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Moderne Akkus für Segler: So ersetzen Sie NiMH-Zellen<br />
09 September 2014 5,90 EUR A: 6,70 Euro . CH: 11,80 sFr . BeNeLux: 6,90 Euro . I: 7,90 Euro<br />
DIE ZEITSCHRIFT FÜR DEN SCHIFFSMODELLBAU<br />
MZ-<br />
24<br />
von Graupner/SJ<br />
So gut ist der neue<br />
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09<br />
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<strong>SchiffsModell</strong><br />
MODELLBAU<br />
PRAXIS<br />
Perfekte<br />
Details<br />
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wiederbelebt<br />
Restaurierung<br />
eines echten<br />
Klassikers<br />
Faszinierend realistisch<br />
IOS Convention 2014<br />
Treffen der Offshore-Giganten<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
PRAXIS<br />
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jedermann!<br />
Mit Blaulicht auf dem Rhein<br />
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EDITORIAL<br />
Benjamin Schleich<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Auf zu neuen Ufern<br />
Liebe Leser,<br />
manchmal kommt es anders – und zweitens als man denkt. Als mich<br />
Sebastian Greis vor einem knappen Jahr anrief und mir mitteilte, dass<br />
er die Redaktion der Zeitschrift SCHIFFSMODELL übernehmen<br />
wird, dachte ich mir: Schön! – aber hey, eigentlich wäre das ja mein<br />
Traumjob. Dass ich in der Folge öfters mit Sebastian telefonierte, war<br />
keine Überraschung – dass mir diese Gespräche nun letztlich doch<br />
noch meinen Traumjob bescheren sollten, umso mehr. Sebastian Greis<br />
hat sich entschlossen, ein Studium aufzunehmen. Dafür begleiten<br />
ihn meine besten Wünsche. Dass er in beratender Funktion mit an Bord<br />
von SCHIFFSMODELL bleibt, freut mich riesig.<br />
Ich selbst bin im Krabbelalter mit dem RC-Virus infiziert worden.<br />
Früh war mir klar, dass ich dieses Hobby mit meinem Beruf verbinden<br />
will. Es begann mit euphorischen Teenager-Artikeln – was war das<br />
für ein Glücksgefühl, wenn RC-Fachzeitschriften sie veröffentlichten –<br />
setzte sich in einem Fachjournalismus-Studium fort und mündete<br />
in vielfältigen Redaktionstätigkeiten für diverse Modellbaumagazine.<br />
Nach einigen Jahren hochinteressanter beruflicher Kreuzfahrt<br />
durch das Marketing und die Produktentwicklung mehrerer deutscher<br />
RC-Modellbauhersteller gehe ich nun bei SCHIFFSMODELL<br />
an Bord – voller Freude, mit Ihnen immer mal wieder auch in unbekannte<br />
Gewässer vorzustoßen. Wie das aussehen kann, erfahren<br />
Sie ab Seite 50. Leinen los!<br />
Herzlichst, Ihr<br />
3. bis 5. Oktober 201<br />
4<br />
Leipziger Messegelände<br />
Auf den Weltmeeren<br />
en<br />
des Modellbaus<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
Ersatzteile aus dem Drucker?<br />
Auf zu neuen<br />
Ufern: Rennboot-<br />
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Ladeüberwachung und zeigt die Einsatzfelder der verschiedenen<br />
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sowie Neuentwicklungen von Nickel-Metallhydrid-Zellen<br />
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TITELTHEMA<br />
Heimische Wurzeln<br />
Outboard-Racer-Flunder GST1 –<br />
Von der Idee zum fertigen Modell<br />
32<br />
Neuauflage eines<br />
Klassikers<br />
Inhalt Heft 9/2014<br />
Besser als<br />
neu – frisch<br />
restauriert<br />
10<br />
18<br />
Motorschiffe<br />
10<br />
18<br />
24<br />
28<br />
32<br />
Blaulicht auf dem Rhein<br />
WSP 3 von Sievers Modellbau<br />
Aus zwei mach eins<br />
Restaurierung der WIESEL<br />
Ruderndes Geschütz<br />
Blockadebrecher im Eigenbau<br />
Zweites Leben<br />
Sportyacht MARAUDER von Robbe<br />
Heimische Wurzeln<br />
Outboard Racer selbst gebaut<br />
TITEL<br />
TITEL<br />
TITEL<br />
Specials<br />
42<br />
Vorbildvorstellung<br />
Schneeweiße Schönheit: SEA CLOUD II<br />
Crashkurs bei<br />
Graupner/SJ<br />
Szene<br />
50<br />
54<br />
Auf zu neuen Ufern<br />
Rennboot-Crashkurs bei Graupner<br />
Treffen der Giganten<br />
IOS Convention Offshore 2014 in Uetersen<br />
TITEL<br />
50<br />
Die neue<br />
Referenz<br />
Technik<br />
Modellbau-<br />
Praxis<br />
U-Boote<br />
62<br />
66<br />
72<br />
76<br />
Lithium an Bord<br />
Segeln unter Hochspannung<br />
Am Puls der Zeit<br />
Vorstellung der neuen MZ-24 HoTT<br />
TITEL<br />
TITEL<br />
Perfekte Details<br />
U-Profile selbst prägen<br />
TITEL<br />
Ein ROV für dunkle Tiefen<br />
Exklusive Testfahrt mit der HORUS<br />
TITEL<br />
66<br />
Rubriken<br />
6<br />
8<br />
45<br />
48<br />
82<br />
Bild des Monats<br />
Neuheiten, Nachrichten und Meldungen<br />
Kleinanzeigen, Markt<br />
Tipps und aktuelle Infos zu Veranstaltungen<br />
<strong>Vorschau</strong>, Impressum<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
5
FOSS UND WOMBAT<br />
Volle Kraft voraus<br />
Mit vollem Körpereinsatz begab sich der<br />
Fotograf dieser Szenerie mit einer Wathose bis<br />
etwa in Hüfthöhe ins Wasser und hielt dabei<br />
die Kamera knapp über der Wasseroberfläche.<br />
Aus der Froschperspektive lichtete er während<br />
des „6. Schipperns im Süden“ am Mandicho see<br />
nahe Ausgburg (Lechstaustufe zwischen<br />
Mering und Königsbrunn) am 27. April 2014<br />
dieses stimmungsvolle Treffen ab.
Foto: Jürgen Siegel
SZENE Neu auf dem Markt<br />
NEU<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
AUF DEM<br />
MARKT<br />
DATEN<br />
ASSA<br />
Sievers<br />
Fischereiaufsichtsboot<br />
ASSA von Sievers<br />
Modellbau Sievers präsentiert in seiner Reihe der<br />
Fischereiaufsichtsboote nun die ASSA, deren Original 1991<br />
gebaut wurde.<br />
Die ASSA wurde mit zwei weiteren Schwesterschiffen auf einer<br />
Norddeutschen Werft als Rettungsboot für Marokko gebaut. Der Vorgänger<br />
war das Fischereiaufsichtsboot Nimrod. Sie waren fast alle baugleich,<br />
wobei die Rettungsboote zusätzlich größere Lüfterschächte hinten und einen<br />
Löschmonitor bekommen haben. Die Besatzung besteht aus drei bis vier Mann,<br />
der Antrieb erfolgt über zwei Motoren mit je 760 bis 1.520 PS Leistung,<br />
die dem Schiff zu einer Geschwindigkeit von 21 Knoten verhelfen.<br />
Das Modell ist im Maßstab 1:25 gefertigt, 770 mm lang und 200 mm breit.<br />
Der Bausatz besteht aus einen GFK-Rumpf, Deck und Aufbau sind aus<br />
Polystyrol gefräst. Die Zubehörteile bestehen aus Resin- und Zinnguss.<br />
Zum Bausatz gehört ein Antriebsset, bestehend aus Ruder mit Bock, Wellen<br />
mit Bock, Schrauben und Ruderarmen. Weiterhin ist eine Bauanleitung und<br />
ein Dekorbogen enthalten.<br />
Maßstab: 1:25<br />
Länge: 77 cm<br />
Breite: 20 cm<br />
Derkum<br />
29 neue LiPos<br />
Die neuen D-Power HD-LiPo-Akkus<br />
gehören laut Derkum in der 30C<br />
Klasse zu den derzeit weltweit<br />
leistungsstärksten Zellen.<br />
Die LiPos werden in Kapazitäten von<br />
450 –5.000 mAh mit 2 S (7,4 V) bis 6 S<br />
(22,2 V) angeboten und decken damit<br />
die meisten Einsatzgebiete im Schiffsbereich<br />
ab. Für den Anschluss wurden<br />
XT-60-Stecker verwendet. Die beiden<br />
montierten Sensorkabel ermöglichen die<br />
Verwendung von XH- oder alternativ<br />
EHR-Balancer-Anschlüssen. Die in einem<br />
besonderen und extrem effizienten<br />
Stapelverfahren hergestellten Lipo-Packs<br />
überzeugen durch ihre sehr kompakten<br />
Abmessungen, ausgezeichneten<br />
Leistungsdaten und dabei gleichzeitig<br />
geringem Gewicht. Durch eine spezielle<br />
Verbindungstechnik innerhalb der<br />
LiPo-Packs konnte die Erwärmung der<br />
Akkus gegenüber herkömmlichen Lipos<br />
deutlich reduziert werden und das<br />
bei sehr guter Spannungslage und<br />
hervorragender Strombelastbarkeit.<br />
8
Krick Modelltechnik<br />
Holzbausatz Pirat<br />
Krick Modelltechnik liefert seine<br />
Neuheit 2014, den Laserbausatz der<br />
Segeljolle Pirat im Maßstab 1:10 aus.<br />
Somit wurde die Jollenserie von Krick nach dem<br />
berühmten Optimist um ein deutlich größeres<br />
Modell erweitert. Die Konstruktion ist sehr originalgetreu<br />
Originalzeichnungen und vielen Abbildungen<br />
existierender Boote nachempfunden. Die moderne<br />
Lasertechnik macht es möglich aus hochwertigem<br />
Sperrholz sehr präzise und fein Detaillierte Teile<br />
herzustellen. Kleine Beschlagteile sind aus Messing<br />
geätzt. Weitere Modelle von Segeljollen sind bereits<br />
in der Planung und Vorbereitung, alle im gleichen<br />
Maßstab 1:10.<br />
Segeljolle Pirat von Krick Modellbau<br />
NEU<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
AUF DEM<br />
MARKT<br />
Hydro & Marine<br />
Mini-Outrigger für die Wettbewerbsklasse Mini Hydro<br />
Extremer Giftzwerg<br />
made in Germany<br />
Mini-Mi von Hydro & Marine<br />
Hydro & Marine präsentieren die Mini-Mi, einen Mini-<br />
Outrigger für die Wettbewerbsklasse Mini Hydro oder Fun-<br />
Speed-Boot-Fahrer, die etwas ganz besonderes haben möchten.<br />
Zwei Jahre Entwicklung stecken in diesem „Giftzwerg“.<br />
Das in Voll-GFK-CFK-Bauweise laminierte Modell ist 450 mm<br />
lang und 310 mm breite. Es verfügt über abnehmbare Schwimmer,<br />
einlaminierte Aluminium-Führungsrohre und Abstrebungen<br />
aus 3 mm staken Kohlefaserrohren. Die Schwimmerabstützungen<br />
sind aus 1 mm Kohlefaser gefräst. Der „Rigger“ ist<br />
für den Betrieb mit 2 bis 3S-Lipos ausgelegt, extrem Wendig<br />
und sehr schnell, also eher für den fortgeschrittenen RC-Boot-<br />
Fahrer geeignet.<br />
Lieferbar ist das Modell ab sofort in weiß, gefertigt in GFK-CFK-<br />
Epoxid-Sandwich-Bauweise.<br />
Elektro-Außenborder<br />
Für alle Außenbord-Fans stellt Hydro & Marine das<br />
originale K&B-Untergestell mit Elektroumbau vor.<br />
DATEN<br />
PIRAT<br />
Maßstab: 1:10<br />
Gesamtlänge: 555 mm<br />
Rumpflänge: 500 mm<br />
Breite:<br />
161 mm<br />
Höhe gesamt: ca. 700 mm<br />
Der Außenborder verbindet die bekannte K&B Qualität aus dem<br />
Verbrennerbereich mit einem leistungsstarken Elektroantrieb.<br />
Damit sind Renn- und Sportbootmodelle in hochwertiger Ausstattung<br />
erstmalig auch als TWIN-Antrieb realisierbar.<br />
Neu ist, das H&M die Flexwellen nun<br />
auch in links- und rechtslaufend fertigt!<br />
Mit dem altbewährten K&B 3,5 ccm<br />
Untergestell und dem E-Umbausatz<br />
von H&M können nun Motoren mit<br />
25 oder 16 mm Lochkreis auf dem<br />
K&B Untergestell direkt verschraubt<br />
werden. Es können Motoren bis ca.<br />
2000 Watt Leistungsabgabe verbaut<br />
werden. Die Verbindung der Flexwelle<br />
erfolgt mit den H&M Spannzangensytem,<br />
welches speziell für die 3,7 mm<br />
Flexwelle des 3,5 ccm Untergestells<br />
angefertigt wurde.<br />
Es sind Spannzangen in 4-3,7, 5-3,7<br />
und 3,17-3,7 mm lieferbar.<br />
Die Flexwellen in Links- u. Rechts -<br />
laufend mit aufgepresstem Vierkant<br />
sind separat erhältlich und können in<br />
vorhandenen K&B-Untergestellen<br />
nachgerüstet werden.<br />
K&B-Untergestell<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
9
MOTORSCHIFFE<br />
Wasserschutzpolizeiboot von Sievers<br />
WSP 3 VON SIEVERS MODELLBAU<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
PRAXIS<br />
TEST<br />
Mit Blaulicht<br />
auf dem Rhein<br />
10<br />
Die WSP 3 von Sievers Modellbau ist ein Modell der bekannten „Rheinstreifenboote“,<br />
die auf dem Rhein ihren Dienst tun. SCHIFFSMODELL erklärt den Aufbau des Modells<br />
und verrät einige Tipps und Tricks zum Aufbau und zur Bearbeitung der Bauteile.<br />
TEXT UND FOTOS: Ralph Gralke
MOTORSCHIFFE<br />
Wasserschutzpolizeiboot von Sievers<br />
Der Baukasteninhalt – viele Tütchen führen zum fertigen Polizeiboot!<br />
Der Einbau der Wellenanlage verlangt Geduld und genaues Arbeiten<br />
Der Bausatz beinhaltet einen stabilen<br />
GFK-Rumpf, jede Menge<br />
Polystyrol-Frästeile, alle erforderlichen<br />
Beschlagteile (teils<br />
Kunststoff, teils Resin und Metallguss),<br />
zwei Wellenanlagen in gleitgelagerter<br />
Ausführung, Kunststoffprofile, jede<br />
Menge Draht, eine Lötschablone für die Reling<br />
und ähnlichem aus Holz sowie eine<br />
Zeichnung für den Bootsständer. Weiter enthalten<br />
sind Fähnchen, eine Bauanleitung,<br />
ein großformatiger Bauplan und alle erforderlichen<br />
Aufkleber in geplotteter Ausführung.<br />
Ich hoffe, dass ich in meiner Aufzählung<br />
nichts vergessen habe. Es ist im Großen<br />
und Ganzen alles dabei, was benötigt wird,<br />
um ein schönes Modell zu erstellen. Farben<br />
und Klebstoffe sind noch selbst zu besorgen,<br />
falls nicht vorhanden. Und dann kann es<br />
schon losgehen mit dem Bau.<br />
Viele Kleinteile, ein Schiff<br />
Zuerst sollte ein stabiler Ständer erstellt werden.<br />
Das dafür benötigte Material liegt zwar<br />
dem Bausatz nicht bei (normalerweise<br />
nimmt man sowieso ein Holz, das einem<br />
persönlich gefällt), aber eine Schablone zum<br />
Anzeichnen ist vorhanden. Noch etwas vorweg:<br />
Man sollte sich an die Anleitung halten,<br />
es macht manches leichter. Besonders<br />
möchte ich das Rumpf-Entfetten und -Reinigen<br />
ans Herz legen. Um die Trennmittelreste<br />
rückstandslos zu entfernen, dies bitte<br />
wirklich gründlich machen. Sonst gibt es<br />
später eventuell Probleme beim Lackieren.<br />
Auch Ecken und Kanten nicht vergessen. Als<br />
Klebstoff für den Rumpf hat sich Glasfaserspachtel<br />
und Polyesterharz bewährt. Das<br />
klebt die Wellenanlagen genauso gut wie die<br />
Ruderkoker aus Kunststoff.<br />
Für den Aufbau empfiehlt sich dünnflüssiger<br />
Plastikkleber. Und wenn nichts mehr<br />
geht, geht Sekundenkleber (dünn- und dick-<br />
12<br />
VORGESTELLT<br />
Heimathafen Köln<br />
Die WSP 3 gehört zu einer Reihe von 13 Ein -<br />
heiten, die zwischen 1993 und 2003 auf<br />
verschiedenen Werften gebaut wurden. Das<br />
als „Rheinstreifenboot“ laufende Schiff ist<br />
17,75 m lang, 4,53 m breit, verdrängt 22 t<br />
und hat eine Motorleistung von zwei mal<br />
502 PS. Die WSP 3 erreicht damit eine<br />
Geschwindigkeit von ca. 46 km/h. Der Heimathafen<br />
ist Köln und es liegt dort mit<br />
zwei Schwesterschiffen (WSP 6 und WSP 9)<br />
gemeinsam am Steiger. Die WSP 3 wurde<br />
1996 in Dienst gestellt.<br />
flüssig). Ich denke dabei an Resin und Metallteile.<br />
Noch etwas Grundlegendes zu Sievers-<br />
Bausätzen: Da die Teile nicht bedruckt und<br />
nummeriert sind, sollte man mit Ruhe alles<br />
zusammen legen, was mal geklebt werden<br />
soll. Ich meine z.B. die Teile des Aufbaues.<br />
Es kann sonst schon einmal passieren,<br />
dass man versehentlich ein Teil „falsch“ herum<br />
(also seitenverkehrt) anklebt. Also alle<br />
benötigten Teile einer Baugruppe erst zusammenlegen<br />
oder -stecken und schauen,<br />
ob es so passt bzw. mit dem Bauplan übereinstimmt.<br />
Bitte in Ruhe schauen und<br />
immer den Bauplan zur Hilfe nehmen!<br />
Dann erst kleben. Die Teile sind sehr passgenau,<br />
nicht mit Gewalt zusammendrücken,<br />
notfalls leicht anpassen. Die Sievers-Baukästen<br />
sind nicht unbedingt für Anfänger geeignet.<br />
Das ist noch Modellbau, da darf mitgedacht<br />
werden, denn die Anleitung beschränkt<br />
sich nur auf das Wichtigste. Wenn<br />
man sich aber einmal hineingedacht hat,<br />
macht es einen Riesenspaß.<br />
Wie bei allen Modellen helfen auch oft<br />
Bilder vom Original. Da kommen wir auch<br />
gleich zum nächsten Thema. Welche WSP<br />
darf es denn sein?<br />
Ja richtig, es gibt 13 verschiedene Einhei -<br />
ten die im Prinzip alle gleich aussehen, sich<br />
aber durch diverse Ausrüstungen von einander<br />
unterscheiden. Da steht der Schein wer -<br />
fer mal woanders, es gibt andere Fender. Auf<br />
der „12“ z.B. fehlt die hintere Deckskiste. Es
Aus vielen einzelnen Platten entsteht der Decksaufbau<br />
gibt viele Möglichkeiten ein anderes Modell<br />
zu bauen, und das mit relativ wenig Auf -<br />
wand. Wer das Glück hat im Rheinland zu<br />
wohnen, braucht auch nur an den Rhein zu<br />
gehen. Die Boote aus dieser Serie werden<br />
zwischen Bonn und Duisburg eingesetzt. Da<br />
liegen die unterschiedlichen Nummern am<br />
Anleger. Hier bei uns in Köln sind es die „3“,<br />
die „6“ und die „9“. Das macht es möglich,<br />
sich die verschiedenen Boote anzuschauen<br />
und zu fotografieren. Einfach mal in die<br />
Suchmaschine z.B. „Bonn WSP“ eingeben<br />
und schon sieht man, wo die Schiffe liegen.<br />
Hier in Köln ist es der „Deutzer Hafen“ an<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
der Drehbrücke. Man kommt zwar nicht auf<br />
den Anleger (verschlossenes Tor), aber die<br />
Boote sind gut zu sehen. Wenn am Boot niemand<br />
ist, kann man auch schauen, wo die<br />
Wache ist. Diese ist meist in unmittelbarer<br />
Nähe. Ich habe die Erfahrung gemacht dass,<br />
wenn man nett fragt und sein Anliegen vorträgt<br />
– es hilft wenn man Bilder eines selbstgebauten<br />
Modells mitbringt – die Damen<br />
und Herren der Wasserschutzpolizei gerne<br />
behilflich sind. Vorausgesetzt, sie haben<br />
Zeit. Meist findet sich ein Mitarbeiter, der<br />
ein Herz für Modellbauer hat und der mit einem<br />
auf den Steg geht, damit man Bilder<br />
machen kann. Vielleicht gibt es auch Antworten<br />
auf ungelöste Rätsel beim Bau. Am<br />
besten vorher mal anrufen und anfragen, vor<br />
allem wenn es nicht um die Ecke ist. Bilder<br />
vom Original sind immer Gold wert. Das ist<br />
gleich der Einstieg in den nächsten Teil. Darf<br />
es etwas mehr sein?<br />
Wie mehr? Mehr Details!<br />
Wenn man viele Bilder hat, kann man auch<br />
die Details besser nachbauen. Hier besteht<br />
die Möglichkeit mit recht überschaubarem<br />
Aufwand ein individuelles Modell zu bauen.<br />
Ich kann nicht beurteilen, wie groß die<br />
13
MOTORSCHIFFE<br />
Wasserschutzpolizeiboot von Sievers<br />
Der Bau im fortgeschrittenen Stadium – die Grundformen des Bootes sind bereits erkennbar<br />
Die Farbgebung<br />
erfolgt mit<br />
seidenmatter<br />
Farbe ...<br />
Chance ist am See eine WSP zu treffen, aber<br />
ich fahre gerne auf Schaufahrten und da ist<br />
sie höher.<br />
Wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt<br />
habt wird das hier ein Bericht der etwas anderen<br />
Art. Ich hoffe dem einen oder anderen<br />
hier doch mal Tipps geben zu können, wie<br />
man den Bausatz zusammen bekommt und<br />
was man daraus machen kann. Ich hoffe<br />
dass das so gefällt und vielleicht ein paar<br />
Denkanstöße gibt.<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Daten des WSP3<br />
... und erhält nach Anbringung der<br />
Schriftzüge und Aufkleber eine<br />
schützende Klarlackschicht<br />
Maßstab: 1:20<br />
Länge:<br />
88,5 cm<br />
Breite:<br />
22,5 cm<br />
Tiefgang: 4 cm<br />
Verdrängung: ca. 3,5 kg<br />
14
Hohe Fertigungsqualität –<br />
tolle Optik und viel Spaß am Bauen!<br />
Viel Geduld und Konzentration erfordert<br />
auch das Biegen und Löten der Reling<br />
Noch ein Tipp zum Baukasten: Macht aus<br />
der WSP bitte kein Rennboot! Das Boot ist<br />
im Original ein Halbgleiter und fährt max.<br />
ca. 46 km/h. Das ist ein Binnenschiff und<br />
keine Flitzkiste. Für den Antrieb gibt es mehrere<br />
Möglichkeiten. Im Boot von Sievers laufen<br />
zwei langsam drehende Bürstenmotoren<br />
aus dem Kfz-Zubehör und in meiner WSP<br />
werkeln zwei kleine Brushless-Motoren. Wir<br />
haben nur jeweils die beiliegenden Plastikschrauben<br />
gegen Messing-Propeller getauscht.<br />
Die damit erzielten Geschwindigkeiten<br />
sind völlig ausreichend. Ich rede hier<br />
von ca. 3.000 U/min an der Welle, als Tipp<br />
so am Rande. Gewichtsmäßig liegt das<br />
Modell fahrfertig bei ca. 3,5 kg. Das lässt ein<br />
Bauen ohne Probleme zu. Es braucht nicht<br />
aufs Gramm genau gebaut zu werden, im<br />
Normalfall darf sogar noch Blei zugeladen<br />
werden. In meinem Boot versieht ein 3 S<br />
Lipo mit 5.000 mAh seinen Dienst und da -<br />
mit kann man den ganzen Tag fahren.<br />
Nicht zu fein schleifen<br />
Zum Lackieren möchte ich auch noch den<br />
einen oder anderen Tipp geben. Bitte alles<br />
gut anschleifen, nass und nicht zu fein,<br />
maximal 400er-Papier. Gründlich nachwaschen,<br />
am besten ein paar Tropfen Spül -<br />
mittel beigeben als Entspannungsmittel. Erneut<br />
nachspülen und gründlich trocknen lassen.<br />
Da ich gerne mit Sprühdosen lackiere,<br />
habe ich alles mit Kunststoffgrundierung<br />
vorgesprüht. Lackiert wurde dann in Seiden-<br />
Mit der kleinen WSP auf der großen WSP<br />
Der Autor umkreist mit<br />
dem Modell das Original<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014
MOTORSCHIFFE<br />
Wasserschutzpolizeiboot von Sievers<br />
Taufe des Modells durch Heidrun Sievers,<br />
der Tochter des Herstellers<br />
Zusammen mit der WSP von Manfred Sievers bei der Jungfernfahrt<br />
matt und nach dem Aufbringen der Beschriftung<br />
und Aufkleber wurde das gesamte Modell<br />
noch einmal mit Klarlack überzogen.<br />
Das hat folgenden Grund: Erstens sind auch<br />
die Aufkleber geschützt und zweitens, falls<br />
man mal irgendwo anstößt, ist auch die Lackierung<br />
geschützt.<br />
Im Beschlagsatz befinden sich auch alle<br />
erforderlichen Lampenkörper. Wer sein Boot<br />
mit der vorbildgerechten Beleuchtung ausrüsten<br />
möchte hat dazu alle Möglichkeiten.<br />
Die Lampenkörper sind alle hohl und man<br />
muss nur entscheiden, welche Birnchen<br />
oder LEDs man einbauen möchte. Bitte<br />
beachten, wer die Lampen an den Abluftkaminen<br />
(Blaulicht, Deckslampen) funktions -<br />
fähig machen will, sollte schon beim Bau<br />
derselben wenigstens die Kabel mit ein -<br />
bauen. In den Kaminen sitzen große Resinteile<br />
und Zwischenböden, da geht hinterher<br />
fast nichts mehr! Welche Lampe welche<br />
Funktion hat, steht auf einem gesonderten<br />
Blatt der Bauanleitung.<br />
Und für die Geräuschfetischisten unter<br />
euch: Bitte kein Martinshorn einbauen! Ich<br />
habe mich extra noch einmal erkundigt,<br />
Blaulicht ja – das Schiff erhält damit allerdings<br />
keine Sonderrechte – aber keine Musik<br />
dazu!<br />
n<br />
DER AUTOR<br />
Ralph Gralke kann auf eine fast 30-jährige<br />
Modellbauerkarriere und viele schöne Modelle<br />
und interessante Geschichten zurückblicken.<br />
Fazit<br />
Ich hoffe, dass dieser Bericht ein wenig<br />
Lust auf den Bau eines Bootes der WSP<br />
macht.<br />
Ich finde, dass die WSP ein rundum<br />
gelungener Baukasten aus dem Hause<br />
Modellbau Sievers ist. Der Baukasten ist<br />
gut durchdacht mit einem kompletten<br />
Beschlagsatz zu einem guten Preis.<br />
Nicht unbedingt anfängergeeignet, aber es<br />
entsteht ein tolles Modell mit super Fahreigenschaften.<br />
Ich hoffe, dass der ein oder<br />
andere den Bau wagt, er wird nicht enttäuscht<br />
werden.<br />
Wer eine WSP baut, darf sich gerne mal<br />
bei mir melden, über meine Homepage<br />
(www.Modelltanker.de) gibt es die Möglichkeit<br />
der Kontaktaufnahme. Einfach<br />
auf der Startseite oben die Brieftaube<br />
anklicken. Vielleicht kann man ja mal<br />
ein lockeres Treffen mit WSP Booten<br />
organisieren und zusammen fahren, ich<br />
würde mich freuen.<br />
16
Die viele Detailarbeit lohnt:<br />
Das Fahrbild der WSP 3 ist überragend!<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 17
MOTORSCHIFFE<br />
Vom Original zum Modell<br />
VOM ORIGINAL ZUM MODELL<br />
Aus zwei<br />
mach eins<br />
Das erste Modell der WIESEL erschien schon 1973<br />
von Graupner, damals noch in Holzbauweise im<br />
Maßstab 1:35. Es folgte ab 1980 eine Ausführung im<br />
Maßstab 1:40. Diese erfolgreiche Serie wurde<br />
bis 1990 ausgeliefert und, bedingt durch eine große<br />
Nachfrage, ab 2004 neu aufgelegt.<br />
TEXT UND FOTOS: Pierre Schmitt<br />
18
Jetzt fährt sie, doch fast wäre die<br />
WIESEL als Ersatzteillager geendet<br />
Inhaltlich hatte sich im Baukasten wenig<br />
geändert. Die Torpedorohre bestanden<br />
nun nicht mehr aus einem Pappmaschee-Rohr,<br />
sondern aus ABS. Ursprünglich<br />
waren die Schwimmwesten<br />
aus Balsaholz roh geformt. Nun bestehen sie<br />
erfreulicherweise aus ABS.<br />
Da viele Heranwachsende damals ihren<br />
Wehrdienst auf solchen Booten absolviert<br />
hatten, war dieses Modell bei den „Ehemaligen“<br />
sehr beliebt, woran sich bis heute<br />
nichts geändert hat. So verwundert es auch<br />
nicht, wenn praktisch in jedem Schiffsmodellbau-Verein<br />
mindes tens ein Exemplar<br />
davon vorhanden ist, wenn auch in höchst<br />
unterschiedlichen Ausführungsqualitäten,<br />
das gleiche gilt auch für die im Internet<br />
angebotenen Modelle. Wie bei vielen, etwas<br />
aufwendigeren Bootmodellen, wurden<br />
auch viele nicht vollendet und landen bis<br />
heute im Keller, auf dem Dachboden oder<br />
im Internet.<br />
Es meldete sich schließlich ein Anbieter aus<br />
Mainz, bei dem ich einen Bausatz der ersten<br />
Serie für wenig Geld erstehen konnte. Der<br />
Bauplan war zwar vorhanden, dafür keine<br />
Baubeschreibung, es fehlten offensichtlich<br />
nicht allzu viele Teile, bis auf die Schwimmwesten<br />
und einige Poller. Erst später, am<br />
Ende der Bauzeit, hatte ich seltsame Balsaholz-Formstücke<br />
aufgespürt, die aber erst<br />
im Nachhinein als Schwimmwesten identifiziert<br />
wurden. Einige Arbeiten waren schon<br />
mehr oder weniger gut ausgeführt, auch der<br />
Bootsständer war glücklicherweise vorhanden.<br />
Dass Mast und Geschütze noch nicht<br />
gebaut waren, störte mich jedoch zunächst<br />
nicht weiter. Wichtiger war eher, dass möglichst<br />
viele Teile vorhanden waren.<br />
Dank des Bauplans begann ich also nach<br />
und nach die damals noch vorgestanzten<br />
dünnen Sperrholzteile herauszutrennen<br />
und zusammenzufügen, so auch das fehlende<br />
Torpedorohr.<br />
Zwei Boote wollte ich aber nicht bauen, also<br />
habe ich einen Baukasten kannibalisiert, zu<br />
deutsch: ausgeschlachtet. Ich merkte auch<br />
schnell, dass es sich hierbei nicht um einen<br />
Schnellbaukasten handelte, der Arbeits auf -<br />
wand war doch erheblich. Zum Glück<br />
konnte ich aber das vorhandene und relativ<br />
gut gebaute Radom-Untergestell aus dem<br />
ersten Baukasten verwenden, wodurch mir<br />
schon einiges an pingeliger Arbeit erspart<br />
geblieben ist. Da der hintere Teil des Radom-<br />
Podests beim ersten Mo dell abgebrochen<br />
war, musste auch dieses Teil nachge baut und<br />
angepasst werden. Der Bauplan im Maßstab<br />
1:1 ist nahezu perfekt und übersichtlich bis<br />
auf einige ganz wenige Details, dies gilt auch<br />
für den alten, mir vorliegenden Bauplan.<br />
Viele dünne Sperrholzteile müssen nach<br />
Bauanleitung zusammengefügt werden, um<br />
die nötige Dicke zu bekommen, danach<br />
müssen sie passgenau geschliffen werden.<br />
Die Fugen zwischen den einzelnen dünnen,<br />
zusammengefügten Holzteilen so zu glät -<br />
ten, dass diese nicht mehr sichtbar sind, ist<br />
nicht ganz einfach und mühsam bzw. etwas<br />
zeitraubend.<br />
Auf langer Vorbildsuche<br />
Parallel zum Einlesen des Bauplans begann<br />
auch die längere Informationssuche nach<br />
dem Vorbild im Internet. Leider gibt es wenige,<br />
gut verwertbare Aufnahmen. Auch die<br />
Pläne bzw. Übersichtzeichnungen sind<br />
kaum brauchbar. Zum Glück half aber die<br />
Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr<br />
mit einigen Schwarz-Weiß-Fotos<br />
weiter. Unklarheiten bestehen aber immer<br />
noch bezüglich der Gestaltung der Torpedorohrauflagen/Stahlbänke,<br />
die Detailsuche<br />
geht also weiter. Wer genau hinsieht wird<br />
auch erkennen, dass ich nur drei Bretter an<br />
den Torpedoauflagen eingebaut habe. Laut<br />
Aus zwei mach eins<br />
Bei der Übernahme von mehreren halbfertigen<br />
Baukästen vor einiger Zeit war auch ein<br />
Exemplar der WIESEL dabei, allerdings ohne<br />
Bauplan und es fehlten ziemlich viele Teile,<br />
wie z. B. das Schlauchboot. Es war auch nur<br />
ein einziges Torpedorohr vorhanden, der Dekorbogen<br />
fehlte, und auch nur zwei Geräte-<br />
Munitionskisten waren vorhanden, dafür<br />
waren aber die Motoren schon eingebaut.<br />
Die Ruder fehlten, das Oberdeck war bereits<br />
eingesetzt. Zunächst hatte ich daran gedacht<br />
es einfach als Ersatzteil zu verkaufen, ich begann<br />
aber doch die vorhandenen Teile zu lackieren,<br />
auch den Rumpf und die Aufbauten.<br />
Und so hatte ich nach und nach doch einige<br />
Arbeitsstunden investiert. Eigentlich sollte<br />
dieser Arbeitseinsatz aber auch nicht ganz<br />
umsonst sein, und so platzierte ich eine<br />
Suchanzeige nach einem angefangenen<br />
Bausatz oder Teilen davon mit dem Ziel, den<br />
vorhandenen Baukasten zu komplettieren.<br />
Einzelne Bau gruppen, bereit zur Montage<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
19
MOTORSCHIFFE<br />
Vom Original zum Modell<br />
Der WIESEL-Baukasten der ersten Generation<br />
Einzelteile, aus denen die Geschütze gebaut werden<br />
Feuerleitgerät im Rohbau<br />
Die Antennen auf dem Mast verlangen<br />
sorgfältige Lötarbeit<br />
Kommandobrücke im Rohbau, mit zusätzlicher<br />
Tür steuerbord<br />
Plan sind es aber deren vier. Hier gibt es<br />
einen Minuspunkt, sie bestehen im Modell<br />
aus 2 x 2 mm starken Holzleisten, die auch<br />
beim Vorbild als Bänke benutzt wurden. Übrigens<br />
hatten diese zwei Auflageschienen<br />
auch eine Senke/Kröpfung, damit das Hebe -<br />
z eug entfernt werden konnte. Der Bauplan<br />
stimmt also nicht genau mit dem Vorbild<br />
überein. Bei einem Modell hatte ich auch<br />
dort platzierte Torpedos gesehen, ein schö -<br />
nes weiteres Detail, welches ich aber bisher<br />
auch noch nie gesehen hatte.<br />
Von Robbe gibt bzw. gab es zwei passende<br />
17,5 cm lange Vorkriegstorpedos in 1:40.<br />
Diese standen also auf meiner Einkaufsliste.<br />
Sie gehörten aber eigentlich zum Schnell -<br />
boot S 130 von Robbe. Laut Aussage eines<br />
ehe maligen Mannschaftmitgliedes waren<br />
die Torpedos aber nicht lange an Deck gelagert,<br />
da die Elektronik doch sehr empfindlich<br />
war. So wurde zunächst wenigstens ein Torpedo<br />
auf einer Lagerbank befestigt, um zumindest<br />
einen optischen Teileindruck des<br />
Vorbilds wiederzugeben.<br />
Nach einem Besuch im Marinemuseum<br />
Wilhelmshaven habe ich erfahren, dass es<br />
sich dabei um ein Vorkriegstorpedo vom Typ<br />
G 7 a handelte. Es hatte eine Reichweite von<br />
etwa 8.000 m bei einer Geschwindigkeit von<br />
20<br />
40 ktn, die Sprengladung betrug 300 kg. Zeitweise<br />
war dieser Typ noch im Einsatz.<br />
Im alten Baukasten waren noch die Auflagen/Sockel<br />
für die alten, ungelenkten Pintch-<br />
Bamag-Torpedos vorhanden. Wer diese beibehalten<br />
will, sollte aber zumindest die<br />
beiden runden, parallelen, ca. 3 mm großen<br />
seitliche Öffnungen ausschneiden bzw. aufbohren.<br />
Ich habe dies nur auf einer Seite getan,<br />
als Kompromiss, nach meiner besonderen<br />
Vorliebe, um Änderungen am Vorbild<br />
und auch am Modell sichtbar zu machen. In<br />
Fahrrichtung gab es an den Auflagen auch<br />
noch oval-förmige Ausschnitte, die wohl<br />
dem Wasserablauf dienten. Zum Schluss<br />
habe ich noch die Achsenlöcher für die Verschlussklappen<br />
am Torpedorohrausgang<br />
aufgebohrt und eine entsprechende Messingachse<br />
eingeführt.<br />
Weg zur weiteren Detaillierung<br />
An der zweiten WIESEL waren die meisten<br />
Aufkleber leider schon angebracht, so auch<br />
die Kühlungs-Jalousien. Einen neuen Satz<br />
wollte ich zunächst nicht kaufen, also legte<br />
ich die entsprechenden Teile auf einen Kopierer<br />
und fertigte danach selbstklebende Folien<br />
an. Besonders vorbildgetreue Modellbauer<br />
haben diese Kühlungsjalousien sogar<br />
erhaben nachgebildet, sieht natürlich bedeutend<br />
besser aus, wer also noch mehr aus seiner<br />
WIESEL machen will, sollte auch dies<br />
tun, der Unterschied ist schon frappierend.<br />
Beim Modellbau-Kaufhaus gibt es aber auch<br />
entsprechende profilierte Teile zu kaufen.<br />
Zu den damaligen Balsaholz-Schwimmwesten<br />
ist zu sagen, dass die Bruchkanten<br />
sehr ungenau sind, sie müssen also gespachtelt<br />
und mehrmals lackiert werden. Hier<br />
stellt sich die Frage, ob nicht neue, fertige<br />
Teile besser wären. Nach mehrmaligem Lackieren<br />
mit dickem, rotem Lack ist die Oberfläche<br />
akzeptabel. Erst später gab es gelbe<br />
Rettungswesten. Die Deckaufbauten waren<br />
anfangs in einem sehr hellen Grau lackiert,<br />
entsprechend RAL 7035, erst später wurde<br />
das dunklere RAL 7012 verwendet.<br />
Zeitweise war der Wasserpass an der ZO-<br />
BEL Klasse grün lackiert, wohl in der Anfangszeit.<br />
Später gab es sogar keinen mehr.<br />
Hier besteht also auch Gestaltungsspielraum<br />
für den Modellbauer. Einfach zu realisieren<br />
sind auch die beiden größeren Kühlwasseröffnungen<br />
beidseitig am Rumpf. Rein op -<br />
tisch genügt z.B. eine runde, 3-4 mm große<br />
schwarze Öffnungsimitation. Genauso einfach<br />
sind auch die Niedergangsklappen-<br />
Nachbildungen zu realisieren, ich habe sie
Wer keine neuen Aufkleber kaufen will,<br />
muss die selbstklebenden Folien selbst fertigen<br />
nur einfach eingeritzt. Lackiert wurde das<br />
Modell in einem hellen, matten Grau. Genau<br />
genommen waren diese Boote aber in Lichtgrau<br />
lackiert, mit Ausnahme des etwas dunkleren<br />
Decks. Je nach Werftauftenthalt bzw.<br />
Einsatzjahr gab es jedoch kleinere Farb -<br />
abweichungen bei den einzelnen Schiffen,<br />
so auch bzgl. des Wasserpasses.<br />
Die Geschütze sind sicher der große<br />
Schwachpunkt des Baukastens. Für die damalige<br />
Zeit noch in etwa vertretbar, heute<br />
kaum noch, da doch viel zu ungenau. Zum<br />
Glück gibt es heute bei SBW-Modellbau einen<br />
recht gut detaillierten Bausatz, auch wenn davon<br />
natürlich zwei gekauft werden müssen.<br />
Ich habe versucht, die beiden Geschütze aus<br />
dem Baukasten zu bauen, eventuell als Ersatzteilspender<br />
oder als Lehrstück bzw. als<br />
Zwischenlösung. Verschiedene Vorbildfotos<br />
waren bei der Gestaltung und beim Bau nützlich.<br />
Zur Eigenkritik muss ich aber noch eingestehen,<br />
dass ich die Sitze nicht ganz korrekt<br />
platziert hatte, sie sind zu weit hinten<br />
platziert, außerdem sind sie etwas zu groß.<br />
Hier ist also wieder etwas Nacharbeit<br />
angesagt, auch bezüglich der abgerundeten<br />
Form der Sitze und der Entwässerungsöffnungen.<br />
Es gibt aber auch gute, schöne Ätzteile<br />
der Flaksitze bei Modellbau Andreas Lassek,<br />
wie ich im Nachhinein erfahren habe.<br />
Der Mast<br />
Der Mast sorgt im Allgemeinen für viel Arbeit.<br />
Hier gibt es doch viele Einzelteile zusammen<br />
zu bauen bzw. zusammen zu löten,<br />
wie die Antennen und deren Halterungen.<br />
Hier ist Sorgfalt und Präzision angebracht.<br />
Ich habe damit aber erst am Schluss begonnen,<br />
unter anderem, um Beschädigungen<br />
während des Baus zu vermeiden. Ein Modellbauer<br />
aus meinem Verein half mir bei<br />
den Lötarbeiten. Die Maststützen bestehen<br />
aus Rundhölzern, die Geschütze und dieser<br />
Mast stellen sicher die Problempunkte des<br />
Bausatzes dar, insbesondere für nicht sehr<br />
erfahrene Modellbauer. Alle anderen Baugruppen<br />
machen keine besondere Arbeit<br />
oder stellen keine unlösbaren Probleme dar.<br />
Kleine Verbesserungen<br />
Wer vorbildgerecht bauen will, muss jedoch<br />
entscheiden, aus welcher Epoche er das Modell<br />
bauen will. Die Unterschiede betreffen<br />
vorwiegend den geschlossenen oder offenen<br />
oberen Fahrtstand sowie die kleine Tür<br />
vorne, unterhalb des Handlaufs auf der Steuerbordseite<br />
der Brücke.<br />
Da ich zunächst noch keine weitere Detailfotos<br />
hatte, hatte ich diese Tür auch zu<br />
weit links platziert, erst nach Erhalt weiterer<br />
Infos konnte ich sie an der richtigen Stelle<br />
anbringen. Auf der Brücke gab es auch einen<br />
Durchstieg zum alten Feuerleitstand, den<br />
ich aber zunächst noch nicht nachgebildet<br />
hatte. Offensichtlich war diese Abtrennung<br />
auch nicht gerade wie im Modell, sondern<br />
hatte mittig einen Vorsprung, wohl um Platz<br />
für den Sitz beim Rotieren der Leitsäule zu<br />
ermöglichen. Leider fehlt im Baukasten auch<br />
ein OGR-7 Feuerleitstand, beim „alten“<br />
Länge:<br />
Breite:<br />
Höhe:<br />
Tiefgang:<br />
Antrieb:<br />
DATEN<br />
Schnellboot WIESEL<br />
107 cm<br />
17,50 cm<br />
ca. 37 cm<br />
ca. 5,8 cm<br />
2 x Graupner Jumbo 2000, 6 V<br />
Robbe-Baukasten der SCHÜTZE gab es ein<br />
solches Teil, allerdings noch in der alten Ausführung,<br />
Abhilfe schafft also zumindest als<br />
Kompromiss zunächst eine stark<br />
vereinfachte Nachbildung anhand von Fotos<br />
und dem Robbe-Bauplan der SCHÜTZE.<br />
Beim nächsten Werftaufenthalt wird hier<br />
also qualitativ nachgerüstet. Der Feuerleitstand<br />
könnte aber meines Wissens nach<br />
auch eventuell entfallen, nachdem die Boote<br />
mit dem Radom und dem darin enthaltenen<br />
Feuerleitradar ausgerüstet wurden. Wenn<br />
nicht, dient er halt als Reserve- Ausrüstung.<br />
Laut Information eines „Ehemaligen“ waren<br />
aber diese Feuerleitstände doch bei einigen<br />
Schiffen zeitweise noch montiert.<br />
Erst viel später habe ich eine entsprechende<br />
Detailzeichnung des OGR-7 bekommen<br />
und noch einige Details ergänzt. Im<br />
Original hatten die Boote auch einen Reling-<br />
Spritzschutz bzw. Schürze/Persenning. Aus<br />
einem grauen Abfallbeutel habe ich später<br />
noch auf einer Seite einen entsprechen-den<br />
Spritzschutz angefertigt und angebracht,<br />
Vorteil dieses Materials ist, dass es sehr leicht<br />
und außerordentlich dünn ist, und sich zudem<br />
nicht vollsaugt. Ich habe den Spritzschutz<br />
nur angeklebt, eigentlich müsste er<br />
mit einem dünnen, umlaufenden Liek befestigt<br />
werden.<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 21
MOTORSCHIFFE<br />
Vom Original zum Modell<br />
Im Bereich der Poller sind auch entsprechende<br />
Aussparungen auszuschneiden zum<br />
Durchlegen der Festmachertaue. Bei der Reling<br />
ist vorne eine kleine Änderung vorzunehmen,<br />
so steht eine Stütze im kurzen Abstand<br />
vor der Befestigung an Deck. Hier ist<br />
die Reling abgeknickt, wohl um einen einfachen<br />
Einstieg an Deck zu ermöglichen. Im<br />
Plan ist dieses Teil nicht ganz korrekt nachgebildet.<br />
Ein kleines, leicht anzufertigendes<br />
Detail betrifft auch die Klappscharniere für<br />
die verschiedenen Mannlochdeckel, ein<br />
Stück Messingrohr schafft hier Abhilfe,<br />
wobei auf die richtige Öffnungsseite des<br />
Deckels geachtet werden muss. Ein kleines<br />
Wappenschild am Bug beidseitig darf auch<br />
nicht fehlen, auch wenn das jeweilige<br />
Wappen noch nicht nachgebildet wurde.<br />
Eine Frage der Größe<br />
Zu groß ausgefallen waren nach heutigen<br />
Maßstäben sicher auch die beiliegenden Positionslampen,<br />
hier besteht also auch Verbesserungsbedarf,<br />
wer es genauer haben<br />
will. Auf den alten Vorbildfotos sahen aber<br />
die Positionslampen wirklich riesig im Verhältnis<br />
z.B. zu den Scheiben auf der Brücke<br />
aus. Am Aufgang zur Brücke wurde beidseitig<br />
noch jeweils ein Handlauf angebracht.<br />
Eine der Brückentüren wurde offen dargestellt,<br />
eine andere geschlossen. Ob an der<br />
Steuerbordseite noch ein klappbarer Kommandantensitz<br />
vorhanden war, konnte ich<br />
leider nicht feststellen, wenn ja, hätte ich ihn<br />
sicher nachgerüstet.<br />
Zum Schluss wollte ich auch noch den<br />
Boden der Kommandobrücke mit einem<br />
Anti-Rutsch-Belag versehen. Anfangs bestand<br />
der Boden wohl aus einem Holz-Belag<br />
bzw. Holzlattenrost, letztlich habe ich aber<br />
doch noch einen richtigen Lattenrost gebaut.<br />
Dieser ist in Holzfarben gebeizt, möglicherweise<br />
war er aber beim Original in Grau gestrichen.<br />
Auf dem Kommandostand wurde<br />
auch noch mittig eine einfache Standsäule<br />
mit kleinem Steuerrad nachgerüstet, als<br />
Steuerrad habe ich einen einfachen Druckknopf<br />
verwendet da nichts anderes in meinem<br />
Beschlagsortiment vorhanden war.<br />
Mit Liebe zum Detail<br />
Die seitlichen Türen am Aufbau bekamen<br />
auch noch einfach nachgebildete Scharniere.<br />
Auf der Backbordseite wurde etwas unter -<br />
halb des Radarpodests noch ein kleines Wappenschild<br />
angebracht, allerdings wegen der<br />
Größe ohne Nachbildung des flinken Wappentieres.<br />
Auch eine kleine Schiffs glocke ist<br />
in diesem Bereich auf der Backbordseite an<br />
der ersten Stütze vorne beim Vorbild angebracht.<br />
Große, runde Kugelfender gab es<br />
auch damals an Bord, beim nächsten Ein -<br />
kauf werde ich mir vier Stück davon be sor -<br />
gen. Sie werden einfach grau lackiert und<br />
nur auf dem Deck platziert bzw. an den<br />
Bereit zur ersten Abnahmefahrt, natürlich noch ohne Bewaffnung<br />
Handläufen befestigt. Optisch einfach nachzubilden<br />
sind auch die beiden Einstiegsklappen/Luken<br />
auf dem Vorschiff, steuerbord<br />
und achtern. Ich habe sie aber nur einfach<br />
eingeritzt.<br />
Als eine der letzten Ergänzungen habe<br />
ich noch den niedrigen Süllrand auf dem<br />
Vorschiff nachgebildet. Ich hatte per Zufall<br />
ein entsprechendes viereckiges Kunststoffprofil<br />
gefunden. Die Aussparungen zum Ablaufen<br />
des Wassers habe ich einfach durch<br />
kleine ca. 3 mm große Einschnitte nachgebildet.<br />
Genau genommen müsste dieser<br />
Süllrand aber in der Höhe doch noch etwas<br />
reduziert werden. Erst viel später hatte ich<br />
ein Modell gesehen, bei welchem dieser<br />
exakt nachgebildet wurde. Der Erbauer hatte<br />
hierzu nicht weniger als 32 (!) kleine Mini-<br />
Stützen auf jeder Seite nachgebildet. Viel Arbeit,<br />
aber der Anblick hat sich wirklich gelohnt,<br />
zumindest beim Betrachten des Modells<br />
an Land, ein selten nachgebildetes<br />
Detail an diesem Modell. Dieser Modell bau -<br />
er war übrigens auch auf einem solchem<br />
Boot gefahren, daher auch die entspre chen -<br />
de Präzision. Am Radom wurde vorne noch<br />
vorbildgerecht ein kleiner Kasten, ca. 3 x 3<br />
mm aus ABS nachgebildet. Zwei Seiltrommeln<br />
wurden am Bug und am Deckaufbau<br />
angebracht inklusive der Taue. Zum Schluss<br />
habe ich noch je einen Lüfter achtern beidseitig<br />
vor den Torpedorohren eingebaut.<br />
Den Aufbau habe ich mit Magneten am<br />
Rumpf befestigt, die alten unschönen Vorreiber<br />
verschandeln doch zu sehr den Anblick.<br />
Eine Beleuchtung ist noch nicht eingebaut.<br />
Insgesamt habe ich also doch etwa<br />
21 Änderungen/Ergänzungen einfließen lassen.<br />
Dies sind nur einige Beispiele, was ohne<br />
großen technischen oder finanziellen Aufwand<br />
an der WIESEL verbessert werden<br />
kann. In dieser Form kann das Modell also<br />
als „fortgeschrittenes“ Anfängermodell bezeichnet<br />
werden, als erstes Modell würde ich<br />
es jedoch nicht empfehlen. Versierte Modellbauer<br />
können aber noch viel mehr aus dem<br />
Modell machen, so z.B. drehbare Geschütze,<br />
Soundgenerator und vieles mehr.<br />
Zwei, drei oder vier Motoren?<br />
Die zwei bereits eingebauten 6-V-Graupner-<br />
Jumbo-2000-Motoren genügen wohl voll-<br />
22
Zwei 6-V-JUMBO-2000-Motoren<br />
von Graupner treiben die WIESEL an<br />
DAS ORIGINAL<br />
Rumpf aus Holz<br />
Die WIESEL aus der Möwenperspektive<br />
auf, auch wenn es vorbildgerecht eigentlich<br />
vier sein sollten. Dafür verbrauchen sie aber<br />
wenig Strom, ein „Schnellboot“ mit vorbildgerechter<br />
Geschwindigkeit ist aber damit<br />
nicht nachzuahmen.<br />
Ob ich noch den dritten Motor einbaue<br />
bleibt abzuwarten, zumal schon eine dritte<br />
Halterung eingebaut war. Eine dritte Welle<br />
inklusive Propeller war zwar auch schon eingebaut,<br />
auch wenn dieser Propeller natürlich<br />
das Modell etwas abbremst. Ärger machten<br />
mir auch die alten Graupner Kunststoff-Wellenkupplungen,<br />
die zerbrachen und vor<br />
allem nicht mehr lieferbar waren. Hier<br />
musste passender Metall-Kunststoff-Ersatz<br />
gefunden werden. Es wurden gegenläufige<br />
Kunststoff-Propeller mit 4,5 cm Durch mes -<br />
ser eingebaut. Mit den Fahrleistungen und<br />
Fahreigenschaften war ich jedoch voll zufrieden.<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Nicht ganz so flink zu bauen<br />
Der gesamte Arbeitsaufwand betrug etwa 220<br />
Stunden, nach etwa 12-monatiger reiner „Teilzeit-Bauzeit“<br />
mit einigen Unterbrechungen<br />
und Nacharbeiten verließ mein Modell das Arsenal.<br />
Einige andere Modellbauer stellten ihr<br />
Modell nach etwa 200 Stunden fertig, die Zahl<br />
200 kann also in etwa als Richtwert angesehen<br />
werden. Genauso flink wie ein vierbeiniges<br />
Wiesel ist das Modell also nicht zu bauen. Der<br />
Kostenaufwand incl. 6-V-12-Ah-Akku betrug<br />
etwa 220 Euro inklusive Modellcraft MC-50-4-<br />
Kanal-RC-Anlage, also ein durchaus noch akzeptabler<br />
finanzieller Aufwand.<br />
Weitere Vorhaben<br />
Primäres Ziel für mich war jedoch das Boot<br />
fahrfertig zu bauen. Das gibt immer wieder<br />
einen neuen Motivationsschub für die noch<br />
zu erledigenden Arbeiten. Ein weiterer Ausbau<br />
war bzw. ist für später geplant, z.B. drehbare<br />
Geschütze. Der Bau wurde ohne aufwendiges<br />
Spezialwerkzeug erledigt, also<br />
ohne Drehbank, Dremel, Schleifmaschine<br />
und Airbrush-Anlage. Es stand auch keine<br />
eigentliche Werkstatt oder Bastellraum zur<br />
Verfügung. Nützlich für die erforderlichen<br />
Feinarbeiten war aber ein „Wood Working<br />
Kit Set“ aus Kanada von der Firma Alpha<br />
Precision Abrasives Inc. mit allen möglichen<br />
kleinen Feilen.<br />
n<br />
Die Schnellboote der 142 „ZOBEL“ Klasse<br />
waren als Nachfolger der Boote der JAGUAR<br />
Klasse 140 und SEADLER Klasse 141 gedacht.<br />
Die äußeren Abmessungen waren demnach<br />
auch identisch mit einer Rumpflänge von<br />
42,5 m und einer Breite von 7,1 m bei einer<br />
Tonnage von maximal 235 t. Beachtlich war die<br />
Antriebsleistung der vier schnelllaufenden<br />
MB-518-C-20-Zylinder-Diesel-Motoren mit<br />
insgesamt 14.000 PS bei 1.720 U/min, verteilt<br />
auf vier Motoren und dementsprechend vier<br />
Antriebswellen mit vier Vierblatt-Festpropellern<br />
mit einem Durchmesser von 1,15 m.<br />
Der Rumpf bestand aus einer dreischaligen,<br />
verleimten Holzbauweise mit Aluspannten.<br />
Die Aufbauten bestanden aus Leichtmetall. Es<br />
waren auch die letzten, mit Torpedos bewaffneten<br />
Boote der Bundesmarine. Die nach dem<br />
Umbau drahtgelenkten SEAL-DM-2A-Torpedos<br />
der letzten Serie hatten eine Reichweite<br />
von etwa 5.000 m. Den größten Auftrag über<br />
sieben Boote erhielt die Lürssen Werft in<br />
Bremen-Vegesack, drei Boote gingen an die<br />
ebenfalls bekannte Kröger Werft in Schacht-<br />
Audorf bei Rendsburg.<br />
Ursprünglich geplant waren 20 Boote dieser<br />
Baureihe. Das erste Boot dieser Serie, die<br />
P 6092 „Zobel“, wurde im Dezember 1961 in<br />
Dienst gestellt, das letzte, die P 6101 „Ozelot“<br />
im Oktober 1963. Alle Boote waren beim<br />
7. Schnellbootgeschwader in Kiel beheimatet.<br />
Bei einer Besatzung von 39 Mann war es wohl<br />
ziemlich eng und der Komfort an Bord sicher<br />
nicht optimal. Da der übliche Einsatz aber nur<br />
etwa zwei bis drei Tage dauerte, war der mangelnde<br />
Komfort noch zu ertragen.<br />
Die Boote fuhren immer im Verband. Begleitet<br />
wurden sie von einem Tender.<br />
Die beiden schnellfeuernden 40-mm-BOFORS-<br />
L/70-Geschütze hatten eine Reichweite von<br />
5.000 m und konnten bis zu 240 Schuss<br />
pro Minute abfeuern, jedes Geschütz verfügte<br />
über 3.168 Schuss Munition.<br />
23
MOTORSCHIFFE<br />
Ruderboot im Eigenbau<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
MODELLBAU<br />
PRAXIS<br />
BLOCKADEBRECHER IM EIGENBAU<br />
Ruderndes<br />
Geschütz<br />
Angeregt durch eine TV-Sendung über historische Kriegsschiffe und mit dem Gedanken,<br />
einen Antrieb mit Rudern zu verwirklichen, kam mir die Idee zu diesem Modell. Da ich keine<br />
Meisterschaft damit gewinnen will und es mir hauptsächlich auf die Funktion ankommt,<br />
sind recht einfache Materialien zum Einsatz gekommen – wie Teile einer Kinderhalskette,<br />
Plastikzahnräder und für den Rumpf ein Motorbootbausatz von OPITEC Handel GmbH.<br />
TEXT UND FOTOS: Volker Neudeck<br />
24
Der Rumpf entstand in Schichtbauweise,<br />
angepasst an die Rudermechanik.<br />
Die Sperrholzbrettchen hatten<br />
mit 400 x 150 x 10 mm die richtigen Abmessungen<br />
für den Rumpf. Die Rudermechanik<br />
besteht aus sechs Streifen Leiterplattenmaterial.<br />
Abstandshalter gewährleisten die Stabilität<br />
und bieten später die Möglichkeit der<br />
Demontage, sodass Teile ausgetauscht werden<br />
können.<br />
Die Rudermechanik<br />
Eine Hürde war die Befestigung der einzelnen<br />
Ruder, die gleichzeitig dafür sorgt, dass<br />
diese parallel ins Wasser tauchen. Nach ver-<br />
geblichen Versuchen, Federn zu biegen, die<br />
die Bewegung des Ruders mitmachen, war<br />
die Lösung doch recht simpel. Ein Stück Federstahldraht<br />
mit einer angebogenen Öse<br />
hält jetzt jedes einzelne Ruder. Die Rudermechanik<br />
ist recht einfach aufgebaut. Über<br />
ein Getriebe werden auf jeder Seite fünf<br />
Zahnräder angetrieben. Drei der Zahnräder<br />
drehen in die gleiche Richtung und übernehmen<br />
durch eine exzentrische Bohrung<br />
die Bewegung der Ruder. Die Beweglichkeit<br />
der Ruder wird durch Kugeln ermöglicht.<br />
Diese sitzen mit leichtem Spiel zwischen den<br />
Streifen aus Leiterplattenmaterial. Der Federstahldraht<br />
reicht durch ein Langloch im<br />
Ruderschaft, welcher aus Messingrohr besteht.<br />
Zum einen verhindert er, dass das Ruder<br />
aus der Kugel herausrutschten kann und<br />
zum anderen, dass sich das Ruder mit dem<br />
Zahnrad mitdreht. So ist gewährleistet, dass<br />
immer die schmale Seite des Ruders ins Wasser<br />
eintaucht.<br />
Die Rudermechanik ist relativ hoch im<br />
Rumpf angebracht und mit etwa 400 g auch<br />
recht schwer. So entstand die Sorge, Schwerpunkt<br />
und Tragkraft könnten zum Problem<br />
werden. Da der Rumpf zu diesem Zeitpunkt<br />
weder fertig geschliffen noch lackiert war<br />
und auch noch nicht über eine Kielleiste verfügte,<br />
wurde er in Frischhaltefolie eingewickelt<br />
und ins volle Waschbecken gestellt. Zu<br />
meiner Erleichterung konnte ich einen kleinen<br />
Amboss mit etwa 1.400 g in den Rumpf<br />
stellen, ohne dass die Wasserlinie den Aussparungen<br />
für die Rudermechanik zu nahe<br />
kam.<br />
Fantasievolle Details<br />
Das Deck entstand aus einem der Bausatzsperrholzbrettchen.<br />
Es sollte komplett abnehmbar<br />
sein, um die Rudermechanik ausbauen<br />
zu können. Um Gewicht zu spa ren,<br />
wurde es ausgefräst.<br />
Wie im ersten Entwurf des Modells angedacht,<br />
sollten die Ruder nicht von Menschen,<br />
sondern von einer Dampfmaschine angetrieben<br />
werden. Da die Rudermechanik aber<br />
schon von einem Elektromotor angetrieben<br />
Die selbst konstruierte Rudermechanik im Detail<br />
Der Rumpf im fortgeschrittenen Rohbau<br />
CAD-Zeichnung der Rudermechanik<br />
So sitzt die Rudermechanik im Rumpf<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
25
MOTORSCHIFFE<br />
Ruderboot im Eigenbau<br />
Die Beweglichkeit der Ruder<br />
wird durch Kugeln ermöglicht<br />
Die Einzelteile der einzelnen Ruder: Die Schäfte sind aus Messing<br />
Der Deckausbau in einem fortgeschrittenen Stadium – gut erkennbar<br />
ist die Kanone und ihre Munition<br />
Das fertige Boot ist bereit zum Auslaufen<br />
wird, reichte eine Attrappe für Kessel und<br />
Dampfmaschine. Die Rudermaschine für<br />
das Steuerruder sitzt in einer Aussparung<br />
des Decks und ist durch Abnehmen des<br />
Kessels zugänglich. Als Bewaffnung sollte<br />
es eine Kanone sein. Da ich den Bug panzern<br />
wollte, konnte ich aber keinen Vorderlader<br />
nehmen. Der Platz, die Kanone zurückzuziehen,<br />
hätte nicht gereicht. Also eine eigene<br />
Schöpfung mit Höhen- und Seitenverstellung.<br />
Zielen müsste der Schütze wohl durch<br />
den geöffneten Verschluss.<br />
Von der Dampfmaschine sollte auch<br />
etwas zu sehen sein. Das große Zahnrad<br />
reicht bis durch das Hauptdeck, also sollte<br />
es das Schwungrad darstellen. Ein Schleif-<br />
Exzenter auf der Welle neben dem Zahnrad<br />
soll für die Bewegung der Maschine sorgen.<br />
Das hat den Vorteil, dass zwischen Deck und<br />
Rudermechanik keine feste Verbindung<br />
be steht. Eine Balanciere-Dampfmaschine<br />
schien mir am geeignetsten zu sein. Und<br />
einen Mast mit Notsegel musste das Boot<br />
natürlich auch bekommen.<br />
Ein weiterer Badegang in der Wanne<br />
zeigte, es war immer noch genug Platz zwischen<br />
den Ruder-Löchern und dem Wasser.<br />
Nur jetzt hingen die Ruder der einen Seite<br />
im Wasser, wogegen die andere Seite die<br />
Wasseroberfläche nicht einmal berührte.<br />
Käpt’n auf der Brücke und Kanonier am<br />
Geschütz<br />
Fazit<br />
Alles in allem ist der Blockadebrecher<br />
ein echter Hingucker geworden. Er zeigt,<br />
dass man mit etwas Fantasie und einfachsten<br />
Mitteln manchmal auch in der<br />
Modellbauwelt etwas Besonderes<br />
schaffen kann.<br />
Der erste CAD-Entwurf – das fertige Boot<br />
sieht etwas anders aus<br />
Auch schaukelte sich das Boot bei den paar<br />
Ruderzügen in der Wanne schon auf. Entgegen<br />
meinen Befürchtungen, das Boot würde<br />
zu schwer, mussten jetzt noch 100 g Blei in<br />
den Rumpf. 1.740 g zeigte die Waage beim<br />
fahr fertigen Modell. Bei einem Fahrversuch<br />
im Freien war die Wirkung des Steuerruders<br />
nicht besonders effektiv. Darum habe ich in<br />
das Ruderblatt einen Schlitz geschnitten, in<br />
diesem steckt jetzt ein Stück Leiterplatte. Von<br />
einem Kupferblech habe ich dünne Streifen<br />
abgeschnitten und sie mit dem Hammer<br />
bearbeitet. Ins Ruderblatt habe ich Löcher<br />
gebohrt. In diese sind die Kupferstücke als<br />
Nieten eingesetzt und halten das Stück Leiterplatte.<br />
Nun sieht es aus, als hätten die Erbauer<br />
eine Kupferplatte am Ruderblatt angenietet.<br />
Der Einfachheit halber habe ich auf ein<br />
getrenntes Ansteuern der Ruder auf jeder<br />
Seite verzichtet. Vielleicht wird ein späteres<br />
Modell einmal einen solchen Antrieb bekommen.<br />
Und für den Transport wären Ruder,<br />
die man abknicken oder leicht demontieren<br />
könnte, von Vorteil.<br />
n<br />
DER AUTOR<br />
Volker Neudeck, Jahrgang 1956, wuchs in<br />
Rostock auf und interessiert sich seit seiner<br />
Jugend für Funktionsmodelle.<br />
26
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MOTORSCHIFFE<br />
Sportyacht MARAUDER von Robbe<br />
MARAUDER VON ROBBE<br />
Zweites<br />
Leben<br />
Ja, es gibt sie – die Fundstücke vom<br />
Flohmarkt, die sich als wahrhaftige Schätze<br />
herausstellen! Das Ehepaar Kaut machte<br />
einen besonderen Fang und erwarb mit der<br />
MARAUDER von Robbe eine flinke Sportyacht,<br />
die ihnen bis heute viel Freude bereitet.<br />
TEXT: Klaus-Peter und Simone Kaut<br />
FOTOS: Klaus-Peter Kaut<br />
Meine Frau und ich besuchen schon seit Jahren Modellbaubörsen<br />
und Flohmärkte. Natürlich vermutet man dort oft<br />
Schätze, die aber im Nachhinein keine sind. Ganz anders<br />
erging es uns mit dieser MARAUDER! Auf einer Herbstbörse entdeckte<br />
meine Frau das Modell und machte mich sogleich darauf<br />
aufmerksam. „Kennst Du das Modell? Daraus lässt sich doch mit Sicherheit<br />
etwas machen!“ Nachdem ich das Modell einer näheren<br />
Überprüfung unterzogen hatte, war mir klar, dass es zwar technisch<br />
ok war, aber optisch sehr gelitten hatte, da es doch schon einige Jahre<br />
auf dem Buckel hatte. Wer die alten Robbe-Kataloge kennt, weiß,<br />
dass die MARAUDER in den 80ern im Programm von Robbe war.<br />
Es war also von Vornherein klar, dass hier neben etwas Geld auch einiges<br />
an Zeit investiert werden musste.<br />
Der Rumpf war in Gelb lackiert, insofern man diese Farbe noch<br />
als Gelb bezeichnen konnte. Das Unterwasserschiff war schwarz,<br />
aber an vielen Stellen schon abgeblättert, d.h. der weiße ABS-Rumpf<br />
war an einigen Stellen zu erkennen. Da meine Frau die Farbe Rot<br />
liebt, planten wir, den Rumpf abzuschleifen und rot zu lackieren. Da<br />
man aber nicht mit Sicherheit weiß, wie gut sich die alte Lackierung<br />
entfernen lässt und ob sich Farbreste mit der neuen Farbe vertragen,<br />
stand ich dem Vorhaben noch skeptisch gegen über. Zumal der Marauder-Schriftzug<br />
an den vorderen Rumpfseiten mit Sicherheit verloren<br />
gehen würde.<br />
Fund und Restauration<br />
Da ich zwischenzeitlich ein Foto der Original-MARAUDER im Internet<br />
entdeckt hatte, die genauso lackiert war wie unser gekauftes<br />
Modell, entschlossen wir uns, die Lackierung weitestgehend zu erhalten.<br />
Mit viel Spülmittel, einem weichen Tuch und viel Geduld<br />
zeigte sich nach einiger Zeit doch wieder eine gelbe Lackierung.<br />
Eine neue Lackierung des Unterwasserschiffs in Schwarz wurde<br />
aber dennoch durchgeführt, da hier eventuelle Missgeschicke später<br />
im Wasser sowieso nicht mehr zu sehen wären.<br />
Viele schöne Modelle haben einen Schwachpunkt. Egal wie viel<br />
Arbeit in den Bau investiert wurde, viele fahren als Geisterschiff<br />
über unsere Gewässer. Auch wenn es teilweise etwas Geduld<br />
erfordert, lassen sich passende Figuren, oft sogar im genauen Maßstab,<br />
finden. Dasselbe gilt für Zubehör und Ausbauteile. Gerade auf<br />
den einschlägigen Modellmessen findet man einige Anbieter, die<br />
Ihre Beschläge über das Internet vertreiben. Natürlich kann man<br />
auch mit offenen Augen durch den Alltag laufen und es fallen einem<br />
die simpelsten, oft sehr kostengünstigen Dinge in die Finger, die<br />
man zu brauchbaren Ausrüstungsgegenständen umrüsten kann.<br />
Nachrüsten der „neuen“ MARAUDER<br />
Sowohl das Vorschiff als auch das Achterdeck zeigten eine gähnende<br />
Leere. Bei beiden konnten wir mit unseren Ideen aus dem Vollen<br />
schöpfen. Da meine Frau schon bei der Ausstattung ihrer COMMO-<br />
DORE Ambitionen bezüglich Ausrüstung und Details an den Tag<br />
legte, konnte sie auch hier wieder einige Ideen verwirklichen und<br />
zeigte abermals, dass sie ihrem „Schiffsmodellkapitänspatent“<br />
gerecht wurde. Da unser Sohn vor einiger Zeit einen Umbau der<br />
Playmobil-Römergaleere zum RC-Schiff gestartet hatte (siehe<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 04/2014), bekam ich einige ältere und neuere Playmobil-Kataloge<br />
in die Hand. Sofort fiel mir das eine oder andere<br />
Ausrüstungsteil aus dem maritimen oder Sportbereich auf, für das<br />
wir bestimmt Verwendung auf der MARAUDER finden würden.<br />
Das Vorschiff<br />
Um unsere MARAUDER von einem Geisterschiff in eine belebte<br />
Sportyacht zu verwandeln, mussten wir ihr erst mal eine Besatzung<br />
geben. Da wir von meiner COMMODORE noch einige weibliche<br />
Badeschönheiten übrig hatten, war dies leicht machbar. Die<br />
Badenixen aus dem Eisenbahnzubehör entsprechen zwar nicht dem<br />
exakten Maßstab, aber aufgrund der tollen Wirkung haben wir großzügig<br />
darüber hinweggesehen. Damit die Damen nicht ganz so langweilig<br />
an Deck herumliegen, habe ich einem der Mädels einen<br />
Laptop besorgt, damit sie Ihre E-Mails auch an Bord checken kann.<br />
Dieser stammt wiederum von Playmobil und hatte sogar kleine Aufkleber<br />
für die Tastatur und den Bildschirm beiliegen. Die anderen<br />
beiden Schönheiten geben sich nach einem ausführlichen<br />
Sonnenbad den Genüssen einer XXL-Pizza hin. Damit die Damen<br />
nicht auf dem blanken Deck liegen müssen, wurden kurzerhand<br />
aus Stoffresten Strandlaken angefertigt.<br />
Um unsere Badenixen beim Liegen in einer Bucht vor<br />
neugierigen Blicken zu schützen, haben wir Sichtschutzmatten an<br />
beiden Relingen auf dem Vorschiff angebracht. Diese wurden aus<br />
Bestecktaschen aus Kunststoff angefertigt, die wir beim Einkauf in<br />
einem 1-Euro-Laden entdeckten und mit wenig Aufwand zweckentfremden<br />
konnten. Durch das geflochtene Muster machen diese<br />
Sichtschutzmatten einen sehr realistischen Eindruck.<br />
Weiterhin auf dem Vordeck platziert wurde „Jack“, einer der drei<br />
Hunde auf unserer MARAUDER. Da die Hunde aus dem Playmo-<br />
28
Eines der Highlights<br />
ist der<br />
gefangene Hai,<br />
der noch an der<br />
Angel hängt. Der<br />
Haken ist echt<br />
uns stammt aus<br />
dem Angelbedarf<br />
Schon auf den ersten Blick lassen sich die zahlreichen Ergänzungen<br />
und Ausrüstungsgegenstände erkennen. So wurde die<br />
MARAUDER vom „Geisterschiff“ zur belebten Sportyacht<br />
Hier haben es sich die drei Sonnenanbeterinnen bequem<br />
gemacht. Damit es nicht langweilig wird, essen zwei<br />
der Damen eine XXL-Pizza, während die dritte Dame ihre<br />
letzten E-Mails checkt<br />
Die Fender, von denen insgesamt<br />
vier Stück hergestellt<br />
wurden. Das<br />
Ausgangs-material waren<br />
Posen (Schwimmer) aus<br />
dem Angelzubehör. Diese<br />
wurden leuchtorange überstrichen<br />
und am oberen<br />
Ende schwarz lackiert<br />
„Bobby“ – der<br />
zweite Hund an Bord.<br />
Neben Wasser- und<br />
Fressnapf wurde<br />
selbst auf das Hundefutter<br />
nicht verzichet<br />
Beim Blick über das Achterdeck gibt<br />
es viel zu sehen. Das mitgeführte<br />
Kajak sowie das Schlauchboot<br />
stammen aus dem Sortiment von<br />
Playmobil, ebenso die Angelausrüstung<br />
und der Klappstuhl<br />
„Jack“ – einer der drei Bordhunde. Er passt gut in die Szenerie<br />
auf dem Vordeck. Da die Hunde aus dem Playmobil-Sortiment<br />
stammen, wurde das Gelenk für den Kopf kurzerhand mit einem<br />
selbstgemachten Halstuch verdeckt<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
29
MOTORSCHIFFE<br />
Sportyacht MARAUDER von Robbe<br />
Die beiden Surfbretter links und rechts auf dem<br />
Achterdeck stammen von einem VW Bulli Surfer-<br />
Bus-Modell und wurden kurzerhand ausgeliehen<br />
Blick auf die Brücke mit zwei weiteren Grazien unserer<br />
ausschließlich weiblichen Besatzung sowie unserem<br />
jüngsten Crew-Mitglied „Bernie“, einem Welpen.<br />
Außerdem gut erkennbar, der selbstgebastelte Tisch<br />
Die „Soundanlage“ der MARAUDER. Es handelt sich um einen<br />
handelsüblichen MP3-Player mit portabler Lautsprecherbox<br />
Blick auf die ausgebaute Brücke: Sämtliche Armaturen, Monitore<br />
Aufkleber sowie der Sitz stammen von Hobby-Lobby Modellbau.<br />
Im Urzustand war hier nur eine schlichte Sitzschale u ein überdimensioniertes<br />
Steuerrad zu finden<br />
Die Co-Autorin und Kapitänsfrau Simone Kaut<br />
mit ihrem „neuen“ Modell<br />
Die Aufbauarretierung<br />
wurde bei der Autoindustrie<br />
abgeschaut.<br />
Wie bei einer Motorhaube<br />
wird der Aufbau durch<br />
eine aufstellbare Stütze<br />
in der Senkrechten<br />
gehalten und ermöglicht<br />
so ein bequemes Arbeiten<br />
am geöffneten Rumpf.<br />
30
il-Sortiment stammen, verdeckten wir das Gelenk für den Kopf<br />
kurzerhand mit einem selbstgemachten Halstuch. Letztes Detail<br />
auf dem Vorschiff ist die Messingglocke am Bug. Sie entstammt<br />
einem Osterhasen.<br />
Kleine Details - große Wirkung<br />
An beiden Seiten des Rumpfes sind jeweils zwei Fender mit Seilen<br />
befestigt. Diese gibt es in den verschiedensten Formen und Farben<br />
bei einigen Anbietern. Da wir unsere Aufrüstung und Wiederbelebung<br />
relativ kostengünstig gestalten wollten, kam uns beim Stöbern<br />
auf einem Trödelmarkt kurzerhand die Idee, bei einem Verkäufer<br />
von Angelzubehör uns mit vier Schwimmern einzudecken und diese<br />
anschließend umzuarbeiten. Aus dem Plastikmodellbau besorgten<br />
wir uns eine Dose Leuchtorange. Etwas Schwarz hatten wir noch zu<br />
Hause. Nachdem die Pose gründlich von Farbe befreit und fettfrei<br />
gemacht war, konnte die Umlackierung beginnen. Das Ergebnis<br />
kann sich sehen lassen.<br />
Das Achterdeck<br />
Eines der auffälligsten Details auf dem Achterdeck ist der frisch gefangene<br />
Haifisch, der noch an der Angel hängt. Die Angel stammt<br />
aus dem Sortiment von Playmobil und wurde mit einer originalen<br />
Angelschnur und einem echten Angelhaken versehen.<br />
Der Hai entstammt dem Sortiment von Schleich und fand, ebenso<br />
wie die drei Playmobil-Hunde, bei einem Shoppingbesuch in einem<br />
großen Frankfurter Einkaufscenter den Weg zu uns nach Hause.<br />
Weiterhin sehr auffällig sind die beiden Surfbretter links und<br />
rechts des Achterdecks. Sie sind mit sehr schönen farbigen Dekoraufklebern<br />
versehen und sehr passend in Form und Ausführung.<br />
Sogar die Finnen wurden nicht vergessen. Entliehen haben wir die<br />
beiden Bretter einem alten VW-Bulli-Modellbus.<br />
Auch die Rückseite der Kajüte erschien uns viel zu kahl. Da unsere<br />
MARAUDER ja eine Sportyacht darstellen soll, liegt nichts näher,<br />
als Wassersportgeräte wie ein Kajak oder ein Schlauchboot mit an<br />
Bord zu nehmen. Auch hier ist der Maßstab nicht ganz passend,<br />
aber wer das Endergebnis sieht, wird mit dem Kompromiss einverstanden<br />
sein.<br />
Beide Boote sind mittels Ringösen, Haken und Hosenband gum -<br />
mi als Verzurrgurte an der Kabinenrückwand befestigt. Damit nichts<br />
verrutschen bzw. nichts ins Wasser fallen kann, wenn diese Gummis<br />
mal reißen, haben wir alles noch einmal mit Klettband gesichert.<br />
Da noch nicht vorhanden, wurde die Heckpartie des Bootes, wie<br />
auch bei großen Yachten, mit dem Herkunftsnamen ver se hen, in<br />
unserem Fall „Nassau – Bahamas“. Dazu verwendeten wir Abreibebuchstaben<br />
aus dem Schreibwarenfachhandel. Des weiteren brach -<br />
ten wir einen Flaggenstock aus Messing an, der die amerikanische<br />
Flagge trägt.<br />
Da ich sehr tierlieb bin und als Kind selber einen Hund hatte,<br />
konnte ich mich auch auf dem Achterdeck durchsetzten und dort<br />
den zweiten Hund „Bobby“ platzieren. Auch ihm wurde, um seine<br />
Herkunft zu verschleiern, ein Halstuch verpasst. Natürlich wurde<br />
auch an die Versorgung von Bobby gedacht und so fand auch eine<br />
Fressstation nebst dazugehöriger Nahrung seinen Platz.<br />
Die Brücke<br />
Der Original-Robbe-Bausatz enthielt damals<br />
ein überdimen sionier tes und zudem noch<br />
hässliches Tiefziehteil als Sitz für die Brücke.<br />
Das konnte natürlich nicht so bleiben. Da er<br />
sich relativ problemlos lösen ließ, tauschen<br />
wir ihn gegen einen modernen Bootsführerstuhl<br />
aus dem Programm der Firma Hobby-<br />
Lobby aus. Von diesem Sitz wurden gleich<br />
zwei bestellt, da der separate Standfuß<br />
zweckentfremdet wurde und als Fuß für den<br />
Fazit<br />
Die Restauration der MARAUDER hat sich<br />
mehr als gelohnt. Mit einfachen Mitteln<br />
und etwas Fantasie wurde aus einem<br />
hässlichen alten Kutter wieder eine schnittige<br />
Sportyacht. Vielleicht wurden ein<br />
paar Leser durch diesen Bericht ja sogar<br />
inspiriert, ihre alten „Werftleichen“ heraus<br />
zu kramen und wieder herzurichten.<br />
Tisch in der Lounge auf der Brücke herhalten musste. Die Tischplatte<br />
wurde aus ABS-Resten hergestellt und zwecks Marmor-Imitation<br />
mit Klebefolie für Regale verziert. Die Sitzbank der Lounge wurde<br />
noch mit grünem Filz überzogen und darauf eine weitere Badenixe<br />
im Bikini platziert.<br />
Technische Ausstattung<br />
Unsere MARAUDER wird, wie im Ursprungszustand, von einem<br />
Robbe-Navy-Kompaktantrieb angetrieben, bei dem der Motor direkt<br />
mit der Welle verbunden ist. Mit Strom versorgt wurde dieser Antrieb<br />
damals mittels 7- bis 8-zelligen NC-Akkus, wie sie damals als<br />
Standard in jedem Herstellerprogramm zu finden waren. Da diese<br />
Akkus nicht sehr schwer waren, sorgten sie auch durch Ihre Spannung<br />
(8,4 – 9,6 Volt) für einen gehörigen Vortrieb. Da von<br />
vornherein klar war, dass meine Frau ihre alte COMMODORE gegen<br />
die MARAUDER „eintauschen“ würde, war eine hohe Geschwindigkeit<br />
aber nicht das Ziel. Erste Schwimmversuche in der Bade -<br />
wanne brachten uns außerdem zu der Erkenntnis, dass das Modell<br />
viel zu leicht war und kippelig im Wasser lag. Als erstes verwendeten<br />
wir statt der NC-Akkus einen großen, schweren Graupner-Bleiakku<br />
mit 6 V und 7,5 Ah. Dennoch reichte der Tiefgang nicht aus. Außerdem<br />
war das Modell doch etwas kopflastig.<br />
Als Lösung füllte ich eine alte Kunststoffflasche, die früher einmal<br />
Kugeln für einen Ballastkiel enthielt, wieder mit Bleikugeln und<br />
sonstigem schweren Material um einen akzeptablen Tiefgang und<br />
eine stabilere Wasserlage zu erreichen. Die Flasche platzierte ich<br />
unter dem Achterdeck, wodurch sich dann die gewünschte Wasser -<br />
lage einstellte.<br />
Der passende Regler<br />
Zur Motorreglung fand ein NAVY VR30 von Graupner Verwendung.<br />
Dieser sorgt für eine feinfühlige Steuerung und ist ohne vorherige<br />
Programmierung sofort einsetzbar. Da das Modell als zusätzlichen<br />
Spassfaktor auch bei Schaufahren eingesetzt werden soll, haben wir<br />
im Rumpf einen MP3 Player mit tragbarem Lautsprecher eingebaut.<br />
Beide sitzen auf einem eingeschraubten Brett und können für Arbeiten<br />
im Rumpf relativ schnell wieder entfernt werden. Da der MP3<br />
Player einen eigenen eingebauten Akku besitzt, war keine weitere<br />
Stromquelle erforderlich.<br />
Fahrerprobung<br />
Bei der Fahrerprobung zeigte es sich, dass die Abstimmung gut gelungen<br />
war. Obwohl das Modell doch einiges an Mehrausrüstung<br />
dabei hat und außerdem noch ein Bleiakku eingebaut wurde, liegt<br />
das Modell exakt in der Wassserlinie. Allerdings forderte der Einbau<br />
des Bleiakkus doch seinen Tribut: Da der Bleiakku recht schwer ist<br />
und zudem noch im vorderen Drittel verbaut ist, kommt das Modell<br />
nicht so ins Gleiten wie man es von früheren MARAUDERN mit<br />
acht Zellen kennt. Das Gewicht und die geringere Akku-Spannung<br />
von 6 V machen sich hier doch deutlich bemerkbar. Doch das störte<br />
uns nicht im geringsten, da das Modell über wiegend von meiner<br />
Frau gefahren wird und sie mehr Wert auf die Optik legt, als auf Geschwindigkeit.<br />
Dennoch hat unsere MARAUDER ein schönes Fahrbild<br />
und es macht einfach Spaß, mit ihr an einem Sonntagmorgen<br />
über den See zu schippern. Bei unserer<br />
„Soundanlage“ zeigte es sich, dass die Musik<br />
bei geschlossenem Aufbau und nach einigen<br />
Metern kaum noch zu hören ist. Eine Möglichkeit<br />
wäre es natürlich, in die riesige Fensterfront<br />
auf der Stirnseite einige Lochkreise<br />
zu bohren, damit der Schall nach außen dringen<br />
kann. Doch das wiederstrebt mit zutiefst.<br />
Wahrscheinlich müssen wir den Lautsprecher<br />
gegen einen anderen mit Verstärker -<br />
aus tauschen.<br />
n<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
31
SPECIALS Outboard-Racer-<strong>Flundern</strong><br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
MODELLBAU<br />
PRAXIS<br />
VON DER IDEE ZUM FERTIGEN MODELL<br />
Heimische Wurzeln<br />
Durch Zufall erhielt der Autor von einem Modellbaufreund die in diesem Beitrag veröffentlichten<br />
Unterlagen für das Motorrennboot „GST-1“. Diese Baupläne sind eine gute Ergänzung zu dem Beitrag<br />
über das Außenbordrennboot Pfennig FLUNDER aus dem Deutschen Technikmuseum in Berlin<br />
in Ausgabe 4/2014. Damit erhält man konkrete und in der Praxis erprobte Planunterlagen für einen<br />
vorbildähnlichen Outboard-Racer-Modellnachbau zweier der interessantesten historischen<br />
Außenbord-Renner, die nicht in den USA das Licht der Welt erblickten.<br />
TEXT UND FOTOS: Dr. Günter Miel<br />
Die Außenbordrennboote, oder<br />
neudeutsch „Outboard Racer“,<br />
haben sich in der Schiffsmodellszene<br />
voll etabliert. Um den<br />
amerikanischen Einheitsbrei an<br />
Rennbootmodellen dieser Klasse ein wenig<br />
aufzulockern, hat sich der Autor das<br />
Außenbordrennboot von Franz Pfennig vorgenommen.<br />
Das Original steht im Techni -<br />
schen Museum Berlin und ist somit jedermann<br />
für eigene Recherchen gut zu gäng -<br />
lich.<br />
Unterstützt wurde das eingangs genannte<br />
Vorhaben durch die Tatsache, dass ein Modellbaufreund<br />
den Bauplan des Außenbordrennbootes<br />
vom Typ GST1 erwerben konnte,<br />
der als Beilage in der DDR-Zeitschrift „Seesport“,<br />
Heft 4/1955 veröffentlicht wurde. Parallel<br />
dazu konnte ein weiterer Hobby-<br />
32<br />
Kollege zum vorbildähnlichen Nachbau der<br />
GST1 sowie der Pfennig FLUNDER als Mo -<br />
dell begeistert werden. Dieser legte in seiner<br />
Modellbauwerkstatt zwei Rümpfe im Maßstab<br />
1:5,2 auf und nahm die Fotos von Pfennigs<br />
Original-Rennflunder als Vorbild für<br />
den Nachbau. Dienlich war dem Bauvorhaben,<br />
dass die beiden Originale GST1 (Län ge:<br />
2.985 mm, Breite: 1.200 mm) und Pfennig-<br />
Rennboot (Länge: 2.900 mm, Brei te: 1.120<br />
mm) fast identische Abmessungen aufweisen.<br />
Konstruktion und Bau<br />
Am Anfang eines solchen Projekts stehen<br />
möglichst gute Zeichnungsunterlagen. Die<br />
standen in diesem Fall leider nur bedingt zur<br />
Verfügung. Die vorliegenden Kopien des<br />
Bauplans waren leider so schwach, dass sie<br />
für diese Veröffentlichung nur bedingt taugen.<br />
Beim Vergleich der beiden Boote sind<br />
Ähnlichkeiten schon auf den ersten Blick<br />
festzustellen. Mit beiden Beiträgen erhält der<br />
interessierte Modellbauer die optimalen Unterlagen,<br />
also Zeichnungen der Spanten und<br />
den Übersichtsplan sowie Fotos vom fertigen<br />
Rennboot, mit denen er dann selbst ein Modell<br />
der Outboard-Racer-Klasse entwerfen<br />
und vorbildähnlich bauen kann.<br />
Für die Modelle wurden von den Originalspanten<br />
der GST1 immer nur jeder zweite<br />
Spant verwendet. Also Spant 0 für den Spiegel<br />
und dann fortlaufend Spant 1 bis 4. Weniger<br />
Spanten im Modell ergeben trotz ausreichender<br />
Festigkeit der Zelle weniger Arbeit,<br />
mehr Innenraum und ein leichteres<br />
Modell. Ebenso wurden nicht alle Unterzüge<br />
und Stringer vom Original zum Modell über-
DAS ORIGINAL<br />
Vorbild GST1<br />
Die Veröffentlichung der Bauunterlagen in<br />
der Zeitschrift „Seesport“ in Heft 4, Jahrgang<br />
1955 erfolgten seinerzeit mit dem Ziel, dem<br />
Nachwuchs im Bereich der Rennmotorboote<br />
Material in die Hand zu geben, das dem<br />
Stand der Technik entsprach und gleichzeitig<br />
zum Selbstbau anregte. Die Konstruktion<br />
des Rennbootes „GST-1“ geht auf einen<br />
Entwurf des sowjetischen Sportlers Schibajew<br />
aus dem Jahr 1949 zurück. Das Rennboot<br />
ist folglich keine deutsche Konstruktion,<br />
obwohl dann im Verlag Sport und<br />
Technik, Halle/Saale noch ein ausführlicher<br />
Bauplan mit Fotos von einem Musterboot für<br />
das Motorrennboot „GST-1“ folgte.<br />
Das Original war mit einem 500-ccm-Einzylinder-Rennmotor<br />
ausgerüstet. Der Fahrer<br />
kniete hinter dem Lenkrad und konnte mit<br />
der linken Hand den Gasdrehgriff, ähnlich<br />
dem am Motorrad, betätigen. Die Lenkung<br />
des Rennbootes erfolgte wie bei dem zuvor<br />
beschriebenen Museumsexemplar der<br />
Pfennig FLUNDER durch Schwenken des<br />
Außenbordmotors über Seilzüge, die auf<br />
eine Trommel an der Lenksäule gewickelt<br />
waren. Das Original war gänzlich aus Holz<br />
aufgebaut.<br />
Die „echte“ Pfennig FLUNDER steht im Deutschen Technikmuseum Berlin<br />
nommen. Die Spanten rechnet man maßstabgerecht<br />
um und überträgt sie auf 4-mm-<br />
Sperrholz. Analoges geschah mit der Kielleiste<br />
und dem Klotz für den Bug. Aus technologischen<br />
Gründen ist die Kielleiste<br />
geteilt, in den stark gekrümmten vorderen<br />
Teil und den geraden Heckteil ab der Stufe<br />
im Rumpfboden. Der vordere Teil ist aus 6-<br />
mm-Buchensperrholz ausgesägt, der hintere<br />
Teil aus einer 6 x 12 mm starken Kiefernleiste<br />
hergestellt. Damit sich die Balkweger und<br />
die Kimmweger (5 x 5 mm Kiefernholz) leichter<br />
verarbeiten lassen, wurden sie auf eine<br />
Biegeschablone in angefeuchtetem Zustand<br />
vorgeformt und getrocknet. Das Spantgerüst<br />
gibt schon einen ersten Eindruck von den<br />
Abmessungen des Modells. Der Bugbereich<br />
ist geprägt von der flachen Form und der<br />
starken Abrundung, den ein Formklotz aus<br />
Sperrholz mit entsprechenden Aussparungen<br />
für die Weger, die Stringer und die Decksunterzüge<br />
bildet. Da es sich bei dem Rennboot<br />
GST1 um ein Stufenboot handelt, ist<br />
diese Stufe mit dem Spant 3 realisiert. An<br />
dieser Stelle sei bereits darauf verwiesen,<br />
dass der Raum zwischen Spant 3 und 4 als<br />
RC-Einbauraum dient. Die Kielleiste in diesem<br />
Bereich sollte daher so flach wie möglich<br />
ausgebildet sein. Im konkreten Fall musste<br />
von der im Bild ersichtlichen Kielleiste dann<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 33
SPECIALS Outboard-Racer-<strong>Flundern</strong><br />
Mit dieser Biegevorrichtung lassen sich Balkweger und Kimmstringer<br />
perfekt formen<br />
Die ausgesägten Spanten im Maßstab 1 : 5,2 – je sauberer man hier<br />
arbeitet, desto besser wird das Endergebnis im fertigen Boot<br />
Zwischen Spant 3 und 4 überlappen sich die beiden Teile des Kiels<br />
Spant 1 ist wie in der Bauzeichnung schräg gestellt und bildet mit<br />
dem Mittelteil die Trägerplatte für den Außenbordmotor<br />
Der Bootsboden ist beplankt, die Gleitfläche bildet eine ebene Platte<br />
Unterzüge, Cockpitwände und Spiegel sind eingebaut<br />
im Nachhinein im rohbaufertigen Modell etliches<br />
Material abgetragen werden, was bei<br />
dem harten Holz nicht gerade einfach war.<br />
Im Heckbereich des Bootes ragen die<br />
Leisten für Balkweger und Kimmstringer<br />
über den Spant 1 hinaus. Diesen Überstand<br />
braucht man dann, wenn die beiden Flächen<br />
des geteilten Spiegels eingebaut werden. Als<br />
nächstes beplankt man die Boden- und die<br />
Seitenflächen mit 1,5 mm starkem, wasser -<br />
fest verleimtem Flugzeugsperrholz. Auf der<br />
Oberseite folgen die Unterzüge für die<br />
Decks beplankung (0,8 mm Sperrholz, bes -<br />
ser 1,5 mm), die Seitenwände des Cockpits<br />
(1,5 mm Sperrholz), die beiden Spiegel flä -<br />
chen und die Trägerplatte (4 mm Sperrholz)<br />
für den Außenbordmotor.<br />
Die Leisten für die Decksbalken und<br />
die Bodenwrangen im vorderen Bereich –<br />
34<br />
Spant 6 bis zum Bug – sollte man vor dem<br />
Einbau gut wässern, damit sie sich den<br />
Krümmungen ohne zu große Spannungen<br />
anpassen. Wenn die gewässerten Leisten<br />
dann auf dem Spantgerüst getrocknet sind,<br />
kann man sie ohne Problem in den Aussparungen<br />
der Spanten festkleben. Weißleim<br />
hat sich für diese Arbeiten gut bewährt. Einiges<br />
Nachdenken vor dem Bau und am Modell<br />
auch zusätzliche Anpassungsarbeiten<br />
erfordert sicher die Bugspitze. Solch knifflige<br />
Arbeit ist für den gestandenen Schiffsmodellbauer<br />
die kleinere Herausforderung, zumal<br />
sie den Spaß an der Sache nur erhöht.<br />
Das Spantgerüst wurde mit wasserfestem<br />
Sperrholz beplankt. Der Übersichtsplan enthält<br />
alle Maße für die Spantabstände und<br />
auch die Spantzeichnungen, die dann nur<br />
noch in einem Copyshop auf den Maßstab<br />
1:5,2 gebracht werden müssen. Die angegebenen<br />
Dimensionierungen der Bauteile und<br />
die Aufmaßtabelle beziehen sich auf die Originalgröße,<br />
also den Maßstab 1:1, und müssten<br />
somit auch dem Maßstab 1:5,2 angepasst<br />
werden. Bei der Betrachtung des Seitenrisses<br />
und der Draufsicht sind die typischen Merkmale<br />
eines solchen Außenbordrenners gut<br />
zu erkennen. Da ist zunächst die versetzt<br />
und geneigt zum Spiegel eingebaute Befestigungsplatte<br />
als Motorträger, zusätzlich<br />
über einen Winkel zum Bootsboden abgestützt<br />
und versteift. Die Flosse am Kiel in<br />
Schwerpunktnähe darf bei dem Bootsboden<br />
mit nur geringer V-Form natürlich auch<br />
nicht fehlen. Damit die Strömung am Bootsboden<br />
zur Widerstandsminderung sicher abreißt<br />
und so die hohen Geschwindigkeiten<br />
möglich werden, ist mit Spant 6 eine Stufe
Edle Hölzer und feinste Verarbeitung<br />
– so entstehen echte Einzelstücke!<br />
Am Modell 2 wurden die Cockpitwände zwischen Spant 2 und 3<br />
ausgespart, um bei Bedarf Fahrakkus unterbringen zu können<br />
Zwischen Spant 3 und 4 findet die RC-Anlage mehr als ausreichend<br />
Platz<br />
Modell 2 mit dem teilbespannten Deckbereich am Bug<br />
Draufsicht des Modells 1 mit montiertem Motor und Lenkmechanik<br />
in den Bootsboden eingefügt. Technologisch<br />
bietet es sich an, den Kiel des Modells aus<br />
mindestens zwei Teilen, wegen der Krümmung<br />
im Bugbereich eventuell sogar aus<br />
drei Teilen, anzufertigen.<br />
Beide Modelle, sozusagen als Modell 1<br />
und Modell 2, entstanden bis zu diesem Baufortschritt<br />
völlig gleich. Ab jetzt setzt jedoch<br />
eine Differenzierung ein. Modell 1 wurde für<br />
eine Lenkradsteuerung gebaut und Modell<br />
2 für eine Wickeltrommel, wie sie der Leser<br />
von der Baby Bullet kennt. Hinzu sollte noch<br />
die Möglichkeit der Schwerpunktanpassung<br />
über den geteilten Fahrakku in den Seitenfächern<br />
im Cockpit, ähnlich der Variante in<br />
der Spitfire, kommen. Die Seitenwände des<br />
Cockpits von Modell 1 sind folglich durchgehend<br />
beplankt und bilden mit Spant 1 bis 3<br />
vier geschlossene Kammern, die zusammen<br />
mit der ebenfalls geschlossenen Kammer im<br />
Bugbereich als Reserveauftrieb bei eventuellem<br />
Kentern dienen. Im Modell 2 sind die<br />
Seitenwände links und rechts zwischen<br />
Spant 2 und 3 ausgespart, damit durch die<br />
so entstandenen Öffnungen die beiden Akkus<br />
eingelegt werden können.<br />
Zwei Boote, ein Rumpf<br />
Die Differenzierung der beiden Modelle ist<br />
rein äußerlich auch daran erkennbar, dass<br />
Modell 2 im Bugbereich ähnlich dem Ori -<br />
ginal eine Abdeckung aus weißer Kunststofffolie<br />
erhielt. Die Kammer zwischen Spant 3<br />
und 4 für den RC-Einbau wird dann durch<br />
einen ebenfalls folienbespannten Deckel geschlossen,<br />
dem ein entsprechender Rahmen<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
die Deckskrümmung verleiht. Damit ist der<br />
gesamte Bugbereich am Boot mit Folie bespannt.<br />
Beim Modell 1 dagegen ist der gesamte<br />
Bugbereich mit Sperrholz beplankt, genauso<br />
wie auch die Seitenflächen. Die Öffnung<br />
Die verschiedenen Deckel für die RC-Fächer<br />
der beiden Modelle<br />
zum RC-Einbauraum zwischen Spant 3 und<br />
4 schließt ein passgenauer Deckel aus Sperrholz.<br />
Das Modell, hier schon mit probeweise<br />
montiertem Motor und Lenkrad, bekommt<br />
dadurch ein ganz anderes Aussehen. Da es<br />
sich bei der GST1 um ein Stufenrennboot<br />
mit völlig ebener Gleitfläche handelt, erhält<br />
sie zur Richtungsstabilisierung eine Flosse.<br />
Diese besteht aus 1 mm starkem Alublech<br />
und ist profiliert. Größe und Form der Flosse<br />
entsprechen dem Bauplan. Sie ist vor Spant<br />
2 mit 130 mm Abstand zur Motorträgerplatte<br />
in Schwerpunktnähe in einem im Modellboden<br />
gefrästen Schlitz eingeklebt.<br />
Verschiedene Lenkungskonzepte<br />
Bei Modell 1 überträgt das Lenkservo die<br />
Lenkbewegung direkt mit der Seiltrommel<br />
hinter dem Lenkrad auf die am Außenbordmotor<br />
eingehängten Lenkseile. Diese Lenkmechanik<br />
entspricht in etwa dem großen<br />
Vorbild. Die Lenkseile übertragen ihre Stellkraft<br />
über Kugelköpfe auf die Lenkhebel des<br />
Außenbordmotors. Da der Durchmesser der<br />
Wickeltrommel am Lenkrad möglichst klein<br />
gehalten wurde, passt der Stellweg des<br />
Servos nur für die einfache Anlenkung an<br />
einem kurzen Lenkhebel am Motor ohne<br />
Umlenkung über eine bewegliche Rolle. Der<br />
Einbauraum vor dem Lenkservo reicht aus<br />
für den 4.000-mAh-LiPo-Fahrakku. Neben<br />
dem Lenkservo ist noch ausreichend Platz<br />
für den Empfänger und den Fahrtregler. In<br />
der Seitenansicht wird dann auch deutlich,<br />
warum die Bezeichnung Rennflunder ihre<br />
Berechtigung hat. Wenn man sich Modell 2<br />
35
SPECIALS Outboard-Racer-<strong>Flundern</strong><br />
Einbau der Lenkmechanik im Modell 1<br />
Öffnung für den RC-Einbauraum am Modell 1 – auch hier steht genug<br />
Platz für RC-Komponenten in Standard-Baugröße zur Verfügung<br />
Die Stabilisierungsflosse am Bootsboden<br />
Die Lenkmechanik im Modell 2: Zum Spant 3 ist genug Platz für einen<br />
4.000-mAh-LiPo, die Lenkseile sind durch gebogene und gekürzte<br />
Kugelschreiberröhrchen geführt<br />
In der Seitenansicht des Modell 1 wird deutlich, warum es Rennflunder<br />
genannt wird<br />
Außenbordmotor montiert am Modell 1<br />
36<br />
mit Fahrerpuppe betrachtet, dann sieht das<br />
Rennmodell nicht mehr so sehr flach aus.<br />
An Modell 2 wurden im Unterschied zu<br />
Modell 1 andere technische Details realisiert,<br />
auf die hier noch kurz verwiesen sei. Zuerst<br />
zu nennen ist die andere Form der Ruderanlenkung.<br />
Wegen der geringen Bauhöhe des<br />
RC-Einbauraumes wurde ein extra flaches<br />
Bluebird BMS-705MG-Low-Profile-Servo<br />
verbaut. Das Servo trägt die Seilscheibe mit<br />
60 mm Durchmesser. Die beiden Steuer -<br />
seile sind in leicht gebogenen Hülsen, gefertigt<br />
aus alten Kugelschreiberminen, direkt<br />
zur Umlenkrolle am Lenkhebel des Außenbordmotors<br />
geführt. Der mit der Seilscheibe<br />
zur Verfügung stehende große Stellweg ermöglicht<br />
die Verwendung der beiden losen<br />
Rollen in der Seilführung. Das bringt eine<br />
Verdoppelung der Stellkraft. Der Fahrakku<br />
findet zwischen Servo und Spant 3 seinen<br />
Platz. Der Empfänger sitzt rechts neben dem<br />
Servo und der Fahrtregler links unter der<br />
Decksbeplankung.<br />
Antrieb<br />
Da bei den ersten Probefahrten ein luftgekühlter<br />
Elektroflugregler verwendet wurde<br />
und die Kühlung im geschlossenen RC-Fach<br />
für längere Fahrten nicht ausreichend war,<br />
wurde die Reglertemperatur per Telemetrie<br />
überwacht. Im RC-Fach ist noch ausreichend<br />
Platz für Telemetriemodule zur Messung der<br />
Geschwindigkeit per GPS und des Motorstromes.<br />
Die Schwerpunktkontrolle und die<br />
Probefahrten zeigten dann auch, dass der<br />
gewählte Platz für den Fahrakku durchaus<br />
richtig ist. Auf den geteilten Fahrakku und<br />
die Platzierung rechts und links vom Fahrer<br />
in den Seitenfächern kann folglich verzichtet<br />
werden. Der für Modellregatten vorgeschriebene<br />
und auch sonst sehr sinnvolle Not-Aus-<br />
Stecker ist am Modell GST1 rechts vom Lenkrad<br />
direkt im Spant 3 eingebaut. Er ist an der<br />
Stelle ausreichend gut sichtbar und verschandelt<br />
so nicht die Optik des Modells. Einige<br />
Mühe und Sorgfalt sollte der Erbauer<br />
dem Einbau des Außenbordmotors widmen.<br />
Der Autor wählte als erste zu erprobende Va-
Detaillierte Vintage-Optik in<br />
Verbindung mit moderner Technik!<br />
Am Modell 2 ist ebenfalls der Motor montiert und der Fahrer darf<br />
probesitzen<br />
Das Cockpit aus Fahrersicht, rechts neben dem Lenkrad befindet<br />
sich der Not-Aus-Stecker<br />
Der Außenbordmotor ist montiert und justiert, die Kabel zum<br />
RC-Einbauraum sind verlegt. Die Silikonschläuche sorgen für die<br />
Kühlung von Motor und Regler<br />
Die Telemetrie verrät: die kleinen Outboard Racer sind ganz schön<br />
flott!<br />
riante die des Hydroantriebs. Also: Propellerwelle<br />
auf Höhe der Gleitfläche und keine<br />
Neigung der Propellerwelle zur Gleitfläche.<br />
Nach dieser Vorgabe wurden die Bohrungen<br />
in der Motorträgerplatte platziert und der<br />
Motor montiert. Vorher mussten am Motor<br />
noch die Lenkhebel angebracht werden, in<br />
die die Seilrollen der Lenkung über kleine<br />
Karabinerhaken eingehängt sind. Die Karabiner<br />
stammen aus dem Anglersortiment<br />
und ermöglichen ein leichtes, aber sicheres<br />
Verstellen bzw. Anpassen des Lenkaus -<br />
schlags an das gewünschte Lenkverhalten<br />
des Modells.<br />
Der letzte Schliff<br />
Die ersten Probefahrten absolvierte das Modell<br />
wie erwähnt mit einem luftgekühlten<br />
Flugregler, dessen Betriebstemperatur mit -<br />
tels Telemetrie überwacht wurde. Notwen -<br />
dige Abkühlpausen waren so rechtzeitig<br />
erkennbar.<br />
Für sicheren Dauerbetrieb ist jedoch eine<br />
Wasserkühlung des Fahrtreglers unbedingt<br />
angeraten. Der Autor nutzte zu deren Realisierung<br />
die bereits am Motor vorhandene<br />
Kühlwasserführung. Vom freien Stutzen des<br />
Kühlwasseraustritts am Außenbordmotor<br />
führt ein dickwandiger Silikonschlauch als<br />
Kühlwasserschlauch das Kühlwasser zum<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Regler. Der Schlauch ist wie die Kabel des<br />
Motors in den RC-Raum und damit direkt<br />
zum Fahrtregler verlegt. Der wassergekühlte<br />
Regler hat seinen Platz im RC-Raum unter<br />
der linken Decksfläche. Zur Zu- und Abführung<br />
des Kühlwassers ist der Schlauch im<br />
RC-Raum in großen Radien am Bootsboden<br />
verlegt. Den Kühlwasseraustritt nach außen<br />
besorgt dann ein Stutzen in der Bordwand.<br />
Die Fahrerpuppe im Maßstab 1:6 erhält<br />
man mitsamt Kleidung – Schwimmweste,<br />
Sportschuhe und Helm – über den qualifizierten<br />
Fachhandel. Im Modell sollte die<br />
Puppe dann jedoch sicher befestigt sein, also<br />
Beine anschrauben oder mit Kabelbindern<br />
festzurren, damit sie im Renngeschehen<br />
nicht über Bord geht.<br />
Erstwasserung<br />
Das Modell war nun also fahrfertig und<br />
damit bereit zur ersten Probefahrt. Die erste<br />
Schwimmprobe zeigte dann, ob hinsichtlich<br />
Schwimmlage und Gewichtsverteilung alles<br />
stimmte. Nun konnte langsam Gas gegeben<br />
werden, um das Steuerungsverhalten des<br />
Bootes kennen zu lernen.<br />
Wichtig waren dabei die gefahrenen Kurvenradien<br />
bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
und die sichere Schwimmlage. Bei<br />
den folgenden Vollgasfahrten auf geradem<br />
Kurs verhielt sich das Modell zunächst unerwartet.<br />
Der Propeller erzeugte zwar eine kräftige<br />
Spritzwassergischt hinter dem Modell –<br />
neudeutsch Rooster Tail genannt – das Boot<br />
selbst kam aber nicht in den Gleitzustand.<br />
Bei Glattwasser saugte es sich regelrecht auf<br />
dem Wasser fest. Den Gleitzustand erreichte<br />
die GST1 erst, wenn man kurze Lenkbewegungen<br />
ausführte oder es durch die eigenen<br />
Fahrtwellen lenkte. Dann kam sie in den<br />
Gleitzustand. Die GST1 fuhr auf dem letzten<br />
Rumpfdrittel, ohne Wippen oder andere Instabilitäten.<br />
Die Fahrversuche brachten jedoch auch<br />
die Erkenntnis, dass die GST1 bei Vollgas ein<br />
total anderes Lenkverhalten aufwies. Sie reagierte<br />
nur noch sehr verhalten auf Lenkkommandos.<br />
Für die Fahrpraxis bedeutet das,<br />
wenn schon mit Vollgas im Gleitzustand<br />
dann weit genug weg vom Ufer und möglichst<br />
geradeaus. Hier bleibt noch genügend<br />
Raum für Experimente.<br />
Und nun viel Spaß beim Nachbau eines<br />
deutschen Outboard-Racer-Klassikers. n<br />
DER AUTOR<br />
Dr. Günter ist seit 1960 im Modellbau aktiv.<br />
Neben zahlreichen Fachbüchern hat er in den<br />
vielen Jahren seines Schaffens unzählige<br />
Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.<br />
37
SPECIALS Outboard-Racer-<strong>Flundern</strong><br />
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<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
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Segel-Kreuzfahrtschiff SEA CLOUD 2<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 6/2014<br />
43
SPECIALS Vorbildvorstellung: SEA CLOUD 2<br />
Das Schiff, welches unter der Baunummer<br />
405 auf der spanischen Werft<br />
Astilleros Gondan S.A. in Castropol<br />
entstand, wurde von der Reederei Hansa<br />
Shipping GmbH & Co. KG mit Sitz in der<br />
Elbmetropole Hamburg geordert. Die unter<br />
der Flagge von Malta mit Heimathafen La<br />
Valletta betriebene SEA CLOUD 2 bietet 96<br />
Passagieren in 48 Kabinen jeden erdenklichen<br />
Service und Luxus. 58 Besatzungsmitglieder<br />
sorgen für die Schiffssicherheit und<br />
die Betreuung der Gäste an Bord.<br />
Das als Bark mit 24 Einzelsegeln und<br />
2.800 qm Gesamtsegelfläche konstruierte<br />
Schiff, ist 81,50 m lang, mit Bugspriet 117 m,<br />
und 16 m breit. Die Höhe des Großmastes<br />
beträgt beachtliche 59 m über Deck. Mit<br />
3.848 BRZ Vermessung und einer Tragfähigkeit<br />
von 780 t erreicht die 9 m seitenhohe<br />
SEA CLOUD 2 einen Tiefgang von 5,30 m.<br />
Angetrieben über zwei Mak-Diesel vom<br />
Typ 8M20 mit jeweils 1.250 kW Leistung,<br />
welche auf zwei Verstellpropeller wirken,<br />
erreicht das Luxuskreuzfahrtschiff eine<br />
maximale Geschwindigkeit von 14 kn. Mit<br />
gefüllten Tanks beträgt der Aktionsradius<br />
der SEA CLOUD 2 etwa 7.800 Seemeilen.<br />
Das Kreuzfahrtschiff wurde nach den<br />
Bauvorschriften des Germanischen Lloyds<br />
in Hamburg erstellt und von diesem klas -<br />
sifiziert. Über das Rufzeichen 9HUE6 ist<br />
die SEA CLOUD 2 über Seefunk weltweit<br />
erreichbar.<br />
n<br />
DER AUTOR<br />
Dietmar Hasenpusch begann vor 35 Jahren,<br />
sich fotografisch auf den Bereich Schifffahrt zu<br />
spezialisieren.<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Daten zum Schiff<br />
SEGEL-KREUZFAHRTSCHIFF SEA CLOUD 2<br />
Große Tradition<br />
Die am 1.8.1998 auf Kiel gelegte, am 18.3.1999 vom Stapel<br />
gelaufene und dann im Februar des Jahres 2001 zur Ablieferung<br />
gekommene SEA CLOUD 2 gehört zu den luxuriösesten<br />
Kreuzfahrtschiffen der Welt. Es verbindet die zeitlose Eleganz<br />
der alten Windjammer mit dem höchsten Sicherheitsstandards<br />
der heutigen, modernen Kreuzschiffahrt.<br />
TEXT UND FOTO: Dietmar Hasenpusch<br />
Name SEA CLOUD 2<br />
Schiffstyp Kreuzfahrt-Segelschiff<br />
IMO-Nummer 9171292<br />
Reederei/Eigner Hansa Shipping Hamburg<br />
Bauwerft Astelleros Gondan<br />
Baujahr 2001<br />
Vermessung 3.849 BRZ<br />
Tragfähigkeit 780 t<br />
Länge<br />
117 m<br />
Breite<br />
16 m<br />
Tiefgang 5,30 m<br />
Passagiere 94<br />
Maschine 2 x MaK-Motoren<br />
Leistung 2.500 kW<br />
Geschwindigkeit 14 kn<br />
Klassifizierung Germanischer Lloyd<br />
Internet www.hansashipping.de<br />
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SERVICE<br />
Termine<br />
Veranstaltungskalender<br />
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<strong>SchiffsModell</strong><br />
TIPPS<br />
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verpassen!<br />
Modellbauausstellung<br />
16. und 17. August 2014<br />
Grohe Forum am Sauerlandpark,<br />
Sonnenblumenallee, 58675 Hemer,<br />
Vorführung von RC-Modellen auf einem<br />
Fahrgelände, Kinderbastelecke, Tombola<br />
(Sonntag), der Erlös wird der Deutschen<br />
Kinderkrebshilfe gespendet<br />
Info: Frank Weber, Tel. 023 72-50 00 22<br />
E-Mail: frank506@t-online.de<br />
Ralf Weber: Tel. 023 74-50 99 23,<br />
E-Mail: kraka@t-online.de<br />
Schaufahren 25 Jahre SMC Goldach<br />
15. bis 17. August 2014<br />
Schuppisweiher (Areal der Firma<br />
Gerschwiler AG), 9403 Goldach (CH)<br />
Schaufahren zu 25 Jahre SMC Goldach,<br />
Freitagabend mit der Liveband Flipp Chair.<br />
Info: SMC Goldach, Franz Vogler, Telefon:<br />
0041-71 841 90 68 oder 0041-79 773 17 16,<br />
fran.vog59@bluewin.ch<br />
www.smc-goldach.ch<br />
7. Schippern im Süden<br />
23. und 24. August 2014<br />
Mandichosee Königsbrunn<br />
Freies Fahren der Schiffsmodelle, „Weißwürscht<br />
und Brezn“ (bitte 10 Tage vorher<br />
anmelden)<br />
Info: Michael Gratza,<br />
E-Mail: michaeltitanic@online.de<br />
15. Open Air Modellschautage<br />
23. und 24. August 2014<br />
59071 Hamm, Maximilianpark<br />
Info: Siegfried Fischer, Tel.: 0 23 81-227 84,<br />
E-Mail: gsk.fischer@helimail.de<br />
2. Int. Rettertreffen am Oyter See<br />
29. und 31. August 2014<br />
Knaus Campingplatz am Oyter See,<br />
28876 Oyten<br />
Treffen von Schiffsmodellen internatio -<br />
naler Rettungsorganisationen in allen<br />
Maßstäben<br />
Info: www.ig-dgzrs-massstab-1zu10.de<br />
Regatta 2014 – Lohmühlenpokal<br />
06. und 07. September 2014<br />
Lohmühlenteiche, Georgenthal<br />
Wettkämpfe der Klassen F2a, F2b, F2c,<br />
F4a, F4b, F4c, DS, Junioren und Senioren<br />
Info: Angel Schapke, Str. der Einheit 9,<br />
99897 Tambach-Dietharz, Tel.: 01 70-229<br />
21 82, E-Mail: smc-tambachdietharz@t-online.de<br />
Schaufahren I<br />
Am Wochenende vom 20. und 21. September<br />
2014 organisiert der Modell-Schiffbau-<br />
Club-Basel (MSCB) das traditionelle<br />
Schaufahren mit Grosser Ausstellung für<br />
Schiffs- und Funktions-Modellbau Im<br />
Gartenbad Eglisee „Fraueli“. Schiffs- und<br />
Funktionsmodelle aller Art ziehen Ihre<br />
Runden auf dem Schwimmbecken oder im<br />
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Internet: www.saemann-aetztechnik.de • Mail: saemann-aetztechnik@t-online.de<br />
„Hessens größte Modellbaubörse”<br />
Samstag, 4. Oktober, Hans-Pfeiffer-Halle in 68623 Lampertheim.<br />
Für Modell-Flugzeuge, -Autos, -Schiffe, -Motoren und Zubehör.<br />
Bitte Tische reservieren!<br />
Einlass: ab 6.30 Uhr für Verkäufer<br />
ab 8.00 Uhr für Käufer<br />
Modellsportverein Hofheim e.V.<br />
Michael Braner, Tel. 0179/3925017, E-Mail: branermichael@aol.com<br />
48
Schaufahren II<br />
Sa. 13.9. und So. 14.9.2014<br />
Schwelmebad in 58332 Schwelm<br />
Veranstalter: Schiffsmodellbau-Club<br />
Schwelm e.V.<br />
Modellboot-Treffen I<br />
Sa. 13.9. und So. 14.9.2014<br />
jeweils von 10:00 – 17:00 Uhr<br />
Parkbad Schwabach, Angerstr. 10,<br />
91126 Schwabach<br />
Veranstalter: SMC Nürnberg<br />
Kontakt: Matthias Ahrens, Stockäckerstr.<br />
10,90455 Nürnberg, Tel.0911/9885989,<br />
E-Mail: mahrens@gmx.de<br />
Freies Fahren für Modelle mit Elektromotor<br />
und fettgeschmiertenWellen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.smc-noris.de<br />
Modellboot-Treffen II<br />
Sa. 20.9.2014 von 10:00 – 17:00 Uhr<br />
Limesbad Weißenburg, Badstraße 2,<br />
91781 Weißenburg<br />
Veranstalter: SMC Nürnberg<br />
Kontakt: Wilhelm Schäfer, Am grasigen<br />
Weg 17, 91781 Weißenburg/Bayern,<br />
Tel. 09141-5246<br />
Gezeigt wird freies Fahren für Modelle mit<br />
Elektromotor und fettgeschmierten<br />
Wellen zum Badesaisonausklang. Weitere<br />
Informationen unter www.smc-noris.de<br />
Flottenparade<br />
Am Sonntag, den 7.9.2014, findet auf dem<br />
Campingplatz,am alten Badeweiher in<br />
Weißenburg/Franken unsere 13. Marine-<br />
Modell-Flottenparade statt.Schaufahren<br />
mit Modellen der grauen Flotte/Marine.<br />
Beginn: 10 Uhr, Ende: 18 Uhr<br />
Veranstalter: Interessengemeinschaft<br />
Deutsche Marine<br />
Kontakt: Flottenparade@aol.com<br />
oder Tirpitzpeter@gmx.de<br />
Modellbau live 2014<br />
20. und 21. September 2014<br />
Freibad „Bad am Stadtwald“,<br />
Hansaring 177,<br />
24534 Neumünster<br />
Schau- und Nachtfahren mit Modellen aller<br />
Art (Verbrenner sind nicht zugelassen),<br />
Spielwiese mit diversen Kinderspielen,<br />
Hüpfburg, Tombola, Streichelzoo<br />
Veranstalter: De Modellshippers e. V.<br />
Michael Wilke, Tel: 043 21-754 57 26,<br />
E-Mail: anmeldung@modellbau-live.de<br />
Internet: www.modellbau-live.de<br />
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Hinter den Kulissen von Graupner/SJ<br />
HINTER DEN KULISSEN VON GRAUPNER/SJ<br />
Auf zu neuen Ufern<br />
Ein Rennboot-Crashkurs beim Hersteller persönlich? Klingt spannend – und das ist es auch!<br />
SCHIFFSMODELL war zu Gast bei Graupner/SJ und nahm sich gemeinsam mit Produktentwickler<br />
Sebastian Vees die Mono-Flunder MIDNIGHT GAMLBLER in Theorie und Praxis vor.<br />
TEXT UND FOTOS: Benni Schleich<br />
Bei dir muss doch immer alles<br />
schnell sein! Wie wäre es denn<br />
mit einem schönen schnellen<br />
Rennboot?“, schallt es mir aus<br />
dem Telefonhörer entgegen. „Ich<br />
richte mal was her. Wann kommst du?“ Mein<br />
Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung<br />
heißt Sebastian Vees. Er ist Graupners<br />
Produktmanager für den Schiffsbereich.<br />
Schon vor längerer Zeit hat er mir von der<br />
Championship-Line erzählt und von den<br />
Modellen, die er gerade für den Wettbewerbsbereich<br />
entwickelt. Ich war neugierig<br />
– und deshalb war seine Nummer auch eine<br />
50<br />
der ersten, die ich in meiner Eigenschaft als<br />
neuer verantwortlicher Redakteur von<br />
SCHIFFSMODELL wählte. Der Gedanke,<br />
meine Leser hinter die Kulissen einer der<br />
bekanntesten Marken auf dem Modellbaumarkt<br />
mitzunehmen, gefiel mir. Und nun<br />
sollte ich sogar gleich noch einen Crashkurs<br />
in Sachen Rennbootfahren bekommen.<br />
Ortstermin bei Graupner<br />
Anfang Juli stehe ich nun also vor den heiligen<br />
Hallen in Kirchheim unter Teck. Ich<br />
treffe Sebastian Vees in seinem Büro, in dem<br />
sich alle Arten von Schiffen und Booten, egal<br />
ob klein oder groß, beinahe stapeln. Viele<br />
dieser Muster und Prototypen verschwinden<br />
irgendwann im Musterlager. Einigen ist es<br />
jedoch bestimmt, ins Programm und damit<br />
in die Modellbauläden dieser Welt zu gelangen.<br />
Wer nun erwartet, in diesem Artikel die<br />
supergeheimen Neuheiten zu entdecken,<br />
wird leider enttäuscht werden. Denn, bei<br />
aller Freundschaft, die durften nicht foto -<br />
grafiert werden. Es sei nur soviel erwähnt,<br />
Sebastian arbeitet derzeit an einigen Projekten,<br />
die sehr vielversprechend sind!<br />
Um nicht vom eigentlichen Grund des<br />
Besuches abzuschweifen, führt der Weg aus
Produkt-Manager Sebastian Vees (r.) und Redakteur Benni<br />
Schleich bei den Arbeiten am Boot<br />
Lehrmittelausgabe: die neue MIDNIGHT GAMBLER mitsamt<br />
X-8N Fernsteuerung, 2S-Lipo und einigem Zubehör, perfekt<br />
vorbereitet von Sebastian Vees<br />
Der Urzustand der MIDNIGHT GAMBLER – noch recht nackt<br />
Bastian Hummel, Produkt-Manager Flug, bei der „Entwicklungshilfe“<br />
– dem Anbringen des Scheibenaufklebers<br />
Fertig! Schnell aussehen tut sie ja schon einmal<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 51
SZENE<br />
Hinter den Kulissen von Graupner/SJ<br />
Vor dem Start: Sebastian Vees bei Verhandlungen mit den „Einheimischen“?<br />
Auch wenn es einmal schiefgeht -<br />
nasse Füße bekommt man nicht sofort<br />
Wenn man die Welle im falschen Moment schneidet ...<br />
... kann man schon mal auf dem Dach landen ...<br />
... doch der Flutkanal richtet das Boot wieder auf!<br />
dem Büro direkt in die Werkstatt der Entwicklungsabteilung,<br />
wo sich alles wie<br />
versprochen perfekt vorbereitet findet. Die<br />
giftgrüne Mono-Flunder mit dem schönen<br />
Namen MIDNIGHT GAMBLER aus der<br />
Championship-Line von Graupner/SJ wartet<br />
auf der Werkbank auf die Endmontage, flankiert<br />
von einer brandneuen Graupner/SJ<br />
X-8N Coltanlage, einem 2S-6200-mAh-<br />
Lipo-Akku, wasserdichtem Abklebeband sowie<br />
einigen Schmiermitteln – und einer wei -<br />
teren, verschlossenen Schachtel. „Die brauchen<br />
wir später. Wenn du mit der normalen<br />
Ausstattung umgehen kannst!“, reizt Sebastian<br />
meine Neugier.<br />
„Wie umgehen? Ich fahre seit 25 Jahren<br />
RC-Car, da werde ich doch mit dem Boot da<br />
umgehen können!“, denke ich laut vor mich<br />
hin. „Wir werden sehen“, spricht Meister<br />
Vees. Aber zunächst zurück in die Werkstatt.<br />
Die Montage der noch fehlenden RC-Komponenten<br />
gestaltet sich recht einfach, es fehlt<br />
nur der Empfänger. Akkus einlegen – fertig.<br />
Ein Mono-Wettbewerbsboot aus der Schachtel,<br />
eine tolle Idee. „Der Gedanke war, zwei<br />
Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.<br />
Hobby-Fahrer bekommen ein superschnelles,<br />
gut beherrschbares Rennboot und Wettbewerbseinsteiger<br />
ein Boot, das perfekt gebaut<br />
und direkt rennfertig ist. Mit etwas Feinschliff<br />
ist die MIDNIGHT GAMBLER<br />
52
Der erste Ausritt<br />
Die knallgrüne MIDNIGHT GAMBLER<br />
liegt tief geduckt im Wasser. Ein erster beherzter<br />
Zug am Gashahn und... – ein erschrockenes<br />
„Jessas!“ entfleucht mir.<br />
„Die geht ja ab wie eine Furie!“ Der wassergekühlte<br />
480er-Brushless-Motor schiebt die<br />
extrem flache Flunder mit einer Gewalt vorab<br />
solut konkurrenzfähig für die Mono-Klassen“,<br />
erklärt Sebastian die Hintergründe, die<br />
für die gesamte Championship-Line gelten.<br />
Als große Herausforderung gestaltet sich bei<br />
der Montage das Anbringen des Fensteraufklebers.<br />
Die verzweifelten Versuche rufen<br />
Bastian Hummel auf den Plan, der eigentlich<br />
nur kurz etwas aus der Werkstatt holen<br />
wollte. „Lass mich mal ran, das kann man ja<br />
nicht mit ansehen.“ Nun muss man wissen,<br />
dass Bastian als Produkt-Manager für alle<br />
Flugmodelle des Hauses Graupner/SJ verantwortlich<br />
zeichnet, sich also mit Klebe -<br />
folien aller Art und deren Verarbeitung bestens<br />
auskennt.<br />
Nachdem ich die „einfacheren“ Aufkleber<br />
dann doch selbst gemeistert habe, kann es<br />
mit dem eigentlichen Programm weiter gehen,<br />
dem Crashkurs in Boots-Dynamik. Wie<br />
trimme ich ein Boot richtig aus? Wo soll der<br />
Schwerpunkt hin? Was macht eigentlich der<br />
Flutkanal?<br />
Vor der Praxis kommt die Theorie<br />
Sebastian erklärt mir, wo, wenn nötig, die<br />
Trimmgewichte im Boot hingehören und<br />
was welche Einflüsse bewirken. Zum Bei -<br />
spiel der Fahrakku. Dieser beeinträchtigt das<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Fahrverhalten immens, da er den Schwerpunkt<br />
des Bootes komplett verändert. Wird<br />
er weiter vorn auf der Akkurutsche festgeschnallt,<br />
wirkt er einem Springen des Mo -<br />
dells über die Wellen entgegen. Weiter<br />
hinten verringert er die Neigung des Bootes,<br />
mit dem Bug einzutauchen. Auch seitlichem<br />
Wippen kann man mit diesen Gewichten<br />
entgegen wirken. Aha, klingt alles logisch.<br />
Wann gehen wir fahren?<br />
Bald, denn zuvor lässt es sich Graupner/<br />
SJ-Geschäftsführer Ralf Helbing nicht nehmen,<br />
mir die neuentwickelte X-8N-Fernsteuerung<br />
für RC-Cars und -Boote zu erklären.<br />
Der Sender verfügt wie alle Graupner/<br />
SJ-Anlagen über das HoTT 2,4-GHz-Sendesystem<br />
und alles, was man im Rennbetrieb<br />
zu Lande und zu Wasser braucht. Er liegt extrem<br />
gut in der Hand, ist sehr leicht und mit<br />
tief liegendem Lenkrad und hervorragend<br />
erreichbaren Bedienelementen perfekt ergonomisch<br />
gestaltet. Nach kurzer Kontrolle ist<br />
klar, dass unsere GAMBLER nicht nachgetrimmt<br />
werden muss.<br />
Jetzt geht es endlich an einen benachbarten<br />
See, um zu sehen, ob das frisch Erlernte<br />
schon soweit sitzt, das Modell zu beherrschen.<br />
Bootsrennen werden immer rechts<br />
DATEN<br />
MIDNIGHT GAMBLER<br />
Technische Daten:<br />
Länge ca.:<br />
Breite ca.:<br />
Gewicht fahrfertig ca.:<br />
690 mm<br />
175 mm<br />
1.100 g<br />
Antrieb:<br />
Wassergekühlter Brushless-Motor und -Regler,<br />
2 – 3S-Lipo<br />
Wird als ARTR-Modell ausgeliefert, ist<br />
nach Einbau eines Empfängers und<br />
Fahrakkus einsatzbereit.<br />
herum gefahren. „Deshalb läuft die GAMB-<br />
LER auch rechts rum etwas schöner als links<br />
rum“, erklärt SebastianVees. Aha, also ähn -<br />
lich wie ein Oval-Auto im RC-Car-Bereich.<br />
„60 Meter hoch, dann eine schöne ‚smoothe’<br />
Wende um die erste Boje, 60 Meter zurück<br />
zur zweiten Boje und dann wieder von<br />
vorne“, instruiert mich Fahrlehrer Vees.<br />
Klingt doch gar nicht so schwer.<br />
53
SZENE<br />
Hinter den Kulissen von Graupner/SJ<br />
KLASSE MONO<br />
Reglement<br />
Vorbildähnliche Modellrennboote<br />
mit einem oder mehreren Elektromotoren<br />
für Dauerrennen, einem Rumpf<br />
und halbtauchender Schraube.<br />
Unterschieden werden zwei Klassen. Der<br />
Unterschied zwischen den Klassen besteht<br />
in der Zellenzahl. Es ergibt sich folgende<br />
Klasseneinteilung:<br />
Mono I<br />
– Modelle mit max. 7 Sub C-Zellen<br />
– 280 g Lipo (2S1P, 2S2P, 3S1P, 3S2P)<br />
– 3S2P Typ 26650 LiFePo<br />
Mono II<br />
– Modelle mit max. 8-14 Sub C-Zellen<br />
– 560 g Lipo (6S1P, 6S2P)<br />
– 4-6S2P Typ 26650 LiFePo<br />
Bauvorschriften<br />
Das äußere Erscheinungsbild des Modellbootes<br />
muss einem Rennboot nachempfunden<br />
sein. Die Vorbildähnlichkeit kann durch<br />
Nachbildungen von Fahrerfiguren, Kabinenaufbauten,<br />
Motorattrappen, Auspuffrohren<br />
usw. erreicht werden. Reine Zweckmodelle<br />
sind nicht erlaubt. Zusätzliche Umdrehhilfen<br />
sind nicht erlaubt, sofern sie keine festen<br />
Bestandteile des Bootes bilden (wie z.B.<br />
Fahrerkabinen oder Flutkammern).<br />
Antrieb<br />
Die Motorgröße bei Modellen der Klasse<br />
Mono ist freigestellt. Als Antriebszellen sind<br />
nur Nickel-Metall-Hydrid (NiMH) Zellen der<br />
Größe Sub C sowie Lipo- und LiFePo-Zellen<br />
zugelassen. Die Zusammensetzung der<br />
Akku-Packs ist oben beschrieben.<br />
Kurs<br />
Der Kurs besteht aus einem Oval, das<br />
aus sechs Bojen gebildet wird. Die Bojen<br />
müssen außen umfahren werden. Umfährt<br />
ein Wettkämpfer eine Boje innen, wird eine<br />
Strafzeit von fünf Sekunden verhängt.<br />
Werden zwei Bojen verfehlt, wird dies mit<br />
dem Abzug einer Runde geahndet. Bei jedem<br />
weiteren Verfehlen einer Boje wird eine<br />
weitere Runde abgezogen. Es ist nicht<br />
erlaubt, ein Boot zu wenden, um eine Boje<br />
erneut anzufahren.<br />
Start<br />
Die Boote fahren nach einem akustischen<br />
Signal um die drei rechten Bojen herum auf<br />
die Startlinie zu. Hierfür steht eine Startzeit<br />
von zehn Sekunden zur Verfügung. Ein Frühstart<br />
wird mit einer Runde Abzug geahndet.<br />
Wertung<br />
Es werden vier Läufe gefahren. Die Fahrzeit<br />
pro Lauf beträgt sechs Minuten. Die beiden<br />
besten Ergebnisse werden addiert und<br />
ergeben das Gesamtergebnis.<br />
(Stand März 2012)<br />
Quelle: http://www.nauticus.info/index.php/gallerycategories/second-gallery/90-mono<br />
Sebastian Vees, Graupners Produktmanager Schiff,<br />
Graupner Geschäftsführer Ralf Helbing und SCHIFFSMODELL-Redakteur Benni Schleich<br />
am Ende eines intensiven Tages mit vielen Tests und interessanten Erkenntnissen<br />
Eine typische Regattastrecke im Modell-Boot-Sport<br />
wärts, dass mir zunächst das Herz in die<br />
Hose rutscht. Nach kurzer Eingewöhnung<br />
stellt sich dann aber doch der gewohnte<br />
„Cruise-Mode“ ein. Es macht Spaß. Langsam<br />
bringe ich das Boot gezielt ins Gleiten. Dabei<br />
sind nur noch wenige Millimeter des Rumpfes<br />
im Wasser, der Rest des Bootes „schwebt“<br />
unter infernalischem Kreischen des Brush -<br />
less-Antriebes – oder vielmehr des Pro pel -<br />
lers, denn der produziert die Lärmkulisse –<br />
über der Wasserkante.<br />
Ein irres Fahrbild. „So muss das!“, erklärt<br />
der Sebastian Vees. Wie sich die GAMBLER<br />
genau verhalten hat, verrate ich Ihnen in einem<br />
ausführlichen Testbericht dieses erstaunlichen<br />
Modells in einer der nächsten<br />
Ausgaben.<br />
Ungewollte Fahrzustände<br />
Nach zahlreichen Akkus, bei denen wir vor<br />
allem die Auswirkungen der verschiedenen<br />
Akku-Positionen erforschten, neigt sich<br />
unser Crashkurs langsam dem Ende. Von<br />
der Funktionstauglichkeit des Flutkanals –<br />
das Boot stellt sich nach einem Überschlag<br />
von selbst wieder auf – habe ich mich restlos<br />
überzeugt. Auch tauchfähig ist die GAMB-<br />
LER, wenn auch nicht ganz gewollt. Schnei -<br />
54
Leistung ist nur durch eines zu ersetzen –<br />
mehr Leistung<br />
det das Boot die Welle im falschen Winkel<br />
und sticht mit dem Bug ein, schießt es wie<br />
ein Torpedo unter Wasser. Durch das wasser-<br />
und luftdichte Abkleben des Rumpfes<br />
an der RC-Einbauluke bildet sich im Inneren<br />
eine Luftblase, durch die das Boot wieder an<br />
die Oberfläche kommt, außer es gräbt sich<br />
am Grund im Schlamm ein.<br />
Die mysteriöse kleine Schachtel ...<br />
Und dann taucht sie wieder auf: die mysteriöse<br />
kleine Schachtel. „Damit kannst Du daheim<br />
ein paar Sachen ausprobieren. Zum<br />
Beispiel, wie die MIDNIGHT GAMBLER<br />
mit richtig Leistung geht.“ Wie, mit richtig<br />
Leistung? Im Schächtelchen finde ich einen<br />
3S-4200-mAh-Lipo und zwei Aluminium-<br />
Renn-Propeller mit 34 mm bzw. 36 mm<br />
Durchmesser. Die Auswirkungen eines<br />
36er-Alu-Props in Verbindung mit dem 3S-<br />
Lipo beschreibe ich im Testbericht näher. Eines<br />
kann ich aber jetzt schon verraten: Boot -<br />
fahren ist das nicht mehr – eher wassernahes<br />
Fliegen!<br />
Nach der Rückkehr von unserem ausgiebigen<br />
Nachmittag am See fällt die Unterhaltung<br />
auf das Thema Aufwand im Vergleich<br />
zum RC-Car-Fahren. Es benötigt wesentlich<br />
weniger, um mit einem RC-Boot Spaß zu haben.<br />
„Da passt alles in eine Tasche, außer<br />
dem Boot“, behauptet Sebastian Vees, der<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Reise mit leichtem Gepäck!<br />
In der Graupner Sender- und Werkzeugtasche<br />
findet alles Wichtige seinen Platz!<br />
auch ein erfahrener Wettbewerbs-Pilot ist.<br />
Genau das gilt es nun zu beweisen. Im Sortiment<br />
von Graupner/SJ findet sich eine so<br />
genannte Sender- und Werkzeugtasche.<br />
Diese bietet ausreichend Platz für einen Colt-<br />
Sender wie die X-8N, eine Polaron EX Ladestation,<br />
zwei bis vier Akkupacks, Werkzeug,<br />
Klebeband und allerlei andere Utensilien,<br />
die zum Betrieb eines Rennbootes benötigt<br />
werden.<br />
Tatsächlich, ohne Netzteil passt all das in<br />
die Tasche. Lediglich wenn man das Netzteil<br />
des Polaron-Laders mitnehmen möchte –<br />
falls einmal Strom am See vorhanden ist –<br />
benötigt man noch eine separate Sendertasche.<br />
So oder so, mit dem bisschen Gepäck<br />
gehören Platzprobleme im Kofferraum bald<br />
der Vergangenheit an. Es sei denn, man<br />
nimmt ein größeres Schiff mit.<br />
„Wir gehen dieses Jahr zusammen noch<br />
auf ein echtes Rennen, das musst du mal gemacht<br />
haben!“, hat Sebastian Vees bereits<br />
beschlossen. „Super – bin ich dabei!“ Und<br />
meine Leser sind es natürlich auch. Wie ich<br />
mich anstelle und welche Überraschungen<br />
auf mich zukommen, lesen Sie demnächst<br />
in SCHIFFSMODELL.<br />
n<br />
Ausgiebige Testberichte sowohl über die<br />
MIDNIGHT GAMBLER als auch über die neue<br />
Graupner/SJ X-8N lesen Sie in einer der<br />
nächsten Ausgaben von SCHIFFSMODELL.<br />
55
SZENE<br />
Offshore-Giganten<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
LESER<br />
REPORT<br />
IOS CONVENTION OFFSHORE 2014 IN UETERSEN<br />
Treffen der<br />
Giganten<br />
Ende Juni traf sich die IOS zu ihrer alle zwei Jahre<br />
stattfindenden Convention. Das Treffen internationaler<br />
Modellschiffbauer für große Offshore-Schiffe fand<br />
diesmal in Deutschland, genauer gesagt in Uetersen, statt.<br />
TEXT UND FOTOS: Andreas Wulf<br />
Am Freitag reisten die meisten Teilnehmer in Uetersen an. Die weiteste<br />
Anreise hatte unser Verbandkamerad aus Sydney in Australien.<br />
Aber auch unsere Mitglieder und Gäste aus England,<br />
Schottland, Norwegen, Schweden, Belgien, Niederlande sowie dem gesamten<br />
Bundesgebiet kamen auch nicht gerade von um die Ecke.<br />
Die IOS<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Die IOS besteht aus internationalen Mitgliedern,<br />
die sich auf den Bau von Modellen aus<br />
dem Offshore-Bereich spezialisiert haben.<br />
Hierzu gehört nicht nur der Bau, sondern<br />
auch die Kontaktpflege zu Bordbesatzungen,<br />
Reedereien und Werften.<br />
Viele Mitglieder haben sich auch über die<br />
unterschiedlichsten Offshore-Techniken<br />
wie Anchor-Handling, Rescue-Towing,<br />
Diving-Support, ROV-Operationen, Crane-<br />
Operations usw. umfangreiches Wissen<br />
angeeignet.<br />
Da es in Deutschland keine Offshore-Stützpunkte<br />
gibt (ausgenommen Wind-Offshore)<br />
ist eine Reise nach Dänemark, Norwegen<br />
oder Schottland notwendig, um die Originale<br />
zu Gesicht zu bekommen.<br />
Alle zwei Jahre gibt es ein Treffen, das international<br />
an unterschied lichen Orten stattfindet.<br />
Des Öfteren bekommen wir Besuch von<br />
Kapitänen und Besatzungsmitgliedern der<br />
Original-Offshore-Einheiten, die oftmals<br />
staunen, was die kleinen Offshore-Einheiten<br />
alles können.<br />
56<br />
Gemütliches Beisammensein am ersten Abend<br />
Da dieses Treffen nur alle zwei Jahre stattfindet, hatte man erst einmal<br />
eine Menge Gesprächsbedarf. Bei einem gemütlichen Abendessen begann<br />
so auch das Fachsimpeln um den Modellbau sowie der Offshore-<br />
Szene. Dank einiger Gäste aus dem „echten“ Offshore-Bereich konnte<br />
man Informationen aus erster Hand erlangen.<br />
Nach dem Abendessen brachten dann einige „Ungeduldige“ ihre<br />
Modelle noch zum Nachtfahren aufs Wasser. Gerade die größeren<br />
Maßstäbe haben natürlich eine vorbildliche Beleuchtung im Modell<br />
realisiert. Das Hotel lag übrigens direkt am Fahrgewässer im wunderschönen<br />
Rosarium.<br />
Der Samstag – Ausfahrt bei Sonnenschein<br />
Nach dem Frühstück bauten fleißige Hände am Samstag das Veranstaltungsgelände<br />
auf. Petrus muss ein großer Fan von uns sein:<br />
Während in Schleswig-Holstein fast überall Landunter gemeldet wurde,<br />
hatten wir sogar größtenteils Sonnenschein. Um 10:00 Uhr wurde die<br />
IOS-Flagge gehisst und die Veranstaltung offiziell eröffnet. Schnell<br />
wurden die Modelle zu Wasser gelassen und das Schippern begann.<br />
Um 11:00 Uhr gab es noch zwei Schiffs taufen: Die „FAR SANTA NA“
Nach der Taufe:<br />
FAR SANTANA und<br />
FAR SALTIRE,<br />
eingerahmt von<br />
den „Kollegen“<br />
MAERSK MASTER während der Nachtfahrt<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
57
SZENE<br />
Offshore-Giganten<br />
FAR SANTANA, MAERSK MARINER und<br />
STRIL POWER im Offshore-Stützpunkt<br />
Ankerziehen wie bei den Originalen<br />
Details der FAR SANTANA zum Sattsehen<br />
wurde nach ca. 5.000 Stunden Arbeitszeit, die „FAR SALTIRE“<br />
genau zwölf Jahre und einen Monat nach Baubeginn dem feuchten<br />
Element übergeben. Die „FAR SANTANA“ vom Typ UT 730<br />
wurde für den Einsatz in Brasilien gebaut. Sie zeichnet sich insbesondere<br />
durch die Dimensionen aus. Bei einer Länge von 77<br />
m ist das Schiff 20,5 m breit – ein echter „Bulle“. Der Erbauer<br />
erklärte mir, das Schiff sei um die riesige Ankerziehwinde<br />
gebaut worden. Der Charterer hatte die Vorgaben gemacht, dass<br />
die Winden eine hohe Zugleistung haben müssten, aber auch<br />
eine große Aufnahme kapazi tät für die starken Trossen. Die<br />
„FAR SALTIRE“, ein UT 728 L Design, ist im Original 73,6 m<br />
lang sowie 16,8 m breit.<br />
Nach der Taufe war dann wieder das freie Fahren freigegeben.<br />
Die Modelle, die in der Hauptsache in den Maßstäben 1:75 und<br />
1:50 hergestellt wurden, zeugten von sehr hoher Bauqualität.<br />
Man kann sich an den Detaillierungen wirklich nicht satt sehen.<br />
Hinzu kommt noch, dass besonders im Maßstab 1:50 viele Funktionen<br />
wie im Original realisiert werden. Das komplizierte An -<br />
kerziehmanöver ist auf der „MAERSK MASTER“ mittlerweile<br />
perfekt vom Erbauer umgesetzt.<br />
Über 80 Modelle, davon noch einige im Bau befindlich, fan -<br />
den den Weg nach Uetersen. So bildeten sich nicht nur die unterschiedlichen<br />
Typen wie Anchorhandler, Supplyer, Cranevessel<br />
usw. ab, interessant war auch die Entwicklung der Off -<br />
shore-Einheiten über 30 Jahre. Oldies in der Flotte waren so u.a.<br />
die „EDDA SUN“ und „SCHNOORTURM“, die Ende der 70er-<br />
Jahre ihre Aktivitäten im Offshore-Geschäft begannen. Deutlich<br />
waren die sich ändernden Dimensionen von Größe, Kraft und<br />
58
Das Arbeitsdeck der MAERSK MASTER, Maßstab 1:50<br />
SCHNOORTURM ein Oldie der OSA<br />
aus den 70er-Jahren<br />
Detailansichten der PRIMUS, Maßstab 1:75,<br />
hier fehlt nichts!<br />
Echte Schwergewichte an Deck, die Stevepris-<br />
Anker wiegen im Original um die 45 t<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
59
SZENE<br />
Offshore-Giganten<br />
Ausrüstung zu den neuzeitlichen Modellen zu erken nen. Es<br />
bestand die Möglichkeit, Bargen und Riggs mit seinem Anchorhandler<br />
in Schlepp zu nehmen und mit Unterstützung anderer<br />
Einheiten entsprechend wie im Original zu manövrie ren. So<br />
füllte sich schnell das Fahrgewässer und die Zeit verging wie im<br />
Flug. Gegen 18:00 Uhr begannen die Vorbereitungen für die<br />
Abendveranstaltung. Nach einem leckeren Buffet folgten erstmalig<br />
im Rahmen des IOS Convention Fachvorträge. So hatten<br />
Mitglieder Vorträge aus verschiedenen Themengebieten vorbereitet.<br />
Abgeschlossen wurde das Ganze mit einem sehr interessanten<br />
Beitrag des Chief Ingenieur vom Construction/ Flexlay<br />
Vessel „SEVEN PACIFIC“. Er zeigte in seiner Präsen tation den<br />
Aufbau des Schiffes mit allen Besonderheiten.<br />
Das Veranstaltungsgelände, einfach perfekt<br />
NEPTUN im Maßstab 1:75<br />
Sonntag – Abreise schweren Herzens<br />
Am Sonntag kam dann doch noch die Dusche von oben. Zum<br />
Glück standen unsere Modelle trocken und sicher in der Stadthalle<br />
direkt neben dem Eventhotel. Kaum zu glauben, aber es<br />
wurde immer heller und gegen 10:00 Uhr „lugte“ sogar die<br />
Sonne wieder aus den Wolken. So konnten wir doch noch einmal<br />
die Modelle zu Wasser bringen und einige Runden drehen.<br />
Gegen 13:00 Uhr hieß es dann leider wieder Abschied nehmen.<br />
Fazit: Wir hatten zwei Jahre Vorfreude auf dieses Treffen und<br />
das Wochenende verging wie im Fluge. Wir sagen den Organisatoren<br />
und fleißigen Helfern recht herzlichen Dank für die<br />
tolle Durchführung dieser Veranstaltung.<br />
n<br />
DER AUTOR<br />
Andreas Wulf wurde 1962 in Neumünster gebohren und lebt in<br />
Lübeck. Seit seinem 13. Lebensjahr ist er im Modellbau aktiv und hat<br />
sich Ende der 90er-Jahre den Offshore-Großmodellen verschrieben.<br />
Kranoperation und Rigmove im Maßstab 1:50<br />
60
MAERSK SEEKER, Maßstab 1:50<br />
URANUS der Reederei Harms im Maßstab 1:75,<br />
noch im Bau befindlich<br />
HAVILA CHAMPION im Maßstab 1:50<br />
STRIL POWER im Maßstab 1:75<br />
Details, wohin das Auge schaut –<br />
die Flotte der IOS in Uetersen!<br />
FAR SANTANA, NORMAND PROGRESS, MAERSK WINNER, im Hintergrund FAR SALTIRE: alle 1:75<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
61
TECHNIK<br />
Segeln unter Hochspannung<br />
SEGELN UNTER HOCHSPANNUNG<br />
Lithium<br />
an Bord<br />
Nach der Einführung der 2,4-GHz-Technik erlebt derzeit die Fernsteuertechnologie den<br />
nächsten großen Umschwung. Mit Einführung der verschiedenen Lithium-Akkumulator-Technologien<br />
ist die seit vielen Jahren durch die Nickel-basierten Akkus festgeschriebene Empfängerspannung<br />
von 4,8 V im Segelboot zunächst ins Wanken geraten und wird jetzt wohl endgültig fallen.<br />
TEXT UND FOTOS: Dr.-Ing. Joachim Pelka<br />
62
Allen modernen Entwicklungen zum<br />
Trotz gibt es im Modellbau Bereiche,<br />
in denen sich hartnäckig klassische<br />
Ausrüstungen halten. Bei den Modellseglern<br />
– insbesondere in den kleinen Klassen – hat<br />
gerade erst die Zeit der Digital-Servos begonnen<br />
und bisher sieht man erst vereinzelt Lithium-Zellen<br />
für die Stromversorgung der<br />
Empfangsanlage. Weit verbreitet sind immer<br />
noch NiMH-Akkus, die allerdings mittlerweile<br />
eine hohe Haltbarkeit aufweisen. Die, verglichen<br />
mit den klassischen NiCD-Akkus, noch<br />
immer deutlich schlechtere Strombelast bar -<br />
keit dieser Akkus resultiert aus dem höheren<br />
Innenwiderstand der Zellen; sie ist aber bei<br />
kleinen Booten nicht so gravierend. Trotzdem<br />
sind die Stromversorgungen der RGs manchmal<br />
ein bisschen schwach auf der Brust. Es<br />
wird ja viel bei relativ niedrigen Temperaturen<br />
gesegelt, die der Leistungsfähigkeit speziell<br />
eines NiMH-Akkus nicht so richtig zuträglich<br />
sind. Hat man dann noch ein etwas knapp<br />
ausgelegtes Digital segel servo an Bord oder betreibt<br />
man alte Analogservos versehentlich im<br />
Fast-Response-Modus moderner GHz-Anlagen,<br />
wundert man sich, wie schnell die 850<br />
mAh eines vierzelligen AAA-Packs aufge -<br />
braucht sein können. Einige Modellsegler weichen<br />
daher auf fünfzellige Packs aus, um wenigstens<br />
etwas Spannungsreserve zu haben.<br />
Das ist aber nicht ungefährlich. Gerade ältere<br />
Servos sind im Regelfall nur für maximal 6 V<br />
Schematische Darstellung<br />
einer Lithium-Ionen-Akkuzelle<br />
ausgelegt. Die werden aber bereits bei einem<br />
fünfzelligen NiMH-Akku deutlich überschritten<br />
und erst recht bei Lithium-Packs. Sind Lithium-Akkus<br />
dann trotzdem eine Alternative?<br />
Ein Setup für die RG-65<br />
Der Autor verwendet seit langem analoge<br />
Servos für Boote der RG-65-Klasse. Diese<br />
sind mittlerweile vom Markt verschwunden<br />
und wurden durch Digital-Servos ersetzt, leider<br />
aber nicht durch HV-Versionen. Inzwischen<br />
sind z.B. mit den Graupner HVS-<br />
Typen 930 und 933 und ähnlichen anderer<br />
Hersteller Servos am Markt, die mit 8,4 V<br />
betrieben werden können und von den Leistungsdaten<br />
her überzeugen. Sie sind zwar<br />
inzwischen auch programmierbar, aber sie<br />
sind im Drehwinkel auf ca. 110 Grad limitiert.<br />
Für ein Segelservo ist häufig jedoch ein Drehwinkel<br />
von ca. 180 Grad wünschenswert, da<br />
dann kürzere Hebelarme möglich sind.<br />
Dem Autor kam seinerzeit daher das DH13-<br />
FMB Servo von Hyperion gerade recht. Mit ca.<br />
100 Ncm Halte- und 50 Ncm Drehmoment ist<br />
das Servo in seinen Daten ähnlich wie die<br />
Graupner-Servos und übertrifft im Hinblick<br />
auf die Haltekraft das GWS-Servo deutlich. Mit<br />
nur 24 g erfüllt das Servo auch in Beziehung<br />
auf das Gewicht alle An sprü che. Hyperion-Servos<br />
können außerdem sehr einfach am PC programmiert<br />
werden. Dafür sind lediglich ein<br />
Adapterkabel sowie die kostenlose Windows-<br />
Software Servo Com mander erforderlich.<br />
Dreh winkel, Totbereich, Mittelstellung, sogar<br />
die Drehgeschwindigkeit und Drehrichtung<br />
sind einstellbar und eine Anpassung an die Eigenheiten<br />
verschiedene Fernsteuersysteme ist<br />
in der Software vorgesehen. Dabei werden bis<br />
zu 160 Grad Drehwinkel erreicht.<br />
Ein richtig kleines und nur 9 g leichtes<br />
HV-Servo ist bei Staufenbiel im Programm.<br />
Das D 60 S HT verfügt mit 20 Ncm Drehmoment<br />
über ausreichend Kraft, um mit<br />
dem Ruder einer RG-65 klarzukommen. Es<br />
ist damit ein adäquater Ersatz für das bisher<br />
gern verwendete C261 von Graupner. Wenn<br />
2S-LiFePO-Empfängerakkus auch für kleinere Modelle:<br />
Hacker Topfuel 600 mAh (oben) und Hyperion 850 mAh (unten)<br />
Ein Graupner Spannungsregler<br />
für zwei<br />
Servos, der zwischen<br />
Servo und Empfänger<br />
geschleift wird.<br />
So ein Baustein<br />
eignet sich gut für<br />
gemischten Betrieb<br />
mit Normal- und<br />
HV-Servos<br />
Ein einfacher Limiter<br />
lässt sich aus zwei<br />
Dioden und einem<br />
Kabel bauen. Obacht!<br />
Die Dioden müssen<br />
den Spitzstrom abkönnen<br />
und manche<br />
Empfänger benötigen<br />
einen zusätzlichen<br />
Pufferkondensator<br />
Ein Dymond BEC-Modul – mit 3 A müssen derartige Bausteine<br />
mindestens belastbar sein, um auch einen etwas härteren Segeltag<br />
gut zu über stehen<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 63
TECHNIK<br />
Segeln unter Hochspannung<br />
es auch kleiner werden darf, ist auch das<br />
HV279 von Graupner ein interessanter Kandidat,<br />
nur für eine RG ist das dann wohl doch<br />
eine Nummer zu klein.<br />
Blieb noch die Akkufrage. LiFePO4-Zel -<br />
len sollten es aus den oben beschriebenen<br />
Gründen schon sein. Lange Zeit gab es die<br />
nur in größeren Bauformen – zu groß und<br />
zu schwer für eine kleine RG-65, in der meist<br />
vier bis fünf AAA-Zellen eingesetzt werden,<br />
aber auch hier geht die Entwicklung weiter.<br />
Ein 2s-LiFepO4 mit 850 mAh Kapazität und<br />
nur 56 g Gewicht erschien ideal.<br />
Hyperion bietet den 2S-LiFe Akkupack<br />
mit 6,6 V/850 mAh speziell als Empfängerakku<br />
an. Der Akkupack entspricht mit<br />
einem Gewicht von 49 g (56 g mit Kabel)<br />
und den Abmessungen von rund 55 x 30 x 16<br />
mm in etwa einem 4 x AAA-NiMH-Pack, ist<br />
aber mit 5 C (=4 A) deutlich höher belastbar.<br />
Bei den AAA-Eneloops ist dagegen eine Entladung<br />
mit mehr als 2 C nicht ratsam. Geladen<br />
werden kann der kleine LiFe-Akku mit<br />
bis zu 4 C, also 3,4 A. Ein Nachladen am<br />
Teich in nur einer viertel Stunde ist damit<br />
kein Problem.<br />
Ausgepackt erwartet einen jedoch eine<br />
Überraschung. Der Akku hat einen 3,5 mm<br />
Goldsteckeranschluss, für den Betrieb als<br />
Empfängerakku ist noch ein Adapter erforderlich,<br />
oder man muss den An schluss stecker<br />
austauschen. Der Balancer-An schluss entspricht<br />
einem Polyquest-Stecker. Passende<br />
Adapter sind im Handel verfügbar.<br />
Vom Autor wurde der Umbau des Balancer-Steckers<br />
erfolgreich ausgetestet. Mechanisch<br />
sind dabei die Führungsleisten und<br />
die Halteklammer mit einem scharfen Messer<br />
zu entfernen, dann passt der Stecker<br />
schon einmal mechanisch in die Graupner<br />
(EH) Balancer-Anschlüsse. Allerdings<br />
stimmt die Pin-Belegung nicht. Durch vorsichtiges<br />
Herauslösen der Steckkontakte, in<br />
dem man mit einem spitzen Gegenstand<br />
auf die Verriegelungs lasche drückt und den<br />
Kontakt am Kabel herauszieht, und das erneute<br />
Einsetzen in der „richtigen“ Reihenfolge,<br />
lässt sich das Problem lösen. Das sollte<br />
man aber nur machen, wenn man genau<br />
weiß, was man tut!<br />
Oder doch ein Li-Ion? Seit einiger Zeit<br />
sind auch Lithium-Ionen Akkus im Handel,<br />
die durch Veränderungen in Aufbau und<br />
Chemie die Vorteile beider Welten in sich<br />
vereinen. Sie sind in Bauform und Eigensicherheit<br />
nach Angaben des Herstellers den<br />
LiFePOs vergleichbar und habe die höhere<br />
Klemmenspannung eines Lithium-Ionen-<br />
Akkus.<br />
Die Praxis<br />
Mit etwas Verzögerung stand dann auch endlich<br />
ein passendes Boot zur Verfügung. Die<br />
„Swinging 3“, die Swingrigg-Variante der<br />
No.3 des Autors, war von vornherein auf das<br />
beschriebene Lithium-Setup ausgelegt worden.<br />
Als Steuerung kam eine Multiplex Cockpit<br />
SX M-Link zum Einsatz. Als Segelservo<br />
diente das DH13-FMB Servo, für das Ruder<br />
musste das Staufenbiel D60 S HT herhalten.<br />
Es dauerte aber bis zum Frühjahr bis das<br />
erste Testsegeln möglich war, da das Wasser<br />
noch lange zu hart zum Segeln war. Erst Mitte<br />
März war es endlich soweit, es stand ein Re-<br />
Hacker liefert die Akkus<br />
mit Thunderpower (TP)<br />
Balanceranschlüssen aus<br />
Hyperion dagegen nutzt die Polyquest (PQ) Norm<br />
Den richtigen Balancer<br />
Adapter zu erwischen<br />
ist eine Kunst:<br />
Polyquest (Hyperion,<br />
unten) bzw. Thunder-<br />
Power (Hacker, oben)<br />
werden standardmäßig<br />
für diese Akkus<br />
benötigt, Ladegeräte<br />
haben aber häufig<br />
EH- (Graupner, Robbe)<br />
oder XH- (Chinaimporte)<br />
Anschlüsse<br />
Polyquest kann aber auch auf den verbreiteten Graupner<br />
EH-Anschluss umgebaut werden. Neben mechanischen<br />
Änderungen, die sich mit einem scharfen Messer erledigen<br />
lassen, ist aber auch eine Anpassung der Pin-Belegung nötig<br />
64
Das Setup in der „Swinging 3“: Vor dem Kielkasten ist das Segelservo untergebracht, auf der Steuerbordseite sind Ruderservo und<br />
Empfänger angeordnet. Backbord befindet sich der Empfängerakku.<br />
gattawochenende in Güterfelde südlich von<br />
Berlin an. Die Werftprobefahrt am Sonnabend<br />
nach der MM-Regatta musste zwar wegen eines<br />
verlorenen Stopperclips nach nur einer<br />
viertel Stunde abgebrochen werden, aber am<br />
Sonntag ging es bei wechselnden Windbedingungen<br />
dann gleich das erste Mal auf die Regattabahn.<br />
Neben ausgiebigem Einsegeln und<br />
einigen zusätzlichen Tests nach der Regatta<br />
wurden insgesamt 21 Läufe absolviert. Das<br />
Boot war dabei sechs Stunden im Einsatz, wobei<br />
zwischendurch sicherheitshalber einmal<br />
der Empfängerakku gewechselt wurde.<br />
Der auffrischende Wind sorgte nach<br />
einem eher gemütlichen Warmsegeln am<br />
Morgen im Laufe des Nachmittags für höhere<br />
Belastungen der Servos – es gab sogar den einen<br />
oder anderen Stecker. Die Servos konn -<br />
ten das problemlos ab, wobei das natürlich<br />
noch keine Aussagen zur Langzeitbelastbarkeit<br />
der eingesetzten Servos zulässt.<br />
Insgesamt konnte der Autor nach diesem<br />
intensiven Segeltag zusammen nur etwa 800<br />
m Ah in die beiden Hyperions einladen. Auch<br />
der etwas stärker belastete Akku hatte dabei<br />
noch eine Restkapazität von mindestens 300<br />
mAh, so dass rein theoretisch ein Akku für den<br />
ganzen Regattatag gereicht hätte. Das ist kein<br />
schlechtes Ergebnis für den Einsatz von Digitalservos.<br />
Seitdem haben Servos und Akkus<br />
viele Segelstunden auf dem sprichwörtlichen<br />
Buckel und tun immer noch klaglos ihren<br />
Dienst. Die normale Lebensdauer von AAA-<br />
NiMH-Akkus ist schon weit überschritten. n<br />
DER AUTOR<br />
Dr.-Ing. Joachim Pelka ist seit über 40 Jahren<br />
im Modellbau aktiv und zudem einer der<br />
SCHIFFSMODELL-Abonnenten der ersten<br />
Stunde.<br />
Das inzwischen in vielen Segelstunden erprobte Standard Set-up des Autors:<br />
Das Dymond D60 (v.r.) und das Hyperion DH-13 FMB (v.l.), der 850 mAh Hyperion LiFePO (h.l.),<br />
ein 800 mAh P-Ion von HaDi-RC (h.r.) und ein 600 mAh LiFePO von Hacker (Mitte)<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Fazit<br />
Der Einsatz von Lithium-Akkus in<br />
einem Segelboot der RG-65-Klasse<br />
konnte damit zur vollsten Zufriedenheit<br />
des Autors ge testet werden. Durch<br />
die neue Servo-Generation ist ein<br />
bedenkenloser Einsatz von Lithium-<br />
Akkus auch in Segelbooten möglich,<br />
ohne dass zusätzliche Maßnahmen wie<br />
der Einsatz eines Spannungsbegrenzers<br />
nötig werden. Inzwischen lau fen alle<br />
neuen Boote des Autors mit dem<br />
beschriebenen Setup. Nachdem heute<br />
die Empfänger die höheren Spannungen<br />
schon längst vertragen, liegt es jetzt an<br />
den einschlägigen Herstellern, möglichst<br />
rasch auch mit geeigneten Servos in<br />
allen Größen auf den Markt zu kommen.<br />
65
TECHNIK<br />
MZ-24 HoTT von Graupner<br />
VORSTELLUNG DER NEUEN MZ-24 HOTT VON GRAUPNER<br />
Am Puls<br />
der Zeit<br />
Der MZ-24 HoTT Sender von Graupner ist eigentlich für den<br />
Einsatz in einem Modellflugzeug konzipiert. Dass der Handsender<br />
typischerweise bereits im Lieferzustand mit vielen Schaltern<br />
und Gebern ausgestattet ist, macht die Anlage aber auch für<br />
den Einsatz im Schiffsbereich interessant. Darüber hi naus ist die<br />
Bedienung dank des großen farbigen Touchscreen intuitiv.<br />
TEXT UND FOTOS: Karl-Heinz Keufner<br />
Bleiben wir gleich mal bei dem Display.<br />
Der Eindruck ist überwältigend,<br />
wenn nach dem Einschal -<br />
ten das erste Mal das Hauptdisplay<br />
visualisiert wird und man versuchsweise<br />
mit dem Finger oder besser mit<br />
dem beiliegenden Stift, Funktionen aufruft<br />
oder wie man heute sagt in den Menüs surft.<br />
Das kann schon begeistern, wirklich ganz<br />
großes Kino. Aber wie sagt man so schön: Wo<br />
Licht ist, ist auch Schatten. Man sagt einem<br />
farbigen Touchscreen zwei negative Eigenschaften<br />
nach, schlechte Ablesbarkeit in der<br />
Sonne und einen hohen Energiebedarf, der<br />
sich in einer überdurchschnittlichen Stromaufnahme<br />
niederschlägt, was wiederum zu<br />
einer verringerten Betriebszeit führen könnte.<br />
Also raus mit dem Sender an die frische Luft<br />
und das Display bei ganz blauem Himmel<br />
der hellen Sonne ausgesetzt.<br />
Sonnenempfindlich<br />
Trifft die Sonne direkt auf das Display sieht<br />
man von den angezeigten Symbolen und<br />
Schriftzügen nicht mehr viel, es lässt sich<br />
kaum etwas ablesen. Man sieht nur sein eigenes<br />
Ebenbild, das Display wirkt wie ein<br />
Spiegel. Daran ändert sich auch nichts, wenn<br />
man im so genannten Systemmenü das Untermenü<br />
’Display’ aktiviert und dort den Parameter<br />
’Sonne’ einschaltet. Die Anzeige soll<br />
dann kontrastreicher sein, hilft aber bei direkter<br />
Sonneneinstrahlung nicht wirklich.<br />
Verändert man den Lichteinfallswinkel oder<br />
schattet das Display mit dem Körper ab, kann<br />
man den Screen wieder gut ablesen. Klagen<br />
über die Ablesbarkeit des Displays bei<br />
direkter Sonneneinstrahlung, bewegen sich<br />
Der voll aus gebaute<br />
MZ-24 Sender ist ergo -<br />
nomisch exakt geformt<br />
66
auf sehr hohem Niveau, da schnell Abhilfe<br />
geschaffen werden kann.<br />
Wie sieht es mit dem Energiebedarf aus,<br />
dazu messen wir mal nach: Die HF-Abstrahlung<br />
wird bewusst deaktiviert und die SD-<br />
Karte entnommen. In dieser Konstellation<br />
bestimmt praktisch das Display fast die<br />
ganze Stromaufnahme. Der Akku wird ausgebaut<br />
und in den Stromkreis ein genaues<br />
Digitalvoltmeter eingeschleift. Die Messergebnisse<br />
sind stark vom eingestellten Kontrast<br />
des Displays abhängig. Im Untermenü<br />
’Display’ lässt er sich von 01 bis 20 mit einer<br />
Schrittweite von 1 vorgeben, je höher der<br />
Wert, umso heller erstrahlt der Touchscreen.<br />
Bei einer Spannungslage von 3,9 V, beträgt<br />
die Stromaufnahme 335 mA bei der Einstellung<br />
’5’, bei der Vorgabe ’10’ sind es 422 mA,<br />
das steigt über 553 mA bei einem Kon -<br />
trastwert von ’15’ auf 627 mA bei derhöchsten<br />
Kontrasteinstellung mit einem Wert von<br />
’20’. Das große farbige Display fordert bei<br />
hoher Kontrasteinstellung seinen Tribut.<br />
Zum Vergleich eine MC-20 zieht bei gleicher<br />
Konstellation einen Strom von 405 mA, die<br />
Vorgabe des Kontrasts für beide monochromen<br />
Displays spielt dabei keine große Rolle.<br />
Wenn man die Kontrasteinstellung beim<br />
Wert ’10’ belässt, bei dem alles unter normalen<br />
Bedingungen gut lesbar ist, sind die<br />
Stromaufnahmen vergleichbar.<br />
Also gilt es die Senderbetriebszeit zu messen,<br />
natürlich mit gebundenem und eingeschaltetem<br />
Empfänger, sowie der Aufzeichnung<br />
von Logdaten auf der SD-Karte und einer<br />
Kontrasteinstellung von ’10’, ganz wie<br />
der Sender in der Praxis betrieben wird.<br />
Dafür muss der Akku zuerst einmal wieder<br />
voll aufgeladen werden. Dabei fällt zuerst<br />
auf, dass auch die HoTT-Sender der MZ-<br />
Serie keine Ladekontrolle haben.<br />
Ein Ladevorgang dauert seine Zeit<br />
Dem beigefügten LiPo-Steckerladegerät man -<br />
geltes etwas an Ladeleistung, es benötigt praktisch<br />
eine ganze Nacht um den Akku wieder<br />
auf volle Kapazität zu bringen. Mit einem Li-<br />
PoElektrofluglader geht es auch nicht so<br />
schnell wie erhofft. Der Senderakku ist auf<br />
hohe Zyklenfestigkeit bei moderater Belas -<br />
tung getrimmt, genau so, wie es bei einen<br />
Senderakku sein soll. Offensichtlich führt<br />
diese Auslegung zu einem hohem In nen -<br />
widerstand, ein Junsi 4010 Lader ermittelt einen<br />
Wert von 112,9 mOhm für die beiden parallel<br />
geschalteten 1S2P-Zellen. Ein modernes<br />
LiPo-Ladegerät reduziert bei einem so hohen<br />
Innenwiderstand den Ladestrom weit unter<br />
den Wert von 1C, so dass ein Ladevorgang<br />
ebenfalls lange dauert, und sich praktisch<br />
nicht lohnt, den Akku extern zu laden.<br />
Die ermittelte Betriebszeit eines MZ-24<br />
Senders mit voll aufgeladenem Akku, bei der<br />
oben genannten Konstellation, beträgt etwa<br />
fünfeinhalb Stunden, dabei zieht der Sender<br />
einen Strom von ca. 500 mA. Nach dieser<br />
Zeit ertönt der Akkualarm, wenn die Warnschwelle<br />
auf den sinnvollen Wert von 3,6 V<br />
eingestellt ist. Das ist auskömmlich für einen<br />
ganz langen Tag am Gewässer, denn es geht<br />
Das ganze kommt in<br />
einem stabilen Koffer,<br />
zusammen mit einer<br />
gedruckten Anleitung,<br />
beim Kunden an<br />
um die reine Betriebszeit. Wem das nicht<br />
reicht, der kann einen aufgeladenen Ersatzakku<br />
mit zum Einsatzort nehmen, der Wechsel<br />
gelingt problemlos. Die Betriebszeit des<br />
Senders liegt trotz des großen Farb-Touch-<br />
Screens absolut im grünen Bereich.<br />
Vollständig ausgebaut<br />
Der MZ-24 Sender ist voll ausgebaut, eben<br />
ein Handsender wie er sich immer mehr<br />
durchsetzt. Neben den beiden, mehrfach kugelgelagerten,<br />
längenverstellbaren Kreuzknüppeln<br />
mit digitaler Trimmung stehen<br />
weitere proportionale Geber zur Verfügung.<br />
Frontseitig sind vier Drehgeber und seitlich<br />
zwei Schieberegler angebracht. Darüber hinaus<br />
gibt es insgesamt acht Schalter,<br />
darunter fünf mit drei Stufen, denen verschiedene<br />
Aufgaben zugeordnet werden<br />
können. Durch unterschiedliche Grifflängen<br />
und wegen der guten Erreichbarkeit gelingt<br />
die Bedienung intuitiv. Mit den beiden<br />
INC/DEC-Tasten (DT1 und DT2) lassen sich<br />
Einstellungen während des Betriebs optimieren.<br />
Die Positionen dieser Tastgeber,<br />
aber auch die der beiden frontseitigen Drehgeber<br />
werden im Display angezeigt.<br />
Der Sender ist mit einer dreh- und<br />
schwenkbaren 2,4-GHz-Stabantenne ausgestattet.<br />
Rückseitig sind die für HoTT typischen<br />
Ports angebracht. Neben einer Lade-<br />
Zum Lieferumfang gehören neben dem Sender, mit eingebautem<br />
Akku, ein passendes Steckerladegerät, ein Trageriemen mit zugehöriger<br />
Befestigungslasche, ein Programmierstift sowie das obligatorische<br />
Update-Besteck<br />
Ideal für Umsteiger,<br />
Graupner fügt dem<br />
Set gleich zwei<br />
HoTT Empfänger,<br />
einen GR-24 sowie<br />
einen GR 12L bei<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 67
TECHNIK<br />
MZ-24 HoTT von Graupner<br />
Alle zusätzlichen Bedienungselemente auf der Frontseite, aber auch<br />
auf der Stirnseite sind griffgünstig angeordnet<br />
Viel Elektronik findet man nach dem Öffnen des Senders vor,<br />
sauber gefertigte Platinen, aber eine etwas unübersichtliche<br />
Verkabelung der Komponenten untereinander<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Sender MZ-24 HoTT<br />
Das Bedienpaneel besteht aus jeweils drei eindeutig beschrifteten Tasten und dem<br />
großen farbigen Touch-Screen<br />
und DSC-Buchse, stehen ein DATA-Port, ein<br />
Ohrhöreranschluss, ein SD-Kartenslot und<br />
ein Mini-USB-Anschluss zur Verfügung.<br />
Die Anschlüsse sind durch eine Klappe vor<br />
Schmutz und Feuchtigkeit geschützt sind.<br />
In einem separaten Fach ist der bereits angesprochene<br />
1S2P-LiPo-Akku mit 4000 mA<br />
untergebracht. Durch die seitlich und rückseitig<br />
angebrachten Anformungen aus weichem<br />
Gummi liegt der Sender sehr gut in<br />
der Hand. Die Haptik des neuen Senders<br />
kann als sehr gelungen bezeichnet werden.<br />
Ein stabiler Haltegriff und ein angeformter<br />
Fuß, auf dem der Sender sicher aufgestellt<br />
werden kann, runden den hochwertigen Gesamteindruck<br />
ab.<br />
Gleich zwei Empfänger im Set<br />
Zum Justieren der Kreuz knüp pel muss der<br />
Sender nicht geöffnet werden. Rückseitig sind<br />
Bohrungen angebracht, durch die man die<br />
Härte der Rückstellfedern, aber auch für jeden<br />
Knüppel in der vertikalen Richtung eine<br />
Hemmung oder eine Ras te rung vorgeben<br />
und die Neutralisierung aufheben kann.<br />
Durch Drehen der jeweiligen Einstellschraube<br />
mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher<br />
kann die optimale Einstellung vorgenommen<br />
werden. Um an sämtliche Durchbrüche zu<br />
gelangen, ist es notwendig die Gummianfor-<br />
mungen zu entfernen. Wenn man das vorgenommen<br />
hat, sollte man die Schlitze für die<br />
hinteren Geber erweitern. Bei der werksseitigen<br />
Ausführung sind die Hebel nicht gut zu<br />
greifen, sie liegen etwas zu tief in der Anformung.<br />
Öffnet man den Sender stellt sich ein<br />
etwas zwiespältiges Bild dar. Zunächst erst<br />
einmal sind die muster-gültig gefertigten und<br />
mit hochwertigen Bauteilen bestückten Platinen<br />
zu nennen. Die notwendige Verdrahtung<br />
der einzelnen Komponenten, die<br />
Kabelbäume, sind funktionell, wären aber<br />
besser zu gestalten. Das sieht etwas unaufgeräumt<br />
aus. Trotzdem hinter lässt der Sender<br />
einen guten Eindruck.<br />
Auch das beigefügte Zubehör kann sich<br />
sehen lassen, so fügt die Firma Graupner<br />
dem Set neben dem Sender mit eingebau -<br />
tem Akku, gleich zwei Empfänger, einen GR-<br />
24 mit zwölf Kanälen und einen GR-12L mit<br />
sechs Servoanschlüssen bei. Im Lieferumfang<br />
befinden sich außerdem noch ein Ladegerät<br />
für den Senderakku, ein Tragegurt,<br />
eine 4-GB-Mikro-SD-Karte mit Adapter, ein<br />
Programmierstift und ein gedrucktes Handbuch<br />
in deutscher Sprache.<br />
Jede Funktion mit eigenem Icon<br />
Dreh- und Angelpunkt bleibt aber das Bedienpaneel<br />
mit dem 3,5“ großen TFT-Farb-Touch-<br />
Frequenzband: 2,4000 bis 2,4835 GHz<br />
Übertragungssystem: bidirektionales<br />
2,4 GHz FHSS<br />
Frequenzkanäle: 75<br />
Kanalraster: 1 MHz<br />
Betriebsspannung: 3,4 V bis 6,0 V<br />
Steuerfunktionen: 12<br />
Modellspeicher: 30<br />
Display:<br />
3,5“ TFT<br />
Farbtouchscreen<br />
Akku:<br />
1S2P LiPo 4.000 mAh<br />
Stromaufnahme: ca. 500 mA mit HF-<br />
Abstrahlung<br />
(Displaykontrast 10)<br />
Temperaturbereich: -10° bis +55° C<br />
Abmessungen: ca. 194 x 287 x 112 mm<br />
Gewicht:<br />
ca. 840 g<br />
UVP des Herstellers: 579 Euro<br />
Display, das für eine wirklich einfache Bedienung<br />
sorgt. Obwohl es sich um einen TouchScreen<br />
handelt sind beidseitig jeweils drei Bedienungstasten<br />
vorhanden. Neben jeweils einer<br />
Cursor-Taste für jede Richtung steht eine<br />
„ENTER“- und eine „ESC“-Taste bereit. Mit<br />
diesen Tasten kann der Sender ebenfalls bedient<br />
werden. Die Anzeige lebt von Icons, deren<br />
Funktion eindeutig zugeordnet werden<br />
kann. Dabei sind die Icons aktiver Funktionen<br />
farbig hinterlegt, inaktive werden in grau angezeigt.<br />
Bei den meisten Feldern, wie z.B. bei<br />
den Uhren, dem Modelltyp oder dem -namen<br />
ist ein kontextbezogenes Menü nachgeordnet.<br />
Tippt man z.B. den Modellnamen an, ist man<br />
sofort im Menü für die Vorgabe eines Modellnamens,<br />
super gemacht. Im unteren Bereich<br />
sind rechts die Icons zum Einstieg in die drei<br />
Einstellmenüs, Basic-, Funktions- und Systemmenü,<br />
sowie für die Telemetriefunkti -<br />
onen untergebracht. Darüber befinden sich<br />
68
Die Stromversorgung<br />
des Senders<br />
wird mit einem 1S2P<br />
LiPo, der eine Kapazität<br />
von 4000 mAh<br />
aufweist, realisiert<br />
Auf der Rückseite sind eine Lade- und DSC-<br />
Buchse, das Akkufach sowie gut geschützt<br />
unter einer Abdeckkappe ein Kopfhöreranschluss,<br />
der Data- sowie ein Mini-USB-<br />
Port und der SD-Kartenslot angebracht<br />
Kleiner Eingriff große Wirkung, rechts die<br />
originale, links die ausgeschnittene Gummianformung,<br />
dadurch lassen sich die<br />
seitlichen Drehschieber besser bedienen,<br />
sie versinken nicht mehr im Weichgummi<br />
die Schaltflächen für die sechs Betriebs -<br />
phasen und die beiden Uhren. Links unten<br />
wird die Betriebszeit des Senders seit dem<br />
letzten Ladevorgang und der Modellname<br />
wiedergegeben. Darüber werden die Speicherplatznummer,<br />
seine Aktivierungszeit, sowie<br />
der aktuell gewählte Modelltyp visua li -<br />
siert. Tippt man in der Mitte auf „mz“ öffnet<br />
sich eine Anzeige mit akuten Warnhinweisen,<br />
z.B. für die HF-Übertragung. Dieses Menü<br />
wird eingeblendet wenn einer der Werte von<br />
der Norm abweicht.<br />
Die weiteren Symbole auf dem Display dienen<br />
der Information, wie die grafischen und<br />
numerischen Anzeigen der Trimmgeberpositionen.<br />
Nach dem gleichen System werden<br />
im oberen Displaybereich die Stellungen der<br />
INC/DEC-Taster und der frontseitigen Drehgeber<br />
visualisiert. Die Spannung des Senderakkus<br />
wird als mehr far biges Symbol, sowie<br />
als Zahlenwert ange zeigt. Wenn eine SD-<br />
Karte eingelegt und erkannt worden ist,<br />
leuchtet das entsprechende Symbol blau auf.<br />
Das gilt auch für die anderen Icons, z.B. für<br />
die HF-Abstrahlung. Um das Display vor unbeabsichtigter<br />
Betätigung zu schützen, müssen<br />
gleichzeitig die „ENTER“ und die „ESC“-<br />
Taste kurz gedrückt werden. Im Display wird<br />
dann ein entsprechendes Icon für die Sperrung<br />
angezeigt. Für den Rücksprung in die<br />
nächsthöhere Ebene steht oben links immer<br />
der Button „RÜCK“ bereit. Das alles ist sehr<br />
wohl durchdacht und absolut einfach zu bedienen,<br />
es ist praktisch alles selbsterklärend.<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Das trifft auch für die vielen Untermenüs<br />
zu, die sich nach dem Antippen einer gewünschten<br />
Option öffnen.<br />
Programmierassistent hilft<br />
Ein moderner Sender wie die MZ-24 HoTT<br />
lebt von der Software, sie eröffnet dem Anwender<br />
die notwendigen Funktionen. Eine<br />
Software muss gepflegt, will heißen ständig<br />
weiter entwickelt werden. Ein solches Sys -<br />
tem muss in regelmäßigen Abständen per<br />
Firmware Update auf den neuesten Stand<br />
gebracht werden. Ein Besuch der Graup ner-<br />
Homepage bringt Gewissheit, ob eine neue<br />
Firmware zum kostenlosen Down load bereit<br />
steht.<br />
Wie bereits kurz erwähnt gibt es drei Menüarten,<br />
ein Basic-, ein Funktions- und ein<br />
Systemmenü. Das ist ganz und gar nicht typisch<br />
für die sonst gewohnte Software einer<br />
Graupner Fernsteuerung. Die Anlage ist offensichtlich<br />
softwaremäßig auf amerikanische<br />
Verhältnisse zugeschnitten, die Struk -<br />
tur erinnert stark an die einer Futaba Anlage.<br />
Gehen wir die Sache mal systematisch an,<br />
so wie man die Neuprogrammierung eines<br />
Schiffsmodells vornimmt. Den Aufruf eines<br />
neuen Modellspeichers kann man über das<br />
Basismenü vornehmen oder indem man direkt<br />
auf die Speicherplatznummer, z.B. M-1<br />
tippt. In der nächsten Darstellung vollzieht<br />
man den Modellwechsel (MW) und benennt<br />
nach einem völlig logischen Schema den<br />
ausgewählten Speicher. Die Software stellt<br />
einen Assistenten bereit, der schrittweise<br />
durch die Konfiguration eines Modellspeichers<br />
führt. Man kann das ganze aber auch<br />
selbstständig vornehmen, dann muss man<br />
bei der Auswahl „MAN.“ (manuell) wählen.<br />
Im nächsten Schritt kann man die Einstellungen<br />
für den Servoweg vornehmen,<br />
und die Laufrichtungen der Servos an pas -<br />
sen. Dabei ist neu, dass man für jedes Servo<br />
auch eine symmetrische Zeitverzögerung<br />
des Steuersignals bestimmen kann. Macht<br />
man dort eine Zeitvorgabe wirkt sich das auf<br />
alle Servos aus, die von diesem Geber angesteuert<br />
werden. Äußerst komfortabel lassen<br />
sich auch die Neutralpositionen der Servos<br />
in einem speziellen Menü einstellen. Damit<br />
sind die Grundeinstellungen erledigt. Wenn<br />
man das manuell durchführt, müssen die<br />
einzelnen Schritte im Basismenü auf ge -<br />
rufen werden, mit dem Assistenten wird<br />
man automatisch schrittweise durch die<br />
Grundprogrammierung geführt.<br />
Freie Zuordnung der Steuerkanäle<br />
Im Basismenü, dessen Optionen zur besseren<br />
Orientierung grün dargestellt sind,<br />
stehen aber noch weitere Funktionen zum<br />
Aufruf bereit. So lässt sich bequem eine Motorstopp-Position<br />
festlegen. Aber auch der<br />
Senderbetrieb kann komfortabel konfigu -<br />
riert werden, wie z.B. das menügeführte Binden<br />
eines Empfängers oder das Durchfüh -<br />
ren eines Reichweitentests. Es lassen sich<br />
69
TECHNIK<br />
MZ-24 HoTT von Graupner<br />
So stellt sich nach dem Einschalten das<br />
Hauptmenü dar<br />
Wenn kein Empfänger gebunden ist<br />
erscheint diese Warnmeldung<br />
Im Betrieb wird dem Anwender eine Fülle von<br />
Informationen bereitgestellt<br />
Tippt man den Schriftzug „mz“ an, werden<br />
akute Warnhinweise, z.B. zur HF-<br />
Verbindungsqualität visualisiert<br />
Vor dem Einsatz kommt das Update<br />
Wie bereits dargestellt begann der praktische<br />
Einsatz mit einem Update der Sendersoftware.<br />
Ausgeliefert wurde der Sender mit der<br />
Firmware Version V1.012 die Erprobungen,<br />
die diesem Bericht zu Grunde liegen, wur -<br />
den mit der Version V1.019 durch ge führt.<br />
Ein Update lässt sich mit Hilfe des beigefügten<br />
USB-Kabels und den Ausführungen in<br />
den Bedienungsanleitungen schnell und siaber<br />
auch die Steuerkanäle des Senders beliebig<br />
innerhalb eines oder auf zwei Empfänger<br />
aufteilen. Diese mit „Channel Mapping“<br />
bezeichnete Option ermöglicht die<br />
freie Zuordnung der Steuerkanäle auf die<br />
Servoausgänge. Darüber hinaus lassen sich<br />
zwei Uhren, die allerdings nicht benannt<br />
werden können konfigurieren, dabei gibt es<br />
auch die Möglichkeit der Rücksetzung über<br />
einen frei wählbaren Schalter. Außerdem<br />
kann man Fail-Safe Einstellungen vorgeben,<br />
die Trimmungen anpassen, sowie Einstellungen<br />
für die Geber vornehmen. Auch ein<br />
Servomonitor steht bereit. Mit der Funktion<br />
Sender-Ausgang wird es ermöglicht, Senderseitig<br />
die Ausgänge zu vertauschen. Man<br />
kann die zwölf Steuerkanäle beliebig den<br />
Senderausgängen zuordnen.<br />
Weitergehende Einstellungen lassen sich<br />
mit den blau hinterlegten Optionen des<br />
Funktionsmenüs vornehmen. Es lassen sich<br />
bis zu sechs Betriebsphasen anlegen. Für<br />
jede Phase können getrennt, in einem separaten<br />
Menü Dual Rate- und Expo-Vorgaben<br />
für die wichtigsten Steuerknüppelfunktionen<br />
gemacht werden. Mit einer K1-Kurve<br />
kann man die Steuercharakteristik des Gasbzw.<br />
Bremssteuerknüppels auf die jewei li -<br />
gen Bedürfnisse einstellen. Wenn ge -<br />
wünscht, lassen sich Einstellungen für einen<br />
Schnellaufruf der Leerlaufposition des Motors<br />
via Schalter vornehmen.<br />
Auf Wunsch mit MP3-Player<br />
Im Systemmenü kann der Steuermodus<br />
komfortabel vorgegeben werden. Darüber<br />
70<br />
Die Auswahl der Modellspeicher erfolgt in<br />
diesem Menü<br />
hinaus lassen sich Warnun gen, sowie der<br />
Akkualarm in Abhängigkeit vom eingesetzten<br />
Akkutyp konfigurieren. Aber Vorsicht,<br />
wenn man einen NiMH-Akku vorgibt und<br />
damit die Vorausaussetzungen für einen<br />
Alarm schafft, bleibt einem nichts übrig, als<br />
einen solchen Akku vorüber ge hend anzuschließen,<br />
um dann die Einstellung wieder<br />
richtig zustellen. Man kann auch die Lautstärke<br />
der Ansagen sowie eine Ein- und Ausschaltmelodie<br />
wählen. Im Untermenü „Display“<br />
lassen sich unter anderem der Kon -<br />
trast, die Touchempfindlichkeit sowie die<br />
Einschaltdauer der Displaybeleuchtung<br />
nach längerem Nichtgebrauch vorgeben. Darüber<br />
hinaus stehen eine Funktion für die<br />
Knüppelkalibrierung und ein MP3-Player<br />
zur Musikwiedergabe zur Verfügung.<br />
Animierte Telemetriedaten<br />
Ein hervorragendes Feature der Graupner<br />
HoTT Fernsteuerungen ist die Telemetrie.<br />
Das trifft auch für die MZ-24 zu. Steigt man<br />
vom Funktionsmenü aus in die Telemetrieroutinen<br />
ein und ruft die Anzeigen auf werden<br />
HoTT-typisch die Daten der Übertragung,<br />
sowie die Empfänger Spannung und<br />
Temperatur angezeigt, wie man es z.B. auch<br />
von einer MC-32 her kennt. Wer diese nüchternen<br />
Zahlen nicht mag, der tippt im Hauptmenü<br />
das Telemetriesymbol an und erhält<br />
die Daten sehr übersichtlich in Farbe und<br />
grafisch animiert dargestellt. Bis zu vier Sensoren<br />
können in beliebiger Kombination an<br />
einen ordnungsgemäß gebundenen Empfänger<br />
angeschlossen werden. Neben den<br />
So komfortabel stellt man die Laufrichtung<br />
der Servos und wenn gewünscht eine<br />
Verzögerungszeit ein<br />
Grunddaten des Empfängers lassen sich die<br />
ermittelten Daten der Sensoren optisch anzeigen<br />
und akustisch wiedergeben. Der Sender<br />
erkennt bei bestehender Telemetrieverbindung<br />
angeschlossene Sensoren automatisch.<br />
Aktive und inaktive Sensoren werden<br />
in einem Untermenu gekennzeichnet. Zwischen<br />
den Displays wechselt man, indem die<br />
Taste „SW“ angetippt wird.<br />
Es lassen sich über das Telemetriemenü<br />
sämtliche Einstellungen des Empfängers<br />
und der Sensoren, einschließlich der Grenzwerte<br />
für die Alarmauslösung, vom Sender<br />
aus vornehmen. Um die Sprachausgabe der<br />
Telemetriedaten über den integrierten Lautsprecher<br />
oder einen Kopfhörer sinnvoll zu<br />
nutzen, müssen im Einstellmenü der Sensorik<br />
die entsprechenden Parameter ausgewählt<br />
und ein Schalter zur Auslösung der<br />
Ansagen vorgegeben werden. Wichtig ist,<br />
dass bei laufender Uhr 1 sämtliche Daten unter<br />
dem jeweiligen Modellnamen auf der Mikro<br />
SD-Karte gespeichert werden.
Für die beiden Uhren lassen sich sämtliche<br />
Vorgaben komfortabel einstellen<br />
Für die drei Hauptfunktionen gibt es eine<br />
Dual Rate Funktion<br />
Die Telemetrieroutinen zeigen HoTT-typisch<br />
die Übertragungsdaten sowie die Emp -<br />
fängerspannung und -temperatur<br />
Aktive bzw. inaktive Sensoren werden in<br />
diesem Untermenu automatisch gekennzeichnet,<br />
eine manuelle Vorgabe ist unnötig<br />
Der aktuelle HF-Status wird Dank der farbigen<br />
Widergabe und des großen Displays<br />
optimal dargestellt<br />
Zur Überprüfung der Einstellungen wird im<br />
Basismenü auch ein Servomonitor bereit<br />
gestellt, wobei die Ausschläge auch als Zah -<br />
lenwerte angezeigt werden<br />
cher erledigen. Es sei bei dieser Gelegenheit<br />
aber darauf hingewiesen, dass über den<br />
USB-Port kein direktes Abbild des Senders<br />
erstellt wird. Der Port kann nur über das Programm<br />
„Firmware_Upgrade_grStudio“ angesprochen<br />
werden. Um die Daten des Speichers<br />
zu verwalten, muss die Mikro-SD-<br />
Karte entnommen werden.<br />
Danach wurden Modelle konfiguriert und<br />
die eingebauten Empfänger an den jeweili -<br />
gen Modellspeicher gebunden. Das läuft<br />
alles ganz easy ab, egal ob man den Assistenten<br />
zum Konfigurieren benutzt oder den<br />
manuellen Weg wählt. Es ist alles logisch<br />
strukturiert und dank der Vorteile des Touch<br />
Screen wirklich schnell und erfolgreich erledigt,<br />
teilweise werden sogar neue Möglichkeiten<br />
eröffnet. Neben dem Bindevorgang<br />
läuft auch ein Reichweitentest menügeführt<br />
problemlos ab und was das Wichtigste ist, es<br />
gab bei allen Modellen keinerlei Beanstandungen.<br />
Während des Zustandes der Reduzierung<br />
der Ausgangsleistung, die optisch<br />
und akustisch gemeldet wird, wurde die geforderte<br />
Distanz von 50 m immer mühelos<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
überwunden. Auch die im Telemetriemenü<br />
angezeigten Daten der HF-Übertragungs -<br />
strecke zeigten stets auskömmliche Werte.<br />
Sprachausgabe ersetzt Display<br />
Während der praktischen Einsätze konnte<br />
die MZ-24 stets überzeugen, alles verlief zur<br />
vollen Zufriedenheit und ohne jegliche Beanstandungen.<br />
Der Sender liegt nicht nur<br />
Fazit<br />
Die MZ-24 ist eine Fernsteuerung im<br />
modernen Handsender Design mit hohem<br />
Gebrauchswert. Der farbige Touchscreen,<br />
der immer direkt reagiert, ist eine echte<br />
Bereicherung, die Bedienung läuft sehr<br />
komfortabel ab. Man kann das Display zwar<br />
bei direkter Sonneneinstrahlung nicht<br />
ablesen, aber das ist bei einem Smartphone<br />
genau so und deshalb hat bestimmt<br />
niemand vom Kauf Abstand genommen.<br />
Alles funktionierte einwandfrei, Graupner ist<br />
mit dem farbigen TFT-Monitor am Puls der<br />
Zeit, die gebotenen Features sind durch aus<br />
sinnvoll, es ist viel mehr als „Nice to have“.<br />
Die Daten eines General-Air Moduls (GAM)<br />
werden in zwei rhythmisch wechselnden<br />
Anzeigen visualisiert, Drehzahl, Akkukapazität,<br />
die aktuelle Spannungslage und der Strom<br />
können dem ersten, die Temperaturdaten<br />
sowie die Spannungen der einzelnen Zellen,<br />
dem zweiten Display entnommen werden<br />
gut in der Hand, durch den anschraubbaren<br />
Haken an die Öse hängt er auch in optimaler<br />
Position am Tragegurt. Das Ablesen des Displays<br />
kann man sich dank der Lautsprecheransagen<br />
praktisch schenken. Es liegt zwar<br />
recht gut im Blickfeld wenn man den Sender<br />
etwas anhebt, aber dank der vorwählbaren<br />
und gezielt ab- bzw. aufrufbaren Sprachansagen<br />
und der akustischen Warnhinweise<br />
wird es während des Einsatzes nicht benö -<br />
tigt. Auch das obere Display zur Anzeige der<br />
Telemetriewerte wurde nicht vermisst. Die<br />
akustischen Ansagen genügen vollauf. Es ist<br />
auch besser sich z.B. die dem Fahrakku entnommene<br />
Kapazität oder die Motorlaufzeit<br />
gezielt ansagen zu lassen, als den Blick vom<br />
Modell zu nehmen und auf das Display zu<br />
schauen. Vermisst wird in diesem Zusammenhang<br />
eine Lautstärkeregelung über ei -<br />
nen Geber, wie z.B. bei der MC-32. Bei sämtlichen<br />
Einsätzen kam es nie zu Reichweitenwarnungen<br />
oder gar Fail-Safe-Zu stän den,<br />
die Gesamtzeiten der verlorenen gegan -<br />
genen Datenpakete (L Pack Time) lagen immer<br />
absolut im niedrigen Bereich. n<br />
71
MODELLBAU-PRAXIS<br />
U-Profile<br />
U-PROFILE SELBER PRÄGEN<br />
Absolut exakt<br />
In Heft 8/2014 von SCHIFFSMODELL hatte ich zwei Möglichkeiten vorgestellt, wie man für die<br />
Zwecke des Modellbaus Blechstreifen in selbstbestimmter Breite sehr genau herstellen kann.<br />
In diesem Beitrag will ich zum Nachbau von Vorrichtungen anregen, mit denen man diese<br />
Blechstreifen zu U-Profilen mit selbstbestimmten Schenkellängen weiterverarbeiten kann.<br />
TEXT UND FOTOS: Jürgen Eichardt<br />
Während wir bei den Blechstreifen<br />
jedes Zehntelmaß<br />
Breite schneiden bzw. sägen<br />
konnten, sind wir bei den<br />
Breiten und Schenkellängen<br />
der U-Profile nicht so „wendig“. Schließlich<br />
müssen beide „Kanäle“ in den Unterteilen<br />
der Prägevorrichtung für U-Profile mit<br />
gleichlangen Schenkeln in der Regel mit den<br />
zur Verfügung stehenden Fingerfräsern eingefräst<br />
werden. Fingerfräser gibt es im Normalfall<br />
nur in vollen Millimeter-Durchmesser-Stufungen.<br />
Bei speziellen Werkzeughändlern<br />
kann man auch Fingerfräser mit<br />
abnormen Durchmessern kaufen. Ich habe<br />
z.B. kleine Fingerfräser außer den üblichen<br />
3,0 mm Durchmesser auch mit den Zwi -<br />
schen größen 3,3 mm, 3,5 mm und 3,8 mm<br />
und dann natürlich mit 4,0 mm.<br />
In Bild 1 sieht man schön den Querschnitt<br />
von Ober- und Unterteil. Beide habe ich wegen<br />
der eher geringen Stückzahlen aus Messing<br />
gefräst. Will man größere Stückzahlen<br />
prägen, sollte man diese Präge-Leisten schon<br />
aus Stahl fräsen. Diese Teile aus härtbarem<br />
Stahl herzustellen, bereitet Probleme. Sie<br />
würden sich beim Härten verziehen und<br />
müssten deshalb mit Aufmaß vorgearbeitet<br />
sowie nach dem Härten auf Maß geschliffen<br />
werden – zu kompliziert für die Beding -<br />
ungen eines Heimwerkers.<br />
Wie man beginnt<br />
Nur zum Verständnis und ohne konkrete<br />
Maßangaben will ich zuerst das Fräsen des<br />
Unterteils erklären, denn damit beginnt<br />
man. Die obere Fläche (d) wird zuerst mit<br />
einem größeren Fräser überstirnt. Dann<br />
wechselt man auf einen Fingerfräser mit<br />
dem Durchmesser (a), klemmt den Y-Sup -<br />
port fest und fräst die breitere Nut in nur 0,1-<br />
Die verwendeten Werkzeuge im Detail<br />
Bild 01: Dieses<br />
Prägewerkzeug<br />
macht ein<br />
U-Profil<br />
2 x 3 x 2 mm.<br />
Bild 02: Das<br />
geprägte<br />
U-Profil<br />
stimmt so<br />
exakt, dass es<br />
im Unterteil<br />
leicht hängen<br />
bleibt.<br />
Bild 03: Am<br />
Boden des Unterteils<br />
habe ich<br />
für eine sichere<br />
Auflage einen<br />
0,5-mm-Freistich<br />
eingefräst.<br />
Bild 04:<br />
Frässpindelnase<br />
und<br />
Pinole meiner<br />
WABECO<br />
F1210.<br />
72
is 0,2-mm-Schritten tiefergehend bis auf<br />
die Tiefe (e). Unsere kleinen Hobby-Maschinen<br />
sind nicht sehr starr. Würde man kräftigere<br />
Späne abheben, würde der Fräser bei<br />
jedem Fräsdurchgang deshalb nach einer<br />
Seite ausweichen, also nicht exakt auf der<br />
eingestellten Mitte fräsen und zudem die<br />
Nut breiter als gewollt machen. Das darf<br />
nicht passieren. Ist die Tiefe (e) erreicht,<br />
wechselt man auf einen Fingerfräser mit<br />
dem Durchmesser (b) und fräst mit diesem<br />
ebenfalls in sehr kleinen Spänen und ohne<br />
den Y-Support zu verstellen auf die Tiefe (f).<br />
Das später entstehende U-Profil hat eine Außenbreite<br />
von (b) und die beiden Schenkel<br />
sind a - b : 2 lang. Die Tiefen (e) und (f) haben<br />
keinen Einfluss auf den Profilquerschnitt.<br />
Das Fräsen der Leiste des Oberteils (2)<br />
beginnt ebenfalls mit dem Überstirnen der<br />
Fläche (g). Danach fräst man, ohne das Werkstück<br />
auszuspannen, die beiden Stufen mit<br />
der fast bedeutungslosen Höhe (h) an. Die<br />
Breite (c) soll möglichst in der Mitte sitzen<br />
und das Maß (c) soll sehr genau, möglichst<br />
auf 1/100-mm genau, eingehalten werden.<br />
Man rechnet dazu: b – 2 x Blechstärke. Die<br />
Blechstärke misst man mit einer Feinmess-<br />
schraube an einem vollkommen ebenen und<br />
entgrateten Blechstück. Im Bild 2 sieht man,<br />
dass die Höhe dieser Leiste (a) recht groß<br />
sein muss, damit sie sich nicht verbiegen<br />
kann. Gehalten wird sie in der Mitte ihrer<br />
Länge in einer einfachen Klemmhalterung<br />
(1) im Zangenfutter (2) der Fräsmaschine.<br />
Das Unterteil (3) hat einen Querdurchbruch<br />
(4), in welchen die Spitze eines Spanneisens<br />
(5) sticht.<br />
Korrektes Einrichten<br />
Bild 3 zeigt das Einrichten einer anderen U-<br />
Prägevorrichtung auf der Fräsmaschine.<br />
Dazu muss zuerst die Frässpindel gegen Verdrehung<br />
gesichert werden, auch sollte der<br />
Netzstecker der Maschine gezogen werden.<br />
Den Verdrehungsschutz mache ich bei meiner<br />
Maschine mit einem Ring aus Kunststoff<br />
(a in Bild 4), welcher zwei M6-Ms-Klemmschrauben<br />
(b) hat. Damit kann ich die Frässpindel<br />
(c) und die Bohrpinole (d) gegen -<br />
einander festsetzen.<br />
Weiter bei Bild 3: In das Unterteil (1) werden<br />
zwei kurze Blechstücke (6) mit der Brei -<br />
te des oberen Kanals eingelegt, das Spann -<br />
eisen (5) ist vorerst nur leicht angezogen. So<br />
wird das Oberteil (2) mit der Bohrpinole in<br />
den unteren Kanal gedrückt. Dabei werden<br />
die zwei Blechstücke zu kurzen U-Profilen<br />
geformt und gleichzeitig verschiebt sich das<br />
Unterteil auf dem Frästisch in die richtige<br />
Position. In dieser unteren Stellung wird die<br />
Bohrpinole geklemmt. Jetzt wird das Spanneisen<br />
fest angezogen, die Prägevorrichtung<br />
ist eingerichtet, wie der Fachmann sagt. Die<br />
Klemmungen beider Tischsupporte sind<br />
ebenfalls angezogen. Jetzt wird das Oberteil<br />
– nach dem Lösen der Pinolen-Klemmung –<br />
nach oben gefahren und nun kann man alle<br />
zurechtgeschnittenen Blechstreifen eingelegen<br />
und zu U-Profilen drücken.<br />
Korrekte Maße<br />
Die Blechstreifen haben idealerweise die<br />
Breite (a) aus Bild 1 minus 0,1 mm. Vor dem<br />
Einlegen verbiege ich sie leicht, wie in Bild 5<br />
zu sehen und lege sie mit der Wölbung nach<br />
oben in die Zentriernut. Es entstehen sehr<br />
maßhaltige und schön gerade U-Profile<br />
(Bild 6). Dass die gefrästen Breiten der Prägeteile<br />
gut stimmen, erkennt man daran,<br />
dass beim Auseinanderfahren das U-Profil<br />
oft am Ober teil klemmen bleibt (Bild 7). Da-<br />
Genaues Arbeiten zahlt sich aus –<br />
so werden die Details perfekt<br />
Bild 05: Auch hier hat das Oberteil eine beträchtliche Höhe.<br />
Bild 06: Die Kanten der U-Profile entstehen leicht gerundet.<br />
Bild 07: Das U-Profil ist hier nur zur Demonstration etwas nach vorn<br />
gezogen.<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Bild 08: Das Profilstück passt exakt an die vorgesägten Schanzkleid-<br />
Wände.<br />
73
MODELLBAU-PRAXIS<br />
U-Profile<br />
mit das Blech gut fließt, wie der Fachmann<br />
sagt, sollten die beiden oberen Kanten des<br />
unteren Kanals (j in Bild 1) mit einer Nadel -<br />
feile leicht gerundet werden.<br />
Will man U-Profile für spezielle Fälle mit<br />
ungleichen Schenkeln herstellen, muss der<br />
obere Kanal für das außermittige Einlegen<br />
des Blechstreifens entsprechend einseitig gefräst<br />
werden. Diese Aufgabe hatte ich noch<br />
nicht. Hierzu ist es hilfreich, wenn man eine<br />
Vergrößerungs-Zeichnung im Maßstab 10:1<br />
anfertigt.<br />
Sonderformen<br />
Wir sprachen bisher nur von geraden U-Profilen.<br />
Neulich benötigte ich als „Handläufe“<br />
an einem Schanzkleid für mein Zerstörer-<br />
Modell gewölbte U-Profile mit der „Öff -<br />
nung“ nach außen (Bild 8). Biegen kann man<br />
so etwas nicht. U-Profile mit einem geringeren<br />
Biegeradius kann man – und das habe<br />
ich auch schon mehrfach getan – als Ring<br />
drehen und aus diesem die benötigten<br />
Stücke herausschneiden (Metall-Laubsäge,<br />
Trennscheibe). Bei meinem aktuellen Fall<br />
habe ich einen Ring entsprechenden Durchmessers<br />
mit den beiden Kanälen gedreht<br />
(Bild 9) und dazu einen passenden Ring für<br />
das „Oberteil“ (Bild 10). Bei beiden müssen<br />
die Querschnitts-Maße genau eingehalten<br />
werden und von beiden habe ich die nötigen<br />
Teile (links im Bild 11) abgeschnitten, der Rest<br />
ist (weiterverwertbarer) Abfall.<br />
Die Schnittflächen vom Unterteil wurden<br />
noch einmal überstirnt damit es senkrecht<br />
auf dem Frästisch steht (links im Bild 12).<br />
Die weitere Arbeit gleicht jener bei den geraden<br />
U-Profilen. Hier wird der Blechstreifen<br />
entsprechend vorgebogen (Bild 12) und es<br />
entstehen sehr maßhaltige Profile (Bild 13).<br />
Ein Auf-Federn gibt es nicht, weil das<br />
Material am „Außenrand“ der „Schenkel“<br />
beim Prägevorgang mit großer Kraft ge -<br />
streckt wird. Das ist Umformen und deshalb<br />
gibt es kein Zurückfedern, wie man das vom<br />
einfachen Biegen von Blech oder Draht her<br />
kennt.<br />
Auch ein U-Profil - im Grunde ein C-Profil -<br />
mit der „Öffnung“ nach innen hatte ich bereits<br />
herzustellen. Die Hülsenauswurfbahnen<br />
an Flak-Geschützen sind stets ähnlich<br />
einem Fahrradschutzblech geformt (Bild 14).<br />
Eine Möglichkeit der Herstellung besteht<br />
auch hier darin, dass man einen entsprechend<br />
dünnwandigen Ring mit Innen- und<br />
Außen-Formstechstählen dreht und davon<br />
die nötigen Segmente abtrennt (Mini-Trennscheibe).<br />
Ich habe die Hülsenbahnen ge -<br />
prägt – aus 0,05-mm-Kupferblech. Im Bild<br />
Genau gefertigte Werkzeuge führen zum Ziel<br />
Bild 10: Ausdrehen der beiden Innenstufen mit einem HSS-Eckbohrstahl.<br />
Die Breite des Innenbundes ist entscheidend.<br />
Bild 09: Ein gut geschliffener und ausgerichteter HSS-Stechdrehstahl<br />
ist die Voraussetzung für das Drehen genauer Teile.<br />
Bild 12: In die Zentriernut des Unterteils ist bereits der vorgewölbte<br />
Blechstreifen eingelegt.<br />
Bild 11: Die Innenstücke dieser beiden Ringe habe ich zur Material -<br />
ersparnis mit einem Planstechstahl herausgestochen. So kann ich<br />
sie später weiterverarbeiten.<br />
Bild 13: Die Arbeit ist gelungen und hat sich gelohnt.<br />
74
Bild 14: 40-mm-Zwillingsflak BOFORS Mk1<br />
im M 1:50. Fünf dieser Modelle gaben<br />
mir sechs Monate herrliche Hobbyarbeit.<br />
Damit die beiden Hülsenauswurfbahnen im<br />
richtigen Abstand zum Schildzapfen stehen,<br />
gab es eine einfache Einklebe-Vorrichtung,<br />
mit deren Hilfe sie im Gestell des Geschützes<br />
zentriert und befestigt wurden.<br />
15 sieht man als (1) das „Unterteil“ in dessen<br />
Zentriernut der vorgewölbte Kupferblechstreifen<br />
eingelegt wird. (2) ist das „Oberteil“,<br />
welches ich an einen Balken (3) gelötet habe –<br />
auf der Herdplatte in der Küche geht so etwas<br />
gut!<br />
Noch ohne die „Säulen“ (4) wurde der<br />
erste Blechstreifen eingelegt und einfach im<br />
Schraubstock zu einem „Fahrradschutzblech“<br />
geprägt. So hielt ich die drei Teile zusammen<br />
und konnte die Bohrungen für die<br />
Säulen (4) bohren und reiben. Bild 16 zeigt<br />
auch hier die Abfallstücke und Bild 17 noch<br />
eine andere Sicht auf die Vorrichtung mit<br />
den fertigen Teilen. In diesem Fall wird das<br />
Material im Grund der Nut gestreckt. Des -<br />
halb gibt es auch hier keine (Zurück-)Ver -<br />
formung nach dem Auseinanderfahren des<br />
Prägewerkzeugs.<br />
Verscheidene Varianten<br />
Im Bild 18 zeige ich noch eine weitere Va -<br />
riante zur Herstellung von in dem Fall leicht<br />
gekröpften U-Profilen. Die „Beine“ der<br />
WABO-Ablaufbahnen vom Typ Mk3 der US-<br />
Navy haben diese Form. In einer nutartigen<br />
Bohrvorrichtung (1) wurden die Abschnitte<br />
der Blechstreifen (2) gebohrt. Z.B. erhielten<br />
sie auch mittig kleine sogenannte Einhängebohrungen<br />
(3). Mit diesen wurden sie in<br />
einem Einhängestift (4) an einer der beiden<br />
Prägeleisten eingehängt, damit sie beim Prägevorgang<br />
in Längsrichtung „bestimmt“<br />
sind und auch nicht verrutschen können.<br />
Beide Prägeleisten wurden dann mit M3-<br />
Schrauben in den Bohrungen (5) zusammengedrückt.<br />
Dabei entstand die leichte<br />
Z-Form. Vor dem Festziehen der Schrauben<br />
wurde der Blechstreifen noch ausgerichtet,<br />
damit er an beiden Seiten gleich herausragt.<br />
Das Abkanten habe ich dann mit leichten<br />
Hammerschlägen auf ein Hirnholzstück gemacht.<br />
Links im Bild sieht man die fertigen<br />
Teile und im Bild 19 sind sie verbaut.<br />
In einer der nächsten Ausgaben der<br />
SCHIFFSMODELL berichte ich über die<br />
Selbstherstellung von L-Profilen. n<br />
DER AUTOR<br />
Jürgen Eichardt begann als Zehnjähriger<br />
eher durch Zufall mit dem Modellbau, als eine<br />
fehlgeleitete Postsendung ihn erreichte, die<br />
einen Kartonbaubogen enthielt. Was aus<br />
diesem zufälligen Kontakt mit dem Hobby<br />
wurde könne Sie auch unter www.ship-modeltoday.de<br />
nachschlagen.<br />
Bild 15: Das „Unterteil“ (1) hat<br />
eine angefräste Fläche.<br />
Bild 16: Für die Querschnitts-Konstruktion<br />
dieser Ringe kommt<br />
man ohne eine 10:1-Zeichnung<br />
nicht aus.<br />
Bild 17: Die Kupferfolie (0,05 mm dick) hatte ich<br />
nicht ausgeglüht.<br />
Bild 18: Die Vorrichtungsteile sind aus einfachem, nicht<br />
gehärtetem Automatenstahl gemacht.<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
Bild 19: Zwei WABO-Ablaufbahnen für mein 1:50-Zerstörermodell<br />
USS CASSIN YOUNG mit insgesamt 20 dieser gekröpften U-Profile.<br />
75
U-BOOTE<br />
ROV HORUS<br />
Steil führen die alten Holzstufen<br />
zum Krater hinab. Wo heute dich -<br />
te Vegetation herrscht, war noch<br />
vor 30 Jahren reger Betrieb eines<br />
Kreidetagebaus und der Blick in<br />
die damals noch 100 Meter tiefe Grube muss<br />
atemberaubend gewesen sein. Am Ufer angekommen<br />
baut das Team das Equipment<br />
für einen Tauchgang der besonderen Art auf.<br />
Die Kabelrolle mit der Nabelschnur des ROV<br />
steht nah am Ponton und der stabile Pelikoffer,<br />
in dem die gesamte Ausrüstung transportiert<br />
wird, dient jetzt als Pilotensitz. Kurze<br />
Zeit später ist das System startklar und das<br />
Remotely Operated Vehicle (ROV) HORUS<br />
gleitet am Kabel gehalten in das Wasser.<br />
Der Beschreibung unseres Tauchziels<br />
nach, geht es gut 50 Meter hinaus auf den<br />
Einer der ersten Prototypen von HORUS<br />
See und dann nur noch abwärts. An der<br />
Tauchposition angekommen laufen die<br />
Hubpropeller an und das ROV sinkt in die<br />
türkisfarbenen Fluten des Kreidesees. Der<br />
Abstieg beginnt, oben läuft, für alle Teammitglieder<br />
gut sichtbar, Meter für Meter das<br />
Kabel von der Rolle und am Bildschirm des<br />
handlichen Bedienteils sind Schwebe teil -<br />
chen zu sehen, die uns entgegenkommen.<br />
Ein bisschen ist das wie bei Schneefall mit<br />
Fernlicht Auto zu fahren. Wir dimmen die<br />
starken LEDs des ROV und der Effekt hört<br />
auf. Besser ist die Sicht des Piloten, der, mit<br />
der Videobrille ausgerüstet, sehen kann, was<br />
die eingebaute GoPro-HD-Hero-Kamera in<br />
Full-HD-Qualität in der Tiefe aufnimmt.<br />
Proof of Concept im Kreidesee<br />
Je tiefer es abwärts geht, desto schwächer<br />
wird das Tageslicht. Die Sicht auf die Steilwand,<br />
an der wir hinabgleiten, ist beeindruckend.<br />
Fantastisch ist der Blick auf die Tier<br />
und Pflanzenwelt. Große Forellen ziehen<br />
ihre Bahnen und Barsche und Rotfedern lassen<br />
sich von dem Besucher mit den vier Motoren<br />
kaum stören. Oben am Ufer lässt die<br />
Wasseroberfläche nicht erahnen, wie sehr es<br />
DIE „HORUS“-STORY<br />
Ein ROV<br />
für dunkle Tiefen<br />
Modernste Forschungs-U-Boote erlauben dem Menschen<br />
das Erforschen größter Tiefen. Dass diese hochtechnisierten<br />
Geräte nicht zwangsläufig tonnenschwere Maschinen<br />
sind, beweist HORUS, die neueste Entwicklung aus dem<br />
Hause Modell-U-Boot-Spezialitäten.<br />
TEXT UND FOTOS: Norbert Brüggen<br />
Untersuchung der Pontonanlage im<br />
Fühlinger See bei den ersten Testfahrten<br />
76
an diesem Gefälle hinunter geht. In der Nähe<br />
des Ziels wird das Licht schon etwas diffus.<br />
Die LED Scheinwerfer erleuchten jetzt die<br />
Szenerie im ruhigen Wasser mit weniger<br />
Schwebeteilchen, die Wassertemperatur hier<br />
unten beträgt nur noch wenige Grad über<br />
Null.<br />
Mit jedem Meter weiter bauen sich im<br />
Monitor Bilder auf, die so gar nicht in die<br />
Unterwasserwelt passen wollen. Eine Straße<br />
erscheint, begrenzt von einem Geländer<br />
mit Laterne. Am Ende der Straße steht ein<br />
großer Kipplaster, der seine Ladung in das<br />
scheinbare Nichts kippt. Und, als ob das alles<br />
noch nicht reicht, schaut uns bei der<br />
weiterern Erkundung der Tiefe ein als Taucher<br />
verkleideter Teddybär an. Gasflaschen<br />
hängen an einem Geländer gesichert, unter<br />
dem Bewuchs sind die Warnhinweise noch<br />
gut zu erkennen.<br />
Herausforderung gewonnen<br />
Am Fuß der Plattform auf gut 30 Meter Tiefe<br />
geht es weiter steil hinab. Für HORUS ist<br />
das kein Problem, er ist für die doppelte Tiefe<br />
konstruiert und die Tauchtiefe ist in diesem<br />
See nur durch die Kabellänge begrenzt. Wir<br />
befinden uns am sogenannten Rüttler des<br />
Kreidesees. Eine Industrieanlage zur Gesteinssortierung<br />
in dem alten Tagebau. Ein<br />
in Taucherkreisen legendärer Spot. Für uns<br />
hat dieser Ort eine besondere Bedeutung,<br />
war er doch Gegenstand einer großen Herausforderung,<br />
die hieß: Wer macht hier als<br />
erstes mit einem ferngesteuerten Tauchfahrzeug<br />
das Licht an? Nach 15 Jahren konsequenter<br />
Entwicklung passiert das jetzt mit<br />
einem Schalterklick des Konstrukteurs Nobert<br />
Brüggen. Sein Produkt HORUS hat die<br />
Herausforderung gemeistert.<br />
HORUS ist dabei beweglich wie ein Hubschrauber<br />
und es macht große Freude,<br />
diesen fremden Ort zu erkunden. Die Steue-<br />
HORUS ist ein vollwertiges<br />
ROV – zum Preis eines RC-U-Bootes!<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014 77
U-BOOTE<br />
ROV HORUS<br />
Alle Komponenten befinden sich gut<br />
verpackt im stabilen Pelikoffer<br />
rung ist intuitiv und braucht im Vergleich<br />
zu den im Modellbau üblichen bekannte<br />
Mode 1 – 4 Einstellungen der Fernsteuerungen<br />
keine Umdenkzeit. Die rechte Hand<br />
führt alle Achsen inklusive Drehen, mit der<br />
linken Hand wird über einen kleinen Joy -<br />
stick die Tiefe gesteuert. So lässt sich<br />
HORUS millimetergenau steuern. Wer<br />
seine Fernsteuerung weiter mit dem ihm gewohnten<br />
Mode nutzen möchte, kann dieses<br />
auch tun.<br />
Taucher können in dieser Tiefe nur kurz<br />
verweilen und müssen beim Auftauchen Dekompressionspausen<br />
einlegen, um den eingeatmeten<br />
Stickstoff abzuatmen. Ein zu<br />
Prototyp des innovativen Tablet-Steuerpultes mit 3D-Stick<br />
schnelles Auftauchen lässt das Blut perlen<br />
wie Sekt. Die Folge können lebensgefähr -<br />
liche Verletzungen oder sogar der Tod sein.<br />
Der problemlose Abstieg unseres ROVs lässt<br />
uns nicht vergessen, dass auch hier in<br />
diesem See Taucher diesen Anblick mit dem<br />
Leben bezahlt haben. Bei der Fahrt an der<br />
Steilwand entlang treffen wir auf die Tec-Diver,<br />
die den Kreidesee Hemmoor zu einem<br />
der beliebtesten, wenn auch anspruchsvollsten<br />
Tauchreviere Europas erkoren haben.<br />
Der Aufenthalt im Kreidesee ist für Taucher<br />
begrenzt. Kälte, Tiefe und Luftverbrauch<br />
sind die Faktoren. Das Team sitzt derweil am<br />
Ufer in der Sonne und kann sich dank der<br />
starken Li-Fe-Po-Akkus und geringem Energieverbrauch<br />
deutlich mehr Zeit nehmen.<br />
Langsam steigt das ROV wieder auf. Die<br />
Erlebnisse sind in Full HD auf der Speicherkarte<br />
gebannt. Abends am Grill mit dem<br />
Team und Freunden findet der erste Facebook-Eintrag<br />
Worte für das erlebte: „HORUS<br />
läuft perfekt, Mission erfolgreich, wir sind<br />
glücklich.“<br />
Der Rüttler war ein erstes Ziel. In Hemmoor<br />
warten noch weitere Ziele aus der In-<br />
Der Einstieg in den Rüttler. Taucher können<br />
aufgrund der großen Tiefe hier nur kurz<br />
verweilen. Nicht so das ROV HORUS<br />
Gasflaschen zeugen vom<br />
Betrieb dieser Industrieanlage<br />
78
Der Konstrukteur Norbert Brüggen<br />
beim Steuern per Videobrille<br />
Über die konfigurierbare Onscreen-Einblendung<br />
(OSD) erhält der Pilot wichtige<br />
Informationen über Tiefe, Kurs, Ladezustand<br />
der Akkus und Steigen und Sinken.<br />
dustriezeit und Wracks, die das Hobby<br />
U-Boot-Modellbau in vollkommen neue<br />
Dimensionen bringen, auf das Team.<br />
Das HORUS System<br />
HORUS ist ein hochmodernes leichtes ROV-<br />
System, das sich dank seiner adaptiven<br />
Steuerung und einer Elektronik basierend<br />
auf den technologischen Quantensprüngen<br />
der Modell-U-Boot-Antriebe und Steuerungstechnik<br />
im Preis auf erfreulichem<br />
Hobbyniveau bewegt. Um dort hin zu gelan -<br />
gen, hat es 15 Jahre Entwicklungszeit gedauert.<br />
Herzstück von HORUS ist der zentral im<br />
Rahmen angeordnete Druckkörper. Der Plexiglasdruckkörper<br />
bietet guten Einblick auf<br />
alle Komponenten. Im ROV befinden sich<br />
die Li-FE-Po-Akkus zur Stromversorgung<br />
und die Regler der vier bürstenlosen Antrie -<br />
be. Im stabilen Kunststoffrahmen der oben<br />
auch eine Platte syntaktischen Auftriebsschaums<br />
hält, befinden sich die Antriebsmotoren,<br />
die so angeordnet sind, dass mit<br />
den normalen Funktionen wie vorwärts/<br />
rückwärts, recht/links, steigen/sinken auch<br />
ein seitliches Traversieren möglich ist. Diese<br />
Funktion ist dann sehr wichtig, wenn man<br />
seitlich an einem Objekt vorbeifahren und<br />
es dabei weiter inspizieren möchte. Ein gutes<br />
Ein surrealer Anblick ist der Lkw auf der<br />
Rampe in knapp 30 Meter Tiefe<br />
Sehr scheu und unglaublich<br />
selten ist der Taucherbär<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
79
U-BOOTE<br />
ROV HORUS<br />
Beispiel aus der Praxis ist die Kontrolle einer<br />
Spundwand oder eines Schiffsrumpfes. Die<br />
Brushless-Antriebe sind ohne Zweifel ein<br />
großer Teil der beschriebenen Quantensprünge<br />
in der Modell-U-Boot-Technologie.<br />
Waren früher umfangreiche leistungsvernichtende<br />
Dichtungen notwendig, um einen<br />
Elektromotor unter Wasser betreiben zu können,<br />
laufen diese Motoren ohne eine einzige<br />
Antriebsdich tung unter Wasser und können<br />
so ihren Wirkungsgrad voll an die speziell<br />
berechneten Propeller abgeben. Das Ergeb -<br />
nis ist ein hocheffektives und ökonomisches<br />
Antriebssystem.<br />
Weiter im Druckkörper befindet sich vor -<br />
ne die GoPro-HD-Hero-Kamera. HORUS ist<br />
auf volle Kompatibilität zu dieser wohl erfolgreichsten<br />
Actioncam ausgelegt. So wird<br />
das Kamerabild einmal in der gewünschten<br />
Auflösung auf der Speicherkarte aufgezeichnet<br />
und über den Bordcomputer in einer<br />
Overlay-Einheit mit für den Piloten wich ti -<br />
gen Informationen zur aktuellen Tiefe, Kompasskurs<br />
und Temperatur versehen und zur<br />
Oberfläche auf den Monitor und die Videobrille<br />
gesendet.<br />
Das Bedienteil von HORUS ist als Tablet<br />
konstruiert. Es lässt sich bequem in der<br />
Vorderer Verschluss mit Kamerahalter und<br />
OSD-Elektronik<br />
Form- und Verschlussteile<br />
Hand halten und sorgt für ergonomisch ermüdungsfreien<br />
Betrieb. Die intelligente Regelung<br />
des Systems sorgt für eine gleichmäßige<br />
und präzise Steuerung.<br />
In der Mitte des Tablets befindet sich der<br />
Kontroll moni tor. So muss man keine Klapptische<br />
für aufwendige schwere Monitor -<br />
technik schleppen. Bei starker Sonnenein -<br />
strahlung oder anspruchsvollen Aufgaben<br />
schließt man ein fach die Videobrille seiner<br />
Wahl an oder für das große Publikum einen<br />
großen Monitor.<br />
Für alle Entdecker, die lieber mit ihrer<br />
eigenen 2,4-GHz-Fernsteuerung das ROV<br />
steuern möchten, ist eine kostengünstige Variante<br />
ohne Tablet erhältlich. Eine Elektronik<br />
setzt dann die Signale des Senders passend<br />
für das ROV um und schickt sie über ein<br />
Kabel in die Tiefe. So kann man sich seine<br />
Träume Schritt für Schritt mit bestehender<br />
Ausrüstung erfüllen.<br />
Ein Video der Tauchfahrt zum Rüttler<br />
finden Sie unter www.modelluboot.de n<br />
DER AUTOR<br />
Norbert Brüggen entwickelt, baut und vertreibt<br />
ferngesteuerte Modell-U-Boote. Neben<br />
Tauchbooten entwickelt er auch realitätsnah<br />
betriebene Meeresbewohner wie z.B. einen<br />
ferngesteuerten Delfin.<br />
Ein ROV ist ein idealer Begleiter und Scout für ein manntragendes U-Boot<br />
wie den Eursosub im Kreidesee Hemmoor<br />
80
VORGESTELLT<br />
Was ist ein ROV?<br />
Das ROV Kiel 6000 des GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozean -<br />
forschung Kiel ist weltweit eines der modernsten Tiefsee Heavy<br />
Workclass ROV, das in der Meeresforschung eingesetzt wird.<br />
Mit 3,5 m Länge 1,90 m Breite, 2,40 m Höhe einschl. Toolskid und<br />
3.500 kg Gewicht gehört es mit zu den größten Vertretern<br />
der beschriebenen ROV-Klassen. (Foto: ROV Team Geomar Kiel)<br />
Die Abkürzung ROV steht für Remotely Operated Vehicle. In der<br />
Übersetzung heißt das nichts anderes als „ferngesteuertes Fahrzeug“.<br />
Dieser Begriff hat sich für kabelgesteuerte Unterwasser -<br />
fahrzeuge eingeprägt. Im Gegensatz zu einem U-Boot sind diese<br />
hinsichtlich der Gesamtkosten deutlich günstiger und während<br />
der Mensch durch Faktoren Druckbelastung, Erschöpfung, Hunger<br />
und Kälte stark eingeschränkt ist, ist die Einsatzdauer eines<br />
Kabelroboters nur von den Bedingungen an der Oberfläche abhängig.<br />
ROVs gibt es für viele verschiedene Einsatzwecke in unterschiedlichen<br />
Größen und Klassen. In die Survey-Klasse für Beobachtungen<br />
und Inspektionen mit einem Kamerasystem lässt sich<br />
auch HORUS einordnen. Diese Systeme sind leicht und flexibel<br />
einsetzbar und noch von einer Person zu bedienen. Wichtiger<br />
Unterschied bei HORUS zu den professionellen ROVs ist der Preis,<br />
der nur einen Bruchteil von anderen ROVs beträgt. Von den Größen<br />
geht es dann weiter in die Light Workclass, Workclass bis zu den<br />
ROVs der Heavy Workclass. Workclass steht für die Fähigkeit Arbeiten<br />
unter Wasser auszuführen. Ein Heay-Workclass-ROV kann ohne<br />
Weiteres mehrere Tonnen wiegen und die Größe eines Kleinbusses<br />
haben. Diese ROVs sind mit einem oder zwei ferngesteuertem<br />
Armen, den sogenannten Manipulatoren, ausgestattet und können<br />
unter Wasser Arbeiten vornehmen oder aber auf der wissenschaftlichen<br />
Seite Messinstrumente oder Probennehmer bedienen.<br />
ROVs sind heute in der Meeresforschung und Unterwasserindustrie<br />
ein erfolgreiches Werkzeug für Tiefen in denen Taucher nicht<br />
mehr eingesetzt werden können. Die Art der Telepräsenz ermöglicht<br />
es Forschen aus der ganzen Welt online an Expeditionen<br />
teilzunehmen. Die Steuerungen der zum Teil mehre Millionen Euro<br />
teuren Geräte füllt ganze Container und bringt Bilder aus den<br />
Tiefen der Meere auf Full-HD-Monitore. Das Handling der Infrastruktur,<br />
wie der Stromversorgung und des mehren Kilometer<br />
langen Versorgungskabels, erfordert hochspezialisierte Mitarbeiter<br />
und Ausrüstung. Dass Größe und entsprechender Aufwand jedoch<br />
nicht unbedingt für die spektakulärsten Bilder sorgen, bewiesen<br />
zwei kleine Wunderwerke mit den Namen JAKE und ELLWOOD.<br />
Die nur schuhkartongroßen ROVs zauberten in James Camerons<br />
TITANIC-Dokumentation die eindrucksvollsten Bilder tief aus<br />
dem Inneren der Titanic. Wer hier genau hinsah, erkannte, dass die<br />
Antriebspropeller Luftschrauben aus dem Modellbau waren.<br />
Auch schwierige Passagen lassen<br />
sich millimetergenau meistern<br />
<strong>SchiffsModell</strong> 9/2014<br />
81
VORSCHAU auf Heft 10/2014<br />
Das<br />
neue Heft<br />
erscheint am<br />
10.<br />
SEPTEMBER<br />
Impressum<br />
9/2014 | August | 36. Jahrgang<br />
Internet: www.schiffsmodell-magazin.de<br />
Redaktionsanschrift:<br />
<strong>SchiffsModell</strong><br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Tel. +49 (0) 89 / 13 06 99 720<br />
Fax +49 (0) 89 / 13 06 99 700<br />
E-Mail: redaktion@schiffsmodell-magazin.de<br />
Verantwortl. Redakteur: Benjamin Schleich<br />
Chefredakteur: Michael Krische<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Norbert Brüggen,Jürgen Eichardt, Ralph Gralke,<br />
Dietmar Hasenpusch, Klaus-Peter Kaut,<br />
Karl-Heinz Keufner, Günter Miel,<br />
Volker Neudeck, Joachim Pelka, Benjamin<br />
Schleich, Pierre Schmitt, Andreas Wulf<br />
Layout: Ralf Puschmann (Ltg.), Sebastian Dreifke,<br />
Karin Vierheller<br />
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kommenden Ausgabe berichtet er exklusiv über den Bau dieses sensationellen Segelbootes,<br />
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Tel. (0180) 5 32 16 17*<br />
Fax (0180) 5 32 16 20*<br />
E-Mail: leserservice@schiffsmodell-magazin.de<br />
(*14 Cent pro Minute)<br />
Gesamtanzeigenleitung:<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89 / 130 69 95 27,<br />
rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenleitung <strong>SchiffsModell</strong>:<br />
Uwe Stockburger, Tel. +49 (0) 89 / 130 69 95 21,<br />
E-Mail: uwe.stockburger@verlagshaus.de<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 21 vom 1.1.2014<br />
www.verlagshaus-media.de<br />
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Druck: Severotisk, Usti nad Labem (CZ)<br />
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kationsnummer DE63ZZZ00000314764 des GeraNova<br />
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je weils zum Erscheinungstermin der Ausgabe, der mit der<br />
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ISSN 0722-7108<br />
Erscheinen und Bezug:<br />
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© 2014 by GeraMond Verlag München. Die Zeitschrift und<br />
alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheber rechtlich geschützt. Durch Annahme eines Ma nu -<br />
skripts erwirbt der Ver lag das aus schließ liche Recht zur<br />
Ver öffent lichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und<br />
Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Gerichtsstand<br />
ist München.<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt: Benjamin<br />
Schleich; verantwortlich für die Anzeigen: Uwe Stockburger;<br />
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