Innenseiten E1 - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
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franziskus Bote<br />
4/2013<br />
Zeitschrift der stiftung st. franziskus heiligenbronn, Ausgabe Dezember 2013<br />
Audit berufundfamilie für die<br />
gesamte <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vereinbart<br />
Für die Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiterinnen<br />
und -Mitarbeiter wurden gemeinsame<br />
Ziele vereinbart. Seite 6<br />
Neu gebaute Förderstätte<br />
<strong>St</strong>. Gabriel feierlich eingeweiht<br />
Das neue Haus <strong>St</strong>. Gabriel in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
für vier Förder- und Betreuungsgruppen<br />
wurde mit einer<br />
fröhlichen Feier eingeweiht. Seite 11<br />
Jubilarehrungen in der<br />
Behinderten- und Altenhilfe<br />
Gemeinsame Jubilarehrungen mit<br />
einer großen Zahl an langjährigen<br />
Mitarbeitern gab es in der Behindertenhilfe<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> wie im Aufgabenfeld<br />
Altenhilfe. Seiten 17 und 25<br />
Schulbegleitung am Beispiel<br />
Wie die Schulbegleitung durch sozial -<br />
pädagogische Kräfte des Kinder- und<br />
Familienzentrums Villingen-Schwenningen<br />
die inklusive Beschulung<br />
fördert, zeigt das Beispiel eines autis -<br />
tischen Jungen. Seite 29<br />
Bilder (von oben): Die Arbeitsgruppe Sehschädigung<br />
der Behindertenhilfe Erwachsene;<br />
Reiterstüble in <strong>Heiligenbronn</strong> realisiert;<br />
Therapiehund im Altenzentrum Sel. Irmgard<br />
Baindt; Festakt 10 Jahre <strong>St</strong>. Ulrich Wehingen
LESEN SIE IN DIESEM HEFT<br />
STIFTUNG<br />
Aktuelles in Kürze: 10 Jahre Adventsmarkt in <strong>Heiligenbronn</strong>;<br />
Jahresprogramm des Hauses Lebensquell; Publikationen<br />
des Erziehungshilfe-Fachverbands S. 3<br />
Tanzauftritt in <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil zugunsten der<br />
Mali-Kinderhilfe S. 22<br />
Therapiehund „Sammy“ im Altenzentrum<br />
Sel. Irmgard Baindt S. 23<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender S. 4<br />
Pflegefachtag in Rottweil zur Ernährung im Alter S. 24<br />
Franz Schuhmacher im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat verabschiedet S. 5<br />
Jubilarehrungen des Aufgabenfelds Altenhilfe S. 25<br />
Audit berufundfamilie für gesamte <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vereinbart S. 6<br />
Kommentar des Vorstands: Hohe Verantwortung und<br />
zugleich Herausforderung S. 7<br />
Beispiel für das gelebte Audit:<br />
Elisabeth Neß in <strong>St</strong>. Martin Geislingen S. 8<br />
Institut für soziale Berufe in <strong>St</strong>uttgart vor<br />
zehn Jahren gegründet S. 9<br />
KINDER- UND JUGENDHILFE<br />
Kinder- und Jugendparlament des Kinder- und Familienzentrums<br />
Villingen-Schwenningen aktiv beim Kindergipfel S. 26<br />
Ganztagesbetreuung des KiFaz an der Gartenschule<br />
Schwenningen S. 27<br />
Schulbegleitung durch das KiFaz am Beispiel eines<br />
autistischen Kindes S. 29<br />
BEHINDERTENHILFE<br />
Taubblindenexperte Dr. David Brown aus den USA in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
und Familientreffen für Baden-Württemberg S. 10<br />
Einweihung Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel in <strong>Heiligenbronn</strong> S. 11<br />
KLOSTER HEILIGENBRONN<br />
Gespräch mit Schwester Johanna Konrad nach ihrer Feier<br />
der Ewigen Profess S. 31<br />
Fachtag des Kommunalverbands für Jugend und Soziales<br />
zum Thema Hörschädigung S. 13<br />
Fachkonzept Sehschädigung von<br />
inklusiver Arbeitsgruppe erarbeitet S. 14<br />
Reiterstüble <strong>Heiligenbronn</strong> mit Reiterfest eingeweiht S. 16<br />
BULGARISCH-DEUTSCHES SOZIALWERK<br />
Bulgarische Delegation zum Aufbau von Sozialunternehmen<br />
besuchte deutsche Einrichtungen S. 32<br />
Europäisch gefördertes Projekt zur mobilen Jugendarbeit in<br />
Roma-Vierteln von Varna S. 33<br />
Gemeinsame Jubilarehrungen der Behindertenhilfe S. 17<br />
Post an den franziskus-Bote S. 34<br />
Aus meinem Leben erzählt: Bewohner Bernd Koerber in<br />
<strong>St</strong>. Antonius Rottweil engagiert sich in der Kinderkirche S. 18<br />
Impressum S. 34<br />
ALTENHILFE<br />
Kooperation des Altenzentrums <strong>St</strong>. Anna mit der<br />
Johann-Peter-Hebel-Schule Tuttlingen S. 19<br />
10 Jahre Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen gefeiert S. 20<br />
Interview mit Bürgermeister Josef Bär S. 21<br />
Das Vorletzte! S. 35<br />
Aus der Quelle schöpfen: Aus dem besinnlichen Programm<br />
beim Adventsmarkt <strong>Heiligenbronn</strong> S. 36<br />
2 | franziskus-Bote 4/2013
AKTUELLES<br />
IN KÜRZE<br />
ZEHN JAHRE HEILIGENBRONNER<br />
ADVENTSMARKT GEFEIERT<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Einen überwältigenden<br />
Zuspruch bei schönem Winterwetter erlebte<br />
der <strong>Heiligenbronn</strong>er Adventsmarkt<br />
am 3. Dezember zu seinem zehnjährigen<br />
Jubiläum. 2003 hatte alles mit einer<br />
„Adventskalender“-Sendung von SWR4<br />
Tübingen angefangen und der Markt<br />
mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Produkten und dem<br />
adventlichen Bühnenprogramm kam so<br />
gut an, dass die Veranstaltung eigenständig<br />
fortgeführt wurde.<br />
So waren es am 3. Dezember zum<br />
Jubiläum wieder 28 Markthütten und<br />
<strong>St</strong>ände, die mit kreativen und qualitätsvollen<br />
Angeboten aus allen Bereichen<br />
aufwarteten. Der geschmückte Klosterhof<br />
und der Platz vor dem Elisabetha-<br />
Glöckler-Saal boten wieder eine einmalige<br />
stimmungsvolle Kulisse. Ein<br />
Rahmenprogramm mit besinnlichen<br />
Beiträgen von Bewohnern, Schwestern<br />
und Gästen, Bücherflohmarkt, Ehrenamtstreff,<br />
Bastelraum, Puppentheater<br />
usw. bot besondere Akzente.<br />
Zum Jubiläum wurden über 2600 holzgeschnitzte<br />
Jubiläumssterne an die Besucher<br />
verteilt. Vorstand Michael Wollek<br />
hob in seiner Jubiläumsansprache die<br />
selbstverständliche Beteiligung von Men -<br />
schen mit Behinderung beim Adventsmarkt<br />
hervor und schnitt dann den Riesen-Jubiläumskranz<br />
aus der Bäckerei<br />
an, der unters Publikum verteilt wurde.<br />
NEUES JAHRESPROGRAMM FÜR<br />
DAS HAUS LEBENSQUELL<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Ein Heft mit dem neuen<br />
Jahresprogramm hat das Geistliche Zentrum<br />
im Haus Lebensquell in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
herausgegeben. Dies reicht von<br />
Abend- über Tagesveranstaltungen bis<br />
Das zehnjährige Jubiläum des <strong>Heiligenbronn</strong>er Adventsmarkts am 3. Dezember fand großen Widerhall<br />
beim Publikum, das in Scharen strömte. Unser Bild zeigt Vorstand Michael Wollek (rechts) neben dem<br />
Jubiläums-Adventskranz aus der Bäckerei bei seiner Jubiläumsansprache auf der Klosterhofbühne.<br />
Foto: Ronecker<br />
hin zu zehntägigen Schweigeexerzitien.<br />
Die Programmangebote ermöglichen,<br />
über die Spiritualität des Ortes den je<br />
persönlichen Zugang zum Geheimnis<br />
Gottes und des Glaubens zu finden.<br />
Das Jahresprogramm 2014 bietet wieder<br />
eine bunte Mischung von spirituellen<br />
Angeboten. Zum Einsteigen oder Ausprobieren<br />
hilft die Reihe „Mit allen Sinnen<br />
beten“. Es gibt Angebote, den Leib<br />
zu erspüren oder die künstlerischen<br />
Seiten zu entdecken und zu stärken.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des Geistlichen<br />
Zentrums ist die Wallfahrt. Dazu<br />
gehört auch die Tonfigurenausstellung<br />
zum Leben Jesu im Haus Lebensquell.<br />
Menschen sind eingeladen, die Quelle<br />
zu entdecken und sich vom Wasser beleben<br />
zu lassen – von der äußeren wie<br />
von der inneren Quelle.<br />
Anmeldung und Informationen: Telefon<br />
07422/569-402, per E-Mail hauslebensquell@kloster-heiligenbronn.de<br />
BÜCHER ZU SPIELFIGUREN UND<br />
AKTUELLER ERZIEHUNGSHILFE<br />
Villingen-Schwenningen. Gerade erschienen<br />
sind zwei Bücher, die vom<br />
Bundesverband katholischer Einrichtungen<br />
und Dienste der Erziehungshilfe<br />
(BVkE) herausgegeben wurden und an<br />
denen Cornelia Raible-Mayer, Leiterin<br />
der Kinder- und Jugendhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>,<br />
als Autorin mitgewirkt hat.<br />
Und raus sind wir noch lange nicht heißt<br />
das Buch zur gleichnamigen Kunstaktion,<br />
bei der Kinder und Jugendliche aus<br />
ganz Deutschland für die Bundestagung<br />
in Hildesheim menschengroße Spielfiguren<br />
zu ihren Zukunftsträumen realisierten.<br />
Auch ein Team aus dem KiFaz<br />
Villingen-Schwenningen machte mit<br />
(siehe franziskus-Bote 3/13).<br />
Hans-Otto Schlotmann, Cornelia Raible-<br />
Mayer, <strong>St</strong>efan Küpper, Uwe Schenk,<br />
<strong>St</strong>effen Hauff, Wolfgang Almstedt<br />
(Hrsg.): Und raus sind wir noch lange<br />
nicht... Kinder und Jugendliche träumen<br />
ihre Zukunft; Lambertus-Verlag, 190 Seiten,<br />
25 Euro.<br />
Die gesellschaftliche Diskussion um sexualisierte<br />
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche<br />
gerade auch in Einrichtungen<br />
hat zu Verunsicherungen in der täglichen<br />
Arbeit geführt. Die Autoren des Bandes<br />
Nähe und Distanz machen daher deutlich,<br />
wie wichtig für das Heranwachsen<br />
aus entwicklungspsychologischer Sicht<br />
auch die körperliche Nähe ist. Wie viel<br />
Spielraum es dafür gibt und wo die<br />
Grenzen liegen, wird in diesen Beiträgen<br />
thematisiert.<br />
Volker Abrahamczik, <strong>St</strong>effen Hauff, Theo<br />
Kellerhaus, <strong>St</strong>efan Küpper, Cornelia<br />
Raible-Mayer, Hans-Otto Schlotmann:<br />
Nähe und Distanz in der (teil)stationären<br />
Erziehungshilfe – Ermutigung in<br />
Zeiten der Verunsicherung; Lambertus-<br />
Verlag, 80 Seiten, 12 Euro.<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 3
STIFTUNGSKALENDER<br />
Wann? Was? Wo?<br />
Freitag, 20. Dezember, 15 Uhr Besuch des CDU-Ortsverbands Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Freitag, 20. Dezember, 16 Uhr Großes Weihnachtskonzert des Jugend- Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
blasorchesters Rottweil im Foyer<br />
Sonntag, 22. Dezember, 16 Uhr Posaunenchor Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier in allen Wohnbereichen Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier im Wohnbereich Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier Fridingen, Wohngemeinschaft<br />
mit Angehörigen und Besuchern<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Kaffee und Kuchen mit gemeins. Singen, Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
Weihnachtsgeschichte und Bescherung<br />
Dienstag, 24. Dezember, 18 Uhr Christmette mit anschl. Einladung der <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />
Schwestern an Bewohner und Mitarbeiter Refektorium des Klosters<br />
Mittwoch, 25. Dezember, 17 Uhr Weihnachtslieder Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
mit dem Musikverein <strong>St</strong>etten<br />
Mittwoch, 31. Dezember, 16 Uhr Silvesterfeier mit Ewald Maier Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Freitag, 3. Januar, 16 Uhr Jahresanfangsgottesdienst Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Freitag, 10. Januar, 16.30 Uhr Gedenkfeier für die Verstorbenen Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Samstag, 11. Januar, 18 Uhr Vesper des Klosters mit Ikonenweihe <strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />
Sonntag, 12. Januar, 14 Uhr Begegnungstag für Hörgeschädigte mit <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />
Gottesdienst und Begegnung<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 12. Januar, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde: Klavierkonzert Trossingen,<br />
mit Evi Schirmbeck<br />
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Freitag, 17. Januar, 16 Uhr Gedenkfeier für die verstorbenen Bewohner Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Sonntag, 2. Februar, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Fiona Seiler Trossingen,<br />
und Anna Vater<br />
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Mittwoch, 12. Februar, 19 Uhr Jahreshauptversammlung des Förderver- Trossingen, Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
eins Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Dienstag, 25. Februar, 18 Uhr Fasnetsparty mit Hanselsprung der Narren- <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />
zunft Schramberg und der <strong>St</strong>adtmusik Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Donnerstag, 27. Februar, 15 Uhr Schmotziger im <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Donnerstag, 27. Februar, 15 Uhr Närrischer Geburtstagskaffee mit Fasnets- Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
küchle und den Hausmusikanten<br />
Donnerstag, 27. Februar, 15 Uhr Schmotziger Dunnschtig Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Freitag, 28. Februar, 15 Uhr Bunter Nachmittag mit Programm Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Sonntag, 2. März, 14 Uhr Narrenkaffee Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Sonntag, 2. März, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Gérard Deleye Trossingen,<br />
und Freunden<br />
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Dienstag, 4. März, 11.30 Uhr Blasmusik Dietingen mit anschließendem Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Narrentreiben im ganzen Haus<br />
Dienstag, 18. März, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Einrichtung Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> mit Gottesdienst<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Donnerstag, 3. bis 5. April, jobs for future mit <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<strong>St</strong>and Villingen-Schwenningen,<br />
bis Samstag jeweils 10 – 17 Uhr Messegelände<br />
Sonntag, 6. April, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde: Familienkonzert Trossingen, Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
4 | franziskus-Bote 4/2013
Politiker und Unternehmer Franz Schuhmacher aus dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat verabschiedet<br />
KOMPETENZ, AUSGEWOGENHEIT UND FREUNDLICHKEIT<br />
PRÄGTEN SCHUHMACHERS MITARBEIT IM GREMIUM<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>/Spaichingen. Der ehema -<br />
lige Politiker und Unternehmer Franz<br />
Schuhmacher (74) aus Spaichingen ist<br />
nach fünfjähriger Mitverantwortung aus<br />
dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn verabschiedet<br />
worden. Vorsitzender Georg Dlugosch<br />
aus Oberndorf würdigte Schuhmachers<br />
Menschlichkeit und konstruktive Mitarbeit.<br />
Aufgrund der Satzung war altershalber<br />
eine zweite Amtsperiode nicht<br />
mehr möglich.<br />
Der ehemalige Landtagsabgeordnete Franz Schuhmacher aus Spaichingen (von rechts) wurde von den<br />
Vorsitzenden des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srates der stiftung st. franziskus heiligenbronn, Georg Dlugosch und Paul Müller,<br />
aus dem Gremium verabschiedet; daneben stehen Vorstand Hubert Bernhard, Professor Paul-<strong>St</strong>efan<br />
Roß, Vorstand Michael Wollek, Dr. Rainer Brockhoff, Schwester Judith Kaupp, Pfarrer Thomas Fürst und<br />
Generaloberin Schwester Agnes Löber.<br />
Foto: Ronecker<br />
Der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat ist das ehrenamtlich<br />
arbeitende Aufsichts-, Beschluss- und<br />
Kontrollorgan der regional tätigen stiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn. Die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> engagiert sich in der Altenhilfe,<br />
der Behinderten- und der Jugendhilfe<br />
und beschäftigt rund 1900 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat<br />
hat unter anderem den Wirtschafts- und<br />
Investitionsplan zu bewilligen. Die Mitglieder<br />
dieses Gremiums werden zum<br />
einen von der Schwesterngemeinschaft<br />
des Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> bestellt,<br />
vom Bischof von Rottenburg-<strong>St</strong>uttgart<br />
bzw. vom Caritasverband der Diözese<br />
Rottenburg-<strong>St</strong>uttgart berufen und zum<br />
andern vom <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat selbst nach regionalen<br />
und fachlichen Gesichtspunkten<br />
hinzugewählt. Die Amtsdauer beträgt<br />
jeweils fünf Jahre.<br />
Für das Haus <strong>St</strong>. Agnes engagiert<br />
Der ehemalige Landtagsabgeordnete<br />
Franz Schuhmacher, der der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> aus<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> auch schon als Schirm -<br />
herr verbunden war für die Spendenaktion<br />
„Baut ein Haus“ zugunsten des<br />
Hauses <strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen für<br />
blinde und sehbehinderte Erwachsene,<br />
wurde 2008 in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat gewählt<br />
und von Bischof Dr. Gebhard Fürst bestätigt.<br />
Eine Wiederwahl war jetzt nicht<br />
mehr möglich.<br />
Gerechtigkeitssinn bewiesen<br />
Zu seiner Verabschiedung aus dem Gremium<br />
sprach in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratssitzung<br />
der stellvertretende Vorsitzende Paul<br />
Müller aus Rottweil eine Laudatio. Dem<br />
scheidenden Schuhmacher attestierte<br />
er tiefe Gläubigkeit und einen ausgeprägten<br />
Gerechtigkeitssinn. „Mit Ihrem<br />
Charme, man kann es auch Charisma<br />
nennen, haben Sie uns alle sehr schnell<br />
vereinnahmt“, meinte Müller. Das Gremi -<br />
um habe seine unternehmerische und<br />
gesellschaftspolitische Kompetenz zu<br />
schätzen gewusst, seine Ausgewogenheit<br />
und Freundlichkeit habe alle persönlich<br />
bereichert.<br />
Mit guten Wünschen für Franz Schuhmacher<br />
und seine Familie und sogar<br />
einem abgewandelten „Sonnengesang“<br />
auf „Bruder Franz“ bedauerte Müller<br />
sein Ausscheiden. Als kleines Dankeschön<br />
überreichten die Ratsvorsitzenden<br />
Dlugosch und Müller sowie die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstände Hubert Bernhard<br />
und Michael Wollek Franz Schuhmacher<br />
noch verschiedene Produkte aus <strong>Heiligenbronn</strong><br />
und wünschten, dass er der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> verbunden bleiben möge.<br />
Ewald Graf<br />
Die Mitglieder des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats<br />
Die aktuellen Mitglieder des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats<br />
der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn sind:<br />
Georg Dlugosch aus Oberndorf; Paul<br />
Müller aus Rottweil; Generaloberin<br />
Schwester Agnes Löber und Schwes -<br />
ter Judith Kaupp vom Kloster <strong>Heiligenbronn</strong>;<br />
Pfarrer Thomas Fürst aus<br />
Engen; Dr. Rainer Brockhoff vom Caritasverband<br />
der Diözese; Professor<br />
Dr. Paul-<strong>St</strong>efan Roß aus <strong>St</strong>uttgart.<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 5
genossenschaften, aus denen sich Verpflichtungen<br />
ergeben.“<br />
Der Begriff „Hausgenossenschaft“<br />
stammt aus der Enzyklika „Familiaris<br />
consortio“ (Nr. 21) von Papst Johannes<br />
Paul II. und steht für einen erweiterten<br />
Familienbegriff, der neben Eltern und<br />
Kindern auch weitere Verwandtschaft<br />
und sonstige im Haushalt mitlebende<br />
Personen umfassen kann.<br />
Die Ergebnisse des <strong>St</strong>rategieworkshops<br />
bildeten die Rahmenbedingungen für<br />
die Erarbeitung der Zielvereinbarung im<br />
nachfolgenden Auditworkshop. Die aus<br />
unterschiedlichen Arbeitsbereichen der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> stammenden Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter wurden anhand verschiedener<br />
familienbezogener Kriterien<br />
ausgewählt, um die Personalstruktur<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> abzubilden. Die Diskussionen<br />
im Auditworkshop haben wiederum<br />
gezeigt, dass insbesondere das komplexe<br />
Thema Arbeitszeitgestaltung einen<br />
hohen <strong>St</strong>ellenwert für die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter besitzt.<br />
Nach Prüfung der Zielvereinbarung<br />
durch die audit berufundfamilie gGmbH<br />
wurde der stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />
das Zertifikat Anfang Dezember<br />
verliehen.<br />
16 Ziele vereinbart<br />
Die insgesamt 16 Ziele umfassende<br />
Zielvereinbarung gilt es nun, bis Dezem -<br />
ber 2016 zu bearbeiten und umzusetzen.<br />
Dabei gibt es aufgabenfeldspezifische<br />
und aufgabenfeldbezogene Maßnahmen.<br />
Über die Fortschritte bei der<br />
Umsetzung der Ziele sowie die durchgeführten<br />
Maßnahmen sind jährlich<br />
Berichte zu erstellen. Der Umsetzungsstiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn erhält das Zertifikat zum audit berufundfamilie<br />
BERUF UND FAMILIE VEREINBAREN WIRD IN ACHT<br />
HANDLUNGSFELDERN ANGESTREBT<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Unternehmen in der Sozialwirtschaft<br />
stehen heute vor der Herausforderung,<br />
nicht nur die Kundenorientierung<br />
zu optimieren, sondern auch<br />
die Belange der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter im Blick zu haben. Vor diesem<br />
Hintergrund ist es häufig die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie, welche<br />
einen Arbeitgeber für aktuelle und<br />
zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
attraktiv macht.<br />
Das Aufgabenfeld Altenhilfe der stiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn wurde 2008<br />
mit dem audit berufundfamilie zertifiziert.<br />
Auf Basis der gewonnenen Erfahrungen<br />
erfolgte 2013 die Zertifizierung<br />
der Gesamtstiftung. Dabei wurde im<br />
Rahmen eines mehrstufigen Prozesses<br />
eine gemeinsame Zielvereinbarung für<br />
die drei Aufgabenfelder der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
einschließlich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung<br />
erarbeitet. Auditorin ist dabei, wie zuvor<br />
bei der Auditierung in der Altenhilfe,<br />
Ursula Nicola-Hesse. Die Umsetzung der<br />
festgehaltenen Maßnahmen erfolgt im<br />
Laufe von drei Jahren ab Zertifikatsverleihung.<br />
Das audit beruf -<br />
undfamilie ist eine<br />
Initiative der gemeinnützigen<br />
Hertie-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
und<br />
steht unter der Schirmherrschaft des<br />
Bundesfamilienministeriums und des<br />
Bundeswirtschaftsministeriums. Es hat<br />
sich in den vergangenen Jahren zu einem<br />
anerkannten Qualitätsstandard für fami -<br />
lienbewusste Personalpolitik entwickelt<br />
und unterstützt Unternehmen bei der<br />
Erarbeitung und Umsetzung von mitarbeiterfreundlichen<br />
Maßnahmen.<br />
Diese individuell auf die Unternehmen<br />
hin angepassten Maßnahmen lassen<br />
sich in acht Handlungsfelder einordnen:<br />
Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeits -<br />
ort, Informations- und Kommunikationspolitik,<br />
Führungskompetenz, Personalentwicklung,<br />
Entgeltbestandteile/<br />
geldwerte Leistungen und Service für<br />
Familien.<br />
Ausgangspunkt für die Auditierung der<br />
gesamten <strong><strong>St</strong>iftung</strong> waren umfangreiche<br />
statistische Vorarbeiten und Auswertungen<br />
von Kennzahlen. Durch Basis-Checks<br />
in den neu zu zertifizierenden Aufgabenfeldern<br />
Behindertenhilfe und Kinder-<br />
und Jugendhilfe wurde der dortige<br />
Ist-<strong>St</strong>and erhoben.<br />
Nach diesen Vorarbeiten folgte ein von<br />
Ursula Nicola-Hesse moderierter <strong>St</strong>rategieworkshop.<br />
Dabei wurden von Leitungsmitarbeitern<br />
und einem Mitglied<br />
der Mitarbeitervertretung <strong>Heiligenbronn</strong><br />
die Rahmenbedingungen und Schwerpunkte<br />
für die Auditierung definiert. Als<br />
Haupthandlungsfelder wurden Arbeitszeit,<br />
Arbeitsorganisation, Informationsund<br />
Kommunikationspolitik und Personalentwicklung<br />
ausgewählt. Ergebnisse<br />
waren auch ein einheitlicher Familienbegriff<br />
und eine der Zertifizierung zugrundeliegende<br />
Zielformulierung.<br />
Was ist überhaupt Familie?<br />
Der Familienbegriff der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn lautet:<br />
Familie ist für uns da, wo unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gegenseitige,<br />
langfristige Verantwortung übernehmen<br />
und sich zugehörig fühlen.<br />
Hierzu gehören z.B. Kinder, Eltern, Großeltern,<br />
Enkel ebenso wie weitere verwandtschaftliche<br />
Beziehungen und Haus -<br />
6 | franziskus-Bote 4/2013
Beim Auditworkshop in <strong>Heiligenbronn</strong> mit Moderatorin Ursula Nicola-Hesse (links) und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeitern<br />
aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen wurden Zielvereinbarungen zur Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie gemeinsam erarbeitet.<br />
Foto: Ronecker<br />
stand wird anhand dieser Berichte durch<br />
die berufundfamilie gGmbH geprüft.<br />
Zu den geplanten Maßnahmen gehören<br />
unter anderem:<br />
• Arbeitszeitgestaltung vor dem Hin -<br />
tergrund mitarbeiter- und familienfreundlicher<br />
Aspekte<br />
• Maßnahmen rund um die Gesundheitsförderung<br />
• Informations- und Kommunikationsgestaltung<br />
nach innen und außen<br />
• Sensibilisierung von Führungskräften<br />
für die Thematik und Bereitstellung<br />
von Reflexions- und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
• Weiterentwicklung des Elternzeitkonzeptes<br />
• Service für Familien, wobei insbesondere<br />
auch auf die stiftungseigenen<br />
Kompetenzen zurückgegriffen wird<br />
(z.B. bei der Unterstützung zur Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Pflege).<br />
Wenngleich die Umsetzung aufgabenfeldbezogen<br />
erfolgt, betrifft die Mehrheit<br />
der Themen alle Aufgabenfelder<br />
und kann auch gemeinsam inhaltlich<br />
vorbereitet werden. Daher werden die<br />
vereinbarten Ziele durch eine aufgabenfeldübergreifende<br />
Projektgruppe strukturiert<br />
und begleitet. Insbesondere<br />
konzeptionelle Vorarbeiten und Prüfaufträge<br />
können so für alle Aufgabenfelder<br />
gemeinsam bearbeitet werden,<br />
bevor die Einführung vor Ort in den<br />
Einrichtungen erfolgt.<br />
Austausch im Netzwerk<br />
Teilweise kann dabei an bereits in der<br />
Altenhilfe bestehenden Maßnahmen<br />
angesetzt werden. Auch für die Bearbeitung<br />
der Maßnahmen kann auf die<br />
Erfahrung von Auditorin Ursula Nicola-<br />
Hesse zurückgegriffen werden. Ebenso<br />
bietet das Netzwerk der zertifizierten<br />
Unternehmen zahlreiche Austauschmöglichkeiten.<br />
So können Zertifikatsträger<br />
wechselseitig von Erfahrungen<br />
profitieren.<br />
Mitte 2014 wird in Berlin die feierliche<br />
Zertifikatsverleihung zum audit beruf -<br />
undfamilie an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> erfolgen.<br />
Manuel Jahnel<br />
Hohe Verantwortung und zugleich Herausforderung<br />
Die stiftung st. franziskus heiligenbronn darauf konzentrieren. Viele werden zusätzlich<br />
zu ihrer Arbeit von ihren Fami-<br />
ist ein großes sozialwirtschaftliches Unternehmen.<br />
Das zeigt schon der Blick lien voll in Anspruch genommen. Andere<br />
belastet die Sorge um die pflege-<br />
auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Fast zweitausend Menschen arbeiten<br />
hauptberuflich für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. Dies zugleich. Dazwischen und daneben gibt<br />
bedürftigen Eltern. Etliche trifft das alles<br />
bedeutet eine hohe Verantwortung und es noch manch anderes, was sich auf<br />
ist zugleich eine große Herausforderung.<br />
Denn so, wie sich die jeweiligen begleitende Fortbildungen, Schwanger-<br />
Privatleben und Beruf auswirkt. Berufs-<br />
Anstellungsverhältnisse zwischen Vollzeit,<br />
Teilzeit und Lage der Dienstzeit oder Neuorientierungen, Krankheiten<br />
schaften und Elternzeiten, private Um-<br />
unterscheiden, unterscheiden sich auch oder Auszeiten sind nur ein Ausschnitt<br />
die persönlichen Lebenssituationen, die aus dieser großen Vielfalt.<br />
Lebensentwürfe oder die familiären Zusammenhänge<br />
der Mitarbeiterinnen und Alle diese Lebenssituationen gibt es in<br />
Mitarbeiter voneinander.<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, in unseren Diensten, Referaten<br />
und Einrichtungen gleichzeitig.<br />
Manche stehen in der Ausbildung oder Auf vieles gehen wir jetzt schon so flexibel<br />
wie möglich ein. Im Interesse am Berufsanfang und können sich voll<br />
unserer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sowie auf dem Hintergrund unseres<br />
Auftrags können wir jedoch nicht dabei<br />
stehen bleiben. Mit dem audit beruf -<br />
undfamilie wollen wir einen weiteren<br />
Schritt tun, die Vereinbarkeit von persönlicher<br />
Lebenssituation und beruflicher<br />
Arbeitssituation in einen möglichst<br />
guten Ausgleich zu bringen.<br />
Kreativität und Flexibilität<br />
Dazu braucht es nicht nur eine Vielzahl<br />
von Informationen und Überlegungen,<br />
sondern es erfordert von allen Beteiligten<br />
Kreativität und Flexibilität. Wir sind<br />
aber sehr zuversichtlich, die notwendigen<br />
Schritte erfolgreich gehen zu können<br />
und vertrauen darauf, im Miteinander<br />
den richtigen Weg zu finden.<br />
Michael Wollek und Hubert Bernhard<br />
Vorstand<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 7
Mit Unterstützung des audit berufundfamilie zum Berufsabschluss<br />
ELISABETH NESS IM ALTENZENTRUM ST. MARTIN<br />
BRINGT AUSBILDUNG UND FAMILIE UNTER EINEN HUT<br />
Geislingen. Seit Oktober 2013 arbeitet<br />
Elisabeth Neß (26) als examinierte Altenpflegerin<br />
im Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin<br />
in Geislingen. Im September diesen Jah -<br />
res hat sie ihre Ausbildung beendet<br />
und ihr Examen mit sehr gutem Ergebnis<br />
an der Deutschen Angestellten-Akademie<br />
(DAA) in Albstadt abgelegt. Rückblickend<br />
sagt sie: „Ich glaube, ich hätte<br />
es so oder so durchgezogen, ich bin<br />
kein Mensch, der was anfängt und dann<br />
abbricht. Doch durch die Unterstützung<br />
im Rahmen vom audit beruf undfamilie<br />
und der Möglichkeit, die Ausbildung in<br />
80 Prozent anstatt Vollzeit zu machen,<br />
wurde es mir möglich, meine Familie und<br />
meine Berufsausbildung unter einen Hut<br />
zu bringen.“<br />
In die Pflege hineingeschnuppert<br />
Nach der Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau<br />
hat die geborene Görlitzerin<br />
einen Jungen zur Welt gebracht, mit dem<br />
sie 2006 in den Zollernalbkreis zog. Als<br />
ihr Sohn dann in den Kindergarten kam,<br />
suchte sie nach einer Aushilfsstelle und<br />
wurde im Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin als<br />
Alltagsbegleiterin auf Basis geringfügiger<br />
Beschäftigung eingestellt. Nach ei -<br />
nem halben Jahr fragte sie an, ob sie<br />
ein oder zwei Tage in der Pflege hospitieren<br />
könne, sie könne sich das eigent -<br />
lich auch ganz gut vorstellen.<br />
Vor der Ausbildung hatte sie viele<br />
Zweifel: Schaffe ich die schulischen<br />
Anforderungen? Bleibt meine<br />
Familie dabei auf der <strong>St</strong>recke? Wie<br />
bekomme ich das mit der Kinderbetreuung<br />
hin?<br />
Mitarbeiterin Elisabeth Neß (Mitte) mit den Bewohnerinnen<br />
Julie Riede (links) und Ingeborg Ruoff<br />
im Geislinger Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin.<br />
Foto: Schönstein<br />
Die Hospitation war für Elisabeth Neß<br />
eine gute Erfahrung und auch die Inhalte<br />
der Ausbildung weckten ihr Interesse.<br />
Aber sie hatte auch viele Zweifel<br />
und Zukunftsfragen: Schaffe ich die<br />
schulischen Anforderungen? Bleibt mei -<br />
ne Familie dabei auf der <strong>St</strong>recke? Wie<br />
bekomme ich das mit der Kinderbetreuung<br />
hin und hat mein Sohn dann<br />
das Gefühl, abgeschoben zu werden?<br />
Tut ihm das gut und tut mir das gut?<br />
Welche Zeit bleibt für die Familie und<br />
was verpasse ich? Das sind nur einige<br />
der Fragen, die ihr durch den Kopf gingen<br />
und die sie mit dem „großen Familienrat“<br />
besprechen musste.<br />
Klar war: Einfach wird’s nicht<br />
Klar war: Einfach wird’s nicht, denn ihr<br />
Partner machte zur gleichen Zeit noch<br />
ein Fernstudium und war vor allem am<br />
Wochenende oft nicht zuhause. Doch<br />
mit der Unterstützungszusage ihrer<br />
Schwiegereltern hat sie dann den Schritt<br />
gewagt und im Februar 2010 ein Vorpraktikum<br />
in der Pflege begonnen.<br />
In der Zeit hat sie festgestellt, dass in<br />
Vollzeit zu arbeiten bzw. eine Ausbildung<br />
zu machen, für sie derzeit familiär nicht<br />
möglich ist. Nach einem Gespräch entschlossen<br />
wir uns in <strong>St</strong>. Martin, Frau<br />
Neß die Ausbildung mit 80-prozentigem<br />
Dienstumfang anzubieten. Dieses Angebot<br />
hat sie dann angenommen und<br />
begann im Sommer 2010 mit ihrer Ausbildung.<br />
Es war nicht immer einfach. Was vorher<br />
spontan gemacht werden konnte, wie<br />
z.B. ein Besuch bei ihrer Familie in<br />
Görlitz, brauchte jetzt eine gute Abstimmung<br />
mit Betrieb und Schule. Die<br />
Schwiegereltern konnten auch nicht<br />
mehr so kurzfristig ein paar Tage verreisen,<br />
da sie ja fest in die Kinderbetreuung<br />
eingebunden waren. Und trotz<br />
guter Organisation kam Frau Neß selten<br />
vor 21 Uhr an den Schreibtisch, um zu<br />
lernen oder Berichte zu schreiben.<br />
„Alle haben mir geholfen“<br />
Nun sind drei Jahre vergangen und Frau<br />
Neß hat ihr Examen in der Tasche. Heute<br />
sagt sie: „Super, ich habe es geschafft<br />
und das mit guten Noten. Einfach war’s<br />
nicht. Aber ich habe mich im Betrieb<br />
immer gut begleitet gefühlt. Zwar haben<br />
auch die Mentoren gewechselt, aber die<br />
Koordination hat immer gepasst. Ich bin<br />
sehr dankbar für das große Vertrauen<br />
und die Anleitung, die ich von allen<br />
Kolleginnen und Kollegen erlebt habe.<br />
Nie hat einer gesagt, er hat keine Zeit<br />
für mich. Im Gegenteil, alle haben mir<br />
geholfen.“<br />
Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin ist man froh,<br />
dass Frau Neß bei ihrer Ausbildung unterstützt<br />
werden konnte, und freut man<br />
sich, dass sie seit Oktober als verantwortungsbewusste<br />
und gut ausgebildete<br />
Fachkraft-Kollegin im Altenzentrum<br />
mitarbeiten kann. Katja Schönstein<br />
8 | franziskus-Bote 4/2013
Institut für soziale Berufe gGmbH zehn Jahre alt<br />
FÜR ANDERE DA ZU SEIN, WILL GELERNT SEIN<br />
<strong>St</strong>uttgart. „Lernen für mich – da sein für<br />
andere“: Dieses Leitmotiv des Instituts<br />
für soziale Berufe <strong>St</strong>uttgart gGmbH eint<br />
die neun Fachschulen an fünf <strong>St</strong>andorten<br />
unter einem katholischen Dach. Die<br />
stiftung st. franziskus heiligenbronn war<br />
von der Gründung 2002 an Mitgesellschafter<br />
am Institut. Schon zuvor hatte<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> gemeinsam mit dem Edith-<br />
<strong>St</strong>ein-Institut Rottweil die berufsbegleitenden<br />
Ausbildung zum Heilerziehungspfleger<br />
ins Leben gerufen.<br />
Im Oktober wurde jetzt das gut zehnjährige<br />
Bestehen des Institus für soziale<br />
Berufe im Hildegard-Burjan-Haus gefeiert.<br />
Am Festakt nahmen auch die beiden<br />
Vorstände der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Michael Wollek<br />
und Hubert Bernhard, sowie der ehemalige<br />
Vorstandskollege Norbert Rapp<br />
teil. Die Feier war ein Ausdruck der Wert -<br />
schätzung und Anerkennung der Ausbildungsarbeit<br />
an den Fachschulen des<br />
Instituts, deren Geschichte noch länger<br />
zurückreicht. Das Institut für soziale<br />
Beruf vereinigt neun Fachschulen an<br />
den <strong>St</strong>andorten Rottweil, Spaichingen,<br />
Filderstadt-Plattenhardt, Neckarsulm<br />
und <strong>St</strong>uttgart-Degerloch.<br />
Dem Fachkräftemangel auf dem Gebiet<br />
sozialer Berufsfelder aktiv zu begegnen,<br />
war ein wesentlicher Impuls, der<br />
zur Gründung des Instituts in <strong>St</strong>uttgart<br />
führte. Dass dies gelungen ist, lässt<br />
sich auch statistisch belegen. So hat<br />
sich die Zahl der Auszubildenden an<br />
den Fachschulen des Instituts von ca.<br />
700 bei der Gründung auf aktuell 1400<br />
verdoppelt.<br />
Verankerung im Schulalltag<br />
Alle Rednerinnen und Redner der Feier<br />
waren sich darüber einig: Für andere<br />
da zu sein, will gelernt sein, und dieses<br />
Lernen braucht Begleitung und eine<br />
Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen des Instituts für soziale Berufe in <strong>St</strong>uttgart: in der ersten Reihe<br />
Mitte sind Geschäftsführerin Dr. Gerda Reschl-Rühling und Caritas-Diözesandirektor Prälat Wolfgang<br />
Tripp zu sehen, zweite von rechts Cornelia Graf, Leiterin der Edith-<strong>St</strong>ein-Fachschule Rottweil, und in<br />
der zweiten Reihe rechts <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard und sein ehemaliger Vorstandskollege<br />
Norbert Rapp.<br />
Foto: Institut für soziale Berufe<br />
fördernde <strong>St</strong>ruktur. Wie dies im schulischen<br />
Alltag ganz praktisch ausgestaltet<br />
sein kann, zeigten die beiden Schulleitungen<br />
der Fachschule für Sozialpädagogik<br />
in Rottweil und Neckarsulm,<br />
Cornelia Graf und Dr. Thomas Ochs.<br />
Sie stellten Vorgehensweisen zur Persönlichkeitsbildung,<br />
Entwicklung fachlicher<br />
Kompetenzen und gelebter Spiritualität<br />
im Schulalltag vor. Professorin<br />
Dr. Brigitte Scherer von der Katholischen<br />
Hochschule Freiburg stellte den <strong>St</strong>udiengang<br />
„Management und Führungskompetenz“<br />
vor, mit dem Fachkräfte aus<br />
den sozialen Einrichtungen ein universitäres<br />
Angebot gemacht wird.<br />
Innovation und Praxis im Dialog<br />
Die zentralen Anforderungen an soziale<br />
Ausbildungen stellte Professor Dr. Peter<br />
Lenninger aus München heraus. Er forderte<br />
dazu auf, das Lernen in generalistischen<br />
Ausbildungskonzepten ganzheitlich<br />
zu gestalten, obwohl die Fachpraxis<br />
des sozialen Marktes durch<br />
Arbeitsteilung und Spezialisierung gekennzeichnet<br />
sei. Es gelte, Innovationspotential<br />
und Praxisorientierung in<br />
Dialog zu bringen. Alle an der Berufsbildung<br />
beteiligten Akteure in den Bildungsinstitutionen<br />
und den karitativen<br />
Einrichtungen und Diensten wurden zur<br />
Kooperation aufgerufen, um ein gemeinsames,<br />
profilbildendes Bildungsund<br />
Qualitätsverständnis christlicher<br />
Berufsbildung zu entwickeln.<br />
Christine Widmaier<br />
Ausbildungsgänge des Instituts<br />
Die Fachschulen des Instituts für soziale<br />
Berufe <strong>St</strong>uttgart bieten folgende<br />
staatlich anerkannten Ausbildungsgänge:<br />
• Altenpfleger/in und<br />
Altenpflegehelfer/in<br />
• Erzieher/in<br />
• Heilerziehungspfleger/in und<br />
Heilerziehungshelfer/in<br />
• Heilpädagogik<br />
• Jugend- und Heimerzieher/in<br />
Die Praxisausbildungsplätze sind direkt<br />
in den Einrichtungen z.B. der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>. In der Regel wird ein einjähriges<br />
Vorpraktikum vorausgesetzt.<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 9
Taubblindenexperte Dr. David Brown aus den USA in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
DIE WAHRNEHMUNG DES EIGENEN KÖRPERS IST DIE<br />
ERSTE HÜRDE FÜR TAUBBLIND GEBORENE MENSCHEN<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Mit Dr. David Brown aus<br />
San Francisco/USA, der seit 30 Jahren<br />
in der Taubblindenarbeit engagiert ist,<br />
kam ein weltweit anerkannter Experte<br />
zu Vorträgen und Beratungen nach <strong>Heiligenbronn</strong><br />
ins Kompetenzzentrum für<br />
Menschen mit Taubblindheit. Auch ein<br />
weiteres Treffen von Familien aus<br />
Baden-Württemberg, in denen Kinder<br />
mit Taubblindheit und CHARGE-Syndrom<br />
leben, wurde von der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn ausgerichtet.<br />
Zu den Fachvorträgen über die Kommunikation<br />
von und mit Menschen mit<br />
mehrfacher Sinnesbehinderung oder<br />
Taubblindheit kamen neben Mitarbeitern<br />
aus den verschiedenen Bereichen<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> auch Betroffene und Fachleute<br />
von außerhalb, unter ihnen auch<br />
Professor Dr. Erwin Löhle von der HNO-<br />
Universitätsklinik Freiburg und Taubblindenseelsorger<br />
Peter Hepp aus Rottweil.<br />
Die Vorträge David Browns übertrug<br />
Dr. Eva Keller ins Deutsche und<br />
Marion Meier in Gebärdensprache.<br />
Brown betonte die Selbst- und Körperwahrnehmung<br />
eines taubblinden Menschen<br />
als Voraussetzung für seine Kommunikation.<br />
Körperliches Wohlbefinden<br />
und bewusste Wahrnehmung des eigenen<br />
Körpers müssten der Verständigung<br />
mit der Umwelt vorausgehen. Die<br />
Selbstregulation auf den neun Ebenen<br />
der Wachheit bzw. Anregung schilderte<br />
Brown als grundlegend, doch die meisten<br />
taubblind geborenen Menschen<br />
fühlten ihren Körper schwächer bzw.<br />
verändert. Dies sei jedoch Voraussetzung,<br />
um mit der Umwelt Kontakt aufzunehmen.<br />
Neben der Eigenstimulation<br />
könne dies auch durch Massagen und<br />
Übungen gefördert werden. Seinen Zuhörern<br />
vermittelte der Experte auf verständliche<br />
und kurzweilige Weise wertvolle<br />
Hinweise zur Beobachtung und<br />
Hilfestellung.<br />
Auszeichnung für sein Lebenswerk<br />
Im Rahmen seiner Vorträge erfuhr David<br />
Brown eine hohe Ehrung. Im Namen des<br />
Taubblinden-Weltverbandes überreichte<br />
ihm die Taubblindenbeauftragte der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Dr. Andrea Wanka, die selbst<br />
im Weltverband Vorstandsmitglied ist,<br />
die Auszeichnung für sein Lebenswerk,<br />
den „Lifetime Achievement Award“ mit<br />
einer gläsernen Weltkugel. Brown arbeitet<br />
für den California Deaf Blind Service,<br />
veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche<br />
Beiträge auch zum CHARGE-<br />
Syndrom und ist als Dozent und in der<br />
Fortbildung tätig. Nachdem er beim Kon -<br />
gress in Frankreich nicht hatte dabei<br />
sein können, wurde die Ehrung in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
nachgeholt.<br />
Familientreffen mit 60 Teilnehmern<br />
In <strong>Heiligenbronn</strong> war Brown auch beratend<br />
in verschiedenen Teams sowohl<br />
am Förderzentrum Sehen wie in der Behindertenhilfe<br />
Erwachsene zu Gast. Auch<br />
beim Familientreffen hielt er einen Vortrag<br />
mit Fragerunde und führte Einzelgespräche<br />
mit den Eltern. Bei diesem<br />
Treffen kamen 60 Teilnehmer mit 15<br />
hörsehbehinderten Kindern aus ganz<br />
Baden-Württemberg in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
zusammen. Manche der Kinder haben<br />
das CHARGE-Syndrom, das als das kom -<br />
plexeste bekannte Syndrom unserer<br />
Zeit gilt.<br />
In <strong>Heiligenbronn</strong> erhielt Dr. David Brown die Auszeichnung des Taubblinden-Weltverbandes für sein<br />
Lebenswerk. Unser Bild zeigt ihn mit dem Preis gemeinsam mit der <strong>Heiligenbronn</strong>er Taubblindenbeauftragten<br />
Dr. Andrea Wanka (Mitte) und Dolmetscherin Dr. Eva Keller aus der Schweiz. Foto: Graf<br />
Direktor Dietmar <strong>St</strong>ephan vom Förderzentrum<br />
Sehen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> begrüßte<br />
zu diesem Tag und Beratungslehrerin<br />
Astrid Borck moderierte das Programm.<br />
In verschiedenen Workshops erfuhren<br />
die Eltern etwas über mögliche Kommunikationssysteme<br />
wie Bezugsobjekte<br />
oder taktile Gebärden, sprachen über<br />
den Umgang mit Gefühlen und die Ge-<br />
10 | franziskus-Bote 4/2013
staltung der Familiengemeinschaft und<br />
machten am eigenen Leib simulierte Erfahrungen<br />
zu verschiedenen Kombinationen<br />
von Sinnesbehinderungen. Eine<br />
Mutter kommentierte diese Übung:<br />
„Jetzt habe ich erst gemerkt, was mein<br />
Kind jeden Tag leisten muss.“<br />
Die Kinder verbrachten in dieser Zeit in<br />
der Betreuung durch <strong><strong>St</strong>iftung</strong>smitarbeiter<br />
und <strong>St</strong>udierende einen erlebnisreichen<br />
Tag mit therapeutischem Reiten,<br />
Spiel-, Sport- und Bastelangeboten. Am<br />
Ende des Tages spannten die Teilnehmer<br />
untereinander ein Wollnetz als<br />
Symbol des miteinander geknüpften<br />
Netzwerks. In ihren Rückmeldungen ho -<br />
ben die Eltern die angenehme Atmos -<br />
phäre und die empfangenen Anregungen<br />
für ihren Alltag hervor. Ewald Graf<br />
Mit Simulationsbrillen, Kopfhörern und Handschuhen konnten die Eltern unter gegenseitiger Anleitung<br />
beim Familientreffen der Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit Taubblindheit selbst in die<br />
Haut eines mehrfach sinnesbehinderten Menschen schlüpfen.<br />
Foto: Borck<br />
Einweihung der neuen Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel für mehrfachbehinderte Menschen<br />
EIN SONNIGES HAUS MIT VIEL FREUDE UND HOFFNUNG<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Mit einer fröhlichen<br />
Feier unter Mitwirkung der Betreuten<br />
und viel Musik wurde in der stiftung st.<br />
franziskus heiligenbronn im Oktober<br />
die neue Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel eingeweiht.<br />
Vier Gruppen mit mehrfachbehinderten<br />
Menschen haben dort im Rah -<br />
men der Tagesbetreuung ihren neuen<br />
Platz gefunden.<br />
Auch Zuschuss von Aktion Mensch<br />
Der Neubau, quasi der „kleine Bruder“<br />
des nebenan stehenden Schulzentrums<br />
<strong>St</strong>. Benedikt, wurde innerhalb eines<br />
guten Jahres realisiert und im August<br />
von einem Teil des Förder- und Betreuungsbereiches<br />
für Erwachsene bezogen.<br />
Das Land Baden-Württemberg und der<br />
Kommunalverband für Jugend und Soziales<br />
gaben insgesamt 650 000 Euro<br />
Zuschuss für die rund zwei Millionen<br />
teure Investition. Die Aktion Mensch<br />
unterstützte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ebenfalls mit<br />
einem Zuschuss von 250 000 Euro.<br />
Unter den Gästen der Feier waren auch<br />
Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel und<br />
Schrambergs Oberbürgermeister Thomas<br />
Herzog, der frühere <strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand<br />
Norbert Rapp sowie Birgitta Hermle von<br />
der Hermle-<strong><strong>St</strong>iftung</strong> Gosheim, die für<br />
die Ausstattung von <strong>St</strong>. Gabriel eine<br />
große Spende gab. Auch Angehörige,<br />
Schwestern und viele Mitarbeiter der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> wohnten der Einweihung bei,<br />
so dass der Chor „InTakt“ zu Beginn<br />
ganz beruhigt das Lied „Alle simmer<br />
da“ anstimmen konnte.<br />
Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe,<br />
verwies auf die rasante Entwicklung<br />
des Förder- und Betreuungsbereiches,<br />
den es als tagesstrukturierendes<br />
Angebot für schwerst mehrfachbehinderte<br />
Erwachsene seit 19 Jahren in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
gibt und inzwischen auf<br />
rund 60 betreute Menschen angewachsen<br />
ist. Viele Hürden seien für diesen<br />
Ersatzneubau zu überwinden gewesen<br />
bautechnischer, konzeptioneller wie finanzieller<br />
Art. Drei Förderanträge mussten<br />
gestellt werden. Dank einer Gemeinschaftsleistung<br />
mit internen wie<br />
externen Beteiligten sei dann aber die<br />
Realisierung gelungen. Mit <strong>St</strong>. Gabriel<br />
stünden nun bessere Rahmenbedingungen<br />
für die Fördergruppen zur Verfügung.<br />
Der Name des Engels Gabriel<br />
stehe dabei auch für Entwicklung, Bewegung<br />
und Veränderung. Es möge<br />
„ein sonniges Haus mit viel Freude,<br />
Hoffnung und Zuversicht werden“,<br />
wünschte Seger.<br />
„Erkennungszeichen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>“<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Michael Wollek betonte,<br />
dass er gern im Förder- und Be-<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 11
treuungsbereich zu Gast sei. Dieser sei<br />
auch ein „Erkennungszeichen unserer<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>“. Wollek würdigte das Engagement<br />
der Mitarbeiter und wünschte<br />
allen mit <strong>Franziskus</strong> „Friede und Wohlergehen“.<br />
„Jeder kann Lehrer des<br />
anderen sein“<br />
Tanja Keller, Leiterin des Förder- und<br />
Betreuungsbereichs, stellte die Arbeit<br />
in den insgesamt sieben Gruppen auf<br />
humorvolle Weise und anhand vieler<br />
Bilder vor. Ihr Motto lautete: „Jeder kann<br />
in irgendetwas der Lehrer des anderen<br />
sein“. So würden auch die Mitarbeiter<br />
von den Betreuten noch vieles lernen.<br />
Sie seien beispielsweise große Lehrmeister<br />
im Entschleunigen oder „wunderbare<br />
Umarmer“. Zu den Klängen des<br />
Zuckowski-Liedes „Leben ist mehr als<br />
Rackern und Schuften“ erhielten die<br />
Festgäste einen lebendigen Einblick in<br />
den Alltag der Gruppen, in dem Kunst<br />
und Musik, Körper- und Naturerfahrungen<br />
genauso im Mittelpunkt stehen wie<br />
Haushalts- und Werkstattarbeiten.<br />
„Charme des Einfachen“<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sarchitekt Michael Wühr stellte<br />
als Projektbetreuer des vom Büro ktl<br />
aus Rottweil geplanten Hauses den<br />
Planungs- und Bauverlauf vor. Der<br />
schlechte Baugrund habe schließlich<br />
dazu geführt, dass <strong>St</strong>. Gabriel in Holzbauweise<br />
realisiert wurde, um Gewicht<br />
und damit auch aufwändige Fudamentierungsarbeiten<br />
zu sparen. Wühr lobte<br />
die konstruktive Zusammenarbeit aller<br />
Seiten. Mit ihr sei ein Gebäude gelungen,<br />
„das den Charme des Einfachen<br />
und Zweckmäßigen in sich trägt, ohne<br />
einfältig oder ideen- und lieblos zu wirken“.<br />
Er sei auch stolz darauf, dass <strong>St</strong>.<br />
Gabriel kosten- und termingetreu realisiert<br />
werden konnte.<br />
Kunstwerk für Birgitta Hermle<br />
Musikalisch stimmungsvoll umrahmt<br />
wurde die Feier von der Trommelgruppe<br />
„Hakuna Matata“ mit Maskottchen Alf<br />
unter Leitung von Gabriele Higler und<br />
dem Chor „InTakt“ unter Leitung von<br />
Georg Sprich. Sie bewegten die Festgäste<br />
sogar zu einer kleinen Tanzrunde.<br />
Die Betreuten aus den Fördergruppen<br />
Durch den Neubau <strong>St</strong>. Gabriel führten Tanja Keller (rechts), die Leiterin des Förder- und Betreuungsbereichs,<br />
und Architekt Michael Wühr (dritter von rechts) einige Gäste, darunter (von rechts) Birgitta<br />
Hermle, Günter Seger, Leitung Behindertenhilfe, Schuldirektor Ludger Bernhard, der frühere <strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand<br />
Norbert Rapp und Pfarrer Richard Schitterer, Hausgeistlicher des Klosters.<br />
12 | franziskus-Bote 4/2013<br />
Eingeweiht wurde die neue Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel der stiftung st. franziskus heiligenbronn mit einem<br />
Festakt im benachbarten Schulzentrum <strong>St</strong>. Benedikt. Hier ist die integrative Trommelgruppe „Hakuna<br />
Matata“ mit ihrer Leiterin Gabriele Higler und Maskottchen Alf in der Mitte aktiv. Fotos: Graf<br />
„Jeder kann in irgendetwas der<br />
Lehrer des anderen sein“. So würden<br />
auch die Mitarbeiter von<br />
den Betreuten noch vieles lernen.<br />
Sie seien beispielsweise große<br />
Lehrmeister im Entschleunigen<br />
oder „wunderbare Umarmer“.<br />
wirkten selbst mit einem Lied und den<br />
Fürbitten an der Feier mit. Als Dank für<br />
die Hermle-<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, die die Ausstattung<br />
einer Gruppe und therapeutische<br />
Materialien finanzierte, hatten Mitarbeiterin<br />
Tatjana Wöhrle und Bewohner<br />
Ingo Bührle ein Kunstwerk angefertigt,<br />
das dann Tanja Keller und Niklas<br />
Schwarz zusammen an Birgitta Hermle<br />
überreichten.<br />
Die Segnung der neuen Räume nahmen<br />
Pfarrer Christian Albrecht und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sseelsorgerin<br />
Ute Graf vor. „Ja sagen<br />
zum Leben, dann kann sich ein Wunder<br />
ergeben,“ sagte Pfarrer Albrecht beim<br />
Segensgebet vor der Festgemeinde,<br />
bevor die Räume in <strong>St</strong>. Benedikt mit<br />
Weihrauch und Weihwasser abgeschritten<br />
wurden. Die Gäste und Angehörigen<br />
nutzten auch die Gelegenheit, bei einer<br />
Führung durchs Haus die neuen Räumlichkeiten<br />
in <strong>St</strong>. Gabriel näher kennen<br />
zu lernen, die von den Gruppen bereits<br />
wohnlich eingerichtet waren (siehe auch<br />
franziskus-Bote 3/2013).<br />
Ewald Graf
Fachtag in <strong>Heiligenbronn</strong> zum Thema Hörschädigung<br />
UMGANG MIT HÖRENDEN BEDEUTET STRESS<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Leben und Lernen mit<br />
Hörschädigung stand im Mittelpunkt<br />
eines Fachtags in der stiftung st. <strong>Franziskus</strong><br />
heiligenbronn, die der Kommunalverband<br />
für Jugend und Soziales<br />
(KVJS) Baden-Württemberg veranstaltete.<br />
Dabei referierten auch Fachkräfte<br />
und Schüler aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />
Vorstand Michael Wollek und Franz<br />
Schmeller, Leiter des Dezernats Soziales<br />
im KVJS, begrüßten zu diesem „Ortstermin“<br />
im Elisabetha-Glöckler-Saal die<br />
rund 60 Teilnehmer. Sie kamen aus Sozialämtern<br />
im Land, der Schulverwaltung<br />
wie auch aus der Behindertenhilfe<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> selbst. Ein Grußwort sprach<br />
auch Bernd Hamann, Sozialdezernent<br />
des Landkreises Rottweil, der seine<br />
„gemischten Gefühle“ gegenüber dem<br />
Begriff „Inklusion“ zum Ausdruck brach -<br />
te. Denn auch bisher sei nicht nur „ausgesondert“<br />
worden.<br />
Inklusionsquote von 32 Prozent<br />
Zum Tagungsthema „Kinder und Erwachsene<br />
mit Hörschädigung“ gaben<br />
Christine Blankenfeld vom KVJS und<br />
Hubert Haaga vom Kultusministerium<br />
einen statistischen Überblick. Bereits<br />
jetzt erreiche Baden-Württemberg bei<br />
hörgeschädigten Schülern eine Inklusionsquote<br />
von 32 Prozent, wenn man<br />
die Außenklassen der Hörgeschädigtenschulen<br />
einbeziehe, wo sehr viel inklusiver<br />
Unterricht erfolge. Das Förderzentrum<br />
Hören und Sprechen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
unterrichtet etwa 57 Schüler in Außenklassen<br />
und 80 an der Sonderschule in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>.<br />
In Workshops gingen die Teilnehmer auf einzelne Aspekte oder Personengruppen näher ein wie hier<br />
im Workshop mit dem Psychologen Dr. Oliver Rien (links) zu den Lebenswelten von Menschen mit<br />
Hörschädigung; zweiter von links Günter Seger, Leitung Behindertenhilfe in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />
Als Experten in eigener Sache kamen beim Fachtag zum Thema Hörschädigung in <strong>Heiligenbronn</strong> auch<br />
Schüler des Förderzentrums Hören und Sprechen zu Wort. Bei diesen Erfahrungsberichten sprachen:<br />
(von links) Schulleiterin Margarethe Neudeck, Elternbeiratsvorsitzender Jörg Freund und die Schüler<br />
Lisa Schneider, Emine Lalaj, Natascha Seifried und Muhammed Hussein Abdelkader. Fotos: Graf<br />
Oft mehrfache Behinderungen<br />
Bei den Erwachsenen verwies Blankenfeld<br />
etwa darauf, dass die meisten Hörgeschädigten,<br />
die von Einrichtungen<br />
betreut werden, zu ihrer Hörbehinderung<br />
noch eine andere Behinderung<br />
oder Erkrankung haben. 47 Prozent der<br />
betreuten Erwachsenen mit Hörschädigung<br />
besuchten eine Werkstatt, 24 Prozent<br />
seien in einem Förder- und Betreuungsbereich<br />
und 25 Prozent in einer<br />
Tagesbetreuung z. B. für Senioren. Fast<br />
jeder Vierte kommt gar nicht aus Baden-<br />
Württemberg, sondern von außerhalb.<br />
„Es geht ums Verstehen!“<br />
Auf großes Interesse bei den Teilnehmern<br />
stieß der Vortrag von Diplom-<br />
Psychologe Dr. Oliver Rien, dem Leiter<br />
des Cochlear-Implantat-Centrums Würzburg.<br />
Aus seiner persönlichen Sicht als<br />
selbst Hörgeschädigter machte er deutlich,<br />
was für Schwierigkeiten der Alltag<br />
bereitet, denn Hörschädigung sei immer<br />
noch stigmatisiert und der Umgang mit<br />
Hörenden bedeute <strong>St</strong>ress. Technische<br />
Hilfen seien noch nicht die Lösung,<br />
denn: „Es geht gar nicht ums Hören, es<br />
geht ums Verstehen!“, betonte Rien.<br />
Deswegen ist es mit einem Hörgerät<br />
oder einem Implantat noch nicht getan.<br />
Eine wichtige Rolle komme hierbei den<br />
Eltern zu, die oft unsicher und traumatisiert<br />
seien und meist keine Gebärdensprache<br />
beherrschten. Diese sei unverzichtbar<br />
als unterstützende Kommunikation.<br />
Bei der inklusiven Beschulung<br />
gehe es nicht nur um das hörgeschädigte<br />
Kind und den Lehrer, sondern<br />
auch um die Mitschüler und deren<br />
Eltern. Hörgeschädigte selbst, so der<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 13
Referent, sollten lernen, offensiv mit<br />
ihrer Behinderung umzugehen.<br />
Als Experten in eigener Sache gaben<br />
bei einer Gesprächsrunde in der Schule<br />
<strong>St</strong>. Benedikt vier Werkrealschüler des<br />
Förderzentrums Hören und Sprechen –<br />
Muhammed Hussein Abdelkader aus<br />
Tuttlingen, Natascha Seifried aus Dunningen,<br />
Emine Lalaj aus Balingen und<br />
Lisa Schneider aus Dietingen – sowie<br />
Elternbeiratsvorsitzender Jörg Freund<br />
aus Niedereschach Auskunft über die<br />
unterschiedlichen Schulwege und die<br />
beruflichen Perspektiven der Schüler.<br />
Bei einer Führung durch das neue Schul -<br />
zentrum <strong>St</strong>. Benedikt lernten die Gäste<br />
nicht nur die baulichen Besonderheiten<br />
des Hauses kennen, sondern auch die<br />
Möglichkeiten der Audiometrie und erlebten<br />
den Unterricht in der zweiten<br />
Klasse live mit.<br />
Workshops mit Fachkräften<br />
Vertiefend befassten sich die Tagungsteilnehmer<br />
in verschiedenen Workshops<br />
mit Fachkräften der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Psychologe<br />
Oliver Rien mit der Lebenswelt<br />
von Hörgeschädigten, dem inklusiven<br />
Bildungsangebot von Außenklassen,<br />
der schulischen Bildung für Kinder mit<br />
mehrfacher Behinderung, der Unterstützung<br />
von Hörgeschädigten mit psychischer<br />
Erkrankung und den besonderen<br />
Anforderungen für Menschen mit Taubblindheit<br />
und Hörsehbehinderung. Eine<br />
lockere Abschlussrunde mit musikalischer<br />
Untermalung bot noch einmal Gelegenheit<br />
zum Austausch der vielfältigen<br />
Erfahrungen und Gedankenanstöße.<br />
Ewald Graf<br />
Fachkonzept Sehschädigung für die Behindertenhilfe Erwachsene<br />
DURCHBLICK UND TEILHABE FÜR ALLE DAS ZIEL<br />
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe zum Fachkonzept Sehschädigung mit „Dankeschön“-Rosen bei der kleinen<br />
Feierstunde zum Abschluss des Projekts mit Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe, in der Mitte.<br />
Foto: Graf<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Eine dreijährige Arbeit<br />
kam in diesem Jahr zu einem erfolgreichen<br />
Abschluss: ein fachliches Gesamtkonzept<br />
Sehschädigung wurde in einer<br />
inklusiven Arbeitsgruppe der Behindertenhilfe<br />
Erwachsene ausgearbeitet und<br />
von den Leitungen verabschiedet. Sie<br />
dient der Weiterentwicklung der Angebote<br />
für blinde und sehbehinderte<br />
Menschen, ihrer Information und Beteiligung<br />
und ist an den spezifischen und<br />
individuellen Bedürfnissen der Menschen<br />
mit einer Sehschädigung ausgerichtet.<br />
Das Konzept ist Orientierungshilfe<br />
und Handlungsleitlinie für Mitarbeiter<br />
und Entscheidungsträger – ganz<br />
im Sinne des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Leitbilds, das<br />
Lebensräume und Lebensmöglichkeiten<br />
für Menschen mit einer Sinnesbehinderung<br />
und zusätzlichen Behinderungen<br />
und Beeinträchtigungen fordert.<br />
„Jeder konnte sich einbringen“<br />
Kein geringer Anlass also, um auch mit<br />
<strong>St</strong>olz auf das Geleistete zurückzublicken<br />
und etwas zu feiern. In der Abschlussrunde<br />
der Arbeitsgruppe dankte daher<br />
Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe,<br />
allen Mitgliedern für ihr Engagement<br />
und die investierte Zeit. „Jeder<br />
konnte sich einbringen“, resümierte<br />
Seger. Die Entstehung dieser „umfassenden<br />
und ausführlichen Konzeption“<br />
habe damit Vorbildcharakter.<br />
Die einzelnen Mitglieder waren die<br />
blinden bzw. sehbehinderten Bewohner<br />
Markus Franke, Peter Fuchs, Michael<br />
Hügler, Matthias Kempinger, Tanja<br />
Kümmel und Lina Krüger, DH-<strong>St</strong>udentin<br />
Swenja Fink, Rehabilitationslehrerin Dorothee<br />
Haberstroh, Friedrich Palmer,<br />
Leiter der Blindenwerkstätten, Monika<br />
Schuhmacher, Leiterin einer Wohngrup -<br />
pe, und Fachbereichsleiter Frank King.<br />
Anfangs waren auch die inzwischen aus -<br />
geschiedenen Mitarbeiter Heike Händel<br />
und Frank Höfle dabei.<br />
Da vor dem Vergnügen stets noch die<br />
14 | franziskus-Bote 4/2013
Bereits im Vorfeld vor <strong>St</strong>art der Arbeitsgruppe<br />
wurden einzelne Schwerpunktthemen<br />
besprochen. Die sechs Bewohner,<br />
die in der AG mitarbeiteten, führten<br />
zu den anstehenden Themen Vorgespräche<br />
und tauschten sich auch in ihrem<br />
Alltag mit anderen Bewohnern und Beschäftigten<br />
dazu aus.<br />
Mobilitätstraining mit Rehabilitationslehrerin<br />
Dorothee Haberstroh wie hier mit Jennifer Neumann<br />
im Klosterhof gehört mit zum spezifischen<br />
Angebot für blinde und sehbehinderte Menschen<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />
Foto: Graf<br />
Arbeit kommt, gab es auch zum Abschluss<br />
der Projektgruppe noch einen<br />
wichtigen Arbeitsauftrag zu erfüllen,<br />
denn ein Titel für das Ganze fehlte noch.<br />
Auch da sprudelten die Ideen und man<br />
einigte sich in gemeinsamer Diskussion<br />
auf die Aussage „Durchblick für alle“,<br />
was schließlich einstimmig vorgeschlagen<br />
und dann auch von der Leitung<br />
übernommen wur -<br />
de. Tanja Kümmel<br />
zeichnete sogar<br />
noch ein Logo<br />
dazu (links). So<br />
stand der kleinen<br />
Feierstunde nichts<br />
mehr im Weg, zu<br />
der Monika Schuhmacher die Arbeit in<br />
einem spontan verfassten Gedicht Revue<br />
passieren ließ:<br />
„Heraus kam nun dieses Papier,<br />
wir halten es in Händen hier<br />
und hoffen, dass es jenen nützt,<br />
die bei der Arbeit mitgeschwitzt...“<br />
Zu speziellen Themen lud die Arbeitsgruppe<br />
dann auch Experten ein, so wie<br />
Tanja Keller, die Leiterin des Förderund<br />
Betreuungsbereiches für mehrfachbehinderte<br />
Menschen, oder Bianca Hock<br />
vom Sozialdienst, die verantwortlich für<br />
Freizeit-, Bildungs- und Kulturangebote<br />
für die Bewohner ist.<br />
Selbständigkeit großes Ziel<br />
Breiten Raum nahm bei den Treffen der<br />
AG naturgemäß die Diskussion von Maß -<br />
nahmen und Prioritäten ein. „Ziel der<br />
Vorschläge“, blickte Günter Seger bei<br />
der Abschlusssitzung zurück, „ist zumeist<br />
die Selbständigkeit. Aber auch<br />
der Zugang zu Informationen oder die<br />
Barrierefreiheit haben einen hohen<br />
<strong>St</strong>ellenwert.“ Zur Konzeption mit ihrer<br />
Bestandsaufnahme der Bedarfe in den<br />
verschiedenen Feldern erarbeitete die<br />
AG Sehschädigung auch einen Maßnahmenkatalog<br />
mit über 120 Vorschlägen!<br />
Verantwortlich für die Umsetzung sind<br />
die Fachbereichsleitungen der Behinder -<br />
tenhilfe, die natürlich nur Schritt für<br />
Schritt erfolgen kann und wozu inzwischen<br />
Prioriäten gesetzt wurden. Manches<br />
ist im Laufe der AG-Arbeit aber<br />
auch bereits realisiert worden und vieles<br />
gehört bereits seit längerem selbstverständlich<br />
dazu. „Sie sehen, Ihr Einsatz<br />
hat sich gelohnt!“, lobte Günter<br />
Seger die Mitglieder der AG, warb aber<br />
zugleich für Geduld bei der Umsetzung:<br />
„Einen langen Atem werden wir auch in<br />
Zukunft brauchen.“<br />
Infotelefon eingerichtet<br />
Zugute kommen soll dieses Gesamtkon -<br />
zept Sehschädigung allen erwachsenen<br />
Menschen der Einrichtung mit einer Seh -<br />
schädigung und weiteren Beeinträchtigungen<br />
und Behinderungen. Ihre Bedarfe<br />
sind gegliedert in die Bereiche:<br />
• Orientierung und Mobilität – wer<br />
Für die Teilnahme von Bewohnerin Birsen Cakmak<br />
am Volkshochschulkurs in Englisch druckt der<br />
Sozialdienst jeweils die Kursunterlagen in Blindenschrift<br />
aus.<br />
Foto: Hartmann<br />
schlecht oder gar nicht sieht, ist hier<br />
auf Unterstützung angewiesen wie<br />
etwa das Mobilitätstraining.<br />
• Information – Zugang zu Informationen<br />
und Wissen ist eine Grundvoraussetzung<br />
für Teilhabe; so gehört zu den<br />
vorgeschlagenen Maßnahmen auch das<br />
schnelle Internet für die Bewohner oder<br />
ein inzwischen vom Sozialdienst schon<br />
realisiertes Infotelefon, über das der<br />
Speiseplan, das Protokoll der letzten<br />
Heimbeiratssitzung und Infos über Gottesdienste<br />
und Kirche abgehört werden<br />
kann. Auch das Ausdrucken von Unterlagen<br />
in Blindenschrift gehört dazu.<br />
• Zeit – sehgeschädigte Menschen haben<br />
in vielem einen höheren Zeitbedarf.<br />
• Assistenz und Begleitung – die Teilnahme<br />
am gesellschaftlichen Leben erfordert<br />
oft persönliche Begleitung und<br />
Assistenz, wie sie der Sozialdienst z.B.<br />
beim Besuch von Volkshochschulkursen<br />
bietet.<br />
• Umweltgestaltung – hier erfordert die<br />
gewünschte Selbständigkeit vielfältige<br />
Rücksichtnahme z.B. bei der Wegführung,<br />
mit starken Farbkontrasten,<br />
blendfreier Beleuchtung oder taktilen<br />
Leitlinien.<br />
Das Konzept geht auf vieles ein, was in<br />
den Werkstätten, Bildungs- und Freizeitangeboten,<br />
im Förder- und Betreuungsbereich<br />
oder in den Wohnformen<br />
bereits berücksichtigt wird oder künftig<br />
zu berücksichtigen ist. Ewald Graf<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 15
Förderverein für therapeutisches Reiten mit Grund zum Feiern<br />
REITERSTÜBLE ALS UNTERRICHTSPROJEKT REALISIERT<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Für das Therapeutische<br />
Reiten in der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn steht dem Förderverein<br />
jetzt auch ein Reiterstüble als Schlechtwetteralternative<br />
zur Verfügung. Die<br />
Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong> der Diözese unterstützte<br />
es finanziell und Berufsschüler<br />
und Azubis des Zentrums für Ausbildung<br />
und Qualifikation (ZAQ) haben es<br />
in die Tat umgesetzt.<br />
Förderung durch Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
Den lang gehegten Wunsch des Vereins<br />
zur Förderung des therapeutischen Reitens<br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> nach<br />
einem Unterschlupf für regnerische Tage,<br />
wenn das Reiten im Gelände oder auf<br />
dem Reitplatz nicht möglich ist, wurde<br />
jetzt Realität. Unter die Arme gegriffen<br />
haben dem Förderverein hierbei die Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
der Diözese Rottenburg-<br />
<strong>St</strong>uttgart, die das therapeutische Reiten<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> von 2009 bis 2011 mit<br />
insgesamt 42 000 Euro förderte und bis<br />
2015 weitere 30 000 Euro bewilligt hat.<br />
King immer wieder Hand an und betätigten<br />
sich als vielseitige Handwerker.<br />
Viele Arbeiten überm Pferdestall<br />
So wurden im Rahmen dieses Unterrichtsprojekts<br />
nicht nur die Wände isoliert<br />
und mit Holz verkleidet, ein neuer<br />
Boden verlegt, sondern auch vieles andere<br />
übernommen, was zu einem Hausbau<br />
so dazugehört: neue Fenster eingebaut,<br />
geplättelt, kleine Küchenzeile<br />
und WC eingebaut, elektrische Leitungen<br />
gelegt und anderes. Wie ZAQ-Leiter<br />
Udo Neudeck bei der Einweihung schilderte,<br />
war dieses zweijährige Projekt<br />
„eine tolle Sache und die Jugendlichen<br />
haben viel dazugelernt“. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
bemühe sich um eine realitätsnahe<br />
Ausbildung. Das Reiterstüble sei so zu<br />
einem Schmuckstück geworden.<br />
Vereinsvorsitzender und Reitpädagoge<br />
Martin Müller verwies beim Fest darauf,<br />
dass dank der Unterstützung der Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
seit 2009 auch bereits<br />
neue Koppeln und eine frostsichere<br />
Tränke gebaut werden konnten. Elke<br />
Zimmermann berichtet, dass die Förderung<br />
auch speziell für sehbehinderte und<br />
autistische Kinder ausgeweitet wur de.<br />
„Es ist wichtig, im Bereich Mensch und<br />
Tier etwas zu tun“, sagt sie mit Blick<br />
auf die vielen positiven Wirkungen auf<br />
kranke und behinderte Menschen, die<br />
der Umgang mit Tieren zeigt.<br />
Genug Grund also zum Feiern, was trotz<br />
Regenwetter auch gemacht wurde von<br />
Vereinsmitgliedern, Reitschülern und<br />
Mitarbeitern. Kutschfahrten standen auf<br />
dem Programm sowie Vorführungen einiger<br />
Reitschüler auf dem Geschicklichkeitsparcours.<br />
Dazwischen schmeckte<br />
natürlich auch eine heiße Wurst oder<br />
ein warmer Kaffee. Das <strong>St</strong>öbern im<br />
neuen Reiterstüble durfte dabei auch<br />
nicht fehlen.<br />
Ewald Graf<br />
Geschäftsführerin Elke Zimmermann<br />
kam im Oktober eigens zum Reiterfest,<br />
das zur Einweihung des Reiterstübles<br />
abgehalten wurde, und überzeugte sich<br />
vor Ort über die gelungene Investition.<br />
Der Reitunterricht und die Versorgung<br />
der Pferde kann nun ergänzt werden<br />
durch weitere Übungen oder spielerische<br />
Beschäftigungen im Rahmen der therapeutischen<br />
Gruppenstunden mit den be -<br />
hinderten Schülern und Erwachsenen.<br />
Praktisch realisiert wurde der Umbau<br />
des vorderen Dachgeschosses über dem<br />
kleinen Pferdestall zum Reiterstüble<br />
durch ein längerfristiges Unterrichtsprojekt<br />
des ZAQ. Schüler des Berufsvorbereitungsjahrs<br />
und Azubis aus den stiftungseigenen<br />
Betrieben legten unter<br />
Anleitung von Berufsschullehrer Dominic<br />
Der Verein zur Förderung des therapeutischen Reitens in <strong>Heiligenbronn</strong> freut sich über ein Reiterstüble<br />
im Dachgeschoss des Pferdestalls (oben), das mit einem Reiterfest eingeweiht wurde: vorne von links<br />
Udo Neudeck, Leiter des Zentrums für Ausbildung und Qualifikation, mit einigen Berufsschülern, Elke<br />
Zimmermann von der Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Therapiepferd „April“, Martin Müller und Isabella Vogel vom<br />
Förderverein und Berufsschullehrer Dominic King.<br />
Fotos: Graf<br />
16 | franziskus-Bote 4/2013
23 Dienstjubilare aus der Behindertenhilfe und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung geehrt<br />
„VERGELT’S GOTT FÜR DAS MEHR AN ENGAGEMENT“<br />
Schramberg-Sulgen. Erstmals waren alle<br />
Dienstjubilare der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
<strong>Heiligenbronn</strong> aus der Behindertenhilfe<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung<br />
zu einem gemeinsamen Festabend<br />
eingeladen, bei dem ihre Mitarbeit gewürdigt<br />
wurde.<br />
Früher wurden die Ehrungen im Rahmen<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfeste oder Adventsfeiern<br />
vorgenommen. Diesmal kamen die lang -<br />
jährigen Mitarbeiter mit 10-, 20- und<br />
25-jähriger Tätigkeit in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zu<br />
einer eigenen Feier mit Sektempfang<br />
und Festmenü ins Restaurant „Drei Könige“<br />
in Sulgen zusammen.<br />
Die Jubilare aus der Behindertenhilfe <strong>Heiligenbronn</strong> und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung mit ihren Leitungen<br />
und den Vorständen Michael Wollek (links) und Hubert Bernhard (rechts) beim gemeinsamen Festabend<br />
im Hotel „Drei Könige“ in Sulgen – vorne mit Geschenkkörben für 20- und 25-jährige Mitarbeit (von<br />
links) Oliver Avemaria, Beate Mayer, <strong>St</strong>efanie Herzog und Dorothee Haberstroh.<br />
Foto: Graf<br />
Wie Vorstand Michael Wollek zum Auftakt<br />
der Ehrungen sagte, umfasse die<br />
Dienstzeit der Jubilare auch den Zeitraum,<br />
in dem sich in der Behindertenhilfe<br />
wie in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> viel entwickelt<br />
habe. Von den 23 Jubilarinnen und<br />
Jubilaren fehlten einige krankheitsbedingt<br />
und eine Jubilarin brachte in der<br />
Nacht davor ihren Sohn zur Welt.<br />
Dank für das Gewachsene und<br />
das Geleistete<br />
Dank sagen für das, „was gewachsen<br />
ist und was geleistet wurde“, tat Vorstand<br />
Wollek auch mit einem bewussten<br />
„Vergelt’s Gott“. Denn das Getane<br />
sei mehr als das, was bezahlt werden<br />
könne und dieses „Mehr an Zuwendung,<br />
an Können und Engagement“<br />
könne nur Gott vergelten. Vor den Ehrungen<br />
ließ der Vorstand auch raten,<br />
Vorstand Michael Wollek ließ<br />
auch raten, wie hoch vor 10, vor 20<br />
und vor 25 Jahren wohl der Brot- und<br />
der Benzinpreis gewesen war und<br />
da zeigte sich, dass das Leben auch<br />
früher schon zuweilen teurer war<br />
als in Erinnerung.<br />
wie hoch vor 10, vor 20 und vor 25 Jahren<br />
wohl der Brot- und der Benzinpreis<br />
gewesen war und da zeigte sich, dass<br />
das Leben auch früher schon zuweilen<br />
teurer war als in Erinnerung.<br />
Die Jubilare wurden beim Festabend vom<br />
Vorstand, Roland Flaig und Günter Seger<br />
als den Leitern der Behindertenhilfe<br />
und den jeweiligen Bereichsleitungen<br />
in kurzen Worten gewürdigt und mit Urkunden<br />
und Geschenkkörben bedacht.<br />
Für 25-jährige Mitarbeit, anfangs noch<br />
im Kloster, dann in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, wurde<br />
die Sozialpädagogin und Rehabilitationslehrerin<br />
Dorothee Haberstroh geehrt,<br />
die im Förderzentrum Sehen wie<br />
in der Behindertenhilfe Erwachsene<br />
blinde und sehbehinderte Menschen in<br />
Orientierung und Mobilität fördert, so -<br />
wie Oliver Avemaria, der als Fachlehrer<br />
in der BVE-Klasse des Förderzentrums<br />
Sehen am Berufsschulzentrum Sulgen<br />
unterrichtet, als Erlebnispädagoge und<br />
Sportlehrer in den Schulen tätig ist und<br />
lange Zeit als Erzieher im Internat des<br />
Förderzentrums Hören und Sprechen<br />
tätig war.<br />
Für 20 Dienstjahre gewürdigt wurden<br />
Fachbereichsleiterin Beate Mayer, Leiterin<br />
der Häuser <strong>St</strong>. Antonius Rottweil<br />
und <strong>St</strong>. Agnes Spaichingen, <strong>St</strong>efanie<br />
Herzog vom Schulkindergarten des Förderzentrums<br />
Hören und Sprechen, Sandra<br />
Weindinger vom Haus <strong>St</strong>. Antonius<br />
Rottweil, Gudrun Palmer aus der Werkstatt,<br />
Edith Ebert aus dem Wohnbereich<br />
Erwachsene in <strong>Heiligenbronn</strong>, Annerose<br />
Fiest aus der Einrichtungsverwaltung<br />
sowie Gärtnermeister Martin Gruber.<br />
Die Geehrten mit 10 Dienstjahren sind<br />
Claudia Burry, Manuela Hirt, Ursula<br />
Kluger-Schmidt, Magnus Krieger, David<br />
Mandrella, Petra Mehnert und Regina<br />
Teufel aus der Behindertenhilfe Erwachsene,<br />
Georg Sprich aus der Werkstatt,<br />
Margit Nimmerjahn vom Förderzentrum<br />
Hören und Sprechen, Sebastian Kimmich<br />
von der Landwirtschaft und Metzgerei<br />
sowie aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung Referatsleiter<br />
Andreas Precht, Abteilungsleiter<br />
Hans-Peter Birkle, Klaus-Dieter<br />
Häfke und Andy Scott. Ewald Graf<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 17
Aus meinem Leben erzählt<br />
Rottweil. Der 34-jährige hörgeschädigte<br />
Bewohner Bernd Koerber aus der Gruppe<br />
Dominik im Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil<br />
arbeitet in der Werkstatt für behinderte<br />
Menschen (WfbM) der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />
In seiner Freizeit engagiert er<br />
sich in der Kinderkirche in Rottweil, worüber<br />
er folgenden Beitrag selbst verfasst<br />
hat – ein Beispiel gelebter Inklusion.<br />
Bewohner Bernd Koerber im Haus <strong>St</strong>. Antonius Rottweil<br />
KRIPPENSPIEL AN HEILIGABEND IST<br />
DAS HIGHLIGHT DER KINDERKIRCHE<br />
Am 28. Mai 1995 wurde ich, Bernd<br />
Martin Koerber, im damaligen Markuszentrum<br />
in Schwenningen am Neckar<br />
konfirmiert. Schnell stand für mich fest,<br />
dass ich mich ehrenamtlich betätigen<br />
möchte. Also begann ich im September<br />
1995 in Schwenningen mit der Kinderkirche.<br />
Bis 2007 war ich in meiner Heimatgemeinde<br />
aktiv.<br />
Zur „Rettungsaktion“ in der<br />
Heimatgemeinde angefragt<br />
Da ich seit Januar 2007 in der WfbM in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> arbeite, beschloss ich im<br />
September 2007, in der Predigerkirche<br />
in Rottweil meine Kinderkirchenarbeit<br />
fortzuführen. Blieb bis Mai 2009 in der<br />
Predigerkirche. Im Mai 2009 bekam ich<br />
Bernd Koerber aus dem Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil (links) engagiert sich in der Kinderkirche der<br />
evangelischen Predigerkirche Rottweil, hier beim Osterfrühstück.<br />
Fotos: Kinderkirche<br />
Wir treffen uns alle zwei Wochen<br />
Dienstag um 20 Uhr. Dort bereiten<br />
wir die Kindergottesdienste vor.<br />
eine Anfrage, ob ich mich bei einer Rettungsaktion<br />
in Schwenningen beteiligen<br />
möchte, da in Schwenningen immer<br />
weniger Kinder kamen. Leider mussten<br />
wir 2011 feststellen, dass wir in Schwen -<br />
ningen keine Kinderkirche mehr anbieten<br />
können. Also entschied ich mich im<br />
Mai 2011, in die Predigerkirche nach<br />
Rottweil zurückzukehren.<br />
Nun möchte ich aber noch kurz schreiben,<br />
wie unsere Aufgaben sind. Wir<br />
treffen uns alle zwei Wochen Dienstag<br />
um 20 Uhr zur Vorbereitung. Dort bereiten<br />
wir die wöchenlichen Kindergottesdienste<br />
vor.<br />
Bibelgeschichten und Basteln,<br />
Spielen und Malen<br />
Wir beginnen am Sonntag um 9.30 Uhr<br />
mit den Erwachsenen und gehen nach<br />
der Predigt in unseren Kinderkirchraum.<br />
In der Kinderkirche werden Bibelgeschichten<br />
vorgelesen, gebastelt, gespielt<br />
und gemalt.<br />
An Ostern gibt es ein Osterfrühstück.<br />
Vor den Sommerferien gibt es immer<br />
ein Sommerfest der Kinderkirche. Aber<br />
das absolute Highlight bleibt das Krippenspiel<br />
an Heiligabend zusammen mit<br />
dem Kinderchor. Bernd Koerber<br />
Im sonntäglichen Gottesdienst wie auch bei Festen wirkt Bernd Koerber im Team der Kinderkirche mit.<br />
18 | franziskus-Bote 4/2013
Kooperation des Altenzentrums <strong>St</strong>. Anna Tuttlingen mit der Johann-Peter-Hebel-Schule<br />
SELBSTGEBACKENE KUCHEN UND FRÖHLICHKEIT<br />
Tuttlingen. Jeden Donnerstag um 14.30<br />
Uhr öffnet die Cafeteria im Tuttlinger<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna und es ist nicht<br />
nur deswegen ein besonderer Tag.<br />
Denn die Schülerinnen und Schüler aus<br />
der Johann-Peter-Hebel-Schule kommen<br />
auch ins Café. Nicht etwa als Gäste –<br />
nein – sie bringen selbstgebackenen Ku -<br />
chen und ihre „Arbeitskleidung“ mit und<br />
unterstützen die Ehrenamtlichen des<br />
Altenzentrums im Service der Cafeteria.<br />
Seit Herbst 2012 besteht diese sehr erfolgreiche<br />
Kooperation zwischen dem<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna und der hauswirtschaftlichen<br />
Berufsschulklasse der<br />
Johann-Peter-Hebel-Schule. Die Idee<br />
kam den beiden Lehrerinnen Ulrike<br />
Schmid und Nina Beile, welche die<br />
hauswirtschaftliche Klasse für Kinder<br />
mit geistigen Einschränkungen betreuen.<br />
In dieser Klasse sollen die<br />
Schülerinnen und Schüler ganz gezielt<br />
auf bestimmte Tätigkeiten oder Berufe<br />
vorbereitet werden.<br />
schneiden Kuchen, servieren Kaffee,<br />
portionieren Eis und kassieren das Geld<br />
bei den Cafébesuchern. Unterstützt wer -<br />
den sie sowohl von den beiden Lehrerinnen<br />
als auch von den ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen der Cafeteria. Maria<br />
Rothmund, die Koordinatorin der Cafeteria,<br />
ist ganz begeistert von der Bereicherung,<br />
die das Hauscafé durch die Jugendlichen<br />
erfährt, von der Freude und<br />
dem <strong>St</strong>olz, mit der sie „ihre“ Kuchen<br />
servieren und für die sie durchwegs<br />
Lob erfahren, von der Ernsthaftigkeit,<br />
mit der sie ihre Aufgaben wahrnehmen,<br />
und von der Fröhlichkeit, mit der sie oft<br />
den Gästen und Mitarbeitern begegnen.<br />
<strong>St</strong>immung aufgelockert<br />
Viele Kunden kommen gezielt am Donnerstag,<br />
wenn wieder die Schüler da<br />
sind und die <strong>St</strong>immung allein durch ihre<br />
Anwesenheit aufgelockert ist. An diesem<br />
Tag ist besonders viel Leben im Haus.<br />
Oft kommen Freunde, Kollegen oder die<br />
Familie der Schüler zu Besuch, die die<br />
jungen Leute in Aktion sehen möchten.<br />
Lerneffekt in geschütztem Rahmen<br />
Mit der Kooperation verfolgen die Lehrerinnen<br />
auch das Ziel, die Selbständigkeit<br />
und das Selbstbewusstsein der<br />
Schüler mit unterschiedlichen Handicaps<br />
zu fördern und zu entwickeln, das Vertrauen<br />
in die eigenen Fähigkeiten zu<br />
stärken, wo Kinder mit Behinderungen<br />
oft unterschätzt werden, aber auch die<br />
Jugendlichen zu sensibilisieren für ihr<br />
eigenes Handeln, ihr Verhalten anderen<br />
Menschen gegenüber und ihr Verantwortungsbewusstsein<br />
für ihre Aufgaben.<br />
Das gelingt in diesem geschützten und<br />
trotzdem öffentlichen Raum der Cafeteria<br />
sehr gut, wo die Jugendlichen sich<br />
und ihre Fähigkeiten erproben und trainieren<br />
können und sie auf Unterstützung<br />
wie auch auf die Toleranz und die<br />
wohlwollende Zuneigung der Gäste zäh -<br />
len können.<br />
Roberta Zuber<br />
Praxis außerhalb der Schule<br />
Seit einigen Jahren besteht bereits ein<br />
Schülercafé an der Hebel-Schule, das<br />
die Jugendlichen mit Unterstützung der<br />
Lehrerinnen einmal wöchentlich betreiben,<br />
d.h. Kuchen backen, Getränke besorgen,<br />
Raum gestalten, Kasse bestükken,<br />
„Arbeitskleidung“ herstellen, Werbung<br />
machen und vieles mehr. Um mehr<br />
Schülern die Möglichkeit der praktischen<br />
Umsetzung des theoretisch Gelernten<br />
zu geben und sie damit viel konkreter<br />
auf eine berufliche Tätigkeit vorzubereiten,<br />
gingen die beiden Lehrerinnen<br />
mit ihrer Idee nach außen.<br />
Seit dem Frühjahr kommen jeweils zwei<br />
Schülerinnen oder Schüler mit Kuchen,<br />
ihren Servierschürzen und viel Eifer und<br />
Elan in die Cafeteria von <strong>St</strong>. Anna und<br />
Das Ehrenamtlichen-Team der Cafeteria im Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna bekommt Unterstützung durch Schüler<br />
der Johann-Peter-Hebel-Schule: hier (von links) Klemens Beck, Maria Rothmund und Mayron Brümmer.<br />
Foto: Eberhard<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 19
Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen feierte zehnjähriges Jubiläum<br />
„OFFENE UND HOAMELIGE EINRICHTUNG“ IST EIN<br />
LEBENDIGER TEIL DER GEMEINDE GEWORDEN<br />
Wehingen. Auf das zehnjährige Bestehen<br />
des Altenzentrums <strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen<br />
blickte die stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />
Ende September zurück. Mit<br />
Feierstunde und Tag der offenen Tür<br />
wurde an die Eröffnung 2003 erinnert.<br />
<strong>St</strong>. Ulrich war das erste kleinere Pflege -<br />
heim, das die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> als wohnortnahes<br />
Angebot für den Heuberg realisierte<br />
und in Betrieb nahm (siehe auch Interview<br />
mit Bürgermeister Bär S. 21).<br />
Alte Menschen sind angenommen<br />
Den ökumenischen Gottesdienst im<br />
vollbesetzten Foyer von <strong>St</strong>. Ulrich zum<br />
Auftakt der Feierstunde gestalteten der<br />
katholische Pfarrer Adam Kalazka, Wort -<br />
gottesdienstleiter Hans Heiler, der regelmäßig<br />
in <strong>St</strong>. Ulrich tätig ist, und der<br />
neue evangelische Pfarrer Niels Hoffmann.<br />
Musikalisch wirkten der verstärk -<br />
te katholische Kirchenchor unter Leitung<br />
von Erich Mayer und Organist Robert<br />
Walz mit. Pfarrer Hoffmann fragte in seiner<br />
Ansprache zum Jubiläum des Altenzentrums,<br />
was eigentlich alt sei? Früher<br />
hätten schon die 40-jährigen als alt gegolten.<br />
<strong>St</strong>. Ulrich würde jedenfalls als<br />
freundlich und frisch erlebt und sei für<br />
viele zur Heimat geworden. Das Motto<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> „Bleib, wer Du bist“ zeige,<br />
dass der alte Mensch, so wie er geworden<br />
sei, angenommen werde.<br />
Hausleiterin Margarete Ohnmacht-Oldach<br />
blickte auf die Anfänge zurück: <strong>St</strong>. Josef<br />
in Spaichingen sollte mit <strong>St</strong>. Ulrich ei -<br />
nen „kleinen Bruder“ bekommen. Einen<br />
schöneren Platz hätten sich Kirchengemeinde,<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Gemeinde nicht<br />
aussuchen können. Die festliche Einweihung<br />
am 26. September 2003 sei<br />
„von den vier B’s“ vorgenommen worden:<br />
Dekan Bentele, Pfarrer Binder,<br />
Bürgermeister Bär und Vorstand Hubert<br />
Bernhard.<br />
Nach einem Sektempfang kehrten die<br />
Gäste zum Festakt mit Festmenü ins<br />
Foyer zurück. Das Duo Dungni Coi (Klavier)<br />
und Smiljana Nikolic (Querflöte)<br />
von der Trossinger Musikhochschule<br />
umrahmte die Ansprachen mit besinnlichen<br />
wie festlichen Weisen.<br />
Regionalleiterin Nadja Merkle stellte die<br />
Geschichte des Hauses in Zahlen vor.<br />
Acht Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter<br />
aus Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft<br />
und Verwaltung sowie drei Bewohner<br />
der ersten <strong>St</strong>unde seien heute<br />
noch in <strong>St</strong>. Ulrich. Sie wurden alle mit<br />
Blumen geehrt. Hausleiterin Ohnmacht-<br />
Oldach, die 2005 die Leitung in <strong>St</strong>. Ulrich<br />
übernahm, sei verantwortlich für diese<br />
„offene und hoamelige Einrichtung“.<br />
Auch 26 aktive Ehrenamtliche<br />
Die Bewohner leben in zwei Wohngruppen<br />
im Haus, den somatisch Pflegebedürftigen<br />
und den Demenzkranken. Die<br />
Bezugspflegefachkräfte sorgten für eine<br />
hohe Kontinuität in der Betreuung. Wei -<br />
tere Maßnahmen der Aktivierung und<br />
Präsenz trügen zur Verbesserung der<br />
Lebensqualität der Bewohner bei. Insgesamt<br />
verfügt <strong>St</strong>. Ulrich über 32 vollstationäre<br />
Pflegeplätze sowie Tagespflege<br />
und würde von Bewohnern des<br />
ganzen Heubergs in Anspruch genommen.<br />
Auch die Kunden des „Betreuten<br />
Wohnens zu Hause“ verbringen einen<br />
gemeinsamen Nachmittag in <strong>St</strong>. Ulrich.<br />
Alles werde geleistet von 28 Mitarbeitern<br />
sowie 26 aktiven Ehrenamtlichen,<br />
die im Hauscafé, bei den Gottesdiensten,<br />
im Garten oder bei Alltagsaktivitäten<br />
engagiert sind.<br />
Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Foyer von <strong>St</strong>. Ulrich begann die Feierstunde zum Zehnjährigen<br />
von <strong>St</strong>. Ulrich. Unser Bild zeigt die Festgemeinde mit Bewohnern aus dem Haus, Angehörigen und<br />
Gästen und Organist Robert Walz.<br />
Fotos: Ronecker<br />
20 | franziskus-Bote 4/2013<br />
Für die ganze Gemeinde, betonte Bürgermeister<br />
Josef Bär in seinem Grußwort,<br />
seien die zehn Jahre <strong>St</strong>. Ulrich ein<br />
besonderer Anlass zur Freude und Wert -<br />
schätzung, nachdem die Vorgeschichte<br />
„nicht ganz so einfach“ gewesen sei.<br />
„Vom kleinen Bruder“, meinte Bär, habe
sich <strong>St</strong>. Ulrich „zu einer Perle innerhalb<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> entwickelt“. Auch der Gemeinderat<br />
komme einmal im Jahr mit<br />
Geschenken vorbei und singe Lieder.<br />
„Wie ein Löwe“ gekämpft<br />
Auch Bernd Mager, Sozialdezernent des<br />
Landkreises Tuttlingen, bestätigte die<br />
schwierige Geburt der Einrichtung, die<br />
eine Förderung von 60 Prozent der Bau -<br />
kosten erhalten habe. „Herr Bär hat gekämpft<br />
wie ein Löwe um dieses Pflegeheim.“<br />
Auch er sei froh und dankbar<br />
über das zehnjährige Bestehen des<br />
Hauses, „das soviel Menschlichkeit aus -<br />
strahlt“. Auch die Heimaufsicht sei sehr<br />
zufrieden mit <strong>St</strong>. Ulrich: die Bewertung<br />
sei jedes Mal mit einer Eins ausgefallen.<br />
In der Nähe der Heimat bleiben<br />
Franz Schuhmacher, ehemaliger Landtagsabgeordneter<br />
und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat, gratulierte<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für ihren Mut, dieses<br />
Haus zu bauen. Er freue sich, dass die<br />
Qualität des Heimes Bestand habe. Es<br />
sei wichtig, dass die Bewohner in der<br />
Nähe ihrer Heimat bleiben könnten.<br />
Schuhmacher wünschte den Pflegekräften,<br />
dass sie immer etwas zurückbekommen<br />
von dem, was sie einbringen.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard bestätigte,<br />
dass <strong>St</strong>. Ulrich, das erste Pflegeheim<br />
nach dem Wohngruppenkonzept,<br />
tatsächliche eine Perle sei: „Wir<br />
sind stolz, dass wir dieses Heim auf<br />
den Weg bringen konnten.“ Er dankte<br />
Bürgermeister und Gemeinderat sowie<br />
dem Landkreis für die Unterstützung<br />
dabei, ebenso der Kirchengemeinde für<br />
ihre Seelsorge. Der Dank des Vorstands<br />
galt auch Heimfürsprecherin Margit<br />
<strong>St</strong>ein-Mattes und dem Förderverein<br />
„Lichtblick“ wie insbesondere den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern – „Sie<br />
erbringen die wichtigste Leistung!“ <strong>St</strong>.<br />
Ulrich, unterstrich Bernhard, solle auch<br />
in Zukunft ein lebendiger Teil der Gemeinde<br />
bleiben.<br />
weiter auf Seite 22<br />
Bürgermeister Bär: „Der große Einsatz hat sich gelohnt“<br />
Josef Bär, Bürgermeister von Wehingen,<br />
schildert im Interview mit dem franziskus-Boten<br />
den Weg zum Altenzentrum<br />
<strong>St</strong>. Ulrich und dessen Entwicklung.<br />
franziskus-Bote: Sie haben sich lange<br />
bemüht um ein Pflegeheim vor Ort. Wel -<br />
che Hürden standen ihm erst entgegen?<br />
Josef Bär: Es mussten in der Tat zahlreiche<br />
Hindernisse überwunden werden.<br />
In einer Bürgerversammlung 1990 habe<br />
ich erstmals den Bau eines Alten- und<br />
Pflegeheimes für den Verwaltungsraum<br />
Heuberg als vordringliche Zukunftsaufgabe<br />
bezeichnet und anschließend mit<br />
der stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />
wegen einer Bau- und Betriebsträgerschaft<br />
Verbindung aufgenommen. Es<br />
mussten zahlreiche Gespräche mit dem<br />
Landeswohlfahrtsverband wegen einer<br />
Förderung sowie mit dem Landkreis<br />
Tuttlingen wegen Aufnahme in den<br />
Kreispflegeplan geführt werden. Geeignete<br />
Grundstücke wurden überprüft<br />
und seitens der Gemeinden Gosheim<br />
und Wehingen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> angeboten.<br />
Erster Bauantrag scheiterte<br />
Im Mai 1998 hat sich die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für<br />
die Gemeinde Wehingen und hierbei<br />
auf einen <strong>St</strong>andort zwischen Rathaus<br />
und Schlossbergschule entschieden. Im<br />
September 1999 wurde ein Erbbauvertrag<br />
abgeschlossen und ein Bauantrag<br />
eingereicht. Leider war es damit immer<br />
noch nicht gut. Aufgrund eines von<br />
einem angrenzenden Industriebetrieb<br />
eingelegten Widerspruchs und einer<br />
angestrebten einvernehmlichen Lösung<br />
musste ein Ersatzgrundstück gesucht<br />
werden. Am heutigen <strong>St</strong>andort ist dies<br />
in idealer Weise gelungen. So konnte<br />
dann am 28. Mai 2002 mit dem ersten<br />
Spatenstich die Maßnahme auf den Weg<br />
und zu einem sehr guten Abschluss gebracht<br />
werden.<br />
Bürgermeister Bär beim Festakt zum zehnjährigen<br />
Bestehen des Altenzentrums <strong>St</strong>. Ulrich.<br />
franziskus-Bote: 2003 wurde das Altenzentrum<br />
<strong>St</strong>. Ulrich durch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> eröffnet.<br />
Wie erlebten Sie dieses Ereignis?<br />
Josef Bär: Es war für mich, für die Mitglieder<br />
des Gemeinderates, für die Mitglieder<br />
des engagierten Fördervereines<br />
„Altenzentrum Heuberg“ und für die<br />
Bürgerschaft eine sehr große Freude<br />
und Bestätigung, dass sich der große<br />
Einsatz gelohnt hat und nach dieser<br />
mühsamen Wegstrecke eine überaus<br />
gelungene Baumaßnahme mit der kirch -<br />
lichen Segnung seiner Bestimmung<br />
übergeben werden konnte.<br />
franziskus-Bote: Wie hat sich aus Ihrer<br />
Sicht das Haus <strong>St</strong>. Ulrich in diesen zehn<br />
Jahren entwickelt?<br />
Josef Bär: Das Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
hat sich in den zurückliegenden zehn<br />
Jahren sehr gut entwickelt und hat nach<br />
meinem Kenntnisstand bei allen Leis -<br />
tungsvergleichen hervorragend abgeschnitten.<br />
Dies ist ein großer Verdienst<br />
aller hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie der zahlreichen<br />
ehrenamtlichen Kräfte. Die Bevölkerung<br />
schätzt diese Einrichtung, schätzt die<br />
Arbeit der stiftung st. franziskus und ist<br />
dankbar für die wertvolle Betreuung<br />
und die vielfältigen Angebote. Diesem<br />
Lob und diesem Dank schließe ich mich<br />
in Verbundenheit sehr gerne an.<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 21
Die Küche des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentrums<br />
<strong>St</strong>. Josef in Spaichingen, die auch täglich<br />
das frisch zubereitete Mittagessen<br />
nach <strong>St</strong>. Ulrich liefert, und das Hauswirtschaftsteam<br />
von <strong>St</strong>. Josef sorgten<br />
für ein festliches Menü zum Abschluss<br />
der Feierstunde. Auch weitere Mitarbeiter<br />
aus <strong>St</strong>. Josef und Dr.-Karl-Hohner-<br />
Heim, den beiden anderen Häusern der<br />
Altenhilfe-Region, halfen in <strong>St</strong>. Ulrich<br />
zum Jubiläum aus, damit die Mitarbeiter<br />
des Hauses selbst auch Zeit zum<br />
Feiern hatten.<br />
Seemannslieder auf dem Heuberg<br />
Gut besucht war auch wieder der Tag<br />
der offenen Tür, bei dem die Seniorenkapelle<br />
Wehingen zum Frühschoppen<br />
aufspielte, der Shanty-Chor „Tender<br />
Neckar“ Seemannslieder präsentierte<br />
und mit Kinderhüpfburg und Tombola<br />
Frauen und Mann der ersten <strong>St</strong>unde im Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich: Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen<br />
wurden von Regionalleiterin Nadja Merkle (links) und Hausleiterin Margarete Ohnmacht-Oldach (rechts)<br />
die von Beginn an im Haus tätigen Mitarbeiter geehrt – (von links) Gabi Damasch, Siglinde Bauser,<br />
Susanne Rehm, Hossein Morteza-Ghazvini, Renate Heinemann, Angelika Knödler und Nadine Messner.<br />
für weitere Attraktionen und Leben im<br />
Haus gesorgt war. Plakate im Eingangsbereich<br />
erinnerten an die Bauphase<br />
von <strong>St</strong>. Ulrich und an die Einweihung<br />
und gaben anhand von Bildern auch<br />
Einblicke in den Alltag. Ewald Graf<br />
Auftritt in <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil zugunsten der Mali-Kinderhilfe<br />
JUNGE KÜNSTLER ZIEHEN SENIOREN IN IHREN BANN<br />
Rottweil. In den Genuss einer ganz besonderen<br />
Darbietung kamen die Heimbewohner,<br />
Mitarbeiter und zahlreiche<br />
Besucher des Rottweiler Altenzentrums<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth Anfang September im Garten<br />
der Einrichtung: Die Tanz- und Musikschule<br />
Djiby Kouyate bot in Kooperation<br />
mit dem Verein „Mali-Kinderhilfe<br />
e.V.“ dem begeisterten Publikum einen<br />
spektakulären und mitreißenden Querschnitt<br />
ihres Programms.<br />
„Jetzt fehlen eigentlich nur noch<br />
die Löwen und Zebras“<br />
Ob mit rhythmischen Trommeltänzen,<br />
„waghalsiger“ Feuerakrobatik oder eingängigen<br />
Gesangseinlagen: Von Beginn<br />
an konnten die jungen Künstler das begeisterte<br />
Publikum in ihren Bann ziehen<br />
– womit die übliche Frage: „Ist das<br />
denn überhaupt etwas für die älteren<br />
Leute?“ ziemlich eindeutig beantwortet<br />
wurde. Ganz besonders reizvoll war der<br />
gekonnte <strong>St</strong>ilmix: traditioneller Tanz<br />
und Rhythmus in Verbindung mit der<br />
typischen, farbenfrohen Kleidung einerseits<br />
– Chansons der einstigen französischen<br />
Kolonialmacht andererseits. Ein<br />
älterer Besucher brachte es auf den<br />
Punkt: „Jetzt fehlen eigentlich nur noch<br />
die Zebras und Löwen.“<br />
In farbenfroher Kleidung und mit mitreißenden Rhythmen begeisterte die Tanz- und Musikschule Djiby<br />
Kouyate im Garten des Rottweiler Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth.<br />
Foto: Marchfeld<br />
Besonders interessant waren auch die<br />
jeweiligen Hintergrundinformationen,<br />
die der Sprecher zu den einzelnen Programmpunkten<br />
gab. So erhielten die<br />
Zuschauer einen recht lebendigen Eindruck<br />
von der reichen Kultur der Heimat<br />
der Künstler.<br />
22 | franziskus-Bote 4/2013
<strong>St</strong>raßenkinder werden ausgebildet<br />
Zum Land selbst: Mali zählt zu den<br />
ärmsten Ländern der Welt. Wie in allen<br />
Regionen der Sahara ist Wasserarmut<br />
eines der Hauptprobleme im täglichen<br />
Lebenskampf. Unter Regie der Tanzund<br />
Musikschule Djiby Kouyate werden<br />
<strong>St</strong>rassenkinder in der Hauptstadt Bamako<br />
in Tanz und Gesang ausgebildet.<br />
Die Mali-Kinderhilfe e.V. lädt regelmäßig<br />
diese Kinder und Jugendlichen aus<br />
dem Süden des Landes nach Deutschland<br />
ein. Bei ihren Auftritten sammeln<br />
die Kinder Spenden, die direkt Hilfsprojekten<br />
in ihrer Heimat zugute kommen.<br />
Typische Projekte sind z.B. eine neue<br />
Notfallstation, ein Schulgebäude oder<br />
Brunnen für frisches Trinkwasser.<br />
Kai Marchfeld<br />
Tiergestützte Therapie im Baindter Altenzentrum Selige Irmgard<br />
HUNDE WERDEN ZUM ANKER IN EINER FREMDEN WELT<br />
Baindt. Beschäftigungs- und Freizeitangebote<br />
zählen im Altenzentrum Selige<br />
Irmgard in Baindt zu festen Bestandteilen<br />
des Wochenablaufes genauso wie<br />
Gemeinschaftsveranstaltungen, die den<br />
Alltag der Bewohner durchbrechen und<br />
dabei anregend und motivierend wirken.<br />
Eine besondere Ergänzung bietet<br />
für die Bewohner der regelmäßige Hundebesuch<br />
durch den Verein „Tiere helfen<br />
Menschen“.<br />
Freude über „tierischen Besuch“<br />
Ein kleiner Havaneser und drei Collies<br />
kommen im Wechsel mit ihren Besitzern<br />
Frau Schnetz und Herr Deyle zu Besuch.<br />
Den meisten Bewohnern ist es anzumerken,<br />
wie sehr sie sich über den „tierischen<br />
Besuch“ freuen. Seit November<br />
letzten Jahres wurde die tiergestützte<br />
Therapie durch den kleinen Maltesermischling<br />
„Sammy“ bereichert. Vom ersten<br />
Tag an hat „Sammy“ – ab dem<br />
zarten Alter von drei Monaten – sein<br />
Frauchen, Hausleiterin Andrea Schwarz,<br />
fast täglich zur Arbeit begleitet und alle<br />
Herzen im <strong>St</strong>urm erobert.<br />
Emotionen werden hervorgerufen<br />
Hunde äußern ihre Zuneigung ganz direkt<br />
durch Schwanzwedeln, Anstupsen<br />
oder Anschmiegen. Sie reagieren auf<br />
Gesten, Augenkontakt und andere nonverbale<br />
Signale, erfassen <strong>St</strong>immungen<br />
und Gefühle intuitiv. Die Verständigung<br />
Auch ein kleiner Havaneser ist regelmäßig im<br />
Altenzentrum zu Gast und verlockt zum Kuscheln.<br />
Foto: Schwarz<br />
zwischen Mensch und Tier erfolgt auf<br />
einer tiefen emotionalen Ebene, die von<br />
einer Demenz nicht betroffen ist.<br />
So lockern Sammy und seine Kollegen<br />
nicht nur den Wohnbereichsalltag auf<br />
und bringen Leben ins Haus, sondern<br />
sie fördern auch das Wohlbefinden und<br />
aktivieren vorhandene Ressourcen. Besonders<br />
für die demenziell Erkrankten<br />
sind diese Hunde sehr wichtig. Wenn<br />
sie sich in ihre eigene Welt zurückziehen,<br />
zu der Pflegekräfte und Angehörige<br />
kaum Zugang finden, können Hunde<br />
Vermittler sein. Hunde wirken durch ihre<br />
bloße Anwesenheit förderlich auf die<br />
seelische Situation, regen zum Sprechen<br />
an und füllen emotionale Lücken,<br />
Therapiehund „Sammy“ erfreut sich bei den<br />
Bewohnern des Hauses Selige Irmgard großer<br />
Beliebtheit.<br />
Foto: Bormann<br />
die durch mangelnde Sozialkontakte<br />
entstanden sind. Spielen und Lachen<br />
mit Tieren bewirken biochemische Veränderungen.<br />
Austausch von Zärtlichkeiten<br />
Die Vierbeiner erfüllen auf ihre ganz<br />
eigene Art den Wunsch nach Sinnlichkeit<br />
und Austausch von Zärtlichkeiten –<br />
Wünsche, die im Alter meist unbefriedigt<br />
bleiben. So können Hunde in sich<br />
zurückgezogene Bewohner aus ihrer<br />
Isolation holen, Motorik und Sprachentwicklung<br />
fördern und auch Aggressionen<br />
abbauen. Mit dem Hund ist ein<br />
Gesprächseinstieg spontaner. Oft erinnern<br />
sich die Bewohner an kleine Er-<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 23
lebnisse mit Hunden oder anderen Tieren<br />
aus der eigenen Biographie und es<br />
werden dann kleine Anekdoten erzählt.<br />
Damit kann das Tier zum Anker werden<br />
in einer Welt, die immer fremder und<br />
vielfach auch einsamer wird.<br />
Im Rollator spazieren fahren<br />
„Sammy“ ist niemand böse, wenn er<br />
die frisch aufgewickelte Wolle vom Tisch<br />
stibitzt und sich auf und davon macht.<br />
Längst hat er raus, wer für ihn einen<br />
Beutel mit Leckerli bereithält. Aber<br />
Sammy hat nicht nur <strong>St</strong>reiche im Kopf,<br />
er geniesst die <strong>St</strong>reicheleinheiten, lässt<br />
dies mit viel Ruhe und Gelassenheit zu.<br />
Ihm gefällt es auch, im Korb des Rollators<br />
von den Bewohnern spazieren gefahren<br />
zu werden.<br />
Auch für das Pflegepersonal und die<br />
Angehörigen öffnet er Türen. Gemeinsames<br />
Beobachten und <strong>St</strong>reicheln sind<br />
Anknüpfungspunkte für Gespräche und<br />
sorgen so für eine heitere, entspannte<br />
Atmosphäre. Durch „Sammy“ hat sich<br />
auch bei den Besuchern etwas geändert:<br />
Inzwischen bringen Angehörige und Ehrenamtliche<br />
ihre Hunde mit. Oder auch<br />
Enkelkinder und Urenkel kommen spontaner<br />
und vermehrt vorbei mit der Bitte,<br />
mal mit „Sammy“ spazieren gehen zu<br />
dürfen oder um mit ihm zu kuscheln.<br />
Andrea Schwarz<br />
Pflegefachtag der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zur Ernährung im Alter<br />
„MAN ISST NICHT ANDERS, SONDERN ANDERES“<br />
Rottweil. Bereits im fünften Jahr in Folge<br />
fand der Pflegefachtag der stiftung st.<br />
franziskus heiligenbronn im Oktober im<br />
Adolph-Kolping Haus in Rottweil statt.<br />
An die 60 Teilnehmer aus allen Altenhilfe-Regionen<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> folgten der<br />
Einladung. Dietmar Zisterer, Leiter der<br />
Region Rottweil, wies in seiner Einführung<br />
auf die Bedeutung von Pflegefachtagen<br />
für die alltägliche Pflegepraxis<br />
hin. Zum diesjährigen Thema „Is(s)t man<br />
im Alter anders?“ begrüßte er die Fachreferenten<br />
Margit Kontermann (Firma<br />
aku) und Markus Baier (Küchenleiter im<br />
Luise-Poloni-Heim Tübingen).<br />
Energiebedarf bleibt konstant<br />
Margit Kontermann hob die körperlichen<br />
und biochemischen Gegebenheiten bei<br />
Senioren hervor. Da der Energiebedarf<br />
im Alter häufig abnehme, der Bedarf an<br />
Nährstoffen jedoch konstant bleibe, sei<br />
grundsätzlich ein Umdenken und Umgewöhnen<br />
in der Tagesstruktur erforderlich:<br />
„Man isst nicht anders, sondern<br />
anderes“. Darüber hinaus gab sie detail -<br />
lierte Informationen zu den einzelnen<br />
Nährstoffgruppen.<br />
Gezieltes „Appetit-Machen“<br />
Markus Baier konzentrierte sich mehr<br />
auf die praktische Umsetzung. Sehr anschaulich<br />
zeigte er die verschiedenen<br />
Möglichkeiten auf, die Speisen so zuzubereiten,<br />
dass sie von der Zielgruppe<br />
auch tatsächlich angenommen werden.<br />
Einen Schwerpunkt legte er hierbei auf<br />
die Versorgung von Menschen mit Demenz,<br />
einen weiteren auf die vielfältigen<br />
Möglichkeiten, durch gezieltes<br />
„Appetit-Machen“ einer drohenden<br />
Mangelernährung entgegenzuwirken.<br />
Hierbei sei ein optimales Zusammenwirken<br />
von Küche und Pflege von<br />
grundlegender Bedeutung.<br />
Der Tübinger Küchenleiter Markus Baier (links) demonstriert beim Pflegefachtag in Rottweil die vielfältigen<br />
Hilfsmittel für die Einnahme von Mahlzeiten.<br />
Foto: Baumann<br />
Die verschiedenen Workshops griffen<br />
einzelne Themenschwerpunkte auf. Ob<br />
Aufschäumen von Nahrungsmitteln,<br />
Hilfsmittel bei der Nahrungsaufnahme,<br />
Gelierung von Speisen für Menschen<br />
mit Schluckstörungen – den Mitarbeitern<br />
stehen heute viele Möglichkeiten<br />
zur Wahl. Die Leiter der Workshops legten<br />
besonderen Wert auf die auch in<br />
optischer Hinsicht ansprechende Zubereitung<br />
der Mahlzeiten – denn: „Das<br />
Auge isst mit“.<br />
Kai Marchfeld/Patric Kreszan<br />
24 | franziskus-Bote 4/2013
Gemeinsame Jubilarfeier der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe<br />
„ÜBER 400 DIENSTJAHRE EIN KOSTBARER SCHATZ“<br />
Rottweil/<strong>Heiligenbronn</strong>. Über 400 Dienst -<br />
jahre kommen bei den diesjährigen<br />
Jubilaren der Altenhilfe in der stiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn zusammen.<br />
Dies sei ein „unendlich kostbarer Wissens-<br />
und Erfahrungsschatz“, betonte<br />
Altenhilfe-Leiter Boris <strong>St</strong>rehle bei der<br />
gemeinsamen Ehrung in der Weinstube<br />
Grimm in Rottweil.<br />
<strong>St</strong>rehle, für den es die erste Jubilarfeier<br />
als Leiter des Aufgabenfeldes war, begrüßte<br />
zum Festabend insbesondere<br />
die Wehinger Jubilare, die mit ihrem<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich dieses Jahr das<br />
Zehnjährige feiern konnten. 26 Mal gab<br />
es ein zehnjähriges Dienstjubiläum,<br />
fünf Mal ein 20-jähriges und einmal gar<br />
ein 35-jähriges („solange, wie ich auf<br />
der Welt bin“). Diese hohe Zahl an<br />
langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
meinte <strong>St</strong>rehle, bedeute auch<br />
ein großes Kompliment an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
als Arbeitgeber.<br />
Als Anerkennung für ihre langjährigen<br />
Dienste in der Pflege und Betreuung,<br />
in Küche und Hauswirtschaft, Verwaltung<br />
und Leitung der Altenzentren und<br />
ambulanten Dienste waren die Jubilare<br />
zu einem Festmenü eingeladen, bei dem<br />
auch reichlich Gelegenheit bestand, in<br />
geselliger Runde die vergangenen Jahre<br />
Revue passieren zu lassen.<br />
Als der letzte Käfer vom Band rollte<br />
Vor zehn Jahren, leitete nach dem Essen<br />
Boris <strong>St</strong>rehle die Ehrungen ein, als der<br />
Großteil der Jubilarinnen in einem der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren ihren Dienst aufnahm,<br />
rollte in Mexiko der letzte Käfer<br />
vom Band. 2003 durften die Läden auch<br />
erstmals bis 20 Uhr öffnen und wurde<br />
ein Jahrhundertsommer verzeichnet. Vor<br />
20 Jahren, als fünf Jubilare begannen,<br />
war noch Bill Clinton amerikanischer<br />
Die Jubilarinnen und Jubilare aus den Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> beim gemeinsamen Festabend in Rottweil<br />
mit ihren Regionalleitungen und Altenhilfe-Leiter Boris <strong>St</strong>rehle (rechts); vorne in der Mitte drei Jubilarinnen<br />
mit 20-jähriger und 35-jähriger Dienstzeit mit ihren Geschenkkörben: (von links) Tatjana Neumüller,<br />
Liane Hottmann und Herlinde Wild.<br />
Foto: Graf<br />
Präsident und wurden die fünfstelligen<br />
Postleitzahlen eingeführt, erinnerte<br />
<strong>St</strong>rehle. Vor 35 Jahren im Jahr 1978 amtierten<br />
zwei Päpste, Johannes Paul I.<br />
und Johannes Paul II., und wurde<br />
Deutschland Weltmeister im Handball.<br />
Die Geehrten wurden mit ihren Professionen<br />
und <strong>St</strong>ärken von ihren Regionalleitungen<br />
Nadja Merkle, Joachim Bucher<br />
und Dietmar Zisterer vorgestellt und<br />
erhielten jeweils eine Urkunde der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />
Für die „20-jährigen“ und die<br />
Jubilarin Herlinde Wild mit 35 Jahren<br />
Dienstzeit, die als Fachkraft in der<br />
Nachtwache von <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil<br />
tätig ist, gab es zudem Geschenkkörbe<br />
mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Produkten.<br />
32 Jubilarinnen und Jubilare<br />
Aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich in<br />
Wehingen wurden für zehnjährige Mitarbeit<br />
und damit seit Eröffnung des<br />
Hauses geehrt: Siglinde Bauser, Gabi<br />
Damasch, Angelika Knödler, Birgit Lutz,<br />
Hossein Morteza-Ghazvini und Susanne<br />
Rehm.<br />
Aus dem Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-<br />
Heim Trossingen wurden geehrt: Lilia<br />
Feidel (20 Jahre), Ocbermon Hellbart,<br />
Lilli Kiltau, Monika Sauter, Hausleiter<br />
Tobias <strong>St</strong>elzner und Monika Tahiri. Aus<br />
<strong>St</strong>. Josef in Spaichingen feierten 20-jähriges<br />
Jubiläum Katharina Bleile, Liane<br />
Hottmann und Olga Klinger, 10-jähriges<br />
Jubiläum Beate Brugger und Hausleiterin<br />
Ilona Rubbel.<br />
Aus der Region Tuttlingen sind seit<br />
jeweils zehn Jahren in Diensten der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>:<br />
Björn Beig und Cornelia Fischer<br />
(Bürgerheim Tuttlingen), Daria Pschowski<br />
(<strong>St</strong>. Anna Tuttlingen) und Ayse Wöhrle<br />
(<strong>St</strong>. Antonius Mühlheim).<br />
Aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Rottweil kommen die Jubilarinnen Helene<br />
Wild (35 Jahre), Tatjana Neumüller<br />
(20 Jahre), Sabrina Baumann, Christine<br />
Bürk, Tahija Hasanic, Tamara Luft, Nelli<br />
Milz, Claudia Raible und Regionalleiter<br />
Dietmar Zisterer (jeweils zehn Jahre).<br />
Aus <strong>St</strong>. Veronika Dunningen feierte<br />
Petra Müller zehnjähriges Dienstjubiläum<br />
ebenso wie Hausleiterin Carmen<br />
Conrad aus dem Altenzentrum Luise-<br />
Poloni-Heim Tübingen. Ewald Graf<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 25
Kinder- und Jugendparlament des KiFaz Villingen-Schwenningen aktiv<br />
KINDERRECHTE-QUIZ BEIM KINDERGIPFEL<br />
Villingen-Schwenningen. Beteiligung<br />
von Kinder- und Jugendlichen sowie die<br />
Wahrung der Kinderrechte wird im<br />
Kinder- und Familienzentrum (KiFaz) in<br />
Villingen-Schwenningen groß geschrieben.<br />
Deshalb hat auch die Arbeit des<br />
Kinder- und Jugendparlaments einen<br />
ganz besonderen <strong>St</strong>ellenwert.<br />
Neuwahlen im Oktober<br />
Im Oktober fanden die Neuwahlen der<br />
Gruppensprecher und <strong>St</strong>ellvertreter in<br />
den Angebotsstrukturen des KiFaz statt.<br />
In ihrer ersten Sitzung erarbeiteten die<br />
Jugendlichen die Aufgaben als Gruppen -<br />
sprecher und ihre Möglichkeiten der<br />
Mitsprache. Diese reichen von Anfragen<br />
aus ihren jeweiligen Gruppen bis hin<br />
zum Gespräch mit Cornelia Raible-Mayer,<br />
Aufgabenfeldleiterin der Jugendhilfe.<br />
Derzeit ist das Kinder- und Jugendparlament<br />
im KiFaz durch 16 Kinder und<br />
Jugendliche vertreten.<br />
Um die Rechte der Kinder ging’s auch<br />
beim „Kindergipfel am Weltkindertag<br />
2013“ in Villingen-Schwenningen. Für<br />
dieses Großereignis, an dem über tausend<br />
Grundschüler und -schülerinnen<br />
Erste Sitzung des Kinder- und Jugendparlaments im KiFaz in der neuen Amtsperiode: (von rechts nach<br />
links) Lennard, Vivian, Adrian, Adelina, Levin, Justin, Cem, Kevin, Ricardo, Silas, Dominik mit Fachleiter<br />
Tim Wagner; es fehlen Freia, Sabrina, Neyven, Leon, Peggy und Vertrauenserzieherin Inga Schimek.<br />
Fotos: Haas<br />
teilnahmen, entwarfen die Gruppensprecher<br />
des KiFaz-Parlaments zusammen<br />
mit ihrer Vertrauenserzieherin Inga<br />
Schimek und Fachleiter Tim Wagner ein<br />
„Kinderrechte-Quiz“. Dieses Quiz wurde<br />
von Vertretern des Kinder- und Jugendparlaments<br />
auf und um den Münsterplatz<br />
in Villingen an alle teilnehmenden<br />
Kinder verteilt. So lautete etwa eine<br />
Frage des Quiz: „Alle Kinder haben das<br />
Recht...“ mit den drei Wahlmöglichkeiten:<br />
„die Geheimnisse des anderen zu<br />
erfahren / ihre Gedanken frei zu sagen<br />
/ das denken zu müssen, was andere<br />
ihnen sagen“.<br />
und gaben den Kindern beim Lösen der<br />
Fragen kleine Hilfestellungen.<br />
Plätzchenverkauf für einen Ausflug<br />
Als nächstes Projekt wird das Kinderund<br />
Jugendparlament im <strong>St</strong>adtteil<br />
Schwenningen einen Plätzchenverkauf<br />
im Advent angehen. Die Plätzchen werden<br />
unter der Leitung der Gruppensprecher<br />
von den Mitarbeitern und Bewohnern<br />
der verschiedenen Wohn- und<br />
Tagesgruppen des KiFaz gebacken. Der<br />
Erlös dient einem gemeinsamen Ausflug<br />
der Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments.<br />
Ricardo erklärt den beiden Zweitklässlern Mirjam<br />
und Aaron das „Kinderrechte-Quiz“ beim Kindergipfel<br />
in Villingen.<br />
26 | franziskus-Bote 4/2013<br />
Geschenke für Quizteilnehmer<br />
Am gemeinsamen <strong>St</strong>and mit dem Deutschen<br />
Kinderschutzbund wurden die<br />
Quizfragen aufgelöst. Als kleine Geschenke<br />
gab es Luftballons oder Plakate<br />
mit einer Kinderzimmer-Ordnung.<br />
Die Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments<br />
waren Ricardo, Vivian und<br />
Ricky. Sie waren unermüdlich unterwegs<br />
Weitere Ideen für die laufende Amtsperiode<br />
sind:<br />
• Beitrag zum Jahr der Kinderrechte<br />
• Beitrag zum KiFaz-Fest der Begegnung<br />
• Teilnahme am Jugendforum – einer<br />
Veranstaltung der Kinder- und Jugend -<br />
parlamente der Caritas-Jugendhilfeeinrichtungen.<br />
Tim Wagner und Jürgen Muff
Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit an der Gartenschule Schwenningen<br />
„GEMEINSAM LEBEN“ ZUM WOHLE DER KINDER<br />
VS-Schwenningen. „Frau Wipfler, muss<br />
ich da einen Kreis machen?“ fragt Grace<br />
die Praktikantin in der „Wochenplanübungsstunde“.<br />
Für Frau Wipfler ist es<br />
selbstverständlich, sich Grace zuzuwenden,<br />
ihr zuzuhören und zu helfen.<br />
Sie gehört zum Betreuer-Team des Kinder-<br />
und Familienzentrums (KiFaz), das<br />
an der Gartenschule Schwenningen im<br />
Rahmen der Ganztagsbetreuung dieser<br />
Grundschule im Einsatz ist. Insgesamt<br />
werden rund 380 Schülerinnen und<br />
Schü ler in den Klassenstufen 1 bis 4 von<br />
32 Lehrerinnen und Lehrern sowie 22<br />
Betreuerinnen und Betreuern unterrichtet<br />
und begleitet. Das Betreuerteam besteht<br />
aus Teilzeitkräften, 450 Euro-Kräften,<br />
Praktikanten und Ehrenamtlichen.<br />
Trotz zurückgehender Schülerzahlen<br />
nimmt der Bedarf an Ganztagesschulen<br />
immer mehr zu. So wurde in diesem<br />
Schuljahr eine weitere erste Klasse an<br />
der Gartenschule eröffnet, die damit von<br />
Beginn an vierzügig ist.<br />
Ruhe-, Spiel- und Tobephasen<br />
„Wichtig für eine gut funktionierende<br />
Ganztagsschule ist ein ausgeklügeltes<br />
Konzept, welches regelmäßig evaluiert<br />
und weiterentwickelt wird. Dabei stehen<br />
natürlich immer die Bedürfnisse<br />
der Kinder im Mittelpunkt“, sagt Silke<br />
Ohnmacht, die für die Ganztagsbetreuung<br />
und die Schulsozialarbeit an der<br />
Gartenschule verantwortlich ist. Ein klar<br />
strukturierter Tagesablauf ist für jedes<br />
Kind wichtig, um in frühen Jahren schon<br />
zu lernen, sich zu organisieren und zu<br />
strukturieren. Dabei sind ausgiebige Ru -<br />
he-, Spiel- und Tobephasen eingeplant.<br />
In der Gartenschule gibt es viele zusätzliche<br />
Angebote für Kinder, die sie<br />
in ihrer Entwicklung unterstützen und<br />
fördern. Dazu gehören Kurse bei Lese-<br />
Rechtschreib-Schwäche, Sprachförderung<br />
und auch Ethik-Unterricht.<br />
Genauso wichtig wie Unterricht ist an<br />
Ganztagesschulen der Umgang miteinander<br />
und der Umgang mit Freizeit.<br />
„Soziales Lernen“ steht im <strong>St</strong>undenplan<br />
genauso drin wie „Mathematik“.<br />
Durch eine Vielzahl an Freizeitangeboten<br />
und Arbeitsgemeinschaften lernen<br />
die Kinder an der Gartenschule eine<br />
sinnvolle Freizeitgestaltung. Neue Interessen<br />
und Talente können entdeckt und<br />
gefördert werden.<br />
Thematische Elternnachmittage<br />
Auch die Einbindung der Eltern in das<br />
Schulleben wird hier gelebt. Für Eltern<br />
gibt es zusätzlich zu den klassischen<br />
Elternabenden auch Elternnachmittage<br />
zu verschiedensten pädagogischen The -<br />
men wie z.B. „Wie viel Taschengeld bekommt<br />
mein Kind?“. Diese werden im<br />
Tandem von einer Lehrerin und der<br />
Schulsozialarbeiterin durchgeführt.<br />
Mehrmals im Jahr werden geführte Familienwanderungen<br />
angeboten, die der<br />
ortsansässige Alpenverein mit der Konrektorin<br />
vorbereitet und gestaltet. Jedes<br />
Jahr werden auch alle Eltern zum „offenen<br />
Klassenzimmer“ eingeladen. Sie<br />
können in der Klasse ihres Kindes hospitieren<br />
und die Atmosphäre und Arbeitshaltung<br />
der Kinder erleben.<br />
Wie kann dies aber alles im oft stressigen<br />
Schulalltag funktionieren und bei<br />
einer so großen Schülerzahl durchgeführt<br />
werden? Wie können Lehrer und<br />
Betreuer den Bedürfnissen ihrer Schütz -<br />
linge gerecht werden?<br />
Die Lehrerinnen (von links) Nina Danell, Katharina Bacher und Desiree Toth von der Gartenschule<br />
haben zusammen mit Schulsozialarbeiterin Silke Ohnmacht vom Kinder- und Familienzentrum „Gemeinsam<br />
leben“ erarbeitet, das Regelwerk für einen gedeihlichen Schulalltag.<br />
Fotos: Muff<br />
Informationsfluss durch die Leitung<br />
Der Schlüssel dazu liegt in der Kommunikation<br />
und Organisation der Beteiligten<br />
vor Ort. An der Gartenschule in<br />
Schwenningen nehmen sowohl die<br />
Schulleitung als auch die Ganztagesleiterin<br />
ebenso die Rolle der Schulsozialarbeit<br />
ein. Dieses Leitungsteam trifft<br />
sich regelmäßig wöchentlich, um auf<br />
aktuelle Herausforderungen und anste-<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 27
hende Veränderungen gut durchdacht<br />
reagieren zu können. Lösungsorientiert<br />
werden Aufgaben verteilt und über den<br />
Verlauf wird jeder gleichermaßen wieder<br />
informiert. Informationen werden<br />
von diesem Leitungsteam aus dann an<br />
das Lehrerkollegium und an das Betreuer-Team<br />
weitergegeben und mit<br />
diesen daran gearbeitet.<br />
Lehrer und Betreuer trotz anderer<br />
Rollen „auf Augenhöhe“<br />
Lehrer und Betreuer begegnen sich<br />
dabei auf Augenhöhe und auch die<br />
Schüler und Schülerinnen machen keine<br />
Unterschiede. In einigen Bereichen gibt<br />
es nach wie vor eine „klassische“ Rollenverteilung<br />
zwischen den Betreuern<br />
und den Lehrern. Während Lehrer sich<br />
hauptsächlich um den Unterricht und<br />
Arbeitsgemeinschaften kümmern, sind<br />
die Betreuer hauptsächlich beim Mittagessen,<br />
in Freizeitangeboten, in zusätzlichen<br />
Betreuungsangeboten, aber<br />
auch in AG-Angeboten zu finden.<br />
Viele gemeinsame Aufgaben<br />
Und doch gibt es ganz viele gemeinsame<br />
Aufgaben, die sowohl Betreuer<br />
als auch Lehrer miteinander zum Wohle<br />
der Kinder besprechen, vorbereiten<br />
und durchführen:<br />
• „Wochenplanübungsstunden“, aber<br />
auch manche Hauptfächer, werden im -<br />
mer von einem Tandem durchgeführt.<br />
• „Lesepaten“ unterstützen Schüler in<br />
Deutsch und lesen mit ihnen.<br />
• Die „Projektwoche“ und das darauffolgende<br />
Fest mit der gesamten Schul -<br />
gemeinschaft werden immer vom Betreuerteam<br />
tatkräftig unterstützt.<br />
• Auch begleiten Betreuer die Schulklassen<br />
bei Ausflügen oder beim<br />
Waldsporttag.<br />
• Manche Elterngespräche sind sogar<br />
sehr sinnvoll im Tandem zu führen,<br />
um dann gemeinsam mit den Eltern<br />
„an einem <strong>St</strong>rang“ ziehen zu können.<br />
Vorpraktikantin <strong>St</strong>effi Wipfler in einer „Wochenplanübungsstunde“ im Rahmen der Ganztagsbetreuung<br />
an der Schwenninger Gartenschule.<br />
„An einem <strong>St</strong>rang“ ziehen<br />
„An einem <strong>St</strong>rang“ zieht auch das gesamte<br />
Lehrer- und Betreuerkollegium,<br />
wenn es um „Gemeinsam leben“ geht.<br />
Ein Arbeitskreis, welcher aus Lehrerinnen<br />
und der Ganztagsleitung besteht,<br />
hat sich mit dem täglichen Miteinander<br />
auseinandergesetzt und das Programm<br />
„Gemeinsam leben“ kreiert. In kurzen,<br />
klar verständlichen Regeln werden die<br />
Schüler in jedem Klassenzimmer und<br />
auch in den Betreuungsräumen und<br />
Fluren auf ihr soziales Verhalten aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Diese Regeln werden von allen im<br />
Schulhaus Lebenden gleichermaßen<br />
beachtet und respektiert. So kommen<br />
beispielsweise alle Lehrer und Betreuer<br />
pünktlich in den Unterricht oder zu den<br />
Betreuungszeiten; und somit kann dies<br />
auch von den Schülern erwartet und<br />
als geltende Regel eingehalten werden.<br />
Konsequenzen bei Verstößen<br />
Regelverstöße werden konsequent geahndet.<br />
Der Schüler bekommt ein vorgefertigtes<br />
Arbeitsblatt – „Mein Plan“ –<br />
auf dem er seinen Verstoß, das erreichte<br />
Verhalten, seine Absicht und einen Vorschlag<br />
zur Wiedergutmachung notieren<br />
Diese Regeln werden von allen<br />
im Schulhaus Lebenden gleichermaßen<br />
beachtet und respektiert.<br />
So kommen beispielsweise alle<br />
Lehrer und Betreuer pünktlich.<br />
muss. Dies geschieht sehr zeitnah, direkt<br />
nach dem Verstoß. Das ausgefüllte<br />
Arbeitsblatt muss der Schüler mit nach<br />
Hause nehmen, von einem Elternteil<br />
unterschreiben lassen und am nächsten<br />
Tag dem jeweiligen Lehrer oder Betreuer<br />
wieder abgeben. Gesammelt werden<br />
die ausgefüllten Arbeitsblätter beim jeweiligen<br />
Klassenlehrer, wo sie dann<br />
wiederum Grundlage für ein Elterngespräch<br />
sein können.<br />
Fürs Leben lernen<br />
„Lehrer und Betreuer können sich gegenseitig<br />
vertrauen und aufeinander<br />
bauen. Und unsere Schüler wachsen in<br />
einem Umfeld auf, wo sie wissen, wie<br />
sie sich bewegen können“, zieht Silke<br />
Ohnmacht ein erstes Fazit zum neu eingeführten<br />
Konzept „Gemeinsam leben“.<br />
Sie ist sich sicher, dass die Kinder<br />
dabei (unbewusst) ganz viel für ihr gesamtes<br />
Leben lernen – und damit nicht<br />
nur in Mathe und Deutsch.<br />
Silke Ohnmacht und Jürgen Muff<br />
28 | franziskus-Bote 4/2013
Schulbegleitung eines autistischen Kindes<br />
DURCH KOMPETENTEN UND EINFÜHLSAMEN UMGANG<br />
FÄLLT SIMON DAS LERNEN LEICHTER<br />
Villingen-Schwenningen. In diesem<br />
Schuljahr sind insgesamt 22 Mitarbeiter<br />
des Kinder- und Familienzentrums in 20<br />
Regelschulen in Villingen-Schwenningen<br />
und dem Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
in der Schulbegleitung tätig. Häufig begleiten<br />
sie autistische Kinder, die mit<br />
der sehr individuellen Unterstützung<br />
am Unterricht teilnehmen können, und<br />
leisten damit einen großen Beitrag zur<br />
Inklusion dieser jungen Menschen. Die<br />
Schulbegleitung wird im Auftrag des<br />
Jugendamts von sozialpädagogischen<br />
Fachkräften des KiFaz wahrgenommen<br />
und umfasst auch die Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern und Lehrern. Fachleiter<br />
Krunislav Jovic koordiniert die Einsätze<br />
und ist in Krisensituationen zur <strong>St</strong>elle.<br />
Exemplarisch wird im folgenden diese<br />
neue Art der individuellen Unterstützung<br />
von Kindern und Jugendlichen anhand<br />
von Simon vorgestellt, der jetzt die<br />
dritte Klasse an der Sprachheilschule<br />
Villingen besucht – sowohl aus seiner<br />
Perspektive wie der seiner Schulbegleiterin,<br />
aus Sicht der Lehrerinnen, der<br />
Mutter und des Jugendamts.<br />
Der Schüler selbst schreibt: „Es ist toll,<br />
eine Schulbegleitung zu haben, die mich<br />
beim Schreiben unterstützt.“<br />
Simon Kern<br />
Schulbegleiterin: Soziale<br />
Integration wurde verbessert<br />
Seit November 2012 begleite ich Simon<br />
Kern, ein autistischen Jungen. Es ist für<br />
mich eine sehr abwechslungsreiche und<br />
bereichernde Aufgabe.<br />
Am Anfang war es wichtig, erst mal sein<br />
Vertrauen zu gewinnen. Ich arbeite mit<br />
Simon auf der Basis, ihn so zu akzep-<br />
Schulbegleiterin Nicole Grundmann und Schüler Simon Kern auf dem Schulhof.<br />
tieren, wie er ist, und mit ihm gemeinsam<br />
Lösungswege zu erarbeiten, die stehen. Es war für beide eine schöne<br />
Sein Freund konnte lernen, zu ihm zu<br />
ihm auf dem Weg der weiteren Selbständigkeit<br />
helfen. Seine soziale Inte-<br />
gute Zusammenarbeit mit den Lehrern<br />
Entwicklung. Auch die Absprache und die<br />
gration in der Klasse konnte durch die unterstützten Simons Weiterkommen.<br />
intensive Arbeit mit Simon und seinen<br />
Klassenkameradinnen und -kameraden Zu meinem Aufgabenfeld gehören auch<br />
verbessert werden. Die Geräusche, die die Gespräche und Beratung der Eltern.<br />
Simon macht, störten die anderen Kinder.<br />
Wir haben einen Weg gefunden, Ehrlichkeit und setzte Tipps gekonnt<br />
Frau Kern unterstützte mich durch ihre<br />
durch sanfte Berührung der Schultern um. Das erleichtert meine Arbeit enorm.<br />
seine Geräusche und das Klopfen zu Ich bin sehr glücklich und froh, so ein<br />
unterbrechen. Simon fällt so im Unterricht<br />
nicht mehr negativ auf. Er berei-<br />
Nicole Grundmann<br />
tolles Kind begleiten zu können.<br />
chert jetzt den Unterricht durch seine<br />
Mitarbeit.<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 29
Lehrerinnen: Kaum mehr kritische<br />
Situationen im Unterricht<br />
Als Nicole Grundmann, Simons Schulbegleiterin,<br />
im zweitem Schuljahr kam,<br />
profitierten wir alle von ihrer Arbeit: die<br />
Schule, die Klasse, wir Lehrerinnen und<br />
Lehrer und Simon natürlich am allermeisten.<br />
Durch ihren kompetenten und<br />
einfühlsamen Umgang mit Simon und<br />
allen anderen am Schulleben Beteiligten<br />
gelang ihm und uns das Lernen viel<br />
besser und leichter.<br />
Simons Schulbegleiterin Nicole Grundmann und Klassenlehrerin Elke Heppler in der Sprachheilschule<br />
Villingen im gegenseitigen Austausch.<br />
Fotos: Muff<br />
Ich lernte Neues von ihr und sie von<br />
mir. Es war für mich eine durchweg<br />
gelungene, positive und bereichernde<br />
Erfahrung.<br />
Tina Koppitsch<br />
Zu Beginn seines dritten Schuljahres<br />
hatte Simon einen kompletten Lehrerwechsel<br />
zu verkraften: Klassenlehrerwechsel<br />
und Fachlehrerwechsel. Darüber<br />
hinaus musste Simon den Wechsel von<br />
der Halbtagesform zur Ganztagesschule<br />
bewältigen. Durch die gute Vorbereitung<br />
von Frau Grundmann gelang Simon dies<br />
ohne „Einbrüche“. Er fand sich schnell<br />
mit der veränderten Situation zurecht.<br />
Ich kann die positiven Aspekte, die<br />
Frau Grundmann in der Begleitung von<br />
Simon setzt, nur unterstützen. Sie kennt<br />
Simons Verhalten so gut und kann seine<br />
Reaktionen einschätzen, so dass kritische<br />
Situationen kaum mehr auftreten,<br />
da bereits auf minimale Anzeichen reagiert<br />
werden kann und eine Situation<br />
nicht mehr eskaliert. Es ist auch für mich<br />
durchweg eine gelungene, positive und<br />
bereichernde Erfahrung. Elke Heppler<br />
Mutter: Simon ist sicherer, weil er<br />
jemanden an seiner Seite weiß<br />
Simon ist ausgeglichener, wenn er von<br />
der Schule nach Hause kommt. Die<br />
Schulbegleitung kann alle Situationen<br />
sofort lösen, besprechen, aufarbeiten.<br />
Vorher war er immer sehr gereizt und<br />
aggressiv nach der Schule, da alle<br />
schwierigen Situationen ungeklärt blieben<br />
und er mir zu Hause gar nichts erzählte.<br />
Er ist auch viel besser in die<br />
Klasse integriert und viel besser akzeptiert<br />
von den Mitschülern, weil diese<br />
nun durch die Schulbegleitung auch<br />
Infos über seine Krankheit bekommen<br />
bzw. sein Verhalten erklärt bekommen.<br />
Simon ist viel sicherer insgesamt, weil<br />
er weiß: er hat jemand an seiner Seite,<br />
den er fragen kann, der ihm hilft in Situationen,<br />
in denen er sich nicht wehren<br />
kann oder sich nicht traut. Inzwischen<br />
hat er auch mehr Selbstbewusstsein<br />
und kann seine Ansichten, Wünsche<br />
und Probleme selber besser äußern. Er<br />
bekommt sehr viele Tipps und Anweisungen,<br />
wie er sich in verschiedensten<br />
Situationen besser konzentrieren, arbeiten<br />
und verhalten kann. Er wird auch<br />
oftmals durch die Schulbegleiterin „geschützt“,<br />
z.B. in Situationen, in denen<br />
er nicht für sich selbst sprechen kann<br />
oder zu überhastet reagiert.<br />
Unsere Schulbegleitung arbeitet sehr<br />
viel im Hintergrund, d.h. sie drängt sich<br />
nicht auf, egal, ob im Unterricht oder in<br />
den Pausen. Somit hat Simon nicht den<br />
Eindruck, bevormundet zu werden oder<br />
es alleine nicht „auf die Reihe“ zu bekommen.<br />
Trotzdem ist Frau Grundmann<br />
immer präsent und sofort zur <strong>St</strong>elle,<br />
wenn Hilfe in irgendeiner Form nötig<br />
ist. Simon hat sehr großes Vertrauen zu<br />
ihr und mag sie sehr. Er fühlt sich wohl<br />
und beschützt, aber nicht eingeschränkt<br />
durch ihre Gegenwart. Sie ist meine<br />
Helferin vor Ort, so dass ich als Mutter<br />
unser Kind ohne Sorgen und mit gutem<br />
Gewissen in der Schule aufgehoben<br />
weiß.<br />
Frau Kern<br />
Jugendamt: Simon nimmt die Hilfe<br />
an und arbeitet motiviert mit<br />
Ziel einer Schulbegleitung ist, dass z.B.<br />
Simon lernt, selbstständiger im Schulalltag<br />
zurecht zu kommen sowie in der<br />
Klasse integriert zu werden. Die Aufgabe<br />
des Jugendamtes ist hierbei, die Hilfe<br />
fallführend zu koordinieren. So steht<br />
das Jugendamt im regelmäßigen Kontakt<br />
zur Familie Kern, der Schulbegleitung<br />
Frau Grundmann und der Sprachheilschule<br />
in Villingen. Bei diesem Austausch<br />
werden kurzfristige und langfris -<br />
tige Ziele besprochen, die Simon durch<br />
die Schulbegleitung erreichen soll und<br />
kann. Hierbei ist der individuelle Hilfebedarf<br />
besonders zu beachten. Durch<br />
eine gute Zusammenarbeit ist es möglich,<br />
dass Simon über einen persönlich<br />
benötigten Zeitraum lernt, sich alleine<br />
im Schulalltag zu beweisen. Simon arbeitet<br />
motiviert mit und nimmt die Hilfe<br />
von Frau Grundmann gerne an.<br />
Durch die Möglichkeit der Schulbegleitung<br />
kann auch der Inklusionsgedanke<br />
verfolgt werden. Kinder mit besonderen<br />
Bedarfen ist es so möglich, eine Regelschule<br />
zu besuchen. Christine Ihly<br />
30 | franziskus-Bote 4/2013
Im Gespräch mit Schwester Johanna Konrad<br />
„WENN DAS VERSCHROBENE LEUTE<br />
SIND, DANN GEHEN WIR WIEDER!“<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Im Alter von 31 Jahren<br />
feierte im Oktober Schwester Johanna<br />
Konrad aus Konstanz im Franziskanerinnenkloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> ihre Ewige<br />
Profess und legte erneut ihre Gelübde<br />
der Armut, Keuschheit und des Gehorsams<br />
ab. Im Gespräch mit dem franziskus-Boten<br />
gibt sie Auskunft über ihren<br />
Weg und ihre Entscheidung.<br />
franziskus-Bote:<br />
Wie kamen Sie<br />
zum ersten Mal<br />
mit dem Kloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> in<br />
Kontakt?<br />
Schwester Johanna: Der erste Kontakt<br />
war 2004 tatsächlich übers Internet.<br />
Nach einer Jugendwallfahrt nach Rom<br />
von der Gemeinde aus brauchte ich was<br />
<strong>St</strong>illes und da fragte mich eine Freundin<br />
an, ob ich nicht mit ihr „ora et labora“<br />
in einem Kloster machen möchte. Und<br />
dann haben wir die Internetseite des<br />
Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> entdeckt – die<br />
war die ansprechendste. Kurz bevor wir<br />
dann ankamen, habe ich noch gesagt:<br />
„Wenn das aber ganz verschrobene<br />
Leute sind, dann gehen wir da wieder!“<br />
Wir haben dann aber gemerkt, dass die<br />
Schwestern ganz bodenständig und<br />
normal sind. Und wir haben dann Johannisbeeren<br />
gezupft, acht Eimer voll,<br />
und das Auto gewaschen mit Schwester<br />
Anna-Franziska, die uns betreut hat.<br />
„Noch kein Gedanke ans Kloster“<br />
Aber da war noch kein Gedanke an<br />
einen Eintritt ins Kloster, obwohl ich<br />
schon auf der Suche war, was ich für<br />
mein Leben will und sinnvoll finde. Ich<br />
hatte aber noch Briefkontakt mit<br />
Schwester Anna-Franziska. Dann sah ich<br />
im Internet die Einladung des Klosters<br />
zum Transitus-Fest und zum Schluss<br />
einfach dieser Satz: „Alle sind eingeladen.“<br />
Das hat mich persönlich angespro -<br />
chen und dann bin ich hingefahren.<br />
Seit 8 Jahren in der Gemeinschaft<br />
franziskus-Bote: Sie leben jetzt seit acht<br />
Jahren in der Schwesterngemeinschaft.<br />
Wie hat sich das Klosterleben in diesen<br />
Jahren für Sie entwickelt?<br />
Schwester Johanna: Natürlich gab es<br />
unterschiedliche Phasen. Der Einstieg<br />
war erst einmal ein Reinfinden in alles.<br />
Ich bin ja immer aufgefallen, weil ich in<br />
Zivil zwischen den Schwestern war mit<br />
bunten Klamotten. Im Noviziat ging es<br />
erst mal um das Eigene: Wer bin ich?<br />
Was mache ich? Was kann ich? Was hat<br />
der liebe Gott mit mir vor? – um zu einer<br />
Entscheidung zu kommen.<br />
„Im Urlaub habe ich gemerkt,<br />
worum es mir geht“<br />
Nach der Erstprofess ging es darum, in<br />
die Aufgaben der Gemeinschaft hineinzuwachsen.<br />
Natürlich war es auch eine<br />
Umstellung auf den neuen Namen und<br />
das Gefühl: ja, ich gehöre jetzt dazu.<br />
Die Frage, wie es im Alltag geht, mit<br />
diesem Jesus auf dem Weg zu sein, beschäftigte<br />
mich. Passt das? Es waren<br />
auch viele Krisen dabei. Im Urlaub habe<br />
ich dann aber gemerkt, worum es mir<br />
geht, nämlich um den Weg mit Jesus<br />
Christus und nicht nur um die Situation<br />
der Schwesterngemeinschaft. Immer<br />
wenn ich am Aufgeben war, habe ich<br />
mich wieder gefragt: Wegen was bist du<br />
da? Das hat mich gehalten, das Wissen:<br />
er hat für mich noch einen Auftrag hier.<br />
franziskus-Bote: Sie arbeiten jetzt im<br />
Förder- und Betreuungsbereich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />
Wie kam es zu diesem Wechsel?<br />
Schwester Johanna Konrad bekommt bei ihrer<br />
Ewigen Profess von Generaloberin Schwester<br />
Agnes Löber ein Holzkreuz überreicht; in der Mitte<br />
Formationsleiterin Schwester Dorothea Thomalla.<br />
Fotos: Graf, Bormann<br />
Schwester Johanna: Ich habe darum<br />
gebeten, die Tätigkeit im Büro beenden<br />
zu dürfen. Da war viel Organisatorisches,<br />
bei dem mir die Lebendigkeit<br />
gefehlt hat. Ich wollte gern als gelernte<br />
Erzieherin wieder in den Kindergarten<br />
gehen, da war aber zu der Zeit nichts<br />
frei. Jetzt im Förder- und Betreuungsbereich<br />
(FuB) habe ich mich nach zwei<br />
Jahren eingelebt und bin dank der Geduld<br />
der Kolleginnen hineingewachsen<br />
in diese neue Tätigkeit. Man muss bei<br />
den mehrfachbehinderten Menschen<br />
seinen <strong>St</strong>and haben und konsequent<br />
sein. Aber das hat mir unheimlich Lebendigkeit<br />
und Festigkeit gegeben.<br />
Und die Bewohner geben mir da auch<br />
ganz viel an Liebe wieder zurück.<br />
„Mein Kalender ist voll“<br />
Durch die Jugendarbeit, die ich im Klos -<br />
ter von Anfang an mitgemacht habe,<br />
und die anderen Dinge in der Gemeinschaft<br />
ist mein Kalender auch voll. Die<br />
Jugend tut mir gut und auch der FuB<br />
tut mir gut. Die Jugendlichen wie die<br />
Bewohner fordern mich heraus und halten<br />
mich in der Welt – also ganz franziskanisch.<br />
Ich finde es gerade sehr<br />
ausgewogen. Auch beim Gestalten von<br />
Kerzen helfe ich zu <strong>St</strong>oßzeiten mit.<br />
franziskus-Bote: Wie sehen Sie als<br />
Jüngste der Schwestern die Zukunft der<br />
Schwesterngemeinschaft?<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 31
„Rolle der Jüngsten fiel mir am<br />
Anfang schwer“<br />
Schwester Johanna: Die Rolle der Jüngs -<br />
ten fiel mir am Anfang schwer. Da war<br />
ich manchmal ein Vorzeigeobjekt: „Unsere<br />
Jüngste“. Mit der Erstprofess bin<br />
ich mehr hineingewachsen und habe in<br />
Begegnungen mit den Mitschwestern<br />
auch andere Ebenen der Beziehung erschlossen.<br />
Jetzt ist es eher das Gefühl:<br />
,Du gehörst zu uns.‘ Ich habe oft andere<br />
Lebenserfahrungen, andere Gebete oder<br />
auch eine andere Weltsicht als sie.<br />
„Die Generationen verbinden“<br />
Die Herausforderung unseres Alltags ist<br />
es, die Generationen zu verbinden – es<br />
ist Realität, dass die meisten höheren<br />
Alters sind und nur drei unter 50. Aber<br />
ich fühle mich aufgenommen und akzeptiert.<br />
Sie kennen mich auch und<br />
müssen mich auch aushalten, wenn ich<br />
zum Beispiel sehr direkt bin.<br />
franziskus-Bote: Was interessiert die jugendlichen<br />
Gäste, die Sie betreuen?<br />
Schwester Johanna: Die jungen Leute<br />
wollen oft wissen, wie ich dazu kam,<br />
ins Kloster zu gehen. Ich bin wie eine<br />
Brücke von der Welt der Jugendlichen<br />
zu dem konkreten Klosterleben. Dabei<br />
hole ich auch gern eine ältere Schwes -<br />
ter zu Gesprächsrunden mit dazu. Die<br />
Lebens- und Glaubenserfahrung der älteren<br />
Mitschwestern spricht die jungen<br />
Leute genauso an wie mich. Die Erzählungen<br />
vom eigenen Glauben haben mir<br />
immer geholfen. Das ist ein Teil, warum<br />
mir Gemeinschaft wichtig ist – im Gebet,<br />
im Leid wie in der Freude miteinander<br />
unterwegs sein.<br />
Ewald Graf<br />
Delegation aus Bulgarien zu Besuch in <strong>Heiligenbronn</strong>er Werkstätten<br />
ANREGUNGEN ZUM AUFBAU VON SOZIALUNTERNEHMEN<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>/Varna. Im Rahmen eines<br />
mehrtägigen Besuchs in Deutschland<br />
kam eine bulgarische Delegation mit<br />
Sozialunternehmern und Kommunalpolitikern<br />
aus der Region Varna nach<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> in die stiftung st. franziskus<br />
und besichtigte einige Ausbildungsbetriebe.<br />
Motor des sozialen Wandels<br />
Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen für<br />
Menschen mit verschiedensten Benachteiligungen<br />
ist Ziel eines vom Europäischen<br />
Sozialfonds geförderten Projektes<br />
in Bulgarien. Es will den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Kommunen, Nichtregierungsorganisationen<br />
und bulgarischen<br />
Sozialunternehmen fördern und<br />
sucht dazu auch Impulse aus dem Ausland.<br />
Unter Federführung des Vereins<br />
„Sauchastie – Zentrum für nachhaltige<br />
soziale Entwicklung“ soll das Sozialunternehmertum<br />
zum Motor des sozialen<br />
Wandels werden.<br />
Monika Heitmann vom Bulgarisch-Deutschen<br />
Sozialwerk in Varna, an dem die<br />
stiftung st. franziskus heiligenbronn gemeinsam<br />
mit der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau be-<br />
Zu Besuch in der Werkstatt für behinderte Menschen der stiftung st. franziskus war die bulgarische<br />
Delegation aus der Region Varna bei ihrem Besuch in <strong>Heiligenbronn</strong>. Fachbereichsleiter Gernot Pfau<br />
(rechts) erläuterte das Zusammenspiel von Industrieaufträgen und individueller Förderung; Monika<br />
Heitmann vom Bulgarisch-Deutschen Sozialwerk (zweite von rechts) übersetzte alles. Foto: Graf<br />
teiligt ist, arbeitet in diesem Projekt mit<br />
und übernahm bei dem Deutschland-<br />
Besuch auch die Dolmetscheraufgabe.<br />
Besichtigt wurden auch Werkstätten<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau und des Berufsbildungswerkes<br />
Adolf Aich.<br />
Blick in Ausbildungsbetriebe<br />
In <strong>Heiligenbronn</strong> lernte die 13-köpfige<br />
Delegation die Blindenwerkstätten und<br />
die Werkstatt für behinderte Menschen<br />
sowie die Ausbildungsbetriebe der<br />
Schreinerei und Malerwerkstatt kennen.<br />
Hier arbeiten junge Menschen mit Behinderungen,<br />
erlernen zum Teil auch<br />
anerkannte Berufe und finden Arbeitsmöglichkeiten<br />
vielfältiger Art.<br />
Vorstand Michael Wollek, Roland Flaig<br />
von der Leitung Behindertenhilfe sowie<br />
Udo Neudeck, Leiter des Zentrums für<br />
Ausbildung und Qualifikation, stellten<br />
den Gästen das Arbeitsspektrum, Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und die persönliche<br />
Förderung der Beschäftigten vor.<br />
Gemeinsam mit Schwester Judith Kaupp<br />
32 | franziskus-Bote 4/2013
wurde auch noch ein Blick in die „Leben<br />
Jesu“-Ausstellung im Haus Lebensquell<br />
geworfen.<br />
Selbstgefertigte Geschenke<br />
Die beeindruckten Gäste, die auch vie-<br />
les mit Film und Foto festhielten, erörterten<br />
in einer Gesprächsrunde noch<br />
verschiedene Fragen und erhielten aus<br />
der Schreinerei und der Bürstenmacherei<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> kleine Geschenke als<br />
persönliche Erinnerung an diesen Besuch.<br />
Michael Wollek wünschte dem<br />
ganzen Land eine gute Zukunft, zu der<br />
auch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ihren Beitrag leisten<br />
wolle, und war überzeugt, dass Bulgarien<br />
mit Geduld und Fleiß auch viel erreichen<br />
könne.<br />
Ewald Graf<br />
Mobile Jugendarbeit im Roma-Viertel von Varna<br />
JUGENDLICHEN WIE ELTERN AUSWEGE AUFZEIGEN<br />
Varna. Ob sich die Lebensbedingungen<br />
der Roma in Bulgarien soweit verbessern<br />
können, dass sie ihr Glück nicht<br />
mehr im Westen zu suchen brauchen?<br />
Das Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk<br />
<strong>St</strong>. Andreas arbeitet seit einigen Jahren<br />
eben in dieser Richtung.<br />
Wie den Roma helfen, aus der Sucht<br />
und Prostitution herauszukommen? Ist<br />
überhaupt ein Zugang zu diesen Menschen<br />
möglich? Das sind nur einige der<br />
Fragen, die man sich im Bulgarisch-<br />
Deutschen Sozialwerk stellt. Inzwischen<br />
sind die positiven Antworten nicht wenige<br />
– auf der Grundlage langjähriger<br />
Erfahrung und Zusammenarbeit.<br />
Das Sozialwerk <strong>St</strong>. Andreas wird getragen<br />
von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau, der stiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn und<br />
der Metropolie von Varna und Veliki<br />
Preslav. Es hilft nicht nur den Roma.<br />
Die drei Akzente in der sozialen Tätigkeit<br />
des Vereins sind die Bildung, der<br />
Sozialbereich und das Gesundheitswesen.<br />
Er finanziert sich mit Spenden der<br />
beiden deutschen <strong><strong>St</strong>iftung</strong>en, mit Mitteln<br />
der EU und anderen Gebern. Der<br />
Verein hilft im Viertel Maksuda sowohl<br />
Roma-Kindern, die Schwierigkeiten in<br />
der Schule haben, wie Jugendlichen<br />
aus Problemgruppen, indem ihnen „unerwartete“<br />
Beschäftigungen geboten<br />
werden – zum Beispiel ein Kurs in bulgarischen<br />
Volkstänzen.<br />
Kinder im Roma-Viertel von Varna. Das Team der Mobilen Jugendarbeit kümmert sich um junge Roma<br />
und ihre Lebensperspektiven, mit Unterstützung des Bulgarisch-Deutschen Sozialwerks. Foto: Lindau<br />
„Im Kurs in bulgarischer Folklore können<br />
sie ihre neuen Fähigkeiten entdekken,<br />
weil sie die Roma-Tänze sowieso<br />
kennen. Außerdem haben sie dort die<br />
Möglichkeit, den Umgang mit Gleichaltrigen<br />
zu pflegen“, erzählt Monika Heitmann,<br />
die schon seit Jahren vor Ort die<br />
Arbeit des Sozialwerks entwickelt und<br />
erweitert. In letzter Zeit zählt sie sehr<br />
auf örtliche Laienberater aus der Roma-<br />
Gemeinschaft, die schon an vorherigen<br />
Projekten teilgenommen haben.<br />
Gespräche auf der <strong>St</strong>raße<br />
Mobile Jugendarbeit – das ist das neues -<br />
te Projekt des Vereins, das er in Partnerschaft<br />
mit dem Verein „Sauchastie“<br />
u.a. durchführt. Dabei werden die Gespräche<br />
häufig auf der <strong>St</strong>raße geführt<br />
und den Roma-Teenagern der Nutzen<br />
der Bildung oder der Schaden aus den<br />
Drogen direkt erklärt. „Wir möchten<br />
ihnen Wege zeigen, auf denen sie aus<br />
ihrer häufig ausweglosen Situation herauskommen<br />
können“, sagt Monika Heit -<br />
mann. Im Rahmen des Projekts finden<br />
auch Gespräche mit den Eltern statt –<br />
es wird ihnen gezeigt, wie sie ihre Kinder<br />
richtig ernähren, ihnen bei der Vorbereitung<br />
der Hausaufgaben helfen und<br />
ihren Alltag organisieren können.<br />
„Die mobile Handlungsgruppe“ in Varna<br />
hat letztes Jahr 130 Jugendliche aus<br />
geschädigten sozialen Milieus erfasst<br />
und unterstützt. Und arbeitet so mit an<br />
einer gemeinsamen sozialen Entwicklung<br />
Europas.<br />
Bilyana Mihaylova/Deutsche Welle<br />
Übersetzung: Monika Heitmann<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 33
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franziskus-Bote<br />
Zeitschrift der stiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn<br />
Herausgeber<br />
Hubert Bernhard und Michael<br />
Wollek, Vorstand der stiftung<br />
st. franziskus heiligenbronn<br />
Erscheinungsweise<br />
vierteljährlich<br />
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Anschrift (bei Umzug neue Anschrift)<br />
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(siehe Eintrag unten).<br />
Auflage<br />
4500<br />
Redaktion<br />
Ewald Graf (verantwortlich),<br />
Astrid Borck, Katharina Fiesel,<br />
Margarethe Neudeck, Felix<br />
Ronecker, Günter Seger, Boris<br />
<strong>St</strong>rehle, Sr. Dorothea Thomalla<br />
(alle <strong>Heiligenbronn</strong>), Hans<br />
<strong>St</strong>urm (Baindt), Ralf Eberhard<br />
(Tuttlingen)<br />
Gestaltung und Satz<br />
Linkdesign GmbH, Schramberg<br />
<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />
PLZ, Ort:<br />
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auf FSC-zertifiziertes Papier<br />
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Kloster 2, 78713 Schramberg-<br />
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34 | franziskus-Bote 4/2013
DAS VORLETZTE!<br />
MUTTER UND KIND EINTRÄCHTIG<br />
NEBENEINANDER<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Beim Besuch der bulgarischen<br />
Delegation in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
(siehe Bericht S. 32) stellte Schwester<br />
Judith Kaupp, ehemalige Generaloberin,<br />
den Gästen auch kurz die Schwestern -<br />
gemeinschaft vor und erwähnte abschließend,<br />
dass die stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn „unser Kind“ sei.<br />
Vorstand Michael Wollek stand neben<br />
ihr und legte spontan der einen Kopf<br />
kleineren Ordensschwester seine Hand<br />
auf die Schulter und meinte schmunzelnd:<br />
„Meine Mama!“<br />
INKOGNITO IM DIENSTWAGEN<br />
Der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Dienstwagen von Cornelia<br />
Raible-Mayer, Leiterin des Aufgabenfeldes<br />
Kinder- und Jugendhilfe, hat ein<br />
Rottweiler Kennzeichen. Als sie damit<br />
auf ihrem Heimweg durch ihren Wohnort<br />
Fridingen im Kreis Tuttlingen fuhr,<br />
wurde sie von der Polizei angehalten.<br />
Die Zufahrt war aufgrund von Tiefbauarbeiten<br />
gesperrt und nur für Anlieger<br />
freigegeben. Der Polizist winkte die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiterin mit der Kelle zur<br />
Seite und der <strong>St</strong>rafzettel war quasi<br />
schon geschrieben. Erst dann erkannte<br />
der Ortspolizist die ihm gut bekannte<br />
Fridingerin und entschuldigte sich umgehend<br />
für sein Versehen, dass er sie<br />
jetzt erst erkannt habe. So war der Weg<br />
für Frau Raible-Mayer doch noch frei.<br />
VERKEHRTE RADLERWELT<br />
Was verbietet wohl dieses Schild vor dem Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong>? Das Abstellen<br />
von Fahrrädern auf Sattel und Lenker oder<br />
gar das Schieben von umgedrehten Rädern? Oder<br />
sind hier vielleicht sogar neuartige Brillengestelle<br />
untersagt?<br />
Foto: Graf<br />
SÜSSE VERSPRECHEN VOR<br />
DEN BESINNUNGSTAGEN<br />
Beim Praktikantentag der Behindertenhilfe<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> im Oktober wurde<br />
auch die nächstjährige Taizé-Fahrt für<br />
jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vorgestellt. Dies war<br />
die Aufgabe von <strong>St</strong>udentin Michaela<br />
Warwas aus dem Vorbereitungsteam<br />
für die Besinnungstage in diesem Klos -<br />
ter, das für seine ökumenischen Jugendtreffen<br />
bekannt ist. Die DH-<strong>St</strong>udentin<br />
kann jedoch kein Französisch und übte<br />
schon vor dem Praktikantentag die Aus -<br />
sprache von Frère Roger, dem Namen<br />
des Ordensgründers in Taizé. Doch als<br />
sie die Infos zur Fahrt vortrug, hörte<br />
sich dieser Name aus ihrem Mund trotz<br />
alledem immer noch an wie „Ferrero<br />
Rocher“. Bei solchen schokoladehaltigen<br />
Assoziationen lief den Anwesenden<br />
schon das Wasser im Munde zusammen.<br />
Die Heiterkeit war groß, denn bisher<br />
brachte noch niemand einen Aufenthalt<br />
in Taizé mit süßen Versuchungen<br />
zusammen.<br />
AUSREICHEND PLATZ FÜR ALLE<br />
IM ABSCHIEDSRAUM<br />
Nach der Segnung des neugestalteten<br />
Abschiedsraums in <strong>Heiligenbronn</strong> im<br />
Torbogen (siehe franziskus Bote Nr.<br />
3/2013) durch Pfarrer Christian Albrecht<br />
im Anschluss an einen Abendgottesdienst<br />
erläuterte <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Architekt<br />
Michael Wühr einigen Gottesdienstbesuchern<br />
die baulichen Maßnahmen und<br />
die Absichten der Umgestaltung. Er verwies<br />
auf den neuen Ort für den Sarg,<br />
der jetzt unter einer abgehängten Decke<br />
und vor einem Schränkchen mit Kreuz<br />
und Kerze platziert wird. Dann wendete<br />
sich Michael Wühr der anderen Seite<br />
des kleinen Raumes zu, in der neubeschaffte<br />
<strong>St</strong>ühle für die Angehörigen und<br />
Abschiednehmenden bereit stehen. Gedanklich<br />
war er wohl noch immer bei<br />
der Ecke mit dem Sarg, denn mit einer<br />
Handbewegung hin zu den <strong>St</strong>ühlen fuhr<br />
er fort: „Und hier sitzen dann die ganzen<br />
Verstorbenen...“ Nach einem kurzen<br />
Moment der <strong>St</strong>ille konnten dann die<br />
Zuhörer nicht mehr anders und lachten<br />
gemeinsam los...<br />
VERSCHREIBER DES JAHRES<br />
Neuaufnahme M. M.: Frau M. M., geb.<br />
3. 5. 920, ev.-luth., zieht am 29. 1. 2013<br />
ins Zimmer 2.20 ein.<br />
Das Tuttlinger Bürgerheim hat mit der<br />
1093 alten Dame sicher die älteste Bewohnerin<br />
aller Altenzentren!<br />
34 Erwachsene und 30 Kinder tummelten<br />
sich in <strong>St</strong>. Benedikt... In der Kaffeepause,<br />
in der sich alle mit dem selbstgebackenen<br />
Kuchen der Mitarbeiter der<br />
Beratungsstelle stärken konnten,...<br />
Wenn das keine wunderbare Kuchenver -<br />
mehrung war beim Familientag der Beratungsstelle<br />
des Förderzentrums Hören<br />
und Sprechen! 64 Teilnehmer und ein<br />
Kuchen – da wurde christlich geteilt.<br />
Da ich bereits öfters mit Kindern, Senioren<br />
und geistlich/ körperlich behinderten<br />
Menschen gearbeitet habe, war ich<br />
davon überzeugt, dass die Einrichtung<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> genau das Richtige für<br />
mich ist.<br />
Aus einem Bewerbungsschreiben für ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr – dass es am<br />
Wallfahrtsort auch geistliche Behinderungen<br />
geben soll, ist schwer zu glauben,<br />
wird dem heiligen Geist hier doch<br />
Tür und Tor geöffnet!<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 35
Aus der Quelle schöpfen<br />
Beim Adventsmarkt in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
tragen Schüler und Bewohner aus der<br />
stiftung st. franziskus Musik, Lieder<br />
und Gedichte zur adventlichen Besinnung<br />
vor und geben dem Markt damit<br />
auch seine besondere Note.<br />
Beim diesjährigen Adventsmarkt trug<br />
auch wieder Johann Hiller (Foto) ein<br />
Weih nachtsgedicht von Ernst Heinrich<br />
Fischer vor:<br />
Weihnacht<br />
Fotos: Holzer, Ronecker<br />
Wieder hat der Himmel<br />
still sich aufgetan,<br />
lauschend hält die Schöpfung<br />
ihren Atem an.<br />
Denn es steigt hernieder,<br />
der die Welt gemacht,<br />
und die Klarheit Gottes<br />
leuchtet durch die Nacht.<br />
Doch nur eine Krippe,<br />
keinen Königsthron,<br />
wählte sich des Vaters<br />
eingeborener Sohn.<br />
Macht in euren Herzen<br />
ihm ein Bettlein weich,<br />
so macht er hinwieder<br />
selig euch und reich.<br />
Dank sei ihm und Ehre,<br />
der vom Himmel kam<br />
und die Not der Erde<br />
willig auf sich nahm;<br />
der uns ewges Leben<br />
hat herabgebracht<br />
und das Reich darinnen<br />
Fried und Freude lacht.<br />
Heller Weihnachtsjubel<br />
klinge weit und breit<br />
und es übertöne<br />
jedes Erdenleid.<br />
stiftung st. franziskus heiligenbronn • Kloster 2 • 78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong><br />
Telefon 07422 569-0 • Fax 07422 569-300 • Internet www.stiftung-st-franziskus.de<br />
E-Mail franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de • Kirchliche <strong><strong>St</strong>iftung</strong> des öffentlichen Rechts<br />
Spendenkonto 540 340 • Kreissparkasse Rottweil BLZ 642 500 40