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Bergsteiger 3000er Paradies (Vorschau)

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09<br />

Exklusiv<br />

Messner im Interview<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Allgäu: Gipfel und Schlösser<br />

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09 / September Juli 2014 2013<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

SÜDTIROL<br />

Toptouren in der<br />

Texelgruppe<br />

12<br />

Windjacken<br />

für Sie & Ihn<br />

im großen<br />

Test<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Lechtaler Alpen • Zillertaler Alpen<br />

<strong>3000er</strong> <strong>Paradies</strong><br />

Ötztaler Hochtouren, die Sie nicht vergessen werden!<br />

Chiemgau<br />

Traumpfade rund<br />

um den Samerberg<br />

Dolomiten<br />

Special<br />

▶ Marmolada<br />

im Porträt<br />

▶ Durchs wilde<br />

»Bellunistan«<br />

+<br />

62 Tourentipps<br />

Vorarlberg<br />

»Grüner Ring«: Die besten<br />

Wanderungen am Arlberg<br />

Wallis<br />

Oberaletschhütte: Touren am<br />

größten Gletscher der Alpen<br />

Schottland<br />

Highlands: Die grandiose Landschaft<br />

macht Wanderer high


SICHER UNTERWEGS IN FELS UND EIS.<br />

DANK INNOVATIVER DETAILS.<br />

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2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />

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© www.fwa-muc.de, 2014


EDITORIAL<br />

2 x 70 im Interview:<br />

Reinhold Messner,<br />

Eugen E. Hüsler<br />

mit Chefredakteur<br />

Michael Ruhland<br />

Die weißen<br />

Flecken in uns<br />

Befragte man zehn oder<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> zur Person<br />

Reinhold Messners, es<br />

entstünde ein widersprüchliches Bild: Verehrung wäre genauso dabei wie<br />

Ablehnung; Solidarität und Gleichgesinntheit träfen auf Zerwürfnis und<br />

Ressentiment. Messner hat schon in jungen Jahren polarisiert. Er prägte einen<br />

puristischen Alpinismus entgegen der damaligen Regeln. Das Drama am<br />

Nanga Parbat 1970, als sein Bruder Günther umkam und er wie durch ein<br />

Wunder überlebte, war eine Zäsur. Messner wurde noch extremer, bisweilen<br />

egomanisch. Das Anarchische ist ein Wesenszug des Mannes, der durch<br />

seine alpinistischen Großtaten zum berühmtesten <strong>Bergsteiger</strong> der Welt aufstieg.<br />

Er blieb es bis heute – gerade weil er ein Macher ist. Und Erfolg<br />

hat mit dem, was er anpackt. Am 17. September wird Messner 70 Jahre alt.<br />

Wir in der Redaktion fragten uns, was dem Anlass angemessen sein könnte.<br />

Ein Porträt? Gibt es zuhauf. Ein Interview über sein Leben? Dito! Manchmal<br />

spielt einem der Zufall in die Karten, so dass eine Idee bald Gestalt annahm:<br />

Etwa sechs Millionen Mal haben sich Messners gut 50 Bücher weltweit verkauft,<br />

da kann kein anderer <strong>Bergsteiger</strong> mithalten. Autor Eugen E. Hüsler,<br />

der zwei Tage nach Messner 70 wird, hat den Südtiroler dennoch übertrumpft<br />

– mit etwa 120 Berg-Publikationen. Ich habe beide zu einem Gespräch im<br />

Schloss Sigmundskron zusammengebracht. Über Bergbücher. Was sie ausmacht.<br />

Ob sie Zukunft haben. Warum Abenteuer immer ziehen (S. 50–57).<br />

Ötztaler<br />

Hochtourenwoche<br />

Fünf 3.000er<br />

□ Einsame Hochgebirgsdurchquerung<br />

in den Ötztaler Alpen<br />

□ Riesige Gletscher und schroffe Berggipfel<br />

□ Krönender Abschluss:<br />

Besteigung Wildspitze (3.770 m)<br />

□ Gemütliche Berghütten – Tiroler Köstlichkeiten<br />

<br />

Details anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

»Es gibt sie noch die weißen Flecken. Sie sind in uns selbst. Es lohnt sich hinauszugehen<br />

in jenen Bereich, der für Menschen nicht gemacht ist«, sagt Messner.<br />

Ich möchte Sie, verehrte Leserinnen und Leser, lieber an Orte führen, die<br />

weniger Grenzerfahrungen denn grandiose Erlebnisse versprechen. Zum Beispiel<br />

in die <strong>3000er</strong>-Welt der Ötztaler Alpen (S. 22–31); oder in Höhlensysteme<br />

(S. 40–45). Wobei Letztere die weißen Flecken in uns spürbar machen …<br />

Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />

Spiegelstraße 9, 81241 München<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

22<br />

Neun Mal 3000<br />

Egal ob von Norden oder von<br />

Süden: Ötztaler Paradegipfel<br />

wie der Similaun oder die<br />

Weißkugel haben mehrere<br />

Schokoladenseiten.<br />

32<br />

Bayrische G‘schichtn<br />

Den Samerberg nutzten schon<br />

Kelten, Römer und Bajuwaren. Heute<br />

ist er ein <strong>Paradies</strong> für Wanderer.<br />

TITELTHEMA<br />

22 Zwei Täler, Dreitausender<br />

Die Venter und die Schnalstaler mögen sich,<br />

obwohl sie eine hohe Gebirgskette trennt.<br />

Die wiederum mögen die <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

BERGSZENE<br />

106<br />

Von Sinnen<br />

Sie sollen ein völlig neues Bergerlebnis<br />

vermitteln. Wir zeigen,<br />

was Barfußschuhe wirklich können.<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 BERGSZENE Ein Jahr vor dem großen<br />

Jubiläum putzt sich Zermatt heraus.<br />

16 OUTDOOR-MESSE In Sachen Nachhaltigkeit<br />

ziehen die Hersteller an einem Strang.<br />

20 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />

Webseiten zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

32 Chiemgauer Perlen<br />

Wanderungen am Samerberg sind für<br />

Familien-TIPP<br />

Genusswanderer und aktive Familien ideale<br />

Ziele mit geschichtsträchtigem Hintergrund.<br />

42 Serie: Hüttenzauber<br />

Fast wäre der Gästestrom der Oberaletschhütte<br />

versiegt. Nun lockt ein neuer Panoramaweg<br />

mehr Tagesgäste als Alpinisten an.<br />

4 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

Tour du Mont Aiguille<br />

Rundtour auf den Heuberg<br />

Feichteck und Karkopf<br />

Via ferrata delle Trincee<br />

Klettersteig Marmolada Westgrat<br />

Bindelweg (Rifugio Vièl dal Pan)<br />

Gelbe-Wand-Klettersteig<br />

Bayerischer Schinder<br />

Großer Galtenberg<br />

Hoher Weißzint<br />

58<br />

Peischelspitze<br />

Über das Lattengebirge<br />

82<br />

Die Königin feiert<br />

Vor 150 Jahren gelang die Erstbesteigung<br />

der Marmolada<br />

94<br />

Dünne Dichtmacher<br />

Ultraleichte Windjacken<br />

sind<br />

ein klassisches<br />

»Immer-dabei«–<br />

Produkt. Die<br />

neuen Modelle<br />

im großen Test.<br />

46<br />

Seensüchtig<br />

Die Spronser Seen faszinieren<br />

die Menschen seit Urzeiten.<br />

112<br />

Schottenhammel<br />

Touren in der einsamen Landschaft<br />

im Norden Europas<br />

Cover: Bernd Ritschel (Venter Höhenweg); weitere Fotos: Ötztal Tourismus, M. Pröttel, A. Strauß, Dorf Tirol, Th. Ebert, M. Kostner, Hersteller<br />

46 Grenzgänger und Sterngucker<br />

Das Gebirge zwischen Nord- und Südtirol<br />

ist uraltes Schmugglergebiet. Dabei waren<br />

die nicht mal die ersten dort.<br />

68 Das Heer der Ringe<br />

Mit einem pfiffigen Konzept bleibt Lech<br />

Zürs, der berühmte Wintersportort,<br />

auch im Sommer für Wanderer attraktiv.<br />

72 Serie: GeoTop-Touren<br />

Der Mont Aiguille ist Kletterern vorbehalten,<br />

seine Umrundung für alle machbar.<br />

78 Serie: Mit dem Zug ins Gebirg‘<br />

Mit der Eisenbahn zum Eisenweg: Dank<br />

Schloss Neuschwanstein sind die Klettersteige<br />

am Tegelberg bestens erreichbar.<br />

90 Durchs wilde »Bellunistan«<br />

Spielplatz für Entdecker: In den abgelegenen<br />

Feltriner Dolomiten geht es<br />

ruhiger zu als im benachbarten Trentino.<br />

102 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />

Der wohl wichtigste Schritt vom Wanderer<br />

zum <strong>Bergsteiger</strong>: In Teil 4 wagt man<br />

sich erstmals in vergletschertes Gelände.<br />

SERVICE<br />

94 Frische Windbeutel<br />

Leichte Wetterschutzjacken können längst<br />

mehr als Mülltüten mit Reißverschluss.<br />

106 Zehenspitzengefühl<br />

Belastung statt Dämpfung für gesundere<br />

Füße – was ist dran am Barfußtrend?<br />

REPORTAGE<br />

36 Fürsten der Finsternis<br />

Höhlen sind geheimnisvoller als der<br />

hinterste Himalayawinkel. Mit Experten<br />

kann man den Reiz der Tiefe nacherleben.<br />

112 Abgeschottet<br />

Kaum ein schottischer Gipfel reicht über<br />

die 1000-Meter-Marke. Doch wer die Highlands<br />

unterschätzt, wird sich wundern.<br />

ALPINISMUS<br />

82 Meilensteine<br />

Vorne Gletscher, hinten Mauer: Die Marmolada<br />

ist ein Berg mit zwei Gesichtern.<br />

Vor 150 Jahren wurde sie erstbestiegen.<br />

50 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Im September werden<br />

Reinhold Messner<br />

und Eugen E.Hüsler<br />

70 Jahre alt. Ein<br />

Gespräch über Berge,<br />

Bücher<br />

und<br />

Eitelkeit.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bergbilder 6<br />

TV-Programm 21<br />

Davids Depeschen 88<br />

Härtetest 108<br />

Bergwochenende 118<br />

Bergpredigt 120<br />

Briefe/Impressum 121<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERGBILDER<br />

Fluchtpunkt<br />

Wolken wabern so gut wie immer um die Spitzen<br />

der Pala-Gruppe. Wenn sie sich einmal zu Gewittern<br />

zusammengebraut haben, finden Kletterer im Rifugio<br />

Treviso (1630 m) einen gemütlichen Unterschlupf.<br />

Val Canali, Pala-Gruppe im Trentino<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Foto: Ralf Gantzhorn


Schnurgerade<br />

Geradlinig wie der Charakter seines Erstbegehers<br />

führt der Buhlriss durch die kompakte Westwand<br />

der Cima Canali. Die Route im VI. Schwierigkeitsgrad<br />

zählt zu den Klassikern in den Dolomiten.<br />

Cima Canali (2900 m)<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Hänger<br />

In der Schlüsselseillänge der Biasin-Route (VI+) am<br />

markanten Felsturm des Sass Maor tut Abhängen<br />

gut. An der Nordwestkante der Pala del Rifugio (V+)<br />

schafft man es auch ohne Durchhänger.<br />

Sass Maor (2812 m) und Pala del Rifugio (2394 m)<br />

Fotos: Ralf Gantzhorn


Glücksgriff<br />

Der Zahn der Zuflucht trägt seinen Namen nicht<br />

ohne Grund: Der kompakte Fels offeriert Genusskletterei<br />

im IV. Schwierigkeitsgrad. Sein Glück mit<br />

ein paar Friends zu teilen, schadet dennoch nicht.<br />

Dente del Rifugio (2098 m)


Traum aus Stein<br />

Die Dolomiten sind für den Fotografen<br />

Ralf Gantzhorn ein Traum: einer, der<br />

neben Idylle auch Bedrohung bedeutet.<br />

Ralf Gantzhorn ist meistens hin und her<br />

gerissen zwischen den viel zu weit entfernten<br />

Bergen und der frischen Seeluft. Der<br />

Fotograf lebt aus Überzeugung in Hamburg<br />

an der norddeutschen Waterkant<br />

und sucht mit Vorliebe in wilden Gebieten<br />

wie Feuerland, Patagonien und Schottland<br />

nach frischen Motiven. In den Alpen haben<br />

es ihm vor allem die Dolomiten angetan.<br />

Warum? »Es ist die teilweise surreale Landschaft,<br />

die das Gefühl vermittelt, sich in einem<br />

Traum zu befinden. Einem Traum, der<br />

zwischen Lieblichkeit und Bedrohung, zwischen<br />

idyllischen Alpentälern und schroffer,<br />

oft abweisender Wildheit schwankt«,<br />

sagt der 50-Jährige, der seit 1983 klettert<br />

– zwei Jahre danach begann er mit dem<br />

Fotografieren.<br />

–dst–<br />

Foto: Ralf Gantzhorn<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11


<strong>Bergsteiger</strong><br />

09/14 BERGSZENE<br />

Aluzelte statt<br />

Hörnlihütte:<br />

Das Schutzhaus<br />

wird momentan<br />

saniert, günstiger<br />

wird die<br />

Übernachtung<br />

dadurch nicht.<br />

Mit Peter Habeler<br />

zum Sonnenaufgang<br />

Der BERGSTEIGER verlost zwei Karten für ein<br />

Dreitage-Programm beim »Kiku. International<br />

Mountain Summit« in Brixen. Los geht’s mit<br />

dem »Spiderman«, dem französischen Freikletterer<br />

Alain Robert, der das Publikum beim IMS (16. bis 21.<br />

Oktober) in die luftige Welt des Fassadenkletterns<br />

entführt. Bei der Diskussion am 18. Oktober zum<br />

Thema »Willenskraft« ist Peter Habeler mit dabei, der<br />

mit Reinhold Messner den Alpinismus revolutionierte.<br />

Beim IMS lädt Habeler am Sonntag, 19. Oktober,<br />

zu einer Sonnenaufgangswanderung. Nutzen Sie die<br />

Chance und schicken Sie uns eine Postkarte<br />

(BERGSTEIGER, Postfach 400209, 80702 München)<br />

oder eine E-Mail (bergsteiger@bruckmann.de)<br />

mit dem Stichwort IMS und der Antwort auf die Frage:<br />

Zu was wurde Peter Habeler im September 1999<br />

ernannt? Einsendeschluss: 13. September 2014. Die<br />

Karten beinhalten zwei Ü/F vom 17. bis 19. Okktober.<br />

Weitere Infos zum Programm: www.ims.biz –mr–<br />

16 – 21 October 2014<br />

Official Partner<br />

Mitmachen<br />

und<br />

gewinnen!<br />

Foto: Dominik Prantl<br />

Großreinemachen<br />

ZERMATT PUTZT SICH FÜRS JUBILÄUM RAUS<br />

Wenn sich am 14. Juli 2015 die Erstbesteigung des Matterhorns<br />

zum 150. Mal jährt, will sich Zermatt in allerbestem Zustand präsentieren.<br />

Am Bahnhof tickt bereits eine eigens errichtete Countdown-<br />

Uhr. Auch der Weg zur Hörnlihütte sollte verschönert werden, doch die<br />

zehn dafür angedachten Sherpas erhielten keine Arbeitsbewilligung.<br />

Die Hörnlihütte selbst ist ohnehin geschlossen, auch sie wird fürs<br />

große Jubiläum saniert. Da Zelten aus Naturschutzgründen streng verboten<br />

ist, wird die Sommersaison am Matterhorn wohl die einsamste<br />

seit Jahrzehnten. Je zwei Aspiranten können aber seit Mitte Juli bis<br />

15. September in einem der 25 »temporary alpine shelter« – zeltförmige<br />

Alukabinen – übernachten,<br />

welche die Stiftung Hörnlihütte<br />

auf dem Hirli (2880 m) errichtet hat.<br />

Auch Essens- und Toilettenzelte<br />

stehen dort. Allerdings müssen vom<br />

Basecamp auch 400 zusätzliche<br />

Höhenmeter bewältigt werden sowie<br />

ein recht stolzer Preis: 150 CHF<br />

kostet die Halbpension pro Nase,<br />

Rabatte für AV-Mitglieder gibt<br />

es nicht, Reservierungen unter<br />

Tel. 00 41/27/9 67 22 64. –te–<br />

Berg-Fundstück<br />

Anti-Mücken-Armband<br />

15 Tage lang halten Öle<br />

die Mücken chemiefrei<br />

vom Leib – dann<br />

wird neu bestückt.<br />

Para’Kito Armband 15,90 € (inkl. 2 Pellets),<br />

2er-Nachfüller 9,90 €, über www.parakito.com<br />

Fotos: Marc Kronig<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Hüttenzauber.<br />

Fünf Fragen an …<br />

Foto: privat<br />

Samuel Bernhard,<br />

Geschäftsleiter<br />

von Bus alpin,<br />

einem öffentlichen<br />

Nahverkehrsanbieter<br />

für <strong>Bergsteiger</strong><br />

in der Schweiz<br />

NEU!!<br />

... den Berg-Bus-Bringer<br />

Warum braucht man in der Schweiz den Bus alpin?<br />

Der Postbus fährt doch überall hin.<br />

Eben nicht. Es gibt schon Lücken. Ein Ort muss mindestens 100<br />

Einwohner haben, damit der Nahverkehr von öffentlicher Hand<br />

fi nanziert wird. Gerade im alpinen Gebiet erfüllen das nicht alle Orte.<br />

Wir helfen den Gemeinden, die nicht von diesen Geldern profi tieren.<br />

Wie schließen Sie diese Lücken?<br />

Wir beraten und begleiten Regionen bei der Angebotsgestaltung<br />

und leisten die Vermarktungsarbeit. Bisher arbeiten wir mit 13 Trägerschaften<br />

zusammen, die sich über die ganze Schweiz erstrecken.<br />

Diese bieten in ihren Regionen dann passgenaue Angebote: vom<br />

Fixbetrieb mit Großbussen bis zum privaten Ruftaxi gibt es alle<br />

möglichen Betriebsmodelle. Teils wird täglich gefahren, teils nur am<br />

Wochenende. Je nach Nachfrage. Vom Fahrpreis allein deckt sich<br />

der Bus alpin aber nicht, wir sind auf Sponsoren wie Gemeinden,<br />

private Firmen und Tourismusorganisationen angewiesen.<br />

Brauchen <strong>Bergsteiger</strong> in der Schweiz überhaupt noch ein Auto?<br />

Unser Ziel ist, bei der Anreise zur Bergtour den Pkw komplett zu<br />

ersetzen. Im Bereich Bergwandern haben wir großen Erfolg, dort liegt<br />

unsere Kernkundengruppe. Für Ski- und Hochtourengeher kann<br />

es schon sein, dass für manches Ziel der Fahrplan nicht früh genug<br />

beginnt. Umgekehrt gibt es aber auch viele Menschen, die erst<br />

mittags loswandern. Wir richten uns da nach dem größten Bedarf.<br />

Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Ein Wochenende in den Bergen ist ein Genuss! Noch mehr Erholung<br />

und Entspannung verspricht ein Wanderausflug zu<br />

einer Selbstversorgerhütte. Abseits vom Trubel der üblichen<br />

Hütten und Almen ist hier der Wanderer auf sich allein gestellt.<br />

Er muss sich vorab den Schlüssel organisieren, sich vor<br />

Ort verpflegen, einige Dinge selbst mitbringen. Was Bergfreunde<br />

auf den einzelnen Hütten in Bayern und Tirol erwartet,<br />

das verraten Markus und Janina Meier.<br />

144 Seiten · ca. 120 Abb.<br />

16,5 x 23,5 cm<br />

€ [A] 20,60<br />

sFr. 27,90 € 19,99<br />

ISBN 978-3-7654-4970-3<br />

Auch als eBook erhältlich<br />

Wann sind Sie zuletzt mit dem Auto in die Berge gestartet?<br />

Ich kann gar nicht Auto fahren. Zuletzt mitgefahren bin ich sicher<br />

vor ein paar Jahren. Der öffentliche Verkehr ist einfach eine Kultur:<br />

Wer sie kennt, liebt sie. Man kann von A nach B wandern, ohne dass<br />

das Auto am falschen Ort parkt, muss sich nicht auf den Verkehr<br />

konzentrieren und steht nicht im Stau. Die Berge sind Erholungsregionen.<br />

Ich schade mir und der Region, wenn ich sie mit dem Auto bereise.<br />

Andere Länder schauen neidisch auf den öffentlichen Nahverkehr<br />

in der Schweiz. Wie steht es um diesen in 30 Jahren?<br />

Ich hoffe, der öffentliche Verkehr ist dann noch stärker als jetzt. Ich<br />

bin positiv gestimmt. Unsere eigene Erhebung von 2007 hat gezeigt,<br />

dass sich 30 Prozent der Fahrgäste als Umsteiger vom Auto auf<br />

den öffentlichen Verkehr bezeichnen. Mehr Bergbahnen brauchen wir<br />

aber nicht, im Gegenteil. Der Erschließungsdruck ist schon hoch<br />

genug. (Fahrpläne unter www.busalpin.ch) Interview: Thomas Ebert<br />

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ISBN 978-3-7654-5245-1<br />

Die Welt neu entdecken<br />

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gleich<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 09/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Notizen<br />

Wettkampf<br />

mit Tradition:<br />

die Boulder-WM<br />

im Münchner<br />

Olympiastadion<br />

Endlich vereint<br />

Nach jahrzehntelanger Vorbereitung gehen der<br />

österreichische Skitourenverband ASKIMO und<br />

der Österreichische Skiverband gemeinsame<br />

Wege. Das Skibergsteigen wird zur kommenden<br />

Wintersaison als eigene Sparte in den ÖSV<br />

integriert. Der Zugriff auf die professionellen<br />

Strukturen des ÖSV soll vor allem den Leistungssport<br />

weiter voranbringen. Auch für die<br />

Anerkennung als olympische Disziplin ist die<br />

Eingliederung ein wichtiges Signal. –te–<br />

Aufgetaut nach 32 Jahren<br />

Am 2. März 1982 brach der 23-jährige Patrice<br />

Hyvert zur Aiguille Verte im Mont-Blanc-Gebiet<br />

auf und kam nie zurück. Bis am 3. Juli 2014<br />

zwei Wanderer seinen Körper entdeckten – der<br />

Gletscher hatte ihn nach 32 Jahren freigegeben.<br />

Auch die Funde von Gebirgssoldaten aus dem<br />

Ersten Weltkrieg häufen sich: jährlich werden<br />

allein in Österreich vier bis sechs »Gletschermumien«<br />

gemeldet, Tendenz steigend. –te–<br />

Foto: DAV<br />

In Weltmeister-Laune<br />

GUTE CHANCEN FÜR DAV-TEAM BEI DER BOULDER-WM IN MÜNCHEN<br />

Die besten Boulderer der Welt treten von Donnerstag, 21. August, bis<br />

Samstag, 23. August, im Münchner Olympiastadion an; und Deutschland darf<br />

darauf hoffen, ein zweites Mal in diesem Jahr Weltmeister zu werden. Besonders<br />

Jan Hojer, der mit seinem Weltcup-Gesamtsieg 2014 das bisher beste deutsche<br />

Ergebnis aller Zeiten einfahren konnte, gilt als vielversprechender Anwärter auf<br />

den WM-Titel im Bouldern. Aber auch Juliane Wurm, Thomas »Shorty« Tauporn,<br />

Stefan Danker und die Münchner Lokalmatadorin Monika Retschy haben gute<br />

Chancen auf eine Top-Ten-Platzierung.<br />

–vhi–<br />

Logos: Alpenverein/Monika Melcher, Wikipedia<br />

Neues Logo für den OeAV<br />

Der Österreichische Alpenverein hat ein<br />

neues Logo. Ziel des Designteams war es, »den<br />

Spagat zwischen der Verknüpfung traditioneller<br />

Elemente mit einem frischen, zeitgemäßen<br />

Schriftbild« zu schaffen. Am Edelweiß rüttelte<br />

der mit 470000 Mitgliedern größte <strong>Bergsteiger</strong>verband<br />

in Österreich freilich nicht. –te–<br />

neu<br />

alt<br />

Eybl: Eine Institution verschwindet<br />

Österreich verliert eine Berg-Institution:<br />

Nach fast sieben Jahrzehnten ist der Fachhandel<br />

Sport Eybl Geschichte. Der britische Discounter<br />

Sports Direct übernahm das Wiener Traditionshaus.<br />

Eine Expansionsstrategie mit Eigenmarken<br />

schlug fehl, zuletzt war das Unternehmen aus<br />

Finanznot zum Verkauf gezwungen. –te–<br />

Award für Schweizer Nationalpark<br />

Der Parc Naziunal Svizzer, mit 100 Jahren<br />

der älteste Nationalpark der Alpen, erhielt den<br />

King Albert Mountain Award. Damit werden<br />

seit 1994 Personen und Institutionen für ihre<br />

außergewöhnlichen oder nachhaltigen Leistungen<br />

in den Bergen geehrt.<br />

–dst–<br />

Foto: Christof Schellhammer<br />

Das andere Berglexikon<br />

»Was Sie schon immer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />

Fwie Friend<br />

Klar doch, Ray Jardine. Galt in den 1970er-Jahren als<br />

Taktgeber im Yosemite. Kletterte erste Big Walls, und seine<br />

Routen »Hangdog Flyer« und »Phoenix« zählten seinerzeit zu<br />

den schwersten der Welt. Der freie Geist der angloamerikanischen<br />

Kletterer beeinfl usste das Geschehen in jenen Jahren in besonderer<br />

Weise. Freies Klettern, sportlich, mit möglichst wenig<br />

Beeinträchtigung der Natur war die Devise. Schnell und effi zient<br />

wollte man sein, ob in einer kurzen Sportkletterroute oder im<br />

Himalaya. Clean Climbing hieß ein Zauberwort. Dazu passte die<br />

Entwicklung der Klemmkeile, die in einer der genialsten Erfi n-<br />

dungen in der Geschichte<br />

des Felskletterns gipfelte:<br />

dem »Friend«. Der Schlüssel<br />

für die Freeclimber, ihre<br />

Träume von schwersten<br />

Rissklettereien zu leben,<br />

ohne den Fels zu verletzen.<br />

–Uli Auffermann–<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Foto: salibeppescendi.blogspot.de<br />

Sauschwänze: Aufpassen!<br />

TESTS ERGEBEN GEFAHRENPOTENZIAL<br />

Die Bergrettung Tirol rät Kletterern eindringlich, beim Gebrauch von Sauschwanz-Umlenkern<br />

Sorgfalt an den Tag zu legen. Wer von den weit verbreiteten<br />

Sauschwänzen abseilt, riskiert, dass das elastische Seil bei Entlastung aus dem<br />

Sauschwanz springt. Das haben Tests der Bergrettung Tirol und des Kuratoriums für<br />

alpine Sicherheit ergeben. Falls möglich, sollte auf einen Abseilring zurückgegriffen<br />

werden, im Zweifel hintersichert man den Sauschwanz mit einer Expressschlinge. –te–<br />

30 JAHRE<br />

BELÜFTUNG<br />

30 JAHRE AIRCOMFORT<br />

Zitat des Monats<br />

»Gescheiter sind wir auf dem<br />

Gipfel sicher nicht geworden,<br />

aber blöder auch nicht.«<br />

Peter Habeler (72), Alpinist, bei den »BMW Mountain Stories«<br />

in München über seine Everest-Besteigung ohne zusätzlichen<br />

Sauerstoff mit Reinhold Messner im Jahr 1978. Es gab damals<br />

Mediziner, die vor schweren Hirnschädigungen warnten.<br />

Foto: Johannes Mair<br />

Berge, Menschen, Abenteuer<br />

Star in der Innsbrucker Kletterszene<br />

und im Film »Melting<br />

Pot«: Weltmeisterin und<br />

Weltcup-Siegerin Anna Stöhr<br />

20. Filmfest St. Anton am Arlberg vom 27.–30. August 2014: Internationaler denn je<br />

drehen sich die Filme des Filmfests St. Anton ums Klettern. Die Boulder-Stars Anna Stöhr<br />

und Kilian Fischhuber eröffnen mit »Melting Pot«, Hansjörg Auer zeigt die Preview seiner<br />

Erstbesteigung des Kunyang Chhish East. Vor Ort wird auch David Lamas Cerro-Torre-Seilpartner<br />

Peter Ortner sein. Eine Doku zeigt, wie Beat Kammerlander eine extrem schwierige<br />

Route im Rätikon einrichtete, Japans Ausnahmekletterer Yuji Hirayama beeindruckt durch<br />

leichtfüßigen Kletterstil. Die Premiere »Free Range Turkey« stellt der Weltmeister persönlich<br />

vor. Informationen zum Programm unter www.fi lmfest-stanton.at<br />

–sz–<br />

2014<br />

TIPP<br />

Komfort<br />

AIRCOMFORT FLEXLITE<br />

Das mit Abstand beste Aircomfort System, welches<br />

je von uns ent wickelt wurde – preisgekrönt<br />

in vielen unabhängigen Tests!<br />

www.deuter.com<br />

Offi zieller Ausrüster des<br />

Verbands der Deutschen<br />

Berg- und Skiführer<br />

DIE NEUE FUTURA SERIE<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 15


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 09/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Trends auf der Outdoor-Messe<br />

Gemeinsam sind sie stark<br />

Der Trend ist ungebrochen: Umweltverträglichkeit<br />

in der Herstellung und<br />

ultraleichte Produkte mit minimalem<br />

Packmaß waren die Schwerpunkt-Themen<br />

auf der Outdoor-Messe Mitte Juli in Friedrichshafen.<br />

Mehr als 900 Hersteller aus der<br />

Outdoor-Branche präsentierten dabei ihre<br />

Produkte. Vor allem im Schuh-Segment<br />

gab es Neuerungen wie beispielsweise das<br />

Gore Tex Surround System, das für ein<br />

optimal belüftetes Fußklima sorgt, ohne<br />

Nässe durchzulassen.<br />

Die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit<br />

hat einen fortschrittlichen Gedanken in<br />

der Outdoor-Branche zum Keimen gebracht:<br />

Zusammenarbeit statt gnadenloser<br />

Wettbewerb. Vaude treibt die Einführung<br />

eines Recycling-Systems voran, an dem<br />

auch der Hersteller-Verbund European<br />

Outdoor Group (EOG) beteiligt ist. Skandinavische<br />

Firmen wie Bergans und Haglöfs<br />

forschen gemeinsam nach einem Ersatz<br />

für die schädliche Chemikalie PFC, die<br />

bei der Imprägnierung von Stoffen zum<br />

Einsatz kommt. »Speziell bei den Themen<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit ist der Wille<br />

zur Zusammenarbeit groß«, stellte Christoph<br />

Centmayer von Bergans fest. »Wir haben<br />

gemerkt, dass wir so schneller voran<br />

kommen.«<br />

Bei der Verleihung der begehrten Outdoor<br />

Awards ließ die Jury mehr Strenge walten<br />

als im Vorjahr. So wurden von den 361 Produktneuheiten<br />

diesmal nur 35 mit einem<br />

Award ausgezeichnet, sieben Produkte<br />

erhielten das begehrte Gold. –dst–<br />

Atmos AG 65 von Osprey<br />

Das Rückentragesystem<br />

AntiGravity kommt ohne<br />

Schaumstoff-Pads aus; für die<br />

optimale Belüftung ist nahtlos<br />

verarbeitetes Mesh über einem<br />

dreidimensionalen Hohlraum<br />

in der Rückenplatte gespannt.<br />

Fraggle von Edelrid<br />

Der Komplettgurt für<br />

Kinder bis 40 kg wurde<br />

überarbeitet und ist nun<br />

nicht nur schön bunt,<br />

sondern dank Polsterungen<br />

und Textilgelenken noch<br />

bequemer zu tragen und<br />

einfacher anzulegen.<br />

Speed Ascent von Salewa<br />

Die revolutionäre Kombination<br />

mit aufgebogenem Vorderfuß und<br />

Vibram-Sohle mit Rocker-Profi l<br />

garantiert mehr Tempo beim<br />

Aufwärtsgehen, höheren Komfort<br />

beim Abstieg, mehr Gelenkschonung<br />

– und das alles auch<br />

noch mit weniger Anstrengung.<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


www.skylotec.de<br />

L.I.M. Down von Haglöfs<br />

Der 473 Gramm leichte<br />

Schlafsack mit einer warmen<br />

Füllung aus 90/10 Gänsedaune<br />

spart Gewicht, indem er<br />

auf Reißverschlüsse verzichtet,<br />

und überzeugt mit einem<br />

intelligenten Ventilations-System<br />

am Fußende.<br />

gurO<br />

High Protection. Best Performance<br />

100 % pflanzenbasiertes<br />

PES von Toray<br />

Bestehend aus 30 % Melasse<br />

und 70 % pfl anzenbasiertem<br />

Paraxylol soll dieses Material<br />

einen Paradigmenwechsel<br />

in der Textilindustrie einleiten.<br />

Die pfl anzenbasierten Fasern<br />

sind chemisch absolut identisch<br />

mit Polyester auf Rohöl-Basis.<br />

gurO Women<br />

HyperSmock 2.0<br />

von Berghaus<br />

Mit nur 76 Gramm dürfte dies<br />

eine der leichtesten Jacken auf<br />

dem Markt sein, die vollständig<br />

wasserdicht (Wassersäule<br />

15 000 mm) und atmungsaktiv<br />

(10 000 MVTR) ist.<br />

gurO Men<br />

Alpha. FL von Arc’teryx<br />

Die kanadische Highend-Firma<br />

feiert ihr Schuh-Debüt mit einem<br />

neuen Konzept: herausnehmbare<br />

Booties im Zustiegsschuh,<br />

die als Hüttenschuhe taugen<br />

und die es je nach Wetter in warmer,<br />

knöchelhoher oder kühler,<br />

niedriger Version gibt.


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

09/14 BERGSZENE<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Natur ja, aufs Auto verzichten nein<br />

ERGEBNIS DER DAV-MOBILITÄTSUMFRAGE<br />

Alle wollen in die<br />

Berge, aber nicht mit<br />

Öffentlichen: Stau auf<br />

der Tauern-Autobahn<br />

Durchschnittlich 145 Kilometer fahren Bergsportler<br />

für eine Tagestour in die Berge und wieder retour – die meisten<br />

nehmen dazu das Auto. Das hat die Umfrage ergeben,<br />

mit welcher der Deutsche Alpenverein (DAV) im April das<br />

Mobilitätsverhalten seiner Mitglieder untersuchte. Die<br />

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln halten die meisten<br />

der 3537 Teilnehmer für zu langwierig, zu umständlich<br />

und zu teuer. 21 Prozent gaben als Hauptargument fürs<br />

Auto und gegen Bus & Bahn mangelnde Mobilität vor Ort<br />

und schlechte Erreichbarkeit von entlegenen Bergregionen<br />

an. 18 Prozent der Teilnehmer war die Bahn außerdem<br />

zu teuer und die Fahrtdauer zu lang. Immerhin sitzen die<br />

wenigsten der Befragten (15 Prozent) allein im Auto, wenn<br />

sie zu einer Bergtour auf brechen.<br />

Als nächsten Schritt im Rahmen seines Projektes »Klimafreundlicher<br />

Bergsport« plant der DAV eine Mobilitätsplattform,<br />

die Informationen zur klimafreundlichen Mobilität<br />

und zu diversen Anreise-Möglichkeiten für Bergsportler<br />

bieten soll – darunter auch ein Mitfahrer-Portal. –dst–<br />

Foto: Thommy Weiss/pixelio.de<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Der Wilderness Act wird 50: Am 3. September<br />

1964 unterschrieb US-Präsident Johnson das<br />

Gesetz, das heute fast 450 000 Quadratkilometer<br />

der USA unter Schutz stellt. 5 % der Landfl äche<br />

dürfen nur zu Fuß betreten werden, auch Straßen<br />

sind verboten. +++ Der Aletschwald wird<br />

zum Naturwald: Alle 20 Jahre wird das 1933<br />

gegründete Naturwaldreservat Aletschwald intensiv<br />

vermessen. Die jüngste Auswertung ergab nun,<br />

dass sich der einst intensiv genutzte Wald wieder<br />

zum Naturwald zurück verwandelt – ein Erfolg des<br />

andauernden Rückzugs des Menschen aus dem<br />

Gebiet. +++ 13 junge<br />

Helferinnen und Helfer<br />

haben im Juli die Zirler Almen<br />

von Latschenwildwuchs<br />

befreit. Für den Erhalt der Alm<br />

sei das unerlässlich, weil<br />

der Boden sonst übersäuere<br />

und Schafe nicht mehr<br />

weiden können, sagte der<br />

Schäfer Karl Schatz. +++<br />

Ausholzen auf<br />

der Schafweide an<br />

den Zirler Almen<br />

Foto: Österreichische Alpenvereinsjugend<br />

Wie lange reichen die Vorräte?<br />

Naturschutztagung in Freiburg: Die diesjährige Naturschutztagung des<br />

Deutschen Alpenvereins fi ndet unter dem Motto »Berge als Ressource –<br />

Wie lange reichen die Vorräte?« statt. Den Auftaktvortrag hält Prof. Dr.<br />

Erich von Weizsäcker, Ko-Präsident des Club of Rome. Am Wochenende vom<br />

19. bis 21. September sollen in Fachvorträgen, Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden<br />

alle Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung in Gebirgsregionen<br />

zur Sprache kommen. Darunter wird etwa auch die umstrittene<br />

Zwei-Meter-Abstands-Regel für das Mountainbiken im Wald sein. Weiterhin<br />

stehen Themen wie die Chancen<br />

des Internets für den Naturschutz oder<br />

die Frage nach zukunftsfähigen<br />

touristischen Konzepten für die Alpen<br />

zwischen Wildnis und Erlebnispark<br />

auf der Tagesordnung. Am Sonntag<br />

wird eine Reihe von Exkursionen<br />

angeboten, die in den nahegelegenen<br />

Naturpark Südschwarzwald führen.<br />

Alle Interessierten sind herzlich<br />

willkommen.<br />

Alle Infos unter www.alpenverein.de/<br />

Natur-Umwelt/<br />

–te–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


ANZEIGE<br />

Foto: visualimpact.ch | Thomas Senf<br />

Gemeinsam die Natur genießen: Profi-Alpinist Stephan Siegrist mit seiner Frau Niki<br />

WANDERSTRÜMPFE: FLUCH ODER SEGEN?<br />

Viele Wanderer, Trekking-Sportler und <strong>Bergsteiger</strong> kennen das Problem: zu dünne oder schlecht sitzende Strümpfe verursachen<br />

spätestens am Abend Blasen an den Füßen. Selbst mit den besten Wanderstiefeln wird dann jeder Schritt zur Qual. Der Schweizer<br />

<strong>Bergsteiger</strong> Stephan Siegrist kennt solche Probleme, für ihn gehören sie jedoch längst der Vergangenheit an. Ob auf dem Matterhorn<br />

oder auf einer Expedition in Patagonien, Siegrist lässt nur noch ganz bestimmte Strümpfe an seine Füße: Die CEP Outdoor Merino Socks.<br />

Der Material-Mix entscheidet<br />

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die<br />

Outdoor Merino Socks nicht großartig von anderen<br />

Outdoor-Strümpfen, obwohl in ihnen wesentlich<br />

mehr steckt als man von außen erkennen mag.<br />

So sind die Strümpfe aus einer einzigartigen<br />

Kombination aus Polyamid, Merinowolle, Elasthan<br />

und Seide gefertigt.<br />

Die Merino-Wolle steht für ideale thermoregulative<br />

Eigenschaften, reagiert auf Veränderungen der<br />

Körpertemperatur und gewährleistet so den ganzen<br />

Tag über angenehme Temperaturen im Schuh.<br />

Polyamid ist verantwortlich für den zuverlässigen<br />

Abtransport überschüssiger Feuchtigkeit und<br />

erhöht mit der verarbeiteten Seide den Komfort<br />

der Strümpfe spürbar.<br />

Tagen verhindern und zudem die Trittsicherheit<br />

erhöhen. Gegen unangenehmes Scheuern und Druckstellen<br />

am Fuß sind zudem Polsterzonen integriert,<br />

was sowohl ambitionierten Alpinisten als auch Freizeitsportlern<br />

unbeschwerte Stunden in der Natur beschert.<br />

Für Stephan Siegrist bedeutet CEP die perfekte Verbindung<br />

aus Leistung und Gesundheit. Was bringt dir CEP?<br />

Finde es heraus bei deinem Sportfachhändler oder<br />

unter www.cepsports.com<br />

Geheimtipp Kompression<br />

Der eigentliche Clou aber ist die eingearbeitete<br />

medi compression Technologie, die für eine<br />

graduierte Kompression sorgt. Neben einer verbesserten<br />

Durchblutung der Beine sorgt diese für einen<br />

perfekten Sitz der Strümpfe. Siegrist schwärmt<br />

zudem von dem tollen Gefühl der Strümpfe an den<br />

Beinen, die durch ihren festen Sitz einen angenehmen<br />

Druck ausüben, somit schwere Beine an langen


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

09/14 BERGSZENE<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Andreas Künk »NEPAL«<br />

160 Seiten, ca. 190 lackierte<br />

Abbildungen, 28 × 24 cm,<br />

gebunden, Tecklenborg Verlag,<br />

Steinfurt 2014, 34,50 €<br />

Man meint, über Nepal schon so viel zu wissen und auf<br />

Fotos schon fast alles gesehen zu haben, aber der aus dem Montafon<br />

stammende Fotograf Andreas Künk schafft es, zu überraschen.<br />

Er reist seit 18 Jahren in das kleine Land inmitten der<br />

höchsten Gipfel der Welt, »wo die Berge den Himmel berühren«,<br />

und konnte dadurch Freundschaften mit der einheimischen<br />

Bevölkerung schließen. Diese enge Bindung an das Land und<br />

die Menschen sieht man jedem seiner Fotos an. Ihre Gesichter<br />

darauf zeigen eine große Vertrautheit mit dem Fotografen, und<br />

er bildet nicht nur die Hauptstadt Kathmandu oder bekannte<br />

Regionen ab, sondern auch Landschaften, Berge und das Leben<br />

der Einheimischen in ganz abgelegenen Gegenden. Einfühlsame<br />

Texte über Mustang, Dolpo und Solo Khumbu sowie einige Achttausender<br />

begleiten den großartigen Bildband. –pgk–<br />

Eugen E. Hüsler<br />

»RAN ANS EISEN«<br />

30 Touren für echte Klettersteig-<br />

Fans in Bayern und Tirol, 144<br />

Seiten, 16,5 × 23,5 cm, Broschur<br />

mit Fadenheftung, Bruckmann<br />

Verlag, München 2014, 19,99 €<br />

Gute Geschichten gehen<br />

Eugen E. Hüsler nie aus, und<br />

so empfiehlt der Ferrata-<br />

Papst seinen Lesern nun in<br />

gewohnt lockerer Manier 30<br />

Klettersteige, die erstens keine<br />

allzu weite Anfahrt und<br />

zweitens keinen allzu weiten<br />

Zustieg verlangen. Unterstützung<br />

bekommt Hüsler dabei<br />

vom pfiffigen Jung-Illustrator<br />

Max Baitinger. –dst–<br />

Thor Kunkel<br />

»WANDERFUL. MEIN NEUES LEBEN<br />

IN DEN BERGEN«<br />

239 Seiten, 15,4 × 22 cm,<br />

Hardcover mit Schutzumschlag,<br />

Eichborn Verlag, Köln 2014,<br />

19,99 € (E-Book 15,99 €)<br />

Großstadtgeplagter<br />

Schriftsteller zieht in die<br />

Schweizer Alpen: Kunkel<br />

ergänzt diese Tradition um<br />

eine nur in Teilen lesenswerte<br />

Variation. Zu häufig gerät der<br />

Aussteiger-Roman zur Abrechnung<br />

mit früheren Kritikern.<br />

Wer wissen will, wie man ein<br />

sündteures Lärchenholz-Chalet<br />

mit Bahnanschluss ins Wallis<br />

baut, greift dennoch zu. –te–<br />

BergApp …<br />

BergFilm …<br />

BergWeb …<br />

Foto: Kineos<br />

»MAPTOHIKE«<br />

Wofür? Für alle, denen ein »Gadget« wichtig ist,<br />

das »den Trail zur Gamingzone macht«<br />

Wie? Maptohike belohnt Bergtouren mit virtuellen<br />

Wandernadeln (»Pins«), Sachpreisen, Rabatten<br />

und Werbung (»location-based marketing«)<br />

Warum? Was wären die Berge bloß ohne<br />

»contests« und »notifi cations«? Und: Nur mit<br />

dieser App kann man »summerHERO14« werden.<br />

Wieviel? Kostenlos für iOS und Android –te–<br />

»DIE WEISSE HÖLLE VOM PIZ PALÜ«<br />

Das Projekt war für damalige Zeiten<br />

ein totaler Wahnsinn, die Leistungen der<br />

Alpinisten unglaublich: 1929 gedreht,<br />

begründete der Stummfilm »Die weiße<br />

Hölle vom Piz Palü« das Genre des Bergfilms.<br />

Seine Hauptdarstellerin sollte<br />

später eine eigene Karriere als Filmemacherin<br />

hinlegen: Leni Riefenstahl spielte<br />

die frisch vermählte Maria Maioni, die<br />

im Berninamassiv in Bergnot gerät. –sz–<br />

Von: Arnold Fanck, Hermann Haller<br />

Mit: Leni Riefenstahl, Ernst Petersen u. a.<br />

Aus: Deutschland, 1929<br />

www.falk-outdoor.com/tourenportal<br />

Eigentlich hat die alpine Führerliteratur<br />

keinen Grund zur forcierten Digitalisierung.<br />

Updates braucht es, Gletscherschwund<br />

und Bergstürzen zum Trotz,<br />

allenfalls im Dekadenrhythmus. Dass die<br />

vielen Tourenportale, denen Karten-Oldie<br />

Falk nun ein taugliches hinzugefügt hat,<br />

Zulauf finden, liegt am Mitmachprinzip:<br />

Vollständigkeit und konstante Qualität<br />

sollte man wie bei jeder communityba<br />

sier ten Tourendatenbank zwar nicht<br />

erwarten, dafür lässt sich mit den<br />

bisher 70000 Einträgen selbst die eigene<br />

Heimat nochmals neu entdecken. –te–<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


TV-Programm August / September 2014<br />

16.8. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Schottland<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J17.8. | 16.30 | ORF 2<br />

Erlebnis Österreich<br />

Letzte Wildnis – Unberührte<br />

Natur mitten in Voralberg<br />

Dauer: 25 Min.<br />

17.8. | 19.45 | 3sat<br />

Schätze der Welt –<br />

Erbe der Menschheit<br />

Niemandsland in Sand und<br />

Felsen – Air und Ténéré<br />

Dauer: 15 Min.<br />

17.8. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.8. | 13.15 | 3sat<br />

Der Pakt von Andermatt<br />

Vom Alpendorf<br />

zum Luxusresort<br />

Dauer: 95 Min.<br />

19.8. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Kulturlandschaften Europas:<br />

Südtirol<br />

Dauer: 44 Min.<br />

20.8. | 15.55 | Arte<br />

Ein Moped auf Reisen<br />

Elsass: Hochvogesen<br />

Dauer: 26 Min.<br />

20.8. | 21.00 | ZDF Kul.<br />

Die dunkle Seite der Alpen AH<br />

Die Matterhorn Nordwand<br />

Dauer: 40 Min.<br />

21.8. | 14.15 | WDR<br />

Postbote im Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.8. | 12.35 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Yellowstone Nationalpark<br />

Dauer: 25 Min.<br />

23.8. | 10.03 | ARD<br />

Mit Armin unterwegs<br />

Die Elbreise<br />

Dauer: 27 Min.<br />

23.8. | 12.45 | N 3<br />

Traumpfade zu Fuß<br />

über die Alpen<br />

Von München bis<br />

nach Südtirol<br />

Dauer: 45 Min.<br />

24.8. | 10.45 | ZDF<br />

Deutschlandreise<br />

Schwarzwald<br />

Dauer: 12 Min.<br />

24.8. | 12.30 | SWR<br />

Bergwandern in der Schweiz<br />

Sport & Wellness<br />

Dauer: 10 Min.<br />

J24.8. | 12.45 | 3sat<br />

Eine Reise durch …<br />

… Niederösterreichs<br />

Naturparke<br />

Dauer: 15 Min.<br />

25.8. | 14.00 | 3sat<br />

Fernweh – In den Alpen<br />

Vom Wallis über Liechtenstein<br />

nach Bayern<br />

Dauer: 45 Min.<br />

AH<br />

25.8. | 23.10 | 3sat<br />

Berg und Geist: Tobias Suter<br />

Mit dem Tigermückenexperten<br />

Tobias Suter<br />

auf dem Monte Generoso<br />

Dauer: 30 Min.<br />

26.8. | 17.45 | 3sat<br />

Mit dem Zug durch<br />

Indiens Blaue Berge<br />

Reportagereihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.8. | 14.05 | 3sat<br />

Neuseeland von oben –<br />

Ein <strong>Paradies</strong> auf Erden<br />

Die Südalpen<br />

Dauer: 40 Min.<br />

29.8. | 13.30 | Phoenix<br />

Schätze der Welt –<br />

Erbe der Menschheit<br />

Blumenpracht auf kargem<br />

Felsen – Öland (Schweden)<br />

Dauer: 15 Min.<br />

29.8. | 15.35 | 3sat<br />

Indiens wilde Schönheit<br />

Der Himalaya<br />

Dauer: 40 Min.<br />

J30.8. | 10.25 | 3sat<br />

Semmering<br />

Über den Zauberberg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.8. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege: Pyrenäen<br />

Im Land des Canigou<br />

Dauer: 45 Min.<br />

31.8. | 16.05 | ORF 2<br />

Harrys liabste Hütt‘n<br />

Kindberg / Steiermark<br />

Dauer: 25 Min.<br />

31.8. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

1.9. | 14.05 | 3sat<br />

Fernweh – In den Alpen<br />

Vom Allgäu über<br />

Neuschwanstein ins Ötztal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.9. | 14.40 | Servus TV<br />

Naturschützer im Einsatz<br />

Die Alpen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

1.9. | 16.10 | Arte<br />

Himalaya – Dem Himmel nah<br />

Dokumentarfilm<br />

Dauer: 53 Min.<br />

2.9. | 15.15 | N 3<br />

Das vergessene Bergvolk<br />

Bei den Huzulen in Rumänien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.9. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Graz und die Steiermark<br />

Dauer: 25 Min.<br />

2.9. | 22.45 | HR<br />

Die beliebtesten<br />

Berge der Hessen<br />

Dauer: 90 Min.<br />

3.9. | 12.50 | 3sat<br />

Sommer in den<br />

Kitzbüheler Alpen<br />

Dauer: 10 Min.<br />

J3.9. | 15.20 | 3sat<br />

Mit den Winden des Himalaya<br />

Ballonfahren in Nepal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

4.9. | 16.30 | 3sat<br />

Die Eroberung der AlpenAH<br />

150 Jahre SAC<br />

Dauer: 55 Min.<br />

4.9. | 17.25 | 3sat<br />

Die Bergführer<br />

Drei Seilschaften, drei Gipfel,<br />

drei Abenteuer<br />

Dauer: 50 Min.<br />

5.9. | 21.00 | SWR<br />

Unsere größten<br />

Naturphänomene<br />

Dauer: 45 Min.<br />

7.9. | 6.25 | 3sat<br />

South Dakota – In den<br />

heiligen Bergen der Sioux<br />

Dauer: 45 Min.<br />

7.9. | 15.30 | BR<br />

Zwischen Südtirol AH<br />

und Trentino<br />

Vom Nonsberg ins Val Di Non<br />

Dauer: 45 Min.<br />

12.9. | 13.55 | 3sat<br />

Reise ins Innere der Alpen<br />

Mit Höhlenforschern auf<br />

Entdeckungstour<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.8. | 13.15 | 3sat<br />

Von Auerhahn und Sonnentau<br />

Naturschutzgebiet Schliffkopf<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.8. | 15.45 | Arte<br />

Ein Moped auf Reisen<br />

Inseln „Les Saintes”<br />

Dauer: 26 Min.<br />

2.9. | 18.15 | N 3<br />

NaturNah: Die Bergwiesen<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 30 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 21


TITELTHEMA<br />

Zwei Täler, Drei<br />

Am Passübergang zwischen Vent im Norden<br />

und dem Schnalstal im Süden treffen<br />

sich Liebespaare. Die Schnalstaler<br />

Schafe kommen auf die Weiden<br />

von Vent, und beide Seiten verbindet<br />

der Ötzi. Zwischen<br />

den Tälern steht aber auch<br />

eine ganze Menge an<br />

Dreitausendern – die<br />

einen von Italien,<br />

die anderen von<br />

Österreich aus<br />

zugänglich.<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Ötztaler Alpen: Vent im Norden, Schnalstal im Süden<br />

tausender<br />

Foto: Joachim Stark<br />

Hochtour an der Grenze:<br />

Die Fineilspitze liegt wie der<br />

Similaun im Hintergrund<br />

zwischen Österreich und Italien.


150 Einwohner,<br />

1000 Betten.<br />

Vent ist übersichtlich<br />

geblieben.<br />

Auftakt im Ötztal<br />

Am Ende des Ziegensteigs<br />

Ohne Franz Senn hätte das <strong>Bergsteiger</strong>dorf Vent eine andere<br />

Entwicklung genommen. Dabei dachte der Dorfpfarrer und Tourismuspionier<br />

sogar über die Ortsgrenzen hinaus. Von Dominik Prantl<br />

Wer nach einer Fahrt über die<br />

Teerstraße durchs gesamte<br />

Ötztal in Vent angekommen<br />

ist, durch Tunnel und über Brücken,<br />

sollte vielleicht einmal kurz die Augen<br />

schließen und in Gedanken eine kleine<br />

Zeitreise unternehmen, sagen wir ins Jahr<br />

1860. Man muss sich dann die ganzen Hotels<br />

und Unterkünfte wegdenken, die Seilbahn<br />

und die Parkplätze; ehrlich gesagt<br />

bliebe nicht viel übrig außer vier Bauernhöfen<br />

und etwa 70 Einwohnern. Dazu sollte<br />

man sich zudem die Worte von Ewald<br />

Schöpf, dem Ortschronisten der Gemeinde<br />

Sölden, in Erinnerung rufen: »Franz Senn<br />

hat damals geschrieben: Der Weg nach<br />

Vent ist nur ein Ziegensteig.« Senn selbst<br />

musste es wissen, denn er kam auf diesem<br />

Weg, der nur ein Ziegensteig war, im Jahre<br />

1860 als Pfarrer nach Vent. Und er sah,<br />

dass es sehr viel zu tun gab. Oder wie Ewald<br />

Schöpf sagt: »Er war die treibende Kraft<br />

schlechthin. Leider wird er heute nicht genug<br />

gewürdigt.«<br />

Herumtreiben und antreiben<br />

Würdigen wir also diesen Mann! Heute<br />

ist er vor allem als Mitbegründer des 1869<br />

gegründeten Deutschen Alpenvereins bekannt,<br />

doch er spielte noch ganz andere<br />

Rollen. Senn, 1831 geboren, war eine Art<br />

Universalgelehrter auf Gemeindeebene:<br />

Lehrer, Seelsorger, Naturforscher, Wegebauer,<br />

Bergführerausbilder, Tourismuspionier.<br />

Anders als der Österreichische<br />

Alpenverein wollte Senn die Alpen nicht<br />

nur wissenschaftlich erschließen, sondern<br />

auch touristisch. Obwohl die Venter Bauern<br />

dank der weitläufigen Weideflächen<br />

und des großen Viehbestands als relativ<br />

gut situiert galten, war Senn davon überzeugt,<br />

dass ein funktionierendes Gastgewerbe<br />

langfristig den besten Nährboden<br />

für ein sicheres Einkommen bilden würde.<br />

Wobei die ersten Gäste damals noch<br />

»Fremde« hießen und hauptsächlich aus<br />

Alpinisten und Naturforschern bestanden.<br />

Senn predigte nicht nur, er reüssierte als<br />

Mann der Tat. Den Beinamen »Gletscherpfarrer«<br />

verdiente er sich redlich. »Er war<br />

schon ein bergbegeisterter Mensch, bevor<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


KOMPAKT<br />

Foto: Ötztal Tourismus / Bernd Ritschel, Anne Gabl, Ötztal Tourismus / Photo Lohmann<br />

Im <strong>Bergsteiger</strong>dorf<br />

er Geistlicher wurde«, weiß Schöpf. Im Alpenvereinsführer<br />

Ötztaler Alpen taucht er<br />

immer wieder als Erstbesteiger verschiedener<br />

Gipfel und Grate auf. Zudem bedeckte<br />

das Eis der Gletscher während Senns<br />

Wirken kurz nach der Kleinen Eiszeit<br />

noch ganz andere Flächen als heute. Der<br />

Große Vernagtferner etwa, der heute vor<br />

allem oberhalb von 3000 Metern schwitzt,<br />

reichte fast bis ins Tal hinab, wo er vor einem<br />

schmalen, felsigen Durchschlupf eine<br />

mehr als hundert Meter hohe Eisbarriere<br />

bildete. Sie entwickelte sich zu einer der<br />

Attraktionen der Region.<br />

Senn trieb sich nicht nur herum, er trieb<br />

auch an. Sein Pfarrhaus diente als Gasthof<br />

mit ein paar Dutzend Betten. Bis zu 200<br />

Anreise: Über die Inntalautobahn<br />

an der Ausfahrt<br />

Ötztal in Richtung Sölden und<br />

bis ans Talende nach Vent.<br />

An der Talstation Doppelsessellift<br />

Wildspitze parken, von<br />

München etwa 3 Std. Mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln ist<br />

Vent leider nur sehr umständlich<br />

zu erreichen.<br />

Informationen: Ötztal<br />

Tourismus, Gemeindestraße 4,<br />

A-6450 Sölden, Tel. 0043/<br />

57 200, www.oetztal.com;<br />

Bergführerstelle Vent im Haus<br />

Hubertus, Familie Scheiber,<br />

Marzellweg 7, A-6458 Vent,<br />

Tel. 0043/52 54/81 06,<br />

www.hubertus-vent.at<br />

Literatur: Walter Klier »Ötztaler<br />

Alpen«, Alpenvereinsführer,<br />

Bergverlag Rother 2005<br />

Karten: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt 30/1 »Ötztaler Alpen –<br />

Gurgl«; AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt 30/2 »Ötztaler Alpen –<br />

Weißkugel«<br />

Unterkunft: Vent zählt zu<br />

den »<strong>Bergsteiger</strong>dörfern«, einer<br />

Initiative des OeAV. Mitglieder<br />

von alpinen Vereinen erhalten<br />

in den fünf Venter Partnerbetrieben<br />

der <strong>Bergsteiger</strong>dörfer<br />

zehn Prozent Rabatt.<br />

Hütten: Ramolhaus (3006 m),<br />

DAV-Hütte, Ende Juni bis<br />

Mitte September, Tel. 00 43/<br />

52 56/62 23, Martin-Busch-<br />

Hütte (2501 m), DAV-Hütte,<br />

Mitte Juni bis Ende September,<br />

Tel. 00 43/52 54/81 30,<br />

Brandenburger Haus (3277m),<br />

DAV-Hütte, Mitte Juni bis<br />

Mitte September, Tel. 00 43/<br />

676/64 68 650,<br />

www.dav-huettensuche.de<br />

Gäste, nein, »Fremde« kamen im Sommer,<br />

und es war eines von Senns großen<br />

Anliegen, diese »sicher hinauf und wieder<br />

hinunter zu führen«, wie Schöpf erzählt.<br />

Senn gab die erste Bergführerordnung<br />

heraus und bildete Einheimische wie<br />

beispielsweise die Gebrüder Leander und<br />

Nicodemus Klotz von den Rofenhöfen<br />

als Bergführer in Fels und Eis aus. Als der<br />

Gletscherpfarrer Vent 1871 verließ, hatte<br />

er ein Fundament hinterlassen.<br />

Verbindung nach Italien<br />

Ob Senn heute, 140 Jahren nach seinem<br />

Tod, stolz wäre? Wer weiß. Noch weit vor<br />

dem Ende des 20. Jahrhunderts wurden<br />

jedenfalls die ersten Berghütten gebaut,<br />

teilweise noch auf Senns Initiative. 1927<br />

kam das erste Auto nach Vent, nach dem<br />

Krieg der erste Personenlift. Ihre Wurzeln<br />

haben sie hier dennoch nicht vergessen.<br />

Vent ist Mitglied der Initiative »<strong>Bergsteiger</strong>dörfer«,<br />

einem Zusammenschluss kleiner<br />

Ortschaften, in denen das Bergsteigen<br />

traditionell eine große Rolle spielt. In dem<br />

150-Einwohner-Ort mit knapp 1000 Gästebetten<br />

gibt es unter anderem eine Franz-<br />

Senn-Stub’n und einen Franz-Senn-Weg.<br />

Dabei hatte der Pionier eigentlich ganz<br />

andere Wege im Sinn als nur eine Stichstraße<br />

hinab zum Doppelsessellift. So wurde<br />

unter seiner Regie ein Weg hinüber ins<br />

Schnalstal, zu dem die Verbindung seit jeher<br />

viel enger war als zum restlichen Ötztal,<br />

angelegt. Weil er diesen zum Teil sogar<br />

aus eigener Tasche zahlte, kommt dem<br />

Tourismuspionier, Seelsorger und Lehrer<br />

sogar noch eine weitere Rolle zu: die eines<br />

Brückenbauers (Fortsetzung auf S. 28).<br />

Die Totenkapelle ist relativ neu. Die erste Kirche stand schon 1502.<br />

Das Kapital der Venter Bauern: die großen Weideflächen<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25


Kögel und Kugel<br />

1 Schalfkogel (3540 m)___Das Zentrum<br />

Ein sonniger Julisamstag auf der Spitze des Schalfkogels:<br />

Kein Mensch ist weit und breit zu sehen, im Gipfelbuch sind seit<br />

April sechs Einträge zu fi nden. Das ist etwas merkwürdig, weil<br />

der Schalfkogel als eine Art Mittelpunkt der Ötztaler Alpen einen<br />

Rundumblick vom Feinsten bietet. Noch dazu lässt er sich vom<br />

Ramolhaus (3006 m) relativ einfach erreichen: Den Hüttenweg<br />

hinab und in einer der ersten Serpentinen rechts abbiegen;<br />

oft sind Steigspuren zu erkennen. Der Weg führt ohne große<br />

Schwierigkeiten durch Schneefelder und einen Felsriegel Richtung<br />

Firmisanjoch; als Orientierung können die zwei markanten Felswächter<br />

am Grat dienen. Blockgestein und Firn bilden das Terrain<br />

am Grat entlang zum Gipfel. Wer nicht über das Schalfjoch zur<br />

Martin-Busch-Hütte, sondern direkt nach Vent absteigen möchte,<br />

folgt dem Aufstiegsweg etwa 80 Höhenmeter abwärts und hält<br />

dann nach Westen auf den markanten, einfach zu überkletternden<br />

Felskamm zu. Auf 3240 Metern wird der Diemferner betreten.<br />

Von dort sind es – immer Gletscher und Bach folgend – noch<br />

1300 Höhenmeter nach Vent über festen Schnee, sulzigen Schnee,<br />

matschigen Schnee, poröses Eis, Endmoräne, Schotter, Felsen,<br />

bis man auf den Verbindungspfad von Ramolhaus und Jungschützensteig<br />

trifft (vom Ramolhaus zum Gipfel, 500 Hm, 3 Std.).<br />

2 Die Ramolkögel (bis 3550 m)___Das Dreigestirn<br />

Auf den ersten Blick wirkt das Gipfelkreuz des Nördlichen Ramolkogel (3428 m) etwas befremdlich:<br />

Inmitten eines Gerüsts steckt eine metallene Weltkugel. Im Gipfelbuch stammt wiederum jeder zweite<br />

Eintrag von <strong>Bergsteiger</strong>n aus der nur knapp 3000 Einwohner zählenden Tiroler Gemeinde Oberperfuss.<br />

Sehr seltsam! Weltkugel und Oberperfuss-Exodus erklären sich jedoch mit dem Zweitnamen des Nördlichen<br />

Ramolkogels: Anichspitze. Peter Anich, Erdvermesser und Kartograf aus Oberperfuss, war Mitverfasser<br />

des Atlas Tyrolensis. Auf den Ramolkögeln dürfte der 1766 verstorbene Anich nie gestanden haben;<br />

deren Erstbesteigung war erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fällig. Von den damals noch<br />

respektablen Eisfl ächen in den Ötztaler Alpen sind am Ramolferner nur noch so wenige Fetzen übrig, dass<br />

Ortskundige auch Wanderer ohne Gletscherausrüstung vom Ramolhaus (3006 m) zum Firnsattel auf<br />

3367 Metern zwischen Nördlichem Ramolkogel und Mittlerem Ramolkogel schicken. Von dort geht es<br />

rechts ohne Probleme in einer Viertelstunde zur Anichspitze. Liebhaber klassischer Ötztaler Blockkletterei<br />

(bis zum II. Grad) zweigen nach links ab und steigen über den Nordostgrat zum Mittleren (3518 m) und<br />

von dort zum Großen Ramolkogel (3550 m) auf (von Vent übers Ramoljoch, 1750 Hm, 7 Std.).<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Foto: Anne Gabl, Ötztal Tourismus /Bernd Ritschel (2), Andreas Strauß (2)<br />

3 Kreuzspitze (3455 m)___<br />

Die Aussichtsreiche<br />

Keine Lust auf Eis und Spalten? Seil und<br />

Pickel vergessen? Macht nichts. Die Kreuzspitze<br />

ist etwas für ambitionierte Wanderer,<br />

die sich wie Hochtourengeher fühlen möchten,<br />

es aber nicht sein können. Von der<br />

Martin-Busch-Hütte geht es gen Nordwesten –<br />

an der verfallenen Brizzihütte vorbei – zwar<br />

steil bergauf, doch trifft man dabei höchstens<br />

auf Schneefelder, niemals aber auf Gletscher.<br />

Weil das vielen gefällt, die <strong>Bergsteiger</strong> sein<br />

möchten, es aber gerade nicht sein können,<br />

hat der Gipfel nicht nur ein großes Kreuz,<br />

sondern auch jede Menge Besucher (von der<br />

Martin-Busch-Hütte 1000 Hm, 2½ Std.).<br />

4 Fluchtkogel (3497 m)___Der Dankbare<br />

Mitten zwischen den riesigen Gletscherfl ächen von Kesselwandferner und<br />

Gepatschferner liegt auf 3277 Metern das Brandenburger Haus. Etwa fünf<br />

Stunden sind es von Vent bis dorthin, ein gutes Stück davon über Eis und<br />

Schnee. Dafür hat die höchst gelegene Hütte des Deutschen Alpenvereins<br />

neben der Hüttenwirtin Anna Pirpamer, die ganz und gar nicht dem Hüttenwirtsklischee<br />

entspricht, einiges zu bieten, unter anderem eine fantastische<br />

Aussicht, 95 Betten und jede Menge Touren. Eine der dankbarsten ist die<br />

weniger als zwei Stunden dauernde Gletscherwanderung zum Fluchtkogel<br />

über das breite Kreuz des oberen Kesselwandferners. Wer kurze Klettereien<br />

den Schneehatschern vorzieht, kann hinter der Hütte zur Dahmannspitze<br />

(3401 m) aufsteigen (von Vent zum Fluchtkogel, 1600 Hm, 7 Std.).<br />

5 Wildspitze (3768 m)___Die Höchste<br />

Über diesen Berg ist schon so viel gesagt und geschrieben worden, dass der Stenogrammstil<br />

an dieser Stelle genügen muss: Normalweg Breslauer Hütte (2840 m), viele Menschen,<br />

schnell hoch, Mitterkar, Mitterkarferner, Mitterkarjoch (3468 m), jetzt aber genug Mitterkar,<br />

auf nach Nordosten, sehr viele Menschen, Firn und Spalten, Gratkante, Firnschneide, alles<br />

nicht allzu schwer, nach dreieinhalb Stunden endlich am zweithöchsten Gipfel Österreichs.<br />

Stopp. Verdammt viele Menschen, trotzdem schön (von der Breslauer Hütte 950 Hm, 3 Std.).


Auf den Spuren<br />

von Ötzi und 4000<br />

Schafen vom<br />

Vernagt-Stausee<br />

zum Niederjoch<br />

Schnalstaler Verbindungen<br />

Liebe geht über Berge<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, Filmregisseure und die Nachbarn aus Vent:<br />

Alle lieben das Schnalstal. Dabei sieht man die beeindruckende<br />

Bergkulisse mit Similaun und Weißkugel vom<br />

Tal aus gar nicht. Von Dagmar Steigenberger<br />

Er ist Venter, sie Vinschgauerin. Als<br />

Ulrike und Markus Pirpamer noch<br />

nicht verheiratet waren, standen bis<br />

zu 3700 Meter hohe Berge zwischen<br />

dem Paar: der Ötztaler Alpenhauptkamm,<br />

der zugleich auch die Länder Österreich<br />

und Italien trennt. Mit dem Auto braucht<br />

man für die 120 Straßen-Kilometer vom<br />

Schnalstal nach Vent gut zweieinhalb<br />

Stunden. »Wir haben meistens den Fußweg<br />

genommen, um einander zu treffen«,<br />

sagt Ulrike. 20 Kilometer sind es übers<br />

Hochjoch (2871 m) bei der Schöne-Aussicht-Hütte,<br />

wo Ulrike damals als Köchin<br />

arbeitete. Ein zweiter Weg führt zwischen<br />

Similaun und Fineilspitze übers Niederjoch,<br />

das entgegen seines Namens 140 Meter<br />

höher ist als der andere Übergang.<br />

Schafe auf dem Gletscher<br />

Einer der ersten an diesem Weg war vor<br />

mehr als 5000 Jahren der Mann, den die<br />

Welt heute als »Ötzi« kennt und dessen<br />

Mumie 1991 in der Nähe des Tisenjochs<br />

gefunden wurde. Inzwischen sind dort<br />

vor allem Weitwanderer auf dem E5 oder<br />

<strong>Bergsteiger</strong> auf dem Weg zu Similaun<br />

und Finailspitze unterwegs – und riesige<br />

Schafherden. Jedes Jahr Mitte Juni ziehen<br />

um die 4000 Tiere vom Vernagt-Stausee<br />

über die steilen Serpentinen zum Niederjoch<br />

und auf der anderen Seite über den<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


KOMPAKT<br />

Fotos: Joachim Stark (4)<br />

Das Tal der Drehorte<br />

Anreise: Mit dem Zug bis<br />

Naturns, weiter mit dem Linienbus<br />

von Meran über Naturns<br />

bis Kurzras. Mit dem Auto von<br />

München über Brenner, Bozen<br />

und Meran oder über den<br />

Jaufenpass. Bei Naturns ins<br />

Schnalstal abbiegen.<br />

Informationen: Tourismusbüro<br />

Schnalstal, Karthaus 42,<br />

I-39020 Schnalstal,<br />

Tel. 00 39/04 73/67 91 48,<br />

www.schnalstal.com,<br />

info@schnalstal.it<br />

Literatur: Walter Klier »Ötztaler<br />

Alpen«, Alpenvereinsführer,<br />

Bergverlag Rother 2005<br />

Karten: Kompass 1:25 000,<br />

Nr. 051 »Naturns – Latsch<br />

Gletscher abwärts zu den Almgründen im<br />

hinteren Ötztal. »Transhumanz« nennt<br />

sich das Spektakel. Die Venter haben den<br />

Schnalstalern seit jeher das Weiderecht für<br />

ihre Schafe eingeräumt; selbst dann noch,<br />

als Vent längst nicht mehr zum Vinschgauer<br />

Verwaltungsbezirk gehörte.<br />

Die Capulets und die Montagues, der FC<br />

Bayern und der TSV 1860 … Solche Nachbarschafts-Rivalitäten<br />

scheinen die Venter<br />

und Schnalstaler nicht zu kennen. Im Gegenteil:<br />

Wo Verbindungen bestehen, werden<br />

sie ausgebaut. Der Schnalstaler Bauer<br />

Leo Gurschler ließ 1975 die Seilbahn am<br />

Talende in Kurzras errichten, welche die<br />

Gäste zum Skigebiet auf Venter Seite transportiert<br />

und nebenher den Weg über den<br />

Alpenhauptkamm erleichtert. Gurschlers<br />

Geschichte fand zwar kein glückliches<br />

Ende: Das Sporthotel neben der Seilbahn,<br />

– Schnalstal«; Tabacco<br />

1:25 000, Nr. 04 »Schnalstal«<br />

Unterkunft: Oberraindlhof,<br />

liebevoll gestaltetes 3-Sterne-<br />

Hotel mit exzellenter Küche in<br />

300 Jahre altem Bauernhaus<br />

unterhalb von Unser Frau,<br />

Raindl 49, I-39020 Schnalstal,<br />

Tel. 00 39/04 73/67 91 31,<br />

www.oberraindlhof.com<br />

Hütten: Similaunhütte (3017<br />

m), Privathütte am Niederjoch,<br />

Mitte Juni bis Anfang Oktober<br />

und Anfang März bis Anfang Mai,<br />

Tel. 00 39/04 73/66 97 11,<br />

www.vent-hotel-post.com;<br />

Schöne-Aussicht-Hütte<br />

(2842 m), Privathütte im Skigebiet<br />

Hochjochferner, Ende Juni<br />

bis Anfang Oktober und Ende<br />

November bis Anfang Mai,<br />

Tel. 00 39/04 73/66 21 40,<br />

www.schoeneaussicht.it<br />

mit so vielen Betten wie das Schnalstal Einwohner<br />

hat, wurde kein Erfolg, der Tourismus-Pionier<br />

beging Selbstmord.<br />

Hollywood am Hochjochferner<br />

Aber ohne die Seilbahn wäre das Schnalstal<br />

vermutlich nicht das geworden, was<br />

es heute ist: ein Ort, dessen Berge filmreif<br />

sind. Nein, nicht wegen der grandiosen<br />

Kulisse: Während der Bus durch die enge<br />

Schneise talaufwärts zum Vernagt-Stausee<br />

rollt, bekommt man die berühmten Gipfel<br />

von Similaun, Fineilspitze und Weißkugel<br />

kein einziges Mal zu Gesicht. Erst wer sich<br />

auf der südwestlichen Talseite ein gutes<br />

Stück zu Fuß hochgearbeitet hat oder in<br />

die Gletscherbahn zum Aussichtspunkt<br />

steigt, erhascht endlich einen Blick auf<br />

die vergletscherten Riesen. Wegen dieser<br />

Infrastruktur zieht das Schnalstal scharenweise<br />

Filmproduktionen aus Europa und<br />

sogar aus Hollywood an. Im vergangenen<br />

Winter froren Keira Knightley und Jake<br />

Gyllenhall am Hochjochferner für die Neuverfilmung<br />

des Krakauer-Bestsellers »In eisige<br />

Höhen«. Das Wetter spielte ebenfalls<br />

mit und brachte Woche für Woche düstere<br />

Wolken mit Massen von Schnee.<br />

Unzählige Streifen wurden schon im<br />

Schnalstal gedreht, darunter auch der Alpen-Western<br />

»Das finstere Tal«. Matthias,<br />

ein 80-jähriger Bauer aus Kurzras, stellte<br />

dafür seinen Jahrhunderte alten Hof zur<br />

Verfügung. Auf die Frage, in welche Schauspielerin<br />

er sich während der Dreharbeiten<br />

verliebt habe, antwortete er kurz und bündig:<br />

»In keine.« Die Stars und Sternchen<br />

können einen Schnalstaler nicht beeindrucken,<br />

eher vielleicht eine schöne Venterin.<br />

Ulrike und Markus Pirpamer haben übrigens<br />

inzwischen die ideale Lösung gefunden:<br />

Gemeinsam bewirtschaftet das<br />

Paar die Similaunhütte. Sie liegt am Niederjoch,<br />

genau auf der Grenze zwischen<br />

beiden Tälern.<br />

Sonnenverbrannte<br />

Bauernhöfe mit<br />

Blumenschmuck<br />

prägen das Gesicht<br />

des Schnalstals (links),<br />

das übers Niederjoch<br />

(Mitte) mit dem Venter<br />

Tal verbunden ist.<br />

Vor 5300 Jahren war<br />

auch Ötzi hier unterwegs;<br />

ein Denkmal samt<br />

Wanderstempel am<br />

Tisenjoch erinnert an<br />

den Mann aus dem Eis,<br />

dessen Mumie hier<br />

1991 gefunden wurde.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


Steinmanndl<br />

und Eismänner<br />

2 Saldurspitze (3433 m)___Das Sensibelchen<br />

Die Saldurspitze schmückt sich nicht mit Eismännern, sie biedert sich nicht<br />

mit breit getretenen Wegen an. Nur Abenteurer verfallen der Verführungskraft der<br />

unscheinbaren Gestalt südlich der Weißkugel. Die vereiste Nordfl anke kitzelt<br />

sanft an den Nerven; das Gletscherfeld im Süden liegt über einem 500 Meter<br />

hohen Felsaufschwung, in dem der Schotter bröckelt. Der Steig, der ab der<br />

Lazaunhütte hinaufführen soll, besteht gerade mal aus zwei, drei Steinmännchen<br />

verteilt über 1000 Höhenmeter. Natürlich! Unaufmerksame Grobiane<br />

haben bei diesem empfi ndsamen Wesen nichts zu suchen. Spätestens am<br />

Nordgrat (I) reagiert der bröselige Fels außerordentlich sensibel auf Fußtritte.<br />

Die Sehnsucht nach einem gefahrlosen Abstieg treibt manchen auf den<br />

weiten Lagaunferner. Auch dieser Weg führt schon bald in ein Labyrinth aus<br />

Schotterrinnen und Wasserfällen. Erst im Lagauntal, wo der Bach zwischen<br />

Alpenrosen-Büscheln mäandert, darf man sich am Erlebten berauschen<br />

(von Kurzras über die Lazaunhütte zur Saldurspitze, 1420 Hm, 5 Std.).<br />

1 Weißkugel (3738 m)___Die Königin<br />

Sie ist, wie eine Königin sein muss: vollendete Gestalt, weiß gepudertes Antlitz. Größer<br />

als sie ist in den Ötztaler Alpen nur die Wildspitze. Doch so kühl ihre Ausstrahlung, ist<br />

die Königin dennoch erstaunlich leicht und über viele Wege zu erobern. Die Ersten stiegen<br />

1861 von der Schnalstaler Seite über den Steinschlagferner auf. Da dieser seinem<br />

Namen alle Ehre macht, bevorzugen die <strong>Bergsteiger</strong> von Süden heute die komfortable<br />

Variante über die Schöne-Aussicht-Hütte (2845 m). Mit der höchstgelegenen Außensauna<br />

Europas herrscht hier ein gewisser Luxus, wie es sich fürs Vorzimmer einer Königin gehört.<br />

Nur leider vertrocknet die kühle Dame. Die Nordwand als Sommer-Eistour existiert schon<br />

nicht mehr (von Kurzras über Schöne-Aussicht-Hütte zur Weißkugel, 1700 Hm, 7 Std.).<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


3 Fineilspitze (3514 m)___<br />

Die Wächterin<br />

Es wird viel spekuliert, was den Ötzi vor 5300 Jahren<br />

durchs Tisental hinauf zum Joch unter der Fineilspitze<br />

getrieben hat. War es Flucht, war es ein Ritual? Mit<br />

dem Fund am 19. September 1991 wurde der Ort zu<br />

einem Kultplatz, den Wanderer von der Similaunhütte<br />

über einen gut ausgebauten Weg durch die Felsen<br />

erreichen. 300 Meter über dem steinernen Denkmal<br />

mit der gravierten Eisenplatte steht – weit spektakulärer<br />

als der Fundort des Eismannes – die Fineilspitze.<br />

In der Firnmulde unterhalb des Gipfels bildet sich nach<br />

schneereichen Wintern ein kreisrunder, eisblauer See.<br />

Das magische Riesenauge wacht über die <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

bis sie über die kompakten Felsen (I) am rechten<br />

der beiden Grate genussvoll zum Gipfel geklettert sind.<br />

Die bequemste Aufstiegsvariante führt ohne Ötzi und<br />

göttliche Überwachung von der Bergstation der Schnalstaler<br />

Gletscherbahn über den spaltenreichen Hochjochferner,<br />

wahlweise auch über einen Klettersteig durch<br />

die westlich vorgelagerte Felsrippe (von der Bergstation<br />

Grawand zur Fineilspitze, 620 Hm, 2½ Std.).<br />

Fotos: Joachim Stark (3), Andreas Strauß (li.)<br />

4 Similaun (3599 m)___Der Gutmütige<br />

Jedes Schaf kennt den Weg aufs Niederjoch mit der Similaunhütte. Im ersten Abschnitt<br />

durchs Tisental gibt es noch reichlich saftiges Gras und zarte Blüten zu knabbern.<br />

Trockene Halme spült man mit einem erfrischenden Schluck Gletscherwasser hinunter.<br />

In den unzähligen Kehren durch die Felsen hinauf zum Niederjoch herrscht dann<br />

dichtes Gedränge, weil die Hammel ja immer alle gleichzeitig durchs Nadelöhr und<br />

zum Futter auf die andere Seite wollen. Der Schafübertrieb am Similaun fi ndet<br />

alljährlich Mitte Juni statt. Die Hochtouren-Saison beginnt glücklicherweise erst zwei<br />

Wochen später, wenn die Similaunhütte öffnet. Von da an bis Ende September pilgern<br />

an Wochenenden mit gutem Wetter Scharen von <strong>Bergsteiger</strong>n über den mäßig steilen<br />

Niederjochferner und den unschwierigen Westgrat in knapp zwei Stunden von der<br />

Hütte zum Gipfel. Der Weg ist meist so breit ausgetreten wie eine Autobahn, was einen<br />

beinahe vergessen lässt, dass man sich in der Gefahrenzone »Gletscher« bewegt<br />

(vom Vernagt-Stausee über die Similaunhütte auf den Similaun, 1940 Hm, 6 Std.). ◀


AUF TOUR<br />

Familien-TIPP<br />

Wanderungen am Samerberg<br />

Chiemgauer<br />

Perlen<br />

Hochries,<br />

Heuberg & Co. im Chiemgau<br />

sind vor allem für Genusswanderer<br />

und Familien Idealziele mit geschichtsträchtigem<br />

Hintergrund.<br />

Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Der Sonnenaufgang<br />

am Feichteck kündigt<br />

einen herrlichen<br />

Wandertag an.<br />

Größere Kinder meistern<br />

auch die kurze<br />

Klettersteigeinlage<br />

auf die Wasserwand.<br />

KOMPAKT<br />

Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

»W<br />

as bremst du denn? So<br />

steil ist’s nun auch nicht!«<br />

Vordermann-Verwünschungen<br />

wie diese sind<br />

eindeutig eiligen Autofahrern zuzuordnen,<br />

die keinen Sinn fürs Wesentliche haben.<br />

Schließlich tauchen auf der A8 direkt<br />

hinter dem Irschenberg Kranzhorn, Heuberg<br />

und die breite Hochries urplötzlich<br />

aus dem Inntal auf. Nicht ganz so hoch,<br />

aber auch immerhin 300 Höhenmeter<br />

über dem Talboden liegt am Fuße dieser<br />

Gipfel ein spannendes Hochplateau, das<br />

seine Existenz der Eiszeit verdankt.<br />

Mehrere Ausläufer des gewaltigen Inntalgletschers<br />

schoben sich in der Würmeiszeit<br />

auf das Gebiet des jetzigen Samerbergs<br />

und überdeckten es mit einer etwa dreihundert<br />

Meter mächtigen Eisschicht. Der<br />

gewaltige Kühlschrank hinterließ nach<br />

dem Abtauen Unmengen an Moränenschutt,<br />

– die heute als wunderbare, etwa<br />

sieben Kilometer lange Hügellandschaft<br />

herum lungern.<br />

Wanderwege rund<br />

um den Samerberg<br />

Anreise: Auf der A8 bis Ausfahrt »Achenmühle«<br />

und weiter über Eßbaum und Grainbach<br />

zu den jeweiligen Wanderparkplätzen.<br />

Für die Nord- und Ostseite der Hochriesgruppe<br />

bis Ausfahrt Frasdorf und zum Parkplatz<br />

Lederstube bzw. nach Hohenaschau.<br />

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind die<br />

meisten Wanderparkplätze am Samerberg<br />

nicht zu erreichen. Deswegen ist hierfür<br />

der Zugang von Osten (Zug bis Aschau, Bus<br />

nach Hohenaschau) am sinnvollsten.<br />

Fremdenverkehrsamt:<br />

Gäste-Information Samerberg,<br />

Tel. 0 80 32/86 06, www.samerberg.de<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Ende Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

BY 17 »Chiemgauer Alpen West«<br />

Hütten: Hochrieshütte (1587 m),<br />

ganzjährig geöffnet, www.hochrieshuette.de,<br />

Tel. 0 80 32/82 10<br />

Weitere Einkehrmöglichkeiten: Doaglam<br />

(980 m), www.doaglalm.de; Laglerhütte und<br />

Deindlam (1080 m) auf der Daffnerwaldalm,<br />

www.deindlalm.de; Frasdorfer Hütte (950 m),<br />

www.frasdorfer-huette.de; Hofalm (970 m).<br />

Die Riesenhütte ist heuer nicht geöffnet.<br />

Hochtal mit Vergangenheit<br />

Dank seiner geschützten Lage, eines relativ<br />

milden Klimas und fruchtbarer Böden<br />

hat der Samerberg schon die Jäger und<br />

Sammler der Jungsteinzeit angelockt. In<br />

der Folge nutzten Kelten, Römer und Bajuwaren<br />

die nicht zuletzt strategisch günstige<br />

Position des beschaulichen Hochtals.<br />

Was den Rosenheimer Dramaturgen Horst<br />

Rankl dazu inspirierte, ein opulentes Theaterstück<br />

über die Geschichte zu inszenieren.<br />

Heuer fand das »Samerberger Freilichtspiel<br />

– Ein Hochtal im Wandel der<br />

Zeit«, an dem sich über hundert Einheimische<br />

mit großer Begeisterung beteiligen,<br />

bereits zum dritten Mal statt.<br />

Heutzutage zieht das Gebiet mit seinen<br />

eher leichten Touren vor allem Genusswanderer<br />

und aktive Familien an. Und auf<br />

dem Weg zu einem der vergleichsweise<br />

hoch gelegenen Wanderparkplätze wird<br />

die Namensherkunft durch einen<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Die Heubergrunde<br />

ist mit Kraxenunterstützung<br />

auch für<br />

kleine Kinder geeignet.<br />

Am Spitzstein<br />

steht direkt neben<br />

dem Gipfelkreuz<br />

eine kleine Kapelle.<br />

Schon seit 100 Jahren besticht die Hochrieshütte<br />

mit ihrer fantastischen Aussicht<br />

auf Inntal, Chiemsee und Wilden Kaiser<br />

Stützpunkt für Weitwanderer auf dem Maximiliansweg<br />

von Lindau nach Berchtesgaden: die Hochrieshütte<br />

hufeisenförmigen Brunnen aufgeklärt.<br />

Ab dem Mittelalter verlief über den Samerberg<br />

nämlich ein wichtiger Saumweg,<br />

über den Säumer (österreichisch: Samer)<br />

auf ihren schwer bepackten Pferden Salz<br />

aus Berchtesgaden, Traunstein und Reichenhall<br />

sowie Getreide, Wein und andere<br />

Güter beförderten. Schon vor 1800 hatten<br />

die Samerberger ihren Namen angeblich<br />

weg, was sie 1997 dazu veranlasste, in<br />

Grainbach eben jenen Brunnen in Gestalt<br />

einer hufeisenförmigen Pferdetränke samt<br />

Säumer-Statue und Saum-<br />

Ross zu errichten.<br />

Alte Saumwege führen<br />

beispielsweise auf die<br />

Hochries, deren Gipfelhütte<br />

heuer ihren hundertsten<br />

Geburtstag feiert.<br />

Die überwältigende<br />

Aussicht aufs Inntal und<br />

den Chiemsee, zum Wilden<br />

Kaiser und – bei klarer<br />

Herbstluft – bis zum<br />

Alpenhauptkamm zieht<br />

360°-Panorama-Liebhaber<br />

magisch an. So brauchen<br />

die Wirtsleute Elke und<br />

Florian Robl an schönen<br />

Wochenenden bis zu 15 Helfer, um den<br />

(auch wegen der nahegelegenen Hochriesbahn)<br />

großen Besucherandrang zu bewältigen.<br />

An solchen Tagen ziehen Kenner die unvergleichlich<br />

ruhigeren Nachbargipfel Karkopf<br />

und Feichteck vor und besuchen Elke<br />

lieber unter der Woche. Spezielle Stammgäste,<br />

die bei jedem Besuch eine selbst<br />

gegossene Zinnfigur vorbeibringen, von<br />

ihrem treuen Dackel angekündigt werden<br />

oder mit sage und schreibe 90 Jahren<br />

die 800 Aufstiegshöhenmeter aus eigener<br />

Kraft bewältigen, sind der sympathischen<br />

Wirtin besonders ans Herz gewachsen.<br />

Verhungern wird hier niemand<br />

Erst als Hütten-Pächterin ist die aus dem<br />

Rosenheimer Ortsteil Pang stammende<br />

Elke zum ersten mal auf die Hochries<br />

gekommen und stellt bei der Gelegenheit<br />

das weit verbreitete Klischee von der<br />

Hochries als Hausberg der Rosenheimer<br />

klar: »Wennst in Rosenheim wohnst, gehst<br />

kaum auf die Hochries. Ich hör dort von<br />

ganz vielen, dass sie noch nie dort nauf<br />

ganga san.« Was man dabei verpasst, wurde<br />

Elke schon beim ersten Sonnenuntergang<br />

klar.<br />

Auch Weitwanderer schätzen die Hochrieshütte<br />

als vielleicht besten Stützpunkt<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


TOUREN<br />

Im Rosenheimer Wanderparadies<br />

Die Hochfläche des Samerbergs liegt am Westrand der<br />

Chiemgauer Alpen zwischen Inn und Chiemsee,<br />

wo sanfte Hänge für familienfreundliche Touren sorgen.<br />

des Maximilianswegs von Lindau nach<br />

Berchtesgaden. Und das nicht nur wegen<br />

der Option auf einen unvergesslichen<br />

Sundowner. Almkäse aus Grainbach, Brot<br />

aus Aising, Fleisch und Wurst aus dem<br />

Heimatdorf Pang – auch Elke und Florian<br />

Strobl bleiben dem langjährigen DAV-<br />

Projekt »So schmecken die Berge« treu<br />

und servieren ihren Gästen qualitätsvolle<br />

Landwirtschaftsprodukte aus der Region.<br />

Verhungern muss man auch auf der gegenüberliegenden<br />

Samerbergseite mit<br />

Sicherheit nicht. Am Fuße des Heubergs<br />

bringen auf der Daffnerwaldalm gleich<br />

zwei Jausenstationen vorbeikommende<br />

Wanderer vom Weg ab. Vor allem, wenn<br />

man zusätzlich zum Heuberg die kurze<br />

Klettersteigeinlage auf die exponierte Wasserwand<br />

gemeistert hat, wird wahlweise<br />

auf der Laglerhütte oder der Deindlalm<br />

angestoßen. Dann schmeckt ein frisches<br />

Radler auch ausgewiesenen Mountainbike-Gegnern.<br />

Apropos – tatsächlich<br />

werden die Wanderer einmal im Jahr von<br />

den Bergradlern abgedrängt: Wenn der<br />

Samerberger Bikepark sein MTB-Rennen<br />

durchführt, kann es vorkommen, dass der<br />

schöne Abstieg über den Fluderbach temporär<br />

gesperrt wird.<br />

In solchen Ausnahmefällen hilft aber einfach<br />

eine ausgiebige Alm-Siesta. ◀<br />

1 Rundtour auf den Heuberg (1338 m)<br />

▶ mittel 3¼ Std.<br />

560 Hm 560 Hm<br />

Charakter: Sehr abwechslungsreiche<br />

Rundwanderung mit tollen Ausblicken auf<br />

das Inntal. Ein Stück lang steilerer Anstieg.<br />

An schönen Wochenenden sehr beliebt.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Schweibern<br />

(780 m)<br />

Route: Wanderparkplatz – Mailach –<br />

Wassertal – Heuberg – (Wasserwand)<br />

– Daffnerwaldalm – Duftbräu<br />

– Wanderparkplatz<br />

2 Feichteck (1514 m)<br />

und Karkopf (1496 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Sehr schöne und am Kamm<br />

auch sehr aussichtsreiche Rundtour.<br />

Für die Überschreitung des Karkopfs<br />

sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

erforderlich.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Spatenau<br />

(780 m)<br />

Route: Wanderparkplatz – Doaglalm –<br />

Feichteck – Karkopf – Seitenalm<br />

– Wanderparkplatz<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

3 Über die Seitenalm zur Hochries<br />

(1566 m)<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Unschwere Bergtour mit einem<br />

steileren Anstieg zur Seitenalm. Am sehr<br />

aussichtsreichen Gipfelhaus ist wegen der<br />

nahen Bergbahn an Wochenenden viel<br />

Betrieb.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Spatenau<br />

(780 m)<br />

Route: Wanderparkplatz – Seitenalm –<br />

Hochries (und retour)<br />

4 Über die Hofalm zur Hochries<br />

(1566 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

960 Hm 960 Hm<br />

Charakter: Ausgedehnte Bergtour auf<br />

meist breiten Wegen. Am aussichtsreichen<br />

Gipfelhaus ist wegen der nahen Bergbahn<br />

an Wochenenden viel Betrieb.<br />

Ausgangspunkt: Hohenaschau (630 m)<br />

Route: Hohenaschau – Hofalm – Riesenalm<br />

– Hochries (und retour)<br />

5 Aus dem Priental auf den<br />

Klausenberg (1554 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

870 Hm 870 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche Tour,<br />

die zuerst durch Bergwald und dann durch<br />

Almgelände führt. Trotz seiner geringen<br />

Höhe bietet der Klausenberg eine tolle<br />

Aussicht.<br />

Ausgangspunkt: Bushalt bzw. Wanderparkplatz<br />

Hainbach (680 m)<br />

Route: Hainbach – Angeralm – Klausenberg<br />

(und retour)<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35


REPORTAGE<br />

Höhlen faszinieren, sie gewähren Schutz.<br />

Aber sie sind auch gefährlich. Die Höhlenforscher<br />

wissen darum, und das nicht erst seit<br />

dem Unfall ihres Kollegen Johann Westhauser<br />

im Juni im Berchtesgadener Untersberg.<br />

Für Wanderer öffnen sich die Tore in die Unterwelt<br />

nur in Begleitung erfahrener Experten.<br />

Von Dagmar Steigenberger<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Märchengang, Zirbenhalle,<br />

Gigantendom ... so klingen<br />

Ortsnamen im geheimnisvollen<br />

Inneren der Erde.<br />

Im Labyrinth des Schönberg-Höhlensystems<br />

Fürsten der<br />

Finsternis<br />

Foto: Harald Zeitlhofer<br />

Ein künstlicher Lichtstrahl flammt<br />

auf und verliert sich in der Finsternis.<br />

Erst als die Lampe auf volle<br />

Leuchtkraft dreht, trifft das Licht<br />

auf graugelben Fels. Der Raum ist<br />

riesig und kahl, an seinen Wänden bricht<br />

sich das Echo der knirschenden Schritte.<br />

Sonst herrscht Stille. »Gigantendom« nennen<br />

die Höhlenforscher diesen Teil des 135<br />

Kilometer langen Schönberg-Höhlensystems<br />

im Toten Gebirge, wo es aufgrund des<br />

verwitternden Kalkgesteins nur so von natürlichen<br />

Gängen unter der Erde wimmelt.<br />

Längere Höhlensysteme gibt es in Europa<br />

nur noch in der Ukraine und in der Schweiz.<br />

In der »Fensterhalle« gleich hinter dem Eingang<br />

dämmert noch das Tageslicht durch<br />

die gewundenen Felstunnel. Bis dorthin<br />

hatten sich Höhlenbären vor etwa 28 000<br />

Jahren zum Winterschlaf verkrochen. Ihre<br />

Knochen entdeckte man im Jahr 1961, als<br />

man sich erstmals weiter hinein traute in<br />

das unterirdische Labyrinth. Heute gibt es<br />

Menschen, die das regelmäßig tun.<br />

Zwischen Eremit und Schockplatte<br />

Einer von ihnen ist Peter Ludwig, ein drahtiger<br />

Höhlenforscher mit ergrautem Haar.<br />

Er trägt einen Schutzoverall in verblichenen<br />

Neonfarben und besticht durch einen<br />

Humor so dunkel wie die Unterwelt, die<br />

ihn seit Jahrzehnten nicht mehr loslässt.<br />

An die 250 Befahrungen hat er allein im<br />

Schönberg-Höhlensystem hinter sich. Am<br />

Einstieg in den Felsspalt, während alle in ihre<br />

Schlaz genannten Schutzoveralls schlüpfen,<br />

breitet er den Lageplan aus, deutet mit<br />

dem Finger auf besondere Wegabschnitte<br />

und nennt Namen wie »Märchengang«,<br />

»Eremit« und »Schockplatte«. Unkundige<br />

erkennen auf dem Papier nur ein verschlungenes<br />

Gedärm mit Einschnürungen<br />

und Verdickungen. Das Verzwickte an Höhlenplänen<br />

ist der dreidimensionale Raum,<br />

der in vertikalen und horizontalen Querschnitten<br />

abgebildet werden muss. Karten<br />

zum Wandern sind leichter zu lesen.<br />

Die erste Kriechstelle nach dem Gigantendom<br />

findet Peter nicht der Rede wert.<br />

Während der Höhlenforscher gut gelaunt<br />

Witze und Kalauer zum Besten gibt, beschleicht<br />

die Neulinge ein Hauch von<br />

Beklemmung. Hände und Knie schieben<br />

sich über den weichen Lehmboden, der<br />

Schutzhelm schrammt an Felsen. Die Nässe<br />

macht sich durch den robusten Stoff<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


des Schlaz vor allem durch Kälte bemerkbar.<br />

Als es abwärts geht, hilft Karl, ein Höhlenforscher<br />

aus dem Chiemgau, mit guten<br />

Ratschlägen: »Rutsch einfach auf dem<br />

Hosenboden! In Höhlen ist das eine ganz<br />

normale Fortbewegungsart. Nicht verpönt<br />

wie unter <strong>Bergsteiger</strong>n.«<br />

Auch das Gehen gleicht mittlerweile einer<br />

Rutschpartie: Klebriger Schlick hat das<br />

Profil verstopft. Dort, wo die Felsen Wasser<br />

ausschwitzen, glitzern Perlen im Lichtkegel<br />

der Helmlampe. Sie tropfen nicht. Alles<br />

hier unten scheint starr zu sein. Leblos.<br />

Im Dülfersitz nach unten<br />

Helle Zeichnungen tauchen im grauen<br />

Kalkgestein auf. Sie gleichen mal einem<br />

Herz, mal den Abdrücken von Rinderhufen.<br />

»Megalodonten«, sagt Peter, »muschelartige<br />

Wesen aus einer Zeit vor<br />

unserer Zeit.« Es gab tatsächlich einmal<br />

Leben hier. Vor ungefähr 200 Millionen<br />

Jahren schwappten die Wellen des Urmeeres<br />

Tethys über den Boden der heutigen<br />

Dachsteinregion. Schlamm, Sand und<br />

INFO<br />

Höhlen befahren<br />

Höhlen sind faszinierend, aber auch gefährlich.<br />

Man muss durch enge Gänge kriechen,<br />

mehrere 100 Meter abseilen, klettern oder<br />

durch Siphons waten, die bei Regen volllaufen<br />

und den Rückweg abschneiden können.<br />

Aus diesem Grund sind die meisten Höhlen<br />

für Besucher gesperrt. Einige können unter<br />

Führung eines erfahrenen Höhlenforschers<br />

befahren werden, Schauhöhlen wie die<br />

drei in den Touren beschriebenen Höhlen<br />

sind teils auch ohne Führung zugänglich.<br />

Informationen: Verband der deutschen<br />

Höhlen- und Karstforscher (VdHK),<br />

www.vdhk.de, mail@vdhk.de;<br />

Verband Österreichischer Höhlenforscher<br />

(VÖH), www.hoehle.org, Tel. 00 43/(0)6 76/<br />

9 01 51 96, info@hoehle.org<br />

die Überreste abgestorbener Lebewesen<br />

lagerten sich im seichten Wasser ab und<br />

wurden, nachdem sich der Boden aus dem<br />

Ozean gehoben hatte, zu festem Kalkstein<br />

verbacken. Durch Ritzen sickerte Grund-<br />

und Regenwasser in den Fels. Einer Säure<br />

gleich, löste das Wasser den Kalk und<br />

wusch Kluften aus, bis ganze Flüsse hindurch<br />

rauschten und immer größere Hohlräume<br />

schufen. In der untersten Etage des<br />

Dachsteinmassivs ist das Wasser noch heute<br />

am Werk. In der mittleren Etage, wo sich<br />

das Schönberg-Höhlensystem befindet, hat<br />

es seine Arbeit weitgehend beendet.<br />

Übrig blieben unterirdische Theater mit<br />

Steinkulissen, die wie Gardinen von der<br />

Decke hängen, und tiefe, gewellte Canyons.<br />

In einem der Gänge, dem »Märchengang«,<br />

steht sogar eine Tropfsteinsäule. »Total untypisch<br />

für hier«, weist Peter auf die Besonderheit<br />

hin. Weil es die einzige ihrer Art in<br />

diesem Gängesystem ist, haben die Höhlenforscher<br />

die Säule »Eremit« getauft.<br />

Aber wie in jeder Märchenwelt gehören<br />

auch im Schönberg-Höhlensystem Bösewichte<br />

und Hindernisse dazu: steile Abbruchkanten<br />

und Trümmerhaufen, die<br />

den Anschein machen, als wären sie eben<br />

erst von der Decke gestürzt. »Schockplatte«<br />

haben die Speläologen, wie der wissen-<br />

Wo das Wasser<br />

noch arbeitet:<br />

See in der Gassel-<br />

Tropfsteinhöhle<br />

An allen Seiten berührt<br />

der Fels den Körper<br />

und lässt kaum mehr<br />

eine Bewegung zu.<br />

Hart schlägt der Helm<br />

gegen die Decke, als<br />

der Kopf sich suchend<br />

nach dem Ausgang<br />

dreht. Die Angst kriecht<br />

herbei; sie ist alles<br />

andere als hilfreich.<br />

Sinterperlen, Kalzitkristalle, Tropfsteine: Die im Wasser gelösten Minerale hinterlassen faszinierende Spuren.<br />

Fotos: Harald Zeitlhofer (5)<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


schaftliche Begriff für Höhlenforscher lautet,<br />

eines dieser Hindernisse genannt. Der<br />

einzige Ausweg an der glitschigen, steil<br />

abfallenden Steinplatte führt zu einem<br />

lehmverschmierten Seil. Der erste packt<br />

es und gleitet im Dülfersitz nach unten.<br />

So antiquiert die Technik wirkt: Wenn das<br />

vermatschte Sohlenprofil auf dem schmierigen<br />

Fels keinen Tritt mehr findet, hält<br />

man sich gern daran.<br />

Der Fragglesgang,<br />

ein Abschnitt<br />

im Schönberg-<br />

Höhlensystem<br />

Prüfung für die Psyche<br />

Dann schnappt die Falle zu. An allen Seiten<br />

berührt der Fels den Körper und lässt kaum<br />

mehr eine Bewegung zu. Hart schlägt der<br />

Helm gegen die Decke, als der Kopf sich<br />

suchend nach dem Ausgang dreht. Die<br />

Angst kriecht herbei; sie ist alles andere als<br />

hilfreich. Karl, der Chiemgauer, verdrängt<br />

sie mit beruhigenden Worten: »Mit den Armen<br />

hast du noch genug Platz, dich weiterzustemmen.<br />

Stell die Zehen auf, so kannst<br />

du anschieben.« Endlich kugelt der Schleifsack<br />

mit der Brotzeit in den nächstgrößeren<br />

Raum, gefolgt von seiner Besitzerin.<br />

Eine schwarze Schnur läuft aus einem Loch<br />

über den lehmigen Boden und verschwindet<br />

um die Ecke – ein Ariadnefaden in<br />

dem Gewirr von Gängen? Peter schüttelt<br />

den Kopf: »Ein altes Telefonkabel von den<br />

Engländern, die die Höhle 1967 erforscht<br />

haben. Sie wollten hier drin den Kontakt<br />

zur Außenwelt nicht verlieren.« Der Speläologe<br />

lacht, doch uns will eine Frage<br />

nicht mehr aus dem Kopf: Ob sich schon<br />

mal ein Höhlenforscher verirrt habe?<br />

»Davon hat mir noch keiner erzählt. Also<br />

keiner von denen, die zurückgekommen<br />

sind.« Peters Humor passt zur Finsternis<br />

ringsum. Dann fügt er ernster und beruhigend<br />

hinzu: »Unter diesem Stein dort<br />

liegt eine verrostete Blechbüchse, an der<br />

orientiere ich mich beispielsweise. Und<br />

an den roten Pfeilen an den Felsen. Ihre<br />

Spitzen zeigen immer zum Ausgang.« Die<br />

Pfeile sind spärlich, viel spärlicher als die<br />

Markierungen zum Gipfel des Schönbergs<br />

ein paar hundert Meter über der Höhle, wo<br />

vermutlich gerade die Sonne scheint und<br />

die Vögel zwitschern, wo der Wind die Latschenzweige<br />

schaukelt: wo Leben ist.<br />

Tod einer 18-Jährigen<br />

»Wenn man hier drin verunglückt, kann<br />

man nicht per Handy oder Funk einen<br />

Notruf abgeben. Man muss darauf warten,<br />

dass sie einen draußen vermissen,<br />

oder man schickt jemanden hinaus, um<br />

die Rettung zu alarmieren«, sagt Peter. Er<br />

ist der Chef der Oberösterreichischen


TOUREN<br />

Die drei schönsten<br />

Schauhöhlen<br />

im Alpenraum<br />

Eine fremde Welt aus Felsen,<br />

Tropfstein und Eis erwartet diejenigen,<br />

die sich in die natürlichen<br />

Hohlräume unter der Erde wagen.<br />

Wie Gardinen hängen die Felsen im Märchengang von den Decken.<br />

Der Aufriss des Höhlensystems ist ein Teil der Wanderkarte für Höhlenforscher.<br />

»Rutsch einfach auf dem<br />

Hosenboden! In Höhlen<br />

ist das eine ganz normale<br />

Fortbewegungsart«, sagt<br />

Karl, der Höhlenforscher.<br />

Höhlenrettung. Unfälle passieren nicht<br />

oft, aber wenn, dann graben sie sich tief<br />

ins Gedächtnis der Höhlenforscher ein.<br />

Wie derjenige von Helene Fischer 1989.<br />

Die 18-Jährige hatte weniger Glück als Johann<br />

Westhauser, der im Juni mit schweren<br />

Kopfverletzungen aus der Riesending-<br />

Höhle am Untersberg gerettet wurde.<br />

Das, was vor 25 Jahren in der Schönberghöhle<br />

passiert ist, erschüttert Peter Ludwig<br />

noch immer. Er traf damals als erster<br />

Retter am Unfallort ein. »Um 14 Uhr ist<br />

es passiert, um 20 Uhr war ich da. Extrem<br />

schnell eigentlich.« Trotzdem kam jede Hilfe<br />

zu spät. Das Mädchen war wegen eines<br />

Abseilfehlers in einem 100 Meter tiefen<br />

Schacht auf den Boden gestürzt und hatte<br />

sich den Oberschenkel gebrochen. An sich<br />

keine fatale Verletzung, doch der Knochen<br />

durchbohrte die Schlagader: Helene verblutete<br />

innerlich. Seitdem findet jedes Jahr<br />

im Gigantendom eine Gedenkmesse statt.<br />

Aus einer Nische des groben Steinaltars<br />

zieht Peter ein Buch hervor, wirft einen<br />

Blick auf die Uhr und notiert etwas. Es ist<br />

kein Gipfelbuch mit flotten Versen, sondern<br />

ein Dokument, das im Notfall wichtige<br />

Hinweise für die Retter bereithält: Jede<br />

Gruppe muss sich mit Datum und Uhrzeit<br />

vor der Exkursion eintragen und am Ende<br />

wieder austragen. Der Weg zurück an die<br />

Oberfläche ist nicht mehr lang. Gleißendes<br />

Licht am Ende des Ganges treibt Tränen<br />

in die Augen. Vögel zwitschern, der Wind<br />

spielt rauschend mit den grünen Blättern,<br />

bunte Blumenköpfe wippen. Ein Juchzer<br />

erschallt. Wir sind wiedergeboren. ◀<br />

1 Dachstein-Rieseneishöhle<br />

(Salzkammergut)<br />

Die 1897 entdeckte Höhle ist für ihre<br />

bizarren Eisformationen berühmt.<br />

Noch immer wächst das Eis in den 2700<br />

Meter langen Gängen. An manchen Stellen<br />

ist es bereits 20 Meter dick. Im Sommer<br />

fi nden sogar klassische Konzerte im Parzivaldom<br />

der Höhle statt.<br />

Ausgangspunkt: Obertraun, mit der<br />

Dachstein-Seilbahn bis zur Mittelstation<br />

(1350 m)<br />

Zugang: Von Ende April bis Ende Oktober<br />

laufend Führungen von 9.20–16 Uhr<br />

Info: www.dachstein-salzkammergut.com<br />

2 Sturmannshöhle (Allgäu)<br />

Bis 1815 reicht die Erforschungsgeschichte<br />

der Sturmannshöhle bei Obermaiselstein<br />

im Allgäu zurück. 1905 wurde die 460 Meter<br />

lange Höhle mit Eisentreppen im Schacht<br />

und elektrischer Beleuchtung für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht. Tropfsteine<br />

sind in ihr nicht zu sehen; dafür gehört sie<br />

zu den »Aktiven Bachhöhlen«, die von<br />

einem unterirdischen Gewässer durchfl ossen<br />

werden.<br />

Ausgangsort: Obermaiselstein (859 m)<br />

Zugang: Weihnachten bis Ostern täglich<br />

11–16 Uhr, Anfang Mai bis Anfang<br />

November täglich 9.30–16.30 Uhr geöffnet<br />

Info: www.obermaiselstein.de<br />

3 Kristallhöhle Kobelwald<br />

(St. Gallen)<br />

Sinterterrassen, Kristalle und ein Höhlenbach<br />

machen den Besuch in der Kristallhöhle<br />

zu einem spektakulären Erlebnis.<br />

Bereits 1682 wurden die 665 Meter langen<br />

Gänge von einem Jäger entdeckt und<br />

dienten lange Zeit als Mineralienfundstelle,<br />

bis 1935 der Eingang vergittert und Besucher<br />

nur noch zu Schauzwecken eingelassen<br />

wurden.<br />

Ausgangsort: Oberriet (420 m)<br />

Zugang: Ostern bis Ende Oktober an<br />

Sonn- und Feiertagen 11–17 Uhr geöffnet,<br />

Besuche an Wochentagen nur nach Voranmeldung<br />

beim Höhlenwart (Tel. 00 41/<br />

(0)71/7 61 19 77). 10. Juli bis 10. August<br />

täglich 12–16.30 Uhr geöffnet<br />

Info: www.kristallhoehle.ch<br />

Foto: Harald Zeitlhofer<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Advertorial<br />

Profi -Guides und Ausrüstung bieten<br />

die Hotels für einen geringen Aufpreis.<br />

15 Meter geht es an der Hausfront<br />

des Salzburger Hofs in die Höhe.<br />

Naturverbundenheit und eine familiäre<br />

Atmosphäre zeichnet die beiden Häuser aus.<br />

An der Kletterwand<br />

mit Alexander Huber<br />

In den Leoganger<br />

Heimathotels können<br />

Gäste einen Tag<br />

mit dem Extremsportler<br />

verbringen oder auf<br />

Erlebniswanderungen<br />

Tier- und Pfl anzenwelt<br />

des Salzburger<br />

Lands erkunden.<br />

Infos und Buchung unter:<br />

www.leoganger-heimathotels.at,<br />

www.forsthofgut.at, www.salzburgerhof.eu<br />

Hotel Forsthofgut, A-5771 Leogang/Hütten 2,<br />

Tel. 00 43/65 83 85 61, Fax 00 43/<br />

65 83 85 61 77, info@forsthofgut.at<br />

Salzburger Hof Leogang, A-5771 Leogang/<br />

Sonnberg 170, Tel. 00 43/65 83 73 10-0, Fax<br />

00 43/65 83 73 10 67, offi ce@salzburgerhof.eu<br />

Einmal mit Alexander Huber von den<br />

»Huberbuam« an der Kletterwand: Dieser<br />

Traum vieler Bergsportler lässt sich<br />

nun in den Leoganger Heimathotels im<br />

Salzburger Land erfüllen. Am 12. September<br />

zeigt der Extremsportler Tricks<br />

und Kniffe an der Außen-Kletterwand KRAXL-LEO<br />

des Hotels Salzburger Hof Leogang. Am Abend<br />

berichtet er von seinen Expeditionen in die Berge<br />

der Welt, über mentale Stärke in Alltag und Sport<br />

und seine Verbundenheit mit der Heimat.<br />

Sportbegeisterte, die dabei sein möchten, können<br />

das viertägige Paket »Erlebnisklettern« vom<br />

11. bis 14. September 2014 in den Leoganger<br />

Heimathotels buchen. Das Arrangement beinhaltet<br />

neben Verwöhnpension, Jause und Kletterausrüstung<br />

den Erlebnistag mit Huber und die<br />

Benutzung der Kletterwand sowie des Indoor-<br />

Boulderraums.<br />

Natur erleben<br />

Zu den Leoganger Heimathotels gehören das<br />

Naturhotel Forsthofgut auf Fünf-Sterne-Niveau,<br />

das die Inhaberfamilie Schmuck in der dritten<br />

Generation leitet, sowie das inhabergeführte<br />

Vier-Sterne-Aktivhotel Salzburger<br />

Hof Leogang. Die beiden Häuser verbindet<br />

die Philosophie, ihre Gäste auf<br />

gehobenem Niveau für die »Einfachheit<br />

des Lebens« zu begeistern – wobei sie<br />

mit Attraktionen wie Europas erstem waldSPA,<br />

dem Kinderbauernhof Pinzgauer miniGUT zum<br />

Selbstbewirtschaften und Kochkursen auf der<br />

hoteleigenen Abergalm aufwarten. Die Gäste<br />

erwartet Naturverbundenheit und eine familiäre<br />

Atmosphäre.<br />

In zahlreichen Themenveranstaltungen spüren<br />

die beiden Häuser in dieser Saison der Frage<br />

nach Heimat nach, der sich auch Alexander Huber<br />

bei seinem Vortrag widmen wird. Neben dem<br />

Tag mit dem Kletterstar gelten die Erlebniswanderungen<br />

»Natur spechteln« mit dem Leoganger<br />

Heimatführer Markus Mayerhofer als ganz besondere<br />

Erfahrung. Auf den Spuren von Gämsen,<br />

Murmeltieren und Adlern zeigt dieser bei individuellen<br />

Touren die schönsten Aussichtspunkte<br />

in der ursprünglichen Leoganger Bergwelt. Auch<br />

dazu ist ein viertägiges Arrangement buchbar.


AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 15: Oberaletschhütte<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Im Süden des Aletschhorns<br />

Die Oberaletschhütte liegt am Rande des mächtigsten Gletschers der Alpen,<br />

dem UNESCO-Weltnaturerbe Aletschgletscher, und ist Ausgangsort für beliebte<br />

Hochtouren. Trotzdem drohte vor wenigen Jahren der Gästestrom zu versiegen.<br />

Bis der damalige Hüttenwirt eine Idee hatte … Von Iris Kürschner<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Debüt: Richard Walker<br />

verbringt seine erste<br />

Saison als Wirt auf der<br />

Oberaletschhütte.<br />

Fotos: Iris Kürschner, privat<br />

KOMPAKT<br />

Abendstimmung mit<br />

Blick auf Nesthorn<br />

(links) und Beichpass<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: Auf einer Felsterrasse über dem Oberaletschgletscher<br />

auf 2640 Metern Höhe am<br />

Fuße des Westgrats vom Gross Fusshorn<br />

Eigentümer: SAC-Sektion Chasseral<br />

Zugang: Von Blatten mit der Seilbahn zur<br />

Belalp. Von der Bergstation rechts auf breitem<br />

Weg zum Hotel Belalp, weiter am Hang entlang<br />

zur Schlucht und jenseits der Brücke über einen<br />

in den Fels gehauenen Pfad auf die nördliche<br />

Seitenmoräne. Auf dieser aufwärts und über<br />

den neuen Panoramaweg zur Hütte, 4–5 Std.<br />

Kapazität: 58 Lager in vier Räumen sowie<br />

12 Betten in der alten Hütte (Winterraum)<br />

Öffnungszeiten: Anfang Juli bis Mitte<br />

September sowie zur Skitourensaison Anfang<br />

April bis Mitte Mai<br />

Hüttenwirt: Richard Walker<br />

E-Mail: info@oberaletsch.ch<br />

Internet: www.oberaletsch.ch<br />

Telefon: 00 41/(0) 27/9 27 17 67 oder<br />

00 41/(0) 79/4 34 31 41<br />

Karten: Swisstopo 1:50 000, Blatt 264T<br />

»Jungfrau« und 274T »Visp«<br />

Literatur: Thomas Bachmann »Jungfrau-<br />

Aletsch-Bietschhorn – 35 Wanderungen im und<br />

ums UNESCO-Weltnaturerbe«, Rotpunktverlag<br />

Es ächzt, kracht, poltert. In der<br />

vermeintlich erstarrten Welt ist<br />

mächtig was los. Der Gletscher<br />

ist am Rückzug. Er schiebt und<br />

stöhnt und schwitzt. Zurück<br />

bleibt das Skelett: Schutt, Steine, glattpolierter<br />

Fels. Jahr für Jahr mussten neue<br />

Leitern angebaut werden, damit die Oberaletschhütte<br />

auf der Felsterrasse über dem<br />

schrumpfenden Oberaletschgletscher<br />

überhaupt erreichbar blieb. Dennoch<br />

wurde der Anstieg schwieriger. Immer<br />

öfter passierte es, dass die Gäste den Weg<br />

über den schuttübersäten Gletscher nicht<br />

fanden oder an den senkrechten Leitern<br />

umkehrten. Irgendwann war das Maß<br />

voll. Peter Schwitter, von 2000 bis 2013<br />

Wirt auf der Oberaletschhütte, zugleich<br />

Bergführer und Chef der örtlichen Bergrettung,<br />

studierte das Gelände. Nordseitig<br />

der Gletscherfurche musste es möglich<br />

sein. Die Hürden von Bürokratie und Naturschutz<br />

kosteten Zeit und Nerven. Dann<br />

endlich durfte Schwitter loslegen. 5000<br />

Arbeitsstunden, eine Tonne Sprengstoff,<br />

1000 Eisenstöcke und ein Kilometer Kettensicherungen:<br />

Das ist die trockene Bilanz<br />

einer mehr als dreimonatigen, risikoreichen<br />

Schufterei, um an der Südflanke<br />

der Fußhörner einen sicheren Wanderweg<br />

mit vorgeschriebener Breite von 60 Zentimetern<br />

zu bauen.<br />

Belle-Epoque-Hotel mit Gletscherblick<br />

2005 wurde der neue Oberaletsch-Panoramaweg<br />

offiziell eingeweiht. Seither ging es<br />

mit den Gästezahlen auf der Hütte wieder<br />

bergauf. Längst sind es mehr Wanderer als<br />

Alpinisten, die das Haus ansteuern. Der<br />

Weg von der Belalp ist spektakulär. Vom<br />

Ausblick auf den Aletschgletscher und die<br />

Walliser Viertausender waren die Alpenpioniere<br />

so begeistert, dass sich in den Jahren<br />

1856/57 der Bau eines Belle-Époque-<br />

Hotels lohnte. Das Hotel Belalp steht noch<br />

heute, freilich den Bedürfnissen und dem<br />

Geschmack unserer Zeit etwas angepasst.<br />

Gleich oberhalb des Hotels ließ sich der irische<br />

Physiker John Tyndall seine Sommervilla<br />

bauen. Von dort aus stellte er seine<br />

Gletscherforschungen, Licht- und Wärmeuntersuchungen<br />

an.<br />

Mit dem Blick, den der Wissenschaftler als<br />

»the most beautiful of the Alps« bezeichnete,<br />

startet die Tour zur Oberaletschhütte,<br />

die sich zu einem mehrtägigen<br />

Hütten trekking durch das UNESCO-<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43


TOUREN<br />

Hochtouren und Wanderungen<br />

über dem Aletschgletscher<br />

<strong>Bergsteiger</strong> nehmen die Oberaletschhütte als Stützpunkt für<br />

anspruchsvolle Hochtouren, für Wanderer ist die Hütte Endstation<br />

und Aussichtspunkt auf vergletscherte Riesen.<br />

1 Oberaletschhütte (2640 m)<br />

▶ mittel 4-5 Std.<br />

600 Hm Hm 55<br />

Charakter: Gut angelegter Hüttenweg,<br />

der an heiklen Stellen gesichert ist. Trittsicherheit,<br />

Schwindelfreiheit und Kondition<br />

unerlässlich.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Belalp<br />

(2094 m)<br />

Route: Bergstation Belalp – Hotel Belalp<br />

– Brücke über Gletscher-Abfl uss (2127 m)<br />

– Neuer Oberaletsch-Panoramaweg – Oberaletschhütte<br />

2 Aletschhorn (4193 m)<br />

▶ mittel (ZS) 10–14 Std.<br />

1850 Hm Hm 1850<br />

Charakter: Lange Hochtour für Konditionsstarke<br />

auf den kältesten Viertausender<br />

in den Alpen; teils schwierige Wegfi ndung<br />

(auf Katzenaugen-Markierung achten!) mit<br />

Kletterstellen bis II, steile Eisrinne unter<br />

dem Gipfel (mit Eisenstangen zum Sichern)<br />

Ausgangspunkt: Oberaletschhütte<br />

(2640 m)<br />

Route: Oberaletschhütte – Abstieg über<br />

Leitern – Oberaletschgletscher – steiler<br />

Pfad durch Felsen auf die Südwestrippe bis<br />

Punkt 3382 – Gletschertraversierung bis<br />

zum weiteren Verlauf der Felsrippe – über<br />

leichte Kletterstellen (II) aufwärts – Eisrinne<br />

– Aletschhorn – zurück auf demselben Weg<br />

3 Nesthorn (3822 m)<br />

▶ mittel 10–12 Std.<br />

1550 Hm Hm 1550<br />

Charakter: Die stolze Schönheit<br />

des Nesthorns zeigt sich erst auf dem<br />

Panorama-Weg zur Oberaletschhütte.<br />

Der leichteste Weg von der Hütte führt in<br />

einem weiten Bogen über den teils stark<br />

zerklüfteten Gletscher und den Nordostgrat<br />

auf den Gipfel (schwierigere Variante<br />

über Ostsporn mit Kletterei im III. bis IV.<br />

Schwierigkeitsgrad).<br />

Ausgangspunkt: Oberaletschhütte<br />

(2640 m)<br />

Route: Oberaletschhütte – Oberaletschgletscher<br />

– Beichgletscher – Gredetschjoch<br />

(3508 m) – Nesthorn – zurück auf<br />

demselben Weg<br />

4 Riederfurka (2065 m)<br />

▶ mittel 5–6 Std.<br />

1090 Hm 515 Hm<br />

Charakter: Wanderweg mit längeren<br />

Steilabschnitten. Für die 124 Meter lange<br />

Hängebrücke ist Schwindelfreiheit notwendig,<br />

ebenso für eine kurze gesicherte<br />

Stelle zwischen Hängebrücke und Grünsee.<br />

Ausgangspunkt: Oberaletschhütte<br />

(2640 m)<br />

Route: Oberaletschhütte – Brücke über<br />

Gletscher-Abfl uss (2127 m) – Abzweig<br />

Riederfurka – Oberaletsch (1763 m) –<br />

Hängebrücke – Grünsee (1614 m) – Teiffe<br />

Wald – Riederfurka (2065 m)<br />

5 Sparrhorn (3021 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

950 Hm Hm 950<br />

Charakter: Wanderdreitausender, den<br />

schon der Naturwissenschaftler John Tyndall<br />

gerne bestieg. Im oberen Bereich Schuttund<br />

Blockfelder. Zweimal geht es an der<br />

Felskante entlang, was etwas Schwindelfreiheit<br />

erfordert. Durchgehend markiert.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Belalp<br />

(2094 m)<br />

Route: Bergstation Belalp – Lüsga –<br />

Sparrhorn – Tyndall-Denkmal bei P.2352<br />

– Hotel Belalp – Bergstation Belalp<br />

Variante: Von der Bergstation der Sesselbahn<br />

Sparrhorn (2680 m, Betrieb nur<br />

von Mitte Juli bis Mitte August) lässt sich<br />

das Sparrhorn schon in einer Stunde<br />

besteigen. Ideal, um auf dem Weg zur<br />

Oberaletschhütte einen Abstecher auf den<br />

Gipfel zu machen.<br />

Flickwerk: die angestückelten Leitern am alten Hüttenweg<br />

Weltnaturerbe »Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch«<br />

ausbauen lässt. Auf einem<br />

kunstvoll angelegten Saumweg geht es abwärts<br />

zu den Wiesenhängen des Aletschji<br />

und zwischen blökenden Schafherden<br />

stetig bergan zur Seitenmoräne des Oberaletschgletschers.<br />

Ein letzter Blick über die<br />

Schulter auf die grünen Matten vor der Kulisse<br />

von Weissmies, Mischabelgruppe und<br />

Weißhorn, deren Gletscher am südlichen<br />

Horizont blitzen. Dann geht es hinein<br />

in die raue Welt aus Fels und Eis, durch<br />

den tief eingeschnittenen Tobel mit dem<br />

Schmelzwasser des Oberaletschgletschers<br />

auf dem neuen Panoramaweg zur Hütte.<br />

Abschied vom Hüttenwirt<br />

Noch vor einem Jahr empfingen – welche<br />

Überraschung auf 2640 Metern – gackernde<br />

Hühner die <strong>Bergsteiger</strong> am Etappenziel.<br />

Doch die glücklichen Gletscherhühner<br />

nahmen es mit der Arbeit in der Höhenluft<br />

nicht mehr allzu genau. »Mit dem<br />

Eierlegen hat es ein bisschen gehapert«,<br />

schmunzelt Peters Frau Debi, während<br />

die beiden Töchterchen Joline (4) und Laya<br />

(2) um sie herum springen. Das Leben<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Breitband: Der Aletschgletscher hat die mächtigsten Eismassen im Alpenraum.<br />

INFO<br />

Eisiges Welterbe<br />

Fotos: Iris Kürschner (2)<br />

der Familie im eisigen Herzen des Weltnaturerbes<br />

war eine echte Herausforderung,<br />

zumal auf der Hütte nur wenig Raum für<br />

Privatsphäre bleibt. Aus diesem Grund haben<br />

die beiden sich schweren Herzens von<br />

ihrem Wolken-Haus verabschiedet und<br />

es in diesem Jahr an Richard Walker aus<br />

dem Urner Ort Attinghausen übergeben.<br />

»Hühner und Katzen haben wir zwar nicht<br />

mehr auf der Hütte«, sagt der neue Wirt,<br />

»aber sonst ist alles beim Alten geblieben«.<br />

Draußen bessert Peter den Zustieg zur<br />

Hütte aus. Er ist nach wie vor oft heroben<br />

und steht dem frisch gebackenen Chef der<br />

Oberaletschhütte mit Rat und Tat zu Seite.<br />

Punkt halb sieben serviert Richard das<br />

Drei-Gänge-Menü. Während die Crew später<br />

mit dem Abwasch beschäftigt ist, wechseln<br />

die Gäste zur Abendschau auf die Hüttenterrasse.<br />

Die Sonne haucht ihre letzten<br />

Strahlen auf die hochgereckte, weiße Nase<br />

des Nesthorns und überm Taleinschnitt,<br />

wo eine Menge Hörner (Helsehorn, Hillehorn,<br />

Bettlihorn, Bortelhorn) und der Monte<br />

Leone Spalier stehen, geht der Mond auf.<br />

Das beliebteste Ziel der <strong>Bergsteiger</strong> auf der<br />

Oberaletschhütte verbirgt sich ums Eck:<br />

das Aletschhorn. Um zwei Uhr nachts werden<br />

die Gipfelaspiranten geweckt. Wanderer<br />

hingegen dürfen ausschlafen.<br />

Überschätzt am Aletschhorn<br />

Der Weg auf das Aletschhorn ist lang, sehr<br />

lang. »Die ersten kommen mittags zurück,<br />

die letzten um Mitternacht«, ist Debis<br />

Kommentar. »Die meisten überschätzen<br />

sich.« Seit auf Initiative von Peter Katzenaugen<br />

zur Wegfindung und Sicherungsstangen<br />

im Gratbereich installiert wurden,<br />

sind immerhin kaum noch Unfälle zu verzeichnen.<br />

Der heutige Normalweg über die<br />

Südwestrippe auf das Aletschhorn wurde<br />

erst populär, als die SAC-Sektion Chasseral<br />

1891 eine einfache Holzhütte am<br />

Oberaletsch gletscher errichtete. Ihr folgte<br />

1973 der Neubau wenige Meter oberhalb.<br />

Die Alpenpioniere nahmen noch den Weg<br />

vom Eggishorn über den Großen Aletschgletscher,<br />

biwakierten am Mittelaletschgletscher,<br />

um schließlich über das Aletschjoch<br />

den Gipfel zu erklimmen. Der Brite<br />

Francis Fox Tuckett eröffnete 1859 diese<br />

Route, der zehn Jahre später auch John<br />

Tyndall folgte.<br />

◀<br />

Unter der Nordfront des Aletschhorns fl ießen<br />

gleich drei Gletscherströme – der Jungfraufi<br />

rn, der Aletschfi rn und das Ewigschneefeld –<br />

am sogenannten Konkordiaplatz zusammen.<br />

Was den britischen Alpenpionier J. F. Hardy<br />

1859 dazu bewogen hat, diese gefrorene<br />

Kreuzung mit dem lebhaften »Place de la<br />

Concorde« in Paris zu vergleichen, bleibt<br />

offen. Nichtsdestotrotz ist es ein denkwürdiger<br />

Platz, zum einen wegen der mächtigsten<br />

Eismassen im gesamten Alpenraum. Zum<br />

anderen wurde hier anno 2001 mit der<br />

»Charta vom Konkordiaplatz« der Grundstein<br />

zum UNESCO-Weltnaturerbe gelegt, in der<br />

sich die Anliegergemeinden für eine nachhaltige<br />

Entwicklung verpfl ichteten. Bis heute<br />

ist der Aletschgletscher das einzige UNESCO-<br />

Weltnaturerbe der Alpen. Mit einer Fläche<br />

von 824 Quadratkilometern umfasst es<br />

die Berner Hochalpen zwischen Rosenlaui<br />

und Kandersteg, zwischen Grimsel und<br />

Lötschental. Die Nordseite liegt im Kanton<br />

Bern, die Südseite im Kanton Wallis.<br />

Obwohl auch der Aletschgletscher zurückgeht,<br />

ist die Eisdecke am Konkordiaplatz<br />

immer noch 900 Meter dick. Das Gewicht<br />

des gesamten Eises wurde auf 27 Milliarden<br />

Tonnen berechnet. Sein Wasser würde<br />

reichen, um jeden Menschen auf der Erde<br />

sechs Jahre lang jeden Tag mit einem Liter<br />

Wasser zu versorgen.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45


AUF TOUR<br />

Grenzgänger<br />

Naturpark Texelgruppe<br />

und Sterngucker<br />

Schmuggler und Leichenprozessionen zogen einst übers Gebirge nördlich<br />

von Meran. Doch sie waren nicht die ersten. Bearbeitete Steine bei<br />

den Spronser Seen geben bis heute Rätsel auf. Von Franziska Baumann<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

KOMPAKT<br />

Schenna, Dorf Tirol und Passeiertal<br />

Anreise: Bahnverbindung<br />

über Bozen nach Meran,<br />

weiter mit Bus ins Passeiertal,<br />

nach Schenna und nach Dorf<br />

Tirol. Mit dem Auto über die<br />

Brennerautobahn und Bozen<br />

nach Meran und ins Passeiertal.<br />

Alternativ über Timmelsjoch<br />

oder Jaufenpass<br />

Informationen: Tourismusverein<br />

Passeiertal, Passeirerstr.<br />

40, I-39015 St. Leonhard in<br />

Passeier, Tel. 00 39/04 73/<br />

65 61 88, www.passeiertal.it;<br />

Tourismusverein Dorf Tirol,<br />

Hauptstr. 31, I-39019 Dorf Tirol,<br />

Tel. 00 39/04 73/92 33 14,<br />

www.dorf-tirol.it;<br />

Tourismusverein Schenna,<br />

Erzherzog Johann Platz 1/D,<br />

I-39017 Schenna,<br />

Tel. 00 39/04 73/94 56 69,<br />

www.schenna.com<br />

Karten: Tabacco 1:25 000,<br />

Blatt 039 »Passeiertal« und<br />

011 »Meran und Umgebung«;<br />

Kompass 1:25 000, Nr. 044<br />

»Passeiertal« und 1:50 000,<br />

Platten aus Glimmerschiefer<br />

glitzern mit den Spronser Seen<br />

im Sonnenlicht um die Wette.<br />

Nr. 53 »Meran und Umgebung«.<br />

Fotorealistische, interaktive<br />

3D-Wanderkarte mit Routen,<br />

Hütten und Bergbahnen<br />

auf den Websites von Schenna,<br />

Dorf Tirol und Passeiertal.<br />

Literatur: Mark Zahel<br />

»Meraner Land«, Bruckmann<br />

Verlag 2012; Franziska<br />

Baumann »Meran und Umgebung«,<br />

Kompass Verlag 2014;<br />

Gerhard Hirtlreiter,<br />

»Südtirol West«, Bergverlag<br />

Rother, 2012<br />

Foto: Dorf Tirol Tourismus<br />

Es war eine ungewöhnliche Prozession,<br />

die durch das Texelgebirge<br />

zum fast 2600 Meter hohen Spronser<br />

Joch hinaufzog. Vier Männer<br />

balancierten ein Holzbrett auf<br />

ihren Schultern, darauf festgezurrt: ein<br />

großes Stoff bündel. Schweiß rann ihnen<br />

über die Stirn, bei jedem Schritt schwankten<br />

sie gefährlich auf dem steinigen Steig.<br />

Hinter ihnen murmelten Frauen und Männer<br />

Gebete.<br />

Über Jahrhunderte trugen die Bauern<br />

von Pfelders, einem Weiler im hintersten<br />

Passeiertal, ihre Toten zur Pfarrei von<br />

St. Peter bei Dorf Tirol. Starb jemand im<br />

Winter, ließ man den Leichnam auf dem<br />

Dachboden einfrieren, bis die Wege über<br />

das Spronser Joch begehbar waren. Auch<br />

die Neugeborenen wurden von ihren Müttern<br />

durch das Hochgebirge getragen, um<br />

sie in St. Peter taufen zu lassen. Bis zum<br />

Einzug des Tourismus war Pfelders ein<br />

armes Bergbauerndorf, das abgeschieden<br />

in einem von Dreitausendergipfeln eingerahmten<br />

Hochtal lag.<br />

In Wollstrümpfen übers Geröll<br />

Wie ein unüberwindbarer Wall wächst<br />

im Norden der Gurgler Kamm empor. Die<br />

südlichsten Gipfel der Ötztaler Alpen sind<br />

rau, unzugänglich, menschenleer – ein<br />

Terrain wie geschaffen für Schmuggler.<br />

Jenseits liegt das Ötztal, Nordtirol. Dort<br />

gab es Pfeifentabak, Zigarettenpapier, Feuerzeuge<br />

und Saccharin, Dinge, die in Italien<br />

knapp waren. Drüben im Ötztal waren<br />

Salz, Felle und Branntwein begehrt. Junge<br />

Burschen wie Vigil Kuprian aus Pfelders<br />

schleppten die Waren in ihren Rucksäcken<br />

über den Berg, meistens im Herbst,<br />

wenn es für sie nichts mehr zu tun gab.<br />

»Eine Schmuggeltour hat so viel eingebracht<br />

wie drei Monate Arbeit«, erinnert<br />

sich Vigil Kuprian, der 1960 als 14-Jähriger<br />

zum ersten Mal ins Ötztal auf brach. Gegen<br />

vier Uhr morgens, noch in stockfinsterer<br />

Nacht, stiegen sie zum Rotmoosjoch über<br />

der Zwickauer Hütte hinauf, ohne Licht<br />

und möglichst lautlos, darauf bedacht, unsichtbar<br />

zu bleiben. In der Hütte, die wie<br />

auf einem Podest über dem Pfelderer Tal<br />

thront, waren die Grenzbeamten stationiert.<br />

Um zu vermeiden, dass ihre genagelten<br />

Bergschuhe weithin sichtbare Funken<br />

schlugen, tasteten sich die Schmuggler<br />

in Wollstrümpfen über das Geröll. Doch<br />

nicht nur von den Zöllnern drohte Gefahr.<br />

Auf Ötztaler Seite mussten sie sich ihren<br />

Weg über spaltige Gletscher suchen. »Du<br />

bist mit einem Bein im Grab, mit dem<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47


Die Mutspitze<br />

bildet die Bergkulisse<br />

hinter Schenna.<br />

TOUREN<br />

Auf historischen Pfaden durch die Texelgruppe<br />

Die Spronser Seen sind das Aushängeschild des Gebirges zwischen den Ötztaler<br />

Alpen und Meran, aber auch die Waal- und Felsenwege lohnen sich.<br />

1 Spronser Joch (2581 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

953 Hm 1780 Hm<br />

Charakter: Durchquerung der Texelgruppe<br />

auf historischen Wegen mit<br />

Spronser Seen als Highlight; der lange<br />

Abstieg erfordert Ausdauer, alternativ<br />

vom Oberkaser über Jägersteig<br />

zur Hochmuth-Seilbahn (2½ Std.)<br />

Ausgangspunkt: Pfelders (1628 m),<br />

erreichbar per Bus von Meran, am<br />

Endpunkt der Tour per Bus zurück<br />

Hütten: Oberkaser (2131 m), Anfang<br />

Juni bis Mitte Oktober, Tel. 00 39/<br />

04 73/92 34 88, www.dorftirol.com/<br />

oberkaseralm; Bockerhütte (1700 m),<br />

Mitte April bis Ende Oktober,<br />

Tel. 00 39/04 73/94 55 44,<br />

www.bockerhuette.com (bei beiden<br />

Übernachtung möglich); Einkehr bei<br />

der Faltschnalalm<br />

Route: Pfelders – Faltschnalalm<br />

– Faltschnaljöchl – Spronser Joch –<br />

Oberkaser – Bockerhütte –<br />

Tiroler Kreuz (806 m) bei Dorf Tirol<br />

2 Kreuzjoch (2451 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

940 Hm 940 Hm<br />

Charakter: Rundtour über sonnige<br />

Almmatten mit wettergegerbten<br />

Holzhütten und durch einsame Bergkessel<br />

mit Wasserfällen; steiler,<br />

teils gesicherter Anstieg zur Imestalm,<br />

Trittsicherheit erforderlich, in Querungen<br />

von Bachgräben oft bis in den<br />

Sommer Altschneereste<br />

Ausgangspunkt: Pfelders (1628 m)<br />

Hütte/Einkehr: Untere Schneidalm<br />

Route: Pfelders – Obersteinhöfe –<br />

Imestalm – Focknlacke – Kreuzjoch<br />

– Untere Schneidalm – Pfelders<br />

3 Hans-Frieden-Felsenweg<br />

und Vellauer Felsenweg<br />

▶ schwierig 5 Std.<br />

470 Hm 1250 Hm<br />

Charakter: Luftige Panoramawege<br />

durch die Südhänge der Mutspitze;<br />

breit angelegte, teils aus Felsen<br />

gesprengte Wege mit einigen ausgesetzten<br />

Passagen (Sicherungen<br />

vorhanden, Schwindelfreiheit nötig)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Hochmuth<br />

(1361 m)<br />

Einkehr: bei den Gasthäusern<br />

Hochmuth, Leiteralm, Steinegg und<br />

Farmerkreuz<br />

Route: Hochmuth – Hans-Frieden-<br />

Felsenweg – Leiteralm – Oacherhof/<br />

Vellau – Vellauer Felsenweg –<br />

Hochmuth – Farmerkreuz – Talstation<br />

Hochmuth-Seilbahn (685 m)<br />

4 Verdinser Plattenspitze<br />

(2680 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

780 Hm 780 Hm<br />

Charakter: Die Verdinser Plattenspitze<br />

ist zwar weniger bekannt als der<br />

benachbarte Große Ifi nger, aber ein<br />

ebenso markanter und aussichtsreicher<br />

Felsgipfel; gesicherte, teils luftige<br />

Gratkletterei (bis I+) am felsigen<br />

Gipfelaufbau, aber auch ungesicherte<br />

ausgesetzte Passagen, die Schwindelfreiheit<br />

erfordern; Klettersteigausrüstung<br />

empfehlenswert<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Seilbahn<br />

Meran 2000 (1900 m), Talstation an<br />

der Straße Richtung Hafl ing<br />

Einkehr: bei den Gasthäusern<br />

Pfi ffi nger Köpfl und Kuhleitenhütte<br />

Route: Bergstation Meran 2000 –<br />

Oswaldscharte – Scharte unterhalb<br />

Hochplattspitze – Verdinser<br />

Plattenspitze (2½ Std.) – zurück auf<br />

demselben Weg<br />

5 Maiser Waalweg<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

190 Hm 110 Hm<br />

Charakter: Wanderung durch sonnige<br />

Obstwiesen entlang des Maiser Waals<br />

Ausgangspunkt: Schenna (578 m),<br />

Tourismusbüro, zurück per Bus<br />

Einkehr: bei den Gasthäusern Ofenbauer<br />

und Torgglerhof und in Saltaus<br />

Route: Schenna – Mitterplattweg<br />

– Schloss Planta– Maiser Waalweg –<br />

Waalerhütte – Saltaus<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Foto: Franziska Baumann<br />

Schenna war vor<br />

50 Jahren noch<br />

ein Bauerndorf,<br />

Urlauber wurden<br />

mit dem Traktor<br />

am Bahnhof in<br />

Meran abgeholt.<br />

anderen im Zuchthaus gestanden«, sagt<br />

Vigil Kuprian. Er hatte Glück: Auf seinen<br />

mehr als 20 Schmugglertouren ist alles gut<br />

gegangen.<br />

In Fels gehauene Sternbilder<br />

Wer den alten Pfaden durch die Texelgruppe<br />

folgt, erlebt die landschaftliche<br />

Vielfalt dieses ältesten Naturparks Südtirols.<br />

Karg ist das Hochgebirge am Spronser<br />

Joch. Felsplatten aus silbrig glänzendem<br />

Glimmerschiefer sind zu Steinmännchen<br />

aufgeschichtet, als hätte dort ein Künstler<br />

eine Freiluft-Installation geschaffen. In der<br />

Stille ist nur der im Wind flatternde Stoff<br />

der Gebetsfahnen zu hören – sie bilden<br />

bunte Farbtupfer in einer Welt aus den<br />

Grautönen der Felsen. Wenig unterhalb<br />

des Jochs bleiben viele unwillkürlich stehen,<br />

so überraschend schön ist der Ausblick<br />

auf die Spronser Seen, die tief blau<br />

aus Felsenkesseln leuchten.<br />

Funde von Archäologen zeigen, dass sich<br />

bereits die Menschen der Frühgeschichte<br />

dort gerne aufgehalten haben. Über die<br />

Bedeutung der Schalensteine am Pfitscher<br />

Sattel, an den beiden untersten der Seen,<br />

wird nach wie vor gerätselt. Für Roland<br />

Gröber sind die 29 Felsplatten mit künstlich<br />

geschaffenen Vertiefungen das bedeutendste<br />

Schalensteinvorkommen in Südtirol.<br />

Der Diplomingenieur, der sich seit<br />

fast zehn Jahren mit den Schalensteinen<br />

beschäftigt, wies nach, dass frühzeitliche<br />

Himmelsbeobachter dort Sternaufgänge<br />

mit den dazugehörigen Sternbildern festhielten.<br />

Aufgrund der veränderten Position<br />

im Laufe der Zeit legte Gröber das Alter<br />

der bearbeiteten Steine auf etwa 2450 v.<br />

Chr. fest. »Es ist die älteste Fundstätte, an<br />

der eine solche Fülle an astronomischen<br />

Beobachtungen dokumentiert ist«, erklärt<br />

der Forscher. Über die Bedeutung könne<br />

man nur spekulieren. Möglicherweise<br />

zeigten die regelmäßig am Himmel auftauchenden<br />

Sternbilder den Menschen<br />

an, was in der Landwirtschaft zu tun war.<br />

Näher am Mittelmeer<br />

Rau und abweisend gibt sich auch das von<br />

steilen Berghängen eingefasste Spronser<br />

Tal, das ins Passeiertal und nach Dorf Tirol<br />

hinunterzieht. Wer den engen Schlund<br />

passiert hat, findet sich in einer anderen<br />

Welt wieder. Auf sonnendurchfluteten<br />

Obstwiesen leuchten Äpfel hellrot und<br />

goldgelb, in Waalen plätschert kühles<br />

Wasser: Die Natur scheint im milden Klima<br />

förmlich zu explodieren. Auf der anderen<br />

Talseite, jenseits der Passer, streckt<br />

Schennas Hausberg, der Große Ifinger,<br />

seine felsige Statur in den Himmel. Wie<br />

hellgrüne Inseln durchbrechen die Wiesen<br />

von Weilern und Höfen den dunklen<br />

Waldgürtel der Sarntaler Alpen: Oasen für<br />

Wanderer, die auf den Sonnenterrassen<br />

der Berggasthöfe Südtiroler Köstlichkeiten<br />

genießen. Schenna, heute einer der beliebtesten<br />

Ferienorte Südtirols, war vor 50 Jahren<br />

noch ein Bauerndorf. Die Straßen waren<br />

holprige Feldwege, Pensionszimmer<br />

gab es nur wenige, Urlauber wurden oft<br />

mit dem Traktor am Bahnhof in Meran abgeholt.<br />

Inzwischen zählt das Dorf 160000<br />

Feriengäste pro Jahr. Viele kommen immer<br />

wieder, genießen die klimatischen Vorzüge<br />

mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr<br />

und das Gefühl, dem Mittelmeer schon ein<br />

gutes Stück näher gerückt zu sein. ◀<br />

INFO<br />

Mit der Hellebarde<br />

gegen Obstdiebe<br />

Viele Jahrhunderte lang wachten Männer<br />

mit furchteinfl ößendem Aussehen, die<br />

Saltner, über Felder und Weinberge rund<br />

um Schenna und Dorf Tirol. Sie trugen eine<br />

Kette aus Eberzähnen um den Hals und<br />

einen Federschmuck mit Fuchsschwanz auf<br />

dem Kopf. Bewaffnet waren sie mit einem<br />

gekrümmten Messer und einer Hellebarde.<br />

Ihre Aufgabe war es, Obstdiebe zu stellen<br />

und zu überführen, notfalls auch mit Gewalt.<br />

Wollte jemand einen Weinberg betreten,<br />

musste er den Saltner dreimal rufen, sonst<br />

drohte ihm eine Strafe. Die Saltner wurden<br />

von den Bauern verköstigt und bekamen<br />

ihren Lohn in Naturalien, meist mit Wein,<br />

ausbezahlt. Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />

stellte man den Saltnerdienst ein.<br />

Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Mit dem<br />

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INTERVIEW<br />

Das große<br />

-Interview<br />

Reinhold Messner und Eugen E. Hüsler<br />

»Ein gutes Buch ist wie<br />

Beide feiern im September<br />

ihren 70. Reinhold Messner<br />

ist nicht nur der bekannteste<br />

<strong>Bergsteiger</strong> der Welt, sondern<br />

auch wirtschaftlich der erfolgreichste.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

gilt als »Klettersteig-Papst«<br />

und kommt auf weit über<br />

100 Buch-Publikationen.<br />

Im BERGSTEIGER-Gespräch<br />

verraten sie, was ein gutes<br />

Buch ausmacht und ob das<br />

Bergbuch eine Zukunft hat.<br />

Von Michael Ruhland<br />

BERGSTEIGER: Auf wie viele Publikationen<br />

kommen Sie, Herr Messner?<br />

Reinhold Messner: Eigenständige Bücher<br />

sind es keine 50. Viele Leute beurteilen den<br />

Umfang meines Werks falsch, weil ich eine<br />

Reihe Bücher herausgegeben habe. Die<br />

laufen dann als meine Bücher, was nicht<br />

richtig ist. Aber Verleger tun das gerne. Ich<br />

finde es dem Leser gegenüber nicht fair,<br />

und mir gegenüber auch nicht.<br />

Wie hoch ist die verkaufte Auflage?<br />

Messner: Sie dürfte – international –<br />

zwischen fünf und sechs Millionen liegen.<br />

Herr Hüsler, wie viele Bücher haben Sie auf<br />

den Markt gebracht?<br />

Eugen E. Hüsler: Mehr als hundert. Irgendwann<br />

hatte ich aufgehört zu zählen. Mei-<br />

ne Frau Hildegard brachte mich vor ein<br />

paar Jahren darauf, die genaue Zahl zu<br />

bestimmen. Damals waren es 100, dann<br />

dürften es jetzt circa 120 sein.<br />

Sind da Zweitaufgüsse mit dabei?<br />

Hüsler: Ja, das eine oder andere in veränderter<br />

Form, erweitert, das lässt sich gar<br />

nicht vermeiden. Bei Ihnen, Herr Messner,<br />

ist die Themenvielfalt größer. Ich habe<br />

lange Zeit versucht, nicht nur Klettersteig-<br />

Bücher zu machen. Das ist mir ab und zu<br />

gelungen. Meistens gegen größere Widerstände.<br />

Zum Beispiel das Buch »Bedrohtes<br />

<strong>Paradies</strong> Alpen«. Das habe ich viel lieber<br />

gemacht als fünf Klettersteigführer …<br />

Messner: … es funktioniert nur leider<br />

nicht. Das wollen die Leute nicht lesen.<br />

Hüsler: Und die Verleger nicht verlegen.<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Musik«<br />

Fotos: Manfred Kostner<br />

Dem Bergbuch als Genre geht’s nicht besonders<br />

gut. Herr Messner, Sie könnten<br />

noch ein siebtes Museum konzipieren und<br />

es dem Bergbuch als Würdigung widmen?<br />

Messner: Nein, da bin ich nicht Ihrer Meinung.<br />

Bergbücher gehören in die Regale, in<br />

die Bibliothek. Ich muss ausnahmsweise<br />

den Deutschen Alpenverein loben, der eine<br />

großartige Bibliothek aufgebaut hat. Der<br />

DAV hat mit einer Million Mitgliedern zum<br />

Glück die finanziellen Mittel, solch eine Bibliothek<br />

zu pflegen. Ich überlege, ob ich in<br />

eins der Museen die wertvollen Bücher zum<br />

traditionellen Alpinismus stelle.<br />

Wie kommt’s?<br />

Messner: Ich habe Angebote von älteren<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n, die ihre Bücher abgeben<br />

möchten, wenn ich sie zugänglich mache.<br />

Wertvoll in welchem Sinne?<br />

Messner: Das Zsigmondy-Buch zum Beispiel,<br />

Mummery ist großartig, die Mallory-<br />

Geschichten. Die besten Bergbücher sind<br />

doch über hundert Jahre alt…<br />

Hüsler: … das stimmt so nicht.<br />

Messner: Fakt ist, dass schon früh Wesentliches<br />

gesagt war, was später wieder<br />

vergessen wurde. Übrigens bin ich der<br />

Ansicht, dass Bergbücher in Deutschland<br />

heute besser als vor 20 oder 30 Jahren<br />

funktionieren. Weltweit gibt es keinen so<br />

guten Bergbuch- und Vortragsmarkt wie<br />

im deutschen Sprachraum – was die Zuschauerzahlen<br />

und Eintrittspreise betrifft.<br />

Woran liegt das?<br />

Messner: Nicht nur, weil ich das aufgebaut<br />

habe. In bald 50 Jahren! Zuvor war der Vortrag<br />

kaputt, man bekam 100 Euro für einen<br />

Abend. Ich habe die Preise gehoben, ich habe<br />

eine Seriosität in das Genre gebracht –<br />

und plötzlich gingen auch Leute hin, die<br />

sonst die Berge nur von unten anschauten.<br />

Spitzenbergsteiger als Motivatoren sind<br />

heute Standdard bei Top-Veranstaltungen.<br />

Hüsler: Beim Buchmarkt kann ich eine positive<br />

Entwicklung nicht erkennen. Wenn<br />

ich mir die Auflagen anschaue – ob die<br />

Bücher gut oder schlecht sind, ist eine andere<br />

Frage –, dann komme ich zu dem<br />

Schluss, dass das gedruckte Medium ein<br />

Auslaufmodell ist.<br />

Messner: Gut, einzelne Bücher erreichen<br />

nicht mehr die Auflagen wie in den 1960er-<br />

Jahren, das erste Bonatti-Buch oder das<br />

Buhl-Buch zum Beispiel. Damals gab’s aber<br />

nur drei Bücher pro Jahr, die das Thema<br />

Berg behandelten. Die 8000er-Zeit bediente<br />

nationale Emotionen, ein großer Hype. Das<br />

Hillary-Buch beispielsweise wurde ein Bestseller.<br />

Heute ist unglaublich viel auf dem<br />

Markt, 80 Prozent der Bergbücher, wenn<br />

nicht mehr, schreiben Ghostwriter. Immer<br />

die gleichen Leute. Kaum ein Autor hat den<br />

Mut, das auch zu sagen.<br />

Ihre Bücher haben Sie alle selbst geschrieben<br />

oder mit Kollegen gemeinsam?<br />

Messner: Ich habe nie Ghostwriter beschäftigt.<br />

Wenn ich ein Buch mit anderen zusammen<br />

schrieb, sind diese Kollegen<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 51


Erfolg am Grand<br />

Capucin: Destivelle<br />

im Alleingang<br />

Übersteiger: Hüsler<br />

auf der »Via ferrata<br />

Zacchi« in den Belluneser<br />

Dolomiten<br />

Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

als Autoren ausgewiesen. Viele Bücher<br />

habe ich nur als Herausgeber gemacht.<br />

Ich entwickelte die Idee, schrieb die Einleitung,<br />

einzelne Kapitel. Das jüngste Dolomitenbuch<br />

ist zum Beispiel so entstanden.<br />

Das klassische Bergbuch, also der Führer,<br />

den man auf der Tour dabei hat, ist eher<br />

schon ein Fossil.<br />

Messner: Das klassische Bergbuch ist nicht<br />

der Führer, sondern das Erlebnisbuch. Erstbesteigung<br />

des Mont Blanc, Erstbesteigung<br />

des Matterhorns – alles Erlebnisbücher.<br />

Edward Whymper beschrieb<br />

nicht seine Route, sondern sein<br />

Abenteuer bei seiner Erstbesteigung.<br />

Das soll auch so bleiben.<br />

Der größte Wert, den die Berge<br />

uns liefern, ist, dass wir dabei<br />

etwas über uns selbst erfahren.<br />

Der Führer wurde erst mit dem<br />

Tourismus wichtig, weil sich<br />

viele Leute sagten: Ich brauche<br />

eine Hilfe für die Tour. Die Führerliteratur<br />

ist zum Teil mit Erlebnissen<br />

aufgefrischt worden<br />

– das sind die erfolgreichsten<br />

Bücher. Sie erleiden Einbußen,<br />

weil alles im Netz zu finden ist.<br />

Hintergründe interessieren nicht mehr?<br />

Messner: Die jungen Leute heute haben<br />

wenig Geschichtsverständnis und noch<br />

weniger Geschichtswissen. Sie interessieren<br />

sich nur für das Aktuelle. Bestenfalls<br />

wollen sie wissen, wer der Schnellste war.<br />

Hochlaufen ist in. Ich selbst habe vor 50<br />

jahren viel von meinem alpinhistorischen<br />

Wissen aus den Führern erfahren.<br />

Herr Hüsler, hat der Führer ausgedient?<br />

Hüsler: Im klassischen Führerbuch, zum<br />

Beispiel im »Der Hochtourist«, steckt Sub-<br />

Buch-Diskurs: Michael Ruhland, Reinhold Messner, Eugen E. Hüsler<br />

stanz. Auch in den Alpenvereinsführern<br />

werden nicht nur die Routen beschrieben,<br />

sondern Hintergründe aufgezeigt. Man<br />

bekommt einen Eindruck von der Landschaft,<br />

der Gegend …<br />

Messner: … auch von der ganzen Geografie,<br />

Geologie, der Geschichte der Region.<br />

Hüsler: Ein Führer soll mich nicht nur<br />

auf den Berg führen, sondern auch in die<br />

Ecken. Er soll Zusammenhänge aufzeigen.<br />

Leider ist der Führer geschrumpft zu einer<br />

reinen Anleitung, wie man raufkommt.<br />

Und die kann ich mir genauso gut aus dem<br />

Internet holen.<br />

Messner: Richtig.<br />

Weil sich die Leute die Zeit<br />

nicht mehr nehmen zum Lesen?<br />

Messner: Nein, weil das Interesse<br />

an der Erd- und Berggeschichte<br />

fehlt.<br />

Und warum ist das so?<br />

Messner: Weil sich der Alpinismus<br />

in den letzten 30, 40<br />

Jahren aufgesplittet hat: Es<br />

gibt heute das Klettern in der<br />

Halle, das Sportklettern, die<br />

mit Alpinismus kaum etwas<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Fotos: Manfred Kostner (2), Archiv Messner (2), Archiv Sepp Mayerl<br />

Edward Whymper<br />

beschrieb nicht seine<br />

Route, sondern sein<br />

Abenteuer bei seiner<br />

Erstbesteigung.<br />

Das soll auch so bleiben.<br />

Der größte Wert, den<br />

die Berge uns liefern,<br />

ist, dass wir etwas über<br />

uns selbst erfahren.<br />

Reinhold Messner<br />

zu tun haben, und es gibt den Tourismus.<br />

Was am Everest passiert, ist Tourismus –<br />

ein teurer »Spaß«. Dort wird alljährlich<br />

ein Klettersteig gebaut: vom Basislager bis<br />

zum Gipfel. Jede Saison neu, weil sich das<br />

Eis ja bewegt. Früher waren wir alle klassische<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, heute sind es vielleicht<br />

noch zehn Prozent.<br />

Hüsler: Es gibt die verschiedenen Sparten,<br />

das ist richtig. Aber der Wanderer könnte<br />

sich eigentlich Zeit nehmen für gute Bergliteratur.<br />

Der Trend »schneller, höher, weiter«<br />

ist ihm eigentlich fremd. Er ist der am<br />

wenigsten Getriebene. Der Klettersteigler<br />

will dagegen meist schnell oben sein.<br />

Messner: Ja, er kommt nach Südtirol und<br />

fragt, wo der schwierigste Klettersteig ist.<br />

Er will nicht Berge kennenlernen, er sucht<br />

den Kick.<br />

Herr Messner, im BERGSTEIGER-Interview<br />

vor anderthalb Jahren (01/13) sagten Sie,<br />

Sie hätten anfangs nur Bücher geschrieben,<br />

um an Geld für Expeditionen zu kommen.<br />

War das die einzige Motivation?<br />

Messner: Das war die praktische Seite.<br />

Ich konnte mir anfangs meine Reisen nur<br />

mit Vorträgen und Büchern, also mit dem<br />

Erzählen meiner erlebten Geschichten,<br />

finanzieren. Das hätte mit Sponsoren aus<br />

dem kleinen Südtirol – die ich nicht hatte<br />

– nicht geklappt. Mein Weg war das Verkaufen<br />

der »Abfallprodukte meiner Expeditionen«,<br />

wie ich das nannte. Das wurde mir<br />

dann tausendfach um die Ohren geschlagen,<br />

weil ich erfolgreich war. Erfolgreicher<br />

als andere. Heute stört es mich nicht mehr.<br />

Heute ist das Erzählen Teil meiner Selbstäußerung,<br />

gleich wichtig wie das Klettern.<br />

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie Autor sind?<br />

Messner: Was mich interessiert, ist die<br />

Menschennatur. Wie ticken wir, wenn wir<br />

in Gefahr sind. Mich interessiert nicht, ob<br />

dieses Jahr 1000 Leute auf dem Everest stehen<br />

und wie die alle heißen. Das ist langweilig.<br />

Mich interessiert, wer am Everest<br />

einen neuen Zugang oder eine wesentliche<br />

Erfahrung gemacht hat.<br />

Ihr Buch zum 70. Geburtstag ist philosophischer<br />

Natur.<br />

Messner: Es geht um Themen wie Angst,<br />

Tod, Erfolg, Scheitern – ein Buch über<br />

die Menschennatur. Über das menschliche<br />

Leben generell. Es hat siebzig Kapitel,<br />

«ÜberLeben« heißt es. Ich habe das Glück<br />

oder vielleicht auch das Pech gehabt, ein<br />

Leben zu führen, das außerhalb der zivilen<br />

Normen abgelaufen ist. Dabei habe ich Erfahrungen<br />

gemacht, die unverwechselbar<br />

sind. Ich lege sie offen. Ich bin gespannt<br />

ZUR PERSON<br />

Der Extreme<br />

Reinhold Messner wurde am 17. September<br />

1944 als zweites von neun Kindern<br />

eines Lehrers in Brixen geboren. Nach der<br />

Schule im Heimatort Villnöß und dem<br />

Abitur in Bozen studierte Messner in Padua<br />

Hoch- und Tiefbau. Das Studium brach<br />

er ab – seine Energie galt dem Klettern.<br />

Der Ehrgeiz, mit möglichst wenigen technischen<br />

Hilfsmitteln auszukommen und<br />

schwierige Routen als Erster zu klettern,<br />

machte ihn bald bekannt. Aufsehen erregte<br />

er in den1960er-Jahren mit seinen Routen<br />

durch die Ortler-Nordwand, den Eiger-Nordpfeiler<br />

und die Droites-Nordwand. Seine<br />

erste Himalaya-Expedition 1970 endete in<br />

einer Katastrophe. Zwar erreichten Messner<br />

und sein Bruder Günther den Gipfel des<br />

Nanga Parbat über die bis dahin noch nicht<br />

durchstiegene Rupalwand. Doch beim<br />

Abstieg kam der Bruder – vermutlich durch<br />

eine Lawine – ums Leben. Eine Weltsensation<br />

gelang Messner und Peter Habeler am<br />

8. Mai 1978: Sie erreichten ohne zusätzlichen<br />

Sauerstoff den Everestgipfel. 1986 hatte<br />

Messner als erster Mensch alle 14 Achttausender<br />

bestiegen. Sein Museumsprojekt<br />

MMM nennt er seinen »15. Achttausender«.<br />

Dreamteam Habeler (li.)/Messner:<br />

Sie brachten den Alpinstil in den Himalaya.<br />

Selbstfindung durch Klettern:<br />

der junge Messner (li.) mit Heini Holzer<br />

Bis an die Todesgrenze: Messner nach<br />

seinem Everest-Gipfel-Alleingang 1980<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53


Messner setzte in jungen Jahren neue Maßstäbe im Felsklettern. Messner auf dem Gipfel des Nanga Parbat bei seinem Alleingang 1978<br />

Frühe Liebe zur Brenta: Eugen E. Hüsler 1969 auf Dolomitentour<br />

2000 am »Sentiero alpinistico Angelo Pojesi« in den Monti Lessini<br />

auf die Reaktionen. Ob es überhaupt jemand<br />

liest? Jedes Buch ist ein Risiko. Die<br />

besten Bücher sind oft wenig erfolgreich.<br />

Was ist Ihr bestes Buch?<br />

Messner: Zum Beispiel mein Gobi-Buch,<br />

das nicht viel gelesen wurde. Ebenso mein<br />

Buch über das Frauenbergsteigen, mit der<br />

Philosophie im Hintergrund.<br />

Herr Hüsler, warum schreiben Sie Bücher?<br />

Hüsler: Ich komme aus einer Familie, in der<br />

keiner etwas mit Literatur am Hut hatte.<br />

Mein Vater war ein braver Postbeamter,<br />

sein Vater auch. Im Alter von zehn Jahren<br />

schrieb ich meinen ersten Roman, eine<br />

Wildwest-Geschichte, von Hand mit eigenen<br />

Zeichnungen. Ich hatte immer das<br />

Gefühl, dass etwas selbst Geschriebenes<br />

toll ist. Später schrieb ich Science Fiction,<br />

das war Schrott. Irgendwann kam ich auf<br />

die Reiseführer-Schiene, weil ich selbst mit<br />

dem Rennrad viele Pässe fuhr. Ich träumte<br />

schon auch von einer Schriftstellerkarriere.<br />

Jetzt bin ich halt ein kleiner Schreiber …<br />

Messner: Wenn heute einer vom Schreiben<br />

leben kann, ist er tüchtig oder sehr gut.<br />

Schreiben ist eine der am schlechtesten bezahlten<br />

Arbeiten, die es heute gibt.<br />

Hüsler: Als ich anfing, war es kein Problem,<br />

über den Sommer eine Auflage zu<br />

verkaufen. Das Honorar war ordentlich.<br />

Messner: Wenn einer aus dem Basislager<br />

am Nanga Parbat von seiner Winterbesteigung<br />

täglich postet, wie er aufs Klo geht<br />

und so weiter, dann interessiert kaum jemanden<br />

mehr seine Geschichte, wenn er<br />

zurückgekommen ist. Robert Falcon Scott<br />

ist 1910 zu seiner Südpol-Expedition ausgelaufen,<br />

und Ende 1913 ist die traurige<br />

Nachricht nach England durchgedrungen:<br />

Er ist tot. Das Buch ist heute noch ein Bestseller.<br />

Ohne Exposition kein Abenteuer.<br />

Wie viel Eitelkeit steckt in den Büchern drin?<br />

Messner: Wenn jemand Eitelkeit in Büchern<br />

abreagieren muss, ist er völlig fehl<br />

am Platz.<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Fotos: Archiv Messner (2), Archiv Hüsler (2)<br />

Hüsler: Das kommt aber schon vor!<br />

Messner: Der Hochstapler gibt es genug.<br />

Leider. Kunst ist, wenn ein Autor selbstkritisch<br />

mit sich und seinem Tun umgeht.<br />

Ansonsten ist Bergsteigen auf Dauer nicht<br />

glaubwürdig vermittelbar. Die Glaubwürdigkeit<br />

deines Menschseins ist die Basis des<br />

erfolgreichen Schreibens. Warum sonst<br />

versuchten mir meine Neider die Glaubwürdigkeit<br />

zu nehmen?<br />

Auch heute schreibt nahezu jeder Alpinist<br />

von Rang ein Werk über sein Wirken in, um<br />

und an der Todesgrenze – selbst der junge<br />

David Lama. Warum machen die das?<br />

Messner: So großartig er klettert – David<br />

Lama hätte besser gewartet, bis er sein erstes<br />

Buch selbst hätte schreiben können,<br />

selbst wenn es unbeholfen geworden wäre.<br />

Was interessiert mich der Ghostwriter<br />

von Lama?<br />

Hüsler: Heldentaten will ich nicht lesen.<br />

Spannend ist, wie der Berg einen verändert<br />

hat.<br />

Herr Messner, haben Sie mal darüber nachgedacht,<br />

einen eigenen Verlag zu gründen?<br />

Messner: Nein. Aber ich habe mehrmals<br />

darüber nachgedacht, einen Verlag zu kaufen.<br />

Die gab’s bisweilen ja für wenig Geld.<br />

Ich bin glücklich, es nicht getan zu haben.<br />

Warum?<br />

Messner: Was ich selbst auf die Beine<br />

stellte, hatte ich geschaffen. Gekauft und<br />

saniert, zuletzt verpachtet. Wenn ich den<br />

ersten Bauernhof, den ich kaufte, über 30<br />

Jahre selbst geführt hätte, wäre ich heute<br />

vielleicht ein erfolgreicher Bauer, meine<br />

Kreativität wäre auf der Strecke geblieben.<br />

Wenn ich einen Verlag geführt hätte,<br />

wäre ich heute pleite und wahrscheinlich<br />

inzwischen in Pension. Und ich hätte alle<br />

anderen Projekte nicht realisieren können.<br />

Sie wären Ende der sechziger Jahre<br />

beinahe Redakteur geworden.<br />

Messner: 1968 fuhr mich Toni Hiebeler<br />

nach München, ich sollte beim »Alpinismus«<br />

Redakteur werden. Das war damals<br />

das beste Bergmagazin weltweit. Beim Vorstellungsgespräch<br />

sagte ich, dass ich den<br />

Job nur mache, wenn ich die Hälfte des<br />

Jahres raus darf. Man lavierte etwas herum.<br />

Nach dem Gespräch sagte die Sekre-<br />

Ein Führer soll mich<br />

nicht nur auf den Berg<br />

führen, sondern auch<br />

in die Ecken. Er soll<br />

Zusammenhänge aufzeigen.<br />

Leider ist der<br />

klassische Führer<br />

geschrumpft zu einer<br />

reinen Anleitung, wie<br />

man auf den Berg kommt.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

tärin, Frau Heilmannseder, im Vorzimmer<br />

zu mir: »Wenn Sie den Job machen, werden<br />

Sie nie wieder bergsteigen.« Das wirkte<br />

in mir nach, und ich entschied mich gegen<br />

einen Vertrag. Ich verdanke also Frau Heilmannseder,<br />

dass ich Freelance blieb.<br />

Haben Sie, Herr Hüsler, Verlagsambitionen?<br />

Hüsler: Ich überlege tatsächlich gerade,<br />

weiß aber noch nicht, wie der Verlag aussehen<br />

könnte. Das ganze Verlagswesen ist<br />

im Umbruch. Keiner weiß, wie die Zukunft<br />

aussehen wird. Ich grübele, ob es eine<br />

Form gibt, das Buch zu erhalten und trotzdem<br />

nicht auf die Möglichkeiten des Internets<br />

zu verzichten. Wie man die schönen,<br />

ZUR PERSON<br />

Der Beständige<br />

Eugen E. Hüsler, geb. am 19. September<br />

1944 in Zürich, lebt seit mehr als 30 Jahren<br />

in Dietramszell im bayerischen Oberland.<br />

Seinen persönlichen Zugang zu den Alpen<br />

erstrampelte sich der Autor auf dem Rennrad<br />

über viele Alpenpässe. So verwundert es<br />

nicht, dass seine erste Publikation ein Alpenstraßenführer<br />

war. 1969 griff er erstmals<br />

zum Drahtseil, eine Beziehung entstand,<br />

die er selbst als Sucht bezeichnete. Hüsler<br />

war nie der extreme <strong>Bergsteiger</strong>, aber ein<br />

unermüdlicher und gründlicher Erforscher<br />

der Alpen. Inzwischen hat er mehr als<br />

hundert Bücher verfasst, das Gros beschäftigt<br />

sich mit den Klettersteigen in den Alpen.<br />

Seine Erfahrung brachte ihm den inoffi ziellen<br />

Titel des Ferrata-Papstes ein.<br />

qualitativ hochwertigen Bücher in einer<br />

Nische platzieren könnte …<br />

Messner: … und übers Internet finanzieren.<br />

Ich finde das mutig.<br />

Hüsler: Ich bin ja noch etwas jünger als Sie<br />

(lacht). Immerhin zwei Tage.<br />

Messner: Stimmt (lacht ebenfalls). Wenn<br />

es funktioniert, dann über diese Kombination.<br />

Hüsler: Groß Geld verdienen wird man<br />

damit nicht. Wenn es zu Null aufgeht, bin<br />

ich ein glücklicher Mensch. Wenn ein Buch<br />

gut geschrieben ist, dann ist das wie Musik.<br />

Herr Messner, was lesen Sie sonst?<br />

Messner: Ich lese gerade ein interessantes<br />

Buch, das sich mit dem Klimawandel<br />

beschäftigt: »Die kalte Sonne«. In meinen<br />

Vorträgen erzähle ich häufig – nicht wertend<br />

– vom Gletscherschwund, aber auch<br />

von der Zunahme des Eises in der Ost-Antarktis.<br />

Ich lese pro Monat etwa ein Buch,<br />

Literatur und Sachbücher. Und ich durchforste<br />

Magazine. Wenn ich gute Stellen finde,<br />

streiche ich sie an oder archiviere sie.<br />

Und Sie, Herr Hüsler?<br />

Hüsler: Keine Krimis.<br />

Messner: Die lese ich auch nicht.<br />

Hüsler: Zeitgenössische Literatur lese ich<br />

gern. Oft steige ich aber aus, weil ich nicht<br />

weiß, was der Autor mir erzählen will.<br />

Herr Messner, gibt’s zum 70. Geburtstag<br />

eine besondere Aktion?<br />

Messner: Nach dem Geburtstag wird mein<br />

sechstes Museum am Kronplatz eröffnet,<br />

und es wird das letzte Museum sein, definitiv!<br />

Ich hätte auch nicht die Mittel für<br />

ein weiteres. Übrigens, meine Tochter hat<br />

ein Buch geschrieben über meine Philosophie<br />

als Bergbauer und Selbstversorger. Die<br />

Berghöfe sind mein langfristiges Projekt,<br />

um auch im Alter unabhängig zu sein. Das<br />

Buch kommt im September heraus. Ich bin<br />

gespannt, hab’s noch nicht gelesen.<br />

Wie, Sie haben es vorab nicht gelesen?<br />

Messner: Sollte ich den Lektor spielen? Was<br />

hat meine Tochter davon, wenn ich sage:<br />

»Das mag ich so nicht, ich hätte es gerne anders<br />

formuliert.« Ich habe anderen nie in<br />

ihre Texte hineinredigiert und ihnen keine<br />

Lebenswege vorgegeben. Mir ist selbstbestimmtes<br />

Leben heilig.<br />

◀<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 55


Museumsgründer: Reinhold Messner<br />

in Sigmundskron, dem Herzstück<br />

seines großen Museumsprojektes MMM<br />

Bohrhakens, der jede Stelle, sei sie auch<br />

noch so überhängend oder glatt, überwindbar<br />

machte. Damit ging aber der für<br />

ihn wichtigste Kern des Alpinismus verloren:<br />

die Grenze des Machbaren, die einzig<br />

der Berg, die Natur setzt. Diese Grenze mit<br />

ehrlichen Mitteln auszuloten, wenn möglich<br />

zu verschieben, sollte selbstverständlich<br />

Herausforderung sein, aber niemals<br />

mit zu viel Technik erzwungen werden.<br />

Messner forderte ein, den Berg als Wildnis<br />

zu respektieren und das Unmögliche<br />

durch die eigene Selbstbegrenzung bestehen<br />

zu lassen. Damit attackierte er den<br />

damaligen Zeitgeist heftig. Seine Kritik<br />

brachte ihm viel Ärger ein, und so mancher<br />

Kletterer, der im Stil jener Jahre Außergewöhnliches<br />

vollbrachte, ist ihm heute<br />

noch gram. Dabei wollte er wohl kaum<br />

um der schlichten Rebellion willen auf begehren.<br />

Vielmehr versuchte er, einen Wert<br />

zu verteidigen, der sich zunehmend zur<br />

Mitte seines Lebens zu entwickeln schien:<br />

Wahrhaftigkeit. Daran hing sein Herz.<br />

Aus dem Leben<br />

eines Rebellen<br />

Reinhold Messner denkt quer. Bis heute. In seiner Jugend begehrte<br />

er gegen die Regeln auf und prägte einen neuen, puristischen<br />

Kletterstil. Er verschob die Grenzen des Machbaren und machte sich<br />

auf den inneren Weg der Grenzerfahrung. Von Uli Auffermann<br />

MÜNCHEN 1968. Es geht um Mord. Um<br />

Mord am Unmöglichen! So jedenfalls ist<br />

der Artikel in einer alpinen Fachzeitschrift<br />

aufgemacht. Das Thema ist Klettern, aber<br />

noch ganz viel mehr. Es handelt von der<br />

Bewahrung des Unbekannten und der<br />

Akzeptanz des Unmöglichen. Die Zeilen<br />

sind mutig und tiefsinnig zugleich, ja<br />

Rebellion. Der Artikel sollte zu einem<br />

der bedeutendsten in der Geschichte des<br />

Alpinjournalismus werden. Verfasst von<br />

einem jungen Mann, der auszog, die Berge<br />

zu entdecken und sich selbst zu begreifen:<br />

Reinhold Messner.<br />

Die Grenze des Machbaren<br />

Das Textstück enthielt Sprengstoff. Denn<br />

Messner hatte es gewagt, seine eigene Klettergeneration<br />

in Frage zu stellen. Trend<br />

war in jenen Jahren, unter vermehrtem<br />

Einsatz künstlicher Hilfsmittel möglichst<br />

direkte Linien durch die Wände der Alpen<br />

anzugehen. Der Begriff der Direttissima,<br />

Routen wie mit dem Lineal gezogen, war<br />

das Neuland, in das sich so manche Kletterer<br />

zu versteigen drohten. Das brachte den<br />

Südtiroler auf, nicht weil er grundsätzlich<br />

etwas gegen die Direttissima hatte. Die<br />

wirkliche Gefahr sah er im Einsatz des<br />

Aufbegehren gegen die Konventionen<br />

Dass Auflehnung beim Überleben hilft,<br />

hatte Messner schon in jungen Jahren gelernt.<br />

Gegen den eigenen Vater, gegen dessen<br />

Härte, der ihn einerseits zum Klettern<br />

ermutigte. Andererseits litt Messner unter<br />

der Enge des Elternhauses und des Dorfes;<br />

sein Aufbegehren gegen die Konventionen<br />

wollte der Vater niederdrücken – auch im<br />

körperlichen Sinne. Reinhold Messner hielt<br />

dagegen, er wollte nicht in Erstarrung untergehen,<br />

er wollte über die Grenzen hinausschauen.<br />

Es war er Beginn einer starken<br />

Ich-Entwicklung hin zu völlig autonomem<br />

Verhalten. Vor allem im Alpinismus, für<br />

dessen Essenz er brannte und in dem er sich<br />

entdecken, sich finden wollte.<br />

Messner wollte daher seine Überzeugungen<br />

durchsetzen: die Entwürdigung der Natur<br />

verhindern, genauso aber die willkürliche<br />

Begrenzung dessen, was Kletterer aus eigenen<br />

Kräften leisten könnten, beschränkt<br />

durch die abgeriegelte Schwierigkeitsskala<br />

im damals ultimativen VI. Grad. Beides<br />

sprengte er durch Worte und Taten. Seine<br />

Artikel, seine Bücher, in denen er vehement<br />

die Öffnung der Bewertung für Felstouren<br />

nach oben forderte, sind prägende Zeitzeugnisse.<br />

Und seine Erstbegehungen und<br />

Alleingänge noch viel mehr. Mit seiner ers-<br />

Foto: Manfred Kostner<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


»›Wer ein Warum hat,<br />

dem ist kein Wie<br />

zu schwer‹, dieser<br />

Spruch Nietzsches<br />

trifft für Reinhold<br />

Messner in ganz besonderem<br />

Maße zu.«<br />

Günther Härter<br />

ten Alleinbegehung der Droites-Nordwand<br />

(als 4. Begehung) und dem ersten Solo der<br />

»Philipp Flamm« (Civetta-Nordwestwand)<br />

oder der Erstbegehung des Heiligkreuzkofel-Mittelpfeilers,<br />

bei der er im Bereich des<br />

VIII. Grads kletterte, verschob er damals<br />

nicht nur die Grenzen der Kletterkunst,<br />

sondern war seiner Zeit um Jahre voraus.<br />

Sein Stil beeindruckte und war in jeder Hinsicht<br />

quergedacht. Reduktion, ja bisweilen<br />

völliger Verzicht auf technische Hilfsmittel<br />

bedeutete Gewinn an Selbsterfahrung, aber<br />

auch an Sicherheit – genauso wie Schnelligkeit<br />

und die Fähigkeit zur Umkehr. Mit<br />

dieser Haltung eilte er zusammen mit Peter<br />

Habeler in Fabelzeit durch die Eiger-Nordwand<br />

und übertrug dann das Grundprinzip<br />

auf die Achttausender. Den Hidden Peak<br />

über eine neue Route durch die Nordwestwand<br />

im Alpinstil in Zweierseilschaft erstzubegehen,<br />

war nicht nur konsequent »by<br />

fair means«, sondern war eine Pioniertat, eine<br />

Zäsur und somit der Beginn einer neuen<br />

Epoche des Bergsteigens. »Wir konnten uns<br />

voll auf den Berg konzentrieren, wir waren<br />

eine absolut eingeschworene Gemeinschaft«,<br />

erinnert sich Habeler. Nachdem<br />

INFO<br />

Aus Messners Tourenbuch<br />

Meilensteine des Alpinismus<br />

▶ 1. Begehung Ortler Dir. Nordwand, 1965<br />

▶ 1. Winterbeg. Monte Agnèr-Nordkante, 1967<br />

▶ 1. Beg. Droites Ostnordost-Pfeiler<br />

▶ 1. Beg. Eiger-Nordpfeiler, 1968<br />

▶ 1. Beg. Heiligkreuzkofel-Mittelpfeiler, 1968<br />

▶ 1. Winterbeg. Monte Agnèr-Nordwand, 1968<br />

▶ 1. Alleinbeg. Droites-Nordwand, 1969<br />

▶ 1. Begehung Droites-Nordost-Pfeiler, 1969<br />

▶ 1. Beg. Yerupaja Grande Nordostwand, 1969<br />

▶ 1. Alleinbeg. Civetta Punta Tissi<br />

Nordwestwand »Philipp-Flamm«, 1969<br />

▶ 1. Beg. Langkofel-Nordwand<br />

»Messner/Mayerl«, 1969<br />

den beiden die Everestbesteigung ohne<br />

künstlichen Sauerstoff gelungen war, setzte<br />

Messner mit seinem Everest-Alleingang<br />

zugleich auch einen Schlussakkord auf der<br />

Partitur des großen Abenteueralpinismus.<br />

Autonomie bis zur Autarkie<br />

Dennoch, Messners Weg war über all die<br />

Jahre auch ein Weg nach innen. Dort liegt<br />

sein eigentlich höchster Berg, seine größte<br />

Herausforderung. Die Standplätze dieser<br />

Route sind klar sichtbar: viel Wissen aneignen,<br />

um sich einbringen zu können, aber<br />

nicht vereinnahmt zu werden, Autonomie<br />

bis zur Autarkie gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins,<br />

Projekte und Herausforderungen,<br />

bei denen er sich kreativ ausdrücken<br />

kann. Ob als streitbarer EU-Politiker,<br />

als Planer und Förderer seiner drei Bio-Bauernhöfe<br />

oder unermüdlicher Antreiber seines<br />

Museumsprojekts. Dabei sieht und hört<br />

man vor allem gegen den Strich gebürstete<br />

Botschaften: dass Eigenverantwortung und<br />

Verzicht das Überleben sichern und dass<br />

Autonomie glücklicher macht als der vermeintliche<br />

Schutz im Kollektiv.<br />

Hinter allem Rebellischen erkennt der aufmerksame<br />

Beobachter eine authentische,<br />

ernsthafte und sensible Persönlichkeit.<br />

Messner ist alles andere als der rastlose<br />

Abenteurer. Er ist vielmehr an Zusammenhängen<br />

interessiert, an Hintergründen, am<br />

Übergeordneten. Sein Lebenskonzept und<br />

seine Philosophie gehen weit über das Alpinistische<br />

hinaus und regen zum Nachdenken<br />

an über das eigene Menschsein und<br />

seinen Platz in der Gesellschaft.<br />

◀<br />

▶ 1. Beg. Heiligkreuzkofel »Große Mauer«,<br />

1969<br />

▶ 1. Beg. Aconcagua-Südwand, n. Route, 1974<br />

▶ 1. Beg. Hidden Peak (Gasherbrum I) Nordwestwand<br />

(2. Best.), mit P. Habeler, 1975<br />

▶ Mount Everest, 1. Besteigung ohne künstlichen<br />

Sauerstoff, 1978<br />

▶ 1. Beg. Kilimandscharo Breach-Wall, 1978<br />

▶ 1. Achttausender Hattrick: Kangchendzönga,<br />

Gasherbrum II, Broad Peak, 1982<br />

▶ 1. Achttausender Doppelüberschreitung:<br />

Hiddenpeak bzw. Gasherbrum I und II, 1984<br />

▶ 1. Beg. Annapurna-Nordwestwand, 1985<br />

Reinhold Messner<br />

in Zahlen<br />

99 Wenn man bedenkt, dass<br />

die Todesquote bei den Achttausender-<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n 3,4 % beträgt, hätte<br />

Reinhold Messner bei seinen zahlreichen<br />

Expeditionen zu den 14 höchsten<br />

Bergen der Welt mit 99-prozentiger<br />

Wahrscheinlichkeit umkommen müssen.<br />

80 Es gibt von Messner bisher<br />

mehr als 80 Buchpublikationen,<br />

bei etlichen ist er der Herausgeber.<br />

60 000 Der Erwerb von<br />

Schloss Juval kostete 60 000 DM<br />

5<br />

Fünf Jahre war Messner mit<br />

Uschi Demeter verheiratet.<br />

20 Messner gelangen etwa<br />

20 Alleinbegehungen im V. und VI.<br />

Schwierigkeitsgrad.<br />

6<br />

Er führte sechs große<br />

Wintererstbegehungen durch.<br />

2 200 So viele Kilometer<br />

legten Reinhold und sein Bruder Hubert<br />

Messner 1993 bei ihrer Diagonaldurchquerung<br />

Grönlands zurück (auf Ski,<br />

teilweise mit Segel-Unterstützung).<br />

34 Gut zehn Stunden brauchten<br />

Reinhold Messner und Peter Habeler<br />

1974 für die Durchsteigung der Eiger-<br />

Nordwand; ein Rekord, der 34 Jahre<br />

nicht unterboten wurde; erst 2008 waren<br />

Roger Schaeli und Simon Anthamatten<br />

schneller (6.45 Stunden).<br />

3<br />

Messner gelang als erstem<br />

Alpinisten ein Achttausender-<br />

Hattrick; 1982 stand er auf den Gipfeln<br />

von Kangchendzönga, Gasherbrum II<br />

und Broad Peak.<br />

4<br />

Vater von vier Kindern; die drei<br />

Töchter und der Sohn wurden<br />

zwischen 1981 und 2001 geboren.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 57


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 09/14<br />

Dolomiten, Chiemgauer, Lechtaler,<br />

Kitzbüheler, Zillertaler Alpen, Vercors<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

11 Peischelspitze,<br />

7 Tegelberg,<br />

8 Bayr. Schinder,<br />

2 Heuberg,<br />

3 Feichteck/Karkopf, 12 Über das Lattengebirge,<br />

anspruchsvolles<br />

Gelände, teils pfadlos<br />

unschwieriger Steig mit<br />

gesicherten Passagen<br />

nur am Gipfel steil<br />

und ausgesetzt<br />

leichte Wanderung mit<br />

Klettersteig-Option<br />

ruhige Alternativtour<br />

zur Hochries<br />

teils knifflige<br />

Kammwanderung<br />

1 Tour du Mont<br />

5 Marmolada-Westgrat,<br />

6 Bindelweg,<br />

4 Ferrata delle<br />

10 Hoher Weißzint,<br />

Aiguille, lange<br />

unschwierige Rundtour leichter Steig,<br />

aber Gletscherweg<br />

aussichtsreiche<br />

Höhenwanderung<br />

Trincee, anspruchsvoll<br />

und ausgesetzt<br />

Hochtour mit kurzer<br />

Gletschertraverse<br />

9 Gr. Galtenberg,<br />

leichte, aber lange<br />

Bergtour<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Vercors Tour du Mont Aiguille<br />

1<br />

Umrundung einer ganz besonderen Berggestalt<br />

Der Gipfel des Mont Aiguille, ein ausgewitterter Bergklotz von immensen Ausmaßen, bleibt<br />

Kletterern vorbehalten. Wanderer können aber diesen markanten Bergstock auf einer langen,<br />

tagesfüllenden Wanderung umrunden.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014 – Seite 72<br />

1140 Hm | 5½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Chichilianne (919 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz westlich von<br />

Richardière (1059 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 44.822917° Länge E 005.582715°<br />

Entfernung: 17,13 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std.; Abstieg 4 Std.<br />

Beste Jahreszeit: günstig von Mai bis zum späten<br />

Herbst<br />

Karte: IGN 1:25 000, Blatt 3236 »Villarde-Lans«<br />

Informationen: Le Village, F-38930 Chichilianne,<br />

Tel. 00 33 (0)4 76 34 40 13, www.chichilianne.fr<br />

www.france-voyage.com/frankreich-gemeinden/chichilianne-<br />

13112.htm<br />

Einkehr: Hotel-Restaurant in Richardière<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Lange unschwierige Rundwanderung;<br />

Trittsicherheit ist erforderlich, Schwindelfreiheit von<br />

Vorteil. Für Kinder nicht geeignet.<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Rundtour auf den Heuberg (1338 m)<br />

2<br />

Großartige Aussichten von einem sagenumwobenen Berg<br />

Fährt man auf der Salzburger Autobahn in Richtung Osten, ist kurz<br />

nach dem Irschenberg der markant über dem Inntal aufragende<br />

Heuberg nicht zu übersehen. Dieser bietet eine abwechslungsreiche<br />

Rundtour mit optionaler Klettersteigeinlage.<br />

560 Hm | 3¼ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014 – Seite 32<br />

Talort: Grainbach (680 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei Schweibern (780 m)<br />

wGehzeiten: Parkplatz – Mailach 1 Std. – Heuberg<br />

45 Min. – Daffnerwaldalm – 30 Min. – Parkplatz 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühsommer und Herbst<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY17 »Chiemgauer<br />

Alpen West«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger – Chiemgau &<br />

Berchtesgaden«, J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Gästeinformation Samerberg,<br />

Tel. 0 80 32/86 06, www.samerberg.de<br />

Einkehr: Deindlam (www.deindlalm.de) und Laglerhütte auf der<br />

Daffnerwaldalm, täglich geöffnet von Mitte Mai bis Ende Oktober.<br />

Charakter/Schwierigkeit: Sehr abwechslungsreiche Rundwanderung<br />

mit tollen Ausblicken auf das Inntal. Ein Stück lang<br />

steilerer Anstieg. Kurzzeitig ist Trittsicherheit gefragt.<br />

Klettersteig-Tipp: Wer trittsicher und schwindelfrei ist,<br />

kann als Zusatzgipfel die Wasserwand besteigen. Den Einstieg<br />

erreicht man schnell von dem Bergsattel zwischen Heuberg<br />

und Wasserwand aus. Wer die Schlüsselstelle gemeistert hat,<br />

wird ohne Probleme den 1367 Meter hohen Gipfel erreichen.<br />

Achtung: Im oberen Abschnitt keine losen Steine abtreten.<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Auf Feichteck (1514 m) und Karkopf (1496 m)<br />

3<br />

Abwechslungsreiche Gipfelrunde abseits des Hochries-Trubels<br />

Aufgrund der nahegelegenen Seilbahn herrscht am Hochries-Gipfelhaus vor allem an Wochenenden<br />

immer ein ziemlicher Rummel. An solchen Tagen ist die Rundtour zu Feichteck und Karkopf eine<br />

gute Alternative.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014 – Seite 32<br />

850 Hm | 4¼ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Grainbach (680 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Spatenau (780 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Gehzeiten: Wanderparkplatz – Doaglalm ¾ Std., Doaglalm<br />

– Feichteck 1¾ Std., Feichteck – Karkopf ½ Std., Karkopf<br />

– Wanderparkplatz 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühsommer und Herbst<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY17 »Chiemgauer<br />

Alpen West«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger – Chiemgau &<br />

Berchtesgaden«, J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Gästeinformation Samerberg,<br />

Tel. 0 80 32/86 06, www.samerberg.de<br />

Einkehr: Doaglalm, von April bis Oktober täglich außer Montag,<br />

www.doaglalm.de<br />

Charakter/Schwierigkeit: Zunächst waldreiche, am Kamm<br />

dann sehr aussichtsreiche Rundtour. Für die Überschreitung des<br />

Karkopfes sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.<br />

Tipp: Unter der Woche – wenn nicht so viel los ist – lohnt es sich<br />

durchaus die Tour mit der Besteigung der Hochries zu verlängern.<br />

Man folgt hierfür vom Karkopf aus weiter dem Kamm nach<br />

Nordosten (zusätzlicher Zeitbedarf hin und zurück ca. ¾ Std.;<br />

zusätzlich 100 Hm).


TIPP<br />

Tour du Mont Aiguille<br />

TIPP<br />

Route: In der Parkplatzauffahrt rechts und auf steiler<br />

Spur durch den Wald hinauf. An seiner Scheitelstrecke die<br />

Fahrspur auf Pfad verlassen und 20 m weiter nochmals<br />

nach links auf noch schmäleren Pfad abzweigen, zu Straße<br />

hinauf und dieser nach Nordwesten folgen. Am Rand einer<br />

Bergwiese rechts halten und zu Parkplatz, bevor sich die<br />

Straße im Wald steil aufschwingt. Bei den Wegtafeln Les<br />

Serres rechts ab, lange auf ansteigenden Waldpfad hinauf<br />

und nach rechts in steilen Hangeinschnitt. Ansteigend<br />

weiter, dann nach links über Erosionshang und in den Col<br />

del Aupet. Von ihm nach rechts weiter hinauf zur höchsten<br />

Stelle der Rundtour, kurz unter dem Einstieg in die Westwand,<br />

dem Normalweg zum Gipfel.<br />

Erst über Kalkschotter, dann im Wald zu Aussichtspunkt,<br />

dort scharf links ab und auf Rippe zwischen zwei Bachgräben<br />

steil hinab. In den linken Graben hinein, zwei Mal über<br />

den Bach und dann auf sehr steile, breite Wegrampe. Auf<br />

ihr bis zu Verzweigung hinab und dann auf Sträßchen lange<br />

talaus, bis zu Parkplatz hinter einem Abenteuerpark (Hochseilgarten).<br />

Vom Parkplatz links herum zur Asphaltstraße<br />

D8A. Dort rechts und an weiterem Parkplatz vorbei, einer<br />

Chiemgauer Alpen Rundtour auf den Heuberg (1338 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man einer Forststraße<br />

nach Südwesten. Hierbei kann man einige Kehren auf Pfaden<br />

abkürzen. Nach einem kurzen asphaltierten Wegstück<br />

überquert man eine Fahrstraße und folgt dem Schild<br />

»Heuberg/Mailach« halbrechts. Kurze Zeit später erreicht<br />

man die Mailach-Alm.<br />

Nach einem fl acheren Stück auf einem Wiesenpfad geht<br />

es im Wald wieder steiler bergan. Schließlich erreicht man<br />

einen Bergsattel und folgt links dem Schild »Heuberg«.<br />

Der Bergpfad folgt leicht ansteigend einem zunächst<br />

bewaldeten Bergrücken nach Süden. Nachdem es kurz<br />

steiler wird, überklettert man (unschwierig) einen kleinen<br />

Felsriegel und hat von jetzt an tolle Tiefblicke aufs Inntal.<br />

Zuletzt geht es in freiem Gelände zum Gipfelkreuz hinauf.<br />

Abstieg: Nach der Brotzeit führt die Runde nach Norden<br />

in den zwischen Heuberg und Wasserwand liegenden<br />

Bergsattel hinab (siehe Klettersteig-Tipp). Von dort geht es<br />

nach Osten auf einem Erdweg und schließlich über freie<br />

Almwiesen zur Daffnerwaldalm hinab. Hier folgt man nicht<br />

dem Fahrweg nach links, sondern steigt nach Osten auf<br />

deutlichem Weg über eine Almwiese hinab zum Waldrand.<br />

Forststraße folgen und bei Caraby rechts ab. Hinein in die Wiesen<br />

von Grands Clots. Dort kurz auf Forststraße weiter, aber gleich nach<br />

rechts auf beschilderten Wanderweg und steil wieder in den Wald<br />

hinein. Bei der Verzweigung die mittlere Wegspur wählen und zum<br />

Col des Pellas hinauf. Auf Forststraße zur Köhlerhütte weiter und<br />

bei der Verzweigung nach rechts, um über Waldrücken auf breitem<br />

Wurzelweg anzusteigen. Auf der Scheitelstrecke schnürt sich der<br />

Weg zusammen und fällt in Kehren durch den Wald ab. Am Col<br />

de Papavet auf breite Straße. Diese aber sogleich nach rechts<br />

verlassen, um dem Wanderweg hinab zu folgen, der mehrmals den<br />

Fahrweg quert. In Seiterat auf der Straße und aus dem Ort hinaus<br />

auf Asphaltstraße weiter, bis bei der Abzweigung Les Ruines die<br />

Route rechts abzweigt und auf Fahrweg gut 100 Hm gegen W und<br />

nach einem Rechtsbogen gegen S ansteigt. Immer den Markierungen<br />

folgen, über einen Waldrücken, an Aussichtspunkt vorbei und<br />

am Rande von Schiefergesteinsfl ächen bergab. Bei der Wegverzweigung<br />

Aux Fontaines scharf rechts ab, am Waldrand geradeaus,<br />

durch Linksbogen und abwärts, bis der Weg in den Talgrund nach<br />

Donniere führt. Dort rechts haltend auf der mittleren Asphaltstraße<br />

durch Richardière und auf Sträßchen zum Ausgangspunkt zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Über einen Zaunübertritt geht es in den Wald und auf schmalem<br />

Pfad weiter, bis man auf einen Querweg trifft. Diesem folgt man<br />

nach links und geht nun geradeaus bergab. Man kommt an einer<br />

kleinen Alm vorbei, hinter der es leicht bergan auf eine Kreuzung<br />

zu geht. Indem man geradeaus geht, gelangt man auf eine größere<br />

Almfl äche. Das letzte Stück führt direkt an einem Bergbach<br />

entlang, bevor man schließlich eine Autostraße erreicht.<br />

Hier geht es nach links zur Einkehrmöglichkeit Duftbräu, von wo<br />

aus man zuletzt der Straße (ca. 800 m) zurück zum Wanderparkplatz<br />

folgt.<br />

Michael Pröttel<br />

Steilere Passage bei der Heuberg-Runde<br />

Gewaltig wie der Bug eines Ozeandampfers<br />

Foto: Michael Pröttel Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Auf Feichteck (1514 m) und Karkopf (1496 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man dem Schild »Feichteck<br />

2½ Std.« und steigt auf einem steinigen Fußweg durch<br />

den Bergwald bergan. Nachdem einmal eine Fahrstraße<br />

gequert wird, stößt der Anstieg schließlich auf diese (nun<br />

betonierte) Straße und folgt ihr nach rechts, bis man wiederum<br />

rechts zur »Doaglalm« abzweigen kann. Kurz bevor<br />

man diese erreicht, hält man sich an Gabelung rechts und<br />

folgt wieder einem asphaltierten Weg. Im Wald geht es<br />

nach einer Schranke auf einem Schotterweg steiler bergan.<br />

Nach einer Kehre sieht man links oberhalb ein altes<br />

Schild »Abkürzung Feichteck« und folgt diesem nach links.<br />

Der Pfad erreicht einen alten Fahrweg und folgt diesem<br />

nach rechts bergan (nicht nach links Richtung »Ewaldweg«!).<br />

Der mit zwei Asphaltstreifen befestigte alte Forstweg führt<br />

zunächst in Serpentinen dann in ansteigender Querung<br />

zum Wiesensattel zwischen Karkopf und Feichteck hinauf.<br />

Hier hält man sich rechts (Schild Feichteck), folgt an einer<br />

Gabelung einer Fahrstraße nach rechts und verlässt diese<br />

kurz danach halbrechts (unbeschildert), um auf einem<br />

schönen Fußweg den Gipfelanstieg in Angriff zu nehmen.<br />

Abstieg: Nach der Gipfelbrotzeit steigt man wieder zum Sattel<br />

östlich des Feichtecks hinab und folgt nun dem breiten Kammweg<br />

nach Norden. Bald hält man sich an einer Abzweigung<br />

(Schild »Karkopf«) rechts und folgt somit einem Pfad, der zum Beginn<br />

des Karkopf-Südkamms führt. Über diesen teils steileren<br />

und felsigen Kamm geht es nun steiler bergan, wobei man immer<br />

wieder die Hände zu Hilfe nehmen muss, um schließlich den breiten,<br />

fl achen Gipfel zu erreichen.<br />

Danach hält man sich leicht nach links und steigt deutlich leichter<br />

in gleicher Richtung zum nächsten Sattel bergab. Hier folgt<br />

man einem Wegweiser nach links und hält sich kurz darauf wieder<br />

rechts, um in einer Querung zur aussichtsreich gelegenen<br />

Seitenalm zu gelangen. Vor der Alm hält man sich links (altes<br />

Schild »Grainbach«) und steigt in Serpentinen zur breiten Wiesenmulde<br />

der Wimmeralm hinab. Hier hält man sich links, unterquert<br />

über ein Drehkreuz einen Weidezaun (unbeschildert) und<br />

steigt nun fl acher am Waldrand entlang bergab. Der Weg wird<br />

breiter und stößt schließlich auf eine Almstraße, die nun fl ach zu<br />

eingangs beschriebener Abzweigung zur Doaglalm führt.Von hier<br />

geht es auf bekanntem Weg zum Ausgangspunkt zurück.<br />

Michael Pröttel<br />

Steinmanndl am Feichteck<br />

Foto: Michael Pröttel


TIPP<br />

Dolomiten Via ferrata delle Trincee (Bech da Mesdì, 2727 m)<br />

4<br />

Kriegsspuren<br />

Der Name verweist auf den Gebirgskrieg 1915–17 (trincee = Schützengräben). Die Kammüberschreitung<br />

zwischen Sellamassiv und Marmolada ist aber auch ein Ausflug in die Erdgeschichte.<br />

Denn man bewegt sich nicht auf Kalkfels oder Dolomit, der Untergrund ist vulkanisches Gestein.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014 – Seite 82<br />

670 Hm | 4 Std.<br />

K4–5; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Canazei (1440 m) bzw. Arabba (1601 m)<br />

Ausgangspunkt: Zum Fedaiasee (2053 m) von Canazei<br />

auf guter Straße; Parkplatz an der Staumauer. Die<br />

Porta Vescovo (2478 m) ist Bergstation einer von Arabba<br />

ausgehenden Seilbahn (Betriebszeit Anfang Juli bis Mitte<br />

September).<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Gute Busverbindungen<br />

übers Pordoijoch<br />

Gehzeiten: Fedaiasee – Einstieg 1½ Std., Klettersteig<br />

1½ Std., Abstieg zum Fedaiasee 1 Std. Wählt man die Porta<br />

Vescovo als Ausgangspunkt, ergibt sich eine Gesamtgehzeit von<br />

2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Mitte Oktober<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 07 »Alta Badia – Arabba –<br />

Marmolada«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige<br />

Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Information: Tourismusbüro Canazei, Piaz G. Marconi 5,<br />

I-38032 Canazei, Tel. 00 39/04 62/60 96 00, www.fassa.com<br />

Hütte: Rifugio Luigi Gorza (2478 m) an der Porta Vescovo,<br />

bew. während der Betriebszeiten der Bahn (keine Übernachtung)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvoller Klettersteig<br />

mit der Schlüsselstelle gleich zu Beginn, in der Folge etwas<br />

weniger schwierig, aber mit sehr ausgesetzten Passagen. Gewöhnungsbedürftig<br />

das Vulkangestein. Grandios die Ausblicke vom<br />

Grat, vor allem natürlich auf die stark vergletscherte Marmolada.<br />

TIPP<br />

Dolomiten Klettersteig Marmolada-Westgrat (3343 m)<br />

5<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014– Seite 82<br />

Der älteste Klettersteig der Dolomiten<br />

Mit Baujahr 1903 ist der Hans-Seyffert-Steig auch einer der landschaftlich eindrucksvollsten,<br />

ein teilweise ziemlich luftiger Gang gewürzt mit faszinierenden Landschaftsbildern, die sich am<br />

Gipfel zu einem Panorama verbinden, das vom Ortler bis zum Großglockner und zum Triglav reicht.<br />

1030 Hm | 6¼ Std.<br />

K2–3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm, evtl. Steigeisen<br />

Talort: Canazei (1440 m)<br />

Ausgangspunkt: Liftstation am Pian dei Fiacconi<br />

(2626 m); Talstation am unteren Ende des Fedaia-Stausees.<br />

Anfahrt von Canazei auf guter Straße; Parkplatz<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />

Canazei zum Fedaiasee. Der Korblift zum Pian dei Fiacconi<br />

ist von Mitte Juni bis Ende September von 8.30–17 Uhr<br />

in Betrieb.<br />

Gehzeiten: Zustieg 1¾ Std., Westgrat-Klettersteig 2 Std.,<br />

Abstieg auf dem gleichen Weg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 07 »Alta Badia –<br />

Arabba – Marmolada«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Information: Tourismusbüro Canazei, Piaz G. Marconi 5,<br />

I-38032 Canazei, Tel. 00 39/04 62/60 96 00, www.fassa.com<br />

Hütte: Capanna Punta Penia (3343 m), bew. Ende Juni bis Ende<br />

September; Tel. 04 62/76 42 07<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Hochalpine Unternehmung,<br />

auch ohne Abstieg über den Gletscher, deshalb nur bei ganz<br />

sicherem Wetter ratsam, keinesfalls bei Gewittergefahr! Klettersteig<br />

technisch wenig anspruchsvoll, aber stark von den äußeren<br />

Bedingungen abhängig (Schnee, Eis). Gletscherbegehung nur mit<br />

entsprechender Ausrüstung und Erfahrung!<br />

TIPP<br />

Dolomiten Bindelweg (Rifugio Vièl dal Pan, 2432 m)<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014 – Seite 82<br />

Höhenspaziergang vor der Marmolada<br />

Benannt ist der Weg nach dem Pädagogen Dr. Karl Bindel, der sich als Mitglied der Alpenvereinssektion<br />

Bamberg im 19. Jahrhundert sehr um die alpintouristische Erschließung der Sellagruppe<br />

verdient machte.<br />

↑ 250/↓ 430 Hm |<br />

2½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Corvara (1440 m)<br />

Ausgangspunkt: Passo Pordoi (2239 m), Straßenübergang<br />

vom Fassatal ins Livinallongo<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinien von Canazei<br />

zum Pordoijoch und zum Fedaiasee<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee im<br />

Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 07 »Alta Badia<br />

– Arabba – Marmolada«. Eugen E. Hüsler »Wanderklassiker<br />

Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Information: Tourismusbüro Canazei, Piaz G. Marconi 5,<br />

I-38032 Canazei, Tel. 00 39/0462/60 96 00, www.fassa.com<br />

Hütten: Rifugio Fredarola (2388 m), bew. Mitte Juni bis Ende<br />

September, Tel. 00 39/04 62/60 22 72<br />

Rifugio Vièl dal Pan (2432 m), bew. 20. Juni bis Ende September,<br />

Tel. 00 39/04 62/60 13 23<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Ebenso aussichtsreiche wie<br />

beliebte Höhenwanderung ohne größere Anstiege. Einkehrmöglichkeiten<br />

unterwegs und am Fedaiasee. Absolutes Highlight:<br />

der Blick auf die Marmolada mit ihrem Gletscher, dem mit<br />

Abstand größten in den Dolomiten.


TIPP<br />

Dolomiten Via ferrata delle Trincee (Bech da Mesdì, 2727 m)<br />

TIPP<br />

Zustieg: Von der Staumauer des Fedaiasees (2053 m)<br />

führt ein ordentlicher Weg hinauf zur Porta Vescovo (2478<br />

m) mit der Bergstation der von Arabba (1601 m) ausgehenden<br />

Großkabinen-Seilbahn. Hier hält man sich rechts<br />

und folgt dem Höhenweg zum Rifugio Padon, bis eine<br />

Schrift am Fels links hinauf zur Ferrata weist. Im Zickzack<br />

über einen steinigen Hang zum Klettersteig (2570 m).<br />

Via ferrata delle Trincee: Der Einstieg setzt gleich den<br />

Tarif – 30 Meter am Drahtseil, zuerst nahezu senkrecht<br />

und weitgehend trittlos (ein Stift). Hier muss man kräftig<br />

zupacken; wer die richtige Technik beherrscht (Reibung!),<br />

tut sich leichter. Die Drahtseile münden auf ein grasiges<br />

Band, dem man nach links folgt. Zwei Eisentritte entschärfen<br />

den nächsten, kurzen Steilaufschwung, dann laufen<br />

die Drahtseile – erst nach links, dann rechts ansteigend<br />

– über eine riesige glatte Platte. In Kammnähe folgt nach<br />

kurzem Zwischenabstieg eine glatte Verschneidung, ehe<br />

man über leichtere Felsen den schroffen Grat gewinnt. Ihm<br />

folgt die Route in anregendem Auf und Ab über Scharten,<br />

kleine Aufschwünge und schmale Bänder; Highlight ist die<br />

kurze, zwischen zwei Felszacken verankerte Hängebrücke.<br />

Passage an der Via ferrata delle Trincee<br />

Dolomiten Klettersteig Marmolada-Westgrat (3343 m)<br />

Zustieg: Er führt von der Liftstation am Pian dei Fiacconi<br />

(2626 m) über Geröll und vom Eis blank polierte<br />

Felsen im Gletschervorfeld sanft bergab, umgeht so<br />

einen Gratausläufer und steigt dahinter durch das<br />

Schuttkar Sot Vernel an. Die Spur leitet auf den weitgehend<br />

spaltenfreien Gletscherrest; Drahtseile helfen<br />

schließlich über glatte, unangenehm rutschige Platten in<br />

die Sforzela de la Marmolèda (2896 m).<br />

Westgrat-Klettersteig: Er besteht im Wesentlichen<br />

aus einer Abfolge von Querungen und Steilstücken, alles<br />

ausreichend gesichert und nur mäßig ausgesetzt. Aus<br />

der engen Scharte leiten Eisenbügel über einen ersten<br />

kurzen Aufschwung in Gehgelände; an gesicherte leichte<br />

Felspassagen schließt eine längere, mit vielen Eisenstiften<br />

versehene Querung an. Sie mündet in einen Kamin,<br />

der durch eine Leiter und einige Eisenstifte entschärft<br />

ist. Nach einer zweiten, langen Traverse an plattigen<br />

Felsen steigt man über endlose Bügelreihen hinauf zum<br />

Grat, wo sich ein erster Einblick in die rund 800 Meter<br />

hohe Südwand der Marmolada bietet. Die Fortsetzung<br />

der Gipfelferrata folgt weitgehend dem Kamm. Über<br />

Im Bereich des Ostgipfels entdeckt man zahlreiche Überreste der<br />

ehemaligen österreichischen Stellungen. Der steile, mit Drahtseilen<br />

und einigen Eisenbügeln gesicherte Abstieg läuft nach einer<br />

abdrängenden Querung in einer markanten Gratsenke aus.<br />

Abstieg: Über die Serpentinen eines alten, noch recht gut<br />

erhaltenen Kriegspfades steigt man ab zu dem Hangweg, der die<br />

Porta Vescovo mit dem Passo Padón verbindet. Auf ihm zurück zur<br />

Seilbahnstation und hinunter zum Fedaiasee. Eugen E. Hüsler<br />

einige harmlose Gratköpfe hinweg erreicht man schließlich den<br />

Rand des Gipfelschneefeldes (ca. 3230 m). Nun im Firn oder<br />

rechts davon in den Schrofen zum weiträumigen Gipfel und zur<br />

Capanna Punta Penia.<br />

Abstieg: Klettersteigler steigen grundsätzlich nur über die Via<br />

ferrata ab (siehe »Schwierigkeiten«)! Eugen E. Hüsler<br />

Klettersteig am Marmolada-Westgrat<br />

über dem Gletscherrest<br />

Foto: Manfred Kostner Foto: Manfred Kostner<br />

TIPP<br />

Dolomiten Bindelweg (Rifugio Vièl dal Pan, 2432 m)<br />

Wegverlauf: Der breite, etwas steinige Weg hat seinen<br />

Ausgangspunkt direkt am Pordoijoch (2239 m); er steigt<br />

– vorbei an einer kleinen Kapelle – unter den Felswänden<br />

des Sas Becè (2534 m) an gegen die Grassenke an<br />

seinem Südfuß. Hat man zunächst Aussicht auf die Sella<br />

und weit über das Buchenstein bis zu den Tofane, wird<br />

hier der Blick auf das Fassatal, den Rosengarten und –<br />

besonders schön – das Langkofelmassiv frei. Wenig weiter,<br />

beim Rifugio Fredarola (2388 m), kommt dann auch die<br />

Marmolada mit ihrem Nachbarn, dem düsteren Gran<br />

Vernel (3210 m), ins Bild. Die beiden Dreitausender sind<br />

ein treffl iches Beispiel dafür, wie nahe in den Dolomiten<br />

oft Trubel und Einsamkeit sind. Wenn sich an Schönwettertagen<br />

hundert <strong>Bergsteiger</strong> am »Dach« der Dolomiten<br />

einfi nden, bleibt es am Nachbargipfel ganz ruhig.<br />

Etwa auf halbem Weg zum Fedaiasee wartet das Rifugio<br />

Vièl dal Pan (2432 m), beliebte Anlaufstelle für Hüttenwanderer.<br />

Tipp für Schleckmäuler: Omas Omelett.<br />

Die Fortsetzung des Bindelwegs steuert die Gratsenke<br />

(2437 m) vor dem Sas de Ciapel (2557 m) an, bleibt<br />

aber knapp darunter, quert dann in sanftem Auf und Ab<br />

die Südfl anken des »Hutsteins« und der nächsten Gratkuppe. An<br />

der Weggabelung (links zur Porta Vescovo) biegt man rechts ab.<br />

Der Bindelweg hält noch kurz die Höhe, steigt dann über einen<br />

grünen Rücken ab zur Betonsperre des Fedaia-Stausees (2054<br />

m). Etwas unterhalb steht auf einem Geländesporn das Rifugio<br />

Castiglioni (2044 m).<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Blick vom Bindelweg auf den Fedaiasee<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Ammergauer Alpen Gelbe-Wand-Klettersteig (Tegelberg, 1707 m)<br />

7<br />

Der Meistbesuchte in der Umgebung von Füssen<br />

Es gibt mehrere lohnende, sehr unterschiedliche Anstiege zum<br />

Tegelberg, vom Wanderpfad bis zum knackigen Klettersteig.<br />

Zwischen leicht und schwierig ist der Gelbe-Wand-Steig anzusiedeln,<br />

mit ein paar felsigen, bestens gesicherten Passagen und Infotafeln<br />

zum Thema Klettersteig.<br />

890 Hm | 4½ Std.<br />

K1; normale Bergwanderausrüstung,<br />

evtl. Teleskopstöcke<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014– Seite 78<br />

Talort: Schwangau (796 m), Nachbarort von Füssen<br />

Ausgangspunkt: Talstation der Seilbahn (820 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit DB Regio nach Füssen,<br />

weiter per Bus zur Talstation der Tegelberg-Seilbahn<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std., Abstieg 1¾ Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Ende Mai bis in den Spätherbst<br />

Karte/Führer: Kompass 1:50 000, Blatt 4 »Füssen – Außerfern«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Info, Kaiser-Maximilian-Platz 1,<br />

87629 Füssen, Tel. 0 83 62/9 38 50, www.fuessen.de<br />

Hütte: Tegelberghaus (1707 m), ganzjährig bew.,<br />

Tel. 0 83 62/89 80, www.tegelberg.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Erst jüngst wurde der Gelbe-<br />

Wand-Steig in »Klettersteig-Lehrpfad« umgetauft. Trotz<br />

neuer Sicherungen (und einer Seilbrücke) ist er immer noch<br />

ein Steig, der zwar in felsiges Gelände führt, von trittfesten<br />

Bergwanderern aber problemlos bewältigt wird. Vom Gipfel<br />

prächtige Aussicht; der Abstieg bietet einen tollen Tiefblick auf<br />

Schloss Neuschwanstein und die Pöllatschlucht.<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Bayerischer Schinder (1796 m)<br />

8<br />

Mit dem Radl durch die lange Au<br />

Erstaunlicherweise wird der rein bayerische Gipfel des Schinders<br />

kaum besucht, während am Österreichischen Schinder (Trausnitzberg)<br />

oft der Platz eng wird. Die Route von Wildbad Kreuth herauf ist wunderschön<br />

, aber lang und fast nur mit Fahrradunterstützung machbar.<br />

1110 Hm | 4¾ Std.<br />

Mountainbike, Helm und<br />

Wanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014<br />

Talort: Kreuth (772 m)<br />

Ausgangspunkt: Großparkplatz Schwaigeralm (793 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.626596°, Länge E 011.828705°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus ab Bf Tegernsee<br />

Entfernung: 23,47 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühsommer bis später Herbst<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 15 »Mangfallgebirge Mitte,<br />

Spitzingsee, Rotwand«; Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes<br />

für Vermessung 1:50 000, Blatt UK50-53 »Mangfallgebirge<br />

– Tegernsee – Schliersee – Rosenheim – Holzkirchen«<br />

Informationen: Gemeinde Kreuth, Nördliche Hauptstraße 14,<br />

83708 Kreuth, Tel. 0 80 29/18 19, www.kreuth.de<br />

Tegernseer Tal Tourismus GmbH, Hauptstr. 2, 83684 Tegernsee,<br />

Tel. 0 80 22/92 73 80, info@tegernsee.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Radauffahrt ist einfach,<br />

ebenso der Anstieg bis über die Rieselsbergalm. Dann wird es<br />

jedoch sehr steil und in Gipfelnähe auch ausgesetzt; geeignet<br />

für Kinder ab ca. 13 Jahren. Alternativen: Mühsam über Kar<br />

und Schindertor, bequemer über die Trausnitzalm.<br />

TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Großer Galtenberg (2424 m)<br />

9<br />

Durch den Greiter Graben<br />

Der höchste und dominierende Gipfel des Alpbachtals bietet eine überragende Aussicht in die<br />

Hohen Tauern, zu Großglockner und Großvenediger. Die Tour ist lang und erfordert ein gewisses<br />

Maß an Ausdauer.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014<br />

1330 Hm | 4¾ Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Inneralpbach (1050 m)<br />

Ausgangspunkt: Inneralpbach, Gasthof<br />

Leitner (1087 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.366116°, Länge E 011.954541°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung<br />

Entfernung: 13,2 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 28 »Vorderes Zillertal,<br />

Alpbach, Rofan, Wildschönau«<br />

Informationen: Informationsbüro Alpbach, Dorf 175, A-6236<br />

Alpbach, Tel. 00 43/(0)53 37/2 12 00 30, www.alpbachtal.at<br />

Einkehr: Farmkehralm (1521 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Leichte, aber lange Bergtour,<br />

die Ausdauer verlangt; geeignet für Kinder ab ca. 13 Jahren


TIPP<br />

Ammergauer Alpen Gelbe-Wand-Klettersteig (Tegelberg, 1707 m)<br />

TIPP<br />

Gelbe-Wand-Steig: Der Anstieg beginnt parallel zur<br />

Sommerrodelbahn auf einer Sandpiste und führt hinein<br />

ins Tälchen des Rautbachs. Nach knapp einer halben<br />

Stunde gabelt sich der Weg, weist ein Schild rechts zum<br />

Gelben-Wand-Steig bzw. zum Klettersteig-Lehrpfad. Über<br />

den Bach und in Kehren bergan gegen den Felsfuß des<br />

Torkopfs (1525 m). Links weiter ansteigend in den Graben,<br />

der unter dem Gelben Wandschrofen (1563 m) herabzieht.<br />

Man quert ihn nach links und steigt über harmlose Felsen<br />

(Drahtseile) an zum Einstieg des Tegelberg-Klettersteigs<br />

(K 3, ca. 1280 m). Kleiner Gag am Lehrpfad: eine Seilbrücke,<br />

die sich aber umgehen lässt (Drahtseile). Es folgen<br />

noch ein paar kurze gesicherte Passagen, dann entsteigt<br />

man oberhalb eines Felszahns dem Steilgelände und<br />

erreicht bald eine Verzweigung (ca. 1580 m). Hier links und<br />

hinauf zum Tegelberghaus.<br />

Abstieg: Zurück zur erwähnten Weggabelung (1580<br />

m), geradeaus hinter dem Torkopf hindurch und in vielen<br />

Kehren am markanten Westrücken des Tegelbergs bergab,<br />

zuletzt mit faszinierenden Tiefblicken auf Neuschwanstein.<br />

Oberhalb des Pöllatfalls über die Marienbrücke, dann auf<br />

Der Tegelberg vom Säuling aus gesehen<br />

Bayerische Voralpen Bayerischer Schinder (1796 m)<br />

Auffahrt: Beim Sperrschild am Großparkplatz der<br />

Schwaigeralm radelt man los und neben dem Sagenbach<br />

gegen Osten durch das Tal hinauf. An der Bachbrücke<br />

wendet sich das Tal gegen Südosten und führt –<br />

kaum ansteigend – in dieser Richtung durch die Lange<br />

Au, am Schwarzen Kreuz und am Steinernen Kreuz vorbei<br />

und zur Langenaualm. Oberhalb der Alm geht es wieder<br />

in den Wald hinein und nach einer Kehre wird der<br />

Fahrweg etwas steiler, aber nicht mehr als 10 % Steigung.<br />

Er dreht gegen Süden ab und verzweigt sich danach.<br />

Dort rechts halten, den Bach queren und gleich<br />

dahinter, beim Jagdhaus, stellt man das Rad ab.<br />

Gipfelaufstieg: Unmittelbar vor dem Forsthaus verlassen<br />

wir den Fahrweg, der Wegtafel folgend, nach Osten<br />

in den Wald hinein. Ein schmaler, gut markierter<br />

Bergweg steigt nun neben dem Bachgraben moderat<br />

an, schwingt sich aber bald spürbar auf und dreht gegen<br />

Südosten ab. Im schütteren Mischwald steigt er nun<br />

kräftig an, legt sich aber unter der Rieselsbergalm etwas<br />

zurück, tritt aus dem Wald heraus und führt an den Almgebäuden<br />

vorbei. Man geht über die freien Almhänge in<br />

der Straße zum Schloss. Kurz davor rechts hinunter in die Pöllatschlucht<br />

und auf kühn angelegtem Steig über den stiebenden<br />

Wassern zu ihrer Mündung. Zuletzt auf schattigen Wegen zurück zur<br />

Talstation der Tegelbergbahn.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

den weiten Sattel nördlich des Rieselsbergs hinauf und dahinter<br />

ein paar Meter in geringem Abstieg zur Rieselsbergalm hinab,<br />

wo die Staatsgrenze erreicht wird. Von dort gegen Norden<br />

weiter und bei der Wegverzweigung, direkt an der unteren Latschengrenze,<br />

links halten. Dann geht es durch eine steile, aber<br />

breite Latschengasse (Grenzverlauf) stramm hinauf, bis der<br />

Kammverlauf zwischen Bayerischem und Österreichischem<br />

Schinder erreicht ist.<br />

Dort links ab, um dem schmalen, etwas unbequemen Bergpfad<br />

zu folgen, der gegen Nordwesten ansteigt. Er führt ein paar Mal<br />

über kurze, etwas unbequem kiesige Stellen, dann über griffi ge<br />

Felsen hinauf und ins Latschengebüsch. Dort dreht er rechts ab<br />

und erreicht einen schmalen Sattel. Aus ihm geht es nach links<br />

zum Gipfelkreuz oder nach rechts zum höchsten Punkt.<br />

Abstieg und Abfahrt verlaufen entlang der Aufstiegsroute.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Grenzstein an der Rieselsbergalm<br />

Foto: Siegfried Garnweidner Foto: Andreas Strauß<br />

TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Großer Galtenberg (2424 m)<br />

Route: Vom Wirtshaus Leitner in Inneralpbach geht man<br />

auf einem Fahrweg nach Süden in den Greiter Graben hinein<br />

und biegt an beim Wasserbehälter links ab, um auf einer<br />

Schlepperspur anzusteigen. Den Fahrweg verlässt man<br />

in der ersten Rechtskehre, um auf einem Pfad relativ<br />

forsch durch den Wald zum Stettauer Niederleger und an<br />

beschilderter Stelle rechts abzweigend zum Stettauer<br />

Hochleger hinauf zu gehen.<br />

Bei der Verzweigung auf 1540 m Höhe bieten sich zwei Varianten<br />

an, die sich mitten im Wald bei einem Brunnen<br />

wieder vereinen. Von dort nach Norden in moderater Steigung<br />

zur Jagdhütte Alplkreuz hinauf, wo die relativ gut besuchte<br />

Route erreicht wird, die aus dem Luegergraben heraufkommt.<br />

Dort rechts halten und in lichtem Wald mit schönen Ausblicken<br />

nach Süden zur Wegverzweigung hinauf. Dort schräg<br />

links weiter und über den langen, freien, oft ziemlich windigen<br />

Gipfelrücken in Kehren bis zum Gipfel hinauf.<br />

Abstieg: Bis zur Verzweigung folgt man der Aufstiegsroute.<br />

Dort biegt man links ab, geht über den freien Westhang<br />

zur Farmkehr-Hochalm hinunter und auf einem Fahrweg<br />

in ausholenden Kehren zur Jausenstation Farmkehralm. Von<br />

ihr kann man eine weite Straßenschlaufe abkürzen, bis man wieder<br />

den Fahrweg erreicht, dem man durch den langen Greiter Graben<br />

bis zum Ausgangspunkt folgt. Siegfried Garnweidner<br />

Der Gipfel des Großen Galtenbergs<br />

Foto: Siegfried Garnweidner


TIPP<br />

Zillertaler Alpen Hoher Weißzint (3370 m)<br />

10<br />

Stattlicher Dreitausender im Herzen der Zillertaler Alpen<br />

Der Hohe Weißzint steht am Zillertaler Hauptkamm zwischen Hochfeiler und Möseler und auch ein<br />

wenig in deren Schatten. Als hochalpiner Hausberg der urigen Edelrauthütte findet er trotzdem<br />

Beachtung. Ein schöner Hochgipfel, den man auch seilfrei erreichen kann.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014<br />

1500 Hm | 8¾ Std.<br />

Bergausrüstung, je nach<br />

Verhältnissen Pickel und<br />

Steigeisen<br />

Talort: Lappach (1439 m) im inneren Mühlwalder Tal<br />

Ausgangspunkt: Neves-Stausee, Zufahrt vom Tauferer<br />

Tal ins Mühlwalder Tal und bis zum Parkplatz bei der Enzianhütte<br />

(1860 m) nahe der Staumauer<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />

Bruneck her nur bis Lappach; bis zum Stausee eventuell<br />

Taxi-Shuttle<br />

Gehzeiten: Zustieg zur Edelrauthütte 2¼ Std.; Gipfelaufstieg<br />

3 Std., Abstieg 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karten: Tabacco, 1:25 000, Blatt 036 »Sand in Taufers«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein, I-39030 Mühlwald,<br />

Tel. 00 39/04 74/65 32 20, Fax 00 39/04 74/65 60 05<br />

Hütten: Edelrauthütte (2545 m), Autonome Provinz Südtirol,<br />

Anfang Juni bis Anfang Oktober, Tel. 00 39/04 74/65 32 30<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Hochtour mit eher kurzer,<br />

wenig problematischer Gletschertraverse (kaum Spaltengefahr)<br />

und einem längeren Blockgrat (Stellen I bis höchstens II). Für<br />

Ausdauernde und Frühaufsteher als Tagestour machbar, besser<br />

mit Übernachtung.<br />

.<br />

TIPP<br />

Lechtaler Alpen Peischelspitze (2424 m)<br />

11<br />

Pfiffige Überschreitung eines typischen Lechtalers<br />

Wendet man sich im Lechtal weniger frequentierten Gipfeln zu, so wird es rasch sehr urtümlich und<br />

zuweilen auch etwas knifflig. Die Peischelspitze ist so ein Berg mit wilden Wegen – und zudem mit<br />

beachtlichen Edelweißvorkommen. Die Überschreitung wird vorteilhaft mit dem Wildtal begonnen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014<br />

1360 Hm | 6½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Holzgau (1114 m) im Lechtal<br />

Ausgangspunkt: Dürnau (1095 m), kleine Ansiedlung<br />

westlich von Holzgau<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie von Reutte<br />

durchs Lechtal<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std., Abstieg 2¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Anfang/Mitte Oktober<br />

Karten/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 3/3<br />

»Lechtaler Alpen – Parseierspitze«; Dieter Seibert »Alpen-<br />

vereinsführer Lechtaler Alpen«, Bergverlag Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Lechtal, A-6654<br />

Holzgau Nr. 45, Tel. 00 43/(0)56 33/53 56<br />

Hütten: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Stramme Bergtour für Individualisten,<br />

oft sehr ursprüngliches – und obwohl ohne Kletterei<br />

– ziemlich anspruchsvolles Gelände. Dabei dient die leidlich<br />

markierte Normalroute als Abstieg. Im Aufstieg bis ins Wildtal<br />

ebenfalls Steig(spuren), danach pfadloses Steilgras, weshalb trockene<br />

Bedingungen und gute Sicht Grundvoraussetzungen sind.<br />

Perfekte Trittsicherheit und ausgereiftes Orientierungsvermögen<br />

unerlässlich, konditionell noch im normalen Rahmen.<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Über das Lattengebirge<br />

12<br />

Von der Predigtstuhlbahn in die Einsamkeit<br />

Frequentiert ist das Lattengebirge rund um den Predigtstuhl. Jenseits des Karkopfs dünnt der Andrang<br />

aus und auf den Schleichpfaden via Törl- und Karschneid sind nur noch Individualisten unterwegs.<br />

Die Markierungen längs der Kammlinie sind mittlerweile deutlicher als vor einigen Jahren.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2014<br />

↑ 560/↓ 1620 Hm |<br />

6 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Bad Reichenhall (473 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Predigtstuhlbahn<br />

Endpunkt: Baumgarten (ca. 500 m) im Saalachtal<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn von Freilassing<br />

her. Zwischen Baumgarten und Bad Reichenhall Busverbindung<br />

(ausreichend an Schultagen, aber sehr eingeschränkt<br />

am Wochenende).<br />

Gehzeiten: Bis zum Karkopf 1 Std., weiter zum Karspitz<br />

2½ Std., Abstieg nach Baumgarten 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Ende Oktober<br />

Karten/Führer: AV 1:25 000, Blatt BY20 »Lattengebirge –<br />

Reiteralm«; Zahel »Wanderbuch Wilde Wege Bayerische Alpen«,<br />

Bergverlag Rother, 2013<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Info, Wittelsbacher Straße 15,<br />

D-83435 Bad Reichenhall, Tel. 00 49/(0)86 51/60 60<br />

Hütten: Almhütte Schlegelmulde, Moosenalm, Gh. Baumgarten<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Voralpine Kammwanderung,<br />

teils auf offi ziellen Steigen, kniffl iger im verschlungenen Verlauf<br />

zwischen Törl und Karspitz, wo Beschilderungen fehlen und<br />

Pfadspuren sowie Markierungen dürftig ausfallen. Talwärts<br />

langer Forststraßenhatscher. Im verwachsenen Gelände etwas<br />

Trittsicherheit nötig, vor allem auch am schmalen Karspitz. Der<br />

schlimme Windbruch ist überwiegend beseitigt. Durchschnittliche<br />

Tagestour, mit erheblicher Gegensteigung auch zurück zur Bergstation<br />

möglich.


TIPP<br />

Zillertaler Alpen Hoher Weißzint (3370 m)<br />

Aufstieg: Man überschreitet als Erstes die Staumauer,<br />

folgt dann dem Uferweg, bis Markierung Nr. 26 links ins<br />

Pfeifholder Tal abzweigt. Dieses vermittelt nun den Aufstieg<br />

zur Edelrauthütte (2545 m), die oben am Eisbruggjoch<br />

ihren Platz hat (deshalb taucht auch manchmal der Name<br />

Eisbruggjochhütte auf).<br />

Die Gipfelroute beginnt als typischer Moränensteig am<br />

Südhang, wo zunächst einige Kehren vollzogen werden. Bald<br />

geht es im Weißzintkar deutlich nach rechts weiter, um über eine<br />

Rippe oberhalb der 3000-Meter-Marke die Reste des Weißzintferners<br />

zu erreichen. Richtung Obere Weißzintscharte fl acht der<br />

Gletscher etwas ab – wir peilen dann aber nicht den Einschnitt<br />

an, sondern halten gleich auf den Südsporn zu. Über diesen<br />

(oder auf erdigen Spuren rechts davon) bis auf den Gipfelgrat,<br />

der im Folgenden leichte, aber noch recht langwierige und<br />

teilweise auch ausgesetzte Blockkletterei bereithält. Mitunter<br />

kann man vorteilhaft ein paar Meter in die Flanken ausweichen.<br />

Normalerweise gibt es gegen Ende noch einen Firngrat,<br />

ehe wir zum großen Kreuz auf dem Hohen Weißzint (3370 m)<br />

gelangen.<br />

Abstieg: Auf der gleichen Route.<br />

Mark Zahel<br />

Nord<br />

TIPP<br />

Panorama: peakfinder.org<br />

Lechtaler Alpen Peischelspitze (2424 m)<br />

Aufstieg: Von Dürnau südwärts durch den lichten Wald<br />

an die Bergfl anke heran und auf der rechten Seite der<br />

imposanten Wildtalschlucht kräftig aufwärts. Zwei Seitengräben<br />

sind zu queren (der zweite wegen Vermurung<br />

etwas heikel). Auf ca. 1700 Metern wechselt man auf die<br />

linke Seite des Bachs und gewinnt auf undeutlicher, verwachsener<br />

Spur weiter an Höhe. Ziemlich gerade bis zum<br />

Karboden, wo die markierte Route rechts Richtung Zwölferkopf<br />

abdreht. Hier nun weglos nach links zu den Flanken<br />

der Peischelspitze und zu einer Grasrippe, die offenbar den<br />

günstigsten Aufstieg zum Grat südlich des Gipfels vermittelt. Aus<br />

einem kleinen Graben heraus erfolgt der Einstieg ins Steilgelände,<br />

wo man einen absolut sicheren Tritt beweisen und sich mitunter<br />

sogar an Grasbüscheln festhalten muss. Der Durchstieg bis zur<br />

Kammhöhe (ca. 2300 m) bildet den Schlüssel der Tour. Dann links<br />

über die kleine Kuppe hinweg und am unschwierigen Südwestgrat<br />

zur Peischelspitze hinauf.<br />

Abstieg: Die Normalroute beginnt vom Gipfel weg undeutlich<br />

in die steile, schrofi ge NW-Flanke hinein. Man gelangt zu einem<br />

Grateck hinunter und quert von dort schräg rechts zum sanften N-<br />

Rücken unterhalb der Steilzonen. Ein Stück weiter nordostwärts<br />

abdrehen und im Bereich eines lichten Krummholzrückens bis<br />

gegen P. 1940, wo die Route markant nach links abdreht und<br />

nun auch klarer markiert ist. Allerdings steigt man jetzt durch<br />

ziemlich steiles Latschengelände ab – trotz passabler Gassen<br />

kein purer Genuss. Weiter unten passiert man den Rastpunkt<br />

der sogenannten Scheibe (1449 m) und kreuzt die kapitale<br />

Rinne zur Linken sowie zwei kleinere Runsen. Auf besserem<br />

Steig am Bergsockel schräg abwärts Richtung W und zuletzt auf<br />

dem breiten Forstweg zurück nach Dürnau. Mark Zahel<br />

Ost<br />

Panorama: peakfinder.org<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Über das Lattengebirge<br />

Route: Von der Bergstation der Predigtstuhlbahn auf<br />

breitem Weg zur Jausenstation in der Schlegelmulde und<br />

weiter auf einem Latschensteig zum Hochschlegel (1688<br />

m). Ebenfalls durch problemlose Latschengassen geht<br />

es Richtung Karkopf (1738 m), zum höchsten Punkt des<br />

Lattengebirges. Entweder schon kurz vorher oder auf einer<br />

nicht markierten Spur direkt am Rücken entlang Richtung<br />

Süden abdrehen. Vor dem Aufschwung zum Törlkopf weicht<br />

man rechts in die Latschenfl anke aus und gelangt damit<br />

zur Bergwachthütte am Törl, wo ostwärts eine Abstiegsmöglichkeit<br />

nach Winkl ausgeschildert ist.<br />

Von nun an werden die deutlich ausgetretenen Steige verlassen.<br />

Durch den Wechsel von dichterem Baumbestand,<br />

grasbewachsenen Lichtungen, mitunter etwas sperrigen<br />

Krummholzzonen und einigen Schrofenpassagen laviert<br />

die Route verwickelt durchs Gelände. Am meist breiten<br />

Kammrücken wieder aufwärts zur Törlschneid, die später<br />

ohne markante Zäsur in die Karschneid übergeht. Wo<br />

die Latschen zuoberst besonders dicht werden, weicht<br />

man seitlich aus, vorübergehend rechts in der geneigten<br />

Westfl anke, später an der Karschneid auch mal etwas<br />

ausgesetzter ostseitig. Nach einer ausgeprägten Traverse wechselt<br />

man abermals die Seite und nähert sich allmählich dem Karspitz<br />

(1641 m), wo sich der Bergrücken zu einem echten Grat zusammenschnürt.<br />

Besonders beim Abstieg jenseits der Rastbank gen<br />

Süden warten die wandertechnisch schwierigsten Passagen.<br />

Im breiten Sattel beim Jochköpfl scharf nach rechts und auf markiertem<br />

Weg (»Walderlebnispfad«) über kupiertes Plateaugelände<br />

zur Moosenalm (1405 m). Von dort sind es noch rund acht Kilometer<br />

Forststraße hinaus zur Bushaltestelle. Die Route führt am<br />

Abzweig des Moosensteigs (Verbindung zum Predigtstuhl) vorbei,<br />

tangiert die Dalsenalm (1200 m) in einer Rechtskurve und später<br />

die Röthelbachklause. Der letzte Abschnitt hinunter nach Baumgarten<br />

ist ziemlich steil.<br />

Mark Zahel<br />

Höchster Punkt des Lattengebirges: der Karkopf<br />

Foto: Siegfried Garnweidner


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AUF TOUR<br />

Neuer Wanderweg am Arlberg<br />

Das Heer der<br />

Eigentlich ist Lech-Zürs eine Winterdestination: Tausende stürzen sich<br />

jährlich auf Brettern den »Weißen Ring« hinab, das legendäre Skirennen<br />

am Arlberg. Dank einem ungewöhnlichen Tourismuskonzept wächst<br />

aber auch im Sommer etwas heran: der Grüne Ring. Von Christina Warta<br />

Kunst am Berg: In der<br />

»Lecher Chluppa« sind<br />

die Namen aller Lecher<br />

Bürger eingemeißelt.<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Ringe<br />

Die Nebelschwaden fegen über das<br />

Gipfelplateau des Rüfikopfs wie<br />

tanzende Hexen auf ihren Besen.<br />

Die Sicht ist schlecht, milchiges<br />

Weiß überall. Der Abstieg führt<br />

durch karstiges Gelände, vorbei an mächtigen<br />

Rücken aus zerbrochenem Plattenkalk.<br />

Noch ein paar Höhenmeter, dann lichten<br />

sich die Wolken und geben den Blick frei<br />

auf den Monzabonsee mit seinem grünblau<br />

schimmernden Wasser. »Am waldigen Berg<br />

wohnt seit langer Zeit eine singfreudige<br />

Bützin in den Wassern des Sees«, schreibt<br />

die Schriftstellerin Daniela Egger. Hexen?<br />

Eine Bützin? Die Gegend rund um den<br />

Monzabonsee scheint viele Geheimnisse zu<br />

bergen. Doch wer auch immer dort wohnt,<br />

Briefe kann er schreiben: Nahe beim Seeufer,<br />

mitten am Berg auf 2226 Metern Höhe,<br />

steht ein einsamer Postkasten aus Kupfer.<br />

Foto: daniko / LZTG<br />

Kein leichtes Erbe: der Skitourismus<br />

Die Gemeinden Lech und Zürs in Vorarlberg<br />

sind vor allem für den Wintersport bekannt:<br />

die weiten Hänge, den tiefen Pulverschnee<br />

und das legendäre Skirennen »Der Weiße<br />

Ring«. Doch auch am Arlberg taut jedes<br />

Jahr im Frühjahr wieder der Schnee. Dann<br />

wird eine Hochgebirgslandschaft in Grün<br />

enthüllt, die an manchen Stellen nicht verbergen<br />

kann, dass das Hauptaugenmerk<br />

der touristischen Bewirtschaftung auf dem<br />

Winter liegt: Schwere Stützen stehen verwaist<br />

an den Hängen, in Tälern und auf den<br />

Gipfeln warten die Ein- und Ausstiegsstationen<br />

der Skilifte auf die Wintersportler.<br />

Die Verantwortlichen in Lech und Zürs<br />

versuchen seit einigen Jahren, mit dieser<br />

Realität offensiv, zugleich aber einfühlsam<br />

umzugehen. Man hat ein besonderes, ungewöhnliches<br />

Konzept ersonnen, um die Hänge<br />

rund um das bei eher betuchten Urlaubern<br />

beliebte Bergdorf auch in der warmen<br />

Jahreszeit attraktiv zu machen. Analog zum<br />

Weißen wurde der Grüne Ring ersonnen:<br />

eine Wanderung in drei Etappen, die genau<br />

auf den Spuren des Weißen Rings verläuft.<br />

Doch anders als beim Ski-Event steht eben<br />

nicht die Geschwindigkeit im Vordergrund,<br />

sondern die Langsamkeit, und mit ihr die<br />

Entdeckungsfreude und Verspieltheit.<br />

»Die Idee war es, den Sommer zu beleben.<br />

Aber mit ganz anderen Inhalten als im<br />

Winter«, sagt Daniel Nikolaus Kocher. Der<br />

Bildhauer hat die hochalpinen Hänge als<br />

Kulisse für seine Kunst genommen und<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69


1 Täuschung: Kaum<br />

zu glauben, dass der<br />

idyllische Zürsersee mitten<br />

im Skigebiet liegt.<br />

2 Herr der Ringe:<br />

Der Riese Taurin, eine<br />

der Kunstinstallationen<br />

von Daniel Nikolaus<br />

Kocher am Grünen Ring.<br />

3 Am Flexenpass<br />

verläuft die europäische<br />

Wasserscheide<br />

zwischen Nordsee<br />

und Schwarzem Meer.<br />

1<br />

3<br />

KOMPAKT<br />

Ring-Schlüssel<br />

Anreise: Mit dem Auto über München<br />

Richtung Garmisch, Reutte, Weißenbach,<br />

Lech am Arlberg. Oder über Ulm, Memmingen,<br />

Bregenz, Feldkirch nach Warth, Lech.<br />

Mit der Bahn nach Langen oder St. Anton,<br />

mit Bus oder Taxi weiter nach Lech.<br />

Dort viele Wanderbus-Verbindungen.<br />

Informationen: www.lech-zuers.at, info@<br />

lech-zuers.at, Informationsbüro Lech, Tel. 00 43/<br />

(0)55 83/2 16 10; Informationsbüro Zürs,<br />

Tel. 00 43/(0)55 83/22 45, info@lech-zuers.at<br />

Karten: Wanderkarte Lech/Zürs, 1:35 000,<br />

hrsg. vom örtlichen Tourismusverband;<br />

Leporello-Wanderkarte Lechweg, 1:25 000,<br />

Publicpress<br />

Literatur: »Ein Samurai am Kriegerhorn«.<br />

Sagen zum Lesen und Wandern von Daniela<br />

Egger, illustriert von Daniel Nikolaus Kocher.<br />

Lech Zürs 2010.<br />

Lech-Card: Mit der Lech-Card sind nicht<br />

nur viele Seilbahn- und Wanderbustickets<br />

gratis, sondern auch geführte Wanderungen<br />

sowie Eintritte in Museen u.a. in Lech frei.<br />

ihnen so im Sommer Leben eingehaucht.<br />

Allerdings wohl nicht so, wie sich das mancher<br />

vorgestellt hatte: Kocher erschuf fantastische<br />

Sagengestalten aus Holz, baute<br />

eine Bibliothek in einen Schober, legte einen<br />

langen Steg mitten hinein in den Zürser<br />

See. »Wir wollten die Plätze bespielen,<br />

die weniger schön sind – und die anderen<br />

in ihrer natürlichen Schönheit belassen«,<br />

sagt der Tiroler.<br />

Wer auf dem Grünen Weg unterwegs ist,<br />

kann am Flexenpass seine Allmachtsfantasien<br />

ausleben und das Wasser entweder in<br />

die Nordsee oder ins Schwarze Meer lenken.<br />

Oder auf der »Lecher Chluppa«, einer 60 Meter<br />

langen Steinmauer oberhalb der Kriegeralpe,<br />

Stein für Stein die Namen aller Lecher<br />

Bürger entziffern. Und dann grüßt natürlich<br />

der Riese Taurin – mit seinen sechseinhalb<br />

Metern ist er nicht zu übersehen.<br />

Rap am Rüfikopf<br />

Die Kunstinstallationen Kochers entstanden<br />

in Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin<br />

Egger. Sie hat zu vielen Orten der<br />

Bergrunde und zu Kochers Installationen<br />

getextet. Das Büchlein »Ein Samurai am<br />

Kriegerhorn« enthält moderne Sagen – ein<br />

beim ersten Lesen ungewöhnliches Format.<br />

Im Vorwort zum Buch schreibt Gerhard<br />

Walter, ehemaliger Tourismusdirektor<br />

in Lech-Zürs: »Der Grüne Ring schärft<br />

den Blick auf eine alpine, touristische<br />

Kulturlandschaft, spürt den Beziehungen<br />

von Mensch und Tourismus nach und gibt<br />

den Blick auf eine berühmte Landschaft<br />

und die Vielfalt der Natur frei«. Jene, die<br />

sich auf diese neuen Perspektiven einlassen,<br />

werden mit augenzwinkernden,<br />

humorvoll-kritischen Geschichten belohnt.<br />

Da ist vom Rap des Rüfikopf die<br />

Rede, von Murmeltieren, die eine wichtige<br />

Erhebung über Menschen in Höhenlagen<br />

durchführen, und von der Schwester des<br />

Riesen Taurins, die ihre Muschelsammlung<br />

in dessen Flanken drückte.<br />

Denn auch ohne die kunstvollen, poetischen<br />

Gestalten Kochers und Eggers ist<br />

beispielsweise der Rüfikopf, die erste Etappe<br />

des Grünen Rings, eine geheimnisvolle<br />

Welt. Die Kalkplatten bergen Megalodonten,<br />

also die fossilen Reste von Riesenmuscheln,<br />

man entdeckt Ammoniten- und<br />

Nautilidenversteinerungen von beachtlicher<br />

Größe, die Überbleibsel von Seeigelstacheln<br />

und Belemniten, sogenannten<br />

»Donnerkeilen«. Wer den Geoweg, der Teil<br />

des Grünen Rings ist, am Rüfikopf entlangwandert,<br />

kann immer wieder in die Vergangenheit<br />

werfen: Das brüchige Gestein<br />

changiert von grau zu gelb zu rot– eine<br />

Reminiszenz an die Schwankungen des Urmeeres,<br />

dessen Wellen vor 500 Millionen<br />

Jahren über den Alpen schwappten.<br />

Spannend ist aber auch die Gegenwart,<br />

denn im Grunde ist der Grüne Ring gar<br />

nicht nur grün, sondern im Sommer<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


2<br />

TOUREN<br />

Die Touren am »Grünen Ring«<br />

Das Wander-Pendant zum großen Arlberger Skirennen ist in<br />

drei Tagen absolviert. Doch auch abseits des Grünen Rings<br />

hält die Region am Arlberg noch weitere Gipfelhighlights bereit.<br />

Fotos: Bernd Fischer / LZTG (re.), Lisa Fail / LZTG (2)<br />

ziemlich bunt: Dann blühen Arnika und<br />

Taubenkröpfchen, Ungarischer und Gelber<br />

Enzian, die Alpen-Grasnelken. Hinzu<br />

kommen die teils märchenhaften Installationen<br />

aus natürlichen Materialien. Kocher<br />

hat nichts Bombastisches in die Natur gestellt,<br />

sondern lieber Ideen mit Witz und<br />

Charme verwirklicht: wie den kupfernen<br />

Postkasten, der einmal im Jahr an einem<br />

Donnerstag geleert wird. Und für eine kleinere<br />

Runde von Lech zur Rudalpe hinauf<br />

haben Egger und Kocher den »Rätselring«<br />

erarbeitet: eine Runde für Familien, auf<br />

der gekraxelt, geangelt, gepumpt und vieles<br />

mehr bewerkstelligt werden muss. Die<br />

Kinder bekommen dazu ein Arbeitsbuch,<br />

dem man – bemalt, zerrissen und geprägt<br />

– das Rätseln hinterher förmlich ansieht.<br />

Der Grüne Ring ist ein interessanter Versuch,<br />

im Sommer mit den Überbleibseln des<br />

Wintersports umzugehen. »Lifte zu kaschieren<br />

ist der falsche Weg«, sagt Kocher. »Man<br />

muss dazu stehen, Ehrlichkeit ist mir ganz<br />

wichtig. Schließlich lebt das ganze Dorf ja<br />

vom Wintertourismus.« Die Macht des Winters<br />

hat auch Taurin, der Herrscher des Grünen<br />

Rings, zu spüren bekommen: Im letzten<br />

Frühjahr war der Riese verschwunden.<br />

Man fand ihn dann, mitgerissen von einer<br />

Lawine, 100 Meter tiefer am Berg. ◀<br />

1 Der Grüne Ring, 1. Etappe<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

700 Hm 700 Hm<br />

Charakter: Auf den Rüfi kopf (2362 m),<br />

entlang des Geowegs und über die europäische<br />

Wasserscheide<br />

Ausgangspunkt: Lech (1450 m)<br />

Endpunkt: Zürs<br />

Einkehr: Gipfelrestaurant Rüfi kopf, Alpe<br />

Monzabon<br />

Route: Lech – Rüfi kopf – Monzabonsee –<br />

Monzabonalpe – Hüttenbibliothek – Zürs<br />

2 Der Grüne Ring, 2. Etappe<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

800 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Durch karstiges Gelände<br />

zu Taurins Höhle und dem Zürser See<br />

Ausgangspunkt: Zürs<br />

Endpunkt: Zug<br />

Route: Zürs – Zürser See – Taurins Höhle<br />

– Gletscherstadt am Madloch – Madlochjoch<br />

– Biwak – Riesentaurin – Zug<br />

3 Der Grüne Ring, 3. Etappe<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

650 Hm 720 Hm<br />

Charakter: »Sagenhafte« Überschreitung<br />

des Kriegerhorns (2173 m) auf guten<br />

Wanderwegen.<br />

Ausgangspunkt: Zug<br />

Endpunkt: Lech am Arlberg (1450 m)<br />

Einkehr: Kriegeralpe, Rud-Alpe<br />

Route: Zug – Sagenwald – Balmalpe<br />

– Kriegerhorn – Chluppa – Kriegeralpe –<br />

Libellensee – Waldlehrpfad – Rud-Alpe<br />

4 Klettersteig Karhorn und<br />

Warther Horn (2256 m)<br />

▶ K2 4½ Std.<br />

560 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Für Klettersteig-Einsteiger<br />

geeignet, konditionell aber fordernd.<br />

Weiter Panoramablick<br />

Ausgangspunkt: Warth/Bergstation<br />

Steffi salpe<br />

Endpunkt: Bodenalpe oder Oberlech<br />

Einkehr: Warth, Bürstegg, Bodenalpe<br />

Route: mit dem Wanderbus nach Warth,<br />

mit dem Steffi salp-Express zur Bergstation,<br />

links bergan. Gipfelbesteigung Warther<br />

Horn, wer will, kann den Gipfel des Warther<br />

Horns erklimmen oder gleich zum Einstieg<br />

des Klettersteigs gehen. Der Klettersteig<br />

führt über den Gipfel des Karhorns<br />

(2416 m). Abstieg auf der Normalroute<br />

über Bürstegg und die Bodenalpe oder über<br />

den Auenfeldsattel nach Oberlech.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71


AUF TOUR<br />

Der Mont Aiguille,<br />

ein Mega-Geotop;<br />

Blick vom Dorf Trésanne<br />

nach Südwesten<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />

Teil 19: Kalkriffbildung am Mont Aiguille<br />

Schiffbrüchig<br />

Wie ein gewaltiger Schiffsbug steht<br />

er über dem Tal von Monestier, nach<br />

allen Seiten hin fallen senkrechte,<br />

bis zu 300 Meter hohe Wände ab –<br />

unbesteigbar? Heute ist der Mont<br />

Aiguille einer der am häufigsten<br />

besuchten Gipfel im Vercors.<br />

Von Siegfried Garnweidner (Tour)<br />

und Ulrich Lagally (Geologie)<br />

Alle Fotos: Siegfried Garnweidner; Grafi k: Ulrich Lagally<br />

»Es ist der fürchterlichste und grauenerregendste<br />

Weg, den ich oder ein Mitglied unserer Gesellschaft<br />

je beschritten. Wir mußten eine halbe<br />

Meile auf Leitern aufwärts klettern, dann noch<br />

eine Meile weiter, aber der Gipfel ist der herrlichste<br />

Ort, den man sich denken kann… Dies<br />

schreibe ich am 28. Juni am Aiguille. Jetzt bin<br />

ich schon drei Tage hier oben, mit mehr als zehn<br />

anderen Leuten und einem königlichen Leiterträger,<br />

und will nicht eher absteigen, als ich Bescheid<br />

von Ihnen erhalte, damit Sie, falls Sie es<br />

wünschen, Leute ausschicken können, die unsere<br />

Anwesenheit auf dem Gipfel bestätigen. Ich habe<br />

ihn (den Berg) getauft im Namen des Vaters, des<br />

Sohnes und des Heiligen Geistes…«<br />

Dies schrieb im Jahr 1492 der königliche<br />

Kammerherr Antoine de Ville an seinen<br />

König, Karl VIII. von Frankreich, in dessen<br />

Auftrag er mit Landsknechten, einem<br />

Priester und einem Leiterträger den<br />

schroffen Kalkgipfel im Vercors südlich<br />

von Grenoble besteigen sollte. Sechs Tage<br />

verweilte die Expedition auf der großen<br />

Gipfelwiese, ehe sie wieder ins Tal abstieg.<br />

Obwohl die Motivation zur Besteigung<br />

Der Westaufstieg<br />

ist zwar<br />

stellenweise<br />

versichert, aber<br />

der III. Schwierigkeitsgrad<br />

sollte beherrscht<br />

werden.<br />

Riffe sind durch gesteinsbildende Organismen aufgebaute<br />

Strukturen. Meist entstehen sie in seichten<br />

Meeren und reichen manchmal bis zur Wasseroberfläche.<br />

Die ältesten Riffe kennt man aus der Erdfrühzeit,<br />

dem Präkambrium, vor über 3,5 Milliarden Jahren.<br />

Ausgedehnte Riffkomplexe entstanden im Erdaltertum<br />

(Silur/Devon) und im Erdmittelalter (Jura/Kreide);<br />

aber auch heute noch entstehen neue, vorwiegend in<br />

tropischen Gewässern. Häufige Riffbildner sind Algen,<br />

Korallen, Schwämme und Austern.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73


dieses Berges keinerlei alpinistische, sondern<br />

allein konquistadorische Ursachen<br />

hatte – im gleichen Jahr entdeckte Christoph<br />

Kolumbus Amerika –, gilt jenes Datum<br />

für manche Alpinhistoriker als Geburtsstunde<br />

des Alpinismus.<br />

Sieht nicht wie eine<br />

Nadel, sondern wie<br />

ein Schiffsbug aus:<br />

unterwegs auf der<br />

Tour du Mont Aiguille<br />

Instabiler Sockel:<br />

Erosion an der Basis<br />

des Mont Aiguille<br />

Nur kletternd zum Gipfel<br />

Fast 350 Jahre sollte es dauern, bis der Berg<br />

ein zweites Mal bestiegen wurde – diesmal<br />

von einem Schafhirten auf der Suche<br />

nach verlorenen Tieren. Im Jahr 1878 wurde<br />

der Weg der Erstbesteiger dann mit einigen<br />

Drahtseilen und Haken versichert,<br />

aber es muss immer noch der III. Schwierigkeitsgrad<br />

bewältigt werden. Heute führen<br />

mehr als ein Dutzend Kletterrouten<br />

zum Gipfel, im Januar 1992 wurde (bis auf<br />

70 Meter Abseilstellen) die Nordwestwand<br />

von dem Franzosen Pierre Tardivel sogar<br />

mit Ski befahren.<br />

◀<br />

IM NOVEMBER-HEFT: Teil 20: Die Erdpyramiden<br />

am Ritten bei Bozen<br />

KOMPAKT<br />

Tour du Mont Aiguille<br />

(1694 m), Vercors<br />

Charakter: Der Gipfel des Mont Aiguille<br />

bleibt Kletterern bzw. guten Klettersteiggehern<br />

vorbehalten. Wanderer können aber<br />

diesen markanten Bergstock auf einer<br />

langen, tagesfüllenden Tour umrunden,<br />

dabei mehrere Pässe überwinden und aus<br />

dem Wald immer wieder eindrucksvolle<br />

Ausblicke, vor allem auf den markanten<br />

Mont Aiguille genießen.<br />

Anforderungen: Trittsicherheit ist erforderlich,<br />

Schwindelfreiheit ist von Vorteil.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Wanderparkplatz<br />

westlich von Richardière (1059 m)<br />

Einkehr: Hotel-Restaurant in Richardière<br />

Gehzeit: Aufstieg 1½ Std.; Abstieg 4 Std.<br />

Höhenunterschied: 1140 Hm<br />

Routenverlauf: Richardière – Les Serres<br />

– Col del Aupet – Abenteuerpark (Hochseilgarten)<br />

– Caraby – Grands Clots – Col<br />

des Pellas – Col de Papavet<br />

– Seiterat – Aux Fontaines<br />

– Donniere – Richardière<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


GEOTOP<br />

Riffkalkklotz aus der Kreidezeit<br />

Ursprünglich befand sich der Mont Aiguille tatsächlich<br />

im Meer als Teil eines untermeerischen<br />

Riffs. Ein fl aches Meer bedeckte in der Jura- und<br />

Kreidezeit weite Bereiche Europas, so auch das<br />

Gebiet vom Schweizer Jura entlang der französischen<br />

Alpen bis zum Mittelmeer. Besonders in<br />

der unteren Kreide, vor etwa 120 bis 140 Millionen<br />

Jahren, entstanden hier marine Gesteinsschichten,<br />

die besonders typisch für diesen<br />

Zeitraum waren. Man gliederte sie in geologische<br />

Einheiten und belegte sie mit Begriffen nach Lokalitäten<br />

wie Valangin und Hauteriv in der West-<br />

Schweiz sowie Barrême und Apt im Südosten<br />

von Frankreich. Und genau diese Schichtfolgen,<br />

mächtige Lagen von Kalksteinen und Mergeln,<br />

bilden heute den Sockel, über den der Mont<br />

Aiguille emporragt. Deutlich kann man sehen,<br />

dass sie fast horizontal liegen und auch nicht besonders<br />

stabil sind. Sie bilden die mächtige, fast<br />

pyramidenförmige Basis des Massivs. Und das<br />

muss natürlich aus einem anderen Material sein<br />

als der Untergrund, sonst wären seine Flanken<br />

abgefl acht oder ganz erodiert worden.<br />

Dieser Rest des Riffs aus der Kreidezeit wurde<br />

zur Zeit des unteren Barrêmium vor etwa 130<br />

Millionen Jahren im damaligen Meer von Rudisten<br />

aufgebaut. Rudisten waren Muscheln, die an<br />

der Wende von der Kreide zum Tertiär ausstarben.<br />

Der Felsklotz selbst besteht aus einer etwa<br />

300 Meter mächtigen Abfolge von so genannten<br />

bioklastischen Ablagerungen, im weitesten<br />

Sinn aus Riffschutt entstandenen Kalksteinen,<br />

die man als Urgonien bezeichnete. Auffällig ist,<br />

dass der scheinbar einheitliche Bergstock in<br />

Wirklichkeit aus zwei Abfolgen besteht, die an<br />

einer schräg zur Schichtung verlaufenden Fläche<br />

aneinander stoßen. Auf Grund seines hohen<br />

Kalkanteiles ist das Gestein besonders hart und<br />

widerstandsfähig und konnte so über Jahrmillionen<br />

der Erosion trotzen. Aber es bedurfte<br />

noch einer weiteren Besonderheit, damit der<br />

Mont Aiguille in seiner heutigen Form erhalten<br />

blieb. Eigentlich ist er ja Teil des nordwestlich<br />

davon liegenden, fl ach nach Westen geneigten<br />

Gebirgsstockes des Vercors, dessen höchste<br />

Gipfel Grand Veymont und Grande Moucherolle<br />

seinen Ostrand markieren. An diesem liegt mit<br />

den Rochers du Parquet ein weiterer Vorposten,<br />

vom Mont Aiguille durch ein weites Tal getrennt.<br />

Die dort ursprünglich liegenden Schichten<br />

wurden in Jahrmillionen abgetragen, erleichtert<br />

durch einige große tektonische Störungszonen,<br />

die zwischen den Bergstöcken verlaufen. Denn<br />

an diesen wurden nicht nur große Gesteinskomplexe<br />

verschoben, sondern auch die Gesteine<br />

zerbrochen, sodass sie der Erosion geringeren<br />

Widerstand entgegensetzen konnten. Auf diese<br />

Weise entstand mit dem isolierten Mont Aiguille<br />

ein typischer Zeugenberg: Er bezeugt, dass das<br />

Plateau von Vercors einst sehr viel größer war.<br />

immer unterwegs<br />

Besonders deutlich kann man den geologischen Aufbau des Mont Aiguille an<br />

seiner Ostseite erkennen: Über einer flachen Mulde aus Kalk- und Mergelsteinen<br />

der Unterkreide türmt sich die 300 Meter hohe Klippe aus Riffschuttkalken.<br />

Sie besteht aus zwei horizontalen Gesteinsabfolgen, die durch eine schräg verlaufende<br />

Fläche getrennt sind.


Advertorial<br />

Die Besucher lassen sich über die<br />

optimale Ausrüstung beraten.<br />

Welcher Schuh am besten passt,<br />

lässt sich auf der Teststrecke ermitteln.<br />

Alexander Huber free<br />

solo in der Direttissima<br />

an der Großen Zinne<br />

Bergsport-Tipps<br />

vom Profi<br />

Alexander Huber berichtet auf der Publikumsmesse<br />

TourNatur in Düsseldorf von seinen Kletter-<br />

Abenteuern. Rund 275 Aussteller präsentieren<br />

Trekking-Ausrüstung und touristische Angebote.<br />

Er verkörpert die Leidenschaft für die<br />

Berge wie kaum ein anderer: Extremkletterer<br />

Alexander Huber hat sich erfolgreich<br />

an Routen gewagt, die zuvor<br />

als fast unmöglich galten. Legendär etwa seine<br />

Free-Solo-Begehung der Direttissima der<br />

Großen Zinne, Freikletterrouten und Speed-<br />

Rekorde an den Bigwalls des Yosemite-Nationalparks<br />

oder die Erstbegehung der Westwand<br />

des Siebentausenders Latok II.<br />

Wer die Faszination für die Berge erspüren will,<br />

die Huber zu diesen Höchstleistungen antreibt,<br />

kann am 5. September auf der TourNatur in<br />

Düsseldorf persönlich mit dem Extremsportler<br />

ins Gespräch kommen. Zum Auftakt von<br />

Deutschlands einziger Publikumsmesse rund<br />

um Trekking und Wandern berichtet Huber von<br />

seinen Abenteuern in den Bergen der Welt. Er<br />

beantwortet die Fragen des Publikums und<br />

gibt einen Einblick in die abenteuerlichsten<br />

und atemberaubendsten Momente seiner<br />

Sportlerkarriere. Wer sich davon motiviert fühlt,<br />

kann sich direkt auf der Messe für das nächs-


In der Zeltstadt fi ndet jeder die passende<br />

Schlafgelegenheit für unterwegs.<br />

Die TourNatur bietet eine gute Orientierung<br />

über Trends und Neuheiten.<br />

Am Kletterturm testen Mutige ihre Kräfte<br />

und die Ausrüstung.<br />

Die Reiseanbieter geben Infos zu mehr als<br />

5000 Wanderzielen weltweit.<br />

275 Aussteller präsentieren auf der<br />

Publikumsmesse ihre Produkte.<br />

Auch die jüngsten Wanderer haben<br />

ihren Spaß auf der TourNatur.<br />

Fotos: Messe Düsseldorf GmbH<br />

te Wander- oder Bergsporterlebnis ausrüsten<br />

und seine Reise planen: Auf der 12. TourNatur<br />

zeigen drei Tage lang 275 Aussteller Trends und<br />

Neuheiten.<br />

Die TourNatur in Düsseldorf<br />

5.–7. September 2014, jeweils 10 bis 18 Uhr,<br />

Messegelände Düsseldorf, Hallen 1 und 2,<br />

Tageskarte Erwachsene 14 Euro, ermäßigt<br />

10 Euro, Kinder 6 Euro<br />

Besuchertelefon: 00 49/2 11/45 60 76 03.<br />

Weitere Infos und Tickets zum Selberausdrucken<br />

gibt es unter www.tournatur.com<br />

Die Tickets gelten auch für die parallel stattfi<br />

ndende Messe CARAVAN SALON.<br />

Sofort buchbare Reiseziele<br />

In Halle 1 des Düsseldorfer Messegeländes<br />

stellen die Anbieter mehr als 5000 Wanderziele<br />

in der ganzen Welt vor. Von Routen in heimischen<br />

Mittelgebirgen und mediterranen Wanderwegen<br />

über skandinavische Trekkingtouren<br />

bis zu Wanderreisen zu exotischen Fernzielen<br />

ist alles im Angebot. Organisierte Touren und<br />

Gruppenreisen sind sofort buchbar. Dazu arbeiten<br />

viele Aussteller individuelle Trips aus<br />

und organisieren Services wie Gepäcktransport,<br />

Wandertaxi oder GPS-Führer. Wer noch<br />

unschlüssig ist, wohin es gehen soll, kann sich<br />

bei Vorträgen an der Bühne »Rastplatz« über<br />

Regionen und Wege ausführlich informieren<br />

und inspirieren lassen.<br />

Anbieter und Marken von Ausrüstung zum<br />

Wandern präsentieren sich in Halle 2. Vom Taschenmesser<br />

über<br />

Rucksäcke, Bekleidung,<br />

Schuhe und<br />

Stöcke bis zum<br />

GPS-Empfänger<br />

und digitalen Wanderkarten<br />

gibt es<br />

alles für das Wandern.<br />

Vor dem Kauf<br />

können die Besucher<br />

die Produkte<br />

ausprobieren und<br />

zum Beispiel auf der speziellen Teststrecke für<br />

Wanderstiefel den richtigen Sitz überprüfen<br />

oder in der Zeltstadt Probe liegen. Auch Kinder<br />

und Jugendliche kommen auf ihre Kosten,<br />

denn Kraft und Geschicklichkeit lassen sich am<br />

Kletterturm oder auf der Slackline messen. Im<br />

Beratungszentrum »TourParcours« beantworten<br />

unabhängige Wanderexperten Fragen rund um<br />

die passende Ausrüstung und den Bergsport.<br />

Erstmals sind die Informationen hier in diesem<br />

Jahr in thematischen Schwerpunkten wie Winterwandern,<br />

Trekking oder Wandern für Einsteiger<br />

gebündelt.<br />

Dazu bietet die Messe, die jährlich rund<br />

35.000 Besucher zählt, ein umfassendes<br />

Fachprogramm mit Aktionen und Informationen<br />

zu den unterschiedlichsten Wanderthemen.<br />

Wer nach dem Besuch der TourNatur<br />

noch Lust auf die neuesten Reisemobile und<br />

Caravans hat, kann mit seinem Ticket noch die<br />

parallel stattfi ndende Messe CARAVAN SALON<br />

besuchen.


AUF TOUR<br />

SERIE: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />

Teil 2: Stolze Gipfel und Schlösser bei Füssen<br />

Schach-Züge<br />

Direkt über Schloss Neuschwanstein<br />

ragt der Tegelberg auf, der über<br />

zwei spannende (Kletter-)Steige<br />

begangen werden kann. Fast zum<br />

Ausgangspunkt fährt bequem<br />

die DB Regio. Von Eugen E. Hüsler<br />

Blick vom Gipfel des<br />

Tegelbergs auf Füssen und<br />

die Tannheimer Berge


EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

Christian fühlt sich fast wie ein<br />

(kleiner) König, was aber nichts<br />

mit dem Reiseziel des Tages<br />

zu tun hat. Er hat gestern zwei<br />

Schachduelle gegen Arthur gewonnen<br />

– ein ebenso seltenes wie erfreuliches<br />

Ergebnis. In dem Denkspiel kommt<br />

bekanntermaßen dem König eine zentrale<br />

Rolle zu, auch wenn er – perfide Pointe<br />

– in seiner Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt<br />

ist. Weit beweglicher und für den<br />

Gegner dadurch viel gefährlicher ist da die<br />

Queen. Ob das auch fürs echt royale Leben<br />

heute noch ab und zu gilt?<br />

Ein Ammergauer Gipfel bei Füssen<br />

Während der Fahrt an den Alpenrand hat<br />

Christian ein paar schöne Züge (kleines<br />

Wortspiel: sie sitzen im Zug von DB-Regio)<br />

noch einmal durchgespielt, sich dann<br />

aber dem allmählich näher rückenden<br />

Alpenpanorama zugewandt. Das zeigt ein<br />

paar bemerkenswert schroffe Zacken: die<br />

Tannheimer Berge und die Ammergauer<br />

Alpen, dazwischen den tiefen Einschnitt<br />

des Lechdurchbruchs bei Füssen. Da endet<br />

für Christian und Arthur die Bahnreise,<br />

per Bus geht’s weiter nach Hohenschwangau:<br />

Besuch beim König.<br />

Der wird dann allerdings aufgeschoben,<br />

das erste Ziel der beiden ist der Tegelberg.<br />

Der lässt sich ganz leicht »besteigen«, mit<br />

der Seilbahn. Das kommt für die Zwei natürlich<br />

nicht in Frage, sie gehen zu Fuß. Der<br />

schönste Aufstieg ist jener über den Gelbe-<br />

Wand-Steig, der in das felsige Gelände an<br />

der Nordflanke des Bergstocks führt und<br />

so viel Abwechslung bietet. Recht schattig<br />

ist er über weite Strecken auch, an diesem<br />

warmen Sommertag kein Nachteil. Christian<br />

kennt den Weg von einer früheren Tour<br />

und wundert sich, dass aus ihm inzwischen<br />

ein Klettersteig-Lehrpfad geworden ist. Viel<br />

hat sich dadurch allerdings nicht geändert,<br />

trotz einiger neuer (ziemlich überflüssiger)<br />

Drahtseile und ein paar Infotafeln.<br />

Ein neuer Klettersteig<br />

Nach gut einer Stunde stehen sie am Einstieg<br />

des Tegelberg-Klettersteigs, unübersehbar<br />

die steile Eisenleiter. Die Route muss recht<br />

beliebt sein, eine kleine Menschentraube<br />

hat sich am Einstieg gebildet, man hantiert<br />

mit Klettergurt, Set und Helm. Arthur und<br />

Christian schauen eine Weile zu, wie der<br />

bunte Tatzelwurm sich in Bewegung setzt,<br />

hören das Klick-klick der Karabiner.<br />

»Ned awefoin!«, meint Arthur, der auf<br />

leicht schräge, aber meistens zutreffende<br />

Sprüche spezialisiert ist. Christian hat<br />

sich kürzlich ein Lehrbuch zum Thema<br />

angeschafft, in dem so komplizierte Dinge<br />

wie Fangstoß und Bruchlast thematisiert<br />

werden. Arthur ist eher für »learning by<br />

doing« und hat damit, wie er behauptet,<br />

ganz gute Erfahrungen gemacht.<br />

Viel Neues erfahren die Beiden nicht während<br />

des Aufstiegs auf ihrem Lehrpfad,<br />

dafür gibt’s viel zu sehen, während die<br />

Seilbahnkabine ein paar Mal über ih-<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Die DB Regio auf der<br />

Füssener Strecke<br />

INFO<br />

Das Bayern-Ticket<br />

Mit dem Bayern-Ticket fahren Sie und bis<br />

zu vier weitere Personen bequem, umweltfreundlich<br />

und schnell an Ihr Ausfl ugsziel.<br />

Für 23 Euro kann man mit dem Ticket kreuz<br />

und quer durch Bayern fahren. Beim Lösen<br />

der Fahrkarte können bis zu vier weitere<br />

Personen zu je 4 Euro auf ein Ticket hinzugebucht<br />

werden.<br />

Besonders interessant ist das Bayern-Ticket<br />

für Eltern bzw. Großeltern. Eine Person<br />

zahlt 23 Euro und darf beliebig viele eigene<br />

Kinder oder Enkel unter 15 Jahren kostenlos<br />

mitnehmen. Zusätzlich kann dann noch<br />

eine weitere Person für nur 4 Euro mitfahren.<br />

Das Bayern-Ticket gilt bayernweit in allen<br />

Nahverkehrszügen, Verbundverkehrsmitteln<br />

(S-, U-, Straßenbahnen, Bussen) und fast<br />

allen Linienbussen.<br />

Von Montag bis Freitag gilt das Bayern-Ticket<br />

von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages,<br />

an Wochenenden und Feiertagen sowie am<br />

15. August schon ab 0 Uhr.<br />

Das Ticket ist nur gültig, soweit der Geltungstag<br />

sowie Name und Vorname aller reisenden<br />

Personen unauslöschlich eingetragen sind.<br />

Weitere Informationen, Ausflugstipps und<br />

Kauf unter www.bahn.de/bayern<br />

ren Köpfen berg- und talwärts schwebt.<br />

Schließlich leitet die Spur aus dem felsigen,<br />

aber doch eher harmlosen Gelände<br />

heraus in den Wald, und eine halbe Stunde<br />

später stehen sie schon auf der Terrasse<br />

des Tegelberghauses. Da herrscht ordentlich<br />

Betrieb, ein stetes Kommen und Gehen,<br />

und manche starten gleich zu einer<br />

Flugreise: als Drachenflieger oder Paraglider.<br />

Der Tegelberg mit seiner Seilbahn gilt<br />

als Dorado bei den modernen »Ikarussen«.<br />

Zugfahren ist nicht nur bequem, sondern<br />

auch der Blick auf die vorbeiziehenden<br />

Berggipfel ist entspannter möglich.<br />

Ein altes Schloss<br />

Arthur bestellt einen Kaiserschmarrn, was<br />

in der Umgebung von Neuschwanstein ja<br />

besonders gut passt, Christian entscheidet<br />

sich für Allgäuer Kässpatzn. Nach der<br />

zweiten Halben überlegt Arthur, den die<br />

linke Hüfte ein bisschen zwickt, dass so ein<br />

schwereloser Abstieg am Schirm eigentlich<br />

ganz praktisch wäre. Christian gibt sein Basiswissen<br />

über die Gefahren des Fliegens im<br />

Allgemeinen und ein paar brutale Unfälle<br />

an seinen Spezl weiter, worauf sich Arthur<br />

dem Abstiegsweg zuwendet – auf der Karte<br />

erst einmal. Der Weg läuft am Westgrat<br />

des Berges hinunter und schnurgerade auf<br />

den Prachtbau des Märchenkönigs zu. Das<br />

verspricht einen traumhaften Tief blick<br />

auf Neuschwanstein, Bayerns vielleicht<br />

berühmtestes Gebäude (natürlich nach<br />

dem Hof bräuhaus). Rund anderthalb Millionen<br />

Besucher aus aller Welt geben sich<br />

hier jährlich ein Stelldichein, darunter besonders<br />

viele Asiaten. Arthur fragt sich, ob<br />

all die Besucher aus Peking, Shanghai und<br />

Chongqing auch wissen, dass Ludwig II.<br />

von Bayern kein Zeitgenosse Maos war, sondern<br />

bereits sieben Jahre vor dessen Geburt<br />

sein Leben im Starnberger See aushauchte.<br />

Die Zwei verzichten angesichts des beträchtlichen<br />

Gedränges rund um Neu-<br />

schwanstein auf eine Besichtigung und<br />

entscheiden sich für den schönen Spaziergang<br />

– vorbei an Schloss Hohenschwangau<br />

– zum idyllischen Schwansee und<br />

über den Kalvarienberg zurück zum Bahnhof<br />

nach Füssen.<br />

Weil der Zug erst in einer halben Stunde<br />

fährt, genehmigt sich Arthur noch ein Eis,<br />

ein echt italienisches. Christian wird etwas<br />

nervös, schaut öfters auf die Uhr. Er weiß<br />

halt, dass die Züge der DB pünktlich (ab-)<br />

fahren, und da sollte man besser nicht zu<br />

spät kommen… Auch nicht als (Schach-)<br />

König.<br />

◀<br />

Schloss Neuschwanstein mit<br />

der Brücke über die Pöllatschlucht<br />

Fotos: Andreas Strauß (2), Felix Löffelholz<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


TOUREN<br />

Füssener Schmankerl mit der DB Regio<br />

Der Zug fährt in zwei Stunden vom Münchner Hauptbahnhof nach Füssen. Von dort lassen<br />

sich großartige Wander-, Klettersteig- und Mehrtage-Touren unternehmen.<br />

Anfahrt (gültig für alle Touren)<br />

Abfahrt ab München Hbf stündlich<br />

um XX:53 Uhr durchgehend bzw.<br />

mit Umsteigen in Buchloe<br />

Tipp: Bei Nutzung des Zuges um<br />

8:53 Uhr ein MVV-Ticket bis<br />

München-Pasing lösen. Ab Pasing<br />

dann mit dem Bayern-Ticket<br />

fahren, da das Bayern-Ticket erst<br />

ab 9:00 Uhr gilt. Abfahrt des<br />

Zuges in Pasing ist 9:00 Uhr.<br />

1 Über den Falkenstein<br />

(1268 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

660 Hm 620 Hm<br />

Charakter: Wenig anstrengende<br />

Wanderung an dem langgestreckten<br />

Rücken, der sich von Füssen westwärts<br />

bis zum Falkenstein erstreckt.<br />

Etwas steiler Abstieg, am Gipfel die<br />

Ruine Falkenstein (13. Jh.), unterhalb<br />

die Mariengrotte. Schöne Ausblicke<br />

auf die Ammergauer Alpen, die Tannheimer<br />

Berge, die Allgäuer Gipfel und<br />

ins Alpenvorland<br />

Ausgangspunkt: Bf Füssen (808 m)<br />

Endpunkt: Bahnhof Pfronten-Steinach<br />

(850 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:34 Uhr mit<br />

Umsteigen in Kempten und Buchloe<br />

Route: Füssen – Obersee – Alatsee<br />

– Saloberalpe (1089 m) – Zirmgrat –<br />

Zwölferkopf (1283 m) – Falkenstein<br />

– Bahnhof Pfronten-Steinach<br />

Einkehr: Alatsee, Saloberalpe,<br />

Falkenstein<br />

2 Neuschwanstein und<br />

Pöllatschlucht<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

380 Hm 380 Hm<br />

m) – Kalvarienberg (953 m) – Füssen<br />

Einkehr: Hohenschwangau<br />

3 Rund um den Alpsee<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

250 Hm 250 Hm<br />

Charakter: Was für ein Kontrast –<br />

Trubel und Gedränge rund um Neuschwanstein,<br />

fast schon märchenhafte<br />

Ruhe am waldumsäumten Alpsee.<br />

Die Wanderrunde lässt sich natürlich<br />

auch gut mit einer Schlossbesichtigung<br />

verbinden.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />

Füssen (808 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:05 Uhr<br />

mit Umsteigen in Buchloe<br />

Route: Bahnhof Füssen – Lechfall –<br />

Alpenrosenweg – Alpsee-Rundweg<br />

(814 m) – Hohenschwangau – Parkstraße<br />

– Forchenweg – Bahnhof Füssen<br />

Einkehr: Hohenschwangau<br />

4 Auf den Säuling (2047 m)<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Eine tolle Gipfeltour für<br />

Geübte! Am Pilgerschrofen sowie<br />

zwischen dem Säulinghaus und dem<br />

Gipfel mehrere gesicherte Felspassagen.<br />

Trittsicherheit und tadellose Kondition<br />

unerlässlich; großes Panorama<br />

vom Säuling<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Hohenschwangau<br />

(810 m), Bus vom Bahnhof<br />

Füssen<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:05 Uhr<br />

mit Umsteigen in Buchloe<br />

Route: Hohenschwangau – Neuschwanstein<br />

– Brunnenstubenweg<br />

– Wildsulzhütte (1420 m) – Säulinghaus<br />

(1693 m) – Säuling –<br />

Gemswiese – Bleckenau (1167 m)<br />

– Hohenschwangau<br />

Einkehr: Säulinghaus, Königshaus in<br />

der Bleckenau<br />

5 Über den Tegelberg (1880 m)<br />

▶ K1 4½ Std.<br />

890 Hm 890 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche Gipfelrunde,<br />

Aufstieg über den Gelbe-<br />

Wand-Steig mit einigen Sicherungen<br />

(seit kurzem Klettersteig-Lehrpfad),<br />

Abstieg nach Neuschwanstein mit<br />

packendem Tiefblick auf das Märchenschloss<br />

und Auslauf durch die<br />

Pöllatschlucht<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />

der Tegelbergbahn (820 m), Bus vom<br />

Bahnhof Füssen<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:05 Uhr<br />

mit Umsteigen in Buchloe<br />

Route: Parkplatz – Gelbe-Wand-Steig<br />

– Tegelberg – Westgrat – Marienbrücke<br />

– Pöllatschlucht – Parkplatz<br />

Einkehr: Tegelberghaus<br />

6 Tegelberg-Klettersteig<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

▶ K 3–4 5 Std.<br />

720 Hm 720 Hm<br />

Charakter: Im Jahr 2011 eröffneter<br />

Genussklettersteig, bestens gesichert.<br />

Schöne Kletterstrecken wechseln allerdings<br />

mehrfach mit Gehgelände ab –<br />

bei Nässe sehr unangenehm! Also nur<br />

bei trockenem Wetter gehen. Abstieg<br />

über den Gelbe-Wand-Steig; alternativ<br />

Aufstieg zur Seilbahn am Tegelberg<br />

(1880 m, Gehzeit dann 3½ Std.)<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />

der Tegelbergbahn (820 m), Bus vom<br />

Bahnhof Füssen<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:05 Uhr<br />

mit Umsteigen in Buchloe<br />

Route: Parkplatz – Einstieg (ca.<br />

1250 m) – Tegelberg-Klettersteig –<br />

Gelber Wandschrofen (ca. 1540 m)<br />

– Gelbe-Wand-Steig – Parkplatz<br />

Einkehr: evtl. Tegelberghaus<br />

7 Vom Tegelberg nach<br />

Unterammergau<br />

▶ schwierig 16¼ Std.<br />

1500 Hm 2370 Hm<br />

Charakter: Großartige Zwei- oder<br />

Drei-Tage-Tour durch die Ammergauer<br />

Alpen. Markierte Wege, einige gesicherte<br />

Passagen, da und dort steile<br />

Grashänge (Vorsicht bei Nässe!).<br />

Kondition und Bergerfahrung sind<br />

unerlässlich!<br />

Ausgangspunkt: Tegelberg (1707 m),<br />

Bergstation der Seilbahn. Talstation<br />

bei Hohenschwangau (Bus vom<br />

Bahnhof Füssen).<br />

Endpunkt: Bahnhof Unterammergau<br />

(836 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:43 Uhr<br />

mit Umsteigen in Murnau<br />

Route: Tegelberg – Branderfl eck<br />

(1620 m) – Ahornsattel – Krähe<br />

(2012 m) – Hochplatte (2082 m) –<br />

Kenzenhütte (1294 m) – Bäckenalmsattel<br />

(1536 m) – Große Klammspitze<br />

(1924 m) – Brunnenkopfhütte<br />

(1602 m) – August-Schuster-Haus<br />

(1564 m) – Bahnhof Unterammergau<br />

Gehzeiten: Tegelberg – Kenzenhütte<br />

5½ Std., Kenzenhütte – Brunnenkopfhütte<br />

4½ Std., Brunnenkopfhütte<br />

– Unterammergau 6¼ Std.<br />

Einkehr: Brunnenkopfhütte, Kenzenhaus,<br />

August-Schuster-Haus<br />

Charakter: Eine Stadt, zwei Schlösser,<br />

eine wilde Klamm, ein hübscher<br />

See – und viel Volk auf allen Wegen.<br />

Wer sich für eine Besichtigung der<br />

Königsschlösser entschließt, muss<br />

entsprechend mehr Zeit einkalkulieren.<br />

Ausgangspunkt: Hohenschwangau<br />

(810 m), Bus vom Bahnhof Füssen<br />

Endpunkt: Bahnhof Füssen (808 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:05 Uhr<br />

mit Umsteigen in Buchloe<br />

Route: Hohenschwangau – Schloss<br />

Neuschwanstein (969 m) – Pöllatschlucht<br />

– Hohenschwangau – Schloss<br />

Hohenschwangau – Schwansee (789<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81


Foto: Andreas Strauß<br />

ALPINISMUS


Das sehr rote Bivacco<br />

Bianco mit Blick auf die<br />

Südwand der Marmolada<br />

150 Jahre Erstbesteigung der Marmolada<br />

Meilensteine<br />

Zwei Kilometer ist die Felsmauer der<br />

Marmolada lang. Kein Wunder, dass sie 1864<br />

über den sanft ansteigenden Gletscher<br />

im Norden erstbegangen wurde – und auch<br />

heute nur stellenweise gezähmt ist.<br />

Von Andrea Strauß<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


»Die Hochburg<br />

des extremen<br />

Dolomitenkletterns.«<br />

Dieter Hasse über die<br />

Marmolada-Südwand<br />

INFO<br />

Spitzen und Straßen<br />

Der 1838 in Wien geborene Paul Grohmann<br />

war einer der bedeutendsten Alpinisten<br />

seiner Zeit und Mitbegründer des Österreichischen<br />

Alpenvereins im Jahr 1862. Er stand<br />

als Erster auf dem Hochfeiler, der Hochalmspitze<br />

und dem Olperer; sein Lieblingsrevier<br />

aber waren die Dolomiten. »Alles<br />

nur ein kleiner Anfang«, soll Paul Grohmann<br />

gesagt haben, nachdem er innerhalb von<br />

sieben Jahren fast alle großen Dolomitengipfel<br />

erstbestiegen hatte: die drei Tofane,<br />

Antelao, Sorapis, Piz Boè, Monte Cristallo,<br />

Dreischusterspitze, Langkofel, Große Zinne<br />

und eben Punta Rocca und Punta Penia,<br />

die beiden höchsten Erhebungen der Marmolada.<br />

1875 wurde die Sasso di Levante<br />

in der Langkofelgruppe nach ihm benannt;<br />

in seiner Heimatstadt Wien trägt eine Straße<br />

seit 1984 seinen Namen. Paul Grohmann,<br />

der das Bergsteigen über das Familienvermögen<br />

fi nanzierte, starb am 29. Juli 1908.<br />

»A<br />

ls ich von den Spitzen und Höhen<br />

der Tauern eine neue Bergwelt<br />

von märchenhaften Formen im<br />

Süden erblickte, eine Bergwelt,<br />

über die sich in vielen Beziehungen<br />

noch der Schleier des Geheimnisses<br />

bereitete, beschloß ich, in die Dolomiten<br />

zu ziehen und dort zu arbeiten!« Die<br />

Zeilen stammen von Paul Grohmann, dem<br />

es vor 150 Jahren gelang, diesen Schleier<br />

des Geheimnisses ein wenig zu lüften. Er<br />

stand als Erster auf der Marmolada. Auch<br />

wenn das Ergebnis seiner barometrischen<br />

Höhenmessungen von 3365 Meter auf die<br />

heute gemeinhin gültigen 3343 Meter korrigiert<br />

wurde – die Marmolada war und<br />

ist der höchste Gipfel der Dolomiten. Für<br />

viele ist sie die Königin der bleichen Berge.<br />

Vor Grohmanns Erstbesteigung gilt die<br />

Marmolada – oft auch Marmolata und<br />

Marmoleda – lange als unbezwingbar:<br />

senkrechte Felsmauern zur einen, Gletscher<br />

zur anderen Seite. 1802 wagt es<br />

dennoch erstmals eine Gruppe von drei<br />

Geistlichen, den Nebengipfel Punta Rocca<br />

(3309 m) zu versuchen. Don Terza, Don<br />

Costadedoi und Don Pezzei sowie ein Arzt<br />

und ein Richter steigen über die weiträumige<br />

Gletscherfläche auf der Nordseite<br />

auf, ohne aber die anvisierte Punta Rocca<br />

zu erreichen. Beim Abstieg fällt Don Terza<br />

in eine Gletscherspalte – der Mythos der<br />

Unbezwingbarkeit, der vorher bereits existierte,<br />

wächst durch diesen Unfall weiter.<br />

Ein Wiener in Cortina<br />

Jahrzehnte vergehen, ohne dass erneut<br />

Versuche unternommen werden. Erst<br />

1856 brechen wiederum drei Geistliche<br />

auf, dieses Mal aus der Gegend von<br />

Agordo, begleitet von einem jungen Adeligen<br />

und zwei einheimischen Führern. Sie<br />

wollen an der Punta Rocca gewesen sein.<br />

Nur Beweis findet sich dazu später keiner.<br />

1860 unternimmt der Brite John Ball,<br />

Gründer des Alpine Club in London, einen<br />

ernsthaften Versuch. Später wird auch seine<br />

Erstbegehung angezweifelt.<br />

Im Juli 1862 kommt schließlich der Wiener<br />

Paul Grohmann nach Cortina. »Ich<br />

ging sofort über den Giau nach Caprile<br />

und bestieg von dort mit Pellegrini die sogenannte<br />

Marmolada di Rocca. Glutvolle<br />

Tage. Bilder in nie gesehenen Farben, Erfolge<br />

– das waren glückliche Tage!« 24<br />

Jahre ist er damals, in <strong>Bergsteiger</strong>kreisen<br />

aber bereits wohl bekannt (siehe Kasten).<br />

Zwei Jahre später stattet er der Region<br />

erneut einen Besuch ab. Gemeinsam mit<br />

Angelo und Fulgenzio Dimai gelingt ihm<br />

am 28. September der Anstieg bis zum<br />

höchsten Punkt des Gebirgsstocks, bis zur<br />

Punta Penia. Begleiten lässt er sich von den<br />

besten ortsansässigen Führern.<br />

Krieg unter dem Gletscher<br />

Rasant wächst die Zahl der Besucher in den<br />

folgenden Jahrzehnten: Am Fedajapass<br />

entstehen erste Unterkünfte, die Sektion<br />

Nürnberg baut 1895 das Rifugio Contrin,<br />

1903 erhält der Westgrat eine Via Ferrata.<br />

Ebenfalls von der Jahrhundertwende an<br />

nehmen die militärischen Erkundungstouren<br />

an der Marmolada zu: Über den<br />

Gebirgsstock verläuft die Grenze zwischen<br />

Österreich-Ungarn und Italien.<br />

Von 1915 an werden die Stellungen an der<br />

Gebirgsfront des Ersten Weltkriegs ausgebaut,<br />

im Spätwinter 1916 stehen sich an<br />

der Marmolada die Kombattanten mit Gewehr<br />

und Kanone gegenüber. Meterweise<br />

kämpfen Soldaten in den folgenden eineinhalb<br />

Jahren um Fels und Eis und einen<br />

Linienverlauf auf der Landkarte. Steige,<br />

Stellungen und verrostete Stacheldrahtrollen<br />

sind heute noch zu finden. Kriegsgefangene<br />

müssen als Träger Material und<br />

Lebensmittel zu den Stellungen schleppen,<br />

sie sind dabei leicht zu treffende Ziele. Andere<br />

sterben durch Wind, Wetter und Lawinen.<br />

Schließlich wird der Transport der<br />

Kriegsmaterialien in das Eis verlegt, erst<br />

durch versicherte Gletscherspalten, später<br />

werden zwölf Kilometer Stollen ins Eis gesprengt<br />

und geschlagen. Bis zu 1500 Mann<br />

bringen die Österreicher in einer Eisstadt<br />

im Marmolada-Gletscher unter.<br />

Wo vor hundert Jahren um jeden Meter gekämpft<br />

wurde, genießen heute Ausflügler<br />

die Sicht und fahren im Winter Ski. 1935<br />

findet der erste Riesenslalom an der Marmolada<br />

statt, 1946 erhält der Berg eine der<br />

ersten Seilbahnen, hoch zum Pian dei Fiacconi.<br />

Heute ist der einst so Widerspenstige<br />

gezähmt, zumindest in Teilen: Das Skigebiet<br />

umfasst sechs Lifte, die Seilbahnstation<br />

Serauta beherbergt ein Museum zum<br />

Gebirgskrieg und an der Punta Rocca hat<br />

Beim Aufstieg zum<br />

Heiligkreuzkofel ist<br />

die vergletscherte<br />

Nordseite zu sehen.<br />

Das Rifugio Contrin<br />

dient als Stützpunkt<br />

für Besteigungen<br />

der Marmolada.<br />

Foto: Andreas Strauß, OeAV Alpenverein-Museum, Rifugio Contrin<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Die Königin der Dolomiten<br />

hat viele Gesichter –<br />

wie den Seitengipfel<br />

Gran Vernel.<br />

Für manche<br />

Kletterer ist die<br />

Südwand des<br />

Berges ein Teil<br />

ihres Lebens.<br />

KOMPAKT<br />

Hin und weg<br />

Hinkommen: Von Norden über den<br />

Brenner und durch das Fassatal an<br />

die Westseite der Marmolada oder auch<br />

über das Pustertal und Corvara nach<br />

Arabba im Süden der Marmolada.<br />

Raufkommen: Bis kurz unter die<br />

Punta Rocca (3309 m) fährt die Seilbahn.<br />

Der Normalweg auf den höchsten Gipfel,<br />

die Punta Penia (3343 m), führt vom Fedaiapass<br />

über das Rifugio Pian dei Fiacconi<br />

(siehe Tourenkasten).<br />

Talort: Canazei (1440 m) im Fassatal<br />

Karte: Tabacco-Karte, 1:25 000,<br />

Blatt 06 »Val di Fassa«<br />

Informationen: APT Val di Fassa,<br />

Strèda Roma 36, I-38032 Canazei,<br />

Tel. 00 39/04 62/60 95 00, www.fassa.com<br />

Papst Johannes Paul II. persönlich die Kapelle<br />

Madonna della Neve geweiht.<br />

Von der anderen Seite zeigt sich der Berg<br />

weiterhin freilich wild und unbeherrschbar.<br />

»Einstieg von der Passhöhe etwas nach<br />

Osten. Die ersten zwei Drittel sind, nach<br />

meiner Ansicht, das Schwierigste was ich<br />

je in den Dolomiten angetroffen habe, und<br />

erfordern mehr Kraft, Können, Ausdauer<br />

und Mut als alles, was ich kenne. Der Rest<br />

des Anstiegs wäre einfacher, wurde aber<br />

erschwert durch ein Gewitter, Hagel und<br />

Schnee. Das machte ihn überaus schwierig<br />

und gefährlich. Wir waren zwölf Stunden<br />

in den Felsen.« Mit diesen Worten beschreibt<br />

die Britin Beatrice Tomasson die<br />

Erstbegehung der Marmolada-Südwand,<br />

deren Durchsteigungsmöglichkeit sie 1900<br />

erkunden lässt. Bergführer Rizzi gelangt<br />

zur ersten Terrasse nach etwa einem Drittel<br />

der Wand. Im Folgejahr engagiert Tomasson<br />

Michele Bettega aus San Martino<br />

und Bortolo Zagonel. Gemeinsam steigen<br />

sie zur Alpe Ombretta auf, übernachten<br />

dort und steigen am 1. Juli bei unsicherem<br />

Wetter in die Südwand ein. Eine Hilfsmannschaft<br />

trägt unterdessen Bergschuhe,<br />

warme Kleidung und den Champagner für<br />

den Gipfelsieg auf die Punta Penia. Es sollte<br />

nicht umsonst sein.<br />

Als »Via Classica«, IV+, wird die Route heute<br />

noch begangen. Wie es der Name sagt:<br />

ein echter Klassiker. Medial ausgeschlachtet<br />

wird die Erstbegehung übrigens nicht.<br />

Ganz im Gegenteil. Nur in den Alpenvereinsmitteilungen<br />

erscheinen ein paar<br />

Zeilen, dass die Südwand der Marmolada<br />

erstiegen ist. Die wenigen Details zur Tour<br />

schreibt Tomasson ihrem Führer Bettega<br />

ins Führerbuch.<br />

Zwei Kilometer ist die Felsmauer im Süden<br />

lang, bis zu 800 Höhenmeter misst die<br />

Vertikale. Eine gewaltige Wand aus fantastischem<br />

Fels. Immer wieder wird hier<br />

Klettergeschichte geschrieben – wie etwa<br />

mit dem Südpfeiler (VI/A0), von der Heinz<br />

Mariacher sagt, sie gehöre »bis heute zu<br />

den anspruchsvollsten Routen in der Südwand:<br />

Sie ist fast das ganze Jahr hindurch<br />

nass, vereist, brüchig und daher überaus<br />

gefährlich.« Lange gilt sie als schwierigste<br />

Tour der Dolomiten.<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Der Weg durch den Fisch<br />

Beliebter ist die Südwestwand, erstbegangen<br />

von Hans Vinatzer und Ettore Castiglioni<br />

(VI+) 1936. Reinhold Messner durchsteigt<br />

sie 1969 erstmals solo und führt sie<br />

im oberen Teil direkter fort (Messner, VI+).<br />

Einen noch größeren Bekanntheitsgrad<br />

unter Kletterern besitzt der »Weg durch<br />

den Fisch«, den die beiden Tschechen Igor<br />

Koller und Indřich Šustr 1981 meistern.<br />

37 Seillängen lang führt sie durch den anspruchsvollsten<br />

Teil der Wand. Die beiden<br />

klettern zwar technisch, setzen aber keine<br />

Bohrhaken (VII+/A3). Erst drei Jahre später<br />

gelingt Heinz Mariacher, dem Hausmeister<br />

der Marmolada-Südwand, und Luisa Iovane<br />

die erste Wiederholung. 1982 begeht die<br />

»Hausmeisterseilschaft« Mariacher und Iovane<br />

»Moderne Zeiten« (VII+)– ohne Bohrhaken<br />

und mit wenigen Normalhaken, bei<br />

800 Metern Wandhöhe gerade einmal zehn<br />

Meter brüchig, eine der besten Klettereien<br />

in den gesamten Alpen. 1987 begehen Mariacher<br />

und Pederiva den »Weg durch den<br />

Fisch« rotpunkt (IX-). »Da blickt man lieber<br />

nicht hinunter, wenn man einen schwierigen<br />

Kletterzug macht«, kommentierte<br />

Mariacher einmal die Absicherung. Auf<br />

die verzichtet der Tiroler Hans-Jörg Auer<br />

bei seiner Solo-Begehung 2007 allerdings<br />

komplett. Keine drei Stunden benötigt der<br />

damals 23-Jährige, um an der Marmolada<br />

erneut Alpingeschichte zu schreiben. Noch<br />

heute sagt er: »Mit der Free-Solo-Begehung<br />

konnte ich mir meinen wahrscheinlich<br />

größten Traum überhaupt erfüllen. «<br />

Für die meisten <strong>Bergsteiger</strong> ist der »Weg<br />

durch den Fisch« ein Stück Fels, für das er<br />

den Kopf in den Nacken legen muss, um<br />

zumindest von unten einen Blick darauf<br />

werfen zu können. Dann schon lieber der<br />

Weg des Normalanstiegs über den Gletscher<br />

auf die Punta Penia. So wie Paul<br />

Grohmann vor 150 Jahren.<br />

◀<br />

TOUREN<br />

Vier Wege für ein Halleluja<br />

Auf die Marmolada führen mehrere relativ einfache Touren,<br />

von der Wanderung über Klettersteige bis zur alpinen Kletterei.<br />

1 Marmolada-Normalweg<br />

▶ mittel 6–7 Std.<br />

1250 Hm 1250 Hm<br />

Charakter: Eindrucksvolle Tour über den<br />

Marmoladagletscher mit versichertem<br />

Felsstück zum höchsten Punkt.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />

Seilbahn Seggiovia Marmolada am Südwesteck<br />

des Fedaiasees (2095 m)<br />

Hütten: Rifugio Pian del Fiacconi<br />

(2626 m), privat, Juni – September, 30<br />

Schlafplätze, Tel. 00 39/04 62/60 14 12;<br />

Rifugio Capanna al Ghiacciaio (2700 m),<br />

privat, Juni – September, 20 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 39/03 36/53 08 00; Capanna<br />

Punta Penia (3342 m) privat, Mitte<br />

Juni – Ende September, 15 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 39/04 62/76 42 07.<br />

Route: Vom Fedaiasee auf einem markierten<br />

Weg zum Rifugio Pian del Fiacconi.<br />

Weiter über den Marmoladagletscher.<br />

Zu Beginn der Saison anfangs fl acher,<br />

dann mäßig steiler Firn, später im Jahr<br />

auch Eis (Steigeisen nötig). Über eine<br />

Felspassage (versichert) auf den Nordgrat<br />

hinauf. Der Nordgrat ist ein mäßig geneigter<br />

Firnrücken, der direkt zum Gipfel leitet.<br />

2 Marmolada-Westgrat vom<br />

Fedaiasee<br />

▶ K3 7 Std.<br />

1500 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Neben dem Normalweg die<br />

am häufi gsten begangene Route. Bei<br />

Schnee und Vereisung aber anspruchsvoll.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />

Seilbahn Seggiovia Marmolada am Südwesteck<br />

des Fedaiasees (2095 m)<br />

Hütten: siehe Normalweg<br />

Route: Vom Fedaiasee zum Rifugio Pian del<br />

Fiacconi. Auf dem Weg 606 nach Westen<br />

auf den Vernel-Gletscher (evtl. Steigeisen)<br />

und über diesen zum Beginn der Versicherungen<br />

in die Forcella della Marmolada.<br />

Von hier auf dem Westgrat-Klettersteig und<br />

zuletzt über Felsschutt zur Punta Penia.<br />

3 Marmolada-Westgrat durchs<br />

Contrintal<br />

▶ K3 2 Tage<br />

1860 Hm 1860 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche Tour<br />

durch das schöne Contrintal und über den<br />

Westgrat auf den Gipfel.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz der Seilbahn<br />

Ciampac (1490 m) zwischen Alba und Penia<br />

Hütte: Rifugio Contrin (2016 m),<br />

Mitte Juni – Ende September, Tel. 00 39/<br />

04 62/ 60 11 01, www.rifugiocontrin.it<br />

Route: Vom Parkplatz auf dem Hüttenweg<br />

bequem zum Rifugio Contrin. Weiter auf<br />

den Weg 606 von Südwesten her in die<br />

Forcella della Marmolada. Von hier auf<br />

dem Westgrat-Klettersteig (wie bei 2) und<br />

zuletzt über Felsschutt zur Punta Penia.<br />

4 Marmolada, »Via Classica«<br />

▶ IV+ 5–7 Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Klassische Kletterei durch<br />

den linken Teil der riesigen Wand. Alpines<br />

Ambiente und ebensolche Absicherung.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz der Seilbahn<br />

Ciampac (1490 m) zwischen Alba und Penia<br />

Hütte: Rifugio Contrin, siehe 3.<br />

Route: Vom Parkplatz auf dem Hüttenweg<br />

bequem zum Rifugio Contrin und zum<br />

Passo Ombretta. Einstieg rechts der großen<br />

Gipfelschlucht (Gedenktafel). In ca. 20<br />

Seillängen überwiegend in Kaminen und<br />

Rissen über zwei Terrassenabsätze auf den<br />

Ostgrat und zum Gipfel. IV+, meist leichter.<br />

Für <strong>Bergsteiger</strong><br />

heute kein Problem<br />

mehr: der Gipfel<br />

Fotos: Andreas Strauß<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87


KOLUMNE<br />

Durch<br />

dick<br />

und<br />

dünn<br />

DAVIDS DEPESCHEN (7)<br />

Haute cuisine im<br />

Basislager: Das<br />

haut den stärksten<br />

<strong>Bergsteiger</strong> um.<br />

Geschichten aus dem Basislager<br />

Patagonien, Region der Extreme. Das gilt<br />

nicht nur für Berge und Wetter, auch<br />

was das Essen angeht, sind die krassesten<br />

Schwankungen möglich. Ziel ist es<br />

eigentlich, die goldene Mitte zu finden.<br />

Um es vorweg zu nehmen: Wir fanden<br />

sie nicht.<br />

Mein Kletterpartner Daniel und ich wollten<br />

uns für eine Kletterroute am Piergiorgio in<br />

eine optimale Ausgangslage bringen, also<br />

möglichst nahe an den Berg, an die Zunge<br />

des Marconi-Gletschers. Zwischen der Straße<br />

und unserem Camp lag ein Fußmarsch<br />

von zwei Tagen, bei dem wir durch zwei<br />

eiskalte Bäche waten und am Ende durch<br />

rutschiges, fast wegloses Gelände und<br />

Geröll balancieren mussten. Unser Essen<br />

hatten wir angesichts dieser Tortur auf ein<br />

Minimum beschränkt und uns auf insgesamt<br />

zehn Tage eingestellt. Weil das Wetter<br />

damals noch ohne Wetterbericht daherkam,<br />

wie es gerade wollte, hieß das für<br />

uns: warten und hoffen. Um der absoluten<br />

Monotonie Vorschub zu leisten, hatten wir<br />

uns in Sachen Speiseplan für einen Zwei-<br />

Tage-Rhythmus entschieden.<br />

Expeditionen stellen den<br />

Magen vor eine harte<br />

Probe, in jeder Hinsicht.<br />

Nach Gummibärenzählen<br />

und der völligen Bewegungsunfähigkeit<br />

wartet<br />

die böse Überraschung<br />

manchmal erst zu Hause.<br />

Von David Göttler<br />

Tag eins, Frühstück: fünf Löffel Müsli plus<br />

Pulvercafe.<br />

Tag eins, Mittagessen: zwei Müsliriegel der<br />

Sorte Flatulenz Maximus.<br />

Tag eins, Abendessen: Nudeln mit Tomatensoße.<br />

Tag zwei, Frühstück: zwei Scheiben hausgemachtes<br />

Brot aus der Bäckerei von El<br />

Chaltén mit ganz und gar nicht hausgemachter<br />

Erdbeeremarmelade; dazu Pulvercafe.<br />

Tag zwei, Mittagessen: siehe Tag eins.<br />

Tag zwei, Abendessen: Reis mit Mais.<br />

Wir zwangen uns, jede Mahlzeit genau zu<br />

timen. Frühstück um acht Uhr. Mittagessen<br />

um 12:30 Uhr. Abendessen um 18 Uhr. Keine<br />

Minute früher! Sonst wären alle Mahlzeiten<br />

zum Frühstück beendet gewesen.<br />

Dennoch waren die Tage unglaublich lang;<br />

sie sahen ungefähr so aus: Lesen. Zeltwand<br />

anstarren. Zeltwandnähte zählen. Auf die<br />

nächste Mahlzeit warten. Als kulinarisches<br />

Schmankerl – nein, als Highlight<br />

überhaupt – hatten wir noch eine Packung<br />

Gummibärchen dabei. Wir zählten<br />

alle Bärchen ab, und jeder bekam die Hälfte.<br />

Ich fand das ziemlich clever von mir,<br />

denn ich wusste, dass Daniel eine andere<br />

Genussstrategie favorisiert. Er verschlang<br />

alle Gummibärchen innerhalb von zwei<br />

Tagen, den beiden ersten. Ich teilte mir<br />

meine Hälfte so ein, dass ich jeden Tag eine<br />

kleine Ration hatte. Was unseren Tagesablauf<br />

von Tag vier an um die Komponente<br />

bereicherte, meine Bärenkompanie gegen<br />

Daniel zu verteidigen oder mit ihm zu diskutieren,<br />

ob diese Pedanterie meinerseits<br />

gut oder einfach nur dämlich war. Ich lies<br />

mir jedenfalls keine Bärchen abschwatzen.<br />

Fotos: Daniel Bartsch<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Wir saßen unsere Zeit auf dem Gletscher<br />

ab. Nie erlaubte das Wetter eine größere<br />

Tour; der Wind zerrte an Zelt und Nerven.<br />

Ein paar Kilo leichter, dafür gesättigt mit<br />

dem Wissen, wie sich Hunger, Langweile<br />

und Sturmböen anfühlen, die man der<br />

Abwechslung wegen mit Freude erwartet,<br />

kamen wir unverrichteter Dinge zurück in<br />

die Zivilisation. Außerdem kenne ich nun<br />

Klassiker wie die TV-Serie »Monaco Franze«<br />

auswendig, ohne eine einzige Folge gesehen<br />

zu haben. Mein Zeltmitbewohner hat<br />

sie mir bis ins letzte Detail erzählt.<br />

In dem Dorf El Chaltén, Ausgangspunkt<br />

für das Bergsteigen um Fitz Roy und Cerro<br />

Torre, hatten wir noch einen guten Monat<br />

Zeit. Das nächste Ziel wollten wir direkt<br />

von hier angehen, auch deshalb, weil Nahrung<br />

in Hülle und Fülle zu bekommen<br />

war. Keine Essenszeiten, kein Abzählen,<br />

kein Bärenverteidigen. Was für ein Luxus!<br />

Plötzlich waren unsere Tage von einem<br />

anderen Rhythmus geprägt als Lesen und<br />

Sturmböen. Aufstehen und zur Bäckerei<br />

gehen. Medialunas, kleine süße Croissants<br />

frisch aus dem Ofen, eröffneten die<br />

Die Croissants sind ja so klein! Deshalb werden<br />

sie tütenweise gekauft – und gegessen.<br />

Tagesschlemmerei. Da sie ja so klein waren,<br />

konnte man getrost ein gutes Dutzend<br />

davon verschlingen. Mittags folgte Brot<br />

oder/und Empanadas, Teigtaschen, gefüllt<br />

mit Gemüse oder Käse oder Fleisch oder<br />

allem zusammen. Abends schafften wir<br />

es regelmäßig, so viel unserer selbst gekochten<br />

Nudeln und Gemüse-Tomatensoße<br />

in uns hineinzuschaufeln, bis wir<br />

durch absolute Bewegungsunfähigkeit<br />

und mit akuten Bauchschmerzen bestraft<br />

wurden. Ein paar Mal versuchten wir uns<br />

noch im Bergsteigen, aber bis auf einen<br />

Ausflug zur Grand Charmoz ging nichts<br />

mehr. Nach zwei Wochen machten wir<br />

uns auf den Heimweg – in meinem Fall<br />

mit acht Kilogramm mehr auf den Rippen.<br />

Meine Mutter war angesichts meiner ersten<br />

Expedition natürlich etwas besorgt um<br />

meine Leibesfülle gewesen – und empfing<br />

mich daheim mit einem gewaltigen Essen,<br />

natürlich dem besten der Welt. Die folgenden<br />

Wochen musste ich dann für meine<br />

Maßlosigkeit büßen: Um ein akzeptables<br />

Klettergewicht zu erreichen, war ich wieder<br />

beim Ein-Nudelteller-Programm angekommen.<br />

Und beim strikten Bärchenverbot. ◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />

Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />

dern dieser Welt unter anderem schon<br />

mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />

Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />

geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />

Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />

exklusiv für den BERGSTEIGER<br />

über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

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AUF TOUR<br />

Feltriner Alpen<br />

Durchs wilde<br />

»Bellunistan«<br />

Für die meisten <strong>Bergsteiger</strong> hören die Dolomiten irgendwo im Trentino<br />

auf. Dabei gibt es südöstlich in der Provinz Belluno noch viel zu entdecken.<br />

Zum Beispiel im Nationalpark Belluno Dolomiti. Von Klaus Vick<br />

Teddy Podelsa ist ein eher schweigsamer<br />

Zeitgenosse. Er strahlt innere<br />

Ruhe und Gelassenheit aus.<br />

Teddys Profil ist scharf und kantig<br />

wie die markanten Gipfel der<br />

Feltriner Alpen im Nationalpark Belluno<br />

Dolomiti. Flink wie eine Gämse huscht er<br />

mit seinen schlanken, langen Beinen über<br />

felsige Wege. Und je länger die Tour dau-<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


miten. In der Region wandelt man noch<br />

sehr einsam auf den Spuren der alpinistischen<br />

Pioniere. Seit 2009 zählen neun<br />

Naturschutzgebiete der Dolomiten zum<br />

UNESCO-Weltnaturerbe, in die Abgeschiedenheit<br />

der Feltriner Alpen hat die Welt<br />

noch nicht so richtig gefunden.<br />

Still und abgeschieden<br />

Zum Glück, sagt Teddy Podelsa, der die Eigenheit<br />

und Authentizität seiner Heimat<br />

schätzt. Allmählich entwickelt sich der<br />

Nationalpark mit seinen vielen Wanderwegen,<br />

Themenpfaden und Museen zu<br />

einem Geheimtipp für alternativen Naturtourismus.<br />

Seine besondere Beziehung zu<br />

den Bergen hat Teddy in Büchern und Artikeln<br />

beschrieben. Der studierte Chemiker<br />

porträtiert gerne Menschen, die in und mit<br />

den Bergen rund um den Nationalpark leben<br />

und arbeiten. Am ehesten kennt man<br />

die Gemeinden Belluno und Feltre an der<br />

Nord- und Südgrenze des Nationalparks. In<br />

etwa auf halber Strecke liegt Cesiomaggiore,<br />

das Heimatdorf von Teddy Podelsa – an<br />

der Grenze zwischen den Regionen Trentino<br />

und Venetien. Feltre bildet im Übrigen<br />

den Endpunkt des in Brixen beginnenden<br />

Dolomiten-Höhenwegs Nummer 2.<br />

Auch an diesem Samstag, an dem Teddy<br />

voller Umsicht eine bunt zusammenert,<br />

desto mehr wird das anfängliche Gefühl<br />

zur Gewissheit: Diesen abgelegenen<br />

Teil der Dolomiten verkörpert der introvertierte<br />

Norditaliener perfekt.<br />

Der 315 Quadratkilometer große Nationalpark<br />

Belluno Dolomiti wurde 1990<br />

gegründet (zum Vergleich: der älteste Nationalpark<br />

der Alpen in der Schweiz hat<br />

eine Fläche von lediglich 172 km 2 ), um die<br />

OBEN: Hinter dem<br />

satten Grün der sanften<br />

Hochebene Erera-Brendol<br />

zeichnen sich die markigen<br />

Gipfel der Palagruppe<br />

ab – ein toller Kontrast.<br />

UNTEN: Auf dem Weg<br />

zum Gipfel des »Sass de<br />

Mur« muss auf knapp<br />

2000 Metern ein Firnfeld<br />

überquert werden.<br />

vielfältige Pflanzen- und Tierwelt der südlichen<br />

Dolomiten unter Schutz zu stellen.<br />

Zwischen den Tälern Cismon im Westen<br />

und Piave im Osten gelegen, ist er ein Kontrastprogramm<br />

zu den touristisch frequentierteren<br />

Regionen der Gebirgsgruppe in<br />

Südtirol und dem Trentino. Nicht allein<br />

wegen der wilden Landschaft, sondern<br />

wegen seiner Lage im Südosten der Dolo-<br />

Fotos: Fabrizio Friz CTA-CFS, Christian Wanner<br />

KOMPAKT<br />

Belluno Dolomiti<br />

Anfahrt: Mit dem Zug bis nach Padova.<br />

Von dort Zuglinie Montebelluna – Feltre –<br />

Belluno; von Venedig gibt es einen Direktzug<br />

nach Belluno (Fahrtzeit ca. zwei Stunden).<br />

Mit dem Auto auf der Brenner-Autobahn bis<br />

zur Ausfahrt Trento Nord; von dort auf der<br />

SS 47 Weiterfahrt in Richtung Padova; nach<br />

etwa 65 Kilometern Abzweigung auf die SS<br />

50 in Richtung Belluno; nach 20 Kilometern<br />

folgt das hübsche Renaissance-Städtchen<br />

Feltre, nach weiteren 25 Kilometern Belluno.<br />

Karte: Tabacco Nr. 23 »Alpi Feltrine«,<br />

1:25 000<br />

Literatur: Rother Wanderführer special<br />

»Dolomiten Höhenwege 1 – 3«, Franz Hauleitner,<br />

Bergverlag Rother<br />

Tourist-Infos: Parco Nazionale Dolomiti<br />

Bellunesi, 32032 Feltre, Piazzale Zancanaro<br />

1; Tel. 00 39/04 39/33 28; info@dolomitipark.it;<br />

www.dolomitipark.it<br />

Aktivitäten: viele Wanderwege und Themenpfade,<br />

Museen, Agritourismus, Sportmöglichkeiten<br />

(u. a. Reiten, Mountainbiken,<br />

Canyoning); Infos: Tourist-Info (s. oben)<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


Fotos: AKU, Christian Wanner<br />

OBEN: An klaren Tagen reicht der Blick vom Monte Pizzocco (2186 m) über das Tal von Belluna<br />

bis zur Lagune von Venedig. RECHTS: Echte Handarbeit im Schuhwerk der Firma AKU<br />

»Hierher verirren sich so wenige <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

dass sogar noch Erstbegehungen möglich sein<br />

könnten«, sagt der Einheimische Teddy Podelsa.<br />

gewürfelte Gruppe bis unter die Gipfelgruppe<br />

des Sass de Mur (2547 m) führt,<br />

trifft man unterwegs kaum einen Menschen.<br />

Die Teilnehmer der Tour – Gewinner<br />

eines Test-Wettbewerbs des italienischen<br />

Outdoor-Unternehmens AKU (siehe<br />

Kasten rechts) – kommen aus Österreich<br />

und verschiedenen Regionen Deutschlands.<br />

Die Gruppe ist sehr heterogen, was<br />

ihre bergsteigerischen und konditionellen<br />

Fähigkeiten betrifft. Immerhin schafft es<br />

der Großteil an diesem nebligen Tag bis<br />

zur Westschulter des Sass de Mur – dem<br />

markantesten Gipfel der Feltriner Alpen,<br />

die das Herzstück des Nationalparks Belluno<br />

Dolomiti bilden.<br />

Auf gut 2000 Metern Meereshöhe befindet<br />

sich am Fuße des Monte Neva das Wiesenhochtal<br />

Cadin de Neva, dessen sanft<br />

geschwungene Formen in einem fast unwirklichen<br />

Kontrast zu den schroffen Kalkgipfeln<br />

stehen. Wegen des schneereichen<br />

Winters sind Ende Juni noch viele Firnfel-<br />

INFO<br />

In zweiter Generation<br />

Der Schuhhersteller AKU in Montebelluna<br />

schwört auf viel Handarbeit<br />

Von einer Anhöhe am Ortsrand von Montebelluna<br />

öffnet sich der Blick über eine großfl ächige<br />

Ebene, hinter der das Meer nicht mehr weit ist.<br />

Tatsächlich sind es von hier aus nur noch<br />

knapp 70 Kilometer bis Venedig, in Richtung<br />

Norden wiederum etwa 40 Kilometer bis zu<br />

den Südausläufern der Dolomiten. Nur Insider<br />

wissen, dass in Montebelluna (Provinz Treviso)<br />

mehrere bekannte Outdoor-Marken beheimatet<br />

sind. Neben Geox und Garmont gehört auch der<br />

Schuhhersteller AKU dazu. Der gelernte Schuster<br />

und Selfmademan Galliano Bordin gründete<br />

in den 60er-Jahren einen kleinen Betrieb, aus<br />

dem 1967 zunächst die Marke Dinsport und<br />

von 1991 an AKU hervorging. Das Unternehmen<br />

wird in zweiter Generation von Bordins Sohn<br />

Paolo weitergeführt.<br />

AKU hat sich auf die Entwicklung und Produktion<br />

qualitativ hochwertiger Bergschuhe spezialisiert.<br />

Auf Handarbeit wird immer noch großer Wert<br />

gelegt. Davon konnten sich Leser des BERGSTEI-<br />

GER, die sich als Bergschuh-Tester qualifi ziert<br />

hatten, bei einer Werksbesichtigung überzeugen.<br />

AKU vereint klassische Machart, modernes<br />

Design und neue Technologien. Basierend auf<br />

den Bedürfnissen der Menschen, soll ein authentisches<br />

Produkt geliefert werden. Fertigung im<br />

Einklang mit der Umwelt ist ein Markenkern und<br />

Teil des Unternehmensleitbilds. Im Jahre 2000<br />

wurde eine zweite Produktionsanlage im rumänischen<br />

Cluji Napoca eröffnet, wo mittlerweile etwa<br />

200 der insgesamt gut 250 Beschäftigten von<br />

AKU arbeiten. Das Unternehmen liefert seine Bergschuhe<br />

in insgesamt 40 Länder weltweit.<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


der vorhanden. Das Grün der Wiesen, die<br />

rauen Felsformationen, die Schneefelder<br />

und die dichten Nebelschwaden sorgen<br />

an diesem Tag für eine fast gespenstische<br />

Stimmung.<br />

Die von Gletschern während der letzten<br />

Eiszeit geformte Karstlandschaft ist von<br />

Schluchten, Grotten und tiefen Höhlen<br />

durchzogen, erklärt Teddy Podelsa. Wir<br />

gehen auf einem Pfad, den einst auch<br />

Schmuggler und die Erstbesteiger des Sass<br />

de Mur vor 130 Jahren benutzten. »Hierher<br />

verirren sich so wenige <strong>Bergsteiger</strong>, dass<br />

sogar noch Erstbegehungen möglich sein<br />

könnten«, sagt er.<br />

Kriegsgeschichte einer Grenzregion<br />

Das Endziel und Nachtlager unserer Tour<br />

ist das Rifugio Bruno Boz (1718 m). Über<br />

steiles, schrofiges Gelände wandern wir<br />

vom Cadin de Neva bergab, lassen einen<br />

prächtigen Wasserfall links liegen und biegen<br />

schließlich an einer Weggabelung auf<br />

etwa 1800 Metern Höhe links auf einen<br />

Höhenweg ab. Am Passo de Mur (1867 m)<br />

wird Geschichte plötzlich sichtbar. Ein verwitterter<br />

Stein mit der eingravierten Jahreszahl<br />

1845 markiert die einstige Grenze<br />

zwischen Tirol und Venetien. Für einen<br />

Moment halten alle inne. In mehreren<br />

Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts wurde<br />

diese Region zwischen den österreichischen<br />

Habsburgern und Italien hin- und<br />

hergeschoben.<br />

Auf dem letzten Teil unserer Tagestour<br />

begegnen wir Dutzenden Gämsen. Nichts<br />

Außergewöhnliches. Viele Arten der alpinen<br />

Fauna sind im Nationalpark beheimatet.<br />

Teddy berichtet von Bären, gibt aber<br />

ehrlich zu, selbst noch keinen zu Gesicht<br />

bekommen zu haben. Ihre Spuren habe er<br />

aber sehr wohl erkannt.<br />

Das Rifugio Bruno Boz liegt auf einem<br />

saftig grünen Wiesenrücken südwestlich<br />

des Passo de Mur. Die Hütte ist bequem<br />

auch für weniger ambitionierte Wanderer<br />

oder Familien mit Kindern erreichbar. Ein<br />

Ausflug dorthin, so viel steht fest, lohnt<br />

sich allein schon wegen der vorzüglichen<br />

Küche und wegen des urigen Ambientes.<br />

Der nächste Morgen ist sonnig, das zackige<br />

Massiv des Sass de Mur präsentiert<br />

sich in seiner vollen Pracht. Die Gäste<br />

aus Deutschland und Österreich und die<br />

AKU-Mitarbeiter steigen ab ins Tal. Nur einer<br />

bleibt auf der Hütte. Es ist Teddy. Aus<br />

der Ferne erkennt man noch, wie er auf<br />

einem Zaun steht und der Gruppe hinterherwinkt.<br />

Jetzt hat er die Belluno Dolomiti<br />

wieder ganz für sich.<br />

◀<br />

TOUREN<br />

Aschenputtel der Dolomiten<br />

Am Südrand der westlichen Dolomiten gelegen, sind die<br />

Feltriner Alpen ein ideales Ziel für Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

die eine wilde und unberührte Landschaft lieben.<br />

1 Busa delle Vette (1900 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

985 Hm 985 Hm<br />

Charakter: Geologische Route durch<br />

einen der interessantesten Naturräume<br />

des Nationalparks mit schützenswerter<br />

Vegetation, kombiniert mit geologischen<br />

und geomorphologischen Aspekten in<br />

einer herrlichen Umgebung.<br />

Ausgangspunkt: Passo Croce d‘Aune<br />

(1015 m) 15 km von Feltre<br />

Hütte: Rifugio Giorgio Dal Piaz (1993<br />

m), letzter Etappenstopp des Dolomiten-<br />

Höhenwegs Nr. 2<br />

Route: Auf Weg CAI 801 ab Croce d‘Aune<br />

(1015 m) – Rifugio Dal Piaz (1993 m) –<br />

Busa delle Vette (1900 m)<br />

2 Umrundung des Sass de Mur<br />

▶ schwierig 9½ Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

Charakter: Der Sass de Mur (2547 m),<br />

zweithöchster Gipfel im Nationalpark, kann<br />

entlang eines spektakulären ringartigen<br />

Systems an Felsbändern auf einer Höhe<br />

von etwa 2200 Metern umrundet werden.<br />

Anspruchsvolle Abschnitte mit leichter<br />

Kletterei (II), Aufteilung der Tour auf zwei<br />

Etappen mit Übernachtung im Rifugio<br />

Bruno Boz empfehlenswert.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Maso el Belo<br />

(1180 m) im hintersten Noana-Tal<br />

Hütte: Rifugio Bruno Bòz (1718 m)<br />

Route: Auf Weg CAI 727 ab Maso el Belo<br />

(1180 m) – Rifugio Boz (1718 m) –<br />

Malga Nèva Seconda (1741 m) – Forcella<br />

Nèva (2148 m) – Höhenwanderweg rund<br />

um den Sass de Mur – Talabstieg<br />

3 Erera-Brendol (1708 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1048 Hm 1048 Hm<br />

Charakter: Die Hochebene Erera-Brendol<br />

ist eine der schönsten Bergwiesen der Dolomiten.<br />

Im Süden schließen sich die Piani<br />

Eterni an, eine Karstlandschaft mit spektakulären<br />

Grotten und tiefen Abgründen.<br />

Ausgangspunkt: Hotel Alpino (660 m),<br />

7 km von Soranzen im Val Canzoi<br />

Hütte: Bivacchi Casèra Erèra und Casèra<br />

Brendòl (1708 m)<br />

Route: Auf Weg CAI 802 ab Hotel Alpino<br />

(660 m) – Lago de La Stua (710 m) –<br />

Casèra Erèra (1708 m)<br />

4 Pizzocco (2186 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1261 Hm 1261 Hm<br />

Charakter: Prächtiger Panoramagipfel<br />

über dem Tal von Belluna, von dem aus<br />

die Sicht an klaren Tagen bis zur Lagune<br />

von Venedig reicht.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (925 m) auf<br />

einer winzigen Straße hinter Roncoi,<br />

erreichbar von San Gregorio nelle Alpi<br />

Hütte: Bivacco Palia (1577 m), Rifugio<br />

Casèra Ere (1297 m)<br />

Route: Auf Weg CAI 851 ab Parkplatz<br />

(925 m) – Bivacco Palia (1577 m) –<br />

Pizzocco (2186 m)<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


KAUFBERATUNG<br />

Frische<br />

Ultraleichte Wetterschutzjacken<br />

Windbeutel<br />

DIE ZWÖLF TESTMODELLE<br />

IM ÜBERBLICK<br />

ADIDAS Terrex Zupalite Jacket<br />

BERGHAUS VapourLight Speed Windshirt<br />

HAGLÖFS Shield Hood<br />

LA SPORTIVA Oxygen Windbreaker Pullover<br />

MAMMUT MTR 201 Rainspeed Jacket<br />

MARMOT Essence Jacket<br />

MOUNTAIN HARDWEAR Ghost Whisperer Hooded Jacket<br />

OUTDOOR RESEARCH Helium II Jacket<br />

THE NORTH FACE Verto Storm Jacket<br />

RAB Alpine Jacket<br />

SIR JOSEPH Mera Jacket<br />

VAUDE Viso Jacket<br />

SCHNITTIG<br />

Die Passform sollte nicht<br />

zu weit sein, um zu vermeiden,<br />

dass der Stoff sich<br />

bei Wind pludert und damit<br />

eine größere Widerstandsfläche<br />

bietet.<br />

DURCHLÄSSIG<br />

Die Ultraleichtjacke sollte<br />

winddicht oder -resistent (ab<br />

80%) sowie dauerhaft wasserresistent<br />

sein. Je nach Einsatz<br />

kann sie zusätzlich wasserdicht<br />

oder stark dampfdurchlässig<br />

sein.


Früher boten ultraleichte Jacken nur einen Not-Windschutz für Sommer und<br />

Übergangszeiten, inzwischen sind sie auch wasserdicht oder sehr dampfdurchlässig.<br />

Gerade für Wanderer oder Trailrunner, denen es mehr aufs Gewicht als<br />

auf Robustheit ankommt, lohnt sich eine solche Jacke. Von Christian Schneeweiß<br />

Eigentlich hatten wir uns von den<br />

ultraleichten Jacken bis maximal<br />

200 Gramm eine relativ homogene<br />

Sammlung von Windbreakern<br />

erwartet. Heraus kam eine kunterbunte<br />

Vielfalt von extrem leichten und<br />

winzig verpackbaren Windbreakern über<br />

extrem dampfdurchlässige und elastische,<br />

aber nur windresistente Leicht-Softshells<br />

bis hin zu den leichtesten wasserdichtatmungsaktiven<br />

Membranjacken.<br />

LUFTIG<br />

Netz- oder Stretchmaterial<br />

unter den Achseln<br />

sorgt für die nötige<br />

Kühlung bei hoher<br />

Aktivität.<br />

SCHLÜSSIG<br />

Die Abschlüsse sollten<br />

gut abdichten, vor allem<br />

wenn sie aus Lycra sind.<br />

Verstellbare Bündchen hingegen<br />

lassen sich exakt<br />

anpassen.<br />

Foto: Hans Herbig<br />

▶ Minimal: Gewicht und Packmaß<br />

Ultraleichtjacken sind winzig verpackbar<br />

und können den ganzen Sommer und<br />

Herbst im Tagesrucksack bleiben, ohne<br />

durch Volumen oder Gewicht zu stören:<br />

Der raumsparendste Windbreaker dieser<br />

Übersicht braucht nur einen Viertel Liter<br />

Platz (Mountain Hardwear), das voluminöseste<br />

Windshell dagegen mehr als zwei Liter<br />

(Sir Joseph). Fast alle Modelle sind in eine<br />

Jackentasche verpackbar (erkennbar am<br />

Zipper innen und außen), das Modell von<br />

Mammut lässt sich anschließend sogar per<br />

Gummiband um die Taille fixieren, wie<br />

man es von K-Ways aus den 1970er- und<br />

80er-Jahren gewohnt war. Etablierter sind<br />

mittlerweile die Pack-Taschen, die man<br />

mit Schlaufe per Karabiner am Klettergurt<br />

befestigen kann.<br />

Tendenziell sind die hauchdünnen Windbreaker<br />

am leichtesten (mit Kapuze bis<br />

150 g), die atmungsaktiven Hardshells<br />

weniger leicht, am meisten bringen aber<br />

die windgekühlten Wind- oder Softshells<br />

auf die Waage: Mountain Hardwear kommt<br />

in XL trotz Kapuze auf nur 70 Gramm, die<br />

nicht ganz winddichte und dafür extrem<br />

dampfdurchlässige Jacke von Rab kommt<br />

auf 220 Gramm.<br />

Das Federgewicht hat natürlich seinen<br />

Preis. Nicht in Form von Kosten, denn die<br />

liegen bei Windbreakern um die 100 Euro.<br />

Selbst bei den wasserdicht-atmungsaktiven<br />

Modellen mit Membran zahlt man<br />

sogar noch unter 200 Euro. Jedoch ist die<br />

Abrieb- und Reißfestigkeit verglichen mit<br />

üblichen Wetterschutz-Jacken äußerst gering.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


»In Sachen Beweglichkeit<br />

bieten die Windbreaker<br />

durchwegs hohen Komfort.«<br />

Georg Steinbichler, Tester<br />

▶ Maximal: Komfort und Beweglichkeit<br />

Obwohl Windbreaker wie Plastikhäute<br />

aussehen, fühlen sich die vorgestellten<br />

Modelle nicht unangenehm auf der Haut<br />

an (außer bei Schwitzen). Sie sind sogar<br />

etwas dampfdurchlässig. Zusätzlich besitzen<br />

die hochwertigeren Modelle Netzeinsätze<br />

zur Lüftung unter den Achseln.<br />

Windshells haben stattdessen Taschenlüftungen,<br />

Regenjacken gar keine oder<br />

wenig effektive, überlappte Lüftungen an<br />

Achseln oder Rücken. Bei schweißtreibenden<br />

Aktivitäten bestehen nur diejenigen<br />

Wind- und Softshells den Komfort-Test auf<br />

der Haut (v. a. Rab), die auch die höchste<br />

Dampfableitung besitzen. Mit letzteren<br />

kann lediglich die neue Membran von<br />

Marmot konkurrieren.<br />

Fast alle Modelle besitzen ein verlängertes<br />

Rückenteil (Sir Joseph über Gesäß) für<br />

Schutz auch bei Aktivitäten mit gebückter<br />

Haltung wie beispielsweise beim Biken.<br />

Die ultraleichten Jacken verrutschen bei<br />

Aktivität auch dank der Rückenverlängerungen<br />

fast nur an den Armen. Ideal für<br />

bewegungsintensive Aktivitäten wie Klettern<br />

oder Klettersteige sind die robusteren<br />

Windshelljacken Rab, Sir Joseph, Haglöfs.<br />

Aber auch Adidas, Mammut und The North<br />

Face sind geeignet, da sie weder verrutschen<br />

noch die Armbewegung behindern.<br />

Der Haupteinsatzzweck von Leichtjacken<br />

sollte aufgrund ihrer mäßigen Robustheit<br />

allerdings eher beim Zustieg zu Klettertour<br />

oder Klettersteig, beim Wandern oder<br />

beim Laufen und Biken liegen.<br />

▶ Material: Schutz vor Wind und Nässe<br />

Wasserdichte Ultraleichtjacken sind im<br />

Sommer für Gipfel und Abstieg nach einer<br />

langen Berg- oder Klettertour ideal geeignet,<br />

wenn die Gefahr eines Gewitter-<br />

▶ Die Jacken im Vergleich …<br />

ADIDAS<br />

Terrex Zupalite Jacket<br />

Info: www.adidas.com<br />

Preis: 119,95 €<br />

Gewicht: 125 g (Gr. 52)<br />

Material: Ripstop-Polyamid Climaproof Wind<br />

Packvolumen: ca. 1,3 L<br />

Dichtigkeit: Der Stoff schützt effektiv vor<br />

Wind, die Imprägnierung vor leichtem Regen.<br />

Komfort: Rücken verlängert, Mesh-Einsätze<br />

für Achsel-Ventilation, große Napoleontasche.<br />

Sehr dampfdurchlässig.<br />

Funktion: Front-RV innen abgedeckt,<br />

Kapuzenzug und Rumpfzüge exakt anpassbar,<br />

Gummibündchen weit.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Hauchdünne Windhaut<br />

Der transparente und kaum spürbare Hoody<br />

mit Lüftung ist schlank geschnitten und außer<br />

an den Ärmeln top gegen Wind abgedichtet.<br />

Die Kapuze ist bedingt helmtauglich.<br />

Armrefl ektoren, Packtasche mit Hängschlaufe.<br />

Nur Sommerkollektion (erhältlich bis August).<br />

BERGHAUS<br />

Vapourlite Speed Windshirt Jacket<br />

Info: www.berghaus.com<br />

Preis: 90 €<br />

Gewicht: 125 g (Gr. XL)<br />

Material: dicht gewebtes AF-Polyamid<br />

Packvolumen: ca. 350 ccm<br />

Dichtigkeit: Der vollimprägnierte Stoff ist<br />

winddicht, dauerhaft wasserresistent und sehr<br />

dampfdurchlässig.<br />

Komfort: Jacke mit zwei großen RV- und<br />

innerer Schub-Tasche (eine mit Kabel-Ausgang)<br />

sowie Mesh unter Achseln zur Lüftung<br />

Funktion: Zu den Gummibündchen an Ärmeln<br />

und Rumpf kommt nur ein Hals-Kragen.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Ultraleichtes Taschenwunder<br />

In dem kaum spürbaren, belüfteten und<br />

100 % winddichten Windbreaker ohne<br />

Kapuze lässt sich ein Großteil der Ausrüstung<br />

für Sommertouren transportieren. Der winzige<br />

Front-RV ist kniffl ig zu bedienen. Refl ektoren,<br />

winziger Packbeutel statt Taschen-Verpackung.<br />

HAGLÖFS<br />

Shield Hood<br />

Info: www.haglofs.se Preis: 130 €<br />

Gewicht: 195 g (Gr. XL)<br />

Material: recyceltes Ripstop-Polyester +<br />

Softshell 50 % recycelt<br />

Packvolumen: ca. 1,2 L<br />

Dichtigkeit: Die winddichte und wasserresistente<br />

Hybridjacke ist an Rücken und Achseln<br />

sehr dehnbar und dampfdurchlässig.<br />

Komfort: Innen abgedeckter Front-RV,<br />

Daumenlöcher und langer Rücken mit Tasche<br />

machen bereit für extremere Einsätze.<br />

Funktion: Abdichtung durch Gummizüge am<br />

Rumpf, Lycra an Ärmeln, 3D-Züge an Kapuze.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Bewegungskünstler<br />

Die voluminöse, dampfdurchlässige Hybridjacke<br />

macht jede Bewegung mit und<br />

ist an Rücken und Achseln feuchtesaugend.<br />

Die Verstellung der helmtauglichen Kapuze<br />

ist sehr effi zient. Refl ektor klein, verpackbar<br />

in Napoleontasche, Bluesign-zertifi ziert.<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


KAPUZE<br />

Gummizüge zum Verstellen<br />

und ein fester Schild<br />

sorgen für freie Sicht,<br />

während der Kopf vor<br />

Nässe oder Wind gut<br />

geschützt wird.<br />

Fotos: Hans Herbig, Hersteller<br />

TIPP<br />

Allround<br />

TIPP<br />

Komfort<br />

TIPP<br />

Robust<br />

LA SPORTIVA<br />

Oxygen Windbreaker Pullover<br />

Info: www.lasportiva.com<br />

Preis: 94,95 € Gewicht: 105 g (Gr. XL)<br />

Material: dünnstes Ripstop-Nylon<br />

+ dichte Mikrofaser<br />

Packvolumen: ca. 700 ccm<br />

Dichtigkeit: Der extrem dünnhäutige,<br />

elastische Überzieher ist stark windresistent<br />

sowie wasserabweisend imprägniert.<br />

Komfort: Hinterlegter Brust-RV und<br />

Netztasche für Kleinkram reduzieren Gewicht,<br />

eine Verlängerung schützt den Rücken.<br />

Funktion: Lycra-Abschlüsse an Rumpf und<br />

Ärmeln, Gummi an anliegender Kapuze<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Dünnhäutiger Überzieher<br />

Der dampfdurchlässige Blouson für bewegungsintensive<br />

Aktivitäten ist federleicht und<br />

doch funktionell genug, der Stoff jedoch<br />

relativ anfällig. Die Kapuze ohne Verstellmöglichkeit<br />

bietet vollen Windschutz. Daumenschlaufen<br />

und Stautasche mit Schlaufe.<br />

MAMMUT<br />

MTR 201 Rainspeed Jacket<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Preis: 180 €<br />

Gewicht: 190 g (Gr. XL)<br />

Material: Drytech 2,5 Lagen<br />

Packvolumen: ca. 1,7 L<br />

Dichtigkeit: Mit 10 000 mm Wassersäule<br />

wasserdicht, die Atmungsaktivität (15 000 g/<br />

m²/24 Std.) liegt im mittleren Bereich.<br />

Komfort: Ventilation unter Schulterblättern,<br />

etwas längerer Rücken, etwas Stretch<br />

Funktion: Ärmel mit elastischen Bündchen,<br />

zweihändige Gummizüge am Rumpf, einrollbare<br />

Kapuze mit Gummibändchen und Schild.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Sportlicher Nässeschutz<br />

Die wasserdichte Lauf- und Bike-Jacke ist<br />

super abgedichtet – bis auf die zu große<br />

Kapuze. Die Lüftung ist ineffektiv, der Front-RV<br />

zu klein. Napoleontasche mit Kabelführung<br />

für MP3-Player, rundum Refl ektoren,<br />

Fairwear- und Bluesign-zertifi ziert.<br />

MARMOT<br />

Essence Jacket<br />

Info: www.marmot.com<br />

Preis: 180 €<br />

Gewicht: 185 g (Gr. XL)<br />

Material: 2,5-lagiges Membrain Nano Pro<br />

Packvolumen: über 2 L<br />

Dichtigkeit: Das ultraleichte Hardshell ist<br />

wasserdicht (10.000 mm) und extrem<br />

atmungsaktiv (47 000 g/m 2 /24 Std.).<br />

Komfort: geschütztes Achselmesh, Kinnpatte,<br />

minimaler Zwei-Wege-Stretch, Napoleontasche.<br />

Funktion: wasserdichter Front-RV hinterlegt,<br />

Ärmel (Gummi-)Bündchen, Gummizug an<br />

Rumpf und Kapuze mit Schild.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Dampfdurchlässiger Regentrotzer<br />

Die funktionellste, atmungsaktivste Regenjacke<br />

mit super Abdichtung ist voluminös, der wasserdichte<br />

RV etwas schwergängig, die Anpassung<br />

der helmtauglichen Kapuze mit breitem<br />

Schild effi zient, aber die Sicht ohne Helm<br />

eingeschränkt. Refl ektoren, keine Verpackung.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97


▶ So testet der <strong>Bergsteiger</strong><br />

Verrutschen und Beweglichkeit spielen vor<br />

allem bei aktiven Sportarten eine Rolle. Beide<br />

Eigenschaften korrespondierten meist, so dass<br />

die Eignung der Jacken für passivere oder intensivere<br />

Aktivitäten häufi g recht eindeutig war.<br />

Bei der Abdichtung an den Rumpfsäumen<br />

zeigten sich kaum Unterschiede, umso mehr<br />

an den nicht anpassbaren Ärmelbündchen und<br />

den Kapuzen. Die Jacke ohne Kapuze bekam<br />

einen Punktabzug.<br />

Die Windresistenz wurde mit einem Fön plus<br />

Durchatmen mit dem Mund geprüft. Es konnte<br />

somit letztlich zwischen winddicht, annähernd<br />

dicht und windresistent unterschieden werden.<br />

Der Käufer muss entscheiden, ob ihm Windschutz<br />

oder Dampfdurchlass wichtiger ist.<br />

Wasserresistenz: Der mit einer Brause geprüfte<br />

Abperleffekt vor dem ersten Waschen war<br />

phänomenal: Bei allen Ultraleichtjacken<br />

perlte das Wasser gut, bei<br />

wasserdichten Jacken sehr gut ab<br />

und ließ sich bis auf winzige Tröpfchenreste<br />

vollständig abschütteln.<br />

Da die Unterschiede bei Atmungsaktivität<br />

bzw. Dampfdurchlass<br />

(MVTR-Wert = g/m 2 /24 Std.) während<br />

des Sports sehr abhängig von den<br />

physiologischen Eigenheiten der<br />

Testperson waren, wurde der Dampfdurchlass<br />

zusätzlich durch Legen<br />

der Jackeninnenseite über einen Becher<br />

mit 50° warmem Wasser geschätzt, über<br />

den ein Spiegel gehalten wurde. Bei den Jacken<br />

mit bester Dampfdurchlässigkeit lief er in unter<br />

zehn Sekunden an, bei den »nicht atmenden«<br />

Modellen auch nach 30 Sekunden noch nicht.<br />

Auch wenn die Membran von Hardshells<br />

wasserdicht ist, sollte der Oberstoff<br />

imprägniert sein: Vollgesaugt ließe er kaum<br />

noch Dampf durch, so dass man bei<br />

Aktivität von innen nass geschwitzt wäre.<br />

MOUNTAIN HARDWEAR<br />

Ghost Whisperer Hooded Jacket<br />

Info: www.mountainhardwear.com<br />

Preis: 180 €<br />

Gewicht: 70 g (Gr. XL)<br />

Material: Ripstop-Polyamid<br />

Packvolumen: ca. 270 ccm<br />

Dichtigkeit: Die leichteste Jacke mit Kapuze ist<br />

winddicht und wasserresistent.<br />

Komfort: Die minimalistische Jacke mit etwas<br />

längerem Rücken ist sehr atmungsaktiv und<br />

besitzt nur ein Schlüsseltäschchen.<br />

Funktion: Der Rumpfabschluss ist schlicht ein<br />

Saum mit Gummieinsätzen, Kapuze und Ärmel<br />

besitzen Gummibündchen.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

TIPP<br />

Gewicht<br />

▶ FAZIT: Schlichtes Leichtgewicht<br />

Die wohl leichteste Kletter- und Bikejacke<br />

ist kaum spürbar und winzig, aber knapp in<br />

die Schlüsseltasche packbar. Das Volumen<br />

der helmtauglichen, gut mitdrehenden Kapuze<br />

ist etwas weit. Refl ektoren, in Täschchen<br />

verstaubar, relativ teuer.<br />

OUTDOOR RESEARCH<br />

Helium II Jacket<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Preis: 160 €<br />

Gewicht: 175 g (Gr. L)<br />

Material: 2,5-lagiges Pertex Shield Plus<br />

Packvolumen: ca. 750 ccm<br />

Dichtigkeit: Die Jacke ist wasserdicht<br />

(13 000 mm), sehr atmungsaktiv (20 000 g/<br />

m 2 /24 Std.) und natürlich winddicht.<br />

Komfort: Minimalistische Regenjacke mit<br />

Napoleontasche und Kinnpatte.<br />

Funktion: wasserdichter Front-RV, Ärmel<br />

(Gummi-)Bündchen, Gummizug Rumpf,<br />

Kapuze mit Schild und 3D-Verstellungen.<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Regenjacke mit Mini-Packmaß<br />

Die relativ robuste, atmungsaktive und<br />

dauerhaft imprägnierte Regenjacke ist winzig<br />

in ihre Innentasche verpackbar. Der fast<br />

100 % wasserdichte RV ist schwergängig,<br />

die Rückenlänge etwas kurz, die helmtaugliche<br />

Kapuze dichtet nicht vollständig.<br />

RAB<br />

Alpine Jacket<br />

Info: www.rab.uk.com<br />

Preis: 119,95 €<br />

Gewicht: 220 g (Gr. 54/XL)<br />

Material: Ripstop-Nylon Pertex Equilibrium<br />

Packvolumen: knapp 2 L<br />

Dichtigkeit: Fast winddicht (95 %), extrem<br />

dampfdurchlässig, aber weniger wasserresistent,<br />

der Front-RV hinterlegt<br />

Komfort: Rücken verlängert, zwei große<br />

hochgesetzte RV-Taschen mit Lüftung,<br />

vollwertiger Stretch<br />

Funktion: Gummibündchen und -züge, einrollbare<br />

helmtaugliche Kapuze mit 3D-Zügen<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

TIPP<br />

Bewegung<br />

▶ FAZIT: Dampfdurchlässigstes Softshell<br />

Das dehnbare Softshell mit bester, helmtauglicher<br />

Kapuze ist ein Bewegungskünstler<br />

mit extremem Dampfdurchlass, jedoch<br />

weniger Nässeschutz. Dank der relativ hohen<br />

Abriebsresistenz eine Berg- und Kletterjacke<br />

nicht nur für den Notfall.<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Die Imprägnierung sollte<br />

man schon nach wenigen Wäschen<br />

oder Regengüssen nachrüsten –<br />

und nicht erst nach Dutzenden.<br />

schauers besteht. Ihre Atmungsaktivität ist<br />

gut bis sehr gut (15–20 000 g/m 2 /24 Std.),<br />

die der neuen Membran von Marmot mit<br />

49 000 g extrem. Alle anderen Jacken sind<br />

dagegen »nur« wasserresistent, halten also<br />

Nieseln, aber keinem Dauerregen oder heftigem<br />

Gewitterguss stand. Die dauerhaft<br />

wasserabweisende Ausstattung (DWR) ist<br />

bei allen Jacken gut. Man sollte sie aber<br />

schon nach wenigen Wäschen oder Regengüssen<br />

nachimprägnieren – und nicht<br />

erst nach Dutzenden, wie mancher Hersteller<br />

angibt. Während die meisten Windbreaker<br />

praktisch winddicht und somit<br />

ideal für die windigen Übergangszeiten<br />

sind, erreichen stark dampfdurchlässige<br />

Windshells wie beispielsweise die Modelle<br />

von Rab und Haglöfs nur 80 bis 90 Prozent<br />

Windschutz. Diese neuartigen Jacken lassen<br />

sich auch bei bewegungsintensiver Aktivität<br />

tragen, ohne gleich ins Schwitzen<br />

zu geraten.<br />

TIPP<br />

Die perfekte Jacke<br />

• Ultraleicht-Jacken sind ideal zum Wandern,<br />

für Kletterzustiege wie auch zum Laufen und<br />

Biken geeignet – nicht dagegen für Trekkingoder<br />

Hochtouren mit schwerem Rucksack<br />

oder für Klettersteige. Beim Klettern muss<br />

man zwischen Gewicht und Robustheit<br />

abwägen.<br />

• Liegt die Winddichtigkeit des Materials nur<br />

bei 80-90 Prozent, ist die Dampfdurchlässigkeit<br />

erhöht und die Jacke eignet sich<br />

besser für schweißtreibende Aktivitäten.<br />

• Eine gut sitzende Kapuze schützt erheblich<br />

besser gegen Wind oder Regen als nur ein<br />

Kragen plus Windkappe.<br />

• Separate Beutel mit Gummizug ermöglichen<br />

kleinstes Packmaß, können aber<br />

verloren gehen. Deshalb sollte die Jacke<br />

klein, aber nicht zu knapp in einer ihrer<br />

Taschen verstaubar sein.<br />

SIR JOSEPH<br />

Mera Jacket<br />

Info: www.xtrym.de<br />

Preis: 89,90 €<br />

Gewicht: 180 g (Gr. XL)<br />

Material: Ripstop-Nylon Softex NIUS<br />

Packvolumen: ca. 2 L<br />

Dichtigkeit: 95 % winddicht, wasserresistent<br />

(DWR 600 mm), etwas dampfdurchlässig<br />

Komfort: Schnitt und Rücken länger, 2 große<br />

hochgesetzte RV-Taschen mit Lüftung, leichtgängiger<br />

Zwei-Wege-Front-RV<br />

Funktion: Lycra-Abschlüsse, Einstellzug an<br />

Rumpf und Kapuze, windresistenter Zwei-Wege-<br />

Front-RV innen abgedeckt<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

TIPP<br />

Preis/Lstg.<br />

▶ FAZIT: Anpassbares Komfort-Windshell<br />

Das Windshell mit hoher Abriebresistenz und<br />

perfekter Abdichtung bietet top Anpassung<br />

und rundum super Beweglichkeit für Alpinund<br />

Klettertouren. Längste Jacke mit größtem<br />

Packvolumen und geräumigen Lüftungstaschen.<br />

Ab September im Handel.<br />

THE NORTH FACE<br />

Verto Storm Jacket<br />

Info: www.thenorthface.eu<br />

Preis: 200 €<br />

Gewicht: 230 g (Gr. XL/58)<br />

Material: HyVent 2,5 L mit Ripstop<br />

Packvolumen: 1,3 L<br />

Dichtigkeit: wasserdichte (20.000 mm) und<br />

hoch atmungsaktive Jacke mit hinterlegtem,<br />

windresistentem Reißverschluss<br />

Komfort: längerer Rücken, weiche Kinnpatte<br />

und zwei große Brusttaschen mit Netzlüftung<br />

Funktion: Rumpf- und Kapuzensaum<br />

mit Gummieinsätzen, Ärmelabschlüsse mit<br />

Gummibünden<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Nässeschutz für Aktive<br />

Wasserdicht-atmungsaktive Jacke für<br />

bewegungsintensive Aktivitäten. Positiv sind<br />

die großen Taschen, super Refl ektoren und<br />

das geringe Packmaß in der Innentasche.<br />

Die Kapuze mit kleinem Schild ist nur bedingt<br />

helmtauglich, wenn auch gut anpassend.<br />

VAUDE<br />

Viso Jacket<br />

Info: www.vaude.com<br />

Preis: 80 €<br />

Gewicht: 150 g (Gr. 54/XL)<br />

Material: Windproof 80 Ripstop-Polyamid<br />

Packvolumen: ca. 880 ccm<br />

Dichtigkeit: Die klassische Jacke bietet<br />

100 % Windschutz und hohe Wasserresistenz,<br />

aber keinen Dampfdurchlass.<br />

Komfort: Eher schlanke Jacke mit kaum<br />

verlängertem Rücken, zwei große Seitentaschen<br />

außen und Schubfächer innen<br />

Funktion: Lycra-Abschlüsse an den Säumen,<br />

windresistenter Front-RV hinterlegt<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

VERRUTSCHEN<br />

BEWEGLICHKEIT<br />

ABDICHTUNG<br />

DAMPFDURCHLASS –<br />

▶ FAZIT: Günstiger Windschutz<br />

Die schlanke Jacke ist ein Taschenwunder,<br />

passt sich ohne Einstellungen super an, bildet<br />

aber bei Schwitzen eine Feuchteschicht. Die<br />

Ziernähte sind kontraproduktiv. In Napoleontasche<br />

mit Hängschlaufe verpackbar.<br />

Bluesign-zertifi ziert, Fairwear Foundation<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99


Sonne, Wind und Regenschauer:<br />

Im Herbst muss man<br />

auf alles vorbereitet sein.<br />

▶ Bündchen und Reißverschlüsse<br />

Die Front-Reißverschlüsse der Schutzjacken<br />

sind meistens innen gegen Wind und<br />

Nässe hinterlegt und besitzen einen Kinnschutz.<br />

Aus Gewichtsgründen sind die<br />

Zipper oft sehr klein, was sich in schwergängigem<br />

Einhaken beim Zuziehen äußern<br />

kann. Während sich der Rumpf per<br />

Gummizug am Saum durchwegs simpel<br />

und gut abdichten lässt, sind die Ärmel<br />

mit Gummi- oder Lycrabündchen nicht<br />

anzupassen und häufig etwas weit; beim<br />

Kauf sollte man also darauf achten, dass<br />

sie zum individuellen Handgelenk passen.<br />

Fast alle vorgestellten Modelle besitzen<br />

vernünftigerweise Kapuzen, die teils<br />

durch nur einen Hinterkopfzug angepasst<br />

werden und sich gut mit dem Kopf drehen<br />

lassen. Allerdings dichten einige Modelle<br />

im Halsbereich kaum ab. Die 3D-Züge<br />

funktionellerer Kapuzen sind nur bei Rab<br />

und Sir Joseph perfekt. Und zwar mit oder<br />

ohne Helm, während die meisten voll<br />

helmtauglichen Kapuzen für den Kopf zu<br />

groß sind (v. a. Mammut).<br />

◀<br />

▶ Resümee<br />

Bisher zeichneten sich Ultraleichtjacken<br />

durch minimales Gewicht und Packmaß<br />

sowie vollständigen Windschutz aus, hatten<br />

aber auch die Nachteile von relativ geringer<br />

Festigkeit und Funktionalität. Die Innovationen<br />

in der Textilwelt hin zu immer leichteren<br />

Stoffen haben es möglich gemacht, auch<br />

die leichtesten Jacken zu günstigen Preisen<br />

mit Funktionen zu versehen, die es bisher<br />

nur bei mindestens doppelt so schweren<br />

Schutzjacken gab. Die leichteren Windbreaker<br />

(mit Kapuze unter 150 g) sind heute<br />

sehr dampfdurchlässig und doch wasserresistent.<br />

Schwerere Modelle (zwischen 150<br />

und 200 g) sind nicht nur robuster, sondern<br />

auch wasserdicht oder extrem dampfdurchlässig<br />

– nämlich Hardshells mit Membran<br />

bzw. »nur« windresistente Windshells. Die<br />

Strapazierfähigkeit von Ultraleichtjacken ist<br />

nach wie vor naturgemäß geringer. Die Abdichtung<br />

an den Ärmeln – teils auch an den<br />

Kapuzen – ist noch verbesserungsfähig.<br />

Foto: Hans Herbig<br />

Im nächsten Heft: Isolationswesten<br />

Westen wärmen den Körper und tragen im Vergleich zu<br />

Jacken kaum auf. Sie sind damit ideal für einfachen Schutz<br />

bei Gipfelrasten, aber auch für bewegungsintensive<br />

Aktivitäten an kühlen Tagen. In Kombination mit einer leichten<br />

Schutzjacke machen sie im Winter die Mitnahme einer<br />

Isolationsjacke überflüssig.<br />

Fotos: Christian Schneeweiß (3)<br />

Lüftung: Windbreaker sind trotz ihres extrem<br />

dünnen, oft semitransparenten Stoffs<br />

winddicht, lassen aber wenig Schweißdampf<br />

durch. Eine offene Achsellüftung schafft<br />

etwas Kühlung (Adidas).<br />

Verpackung: Zum Verstauen im Rucksack<br />

werden fast alle Ultraleichtjacken in eine<br />

ihrer Taschen verpackt. So kommt zum<br />

Federgewicht ein Mikrovolumen (Outdoor<br />

Research).<br />

Abdichtung: Während robustere Hardshells<br />

zur Ärmelabdichtung einen sehr variablen<br />

Klettverschluss besitzen, müssen Leichtjacken<br />

meist mit wenig elastischen Gummibündchen<br />

auskommen (The North Face).<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Warum in die Ferne schweifen...<br />

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AUF TOUR<br />

SERIE:<br />

Von Null aufs Dach der Alpen<br />

Komm auf<br />

Hochtouren!<br />

Für angehende <strong>Bergsteiger</strong> gibt es keinen<br />

größeren Schritt als den vom Wandern<br />

zur Hochtour auf Gletschern. Dabei kann auch<br />

der ganz leicht ausfallen, wenn man einige<br />

Dinge beachtet. Von Moritz Baumstieger<br />

Teil 1 – Gehschule<br />

Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />

Teil 3 – Berglauf<br />

Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />

Teil 5 – Erster »Zweier«<br />

Teil 6 – Ausrüstung<br />

Teil 7 – Ernährung<br />

Teil 8 – Schneeschuhtour<br />

Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />

Teil 10 – Hochtourentechnik<br />

Teil 11 – Wetterkunde<br />

Teil 12 – Hochtourentaktik<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


EINE INITIATIVE VON +<br />

Foto: Archiv Mammut / Thomas Senf<br />

in dem sich Passagen mit Firnauflage und<br />

Blankeisstellen abwechseln. Hier versucht<br />

man zunächst, ein Gefühl für das Laufen<br />

ohne Steigeisen zu bekommen. Um beim<br />

schrägen Gehen am Hang möglichst viel<br />

Halt zu bekommen, empfehlen Bergprofis<br />

den sogenannten »Sichelgang«: Die Sohlenkante<br />

wird in den Firn gerammt und<br />

dann belastet, so werden kleine Trittflächen<br />

geschaffen.<br />

Noch bevor der Firn in Blankeis übergeht,<br />

werden in sicherer Position die Steigeisen<br />

angelegt. Nun muss die Gehtechnik<br />

gewechselt werden – und zwar grundlegend.<br />

Anstatt wie bisher nur einen Teil der<br />

Sohle einzusetzen, muss jetzt die gesamte<br />

Fläche genutzt werden. Und anstatt den<br />

Fuß beim Schritt wie gewohnt abzurol-<br />

Abkühlung gefällig? Nach einem<br />

heißen Bergsommer im unwegsamen<br />

Gelände, auf Klettersteigen<br />

und beim Trailrunning<br />

geht es nun ins ewige Eis –<br />

wer auf den Mont Blanc will, muss sich<br />

auch auf Gletschern bewegen können.<br />

»Die Sicherheit im Eis wird von zwei Faktoren<br />

beieinflusst«, erklärt der Bergführer<br />

und Hochtouren-Spezialist Franz Hölzl.<br />

»Einerseits von der Gefahr, die von Gletscherspalten<br />

ausgeht, andererseits von der<br />

Absturzgefahr«.<br />

Um Spaltenstürze zu vermeiden oder<br />

wenigstens unbeschadet zu überstehen,<br />

braucht es Erfahrung und Wissen in der<br />

Sicherungstechnik und der Spaltenbergung.<br />

Beides im Rahmen eines Artikels<br />

vermitteln zu wollen, wäre vermessen.<br />

Hochtouren-Grünschnäbel sollten sich<br />

daher Bergführern oder erfahrenen<br />

Freunden anschließen. Noch größer ist<br />

der Lerneffekt auf einem speziellen Hochtourenkurs<br />

beim Alpenverein oder einer<br />

Bergschule. Alle Infos dazu finden Sie im<br />

Infokasten auf Seite 104.<br />

Die Absturzgefahr hingegen wird durch<br />

die richtigen Gehtechniken minimiert.<br />

Schon ein kleiner Strauchler oder Ausrutscher<br />

kann im Eis zu einem Absturz führen.<br />

Sicher zu gehen, ist also lebenswichtig.<br />

Das kann man lernen – und sollte es<br />

auch dann, wenn sich um alles andere<br />

ein Bergführer oder erfahrene Partner in<br />

der Seilschaft kümmern. Für den Anfang<br />

sucht man sich ein flaches Gletscherstück,<br />

Nach einigen<br />

Übungstouren rücken<br />

Ziele wie der Alphubel<br />

(4210 m) bald<br />

in Reichweite.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103


TRAININGSPLAN<br />

von der Mammut Alpine School<br />

1 Das Sprunggelenk gelenkig machen<br />

Ziel: Beim Gehen auf dem Gletscher<br />

ganz automatisch die ganze Sohle aufsetzen<br />

Umsetzung: Natürlich ersetzt nichts die<br />

Erfahrung auf echtem Eis – um die richtige<br />

Gehtechnik zu verinnerlichen, kann aber auch<br />

»Trockenschwimmen« nützlich sein. Nehmen<br />

Sie sich deshalb bei der nächsten Bergtour ein<br />

paar Minuten Zeit (vielleicht, während die anderen<br />

über die Karte gebeugt diskutieren oder<br />

sich auf dem Gipfel sonnen) und gehen Sie,<br />

als wären Sie auf dem Eis: Die ganze Sohle des<br />

Schuhs wird aufgesetzt – und so gelernt, welche<br />

Dehnung das Sprunggelenk noch kann und<br />

wann Schluss ist.<br />

Besonders beachten: Nicht abrollen!<br />

Den Fuß platt auf den Boden aufsetzen –<br />

und das nicht nur auf dem Wanderweg:<br />

Nutzen Sie alle sich bietenden Geländeformen.<br />

Geh-Übungen<br />

liefern die nötige<br />

Routine im Umgang<br />

mit Eis und Firn.<br />

INFO<br />

Hochtourenkurse<br />

2 Stürzen will gelernt sein<br />

Ziel: Rutschen durch die Liegestütz-Position<br />

stoppen<br />

Umsetzung: Suchen Sie sich an einem Nachmittag<br />

nach der Tour einen schönen, weichen<br />

Firnhang, der sanft und ohne Steine ausläuft.<br />

Und nun spielen Sie Stuntman. Mal geht es<br />

auf dem Bauch, mal kopfüber, mal auf dem<br />

Rücken Richtung Tal. Versuchen Sie, durch den<br />

Einsatz von Ellenbogen und Händen möglichst<br />

schnell in die Liegestütz-Postion zu kommen<br />

und den Sturz zu stoppen.<br />

Besonders beachten: Um auch für Stürze mit<br />

Steigeisen gewappnet zu sein, machen Sie<br />

ein paar Versuche, bei denen die Füße nicht<br />

zum Bremsen eingesetzt werden, sondern<br />

nur die Knie. Und: Ziehen Sie bei all dem<br />

vielleicht nicht unbedingt Ihre neueste<br />

Hardshell-Jacke an.<br />

Das große 4000er-Gewinnspiel<br />

Ausschneiden, sammeln und mit<br />

allen 12 Coupons eine Besteigung<br />

des Mont Blanc mit der Mammut<br />

Alpine School gewinnen.<br />

COUPON 4<br />

len, wird nun die Sohle platt aufs Eis gesetzt.<br />

Die Idee hinter dieser gewöhnungsbedürftigen<br />

Gehtechnik ist, alle zehn bis<br />

zwölf Zacken des Steigeisens unter der<br />

Sohle ins Eis zu rammen, um einen möglichst<br />

stabilen Stand zu bekommen. Diese<br />

Zacken nennen sich »Vertikalzacken« (da<br />

sie im Lot zur Fußsohle stehen) – die Gehtechnik<br />

dementsprechend »Vertikalzacken-<br />

Technik«. »Zu Beginn steht man in einer<br />

offenen Grundstellung, die Zehen sind<br />

leicht nach außen gerichtet«, erklärt Franz<br />

Hölzl. Die Schritte setzt man besser breit:<br />

»Man will ja nicht mit den Frontalzacken<br />

in das Hosenbein fädeln oder die Wade treffen,<br />

was Stolperer zur Folge haben könnte.«<br />

Die gesamte Fußfläche auf den Boden<br />

zu bringen, ist ungewohnt – eigentlich<br />

möchte man wie beim Skifahren die Kanten<br />

einsetzen. Um sicher zu stehen, muss<br />

man den Sprunggelenken etwas Dehnung<br />

abverlangen. Natürlich ist die nicht endlos<br />

möglich: Wird der Hang zu steil, stößt das<br />

Gelenk an seine Grenzen.<br />

Nun kommt die Übersetz-Technik zum Einsatz,<br />

die mehr Können erfordert, um in Serpentinen<br />

aufzusteigen. Die Füße werden<br />

quer zum Hang gestellt, die Schulter nach<br />

vorne gedreht. Erst wird das untere Bein<br />

vor das Standbein gekreuzt. Je stärker die<br />

Zehen dabei in Richtung Tal zeigen, desto<br />

Wo kann ich Kurse belegen?<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder über<br />

eine Alpenvereinssektion (Mitgliedschaft ist<br />

nicht zwingend Voraussetzung) oder eine<br />

der vielen privaten Bergschulen. Eine Liste<br />

aller AV-Sektionen gibt es unter www.alpenverein.de,<br />

ein umfassendes Verzeichnis privater<br />

Bergschulen beim Verband Deutscher<br />

Berg- und Skiführer unter www.vdbs.de<br />

Was kostet das alles?<br />

In der Regel sind die Grundkurse des Alpenvereins<br />

etwas günstiger als die Angebote<br />

privater Bergschulen. Beim DAV liegen die<br />

Kosten bei etwa 70 Euro pro Tag, bei Bergschulen<br />

etwa 100 Euro pro Tag. Dafür ist<br />

hier fehlende Ausrüstung meist im Preis<br />

inbegriffen. Aber auch die Leihgebühren<br />

beim Alpenverein sind gering: Sektionsmitglieder<br />

leihen sich für 2,50 Euro pro Tag<br />

ein »Gletscherset« (Schlingen, Karabiner),<br />

Steigeisen für 2 Euro pro Tag (Nichtmitglieder<br />

5 bzw. 4 Euro).<br />

Was bekomme ich dafür?<br />

Gletscher- oder Hochtourengrundkurse sind<br />

ca. 3- bis 4-tägige Veranstaltungen in kleinen<br />

Gruppen von max. 6 Personen pro Bergführer.<br />

Ausgangspunkt ist meist eine DAV-Hütte in<br />

den Ostalpen. Programmpunkte sind vor allem<br />

Gehtechnik und Tourenplanung, oft auch<br />

Wetterkunde und Orientierung. Die Spaltenbergung<br />

wird manchmal separat angeboten,<br />

sollte aber auf jeden Fall absolviert werden.<br />

Fotos: Archiv Mammut / Thomas Senf (re.), Tobias Bach (ob.), Georg Sojer (Grafik)<br />


sicherer ist der Stand – desto kleiner werden<br />

aber auch die Schritte. Nun wird das<br />

Gewicht verlagert, anschließend das nun<br />

untere Bein hinter dem neuen Standbein<br />

nach oben gesetzt – »im Prinzip ähnlich<br />

wie beim Sirtaki-Tanzen«, erklärt Hölzl.<br />

Kein Hang ist jedoch endlos breit, irgendwann<br />

ist eine Kehre notwendig. »Die ist<br />

immer ein wenig heikel«, sagt Hölzl, »der<br />

Stand ist vergleichsweise instabil, dazu<br />

muss der Pickel in die andere Hand gewechselt<br />

werden.« Dass man den Pickel im<br />

steilen Gelände in der Hand hat, ist keine<br />

Frage, sondern ein Gebot: Man braucht ihn<br />

für einen guten Halt beim Gehen, zum<br />

Bremsen von Stürzen, bei der Spaltenbergung.<br />

Im flacheren Gelände sind Stöcke<br />

bequemer – trotzdem sollte der Pickel<br />

jederzeit griff bereit sein. Eine Option ist,<br />

den Pickelschaft (mit Schaufel nach außen)<br />

unter dem linken Schultergurt hindurch<br />

zu schieben.<br />

»Man geht am besten immer in einem<br />

Dreier-Rhythmus«, erklärt Hölzl. »Der<br />

Pickel wird in stabilem Stand gesetzt –<br />

nicht, wenn die Beine überkreuzt sind.<br />

Dann kommt der erste, dann der zweite<br />

Schritt.« Diesen Rhythmus sollte man auch<br />

bei der Kehre beibehalten: Wird sie nach<br />

links gemacht, wird erst der Pickel bergseitig<br />

gesetzt. Dann wird der rechte Fuß<br />

übergesetzt und so aufs Eis<br />

gedrückt, dass die Ferse in<br />

einem 45-Grad-Winkel zur<br />

Falllinie steht. Der zweite<br />

Schritt mit dem linken<br />

Fuß wird so gesetzt, dass<br />

man in offener Stellung<br />

dasteht, »ein wenig so wie<br />

Charlie Chaplin«. Nach dem Handwechsel<br />

am Pickel kann man nun in die neue Richtung<br />

weitergehen.<br />

Wer auf einem sicheren Gletscherstück<br />

übt, sollte diese Gehtechniken nach ein<br />

bis zwei Stunden beherrschen. »Wenn<br />

es dann an die Anwendung und somit<br />

auf den Berg geht, gilt: Technik geht vor<br />

Tempo«, so Hölzl. Wer sich beeilt, setzt die<br />

Schritte schluderig, schon steigt die Gefahr.<br />

Wichtig ist auch, beim Abstieg und<br />

in vermeintlich ungefährlichem Gelände<br />

nicht abzuschalten. »An den Schlüsselstellen<br />

ist man sowieso bis in die Haarspitzen<br />

fokussiert«, sagt Hölzl. »Die meisten Stürze<br />

passieren dann gegen Ende des Tages und<br />

an Stellen, an denen es keiner erwartet –<br />

weil man in Gedanken schon das Bier auf<br />

der Hüttenterrasse bestellt.«<br />

Kommt es zu einem Sturz, gilt es, möglichst<br />

schnell in die Liegestütz-Position zu kommen,<br />

um das Rutschen zu bremsen. Man<br />

drückt den Körper mit Armen und Beinen<br />

vom Hang weg und kommt so bald zum<br />

Stehen. Hat man Steigeisen an den Füßen,<br />

ist die Sache schwieriger – wenn man sie<br />

ins Eis drücken würde, könnte das einen<br />

Überschlag zu Folge haben. Deshalb werden<br />

die Unterschenkel und Füße vom Hang<br />

weggehoben, während man mit Knien<br />

und dem Pickel versucht zu bremsen.<br />

TOUR<br />

TIPP: Für Hochtouren ohne<br />

Steileis-Gelände (< 50° Grad)<br />

sollte die Länge des Eispickels<br />

so gewählt werden, dass<br />

seine Pickelspitze, am langen<br />

Arm gehalten, knapp über<br />

dem (ebenen) Boden baumelt.<br />

TOURENTIPP zum Nachgehen<br />

Johannisberg (3453 m), Glocknergruppe<br />

▶ leicht 3–4 Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Schöne Einsteiger-Hochtour in<br />

grandioser Umgebung. Die vergletscherten<br />

Anstiege warten mit variablen Steilheiten<br />

auf – ideal für die ersten Schritte im Eis.<br />

Anfahrt: Von München über A8, Kitzbühel,<br />

Mittersill und Hochalpenstraße (Tagesmaut<br />

34 €, gegen Vorlage der aktuellen<br />

BERGSTEIGER-Ausgabe 4 € Rabatt) zur<br />

Franz-Josefs-Höhe (2369 m)<br />

Ausgangspunkt: Oberwalderhütte<br />

(2973 m), erreichbar von der Franz-Josefs-<br />

Höhe über den Gamsgrubenweg (2½ Std.)<br />

Übrigens: In Kopfstütztechnik<br />

verwendet, sollte der<br />

Pickel, anders als in vielen<br />

Hollywood-Filmen, mit der<br />

Schaufel nach vorne zeigen<br />

– damit man die Haue<br />

im Sturzfall in den Hang<br />

rammen kann. Erst wenn<br />

steiles Gelände verlangt, den Pickel einzuschlagen,<br />

zeigt die Haue zum Hang.<br />

Um überhaupt erst einmal in die Liegestütz-Position<br />

zu kommen – wer Pech<br />

hat, rutscht rücklings und Kopf voraus<br />

ins Tal – rammt man seine Ellenbogen in<br />

den Hang, um sich einmal um die eigene<br />

Achse und dann auf den Bauch zu drehen.<br />

»Wichtig ist, dass man nicht zu lange überlegt,<br />

wie man denn nun nach Lehrbuch<br />

zu reagieren hat«, sagt Hölzl. »Vor allem<br />

sollte man schnell und beherzt handeln.«<br />

Jeder Versuch, den Sturz zum Drehen zu<br />

bringen, ist besser, als noch mehr Fahrt<br />

aufzunehmen – wir wollen ja von Null<br />

aufs Dach der Alpen, und nicht in die Gegenrichtung.<br />

◀<br />

Anfangs ungewohnt: Steigeisen erfordern<br />

einen »Cowboygang« und rollen nicht ab.<br />

und mehrere Tunnel (Stirnlampe!)<br />

Verlauf: Von der Oberwalderhütte in nördlicher,<br />

dann westlicher Richtung den Pasterzenboden<br />

oberhalb der Eisbrüche queren<br />

bis zum Gratausläufer des Johanniberges<br />

(ca. 3000 m). Von hier über den<br />

Normalweg südlich des Grates in idealem<br />

Debütantengelände zum Gipfel. Wer bereits<br />

trittsicher und ans Eis gewöhnt ist, dem<br />

bietet die Nordostwand Firn und Eis bis<br />

max. 45 Grad. Alternativ kann auch vom<br />

Nordwestgrad in die Wand gequert werden,<br />

um den Bergschrund zu umgehen.<br />

Abstieg: wie Aufstieg (Normalweg)<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 40 »Glocknergruppe«<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 105


SERVICE<br />

Barfußlaufen am Berg<br />

Moos kitzelt die Zehen, die Sohlen<br />

federn auf Laub, Grashalme<br />

streifen Tautropfen an den Knöcheln<br />

ab: Barfußlaufen ist Gefühl<br />

pur. Doch wer viel Gefühl zulässt, ist<br />

gemeinhin verletzbarer. Spätestens, wenn<br />

sich die ersten spitzen Steine in die nackten<br />

Sohlen bohren, ist der Barfuß-Wanderer<br />

nicht mehr scharf auf eine Steigerung<br />

der Gefühlsintensität.<br />

Weil die westliche Gesellschaft seit Jahrhunderten<br />

ihre Sohlen mit Leder oder Gummi<br />

schützt, ist ihr der natürliche Schutz einer<br />

dicken Hornhaut abhanden gekommen.<br />

Und das nicht nur bei den Großstädtern.<br />

Robert Fliri ist auf einem Bergbauernhof<br />

im Vinschgau groß geworden und arbeitete<br />

als Holzfäller, bevor er sich aus einer Laune<br />

heraus in die Bozener Designakademie einschrieb.<br />

Frühmorgens vor den Vorlesungen<br />

ging er wandern. Am liebsten machte er das<br />

barfuß. »Mir ist aufgefallen, dass ich dabei<br />

viel mehr mitnehme von diesem Naturgefühl,<br />

das ich so dringend brauche«, sagt Fliri.<br />

»Aber nach einer halben Stunde haben<br />

die Sohlen immer so wehgetan, dass ich<br />

die Schuhe wieder anziehen musste.« Als<br />

er an der Akademie die Aufgabe bekam,<br />

ein Produkt zum Thema »Sport is fun« zu<br />

designen, wusste er sofort, was er machen<br />

wollte: einen Barfuß-Schuh.<br />

Barfußwandern<br />

ist romantisch,<br />

birgt aber Verletzungsgefahr.<br />

Ist es gesund oder macht es krank?<br />

Mit der Erfindung der Vibram Five Fingers<br />

trat Fliri eine Lawine los: Back to the roots!<br />

Diverse Hersteller sprangen auf den Trend<br />

auf, Sohlen wurden minimiert, Material<br />

wurde gespart. Barfuß-Schuhe wurden<br />

über den Klee gelobt, weil sie die Bänder<br />

und Muskeln stärkten und überhaupt:<br />

Dem Fuß müssten seine ursprünglichen<br />

Funktionen wiedergegeben werden.<br />

Mit der Euphorie kamen die ersten Negativ-Schlagzeilen:<br />

Frakturen von Mittelfußknochen,<br />

Überreizungen von Bändern,<br />

Zehenspitzengefühl<br />

Den Weg zurück zur Natur laufen manche am liebsten barfuß. Orthopäden<br />

raten zur Vorsicht – nicht nur, weil man sich dabei einen Schiefer einziehen<br />

kann. Was ist dran an den Ratschlägen? Von Dagmar Steigenberger<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


»Der Vorfuß hat<br />

ähnlich wie Hände<br />

die Fähigkeit,<br />

den Boden zu<br />

greifen. Wenn<br />

ich alle Zehen<br />

in eine Kammer<br />

stecke, ist das<br />

Gefühl weg.«<br />

Hobbit-Füße: Mit Zehenschuhen hat man den Boden gut im Griff.<br />

Fotos: Jan Ingenhaag (2), Hersteller<br />

Sehnen und Gelenken. Und die Unsicherheit:<br />

Ist das Laufen in Barfußschuhen nun<br />

gesund oder macht es krank?<br />

Wolfgang Potthast, Experte vom Institut<br />

für Biomechanik und Orthopädie an der<br />

Deutschen Sporthochschule in Köln und<br />

der Arcus Kliniken in Pforzheim, rät dazu,<br />

das Laufen mit Barfußschuhen nicht zu<br />

übertreiben. »Wenn man es dosiert einsetzt<br />

und Erholungspausen zulässt, dann<br />

führt die stärkere Belastung zu einem Trainingseffekt:<br />

Nicht nur Muskeln, sondern<br />

auch Bänder, Sehnen und Knochen werden<br />

gekräftigt.«<br />

Der Rückfußlauf, bei dem die Ferse zuerst<br />

aufsetzt, wechsle bei den meisten zu<br />

einem Mittel- oder Vorfußlauf, mit dem<br />

Stoßbelastungen auf Gelenke abgefedert<br />

werden. Dies entspricht zwar dem natürlichen<br />

Laufstil des Menschen, wenn er barfuß<br />

unterwegs ist, belastet aber auch die<br />

Sehnen und Wadenmuskulatur stärker.<br />

»Die Laufstil-Änderung folgt automatisch«,<br />

erklärt Potthast. Doch der Gehapparat<br />

müsse Zeit bekommen, um sich neu auf<br />

die Ur-Bedingungen einzustellen.<br />

Der Sinn von Zehentaschen<br />

Dass bei den meisten Barfußschuhen ein<br />

hoher Schaft fehlt, ist kein Manko: Durch<br />

die dünnen Sohlen ist die Bodenbeschaffenheit<br />

unmittelbar spürbar, sodass die<br />

Muskeln schnell und instinktiv reagieren<br />

und damit ein Umknicken vermeiden.<br />

Wer in Geröllfeldern und Schotterrinnen<br />

unterwegs ist, sollte trotzdem lieber ein<br />

Paar feste Wanderschuhe zum Wechseln<br />

dabei haben, um Verletzungen am Knöchel<br />

durch kollernde Steine zu vermeiden.<br />

Ein Detail setzte sich bei den Nachahmern<br />

von Fliris Barfuß-Idee nicht durch: die fünf<br />

Zehentaschen. So kommt man durch die<br />

dünnen Sohlen der Vivobarefoot-Schuhe<br />

auf Tuchfühlung mit dem Untergrund,<br />

ohne gleich auszusehen wie ein Hobbit,<br />

einer jener großfüßigen Zwerge aus J. R. R.<br />

Tolkiens Herr-der-Ringe-Trilogie. Wer mit<br />

Vivobarefoots oder auch den luftigen Sandalen<br />

von Luna in unwegsamem Gelände unterwegs<br />

ist, wird allerdings schnell einen<br />

Nachteil spüren: Der breite Zehenraum<br />

mit durchgehender Sohlenplatte vermittelt<br />

wenig Halt im Schuh.<br />

Hat Fliris Five-Fingers-Design also einen Sinn,<br />

der übers Originelle hinaus reicht? »Wenn<br />

man dem Barfuß-Gefühl wirklich nahe<br />

kommen will, dann ist das Fünf-Zehen-<br />

Prinzip essentiell«, bestätigt der Südtiroler<br />

Erfinder und liefert gleich die Erklärung dazu:<br />

»Der Vorfuß hat ähnlich wie Hände die<br />

Fähigkeit, den Boden zu greifen. Wenn ich<br />

alle Zehen in eine Kammer stecke, ist ein<br />

großer Teil von diesem Gefühl weg.« Der<br />

direkte Vergleich der Barfuß-Modelle am<br />

Berg bestätigt Fliris These: »Gehen in Barfußschuhen<br />

ohne Zehentaschen fühlt sich<br />

an wie Autofahren mit nur einem Auge.«<br />

Aber allemal besser als komplett blind. ◀<br />

Drei Paar Schuhe, die dem Barfuß-Gefühl nahe kommen:<br />

Vibram Five Fingers<br />

Trek Sport Sandal<br />

www.vibram-fi vefi ngers.de<br />

UVP 119,90 €<br />

Gewicht: 430 g<br />

(Paar, Gr. 38)<br />

Extras: 4 mm starke Trek-Außensohle<br />

mit leichtem Stollenprofi l,<br />

stoßdämpfende EVA Zwischensohle,<br />

wattierte Schuhzunge,<br />

durchbrochenes Obermaterial,<br />

Schnell-Schnürsystem, refl ektierende<br />

Oberfl äche<br />

Eindruck: Wer das Hineinschlüpfen<br />

einmal raus hat, kommt mit<br />

den extrem gut sitzenden Zehenschuhen<br />

selbst im wilden Gelände<br />

und bei leichten Kletterstellen<br />

hervorragend zurecht. Ausnahme:<br />

Geröll- und Schneefelder!<br />

Vivobarefoot<br />

Trail Freak Ladies<br />

www.vivobarefoot.de<br />

UVP 120 €<br />

Gewicht: 410 g<br />

(Paar, Gr. 38)<br />

Extras: Durchstichfeste Off-<br />

Road-Profi lsohle mit 4,5-mm-<br />

Noppen, dampfdurchlässiges und<br />

fl exibles Obermaterial aus Mesh,<br />

zusätzlicher Stoßschutz dank Laminierung,<br />

Schnell-Schnürsystem<br />

mit Zugband<br />

Eindruck: Ein superleichter,<br />

angenehm zu tragender Schuh<br />

mit gutem Grip. Nur im unwegsamen<br />

Gelände hat der großzügig<br />

bemessene Zehenraum den<br />

Nachteil von zuviel Flexibiliät und<br />

damit zu wenig Halt.<br />

Luna<br />

Oso Sandale<br />

www.luna.com<br />

UVP 139,95 €<br />

Gewicht: 350 g<br />

(Paar, Gr. 9)<br />

Extras: Elf Millimeter dicke<br />

Vibram-Sohle, All-Terrain-Strapping<br />

(ATS) und elastisches Fersenband<br />

zur individuellen Anpassung,<br />

rutschfestes MGT (Monkey Grip<br />

Technology)-Fußbett für nasse<br />

Verhältnisse<br />

Eindruck: Angenehm luftige<br />

Allround-Sandale, die dank ihrer<br />

individuell anpassbaren Fixierung<br />

und der speziellen Vibram-Sohle<br />

selbst auf Bergwanderungen<br />

mit Felskontakt noch relativ guten<br />

Halt verleiht.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 107


Zustiegsschuhe<br />

Salewa MTN Trainer GTX<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Sein kräftiges,<br />

widerstandsfähiges Veloursleder und sein umlaufender<br />

Gummirand machen den MTN Trainer<br />

äußerst stabil, die längere Schnürung macht ihn<br />

gut anpassbar, und die Haftsohle sorgt für<br />

ausgezeichnete Haftung auf Fels und Stein.<br />

Was aktuelle Hightech-Produkte<br />

wirklich können, zeigen sie meist<br />

erst beim Praxistest am Berg.<br />

Hier berichtet die Redaktion, was<br />

sie im Einsatz hatte und wie sie<br />

damit zufrieden war.<br />

Gewicht: 976 g (Paar, UK 8) Obermaterial:<br />

Leder, Gummi Futter: Polyester, Polyamid,<br />

PTFE-Membran Farben: rot, schwarz<br />

Preis: 199,95 € Info: www.salewa.de<br />

▶ Das sagen wir: Eines muss man Salewa<br />

lassen: Design kann das Team der Oberalp Group,<br />

wenn auch für einen respektablen Preis. Zudem<br />

haftet die Sohle nicht nur auf felsigem Untergrund;<br />

sie klebt geradezu daran. Die Gore-Tex-Version<br />

hat das übliche Problem, dass Flüssigkeit<br />

(vulgo:Schweiß) gerne im Schuh bleibt.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■<br />

Dominik, 37<br />

Daunenschlafsack für Damen<br />

Therm-a-Rest Mira<br />

Wende-Isolationsjacke<br />

Berghaus Vapour Light Hypertherm<br />

Leichtrucksack<br />

Patagonia Ascensionist 35L<br />

Fotos: Hersteller, Dagmar Steigenbeger, privat (4)<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Ein Allround-Talent<br />

für Wanderabenteuer von Frühjahr bis Herbst, ob<br />

auf Meereshöhe oder im alpinen Gelände; speziell<br />

auf die Anatomie von Frauen zugeschnitten. Für<br />

Extra-Wärme sorgen ein Fußwärmer, leichte 750+<br />

cuin Gänsedaune und das refl ektierende Futter.<br />

Gewicht: 820 g Füllung: 750+cuin Gänsedaune<br />

(380 g) Komfort: -3° Limit: -9° Extrem: -28°<br />

Preis: 389,95 € Info: www.cascadedesigns.com<br />

▶ Das sagen wir: Tatsächlich gehören kalte Füße<br />

dank der zusätzlichen Zehen-Tasche am Fußende<br />

der Vergangenheit an. Da der Schlafsack oben<br />

weiter geschnitten ist, kann man sich prima darin<br />

drehen. Dass an der Unterseite im Zentrum<br />

die Füllung fehlt (unter den Schlafsack wird ja<br />

die Isomatte eingespannt), macht den Mira zwar<br />

leichter, aber auch etwas unbequemer.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■■<br />

Nina, 34<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Die wärmere Seite aus<br />

einer winddichten AF-Shell hält kühlen Wind<br />

draußen und Körperwärme am Körper. Die kühlere<br />

Seite ist aus luftdurchlässigem Material gefertigt,<br />

das Körperwärme entweichen lässt.<br />

Gewicht: 159 g Material: Polyamid-Ripstop<br />

Farben: grün/d.blau, orange/h.blau Größen:<br />

34–44 Preis: 160 € Info: www.berghaus.com<br />

▶ Das sagen wir: Die gut sitzende Jacke ist so<br />

extrem leicht, dass sie bei Wind sofort wegfl iegt,<br />

wenn sie nicht ordentlich befestigt wird. Dafür<br />

kann sie in dem mitgelieferten Säckchen nur<br />

handtellergroß verpackt werden. Allerding geht die<br />

Leichtigkeit etwas auf Kosten des Komforts: der<br />

minimalistische Reißverschluss ist etwas hakelig.<br />

Angenehm sind der verlängerte Rücken und<br />

die elastischen Bündchen an Ärmeln und Saum.<br />

Tragekomfort ■■■■<br />

Design ■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■<br />

Petra, 55<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Dieser äußerst vielseitige<br />

Kletterrucksack für Blitzbegehungen bietet<br />

alles, was man braucht. Zugriff zum Hauptfach<br />

bietet eine asymmetrische Schutzhülle, die als<br />

Deckel fungiert und sich für rasches Packen weit<br />

öffnen und mit einem Griff verschließen lässt.<br />

Gewicht: 900 g (L/XL) Außenmaße: 63 cm x 30<br />

cm x 26 cm Material: Nylon Farbe: orange, grau<br />

Preis: 139,95 Euro Info: www.patagonia.com<br />

▶ Das sagen wir: Ein bisschen Umdenken ist<br />

gefragt, aber wenn man sich mit dem Rucksack<br />

vertraut gemacht hat, lässt sich das Leichtgewicht<br />

in Windeseile öffnen und schließen. Praktisch ist<br />

der herausnehmbare Alu-Rahmen, so kann man<br />

ihn sowohl für Touren mit schwerem als auch ganz<br />

leichtem Gepäck einsetzen. Helm, Seil und Matte<br />

sowie Ski lassen sich einfach befestigen.<br />

Tragekomfort<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■<br />

Michael, 49<br />

108 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


EVENT<br />

Steile Sache<br />

Das große Saisonfinale von<br />

+<br />

Foto: Mammut<br />

DAS SAISON-FINALE<br />

Termin: Los geht’s am 27. September um<br />

17 Uhr am Hotel »Garden« in Arco am Gardasee.<br />

Das genaue Programm wird je nach<br />

Leistungsstand und Wünschen der Teilnehmer<br />

vor Ort abgestimmt. Das Programm endet<br />

am 30. September um 16 Uhr.<br />

Teilnehmer: 15–30 Personen<br />

Der perfekte Ausklang für den Bergsommer 2014: Das Saisonfinale<br />

in Arco ist für alle jene, die sich den Felswänden<br />

mit den Profis der Mammut Alpine School annähern möchten.<br />

Leistungen<br />

▪ Betreuung durch die Bergführer der MAMMUT<br />

Alpine School<br />

▪ ein Alpine-School-T-Shirt (im Wert von 30,– €)<br />

▪ wahlweise Smart-Sicherungsgerät und Element<br />

Smart HMS-Karabiner oder<br />

MAMMUT Alpine Underwear All Year (beides<br />

im Wert von 50,– €)<br />

▪ umfangreiche Testausrüstung (Schuhe, Softshelljacken,<br />

Hosen, Rucksack, Klettergurt,<br />

Helm, Klettersteigset, Klemmgeräte, Seile, usw.)<br />

Variante A:<br />

▪ drei Übernachtungen inkl. Frühstück im Hotel<br />

»Garden« in Arco, Preis: 399,– €<br />

Variante B:<br />

▪ drei Übernachtungen auf dem Campingplatz<br />

Arco, Preis: 299,– €<br />

Hatten Sie als ambitionierter Bergwanderer<br />

schon immer das Verlangen,<br />

auch einmal die Vertikale<br />

kennenzulernen? Waren Ihnen<br />

Klettersteige ohne professionelle Anleitung<br />

zu wenig vertrauenswürdig? Juckt es<br />

Sie beim Anblick eines Felsens stets in den<br />

Fingern, doch Sie suchen unentwegt nach<br />

einem passenden Seilpartner? Dann ist das<br />

Ihre Chance.<br />

Der BERGSTEIGER und die Mammut Alpine<br />

School veranstalten vom 27. bis 30. September<br />

in Arco am Gardasee das inzwischen<br />

schon traditionelle Saisonfinale. Lernen Sie<br />

jede Menge Tipps und Tricks von den Profi-<br />

Bergführern der Alpine School. Verbringen<br />

Sie einige Tage mit Gleichgesinnten am Fels<br />

und nutzen Sie im Mammut-Testcenter die<br />

Möglichkeit, die neuesten Ausrüstungsge-<br />

genstände einem ganz persönlichen Härtetest<br />

zu unterziehen – nämlich beim Einsatz<br />

am Berg.<br />

Je nach Leistungsstand werden beim Klettersteiggehen<br />

auch knifflige Probleme<br />

wie am Mori-Klettersteig angegangen oder<br />

beim Sportklettern Mehrseillängen-Routen<br />

versucht. So kommen Neulinge wie Fortgeschrittene<br />

auf Ihre Kosten. Die Devise am Fels<br />

lautet: lernen statt warten. Lust statt Frust.<br />

Neugierig geworden? Dann melden Sie sich<br />

an. Sie können urig auf dem Camping Arco<br />

direkt unter den Steilwänden des Colodri<br />

zelten oder im <strong>Bergsteiger</strong>-Hotel »Garden«<br />

unweit des Campingplatzes übernachten.<br />

Weitere Details zu Anmeldung, Programmablauf<br />

und Angeboten finden Sie im Internet<br />

unter www.bergsteiger.de oder unter<br />

alpineschool.mammut.ch<br />

◀<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 109


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Vorderer Anger 239<br />

86899 Landsberg<br />

Storer Handels<br />

GmbH<br />

Karlsstraße 28<br />

89129 Langenau<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Der Ausrüster<br />

GmbH<br />

Ludwigstraße 7<br />

93086 Wörth/<br />

Donau<br />

Intersport<br />

Strohhammer<br />

Straubinger Straße 21<br />

94405 Landau<br />

Bergauf<br />

Bürgerstraße 1<br />

95028 Hof<br />

IM INTERNET<br />

HOCH1 Klettershop<br />

hoch1-klettershop.de<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111


REPORTAGE<br />

Abge<br />

Schottische Highlands<br />

Foto: Maximilian Schröferl<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


schottet Danke!<br />

@Litho: Bitte oben<br />

Himmel ansetzen!!!<br />

Am 18. September wird Schottland über seine<br />

Unabhängigkeit von Großbritannien abstimmen.<br />

Viele der stolzen Schotten fühlen sich erdrückt<br />

von der Enge des Empires. Alpenbergsteiger erleben<br />

in den Highlands eher das Gegenteil: Sie sind<br />

dort nicht nur unabhängig, sondern oft völlig auf<br />

sich allein gestellt. Von Thomas Ebert


1 Ein typischer Highland-<br />

Bewohner, rein quantitativ<br />

2 Der Dudelsack ist etwas<br />

mobiler als das Alphorn.<br />

3 Im Nebel am Inpin, dem<br />

schwierigsten Munro<br />

4 Palast in öder Wildnis:<br />

die Shenavall-Bothy<br />

Ende September in München, die<br />

Stadt ersäuft im Wiesntourismus<br />

und wir sind vom Bergfieber befallen.<br />

Die These: Wenn Hacker- und<br />

Schützenzelt von Schotten überrannt<br />

werden, müsste deren Heimat quasi<br />

leer sein. Der Plan: Flucht in die Highlands!<br />

Die Realität: Gleich die erste Bergtour endet<br />

im Clachaig Inn, einer sagenumwobenen<br />

<strong>Bergsteiger</strong>kneipe im Glen Coe, wo<br />

die Wände aus Eispickeln sind und junge<br />

Frauen ihren Whisky im Skioverall ordern.<br />

Noch vor der Tür nagelt Ian uns fest. Ian<br />

spricht Gälisch, das sich zum Englischen<br />

ungefähr verhält wie Bairisch zu Turkmenisch,<br />

der Whisky tut sein Übriges. Er<br />

hält einen Monolog über die Schönheit der<br />

Highlands. Wir verstehen nichts, nicken<br />

aber geduldig, bis Ian plötzlich den Spieß<br />

umdreht: »Und was habt ihr so vor?« Nun<br />

sind die schottischen Berge zwar nicht<br />

hoch, aber deutlich wilder als vergleichbare<br />

Höhenlagen in den Alpen. Das weiß<br />

man, darauf kann man sich vorbereiten.<br />

Die wahre Crux aber ist ihre Aussprache.<br />

Bis wir Ian den »Sgurr a’ Choire-bheithe«<br />

und den »Sgurr a’ Chlaidheimh« buchstabiert<br />

haben, ist er vor lauter Lachen fast<br />

wieder fahrtüchtig.<br />

Über dem Tal der Tränen<br />

Immerhin erklärt Ian, warum man Schotten<br />

nicht untereinander und niemals mit<br />

Engländern verwechseln sollte. Anno<br />

1691, der englische König fordert einen<br />

Treueeid von allen schottischen Clans.<br />

Die stolzen MacDonalds aus dem Glen<br />

Coe zögern lange. Zu lange, denn wegen<br />

des schlechten Wetters kommt der Bote<br />

zu spät. Englische Truppen, denen sich<br />

auch der verfeindete Campbell-Clan anschließt,<br />

statten den MacDonalds einen<br />

Besuch ab und bringen 38 Clanmitglieder<br />

im Schlaf um. Seither heißt das Glen Coe<br />

auch »Tal der Tränen«, und im Clachaig<br />

Inn, diesem alpinen Museum mit Zapfanlage,<br />

ist Menschen namens Campbell<br />

bis heute der Zutritt verboten. Lektion<br />

eins: Schotten pflegen ihre Traditionen.<br />

Pfadverwöhnte<br />

Alpenfüßler<br />

müssen sich erst<br />

an die Highlands<br />

gewöhnen, denn<br />

Wege sind die<br />

große Ausnahme.<br />

Hoch über dem Glen Coe ist die blutige<br />

Vergangenheit fern. Englische College-<br />

Ausflügler und schottische Weekend-<br />

Scrambler helfen sich gegenseitig über<br />

den ausgesetzten Grat des Aonach Eagach.<br />

Als pfadverwöhnte Alpenfüßler müssen<br />

wir diesen erstmal erreichen, denn feste<br />

Wege und vor allem Markierungen sind<br />

in den Highlands die große Ausnahme.<br />

Dafür bleibt der Kopf wach, sucht nach<br />

dem gangbarsten Weg durch die weiten<br />

Flanken des grünen Tals und beginnt, sich<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

114 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Mal felsig, mal grasig: unterwegs am Aonach Eagach über dem Glen Coe<br />

KOMPAKT<br />

In die Highlands<br />

Fotos: Thomas Ebert (4), Ralf Gantzhorn (S. 115)<br />

die Anzeichen unsichtbarer Matschlöcher,<br />

Bugholes genannt, einzuprägen – ein unterhaltsames,<br />

aber aussichtsloses Spiel.<br />

Lektion zwei: Gehzeiten aus den Alpen<br />

gelten hier nicht viel.<br />

Munros sammeln<br />

Auf dem Weg nach Glenbrittle – eine von<br />

Ians Empfehlungen, die wir verstanden<br />

hatten – hält ein junger Mann aus Newcastle<br />

seinen Daumen raus. Er kommt von<br />

der Cuillin Ridge, dem Hauptkamm der<br />

Isle of Skye. Dass der Tramper mehr als<br />

tausend Auto-Kilometer und 20 Stunden<br />

Nonstop-Klettern in ein Wochenende<br />

presst, erklärt gut, welchen Rang die<br />

Highlands im britischen Bergsteigen<br />

einnehmen. Uns genügt eine weniger<br />

rasse Tagestour. Vom winzigen Glenbrittle,<br />

das mit der wohl weltweit einzigen<br />

Bergwachthütte mit Strandzugang aufwartet,<br />

steigen wir über griffige Gabbro-<br />

Platten aus Vulkangestein, finstere Seen<br />

und eine elendige Schotterreiße zum<br />

Sgurr Dearg, unserem ersten »Munro«.<br />

Ein gewisser Sir Hugh Munro erstellte im<br />

vorletzten Jahrhundert eine Liste aller<br />

schottischen Dreitausender – 3000 Fuß,<br />

versteht sich, also Berge, die 914 Meter<br />

überragen. »Munro-Baggern«, die alle 282<br />

Gipfel abhaken, ist in Schottland ähnlicher<br />

Ruhm gewiß wie den Alpinisten,<br />

die alle Viertausender gesammelt haben.<br />

Vom Sgurr Dearg sind viele dieser Munros<br />

zu sehen. Im Westen reicht die Aussicht<br />

über die Äußeren Hebriden und den Atlantik<br />

hinweg fast bis nach Kanada. Theoretisch.<br />

Im Nebel aber sehen wir außer dem<br />

20 Meter entfernten »Inpin« gar nichts.<br />

»Inpin« steht für Inaccessible Pinnacle; er<br />

gilt als schwierigster Munro Schottlands<br />

und sieht aus wie der versteinerte Fuß eines<br />

Riesen, der auf der Ferse stehend die<br />

Zehen in den Wind hält. Überprüfen lässt<br />

sich das ohne Seil leider nicht. Gemessen<br />

am Sturm, der uns beim Abstieg nach<br />

Glenbrittle gehörig in die Kapuzen fährt,<br />

sollte die Lüftung aber ganz hervorragend<br />

sein. Lektion drei: Nebel, Regen und Wind<br />

sind in Schottland kein Klischee, ja nicht<br />

einmal Pech, sondern so alltäglich wie Fish<br />

& Chips zum Mittagessen.<br />

Anreise: Von München per Flugzeug in 2½<br />

Std. nach Edinburgh (ca. 150 Euro hin und<br />

zurück, mit easyjet). Alternativ auch Anreise<br />

per Fähre, z. B. von Rotterdam. Wer keine<br />

Weitwanderung plant und die Highlands<br />

punktuell erkunden will, kommt um einen<br />

Mietwagen nicht herum, z. B. über www.<br />

arnoldclark.com. Achtung: Linksverkehr!<br />

Unterkunft: Dank der zahllosen Bed &<br />

Breakfasts, Hostels und Campingplätze<br />

problemlos. Zelten ist nicht ausdrücklich<br />

erlaubt, wird aber, penibles Verhalten<br />

vorausgesetzt, geduldet.<br />

Informationen: www.visitscotland.com,<br />

Scottish Tourist Board Central Information<br />

Department, 23 Ravelston Terrace, Edinburgh,<br />

Tel. 00 44/(0)1 31/3 32 24 33<br />

Wetter: Im Frühling fällt am wenigsten Regen,<br />

im Herbst ist das Licht am schönsten.<br />

Gefahren: Wind und Wetter sind trotz der<br />

niedrigeren Berge schlicht eine andere Kategorie<br />

als in den Alpen. Auch die Orientierung<br />

(Nebel!) setzt Erfahrung voraus.<br />

Führer: Bernhard Irlinger »Schottland.<br />

Die 40 schönsten Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, München 2013<br />

Karten: Die Landranger Serie des britischen<br />

Ordnance Survey (OS) ist genau,<br />

wasserfest und in verschiedenen Maßstäben<br />

vor Ort und im dt. Fachhandel erhältlich.<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 115


TOUREN<br />

Berge, die high machen<br />

Viele Schottland-Besucher kommen zum Weitwandern. Mit dem Mietwagen lassen sich<br />

aber auch geniale Tagestouren aneinanderreihen. Diese fünf Touren sind ein Muss.<br />

1 Sgurr Dearg (986 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Vom Sandstrand über<br />

Vulkangestein zu einer fast 1000<br />

Meter hohen Aussichtsloge mit Insel-<br />

Rundum-Blick und dem schwierigsten<br />

Munro des Landes direkt gegenüber<br />

– da stört auch die kurzzeitige<br />

Geröllwühlerei beim Aufstieg nicht.<br />

Im unteren Bereich Wege, oben meist<br />

Steinmänner.<br />

Ausgangspunkt: Campingplatz am<br />

Ende von Glenbrittle, am südwestlichen<br />

Zipfel der Isle of Skye (A863<br />

von Sligachan)<br />

Route: Vom Ende der Straße Richtung<br />

Zeltplatz und gleich darauf in östlicher<br />

Richtung ins Coire Làgan, dem Tal<br />

zwischen Sgurr Dearg und Sgurr Alasdair<br />

abbiegen. Vorbei an einem aussichtsreichen<br />

See und über Gabbro-<br />

Platten (magmatischen Ursprungs) in<br />

das gewaltige Hochkar. Nun über eine<br />

steile und lockere Geröllhalde unterhalb<br />

der Südwände empor zum Grat<br />

und Spuren folgend zum Gipfel. Die<br />

Aussicht reicht vom direkt gegenüber<br />

befi ndlichen »Inaccessible Pinnacle«<br />

bis zu den Inneren Hebriden.<br />

Abstieg: Vom Gipfel über den<br />

anfangs blockigen, später breiten<br />

und grasigen Rücken in direkter Linie<br />

hinab zum Ausgangspunkt.<br />

2 The Storr (719 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

550 Hm 550 Hm<br />

Charakter: Die spektakuläre Basaltgruppe<br />

der »Storrs«, allen voran<br />

der 50 Meter hohe »Old Man of Storr«,<br />

ist ein beliebtes Ausfl ugsziel. Den<br />

Weiterweg zum aussichtsreichen<br />

Gipfelplateau oberhalb der »Familie<br />

Storr« (auch Frau, Hund und Katze<br />

wurden hier angeblich versteinert)<br />

nimmt aber fast niemand auf sich,<br />

so dass man hier nahezu alleine ist.<br />

Ausgangspunkt: Großer Parkplatz<br />

an der A855 zwischen Portree und<br />

Staffi n auf der Isle of Skye<br />

Route: Vom Parkplatz auf gut<br />

angelegtem Weg durch Fichtenwald.<br />

Nach etwa einer Stunde erreicht man<br />

das weite, grüne Becken, aus dem<br />

die düsteren Felsnadeln – allesamt<br />

ohne Kletterausrüstung unbesteigbar<br />

– scheinbar ansatzlos aus dem<br />

Boden wachsen. Vom Old Man of<br />

Storr daher in nördlicher Richtung auf<br />

gutem Pfad, einen Zaun überkletternd<br />

in den Sattel, von dem das Halbrund<br />

des Storr-Gipfels einsehbar ist. Nun<br />

in südwestlicher Richtung den schrofi<br />

gen, aber leicht ersteigbaren Kamm.<br />

Diesem nun in sicherem Abstand<br />

zu den gewaltigen Abbrüchen zum<br />

Gipfelplateau folgen.<br />

Abstieg: Wie Aufstieg<br />

3 Stac Pollaidh (590 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Wunderbare Wanderung<br />

mit optionaler Kletterei im nordwestlichsten<br />

Zipfel Schottlands.<br />

Vom Gipfel grandiose Aussicht über<br />

das Inverpolly-Naturreservat<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz unterhalb<br />

des sichtbaren Gipfels am Ufer des<br />

Loch Lurgainn, an der kleinen Straße,<br />

die in Drumrunie von der A835<br />

abzweigt.<br />

Route: Vorm Parkplatz auf dem<br />

ausgebauten Weg etwa eine halbe<br />

Stunde bergan, bis der Pfad östlich<br />

um den Berg herumführt. Auf der<br />

Rückseite des Berges den Weg nach<br />

links verlassen und durch steiles, aber<br />

griffi ges Gelände in die Scharte des<br />

Gipfelkamms und leicht zum Ostgipfel.<br />

Wer sich befähigt fühlt, kann nun in<br />

bestem Fels die Überschreitung zum<br />

Westgipfel angehen, einige Kamine<br />

und Blöcke sind dabei zu überwinden.<br />

Abstieg: Von der Scharte unterhalb<br />

des Ostgipfels diesmal in nordwestliche<br />

Richtung absteigen und die<br />

Umrundung des Berges auf guten<br />

Wegen vollenden.<br />

4 Aonach Eagach (967 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche, lange<br />

Gratüberschreitung über mehrere<br />

Munros. Abstieg weglos, am Grat<br />

selbst keine Orientierungsprobleme,<br />

aber zahlreiche kurze Kletterstellen.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />

A82 am Taleingang des Glencoe,<br />

direkt hinter der winzigen Siedlung<br />

Allt-na-reigh.<br />

Route: Vom Parkplatz auf gut sichtbaren<br />

Wegspuren über die weiten,<br />

steilen Grashänge zum An Bodach<br />

(943 m), dem ersten Gipfel des<br />

Tages, an dem auch der ebenso ausgesetzte<br />

wie aussichtsreiche Grat<br />

beginnt. Die vielen Türmchen überklettert<br />

man besser, als sie im steilen<br />

Gras zu umgehen. So kraxelt man<br />

im Auf und Ab, stets mit Tiefblick zum<br />

Loch Achtriochtan, über Meall Dearg<br />

und Sgorr nam Finnaidh. Hier endet<br />

der Grat, der Abstieg ins Glencoe<br />

ist weglos und führt nach bestem<br />

Menschenverstand über Geröll,<br />

1 2<br />

später grasige Hänge und Heidelandschaft.<br />

Nun zurück zum Auto trampen<br />

oder gleich in die legendäre, nur<br />

300 Meter talauswärts gelegene <strong>Bergsteiger</strong>kneipe<br />

Clachaig Inn.<br />

5 An Teallach (1062 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1500 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Schwierige, weglose<br />

Überschreitung des eindrucksvollsten<br />

Berges der nordwestlichen Highlands,<br />

auf der man zwei Munros einsacken,<br />

im Nebel aber schnell die Orientierung<br />

verlieren kann.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Corrie<br />

Hallie an der A832 ca. 5 km vor<br />

Dundonnell<br />

Route: Auf der anderen Straßenseite<br />

weist ein recht verstecktes Schild<br />

nach Kinlochewe. Dieser alten Straße<br />

folgen wir etwa eine Dreiviertelstunde,<br />

queren dann den Bach und<br />

steigen steil bergauf zu einer Steinpyramide.<br />

Hier die Straße verlassen<br />

und den Pfad zur Shenavall-Bothy einschlagen.<br />

Am höchsten Punkt, nach<br />

etwa 1½ km, den Pfad verlassen und<br />

über Sandsteinplatten, Heide, später<br />

nur noch Geröll auf den Sail Liath<br />

(954 m). Hier beginnt der feste Gratweg<br />

über Sgurr Fiona (1059 m),<br />

An Teallach und Bidein a’Ghlas Thuill<br />

(1062 m), die in teils leichter Kletterei<br />

(II) in festem Gestein überwunden<br />

werden. Hinter dem letzten Gipfel wird<br />

der Weg wieder einfacher, ehe man<br />

den Grat endgültig nach Osten ins Tal<br />

des Ghlas Thuill verlässt , dem man<br />

bis zur A832 folgt.<br />

1 Grundkurs in schottischer<br />

Nebelkunde am An Teallach<br />

2 Eintritt für alle außer<br />

Campbell: das Clachaig Inn<br />

116 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Der Inbegriff von unverbaubarer Aussicht: der »Table«, schottisches Postkartenmotiv Nr. 1<br />

Fotos: Thomas Ebert (3)<br />

Nur eine halbe Autostunde nördlich liegt<br />

ein weiteres Highlight der Isle of Skye, das<br />

Quiraing. Ein massiver Erdrutsch schuf<br />

dort ein abschreckendes Durcheinander<br />

von Basaltzacken und Steilklippen, das<br />

Wanderer links liegen lassen könnten, gäbe<br />

es nicht den »Table«: Einen topfebenen<br />

Grasgipfel mit doppeltem Meerblick, der<br />

inmitten der Felsnadeln so einnehmend<br />

wirkt, als würde man eine Postkarte betreten.<br />

Angeblich versteckten die Schotten<br />

hier einst ihr Vieh vor den marodierenden<br />

Wikingern, was bei dem vertrackten<br />

Zustieg sicher funktioniert hat. Die nette<br />

Dame, die unten am Parkplatz rund um<br />

die Uhr Linsensuppe und Zebraburger verkauft,<br />

versichert hingegen, man hätte dort<br />

Shinty erfunden, die schottische Variante<br />

des Hockey. Weder Wikinger noch Torauslinien<br />

sind zu sehen, Menschen schon gar<br />

nicht. Unser erster Gedanke ist: Zelt raus!<br />

Der zweite: Dürfen wir das? Am nächsten<br />

Morgen richten wir sogar den vom Zelt zerdrückten<br />

Rasen wieder auf. Lektion vier:<br />

Intakte Natur schützt sich von selbst.<br />

Der topfebene<br />

Grasgipfel mit<br />

doppeltem Meerblick<br />

ist so einnehmend,<br />

als würde<br />

man eine Postkarte<br />

betreten.<br />

INFO<br />

Schottisch für<br />

Anfänger<br />

Bogholes sind hüfftiefe Matschlöcher, die<br />

jeder Wanderer früher oder später kennenlernt<br />

– wie auch die Stechmücken, Midges<br />

genannt, die bis zum ersten Frost regieren.<br />

Bewirtschaftete Hütten gibt es in den Highlands<br />

nicht, dafür Selbstversorgerhütten, die<br />

Bothies. Infos unter www.mountainbothies.<br />

org.uk. Munros sind Berge über 3000 Fuß<br />

(914 Meter), das Sammeln ein schottischer<br />

Volkssport. Oben genehmigt man sich<br />

traditionell a wee dram, einen Schluck<br />

schottischen Whisky aus dem Flachmann.<br />

Das schwarze Loch Europas<br />

Richtig weit werden die Highlands in der<br />

Letterewe Wilderness. Das nächtliche Satellitenbild<br />

von Europa ist hier am allerdunkelsten<br />

und allein aus diesem Grund ein interessantes<br />

Ziel. Im Dauerregen erreichen<br />

wir die Selbstversorgerhütte Shenavall. Das<br />

Mobiliar besteht aus Kerzen und einer Magnetdartscheibe,<br />

fühlt sich aber an wie ein<br />

Palast. Man mag sich kaum ausmalen, wie<br />

es in den Alpen zuginge, wären sowohl die<br />

Wege als auch die Hütten entweder verfallen<br />

oder gar nicht erst angelegt.<br />

Nachts liegen wir im Schlafsack auf dem<br />

Bretterboden und lauschen dem Wind,<br />

der in den Essenstüten raschelt. Als er<br />

anfängt, Löcher in das Plastik zu reißen,<br />

dämmert uns, dass der Wind aus kleinen<br />

Mäusezähnen besteht und auch unsere<br />

Naturverbundenheit Grenzen hat. Der<br />

Aufbruch zum An Teallach fällt dafür gar<br />

nicht mehr so schwer. Die Überschreitung<br />

des auch für außerschottische Verhältnisse<br />

gewaltigen Massivs mit seinen drei Munros<br />

ist eine großartige und auch tagesfüllende<br />

Unternehmung, besonders wenn man im<br />

Abstieg Ost mit West verwechselt und eine<br />

Ehrenrunde an der Shenavall dreht. Lektion<br />

fünf: Schottischer Nebel ist die Definition<br />

von dicht.<br />

Beim Rückflug sind wir die einzigen Deutschen<br />

an Bord, der Rest freut sich aufs Oktoberfest.<br />

Bald werden sie vor den überfüllten<br />

Zelten stehen und sich an Bob Dylans<br />

Worte erinnern: »Well, my heart’s in the<br />

highlands, only place left to go«. ◀<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 117


AUSFLUGSTIPP<br />

Das perfekte Bergwochenende I Disentis, Graubünden<br />

Aus Felsen geboren:<br />

die Rheinquelle nahe<br />

dem Oberalppass<br />

Wüste am Wasser<br />

Wo anklopfen?<br />

Sedrun Disentis Tourismus<br />

Via Alpsu 62, CH-7188 Sedrun<br />

Tel. 00 41/(0) 81/9 20 40 30<br />

info@disentis-sedrun.ch<br />

www.disentis-sedrun.ch<br />

Hämatit aus der<br />

Cavradischlucht<br />

Das Erste, was die Gäste in Disentis<br />

lernen, ist die richtige Aussprache<br />

des Ortsnamens: mit Betonung<br />

auf der ersten Silbe. »Nicht dass<br />

man euch, wenn ihr nach dem Weg fragt,<br />

zurückschickt an den Bodensee!«, warnt<br />

Pater Theo Theiler mit spitzbübischem Lächeln.<br />

»Dort liegt nämlich der Säntis, der<br />

mit Disentis rein gar nichts zu tun hat.«<br />

Wo sich die Wege trennen: So lautet die eine<br />

Übersetzung des Ortsnamens. Ein Weg<br />

führt von hier über den Oberalppass in<br />

den Kanton Uri, der andere über den Lukmanierpass<br />

ins Tessin. Pater Theo gefällt<br />

die zweite Version trotzdem besser, in der<br />

sich Disentis von Desertina, Wüste, ableitet.<br />

Karg ist es nur rund um die Felsnadeln,<br />

die in den obersten Regionen die Gletscher<br />

durchbohren. Darunter gischten<br />

Wasserfälle über Steilstufen, Bäche<br />

glucksen durch saftige Wiesen mit<br />

Büscheln von blühenden Alpenrosen.<br />

Einer der größten europäi-<br />

schen Flüsse, der Rhein, entspringt nahe<br />

dem Oberalppass im Tomasee. Sachte mäandert<br />

das Wasser zwischen dem Gras, bis<br />

es über Felsen Richtung Tal stürzt. Unten<br />

warten schon die Goldwäscher darauf,<br />

dass die Fluten ihnen das sagenumwobene<br />

Rheingold in die Siebe spülen. Tatsächlich<br />

hat die Region um Disentis die meisten<br />

Goldvorkommen in der Schweiz. Für einen<br />

Abbau im großen Stil reicht es dennoch<br />

nicht. Indes suchen Strahler im Val Giuv<br />

und in der Cavradischlucht nach Bergkristallen,<br />

Rauchquarzen und Hämatiten. Der<br />

spektakulärste Fund, ein 43 Millimeter<br />

kleiner Milarit, ist um die 200000 Franken<br />

wert und gemeinsam mit anderen Mineralien<br />

im Heimatmuseum »La Truaisch« in<br />

Sedrun ausgestellt.<br />

Wo also sollte hier Wüste sein? »Wüste im<br />

Sinne von Einöde«, verbessert Pater Theo.<br />

»Vor 1400 Jahren war Sumvitg das oberste<br />

Dorf. Darüber lebte niemand, bis ein<br />

Mönch kam und ein Kloster gründete.« ◀<br />

118 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


Der Gold-Gusti<br />

(60) könnte<br />

einem Roman<br />

von Jack London<br />

entschlüpft sein: Alte Jeans<br />

umschlabbern seine kräftige Statur, über<br />

dem karierten Hemd trägt er eine speckige<br />

Lederweste. Wortkarg ist er; aber wenn er<br />

seinem Besuch seine Funde aus dem Rhein<br />

zeigt, blitzen seine Augen fast ebenso wie<br />

die Goldnuggets. Erst 1988 wurde aus<br />

dem Zürcher Computer-Spezialisten August<br />

Brändle ein Goldwäscher. Im Juli 1996, nach<br />

dem spektakulären Fund des damals größten<br />

Nuggets in der Schweiz, machte ihn ein<br />

Blick-Journalist zum Gold-Gusti. Unter diesem<br />

Namen bietet er Goldwäscher-Kurse in<br />

Disentis an – mit Erfolgs-Garantie: »Wir fi nden<br />

jedes Mal etwas.« (www.gold-gusti.ch)<br />

Was essen?<br />

Pizokels cun Jarvas<br />

Was den Schwaben die Spätzle, das sind<br />

den Bündnern die Capuns. Die vegetarische<br />

Variante ohne Bündnerfl eisch, dafür mit<br />

Rahmsoße und frischen Kräutern garniert, heißt<br />

Pizokels. Ausgezeichnete Pizokels bekommt<br />

man beispielsweise in der Bündner Stube – auf<br />

rätoromanisch »Stiva Grischuna« –, einem der<br />

ältesten noch erhaltenen Gasthäuser in Disentis.<br />

Als Napoleons Truppen das Dorf 1799 fast<br />

komplett niederbrannten, blieben nur wenige<br />

Häuser verschont –<br />

darunter auch die<br />

Stiva Grischuna<br />

(www.<br />

buendnerstubedisentis.ch).<br />

Wo wohnen?<br />

Hotel Pazzola<br />

Patricia Jehle und Philippe Fischer schwimmen<br />

gerne mal gegen den Strom. Vor einem<br />

Jahr sind die beiden aus dem Großstadt-Flair<br />

in das abgelegene Tal abgewandert und<br />

haben das Hotel Pazzola übernommen. Der<br />

größte Teil des Hauses ist bereits renoviert<br />

und strahlt eine angenehme Mischung aus<br />

modern und gemütlich aus: mit Holz, Naturstein<br />

und offenen Kaminen im Restaurant wie<br />

auch in der Familiensuite. Koch Philippe lässt<br />

sich von der internationalen Küche zu feinen<br />

Kreationen inspirieren, die er mit Kräutern<br />

aus dem eigenen Garten würzt. DZ mit Frühstücksbuffet<br />

für 2 Personen ab 150 CHF bzw.<br />

124 € pro Nacht (www.pazzola.ch).<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Per Bahn über St. Margarethen<br />

und Chur nach Disentis. Mit<br />

dem Auto Richtung Bodensee, über<br />

das österreichische Bregenz nach<br />

Liechtenstein und in die Schweiz. Auf<br />

der A13 bis Chur, weiter auf der B19<br />

über Flims und Laax nach Disentis.<br />

Sich orientieren: Landeskarten der<br />

Schweiz 1:25 000, Blatt 1213 »Trun«<br />

und Blatt 1232 »Oberalppass«<br />

Mehr erfahren: Kostenlose Wander-<br />

App mit Infos und Kartenmaterial<br />

unter www.disentis-sedrun.ch/apps<br />

Nicht versäumen!<br />

1400 Jahre altes Geburtstagskind<br />

Der Gärtner muss noch ran, dann ist das Kloster Disentis bereit für seinen<br />

großen Auftritt. Vom 24. bis 26. Oktober feiert es mit Tagen der offenen Tür seinen<br />

1400. Geburtstag. Damit ist es das älteste bestehende Kloster in der Schweiz.<br />

Der erste, der an diesem Ort lebte, war der Wandermönch Sigisbert, der auf den<br />

Gemälden oft von einem kopfl osen Ritter begleitet wird: Der Adelige Placidus<br />

unterstützte Sigisbert bei der Klostergründung, wurde aber nach einem Streit mit<br />

dem Präses von Chur ermordet. Sieben Brände überstand das Kloster seither.<br />

Eine große Bedeutung hat es mittlerweile ausgerechnet für Jugendliche: Die 25<br />

Benediktinermönche führen das einzige Gymnasium in der Region Surselva.<br />

Zudem betreuen sie das Museum mit einer naturgeschichtlichen Abteilung, in der<br />

die ganze einheimische Tierwelt in exzellenten Präparaten ausgestellt ist.<br />

Fotos: Jan Ingenhaag (5), Disentis Sedrun Tourismus (2), Hotel Pazzola<br />

Vorbei an Seen und Tümpeln über Disentis<br />

Tourentipps: Seenswürdigkeiten<br />

1 Pazolastock (2740 m)<br />

Charakter: Die wenig schwierige<br />

Rundtour verbindet zwei Höhepunkte<br />

am Oberalppass miteinander, den<br />

Aussichtsgipfel Pazolastock und den<br />

Tomasee (Lai da Tuma), aus dem der<br />

Rhein entspringt (4½ Std.).<br />

Startpunkt: Oberalppass (2044 m)<br />

Route: Oberalppass – Puozas –<br />

Pizolastock/Piz Nurschalas – Fil Tuma<br />

– Badushütte (2503 m) – Lai da<br />

Tuma (2345 m) – Trutg Nurschalas –<br />

Plauncas Cufl egl – Oberalppass<br />

2 Vier-Seen-Wanderung<br />

Charakter: Die Höhenwanderung führt<br />

auf aussichtsreichen, sonnigen Wegen<br />

unterhalb der schroffen Felsen des<br />

Piz Cavardiras und des Piz Run entlang<br />

zu den Seen Lag Serein, Lag Crest Ault<br />

und Lag Brit (6½ Std.)<br />

Startpunkt: Talstation der Luftseilbahn<br />

in Disentis (1130 m)<br />

Route: Per Seilbahn nach Caischavedra<br />

(1862 m) – Lag Serein (2073 m)<br />

– Lag Crest Ault (2268 m) – Lag Brit<br />

(2361 m) – Val Lumpegna – Disentis<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 119


KOLUMNE<br />

Schneetreiben<br />

Das Sudelfeld im bayerischen Oberland baut eine riesige<br />

Mauer, um sich für den Klimawandel zu wappnen.<br />

Das Großprojekt hat jede Menge touristisches Potenzial.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Axel Klemmer<br />

ist im Alter von fünf Jahren von<br />

Berlin nach München gezogen.<br />

Seither lassen ihn die Berge<br />

nicht mehr los. In den 1990er-<br />

Jahren war er Redakteur beim<br />

BERGSTEIGER. Der 50-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Eugen E. Hüsler<br />

und Caroline Fink über das<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

14,7<br />

Meter Höhe misst die Mauer,<br />

die das Dorf Koizumi an<br />

der Sanruki-Küste Japans<br />

zukünftig vor Tsunamis schützen soll. Bei<br />

der Katastrophe am 11. März 2011 hatten<br />

dort 55 der 1800 Dorf bewohner ihr Leben<br />

verloren, weit mehr als die Hälfte der Häuser<br />

war zerstört worden. Die Flutwelle, die<br />

die japanische Küste damals traf, war bis<br />

zu 23 Meter hoch. Eine von der Regierung<br />

eingesetzte Expertenkommission schrieb<br />

in ihrem Untersuchungsbericht, dass auch<br />

Wellenhöhen bis zu 34 Meter möglich seien.<br />

Wie hoch soll die Staumauer in Koizumi<br />

werden? 14,7 Meter. Immerhin.<br />

Höher als der Kirchturm<br />

Die japanischen Küstenmenschen sollten<br />

vielleicht mal die bayerischen Bergmenschen<br />

besuchen. Bei Bayrischzell im Landkreis<br />

Miesbach bauen sie einen Damm, der<br />

ebenfalls vor der Natur schützen soll. Denn<br />

auch in Bayern macht die Natur, was sie<br />

will. Sie schneit zum Beispiel nicht genug.<br />

Darum müssen im Skigebiet auf dem Sudelfeld<br />

die alten, subperformanten Lifte durch<br />

neue, leistungsstärkere Anlagen ersetzt<br />

werden. Zusätzlich werden 250 Schnee kano<br />

nen, das heißt Anlagen zur Erzeugung<br />

von technischem Schnee, in Stellung gebracht.<br />

Um sie mit Munition, das heißt mit<br />

Wasser zu versorgen, wird ein Speicherbecken<br />

gebaut, das 150 000 Kubikmeter Wasser<br />

fassen soll.<br />

Der Staudamm wird bis zu 38 Meter hoch<br />

sein und damit höher als der Kirchturm<br />

in Miesbach, wie die Süddeutsche Zeitung<br />

vorrechnete. Einen Eilantrag von Natur-<br />

schutzverbänden auf Baustopp wies das<br />

Verwaltungsgericht in München zurück.<br />

In seiner Begründung führte es die »erhebliche<br />

Bedeutung« des Projekts »für den<br />

Wintertourismus und die regionale Wirtschaftsentwicklung«<br />

an – auch wenn die<br />

Beschneiung wegen des Klimawandels<br />

wohl kaum länger als 15 Jahre möglich sei.<br />

Später mal Weltkulturerbe?<br />

15 Jahre sind nicht viel. Und dann? Stehen<br />

die Teile in der Landschaft rum. Aber ich<br />

glaube ja, dass die Schneefabrikanten und<br />

das Verwaltungsgericht nur über den alpinen<br />

Tellerrand schauen – ins Ruhrgebiet.<br />

Dort wurde die Zeche Zollverein in Essen<br />

15 Jahre nach ihrer endgültigen Stilllegung<br />

im Jahr 1986 von der UNESCO zum<br />

Weltkulturerbe ernannt. Seitdem strömen<br />

die Touristen in Scharen dorthin.<br />

In Wahrheit soll das Sudelfeld der erste<br />

skisporthistorische Industrie- und Landschaftspark<br />

in den Alpen werden. Die Touristen<br />

werden in Scharen herbeiströmen<br />

und darüber staunen, welcher Aufwand<br />

einmal betrieben wurde, um Schnee zu machen.<br />

Die Schneekanonen und Pistenbullys<br />

werden auf den grünen Wiesen über der<br />

Leitzach romantisch rosten und schließlich<br />

zu Kulturdenkmälern wie die Hochöfen<br />

und Fördertürme an der Ruhr. Und weil das<br />

eben schon in 15 Jahren geschieht, also einige<br />

Jahre, bevor auch die Österreicher und<br />

Südtiroler so weit sein werden, wird das<br />

Sudelfeld einen Wettbewerbsvorteil haben.<br />

Bayrischzell denkt nur an seine Zukunft,<br />

aber die Naturschützer kapieren es mal<br />

wieder nicht.<br />

◀<br />

120 <strong>Bergsteiger</strong> 09⁄14


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LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

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08 / August 2014<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Sextener Dolomiten • Rofangebirge • Wa liser Alpen • Karwendel<br />

Psychologie am Berg:<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

Mont Blanc<br />

Der weiße Riese im Porträt<br />

Ein Mythos gerät ins Wanken<br />

+<br />

Glowacz über Motivation<br />

Wetterstein<br />

50 Tourentipps<br />

Almwandern im<br />

Salzburger Land<br />

Hohe Tauern<br />

| Alpinismus<br />

Tannheimer Tal<br />

48 perfekte Leutasch-Stunden<br />

Blanc<br />

rträt<br />

nken<br />

r Tal<br />

K2-Jubiläum: Berg der Besten<br />

dSpitzen<br />

Allgäuer Alpen: Hauben und Spitzen<br />

Monte Rosa<br />

Engadin<br />

IM TEST<br />

Trekkingstöcke:<br />

Was Sie vor dem<br />

Kauf wissen<br />

müssen!<br />

Dolomiten<br />

Auf Klettersteigen durch<br />

die Kriegsgeschichte<br />

Im Wanderparadies stehen Viertausender sammeln im Der älteste Nationalpark der<br />

die Dreitausender Spalier zweithöchsten Alpen-Massiv Alpen feiert 100. Geburtstag<br />

IM TES<br />

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BERGSTEIGER 08/2014<br />

Schattenseiten Gipfelwahn<br />

Betrifft: Riese in Bedrängnis<br />

bs_2014_08_u1_u1.indd 1 04.07.14 11:31<br />

Liebe <strong>Bergsteiger</strong>-Redaktion,<br />

danke fürs Beleuchten der<br />

Schattenseiten des Gipfelwahns.<br />

Dank High-Performance-Ausrüstung,<br />

grenzenloser<br />

Mobilität und Infos über<br />

BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />

jedes Tourendetail scheint das<br />

einstige alpinistische Prüfstück<br />

– der Traum vom Mont Blanc<br />

– heute für jeden halbwegs<br />

ambitionierten <strong>Bergsteiger</strong><br />

zum Greifen nah. Das nötige<br />

Kleingeld für den Bergführer<br />

flüssig gemacht –, das war’s<br />

dann auch fast schon an Vorbereitung.<br />

Dann heißt es nur<br />

noch »Augen zu und durch«,<br />

brav dem Führer hinterher laufen<br />

und darauf vertrauen, dass<br />

schon alles gut gehen wird. Im<br />

Bekanntenkreis hat man ja<br />

inzwischen genügend Vorreiter,<br />

deren Mont-Blanc-Gipfelfoto<br />

schon die Wohnzimmerwand<br />

ziert.<br />

Die Kehrseite der Medaille findet<br />

meist weder in den ruhmreichen<br />

Erfahrungsberichten<br />

der Gipfelstürmer noch in den<br />

Porträts des legendären Berges<br />

ihren Platz. Mir jedenfalls war<br />

das Ausmaß der Problematik<br />

nicht bewusst. Umso wichtiger,<br />

zwischendurch auch mal<br />

die Auswirkungen des Massentourismus<br />

am höchsten Berg<br />

der Alpen auf die Leinwand zu<br />

werfen. Mich hat’s zum Nachdenken<br />

angeregt.<br />

Carolin Otzelberger, per Mail<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

09/14 | 81. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />

90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Fotos: Iris Kürschner, Rainer Eder/Mammut, picture alliance<br />

↗<br />

↘<br />

MITARBEITERIN DES MONATS<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Preisträgerin<br />

Wo es Königen gefallen hat, muss es schön sein, dachte sich BERGSTEIGER-<br />

Autorin Iris Kürschner und suchte die Seealpen auf. Dort jagte früher Vittorio<br />

Emanuele II, Regent von Savoyen-Piemont und späterer König Italiens. Für ihre<br />

Reportage »Alte Blüte, neue Blüte« (BS 09/13) erhielt Kürschner nun den<br />

Preis »Bestes Italienspecial Zeitschrift« der italienischen Tourismuszentrale.<br />

Hoffnungsträger<br />

Als erster Deutscher hat Jan Hojer den Gesamtsieg beim diesjährigen Boulderweltcup<br />

davongetragen. Für die Wettkämpfe scheute er keine Mühen: Der<br />

22-jährige Kölner, ohnehin schon lang und dünn, nahm fünf Kilo ab und trainierte<br />

hart an seiner Beweglichkeit. Bei der Boulder-WM vom 21. bis 23. August<br />

im Münchner Olympiastadion geht Hojer denn auch als Top-Favorit ins Rennen.<br />

Plattmacher<br />

300 Meter kurz ist die Landepiste des nepalesischen Dörfchens Lukla, dem<br />

Alpha und Omega aller Everesttrekker. Beim Versuch, eine Kopie des alpinen Airports<br />

anzufertigen, haben sich die Chinesen nun deutlich im Maßstab vergriffen:<br />

Für den 2,2 Kilometer langen Hechi Jinchengjiang Airport, der dieser Tage eröffnet,<br />

wurden 65 Gipfel des Yunnan-Guizhou-Plateaus einfach weggesprengt.<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />

Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />

Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />

des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />

Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />

der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />

ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />

Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />

ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />

Kundennummer.<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

09⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 121


VORSCHAU OKTOBER 2014<br />

AUF HERBSTTOUR<br />

Allgäuer Schmankerl<br />

Zu beiden Seiten der Wertach im Herzen<br />

des Oberallgäus gibt es unbekannte<br />

Gipfel und schwer übertrumpf baren<br />

Bergkäse zu entdecken. Wir entführen<br />

Sie auf die Reuterwanne und den Sorgschrofen.<br />

&<br />

AUF<br />

Die ultimative<br />

Berghütte<br />

Wieviel Hightech braucht<br />

der Berg? Wann stirbt die<br />

Gemütlichkeit? Wir zeigen<br />

Hüttentrends. Und verraten<br />

Ihnen unsere Lieblinge.<br />

KLETTERSTEIG-SPECIAL<br />

Zurück zu den Wurzeln<br />

Klettersteiggehen ist weit mehr, als sich<br />

per Drahtseil durch eine Wand hangeln.<br />

Es ist ein Höchstmaß an Bergerlebnis,<br />

wenn man die richtigeTour wählt. Wir<br />

stellen Ihnen Klassiker und Novitäten<br />

vor.<br />

TOUR Aostatal: Alpines Trekking mit Einsamkeitsgarantie<br />

PORTRÄT Bernd Arnold – Kletterlegende im Elbsandstein<br />

REPORTAGE Die schrägen Wanderbräuche am Triglav<br />

Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 13. September 2014<br />

KAUFBERATUNG<br />

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SERVICE<br />

Von den Socken<br />

Es gibt sie in flauschig oder dünn,<br />

für Trekker, Hiker oder Trailrunner.<br />

Doch alle Socken haben dasselbe<br />

Ziel: ein angenehmes Fußklima ohne<br />

schmerzende Blasen.<br />

SERIE<br />

Kraxelei im II. Grad<br />

Eine leichte Klettertour bildet die<br />

nächste Trainingseinheit der Serie<br />

»Von Null aufs Dach der Alpen«.<br />

Fotos: Bernd Römmelt (Motiv: Rappenseehütte), Andreas Strauß, Vaude<br />

Jetzt schon auf´s Weiterlesen freuen …<br />

und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />

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