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digte. Weinen. Gelächter. Das hysterische Gekreisch eines<br />

betrunkenen Streites. Und hinter alledem abgrundtiefe<br />

Stille. Ein Mann mit grauenhaft eingesunkener Brust ging<br />

an ihm vorbei, ohne ihn anzusehen. In einer Hand trug er<br />

ein Handtuch und ein Stück Seife. Er hatte eine graue<br />

Schlafanzughose an, die mit einer Schnur um die Hüfte gebunden<br />

war, und an den Füßen Papp-Pantoffeln.<br />

Richards sperrte sein Zimmer auf und ging hinein. An der<br />

Innenseite der Tür befand sich ein Riegel, und er schob ihn<br />

vor. Drinnen stand ein Bett mit fast weißer Bettwäsche und<br />

einer Armeedecke. Außerdem ein Schreibtisch, in dem eine<br />

Schublade fehlte. An der Wand hing ein Jesusbild. In einer<br />

Zimmerecke fand er einen metallenen Kleiderständer mit<br />

zwei Bügeln. Ansonsten war da nur noch das Fenster,<br />

durch das er ins nächtliche Dunkel sah. Es war Viertel nach<br />

zehn.<br />

Er hängte sein Jackett auf einen der Kleiderbügel, streifte<br />

die Schuhe ab und legte sich auf das Bett. Ihm wurde bewußt,<br />

wie armselig und verletzlich und allein er auf dieser<br />

Welt war. Das Universum um ihn herum schien zu brüllen<br />

und zu kreischen wie ein riesiger alter Klapperkasten, der<br />

mit Karacho einen Hügel hinunter auf einen bodenlosen<br />

Abgrund zurast. Seine Lippen zitterten, und er hatte plötzlich<br />

Tränen in den Augen.<br />

Das nahm er nicht auf Kassette auf. Er lag auf dem Rükken<br />

und betrachtete die rissige Zimmerdecke mit ihrem bizarren<br />

Muster, das an die gesplissene Glasur eines alten Keramiktopfes<br />

erinnerte. Sie waren jetzt seit acht Stunden hinter<br />

ihm her. Er hatte sich mittlerweile achthundert Dollar von<br />

seinem Spesengeld verdient. Gott, er war noch nicht mal<br />

aus dem Loch heraus.<br />

Und er hatte es versäumt, sich selbst im Free-Vee anzusehen.<br />

Himmel, ja. Die spektakuläre Kopfkissenbezug-Vorstellung.<br />

Wo waren sie jetzt? Noch in Harding? In New York? Oder<br />

schon auf dem Weg nach Boston? Nein, so weit konnten sie<br />

doch noch nicht sein, oder? Der Bus war an keiner Straßensperre<br />

vorbeigekommen. Er hatte die größte Stadt der Welt<br />

anonym verlassen und wohnte hier unter einem anderen<br />

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