Katholische Volksschule St. Barbara Neukirchen -Vluyn
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<strong>Katholische</strong> <strong>Volksschule</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Barbara</strong><br />
<strong>Neukirchen</strong> -<strong>Vluyn</strong>
Die katholische <strong>Volksschule</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Barbara</strong> war für viele ältere<br />
Gemeindemitglieder unserer<br />
Pfarrgemeinde nicht nur eine<br />
Lehranstalt. Sie war auch das<br />
Bindeglied zwischen<br />
den Familien und der Kirche.
Hier ein Auszug der<br />
Schulchronik vom damaligen<br />
Schulleiter „Rektor Nowotnik“<br />
zur Einweihung der<br />
neuen <strong>St</strong>. Quirinus - Kirche am<br />
01.06.1958.
Gründung und Aufbau der katholischen <strong>Volksschule</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Barbara</strong> in <strong>Neukirchen</strong> – <strong>Vluyn</strong> vor und nach dem<br />
zweiten Weltkrieg<br />
Die Geschichte unserer katholischen Schule ist eng<br />
verbunden mit der Geschichte unserer Pfarrgemeinde<br />
und der NBAG. Durch die aufblühende<br />
Kohlenindustrie an unserem Heimatorte fanden viele<br />
katholische Arbeiterfamilien namentlich aus<br />
Schlesien, Bayern und dem Saarland hier Arbeit und<br />
Brot. Ihre Kinder besuchten bis 1917 die evangelische<br />
Dorfschule oder die katholische Schule in<br />
Schaephuysen, soweit sie in <strong>Vluyn</strong> wohnten.
Nach dem ersten Weltkriege faßte man die<br />
zugewanderten Kinder zu einer Simultanschule im<br />
Laßfonderfeld in einer Baracke zusammen wo später<br />
die <strong>Barbara</strong>schule und heute der Diskounter Netto ein<br />
Ladenlokal betreibt, und gab ihr den Namen Ernst –<br />
Moritz – Arndt – Schule zur Erinnerung an die<br />
Gewerkschaft Ernst – Moritz – Arndt, die unsere<br />
Zeche gründete. Der Schulleiter dieser Simultanschule<br />
war Rektor Rohde. Als katholische Lehrer wirkten an<br />
ihr Lehrer Oli, und Frl. Lindemann. Der<br />
Religionsunterricht wurde getrennt erteilt.
1920 reichte die Baracke nicht mehr aus, so entstand<br />
der erste Teil des jetzigen <strong>St</strong>einbaues mit vier Klassen.<br />
1923 wurde die Simultanschule aufgelöst und die<br />
katholischen Kinder als katholische Schule in der<br />
Haarbeckschule zusammengefaßt. Leiter dieser Schule<br />
war Konrektor Scheppan. Die Schulchronik berichtet<br />
darüber folgendes: Am 26.10.1923 wurde die<br />
katholische Schule eröffnet. Die Einweihung fand am<br />
gleichen Tage statt. An dem selben nahmen teil:<br />
Kreisschulrat Elschenbroich, Bürgermeister Dr.<br />
Baehr, einige Mitglieder des Schulvorstandes und<br />
einige Eltern der Kinder.
D er K reisschulrat verpflichtete die L ehrpersonen<br />
durch H andschlag auf ihre D ienstpflichten. D r.<br />
B aehr erm ahnte die K inder, da sie nun nach<br />
K onfessionen getrennt seien, zu einem friedlichen<br />
B etragen. Pfarrektor K lucken betonte die christliche<br />
E rziehung der K inder durch die Schule un d<br />
K onrektor Scheppan dankte und versprach, die<br />
Schule zu einer Pflanz und B ildungsstätte zu<br />
m achen. D ie Schule hatte bei ihrer G ründung drei<br />
K lassen, drei L ehrkräfte und 143 K inder. Schon im<br />
nächsten Jahr w urde sie vierklassig, erhielt jedoch<br />
erst 1927 die vierte L ehrkraft. N ach der V ereinigung<br />
der beiden G em einden N eukirchen und V luyn und<br />
der E röffnung der D iesterw egschule bekam unsere<br />
Schule ein neues H eim und einen neuen N am en.
Sie zog in das Gebäude der früheren Simultanschule<br />
und erhielt auch ihren Namen Ernst – Moritz –<br />
Arndt – Schule. Sie wurde von allen katholischen<br />
Kindern der Gemeinde <strong>Neukirchen</strong> – <strong>Vluyn</strong> besucht.<br />
1933 zählte sie bereits 367 Kinder in acht Klassen<br />
mit neun Lehrkräften. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
fanden an der Schule endgültige Anstellung: Rektor<br />
Scheppan ( 1923 – 1935 ), Frl. Lindemann ( 1923 –<br />
1932 ), Lehrer Oli<br />
(1932 - 1964 ), Lehrer Quinkert ( seit 1928 ), Frl.<br />
Osthoff ( 1932 – 1955 ), Frl. Wiggers ( 1932 – 1939 )<br />
und Lehrer Huch ( 1931 – 1939 ).
Soviel zur äußeren Entfaltung der Schule. Lebendig<br />
war auch das Innenleben. Die Schulchronik berichtet<br />
von vielen Festen und Feiern, bei denen die Kinder ihr<br />
Können zeigten und meist beschenkt wurden. <strong>St</strong>.<br />
Nikolaus, Weihnachten, Entlassung,<br />
Reichsjugendwettkämpfe und Verfassungsfeier. Auch<br />
am kirchlichen Leben nahm sie regen Anteil. 1924<br />
besuchte seit Jahrhunderten ein <strong>Katholische</strong>r Bischof<br />
die Gemeinde.
Bischof Johannes von Münster wurde von<br />
Radfahrern und einem Reiterzug feierlich in die<br />
Gemeinde geleitet und erteilte 73 Kindern der Schule<br />
das Sakrament der Firmung. 1929 waren es 50 Kinder,<br />
die durch den H. H. Weihbischof Dr. Scheefers das hl.<br />
Sakrament empfingen. Besonders herzlich war auch<br />
der Abschied der Kinder von ihrem ersten<br />
Seelenhirten Herrn Pfarrektor Klucken im Jahre<br />
1932.
<strong>St</strong>örung und Zerstörung<br />
In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens litt die<br />
Arbeit der Schule durch Lehrermangel und<br />
Lehrerwechsel. Die Schulchronik nennt nahezu<br />
dreißig Namen von Lehrern und Lehrerinnen, die für<br />
kürzere oder längere Zeit vorübergehend an der<br />
Schule beschäftigt waren. Auch die Raumnot wirkte<br />
sich nachteilig aus. Erst 1934 bekam die Schule durch<br />
einen Anbau zwei Klassen, ein geräumiges<br />
Lehrerzimmer und einen Luftschutzkeller, so daß<br />
nunmehr zum erstenmal alle Kinder der Schule in<br />
einem Gebäude gemeinsam unterrichtet wurden.
Doch tiefer lagen die <strong>St</strong>örungen, die eine neu<br />
heraufziehende Zeit brachte. Schon 1932 hieß es in der<br />
Schulchronik: Leider haben nur sehr wenige<br />
der zur Entlassung kommenden Kinder eine <strong>St</strong>elle in<br />
Aussicht. Als die Zahl der Arbeitslosen im Reiche auf<br />
über sechs Millionen anstieg, kam der politische<br />
Umschwung und mit ihm für die Schule ein neues<br />
Erziehungsziel, das sein Heil und sein Unheil in Blut<br />
und Boden suchte. Dieser Erziehungswandel, wurde<br />
recht deutlich bei der Einführung des neuen<br />
Schulleiters Rektor Nowotnik, der im Zuge der<br />
Gleichschaltung mit Rektor Scheppan ausgetauscht<br />
worden war.
Bei dieser Gelegenheit, es war der 13.01.1935,<br />
betonte der Schulrat, es sei die Pflicht des Leiters der<br />
Schule, die Kinder im nationalsozialistischen Geiste<br />
zu erziehen, der Leiter der NSLB hob hervor, dies<br />
sei erst dann möglich, wenn alle Kinder in der HJ<br />
oder dem BDM erfaßt seien, und der Bürgermeister<br />
wies darauf hin, daß für diese Erziehung in der<br />
Bevölkerung des Ortes ein starker Rückhalt bestehe,<br />
denn nicht nur der evangelische, sondern auch der<br />
katholische Bevölkerungsteil habe schon vor der<br />
Machtübernahme in seiner Mehrheit treu zum<br />
Führer der nationalsozialistischen Bewegung<br />
gestanden.
Dieser Wechsel im Erziehungsziel wurde nun durch<br />
viele äußere Dinge sichtbar: In der Klasse hing aus<br />
Anordnung der Gemeinde anstelle des Kruzifixes das<br />
Hitlerbild. Im Zuge der staatspolitischen Umerziehung<br />
gab es einen <strong>St</strong>aatsjugendtag, Flaggenhissung,<br />
Fanfaren, Uniformen, Kampflieder, militärische<br />
Ausbildungslehrgänge und <strong>St</strong>atistiken. In allen<br />
<strong>St</strong>unden und an allen Tagen wurde so der Blick der<br />
Kinder durch das Schulfenster auf die <strong>St</strong>raße gelenkt.<br />
Fast unbemerkt für die Öffentlichkeit, nicht aber für<br />
die Schule unternahm die Regierung gegenüber der<br />
Kirche entscheidende Maßnahmen.
Auf Einfacher Abzugspost geschrieben erhielt die an<br />
der Schule unterrichtende Geistlichkeit ein<br />
Dankeswort für die bisher geleistete Arbeit und die<br />
Mitteilung, daß der Religionsunterricht nunmehr<br />
durch die Lehrkräfte der Schule erteilt würde. Es<br />
sollte dies die Vorbereitung des letzten<br />
vernichtenden Schlages gegen die konfessionelle<br />
Schule sein. Ostern 1939 wurde sie aufgelöst, indem<br />
Lehrer und Kinder auf alle Schulen des Ortes,<br />
letztere nach ihren Wohnbezirken verteilt wurden.<br />
Unsere Schule erhielt den Namen „ Deutsche Schule<br />
Ernst- Moritz- Arndt „. An ihr waren tätig:
Der bisherige Schulleiter, Frl. Kraemer und Frl.<br />
<strong>St</strong>örmer als katholische Lehrkräfte und Lehrer<br />
Thelen und Platzen und Frl. Britz als evangelische<br />
Lehrkräfte. Die Schule hatte in fünf Klassen 229<br />
Kinder. Drei Klassenräume standen zum erstenmal<br />
seit ihrer Gründung leer. In ihnen fanden HJ und<br />
NSKK Unterkunft. Aus den Klassen war auf<br />
Anordnung der Gemeinde aller religiöser<br />
Wandschmuck entfernt worden. Die Lehrkräfte der<br />
früheren Schule nahmen das Kreuz ihrer Klasse zur<br />
Aufbewahrung mit nach Hause. Genau ein Jahr,<br />
nachdem die Geistlichkeit die Schule verlassen hatte,<br />
brach der Krieg aus, und damit kam für die Schule<br />
das Ende jeder geordneten Arbeit.
Bis zur Beendigung des Polenfeldzuges stand der<br />
Schulleiter unter den Waffen, dann folgte ihm Lehrer<br />
Platzen. Am 03.03.1940 kam die Lehrerin Frl. Britz<br />
unter die Räder der Kreisbahn und verunglückte<br />
tödlich. Der Schule wurden kriegsbedingte Aufgaben<br />
gestellt. Die Kinder sammelten Heilkräuter,<br />
Altmaterial, Knochen, Schweineborsten und Kleider,<br />
suchten Kartoffelkäfer und pflanzten<br />
Maulbeerbäume, um Seidenraupen zu züchten.<br />
Zuletzt wurden sie zu Schanzarbeiten an der Adolf -<br />
Hitler – <strong>St</strong>raße und Krefelder – <strong>St</strong>raße entlang<br />
eingesetzt.
Wegen der ständigen Fliegergefahr mußte bald die<br />
Unterrichtszeit verkürzt und später als die Heimat<br />
Aufmarschgebiet wurde, die Schule geräumt werden.<br />
In ihr fanden zuerst holländische Westwallarbeiter,<br />
dann deutsche und zuletzt amerikanische Soldaten<br />
Unterkunft. Über diese Zeit berichtet die<br />
Schulchronik: Noch nie hat die Bevölkerung einen so<br />
festlich geschmückten Ort gesehen. ( 01.05.1933 ) Im<br />
verflossenen Schuljahr 1937/38 wurden durch<br />
Krankheit und Beurlaubungen insgesamt 250<br />
Schultage versäumt. 220 Kinder empfangen das hl.<br />
Sakrament der Firmung durch den H. H. Bischof<br />
Clemens August. ( 12.03.1939 )
Von 69 Schultagen des ersten Quartals 1942 waren 40<br />
Tage durch nächtlichen Fliegeralarm, 13 durch Alarm<br />
während des Unterrichts gestört. Siebenmal während<br />
des Krieges kam die Schule bis heute zu Schaden. In<br />
diesem Jahre besonders empfindlich. Als am<br />
18.08.1942 der Unterricht beginnen sollte, war auf der<br />
Westseite der Schule kein Dachziegel mehr auf seinem<br />
Platz, kaum ein Fenster oder Tür war unversehrt. Von<br />
318 Kindern meldeten sich 152 zum Unterricht. Die<br />
übrigen waren zum Teil in der<br />
Kinderlandverschickung oder mit Ihren Müttern in<br />
alle Teile Deutschlands geflohen.
Mir dem Rest der Kinder räumten wir die Schule von Schutt<br />
und Glassplittern und klopften die Türen mit Nägeln<br />
zusammen, so daß wir zunächst in drei Räumen mit offenen<br />
Fenstern den Unterricht beginnen konnten. ( 1942 ) Der<br />
Unterricht ist jetzt regelmäßig von 9 bis 13.20 Uhr. Bei<br />
Fliegeralarm gehen 231 Kinder, die im Umkreis von 500 m<br />
Wohnen nach Hause, 72 suchen den Luftschutzkeller auf. (<br />
15.11.1943 ) Im Handel sind keine Schulbücher mehr zu<br />
haben. Die großen Kinder Schreiben den Kleinen die Fibel<br />
ab. ( Ostern 1944 )
Von 175 Schultagen hatten 135 nächtlichen<br />
Fliegeralarm. Hundertmal mußten die Kinder in<br />
dieser Zeit den Luftschutzkeller aufsuchen.<br />
( 31.06.1944 )Die Heimat wird Aufmarschgebiet, die<br />
Schule muß geräumt werden. Viele Mütter fliehen<br />
mit ihren Kindern nach Wrietzen ( Brandenburg ).<br />
Der Unterricht wird straßenweise in den Häusern in<br />
Gruppen zu fünf bis acht Kindern erteilt. (<br />
09.09.1944 ) Aus der Schule flüchtet der letzte<br />
deutsche Soldat ostwärts zum Rhein 17.45 Uhr<br />
rückt amerikanische Artillerie in <strong>Neukirchen</strong> ein,<br />
fährt auf dem Felde vor der Schule ihre Kanonen<br />
auf und belegt das Schulgebäude. ( 03.03.1945 )
Neugründung und Ausbau<br />
Nach dem Zusammenbruch ruhte der Unterricht für<br />
fast ein Jahr. Nun allmählich erhielt das bürgerliche<br />
Leben wieder Form und Ordnung.<br />
Als die Regierung zu Düsseldorf den Schulrat für den<br />
südlichen Teil des Kreises Moers ernannte, regte sich<br />
auch wieder das Schulleben. Gleich aber entspann<br />
sich auch der Kampf um die Form. Pfarrer Grewer<br />
hatte schon vorher eine Elternabstimmung in der<br />
Pfarrgemeinde durchgeführt, die sich mit 95% für die<br />
katholische Schule ausgesprochen hatte.
Da sich aber auch im kirchlichen Raum<br />
weit hin Unsicherheit breit machte, und Post und Bahn<br />
noch nicht funktionierten, wurde erst durch einen<br />
Besuch beim Bischof Clemens August am 03.08.1945<br />
der entschiedene Einsatz für die katholische Schule<br />
möglich. Nach einigem W iderstand wurde dann am<br />
13.08.1945 die Eröffnung der katholischen Schule für<br />
die Kinder von <strong>Neukirchen</strong> – <strong>Vluyn</strong> angeordnet, zuerst<br />
für die Grundschuljahrgänge und einen M onat später<br />
für alle übrigen Kinder. Bei der Eröffnungsfeier<br />
sprachen nach dem Gottesdienst Bürgermeister<br />
Schneider, der Pfarrer und der Rektor W orte des<br />
Dankes und der Freude über die wiedererlangte<br />
Freiheit, Kinder zu erziehen, wie es das Gewissen<br />
fordert.
Fünf Lehrkräfte unterrichten 343 Kinder in sieben<br />
Klassen. Manche Schwierigkeiten mußten<br />
überwunden werden. Die noch vorhandenen<br />
Lehrmittel durften nicht benutzt werden, neue gab es<br />
noch nicht. Texte wurden vervielfältigt, Fibeln von den<br />
älteren Kindern geschrieben, die Kohlen reichten nur<br />
von Woche zu Woche, Papier und Zündhölzer<br />
brachten die Kinder mit zur Schule und in der großen<br />
Pause wurde allen eine warme Suppe gereicht, zu dem<br />
Gelegentlich Keks, Datteln, Schokolade und Beutel mit<br />
Bonbons kamen. Den Spendern und Helfern<br />
namentlich die USA und Schweden, sei auch hier<br />
dafür gedankt.
Nach einer amtlichen <strong>St</strong>atistik von 1948 waren an<br />
unserer Schule von 338 Kindern 40 v. H. mit<br />
Untergewicht, 35 v. H. ohne Frühstück, 8 v. H. ohne<br />
Schuhe, 45 v. H. mit nur einem Paar Schuhe, 2 v. H.<br />
mit Holzschuhen, 10 v. H. ohne Mantel und 19 v. H.<br />
ohne Vater. Die ersten Flüchtlingskinder kamen schon<br />
Ende 1945, ihre Zahl stieg dann schnell auf mehr als<br />
50. Trotz dieser Not herrschte frohes Leben in der<br />
Schule. Die Kinder sangen, musizierten und spielten<br />
auf der Bühne für die Pfarrgemeinde. <strong>St</strong>. Martin,<br />
Nikolaus, Advent, Weihnachten und Drei Könige<br />
waren große Festtage.
Im Flur werde aus der Werkstatt des Düsseldorfer<br />
Bildhauers Hanebal ein großes Kreuz errichtet und<br />
Ein Buntfenster des Nieukerker Glasmalers Olie<br />
eingesetzt. Als der tapfere Bischof von Münster den<br />
Cardinalshut erhielt, beantragte die Schule die<br />
Änderung ihres Namens in „Cardinal - von - Galen –<br />
Schule“. Erst als die neue Nachbarschule unseren<br />
Namen wünschte wählte der Gemeinderat von den<br />
beiden eingereichten Vorschlägen den Namen „<strong>St</strong>.-<br />
<strong>Barbara</strong> – Schule“. Dies ist also der vierte und<br />
hoffentlich letzte Name der katholischen <strong>Volksschule</strong>.
Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß viele<br />
katholische Kinder für ihren Glauben große Opfer<br />
gebracht haben. Schulwege von mehr als eine halbe<br />
<strong>St</strong>unde zu Fuß oder mit schlechten Rädern waren<br />
vielen Kindern selbstverständlich. Die Caritas gab den<br />
Kindern aus <strong>Vluyn</strong> das Fahrgeld, damit diese die<br />
Kreisbahn benutzen konnten. Als die Zahl der<br />
katholischen Kinder in <strong>Vluyn</strong> auf 40 anstieg, wurde<br />
nach den Vorschriften des Schulgesetzes für diesen<br />
Ortsteil eine katholische einklassige Schule beantragt<br />
und Ostern 1953 nach einigen Schwierigkeiten<br />
eingerichtet.
Da größere Bauvorhaben auch dort vorgesehen sind,<br />
dürfte diese Schule bald eine zweite Klasse erhalten.<br />
1956/57 erhielt die Schule ihre heutige Gestalt. Hinter<br />
Bäumen und <strong>St</strong>räuchern in den Schulgärten versteckt<br />
lag sie einst einsam, ohne Nachbarschaft im Laßfonder<br />
Feld. Die aufblühende Wirtschaft nach dem Kriege<br />
schuf neue Wohnviertel, schöne <strong>St</strong>raßen und lebhaften<br />
Verkehr. Die Zahl der Kinder wuchs langsam aber<br />
beständig und erreichte Ostern 1956: 400. Als darum<br />
die Gemeinde ihre größten Schulsorgen in <strong>Vluyn</strong> und<br />
<strong>Neukirchen</strong> überwunden hatte, war eine Erweiterung<br />
unserer Schule dringend notwendig.
Doch mußte erst ein nächtlicher <strong>St</strong>urm die beiden<br />
Barackenklassen unbrauchbar machen und die<br />
Elternschaft durch ihren Vorsitzenden eingreifen bis<br />
nach vielen entwürfen und Besichtigungen der neue<br />
Ausbau mir vier Klassen und einer schönen<br />
Pausenhalle mit Toiletten dem alten Schulgebäude<br />
angefügt wurden. Diese Neubautätigkeit schloß sich<br />
dann eine Renovierung des Altbaus an: der Bau<br />
erhielt Zentralheizung, einen modernen, versiegelten<br />
Fußboden und einen farbenfrohen Anstrich, mit<br />
moderner Deckenbeleuchtung. In einem geräumigen<br />
Fahrradschuppen haben mehr als 100 Räder Platz.
Zur <strong>St</strong>raße hin ist ein großer asphaltierter, und zum<br />
Garten ein kleiner mit Perlkies belegter Spielplatz für<br />
die Kinder. Der ganze Baukörper ist mit einer schönen<br />
Grünanlage umgeben und öffnet sich zur neuen<br />
katholischen Kirche und zur Wohn und Geschäftswelt.<br />
Die Schule wird zur Zeit von 410 Kindern besucht, die<br />
in elf Klassen von neun Lehrkräften unterrichtet<br />
werden. Ihre Namen sind: Rektor Nowotnik,<br />
Konrektorin Kraemer, die Lehrer Oli, Quinkert,<br />
Schuhmacher, die Lehrerinnen van der Koelen,<br />
Kaufhhold, Hubben und Drescher. Mit Ausnahme der<br />
letzten Lehrkräfte sind alle an der Schule fest<br />
angestellt.
Die klassischen Erzieher – Schule, Elternhaus und<br />
Kirche – haben seit je Hand in Hand zum Wohle der<br />
Kinder zusammengearbeitet. Die Schulpflegschaft<br />
wurde nach dem Kriege von den Herren A. Pley, H.<br />
Theuvsen und W. Paahsen geleitet; sie hat stets<br />
Anteil an der Entwicklung der Schule genommen.<br />
Vertrauensvoll war auch immer das Verhältnis<br />
zwischen Schule und Kirche. Der Priester war in der<br />
Schule nicht nur Lehrer, sondern auch Helfer und<br />
Freund. Pfarrektor Klucken war ihr M itbegründer<br />
und Helfer, Pfarrer Grewer ihr unermüdlicher<br />
Vorkämpfer für die Wiederbegründung und Pfarrer<br />
Kötter ihr gütiger Vater. Wir stehen an der Wende<br />
zu einer neuen Zeit:
Im Elternhaus wirken die Wunden des Krieges, Der<br />
Nachkriegszeit und einer fehlerhaften<br />
Lebenshaltung sich oft noch nachteilig für die<br />
Kinder aus. Im öffentlichem Leben stehen vor den<br />
Augen der Kinder übermächtige M iterzieher im<br />
Film, Funk, Fernsehen und Schriften aller Art.<br />
Elternhaus, Schule und Kirche sind zu tatkräftigem<br />
gemeinsamen W irken aufgerufen. M öge die bauliche<br />
und räumliche Einheit von Schule und Kirche, wie<br />
sie fast zufällig entstanden ist, dauerndes M ahnmal<br />
für diese gemeinsame Arbeit sein unserer Jugend<br />
eine geistlich – sittliche und religiöse Heimat zu<br />
schaffen.<br />
Rektor Nowotnik
Die Gute Seele der Kirchengemeinde <strong>St</strong>. Quirinus und der<br />
<strong>St</strong>. <strong>Barbara</strong> - Schule<br />
Nichts geht ohne<br />
„Schwester Hildegard“<br />
Sie erteilte viele Jahre<br />
Religionsunterricht<br />
in der <strong>Barbara</strong>schule<br />
und betreute die<br />
Pfarrjugend<br />
April 1962<br />
sie war das Bindeglied<br />
Mai 2008<br />
zwischen Elternhaus,<br />
Schule und Kirche.<br />
Sie ist am 26.06.2012 im Alter von 91 Jahren in Krefeld verstorben.
Zeitungsbericht der NRZ / WAZ zum<br />
50. Kirchweihfest am<br />
1. Juni 2008
Vielen <strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong>er katholiken dürfte Hildegard Renard - besser<br />
bekannt als Schwester Hildegard - noch bekannt sein. Eigentlich auch<br />
kein Wunder, durchliefen bei ihr doch ganze Generationen von<br />
<strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong>ern den Religions- und Katechismus-Unterricht. Am 1.<br />
Juni 1958 - wurde die <strong>St</strong>. Quirinus Kirche in <strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong><br />
eingeweiht. Doch Schwester Hildegard war bereits vorher dabei! In der<br />
Gemeindearbeit ist sie, die am 11. Mai 1921 in Krefeld als erste Tochter<br />
des dortigen Schneidermeisters Richard und dessen Frau Katharina<br />
Renard geboren wurde, ein wahres "Urgestein".<br />
Betreuung der Kinder<br />
Ungezählte <strong>Neukirchen</strong>er kennen sie über ihre engagierte kirchliche Arbeit<br />
hinaus auch noch aus ihrer intensiven Kinder-Ferienbetreuung. Diese leistete sie<br />
etliche Jahre auf der niederländischen Ferieninsel Ameland für die<br />
Kindergruppen der <strong>St</strong>. Quirinuns Gemeinde sowie der <strong>St</strong>. <strong>Barbara</strong> Schule. Dies<br />
unter anderem auch zusammen mit dem wesentlich jüngeren Lehrer Kurt Best.<br />
Ihr ganzes Leben hat die tief gläubige Frau in den praktisch geleisteten<br />
Dienst über den Mitmenschen an Gott gestellt.
Ihre Ausbildung als Gemeindereferentin absolvierte sie in den<br />
entbehrungsreichen Nachkriegsjahren in Freiburg. Anschließend war sie<br />
innerhalb der Diaspora im Dilltal bei Haiger mit dem Religionsunterricht von<br />
Kindern betraut. Bereits 1955 kam sie an den Niederrhein nach <strong>Neukirchen</strong>-<br />
<strong>Vluyn</strong>, wo sie in der damaligen Notkirche auf dem Zechengelände ihren Dienst<br />
unter anderem als Gemeindeschwester tat. Als dann 1958 unter dem<br />
zwischenzeitlich verstorbenen <strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong>er Pastor Wilhelm Elsemann<br />
sowie Weihbischof Baaken die Einweihung der katholischen Kirche <strong>St</strong>.<br />
Quirinus am 1. Juni 1958 vollzogen wurde, stand sie in der ersten Reihe.Es<br />
ging nie um Geld und Ansehen<br />
In der Anfangszeit lebte sie in einem kleinem Zimmerchen, und ihr<br />
"Gehalt" betrug damals nur rund 100 Mark. Später waren es dann 365<br />
DM, wovon noch 100 DM Zimmermiete abgingen. Doch weder um Geld<br />
noch um Ansehen ist es ihr gegangen. Immer war der Dienst am<br />
Nächsten ihr eigentliches Anliegen. Dies auch an der <strong>St</strong>. <strong>Barbara</strong><br />
Schule, wo sie unter der Schulleitung des damaligen Rektors<br />
Nowotnik Religionsunterricht in <strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong> erteilte.
In der Folgezeit leistete sie auch ihren Dienst unter dem in der <strong>St</strong>.<br />
Quirinuns Kirche tätigen Kaplan Albert Markfort, welcher später dann ja<br />
viele Jahre als Pastor in Kamp-Lintfort agierte. Seinerzeit war auch noch<br />
der zwischenzeitlich verstorbene Küster Josef Mömken dabei. Ebenfalls<br />
unter Pastor Hans Belting leistete sie ihren Dienst in <strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong>.<br />
Viele arbeitsreiche Jahre sollten noch folgen. Knapp 30 Jahre war sie in<br />
<strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong> tätig, bevor sie am 1. Oktober 1981 aufhörte. Doch<br />
selbst nach ihrer Pensionierung war sie dann noch rund 20 Jahre in der<br />
Krefelder <strong>St</strong>. Anna Kirche ehrenamtlich beschäftigt.<br />
Wenn man sie nach ihrer schönsten Zeit fragt, so sagt sie, dass eigentlich ihr<br />
gesamtes Leben - trotz vieler Härten - gesegnet gewesen sei. Sie würde alles von<br />
Herzen gerne noch einmal wiederholen. Besonders gern erinnert sie sich aber an<br />
die Jahre mit Pastor Elsemann und ihren Dienst in der Ferien-Kinderbetreuung<br />
auf Ameland. Aber auch an ihren Aufgabenbereich in der <strong>St</strong>. Quirinus Kirche:<br />
die Messdienerbetreuung.
Es folgt ein Auszug der<br />
Schulchronik<br />
veröffentlicht vom<br />
Museumsverein<br />
<strong>Neukirchen</strong> - <strong>Vluyn</strong> in der<br />
Museums - Info
N a ch e in e m B e sc h lu ß d es R a te s d e r S ta d t<br />
N e u k ir c h e n - V lu y n v o m 1 8 .1 2 .2 0 0 2 w erd e n d ie<br />
B a r b a r a - S c h u le u n d d ie E rn st – M o r itz – A r n d t –<br />
S ch u le z u B eg in n d e s S ch u lja h res 2 0 0 3 /2 0 0 4<br />
a u fg e lö st. E in e n e u e S c h u le w ird g e b ild e t. D a s<br />
S c h u lg eb ä u d e d er B a rb a r a – S c h u le w ir d<br />
a u fg eg e b e n . W en n d a m it d ie B a r b a r a – S c h u le 8 0<br />
J a h r e n a c h ih r er G r ü n d u n g m it d e m E n d e d ie se s<br />
S c h u lja h r e s a u fh ö r t zu b e ste h e n , e n d e t d a m it n ic h t<br />
n u r ein S tü c k S ch u lg e sc h ich te . A u s d e r in d ie ser<br />
S ch u le ü b e r v ie le J a h r e g e fü h rten S c h u lc h r o n ik sin d<br />
a u c h h ö c h st in te r essa n te B e g eb e n h e ite n d er S ta d t-<br />
u n d Z e itg esc h ic h te z u e n tn e h m e n . D ie S c h lie ß u n g<br />
w o llen w ir d e sh a lb z u m A n la ß n e h m e n , Ih n en d ie<br />
S c h u le in ih r e m g esc h ic h tlic h e n U m fe ld n o ch ein m a l<br />
in z e itlic h e r F o lg e a u sfü h r lich v o r A u g en z u fü h r e n :
1923 Am 16. Oktober wird die Schule als erste katholische<br />
Bekenntnisschule am Ort in Anwesenheit von städtischen und<br />
kirchlichen Würdenträgern feierlich eröffnet. Die Schule wird zu<br />
diesem Zeitpunkt von 143 Kindern besucht.<br />
1924 Aus Sparsamkeitsgründen hat die Gemeinde beschlossen, die<br />
Schule seit Anfang Januar nicht mehr zu heizen. Der Vorschlag,<br />
nachmittags die ev. Ernst - Moritz – Arndt – Schule zu besuchen,<br />
der zwei Öfen zur Verfügung gestellt wurden, wird von der<br />
Elternschaft mit einem Schulboykott beantwortet. Am 24. Januar<br />
kann der Unterricht in nunmehr beheizten Räumen fortgesetzt<br />
werden. Schuljahresbeginn ist der 1. April. Besuch durch den<br />
Erzbischof (letzter Besuch in der Gemeinde 1654). Am 1. August<br />
ist die Verfassungsfeier.
1925<br />
Die Klassenstärke beträgt zwischen 40 und 60<br />
Kindern.<br />
1926<br />
Die Gemeinde veranstaltet ein Heimatfest im Saal des<br />
Waisenhauses verbunden mit einem großen<br />
historischen Festzug.<br />
1927<br />
Während der Sommerferien wird eine<br />
Kinderbetreuung (Ferienspiele) organisiert. Am<br />
3.Oktober feiert man den Geburtstag des<br />
Reichspräsidenten Paul von Hindenburg.
1928<br />
Durch die Vereinigung von <strong>Neukirchen</strong> und <strong>Vluyn</strong><br />
kommen auch <strong>Vluyn</strong>er<br />
katholische Kinder in die Schule. Die Schülerzahl<br />
beträgt jetzt 210.<br />
Am 2. August wählt die Gemeindevertretung den<br />
Regierungsobersekretär Neumann aus Düsseldorf zum<br />
Bürgermeister. Die Diesterweg – Schule wird<br />
fertiggestellt. Dort werden drei evangelische und drei<br />
katholische Klassen untergebracht.
1929<br />
Die Schulgebäude werden neu verteilt und die<br />
Schulbezirksgrenzen neu gezogen. Die katholische<br />
(bisherige <strong>Barbara</strong>-) Schule trägt jetzt den Namen<br />
“ Ernst-Moritz-Arndt-Schule ” und nimmt alle<br />
katholischen Schüler <strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong>s auf (296).<br />
Die E.-M.-A.-Schule nimmt jährlich an den<br />
Reichsjugendwettkämpfen teil. Die vorübergehend<br />
mitbenutzte Diesterweg – Schule wird evangelische<br />
Schule.<br />
1932<br />
Zum Ende des Schuljahres haben nur sehr wenige<br />
der zur Entlassung kommenden Kinder eine <strong>St</strong>elle in<br />
Aussicht.
1933<br />
“Das Jahr 1933 ist das Jahr aller Deutschen. Alle<br />
erhoffen den Aufstieg für unser Vaterland. Am 30.<br />
Januar ernannte der Reichspräsident (von<br />
Hindenburg) Adolf Hitler zum Reichskanzler ...”<br />
“Der Geburtstag des Reichskanzlers (20. April) wurde<br />
in unserer Gemeinde sehr freudig begangen. Fast alle<br />
Häuser trugen Flaggenschmuck.”<br />
“Noch nie hat die Bevölkerung einen so festlich<br />
geschmückten Ort gesehen, wie am 1. Mai.”
1934<br />
Durch einen Erweiterungsbau erhält die Schule zwei<br />
weitere Schulklassen und ein geräumiges<br />
Lehrerzimmer sowie einen Luftschutzraum.<br />
1935<br />
Mit Beginn des neuen Schuljahres sind 365 Kinder in<br />
acht Klassen (durchschnittlich 52 je Klasse)<br />
untergebracht. In den Religionsstunden werden<br />
gesegnete Kreuze an der Nordwand aufgehängt. Dem<br />
Bild des Führers hatte die<br />
Gemeinde schon den Platz über dem Pult zugewiesen.
1936<br />
Während der Wintermonate erhalten 240 bedürftige<br />
Kinder (= 2/3 der Schule) vom WHW (Winter – Hilfs -<br />
Werk) täglich “eine warme kräftige Suppe”.<br />
Die Entlassungsfeier steht unter dem Motto: “Deutsch<br />
sind alle Gaue.” Eine zu verabschiedende Lehrerin<br />
erhält als Abschiedsgeschenk zwei Bücher: “Mein<br />
Kampf” und “Das Leben der Heiligen”.
1937<br />
Durch Verfügung der Regierung in Düsseldorf dürfen<br />
Geistliche ab 31. August keinen Religionsunterricht<br />
mehr erteilen.<br />
1938<br />
Im verflossenen Schuljahr wurden durch Krankheit<br />
und Beurlaubung zum Heeresdienst insgesamt 250<br />
Schultage versäumt.
1939<br />
Mit Beginn des Schuljahres wird die<br />
“ Deutsche Schule ” eingeführt, d.h.<br />
Konfessionsschulen werden aufgelöst. Es gibt nur<br />
noch Gemeinschaftsschulen. Die Schulbezirke werden<br />
neu aufgeteilt. Die “Ernst – Moritz – Arndt - Schule ”<br />
hat jetzt 229 Kinder in fünf Klassen. Während der<br />
Sommerferien beteiligen sich die Kinder an der<br />
Erntehilfe. Außerdem werden Heilkräuter,<br />
Altmaterial, Schweineborsten, Flaschen und<br />
Kartoffelkäfer gesammelt. Am 1. September beginnt<br />
der 2. Weltkrieg. Der Schulbeginn nach den Ferien<br />
wird daher für diejenigen Schulen verschoben, die<br />
keinen Luftschutzkeller haben.
1940<br />
Dem letzten Weihnachtsfest folgt ein hartnäckiger<br />
Winter mit zehn Wochen Schnee und Temperaturen<br />
bis minus 18 Grad. Eine Lehrerin stürzt unter die<br />
Kreisbahn und kommt zu Tode. Die Diesterweg –<br />
Schule ist für einige Wochen von Militär belegt. Die<br />
Schüler kommen nachmittags in die hiesige Schule.<br />
Die Schüler bauen auf einem Brachgelände in<br />
Schulnähe Kartoffeln an und ernten 100 Zentner.
1941<br />
Die nächtlichen Fliegeralarme, Bombenabwürfe im<br />
Umkreis um die Zeche und der Absturz<br />
abgeschossener Flugzeuge wirken sich auf die<br />
Aufmerksamkeit der Kinder während des Unterrichts<br />
nachteilig aus.<br />
1942/43<br />
Der Unterricht leidet unter zunehmenden<br />
Bombardierungen und findet bei zerstörten Türen und<br />
zersplitterten Fenstern statt. Etwa 60 bis 70 Kinder<br />
sind zur Kinder - Landverschickung.
1943/44<br />
Weiterhin viele Unterrichtsausfälle. Aus Mangel an<br />
Kohlen wird nicht geheizt.<br />
1944/45<br />
Die Schüler werden zu Schanzarbeiten herangezogen<br />
und müssen Deckungsgräben und Einmannlöcher im<br />
Ackerland schaufeln. Kurz vor Kriegsschluss (Febr.<br />
1944) wird die Schule geschlossen und nur noch je<br />
eine <strong>St</strong>unde pro Tag Unterricht in Gruppen von fünf<br />
bis acht Schülern in geheizten Privathäusern erteilt.<br />
“Am Samstag, dem 3. März, 17.45 Uhr, wurde<br />
<strong>Neukirchen</strong> endgültig von den Amerikanern<br />
besetzt.”
Der Schulbetrieb endet.<br />
Bürgermeister Neumann scheidet aus und an seine<br />
<strong>St</strong>elle kommt Bürgermeister Schneider aus <strong>Vluyn</strong>,<br />
der sich mit dem Gedanken trägt, die Verwaltung<br />
ganz nach <strong>Vluyn</strong> zu verlegen. Nach politischen<br />
Querelen über die neue Schulform wird am 13.<br />
August die katholische Ernst – Moritz – Arndt –<br />
Schule mit einem Schulgottesdienst und einer<br />
Feierstunde wieder eröffnet. jetzt werden erstmals<br />
wieder <strong>St</strong>. Martin und <strong>St</strong>. Nikolaus gefeiert.
1946<br />
<strong>Katholische</strong> Kinder aus <strong>Vluyn</strong> kommen mit der<br />
Kreisbahn zur Schule. Es gibt auch wieder<br />
Schulspeisung. Im Winter sinkt der Schulbesuch,<br />
weil viele Kinder keine ausreichende Kleidung,<br />
Nahrung und/oder keine Schuhe haben. “Die Fa.<br />
Giesen hat im September noch allen Kindern<br />
Holzschuhe liefern können.”Schulhefte werden in<br />
geringer Anzahl von der Gemeinde geliefert.<br />
Das Papier ist schlecht. In den Landkarten müssen<br />
die politischen Grenzen von 1938 geändert werden.
1947<br />
Die meisten Entlasskinder haben eine Lehrstelle<br />
erhalten. Vom neuen Schuljahr ab werden von der<br />
fünften Klasse aufwärts Knaben und Mädchen<br />
voneinander getrennt. Zu Fronleichnamlegen die<br />
Schüler einen Blumenteppich. Ein Zentner Kamille<br />
wird gesammelt. Ein Schulausflug führt mit der<br />
Kleinbahn nach Schaephuysen. Spiele auf den<br />
Wiesen und eine warme Suppe sind die Höhepunkte.<br />
Zum Ende des Jahres verschwinden allmählich die<br />
Kriegsspuren aus der Schule.
1948<br />
Erstmalig kommen die Heiligen Drei Könige mit<br />
ihrem <strong>St</strong>ern und ihren Dienern in alle Klassen. Am<br />
12. März wird auf Grund einer Umfrage festgestellt,<br />
dass von 338 Kindern 136 Kinder = 40%<br />
Untergewicht haben, 119 Kinder = 35% kein<br />
Frühstück mitbringen, 26 Kinder = 8% keine<br />
Schuhe und 6 Kinder = 8% nur Holzschuhe haben<br />
und 35 Kinder = 10% keinen Mantel besitzen. Von<br />
52 Kindern = 15% ist der Vater tot oder vermißt<br />
und von 12 Kindern = 3,5% in Gefangenschaft.
Entschuldigungsgründe für das Fernbleiben vom<br />
Unterricht sind neben Krankheit: Ähren lesen,<br />
Kartoffeln von abgeernteten Äckern suchen und gegen<br />
Brot und Essen beim Bauern arbeiten. Ein<br />
verheirateter 50-jähriger Lehrer erhält rd. 450,- RM<br />
(später DM) Gehalt. Nachhilfestunden bezahlen die<br />
Eltern der Kinder entweder mit einem Ei, einem Liter<br />
Milch oder drei Zigaretten. Am 20. Juni 1948 wird die<br />
DM als neue Währung eingeführt. Im Juli findet die<br />
erste Wahl der Elternvertretung statt.
1949<br />
Von 343 Kindern sind 54 von Ost - vertriebenen.<br />
1950<br />
Aus Landes- und Gemeindemitteln (350.- DM) wird<br />
eine Schülerbücherei aufgebaut. Die Schulspeisung<br />
wird eingestellt. Mit Erlass des Innenministers NW<br />
vom 4. Oktober wird der Name “<strong>Neukirchen</strong>, Krs.<br />
Moers” in“<strong>Neukirchen</strong>-<strong>Vluyn</strong>” geändert. Die<br />
postalische Bezeichnung “<strong>Neukirchen</strong>, Krs. Moers”<br />
bleibt bestehen.<br />
1951/52<br />
Die Klassenstärke liegt weiterhin bei 40 bis 60<br />
Kindern.
1 9 5 3<br />
D ie a n d er E rn st – M o ritz – A rn d t - S tra ß e n eu<br />
erb a u te S ch u le ü b er n im m t d en N a m en “ E r n st –<br />
M o ritz – A rn d t - S ch u le” . D ie k a th o lisch e S ch u le<br />
h eiß t jetzt w ied er “ B a rb a ra sch u le ” . A m 1 4 .<br />
N o v e m b er feiert d ie Z eche fü r 3 0 0 W o h n u n g en im<br />
S ch u lb ez ir k d er B a rb a ra – S ch u le d a s R ich tfest, 5 5<br />
d a v o n sin d E ig en h eim e. A m 1 2 . D ezem b er m a ch t d ie<br />
N B A G (N ied errh ein isc h e B erg w erks - A G ) d en<br />
ersten S p a ten stich in K a p ellen zu r A b teu fu n g d es<br />
S ch a ch tes 3 u n d fü r d ie sp ä ter in d er N ä h e<br />
en tsteh en d e B erg a rb eitersied lu n g .<br />
1954/55<br />
Die Schülerzahlen liegen zwischen 320 und 350<br />
Kindern.
1956<br />
Die <strong>St</strong>urmnacht vom 11. zum 12. Januar bringt die Barackenklassen<br />
zum Einsturz. Sie standen seit 1923. Jetzt wird ein vierklassiger<br />
massiver Anbau mit neuen Toiletten und mit Hausmeisterwohnung<br />
geplant. Die “Schulendtage” am Ende eines Schuljahres finden seit<br />
dem Krieg meist in Jugendherbergen der näheren und weiteren<br />
Umgebung statt. Das neue Schuljahr bringt erstmalig über 400<br />
(= 407) Kinder. Am 8. Juli wird der erste Spatenstich für die<br />
benachbarte <strong>St</strong>.-Quirinus-Kirche vorgenommen. Nach den<br />
Sommerferien ist am Neubau der Schule (Anbau) der Richtbaum<br />
aufgestellt. Im Kreis Moers sind 59 Fälle von Kinderlähmung<br />
gemeldet. Es ergeht ein dringender Hinweis auf Sauberkeit in den<br />
Schulräumen und Toiletten.
1958<br />
Am 31.5. und 1.6. findet die Einweihung der Kirche<br />
durch Weihbischof Baaken statt.<br />
1959<br />
Am 9. April wird die Turnhalle der neuen Ernst –<br />
Moritz – Arndt – Schule eingeweiht, die auch der<br />
<strong>Barbara</strong> – Schule an drei Tagen der Woche zur<br />
Verfügung steht. Hier sind jetzt 437 Kinder.<br />
1961<br />
Mit dem Schuljahres - Ende endet auch der erste<br />
Teil der Schulchronik.
1964<br />
Sie wird fortgesetzt und beschreibt die Einweihung<br />
des Klingerhuf - Freibades am 17.6. mit einem<br />
internationalen Schwimmfest. Im Altbau der Schule<br />
werden Sanierungsarbeiten notwendig. Am 26.<br />
Oktober wird Schichtunterricht eingeführt. Zwei<br />
Klassen müssen am Nachmittag kommen.<br />
1965<br />
Zwei Klassen werden in das Klingerhuf - Heim<br />
verlegt. Der Schichtunterricht wird eingestellt.<br />
Klassenwanderungen führen durch die Hees und<br />
enden mit einem Besuch der Domstadt Xanten.
1966<br />
D er Schuljahresbeginn w ird von O stern auf den 1.<br />
A ugust verlegt. D adurch folgt jetzt das erste<br />
K urzschuljahr vom 20. A pril bis zu m 30.N ovem ber.<br />
D urch einen Erlass des K ultusm inisters M ikat<br />
(daher der B egriff “ M ikätzchen ” für kurzfristig<br />
ausgebildete Lehrpersonen) w ird die<br />
Lernm ittelfreiheit eingeführt. D ie Schule hat jetzt<br />
504 Schüler mit einerK lassenstärke zw ischen 35 und<br />
45 K indern. Ein B eluga - W al schw im m t in diesem<br />
Jahr den R hein aufw ärts und w ieder zurück. Er<br />
kann sich allen Fangversuchen entziehen. Ein<br />
G eneral -U m bau der Schule findet überw iegend in<br />
den großen Ferien statt und führt zu einer<br />
M odernisierung der R äu me.
1967<br />
Im Schulgebäude werden die ersten zwei<br />
Klassen der neu eingerichteten Realschule<br />
( Theodor-Heuß-Schule ) untergebracht und<br />
außerdem zwei Klassen der Dörpfeld - Sonderschule.<br />
Die <strong>Barbara</strong> – Schule wird räumlich aufgeteilt und<br />
geht in das an der Jahnstraße neu errichtete<br />
Schulgebäude, einige Klassen verbleiben im alten<br />
Haus.
1968<br />
Am 23. März springt ein Schüler auf einen<br />
fahrenden Kohlenzug und kommt zu Tode.<br />
1969<br />
Nach der Aufteilung der <strong>Volksschule</strong>n in Grundund<br />
Hauptschulen und der Fertigstellung des neuen<br />
Realschulgebäudes gehen die Klassen der <strong>Barbara</strong> –<br />
Schule nach und nach in ihr ursprüngliches<br />
Gebäude an der Ernst –Moritz – Arndt - <strong>St</strong>raße<br />
zurück.
1970<br />
Der Schulausflug führt mit einem Schiff von<br />
Ruhrort nach Xanten und von dort nach einer<br />
<strong>St</strong>adtbesichtigung - mit Bussen zurück. Der<br />
internationale Charakter der Schule wird in den<br />
Schülerzahlen deutlich. Von den 301 Schülern sind<br />
acht Österreicher, 18 Jugoslawen, drei Italiener, drei<br />
Niederländer und zwei Ungarn.<br />
1971<br />
Unter den ausländischen Schülern wird erstmalig ein<br />
Türke genannt.
1972<br />
Die kath. Antonius – Schule in <strong>Vluyn</strong> wird aus<br />
Mangel an Schülern geschlossen. Durch die folgende<br />
Änderung der Schulbezirksgrenzen und eine<br />
Abstimmungen der Eltern über die gewünschte<br />
Schulform wird die <strong>Barbara</strong> – Schule zur<br />
Gemeinschaftsgrundschule.<br />
1973<br />
Ein Erlass des Kultusministers verbietet<br />
Hausaufgaben, die der Disziplinierung dienen.
1974<br />
Am 31. Dezember endet die Existenz des Kreises<br />
Moers.<br />
1975<br />
Die nunmehr deutlich größere Entfernung zum<br />
Schulrat im neuen Kreis Wesel wird als<br />
“unglückliche Lösung” beklagt. Die Schüler aus<br />
Italien und aus Jugoslawien erhalten Unterricht in<br />
ihrer Muttersprache.
1976<br />
Die Schülerzahlen nehmen ab, insgesamt noch 253<br />
Kinder.<br />
1977<br />
In diesem Jahr sind noch 230 Kinder an der Schule.<br />
Vom Ende des Schuljahres<br />
1976/77 bis zum Beginn des Schuljahres 1984/85<br />
wurde die Schulchronik nicht geführt.
1984<br />
Das Schuljahr beginnt mit 139 Schülern. Da unter der<br />
Zahl von 180 Schülern keine Rektorstelle mehr zur<br />
Verfügung steht, wird die Schule jetzt von einer<br />
Schulleiterin geführt. Der inzwischen gewachsene<br />
Anteil an türkischen<br />
Schülern macht sich auch im Gemeinschaftsleben der<br />
Schule bemerkbar. Beim Schulfest werden türkische<br />
Tänze aufgeführt und an einem türkischen <strong>St</strong>and wird<br />
u.a. Gyros verkauft. Ein türkischer Lehrer ist an der<br />
Schule angestellt.<br />
Beim Martinsfest erhält die Klasse 4 b in einem<br />
regionalen Wettbewerb für die beste Laterne einen<br />
Preis.
1985<br />
Das Schulfest steht unter dem Motto “Olympiade”.<br />
Dabei werden Medaillen in “Gold, Silber und Bronze”<br />
vergeben. Eine neue Schulküche wird eingerichtet und<br />
das Geschirr von den Eltern gespendet. - Hier endet<br />
die Schulchronik, aus der wir in kurzen Auszügen<br />
entnommen haben, was aus heutigem Rückblick für<br />
unsere Leser besonders interessant erscheint.
Die Schule hat sich in den dann folgenden Jahren<br />
immer mehr als Schmelztiegel der am Ort lebenden<br />
Ausländer insbesondere der Türken mit den<br />
deutschen Kindern bewährt und eine deutlich<br />
positive Rolle eingenommen. Dies wird besonders<br />
augenscheinlich an dem jährlich stattfindenden und<br />
im Jahr 2003 zum 18. und letzten Mal veranstalteten<br />
türkischen Kinderfest, an dem türkische und<br />
deutsche Eltern aktiv mitwirkten. Wünschen wir der<br />
neu zu bildenden schulischen Einrichtung, dass sie<br />
weiterhin im Geiste der Verständigung wirken wird.
<strong>Barbara</strong>schule II von 1967 - 1969<br />
(heute Gerhard Tersteegenschule)<br />
Quellen: Festschrift zur Einweihung der neuen<br />
Quirinuskirche 1958 von dem damaligen Schulleiter<br />
der <strong>Barbara</strong>schule „Rektor Nowotnik“,<br />
der Tageszeitung NRZ / WAZ<br />
und der Museums - Info des Museumvereins NV