Blickpunkt 3-5-13.indd - Friedenshofwerk
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□ Erleben -Erfahren - Erfurt<br />
Gabi Peter<br />
Am ersten Abend des „Neues Wagen“<br />
Kongresses bekamen wir von Pfarrer Dr.<br />
Wolfgang J. Bittner einen sehr beeindruckenden<br />
Einblick in die sog. „Lectio Divina“.<br />
Dies könnte man umschreiben mit<br />
„betend lesen“ oder „hörend lesen“. Eine<br />
Einteilung in vier Schritte ist hilfreich:<br />
Seite 6<br />
1. Lectio,<br />
2. Meditatio,<br />
3. Oratio,<br />
4.Kontemplatio<br />
Es geht darum Bibeltexte wieder neu wahrzunehmen,<br />
in einer uns wahrscheinlich ungewohnten<br />
Weise. Auf einen Bibeltext zu<br />
hören, den Worten wirklich zuzuhören,<br />
vorbehaltlos und still. Über die Worte fassungslos<br />
staunen, sich daran erfreuen; geschenktes<br />
Schweigen in Gottes Gegenwart.<br />
1.Lectio Eine einfache geistliche Übung<br />
besteht darin, den biblischen Text nicht<br />
im normalen Sprechtempo, sondern ganz<br />
langsam - jeweils in bildhaften Sinneinheiten<br />
- sich selbst (oder dem lebendigen<br />
Gott!) laut vorzulesen! Laut lesen - Ich<br />
höre die einzelnen Worte, ich höre mir<br />
selbst zu. Die Worte wirken anders auf<br />
mich, ich nehme sie mit meinen Sinnen<br />
auf. Sprache will gehört werden. („Höre<br />
Israel“). Langsam lesen – Wenn wir einen<br />
Text im normalen Sprechtempo lesen, dann<br />
schaltet unser Inneres auf Information. Information<br />
nimmt man zur Kenntnis, man<br />
kann sie notieren und sich vornehmen,<br />
später einmal gründlich darüber nachzudenken.<br />
Das ändert sich aber sofort, wenn<br />
das Sprechtempo deutlich reduziert wird.<br />
2. Meditatio Lesen wir den Text zweimal<br />
laut und ganz langsam. Worte benötigen<br />
ihre Zeit, sie benötigen einen Raum, damit<br />
sie sich entfalten und gehört werden können.<br />
Inhalte wollen verstanden werden.<br />
Wort für Wort entsteht ein Bild vor meinen<br />
Augen. Wir können mehr finden und entdecken<br />
aus einer Geschichte, einem Vers,<br />
unglaublich viele Schätze. „Hört gut hin!“<br />
3. Oratio Über die gelesenen und gehörten<br />
Worte ins Gebet kommen,<br />
mit den Worten des Bibeltextes beten.<br />
Kraft und Stille können sich entfalten.<br />
Unser Gebet wird sich verändern.<br />
Diese drei Schritte kann man erproben,<br />
einstudieren, einüben.<br />
Der nächste Schritt ist ein reines Geschenk,<br />
das nur Gott wirken kann:<br />
4. Kontemplatio Vor Gott ins Schweigen<br />
kommen, Gott so begegnen, dass ich fassungslos<br />
staunen kann. Gott schaut mich an.<br />
Eine solche Übung hilft, die äußere und<br />
innere Hektik zu unterbrechen und in eine<br />
innere Ruhe, in eine Erfahrung der Gegenwart<br />
Gottes einzutauchen. Oder anders:<br />
Wir überschreiten die Dimension des Wissens<br />
hin zur Dimension der Erfahrung.<br />
Unsere, für viele vielleicht erste, Erfahrung<br />
haben wir in Erfurt mit den Worten aus Psalm<br />
139 gemacht: „ Von allen Seiten umgibst<br />
du mich und hältst deine Hand über mir“.<br />
Ich lade Sie ein, beginnen Sie selbst<br />
gleich einmal damit. Erfahren sie, welche<br />
Wirkung diese bekannten Worte haben<br />
können. Gott begegne Ihnen dabei.<br />
Weitere Infos:<br />
www.wolfgang-bittner.net<br />
Hören in der Stille, Wolfgang J. Bittner<br />
Komm in die Stille - Den Segen des hörenden<br />
Gebets neu entdecken, A.& J. Reinhold<br />
Gerth Medien,<br />
Teilnehmer des Erfurter Kongresses