pdf-Datei - Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
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PRESSEInformation<br />
STIFTUNG<br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
1. Die <strong>Stiftung</strong> / Chronologie.................................................................................................. 2<br />
2. Arbeit der <strong>Stiftung</strong>............................................................................................................. 12<br />
2.1. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>............................................................... 12<br />
2.2. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen ..................... 28<br />
2.3. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong> ..... 30<br />
2.4. Gedenk- und Informationsort <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen<br />
»Euthanasie«-Morde ..................................................................................................... 33<br />
2.5. Besucherservice und pädagogische Angebote........................................................... 35<br />
2.6. Ausstellungen................................................................................................................. 40<br />
2.7. Publikationen / Literaturauswahl................................................................................. 42<br />
3. Förderkreis ........................................................................................................................ 51<br />
4. Häufig gestellte Fragen ................................................................................................... 52<br />
5. Kontakt .............................................................................................................................. 54<br />
Stand Juli 2013
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
2<br />
1. Die <strong>Stiftung</strong> / Chronologie<br />
Am 25. Juni 1999 fasste der Deutsche Bundestag nach langjähriger<br />
Debatte mehrheitlich und parteiübergreifend den Beschluss,<br />
das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zu errichten. Für<br />
<strong>die</strong> Umsetzung des Beschlusses, <strong>die</strong> Planung und Verwirklichung<br />
von Stelenfeld und Ort der Information wurde mit Wirkung vom<br />
6. April 2000 <strong>die</strong> bundesunmittelbare <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>, eine <strong>Stiftung</strong> des öffentlichen Rechts,<br />
gegründet.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hatte zwischen April 2003 und Mai 2005 <strong>die</strong> Bauherrenfunktion<br />
<strong>für</strong> das <strong>Denkmal</strong> inne und ist nunmehr <strong>für</strong> den Betrieb<br />
des <strong>Denkmal</strong>s als Ort des Gedenkens, der Aufklärung und<br />
Begegnung zuständig. Nach der Gesetzesänderung vom 3. Juli<br />
2009 ist <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betreuung der Denkmäler <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong> verantwortlich. Die <strong>Stiftung</strong><br />
hat zudem den Auftrag, dazu beizutragen, »<strong>die</strong> Erinnerung an alle<br />
Opfer des Nationalsozialismus und ihre Würdigung in geeigneter<br />
Weise sicherzustellen«.<br />
Die Organe der <strong>Stiftung</strong> setzen sich zusammen aus: dem Kuratorium<br />
mit Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert als<br />
Vorsitzendem, dem wissenschaftlichen Beirat, dem 15 Vertreter<br />
verschiedener Einrichtungen, darunter Überlebendenverbände,<br />
historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten<br />
und Jugendinitiativen, angehören, und dem Direktor der <strong>Stiftung</strong>,<br />
Uwe Neumärker.<br />
Kuratorium<br />
Das Kuratorium der <strong>Stiftung</strong> besteht aus 22 Mitgliedern. Es beschließt<br />
über alle grundsätzlichen Fragen, <strong>die</strong> zum Aufgabenbereich<br />
der <strong>Stiftung</strong> gehören. Ihm obliegt <strong>die</strong> gesetzliche und<br />
gerichtliche Vertretung der <strong>Stiftung</strong>. Es bestellt den Direktor<br />
und den Beirat. Alle Fraktionen des Deutschen Bundestages, <strong>die</strong><br />
Bundesregierung, das Land Berlin, der Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> e. V., der Zentralrat der <strong>Juden</strong> in<br />
Deutschland, <strong>die</strong> Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Jüdische Museum<br />
Berlin, <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors und <strong>die</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
der KZ-Gedenkstätten in Deutschland entsenden<br />
ihre Vertreterinnen und Vertreter.<br />
Beirat<br />
Im Beirat der <strong>Stiftung</strong> arbeiten Vertreterinnen und Vertreter von 15<br />
verschiedenen Einrichtungen, darunter Überlebendenverbände,<br />
historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten<br />
und Jugendinitiativen. Zum Sprecher wurde Prof. Dr. Wolfgang<br />
Benz, ehemaliger Direktor des Zentrums <strong>für</strong> Antisemitismusforschung<br />
an der TU Berlin, gewählt. Der Schwerpunkt der Beiratsarbeit<br />
liegt vor allem darin, alle Opfer nationalsozialistischer Verfolgung<br />
in <strong>die</strong> Arbeit der <strong>Stiftung</strong> einzubeziehen und <strong>die</strong> Erinnerung<br />
an <strong>die</strong> Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung<br />
von Menschen im öffentlichen Gedächtnis wachzuhalten.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
3<br />
Chronologie<br />
25. Juni 1999<br />
Nach mehreren Anhörungen und Ausstellungen beschließt der<br />
Deutsche Bundestag, ein <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> nach<br />
dem Entwurf eines Stelenfelds von Peter Eisenman (»Eisenman II«)<br />
auf dem vorgesehenen Standort zu errichten. Es soll um einen »Ort<br />
der Information« über <strong>die</strong> zu ehrenden Opfer und <strong>die</strong> authentischen<br />
Stätten des Gedenkens ergänzt werden. Für <strong>die</strong> Umsetzung des Bundestagsbeschlusses<br />
wird eine <strong>Stiftung</strong> eingesetzt.<br />
27. Januar 2000<br />
Auf dem <strong>Denkmal</strong>gelände wird der symbolische Baubeginn gefeiert.<br />
März 2000<br />
Das Kuratorium der neu gegründeten »<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>« wählt unter Vorsitz von Bundestagspräsident<br />
Wolfgang Thierse <strong>die</strong> Politologin Prof. Dr. Sibylle Quack zur<br />
Geschäftsführerin. Gleichzeitig wird eine Arbeitsgruppe aus den<br />
Reihen des Kuratoriums eingerichtet, <strong>die</strong> eine Grundkonzeption<br />
<strong>für</strong> den Ort der Information erarbeitet (zu ihren Mitgliedern zählen<br />
Prof. Dr. Eberhard Jäckel, Dr. Andreas Nachama, Prof. Dr. Reinhard<br />
Rürup und <strong>die</strong> Geschäftsführerin, Prof. Dr. Sibylle Quack).<br />
Mai 2000<br />
Das Kuratorium beauftragt den Architekten Peter Eisenman mit<br />
einer Machbarkeitsstu<strong>die</strong> <strong>für</strong> einen unterirdischen Ort der Information.<br />
November 2000<br />
Der Deutsche Bundestag bewilligt auf Grundlage der von Architekt<br />
und <strong>Stiftung</strong> vorgelegten Kostenschätzung <strong>die</strong> Summe von 25,3<br />
Millionen Euro <strong>für</strong> den Bau des <strong>Denkmal</strong>s (Stelenfeld und Ort der<br />
Information) sowie von 2,3 Millionen Euro <strong>für</strong> den Ausstellungsbau<br />
und <strong>die</strong> Erstausstattung des Orts der Information.<br />
Januar 2001<br />
Als Ergebnis eines engeren Auswahlverfahrens beauftragt <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>die</strong> Berliner Ausstellungsgestalterin Dagmar von Wilcken mit<br />
einem Gestaltungskonzept <strong>für</strong> den Ort der Information.<br />
Mai 2001<br />
Auf dem Baugelände werden <strong>die</strong> ersten Probestelen aufgestellt.<br />
November 2001<br />
Die <strong>Stiftung</strong> veranstaltet ein internationales Symposium zu <strong>Denkmal</strong><br />
und Ort der Information mit Historikern, Museumspädagogen,<br />
Kunsthistorikern und Architekturtheoretikern.<br />
März 2003<br />
Nach Abschluss aller wesentlichen Ausschreibungen und nach Auswertung<br />
der Angebote werden <strong>die</strong> Aufträge <strong>für</strong> den größten Teil<br />
des Bauvolumens erteilt, darunter <strong>die</strong> Stelen, der Rohbau des Orts<br />
der Information und <strong>die</strong> Pflasterarbeiten.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
4<br />
April 2003<br />
Im Frühjahr 2003 beginnt der Bau des <strong>Denkmal</strong>s. Gleichzeitig wird<br />
am Bauzaun des Baugeländes ein Informationspodest aufgestellt.<br />
September 2003<br />
Abschluss der Betonagearbeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bodenplatte des Orts der<br />
Information.<br />
Oktober/November 2003<br />
Nach Montage der ersten Stelen führt <strong>die</strong> öffentliche Diskussion<br />
über <strong>die</strong> Verwendung von Produkten der Firma Degussa bei der<br />
Herstellung der Stelen zu einem Beschluss des Kuratoriums, den<br />
Einsatz <strong>die</strong>ser Produkte sowie mögliche Alternativen zu überprüfen.<br />
Nach Vorlage eines detaillierten Prüfberichts entscheidet das<br />
Kuratorium im November, dass der Bau des <strong>Denkmal</strong>s mit den Produkten<br />
der Firma Degussa fortgeführt wird.<br />
November 2003<br />
Die Jugendwebseite der <strong>Stiftung</strong> »Kinder und Jugendliche als Opfer<br />
der NS-Verfolgung« geht online.<br />
März 2004<br />
Nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Sibylle Quack übernimmt<br />
Dr. Hans-Erhard Haverkampf das Amt des Geschäftsführers.<br />
12. Juli 2004<br />
Anlässlich der Fertigstellung der Kassettendecke des unterirdischen<br />
Orts der Information wird in Anwesenheit des Architekten<br />
das Richtfest gefeiert.<br />
August 2004<br />
Beginn der Montage der Betonfertigteile <strong>für</strong> den Ort der Information.<br />
ab Oktober 2004<br />
Hochphase des Innenausbaus und Beginn der Ausstellungseinbauten<br />
im Ort der Information.<br />
3. Dezember 2004<br />
Die im Sommer des Jahres umgestaltete Webseite der <strong>Stiftung</strong><br />
wird mit dem silbernen »Biene-Award« der Aktion Mensch <strong>für</strong> barrierefreies<br />
Internet in der Kategorie »Kultur und Gesellschaft« ausgezeichnet.<br />
15. Dezember 2004<br />
Öffentlicher Akt zur Montage der letzten von 2.711 Stelen.<br />
10. Mai 2005<br />
Feierliche Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s mit 1.200 Gästen aus dem Inund<br />
Ausland; das Ereignis wird live auf ARD, ZDF und Phoenix übertragen.<br />
12. Mai 2005<br />
Übergabe des <strong>Denkmal</strong>s an <strong>die</strong> Öffentlichkeit; bis Ende 2005 besuchen<br />
etwa 350.000 Gäste den Ort der Information.<br />
Juli 2005<br />
Nachdem Dr. Hans-Erhard Haverkampf in den Ruhestand geht, bestellt<br />
das Kuratorium Uwe Neumärker zum Geschäftsführer.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
5<br />
September 2005<br />
Dank der finanziellen Unterstützung des Förderkreises um Lea Rosh<br />
kann <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> mit weiteren Recherchen von Opferbiografien<br />
<strong>für</strong> den Raum der Namen beginnen.<br />
3. November 2005<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> erhält den Me<strong>die</strong>npreis des Vereins der Ausländischen<br />
Presse e. V. »als Anerkennung <strong>für</strong> <strong>die</strong> gute Zusammenarbeit«,<br />
vor allem im Vorfeld und während der Eröffnungsfeier <strong>für</strong> das<br />
<strong>Denkmal</strong> am 10. Mai.<br />
19. November 2005<br />
Der Staatspräsident Kroatiens, Stjepan Mesić, besucht das <strong>Denkmal</strong>.<br />
15. Februar 2006<br />
Peter Eisenmans <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erhält<br />
in New York <strong>die</strong> renommierte Auszeichnung der US-Zeitschrift<br />
»Travel and Leisure« im Bereich »Kulturbauten/Kulturelle Räume«.<br />
September 2006<br />
Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zählt zu den fünf<br />
Nominierten des »Urban Landscape Award« der EuroHypo Frankfurt/Main.<br />
3. November 2006<br />
Das Eisenmansche Stelenfeld erhält eine der sieben Auszeichnungen<br />
des »Architekturpreises Berlin«. Die internationale Jury aus<br />
Architekten und Architekturkritikern ehrt damit »vorbildliche und<br />
richtungsweisende Beispiele in Architektur und Städtebau«.<br />
5. November 2006<br />
Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erringt den zweiten<br />
Platz beim »Globe Award for Best Worldwide Tourism Project« der<br />
»British Guild of Travel Writers« während ihres jährlichen »World<br />
Travel Market« in London.<br />
27. März 2007<br />
Kulturstaatsminister Bernd Neumann wird neuer Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.<br />
3. Mai 2007<br />
Das Holocaust-<strong>Denkmal</strong> erhält den renommierten »Honor Award for<br />
Architecture« des American Institute of Architects (AIA). Dieser Preis<br />
gilt als höchste Anerkennung <strong>für</strong> Architektur in den USA und zählt<br />
weltweit zu den bedeutendsten Auszeichnungen.<br />
9. Mai 2007<br />
Der Ort der Information des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />
<strong>Europas</strong> wird mit dem »Excellence Award« der International Association<br />
of Lighting Designers (IALD) ausgezeichnet.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
6<br />
12. Juni 2007<br />
Kulturstaatsminister Bernd Neumann begrüßt den millionsten Besucher<br />
im Ort der Information des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />
<strong>Europas</strong>. Knapp sieben Millionen Menschen haben bisher das<br />
Stelenfeld durchwandert.<br />
23. Januar 2008<br />
Die Besucher des <strong>Denkmal</strong>s erhalten über einen Computerplatz direkten<br />
Zugang zu dem vom Bundesarchiv veröffentlichten »Gedenkbuch<br />
– Opfer der Verfolgung der <strong>Juden</strong> unter der nationalsozialisstischen<br />
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945«.<br />
9. Mai 2008<br />
Annähernd 2.000 Besucher erleben am 9. Mai 2008 im Stelenfeld<br />
des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> ein bewegendes<br />
Konzert. 23 Mitglieder der Kammersymphonie Berlin sind zwischen<br />
den Stelen verteilt, um gemeinsam mit dem Dirigenten Lothar Zagrosek<br />
ein Stück von Peter Weiss zu spielen. Weiss hatte das 15-<br />
minütige Stück mit dem Titel »Vor dem Verstummen« zum dritten<br />
Jahrestag der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s komponiert. Zu der Welturaufführung<br />
im Stelenfeld eingeladen hatte der Förderkreis <strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.<br />
27. Mai 2008<br />
Einweihung und Übergabe des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen im Tiergarten (gegenüber dem Holocaust-<strong>Denkmal</strong>).<br />
Die Übergabe erfolgt durch Kulturstaatsminister<br />
Bernd Neumann, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit<br />
spricht ein Grußwort. Anwesend sind über 800 Gäste.<br />
8. und 9. September 2008<br />
Am 8. und 9. September 2008 eröffnet <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> gemeinsam<br />
mit ihren Partnern, darunter u. a. das Fortunoff Video Archive<br />
for Holocaust Testimonies der Universität Yale, <strong>die</strong> Kulturstiftung<br />
des Bundes und <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> »Erinnerung, Verantwortung und<br />
Zukunft«, das Videoarchiv »Leben mit der Erinnerung. Überlebende<br />
des Holocaust erzählen«. Ein besonderer Gast ist <strong>die</strong> nach Australien<br />
emigrierte Holocaust-Überlebende Sabina van der Linden.<br />
18. November 2008<br />
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und sein israelischer<br />
Amtskollege Avi Dichter besuchen am 18. November 2008 gemeinsam<br />
das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Beide Minister<br />
werden von Uwe Neumärker, Geschäftsführer der <strong>Stiftung</strong>, durch<br />
<strong>die</strong> unterirdische Ausstellung im Ort der Information geführt.<br />
19. Dezember 2008<br />
Offizieller Baustart des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />
Sinti und Roma <strong>Europas</strong> auf einem Grundstück im Tiergarten<br />
unmittelbar gegenüber dem Gebäude des Reichstages.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
7<br />
26. Januar 2009<br />
Am 26. Januar 2009 im Vorfeld des nationalen Gedenkens an <strong>die</strong><br />
Opfer des Nationalsozialismus besucht Angela Merkel zusammen<br />
mit Lea Rosh, Initiatorin des <strong>Denkmal</strong>s, <strong>die</strong> Ausstellung im Ort der<br />
Information. Begleitet werden sie durch den Regierungssprecher<br />
Ulrich Wilhelm. Beide schauen sich in etwas mehr als einer Stunde<br />
<strong>die</strong> unterirdischen Räume intensiv an. Geführt werden sie von Uwe<br />
Neumärker und Dr. Ulrich Baumann.<br />
7. Mai 2009<br />
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman besucht den Ort<br />
der Information.<br />
3. Juli 2009<br />
Durch eine vom Bundestag beschlossene Gesetzesänderung erhält<br />
<strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> zusätzliche Aufgaben. Die Denkmäler <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen sowie Sinti und Roma<br />
fallen jetzt ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich. Die Geschäftsstelle<br />
erhält einen Direktor. An der Spitze steht weiterhin Uwe Neumärker.<br />
Sein Stellvertreter bleibt Dr. Ulrich Baumann.<br />
26. August 2009<br />
Im Ort der Information wird der zweimillionste Besucher begrüßt.<br />
7. September 2009<br />
Der australische Premierminister Kevin Rudd besucht das <strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Uwe Neumärker, Direktor der<br />
<strong>Stiftung</strong>, überreicht dem Gast eine Biographie der Holocaust-Überlebenden<br />
Sabina Wolanski, <strong>die</strong> nach Kriegsende nach Australien<br />
auswanderte.<br />
18. Januar 2010<br />
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu besucht das<br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Er wird begleitet von<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
5. Mai 2010<br />
Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> besteht 5 Jahre. Zur<br />
Feier nach Berlin kommt der amerikanische Architekt Peter Eisenman,<br />
der das Stelenfeld mit seinem unterirdischen Ort der Information entworfen<br />
hat.<br />
13. Juli 2010<br />
Die Geschäftsstelle der <strong>Stiftung</strong> zieht vom Deutschlandhaus in der<br />
Stresemannstraße (künftig Sitz des Vertriebenenzentrums) in neue<br />
Geschäftsräume, <strong>die</strong> sich in der Georgenstraße 23 befinden.<br />
5. April 2011<br />
Eröffnung der Sonderausstellung »Der Prozess – Adolf Eichmann vor<br />
Gericht« in der Topographie des Terrors. Gemeinsam konzipiert von<br />
der <strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors, der Gedenk- und Bildungsstätte<br />
Haus Wannseekonferenz und der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
8<br />
26. Mai 2011<br />
Victoria von Schweden und ihr Ehemann Prinz Daniel besuchen das<br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.<br />
24. Juni 2011<br />
In Königsberg (heute Kaliningrad) wird eine Gedenktafel zur Erinnerung<br />
an <strong>die</strong> Deportation und Ermordung von 465 jüdischen<br />
Kindern, Frauen und Männern im Jahre 1942 am früheren Nordbahnhof<br />
enthüllt. Die Gedenktafel ist ein gemeinsames Projekt der Kaliningrader<br />
Jüdischen Gemeinde, der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> und der Stadtgemeinschaft<br />
Königsberg e. V., unterstützt durch das Europainstitut<br />
Klaus Mehnert der Kaliningrader Staatlichen Technischen Universität,<br />
das Deutsche Generalkonsulat und <strong>die</strong> Russischen Eisenbahnen.<br />
17. Oktober 2011<br />
Die in Berlin erfolgreich präsentierte Ausstellung »Der Prozess –<br />
Adolf Eichmann vor Gericht« wechselt <strong>für</strong> acht Wochen in <strong>die</strong> österreichische<br />
Hauptstadt Wien. Dort ist sie bis zum 15. Dezember 2011<br />
in der Aula des Justizpalastes zu sehen.<br />
18. Oktober 2011<br />
Gedenkstunde am »Gleis 17« des Bahnhofs Grunewald anlässlich<br />
des 70. Jahrestages des ersten von insgesamt 60 »Osttransporten«.<br />
Die Gedenkstunde wird organisiert von der Senatskanzlei und der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG,<br />
der Jüdischen Gemeinde, dem Haus der Wannseekonferenz und der<br />
Gedenkstätte Deutscher Widerstand.<br />
2. und 3. November 2011<br />
Unter dem Titel »Das war mal unsere Heimat« veranstaltet <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Flucht, Vertreibung, Versöhnung gemeinsam mit der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Denkmal</strong> und weiteren Partnern eine internationale Konferenz, <strong>die</strong><br />
sich mit der lange Zeit wenig beachteten Geschichte jüdischen Lebens<br />
in den früheren preußischen Ostgebieten beschäftigt.<br />
10. November 2011<br />
Der Deutsche Bundestag fasst den Beschluss, einen »Gedenkort<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der NS-›Euthanasie‹-Morde« zu errichten. Daraufhin<br />
schreibt das Land Berlin, gemeinsam mit der Fachkommission<br />
»Kunst im Stadtraum«, der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung<br />
und Umwelt sowie dem Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> Kultur<br />
und Me<strong>die</strong>n, einen Gestaltungswettbewerb »Gedenk- und Informationsort<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen ›Euthanasie‹-<br />
Morde am Ort der Planungszentrale, Tiergartenstraße 4 in Berlin«<br />
aus. Die Aufgabe des Gestaltungswettbewerbs besteht darin, am<br />
historischen Ort der Planungszentrale über <strong>die</strong> nationalsozialistischen<br />
Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit<br />
zusammenhängende Verbrechen zu informieren. Der zukünftige<br />
Gedenkort soll von der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> zusammen mit der<br />
<strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors betreut werden.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
9<br />
17. November 2011<br />
Knapp 1.800 Gedenkblätter <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gedenkstätte Yad Vashem können<br />
<strong>die</strong> Vorsitzende des Förderkreises, Lea Rosh, und der Direktor<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong>, Uwe Neumärker, dem Gesandten der Israelischen<br />
Botschaft überreichen.<br />
17. November 2011<br />
Jean-Claude Juncker, Vorsitzender der Euro-Gruppe und Premierminister<br />
von Luxemburg, wird von Uwe Neumärker, Direktor der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong>, durch <strong>die</strong> unterirdisch gelegenen Ausstellungsräume<br />
des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s geführt.<br />
25. November 2011<br />
70 Jahre nach der Erschießung von mehr als 1.000 Berliner <strong>Juden</strong> im<br />
litauischen Kaunas wird im IX. Fort ein Gedenkstein zur Erinnerung<br />
an <strong>die</strong> Opfer eingeweiht. Er wird vom deutschen Botschafter in Litauen,<br />
der Direktorin der Gedenkstätte IX. Fort, der Vorsitzenden<br />
der jüdischen Gemeinde zu Kaunas, Dr. Hermann Simon als Vertreter<br />
des Landes Berlin und Uwe Neumärker, Direktor der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>, enthüllt.<br />
7. Dezember 2011<br />
Die Ausstellung »Das unbekannte Vernichtungslager Kulmhof am<br />
Ner – Geschichte und Erinnerung« wird in der Rotunde des Centrum<br />
Judaicum eröffnet. Sie wurde gemeinsam von der Association T4<br />
Research Team, dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst,<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong>, der <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum<br />
Judaicum und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin konzipiert.<br />
26. Januar 2012<br />
Im <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen<br />
wird ein neuer Film präsentiert. Dr. Klaus Müller, Jurymitglied<br />
und Europarepräsentant des USHMM (United States Holocaust Memorial),<br />
gibt eine Einführung zum Film. Nach den Dankworten der<br />
Künstler Gerald Backhaus, Bernd Fischer und Ibrahim Gülnar findet<br />
eine Kranzniederlegung am <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen statt.<br />
29. März 2012<br />
Unter dem Titel »Jugend im Schatten des Holocaust. Von Kowno<br />
nach Palästina« findet ein Zeitzeugengespräch mit Solly Ganor und<br />
Zwi Katz im Ort der Information statt. Die Veranstaltung ist in Kooperation<br />
mit dem Nordost-Institut (IKGN e.V.) entstanden.<br />
19. April 2012<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> stellte in<br />
der britischen Botschaft Jack Kagans Buch »Freiheit, Krieg und Rache.<br />
Überleben bei den jüdischen Partisanen« der Öffentlichkeit vor.<br />
Der Schauspieler Franz Dinda liest bewegende Passagen aus dem<br />
Buch vor. Der Britische Botschafter, S.E. Simon McDonald, und Uwe<br />
Neumärker, Direktor der <strong>Stiftung</strong>, richten Grußworte an <strong>die</strong> Gäste.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
10<br />
21. Juni 2012<br />
Im neu eingeweihten Militärhistorischen Museum der Bundeswehr<br />
findet <strong>die</strong> feierliche Eröffnung der Wanderausstellung »Was damals<br />
Recht war… « statt. Erstmals in der fünfjährigen Geschichte der<br />
Wanderausstellung wird sie von einer Dienststelle der Bundeswehr<br />
präsentiert. Am Ort eines früheren Kriegsgerichtes bekommt sie in<br />
Dresden damit eine ganz besondere Bedeutung.<br />
23. Juni 2012<br />
Anlässlich des Christopher-Street-Days wird der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> vom CSD-Verein Berlin der Preis<br />
<strong>für</strong> Zivilcourage verliehen. Der Direktor der <strong>Stiftung</strong>, Uwe Neumärker,<br />
nimmt <strong>die</strong> Auszeichnung während der CSD-Abschlusskundgebung<br />
persönlich entgegen. Für <strong>die</strong> homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus<br />
fand im Rahmen des CSD eine Gedenkstunde am <strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen statt.<br />
18. September 2012<br />
Die Jugendwebseite »Du bist anders?« der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> wird mit einer Pressekonferenz und<br />
zwei Workshops <strong>für</strong> Multiplikatoren offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Die Internetseite ist eine Online-Ausstellung über Jugendliche<br />
aus ganz Europa, <strong>die</strong> in der Zeit des Nationalsozialismus als<br />
»anders« ausgegrenzt und verfolgt wurden.<br />
24. Oktober 2012<br />
Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und<br />
Roma <strong>Europas</strong> wird feierlich eingeweiht. An der Zeremonie am<br />
Rande des Tiergartens gegenüber dem Reichstag nahmen neben<br />
zahlreichen Überlebenden auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,<br />
Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Prof. Dr.<br />
Norbert Lammert teil.<br />
25. Januar 2013<br />
Anlässlich des Gedenktages an <strong>die</strong> Opfer des Nationalsozialismus<br />
besucht Bundespräsident Joachim Gauck das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Zusammen mit dem Holocaust-Überlebenden<br />
Naftali Fürst und dessen Familie wird Gauck von Lea Rosh<br />
sowie dem Direktor der <strong>Stiftung</strong>, Uwe Neumärker, durch <strong>die</strong> unterirdisch<br />
gelegene Ausstellung im Ort der Information geführt. Anschließend<br />
spricht Naftali Fürst mit Joachim Gauck und Schülern<br />
der 10. Klasse der 2. Gemeinschaftsschule Marzahn-Hellersdorf über<br />
sein Leben und seine Verfolgungsgeschichte.<br />
27. Januar 2013<br />
Die Wanderausstellung »›Was damals Recht war…‹ – Soldaten und<br />
Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« wird in der Gedenkstätte<br />
Buchenwald, im Rahmen der Gedenkveranstaltung anlässlich des<br />
Internationalen Holocaust-Gedenktages, eröffnet.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
11<br />
9. April 2013<br />
Im Rahmen des Themenjahres 2013 »Zerstörte Vielfalt« singt der<br />
Film- und Bühnenstar Dagmar Manzel in Erinnerung an <strong>die</strong> Vertreibung<br />
des Komponisten Werner R. Heymann in der Komischen<br />
Oper Berlin Heymann-Chansons. Das Gedenkkonzert des Landes<br />
Berlin in Zusammenarbeit mit der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und der Komischen Oper Berlin feierte das<br />
Wirken Heymanns, der auf den Tag genau vor 80 Jahren Deutschland<br />
aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlassen musste.<br />
2. Mai 2013<br />
Die Schauspielerin Claudia Michelsen liest in der amerikanischen<br />
Botschaft aus dem Buch »Ich sang um mein Leben. Erinnerungen<br />
an Rachov, Auschwitz und den Neubeginn in Amerika«, das von<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> herausgegeben<br />
wurde und dem Lebensweg der Holocaust-Überlebenden<br />
Judith Schneiderman gewidmet ist.<br />
7. Mai 2013<br />
Die Wanderausstellung »›Was damals Recht war…‹ – Soldaten<br />
und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« wird im Staatsarchiv<br />
Ludwigsburg durch den Leiter Dr. Peter Müller eröffnet. Ludwigsburg<br />
ist bisher <strong>die</strong> 31. Station der Wanderausstellung.<br />
19. Juni 2013<br />
Michelle Obama besucht in Begleitung ihrer beiden Töchter Malia<br />
und Sasha sowie Auma Obama das Stelenfeld des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Uwe Neumärker, Direktor der <strong>Stiftung</strong>,<br />
führte <strong>die</strong> Gattin des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika<br />
und ihre Kinder durch das von dem amerikanischen Architekten<br />
Peter Eisenman entworfene <strong>Denkmal</strong>.<br />
21. Juni 2013<br />
Die Ausstellung »Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht« wird<br />
im Kölner NS-Dokumentationszentrum eröffnet. Dort ist sie bis zum<br />
13. Oktober zu sehen.<br />
8. Juli 2013<br />
Kulturstaatsminister Bernd Neumann vollzieht symbolisch den<br />
Baustart des Gedenk- und Informationsortes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen<br />
»Euthanasie«-Morde am Ort der Planungszentrale,<br />
Tiergartenstraße 4 in Berlin. Bei der Veranstaltung am zukünftigen<br />
Standort des Erinnerungszeichens sprachen neben Staatsminister<br />
Bernd Neumann auch <strong>die</strong> Berliner Senatorin <strong>für</strong> Arbeit, Integration<br />
und Frauen, Dilek Kolat, und Sigrid Falkenstein, Initiatorin<br />
des Runden Tisches »Überlegungen zum Umgestaltung des ›T4‹-<br />
Gedenkortes«. Die Eröffnung des Gedenk- und Informationsortes ist<br />
<strong>für</strong> Herbst 2014 geplant.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
12<br />
2. Arbeit der <strong>Stiftung</strong><br />
Nach der Fertigstellung der Dauerausstellung im Ort der Information<br />
und der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
im Mai 2005 haben sich <strong>die</strong> täglichen Aufgaben der <strong>Stiftung</strong><br />
verändert. Neben einer Vielzahl von Anfragen seitens der Besucher<br />
werden einerseits Teile der Dauerausstellung – wie der Raum der<br />
Namen, der Raum der Orte und das Gedenkstättenportal – erweitert,<br />
andererseits widmen sich <strong>die</strong> Mitarbeiter Projekten, <strong>die</strong> dem<br />
<strong>Stiftung</strong>sauftrag – Beitrag zur Würdigung aller Opfer des Nationalsozialismus<br />
– entsprechen. Sie führt Sonderausstellungen, Vortragsund<br />
Seminarveranstaltungen durch und erstellt begleitende Publikationen.<br />
2.1. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> im Zentrum Berlins<br />
ist <strong>die</strong> zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands, ein Ort<br />
der Erinnerung und des Gedenkens an <strong>die</strong> bis zu sechs Millionen<br />
jüdischen Opfer des Holocaust. Das zwischen Brandenburger Tor<br />
und Potsdamer Platz gelegene <strong>Denkmal</strong> besteht aus dem von Peter<br />
Eisenman entworfenen Stelenfeld und dem unterirdisch gelegenen<br />
Ort der Information. Der Eintritt ist frei.<br />
Die Ausstellung im Ort der Information dokumentiert <strong>die</strong> Verfolgung<br />
und Vernichtung der <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und <strong>die</strong> historischen Stätten<br />
der Verbrechen. Sie wird jährlich von fast einer halben Million<br />
Gäste besucht.<br />
Öffnungszeiten: Das Stelenfeld ist Tag und Nacht frei zugänglich. Die<br />
Ausstellung im Ort der Information ist von April bis September von<br />
10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet (letzter Einlass 19.15 Uhr). Von Oktober<br />
bis März kann sie von 10.00 bis 19.00 Uhr besichtigt werden (letzter<br />
Einlass 18.15 Uhr). Montags ist der Ort der Information geschlossen.<br />
Weitere Schließtage sind der 1. Januar und der 24. bis 26. Dezember.<br />
Am 31. Dezember ist <strong>die</strong> Ausstellung ab 16 Uhr geschlossen.<br />
Lage: Cora-Berliner-Straße 1, 10117 Berlin<br />
Geschichte des Geländes des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s<br />
Das Gelände des <strong>Denkmal</strong>s befindet sich am Rande des Großen<br />
Tiergartens, zwischen Ebert- und Wilhelmstraße. Die planmäßige<br />
Anlegung und Parzellierung <strong>die</strong>ses Teils Berlins geht auf <strong>die</strong> erste<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück: Damals entstanden in <strong>die</strong>sem<br />
Abschnitt der Wilhelmstraße sieben Palais bzw. palaisartige Wohngebäude,<br />
zu denen jeweils ein streifenförmiger Garten gehörte. Im<br />
Laufe des 19. Jahrhunderts siedelten sich dort staatliche Instanzen<br />
und Ministerien Preußens, später des Deutschen Reiches an: Die<br />
Wilhelmstraße avancierte zur preußisch-deutschen Machtzentrale,<br />
und <strong>die</strong> hinter den Gebäuden gelegenen Grundstücke wurden zu<br />
Ministergärten.<br />
Im nördlichen Teil <strong>die</strong>ses Bereiches, zwischen der Behrenstraße und<br />
der Hannah-Arendt-Straße, liegt das Gelände des <strong>Denkmal</strong>s. Bis<br />
1945 befanden sich dort <strong>die</strong> Gärten der Anwesen Wilhelmstraße 72<br />
und 73.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
13<br />
Das Gebäude und das Grundstück Wilhelmstraße 72 gehörten zunächst<br />
Gerichtspräsident Hans Christoph von Görne und kamen Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Preußischen Königs, bis<br />
das Reich sie 1919 aus dem Besitz der Hohenzollern erwarb. Im Jahr<br />
darauf zog hier das neugegründete Reichsernährungsministerium<br />
ein, das dort seinen Sitz bis zur Zerstörung im Februar 1945 behielt.<br />
1937 ließ sich Reichspropagandaminister Joseph Goebbels auf dem<br />
Grundstück eine Dienstvilla errichten; drei Jahre später folgte ein<br />
Bunker. Die Trümmer des Gebäudes wurden nach 1945 beseitigt;<br />
der Bunker blieb allerdings erhalten.<br />
Die Wilhelmstraße 73 war durch den Bau des Gräflich Sackenschen<br />
Palais geprägt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde <strong>die</strong>ser Bau samt<br />
Garten von König Friedrich Wilhelm IV. gekauft und <strong>die</strong>nte bis zum<br />
Ende der Monarchie als Ministerium des Königlichen Hauses. Nachdem<br />
das Reich 1919 auch <strong>die</strong>se Immobilie erworben hatte, richtete<br />
es hier den Dienstsitz mit Wohnung <strong>für</strong> das neugeschaffene Amt des<br />
Reichspräsidenten ein. Ab 1938 noch durch Reichsaußenminister<br />
Joachim von Ribbentrop genutzt, brannte das Palais in Folge von<br />
Bombenangriffen im Frühjahr 1945 aus.<br />
Die Ruinen der Gebäude der Wilhelmstraße 71 und 72 wurden zu<br />
Beginn der 1960er Jahre abgetragen. Die Gärten verschwanden<br />
mit dem Bau der Berliner Mauer durch <strong>die</strong> DDR im Jahre 1961 und<br />
wurden Teil des späteren »Todesstreifens«. Von 1987 bis 1990 entstand<br />
an der Wilhelmstraße (damals Otto-Grotewohl-Straße) eine<br />
»Wohnanlage in Sonderplatte«. Nach Abbau der Grenzanlagen der<br />
DDR 1989/90 lag das Gelände der früheren Ministergärten brach,<br />
bis es zum Standort <strong>für</strong> das zentrale Holocaust-<strong>Denkmal</strong> ausgewählt<br />
wurde.<br />
Der Architekt Peter Eisenman<br />
Peter Eisenman wurde 1932 in Newark, New Jersey, geboren. Er<br />
stu<strong>die</strong>rte von 1951 bis 1955 Architektur an der Cornell University,<br />
Ithaca, anschließend an der Columbia University, New York, und<br />
schloss seine akademische Ausbildung 1963 mit einer Doktorarbeit<br />
über Entwurfstheorie ab.<br />
Ab 1957/58 arbeitete er in verschiedenen Architekturbüros unter<br />
anderem in Walter Gropius’ Büro »The Architects Cooperative«. Seit<br />
1960 lehrte Peter Eisenman Architektur, beispielsweise an der Princeton<br />
University, New Jersey, an der Cambridge University, Massachusetts,<br />
und an der New Yorker Cooper Union School, wo er zusammen<br />
mit John Hejduk unterrichtete. Von 1967 bis 1982 leitete<br />
er das »Institute for Architecture and Urban Stu<strong>die</strong>s«. Er war Professor<br />
<strong>für</strong> Architektur an der University of Maryland (1978), an der<br />
Harvard University (1982–1985), an der Cooper Union School, New<br />
York City, und an der Ohio State University. In seiner ersten beruflichen<br />
Phase arbeitete er zusammen mit Charles Gwathmay, John<br />
Hejduk, Michael Graves und Richard Meier in der Architekturgruppe<br />
»The New York Five«. An den Arbeiten, <strong>die</strong> zu <strong>die</strong>ser Zeit entstanden<br />
und in gesonderten Publikationen veröffentlicht sind, hat Eisenman<br />
seine entwurfstheoretischen Grundsätze entwickelt. Anfang
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
14<br />
der 1980er Jahre gründete Eisenman ein eigenes Architekturbüro<br />
in New York und hat seitdem eine Anzahl bedeutender und breit<br />
gefächerter Entwürfe realisiert. In <strong>die</strong>se Phase fällt auch sein vielbeachteter<br />
Entwurf <strong>für</strong> das Wohn- und Geschäftshaus an der Koch-/<br />
Ecke Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg (heute: Berliner Mauer-Museum)<br />
im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin 1987<br />
(IBA). Besonders bemerkenswert ist <strong>die</strong> Sequenz von Kulturbauten<br />
in den USA (Wexner Center for the Visual Arts and Fine Arts Library<br />
und Greater Columbus Convention Center in Columbus/Ohio, sowie<br />
Aronoff Center for Design and Art, Cincinnati/Ohio), <strong>die</strong> in den achtziger<br />
und neunziger Jahren entstanden. Ein weiteres, 1990 realisiertes<br />
Projekt, ist das Hauptquartier der Koizumi Sangyo Corporation<br />
in Tokio.<br />
Seit 1999 hat Eisenman einige international stark beachtete Wettbewerbserfolge<br />
verzeichnen können. Im Juni 1999 erhielt sein Projekt<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> städtebauliche Neuordnung des Hafengeländes in West-<br />
Manhattan einen angesehenen Architekturpreis in den USA. Im<br />
Dezember 1999 gewann er in einem internationalen Wettbewerb<br />
den 1. Preis <strong>für</strong> seinen Entwurf einer unter anderem aus Museum,<br />
Bibliothek und Opernhaus bestehenden Kulturstadt in Santiago de<br />
Compostela (Spanien), der seit 2002 realisiert wird. Ein weiteres Projekt<br />
war ein Footballstadion <strong>für</strong> 68.000 Zuschauer in Phoenix, Arizona,<br />
das 2006 eröffnet wurde.<br />
Seit seinen ersten publizistischen Erfahrungen als Mitherausgeber<br />
der architektur-theoretischen Zeitschrift »Oppositions« hat sich Peter<br />
Eisenman kontinuierlich als Publizist, aber auch als akademischer<br />
Lehrer mit grundsätzlichen Fragen der Architektur und der Gestaltung<br />
befasst. Er ist Inhaber der Louis-Kahn-Professur <strong>für</strong> Architektur<br />
an der Yale University und Gastprofessor an der Princeton University.<br />
Für sein Lebenswerk erhielt er 2004 den Goldenen Löwen der<br />
Architektur-Biennale in Venedig.<br />
Die beeindruckende Reihe der von ihm vorgelegten Publikationen,<br />
ebenso wie seine zahlreichen internationalen akademischen Aktivitäten,<br />
Vorträge und Ehrungen, machen ihn zu einer der interessantesten<br />
Architektenpersönlichkeiten der Gegenwart. In seinen<br />
Schriften setzt sich Eisenman immer wieder mit dem geschichtlichen<br />
Gehalt des Projekts der Moderne auseinander. Innerhalb <strong>die</strong>ser Beschäftigung<br />
mit philosophischen Fragen und Grundhaltungen ragt<br />
vor allem Eisenmans Auseinandersetzung mit dem französischen<br />
Philosophen Jacques Derrida hervor. Ein kontinuierliches Thema der<br />
reflexiven Tätigkeit Eisenmans ist seine These einer Architektur der<br />
Erinnerung, aus der er das Postulat einer ortsbezogenen oder textuellen<br />
Architektur ableitet, <strong>die</strong> dem Nutzer eine einzigartige, medial<br />
nicht vermittelbare Erfahrung von Raum und Zeit ermöglicht. Angesichts<br />
der heute immer deutlicher werdenden Dichotomie zwischen<br />
Modernität und Fundamentalismus und der Dichotomie zwischen<br />
Bild und Realität muss auch <strong>die</strong> Rolle der Architektur nach Auffassung<br />
von Eisenman neu gedacht werden, wenn sie im Kampf der<br />
Symbole und Inszenierungen bestehen und eine kritische Funktion<br />
behalten soll.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
15<br />
Zahlen zum Holocaust-<strong>Denkmal</strong><br />
Stelenfeld<br />
Größe des Stelenfelds<br />
19.073 m² (entspricht knapp zwei Fußballfeldern nach Bundesligastandard)<br />
Abmessungen der Stelen<br />
0,95 m Breite, 2,38 m Länge,<br />
Höhen von 0 bis 4,7 m<br />
Neigungen von 0,5° bis 2°<br />
Zahl der montierten Stelen<br />
2.711 Stelen aus hochwertigem Beton<br />
(selbstverdichtender Beton SVB)<br />
davon<br />
83 Stelen mit Höhen über 4,5 m<br />
220 Stelen mit Höhen von 4 bis 4,5 m<br />
249 Stelen mit Höhen von 3,5 bis 4 m<br />
320 Stelen mit Höhen von 3 bis 3,5 m<br />
232 Stelen mit Höhen von 2,5 bis 3 m<br />
259 Stelen mit Höhen von 2 bis 2,5 m<br />
400 Stelen mit Höhen von 1,5 bis 2 m<br />
469 Stelen mit Höhen von 1 bis 1,5 m<br />
334 Stelen mit Höhen von 0,5 bis 1 m<br />
33 Stelen mit Höhen bis 0,5 m<br />
sowie<br />
112 ebenerdige Stelenplatten<br />
(meist im Straßenland verlegt)<br />
Aufstellung der Stelen<br />
in 54 Nord-Süd-Achsen und in 87 Ost- West-Achsen<br />
Gewicht der größten, 4,7 m hohen Stele<br />
ca. 16 t<br />
Durchschnittliches Gewicht einer Stele<br />
ca. 8 t<br />
Größe der gepflasterten Fläche<br />
ca. 13.100 m²<br />
Pflastermaterial<br />
Betonwerkstein in Sonderanfertigung (Größe 10 x 10 cm)
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
16<br />
Beleuchtung des Stelenfelds<br />
180 ebenerdig im Pflaster verlegte Beleuchtungskörper<br />
(2,38 m lang, 0,10 m breit)<br />
Zugang <strong>für</strong> Behinderte, v. a. Rollstuhlfahrer<br />
13 Wegeachsen mit einem Gefälle von max. 8 %, markiert mit<br />
rillierten Pflastersteinen und mit gußeisernen Bodenpiktogrammen<br />
(Rollstuhlsymbol) an der Grenze zum öffentlichen Gehweg<br />
Baumpflanzungen im Stelenfeld<br />
41 Bäume an der Westseite zur Ebertstraße<br />
davon<br />
11 Geweihbäume (Gymnocladus dioica)<br />
8 Aralien (Aralia spinosa)<br />
7 Schwarzkiefern (Pinus nigra)<br />
7 Linden (Tilia vulgaris)<br />
5 Maiglöckchenbäume (Halesia carolina)<br />
3 Felsenbirnen (Amelanchier laevis)<br />
Ort der Information<br />
Bruttogrundfläche<br />
2.116 m² mit Innen- und Außenwänden,<br />
Treppen und Technikräumen<br />
davon<br />
778 m² Ausstellungsräume<br />
106 m² Vortragsräume<br />
46 m² Buchladen<br />
166 m² Büroräume, Rezeption und Garderobe<br />
Finanzen<br />
Bausumme<br />
27,6 Mio. Euro aus Mitteln des Bundeshaushalts<br />
davon<br />
13,9 Mio. Euro <strong>für</strong> den Bau des Stelenfelds<br />
10,3 Mio. Euro <strong>für</strong> den Bau des Orts der Information<br />
1,1 Mio. Euro allgemeine Baukosten<br />
sowie<br />
2,3 Mio. Euro <strong>für</strong> den Ausstellungsbau und <strong>die</strong><br />
Erstausstattung des Orts der Information
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
17<br />
Die Ausstellung im Ort der Information<br />
Der unter dem Stelenfeld gelegene Ort der Information dokumentiert<br />
<strong>die</strong> Verfolgung und Vernichtung der <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und <strong>die</strong><br />
historischen Stätten der Verbrechen. Im Zentrum der Ausstellung<br />
stehen <strong>die</strong> Personalisierung der Opfer und <strong>die</strong> geographische Dimension<br />
des Holocaust.<br />
Das gestalterische Konzept <strong>für</strong> den Ort der Information<br />
Kurzbiographie Dagmar von Wilcken<br />
Dagmar von Wilcken, geboren 1958, Studium des<br />
Objektdesigns und der Visuellen Kommunikation, 1987<br />
Diplom an der Hochschule der Künste in Berlin, freiberuflich<br />
tätig als Ausstellungsgestalterin, 1995 bis 2004 Gestaltung<br />
der Dauerausstellung »Spuren des Unrechts« <strong>für</strong> das<br />
Dokumentations- und Informationszentrum DIZ Torgau,<br />
zahlreiche Aufträge durch <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> »Neue Synagoge<br />
– Centrum Judaicum Berlin«, darunter <strong>die</strong> Ausstellung<br />
»<strong>Juden</strong> in Berlin – 1938 bis 1945«, 2001 bis 2005 gestalterisches<br />
Gesamtkonzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausstellung im Ort der<br />
Information und 2006/07 <strong>die</strong> Wanderausstellung »›Was<br />
damals Recht war ...‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten<br />
der Wehrmacht«.<br />
Bei der Gestaltung der Ausstellungsräume beabsichtigte Dagmar<br />
von Wilcken, das inhaltliche Konzept in architektonische Vorgaben<br />
einzubinden, um so eine ästhetische Einheit beider Elemente zu erreichen.<br />
Im Ort der Information finden <strong>die</strong> Stelen des <strong>Denkmal</strong>s eine formale<br />
Fortsetzung, verlassen hier jedoch ihre abstrakte Ebene und <strong>die</strong>nen<br />
als Informationsträger. Das Raster und <strong>die</strong> Formensprache des<br />
Stelenfeldes werden zitiert, indem ihre ursprüngliche Erscheinung<br />
in abgewandelter Form aufgegriffen und variiert wird. In jedem der<br />
vier Ausstellungsräume sieht <strong>die</strong>se Metamorphose anders aus. So<br />
wird verdeutlicht, dass sich <strong>die</strong> Besucher an einem unverwechselbaren<br />
Ort befinden, nämlich unterhalb des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Durch <strong>die</strong> Funktionswandlung der Stele zum<br />
Informationsträger entsteht ein formales Bindeglied zwischen dem<br />
Stelenfeld und dem Ort der Information, eine Überleitung von der<br />
abstrakten Ebene zur Ebene der konkreten Inhalte.<br />
Im ersten Ausstellungsraum werden Zitate aus Selbstzeugnissen<br />
der Opfer und <strong>die</strong> Darstellung der europäischen Dimension des Holocaust<br />
gezeigt. Die Zitate sind auf Glasplatten lesbar, <strong>die</strong> im Boden<br />
eingelassen sind und von unten beleuchtet werden. Jede <strong>die</strong>ser<br />
Glasplatten »spiegelt« in Größe und Platzierung eine oberirdische<br />
Stele im Boden wider – als virtuelle Fortsetzung des oberirdischen<br />
Stelenfeldes.<br />
Im zweiten Raum »durchdringen« <strong>die</strong> Stelen des Feldes den Ort der<br />
Information von oben. Auf ihnen werden 15 Lebensgeschichten –<br />
stellvertretend <strong>für</strong> das Schicksal vieler jüdisch-europäischer Familien<br />
– gezeigt. Die Stelen, <strong>die</strong> scheinbar durch <strong>die</strong> Decke in den Ort<br />
der Information bis auf eine Höhe von 0,70 m hineinragen, werden<br />
ihrerseits wieder von <strong>die</strong>sen individuellen Lebensgeschichten<br />
durchdrungen. Die Hinterleuchtung der Exponate erhellt den Raum.<br />
Zusätzlich wirft jede hängende Stele Licht in ihrer Grundrissform<br />
auf den Boden und reflektiert es indirekt in den Raum.<br />
Der dritte Raum, der Raum der Namen, ist bis auf drei Sitzbänke leer.<br />
Hier wird im Gegensatz zu den anderen drei Themenräumen das Raster<br />
des Stelenfeldes nur durch das Format und <strong>die</strong> Platzierung von<br />
Sitzbänken zitiert.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
18<br />
Im letzten der vier Themenräume, im Raum der Orte, dringen <strong>die</strong><br />
Stelen aus den Wänden heraus auf den Ausstellungsbesucher zu.<br />
Im Zentrum steht <strong>die</strong> geographische Dimension des Holocaust. Die<br />
Breitseiten der Kuben <strong>die</strong>nen als Projektionsflächen <strong>für</strong> historisches<br />
Film- und Fotomaterial.<br />
Der Auftakt<br />
Der Weg zum ersten Ausstellungsraum führt durch <strong>die</strong> Foyers 1 und<br />
2. Hier erhalten <strong>die</strong> Besucher Grundinformationen zum historischen<br />
Kontext (1933 bis 1945), um <strong>die</strong> Inhalte der vier Themenräume einordnen<br />
zu können. Die wichtigsten Ereignisse <strong>die</strong>ser Jahre werden<br />
in Form eines horizontal angelegten Text-Bild-Streifens entlang der<br />
westlichen Wand veranschaulicht.<br />
Von der Stirnwand des Foyers blicken den Ausstellungsbesuchern<br />
sechs großformatige Gesichter entgegen. Diese Porträts repräsentieren<br />
<strong>die</strong> sechs Millionen jüdischen Opfer – als Resultat der vorab<br />
geschilderten politischen Ereignisse. Jedes Bild vertritt eine spezifische<br />
Geschlechts- und Altersgruppe: Männer und Frauen, Kinder,<br />
Erwachsene und Alte.<br />
Die Inhalte der vier Themenräume<br />
Raum der Dimensionen (Raum 1)<br />
Im ersten Ausstellungsraum wird <strong>die</strong> europäische Dimension des<br />
Holocaust durch ein umlaufendes Band der jüdischen Opferzahlen<br />
aller Länder unter nationalsozialistischer Herrschaft (nach den<br />
Grenzen von 1937) und exemplarische Zitate aus Selbstzeugnissen<br />
Verfolgter verdeutlicht.<br />
Von den meisten der in <strong>die</strong> Vernichtung deportierten Menschen<br />
sind keine Spuren geblieben. Zwischen 5,4 und knapp 6 Millionen<br />
<strong>Juden</strong> sind im nationalsozialistisch beherrschten Europa ermordet<br />
worden. Die Zahlenspanne beruht auf Dokumenten der Täter und<br />
statistischen Erhebungen der damals 20, heute 28 europäischen<br />
Staaten, aus denen <strong>die</strong> Ermordeten stammten. Auch <strong>die</strong>se Überlieferung<br />
ist lückenhaft. Mit Absicht haben <strong>die</strong> Täter Hinweise auf<br />
<strong>die</strong> Ermordeten und ihre Lebenszusammenhänge beseitigt; Dokumente<br />
sind zerstört worden oder im Krieg verloren gegangen.<br />
Nur wenige der <strong>ermordeten</strong> jüdischen Kinder, Frauen und Männer<br />
haben Zeugnisse ihres persönlichen Leidens hinterlassen können:<br />
entstanden in großer Not und teilweise in den letzten Augenblicken<br />
vor dem Tod geschrieben. Die Angehörigen und <strong>die</strong> Welt sollten<br />
erfahren, was mit ihnen geschah. Die oft nur in Bruchstücken erhaltenen<br />
Tagebücher, Abschiedsbriefe oder Notizen werfen heute<br />
Schlaglichter auf ihre Erfahrungen, Gefühle und ihr Handeln angesichts<br />
von Gewalt und tödlicher Bedrohung.<br />
So schreibt zum Beispiel eine Frau mit Vornamen Fela am 27. Januar<br />
1942 aus dem Ghetto Kutno im besetzten Polen eine Postkarte an<br />
ihre Familie im Warschauer Ghetto:
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
19<br />
»Meine Lieben! Ich habe schon eine Karte an euch geschrieben über<br />
das Schicksal, das uns getroffen hat. Sie bringen uns nach Chelmno<br />
und vergasen uns. Dort liegen schon 25.000 <strong>Juden</strong>. Das Gemetzel<br />
geht weiter. ›Habt ihr denn kein Erbarmen mit uns?‹ Natan, das<br />
Kind, Mutter und ich haben uns gerettet, sonst niemand. Ich weiß<br />
nicht, was mit uns weiter sein wird, ich habe keine Lebenskraft mehr.<br />
Wenn Tante Bronia schreibt, dann schreibt ihr über alles. Ich grüße<br />
euch herzlich, Fela«<br />
Quelle: Żydowski Instytut Historyczny – Instytut Naukowo-Badawczy, Warschau<br />
Die kommunistische Untergrundzeitung »Morgnfrajhajt« veröffentlichte<br />
den Wortlaut von Felas Nachricht am 9. Februar 1942. Es war<br />
eine der ersten Nachrichten über <strong>die</strong> Massenmorde durch Giftgas.<br />
Das weitere Schicksal Felas ist nicht bekannt.<br />
Eine weitere Notiz, <strong>die</strong> von einem sowjetischen Soldaten in Byten<br />
nahe Baranowicze in Ostpolen (heute Weißrussland) gefunden<br />
wurde, berichtet von der Todesangst der zwölfjährigen Judith<br />
Wischnjatskaja.<br />
»31. Juli 1942 – Lieber Vater! Vor dem Tod nehme ich Abschied von<br />
dir. Wir möchten so gerne leben, doch man lässt uns nicht, wir werden<br />
umkommen. Ich habe solche Angst vor <strong>die</strong>sem Tod, denn <strong>die</strong><br />
kleinen Kinder werden lebend in <strong>die</strong> Grube geworfen. Auf Wiedersehen<br />
<strong>für</strong> immer. Ich küsse dich inniglich. Deine J.«<br />
Quelle: Yad Vashem, Jerusalem<br />
In den nur teilweise erhaltenen Aufzeichnungen von Lejb Langfus<br />
(um 1910 bis 1944) sind <strong>die</strong> Zustände in den Deportationszügen beschrieben<br />
worden.<br />
»Die zusammengepresste Menschenmasse (...) konnte wegen des<br />
großen Gedränges <strong>die</strong> Menschen in der (...) Luft hängend halten;<br />
dreißig Stunden lang ermöglichte das ihnen, auf den [Beinen] zu<br />
stehen. Keine Unterhaltungen, keine Diskussionen wurden unterwegs<br />
(...) geführt. Alle waren nur halb bei Sinnen vor Müdigkeit und<br />
Erschöpfung. Diese Enge drückte den [Stempel] der Ermüdung und<br />
Entkräftung allen auf [und] trug [im entscheidenden] Augenblick<br />
den Sieg über den Geist davon. Ein einziges Mal wurde <strong>die</strong> Tür des<br />
Waggons geöffnet; es kamen zwei Gendarmen herein, <strong>die</strong> auf dem<br />
Tauschwege <strong>für</strong> Eheringe, <strong>die</strong> ihnen von den Frauen gegeben wurden,<br />
<strong>die</strong>sen erlaubten, etwas zu trinken.«<br />
Quelle: Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau, Oświęcim<br />
Der Rabbiner Lejb Langfus wurde aus dem Ghetto Maków Mazowiecki<br />
(Polen) Ende 1942 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und zur<br />
Arbeit im Krematorium gezwungen. Am 26. November 1944 wurde er<br />
mit hundert weiteren Häftlingen aus <strong>die</strong>sem Kommando ermordet.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
20<br />
Raum der Familien (Raum 2)<br />
Anhand von 15 jüdischen Familienschicksalen werden in <strong>die</strong>sem<br />
Raum unterschiedliche soziale, nationale, kulturelle und religiöse<br />
Lebenswelten dargestellt. Dadurch wird der Kontrast zwischen dem<br />
Leben vor, während und nach der Verfolgung, <strong>die</strong> Zerstörung <strong>die</strong>ser<br />
Kultur sowie der damit verbundene Verlust veranschaulicht. Fotos<br />
und persönliche Dokumente berichten von Auflösung, Vertreibung<br />
und Vernichtung <strong>die</strong>ser Familien und ihrer Mitglieder.<br />
Die Geschichten jüdischer Familien spiegeln <strong>die</strong> Vielfalt der Lebenswelten<br />
der europäischen <strong>Juden</strong> vor dem Holocaust. In der Familie<br />
wurden religiöse Traditionen gepflegt und weitergegeben. Die hier<br />
gezeigten Geschichten machen aber auch den Wandel deutlich, den<br />
<strong>die</strong> europäischen <strong>Juden</strong> seit dem Erstarken religiöser und politischer<br />
Reformbewegungen im 19. Jahrhundert durchliefen. Die Veränderungen<br />
zwischen den Generationen sind in den ausgestellten Porträts<br />
deutlich erkennbar. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus<br />
in den 1930er Jahren bot <strong>die</strong> Familie – neben der jüdischen<br />
Gemeinde – einen wichtigen Rückhalt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verfolgten. Die deutsche<br />
Besatzungsherrschaft in großen Teilen <strong>Europas</strong> riss nahezu alle<br />
familiären Verbindungen auseinander. Die wenigen Überlebenden<br />
haben häufig ihre gesamte Verwandtschaft verloren. Ihre Lebenswelt<br />
und ihr kulturelles Umfeld waren ausgelöscht. Im Gegensatz<br />
zu den hier ausgestellten Familiengeschichten blieben häufig nicht<br />
einmal einzelne Photographien erhalten.<br />
Familie Haberman<br />
So steht zum Beispiel <strong>die</strong> Familiengeschichte der Habermans <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
jüdische Geschichte in Galizien, einst ärmste Provinz Österreich-<br />
Ungarns, ab 1918 wieder Teil Polens. Die Familie lebte in Boryslaw,<br />
einem Zentrum der Erdölförderung. Die Habermans betrieben dort<br />
ein Getreidegeschäft. Der Sohn Joseph gehörte der zionistischen<br />
Jugendgruppe Hashomer Hatzair an.<br />
Im Sommer 1941 geriet <strong>die</strong> Stadt unter deutsche Besatzung. Wie in<br />
ganz Galizien errichtete <strong>die</strong> SS auch in Boryslaw ein Terrorsystem.<br />
Im August 1942 wurden <strong>die</strong> Habermans auseinander gerissen. Die<br />
Mutter starb mit zehntausenden anderen <strong>Juden</strong> aus der Region im<br />
Vernichtungslager Belzec. Der Vater Fischel und <strong>die</strong> Kinder wurden<br />
in einem Zwangsarbeiterlager der kriegswichtigen Erdölindustrie<br />
interniert. Immer wieder führte <strong>die</strong> SS Massenerschießungen, sogenannte<br />
Aktionen, durch. Den Familienmitgliedern gelang es, sich<br />
zum Bau von Verstecken zeitweise aus dem Lager zu entfernen. Kurz<br />
vor der Befreiung der Stadt ließ der SS-Lagerkommandant Fischel<br />
Haberman und seinen Sohn erschießen.<br />
Familie Demajo<br />
Die Geschichte der Familie Demajo aus Belgrad, Jugoslawien (heute<br />
Serbien), steht hingegen <strong>für</strong> Lebenswelten der sephardischen <strong>Juden</strong><br />
auf dem Balkan. Die Vorfahren der Demajos waren um 1500 als<br />
Flüchtlinge aus Spanien nach Belgrad gekommen. In der Familie<br />
wurde, neben Serbokroatisch, auch noch Ladino gesprochen, <strong>die</strong>
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
21<br />
Sprache der sephardischen <strong>Juden</strong>, <strong>die</strong> dem Spanischen ähnlich ist.<br />
Schmajahu Demajo war Malermeister. Seine Frau Sara arbeitete Zeit<br />
ihres Lebens als Hausangestellte.<br />
Nach dem deutschen Einmarsch in Belgrad im Frühjahr 1941 begann<br />
<strong>die</strong> Militärverwaltung mit der Politik willkürlicher Geiselnahmen. Als<br />
Vergeltung <strong>für</strong> Anschläge des serbischen Widerstandes wurde eine<br />
immer größere Zahl Unbeteiligter erschossen, meist gezielt <strong>Juden</strong>.<br />
Im Herbst steigerte <strong>die</strong> Wehrmacht <strong>die</strong>se Erschießungen bis zur nahezu<br />
vollständigen Ermordung aller serbischen <strong>Juden</strong>, unter ihnen<br />
fast alle Angehörige der Familie Demajo. Die Frauen wurden auf<br />
dem Belgrader Messegelände festgehalten. Im März 1942 schickte<br />
das Berliner Reichssicherheitshauptamt einen Gaswagen nach Belgrad.<br />
In wenigen Wochen wurden etwa 8.000 jüdische Frauen und<br />
Kinder während der Fahrt im Gaswagen durch <strong>die</strong> Stadt ermordet.<br />
Im abgedichteten Laderaum zusammengepfercht, erstickten auch<br />
fast alle noch lebenden Familienmitglieder der Demajos an den eingeleiteten<br />
Motorabgasen.<br />
Im Jahr 2003 schaltete <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />
auf der Suche nach jüdischen Familien, <strong>die</strong> Opfer des Holocaust<br />
wurden, eine Anzeige im Belgrader Jüdischen Gemeindeblatt. Daraufhin<br />
meldete sich der nach Israel ausgewanderte Enkel der Familie<br />
Demajo, Rafael Pijade, und stellte seine Familienbilder <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Ausstellung im Ort der Information zur Verfügung.<br />
Raum der Namen (Raum 3)<br />
In <strong>die</strong>sem Raum befindet sich durch das Verlesen von Kurzbiografien<br />
ermordeter bzw. verschollener <strong>Juden</strong> der dramaturgische Höhepunkt<br />
der Ausstellung. Hier wird versucht, <strong>die</strong> unfassbare Zahl<br />
von sechs Millionen getöteter <strong>Juden</strong> in ihrer Abstraktion aufzulösen<br />
und <strong>die</strong> Opfer aus ihrer Anonymität zu befreien. Zu jedem Menschen<br />
wird dessen Name, Geburts- und Sterbejahr jeweils zeitgleich auf<br />
<strong>die</strong> vier Wände projiziert.<br />
Die Nationalsozialisten und ihre Helfer entrissen Millionen <strong>Juden</strong> ihrer<br />
Heimat, Kultur und Lebenswelt. Ihre sterblichen Überreste fanden<br />
meist keine Begräbnisstätte, sondern wurden verscharrt oder<br />
verbrannt. Nur wenig zeugt heute noch von der Existenz der Ermordeten.<br />
In vielen Fällen sind nicht einmal mehr ihre Namen bekannt.<br />
Aussagen von Zeugen und <strong>die</strong> Ergebnisse der historischen<br />
Forschung ermöglichen es, der Toten individuell zu gedenken. Die<br />
Biografien zu rekonstruieren ist ein schwieriger und langwieriger<br />
Prozess. Die in <strong>die</strong>sem Raum präsentierten Informationen entsprechen<br />
dem derzeitigen Wissensstand. Die Suche geht aber weiter. Die<br />
Verlesung der Namen und Lebensgeschichten aller Opfer in der hier<br />
präsentierten Form würde circa sechs Jahre, sieben Monate und 27<br />
Tage dauern.<br />
Derzeit befinden sich in der Präsentation 7.300 Kurzbiografien von<br />
Holocaustopfern aus ganz Europa. Bis zur Eröffnung hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
etwa 700 Einzelschicksale recherchiert und in den Studios des ZDF<br />
aufgenommen. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung<br />
des Förderkreises konnten <strong>die</strong> Recherchen seit September 2005
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
22<br />
fortgesetzt werden. Das derzeit vierköpfige Rechercheteam hat bereits<br />
mehr als 9.500 Biografien recherchiert und Hörtexte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Präsentation<br />
verfasst.<br />
Die Texte werden mit professionellen Sprecherinnen und Sprechern<br />
in Deutsch und Englisch im Studio aufgenommen. RBB, ARD und<br />
ZDF stellen hier<strong>für</strong> Studios kostenlos zur Verfügung. Ebenso einen<br />
Tonmeister, der <strong>die</strong> Aufnahmen durchführt und anschließend<br />
schneidet. Ohne <strong>die</strong>se großzügige Unterstützung wäre <strong>die</strong> Arbeit in<br />
einem solchen Umfang nicht möglich. Die Erweiterung der Präsentation<br />
im Raum der Namen erfolgt schrittweise.<br />
Seit Mai 2007 ist ein Teil der von der <strong>Stiftung</strong> recherchierten Hörbiografien<br />
auch im Internet verfügbar. Unter der Adresse http://<br />
www.raum-der-namen.de/ hat der Förderkreis um Lea Rosh einen<br />
virtuellen Raum der Namen eingerichtet, in dem man sich einzelne<br />
Biografien anhören und nachlesen kann. Auch <strong>die</strong>ser virtuelle Raum<br />
der Namen wird nach und nach erweitert.<br />
Die Recherche und Aufnahme einer Biografie kostet durchschnittlich<br />
60 Euro. Damit <strong>die</strong> Arbeit am Raum der Namen weiter gehen<br />
kann, sammeln <strong>Stiftung</strong> und Förderkreis Spenden. Nähere Hinweise<br />
unter http://www.stiftung-denkmal.de/spenden.<br />
Hier einige Beispiele <strong>für</strong> im Raum der Namen verlesene Lebensgeschichten:<br />
»Vladimir Fishlin wurde 1930 in der ukrainischen Hafenstadt Odessa<br />
geboren. Von seiner Familie wurde er Vadik genannt. Vadik war elf<br />
Jahre alt, als <strong>die</strong> deutsche Wehrmacht <strong>die</strong> Sowjetunion angriff. Auch<br />
seine Heimatstadt Odessa wurde bombar<strong>die</strong>rt. In der Hoffnung,<br />
dort dem Krieg zu entgehen, fuhren <strong>die</strong> Fishlins zu Verwandten<br />
nach Kalinindorf. Ende August nahmen deutsche Truppen den Ort<br />
ein. Zusammen mit anderen jüdischen Einwohnern des Dorfes wurden<br />
<strong>die</strong> Fishlins im September 1941 erschossen.«<br />
»Fajga Muglanicki stammte aus Biała Rawska, einem kleinen polnischen<br />
Ort mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit in der Nähe von<br />
Lodz. Vermutlich musste sie im Oktober 1941 in das von den deutschen<br />
Besatzern eingerichtete Ghetto ziehen. Ein Jahr später wurden<br />
alle Bewohner des Ghettos in das Vernichtungslager Treblinka<br />
deportiert und dort mit Kohlenmonoxid vergiftet. Fajga Muglanicki<br />
kehrte nie zurück. Wahrscheinlich war auch sie unter den Ermordeten.«<br />
»Heinrich Wetzlar wurde am 30. Mai 1868 als Sohn eines Lederhändlers<br />
in Mannheim geboren. Er stu<strong>die</strong>rte Jura. Mit seiner Frau Therese<br />
hatte er zwei Söhne. 1929 wurde Wetzlar Landgerichtspräsident in<br />
Mannheim. 1933 erhielt er Berufsverbot. Nach dem Novemberpogrom<br />
1938 emigrierten Heinrich und Therese Wetzlar in <strong>die</strong> Niederlande<br />
und ließen sich in der Stadt Naarden nieder. Fünf Jahre später<br />
wurden sie verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt<br />
deportiert. Am 6. August 1943 kam Heinrich Wetzlar dort unter ungeklärten<br />
Umständen ums Leben. Er wurde 75 Jahre alt.«
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
23<br />
Raum der Orte (Raum 4)<br />
Ein weiteres Anliegen des Orts der Information ist es, <strong>die</strong> Verfolgung<br />
und Vernichtung an den <strong>Juden</strong> unter der Herrschaft der Nationalsozialisten<br />
in der Ausdehnung auf ganz Europa darzustellen.<br />
Im Raum der Orte wird historisches Film- und Fotomaterial zu 220 Orten<br />
der Verfolgung und Vernichtung der <strong>Juden</strong> und anderer Opfergruppen<br />
gezeigt. Diese umfassen Massenerschießungen, Vernichtungs- und<br />
Konzentrationslager, Ghettos und Euthanasiestätten, aber auch Deportationswege<br />
und Todesmärsche. Den sieben größten Vernichtungslagern<br />
und Babij Jar wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Über<br />
Audiostationen kommen Zeitzeugen zu Wort. Man hört Berichte und<br />
Erinnerungen, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong>se acht Orte beziehen. Die Besucher können<br />
in eine Art ungestörten Dialog mit Zeitzeugen treten und gewinnen<br />
so einen Eindruck von den individuellen Erfahrungen der Opfer mit<br />
Gewalt und Tod.<br />
Der nationalsozialistische Völkermord fand an Tausenden von Orten<br />
in ganz Europa statt. <strong>Juden</strong> wurden mit dem Ziel ihrer vollständigen<br />
Auslöschung deportiert, erschossen oder durch Giftgas ermordet. Die<br />
Verfolgungs- und Vernichtungspolitik traf aber auch <strong>die</strong> als Zigeuner<br />
bezeichneten Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Zivilisten<br />
aus fast allen europäischen Ländern, besonders Polen, Russen und Serben,<br />
weltanschauliche und politische Gegner und Widerstandskämpfer.<br />
In den besetzten Gebieten Osteuropas ließ <strong>die</strong> deutsche Führung Millionen<br />
Menschen bewusst verhungern. Auch Gruppen, <strong>die</strong> dem Menschenbild<br />
der nationalsozialistischen Machthaber nicht entsprachen,<br />
wie Behinderte und Homosexuelle, wurden Opfer des Terrors.<br />
Orte des Mordens waren <strong>die</strong> Gaskammern in den Todeslagern, unzählige<br />
Erschießungsgruben in polnischen, litauischen und lettischen,<br />
rumänischen, weißrussischen und ukrainischen Wäldern sowie hunderte<br />
von abgesperrten Ghettobezirken. In Deportationszügen und<br />
mobilen Gaswagen, bei Pogromen und »Vergeltungsaktionen«, in<br />
Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern kamen Millionen Menschen<br />
gewaltsam zu Tode.<br />
Gedenkstättenportal (Foyer 5)<br />
Im Bundestagsbeschluss vom 25. Juni 1999 heißt es, der Ort der Information<br />
soll über <strong>die</strong> zu ehrenden Opfer informieren und auf <strong>die</strong><br />
authentischen Stätten des Gedenkens verweisen. Das interaktive<br />
Gedenkstättenportal und <strong>die</strong> Fotocollagen auf einer Glaswand sowie<br />
am Ausgang geben den Besuchern einen Einblick in <strong>die</strong> Vielfalt der<br />
europäischen Gedenk- und Erinnerungskultur. Das Informationsangebot<br />
nimmt Bezug auf alle Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.<br />
Mit Hilfe der Datenbank können Besucher selbständig nach Gedenkstätten,<br />
Denkmälern, Forschungseinrichtungen und Museen in ganz<br />
Europa recherchieren. Als Navigationselemente stehen ihnen eine<br />
interaktive Europakarte, eine Diashow und ein Ortsindex zur Verfügung.<br />
Neben Informationen zur Geschichte des historischen Orts<br />
und der späteren Gedenkstätte erhalten sie vielfältige Hinweise, <strong>die</strong><br />
ihnen <strong>für</strong> einen zukünftigen Besuch der verschiedenen Einrichtungen<br />
hilfreich sein können.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
24<br />
Die Gedenkblätter aus Yad Vashem (6)<br />
Für eine vertiefende und individuelle Nachforschung stellt <strong>die</strong> Gedenkstätte<br />
Yad Vashem in Israel ihre Namenssammlung von während<br />
des Holocaust <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> zur Verfügung. Diese wird<br />
den Ausstellungsbesuchern im Foyerbereich 3 als Datenbank zugänglich<br />
gemacht.<br />
In den letzten 50 Jahren hat Yad Vashem etwa drei Millionen Namen<br />
gesammelt. Auf einzelnen Seiten, den »Pages of Testimony«, haben<br />
Überlebende Zeugnis von Verschwundenen und Ermordeten abgelegt.<br />
Diese Dokumente, manche mit Fotos versehen, halten <strong>die</strong> Erinnerung<br />
an <strong>die</strong> Opfer wach und werden in der Halle der Namen, der<br />
»Hall of Names«, aufbewahrt. In einer »gänzlich unselbstverständlichen<br />
Geste« (Wolfgang Thierse) hat Yad Vashem zugesagt, <strong>die</strong>se<br />
Datenbank der <strong>Stiftung</strong> <strong>für</strong> den Raum der Namen im Ort der Information<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Terminals in <strong>die</strong>sem Ausstellungsbereich ermöglichen den Besuchern,<br />
in der Datenbank der Namen von Yad Vashem zu recherchieren.<br />
Eine Guided Tour gibt Auskunft über <strong>die</strong> Funktionsweisen<br />
der Datenbank. Wenn man auf den Menüpunkt »Namen Suchen«<br />
klickt, kann man direkt einen Namen oder nur einen Ort des eigenen<br />
Interesses eingeben. Gleichzeitig können Besucher des Orts der<br />
Information einige Lebensläufe in der Datenbank unter dem Menüpunkt<br />
»Die Geschichte hinter den Namen« abrufen.<br />
Videoarchiv »Sprechen trotz allem« (7)<br />
Das Archiv im Ort der Information ermöglicht, mehr als 70 Jahre<br />
nach den nationalsozialistischen Massenmorden an den europäischen<br />
<strong>Juden</strong>, den Erfahrungen der Überlebenden zu begegnen und<br />
ihren Erinnerungen zuzuhören. In der ergänzenden Präsentation<br />
zur unterirdischen Ausstellung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />
<strong>Europas</strong> sind aktuell über 150 Interviews in zehn verschiedenen<br />
Sprachen zugänglich. Das Archiv wird fortlaufend um weitere Zeugnisse<br />
ergänzt.<br />
Entstanden sind <strong>die</strong> Interviews seit den 1970er Jahren <strong>für</strong> das<br />
»Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies« der Yale University.<br />
Im Rahmen eines von der Bundeskulturstiftung geförderten<br />
Kooperationsprojektes werden <strong>die</strong> aufgezeichneten Interviews digitalisiert,<br />
<strong>für</strong> den Ort der Information nutzbar gemacht und gleichzeitig<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft archivarisch gesichert.<br />
Die Interviews sind über kurze biografische und thematische Zusammenstellungen<br />
zugänglich. Jede Videoaufnahme ist zudem über<br />
Abschriften in der Originalsprache und auf Deutsch sowie über ein<br />
Schlagwortverzeichnis erschließbar.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
25<br />
Gedenkbuch des Bundesarchivs (6)<br />
Seit Januar 2008 steht im hinteren Bereich des Yad Vashem-Foyers <strong>die</strong><br />
Onlineversion des »Gedenkbuch(es) – Opfer der Verfolgung der <strong>Juden</strong><br />
unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland<br />
1933 – 1945« mit über 159.000 Einträgen <strong>für</strong> eine individuelle<br />
Rechereche zur Verfügung. Die Datenbank des Bundesarchivs ermöglicht<br />
den Besuchern, gezielt nach Namen, Wohnorten, Geburts-,<br />
Deportations- und Sterbedaten jüdischer Opfer zu suchen.<br />
Das <strong>Denkmal</strong> in der Diskussion (Eingangsbereich)<br />
Im zentralen Empfangsraum des Orts der Information ist eine Datenbank<br />
eingerichtet, an der sich <strong>die</strong> Besucher über <strong>die</strong> lange Vorgeschichte<br />
des <strong>Denkmal</strong>projekts und <strong>die</strong> Debatten während der Planungs-<br />
und Bauzeit informieren können. Diese Datenbank enthält<br />
u. a. eine Auswahl von über 500 Presseartikeln zu allen wichtigen<br />
Etappen des Projekts und weitere wichtige Dokumente wie den ersten<br />
Aufruf der Initiative um <strong>die</strong> Publizistin Lea Rosh, auf <strong>die</strong> das<br />
<strong>Denkmal</strong> zurückzuführen ist, sowie eine Chronik der Jahre 1988 bis<br />
2005. Die Datenbank informiert aber auch über weitere Entwürfe<br />
aus den zwei Ideenwettbewerben, <strong>die</strong> ebenfalls zur Diskussion standen,<br />
sowie über <strong>die</strong> Bundestagsdebatte von 1999, <strong>die</strong> mit einem<br />
klaren Votum zum Bau des <strong>Denkmal</strong>s endete. Mit <strong>die</strong>ser Datenbank,<br />
<strong>die</strong> aufgrund eines Beschlusses des Kuratoriums der <strong>Stiftung</strong> eingerichtet<br />
wurde, erhält der Besucher auch einen Eindruck von der<br />
Ernsthaftigkeit und Vielfalt der Problemstellungen, <strong>die</strong> bei der Realisierung<br />
<strong>die</strong>ses Projektes zu klären waren.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
26<br />
Lageplan Ort der Information<br />
0 Auftakt<br />
1 Raum der Dimensionen<br />
2 Raum der Familien<br />
3 Raum der Namen<br />
4 Raum der Orte<br />
5 Gedenkstättenportal<br />
6 Yad-Vashem-Portal<br />
6 Onlineportal des Bundesarchivs<br />
7 Videoarchiv<br />
8 Information / Garderobe / Audioführung<br />
9 Buchladen<br />
10 Aufzug<br />
11 Toiletten
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
27<br />
Impressum der Ausstellung<br />
Geschäftsführung der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> (www.stiftung-denkmal.de)<br />
und V. i. S. d. P.: Uwe Neumärker<br />
1. Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong><br />
Dr. Hans-Erhard Haverkampf: Geschäftsführung (April 2004 - August 2005)<br />
Prof. Dr. Sibylle Quack: Geschäftsführung (bis März 2004)<br />
Dr. Günter Schlusche: Koordination Bau (bis November 2005)<br />
Dr. Ulrich Baumann: Raum der Familien, Überblickstexte Foyers 1 und 2<br />
Eva Brücker: Raum der Dimensionen, Bildfolge Foyers 1 und 2, Gedenkstättenportal<br />
Stefanie Fischer: Museumspäd. Konzept, Rechteeinholung (bis Juni 2005)<br />
Dr. Barbara Köster: Leiterin des Besucherservice und der Museumspädagogik (seit<br />
Januar 2006)<br />
Dr. Jürgen Lillteicher: Raum der Namen, Gedenkstättenportal (bis Mai 2006)<br />
Uta Fröhlich: Raum der Namen (seit Juli 2006)<br />
Uwe Neumärker: Geschäftsführung (seit September 2005), Raum der Orte, Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Uwe Seemann: IT-Manager<br />
2. Beratende Gremien (2000 - 2005)<br />
Expertenkommission, AG »Ort der Information« und AG »Gestaltung«:<br />
Prof. Dr. Aleida Assmann, Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Ulrich Herbert, Prof. Dr.<br />
Eberhard Jäckel, Dr. Salomon Korn, Dr. Andreas Nachama, Prof. Dr. Sibylle Quack,<br />
Prof. Dr. Monika Richarz, Richard Rosson, Prof. Dr. Reinhard Rürup, Dr. Günter<br />
Schlusche, Prof. Dr. Peter Steinbach, Prof. Dr. Christoph Stölzl, Dagmar von Wilcken<br />
Beirat: Prof. Max Bächer, Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Wacław Długoborski,<br />
Günter Dworek, Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Detlef Garbe, Dr. Norbert Kampe,<br />
Dr. Adam König, Sonja Lahnstein-Kandel, Margret Hamm, Prof. Dr. Manfred<br />
Messerschmidt, Prof. Dr. Horst Möller, Jörg Skriebeleit, Dr. Hans-Jochen Vogel<br />
3. Externe Mitarbeiter und beauftragte Firmen<br />
Ausstellungsgestaltung: F217, Dagmar von Wilcken mit Claudia Franke<br />
Multimedia-Hardware: luxoom, PIK<br />
Multimedia-Produktion: MMCD<br />
Lichtplanung: Kardorff Ingenieure, Lichtvision<br />
Akustik: ADA<br />
Ausstellungsbauten: museumstechnik<br />
Vitrinenbau: Ausstellungsmanufaktur Hertzer<br />
Fotodruck (Ausstellung): PPS Farbfotocenter<br />
Bildbearbeitung, Satz (Ausstellung): Darius Samek<br />
Siebdruck (Ausstellung): Heerlein<br />
Buch-, Broschüren- und Werbemittelgestaltung: buschfeld.com<br />
Veranstaltungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit: Dr. Hiltgund Jehle<br />
Bildmanagement: Dr. Yara-Colette Lemke Muniz de Faria<br />
Korrektorat: Claudia Allen, Dr. Bettina Hüllen, Almut Otto, Susanne Wind<br />
Übersetzungen: Toby Axelrod, James Taylor, Bill Templer<br />
Englische Redaktion: Prof. Richard Bessel<br />
4. Studentische Hilfskräfte und Praktikanten (2000 - 2005)<br />
Axel Bangert, Ulrike Bär, Henry Becker, Anne Bobzin, Martin Both, Adamo Cicchi,<br />
Katharina Christoffers, Rebecca Denz, Markus Falk, Diana Fisch, Katharina Friedla,<br />
Lukas Imhof, Florian Kemmelmeier, Anna Kleynman, Viktor Kucharski, Jana Mechelhoff-<br />
Herezi, Ulrike Möller, Joanna Nalewajka, Doron Oberhand, Marino Otté, Katarzyna<br />
Pawlak, Daniel Ratner, Grzegorz Rossolinski, Anke Schmidt-Peter, Alexander Sewohl,<br />
Kim Wünschmann
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
28<br />
2.2. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen<br />
Das <strong>Denkmal</strong> wurde von Michael Elmgreen und Ingar Dragset entworfen.<br />
Die Künstler haben dabei <strong>die</strong> Formensprache des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s<br />
aufgegriffen und durch ein zusätzliches Element<br />
ergänzt: In einer Fensteröffnung ist ein Film mit einer Kuss-Szene zu<br />
betrachten. Das <strong>Denkmal</strong> soll <strong>die</strong> homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus<br />
ehren und zugleich »ein beständiges Zeichen gegen<br />
Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen<br />
und Lesben setzen«.<br />
Das <strong>Denkmal</strong> wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages gebaut<br />
und am 27. Mai 2008 der Öffentlichkeit übergeben. Initiatoren<br />
waren <strong>die</strong> Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken« sowie<br />
der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD).<br />
Öffnungszeiten: Das <strong>Denkmal</strong> ist Tag und Nacht frei zugänglich.<br />
Lage: Tiergarten, gegenüber dem Holocaustdenkmal/Ebertstraße,<br />
10117 Berlin<br />
Unterdrückung, Verfolgung, Ermordung<br />
Im nationalsozialistischen Deutschland fand eine Homosexuellen-<br />
Verfolgung ohnegleichen in der Geschichte statt. 1935 ordneten <strong>die</strong><br />
Nationalsozialisten <strong>die</strong> umfassende Kriminalisierung männlicher Homosexualität<br />
an. Dazu wurden <strong>die</strong> im § 175 des Strafgesetzbuches<br />
vorgesehenen Bestimmungen gegen homosexuelles Verhalten erheblich<br />
verschärft und ausgeweitet. Bereits ein Kuss unter Männern<br />
konnte nun zu Verfolgung führen. § 175 bedeutete Gefängnis oder<br />
Zuchthaus. Es gab über 50.000 Verurteilungen. Teilweise konnten<br />
<strong>die</strong> NS-Behörden <strong>die</strong> Kastration Verurteilter erzwingen. Mehrere<br />
tausend Schwule wurden wegen ihrer Homosexualität in Konzentrationslager<br />
verschleppt. Ein großer Teil von ihnen überlebte <strong>die</strong><br />
Lager nicht. Sie starben aufgrund von Hunger, Krankheiten und<br />
Misshandlungen oder wurden Opfer gezielter Mordaktionen.<br />
Die Nationalsozialisten haben <strong>die</strong> Lebenswelten von Schwulen<br />
und Lesben zerschlagen. Weibliche Homosexualität wurde – außer<br />
im annektierten Österreich – nicht strafrechtlich verfolgt. Sie galt<br />
den Nationalsozialisten als weniger bedrohlich. Gerieten lesbische<br />
Frauen dennoch in Konflikt mit dem Regime, waren auch sie Repressionen<br />
ausgesetzt. Schwule und Lesben lebten in der NS-Zeit eingeschüchtert<br />
und unter stetem Zwang zur Tarnung. Lange Zeit blieben<br />
<strong>die</strong> homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus aus der Gedenkkultur<br />
ausgeschlossen – in der Bundesrepublik wie in der DDR. Hier<br />
wie dort wurden Schwule lange Zeit weiter strafrechtlich verfolgt.<br />
In der Bundesrepublik Deutschland galt der § 175 unverändert bis<br />
1969 fort.<br />
Aus seiner Geschichte heraus hat Deutschland eine besondere Verantwortung,<br />
Menschenrechtsverletzungen gegenüber Schwulen<br />
und Lesben entschieden entgegenzutreten. In vielen Teilen <strong>die</strong>ser<br />
Welt werden Menschen wegen ihrer sexuellen Identität heute noch<br />
verfolgt, ist homosexuelle Liebe strafbar und kann ein Kuss Gefahr<br />
bedeuten.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
29<br />
Geschichte des <strong>Denkmal</strong>s<br />
1992/1993<br />
Im Zusammenhang mit der Diskussion um das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> gibt es erste Forderungen und Aktionen<br />
zugunsten eines nationalen Gedenkorts <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen.<br />
1995<br />
Veröffentlichung der Denkschrift »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken«.<br />
25. Juni 1999<br />
Beschluss des Bundestags zur Errichtung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> – verbunden mit der Verpflichtung, »der<br />
anderen Opfer des Nationalsozialismus würdig zu gedenken«.<br />
3. Mai 2001<br />
Gemeinsamer Aufruf der Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer<br />
gedenken« sowie des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland<br />
(LSVD) <strong>für</strong> »ein <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten<br />
Homosexuellen«, der u. a. <strong>die</strong> Unterstützung von Paul Spiegel,<br />
Romani Rose, Günter Grass, Christa Wolf und Lea Rosh gewinnt.<br />
17. Mai 2002<br />
Der Bundestag beschließt <strong>die</strong> gesetzliche Rehabilitierung der Opfer<br />
des § 175 im Nationalsozialismus.<br />
12. Dezember 2003<br />
Beschluss des Deutschen Bundestags <strong>für</strong> den Bau des <strong>Denkmal</strong>s.<br />
2005/2006<br />
Durchführung des künstlerischen Wettbewerbs zur Gestaltung des<br />
Gedenkorts.<br />
4. Juni 2007<br />
Einigung zwischen der Bundesregierung, den Initiatoren und den<br />
Künstlern Elmgreen & Dragset auf Weiterentwicklung ihres prämierten<br />
Entwurfs.<br />
27. Mai 2008<br />
Übergabe an <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />
26. Januar 2012<br />
Neuer Film im <strong>Denkmal</strong> (Künstler: Gerald Backhaus, Bernd Fischer<br />
und Ibrahim Gülnar).
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
30<br />
2.3. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />
Sinti und Roma<br />
Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurden von 1933 bis<br />
1945 Hunderttausende Menschen in Deutschland und anderen europäischen<br />
Ländern als »Zigeuner« verfolgt. Die meisten von ihnen<br />
bezeichneten sich selbst nach ihrer jeweiligen Zugehörigkeit zu<br />
verschiedenen Gruppen beispielsweise als Sinti, Roma, Lalleri, Lowara<br />
oder Manusch. Die größten Gruppen in Europa waren <strong>die</strong> Sinti<br />
und Roma. Ziel des nationalsozialistischen Staates und seiner Rassenideologie<br />
war <strong>die</strong> Vernichtung <strong>die</strong>ser Minderheit: Kinder, Frauen<br />
und Männer wurden verschleppt und an ihren Heimatorten oder in<br />
Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet. Von<br />
Verfolgungsmaßnahmen betroffen waren auch Angehörige der eigenständigen<br />
Opfergruppe der Jenischen und andere Fahrende.<br />
1992 beschloss <strong>die</strong> Bundesregierung <strong>die</strong> Errichtung eines nationalen<br />
<strong>Denkmal</strong>s in Erinnerung an <strong>die</strong> Ermordung der als »Zigeuner«<br />
verfolgten europäischen Sinti und Roma.<br />
Das <strong>Denkmal</strong> des Künstlers Dani Karavan besteht aus einem Brunnen<br />
mit einer versenkbaren Stele, auf der täglich eine frische Blume<br />
liegt. Darüber hinaus informieren Tafeln über Ausgrenzung und<br />
Massenmord an <strong>die</strong>ser Minderheit während der nationalsozialistischen<br />
Terrorherrschaft.<br />
Das <strong>Denkmal</strong> wurde am 24. Oktober 2012 feierlich eröffnet.<br />
Öffnungszeiten: Das <strong>Denkmal</strong> ist Tag und Nacht frei zugänglich<br />
Lage: Simsonweg/Scheidemannstraße – zwischen Brandenburger<br />
Tor und Reichstagsgebäude, 10117 Berlin<br />
Chronologie des Völkermords an den Sinti und Roma<br />
1933<br />
Sinti und Roma werden verschärft diskriminiert, zunehmend entrechtet<br />
und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Es<br />
erfolgen erste Einweisungen in Konzentrationslager und ab 1934<br />
Zwangssterilisationen. 1935 In vielen Städten des Deutschen Reiches<br />
werden Zwangslager eingerichtet. In Berlin werden Hunderte<br />
Menschen zwei Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele<br />
1936 in ein solches Lager im Stadtteil Marzahn eingewiesen. Die Lager<br />
<strong>die</strong>nen der Konzentration, Festsetzung und Erfassung, der Isolierung<br />
sowie der Rekrutierung zur Zwangsarbeit.<br />
1936<br />
Nach den »Nürnberger Rassengesetzen« (1935) verfügt Reichsinnenminister<br />
Wilhelm Frick im Januar 1936: »Zu den artfremden<br />
Rassen gehören alle anderen Rassen, das sind in Europa außer den<br />
<strong>Juden</strong> regelmäßig nur <strong>die</strong> Zigeuner.« Auf <strong>die</strong>ser Basis wird ein rassistisches<br />
Sonderrecht etabliert, das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betroffenen unter anderem<br />
Eheverbote sowie Ausschluss aus Berufen oder der Wehrmacht<br />
bedeutete.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
31<br />
1938<br />
Über 2.000 Sinti und Roma aus Deutschland und Österreich, darunter<br />
Kinder ab zwölf Jahren, werden bis 1939 nach Dachau, Buchenwald,<br />
Sachsenhausen, Ravensbrück, Mauthausen und in andere Konzentrationslager<br />
verschleppt. Auf Weisung des »Reichsführers SS und<br />
Chefs der deutschen Polizei«, Heinrich Himmler, wird in Berlin beim<br />
Reichskriminalpolizeiamt eine zentrale Stelle eingerichtet, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Erfassung und Verfolgung der Sinti und Roma steuert und koordiniert.<br />
Im Dezember ergeht ein grundlegender Erlass Himmlers, »<strong>die</strong><br />
Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen <strong>die</strong>ser Rasse heraus<br />
in Angriff zu nehmen«, mit dem Ziel der »endgültigen Lösung der<br />
Zigeunerfrage«. Die mit der Erfassung beauftragte »Rassenhygienische<br />
Forschungsstelle« fertigt bis Kriegsende nahezu 24.000 »rassenkundliche<br />
Gutachten« an, <strong>die</strong> eine wesentliche Grundlage <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Deportationen in Vernichtungslager bilden.<br />
1939<br />
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges plant das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Organisation<br />
des Völkermordes federführende »Reichssicherheitshauptamt»,<br />
alle als »Zigeuner« erfassten Menschen zu deportieren. Zur Vorbereitung<br />
von Deportationen verfügt es, allen Betroffenen »<strong>die</strong> Auflage<br />
zu erteilen, ihren Wohnsitz oder ihren jetzigen Aufenthalt bis auf<br />
weiteres nicht zu verlassen«.<br />
1939<br />
Auf Befehl Himmlers beginnen <strong>die</strong> Deportationen ganzer Familien<br />
aus Deutschland in das besetzte Polen: »Der erste Transport von Zigeunern<br />
nach dem Generalgouvernement wird Mitte Mai in Stärke<br />
von 2.500 Personen […] in Marsch gesetzt werden.« In Lagern,<br />
später auch in Ghettos, müssen sie unter grausamen Bedingungen<br />
Zwangsarbeit leisten.Vielerorts unterliegen Sinti und Roma einer<br />
Kennzeichnung durch Sonderausweise oder Armbinden mit der<br />
Aufschrift »Z«.<br />
1941<br />
In der besetzten Sowjetunion und in den anderen besetzten Gebieten<br />
Ost- und Südosteuropas beginnen systematische Massenerschießungen<br />
von Roma. So meldet eine »Einsatzgruppe der Sicherheitspolizei<br />
und des Sicherheits<strong>die</strong>nstes der SS« von der Krim:<br />
»Zigeunerfrage bereinigt.« Aus dem österreichischen Burgenland<br />
werden etwa 5.000 Roma und Sinti in das Getto Litzmannstadt<br />
(Łódź) im besetzten Polen deportiert – über 600 von ihnen sterben<br />
dort. Die Überlebenden werden im Januar 1942 im Vernichtungslager<br />
Kulmhof (Chełmno) in Vergasungswagen ermordet.<br />
1942<br />
Nach einer Besprechung mit Reichspropagandaminister Joseph<br />
Goebbels über <strong>die</strong> Auslieferung von Justizgefangenen an <strong>die</strong> SS<br />
protokolliert Reichsjustizminister Otto Georg Thierack, dass »<strong>Juden</strong><br />
und Zigeuner schlechthin […] vernichtet werden sollen. Der Gedanke<br />
der Vernichtung durch Arbeit sei der beste«.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
32<br />
1943<br />
Auf der Grundlage eines Erlasses von Heinrich Himmler vom<br />
16. Dezember 1942 beginnen ab Februar <strong>die</strong> Deportationen von<br />
rund 23.000 Sinti und Roma aus fast ganz Europa. Ziel der Transporte<br />
ist ein von der SS als »Zigeunerlager« bezeichneter Abschnitt<br />
von Auschwitz-Birkenau. Innerhalb weniger Monate sterben <strong>die</strong><br />
meisten von ihnen an Hunger, Seuchen oder durch Gewalttaten der<br />
SS. Den Experimenten des dortigen SS-Lagerarztes Josef Mengele<br />
fallen zahlreiche Kinder zum Opfer.<br />
1944<br />
Am 16. Mai leisten viele der im »Zigeunerlager« in Auschwitz noch<br />
lebenden 6.000 Gefangenen Widerstand gegen ihre drohende Ermordung.<br />
Etwa <strong>die</strong> Hälfte von ihnen wird zur Zwangsarbeit in andere<br />
Konzentrationslager deportiert. Die letzten 2.897 Überlebenden<br />
– meist Kinder, Frauen und Alte – werden in der Nacht vom 2. auf<br />
den 3. August in den Gaskammern ermordet.<br />
1945<br />
Die Anzahl der als »Zigeuner« verfolgten Menschen, <strong>die</strong> im nationalsozialistischen<br />
Herrschaftsbereich dem Völkermord zum Opfer<br />
fielen, wird sich wohl nie genau bestimmen lassen. Schätzungen<br />
reichen bis zu 500.000 <strong>ermordeten</strong> Männern, Frauen und Kindern.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
33<br />
2.4. Gedenk- und Informationsort <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-<br />
Morde<br />
In der Berliner Tiergartenstraße 4 befand sich ab April 1940 <strong>die</strong> Zentrale<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Organisation, <strong>die</strong> unter dem Decknamen »T 4« – oder<br />
schlicht »Aktion« – den Massenmord an Patienten aus Heil- und<br />
Pflegeanstalten im Deutschen Reich initiierte, koordinierte und<br />
durchführte. Über 70.000 Menschen fielen ihm zum Opfer, bis <strong>die</strong><br />
Aktion am 24. August 1941 aufgrund öffentlicher Unruhe unterbrochen<br />
wurde. Das Morden begann bereits mit Kriegsbeginn im September<br />
1939 und wurde sowohl nach dem »Euthanasiestopp« im<br />
August 1941 als auch mit dem Angriff auf <strong>die</strong> Sowjetunion im Juni<br />
1941 im gesamten Deutschen Reich und in vielen besetzten Gebieten,<br />
insbesondere im Osten, fortgesetzt. Die Erfassung, »Selektion«<br />
und Tötung der Anstaltspatienten war <strong>die</strong> erste zentral organisierte<br />
und systematische Massenvernichtung von Menschen durch <strong>die</strong><br />
Nationalsozialisten. Dabei stellt »T 4« nur einen Teilkomplex des Gesamtverbrechens<br />
gegen Anstaltsbewohner dar. Die Forschung geht<br />
derzeit von insgesamt 300.000 Opfern des sogenannten Euthanasie-Programms<br />
in Europa aus. Allerdings liegen verlässliche Zahlen<br />
insbesondere <strong>für</strong> Osteuropa noch nicht vor.<br />
10. November 2011<br />
Der Deutsche Bundestag fasst den Beschluss, einen »Gedenkort <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Opfer der NS-›Euthanasie‹-Morde« zu errichten. Daraufhin hatte<br />
das Land Berlin, gemeinsam mit der Fachkommission »Kunst im<br />
Stadtraum«, der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung und Umwelt<br />
sowie dem Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> Kultur und<br />
Me<strong>die</strong>n, einen Gestaltungswettbewerb »Gedenk- und Informationsort<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen ›Euthanasie‹-Morde am<br />
Ort der Planungszentrale, Tiergartenstraße 4 in Berlin« ausgeschrieben.<br />
Die Aufgabe des Gestaltungswettbewerbs bestand darin, am historischen<br />
Ort der Planungszentrale über <strong>die</strong> nationalsozialistischen<br />
Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit zusammenhängende<br />
Verbrechen zu informieren. Es soll ein Gedenkort<br />
in künstlerisch zeitgenössischer Form entstehen. Am Wettbewerb<br />
beteiligten sich 28 Arbeitsgemeinschaften aus Künstlern und Landschaftsarchitekten.<br />
23. November 2012<br />
Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Donata Valentien hat den<br />
Entwurf der Architektin Ursula Wilms sowie der Landschaftsgestalter<br />
Nikolaus Koliusis und Heinz W. Hallmann zur Realisierung empfohlen.<br />
Das Konzept der Berliner Arbeitsgemeinschaft sieht vor,<br />
auf einer zur Mitte leicht geneigten dunklen Fläche aus anthrazitgefärbtem<br />
Betonbelag eine transparente hellblaue 30 Meter lange<br />
Glaswand zu setzen.<br />
8. Juli 2013<br />
Kulturstaatsminister Bernd Neumann vollzieht symbolisch den
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
34<br />
Baustart des Gedenk- und Informationsortes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen<br />
»Euthanasie«-Morde am Ort der Planungszentrale,<br />
Tiergartenstraße 4 in Berlin. Bei der Veranstaltung am<br />
zukünftigen Standort des Erinnerungszeichens sprachen neben<br />
Staatsminister Bernd Neumann auch <strong>die</strong> Berliner Senatorin <strong>für</strong> Arbeit,<br />
Integration und Frauen, Dilek Kolat, und Sigrid Falkenstein, Initiatorin<br />
des Runden Tisches Ȇberlegungen zum Umgestaltung des<br />
›T4‹-Gedenkortes«. Die Eröffnung des Gedenk- und Informationsortes<br />
ist <strong>für</strong> Herbst 2014 geplant.<br />
Für <strong>die</strong> Umsetzung des Vorhabens stehen der unbebaute Teil des<br />
Grundstücks »Tiergartenstraße 4«, nördlich der Philharmonie, sowie<br />
finanzielle Mittel des Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> Kultur<br />
und Me<strong>die</strong>n von insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung. An der Planung<br />
und Umsetzung ist <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> unter Einbeziehung der <strong>Stiftung</strong> Topographie des<br />
Terrors beteiligt.<br />
Lage: Tiergartenstraße 4, 10785 Berlin
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
35<br />
2.5. Besucherservice und pädagogische Angebote<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> bietet ein<br />
umfangreiches Programm an. Einzelbesucher können an einer öffentlichen<br />
Führung teilnehmen oder sich den Ort der Information<br />
durch eine Audioführung erschließen.<br />
Besuchergruppen haben <strong>die</strong> Möglichkeit, eine Führung oder einen<br />
Workshop zu buchen.<br />
Lehrerinnen und Lehrern bieten wir pädagogische Materialien zur<br />
Vor- und Nachbereitung an, <strong>die</strong> unter<br />
http://www.stiftung-denkmal.de kostenlos heruntergeladen werden<br />
können.<br />
Informationen und Gruppenanmeldungen<br />
Tel.: 030 – 26 39 43 36 (Mo–Do von 10–16 Uhr, Fr von 10–13 Uhr)<br />
Fax: 030 – 26 39 43 21<br />
E-Mail: besucherservice@stiftung-denkmal.de<br />
ANGEBOTE FÜR BESUCHER<br />
Kostenlose öffentliche Führungen<br />
Dauer: 1,5 Stunden<br />
Samstag: 15 Uhr (Englisch); Sonntag: 15 Uhr (Deutsch)<br />
Preis: kostenlos<br />
Treffpunkt: Fahrstuhl Cora-Berliner-/Ecke Hannah-Arendt-Straße<br />
Teilnehmerzahl: max. 25 Personen<br />
Ohne Anmeldung!<br />
Kostenlose Führungen <strong>für</strong> gehörlose und sehbehinderte Besucher<br />
Dauer: 2 Stunden<br />
Sprache: Deutsch<br />
Preis pro Person: kostenlos<br />
Erhältlich: an der Rezeption im Ort der Information<br />
Hörführung durch <strong>die</strong> Ausstellung<br />
Dauer: ca. 75 Minuten<br />
Sprachen: Deutsch, Englisch, Niederländisch<br />
Preis pro Person: 4 Euro (ermäßigt 2 Euro)<br />
Erhältlich: an der Rezeption im Ort der Information<br />
Audioübersetzung<br />
Dauer: 1,5 Stunden<br />
Sprachen: Französisch, Hebräisch, Italienisch,<br />
Polnisch, Russisch, Spanisch<br />
Preis pro Person: 4 Euro (ermäßigt 2 Euro)<br />
Erhältlich: an der Rezeption im Ort der Information
36<br />
Informationen <strong>für</strong> Besuchergruppen<br />
Gruppenführung<br />
Dauer: 1,5 Stunden; mit Nachgespräch max. 2,5 Stunden<br />
Preis pro Gruppe: 50 Euro (ermäßigt 40 Euro); mit<br />
Nachgespräch 60 Euro (ermäßigt 50 Euro)<br />
Teilnehmer: 25 Personen<br />
Buchung: über den Besucherservice<br />
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch,<br />
Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch,<br />
Spanisch und weitere Sprachen auf Anfrage<br />
Stadtspaziergang »Berlin als Erinnerungslandschaft«<br />
Dauer: 3 Stunden<br />
Sprache: Deutsch, Englisch<br />
Preis pro Gruppe: 120 Euro (ermäßigt 85 Euro)<br />
Teilnehmer: max. 25 Personen<br />
Buchung: über den Besucherservice<br />
Einführung ins Videoarchiv<br />
Dauer: 1,5 Stunden<br />
Sprachen: Deutsch, Englisch<br />
Preis pro Gruppe: 55 Euro (ermäßigt 45 Euro)<br />
Teilnehmer: max. 20 Personen<br />
Buchung: über den Besucherservice<br />
ZUSÄTZLICHE ANGEBOTE FÜR SCHULEN<br />
Projekttag Videoarchiv<br />
Gedächtnis in Bewegung: Überlebende des Holocaust<br />
erzählen (Sek. I und II)<br />
Jeweils montags<br />
Dauer: 4,5 Stunden<br />
Preis pro Gruppe: 100 Euro; <strong>für</strong> Berliner Schulen kostenfrei<br />
Teilnehmer: max. 25 Schüler<br />
Buchung: über den Besucherservice<br />
Workshops<br />
Dauer: je 2,5 Stunden<br />
Preis pro Gruppe: 85 Euro<br />
Teilnehmer: max. 25 Schüler<br />
Buchung: über den Besucherservice<br />
Themen:<br />
• Welten entdecken: Fünf Familien und ihre Schicksale (Sek. I)<br />
• Spuren suchen: Tagebücher, Briefe und andere Aufzeichnungen<br />
(Sek. I)<br />
• Warum geschieht <strong>die</strong>s? Ausgrenzung, Entrechtung<br />
und Ermordung (Sek. I)<br />
• Mit Worten, Bildern und Papier: Selbst<br />
ein <strong>Denkmal</strong> gestalten (Sek. I)<br />
• Verbotene Liebe – Homosexuellenverfolgung<br />
im Nationalsozialismus (Sek. I und II)
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
37<br />
• Die Verfolgung der Sinti und Roma – ein Workshop<br />
mit Zeitzeugen-Interviews (Sek. I und II)<br />
• Treblinka, Babij Jar und Auschwitz: Wege in den Tod (Sek. II)<br />
• Mendel Grossmann fotografiert: (Familien-)Leben<br />
im Ghetto Lodz (Sek. II)<br />
• »<strong>Denkmal</strong> und Gedächtnis« (Sek. II)<br />
MSA und Abitur<br />
Berliner Schüler können mit unserer Unterstützung ihre Präsentationsprüfungen<br />
im Rahmen des Mittleren Schulabschlusses und des<br />
Abiturs vorbereiten.<br />
Am Angebot interessierte Schulen können über den Besucherservice<br />
kostenlose Einführungsveranstaltungen buchen.<br />
WICHTIGE HINWEISE<br />
Treffpunkt <strong>für</strong> Gruppenführungen<br />
Treffpunkt <strong>für</strong> Gruppenführungen ist der Fahrstuhl Cora-Berliner-/<br />
Ecke Hannah-Arendt-Straße. Aus Sicherheitsgründen können wir den<br />
Einlass in den Ort der Information nur nach einer Sicherheitskontrolle<br />
gewähren. Die Garderobe befindet sich im Ort der Information.<br />
Ermäßigungen<br />
Den ermäßigten Tarif erhalten unter Vorlage des entsprechenden<br />
Nachweises Schüler, Auszubildende, Studenten, BFDler, FSJler,<br />
FÖJler, Schwerbehinderte, Arbeitslose, Empfänger von ALG II und<br />
Sozialhilfeempfänger und Ruheständler.<br />
Familien und Kinder<br />
Für Familien mit Kleinkindern steht in der Behindertentoilette ein<br />
Wickeltisch zur Verfügung. An der Rezeption können <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer<br />
des Besuchs Kinderwagen entliehen werden. Grundsätzlich empfiehlt<br />
<strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> den<br />
Besuch des Orts der Information erst ab dem 14. Lebensjahr.<br />
Internationale Gäste<br />
Führungen werden von unserem qualifizierten Führungspersonal in<br />
zahlreichen Sprachen durchgeführt: Bosnisch, Bulgarisch, Dänisch,<br />
Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Kroatisch,<br />
Mazedonisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch,<br />
Russisch, Serbokroatisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
38<br />
GÄSTE MIT BESONDEREN BEDÜRFNISSEN<br />
Behindertenparkplätze<br />
Schwerbehinderten Besuchern stehen vier gekennzeichnete Behindertenparkplätze<br />
in der Cora-Berliner-Straße zur Verfügung.<br />
Fahrstuhl<br />
Der Ort der Information ist über einen Fahrstuhl in der Cora-Berliner-<br />
Straße erreichbar.<br />
Gehbehinderte Besucher und Rollstuhlfahrer<br />
Der Ort der Information ist <strong>für</strong> Rollstuhlfahrer barrierefrei zugänglich.<br />
An der Rezeption im Ort der Information können Rollstühle<br />
<strong>für</strong> ältere und gehbehinderte Besucher <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer des Besuchs<br />
ausgeliehen werden.<br />
Sehbehinderte und gehörlose Besucher<br />
Für sehbehinderte und gehörlose Besucher steht eine spezielle<br />
Hör- bzw. Videoführung in Gebärdensprache zur Verfügung. An der<br />
Rezeption sind ein taktiler Übersichtsplan des Orts der Information<br />
sowie ein Faltblatt mit Informationen zum <strong>Denkmal</strong> in Brailleschrift<br />
erhältlich. Blindenhunde und Behindertenbegleithunde sind im Ort<br />
der Information erlaubt.<br />
Behindertengerechtes WC<br />
Im Ort der Information befindet sich ein behindertengerechtes WC.<br />
REISEGRUPPEN<br />
Reisebusse<br />
Reisebusse können zum Ein- und Aussteigen der Besucher auf den<br />
markierten Stellflächen in der Hannah-Arendt-Straße halten. Zum<br />
Parken der Reisebusse nutzen Sie bitte <strong>die</strong> vorgesehenen Parkplätze<br />
in der Straße des 17. Juni (beide Straßenseiten zwischen Brandenburger<br />
Tor und Sowjetischem Ehrenmal).<br />
Externe Reiseführer / Stadtführer und Lehrer<br />
Führungen durch den Ort der Information von externen Reise- bzw.<br />
Stadtführern und Lehrern sind in der Ausstellung nicht erwünscht.<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis. Zur Beantwortung von Fragen stehen<br />
Ihnen während des individuellen Rundgangs Besucherbetreuer zur<br />
Verfügung.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
39<br />
ANFAHRTSWEGE<br />
Vom Brandenburger Tor<br />
Vom Brandenburger Tor aus erreicht man das <strong>Denkmal</strong>gelände über<br />
<strong>die</strong> Ebertstraße. Sie führt westlich vom Platz des 18. März, in südlicher<br />
Richtung zum Potsdamer Platz. Direkt an der Ebertstraße liegt<br />
das <strong>Denkmal</strong>gelände.<br />
Vom Potsdamer Platz<br />
Vom Potsdamer Platz kommend, folgt man der Ebertstraße in Richtung<br />
Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude. Vor dem Stelenfeld<br />
folgt man rechts der Hannah-Arendt-Straße bis zur Cora-Berliner-Straße,<br />
wo sich der unterirdische Ort der Information befindet.<br />
ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR<br />
Bus<br />
100, S+U Brandenburger Tor<br />
200, Behrenstraße / Wilhelmstraße oder Potsdamer Platz<br />
347, Potsdamer Platz<br />
TXL, S+U Brandenburger Tor<br />
M 48, Potsdamer Platz<br />
M 85, Eberstraße<br />
S-Bahn<br />
S1, S2, S25, Brandenburger Tor oder Potsdamer Platz<br />
U-Bahn<br />
U2, Potsdamer Platz oder Mohrenstraße
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
40<br />
2.6. Ausstellungen<br />
Wanderausstellung<br />
»›Was damals Recht war ...‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten<br />
der Wehrmacht«<br />
In Kooperation mit der <strong>Stiftung</strong> Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte<br />
Deutscher Widerstand und der Bundesvereinigung Opfer<br />
der NS-Militärjustiz e. V. hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> eine Wanderausstellung zur<br />
NS-Militärjustiz erarbeitet. Die Ausstellung informiert über Unrecht<br />
und Willkür der NS-Militärjustiz und <strong>die</strong>nt der gesellschaftlichen<br />
Verankerung der erst im Jahr 2002 erfolgten rechtlichen Rehabilitierung<br />
ihrer Opfer. Sie wird vom Bundesbeauftragten <strong>für</strong> Kultur und<br />
Me<strong>die</strong>n finanziert.<br />
Im Zentrum der Präsentation stehen Fallgeschichten, bei denen es<br />
nicht nur um Personen geht, <strong>die</strong> als Deserteure abgeurteilt wurden,<br />
sondern auch um so genannte Wehrkraftzersetzer und Volksschädlinge.<br />
Darüber hinaus werden Biografien von Angehörigen des Widerstandes<br />
in besetzten europäischen Ländern dargestellt. Insgesamt<br />
wurden mindestens 22.000 Menschen hingerichtet, unzählige<br />
andere starben in Lagern oder in Strafeinheiten. Die Fallgeschichten<br />
sind in Überblicksdarstellungen zur Geschichte der deutschen Militärjustiz<br />
bis 1933 eingebettet. Der Schluss der Ausstellung fokussiert<br />
<strong>die</strong> Ausgrenzung und Nichtachtung überlebender Justizopfer<br />
in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten.<br />
Nach der Auftaktpräsentation in der Berliner St. Johannes-Evangelist-Kirche<br />
war <strong>die</strong> Ausstellung in bisher 31 Städten in Deutschland<br />
und Österreich zu sehen. Der Begleitband zur Ausstellung ist seit<br />
April 2008 im Buchhandel erhältlich.<br />
Sonderausstellung<br />
»›Es brennt!‹ Antijüdischer Terror im November 1938«<br />
2008 jährte sich zum 70. Mal der antijüdische Terror der Nationalsozialisten<br />
von November 1938. Ab dem 7. November 2008 zeigte <strong>die</strong><br />
Ausstellung »›Es brennt!‹ Antijüdischer Terror im November 1938« in<br />
der <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum bisher wenig<br />
bekannte Fotografien aus den Jahren 1938 und 1939. Darunter<br />
befanden sich Aufnahmen, <strong>die</strong> als Beweismittel in Justizverfahren<br />
der Nachkriegszeit <strong>die</strong>nten. Sie verdeutlichen das Ausmaß der Gewalt<br />
und öffentlichen Demütigung der <strong>Juden</strong> im Deutschen Reich.<br />
Die Ausstellung nahm auch Bezug auf den Raum, in dem sie gezeigt<br />
wurde. Die Vorhalle der Neuen Synagoge war der Ort der Begegnung<br />
und des Austausches der Gläubigen vor und nach den Gottes<strong>die</strong>nsten.<br />
Die Ausstellung hat hier – im übertragenen Sinn – ihre<br />
Stimmen erneut zu Gehör gebracht: Audiostationen präsentierten<br />
frühe biographischen Zeugnisse der Erfahrungen deutscher <strong>Juden</strong><br />
im November 1938.<br />
Die Initiatoren der Ausstellung waren <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge<br />
Berlin – Centrum Judaicum, <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors<br />
und <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Die<br />
Ausstellung wurde durch den Hauptstadtkulturfonds finanziert.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
41<br />
Gemeinsam mit ihren Partnern plant <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> eine Erweiterung<br />
der Ausstellung. Die erweiterte Präsentation wird voraussichtlich<br />
vom 7. November 2013 bis Ende März 2014 im Dokumentationszentrum<br />
Topographie des Terrors zu sehen sein.<br />
Sonderausstellung<br />
»Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht«<br />
Anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Verfahrens gegen<br />
Adolf Eichmann wurde am 6. April 2011 im Dokumentationszentrum<br />
Topographie des Terrors <strong>die</strong> Ausstellung »Der Prozess – Adolf Eichmann<br />
vor Gericht« eröffnet.<br />
Im Mittelpunkt der Präsentation stehen <strong>die</strong> Originalfilmaufnahmen<br />
des Prozesses. Die Ausstellung konzentriert sich hierbei nicht nur<br />
auf Eichmanns Aussagen, sondern sie lebt vor allem von der Spannung<br />
zwischen dem Bezeugen der Überlebenden und der Verteidigung<br />
des Täters. Mehr als 100 Zeugen treten Eichmann im Prozess<br />
gegenüber, einige ausgewählte Ausschnitte der Zeugenaussagen<br />
können an den Me<strong>die</strong>nstationen der Ausstellung angehört und angesehen<br />
werden. Die weltweite mediale Aufmerksamkeit, <strong>die</strong> der<br />
Prozess hervorrief, wird u. a. anhand der Berichterstattungen in beiden<br />
deutschen Nachkriegsstaaten, Israel, Polen, Ungarn und den<br />
USA vorgestellt.<br />
Die von den <strong>Stiftung</strong>en <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
und Topographie des Terrors in Kooperation mit der Gedenk- und<br />
Bildungsstelle Haus der Wannsee-Konferenz konzipierte Ausstellung<br />
war vom 6. April bis zum 8. September 2011 im Dokumentationszentrum<br />
der Topographie des Terrors zu sehen. Ein umfangreiches<br />
Programm mit Zeitzeugengesprächen, Vorträgen und Filmen begleitete<br />
<strong>die</strong> Ausstellung. Nach der Auftaktveranstaltung in Berlin<br />
wanderte sie nach Wien, Florenz und Linz.<br />
Sonderausstellung<br />
Kulmhof – Das unbekannte Vernichtungslager am Ner. Geschichte<br />
und Erinnerung<br />
Ab dem 8. Dezember 1941 – vor 70 Jahren – ermordete <strong>die</strong> SS in<br />
Kulmhof am Ner (Chełmno nad Nerem) Menschen durch Motorabgase.<br />
Dieser Tag markiert den Beginn der nationalsozialistischen<br />
Massentötung an den europäischen <strong>Juden</strong> durch Giftgas. Die Ausstellung<br />
widmet sich <strong>die</strong>ser unbekannten Vernichtungsstätte und<br />
dem Gedenken an <strong>die</strong> mehr als 150.000 Opfer, darunter über 2.600<br />
<strong>Juden</strong> aus Berlin. Sie zeigt auch, welche Spuren noch heute zu entdecken<br />
sind.<br />
Die Ausstellung war vom 7. Dezember 2011 bis 29. Februar 2012<br />
in der <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zu sehen.<br />
Veranstalter waren: <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum<br />
Judaicum, ASSOCIATION T4 RESEARCHTEAM, Der Paritätische Berlin,<br />
Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
42<br />
2.7 Publikationen / Literaturauswahl<br />
Ausstellungsbegleitend erscheinen folgende Publikationen, <strong>die</strong> Sie<br />
im Ort der Information oder im Buchhandel erwerben können:<br />
Materialien zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Broschierte Ausgabe (nur im Ort der Information erhältlich):<br />
9,90 Euro, 184 Seiten, erscheint auf Deutsch und auf Englisch.<br />
Buchhandelsausgabe: 24,90 Euro, 184 Seiten, erscheint auf Deutsch<br />
(ISBN: 3-89479-221-3) und Englisch (ISBN: 3-89479-223-X).<br />
DENKMAL FÜR DIE ERMORDETEN JUDEN EUROPAS. ORT DER INFORMATION<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />
<strong>Europas</strong> ist der unter dem Stelenfeld gelegene Ort der Information.<br />
Dieses Buch gewährt Einblicke in <strong>die</strong> Entstehung und <strong>die</strong> Inhalte der<br />
Ausstellung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Dimensionen der Verfolgung und Ermordung<br />
der europäischen <strong>Juden</strong> dokumentiert.<br />
Buchhandelsausgabe: 4,90 Euro, 96 Seiten, ISBN: 978-3422022355.<br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Fotografien von<br />
Klaus Frahm<br />
Broschierte Ausgabe (nur im Ort der Information erhältlich):<br />
14,90 Euro, 128 Seiten, dt.-engl. Ausgabe.<br />
Buchhandelsausgabe: 29,90 Euro, 128 Seiten, dt.-engl. Ausgabe,<br />
ISBN: 3-89479-225-6.<br />
»DER PROZESS – ADOLF EICHMANN VOR GERICHT«<br />
Vor 50 Jahren, im April 1961, eröffnete das Jerusalemer Bezirksgericht<br />
das Verfahren gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer<br />
und Leiter des ›<strong>Juden</strong>referats IV B 4‹ im Reichssicherheitshauptamt<br />
Adolf Eichmann. Die Verhandlung wurde zu einem großen Me<strong>die</strong>nereignis.<br />
Im Licht der Öffentlichkeit stand dabei nicht nur ein Täter<br />
des Holocaust. Erstmals erhielten auch <strong>die</strong> Schilderungen der<br />
Opfer weltweite Aufmerksamkeit: In Jerusalem begann <strong>die</strong> Ära der<br />
Zeitzeugen. Das Auftreten Eichmanns vor Gericht wiederum löste<br />
Diskussionen um Schuld und Verantwortung Einzelner im nationalsozialistischen<br />
System aus. Die Ausstellung widmet sich beiden<br />
Aspekten des Verfahrens, dem Bezeugen der Überlebenden und der<br />
Strategie des Täters; in ihrem Zentrum steht das Originalfilmmaterial<br />
aus dem Gerichtssaal.<br />
Ein deutsch-englischer Katalog zur Ausstellung ist am Informationstresen<br />
des Dokumentationszentrums erhältlich: 15 Euro, 251<br />
Seiten, ISBN: 978-3941772090.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
43<br />
»›ES BRENNT!‹ ANTIJÜDISCHER TERROR IM NOVEMBER 1938«<br />
Die Ausstellung »›Es brennt!‹ Antijüdischer Terror im November<br />
1938« und <strong>die</strong>ser Begleitband dokumentieren wenig bekannte Aufnahmen<br />
von Berufs- und Amateurfotografen aus den Jahren 1938/39.<br />
Die Abbildungen und Aufsätze veranschaulichen das Vorgehen der<br />
Täter und das Verhalten der Bevölkerung. Dabei wird deutlich, dass<br />
<strong>die</strong> Grenzen zwischen Zuschauen und Beteiligung fließend waren.<br />
Auch <strong>die</strong> Reaktionen der Betroffenen und des Auslands sind Gegenstand<br />
der Darstellung.<br />
Die deutsche Ausgabe ist über <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erhältlich.<br />
»›WAS DAMALS RECHT WAR ...‹ – SOLDATEN UND ZIVILISTEN VOR GERICHTEN<br />
DER WEHRMACHT«<br />
Der Begleitband zur Wanderausstellung dokumentiert mit zahlreichen<br />
Fotos, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Aktenstücken das<br />
Schicksal von Soldaten und Zivilisten, <strong>die</strong> zwischen 1939 und 1945<br />
zu Opfern der deutschen Wehrmachtjustiz wurden.<br />
Zugleich wirft er einen entlarvenden Blick auf <strong>die</strong> Biografien der Täter<br />
und <strong>die</strong> Strukturen eines Systems, das den bekannten Satz Lügen<br />
straft: »Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.«. Das<br />
Buch ist im Handel erhältlich: 19,90 Euro, 264 Seiten, ISBN: 978-3-<br />
89809-079-7.<br />
Zeitzeugenreihe<br />
»ENDZEIT IN OSTPREUSSEN. EIN BESCHWIEGENES KAPITEL DES HOLO-<br />
CAUST«<br />
Januar 1945. In Ostpreußen sind Hunderttausende auf der Flucht<br />
vor der Roten Armee. Gleichzeitig treibt <strong>die</strong> SS mindestens 5.000<br />
jüdische Häftlinge von Königsberg an <strong>die</strong> Ostseeküste bei Palmnicken.<br />
Den Todesmarsch und das anschließende Massaker überleben<br />
nur 15 Personen – eine von ihnen ist Maria Blitz aus Krakau. 55 Jahre<br />
später schreibt sie ihre Erinnerungen über Verfolgung und Gefangenschaft<br />
zwischen 1939 und 1945 sowie ihr Leben nach dem Krieg<br />
unter dem Titel »My Holocaust« in ihrer neuen Heimat USA nieder.<br />
Dieser bislang unveröffentlichte Text wurde <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutschsprachige<br />
Ausgabe um historische Erläuterungen und weitere Zeitzeugenberichte<br />
von Einheimischen ergänzt.<br />
Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />
Euro, 99 Seiten, ISBN: 978-3944240017.<br />
»DRANG NACH LEBEN. ERINNERUNGEN«<br />
Sabina van der Linden-Wolanski (1927 – 2011) überlebte als einzige<br />
ihrer Familie den Holocaust in Ostpolen. Als sie – über das nun<br />
polnische Schlesien und Paris – 1950 nach Australien auswanderte,<br />
besaß sie nur noch ein Tagebuch und einige Fotografien als Zeugnisse<br />
ihrer Jugend. Jahrzehnte später wurden <strong>die</strong>se einmaligen Dokumente<br />
Teil der Ausstellung im Ort der Information. Am 10. Mai<br />
2005 sprach Sabina als Ehrengast bei der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Ihre Autobiografie zeugt von der<br />
Selbstbehauptung und von den Zweifeln einer Jugendlichen ange-
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
44<br />
sichts von Gewalt und Mord, aber auch von der Kraft zum Neuanfang<br />
als Ehefrau, Mutter und Unternehmerin am anderen Ende der<br />
Welt.<br />
Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />
Euro, 286 Seiten, ISBN: 978-3942240024.<br />
»JENSEITS DES ÜBERLEBENS. VON BRESLAU NACH AUSTRALIEN«<br />
Kenneth James Arkwright (*1929) wurde als Klaus Aufrichtig in Breslau<br />
geboren. Ein Teil seiner jüdischen Familie ist seit dem 16. Jahrhundert<br />
in Schlesien nachweisbar. Ab 1943 musste Klaus Zwangsarbeit<br />
leisten, wurde 1944 in ein Arbeitslager verschleppt, floh und<br />
tauchte unter. 1945 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, war jedoch<br />
wenige Wochen später gezwungen, sich nach Erfurt abzusetzen.<br />
Bald darauf begann er ein Studium in Ostberlin und emigrierte<br />
1949 über Paris nach Perth in Australien, wo er ein erfolgreicher Geschäftsmann<br />
wurde.<br />
Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />
Euro, 184 Seiten, ISBN: 978-3-942240-03-1.<br />
»BIRKENLAND. GESPRÄCHE MIT MEINEM VATER MOSHE«<br />
Ausführlich erzählte Moshe Brezniak (1917 – 2003) seinem Sohn<br />
Naphtali von seinen Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges<br />
und den Ereignissen in seiner polnischen Heimatstadt Międzyrzec<br />
Podlaski. Ab August 1942, als das Hamburger Reservepolizeibattaillon<br />
101 dort das größte Durchgangsghetto im damaligen Distrikt<br />
Lublin einrichtete, entkam er immer wieder Erschießungen und Deportationen.<br />
Im Mai 1943 wurde Brezniak in das Konzentrationslager<br />
Majdanek verschleppt, musste später Zwangsarbeit in Auschwitz<br />
leisten und auf einen Todesmarsch. Nach der Befreiung 1945<br />
wanderte er nach Palästina aus. Birkenland ist das erste deutschsprachige<br />
Zeugnis eines Verfolgten aus dem ehemals jüdisch geprägten<br />
Międzyrzec, einem zentralen Ort des Holocaust.<br />
Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />
Euro, 248 Seiten, ISBN: 978-3942240048.<br />
»FREIHEIT, KRIEG UND RACHE: ÜBERLEBEN BEI DEN JÜDISCHEN PARTI-<br />
SANEN«<br />
Jack (Idel) Kagan (*1929) wuchs im ostpolnischen Nowogródek auf.<br />
Seine Kindheit endete schlagartig mit dem Ausbruch des Krieges<br />
im Herbst 1939: Auf zwei Jahre Sowjetherrschaft folgten 1941 <strong>die</strong><br />
deutsche Besatzung und der Massenmord an <strong>Juden</strong>. Idel war einer<br />
von etwa 120 Häftlingen im Ghetto, <strong>die</strong> durch einen selbstgebauten<br />
Tunnel fliehen konnten und sich den jüdischen Bielski-Partisanen<br />
anschlossen. Diese Einheit rettete über 1.200 <strong>Juden</strong> das Leben – einmalig<br />
in der Geschichte des Holocaust. Jack Kagan wanderte nach<br />
dem Krieg nach London aus und stiftete seit 1991 mehrere Erinnerungszeichen<br />
in seiner nun weißrussischen Heimatstadt.<br />
Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr 5 Euro,<br />
120 Seiten, ISBN: 978-3-942240-05-5
45<br />
«ICH HEISSE JETZT NECHAMA. MEIN LEBEN ZWISCHEN KÖNIGSBER UND<br />
ISRAEL»<br />
Nechama Drober (*1927) wurde als Hella Markowsky in der ostpreußischen<br />
Hauptstadt Königsberg in eine jüdische Familie geboren.<br />
Sie war Augenzeugin der beiden großen Deportationen im Sommer<br />
1942, bei denen sie engste Freunde, Verwandte und Schulkameraden<br />
verlor. Sie erlebte <strong>die</strong> Eroberung Ostpreußens durch <strong>die</strong><br />
Rote Armee Anfang 1945. Anschließend wurde ihr Vater Paul nach<br />
Sibirien verschleppt, ihre Mutter Martha und ihr fünfjähriger Bruder<br />
Denny verhungerten. Hella Markowsky floh mit ihrer Schwester Rita<br />
über Litauen nach Kischinew, wo sie bis zu ihrer Ausreise nach Israel<br />
1990 wohnten.<br />
Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr: 5 Euro,<br />
219 Seiten, ISBN: 978-3-942240-06-2<br />
«ICH WOLLTE NACH HAUSE, NACH OSTPREUSSEN! DAS ÜBERLEBEN EINES<br />
DEUTSCHEN SINTO»<br />
Als ›Zigeuner‹ erfährt Reinhard Florian (* 1923 bei Insterburg) bereits<br />
als Kind Ausgrenzung und nach 1933 auch Gewalt. 1941 verhaftet,<br />
überlebt er Deportation und mehrere nationalsozialistische Lager,<br />
schwerste Zwangsarbeit, Hunger und einen »Todesmarsch«. Der<br />
Neuanfang in der Bundesrepublik gestaltet sich schwierig. Krankheit<br />
und Trauma machen es ihm jahrelang unmöglich, einer regelmäßigen<br />
Arbeit nachzugehen. Erst Ende der 1990er Jahre erhält<br />
Florian eine Entschädigungszahlung. Seine Erinnerungen bieten<br />
Einblick in <strong>die</strong> bislang unbekannte Verfolgung der ostpreußischen<br />
Sinti. Sie erschienen anlässlich der Einweihung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong> in Berlin<br />
am 24. Oktober 2012<br />
Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr: 5 Euro,<br />
151 Seiten, ISBN: 978-3-942240-07-9<br />
»ICH SANG UM MEIN LEBEN. ERINNERUNGEN AN RACHOV, AUSCHWITZ UND<br />
DEN NEUBEGINN IN AMERIKA«<br />
Judith Schneiderman wurde 1928 im heutigen Rachiw in der Karpatoukraine<br />
in eine jiddischsprachige Familie hineingeboren. Das<br />
ursprünglich österreich-ungarische Rahó gehörte nach dem Ersten<br />
Weltkrieg zur Tschechoslowakei und kam 1939 an Ungarn zurück.<br />
1944, nach der Besetzung des Landes durch <strong>die</strong> deutsche Wehrmacht,<br />
wurden <strong>die</strong> <strong>Juden</strong> der Region nach Auschwitz verschleppt.<br />
Judith überlebte mehrere nationalsozialistische Lager. Die Kraft, so<br />
sagt sie, fand sie vor allem im Gesang. Nach Kriegsende wanderte<br />
sie in <strong>die</strong> USA aus, wo 2009 ihre Erinnerungen erschienen.<br />
Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr: 5 Euro,<br />
223 Seiten, ISBN: 978-3-942240-08-6
46<br />
Weitere Bücher, DVDs, CDs<br />
»PROFITEURE DES NS-SYSTEMS? DEUTSCHE UNTERNEHMEN UND DAS<br />
DRITTTE REICH«<br />
Dieses Buch präsentiert neueste Forschungsergebnisse zur Geschichte<br />
von deutschen Unternehmen im Nationalsozialismus<br />
und beleuchtet <strong>die</strong> Auseinandersetzungen um <strong>die</strong>sen Teil der NS-<br />
Vergangenheit bis hin zur Einigung über <strong>die</strong> Entschädigung der<br />
Zwangsarbeiter im Jahre 1999. Die Veröffentlichung wurde vom<br />
Fonds »Erinnerung und Zukunft« sowie von der Deutschen Bahn AG<br />
unterstützt.<br />
Buchhandelsausgabe: 19,90 Euro, ca. 156 Seiten, ISBN: 10:3-89479-<br />
354-6, ISBN: 13:978-3-89479-354-8.<br />
BROSCHÜRE – »AUS DEM SCHATTEN DER ERINNERUNG. VERGESSENE OP-<br />
FER DES VERNICHTUNGSKRIEGES GEGEN DIE SOWJETUNION«<br />
Am 22. Juni 1941 – vor nunmehr 70 Jahren – begann der deutsche<br />
Angriff auf <strong>die</strong> Sowjetunion. Es war der Beginn eines rücksichtlosen<br />
Vernichtungskrieges. Massenmorde an der Zivilbevölkerung, wirtschaftliche<br />
Ausbeutung und Zerstörung des Staatswesens waren<br />
das Ziel. 27 Millionen Menschen kamen zwischen 1941 bis 1945 in<br />
der Sowjetunion gewaltsam zu Tode.<br />
Mit einem Gedenkkonzert in der Berliner Philharmonie wurde am<br />
21. Juni 2011 an <strong>die</strong>ses historische Datum erinnert. Diese Broschüre<br />
mit dem Titel »Aus dem Schatten der Erinnerung« informiert anhand<br />
exemplarischer Biographien über <strong>die</strong> vergessenen Opfer des<br />
Vernichtungskrieges und bringt deren Schicksal in <strong>die</strong> öffentliche<br />
Wahrnehmung.<br />
Die Broschüre ist kostenfrei im Ort der Information des <strong>Denkmal</strong>s<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erhältlich.<br />
»DIMENSIONEN DER VERFOLGUNG. OPFER UND OPFERGRUPPEN IM NATIO-<br />
NALSOZIALISMUS«<br />
Unter dem Titel »Dimensionen der Verfolgung« veranstaltete <strong>die</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> in Kooperation mit der Vertretung des Saarlandes<br />
beim Bund sowie den <strong>Stiftung</strong>en Topographie des Terrors, Neue Synagoge<br />
– Centrum Judaicum und Brandenburgische Gedenkstätten,<br />
eine Vortragsreihe, <strong>die</strong> sich mit der Situation anderer Opfergruppen<br />
wie den Homosexuellen, den sowjetischen Kriegsgefangenen, den<br />
Sinti und Roma oder den »Euthanasie«-Opfern in der Zeit des Natioalsozialismus<br />
auseinandersetzte.<br />
Der im Anschluss erschienene Sammelband »Dimensionen der Verfolgung«<br />
beleuchtet ein breites Spektrum von Verfolgungsmaßnahmen<br />
und Opfererfahrungen im Dritten Reich. Im Blickpunkt stehen<br />
Menschen, <strong>die</strong> aus unterschiedlichen Gründen in <strong>die</strong> Fänge des<br />
NS-Terrors gerieten, deren Schicksal aber im öffentlichen Gedächtnis<br />
bislang wenig verankert ist.<br />
Buchhandelsausgabe: 19,90 Euro, 324 Seiten, ISBN: 978-3421057570.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
47<br />
»Auf dem Weg zur Realisierung. Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Architektur und historisches Konzept«<br />
Kein <strong>Denkmal</strong> hat in der Öffentlichkeit <strong>für</strong> so viel Diskussionsstoff<br />
gesorgt wie das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Nach<br />
dem Beschluss des Deutschen Bundestages von 1999, den Entwurf<br />
des Architekten Peter Eisenman an zentraler Stelle in Berlin zu verwirklichen,<br />
begann <strong>die</strong> zuständige Bundesstiftung mit dessen Umsetzung.<br />
Im November 2001 diskutierten internationale Experten<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Intentionen und Erfordernisse des <strong>Denkmal</strong>projektes<br />
sowie das wissenschaftliche und gestalterische Konzept des<br />
angegliederten »Orts der Information«. Dieser Band dokumentiert<br />
<strong>die</strong> Vorträge und <strong>die</strong> Weiterführung der weltweit beachteten Debatte.<br />
»ARCHITEKTUR DER ERINNERUNG. NS-VERBRECHEN IN DER EUROPÄISCHEN<br />
GEDENKKULTUR«<br />
Im ersten Teil <strong>die</strong>ses Buchs stellen international renommierte Künstler,<br />
Schriftsteller und Architekten bedeutsame Denkmäler und Gedenkstätten<br />
aus ganz Europa vor, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Verbrechen des Nationalsozialismus<br />
erinnern. Der zweite Teil bietet einen Überblick und<br />
praktische Hinweise zu den 50 bedeutendsten Erinnerungsstätten<br />
in Europa. Die Veröffentlichung ist ein gemeinsames Projekt mit der<br />
Akademie der Künste Berlin.<br />
Buchhandelsausgabe: 19,90 Euro, 156 Seiten, ISBN: 10:3-89479-<br />
352-x, ISBN: 13:978-3-89479-352-4.<br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> – ein virtueller Rundgang<br />
durch den Ort der Information<br />
Die DVD ermöglicht einen virtuellen Rundgang durch <strong>die</strong> unterirdische<br />
Ausstellung. Auf <strong>die</strong>sem Weg können vertiefende Informationen<br />
zu den Inhalten der einzelnen Themenräume auf Deutsch und<br />
Englisch aufgerufen werden. Zusätzlich bietet <strong>die</strong> DVD interaktive<br />
Panoramen des Stelenfeldes und des Orts der Information sowie<br />
Fotos und Filmsequenzen zu Geschichte und Gegenwart des <strong>Denkmal</strong>s.<br />
Die DVD ist im Buchladen des Orts der Information und über den<br />
Onlineversand <strong>für</strong> 14,95 Euro erhältlich.<br />
»ICH BIN DIE STIMME DER SECHS MILLIONEN. DAS VIDEOARCHIV IM ORT<br />
DER INFORMATION«<br />
»Ich bin <strong>die</strong> Stimme der sechs Millionen misshandelten und <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong>, und ich bin auch <strong>die</strong> Stimme der wenigen, <strong>die</strong> davongekommen<br />
sind«, sagte Sabina van der Linden-Wolanski bei der Eröffnung<br />
des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> am 10. Mai<br />
2005. Einerseits <strong>die</strong> Stimme der Ermordeten zu sein und andererseits<br />
als Ich zu sprechen – <strong>die</strong>s bezeichnen viele Überlebende als ihre Aufgabe<br />
und Verantwortung. In <strong>die</strong>sem Band werden Aspekte zur Geschichte,<br />
Bedeutung und Analyse von Videozeugnissen beleuchtet,<br />
Chancen und Probleme der Präsentation sowie <strong>die</strong> Auswertungen der<br />
Lebensgeschichten <strong>für</strong> das Videoarchiv unter dem Stelenfeld aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven vorgestellt.<br />
Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: 246 Seiten, ISBN:<br />
978-3942240000.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
48<br />
»GELIEBT, VERJAGT, ERMORDET« – CD MIT POPULÄREN HITS JÜDISCHER<br />
KÜNSTLER<br />
Zu hören sind bekannte Interpreten aus den 20er und 30er Jahren,<br />
darunter Friedrich Hollaender mit »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe<br />
eingestellt« und Richard Tauber mit »Dein ist mein ganzes Herz«, <strong>die</strong><br />
nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ermordet oder ins<br />
Ausland vertrieben wurden.<br />
Die CD ist eine Gemeinschaftsproduktion der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und Erich Schoepe (www.dashoerwerk.de).<br />
Sie ist im Buchladen des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> 5,95 Euro erhältlich<br />
(ISBN 3-937815-89-9). Die Hälfte des Erlöses unterstützt <strong>die</strong> Arbeit<br />
der <strong>Stiftung</strong> im Ort der Information.<br />
»Psychiatrie im Nationalsozialismus«<br />
Am 26. November 2010 gedachte <strong>die</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Psychiatrie,<br />
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in einer Gedenkveranstaltung<br />
zur Psychiatrie im Nationalsozialismus der Opfer<br />
nicht zu rechtfertigender Forschung, Zwangssterilisierung und Ermordung<br />
psychisch kranker Menschen sowie erzwungener Emigration<br />
von Psychiatern in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />
Die wissenschaftliche Fachgesellschaft bat in der Veranstaltung<br />
alle Opfer und Angehörige um Entschuldigung <strong>für</strong> das Unrecht und<br />
Leid, das ihnen von deutschen Verbänden und ihren Psychiatern zugefügt<br />
wurde.<br />
Beigefügt als DVD ist der Mitschnitt der Gedenkveranstaltung in<br />
deutscher und synchronisierter englischer Fassung. Das Buch kann<br />
über <strong>die</strong> Webseite der DGPPN bestellt werden: Schneider, Frank<br />
(Hrsg.), Springer Verlag, Heidelberg, 2011, 9,95 Euro, 70 Seiten, ISBN:<br />
978-3-642-20468-5.<br />
Faltblätter<br />
Die folgenden Faltblätter können auf der Webseite der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> heruntergeladen werden.<br />
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
Das Faltblatt fasst <strong>die</strong> wichtigsten Informationen zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zusammen. Es liegt im Ort der Information<br />
in den Sprachen Arabisch, Chinesisch, Dänisch, Deutsch,<br />
Englisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Niederländisch,<br />
Japanisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch,<br />
Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch aus.<br />
Informationen <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten<br />
Homosexuellen<br />
Das Faltblatt fasst <strong>die</strong> wichtigsten Informationen zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen zusammen.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
49<br />
Informationen <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />
Sinti und Roma <strong>Europas</strong><br />
Das Faltblatt fasst <strong>die</strong> wichtigsten Informationen zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong><br />
zusammen.<br />
Angebote <strong>für</strong> Besucher<br />
Dieses Faltblatt bietet einen Überblick zu allen wichtigen Angeboten<br />
in und um das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Es liegt<br />
am Ort der Information in den Sprachen Deutsch und Englisch aus.<br />
Angebote <strong>für</strong> Schulen<br />
Das Faltblatt enthält Bildungsangebote der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>, <strong>die</strong> speziell <strong>für</strong> Schulklassen entwickelt<br />
wurden. Es liegt am Ort der Information aus.<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Das Faltblatt bietet neben allgemeinen Informationen zu <strong>Denkmal</strong><br />
und Bildungsangeboten einen Überblick über <strong>die</strong> Arbeit der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Es liegt im Ort der<br />
Information in den Sprachen Deutsch und Englisch aus.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
50<br />
Literaturauswahl zum Holocaust-<strong>Denkmal</strong><br />
Ute Heimrod, Günter Schlusche, Horst Seferens (Hrsg.): Der <strong>Denkmal</strong>streit –<br />
das <strong>Denkmal</strong>? Die Debatte um das »<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>«.<br />
Eine Dokumentation. Philo Verlag, Berlin 1999.<br />
Hans-Georg Stavginski: Das Holocaust-<strong>Denkmal</strong>. Der Streit um das »<strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>« in Berlin (1988–1999). Ferdinand Schöningh<br />
Verlag, Paderborn u. a. 2002.<br />
Sibylle Quack (Hrsg.): Auf dem Weg zur Realisierung. Das <strong>Denkmal</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und der Ort der Information.<br />
Architektur und historisches Konzept. DVA, München 2002.<br />
Jan-Holger Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer? Der Streit um<br />
ein zentrales »Holocaust-Mahnmal« <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berliner Republik. Böhlau Verlag,<br />
Köln u. a. 2003.<br />
Claus Leggewie, Erik Meyer: »Ein Ort, an den man gerne geht«. Das Holocaust-<br />
Mahnmal und <strong>die</strong> deutsche Geschichtspolitik nach 1989. Carl Hanser Verlag,<br />
München/Wien 2005.<br />
Holger Thünemann: Holocaust-Rezeption und Geschichtskultur.<br />
Zentrale Holocaust-Denkmäler in der Kontroverse. Ein deutschösterreichischer<br />
Vergleich. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein 2005.<br />
Sibylle Quack: Cora Berliner, Gertrud Kolmar, Hannah Arendt – Straßen am<br />
<strong>Denkmal</strong> ehren ihr Andenken. Verlag Hentrich & Hentrich, Teetz 2005.<br />
zur Geschichte des Standorts:<br />
Laurenz Demps: Berlin-Wilhelmstraße. Eine Topographie preußisch-deutscher<br />
Macht. Ch. Links Verlag, Berlin 2000.<br />
Dietmar Arnold: Neue Reichskanzlei und »Führerbunker«. Legenden und<br />
Wirklichkeit. Ch. Links Verlag, Berlin 2005.<br />
<strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors: Die Wilhelmstraße - Regierungsviertel im<br />
Wandel. Berlin 2007.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
51<br />
3. Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />
<strong>Europas</strong> e. V.<br />
Der Verein Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1989 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Errichtung eines<br />
<strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer des Holocaust im Zentrum Berlins eingesetzt.<br />
Mit der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s im Mai 2005 war <strong>die</strong> Arbeit<br />
des Förderkreises aber nicht beendet. Seine Aufgaben sind <strong>die</strong> Erhöhung<br />
der Akzeptanz des <strong>Denkmal</strong>s in der deutschen Bevölkerung<br />
und <strong>die</strong> Sammlung von Finanzmitteln <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausstattung des Raums<br />
der Namen im Ort der Information. Hier<strong>für</strong> organisiert der Förderkreis<br />
Lesungen, Vorträge, Diskussionen, Konzerte und regelmäßige<br />
Führungen durch den Ort der Information. Durch Spendenkampagnen<br />
und Benefiz-Veranstaltungen werden finanzielle Mittel eingeworben.<br />
Über 100 Mitglieder tragen <strong>die</strong> Ziele des Förderkreises mit.<br />
Den Vorstand bekleiden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und<br />
Kultur. Vorsitzende des Vorstands ist <strong>die</strong> Publizistin Prof. Lea Rosh.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
52<br />
4. Häufig gestellte Fragen<br />
1. Warum ist das <strong>Denkmal</strong> nur den <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> gewidmet?<br />
Die Entscheidung, das <strong>Denkmal</strong> den <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zu<br />
widmen, wurde 1999 vom Deutschen Bundestag nach langer Debatte<br />
getroffen. Mit ihr wird deutlich, dass das Bekenntnis zur Einzigartigkeit<br />
<strong>die</strong>ses Verbrechens und zur historischen Verantwortung<br />
zum Kern des staatlichen Selbstverständnisses Deutschlands gehört.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hat jedoch auch den Auftrag, <strong>die</strong> Erinnerung an<br />
alle Opfer des Nationalsozialismus und ihre Würdigung sicherzustellen.<br />
Dazu gehören auch das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />
verfolgten Homosexuellen (Übergabe an <strong>die</strong> Öffentlichkeit am 27.<br />
Mai 2008), das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />
Sinti und Roma <strong>Europas</strong> (Übergabe an <strong>die</strong> Öffentlichkeit am 24. Oktober<br />
2012) sowie der zukünftige Gedenk- und Informationsort <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde (Fertigstellung<br />
Herbst 2014).<br />
2. Warum wurde das <strong>Denkmal</strong> an <strong>die</strong>sem Standort gebaut?<br />
Der Standort in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tores und<br />
in Nachbarschaft zu Botschaften, wichtigen Kulturinstitutionen, Geschäfts-<br />
und Wohnbauten sowie zum Tiergarten unterstreicht <strong>die</strong><br />
zentrale Bedeutung des <strong>Denkmal</strong>s und seinen öffentlichen Charakter.<br />
Seine intensive Einbindung in den historischen Stadtraum und<br />
in das Netzwerk der Parlaments- und Regierungsstandorte macht<br />
deutlich, dass sich das <strong>Denkmal</strong> an Staat und Zivilgesellschaft richtet.<br />
3. Warum sind es 2.711 Stelen und aus welchem Material sind sie?<br />
Die Zahl von insgesamt 2.711 Stelen ergibt sich aus den vom Architekten<br />
<strong>für</strong> den Standort gewählten Maßen und hat keinerlei symbolische<br />
Bedeutung oder Beziehung zur Zahl der Opfer. Die Stelen<br />
wurden aus sehr festem, grau eingefärbtem Beton (selbstverdichtender<br />
Beton) in einem Fertigteilwerk in der Nähe von Berlin hergestellt.<br />
Um ein vorschnelles Altern der Stelen zu verhindern und um<br />
<strong>die</strong> hohe Qualität der Stelenoberfläche möglichst lange zu gewährleisten,<br />
wurden <strong>die</strong> Stelen mit einem mehrstufigen Schutzverfahren<br />
behandelt, das auch <strong>die</strong> einfache Entfernung von Graffiti erlaubt.<br />
4. Liegen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg unter dem <strong>Denkmal</strong>?<br />
Da in der Umgebung des <strong>Denkmal</strong>geländes zahlreiche Regierungsbauten<br />
standen, gab es dort viele Bunker. Der »Führerbunker« lag<br />
aber nicht auf dem Gelände des heutigen <strong>Denkmal</strong>s, sondern befand<br />
sich etwa 300 m südlich. In der Nordostecke des <strong>Denkmal</strong>geländes<br />
existiert allerdings noch ein Bunker, der früher zur Dienstvilla<br />
von Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels gehörte und<br />
durch den Bau des <strong>Denkmal</strong>s nicht verändert wurde.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
53<br />
5. Wie viel hat das <strong>Denkmal</strong> gekostet?<br />
Für den Bau des <strong>Denkmal</strong>s wurden 27,6 Mio. Euro aus Mitteln des<br />
Bundeshaushalts ausgegeben (14,8 Mio. Euro <strong>für</strong> Stelenfeld und<br />
12,8 Mio. Euro <strong>für</strong> den Ort der Information), das entspricht 0,35 Euro<br />
pro Bundesbürger.<br />
6. Welche Rolle spielen Lea Rosh und der Förderkreis?<br />
Die Publizistin Lea Rosh und der von ihr und dem Historiker Eberhard<br />
Jäckel gegründete Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />
<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> e.V. haben 1988/89 den Anstoß zur Errichtung des<br />
<strong>Denkmal</strong>s gegeben und seitdem Spenden gesammelt. Diese Bürgerinitiative<br />
hat große Ver<strong>die</strong>nste um das Projekt erworben und ist<br />
im Kuratorium der <strong>Stiftung</strong>, das von Bundestagspräsident Lammert<br />
geleitet wird, mehrfach vertreten. Mit Hilfe der vom Förderkreis gesammelten<br />
Spendengelder wird seit September 2005 <strong>die</strong> Namenssammlung<br />
im Ort der Information sukzessive erweitert (www.raumdernamen.com).<br />
7. Kostet der Ort der Information Eintritt?<br />
Der Eintritt ist frei, doch <strong>für</strong> Spenden sind wir dankbar. Am Ausgang<br />
des Orts der Information befindet sich eine Spendenbox. Ihr Inhalt<br />
fließt in <strong>die</strong> Finanzierung des laufenden Betriebs. Sie können Ihre<br />
Spende auch gern überweisen.<br />
Geldinstitut: Berliner Sparkasse; Bankleitzahl: 100 500 00; Kontonummer:<br />
66 00 00 76 62; BIC: BELADEBEXXX; DE24 1005 0000 6600<br />
0076 62<br />
8. Wie lautet das Zitat in der Lobby des Orts der Information<br />
»Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin<br />
liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.« – aus Primo Levi:<br />
Die Untergegangenen und <strong>die</strong> Geretteten. (I sommersi e i salvati.<br />
Turin 1986), Carl Hanser Verlag, München.<br />
Primo Levi, geboren 1919 in Turin, war Chemiker. Als Mitglied des<br />
italienischen Widerstands wurde er 1944 verhaftet und nach Auschwitz<br />
deportiert. Er überlebte und begann bereits 1945, unmittelbar<br />
nach seiner Rückkehr, zu schreiben. 1987 beging Primo Levi Selbstmord.<br />
Seine Erzählungen und Gedichte über den Holocaust gehören<br />
heute zur Weltliteratur.<br />
9. Wie viele Biografien werden im Raum der Namen präsentiert?<br />
Bis zur Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s im Mai 2005 hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> rund<br />
700 Kurzbiografien von <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> aus ganz Europa recherchiert<br />
und mit professionellen Sprechern im Hauptstadtstudio des<br />
ZDF aufgenommen. Diese Biografien sind seither im Raum der Namen<br />
zu hören. Dank der finanziellen Unterstützung des Förderkreises<br />
konnten bis Ende April 2008 bereits 8.000 weitere Biografien<br />
recherchiert werden. Etwa 5.000 Biografien wurden bereits im<br />
Studio aufgenommen. Etwa alle drei Monate macht <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> ein<br />
Update der Präsentation. Derzeit umfasst <strong>die</strong>se 4.500 Schicksale mit<br />
einer Gesamtlänge von etwa 100 Stunden.
Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />
54<br />
5. Kontakt<br />
Kontakt <strong>für</strong> Besucher<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Besucherservice und pädagogische Angebote<br />
Georgenstraße 23<br />
10117 Berlin<br />
Deutschland<br />
Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 36<br />
Fax +49 (0)30 – 26 39 43 21<br />
E-Mail: besucherservice@stiftung-denkmal.de<br />
Mon. – Do. 10 – 16 Uhr, Fr. 10 – 13 Uhr<br />
Kontakt <strong>für</strong> Journalisten<br />
Jenifer Stolz<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Georgenstraße 23<br />
10117 Berlin<br />
Deutschland<br />
Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 26<br />
Fax +49 (0)30 – 26 39 43 20<br />
E-Mail: jenifer.stolz@stiftung-denkmal.de<br />
Kontakt <strong>für</strong> Fotoanfragen<br />
Jenifer Stolz<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Georgenstraße 23<br />
10117 Berlin<br />
Deutschland<br />
Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 26<br />
Fax +49 (0)30 – 26 39 43 20<br />
E-Mail: jenifer.stolz@stiftung-denkmal.de<br />
Kontakt <strong>für</strong> SPENDENFragen<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />
Georgenstraße 23<br />
10117 Berlin<br />
Deutschland<br />
Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 11<br />
Fax +49 (0)30 – 26 39 43 20<br />
E-Mail: info@stiftung-denkmal.de