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»Sie sind zu dumm dazu.«<br />

Und sie schössen tatsächlich nicht.<br />

Langsam fuhren sie durch die Straßensperre und die Reihen<br />

der Gaffer hindurch. Unbewußt hatten diese sich in zwei<br />

Gruppen geteilt. Auf der rechten Straßenseite standen die<br />

Ober- und Mittelklassebürger, die feinen Damen, die sich die<br />

Haare in Schönheitssalons frisieren ließen, und die feinen<br />

Herren in ihren Seidenhemden und Wildlederschuhen.<br />

Männer in eleganten Uniformen, die ihre Firmennamen auf<br />

dem Rücken und ihre eigenen - in Gold gestickt - auf den<br />

Brusttaschen trugen. Frauen wie Amelia Williams, für einen<br />

Stadtbummel gekleidet. Ihre Gesichter glichen sich alle in einer<br />

Hinsicht: Sie waren auf seltsame Weise unvollständig. Wie<br />

Statuen, die statt Augen Löcher im Gesicht hatten, oder wie<br />

ein Puzzlespiel, in dem ein winziges Teilchen fehlt. Verzweiflung,<br />

abgrundtiefe Verzweiflung, dachte Richards. In<br />

ihren Bäuchen heulten keine Wölfe. Ihre Gedanken wurden<br />

nicht von wilden Träumen und zornigen Hoffnungen beherrscht.<br />

Sie hatten nichts, an das sie sich klammern konnten.<br />

Diese Leute standen auf der rechten Straßenseite, der mit<br />

den kombinierten Marine- und Country-Clubs, an denen sie<br />

gerade vorbeifuhren.<br />

Auf der anderen Straßenseite, der linken, standen die Armen.<br />

Die Menschen mit roten Nasen und geschwollenen Venen,<br />

mit flachen Bäuchen und hängenden Brüsten, strähnigen<br />

Haaren und schmutzigen Socken, offenen Wunden und<br />

Pickeln. Menschen, die hungerten.<br />

Auf dieser Seite war ein großes Polizeiaufgebot, und es kamen<br />

immer mehr hinzu. Richards war nicht sonderlich überrascht<br />

über ihr schnelles Auftauchen und ihr brutales Vorgehen.<br />

Selbst hier, in der amerikanischen Wildnis, war man mit<br />

Schlagstöcken und Gewehren schnell zur Hand. Und die<br />

Hunde wurden in ihren Zwingern hungrig gehalten. Die Armen<br />

brechen in die im Herbst und Winter verriegelten Sommerhütten<br />

ein. Die Armen überfielen harmlose Teenager<br />

und schlagen sie zusammen. Die Armen, das weiß doch jeder,<br />

schmieren obszöne Sprüche auf die Schaufensterscheiben.<br />

Den Armen juckt es ständig in den Fingern, und der<br />

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