Beweisen leisten Abbilder einer<br />

Partition wertvolle Dienste. Guymager<br />

hilft, diese rechtskonform zu erstellen.<br />

Heft-DVD<br />

Deepin Linux.. . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Gnome verlor ab Version 3 viele Freunde,<br />

nicht zuletzt wegen seines umstrittenen<br />

Bedienkonzepts. In diese Lücke stößt das<br />

ebenso elegante wie durchdachte Deepin<br />

Linux aus dem chinesischen Wuhan.<br />

ZevenOS Neptune 4.0........... 11<br />

Suchen Sie ein stabiles und zuverlässiges<br />

Debian-Derivat, das modern aussieht und<br />

topaktuelle Software mitbringt? Dann liegen<br />

Sie mit ZevenOS Neptune goldrichtig.<br />

Aktuelles<br />

Whonix....................... 14<br />

Mithilfe zweier virtueller Maschinen ermöglicht<br />

Whonix anonymes Surfen und bietet dabei<br />

größtmöglichen Schutz der Privatsphäre.<br />

News: Software................ 20<br />

Datenbanken verwalten mit Adminer 4.1.0,<br />

Daten durchsuchen mit Find & Replace 1.8,<br />

Programme einsperren mit Firejail 0.9.6,<br />

Datendurchsatz im Blick mit Vnstat 1.12b<br />

Report<br />

„Zivilcourage gefragt“. ......... 22<br />

Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte<br />

Peter Schaar kritisiert im Interview das<br />

Verhalten deutscher Behörden in der NSA-<br />

Affäre und ruft zu mehr Selbstbewusstsein<br />

auf, aber auch zu mehr Vorsicht im Netz.<br />

Schwerpunkt<br />

Bilder aufbereiten.............. 26<br />

Nach dem Urlaub liegen Hunderte <strong>Fotos</strong> auf<br />

dem Computer und harren der Verwertung.<br />

Jetzt gilt es, das Optimum aus den besten<br />

Motiven herauszuholen.<br />

Exiftool....................... 32<br />

Mit dem Perl-Programm Exiftool organisieren<br />

Sie im Handumdrehen Ihre Bilder in<br />

einem sauber geordneten Archiv.<br />

Rawtherapee 4.1............... 36<br />

Im Mai erschien die in weiten Teilen überarbeitete<br />

Version 4.1 des RAW-Converters<br />

Rawtherapee. Sie bringt zahlreiche neue<br />

Features und Algorithmen mit.<br />

Fotobücher in Eigenregie........ 44<br />

Wer sich ein wenig mit Scribus und Gimp<br />

auseinandersetzt, der braucht für ein Fotobuch<br />

keine Spezial-Software. Der Lohn der<br />

Mühe ist ein individueller Look.<br />

6Mit der Integration eines selbst<br />

entwickelten Desktops und vielen<br />

neuen Tools zeigen die Entwickler des<br />

chinesischen Ubuntu-Derivats Deepin<br />

Linux, wohin die Reise in Sachen grafischer<br />

Oberfläche gehen könnte.<br />

Online-Galerien................ 50<br />

Drei Wege führen zur Online-Galerie: ein<br />

spezielles CMS, eine Desktop-Software oder<br />

ein Hosting-Dienst. Jeder der Ansätze weist<br />

spezifische Vor- und Nachteile auf.<br />

4 09.2014


Zum Synchronisieren von Dateien<br />

92 setzt Git-annex auf freie Software,<br />

Versionskontrolle und bei Bedarf auf starke<br />

Kryptographie. Ein komfortabler Web-<br />

Assistent reduziert die an sich komplexe<br />

Konfiguration auf wenige Mausklicks.<br />

26<br />

Mithilfe digitaler Fotoretusche<br />

bessern Sie kleine Unstimmigkeiten<br />

in Bildern aus und verleihen den<br />

Motiven durch den dezenten Einsatz von<br />

Effekten eine besondere Note.<br />

36<br />

Der Konverter Rawtherapee<br />

erlaubt Ihnen beim Entwickeln<br />

von RAW-Formaten sehr viele Freiheiten.<br />

Das führt zu spannenden Ergebnissen.<br />

Praxis<br />

Youtube-Player .. . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Mit einem nativen Client für Linux nutzen<br />

Sie Online-Musikvideos so komfortabel wie<br />

eine lokale Audiosammlung.<br />

4pane.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Der Dateimanager 4Pane verleiht den Zaghaften<br />

Sicherheit und erlaubt es den Profis,<br />

ganz individuelle Funktionen nachzurüsten.<br />

Musique...................... 64<br />

Der innovative Audioplayer Musique punktet<br />

mit modernem Design und cleveren Funktionen<br />

gegen etablierte Programme.<br />

MakeHuman .. . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Mit MakeHuman erstellen Sie realistisch<br />

wirkende menschliche Akteure, die virtuellen<br />

Szenen den letzten Schliff geben.<br />

Netz&System<br />

OpenLDAP .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

Wer mehrere Nutzerkonten verwalten muss,<br />

kommt heute kaum noch um Verzeichnisdienste<br />

herum. Wir zeigen am Beispiel Open-<br />

LDAP, wie Sie eine zentrale Nutzerverwaltung<br />

einrichten und diese mittels TLS absichern.<br />

Guymager .................... 84<br />

Hat sich ein Schädling im System einge nistet,<br />

dann gilt es, Beweise zu sichern. Mit Guymager<br />

erstellen Sie rechtssicher verifizierte<br />

Abbilder von Datenträgern.<br />

Synkron .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

Für das schnelle Backup zwischendurch<br />

sind herkömmliche Backup-Programme zu<br />

schwergewichtig. Mit Synkron dagegen halten<br />

Sie kleine Datenbestände mit wenigen<br />

Mausklicks stets aktuell.<br />

Know-how<br />

Git-annex.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

Ein Webfrontend erleichtert die ansonsten<br />

komplexe Konfiguration der Repositories,<br />

wenn Sie das freie Synchronisations-Tool Gitannex<br />

für Ihre Zwecke einsetzen.<br />

Service<br />

Editorial.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

IT-Profimarkt.. . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

Impressum................... 102<br />

Events/Autoren/Inserenten..... 103<br />

<strong>Vorschau</strong>. ................... 104<br />

Heft-DVD-Inhalt .............. 105<br />

Haroopad..................... 72<br />

Der Markdown-Editor Haroopad hilft Ihnen<br />

beim Verfassen von formatierten Texten mit<br />

einer cleveren Live-<strong>Vorschau</strong>.<br />

Audex.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Mit dem intuitiven Ripper Audex klappt das<br />

Digitalisieren der privaten Musiksammlung<br />

auch ohne großes Einarbeiten.<br />

78<br />

Sobald die Zahl der Nutzerkonten<br />

und Accounts im lokalen<br />

Netz steigt, bringt ein Verzeichnisdienst wie<br />

OpenLDAP deutliche Vorteile. Wir zeigen, wie<br />

Sie diesen aufsetzen und mittels TLS absichern.<br />

09.2014<br />

www.linux-user.de<br />

5


Heft-DVD<br />

Deepin Linux<br />

Neuer Desktop: Deepin Desktop Environment<br />

Fernost-Import<br />

© Liu Feng, 123RF<br />

Gnome verlor ab Version 3<br />

viele Freunde, nicht zuletzt<br />

wegen seines umstrittenen<br />

Bedienkonzepts. In die Lücke<br />

stößt das ebenso elegante<br />

wie durchdachte Deepin<br />

Linux aus dem chinesischen<br />

Wuhan. Erik Bärwaldt<br />

China, das traditionell offene Standards<br />

unterstützt, treibt seit Jahren mehrere innovative<br />

Projekte rund um Linux voran.<br />

Das Vorzeigeprojekt Deepin Linux erschien<br />

kürzlich mit einem regelrechten<br />

Feuerwerk an Neuerungen. Insbesondere<br />

kommt Deepin 2014 (http:// www.​<br />

li nux deepin. com) mit einem ganz neuen<br />

Desktop, dem Deepin Desktop Environment<br />

(DDE), das an vielen Stellen von der<br />

Community bemängelte Defizite anderer<br />

Arbeitsoberflächen vermeidet. Der Fokus<br />

liegt dabei sowohl auf einem äußerst ästhetischen<br />

Erscheinungsbild als auch auf<br />

einer exzellenten Ergonomie.<br />

Die unüberschaubare Vielzahl von<br />

mul ti medialen Programmen unter Linux<br />

veranlasste das Projekt, für das Betriebssystem<br />

eigene Multimedia-Anwendungen<br />

zu programmieren, die sich nahtlos<br />

in den Desktop einfügen. Zu guter Letzt<br />

ersetzt der sogenannte Deepin Store bei<br />

der Software-Installation das schon<br />

recht betagte grafische Synaptic. Mit all<br />

diesen Neuerungen gibt sich Deepin<br />

Linux nicht nur äußerst bedienerfreundlich,<br />

sondern entpuppt sich durch die<br />

elegante Arbeitsoberfläche auch als echter<br />

Hingucker.<br />

Erste Einblicke<br />

Das Projekt stellt das Ubuntu-Derivat sowohl<br />

in einer 32- als auch einer 64-Bit-<br />

Readme<br />

In westlichen Gefilden eher unbekannt,<br />

macht das auf Ubuntu basierende Deepin<br />

Linux in China schon seit Jahren von sich<br />

reden. Es adressiert mit schlichtem Design<br />

und einem ausgeklügelten Bedienkonzept<br />

in erster Linie Einsteiger, begeistert aber<br />

auch erfahrene Anwender.<br />

Kleine Deepin-Historie<br />

Als Hiweed Linux erblickte Deepin bereits<br />

vor rund zehn Jahren das Licht der Welt,<br />

damals als Debian-Derivat. Seitdem wechselte<br />

nicht nur der Name, sondern auch die<br />

Basis von Debian nach Ubuntu. Außerdem<br />

tauschten die Entwickler im Lauf der Zeit<br />

verschiedene Applikationen aus: So ersetzt<br />

LibreOffice heute das ursprünglich genutzte<br />

OpenOffice, Firefox tritt an die Stelle von<br />

Google Chrome, und als Standard-Mailprogramm<br />

kommt seit 2011 Thunderbird zum<br />

Einsatz. Offensichtlich waren die Entwickler<br />

auch mit der neuerdings unter Linux zu beklagenden<br />

Zersplitterung der Desktop-Entwicklungen<br />

unzufrieden, wie die komplett<br />

neue Oberfläche DDE beweist.<br />

6 www.linux-user.de<br />

09.2014


Deepin Linux<br />

Heft-DVD<br />

Deepin 2014 (32+64 Bit)<br />

bootfähig auf Heft-DVD<br />

1 Gnome 3 optisch recht ähnlich, jedoch eleganter und durchdachter: der Deepin-<br />

Desktop mit geöffneter Applikationsliste.<br />

Version als etwa 1,5 GByte großes ISO-<br />

Image zum Download bereit. Beide gibt<br />

es ausschließlich als multilinguale Variante,<br />

deren Installer allerdings noch kein<br />

Deutsch beherrscht. Als Ausweichoption<br />

steht jedoch neben verschiedenen europäischen<br />

Sprachen auch amerikanisches<br />

Englisch bereit.<br />

Das System bootet ohne den Umweg<br />

über ein Grub-Menü direkt in eine sehr<br />

modern wirkende grafische Sprachauswahl.<br />

Die Distribution lädt zunächst in<br />

einen leeren Desktop mit lediglich einem<br />

einzigen Icon für die lokale Installation<br />

des Systems und der Panel-Leiste am<br />

unteren Bildschirmrand. Fahren Sie mit<br />

dem Mauszeiger in die rechte untere<br />

Bildschirmecke, dann öffnet sich das<br />

Konfigurationsmenü. Es erstreckt sich<br />

vertikal über den gesamten rechten Bildschirmrand<br />

und enthält alle wichtigen<br />

Einstelloptionen.<br />

Nach einem Klick auf das Icon Install<br />

Deepin startet die Einrichtungsroutine<br />

und fragt lediglich Tastaturbelegung,<br />

Zeitzone sowie User- und Hostnamen ab.<br />

Die Angabe der gewünschten Zielpartition<br />

schließt den Dialog ab, der Installer<br />

befördert das System auf die Festplatte.<br />

Erster Eindruck<br />

Nach dem anschließenden Neustart über<br />

ein grafisch gestaltetes Grub-Menü, das<br />

auch zuvor installierte Betriebssysteme<br />

auflistet, gelangen Sie in einen schlicht<br />

gehaltenen Desktop mit lediglich einer<br />

Docking-Leiste am unteren Rand. Icons<br />

auf der Arbeitsoberfläche oder eine<br />

Panel-Leiste mit Menüs gibt es nicht.<br />

Um den installierten Software-Bestand<br />

einzusehen, klicken Sie entweder<br />

auf den Starter Launcher links im Dock,<br />

oder Sie bewegen den Mauszeiger in die<br />

linke obere Bildschirmecke. In beiden<br />

Fällen erscheint eine Übersicht der wichtigsten<br />

Programme. Ein Klick auf das<br />

Kreis-Symbol mit vier darin enthaltenen<br />

kleinen Quadraten öffnet eine nach Programmgruppen<br />

geordnete Übersicht aller<br />

installierten Anwendungen. Unterhalb<br />

davon befinden sich vertikal angeordnet<br />

weitere Kreis-Symbole, die nach<br />

einem Mausklick die entsprechenden<br />

Gruppen ansteuern 1 .<br />

Um schnell zu den Systemeinstellungen<br />

zu gelangen, fahren Sie einfach mit<br />

dem Mauszeiger in die rechte untere<br />

Bildschirmecke. Daraufhin erscheinen,<br />

optisch deutlich vom blauen Hintergrund<br />

der Arbeitsoberfläche abgehoben,<br />

die wichtigsten Optionen zur Systemkonfiguration<br />

2 , und zwar in Gestalt<br />

eines vertikal über die gesamte<br />

rechte Bildschirmseite verlaufenden Einstellungsmenüs<br />

mit verschiedenen<br />

Icons. Sobald Sie eines davon anklicken,<br />

öffnet das Werkzeug ein Untermenü, das<br />

kontextsensitiv alle Einstellmöglichkeiten<br />

bereithält.<br />

Links neben den Konfigurationsoptionen<br />

finden Sie eine permanente,<br />

verti kale Symbolleiste, mit deren Hilfe<br />

Sie zwischen den einzelnen Untermenüs<br />

wechseln. Sobald Sie den Konfigurationsbereich<br />

mit dem Mauszeiger verlassen<br />

und in den Desktop klicken, minimiert<br />

sich das Optionsmenü wieder und<br />

gibt die Arbeitsfläche komplett frei.<br />

Anders als der Installer, die noch kein<br />

Deutsch spricht, beherrscht der Deepin-<br />

Desktop unsere Sprache durchaus. Um<br />

die deutschen Spracheinstellungen zu<br />

aktivieren, öffnen Sie die Systemeinstellungen<br />

und navigieren dort zur Gruppe<br />

Date and Time mit dem Uhr-Symbol. Hier<br />

stellen Sie unter Language die gewünschte<br />

Sprache ein.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

7


Heft-DVD<br />

Deepin Linux<br />

2 Bewegen Sie den Mauszeiger in die<br />

rechte untere Ecke, erscheint das Konfigurationsmenü,<br />

das alle wichtigen Settings<br />

in einer einheitlichen Oberfläche vereint.<br />

Ein erneutes Login übernimmt die Änderung<br />

und zeigt nicht nur das System,<br />

sondern auch viele der installierten Programme<br />

mit deutscher Lokalisierung an.<br />

Bei einigen Anwendungen, beispielsweise<br />

bei LibreOffice, müssen Sie jedoch via<br />

Paketmanagement noch die entsprechenden<br />

Sprachdateien nachziehen.<br />

Ergonomie<br />

Der Deepin-Desktop erinnert in seinem<br />

Erscheinungsbild ein wenig an eine<br />

Mischung von Gnome 3 und Apple Mac<br />

OS X, bietet jedoch gegenüber beiden<br />

deutliche ergonomische Vorteile: Der<br />

Wegfall der Panel-Leiste am oberen beziehungsweise<br />

unteren Bildschirmrand<br />

sowie das Verlagern der Einstellmenüs in<br />

ein vertikal verlaufendes, automatisch<br />

ein- und ausklappendes Fenster am<br />

rechten Displayrand ermöglichen ein<br />

wesentlich besseres Ausnutzen der verfügbaren<br />

Monitorfläche.<br />

Während herkömmliche Panel-Leisten<br />

für Monitore im 4:3- oder 5:4-Format entwickelt<br />

wurden und in diesen Bildschirmgeometrien<br />

auch umfangreiche Menüs<br />

komplett darstellen, sind in Zeiten von<br />

16:10- und 16:9-Displays Menüstrukturen<br />

besser am rechten oder linken Bildschirmrand<br />

aufgehoben – nicht zuletzt<br />

deswegen, weil dann Menüs mit vielen<br />

Hierarchieebenen offene Programmfenster<br />

nicht mehr komplett abdecken.<br />

Zur unkomplizierten Bedienung trägt<br />

zudem die in allen Untermenüs der Systemeinstellungen<br />

konsequent gleichartige<br />

Menüstruktur bei: Es gibt keinerlei<br />

zusätzliche Hierarchieebenen mit jeweils<br />

sich neu öffnenden Fenstern, durch die<br />

Sie sich mühsam durchklicken müssten;<br />

alle Optionsfelder werden durch aufklappbare<br />

Reiter realisiert.<br />

Die Erreichbarkeit der einzelnen Menüs<br />

über die vertikal angeordnete Symbolleiste<br />

ermöglicht darüber hinaus ein<br />

schnelles Wechseln der Menüs mit nur<br />

einem Mausklick. Die einzelnen Menüs<br />

selbst bieten zwar nicht die Fülle an Einstelloptionen<br />

wie etwa jene von KDE, gewährleisten<br />

jedoch in allen wichtigen Bereichen<br />

eine detaillierte Konfiguration<br />

des Systems.<br />

Zusätzlich achteten die Deepin-Entwickler<br />

darauf, die Farbschemata möglichst<br />

ergonomisch zu gestalten: Zwar tragen<br />

die Einstellmenüs durchgängig einen<br />

dunklen Hintergrund, die Schrift erscheint<br />

jedoch in einem hellen Farbton<br />

und damit in ausreichendem Kontrast.<br />

Aktivierte Schalter hebt das Layout<br />

durch einen Blauton hervor, sodass auch<br />

bei schlechteren Lichtverhältnissen keine<br />

Verwechslungsgefahr besteht. Dasselbe<br />

gilt auch für Optionsfelder, die<br />

aktiviert ebenfalls blau erscheinen.<br />

Der Deepin-Desktop geht außerdem<br />

sehr sparsam mit optischen Gimmicks<br />

um. Zwar nutzt er Compiz als Fenstermanager<br />

und arbeitet damit im Vergleich<br />

zu KWin oder Metacity nicht viel ressourcenschonender;<br />

wackelnde Fenster, sich<br />

drehende Würfel oder explodierende<br />

Desktops beim Herunterfahren sparten<br />

sich die Entwickler aber.<br />

Weitere pfiffige Besonderheiten<br />

offenbart die DDE-Arbeitsoberfläche<br />

beim Umgang mit Applikationen. Zwar<br />

lehnt sich die herkömmliche Anzeige der<br />

installierten Programme optisch eng an<br />

Gnome 3.x an, doch erlaubt es DDE auch,<br />

Programmsymbole mithilfe des Befehls<br />

Send to an die gewünschte Stelle zu<br />

übertragen. Dafür klicken Sie lediglich<br />

mit der rechten Maustaste auf das gewünschte<br />

Applikationssymbol und wählen<br />

aus dem Kontextmenü die Option<br />

Send to desktop oder Send to dock.<br />

Möchten Sie das betreffende Programm<br />

automatisch beim Systemstart<br />

mit aktivieren, so geschieht dies im gleichen<br />

Menü durch Auswahl von Add to<br />

autostart. Die Uninstall-Option aus dem<br />

Kontextmenü ermöglicht darüber hinaus<br />

das Deinstallieren eines Programms,<br />

ohne dafür den Paketmanager bemühen<br />

zu müssen. Die Eingabe eines Passworts<br />

ist dafür nicht nötig.<br />

Software<br />

Zusätzliche Software beziehen Sie über<br />

den Deepin Store genannten Paketmanager,<br />

der eine besonders komfortable<br />

Oberfläche bietet 3 . Sie starten ihn<br />

über das zweite Icon von links im Dock.<br />

Anders als beispielsweise Synaptic listet<br />

8 www.linux-user.de<br />

09.2014


3 Der Deepin Store dient als zentrale Verwaltungsinstanz zum Einspielen und Deinstallieren<br />

von Programmen.<br />

er kaum Bibliotheken auf, sondern primär<br />

häufig verwendete Programme.<br />

Der Store unterteilt die vorhandenen<br />

Programme links im Programmfenster in<br />

einer vertikalen Leiste in Untergruppen.<br />

Unter jeder Applikation befindet sich<br />

eine blaugrau hinterlegte Schaltfläche,<br />

die bei einem Mausklick das betreffende<br />

Programm für die Installation vormerkt.<br />

Dies zeigt oben eine horizontale Menüleiste<br />

unter Installation an. Ein Klick darauf<br />

öffnet die Liste aller zur Installation<br />

vorgemerkten Programme und signalisiert<br />

den Fortschritt der Einrichtung anhand<br />

eines Verlaufsbalkens.<br />

Genauso einfach klappt das Deinstallieren<br />

von Programmen: Dazu wechseln<br />

Sie in den Abschnitt Deinstallation und<br />

klicken auf das Papierkorb-Symbol<br />

neben der entsprechenden Anwendung.<br />

Abschließend bestätigen Sie die Auswahl<br />

mit einem Klick auf das erscheinende<br />

grüne Häkchen.<br />

Weder das Einrichten noch die Deinstallation<br />

von Applikationen erfordert<br />

eine Passworteingabe. Das macht einerseit<br />

den Umgang mit dem Betriebssystem<br />

zwar sehr bequem, stellt aber andererseits<br />

auch ein gewisses Sicherheitsrisiko<br />

dar. Der Software-Fundus, den<br />

Deepin ausschließlich in seinen eigenen<br />

Repositories bereithält, entspricht etwa<br />

dem anderer großer Distributionen, was<br />

aufgrund der Ubuntu-Abstammung<br />

auch naheliegt.<br />

Negativ fiel die Transferrate zu den in<br />

China gehosteten Repositories auf. So<br />

dauerte es im Test des Öfteren fünf<br />

Minuten, bis Deepin auch nur deren<br />

Meta-Informationen aktualisierte. Die<br />

Download-Rate schwankte dabei zwischen<br />

20 KByte/​s und 80 KByte/​s. In einer<br />

späteren Wiederholung erreichte die<br />

Transfergeschwindigkeit dann akzeptablere<br />

250 KByte/​s.<br />

Maßgeschneidert<br />

Wie alle großen Desktop-Umgebungen<br />

bringt auch das Deepin Desktop Environment<br />

eigene Applikationen mit, die<br />

besonders gut mit dem System harmonieren.<br />

Dazu gehören Deepin Game,<br />

Deepin Music und Deepin Movie, die Sie<br />

jeweils über das Dock erreichen. Während<br />

die multimedialen Applikationen<br />

schlanke Abspielsoftware für verschiedenste<br />

generische Formate bieten, ist<br />

Deepin Game noch primär auf den<br />

chinesischen Markt zugeschnitten.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

9


Heft-DVD<br />

Deepin Linux<br />

Bei den angebotenen Spielen handelt es<br />

sich teils um Online-Games, die stellenweise<br />

auch Werbung einblenden. Einige<br />

lassen sich auch lokal installieren. Die<br />

Deepin-Entwickler versahen die Oberfläche<br />

von Deepin Game mit einigen Kategorien<br />

unterschiedlicher Spiel-Genres.<br />

Dadurch finden Sie bekannte Spiele sehr<br />

viel schneller.<br />

Das Personalisieren im Reiter Meine<br />

Spiele erlaubt es, Spielstände zu speichern<br />

und wieder abzurufen. Aufgrund<br />

der unvollständigen Lokalisierung eignet<br />

sich die Applikation allerdings nur bedingt<br />

für den Einsatz außerhalb Chinas.<br />

Das Konzept der Zusammenfassung<br />

verschiedener Spiele unter einer Oberfläche<br />

mit zusätzlichem Online-Zugang<br />

zeigt jedoch einen möglichen Ansatz,<br />

wie Linux auch für Spieler interessant<br />

werden könnte 4 .<br />

Die Multimedia-Anwendungen stellen<br />

dagegen nur relativ einfache Abspielfunktionen<br />

bereit. Durch die Integration<br />

verschiedenster Codecs geben sie zwar<br />

Filme und Musik in den meisten Fällen<br />

problemlos wieder, allerdings zeigt insbesondere<br />

der Video-Player noch Schwächen:<br />

So erkennt er bei manchen Filmen<br />

das Bildformat nicht korrekt, was zu Verzerrungen<br />

führt. Allerdings lässt sich diese<br />

Unzulänglichkeit relativ problemlos<br />

via Kontextmenü manuell anpassen.<br />

4 Die Applikation Deepin Game bietet derzeit primär Spiele in chinesischer Sprache.<br />

Schwerer wiegen jedoch Probleme, die<br />

auftreten, wenn ein Film mehrere Audiospuren<br />

und Untertitel enthält. Einen<br />

Wechsel der Audiospuren erlaubt die<br />

Software bisher nicht, und Untertitel<br />

zeigt sie nur an, wenn diese sich in einer<br />

gesonderten Datei befinden. Für Multimedia-Freunde<br />

empfiehlt es sich deswegen,<br />

über den Paketmanager VLC nachzuinstallieren.<br />

Zu guter Letzt sticht noch der Deepin<br />

Boot Maker ins Auge, der es erlaubt, einen<br />

startfähigen USB-Stick anzulegen.<br />

Dazu benötigen Sie lediglich das Deepin-ISO-Image<br />

und einen USB-Stick, auf<br />

dem die Software das System zum mobilen<br />

Gebrauch einrichtet. Ähnlich wie<br />

beim Rest des Systems gestaltet sich das<br />

Bedienen des Boot Makers nicht zuletzt<br />

dank einer grafischen Oberfläche denkbar<br />

einfach.<br />

Fazit<br />

Mit Deepin 2014 legen die Entwickler<br />

aus Wuhan ein starkes Stück System vor.<br />

Das außerordentlich innovative, komplett<br />

in HTML 5 realisierte Deepin Desktop<br />

Environment beschränkt sich dabei<br />

nicht nur auf ein elegantes Design, sondern<br />

zeigt, wie ein ausgereifter Desktop<br />

aussehen kann.<br />

Die optisch auf den ersten Blick relativ<br />

enge Anlehnung an Gnome 3.x bedeutet<br />

nicht, dass die Deepin-Oberfläche<br />

sich deswegen auch konzeptionell an<br />

diesem Vorbild orientiert – eher ist das<br />

Gegenteil der Fall: Der Wegfall zahlreicher<br />

herkömmlicher Bedienelemente<br />

und die konsequente Verlagerung von<br />

Einstellmenüs an die Seitenränder des<br />

Bildschirms nutzen nicht nur die heute<br />

gängigen Breitbild-Displays wesentlich<br />

besser aus, sondern rücken auch alle nötigen<br />

Optionen ins Blickfeld. Der Anwender<br />

sitzt weder frustriert vor überfrachteten<br />

Menüs, noch fühlt er sich durch<br />

den Desktop entmündigt.<br />

Deepin Linux bietet daher all jenen<br />

Nutzern eine interessante Alternative,<br />

die eine flinke Allround-Distribution mit<br />

eleganter Oberfläche, grundsolider Basis<br />

und eingängigen, hochmodernen<br />

Bedien konzepten suchen. (tle) n<br />

10 www.linux-user.de<br />

09.2014


ZevenOS Neptune 4.0<br />

HEFT-DVD<br />

Wieselflinker Debian-Ableger ZevenOS Neptune 4.0<br />

Ästhetischer<br />

Allrounder<br />

Suchen Sie ein stabiles und zuverlässiges Debian-Derivat, das<br />

modern aussieht und topaktuelle Software mitbringt? Dann liegen<br />

Sie mit ZevenOS Neptune goldrichtig. Erik Bärwaldt<br />

Debian gilt aufgrund langer Release-Zyklen<br />

als etwas altbacken, doch immerhin<br />

als sehr stabil. Die deutschen Entwickler<br />

von ZevenOS, eines äußerlich an das<br />

legendäre BeOS angelehnten Xubuntu-<br />

Derivats, haben nun mit Neptune 4.0<br />

eine neue Version ihres Debian-Ablegers<br />

herausgebracht. Die Kernkomponenten<br />

des Systems weisen erheblich neuere<br />

Versionsnummern auf als beim Original,<br />

das Erscheinungsbild wirkt signifikant<br />

frischer. Als Desktop setzt Neptune auf<br />

KDE statt auf XFCE, wodurch sich die<br />

Hardware-Anforderungen erhöhen. Konsequent<br />

bietet das Projekt die Distribution<br />

nur für die 64-Bit-Architektur an.<br />

ZevenOS Neptune 4.0<br />

bootfähig auf Heft-DVD<br />

Readme<br />

1 Der Installer packt das<br />

Debian-basierte System<br />

mit wenigen Mausklicks<br />

auf die Festplatte.<br />

Das Debian-Derivat ZevenOS Neptune bringt<br />

neben enorm viel aktueller Software ein elegantes<br />

Erscheinungsbild mit. Ein intuitiver<br />

Installer komplettiert die Alternative.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

11


HEFT-DVD<br />

ZevenOS Neptune 4.0<br />

Neptune wird auf der neu gestalteten<br />

Webseite http:// www. neptuneos. com<br />

als Live-System für den Einsatz mit USB-<br />

Sticks beworben. Hier steht auch das<br />

rund 1,8 GByte große ISO-Image zum<br />

Herunterladen bereit. Um jedoch das Betriebssystem<br />

auf einen USB-Stick praktizieren<br />

zu können, müssen Sie zunächst<br />

einen optischen Datenträger mit Neptune<br />

darauf vorbereiten – oder Sie verwenden<br />

die Seite B der Heft-DVD. Das<br />

direkte Installieren des ISO-Images auf<br />

einem USB-Stick mithilfe von Unetbootin<br />

und dem Fedora LiveUSB Creator<br />

schlug im Test allerdings fehl.<br />

Start mit Hürden<br />

Von der DVD startet das System in einen<br />

Grub-Standardbildschirm, der den Live-<br />

Betrieb in deutscher und englischer<br />

Sprache sowie jeweils einen abgesicherten<br />

Startmodus anbietet. Die direkte Installation<br />

auf einem stationären Massenspeicher<br />

sieht das Bootmenü nicht vor.<br />

Beim ersten Start wollte Neptune auf<br />

unterschiedlichen mobilen Testsystemen<br />

jedoch nicht recht mit der Hardware<br />

kooperieren: So endete das Booten<br />

in der Standardvariante auf mehreren<br />

Notebooks mit einem Blackout. Erst im<br />

abgesicherten Modus ließ sich Neptune<br />

zur Mitarbeit bewegen. Offensichtlich<br />

unterstützt das System bei einigen modernen<br />

Intel-Grafikkarten in Chipsätzen<br />

für Mobilcomputer den Framebuffer nur<br />

ungenügend. Mit dem Parameter<br />

vga=normal deaktivieren Sie diesen und<br />

umgehen so das Startproblem.<br />

Nach dem Booten begrüßt uns Neptune<br />

mit einem unauffälligen KDE-Desktop<br />

in der Version 4.13.2. Er hält Icons für<br />

den Home-Ordner, für PDF-Schnellanleitungen<br />

in Deutsch und Englisch sowie<br />

Starter für die Softwareverwaltung, den<br />

Installer und eine Software, die das Anlegen<br />

eines persistenten Bereichs auf einem<br />

Speicherstick ermöglicht, bereit.<br />

Der Persistent-Creator dient in erster<br />

Linie dazu, in Kombination mit einem<br />

Live-System Daten dauerhaft zu speichern.<br />

Dieses bereits mit Neptune 3.0<br />

eingeführte Konzept ermöglicht es, im<br />

Falle von Softwareproblemen durch Abtrennen<br />

des persistenten Bereichs das<br />

Live-System wieder in den Ursprungszustand<br />

zu versetzen.<br />

Ein Klick auf Install Neptune führt in<br />

wenigen Schritten zu einem vollständig<br />

auf der Festplatte installierten Betriebssystem<br />

1 . Im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Distributionen nutzt Neptune<br />

als Standarddateisystem das für<br />

SSD-Laufwerke optimierte Btrfs. Von<br />

2 Das distributionseigene Tool Encode macht die Konvertierung<br />

von Multimedia-Inhalten zum Kinderspiel.<br />

3 Neptune bringt gleich zwei Tools zur Softwareinstallation mit.<br />

Apper bietet einen guten Überblick und zeigt zusätzlich Updates an.<br />

12 www.linux-user.de<br />

09.2014


HEFT-DVD<br />

Oracle entwickelt und unter der GPL veröffentlicht,<br />

bietet es im Vergleich zu<br />

Dateisystem Ext4 eine ganze Reihe von<br />

Vorteilen, wie etwa einen effizienteren<br />

Umgang mit kleinen Dateien.<br />

Softwarebestand<br />

Neptune installiert deutlich mehr Software<br />

vor als seine Basis Debian „Wheezy“.<br />

Dabei handelt es sich überwiegend um<br />

desktopunabhängige Software, die den<br />

Nutzen des Systems erweitert. Dazu gehören<br />

beispielsweise Truecrypt 7.1a, das<br />

Löschprogramm Sweeper, der Netzanalysator<br />

Wireshark, der Audioeditor Audacity<br />

und der Videoplayer VLC.<br />

Unter der Haube zeigt sich Neptune<br />

deutlich aktueller als „Wheezy“ und<br />

glänzt mit Kernel 3.13.11, Systemd 204<br />

und GCC 4.7.2. Beim Webbrowser setzt<br />

es ganz auf Chromium 35 samt Flashund<br />

HTML5-Unterstützung: Die Distribution<br />

installiert weder Firefox noch dessen<br />

Debian-Derivat Iceweasel.<br />

Neptune beeindruckt zudem vor<br />

allem in der sehr gut ausgestatteten<br />

Menü gruppe Multimedia mit einigen<br />

Eigenentwicklungen: So finden Sie hier<br />

das kinderleicht zu nutzende Programm<br />

Encode, das unterschiedlichste Multimedia-Dateiformate<br />

konvertiert 2 , sowie<br />

YAVTD für das schnelle und unkomplizierte<br />

Herunterladen von Youtube-Videos<br />

und deren Umwandlung. Die gängigen<br />

Codecs bringt Neptune gleich mit.<br />

Aus den umfangreichen Repositories<br />

von Debian, ZevenOS und Neptune lassen<br />

sich knapp 60 000 Pakete nachinstallieren.<br />

Dazu stellt die Distribution im<br />

Menü System mit Apper und Muon<br />

gleich zwei neu grafische Frontends bereit,<br />

das altbekannte Synaptic-Frontend<br />

hingegen fehlt. Während Sie in Apper 3<br />

unterschiedliche Programmgruppen per<br />

Icon auswählen und daraus einzelne Pakete<br />

über eine Listenansicht zur Installation<br />

bestimmen, bietet Muon eine eher<br />

an Synaptic erinnernde Oberfläche, die<br />

demgegenüber optisch etwas altbacken<br />

wirkt. Hier pflegen Sie im Bedarfsfall<br />

über das Menü Einstellungen | Software-<br />

Quellen einrichten weitere Repositories<br />

ins Paketmanagement ein.<br />

Neptune macht es Ihnen hier jedoch erheblich<br />

leichter als Debian, das ohne unfreie<br />

Firmware kommt. Der ZevenOS-Ableger<br />

installiert die Firmware für gängige<br />

proprietäre Komponenten bereits von<br />

Haus aus, sodass es etwa kein Problem<br />

darstellt, gleich nach der Installation<br />

WLAN-Komponenten von Intel in Betrieb<br />

zu nehmen.<br />

Werkzeugkasten<br />

In den Menüs Einstellungen und System<br />

finden sich zahlreiche Verwaltungs- und<br />

Wartungsprogramme, die größtenteils<br />

über grafische Oberflächen verfügen.<br />

Dazu zählen neben dem Backup-Programm<br />

Back In Time vor allem unterschiedliche<br />

Prozessmanager sowie mehrere<br />

Tools für das Warten der Massenspeicher.<br />

Letzteres unter besonderer Berücksichtigung<br />

von Flash-Speichern und<br />

externen Festplatten.<br />

Neptune bringt außerdem viele Wartungs-<br />

und Verwaltungsprogramme aus<br />

dem KDE-Bestand mit, wie etwa Kwik-<br />

Disk und KDiskFree. Aus dem ZevenOS-<br />

Softwarefundus hat es der Hardware Manager<br />

mit in das Menü Einstellungen geschafft,<br />

der das bequeme Einrichten von<br />

Drucker- und Grafiktreibern ermöglicht.<br />

Fazit<br />

Der ZevenOS-Abkömmling Neptune<br />

präsentiert sich in Version 4.0 als eigenständige<br />

Distribution mit unverwechselbarem<br />

Erscheinungsbild und weist auch<br />

technisch mit ZevenOS nur noch rudimentäre<br />

Gemeinsamkeiten auf.<br />

Das System gefällt vor allem durch seine<br />

Stabilität und Leistungsfähigkeit insbesondere<br />

auf Rechnern mit einer SSD.<br />

Der enorme Softwarebestand erfüllt<br />

selbst exotische Bedürfnisse, der aktuelle<br />

Kernel und die sehr gute Treiberausstattung<br />

kommen auch mit brandneuer<br />

Hardware bestens zurecht.<br />

Einziges Manko: Die Live-Variante tritt<br />

noch nicht ganz so ausgereift auf wie ein<br />

fest installiertes System. Als Allrounder<br />

mit nur wenigen Ecken und Kanten ist<br />

Neptune 4.0 aber auf jeden Fall empfehlenswert.<br />

(jlu) n<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

13


Aktuelles<br />

Whonix<br />

Whonix: Anonym surfen via Tor<br />

Unsichtbar<br />

Whonix ermöglicht in virtuellen Maschinen<br />

anonymes Surfen im Internet<br />

bei größtmöglicher Sicherheit<br />

und vollem Schutz<br />

der Privatsphäre.<br />

Ferdinand Thommes<br />

Readme<br />

Whonix entkoppelt sich in einer virtuellen<br />

Umgebung vom Wirtssystem und zwingt<br />

den Internetverkehr durch mehrere Knoten<br />

des Tor-Netzwerks. Es schützt mit vielen Voreinstellungen<br />

die Privatsphäre des Anwenders<br />

und bringt eine umfassende Dokumentation<br />

mit. Whonix startet auf allen x86-<br />

Maschinen, die Virtualbox unterstützen.<br />

© Oleg Belov, 123RF<br />

14 www.linux-user.de<br />

09.2014


Whonix<br />

Aktuelles<br />

Heutzutage wollen Unternehmen,<br />

Regierungen und Kriminelle gleichermaßen<br />

an unsere privaten Daten. Der im<br />

Grundgesetz verankerte Schutz der Privatsphäre<br />

verkommt zunehmend zur<br />

hohlen Floskel. Dieser Gefahr setzen die<br />

Whonix-Entwickler ein Betriebssystem<br />

entgegen û, das Anonymität und Sicherheit<br />

mit den Mitteln des Tor-Netzwerks<br />

und der Aufteilung und Isolation<br />

des Systems erreicht. Der GPL-3-lizenzierte<br />

Quellcode steht auf GitHub û zur<br />

Durchsicht bereit.<br />

Whonix verwendet als Grundlage<br />

Debian „Stable“ und setzt sich aus zwei<br />

unabhängigen Teilen zusammen: Der<br />

Gateway kümmert sich um den Datenaustausch<br />

mit der Außenwelt über das<br />

Tor-Netzwerk û, die Workstation dient<br />

als Benutzerinterface. Sowohl Workstation<br />

als auch Gateway installieren Sie in<br />

Virtualbox û in zwei komplett getrennte<br />

virtuelle Maschinen.<br />

Somit ist es sammelwütigen Unternehmen<br />

und Regierungsstellen weder<br />

möglich, an die IP-Adresse des Nutzers<br />

zu gelangen, noch zu erfahren, welche<br />

Seiten er besucht. DNS- und IP-Leaks û<br />

gehören der Vergangenheit an, und die<br />

Stream-Isolation û verhindert, dass<br />

mehrere Datenströme gleichzeitig über<br />

die gleichen Tor-Knoten laufen. Auch der<br />

Internet-Provider erfährt also nichts darüber,<br />

was in den Gast-VMs passiert.<br />

Die umfangreiche Dokumentation zu<br />

Whonix liegt fast ausschließlich in englischer<br />

Sprache vor und wirkt teilweise etwas<br />

unstrukturiert. Trotzdem empfiehlt<br />

sich ein genaues Studium, vor allem für<br />

jene, die sich mit Verschlüsselung und<br />

Anonymisierung noch nicht so gut auskennen.<br />

Als Einstiegspunkt dient die Seite,<br />

die erklärt, was Whonix leistet und<br />

was nicht û.<br />

und leitet ihn über drei zufällige Server,<br />

sogenannte Nodes, die Mitglieder der<br />

Community weltweit betreiben.<br />

Das größte Problem in diesem Konstrukt<br />

stellt der letzte dieser drei Knoten<br />

dar, sogenannte Exit Nodes. Er stellt die<br />

Verbindung zum eigentlichen Ziel her,<br />

wie etwa zu einer aufgerufenen Webseite.<br />

Geheimdienste stehen im Verdacht,<br />

solche Exit Nodes zu betreiben,<br />

um an die Daten der Nutzer beziehungsweise<br />

deren Identität zu gelangen. Darüber<br />

hinaus ist der Exit-Node-Betreiber<br />

mit einfachsten Mitteln in der Lage, den<br />

Datenstrom abzuhören. Hier hilft nur<br />

eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die<br />

auch nach dem Exit-Knoten Ihre Daten<br />

uneinsehbar weitertransportiert.<br />

Whonix besteht aus zwei Teilen, die<br />

mit dem Ziel zusammenarbeiten, die<br />

Daten des Anwenders bestmöglich zu<br />

schützen. Im Whonix-Gateway läuft eine<br />

Tor-Instanz, die anhand von Firewall-Anweisungen<br />

sowohl auf der Workstation<br />

als auch im Gateway sämtlichen Datenverkehr<br />

in das Tor-Netzwerk zwingt. Zudem<br />

konfiguriert das Projekt viele der<br />

Programme auf der Workstation bereits<br />

im Hinblick auf größtmögliche Sicherheit.<br />

Dabei schützt Whonix aber nur den<br />

Whonix 8.2 Gateway und Workstation<br />

LU/whonix/<br />

1 Das Importmodul<br />

von Virtualbox<br />

erlaubt die<br />

problemlose Integration<br />

von<br />

Whonix.<br />

Grenzen der Sicherheit<br />

Die Entwickler weisen auf der Projektwebseite<br />

ebenfalls auf die Grenzen dieser<br />

Sicherheit hin. Ein Teil der Sicherheit<br />

muss immer auch der Anwender selbst<br />

leisten – so auch beim Tor-Netzwerk. Das<br />

versteckt den Datenverkehr des Einzelnen<br />

in dem vieler anderer Anwender<br />

Download prüfen<br />

Die nachfolgende Beschreibung geht davon aus, dass auf Ihrem Rechner OpenGPG<br />

bereits installiert ist. Nach dem Download der Software, der Signatur und der beiden<br />

Signaturschlüssel, die alle im gleichen Verzeichnis liegen müssen, öffnen Sie darin als<br />

normaler Nutzer eine Konsole. Darin laden Sie den Schlüssel herunter (Listing 1, erste<br />

Zeile) und gleichen das Gateway-Image mit der Signatur ab (Zeile 5). Dasselbe Prozedere<br />

wieder holen Sie anschließend für die Whonix-Workstation.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

15


Aktuelles<br />

Whonix<br />

Whonix aufsetzen<br />

2 Soll der Whonix-Gateway nicht nur englische, sondern auch deutsche Tastatureingaben<br />

verstehen, dann gilt es, dies vorab erst einmal einzurichten.<br />

Listing 1<br />

01 $ cat patrick.asc | gpg ‐‐import<br />

Listing 2<br />

Gast in der Virtualbox, nicht den Wirt,<br />

auf dem Virtualbox läuft. Kompromittiert<br />

beispielsweise Malware diesen, sind<br />

auch die VMs nicht mehr sicher.<br />

02 gpg: Schlüssel 8D66066A2EEACCDA: Öffentlicher Schlüssel "Patrick<br />

Schleizer " importiert<br />

03 gpg: Anzahl insgesamt bearbeiteter Schlüssel: 1<br />

04 gpg: importiert: 1 (RSA: 1)<br />

05 $ gpg ‐‐verify Whonix‐Gateway‐8.2.ova.asc Whonix‐Gateway‐8.2.ova<br />

06 gpg: Unterschrift vom So 13 Apr 2014 15:52:55 CEST<br />

07 gpg: mittels RSA‐Schlüssel CB8D50BB77BB3C48<br />

08 gpg: Korrekte Unterschrift von "Patrick Schleizer "<br />

# apt‐get update && apt‐get dist‐upgrade<br />

# apt‐get install task‐german‐kde‐desktop iceweasel‐l10n‐de<br />

Listing 3<br />

# apt‐get update && apt‐get install xul‐ext‐torbirdy<br />

# apt‐get update && apt‐get install gnupg‐agent<br />

Whonix startet wahlweise in einer virtuellen<br />

Maschine oder als dediziertes System,<br />

das Sie etwa auf einer externen<br />

Festplatte installieren, die Sie bei Nichtverwenden<br />

sicher verwahren.<br />

Workstation und Gateway laufen bei<br />

Bedarf auch auf verschiedenen Rechnern,<br />

ebenso ist der Betrieb mehrerer<br />

Gateways möglich. Der Artikel beschreibt<br />

die einfachste Variante, die Installation<br />

in Virtualbox auf einem Linux-<br />

Host. Die weiteren Möglichkeiten erläutert<br />

eine ausführliche Dokumentation<br />

û, die sich auf das Vorbereiten der<br />

Installation bezieht.<br />

Die beiden Whonix-Komponenten laden<br />

Sie entweder von der Webseite des<br />

Projekts û herunter oder nutzen die<br />

Images auf dem beiliegenden Datenträger.<br />

Zusätzlich laden Sie auch den Signing-Key<br />

und die OpenPGP-Signatur<br />

zum Verifizieren der Quellen jeweils für<br />

Workstation und Gateway herunter und<br />

überprüfen damit die Images (siehe Kasten<br />

Download prüfen).<br />

Gateway<br />

Danach öffnen Sie Virtualbox und klicken<br />

im Menü auf Datei | Appliance importieren<br />

1 . Wählen Sie im Dateimanager<br />

zunächst das Gateway-Image aus<br />

und importieren es in eine VM. Das Gleiche<br />

wiederholen Sie mit dem Image der<br />

Workstation. Die virtuellen Maschinen<br />

benötigen in der Grundeinstellung jeweils<br />

etwa 750 MByte an Hauptspeicher.<br />

Reicht dazu das RAM der verwendeten<br />

Rechner nicht aus, reduzieren Sie die den<br />

Images zugeteilte Speichermenge in den<br />

Einstellungen unter System | Hauptspeicher<br />

auf jeweils 512 MByte. Im Notfall<br />

läuft das Gateway auch mit 128 MByte<br />

Arbeitsspeicher, dann jedoch ohne grafische<br />

Oberfläche. Diese benötigen Sie<br />

nach der Erstkonfiguration aber ohnehin<br />

nicht mehr.<br />

Nach dem Erststart des Gateways erscheint<br />

eine Erklärung, die über Risiken,<br />

Haftung und Lizenzen informiert. Bestätigen<br />

Sie diese, fragt Whonix nach, ob es<br />

sich automatisch aktualisieren soll.<br />

16 www.linux-user.de<br />

09.2014


Whonix<br />

Aktuelles<br />

Der Name des Nutzerkontos lautet user,<br />

das für den Admin wie üblich root. Für<br />

beide authentifizieren Sie sich mit dem<br />

voreingestellten Passwort changeme, das<br />

Sie wörtlich nehmen und umgehend<br />

ändern sollten. Danach gelangen Sie auf<br />

den darunterliegenden KDE-Desktop.<br />

Dort stellen Sie als Erstes die Tastatur<br />

auf Deutsch um. Wechseln Sie dazu im<br />

KDE-Menü zu Applications | Settings | System<br />

Settings | Input Devices | Layouts und<br />

aktivieren Sie Configure Layout 2 . Darin<br />

stellen Sie die Tastatur auf Deutsch um<br />

und entfernen das englische Layout.<br />

Workstation<br />

Der Installationsverlauf bei der Workstation<br />

entspricht weitgehend dem<br />

beim Gateway. Zunächst aktualisieren<br />

Sie das System (Listing 2, erste Zeile).<br />

Dann versehen Sie die wichtigsten Applikationen<br />

mit einer deutschen Lokalisierung<br />

(zweite Zeile). Als Nächstes fügen<br />

Sie in den Systemeinstellungen im<br />

Abschnitt Locale unter Languages German<br />

hinzu und melden sich neu bei KDE<br />

an. Bei einem Klick auf das Icon für den<br />

Tor-Browser stellen Sie fest, dass dieser<br />

nicht vorinstalliert ist – das hat markenrechtliche<br />

Gründe, die Mozilla und Debian<br />

betreffen.<br />

Lassen Sie sich bei der Arbeit mit der<br />

Workstation nicht von einem Fenster irritieren,<br />

das sich in zeitlichen Abständen<br />

öffnet: Das Skript whonixcheck û prüft<br />

dann, ob alle Anonymisierungsbemühungen<br />

von Whonix aktiv und alle Pakete<br />

auf dem neuesten Stand sind 3 . Erscheint<br />

hier ein rotes Warnzeichen, dann<br />

stimmt etwas nicht, und Sie sollten dem<br />

auf den Grund gehen. Das Skript rufen<br />

Sie bei Bedarf auch per $ whonixcheck<br />

in einer Konsole auf.<br />

Ein Blick in das KDE-Menü zeigt eine<br />

Auswahl von Programmen, die so weit<br />

möglich bereits strikte Sicherheitseinstellungen<br />

mitbringen. Die Dokumentation<br />

enthält Hinweise, wie Sie nachträglich<br />

installierte Programme absichern.<br />

Das gilt insbesondere für Kommunikationsanwendungen<br />

wie Messenger und<br />

IRC-Clients sowie Browser-Erweiterungen<br />

wie den Flashplayer.<br />

3 Das Skript whonixcheck prüft beim Start der Workstation, ob sich das System auf<br />

dem aktuellen Patchlevel befindet und eine Verbindung zum Tor-Gateway besteht.<br />

Um den E-Mail-Client Icedove (Debians<br />

Thunderbird-Version), der im Debian­<br />

Paketarchiv zur Installation bereitsteht,<br />

ebenfalls übers Tor-Netz zu nutzen, in­<br />

4 Der Enigmail-Einrichtungsassistent hilft Ihnen dabei, GPG in Whonix zu integrieren.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

17


Aktuelles<br />

Whonix<br />

stallieren Sie die Erweiterung Torbirdy û<br />

(Listing 3, erste Zeile). Damit E-Mails<br />

auch nach Verlassen des Exit-Knotens<br />

wirklich privat bleiben, müssen sie diese<br />

allerdings verschlüsseln. Hierzu bietet<br />

sich das vorinstallierte OpenGPG an.<br />

Zum Erzeugen eines Schlüsselpaars<br />

nutzen Sie entweder das Programm Kgpg<br />

oder den Konsolenbefehl gpg ‐‐gen‐key.<br />

Einen Fehler in der aktuellen Version<br />

müssen Sie aber zuvor mit dem Aufruf<br />

aus der zweiten Zeile von Listing 3 beheben.<br />

Weiterführende Informationen zu<br />

GPG finden Sie im Online-Tutorial û.<br />

Verwenden Sie Icedove als Mailclient,<br />

dann installieren Sie der Einfachheit halber<br />

die Erweiterung Enigmail 4 , die interaktiv<br />

ein Schlüsselpaar erzeugt und<br />

den Mailer für das Verschlüsseln von<br />

Nachrichten vorbereitet.<br />

Ausblick und Fazit<br />

Erst kürzlich ging die Meldung durch die<br />

Presse, dass die NSA Linux-Anwender<br />

generell als Extremisten einstuft – vor allem<br />

solche, die Webseiten besuchen, in<br />

denen es um Tor, Tails û oder Whonix<br />

geht. Die erschütternde Klassifizierung<br />

einer Linux-Plattform wie des „Linux<br />

Journal“ als Extremistenforum û kann<br />

die Entscheidung zum Schutz der eigenen<br />

Daten und der eigenen Netzexistenz<br />

nur weiter bestärken.<br />

Wer anonym surfen, mailen und chatten<br />

möchte, der findet dazu in Whonix<br />

die geeignete Plattform 5 . Prinzipbedingt<br />

kommt es durch das Nutzen von<br />

Tor allerdings zu spürbaren Verzögerungen<br />

beim Surfen, was in erster Linie den<br />

relativ hohen Latenzzeiten geschuldet<br />

ist. Die durchschnittliche Bandbreite im<br />

Tor-Netz lässt dagegen kaum Wünsche<br />

offen, sie liegt fast durchgängig im Bereich<br />

über 500 KByte/​s. Das reicht zum<br />

Surfen und Chatten vollkommen aus.<br />

Beim Test zum Artikel fielen einige,<br />

kleinere Fehler in Whonix auf. Der Entwickler<br />

sagte zu, diese in der nächsten<br />

Version zu beheben. Diese befindet sich<br />

bereits in der Testphase und stellt neben<br />

Virtualbox auch KVM zur Virtualisierung<br />

in Aussicht. Zudem soll es einfacher vonstattengehen,<br />

andere Desktops als KDE<br />

einzubinden. In einer weiteren Ausbaustufe<br />

möchte der Entwickler dann eine<br />

grafische Voreinstellung für die Tastaturbelegung<br />

integrieren. (tle/​jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/31447<br />

Der Autor<br />

Ferdinand Thommes arbeitet als Linux-<br />

Entwickler sowie freier Autor und Stadtführer<br />

in Berlin.<br />

5 Die Webseite Ip-check.info gibt unter anderem Aufschluss darüber, mit welcher IP-<br />

Adresse Sie im Netz unterwegs sind.<br />

18 www.linux-user.de<br />

09.2014


Aktuelles<br />

Angetestet<br />

Datenbänker<br />

Datenbanken ohne großen<br />

Aufwand administrieren? Mit<br />

Adminer 4.1.0 kein Problem.<br />

Die Kommunikation läuft jedoch<br />

unverschlüsselt über das Netz.<br />

Ursprünglich als PHPMyAdmin gestartet,<br />

stellt Adminer eine Weboberfläche zum<br />

Administrieren von Datenbanken bereit.<br />

Im Gegensatz zu anderen Ansätzen unterstützt<br />

Adminer bis zu neun Datenbankvarianten.<br />

Die Palette reicht von<br />

MySQL, PostgreSQL, SQLite, Oracle und<br />

MS-SQL bis hin zu NoSQL-Datenbanken<br />

wie MongoDB oder Amazons SimpleDB,<br />

vorausgesetzt die entsprechenden PHP-<br />

Module sind im System vorhanden. Das<br />

Tool besteht aus einer<br />

PHP-Datei, die Sie im Document<br />

Root des Servers<br />

ablegen. Nach der Eingabe<br />

der URL im Browser<br />

erscheint ein Fenster, in<br />

dem Sie die Daten für die<br />

jeweilige Datenbank angeben.<br />

Neben Benutzerkennung<br />

und Passwort<br />

benötigt die Software<br />

die IP-Adresse, die Angabe<br />

zum Datenbanksystem<br />

und den Namen der Datenbank. Die<br />

Applikation listet alle Tabellen auf, sodass<br />

Sie sofort sehen, wie groß diese<br />

oder der Index sind und welche Engine<br />

zum Einsatz kommt. Ein Klick auf eine Tabelle<br />

offenbart deren Struktur sowie etwaige<br />

Trigger oder Indizes. Sie dürfen<br />

die Struktur anpassen oder neue Indizes<br />

hinzuzufügen. Den Inhalt erreichen Sie<br />

über den Link zeigen vor dem Namen<br />

der Tabelle. Dabei sehen Sie das SQL-<br />

Statement, das den Inhalt abfragt. Über<br />

SQL-Query setzen Sie Statements an die<br />

Datenbank ab. Daneben finden Sie die<br />

Links für den Import und Export der Daten.<br />

Welche weiteren Funktionen Adminer<br />

bereitstellt, hängt vom Typ der Datenbank<br />

ab. Bei den meisten besteht die<br />

Möglichkeit, die Prozessliste und die Parameter<br />

der Konfiguration abzufragen,<br />

bei einigen dürfen Sie Rechte vergeben.<br />

Lizenz: GPLv2<br />

Quelle: http:// www. adminer. org<br />

<br />

Softwarebändiger<br />

Mit Firejail 0.9.6 setzen Sie eine<br />

Sandbox auf Basis etablierter<br />

Linux-Funktionen auf und sperren<br />

unsichere Programm so vom<br />

Rest des Systems aus.<br />

Aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich<br />

manchmal, ein Programm in einer abgeschlossenen<br />

Umgebung auszuführen.<br />

Um dazu kein zweites System zu installieren,<br />

gibt es unter Linux eine Vielzahl von<br />

Sandbox-Lösungen. Mit Firejail steht nun<br />

eine einfach zu bedienende Variante bereit.<br />

Das Programm simuliert ein eigenes<br />

Root-Verzeichnis und einen Netzwerk-<br />

Stack. Bei Bedarf vergeben Sie einen anderen<br />

Hostnamen. Firejail enthält außerdem<br />

eine separate IPC- und PID-Verwaltung,<br />

sodass diese vom Host-System isoliert<br />

sind. Dazu nutzt es die Funktionen<br />

bereits etablierter Lösungen<br />

wie Linux-Namespaces<br />

und das Tool<br />

Chroot. Das auszuführende<br />

Programm übergeben<br />

Sie beim Aufruf. Ohne<br />

Parameter startet eine<br />

Bash in der Sandbox.<br />

Beim Root-Verzeichnis<br />

greift Firejail auf den Verzeichnisbaum<br />

des Hosts<br />

zurück und hängt diesen<br />

nur lesbar ein. Möchten<br />

Sie regelmäßig bestimmte Programme in<br />

der Sandbox ausführen, so empfiehlt es<br />

sich, Profile für jede Applikation zu erstellen.<br />

Diese benennen Sie nach dem jeweiligen<br />

Programm, hängen aber das Suffix<br />

.profile an und legen sie in /etc/firejail<br />

ab. Firejail prüft automatisch, ob ein<br />

Profil vorliegt, und nutzt es. Via Profil legen<br />

Sie fest, welche Befehle und Ordner<br />

in der Sandbox bereitstehen. Beispiele für<br />

Firefox, Evince und Iceweasel sind bereits<br />

im Archiv mit dem Quellcode enthalten.<br />

Anpassungen zum IP-Stack und zum<br />

Home-Verzeichnis einer Sitzung nehmen<br />

Sie über Parameter auf der Kommandozeile<br />

vor. Hier legen Sie das Standard-<br />

Gateway fest oder vergeben eine IP-Adresse.<br />

Fehlt die Adresse, versucht Firejail<br />

eine via DHCP zu beziehen. Möchten Sie<br />

sich völlig absichern, setzen Sie Sandbox<br />

als Login-Shell ein. Die notwendigen<br />

Konfigurationsparameter legen Sie unter<br />

/etc/firejail/login.users ab.<br />

Lizenz: GPLv2<br />

n<br />

Quelle: http:// l3net. wordpress. com/​<br />

projects/ firejail/<br />

20 www.linux-user.de<br />

08.2014


Angetestet<br />

Aktuelles<br />

Um Änderungen in vielen Textdateien<br />

vorzunehmen, schreiben alte Linux-Hasen<br />

in der Regel ein Shell-Skript oder bemühen<br />

eine der populären Skriptsprachen.<br />

Wer nicht programmieren möchte,<br />

der greift zum Java-Tool Find and Replace.<br />

Es kommt als klassische JAR-Datei für<br />

alle Betriebssysteme und ist sofort einsatzbereit.<br />

Nach dem Start erscheint eine<br />

zwei geteilte Oberfläche. In der linken<br />

Hälfte geben Sie die Parameter für das<br />

Suchen und Ersetzen an. Die rechte Hälfte<br />

zeigt die gefundenen Dateien. Bei der<br />

Suche haben Sie die Möglichkeit, diese<br />

auf einen bestimmten Verzeichnisbaum<br />

zu beschränken sowie auf Dateien, die einem<br />

bestimmten Muster entsprechen.<br />

Lizenz: GPLv3<br />

n<br />

Quelle: http:// findandreplace. sourceforge.​<br />

n e t<br />

Dabei dürfen Sie reguläre Ausdrücke verwenden.<br />

Die Liste der gefundenen Dateien<br />

zeigt, wo in welchem Pfad sich die Dateien<br />

befinden und welchen Typs sie sind.<br />

Um nun wahlweise einen bestimmten Inhalt<br />

in ausgewählten Dateien zu ersetzen<br />

oder die Dateinamen anzupassen, wählen<br />

Sie in der Liste die entsprechenden<br />

Einträge aus. Dabei achtet das Programm<br />

auf mögliche Konflikte. Über<br />

die Menüs File und Tools besteht<br />

außerdem die Möglichkeit,<br />

ausgewählte Dateien zu<br />

verschieben oder zu kopieren,<br />

die Zeichenkodierung zu<br />

ändern oder die Zeilenumbrüche<br />

anzupassen. Klicken<br />

Sie eine Datei an, öffnet sich<br />

ein rudimentärer Editor, der<br />

den Inhalt zum Betrachten<br />

und Bearbeiten lädt.<br />

Dateiwühler<br />

Das Durchsuchen und Bearbeiten<br />

von Dateien im Batch-Betrieb<br />

gelingt mit Find and Replace 1.8<br />

im Handumdrehen.<br />

Stocken der Download oder das Youtube-<br />

Video, steckt oft ein Netzwerkproblem<br />

dahinter. Um den Datendurchsatz im<br />

Netz genau zu ermitteln, greifen Sie dann<br />

zu Vnstat. Im Gegensatz zu anderen Monitoring-Tools<br />

überwacht es nicht den eigentlichen<br />

Datenverkehr, sondern greift<br />

auf die vom Kernel gesammelten Statistiken<br />

zurück, die in Unterverzeichnissen<br />

von /proc und /sys bereitstehen. Alle<br />

Daten verwaltet das Tool in einer Datenbank<br />

im Verzeichnis /var/lib/vnstat.<br />

Hier legt es für jede Schnittstelle eine eigene<br />

Datei an. Um die Werte aktuell zu<br />

halten, empfiehlt es sich, die Software in<br />

Intervallen mit dem Parameter ‐u auszuführen.<br />

Es existiert eine Dae mon-Version,<br />

die als Hintergrunddienst aktiv bleibt. Die<br />

Einstellungen für Vnstat legen Sie in der<br />

Lizenz: GPLv2<br />

Quelle: http:// humdi. net/ vnstat/<br />

nn<br />

Konfigurationsdatei /etc/vnstat.conf<br />

oder unter ~/.vnstatrc fest. Hier tragen<br />

Sie unter anderem die zu überwachenden<br />

Schnittstellen und Intervalle für die<br />

Analyse ein. Daneben können Sie das<br />

Layout der Ausgabe anpassen und die<br />

Bandbreite beschränken. Bei Bedarf versehen<br />

Sie die Schnittstellen mit Labeln<br />

wie Extern oder DMZ. Für den schnellen<br />

Einsatz steuern Sie die Software über Parameter<br />

auf der Kommandozeile.<br />

Um einen schnellen<br />

Blick auf den aktuellen Datendurchsatz<br />

zu werfen, versetzen<br />

Sie das Tool mit dem<br />

Parameter ‐l in den Live-Modus.<br />

Eine einfache Statuszeile<br />

zeigt die Anzahl der übertragenen<br />

Bits. Nach dem Ende<br />

der Live-Session erstellt es<br />

daraus einen ausführlichen<br />

Bericht. (agr) n<br />

Netzbeobachter<br />

Mit Vnstat 1.12 beta überwachen<br />

Sie kontinuierlich den Datendurchsatz<br />

im Netzwerk. Auf<br />

Wunsch generiert das kleine Tool<br />

übersichtliche Berichte.<br />

08.2014 www.linux-user.de<br />

21


Report<br />

Peter Schaar im Interview mit <strong>LinuxUser</strong><br />

„Zivilcourage<br />

ist gefragt“<br />

Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter<br />

Schaar stand <strong>LinuxUser</strong> am Rande eines Vortrags an der<br />

TU München Rede und Antwort zum Verhalten deutscher<br />

Behörden in der NSA-Affäre. Thomas Leichtenstern<br />

Readme<br />

Am Rand des Vortrags „Datenschutz – Technik,<br />

Recht und Überwachung“ an der TU<br />

München traf <strong>LinuxUser</strong> den ehemaligen<br />

Bundesbeauftragten für Datenschutz Peter<br />

Schaar. Im Gespräch ging es unter anderem<br />

um die Passivität der deutschen Behörden<br />

in der NSA-Affäre – und darum, sich nicht<br />

einschüchtern zu lassen.<br />

Am Rande eines Vortrags zum Thema<br />

„Datenschutz – Technik, Recht und Überwachung“<br />

an der Fakultät für Informatik<br />

der TU München hatten wir die Gelegenheit,<br />

ein Interview mit dem ehemaligen<br />

Bundesbeauftragten für Datenschutz,<br />

Peter Schaar, zu führen. Darin erläutert<br />

er seine Sicht der Dinge über geheimdienstliche<br />

Aktivitäten sowohl des BND<br />

als auch der NSA.<br />

Schaar engagiert sich in der Europäischen<br />

Akademie für Informationsfreiheit<br />

und Datenschutz (EAID), der er seit September<br />

2013 vorsitzt. Darüber hinaus ist<br />

er Mitglied der Deutschen Gesellschaft<br />

für Informationsfreiheit, der Hamburger<br />

Datenschutzgesellschaft, der Humanistischen<br />

Union sowie der Gesellschaft für<br />

Informatik.<br />

<strong>LinuxUser</strong>: Was hat sich in Sachen Datenschutz<br />

aus Ihrer Sicht während Ihrer zehnjährigen<br />

Amtszeit geändert?<br />

Peter Schaar: Vor allem hat sich die<br />

Technik drastisch geändert: Die verschiedenen<br />

kritischen Bereiche wachsen immer<br />

stärker zusammen. Wir sprechen<br />

heute von der Cloud und haben es mit<br />

Big-Data-Ansätzen zu tun. All das verwenden<br />

sowohl die Wirtschaft als auch<br />

die staatlichen Stellen. Teilweise gibt es<br />

da eine symbiotische Beziehung – das<br />

zeigt sich auch bei der NSA-Affäre.<br />

„Firmen wie Google<br />

unterwandern Kontrollen,<br />

indem sie sich das System<br />

mit den wenigsten Restriktionen<br />

aussuchen.”<br />

LU: Welchen Einfluss hatten Sie während<br />

Ihrer Tätigkeit als Bundesbeauftragter für<br />

den Datenschutz auf Staat und Wirtschaft?<br />

PS: Den Datenschutzbehörden stehen<br />

nur begrenzte administrative Zwangsmittel<br />

zur Verfügung. Gerade gegenüber<br />

öffentlichen Stellen dürfen sie Datenschutzverstöße<br />

nur beanstanden – eine<br />

Art formalisierter Kritik, auf die die Angemahnten<br />

reagieren oder eben nicht.<br />

Gegenüber nichtöffentlichen Stellen haben<br />

die Landesdatenschutzbeauftragen<br />

immerhin die Möglichkeit, Bußgelder zu<br />

verhängen oder auch eine unzulässige<br />

Verarbeitung zu untersagen.<br />

22 www.linux-user.de<br />

09.2014


Im Interview: Peter Schaar<br />

Report<br />

Als Bundesbeauftragter wurde mir sogar<br />

dieses Instrument vorenthalten, obwohl<br />

ich für die Kontrolle der Telekommunikationsunternehmen<br />

zuständig war. Wenn<br />

ich dort Datenschutzverstöße feststellte,<br />

musste ich mich an die Bundesnetzagentur<br />

wenden. Ob die letztlich ein<br />

Bußgeld verhängte, lag ausschließlich in<br />

deren Entscheidungskompetenz – und<br />

damit letztlich dem Bundeswirtschaftsministerium.<br />

Ein unhaltbarer Zustand, an<br />

dem auch die jetzige Bundesregierung<br />

offenbar nichts ändern will.<br />

Außerdem beeinflusst die Globalisierung<br />

die Möglichkeiten der Datenschutzaufsicht.<br />

Gegenüber international agierenden<br />

Unternehmen ist die Rechtsdurchsetzung<br />

sehr viel schwieriger als<br />

gegenüber Unternehmen mit einem klaren<br />

Standort, wo die Daten dem nationalen<br />

oder zumindest dem EU-Datenschutz<br />

recht unterliegen. Unternehmen,<br />

die sich aussuchen können, wo sie aktiv<br />

sind, unterwandern eine solche Kontrolle.<br />

Das nennt sich „Forum Shopping“: Die<br />

Firma sucht sich das System mit den wenigsten<br />

Restriktionen aus. So ist es kein<br />

Wunder, dass eine Vielzahl von Gesellschaften<br />

innerhalb von Europa sich in Irland<br />

und Großbritannien ansiedeln und<br />

dass sich Google immer wieder darauf<br />

beruft, ausschließlich kalifornischem<br />

Recht zu unterliegen, obwohl das Unternehmen<br />

in Europa größere Umsätze<br />

macht als in Nordamerika.<br />

LU: Können Behörden die Informationsrechte<br />

des Datenschutzbeauftragen grundsätzlich<br />

mit dem Totschlagsargument der<br />

„nationalen Sicherheit“ abbügeln?<br />

PS: Nein. Es gibt zwar diese eine Ausnahme<br />

im Bundesdatenschutzgesetz,<br />

die bei Fragestellungen, die die nationale<br />

Sicherheit betreffen, die Prüfungskompetenzen<br />

einschränken kann. Darauf<br />

hat sich aber in meiner Amtszeit weder<br />

die Bundesregierung noch eine andere<br />

Bundesbehörde berufen.<br />

Ein größeres Problem stellt die institutionelle<br />

Beschränkung durch das G10-<br />

Gesetz dar. Danach besitzen die Datenschutzbeauftragten<br />

gegenüber den<br />

Nachrichtendiensten dort, wo diese Eingriffe<br />

in das Fernmeldegeheimnis vor-<br />

nehmen, keine Prüfkompetenzen: Das<br />

ist das ausschließliche Feld der G10-<br />

Kommission des Bundestags. Diese zersplitterten<br />

Kontrollstrukturen der parlamentarischen<br />

Kontrollgremien und der<br />

Datenschutzbehörden im Bereich der<br />

Nachrichtendienste erweisen sich zunehmend<br />

als problematisch. Außerdem<br />

fehlt hier weitestgehend eine richterliche<br />

Kontrolle, wie sie ansonsten in der<br />

Verwaltung aus rechtsstaatlichen Gründen<br />

greift.<br />

LU: Bewegt sich der BND momentan<br />

außerhalb der Rechtsstaatlichkeit?<br />

PS: Was jetzt an Spionage gegen<br />

Deutschland bekannt wurde, kann man<br />

dem BND sicherlich nicht direkt vorhalten.<br />

Wenn fremde Nachrichtendienste<br />

BND-Mitarbeiter anwerben, sie quasi zu<br />

Doppelagenten machen, ist das ein klassisches<br />

Spionagewerkzeug der anderen<br />

Seite. Problematisch erscheinen allerdings<br />

manche eigenen Aktivitäten des<br />

BND – jedenfalls dort, wo er im Ausland<br />

agiert und dabei in das Fernmeldegeheimnis<br />

eingreift.<br />

Das Grundrecht nach Artikel 10 des<br />

Grundgesetzes, also das Post- und Fernmeldegeheimnis,<br />

löst sich ja im Ausland<br />

nicht einfach in Luft auf. Renommierte<br />

Verfassungsrechtler haben gerade vor<br />

dem NSA-Untersuchungsausschuss des<br />

Bundestags darauf hingewiesen, dass<br />

Artikel 10 eben nicht nur Deutsche<br />

schützt oder nur im Inland gilt. Dementsprechend<br />

handelt der BND hier ohne<br />

klare gesetzliche Kompetenz. Das widerspricht<br />

meinem Verständnis von Grundrechtskonformität.<br />

LU: Vor dem NSA-Untersuchungsauschuss<br />

beschrieb der ehemalige NSA-Mitarbeiter<br />

Thomas Drake den Ringtausch<br />

von Daten als „Routinepraxis robuster<br />

Geheimdienstkooperationen.“<br />

„Beim Abhören im<br />

Ausland handelt der BND<br />

ohne klare gesetzliche<br />

Kompetenz. Das widerspricht<br />

der Grundrechtskonformität.“<br />

„Bei den<br />

Nachrichtendiensten fehlt<br />

weitestgehend eine richterliche<br />

Kontrolle, wie sie sonst<br />

aus rechtsstaatlichen<br />

Gründen greift.“<br />

G10-Gesetz: Das im Zug der Notstandsgesetzgebung<br />

während des Kalten Kriegs erlassene<br />

„Gesetz zu Artikel 10 des Grundgesetzes<br />

vom 13. August 1968“ regelt die Befugnisse<br />

der deutschen Nachrichtendienste<br />

zu Eingriffen in das verfassungsrechtlich<br />

garantierte Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis.<br />

Das G10-Gesetz musste mehrfach<br />

geändert werden, nachdem das Bundesverfassungsgericht<br />

1999 Teile davon für verfassungswidrig<br />

erklärt hatte.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

23


Report<br />

Im Interview: Peter Schaar<br />

„Jetzt zeigt sich, wie naiv<br />

der Glaube in das Rechtsbewusstsein<br />

der amerikanischen<br />

Geheimdienste war.<br />

Die Bundesregierung trägt<br />

bisher reichlich wenig zur<br />

Aufklärung der skandalösen<br />

Massenüberwachung bei.“<br />

PS: Er sagt das nicht als Einziger, das wissen<br />

wir ja schon seit Echelon. Mit diesem<br />

globalen System zum Überwachen der<br />

Satellitenkommunikation beschäftigte<br />

sich das europäische Parlament bereits<br />

vor 15 Jahren intensiv.<br />

Ein Ergebnis dieser Untersuchungen<br />

war, dass Geheimdienste systematisch<br />

außerhalb ihrer eigenen Rechtsordnung<br />

agierten und dann die Ergebnisse austauschten.<br />

Insofern umgingen sie die Begrenzungen<br />

der jeweiligen nationalen<br />

Rechtsordnungen und setzten sie damit<br />

de facto außer Kraft.<br />

In welchem Ausmaß das auch heute<br />

noch geschieht, wird jetzt langsam deutlich.<br />

In Deutschland bestreitet ja nicht<br />

einmal die Bundesregierung, dass Daten<br />

und Erkenntnisse, die der BND im Ausland<br />

gewonnen hat, in großem Umfang<br />

an US-Dienste weitergegeben wurden<br />

und möglicherweise nach wie vor weitergegeben<br />

werden. Das erfolgt ohne<br />

eine ausdrückliche gesetzliche Befugnis.<br />

Gerade in dieser Pauschalität ähnelt<br />

das Verhalten des BND demjenigen der<br />

NSA, die ja auch im Ausland massiv<br />

überwacht. Selbst zuhause in den USA<br />

hält sich die NSA offensichtlich ebenfalls<br />

nicht an das amerikanische Recht. In<br />

wieweit das umgekehrt auch auf den<br />

BND zutrifft, ist mir nicht bekannt. Bei<br />

der Auslandsüberwachung sind die<br />

Parallelen allerdings unübersehbar.<br />

LU: Im Disput mit Gregor Gysi konterte der<br />

Bundestagspräsident Norbert Lammert<br />

kürzlich auf die Frage, ob ihm denn klar<br />

sei, dass er auch abgehört werde, mit der<br />

Antwort „Im Gegensatz zu Ihnen trage ich<br />

das mit Fassung“.<br />

PS: Ich möchte solche Bundestagsscharmützel<br />

nicht kommentieren. Aber<br />

eines ist klar: Die Bundesregierung hat<br />

die Aktivitäten der NSA lange Zeit nicht<br />

wirklich ernst genommen. Jetzt zeigt<br />

sich zunehmend, wie naiv der Glaube in<br />

das Rechtsbewusstsein der amerikanischen<br />

Geheimdienste war und wie weit<br />

die Selbsttäuschung ging. Hier sehe ich<br />

aber gerade in letzter Zeit durchaus Bewegung:<br />

Dazu trägt nicht zuletzt die<br />

Aufregung über das Abhören des Merkel-Handys<br />

bei.<br />

Jetzt haben wir neue Fälle, bei denen<br />

offenbar US-Dienste in Deutschland Spionage<br />

betreiben. Nichts spricht dafür,<br />

dass das die einzigen bleiben – sie kamen<br />

bisher nur als einzige nachweisbar<br />

ans Licht. Dessen ungeachtet bleibt es<br />

bei dem eigentlichen Skandal: der Massenüberwachung<br />

– und hier trägt die<br />

Bundesregierung bisher reichlich wenig<br />

zur Aufklärung bei.<br />

LU: Der Generalbundesanwalt Range<br />

meinte noch vor Kurzem, es gäbe keine<br />

Indizien dafür, dass NSA oder GCHQ systematisch<br />

überwachen.<br />

PS: Diese Aussage hat mich auch sehr<br />

erstaunt. Indizien gibt es in Hülle und<br />

Fülle. Die Frage lautet: Reichen sie im<br />

strafrechtlichen Sinne aus, um einen Beweis<br />

zu führen, der dann letztlich zu einer<br />

Verurteilung führt?<br />

Es stimmt es zwar, dass es schwierig<br />

sein dürfte, amerikanische Beteiligte zu<br />

vernehmen oder im Falle eines Schuldspruchs<br />

zur Rechenschaft zu ziehen.<br />

Aber diese Schwierigkeiten gibt es ja<br />

auch in anderen Bereichen der Kriminalität.<br />

Sie rechtfertigen nicht den Verzicht<br />

auf formelle Ermittlungen, bei denen<br />

dann der Staatsanwaltschaft und Polizei<br />

ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung<br />

stehen als bei bloß informellen<br />

Vorermittlungen.<br />

Insofern erweist sich das Ablehnen eines<br />

Ermittlungsverfahrens auch als Entscheidung<br />

gegen energische Aufklärungsmaßnahmen<br />

zur Massenüberwachung.<br />

Der Anfangsverdacht lässt sich<br />

leicht begründen und wird in vielen anderen<br />

Fällen schneller formuliert als hier.<br />

Insofern waren hier wohl auch politische<br />

Erwägungen ausschlaggebend.<br />

LU: Kürzlich wurde bekannt, dass die<br />

NSA den Datenstrom nach Schlüsselworten<br />

wie „Tor“, „Vidalia“ oder auch „Linux“<br />

durchsucht und entsprechende Nutzer als<br />

Extremisten klassifiziert.<br />

PS: Inwieweit die USA alle, die entsprechende<br />

Begriffe benutzen, tatsächlich<br />

als Extremisten kategorisieren, das<br />

ist die eine Frage – aus meiner Sicht<br />

wäre das jedenfalls ziemlich dumm.<br />

Dass diejenigen, die sich bestimmter<br />

Verschlüsselungswerkzeuge bedienen<br />

oder Anonymisierungsnetze verwenden,<br />

nicht nur seitens der NSA unter besonderer<br />

Beobachtung stehen, das ist nicht<br />

neu: Es war auch im Zusammenhang mit<br />

XKeyscore eine der ersten Erkenntnisse.<br />

Die entsprechenden NSA-Unterlagen<br />

nennen beispielsweise PGP-Nutzer als<br />

Überwachungsziel. Nur wird jetzt noch<br />

deutlicher, nach welchen Begriffen die<br />

NSA offensichtlich sucht.<br />

Ich vermute, dass die genannten nicht<br />

die einzigen Zielbegriffe sind. Alleine darauf<br />

einen Extremismusverdacht zu begründen,<br />

wäre völliger Unsinn – für so<br />

dumm halte ich die NSA nicht. Immerhin<br />

konnte ich kürzlich noch ungehindert in<br />

„Für die Entscheidung des<br />

Generalbundesanwalts gegen entschiedene<br />

Aufklärungsmaßnahmen zur Massenüberwachung<br />

waren wohl politische Erwägungen<br />

ausschlaggebend.“<br />

24 www.linux-user.de<br />

09.2014


Im Interview: Peter Schaar<br />

Report<br />

die USA einreisen, obwohl ich PGP verwende.<br />

Natürlich gibt es keine Rechtfertigung<br />

dafür, Personen derart zu brandmarken,<br />

ohne dass irgendwelche anderen<br />

Verdachtsmomente vorliegen. Das<br />

wäre schon ein starkes Stück.<br />

LU: Was kann der einzelne Bürger tun, um<br />

seine verfassungsmäßigen Rechte auch im<br />

Internet zu schützen, wenn schon das Verwenden<br />

von starker Kryptografie wie Truecrypt<br />

zu einem Anfangsverdacht führt?<br />

PS: Die Tatsache, dass Geheimdienste<br />

meinen, wer verschlüsselt, führe Böses<br />

im Schild, ist für mich kein Grund, nicht<br />

zu verschlüsseln. Mir ist es wichtig, dass<br />

meine Geheimnisse nicht bei irgendwelchen<br />

Organisationen wie der NSA landen.<br />

Ich denke, das geht auch vielen Unternehmen<br />

und Privatpersonen so.<br />

Es wäre unverantwortlich, nur wegen<br />

dieser behaupteten und vielleicht auch<br />

stattfindenden Auswahl auf Verschlüsselungs-<br />

und sonstige Sicherungswerkzeuge<br />

zu verzichten. Sie bauen ja auch nicht<br />

Ihr Türschloss aus, nur weil jemand behauptet,<br />

Sie hätten etwas zu verbergen,<br />

wenn Sie Ihre Tür sichern. Das wäre völlig<br />

unsinnig. Statt ängstlicher Anpassung<br />

brauchen wir mehr Zivilcourage: Lassen<br />

Sie sich nicht beeindrucken, richten Sie<br />

Ihre Meinung nicht nach irgendwelchen<br />

Suchbegriffen aus, und bestehen Sie unbeirrt<br />

auf Ihren Rechten.<br />

Genauso wichtig: Verhalten Sie sich<br />

auch im Internet möglichst vernünftig.<br />

Dazu gehören aus meiner Sicht auch ein<br />

angemessener Schutz der eigenen Kommunikation<br />

durch Verschlüsselung sowie<br />

die Wahl entsprechenden Provider. Dabei<br />

gilt es, zu bedenken, dass US-Provider<br />

dem US-Recht unterliegen: Das stellt<br />

europäische und andere ausländische<br />

Nutzer viel schlechter als US-Bürger, sodass<br />

deren Daten sehr leicht in den Speichern<br />

der Geheimdienste landen.<br />

LU: Kürzlich wurde bekannt, dass Geheimdienste<br />

auch deutsche Glasfaserkabel anzapfen.<br />

PS: Dass die Kabel offenbar durch den<br />

britischen Geheimdienst GCHQ in großem<br />

Umfang abgezapft wurden, war für<br />

mich neu. Allerdings enthält auch die<br />

deutsche Telekommunikationsüberwachungsverordnung<br />

Vorgaben, die eine<br />

technische Fernmeldeüberwachung ermöglichen<br />

– auch durch die Geheimdienste,<br />

und da speziell durch den BND.<br />

Wenn der wie behauptet über Jahre pauschal<br />

alle Daten, die er bei der sogenannten<br />

strategischen Überwachung sammelte,<br />

an die NSA weitergegeben haben sollte,<br />

wäre das aus meiner Sicht rechtswidrig.<br />

Das gehört unbedingt aufgeklärt. Ich<br />

denke, der NSA-Untersuchungsausschuss<br />

bietet dafür ein geeignetes Forum.<br />

LU: Wie stehen Sie zur DE-Mail?<br />

PS: Das scheint mir ein halbherziger<br />

Versuch, für mehr Sicherheit im Internet<br />

und speziell bei der Kommunikation mit<br />

Behörden zu sorgen. Halbherzig deshalb,<br />

weil das System die Ende-zu-Ende-<br />

Verschlüsselung nicht unterstützt: Weder<br />

sieht DE-Mail sie standardmäßig vor,<br />

noch lässt sich sich nach meinem Kenntnisstand<br />

ohne Weiteres nachrüsten. Hier<br />

liegt der schwerste Mangel, und es gilt,<br />

nachzubessern, damit das Projekt mehr<br />

Glaubwürdigkeit erlangt.<br />

LU: Das BSI kam kürzlich wegen ihrer<br />

Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten<br />

in die Schlagzeilen. Wie stehen<br />

Sie dazu?<br />

PS: Für mich besteht bisher kein Anlass,<br />

an der Vertrauenswürdigkeit des BSI<br />

zu zweifeln. Es sorgt als Behörde für die<br />

Sicherheit speziell der Netze des Bundes<br />

und hat, anders als die NSA, nicht die<br />

Aufgabe, Dritte auszuspionieren oder<br />

systematisch für Schwachstellen in Geräten<br />

und Software zu sorgen, um diese<br />

auszuspionieren.<br />

Die NSA trägt sozusagen zwei Hüte:<br />

Sie schützt einerseits die US-Netze – das,<br />

was das BSI auch hierzulande macht. Andererseits<br />

spioniert sie als Nachrichtendienst<br />

sowohl im In- als auch im Ausland<br />

– das macht das BSI nicht. Zwar gab es<br />

offenbar in Sachen IT-Sicherheit wohl<br />

Kontakte zwischen BSI und NSA, aber<br />

mir liegen keine Anhaltspunkte dafür<br />

vor, dass das BSI bei den Spionageaktivitäten<br />

der NSA mitgewirkt hätte.<br />

LU: Wir danken Ihnen für das Gespräch,<br />

Herr Schaar. (tle) n<br />

„Lassen Sie sich nicht<br />

beeindrucken, richten Sie Ihre<br />

Meinung nicht nach irgend welchen<br />

Suchbegriffen aus, und<br />

bestehen Sie unbeirrt auf<br />

Ihren Rechten. Verschlüsseln<br />

Sie, und nutzen Sie keine<br />

US-Provider.“<br />

Echelon: Ein weltweites Spionagenetz der<br />

„Five Eyes“, also der Nachrichtendienste der<br />

USA, Großbritanniens, Australiens, Neuseelands<br />

und Kanadas. Echelon dient dem Abhören<br />

von satellitengestützten privaten und<br />

geschäftlichen Telefongesprächen, Faxverbindungen<br />

und Internetdaten. Den genauen<br />

Umfang der Abhörmaßnahmen halten die<br />

Betreiber geheim. Wegen erwiesener Wirtschaftsspionage<br />

gegen europäische Unternehmen<br />

schlossen die deutschen Behörden<br />

2004 eine Echelon-Anlage der NSA im bayerischen<br />

Bad Aibling.<br />

XKeyscore: Auswertesystem der „Five Eyes“<br />

für die durch Telekommunikationsüberwachung<br />

erfassten Daten. Laut den Snowden-<br />

Unterlagen bestand das linear skalierbare<br />

XKeyscore-Netz bereits 2008 aus 700 Servern<br />

an 150 Standorten. Allein im Dezember<br />

2012 lieferte es 180 Millionen Einträge<br />

aus Deutschland.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

25


Schwerpunkt<br />

Bilder aufbereiten<br />

Mit Gimp<br />

zum optimierten Foto<br />

Aufpoliert<br />

Nach dem Urlaub liegen Hunderte <strong>Fotos</strong><br />

auf dem Computer und harren der Verwertung<br />

als Papierabzug, in Fotokalendern oder Fotobüchern.<br />

Jetzt gilt es, aus den besten Bildern<br />

das Optimum herauszuholen. Dr. Karl Sarnow<br />

© Sandra Gray, Freeimages.com<br />

Readme<br />

Gimp bietet eine Fülle großartiger Werkzeuge,<br />

um Bilder in beinahe jede erdenkliche<br />

Richtung zu manipulieren. Während<br />

auch Einsteiger einfachere Aktionen wie das<br />

Geraderücken des Horizonts weitgehend<br />

problemlos bewerkstelligen, wird es beispielsweise<br />

beim Freistellen von Objekten<br />

schon kniffliger.<br />

Beim Vergleich von Digitalkameras mit<br />

klassischen Analogen verblüfft deren Intelligenz.<br />

Die mitdenkende Digitale gibt<br />

kein Bild verloren, selbst unter den armseligsten<br />

Lichtverhältnissen produzieren<br />

sie häufig noch korrekt belichtete Bilder.<br />

Meist versorgt die Digitalkamera den Besitzer<br />

auch mit einer Schärfeleistung, die<br />

dessen brillengeschwächtes Auge nicht<br />

mehr liefert. Dafür sorgt eine Unmenge<br />

Computerleistung im Inneren der mehr<br />

oder minder zierlichen Kameras. Wozu<br />

dann also noch Bildbearbeitung am heimischen<br />

PC?<br />

Ursachenforschung<br />

In der inzwischen weitgehend technikorientierten<br />

Gesellschaft vertrauen viele<br />

dem Rechnern nahezu grenzenlos – so<br />

auch dem Computer in der Kamera. Und<br />

dann ist da dieses eine Bild, von dem<br />

sich der Fotograf bei der Aufnahme so<br />

viel versprach und das nun in der JPEG-<br />

Datei so jämmerlich aussieht. Was ist<br />

passiert? Da gibt es eine ganze Reihe<br />

von möglichen Ursachen:<br />

• Der hohe Bildkontrast führte zu einer<br />

Mittelwertbildung der Belichtung, die<br />

dunkle Bereiche im schwarzen Morast<br />

versinken und helle „absaufen“ lässt.<br />

• Die ungewöhnliche Farbumgebung<br />

verführte die Kamera zu einer Weißlichtbalance,<br />

die nicht der Bildstimmung<br />

entsprach.<br />

• Das fotografierte Objekt erscheint<br />

zwar scharf, der Hintergrund aber<br />

auch – was den Bildeindruck erheblich<br />

beeinflusst. Besonders Kompaktkameras<br />

leiden unter einer viel zu großen<br />

Schärfentiefe.<br />

• Die Szene war zu dunkel, um sie ohne<br />

Blitz abzulichten. Die bekanntesten<br />

Folgen: rote Augen bei Personen im<br />

Bild und starker Kontrast bei Aufnahmen<br />

mit räumlicher Tiefe.<br />

• Bei einer Architekturaufnahme kippt<br />

das Bauwerk wegen der nach oben<br />

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09.2014


Bilder aufbereiten<br />

Schwerpunkt<br />

1 Das Bild des Karibus weist zwar im Mittel die richtige Belichtung auf, die bildwichtigen Teile erscheinen aber zu dunkel.<br />

geneigten Kamera optisch nach hinten<br />

weg: die unschönen stürzenden<br />

Linien.<br />

• Der Horizont erstreckt sich schief<br />

übers Bild – das Meer läuft aus.<br />

• Manchmal lichtet die Kamera das Motiv<br />

wesentlcih präziser ab als eigentlich<br />

gewünscht: Sie betont in Porträts<br />

leichte Hautunreinheiten und Fältchen<br />

mehr, als Fotograf und Porträtiertem<br />

lieb ist. Hier liegt zwar kein Kamerafehler<br />

vor, das macht das Resultat<br />

aber auch nicht besser.<br />

Bei den meisten der genannten Probleme<br />

hilft ein gutes Bildbearbeitungsprogramm,<br />

das Foto zu retten, die besondere<br />

Stimmung zu erhalten oder sie gar zu<br />

verbessern. Linux-Nutzer bevorzugen<br />

dafür beinahe traditionell Gimp (http://​<br />

gimp. org), das hilft, die genannten Bildprobleme<br />

zu beseitigen. Die derzeit aktuelle<br />

Version 2.8 steht in den Repositories<br />

aller großen Distributionen zum<br />

Download bereit.<br />

Werte und klicken im Dialog auf Diese<br />

Einstellung als Kurven <strong>bearbeiten</strong>.<br />

Wie schon im Bild ersichtlich, dokumentiert<br />

auch das Histogramm die zu<br />

dunkle Gesichtspartie, die es aufzuhellen<br />

gilt. Da es sich beim Histogramm um<br />

Bildteile zu dunkel<br />

Abbildung 1 zeigt ein in Gimp geladenes<br />

Foto eines Karibus zusammen mit<br />

dem Histogramm der Aufnahme. Letzteres<br />

starten Sie im Menü unter Farben |<br />

2 Die Veränderung der Kennlinie führt zum Aufhellen der zu dunklen Bildteile. Dieses<br />

Verfahren lässt sich einfach anwenden, verursacht aber Lücken im Histogramm.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

27


Schwerpunkt<br />

Bilder aufbereiten<br />

3 Mithilfe des Farbabgleichs korrigieren Sie ohne Probleme farbstichige Bilder.<br />

das mächtigste Werkzeug handelt, das<br />

Gimp zum nachträglichen Verbessern<br />

der Ausleuchtung bereitstellt, gehen wir<br />

etwas näher darauf ein.<br />

Die X-Achse zeigt die Helligkeitsverteilung<br />

im Bild. Bei einem Bild im JPEG-Format<br />

reicht diese von 0 (Schwarz) bis<br />

255 (Weiß), was 8 Bit pro Pixel entspricht.<br />

Die Y-Achse zeigt die Anzahl der<br />

Pixel mit den Helligkeitswerten. Sie ist<br />

keine Konstante, sondern zeigt die Gesamtheit<br />

der Sensorpixel. Wurde ein<br />

16-Megapixel-Sensor verwendet, dann<br />

entspricht die Gesamtfläche des Histogramms<br />

genau dieser Zahl. Bei einem<br />

anderen Sensor ergibt die Fläche zwar<br />

einen anderen Pixelwert, bei gleichen<br />

Aufnahmebedingungen unterscheiden<br />

sich die Histogramme aber ansonsten in<br />

keiner Weise.<br />

An beiden Achsen befindet sich zusätzlich<br />

eine Grauskala. Diese bekommt<br />

ihre Bedeutung durch die Kennlinie des<br />

Histogramms – zu Beginn der Bildbearbeitung<br />

handelt es sich dabei um eine<br />

Diagonale. Sie lässt sich mithilfe der<br />

Maus wie ein Gummiband verformen,<br />

was die Helligkeitswerte beziehungsweise<br />

deren Verteilung im Histogramm und<br />

Bild verändert. Der auf der X-Achse ursprüngliche<br />

Helligkeitswert erhält nun<br />

den Helligkeitswert, den der Funktionswert<br />

der Y-Achse zeigt.<br />

Auf diese Weise nehmen Sie einfache<br />

Helligkeitskorrekturen vor. Aktivieren Sie<br />

die Checkbox <strong>Vorschau</strong>, sehen Sie den<br />

Effekt sofort im Bild 2 . Allerdings bringt<br />

dieses Verfahren auch Nachteile mit sich,<br />

die auf das JPEG-Format zurückführen:<br />

Bei Veränderungen der Kennlinie zeigen<br />

sich Lücken im Histogramm.<br />

Besser RAW<br />

4 Das Absetzen des Vogels vom Hintergrund erfordert zwar etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl,<br />

der Einsatz lohnt sich aber in jedem Fall.<br />

Die damit verbundene Reduzierung der<br />

Anzahl von Grautönen liegt daran, dass<br />

die Kamera die analoge Helligkeitsverteilung<br />

in 8 Bit pro Pixel digitalisiert. Das<br />

veränderte Bild enthält weniger Graustufen<br />

und mutiert im Extremfall zu einer<br />

reinen Schwarz-Weiß-Grafik.<br />

Deswegen nehmen Profifotografen<br />

ihre Bilder im Regelfall im RAW-Format<br />

auf. Das speichert ein Bild nicht mit 8 Bit<br />

per Pixel, sondern – je nach Sensor –<br />

mit 12, 14 oder gar 16 Bits. Das erhöht<br />

den Dynamikumfang des Bilds und kompensiert<br />

damit den Verlust von Helligkeitswerten.<br />

Allerdings arbeitet Gimp<br />

nach wie vor nur im 8-Bit-Modus und reduziert<br />

beim Import von RAW-Dateien<br />

deren Dynamikumfang entsprechend.<br />

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09.2014


Bilder aufbereiten<br />

Schwerpunkt<br />

Einer der wichtigsten Vorteile des RAW-<br />

Formats geht damit verloren.<br />

Erst das in diesem Heft ebenfalls vorgestellte<br />

Programm Rawtherapee bringt<br />

beim Verwenden des Histogramms wirklich<br />

Vorteile, denn es rechnet die 12,<br />

14 oder 16 Bit pro Pixel und Farbe in einen<br />

32-Bit breiten Floating-Point-Wert<br />

um, mit dem es dann arbeitet. Daher lassen<br />

sich RAW-Bilder ohne jeden Verlust<br />

an Helligkeitswerten mithilfe des Histogramms<br />

aufhellen oder abdunkeln. Erst<br />

nach dem Export ins JPEG-Format reduziert<br />

Rawtherapee den Dynamikumfang<br />

wieder auf 8 Bit je Pixel, dann aber ohne<br />

Lücken im Histogramm.<br />

Weißabgleich<br />

Ein typisches Beispiel dafür, wo der automatische<br />

Weißabgleich von Kameras<br />

häufig versagt, zeigt Abbildung 3 . Das<br />

transparente Dach verfremdet den abgelichteten<br />

Zwergpapagei ins Gelbliche.<br />

Mithilfe des Farbabgleichwerkzeugs, das<br />

Sie unter Farben | Farbabgleich finden,<br />

gelingt das nachträgliche Anpassen jedoch<br />

mühelos.<br />

In der Aufnahme wurde im Schatten<br />

der Gelb-Blau-Bereich mit 22 korrigiert,<br />

im Mittenbereich mit 16 und im Glanzlichtbereich<br />

mit -12. Das Ergebnis zeigt<br />

eine deutliche Verbesserung des Gesamtfarbeindrucks.<br />

Um spätere Verärgerung<br />

zu vermeiden, sollten Sie immer das Original<br />

erhalten und das Ergebnis der Verarbeitung<br />

als neue Datei speichern.<br />

5 Das Entsättigen der markierten Augenbereiche führt zu normalem Aussehen.<br />

Erscheint der Hintergrund eines Bilds zu<br />

scharf, stört er nicht selten das eigentliche<br />

Motiv. Die im Folgenden beschriebenen<br />

Schritte stellen das eigentliche<br />

Objekt frei 4 .<br />

Fertigen Sie durch Anklicken des<br />

Duplikat-Buttons im Ebenenfenster zunächst<br />

eine Kopie-Ebene an. Rechtsklicken<br />

Sie danach auf die neu erstellte Kopie-Ebene<br />

und wählen Sie aus dem Kontextmenü<br />

Ebenenmaske hinzufügen….<br />

Im Dialog wählen Sie die Option Graustufenkopie<br />

der Ebene und bestätigen mit<br />

einem Klick auf Hinzufügen. Rechtsklicken<br />

Sie nun auf die Ebenenmaske und<br />

aktivieren Sie im Kontextmenü die Einträge<br />

Ebenenmaske anzeigen und Ebenenmaske<br />

<strong>bearbeiten</strong>. Gimp zeigt danach<br />

ausschließlich diese an.<br />

Öffnen Sie danach den Dialog Farben |<br />

Schwellwert und stellen Sie ihn so ein,<br />

Vordergrund hervorheben<br />

6 Das Werkzeug Perspektive erlaubt es, stürzende Linien beispielsweise bei Gebäudeaufnahmen<br />

wirkungsvoll zu korrigieren.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

29


Schwerpunkt<br />

Bilder aufbereiten<br />

dass der Vogel weiß und der Hintergrund<br />

schwarz erscheint. Eventuelle helle<br />

Flecken im Hintergrund korrigieren<br />

Sie manuell mit dem Pinsel, schwarze<br />

Flecken im Vogel übermalen Sie weiß.<br />

Danach invertieren Sie Ebenenmaske, indem<br />

Sie unter Farben den Eintrag Invertieren<br />

anklicken. Der Vogel erscheint<br />

jetzt schwarz, der Hintergrund weiß.<br />

Im Anschluss deaktivieren Sie in der<br />

Ebenenmaske die Checkbox Ebenenmaske<br />

anzeigen und Ebenenmaske <strong>bearbeiten</strong>,<br />

worauf die schwarzen Felder transparent<br />

erscheinen und der Vogel aus der<br />

darunterliegenden Ebene zum Vorschein<br />

kommt. Die weißen Bereiche der Ebenenmaske,<br />

also der Hintergrund, bleiben<br />

in der Kopie-Ebene undurchsichtig.<br />

Wenden Sie jetzt auf die Kopie-Ebene<br />

den Gaußschen Weichzeichner (Filter |<br />

Weichzeichner | Gaußscher Weichzeichner)<br />

mit einem hohen Wert an. Das Ergebnisbild<br />

aus Abbildung 4 verwendet<br />

den Wert 1500. Damit verschwindet jede<br />

Struktur des Hintergrunds. Diese Methode<br />

eignet sich übrigens auch hervorragend<br />

zum Freistellen von Objekten.<br />

Rote Augen<br />

Blitzen Sie eine Person frontal an, entstehen<br />

durch die Reflexion der Netzhaut<br />

häufig die berüchtigten „roten Augen“.<br />

Um die getrennten Augenbereiche zu<br />

erfassen, aktivieren Sie die Elliptische<br />

Auswahl. Nun markieren zunächst das<br />

eine Auge und mit gedrückter Umschalttaste<br />

auch das zweite. Danach rufen Sie<br />

via Farben | Farbton/​Sättigung) das Sättigungswerkzeug<br />

auf, das nur auf den<br />

ausgewählten Bereich wirkt, also die beiden<br />

Augen.<br />

Darin markieren Sie die rote Farbe und<br />

ziehen den Regler Sättigung so weit<br />

nach links, bis der Rotstich verschwindet<br />

5 . Als Ergebnis erscheinen die Augen<br />

wesentlich natürlicher. Perfektionisten<br />

können versuchen, die Augen mit<br />

der tatsächlichen Augenfarbe des Dargestellten<br />

einzufärben. Da die roten<br />

Augen aber meist bei weiter entfernten<br />

Personen auftreten, lohnt sich dieser<br />

Aufwand normalerweise nicht.<br />

Perspektivkorrekturen<br />

Wer im Urlaub Gebäude fotografiert, der<br />

möchte sie später auf dem Bild so sehen<br />

wie in Natura. Das gelingt jedoch nicht<br />

immer, weil Sie zuweilen die Kamera<br />

nach oben halten müssen, um das gesamte<br />

Gebäude zu erfassen. Als Ergebnis<br />

treten im Bild die berüchtigten stürzenden<br />

Linien auf.<br />

Um diese zu korrigieren, klicken Sie im<br />

Werkzeugkasten auf das Icon Perspektive<br />

6 . Nach dem Aktivieren der entsprechenden<br />

Maske navigieren Sie mit dem<br />

Mauszeiger zu einem der Anfasser an<br />

den Ecken und ziehen die Maske in die<br />

passende Position. Die <strong>Vorschau</strong> zeigt<br />

die Wirkung der Aktion direkt im Bild an.<br />

Ein Klick auf Transformieren im Dialog<br />

Perspektive übernimmt die Änderungen<br />

im Bild und korrigiert damit die Geometrie<br />

der Aufnahme.<br />

Um das Bild wieder in die gewohnte<br />

rechteckige Form zu bringen, aktivieren<br />

Sie das Rechteckauswahlwerkzeug und<br />

markieren den Bereich, den Sie im Bild<br />

übernehmen möchten. Drücken Sie<br />

dann [Strg]+[C], um ihn in die Zwischenablage<br />

zu kopieren, und danach [Umschalt]+[Strg]+[V],<br />

um ihn in einem neuen<br />

Bild zu öffnen.<br />

Schiefer Horizont<br />

7 Mittels Drehen richten Sie den schiefen Horizont wieder gerade.<br />

Ein Urlaubsfoto vom Strand ist nur halb<br />

so schön, wenn der Horizont schief<br />

hängt. Das korrigieren Sie mit einer<br />

leichten Rotation des Bilds. Dazu aktivieren<br />

Sie das Drehwerkzeug aus dem<br />

Werkzeugkasten und klicken dann ins<br />

Bild. Daraufhin erscheinen der Drehen-<br />

Dialog sowie eine Maske über dem Bild<br />

mit einem Kreis in der Mitte, der die Rotationsachse<br />

anzeigt. Die <strong>Vorschau</strong> erlaubt<br />

ein sehr genaues Einstellen des<br />

Drehwinkels 7 . Passt der Horizont, klicken<br />

Sie im Dialog auf Rotieren, um die<br />

Änderungen zu übernehmen.<br />

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09.2014


Bilder aufbereiten<br />

Schwerpunkt<br />

Haut retuschieren<br />

Wenn die Kamera übers Ziel hinausschießt<br />

und die Bilder schärfer als gewünscht<br />

ausfallen, gilt es, Hand anzulegen,<br />

die Falten zu glätten und die Unreinheiten<br />

zu kaschieren. Meistens zeigen<br />

sich Falten um die Augen herum,<br />

wo dann das Problem auftritt, dass zwar<br />

die Falten verschwinden sollen, nicht<br />

aber die pixelmäßig identischen Wimpern<br />

oder Strukturen der Iris.<br />

Gimp bietet zu diesem Zweck das<br />

Werkzeug Verschmieren an, das Sie auf<br />

Wunsch auch mit verschiedenen Pinselformen<br />

kombinieren. Um es zu aktivieren,<br />

klicken Sie im Werkzeugfenster auf<br />

den Button mit dem ausgestreckten Finger.<br />

Wenn Sie einen „Fuzzy“-Pinsel mit<br />

weichen Rändern wählen, gerät das Verschmieren<br />

am Rand nicht so stark wie im<br />

Zentrum des Pinsels. Ein Hineingleiten in<br />

zu verschonende Bildregionen ist also<br />

nicht so kritisch 8 .<br />

Als Ergebnis erhalten Sie bei vorsichtigem<br />

Anwenden ein Foto, in dem die lästigen<br />

Fältchen verschwunden sind, die<br />

gestaltenden Elemente aber dennoch in<br />

voller Schärfe erhalten bleiben.<br />

Fazit<br />

Gimp bietet Fotografen Werkzeuge in<br />

Hülle und Fülle, die es erlauben, <strong>Fotos</strong> zu<br />

verbessern. Aber: ohne Fleiß kein Preis.<br />

Wie jede komplexe Software benötigt<br />

auch Gimp eine gewisse Einarbeitungszeit,<br />

in der Sie sich mit seinen wichtigsten<br />

Elementen vertraut machen.<br />

Entgegen anderslautender Ankündigungen<br />

der Gimp-Entwickler beherrscht<br />

das Programm nach wie vor nur den<br />

Umgang mit einer maximalen Farbtiefe<br />

von 8 Bit pro Pixel. Das stört vor allem<br />

bei Kontrast- und Helligkeitsanpassungen,<br />

bei denen sich das Fehlen dieser<br />

zusätzlichen Bildinformationen negativ<br />

bemerkbar macht, speziell bei RAW-Dateien.<br />

Auch das Gimp-eigene XCF-Bildformat<br />

hilft hier nicht. Immerhin soll das<br />

nächste Major-Release 2.10 von Gimp<br />

auf interne 32-Bit-Floating-Point-Arithmetik<br />

umstellen, wie sie schon Rawtherapee<br />

verwendet. (tle) n<br />

Der Autor<br />

8 Das Verschmierwerkzeug zeichnet mit dem Mauszeiger Bildbereiche weich. In Kombination<br />

mit einem Fuzzy-Pinsel fällt die Wirkung auf benachbarte Bildbereiche weniger<br />

kritisch aus.<br />

Karl Sarnow ist seit den<br />

Tagen des TRS-80 Model 1<br />

ein Fan des eigenen Computers<br />

und hat sich von seinem<br />

ersten selbst verdienten Geld als<br />

Praktikant nach dem Abitur eine EXA500-<br />

Spiegelreflexkamera gekauft. Der Fortschritt<br />

bei Fotografie und Computertechnik<br />

hat zu einer Synthese geführt, die ihn<br />

mit großer Begeisterung Rechner mit<br />

(Kamera) und ohne Linse (Computer) als<br />

Hobbyfotograf nutzen lässt.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

31


Schwerpunkt<br />

Exiftool<br />

Meta-Informationen <strong>bearbeiten</strong> und Bilder organisieren<br />

Klare Strukturen<br />

Das kleine Perl-Programm Exiftool erweist sich beim Umgang mit Metadaten als eine Art<br />

Schweizer Taschenmesser: Mit seiner Hilfe organisieren Sie Ihre Bilder im Handumdrehen<br />

in einem sauber geordneten Archiv. Andreas Bohle<br />

Readme<br />

Wer die Organisation seiner Aufnahmen<br />

nicht ausschließlich einer modernen Bildverwaltung<br />

anvertrauen möchte, dem bietet<br />

Exiftool eine außerordentlich flexible Methode<br />

zum Verwalten der Bilddaten. Darüber<br />

hinaus wartet es mit einem beeindruckenden<br />

Funktionsumfang auf.<br />

Zurück aus dem Urlaub, wandern die<br />

Bilder aus der ganzen Welt in der Regel<br />

in eine Fotodatenbank. Wer sich aber<br />

nicht darauf verlassen möchte, dass<br />

deren Tags und Kategorien zuverlässig<br />

kompatibel mit kommenden Versionen<br />

der Software bleiben, der nutzt das<br />

Dateisystem, um die Aufnahmen in eine<br />

grundlegende Struktur zu bringen. Das<br />

Perl-Programm Exiftool û leistet dabei<br />

zuverlässig Hilfestellung. Angenehmerweise<br />

holen Sie sich die Software ohne<br />

viel Aufwand schnell auf die Platte (siehe<br />

Kasten Installation).<br />

Um den digitalen Aufnahmen eine<br />

Ordnung zu verleihen, bietet es sich an,<br />

sie nach Datum zu organisieren. Eine<br />

mögliche Variante wäre ein Ordner pro<br />

Jahr mit Unterordnern für den Monat sowie<br />

darunter für den Tag, falls sehr viele<br />

32 www.linux-user.de<br />

09.2014


Exiftool<br />

Schwerpunkt<br />

sofern Sie die Kamera korrekt eingestellt<br />

haben, das passende Datum zur<br />

Aufnahme. Das verwenden Sie nun, um<br />

mit Exiftool die Files vollautomatisch ins<br />

Archiv zu verschieben.<br />

Das Programm beherrscht eine Vielzahl<br />

von Operationen auf EXIF-Daten.<br />

Die Website sowie die Manpage des<br />

Programms geben ausführlich darüber<br />

Auskunft. Für den genannten Fall machen<br />

Sie sich zunutze, dass die Software<br />

auf Wunsch Werte aus den EXIF-Tags als<br />

Eingabe für Operationen verwendet.<br />

Darüber hinaus bietet Exiftool die Möglichkeit,<br />

beim Umbenennen einen Formatstring<br />

einzusetzen, der Pfadtrenner<br />

enthält. Bei Bedarf erstellt es beim Verschieben<br />

der Bilder gleich alle noch fehlenden<br />

Verzeichnisstrukturen.<br />

Image-Exiftool 9.69<br />

LU/exiftool/<br />

Dateien anfallen. Fotografieren Sie selten,<br />

genügt eine Ebene unterhalb des<br />

Jahres-Ordners.<br />

Um die Bilder nun nicht von Hand zu<br />

sortieren, nutzen Sie am einfachsten die<br />

Informationen, die in den Bilddateien<br />

selbst stecken – die sogenannten EXIF-<br />

Tags. Das Tag DateTimeOriginal liefert,<br />

© Ayla87, Freeimages.com<br />

In einem Rutsch<br />

Übergeben Sie Exiftool ein Verzeichnis<br />

als Argument, so bearbeitet es alle Dateien<br />

darin. Mit ‐r taucht es in Unterverzeichnisse<br />

ab, mit ‐ext EXT beschränken<br />

Sie das Bearbeiten auf Dateien<br />

mit der Endung EXT. Hier wie auch<br />

im Fall von Tags spielt es keine Rolle, ob<br />

Sie die Groß/​Kleinschreibung beachten.<br />

Um den Zeitstempel der Dateien zu<br />

erhalten, wählen Sie die Option ‐P. Damit<br />

sehen Sie im Dateimanager ebenfalls<br />

den genauen Zeitpunkt der Aufnahme.<br />

Haben Sie die Dateien mittlerweile<br />

verschoben, stimmt dieses Datum allerdings<br />

nicht mehr mit dem Aufnahmedatum<br />

überein. Daher bietet es sich an,<br />

dies in einem ersten Schritt zu korrigieren.<br />

Das erledigen Sie mit dem Befehl<br />

aus der ersten Zeile von Listing 1. Die<br />

einfachen Anführungszeichen um die<br />

Installation<br />

Wer in den Repositories nach dem Begriff exif sucht, findet zwar einige<br />

Programme wie Exif, Exifprobe oder Exiftran, die aber allesamt<br />

nur einen Teil des Funktionsumfangs von Exiftool abdecken. Letzteres<br />

fällt nicht direkt ins Auge, da es als Teil einer Perl-Bibliothek (libimage-exif-perl)<br />

entstand. Manche Distributionen verlegen es aber in<br />

ein eigenes Paket (libimage-exiftool-perl). Die Namen weichen je<br />

nach verwendetem System etwas ab. Selbst ältere Versionen von<br />

Exif tool unterstützen bereits eine Vielzahl an Dateiformaten. Daher<br />

brauchen Sie in der Regel nichts weiter zu tun, als den Paketmanager<br />

anzuwerfen und die Software zu installieren.<br />

Der Griff zur aktuellsten Version von der Website empfiehlt sich<br />

dann, wenn dies den Support für ein neueres, von Ihnen verwendetes<br />

Format verspricht. Die Bibliothek – und damit verbunden das<br />

Programm Exiftool – versteht sich nämlich nicht nur auf Bildformate:<br />

Sie beherrscht noch viele weitere Medienformate, wie zum Beispiel<br />

3GP û, das bei Smartphones zum Einsatz kommt.<br />

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33


Schwerpunkt<br />

Exiftool<br />

Listing 1<br />

$ exiftool ‐'filemodifydate


Exiftool<br />

Schwerpunkt<br />

Läuft alles nach Plan, so finden Sie im<br />

Zielverzeichnis die gewünschte Hierarchie<br />

mit den umbenannten Bildern. Exiftool<br />

teilt am Ende des Durchlaufs mit, wie<br />

viele Ordner und Dateien es gescannt<br />

und wie viele Files es bearbeitet hat.<br />

Da sich fast alle Digitalkameras heute<br />

als externe Festplatte am System anmelden,<br />

beschränkt sich der Import mittels<br />

Exiftool auf eine Kommandozeile. Diese<br />

ließe sich zum Beispiel mittels einer<br />

Udev-Regel noch automatisieren û. Auf<br />

diese Weise könnten die <strong>Fotos</strong> nach dem<br />

Anstecken der Kamera an das USB-Kabel<br />

des Rechners dann vollautomatisch ins<br />

Fotoarchiv wandern.<br />

Das Umbenennen der Bilder bringt<br />

einen Nachteil mit sich: Haben Sie sich<br />

beispielsweise während einer Reise auf<br />

einem Zettel Notizen zur Bildnummer<br />

gemacht, so fällt es nun schwer, diese<br />

zuzuordnen. Manche Kameras speichern<br />

allerdings die Bildnummer im Tag File­<br />

Number. Dabei handelt es sich aber um<br />

eine herstellerspezifische „Marker Note“<br />

(siehe Kasten EXIF, IPTC, XMP), die sich<br />

nicht einmal in allen Modellen des gleichen<br />

Herstellers findet.<br />

Da der Original-Dateiname nicht in<br />

den Standard-Tags von EXIF, IPTC oder<br />

XMP vorkommt, gilt es hier zu improvisieren:<br />

So ließe sich zum Beispiel das<br />

Feld ImageUniqueID missbrauchen, um<br />

darin den Dateinamen zu speichern. Da<br />

sich nach einer gewissen Zeit aber aufgrund<br />

des Namensschemas moderner<br />

Digitalkameras die Namen wiederholen,<br />

bringt das auf lange Sicht nur bedingt<br />

einen Ausweg. Sie brauchen dann trotzdem<br />

eine zweite Angabe, wie zum Beispiel<br />

das Datum.<br />

Fazit<br />

Die Möglichkeiten von Exiftool reichen<br />

weit über den gezeigten Einsatz im Rahmen<br />

einer Bilddatenbank hinaus. Das<br />

Einfügen von Geotags oder das Ergänzen<br />

von Bildern um neue Daten im komfortablen<br />

Stapelbetrieb machen das Tool<br />

zu einer unersetzlichen Hilfe für jeden,<br />

der viel mit digitalen Bildern arbeitet.<br />

Mit Exiv2 existiert ein Projekt, das versucht,<br />

die Funktionen von Exiftool in<br />

C++ abzubilden. Das würde unter Umständen<br />

einen Geschwindigkeitsgewinn<br />

bedeuten. Derzeit fehlen aber noch viele<br />

Funktionen aus dem Original, sodass Sie<br />

bei komplexen Operationen nicht um<br />

Exiftool herumkommen.<br />

Bleibt noch zu erwähnen, dass sich<br />

der Funktionsumfang nicht allein auf<br />

digitale Bilder beschränkt: Auch Videound<br />

Audio-Dateien entlockt das kleine<br />

Tool einiges an Informationen. Das<br />

Hauptaufgabengebiet von Exiftool stellen<br />

aber digitale <strong>Fotos</strong> dar. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 33354<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

35


Schwerpunkt<br />

Rawtherapee 4.1<br />

© Sandra Cunningham, Fotolia<br />

Neues in Rawtherapee 4.1<br />

Entwicklungshilfe<br />

Im Mai erschien die in vielen<br />

Belangen überarbeitete Version<br />

4.1 des RAW-Konverters<br />

Rawtherapee. Sie bringt etliche<br />

neue Features und Algorithmen<br />

mit. Karsten Günther<br />

Readme<br />

Seit die Entwickler Rawtherapee in Version<br />

3.0 unter die GPL stellten, gilt es als<br />

Klassiker. Der RAW-Converter bietet eine<br />

Funktionsvielfalt, die sogar kostenpflichtige<br />

Vertreter dieser Gattung vor Neid erblassen<br />

lässt. An einigen Stellen schießt das Programm<br />

allerdings übers Ziel hinaus.<br />

Im Lauf der Jahre mauserte sich Rawtherapee<br />

û zu einem der bekanntesten<br />

freien Programme für das Entwickeln<br />

von Bitmap-Bildern aus Rohdaten-Aufnahmen.<br />

Wie alle RAW-Konverter arbeitet<br />

es komplett zerstörungsfrei. Als Besonderheit<br />

orientiert sich der Workflow<br />

an dem einer klassischen Bildbearbeitung.<br />

Ursprünglich entstand Rawtherapee<br />

nicht als freie Software, die Entwickler<br />

stellten es aber vor vier Jahren mit Erscheinen<br />

der Version 3 unter die GPL.<br />

Im Unterschied zu anderen RAW-Konvertern<br />

wie etwa Darktable gibt es Rawtherapee<br />

auch für Mac OS X und Windows.<br />

Die Arbeit mit dem Programm gestaltet<br />

sich anders als beispielsweise mit<br />

Darktable: Während dieses einen festen<br />

Workflow verwendet und damit reproduzierbare<br />

Ergebnisse garantiert, nutzt<br />

Rawtherapee eine eher intuitive Arbeitsweise,<br />

wie sie Bildbearbeitungsprogramme<br />

wie Gimp einsetzen. Das Arbeitsfenster<br />

zeigt die Veränderungen direkt im<br />

geöffneten Bild an. Das kommt zwar den<br />

Bedürfnissen vieler Anwender entgegen,<br />

verbietet aber, zusätzliche Werkzeuge in<br />

den Workflow zu integrieren – beispielsweise<br />

um nachträglich noch Fehler zu<br />

korrigieren oder besondere Effekte zu<br />

erzielen.<br />

Features<br />

Zum Berechnen der Bitmap-Bilder verwendet<br />

Rawtherapee Fließkommazahlen<br />

hoher Genauigkeit mit 96 Bits. Das<br />

benötigt zwar eine Menge Rechenzeit<br />

und Hauptspeicher, garantiert aber an-<br />

TIPP<br />

Rawtherapee findet sich in den Repositories<br />

aller gängigen Distributionen, sodass<br />

Sie es in aller Regel bequem über den jeweiligen<br />

Paketmanager installieren. Für<br />

Ubuntu stehen darüber hinaus mehrere<br />

PPAs bereit, die sowohl aktuellere als<br />

auch ältere Versionen anbieten.<br />

36 www.linux-user.de<br />

09.2014


Rawtherapee 4.1<br />

Schwerpunkt<br />

dererseits sehr gute Resultate. Insbesondere<br />

zeigt sich das in den feinen Details<br />

von Lichtern (etwa in Wolken) oder in<br />

Schatten. Dort gehen bei geringerer<br />

Farbtiefe oft die wenigen vorhandenen<br />

Unterschiede aufgrund von Rundungsfehlern<br />

verloren, was im Ergebnis zu relativ<br />

„platten“ Bildern führt.<br />

Diesem Problem tritt Rawtherapee 4.1<br />

zusätzlich an einer anderen Stelle entgegen:<br />

Der erste Schritt der Entwicklung<br />

von Bildern besteht im Entrastern („Demosaicing“)<br />

der Sensordaten. Der Grund:<br />

Alle hier auftretenden Fehler pausen<br />

sich bei der gesamten weiteren Bearbeitung<br />

durch und lassen sich nur noch<br />

schwer und unzulänglich korrigieren.<br />

Daher bietet Rawtherapee so ziemlich<br />

alles an Algorithmen auf, was bisher für<br />

diesen Zweck entwickelt wurde und sich<br />

bewährt hat.<br />

Dazu zählen AMaZE, DCB, Fast, AHD,<br />

EAHD, HPHD, IGV, LMMSE und VNG4. Um<br />

die oft relativ rechenzeitintensiven Algorithmen<br />

zu verwenden, nutzt Rawtherapee<br />

jetzt Multithreading und auch die<br />

Erweiterungen durch GPUs, wie SSE. Bei<br />

einfachen – also gut belichteten – Bil-<br />

dern treten kaum Unterschiede zwischen<br />

den Algorithmen auf. Bei bei problematischen<br />

Aufnahmen lohnt es sich<br />

aber, mit den diversen Methoden etwas<br />

zu experimentieren.<br />

Das gilt besonders dann, wenn das<br />

Sensorrauschen überhandnimmt: Rawtherapee<br />

4.1 verfügt über eine Reihe effektiver<br />

Entrauschalgorithmen, die separat<br />

das Helligkeitsrauschen und das<br />

Farb rauschen reduzieren. Für eine optimale<br />

Wirkung müssen Sie diese Filter<br />

sehr früh im Workflow aufrufen. So ist es<br />

beispielsweise sinnlos, das Entrauschen<br />

erst nach dem Schärfen anzuwenden:<br />

Das Schärfen verstärkt das Rauschen, sodass<br />

der Rauschfilter deutlich stärker und<br />

damit verbunden mit deutlich mehr Nebeneffekten<br />

eingreifen muss, um überhaupt<br />

noch einen Effekt zu bewirken.<br />

Der intuitive Workflow erweist sich<br />

gleichzeitig als Segen und Problem von<br />

Rawtherapee: Dieselben Filter und Einstellungen<br />

produzieren erheblich abweichende<br />

Bilder, wenn Sie deren Reihenfolge<br />

ändern. Andererseits führt die beliebige<br />

Anwendbarkeit weit in das Gebiet<br />

der klassischen Bildbearbeitung<br />

Rawtherapee 4.1<br />

LU/rawtherapee/<br />

zerstörungsfrei: Bearbeitungsmethode, bei<br />

der das mit der Kamera aufgenommene<br />

RAW-Bild unverändert bleibt. Stattdessen<br />

liest der RAW-Konverter die Rohdaten ein<br />

und bearbeitet sie in mehreren Stufen so,<br />

dass sich daraus eine normale Bitmap ergibt.<br />

Die dabei verwendeten Bearbeitungsschritte<br />

speichert die Software in einer Datenbank<br />

oder zusätzlichen Datei, dem sogenannten<br />

Bearbeitungsprofil.<br />

1 Rawtherapee startet im Dateiverwalter-Modus, der Laufwerke und Verzeichnisse anzeigt. Über die Schalter mit den kleinen Pfeilen<br />

(1) verstecken Sie nicht benötigte Fensterbereiche. Auch Bearbeitungswerkzeuge und Filter finden Sie hier (2).<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

37


Schwerpunkt<br />

Rawtherapee 4.1<br />

2 Der Editormodus: Die Schärfen-<strong>Vorschau</strong> markiert die vom Autofokus erkannten und verwendeten Bereiche mit grünen Punkten.<br />

und ermöglicht weitreichende künstlerische<br />

Gestaltungsmöglichkeiten, wie<br />

eine Reihe von Tutorials û belegen.<br />

Nach dem Start begrüßt Sie Rawtherapee<br />

4.1 mit einem Übersichtsfenster 1<br />

im sogenannten Dateiverwalter-Modus.<br />

3 Etwas unübersichtlich gestaltet sich der Editormodus von Rawtherapee: Die weißen<br />

Pfeile weisen auf die quer übers Fenster verteilten Einstellungen hin.<br />

Neben Bildern im RAW-Format lädt und<br />

bearbeitet das Programm Dateien im<br />

Format JPEG, PNG und TIFF, was allerdings<br />

wenig Sinn ergibt – für diese<br />

Dateitypen bietet sich eher Gimp an.<br />

Im Dateiverwalter-Modus wählen Sie<br />

aus einer Reihe von Quellen aus, von wo<br />

Sie die Bilder laden möchten. Oben links<br />

finden Sie das Favoritenfenster. Durch<br />

einen Klick auf Hinzufügen nehmen Sie<br />

spezielle Verzeichnisse auf, um später<br />

schneller darauf zuzugreifen. Darunter<br />

erscheint der Verzeichnisbaum des Laufwerks,<br />

aus dem Sie den gewünschten<br />

Ordner anwählen. Dessen Inhalt erscheint<br />

dann im mittleren <strong>Vorschau</strong>fenster.<br />

Bei großen Verzeichnissen genügt<br />

der Platz nicht, um die enthalten Bilder<br />

angemessen darzustellen. In diesem Fall<br />

blenden Sie mittels der kleinen Pfeil-Buttons<br />

das jeweils in Pfeilrichtung liegende<br />

Fenster aus, um so das aktuelle Fenster<br />

zu vergrößern.<br />

Ein Doppelklick auf ein Bild lädt es<br />

und aktiviert gleichzeitig den Editormodus,<br />

der ebenfalls ein dreigeteiltes Fenster<br />

nutzt 2 . Links finden Sie unter dem<br />

obligatorischen Histogramm eine <strong>Vorschau</strong><br />

für die Navigation, falls Sie die<br />

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09.2014


Rawtherapee 4.1<br />

Schwerpunkt<br />

Darstellung im Hauptfenster vergrößert<br />

haben. Der Bereich Historie darunter<br />

zeigt die Liste mit den bisher angewendeten<br />

Manipulationen für das aktuelle<br />

Bild. In dieser springen Sie bei Bedarf zu<br />

früheren Zuständen zurück oder entfernen<br />

einzelne Aktionen. Das nachträgliche<br />

Einfügen bestimmter Aktionen erlaubt<br />

Rawtherapee nicht.<br />

Das darunter anschließende Feld erlaubt<br />

durch Hinzufügen das Anlegen einer<br />

Bildvariante. Es zeigt die Aufnahme<br />

mit den aktuell aktivierten Filtern und<br />

Parametern sowie dem damit verbundenen<br />

<strong>Vorschau</strong>bild, stellt also einen aktuellen<br />

Bearbeitungsschnappschuss dar.<br />

Liegen mehrere solcher Bildvarianten<br />

vor, können Sie hier jederzeit zu den Alternativen<br />

wechseln. Rawtherapee zeigt<br />

dann das damit verbundene <strong>Vorschau</strong>bild<br />

an, sodass Sie die Unterschiede<br />

schnell sehen.<br />

4 Die Filter fasst Rawtherapee in sechs<br />

Gruppen zusammen, die dann in der Regel<br />

jeweils umfangreiche Einstellungen für<br />

das Feintuning mitbringen.<br />

Über dem Hauptfenster finden Sie eine<br />

Reihe von Schaltern für unterschiedliche<br />

Darstellungen und für grundlegende Bearbeitungs-<br />

und Anzeigefunktionen 3 .<br />

Tooltipps, die beim Berühren der Felder<br />

mit dem Mauszeiger erscheinen, erläutern<br />

diese. Buttons für eine weitere<br />

Funktionsgruppe befinden sich unterhalb<br />

des Fensters. Dort gibt es eine Statusanzeige,<br />

die signalisiert, welche Funktion<br />

gerade läuft, sowie Schalter für einige<br />

spezielle Skalierungen in der Darstellung.<br />

Dazu zählen Einpassen für die<br />

Übersicht und Originalgröße, um die<br />

Wirkung von Filtern besser zu sehen.<br />

Die rechte Seite des Fensters zeigt die<br />

in Gruppen zusammengefassten Filter<br />

4 . Als Erstes finden Sie dort unter<br />

Bearbeitungsprofile eine Reihe vorgefer-<br />

Wichtige Neuerungen<br />

Die Entwickler überarbeiteten und erweiterten<br />

Rawtherapee 4.1 an vielen Stellen<br />

und unterzogen auch die Benutzeroberfläche<br />

einer Reihe von Modifikationen:<br />

• In allen Dialogen, die aufgrund ihrer<br />

Länge nicht vollständig angezeigt werden,<br />

können Sie mit dem Mausrad scrollen.<br />

• In Listen-Buttons mit mehreren auszuwählenden<br />

Einträgen aktivieren Sie die<br />

Alternativen mit gedrückter Umschalttaste<br />

der Reihe nach.<br />

• In den unterschiedlichen Kurven setzt<br />

[Umschalt] die Punkte auf der Mittellinie<br />

der Diagonalen, durch Halten von [Strg]<br />

platzieren Sie diese sehr viel exakter.<br />

• Kurven lassen sich mit den unterhalb angebrachten<br />

Schaltern laden, speichern<br />

oder aus der Zwischenablage einfügen<br />

beziehungsweise dorthin kopieren.<br />

• Viele neue Tastenkürzel stehen für das<br />

besonders schnelle Wechseln der Werkzeuge<br />

zur Verfügung (siehe Tabelle Wichtige<br />

Tastenkürzel).<br />

• Für Kurven gibt es jetzt ein Pipettenwerkzeug.<br />

• Für Hilfslinien stehen neue Funktionen<br />

bereit.<br />

• Die für die korrekte Belichtung zuständigen<br />

Werkzeuge wurden in vielen Bereichen<br />

erweitert. So erlauben nun beispielsweise<br />

die Tone-Mapping-Tools HDRähnliche<br />

Effekte, Lichter und Schatten lassen<br />

sich besser restaurieren und vieles<br />

andere mehr.<br />

• Auch zum Unterdrücken von Bildrauschen<br />

stehen jetzt unterschiedliche Methoden<br />

bereit. Es gibt getrennte Werkzeuge für<br />

das Helligkeitsrauschen („Luminance“-<br />

Rauschen), Farbrauschen und Impulsrauschen<br />

(„Pfeffer-und-Salz“-Rauschen).<br />

• Sofern Sie das Feature freigeschaltet haben,<br />

kann das Programm jetzt mehrere<br />

Bilder gleichzeitig in Tabs öffnen und<br />

<strong>bearbeiten</strong>.<br />

• Bearbeitungsprofile lassen sich zwischen<br />

verschiedenen Bildern austauschen beziehungsweise<br />

weitergeben.<br />

• Die Software bringt zahlreiche neue vorbereitete<br />

Bearbeitungsprofile mit.<br />

• Das Programm unterstützt jetzt auch das<br />

Bearbeiten auf einem zweiten Monitor.<br />

• Rawtherapee unterstützt jetzt eine Vielzahl<br />

neuer Kameramodelle, darunter<br />

nahezu alle DSLRs sowie die meisten<br />

Systemkameras.<br />

• Bilder lassen sich nun direkt an Gimp<br />

weitergeben.<br />

Daneben unterstützt Rawtherapee nun zur<br />

erweiterten Farbbearbeitung weitergehend<br />

auch das HSV-Farbmodell. Außerdem steht<br />

das CIE Color Appearance Model 2002<br />

(CIECAM02) als Modul bereit.<br />

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39


Schwerpunkt<br />

Rawtherapee 4.1<br />

5 Lesen Sie die Tooltipps: Sie enthalten<br />

oft wichtige Informationen, an die Sie auf<br />

anderen Wegen nur schwer gelangen.<br />

Wichtige Tastenkürzel<br />

Kürzel<br />

[F11]<br />

[Strg]+[F2]<br />

[Strg]+[F3]<br />

[Strg]+[F4]<br />

[Strg]+[B]<br />

[M]<br />

[Strg]+[Q]<br />

Editormodus<br />

[F3]<br />

[F4]<br />

[C]<br />

[F]<br />

[I]<br />

[S]<br />

[Strg]+[S]<br />

[Alt]+[S]<br />

Funktion<br />

Fullscreen-Modus<br />

Dateiverwalter anzeigen<br />

Bearbeitungsschlange anzeigen<br />

Editor anzeigen<br />

aktuelles Bild in die Batch-Queue stellen<br />

Nebenfenster umschalten<br />

Rawtherapee beenden<br />

vorheriges Bild laden<br />

nächstes Bild laden<br />

Zuschneiden<br />

angepasste Darstellung<br />

Informationen umschalten<br />

Ausrichten<br />

Bild speichern<br />

Schnappschuss anlegen<br />

[Alt]+[Umschalt]+[S] Bearbeitungsprofil speichern<br />

[Z] Originalgröße (1:1)<br />

[Strg]+[Z]<br />

Aktion rückgängig machen<br />

[Strg]+[Umschalt]+[Z] Aktion wiederholen<br />

[W]<br />

Weißabgleich<br />

Dateiverwalter<br />

[F2]<br />

ausgewählte Dateien umbenennen<br />

[D]<br />

alle Filter zurücksetzen<br />

[I]<br />

Informationenanzeige umschalten<br />

[T]<br />

Mülleimer anzeigen<br />

[+]/​[–]<br />

Größe der <strong>Vorschau</strong>bilder verändern<br />

tigter Filteroptionen, bei denen es sich<br />

im Prinzip um nichts anderes handelt als<br />

um gespeicherte Histories. Sie dienen<br />

für viele Aufgaben und sind recht allgemein<br />

gehalten. Laden Sie eines der Profile,<br />

setzt das alle zuvor angewendeten<br />

Filter zurück. Deswegen sollten Sie zuerst<br />

das gewünschte Profil laden und<br />

erst danach die manuellen Veränderungen<br />

vornehmen.<br />

Ansehen und ausprobieren sollten Sie<br />

die Profile aber auf jeden Fall, denn sie<br />

setzen die Erfahrungen vieler Anwender<br />

um und bieten Hilfe in oft benötigten Situationen<br />

– etwa bei Bildern, die mit hoher<br />

Empfindlichkeit aufgenommen wurden<br />

(Default ISO High). Unter den Bearbeitungsprofilen<br />

fassen sechs Gruppen<br />

die Filter zusammen:<br />

• Belichtung: Automatische Belichtungsanpassung,<br />

Wiederherstellen<br />

von Lichtern und Schatten, Tonwertkorrekturen,<br />

Kontrast- und Sättigungsanpassung,<br />

Tone Mapping, Vignettenkorrektur<br />

(die sehr gut funktioniert),<br />

Grauverlaufsfilter, LAB-Anpassungen,<br />

CIE-Color-Filter.<br />

• Details: Verschiedene Schärfungsfilter<br />

(USM, RL-Dekonvolution û, Kantenschärfung,<br />

Mikrokontrastfilter, unterschiedliche<br />

Entrauschfilter (Impulsrauschminderung,<br />

RGB- und LAB-Filter),<br />

Defringe und ein als Kontrast nach<br />

Detailstufen benannter Filter, der etwa<br />

Darktables Equalizer entspricht.<br />

• Farbe: Weißabgleich, Dynamik, Kanalmixer,<br />

Schwarz-Weiß-Filter, HSV-<br />

Equalizer, RGB-Kurven und ein Modul<br />

für das Farbmanagement.<br />

• Verändern: Zuschneiden, Skalieren,<br />

Objektiv-Korrekturen. Das Drehen<br />

oder Ausrichten erfolgt mit einem<br />

Button am oberen Rand des Bildfensters<br />

• RAW: elementare Funktionen zur RAW-<br />

Konvertierung wie Farbinterpretation,<br />

Vorverarbeitung, RAW-SW-Punkt,<br />

Weiß- und Dunkelbild oder chromatische<br />

Aberration.<br />

• Metadaten: Auslesen und Bearbeiten<br />

von EXIF- und IPTC-Daten.<br />

Nicht immer fällt die Zuordnung von<br />

Funktionen zu den Filtern ganz einfach<br />

oder auch nur eindeutig aus. So bietet<br />

das Belichtungsmodul Funktionen an,<br />

um gezielt die Lichter und Schatten zu<br />

beeinflussen. Dasselbe erlaubt auch der<br />

weiter unten stehende Filter Schatten/​<br />

Lichter, mit der zusätzlichen Möglichkeit,<br />

den lokalen Kontrast zu beeinflussen.<br />

Diesen beeinflusst aber gleichzeitig das<br />

Tone Mapping, auch Kontrast nach Detailstufen<br />

wirkt hierbei. Solche Verknüpfungen<br />

von Funktionen und Wirkungen<br />

finden sich in vielen Bereichen.<br />

Weiterhin erweist sich das Verwenden<br />

von Filtern oft als nicht ganz einfach. Um<br />

bestimmte Effekte zu erzielen, müssen<br />

mehrere Einstellungen in verschiedenen<br />

Filtern zusammenspielen. Ein typisches<br />

Beispiel dazu (aus einem Tooltipp für<br />

den Aktivieren-Button im Filter Tone<br />

Mapping) zeigt Abbildung 5.<br />

Viele Filter der aktuellen Version gab<br />

es auch schon in der vorherigen, oft allerdings<br />

in einer weniger ausgearbeiteten<br />

Variante. Ein typisches Beispiel ist die<br />

40 www.linux-user.de<br />

09.2014


Rawtherapee 4.1<br />

Schwerpunkt<br />

in Abbildung 5 gezeigte Unscharfmaskierung<br />

(USM). Zusammen mit der zweiten<br />

angebotenen Methode RL-Dekonvolution<br />

finden Sie die USM unter Schärfen.<br />

Drei Parameter steuern eine unscharfe<br />

Maske: der Radius, die Stärke und ein<br />

Schwellwert. Alle drei lassen sich bequem<br />

durch Schieberegler einstellen 6 .<br />

Da vielen Anwendern nicht klar ist, was<br />

der Schwellwert bedeutet, erweist sich<br />

die in Rawtherapee implementierte<br />

Form als deutlich besser als ihr Pendant<br />

in Gimp: Sie zeigt quasi an, dass der Filter<br />

nur dann in einem bestimmten Bereich<br />

arbeitet, wenn sich benachbarte<br />

Pixel ausreichend unterscheiden, um<br />

eine Kante darzustellen. Außerdem erlaubt<br />

Rawtherapees Variante ein genaueres<br />

Steuern des Schwellwerts.<br />

Die Anwendung und Wirkung der Filter<br />

reicht von drastisch bis subtil. Wie Sie<br />

welchen Filter am besten verwenden,<br />

sollte Ihnen das Handbuch sagen. Allerdings<br />

steht derzeit lediglich ein englischsprachiges<br />

für das schon etwas ältere<br />

Rawtherapee 4.0 bereit û, das<br />

deutschsprachige Pendant bezieht sich<br />

auf eine noch ältere Version û. Inwieweit<br />

die dort gegebenen Hinweise noch<br />

zutreffen, müssen Sie durch Experimente<br />

herausfinden. Der Kasten Wichtige<br />

Neuerungen fasst eine Reihe besonders<br />

auffälliger Veränderungen zusammen.<br />

Wie viele andere RAW-Konverter bearbeitet<br />

Rawtherapee ausgewählte Bilder<br />

sofort. Es modifiziert auch mehrere Bilder<br />

nacheinander, indem es sie in eine<br />

Warteschlange einreiht und dann anhand<br />

der zuvor erstellten Bearbeitungsprofile<br />

der Reihe nach überarbeitet.<br />

Interessante Filter<br />

Stellen im Bild genauer zu betrachten,<br />

beispielsweise eine gleichmäßige Fläche<br />

mit mittlerer Helligkeit und eine deutlich<br />

dunklere. Fallen die Ergebnisse an beiden<br />

Stellen mit einem der zwei Algorithmen<br />

wesentlich besser aus, setzen Sie<br />

diesen zum Entwicklen ein.<br />

Ob ein Zeilenrauschfilter Ihr Bild wirklich<br />

verbessert oder es eher aufweicht,<br />

müssen Sie ebenso ausprobieren, wie<br />

die anderen Filter dieser Gruppe. Ein<br />

Dunkel- und Weißbild benötigen Sie<br />

heute in der Regel nicht mehr, da die Kameras<br />

diese schon intern erzeugen und<br />

anschließend verrechnen.<br />

Unklar bleibt, warum in dieser Gruppe<br />

die Objektivkorrekturen fehlen. Sie finden<br />

diese aber in der Verändern-Gruppe.<br />

Interessanterweise setzt Rawtherapee<br />

dabei nicht auf die häufig verwendete<br />

Lensfun-Library, sondern verwendet die<br />

von Adobe bereitgestellten LCP-Files.<br />

Um an diese zu gelangen, müssen Sie<br />

zunächst mittels Wine den Adobe DNG<br />

Converter û installieren. Anschließend<br />

finden Sie die benötigten Profile im Verzeichnis<br />

~/. wine/drive_c/users/Public/Application\<br />

Data/Adobe/Camera-<br />

Raw/LensProfiles/1.0/.<br />

Finden Sie kein passendes Korrekturprofil<br />

für Ihre Kamera, bietet Rawtherapee<br />

noch die Möglichkeit, die Objektivverzerrungen<br />

manuell zu korrigieren:<br />

Dazu verwenden Sie die Automatische<br />

Verzeichniskorrektur in der gleichen<br />

Gruppe. Dort gibt es auch einen Filter<br />

Farbsaum entfernen, der sogenannte<br />

chromatische Aberrationen reduziert.<br />

chromatische Aberration: Abbildungsfehler<br />

optischer Linsen, die dadurch entstehen,<br />

dass diese Licht unterschiedlicher Farbe verschieden<br />

stark brechen. Eine chromatische<br />

Aberration tritt meist an Bildrändern als grüner<br />

oder roter Farbsaum sowie an Hell-<br />

Dunkel-Übergängen als blauer oder gelber<br />

Farbsaum auf.<br />

Die in der RAW-Gruppe zusammengefassten<br />

Filter bilden die Basis für alle weiteren<br />

Umwandlungen. Sie lesen die Rohdaten<br />

ein, nehmen das Entrastern vor,<br />

definieren Schwarz- und Weißpunkt und<br />

so weiter.<br />

Um Unterschiede beispielsweise zwischen<br />

zwei Demosaicing-Algorithmen<br />

zu erkennen, wählen Sie die 1:1-Darstellung<br />

oder eine Vergrößerung davon.<br />

Dann empfiehlt es sich, mindesten zwei<br />

6 Zwei Dialoge für die Unschärfemaskierung: Rawtherapee links, Gimp<br />

rechts. Obwohl beide im Wesentlichen identische Funktionen enthalten,<br />

wirkt die erste Form deutlich ausgereifter.<br />

09.2014 www.linux-user.de


Schwerpunkt<br />

Rawtherapee 4.1<br />

7 Der Schwarzweiß-Filter<br />

ist so umfangreich und komplex,<br />

dass er sich auf Notebooks<br />

kaum zur Gänze darstellen lässt.<br />

Insgesamt fasst die Gruppe Farbe eine<br />

Reihe recht guter Filter zusammen: Der<br />

Weißabgleich funktioniert im voreingestellten<br />

manuellen Modus sehr gut und<br />

erlaubt auch noch das Nachjustieren<br />

von Farbtemperatur, Farbton und Blau-<br />

Rot-Anteilen, was andere RAW-Konverter<br />

oft nicht bieten. Auch den in dieser<br />

Gruppe angebotenen HSV-Equalizer bieten<br />

sonst nur wenige Programme an.<br />

Um ihn effektiv zu verwenden, braucht<br />

man allerdings etwas Erfahrung.<br />

Der Kanalmixer von Rawtherapee unterscheidet<br />

sich von dem anderer Programme,<br />

da er keine Option für<br />

Schwarz-Weiß-Ausgaben besitzt. Das<br />

stellt aber kein Problem dar: Dafür gibt<br />

es das Schwarzweiß-Werkzeug. Es verbindet<br />

drei Tools: eine klassische Entsättigung,<br />

einen Luminanz Equalizer und<br />

den klassischen Kanal-Mixer. Zusätzlich<br />

lassen sich vor dem Umwandeln noch<br />

einzelne Farbfilter hinzufügen, und zwei<br />

Tonwertkurven einschalten, eine vor<br />

und eine nach der Umwandlung. Diese<br />

Fülle von Möglichkeiten bietet so kein<br />

anderer freier RAW-Konverter 7 .<br />

Rawtherapee verwendet als Arbeitsfarbraum<br />

in der Voreinstellung ProPhoto,<br />

was deutlich bessere Ergebnisse erzielt<br />

als AdobeRGB oder WideGamut. Die große<br />

Rechengenauigkeit erlaubt das. Als<br />

generelle Regel für die Bildbearbeitung<br />

mit Rawtherapee empfehlen die Entwickler,<br />

zunächst Funktionen zu verwenden,<br />

die das Bild im Ganzen verändern.<br />

Erst danach sollten Sie beginnen, die<br />

Details zu <strong>bearbeiten</strong>.<br />

Um einen sinnvollen Workflow festzulegen,<br />

erweist es sich als gute Idee, sich<br />

jeweils klar zu machen, was eine Aktion<br />

intern pixelbezogen macht. So erkennen<br />

Sie schnell, warum das Entrauschen vor<br />

dem Schärfen erfolgen muss: Das Schärfen<br />

und Erhöhen des lokalen Kontrastes<br />

verstärkt kleine Helligkeitsunterschiede,<br />

denn genau das empfindet das Auge als<br />

scharf. Weist das Bild aber noch<br />

Rauschartefakte auf, die sich ebenfalls<br />

durch Helligkeitsunterschiede bemerkbar<br />

machen, verstärkt der Schärfungsfilter<br />

diese. Dann wird es erheblich schwieriger,<br />

sie zu entfernen.<br />

Einstellungen<br />

8 Die aktuelle Version von Rawtherapee erlaubt es Ihnen, noch mehr Aspekte der<br />

Oberfläche und der Interna über die Konfiguration zu beeinflussen.<br />

Wie es sich für ein komplexes Programm<br />

gehört, lassen sich viele Aspekte von<br />

Rawtherapee vorab einstellen 8 . Das<br />

gilt sowohl für die Oberfläche als auch<br />

für die internen Abläufe. Den Button<br />

zum Aufruf des entsprechenden Dialogs<br />

finden Sie in der linken unteren Ecke.<br />

42 www.linux-user.de<br />

09.2014


Rawtherapee 4.1<br />

Schwerpunkt<br />

In der aktuellen Version erlaubt es die<br />

Software, mehrere Bilder gleichzeitig zu<br />

öffnen und zu <strong>bearbeiten</strong>. Nach einem<br />

Neustart zeigt sich Rawtherapee in einem<br />

neuen, horizontal orientierten Layout<br />

9 . Viele Buttons wandern in diesem<br />

Modus an andere Positionen, sodass<br />

Platz für die Bilderreiter entsteht.<br />

Auch die Möglichkeiten von Farbprofilen<br />

sowie das Farbmanagement insgesamt<br />

haben die Entwickler in der aktuellen<br />

Version erweitert. Die entsprechenden<br />

Einstellungen nehmen Sie auf dem<br />

gleichnamigen Reiter vor. Falls der X-Server<br />

der verwendeten Distribution bereits<br />

das Monitorprofil verwaltet (durch<br />

colord, xcmsdb oder den entsprechenden<br />

Dialog in der Desktop-Umgebung),<br />

ist beim Einbinden eines Monitorprofils<br />

in Rawtherapee Vorsicht geboten.<br />

9 Im Multitab-Modus lädt die Software jetzt auch mehrere Bilder gleichzeitig. Über die<br />

Reiter oben (rot) schalten Sie zum gewünschten Bild um.<br />

Fazit<br />

Wer sich mit Rawtherapee ein einfaches<br />

Werkzeug zum „Entwickeln“ von RAW-<br />

Bildern erhofft, wird enttäuscht: Zwar<br />

lässt sich mit dem enorm leistungsfähigen<br />

Programm Erstaunliches anstellen,<br />

doch Einsteiger treibt es mitunter in die<br />

Verzweiflung. Wegen des freien Workflows<br />

lassen sich die erzielten Ergebnisse<br />

kaum reproduzieren und sind eher<br />

künstlerischer Art.<br />

Ein echtes Manko stellt die immer<br />

noch uneinheitliche, überladene Oberfläche<br />

dar: Ohne ein intensives Studium<br />

des (inzwischen obendrein veralteten)<br />

Handbuchs gelingt es kaum, einen wesentlichen<br />

Teil der Funktionen zu verwenden<br />

– man findet sie schlicht nicht.<br />

Auch lassen viele der angebotenen Filter<br />

nicht zuletzt wegen der beschriebenen<br />

Überlappungen in ihrer Bedienung<br />

zu wünschen übrig. Diese gegeneinander<br />

gerichteten Wirkungen können die<br />

Entwickler prinzipbedingt zwar nicht<br />

vollständig vermeiden, sollten sie aber<br />

möglichst minimieren. (tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 33143


Schwerpunkt<br />

Fotobücher in Eigenregie<br />

Fotobücher unter Linux erstellen<br />

Buchmacher<br />

© CSschmuck, Fotolia<br />

Aus den schönsten Urlaubsbildern präsentable Fotobücher zu erstellen, liegt voll im Trend.<br />

Wer sich ein wenig mit Scribus und Gimp auseinandersetzt, braucht dafür nicht einmal die<br />

Software eines Dienstleisters zu bemühen. Der Lohn der Mühe ist ein individueller Look.<br />

Andreas Reitmaier, Thomas Leichtenstern<br />

Readme<br />

Zwar bieten viele Fotodienstleister inzwischen<br />

auch für Linux Programme an, um<br />

Fotobücher zu gestalten. Allerdings müssen<br />

Sie sich dann mit den Mitteln zufrieden geben,<br />

die diese bereitstellen. Dagegen bieten<br />

Scribus und Gimp die Möglichkeit, seiner<br />

Kreativität freien Lauf zu lassen.<br />

Vor wenigen Jahren war es noch schwer,<br />

überhaupt einen Anbieter zu finden, der<br />

Fotobücher aus frei erstellten Dateien<br />

druckte. Heute dagegen fällt das leicht:<br />

Als Format kommt dabei PDF zum Einsatz,<br />

das einen reibungslosen Transport<br />

der Daten ermöglicht und beim Empfänger<br />

das gleiche Ergebnis liefert wie auf<br />

dem eigenen PC.<br />

Die Auswahl der Anbieter reicht von<br />

den zahlreichen Online-Druckereien, die<br />

zum großen Teil auch Fotobücher produzieren,<br />

bis hin zu Großlaboren wie<br />

Cewe û und den bei Profi-Fotografen<br />

beliebten Spezialisten wie Whitewall û<br />

oder Saal Digital û.<br />

Erstellen Sie Fotobücher mit einer speziellen<br />

Gestaltungssoftware, dann binden<br />

Sie sich immer an einen Anbieter, da<br />

die Software den Export der Daten in andere<br />

Programme oder Formate nicht<br />

vorsieht. Ähnlich verhält es sich allerdings<br />

auch bei Anbietern, die PDFs verarbeiten:<br />

Deren Produktbemaßungen<br />

unterscheiden sich derart stark voneinander,<br />

dass Sie sich vor dem Erstellen<br />

des Buchs auf einen festlegen sollten.<br />

Qual der Wahl<br />

Bevor Sie sich an die Arbeit machen,<br />

wählen Sie entsprechend den Anbieter<br />

aus, der Ihr Fotobuch später zu Papier<br />

bringen soll, und legen das Buchformat<br />

fest. Wenn Sie <strong>Fotos</strong> in unterschiedlicher<br />

Ausrichtung verwenden, empfiehlt sich<br />

44 www.linux-user.de<br />

09.2014


Fotobücher in Eigenregie<br />

Schwerpunkt<br />

1 Für das Cover benötigen Sie rund um das eigentliche Motiv viel Platz. Wegen der<br />

Dicke des Umschlags und der Verarbeitungstoleranz gibt der Hersteller einen Anschnitt<br />

von 23 Millimetern vor.<br />

se Seitenanzahl haben. Davon hängt<br />

nämlich der Buchrücken des Covers ab,<br />

dessen Maße sich daran anpassen. Dieses<br />

legen Sie aber grundsätzlich separat<br />

am Schluss an, wenn der genaue Umfang<br />

des Buchs feststeht.<br />

Alle Anbieter geben Ihnen sehr konkrete<br />

Maßvorgaben zur Hand û, nach deein<br />

quadratisches Format. Legen Sie den<br />

Schwerpunkt etwa auf überwiegend<br />

querformatige Landschaftsbilder, sollten<br />

Sie ein entsprechendes Format wählen,<br />

ebenso wenn sie in erster Linie hochformatige<br />

Porträts verarbeiten.<br />

Auch sollten Sie bereits eine ungefähre<br />

Vorstellung der Foto- beziehungswei-<br />

nen Sie das Fotobuch und Cover erstellen.<br />

Manche bieten auch entsprechende<br />

Vorlagen zum Herunterladen an, in den<br />

meisten Fällen aber als Dateien für Adobe<br />

Indesign oder Illustrator, die sich unter<br />

Linux nicht ohne Weiteres verwenden<br />

lassen. Scribus gestattet zwar den Import<br />

von Illustrator-Dateien, der aber in der<br />

Vorlagen und Musterseiten<br />

Je nachdem, ob Sie ihr Fotobuch aus Einzelseiten zusammensetzen<br />

wollen oder mehrere Seiten in einem einzelnen Dokument vereinen,<br />

bietet Scribus entweder Vorlagen oder Musterseiten an. Mithilfe<br />

von Vorlagen erstellen Sie jeweils ein neues Dokument, daher<br />

eignet sich diese Methode primär für Einzelseiten. Musterseiten<br />

verwenden Sie dagegen innerhalb eines Dokuments, um eine Seite<br />

mit vorgefertigten Elementen zu füllen, etwa Hintergründen oder<br />

Bild- und Textrahmen.<br />

Um eine Vorlage zu erstellen, öffnen Sie zunächst ein neues Dokument,<br />

das Sie mit den gewünschten Elementen füllen. Speichern<br />

Sie das Dokument danach über Datei | Als Vorlage speichern ab.<br />

Im Speicherdialog legen Sie fest, ob Scribus die Datei komprimieren<br />

und Schriften sowie Farbprofile mit einbetten soll.<br />

Um eine Vorlage zu verwenden, öffnen Sie den Dialog Datei | Neu<br />

aus Vorlage. Der Dialog Erstellen zeigt dann auf das Vorlagenverzeichnis.<br />

Unter Eigene Vorlagen finden Sie alle von Ihnen für das<br />

Projekt erstellten Vorlagen.<br />

Musterseiten erstellen Sie in einem separaten Dialog 2 . Solche<br />

Seiten sind stets an ein bestimmtes Dokument gebunden. Deswegen<br />

öffnen Sie zunächst ein Dokument und dann mittels Bearbeiten<br />

| Musterseiten den Musterseiten-Dialog. Er zeigt alle vorhandenen<br />

Musterseiten an, inklusive der Normal-Seite, die nur die<br />

Maße des übergeordneten Dokuments enthält. Legen Sie nun eine<br />

neue Musterseite über den entsprechenden Button im fliegenden<br />

Fenster Musterseiten <strong>bearbeiten</strong> an.<br />

Scribus öffnet automatisch eine leere Seite, die Sie nun mit den gewünschten<br />

Elementen füllen. Die Musterseite sichern Sie über den<br />

normalen Speichern-Befehl.<br />

Vorhandene Musterseiten verwenden Sie auf zweierlei Weise. Nach<br />

dem Öffnen einer leeren Seite rechtsklicken Sie in die Seite und<br />

wählen aus dem Kontextmenü Musterseite anwenden aus. Danach<br />

erscheint eine Auswahl der hinterlegten Musterseiten. Legen Sie<br />

eine neue Seite an, steht Ihnen im Dialog Erstellen die Auswahl<br />

einer Musterseite zur Verfügung.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

45


Schwerpunkt<br />

Fotobücher in Eigenregie<br />

Beschnittzugabe: Bei der Beschnittzugabe<br />

handelt es sich um einen Bereich, den die<br />

Druckerei während des Herstellungsprozesses<br />

benötigt. Dieser sollte keine wichtigen<br />

Elemente enthalten, da er womöglich<br />

während der Produktion abgeschnitten<br />

wird. Hintergrundbilder und <strong>Fotos</strong>, die bis<br />

an den Rand des Endproduktes heranreichen<br />

sollen, setzen Sie jedoch unbedingt<br />

bis an den äußeren Rand der Seite.<br />

Regel nur dann fehlerfrei funktioniert,<br />

wenn diese nicht zu aufwendig ausfallen.<br />

Für diesen Workshop entschieden wir<br />

uns für ein Buch im Format 30x30 cm, da<br />

dieses genügend Möglichkeiten für verschiedene<br />

Formen und Anordnungen<br />

bietet. Die Größe erlaubt zudem auch<br />

das Zeigen von <strong>Fotos</strong> mit vielen Details.<br />

Seiten anlegen<br />

Da der Workshop fast ausschließlich mit<br />

<strong>Fotos</strong> arbeitet, würde es sich anbieten,<br />

Gimp zu nutzen. Allerdings erzeugt das<br />

Programm keine PDF-Dateien, die sich<br />

als Druckvorlage eignen, wie sie Druckereien<br />

für eine korrekte Umsetzung des<br />

Fotobuchs benötigen. Deswegen<br />

kommt Scribus zum Einsatz.<br />

Die Gestaltung des Fotobuchs startet<br />

bei den Innenseiten. Die für unser Projekt<br />

ausgewählte Druckerei gibt als<br />

Maße für die Seiten 300 mm Breite und<br />

294 mm Höhe vor, dazu kommt eine<br />

Beschnittzugabe von 3 mm.<br />

Beim Cover-Dokument fällt die Beschnittzugabe<br />

noch etwas breiter aus,<br />

da es ja auch um die Deckel des Fotobuchs<br />

herumgeschlagen wird, sodass es<br />

noch etwas mehr Raum benötigt. Auch<br />

hier sollte ein Hintergrundbild bis an<br />

den äußersten Rand heranreichen.<br />

Beim Start von Scribus öffnet sich automatisch<br />

der Dialog zum Einrichten einer<br />

neuen Seite, alternativ verwenden<br />

Sie [Strg]+[N]. Stellen Sie zunächst unter<br />

Optionen die Maßeinheit auf Millimeter<br />

ein. Jetzt legen Sie die Breite und die<br />

Höhe des Dokuments fest sowie unter<br />

Anschnitt die Beschnittzugabe 1 .<br />

Von der Fotobuch-Software großer<br />

Hersteller kennen Sie eventuell die Vorlagen,<br />

bei denen es unzählige Varianten<br />

zum Verteilen mehrerer <strong>Fotos</strong> auf einer<br />

Einzelseite gibt. Falls Sie eine einheitliche<br />

Anordnung der Bilder wünschen,<br />

bietet Scribus mit Musterseiten und Vorlagen<br />

eine passende Lösung an (siehe<br />

Kasten Vorlagen und Musterseiten).<br />

Hintergründig<br />

Hintergründe gestalten Sie wahlweise<br />

mit Farbflächen, Mustern oder auch<br />

2 Musterseiten stellen unter Scribus insbesondere dann eine Hilfe dar, wenn Sie mehrere Seiten mit gleichem<br />

Layout erzeugen möchten.<br />

46 www.linux-user.de<br />

09.2014


Fotobücher in Eigenregie<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Fotos</strong>. Zu den klassischen Farben für den<br />

Hintergrund zählen Weiß und Schwarz.<br />

Während sich Weiß für nahezu alles eignet,<br />

bietet sich Schwarz bei stark bearbeiteten<br />

<strong>Fotos</strong> an, die besonders edel<br />

wirken sollen. Ansonsten liegen Pastellfarben<br />

wie Gelb, Lindgrün, Hellblau und<br />

aktuell sogar Pink im Trend. Reine Farbflächen<br />

wirken aber oft etwas trist, und<br />

so liegt es nahe, gemusterte Farbflächen<br />

zu verwenden.<br />

Eine gute Quelle für hochwertige und<br />

aufwendige Hintergründe bietet die<br />

Webseite Deviant art û. Einfache Strukturen<br />

und gemusterte Farbflächen erstellen<br />

Sie sehr leicht mit Gimp, reine<br />

Farbflächen ermöglicht Scribus dagegen<br />

selbst. Legen Sie dazu einen Bildrahmen<br />

an. Öffnen Sie im Kontextmenü die Eigenschaften<br />

und wählen Sie dort eine<br />

Farbe aus. Soll diese nicht voll decken,<br />

regeln Sie in den Transparenzeinstellungen<br />

die Deckkraft herunter. Vor allem,<br />

wenn Sie Ihr Fotobuch später beschriften<br />

möchten, kommt das der Lesbarkeit<br />

der Texte zugute.<br />

Die eigenen <strong>Fotos</strong> bieten häufig gute<br />

Motive, um sie als Hintergrund zu verwenden.<br />

Aufnahmen vom Meer oder<br />

den Bergen eignen sich perfekt als Hintergrund,<br />

sofern sie nicht zu viel störendes<br />

Beiwerk enthalten. Ein Sport-Event<br />

bringt oft das leere Stadion als passenden<br />

Hintergrund mit, und selbst Stadtansichten<br />

eigenen sich, solange es sich<br />

um eher großflächige Motive handelt.<br />

Ziehen Sie dafür im Dokument einen<br />

Bildrahmen über die Seitenbereiche hinaus<br />

auf. [Strg]+[I] öffnet einen Auswahldialog,<br />

aus dem Sie das gewünschte Bild<br />

laden. Aus dem Kontextmenü wählen<br />

Sie danach Bild an den Rahmen anpassen.<br />

Das erlaubt es Ihnen, die Aufnahme<br />

beliebig in der Größe zu variieren. Anschließend<br />

positionieren Sie das Bild via<br />

Drag & Drop an der gewünschten Stelle.<br />

<strong>Fotos</strong> vorbereiten<br />

In Scribus skalieren Sie <strong>Fotos</strong> innerhalb der Bildrahmen beliebig<br />

und passen gegebenenfalls die Ausschnitte an. Sie beschleunigen<br />

das Erstellen des Fotobuchs jedoch erheblich, indem Sie die Bilder<br />

bereits in Gimp soweit zurechtschneiden, dass nur die wichtigen<br />

Bildelemente im Foto zurückbleiben. Zum einen müssen Sie dann<br />

in Scribus weniger „basteln“, zum anderen reduziert dieses Vorgehen<br />

die Datenmenge, was später in einer höheren Arbeitsgeschwindigkeit<br />

der Software resultiert (vom Hochladen der Daten<br />

ganz zum Schluss einmal ganz abgesehen).<br />

Eine andere Anpassung betrifft<br />

den Farbraum. Lassen Sie das<br />

Fotobuch bei einem Foto-Spezialisten<br />

belichten, dann benötigen<br />

Sie Bilder im RGB-Farbraum,<br />

mit dem die gesamte<br />

Verarbeitungskette zurechtkommt.<br />

Lassen Sie das Fotobuch<br />

dagegen bei einer Druckerei<br />

erstellen, erwartet diese<br />

die Bilddaten mit CMYK-Farbraum.<br />

Das stellt unter Linux insofern<br />

ein Problem dar, als<br />

Gimp diesen nicht kennt.<br />

Für Abhilfe sorgt das Plugin<br />

Separate+ û. Es ist recht umständlich<br />

zu handhaben, weswegen<br />

wir es nur fortgeschrittenen<br />

Anwendern empfehlen.<br />

3 Ein weniger intensives Bild ohne die in der PDF-Datei eventuell<br />

störende Transparenz erzeugen Sie ganz einfach in Gimp.<br />

Ein anderer Weg führt über die Kommandozeilensoftware Image-<br />

Magick, die zum Standardrepertoire aller großen Linux-Distributionen<br />

gehört. Mit dem folgenden Befehl wandeln Sie ein JPEG-Bild<br />

von RGB nach CMYK um:<br />

$ convert ‐profile /Pfad/zu/USWebCoatedSWOP.icc U<br />

RGB‐Bild.jpg CMYK‐Bild.jpg<br />

Zum Umwandeln mehrerer <strong>Fotos</strong> integrieren Sie den Befehl in ein<br />

kleines Skript und wenden es auf einen kompletten Ordner an.<br />

Ein weiteres Problem taucht eventuell beim PDF-Export auf. Hier<br />

kommt es darauf an, welche Version<br />

Ihre Druckerei verlangt: Verwenden<br />

Sie ein Foto als Hintergrund<br />

mit 80 Prozent Deckkraft,<br />

erhalten Sie bei PDF 1.3 oder<br />

PDF X/​A eine Fehlermeldung des<br />

Inhalts, dass Bilder Transparenzen<br />

enthalten. Mit Gimp beugen Sie<br />

diesem Problem vor.<br />

Öffnen Sie das Foto und erstellen<br />

Sie eine neue Ebene mit Weiß als<br />

Ebenenfüllart. Schieben Sie die<br />

neue Ebene ganz nach unten.<br />

Beim Originalfoto verringern Sie<br />

jetzt die Deckkraft auf den gewünschten<br />

Wert 3 . Über Ebene |<br />

Nach unten vereinen reduzieren<br />

Sie die Ebenen abschließend auf<br />

den Hintergrund.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

47


Schwerpunkt<br />

Fotobücher in Eigenregie<br />

Platzieren Sie das erste Foto so, dass daneben<br />

noch Platz für ein oder zwei weitere<br />

Aufnahmen bleibt. Fügen Sie dafür<br />

einen zweiten Bildrahmen ein und füllen<br />

Sie diesen mit einem weiteren Foto. Je<br />

nachdem, was für ein Fotobuch Sie anlegen,<br />

sollten Sie mit dieser Art Gestaltung<br />

vorsichtig umgehen. Wollen Sie Stimmungen<br />

wiedergeben, eignet sich diese<br />

Darstellungsform gut. Möchten Sie den<br />

Schwerpunkt jedoch eher auf die <strong>Fotos</strong><br />

richten, verwenden Sie besser eine andere.<br />

Hinweise, wie Sie die Aufnahmen<br />

in Gimp für diese Aufgabe optimieren,<br />

finden Sie im Kasten <strong>Fotos</strong> vorbereiten.<br />

Export<br />

Um die beiden PDF-Dateien von Cover<br />

und Inhalt in Scribus zu erzeugen, wählen<br />

Sie Datei | Exportieren | Als PDF speichern.<br />

Es erscheint der Dialog Druckvorstufenüberprüfung,<br />

in dem Sie das gewünschte<br />

beziehungsweise das von der<br />

Druckerei vorgegebene Profil auswählen.<br />

Im unteren Bereich erscheinen unter<br />

Umständen Warnungen 4 .<br />

Während Sie Hinweise wegen fehlender<br />

Bilder geflissentlich ignorieren können,<br />

sollten Sie die Warnung Transparenz<br />

wird verwendet jedoch wie im Kasten<br />

<strong>Fotos</strong> vorbereiten beschrieben beachten<br />

und die Datei entsprechend der dortigen<br />

Hinweise anpassen.<br />

Haben Sie gemäß der Druckereivorgaben<br />

sichergestellt, Sie die Warnungen<br />

keinen negativen Einfluss aufs Ergebnis<br />

nach sich ziehen, klicken Sie auf Fehler<br />

ignorieren. Daraufhin öffnet sich der<br />

Dialog zum PDF-Export.<br />

Im Reiter Allgemein passen Sie lediglich<br />

den Pfad sowie den Namen der Ausgabedatei<br />

an. Unter Schriftarten 5 wählen<br />

Sie die Option Alle einbetten. Die übrigen<br />

Standardeinstellungen passen für<br />

unseren Zweck.<br />

Abschluss<br />

Nach dem Export laden Sie die erzeugten<br />

PDF-Dateien auf den Server des ausgewählten<br />

Anbieters. Dieser prüft danach<br />

die Maße und Farbeinstellungen.<br />

Innerhalb einer Arbeitswoche halten Sie<br />

schließlich Ihr komplett selbst gestaltetes<br />

Fotobuch in den Händen. (tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31966<br />

4 Die Druckvorstufenüberprüfung weist Sie auf eventuelle<br />

Fehler in der Datei hin.<br />

5 Achten Sie beim PDF-Export unbedingt darauf, die verwendeten<br />

Schriften direkt einzubinden.<br />

48 www.linux-user.de<br />

09.2014


Schwerpunkt<br />

Online-Galerien<br />

<strong>Fotos</strong> online präsentieren<br />

Ansichtssache<br />

Drei Wege führen zur Online-Galerie: ein spezielles CMS, eine<br />

Desktop-Software oder ein Hosting-Dienst. Jeder der Ansätze<br />

weist spezifische Vor- und Nachteile auf. Andreas Reitmaier<br />

Nachdem Sie Ihre Urlaubsfotos gesammelt,<br />

sortiert und bearbeitet haben,<br />

möchten Sie diese sicher nicht nur alleine<br />

ansehen, sondern sie auch Freunden<br />

und Bekannten vorführen. Neben den<br />

beliebten Fotobüchern eignen sich dazu<br />

insbesondere Präsentationen im Netz.<br />

Neben zahlreichen Online-Diensten mit<br />

sehr unterschiedlichen Angeboten und<br />

Zielrichtungen gibt es auch ein kompaktes<br />

CMS, das Sie leicht einrichten können<br />

und das eine stilvolle Präsentation<br />

Ihrer <strong>Fotos</strong> ermöglicht.<br />

Elegant oder kostenlos<br />

Eine ganze Reihe von Online-Galerien<br />

buhlen um Nutzer, wobei die Mehrzahl<br />

der Anbieter zumindest Basisdienste<br />

kostenfrei offeriert. Dies erkaufen Sie als<br />

Kunde mit Werbeeinblendungen, und<br />

sei es nur für die jeweiligen kostenpflichtigen<br />

Programme. Daneben gibt es eine<br />

Reihe professioneller kostenpflichtiger<br />

Dienste. Sie bieten zumeist weit umfassendere<br />

Gestaltungsmöglichkeiten und<br />

oft auch Zusatzfunktionen, wie etwa den<br />

Verkauf der eigenen <strong>Fotos</strong>. In der Regel<br />

sehen die kostenpflichtigen Galerien<br />

schon bei Auswahl eines Standardthemas<br />

elegant aus und funktionieren gut.<br />

Für den Gelegenheitsnutzer muss es<br />

nicht gleich ein kostenpflichtiger Dienst<br />

sein. Zu den bekannten Diensten zählt<br />

das zu Yahoo gehörende Flickr û. Es<br />

dient nicht nur zum Präsentieren eigener<br />

<strong>Fotos</strong>, sondern profiliert sich als Bild-<br />

Community, die vor allem vom Miteinander<br />

lebt. Der Dienst stellt 1000 GByte<br />

Speicherplatz kostenlos bereit, was<br />

reichlich Spielraum lässt. Zusätzlicher<br />

Platz lässt sich aber nur in TByte-Scheiben<br />

zukaufen, zum happigen Preis von<br />

500 US-Dollar pro Jahr.<br />

Als Alternative zu Flickr positioniert<br />

sich Photobucket û, das eine ähnliche<br />

Präsentation realisiert. Wie Flickr bietet<br />

dieser Dienst kostenlose, werbefinanzierte<br />

Accounts, stellt gratis aberlediglich<br />

2 GByte Speicherplatz bereit. Um die<br />

Werbeeinblendungen loszuwerden,<br />

müssen Sie bei Photobucket 10 US-Dollar<br />

jährlich investieren. Zusätzlichen<br />

Speicher gibt es in Portionen zu 20 bis<br />

500 GByte zu Preisen zwischen 30 und<br />

400 US-Dollar pro Jahr.<br />

Readme<br />

Der Online-Dienst Imgur, das Foto-CMS Koken<br />

und die Desktop-Anwendung Jalbum<br />

bieten drei Ansätze, um Fotogalerien zu<br />

präsentieren. Ästhetischen Ansprüche haben<br />

einen starken Einfluss auf die Auswahl.<br />

© Maira Kouvara, Freeimages.com<br />

50 www.linux-user.de<br />

09.2014


Online-Galerien<br />

Schwerpunkt<br />

Einen ungewöhnlichen Ansatz für die<br />

Präsentation der eigenen Bilder bietet<br />

Imgur û. Dort können Sie via Webbrowser<br />

<strong>Fotos</strong> sofort hochladen, ohne<br />

sich vorher anmelden oder registrieren<br />

zu müssen. Sobald Sie den Menüpunkt<br />

upload images oben links auf der Website<br />

anwählen, öffnet sich ein Formular,<br />

auf dem Sie die gewünschten <strong>Fotos</strong> per<br />

Drag & Drop ablegen oder den Datei-<br />

Dialog öffnen.<br />

Hauptsache unkompliziert<br />

Nach dem Hochladen erscheint eine<br />

neue Seite, auf der Sie rechts eine ganze<br />

Reihe von Links finden. Diese können Sie<br />

an die Menschen weiterleiten, denen Sie<br />

das Foto zeigen möchten, oder das Bild<br />

darüber in andere Online-Anwendungen<br />

einbinden. Daneben sind auch Postings<br />

zu Facebook, Pinterest sowie Twitter<br />

& Co. möglich.<br />

Alternativ zu dieser schnellen Methode<br />

bietet Imgur auch die Möglichkeit,<br />

einen persönlichen Account anzulegen,<br />

der dann eine Reihe zusätzlicher Optionen<br />

bietet. Zur Anmeldung müssen Sie<br />

nur einen Benutzernamen und ein Passwort<br />

wählen sowie eine E-Mail-Adresse<br />

angeben. Wahlweise melden Sie sich mit<br />

anderen Konten an, wie jenen von Facebook,<br />

Google, Twitter oder Yahoo.<br />

Über einen Imgur-Account können Sie<br />

Alben anlegen und Ihre <strong>Fotos</strong> sinnvoll<br />

verwalten. So gibt es private Alben, die<br />

sich nur über einen speziellen Link einsehen<br />

lassen. Das stellt die beste Option<br />

dar, um persönliche <strong>Fotos</strong> durch Weitergeben<br />

des Links mit Freunden zu teilen.<br />

Sowohl für einzelne <strong>Fotos</strong> als auch für<br />

Alben bietet Imgur diverse Embedding-<br />

Codes an, die Sie in andere Anwendungen<br />

einbetten können. Dazu stellt Imgur<br />

nach dem Aufruf der Option Embed album<br />

in der Seitenleiste eines Albums einen<br />

Inlineframe bereit. Um diesen an die<br />

Zielanwendung anzupassen, können Sie<br />

zwischen dem dunklen Imgur-Standard-<br />

Thema und einer hellen Variante wählen.<br />

Alternativ bestimmen Sie Text-, Hintergrund-<br />

und Link-Farbe selbst.<br />

Insgesamt bietet Imgur eine ansehnliche<br />

Präsentation Ihrer <strong>Fotos</strong> 1 . Der<br />

dunkle Hintergrund liegt im Trend, die<br />

<strong>Fotos</strong> erscheinen in angenehmer Größe.<br />

In der kostenlosen Version finden Sie jedoch<br />

stets im Seitenkopf der Seite und<br />

in der Randleiste Werbeeinblendungen,<br />

die in der Regel farblich nicht zum Gesamtbild<br />

passen.<br />

Für 24 US-Dollar jährlich erhalten Sie<br />

einen „Pro“-Account, der die lästigen Ads<br />

eliminiert. Außerdem beseitigt er einige<br />

der Einschränkungen des kostenlosen<br />

Kontos. Zwar gibt es kein Speicherplatz-<br />

Limit, doch in Standard-Konten komprimiert<br />

Imgur Bilder über 5 MByte Größe<br />

(Pro: 10 MByte), und Sie sehen nur die<br />

225 zuletzt eingestellten Bilder (Pro: unbeschränkt).<br />

Möchten Sie Imgur nicht via Webbrowser<br />

befüllen, verwenden Sie stattdessen<br />

das Bash-Skript Imgur-Screenshot<br />

û. Zum einen lassen sich mit dem<br />

komfortablen Screenshot-Tool Schnapp-<br />

1 Die Imgur-Galerien sehen recht ordentlich aus. Allerdings gefällt die Farbgestaltung<br />

sicher nicht jedermann – sie lässt sich jedoch in Grenzen anpassen.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

51


Schwerpunkt<br />

Online-Galerien<br />

schüsse des Bildschirms anfertigen und<br />

direkt zu Imgur hochladen. Zum anderen<br />

kann das Skript auch auf der Festplatte<br />

lagernde Bilder zu Imgur befördern,<br />

empfängt deren URLs und übergibt<br />

diese dann an das Clipboard.<br />

Mehr Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich<br />

der Darstellung bieten eigentlich<br />

nur Dienste, die komplett auf bezahlte<br />

Accounts setzen. So punkten die Hosting-Dienste<br />

SmugMug û und Zenfolio<br />

û vor allem dadurch, dass sich die<br />

Darstellung der <strong>Fotos</strong> und Galerien weitgehend<br />

individualisieren lässt und hochwertige<br />

Vorlagen bereitstehen.<br />

Zenfolios Angebot startet bei 25 Euro<br />

pro Jahr, allerdings mit begrenztem<br />

Speicherplatz, während SmugMug für<br />

40 US-Dollar jährlich bereits auf ein Speicherlimit<br />

verzichtet. Beide Dienstleister<br />

eignen sich als Anlaufstelle, wenn Sie<br />

<strong>Fotos</strong> dauerhaft und individuell präsentieren<br />

möchten.<br />

Vom Desktop ins Netz<br />

Statt Ihre <strong>Fotos</strong> bei Dienstleistern einzustellen,<br />

können Sie auch mithilfe eines<br />

Desktop-Programms daraus HTML-Galerien<br />

erstellen, die Sie anschließend auf<br />

einen Webserver hochladen. Etliche der<br />

gängigen Bildverwaltungsprogramme<br />

für Linux beherrschen das, bieten allerdings<br />

dabei nur eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Hier sticht das<br />

kommerzielle, aber kostenlose Programm<br />

Jalbum û heraus.<br />

Die bereits seit 2002 weiterentwickelte<br />

Java-Applikation lässt sich nicht nur<br />

unter Linux einsetzen, sondern läuft außerdem<br />

auf Mac OS X und Windows. Für<br />

Linux stehen auf der Download-Seite<br />

wahlweise ein DEB- oder RPM-Paket sowie<br />

die Binärdatei bereit. Zur Installation<br />

benötigen Sie eine Java-Laufzeitumgebung<br />

der Version 6, 7 oder 8.<br />

Die Software lässt sich grundsätzlich<br />

kostenlos verwenden. Dann enthalten<br />

die Galerien jedoch ein entsprechendes<br />

Logo, die proprietäre Lizenz schließt zudem<br />

eine kommerzielle Nutzung aus.<br />

Daher gibt es bei diesem Produkt verschiedene<br />

Lizenzierungsoptionen, die<br />

bei einer privaten Lizenz für 29 Euro beginnen<br />

und bis zu 59 Euro pro Jahr inklusive<br />

Hosting (100 GByte) und kommerzieller<br />

Nutzung reichen.<br />

Sie erstellen ein neues Album nach<br />

dem Start von Jalbum ganz einfach, indem<br />

Sie <strong>Fotos</strong> vom Desktop per<br />

Drag & Drop oder über den Dateidialog<br />

in das neue Projekt laden. Jalbum erstellt<br />

dann automatisch eine Galerie mit<br />

den Standardeinstellungen. Dabei generiert<br />

es Thumbnails, skaliert die <strong>Fotos</strong> für<br />

die Galerie-Darstellung und erzeugt<br />

sämtliche notwendigen Links.<br />

In der linken Seitenleiste zeigt Jalbum<br />

die verfügbaren Ordner an, die gleichzeitig<br />

die Galerien darstellen. Darunter<br />

finden Sie die Auswahl der Skins & Styles,<br />

die das Aussehen der späteren Galerie<br />

bestimmen. Eine Reihe von Skins bringt<br />

das Programm bereits mit, weitere – darunter<br />

auch kostenpflichtige – lassen<br />

sich von der Homepage herunterladen.<br />

Zur weiteren Konfiguration rufen Sie<br />

die Einstellungen auf. Hier bestimmen<br />

Sie detailliert, wie Ihre Galerie später<br />

aussehen soll. Dabei unterscheidet Jalbum<br />

zwischen der Startseite und den<br />

anderen Seiten der Galerie. In den Einstellungen<br />

definieren Sie das Erscheinungsbild<br />

der einzelnen <strong>Fotos</strong>, fügen<br />

Effekte wie Sepia oder Schwarzweiß hinzu<br />

und nutzen Jalbum-Widgets, um die<br />

Funktionalität zu erhöhen. Als letzte Rubrik<br />

in den Einstellungen finden Sie die<br />

Optionen zur aktuell gewählten Skin.<br />

Haben Sie alle Einstellungen vorgenommen,<br />

rufen Sie die <strong>Vorschau</strong> auf. Es<br />

erscheint ein Hinweis, dass Jalbum die<br />

Galerie zunächst erzeugen muss. Nach<br />

2 Für die <strong>Vorschau</strong><br />

der Galerie erzeugt<br />

Jalbum ein komplettes<br />

HTML-Verzeichnis,<br />

das Sie später auf<br />

einen Server laden.<br />

52 www.linux-user.de<br />

09.2014


Online-Galerien<br />

Schwerpunkt<br />

einiger Zeit sehen Sie im Hauptfenster<br />

eine <strong>Vorschau</strong> der lokalen Daten 2 .<br />

Sieht alles so aussieht, wie Sie sich das<br />

vorgestellt haben, dann wählen Sie Upload<br />

oberhalb der <strong>Vorschau</strong>, geben die<br />

Daten zu Ihrem Webspace ein und laden<br />

die Galerie auf Ihr Konto.<br />

Jalbum bietet bei der Gestaltung der<br />

Web-Galerien viele Optionen, wobei die<br />

zahlreichen Skins viel Abwechslung ins<br />

Spiel bringen. Das Programm lässt sich<br />

kinderleicht bedienen, integriert sich<br />

gut in Linux und liefert äußerst ansehnliche<br />

Ergebnisse. Falls Sie sich entschließen,<br />

für 29 Euro eine „Standard“-Lizenz<br />

zu erwerben, machen Sie damit sicher<br />

nichts verkehrt.<br />

Selbst gehostet<br />

Als weitere Lösung für Online-Galerien<br />

bietet sich das eigene Hosting an. Dafür<br />

gibt es zum einen diverse spezielle Galerie-Lösungen,<br />

wie Menalto Galerie û,<br />

und zum anderen Varianten, die sich sowohl<br />

in Content-Management-Systeme<br />

integrieren als auch solo betreiben lassen.<br />

Koken û hat sich auf die Präsentation<br />

von <strong>Fotos</strong> spezialisiert und bietet<br />

neben umfangreiche CMS-Funktionen<br />

auch eine komfortable Verwaltung und<br />

wertige Präsentation von <strong>Fotos</strong>.<br />

Zur Installation benötigen Sie einen<br />

Server beziehungsweise Webspace mit<br />

mindestens PHP 5 und einer MySQL-Datenbank.<br />

In Letzterer legen Sie eine neue<br />

Instanz an und erstellen auf dem Server<br />

ein neues Verzeichnis für Koken. Die Installation<br />

erfolgt über ein kleines PHP-<br />

Skript, in das Sie die Datenbank-Angaben<br />

eintragen.<br />

Nach der Installation zeigt die Verwaltungsoberfläche<br />

von Koken in Schwarz<br />

mit weißer Schrift, wobei die geringe<br />

Fontgröße die Lesbarkeit stellenweise<br />

einschränkt. Die linke Seitenleiste zeigt<br />

oben den normalen Content, darunter<br />

die speziellen Inhalte für <strong>Fotos</strong>. Wählen<br />

Sie dort Featured albums, so erscheint<br />

rechts ein leerer Inhaltsbereich. Klicken<br />

Sie ganz unten rechts auf die Aufforderung<br />

Import content, bietet ein Dialog<br />

das Hochladen von <strong>Fotos</strong> von der Festplatte<br />

oder einer Quelle im Internet an.<br />

3 Koken bietet einige Themes an, mit denen Sie das Aussehen der Galerie bestimmen.<br />

Unabhängig davon ändern Sie zahlreiche Parameter über den jeweiligen Settings-Dialog.<br />

Nun müssen Sie die <strong>Fotos</strong> noch einem<br />

Inhalt zuordnen, damit sie auf der<br />

Homepage auftauchen. Dazu legen Sie<br />

unter Featured Albums oder Public ein<br />

neues Album an. Unter Content wählen<br />

Sie die gewünschten <strong>Fotos</strong> für das Album<br />

aus und ziehen sie per Drag & Drop<br />

auf dessen Eintrag in der Seitenleiste. Zu<br />

guter Letzt werfen Sie via View site einen<br />

ersten Blick auf die erstellte Seite.<br />

Diese erscheint im Standarddesign in<br />

Weiß. Die Startseite bleibt zunächst leer,<br />

aber unter Albums finden Sie das soeben<br />

erzeugt Album. Nun kehren Sie zum Admin-Panel<br />

zurück und klicken dort oben<br />

rechts auf das Zahnrad-Symbol, um die<br />

Einstellungen für die Site aufzurufen.<br />

Hier ändern Sie bei Bedarf den Stil der<br />

Seiten, etwa vom standardmäßigen<br />

Weiß auf Schwarz, und nehmen zudem<br />

auch weitere Einstellungen vor, wie beispielsweise<br />

zu den Schriften, Titeln und<br />

einzelnen Farben.<br />

Darüber hinaus bietet Koken viele<br />

weitere Optionen. Die Dokumentation<br />

fällt derzeit noch etwas rudimentär aus,<br />

führt allerdings trotzdem relativ schnell<br />

zu allen wichtigen Einstellungen und<br />

Optionen. Der große Vorteil von Koken:<br />

Die einfache und direkt integrierte Bildverwaltung<br />

ermöglicht die Konzentration<br />

auf kreative Inhalte – dies unterscheidet<br />

das Foto-CMS deutlich von anderen<br />

seiner Gattung 3.<br />

Fazit<br />

Die meisten Fotografen möchten ihre<br />

Werke einem breiten Publikum präsentieren.<br />

Dazu eignen sich Facebook und<br />

andere Social Networks eher nicht, wohl<br />

aber Spezialisten wie Flickr und Photobucket.<br />

Dabei verbindet Imgur einfachste<br />

Anmeldung mit gelungenen Features.<br />

Wollen Sie etwas Eigenes aufbauen,<br />

empfiehlt sich das einfach zu installierende<br />

Koken. Es legt im Gegensatz zu<br />

anderen CMS seinen Schwerpunkt auf<br />

kreative Produkte und stellt <strong>Fotos</strong> optimal<br />

dar. Als etablierte Desktop-Software<br />

präsentiert sich Jalbum, mit dem sehr<br />

schöne Online-Galerien im eigenen<br />

Webspace gelingen. (jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31455<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

53


Praxis<br />

Youtube-Player<br />

© Gennadiy Kravchenko, 123RF<br />

Youtube-Jukebox ohne Flash<br />

und ohne Browser<br />

Abgedreht<br />

Auf Youtube finden sich<br />

neben lustigen Katzenfilmchen<br />

auch über 60 Millionen<br />

Musikvideos. Mit einem<br />

nativen Youtube-Client nutzen<br />

Sie diese Online-Jukebox<br />

so komfortabel wie Ihre<br />

lokale Musiksammlung.<br />

Christoph Langner<br />

Readme<br />

Trotz moderner Webtechnik und zunehmender<br />

Verbannung von Flash quält Youtube<br />

die Nutzer schwächerer PCs mit langen Ladezeiten<br />

und hoher Systemlast. Die hier vorgestellten<br />

nativen Clients verwandeln Youtube<br />

in eine leistungsfähige Gratis-Jukebox.<br />

Auch wenn dank GEMA hierzulande der<br />

Zugang zu zahlreichen Musikvideos versperrt<br />

bleibt: Das gewaltige Youtube-Archiv<br />

entspricht einer schier unerschöpflichen,<br />

sich immer wieder neu füllenden<br />

Video-Jukebox. Was liegt da näher, als<br />

seine Lieblingsmusik gleich per<br />

Webstream von Youtube zu hören?<br />

Den Dienst per Browser anzusteuern,<br />

macht nicht wirklich Spaß, auch wenn<br />

Youtube immer stärker auf HTML5-Videos<br />

setzt: Noch immer treiben Webvideos<br />

die CPU-Last in die Höhe, schlucken<br />

reich lich Arbeitsspeicher und verschwenden<br />

bei denen, die eigentlich nur die<br />

Musik hören möchten, viel Bandbreite.<br />

Die folgenden Anwendungen befreien<br />

Youtube-Videos aus der Webseite.<br />

Atraci<br />

Atraci û kombiniert das Abspielen von<br />

Youtube-Videos mit entsprechenden<br />

Abfragen nach Metadaten bei iTunes,<br />

Last.fm und Soundcloud. So zeigt die<br />

mit Javascript und Node.js geschriebene<br />

Anwendung im Stil herkömmlicher Audioplayer<br />

wie Rhythmbox oder Amarok<br />

Bilder von Covern und Künstlern in<br />

Such ergebnissen und Playlisten an 1 .<br />

Im Gegensatz zu den klassischen Musikabspielern<br />

lädt Atraci seine Musik jedoch<br />

nicht von der Festplatte des Rechners,<br />

sondern als gestreamtes Video<br />

direkt von Youtube.<br />

Was dabei herauskommt, ist nicht nur<br />

für eingefleischte Musikfans von Interesse:<br />

Atraci bietet eine einfache, bequem<br />

zu bedienende Suchmaske für den Zugriff<br />

auf die mehr als 60 Millionen Youtube-Songs,<br />

ohne dass Sie einen Account<br />

anlegen oder Werbespots über sich ergehen<br />

lassen müssten. Dabei arbeitet es<br />

wohl im Großen und Ganzen innerhalb<br />

des rechtlichen Rahmens der Nutzungsbedingungen<br />

der Youtube-API: Anders<br />

als der inzwischen aus dem Netz gelöschte<br />

Vorgänger HipHopApp lädt Atraci<br />

neben der Musik eben auch das Video.<br />

Atraci finden Sie als statisch kompiliertes<br />

Binary für 32- und 64-Bit-Linux sowie<br />

Mac OS X und Windows auf der Github-<br />

Seite û des Projekts. Sie laden lediglich<br />

das entsprechende Archiv herunter und<br />

entpacken es. Unter Linux erlauben Sie<br />

anschließend noch über einen grafischen<br />

54 www.linux-user.de<br />

09.2014


Youtube-Player<br />

Praxis<br />

Atraci 0.5.2, Minitube 2.2.0<br />

LU/youtube/<br />

1 Atraci konzentriert sich auf das Abspielen der bei Youtube gehosteten Musikvideos.<br />

Dateimanager oder das Kommando<br />

chmod +x Atraci das Ausführen der Datei<br />

Atraci im gleichnamigen Verzeichnis.<br />

Unter Ubuntu oder Linux Mint gelingt<br />

die Installation dank der PPA-Paketquelle<br />

des WebUpd8-Blogs û noch einfacher<br />

(Listing 1). Anwender von Arch<br />

Linux finden Atraci gleich zweimal im<br />

AUR: atraci-bin û lädt lediglich die statisch<br />

kompilierte Datei aus dem Netz<br />

und installiert sie im System, atracigit<br />

û baut hingegen die Anwendung<br />

aus dem Quellcode. Haben Sie Atraci via<br />

PPA oder AUR eingerichtet, starten Sie es<br />

direkt aus dem Anwendungsmenü der<br />

Desktop-Umgebung.<br />

Atraci empfängt Sie mit einer Top<br />

Tracks genannten Auswahl an momentan<br />

populären Musikclips 2 , unter Featured<br />

Artist präsentiert es einen einzelnen<br />

Künstler mit seinen auf Youtube<br />

hochgeladenen Liedern. Wählen Sie einen<br />

der Songs an, spielt Atraci ihn direkt<br />

ab und zeigt das dazugehörige Video in<br />

der linken unteren Ecke an. Ein Klick auf<br />

das Icon mit den gekreuzten Pfeilen vergrößert<br />

das Videobild auf Fenstergröße.<br />

Neben dem Logo des Programms finden<br />

Sie eine Suchleiste, mit der Sie Youtube<br />

nach Künstlern, Alben und einzelnen<br />

Songs durchstöbern. Atraci komplettiert<br />

dabei automatisch passende<br />

Treffer. Zum Suchbegriff passende<br />

Künstler symbolisiert es mit einer Figur.<br />

Bei Alben setzt die Anwendung ein Ord-<br />

nersymbol vor die Treffer, bei einzelnen<br />

Liedern erscheint eine Note. Mit einem<br />

Klick auf die beiden Ansichten-Icons unterhalb<br />

der Fensterknöpfe zum Minimieren<br />

oder Maximieren der Anwendungen<br />

verkleinern Sie die <strong>Vorschau</strong>bilder.<br />

Damit Sie nicht immer wieder aufs<br />

Neue Ihre Lieblingslieder suchen müssen,<br />

legen Sie über die Seitenleiste und<br />

den Punkt New playlist eigene Abspiellisten<br />

für Partys oder die eher etwas ruhi-<br />

Listing 1<br />

$ sudo add‐apt‐repository<br />

ppa:webupd8team/atraci<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install atraci<br />

2 Im Übersichtsmodus verkleinert Atraci die während der Suche gezeigten <strong>Vorschau</strong>bilder.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

55


Praxis<br />

Youtube-Player<br />

3 Minitube präsentiert sich als universeller Youtube-Client für Linux.<br />

Listing 2<br />

geren Momente des Lebens an. Sie befüllen<br />

diese Listen nach und nach aus<br />

der Suche heraus mit einem Rechtsklick<br />

auf einen der Songs und den Eintrag<br />

Add to… aus dem Kontextmenü.<br />

Minitube<br />

01 $ sudo apt‐get install python‐pip mplayer<br />

02 $ sudo pip install mps‐youtube<br />

03 $ sudo pip install mps‐youtube ‐‐upgrade<br />

Im Gegensatz zu Atraci beschränkt sich<br />

Minitube û nicht nur auf den Einsatz als<br />

Audioplayer, sondern fungiert als universeller<br />

Youtube-Client mit vielen Funktionen<br />

3 . Daher stellt es eine gute Alternative<br />

für all diejenigen dar, die gerne<br />

Youtube-Videos betrachten, deren Rechner<br />

aber der Leistungshunger der Youtube-Seite<br />

überfordert. Die Interaktion<br />

mit Youtube beschränkt sich jedoch auf<br />

eine Richtung: Über Minitube lassen sich<br />

zum Beispiel keine Kommentare zu Videos<br />

bei Youtube einstellen.<br />

Sie finden Minitube als quelloffene<br />

Anwendung direkt in den Paketquellen<br />

aller gängigen Distributionen. Auf der<br />

Homepage des Tools bietet der Entwickler<br />

zusätzlich auch Versionen für Mac<br />

OS X und Windows an – im Gegensatz<br />

zur Linux-Version müssen Sie für diese<br />

eine 8,99 Euro teure Lizenz erwerben.<br />

Das zentrale Element von Minitube<br />

stellt die integrierte Suchfunktion dar.<br />

Sie startet automatisch beim Aufruf des<br />

Programms, später finden Sie die Suche<br />

im gleichnamigen Reiter unter der Fortschrittsanzeige.<br />

Die Funktion durchforstet<br />

entweder alle You tube-Videos oder<br />

beschränkt sich auf den Kanalnamen.<br />

Unterhalb des Eingabefelds sehen Sie<br />

die von Ihnen zuletzt genutzten Begriffe<br />

und besuchten Youtube-Kanäle.<br />

Alternativ blättern Sie im Reiter Stöbern<br />

durch die verschiedenen Kategorien<br />

von Bildung bis hin zu Wissenschaft &<br />

Technik oder springen unter Abonnements<br />

direkt zu den von Ihnen als interessant<br />

markierten Kanälen. Mittels<br />

Video | Abonnieren von… oder [Strg]+<br />

[Umschalt]+[S] fügen Sie den Kanal des<br />

gerade abgespielten Videos zu dieser<br />

Aboliste hinzu.<br />

Minitube spielt Videos nicht immer automatisch<br />

in der bestmöglichen Qualität<br />

ab, selbst wenn das Video auf Youtube in<br />

1080p zur Verfügung steht. Unten rechts<br />

in der Statusleiste bietet das Tool jedoch<br />

an, die Videoqualität zu wechseln. Je<br />

nach Video stehen hier Auflösungen von<br />

360p über 720p bis zu 1080p zur Wahl.<br />

Praktisch auf Reisen oder beim Pendeln:<br />

Über [Strg]+[D] oder Video | Herunterladen<br />

speichert Minitube Videos auf der<br />

Festplatte, sodass Sie diese auch ohne<br />

Internetverbindung ansehen können.<br />

Musictube<br />

Als desktoptaugliche Webapp gefällt<br />

Atraci mit Sicherheit nicht jedem: Es fehlt<br />

etwa eine saubere Integration in den<br />

Desktop, wie etwa die Anzeige von Informationen<br />

zu den abgespielten Songs<br />

über das Benachrichtigungssystem des<br />

Desktops oder die Unterstützung von<br />

Multimedia-Tasten zum Pausieren der<br />

Wiedergabe beziehungsweise Überspringen<br />

eines Titels. Letztere finden Sie zwar<br />

bei Minitube (wenn sie auch aufgrund eines<br />

Bugs aktuell nicht reagieren), aller-<br />

56 www.linux-user.de<br />

09.2014


Youtube-Player<br />

Praxis<br />

dings fehlen dem Programm die Optimierungen<br />

von Atraci als Audioplayer.<br />

Wer beides sucht, der wird bei Musictube<br />

û fündig, dem kommerziellen<br />

Schwesterprogramm von Minitube.<br />

Im Gegensatz zu Minitube vertreibt der<br />

Entwickler Musictube auch in der Linux-<br />

Version nur unter einer proprietären<br />

Lizenz, die Sie kostenpflichtig erwerben<br />

müssen. Musictube lässt sich daher nicht<br />

ganz so einfach installieren. Unter Ubuntu<br />

müssen Sie es für 6,99 US-Dollar via<br />

Software Center beziehen û oder nach<br />

dem Kauf für 4,99 Euro über die Homepage<br />

des Entwicklers manuell als DEB-Paket<br />

herunterladen und über die Paketverwaltung<br />

einspielen. Arch-Anwender finden<br />

die Anwendung im AUR û – allerdings<br />

müssen Sie nach dem Start den<br />

Lizenzschlüssel eingeben, sonst bleibt<br />

die Playlist auf 50 Einträge und 20 Tage<br />

Laufzeit nach der Installation beschränkt.<br />

Genauso wie Atraci ergänzt auch Musictube<br />

alle Suchen automatisch und bietet<br />

zum Suchbegriff passende Künstler und<br />

Alben in einer Dropdown-Liste an, schon<br />

bevor Sie fertig getippt haben 4 . Wählen<br />

Sie einen Künstler an, zeigt Musictube<br />

anschließend die entsprechenden<br />

Alben, danach die in diesem enthaltenen<br />

Lieder. Indem Sie in der rechte<br />

obere Ecke einen der Suchtreffer antippen,<br />

fügen Sie über das Play-Icon die<br />

entsprechende Auswahl zur aktuellen<br />

Playlist hinzu.<br />

Während Musictube Songs abspielt,<br />

sehen Sie im Reiter Info das Cover des<br />

Albums, die Liedtexte und zum Interpreten<br />

ähnliche Künstler 5 . Im Reiter Versionen<br />

zeigt Musictube andere auf Youtube<br />

vorliegende Versionen des aktuellen<br />

Lieds. Das Programm bietet unten in<br />

der Statusleiste eine Vorauswahl nach<br />

Studio, Cover und Live. Damit geben Sie<br />

dem Youtube-Player vor, nach welchen<br />

Versionen er suchen soll. Die Auswahl<br />

treffen Sie alternativ mit der Tastenkombination<br />

[Strg]+[T].<br />

In der Standardeinstellungen spielt<br />

Musictube lediglich die Musik der von<br />

Ihnen gewünschten Musikvideos ab. Mit<br />

Video | Video, der Tastenkombination<br />

[Strg]+[T] oder der Schaltfläche Video in<br />

der Fußleiste blenden Sie das Videobild<br />

als kleine <strong>Vorschau</strong> ein. Genügt Ihnen<br />

das nicht, vergrößern Sie mit Video | Großes<br />

Bild, [Strg]+[B] oder einem Doppelklick<br />

auf das Videobild die Anzeige auf<br />

Fenstergröße. Sollte Ihnen die Bildqualität<br />

wichtig sein, dann wählen Sie unter<br />

Video | Auflösung bis zu 1080p aus.<br />

Mps-youtube<br />

Anwendungen wie Atraci oder Musictube<br />

lassen sich aufgrund ihrer grafischen<br />

Oberfläche schnell erfassen und<br />

4 Über die Suche fügen Sie einzelne Songs oder ganze Alben zur Playlist hinzu.<br />

5 Im Abspielmodus blendet Musictube zahlreiche Informationen und die Songtexte ein.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

57


Praxis<br />

Youtube-Player<br />

6 Mps-youtube demonstriert eindrucksvoll, dass ein komfortabler Youtube-Player nicht<br />

zwingend eine grafische Oberfläche braucht.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 33351<br />

leicht bedienen. Viele Anwender suchen<br />

jedoch schlanke Programme für das Terminal,<br />

die man beispielsweise auch über<br />

eine SSH-Verbindung kontrollieren kann.<br />

Mps-youtube û gehört in diese Kategorie:<br />

Das in Python geschriebene Kommandozeilentool<br />

könnte zum Beispiel<br />

auf einem an der Stereoanlage angeschlossenen<br />

Raspberry Pi laufen.<br />

Mps-youtube gibt es noch nicht so<br />

lange, dass das Programm bereits in den<br />

Paketquellen der großen Distributionen<br />

aufgenommen wäre. Zur Installation<br />

müssen Sie daher meist gemäß des Prozederes<br />

aus Listing 2 auf den Python-Paketmanager<br />

Pip zurückgreifen. Mit dem<br />

Befehl aus Zeile 3 aktualisieren Sie das<br />

Programm nach einem Update. Arbeiten<br />

Sie mit Debian „Jessie“ oder „Sid“ beziehungsweise<br />

einer Beta-Version von<br />

Ubuntu 14.10 „Utopic Unicorn“, lässt sich<br />

Mps-youtube dort mit dem Befehl<br />

apt‐get install mps‐youtube über die<br />

Paketverwaltung einrichten.<br />

Da Mps-youtube keine grafische<br />

Oberfläche mitbringt, fehlt dem Programm<br />

notgedrungen ein Eintrag im<br />

Startmenü, Sie rufen es mit mpsyt in einem<br />

Terminalfenster auf. Der Startbildschirm<br />

von Mps-youtube dient automatisch<br />

als Kommandozeile: Hier starten<br />

Sie mit einem vorangestellten Schrägstrich<br />

wie /onerepublic oder mit einem<br />

initialen Punkt wie .onerepublic eine<br />

Suche nach Künstlern, Alben oder Titeln<br />

auf Youtube. Mit [N] oder [P] springen<br />

Sie in den Suchergebnissen von Seite zu<br />

Seite. Suchvorgänge mit zwei Schrägstrichen<br />

oder Punkten wie etwa //acid jazz<br />

geben nur Playlisten mit dem entsprechenden<br />

Suchbegriff aus.<br />

Die Ergebnisse präsentiert Ihnen Mpsyoutube<br />

als nummerierte Liste. Den gewünschten<br />

Treffer spielen Sie dann durch<br />

Eingabe der jeweiligen Nummer an 6 .<br />

Alternativ lassen Sie sich mit i Nr Informationen<br />

zum Video ausgeben, sehen<br />

sich mit c Nr die Kommentare an oder<br />

laden das Video mit d Nr auf die Festplatte.<br />

Verwandte Videos zeigt r Nr an, u<br />

Nr leitet Sie schließlich zu weiteren Videos<br />

des jeweiligen Youtube-Mitglieds.<br />

Damit Sie nicht immer wieder Lied<br />

nach Lied heraussuchen müssen, organisieren<br />

Sie Ihre Lieblingsstücke in Playlists.<br />

Aus der Suche heraus fügen Sie mit add<br />

Nr Songs in die aktuelle Abspielliste ein<br />

oder wählen mit add Nr Playlist eine<br />

andere Liste aus. Existiert diese noch<br />

nicht, legt Mps-youtube sie mit dem angegebenen<br />

Namen automatisch an.<br />

Im Abspielmodus spulen Sie das Lied<br />

mit den Pfeiltasten vor und zurück, pausieren<br />

es mit der Leertaste oder ändern<br />

mit den Zahlentasten die Lautstärke. Mit<br />

[Q] beenden Sie die Wiedergabe und kehren<br />

zu den Suchergebnissen zurück.<br />

Fazit<br />

Mit Atraci, Minitube, Musictube und Mpsyoutube<br />

steht unter Linux eine reiche<br />

Auswahl an Youtube-Clients zur Auswahl.<br />

Atraci und Musictube bieten fast identische<br />

Funktionen, Sie müssen sich nur<br />

zwischen einer generischen (Atraci) und<br />

einer nativen Oberfläche (Musictube)<br />

entscheiden. Mps-youtube dürfte als<br />

Konsolentool nur hartgesottenen Linuxern<br />

gefallen, vom Funktionsumfang muss<br />

sich das Programm jedoch nicht vor der<br />

Konkurrenz verstecken.<br />

Minitube fällt in diesem Vergleich ein<br />

wenig aus der Reihe, da es sich nicht auf<br />

Musikvideos konzentriert, sondern das<br />

gesamte Youtube-Angebot durchforstet.<br />

Wer gerne Youtube nutzt, aber auf die<br />

Webseite gut verzichten kann, liegt bei<br />

Minitube richtig. (cla) n<br />

58 www.linux-user.de<br />

09.2014


Praxis<br />

4Pane 2.0<br />

© Elena Elisseeva, 123RF<br />

Dateimanager 4Pane optimal anpassen<br />

Alles im Blick<br />

Mit einer cleveren Undo-<br />

Funktion verleiht der Dateimanager<br />

4Pane Zaghaften<br />

zusätzliche Sicherheit. Profis<br />

rüsten im Handumdrehen individuelle<br />

Funktionen nach.<br />

Karsten Günther<br />

Dateien verschieben, kopieren oder löschen<br />

– das Handwerk eines Dateimanagers<br />

fällt im Grund sehr übersichtlich<br />

aus. Allerdings treten von Zeit zu Zeit<br />

Spezialisten auf den Plan, die mit einem<br />

ausgefeilten Set an Zusatzfunktionen<br />

selbst komplexe Aktionen auf einen<br />

Mausklick reduzieren. Zu diesen Kandidaten<br />

gehört 4Pane û.<br />

Viele Distributionen führen die aktuelle<br />

Version von 4Pane bereits in ihren Repositories,<br />

sodass Sie das Tool in aller Regel<br />

bequem über den Paketmanager installieren.<br />

Für eine Installation aus den<br />

Quellen richten Sie zunächst das Toolkit<br />

WxWidgets û ein, laden dann den aktuellen<br />

4Pane-Quelltext herunter und<br />

übersetzen ihn anschließend. Das Prozedere<br />

ist online gut dokumentiert û, allerdings<br />

gibt es dabei noch eine kleine<br />

Hürde zu überwinden (siehe Kasten<br />

Sprach liche Hürden).<br />

Mit Assistenz<br />

Beim ersten Mal startet 4Pane mit einem<br />

Assistenten, der bei der Konfiguration<br />

hilft 1 . Im Prinzip brauchen Sie hier<br />

noch nichts einzustellen. Möchten Sie<br />

doch später etwas ändern, bietet das Programm<br />

einen entsprechenden Dialog.<br />

Im Anschluss an diesen Dialog erscheint<br />

das Hauptfenster 2 . Hier sehen<br />

Sie sofort, worin dieser Dateimanager<br />

Readme<br />

Durch ein übersichtliches Interface und eine<br />

praktische Undo-Funktion für alle Operationen<br />

auf Dateien sticht 4Pane aus der Masse<br />

der zahlreichen Dateimanager für Linux hervor.<br />

Hinzu kommt die Möglichkeit, unkopliziert<br />

eigene Erweiterungen einzubinden.<br />

Sprachliche Hürden<br />

Bei der aktuellen 4Pane-Version 2.0 – und<br />

vermutlich auch bei älteren – gibt es ein<br />

Problem mit der deutschen Lokalisierung:<br />

Ein Fehler in der Datei 4Pane.mo macht<br />

das Anlegen eigener Menüs unmöglich.<br />

Mittlerweile stellt der Entwickler eine funktionsfähige<br />

Version der Datei bereit, die allerdings<br />

nicht vollständig übersetzt ist. Sie<br />

finden sie auf der Heft-DVD dieser Ausgabe.<br />

Kopieren Sie sie nach /usr/share/<br />

locale/de/LC_MESSAGES/4Pane.mo,<br />

um sie zu verwenden. Vermutlich erscheint<br />

in Kürze ein Update, das diesen<br />

und einen weiteren Fehler korrigiert.<br />

60 www.linux-user.de<br />

09.2014


4Pane 2.0<br />

Praxis<br />

sich hauptsächlich von anderen unterscheidet:<br />

Statt der gewohnten zwei gibt<br />

es vier Bereiche („Panes“), von denen jeweils<br />

zwei zusammengehören. Wie bei<br />

den meisten Aspekten des Programms<br />

besteht auch hier die Möglichkeit, das<br />

Layout der Panes anzupassen.<br />

Dieses Layout bringt eine Reihe von<br />

Vorteilen mit sich: Bei vielen Operationen<br />

genügt es nicht, nur ein Quell- und<br />

Zielverzeichnis zu sehen. Ein typischer<br />

Fall ist das Bearbeiten von Dateien in<br />

Unterverzeichnissen, wie beim Kopieren<br />

von Fonts oder anderen, in einem Verzeichnis<br />

zusammengefassten Dateien.<br />

Darüber hinaus erlaubt es 4Pane,<br />

mehrere Reiter gleichzeitig offenzuhalten<br />

und mit einem Mausklick dazwischen<br />

umzuschalten. Das Menü Tabs<br />

fasst die Funktionen zum Verwalten der<br />

Reiter zusammen.<br />

Über Bookmarks (im Menü Lesezeichen)<br />

speichern Sie jederzeit einen<br />

Shortcut für den aktuellen Pfad, bis zu<br />

9000 Lesezeichen kann 4Pane verwalten.<br />

Über denselben Menüpunkt greifen<br />

Sie später auf die gespeicherten Bookmarks<br />

wieder zu.<br />

Praxis<br />

Die wichtigsten Funktionen für die Arbeit<br />

mit Dateien finden Sie im Menü Bearbeiten<br />

sowie im Kontextmenü bei der<br />

Auswahl von Dateien oder Verzeichnissen,<br />

das sowohl über dem Quell- als<br />

auch dem Zielverzeichnis bereitsteht.<br />

Wie üblich kopiert [Strg]+[C] ausgewählte<br />

Dateien, [Strg]+[X] schneidet sie<br />

aus, [Strg]+[V] fügt sie wieder ein und<br />

[Strg]+[D] dupliziert sie. Mit [F2] benennen<br />

Sie Dateien und Verzeichnisse um,<br />

bei Bedarf sogar mehrere in einem<br />

Rutsch. Für das Löschen von Dateien<br />

gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:<br />

[Entf] verschiebt sie in den Mülleimer,<br />

[Umschalt]+[Entf] löscht sie zwar, erlaubt<br />

jedoch die Aktion rückgängig zu<br />

machen. Die voreingestellt nicht an eine<br />

Tastenkombination gebundene Funktion<br />

Dauerhaft löschen entsorgt die Daten<br />

dagegen endgültig.<br />

Mit der Tastenkombination [Strg]+[Z]<br />

machen Sie die letzten Arbeitsschritte ei­<br />

nen nach dem anderen wieder rückgängig.<br />

[Strg]+[Y] hebt das letzte [Strg]+[Z]<br />

wieder auf. Interessant ist die Funktion<br />

Als Verzeichnisvorlage einfügen: Sie bewirkt,<br />

dass 4Pane eine zuvor kopierte<br />

Verzeichnisstruktur ohne die enthaltenen<br />

Dateien ins Zielverzeichnis kopiert.<br />

Für Container, wie Archive oder Pakete<br />

von Distributionen, bietet der Dateimanager<br />

einen direkten Zugriff, so als handele<br />

es sich dabei um ein normales Verzeichnis.<br />

Das Menü Archivieren enthält<br />

weitere Funktionen zum Erstellen und<br />

Bearbeiten solcher Dateien.<br />

Daneben bietet der Dateimanager die<br />

Möglichkeit, verschiedenste Datenquellen<br />

zu mounten. Neben den in /etc/<br />

fstab gelisteten Partitionen dürfen Sie<br />

auch dort nicht aufgeführte mounten,<br />

auch ISO-Images von Blockgeräten (CD/​<br />

DVD) und Shares lassen sich einbinden.<br />

Der entsprechende Dialog bietet die<br />

wichtigsten Mount-Optionen in übersichtlicher<br />

Form an 3 . Für den schnellen<br />

Zugriff auf eingehängte Geräte erzeugt<br />

4Pane Icons in der Werkzeugleiste.<br />

Im Menü Werkzeuge finden Sie mit<br />

Locate und Suchen gleich zwei Möglichkeiten,<br />

Dateien anhand ihres Namens<br />

aufzuspüren. Dabei bietet Suchen mehr<br />

Funktionen: Als Backend dafür dient<br />

find, für dessen zahlreiche Optionen die<br />

weiteren Reiter Dialoge bereitstellen.<br />

Am unteren Rand der Reiter bietet die<br />

Schaltfläche Add to Command String die<br />

Möglichkeit, ausgewählte Optionen in<br />

die später ausgeführte Befehlszeile zu<br />

übernehmen. Da find sehr sensibel auf<br />

die richtige Reihenfolge der Optionen<br />

reagiert, sollten Sie diese unbedingt in<br />

der Reihenfolge der Reiter angeben.<br />

4Pane 2.0<br />

LU/4Pane/<br />

Die Variante Grep im selben Menü verwendet<br />

den gleichnamigen Befehl, der<br />

die Inhalte der Dateien im aktuellen Verzeichnis<br />

nach einem angegebenen Muster<br />

durchsucht. Für viele Aktionen und<br />

Bedienelemente bietet [F1] eine Hilfe.<br />

Eigene Befehle<br />

Spezielle Befehle oder Aktionen, die der<br />

Dateimanager nicht anbietet, rüsten Sie<br />

bei Bedarf selbst nach. Dabei dürfen Sie<br />

auf Shell-Skripte zurückgreifen. Diesen<br />

übergeben Sie die ausgewählten Dateien<br />

oder Verzeichnisse durch die in der<br />

1 Beim ersten<br />

Start bietet Ihnen<br />

4Pane eine einfache<br />

Konfiguration<br />

an.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

61


Praxis<br />

4Pane 2.0<br />

2 In der Standardkonfiguration zeigt der Dateimanager zwei Gruppen von zusammengehörenden Bereichen („Panes“).<br />

Tabelle Formatstrings zusammengefassten<br />

Zeichenketten. Einige Beispiele aus<br />

der Dokumentation verdeutlichen den<br />

Einsatz. So vergleicht die erste Zeile in<br />

Listing 1 zwischen dem linken (%2f) und<br />

dem rechten (%4f) Pane. Die zweite Zeile<br />

macht dasselbe für das aktive und das<br />

inaktive Pane. Über das Kommando in<br />

Zeile 3 aktualisieren Sie das aktive Verzeichnis<br />

im linken Pane aus dem im<br />

rechten ausgewählten. Es ist möglich,<br />

Tools mit administrativen Rechten auszuführen,<br />

da 4Pane das Ausführen mit<br />

sudo unterstützt.<br />

Formatstrings<br />

3 Für das Einhängen externer Speicher bietet 4Pane mehrere<br />

Möglichkeiten an, die Sie bei Bedarf bis ins Detail konfigurieren.<br />

Zeichenkette Funktion<br />

%s aktuelle Datei oder aktuelles Verzeichnis<br />

%f aktuelle Datei – Verzeichnisse ignorieren<br />

%d aktuelles Verzeichnis – Dateien ignorieren<br />

%a alle ausgewählten Dateien und Verzeichnisse im<br />

aktuellen Pane<br />

%b ausgewählte Dateien oder Verzeichnisse in einem<br />

der Panes<br />

%p fragt per Prompt Parameter nach, die Sie verwenden<br />

wollen<br />

%1s Datei oder Verzeichnis im ganz linken Pane<br />

%2s Datei oder Verzeichnis im zweit-linken Pane<br />

%3s Datei oder Verzeichnis im zweit-rechten Pane<br />

%4s Datei oder Verzeichnis im ganz rechten Pane<br />

%As<br />

Datei oder Verzeichnis im aktiven Pane<br />

%Is<br />

Datei oder Verzeichnis im inaktiven Pane<br />

62 www.linux-user.de<br />

09.2014


4Pane 2.0<br />

Praxis<br />

4 Eigene Befehle binden Sie auf einfache Weise über das Menü<br />

Optionen direkt in den Dateimanager ein.<br />

5 Um mit 4Pane auch Terminals zu verwenden, gilt es, die entsprechenden<br />

Binaries dazu vorab zu definieren.<br />

Sie finden diese und weitere selbst geschriebene<br />

Befehle an zwei Stellen: Zum<br />

einen sammelt der Dateimanager sie im<br />

Menü Werkzeuge, zum anderen im Kontextmenü.<br />

Neue Befehle definieren Sie<br />

über Configure 4Pane unter Optionen |<br />

Tools | Add a Tool.<br />

Beim Anlegen der Befehle haben Sie<br />

mehrere Möglichkeiten 4 : Falls das gewünschte<br />

Programm oder Skript in einem<br />

Terminal laufen soll, aktivieren Sie<br />

Run in a Terminal. Damit Ausgaben nach<br />

Beenden des Befehls sichtbar bleiben,<br />

unterdrücken Sie dessen automatisches<br />

Schließen durch Keep terminal open.<br />

Damit dieses Verfahren funktioniert,<br />

müssen Sie ein Terminal für diesen Zweck<br />

einrichten 5 . Für selbst definierte Befehle<br />

ist die dritte Zeile in diesem Dialog entscheidend.<br />

Durch die Option ‐hold bleibt<br />

das Terminal dauerhaft geöffnet.<br />

Möchten Sie zum einen die Ausgaben<br />

des Befehls in einem Terminal sehen,<br />

wollen aber dieses nicht jedes Mal manuell<br />

schließen, dann ergänzen Sie die<br />

Befehlszeile um ; sleep 2. Nach dem<br />

Beenden des Befehls wartet die Shell<br />

dann noch zwei Sekunden, dann klappt<br />

das verwendete Terminal zu.<br />

Für die verwendeten Befehle vergeben<br />

Sie ein Label, das dann als Text im<br />

Menü erscheint. Bei Bedarf fassen Sie<br />

Punkte in einem Untermenü von Werkzeuge<br />

zusammen. Hat ein Befehl oder<br />

Skript Auswirkungen auf den Inhalt des<br />

aktuellen oder beider Panes, weil Sie<br />

neue Dateien anlegen, sorgen Sie dafür,<br />

dass das Programm deren Inhalt durch<br />

die Option Refresh … erneuert.<br />

Es besteht die Möglichkeit, die vorhandenen<br />

Befehle – der Entwickler gibt<br />

einige als Beispiele vor – durch Edit a<br />

tool noch anzupassen oder mit Delete a<br />

tool wieder zu entfernen.<br />

Sicher haben Sie schon bemerkt, dass<br />

4Pane über die entsprechende Checkbox<br />

die Möglichkeit eröffnet, Befehle als<br />

root auszuführen. Intern nutzt das Programm<br />

voreingestellt dafür ein vorinstalliertes<br />

Sudo. Andere Varianten wären<br />

aber möglich. Um darauf zurückgreifen,<br />

nutzen Sie die Option Superuser unter<br />

Configure 4Pane im Bereich Sonstiges.<br />

Konfiguration<br />

Das Programm bietet die Möglichkeit, so<br />

ziemlich alle Aspekte einzustellen. Das<br />

bietet einen großen Vorteil, wenn es darum<br />

geht, eigene Vorlieben umzusetzen.<br />

So vergeben Sie bei Bedarf für nahezu<br />

alle Aktionen eigene Tastenkombinationen<br />

und passen diese entsprechend an.<br />

Aber Vorsicht: Nicht alles funktioniert so<br />

wie erwartet. Teilweise überschreiben<br />

neue Kombinationen nicht die vorgegebenen.<br />

Hier hat sich der Entwickler bereit<br />

erklärt, für mehr Klarheit zu sorgen.<br />

Das Programm speichert die Konfigurationsdaten<br />

in der Datei .4Pane im<br />

Home-Verzeichnis. Dort finden Sie in relativ<br />

übersichtlicher Form sämtliche Einstellungen,<br />

insgesamt mehr als 10 KByte<br />

an Daten. Einige Leerzeilen hätten die<br />

Übersichtlichkeit erhöht.<br />

Fazit<br />

Obwohl der Dateimanager 4Pane zunächst<br />

relativ einfach erscheint, stecken<br />

viel Praxiswissen und Sachkenntnis des<br />

Entwicklers in dem Programm. Das zeigt<br />

sich vor allem bei den einfachen Möglichkeiten,<br />

Erweiterungen zu definieren,<br />

sowie der ausgefeilten Konfiguration.<br />

Das Bedienkonzept wirkt ausgereift:<br />

Die hierarchische Struktur sorgt für deutlich<br />

mehr Übersicht, als sie viele andere<br />

Dateimanager bieten. Nach der nicht<br />

sehr aufwendigen Einarbeitungsphase<br />

verfügen Sie mit 4Pane über ein praktisches<br />

Werkzeug, das Sie schnell nicht<br />

mehr missen wollen. (agr) n<br />

Listing 1<br />

01 diff ‐u %2f %4f<br />

02 diff ‐u %Af %If<br />

03 rsync ‐avu %3d/ %1d<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 33142<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

63


Praxis<br />

Musique<br />

Schlanker Audioplayer Musique<br />

Abgespielt<br />

© iloveotto, 123RF<br />

Finden Sie Amarok zu wuchtig und Rhythmbox oder Audacious zu altbacken? Dann könnte<br />

Ihnen der innovative Audioplayer Musique gefallen. Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Der ressourcenschonende Audioplayer<br />

Musique beschränkt sich aufs Wesentliche<br />

und wartet mit einem hochinteressanten<br />

Bedienkonzept auf.<br />

Durch die zahlreichen neuen Online-<br />

Dienste erfuhren viele Audioplayer in den<br />

letzten Jahren Updates mit neuen Funktionen,<br />

die die meisten Anwender jedoch<br />

gar nicht benötigen. Der Newcomer Musique<br />

beschränkt sich dagegen auf die<br />

nötigsten Funktionen und verpackt sie in<br />

eine ansprechende Oberfläche, gewürzt<br />

mit einer Prise pfiffiger Ideen.<br />

Das früher unter dem Namen Minitubes<br />

firmierende Musique findet sich in<br />

den Paketquellen aller gängigen Distributionen<br />

und lässt sich daher in aller Regel<br />

bequem über den jeweiligen Paketmanager<br />

installieren. Anschließend finden Sie<br />

– je nach Desktop und Distribution – im<br />

Menü Unterhaltungsmedien oder Multimedia<br />

einen entsprechenden Starter.<br />

Alternativ übersetzen Sie das Programm<br />

direkt aus dem Quellcode, den Sie von<br />

der Homepage unter http:// flavio. tordini.​<br />

org/ musique/ herunterladen.<br />

Erster Start<br />

Der auf den Qt-Bibliotheken basierende<br />

Audioplayer setzt eine lokal vorhandene<br />

Musiksammlung voraus. Sie müssen<br />

dem Programm daher beim ersten Start<br />

mitteilen, wo auf der Festplatte sich die<br />

gespeicherten Audiodateien befinden<br />

1 . Musique katalogisiert dann die<br />

gesamte Musiksammlung, wobei es die<br />

ID3-Tags der MP3-Dateien ausliest und<br />

online beim Dienst Last.fm Daten zu den<br />

Interpreten und Alben abfragt. Dies<br />

funktioniert dank Vorbis comment auch<br />

beim freien Ogg-Audioformat. Je nach<br />

Umfang der Musiksammlung dauert das<br />

Erstellen des Katalogs einige Minuten.<br />

64 www.linux-user.de<br />

09.2014


Musique<br />

Praxis<br />

Anschließend zeigt Musique links im<br />

Programmfenster die gefundenen Bilder<br />

der Interpreten mitsamt deren Namen<br />

an. In einem freien Listenbereich rechts<br />

legen Sie bequem per Drag & Drop Ihre<br />

Wiedergabeliste an. Dazu klicken Sie den<br />

gewünschten Interpreten links im Fenster<br />

an und ziehen das Foto nach rechts<br />

in die Liste. Diese zeigt nun Interpret/​Album<br />

und farblich abgesetzt die gespeicherten<br />

Titel an. Ein Linksklick auf einen<br />

der Titel startet dessen Wiedergabe 2 .<br />

Möchten Sie statt aller vorhandenen<br />

Titel eines Künstlers nur die Lieder eines<br />

Albums in die Playlist aufnehmen, so aktivieren<br />

Sie im Hauptbereich des Fensters<br />

die Ansicht Alben. Via Drag & Drop<br />

übernehmen Sie das jeweilige Album in<br />

die Playlist. Alternativ dazu machen Sie<br />

im Reiter Ordner auch die nach Künstlernamen<br />

sortierten Ordner zur Grundlage<br />

Ihrer Wiedergabeliste, wobei diese Ansicht<br />

neben den Künstlernamen die Anzahl<br />

der dazugehörigen Ordner und die<br />

Gesamtlänge aller in den Ordnern gespeicherten<br />

Audiodateien aufführt.<br />

Oben im Programmfenster befindet<br />

sich zusätzlich eine horizontale Leiste<br />

mit Bedienelementen. Auch hier beschränkt<br />

sich Musique auf das Wesentliche:<br />

Neben den vier Knöpfen zur Steuerung<br />

des Players bietet Musique an dieser<br />

Stelle eine Fortschrittsanzeige und<br />

einen Lautstärkeregler. Ganz rechts finden<br />

Sie ein Eingabefeld für die Suchfunktion,<br />

mit der Sie Ihre Musiksammlung<br />

nach Interpreten, Alben und einzelnen<br />

Titeln durchforsten.<br />

Zum Entfernen eines Liedes aus der<br />

Playlist wählen Sie es aus und drücken<br />

auf [Entf]. Um die gesamte Wiedergabeliste<br />

zu löschen, klicken Sie unten rechts<br />

im Programmfenster auf die Schaltfläche<br />

Leeren. Hier steuern Sie auch durch Aktivieren<br />

der Schaltflächen Wiederholung<br />

und Zufallsmodus die Wiedergabe entsprechend<br />

Ihren Wünschen.<br />

Zum Verschieben einzelner Titel innerhalb<br />

der Wiedergabeliste ziehen Sie diese<br />

bei gedrückter linker Maustaste einfach<br />

an den Zielort.<br />

Zusatzinfos<br />

Zusätzlich zum Abspielen der Musiksammlung<br />

eröffnet Ihnen Musique auch<br />

die Möglichkeit, mehr über die Künstler<br />

und ihre Songs zu erfahren. Klicken Sie<br />

auf den Info-Button oben links im Programmfenster,<br />

dann wechselt die Software<br />

in eine dreigeteilte Info-Ansicht.<br />

Links erscheint ein Foto des Interpreten,<br />

darunter in Kurzform der Lebenslauf in<br />

englischer Sprache mitsamt weiterer<br />

Verweise 3 .<br />

Ein Aufruf dieser Verweise öffnet den<br />

voreingestellten Webbrowser und verzweigt<br />

auf die entsprechenden Seiten<br />

des Internet-Radios Last.fm mit zusätzlichen<br />

Informationen. Mittig erscheint<br />

das Albumcover, aus dem der gerade abgespielte<br />

Titel stammt. Rechts im Fenster<br />

blendet Musique nach kurzer Wartezeit<br />

den Text zum aktuellen Musiktitel ein.<br />

Musique 1.3<br />

LU/musique/<br />

Vorbis comment: Containerformat für Metadaten<br />

der Xiph.org-Foundation. In kurzen<br />

Textinformationen lassen sich Informationen<br />

zum Musikstück speichern. Das Format<br />

kommt bei Xiphs freien Codecs Vorbis,<br />

FLAC und Speex zum Einsatz.<br />

1 Eine lokal gespeicherte<br />

Musiksammlung<br />

ist Voraussetzung<br />

für<br />

den Einsatz von<br />

Musique.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

65


Praxis<br />

Musique<br />

2 Musique verleiht den Interpreten aus<br />

Ihrer Musiksammlung ein Gesicht.<br />

Durch einen erneuten Klick auf den Info-<br />

Button wechseln Sie zurück zur vorherigen<br />

Ansicht.<br />

Datenschutz<br />

Musique bezieht seine Daten komplett<br />

vom Internet-Musikdienst Last.fm. Beim<br />

Erfassen des Musikbestandes überträgt<br />

Musique einmalig Bilder und Informationen<br />

zu den Künstlern und Alben der<br />

Sammlung auf die Festplatte. Diese stehen<br />

anschließend auch offline zur Verfügung.<br />

Auch die Daten zu den Interpreten<br />

speichert der Player lokal ab.<br />

Der sogenannte Scrobbling-Dienst, der<br />

die von Ihnen abgespielten Titel an Last.<br />

fm überträgt und Ihnen dann als Statistik<br />

präsentiert, ist bei Musique von Haus<br />

aus nicht aktiv. Sie müssen ihn, falls Sie<br />

diese Übertragung wünschen, durch<br />

Setzen eines Häkchens im Menü Wiedergabe<br />

vor dem Eintrag Scrobbling explizit<br />

aktivieren.<br />

Weitere Daten bezieht Musique von<br />

Last.fm in Gestalt der Liedtexte, die der<br />

Player im Info-Fenster einblendet. Diese<br />

Daten speichert Musique nicht lokal an,<br />

sondern lädt sie bei jedem Aufruf eines<br />

Liedes erneut aus dem Netz. Sind Sie<br />

während der Wiedergabe offline, bleibt<br />

daher dieser Bereich des Fensters leer.<br />

Fazit<br />

Suchen Sie einen einfachen, aber optisch<br />

ansprechenden Audioplayer, werden Sie<br />

bei Musique fündig. Durch die pfiffige<br />

Datenbankabfrage zu den Künstler-<br />

Lebensläufen und Liedtexten bietet das<br />

Programm zusätzlich einen kleinen Lerneffekt,<br />

ohne dabei den Datenschutz zu<br />

vernachlässigen. Aufgrund des Einsatzes<br />

von Bildern als groß dimensionierte<br />

Schaltflächen sowie den intensiven Gebrauch<br />

von Drag & Drop eignet sich Musique<br />

vor allem auch als Player auf Convertible-Computern,<br />

die über berührungssensitive<br />

Bildschirme verfügen. Insgesamt<br />

stellt das stabil arbeitende, ressourcenschonende<br />

Programm eine funktionell<br />

abgespeckte Alternative zu den<br />

gängigen Audioplayern dar. (cla) n<br />

3 Auch der belgische<br />

Rapper<br />

Stromae fühlt sich<br />

in Musique gut<br />

aufgehoben.<br />

66 www.linux-user.de<br />

09.2014


Praxis<br />

MakeHuman<br />

3D-Figuren in MakeHuman entwerfen<br />

God Mode<br />

© Hannu Vitanen, 123RF<br />

Mit MakeHuman erstellen<br />

Sie realistisch wirkende<br />

menschliche Akteure, die in<br />

Blender geschaffenen 3D-<br />

Szenen den letzten Schliff<br />

geben. Andreas Reitmaier<br />

Oft benötigt man für eine 3D-Szene nur<br />

ein, zwei menschliche Figuren, um etwas<br />

Leben mit ins Spiel zu bringen. Zwar lassen<br />

sich auch in Blender 3D-Charaktere<br />

erstellen und animieren, jedoch nur mit<br />

enorm hohem Aufwand.<br />

Unter kommerziellen Betriebssystemen<br />

hat sich deshalb schon seit geraumer<br />

Zeit das Programm Poser als Quasi-<br />

Standard etabliert, um menschliche Figuren<br />

zu entwickeln, die sich nahtlos in<br />

eine Szene integrieren – samt realistischer<br />

Haut, Haartracht und Kleidung sowie<br />

gegebenenfalls einer bestimmten<br />

Pose, die der Software ihren Namen gab.<br />

Unter Linux dagegen lag diese Anwendungsnische<br />

bislang brach. Die ärgerliche<br />

Lücke schließt nun die Open-Source-<br />

Software MakeHuman û, die als<br />

Python- Anwendung im Bedarfsfall auch<br />

unter Mac OS X und Windows ihren<br />

Dienst versieht. Für das Erstellen von<br />

Posen oder Bewegungen spielt Make-<br />

Human mit der ebenfalls freien 3D-Software<br />

Blender û zusammen.<br />

Ubuntu führt MakeHuman bereits in<br />

seinen Paketquellen, allerdings in einer<br />

veralteten Version. Sie sollten daher einen<br />

Besuch auf der Projektwebseite machen<br />

und dort die jeweils aktuelle Ver-<br />

Readme<br />

Den 3D-Welten von Blender fehlen realistische<br />

menschliche Figuren. Unter Mac OS X<br />

und Windows sorgt seit Langem das kommerzielle<br />

Poser für entsprechende Versorgung.<br />

Mit MakeHuman steht jetzt eine freie<br />

Alternative für Linux bereit.<br />

MakeHuman auf RPM-Systemen<br />

Anders als in der Online-Dokumentation<br />

angegeben, stellt das MakeHuman-Projekt<br />

derzeit ausschließlich ein DEB-Paket der<br />

Software bereit, jedoch keine RPM-Variante.<br />

Auch Rpmfind.net stöbert lediglich<br />

ein RPM-Paket der älteren Version 0.9.1<br />

von MakeHuman auf.<br />

Damit verbleiben für die Nutzer RPM-basierter<br />

Distributionen zwei Möglichkeiten:<br />

Das Umwandeln des DEB-Packages in ein<br />

RPM-Paket mithilfe von Alien û oder das<br />

Einspielen des Programms aus dem<br />

Python-Quelltext-Archiv von der Make-<br />

Human-Website.<br />

68 www.linux-user.de<br />

09.2014


MakeHuman<br />

Praxis<br />

Weitere Einzelheiten fügen Sie über das<br />

Menü Geometrien hinzu. Hier gestalten<br />

Sie zum Beispiel Augen, Haare und Zähne<br />

und fügen Augenbrauen, Wimpern<br />

und Zunge hinzu 3 . Nicht alle Änderungen<br />

lassen sich unmittelbar erkension<br />

als DEB-Paket herunterladen. Dessen<br />

Installation via Software Center, Synaptic<br />

oder Gdebi nimmt eine ganze Weile<br />

in Anspruch. Die Wartezeit gestaltet<br />

sich in sofern recht unangenehm, als das<br />

System derweil keine genauen Informationen<br />

zum Verlauf zurückliefert.<br />

Nach dem Einrichten aktivieren Sie in<br />

den Einstellungen die deutsche Lokalisierung.<br />

Damit sich die Änderung auch auf<br />

die Menüs und nicht nur die Hinweise<br />

auswirkt, müssen Sie anschließend das<br />

Programm neu starten. Des Weiteren<br />

können Sie das Aussehen von Make-<br />

Human anpassen. Als Vorgabe verwendet<br />

es die im Medienbereich beliebte<br />

dunkelgraue Oberfläche. Ändern Sie<br />

dies auf Betriebssystem, erhalten Sie eine<br />

hellere Darstellung, deren Bedienelemente<br />

zudem denen der Desktop-Umgebung<br />

entsprechen.<br />

Die weiteren Einstellungen beziehen<br />

sich auf die Darstellung einiger Regler<br />

und der Oberfläche. Das Menü Werkzeuge<br />

ließe sich auch trefflich mit „Debug“<br />

bezeichnen: Hier finden Sie vor allem Informationen<br />

zum Ablauf des Programms,<br />

darunter die geladenen Plugins<br />

sowie Benachrichtigungen und Warnbeziehungsweise<br />

Fehlermeldungen.<br />

Neuland betreten<br />

Body-Forming<br />

Nun können Sie sich den Details widmen.<br />

So finden Sie unter Modellieren |<br />

Geschlecht Einstellungen zu Brust der<br />

Frau und den Genitalien des Mannes,<br />

falls diese für Ihre Darstellung von Bedeutung<br />

sind. Daneben bietet Make-<br />

Human im Bereich Modelling die Kategorien<br />

Gesicht, Rumpf sowie Arme & Beine.<br />

Besonders die Einstellungen zum Gesicht<br />

warten naturgemäß mit einer ganzen<br />

Reihe an Parametern auf. Da kein<br />

realer Mensch völlig symmetrische Gesichtszüge<br />

aufweist, können Sie hier<br />

auch das rechte und linke Auge und Ohr<br />

unabhängig voneinander gestalten.<br />

Erscheint Ihnen das für den vorgesehenen<br />

Zweck zu aufwendig, dann nutzen<br />

Sie stattdessen die Symmetrie-Funktion,<br />

um sich die Arbeit zu erleichtern.<br />

Details<br />

MakeHuman 1.0.1<br />

LU/makehuman/<br />

Starten Sie MakeHuman, dann zeigt Ihnen<br />

das Programm einen neutralen Charakter<br />

an, der als Grundlage für Anpassungen<br />

dient. Sie landen dabei automatisch<br />

im Menü Modellieren, in dem Sie<br />

die Figur entsprechend Ihren Vorstellungen<br />

gestalten 1 .<br />

Im Menü Allgemein legen Sie zunächst<br />

einige grundsätzliche Daten fest, angefangen<br />

beim Geschlecht, das Sie zwischen<br />

100 Prozent weiblich und 100 Prozent<br />

männlich festlegen – entsprechend<br />

verschieben sich bereits hier die Körperproportionen.<br />

Es folgt die Einstellung des<br />

Alters, der Größe und des Gewichts 2 .<br />

Mit den Reglern Muskeln und Proportionen<br />

tunen Sie eine dicke Couch-Potato<br />

zum Spitzensportler, über die Regler<br />

Afrikanisch, Asiatisch und Kaukasisch beeinflussen<br />

Sie neben der Hautfarbe auch<br />

die Kopfform sowie die Form der Augen.<br />

1 Nach dem Start präsentiert MakeHuman zunächst eine vollkommen neutrale Figur,<br />

die jegliche Art spezifischer Merkmale vermissen lässt.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

69


Praxis<br />

MakeHuman<br />

nen: Bei Zähnen und Zunge kommt es<br />

beispielsweise darauf an, ob der Mund<br />

überhaupt geöffnet ist.<br />

Bei den Geometrien versteckt sich<br />

auch die Abteilung Kleidung. Hier stehen<br />

einige Textilien zur Wahl, die Sie den<br />

Figuren anziehen können. Die Auswahl<br />

fällt nicht besonders groß aus, ermöglicht<br />

aber schon einmal, die Figuren in<br />

anderen Programmen zu nutzen, ohne<br />

sich dort noch um Kleidung kümmern<br />

zu müssen.<br />

Materialien<br />

Über das Menü Materialien bringen Sie<br />

mehr Abwechslung in die Garderobe.<br />

Sobald Sie das Modell gewandet haben,<br />

erscheint in der linken Seitenspalte unter<br />

Kleidung das entsprechende Accessoire,<br />

das Sie nun über die Auswahl in<br />

der rechten Seitenspalte variieren. In der<br />

Regel offeriert MakeHuman hier unterschiedliche<br />

Farb- oder Texturvarianten<br />

für das gewählte Kleidungsstück 4 .<br />

In der linken Seitenspalte finden Sie<br />

unter Mensch noch einige Parameter, die<br />

Sie anpassen können. Für die meisten<br />

dort angezeigten Elemente (etwa Zähne<br />

oder Haare) stehen keine oder nur wenige<br />

Optionen zur Verfügung, doch der Parameter<br />

Haut verleiht der Figur ein charakteristisches<br />

Aussehen: Aus den drei<br />

Charakter-Typen Asiatisch, Afrikanisch<br />

und Kaukasisch stehen jeweils feminine<br />

und maskuline Hauttypen zur Auswahl.<br />

Animation vorbereiten<br />

MakeHuman bringt keine eigene Funktion<br />

zum Animieren der Figuren mit. Diese<br />

Aufgabe übernimmt im direkten Zusammenspiel<br />

die 3D-Software Blender und<br />

realisiert sie über ein Spezialwerkzeug<br />

namens MakeWalk. Im Menü Posieren/​<br />

Animieren finden Sie daher nur die Funktion,<br />

die Figur für den entsprechenden<br />

Export vorzubereiten. Das Modell erhält<br />

damit eine an das Ziel angepasste Motorik,<br />

sprich: Ansatzstellen zur Animation<br />

im später verwendeten Zielprogramm,<br />

beziehungsweise für eine bestimmte<br />

Darstellung im 3D-Programm.<br />

Das Menü Rendern bietet eine <strong>Vorschau</strong><br />

auf das zum Export vorbereitete<br />

Modell. So erhalten Sie die Möglichkeit,<br />

die Kreation innerhalb von MakeHuman<br />

noch hier und da zu verbessern. Allerdings<br />

kann das Ergebnis mit einem komplexen<br />

Rendering nicht mithalten.<br />

Außenstelle Blender<br />

2 Mit ein paar wenigen Reglern gestalten Sie die Figur schon ein wenig menschlicher.<br />

Das Geschlecht, die Proportionen und diverse ethnische Merkmale lassen das Modell<br />

deutlich realistischer erscheinen.<br />

MakeHuman interagiert eng mit Blender,<br />

sowohl zum Ausbau der Funktionen,<br />

als auch zur späteren Animation der erstellten<br />

Figuren. Dazu dienen verschiedene<br />

Blender-Erweiterungen, die Sie bei<br />

Bedarf von der MakeHuman-Homepage<br />

herunterladen und nach .blender/Version/scripts/addons<br />

in Ihrem Home-<br />

Verzeichnis entpacken. Die Addons stehen<br />

dann in Blender über das entsprechende<br />

Menü zur Verfügung.<br />

Neben dem bereits erwähnten Make-<br />

Walk, mit dem Sie Ihre Figuren innerhalb<br />

von Blender animieren, gibt es Make-<br />

Clothes, mit dem Sie Kleidungsstücke für<br />

den Einsatz in MakeHuman entwerfen.<br />

Grundsätzlich funktioniert das auch<br />

ohne das Plugin, doch hilft Ihnen Make-<br />

Clothes beim Anpassen an die Figuren.<br />

70 www.linux-user.de<br />

09.2014


MakeHuman<br />

Praxis<br />

Außerdem stellt es einige grundsätzliche<br />

Funktionen zum Formen bereit, die dafür<br />

sorgen, dass die Kleidung auch sitzt<br />

und sich später zusammen mit den Figuren<br />

bewegen kann.<br />

Das Zusatzwerkzeug MakeTarget ermöglicht,<br />

in Blender die grundsätzlichen<br />

Polygonnetze für die MakeHuman-Figuren<br />

anzupassen beziehungsweise zu erweitern.<br />

Damit lassen sich komplett<br />

neue Figuren gestalten oder Ergänzungen<br />

modellieren. Dazu zählen etwa zusätzliche<br />

Formen für Nase und Ohren,<br />

die Sie mit den in MakeHuman vorhandenen<br />

kombinieren können.<br />

Mit dem MHX Importer bereiten Sie<br />

MakeHuman-Dateien für den Einsatz in<br />

Blender vor. Die gemeinsame Programmbasis<br />

Python gestaltet den Austausch<br />

zwischen MakeHuman und Blender<br />

deutlich umfangreicher, als er mit<br />

Standard-Austauschformaten möglich<br />

wäre, was die Angelegenheit für den<br />

Anwender deutlich vereinfacht.<br />

Fazit<br />

3 Durch die Definition von Haaren, Augen und anderen Gesichtsmerkmalen erhalten<br />

die Figuren ein individuelles Aussehen.<br />

Mit MakeHuman gelingt es auch Einsteigern<br />

schnell, menschenähnliche Modelle<br />

für das Weiterverarbeiten in 2D/​3D-Programmen<br />

zu erstellen. Wenige Grundeinstellungen<br />

genügen, um charakteristische<br />

Merkmale festzulegen. Die Regler<br />

sind dabei so gestaltet, das Sie kaum einmal<br />

über das realistische Maß hinausschießen<br />

können. Das vermeidet muskulöse<br />

Hulks ebenso wie Pinocchio-Nasen.<br />

Seine Stärken spielt MakeHuman besonders<br />

im Zusammenspiel mit Blender<br />

aus, wobei die Kooperation in beide<br />

Richtungen funktioniert. So können Sie<br />

in Blender Grundstrukturen und Bekleidung<br />

erstellen und anders herum die<br />

Modelle aus MakeHuman nach Blender<br />

exportieren und dort sehr einfach zum<br />

Leben erweckt.<br />

Erstaunlicherweise bietet der Download-Bereich<br />

des Projekts bislang nur<br />

wenige zusätzliche Möglichkeiten, lediglich<br />

eine Handvoll Kleidungsstücke und<br />

ein einziges einsames Figur-Modell bevölkern<br />

diese Seiten. Offenbar muss<br />

MakeHuman erst einmal deutlich bekannter<br />

werden und eine lebhaftere<br />

Community anziehen. (jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 33059<br />

4 MakeHuman hält eine kleine Auswahl an Garderobe vor. Die Option Verberge Flächen<br />

unter Kleidung sorgt dafür, dass zum Beispiel nicht die Knie durch die Jeans hindurchragen.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

71


Praxis<br />

Haroopad<br />

Der Markdown-Editor Haroopad<br />

mit integrierter Live-<strong>Vorschau</strong><br />

Ausgezeichnet<br />

© Torsten Schon, Fotolia<br />

Muss man für einfache<br />

Dokumente immer gleich zu<br />

großen Office-Suiten greifen?<br />

Mit dem schlanken Markdown-Editor<br />

Haroopad erstellen<br />

Sie formatierte Texte<br />

im Handumdrehen.<br />

Christoph Langner<br />

Readme<br />

Die Stärken der Markdown-Syntax liegen<br />

darin, dass sich Dokumente schon in der<br />

Ausgangsform als Textdatei gut lesen lassen.<br />

Der Markdown-Editor Haroopad hilft<br />

beim Verfassen von solcherart formatierten<br />

Texten mit einer stets aktuellen Live-Ansicht.<br />

Wer möglichst schnell formatierte Dokumente<br />

erstellen möchte, greift in der<br />

Regel zu einem Textverarbeitungsprogramm<br />

aus einer der Office-Suiten. Dabei<br />

braucht es die vielen Funktionen<br />

zum Gestalten von Texten meist gar<br />

nicht: Für eigene Notizen oder Rohtexte<br />

zum späteren Veröffentlichen im Internet<br />

eignen sich in der Markdown-Syntax<br />

geschriebene Texte viel besser.<br />

Der Vorteil der Sprache liegt darin,<br />

dass Sie Dokumente in Markdown-Syntax<br />

in jedem beliebigen Texteditor <strong>bearbeiten</strong><br />

können. Egal, ob mit einem PC<br />

oder auf dem Smartphone: Bei Markdown-Dokumenten<br />

handelt es sich um<br />

herkömmliche Textdateien, in denen Sie<br />

fett geschriebenen Text mit zwei Sternen<br />

markieren, den Überschriften zwei<br />

Rauten (##) voranstellen oder Links mit<br />

[LU](http:// www. linux‐user. de) auszeichnen.<br />

Eine vollständige Erklärung<br />

der Syntax mit zahlreichen Beispielen<br />

liefert Ihnen die deutschsprachige Markdown-Homepage<br />

û.<br />

Mithilfe zahlreicher Tools exportieren<br />

Sie in Markdown geschriebene Dokumente<br />

nach HTML oder PDF. Alternativ<br />

gibt es für die meisten CMS Plugins, die<br />

entsprechende Quelltexte unverändert<br />

aufnehmen und aus der Datenbank heraus<br />

in HTML umwandeln. So bleibt der<br />

Original-Text mit der Markdown-Syntax<br />

zusätzlich erhalten.<br />

Schreiben mit Markdown<br />

Nun ist aber das Schreiben von Dokumenten<br />

für Webseiten oder Blogs in einem<br />

nackten Texteditor ebenfalls nicht<br />

jedermanns Sache. Wer das Arbeiten mit<br />

WYSIWYG-Programmen gewohnt ist, wie<br />

etwa Bürosuiten oder CMS-Online-Editoren,<br />

der möchte gleich das Ergebnis seiner<br />

Arbeit sehen und sich beim Schreiben<br />

nicht von Codes und Tags im Text<br />

ablenken lassen.<br />

Hier spielt nun der Markdown-Editor<br />

Haroopad û seine Stärken aus. Er arbeitet<br />

prinzipbedingt zwar nicht im<br />

WYSIWYG-Modus, zeigt aber direkt nach<br />

dem Schreiben in einer Live-Ansicht<br />

eine <strong>Vorschau</strong> des gerade eingegebenen<br />

Textes an 1 . Scrollen Sie im Textdokument,<br />

bewegt sich automatisch auch die<br />

formatierte Ansicht mit.<br />

72 www.linux-user.de<br />

09.2014


Haroopad<br />

Praxis<br />

Sie finden die sehr junge Anwendung<br />

noch nicht in den Paketquellen der großen<br />

Distributionen. Die Entwickler bieten<br />

Haroopad jedoch auf ihrer Homepage<br />

oder auf Bitbucket û als DEB-Paket<br />

an. Dort finden Sie im Bedarfsfall<br />

auch Versionen für Mac OS X und Windows.<br />

Der alternativ angebotene Tarball<br />

entspricht lediglich dem DEB-Paket mit<br />

einer anderen Endung, die Inhalte des<br />

Archivs müssen Sie daher von Hand in<br />

das Dateisystem einbringen û. Anwender<br />

von Arch Linux, Manjaro oder einem<br />

anderen Arch-Derivat beziehen die aktuelle<br />

Version des Programms via AUR û.<br />

Nach dem ersten Start empfängt Haroopad<br />

Sie mit einem leeren Editorfenster.<br />

Geben Sie hier etwas ein, erscheint<br />

der Text unmittelbar nach den ersten<br />

Tastenanschlägen in der weiß hinterlegten<br />

Dokumentenansicht. Unformatierter<br />

Text macht hier noch nicht viel her, wohl<br />

aber die gerenderte Ausgabe, sobald Sie<br />

ihr Dokument mit Formatierungen in<br />

der Markdown-Syntax gestalten.<br />

Markdown-Editor<br />

Kennen Sie sich mit Markdown noch<br />

nicht aus, dann blenden Sie über das<br />

Icon links unten neben den statistischen<br />

Informationen (Zeilen, Worte, Cursorposition)<br />

eine Seitenleiste mit Schnelltipps<br />

ein. Durch Klicken der einzelnen Punkte<br />

fügen Sie diese in den Text ein. Das<br />

Menü Einfügen kennt noch eine Reihe<br />

weiterer Syntaxelemente, ebenso liefert<br />

Hilfe | Markdown Syntaxhilfe entsprechende<br />

Beispiele.<br />

Neben den üblichen Formatierungen<br />

beherrscht Haroopad auch das Einbinden<br />

von Bildern, Multimedia-Dateien<br />

und Webinhalten. Im Text fügen Sie Audiodateien<br />

im MP3- und OGG-Format<br />

und Videos als MP4, OGV oder WEBM<br />

über ![audio](http://pfad/a.mp3)<br />

oder ![video](http://pfad/v.webm)<br />

ein. Auch Inhalte von Youtube, Flickr,<br />

Instagram, Soundcloud oder auch Twitter<br />

lassen sich direkt ins Dokument integrieren.<br />

Die Online-Hilfe û liefert dazu<br />

ausführliche Codebeispiele, wenn gleich<br />

mit koreanischem Begleittext.<br />

Wer wissenschaftliche Texte mit Formeln<br />

verfasst, dürfte zudem die Möglichkeit<br />

hoch schätzen, in LaTeX geschriebene<br />

Formeln direkt ins Markdown-Dokument<br />

zu integrieren. Sie aktivieren<br />

diese Funktion unter Datei | Einstellungen<br />

| Markdown und Verwende<br />

mathematische Ausrücke (LaTeX). Danach<br />

binden Sie Formeln eingeklammert in<br />

zwei Dollar-Zeichen direkt in den Fließtext<br />

ein, oder gekapselt mit drei Dollar-<br />

Zeichen ($$$E = mc^2$$$) in einen eigenen<br />

Formelblock.<br />

Beim Speichern der Dokumente gibt<br />

Haroopad die Erweiterungen MD vor.<br />

Das Format entspricht herkömmlichen<br />

Textdateien. Ist also gerade kein Haroopad<br />

zur Hand, genügt ein gewöhnlicher<br />

Texteditor zum Weiterarbeiten. Benötigen<br />

Sie den Text als HTML-Code, dann<br />

generieren Sie diesen über Datei | Exportieren.<br />

Zum Erzeugen eines PDF-Dokuments<br />

nutzen Sie dagegen die in Cups<br />

integrierte Funktion, ein Dokument als<br />

PDF-Datei zu drucken.<br />

Fazit<br />

Haroopad 0.12.0 (DEB)<br />

LU/haroopad<br />

Zum Verfassen von Master-Arbeiten eignet<br />

sich Markdown weniger, dafür umso<br />

mehr für Webarbeiter und zum Erstellen<br />

einfacher Dokumente und Entwürfe. Haroopad<br />

unterstützt Sie beim Schreiben<br />

der Markdown-Syntax mit gut zu erreichenden<br />

Hilfen und der Live-Ansicht.<br />

Dem Editor fehlen jedoch noch ein paar<br />

wichtige Funktionen, wie etwa eine<br />

Rechtschreibkorrektur oder eine in Reiter<br />

gegliederte Oberfläche. Entsprechende<br />

Funktionen finden sich jedoch<br />

bereits im Bugtracker û. (cla) n<br />

1 Der Markdown-Editor Haroopad erlaubt es, LaTeX-Formeln und Webinhalten in ein<br />

Dokument einzubinden. Die <strong>Vorschau</strong> zeigt, was den Leser erwartet.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/33359<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

73


Praxis<br />

Audex<br />

Der schlanke Audio-CD-Ripper Audex<br />

Rip, Rip, Hurra!<br />

Mit dem CD-Ripper Audex<br />

brauchen Sie sich beim Digitalisieren<br />

Ihrer privaten Musiksammlung<br />

noch nicht einmal<br />

einzuarbeiten, sondern<br />

können sofort loslegen.<br />

Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Audex macht im Handumdrehen aus einem<br />

Stapel Audio-CDs eine Musiksammlung auf<br />

dem Massenspeicher.<br />

Linux hat sich längst auch als Multimedia-Plattform<br />

fest etabliert. Die daraus<br />

resultierende Fülle an Anwendungen<br />

macht es vor allem für den Gelegenheitsnutzer<br />

schwierig, das passende Programm<br />

zu finden. Möchten Sie Audio-<br />

CDs für Ihre private Party rippen, so bieten<br />

sich auf den ersten Blick Boliden wie<br />

K3b, Rhythmbox oder Amarok an, in die<br />

Sie sich jedoch erst einarbeiten müssen<br />

– oder Sie legen innerhalb einer halben<br />

Minute mit dem kompakten Audio-Ripper<br />

Audex (http:// kde. maniatek. com/​<br />

audex/) los.<br />

Installation<br />

Das Programm findet sich in den Software-Repositories<br />

der gängigen Distributionen,<br />

sodass Sie es komfortabel per<br />

Mausklick mithilfe des jeweiligen grafischen<br />

Paketmanagers auf die Festplatte<br />

packen. Danach finden Sie je nach Distribution<br />

einen entsprechenden Starter im<br />

Untermenü Multimedia oder Unterhaltungsmedien.<br />

Die Software öffnet wieselflink<br />

ein selbsterklärendes Programmfenster,<br />

in dem zunächst außer der<br />

Menüzeile keine weiteren Bedienelemente<br />

erscheinen.<br />

Nach Einlegen einer Audio-CD liest die<br />

Applikation deren Inhalt ein und zeigt<br />

die einzelnen Titel rechts im Anwendungsfenster<br />

in einer Listenansicht<br />

an 1 . Dabei lädt es, sofern ein Internetzugang<br />

besteht, automatisch Metadaten<br />

von den Freedb.org-Servern ab, wie<br />

etwa Cover, Titel, Erscheinungsjahr und<br />

Genre. Findet der Ripper in den Freedb.<br />

org-Datenbanken mehrere CDs des gleichen<br />

Titels, wählen Sie im nächsten Dialog<br />

das korrekte Medium aus.<br />

Einstellungssache<br />

Bevor Sie mit dem Auslesen der Audio-<br />

CD beginnen, sollten Sie zunächst einige<br />

Grundeinstellungen vornehmen. Diese<br />

74 www.linux-user.de<br />

09.2014


Audex<br />

Praxis<br />

Audex bringt keine eigenen Encoder<br />

zum Umwandeln von Musik in MP3-<br />

oder Ogg-Dateien mit und beherrscht<br />

daher lediglich den Umgang mit Dateien<br />

im proprietären Wave-Format. Im Einstellungsfenster<br />

der Software bestimmen<br />

Sie unter Profile wie das geschehen<br />

soll. Als WAV belegt ein Musikalbum<br />

schnell 700 MByte auf Ihrer Festplatte,<br />

Sie sollten sich daher um die Installation<br />

der nötigen Codecs kümmern.<br />

Audex 0.78<br />

LU/audex/<br />

Formatfrage<br />

finden Sie im Menü Einstellungen | Audex<br />

einrichten…. Hier empfiehlt es sich, zunächst<br />

im Fenster Allgemeine Einstellungen<br />

die Wikipedia-Lokalisierung auf<br />

Deutsch umzustellen, um bei Bedarf Informationen<br />

in deutscher Sprache zu erhalten.<br />

In den CDDB-Einstellungen wählen<br />

Sie den Datenbankserver, von denen<br />

sich Audex die Daten von der Freedb<br />

holt. Alternativ zu Freedb.org beherrscht<br />

Audex den Umgang mit dem Online-<br />

Dienst MusicBrainz.<br />

Als Speicherort für die von CD gerippten<br />

MP3-Dateien sollten Sie ein Verzeichnis<br />

auf einer Partition wählen, die ausreichend<br />

freien Speicherplatz bietet. Alternativ<br />

tragen Sie eine Netzwerkfreigabe<br />

eines Servers oder NAS ein: So liegt Ihre<br />

Musik zentral und für andere Rechner erreichbar<br />

im lokalen Netzwerk vor. Verfügt<br />

der Computer über mehr als ein optisches<br />

Laufwerk, bestimmen Sie in diesem<br />

Dialog noch das zu nutzende Laufwerk<br />

zum Einlesen der CDs.<br />

© Li_Xuejun, 123RF<br />

Zunächst müssen Sie aus den Software-<br />

Repositories der verwendeten Distribution<br />

die benötigten Encoder nachinstallieren<br />

– üblicherweise genügen MP3-<br />

und Ogg-Vorbis-Encoder. Dazu installieren<br />

Sie die Pakete lame und vorbis-tools.<br />

Möchten Sie verlustfreie Aufnahmen auf<br />

die Festplatte packen, so empfiehlt sich<br />

die Installation des FLAC-Encoders, den<br />

Sie im Paket flac finden.<br />

Wechseln Sie anschließend in den Profile-Bildschirm<br />

im Einstellungsfenster<br />

von Audex und klicken Sie auf den Button<br />

Codecs suchen. Die Software erkennt<br />

die nun installierten Encoder automatisch<br />

und fügt für jeden davon Profile für<br />

das Rippen in unterschiedlichen Qualitäten<br />

in die Software ein. Befindet sich unter<br />

den automatisch generierten Profilen<br />

1 Übersichtlicher geht es kaum: das Programmfenster von Audex.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

75


Praxis<br />

Audex<br />

2 Über Profile steuern Sie die Audio-<br />

Qualität der Ausgabedateien.<br />

Sampler: Als Sampler bezeichnet man in<br />

der Musikindustrie eine Zusammenstellung<br />

von Musikstücken auf einem Tonträger, die<br />

meist der Zweitverwertung dient. Sampler<br />

enthalten daher oft auch Titel unterschiedlicher<br />

Interpreten.<br />

nicht die von Ihnen gewünschte Audio-<br />

Qualität, so legen Sie zusätzlich ein eigenes<br />

Profil unter Nutzung der vorhandenen<br />

Codecs durch Klicken auf den Button<br />

+ Hinzufügen… oben rechts im Profilfenster<br />

an 2 .<br />

Das Programm öffnet je nach gewähltem<br />

Codec individuelle Einstellungsdialoge<br />

für das Anlegen des Profils. Umgekehrt<br />

können Sie auch bereits eingebundene<br />

Profile, die Sie nicht benötigen,<br />

durch Drücken des Entfernen-Buttons<br />

löschen – das macht die Profilliste übersichtlicher.<br />

Die erfassten Profile stehen<br />

anschließend im Hauptfenster des Programms<br />

oben mittig im Auswahlbereich<br />

Profil: zur Verfügung.<br />

Frisch ans Rippen<br />

Nachdem Audex über die gewünschten<br />

Profile und Codecs verfügt, beginnen Sie<br />

mit dem Auslesen der Audio-CD. Von<br />

Haus aus markiert Audex sämtliche Titel<br />

einer CD zum Rippen. Soll das Programm<br />

einzelne Lieder auslassen, dann<br />

entfernen Sie das korrespondierende<br />

Häkchen in der Spalte Auslesen. Um das<br />

Rippen der CD zu starten, klicken Sie<br />

oben rechts im Programmfenster auf die<br />

Schaltfläche Auslesen. Audex enkodiert<br />

daraufhin die ausgewählten Titel ins<br />

Zielformat, was je nach Anzahl der Stücke<br />

etwas Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Anschließend finden Sie im zuvor in<br />

den Einstellungen ausgewählten Zielordner<br />

– fehlt er, legt Audex ihn automatisch<br />

an – Unterordner mit den jeweiligen<br />

Interpretennamen und Albentiteln.<br />

Die Musikstücke legt die Software gemeinsam<br />

mit einer JPG-Datei des Covers<br />

und einer M3U-Datei mit der Playlist sowie<br />

weiteren Metadaten ab, die alle gängigen<br />

Audioplayer bei der Wiedergabe<br />

einbeziehen.<br />

Fehlertolerant<br />

Manchmal liefern die Freedb.org-Datenbanken<br />

fehlerhafte Angaben zu Alben,<br />

Titeln und Interpreten, gelegentlich fehlt<br />

das betroffene Album dort ganz. Für solche<br />

Fälle bietet Audex die Möglichkeit,<br />

die eingelesenen Daten zu korrigieren<br />

3 Daten zu einzelnen Alben geben Sie in<br />

einem übersichtlichen Dialog ein.<br />

oder selbst Datensätze zu einzelnen Alben<br />

anzulegen. Klassische Musikalben<br />

stellen normalerweise kein Problem dar,<br />

bei Samplern mit Liedern unterschiedlicher<br />

Künstler liefert Freedb jedoch des<br />

Öfteren falsche Daten.<br />

Um die Datenbestände solcher Alben<br />

oder CD-Sammlungen selbst zu vervollständigen,<br />

klicken Sie im Hauptfenster<br />

von Audex unten links auf den Link Daten<br />

ändern. In einem gesonderten Dialog<br />

<strong>bearbeiten</strong> Sie daraufhin alle relevanten<br />

Daten – somit bleibt immerhin Ihre stationäre<br />

Musiksammlung stets auf dem aktuellen<br />

Stand 3 .<br />

Fazit<br />

Mit Audex bringen Sie im Handumdrehen<br />

Ihre Audio-CD-Sammlung auf die<br />

Festplatte. Die Software erfreut dabei<br />

vor allem durch die sehr einfache Bedienung<br />

und die flinke Arbeitsweise. Dank<br />

vielfältiger Formatunterstützung und<br />

der Anbindung an die Freedb.org-Datenbanken<br />

gehen keinerlei Informationen<br />

verloren. Da das Programm sich auf<br />

allen gängigen Desktop-Umgebungen<br />

wohlfühlt, sollte die Software bei keinem<br />

Musikfreund fehlen, der alte Datenträger<br />

im Handumdrehen ins digitale Zeitalter<br />

überführen möchte. (cla) n<br />

76 www.linux-user.de<br />

09.2014


Netz&System<br />

OpenLDAP<br />

Benutzerkonten mit OpenLDAP zentral verwalten<br />

Einer für alle<br />

© limbi007, 123RF<br />

Gilt es, mehreren Nutzern das Login an verschiedenen Rechnern oder Anwendungen zu<br />

ermöglichen, bietet der Verzeichnisdienst LDAP das Mittel der Wahl. Falko Benthin<br />

Readme<br />

Wer mehrere Nutzerkonten verwalten muss,<br />

kommt heute kaum um Verzeichnisdienste<br />

herum. Wir zeigen am Beispiel OpenLDAP,<br />

wie Sie eine zentrale Nutzerverwaltung einrichten<br />

und diese mit TLS absichern.<br />

In vielen Organisationen teilen sich Mitarbeiter<br />

inzwischen die vorhandenen<br />

Arbeitsplätze. Auf den zugehörigen<br />

Rechnern entsprechende Benutzerkonten<br />

anzulegen und diese aktuell zu halten,<br />

gerät für Admins schnell zu einer<br />

Herausforderung. Dazu kommt, dass verschiedene<br />

Netzwerkdienste, wie beispielsweise<br />

der Web server Apache oder<br />

auch der Mailserver Postfix, eigene Benutzerverwaltungen<br />

erfordern. Pflegen<br />

Sie mehrere Nutzer accounts auf verschiedenen<br />

Rechnern, dann ergeben<br />

sich neben den organisatorischen<br />

Schwierigkeiten unweigerlich auch Sicherheitsrisiken<br />

– etwa dann, wenn Sie<br />

78 www.linux-user.de<br />

09.2014


OpenLDAP<br />

Netz&System<br />

Accounts ausgeschiedener Mitarbeiter<br />

auf einigen Maschinen vergessen.<br />

LDAP<br />

Dem beugt ein Verzeichnisdienst damit<br />

vor, dass er alle Nutzer zentral verwaltet.<br />

Hierfür bietet sich beispielsweise das<br />

Lightweight Data Access Protocol (LDAP)<br />

an. Mit diesem Verzeichnisdienst stellen<br />

Sie Daten über Nutzer und Geräte rechner-<br />

und plattformübergreifend bereit.<br />

Über die Authentifikation hinaus lassen<br />

sich mit LDAP auch Telefon- und Adressdaten<br />

vorhalten.<br />

LDAP wurde 1993 entwickelt, um via<br />

TCP/​IP auf die in den 80er-Jahren aufgekommenen<br />

DAP-Datenbanken zuzugreifen.<br />

Diese nutzten damals einen X.500-<br />

Standard, der alle sieben Schichten des<br />

OSI-Referenzmodells umfasste, weshalb<br />

es aufwendig zu implementieren war.<br />

Ursprünglich konzipierten die Entwickler<br />

LDAP für Proxies, um DAP auf verschiedenen<br />

Systemen einfacher zugänglich<br />

zu machen. Später erhielt es ein eigenes<br />

Datenbank-Backend und arbeitete<br />

somit ohne DAP-Datenbank. LDAP<br />

baut seine Strukturen hierarchisch auf,<br />

sodass sich diese gut als Baum abbilden<br />

lassen. Dank seines objektorientierten<br />

Designs erlaubt es der Verzeichnisdienst,<br />

problemlos Vererbung und Polymorphie<br />

bei der Verwaltung der im Baum gespeicherten<br />

Verzeichniseinträge zu nutzen.<br />

Die Struktur der LDAP-Verzeichnisse<br />

ähnelt auf Lesezugriffe optimierten Dateiverzeichnissen.<br />

Wie diese besitzen sie<br />

eine Wurzel, unterhalb derer sich Containerobjekte<br />

(„Organisational Unit“, OU)<br />

und Blattobjekte befinden. Die OUs dürfen<br />

weitere Objekte enthalten und strukturieren,<br />

so etwa den Directory Information<br />

Tree (DIT). Unterhalb eines Blattobjekts<br />

erlauben die meisten LDAP-Implementierungen<br />

keine weiteren Objekte.<br />

Jedes Objekt im DIT verwendet einen<br />

eindeutigen Namen („Distinguished<br />

Name“, DN) und bestimmte Eigenschaften,<br />

die Attribute. Diese legen Objektklassen<br />

und Schemata fest.<br />

Je nach Definition müssen oder können<br />

Sie Attribute für ein Objekt vergeben.<br />

Ein für jedes Objekt zwingendes At-<br />

1 Mit distributionseigenen Paketwerkzeugen wie Apt-get installieren Sie den OpenLDAP-<br />

Server in wenigen Minuten. Das Einrichten erweist sich dagegen durchaus als kniffelig.<br />

tribut heißt Common Name, mit dem LDAP<br />

es im DIT erkennt und verwaltet. Ein Beispiel<br />

liefert die Objektklasse posixAccount<br />

(Listing 1), in der Sie die Attribute<br />

cn, uid, uidNumber, gidNumber und home‐<br />

Directory vergeben müssen, während<br />

userPassword, loginShell, gecos und<br />

description Optionen darstellen.<br />

Attribute verwaltet LDAP getrennt<br />

von Objekten. Letztere besitzen innerhalb<br />

der DIT eindeutige Object Identifier<br />

(OID) und Namen. Sie enthalten ferner<br />

eine Beschreibung (DESC), eine Angabe<br />

zur Gleichheit (EQUALITY) und eine Syntaxbeschreibung<br />

in OID-Form.<br />

Listing 1<br />

objectclass (1.3.6.1.1.1.2.0 NAME 'posixAccount'<br />

DESC 'Abstraction of an account with POSIX attributes'<br />

SUP top<br />

AUXILIARY<br />

MUST ( cn $ uid $ uidNumber $ gidNumber $ homeDirectory )<br />

MAY ( userPassword $ loginShell $ gecos $ description )<br />

)<br />

Listing 2<br />

attributetype ( 1.3.6.1.1.1.1.0 NAME 'uidNumber'<br />

DESC 'An integer uniquely identifying a user in an \<br />

administrative domain'<br />

EQUALITY integerMatch<br />

SYNTAX 1.3.6.1.4.1.1466.115.121.1.27 SINGLE‐VALUE )<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

79


Netz&System<br />

OpenLDAP<br />

verwalten möchten als Nutzeraccounts,<br />

registrieren Sie bei der IANA û kostenlos<br />

eine eigene OID beziehungsweise<br />

Private Enterprise Number. Letztere hat<br />

die folgende Form:<br />

iso.org.dod.internet.private.enteU<br />

rprise (1.3.6.1.4.1.x).<br />

Verwenden Sie keine eindeutige OID,<br />

dann treten eventuell Probleme auf,<br />

wenn Sie irgendwann mehrere LDAP-<br />

Bäume mit eigenen Objektklassen zusammenführen.<br />

Eine genaue Anleitung,<br />

wie ein LDAP-Schema aufgebaut ist, finden<br />

Sie in den RFCs 4510 bis 4519 û.<br />

OpenLDAP<br />

2 Slapcat zeigt den initialen DIT, den Container- und Blattobjekte im Lauf der Zeit zu einem<br />

ansehnlichen Baum wachsen lassen.<br />

Listing 2 zeigt beispielhaft das Attribut<br />

uidNumber, das auch in der Objektklasse<br />

posixAccount zum Einsatz kommt.<br />

Sämtliche OIDs finden Sie auf der Webseite<br />

von Harald Alvestrand û oder im<br />

OID Repository û. Wenn Sie eigene Attribute<br />

und Objektklassen benötigen,<br />

beispielsweise weil Sie mit LDAP mehr<br />

Zum Verwalten von LDAP-Verzeichnissen<br />

stehen mehrere Lösungen bereit,<br />

beispielsweise Novells eDirectory, Microsofts<br />

Active Directory oder das unter<br />

Linux populäre OpenLDAP û. Dieses<br />

rief Kurt Zeilenga 1998 ins Leben. Kurz<br />

darauf kam Howard Chu hinzu; zusammen<br />

entwickelten sie das Release 2.0,<br />

dessen Codebasis ein an der University<br />

of Michigan entwickelter LDAP-Server<br />

war. Heute verwaltet die OpenLDAP<br />

Foundation das Projekt, dem der Projektgründer<br />

vorsitzt. Die Software hat<br />

inzwischen Version 2.4.39 erreicht.<br />

Server konfigurieren<br />

OpenLDAP finden Sie in den Repositories<br />

aller gängigen Distributionen und<br />

installieren es mit den entsprechenden<br />

Werkzeugen zur Paketverwaltung, unter<br />

Debian beispielsweise mit dem folgendem<br />

Aufruf:<br />

$ sudo apt‐get install slapd ldap‐U<br />

utils<br />

3 Die dynamische Konfiguration übernimmt neue oder geänderte Parameter auch<br />

ohne einen Neustart des Servers in den LDAP-Baum.<br />

Der Installer fragt lediglich das Passwort<br />

des LDAP-Administrators ab 1 . Um später<br />

Daten zu ändern, tippen Sie anschließend<br />

dpkg‐reconfigure slapd. Das Paket<br />

ldap-utils enthält einige Kommandozeilenprogramme,<br />

die Sie benötigen, um<br />

Verzeichniseinträge zu verwalten. Der<br />

Aufruf slapcat gibt den initialen DIT<br />

80 www.linux-user.de<br />

09.2014


OpenLDAP<br />

Netz&System<br />

aus 2 , der außer der Organisation und<br />

dem LDAP-Admin noch nicht viel enthält.<br />

Dem helfen Sie mit einer Datei im<br />

Lightweight Database Interchange Format<br />

(LDIF) ab. In den LDIF-Dateien erzeugen<br />

Sie neue Container- oder Blattobjekte<br />

und ordnen diesen Objektklassen<br />

und Attribute mit Werten zu. Listing<br />

3 zeigt beispielhaft eine Organisation<br />

mit Abteilungen, den Organisational<br />

Units (OU), sowie Vorstand, Geschäftsführung<br />

und einen Nutzer.<br />

Ein Objekt beginnt immer mit dem<br />

DN, gefolgt von Attributen und Objektklassen.<br />

Den Passwort-Hash erhalten Sie<br />

mit slappasswd ‐s geheim. Viele Stringobjekte<br />

speichert LDAP Base64-kodiert<br />

ab, sodass Sie keinen Schreck bekommen<br />

müssen, wenn Ihnen später statt<br />

Beschreibungen und Passwort-Hashs<br />

Listing 3<br />

# struktur.ldif<br />

# Vorstand<br />

dn: ou=vorstand,dc=hochdrei,dc=<br />

local<br />

ou: vorstand<br />

objectclass: top<br />

objectclass: organizationalunit<br />

# Geschäftsführung<br />

dn: ou=gf,dc=hochdrei,dc=local<br />

ou: gf<br />

description: Geschäftsführung<br />

objectclass: top<br />

objectclass: organizationalunit<br />

# user Karl<br />

dn: uid=karl,ou=vorstand,dc=hochd<br />

rei,dc=local<br />

uid: karl<br />

cn: Karl Aschnikow<br />

givenName: Karl<br />

sn: Aschnikow<br />

userPassword: {SSHA}lv6ZgRfpIVmBW<br />

jps/7B1LoPeZLdyjV7q<br />

loginShell: /bin/bash<br />

uidNumber: 1001<br />

gidNumber: 100<br />

homeDirectory: /home/karl<br />

objectClass: inetOrgPerson<br />

objectClass: posixAccount<br />

objectClass: organizationalPerson<br />

objectClass: person<br />

wilde Zeichenungetüme begegnen. Einzelne<br />

LDIF-Dateien übernehmen Sie mit<br />

dem Befehl<br />

$ ldapadd ‐x ‐D "DN" ‐W ‐f LDIF‐U<br />

Datei<br />

Der Inhalt von struktur.ldif aus Listing<br />

3 würde etwa mit dem folgenden<br />

Kommando seinen Weg ins LDAP-Verzeichnis<br />

finden:<br />

$ ldapadd ‐x ‐D "cn=admin,dc=hochU<br />

drei,dc=local" ‐W ‐f struktur.ldif<br />

LDIF-Dateien und einige Skripts erlauben<br />

es somit, beliebig viele Objekte automatisiert<br />

zu erzeugen.<br />

Seit Version 2.3 unterstützt OpenLDAP<br />

eine dynamische Konfiguration, die die<br />

meisten Distributionen automatisch aktivieren.<br />

Das bedeutet, dass Sie sämtliche<br />

Konfigurationsparameter in einem<br />

LDAP-Baum speichern und Sie diese<br />

über LDIF-Dateien ändern. Das hat den<br />

Vorteil, dass LDAP auch ohne Server-<br />

Neustart Änderungen sofort übernimmt.<br />

Die statische Konfiguration via slapd.<br />

conf gilt dagegen als überholt und verschwindet<br />

in absehbarer Zeit.<br />

Mit dem folgenden Kommandozeilenaufruf<br />

geben Sie den kompletten Konfigurationsbaum<br />

3 aus:<br />

$ ldapsearch ‐Y EXTERNAL ‐H ldapU<br />

i:/// ‐b "cn=config"<br />

Listing 4<br />

# Gnutls installieren<br />

apt‐get install gnutls‐bin<br />

mkdir /etc/ldap/certs ; cd /etc/ldap/certs<br />

# ca Key<br />

certtool ‐‐generate‐privkey ‐‐outfile ca.key<br />

# ca certificate<br />

certtool ‐‐generate‐self‐signed ‐‐load‐privkey ca.key ‐‐outfile ca.crt<br />

# Server key<br />

certtool ‐‐generate‐privkey ‐‐outfile server.key<br />

# Server certificate<br />

certtool ‐‐generate‐certificate ‐‐load‐privkey server.key<br />

‐‐load‐ca‐certificate ca.crt ‐‐load‐ca‐privkey ca.key ‐‐outfile server.<br />

crt<br />

chown openldap:openldap *<br />

chmod 444 *<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

81


Netz&System<br />

OpenLDAP<br />

Hier zeigt sich ein Nachteil der dynamischen<br />

Konfiguration: Sie gestaltet sich<br />

ganz offensichtlich etwas schwieriger als<br />

das Editieren einfacher Textdateien. Die<br />

Nutzerauthentifizierung sollte jedoch<br />

mit allen Distributionen von Haus aus<br />

funktionieren.<br />

Clients einrichten<br />

Um von der zentralen Nutzerverwaltung<br />

zu profitieren, benötigen Sie nur wenige<br />

zusätzliche Schritte.<br />

Linux nutzt für die Authentifizierung<br />

PAM und den Name Service Switch (NSS),<br />

um Benutzerdaten aus Datenbanken zu<br />

lesen, sodass Sie die entsprechenden<br />

Pakete einspielen müssen. Unter Debian<br />

benötigen Sie dafür libnss-ldapd, libpamldapd<br />

und – wenn Sie Nutzern ein Abfragen<br />

des LDAP-Verzeichnisses gestatten<br />

möchten – auch die ldap-utils. Die Installationsroutine<br />

fragt alle relevanten Informationen<br />

ab, sodass Sie nur darauf achten<br />

müssen, dass sie mit denen des Servers<br />

übereinstimmen.<br />

Anschließend weisen Sie den NSS an,<br />

von nun an auch LDAP-Server abzufragen,<br />

wenn sich ein Nutzer anmeldet. Zu<br />

diesem Zweck ergänzen Sie in der /etc/<br />

nsswitch.conf die mit passwd, group<br />

und shadow beginnenden Zeilen um<br />

ldap 4 . Um Abfragen mit Ldapsearch<br />

und Konsorten an den Server zu senden,<br />

müssen Sie eventuell auch noch die Parameter<br />

für TLS_CACERT und URI in der<br />

/ etc/ldap/ldap.conf anpassen.<br />

Jetzt können Sie sich anmelden. Falls<br />

das nicht gelingt, beobachten Sie beispielsweise<br />

mithilfr des Kommandos<br />

tail ‐f /var/log/auth.log die für Authentifizierungen<br />

zuständige Protokolldatei.<br />

Es kommt vor, dass auf dem LDAP-<br />

Client noch kein Home-Verzeichnis für<br />

den User existiert, der sich anmelden<br />

möchte. Um dieses automatisch anzulegen,<br />

fügen Sie in der /etc/pam.d/common‐session<br />

die folgende Zeile hinzu:<br />

Listing 5<br />

# tls.ldif<br />

dn: cn=config<br />

add: olcTLSCACertificateFile<br />

olcTLSCACertificateFile: /etc/<br />

ldap/certs/ca.crt<br />

‐<br />

add: olcTLSCertificateFile<br />

olcTLSCertificateFile: /etc/ldap/<br />

certs/server.crt<br />

‐<br />

add: olcTLSCertificateKeyFile<br />

olcTLSCertificateKeyFile: /etc/<br />

ldap/certs/server.key<br />

‐<br />

# tls erzwingen<br />

add: add: olcSecurity<br />

olcSecurity: tls=1<br />

‐<br />

add: olcSecurity<br />

olcSecurity: ssf=256<br />

Listing 6<br />

$ ldapsearch ‐ZZ ‐x ‐LLL<br />

"uid=karl"<br />

$ ldapsearch ‐DD ‐x ‐LLL<br />

objectClass=posixAccount<br />

Listing 7<br />

session required pam_mkhomedir.soU<br />

skel=/etc/skel/ umask=0027<br />

Arbeiten Ihre Nutzer mit verschiedenen<br />

Rechnern und möchten Sie deren Daten<br />

synchron halten, dann denken Sie am<br />

besten darüber nach, einen NFS-Server<br />

ins Netz zu stellen, der die Heimatverzeichnisse<br />

bereitstellt.<br />

Sichere Verbindung<br />

Um zu verhindern, dass jemand die im<br />

Klartext übermittelten Nutzerdaten im<br />

Netz abgreift, gilt es, die Verbindung<br />

mittels TLS abzusichern. Dazu erzeugen<br />

Sie Schlüssel und Zertifikate für den Server<br />

(Listing 4) und machen OpenLDAP<br />

mittels einer LDIF-Datei (Listing 5) mit<br />

ihnen bekannt:<br />

$ ldapmodify ‐Y EXTERNAL ‐H ldapU<br />

i:// ‐f tls.ldif<br />

Hinterlegen Sie danach auf den Clients<br />

das CA-Zertifikat und geben Sie ihnen<br />

vor, TLS zu nutzen. Dazu passen Sie die<br />

Datei / etc/nslcd.conf an, indem Sie<br />

dort die Option ssl auskommentieren,<br />

auf start_tls setzen und hinter tls_<br />

cacertfile den Pfad zum CA-Zertifikat<br />

eintragen. Danach starten Sie Nslcd neu.<br />

Bevor der LDAP-Verkehr auch verschlüsselt<br />

reibungslos läuft, erfordern<br />

die Einträge URI und TLS_CACERT in<br />

/ etc/ldap/ldap.conf eventuell etwas<br />

Aufmerksamkeit.<br />

$ ldappasswd ‐ZZ ‐D "cn=admin,dc=hochdrei,dc=local" "uid=karl,<br />

ou=vorstand,dc=hochdrei,dc=local" ‐W ‐S<br />

$ ldappasswd ‐ZZ ‐D "uid=karl,ou=vorstand,dc=hochdrei,dc=local" ‐W ‐S<br />

82 www.linux-user.de<br />

09.2014


OpenLDAP<br />

Netz&System<br />

LDAP nutzen<br />

Haben Sie das erledigt, dann suchen Sie<br />

etwa Nutzer mit dem Aufruf aus der ersten<br />

Zeile von Listing 6. Der Parameter<br />

‐ZZ sorgt für Verschlüsselung, mit ‐x<br />

entfällt die SASL-Bindung an einen bestimmten<br />

Nutzer, und der Schalter ‐LLL<br />

unterdrückt Kommentare. Das Kommando<br />

aus der zweiten Zeile gibt sämtliche<br />

Objekte aus, die die Klasse posixAccount<br />

geerbt haben.<br />

Der Schalter + fördert, an den Ldapsearch-Befehl<br />

angehängt, Interessantes<br />

zutage. Mit der Eingabe aus der ersten<br />

Zeile von Listing 7 setzen Sie beispielsweise<br />

für den Nutzer karl aus der Abteilung<br />

vorstand ein neues Passwort. Möchte<br />

Karl sein Passwort lieber selbst ändern,<br />

erledigt er das mit dem Befehl aus<br />

der zweiten Zeile.<br />

Änderungen erfolgen entweder interaktiv<br />

oder mittels der bereits vorgestellten<br />

LDIF-Dateien. Möchten Sie beispielsweise<br />

lediglich ein Attribut ändern, dann<br />

könnte das wie in Listing 8 dargestellt<br />

erfolgen: Es ergänzt die Organisation um<br />

die Attribute für Ort, Postanschrift und<br />

Postleitzahl. Bei mehreren Attributen<br />

und Objekten kommt wohl niemand am<br />

Einsatz einer entsprechenden LDIF-Datei<br />

vorbei, zumal sich damit auch Fehler<br />

leichter ausbügeln lassen.<br />

Mit Ldapdelete befördern Sie nicht<br />

mehr benötigte Einträge ins Nirvana.<br />

Den entsprechenden Aufruf für den Beispielnutzer<br />

karl sehen Sie in Listing 9.<br />

Listing 8<br />

ldapmodify ‐ZZ ‐D "cn=admin,<br />

dc=hochdrei,dc=local" ‐W<br />

dn: dc=hochdrei,dc=local<br />

changetype: modify<br />

add: l<br />

l: Potsdam<br />

‐<br />

add: postalcode<br />

postalcode: 14482<br />

‐<br />

add: postalAddress<br />

postalAddress: Schulstraße 9<br />

[...übernehmen mit [Strg]+[D]...]<br />

4 In der /etc/nsswitch.conf teilen Sie dem System mit, dass es Nutzerdaten auch in<br />

einem LDAP-Verzeichnis suchen soll.<br />

Möchten Sie OpenLDAP-Verzeichnisse<br />

per grafischer Oberfläche verwalten, bieten<br />

sich dazu der LDAP Account Manager<br />

û, Gosa û oder Jxplorer û an.<br />

Fazit<br />

Geht es darum, zentrale Strukturen zu<br />

verwalten, bietet OpenLDAP erhebliches<br />

Potenzial. Vor allem in der zentralen Nutzerverwaltung<br />

spielt der Verzeichnisdienst<br />

seine Stärken aus: Es gibt kaum<br />

eine Anwendung oder Programmiersprache<br />

ohne LDAP-Schnittstelle. Ob Mailserver,<br />

CMS, Blog oder ERP-Systeme: LDAP-<br />

Verzeichnisse übernehmen auf Wunsch<br />

fast überall die Authentifizierung. Daneben<br />

eignet sich LDAP aber auch, um Geräte,<br />

Adressen, Inventar und alle möglichen<br />

anderen Dinge zu verwalten.<br />

Zwar erklärt sich der komplexe Verzeichnisdienst<br />

nicht von selbst, sodass<br />

Sie mehr als ein Wochenende brauchen,<br />

um sich in die Materie einzuarbeiten. Es<br />

zu wagen, lohnt sich vor allem dann,<br />

wenn Sie Netzwerke mit mehr als fünf<br />

Rechnern administrieren. (tle) n<br />

Listing 9<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31449<br />

$ ldapdelete ‐ZZ ‐D "cn=admin,dc=hochdrei,dc=local" "uid=karl,<br />

ou=vorstand,dc=hochdrei,dc=local" ‐W"<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

83


Netz&System<br />

Guymager<br />

Mit Guymager beweissichere Abbilder von Festplatten anlegen<br />

Im Ganzen gespiegelt<br />

Hat sich ein Schädling im System<br />

eingenistet, dann gilt es,<br />

Beweise zu sichern. Mit<br />

Guymager erstellen Sie<br />

verifizierte Abbilder<br />

von Daten-<br />

trägern.<br />

Erik<br />

Bärwaldt<br />

Programme zur forensischen<br />

Datensicherung kommen immer<br />

dann zum Einsatz, wenn eine Analyse<br />

am originalen Speichermedium nicht<br />

ratsam ist, weil diese eventuell Strukturen<br />

verändert. Möchten Sie ein Speichermedium<br />

als Beweis oder zum Nachweis<br />

von Malware duplizieren, um an der Kopie<br />

zu arbeiten, gilt es, ein originalgetreues<br />

Duplikat anzufertigen. Außerdem<br />

muss es möglich sein, dieses Image als<br />

solches zu verifizieren.<br />

Readme<br />

Für das gelegentliche Klonen von Datenträgern<br />

oder das Anlegen eines Abbilds lohnt<br />

der Einsatz einer Forensik-Distributionen<br />

nicht. Dann übernimmt Guymager die Arbeit.<br />

© Thoursie, Freeimages.com<br />

Software zum Anfertigen eines herkömmlichen<br />

Images eignet sich für ein<br />

solches Unterfangen in der Regel nicht,<br />

weil schlicht die Möglichkeiten zum Verifizieren<br />

fehlen. Hier springt das Tool<br />

Guymager û in die Bresche, das nicht<br />

nur flugs Images anfertigt, sondern<br />

gleichzeitig den Nachweis identischer<br />

Datenstrukturen erbringt.<br />

Auf die Platte<br />

Guymager befindet sich bei Debian<br />

und Ubuntu sowie deren Derivaten<br />

bereits in den Repositories.<br />

Für OpenSuse û und Fedora<br />

û erhalten Sie Pakete online.<br />

Zusätzlich enthalten<br />

auch einige Live-Distributionen<br />

wie Deft oder<br />

Kali das Tool. Für alle<br />

anderen Systeme<br />

bleibt nur der<br />

Griff zum Quellcode.<br />

Diesen<br />

mitsamt einer<br />

detaillierten Anleitung<br />

zum Bau<br />

der Software finden<br />

Sie auf der Webseite<br />

des Projekts.<br />

Image<br />

Nach einem Klick auf den<br />

Starter fragt das Programm<br />

zunächst das Passwort ab, um<br />

sich Administratorrechte zu verschaffen.<br />

Dann öffnet sich ein<br />

übersichtliches Fenster 1 .<br />

Das Programm scannt dabei bereits<br />

das System nach Massenspeichern.<br />

Es berücksichtigt sowohl interne<br />

als auch externe Datenträger, wobei<br />

optische Laufwerke nur dann in der Liste<br />

auftauchen, wenn sich ein Medium in ihnen<br />

befindet. Dass die Software die einzelnen<br />

Laufwerke zusätzlich zum Namen<br />

der Gerätedatei mit Modellnamen anzeigt,<br />

erleichtert die Auswahl.<br />

Um ein Image zu erzeugen, klicken Sie<br />

in der Liste auf das gewünschte Quellmedium.<br />

Dann wählen Sie im Kontextmenü<br />

die Option Image-Datei erstellen. Nun öff-<br />

84 www.linux-user.de<br />

09.2014


Guymager<br />

Netz&System<br />

Guymager 0.7.3<br />

LU/guymager/<br />

1 Die Oberfläche der Software stellt einige Informationen zu den Datenträgern im System<br />

bereit, gibt aber auf den ersten Blick keine Hinweise, wie sich ein Abbild erstellen lässt.<br />

net sich ein Eingabefenster mit sehr detaillierten<br />

Einstellmöglichkeiten 2 .<br />

Im Bereich Dateiformat geben Sie zunächst<br />

an, in welchem Format Sie das<br />

Image anlegen möchten. Guymager gibt<br />

hier EWF vor, wie es professionelle forensische<br />

Anwendungen verwenden. Alternativ<br />

bietet es an, ein dem Tool dd entsprechendes<br />

Image anzulegen. Sofern<br />

Sie das Format EWF beibehalten, können<br />

Sie zusätzliche Angaben wie Asservatenund<br />

Fallnummer, Bearbeiter sowie eine<br />

Beschreibung hinterlegen. Bei Einsatz<br />

von dd deaktiviert die Software diese Felder,<br />

da die Syntax des Kommandozeilentools<br />

solche Metadaten nicht unterstützt.<br />

Je nach Größe der Quelldaten und des<br />

Zieldatenträgers kann es helfen, das<br />

Image in einzelne Teile zu splitten. In diesem<br />

Fall geben Sie oben rechts im Fenster<br />

eine Größe im Feld Image splitten an.<br />

Bei Einsatz des Formats EWF stellt die<br />

Software an dieser Stelle automatisch einen<br />

Wert ein. Beim Sichern mithilfe von<br />

dd besteht die Möglichkeit, das Häkchen<br />

vor Image splitten zu entfernen und so<br />

ein Abbild in einem Rutsch zu erstellen.<br />

In der Gruppe Ziel mittig im Fenster<br />

geben Sie neben dem Pfad zum Speichern<br />

des Images und dessen Namen<br />

sowie eine Bezeichnung für die automatisch<br />

generierte Infodatei an. Diese enthält<br />

in Form von Text eine genaue Dokumentation<br />

der Arbeitsschritte, die zum<br />

Anlegen des Images nötig waren.<br />

Beachten Sie bitte, dass bestimmte Zeichen<br />

wie Binde- oder Unterstriche nicht<br />

im Namen der Infodatei vorkommen<br />

dürfen. Guymager zeigt in solchen Fällen<br />

einen Hinweis an, ändert den Dateinamen<br />

aber zusätzlich eigenständig ab. Die<br />

Datei mit den Infos erhält üblicherweise<br />

den gleichen Namen wie das Image, wobei<br />

die Software jedoch automatisch das<br />

Suffix .info vergibt, um einer möglichen<br />

Verwechslung vorzubeugen.<br />

Hash mich!<br />

Bei forensischen Arbeiten spielt die Integrität<br />

der vorhandenen sowie der geklonten<br />

Daten eine herausragende Rolle.<br />

Die Software arbeitet daher mit Hash-<br />

Funktionen, um diese zu dokumentieren.<br />

Dabei greift Guymager auf den MD5-<br />

Algorithmus sowie den SHA-Algorithmus<br />

in den Varianten SHA-1 und SHA-256 (als<br />

Bestandteil von SHA-2) zurück, um Prüfsummen<br />

zu errechnen. Voreingestellt arbeitet<br />

die Software mit MD5, während Sie<br />

die beiden anderen Funktionen durch<br />

Setzen eines Häkchens vor den entsprechenden<br />

Optionen im Bereich Hash-Berechnung<br />

und Verifizierung aktivieren. Das<br />

empfiehlt sich, denn der MD5-Algorithmus<br />

gilt als nicht mehr zeitgemäß.<br />

Darunter steuern Sie, ebenfalls per<br />

Klick in eine Checkbox, ob das Programm<br />

Quelle und Abbild nach getaner Arbeit<br />

verifiziert, um zu gewährleisten, dass die<br />

Daten nicht voneinander abweichen.<br />

Voreingestellt überprüft Guymager nach<br />

dem Anfertigen nur das Image. Beachten<br />

Sie, dass das Verifizieren bei großen Laufwerken<br />

und umfangreichen Images sehr<br />

viel Zeit beansprucht.<br />

Haben Sie alle Einstellungen vorgenommen,<br />

klicken Sie auf die Schaltfläche<br />

Start unten rechts im Fenster. Damit legt<br />

die Software das Image an. Im Hauptfenster<br />

erscheint nun in der Zeile des<br />

entsprechenden Datenträgers in der<br />

Spalte Status ein blauer Punkt mit der Information<br />

Akquisition läuft. In der Spalte<br />

Fortschritt informiert zudem ein blauer<br />

Balken über den Fortgang der Aktion.<br />

Im unteren Bereich des Programmfensters<br />

erscheinen außerdem alle wichtigen<br />

Einstellungen zur Anlage des Images.<br />

Hier lesen Sie die aktuelle Datenrate<br />

beim Sichern in MByte ab. Nach dem Fertigstellen<br />

des Abbilds zeigt die Anwendung<br />

in der Rubrik Status eine entsprechende<br />

Information an.<br />

Klonen<br />

Möchten Sie ein Gerät klonen, bietet Ihnen<br />

Guymager ein etwas anderes Prozedere<br />

an: Wie bei der Anlage eines Abbilds<br />

klicken Sie dazu im Hauptfenster<br />

mit der rechten Maustaste auf das zu klonende<br />

Gerät und wählen Gerät klonen.<br />

Die Software öffnet nun ein Fenster, in<br />

dem Sie im oberen Bereich die im Com-<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

85


Netz&System<br />

Guymager<br />

putersystem befindlichen Massenspeicher<br />

sehen. Das als Quellgerät ausgewählte<br />

Speichermedium ist jedoch bereits<br />

in der Spalte Bemerkung als Zu klonendes<br />

Gerät angegeben und komplett<br />

grau hinterlegt. Das schließt ein Verwechseln<br />

von Quelle und Ziel aus.<br />

Alle anderen Massenspeicher tragen<br />

den Hinweis Bereit zum Klonen, was bedeutet,<br />

dass sie als Zielmedium infrage<br />

kommen. Mit einem Mausklick wählen<br />

Sie einen passenden Massenspeicher<br />

aus, die Software hinterlegt das entsprechende<br />

Gerät in blauer Farbe 3 .<br />

Ist eines der potenziellen Zielmedien<br />

zu klein für die Datenmenge der Quelle,<br />

informiert die Software ebenfalls darüber<br />

und hinterlegt das Medium in grauer<br />

Farbe. Dieses Gerät steht ebenfalls nicht<br />

mehr als Ziel zum Klonen bereit.<br />

Anschließend geben Sie einen Pfad<br />

für das Info-Verzeichnis und den Dateinamen<br />

für die dazugehörige Datei an. Im<br />

Abschnitt Hash-Berechnung und Verifizierung<br />

wählen Sie analog zur Anlage eines<br />

Images einen Algorithmus zum Nachweis<br />

der Integrität der duplizierten Datenträger.<br />

Bei Bedarf aktivieren Sie das<br />

Verifizieren von Quelle und Ziel. Nach<br />

Abschluss der Einstellungen starten Sie<br />

mit einem Klick auf die Schaltfläche unten<br />

rechts das Erstellen.<br />

Guymager legt nun den Klon des Originals<br />

an. Handelt es sich beim Ziel um<br />

einen Datenträger mit höherer Kapazität<br />

als die Quellen, dann legt die Software<br />

unabhängig von bestehenden Partitionen<br />

auf dem Medium eine Partition mit<br />

der gleichen Größe und dem gleichen<br />

Dateisystem an, wie sie der Quelle besitzt.<br />

So greifen Sie auf den Klon genauso<br />

zu wie auf das Original.<br />

Rekonstruktion<br />

Unter Linux gibt es mehrere Tools, um<br />

das beim Anlegen von Abbildern bevorzugte<br />

Format EWF zu lesen. So ermöglicht<br />

etwa Testdisk û, entsprechende<br />

Images zu rekonstruieren. Auf ein mit dd<br />

angelegtes Image greifen Sie problemlos<br />

zu, indem Sie ein Loop-Device anlegen<br />

und dieses anschließend mit dem<br />

Mount-Befehl ins System einbinden.<br />

Fazit<br />

2 Der Dialog zum Erstellen des Abbilds bietet zahlreiche Parameter, über die<br />

Sie das Anlegen des Images und eventueller Prüfsummen detailliert steuern.<br />

Guymager erleichtert das Anlegen von<br />

verifizierten Abbildern und geklonten<br />

Datenträgern beträchtlich. Mit ihm sichern<br />

Sie wichtige Daten, vor allem auf<br />

Wechseldatenträgern, in kurzer Zeit als<br />

identische Kopie. Die Software arbeitet<br />

stabil und zügig, dank der professionellen<br />

Funktionen eignet sie sich auch für<br />

den Einsatz im forensischen Umfeld.<br />

Das an sich einfache Interface lässt allerdings<br />

noch Raum für Optimierungen:<br />

So wäre es sinnvoller, die Applikation<br />

böte in Abhängigkeit zur Auswahl in der<br />

Liste Schaltflächen für die Aktionen an.<br />

Dass diese sich im Kontextmenü verbergen,<br />

erschließt sich nicht direkt. (agr) n<br />

3 Beim Klonen müssen Sie deutlich weniger Optionen einstellen als beim Anlegen<br />

einer Abbilddatei.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 33352<br />

86 www.linux-user.de<br />

09.2014


Netz&System<br />

Synkron<br />

© macor, 123RF<br />

Mit Synkron Ordner und Dateien synchronisieren<br />

Gleichmacher<br />

Für das schnelle Backup<br />

zwischendurch sind herkömmliche<br />

Backup-Tools zu<br />

schwergewichtig. Synkron<br />

hält auch kleine Datenbestände<br />

mit ein paar Mausklicks<br />

stets aktuell.<br />

Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Das Qt-Tool Synkron bietet eine maßgeschneiderte<br />

Lösung für die Synchronisation<br />

kleiner Datenmengen, vor allem<br />

auch auf mobilen Datenträgern.<br />

Backup-Lösungen für große Netze oder<br />

Arbeitsgruppen finden sich unter Linux<br />

in großer Zahl. Doch wenn Sie nur<br />

schnell einige Ordner mit privaten Daten<br />

sichern wollen oder Sicherungskopien<br />

derselben Dateien stets synchron halten<br />

möchten, erscheinen herkömmliche<br />

Backup-Programme oft hoffnungslos<br />

überdimensioniert. Hier hilft die kleine<br />

Qt-Applikation Synkron û weiter und<br />

bietet zudem durch Sonderfunktionen<br />

genug Potenzial, um auch größere Datenbestände<br />

aus verschiedenen Quellen<br />

stets auf dem gleichen Stand zu halten.<br />

Unkompliziert<br />

Synkron lässt sich bei allen größeren<br />

KDE-basierten Distributionen aus den<br />

Software-Repositories installieren und<br />

legt im Menü Dienstprogramme | Archivierung<br />

einen entsprechenden Starter<br />

an. Unter Arch Linux und Derivaten wie<br />

Manjaro oder Antergos finden Sie Synkron<br />

im AUR û. Falls Ihre Distribution<br />

das Programm noch nicht eingepflegt<br />

hat, steht der Quellcode auf der Projektseite<br />

zum Download bereit.<br />

Der erste Start der Software führt in<br />

ein aufgeräumtes Programmfenster, in<br />

der zwei Eingabebereiche für Pfadangaben<br />

als wichtigstes Element zentral in<br />

der Mitte stehen. Hier geben Sie die beiden<br />

abzugleichenden Ordner ein, über<br />

die Schaltfläche Durchsuchen rechts daneben<br />

erledigen Sie dies bequem per<br />

Maus. Mit Neu aus der Symbolleiste öffnen<br />

Sie weitere Tabs für zusätzliche Synchronisationsprofile.<br />

Die Software startet nach einem Klick<br />

auf die Schaltfläche Synchronisiere unten<br />

rechts im Programmfenster den Abgleich<br />

der Daten. Synkron zeigt dabei in<br />

Listenform alle Arbeitsschritte an, wichtige<br />

Ereignisse markiert es farblich: Rot<br />

signalisiert das Auftreten von Fehlern,<br />

Grün eine problemlose Synchronisation<br />

1 . Ein Klick auf den Button Analyse<br />

liefert eine Ansicht der erfolgreich abgeschlossenen<br />

Aufgaben sowie ein Proto-<br />

88 www.linux-user.de<br />

09.2014


Synkron<br />

Netz&System<br />

koll der bei der Sicherung einzelner<br />

Dateien aufgetretenen Fehler.<br />

Möchten Sie aus einem Datenpfad<br />

nicht sämtliche Dateien sichern, dann<br />

definieren Sie unter Erweitert Ausschlusskriterien<br />

oder geben spezielle Anweisungen<br />

für den Datenabgleich vor. Im Kontextmenü<br />

wählen Sie durch Setzen eines<br />

Häkchens verschiedenste Optionen: So<br />

klammern Sie an dieser Stelle beispielsweise<br />

leere Unterverzeichnisse vom Datenabgleich<br />

aus, stellen das rekursive<br />

Sichern der Daten gleich ganz ab oder<br />

schließen versteckte Dateien und Verzeichnisse<br />

im Abgleich mit ein.<br />

Einfach oder mehrfach<br />

Damit Sie bei unterschiedlich zu sichernden<br />

Daten nicht immer wieder die Einstellungen<br />

von Synkron ändern müssen,<br />

legen Sie mit dem Schalter Neu aus der<br />

Werkzeugleiste oder über Tab | Neu weitere<br />

Profile an. Die anfangs fortlaufend<br />

benannten Reiter taufen Sie über das unmittelbar<br />

unter dem Reiter angeordnete<br />

Feld entsprechend ihrer Aufgabe um.<br />

In neuen Reitern konfigurieren Sie wie<br />

gewohnt das Backup, das fertige Profil<br />

speichern Sie anschließend über das<br />

Menü Tab | Speichere Tab als SLIST-Datei<br />

ab. Die gesicherten Tabs holen Sie bei Bedarf<br />

über Tab | Lade Tab wieder zurück.<br />

Damit Sie nicht jede Synchronisierungsaufgabe<br />

einzeln von Hand starten müssen,<br />

führen Sie die Synchronisierung aller<br />

geöffneten Reiter mittels Datei | Synchronisiere<br />

alle über das Menü aus.<br />

Nutzen Sie Synkron intensiv, um große<br />

Datenbestände auf unterschiedlichen<br />

Datenträgern zu synchronisieren, und<br />

verwenden daher entsprechend viele<br />

Profile, dann fällt es schwer, im Dialog<br />

Lade Tab die Übersicht zu behalten. Für<br />

eine bessere Organisation aller Backup-<br />

Jobs laden Sie mit SyncView aus der<br />

Werkzeugleiste eine Listenansicht mit allen<br />

abgespeicherten Aufgaben. Aus dieser<br />

heraus starten und stoppen Sie einzelne<br />

Jobs oder öffnen mittels Bearbeiten<br />

die jeweiligen Einstellungen 2 .<br />

Um gleich eine ganze Reihe von Dateien<br />

und Verzeichnissen zu sichern, nutzen<br />

Sie in der Schalterleiste den Knopf<br />

Synkron 1.6.2<br />

LU/synkron/<br />

1 Synkron sichert ausgewählte Dateien und Verzeichnisse in einem Rutsch.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

89


Netz&System<br />

Synkron<br />

2 Die SyncView-Ansicht bietet einen Überblick über die von Ihnen angelegten Profile.<br />

Multisync. Das nun ebenfalls in einem<br />

Reiter angelegte Profil erlaubt es, mehr<br />

als nur ein Verzeichnis als Quelle zu benennen.<br />

Dazu wählen Sie im Bereich<br />

Quellen durch einen Klick auf Hinzufügen<br />

die einzelnen abzugleichenden Datenbestände<br />

aus. Zu guter Letzt bestimmen<br />

Sie unter Ziel den Speicherort der Mehrfachsicherung.<br />

Filter und schwarze Listen<br />

Möchten Sie einzelne Dateien oder Verzeichnisse<br />

generell vom Datenabgleich<br />

ausschließen, dann nehmen Sie diese in<br />

die Blacklist des Backup-Werkzeugs auf.<br />

Das entsprechende Listenfenster erreichen<br />

Sie durch einen Klick auf die Blacklist<br />

oben in der Werkzeugleiste. Im nun<br />

3 Über die Filterliste wählen Sie die zu sichernden Dateiformate aus.<br />

dreigeteilten Fenster fügen Sie die auszuschließenden<br />

Daten durch einen Klick<br />

auf Hinzufügen in die Blacklist ein.<br />

Soll Synkron Dateien mit einer bestimmten<br />

Dateierweiterung unabhängig<br />

von der Position im Verzeichnisbaum<br />

generell während der Synchronisation<br />

ignorieren, dann tragen Sie die gewünschten<br />

Dateitypen in den Bereich<br />

Erweiterungen in der Blacklist ein. Geben<br />

Sie hier die Erweiterung entsprechend<br />

des Beispiels .bak an, also ohne einen<br />

initialen Stern als Platzhalter.<br />

Im Gegensatz zu Blacklists angeln sich<br />

Filter gezielt ausgewählte Dateitypen<br />

aus den zu sichernden Verzeichnissen.<br />

Ähnlich wie die Blacklist legen Sie auch<br />

Filterlisten über die Werkzeugleiste an,<br />

die Schaltfläche Filter finden Sie ganz<br />

rechts. Im zweigeteilten Filter-Dialog<br />

legen Sie links eine Filterliste mit einem<br />

Namen an, rechts fügen Sie über Hinzufügen<br />

nach und nach die zu sichernden<br />

Dateitypen hinzu 3 .<br />

Pünktlich starten<br />

Damit Sie nicht jeden Synchronisationslauf<br />

von Hand starten müssen, finden<br />

Sie in der Werkzeugleiste einen Aufgabenplaner.<br />

Hier tragen Sie zunächst im<br />

Bereich Optionen in der Aufgabenbearbeitung<br />

einen aussagekräftigen Namen<br />

ein. Als Status der Aufgabe meldet Synkron<br />

zu Beginn nur ein rot hinterlegtes<br />

Ausschalten.<br />

Um Ihre neu erstellte Aufgabe nun zu<br />

aktivieren, setzen Sie bei den auszuführenden<br />

Syncs und Multisyncs einen Haken,<br />

bestimmen eine oder mehrere Zeiten<br />

sowie eventuell einen Zeitplan, an<br />

dem die Aufgabe wiederholt werden<br />

soll. Über Start links unten im Anwendungsfenster<br />

fügen Sie die Aufgabe<br />

dem Aufgabenplaner hinzu, der Status<br />

ändert sich dann zu einem grün markierten<br />

Anschalten.<br />

Mit Starte alle mittig rechts im Fenster<br />

stoßen Sie sämtliche Aufgaben an. Während<br />

Synkron die Aufgabenliste abarbeitet,<br />

lassen sich diese allerdings nicht<br />

mehr ändern. Erst mit einem Klick auf<br />

Stoppe alle kommen Sie wieder in den<br />

Einstellungsmodus zurück 4 .<br />

90 www.linux-user.de<br />

09.2014


Synkron<br />

Netz&System<br />

Rekonstruktion<br />

Synkron behält gelöschte und geänderte<br />

Dateien im Blick. Es speichert Informationen<br />

dazu im versteckten Verzeichnis<br />

~/.Synkron. Falls Sie eine gesicherte Datei<br />

wieder benötigen, klicken Sie im Programmfenster<br />

auf den Button Wiederherstellen.<br />

In gleichnamigen Dialog finden<br />

Sie links eine Liste mit allen Daten,<br />

die Synkron in den Ur sprungs zustand<br />

zurücksetzen kann.<br />

Durch Setzen eines Häkchens in der<br />

Checkbox vor einer oder mehreren Dateien<br />

markieren Sie diese zum Restore.<br />

Um alle angezeigten Dateien zurückzusichern,<br />

klicken Sie einfach unten links<br />

auf den Schalter Alles auswählen. Rechts<br />

im Fenster finden Sie zusätzlich Informationen<br />

über die jeweils gewählte Datei.<br />

Nach Abschluss der Auswahl starten Sie<br />

die Rekonstruktion der Daten mit einem<br />

Klick auf Synchronisiere unten rechts.<br />

Synkron stellt daraufhin den alten Stand<br />

im Ausgangsordner wieder her.<br />

Fazit<br />

4 Mit wenigen Angaben automatisieren Sie alle Datensicherungen auf dem System.<br />

Synkron erweist sich als sehr leistungsfähiges<br />

Tool zum Abgleich einzelner Verzeichnisse<br />

oder Dateien. Die Software<br />

lässt sich dank des Profilkonzepts flexibel<br />

einsetzen und hält Datenbestände<br />

zuverlässig auf dem neuesten Stand.<br />

Durch eine eingängige Oberfläche erschließen<br />

sich die Programmfunktionen<br />

schnell und ohne aufwendiges Einarbeiten.<br />

Das Programm empfiehlt sich daher<br />

vor allem für jene Anwender, die kleinere<br />

Datenbestände sichern und auf dem<br />

aktuellen Stand halten wollen, und denen<br />

dabei eine große Backup-Lösung<br />

oder ein selbstgestricktes Rsync-Skript<br />

zu kompliziert erscheint. (cla) n<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

91


Know-how<br />

Git-annex Assistant<br />

Daten mit dem Git-annex<br />

Assistant synchronisieren<br />

Ringtausch<br />

© Anatoli Babi, 123RF<br />

Mit Git-annex synchronisieren<br />

Sie Daten aller Art über<br />

mehrere Rechner hinweg.<br />

Dabei erleichtert ein Webfrontend<br />

die ansonsten komplexe<br />

Konfiguration der Repositories.<br />

Georg Schönberger<br />

Readme<br />

Git-annex hat zwei Gesichter: Einerseits ist<br />

es ein mächtiges Kommandozeilen-Werkzeug,<br />

andererseits eine einfach zu bedienende<br />

Weboberfläche mit dem Namen Gitannex<br />

Assistant. Beide erlauben es, Daten<br />

über mehrere Systeme hinweg zu synchronisieren.<br />

Dabei setzt es auf bewährte Tools.<br />

Das Programm Git-annex stammt direkt<br />

aus der Mitte des Linux-Ökosystems. Es<br />

ermöglicht, Dateien in einem Git-Repository<br />

zu verwalten und über mehrere Geräte<br />

zu synchronisieren. Ein verschlüsseltes<br />

Archiv in der Cloud, ein Backup auf<br />

einer externen Festplatte oder auf einem<br />

SSH-Server – wer Git-annex beherrscht,<br />

erledigt diese Aufgaben mit links.<br />

Die Fülle an Möglichkeiten mag aber<br />

manchen vom Einsatz abhalten. Eben<br />

dieser Angst begegnet das Frontend Gitannex<br />

Assistant, indem es die Komplexität<br />

des Programms hinter einem zeitgemäßen<br />

Webinterface versteckt.<br />

Installation<br />

Für die gängigen Distributionen wie<br />

Debian, Fedora und Ubuntu stehen zwar<br />

Pakete bereit, diese hinken der Entwicklung<br />

aber in der Regel deutlich hinterher.<br />

Debian „Wheezy“ und Ubuntu „Precise“<br />

halten in den Repositories Version<br />

3.2 vor, die den Assistant noch nicht<br />

unterstützen. Ubuntu „Trusty“ kommt<br />

zumindest mit Version 5.2, aufgrund des<br />

hohen Arbeitstempos des Entwicklers<br />

bietet sich aber die Installation der bereits<br />

kompilierten Binärarchive an û, die<br />

Sie auch auf der Hef-DVD finden.<br />

Für diese manuelle Installation genügt<br />

es, das Archiv zu entpacken und den<br />

Ordner git‐annex.linux dem Pfad hinzuzufügen.<br />

Listing 1 zeigt die erforderlichen<br />

Schritte, das Ändern der Pfadvariablen<br />

geschieht allerdings nur temporär.<br />

Für eine dauerhafte Installation fügen<br />

Sie den Ordner git‐annex.linux der<br />

Variablen $PATH hinzu. Unter Ubuntu bewerkstelligen<br />

Sie das über die Datei ~/.<br />

pam_environment oder die ~/.bashrc.<br />

Git-annex Assistant<br />

Die Oberfläche 1 gehört zu Git-annex<br />

und entstand als Ergebnis einer Crowdfunding-Kampagne.<br />

Sie ergänzt die umfangreichen<br />

Befehle für die Kommandozeile<br />

mit Fokus auf Eingabemasken zum<br />

Erstellen von Repositories sowie dem<br />

Konfigurieren von Repositories in der<br />

Cloud, inklusive deren Verschlüsselung.<br />

Darüber hinaus bietet das Frontend<br />

die Möglichkeit, über Dialoge den Abgleich<br />

zwischen den verschiedenen<br />

92 www.linux-user.de<br />

09.2014


Git-annex Assistant<br />

Know-how<br />

Git-annex 2014-07-16<br />

LU/git‐annex/<br />

1 Die Weboberfläche Git-annex Assistant vereinfacht einige Aufgaben, für die Sie sonst<br />

eigentlich die Kommandozeile bemühen müssten.<br />

Datenlagern zu konfigurieren und Informationen<br />

zum Status der aktuellen Vorgänge<br />

direkt abzufragen.<br />

Zum Start der Applikation geben Sie<br />

auf der Kommandozeile den Befehl<br />

git‐annex‐webapp ein. Damit öffnet die<br />

Software automatisch den Browser und<br />

ruft eine URL folgender Form auf:<br />

http://127.0.0.1:59739/?auth=Token<br />

Der Token besteht aus einer langen<br />

Kette von Buchstaben und Ziffern. Aus<br />

Sicherheitsgründen ändern sich mit jedem<br />

Aufruf sowohl Port als auch Token.<br />

Der untere Teil von Abbildung 1 listet<br />

eine Übersicht aktuell synchronisierter<br />

Repositories auf. Das Beispiel enthält<br />

lokale Daten im Verzeichnis ~/annex.<br />

Sehen Sie in diesem Ordner nach, finden<br />

Sie zunächst nur das versteckte Verzeichnis<br />

.git. Legen Sie jedoch eine Datei<br />

im Ordner ~/annex ab, erstellt der im<br />

Hintergrund laufende Assistant automatisch<br />

einen Git-Commit und nimmt die<br />

vorhandene Datei unab diesem Zeitpunkt<br />

ter seine Fittiche.<br />

Da Repositories, die Sie über die<br />

Weboberfläche erstellt haben, sich im<br />

sogenannten „Direct Mode“ befinden,<br />

geschieht dies für Sie transparent û.<br />

Dennoch erlaubt die Kommandozeile einen<br />

Einblick in die Interna des darunter<br />

liegenden Git-annex (Listing 2).<br />

Local Pairing<br />

In einem Netzwerk, in dem Sie Clients<br />

per SSH direkt erreichen, bietet sich das<br />

„Local Pairing“ als Möglichkeit an, um<br />

Dateien automatisch zu synchronisieren.<br />

So tauschen dann Mitglieder einer Arbeitsgruppe<br />

im gemeinsamen Netzwerk<br />

Daten untereinander aus, und das ganz<br />

ohne zentralen Server. Als Ausgangs-<br />

Listing 1<br />

$ wget "http://downloads.kitenet.net/git‐annex/linux/current/<br />

git‐annex‐standalone‐amd64.tar.gz"<br />

$ tar xzf git‐annex‐standalone‐amd64.tar.gz<br />

$ PATH="$PATH:$HOME/git‐annex.linux"<br />

$ git‐annex version<br />

git‐annex version: 5.20140405‐g8729abc<br />

build flags: Assistant Webapp Webapp‐secure Pairing Testsuite S3 WebDAV<br />

Inotify DBus<br />

DesktopNotify XMPP DNS Feeds Quvi TDFA CryptoHash<br />

key/value backends: SHA256E SHA1E SHA512E SHA224E SHA384E SKEIN256E<br />

SKEIN512E SHA256<br />

SHA1 SHA512 SHA224 SHA384 SKEIN256 SKEIN512 WORM URL<br />

remote types: git gcrypt S3 bup directory rsync web webdav tahoe<br />

glacier hook external<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

93


Know-how<br />

Git-annex Assistant<br />

Listing 2<br />

Listing 3<br />

punkt genügen die einzelnen Rechner<br />

mit den Repositories und laufendem<br />

SSH-Server auf jedem System.<br />

Ein Client gewährt den anderen folgendermaßen<br />

Zugriff auf die Daten: Die<br />

Schaltfläche Add another repository führt<br />

über den Menüpunkt Local computer zur<br />

Eingabeaufforderung Secret Phrase – einem<br />

Passwort für das Pairing. Mit diesem<br />

Passwort autorisieren sich die Clients<br />

zum gegenseitigen Austausch von<br />

$ cd ~/annex<br />

$ git log<br />

commit eef1018fe44e208d80436699ec8d4addecfb0e1c<br />

Author: Georg Schönberger <br />

Date:<br />

Thu Apr 17 16:11:04 2014 +0200<br />

$ git‐annex whereis debian‐packaging‐tutorial.pdf<br />

whereis debian‐packaging‐tutorial.pdf (1 copy)<br />

4dc52c03‐7d5a‐4e3e‐86ff‐22e2b161af3e ‐‐ here (gschoenb@gschoenb‐X220:~/<br />

annex)<br />

ok<br />

$ git remote ‐v<br />

annexclt.local_annex ssh://annex‐clt@git‐annex‐annexclt.<br />

local‐annex.2Dclt_annex/~/annex/ (fetch)<br />

annexclt.local_annex ssh://annex‐clt@git‐annex‐annexclt.<br />

local‐annex.2Dclt_annex/~/annex/ (push)<br />

Daten. Beim Pairing laufen die Daten als<br />

Multicast über den Port 55556/​UDP, die<br />

spätere Synchronisation findet wiederum<br />

über SSH statt û.<br />

Das Authentifizieren über Public Keys<br />

erleichtert das Einrichten enorm, da so<br />

ein wiederholtes Eingeben der Passwörter<br />

entfällt. Obendrein erhöht es die Sicherheit<br />

erheblich. Ergebnis des Pairings<br />

sind Git-Remotes, die jeweils zum anderen<br />

Client zeigen (Listing 3). Die Konfiguration<br />

der Remotes wäre zwar manuell<br />

möglich, die Weboberfläche vereinfacht<br />

die Aufgabe aber erheblich.<br />

Die Ordner der Clients bleiben ab dem<br />

Zeitpunkt des Pairings synchron. Um<br />

einen weiteren Rechner hinzuzufügen,<br />

wiederholen Sie die oben beschriebenen<br />

Schritte. Dann wandern dessen Daten,<br />

die sich im Ordner ~/annex befinden,<br />

ebenfalls zu den anderen Maschinen.<br />

Ein Austausch der Daten erfolgt bei<br />

Änderungen im Verzeichnis auf der Stelle,<br />

selbst beim Entfernen einer Datei. Gegen<br />

Datenverluste aufgrund versehentlichen<br />

Löschens schützt diese Methode<br />

also nicht.<br />

Bist jetzt fand das Synchronisieren nur<br />

im lokalen Netzwerk statt. Ein Mitarbeiter<br />

im Außendienst oder auf Reisen hat<br />

allerdings nicht ständig Zugriff auf die<br />

Daten der Arbeitsgruppe. Ein zentraler<br />

Server, den alle Clients über das Netz erreichen,<br />

schafft hier Abhilfe.<br />

Listing 4<br />

$ git annex sync<br />

commit ok<br />

pull 192.168.56.105_annex<br />

[...]<br />

From ssh://git‐annex‐192.168.56.105‐annex_annex/~/annex<br />

f354d72..b00521a master<br />

‐> 192.168.56.105_annex/master<br />

d5bc296..6d59151 synced/git‐annex ‐> 192.168.56.105_annex/synced/<br />

git‐annex<br />

f354d72..b00521a synced/master ‐> 192.168.56.105_annex/synced/master<br />

Updating f354d72..b00521a<br />

Fast‐forward<br />

gbp‐dc10.pdf<br />

| 1 +<br />

packaging‐tutorial.pdf | 1 +<br />

2 files changed, 2 insertions(+)<br />

[...]<br />

Auf dem Server<br />

Der Server erweitert also das bestehende<br />

Setup. Dazu installieren Sie auf der<br />

entsprechenden Maschine ebenfalls Gitannex<br />

und legen über den Assistenten<br />

im Browser ein neues Repository an. Im<br />

Dashboard liefert die Schaltfläche Add<br />

another repository eine Übersicht von<br />

möglichen Orten. Daraus wählen Sie<br />

den Eintrag Remote server mit der Beschreibung<br />

Set up a repository on a remote<br />

server using ssh. aus. SSH mit Public-<br />

Key-Authentifizierung beseitigt bei der<br />

Konfiguration wieder die Problematik<br />

der Passworteingabe.<br />

Nach dem Ausfüllen der Dialoge –<br />

Host- und Benutzername sowie Verzeichnis<br />

– erstellt die Software die not-<br />

94 www.linux-user.de<br />

09.2014


Git-annex Assistant<br />

Know-how<br />

wendigen Dateien und beginnt mit dem<br />

Synchronisieren. Ein abschließendes<br />

Menü 2 weist noch darauf hin, dass der<br />

SSH-Server ein Repository der Gruppe<br />

Transfer einsetzt.<br />

Gruppen diesen Typs halten die Daten<br />

lange genug vor, um sie auf die Clients<br />

zu verteilen. So sammeln sich auf dem<br />

Server keine Datenleichen an. Ein Transfer-Repository<br />

wäre also selbst auf einem<br />

Server mit begrenztem Speicherplatz<br />

möglich.<br />

Remote Sharing<br />

Neben der Gruppe Transfer definiert Gitannex<br />

neun weitere Standard-Gruppen<br />

û. Je nach Einsatzzweck ordnen Sie<br />

ein Repository einer dieser Gruppen zu.<br />

Hinter den Gruppen verbergen sich vordefinierte<br />

Regeln für das Verteilen von<br />

Daten. Das Programm entscheidet also<br />

aufgrund der Regeln, welche Daten es<br />

behält und welche es in andere Repositories<br />

verteilt (siehe Tabelle Gruppen).<br />

Ein Mitarbeiter im Außendienst möchte<br />

nun ebenfalls auf das vorhandene Repository<br />

am Server zugreifen und Daten<br />

mit der Arbeitsgruppe abgleichen. Er<br />

konfiguriert dafür ein lokales Repository<br />

und denselben Remote Server wie seine<br />

Kollegen. Prinzipiell besteht nun die<br />

Möglichkeit, dass das Team ab diesem<br />

Zeitpunkt Daten über den zentralen Server<br />

austauscht, jedoch vorerst noch mit<br />

manuellen Handgriffen (Listing 4). Für<br />

eine vollautomatische Synchronisation<br />

sind noch weitere Schritte nötig.<br />

Automatisch<br />

Bei dem bereits angesprochenen Zwischenschritt<br />

zum automatischen Abgleich<br />

handelt es sich um ein Hilfsmittel,<br />

um andere Clients über Änderungen zu<br />

informieren 3 . In der aktuellen Version<br />

von Git-annex übernimmt diese Rolle<br />

ein XMPP- beziehungsweise ein Jabber-<br />

2 Nach dem Setup legen Sie die Repository-Gruppe<br />

für die Synchronisation fest.


Know-how<br />

Git-annex Assistant<br />

3 Zur Zeit braucht Git-annex zum automatischen<br />

Synchronisieren von Daten<br />

noch einen Messaging-Dienst.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31420<br />

Server, über den Clients mit ihren Buddies<br />

das Remote Pairing einrichten. Alternativ<br />

eignen sich Messaging-Dienste<br />

wie Google Talk.<br />

Joey Hess, der Entwickler von Git-annex,<br />

arbeitet an einem Daemon, der den<br />

Zwischenschritt überflüssig macht û. Er<br />

überwacht entfernte Datenbestände<br />

und startet bei Bedarf automatisch die<br />

Synchronisation. Der Daemon hat es bereits<br />

in den Hauptzweig der Entwicklung<br />

geschafft, bis zur stabilen Version ist es<br />

daher vielleicht kein allzu langer Weg.<br />

Möchten Sie alle Komponenten selbst<br />

in der Hand haben, installieren Sie einen<br />

eigenen Messaging-Server wie Ejabberd.<br />

Allerdings arbeiten die entsprechenden<br />

Pakete aus Debian „Wheezy“ und Ubuntu<br />

„Precise“ nicht mit dem Git-annex Assistant<br />

zusammen: Ein Bug im Mechanismus<br />

zum Authentifizieren verhindert die<br />

Konfiguration über die Oberfläche û.<br />

Für Ejabberd gibt es auf dessen Webseite<br />

jedoch Installer-Skripte, die das<br />

manuelle Einrichten erleichtern. Unter<br />

Ubuntu setzen diese das Paket libyaml-0-2<br />

voraus. Danach führen einige<br />

wenige Kommandos bis zum eigenen<br />

Jabber-Server, der mit Git-annex zusammenarbeitet.<br />

Der Jabber-Server dient als letzte Komponente<br />

des Remote Sharings. Die Clients<br />

der Arbeitsgruppe – inklusive des Mitarbeiters<br />

auf Achse – nehmen sich erst einmal<br />

gegenseitig als Chat-Freund auf. In<br />

der Weboberfläche tragen sie da raufhin<br />

via Menüpunkt Share with a friend den<br />

Jabber-Account-Namen ein. In der folgenden<br />

Maske erscheinen die Namen<br />

der aktiven Buddies und eine Schaltfläche<br />

mit der Aufschrift Start Pairing. Dieser<br />

Knopf sendet einen Pair Request, den<br />

das Gegenüber bestätigen muss. Im Anschluss<br />

an diesen Schritt der Konfiguration<br />

synchronisieren die Clients ihre Daten<br />

über das Transfer-Repository.<br />

Fazit<br />

Die Weboberfläche Git-annex Assistant<br />

ergänzt auf gelungene Weise die darunterliegende<br />

Software. Grundlegende Arbeiten<br />

gelingen mit wenigen Mausklicks.<br />

Local Pairing bietet für Systeme mit gegenseitigem<br />

SSH-Zugriff einen einfachen<br />

Weg zum Synchronisieren von Daten.<br />

Das Remote Sharing mit dem Umweg<br />

über einen Messaging-Dienst ist<br />

zwar im Moment etwas umständlicher,<br />

der sich gerade in Arbeit befindende<br />

Daemon schafft hier aber demnächst<br />

möglicherweise Abhilfe.<br />

Um das volle Potenzial von Git-annex<br />

auszuschöpfen, müssen Sie allerdings<br />

auf die Kommandozeile zurückgreifen.<br />

Auf der Webseite des Projekts stehen einige<br />

Screencasts bereit, die den Einsatz<br />

der Software beschreiben.<br />

Nicht ohne Grund weist Joey Hess auf<br />

seiner Website explizit û darauf hin,<br />

was Git-annex nicht ist: Es synchronisiert<br />

zwar Daten, bietet aber kein implizites<br />

Backup. Zwar lässt sich das Programm in<br />

eine Datensicherungsstrategie integrieren,<br />

für das eigentliche Backup gibt es<br />

aber einfachere Tools. (agr) n<br />

Gruppen<br />

client<br />

transfer<br />

backup<br />

incremental backup<br />

small archive<br />

full archive<br />

source<br />

manual<br />

public<br />

unwanted<br />

Behält alle Daten, außer solche im Verzeichnis archive.<br />

Transferiert Daten zu anderen Repositories, behält die Dateien nur so lange, bis alle Clients eine Kopie haben.<br />

Behält alle Daten im Repository.<br />

Behält alle Daten, die sich nicht in einem anderen Backup oder anderen Repository gleichen Typs befinden.<br />

Bevorzugt Daten in einem Verzeichnis archive und solchen, die nicht anderswo archiviert sind.<br />

Enthält alle Daten, die nicht anderswo archiviert sind.<br />

Ein Repository, das Daten produziert, aber keine erhält. Entfernt die Daten, sobald sie anderswo synchronisiert<br />

sind.<br />

Erlaubt die manuelle Definition von Regeln.<br />

Geeignet zum Veröffentlichen von Daten. Ein konfigurierbares Verzeichnis wird mit einem öffentlichen Repo abgeglichen.<br />

Zum Löschen und Leeren eines Repositorys. Diese Zuordnung sorgt dafür, dass die Software alle Daten weg<br />

transferiert.<br />

96 www.linux-user.de<br />

09.2014


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Synergy Systems GmbH 81829 München, Konrad-Zuse-Platz 8 089-89080500 www.synergysystems.de 3 3 3 3 3<br />

B1 Systems GmbH 85088 Vohburg, Osterfeldstraße 7 08457-931096 www.b1-systems.de 3 3 3 3 3<br />

ATIX AG 85716 Unterschleißheim, Einsteinstr. 10 089-4523538-0 www.atix.de 3 3 3 3 3 3<br />

Tuxedo Computers GmbH 86343 Königsbrunn , Zeppelinstr. 3 0921/16498787-0 www.linux-onlineshop.de 3 3 3 3<br />

OSTC Open Source Training and Consulting GmbH 90425 Nürnberg, Waldemar-Klink-Str. 10 0911-3474544 www.ostc.de 3 3 3 3 3 3<br />

Dipl.-Ing. Christoph Stockmayer GmbH 90571 Schwaig, Dreihöhenstr. 1 0911-505241 www.stockmayer.de 3 3 3<br />

pascom - Netzwerktechnik GmbH & Co.KG 94469 Deggendorf, Berger Str. 42 0991-270060 www.pascom.net 3 3 3 3 3<br />

RealStuff Informatik AG CH-3007 Bern, Chutzenstrasse 24 0041-31-3824444 www.realstuff.ch 3 3 3<br />

CATATEC CH-3013 Bern, Dammweg 43 0041-31-3302630 www.catatec.ch 3 3 3<br />

Syscon Systemberatungs AG CH-8003 Zürich, Zweierstrasse 129 0041-44-4542010 www.syscon.ch 3 3 3 3 3<br />

Würth Phoenix GmbH IT-39100 Bozen, Kravoglstraße 4 0039 0471 56 41 11 www.wuerth-phoenix.com 3 3 3 3<br />

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<strong>LinuxUser</strong> ist eine monatlich erscheinende Publikation der<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

Jörg Luther (jlu, v. i. S. d. P.)<br />

<br />

Andreas Bohle (agr)<br />

<br />

Christoph Langner<br />

<br />

Thomas Leichtenstern (tle)<br />

<br />

Andreas Bohle (agr)<br />

<br />

Thomas Leichtenstern (tle)<br />

<br />

Erik Bärwaldt, Falko Benthin, Mario Blättermann,<br />

Florian Effenberger, Karsten Günther, Frank Hofmann,<br />

Peter Kreußel, Hartmut Noack, Tim Schürmann,<br />

Dr. Karl Sarnow, Vincze-Áron Szabó, Ferdinand Thommes,<br />

Uwe Vollbracht, Harald Zisler<br />

Elgin Grabe (Titel und Layout)<br />

Bildnachweis: Stock.xchng, 123rf.com, Fotolia.de u. a.<br />

Astrid Hillmer-Bruer<br />

Christian Ullrich<br />

<br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH & Co. KG<br />

97204 Höchberg<br />

Brian Osborn (Vorstand,<br />

verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

<br />

Hermann Plank (Vorstand)<br />

<br />

Petra Jaser<br />

<br />

Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 24<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Ann Jesse<br />

<br />

Tel.: +1 785 841 88 34<br />

Darrah Buren<br />

<br />

Tel.: +1 785 856 3082<br />

Penny Wilby<br />

<br />

Tel.: +44 1787 21 11 00<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01. 2014.<br />

Pressevertrieb<br />

Abonnentenservice<br />

D / A / CH<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim<br />

Tel.: (089) 3 19 06-0<br />

Fax: (089) 3 19 06-113<br />

ZENIT Pressevertrieb GmbH <br />

Medialinx AG Leserservice-Team<br />

Postfach 810580, 70522 Stuttgart<br />

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Jahres-DVD<br />

(Einzelpreis)<br />

€ 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Mini-Abo<br />

(3 Ausgaben)<br />

€ 3,00 € 3,00 Sfr 4,50 € 3,00<br />

Jahres-Abo<br />

(No-Media-Ausgabe)<br />

€ 60,60 € 68,30 Sfr 99,90 € 81,00<br />

Jahres-Abo<br />

(DVD-Ausgabe)<br />

€ 86,70 € 95,00 Sfr 142,80 € 99,00<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF<br />

(Einzelausgabe)<br />

€ 5,95 € 5,95 Sfr 7,70 € 5,95<br />

Digi-Sub<br />

(12 Ausgaben)<br />

€ 60,60 € 60,60 Sfr 78,70 € 60,60<br />

Digi-Sub<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

HTML-Archiv<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

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(LU plus LM 3 )<br />

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umgehend mit, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht für Zeitschriften gelten.<br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit<br />

seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die<br />

Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD,<br />

Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung für das Trademark »UNIX« der Open<br />

Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm<br />

»The GIMP« erstellt.<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />

durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung<br />

von Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur<br />

Veröffent lich ung in einer Publikation der Medialinx AG. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte oder Beiträge übernehmen Redaktion und Verlag keinerlei Haftung.<br />

Autoreninformationen finden Sie unter http://www.linux-user.de/Autorenhinweise.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive<br />

Urheber- und Verwertungsrecht für angenommene Manus kripte liegt beim<br />

Verlag. Es darf kein Teil des Inhalts ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in<br />

irgendeiner Form vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Copyright © 1999 - 2014 Medialinx AG ISSN: 1615-4444<br />

102 www.linux-user.de<br />

09.2014


Veranstaltungen/Autoren/Inserenten<br />

Service<br />

Veranstaltungen<br />

20.-22.08.2014<br />

LinuxCon North America 2014<br />

Chicago, IL, USA<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/linuxconnorth-america<br />

23.-31.08.2014<br />

DebConf14<br />

Portland, OR, USA<br />

http://debconf14.debconf.org/<br />

01.-03.09.2014<br />

Internet of Things Conference<br />

nhow Hotel<br />

Stralauer Allee 3<br />

10245 Berlin<br />

http://iotcon.de/2014/de<br />

05.-06.09.2014<br />

Swiss Perl Workshop 2014<br />

Flörli Olten<br />

Florastrasse 21<br />

4600 Olten, Schweiz<br />

http://act.perl-workshop.ch/spw2014/<br />

06.-12.09.2014<br />

Akademy 2014<br />

Brünn, Tschechien<br />

http://akademy.kde.org/2014<br />

19.-20.09.2014<br />

12. Kieler Open-Source- und Linux-Tage<br />

Kieler Innovations- und Technologiezentrum<br />

Schauenburgerstraße 116<br />

24118 Kiel<br />

http://www.kieler-linuxtage.de<br />

20.-21.09.2014<br />

World Maker Faire New York<br />

New York, NY, USA<br />

http://makerfaire.com/<br />

13.-15.10.2014<br />

LinuxCon Europe 2014<br />

Congress Centre Düsseldorf<br />

Düsseldorf<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/linuxconeurope<br />

17.-18.10.2014<br />

8. Linux-Informationstage Oldenburg<br />

Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg<br />

Elsässer Straße 66<br />

26121 Oldenburg<br />

http://lit-ol.de<br />

17.-19.10.2014<br />

Ubucon 2014<br />

37191 Katlenburg-Lindau<br />

http://ubucon.de/2014/<br />

18.-20.11.2014<br />

Open Source Monitoring Conference 2014<br />

Holiday Inn Nürnberg City Center<br />

Engelhardsgasse 12<br />

90402 Nürnberg<br />

http://www.netways.de/osmc/<br />

22.11.2014<br />

16. LinuxDay 2014<br />

HTL Dornbirn<br />

Höchsterstrasse 73<br />

6850 Dornbirn, Österreich<br />

http://www.linuxday.at/<br />

Autoren<br />

Andreas Bohle Metadaten auslesen mit Exiftool 32<br />

Andreas Reitmaier Fotobücher erstellen 44<br />

Software für Online-Galerien 50<br />

Figuren animieren mit MakeHuman 68<br />

Christoph Langner Youtube-Player im Vergleich 54<br />

Markdown-Editor Haroopad mit Live-<strong>Vorschau</strong> 72<br />

Dr. Karl Sarnow <strong>Fotos</strong> nach<strong>bearbeiten</strong> unter Linux 26<br />

Erik Bärwaldt Deepin Linux 2014 im Überblick 6<br />

Debian-Derivat ZevenOS mit topaktuellen Tools 11<br />

Audioplayer Musique im Test 64<br />

CDs auslesen und Audiodaten konvertieren 74<br />

Partitionen klonen mit Guymager 84<br />

Daten abgleichen mit Synkron 88<br />

Falko Benthin User verwalten mit OpenLDAP 78<br />

Ferdinand Thommes Anonym surfen mit Whonix 14<br />

Georg Schönberger Daten snychronisieren mit Git-annex Assistant 92<br />

Jörg Luther Editorial 3<br />

Karsten Günther Cleverer Dateimanager 4Pane 60<br />

Rawtherapee 4.1 im Test 36<br />

Thomas Leichtenstern Interview: Datenschützer Peter Schaar 22<br />

Neues auf den Heft-DVDs 105<br />

Uwe Vollbracht Angetestet: Aktuelle Software im Kurztest 20<br />

Inserenten<br />

Fernschule Weber GmbH www.fernschule-weber.de 21<br />

KITZ Kieler Linux Tage www.kielux.de 95<br />

Linux Magazine www.linux-magazine.com 101<br />

Linux-Community www.linux-community.de 95<br />

Linux-Magazin www.linux-magazin.de 99, 100<br />

Linux-Magazin Online www.linux-magazin.de 43, 101<br />

Linuxhotel www.linuxhotel.de 35<br />

<strong>LinuxUser</strong> www.linuxuser.de 2, 103<br />

Medialinx IT-Academy www.medialinx-academy.de 19, 91, 101<br />

PlusServer AG www.plusserver.de 49, 59, 67, 77, 87, 97<br />

Raspberry Pi Geek www.raspberry-pi-geek.de 108<br />

Spenneberg Training & Consulting www.spenneberg.com 101<br />

Tuxedo Computers GmbH www.linux-onlineshop.de 107<br />

Webtropia www.webtropia.com/ 9, 13<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

103


<strong>Vorschau</strong><br />

auf 10/2014<br />

Die nächste Ausgabe<br />

erscheint am 18.09.2014<br />

Alternative Desktops<br />

KDE und Gnome bieten jede Menge<br />

Komfort bei alltäglichen Arbeiten. Der<br />

Preis übersteigt aber in einigen Fällen<br />

den Nutzen, vor allem, wenn das gesamte<br />

System nur noch im Schneckentempo<br />

auf Eingaben reagiert. Alternative Desktops<br />

punkten hier nicht nur mit einem<br />

schmalen Ressourcenverbrauch, sie bieten<br />

dem versierten User zusätzlich die<br />

Möglichkeit, seinen Desktop bis in die<br />

letzte Ecke optimal zu gestalten. Wir stellen<br />

in der kommenden Ausgabe Projekte<br />

vor, die als Grundlage für den handoptimierten<br />

Desktop dienen könnten.<br />

DTP mit Linux<br />

Ein gut ausgestattetes Linux-System verfügt<br />

über alle Werkzeuge, mit denen Sie<br />

ein DTP-Projekt stemmen. Wir unterstützen<br />

Sie bei der Arbeit mit den Programmen,<br />

so können Sie sich vollkommen auf<br />

das Gestalten konzentrieren.<br />

Browser Chrome abdichten<br />

Googles Browser Chrome gibt sich geschwätzig<br />

über alle Aktivitäten, die in<br />

seinem Einflussbereich stattfinden. Gegen<br />

diese Form des – oft unerwünschten<br />

– Datentransfers helfen in der Regel<br />

ein paar einfache Tricks.<br />

© Gui Yongnian, 123RF<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Themen zu ändern oder zu streichen.<br />

Ausgabe 03/2014 ist am 10.07.2014 erschienen<br />

© Kiyoshi Takahase Segundo, 123RF<br />

Audio und Video<br />

Audio- und Videodateien können Sie unter<br />

Linux mit den passenden Werkzeugen<br />

schneiden und umwandeln. Es ist<br />

auch kein Problem, eigene Aufnahmen<br />

zu erstellen – wir zeigen, wie Sie zu diesem<br />

Zweck Aktivitäten auf dem Desktop<br />

und Ihre dazu gesprochenen Erklärungen<br />

aufzeichnen und weiterverarbeiten.<br />

Firefox und Thunderbird<br />

Die Versionsnummern von Firefox und<br />

Thunderbird schnellen seit einiger Zeit<br />

rasant in die Höhe. Der Browser wird in<br />

Kürze in Version 29 erwartet und der<br />

E-Mail-Client nähert sich der Nummer<br />

28. In zwei Workshops stellen wir neue<br />

Features der beiden Applikationen vor,<br />

die auf kaum einem Rechner fehlen.<br />

MAGAZIN<br />

Ausgabe 10/2014 erscheint am 04.09.2014<br />

20 Jahre Linux-Magazin<br />

Mit der Ausgabe 10/​2014 jährt sich der<br />

Geburtstag zum zwanzigsten Mal. Zur<br />

Tagesordnung zurückzukehren, kommt<br />

da nicht infrage: So prangt auf der DE­<br />

LUG-Ausgabe eine DVD-Box, die alle Artikel<br />

aus 20 Jahren Magazin enthält.<br />

Auch das Heft selbst hebt kräftig die Tassen,<br />

beispielsweise mit einem Geburtstagsrätsel<br />

mit attraktiven Preisen.<br />

Das Proc-Filesystem<br />

Das Proc-Dateisystem fungiert als flinker<br />

und einfacher Mittler zwischen Userland<br />

und System und birgt eine Menge Möglichkeiten.<br />

Es eignet sich gleichzeitig prima,<br />

um erste Schritte der Kernelprogrammierung<br />

zu unternehmen. Wer das<br />

schon weiß, erfährt in der „Kern-Technik“<br />

zumindest, was sich zuletzt an der<br />

Schnittstelle alles geändert hat.<br />

104 www.linux-user.de<br />

09.2014


Heft-DVD-Inhalt<br />

Service<br />

Neues auf den Heft-DVDs<br />

Virtual Appliance: Whonix 8.2<br />

Whonix bietet dem Anwender ein auf Sicherheit<br />

und Anonymität hin optimiertes<br />

Konzept an. Es besteht aus einem Gateway<br />

und einer Workstation, die jeweils in einer<br />

virtuellen Maschine starten. Während der<br />

Gateway eine Verbindung zum Tor-Netzwerk<br />

aufbaut, besteht für die Workstation<br />

die einzige Verbindungsmöglichkeit ins<br />

Netz über den Gateway. Diese Technik<br />

zwingt jeglichen Internetverkehr durch<br />

mehrere Knoten des Tor-Netzwerks. Whonix<br />

startet auf allen x86-Maschinen, die Virtualbox<br />

unterstützen. Sie finden die VMs<br />

sowie dazu passend Virtualbox 4.3 auf<br />

Seite A der ersten Heft-DVD in den Verzeichnissen<br />

/LU/whonix und /LU/<br />

vbox. Einen ausführlichen Artikel zu<br />

Whonix lesen Sie ab Seite 14.<br />

ZevenOS Neptune 4.0: Xubuntu auf Abwegen<br />

Das optisch an das legendäre BeOS angelehnte<br />

ZevenOS Neptune 4.0 basiert auf<br />

dem Ubuntu-Ableger Xubuntu. Die Kernkomponenten<br />

des Systems weisen jedoch<br />

erheblich neuere Versionsnummern auf als<br />

beim Original, das äußere Erscheinungsbild<br />

wirkt ebenfalls signifikant frischer. Als<br />

Desktop verwendet Neptune KDE 4.13.2,<br />

den Unterbau stellen der Linux- Kernel in<br />

Version 3.13.11, Systemd 204 und<br />

GCC 4.7.2. Beim Webbrowser setzt ZevenOS<br />

ganz auf Chromium 35 samt Flash- und<br />

HTML5-Unterstützung. ZevenOS verwendet<br />

weder Firefox noch dessen Debian-<br />

Derivat Iceweasel. In den umfangreichen<br />

Repositories stehen knapp 60 000<br />

Pakete zur Installation bereit. Weitere<br />

Details verrät ein Artikel ab Seite 11.<br />

GParted Live 0.19.1: der Einfachpartitionierer<br />

Wer einmal versucht hat, unter Windows<br />

die Partitionen einer Festplatte vernünftig<br />

zu verwalten, kennt das Problem: Microsoft<br />

stellt schlicht kein passendes Werkzeug<br />

dafür berreit. Die auf Debian basierende<br />

Mini-Distribution Gparted 0.19.1<br />

hilft hier weiter. Sie enthält als Kernbestandteil<br />

das Partitionierungsprogramm<br />

Gparted. In dessen grafischer Oberfläche<br />

legen Sie bequem Partitionen an,<br />

löschen diese oder ändern deren Größe.<br />

Die Software unterstützt praktisch<br />

alle gängigen Dateisysteme, darunter<br />

Ext2/​3/​4, ReiserFS, FAT, NTFS und HFS.<br />

Anonym im Netz: Tails 1.0.1<br />

Wer sich für das Thema „Privatsphäre im Internet“<br />

interessiert, kommt kaum an Tails<br />

vorbei. Dabei handelt es sich um eine vom<br />

Tor-Projekt produzierte Distribution, die<br />

speziell dafür konzipiert wurde, ein<br />

Höchstmaß an Anonymität und Privatsphäre<br />

im Netz zu gewährleisten. Das auf<br />

Debian basierende Live-System sorgt unter<br />

anderem durch das Nutzen des Tor-<br />

Netzwerks im Verbund mit einem speziell<br />

gehärteten Iceweasel-Browser für ein<br />

Maximum an Anonymität und Sicherheit<br />

im Netz. Daneben randomisiert<br />

Tails die MAC-Adresse und ändert sie in<br />

regelmäßigen Abständen. Die Distribution<br />

startet von Seite B der ersten Heft-<br />

DVD. Das Verzeichnis /iso‐image/<br />

tails/ enthält dessen ISO-Image.<br />

09.2014 www.linux-user.de<br />

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Service<br />

Heft-DVD-Inhalt<br />

Deepin Linux 2014<br />

Die aus China stammende Distribution adressiert<br />

mit schlichtem Design und einem<br />

ausgeklügelten Bedienkonzept in erster<br />

Linie Einsteiger, begeistert aber auch<br />

erfahrene Anwender. Das eigenständige<br />

Deepin Desktop Environment<br />

legt bei einem ästhetischen<br />

Erscheinungsbild<br />

den Fokus auf eine exzellente<br />

Ergonomie. Es wirkt<br />

sehr durchdacht und bietet<br />

viele kleine Features,<br />

die die Arbeit erleichtern.<br />

So genügt es, mit dem<br />

Mauszeiger an die rechte<br />

untere Bildschirmecke zu<br />

navigieren, um die Systemeinstellungen<br />

zu öffnen.<br />

Auf den beiden Seiten der<br />

zweiten Heft-DVD finden Sie<br />

die 32- und 64-Bit-Version der<br />

Distribution in Form bootfähiger<br />

ISO-Images. Was Deepin 2014 sonst<br />

noch an Goodies mitbringt, schildert<br />

ein Artikel ab Seite 6. (tle/jlu) n<br />

Bei der DVD-Edition von <strong>LinuxUser</strong> ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt.<br />

Bitte wenden Sie sich per E-Mail an cdredaktion@linux-user.de, falls es Probleme mit der Disk gibt.<br />

Neue Programme<br />

Das kleine Tool Vnstat 1.12 protokolliert den Netzwerkverkehr basierend<br />

auf den Schnittstellenstatistiken, die der Linux-Kernel bereitstellt.<br />

Das Tool benötigt wenige Systemressourcen und nutzt keine<br />

Sniffing-Techniken. -Ç S. 20<br />

Im Laufe der Jahre mauserte sich Rawtherapee 4.1 zu einem der<br />

bekanntesten freien Programme für das Entwickeln von Bitmap-Bildern<br />

aus Rohdaten-Aufnahmen. Als Besonderheit orientiert sich der<br />

Workflow an dem einer klassischen Bildbearbeitung. Ç S. 36<br />

Obwohl der Dateimanager 4Pane 2.0 zunächst relativ einfach erscheint,<br />

steckt viel Praxiserfahrung und Sachkenntnis des Entwicklers<br />

in dem Programm. Das zeigt sich beispielsweise an der ausgefeilten<br />

Konfiguration und den einfachen Möglichkeiten, Erweiterungen<br />

zu definieren. Ç S. 60<br />

Viele Projekte neigen dazu, ihre Audioplayer permanent aufzurüsten<br />

und mit immer neuen Funktionen zu überfrachten. Der Newcomer<br />

Musique 1.3 dagegen beschränkt sich mit einigen pfiffigen Ideen<br />

auf die nötigsten davon, die er in einer ansprechenden grafischen<br />

Oberfläche verpackt. Ç S. 64<br />

Geht es darum, realistische menschliche Figuren zu erstellen, gibt<br />

Poser unter Mac OS und Windows seit Langem den Ton an. Mit<br />

MakeHuman 1.0.1 tritt eine Open-Source-Software an, diese Lücke<br />

auch unter Linux zu schließen. Ç S. 68<br />

Die Stärke der Markdown-Syntax liegt darin, schon in der Ausgangsform<br />

als Textdatei gut lesbar zu sein. Der Markdown-Editor Haroopad<br />

0.12.1 hilft Ihnen mit einer stets aktuellen Live-Ansicht beim<br />

Verfassen von derartig formatierten Texten. Ç S. 72<br />

Möchten Sie nur einige Ordner sichern, erweisen sich viele Sicherungsprogramme<br />

oft als hoffnungslos überdimensioniert. Die kleine<br />

Qt-Applikation Synkron 1.6.2 hilft hier weiter und bietet genug Potenzial,<br />

um auch größere Datenbestände aus verschiedenen Quellen<br />

auf identischem Stand zu halten. Ç S. 88<br />

Die Software Virtualbox 4.3 erlaubt es Ihnen, Betriebssysteme unterschiedlichster<br />

Art in einer Software-Umgebung zu starten. Diese<br />

emuliert einen nach Ihren Vorgaben definierten Rechner. Virtualbox<br />

unterstützt praktisch alle Windows- und Linux-Systeme als Gast, sowohl<br />

für die 32- als auch die 64-Bit-Architektur.<br />

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09.2014

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