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Innenseiten E1 - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

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franziskus Bote<br />

4/2013<br />

Zeitschrift der stiftung st. franziskus heiligenbronn, Ausgabe Dezember 2013<br />

Audit berufundfamilie für die<br />

gesamte <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vereinbart<br />

Für die Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiterinnen<br />

und -Mitarbeiter wurden gemeinsame<br />

Ziele vereinbart. Seite 6<br />

Neu gebaute Förderstätte<br />

<strong>St</strong>. Gabriel feierlich eingeweiht<br />

Das neue Haus <strong>St</strong>. Gabriel in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

für vier Förder- und Betreuungsgruppen<br />

wurde mit einer<br />

fröhlichen Feier eingeweiht. Seite 11<br />

Jubilarehrungen in der<br />

Behinderten- und Altenhilfe<br />

Gemeinsame Jubilarehrungen mit<br />

einer großen Zahl an langjährigen<br />

Mitarbeitern gab es in der Behindertenhilfe<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> wie im Aufgabenfeld<br />

Altenhilfe. Seiten 17 und 25<br />

Schulbegleitung am Beispiel<br />

Wie die Schulbegleitung durch sozial -<br />

pädagogische Kräfte des Kinder- und<br />

Familienzentrums Villingen-Schwenningen<br />

die inklusive Beschulung<br />

fördert, zeigt das Beispiel eines autis -<br />

tischen Jungen. Seite 29<br />

Bilder (von oben): Die Arbeitsgruppe Sehschädigung<br />

der Behindertenhilfe Erwachsene;<br />

Reiterstüble in <strong>Heiligenbronn</strong> realisiert;<br />

Therapiehund im Altenzentrum Sel. Irmgard<br />

Baindt; Festakt 10 Jahre <strong>St</strong>. Ulrich Wehingen


LESEN SIE IN DIESEM HEFT<br />

STIFTUNG<br />

Aktuelles in Kürze: 10 Jahre Adventsmarkt in <strong>Heiligenbronn</strong>;<br />

Jahresprogramm des Hauses Lebensquell; Publikationen<br />

des Erziehungshilfe-Fachverbands S. 3<br />

Tanzauftritt in <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil zugunsten der<br />

Mali-Kinderhilfe S. 22<br />

Therapiehund „Sammy“ im Altenzentrum<br />

Sel. Irmgard Baindt S. 23<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender S. 4<br />

Pflegefachtag in Rottweil zur Ernährung im Alter S. 24<br />

Franz Schuhmacher im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat verabschiedet S. 5<br />

Jubilarehrungen des Aufgabenfelds Altenhilfe S. 25<br />

Audit berufundfamilie für gesamte <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vereinbart S. 6<br />

Kommentar des Vorstands: Hohe Verantwortung und<br />

zugleich Herausforderung S. 7<br />

Beispiel für das gelebte Audit:<br />

Elisabeth Neß in <strong>St</strong>. Martin Geislingen S. 8<br />

Institut für soziale Berufe in <strong>St</strong>uttgart vor<br />

zehn Jahren gegründet S. 9<br />

KINDER- UND JUGENDHILFE<br />

Kinder- und Jugendparlament des Kinder- und Familienzentrums<br />

Villingen-Schwenningen aktiv beim Kindergipfel S. 26<br />

Ganztagesbetreuung des KiFaz an der Gartenschule<br />

Schwenningen S. 27<br />

Schulbegleitung durch das KiFaz am Beispiel eines<br />

autistischen Kindes S. 29<br />

BEHINDERTENHILFE<br />

Taubblindenexperte Dr. David Brown aus den USA in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

und Familientreffen für Baden-Württemberg S. 10<br />

Einweihung Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel in <strong>Heiligenbronn</strong> S. 11<br />

KLOSTER HEILIGENBRONN<br />

Gespräch mit Schwester Johanna Konrad nach ihrer Feier<br />

der Ewigen Profess S. 31<br />

Fachtag des Kommunalverbands für Jugend und Soziales<br />

zum Thema Hörschädigung S. 13<br />

Fachkonzept Sehschädigung von<br />

inklusiver Arbeitsgruppe erarbeitet S. 14<br />

Reiterstüble <strong>Heiligenbronn</strong> mit Reiterfest eingeweiht S. 16<br />

BULGARISCH-DEUTSCHES SOZIALWERK<br />

Bulgarische Delegation zum Aufbau von Sozialunternehmen<br />

besuchte deutsche Einrichtungen S. 32<br />

Europäisch gefördertes Projekt zur mobilen Jugendarbeit in<br />

Roma-Vierteln von Varna S. 33<br />

Gemeinsame Jubilarehrungen der Behindertenhilfe S. 17<br />

Post an den franziskus-Bote S. 34<br />

Aus meinem Leben erzählt: Bewohner Bernd Koerber in<br />

<strong>St</strong>. Antonius Rottweil engagiert sich in der Kinderkirche S. 18<br />

Impressum S. 34<br />

ALTENHILFE<br />

Kooperation des Altenzentrums <strong>St</strong>. Anna mit der<br />

Johann-Peter-Hebel-Schule Tuttlingen S. 19<br />

10 Jahre Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen gefeiert S. 20<br />

Interview mit Bürgermeister Josef Bär S. 21<br />

Das Vorletzte! S. 35<br />

Aus der Quelle schöpfen: Aus dem besinnlichen Programm<br />

beim Adventsmarkt <strong>Heiligenbronn</strong> S. 36<br />

2 | franziskus-Bote 4/2013


AKTUELLES<br />

IN KÜRZE<br />

ZEHN JAHRE HEILIGENBRONNER<br />

ADVENTSMARKT GEFEIERT<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Einen überwältigenden<br />

Zuspruch bei schönem Winterwetter erlebte<br />

der <strong>Heiligenbronn</strong>er Adventsmarkt<br />

am 3. Dezember zu seinem zehnjährigen<br />

Jubiläum. 2003 hatte alles mit einer<br />

„Adventskalender“-Sendung von SWR4<br />

Tübingen angefangen und der Markt<br />

mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Produkten und dem<br />

adventlichen Bühnenprogramm kam so<br />

gut an, dass die Veranstaltung eigenständig<br />

fortgeführt wurde.<br />

So waren es am 3. Dezember zum<br />

Jubiläum wieder 28 Markthütten und<br />

<strong>St</strong>ände, die mit kreativen und qualitätsvollen<br />

Angeboten aus allen Bereichen<br />

aufwarteten. Der geschmückte Klosterhof<br />

und der Platz vor dem Elisabetha-<br />

Glöckler-Saal boten wieder eine einmalige<br />

stimmungsvolle Kulisse. Ein<br />

Rahmenprogramm mit besinnlichen<br />

Beiträgen von Bewohnern, Schwestern<br />

und Gästen, Bücherflohmarkt, Ehrenamtstreff,<br />

Bastelraum, Puppentheater<br />

usw. bot besondere Akzente.<br />

Zum Jubiläum wurden über 2600 holzgeschnitzte<br />

Jubiläumssterne an die Besucher<br />

verteilt. Vorstand Michael Wollek<br />

hob in seiner Jubiläumsansprache die<br />

selbstverständliche Beteiligung von Men -<br />

schen mit Behinderung beim Adventsmarkt<br />

hervor und schnitt dann den Riesen-Jubiläumskranz<br />

aus der Bäckerei<br />

an, der unters Publikum verteilt wurde.<br />

NEUES JAHRESPROGRAMM FÜR<br />

DAS HAUS LEBENSQUELL<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Ein Heft mit dem neuen<br />

Jahresprogramm hat das Geistliche Zentrum<br />

im Haus Lebensquell in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

herausgegeben. Dies reicht von<br />

Abend- über Tagesveranstaltungen bis<br />

Das zehnjährige Jubiläum des <strong>Heiligenbronn</strong>er Adventsmarkts am 3. Dezember fand großen Widerhall<br />

beim Publikum, das in Scharen strömte. Unser Bild zeigt Vorstand Michael Wollek (rechts) neben dem<br />

Jubiläums-Adventskranz aus der Bäckerei bei seiner Jubiläumsansprache auf der Klosterhofbühne.<br />

Foto: Ronecker<br />

hin zu zehntägigen Schweigeexerzitien.<br />

Die Programmangebote ermöglichen,<br />

über die Spiritualität des Ortes den je<br />

persönlichen Zugang zum Geheimnis<br />

Gottes und des Glaubens zu finden.<br />

Das Jahresprogramm 2014 bietet wieder<br />

eine bunte Mischung von spirituellen<br />

Angeboten. Zum Einsteigen oder Ausprobieren<br />

hilft die Reihe „Mit allen Sinnen<br />

beten“. Es gibt Angebote, den Leib<br />

zu erspüren oder die künstlerischen<br />

Seiten zu entdecken und zu stärken.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt des Geistlichen<br />

Zentrums ist die Wallfahrt. Dazu<br />

gehört auch die Tonfigurenausstellung<br />

zum Leben Jesu im Haus Lebensquell.<br />

Menschen sind eingeladen, die Quelle<br />

zu entdecken und sich vom Wasser beleben<br />

zu lassen – von der äußeren wie<br />

von der inneren Quelle.<br />

Anmeldung und Informationen: Telefon<br />

07422/569-402, per E-Mail hauslebensquell@kloster-heiligenbronn.de<br />

BÜCHER ZU SPIELFIGUREN UND<br />

AKTUELLER ERZIEHUNGSHILFE<br />

Villingen-Schwenningen. Gerade erschienen<br />

sind zwei Bücher, die vom<br />

Bundesverband katholischer Einrichtungen<br />

und Dienste der Erziehungshilfe<br />

(BVkE) herausgegeben wurden und an<br />

denen Cornelia Raible-Mayer, Leiterin<br />

der Kinder- und Jugendhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>,<br />

als Autorin mitgewirkt hat.<br />

Und raus sind wir noch lange nicht heißt<br />

das Buch zur gleichnamigen Kunstaktion,<br />

bei der Kinder und Jugendliche aus<br />

ganz Deutschland für die Bundestagung<br />

in Hildesheim menschengroße Spielfiguren<br />

zu ihren Zukunftsträumen realisierten.<br />

Auch ein Team aus dem KiFaz<br />

Villingen-Schwenningen machte mit<br />

(siehe franziskus-Bote 3/13).<br />

Hans-Otto Schlotmann, Cornelia Raible-<br />

Mayer, <strong>St</strong>efan Küpper, Uwe Schenk,<br />

<strong>St</strong>effen Hauff, Wolfgang Almstedt<br />

(Hrsg.): Und raus sind wir noch lange<br />

nicht... Kinder und Jugendliche träumen<br />

ihre Zukunft; Lambertus-Verlag, 190 Seiten,<br />

25 Euro.<br />

Die gesellschaftliche Diskussion um sexualisierte<br />

Gewalt gegen Kinder und Jugendliche<br />

gerade auch in Einrichtungen<br />

hat zu Verunsicherungen in der täglichen<br />

Arbeit geführt. Die Autoren des Bandes<br />

Nähe und Distanz machen daher deutlich,<br />

wie wichtig für das Heranwachsen<br />

aus entwicklungspsychologischer Sicht<br />

auch die körperliche Nähe ist. Wie viel<br />

Spielraum es dafür gibt und wo die<br />

Grenzen liegen, wird in diesen Beiträgen<br />

thematisiert.<br />

Volker Abrahamczik, <strong>St</strong>effen Hauff, Theo<br />

Kellerhaus, <strong>St</strong>efan Küpper, Cornelia<br />

Raible-Mayer, Hans-Otto Schlotmann:<br />

Nähe und Distanz in der (teil)stationären<br />

Erziehungshilfe – Ermutigung in<br />

Zeiten der Verunsicherung; Lambertus-<br />

Verlag, 80 Seiten, 12 Euro.<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 3


STIFTUNGSKALENDER<br />

Wann? Was? Wo?<br />

Freitag, 20. Dezember, 15 Uhr Besuch des CDU-Ortsverbands Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Freitag, 20. Dezember, 16 Uhr Großes Weihnachtskonzert des Jugend- Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

blasorchesters Rottweil im Foyer<br />

Sonntag, 22. Dezember, 16 Uhr Posaunenchor Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier in allen Wohnbereichen Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier im Wohnbereich Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />

Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Heiligabendfeier Fridingen, Wohngemeinschaft<br />

mit Angehörigen und Besuchern<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Dienstag, 24. Dezember, 15 Uhr Kaffee und Kuchen mit gemeins. Singen, Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />

Weihnachtsgeschichte und Bescherung<br />

Dienstag, 24. Dezember, 18 Uhr Christmette mit anschl. Einladung der <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />

Schwestern an Bewohner und Mitarbeiter Refektorium des Klosters<br />

Mittwoch, 25. Dezember, 17 Uhr Weihnachtslieder Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

mit dem Musikverein <strong>St</strong>etten<br />

Mittwoch, 31. Dezember, 16 Uhr Silvesterfeier mit Ewald Maier Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Freitag, 3. Januar, 16 Uhr Jahresanfangsgottesdienst Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />

Freitag, 10. Januar, 16.30 Uhr Gedenkfeier für die Verstorbenen Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Samstag, 11. Januar, 18 Uhr Vesper des Klosters mit Ikonenweihe <strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />

Sonntag, 12. Januar, 14 Uhr Begegnungstag für Hörgeschädigte mit <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />

Gottesdienst und Begegnung<br />

Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Sonntag, 12. Januar, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde: Klavierkonzert Trossingen,<br />

mit Evi Schirmbeck<br />

Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

Freitag, 17. Januar, 16 Uhr Gedenkfeier für die verstorbenen Bewohner Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Sonntag, 2. Februar, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Fiona Seiler Trossingen,<br />

und Anna Vater<br />

Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

Mittwoch, 12. Februar, 19 Uhr Jahreshauptversammlung des Förderver- Trossingen, Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

eins Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

Dienstag, 25. Februar, 18 Uhr Fasnetsparty mit Hanselsprung der Narren- <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />

zunft Schramberg und der <strong>St</strong>adtmusik Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Donnerstag, 27. Februar, 15 Uhr Schmotziger im <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Donnerstag, 27. Februar, 15 Uhr Närrischer Geburtstagskaffee mit Fasnets- Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />

küchle und den Hausmusikanten<br />

Donnerstag, 27. Februar, 15 Uhr Schmotziger Dunnschtig Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />

Freitag, 28. Februar, 15 Uhr Bunter Nachmittag mit Programm Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Sonntag, 2. März, 14 Uhr Narrenkaffee Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

Sonntag, 2. März, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Gérard Deleye Trossingen,<br />

und Freunden<br />

Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

Dienstag, 4. März, 11.30 Uhr Blasmusik Dietingen mit anschließendem Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Narrentreiben im ganzen Haus<br />

Dienstag, 18. März, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Einrichtung Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> mit Gottesdienst<br />

Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Donnerstag, 3. bis 5. April, jobs for future mit <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<strong>St</strong>and Villingen-Schwenningen,<br />

bis Samstag jeweils 10 – 17 Uhr Messegelände<br />

Sonntag, 6. April, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde: Familienkonzert Trossingen, Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

4 | franziskus-Bote 4/2013


Politiker und Unternehmer Franz Schuhmacher aus dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat verabschiedet<br />

KOMPETENZ, AUSGEWOGENHEIT UND FREUNDLICHKEIT<br />

PRÄGTEN SCHUHMACHERS MITARBEIT IM GREMIUM<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>/Spaichingen. Der ehema -<br />

lige Politiker und Unternehmer Franz<br />

Schuhmacher (74) aus Spaichingen ist<br />

nach fünfjähriger Mitverantwortung aus<br />

dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat der stiftung st. franziskus<br />

heiligenbronn verabschiedet<br />

worden. Vorsitzender Georg Dlugosch<br />

aus Oberndorf würdigte Schuhmachers<br />

Menschlichkeit und konstruktive Mitarbeit.<br />

Aufgrund der Satzung war altershalber<br />

eine zweite Amtsperiode nicht<br />

mehr möglich.<br />

Der ehemalige Landtagsabgeordnete Franz Schuhmacher aus Spaichingen (von rechts) wurde von den<br />

Vorsitzenden des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srates der stiftung st. franziskus heiligenbronn, Georg Dlugosch und Paul Müller,<br />

aus dem Gremium verabschiedet; daneben stehen Vorstand Hubert Bernhard, Professor Paul-<strong>St</strong>efan<br />

Roß, Vorstand Michael Wollek, Dr. Rainer Brockhoff, Schwester Judith Kaupp, Pfarrer Thomas Fürst und<br />

Generaloberin Schwester Agnes Löber.<br />

Foto: Ronecker<br />

Der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat ist das ehrenamtlich<br />

arbeitende Aufsichts-, Beschluss- und<br />

Kontrollorgan der regional tätigen stiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn. Die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> engagiert sich in der Altenhilfe,<br />

der Behinderten- und der Jugendhilfe<br />

und beschäftigt rund 1900 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat<br />

hat unter anderem den Wirtschafts- und<br />

Investitionsplan zu bewilligen. Die Mitglieder<br />

dieses Gremiums werden zum<br />

einen von der Schwesterngemeinschaft<br />

des Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> bestellt,<br />

vom Bischof von Rottenburg-<strong>St</strong>uttgart<br />

bzw. vom Caritasverband der Diözese<br />

Rottenburg-<strong>St</strong>uttgart berufen und zum<br />

andern vom <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat selbst nach regionalen<br />

und fachlichen Gesichtspunkten<br />

hinzugewählt. Die Amtsdauer beträgt<br />

jeweils fünf Jahre.<br />

Für das Haus <strong>St</strong>. Agnes engagiert<br />

Der ehemalige Landtagsabgeordnete<br />

Franz Schuhmacher, der der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> aus<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> auch schon als Schirm -<br />

herr verbunden war für die Spendenaktion<br />

„Baut ein Haus“ zugunsten des<br />

Hauses <strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen für<br />

blinde und sehbehinderte Erwachsene,<br />

wurde 2008 in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat gewählt<br />

und von Bischof Dr. Gebhard Fürst bestätigt.<br />

Eine Wiederwahl war jetzt nicht<br />

mehr möglich.<br />

Gerechtigkeitssinn bewiesen<br />

Zu seiner Verabschiedung aus dem Gremium<br />

sprach in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratssitzung<br />

der stellvertretende Vorsitzende Paul<br />

Müller aus Rottweil eine Laudatio. Dem<br />

scheidenden Schuhmacher attestierte<br />

er tiefe Gläubigkeit und einen ausgeprägten<br />

Gerechtigkeitssinn. „Mit Ihrem<br />

Charme, man kann es auch Charisma<br />

nennen, haben Sie uns alle sehr schnell<br />

vereinnahmt“, meinte Müller. Das Gremi -<br />

um habe seine unternehmerische und<br />

gesellschaftspolitische Kompetenz zu<br />

schätzen gewusst, seine Ausgewogenheit<br />

und Freundlichkeit habe alle persönlich<br />

bereichert.<br />

Mit guten Wünschen für Franz Schuhmacher<br />

und seine Familie und sogar<br />

einem abgewandelten „Sonnengesang“<br />

auf „Bruder Franz“ bedauerte Müller<br />

sein Ausscheiden. Als kleines Dankeschön<br />

überreichten die Ratsvorsitzenden<br />

Dlugosch und Müller sowie die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstände Hubert Bernhard<br />

und Michael Wollek Franz Schuhmacher<br />

noch verschiedene Produkte aus <strong>Heiligenbronn</strong><br />

und wünschten, dass er der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> verbunden bleiben möge.<br />

Ewald Graf<br />

Die Mitglieder des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats<br />

Die aktuellen Mitglieder des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats<br />

der stiftung st. franziskus<br />

heiligenbronn sind:<br />

Georg Dlugosch aus Oberndorf; Paul<br />

Müller aus Rottweil; Generaloberin<br />

Schwester Agnes Löber und Schwes -<br />

ter Judith Kaupp vom Kloster <strong>Heiligenbronn</strong>;<br />

Pfarrer Thomas Fürst aus<br />

Engen; Dr. Rainer Brockhoff vom Caritasverband<br />

der Diözese; Professor<br />

Dr. Paul-<strong>St</strong>efan Roß aus <strong>St</strong>uttgart.<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 5


genossenschaften, aus denen sich Verpflichtungen<br />

ergeben.“<br />

Der Begriff „Hausgenossenschaft“<br />

stammt aus der Enzyklika „Familiaris<br />

consortio“ (Nr. 21) von Papst Johannes<br />

Paul II. und steht für einen erweiterten<br />

Familienbegriff, der neben Eltern und<br />

Kindern auch weitere Verwandtschaft<br />

und sonstige im Haushalt mitlebende<br />

Personen umfassen kann.<br />

Die Ergebnisse des <strong>St</strong>rategieworkshops<br />

bildeten die Rahmenbedingungen für<br />

die Erarbeitung der Zielvereinbarung im<br />

nachfolgenden Auditworkshop. Die aus<br />

unterschiedlichen Arbeitsbereichen der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> stammenden Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter wurden anhand verschiedener<br />

familienbezogener Kriterien<br />

ausgewählt, um die Personalstruktur<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> abzubilden. Die Diskussionen<br />

im Auditworkshop haben wiederum<br />

gezeigt, dass insbesondere das komplexe<br />

Thema Arbeitszeitgestaltung einen<br />

hohen <strong>St</strong>ellenwert für die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter besitzt.<br />

Nach Prüfung der Zielvereinbarung<br />

durch die audit berufundfamilie gGmbH<br />

wurde der stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />

das Zertifikat Anfang Dezember<br />

verliehen.<br />

16 Ziele vereinbart<br />

Die insgesamt 16 Ziele umfassende<br />

Zielvereinbarung gilt es nun, bis Dezem -<br />

ber 2016 zu bearbeiten und umzusetzen.<br />

Dabei gibt es aufgabenfeldspezifische<br />

und aufgabenfeldbezogene Maßnahmen.<br />

Über die Fortschritte bei der<br />

Umsetzung der Ziele sowie die durchgeführten<br />

Maßnahmen sind jährlich<br />

Berichte zu erstellen. Der Umsetzungsstiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn erhält das Zertifikat zum audit berufundfamilie<br />

BERUF UND FAMILIE VEREINBAREN WIRD IN ACHT<br />

HANDLUNGSFELDERN ANGESTREBT<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Unternehmen in der Sozialwirtschaft<br />

stehen heute vor der Herausforderung,<br />

nicht nur die Kundenorientierung<br />

zu optimieren, sondern auch<br />

die Belange der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im Blick zu haben. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es häufig die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie, welche<br />

einen Arbeitgeber für aktuelle und<br />

zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

attraktiv macht.<br />

Das Aufgabenfeld Altenhilfe der stiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn wurde 2008<br />

mit dem audit berufundfamilie zertifiziert.<br />

Auf Basis der gewonnenen Erfahrungen<br />

erfolgte 2013 die Zertifizierung<br />

der Gesamtstiftung. Dabei wurde im<br />

Rahmen eines mehrstufigen Prozesses<br />

eine gemeinsame Zielvereinbarung für<br />

die drei Aufgabenfelder der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

einschließlich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung<br />

erarbeitet. Auditorin ist dabei, wie zuvor<br />

bei der Auditierung in der Altenhilfe,<br />

Ursula Nicola-Hesse. Die Umsetzung der<br />

festgehaltenen Maßnahmen erfolgt im<br />

Laufe von drei Jahren ab Zertifikatsverleihung.<br />

Das audit beruf -<br />

undfamilie ist eine<br />

Initiative der gemeinnützigen<br />

Hertie-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

und<br />

steht unter der Schirmherrschaft des<br />

Bundesfamilienministeriums und des<br />

Bundeswirtschaftsministeriums. Es hat<br />

sich in den vergangenen Jahren zu einem<br />

anerkannten Qualitätsstandard für fami -<br />

lienbewusste Personalpolitik entwickelt<br />

und unterstützt Unternehmen bei der<br />

Erarbeitung und Umsetzung von mitarbeiterfreundlichen<br />

Maßnahmen.<br />

Diese individuell auf die Unternehmen<br />

hin angepassten Maßnahmen lassen<br />

sich in acht Handlungsfelder einordnen:<br />

Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeits -<br />

ort, Informations- und Kommunikationspolitik,<br />

Führungskompetenz, Personalentwicklung,<br />

Entgeltbestandteile/<br />

geldwerte Leistungen und Service für<br />

Familien.<br />

Ausgangspunkt für die Auditierung der<br />

gesamten <strong><strong>St</strong>iftung</strong> waren umfangreiche<br />

statistische Vorarbeiten und Auswertungen<br />

von Kennzahlen. Durch Basis-Checks<br />

in den neu zu zertifizierenden Aufgabenfeldern<br />

Behindertenhilfe und Kinder-<br />

und Jugendhilfe wurde der dortige<br />

Ist-<strong>St</strong>and erhoben.<br />

Nach diesen Vorarbeiten folgte ein von<br />

Ursula Nicola-Hesse moderierter <strong>St</strong>rategieworkshop.<br />

Dabei wurden von Leitungsmitarbeitern<br />

und einem Mitglied<br />

der Mitarbeitervertretung <strong>Heiligenbronn</strong><br />

die Rahmenbedingungen und Schwerpunkte<br />

für die Auditierung definiert. Als<br />

Haupthandlungsfelder wurden Arbeitszeit,<br />

Arbeitsorganisation, Informationsund<br />

Kommunikationspolitik und Personalentwicklung<br />

ausgewählt. Ergebnisse<br />

waren auch ein einheitlicher Familienbegriff<br />

und eine der Zertifizierung zugrundeliegende<br />

Zielformulierung.<br />

Was ist überhaupt Familie?<br />

Der Familienbegriff der stiftung st. franziskus<br />

heiligenbronn lautet:<br />

Familie ist für uns da, wo unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter gegenseitige,<br />

langfristige Verantwortung übernehmen<br />

und sich zugehörig fühlen.<br />

Hierzu gehören z.B. Kinder, Eltern, Großeltern,<br />

Enkel ebenso wie weitere verwandtschaftliche<br />

Beziehungen und Haus -<br />

6 | franziskus-Bote 4/2013


Beim Auditworkshop in <strong>Heiligenbronn</strong> mit Moderatorin Ursula Nicola-Hesse (links) und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeitern<br />

aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen wurden Zielvereinbarungen zur Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie gemeinsam erarbeitet.<br />

Foto: Ronecker<br />

stand wird anhand dieser Berichte durch<br />

die berufundfamilie gGmbH geprüft.<br />

Zu den geplanten Maßnahmen gehören<br />

unter anderem:<br />

• Arbeitszeitgestaltung vor dem Hin -<br />

tergrund mitarbeiter- und familienfreundlicher<br />

Aspekte<br />

• Maßnahmen rund um die Gesundheitsförderung<br />

• Informations- und Kommunikationsgestaltung<br />

nach innen und außen<br />

• Sensibilisierung von Führungskräften<br />

für die Thematik und Bereitstellung<br />

von Reflexions- und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

• Weiterentwicklung des Elternzeitkonzeptes<br />

• Service für Familien, wobei insbesondere<br />

auch auf die stiftungseigenen<br />

Kompetenzen zurückgegriffen wird<br />

(z.B. bei der Unterstützung zur Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Pflege).<br />

Wenngleich die Umsetzung aufgabenfeldbezogen<br />

erfolgt, betrifft die Mehrheit<br />

der Themen alle Aufgabenfelder<br />

und kann auch gemeinsam inhaltlich<br />

vorbereitet werden. Daher werden die<br />

vereinbarten Ziele durch eine aufgabenfeldübergreifende<br />

Projektgruppe strukturiert<br />

und begleitet. Insbesondere<br />

konzeptionelle Vorarbeiten und Prüfaufträge<br />

können so für alle Aufgabenfelder<br />

gemeinsam bearbeitet werden,<br />

bevor die Einführung vor Ort in den<br />

Einrichtungen erfolgt.<br />

Austausch im Netzwerk<br />

Teilweise kann dabei an bereits in der<br />

Altenhilfe bestehenden Maßnahmen<br />

angesetzt werden. Auch für die Bearbeitung<br />

der Maßnahmen kann auf die<br />

Erfahrung von Auditorin Ursula Nicola-<br />

Hesse zurückgegriffen werden. Ebenso<br />

bietet das Netzwerk der zertifizierten<br />

Unternehmen zahlreiche Austauschmöglichkeiten.<br />

So können Zertifikatsträger<br />

wechselseitig von Erfahrungen<br />

profitieren.<br />

Mitte 2014 wird in Berlin die feierliche<br />

Zertifikatsverleihung zum audit beruf -<br />

undfamilie an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> erfolgen.<br />

Manuel Jahnel<br />

Hohe Verantwortung und zugleich Herausforderung<br />

Die stiftung st. franziskus heiligenbronn darauf konzentrieren. Viele werden zusätzlich<br />

zu ihrer Arbeit von ihren Fami-<br />

ist ein großes sozialwirtschaftliches Unternehmen.<br />

Das zeigt schon der Blick lien voll in Anspruch genommen. Andere<br />

belastet die Sorge um die pflege-<br />

auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Fast zweitausend Menschen arbeiten<br />

hauptberuflich für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. Dies zugleich. Dazwischen und daneben gibt<br />

bedürftigen Eltern. Etliche trifft das alles<br />

bedeutet eine hohe Verantwortung und es noch manch anderes, was sich auf<br />

ist zugleich eine große Herausforderung.<br />

Denn so, wie sich die jeweiligen begleitende Fortbildungen, Schwanger-<br />

Privatleben und Beruf auswirkt. Berufs-<br />

Anstellungsverhältnisse zwischen Vollzeit,<br />

Teilzeit und Lage der Dienstzeit oder Neuorientierungen, Krankheiten<br />

schaften und Elternzeiten, private Um-<br />

unterscheiden, unterscheiden sich auch oder Auszeiten sind nur ein Ausschnitt<br />

die persönlichen Lebenssituationen, die aus dieser großen Vielfalt.<br />

Lebensentwürfe oder die familiären Zusammenhänge<br />

der Mitarbeiterinnen und Alle diese Lebenssituationen gibt es in<br />

Mitarbeiter voneinander.<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, in unseren Diensten, Referaten<br />

und Einrichtungen gleichzeitig.<br />

Manche stehen in der Ausbildung oder Auf vieles gehen wir jetzt schon so flexibel<br />

wie möglich ein. Im Interesse am Berufsanfang und können sich voll<br />

unserer<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sowie auf dem Hintergrund unseres<br />

Auftrags können wir jedoch nicht dabei<br />

stehen bleiben. Mit dem audit beruf -<br />

undfamilie wollen wir einen weiteren<br />

Schritt tun, die Vereinbarkeit von persönlicher<br />

Lebenssituation und beruflicher<br />

Arbeitssituation in einen möglichst<br />

guten Ausgleich zu bringen.<br />

Kreativität und Flexibilität<br />

Dazu braucht es nicht nur eine Vielzahl<br />

von Informationen und Überlegungen,<br />

sondern es erfordert von allen Beteiligten<br />

Kreativität und Flexibilität. Wir sind<br />

aber sehr zuversichtlich, die notwendigen<br />

Schritte erfolgreich gehen zu können<br />

und vertrauen darauf, im Miteinander<br />

den richtigen Weg zu finden.<br />

Michael Wollek und Hubert Bernhard<br />

Vorstand<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 7


Mit Unterstützung des audit berufundfamilie zum Berufsabschluss<br />

ELISABETH NESS IM ALTENZENTRUM ST. MARTIN<br />

BRINGT AUSBILDUNG UND FAMILIE UNTER EINEN HUT<br />

Geislingen. Seit Oktober 2013 arbeitet<br />

Elisabeth Neß (26) als examinierte Altenpflegerin<br />

im Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin<br />

in Geislingen. Im September diesen Jah -<br />

res hat sie ihre Ausbildung beendet<br />

und ihr Examen mit sehr gutem Ergebnis<br />

an der Deutschen Angestellten-Akademie<br />

(DAA) in Albstadt abgelegt. Rückblickend<br />

sagt sie: „Ich glaube, ich hätte<br />

es so oder so durchgezogen, ich bin<br />

kein Mensch, der was anfängt und dann<br />

abbricht. Doch durch die Unterstützung<br />

im Rahmen vom audit beruf undfamilie<br />

und der Möglichkeit, die Ausbildung in<br />

80 Prozent anstatt Vollzeit zu machen,<br />

wurde es mir möglich, meine Familie und<br />

meine Berufsausbildung unter einen Hut<br />

zu bringen.“<br />

In die Pflege hineingeschnuppert<br />

Nach der Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau<br />

hat die geborene Görlitzerin<br />

einen Jungen zur Welt gebracht, mit dem<br />

sie 2006 in den Zollernalbkreis zog. Als<br />

ihr Sohn dann in den Kindergarten kam,<br />

suchte sie nach einer Aushilfsstelle und<br />

wurde im Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin als<br />

Alltagsbegleiterin auf Basis geringfügiger<br />

Beschäftigung eingestellt. Nach ei -<br />

nem halben Jahr fragte sie an, ob sie<br />

ein oder zwei Tage in der Pflege hospitieren<br />

könne, sie könne sich das eigent -<br />

lich auch ganz gut vorstellen.<br />

Vor der Ausbildung hatte sie viele<br />

Zweifel: Schaffe ich die schulischen<br />

Anforderungen? Bleibt meine<br />

Familie dabei auf der <strong>St</strong>recke? Wie<br />

bekomme ich das mit der Kinderbetreuung<br />

hin?<br />

Mitarbeiterin Elisabeth Neß (Mitte) mit den Bewohnerinnen<br />

Julie Riede (links) und Ingeborg Ruoff<br />

im Geislinger Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin.<br />

Foto: Schönstein<br />

Die Hospitation war für Elisabeth Neß<br />

eine gute Erfahrung und auch die Inhalte<br />

der Ausbildung weckten ihr Interesse.<br />

Aber sie hatte auch viele Zweifel<br />

und Zukunftsfragen: Schaffe ich die<br />

schulischen Anforderungen? Bleibt mei -<br />

ne Familie dabei auf der <strong>St</strong>recke? Wie<br />

bekomme ich das mit der Kinderbetreuung<br />

hin und hat mein Sohn dann<br />

das Gefühl, abgeschoben zu werden?<br />

Tut ihm das gut und tut mir das gut?<br />

Welche Zeit bleibt für die Familie und<br />

was verpasse ich? Das sind nur einige<br />

der Fragen, die ihr durch den Kopf gingen<br />

und die sie mit dem „großen Familienrat“<br />

besprechen musste.<br />

Klar war: Einfach wird’s nicht<br />

Klar war: Einfach wird’s nicht, denn ihr<br />

Partner machte zur gleichen Zeit noch<br />

ein Fernstudium und war vor allem am<br />

Wochenende oft nicht zuhause. Doch<br />

mit der Unterstützungszusage ihrer<br />

Schwiegereltern hat sie dann den Schritt<br />

gewagt und im Februar 2010 ein Vorpraktikum<br />

in der Pflege begonnen.<br />

In der Zeit hat sie festgestellt, dass in<br />

Vollzeit zu arbeiten bzw. eine Ausbildung<br />

zu machen, für sie derzeit familiär nicht<br />

möglich ist. Nach einem Gespräch entschlossen<br />

wir uns in <strong>St</strong>. Martin, Frau<br />

Neß die Ausbildung mit 80-prozentigem<br />

Dienstumfang anzubieten. Dieses Angebot<br />

hat sie dann angenommen und<br />

begann im Sommer 2010 mit ihrer Ausbildung.<br />

Es war nicht immer einfach. Was vorher<br />

spontan gemacht werden konnte, wie<br />

z.B. ein Besuch bei ihrer Familie in<br />

Görlitz, brauchte jetzt eine gute Abstimmung<br />

mit Betrieb und Schule. Die<br />

Schwiegereltern konnten auch nicht<br />

mehr so kurzfristig ein paar Tage verreisen,<br />

da sie ja fest in die Kinderbetreuung<br />

eingebunden waren. Und trotz<br />

guter Organisation kam Frau Neß selten<br />

vor 21 Uhr an den Schreibtisch, um zu<br />

lernen oder Berichte zu schreiben.<br />

„Alle haben mir geholfen“<br />

Nun sind drei Jahre vergangen und Frau<br />

Neß hat ihr Examen in der Tasche. Heute<br />

sagt sie: „Super, ich habe es geschafft<br />

und das mit guten Noten. Einfach war’s<br />

nicht. Aber ich habe mich im Betrieb<br />

immer gut begleitet gefühlt. Zwar haben<br />

auch die Mentoren gewechselt, aber die<br />

Koordination hat immer gepasst. Ich bin<br />

sehr dankbar für das große Vertrauen<br />

und die Anleitung, die ich von allen<br />

Kolleginnen und Kollegen erlebt habe.<br />

Nie hat einer gesagt, er hat keine Zeit<br />

für mich. Im Gegenteil, alle haben mir<br />

geholfen.“<br />

Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin ist man froh,<br />

dass Frau Neß bei ihrer Ausbildung unterstützt<br />

werden konnte, und freut man<br />

sich, dass sie seit Oktober als verantwortungsbewusste<br />

und gut ausgebildete<br />

Fachkraft-Kollegin im Altenzentrum<br />

mitarbeiten kann. Katja Schönstein<br />

8 | franziskus-Bote 4/2013


Institut für soziale Berufe gGmbH zehn Jahre alt<br />

FÜR ANDERE DA ZU SEIN, WILL GELERNT SEIN<br />

<strong>St</strong>uttgart. „Lernen für mich – da sein für<br />

andere“: Dieses Leitmotiv des Instituts<br />

für soziale Berufe <strong>St</strong>uttgart gGmbH eint<br />

die neun Fachschulen an fünf <strong>St</strong>andorten<br />

unter einem katholischen Dach. Die<br />

stiftung st. franziskus heiligenbronn war<br />

von der Gründung 2002 an Mitgesellschafter<br />

am Institut. Schon zuvor hatte<br />

die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> gemeinsam mit dem Edith-<br />

<strong>St</strong>ein-Institut Rottweil die berufsbegleitenden<br />

Ausbildung zum Heilerziehungspfleger<br />

ins Leben gerufen.<br />

Im Oktober wurde jetzt das gut zehnjährige<br />

Bestehen des Institus für soziale<br />

Berufe im Hildegard-Burjan-Haus gefeiert.<br />

Am Festakt nahmen auch die beiden<br />

Vorstände der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Michael Wollek<br />

und Hubert Bernhard, sowie der ehemalige<br />

Vorstandskollege Norbert Rapp<br />

teil. Die Feier war ein Ausdruck der Wert -<br />

schätzung und Anerkennung der Ausbildungsarbeit<br />

an den Fachschulen des<br />

Instituts, deren Geschichte noch länger<br />

zurückreicht. Das Institut für soziale<br />

Beruf vereinigt neun Fachschulen an<br />

den <strong>St</strong>andorten Rottweil, Spaichingen,<br />

Filderstadt-Plattenhardt, Neckarsulm<br />

und <strong>St</strong>uttgart-Degerloch.<br />

Dem Fachkräftemangel auf dem Gebiet<br />

sozialer Berufsfelder aktiv zu begegnen,<br />

war ein wesentlicher Impuls, der<br />

zur Gründung des Instituts in <strong>St</strong>uttgart<br />

führte. Dass dies gelungen ist, lässt<br />

sich auch statistisch belegen. So hat<br />

sich die Zahl der Auszubildenden an<br />

den Fachschulen des Instituts von ca.<br />

700 bei der Gründung auf aktuell 1400<br />

verdoppelt.<br />

Verankerung im Schulalltag<br />

Alle Rednerinnen und Redner der Feier<br />

waren sich darüber einig: Für andere<br />

da zu sein, will gelernt sein, und dieses<br />

Lernen braucht Begleitung und eine<br />

Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen des Instituts für soziale Berufe in <strong>St</strong>uttgart: in der ersten Reihe<br />

Mitte sind Geschäftsführerin Dr. Gerda Reschl-Rühling und Caritas-Diözesandirektor Prälat Wolfgang<br />

Tripp zu sehen, zweite von rechts Cornelia Graf, Leiterin der Edith-<strong>St</strong>ein-Fachschule Rottweil, und in<br />

der zweiten Reihe rechts <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard und sein ehemaliger Vorstandskollege<br />

Norbert Rapp.<br />

Foto: Institut für soziale Berufe<br />

fördernde <strong>St</strong>ruktur. Wie dies im schulischen<br />

Alltag ganz praktisch ausgestaltet<br />

sein kann, zeigten die beiden Schulleitungen<br />

der Fachschule für Sozialpädagogik<br />

in Rottweil und Neckarsulm,<br />

Cornelia Graf und Dr. Thomas Ochs.<br />

Sie stellten Vorgehensweisen zur Persönlichkeitsbildung,<br />

Entwicklung fachlicher<br />

Kompetenzen und gelebter Spiritualität<br />

im Schulalltag vor. Professorin<br />

Dr. Brigitte Scherer von der Katholischen<br />

Hochschule Freiburg stellte den <strong>St</strong>udiengang<br />

„Management und Führungskompetenz“<br />

vor, mit dem Fachkräfte aus<br />

den sozialen Einrichtungen ein universitäres<br />

Angebot gemacht wird.<br />

Innovation und Praxis im Dialog<br />

Die zentralen Anforderungen an soziale<br />

Ausbildungen stellte Professor Dr. Peter<br />

Lenninger aus München heraus. Er forderte<br />

dazu auf, das Lernen in generalistischen<br />

Ausbildungskonzepten ganzheitlich<br />

zu gestalten, obwohl die Fachpraxis<br />

des sozialen Marktes durch<br />

Arbeitsteilung und Spezialisierung gekennzeichnet<br />

sei. Es gelte, Innovationspotential<br />

und Praxisorientierung in<br />

Dialog zu bringen. Alle an der Berufsbildung<br />

beteiligten Akteure in den Bildungsinstitutionen<br />

und den karitativen<br />

Einrichtungen und Diensten wurden zur<br />

Kooperation aufgerufen, um ein gemeinsames,<br />

profilbildendes Bildungsund<br />

Qualitätsverständnis christlicher<br />

Berufsbildung zu entwickeln.<br />

Christine Widmaier<br />

Ausbildungsgänge des Instituts<br />

Die Fachschulen des Instituts für soziale<br />

Berufe <strong>St</strong>uttgart bieten folgende<br />

staatlich anerkannten Ausbildungsgänge:<br />

• Altenpfleger/in und<br />

Altenpflegehelfer/in<br />

• Erzieher/in<br />

• Heilerziehungspfleger/in und<br />

Heilerziehungshelfer/in<br />

• Heilpädagogik<br />

• Jugend- und Heimerzieher/in<br />

Die Praxisausbildungsplätze sind direkt<br />

in den Einrichtungen z.B. der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>. In der Regel wird ein einjähriges<br />

Vorpraktikum vorausgesetzt.<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 9


Taubblindenexperte Dr. David Brown aus den USA in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

DIE WAHRNEHMUNG DES EIGENEN KÖRPERS IST DIE<br />

ERSTE HÜRDE FÜR TAUBBLIND GEBORENE MENSCHEN<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Mit Dr. David Brown aus<br />

San Francisco/USA, der seit 30 Jahren<br />

in der Taubblindenarbeit engagiert ist,<br />

kam ein weltweit anerkannter Experte<br />

zu Vorträgen und Beratungen nach <strong>Heiligenbronn</strong><br />

ins Kompetenzzentrum für<br />

Menschen mit Taubblindheit. Auch ein<br />

weiteres Treffen von Familien aus<br />

Baden-Württemberg, in denen Kinder<br />

mit Taubblindheit und CHARGE-Syndrom<br />

leben, wurde von der stiftung st. franziskus<br />

heiligenbronn ausgerichtet.<br />

Zu den Fachvorträgen über die Kommunikation<br />

von und mit Menschen mit<br />

mehrfacher Sinnesbehinderung oder<br />

Taubblindheit kamen neben Mitarbeitern<br />

aus den verschiedenen Bereichen<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> auch Betroffene und Fachleute<br />

von außerhalb, unter ihnen auch<br />

Professor Dr. Erwin Löhle von der HNO-<br />

Universitätsklinik Freiburg und Taubblindenseelsorger<br />

Peter Hepp aus Rottweil.<br />

Die Vorträge David Browns übertrug<br />

Dr. Eva Keller ins Deutsche und<br />

Marion Meier in Gebärdensprache.<br />

Brown betonte die Selbst- und Körperwahrnehmung<br />

eines taubblinden Menschen<br />

als Voraussetzung für seine Kommunikation.<br />

Körperliches Wohlbefinden<br />

und bewusste Wahrnehmung des eigenen<br />

Körpers müssten der Verständigung<br />

mit der Umwelt vorausgehen. Die<br />

Selbstregulation auf den neun Ebenen<br />

der Wachheit bzw. Anregung schilderte<br />

Brown als grundlegend, doch die meisten<br />

taubblind geborenen Menschen<br />

fühlten ihren Körper schwächer bzw.<br />

verändert. Dies sei jedoch Voraussetzung,<br />

um mit der Umwelt Kontakt aufzunehmen.<br />

Neben der Eigenstimulation<br />

könne dies auch durch Massagen und<br />

Übungen gefördert werden. Seinen Zuhörern<br />

vermittelte der Experte auf verständliche<br />

und kurzweilige Weise wertvolle<br />

Hinweise zur Beobachtung und<br />

Hilfestellung.<br />

Auszeichnung für sein Lebenswerk<br />

Im Rahmen seiner Vorträge erfuhr David<br />

Brown eine hohe Ehrung. Im Namen des<br />

Taubblinden-Weltverbandes überreichte<br />

ihm die Taubblindenbeauftragte der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Dr. Andrea Wanka, die selbst<br />

im Weltverband Vorstandsmitglied ist,<br />

die Auszeichnung für sein Lebenswerk,<br />

den „Lifetime Achievement Award“ mit<br />

einer gläsernen Weltkugel. Brown arbeitet<br />

für den California Deaf Blind Service,<br />

veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche<br />

Beiträge auch zum CHARGE-<br />

Syndrom und ist als Dozent und in der<br />

Fortbildung tätig. Nachdem er beim Kon -<br />

gress in Frankreich nicht hatte dabei<br />

sein können, wurde die Ehrung in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

nachgeholt.<br />

Familientreffen mit 60 Teilnehmern<br />

In <strong>Heiligenbronn</strong> war Brown auch beratend<br />

in verschiedenen Teams sowohl<br />

am Förderzentrum Sehen wie in der Behindertenhilfe<br />

Erwachsene zu Gast. Auch<br />

beim Familientreffen hielt er einen Vortrag<br />

mit Fragerunde und führte Einzelgespräche<br />

mit den Eltern. Bei diesem<br />

Treffen kamen 60 Teilnehmer mit 15<br />

hörsehbehinderten Kindern aus ganz<br />

Baden-Württemberg in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

zusammen. Manche der Kinder haben<br />

das CHARGE-Syndrom, das als das kom -<br />

plexeste bekannte Syndrom unserer<br />

Zeit gilt.<br />

In <strong>Heiligenbronn</strong> erhielt Dr. David Brown die Auszeichnung des Taubblinden-Weltverbandes für sein<br />

Lebenswerk. Unser Bild zeigt ihn mit dem Preis gemeinsam mit der <strong>Heiligenbronn</strong>er Taubblindenbeauftragten<br />

Dr. Andrea Wanka (Mitte) und Dolmetscherin Dr. Eva Keller aus der Schweiz. Foto: Graf<br />

Direktor Dietmar <strong>St</strong>ephan vom Förderzentrum<br />

Sehen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> begrüßte<br />

zu diesem Tag und Beratungslehrerin<br />

Astrid Borck moderierte das Programm.<br />

In verschiedenen Workshops erfuhren<br />

die Eltern etwas über mögliche Kommunikationssysteme<br />

wie Bezugsobjekte<br />

oder taktile Gebärden, sprachen über<br />

den Umgang mit Gefühlen und die Ge-<br />

10 | franziskus-Bote 4/2013


staltung der Familiengemeinschaft und<br />

machten am eigenen Leib simulierte Erfahrungen<br />

zu verschiedenen Kombinationen<br />

von Sinnesbehinderungen. Eine<br />

Mutter kommentierte diese Übung:<br />

„Jetzt habe ich erst gemerkt, was mein<br />

Kind jeden Tag leisten muss.“<br />

Die Kinder verbrachten in dieser Zeit in<br />

der Betreuung durch <strong><strong>St</strong>iftung</strong>smitarbeiter<br />

und <strong>St</strong>udierende einen erlebnisreichen<br />

Tag mit therapeutischem Reiten,<br />

Spiel-, Sport- und Bastelangeboten. Am<br />

Ende des Tages spannten die Teilnehmer<br />

untereinander ein Wollnetz als<br />

Symbol des miteinander geknüpften<br />

Netzwerks. In ihren Rückmeldungen ho -<br />

ben die Eltern die angenehme Atmos -<br />

phäre und die empfangenen Anregungen<br />

für ihren Alltag hervor. Ewald Graf<br />

Mit Simulationsbrillen, Kopfhörern und Handschuhen konnten die Eltern unter gegenseitiger Anleitung<br />

beim Familientreffen der Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit Taubblindheit selbst in die<br />

Haut eines mehrfach sinnesbehinderten Menschen schlüpfen.<br />

Foto: Borck<br />

Einweihung der neuen Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel für mehrfachbehinderte Menschen<br />

EIN SONNIGES HAUS MIT VIEL FREUDE UND HOFFNUNG<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Mit einer fröhlichen<br />

Feier unter Mitwirkung der Betreuten<br />

und viel Musik wurde in der stiftung st.<br />

franziskus heiligenbronn im Oktober<br />

die neue Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel eingeweiht.<br />

Vier Gruppen mit mehrfachbehinderten<br />

Menschen haben dort im Rah -<br />

men der Tagesbetreuung ihren neuen<br />

Platz gefunden.<br />

Auch Zuschuss von Aktion Mensch<br />

Der Neubau, quasi der „kleine Bruder“<br />

des nebenan stehenden Schulzentrums<br />

<strong>St</strong>. Benedikt, wurde innerhalb eines<br />

guten Jahres realisiert und im August<br />

von einem Teil des Förder- und Betreuungsbereiches<br />

für Erwachsene bezogen.<br />

Das Land Baden-Württemberg und der<br />

Kommunalverband für Jugend und Soziales<br />

gaben insgesamt 650 000 Euro<br />

Zuschuss für die rund zwei Millionen<br />

teure Investition. Die Aktion Mensch<br />

unterstützte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ebenfalls mit<br />

einem Zuschuss von 250 000 Euro.<br />

Unter den Gästen der Feier waren auch<br />

Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel und<br />

Schrambergs Oberbürgermeister Thomas<br />

Herzog, der frühere <strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand<br />

Norbert Rapp sowie Birgitta Hermle von<br />

der Hermle-<strong><strong>St</strong>iftung</strong> Gosheim, die für<br />

die Ausstattung von <strong>St</strong>. Gabriel eine<br />

große Spende gab. Auch Angehörige,<br />

Schwestern und viele Mitarbeiter der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> wohnten der Einweihung bei,<br />

so dass der Chor „InTakt“ zu Beginn<br />

ganz beruhigt das Lied „Alle simmer<br />

da“ anstimmen konnte.<br />

Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe,<br />

verwies auf die rasante Entwicklung<br />

des Förder- und Betreuungsbereiches,<br />

den es als tagesstrukturierendes<br />

Angebot für schwerst mehrfachbehinderte<br />

Erwachsene seit 19 Jahren in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

gibt und inzwischen auf<br />

rund 60 betreute Menschen angewachsen<br />

ist. Viele Hürden seien für diesen<br />

Ersatzneubau zu überwinden gewesen<br />

bautechnischer, konzeptioneller wie finanzieller<br />

Art. Drei Förderanträge mussten<br />

gestellt werden. Dank einer Gemeinschaftsleistung<br />

mit internen wie<br />

externen Beteiligten sei dann aber die<br />

Realisierung gelungen. Mit <strong>St</strong>. Gabriel<br />

stünden nun bessere Rahmenbedingungen<br />

für die Fördergruppen zur Verfügung.<br />

Der Name des Engels Gabriel<br />

stehe dabei auch für Entwicklung, Bewegung<br />

und Veränderung. Es möge<br />

„ein sonniges Haus mit viel Freude,<br />

Hoffnung und Zuversicht werden“,<br />

wünschte Seger.<br />

„Erkennungszeichen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>“<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Michael Wollek betonte,<br />

dass er gern im Förder- und Be-<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 11


treuungsbereich zu Gast sei. Dieser sei<br />

auch ein „Erkennungszeichen unserer<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>“. Wollek würdigte das Engagement<br />

der Mitarbeiter und wünschte<br />

allen mit <strong>Franziskus</strong> „Friede und Wohlergehen“.<br />

„Jeder kann Lehrer des<br />

anderen sein“<br />

Tanja Keller, Leiterin des Förder- und<br />

Betreuungsbereichs, stellte die Arbeit<br />

in den insgesamt sieben Gruppen auf<br />

humorvolle Weise und anhand vieler<br />

Bilder vor. Ihr Motto lautete: „Jeder kann<br />

in irgendetwas der Lehrer des anderen<br />

sein“. So würden auch die Mitarbeiter<br />

von den Betreuten noch vieles lernen.<br />

Sie seien beispielsweise große Lehrmeister<br />

im Entschleunigen oder „wunderbare<br />

Umarmer“. Zu den Klängen des<br />

Zuckowski-Liedes „Leben ist mehr als<br />

Rackern und Schuften“ erhielten die<br />

Festgäste einen lebendigen Einblick in<br />

den Alltag der Gruppen, in dem Kunst<br />

und Musik, Körper- und Naturerfahrungen<br />

genauso im Mittelpunkt stehen wie<br />

Haushalts- und Werkstattarbeiten.<br />

„Charme des Einfachen“<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sarchitekt Michael Wühr stellte<br />

als Projektbetreuer des vom Büro ktl<br />

aus Rottweil geplanten Hauses den<br />

Planungs- und Bauverlauf vor. Der<br />

schlechte Baugrund habe schließlich<br />

dazu geführt, dass <strong>St</strong>. Gabriel in Holzbauweise<br />

realisiert wurde, um Gewicht<br />

und damit auch aufwändige Fudamentierungsarbeiten<br />

zu sparen. Wühr lobte<br />

die konstruktive Zusammenarbeit aller<br />

Seiten. Mit ihr sei ein Gebäude gelungen,<br />

„das den Charme des Einfachen<br />

und Zweckmäßigen in sich trägt, ohne<br />

einfältig oder ideen- und lieblos zu wirken“.<br />

Er sei auch stolz darauf, dass <strong>St</strong>.<br />

Gabriel kosten- und termingetreu realisiert<br />

werden konnte.<br />

Kunstwerk für Birgitta Hermle<br />

Musikalisch stimmungsvoll umrahmt<br />

wurde die Feier von der Trommelgruppe<br />

„Hakuna Matata“ mit Maskottchen Alf<br />

unter Leitung von Gabriele Higler und<br />

dem Chor „InTakt“ unter Leitung von<br />

Georg Sprich. Sie bewegten die Festgäste<br />

sogar zu einer kleinen Tanzrunde.<br />

Die Betreuten aus den Fördergruppen<br />

Durch den Neubau <strong>St</strong>. Gabriel führten Tanja Keller (rechts), die Leiterin des Förder- und Betreuungsbereichs,<br />

und Architekt Michael Wühr (dritter von rechts) einige Gäste, darunter (von rechts) Birgitta<br />

Hermle, Günter Seger, Leitung Behindertenhilfe, Schuldirektor Ludger Bernhard, der frühere <strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand<br />

Norbert Rapp und Pfarrer Richard Schitterer, Hausgeistlicher des Klosters.<br />

12 | franziskus-Bote 4/2013<br />

Eingeweiht wurde die neue Förderstätte <strong>St</strong>. Gabriel der stiftung st. franziskus heiligenbronn mit einem<br />

Festakt im benachbarten Schulzentrum <strong>St</strong>. Benedikt. Hier ist die integrative Trommelgruppe „Hakuna<br />

Matata“ mit ihrer Leiterin Gabriele Higler und Maskottchen Alf in der Mitte aktiv. Fotos: Graf<br />

„Jeder kann in irgendetwas der<br />

Lehrer des anderen sein“. So würden<br />

auch die Mitarbeiter von<br />

den Betreuten noch vieles lernen.<br />

Sie seien beispielsweise große<br />

Lehrmeister im Entschleunigen<br />

oder „wunderbare Umarmer“.<br />

wirkten selbst mit einem Lied und den<br />

Fürbitten an der Feier mit. Als Dank für<br />

die Hermle-<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, die die Ausstattung<br />

einer Gruppe und therapeutische<br />

Materialien finanzierte, hatten Mitarbeiterin<br />

Tatjana Wöhrle und Bewohner<br />

Ingo Bührle ein Kunstwerk angefertigt,<br />

das dann Tanja Keller und Niklas<br />

Schwarz zusammen an Birgitta Hermle<br />

überreichten.<br />

Die Segnung der neuen Räume nahmen<br />

Pfarrer Christian Albrecht und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sseelsorgerin<br />

Ute Graf vor. „Ja sagen<br />

zum Leben, dann kann sich ein Wunder<br />

ergeben,“ sagte Pfarrer Albrecht beim<br />

Segensgebet vor der Festgemeinde,<br />

bevor die Räume in <strong>St</strong>. Benedikt mit<br />

Weihrauch und Weihwasser abgeschritten<br />

wurden. Die Gäste und Angehörigen<br />

nutzten auch die Gelegenheit, bei einer<br />

Führung durchs Haus die neuen Räumlichkeiten<br />

in <strong>St</strong>. Gabriel näher kennen<br />

zu lernen, die von den Gruppen bereits<br />

wohnlich eingerichtet waren (siehe auch<br />

franziskus-Bote 3/2013).<br />

Ewald Graf


Fachtag in <strong>Heiligenbronn</strong> zum Thema Hörschädigung<br />

UMGANG MIT HÖRENDEN BEDEUTET STRESS<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Leben und Lernen mit<br />

Hörschädigung stand im Mittelpunkt<br />

eines Fachtags in der stiftung st. <strong>Franziskus</strong><br />

heiligenbronn, die der Kommunalverband<br />

für Jugend und Soziales<br />

(KVJS) Baden-Württemberg veranstaltete.<br />

Dabei referierten auch Fachkräfte<br />

und Schüler aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Vorstand Michael Wollek und Franz<br />

Schmeller, Leiter des Dezernats Soziales<br />

im KVJS, begrüßten zu diesem „Ortstermin“<br />

im Elisabetha-Glöckler-Saal die<br />

rund 60 Teilnehmer. Sie kamen aus Sozialämtern<br />

im Land, der Schulverwaltung<br />

wie auch aus der Behindertenhilfe<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> selbst. Ein Grußwort sprach<br />

auch Bernd Hamann, Sozialdezernent<br />

des Landkreises Rottweil, der seine<br />

„gemischten Gefühle“ gegenüber dem<br />

Begriff „Inklusion“ zum Ausdruck brach -<br />

te. Denn auch bisher sei nicht nur „ausgesondert“<br />

worden.<br />

Inklusionsquote von 32 Prozent<br />

Zum Tagungsthema „Kinder und Erwachsene<br />

mit Hörschädigung“ gaben<br />

Christine Blankenfeld vom KVJS und<br />

Hubert Haaga vom Kultusministerium<br />

einen statistischen Überblick. Bereits<br />

jetzt erreiche Baden-Württemberg bei<br />

hörgeschädigten Schülern eine Inklusionsquote<br />

von 32 Prozent, wenn man<br />

die Außenklassen der Hörgeschädigtenschulen<br />

einbeziehe, wo sehr viel inklusiver<br />

Unterricht erfolge. Das Förderzentrum<br />

Hören und Sprechen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

unterrichtet etwa 57 Schüler in Außenklassen<br />

und 80 an der Sonderschule in<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>.<br />

In Workshops gingen die Teilnehmer auf einzelne Aspekte oder Personengruppen näher ein wie hier<br />

im Workshop mit dem Psychologen Dr. Oliver Rien (links) zu den Lebenswelten von Menschen mit<br />

Hörschädigung; zweiter von links Günter Seger, Leitung Behindertenhilfe in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Als Experten in eigener Sache kamen beim Fachtag zum Thema Hörschädigung in <strong>Heiligenbronn</strong> auch<br />

Schüler des Förderzentrums Hören und Sprechen zu Wort. Bei diesen Erfahrungsberichten sprachen:<br />

(von links) Schulleiterin Margarethe Neudeck, Elternbeiratsvorsitzender Jörg Freund und die Schüler<br />

Lisa Schneider, Emine Lalaj, Natascha Seifried und Muhammed Hussein Abdelkader. Fotos: Graf<br />

Oft mehrfache Behinderungen<br />

Bei den Erwachsenen verwies Blankenfeld<br />

etwa darauf, dass die meisten Hörgeschädigten,<br />

die von Einrichtungen<br />

betreut werden, zu ihrer Hörbehinderung<br />

noch eine andere Behinderung<br />

oder Erkrankung haben. 47 Prozent der<br />

betreuten Erwachsenen mit Hörschädigung<br />

besuchten eine Werkstatt, 24 Prozent<br />

seien in einem Förder- und Betreuungsbereich<br />

und 25 Prozent in einer<br />

Tagesbetreuung z. B. für Senioren. Fast<br />

jeder Vierte kommt gar nicht aus Baden-<br />

Württemberg, sondern von außerhalb.<br />

„Es geht ums Verstehen!“<br />

Auf großes Interesse bei den Teilnehmern<br />

stieß der Vortrag von Diplom-<br />

Psychologe Dr. Oliver Rien, dem Leiter<br />

des Cochlear-Implantat-Centrums Würzburg.<br />

Aus seiner persönlichen Sicht als<br />

selbst Hörgeschädigter machte er deutlich,<br />

was für Schwierigkeiten der Alltag<br />

bereitet, denn Hörschädigung sei immer<br />

noch stigmatisiert und der Umgang mit<br />

Hörenden bedeute <strong>St</strong>ress. Technische<br />

Hilfen seien noch nicht die Lösung,<br />

denn: „Es geht gar nicht ums Hören, es<br />

geht ums Verstehen!“, betonte Rien.<br />

Deswegen ist es mit einem Hörgerät<br />

oder einem Implantat noch nicht getan.<br />

Eine wichtige Rolle komme hierbei den<br />

Eltern zu, die oft unsicher und traumatisiert<br />

seien und meist keine Gebärdensprache<br />

beherrschten. Diese sei unverzichtbar<br />

als unterstützende Kommunikation.<br />

Bei der inklusiven Beschulung<br />

gehe es nicht nur um das hörgeschädigte<br />

Kind und den Lehrer, sondern<br />

auch um die Mitschüler und deren<br />

Eltern. Hörgeschädigte selbst, so der<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 13


Referent, sollten lernen, offensiv mit<br />

ihrer Behinderung umzugehen.<br />

Als Experten in eigener Sache gaben<br />

bei einer Gesprächsrunde in der Schule<br />

<strong>St</strong>. Benedikt vier Werkrealschüler des<br />

Förderzentrums Hören und Sprechen –<br />

Muhammed Hussein Abdelkader aus<br />

Tuttlingen, Natascha Seifried aus Dunningen,<br />

Emine Lalaj aus Balingen und<br />

Lisa Schneider aus Dietingen – sowie<br />

Elternbeiratsvorsitzender Jörg Freund<br />

aus Niedereschach Auskunft über die<br />

unterschiedlichen Schulwege und die<br />

beruflichen Perspektiven der Schüler.<br />

Bei einer Führung durch das neue Schul -<br />

zentrum <strong>St</strong>. Benedikt lernten die Gäste<br />

nicht nur die baulichen Besonderheiten<br />

des Hauses kennen, sondern auch die<br />

Möglichkeiten der Audiometrie und erlebten<br />

den Unterricht in der zweiten<br />

Klasse live mit.<br />

Workshops mit Fachkräften<br />

Vertiefend befassten sich die Tagungsteilnehmer<br />

in verschiedenen Workshops<br />

mit Fachkräften der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Psychologe<br />

Oliver Rien mit der Lebenswelt<br />

von Hörgeschädigten, dem inklusiven<br />

Bildungsangebot von Außenklassen,<br />

der schulischen Bildung für Kinder mit<br />

mehrfacher Behinderung, der Unterstützung<br />

von Hörgeschädigten mit psychischer<br />

Erkrankung und den besonderen<br />

Anforderungen für Menschen mit Taubblindheit<br />

und Hörsehbehinderung. Eine<br />

lockere Abschlussrunde mit musikalischer<br />

Untermalung bot noch einmal Gelegenheit<br />

zum Austausch der vielfältigen<br />

Erfahrungen und Gedankenanstöße.<br />

Ewald Graf<br />

Fachkonzept Sehschädigung für die Behindertenhilfe Erwachsene<br />

DURCHBLICK UND TEILHABE FÜR ALLE DAS ZIEL<br />

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe zum Fachkonzept Sehschädigung mit „Dankeschön“-Rosen bei der kleinen<br />

Feierstunde zum Abschluss des Projekts mit Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe, in der Mitte.<br />

Foto: Graf<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Eine dreijährige Arbeit<br />

kam in diesem Jahr zu einem erfolgreichen<br />

Abschluss: ein fachliches Gesamtkonzept<br />

Sehschädigung wurde in einer<br />

inklusiven Arbeitsgruppe der Behindertenhilfe<br />

Erwachsene ausgearbeitet und<br />

von den Leitungen verabschiedet. Sie<br />

dient der Weiterentwicklung der Angebote<br />

für blinde und sehbehinderte<br />

Menschen, ihrer Information und Beteiligung<br />

und ist an den spezifischen und<br />

individuellen Bedürfnissen der Menschen<br />

mit einer Sehschädigung ausgerichtet.<br />

Das Konzept ist Orientierungshilfe<br />

und Handlungsleitlinie für Mitarbeiter<br />

und Entscheidungsträger – ganz<br />

im Sinne des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Leitbilds, das<br />

Lebensräume und Lebensmöglichkeiten<br />

für Menschen mit einer Sinnesbehinderung<br />

und zusätzlichen Behinderungen<br />

und Beeinträchtigungen fordert.<br />

„Jeder konnte sich einbringen“<br />

Kein geringer Anlass also, um auch mit<br />

<strong>St</strong>olz auf das Geleistete zurückzublicken<br />

und etwas zu feiern. In der Abschlussrunde<br />

der Arbeitsgruppe dankte daher<br />

Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe,<br />

allen Mitgliedern für ihr Engagement<br />

und die investierte Zeit. „Jeder<br />

konnte sich einbringen“, resümierte<br />

Seger. Die Entstehung dieser „umfassenden<br />

und ausführlichen Konzeption“<br />

habe damit Vorbildcharakter.<br />

Die einzelnen Mitglieder waren die<br />

blinden bzw. sehbehinderten Bewohner<br />

Markus Franke, Peter Fuchs, Michael<br />

Hügler, Matthias Kempinger, Tanja<br />

Kümmel und Lina Krüger, DH-<strong>St</strong>udentin<br />

Swenja Fink, Rehabilitationslehrerin Dorothee<br />

Haberstroh, Friedrich Palmer,<br />

Leiter der Blindenwerkstätten, Monika<br />

Schuhmacher, Leiterin einer Wohngrup -<br />

pe, und Fachbereichsleiter Frank King.<br />

Anfangs waren auch die inzwischen aus -<br />

geschiedenen Mitarbeiter Heike Händel<br />

und Frank Höfle dabei.<br />

Da vor dem Vergnügen stets noch die<br />

14 | franziskus-Bote 4/2013


Bereits im Vorfeld vor <strong>St</strong>art der Arbeitsgruppe<br />

wurden einzelne Schwerpunktthemen<br />

besprochen. Die sechs Bewohner,<br />

die in der AG mitarbeiteten, führten<br />

zu den anstehenden Themen Vorgespräche<br />

und tauschten sich auch in ihrem<br />

Alltag mit anderen Bewohnern und Beschäftigten<br />

dazu aus.<br />

Mobilitätstraining mit Rehabilitationslehrerin<br />

Dorothee Haberstroh wie hier mit Jennifer Neumann<br />

im Klosterhof gehört mit zum spezifischen<br />

Angebot für blinde und sehbehinderte Menschen<br />

in <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />

Foto: Graf<br />

Arbeit kommt, gab es auch zum Abschluss<br />

der Projektgruppe noch einen<br />

wichtigen Arbeitsauftrag zu erfüllen,<br />

denn ein Titel für das Ganze fehlte noch.<br />

Auch da sprudelten die Ideen und man<br />

einigte sich in gemeinsamer Diskussion<br />

auf die Aussage „Durchblick für alle“,<br />

was schließlich einstimmig vorgeschlagen<br />

und dann auch von der Leitung<br />

übernommen wur -<br />

de. Tanja Kümmel<br />

zeichnete sogar<br />

noch ein Logo<br />

dazu (links). So<br />

stand der kleinen<br />

Feierstunde nichts<br />

mehr im Weg, zu<br />

der Monika Schuhmacher die Arbeit in<br />

einem spontan verfassten Gedicht Revue<br />

passieren ließ:<br />

„Heraus kam nun dieses Papier,<br />

wir halten es in Händen hier<br />

und hoffen, dass es jenen nützt,<br />

die bei der Arbeit mitgeschwitzt...“<br />

Zu speziellen Themen lud die Arbeitsgruppe<br />

dann auch Experten ein, so wie<br />

Tanja Keller, die Leiterin des Förderund<br />

Betreuungsbereiches für mehrfachbehinderte<br />

Menschen, oder Bianca Hock<br />

vom Sozialdienst, die verantwortlich für<br />

Freizeit-, Bildungs- und Kulturangebote<br />

für die Bewohner ist.<br />

Selbständigkeit großes Ziel<br />

Breiten Raum nahm bei den Treffen der<br />

AG naturgemäß die Diskussion von Maß -<br />

nahmen und Prioritäten ein. „Ziel der<br />

Vorschläge“, blickte Günter Seger bei<br />

der Abschlusssitzung zurück, „ist zumeist<br />

die Selbständigkeit. Aber auch<br />

der Zugang zu Informationen oder die<br />

Barrierefreiheit haben einen hohen<br />

<strong>St</strong>ellenwert.“ Zur Konzeption mit ihrer<br />

Bestandsaufnahme der Bedarfe in den<br />

verschiedenen Feldern erarbeitete die<br />

AG Sehschädigung auch einen Maßnahmenkatalog<br />

mit über 120 Vorschlägen!<br />

Verantwortlich für die Umsetzung sind<br />

die Fachbereichsleitungen der Behinder -<br />

tenhilfe, die natürlich nur Schritt für<br />

Schritt erfolgen kann und wozu inzwischen<br />

Prioriäten gesetzt wurden. Manches<br />

ist im Laufe der AG-Arbeit aber<br />

auch bereits realisiert worden und vieles<br />

gehört bereits seit längerem selbstverständlich<br />

dazu. „Sie sehen, Ihr Einsatz<br />

hat sich gelohnt!“, lobte Günter<br />

Seger die Mitglieder der AG, warb aber<br />

zugleich für Geduld bei der Umsetzung:<br />

„Einen langen Atem werden wir auch in<br />

Zukunft brauchen.“<br />

Infotelefon eingerichtet<br />

Zugute kommen soll dieses Gesamtkon -<br />

zept Sehschädigung allen erwachsenen<br />

Menschen der Einrichtung mit einer Seh -<br />

schädigung und weiteren Beeinträchtigungen<br />

und Behinderungen. Ihre Bedarfe<br />

sind gegliedert in die Bereiche:<br />

• Orientierung und Mobilität – wer<br />

Für die Teilnahme von Bewohnerin Birsen Cakmak<br />

am Volkshochschulkurs in Englisch druckt der<br />

Sozialdienst jeweils die Kursunterlagen in Blindenschrift<br />

aus.<br />

Foto: Hartmann<br />

schlecht oder gar nicht sieht, ist hier<br />

auf Unterstützung angewiesen wie<br />

etwa das Mobilitätstraining.<br />

• Information – Zugang zu Informationen<br />

und Wissen ist eine Grundvoraussetzung<br />

für Teilhabe; so gehört zu den<br />

vorgeschlagenen Maßnahmen auch das<br />

schnelle Internet für die Bewohner oder<br />

ein inzwischen vom Sozialdienst schon<br />

realisiertes Infotelefon, über das der<br />

Speiseplan, das Protokoll der letzten<br />

Heimbeiratssitzung und Infos über Gottesdienste<br />

und Kirche abgehört werden<br />

kann. Auch das Ausdrucken von Unterlagen<br />

in Blindenschrift gehört dazu.<br />

• Zeit – sehgeschädigte Menschen haben<br />

in vielem einen höheren Zeitbedarf.<br />

• Assistenz und Begleitung – die Teilnahme<br />

am gesellschaftlichen Leben erfordert<br />

oft persönliche Begleitung und<br />

Assistenz, wie sie der Sozialdienst z.B.<br />

beim Besuch von Volkshochschulkursen<br />

bietet.<br />

• Umweltgestaltung – hier erfordert die<br />

gewünschte Selbständigkeit vielfältige<br />

Rücksichtnahme z.B. bei der Wegführung,<br />

mit starken Farbkontrasten,<br />

blendfreier Beleuchtung oder taktilen<br />

Leitlinien.<br />

Das Konzept geht auf vieles ein, was in<br />

den Werkstätten, Bildungs- und Freizeitangeboten,<br />

im Förder- und Betreuungsbereich<br />

oder in den Wohnformen<br />

bereits berücksichtigt wird oder künftig<br />

zu berücksichtigen ist. Ewald Graf<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 15


Förderverein für therapeutisches Reiten mit Grund zum Feiern<br />

REITERSTÜBLE ALS UNTERRICHTSPROJEKT REALISIERT<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Für das Therapeutische<br />

Reiten in der stiftung st. franziskus<br />

heiligenbronn steht dem Förderverein<br />

jetzt auch ein Reiterstüble als Schlechtwetteralternative<br />

zur Verfügung. Die<br />

Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong> der Diözese unterstützte<br />

es finanziell und Berufsschüler<br />

und Azubis des Zentrums für Ausbildung<br />

und Qualifikation (ZAQ) haben es<br />

in die Tat umgesetzt.<br />

Förderung durch Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

Den lang gehegten Wunsch des Vereins<br />

zur Förderung des therapeutischen Reitens<br />

<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> nach<br />

einem Unterschlupf für regnerische Tage,<br />

wenn das Reiten im Gelände oder auf<br />

dem Reitplatz nicht möglich ist, wurde<br />

jetzt Realität. Unter die Arme gegriffen<br />

haben dem Förderverein hierbei die Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

der Diözese Rottenburg-<br />

<strong>St</strong>uttgart, die das therapeutische Reiten<br />

in <strong>Heiligenbronn</strong> von 2009 bis 2011 mit<br />

insgesamt 42 000 Euro förderte und bis<br />

2015 weitere 30 000 Euro bewilligt hat.<br />

King immer wieder Hand an und betätigten<br />

sich als vielseitige Handwerker.<br />

Viele Arbeiten überm Pferdestall<br />

So wurden im Rahmen dieses Unterrichtsprojekts<br />

nicht nur die Wände isoliert<br />

und mit Holz verkleidet, ein neuer<br />

Boden verlegt, sondern auch vieles andere<br />

übernommen, was zu einem Hausbau<br />

so dazugehört: neue Fenster eingebaut,<br />

geplättelt, kleine Küchenzeile<br />

und WC eingebaut, elektrische Leitungen<br />

gelegt und anderes. Wie ZAQ-Leiter<br />

Udo Neudeck bei der Einweihung schilderte,<br />

war dieses zweijährige Projekt<br />

„eine tolle Sache und die Jugendlichen<br />

haben viel dazugelernt“. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

bemühe sich um eine realitätsnahe<br />

Ausbildung. Das Reiterstüble sei so zu<br />

einem Schmuckstück geworden.<br />

Vereinsvorsitzender und Reitpädagoge<br />

Martin Müller verwies beim Fest darauf,<br />

dass dank der Unterstützung der Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

seit 2009 auch bereits<br />

neue Koppeln und eine frostsichere<br />

Tränke gebaut werden konnten. Elke<br />

Zimmermann berichtet, dass die Förderung<br />

auch speziell für sehbehinderte und<br />

autistische Kinder ausgeweitet wur de.<br />

„Es ist wichtig, im Bereich Mensch und<br />

Tier etwas zu tun“, sagt sie mit Blick<br />

auf die vielen positiven Wirkungen auf<br />

kranke und behinderte Menschen, die<br />

der Umgang mit Tieren zeigt.<br />

Genug Grund also zum Feiern, was trotz<br />

Regenwetter auch gemacht wurde von<br />

Vereinsmitgliedern, Reitschülern und<br />

Mitarbeitern. Kutschfahrten standen auf<br />

dem Programm sowie Vorführungen einiger<br />

Reitschüler auf dem Geschicklichkeitsparcours.<br />

Dazwischen schmeckte<br />

natürlich auch eine heiße Wurst oder<br />

ein warmer Kaffee. Das <strong>St</strong>öbern im<br />

neuen Reiterstüble durfte dabei auch<br />

nicht fehlen.<br />

Ewald Graf<br />

Geschäftsführerin Elke Zimmermann<br />

kam im Oktober eigens zum Reiterfest,<br />

das zur Einweihung des Reiterstübles<br />

abgehalten wurde, und überzeugte sich<br />

vor Ort über die gelungene Investition.<br />

Der Reitunterricht und die Versorgung<br />

der Pferde kann nun ergänzt werden<br />

durch weitere Übungen oder spielerische<br />

Beschäftigungen im Rahmen der therapeutischen<br />

Gruppenstunden mit den be -<br />

hinderten Schülern und Erwachsenen.<br />

Praktisch realisiert wurde der Umbau<br />

des vorderen Dachgeschosses über dem<br />

kleinen Pferdestall zum Reiterstüble<br />

durch ein längerfristiges Unterrichtsprojekt<br />

des ZAQ. Schüler des Berufsvorbereitungsjahrs<br />

und Azubis aus den stiftungseigenen<br />

Betrieben legten unter<br />

Anleitung von Berufsschullehrer Dominic<br />

Der Verein zur Förderung des therapeutischen Reitens in <strong>Heiligenbronn</strong> freut sich über ein Reiterstüble<br />

im Dachgeschoss des Pferdestalls (oben), das mit einem Reiterfest eingeweiht wurde: vorne von links<br />

Udo Neudeck, Leiter des Zentrums für Ausbildung und Qualifikation, mit einigen Berufsschülern, Elke<br />

Zimmermann von der Veronika-<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Therapiepferd „April“, Martin Müller und Isabella Vogel vom<br />

Förderverein und Berufsschullehrer Dominic King.<br />

Fotos: Graf<br />

16 | franziskus-Bote 4/2013


23 Dienstjubilare aus der Behindertenhilfe und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung geehrt<br />

„VERGELT’S GOTT FÜR DAS MEHR AN ENGAGEMENT“<br />

Schramberg-Sulgen. Erstmals waren alle<br />

Dienstjubilare der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />

<strong>Heiligenbronn</strong> aus der Behindertenhilfe<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung<br />

zu einem gemeinsamen Festabend<br />

eingeladen, bei dem ihre Mitarbeit gewürdigt<br />

wurde.<br />

Früher wurden die Ehrungen im Rahmen<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfeste oder Adventsfeiern<br />

vorgenommen. Diesmal kamen die lang -<br />

jährigen Mitarbeiter mit 10-, 20- und<br />

25-jähriger Tätigkeit in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zu<br />

einer eigenen Feier mit Sektempfang<br />

und Festmenü ins Restaurant „Drei Könige“<br />

in Sulgen zusammen.<br />

Die Jubilare aus der Behindertenhilfe <strong>Heiligenbronn</strong> und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung mit ihren Leitungen<br />

und den Vorständen Michael Wollek (links) und Hubert Bernhard (rechts) beim gemeinsamen Festabend<br />

im Hotel „Drei Könige“ in Sulgen – vorne mit Geschenkkörben für 20- und 25-jährige Mitarbeit (von<br />

links) Oliver Avemaria, Beate Mayer, <strong>St</strong>efanie Herzog und Dorothee Haberstroh.<br />

Foto: Graf<br />

Wie Vorstand Michael Wollek zum Auftakt<br />

der Ehrungen sagte, umfasse die<br />

Dienstzeit der Jubilare auch den Zeitraum,<br />

in dem sich in der Behindertenhilfe<br />

wie in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> viel entwickelt<br />

habe. Von den 23 Jubilarinnen und<br />

Jubilaren fehlten einige krankheitsbedingt<br />

und eine Jubilarin brachte in der<br />

Nacht davor ihren Sohn zur Welt.<br />

Dank für das Gewachsene und<br />

das Geleistete<br />

Dank sagen für das, „was gewachsen<br />

ist und was geleistet wurde“, tat Vorstand<br />

Wollek auch mit einem bewussten<br />

„Vergelt’s Gott“. Denn das Getane<br />

sei mehr als das, was bezahlt werden<br />

könne und dieses „Mehr an Zuwendung,<br />

an Können und Engagement“<br />

könne nur Gott vergelten. Vor den Ehrungen<br />

ließ der Vorstand auch raten,<br />

Vorstand Michael Wollek ließ<br />

auch raten, wie hoch vor 10, vor 20<br />

und vor 25 Jahren wohl der Brot- und<br />

der Benzinpreis gewesen war und<br />

da zeigte sich, dass das Leben auch<br />

früher schon zuweilen teurer war<br />

als in Erinnerung.<br />

wie hoch vor 10, vor 20 und vor 25 Jahren<br />

wohl der Brot- und der Benzinpreis<br />

gewesen war und da zeigte sich, dass<br />

das Leben auch früher schon zuweilen<br />

teurer war als in Erinnerung.<br />

Die Jubilare wurden beim Festabend vom<br />

Vorstand, Roland Flaig und Günter Seger<br />

als den Leitern der Behindertenhilfe<br />

und den jeweiligen Bereichsleitungen<br />

in kurzen Worten gewürdigt und mit Urkunden<br />

und Geschenkkörben bedacht.<br />

Für 25-jährige Mitarbeit, anfangs noch<br />

im Kloster, dann in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, wurde<br />

die Sozialpädagogin und Rehabilitationslehrerin<br />

Dorothee Haberstroh geehrt,<br />

die im Förderzentrum Sehen wie<br />

in der Behindertenhilfe Erwachsene<br />

blinde und sehbehinderte Menschen in<br />

Orientierung und Mobilität fördert, so -<br />

wie Oliver Avemaria, der als Fachlehrer<br />

in der BVE-Klasse des Förderzentrums<br />

Sehen am Berufsschulzentrum Sulgen<br />

unterrichtet, als Erlebnispädagoge und<br />

Sportlehrer in den Schulen tätig ist und<br />

lange Zeit als Erzieher im Internat des<br />

Förderzentrums Hören und Sprechen<br />

tätig war.<br />

Für 20 Dienstjahre gewürdigt wurden<br />

Fachbereichsleiterin Beate Mayer, Leiterin<br />

der Häuser <strong>St</strong>. Antonius Rottweil<br />

und <strong>St</strong>. Agnes Spaichingen, <strong>St</strong>efanie<br />

Herzog vom Schulkindergarten des Förderzentrums<br />

Hören und Sprechen, Sandra<br />

Weindinger vom Haus <strong>St</strong>. Antonius<br />

Rottweil, Gudrun Palmer aus der Werkstatt,<br />

Edith Ebert aus dem Wohnbereich<br />

Erwachsene in <strong>Heiligenbronn</strong>, Annerose<br />

Fiest aus der Einrichtungsverwaltung<br />

sowie Gärtnermeister Martin Gruber.<br />

Die Geehrten mit 10 Dienstjahren sind<br />

Claudia Burry, Manuela Hirt, Ursula<br />

Kluger-Schmidt, Magnus Krieger, David<br />

Mandrella, Petra Mehnert und Regina<br />

Teufel aus der Behindertenhilfe Erwachsene,<br />

Georg Sprich aus der Werkstatt,<br />

Margit Nimmerjahn vom Förderzentrum<br />

Hören und Sprechen, Sebastian Kimmich<br />

von der Landwirtschaft und Metzgerei<br />

sowie aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung Referatsleiter<br />

Andreas Precht, Abteilungsleiter<br />

Hans-Peter Birkle, Klaus-Dieter<br />

Häfke und Andy Scott. Ewald Graf<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 17


Aus meinem Leben erzählt<br />

Rottweil. Der 34-jährige hörgeschädigte<br />

Bewohner Bernd Koerber aus der Gruppe<br />

Dominik im Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil<br />

arbeitet in der Werkstatt für behinderte<br />

Menschen (WfbM) der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />

In seiner Freizeit engagiert er<br />

sich in der Kinderkirche in Rottweil, worüber<br />

er folgenden Beitrag selbst verfasst<br />

hat – ein Beispiel gelebter Inklusion.<br />

Bewohner Bernd Koerber im Haus <strong>St</strong>. Antonius Rottweil<br />

KRIPPENSPIEL AN HEILIGABEND IST<br />

DAS HIGHLIGHT DER KINDERKIRCHE<br />

Am 28. Mai 1995 wurde ich, Bernd<br />

Martin Koerber, im damaligen Markuszentrum<br />

in Schwenningen am Neckar<br />

konfirmiert. Schnell stand für mich fest,<br />

dass ich mich ehrenamtlich betätigen<br />

möchte. Also begann ich im September<br />

1995 in Schwenningen mit der Kinderkirche.<br />

Bis 2007 war ich in meiner Heimatgemeinde<br />

aktiv.<br />

Zur „Rettungsaktion“ in der<br />

Heimatgemeinde angefragt<br />

Da ich seit Januar 2007 in der WfbM in<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> arbeite, beschloss ich im<br />

September 2007, in der Predigerkirche<br />

in Rottweil meine Kinderkirchenarbeit<br />

fortzuführen. Blieb bis Mai 2009 in der<br />

Predigerkirche. Im Mai 2009 bekam ich<br />

Bernd Koerber aus dem Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil (links) engagiert sich in der Kinderkirche der<br />

evangelischen Predigerkirche Rottweil, hier beim Osterfrühstück.<br />

Fotos: Kinderkirche<br />

Wir treffen uns alle zwei Wochen<br />

Dienstag um 20 Uhr. Dort bereiten<br />

wir die Kindergottesdienste vor.<br />

eine Anfrage, ob ich mich bei einer Rettungsaktion<br />

in Schwenningen beteiligen<br />

möchte, da in Schwenningen immer<br />

weniger Kinder kamen. Leider mussten<br />

wir 2011 feststellen, dass wir in Schwen -<br />

ningen keine Kinderkirche mehr anbieten<br />

können. Also entschied ich mich im<br />

Mai 2011, in die Predigerkirche nach<br />

Rottweil zurückzukehren.<br />

Nun möchte ich aber noch kurz schreiben,<br />

wie unsere Aufgaben sind. Wir<br />

treffen uns alle zwei Wochen Dienstag<br />

um 20 Uhr zur Vorbereitung. Dort bereiten<br />

wir die wöchenlichen Kindergottesdienste<br />

vor.<br />

Bibelgeschichten und Basteln,<br />

Spielen und Malen<br />

Wir beginnen am Sonntag um 9.30 Uhr<br />

mit den Erwachsenen und gehen nach<br />

der Predigt in unseren Kinderkirchraum.<br />

In der Kinderkirche werden Bibelgeschichten<br />

vorgelesen, gebastelt, gespielt<br />

und gemalt.<br />

An Ostern gibt es ein Osterfrühstück.<br />

Vor den Sommerferien gibt es immer<br />

ein Sommerfest der Kinderkirche. Aber<br />

das absolute Highlight bleibt das Krippenspiel<br />

an Heiligabend zusammen mit<br />

dem Kinderchor. Bernd Koerber<br />

Im sonntäglichen Gottesdienst wie auch bei Festen wirkt Bernd Koerber im Team der Kinderkirche mit.<br />

18 | franziskus-Bote 4/2013


Kooperation des Altenzentrums <strong>St</strong>. Anna Tuttlingen mit der Johann-Peter-Hebel-Schule<br />

SELBSTGEBACKENE KUCHEN UND FRÖHLICHKEIT<br />

Tuttlingen. Jeden Donnerstag um 14.30<br />

Uhr öffnet die Cafeteria im Tuttlinger<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna und es ist nicht<br />

nur deswegen ein besonderer Tag.<br />

Denn die Schülerinnen und Schüler aus<br />

der Johann-Peter-Hebel-Schule kommen<br />

auch ins Café. Nicht etwa als Gäste –<br />

nein – sie bringen selbstgebackenen Ku -<br />

chen und ihre „Arbeitskleidung“ mit und<br />

unterstützen die Ehrenamtlichen des<br />

Altenzentrums im Service der Cafeteria.<br />

Seit Herbst 2012 besteht diese sehr erfolgreiche<br />

Kooperation zwischen dem<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna und der hauswirtschaftlichen<br />

Berufsschulklasse der<br />

Johann-Peter-Hebel-Schule. Die Idee<br />

kam den beiden Lehrerinnen Ulrike<br />

Schmid und Nina Beile, welche die<br />

hauswirtschaftliche Klasse für Kinder<br />

mit geistigen Einschränkungen betreuen.<br />

In dieser Klasse sollen die<br />

Schülerinnen und Schüler ganz gezielt<br />

auf bestimmte Tätigkeiten oder Berufe<br />

vorbereitet werden.<br />

schneiden Kuchen, servieren Kaffee,<br />

portionieren Eis und kassieren das Geld<br />

bei den Cafébesuchern. Unterstützt wer -<br />

den sie sowohl von den beiden Lehrerinnen<br />

als auch von den ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen der Cafeteria. Maria<br />

Rothmund, die Koordinatorin der Cafeteria,<br />

ist ganz begeistert von der Bereicherung,<br />

die das Hauscafé durch die Jugendlichen<br />

erfährt, von der Freude und<br />

dem <strong>St</strong>olz, mit der sie „ihre“ Kuchen<br />

servieren und für die sie durchwegs<br />

Lob erfahren, von der Ernsthaftigkeit,<br />

mit der sie ihre Aufgaben wahrnehmen,<br />

und von der Fröhlichkeit, mit der sie oft<br />

den Gästen und Mitarbeitern begegnen.<br />

<strong>St</strong>immung aufgelockert<br />

Viele Kunden kommen gezielt am Donnerstag,<br />

wenn wieder die Schüler da<br />

sind und die <strong>St</strong>immung allein durch ihre<br />

Anwesenheit aufgelockert ist. An diesem<br />

Tag ist besonders viel Leben im Haus.<br />

Oft kommen Freunde, Kollegen oder die<br />

Familie der Schüler zu Besuch, die die<br />

jungen Leute in Aktion sehen möchten.<br />

Lerneffekt in geschütztem Rahmen<br />

Mit der Kooperation verfolgen die Lehrerinnen<br />

auch das Ziel, die Selbständigkeit<br />

und das Selbstbewusstsein der<br />

Schüler mit unterschiedlichen Handicaps<br />

zu fördern und zu entwickeln, das Vertrauen<br />

in die eigenen Fähigkeiten zu<br />

stärken, wo Kinder mit Behinderungen<br />

oft unterschätzt werden, aber auch die<br />

Jugendlichen zu sensibilisieren für ihr<br />

eigenes Handeln, ihr Verhalten anderen<br />

Menschen gegenüber und ihr Verantwortungsbewusstsein<br />

für ihre Aufgaben.<br />

Das gelingt in diesem geschützten und<br />

trotzdem öffentlichen Raum der Cafeteria<br />

sehr gut, wo die Jugendlichen sich<br />

und ihre Fähigkeiten erproben und trainieren<br />

können und sie auf Unterstützung<br />

wie auch auf die Toleranz und die<br />

wohlwollende Zuneigung der Gäste zäh -<br />

len können.<br />

Roberta Zuber<br />

Praxis außerhalb der Schule<br />

Seit einigen Jahren besteht bereits ein<br />

Schülercafé an der Hebel-Schule, das<br />

die Jugendlichen mit Unterstützung der<br />

Lehrerinnen einmal wöchentlich betreiben,<br />

d.h. Kuchen backen, Getränke besorgen,<br />

Raum gestalten, Kasse bestükken,<br />

„Arbeitskleidung“ herstellen, Werbung<br />

machen und vieles mehr. Um mehr<br />

Schülern die Möglichkeit der praktischen<br />

Umsetzung des theoretisch Gelernten<br />

zu geben und sie damit viel konkreter<br />

auf eine berufliche Tätigkeit vorzubereiten,<br />

gingen die beiden Lehrerinnen<br />

mit ihrer Idee nach außen.<br />

Seit dem Frühjahr kommen jeweils zwei<br />

Schülerinnen oder Schüler mit Kuchen,<br />

ihren Servierschürzen und viel Eifer und<br />

Elan in die Cafeteria von <strong>St</strong>. Anna und<br />

Das Ehrenamtlichen-Team der Cafeteria im Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna bekommt Unterstützung durch Schüler<br />

der Johann-Peter-Hebel-Schule: hier (von links) Klemens Beck, Maria Rothmund und Mayron Brümmer.<br />

Foto: Eberhard<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 19


Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen feierte zehnjähriges Jubiläum<br />

„OFFENE UND HOAMELIGE EINRICHTUNG“ IST EIN<br />

LEBENDIGER TEIL DER GEMEINDE GEWORDEN<br />

Wehingen. Auf das zehnjährige Bestehen<br />

des Altenzentrums <strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen<br />

blickte die stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />

Ende September zurück. Mit<br />

Feierstunde und Tag der offenen Tür<br />

wurde an die Eröffnung 2003 erinnert.<br />

<strong>St</strong>. Ulrich war das erste kleinere Pflege -<br />

heim, das die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> als wohnortnahes<br />

Angebot für den Heuberg realisierte<br />

und in Betrieb nahm (siehe auch Interview<br />

mit Bürgermeister Bär S. 21).<br />

Alte Menschen sind angenommen<br />

Den ökumenischen Gottesdienst im<br />

vollbesetzten Foyer von <strong>St</strong>. Ulrich zum<br />

Auftakt der Feierstunde gestalteten der<br />

katholische Pfarrer Adam Kalazka, Wort -<br />

gottesdienstleiter Hans Heiler, der regelmäßig<br />

in <strong>St</strong>. Ulrich tätig ist, und der<br />

neue evangelische Pfarrer Niels Hoffmann.<br />

Musikalisch wirkten der verstärk -<br />

te katholische Kirchenchor unter Leitung<br />

von Erich Mayer und Organist Robert<br />

Walz mit. Pfarrer Hoffmann fragte in seiner<br />

Ansprache zum Jubiläum des Altenzentrums,<br />

was eigentlich alt sei? Früher<br />

hätten schon die 40-jährigen als alt gegolten.<br />

<strong>St</strong>. Ulrich würde jedenfalls als<br />

freundlich und frisch erlebt und sei für<br />

viele zur Heimat geworden. Das Motto<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> „Bleib, wer Du bist“ zeige,<br />

dass der alte Mensch, so wie er geworden<br />

sei, angenommen werde.<br />

Hausleiterin Margarete Ohnmacht-Oldach<br />

blickte auf die Anfänge zurück: <strong>St</strong>. Josef<br />

in Spaichingen sollte mit <strong>St</strong>. Ulrich ei -<br />

nen „kleinen Bruder“ bekommen. Einen<br />

schöneren Platz hätten sich Kirchengemeinde,<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Gemeinde nicht<br />

aussuchen können. Die festliche Einweihung<br />

am 26. September 2003 sei<br />

„von den vier B’s“ vorgenommen worden:<br />

Dekan Bentele, Pfarrer Binder,<br />

Bürgermeister Bär und Vorstand Hubert<br />

Bernhard.<br />

Nach einem Sektempfang kehrten die<br />

Gäste zum Festakt mit Festmenü ins<br />

Foyer zurück. Das Duo Dungni Coi (Klavier)<br />

und Smiljana Nikolic (Querflöte)<br />

von der Trossinger Musikhochschule<br />

umrahmte die Ansprachen mit besinnlichen<br />

wie festlichen Weisen.<br />

Regionalleiterin Nadja Merkle stellte die<br />

Geschichte des Hauses in Zahlen vor.<br />

Acht Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter<br />

aus Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft<br />

und Verwaltung sowie drei Bewohner<br />

der ersten <strong>St</strong>unde seien heute<br />

noch in <strong>St</strong>. Ulrich. Sie wurden alle mit<br />

Blumen geehrt. Hausleiterin Ohnmacht-<br />

Oldach, die 2005 die Leitung in <strong>St</strong>. Ulrich<br />

übernahm, sei verantwortlich für diese<br />

„offene und hoamelige Einrichtung“.<br />

Auch 26 aktive Ehrenamtliche<br />

Die Bewohner leben in zwei Wohngruppen<br />

im Haus, den somatisch Pflegebedürftigen<br />

und den Demenzkranken. Die<br />

Bezugspflegefachkräfte sorgten für eine<br />

hohe Kontinuität in der Betreuung. Wei -<br />

tere Maßnahmen der Aktivierung und<br />

Präsenz trügen zur Verbesserung der<br />

Lebensqualität der Bewohner bei. Insgesamt<br />

verfügt <strong>St</strong>. Ulrich über 32 vollstationäre<br />

Pflegeplätze sowie Tagespflege<br />

und würde von Bewohnern des<br />

ganzen Heubergs in Anspruch genommen.<br />

Auch die Kunden des „Betreuten<br />

Wohnens zu Hause“ verbringen einen<br />

gemeinsamen Nachmittag in <strong>St</strong>. Ulrich.<br />

Alles werde geleistet von 28 Mitarbeitern<br />

sowie 26 aktiven Ehrenamtlichen,<br />

die im Hauscafé, bei den Gottesdiensten,<br />

im Garten oder bei Alltagsaktivitäten<br />

engagiert sind.<br />

Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Foyer von <strong>St</strong>. Ulrich begann die Feierstunde zum Zehnjährigen<br />

von <strong>St</strong>. Ulrich. Unser Bild zeigt die Festgemeinde mit Bewohnern aus dem Haus, Angehörigen und<br />

Gästen und Organist Robert Walz.<br />

Fotos: Ronecker<br />

20 | franziskus-Bote 4/2013<br />

Für die ganze Gemeinde, betonte Bürgermeister<br />

Josef Bär in seinem Grußwort,<br />

seien die zehn Jahre <strong>St</strong>. Ulrich ein<br />

besonderer Anlass zur Freude und Wert -<br />

schätzung, nachdem die Vorgeschichte<br />

„nicht ganz so einfach“ gewesen sei.<br />

„Vom kleinen Bruder“, meinte Bär, habe


sich <strong>St</strong>. Ulrich „zu einer Perle innerhalb<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> entwickelt“. Auch der Gemeinderat<br />

komme einmal im Jahr mit<br />

Geschenken vorbei und singe Lieder.<br />

„Wie ein Löwe“ gekämpft<br />

Auch Bernd Mager, Sozialdezernent des<br />

Landkreises Tuttlingen, bestätigte die<br />

schwierige Geburt der Einrichtung, die<br />

eine Förderung von 60 Prozent der Bau -<br />

kosten erhalten habe. „Herr Bär hat gekämpft<br />

wie ein Löwe um dieses Pflegeheim.“<br />

Auch er sei froh und dankbar<br />

über das zehnjährige Bestehen des<br />

Hauses, „das soviel Menschlichkeit aus -<br />

strahlt“. Auch die Heimaufsicht sei sehr<br />

zufrieden mit <strong>St</strong>. Ulrich: die Bewertung<br />

sei jedes Mal mit einer Eins ausgefallen.<br />

In der Nähe der Heimat bleiben<br />

Franz Schuhmacher, ehemaliger Landtagsabgeordneter<br />

und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat, gratulierte<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für ihren Mut, dieses<br />

Haus zu bauen. Er freue sich, dass die<br />

Qualität des Heimes Bestand habe. Es<br />

sei wichtig, dass die Bewohner in der<br />

Nähe ihrer Heimat bleiben könnten.<br />

Schuhmacher wünschte den Pflegekräften,<br />

dass sie immer etwas zurückbekommen<br />

von dem, was sie einbringen.<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard bestätigte,<br />

dass <strong>St</strong>. Ulrich, das erste Pflegeheim<br />

nach dem Wohngruppenkonzept,<br />

tatsächliche eine Perle sei: „Wir<br />

sind stolz, dass wir dieses Heim auf<br />

den Weg bringen konnten.“ Er dankte<br />

Bürgermeister und Gemeinderat sowie<br />

dem Landkreis für die Unterstützung<br />

dabei, ebenso der Kirchengemeinde für<br />

ihre Seelsorge. Der Dank des Vorstands<br />

galt auch Heimfürsprecherin Margit<br />

<strong>St</strong>ein-Mattes und dem Förderverein<br />

„Lichtblick“ wie insbesondere den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern – „Sie<br />

erbringen die wichtigste Leistung!“ <strong>St</strong>.<br />

Ulrich, unterstrich Bernhard, solle auch<br />

in Zukunft ein lebendiger Teil der Gemeinde<br />

bleiben.<br />

weiter auf Seite 22<br />

Bürgermeister Bär: „Der große Einsatz hat sich gelohnt“<br />

Josef Bär, Bürgermeister von Wehingen,<br />

schildert im Interview mit dem franziskus-Boten<br />

den Weg zum Altenzentrum<br />

<strong>St</strong>. Ulrich und dessen Entwicklung.<br />

franziskus-Bote: Sie haben sich lange<br />

bemüht um ein Pflegeheim vor Ort. Wel -<br />

che Hürden standen ihm erst entgegen?<br />

Josef Bär: Es mussten in der Tat zahlreiche<br />

Hindernisse überwunden werden.<br />

In einer Bürgerversammlung 1990 habe<br />

ich erstmals den Bau eines Alten- und<br />

Pflegeheimes für den Verwaltungsraum<br />

Heuberg als vordringliche Zukunftsaufgabe<br />

bezeichnet und anschließend mit<br />

der stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />

wegen einer Bau- und Betriebsträgerschaft<br />

Verbindung aufgenommen. Es<br />

mussten zahlreiche Gespräche mit dem<br />

Landeswohlfahrtsverband wegen einer<br />

Förderung sowie mit dem Landkreis<br />

Tuttlingen wegen Aufnahme in den<br />

Kreispflegeplan geführt werden. Geeignete<br />

Grundstücke wurden überprüft<br />

und seitens der Gemeinden Gosheim<br />

und Wehingen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> angeboten.<br />

Erster Bauantrag scheiterte<br />

Im Mai 1998 hat sich die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für<br />

die Gemeinde Wehingen und hierbei<br />

auf einen <strong>St</strong>andort zwischen Rathaus<br />

und Schlossbergschule entschieden. Im<br />

September 1999 wurde ein Erbbauvertrag<br />

abgeschlossen und ein Bauantrag<br />

eingereicht. Leider war es damit immer<br />

noch nicht gut. Aufgrund eines von<br />

einem angrenzenden Industriebetrieb<br />

eingelegten Widerspruchs und einer<br />

angestrebten einvernehmlichen Lösung<br />

musste ein Ersatzgrundstück gesucht<br />

werden. Am heutigen <strong>St</strong>andort ist dies<br />

in idealer Weise gelungen. So konnte<br />

dann am 28. Mai 2002 mit dem ersten<br />

Spatenstich die Maßnahme auf den Weg<br />

und zu einem sehr guten Abschluss gebracht<br />

werden.<br />

Bürgermeister Bär beim Festakt zum zehnjährigen<br />

Bestehen des Altenzentrums <strong>St</strong>. Ulrich.<br />

franziskus-Bote: 2003 wurde das Altenzentrum<br />

<strong>St</strong>. Ulrich durch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> eröffnet.<br />

Wie erlebten Sie dieses Ereignis?<br />

Josef Bär: Es war für mich, für die Mitglieder<br />

des Gemeinderates, für die Mitglieder<br />

des engagierten Fördervereines<br />

„Altenzentrum Heuberg“ und für die<br />

Bürgerschaft eine sehr große Freude<br />

und Bestätigung, dass sich der große<br />

Einsatz gelohnt hat und nach dieser<br />

mühsamen Wegstrecke eine überaus<br />

gelungene Baumaßnahme mit der kirch -<br />

lichen Segnung seiner Bestimmung<br />

übergeben werden konnte.<br />

franziskus-Bote: Wie hat sich aus Ihrer<br />

Sicht das Haus <strong>St</strong>. Ulrich in diesen zehn<br />

Jahren entwickelt?<br />

Josef Bär: Das Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />

hat sich in den zurückliegenden zehn<br />

Jahren sehr gut entwickelt und hat nach<br />

meinem Kenntnisstand bei allen Leis -<br />

tungsvergleichen hervorragend abgeschnitten.<br />

Dies ist ein großer Verdienst<br />

aller hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sowie der zahlreichen<br />

ehrenamtlichen Kräfte. Die Bevölkerung<br />

schätzt diese Einrichtung, schätzt die<br />

Arbeit der stiftung st. franziskus und ist<br />

dankbar für die wertvolle Betreuung<br />

und die vielfältigen Angebote. Diesem<br />

Lob und diesem Dank schließe ich mich<br />

in Verbundenheit sehr gerne an.<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 21


Die Küche des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentrums<br />

<strong>St</strong>. Josef in Spaichingen, die auch täglich<br />

das frisch zubereitete Mittagessen<br />

nach <strong>St</strong>. Ulrich liefert, und das Hauswirtschaftsteam<br />

von <strong>St</strong>. Josef sorgten<br />

für ein festliches Menü zum Abschluss<br />

der Feierstunde. Auch weitere Mitarbeiter<br />

aus <strong>St</strong>. Josef und Dr.-Karl-Hohner-<br />

Heim, den beiden anderen Häusern der<br />

Altenhilfe-Region, halfen in <strong>St</strong>. Ulrich<br />

zum Jubiläum aus, damit die Mitarbeiter<br />

des Hauses selbst auch Zeit zum<br />

Feiern hatten.<br />

Seemannslieder auf dem Heuberg<br />

Gut besucht war auch wieder der Tag<br />

der offenen Tür, bei dem die Seniorenkapelle<br />

Wehingen zum Frühschoppen<br />

aufspielte, der Shanty-Chor „Tender<br />

Neckar“ Seemannslieder präsentierte<br />

und mit Kinderhüpfburg und Tombola<br />

Frauen und Mann der ersten <strong>St</strong>unde im Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich: Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen<br />

wurden von Regionalleiterin Nadja Merkle (links) und Hausleiterin Margarete Ohnmacht-Oldach (rechts)<br />

die von Beginn an im Haus tätigen Mitarbeiter geehrt – (von links) Gabi Damasch, Siglinde Bauser,<br />

Susanne Rehm, Hossein Morteza-Ghazvini, Renate Heinemann, Angelika Knödler und Nadine Messner.<br />

für weitere Attraktionen und Leben im<br />

Haus gesorgt war. Plakate im Eingangsbereich<br />

erinnerten an die Bauphase<br />

von <strong>St</strong>. Ulrich und an die Einweihung<br />

und gaben anhand von Bildern auch<br />

Einblicke in den Alltag. Ewald Graf<br />

Auftritt in <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil zugunsten der Mali-Kinderhilfe<br />

JUNGE KÜNSTLER ZIEHEN SENIOREN IN IHREN BANN<br />

Rottweil. In den Genuss einer ganz besonderen<br />

Darbietung kamen die Heimbewohner,<br />

Mitarbeiter und zahlreiche<br />

Besucher des Rottweiler Altenzentrums<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth Anfang September im Garten<br />

der Einrichtung: Die Tanz- und Musikschule<br />

Djiby Kouyate bot in Kooperation<br />

mit dem Verein „Mali-Kinderhilfe<br />

e.V.“ dem begeisterten Publikum einen<br />

spektakulären und mitreißenden Querschnitt<br />

ihres Programms.<br />

„Jetzt fehlen eigentlich nur noch<br />

die Löwen und Zebras“<br />

Ob mit rhythmischen Trommeltänzen,<br />

„waghalsiger“ Feuerakrobatik oder eingängigen<br />

Gesangseinlagen: Von Beginn<br />

an konnten die jungen Künstler das begeisterte<br />

Publikum in ihren Bann ziehen<br />

– womit die übliche Frage: „Ist das<br />

denn überhaupt etwas für die älteren<br />

Leute?“ ziemlich eindeutig beantwortet<br />

wurde. Ganz besonders reizvoll war der<br />

gekonnte <strong>St</strong>ilmix: traditioneller Tanz<br />

und Rhythmus in Verbindung mit der<br />

typischen, farbenfrohen Kleidung einerseits<br />

– Chansons der einstigen französischen<br />

Kolonialmacht andererseits. Ein<br />

älterer Besucher brachte es auf den<br />

Punkt: „Jetzt fehlen eigentlich nur noch<br />

die Zebras und Löwen.“<br />

In farbenfroher Kleidung und mit mitreißenden Rhythmen begeisterte die Tanz- und Musikschule Djiby<br />

Kouyate im Garten des Rottweiler Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth.<br />

Foto: Marchfeld<br />

Besonders interessant waren auch die<br />

jeweiligen Hintergrundinformationen,<br />

die der Sprecher zu den einzelnen Programmpunkten<br />

gab. So erhielten die<br />

Zuschauer einen recht lebendigen Eindruck<br />

von der reichen Kultur der Heimat<br />

der Künstler.<br />

22 | franziskus-Bote 4/2013


<strong>St</strong>raßenkinder werden ausgebildet<br />

Zum Land selbst: Mali zählt zu den<br />

ärmsten Ländern der Welt. Wie in allen<br />

Regionen der Sahara ist Wasserarmut<br />

eines der Hauptprobleme im täglichen<br />

Lebenskampf. Unter Regie der Tanzund<br />

Musikschule Djiby Kouyate werden<br />

<strong>St</strong>rassenkinder in der Hauptstadt Bamako<br />

in Tanz und Gesang ausgebildet.<br />

Die Mali-Kinderhilfe e.V. lädt regelmäßig<br />

diese Kinder und Jugendlichen aus<br />

dem Süden des Landes nach Deutschland<br />

ein. Bei ihren Auftritten sammeln<br />

die Kinder Spenden, die direkt Hilfsprojekten<br />

in ihrer Heimat zugute kommen.<br />

Typische Projekte sind z.B. eine neue<br />

Notfallstation, ein Schulgebäude oder<br />

Brunnen für frisches Trinkwasser.<br />

Kai Marchfeld<br />

Tiergestützte Therapie im Baindter Altenzentrum Selige Irmgard<br />

HUNDE WERDEN ZUM ANKER IN EINER FREMDEN WELT<br />

Baindt. Beschäftigungs- und Freizeitangebote<br />

zählen im Altenzentrum Selige<br />

Irmgard in Baindt zu festen Bestandteilen<br />

des Wochenablaufes genauso wie<br />

Gemeinschaftsveranstaltungen, die den<br />

Alltag der Bewohner durchbrechen und<br />

dabei anregend und motivierend wirken.<br />

Eine besondere Ergänzung bietet<br />

für die Bewohner der regelmäßige Hundebesuch<br />

durch den Verein „Tiere helfen<br />

Menschen“.<br />

Freude über „tierischen Besuch“<br />

Ein kleiner Havaneser und drei Collies<br />

kommen im Wechsel mit ihren Besitzern<br />

Frau Schnetz und Herr Deyle zu Besuch.<br />

Den meisten Bewohnern ist es anzumerken,<br />

wie sehr sie sich über den „tierischen<br />

Besuch“ freuen. Seit November<br />

letzten Jahres wurde die tiergestützte<br />

Therapie durch den kleinen Maltesermischling<br />

„Sammy“ bereichert. Vom ersten<br />

Tag an hat „Sammy“ – ab dem<br />

zarten Alter von drei Monaten – sein<br />

Frauchen, Hausleiterin Andrea Schwarz,<br />

fast täglich zur Arbeit begleitet und alle<br />

Herzen im <strong>St</strong>urm erobert.<br />

Emotionen werden hervorgerufen<br />

Hunde äußern ihre Zuneigung ganz direkt<br />

durch Schwanzwedeln, Anstupsen<br />

oder Anschmiegen. Sie reagieren auf<br />

Gesten, Augenkontakt und andere nonverbale<br />

Signale, erfassen <strong>St</strong>immungen<br />

und Gefühle intuitiv. Die Verständigung<br />

Auch ein kleiner Havaneser ist regelmäßig im<br />

Altenzentrum zu Gast und verlockt zum Kuscheln.<br />

Foto: Schwarz<br />

zwischen Mensch und Tier erfolgt auf<br />

einer tiefen emotionalen Ebene, die von<br />

einer Demenz nicht betroffen ist.<br />

So lockern Sammy und seine Kollegen<br />

nicht nur den Wohnbereichsalltag auf<br />

und bringen Leben ins Haus, sondern<br />

sie fördern auch das Wohlbefinden und<br />

aktivieren vorhandene Ressourcen. Besonders<br />

für die demenziell Erkrankten<br />

sind diese Hunde sehr wichtig. Wenn<br />

sie sich in ihre eigene Welt zurückziehen,<br />

zu der Pflegekräfte und Angehörige<br />

kaum Zugang finden, können Hunde<br />

Vermittler sein. Hunde wirken durch ihre<br />

bloße Anwesenheit förderlich auf die<br />

seelische Situation, regen zum Sprechen<br />

an und füllen emotionale Lücken,<br />

Therapiehund „Sammy“ erfreut sich bei den<br />

Bewohnern des Hauses Selige Irmgard großer<br />

Beliebtheit.<br />

Foto: Bormann<br />

die durch mangelnde Sozialkontakte<br />

entstanden sind. Spielen und Lachen<br />

mit Tieren bewirken biochemische Veränderungen.<br />

Austausch von Zärtlichkeiten<br />

Die Vierbeiner erfüllen auf ihre ganz<br />

eigene Art den Wunsch nach Sinnlichkeit<br />

und Austausch von Zärtlichkeiten –<br />

Wünsche, die im Alter meist unbefriedigt<br />

bleiben. So können Hunde in sich<br />

zurückgezogene Bewohner aus ihrer<br />

Isolation holen, Motorik und Sprachentwicklung<br />

fördern und auch Aggressionen<br />

abbauen. Mit dem Hund ist ein<br />

Gesprächseinstieg spontaner. Oft erinnern<br />

sich die Bewohner an kleine Er-<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 23


lebnisse mit Hunden oder anderen Tieren<br />

aus der eigenen Biographie und es<br />

werden dann kleine Anekdoten erzählt.<br />

Damit kann das Tier zum Anker werden<br />

in einer Welt, die immer fremder und<br />

vielfach auch einsamer wird.<br />

Im Rollator spazieren fahren<br />

„Sammy“ ist niemand böse, wenn er<br />

die frisch aufgewickelte Wolle vom Tisch<br />

stibitzt und sich auf und davon macht.<br />

Längst hat er raus, wer für ihn einen<br />

Beutel mit Leckerli bereithält. Aber<br />

Sammy hat nicht nur <strong>St</strong>reiche im Kopf,<br />

er geniesst die <strong>St</strong>reicheleinheiten, lässt<br />

dies mit viel Ruhe und Gelassenheit zu.<br />

Ihm gefällt es auch, im Korb des Rollators<br />

von den Bewohnern spazieren gefahren<br />

zu werden.<br />

Auch für das Pflegepersonal und die<br />

Angehörigen öffnet er Türen. Gemeinsames<br />

Beobachten und <strong>St</strong>reicheln sind<br />

Anknüpfungspunkte für Gespräche und<br />

sorgen so für eine heitere, entspannte<br />

Atmosphäre. Durch „Sammy“ hat sich<br />

auch bei den Besuchern etwas geändert:<br />

Inzwischen bringen Angehörige und Ehrenamtliche<br />

ihre Hunde mit. Oder auch<br />

Enkelkinder und Urenkel kommen spontaner<br />

und vermehrt vorbei mit der Bitte,<br />

mal mit „Sammy“ spazieren gehen zu<br />

dürfen oder um mit ihm zu kuscheln.<br />

Andrea Schwarz<br />

Pflegefachtag der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zur Ernährung im Alter<br />

„MAN ISST NICHT ANDERS, SONDERN ANDERES“<br />

Rottweil. Bereits im fünften Jahr in Folge<br />

fand der Pflegefachtag der stiftung st.<br />

franziskus heiligenbronn im Oktober im<br />

Adolph-Kolping Haus in Rottweil statt.<br />

An die 60 Teilnehmer aus allen Altenhilfe-Regionen<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> folgten der<br />

Einladung. Dietmar Zisterer, Leiter der<br />

Region Rottweil, wies in seiner Einführung<br />

auf die Bedeutung von Pflegefachtagen<br />

für die alltägliche Pflegepraxis<br />

hin. Zum diesjährigen Thema „Is(s)t man<br />

im Alter anders?“ begrüßte er die Fachreferenten<br />

Margit Kontermann (Firma<br />

aku) und Markus Baier (Küchenleiter im<br />

Luise-Poloni-Heim Tübingen).<br />

Energiebedarf bleibt konstant<br />

Margit Kontermann hob die körperlichen<br />

und biochemischen Gegebenheiten bei<br />

Senioren hervor. Da der Energiebedarf<br />

im Alter häufig abnehme, der Bedarf an<br />

Nährstoffen jedoch konstant bleibe, sei<br />

grundsätzlich ein Umdenken und Umgewöhnen<br />

in der Tagesstruktur erforderlich:<br />

„Man isst nicht anders, sondern<br />

anderes“. Darüber hinaus gab sie detail -<br />

lierte Informationen zu den einzelnen<br />

Nährstoffgruppen.<br />

Gezieltes „Appetit-Machen“<br />

Markus Baier konzentrierte sich mehr<br />

auf die praktische Umsetzung. Sehr anschaulich<br />

zeigte er die verschiedenen<br />

Möglichkeiten auf, die Speisen so zuzubereiten,<br />

dass sie von der Zielgruppe<br />

auch tatsächlich angenommen werden.<br />

Einen Schwerpunkt legte er hierbei auf<br />

die Versorgung von Menschen mit Demenz,<br />

einen weiteren auf die vielfältigen<br />

Möglichkeiten, durch gezieltes<br />

„Appetit-Machen“ einer drohenden<br />

Mangelernährung entgegenzuwirken.<br />

Hierbei sei ein optimales Zusammenwirken<br />

von Küche und Pflege von<br />

grundlegender Bedeutung.<br />

Der Tübinger Küchenleiter Markus Baier (links) demonstriert beim Pflegefachtag in Rottweil die vielfältigen<br />

Hilfsmittel für die Einnahme von Mahlzeiten.<br />

Foto: Baumann<br />

Die verschiedenen Workshops griffen<br />

einzelne Themenschwerpunkte auf. Ob<br />

Aufschäumen von Nahrungsmitteln,<br />

Hilfsmittel bei der Nahrungsaufnahme,<br />

Gelierung von Speisen für Menschen<br />

mit Schluckstörungen – den Mitarbeitern<br />

stehen heute viele Möglichkeiten<br />

zur Wahl. Die Leiter der Workshops legten<br />

besonderen Wert auf die auch in<br />

optischer Hinsicht ansprechende Zubereitung<br />

der Mahlzeiten – denn: „Das<br />

Auge isst mit“.<br />

Kai Marchfeld/Patric Kreszan<br />

24 | franziskus-Bote 4/2013


Gemeinsame Jubilarfeier der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe<br />

„ÜBER 400 DIENSTJAHRE EIN KOSTBARER SCHATZ“<br />

Rottweil/<strong>Heiligenbronn</strong>. Über 400 Dienst -<br />

jahre kommen bei den diesjährigen<br />

Jubilaren der Altenhilfe in der stiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn zusammen.<br />

Dies sei ein „unendlich kostbarer Wissens-<br />

und Erfahrungsschatz“, betonte<br />

Altenhilfe-Leiter Boris <strong>St</strong>rehle bei der<br />

gemeinsamen Ehrung in der Weinstube<br />

Grimm in Rottweil.<br />

<strong>St</strong>rehle, für den es die erste Jubilarfeier<br />

als Leiter des Aufgabenfeldes war, begrüßte<br />

zum Festabend insbesondere<br />

die Wehinger Jubilare, die mit ihrem<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich dieses Jahr das<br />

Zehnjährige feiern konnten. 26 Mal gab<br />

es ein zehnjähriges Dienstjubiläum,<br />

fünf Mal ein 20-jähriges und einmal gar<br />

ein 35-jähriges („solange, wie ich auf<br />

der Welt bin“). Diese hohe Zahl an<br />

langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

meinte <strong>St</strong>rehle, bedeute auch<br />

ein großes Kompliment an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

als Arbeitgeber.<br />

Als Anerkennung für ihre langjährigen<br />

Dienste in der Pflege und Betreuung,<br />

in Küche und Hauswirtschaft, Verwaltung<br />

und Leitung der Altenzentren und<br />

ambulanten Dienste waren die Jubilare<br />

zu einem Festmenü eingeladen, bei dem<br />

auch reichlich Gelegenheit bestand, in<br />

geselliger Runde die vergangenen Jahre<br />

Revue passieren zu lassen.<br />

Als der letzte Käfer vom Band rollte<br />

Vor zehn Jahren, leitete nach dem Essen<br />

Boris <strong>St</strong>rehle die Ehrungen ein, als der<br />

Großteil der Jubilarinnen in einem der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren ihren Dienst aufnahm,<br />

rollte in Mexiko der letzte Käfer<br />

vom Band. 2003 durften die Läden auch<br />

erstmals bis 20 Uhr öffnen und wurde<br />

ein Jahrhundertsommer verzeichnet. Vor<br />

20 Jahren, als fünf Jubilare begannen,<br />

war noch Bill Clinton amerikanischer<br />

Die Jubilarinnen und Jubilare aus den Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> beim gemeinsamen Festabend in Rottweil<br />

mit ihren Regionalleitungen und Altenhilfe-Leiter Boris <strong>St</strong>rehle (rechts); vorne in der Mitte drei Jubilarinnen<br />

mit 20-jähriger und 35-jähriger Dienstzeit mit ihren Geschenkkörben: (von links) Tatjana Neumüller,<br />

Liane Hottmann und Herlinde Wild.<br />

Foto: Graf<br />

Präsident und wurden die fünfstelligen<br />

Postleitzahlen eingeführt, erinnerte<br />

<strong>St</strong>rehle. Vor 35 Jahren im Jahr 1978 amtierten<br />

zwei Päpste, Johannes Paul I.<br />

und Johannes Paul II., und wurde<br />

Deutschland Weltmeister im Handball.<br />

Die Geehrten wurden mit ihren Professionen<br />

und <strong>St</strong>ärken von ihren Regionalleitungen<br />

Nadja Merkle, Joachim Bucher<br />

und Dietmar Zisterer vorgestellt und<br />

erhielten jeweils eine Urkunde der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Für die „20-jährigen“ und die<br />

Jubilarin Herlinde Wild mit 35 Jahren<br />

Dienstzeit, die als Fachkraft in der<br />

Nachtwache von <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil<br />

tätig ist, gab es zudem Geschenkkörbe<br />

mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Produkten.<br />

32 Jubilarinnen und Jubilare<br />

Aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich in<br />

Wehingen wurden für zehnjährige Mitarbeit<br />

und damit seit Eröffnung des<br />

Hauses geehrt: Siglinde Bauser, Gabi<br />

Damasch, Angelika Knödler, Birgit Lutz,<br />

Hossein Morteza-Ghazvini und Susanne<br />

Rehm.<br />

Aus dem Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-<br />

Heim Trossingen wurden geehrt: Lilia<br />

Feidel (20 Jahre), Ocbermon Hellbart,<br />

Lilli Kiltau, Monika Sauter, Hausleiter<br />

Tobias <strong>St</strong>elzner und Monika Tahiri. Aus<br />

<strong>St</strong>. Josef in Spaichingen feierten 20-jähriges<br />

Jubiläum Katharina Bleile, Liane<br />

Hottmann und Olga Klinger, 10-jähriges<br />

Jubiläum Beate Brugger und Hausleiterin<br />

Ilona Rubbel.<br />

Aus der Region Tuttlingen sind seit<br />

jeweils zehn Jahren in Diensten der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>:<br />

Björn Beig und Cornelia Fischer<br />

(Bürgerheim Tuttlingen), Daria Pschowski<br />

(<strong>St</strong>. Anna Tuttlingen) und Ayse Wöhrle<br />

(<strong>St</strong>. Antonius Mühlheim).<br />

Aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Rottweil kommen die Jubilarinnen Helene<br />

Wild (35 Jahre), Tatjana Neumüller<br />

(20 Jahre), Sabrina Baumann, Christine<br />

Bürk, Tahija Hasanic, Tamara Luft, Nelli<br />

Milz, Claudia Raible und Regionalleiter<br />

Dietmar Zisterer (jeweils zehn Jahre).<br />

Aus <strong>St</strong>. Veronika Dunningen feierte<br />

Petra Müller zehnjähriges Dienstjubiläum<br />

ebenso wie Hausleiterin Carmen<br />

Conrad aus dem Altenzentrum Luise-<br />

Poloni-Heim Tübingen. Ewald Graf<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 25


Kinder- und Jugendparlament des KiFaz Villingen-Schwenningen aktiv<br />

KINDERRECHTE-QUIZ BEIM KINDERGIPFEL<br />

Villingen-Schwenningen. Beteiligung<br />

von Kinder- und Jugendlichen sowie die<br />

Wahrung der Kinderrechte wird im<br />

Kinder- und Familienzentrum (KiFaz) in<br />

Villingen-Schwenningen groß geschrieben.<br />

Deshalb hat auch die Arbeit des<br />

Kinder- und Jugendparlaments einen<br />

ganz besonderen <strong>St</strong>ellenwert.<br />

Neuwahlen im Oktober<br />

Im Oktober fanden die Neuwahlen der<br />

Gruppensprecher und <strong>St</strong>ellvertreter in<br />

den Angebotsstrukturen des KiFaz statt.<br />

In ihrer ersten Sitzung erarbeiteten die<br />

Jugendlichen die Aufgaben als Gruppen -<br />

sprecher und ihre Möglichkeiten der<br />

Mitsprache. Diese reichen von Anfragen<br />

aus ihren jeweiligen Gruppen bis hin<br />

zum Gespräch mit Cornelia Raible-Mayer,<br />

Aufgabenfeldleiterin der Jugendhilfe.<br />

Derzeit ist das Kinder- und Jugendparlament<br />

im KiFaz durch 16 Kinder und<br />

Jugendliche vertreten.<br />

Um die Rechte der Kinder ging’s auch<br />

beim „Kindergipfel am Weltkindertag<br />

2013“ in Villingen-Schwenningen. Für<br />

dieses Großereignis, an dem über tausend<br />

Grundschüler und -schülerinnen<br />

Erste Sitzung des Kinder- und Jugendparlaments im KiFaz in der neuen Amtsperiode: (von rechts nach<br />

links) Lennard, Vivian, Adrian, Adelina, Levin, Justin, Cem, Kevin, Ricardo, Silas, Dominik mit Fachleiter<br />

Tim Wagner; es fehlen Freia, Sabrina, Neyven, Leon, Peggy und Vertrauenserzieherin Inga Schimek.<br />

Fotos: Haas<br />

teilnahmen, entwarfen die Gruppensprecher<br />

des KiFaz-Parlaments zusammen<br />

mit ihrer Vertrauenserzieherin Inga<br />

Schimek und Fachleiter Tim Wagner ein<br />

„Kinderrechte-Quiz“. Dieses Quiz wurde<br />

von Vertretern des Kinder- und Jugendparlaments<br />

auf und um den Münsterplatz<br />

in Villingen an alle teilnehmenden<br />

Kinder verteilt. So lautete etwa eine<br />

Frage des Quiz: „Alle Kinder haben das<br />

Recht...“ mit den drei Wahlmöglichkeiten:<br />

„die Geheimnisse des anderen zu<br />

erfahren / ihre Gedanken frei zu sagen<br />

/ das denken zu müssen, was andere<br />

ihnen sagen“.<br />

und gaben den Kindern beim Lösen der<br />

Fragen kleine Hilfestellungen.<br />

Plätzchenverkauf für einen Ausflug<br />

Als nächstes Projekt wird das Kinderund<br />

Jugendparlament im <strong>St</strong>adtteil<br />

Schwenningen einen Plätzchenverkauf<br />

im Advent angehen. Die Plätzchen werden<br />

unter der Leitung der Gruppensprecher<br />

von den Mitarbeitern und Bewohnern<br />

der verschiedenen Wohn- und<br />

Tagesgruppen des KiFaz gebacken. Der<br />

Erlös dient einem gemeinsamen Ausflug<br />

der Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments.<br />

Ricardo erklärt den beiden Zweitklässlern Mirjam<br />

und Aaron das „Kinderrechte-Quiz“ beim Kindergipfel<br />

in Villingen.<br />

26 | franziskus-Bote 4/2013<br />

Geschenke für Quizteilnehmer<br />

Am gemeinsamen <strong>St</strong>and mit dem Deutschen<br />

Kinderschutzbund wurden die<br />

Quizfragen aufgelöst. Als kleine Geschenke<br />

gab es Luftballons oder Plakate<br />

mit einer Kinderzimmer-Ordnung.<br />

Die Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments<br />

waren Ricardo, Vivian und<br />

Ricky. Sie waren unermüdlich unterwegs<br />

Weitere Ideen für die laufende Amtsperiode<br />

sind:<br />

• Beitrag zum Jahr der Kinderrechte<br />

• Beitrag zum KiFaz-Fest der Begegnung<br />

• Teilnahme am Jugendforum – einer<br />

Veranstaltung der Kinder- und Jugend -<br />

parlamente der Caritas-Jugendhilfeeinrichtungen.<br />

Tim Wagner und Jürgen Muff


Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit an der Gartenschule Schwenningen<br />

„GEMEINSAM LEBEN“ ZUM WOHLE DER KINDER<br />

VS-Schwenningen. „Frau Wipfler, muss<br />

ich da einen Kreis machen?“ fragt Grace<br />

die Praktikantin in der „Wochenplanübungsstunde“.<br />

Für Frau Wipfler ist es<br />

selbstverständlich, sich Grace zuzuwenden,<br />

ihr zuzuhören und zu helfen.<br />

Sie gehört zum Betreuer-Team des Kinder-<br />

und Familienzentrums (KiFaz), das<br />

an der Gartenschule Schwenningen im<br />

Rahmen der Ganztagsbetreuung dieser<br />

Grundschule im Einsatz ist. Insgesamt<br />

werden rund 380 Schülerinnen und<br />

Schü ler in den Klassenstufen 1 bis 4 von<br />

32 Lehrerinnen und Lehrern sowie 22<br />

Betreuerinnen und Betreuern unterrichtet<br />

und begleitet. Das Betreuerteam besteht<br />

aus Teilzeitkräften, 450 Euro-Kräften,<br />

Praktikanten und Ehrenamtlichen.<br />

Trotz zurückgehender Schülerzahlen<br />

nimmt der Bedarf an Ganztagesschulen<br />

immer mehr zu. So wurde in diesem<br />

Schuljahr eine weitere erste Klasse an<br />

der Gartenschule eröffnet, die damit von<br />

Beginn an vierzügig ist.<br />

Ruhe-, Spiel- und Tobephasen<br />

„Wichtig für eine gut funktionierende<br />

Ganztagsschule ist ein ausgeklügeltes<br />

Konzept, welches regelmäßig evaluiert<br />

und weiterentwickelt wird. Dabei stehen<br />

natürlich immer die Bedürfnisse<br />

der Kinder im Mittelpunkt“, sagt Silke<br />

Ohnmacht, die für die Ganztagsbetreuung<br />

und die Schulsozialarbeit an der<br />

Gartenschule verantwortlich ist. Ein klar<br />

strukturierter Tagesablauf ist für jedes<br />

Kind wichtig, um in frühen Jahren schon<br />

zu lernen, sich zu organisieren und zu<br />

strukturieren. Dabei sind ausgiebige Ru -<br />

he-, Spiel- und Tobephasen eingeplant.<br />

In der Gartenschule gibt es viele zusätzliche<br />

Angebote für Kinder, die sie<br />

in ihrer Entwicklung unterstützen und<br />

fördern. Dazu gehören Kurse bei Lese-<br />

Rechtschreib-Schwäche, Sprachförderung<br />

und auch Ethik-Unterricht.<br />

Genauso wichtig wie Unterricht ist an<br />

Ganztagesschulen der Umgang miteinander<br />

und der Umgang mit Freizeit.<br />

„Soziales Lernen“ steht im <strong>St</strong>undenplan<br />

genauso drin wie „Mathematik“.<br />

Durch eine Vielzahl an Freizeitangeboten<br />

und Arbeitsgemeinschaften lernen<br />

die Kinder an der Gartenschule eine<br />

sinnvolle Freizeitgestaltung. Neue Interessen<br />

und Talente können entdeckt und<br />

gefördert werden.<br />

Thematische Elternnachmittage<br />

Auch die Einbindung der Eltern in das<br />

Schulleben wird hier gelebt. Für Eltern<br />

gibt es zusätzlich zu den klassischen<br />

Elternabenden auch Elternnachmittage<br />

zu verschiedensten pädagogischen The -<br />

men wie z.B. „Wie viel Taschengeld bekommt<br />

mein Kind?“. Diese werden im<br />

Tandem von einer Lehrerin und der<br />

Schulsozialarbeiterin durchgeführt.<br />

Mehrmals im Jahr werden geführte Familienwanderungen<br />

angeboten, die der<br />

ortsansässige Alpenverein mit der Konrektorin<br />

vorbereitet und gestaltet. Jedes<br />

Jahr werden auch alle Eltern zum „offenen<br />

Klassenzimmer“ eingeladen. Sie<br />

können in der Klasse ihres Kindes hospitieren<br />

und die Atmosphäre und Arbeitshaltung<br />

der Kinder erleben.<br />

Wie kann dies aber alles im oft stressigen<br />

Schulalltag funktionieren und bei<br />

einer so großen Schülerzahl durchgeführt<br />

werden? Wie können Lehrer und<br />

Betreuer den Bedürfnissen ihrer Schütz -<br />

linge gerecht werden?<br />

Die Lehrerinnen (von links) Nina Danell, Katharina Bacher und Desiree Toth von der Gartenschule<br />

haben zusammen mit Schulsozialarbeiterin Silke Ohnmacht vom Kinder- und Familienzentrum „Gemeinsam<br />

leben“ erarbeitet, das Regelwerk für einen gedeihlichen Schulalltag.<br />

Fotos: Muff<br />

Informationsfluss durch die Leitung<br />

Der Schlüssel dazu liegt in der Kommunikation<br />

und Organisation der Beteiligten<br />

vor Ort. An der Gartenschule in<br />

Schwenningen nehmen sowohl die<br />

Schulleitung als auch die Ganztagesleiterin<br />

ebenso die Rolle der Schulsozialarbeit<br />

ein. Dieses Leitungsteam trifft<br />

sich regelmäßig wöchentlich, um auf<br />

aktuelle Herausforderungen und anste-<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 27


hende Veränderungen gut durchdacht<br />

reagieren zu können. Lösungsorientiert<br />

werden Aufgaben verteilt und über den<br />

Verlauf wird jeder gleichermaßen wieder<br />

informiert. Informationen werden<br />

von diesem Leitungsteam aus dann an<br />

das Lehrerkollegium und an das Betreuer-Team<br />

weitergegeben und mit<br />

diesen daran gearbeitet.<br />

Lehrer und Betreuer trotz anderer<br />

Rollen „auf Augenhöhe“<br />

Lehrer und Betreuer begegnen sich<br />

dabei auf Augenhöhe und auch die<br />

Schüler und Schülerinnen machen keine<br />

Unterschiede. In einigen Bereichen gibt<br />

es nach wie vor eine „klassische“ Rollenverteilung<br />

zwischen den Betreuern<br />

und den Lehrern. Während Lehrer sich<br />

hauptsächlich um den Unterricht und<br />

Arbeitsgemeinschaften kümmern, sind<br />

die Betreuer hauptsächlich beim Mittagessen,<br />

in Freizeitangeboten, in zusätzlichen<br />

Betreuungsangeboten, aber<br />

auch in AG-Angeboten zu finden.<br />

Viele gemeinsame Aufgaben<br />

Und doch gibt es ganz viele gemeinsame<br />

Aufgaben, die sowohl Betreuer<br />

als auch Lehrer miteinander zum Wohle<br />

der Kinder besprechen, vorbereiten<br />

und durchführen:<br />

• „Wochenplanübungsstunden“, aber<br />

auch manche Hauptfächer, werden im -<br />

mer von einem Tandem durchgeführt.<br />

• „Lesepaten“ unterstützen Schüler in<br />

Deutsch und lesen mit ihnen.<br />

• Die „Projektwoche“ und das darauffolgende<br />

Fest mit der gesamten Schul -<br />

gemeinschaft werden immer vom Betreuerteam<br />

tatkräftig unterstützt.<br />

• Auch begleiten Betreuer die Schulklassen<br />

bei Ausflügen oder beim<br />

Waldsporttag.<br />

• Manche Elterngespräche sind sogar<br />

sehr sinnvoll im Tandem zu führen,<br />

um dann gemeinsam mit den Eltern<br />

„an einem <strong>St</strong>rang“ ziehen zu können.<br />

Vorpraktikantin <strong>St</strong>effi Wipfler in einer „Wochenplanübungsstunde“ im Rahmen der Ganztagsbetreuung<br />

an der Schwenninger Gartenschule.<br />

„An einem <strong>St</strong>rang“ ziehen<br />

„An einem <strong>St</strong>rang“ zieht auch das gesamte<br />

Lehrer- und Betreuerkollegium,<br />

wenn es um „Gemeinsam leben“ geht.<br />

Ein Arbeitskreis, welcher aus Lehrerinnen<br />

und der Ganztagsleitung besteht,<br />

hat sich mit dem täglichen Miteinander<br />

auseinandergesetzt und das Programm<br />

„Gemeinsam leben“ kreiert. In kurzen,<br />

klar verständlichen Regeln werden die<br />

Schüler in jedem Klassenzimmer und<br />

auch in den Betreuungsräumen und<br />

Fluren auf ihr soziales Verhalten aufmerksam<br />

gemacht.<br />

Diese Regeln werden von allen im<br />

Schulhaus Lebenden gleichermaßen<br />

beachtet und respektiert. So kommen<br />

beispielsweise alle Lehrer und Betreuer<br />

pünktlich in den Unterricht oder zu den<br />

Betreuungszeiten; und somit kann dies<br />

auch von den Schülern erwartet und<br />

als geltende Regel eingehalten werden.<br />

Konsequenzen bei Verstößen<br />

Regelverstöße werden konsequent geahndet.<br />

Der Schüler bekommt ein vorgefertigtes<br />

Arbeitsblatt – „Mein Plan“ –<br />

auf dem er seinen Verstoß, das erreichte<br />

Verhalten, seine Absicht und einen Vorschlag<br />

zur Wiedergutmachung notieren<br />

Diese Regeln werden von allen<br />

im Schulhaus Lebenden gleichermaßen<br />

beachtet und respektiert.<br />

So kommen beispielsweise alle<br />

Lehrer und Betreuer pünktlich.<br />

muss. Dies geschieht sehr zeitnah, direkt<br />

nach dem Verstoß. Das ausgefüllte<br />

Arbeitsblatt muss der Schüler mit nach<br />

Hause nehmen, von einem Elternteil<br />

unterschreiben lassen und am nächsten<br />

Tag dem jeweiligen Lehrer oder Betreuer<br />

wieder abgeben. Gesammelt werden<br />

die ausgefüllten Arbeitsblätter beim jeweiligen<br />

Klassenlehrer, wo sie dann<br />

wiederum Grundlage für ein Elterngespräch<br />

sein können.<br />

Fürs Leben lernen<br />

„Lehrer und Betreuer können sich gegenseitig<br />

vertrauen und aufeinander<br />

bauen. Und unsere Schüler wachsen in<br />

einem Umfeld auf, wo sie wissen, wie<br />

sie sich bewegen können“, zieht Silke<br />

Ohnmacht ein erstes Fazit zum neu eingeführten<br />

Konzept „Gemeinsam leben“.<br />

Sie ist sich sicher, dass die Kinder<br />

dabei (unbewusst) ganz viel für ihr gesamtes<br />

Leben lernen – und damit nicht<br />

nur in Mathe und Deutsch.<br />

Silke Ohnmacht und Jürgen Muff<br />

28 | franziskus-Bote 4/2013


Schulbegleitung eines autistischen Kindes<br />

DURCH KOMPETENTEN UND EINFÜHLSAMEN UMGANG<br />

FÄLLT SIMON DAS LERNEN LEICHTER<br />

Villingen-Schwenningen. In diesem<br />

Schuljahr sind insgesamt 22 Mitarbeiter<br />

des Kinder- und Familienzentrums in 20<br />

Regelschulen in Villingen-Schwenningen<br />

und dem Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

in der Schulbegleitung tätig. Häufig begleiten<br />

sie autistische Kinder, die mit<br />

der sehr individuellen Unterstützung<br />

am Unterricht teilnehmen können, und<br />

leisten damit einen großen Beitrag zur<br />

Inklusion dieser jungen Menschen. Die<br />

Schulbegleitung wird im Auftrag des<br />

Jugendamts von sozialpädagogischen<br />

Fachkräften des KiFaz wahrgenommen<br />

und umfasst auch die Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern und Lehrern. Fachleiter<br />

Krunislav Jovic koordiniert die Einsätze<br />

und ist in Krisensituationen zur <strong>St</strong>elle.<br />

Exemplarisch wird im folgenden diese<br />

neue Art der individuellen Unterstützung<br />

von Kindern und Jugendlichen anhand<br />

von Simon vorgestellt, der jetzt die<br />

dritte Klasse an der Sprachheilschule<br />

Villingen besucht – sowohl aus seiner<br />

Perspektive wie der seiner Schulbegleiterin,<br />

aus Sicht der Lehrerinnen, der<br />

Mutter und des Jugendamts.<br />

Der Schüler selbst schreibt: „Es ist toll,<br />

eine Schulbegleitung zu haben, die mich<br />

beim Schreiben unterstützt.“<br />

Simon Kern<br />

Schulbegleiterin: Soziale<br />

Integration wurde verbessert<br />

Seit November 2012 begleite ich Simon<br />

Kern, ein autistischen Jungen. Es ist für<br />

mich eine sehr abwechslungsreiche und<br />

bereichernde Aufgabe.<br />

Am Anfang war es wichtig, erst mal sein<br />

Vertrauen zu gewinnen. Ich arbeite mit<br />

Simon auf der Basis, ihn so zu akzep-<br />

Schulbegleiterin Nicole Grundmann und Schüler Simon Kern auf dem Schulhof.<br />

tieren, wie er ist, und mit ihm gemeinsam<br />

Lösungswege zu erarbeiten, die stehen. Es war für beide eine schöne<br />

Sein Freund konnte lernen, zu ihm zu<br />

ihm auf dem Weg der weiteren Selbständigkeit<br />

helfen. Seine soziale Inte-<br />

gute Zusammenarbeit mit den Lehrern<br />

Entwicklung. Auch die Absprache und die<br />

gration in der Klasse konnte durch die unterstützten Simons Weiterkommen.<br />

intensive Arbeit mit Simon und seinen<br />

Klassenkameradinnen und -kameraden Zu meinem Aufgabenfeld gehören auch<br />

verbessert werden. Die Geräusche, die die Gespräche und Beratung der Eltern.<br />

Simon macht, störten die anderen Kinder.<br />

Wir haben einen Weg gefunden, Ehrlichkeit und setzte Tipps gekonnt<br />

Frau Kern unterstützte mich durch ihre<br />

durch sanfte Berührung der Schultern um. Das erleichtert meine Arbeit enorm.<br />

seine Geräusche und das Klopfen zu Ich bin sehr glücklich und froh, so ein<br />

unterbrechen. Simon fällt so im Unterricht<br />

nicht mehr negativ auf. Er berei-<br />

Nicole Grundmann<br />

tolles Kind begleiten zu können.<br />

chert jetzt den Unterricht durch seine<br />

Mitarbeit.<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 29


Lehrerinnen: Kaum mehr kritische<br />

Situationen im Unterricht<br />

Als Nicole Grundmann, Simons Schulbegleiterin,<br />

im zweitem Schuljahr kam,<br />

profitierten wir alle von ihrer Arbeit: die<br />

Schule, die Klasse, wir Lehrerinnen und<br />

Lehrer und Simon natürlich am allermeisten.<br />

Durch ihren kompetenten und<br />

einfühlsamen Umgang mit Simon und<br />

allen anderen am Schulleben Beteiligten<br />

gelang ihm und uns das Lernen viel<br />

besser und leichter.<br />

Simons Schulbegleiterin Nicole Grundmann und Klassenlehrerin Elke Heppler in der Sprachheilschule<br />

Villingen im gegenseitigen Austausch.<br />

Fotos: Muff<br />

Ich lernte Neues von ihr und sie von<br />

mir. Es war für mich eine durchweg<br />

gelungene, positive und bereichernde<br />

Erfahrung.<br />

Tina Koppitsch<br />

Zu Beginn seines dritten Schuljahres<br />

hatte Simon einen kompletten Lehrerwechsel<br />

zu verkraften: Klassenlehrerwechsel<br />

und Fachlehrerwechsel. Darüber<br />

hinaus musste Simon den Wechsel von<br />

der Halbtagesform zur Ganztagesschule<br />

bewältigen. Durch die gute Vorbereitung<br />

von Frau Grundmann gelang Simon dies<br />

ohne „Einbrüche“. Er fand sich schnell<br />

mit der veränderten Situation zurecht.<br />

Ich kann die positiven Aspekte, die<br />

Frau Grundmann in der Begleitung von<br />

Simon setzt, nur unterstützen. Sie kennt<br />

Simons Verhalten so gut und kann seine<br />

Reaktionen einschätzen, so dass kritische<br />

Situationen kaum mehr auftreten,<br />

da bereits auf minimale Anzeichen reagiert<br />

werden kann und eine Situation<br />

nicht mehr eskaliert. Es ist auch für mich<br />

durchweg eine gelungene, positive und<br />

bereichernde Erfahrung. Elke Heppler<br />

Mutter: Simon ist sicherer, weil er<br />

jemanden an seiner Seite weiß<br />

Simon ist ausgeglichener, wenn er von<br />

der Schule nach Hause kommt. Die<br />

Schulbegleitung kann alle Situationen<br />

sofort lösen, besprechen, aufarbeiten.<br />

Vorher war er immer sehr gereizt und<br />

aggressiv nach der Schule, da alle<br />

schwierigen Situationen ungeklärt blieben<br />

und er mir zu Hause gar nichts erzählte.<br />

Er ist auch viel besser in die<br />

Klasse integriert und viel besser akzeptiert<br />

von den Mitschülern, weil diese<br />

nun durch die Schulbegleitung auch<br />

Infos über seine Krankheit bekommen<br />

bzw. sein Verhalten erklärt bekommen.<br />

Simon ist viel sicherer insgesamt, weil<br />

er weiß: er hat jemand an seiner Seite,<br />

den er fragen kann, der ihm hilft in Situationen,<br />

in denen er sich nicht wehren<br />

kann oder sich nicht traut. Inzwischen<br />

hat er auch mehr Selbstbewusstsein<br />

und kann seine Ansichten, Wünsche<br />

und Probleme selber besser äußern. Er<br />

bekommt sehr viele Tipps und Anweisungen,<br />

wie er sich in verschiedensten<br />

Situationen besser konzentrieren, arbeiten<br />

und verhalten kann. Er wird auch<br />

oftmals durch die Schulbegleiterin „geschützt“,<br />

z.B. in Situationen, in denen<br />

er nicht für sich selbst sprechen kann<br />

oder zu überhastet reagiert.<br />

Unsere Schulbegleitung arbeitet sehr<br />

viel im Hintergrund, d.h. sie drängt sich<br />

nicht auf, egal, ob im Unterricht oder in<br />

den Pausen. Somit hat Simon nicht den<br />

Eindruck, bevormundet zu werden oder<br />

es alleine nicht „auf die Reihe“ zu bekommen.<br />

Trotzdem ist Frau Grundmann<br />

immer präsent und sofort zur <strong>St</strong>elle,<br />

wenn Hilfe in irgendeiner Form nötig<br />

ist. Simon hat sehr großes Vertrauen zu<br />

ihr und mag sie sehr. Er fühlt sich wohl<br />

und beschützt, aber nicht eingeschränkt<br />

durch ihre Gegenwart. Sie ist meine<br />

Helferin vor Ort, so dass ich als Mutter<br />

unser Kind ohne Sorgen und mit gutem<br />

Gewissen in der Schule aufgehoben<br />

weiß.<br />

Frau Kern<br />

Jugendamt: Simon nimmt die Hilfe<br />

an und arbeitet motiviert mit<br />

Ziel einer Schulbegleitung ist, dass z.B.<br />

Simon lernt, selbstständiger im Schulalltag<br />

zurecht zu kommen sowie in der<br />

Klasse integriert zu werden. Die Aufgabe<br />

des Jugendamtes ist hierbei, die Hilfe<br />

fallführend zu koordinieren. So steht<br />

das Jugendamt im regelmäßigen Kontakt<br />

zur Familie Kern, der Schulbegleitung<br />

Frau Grundmann und der Sprachheilschule<br />

in Villingen. Bei diesem Austausch<br />

werden kurzfristige und langfris -<br />

tige Ziele besprochen, die Simon durch<br />

die Schulbegleitung erreichen soll und<br />

kann. Hierbei ist der individuelle Hilfebedarf<br />

besonders zu beachten. Durch<br />

eine gute Zusammenarbeit ist es möglich,<br />

dass Simon über einen persönlich<br />

benötigten Zeitraum lernt, sich alleine<br />

im Schulalltag zu beweisen. Simon arbeitet<br />

motiviert mit und nimmt die Hilfe<br />

von Frau Grundmann gerne an.<br />

Durch die Möglichkeit der Schulbegleitung<br />

kann auch der Inklusionsgedanke<br />

verfolgt werden. Kinder mit besonderen<br />

Bedarfen ist es so möglich, eine Regelschule<br />

zu besuchen. Christine Ihly<br />

30 | franziskus-Bote 4/2013


Im Gespräch mit Schwester Johanna Konrad<br />

„WENN DAS VERSCHROBENE LEUTE<br />

SIND, DANN GEHEN WIR WIEDER!“<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Im Alter von 31 Jahren<br />

feierte im Oktober Schwester Johanna<br />

Konrad aus Konstanz im Franziskanerinnenkloster<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> ihre Ewige<br />

Profess und legte erneut ihre Gelübde<br />

der Armut, Keuschheit und des Gehorsams<br />

ab. Im Gespräch mit dem franziskus-Boten<br />

gibt sie Auskunft über ihren<br />

Weg und ihre Entscheidung.<br />

franziskus-Bote:<br />

Wie kamen Sie<br />

zum ersten Mal<br />

mit dem Kloster<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> in<br />

Kontakt?<br />

Schwester Johanna: Der erste Kontakt<br />

war 2004 tatsächlich übers Internet.<br />

Nach einer Jugendwallfahrt nach Rom<br />

von der Gemeinde aus brauchte ich was<br />

<strong>St</strong>illes und da fragte mich eine Freundin<br />

an, ob ich nicht mit ihr „ora et labora“<br />

in einem Kloster machen möchte. Und<br />

dann haben wir die Internetseite des<br />

Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> entdeckt – die<br />

war die ansprechendste. Kurz bevor wir<br />

dann ankamen, habe ich noch gesagt:<br />

„Wenn das aber ganz verschrobene<br />

Leute sind, dann gehen wir da wieder!“<br />

Wir haben dann aber gemerkt, dass die<br />

Schwestern ganz bodenständig und<br />

normal sind. Und wir haben dann Johannisbeeren<br />

gezupft, acht Eimer voll,<br />

und das Auto gewaschen mit Schwester<br />

Anna-Franziska, die uns betreut hat.<br />

„Noch kein Gedanke ans Kloster“<br />

Aber da war noch kein Gedanke an<br />

einen Eintritt ins Kloster, obwohl ich<br />

schon auf der Suche war, was ich für<br />

mein Leben will und sinnvoll finde. Ich<br />

hatte aber noch Briefkontakt mit<br />

Schwester Anna-Franziska. Dann sah ich<br />

im Internet die Einladung des Klosters<br />

zum Transitus-Fest und zum Schluss<br />

einfach dieser Satz: „Alle sind eingeladen.“<br />

Das hat mich persönlich angespro -<br />

chen und dann bin ich hingefahren.<br />

Seit 8 Jahren in der Gemeinschaft<br />

franziskus-Bote: Sie leben jetzt seit acht<br />

Jahren in der Schwesterngemeinschaft.<br />

Wie hat sich das Klosterleben in diesen<br />

Jahren für Sie entwickelt?<br />

Schwester Johanna: Natürlich gab es<br />

unterschiedliche Phasen. Der Einstieg<br />

war erst einmal ein Reinfinden in alles.<br />

Ich bin ja immer aufgefallen, weil ich in<br />

Zivil zwischen den Schwestern war mit<br />

bunten Klamotten. Im Noviziat ging es<br />

erst mal um das Eigene: Wer bin ich?<br />

Was mache ich? Was kann ich? Was hat<br />

der liebe Gott mit mir vor? – um zu einer<br />

Entscheidung zu kommen.<br />

„Im Urlaub habe ich gemerkt,<br />

worum es mir geht“<br />

Nach der Erstprofess ging es darum, in<br />

die Aufgaben der Gemeinschaft hineinzuwachsen.<br />

Natürlich war es auch eine<br />

Umstellung auf den neuen Namen und<br />

das Gefühl: ja, ich gehöre jetzt dazu.<br />

Die Frage, wie es im Alltag geht, mit<br />

diesem Jesus auf dem Weg zu sein, beschäftigte<br />

mich. Passt das? Es waren<br />

auch viele Krisen dabei. Im Urlaub habe<br />

ich dann aber gemerkt, worum es mir<br />

geht, nämlich um den Weg mit Jesus<br />

Christus und nicht nur um die Situation<br />

der Schwesterngemeinschaft. Immer<br />

wenn ich am Aufgeben war, habe ich<br />

mich wieder gefragt: Wegen was bist du<br />

da? Das hat mich gehalten, das Wissen:<br />

er hat für mich noch einen Auftrag hier.<br />

franziskus-Bote: Sie arbeiten jetzt im<br />

Förder- und Betreuungsbereich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Wie kam es zu diesem Wechsel?<br />

Schwester Johanna Konrad bekommt bei ihrer<br />

Ewigen Profess von Generaloberin Schwester<br />

Agnes Löber ein Holzkreuz überreicht; in der Mitte<br />

Formationsleiterin Schwester Dorothea Thomalla.<br />

Fotos: Graf, Bormann<br />

Schwester Johanna: Ich habe darum<br />

gebeten, die Tätigkeit im Büro beenden<br />

zu dürfen. Da war viel Organisatorisches,<br />

bei dem mir die Lebendigkeit<br />

gefehlt hat. Ich wollte gern als gelernte<br />

Erzieherin wieder in den Kindergarten<br />

gehen, da war aber zu der Zeit nichts<br />

frei. Jetzt im Förder- und Betreuungsbereich<br />

(FuB) habe ich mich nach zwei<br />

Jahren eingelebt und bin dank der Geduld<br />

der Kolleginnen hineingewachsen<br />

in diese neue Tätigkeit. Man muss bei<br />

den mehrfachbehinderten Menschen<br />

seinen <strong>St</strong>and haben und konsequent<br />

sein. Aber das hat mir unheimlich Lebendigkeit<br />

und Festigkeit gegeben.<br />

Und die Bewohner geben mir da auch<br />

ganz viel an Liebe wieder zurück.<br />

„Mein Kalender ist voll“<br />

Durch die Jugendarbeit, die ich im Klos -<br />

ter von Anfang an mitgemacht habe,<br />

und die anderen Dinge in der Gemeinschaft<br />

ist mein Kalender auch voll. Die<br />

Jugend tut mir gut und auch der FuB<br />

tut mir gut. Die Jugendlichen wie die<br />

Bewohner fordern mich heraus und halten<br />

mich in der Welt – also ganz franziskanisch.<br />

Ich finde es gerade sehr<br />

ausgewogen. Auch beim Gestalten von<br />

Kerzen helfe ich zu <strong>St</strong>oßzeiten mit.<br />

franziskus-Bote: Wie sehen Sie als<br />

Jüngste der Schwestern die Zukunft der<br />

Schwesterngemeinschaft?<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 31


„Rolle der Jüngsten fiel mir am<br />

Anfang schwer“<br />

Schwester Johanna: Die Rolle der Jüngs -<br />

ten fiel mir am Anfang schwer. Da war<br />

ich manchmal ein Vorzeigeobjekt: „Unsere<br />

Jüngste“. Mit der Erstprofess bin<br />

ich mehr hineingewachsen und habe in<br />

Begegnungen mit den Mitschwestern<br />

auch andere Ebenen der Beziehung erschlossen.<br />

Jetzt ist es eher das Gefühl:<br />

,Du gehörst zu uns.‘ Ich habe oft andere<br />

Lebenserfahrungen, andere Gebete oder<br />

auch eine andere Weltsicht als sie.<br />

„Die Generationen verbinden“<br />

Die Herausforderung unseres Alltags ist<br />

es, die Generationen zu verbinden – es<br />

ist Realität, dass die meisten höheren<br />

Alters sind und nur drei unter 50. Aber<br />

ich fühle mich aufgenommen und akzeptiert.<br />

Sie kennen mich auch und<br />

müssen mich auch aushalten, wenn ich<br />

zum Beispiel sehr direkt bin.<br />

franziskus-Bote: Was interessiert die jugendlichen<br />

Gäste, die Sie betreuen?<br />

Schwester Johanna: Die jungen Leute<br />

wollen oft wissen, wie ich dazu kam,<br />

ins Kloster zu gehen. Ich bin wie eine<br />

Brücke von der Welt der Jugendlichen<br />

zu dem konkreten Klosterleben. Dabei<br />

hole ich auch gern eine ältere Schwes -<br />

ter zu Gesprächsrunden mit dazu. Die<br />

Lebens- und Glaubenserfahrung der älteren<br />

Mitschwestern spricht die jungen<br />

Leute genauso an wie mich. Die Erzählungen<br />

vom eigenen Glauben haben mir<br />

immer geholfen. Das ist ein Teil, warum<br />

mir Gemeinschaft wichtig ist – im Gebet,<br />

im Leid wie in der Freude miteinander<br />

unterwegs sein.<br />

Ewald Graf<br />

Delegation aus Bulgarien zu Besuch in <strong>Heiligenbronn</strong>er Werkstätten<br />

ANREGUNGEN ZUM AUFBAU VON SOZIALUNTERNEHMEN<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>/Varna. Im Rahmen eines<br />

mehrtägigen Besuchs in Deutschland<br />

kam eine bulgarische Delegation mit<br />

Sozialunternehmern und Kommunalpolitikern<br />

aus der Region Varna nach<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> in die stiftung st. franziskus<br />

und besichtigte einige Ausbildungsbetriebe.<br />

Motor des sozialen Wandels<br />

Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen für<br />

Menschen mit verschiedensten Benachteiligungen<br />

ist Ziel eines vom Europäischen<br />

Sozialfonds geförderten Projektes<br />

in Bulgarien. Es will den Erfahrungsaustausch<br />

zwischen Kommunen, Nichtregierungsorganisationen<br />

und bulgarischen<br />

Sozialunternehmen fördern und<br />

sucht dazu auch Impulse aus dem Ausland.<br />

Unter Federführung des Vereins<br />

„Sauchastie – Zentrum für nachhaltige<br />

soziale Entwicklung“ soll das Sozialunternehmertum<br />

zum Motor des sozialen<br />

Wandels werden.<br />

Monika Heitmann vom Bulgarisch-Deutschen<br />

Sozialwerk in Varna, an dem die<br />

stiftung st. franziskus heiligenbronn gemeinsam<br />

mit der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau be-<br />

Zu Besuch in der Werkstatt für behinderte Menschen der stiftung st. franziskus war die bulgarische<br />

Delegation aus der Region Varna bei ihrem Besuch in <strong>Heiligenbronn</strong>. Fachbereichsleiter Gernot Pfau<br />

(rechts) erläuterte das Zusammenspiel von Industrieaufträgen und individueller Förderung; Monika<br />

Heitmann vom Bulgarisch-Deutschen Sozialwerk (zweite von rechts) übersetzte alles. Foto: Graf<br />

teiligt ist, arbeitet in diesem Projekt mit<br />

und übernahm bei dem Deutschland-<br />

Besuch auch die Dolmetscheraufgabe.<br />

Besichtigt wurden auch Werkstätten<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau und des Berufsbildungswerkes<br />

Adolf Aich.<br />

Blick in Ausbildungsbetriebe<br />

In <strong>Heiligenbronn</strong> lernte die 13-köpfige<br />

Delegation die Blindenwerkstätten und<br />

die Werkstatt für behinderte Menschen<br />

sowie die Ausbildungsbetriebe der<br />

Schreinerei und Malerwerkstatt kennen.<br />

Hier arbeiten junge Menschen mit Behinderungen,<br />

erlernen zum Teil auch<br />

anerkannte Berufe und finden Arbeitsmöglichkeiten<br />

vielfältiger Art.<br />

Vorstand Michael Wollek, Roland Flaig<br />

von der Leitung Behindertenhilfe sowie<br />

Udo Neudeck, Leiter des Zentrums für<br />

Ausbildung und Qualifikation, stellten<br />

den Gästen das Arbeitsspektrum, Ausbildungsmöglichkeiten<br />

und die persönliche<br />

Förderung der Beschäftigten vor.<br />

Gemeinsam mit Schwester Judith Kaupp<br />

32 | franziskus-Bote 4/2013


wurde auch noch ein Blick in die „Leben<br />

Jesu“-Ausstellung im Haus Lebensquell<br />

geworfen.<br />

Selbstgefertigte Geschenke<br />

Die beeindruckten Gäste, die auch vie-<br />

les mit Film und Foto festhielten, erörterten<br />

in einer Gesprächsrunde noch<br />

verschiedene Fragen und erhielten aus<br />

der Schreinerei und der Bürstenmacherei<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> kleine Geschenke als<br />

persönliche Erinnerung an diesen Besuch.<br />

Michael Wollek wünschte dem<br />

ganzen Land eine gute Zukunft, zu der<br />

auch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ihren Beitrag leisten<br />

wolle, und war überzeugt, dass Bulgarien<br />

mit Geduld und Fleiß auch viel erreichen<br />

könne.<br />

Ewald Graf<br />

Mobile Jugendarbeit im Roma-Viertel von Varna<br />

JUGENDLICHEN WIE ELTERN AUSWEGE AUFZEIGEN<br />

Varna. Ob sich die Lebensbedingungen<br />

der Roma in Bulgarien soweit verbessern<br />

können, dass sie ihr Glück nicht<br />

mehr im Westen zu suchen brauchen?<br />

Das Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk<br />

<strong>St</strong>. Andreas arbeitet seit einigen Jahren<br />

eben in dieser Richtung.<br />

Wie den Roma helfen, aus der Sucht<br />

und Prostitution herauszukommen? Ist<br />

überhaupt ein Zugang zu diesen Menschen<br />

möglich? Das sind nur einige der<br />

Fragen, die man sich im Bulgarisch-<br />

Deutschen Sozialwerk stellt. Inzwischen<br />

sind die positiven Antworten nicht wenige<br />

– auf der Grundlage langjähriger<br />

Erfahrung und Zusammenarbeit.<br />

Das Sozialwerk <strong>St</strong>. Andreas wird getragen<br />

von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau, der stiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn und<br />

der Metropolie von Varna und Veliki<br />

Preslav. Es hilft nicht nur den Roma.<br />

Die drei Akzente in der sozialen Tätigkeit<br />

des Vereins sind die Bildung, der<br />

Sozialbereich und das Gesundheitswesen.<br />

Er finanziert sich mit Spenden der<br />

beiden deutschen <strong><strong>St</strong>iftung</strong>en, mit Mitteln<br />

der EU und anderen Gebern. Der<br />

Verein hilft im Viertel Maksuda sowohl<br />

Roma-Kindern, die Schwierigkeiten in<br />

der Schule haben, wie Jugendlichen<br />

aus Problemgruppen, indem ihnen „unerwartete“<br />

Beschäftigungen geboten<br />

werden – zum Beispiel ein Kurs in bulgarischen<br />

Volkstänzen.<br />

Kinder im Roma-Viertel von Varna. Das Team der Mobilen Jugendarbeit kümmert sich um junge Roma<br />

und ihre Lebensperspektiven, mit Unterstützung des Bulgarisch-Deutschen Sozialwerks. Foto: Lindau<br />

„Im Kurs in bulgarischer Folklore können<br />

sie ihre neuen Fähigkeiten entdekken,<br />

weil sie die Roma-Tänze sowieso<br />

kennen. Außerdem haben sie dort die<br />

Möglichkeit, den Umgang mit Gleichaltrigen<br />

zu pflegen“, erzählt Monika Heitmann,<br />

die schon seit Jahren vor Ort die<br />

Arbeit des Sozialwerks entwickelt und<br />

erweitert. In letzter Zeit zählt sie sehr<br />

auf örtliche Laienberater aus der Roma-<br />

Gemeinschaft, die schon an vorherigen<br />

Projekten teilgenommen haben.<br />

Gespräche auf der <strong>St</strong>raße<br />

Mobile Jugendarbeit – das ist das neues -<br />

te Projekt des Vereins, das er in Partnerschaft<br />

mit dem Verein „Sauchastie“<br />

u.a. durchführt. Dabei werden die Gespräche<br />

häufig auf der <strong>St</strong>raße geführt<br />

und den Roma-Teenagern der Nutzen<br />

der Bildung oder der Schaden aus den<br />

Drogen direkt erklärt. „Wir möchten<br />

ihnen Wege zeigen, auf denen sie aus<br />

ihrer häufig ausweglosen Situation herauskommen<br />

können“, sagt Monika Heit -<br />

mann. Im Rahmen des Projekts finden<br />

auch Gespräche mit den Eltern statt –<br />

es wird ihnen gezeigt, wie sie ihre Kinder<br />

richtig ernähren, ihnen bei der Vorbereitung<br />

der Hausaufgaben helfen und<br />

ihren Alltag organisieren können.<br />

„Die mobile Handlungsgruppe“ in Varna<br />

hat letztes Jahr 130 Jugendliche aus<br />

geschädigten sozialen Milieus erfasst<br />

und unterstützt. Und arbeitet so mit an<br />

einer gemeinsamen sozialen Entwicklung<br />

Europas.<br />

Bilyana Mihaylova/Deutsche Welle<br />

Übersetzung: Monika Heitmann<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 33


franziskus-Bote – mein Abonnement<br />

✃<br />

Impressum<br />

Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an 07422 569-300<br />

Oder per Post an stiftung st. franziskus heiligenbronn,<br />

Redaktion franziskus-bote, Kloster 2, 78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>,<br />

Telefax: 07422 569-300, E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />

Neuer Abonnent<br />

Ausgabe in Blindenschrift<br />

Ich möchte den franziskus-Boten Bitte schicken Sie mir eine Ausgabe<br />

abonnieren (kostenlos).<br />

des franziskus-Boten in Blindenschrift.<br />

franziskus-Bote<br />

Zeitschrift der stiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn<br />

Herausgeber<br />

Hubert Bernhard und Michael<br />

Wollek, Vorstand der stiftung<br />

st. franziskus heiligenbronn<br />

Erscheinungsweise<br />

vierteljährlich<br />

Abbestellung<br />

Ich möchte den franziskus-Boten<br />

künftig nicht mehr erhalten.<br />

Unterschrift<br />

Anschrift (bei Umzug neue Anschrift)<br />

Vor- und Nachname:<br />

Geburtsdatum:<br />

Firma/Organisation:<br />

Umzug/Anschriftenänderung<br />

Meine Anschrift hat sich geändert<br />

(siehe Eintrag unten).<br />

Auflage<br />

4500<br />

Redaktion<br />

Ewald Graf (verantwortlich),<br />

Astrid Borck, Katharina Fiesel,<br />

Margarethe Neudeck, Felix<br />

Ronecker, Günter Seger, Boris<br />

<strong>St</strong>rehle, Sr. Dorothea Thomalla<br />

(alle <strong>Heiligenbronn</strong>), Hans<br />

<strong>St</strong>urm (Baindt), Ralf Eberhard<br />

(Tuttlingen)<br />

Gestaltung und Satz<br />

Linkdesign GmbH, Schramberg<br />

<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />

PLZ, Ort:<br />

Bisherige Anschrift (bei Umzug/Abbestellung unbedingt angeben!)<br />

Vor- und Nachname:<br />

Firma/Organisation:<br />

<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />

PLZ, Ort:<br />

Druck<br />

<strong>St</strong>raub Druck + Medien AG,<br />

Schramberg,<br />

auf FSC-zertifiziertes Papier<br />

Postanschrift<br />

Redaktion franziskus-Bote<br />

Kloster 2, 78713 Schramberg-<br />

<strong>Heiligenbronn</strong><br />

Telefon: 07422 569-306<br />

Fax: 07422 569-300<br />

Wenn Sie den franziskus-Boten abbestellen, sagen Sie uns warum?<br />

E-Mail<br />

franziskus-bote@<br />

stiftung-st-franziskus.de<br />

Internet<br />

www.stiftung-st-franziskus.de<br />

34 | franziskus-Bote 4/2013


DAS VORLETZTE!<br />

MUTTER UND KIND EINTRÄCHTIG<br />

NEBENEINANDER<br />

<strong>Heiligenbronn</strong>. Beim Besuch der bulgarischen<br />

Delegation in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

(siehe Bericht S. 32) stellte Schwester<br />

Judith Kaupp, ehemalige Generaloberin,<br />

den Gästen auch kurz die Schwestern -<br />

gemeinschaft vor und erwähnte abschließend,<br />

dass die stiftung st. franziskus<br />

heiligenbronn „unser Kind“ sei.<br />

Vorstand Michael Wollek stand neben<br />

ihr und legte spontan der einen Kopf<br />

kleineren Ordensschwester seine Hand<br />

auf die Schulter und meinte schmunzelnd:<br />

„Meine Mama!“<br />

INKOGNITO IM DIENSTWAGEN<br />

Der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Dienstwagen von Cornelia<br />

Raible-Mayer, Leiterin des Aufgabenfeldes<br />

Kinder- und Jugendhilfe, hat ein<br />

Rottweiler Kennzeichen. Als sie damit<br />

auf ihrem Heimweg durch ihren Wohnort<br />

Fridingen im Kreis Tuttlingen fuhr,<br />

wurde sie von der Polizei angehalten.<br />

Die Zufahrt war aufgrund von Tiefbauarbeiten<br />

gesperrt und nur für Anlieger<br />

freigegeben. Der Polizist winkte die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiterin mit der Kelle zur<br />

Seite und der <strong>St</strong>rafzettel war quasi<br />

schon geschrieben. Erst dann erkannte<br />

der Ortspolizist die ihm gut bekannte<br />

Fridingerin und entschuldigte sich umgehend<br />

für sein Versehen, dass er sie<br />

jetzt erst erkannt habe. So war der Weg<br />

für Frau Raible-Mayer doch noch frei.<br />

VERKEHRTE RADLERWELT<br />

Was verbietet wohl dieses Schild vor dem Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

in <strong>Heiligenbronn</strong>? Das Abstellen<br />

von Fahrrädern auf Sattel und Lenker oder<br />

gar das Schieben von umgedrehten Rädern? Oder<br />

sind hier vielleicht sogar neuartige Brillengestelle<br />

untersagt?<br />

Foto: Graf<br />

SÜSSE VERSPRECHEN VOR<br />

DEN BESINNUNGSTAGEN<br />

Beim Praktikantentag der Behindertenhilfe<br />

<strong>Heiligenbronn</strong> im Oktober wurde<br />

auch die nächstjährige Taizé-Fahrt für<br />

jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vorgestellt. Dies war<br />

die Aufgabe von <strong>St</strong>udentin Michaela<br />

Warwas aus dem Vorbereitungsteam<br />

für die Besinnungstage in diesem Klos -<br />

ter, das für seine ökumenischen Jugendtreffen<br />

bekannt ist. Die DH-<strong>St</strong>udentin<br />

kann jedoch kein Französisch und übte<br />

schon vor dem Praktikantentag die Aus -<br />

sprache von Frère Roger, dem Namen<br />

des Ordensgründers in Taizé. Doch als<br />

sie die Infos zur Fahrt vortrug, hörte<br />

sich dieser Name aus ihrem Mund trotz<br />

alledem immer noch an wie „Ferrero<br />

Rocher“. Bei solchen schokoladehaltigen<br />

Assoziationen lief den Anwesenden<br />

schon das Wasser im Munde zusammen.<br />

Die Heiterkeit war groß, denn bisher<br />

brachte noch niemand einen Aufenthalt<br />

in Taizé mit süßen Versuchungen<br />

zusammen.<br />

AUSREICHEND PLATZ FÜR ALLE<br />

IM ABSCHIEDSRAUM<br />

Nach der Segnung des neugestalteten<br />

Abschiedsraums in <strong>Heiligenbronn</strong> im<br />

Torbogen (siehe franziskus Bote Nr.<br />

3/2013) durch Pfarrer Christian Albrecht<br />

im Anschluss an einen Abendgottesdienst<br />

erläuterte <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Architekt<br />

Michael Wühr einigen Gottesdienstbesuchern<br />

die baulichen Maßnahmen und<br />

die Absichten der Umgestaltung. Er verwies<br />

auf den neuen Ort für den Sarg,<br />

der jetzt unter einer abgehängten Decke<br />

und vor einem Schränkchen mit Kreuz<br />

und Kerze platziert wird. Dann wendete<br />

sich Michael Wühr der anderen Seite<br />

des kleinen Raumes zu, in der neubeschaffte<br />

<strong>St</strong>ühle für die Angehörigen und<br />

Abschiednehmenden bereit stehen. Gedanklich<br />

war er wohl noch immer bei<br />

der Ecke mit dem Sarg, denn mit einer<br />

Handbewegung hin zu den <strong>St</strong>ühlen fuhr<br />

er fort: „Und hier sitzen dann die ganzen<br />

Verstorbenen...“ Nach einem kurzen<br />

Moment der <strong>St</strong>ille konnten dann die<br />

Zuhörer nicht mehr anders und lachten<br />

gemeinsam los...<br />

VERSCHREIBER DES JAHRES<br />

Neuaufnahme M. M.: Frau M. M., geb.<br />

3. 5. 920, ev.-luth., zieht am 29. 1. 2013<br />

ins Zimmer 2.20 ein.<br />

Das Tuttlinger Bürgerheim hat mit der<br />

1093 alten Dame sicher die älteste Bewohnerin<br />

aller Altenzentren!<br />

34 Erwachsene und 30 Kinder tummelten<br />

sich in <strong>St</strong>. Benedikt... In der Kaffeepause,<br />

in der sich alle mit dem selbstgebackenen<br />

Kuchen der Mitarbeiter der<br />

Beratungsstelle stärken konnten,...<br />

Wenn das keine wunderbare Kuchenver -<br />

mehrung war beim Familientag der Beratungsstelle<br />

des Förderzentrums Hören<br />

und Sprechen! 64 Teilnehmer und ein<br />

Kuchen – da wurde christlich geteilt.<br />

Da ich bereits öfters mit Kindern, Senioren<br />

und geistlich/ körperlich behinderten<br />

Menschen gearbeitet habe, war ich<br />

davon überzeugt, dass die Einrichtung<br />

in <strong>Heiligenbronn</strong> genau das Richtige für<br />

mich ist.<br />

Aus einem Bewerbungsschreiben für ein<br />

Freiwilliges Soziales Jahr – dass es am<br />

Wallfahrtsort auch geistliche Behinderungen<br />

geben soll, ist schwer zu glauben,<br />

wird dem heiligen Geist hier doch<br />

Tür und Tor geöffnet!<br />

franziskus-Bote 4/2013 | 35


Aus der Quelle schöpfen<br />

Beim Adventsmarkt in <strong>Heiligenbronn</strong><br />

tragen Schüler und Bewohner aus der<br />

stiftung st. franziskus Musik, Lieder<br />

und Gedichte zur adventlichen Besinnung<br />

vor und geben dem Markt damit<br />

auch seine besondere Note.<br />

Beim diesjährigen Adventsmarkt trug<br />

auch wieder Johann Hiller (Foto) ein<br />

Weih nachtsgedicht von Ernst Heinrich<br />

Fischer vor:<br />

Weihnacht<br />

Fotos: Holzer, Ronecker<br />

Wieder hat der Himmel<br />

still sich aufgetan,<br />

lauschend hält die Schöpfung<br />

ihren Atem an.<br />

Denn es steigt hernieder,<br />

der die Welt gemacht,<br />

und die Klarheit Gottes<br />

leuchtet durch die Nacht.<br />

Doch nur eine Krippe,<br />

keinen Königsthron,<br />

wählte sich des Vaters<br />

eingeborener Sohn.<br />

Macht in euren Herzen<br />

ihm ein Bettlein weich,<br />

so macht er hinwieder<br />

selig euch und reich.<br />

Dank sei ihm und Ehre,<br />

der vom Himmel kam<br />

und die Not der Erde<br />

willig auf sich nahm;<br />

der uns ewges Leben<br />

hat herabgebracht<br />

und das Reich darinnen<br />

Fried und Freude lacht.<br />

Heller Weihnachtsjubel<br />

klinge weit und breit<br />

und es übertöne<br />

jedes Erdenleid.<br />

stiftung st. franziskus heiligenbronn • Kloster 2 • 78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong><br />

Telefon 07422 569-0 • Fax 07422 569-300 • Internet www.stiftung-st-franziskus.de<br />

E-Mail franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de • Kirchliche <strong><strong>St</strong>iftung</strong> des öffentlichen Rechts<br />

Spendenkonto 540 340 • Kreissparkasse Rottweil BLZ 642 500 40

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