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ließ sich kaum mit dem vereinbaren, was früher geschrieben<br />

worden war. Wie gewöhnlich hatte die Regierung etwas verspätet,<br />

aber deswegen nicht weniger wirkungsvoll die Tatsachen<br />

vertuscht.<br />

Mittags ging er in ein kleines Restaurant an der Straßenecke,<br />

nicht weit von seinem Hotel entfernt. Er stieß unterwegs<br />

immer wieder mit Leuten zusammen und entschuldigte sich<br />

höflich. Einige quittierten dies mit einem freundlichen:<br />

»Aber das macht doch nichts, Pater.« Die meisten fluchten<br />

nur beiläufig und schoben ihn zur Seite.<br />

Die Nachmittage verbrachte er in seinem Zimmer, und<br />

beim Abendessen sah er sich die Menschenjagd an. Er hatte die<br />

vier Kassetten morgens auf dem Weg zur Bibliothek in den<br />

Briefkasten geworfen, und die Weitersendung von Boston<br />

aus schien zu funktionieren.<br />

Die Produzenten der Sendung hatten eine neue Taktik entwickelt,<br />

um seine Luftverschmutzungsbotschaften zu übertönen.<br />

(Er versuchte es mit grimmiger Entschlossenheit immer<br />

wieder - vielleicht konnte er wenigstens die Menschen<br />

erreichen, die von den Lippen lesen konnten.) Neuerdings<br />

wurde seine Stimme von auf Magnetbändern gespeicherten<br />

Publikumsreaktionen erstickt: Schreie, Jubelrufe, Obszönitäten<br />

und Schmähungen. Im Verlauf seiner Rede wurde das<br />

Gekreisch immer hysterischer, bis es den Punkt des kollektiven<br />

Wahnsinns erreichte.<br />

Während dieser langen Nachmittage dachte Richards über<br />

die Veränderung nach, die er während der fünf Tage, die er<br />

nun auf der Flucht war, durchgemacht hatte. Das hatte Bradley<br />

ausgelöst - Bradley und das kleine Mädchen. Er war nicht<br />

mehr nur für sich selbst auf der Welt, ein einsamer Mann, der<br />

für seine Familie kämpfte und bald sterben würde. Er gehörte<br />

jetzt zu all den unterdrückten Menschen da draußen, die um<br />

ihre Atemluft kämpften - einschließlich seiner Familie.<br />

Er war nie ein sozial engagierter Mensch gewesen. Im Gegenteil,<br />

er hatte diese Leute immer in selbstgefälliger Mißachtung<br />

gemieden. Er hatte sie für dumme Trottel gehalten, die<br />

offenbar zuviel Zeit und zuviel Geld hatten. Halbstarke College-Kinder<br />

mit bunten Aufklebern an ihren Wagen und<br />

protzige Neorockgruppen.<br />

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