Motocross-Enduro Ausgabe 01/2017
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SUPERCROSS: CHEMNITZ<br />
Zwar stellt die Chemnitz Arena die kleinste Halle im<br />
ADAC SX-Cup, dank geschickter Bauweise und einer<br />
Tunneldurchfahrt unter einer der Tribünen<br />
kommt man jedoch auf die längste aller Strecken!<br />
Mit selektiven Abschnitten wie einem Waschbrett<br />
oder der Rhythm-Sektion hatte Streckendesigner<br />
Freddy Verherstraeten den Anspruch für alle Piloten<br />
hoch gesteckt. Jedoch besteht die Kunst des<br />
Streckenbaus immer auch darin, allen Leistungsklassen<br />
gerecht zu werden. Im Falle Chemnitz war<br />
dies dem Belgier Verherstraeten wieder einmal gelungen.<br />
Anfangs kämpften die Akteure jedoch mit<br />
dem sehr weichen Boden. Gerade für die US-Boys<br />
eine besondere Herausforderung, denn die schnellen<br />
Amerikaner sind derartige Verhältnisse nicht<br />
gewohnt. Dieser Umstand sollte das gesamte Wochenende<br />
hinweg immer wieder zu spektakulären<br />
Szenen führen.<br />
Den Auftakt gab es wie immer bereits am Freitagvormittag<br />
mit den ersten Trainings und den darauf<br />
folgenden Qualifyings. Das erste Antasten bei den<br />
Big Boys ging an Jace Owen, der hier im Vorjahr gewinnen<br />
konnte und gleich mit der absolut schnellsten<br />
Zeit im Training loslegte. In Chemnitz ebenfalls<br />
am Start waren die SX-Haudegen Gavin Faith,<br />
seines Zeichens US-Arenacross-Champion, und<br />
sein wohl größter Widersacher Kyle Cunningham.<br />
Letzterer war bei seinem Team zunächst nur als Ersatzfahrer<br />
geplant, wurde aber wie aus dem Nichts<br />
„König von München“ und sollte nun auch in<br />
Chemnitz für Furore sorgen. In erster Linie mussten<br />
die Favoriten dazu aber den Einzug ins Finale<br />
schaffen und das ging nur über den bekannten Weg<br />
der Vorläufe und Halbfinals. Nach dem wie immer<br />
aktionsgeladenen Opening war es endlich soweit,<br />
die SX1-Piloten durften ran und konnten ihre Vorläufe<br />
bestreiten. Den ersten Sieg am frühen Abend<br />
konnte sich der Gesamtführende im SX-Cup Nicholas<br />
Schmidt sichern. Souverän bestritt der Suzuki-<br />
Pilot seinen Vorlauf und war damit sicher im Halbfinale.<br />
Überschattet wurde der erste Durchgang jedoch<br />
von einem bösen Crash des US-Boys Jace<br />
Owen. Auf Position 2 fahrend, verlor er in der fünften<br />
Runde ausgangs des Waschbretts die Kontrolle<br />
über sein Arbeitsgerät. Anschließend hatte er keine<br />
Chance, die folgende Rechtskurve normal zu<br />
durchfahren, sondern flog samt Motorrad über die<br />
Streckenbegrenzung hinaus. Owen selbst blieb bei<br />
diesem heftigen Crash unverletzt. Die Rennleitung<br />
unterbrach die Veranstaltung nach dieser Schrecksekunde<br />
jedoch für gut eine Stunde, um die betroffene<br />
Streckenpassage zu entschärfen. Nachdem<br />
dies geschehen war, durften die Akteure des zweiten<br />
und dritten Vorlaufs an den Start gehen. Mit<br />
Gavin Faith und Kyle Cunningham setzten sich hier<br />
die jeweiligen Top-Piloten durch. Somit hatten alle<br />
Titelanwärter bis auf Owen den direkten Weg ins<br />
Halbfinale geschafft. Owen konnte sich jedoch im<br />
Hoffnungslauf den 2. Platz hinter dem Briten Steven<br />
Clarke sichern. Beide schafften somit den<br />
Sprung ins Halbfinale.<br />
Dort angekommen, wurden die Zweikämpfe dann<br />
deutlich intensiver. Jeder der Teilnehmer wollte<br />
sich möglichst unter den Topfünf platzieren, um ein<br />
Direktticket fürs Finale zu lösen. In der ersten<br />
Gruppe trafen Faith und Schmidt aufeinander. Zum<br />
erhofften Spitzenduell kam es aber nicht wirklich,<br />
da Schmidt bereits nach wenigen Metern von der<br />
Konkurrenz abgeräumt wurde und dem Feld an<br />
letzter Position hinterherfuhr. Der 24-jährige Faith<br />
hatte so natürlich leichtes Spiel, gewann das Halbfinale<br />
und war sicher im Main Event des Abends.<br />
Die zweite Gruppe war stärker besetzt und sorgte<br />
mit dem Texaner Kyle Cunningham, Überraschungskandidat<br />
Charles Lefrançois, Jace Owen<br />
sowie Dominique Thury für ordentlich Stimmung in<br />
der Halle. Vor allem US-Boy Cunningham setzte<br />
sich kurz nach dem Start vom Rest der Welt ab und<br />
Neue Sieger: Kyle Cunningham (li.) wurde „König von Chemnitz“ und Luca Nijenhuis „Prinz von Chemnitz“<br />
gewann äußerst überlegen. Thury hingegen musste<br />
deutlich mehr arbeiten, um seine 3. Position sicher<br />
ins Ziel zu bringen, was ihm aber mit viel Mühe<br />
gelang. Vorjahressieger Owen ließ es nach seinem<br />
Crash langsamen angehen, zu langsam, denn<br />
mit Rang 7 musste er erneut den Umweg über das<br />
Last Chance Race gehen, um noch ins Finale zu<br />
kommen. Doch der zähe Amerikaner gewann das<br />
Last Chance Race vor Cade Clason. Beide sicherten<br />
sich also die letzten verbliebenen Tickets für das<br />
Finale am Freitagabend.<br />
Bis auf Cup-Leader Nicholas Schmidt hatten es alle<br />
Top-Piloten ins letzte Rennen des Abends geschafft.<br />
Das Finale über 15 Runden auf der 400 Meter<br />
langen Strecke versprach damit enorm spannend<br />
zu werden. Den Holeshot sicherte sich überraschend<br />
der Franzose Lefrançois, gefolgt von den<br />
US-Boys Gavin Faith, Jessy Wentland, Kyle Cunningham<br />
und Jace Owen. Noch in der ersten Runde<br />
konnte Faith an Lefrançois vorbeigehen und hatte<br />
fortan freie Bahn. Faith wusste die Gunst der Stunde<br />
zu nutzen und setzte sich stetig von seinen Verfolgern<br />
ab. Zunächst gelang es Lefrançois noch,<br />
den Speed des Honda-Piloten mitzugehen, später<br />
aber ließ er nach. Dabei war es überaus verwunderlich,<br />
dass Lefrançois nach seinem harten Crash eine<br />
Woche zuvor in München überhaupt so schnell<br />
fahren konnte. „Ich habe noch immer große<br />
Schmerzen im Oberkörper“, gab er nach dem Rennen<br />
zu. Zur Rennhalbzeit entbrannte im Kampf um<br />
Platz 3 ein sehenswertes Duell zwischen Owen,<br />
Cunningham und Jessy Wentland, aus dem Cunningham<br />
schließlich als Sieger hervorging. Doch<br />
mit Position 3 wollte sich der Texaner nicht zufriedengeben<br />
und hing kurze Zeit später bereits am<br />
Hinterrad von Lefrançois. Letzterer zog es vor, keine<br />
große Gegenwehr zu leisten und ließ Cunningham<br />
mehr oder weniger freiwillig passieren. Indes<br />
war Faith bereits der schwarz-weiß-karierten Flagge<br />
ziemlich nahe, er behielt die Nerven und konnte<br />
am Ende den verdienten Tagessieg einfahren! Sein<br />
Landsmann Cunningham wurde Zweiter, Lefrançois<br />
rettete sich als Dritter über die Ziellinie. Faith zu<br />
seinem Sieg: „Die Strecke war ziemlich schwierig,<br />
enger als ich es von den USA kenne. Wichtig war<br />
der Start, der ist mir gut gelungen und ich konnte<br />
schnell in Führung gehen. Die gesamte Zeit höchst<br />
konzentriert zu sein, war aber nicht einfach – zu<br />
schnell wird dir der weiche Boden zum Verhängnis.<br />
Einmal wäre mir das nach dem Zieltriple fast passiert.<br />
Dennoch war es mein bestes Rennen, das ich<br />
bisher zeigen konnte. Besonders die Whoops kamen<br />
mir entgegen, hier konnte ich viel Zeit gutmachen.“<br />
Genau dieser Zieltriple sollte Faith am Samstagabend<br />
zum Verhängnis werden. Doch der Reihe<br />
nach. Zunächst galt es, wieder das übliche Schema<br />
der Vorläufe zu überstehen, um sich im alles entscheidenden<br />
Finale den Titel „König von Chemnitz“<br />
zu sichern. Ohne Zweifel war der 24-jährige Gavin<br />
Faith aus dem US-Bundesstaat Georgia der Mann<br />
mit den besten Chancen. Doch abgerechnet wird<br />
bekanntlich zum Schluss. Die Geschichte ist<br />
schnell erzählt. Diesmal schafften es sämtliche<br />
Top-Piloten ins Finale. Lediglich Dominique Thury<br />
hatte ein Rennen mehr auf dem Buckel, denn er<br />
musste den Umweg über das Last Chance Race gehen.<br />
Am Startgatter stand zum erneuten Finale<br />
über 15 Runden nun also die Crème de la Crème aller<br />
SX1-Piloten. Tabellenleader Nicholas Schmidt<br />
wollte das verkorkste Ergebnis vom Freitag unbedingt<br />
wieder geraderücken. Kyle Cunningham und<br />
Gavin Faith hatten beide den Gesamtsieg in Chemnitz<br />
vor Augen. Dominique Thury und Jace Owen<br />
wollten allerdings auch noch ein Wörtchen mitreden<br />
und waren einem Tagessieg natürlich nicht abgeneigt.<br />
Auch Charles Lefrançois hatte es trotz seines<br />
angeschlagenen Zustands wieder bis ins Finale<br />
geschafft und war guter Dinge, nochmals unter die<br />
Topdrei zu fahren. Als das Gatter fiel, fuhren Faith<br />
und Owen nahezu gleichzeitig um die erste Kurve,<br />
dahinter folgte bereits Schmidt. Owen fiel jedoch<br />
zurück und Schmidt heftete sich an die Fersen von<br />
Faith. Weniger glücklich sah Kyle Cunningham am<br />
Start aus, er sortierte sich im Mittelfeld ein und<br />
war somit zu einer wilden Aufholjagd gezwungen.<br />
Der Grund: Faith und Schmidt legten an der Spitze<br />
ein irres Tempo vor und zogen das Fahrerfeld im<br />
Handumdrehen auseinander. Cunningham gelang<br />
das Kunststück, sich nahezu fehlerfrei und mit<br />
blitzsauberen Überholmanövern an die 3. Position<br />
zu begeben. Wenige Runden vor Schluss dann<br />
52<br />
MCE<br />
Januar '17